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PROTO
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Wireframes,
Mockups,
Klickdummys
KREATIVE
richtig nutzen
RECHERCHE
Inspiration durch Information –
die Methoden der Gestalter
WEB
DESIGN
Wie Demodern
den 3D-Konfigurator
für das Start-up
helmade kreierte
07.2016
www.page-online.de
www.mittwald.de
EDITORIAL PAGE 07.16 003
ANZEIGE
DRUCKE, DIE
EINDRUCK
(Er-)finden MACHEN.
● Kennen Sie das? Ein Kollege sucht. Seine Idee.
Und das dauert und dauert. Dabei wollte er nur kurz
was zeigen. Doch dann: Auf seinem MacBook sind
zig Fenster geöffnet. Er räumt eines nach dem ande-
ren vorsichtig beiseite und dringt langsam auf den
Desktop vor. Auf dem Desktop: das Chaos pur! Icon
für Icon sucht er den Schreibtisch ab, öffnet diverse
Foto: Kirsten Nijhof
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
(info@page-online.de)
Inhalt
➤ TITELTHEMEN
SIGNALE
006 Ideen, Projekte und Diskussionen
TITEL
016 Kreative Recherche
Die gezielte Suche nach Informationen hat
im Design fundamental an Bedeutung gewonnen.
Wir stellen Recherchestrategien und -tools
für Gestalter vor
THEMEN
032 Engagement für Geflüchtete
Wirklich beeindruckend, was Kreative derzeit
an Hilfsprojekten auf die Beine stellen
NEUES
050 Spannendes aus der Typo-, Bild-, Papier-
und Technikwelt
058 Publikationen für Gestalter und Developer
PROJEKTE
062 3D-Produktkonfigurator mit WebGL
Für das Start-up helmade entwickelte Demodern aus
Hamburg einen Konfigurator, der Maßstäbe setzt
082 Nachwuchs
Projekte aus Hochschule, Agentur und Forschung
PAGE 07.16 005
062
WERKZEUG
086 Wie Illustratoren arbeiten
Von Editorial-Illustration bis Graphic Recording –
drei von Stil und Technik ganz unterschiedliche Zeichner
haben uns Einblick in ihre Arbeitsweise gewährt
076 BRANCHE
100 ADC, BDG, Alumni-Netzwerke & Co – wozu?
Kreative sind vielleicht nicht die typischen Vereinsmen-
schen – eine Mitgliedschaft hat aber durchaus Vorteile
STANDARDS
003 Editorial
108 PAGE Digital
112 Impressum/Vorschau/Leserservice
114 Sieberts Betrachtungen
SERVICES
089 PAGE Abo 109 PAGE Shop
PAGE SEMINARE
021 »Infografik« mit Golden Section Graphics
022 »Bildrecht« mit Sabine Pallaske und Silke Kirberg
025 Neuer Termin! »Leitmedium Design« mit
Jochen Rädeker in München
031 »Design Thinking« mit Edenspiekermann in Berlin
043 »Interaktives Prototyping« in Kooperation mit der
Good School
049 »Multisense Design« mit Olaf Hartmann
068 »Projektmanagement« mit Hagen Seidel
093 »Mobile as a Service« mit Swipe
006 PAGE 07.16 › SIGNALE
SIGNALE
Ideen, Projekte und Diskussionen
aus Design, Kommunikation
und Development finden Sie hier
und auf ↗www.page-online.de
PAGE 07.16 007
Cyber-Doubles
Christoph Niemann ● VR-Kunst. Auf die Experimentierlust von
und Harald Belker Kreativen setzte das Google Chrome Lab bei
bei der ungewohnten den »Virtual Art Sessions« – und konnte sechs
Arbeit im
namhafte Gestalter dafür gewinnen. Neben
virtuellen Raum
der Bildhauerin Andrea Blasich, dem Installa-
tionskünstler Seung Yul Oh, der Modeillus-
tratorin Katie Rodgers und dem Street-Ar-
tist-Duo Sheryo & Yok waren zwei Deutsche
mit von der Partie: der Illustrator Christoph
Niemann sowie der Automotive-Konzept-
Designer Harald Belker. Bewaffnet mit VR-
Brille, HTC-Smartphone samt Google-App
Tilt Brush und einem Controller, der Farbe
und Pinselstrich bestimmte, sammelten die
sechs ganz neue Erfahrungen. Unter https://
virtualart.chromeexperiments.com kann man
die 3D-Werke nun von allen Seiten und aus
der Perspektive des jeweiligen Künstlers be-
trachten. Coole Aktion! ae
008 PAGE 07.16 › SIGNALE
Waschmittel
kämpft
für Kinder
Um zu beweisen, wie
ernst der langjährige
Claim »#Dirtisgood«
gemeint ist, fährt Persil
schweres Geschütz
auf. Die schockierende
Message: Kinder verbrin-
gen heutzutage weniger
Zeit draußen als Insassen
eines Hochsicherheits-
gefängnisses in den USA.
In eben einem solchen
Gefängnis und mit echten
Häftlingen entstand
der Film »Free the Kids«,
zu sehen unter www.
dirtisgood.com . Die
Kampagne von Mullen-
Lowe läuft vor allem
im Internet, umfasst aber
auch Printmotive. cg
Heilsames Kopfkribbeln
● ASMR-Video. Das wunderbar unique türkisch-nie-
derländische Duo Pinar & Viola arbeitet in Paris nicht
nur an ihrer kinky »Couture Digitale« – sondern experi-
mentiert auch mit der heilenden Wirkung des Internets.
Mit dem Video »Made You Come Here« (https://is.gd/
PV_asmr) bietet es empathisch digitalen Trost gegen die
Einsamkeit im Netz. Kopfhörer aufsetzen und den pri-
ckelnden ASMR-Sound wirken lassen! sd
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010 PAGE 07.16 › SIGNALE
Moralfrage
Dr. Claudia Gerdes findet:
Wenn Transparenz, dann richtig!
Schöner Forschen
● Corporate Design. Whiteboards und Meta-
planwände, Kartei- und Moderationskarten: Für das Hambur-
ger Markt- und Sozialforschungsinstitut Research Gallery entwickelte Studio
Oeding (www.studio-oeding.com ) ein Erscheinungsbild, das sich aus deren Ar-
beitsmaterialien ableitet – den Tools, die in den Workshops benutzt werden, die für
die qualitative Forschung so wichtig sind. In dem schönen blassen Rot, Blau, Grün
und Gelb von Karteikarten und mit einer klaren und grafischen Linienstruktur
versehen, ist die Gestaltung so zeitgemäß wie schlicht, spielt mit wissen-
schaftlicher Präzision – und ist vor allem auch sehr charmant.
Sie durchzieht die Geschäftsausstattung, findet sich
auf Schreibblöcken, Visitenkarten und klei-
nen Aufklebern und bestimmt zu-
dem die Website. sd
PAGE 07.16 013
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx
Uta Winterhager:
Architekturführer Köln.
Buchhandlung Walther
König, Köln. Gestaltet von
Foto links: Nina Faulhaber; Fotos oben rechts: Studio Olafur Eliasson; alle anderen Fotos: Uwe Dettmar
Jesper Wung-Sung:
Opfer. Carl Hanser
Verlag, München.
Gestaltet von
3 Stefanie Schelleis.
13,90 Euro
016 PAGE 07.16 › TITEL › Kreative Recherche
TITEL
Grabe tief,
blicke weit!
Gründliche Recherche führt zu besseren Ergebnissen – und neuen
Ideen. Wir zeigen, wie Designer, Illustratoren, UX- und Digitalexperten
dabei vorgehen, und geben Tipps zu Recherchemethoden und -quellen
018 PAGE 07.16 › TITEL › Kreative Recherche
RECHERCHE-TIPP
Als Online CD interessieren mich vor
allem digitale Trends, Innovationen
und neu aufkommende Technologien
sowie das sich ständig ändernde Nutzer-
verhalten. Eine Sammlung der besten
Cases bietet der Digital Buzz Blog.
Christian Rentscher, Kreativdirektor Konzept Online bei
Kolle Rebbe, Hamburg
Recherchequellen
So recherchiert die Digitalabteilung
von Kolle Rebbe
Um herauszufinden, für welche Themen sich die Menschen
im Internet interessieren, eignen sich Tools wie Google
Analytics, Google Trends oder die Business-Sites von
Facebook ( www.facebook.com/business ) und Instagram
( h
ttps://business.instagram.com ) . Nützlich ist auch das RECHERCHE-TIPP
YouTube Playbook ( h
ttps://think.storage.googleapis.com/
docs/creator-playbook-for-brands_research-studies.pdf ) , Für die strategische wie auch
in dem man die Richtlinien für YouTube-Videos nachlesen konzeptionelle Recherche empfehle
kann und erfährt, was auf diesem Kanal gut funktioniert.
Weitere hilfreiche Quellen für unsere Arbeit sind: ich die Think-with-Google-Site.
Website-Analyse: Google Analytics, eTracker Hier findet man gebündelt
Studien und Inspirationen: Think with Google Verbrauchertrends, Branchenein-
( h
ttps://www.thinkwithgoogle.com )
Studien und Marktforschung: www.bitkom.org , blicke und kreative Inspirationen.
www.bvdw.org/themen , www.ard-zdf-onlinestudie.de , Alexa Schulze Kreativdirektorin Social Media bei
www.agof.de , www.b4p.media/startseite Kolle Rebbe, Hamburg
Hashtag-Analyse: Tagboard, hashtags.org, Keyhole
richtet Alexa Schulze, Kreativdirektorin Social Me- Rundumschlag, googeln bestimmte Begriffe, die mit
dia bei Kolle Rebbe. Das Art-Buying sucht Fotografen ihm in Zusammenhang stehen, schauen, was schreibt
oder Illustratoren, die Film-, Funk- und Fernsehab- die Presse darüber, welche Bildwelten existieren zu
teilung passende Produktionsfirmen und Regisseure. diesem Thema und so weiter.« So lassen die Münch-
ner Kreativen ein Bild entstehen, wie die Zielgruppe
Ideen finden und teilen das Unternehmen sieht.
Recherche macht viel Arbeit, deshalb gilt es schon Perspektivwechsel sind keine einfache Sache. Das
um der Effizienz willen, die eigenen Ergebnisse mit weiß jeder, der mal versucht hat, seine Sicht der Din-
den Kollegen – gerade auch aus den anderen Abtei- ge um 180 Grad zu drehen. Zeichen & Wunder lädt
lungen und Disziplinen – zu teilen. So inspiriert man Auftraggeber daher zu Kick-off-Workshops ein, in
sich gegenseitig und bringt sich auf neue Ideen. Auf denen die Kreativen Fragen stellen und das Team des
dem wöchentlichen Montagsmeeting mit allen Kunden auch schon mit der ein oder anderen The-
271 Mitarbeitern werden bei Kolle Rebbe die wich- se konfrontieren. Dank guter Vorbereitung und klu-
tigsten Ereignisse vorgestellt. Als Christian Rentsch- ger Moderation gelingt es in der Regel, sich schnell
ler kürzlich auf dem Digitalfestival SXSW in den USA und tief in die Materie einzuarbeiten. Der schöne
war, gab er das dort gewonnene Wissen anschlie-
ßend beim Montagsmeeting weiter.
Als Onliner freuen Alexa Schulze und Christian
Rentschler sich, wenn Kollegen zu Design- und Art-
Hotspots wie der Art Basel oder Frieze London rei-
sen und davon berichten. Manchmal gibt es die Ge-
legenheit, mit dem Art-Buying zu Ausstellungen mit
professioneller Führung zu gehen, und von Zeit zu Richtig googeln
Zeit finden bei Kolle Rebbe »Art-Buying Nights« statt,
zu denen verschiedene Agenten eingeladen werden, ● Wir alle nutzen die Suchmaschine – und sind mit der
Sortierung der angezeigten Ergebnisse oft überfordert.
um Künstler, Fotografen und Regisseure vorzustel-
Die wenigsten verwenden die »Erweiterte Suche«, die
len – da sind Inspirationen garantiert.
sich hinter dem kleinen Rädchen oben rechts verbirgt und
»Wir bewegen uns sehr bewusst durchs Web und
ziemlich hilfreich sein kann:
schauen uns regelmäßig Seiten wie Behance oder
Awwwards an«, so Alexa Schulze. »Wichtig ist auch, Anführungszeichen: Setzt man ein gesuchtes Wort in
permanent zu beobachten, wie Menschen Social Me- Anführungszeichen sucht Google nach Seiten, die genau
dia nutzen. Was geben sie wo von sich preis, wie in- dieses Wort oder diese Wortgruppe enthalten.
szenieren sie sich, wovon oder von wem lassen sie Zeitliche Eingrenzung: Im Feld »Letzte Aktualisierung« kann
sich mitreißen, worüber diskutieren sie? Das ist eine man zwischen »in den letzten 24 Stunden« bis zu »im letzten
Art ongoing research. Wenn einer von uns etwas Jahr« wählen – wobei man beachten muss, dass Google sich
sieht, das ihn regelrecht vom Stuhl haut, müssen wir daran orientiert, wann die Seite erfasst oder geändert wurde,
das natürlich teilen.« Deshalb hat das Online-Team und nicht, wann sie tatsächlich erstellt worden ist.
die alle zwei Wochen stattfindende Tea-Time initiiert. Oder-Variante: Wer unsicher ist, welches Wort der beste
Im kleinen Rahmen tauschen sich die Digitalkolle- Suchbegriff ist, sollte ein »OR« zwischen die Wörter setzen.
gen über digitale Prozesse, Konzepte und Trends aus Bei der Eingabe »Myanmar OR Burma OR Birma« sucht
und lassen diese Learnings in die Projekte einfließen. Google nach allen Namen für dieses Land.
Das Minuszeichen: Durch ein Minuszeichen vor dem Such-
Notwendiger Perspektivwechsel wort lassen sich uninteressante Kontexte des Begriffs
Ziel der Recherche bei der Münchner Designagentur ausschließen. Wer »Seepferdchen« eingibt, bekommt auch
Zeichen & Wunder ist es stets, eine andere Ebene zu jede Menge Treffer zum gleichnamigen Schwimmabzeichen.
erreichen als das ewige »Hier ist das Produkt und hier Bei der Suche »Seepferdchen-Schwimmabzeichen« entfallen
die Zielgruppe«. »Hinter jedem Produkt und jeder diese.
Marke steckt heute auch ein Sehnsuchtsbedürfnis«, Bestimmte Sites und Domains: Mit dem Feld »Website« oder
erklärt Geschäftsführerin Julia Peglow-Peters. »Wenn »Domain« kann man nur auf einer bestimmten Website
wir immer alles brav per Checkliste abarbeiten und suchen. Zum Beispiel das Stichwort »Kreativwettbewerbe«
versuchen, alles richtig zu machen, kommen wir nur auf der PAGE-Seite (site: page-online.de) oder auch
nicht in die Tiefe. Recherche heißt für uns auch, die explizit nicht auf einer definierten Website (-site: horizont.
Dinge ganz blank und nackt zu sehen, um zu dieser net). Außerdem lässt sich hier die Suche auf bestimmte
elementaren Ebene vorzudringen.« Domains einschränken, wie ».org«, ».edu« oder ».gov.«
Dafür ist ein Perspektivwechsel nötig. Normaler- Festgelegte Dateiformate: Im Feld »Dateityp« lässt sich
weise schaut der Kunde von innen nach außen, Zei- nach bestimmten Dateiformaten recherchieren. Benötigt
chen & Wunder möchte erreichen, dass er einmal von man zum Beispiel Studien, ist es sinnvoll, nach PDF-Doku-
außen auf sein Unternehmen und seine Produkte menten zu suchen, wer nach Tabellen Ausschau hält, sollte
schaut. Dabei hilft die Kreativrecherche. »Wir recher- eher »Microsoft Excel (.xls)« auswählen. ant
chieren sehr breit, machen quasi einen 360-Grad-
020 PAGE 07.16 › TITEL › Kreative Recherche
RECHERCHE-TIPP
Um Charaktere für meine Illustrationen zu
entwickeln, recherchiere ich nicht nur aus
ästhetischer Sicht. Manches fließt optisch
gar nicht ein, sondern hilft nur, mir die
Person vorzustellen. Allzu direkte Vorbil-
der lasse ich bewusst aus.
Cynthia Kittler, Illustratorin , Offenbach
Recherchestrategien bei
Zeichen & Wunder
Strategische Recherche
Für ein möglichst vollständiges Bild des Kunden, der
Branche und des Themas gilt es, Insights zu folgenden
Punkten zu gewinnen.
Eigenbild: Wie sieht das Selbstverständnis des Unternehmens
aus? Welche Historie hat es, welche Strukturen und Werte-
modelle? Und wie ist seine Branchenposition? Wettbewerbs-
RECHERCHE-TIPP
umfeld: Welche Player gibt es im direkten Umfeld, wie kom- Mindestens einmal täglich gezielt den
munizieren diese und wie positionieren sie sich visuell? Welche
anderen Unternehmen aus benachbarten oder auch artfrem-
Geist wachrütteln. Austin Kleon
den Branchen gibt es, was kann man von ihnen lernen? schreibt sehr klug und entspannt über
Zielgruppe: Wen adressiert das Unternehmen, welches sind
Kreativität im digitalen Zeitalter,
die »Stammkunden«, welche neuen, potenziellen Nutzer
möchte man erreichen? Haben sich die Zielgruppe und ihre vom Suchen, Finden und Neu-Erfinden
Bedürfnisse verändert? Wie sieht die Öffentlichkeit und in »Steal Like an Artist«.
die Presse das Unternehmen?
Trends: Welche gesellschaftlichen Trends stehen im Julia Peglow-Peters, Geschäftsführerin von Zeichen &
Zusammenhang mit dem Projekt, welche Bedürfnisse Wunder, München
und Sehnsüchte hat der Kunde?
Kreative Recherche
Hier geht es weniger um Vollständigkeit als um einen
besonderen Blickwinkel, die Suche nach dem Wertvollen.
Vorgehen: Mittels Assoziationen vom Hundertsten Workshopraum im fünften Stock tut sein Übri-
zum Tausendsten kommen. Den eigenen assoziativen ges: Beim Blick über München bis zu den Alpen fällt
Speicher und das eigene Bauchgefühl füttern, um zu die Weitsicht leichter.
einem wirklich besonderen Designansatz zu gelangen. Julia Peglow-Peters ist überzeugt, dass sich durch
Inhalt: Worüber spricht das Unternehmen oder die Marke? Visualisierung ein neuer Blick auf die Welt eröffnen
Wie stellt es diese Themen dar, mit welchen Mitteln im lässt. »Viele Kunden sind es gewohnt, auf Power-
Corporate Design, mit welchen Bildwelten, mit welcher Point-Präsentationen und Analysen zu schauen. Die
Typografie? Welche Historie hat das Unternehmen, welche Macht von Design ist für sie oft ganz erstaunlich. »In
Mythen und Geschichten, die es wert sind, erzählt zu wer- den Workshops zeigen wir ihnen zum Beispiel, wie
den? Welche Themen kommen eigentlich ständig zu kurz? ihre Marke optisch zusammengebaut ist, welches
Methoden: Intuition und Erfahrung, aber auch gezielte Muster hinter allem steckt. Dinge in einen Topf zu
Recherchemethoden zum Beispiel mit Guerilla-Interviews, werfen und neu zu clustern, ist für viele Auftraggeber
also spontanen Befragungen von Menschen, um wirklich und erhellend.« Wer es schafft, diesen Perspektivwechsel
wahrhaftig die Kundenperspektive einzunehmen, die in der zu vollziehen, gelangt zu neuen Bildwelten. Bildwel-
Unternehmenskommunikation oft schwer zu integrieren ist. ten, die abseits des Marketing-Blabla die Emotionen
und Sehnsüchte der Menschen ansprechen.
PAGE 02.14ANZEIGE
091
PRAXIS
Weitere PAGE Seminare finden
Sie unter www.page-online.de/seminar
Infografik
Visual Storytelling –
Workflows &
Cases
2 Vom Briefing über die Recherche zur Das Seminar findet am 17. Juni
im Hotel 25hours, Hamburg-
Umsetzung – Cases, Prozesse, Strategien Bahrenfeld, von 9:00 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 748 Euro
Wie müssen die Basisinformationen für ein gutes (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungskosten,
Briefing aufbereitet sein? Wie kommt man an Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt!
die relevanten Daten und damit auf die richtige Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar .
Idee? Ist weniger mehr oder mehr Information
hilfreicher? Wie gewinne ich den Kunden für die Der PAGE Workshop lässt genug Zeit für Fragen und den
Idee? Wie läuft die Abstimmung mit ihm? Austausch der Teilnehmer untereinander.
Thema verfehlt?
Ohne gute Recherche geht im Kommunikations- Die Referentinnen
design nichts, das haben auch die Hochschulen er-
kannt. »Die Aufgaben sind in den vergangenen Jah-
ren immer komplexer geworden. Designer müssen
sich heute länger in Themen einarbeiten, bevor sie
mit der Gestaltung beginnen können«, stellt Cyrus
Dominik Khazaeli fest, Professor für Typografie an
der BTK – Hochschule für Gestaltung Berlin. Des-
halb finden sich inzwischen etwa auch Design Thin-
king und nutzerzentrierte Recherchemethoden in
den Lehrplänen zahlreicher Gestaltungsstudiengän-
ge (mehr dazu ab Seite 28 ff.).
Bei einem Vortrag an der Hochschule der Medien
Stuttgart fiel Alexa Schulze auf, dass die Studieren-
den durchweg gut recherchierten, in kürzester Zeit
zu den gestellten Aufgaben Statistiken, Websiteana-
lysen et cetera lieferten. »Die Generation, die jetzt
für diesen Beruf ausgebildet wird, bekommt das Re-
cherchieren im Netz und das Aufbereiten der ge- ● Sabine Pallaske, Mitbegründerin und Geschäfts-
sammelten Informationen an der Uni offensichtlich führerin von F1online, hat Kommunikationsdesign
gut beigebracht.« mit Schwerpunkt Fotografie an der Hochschule
Und was passiert, wenn man mal nicht ordent- Darmstadt studiert und war lange Zeit selbstständig
lich recherchiert hat? »Dann kann es sein, dass der als Fotografin tätig. Ihre Sachkompetenz bringt
Kreation die Grundlage fehlt, um Ideen zu entwi- sie unter anderem beim Bundesverband professionel-
ckeln«, sagt Christian Rentschler. »Wenn der Crea- ler Bildanbieter (BVPA) aktiv ein, bei der Mittelstands-
tive Brief zu schwammig formuliert ist, nicht auf Fak- gemeinschaft Foto-Marketing (MFM), die sich der
ten beruht, dann tun sich die Teams schwer.« Nicht Ermittlung von Bildhonoraren widmet, sowie bei diver-
nur ärgerlich, sondern auch riskant sind falsch re- sen Foren, die sich mit Urheber- und Lizenzrecht
cherchierte Grundlagen. »In der Schule hätte es ge- und Contentnutzung auseinandersetzen. Ihr ist es
heißen ›Thema verfehlt‹, in unserem Job watscht ei- ein Anliegen, das Chaos im Bild- und Lizenzrecht
nen dann der Kunde ab.« Oder man wird unglaub- für Anbieter wie Nutzer durchschaubar zu machen.
würdig und vom Nutzer abgestraft, zum Beispiel
durch Shitstorms im Netz.
Einer der größten anzunehmenden Recherche-
unfälle: Man merkt erst spät im Prozess, dass die
Idee bereits existiert, es eine Kampagne wie die ge-
rade kreierte schon mal gab oder eine ähnliche von
Mitbewerbern in den Startlöchern steht. Da muss
man unter Umständen noch mal komplett bei null
anfangen, das kostet Zeit und Geld. Um das zu ver-
hindern, kann man sich nicht ausschließlich auf das
Internet verlassen – fachliche Expertise und Erfah-
rung sind gefragt. »Bei Kolle Rebbe haben wir Kol-
legen, die seit vielen Jahren als Juroren internatio-
naler Wettbewerbe tätig sind. Die kennen sämtliche
Cases aus den letzten 25 Jahren – darauf kann man
sich verlassen«, so Christian Rentschler. Schön zu
hören, dass der Mensch als Recherchequelle noch
nicht ausgedient hat. ant ● Rechtsanwältin Silke Kirberg ist Inhaberin der auf
Urheber- und Medienrecht spezialisierten Kanzlei
Kirberg in Hamburg. Kernbereich ihrer Tätigkeit ist
PAGE eDossier »Kreative Recherche:
das Bildrecht. Sie berät und vertritt überwiegend
Inspiration durch Information«. Weitere
Recherchetipps und Praxisbeispiele gibt’s Unternehmen und Freiberufler aus der Medienbran-
unter www.page-online.de/PDDP1018 che, insbesondere Bildagenturen und Fotografen.
Daneben vertritt sie auch Privatpersonen bei Verlet-
zungen ihres Persönlichkeitsrechts in Wort und
PAGE Seminar »Design Thinking«. Entwickeln
Bild. Durch ihre langjährige Praxis ist ihr das Bild-
Sie frische digitale Ideen mit Pia Betton,
Partnerin bei Edenspiekermann! ↗ w ww. geschäft bestens vertraut. Silke Kirberg ist
page-online.de/seminar-designthinking Mitglied des Experten-Netzwerks BVPAexperts.
PAGE 07.16
ANZEIGE
023
1 PRAXIS
Weitere PAGE Seminare finden
Sie unter www.page-online.de/seminar
Die Agenda
Im Archivmaterial von
Sport Münziger fand
die Agentur Zeichen &
Wunder jede Menge
reizvoller Bildmotive.
Zum Beispiel das
FC-Bayern-Trikot aus
den 1930erJahren,
als Münzinger noch Aus-
statter des Vereins war.
Oder die alten Schuh-
modelle, aus denen dann
die schöne Papiertrage-
tasche entstand
PRAXIS
Weitere PAGE Seminare finden
Sie unter www.page-online.de/seminar
Leitmedium
Design
Fallbeispiele &
Das Erfolgsseminar
Strategien »Leitmedium Design«
mit Jochen Rädeker –
nach über 25 ausgebuchten
Seminaren jetzt in
München!
1 Identifizieren:
Die Markenpositionierung. Das Seminar findet am 23. September in den Design Offices
Wie komme ich zu einer belastbaren Corporate München Arnulfpark von 10:00 bis 18:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet
Identity, zum Reason Why einer Marke? Werte- 748 Euro (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungs-
definition, Vision, Mission und Positionierung. kosten, Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen
begrenzt! Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar .
2 Erzählen: Die Markenstory.
Wie erzähle ich als Designer überzeugende, Der PAGE Workshop lässt genug Zeit für Fragen und den
einzigartige Markengeschichten? Fallbeispiele Austausch der Teilnehmer untereinander.
für erfolgreiche Corporate Stories.
3 Gestalten: Multichannel-Design.
Wie funktional muss, wie kreativ darf ein gutes
Corporate Design sein? Online-CD-Manuals PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co KG // info@page-online.de //
und medienübergreifende Gestaltungskonzepte. Telefon: +49 40 85183400 // www.page-online.de/seminar
4 Überzeugen: Die Präsentation. Aufgrund der auf 20 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in
Tipps und Tricks für zielführende Pitches und der Reihenfolge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung
an. Sie ist sofort nach Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen.
Präsentationen. Bitte beachten Sie unsere Widerrufsbelehrung auf der Leserservice-Seite (siehe Inhaltsverzeichnis).
026 PAGE 07.16 › TITEL › Kreative Recherche
Epochen-Remix
Ganze 35 höchst
durchdachte Illustra-
tionen steuerte
Cynthia Kittler für eine
Neuveröffentlichung
einer Novelle zu Frauen-
held Casanova bei
https://de.pinterest.com/pin/54817320438061651, https://de.pinterest.com/pin/400820435567117092
nes Hermaphroditen
nova, Arthur Schnitzler und ihren je-
über Gemälde aus dem weiligen Kontext zu lesen sowie Bilder
18. Jahrhundert bis zur von Mode und Interieurs des ausge-
Kenzo-Kampagne henden 18. Jahrhunderts zu suchen.
reichten die Inspirationen Auf Pinterest, einem ihrer Lieblings-
für Cynthia Kittlers recherchetools, fand Cynthia Kittler
Buchillustrationen. Man
reichlich historische »Fashion Plates«.
beachte das Leoparden-
Dabei stieß sie auf Kurioses wie das
muster auf der Hose
des Herrn rechts unten – Bild eines Mannes mit Hose in Leopar-
es findet sich oben auf denmuster – ein Outfit, das sie für eine
der Jacke des tafelnden Figur der Erzählung abwandelte. Auch
Marquese wieder ornamentalen Rahmen – ein belieb-
tes Element der Buchgestaltung um
1780 (und später noch einmal im Ju-
gendstil) – begegnete sie auf Pinterest.
»Schnitzler ist ein Meister der inneren
Monologe und ich setzte Rahmen an
den Stellen ein, wo man die Dinge qua-
si aus Casanovas Kopf heraus erlebt«,
erklärt die Illustratorin.
Spielfilme hat Cynthia Kittler eben-
falls angeschaut, ganz bewusst aber
nicht Federico Fellinis berühmten »Ca-
sanova« oder »Casanovas Rückkehr«
mit Alain Delon. »Ich wollte nicht, dass
PAGE 07.16 027
1 »Be your own customer«: Den ler, Professor für Kommunikationsdesign an der
BTK – Hochschule für Gestaltung in Iserlohn.
ersten Schritt in einem neuen Das bedeutet keinesfalls, dass Gestaltung an Kre-
Projekt macht man am besten ativität verliert. Bei der Informationssuche muss man
einfallsreich sein, um die Ergebnisse zu bekommen,
»in den Schuhen des Nutzers«. die man benötigt. »Das Verdichten und Filtern von
2 Erkenntnisse gibt’s nur mit echten Informationen ist ebenfalls eine kreative Leistung«,
ergänzt Hans Krämer, Professor für Interaktionsge-
Menschen im echten Kontext. staltung an HfG Schwäbisch Gmünd. Ausführliche
User Research habe zudem den Vorteil, dass sie die
Die Studierenden
sprachen mit
»Dorfexperten«,
lernten, wie man
Gemüse lagert,
und erkundeten
ungenutzte
Gebäude im Dorf
Landlust unter
der Lupe
Designstudenten der BTK
Berlin begaben sich auf die
Suche nach Stadt-Land-
Synergien und trainierten
Design Thinking
● Wie lässt sich die Attraktivität von die Potenziale und Schwierigkeiten gionale Orientierung und Vernetzung,
Dörfern als Erholungs- und Zuzugs- des Landlebens – und ihre mögliche ein Konzept für die Reaktivierung ak-
gebiet erhöhen? Und wie kann man sie Attraktivität für Städter – unmittelbar tuell leer stehender Gebäude und ei-
mit medialer und kommunikativer Un- zu erfahren. Dafür nahmen sich Stu- ne digitale Plattform für solidarische
terstützung wiederbeleben? Das wa- denten und Dozenten mehr Zeit als Landwirtschaft. Für Letzteres führten
ren die Ausgangsfragen, denen sich sonst in Seminaren üblich und ver- die Studenten eine Onlinebefragung
14 Kommunikationsdesignstudenten – brachten ein ganzes Wochenende im mit Vertretern solcher Projekte durch,
alle im vierten oder fünften Semester – Guts- und Seminarhaus Projektraum die zeigte, dass ein sehr großes Inte-
in dem Kurs »Ideation and Prototype« Drahnsdorf. resse an einer Plattform besteht, die
im Wintersemester 2015/16 an der Aus diesen Erkundungen ergab sich die unterschiedlichen Einzelinitiati-
BTK – Hochschule für Gestaltung Ber- unter anderem, dass ein Umzug aufs ven aggregiert.
lin widmeten. Die Veranstaltung ori- Land nicht mit Arbeitslosigkeit und Nach einem Proof of Concept an
entierte sich am Design-Thinking-Pro- Langeweile einhergehen muss. Statt- der BTK, bei der vier der sechs befrag-
zess, wobei die Professoren Cyrus Do- dessen eröffne sich eine Fülle neuer Tä- ten »Dorfexperten« anwesend waren,
minik Khazaeli und Thomas Noller tigkeitsfelder, die die bisherige beruf- arbeitete das Team in der anschließen-
großen Wert auf eine ausgiebige Re- liche Arbeit ergänzen und teilweise so- den Prototyping-Phase die Verbesse-
cherche legten. gar ersetzen könnten, beispielsweise rungsvorschläge ein. So entstand das
Die Studenten starteten mit einer Deich- und Lehmbau, Permakultur, Konzept für die Plattform Solawi, die
umfangreichen Literatur- und Online- Erzeugung landwirtschaftlicher Pro- eventuell als Projektarbeit real umge-
recherche zur Geschichte und Sozio- dukte oder die Entwicklung regiona- setzt wird. »Abschließend lässt sich
logie des Dorfes sowie zu erfolgreichen ler und alternativer Vertriebswege. sagen, dass die Projekte durch die Aus-
Erneuerungsinitiativen. Im nächsten Auf Grundlage der Ergebnisse aus einandersetzung mit den potenziel-
Schritt befragten sie vor Ort zugezo- der Vorrecherche und den qualitativen len Nutzer- und Anbietergruppen ge-
gene und einheimische Dorfbewoh- Interviews entwickelten die Studen- wonnen haben«, erzählt Cyrus Domi-
ner, die sie in einem Dorf südlich von ten dann erste Ideen und Konzep- nik Khazaeli. Mit mehr Zeit hätte man
Brandenburg zu einem längeren Ge- te, wobei sich drei Lösungsansätze in die Recherche weiter vertiefen kön-
spräch trafen. Im Anschluss besichtig- drei Arbeitsgruppen herauskristalli- nen, um zu noch besseren Ergebnis-
te die Gruppe verschiedene Orte, um sierten: eine App für soziale und re- sen zu gelangen. nik
030 PAGE 07.16 › TITEL › Kreative Recherche
PRAXIS
Weitere PAGE Seminare finden
Sie unter www.page-online.de/seminar
Design
Thinking
Insights & Hands-on-
Workshop
1 Intro. Wie genau sieht ein Kick-off-Workshop Mittels Design Thinking entwickeln Sie Ideen für neue relevante Expe-
bei Edenspiekermann aus, in dem mit Design- riences und setzen diese als Prototypen um. Sie erlernen in praktischer
Thinking-Methoden gemeinsam mit dem Kunden Anwendung wirksame und pragmatische Innovationsmethoden,
der Grundstein eines Projekts erarbeitet wird? die Sie später selbstständig in Ihren eigenen Arbeitsalltag einbringen
Welche Hürden gibt es in einem Design-Thinking- können. Das umfasst nutzerorientierte und mediengerechte Denk-
Prozess? Pia Betton gibt Einblick in konkrete Cases. weisen, aber auch konkrete Mittel, um Ideen schnell und ohne großen
Ressourcenaufwand kommunizier- und überprüfbar zu machen.
2 Nutzerbedürfnisse. Die Teilnehmer lernen,
die wahren Bedürfnisse zu erfragen und auf Das Seminar stärkt das Bewusstsein für die besonderen Anforderungen,
Basis dieser Insights Personas zu erstellen, die die durch digitale Services entstehen. Vor allem zeigt es aber, dass es
die Grundlage für den weiteren Prozess bilden. keinen Grund für Berührungsängste gibt. Wertvolles Know-how von
Designprofis für Designprofis in Agentur, Start-up und Unternehmen!
3 Produktideen. Die relevanten Bedürfnisse
werden von den irrelevanten differenziert, um
neue userzentrierte Experiences zu generieren. Das Seminar findet am 16. September bei Edenspiekermann
Ein von Edenspiekermann entwickeltes Spiel in Berlin von 9:00 bis 18:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 748 Euro
unterstützt den Ideenfindungsprozess. (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungskosten,
Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen
4 Prototyping. Die Teilnehmer setzen ihre begrenzt! Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar.
Ansätze auf den eigenen Smartphones um, sodass
sie am Ende einen funktionierenden Prototyp
in Händen halten, präsentieren und testen können. PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG // info@page-online.de //
Telefon: +49 40 85183400 // www.page-online.de/seminar
5 Retrospektive. Die Teilnehmer erarbeiten,
Aufgrund der auf 20 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der
wie sie das erlernte Wissen am besten in Reihenfolge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung an.
Sie ist sofort nach Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen.
ihren Gestaltungsprozess integrieren können. Bitte beachten Sie unsere Widerrufsbelehrung auf der Leserservice-Seite (siehe Inhaltsverzeichnis).
032 PAGE 07.16 › THEMEN › Kreative für Flüchtlinge
THEMEN
Klare Zeichen
Das Informationswirrwarr in Erstunterkünften
bändigt buero bauer aus Wien mit dem frei
downloadbaren »First Aid Kit«. Version 2.0
des Iconsets enthält nun auch Symbole für die
häufigsten Krankheitsbeschwerden.
↗ http://buerobauer.com/projekte/first-aid-kit
PAGE 07.16 033
Ankommen
Um Geflüchtete in Deutschland willkommen zu heißen,
stellen Kreative viel auf die Beine
● Täglich scheitern Flüchtlinge: an geschlossenen Bildung ein Poster mit dem Grundrechtskatalog der
Grenzen, beim Versuch, ihre Familien nachzuholen, BRD. Das A0-Plakat für Schüler und junge Geflüchte-
an Alltagsproblemen oder der großen, großen Lan- te ist beidseitig bedruckt: auf der Vorderseite die
geweile. Das macht wütend und traurig – und spornt Grundrechte in Deutsch und Arabisch, auf der Rück-
nicht wenige Kreative an, zu helfen – in selbst initiier- seite mit englischer Übersetzung. Innerhalb von zwei
ten Projekten oder als Teil ihres Jobs. So zum Beispiel Wochen waren die ersten 20 000 Exemplare kosten-
Jung von Matt mit den pro bono kreierten Printanzei- los bestellbarer Poster vergriffen. Inzwischen gibt es
gen und TV-Spots für die Aktion »Wir zusammen« eine zweite Auflage, auch Übersetzungen in weite-
( http://wirzusammen.de ). Die von Ralph Dommer- re Sprachen sind geplant.
muth, Vorstandsvorsitzender der United Internet AG,
ins Leben gerufene Integrationsinitiative wird mitt- Icons statt Buchstaben
lerweile von vielen deutschen Unternehmen getra- »Gestalter haben zwar keine größere gesellschaft-
gen. Den Webauftritt entwickelte die Digitalagentur liche Verantwortung als andere Menschen, aber den
Syzygy – ebenfalls unentgeltlich. Vorteil, mit Kommunikationstools professionell zu
Leitwerk, Büro für Kommunikation in Köln, ge- arbeiten«, sagt Erwin K. Bauer, Inhaber von buero
staltete im Auftrag der Bundeszentrale für politische bauer in Wien. »Wir können damit einer Initiative
034 PAGE 07.16 › THEMEN › Kreative für Flüchtlinge
5
Foto: publicgarden
PAGE 07.16 035
oder Idee schneller Flügel verleihen. Dieses Mo- 1 Grundrechte 240-seitigen Band, der zur Hälfte aus Texten besteht,
mentum zu nutzen, ist Privileg und Verantwortung Schön illustriert, zeigt das Wiener Designbüro Lisa + Giorgio, das wie al-
zugleich.« Und so entwarfen die Kreativen ehrenamt- das von Leitwerk le anderen Beteiligten unentgeltlich arbeitete. Der
lich das »First Aid Kit«, das Flüchtlingen anhand von gestaltete Plakat die Erlös aus dem Verkauf der »Fluchtwege« (35 Euro,
deutschen Grundrechte
Icons in den Erstaufnahmeeinrichtungen bei der ISBN 978-3-902976-67-3) geht an das Flüchtlingspro-
mit arabischer und
Orientierung hilft. »In der Unterkunft in Wien-Mitte jekt Ute Bock (www.fraubock.at ) und den Train of
auf der Rückseite mit
hingen Mengen von Zetteln an den Türen und Wän- englischer Übersetzung.
Hope der Flüchtlingshilfe am Wiener Hauptbahnhof
den, in vielen Sprachen, mit oft widersprüchlichen ↗ www.bpb.de/falter (www.trainofhope.at).
Aussagen«, erzählt Erwin K. Bauer. »Dieses Informa- »Ich empfand es im vergangenen Herbst als mo-
tionschaos führt zu Verunsicherung, die Verunsiche- 2 Wörter per Handy ralische Pflicht, mich mit den Schutzsuchenden so-
rung zu noch mehr Verwirrung.« NGOs und Freiwil- Per WhatsApp können sich lidarisch zu erklären«, sagt Florian Rainer, »und die
lige können das Infosystem einfach downloaden, arabisch sprechende dokumentarische Fotografie ist besonders geeignet,
ausdrucken und aufhängen. Mittlerweile wurde es Flüchtlinge mit Whats- soziale Missstände aufzuzeichnen und aufzuzeigen.«
German erste Sprach-
600 Mal abgerufen und findet in ganz Europa Einsatz. Im Buch gibt es unterschiedliche Sichtweisen. So
kenntnisse aneignen. Tolle
Durch das Feedback entwickelt sich das »First Aid Idee der Digitalagentur
stammen die Texte von Flüchtlingen, Helfern, Jour-
Kit« ständig weiter: Zum Beispiel enthält es nun auch Plan.Net, haben doch die nalisten, Schriftstellern und verschiedenen Exper-
medizinische Piktogramme zur schnelleren Erstdiag- meisten Geflüchteten ten. »Mir war wichtig, auch anderer Meinungen zu
nose. Zuletzt adaptierten die Produktdesigner von den Messenger auf ihrem Wort kommen zu lassen. Das Buch soll als Zeitdo-
EOOS in Wien gemeinsam mit Migranten das Set für Smartphone. kument funktionieren, schließlich war nicht das ge-
eine Flüchtlingsunterkunft im Rahmen der Archi- ↗ www.whatsgerman.de samte Land Teil der Refugees-Welcome-Bewegung«,
tektur-Biennale in Venedig. So verschafft es einem erklärt der Fotograf.
Haus und seinen Bewohnern eine gemeinsame Iden-
3 Zeitdokument
tität – und eine sinnvolle Beschäftigung.
Mit eindrucksvollen Fotos Kunst als neues Ausweispapier
von Florian Rainer sowie
Texten von Flüchtlingen,
Für geflüchtete Künstler engagiert sich die Wiesba-
Alltagsnah Deutsch lernen Helfern, Journalisten, dener Agentur Q. »Wir haben für sie Broschüren zu
Ebenfalls mit Bildzeichen arbeitet das Buch »Icoon Schriftstellern und Exper- einer Ausstellung im Nassauischen Kunstverein ge-
for refugees«. Ein Crowdfunding auf Startnext finan- ten hält der Band staltet, gewissermaßen als neue Ausweispapiere, als
zierte die ersten 30 000 Exemplare, die zweite Auflage »Fluchtwege« die große Dokument zum Beweis ihrer künstlerischen Tätig-
konnte durch Spenden realisiert werden. Momentan Fluchtbewegung im keit«, berichtet Thilo von Debschitz, Geschäftsführer
Herbst 2015 fest. Der
sammelt man für die dritte Auflage. Wer helfen will, von Q. Zudem gestalteten die Kreativen für Aeham
Verkaufserlös geht an
kauft für 20 Euro ein Büchlein und finanziert so 20 zwei Wiener Initiativen.
Ahmad – bekannt geworden als Pianist in den Trüm-
weitere. Als Kommunikationshilfe gibt es außerdem ↗ www.fluchtwege.at mern des Flüchtlingslagers Yarmouk – eine kleine
ein Flugblatt ( http://is.gd/icoonfirst) sowie eine An- WordPress-Website und organisierten ein mobiles
droid-App ( http://is.gd/icoonapp). 4 Für Kinder Gestell für ein Klavier, sodass Ahmad in den Straßen
Einen etwas anderen Ansatzpunkt wählte die Di- Das Malbuch »Berlin ABC« Wiesbadens musizieren kann. Dies war sein großer
gitalagentur Plan.Net: WhatsApp hat doch (fast) je- von publicgarden Wunsch – gleich nach seinem Herzenswunsch, seine
der, dachte sie sich und entwickelte den kostenlo- beschäftigt Kinder eine Familie aus Syrien nachholen zu können. Darüber
Weile und hilft ihnen,
sen Deutschkurs »WhatsGerman«, mit dem sich ara- hinaus unterstützt Q die WelcomeRefugeesWiesba-
die Stadt zu entdecken,
bisch sprechende Flüchtlinge über WhatsApp erste den-Facebook-Gruppe bei der Gestaltung und Pro-
in der sie nun leben.
Sprachkenntnisse aneignen können. Einmal auf ↗ http://publicgarden.
duktion von Infomaterial.
www.whatsgerman.de angemeldet, lässt sich zwi- de/BerlinABC »Kreative können die gesellschaftliche Diskus-
schen drei Kursen wählen: »The Alphabet« macht sion befeuern«, ist Thilo von Debschitz überzeugt.
anhand einfacher Wortbeispiele mit den lateinischen 5 Sag’s mit Icoon »Dabei denke ich zum Beispiel an das Zentrum für
Buchstaben vertraut, »Daily Phrases« erleichtert den Mit dem Büchlein »Icoon Politische Schönheit und seine Aktion ›Kindertrans-
Alltag mit nützlichen Vokabeln und kurzen Sätzen for refugees« lässt sich porthilfe des Bundes‹: Mit Logo, Anzeigen und Spots
zu Themen wie Einkaufen, Arztbesuch, Tages- oder anhand von 1200 Pikto- wurde für die Rettung 55 000 syrischer Kinder ge-
grammen aus zwölf
Uhrzeiten, »Basic Grammar« bietet Fortgeschritte- worben – das Ganze als angebliche Initiative der Bun-
Kategorien kommuni-
nen einen Einstieg in die deutsche Grammatik. Täg- zieren, auch wenn
desregierung und in höchst offiziellem Look. Dass
lich gibt es eine Lektion, die aus einer Text- und ei- man nicht die gleiche Familienministerin Schwesig die Existenz eines sol-
ner Videonachricht besteht, um das Hör verstehen zu Sprache spricht. chen Soforthilfeprogramms öffentlich dementie-
fördern. Mehr als 130 000 angemeldete Nutzer gibt ↗ www.icoon-book.com ren musste, enttarnte die (Zurück-)Haltung unserer
es inzwischen, Tendenz steigend. Wohlstandsgesellschaft.«
9 Deutschland erklären
Ist doch klar, wie die Infografikspezialisten von Golden
Section Graphics Flüchtlinge willkommen heißen. Dazu
ließen sie 25 Schaubilder aus dem bei MairDumont
erschienenen Band »Deutschland in Grafiken« ins Ara-
bische übersetzen. PDF zum Download unter
↗ http://golden-section-graphics.com/arrival
PAGE 07.16 037
PAGE gibt’s
übrigens auch
einen Prototyp programmieren zu lassen«, berich-
tet Stefan Wölwer. »Wir hatten einige Anfragen von
Kommunen und wollen ihn zeigen, um deren Anfor-
in RGB.
derungen konkretisieren zu können.«
Einen Schritt weiter ist Amelie Kim Weinert. Aus
den Erfahrungen, die sie als Patin einer afghani-
schen Familie sammelte, hat sie als Abschlussarbeit
im Studiengang Visuelle Kommunikation an der
Hochschule Pforzheim die Orientierungshilfe »Mein
Deutschland« entwickelt. Mit Bildern und Illustra-
tionen, Alltagsfotos, Icons, Stickern und Würfel-
spielen unterstützt der Ordner ehrenamtliche Hel-
fer beim Kontakt mit nicht alphabetisierten erwach-
senen Flüchtlingen. Der Verlag Langenscheidt war
davon so überzeugt, dass er den Lehr- und Lernord-
ner auf den Markt gebracht hat.
SocFra
10
Richtig gut läuft www.workeer.de , die erste Jobbör-
ial-gen
se, die sich an Flüchtlinge und potenzielle Arbeitge-
ber richtet. Ins Leben gerufen haben sie David Jacob Media
• Fre
-Raela
und Philipp Kühn als Abschlussprojekt im Rahmen
tge
nce
ber
„UX Design
ist wie
ein Butler,
der im
richtigen
Moment
die Zeitung
reicht“
Ein unsichtbarer Dienst am User, das ist User Experience Design –
oder sollte es sein. Immer noch lösen zu viele Websites oder
Apps einfach nur Frust aus. Wir haben erfahrene UX-Experten nach
ihren persönlichen Goldstandards gefragt
PAGE 07.16 039
»Nicht blocken!
Jedes Mal, wenn man
»Zu viel Inhalte den User aus dem
und Entscheidungs- Flow reißt, stirbt
möglichkeiten ein frisch geborenes
überfordern den User« Katzenbaby!«
Sönke Kühl, Freelance UX Designer in Hamburg Fabian Fabian, UX Designer bei Jimdo in Hamburg
↗ http://soenkekuehl.de ↗ www.jimdo.de
PAGE 07.16 041
den Content auf wesentliche Bestandteile zu redu- Menü ohne Erklärung umgehen kann, muss man
zieren. Das gilt nicht nur für Textbausteine, sondern sich als UX Designer einfach stellen. Fabian Fabian
auch für Layout, Grafiken und Typografie. jedenfalls gibt zu bedenken: »Mit Icons ohne Textla-
bels drohen UX Designer ihre User abzuhängen.« Für
Lange Ladezeiten sind Textlabels plädiert auch Christian Raschke: »Der Nut-
pures Gift. zer kommt schließlich nicht auf die Website, um sich
Das aktuelle Webdesign arbeitet viel mit die Langeweile durch das Dechiffrieren kryptischer
Fullscreen-Videos, opulenten Bildern Icons zu vertreiben.«
und Animationen, die aber leider Zeit zum Laden
brauchen. Und obwohl Websites immer komplexer Stellen Sie das Wichtigste
werden, erwarten die User, dass sie schnell laden. in den Fokus!
Doch Internetnutzer sind ungeduldig. Laut einer Stu- Aus unzähligen Nutzertests und Ergeb-
die des amerikanischen Software-Anbieters Smart- nissen von Eyetracking-Studien wie der
bear (http://is.gd/smartbearstudie) verlassen 57 Pro- von Google ( http://is.gd/googleeyetrackingstudie )
zent der User die Website schon nach einer Warte- aus dem Jahr 2014 weiß jeder UX Designer, dass User
zeit von drei Sekunden. erst schnell den Bildschirm nach visuellen Hinwei-
Wenn Sie wollen, dass der User die von Ihnen kon- sen wie Überschriften, Bildern, Schaltflächen und
zipierte Website oder Mobile-App gern anwendet und Blöcken scannen, ehe sie entscheiden, wohin sie ih-
den größtmöglichen Nutzen daraus zieht – und im re Aufmerksamkeit richten.
E-Commerce geht es ganz klar um eine gute Con- Für eine gute User Experience bedeutet dies: Er-
version –, sollten Auswirkungen eventueller Ladezei- leichtern Sie dem Nutzer die Arbeit! Egal ob er Inhal-
ten in die Designentscheidungen eingehen. te sucht, einen Bestellvorgang durchführt oder ein
Kontaktformular ausfüllt – wichtige Inhalte wie Sei-
Kontrollverlust schadet tentitel, Log-in-Formulare oder Navigationspunkte
der Experience. gehören in den Mittelpunkt! Das Fehlen solch ord-
Automatisch abgespielte Videos und nender Elemente erschwert dem User die Orientie-
automatisches Scrolling halten immer rung. Leicht zu erkennende Headlines, Rubriken und
mehr Einzug ins Webdesign. Doch das hat einen gro- Inhaltsblöcke sowie Bilder und Schaltflächen für
ßen Haken. »Automatisch ausgelöste Aktionen füh- die Navigation unterstützen ihn bei der Suche der
ren zu einer Entmündigung des Users, der die Bewe- für ihn relevanten Inhalte.
gung über die Website oder Anwendung lieber selber
steuern will«, gibt Fabian Fabian zu bedenken. Ganz Bieten Sie nahtlose
wichtig ist zudem aus seiner Sicht: »Nicht blocken! User-Erfahrungen!
Jedes Mal, wenn man den User mit einem Pop-up »Seien Sie konsistent – im User Inter-
oder einem anderen View aus dem Flow reißt, stirbt face, in der Prozessgestaltung und im Vi-
ein frisch geborenes Katzenbaby!« sual Design«, rät Sönke Kühl. User greifen von den
Nadine Kintscher, User Centred Researcher aus unterschiedlichsten Geräten auf Ihre Website zu.
Luxemburg, erläutert in ihrem Artikel »User control Konsistenz ist wichtig, um eine einheitliche User Ex-
and cognitive overload, how UX methods can help« perience zu gewährleisten, egal ob der User die Web-
im LinkedIn-Blog, warum User irritiert und ableh- site vom Desktop, vom Tablet oder von der Smart-
nend reagieren, wenn ihnen die Kontrolle entzogen watch aus besucht. Das bedeutet: Der Nutzer muss
wird und Videos, Musik oder Sounds sich automa- ohne Mühe, auch auf dem Handy, noch alle Funktio-
tisch in Gang setzen (http://is.gd/nadinekintscher ). nen finden, die er vom Desktop zu Hause her kennt.
Diese Elemente sollten Sie äußerst sparsam und nur Eine nahtlose Erfahrung über alle Geräte hinweg
dann einsetzen, wenn der User sie auch erwartet. hilft dabei, die User auf der Website zu halten – un-
abhängig vom Gerät.
Bitte keine kryptischen Icons!
Das Verständnis dafür, dass der Besu- Lesbarkeit ist Trumpf!
cher sich stets auf der Suche nach Inhal- Das User Interface Design darf die Kon-
ten befindet, ist der Schlüssel für ein at- sumierbarkeit der Website nicht beein-
traktives Nutzererlebnis. Das UX Design sollte den trächtigen: Bewegte Hintergründe kön-
User so gut wie irgend möglich bei dieser Suche unter- nen den User schnell von Inhalten ablenken. »Mit zu
stützen. Das verlangt ein benutzerfreundliches, ein- kleiner oder unpassender Typo vergrault man den
deutiges Navigationssystem, das den User mit mög- User«, weiß Fabian Fabian. Auch schlechte Farbwahl
lichst wenigen Klicks zum Content führt und ihm und mangelnde Kontraste schränken die Lesbarkeit
jederzeit den Überblick ermöglicht, wo er sich be- der Website ein. Hellgraue Schrift vor weißem Hin-
findet und wohin er gehen kann. Für Überblick sollen tergrund ist anstrengend für die Augen, ebenso wie
auch Icons sorgen, manchmal sind diese zwar ge- weiße Schrift auf schwarzem Grund. Achten Sie auf
stalterisch schön, aber leider uneindeutig. Die Frage, Zeilenlänge, Zeilenhöhe und Zeilenabstände, Ker-
ob die anvisierte Zielgruppe mit einem Hamburger- ning und gut lesbare Schrift. ae
042 PAGE 07.16 › THEMEN › Dos & Don’ts im UX Design
Auch Non-Digital
Natives essen Kekse
Die UX Designer der Münchner
Digitalagentur Webguerillas
haben bei der Website des Keks-
fabrikanten Bahlsen berück-
sichtigt, dass die Zielgruppe
nicht zwangsläufig webaffin
ist. Alles Wichtige ist auf
einen Blick erkennbar. Fünf
Ansichten, als Karussell
angeordnet, zeigen verschie-
dene inhaltliche Aspekte. Cleverer Team-Chat
Um die User nicht unnötig zu »Die Teamkommunikationsplattform Slack macht ganz viel richtig«,
verwirren, setzt die Tablet- sagt Fabian Fabian, UX Designer bei Jimdo in Hamburg. »Der
Version auf ein Hamburger- Slackbot als Assistent, die aus dem Internet Relay Chat bekannten
Menü, doch signalisiert Textkommandos oder die Emoji Reactions sind gute Tools. Dabei bleibt immer
ein Textlabel, dass hier die das eigentliche Ziel der User im Fokus: besser mit anderen Menschen zu kommuni-
Navigation versteckt ist. zieren. Und eine Portion distanzierter Humor ist auch meistens dabei.«
↗ www.bahlsen.de ↗ www.slack.com
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v V M N
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V M b Good School und PAGE präsentieren:
v V M N
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$XIGHP6WXQGHQSODQ
Donnerstag
,QWHUDNWLYHV
20:00 Uhr: Zaubershow Alle Ideen fangen mal klein an – in unserem Kopf.
Die Teilnehmer zaubern, was sie gelernt haben.
Nur: Wie kommen sie von dort auf die Welt? Damit es
Freitag
unserer Idee gelingt, möglichst schnell viele Menschen
ab 9:00 Uhr: Frühstück einzufangen, ist es wichtig, dass wir sie nicht nur in
9:30 Uhr: Visuelles Storytelling unserer eigenen Vorstellung erleben können – wir müs-
Input: Wie man Geschichten in Bildern erzählt. sen sie auch für andere Menschen erlebbar machen.
10:30 Uhr: Storyboarding
Die Teilnehmer probieren aus.
Glücklicherweise gibt es dafür jede Menge Tools.
12:00 Uhr: Lunch In diesem Seminar unternehmen wir eine Hands-on-
13:00 Uhr: Interaktive Prototypen
Entdeckungsreise: vom Daumenkino-Klickdummy
Input: Programmieren, ohne zu programmieren bis zum Video-Prototyp, von Klebeband, Pappe
14:00 Uhr: Meine erste App und Nylonschnur bis zu einfacher Sensorik und Pro-
Die Teilnehmer programmieren – ohne jegliche grammierung. Ein echtes »MacGyver«-Revival.
Programmierkenntnisse!
Die Good School ist eine Schule für digitalen Wandel. Ihr Ziel: Wissen, Fähigkeiten
und Inspiration in Neuen Medien und innovativem Marketing zu vermitteln.
Dafür macht die Good School unterschiedlichste Angebote – Hands-on-Lernevents,
Innovativworkshops, On-the-Job-Trainings, Beratung, Begleitung und Monito-
ring digitaler Veränderungsprozesse. Zu den Kunden der Good School gehören
unter anderem BMW, Vodafone, Beiersdorf und IKEA über Jung von Matt und
Scholz & Friends bis hin zu ProSiebenSat.1 und GfK. Mehr als 1600 Schüler aus
über 250 Unternehmen haben bereits die Schulbank in der Good School gedrückt.
Viele kleine
Schritte
Schöne Printerzeugnisse halten wir alle gerne in Händen. Noch schöner,
wenn die Umwelt bei ihrer Herstellung möglichst wenig leiden musste.
Wir erklären, was Kreative, Kunden und Druckereien dafür tun können
PAGE 07.16 045
1
Papier: Wählen Sie wenn möglich
Recyclingpapier. Bei solchem mit
Blauem Engel ist sichergestellt, dass
es sich wirklich um post-consumer waste handelt,
also um Papierabfälle, die bereits im Umlauf
waren. In den Fällen, in denen Sie doch Frisch-
fasern benötigen, sollten diese zumindest das
FSC-Zeichen tragen.
2
Grammatur: Muss es wirklich das
120-Gramm-Papier sein? Oder
reichen auch 100 Gramm? Das spart
je nach Auflage einiges an Material. Übrigens
hat Recyclingpapier in der Regel eine höhere
Opazität, sodass Sie eventuell eines mit
„Wir beraten unsere Kunden immer geringerer Grammatur verwenden können.
5
Auflage: Das richtige Kalkulieren
Ingo Krepinsky (links) und Stefan Krömer, Geschäftsführer
der Auflage hilft, unnötigen Abfall zu
von Die Typonauten, Bremen ↗ http://typonauten.com
vermeiden. Sinnvoll kann es auch
sein, sich schnell ändernde Angaben wie Termine
oder Preise nicht mit zu drucken.
kleinen Orten viele kleine Dinge tun, durch zertifizierte Klimaprojekte ausgleicht. Ein
guter Indikator ist auch ein nach EMAS ( www.
können sie die Welt verändern.« emas.de ) oder ISO 14001 ( www.iso.org/iso/iso
Christina John und Rafael Dietzel, Inhaber von Milch+Honig 14000 ) zertifiziertes Umweltmanagement. ant
designkultur, München ↗ www.milchundhonig-dk.de
048
PRAXIS
Weitere PAGE Seminare finden
Sie unter www.page-online.de/seminar
Multisense
Design
Markenkommunikation
mit der Kraft
aller Sinne
1
Schrift als Architektur
Beim Leitsystem des
Toni-Areals ist die Schrift
immer in Bezug zur
räumlichen Situation
positioniert
PAGE 07.16 051
Schon ab
20 Cent
Dynamisches Bilderbuch
Am liebsten möchte man viele dieser Bände haben, denn miteinan-
der entfalten die zahlreichen verschiedenen Gestaltungsvarian-
ten besonderen Reiz. »Concave Thoughts. 357 Digital Drawings«
heißt das neueste Projekt des Schweizer Künstlers Yves Netzham-
mer, ehemals auch bekannt als Illustrator für »brand eins«. Fast
scheint ein verrückt gewordener Computer die schwarzweißen
Strichzeichnungen im Buch ausgespuckt zu haben: Ebenso präzise
wie bizarr wird hier Menschliches mit Tierischem, Lebendes mit
Dinglichem verflochten.
Dem Prinzip des Remixes entspricht die Gestaltung, die im Dia-
log von Yves Netzhammer mit Michael Heitz vom Züricher Verlag
diaphanes entstand. Sechzehn Druckbögen à 32 Seiten wurden in
immer wieder anderer Abfolge gebunden. Dazu kommen 32 Cover-
und 32 Rückenmotive, die aus jedem Buch fast ein Unikat machen
(30 Euro, ISBN 978-3-03734-534-4).
↗ www.diaphanes.net
Viele Cover- und
Rückenvariationen:
das neue Buch von
Yves Netzhammer
Gefragte Instagramer
Sensationelle 700 000 Follower verzeichnen Fotogra-
fin Laura Muthesius und Foodstylistin Nora Eiser-
mann aus Berlin bei Instagram. Wie dabei Koopera-
tionen mit zahlenden Kunden funktionieren, erzäh-
len sie freimütig auf ihrem Blog www.ourfoodstories.
com. Ganz vorn dabei ist Edeka, deren Instagram-
Auftritt das Duo seit Ende 2015 erfolgreich bestrei-
tet. Jüngst entstanden auch Bilder im Auftrag der
Edelmarke Kusmi Tea: Die Bloggerinnen backten ei-
ne glutenfreie Torte aus einem mit der Teesorte Aqua-
Rosa hergestellten Sirup. Sogar für Farrow & Ball
wurden sie jüngst mit Foodbildern tätig: Ein Rha-
barberkuchen bildete den Mittelpunkt eines Mood-
PAGE Seminar »Bildrecht«. In unserem Seminar erfahren
Sie alles, was Bildnutzer und Bildurheber in Zeiten boards für den neuen Rosaton Peignoir des Farben-
von Facebook & Co wissen müssen. Jetzt buchen unter und Tapetenherstellers. cg
↗ www.page-online.de/seminar-bildrecht ↗ www.instagram.com/_foodstories_/
PAGE 07.16 055
Papierkulisse
Auch Moleskine setzt auf den Hype um die Fantasy-
Saga und bietet eine limitierte Sonderedition mit
vier »Game of Thrones«-Notizbuchkollektionen an.
Das Mailänder Animationsstudio Dadomani pro-
duzierte ein Promotionvideo, für das die Kreativen
die Festung in Königsmund minutiös aus Papier
nachbauten. Der Film zeigt, wie der kunstvolle drei-
dimensionale Aufbau mit Zahnrädern, Getrieben
und Türmen sich erst in Bewegung setzt und dann
nach und nach in sich zusammenklappt und -fällt.
Beim Wegzoomen der Kamera wird deutlich, dass die
ganze Kreation aus Seiten der »Game of Thrones«-
Moleskine-Bücher besteht. Ebenso spannend wie der
40-sekündige Clip (https://is.gd/GoT_3D) ist das
auch auf YouTube veröffentlichte, knapp zweiminü-
tige Making-of-Video (https://is.gd/GoT_Mo). ant
Viele, viele Stunden
↗ www.moleskine.com/de
bastelte das
Animationsstudio
Dadomani an der Die PAGE Schneidematte mit Millimeter-
»Game of Thrones«- raster, Papierformaten und praktischen
Burg aus Papier Tastaturkürzeln erhalten Sie im PAGE Shop:
↗ www.page-online.de/schneidematte
056 PAGE 07.16 › NEUES
Action-Array
Speziell für VR-Produktionen
Kurz vorgestellt
ist das GoPro Omni Schriften in der Cloud. Die Schriftenverwaltung
mit sechs Hero4-Action- Suitcase Fusion kann in der neuen Version 7 die
kameras bestückt
Zeichensätze des Anwenders über mehrere Devices
hinweg synchron halten. Die »TypeSync« genannte
1 Funktion lädt die Fonts auf einen Server hoch und
stellt sie auf allen Geräten zur Verfügung. Neu ist
auch ein Plug-in für After Effects, mit dem die Fonts
direkt in der Animationssoft ware bereitstehen und
sich dort auch verwalten lassen. Suitcase Fusion 7
gibt’s für etwa 120 Dollar, ein Update kostet knapp
Wie Sie sehen … 60 Dollar. ↗ www.extensis.com/de
. . . sehen Sie nichts. Die
2 Kamera ohne Display. Damit sich der Fotograf
Leica M-D (262) ist
zwar digital, verzichtet ganz auf sein Motiv konzentrieren kann und nicht
aber auf ein Display von der Rückseite der Kamera abgelenkt wird, hat
Leica jetzt eine Digitalkamera auf den Markt ge-
bracht, die auf das Display verzichtet. Wer bei der
Leica M-D (Typ 262) auf die Rückseite blickt, sieht
wie zu Zeiten der Fotografie auf Film lediglich ein
Einstellrad für die Empfindlichkeit. Von außen ist
die Leica M-D (262) kaum von einer analogen Leica
M zu unterscheiden. Ansonsten basiert die Mess-
sucherkamera auf der Leica M (262): Der Vollformat-
sensor löst 24 Megapixel auf, für die Objektive gibt
es ein M-Bajonett. Das Weglassen des Displays hat
seinen Preis: Die Leica M-D (262) kostet ungefähr
6000 Euro. ↗ www.leica.de
3D-Profi
2 Die SpaceMouse
3 3D-Maus. 3Dconnexion, Anbieter von Eingabe-
Publikationen
»Web Fatale«. Der Titel klingt ein bisschen ulkig – wie eine Femme
fatale sollen Websites Nutzer (ver-)führen, so die Idee. Aber der bunte
Mix an Tipps, die Johannes Ippen für unwiderstehliches Webdesign zu-
sammengetragen hat, ist absolut lesenswert. Zum Themenspektrum ge-
hören Usability und User Experience, Zielgruppenanalyse
und Nutzerbindung ebenso wie Businessstrategien, Con-
tent Marketing, die Verbindung mit den verschiedenen
sozialen Netzwerken oder das Testing, mit dem man laut
Ippen frühzeitig beginnen sollte: So widmet er sich aus-
Johannes Ippen: Web
Fatale. Wie Du
führlichst verschiedenen Testmethoden und ihrer Auswer-
Webseiten gestaltest, tung. Der Autor arbeitet beim Berliner Spieleentwickler
denen niemand
widerstehen kann. Wooga und ist selbst Web- und App-Designer. Am locke-
Bonn (Rheinwerk Ver-
lag) 2016, 348 Seiten. ren Plauderton, den er anschlägt, ist zu merken, dass hier
34,90 Euro. ISBN 978-
3-8362-3898-4 jemand mitten aus der Praxis schreibt.
1 »Graphic Stamps«. Wie schade, dass die Brief- 2 »The Intelligent Lifestyle Magazine«. Okay,
markensammlung verschollen ist, die ich als Kind das von der italienischen Tageszeitung »Il Sole
hatte! Würde sie jetzt gern anschauen . . . Im ersten 24 Ore« herausgegebene Monatsmagazin »IL« hat
Band seiner neuen Buchreihe »The Archive Series«, jede Menge Designpreise gewonnen. Aber darum
in der der Londoner Verlag Unit Editions künftig gleich ein ganzes großes Buch über eine Zeitschrift
Grafikdesignsammlungen aller Art vorstellt, geht machen? Ja, denn diese gestalterische Wundertüte
es um Briefmarken. Natürlich nicht einfach irgend- mit ihren immer wieder charmanten Überraschun-
welche, sondern grafisch herausragende. Alpha- gen ist eine Inspiration für jeden Editorial Desi-
betisch nach Ländern geordnet, gibt es Exemplare gner. Artdirektor Francesco Franchi definiert die
aus Afghanistan bis Jugoslawien zu bestaunen. Rolle des Gestalters bei der Vermittlung von Inhal-
Das Faszinierende an Briefmarken ist ja gerade ihre ten einfach mal ganz neu, Form und Inhalt sind
Herkunft aus fernen Ländern, und der gestalte- hier unauflöslich miteinander verbunden. Wobei
rische Modernismus hat offenbar auch die entfern- insbesondere auch die Illustration eine hervorra-
testen Weltregionen im Laufe des vorigen Jahr- gende Rolle spielt. Wir empfehlen die Lektüre ins-
hunderts mal erreicht. Aus Deutschland ist leider besondere allen, die sich Sorgen ums Ende des
nichts zu sehen, die hiesigen Postwertzeichen wa- Printzeitalters machen. Es gibt ein Gegenmittel,
ren wohl nicht cool genug .. . es heißt »Mut beim Design!«.
Designer-Marken
Großbritannien 1971
von Nicholas Jenkins,
United Nations 1973 von
G. Hamori, Taiwan 1997
(Designer unbekannt),
Japan 1986 von Takashi
Shimizu, Brasilien 1976
von Gian Calvi
Intelligente Layouts
Artikel übers Polytechnikum in
Mailand: Hier greifen Text, Foto
und Illustration richtig ineinander
2
060 PAGE 07.16 › NEUES › Publikationen
Publishing-News
4 Erik Kessels: Failed It! How to turn mistakes
PROJEKTE
Das Projektteam von Demodern bei einer Quick-Design-Session. Von links: Managing Partner und Kreativdirektor Alexander El-Meligi, Projekt-
leiter Tobias Soffner, Projektmanagerin Sonja Conradi, Artdirektor Flo Gläser und Director Creative Engineering Nico Zimmermann
PAGE 07.16 063
Helm-o-mat
Mit einem ausgeklügelten 3D-Produktkonfigurator, eingebettet
in einen Magento-Webshop, bietet das Frankfurter Start-up
helmade seinen Kunden eine bemerkenswerte User Experience.
Möglich machte dies die Hamburger Digitalagentur Demodern
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
PROJEKT Konzeption und Entwicklung eines
Onlineshops mit 3D-Produktkonfigurator
KUNDE helmade, Frankfurt am Main
↗ www.helmade.com
AGENTUR 3D-Konfigurator und Webshop-
Einbindung: Demodern, Hamburg
↗ www.demodern.de; CGI: 747studios,
Hamburg ↗ www.747studios.de
TECHNIK WebGL, three.js, HTML5, CSS3/
Sass, Autodesk Maya, InVision, Trello, JIRA,
Magento
ZEITRAUM August 2015 bis zum Release der
Betaversion Ende Januar 2016
064 PAGE 07.16 › PROJEKTE › 3D-Konfigurator mit WebGL
● »Ein weißer Helm ist eine verschenkte Möglich- xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx gelter, auch mobil äußerst performanter 3D-Pro-
keit«, findet Christian Möhring. Im Sommer 2015 duktkonfigurator als Kern der Website herauskam.
erhob der begeisterte Motorsportler diesen Satz zum »Das Mini- Christian Möhring und Alexander El-Meligi, Ge-
Leitgedanken seines Start-ups helmade, das aus Lei- mum Viable schäftsführer und Kreativdirektor bei Demodern in
denschaft für Design, Individualität und Motorsport Product Hamburg, kannten sich bereits über einen früheren
entstand. Das junge Unternehmen hat die Vision, Agenturkunden – gute Voraussetzungen für eine ver-
möglichst vielen Menschen individuelles Helmde- bauten wir trauensvolle Zusammenarbeit.
sign zugänglich zu machen. Deshalb gründete Möh- mit helmade Im August 2015 nahm Demodern die Arbeit auf
ring gemeinsam mit seiner Frau Sabrina und sei- kontinuierlich und formulierte die Kernanforderungen: Zunächst
nem Bruder Robin Metz helmade. galt es, eine Plattform für den Markenaufbau zu ent-
Ähnlich wie im Fashion- und Sportswear-Bereich
zu einem wickeln und ein Produkterlebnis auf höchstem Ni-
setzt helmade auf digitale Co-Creation. »Unabhän- international veau zu schaffen. Die User sollten die Einzigartig-
gig davon, ob du ein Bike, Scoot, Mod, einen Café Ra- skalierbaren keit – individuelles Design und hochwertige Lackie-
cer, ein Rennauto oder ein Kart fährst – überall wo E-Commerce- rung – sowie die Qualität des realen Produkts beim
ein Helm schützen soll, gibt es eine Gelegenheit, sich Konfigurieren spüren können. Weil helmade nur Ein-
von der Menge abzuheben«, sagt Robin Metz. Zu-
System aus« zelstücke on demand anfertigt, sollten die vom User
sammen schufen sie daraus ihre Geschäftsidee, Hel- Alexander El-Meligi, konfigurierten 3D-Modelle so fotorealistisch und
me mit individuellen Designs weltweit zu vertrei- Geschäftsführer performant wie möglich sein.
ben. Bis es so weit war, floss jedoch viel Wasser den und Kreativdirektor Alexander El-Meligi erinnert sich, dass der Mix aus
Main hinunter und viel Code in den neuen Webshop bei Demodern, enorm anspruchsvoller 3D-Produktexzellenz, hoch-
und den innovativen 3D-Produktkonfigurator hi- Hamburg performanter Cross-Device-Fähigkeit sowie hoher
nein. Der Launch, so Möhrings Vorstellung, sollte Komplexität und Anzahl an Helmdesigns ihm durch-
im Frühjahr 2016 erfolgen, also pünktlich zum Start aus auch Kopfschmerzen bereitete. Die Anwendung
der Motorsportsaison. sollte im Browser, mobil, aber auch auf Event- und
Showroom-Displays flüssig laufen. Zugleich brauch-
Klein anfangen und ausprobieren te helmade ein zuverlässiges, international skalierba-
Ein recht sparsam bemessener Zeitrahmen ange- res E-Commerce-System, um Sales- und After-Sales-
sichts der Tatsache, dass in den Sondierungsgesprä- Prozesse abzubilden. »Deswegen haben wir zuerst
chen für den responsiven Onlineshop ein ausgeklü- ein Minimum Viable Product (MVP) erstellt, das wir
PAGE 07.16 065
Ticketsystem. Sehr früh setzte Demodern bereits sportlich gewesen. Besonders herausfordernd fand
einen Development-Server auf, auf dem die Entwick- Creative Developer Nico Zimmermann, wie viel kre-
ler das Shopsystem sowie die Helm-Prototyping- ative Detailarbeit in die Anpassung der Magento-
Umgebung implementierten und danach agil wei- Features geflossen ist. »Aber bei anderen E-Com-
terentwickelten. Fahrradkonfigurator. merce-Systemen ist es ähnlich«, weiß Zimmermann
In PAGE 05.16
Getestet hat die Hamburger Digitalagentur konti- aus Erfahrung. Des Weiteren würde er aktuell auf
finden Sie eine weitere
nuierlich im laufenden Sprint. Abnahmen erfolgten Projektstudie über die Programmiersprache ES6 setzen und die Java-
durch den Product Owner (Kunde und Helmdesi- Konzept, Design und Script-Library React.js als Framework nutzen. Da-
gner). Parallel liefen Checks der Cross-Device-Funk- Entwicklung eines durch wird der Quelltext schlanker, die Anzahl von
tionalität. Besonders die Limitierung der Grafikkar- Webshops mit Frameworks und Patterns wird reduziert und die
Produktkonfigurator
te auf mobilen Devices war dann noch mal ein echtes Performance verbessert.
↗ www.page-online.de/
Problem: »Schon im Prototyping haben wir daher PEPA1605 »Trotz einiger Herausforderungen haben wir un-
intensiv getestet. Zudem war ein Teammitglied aus- ser Ziel erreicht, einen Konfigurator zu entwickeln,
schließlich damit befasst, die Produktkonfigura- der eine internationale Benchmark im Bereich Pro-
tion und den E-Commerce-Flow funktional durchzu- duktindividualisierung darstellt und als Best in Class
testen«, berichtet El-Meligi. bei WebGL-Implementierungen gelten darf«, be-
tont Alexander El-Meligi. Bestätigt findet er seine
Am Ende weiß man’s immer besser Arbeit durch die Nominierung für die Webby Awards
Seit dem Launch der Betaversion im Januar wird die in der Kategorie »Shopping Sites« – nur zwei Mona-
Website stetig weiterentwickelt und um neue Design- te nach dem Launch.
optionen, Social Sharing, ein Blog-Magazin und ei- Und auch intern hat sich der Auftrag nachhaltig
ne deutschsprachige Version ergänzt. Besonders für gelohnt: Demodern konnte wichtiges Know-how in
den Konfigurator erhielt Demodern großes Lob. der digitalen Produktentwicklung aufbauen: Die
»Der Konfigurator wird oft als ›App‹ empfunden, Hamburger wissen jetzt, wie man Individualisierung
was zeigt, wie nativ, stabil und direkt er sich anfühlt«, und Co-Creation mit komplexen 3D-Produkten und
freut sich El-Meligi. Oberflächen so löst, dass die Konfiguration in Web,
Dennoch würde das Projektteam heute einiges an- Mobile und Point-of-Sale-Displays simpel bleibt und
ders machen. »Wir würden am Anfang für das MVP Spaß macht. Die Learnings aus dem Projekt und das
vielleicht mit weniger Produkten starten«, so El- Know-how bieten sich für zahlreiche andere Pro-
Meligi. Fünf Helmtypen mit unterschiedlichen Ac- jekte an, wie beispielsweise Modelling- und Deve-
cessoires, komplexe Designoptionen und mehr als lopment-Prozesse für Virtual-Reality-Projekte, die
100 Farben in unterschiedlichen Effekten seien schon Demodern derzeit umsetzt. ae
PAGE 07.16 067
Texturierung in WebGL
Nico Zimmermann, Director Creative Engineering bei Demodern, erklärt,
wie er die 3D-Darstellung der Helme mithilfe von Shadern löste
2
Ebene 2 Für das Shading berechnen Sie die gesamte
Silber mit Helm-Shell in einem Rendering-Durchlauf.
Holographic Je nachdem, welche Farbe in der Material-
Ebene 1 Flakes
textur vorliegt, springt der Shader in eine andere Sub-
Blaumetallic
routine und berechnet dort das Aussehen des Mate-
rials. Um an den Kanten zwischen zwei Materialien
Verpixelungen zu vermeiden, muss das Material über
einen kompletten Farbkanal (Rot, Grün oder Blau)
● Die Architektur des helmade-3D-Konfigurators verfügen. Jeder Pixel wird also im WebGL-Shader
erlaubt es dem User, Design, Farben und Lacke in zunächst für den Lack normal berechnet und dann
Echtzeit auf einem 3D-Modellhelm zu wählen, ohne mittels der OpenGL-Shading-Language-Funktion
dass sich die zugrundeliegende Mesh-Geometrie än- »Mix« mit dem entsprechenden Effekt gemischt (sie-
dert. Vorteile sind niedrige Ladezeiten und eine bes- he Code-Teil 1: »Aufbau des Shell-Shaders«, unter
sere Performance auf mobilen Endgeräten. Die Tech- www.page-online.de/helmade_0716 ).
nik erinnert an Deferred Shading und lässt sich in
jeder WebGL-Engine umsetzen. Ziel der computer- Material- und Farbtextur erstellen
grafischen Darstellung und der damit einhergehen-
3
den Shader-Routinen ist es, dem User das Gefühl Nur wenn der Helm initial geladen wird oder
eines physischen Produkts zu vermitteln. Zu diesem der User eine Farbe oder ein Material än-
Zweck entwickelten und programmieren wir für die dert, berechnet das Shader-Programm die
Darstellung der Helme individuelle Shader. Ich zei- beiden Texturen (Farbe und Material) neu. Three.js
ge Ihnen hier, wie Sie diese selbst bauen können. 1 führt die Berechnung in zwei Off-Screen-Texturen
Tipp vorweg: Verzichten Sie in three.js lieber auf be- (WebGLRenderTarget) mit je einem Shader aus. Die Sha-
reitgestellte Materialien wie »MeshPhongMaterial« der erhalten hierfür die Masken für die einzelnen
oder »MeshLambertMaterial«. Ebenen und die Farben, in denen diese Masken dar-
gestellt werden sollen. Die Maske für die erste Ebene
Material- und Farbtextur definieren kann entfallen, da sie auf der untersten Ebene als De-
fault dient. Der Shader zum Berechnen der Material-
1
Als Arbeitsbeispiel soll uns das Produkt hel- textur enthält keine Effekte und ist entsprechend
made 5Star GP-6S Pole dienen. Die Konfigu- simpel. Zunächst bekommt der Shader vom Haupt-
ration zeigt wunderbar die diversen Farben programm die drei Maskentexturen 3 (Abbildung
und Lacke auf vier Ebenen. Es gibt eine Textur für die 2 nächste Seite) und vier Farbwerte für die Materialien.
Lackfarbe 1 und eine Textur für die Lackart 2 . Für Der Shader für die Farben ist prinzipiell gleich auf-
die gewünschten Effekte müssen die Ebenen mit ver- gebaut. Durch Features wie Highlight-Effekte, Farb-
schiedenen Lackarten implementiert werden. In ei- verläufe und Overlay-Lackeffekte wie die dunklen
ner klassischen 3D-Anwendung würde man hier auf Schattierungen im Blaumetallic ist er etwas komple-
Materialzuweisung in der Helmgeometrie zurück- xer, enthält aber keine entscheidenden Besonderhei-
greifen. Allerdings wäre der Produktionsaufwand ten. Das Ergebnis dieses Rendering-Durchlaufs ist
dann höher, denn man müsste für jedes Design ein in Bild 1 und 2 zu sehen (siehe Online-Codeab-
neues Mesh modellieren und laden. schnitt 2: »Erstellung der Materialtextur«).
068 PAGE 07.16 › PROJEKTE › 3D-Konfigurator mit WebGL
4
Für einen einheitlichen Look bei den Hel-
men ist es wichtig, dass der Shader für jedes
Material eine einheitliche Vor- und Nach-
bereitung des Lacks vornimmt. Bei jedem Lack gibt
es visuell einheitliche Elemente wie die Klarlack-
schicht und den Teil der Beleuchtung, der nicht von
den Flakes und dem Metalliclack beeinflusst wird.
Die visuellen Eigenschaften von echtem Klarlack lie-
gen in den leichten Verwellungen seiner Oberfläche.
Dieses Detail soll auch der 3D-Konfigurator korrekt
abbilden. Im Code des Shaders erstellen Sie diesen
Effekt mittels Normal- und Environment-Mapping
und speichern ihn in einer Variable.
Während die Darstellung des Klarlacks den ein-
heitlichen Look in der Vorbereitung prägt, sorgen
in der Nachbereitung die diffusen und ambienten Der Referent
Beleuchtungseffekte für einen realistischen Look.
Hierfür hellen Sie den Helm zuerst durch ein hemis- ● Hagen Seidel ist Head of Delivery bei der inter-
pherisches Licht im oberen rechten Bereich leicht national vielfach ausgezeichneten Kreativagentur
bläulich auf und dunkeln ihn im unteren Bereich für digitales Marketing Razorfish Deutschland mit
leicht bräunlich ab. Anschließend setzen Sie Schat- Dependancen in Frankfurt am Main, Berlin und
tierungen (Ambient Occlusion und Schlagschatten) München. Er ist zertifizierter Scrum Master und
ein. Diese sind in einer statischen Textur abgelegt. verantwortet als Projektmanager nicht nur die
Die Textur haben wir so optimiert, dass man sie durch Budgets sowie die Qualität und Profitabilität von
eine einfache Multiplikation am Ende des Shaders Projekten, sondern stellt auch die Einhaltung
nutzen kann (siehe Online-Codeabschnitt 3: »Pre- der Agenturworkflows und Projektmanagement-
und Postprocessing im Shell Shader«). Prozesse sicher. Darüber hinaus ist er für die
Weiterbildung und Zertifizierung des agentur-
Lacke implementieren eigenen Projektmanagement-Teams zuständig.
5
Da keines der von three.js gebotenen Mate- Hagen Seidel schöpft aus 15 Jahren Berufserfah-
rialien die Lacke glaubhaft darstellt, analy- rung als Angestellter und Freelancer in Start-up
sierten wir die Details der Helmlacke in kre- und Netzwerkagentur. Er begann seine Laufbahn
ativer Hands-on-Manier und arbeiteten sie Stück für als Frontend-Programmierer, bevor er ins tech-
Stück in den Shader-Code ein, bis das Ergebnis über- nische Projektmanagement wechselte und 2008
zeugte. Auf diese Weise gaben wir den Shader-Routi- bei Razorfish Scrum einführte. Er managte Pro-
nen mit entsprechend viele Konstanten. Die einfachs- jekte wie den Multitouch-Table für den Audi City
te Shader-Routine gilt dem normalen Glossy-Lack. Showroom London und realisierte mit Kunden
Sie besteht im Wesentlichen aus einer Random- wie DHL, Allianz, Nintendo und Wilkhahn Internet-
Normal-Map und einem künstlichen, ringförmigen auftritte, Apps und Cross-Channel-Kampagnen.
Glanzlicht. Echtes Phong-Glanzlicht würde auf den
Helmen fad aussehen, da es wichtige Details wie die
untere Kante des Helms nicht betont.
Nico Zimmermann, Für optimale Farbechtheit nutzten wir die Lumi-
Director Creative Enginee- nanz des eingehenden Farbwerts und modellierten
ring bei Demodern in „Das Seminar war
hiermit die Wirkung des Lichts auf den Lack. Ver-
Hamburg, hat gemeinsam wirklich großartig!
mit seinem Team ein wenden Sie dazu bitte den Online-Codeabschnitt 4:
Hat mir außerordentlich
Easter Egg versteckt. Mit »Berechnung der Luminanz eines RGB Wertes«. Im
gut gefallen. Hagen war ein
der Taste F6 startet ein Online-Codeabschnitt 5 finden Sie die komplette
kleiner Präsentationsmo- klasse Referent, er lebt den
Shader-Routine zur Berechnung des Normallacks.
dus. Außerdem führt die Inhalt regelrecht.“
Das sind nur ein paar kleine Tricks, aber sie be-
Eingabe der Signatur
»314159x« zu einer ganz
wirken viel. Die Helme sehen viel realistischer aus,
speziellen Textausgabe. und man erreicht eine gute Performance auf jedem
↗ www.demodern.de Device. Nico Zimmermann (ae)
Code zum Case. Die Programmierung gibt’s Dr. Daniel Schulten, Vorstand
zum Download unter ↗ www.page-online.de/ netzkern AG, Agentur für
helmade_0716 Interaktive Kommunikation
PAGE 07.16
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069
1 PRAXIS
Weitere PAGE Seminare finden
Sie unter www.page-online.de/seminar
Profitieren auch Sie vom immensen Erfahrungsschatz Hagen Seidels! In unserem 2 Meeting-Kultur in agilen Projekten
zweitägigen Seminar zeigt er anhand konkreter Cases, welche Projekte sich Planungs-Meeting, Daily Standup, Review-
mit agilen Methoden umsetzen lassen – und welche nicht. Er erläutert, welche Meeting: wie oft, wie lange, wer ist dabei?
Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Projektleiter, Projektmitarbeiter Tipps und Tricks für die Durchführung
und Auftraggeber auf Augenhöhe zusammenarbeiten können, und er zeigt,
wie man heterogene Teams aus Strategen, Konzeptern, Creative Developern, 3 Reporting und Risikomanagement
Designern, Informationsarchitekten, Artdirektoren, Textern und Testern Welche Tools und Helfer gibt es im agilen
zu Winning Teams macht. Er gibt Anregungen und vermittelt Lösungsansätze Projektmanagement? Und welche Aspekte
sowie Handlungsempfehlungen für alle, die das agile Prinzip durchdringen des klassischen Projektmanagements
und in ihrer Agentur oder Firma vorantreiben wollen – kurzum: für alle, die sollte man in der Hinterhand haben?
interdisziplinäre Projekte erfolgreich durchführen wollen.
4 Team Building
Das PAGE Seminar findet am 13./14. Oktober in den Design Offices Was bedeutet »Inspect and Adopt«
Hamburg Domplatz von jeweils 9:00 bis 17:00 Uhr statt. Die Teilnahme als Philosophie? Wie implementiert man
kostet 1480 Euro (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungs- sie, damit man als Team besser
kosten sowie Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen zusammenarbeitet? Plus: Guidelines für
begrenzt! Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar . Retrospektiven in agilen Projekten
Pfeile im
Dutzend
Eine Corporate Identity und ein zugehöriges Corporate Design für
das DRIVE. Volkswagen Group Forum in Berlin zu entwickeln –
diese kreative Herausforderung nahm die Designagentur Strichpunkt
gern an. Dabei galt es, die Balance zwischen der Nähe zum
Volkswagen Konzern und einem individuellen Markenauftritt zu halten
072 PAGE 05.16 › PROJEKTE › Visual Customizer für Ruff Cycles
rate Design nicht nur aus einem Logo oder Si- Alle an einem langen tung, die Typo zeigt sich hier in einem dünneren
gnet, sondern auch aus dessen Zusammenspiel mit Tisch. Das hält die Schnitt als der Regular.
einem klaren Gestaltungsprinzip, Farbe, Typografie Hierarchien flach und Auch das Thema »Naming« ist im Übrigen häufi-
sorgt dafür, dass
und Bildsprache besteht.« ger Bestandteil komplexer Corporate-Design-Pro-
auch mal projektfremde
Menschen einen
jekte. So stand der Name »Brotzeit« schon seit Län-
Brotzeit- und Zeitgeist-Assoziationen gerem fest, der Name »Zeitgeist« entstand dage-
Blick auf Entwürfe
Zum DRIVE gehören zwei hausinterne Gastrono- werfen können gen während der Arbeit am Corporate Design für
mien, die ebenfalls auf den Pfeil setzen. An einer die beiden Restaurants bei Strichpunkt. Die sprach-
großen Wand in der Agentur eröffneten Nils Jaedi- liche Verwandtschaft schafft neben der visuellen
cke und Johanna Schumacher eine Mindmap und eine zweite Ebene der Verbindung zwischen den
sammelten dort Wörter, die sie mit den Namen beiden Restaurants.
»Brotzeit« und »Zeitgeist« assoziierten. Von diesen
ausgehend, entwickelten sie Ideen in ganz verschie- Direkter Draht zum Kunden
dene Richtungen, setzten zunächst mehr auf Quan- Vor allem in der Abstimmungsphase, als es darum
tität und brachen diese gemäß Design-Thinking- ging, festzulegen wie nah das DRIVE-Corporate-De-
Methoden immer weiter herunter. sign am Auftritt des Volkswagen Konzerns sein muss
Stets präsent waren dabei folgende Fragen: Wen und wie weit es sich entfernen darf, bezog Strich-
wollen wir mit den Restaurants begeistern? Wie nah punkt den Kunden häufig mit ein. »Bei so einem
müssen sie beieinander sein und wie weit können komplexen Thema ist es sinnvoll, den Kunden regel-
sie auseinandergehen? »Brotzeit und Zeitgeist spre- mäßig und immer wieder einzubinden, wir schaf-
chen unterschiedliche Zielgruppen an und müssen fen dafür gerne eine Art Workshopatmosphäre«,
deshalb anders kommunizieren«, erläutert Johanna sagt Creative Director Tobias Nusser. »Beispielswei-
Schumacher. »Brotzeit ist eher Café oder Deli und se gehen wir gerne mit dem Kunden gemeinsam an
muss fröhlicher daherkommen, damit Laufkund- unsere Pinnwand, brainstormen mit ihm, scribbeln
schaft von draußen aufmerksam wird. In das hoch- im Meeting auch schon mal was und kleben Sachen
klassige Restaurant Zeitgeist geht man dagegen zusammen. Kurz, wir arbeiten aktiv zusammen.«
geplant. Dort ist daher in der Interpretation der In diesem Fall war das kein Problem, weil das
CD-Bausteine Eleganz gefragt.« DRIVE quasi direkt um die Ecke der Agenturräume
Dementsprechend fallen die Pfeile im Brotzeit liegt. So gab es bei diesem Projekt überdurchschnitt-
sehr bunt aus, außerdem zeichnete Johanna Schu- lich viele persönliche Treffen und insgesamt einen
macher eine Reihe von Illustrationen, um das dor- sehr direkten, offenen Austausch mit viel Vertrauen
tige Angebot zu visualisieren. Im Zeitgeist tauchen auf beiden Seiten. Aber auch wenn der Kunde wei-
die Pfeile als verbindendes Element ebenfalls auf, ter weg zu Hause ist, stimmt Nusser gerne so viel
aber viel dezenter und eleganter. Als Schrift kommt wie möglich persönlich ab. »Die Erfahrung hat ge-
in beiden Restaurants TheSans zum Einsatz, im zeigt, dass Abstimmungen per E-Mail fast immer zu
Brotzeit tritt sie etwas fetter und in Stempeloptik irgendwelchen Missverständnissen führen. Für mich
auf. Im Zeitgeist geht es genau in die andere Rich- ein klares Indiz fürs In-die-Augen-Schauen.«
PAGE 07.16 075
Print und Web Hand in Hand Devise, und so geht der Grafiker, wenn es Sinn
Parallel zum gedruckten Erscheinungsbild und der macht, schon mal selbst zur Abstimmung mit dem
Kommunikation im Raum entstand die DRIVE Web- Kunden. Stille-Post-Effekte und Missverständnisse
site im Responsive Design mit großflächigen Bildern lassen sich so vermeiden. »Ich kam im Dezember
und Illustrationen. Zum digitalen Auftritt gehören 2014 zu Strichpunkt, und das DRIVE war mein erstes
zudem zwei Apps: In der einen können Besucher auf Projekt«, erzählt Johanna Schumacher. »Von An-
iPads im DRIVE Shop stöbern. Diese Modellauto-App fang an hatte ich recht viel Verantwortung, bin mit
informiert über die mehr als 500 Fahrzeuge aller Kon- zu Kundenterminen gegangen oder habe mit den
zernmarken. Wer will, kann das zugehörige Modell- Zulieferern zusammengearbeitet. Als es etwa beim
auto im Shop kaufen. Die andere App versorgt Mit- Leitsystem darum ging, wie und wo was angebracht
arbeiter des DRIVE mit relevanten Informationen werden soll, bin ich oft auf die Baustelle gefahren,
über die Marken des Volkswagen Konzerns. habe mir das vor Ort angeschaut und Entscheidun-
Das gesamte Digitalkonzept entstand bei Strich- gen dann mit dem Dienstleister, der das Leitsystem
Und wieder an einem
punkt, von der Struktur über die Wireframes bis zum Tisch: Grafikdesignerin
produziert, und mit dem Kunden abgestimmt.«
fertigen Layout. Damit ist klar: Als Corporate Desig- Johanna Schumacher Trotzdem machen natürlich nicht alle alles, Nils
ner bei Strichpunkt muss man in allen Medien zu (links), Art Director Nils Jaedicke kümmert sich darum, dass das Corporate
Hause sein. »Ideen müssen heute zwingend medien- Jaedicke und Creative Design medienübergreifend eingehalten wird und
übergreifend entstehen«, sagt Tobias Nusser. »Sie Director Tobias Nusser stringent bleibt. Auch stößt er einzelne Medien an
finden sich nachher auf so vielen Medien – vielleicht und entwickelt sie weiter. Tobias Nusser nimmt eher
auch auf welchen, an die man anfangs gar nicht dach- eine Helikopterperspektive ein, die auf das Thema
te oder die es zum Zeitpunkt der Gestaltung noch Kundengesamtentwicklung abzielt. Und Kreativ-
gar nicht gab – da ist die Medienneutralität der Idee bombe Johanna Schumacher feuert Ideen am lau-
ungemein wichtig.« Der Pfeil erfüllt dieses Kriterium, fenden Band heraus. Dazu kommen Kollegen aus
weil es bei ihm nicht auf ein bestimmtes Format an- den Bereichen Beratung, Strategie und Projektma-
kommt. Er lässt sich in fast allen Medien adaptieren. nagement. Aber in der Ausarbeitung des Corporate
Ohnehin macht man als Corporate Designer bei Designs, da sind sich die drei einig, sind sie im
Strichpunkt nicht nur und ausschließlich Corpo- Team alle etwa gleich nah dran.
rate Design, denn so scharf trennen lassen sich die
unterschiedlichen Bereiche gar nicht. »Wenn wir an Lebendige Marke
einer Marke arbeiten, schwappt natürlich ein Teil Das werden sie auch noch eine Weile bleiben, denn
des Jobs in andere Disziplinen: Kommunikation im das umfangreiche Projekt geht weiter: »Always beta«
Raum beispielsweise, Corporate Publishing oder ist ein Schlagwort, das ebenfalls für ein zeitgemä-
auch Produktkommunikation. Für das Ergebnis ist ßes Corporate Design Gültigkeit hat. Seit Kurzem
es besser und für den Gestalter spannender, wenn hat das DRIVE auch ein eigenes Printmagazin. »Mo-
man eine Marke aus unterschiedlichen Perspek- tor« liegt alle drei Monate, jeweils zu Beginn einer
tiven betreuen kann,« so Nusser. neuen Ausstellung, im DRIVE und an wichtigen
Hotspots in Berlin aus. Das Magazin beinhaltet
Alle an einem Tisch Inhalte der Ausstellungen, Veranstaltungen im
Auch nicht wirklich trennscharf ist bei Strichpunkt DRIVE und News der Volkswagen-Marken. Das
die Abgrenzung zwischen den einzelnen Aufgaben. Heft übersetzt das Corporate Design in eine zeitge-
Tobias Nusser, Nils Jaedicke und Johanna Schu- mäße Magazinsprache. »Hier können wir noch etwas
macher sitzen in einem Raum an einem sehr lan- freier sein, weil ›Motor‹ ja noch weniger ein offizi-
gen Tisch mit noch rund einem Dutzend weiterer elles Konzernmedium ist. Dementsprechend dürfen
Kreativer zusammen. »Wir arbeiten sehr eng und wir die Themen freier interpretieren und aufmerk-
integriert zusammen, scribbeln viel, kleben viel zu- samkeitsstärker auftreten, dem Medium Magazin
sammen und hängen extrem viel an den Wänden und seiner Aufgabe entsprechend«, so Nils Jaedicke.
auf – auch und gerade bei digitalen Projekten. Da- Die Marke DRIVE ist lebendig und entwickelt
nach überlegen wir gemeinsam und entwickeln sich ständig weiter. Sicher ein Grund für den Erfolg,
verschiedene Routen«, beschreibt Johanna Schu- das DRIVE wird gut angenommen. Für Strichpunkt
macher die Arbeitsweise des Teams. Der Vorteil des ist es eine schöne Chance und eine kreative Heraus-
langen Tischs: Man kann auch mal projektfremde forderung, so umfassend an der Marke arbeiten zu
Menschen um eine Einschätzung bitten. Die Erfah- können und dafür Sorge zu tragen, dass sie insge-
rung der Mitarbeiter hat gezeigt, dass allein vor samt stringent auftritt. »Wir haben«, sagen Tobias
sich hin zu gestalten normalerweise nicht zur be- Nusser, Nils Jaedicke und Johanna Schumacher ein-
sten Lösung führt. stimmig, »da richtig große Freude dran.« ant
Auch die Hierarchien sind im Arbeitsalltag recht
flach. Der Creative Director hat die Idee, der Art Direc-
Corporate Design und Leitsystem in Singapur.
tor sorgt dafür, dass es schön aussieht, und der Gra- So peppte Foreign Design Policy Group
fiker muss alles umsetzen – so funktioniert es bei einen Coworking Space auf – in PAGE 05.16
Strichpunkt nicht. Eigenverantwortung heißt die ↗ www.page-online.de/PEPA1605
076 PAGE 07.16 › PROJEKTE › Fundraising-Microsite
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Digita le
m m e l -
Sa
Büchse
Mit lebendige
n Farben und
Kölner Digita charmanten,
lagentur den in JavaScript
kwerk eine Fu animierten Il
ndraising-We lustrationen
bsite für ein H schuf die
ilfsprojekt in
Afrika
078 PAGE 05.16 › PROJEKTE › Visual Customizer für Ruff Cycles
Flexibles Konzept
Eine erste Gestaltungsidee lautete, wie in der Städte-
bausimulation »Sim City« mit jedem gespendeten
Euro die Infrastruktur des entstehenden »New Bara-
ka« in einem virtuellen Abbild – als möglichst realisti-
sche Landkarte in 3D – wachsen zu lassen. Allerdings
lagen die konkreten Informationen, in welche Sach-
güter und Bauvorhaben welche Summen investiert
werden sollen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor.
Da die Digitalexperten jedoch schon loslegen woll-
ten (und sollten), verwarf denkwerk diesen Ansatz
zugunsten eines Konzepts, dessen technische Um-
setzung sich unabhängig von der visuellen Gestal-
tung vorantreiben ließ.
Die Developer Ivan Modric und Kevin Johne kon- xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
zentrierten sich zunächst auf das zentrale Element
der Website, das Spendenmodul. Die Informations- »Wir haben
architektur legte das Team als Raster an, dessen Ka- lange nach
cheln illustrativ alle Objekte repräsentieren – vom einer
Samen über das Solarpanel bis zur Schule. Per Klick
Bildsprache
auf das jeweilige Motiv sollten die User unkom-
pliziert den gewünschten Betrag spenden können. gesucht,
Für die Abwicklung des Zahlungsvorgangs setzte die den
man auf die Payment-Software FundraisingBox, die User auch
die YOU Stiftung bereits mehrfach eingesetzt hatte.
Abgesehen davon hatte denkwerk bei diesem Pro-
emotional
bono-Projekt freie Hand. anspricht«
Das Developerteam setzte das Konzept um und Alina Schlaier,
lotete gemeinsam mit den Designern die visuellen Kreativdirektorin bei
Details aus: Soll die Kachel sich füllen wie eine Bade- denkwerk in Köln
wanne, in die gerade Wasser einläuft? Verbessert ein
Ladebalken die Usability? Oder sollen es doch lieber
Kreise sein? Und wie bindet man weiterführende In-
formationen zu den Spendenobjekten ein? Man ent-
schied sich hier für aufklappende Kacheln, die sich
nach einem von den beiden Programmierern ent-
wickelten Algorithmus verschieben.
Animationen
in Handarbeit
Kevin Johne und Ivan Modric
nutzten für ihre hüpfenden
Animationen JavaScript
Analog zur Infrastruktur vor Ort, wo die YOU Stif- Von links: Kreativdirektorin ● Wir haben uns für JavaScript-Animationen ent-
tung mit Spenden des Projekts »New Baraka« Schu- Alina Schlaier, Junior schieden, weil hüpfende Symbole und Figuren, wie
len, Kindergärten und Krankenhäuser finanziert, Projektmanager Daniel wir sie einsetzen wollten, in CSS mit ungleich mehr
Schwarzer, Senior
sollte auch auf der Website etwas entstehen, sollten Programmieraufwand verbunden sind. JavaScript-
Informationsarchitektin
sich die Illustrationen von Brunnen, Häusern oder Melanie Weißenborn
Animationen stehen in dem Ruf, weniger perfor-
Gärten aus Einzelteilen zusammensetzen, wenn der und Senior Artdirektorin mant zu sein als ihr CSS-Pendant – tatsächlich ist
Besucher – und potenzielle Spender – am Scrollrad Sima Niroumand es aber oft die freie JavaScript-Bibliothek jQuery,
seiner Maus dreht. die Animationen ausbremst. Wir haben zwei Ani-
Hierfür zerlegten die Motiondesigner bei denk- mationsframeworks eingesetzt, die mit ihren cleve-
werk jede von Judy Kaufmanns Illustrator-Grafiken ren Features unser Projekt erleichterten: GSAP für
in ihre einzelnen Ebenen und legten in After Effects die Animationen und ScrollMagic, um diese an die
die Vorlagen an, nach denen die Entwickler die Scrollpositionen des Nutzers zu koppeln.
Animationen in Code umsetzten (siehe rechts). Jede Den Bildcontainer im Viewport haben wir mit
dieser Animationen besteht aus circa zehn Bildern, transparenten PNGs bestückt. Für jede unserer hüp-
die nacheinander im sichtbaren Bereich des Brow- fenden Animationen haben wir den Container von
sers, im Viewport, abgespielt werden. Das Tempo der Hand neu im Viewport positioniert. Als Vorlage für
Animationen ist dabei an die Scrollgeschwindigkeit diese Bewegungen diente ein Adobe-After-Effects-
des Users gekoppelt. Dokument, in dem die Motiondesigner alle Anima-
tionen angelegt hatten.
Weder zu dröge noch zu flapsig
Ihre Grafiken machten die
Letztendlich erarbeitete sich das Team bei diesem »New Baraka«-Microsite ScrollMagic-Container generieren
Projekt auch noch interkulturelle Kompetenz: So lebendig: Illustratorin Judy
1
gilt beispielsweise die Farbe Lila in bestimmten Re- Kaufmann aus Barcelona Als erste Instanz erzeugten wir einen Scroll-
gionen Afrikas als Farbe der Trauer, also tauschte Magic-Container, dessen Einstellungen auf
man sie aus. Sensibilität war auch auf Texterseite jede Szene angewendet werden. Als »Szene«
gefragt. Schließlich sollte der Ansatz des Projekts – bezeichnet man die Funktion, eine Aktion, in diesem
Hilfe zur Selbsthilfe – weder zu dröge noch zu flap- Fall eine Animation, abhängig von der Scrollposi-
sig rüberkommen. Die richtige Erzählperspektive zu tion auszuführen. Die Dauer einer Szene (duration)
finden, erwies sich als weitere Herausforderung: »Als definiert man in Pixeln.
jemand, der aus einem anderen Kulturkreis stammt,
einen Afrikaner aus der Ich-Perspektive sprechen zu var duration = 1000;
var container = new ScrollMagic.Controller({
lassen, erschien uns anmaßend«, erläutert Sammy
globalSceneOptions: {
Haddad, Senior Texter bei denkwerk.
duration: duration
Das Konzept, mit afrikanischen Motiven, leben-
}
digen Farben und hüpfenden Animationen aus ei-
});
ner sachlichen Angelegenheit wie dem Fundraising
eine Website zu zaubern, die auch einen Joy of Use
verspricht, scheint aufzugehen: Binnen sechs Wo- Animationen erstellen
chen spielte der Klingelbeutel über 1 Million Euro für
2
das Hilfsprojekt ein – und es wird noch bis Ende des Der Bildcontainer hat seinen Koordinaten-
Jahres weitergesammelt. Keine Frage also, dass Auf- ursprung ungefähr in der Mitte des Browser-
traggeber und Agentur mit dem gestalterischen wie fensters. Auf die y-Achse dieses imaginären
mit dem finanziellen Ergebnis zufrieden sind. as Koordinatenkreuzes (siehe Abbildung rechts oben)
beziehen sich alle Positionsangaben. Jedes Bild er-
scheint zunächst unterhalb seines Ursprungs und
PAGE eDossier »Microinteractions: Animationen
und Transitions«. Oft sind es die Details, die
bewegt sich Schritt für Schritt nach oben und bleibt
Apps und Website besonders machen – mehr für eine Weile in der Mitte des Viewports stehen, bis
dazu ↗ www.page-online.de/PDDP1091 es aus dem Browserfenster verschwindet:
PAGE 07.16 081
Animationen an die
Scrollposition binden
3
Die Animationen koppeln wir nun jeweils
an eine Scrollposition. Diese definiert man
vertikal von oben nach unten in Pixeln. In
Step 1 hatten wir bereits für jede Szene Schritte von
1000 Pixeln angelegt.
var x = 500;
new ScrollMagic.Scene({
offset: x // im Container global als 1000 (in px) definiert
})
.setTween(frame1.play()).addTo(container); Von oben: Die einzelnen
// der ScrollMagic-Container, zu dem die Animation gehört PNGs laufen auf der
x += duration; // x = 1500 y-Achse vertikal durchs
new ScrollMagic.Scene({ Browserfenster. Die erste
offset: x Position nehmen sie
}) unterhalb ihres mittigen
.setTween(frame2.play()) Koordinatenursprungs
ein. Nachdem an diesem
.addTo(container);
ein Teil der Animation
x += duration; // x = 2500
abgespielt wird, verlassen
new ScrollMagic.Scene({
die Bilder den Viewport
offset: x
über weitere Stationen
}) nach oben
082 PAGE 07.16 › PROJEKTE
Nachwuchs
Spannende Projekte aus Hochschule, Agentur und Forschung
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Bücher, Bücher,
Bücher – sowohl
gedruckt als
auch digital –
beschäftigten die
Studierenden
des »Typografie
Aufbau«-Kurses » Staatlich anerkannte, mehrfach ausgezeichnete
Aufstiegsqualifizierung beim Marktführer
Was ist ein Buch? » 18 Monate berufsbegleitend
www.medienfachwirt.com
● UdK Berlin. Vom Digitalen zum Papier
und zurück ins Digitale gingen elf De-
signstudenten im »Typografie Aufbau«-
Kurs bei Jenny Baese. Zusammen mit der Sie sind Journalist?
Berliner Gestalterin und E-Book-Expertin
Andrea Nienhaus nahmen sie sich die Ma- Profi tieren Sie von
hervorragendem Service,
nuskripte der bei mikrotext erschienenen
Fachinformationen,
E-Books »Spam Poetry« und »Das Elster- qualifi zierter Beratung,
Experiment« vor und machten daraus ge- Presseausweis,
druckte Fassungen. Das so materialisierte wirksamem Engagement,
Medienversorgung und
Konzept übertrugen sie dann wiederum in zahlreichen weiteren
EPUB-Dateien, manchmal recht dicht an Leistungen.
der Vorlage, manchmal weit von ihr ent- Die Journalistenverbände
fernt. »In unseren Diskussionen zur Ge- informieren Sie gerne:
Cuba Libre
● Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. nähert sich in 22 Interviews sowie mit zahlreichen
Nach Jahrzehnten der Abschottung öffnet sich Kuba Fotos dem alltäglichen Leben.
langsam nicht nur dem einstigen Erzfeind USA, son- Ihr Gestaltungskonzept beschwört den Geist Ha-
dern auch dem Rest der Welt. Doch was wissen wir vannas herauf – einer lauten, farbigen, chaotischen
Heidy Fernández Castillo eigentlich über das Land? Die meisten von uns ha- Stadt, die alles andere als minimalistisch ist. Die
arbeitete acht Monate ben wohl Bilder von Zigarren, Rum, Musik und Old- Schriften sind – bis auf eine – von kubanischen Ge-
intensiv an der Umset- timern im Kopf. Das wahre Leben der Kubaner sieht staltern entworfen und geben dem Buch einen star-
zung ihres Buchs heute natürlich anders aus. Und genau das will Heidy ken Charakter. Per Zufall ausgewählte Farbpapiere
Fernández Castillo im Buch »Kuba ist tot, es lebe machen aus jedem Exemplar ein Unikat. Ein fulmi-
Kuba!«, ihrer Masterarbeit im Studiengang Editorial nantes Werk mit Persönlichkeit und überraschenden
Design ( http://is.gd/HAL_Editorial ), zeigen. Sie be- Einblicken, das hoffentlich bald zu kaufen ist. Mehr
richtet über die Geschichte ihres Heimatlandes und Bilder unter www.page-online.de/es-lebe-kuba. nik
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
WERKZEUG
Über die
Schulter
geschaut
So entstehen tolle Illustrationen! Wir haben drei von
Stil und Technik ganz verschiedene Zeichner gebeten,
uns die Geheimnisse ihrer Arbeitsweise zu verraten
● Sechs Jahre ist es inzwischen her, dass »Anders als in den USA, wo man große kongress in Freiburg oder einem Workshop
eine unbekannte Mitreisende sie im Zug Mindmaps auf einer Wand erstellt, über- der Wirtschaftsförderung Bremen.
zeichnen sah und ihr beim Aussteigen ei- setzen wir Inhalte in Zeichnungen oder Car- »Im Übersetzungsprozess von Redner
nen großen Zeitungsartikel über Graphic toons«, erklärt Johanna Benz. »Das Klein- zu Zeichnung bleiben oft nur Sekunden von
Recording daließ. Damals studierte Johan- format erlaubt spontanes und mobiles Skiz- einem Input zum nächsten, von einer Skiz-
na Benz noch in Leipzig, heute begleitet zieren vor Ort. An einem Tag können auf ze zur nächsten. Ich notiere mir die kna-
sie selbst Tagungen, Kulturveranstaltungen diese Weise 80 bis 100 Bilder entstehen, die ckigsten Infos, achte aber auch auf Situa-
oder Performances mit schnellen, oft sehr sofort ausgestellt oder projiziert, aber auch tionskomik und absurdes Vokabular, die
witzigen Zeichnungen. Dafür entwickelte nachträglich an alle Teilnehmer versandt jede Fachtagung zu bieten hat.« Danach
sie mit ihrer Kommilitonin Tiziana Jill Beck werden.« So geschehen zum Beispiel bei ei- geht es grafisch, geometrisch, linear mit
eine eigene Form des Graphic Recording: ner Luther-Tagung in Berlin, einem Theater- schwarzer Linie und simplem, »fratzen-
088 PAGE 07.16 › WERKZEUG › Wie Illustratoren arbeiten
AboPlus
im Vorteil
- 36 %
Ein Magazin der Verlagsgruppe Ebner Ulm · www.ebnerverlag.de
● Wohl wenige Bilder fassten jüngst das heraus: eine Familie mit ihren Einkäufen
Thema Integration so unaufgeregt und da- und ein Mann im Café, der scheinbar ge-
bei doch so vielschichtig zusammen wie schützt nach draußen schaut, aber doch
diese Arbeit von Florian Bayer. Es war nicht auch selbst im Glaskasten sitzt. Dazu kam
die erste Coverillustration für das Magazin der Heinrichplatz in Kreuzberg, der der
der »Süddeutschen Zeitung«, die er im Auf- ruhigen Statik des von waagerechten und
trag von Artdirektor Thomas Kartsolis an- senkrechten Linien dominierten Motivs
fertigte. »Am Telefon erzählte Thomas mir durch seine Fluchtlinien genau die richti-
zunächst, dass er sich eine Alltagsszene in ge Portion Dynamik gab.
Berlin vorstellt«, berichtet Florian Bayer. Jetzt konnte es an die Realisation gehen.
»Migration sollte eine Rolle spielen, aber In seiner Arbeit verbindet Bayer digital den
wir wollten beide keine zugespitzte Szene, Look analoger Techniken, die auf Papier
sondern eher eine Beiläufigkeit im Sinne kaum zusammenfinden könnten: japani-
einer ›angekommenen‹ Einwanderung, scher Holzschnitt einerseits, Kaltnadelra-
die einfach dazugehört.« dierungen mit zahlreichen dünnen Schraf-
Wie dann das Motiv entstand? Bayer be- furen andererseits, dazu Tuschezeichnung
zeichnet seinen Stil als naturalistisch, in- mit Feder und Pinsel. »Bei der Radierung
spiriert von Reportagefotografie, aber ver- zeichnet man mit der Nadel, was gedruckt
knüpft mit Narrationstechniken aus Comic wird, beim Holzschnitt mit dem Messer
und Bilderbuchillustration. »Am liebsten xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx das, was nicht gedruckt wird. Ich wechsle
bin ich selber an den Orten gewesen und ständig zwischen positiven und negativen
habe die Menschen getroffen, die in mei- Die Lieblings-Tools von Florian Bayer Formen hin und her, das macht meinem
nen Bildern eine Rolle spielen.« Also radel- digital Wacom Cintiq Companion, Photoshop, Hirn irgendwie Spaß und geht digital ja
te Florian Bayer einen lang Tag durch Ber- selbst gemachte Werkzeugspitzen sowie solche völlig problemlos. Und ich kann die Schraf-
lin, ließ Orte auf sich wirken, notierte und von Kyle T. Webster furen mit schwungvollem Pinselduktus
skizzierte Beobachtungen, die er später im analog Pentel Color Brush, dünne Füllfeder- kombinieren, was bei Holzdruck und Ra-
halter wie der Platinum Carbon Pen, Pilot-
Studio überarbeitete und ergänzte. dierung kompliziert ist.« Kurz, eine meis-
Kugelschreiber BPS, Muji 0.38 mm Gel Ink Pen,
Aus Scans vom Skizzenbuch, die bald bei terhafte digitale Weiterentwicklung ana-
edding 950 industry painter, Liquitex Ink
Thomas Kartsolis an der Pinnwand hingen, loger Techniken.
kristallisierte sich die Gesamtkomposition ↗ www.florianbayer.com
PAGE 07.16 091
+DOOR)ORULDQ,FKKDEHHLQHQVHKU
VFK|QHQ$XIWUDJIU'LFK(VJHKWXP
GLH*HVWDOWXQJHLQHV6=0DJD]LQ
&RYHUVZLUYHU|IIHQWOLFKHQLQ+HIW
HLQHQª5RXQGWDEOH©DOVRHLQPRGH
ULHUWHV*HVSUlFKYRQ]HKQ/HXWHQ
YHUVFKLHGHQHU1DWLRQHQGLHLQ'HXWVFK
ODQGOHEHQ'LH)RWRVGHV*HVSUlFKV
KDEHQZLUVFKRQVLHVLQGDEHUQLFKW
FRYHUWDXJOLFK
,FKKlWWHDEHUHLQHVLPSOHXQGVFK|QH
,GHH9LHOOHLFKWKDVWGX=HLW1DWUOLFK
LVWDOOHVVFKRQVHKUNQDSSZLUKDEHQ
QXUQRFK]ZHL:RFKHQ=HLW$P0RQWDJ
EHVSUHFKHLFKGDV+HIWGDVHUVWH0DO
PLWGHU&KHIUHGDNWLRQ
:DVVDJVWGX"0HOGHGLFKGRFKVFKQHOO
*UH
7KRPDV
Scribbles aus dem Skizzenbuch von Florian
Bayer an der Pinnwand in der Artdirektion
des »SZ«-Magazins . . . Die Redaktion entschied +DOOR)ORULDQKLHUGHU7H[W*HUDGH
sich für die Komposition rechts DXFKPLWGHQEHLGHQ&KHIUHGDNWHXUHQ
JHUHGHW0LFKDHOXQG7LPP¿QGHQ
XQVHUH,GHHJXWHLQH$OOWDJVVLWXDWLRQ
DXVGHP/HEHQYRQ$XVOlQGHUQLQ
'HXWVFKODQG]X]HLJHQ
+DOOR)ORULDQZLHOlXIWHV"0HLQVW'X
'XNDQQVWVRJHJHQVSlWHVWHQV
HWZDVVFKLFNHQ"0XVVXPGUHL8KU
LQHLQ0HHWLQJXQGZROOWH'HLQH$UEHLW
GRUW]HLJHQ
*UHW
$OOHVJXW:LUPDFKHQGLH6]HQH
6WUDHPLW)DPLOLHYRQKLQWHQKDW
Jetzt schickte der Illustrator
DOOHQJXWJHIDOOHQ$XVEOLFNDXV&DIp
»SZ«-Magazin-Artdirektor
DXFK,FKPHOGHPLFKJOHLFK+DEH
Thomas Kartsolis einen sehr QRFK.RQIHUHQ]ELV*UHW
viel detaillierteren Entwurf
und entwickelte die Beleuch-
tung sowie die Farbpalette 6LHKWWROODXV.ODVVH$OVRGLH/LWKR
ELWWHWQXQ±IDOOVHVJHKW±LPGXQNOHQ
%HUHLFKGLHGXQNOHUHQ%ODXW|QH
1XDQFHQQRFKHWZDVGHXWOLFKHUYRQHL
QDQGHUDE]XKHEHQ.DQQVRQVWVHLQ
GDVVHVEHLXQVHUHP3UR¿OXQG'UXFN
]XVHKU]XOlXIW6RRGHUVR(VWKHU
XQVHUH/LWKR0LWDUEHLWHULQLVWWRS
VLHEHNRPPWGDVVLFKHURSWLPDOKLQ
*UHW
Bei der Ausarbeitung der Schwarzweiß-
zeichnung, dem sogenannten Inking,
unterteilt Bayer diese schon in sinn-
/LWKRVFKUHLEWJHUDGHDOOHVJXW
volle Ebenen, um in ausgewählten Bild-
6RJHKW¶V
bereichen dem Weiß oder Schwarz
entsprechende Farben zuzuweisen
092 PAGE 07.16 › WERKZEUG › Wie Illustratoren arbeiten
Fritzi Stuke experimentiert
gerade gern damit, Unschärfen
mit Vektoren darzustellen
Stil. Außerdem kann ich superschnell auf ßen Spaß, weil das Auge fast verrückt wird
neue Motivwünsche oder Feintunings rea- beim Versuch zu erkennen, wieso das über-
gieren. Als Grafikdesignerin denke ich halt haupt unscharf wirkt.«
immer automatisch daran, was jemand mit Andere Arbeiten sind von Bildern inspi-
meiner Illustration anfangen will, sehe riert, die sie mit Acryl auf der Rückseite gro-
gleich seine Anforderungen und den Kon- ßer Stücke von Pappkartons malt. »Meine
text vor mir.« Um noch ein besseres Gefühl Art von Recycling – und ein schöner Weg,
für Bildausschnitte zu bekommen, baut sie die Geschichte eines eigentlich ausgedien-
sich sogar manchmal selbst Layouts und ten Kartons weiterzuerzählen.« Die Um-
spiegelt das Bild ein – ein Überbleibsel aus setzung findet dann aber immer komplett
ihrer Arbeit als Grafikerin. am Computer statt. Vektoren sind nun mal
Diese kundenorientierte Arbeitsweise Fritzi Stukes Leidenschaft.
dürfte alles andere als hinderlich sein für ↗ www.kombinatrotweiss.de/
ihre neue Illustratorenkarriere, bei der sie illustration/fritzi-stuke
inzwischen von der renommierten Reprä-
sentanz kombinatrotweiss aus Frankfurt
unterstützt wird. Zumal Fritzi Stuke einen PAGE Story »Urban Sketching«.
unverwechselbaren Look mit zarten Linien Mehr über die neue Liebe zu
pflegt, die »mal eine gewisse Strenge aus- Stift und Pinsel unter Kreativen
strahlen, mal als Krickellinien das Bild auf- lesen Sie in PAGE 04.16 ↗ www.
● Dass Fritzi Stuke meist ihre Ideen ohne lockern oder – nicht als exakte Outlines ge- page-online.de/PEPA1604
Die
PAGE ✗ Swipe
Academy
Mobile as
a Service
Workflow, Tools,
Hacks
Die Agenda Wie also können wir Komplexität vereinfachen und Prozesse schlank halten?
Wie konzipiert man dynamische modulare Systeme (ohne den Inhalt zu
A Mobile as a Service kennen)? Wie erklären wir Design und verdeutlichen den Nutzen moderner
Markttrends, Herausforderungen und UX? Wie behält man im Service-Zeitalter ein hohes gestalterisches Niveau?
Erfahrungswerte Wie gestaltet man die Schnittstelle zwischen Design und Development?
Wie bilden wir uns fortwährend weiter und bleiben auf der Höhe der Zeit?
B Der Swipe-Workflow – vom Briefing bis
zum fertigen Produkt Profitieren auch Sie von dem immensen Erfahrungsschatz eines der avancier-
• Strategie: Analyse der Aufgabe testen Digitalstudios Deutschlands. Swipe-Chef Sven Schmiede und Head
• Prozesse: Wer macht was und wann? of Design Alexander Meinhardt gewähren offenherzig Einblick in ihren Arbeits-
• Kreation: Anspruch, Methodik, Leidenschaft alltag. Sie lassen Sie teilhaben an ihren Erfahrungen und zeigen die bewährten
Workflows ihres interdisziplinären Teams auf. Der Workshop wendet sich an
C Hands-on: Prototyping Print- und Webdesigner, Konzepter, Programmierer in Agentur und Unter-
• Wie arbeitet Swipe? Einblicke in den Proto- nehmen – kurzum an alle Auftraggeber und Auftragnehmer nutzerzentierter
typing-Dschungel und die verschiedenen digitaler Markenerlebnisse.
Tools anhand von konkreten Beispielen
• Tools & Hacks: Wie arbeiten die Gewerke Das eintägige Seminar mit Swipe findet am 30. September
nahtlos zusammen und mit welchen Hacks in den Design Offices Hamburg Domplatz von 9:00 bis 17:30 Uhr statt. Die
überwindet man Hindernisse Teilnahmegebühr von 748 Euro (zzgl. gesetzl. MwSt.) umfasst Tagungskosten,
Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen limitiert.
D The Art of Selling Design Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar .
Wie bekommt man möglichst verlustfrei
einen Haken hinters Design? PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co KG // info@page-online.de //
Telefon: +49 40 85183400 // www.page-online.de/seminar
E Learnings für Gestalter Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in
»Everyday I’m Hustlin’« oder warum man der Reihenfolge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung
an. Sie ist sofort nach Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen.
keine Angst vorm Umstieg haben muss Bitte beachten Sie unsere Widerrufsbelehrung auf der Leserservice-Seite (siehe Inhaltsverzeichnis).
094 PAGE 07.16 › WERKZEUG › Prototyping
Prototyping –
aber richtig
Skizzen, Wireframes, Designentwürfe, High-Resolution-Visuals: Für die Ent-
wicklung interaktiver Anwendungen sind Prototypen unverzichtbar. Wir erklären
die Unterschiede und sagen, welcher Typ sich für welche Aufgabe eignet
PAGE 07.16 095
● In der Entwicklung digitaler Produkte führt kein tation, als HTML-Entwurf (mit einem der erwähn-
Weg an Prototypen vorbei. Ihr Ziel und Zweck ist es, ten Prototypingtools) oder als Grafik erstellen. So
eine grafische Repräsentanz für Ideen, Funktionen kann man sich zum Beispiel mittels Photoshop dem
und Inhalte entstehen zu lassen, um Feedback ein- angestrebten Visual Design nähern. Sollen Website
zuholen und das Produkt zu verbessern. Die größte oder App animiert sein, demonstrieren Videodum-
Herausforderung im Interactive Design birgt meist mys, etwa in der Animationssoft ware After Effects,
das Interface: Userfreundlich sollte es sein, intuitiv, sowohl dem Kunden wie auch dem Programmierer
am besten selbsterklärend (siehe auch unseren Ar- konkret, wo die Reise hingehen soll.
tikel »Dos & Don’ts im UX Design«, Seite 38 ff.).
Der Entwicklungsprozess wirft permanent Fra- Teamgespräche und Konzepttests
gen auf, die es mittels Prototyping zu klären gilt: brauchen kein Bling-Bling
Welche Elemente nimmt der User wahr? Wie rea- Ganz so schematisch und linear läuft der Prozess in
giert ein Objekt auf ihn und nach welcher Logik das der Praxis dann allerdings nicht ab, denn welche Art
gesamte System? Ist diese Logik für den User nach- von Prototyp jeweils am besten geeignet ist, hängt
vollziehbar? Macht die Bedienung Spaß oder lang-
weilt sie, frustriert sie ihn sogar? Prototypen helfen,
realistische Antworten auf Basis von Erfahrungs-
werten zu finden, um auf diese Weise die beste De-
Prototypen & Prototypingtools
signentscheidung zu treffen. Was passt zu welcher Projektphase?
Aber welche Art von Prototyp eignet sich für wel-
che Phase eines Interactive-Projekts? Was macht ihn Low-Fidelity
aus? Sollte er möglichst ausgearbeitet daherkommen Funktion Mit Scribbles und groben Wireframes kann man
oder reicht eine simple, schnelle Ausführung? Sind unkompliziert und schnell Feedback zu neuen Interface-
einfache Prototypen womöglich überholt, wo man Ideen einholen und in agilen Kreationsprozessen experimen-
doch auch mit dem richtigen Tool schnell interak- tieren. Für externe Testings helfen konkretere Formen.
tive Prototypen zusammenklicken kann? Ist es nun Ausarbeitungsgrad Einfache Entwürfe ohne Anspruch
der Designer, der Entwickler oder der UX-Experte, auf Vollständigkeit und grafische Verbindlichkeit, die sich
der sich um ihre Anfertigung kümmert? schnell ändern und ergänzen lassen.
Tools Stift und Papier, Flinto ↗ www.flinto.com ; Marvel
Testen mit allen Mitteln von ↗ https://marvelapp.com ; Proto.io ↗ https://proto.io
Low- bis High-Fidelity
High-Fidelity
Prototypen zeichnen sich in Bezug auf Aussehen und
Funktion Bei Hi-Fi-Prototypen handelt es sich um detail-
Funktionen durch einen unterschiedlichen Grad an
lierte Designentwürfe, um interaktive Klickdummys mit
Wiedergabetreue (Fidelity) aus. Für die ersten Ent-
ausgereiftem Design und um Videos mit Grafikanimationen
würfe genügen meist Handskizzen oder Scribbles.
oder Screencasts. Sie eignen sich, um vor Investoren
In diese Kategorie des Lo-Fi-Prototypings fallen auch
oder Kunden zu präsentieren – inklusive Look-and-feel des
die noch recht grob gehaltenen, meist schon digital
digitalen Services oder Produkts.
erstellten, monochromen Wireframes, die aber be-
Ausarbeitungsgrad Beschränkt auf zwei bis drei wichtige,
reits Struktur und Funktionalitäten in den Fokus rü-
en détail gestaltete Seiten
cken. Diese schematischen Entwürfe müssen noch
Tools After Effects, Photoshop ↗ www.adobe.com ;
gar nicht bunt und fancy sein, visuelle Elemente blei-
InVision ↗ www.invisionapp.com ; Justinmind ↗ www.
ben hier meist außen vor, auch Lorem-ipsum-Texte
justinmind.com ; Sketch ↗ www.sketchapp.com
sind gang und gäbe.
Mit Axure, Balsamiq, Justinmind oder UXPin ste- Programmiert mit Spezifikation
hen einige Tools mit einer großen Auswahl an Ele- Funktion Voll funktionsfähige interaktive Wireframes, bei
menten (Buttons, Links, Menüs et cetera) zur Verfü- denen die Interfaceelemente, ihre Anordnung und speziell
gung, die es erlauben, schnell ein Interface zu bas- der Screenflow bereits verbindlich festgelegt sind – oft
teln. Über die Integration weiterer Designelemente mit simultan ausspielbarer Word-Spezifikation. Auch das
lassen sich die Wireframes dann auch zu ausgefeil- Verhalten (Animationen, Responsiveness et cetera) ist
ten Klickdummys verfeinern. klar erkennbar, was die Kommunikation an der Schnittstelle
In die Phase des Hi-Fi-Prototypings tritt ein Pro- von Design und Entwicklung wesentlich erleichtert.
jekt ein, sobald Mockups angefertigt werden – das Ausarbeitungsgrad Alle Funktionen und Elemente inklusive
sind detaillierte Designentwürfe, bei denen Farben, ihrer Anordnung sind definiert, nur die Textebene ist offen.
Formen, Texturen, Abstände und Schriften hinzu- Tools Axure ↗ www.axure.com ; UXPin ↗ www.uxpin.com ;
kommen. Einen technischen Standard dafür gibt es Justinmind und InVision (URLs siehe oben)
nicht, ein Mockup lässt sich als PowerPoint-Präsen-
096 PAGE 07.16 › WERKZEUG › Prototyping im Interactive Design
Handscribble Wireframe
Für die Fluggesellschaft Condor entwickelte die Kölner Digitalagen- Dieser vom Informationsarchitekten in Axure
tur denkwerk einen Relaunch der Buchungswebsite. In den ersten erstellte monochrome schematische Entwurf setzt
handgezeichneten Entwürfen interner Brainstorming-Sessions die Vorlage detaillierter um und beschreibt ein-
standen neben der Sitzplatzbuchung noch andere Elemente auf der zelne Features, Zustände, Interdependenzen oder –
Seite, beispielsweise diverse Upselling-Angebote. wie hier – das Verhalten der Sitzplatzübersicht.
von mehreren Faktoren ab: von der Zielgruppe plen interaktiven Website- oder App-Prototyp ver-
und deren fachlichem Hintergrund, vom Erkennt- wandeln. Sogar Gesten wie Wischen, Zoomen oder
nisinteresse und von der Entwicklungsphase. Pinchen stellt Marvel bereit. Diesen Prototyp opti-
»Um im Team Ideen zu sammeln oder zwischen miert man iterativ bis zur Finalisierung und Abnah-
Konzepter und Entwickler im Pingpong hin und her me durch den Kunden, und der Designer kann naht-
zu werfen, gibt es nichts Besseres als einfache Skiz- los im ihm vertrauten Programm weiterarbeiten.
zen von Hand«, sagt Miriam Scheibe, selbstständige
UX-Designerin in Hamburg (siehe Seite 98). Selbst Detailtreue intern, Eye Candy
die Darstellung von Verhalten und Interaktionen ist fürs Offizielle
mithilfe von Scribbles möglich, indem man mehre- Wireframes dienen der internen Kommunikation,
re Screens als Flows gruppiert und einige Blätter ne- um die Informationsarchitektur zwischen Konzep-
beneinander an die Wand hängt, zum Beispiel um zu tion, Visual Design und Entwicklung zu vermitteln.
zeigen, was passiert, wenn der User einen Check-out- Das geht zwar auch mit einer starren PDF-Datei, doch
Prozess durchläuft. Da man in dieser frühen Phase bieten viele Tools weit mehr: Anstelle eines üppigen
lediglich das Konzept verifiziert, braucht es dafür Pflichtenhefts, das keiner lesen mag, erstellen immer
kein Visual Design. mehr Agenturen interaktive Wireframes, die das Ver-
»Je vager eine Idee ist, desto einfacher sollte der halten der Anwendung simulieren. Ausgeklügelte
Prototyp sein«, so Miriam Scheibe. Und wem Hand- Prototypingtools wie Axure spielen sogar simultan
skizzen zu weit weg vom Produkt sind, weil er für ein eine Word-Spezifikation aus und ermöglichen durch
frühes Testing eine konkretere Form benötigt, der die Integration eigens erstellter Designs eine visu-
kann seine Papiervorlagen auch abfotografieren und elle Opulenz, die aus dem groben Wireframe einen
mit einer Prototyping-App wie Marvel in einen sim- grafisch ausgearbeiteten Klickdummy macht.
PAGE 07.16 097
Designskizzen Layouts
Die Photoshop-Grafik nutzt bereits Elemente des Condor- Die Tests zeigten, dass die Platzübersicht auf kleinen Screens die Darstel-
Corporate-Designs und visualisiert die Idee, die Sitzplatz- lung und Usability beeinträchtigte. So wechselte denkwerk für die Kunden-
belegung im gesamten Flugzeug auf einer Seite darzustellen. präsentation zu einer scrollbaren Ansicht. Später folgten lediglich Font-
Auf Basis dieser Skizzen machte denkwerk User-Testings und Farbanpassungen, die Informationsarchitektur blieb dieselbe und diente
mithilfe von Papierprototypen. den Entwicklern zusammen mit dem Wireframe als Programmiervorlage.
Überall dort, wo nicht nur intern und auf einem Es empfiehlt sich also früh zu überlegen, welcher
gemeinsamen fachlichen Level kommuniziert wird, Prototyp zum konkreten Projekt und Designprozess
sind visuelle Ausarbeitungen notwendig. »Hat das passt. Auf der nächsten Seite berichten die UX-Ex-
Team sich in der Konzeptionsphase geeinigt und pertinnen Miriam Scheibe, Astrid Wunsch und Alina
will beim Head of Product oder Abteilungsleiter ein Schlaier aus ihrem Arbeitsalltag. Stefan Bodeit/as
Okay einholen, muss die Darstellungsform konkre-
ter werden«, erläutert Miriam Scheibe. »Denn diese
PAGE Seminar »Interaktives Prototyping«.
Personen haben in der Regel nicht viel Zeit, man
Prototypen selbst erstellen – vom Daumen-
muss die Idee also rüberbringen wie in einem Ele- kino-Klickdummy bis zum Video-Prototyp:
vator Pitch. Für den Fall, dass Zeit und Budget fürs ↗ www.page-online.de/seminar-prototyping
Photoshop-Design fehlen, kann man auch Wirefra-
mes ausschmücken, indem man Hintergründe, Gra-
PAGE eDossier »Interaktive Prototyping-
fiken, Schriften oder Farben integriert.«
tools«. Klickdummys generieren mit Axure,
Auch wenn Agenturen beim Kunden pitchen oder Bootstrap, Avocado, Flinto und Foundation.
Start-ups vor Venture-Capital-Gebern präsentieren, ↗ www.page-online.de/PDDP1036
sollte man besser auf Hi-Fi setzen und nicht auf das
Abstraktionsvermögen des Publikums vertrauen.
In solchen Situationen zählen fulminante Ästhetik Stefan Bodeit, UX Designer in Hamburg,
überprüft Interaktionskonzepte anhand
und imposantes Look-and-feel immer noch mehr
von Prototypen auf ihre Machbarkeit und
als ausgeklügelte Funktionalitäten und Klickwege. wundert sich, warum dies in vielen Projek-
Auch Marketingabteilungen wollen meist früh et- ten immer noch viel zu spät stattfindet.
was Beeindruckendes sehen. ↗ www.bodeit.de
098 PAGE 07.16 › WERKZEUG › Prototyping im Interactive Design
Lo-Fi-
oder
Hi-Fi -
Prototyp?
● Idealerweise ist man als User Expe- chen – dabei sollten meine Ausarbei- ● In den Agenturen tendiert man oft da-
rience Designer schon früh in einem tungen doch lediglich Designbeispie- zu, ohne eingehende User Research digi-
Projekt mit dabei – möglichst in der le darstellen. tale Prototypen zu bauen, zum Beispiel ei-
Ideation- oder Discovery-Phase. So Der amerikanische Designstratege nen Klickdummy in Axure. Im SAP De-
die Theorie. Meist komme ich aller- Steven Fyke brachte es in einem Blog- sign & Co-Innovation Center arbeiten wir
dings später dazu, wenn die Ideen be- post auf den Punkt: »Your prototypes im Sinne des Design Thinking von An-
reits sehr konkret sind. Um dann in are so pretty, they miss the point en- fang an mit den Usern zusammen, um die
erste Usability-Testings zu gehen oder tirely« (http://is.gd/fykepost). Im Üb- Software ihren Bedürfnissen anzupassen.
wichtigen Stakeholdern schnell Er- rigen nennt Fyke dort noch einen wei- Daher steht weniger das visuelle Design
gebnisse präsentieren zu können, sind teren Grund, warum man Prototypen im Fokus, und man kann sich auf die Op-
Prototypingtools häufig das Mittel der für Nutzertests schlicht halten sollte: timierung der Prozesse konzentrieren.
Wahl. Allerdings hat jedes von ihnen Man nimmt der Testperson sonst die Zu diesem Zweck greifen wir in un-
seine Grenzen wie fehlende Features Möglichkeit, selbst kreative Problem- seren Workshops hauptsächlich auf Pa-
und Bugs, für die man Workarounds lösungen zu entwickeln. pierprototypen zurück. Mit ihnen schafft
suchen muss. Wenn ich jetzt mal wieder in der
Viele dieser Programme erlauben Modellierung einer sehr komplexen
neben der Gestaltung der Funktiona- Interaktion feststecke und auch Pro-
litäten auch die Integration von De- totypingtools mich nicht weiterbrin-
sign. Das hat nicht nur Vorteile: Für gen, frage ich mich, ob die Interaktion
einen Usability-Test habe ich kürzlich wirklich so vertrackt sein muss. In die-
einen Klickdummy gebaut, der sehr ser Situation bevorzuge ich Wireflows,
nach Wireframe aussah. Um die Inter- also zu einem Flowchart aneinander-
aktionen verständlicher zu machen, gereihte Wireframes.
ergänzte ich einige Elemente wie die
Corporate-Design-Farben. Prompt be- Miriam Scheibe arbeitet als freie
gann eine Diskussion: »Wieso ist an User-Experience-Designerin.
dieser Stelle ein Verlauf ?«, »Warum ist Die Hamburgerin berät Unterneh-
der Button dort rot?«. Mit einem Mal men in den Bereichen Konzeption,
wurde nur noch über Gestaltung und User Experience und User Research.
nicht über Funktionalitäten gespro- ↗ www.miriamscheibe.com
BRANCHE
Organisierte
Kreativität
Branchenverbände vernetzen, inspirieren und vertreten die Interessen ihrer
Mitglieder gegenüber Politik und Wirtschaft – so der Anspruch. Wir
stellen die wichtigsten Organisationen für Designer, Fotografen, Illustratoren
und Agenturen vor und sagen, was sie ihnen bringen
PAGE 07.16 101
Schwerpunkten. Auf der einen Seite sind da halb der Branche, so Stefan Schmidt, einer der
die berufsständischen Verbände wie der BDG Gründer der Kommunikationsagentur die-
(Berufsverband der Deutschen Kommunika- ckertschmidt in Berlin. »Was aber leider nicht
tionsdesigner), die AGD (Allianz deutscher funktioniert, ist das, was wir uns auf die Fah-
Designer), der BFF (Berufsverband Freie Foto- nen geschrieben haben: als Zusammenschluss
grafen und Filmgestalter) oder die Illustrato- der absoluten Gestalterelite der Öffentlichkeit
ren Organisation. Sie sind vor allem für Selbst- zu zeigen, was gut ist und was Mist. Nicht mal
ständige interessant, da sie ihre Mitglieder in genug Kunden schauen auf unser Urteil«, klagt
Sachen Steuern, Recht, Vergütung und zu an- Schmidt.Trotzdem bleibt er im ADC – aus Sen-
deren businessrelevanten Themen beraten. timentalität und weil Aufgeben nicht gilt.
Beim DDC (Deutscher Designer Club) oder
bei der tgm (Typographische Gesellschaft
München) geht es dagegen stärker um Inspi-
ration und den Wert von Gestaltung allge-
mein (siehe Übersicht auf Seite 104 f.).
»Es bewegt sich viel einem Verein eine Rolle spielen. Christian
Kuhn, Inhaber der Frankfurter Digitalagen-
im Pressemarkt. tur Nuisol berichtet, dass allein das BVDW-
Label ihm schon Einladungen zu Pitches be-
Für Fotojournalisten schert hat. Er ist dabei, weil er sich auf dem
ist ein Verband deshalb ziemlich unübersichtlichen Digitalmarkt für
Qualitätsstandards einsetzen will. Er schätzt
sehr sinnvoll« den Austausch in Arbeitskreistreffen zu The-
men wie Mobile, Wearables oder E-Com-
Rainer Eidemüller, User Experience und Visual
merce. Dennoch stellt er seine Mitgliedschaft
Storytelling, Wiesbaden
↗ www.rainer-eidemueller.de jedes Jahr wieder auf den Prüfstand. »Der
Verband ist sehr groß geworden, die Perfor-
mance-Marketing-Agenturen haben für mei-
nen Geschmack zu viel Gewicht«, so Kuhn,
der sich zudem gerne bei lokalen Treffen des
Kommunikationsverbands austauscht und
sich vorstellen kann, sich beim ADC oder DDC
BFF Berufsverband Freie Fotografen und Freiberufliche Fotografen aus den Präsentation auf Website/Blog, in Ausstellungen, Magazin,
Filmgestalter e. V. Bereichen Werbung und Editorial Workshops, Vorträge, Rechtsberatung
Senefelderstraße 19, 73760 Ostfildern sowie Filmgestalter
↗ www.bff.de
BDG Berufsverband der Deutschen Selbstständige und angestellte Rechts- und Steuerberatung sowie Beratung zu betriebswirt-
Kommunikationsdesigner e. V. Kommunikationsdesigner schaftlichen Fragen, Coaching, Honorarrechner, Gehalts-
Mohrenstraße 63, 10117 Berlin report, vergünstigte Preise für BDG-Publikationen, Fortbil-
↗ www.bdg-designer.de dungsangebote und Teilnahme am Joseph Binder Award
Bundesverband Digitale Wirtschaft Unternehmen und Agenturen mit Gemeinsame Messeauftritte, Rabatt auf Studien, bei Statistik-
(BVDW) e. V. digitalen Geschäftsmodellen portalen, Anzeigenschaltungen und PR-Dienstleistungen
Berliner Allee 57, 40212 Düsseldorf
↗ www.bvdw.org
Deutscher Designer Club e. V. (DDC) Kreative aller Disziplinen. Um eine Regionale, nationale und internationale Treffen zur
Große Fischerstraße 7, 60311 Frankfurt Mitgliedschaft bewirbt man sich interdisziplinären Vernetzung und zum Austausch über
↗ www.ddc.de gute Gestaltung
Freelens e. V. Fotografen und Fotojournalisten Austausch, günstige Berufshaftpflicht und Kameraversiche-
Steinhöft 5, 20459 Hamburg rung, Ausstellungsräume, Beratung zu Versicherungen,
↗ www.freelens.com Honoraren, Verträgen et cetera, Rechtsberatung und Rechts-
schutz gratis, vergünstigte Workshops, Presseausweis
IO – Illustratoren Organisation e. V. Illustratoren, vor allem Freiberufler AGB, Berufsrechtsschutz, kostenfreie Rechtsberatung,
Martin-Luther-Straße 7, 60316 Frankfurt Vertragsprüfung, vergünstige Berufshaftpflicht, Vergütungs-
↗ www.io-home.org beispiele, Portfolioseite, Austausch im Forum, Informationen
zu Honoraren, Urheber- und Nutzungsrecht, Buchhaltung,
Gründungsplänen
Typographische Gesellschaft München e. V. Alle, die sich für Typografie interes- Freier Eintritt zur jährlichen Vortragsserie und bei manchen
(tgm) sieren, sowie Schriftgestalter und Events, Vorzugspreise bei allen anderen Veranstaltungen
Hirschgartenallee 25, 80639 München -anwender
↗ www.tgm-online.de
Verband Deutscher Industrie Designer e. V. Industriedesigner, darunter auch Exklusive Informationen zu Ausschreibungen und Stellen-
(VDID) Interface Designer, Experten angeboten, Erstberatung zu Rechts- und Unternehmer-
Markgrafenstraße 15, 10969 Berlin für Public und Messedesign sowie fragen, Vergünstigung bei VDID-Seminaren, gemeinsame
↗ www.vdid.de Design Management Messeauftritte, freier Eintritt zu Fachmessen
PAGE 07.16 105
Vertretung in berufsrelevanten Themen, Regionale und überregionale Aus- 3-köpfiger Vorstand. Die Mitglieder in den Professionals 450 Euro, Member
Arbeitsbedingungen, Öffentlichkeits- stellungen, Workshops, Vorträge einzelnen Regionen wählen eigene Vorstands- 280 Euro, Junioren 180 Euro,
arbeit beiräte und Vertreter, die zwischen ihnen Studenten 80 Euro. Sponsoren mit
und dem Vorstand vermitteln und regionale Partner-Status ab 600 Euro
Veranstaltungen durchführen
Wirtschaftliche und kulturelle Bedeu- BDG-Podium, Fortbildungsveran- 12-köpfiges Präsidium; Referate: Design, 230 Euro, Starter 115 Euro,
tung von Design, Urheberrecht, staltungen in Kooperation mit dem Berufswirtschaft, Mitglieder, Öffentlich- Förderer ab 450 Euro
Gehälter, Nachwuchsförderung IDZ Berlin, der tgm et cetera keitsarbeit; zusätzliche Referenten: Motion
Design, UX-Design und Nachhaltigkeit im
Design; Regionalgruppen
Digitale Geschäftsmodelle, Social dmexco, Deutscher Digital Award 6-köpfiges Präsidium; Gremien zu Themen Je nach Umsatz zwischen 630 und
Media, E-Commerce, Start-ups, Digital- und Bewegtbildkonferenz, Polittalks, wie Mobile, Internet der Dinge, Digital Dating 19 500 Euro
politik und andere Vorträge oder Marktforschung
Wert guter Gestaltung, Austausch Designwettbewerb Gute Gestaltung, 6-köpfiger Vorstand, Directors für Regionen 330 Euro
untereinander sowie mit Auftraggebern Projektwettbewerbe, Network- und Fachgebiete wie Film, Fotografie,
und Ausbildungsstätten, Nachwuchs- Events, Seminare, Reisen, Studio- Produktdesign, Hochschulen oder inter-
förderung besichtigungen kulturelles Design
Arbeitsbedingungen von Fotografen, Lumix Festival für jungen Foto- 9-köpfiger Vorstand, 7-köpfiger Beirat, 240 Euro, Studenten 60 Euro ohne
Honorare, Urheber- und Sozialrecht journalismus, Workshops Regionalgruppen und 110 Euro mit Rechtsschutz,
Fördermitglieder nach Absprache
Bedeutung von Kommunikation, Werbung Effie Award, Healthcare Award, Profi 14-köpfiger Vorstand; Ressorts: Nachwuchs, Je nach Umsatz zwischen 4600 und
und Agenturen in der Marktwirtschaft, Award, Junior Agency, Seminare, Agentur-Ecosystem, Kunden und politische 35 000 Euro
effektive Kommunikation, Human Res- kuratierte Reisen Kommunikation; Foren: Healthcare-Kommu-
sources, Nachwuchsförderung nikation, Creative Services und B-to-B-
Kommunikation, digitale Kommunikation
Schutz von Urheberinteressen, Vertretung auf Messen, Seminare 7-köpfiger Vorstand und Arbeitsgruppen für 240 Euro, Junioren 120 Euro, mit
Wertschätzung von Illustrationsleistung, Messen, redaktionelle Unterstützung und Wohnsitz im Ausland 180 oder
Honorare, Vertragsgestaltung andere Bereiche 90 Euro
Typografie als professionsübergreifende Vorträge, Kurse, Konferenzen, 5-köpfiger Vorstand und ein großes Aktiv- Einzelpersonen 54 Euro, Firmen
Disziplin in der Medienbranche, Dialog Fachtage, Werk- und Atelierbesuche, team, das in Arbeitsgruppen zu verschiede- zwischen 100 und 1200 Euro,
und Bildung für Qualität in der Kommu- typografische Ortsbesichtigungen, nen Aufgabenfeldern strukturiert ist Studenten, Schüler, Azubis und
nikationsbranche Ausstellungen, Studienreisen – auch Rentner 36 Euro
Fotos: Jörg Steck
Ökonomische Relevanz von Industrie- Cradle to Cradle Kongress, Jahres- 10-köpfiges Präsidium; Arbeitsgruppen zu 245 Euro, Existenzgründer, Berufs-
design, Wettbewerbsrecht, Berufskodex, konferenz, Kooperationsveranstal- Themen wie Design und Schule oder Quali- einsteiger und Rentner 150 Euro,
Globalisierung, Nachwuchsförderung, tungen zur Fortbildung tätsrichtlinien; Regionen mit regelmäßigen Studenten 40 Euro, Fördermitglie-
Forschung Treffen der rund 1100 Euro
106 PAGE 07.16 › BRANCHE › Versicherungen
Berufshaftplichtversicherung
Versicherungen gibt es viele. Welche für selbstständige Designer unverzichtbar,
welche ratsam und welche überflüssig sind, erklären wir in einer neuen Serie
W
as ist, wenn mir im Beruf mal xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Freigabe des Auftraggebers nichts. Er haftet für
ein Fehler passiert? Wann hafte den Fehldruck und muss für Ersatz sorgen. Das
ich als Kreativer für meine Ar- Der Designer kann bei einer Katalogproduktion ganz schnell
beit – und wann nicht? Das sind haftet zum ins Geld gehen.
elementare Fragen für alle freiberuflichen Desi- Beispiel, wenn Eine Produktionshaftpflichtversicherung kos-
gner und Developer. Grundsätzlich kann man nur der Kunde tet etwa das Vier- bis Zehnfache einer Betriebs-
für etwas haften, für das auch ein Schaden bezif- haftpflichtversicherung, da lohnt ein realistisches
ferbar ist. Ein Gestalter kann zum Beispiel nicht
durch seine Abwägen der Risiken. Im Zweifel fährt man über
dafür in die Haftung genommen werden, dass ein Schuld ohne die Jahre doch günstiger, wenn man einen Ein-
von ihm entworfenes Logo als peinliches Meme Katalog zelschaden selbst begleicht. Mithilfe ordentlicher
weltweit Karriere macht. Dieser Schaden lässt auf der Messe Arbeitsroutinen lassen sich die meisten Fehler
sich nicht beziffern und der Gestalter damit auch steht. So vermeiden. Es lohnt sich also, in die eigene Qua-
nur sehr schwer belangen. litätssicherung zu investieren.
etwas kann
Wenn jedoch jemand im Betrieb des Designers
auf dem frisch gewischten Parkett ausrutscht
schnell teuer Wie komme ich zu einer guten
und sich dabei kaskadenartig Fuß, Hand sowie werden. Versicherung?
Ellenbogen verletzt und die Stirn blutig schlägt, Eine gute Versicherung erkennt man immer erst
dann entsteht ein bezifferbarer Schaden durch dann, wenn man sie braucht. Daher sind Erfah-
Arzt- und Reinigungsrechnungen sowie durch rungsberichte sehr wertvoll sowie ein Blick auf die
Arbeitsausfälle. Dafür haftet der Designer, denn Klagequote. Es gibt tatsächlich Anbieter, die nur
er hätte seinen Betriebsort sichern müssen. Auch durch einen Prozess zur Zahlung zu bewegen sind.
Schmerzensgelder fallen unter diese Haftung. Jeder Weg zu einem Versicherungsvertrag hat
Der Designer wird ebenso in die Verantwor- seine Eigenheiten. Ein Vergleichsportal könnte
tung genommen, wenn er die Druckdaten durch seine Neutralität geopfert haben und nicht die
eigenes Verschusseln zu spät an den Hersteller besten Anbieter listen, sondern die, die am bes-
schickt und der Auftraggeber daher ohne Katalog ten bezahlen. Ein gebundener Vertreter zeigt oft
auf der Messe steht. Die Investition zahlt sich für nur die Produkte, an denen er am meisten ver-
den Kunden nicht mehr aus, es entsteht ein mess- dient. Daher empfiehlt sich ein unabhängiger
barer Schaden an dessen Vermögen. Für diesen Makler mit guten Referenzen. Hilfreich ist bei der
haftet der Designer, das kann teuer werden. Wahl eines Versicherungsanbieters auch eine
kleine Umfrage unter Kollegen.
Welche Versicherungsarten gibt es?
Im Althochdeutschen sagte man »haftunga«, Was brauche ich wirklich?
wenn sich jemand für jemand anderen verbürg- Die Haftungsrisiken für Designer liegen am unte-
te. Heute sind wir etwas weiter und können ein ren Tabellenrand der möglichen Schäden. Aus
Haftungsrisiko ganz bequem an eine Versiche- diesem Grund sind Haftpflichtversicherungen für
rungsgesellschaft auslagern. Für alle Gefahren, sie meist nicht allzu teuer. Mit folgender Faust-
die den Betriebsort betreffen – also etwa der frisch formel kommt man gut durch den Alltag:
gewischte Boden –, gibt es die Betriebshaft- • Eine Betriebshaftpflichtversicherung sollte je-
pflichtversicherung. Für alle Risiken, die Schäden der Kreative mit eigener Betriebsstätte haben.
Christian Büning ist
am Vermögen Dritter verursachen, hält die Bran- • Eine Vermögensschadenhaftpflicht ist obliga-
Inhaber von Büro
che eine silbenfressende Vermögensschadenhaft- Büning für Informations- torisch, wenn unter Zeitdruck umfangreiche Pro-
pflichtversicherung bereit. gestaltung und des jekte realisiert werden müssen und man als De-
Wem das noch nicht reicht, der kann auch die Werkstoff Verlags in signer in die Produktion involviert ist. In diesem
Produktionshaftung versichern. Diese ist in der Münster. Im Berufs- Fall empfiehlt sich auch eine Produktionshaft-
verband BDG setzt er
Regel explizit nicht in den beiden vorherigen Ver- pflichtversicherung.
sich für Professionalisie-
sicherungsarten enthalten. Wenn der Designer rung, Fairness und Alle Risiken lassen sich im Designalltag nicht
einen Druckauftrag versemmelt, weil die Sonder- Designer ein. ↗ www. ausklammern, aber mit etwas Verstand kann man
farben falsch angelegt sind, hilft ihm auch die buero-buening.de sie deutlich minimieren. Christian Büning
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Junger Porträtfotograf
Bild. Was macht seine Porträts so bemerkenswert?
Der Fotograf Daniel Feistenauer, der an der HAW
Hamburg bei der Fotolegende Ute Mahler studiert
hat, verrät, wie er seinen Bildern, die Freunde, Mu-
siker und andere Persönlichkeiten zeigen, einen be-
sonderen Zauber verleiht – durch einen Moment, in
dem ein bisschen mehr passiert.
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Was die Kreativbranche und ihre Akteure bewegt BDG Business Basics
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kalkulieren
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Büning klärt aktuelle Fragen aus
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sonders in der Inkubationsphase sind, zungskontext zu entwickeln. Denn ein Haben auch Sie Fragen? Dann schreiben
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PAGE 07.16 111
eIQ
Vorschau Kontakt
PAGE 08.16 erscheint am 6.Juli
Transparenz & Design Autoren dieser Ausgabe Stefan Bodeit, Christian Büning,
Kevin Johne, Markus Linden (ml), Ivan Modric, Jürgen Siebert,
Nico Zimmermann
Wir arbeiten hinter gläsernen Fassaden, legen im Netz unser Leben
offen und werden bei allem getrackt . . . Vor welche Aufgaben stellt Titel Katrin Schacke ( w
ww.katrinschacke.de )
diese Transparenz die Kommunikationsbranche? Welche Rolle spielt sie Schriften ff Quadraat und ff Mark, erhältlich
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Schuster Reloaded
Kühne Kommentare von Jürgen Siebert zu Trends, Ereignissen und
dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines Kreativen
sem Handwerker schlecht gehe (= bil- folio kein Webdesign zeigen, sondern
lig oder kurz vor der Pleite). Projekte, bei denen er als Artdirektor
Vor allem im Design- und Kommu- mitgewirkt hat.
nikationsbereich sollte niemand die
gedruckte oder digitale Visitenkarte
dem Zufall überlassen. »Kaputte Schu-
2 Nimm die alte Website auf der
Stelle vom Netz und ersetze sie
durch eine spontane, launige Hinweis-
he« kann sich ein Unternehmen nicht seite. Paul Woods’ Erfahrung: »Bereits
erlauben – es sei denn, es spielt ganz am ersten Tag hat die Ersatzseite mehr
bewusst mit negativen Konnotatio- Hits erzielt als sämtliche Versionen
nen . . . wie die Hans Brinker Hotels in meiner vorherigen Site. Was als Zwi-
Amsterdam und Lissabon, allerdings schenlösung gedacht war, stellte die
professionell in Szene gesetzt von den Weichen für die Tonalität meines neu-
KesselsKramer-Kreativen. en Auftritts.«
Hätte ich eine Agentur beziehungs-
3 Finde heraus, was dich einzigar-
Foto: Norman Posselt
weise als Selbstständiger ein paar Tau- tig macht, und ergreife umge-
sender als Marketingbudget, würde hend Besitz davon. Genau zu wissen,
ich Kollegen engagieren (oder Wett- wo man im Markt steht, ist Gold wert.
bewerber, denen ich traue), mein Pro- Übrigens reicht es keinesfalls aus zu
fil zu schärfen und zu gestalten. Der definieren, was man genau anbietet.
Außenblick ist Gold wert und erhel- Man muss auch erklären, wie man an
Unser Kolumnist Jürgen Siebert regt an, lend, während man sich beim Be- den Job herangeht. Das ist manchmal
das eigene Profil zu schärfen – und zwar
schreiben der eigenen Stärken häufig leichter gesagt als getan.
immer wieder
selbst die Sicht versperrt . . . ganz zu
schweigen von einer falschen Selbst-
einschätzung.
4 Konzentriere dich auf nur eine
Dienstleistung. Lass alles andere
weg. Versuche dich nicht als Designer
● Der Volksmund sagt: »Der Schuster Wer seine Marke in Eigenregie ent- zu positionieren, der darüber hinaus
trägt die schlechtesten Schuhe.« Die- wickeln muss, kommt allerdings mit noch schreiben und illustrieren kann.
se Weisheit stammt aus einer Zeit, als einer Handvoll Regeln ebenso zum Prima, wer alle diese Fähigkeiten be-
sich Handwerker nicht retten konnten Ziel. Der New Yorker Designer Paul sitzt, aber eine Marke muss scharf de-
vor Aufträgen. Das Geschäft florierte, Woods hat das jüngst praktiziert und finiert sein.
ohne Werbung, ohne Wettbewerb. Und
so war es nicht schädlich für die Um-
sätze des Schuhmachers, wenn er mit
für Nachahmer auf Medium.com in
fünf Punkten festgehalten (https://is.
gd/pauls_rules). Wie zahlreiche ande-
5 Stell das verdammte Ding so
schnell es geht ins Netz, selbst
wenn es erst halb fertig ist. Bei eigenen
seiner eigenen Fußbekleidung keine re Kreative hatte er seine Website nach Projekten eine Deadline zu halten, ist
Reklame laufen konnte. Alle wussten, dem Studium kaum noch aktualisiert praktisch unmöglich. Paul Woods:
dass er jede Minute seiner Arbeitszeit und bekam entsprechend unsinnige »Verlier dich nicht in Details. Lege ei-
dem Schuhwerk der Kunden widmete. Anfragen. Hier seine fünf Gebote: nen Launchtermin fest und erzähle je-
Die Zeiten haben sich geändert. Wir dem davon, damit du ihn nicht mehr
leben in einer Wettbewerbswelt, in der
viel über andere geredet wird. Oder wie
Paul Watzlawick schrieb: »Man kann
1 Definiere den Zweck deines Auf-
tritts. Dabei geht es nicht aus-
schließlich um Themen wie »Ich su-
absagen kannst. Polieren kannst du
später immer noch.«
nicht nicht kommunizieren.« Die Men- che Auftraggeber« oder »Solche Jobs Damit steht also fest: Die Selbstver-
schen bilden sich unentwegt ein Ur- würde ich gerne übernehmen«. Viel- marktung einer Designdienstleistung
teil über das Gesehene, was umso mehr mehr sollte man sich fragen, was man sprengt den Rahmen der antiquierten
Spaß macht, wenn man sich das Maul in Zukunft wirklich machen will – und Schuhmacher-Weisheit. Der Schuster
zerreißen kann. Heute hätte ein Schus- weniger: Das habe ich bisher gemacht, 2016 fragt sich, ob er überhaupt noch
ter mit schlechten Schuhen nur bei ei- und so soll es munter weitergehen. alte Schuhe reparieren möchte. Viel-
ner kleinen Zielgruppe ein Chance, Praktisches Beispiel: Wer zuletzt über- leicht bringen Sonderanfertigungen
nämlich bei finanzschwachen oder wiegend Webdesigns realisiert hat mehr. Was heute vor allem zählt, sind
mildtätigen Menschen, weil sie aus und sich künftig aber auf Artdirektion Agilität und Selbstreflexion, mindes-
dem Fußkleid schlössen, dass es die- konzentrieren möchte, sollte im Port- tens alle 12 Monate.
wir sind dabei! Bitte schickt uns
das technische Infoblatt.