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GUTES_DESIGN
BÖSES_DESIGN
Funktional? Ökologisch? Sexy?
Wertschätzung
und Wertschöpfung:
Welchen Beitrag
Gestalter leisten
können, wollen
und sollen
Sustain
quent Dieter Rams’ Maxime »Gutes
Design ist so wenig Design wie mög-
lich«. Und das nicht nur in puncto Form-
gebung, sondern auch mit der Fokus-
sierung auf Unsichtbares: auf Service
Design. Apple hat es geschafft, ein
Smartphone mit einem funktionalen,
sexy User Interface zu kreieren, und
darüber hinaus vorgemacht, wie man
Kunden mittels smarter Services wie
zum Beispiel iTunes oder iCloud in ih-
rem Tun unterstützt. Doch auch die
n »Design wird verschwinden«, be- bösen Seiten Apples – will sagen die
Foto: Kirsten Nijhof
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
iPhone-Case: www.zazzle.com
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INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
Nendos reduzierte Markeninszenierung für Lasvit;
Meiré interpretiert Aalto; Grimme Online Award;
Utøya-Gedenkbuch; »Colour Tracks«; Tattoodesign
020 Ausbildung
Generatives Design; Hamburg-Infograiken
TITEL
026 n Gutes Design – Böses Design
Schön, funktional und efizient – das allein reicht nicht
mehr. Kreative denken verstärkt über die ethischen
und ökologischen Aspekte ihrer Arbeit nach
KREATION
038 n Cannes Lions 2012
Vor der tatsächlichen Entscheidung haben uns
026 Titel: Gutes Design – Böses Design
einige Juroren ihre Favoriten verraten
050 n Transmedia-Welten
Von der Kunst, über die verschiedenen Medienkanäle
hinweg User zu faszinieren und zu involvieren
062 Retrodesign
Vintage, Nostalgie, Retro – was steckt hinter der
Obsession für Vergangenes, fragt Judith Mair
069 Papierwelt
Neues Mohawk-Corporate-Design; Recyclingpapiere
TYPO
070 Making-of: TDC-prämierte Opening Titles
Der Designer Sebastian Lange zeigt, wie der Trailer
mittels 3-D-Buchstaben und Projektionen entstand
082 Typowelt
Trim von Göran Söderström; Displayschrift Massif;
Buchstabenregalsystem; Fontfamilie Fou
BILD
084 n Stylisten als Trendsetter
Mit ihren Inszenierungskünsten sind sie die neuen
Stars – nicht nur der Modefotograie
092 Bildwelt
Ein Bildband zeigt, was der Tourismus mit den Alpen
macht; BVPA-Position zur Urheberrechtsdebatte
TECHNIK
094 n Ratgeber: Professionelle Cloud-Lösungen
Ob Datenaustausch oder Online-Kollaboration –
gerade für kleine Agenturen und Freelancer bietet
die Cloud interessante Möglichkeiten
003 Editorial
043 PAGE Mini-Abo 081 PAGE Shop 091 PAGE Abo
108 PAGE Stellenmarkt
115 Impressum/Vorschau
116 Fundstücke von Jürgen Siebert
PAGE SEMINARE
022 »Design Management« mit Christine Hesse
024 »Gutes Design entwickeln« mit Jochen Rädeker
025 »Gutes Design gut verkaufen« mit Jochen Rädeker
055 Visual Thinking Lessons mit der Good School
084 Stylisten als Trendsetter
073 PAGE Seminar »Generatives Design«
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SZENE
Minimalistisch werden
die eleganten Glasuni-
kate von Nendo inklusive
ihrer experimentellen
Produktionsprozesse bei
Lasvit in Szene gesetzt.
Fotos (von links): Leuchte
Inhale Lamp, Tischmodelle
Overlow und Innerblow
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Transparente Experimente
Nendo hat für Lasvit nicht nur die filigrane Produktlinie Still Sparkling gestaltet, sondern auch
eine Markeninszenierung, die die eigenwilligen Herstellungstechniken herausstellt
n Der tschechische Glashersteller kugelförmig aufblasen, um die untere Die Ausstellung präsentierte die Objek
Lasvit präsentierte auf der Mailänder Hälfte durch das Einsaugen der Luft te auf schlichten weißen Sockeln, auf
Möbelmesse das Ergebnis seiner Ko anschließend nach innen zu stülpen. denen neben den Textinformationen
operation mit Nendo, das unter den Für die Tischmodelle Innerblow und zarte, abstrahierte Illustrationen zu
sonst eher zum Kitsch neigenden Lasvit Overlow goss er Glas in umgedrehte den Herstellungsprozessen zu sehen
Produkten hervorsticht. Das für redu Tischgestelle mit Beinen und offenen waren. Außerdem wurde das Projekt
ziertes Produktdesign bekannte japa Rahmen für die Platte, um so inner mit den wunderschönen Infograiken,
nische Studio kreierte experimentelle halb des Metallrahmens – beziehungs Fotos und Text in einer in Grautönen
Möbel und Leuchten aus handgeblase weise darüber hinausließend – organi gehaltenen Printbroschüre dokumen
nem Glas, die das Potenzial des Mate sche Tischlächen entstehen zu lassen. tiert, die dem aktuellen Trend in der
rials poetisch zum Ausdruck bringen. Das Projekt überzeugt nicht nur mit Markenkommunikation, die internen
Bei der Herstellung der Inhale Lamp den iligranen und zudem sehr brauch Produktionsabläufe für den Endkun
etwa ließ NendoGründer Oki Sato das baren Produktunikaten, sondern auch den sichtbar zu machen, auf leichtfü
Glas für den Lampenschirm zunächst durch seine visuelle Kommunikation: ßige Weise Rechnung trägt. wl
008 PAGE 07.12 SZENE
In der Endrunde
n Grimme Online Award 2012. Bei
dem vom renommierten Grimme Ins
titut vergebenen Preis geht es nicht
vorrangig um Design, sondern um In
halte. Die Nominierungskommission
hat wieder geschuftet und aus fast
1900 (!) Einreichungen die 25 besten
Websites und Apps ausgesucht. Wie
immer sind herausragende Projekte
der ÖffentlichRechtlichen dabei, so
die schon beim iTunes Rewind Award
als beste NachrichtenApp 2011 preis
gekrönte TagesschauApp, Specials von
arte sowie MDR oder twitter.com/re
porterZDF, wo von Brennpunkten aus
aller Welt getwittert wird. Auch »taz«,
»Spiegel«, »Süddeutsche Zeitung« und
»Frankfurter Rundschau« sind mit Pro
jekten vertreten.
Aber nicht nur alte Mediendickschif
fe haben eine Chance. Nominiert sind
etwa auch die Lobbypedia des Kölner
Vereins LobbyControl e. V., die von Fuß
ballfans gestartete SpielanalyseWeb
site Spielverlagerung, das Onlinema
gazin www.zukunft-mobilitaet.net des
Oben: Die französische Agentur 1nterval.com verwob
23jährigen Studenten der Verkehrs
animierte Elemente aus den Werken des seit Jahren bei Indios
wirtschaft Martin Randelhoff aus Dres
lebenden Malers Migel Cárdenas ins arte-Special http://
den oder das vom türkischstämmigen
amazonie.arte.tv. Unten: die gestalterisch gelungene App der
Kölner Juristen Ekrem Seno gegrün
»Frankfurter Rundschau«, in Einzelausgaben über www.
dete »MiGAZIN« über Migration und
fr-tablet.de zu erwerben. Rechts: Erinnert an die Serie »One in
Integration. Sämtliche Links gibt es
8 Million« der »New York Times«: die wunderbaren wöchent-
unter www.grimme-online-award.de.
lichen Porträts »berlinfolgen« von 2470media und von taz.de
Das Publikumsvoting läuft bis zum
13. Juni, die Preisverleihung indet am
22. Juni statt. cg
Klangfarben
n Musikvisualisierung. Synästhesie nennt sich das
Phänomen, wenn Menschen zum Beispiel Musik als Farbe
sehen können. Die von Korefe, der Design- und Innova-
tionsagentur von Kolle Rebbe, gestalteten »Colour Tracks«
verleihen jedem diese Gabe: Vier Schallplatten erzählen
die Geschichte der elektronischen Musik anhand von
19 Tracks, die der Produzent Benjamin Brunn eigens kompo-
niert hat. Jede Stilrichtung wird durch eine andere Farbe
visualisiert – auf der Platte ist der Farbstreifen exakt so breit,
wie der Track lang ist. Ein Genuss fürs Auge ebenso wie
fürs Ohr – und eine anschauliche Navigation durch Musik. aw
Maschinenglanz
Glamour in Alu n B2B-Kommunikation. »Ich bin es leid, Produkte zu ent
gegossen – die wickeln, die schnell weggeworfen werden«, sagt Christian
Agentur Boros Boros. Da ist das Konzept für ein Mailing, das seine Agentur
gestaltete das für das deutsche »Interview Magazine« entwickelt hat, nur
Mailing für Andy konsequent: Hierfür wurden Metallschilder, mit AndyWar
Warhols »Inter- holZitaten versehen, an potenzielle Anzeigenkunden des
view Magazine«, Lifestylehefts verschickt. Ein Hersteller für Typenschilder für
das sich gern Maschinen produzierte die Aluplatten. Der Kontrast zwi
äußerst spek- schen dem schweren, rohen Material und den simplen,
takulär gibt klugen Sprüchen lässt diese noch spektakulärer wirken.
»Think rich, look poor« sei sein Lieblingszitat des PopArt
Künstlers, so Boros – ein Statement, das auch die Haltung
hinter dem Mailing widerspiegelt. Das Feedback der Emp
fänger, zu denen Luxusmarken wie Hermés und Hugo Boss
gehören, sei sehr positiv gewesen. Damit konnte der Gestal
ter und Kunstsammler, dessen Agentur jüngst zu seinem
Distanz Verlag in ein altes Berliner Abwasserpumpwerk ge
zogen ist, wieder einmal die dramatische Wirkung demons
trieren, die sich mit der Einbettung feinsinniger Kulturin
halte in martialische Industrieästhetik erreichen lässt. wl
Jannis, 38: Ich mache seit 15 Jahren Werbung – das sehr Filter, Übersetzer und Arrangeur in ei-
gerne und gerne auch unter Druck. Bei den letzten nem. Sie erstellen für einen bestimm-
Präsentationen hatte ich allerdings nicht den Erfolg, den ten gesellschaftlichen und medialen
ich sonst hatte. Ich bin etwas panisch und fürchte, Hintergrund passende Lösungen. Da-
dass ich meine Kreativität verloren haben könnte. Kann für brauchen Sie selbst einen Hinter-
ich mich irgendwo fortbilden oder etwas anderes grund. Und zwar einen möglichst brei-
tun, um meine Kreativität wieder zurückzugewinnen? ten und bunten. Wenn dieser zum Bei-
spiel durch jahrelange, ähnliche Arbeit
Lieber Jannis, schleichend kleiner wird, werden auch Verbindungen und quasi als Nebenpro-
Design ist eine ehrliche Disziplin wie die Ergebnisse kleiner. dukt gute Laune produzieren.
Musik oder Kochen. Guten Musikern Sie können Ihren Hintergrund zum Sie müssen übrigens nicht zwin-
hört man gerne zu, schlechten kann Glück aktiv erweitern. Das geht leider gend eine Auszeit vom Beruf nehmen.
man bestenfalls ausweichen. Ihre Sor- nicht am Bildschirm, sondern am bes- Manchmal reicht es schon, eine Woche
ge scheint mir unbegründet: Ihre Kre- ten möglichst weit weg davon. Machen lang jeden Tag pünktlich zu gehen und
ativität ist sicher nicht verschwunden. Sie sich wieder auf die Suche nach sich der ungewohnten freien Zeit aus-
Es klingt eher nach einer Überbean- dem, was Sie packt und interessiert, zusetzen. Gestalten Sie Ihren eigenen
spruchung und mangelnder Anregung zum Beispiel eine Gitarre, ein Berg oder Hintergrund üppig und bunt, das wird
von außen. Sie haben 15 Jahre lang aus Kulturen ohne Umlaute. Auch wenn es früher oder später auch das Lächeln in
dem Vollen geschöpft und alles gege- banal klingt – reisen Sie und mischen Ihre Präsentationen zurückbringen.
ben – jetzt braucht Ihr Gehirn neues Sie sich unter Menschen. Verbannen
Futter, um neue Verbindungen herstel- Sie die E-Mails von Ihrem Telefon, und Haben Sie Fragen, die Sie hier beant-
len zu können. Neue Verbindungen sind laden Sie sich wieder auf mit neuen wortet sehen möchten? Dann
die Grundlage für neue, kreative Ideen. Eindrücken. Ihr Gehirn wird sich gierig schreiben Sie uns (E-Mail: business
Als Kommunikationsdesigner sind Sie über sie hermachen, jede Menge neue basics@bdg-designer.de)
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jj
Brennpunkt
Professor Jenz Großhans, Direktor der Köln Interna-
tional School of Design und Professor für Designkon-
zepte, über den neuesten Clou des red dot instituts
Das red dot design ranking für Design- führenden Aktivitäten, die das Ergeb- +++ Neue Köpfe bei SinnerSchrader. An der Seite von
konzepte kürt die Top 15 der Unterneh- nis unterstützen. Holger Blank (Technik) führen Martin Gassner (Krea-
men, Designbüros und Universitäten Berücksichtigt man in einem inter- tion) und Blundstone Osterberger (Beratung) in
basierend auf den Einreichungen der nationalem Ranking neben den aufge- Zukunft das operative Geschäft der Hamburger Digi-
letzten fünf Jahre beim red dot award: führten gegensätzlichen Ansätzen die talagentur. Martin Gassner arbeitete zuletzt als selbst-
design concept. wl kulturellen und wirtschaftlichen Kon- ständiger Executive Creative Director an digitalen
texte eines Projekts, dann werden die Strategie-, Plattform- und Mobile-Projekten. Davor
n »Good design is good business« – Vergleichskriterien endgültig unüber- verantwortete er zehn Jahre lang die Kreation bei
mit diesem Zitat von Thomas J. Watson schaubar. Wie sollen sich diese Para- Interone. Blundstone Osterberger kommt von dem
junior, dem ehemaligen IBM-Präsiden- meter über einen Kamm scheren und internationalen Design- und Beratungsunterneh-
ten, wird auf der red-dot-Site für das seriös bewerten lassen? men Method. +++ Strichpunkt verstärkt Geschäfts
neue Designkonzept-Ranking gewor- Eine der ersten Lektionen im De- führung. Als Geschäftsführer Beratung übernimmt
ben. Wie wahr. Auf dass sich noch signstudium sollte sein, dass es weite Philipp Brune , bislang Leiter des Bereichs Corpo-
mehr Firmen aus aller Welt am red dot Bereiche im Design gibt, die nicht klar rate Design bei Strichpunkt, die gesamte Beratung
award beteiligen, nun also noch ein messbar und auf einen Zahlenwert re- am Standort Stuttgart. Der gelernte Werbekaufmann
Ranking, das ausschließlich das – kos- duzierbar sind. Alle Rankings haben war zuvor in unterschiedlichen Positionen, unter an-
tenplichtige – Mitmachen an den eige- das Problem, dass sie die Welt nur aus derem bei Dongowski & Simon und McCann Erick-
nen Veranstaltungen bewertet. In an- einem bestimmten, notwendigerwei- son, tätig. +++ Tagung »Service Design Thinking für
derem Kontext nennt man das »Data- se beschränkten Blickwinkel betrach- KMU«. Am 13. Juli steht die Hochschule Hof/Campus
Mining«. Interessant ist auch die Aus- ten und dann kategorisieren können. Münchberg ganz im Zeichen des Service Designs als
sage »Das red dot institute iltert die Draußen in der »richtigen« Welt geht Marketinginstrument und Analysestrategie für kleine
Ergebnisse des red dot design award die Komplexität eines solchen Themas und mittelständische Unternehmen. In anschließen-
nach unterschiedlichen Kriterien und schnell verloren, und jedem Ranking den Workshops können die Teilnehmer die Inhalte
berechnet auf Anfrage den Designwert wird ein Absolutheitsanspruch zuge- vertiefen und erproben. ≥ www.design-hof.de/design
von Unternehmen, die mit dem red dot sprochen. Dies ist für die so Ausge- blick2012 +++ dctrl wird Achtgrad. Nach 12 Jahren
ausgezeichnet wurden.«. Was bedeu- zeichneten wunderbar bequem, die irmiert die Züricher dctrl Interactive Media GmbH nun
tet wohl »auf Anfrage«? KISD proitiert zum Beispiel erheblich als Achtgrad AG. Neben Andreas Lorenz begrüßt sie
Das Schlagwort »Designkonzepte« von der Tatsache, dass die »Business Ursula Stader, zuvor Mitglied der Geschäftsleitung
gehört zu den am meisten missver- Week« sie zweimal in Folge zu den von Wirz Interactive, sowie Patrik Giacobbo, zuvor
standenen Begriffen im (mit klaren De- wichtigsten Designhochschulen der Head of Design Deutschland von Namics, in der Ge-
initionen nicht eben gesegneten) ge- Welt gezählt hat. Warum dies so war schäftsleitung. Zudem erweitert sie ihre Dienstleistun-
stalterischen Prozess. Viele Studenten und für welche Bereiche es gilt, muss gen für alle digitalen Devices und Channels. ≥ http://
meinen, dass alles, was nicht konkret nicht weiter erwähnt werden (und achtgrad.ch +++ Annual Multimedia 2013. Der Krea-
auf ein Ziel hin entworfen wird – oder wurde bisher auch nie nachgefragt). tivwettbewerb hat seine bisherigen Kategorien wie
anders gesagt, was nicht bis zum Ende Kooperationsgespräche mit Unterneh- Website, Webkampagne, Banner, Interactive Ad, Mo-
durchdacht ist –, ein »Konzept« sei. men und internationalen Hochschu- bile App, Social Media, Event/Game/Installation, Shop
Kritischen Fragen kann man so bequem len werden dadurch teilweise ent- und Digitale Innovation um Digital Signage und Cross-
begegnen: »Es ist ja nur ein Konzept.« scheidend unterstützt, besonders in mediale Kampagnen erweitert. Anmeldeschluss ist
Im Wirtschaftskontext werden Marke- Asien spielen Rankings eine erhebli- der 3. August, letzter Einreichtermin der 27. August.
ting-Schnellschüsse gerne so genannt, che Rolle. Doch bedeutet dies, dass ≥ www.annual-multimedia.de +++ »Kreativität im
das adelt jeden marktschreierischen wir als Designer uns selbst etwas da- Change Management«. Die neue Ausgabe des Ma-
Entwurf. Bei näherem Betrachten sind rauf einbilden sollten? gazins »OrganisationsEntwicklung« aus dem Fachver-
viele dieser »Konzepte« nichts weiter Ich ziehe meinen Hut vor der um- lag der Verlagsgruppe Handelsblatt widmet sich dem
als eine kleine, »pifige« Idee, die gut triebigen red dot GmbH: ein weiteres Management von Kreativität in Organisationen. Ein-
inszeniert wurde. famoses Geschäftsmodell, das sicher führungsartikel und Erfahrungsberichte sollen den Le-
Seit mehr als zwanzig Jahren exis- Früchte tragen wird – es ist ein Leich- sern die Denk- und Handlungsweisen des Design
tiert an der KISD das Lehrgebiet De- tes, aus anderen Bereichen des red Thinking näherbringen. ≥ www.zoe.ch +++ Kreativ
sign Konzepte, vertreten durch zwei dot award weitere Rankings zu gene- wirtschaftsbericht Hamburg. Der erste Bericht der
Kollegen. Designkonzepte bedeutet für rieren. Dank der red-dot-Marktmacht Hamburger Kreativ Gesellschaft ist erschienen. Er
mich ein disziplinunabhängiges, weit- wird der Begriff des Designkonzepts zeigt die standortspeziischen Chancen und Heraus-
reichendes Durchspielen von »was wä- in diesem marketingorientierten Sinne forderungen auf und gibt konkrete Handlungsemp-
re, wenn . . .«. Es beruht auf ganzheit- bald einschlägig belegt sein, das Ran- fehlungen für die hansestädtische Kreativwirtschaft.
lichem Denken und bezieht selbstver- king wird zu einem Quasi-Qualitätssie- Die 300 Seiten starke Printpublikation sowie die
ständlich soziale und ökologische Fak- gel mutieren und ohne Nachdenken dazugehörige Webseite hat Klaar Design gestaltet.
toren ein. Zu diesem Ansatz gehört zu allen möglichen Entscheidungsin- Der Bericht lässt sich auf der Site downloaden oder in
darüber hinaus die Relexion des Ge- dungen beitragen. Wieder einmal wird der Printversion per E-Mail (info@kreativgesellschaft.
staltungsprozesses selbst, also das be- ein elementarer Grundsatz des Designs org) kostenlos anfordern. ≥ www.kreativgesellschaft.
wusste Ausprobieren sämtlicher ziel- merkantilen Interessen geopfert. org/kreativwirtschaftsbericht
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Kreativhochburg Ost
n Branchenreport. Leipzigs jahr- Grafik und Buchkunst sowie die Hoch-
hundertealte kreative Tradition ist un- schule für Technik, Wirtschaft und Kul-
gebrochen – heute arbeitet dort ein tur, aus denen herausragende Künst-
Sechstel aller Beschäftigten in der Kul- ler und Designer hervorgehen.
tur- und Kreativwirtschaft, insgesamt Einen lebendigen Überblick über
rund 44 500 Menschen. Zu nennen sind alles, was in der Stadt passiert oder
unter anderem eine bemerkenswerte noch passieren sollte, liefert das Buch
Electro-Musikszene, DOK Leipzig als ei- »Zustand und Zukunft kreativer Arbeit
nes der wichtigsten europäischen Fes- in Leipzig«, das die Designagentur Kol-
tivals für Dokumentar- und Animations- laborat mit dem Verein Kreatives Leip-
film sowie junge Verlage wie zum Bei- zig herausbrachte. Es dokumentiert
spiel Voland & Quist, Lubok oder Spec- die Veranstaltungsreihe »LE Klub Ana-
tor. Nährboden für all dies und mehr log« und vertieft deren Ergebnisse in
sind natürlich auch die Hochschule für Aufsätzen zu elf Einzelbranchen. Ein
spannendes Buch für Einheimische und
Ein höchst empfehlenswertes Nicht-Leipziger, das auch als Reisefüh-
Büchlein, das mehr Informa- rer für den nächsten Kreativstädtetrip
tionen bereithält als mancher taugt (Connewitzer Verlagsbuchhand-
Wälzer – abwechslungsreich lung, 136 Seiten, 15 Euro, isbn 978-3-
gestaltet im Studio Kollborat 937799-65-0). cg
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PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied aus der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor
Sebastian Onufszak
www.page-online.de/community/portfolios/sebastian-onufszak
n »In Graphics We Trust« sagt Sebastian Onufszak, Ich bin Artdirektor, Freelancer
deutsch-polnischer Illustrator, Motion-Artist und Ich biete Print, Motiondesign, Illustration,
Regisseur, der in Augsburg lebt. Von dort aus arbei- Konzeption, Film/Video
tet er seit 2009 für Agenturen und Kunden aus der E-Mail hello@onufszak.com
ganzen Welt und wird in internationalen Ausstel- Web www.onufszak.com
lungen und Publikationen gefeiert – für seinen Standort Augsburg
kunstvollen Balanceakt an der Grenze des Erkenn-
baren und seinen wunderbar eigensinnigen Stil.
≥ www.page-online.de PAGEmag
Typoexperiment
»Black & White«,
bei dem Sebastian
Onufszak die
Wörter »rad«, »sad«
und »mad« als
einfache geome-
trische Formen
umgesetzt hat
»Moi & Elle« ist
der Titel dieses
Siebdruckposters
Alte Jazzcover
zitiert das Selfpro-
motion-Poster »In
Graphics We Trust«
Die Posterserie
»Three Men with
Beards« zeigt
alternde Männer
im Höllenfeuer
Keyvisual für
IBMs Grand-Slam-
Kampagne
Handgezeich-
nete Illustration
»The Fantastic
Four« – hier
als Reiter der
Apokalypse
PagE nEWSLEttEr
© Rodney Graham, Betula Pendula »Fastigiata« (2011)
AUSBILDUNG
Die Matrix der Natur
n Generative Gestaltung. Natur in
spiriert. Egal, ob in Form, Farbe oder
Struktur – gutes Design basiert immer
wieder auf Elementen, die sich in Flora
und Fauna inden lassen. Auf diese Wei
se diente die Flechtstruktur von Algen
Ronan und Erwan Bourouellec als Basis
ihres modularen Stecksystems Algue,
etwa als Raumteiler einsetzbar, eine
Artischocke lieferte die Vorlage für Poul
Henningsens gleichnamige Lampe, und
die Wabe stand Pate für »Biosphére«,
Richard Buckminster Fullers Pavillon
auf der Expo 1967 in Montreal.
Eine Pusteblume, ein Ast und ein
Baum waren die Strukturlieferanten für
Diana Lange, Designstudentin an der
Hochschule für angewandte Wissen
schaft und Kunst Hildesheim/Holzmin
den/Göttingen. Für ein Projekt im Mas
terstudiengang Gestaltung untersuch
te sie die Programmierbarkeit von Na
tur und versuchte mit verschiedenen
Experimenten, die Formensprache von
Planzen, ihre Farbgebung und Muster
in der Programmiersprache Processing
zu erzeugen und abzuwandeln. Dabei
sind graisch sehr unterschiedliche, je
doch ansprechende Ergebnisse heraus
gekommen, die Lange zusammen mit
dem jeweiligen Entstehungsprozess in
ihrem Buch »Nature of Code« doku
mentiert hat. Während erster Testläu
fe zur Pusteblume bildeten sich Kreis
formen, manchmal mit groben, nahe
zu stoffartigen geometrischen Flächen,
in einigen Fällen mit feingliedrigen Li
nienstrukturen kombiniert. Auf diese
Ergebnisse aufbauend, ließ sie Ast
strukturen entstehen, erzeugte dann
mittels Programmiercode einen Baum
und schloss daran weitere Processing
Versuche an, unter anderem zu Mond,
Bergen und Schlaf.
Mit »Nature of Code« hat Diana Lan
In ihrem Projekt ge eine sehr detailierte Dokumenta
»Nature of Code« tion ihrer ProcessingExperimente vor
beschäftigt sich gelegt, die auch Laien einen kleinen
Diana Lange mit Einblick in die Welt des Codes gibt. So
der Programmier- erklärt sie etwa Fachbegriffe und bio
barkeit von Natur logische Prinzipien, die sie für die Ar
beit benötigte und in die Computer
sprache übersetzte. Wer Lust auf Ge
nerative Gestaltung bekommen hat,
kann sich auf www.diana-lange.de ge
nauer mit dem Thema beschäftigen.
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TITEL
gesamte Verantwortung für den Inhalt von Produkten und wir mit 10 Mitarbeitern bewusst klein geblieben«, so Knyrim.
Kampagnen übernimmt und von sich verlangt, dass da am Ende »Wir waren auch schon mal 15, mit Freien sogar 20. Da hat man
nur Gutes herauskommt, lädt sich zu viel auf. Denn am Ende des dann Verantwortung für seine Leute und ist genötigt, Dinge an
Tages sind wir die Dienstleister unserer Auftraggeber und von zunehmen, die man gar nicht machen will. Deshalb haben wir
diesen abhängig.« Die Verantwortung des Gestalters sei es, sei uns wieder verkleinert. Zu zehnt kann man auch größere Projek
nen Kunden gut zu beraten – auch in Richtung Nachhaltigkeit. te stemmen, aber der Berg, den man jeden Monat erwirtschaf
»Ein iPhoneDesigner muss sich nicht für die Produktionsbedin ten muss, ist nicht ganz so hoch.«
gungen verantwortlich fühlen. Das kann er ja nicht direkt be Aber auch die Münchner Kommunikationsdesignagentur
einlussen. Aber er berät seinen Kunden Apple gut, wenn er ihm Kochan & Partner, die mit über 60 Mitarbeitern deutlich grö
sagt, dass es die Menschen interessiert, wie die Geräte herge ßer ist, hat ihre Prinzipien: »Wir lehnen konsequent Aufträge
stellt werden. Und dass zum Thema Nachhaltigkeit auch die Pro von Unternehmen ab, die – durch ihre Produkte oder durch ihr
duktionsbedingungen gehören. Was Apple dann tut, liegt nicht Handeln – direkt den Frieden auf dieser Welt gefährden, die un
in seiner Hand. Die Entscheidung fällt derjenige, der das Geld ter menschenverachtenden Bedingungen produzieren oder un
ausgibt. Wenn man damit nun gar nicht leben kann, muss man sere Umwelt aktiv zerstören. Oft fallen alle drei Aspekte ohne
eben die Reißleine ziehen und den Auftrag ablehnen.« hin zusammen«, ist Martina Grabovszky, Managing & Creative
Director bei Kochan & Partner, überzeugt. Generell ist es richtig,
»Design und Verantwortung« – das Thema ist aktuell wie nie dass größere Agenturen eher Kompromisse eingehen müssen.
und in allen Medien präsent. Woran liegt das? »Nachhaltigkeit »Wenn wir nur für Auftraggeber arbeiten würden, die edel, gut
ist zum Megatrend geworden«, sagt Florian Haller: »In unserer und hilfreich sind, hätte ich genau zwei Mitarbeiter und einen
schnelllebigen Zeit besinnen wir uns zurück auf Dinge, auf die Hund«, wurde Erik Spiekermann, mit edenspiekermann Chef
wir uns verlassen können. Sicherheit, Vertrauen und Partner von rund 100 Mitarbeitern in der »Süddeutschen Zeitung« zi
schaftlichkeit sind Werte, die enorm gestiegen sind, während tiert. Und wie sieht es bei Serviceplan aus? Würde Florian Haller
reiner Lustgewinn und die Suche nach Abenteuern an Bedeu für die Atomlobby arbeiten, wenn er im Grunde seines Herzens
tung verlieren. Überträgt man das aufs Design, landet man sehr Atomkraftgegner wäre? »Grundsätzlich sollten wir nicht als Mo
schnell beim Thema ›Design und Verantwortung‹.« ralapostel auftreten, sondern von Fall zu Fall entscheiden. Aber
Eine grundsätzliche Verantwortung von Designern sieht es gibt sicher Grenzen, wo auch ich sagen würde: Hier macht
Petra Knyrim in der Wahl des Kunden. »Stefan Nowak und ich unsere Arbeit keinen Sinn. Wenn man das Gefühl hat nichts
haben an der Fachhochschule Düsseldorf studiert, und da die Sinnvolles beitragen zu können, sollte man es auch nicht tun.«
Stadt eine Werbehochburg ist, wurden wir auch eher in diese
Richtung ausgebildet. Während des Studiums haben wir in gro Gewissenskonlikte sind Oliver Durant, Director of Animation
ßen Agenturen Praktika gemacht und gemerkt: Das ist es nicht. bei wearecaptive in Lissabon, nicht fremd. Vor Kurzem realisier
Schon damals war uns klar, es gibt Kunden, für die wir nicht ar te das Animationsstudio den Clip »Total Energy«, der die Ak
beiten wollen. Da verzichten wir lieber auf den Porsche vor der tivitäten und Visionen des Energieriesen mit seinen beinahe
Haustür.« Diese Haltung führt dazu, dass nowakteufelknyrim ab 100 000 Angestellten in hübschen, bunten Bildern präsentiert
und zu Aufträge ablehnt. »Um uns das leisten zu können, sind (siehe Seite 26 f.). »Es ist sehr wichtig für uns, für welche Kun
Nachklingen lassen!
Stefan Wölwer, Interaction Designer und Professor
an der HAWK Hildesheim, plädiert für mehr
Musikalität in der Nachhaltigkeitsdiskussion
n Dass wir uns über Nachhaltigkeit kussierten Deinition herausnehmen nis von Technologie und deren kreati
im Design überhaupt unterhalten müs und diesen – ganz musikalisch (aus vem Potenzial. Deshalb können Inter
sen! Jeder Gestaltungsprozess beinhal dem englischen sustain) – als natürlich action Designer wesentlich zur Thema
tet selbstverständlich auch die Berück nachklingenden Wert des Designs für tik Nachhaltigkeit und Verantwortung
sichtigung von Ressourcen und sollte uns alle betrachten. Design sollte einen beitragen. Sei es nun bei der Interakti
demnach über das bloße Gestalten von fortlaufenden Nutzen für den Anwen on im Raum, mit Objekten oder zwi
Formen und Flächen hinausgehen. De der darstellen. Das betrifft besonders schen Menschen und den Systemen,
sign muss immer auch die Umwelt ei die digitalen Medien, die ein fast un die sie bedienen.
nes entstehenden Produkts und des begrenztes Nachklingen ermöglichen. Sicher, zu Beginn habe ich darauf
späteren Nutzers bedenken. Da in der Wie aber lässt sich eine derart be hingewiesen, dass dies grundsätzlich
Praxis aber oft nur auf die schöne Ober schriebene Nachhaltigkeit gewährleis für das gesamte Design gilt. Aber In
läche geachtet wird, schadet es nicht, ten? Da kommt jetzt das Interaction teraction Designer legen nun mal be
wenn wir noch mal darüber sprechen. Design ins Spiel. Hier verstehen wir es, reits von Haus aus den Fokus auf den
Richtig spannend wird es ja, wenn Parameter zu bestimmen, Prozesse zu Ablauf der Dinge und die aktive Einbe
wir den Begriff der Nachhaltigkeit ein planen und die Partitur zu schreiben. ziehung des Anwenders. Dann klingt’s
mal aus dem Diktat der ökologisch fo Und wir haben ein sehr gutes Verständ auch gut!
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den wir arbeiten. Vor dem TotalProjekt haben wir ohne Honorar denen es nicht nur ums Geld, Das in Deutschland produzier
eine Animation für amnesty produziert, in der es um den inhaf sondern primär um Kreativität te Buch über den Künstler
tierten tibetanischen Filmemacher Dhondup Wangchen ging – geht – zum Beispiel dem Illus Thomas Stricker kostete in der
ein Thema, das uns sehr berührt hat. Aber nicht alle Projekte trator Dermott Flynn, der die Herstellung pro Stück 50 Euro,
können so persönlich sein. Wir müssen kommerzielle Aufträge Bilder gezeichnet hat. Wenn in China wären es 9 Euro gewe
annehmen, um die anderen inanzieren zu können, und die po ein Projekt wie das für Total sen. Trotzdem hat nowak
sitiven Effekte unserer Jobs für die good guys sorgfältig gegen solche Leute unterstützt, ist teufelknyrim noch nie ein Buch
die negativen Effekte abwägen, die die Arbeit für die bad guys das für mich eine gute Sache.« in China drucken lassen
haben kann. Das ist unsere persönliche RobinHoodStrategie.«
Wo auf dieser Skala zwischen good und bad guys ist jetzt Wo zieht man die Grenze? Wenn man nicht länger für Energie
ein Mineralölkonzern wie Total angesiedelt? Die Kreativen bei konzerne arbeitet, darf man auch nicht mehr Jobs aus der Au
wearecaptive begannen mit einer gründlichen Recherche über tomobilbranche annehmen und so weiter. Einen Auftrag der
das Unternehmen, und natürlich tauchten hinsichtlich der Um Rüstungsindustrie abzulehnen, mag ja eine klare Sache sein, an
welt und gesellschaftlichen Auswirkungen eine Reihe fragwür dere Fälle dagegen weniger. Was ist zum Beispiel mit IKEA, ei
diger Dinge auf. Sollten sie den Auftrag besser ablehnen? »Wir nem Superkunden für Kreative, der ausgefallenen Ideen immer
schlugen uns eine Weile mit dieser Frage herum. Allerdings offen gegenübersteht und sich seine Kommunikation einiges
kam es mir auch heuchlerisch vor, ein Unternehmen zu boykot kosten lässt? Das Unternehmen präsentiert sich nach außen
tieren, dessen Produkte wir in der Vergangenheit alle genutzt sehr sympathisch. Glaubt man der Markenkommunikation, geht
haben. Ich kenne Kreative, die davon träumen, mal für einen es in der IKEAFamilie noch gemütlicher zu als in Bullerbü.
Kunden wie Honda zu arbeiten. Aber wie umweltfreundlich Glaubt man allerdings dem Buch »Die Wahrheit über IKEA« des
auch immer sich die Marke präsentiert: Ihre Autos fahren nach ehemaligen IKEAManagers Johan Stenebo, stehen Mitarbeiter
wie vor mit Benzin, und so sind sie Mithelfer der Ölindustrie und bespitzelung, Urwaldrodung, Kinderarbeit und Steuerlucht auf
ein Katalysator für all die Auswirkungen, die diese auf uns hat.« der Tagesordnung. Ist es da vertretbar, eine Kampagne zu ent
Wearecaptive nahm den Auftrag an – etwas leichteren Her wickeln, die das HeileWeltImage puscht? Von den deutschen
zens, weil es sich »nur« um einen internen Film handelte, der und schwedischen Agenturen, die für IKEA arbeiten, war nie
bei Präsentationen innerhalb der TotalGruppe zum Einsatz mand bereit, über dieses Thema zu sprechen. Was ja dann ir
kommt. Ausschlaggebend war letztlich der Gedanke, dass man gendwie auch eine Aussage ist.
mehr Einluss hat, wenn man kooperiert, als wenn man Total Florian Haller plädiert für einen entmoralisierten Umgang
boykottiert und den Job anderen überlässt. »Auf diese Weise mit solchen Fragen. »Jedes Unternehmen, jede Marke hat Pro
konnten wir ein bisschen was von unserem Ethos und ein wenig blemstellen, aber Werbung ist ja nun mal kein Dokumentarilm.
Positivität und Kreativität in das Unternehmen hineintragen«, Unsere Aufgabe ist es, die Stärken, die positiven Seiten und die
meint Oliver Durant. In der Tat war die Führungsebene von dem Chancen in den Vordergrund zu stellen. Es gibt nur wenige Mar
fast sechsminütigen Video begeistert. »Die Tatsache, dass ein ken, die einwandfrei ethisch sind und dazu hundertprozentig
großer Konzern sich in eine kreative Animation verliebt, ist ab nachhaltig. Wichtig ist, dass sie authentisch sind. Man kann heu
solut begrüßenswert«, so Durant. »Wir arbeiten mit talentier te kein Erscheinungsbild entwickeln, das völlig neben der Reali
ten Menschen zusammen, die das, was sie tun, relektieren und tät einer Marke liegt. Hätte Schlecker vor einigen Jahren mit
030 PAGE 07.12 TITEL Gutes Design – Böses Design
den freundlichen Kollegen und dem tollen Umgang mitei selbstverständlich sein. »Ökologisches Design wird künftig als
nander geworben, wäre das binnen kürzester Zeit dekuvriert der Schlüssel zur Veränderung angesehen werden«, ist Günter
und über einen Shitstorm im Netz verbreitet worden. Da muss Horntrich überzeugt. »Denn die Gestaltung entscheidet maß
man als Marke heute sehr aufpassen. Kommunikation und Re geblich über die ökologischen und sozialen Auswirkungen eines
alität dürfen nicht dramatisch voneinander abweichen.« Dem Produkts – und zwar über den gesamten Lebenszyklus hinweg:
entsprechend verläuft die Grenze für Haller genau dort, wo er in der Herstellungs, Gebrauchs, Rückführungs und Entsor
das Gefühl hat, nicht mehr authentisch zu sein. »Weniger aus gungsphase. Die Möglichkeiten, ökologisches Design zu realisie
der moralischen Perspektive heraus, die steht uns gar nicht zu. ren, sind breit gefächert. Sie reichen von der Auswahl verträg
Ich würde dem Kunden klarmachen, dass diese Kommunikati licher Materialien über Konstruktion und Gebrauchsbedingun
on für ihn keinen Sinn macht, nicht zielführend oder vielleicht gen bis hin zur späteren Weiterverwendung und verarbeitung
sogar kontraproduktiv ist.« sowie der umweltgerechten Entsorgung.« Ökologisches Design
könne der Kreative also als Herausforderung begreifen, die
Ecodesign statt Ökodesign: Der Anglizismus hilft Gestaltern, ihn zu Innovationen antreibe und ihm neue Arbeitsfelder und
das Thema in der Gesellschaft und beim Kunden positiv zu be Gestaltungsmöglichkeiten eröffne.
setzen und ökologisches Bewusstsein vom Rauschebart und Bei nowakteufelknyrim ist Umweltbewusstsein selbstver
BirkenstockImage zu befreien. »Verwendet man heute das La ständlich; sowohl was das Verhalten der Mitarbeiter angeht – sie
bel ›Öko‹, stellt sich zwangsläuig das Bild vom selbst gestrickten trinken FairTradeKaffee, beziehen Ökostrom, trennen den Müll
Pulli tragenden Althippie ein, der eher rück als fortschrittlich und fahren Fahrrad – als auch berulich. »Wir machen gerade
daherkommt«, sagt Günter Horntrich, der an der Köln Interna den Katalog zum Buchdesignwettbewerb der Stiftung Buch
tional School of Design die einzige deutsche Professur für Öko kunst und hatten uns fest vorgenommen, dass es das erste, zu
logie und Design innehat. »Bei ›Eco‹ verhält es sich anders he 100 Prozent klimaneutrale Buch wird«, erzählt Petra Knyrim.
rum. Versieht man sein Produkt mit diesem Zusatz, impliziert »Leider mussten wir feststellen, dass sich das noch gar nicht
man, dass es allen aktuellen und künftigen Anforderungen an realisieren lässt. Es gibt zu viele Zwischenwege und lieferanten,
Umweltverträglichkeit entspricht und trotzdem keine Wünsche die wir gar nicht kontrollieren können.«
in puncto Ästhetik oder Anwendbarkeit offenlässt. ›Eco‹ ist so Gerade bei Büchern ist nowakteufelknyrim sehr sensibel,
was die Produktion angeht. »Wir haben noch nicht in China
drucken lassen, auch wenn die Versuchung groß ist. Der Band
›Skulpturale Fragen‹ von Thomas Stricker, den wir gerade fer
tiggestellt haben, kostete in der Produktion 50 Euro. Bei den
Büchern, die die Agentur aus der Nachbarschaft in China hat
drucken lassen, sind es 9 Euro. Und ein Laie sieht nicht mal den
Unterschied.« Trotzdem wollen die Düsseldorfer ihren Prin
zipien treu bleiben, wenn auch nicht sklavisch. »Für kleine
Kunden mit sehr wenig Geld haben wir auch schon bei Online
Druckereien produzieren lassen, obwohl wir wissen, dass die
Herstellungsbedingungen dort nicht ideal sind und sie zum
Beispiel auf Gefängnisdruckereien zurückgreifen.«
n Michael B. Hardt studierte Graikdesign anerkannten Deinitionen für ihn. Der De Wegwerfgesellschaft weiter anheizen, statt
in Saarbrücken und machte sich 1977 als signer des 21. wird mit dem Pseudodesigner nützliche Visionen zu entwickeln.
Designberater selbständig. Von 1992 bis des 20. Jahrhunderts nicht mehr viel ge Das heißt, Kreative haben in Sachen
1994 war er Chairman des Bureau of Euro meinsam haben. Nachhaltigkeit noch einiges zu lernen?
pean Designers Associations und von 1995 Ist es »böses Design«, wenn man für Kunden Designer haben keine Ahnung, was Nach
bis 1997 IcogradaVizepräsident. 2002 ver arbeitet, hinter deren Produkten man nicht haltigkeit wirklich bedeutet. Um nachhaltig
lieh ihm die Nationale Akademie der Küns steht, um seine Mitarbeiter auch weiterhin gestalten zu können, muss man zuerst ein
te im norwegischen Bergen eine Professur. angemessen bezahlen zu können? mal begreifen, was Nachhaltigkeit ist, wie
Derzeit lehrt er an der Universität von Lapp Auf jeden Fall. Allerdings muss man fragen, sie funktioniert und wie man sie künstlich
land im innischen Rovaniemi, wo er zum ob es sich dann überhaupt um Design han schaffen kann. Dies lernt man nicht in einem
Thema Designzukunft und Nachhaltigkeit delt. Aber nennen wir es einmal fälschli Wochenendseminar. Ich rate dringend da
promoviert. Soeben erschien sein zusam cherweise Design. Dann leistet der Gestal von ab, den Begriff Nachhaltigkeit als leeres
men mit Joachim Kobuss verfasstes Buch ter Beihilfe zum Betrug und in manchen Fäl Marketingversprechen zu propagieren. Das
»Erfolgreich als Designer Designzukunft len sogar Beihilfe zum Totschlag. Es scheint, Thema ist zu wichtig, um es zu verramschen.
denken und gestalten«. Michael B. Hardt dass die Mehrzahl der Designer des 20. Jahr Der entstehende Beruf des Designers ris
lebt schon seit zehn Jahren in Skandinavien. hunderts nichts aus der Erfahrung des Drit kiert sonst damit seine Glaubwürdigkeit.
Vor drei Jahren verlegte er seinen Wohnsitz ten Reichs gelernt haben: Man unterstützt Erst wenn man Nachhaltigkeit gelernt hat,
in die schwedische Provinz Västernorrlands blind begeistert und entsprechend unkri kann man sie in die Arbeit integrieren.
län. Im Winter wohnt sein nächster Nach tisch ein perverses System, und im selte Was raten Sie Designern?
bar zwölf Kilometer entfernt, dort beindet nen Falle eines kritischen Hinterfragens be Keine Zwitterlösungen zu suchen. Entweder
sich auch der Briefkasten der Familie Hardt. ruft man sich auf Befehlsnotstand – wovon konsequent weiterzumachen wie bisher
soll man leben? oder konsequent neu anzufangen. Das setzt
Was verstehen Sie unter nachhaltigem Das sind schwere Vorwürfe. allerdings voraus, den Beruf neu zu lernen.
Design? Sie inden diesen Vergleich eine Zumutung? Ich habe das in den letzten drei Jahren ge
Michael B. Hardt: Sustainable Design ist Denken Sie doch mal nach: Designer tragen macht und bin immer noch dabei. Das Um
eine Leerformel, ein Pleonasmus. In seinem erhebliche Mitverantwortung an den gro denken ist nicht einfach. Der größte Markt
Buch »Sciences of the Artiicial« von 1969 ßen Problemen in dieser Welt. Es gibt eine des 21. Jahrhunderts wird der Umbau unse
deinierte Herbert A. Simon: »Design be Reihe namhafter Wissenschaftler, die he rer Gesellschaft von einer massenkonsu
schreibt Maßnahmen, die darauf abzielen, rausgefunden haben, dass wir 90 bis 95 Pro mierenden Wegwerf hin zu einer nachhal
bestehende in präferierte Situationen zu zent unseres Verbrauchs sparen könnten, tig efizienten Nutzengesellschaft. Damit
verändern.« Eine nicht nachhaltige Lösung ohne auf Lebensqualität verzichten zu müs verbunden ist auch das Beheben der sozi
kann niemals eine präferierte Situation her sen. Anstatt zur Lösung der globalgesell alen, ökologischen und ökonomischen Schä
beiführen, somit ist Design per se nachhal schaftlichen Aufgabe beizutragen, wie die den. Der Designer des 21. Jahrhunderts wird
tig. Auch der Begriff Design ist eine Wort wachsende Menschheit bei abnehmenden an dieser Aufgabe entscheidend mitwirken
hülse. Was wir heute als Design bezeichnen, Ressourcen und zunehmenden Klimaschä und davon proitieren. Der Designer des
ist allenfalls Dekoration. Den Beruf des De den überleben kann, gefallen sich die Krea 20. Jahrhunderts hat hingegen erheblich
signers gibt es noch nicht, er ist erst im Ent tiven in der Rolle der Hofnarren und gestal zu den genannten Schäden beigetragen.
stehen begriffen. Noch fehlen die weltweit ten bunte Illusionen, die das System der Er ist ein Auslaufmodell.
032 PAGE 07.12 TITEL Gutes Design – Böses Design
Triebfeder Idealismus
n »Design war schon immer dann am Paul Estey. Im Auftrag des WWF ersan dere Philosophie, aber auch die Persön
besten, wenn es der Gesellschaft dient«, nen sie den National Sweater Day: Ka lichkeit und die Energie der Firmengrün
ist Vanessa Eckstein überzeugt. Auch nadier waren aufgerufen, an diesem Tag der visualisiert«, sagt Vanessa Eckstein.
deshalb arbeitet die Gründerin des De ihre Heizung um 3 Grad runterzudrehen Die Kreativen entschieden sich für Ne
signstudios Blokdesign in Toronto am und ihren geschmacklosesten Pullover ongelb im Zusammenspiel mit Schwarz
liebsten – und überwiegend – für Kun anzuziehen. Rund 150 000 Leute mach weißfotos, um so eine gewisse Dring
den, die soziales Engagement zeigen. ten mit und stellten ihre Fotos ins Netz. lichkeit der PublicProjekte deutlich zu
»So können wir hoffentlich die Welt ein Zusammen mit Engineers Without Bor machen. Die fetten Statements, zum
kleines bisschen mitgestalten. Es klingt ders entwickelten sie den Eishockey Beispiel in den Notizbüchern, sorgen
vielleicht idealistisch, aber dieser Idea Puck Rubr, der in Kanada produziert für zusätzliche Aufmerksamkeit und
lismus ist die Triebfeder unserer täglich wird, aber ausschließlich aus Gummi kommunizieren dazu die Philosophie
en Arbeit.« Diese Haltung führt dazu, aus Liberia besteht und somit die dor des Unternehmens.
dass Blokdesign auch mal Aufträge ab tige Wirtschaft stützt.
lehnt. Um sich diesen Luxus leisten zu »Als Public uns bat, ein Corporate Schwarzweißfotos, kombiniert mit
können, ist das Studio mit drei Leuten Design für sie zu entwickeln, mussten Neongelb, machen das Corporate Design
bewusst klein geblieben. Das garantiert wir einen Ansatz inden, der die beson für Public besonders eindringlich
ihnen die dafür notwendige Freiheit.
»Wir würden nie für Tabakkonzerne ar
beiten, erst recht nicht für die Rüstungs
industrie oder Unternehmen und Ein
zelpersonen, die unsere Werte nicht
teilen«, berichtet Eckstein.
Brauchen sie auch nicht, gibt es doch
jede Menge interessanter und ähnlich
denkender Kunden – Public beispiels
weise. Die Firma aus Toronto konzen
triert sich auf Projekte mit sozialer Be
deutung, wobei ihr Ansatz ist, dass An
liegen und Proit zusammenkommen
sollen. »Wir glauben, dass kleine gute
Taten, ausgeführt von vielen, vielen Leu
ten, sich zu etwas Größerem addieren.
Außerdem sind uns Spaß und Fantasie
bei unseren Ideen sehr wichtig«, erklä
ren die PublicGründer Phillip Haid und
034 PAGE 07.12 TITEL Gutes Design – Böses Design
KREATION
Ben Casey
Kreativdirektor bei The Chase,
Juror in der Kategorie Design
Auch wenn ich mich darauf freue, in
Cannes vieles zum ersten Mal zu sehen,
habe ich ein Lieblingsprojekt, nach
dem ich Ausschau halten werde. Es ist
der »Comedy Carpet«, eine riesige
typograische Outdoor-Arbeit in dem
britischen Badeort Blackpool, die
die berühmtesten Zitate von Come-
dians zeigt, die dort aufgetreten
sind. Das perfekt umgesetzte Projekt
voller Witz und Charme ist eine
Kollaboration des Künstlers Gordon
Young mit dem Londoner Graik-
designstudio why not associates.
Ich hoffe, es wurde eingereicht!
Foto: why not associates.
PAGE 07.12 039
Funny Times
Vom 17. bis zum 23. Juni steht die Côte d’Azur wieder ganz im Zeichen der Krea-
tivität. Welche Arbeiten haben die Chance auf eine Auszeichnung bei den
Cannes Lions? Wir fragten einige der diesjährigen Juroren nach ihren Favoriten
040 PAGE 07.12 KREATION Cannes Lions 2012
Eric Schoeffler
Chief Creative Officer bei
DDB Tribal Group,
Juror in der Kategorie Cyber
Das Trojaner-Shirt ist ein bedrucktes
T-Shirt, das nach dem Waschen
nicht nur die Farbe verliert, sondern
seine Aussage ändert. Wieder eine
dieser Ideen, bei denen man denkt:
»Mist, warum bin ich nicht selbst
draufgekommen?« Ich war und bin
sehr beeindruckt von dem Projekt,
denn es ist nicht nur eine verdammt
gute, kreative Idee, es ist vor allem
auch eine sehr mutige. Sich mit dem
»braunen Mob« anzulegen und
sogar dort hinzugehen, wo er sich
sicher fühlt, verdient allergrößten
Respekt. Aus dem Grund wünsche ich
den Kreativen von Grabarz & Part-
ner und dem Trojaner-Shirt nicht nur
viele Preise, sondern auch großen
Erfolg für ihre Botschaft. Chapeau!
Yoshihiro Yagi
Kreativdirektor bei Dentsu,
Juror in der Kategorie Design
Ich liebe das Musikvideo-Game »Bell«,
das die Agentur Party aus Tokio für
die japanische Band Androp umgesetzt
hat. Das Spiel visualisiert symbolisch
die Route, die eine E-Mail zurücklegt.
Der Nutzer taucht komplett in die
Welt ein, die der Künstler mit seinem
Song erschafft und versucht während-
dessen verschiedene Hindernisse
zu überwinden, damit seine Botschaft
wohlbehalten ausgeliefert wird. Die
interaktive Technik, verbunden mit
enormer Fantasie, die Emotionen aus-
löst, macht die Arbeit zu einer star-
ken Botschaft, die eine tiefgehende
Markenerfahrung ermöglicht.
PAGE 07.12 041
Sascha Hanke
Executive Creative Director bei
Kolle Rebbe, Juror in der
Kategorie Promo & Activation
Da ich bereits intensiv für die furchtbar
anstrengenden Jurytage in Cannes
trainiere, habe ich für die PAGE-Leser
exklusiv eine Vorjurierung vorge-
nommen. Die Shortlist lassen wir mal
weg. Kommen wir direkt zu den
Medaillen. Einen Bronze-Löwen vergebe
ich an das Actros-Taxi von JvM/Neckar.
Kompetitiv gedacht, visuell herausragend
umgesetzt: Taxianfragen von der MAN-
Zentrale werden direkt an das Actros-Taxi
weitergeleitet, und dieses chaufiert
die Kunden wie gewünscht ans Ziel. Eine
clevere Idee, die sich – so die Gerüchte-
küche – die Kreativen auf einer der vielen
abendlichen Taxifahrten von der Agen-
tur nach Hause haben einfallen lassen.
Silber bekommt Ogilvy & Mather aus
Paris für die Arbeit »La petite dose de
fun qui rafraichit«. Et voilà! Wieder
eine langweilige Flashmob-Idee . . . Eben
nicht! Ahnungslose Passanten werden
um eine Wegbeschreibung gebeten.
Machen sie ihren Mund auf, fallen die
Menschen um sie herum in Ohnmacht.
Besser Tic Tac lutschen. Die Hoffnung
von Ogilvy & Mather liegt nun im Heim-
vorteil. Ich empfehle, die Aktion wäh-
rend der Jurytage auf der Croisette
zu wiederholen. Der Werbermob wird
gelasht sein. Gold schließlich geht
an unsere polnischen Nachbarn von JWT
und den Kunden Nokia. »The one
battery journey« ist eine verrückte
Kooperation mit der polnischen Jules
Verne Society. Die Idee: Statt in achtzig
Tagen um die Welt reist ein Pole mit
einem Nokia-Handy und nur einer Akku-
ladung um die Welt. Hat funktioniert.
(Und, nein, die Idee ist NICHT geklaut!)
So. Und jetzt ab an den Strand.
Michael Trautmann
Gründer von kempertrautmann,
Juror in der Kategorie
Creative Effectiveness
Von den Gewinnern aus dem letzten
Jahr – und nur die dürfen ja in der
Efizienzkategorie einreichen – erschei-
nen mir die Old-Spice-Kampagne (siehe
PAGE 01.11, Seite 43) und die Gemein-
schaftsarbeit von Bing und Jay-Z (siehe
links und PAGE 09.11, Seite 40 ff.) am
aussichtsreichsten. Old Spice gelang
es, mit einer perfekten Kombination
von TV und Social Media einer verstaub-
ten Marke neues Leben einzuhauchen.
Bei Bing und Jay-Z war es der katego-
risch neue Einfall und die Kombination
aus Social Media und Out-of-Home-
Medien, die mich überzeugt haben.
042 PAGE 07.12 KREATION Cannes Lions 2012
Rei Inamoto
Creative Chief Officer bei AKQA,
Juror in der Kategorie Cyber
Es gibt zwei Arbeiten, die mir vor Kurzem beson-
ders aufgefallen sind: Die eine, da bin ich mir
sicher, wird in diesem Jahr in Cannes gewinnen –
die andere, denke ich, sollte gewinnen, wird
es aber wohl nicht. Die Arbeit, die gewinnen wird,
ist Mercedes Invisible Car. Um für ihr neues
Modell, das null Emissionen ausstößt, zu werben,
entwickelte Mercedes zusammen mit ihrer
Agentur Jung von Matt ein Auto, das im öffent-
lichen Raum unsichtbar wird. Basierend auf
der einfachen Idee, dass ein Auto ohne Schadstoffe
unsichtbar für die Umwelt ist, fand Jung von Matt
einen innovativen Weg, um das Auto aus seiner
Umgebung scheinbar verschwinden zu lassen. Das
Tolle an dieser Arbeit ist, dass sie Technologie
nutzt, die im wahrsten Sinne des Wortes transpa-
rent erscheint. Seit die Aktion vor ein paar Mona-
ten bekannt wurde, hat sie viel Aufmerksamkeit auf
sich gezogen, und das daraus entstandene Video
wurde über 9 Millionen Mal auf YouTube angeklickt.
Die Arbeit, die gewinnen sollte, es aber wohl
nicht wird, ist die iPad-App Paper. Viele unserer
analogen Werkzeuge sind in der jüngsten
Vergangenheit digitalisiert worden. Hier handelt
es sich um eine App, die das Skizzieren – eine
Tätigkeit, die wohl die meisten bisher lieber analog
als digital ausübten – in die digitale Welt holt
und sie noch besser macht. Diese Arbeit wird
wahrscheinlich nicht gewinnen, denn FiftyThree
aus den USA, die sie entwickelt hat, ist keine
Agentur und wird sie vermutlich auch nicht einrei-
chen, da sie nicht für einen Kunden entstand.
FiftyThree ist ein Produktdesignstudio von ehema-
ligen Microsoft-Design-Mitarbeitern, mit denen
wir in der Vergangenheit zusammengearbeitet
haben. Eine Firma wie etwa Moleskine, die
Skizzenbücher aus Papier herstellt, sollte sich
überlegen (oder hätte sich überlegen sollen),
selbst solch ein digitales Tool herauszubringen,
um im 21. Jahrhundert relevant zu bleiben. nik
≥ PAGE Online
Casefilme und Links zu
den vorgestellten Kam-
pagnen finden Sie unter
www.page-online.de/
cannes-favoriten12
044 PAGE 07.12 KREATION Interne Unternehmenskommunikation
Inside Out
Ob Wissensmanagement oder Change Communication – Agenturen und Designbüros entwickeln intelligente Tools
und Maßnahmen für die interne Unternehmungskommunikation, die Arbeitsstrukturen von innen heraus verändern
n Die Veränderung unserer Arbeitswelten beschäftigt reits unmittelbar nach seiner Einführung zur Verkürzung
Unternehmensberater, Psychologen und Zukunftsforscher, der Arbeitszeiten führte.
die diesen Wandel vor dem Hintergrund von Globalisie- Ein weiteres Thema im Wissensmanagement ist für Her-
rung, immer schnellerer digitaler Kommunikation und dem zer das Prinzip »Inside Out« – worunter er versteht, dass
Übergang von der Produktions- zur Dienstleistungsgesell- man interne und externe Kommunikation kaum noch trennt.
schaft diskutieren. Unmittelbar zu spüren bekommt die stei- So ist als nächste Version der Agenturwebsite zum Beispiel
gende Geschwindigkeit der Abläufe und den hohen Leis- ein Magazin über unsere digitale Zukunft geplant, das die
tungsdruck aber im Prinzip jeder. Maximale Vernetzung Erkenntnisse aus der täglichen kreativen Arbeit auf gesell-
und eigenverantwortliche Kommunikation, Flexibilität, Krea- schaftliche Themen überträgt. Neulandherzer geht es da-
tivität und Offenheit – von Arbeitnehmern wird immer rum aufzuzeigen, dass jeder Mensch Einluss auf die Ent-
mehr verlangt. Und so gewinnt auch die interne Unterneh- wicklung der vernetzten, digitalen Welt nehmen kann – das
menskommunikation verstärkt an Bedeutung, um Mitar- gilt umso mehr für große Unternehmen.
beiter intellektuell und emotional zu involvieren und die
Veränderungen in humanem Tempo umzusetzen.
In Kreativagenturen gehören Innovationsdruck und der BASF Asia Pacific Crowdsourcing
stetige Wechsel von Inhalten und Werkzeugen schon immer
zum Alltag. So verwundert es nicht, dass sie bei der Ent-
als Know-how-Katalysator
wicklung interner Kommunikationslösungen für Kunden, Basierend auf CrowdLab, einer Crowdsourcing-Software,
etwa von Social Networks fürs Task- und Wissensmanage- hat neulandherzer eine Communityplattform für BASF Asia
ment, häuig selbst Versuchskaninchen spielen. Die digital Paciic entwickelt. Bei der Simplify genannten Lösung er-
orientierte Kommunikationsagentur neulandherzer mit Bü- möglicht eine Art internes Facebook, die komplexen Arbeits-
ros in Berlin, Frankfurt und München etwa nutzt den Firmen- abläufe des Global Players zu optimieren. Betreut von einem
Microblogging-Dienst Yammer, ein agenturinternes Wiki, die Online-Community-Manager, steuern die Mitarbeiter praxis-
Projektmanagement-App Basecamp, das Task-Management- orientierte Verbesserungsideen aus sämtlichen Unterneh-
Tool Asana und die Kollaborationsplattform Podio. Nur: Wie mensbereichen wie Fertigung, Marketing oder Vertrieb bei.
lassen sich all diese Kanäle und Programme efizient bün- In der nächsten Phase diskutieren alle Interessierten die
deln, damit doppelte Arbeit vermieden wird? Neulandher- Vorschläge – unterstützt von Statistiken, Bildern und Be-
zer hat dafür eine Suchmaschine entwickelt, die sämtliche richten – in einem blogartigen Forum und stimmen über die
Dienste integriert – bislang ein Prototyp für die agentur- Relevanz ab. Die beliebtesten Ansätze werden schließlich
eigene Nutzung, der laut Geschäftsführer René Herzer be- in einem Workshop dem Management vorgestellt, das
Die Gestaltung von PAGE-Covern als Relexionstool – angewandt am Schatzsuchertag, einem internen Change-Branding-Event bei wirDesign in Berlin
PAGE 07.12 045
Change Branding spielt eine wichtige sitzes von Braunschweig nach Berlin Nach der Auswertung dieser Module
Rolle bei wirDesign. Was genau verste- zu verlegen, intern kommuniziert wer- stieg zum Schluss eine Party.
hen Sie darunter? den. Dann haben wir diese Verände- Gab es Erkenntnisse, die Sie über-
Andreas Viedt: Je nachdem, wie man rung zum Anlass genommen, unsere rascht haben?
den Begriff betont. Change Branding Identität mit dem Slogan »Im Herzen Es wurde deutlich, dass uns als Schatz-
bedeutet die Implementierung neuer sind wir Schatzsucher« zu hinterfra- suchern gelegentlich etwas mehr Mut
Markenelemente auf der technischen gen und des Weiteren in einem eintä- gut stände. Eine übereinstimmende
und mentalen Ebene. Dabei ist für den gigen Workshop unsere Strategie 2014 Einschätzung unserer Unternehmens-
operativen Part der Einsatz von Brand- anzudenken. werte war die Menschlichkeit. Nach
Management-Systemen wichtig, um ei- Wie sind Sie dabei vorgegangen? dem Event haben wir eine Arbeits-
ne konsistente Umsetzung der sichtba- Wir begannen mit informativen Vor- gruppe fürs Ideenmanagement zusam-
ren Markenelemente zu ermöglichen. trägen der Geschäftsführung über die mengestellt, die für die Umsetzung der
Beim Change Branding, das eine immer Hintergründe des Umzugs und zu Zu- erarbeiteten Ansätze sorgen soll. Ge-
größere Rolle spielt, geht es wiede- kunftsplänen. Es folgte eine Analyse nerell war es eine gute Erfahrung, die-
rum um die strategische und gestalteri- der Interviews, die eine Mitarbeiterin se Maßnahmen, die wir so häuig für
sche Begleitung der Veränderungspro- aus dem Brand Consulting im Vorfeld Kunden aufsetzen, im eigenen Haus
zesse in Unternehmen. Besonders auf mit dem kompletten wirDesign-Team durchzuführen – diese hemmungslose
der emotionalen Ebene wirkt eine star- über die Vorstellungen von der Agen- Beschäftigung mit sich selbst bleibt im
ke Marke mit starker Identität als stabi- tur, deren Stärken und Schwächen ge- Alltag ja aus. Interessant war auch, wie
lisierender Faktor im Wandel. Bei unse- führt hatte. Dann gab es Workshops, sehr uns gerade die spielerischen Tools
rer Arbeit für die Lasertechnologie-Fir- unter anderem im World-Café-Format. inhaltlich weitergebracht haben. Sie
ma FOBA zum Beispiel kommunizierte Um unsere Werte und Alleinstellungs- konnten uns Stärken und Schwächen
man die neue Ausrichtung des Unter- merkmale hervorzuheben, inszenier- sehr bildlich und tiefgreifend verständ-
nehmens mit den veränderten Besitz- ten Mitarbeiter beim Elevator Pitch ein lich machen.
verhältnissen anhand des Brandings. Rollenspiel in unserem langsamen, al- Worauf kommt es in der Kommunikation
Weshalb haben Sie den Schatzsucher- ten Bürofahrstuhl: ein iktives Treffen an, um Ängste und Unsicherheiten
tag als Change-Communication-Event mit einem früheren Studienkollegen, der Belegschaft bei Umstrukturierun-
bei wirDesign eingeführt? den sie von einem Job bei wirDesign gen zu beseitigen?
In erster Linie sollte unsere Entschei- überzeugen sollten. Zudem gestalteten Auf die Glaubwürdigkeit der eingesetz-
dung, einen Großteil unseres Stamm- sie PAGE-Cover mit wirDesign-Themen. ten Mittel, die Stimmigkeit des Tons
und die Angemessenheit der Inhalte.
Eine direkte Ansprache ist dabei wich-
tig. Welche Ressourcen kann ich für
meine Kommunikationsmaßnahmen in
Anspruch nehmen, welche Personen
kann ich einbinden? Hat ein Geschäfts-
führer überhaupt das Charisma dafür,
seine Mitarbeiter mitzureißen?
Welche Maßnahmen sind Ihrer
Erfahrung nach beim Change Branding
besonders efizient?
Workshopformate und Gesprächsrun-
den, deren soziale und kommunikative
Aspekte Menschen sachlich und emo-
tional stark involvieren. Es ist sinnvoll,
die Intensität von Bildern einzusetzen –
aber ohne die Inhalte zu banalisieren.
Kopf und Bauch müssen sozusagen
Hemmungslose Beschäftigung mit sich selbst: Was müssen Schatzsucher leisten? gemeinsam lernen dürfen. wl
046 PAGE 07.12 KREATION Interne Unternehmenskommunikation
den Startschuss für die Umsetzung gibt. Diese liegt dann kostengünstig interne Marketing-, Trendforschungs- oder
in den Händen der Ideengeber. Innovationsplattformen etabliert. Beim Sammeln, Gliedern
Zu den Erfolgsstorys von Simplify gehört die Einführung und Weiterentwickeln des vorhandenen Know-hows lässt
von Firmenkreditkarten bei BASF Asia Paciic. Der Hinter- sich zum einen die Komplexität unübersichtlicher Struk-
grund: Die Belegschaft des internationalen Unternehmens turen reduzieren, zum anderen kann, durch aktives Net-
reist sehr viel, die Abrechnung war aber kompliziert und working, eine größere Nähe zwischen den Mitarbeitern ent-
zeitintensiv. Und so wurde die Idee, das Ganze über Kredit- stehen. Von diesen verlangen die Plattformen einen hohen,
karten laufen zu lassen, von der Community hochgevotet. kontinuierlichen Kommunikationseinsatz und die Bereit-
Die Initiatoren holten Angebote von Kreditkartenirmen schaft zum eigenständigen Lernen. Dennoch dürften auch
ein, während das Controlling das Einsparungspotenzial ver- sie – angesichts der wachsenden Wertschätzung von Wis-
öffentlichte. Auf diese Weise ließ sich das Abrechnungssys- sen in der Informationsgesellschaft – aus dieser Zusatzbil-
tem schnell und unbürokratisch vereinfachen. dung persönlich Kapital schlagen.
Edenspiekermann
setzt in ihrer
Diversity-Kampa-
gne für Bosch
auf Fakten. Visu-
alisiert als abstra-
hierte Personen,
die die Outlines
realer Bosch-Mit-
arbeiter zeigen,
wurden die Info-
graiken zum
ungleichen Ver-
hältnis männ-
licher und weib-
licher Führungs-
kräfte in der
Belegschaft auf
Infoplakaten
und an Toiletten-
türen in der
Firma gezeigt
stoff. In Politik und Medien wird die Diskussion um die »Glä- 387 Top-Managern nur 8 weiblich sind (circa 2 Prozent), wur-
serne Decke« geführt, die Frauen den Weg an die Spitze er- de der 9-prozentige Frauenanteil in der gesamten weiteren
schwert. Zum Teil durch öffentlichen Druck, zum Teil aus Führungsebene dargestellt. Auch verbal ist man zurückhal-
personalpolitischer Notwendigkeit erkennen Firmen ihren tend: »Von 100 Führungskräften bei Bosch sind 9 Frauen. Bis
Nachholbedarf. Das betrifft besonders technikgetriebene 2012 steigern wir ihren Anteil auf 15 %? – ein Anfang.«
Unternehmen wie Bosch, das bislang wenige Frauen für ei- Bewusst setzt edenspiekermann in ihrer Argumentation
nen attraktiven Arbeitgeber halten. Doch kann der Kon- nicht auf Frauenförderung, sondern auf den Mehrwert ge-
zern mit 350 Standorten weltweit langfristig nicht auf gut mischter Teams, der die Entscheider durch die nüchterne
ausgebildete weibliche Arbeitskräfte verzichten. Darstellung von Sachargumenten überzeugen soll. Dass
Statt als Change Management versteht edenspieker- beim Anblick der Plakate dennoch die Emotionen der Be-
mann ihren Beitrag als Change Enabling – mit der Entwick- legschaft hochkochten, demonstriert einmal mehr, wie stark
lung von Tools, die es Bosch ermöglichen, den Wandel men- Bilder wirken – auch wenn sie dem Konzern nur mit visuali-
tal anzunehmen und praktisch einzuleiten. Die erste der sierten Zahlen den Spiegel vorhalten. Obwohl mit den Aussa-
drei Kampagnenphasen hatte das Ziel, die Mitarbeiter durch gen weder Frauenförderung noch konkrete Ziele festgelegt
eine Reihe von Online- und Ofline-Maßnahmen für die werden, machte das teilweise heftige, ablehnende Feed-
Problematik zu sensibilisieren. Die zweite Phase bindet sie back, etwa in aggressiven E-Mails oder durch Veralberungen
aktiv in die Kommunikation ein, indem der Dialog gefördert der Kampagne im Intranet, die Ängste der Männer greifbar,
und Führungskräfte in Diversity-Workshops geschult wer- in der Firma an Bedeutung oder gar den Job zu verlieren.
den. In der letzten Phase soll das Thema mithilfe aktueller
Erfolgsgeschichten innerhalb der Unternehmenskultur ver- Leichtere Kost boten die Glückskekse mit augenzwinkernd
ankert und im Rahmen des Arbeitgebermarketings nach au- esoterischen Sprüchen zum Thema Gender Diversity. Mit ih-
ßen kommuniziert werden. ren zehn nummerierten Orakeln, die nicht nur an den Nasch-,
sondern auch an den Sammeltrieb der Mitarbeiter appellier-
Da die Führungsriege bei Bosch aktuell zu über 90 Prozent ten, kam diese Aktion besonders gut an. Im Gegensatz da-
mit Männern besetzt ist, war klar, dass diese im Fokus der zu stießen die humorvollen Aufkleber auf den Toiletten
Kampagne stehen. Sie präsentiert sich entsprechend fak- (»Keine Angst, hier bleiben Sie auch in Zukunft unter sich«)
tenorientiert und schlicht, um zu verdeutlichen, dass es sich auf heftige Kritik und wurden nach einer Woche als Fall von
um ein business issue handelt. Zu den wichtigsten Modulen Überkommunikation entfernt.
der ersten Phase gehören Informationslyer, Screen-Pop- Unterschiede im Tonfall werden nuanciert wahrgenom-
ups, Aufkleber und Infotafeln auf dem Firmengelände so- men – bei der Entwicklung der Kampagne kooperierte eden-
wie Plakate, die den geringen Frauenanteil bei Bosch als spiekermann eng mit einem Bosch-Team, um dem Ton in-
Infograik thematisieren. In diesen nüchternen Visualisierun- nerhalb des Unternehmens und den lokalen Besonderhei-
gen trat das Extrem des Ist-Zustands so deutlich hervor, dass ten der Standorte weltweit gerecht zu werden. Der Humor
letztlich eine andere Datenquelle genutzt wurde, um die auf den Toiletten war für Japaner beispielsweise unverständ-
Aussage zu entschärfen: Statt der Tatsache, dass unter den lich; und da in den USA die Nennung von Quoten für Min-
048 PAGE 07.12 KREATION Interne Unternehmenskommunikation
n Eher beiläufig hat die FMX ihren grunde, die sich über drei bis fünf Wo-
Untertitel geändert und nennt sich chen oder auch mal über ein halbes
jetzt »Conference on Animation, Ef- Jahr erstrecken kann. Hier steht eine
fects, Games and Transmedia«. Damit Geschichte im Vordergrund, bei allen
will man der wachsenden Bedeutung anderen Transmedia-Erfahrungen ist
von Transmedia-Produktionen Rech- es eine Welt – auch eine Produkt- oder
nung tragen. Transmedia scheint also Markenwelt –, die um einiges größer
mehr zu sein als nur eine neue Be- und nachhaltiger ist.
zeichnung für ein mehr oder weniger Storylines haben starke Alternate-
neues Konzept. Inga von Staden hat die Reality-Game-Züge, weil der User von
Transmedia-Reihe der FMX kuratiert einer Plattform zur anderen gezogen
und leitet den Studienschwerpunkt In- wird. Dies geschieht durch Mittel wie
teraktive Medien am Animationsinsti- Cliffhanger, Rätsel oder Rabbit Holes.
tut der Filmakademie Baden-Württem- Bei Transmedia-Welten sind es die ver-
berg, der seit diesem Jahr zum Trans- schiedenen Fenster, wie der Film, das
media/Games Director oder Producer Buch oder die Graphic Novel, die auf-
ausbildet. Sie erläutert: »Der Begriff einander verweisen. »Wenn ich durch
Transmedia kommt aus der Filmbran- diese verschiedenen Fenster geschaut
che und wurde maßgeblich von Henry habe, habe ich dieses Universum in
Jenkins mit seinem Buch ›Convergence seiner Komplexität besser erfasst, als
Culture‹ von 2006 geprägt. Es geht da- wenn ich nur durch eines schaue. Um
bei um die Konvergenz von Film, Fern- diese Welt zu verstehen, muss ich aber
sehen, Computer, Spielkonsolen und nur durch eines der Fenster schauen,
mobilen Devices sowie deren Verlech- bei Transmedia-Storylines dagegen be-
tung beim Storytelling. Im Gamesbe- dingen sie sich gegenseitig.«
reich oder in Werbung und Marketing Für Medienmacher eröffnen Trans-
gibt es diese Konvergenzbewegung be- media-Welten und -Storylines sehr vie-
reits seit Langem. Nur jeder nutzt an- le Möglichkeiten, Content neu zusam-
dere Bezeichnungen dafür und inter- menzusetzen und zu produzieren. Da-
pretiert es auch anders.« rin liegt auch die Herausforderung: Auf
Der Ansatz beim Transmedia-Story- welche Weise entwickle ich ein Univer-
telling ist, die Inhalte für unterschied- sum und dokumentiere das für unter-
liche Plattformen auch jeweils unter- schiedliche Formatteams? Wie wahre
schiedlich aufzubereiten. Der Transme- ich eine künstlerische Gesamtsicht?
dia-Entwickler erindet oder erforscht Wie schaffe ich die größtmöglichen Sy-
ein Universum und überlegt, welche nergien zwischen Preproduction, ei-
Geschichten er etwa ilmisch umsetzen gentlicher Produktion und Marketing
kann, welche Aktionen es gibt, die sich zum Aufbau von Communitys?
für Games eignen, welche Elemente
sich in Communitys hineintragen lassen In Deutschland war es im vergange-
und für welche Dienstleistungen er Ap- nen Jahr das UFA Lab, das in Kollabo-
plikationen entwickeln kann. Dabei hat ration mit dem ZDF mit »Wer rettet
er immer die gesamte Medienarchitek- Dina Foxx?« zu einer Schnitzeljagd on-
tur im Blick und achtet darauf, wie die line und in der realen Welt einlud. Das
Kanäle miteinander verwoben sind. Auf Content-Labor für Neue Medien der
diese Weise entstehen dann komplette UFA Film & TV Produktion GmbH ar-
Transmedia-Welten, wie etwa bei »Star beitet an Brand Extensions, also daran,
Wars«, »Harry Potter« oder »Matrix«. TV-Formate in andere Medien zu über-
tragen und zu erweitern. Die Berliner
Von solchen Transmedia-Universen zu setzen bereits seit 2009 Transmedia-
unterscheiden sind Transmedia-Story- Projekte in Deutschland um.
Linke Seite: Die Mindmap zu dem Transmedia-Projekt »Wer lines. »Diese inden über einen be- Ins Laufen brachte die Story der
rettet Dina Foxx?« (www.dinafoxx.zdf.de ) des UFA Lab stimmten Zeitraum auf verschiedenen Fernsehkrimi »Wer rettet Dina Foxx?«
zeigt die Verlechtungen der beteiligten Charaktere. Der Kanälen statt. Die Kunst ist dabei, die zum Thema Datenschutz. Am Ende
TV-Film (ganz oben) wurde als Internetkrimi fortgesetzt, Geschichte mit einem Hauptplot und des Films, der plötzlich abbricht, wird
den die Nutzer lösen sollten. Neben verschiedenen Online- vielen Subplots, mit den Protagonis- eine junge Frau des Mordes an ihrem
Game-Elementen, etwa Bilderrätseln oder der Analyse ten und vielen Nebendarstellern auf Exfreund beschuldigt. Beide hatten
von Überwachungskameraaufnahmen, gab es auch Alter- mehren Plattformen zu erzählen«, so bei einer Softwareirma gearbeitet,
nate Reality Games mit Geocaching oder die Möglich- Inga von Staden. Einer Storyline liegt die Schnüffelprogramme für das Inter-
keit zu Live-Chats und reale Events mit den Schauspielern eine zeitorientierte Dramaturgie zu- net entwickelt. In den drei Wochen
052 page 07.12 KREATION Transmedia-Welten
»Socks Incor-
porated« (www.
socksinc.com)
ist ein experi-
mentelles Trans-
media-Projekt
von Jim Babb,
bei dem die User
eine Socken-
puppe basteln,
mit der sie
dann eigene
Geschichten
erinden. Diese
zeichnen sie
auf und laden
sie als Bilder
oder Clips auf
ein Portal hoch
Abbildungen: Awkward Hug
Abbildungen: Ford
als Kollektiv zusammengespielt haben sagt Jim Babb. Sämtliche Spielemodu- Bei Fords »Focus Ral-
und eine Art Schwarmintelligenz ent- le entwickelten sich in Echtzeit. »Hat- ly« (http://focusrally.
wickelten. Dadurch haben sie die Auf- ten die Nutzer am Abend vorher ein com) stimmten die
gaben sehr viel schneller gelöst, als Puzzle gelöst, brachte das den Teams User online über
wir erwartet hatten, und wir mussten am nächsten Tag entscheidende Vor- die Teilnehmer des
uns ziemlich viel Live-Storytelling aus- teile«, erklärt Babb. Rennens ab. Die
denken, um das Game bis zum letzten Mit Transmedia experimentiert Jim beliebtesten beka-
Spieltag immer wieder zu erweitern.« Babb aber noch anderweitig. So be- men Bonuspunkte
treibt er nebenbei eine eigene Game- als Unterstützung.
Auf spontane Einlagen muss sich auch irma namens Awkward Hug, mit der Links: Während der
Jim Babb bei seinen Transmedia-Sto- er »Socks Incorporated« entwickelt, Rallye mussten die
rylines einstellen. Der Digital Strate- eine Kombination aus Webserie und Teilnehmer unter an-
gist bei der New Yorker Strategieagen- Alternate Reality Game. Die Spieler bas- derem einen Ballon-
tur Undercurrent berät Kunden wie teln sich hier einen eigenen Avatar – parcours bewältigen.
PepsiCo oder Lincoln, wie sie intern eine Puppensocke –, lösen Aufgaben Dabei bekamen sie
und extern Inhalte für Online sowie und spielen kleine Geschichten. Diese von den Usern über
fürs Marketing umsetzen können. Er zeichnen sie auf und laden sie als Bil- Live-Chats oder
konzipierte eine Transmedia-Kampag- der oder Clips auf die Website. Mittler- SMS Hilfestellung
ne für Ford, die Gamemechanismen weile hat die Serie um die 1000 Fans,
und Online-Interaktionen umfasst. Bei die eifrig Socken-Avatare basteln. Ex-
der »Focus Rally« heizen mehrere Teil- periment gelungen!
nehmer quer durch die USA, wobei
sich in jedem Auto eine Kamera be- Einen darf man beim Thema Transme-
fand und per Live-Streaming das Ge- dia ganz sicher nicht auslassen: Nuno
schehen übertrug. Bernardo, der mit »Soia’s Diary« die
Die »Focus Rally« lief als Web-TV- weltweit erste interaktive Online-Se-
Serie in Echtzeit auf dem Online-Sen- rie um einen Teenager entwickelt hat
der Hulu und war dessen erste gebran- (http://videos.sapo.pt/soiaafonso). Als
dete Show. Dazu gab es eine Plattform, der portugiesische Kreative 2002 das
auf der die Nutzer die Teams unterstüt- Konzept zu seinem geplanten Trans-
zen konnten. So mussten die Rallyeteil- media-Projekt herumschickte, konnte
nehmer beispielsweise etwas im Auto sich kein TV-Sender, Mobile-Provider
zusammenbauen, aber nur die User oder Online-Portal vorstellen, wieso ei-
online hatten die Anleitung dafür und ne Geschichte auf mehr als einer Platt-
sollten diese über Social-Media-Kanäle, form stattinden sollte. »Nach zwanzig
Live-Chats und SMS vermitteln. »Wenn Absagen setzte ich meine Idee schließ-
Zuschauer eine TV-Serie mögen, möch- lich auf eigenes Risiko um. Ich startete
ten sie diese auch gestalten und inter- einen Blog mit einer monatlichen Ko-
aktiv eingreifen. Deshalb machen sie lumne in einem Teenie-Magazin und
auch bei den gestellten Aufgaben mit«, implementierte einige mobile inter-
054 page 07.12 KREATION Transmedia-Welten
aktive Dienste, damit die User mit ter und einem Videotagebuch gibt es
den Charakteren in Verbindung blei- die Möglichkeit, per GPS-Tracking haar-
ben konnten«, erklärt Nuno Bernardo. genau zu verfolgen, wo sich Ian und
Das Konzept war zukunftsweisend: Die sein Mitradler gerade beinden. Die
selbst inanzierte Serie wurde einer beiden sind beinahe täglich online und
der Hits des portugiesischen TV-Sen- nehmen ihrerseits über die sozialen
ders RTP2, gleichzeitig verkauften sich Netzwerke Kontakt auf. Das hatte die
eine halbe Million Bücher davon, und Konsequenz, dass User, die nicht weit
2006 wurde »Soia’s Diary« für zehn von der Route entfernt wohnen, den
Regionen weltweit lokal angepasst. beiden eine Mahlzeit oder eine Über-
Mit seiner Transmedia-Produktions- nachtung anbieten oder ein Bier in der
irma beActive geht Nuno Bernardo nächsten Kneipe.
weiterhin neue Wege – im Fall von »Indem die User mit den Abenteu-
Per GPS-Tracking weiß jeder sofort, wo die Abenteurer »350 South«, das seit 2011 läuft, durch rern physisch interagieren und alles
sich gerade beinden, und kann, wenn sie in der Nähe direkte Zuschauerbeteiligung. Der jun- mit der Kamera aufgezeichnet wird,
sind, Kontakt zu ihnen aufnehmen. Die beiden kommuni- ge Ire Ian Lacey wollte vom nördlichs- werden sie Teil des Dokumentarilms«,
zieren per Facebook und Twitter mit den Usern ten Zipfel Alaskas mit dem Fahrrad bis so Nuno Bernardo. Das geht natürlich
in den Süden von Argentinien kom- noch weiter: Zuschauer treffen sich zu
men. »Eine verrückte Idee und genau Fahrradevents, versuchen den beiden
das richtige, um ein neues Format da- zu helfen und erzählen ihre eigenen
für zu entwickeln«, erklärt Nuno Ber- Geschichten. Ein innovatives Projekt al-
nardo. Und zwar einen Dokumentar- so, bei dem überraschenderweise das
ilm, bei dem die Rezipienten selbst Genre des Dokumentarilms ganz neu
Teil der Produktion werden. »Wichtig und hautnah erweitert wird. Bernardo
ist es, den richtigen Kontext zu schaf- wird in Zukunft verstärkt die mobilen
fen, damit User mit der Doku interagie- Endgeräte der User einbinden. Wir sind
ren können.« Neben Facebook, Twit- gespannt auf sein nächstes Projekt! vd
056 PAGE 07.12 KREATION Gloss & Glamour
Das Erschei-
nungsbild der
argentinischen
Bar Galante
in London, ent-
wickelt von Luke
Woodhouse,
wird ihrem
Namen gerecht.
Typo und Orna-
mentik erinnern
an Tango und
Art déco. Die
Spiegelfolie wirkt
neben dem
rauen Textilein-
band besonders
glamourös
Noblesse oblige
Statt Prunk und Überfluss ist im Grafikdesign für exklusive
Produkte kultivierte Eleganz und Storytelling angesagt
Für das Packaging chesters ein neues, facettenreiches Bild erkennen lässt«, so
des Berner Schuh- Holger Jacobs. Dieses Prinzip liegt auch dem Corporate De
labels Tokushuu kom- sign zugrunde, das mind design für Villandry entwickelt hat.
binierte das Design- Neben einem klassischen Schriftzug, bestehend aus einer
büro Heyday groben modiizierten Version der Fairplex Narrow Book und der Bell
Transportkarton mit Gothic BT Roman, werden fünf verschiedene, abstrahierte
modischer Typo und Ornamente im Look französischer BrasserieMenükarten
klassischer Ornamen- variabel eingesetzt. Diese wirken, wahlweise einzeln ver
tik. Die Kollektion wendet, als modern stilisierte Rahmen oder, in Reihen an
St. Tropez ist wie pop- geordnet, wie barocke Ornamente.
pige Kunstwerke in-
szeniert – an knitteri- Hochwertigkeit kommt im Kommunikationsdesign beson
gen Drahtseilen auf- ders durch ungewohnte Kontexte zum Ausdruck, wenn Au
gehängt, wirken die ßergewöhnliches mit Alltäglichem kombiniert wird«, sagt
handgefertigten Pro- Mario Lombardo. Wie etwa in der nüchternen Architektur
dukte noch wertiger Ludwig Mies van der Rohes, der raue Materialien wie Stahl
und Beton gekonnt mit Marmor ergänzte, das gerade durch
hierte Artdéco oder RenaissanceElemente sein, eine den Kontrast besonders wertig wirkt: »Ein Material muss
simple Faltung im Packaging, die durch ihren leicht schrä Raum haben, um zu wirken.« In seinem Magazindesign für
gen, scheinbar lapidar umgeklappten Winkel eine elegante das noble Berliner Kaufhaus des Westens etwa setzt Lom
Linienkombination herbeiführt, oder eine klassisch anmu bardo eine am Rand abfallende Goldprägung ein, während
tende Prägung mit technoider Druckschrift. Luxus tritt sich die Bildsprache modern kunstafin gibt.
auch im Corporate Design weniger plakativ, sondern immer Daneben bieten die Entwürfe des Designers auch Raum
differenzierter und komplexer in Erscheinung, durch unter für Geschichten. So entwickelte Mario Lombardo für das Er
schiedliche Stile beeinlusst, spielerisch oder ironisch ge scheinungsbild zur Ausstellung »Visions & Fashion. Bilder der
brochen und immer abhängig vom Kontext. Mode 1980–2010« in der Berliner Kunstbibliothek einen hand
gezeichneten Font mit dem narrativen Namen Feb13. Der soll
Es gibt Klischees, die im Graikdesign zum Ausdruck von an einen erwartungsfreudigen Tag wie den vor dem Valen
Luxus herangezogen werden: Weit spationierte Serifen tinstag erinnern, und tatsächlich bietet die grazil geschwun
schriften in Versalien, Goldfolienprägung und Stanzungen, gene Schrift eine Spielwiese für die Vorstellungskraft: mit As
zentrierter Text, feine Linien, ungewöhnliche Ligaturen«, soziationen zum Paris der 1940er Jahre, exklusiven Cham
sagt Holger Jacobs vom Londoner Designbüro mind design. pagnerEmpfängen oder parfümierten Tanzveranstaltungen.
»Doch mit zunehmender Medien und Bildkompetenz las Auch im Corporate Design sind derzeit also mehr Fanta
sen sich Konsumenten heutzutage nicht mehr so leicht ma sie und Wissens als Form und Materialschlachten zu sehen.
nipulieren.« Für ihn liegt der Ausdruck von Luxus eher in Gefragt, was für ihn Luxus bedeute, antwortet Holger Jacobs:
der Konsequenz und der virtuosen Vielfalt, in der ein De »Ich bin glücklich, wenn ich mit guten Freunden in meinem
sign zum Einsatz kommt wird. StammPub sitze. Zeit dazu zu haben ist Luxus. Luxus hat al
»Anders als bei der schlichten Wiederholung eines Logos so mit Zeitersparnis zu tun: das Taxi zum Flughafen, Einkäu
wirkt ein sorgfältig geplantes Corporate Design hochwertig, fe per Post liefern zu lassen. Und natürlich würde ich gern
das eine Unternehmensidentität für jede Anwendung indi einmal mit einem sehr teuren CarbonRennrad die italieni
viduell und auf immer wieder überraschende Arten aus sche Küste entlangfahren.« Mario Lombardos Antwort lautet:
spielt. Ähnlich einer Symphonie, in der jedes Instrument sei »Luxus bedeutet für mich die Zeit, mich aufs Wesentliche
ne eigene Bedeutung hat, aber im Zusammenspiel des Or konzentrieren zu können – und damit Frieden.« wl
062 page 07.12 KREATION Retrodesign
mit überdimensionierten Kopfhörern und Versandhäuser füttern mit Vorsil quellen lassen. Sie mögen mit High
und asymmetrischen EightiesHaircuts ben wie »Retro«, »Vintage« und »Nostal techHandykameras aufgenommenen
durch die Gegend, während ihre Groß gie« unsere Sehnsucht nach den Din sein, aussehen tun sie wie die grob
eltern in Katalogen von Manufactum gen von gestern. »Es hat noch nie eine körnigen, vergilbten Schnappschüsse
schwelgen. Auf der Musikfront wird der Gesellschaft in der menschlichen Ge einer mittelmäßigen Sofortbildkame
größte Umsatz inzwischen mit dem schichte gegeben, die so besessen von ra aus den Siebzigern. Angefangen hat
Download alter Bestände verdient. den kulturellen Artefakten ihrer jüngs alles mit Hipstamatic, der VintageApp,
Und selbst erfolgreiche Neuveröffent ten Vergangenheit war«, so der Kultur die von sich selbst behauptet: »Digital
lichungen klingen »wie damals«. Wie es theoretiker und Autor Simon Reynolds Photography Never Looked So Ana
geht, zeigen die beiden entzückenden in seinem 2011 erschienenen Buch »Re log«. Ihre große Leistung liegt darin,
Schwestern des schwedischen Retro tromania«, das sich mit dem RetroPhä den oft desillusionierend realitätsge
FolkDuos First Aid Kit, die, konsequent nomen in der Popmusik befasst. treuen Inhalt eines hochaufgelösten
in die Musthaves der HippieÄra ge Digitalfotos in eine schmeichelhafte
hüllt, gekonnt nachlässig im weichem Was für absurde Blüten der Retro PolaroidAtmosphäre zu tauchen und
Gegenlicht herumlungern. Rausch bisweilen treibt, zeigt ein Blick damit das eigene Leben, mit nur ei
Frauenzeitschriften, Marketingkon auf die persönlichen Fotos, die die di nem Klick, ein bisschen cooler und ge
zepte, Designblogs, Auktionskataloge gitalen Archive und Pinnwände über heimnisvoller aussehen zu lassen.
Spätestens als der »New York Times« häusern und Supermärkten zu füllen. »New York Times«Artdirektor Steven
Journalist Damon Winter im vergan Marken, die dafür noch zu jung sind, Heller haben jetzt im Taschen Verlag
genen Jahr den Pulitzer Prize für seine holen sich ihre RetroInspiration ganz das auf zwei wuchtige Bände verteilte
mit Hipstamatic aufgenommenen Bil ungeniert woanders. Eines der belieb »MidCentury Ads. Advertising from the
der von USSoldaten in Afghanistan testen StyleArchive ist momentan die Mad Men Era« herausgegeben. Diese
erhielt, verstummten die Stimmen USErfolgsserie »Mad Men«, die zur bildgewaltige Sammlung der wichtigs
derjenigen, die die VintageApp zuvor kostenlosen Inspirationsquelle für nach ten amerikanischen Werbekampag
noch als infantile Spielerei abgetan RetroCredibility dürstende Kreativdi nen der 1950er und 1960er Jahre hat
hatten. Dann kam die Fotosharing rektoren geworden ist. Eifrig bedient das Zeug zum Standardwerk für all je
Plattform Instagram, die mit der eben haben sich die GAPTochter Banana ne zu werden, die Anregungen in der
so schlichten wie erfolgreichen Kom Republic, die zusammen mit der »Mad Printwerbung aus den goldenen Ta
bination aus digitalen Retroeffekten Men«Kostümdesignerin Janie Bryant gen der Konsumbegeisterung suchen.
und sozialem Netzwerk mittlerweile eine vierzigteilige Kollektion auf den »Mid Century Ads« ist nicht allein, Bü
mehr als 150 Millionen Personen zu ih Markt gebracht hat. Oder die Beauty cher wie etwa »Retrodesign.stylelab«
ren Fans zählt und im April dieses Jah Marke Estée Lauder, die sich gleich und »Retrofonts« (siehe PAGE 07.09,
res für eine Milliarde USDollar von Matthew Weiner, den kreativen Kopf Seite 113, und 01.10, Seite 64, beide im
Facebook gekauft wurde. der Serie, geschnappt hat, um ihrer li Verlag Hermann Schmidt Mainz) oder
mitierten »Mad Men«MakeupLinie »Flashback: Retro Design in Contem
Auch traditionelle Marken stöbern den passenden Look zu verleihen. porary Graphics«, 2009 bei viction:ary
eifrig in ihrem Brand Heritage, um mit Der renommierte Graikdesignex herausgekommen, haben sich der Auf
RetroEditionen die Regale in Kauf perte Jim Heimann und der langjährige gabe verschrieben, die gestalteri
PAPIERWELT
bar und hebt sich wohltuend von den sammlung in vier Bänden. Auf jedem
Mohawks neue Kleider oft recht behäbigen Auftritten anderer Beispiel gibt Gmund eine subjektive
Das neue Corpo- n Bunt und fröhlich ist das neue Cor Papierhersteller ab. Einschätzung zur Druckqualität von Li
rate Design porate Design, das sich der amerika ≥ www.mohawkconnects.com nien, Schrift, Illustrationen und Fotos.
von Mohawk ist nische Papierhersteller Mohawk von Die Musterbücher lassen sich direkt
ziemlich Pentagram New York schneidern ließ. beim Unternehmen beziehen.
farbenfroh Basierend auf dem Buchstaben M, er
Für die Umwelt ≥ www.gmund.com
innert das Logo an Papierrollen, Druck n Wer auf der Suche nach hochwer
maschinen und Platinen – schließlich tigen Recyclingpapieren ist, sollte sich
eignen sich MohawkPapiere auch für einmal bei Lenzing Papier umschauen.
Zanders wird Reflex
den Digitaldruck. »Außerdem visuali Der traditionsreiche Hersteller aus Ös n Das PapierfabrikenÜbernahmeKa
siert das Logo Verbindung und Kom terreich bietet sechs umweltfreundli russell dreht sich weiter. Der bisherige
munikation – zwei wesentliche Funk che Sorten in unterschiedlichen Wei Unternehmensbereich Premium Papier
tionen von Papier«, erklärt Pentagram ßegraden und Zusammensetzungen am Standort Düren der Mreal Zanders
Partner Michael Bierut. Das Corporate an. Lenza Top Recycling beispielsweise GmbH wurde von der ortsansässigen
Design ist lexibel gehalten und er hat eine sehr schöne weiche Haptik Walzmühle AG gekauft und irmiert
scheint auf Visitenkarten, in Anzeigen, und einen hohen Weißegrad, obwohl jetzt als Relex Premium Papier GmbH.
auf Papierverpackungen und Muster es zu 100 Prozent aus Recyclingpapier Mit diesem Schritt hat der bisherige
büchern in mehr als einem Dutzend besteht. Zusätzlich bietet das Unter ZandersStandort einen mittelständi
Farbvariationen. nehmen an, gebrauchte Büropapiere schen Eigner gefunden, der zu 50 Pro
Mit der neuen Identität ging auch zu recyceln und diese den Kunden als zent im Besitz der Hahnemühle FineArt
eine Verschlankung der Produktpalet neues Erzeugnis wieder zur Verfü GmbH aus Dassel ist. Die restlichen An
te, eine Verkürzung des Namens von gung zu stellen. teile des Unnehmens werden von pri
Mohawk Fine Paper auf Mohawk und ≥ www.lenzingpapier.com vaten Investoren gehalten.
Gmund testete der Launch einer neuen Website ein Unter Führung von Hahnemühle
ihre Papiere auf her. Egal, ob gedruckt oder im Web, das FineArt entsteht aus dem Zusammen
vier Digital- neue Corporate Design sieht nicht nur
Papier im Digitaldruck spiel von Relex Premium Papier und
druckmaschinen modern aus, es ist auch unverwechsel n Um ihren Kunden mehr Sicherheit der ebenfalls im Eigentum von Hahne
in puncto Digitaldruck zu geben, be mühle beindlichen Straßburger Firma
gann die Büttenpapierfabrik Gmund Lana Papiers Spéciaux ein Unterneh
mit umfangreichen Tests: Eine ganze mensverbund, der zu einem der füh
Reihe ihrer Papiere ließ sie auf den vier renden Premiumpapierhersteller Euro
Digitaldruckmaschinen HP Indigo 3050, pas werden will. Das Angebot reicht
Xerox iGen4, Canon imagePress C7010 von FineArt über Sicherheits bis hin
VP und Kodak NexPress 2500 verarbei zu technischen Spezialpapieren. Relex
ten. Innerhalb der jeweiligen Maschine Premium Papier wird die eigenen Pro
blieben Design und Farbeinstellungen dukte unter dem Label Zanders Pre
bei allen Papiersorten identisch, um die mium Papiere wie bisher auch über
Vergleichbarkeit zu gewährleisten. So den Großhandel vertreiben. ant
entstand eine umfangreiche Muster ≥ www.zanders-premium.com
070 page 07.12
TYPO
Lichtspiel
Für das Design Film Festival in Singapur
gestaltete Sebastian Lange die Opening
Titles – und wurde dafür gerade vom
Type Directors Club New York ausgezeichnet
Sebastian Lange über die Trailer-produktion mit DSLR-Kamera, after effects, Soundtrack und Final Cut pro
Vorproduktion
Um die generelle Vorgehensweise zu
1 testen, experimentierte ich mit simplen
3-D-Buchstaben aus Pappmaschee und Pro-
jektionen der verschiedenen Trailer. Dabei
arbeitete ich mit einem lichtstarken Objek-
tiv in Kombination mit der Canon EOS 7D.
Der Raum war komplett abgedunkelt,
sodass der Beamer als einzige Lichtquelle
diente. Um zusätzlich spannende Szenen
zu entwickeln, verwendete ich einen Glide-
track für einfache Dolly-Shots. Bereits zu
diesem Zeitpunkt entstand in Final Cut Pro
ein kurzer Vorabschnitt einiger exemplari-
scher Szenen, damit ich meinem Kunden
die Wirkung und Anmutung der Videoauf-
nahmen präsentieren konnte.
Setaufbau und
Footage-Produktion
Im nächsten Schritt galt es, den Festi-
2 val-Schriftzug (Helvetica Neue) in
die dreidimensionale Form für die Video-
aufnahmen zu bringen. Eine Firma
stellte ihn aus dem styroporähnlichen
Material Jackodur her und lackierte
ihn in Lichtgrau. Die Buchstaben hatten
eine Höhe von circa 25 und eine Tiefe
von etwa 4 Zentimetern. Anhand der
Wortmarke vermaß ich die Abstände
der Buchstaben und Wörter zueinander
und konnte die Dimensionen so exakt
auf das reale Set übertragen. Die 3-D-
Buchstaben stellte ich für die Aufnahmen
hintereinander im Raum auf, um bei der
Bildkomposition reizvolle Überschnei-
dungen zu erhalten, zum Beispiel für das
Spiel mit geringer Tiefenschärfe und
für einen leichten Parallaxeneffekt bei
den Dolly-Shots. Damit ich später aus-
reichend Material für Schnitt und Motion-
design hatte, produzierte ich mit diesem
Set erst einmal sehr viel experimentelles
Footage. Dabei machte ich viele Durch-
läufe mit allen Festivalilmtrailern, die
mir zur Verfügung standen.
074 page 07.12 TYPO Making-of: Opening Titles
Sebastian Lange über die Trailer-produktion mit DSLR-Kamera, after effects, Soundtrack und Final Cut pro
Postproduktion
Nun sichtete ich alle Clips, importierte
3 sie in After Effects und nahm grobe
Farbkorrekturen vor. Die Dolly-Shots muss-
ten teilweise stabilisiert werden. Um eine
Dramaturgie aufzubauen, stellte ich einige
Sequenzen zu ersten Schnittvarianten
zusammen. In enger Verknüpfung dazu lie-
fen Komposition und Schnitt eines ersten
Sounddesigns. Die Tonspur integrierte ich
schon sehr früh in die After-Effects-Timeline.
So konnte ich Bild und Ton ständig kontrol-
lieren und aufeinander abstimmen. Dabei
versah ich einige Peaks der Audio-Wave-
forms in der Timeline mit Markern, die quasi
als Anker für die Keyframes der Animation
fungieren und zeitlich festgelegte Schritte
für die Typo-Einblendungen reservieren.
Dies vereinfachte die Orientierung bei der
Arbeit innerhalb des Clips stark, da sich diese Marker auch via Shortcut anspringen
lassen – bei mehr als 150 Ebenen ein willkommenes Feature. Das Footage habe ich für das
Motiondesign zum Teil stark beschleunigt oder verlangsamt und über Positions- und
Skalierungs-Keyframes zusätzlich animiert. Dabei kamen auch Wiggle Expressions zum
Einsatz und einige Easing Expressions aus der Script-Sammlung Ease and Whizz – mit
denen sich zum Beispiel Text eleganter und natürlicher animieren lässt – sowie das After-
Effects-Plug-in Twitch, das für etwas Chaos in Übergängen und Animationen sorgt.
Sounddesign
Parallel zur Postproduktion entwickelte
5 ich das Sounddesign. Hierbei arbeitete
ich mit mehreren gesammelten Samples, die
ich später mit Soundtrack und Final Cut Pro
zu einem Ganzen verwob. Dabei ging es mir
vor allem darum, möglichst viele unterschied-
liche atmosphärische Geräusche und rhyth-
mische Akzente oder plötzliche musikalische
Wendungen einzubinden – zum einen in Kor-
respondenz zu den unterschiedlichen Filmen
und Festivalthemen, zum anderen als starker
Impuls für das Motiondesign. Generell wollte
ich eher eine geräuschorientierte Musik
erzeugen, die sich erst zum Schluss des Clips
zu etwas Harmonischem entwickelt. Für
das Logo-Ending wählte ich den Track »Coda«
von The Do, der durch seine spannende
und gleichzeitig lässige Interpretation sehr
gut zu dem Festival passte. Die Audiospur
diente während der Postproduktion als
Richtlinie und Grundlage für viele Animations-
elemente und Übergänge.
Frühlingserwachen
Ob’s an der Jahreszeit liegt? Neue Typobücher sprießen zurzeit an allen Ecken und Enden hervor.
Vier gelungene Werke stellen wir Ihnen hier vor
n Schriftenmachen heute hat mit Der Band teilt sich in zwei Abschnit- formte Animal Font von Daisy Balloon
Schriftenmachen damals nicht mehr te: Im ersten geht es um illustrative Al- (mal im App Store schauen) oder das
sehr viel zu tun. Das wissen wir alle. phabete. Hier inden sich Buchstaben aus einer alten Modelleisenbahn ge-
Trotzdem war ich beim Blättern in aus Kleidungsstücken, Letterkonstruk- bastelte Train Set von Ludvig Bruneau
»Typoholic. All you need is type!« über- tionen aus Nägeln und Gummibändern Rossow. Sehr schön auch Ruslan Kha-
rascht, auf was für interessante, wit- oder einem Stuhl, dessen Bestandtei- sanovs von Mikroorganismen inspi-
zige, skurrile und absurde Ideen De- le so abgedeckt sind, dass ein Minus- rierte Micro Type oder What are you
signer kommen, um heutzutage mit kelalphabet entsteht. Zu meinen Fa- afraid of? von Senongo Akpem. In dem
Schrift zu kommunizieren. voriten gehört der aus Luftballons ge- Alphabet des in New York lebenden
078 PAGE 07.12 TYPO Bücher
Schräg geht
es bei dem
französischen
Graikerduo
von A is a name
häuiger zu,
auch in ihrem
Corporate Design
für das Fes-
tival Musiques
Volantes
Jan Middendorp:
Shaping Text.
Amsterdam
(BIS Publishers)
2012, 175 Seiten.
29,90 Euro. isbn
978-90-6369-223-0
Das Veranstal-
tungsplakat für
das Direktoren-
haus in Berlin
stammt vom
Designbüro Apfel
Zet und erinnert
an alte Schriften-
kataloge. Das
kleine Plakat
rechts daneben
gestaltete xplicit
n Michael Harkins ist Lehrer, das an Studenten natürlich, aber auch an achten ist, welche Kenntnisse man ha-
merkt man auf fast jeder Seite von Gestalter, die die Typoseminare ab ben und über welche Fertigkeiten man
»Using Type. Eine Gebrauchsanwei- und an geschwänzt haben. Gelegent- verfügen muss, um typograisch an-
sung für Schrift«, der deutschen Li- lich ein bisschen schulmeisterlich ver- sprechende Arbeiten zu realisieren.
zenzausgabe seines im letzten Jahr er- mittelt Harkins dem Leser was Typo- Die Sprache der Typograie und die
schienenen »Basics Typography: Using graie ist und was sie nicht ist, was Analyse von Designproblemen streift
Type«. Er wendet sich an Einsteiger – beim Gestalten mit Schrift alles zu be- Harkins dabei ebenso wie Arbeitspla-
nung, Rastersysteme, Schriftwahl, Op-
timierung von Schrift, typograische
Prinzipien oder Schrift und Software.
Dass er bei der Fülle der Themen recht
oberlächlich bleibt, ist logisch und auch
nicht weiter schlimm, schließlich ver-
steht sich das Buch als eine Art Grund-
kurs und möchte keine Speziallektü-
re ersetzen. Vier Designaufgaben sol-
len den Leser ermutigen, das Gelernte
Michael Harkins: gleich in die Tat umzusetzen.
Using Type. Eine »Using Type« ist zweifellos nützlich,
Gebrauchs- zumal man dank Glossar und gutem
anweisung für Stichwortverzeichnis auch mal schnell
Schrift. München etwas nachschlagen kann. So richtig
(Stiebner) 2012, lustvoll ist es allerdings nicht. Dazu
183 Seiten, kommt es ein bisschen zu umständlich
29,90 Euro. isbn und altmodisch daher. Vielleicht ist
978-3-8307-1409-5 auch die Übersetzung daran Schuld?
Aber von einer Gebrauchsanweisung
Ein Blick auf die Schriften, die uns im Alltag begegnen, hilft dabei, sich mit erwartet man ja schließlich auch nicht,
dem Thema Typograie vertraut zu machen dass sie spaßig ist. ant
082 page 07.12 TYPO
TYPOWELT
er von allen möglichen Buchstaben et
was abtrennte. Dadurch bekommt die
Trim ihren ziemlich ungewöhnlichen,
eckigen Charakter.
Der Displayfont verfügt über sieben
Schnitte von Thin bis Extrabold, Ligatu
ren und einige Alternativbuchstaben.
Darüber hinaus gibt es manuell gehin
tete Webfonts. Einsetzen kann man die
Trim im Editorial Design ebenso wie
auf Verpackungen. Besonders freuen
würde es Göran Söderström, sie in Ani
mationen, Filmtiteln oder Computer
spielen zu sehen. Die Typefamilie kann
man für rund 130 Euro bei Göran Sö
derströms Foundry Letters from Swe
den erwerben. Ein einzelner Schnitt
kostet knapp 40 Euro.
≥ www.lettersfromsweden.se
Gebirgsmassiv
n Inspiriert von den Granitfelsen der
Sierra Nevada schuf der amerikanische
Designer Steve Matteson die Massif, die
er mit den Schnitten Light, Semi Light,
Regular, Semi Bold, Bold, Extra Bold
und den jeweils dazugehörigen Italic
Schnitten ausstattete. Sie eignet sich
sowohl als Displayschrift wie auch für
kurze Textblöcke, da Matteson die For
men und Proportionen in kleineren
Punktgrößen verfeinerte. Außerdem
gestaltete er Kapitälchen, Ornamente
und Ligaturen. Der erweiterte Zeichen
satz unterstützt die meisten mittel
und osteuropäischen Sprachen. Die
Fontfamilie ist für etwa 700 Euro bei
Linotype erhältlich, ein Einzelschnitt
für knapp 80 Euro.
≥ www.linotype.com
Heiße Diskussionen
n Ein Verzeichnis der 222 einluss
reichstenTexte, Thesen und Manifeste
aus 111 Jahren zum Thema Schrift im
deutschsprachigen Raum ist das gera
de im Niggli Verlag erschienene Buch
Fonts sind sehr fett, einige sehr dünn »Texte zur Typograie. Positionen zur
Abgeschnitten und einige eben lagom«, so der schwe Schrift« (244 Seiten, 42 Euro, isbn 978-
Die Lettern der n »Lagom« ist eines dieser schwedi dische Typedesigner. Inspiriert haben 3-7212-0821-4). Die Sammlung entstand,
Trim beschnitt schen Wörter, die man nicht wirklich ihn die Schriften des dänischen Archi als Kommunikationsdesignstudenten
Göran Söderström übersetzen kann. Es bedeutet so etwas tekten und Designers Knud V. Engel unter der Leitung der beiden Professo
an verschiedens- wie »nicht zu viel und nicht zu wenig« hardt (1882–1931), der in seinen Ent rinnen Dr. Isabel Naegele und Dr. Petra
ten Stellen – das oder »eben gerade richtig«. So wie die würfen gerne die Diagonalen beschnitt. Eisele im Institut Designlabor Guten
macht den Display- sieben Schnitte der Trim, der neuen Göran Söderström trieb dieses Kon berg der Fachhochschule Mainz nach
font so besonders Schrift von Göran Söderström. »Einige zept noch einen Schritt weiter, indem besonders inspirierenden oder gestal
page 07.12 083
Die Buchstaben b
und d sowie p
und q sind bei der
Fou nicht ein-
fach gespiegelt.
In ihren Punzen
sieht man sehr
schön, wie sich die
Proportionen
des Weißraums
verändern
terisch prägenden Texten suchten. Die und diverse Sonderzeichen mehr Mög schiedlichsten Aufbewahrungen. Die
se sollten den Diskurs über Typograie lichkeiten für Auszeichnungen bietet. Bestandteile lassen sich aneinander
nachhaltig angeregt haben. Die Texte Die komplette Familie gibt es für rund reihen und machen so auch längere
ergänzten sie mit historischen Doku 150 Euro bei URW++. Wortkombinationen möglich.
menten, die zum größten Teil aus der ≥ www.urwpp.de »Manchmal sehe ich im Vorbeige
Bibliothek des Mainzer GutenbergMu hen Sachen, die gar nicht so sind, wie
seums stammen. ich auf den ersten Blick denke«, sagt
Während der Einführungstext einen
Regal mit Statement Sebastian Dürr. »Zum Beispiel ein Re
Überblick über die wesentlichen De n Ein Buchstabenregalsystem mit Na gal in einem Einrichtungsladen, das ich
batten und ihren designgeschichtlich men Express your shelf haben Kristina augenblicklich als Buchstaben inter
en Kontext gibt, präsentiert der folgen Schlagheck und Sebastian Dürr entwi pretiert habe. Bei meiner gedankli
de Teil die Quellen auf Doppelseiten in ckelt. Die beiden betreiben das Büro chen Auseinandersetzung mit dem
Originalgröße. Diese Publikation gibt Union der guten Dinge in Hamburg und Thema ›Buchstaben = Kasten = Regal‹,
Interessierten die Gelegenheit, die ty konzipierten das Regal so, dass sich die bin ich dann sehr schnell bei dieser digi
pograischen Positionen im 20. Jahr Buchstaben ganz einfach von den Sei talen Keilschrift gelandet, die sich wun
hundert nachzulesen, unter anderem ten aus in ein Trägermodul schieben derbar für diese Anwendung eignet.«
zu umstrittenen Themen wie der deut und beliebig austauschen lassen. Den Ein Regal wie das unten abgebildete
schen Schrift oder der Kleinschreibung. Träger gibt es für jeweils drei, vier und kostet etwa 1300 Euro. ant
≥ www.niggli.ch fünf Lettern in drei Tiefen für die unter ≥ www.udgd.de
Verrückte Alternative
n Michael Herold entwarf die Fou als
Alternative zur Trade Gothic Conden
sed Bold. Während er an der Gestal
Im Regal von
tung einer normal breitlaufenden Va
Union der
riante saß, kam er auf die Idee, ein Sys
guten Dinge sind
tem zu entwickeln, das auf Weißräume
die Bücher von
und sich ändernde Proportionen der
Typomaniacs gut
Buchstaben reagiert. Dieses System
aufgehoben
wendete der Typedesigner auch auf
eine Variante mit Serifen an. Schließ
lich entstand eine Schriftfamilie in den
vier Varianten Fou Condensed, Fou
Condensed Mixed, Fou und Fou Mixed,
jeweils in den Schnitten Light, Regular,
Medium und Bold plus Kursive. Man
kann Fou auch als Alternative zur DIN
oder der breitlaufenden QType nut
zen, zumal sie durch Italics, Kapitälchen
084 PAGE 07.12
BILD
trat und 2008 bei der italienischen »Vogue« erstmals ein gan-
zes Heft ausschließlich mit schwarzen Models in Szene setzte,
• die italienische Modediva Anna dello Russo, die nicht nur
durch ihre Arbeit für »Vogue« zur Kultigur wurde, sondern
vor allem durch den Blog www.annadellorusso.com, wo sie
sich in immer wieder neuen, extravaganten Outits zeigt,
• Leith Clark, die ihr eigenes Magazin »Lula« herausgibt, Ce-
lebritys wie Kira Knightley oder Kirsten Dunst stylt, aber
auch für Chanel oder »Vogue« tätig ist,
• Nicola Formichetti, Lady Gagas Leibstylist und Kreativdi-
rektor bei Mugler,
• Katie Grand, deren Karriere bei »The Face« begann, die
dann Chefredakteurin von »Pop« wurde und mit »Love« ih-
re eigene Superhochglanzpostille gründete,
• Sophia Neophitou-Apostolou, Gründerin des Magazins
»10«, leißige Bloggerin und für den Style vieler Fashion-
shows verantwortlich, ob bei der Paris Fashion Week oder
Victoria’s Secret,
• Markus Ebner, Gründer und Chefredakteur des Berliner Ma-
gazins »Achtung« und neben »Vogue«-Chein Christiane Arp
einziger Deutscher im Buch – der heute aber in Paris lebt.
PAGE 07.12 087
Äußerst experimentierfreudig
ist auch das neue Maga-
zin »Œ« aus Berlin, dessen
Fashion-Director Stylist Rainer
Metz ist. Hier aber stylte Anja
Niedermeier c/o Perfect Props.
Foto: Jette Stolte
≥ PAGE Online
Mehr tolle Bilder und Links gibt es
unter www.page-online.de/stylisten
088 PAGE 07.12 BILD Stylisten
Nachwuchstalent Nadine
Engel setzte mit Fotograin
Hannah Westermann eine
folkloristisch angehauchte
Modestrecke für das
»Missy Magazine« (01/12) in
Szene. Engel studierte in
Düsseldorf Kommunikations-
design mit Schwerpunkt
Fotograie und Mode, verlegt
sich aber zunehmend auf
Styling und Kostümbild. Mehr
unter www.nadinengel.
blogspot.de
BILDWELT
Ist bei AK/Kruse in der Rubrik »New Talent« zu inden: Fotograin Serena Becker, Das ausführlichere Positionspapier lässt sich unter
hier ein Bild für das Magazin »self service« www.bvpa.org downloaden.
094 page 07.12
TECHNIK
n Das Aufsetzen und Administrieren orangefarbene Protonet-Box enthält zugeschnittene Lösung handelt, weist
von Servern gehört für Julia Böning und in der Grundausstattung ein Mother- Protonet jedoch auf einen wichtigen
ihre Mitarbeiterinnen bei Fotomaki board mit 4 Gigabyte Speicher und ei- Trend hin: Die Ansprüche an die Tools
Retouching in Hamburg nicht unbe- nem Dual-Core-Prozessor, zwei jeweils für die Online-Kollaboration werden
dingt zum Selbstverständnis. Sie ha- 2 Terabyte große Festplatten, die zu größer. Wenn bei einem Projekt die
ben sich auf aufwendige Nachbearbei- einem RAID 1 (Mirroring) verbunden Beteiligten an verschiedenen Orten
tungen und Farbkorrekturen von Fotos sind und jede Datei doppelt speichern, sitzen, gewinnt die Cloud als zentraler
spezialisiert, bei denen sie den Bildern sowie WLAN und Ethernet-Anschluss. Punkt der Zusammenarbeit enorm an
ihren besonderen Look geben. Ihre Ar- Fotomaki setzt ihren »Knoten«, wie Bedeutung: In ihr werden Dateien über-
beiten haben es in die Kampagnen von Protonet die Server nennt, auf vielfälti- geben und Projektkalender geführt,
Daimler-Benz und BMW, IKEA und ge Weise ein: Zunächst ganz banal als wird gechattet und gemeinsam an Do-
Swarovski geschafft. Server für Arbeitsdateien im Büro und kumenten gearbeitet.
Im Alltag bedeutet das, dass immer für Back-ups. Mit an Bord ist aber auch
wieder große Dateien zwischen Foto- ein FTP-Server, über den sich Dateien Neue Technologien und Dienste so-
grafen, Fotomaki, Agenturen und Kun- für Kunden und Kollegen bereitstellen wie gesunkene Preise ermöglichen es
den verschoben werden müssen. Das lassen. Das Besondere an dem Proto- Freiberulern und kleineren Studios,
Fotomaki-Team wiederum muss auch net-Server ist der selbst entwickelte be- genauso professionell aufzutreten wie
von unterwegs auf die Daten zugrei- ziehungsweise angepasste Chat-Client. große Agenturen mit eigenem IT-Ser-
fen können. Für die Abstimmung unter So ist es möglich, für dieverse Zielgrup- vice. Grundsätzlich stehen ihnen dabei
den Beteiligten gab es ebenfalls Be- pen eigene Channels anzulegen und drei Wege offen. Sie können selbst ei-
darf an einem eigenen Tool. Die Lösung Mitglieder hinzuzufügen, die sich dann nen klassischen Server aufsetzen und
sah für Fotomaki lange Zeit so aus, über diesen Server austauschen kön- betreiben. Alternativ gibt es die Mög-
dass sie für den Datenaustausch mit nen. in die Channels lassen sich auch lichkeit, Cloud-Services in Anspruch zu
Kunden und Partnern Platz auf einem Dateien hochladen und für alle zugelas- nehmen oder – wie Fotomaki mit Pro-
FTP-Server gemietet hatten. senen User zur Verfügung stellen. Bald tonet – einen vorkonigurierten Cloud-
Durch Zufall ergab sich ein besserer soll noch ein entfernter Server in der Server zu mieten oder kaufen. Jede der
Weg: Ali Jelveh und Christopher Blum Cloud ins Spiel kommen, um Back-ups Varianten hat ihre Vor- und Nachteile.
hatten sich gerade als Entwickler von für den Fall eines Einbruchs oder sonsti- Wer sich zum Beispiel mit Linux aus-
Xing verabschiedet, um ihre eigene Fir- gen Schadens im Büro zu sichern. Auch kennt, benötigt nur etwas Hardware
ma aufzuziehen. Wegen ihres Corpo- das wird das Protonet-Team betreuen. oder einen Mietvertrag für einen beim
rate Designs suchten sie Rat bei Foto- Auch wenn es sich hier um eine spe- Provider gehosteten Server, um sich
maki – und kamen so nicht nur zu ex- ziell auf die Bedürfnisse von Fotomaki lexibel die Umgebung und Dienste
zellenten Fotos, sondern am Ende auch
Der Protonet-Ser-
zu dankbaren neuen Kundinnen. Denn
ver läuft unter
das Geschäft der beiden sind vorkon-
Linux und bietet
igurierte Server, die sie unter dem Na-
ein eigenes
men Protonet vertreiben und betreuen.
Chat-Programm,
Auch andere Kunden kamen auf unge-
über das sich
wöhnlichem Weg zu ihrem Protonet-
auch Dateien aus-
Server: Das junge Unternehmen hat
tauschen lassen
sich an einem langen Tisch im Hambur-
ger Co-Working-Space betahaus ein-
quartiert und das gemeinsame Büro
mit seinen Servern ausgestattet.
Google Drive
Günstiges Angebot vom Cloud-Riesen
≥ https://drive.google.com
n Der Dienst von Box Inc. hat einige starke Pluspunkte, die
ihn interessant machen: zum einen eine breite Palette an
Anwendungen, Schnittstellen und Plug-ins, mit denen Box
mit vielen anderen Cloud- und Desktop-Angebote interagie-
ren kann. Kaum ein Aufgabenfeld ist ausgelassen – das gilt
insbesondere für den Business-Bereich, etwa mit hilfrei-
chen Tools für die Nutzer- und Dateiverwaltung. Zudem gibt
es Clients für viele Desktop- oder Mobilgeräte. Dem stehen
allerdings einige Nachteile entgegen: Selbst in den teuers- Ergänzend zur Speicherlösung Google Drive bietet
ten Varianten ist die Dateigröße beim Upload begrenzt, Google für viele Aufgaben Cloud-Ofice-Apps an
und die Arbeitsoberläche lässt sich erst ab der teuren
Enterprise-Variante individualisieren. Die Business-Version
kostet monatlich ab 15 Euro pro Nutzer. Huddle
Zusammenarbeit mit Team und Kunden
≥ www.huddle.com
Microsoft SkyDrive
Die Cloud für die Windows- und Office-Welt n Huddle ist eine weniger bekannte Cloud-Plattform, de-
≥ https://skydrive.live.com ren Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit größerer Teams
liegt. Bei zehn oder mehr Usern kostet Huddle monatlich
n Auch Microsoft kann eine Möglichkeit sein, mit Kunden circa 12 Euro pro Person. Dazu gibt es gemeinsame Kalender,
über die Cloud zusammenzuarbeiten. Speicherplatz, Kalen- Whiteboards, Aufgabenverwaltung et cetera. Auch Web-
der, E-Mail, Ofice-Anwendungen, Chat und mehr stehen space zum Speichern von Dokumenten gehört dazu sowie
zur Verfügung. Nachteilig bei SkyDrive, so der Name des Clients für Mobilgeräte und Schnittstellen zu Diensten wie
Speicherangebots, sind zum einen die beschränkten Mög- LinkedIn. Zu den Referenzkunden im kreativen Bereich ge-
lichkeiten, das Interface im eigenen Corporate Design zu hört die Agentur AKQA, die Huddle für den Datenaustausch
gestalten – es hat einen entschiedenen Microsoft-Look –, mit Kunden einsetzt. Hilfreich dabei ist, dass sich Huddle
zum anderen lassen sich keine Anwendungen von Drittan- dem eigenen Corporate Design anpassen lässt.
bietern einbinden. Positiv sind hingegen der günstige Preis
ab 20 Euro im Jahr für 25 Gigabyte zusätzlichen Speicher-
platz und die Integration in die Microsoft-Welt.
SkyDrive verfügt über nützliche Werkzeuge, sieht aber uninspiriert aus Huddle unterstützt die Kollaboration via Cloud
098 PAGE 07.12 TECHNIK Druckweiterverarbeitung
n Anfang der 1990er Jahre gelangte lien und Laminierungen sowie alles,
die noch junge Lasertechnologie auch was sich bei starker Hitze unkontrol-
in die Druckweiterverarbeitung und liert verformt, sind grundsätzlich un-
bewährte sich vor allem beim Stan- geeignet für dieses Verfahren.
zen. Während die Fertigungsbetriebe
zuvor ein dünnes, in eine Holzschablo- Tipps zur Planung
ne eingelassenes Metallband einset- Die Eigenschaften des Papiers sind ent-
zen mussten, machte es nun der Laser scheidend für den Erfolg eines Laser-
möglich, sehr viel feinere Strukturen cuts: An ungeeignetem Material blei-
auszustanzen. Diese Technik hat Krea- ben hässliche Schmauchspuren zurück,
tiven ganz neue Gestaltungsmöglich- die unter Umständen entfernt oder
keiten erschlossen. überdruckt werden müssen. Zudem
kann bei großlächigen Ausschnitten
Bezeichnung die Stabilität der Seite leiden. Es lohnt
Der verbreitetste Begriff ist Lasercut. sich daher, sich schon im Vorfeld beim
Daneben ist allerdings auch Filigran- Dienstleister kundig zu machen, wel-
laser, Laserschnitt oder Laserfeinstan- ches Papier sich am besten eignet.
zen gebräuchlich. Beim Entwerfen des Ausschnitts soll-
te man außerdem darauf achten, dass
Varianten keine langen, losen Papierstreifen ent-
Lasercut gibt es sowohl als digitales stehen, die bei der weiteren Verarbei-
wie auch als analoges Verfahren (mehr tung leicht umknicken könnten.
dazu unter dem Stichpunkt »Tech- Für Ziffern und Buchstaben, die ei-
nik«). Außerdem lässt sich das Schnei- nen Leerraum aufweisen, zum Bei-
den im selben Durchgang mit dem spiel 0 oder A, ist es notwendig, kleine
Gravieren verbinden. Stege vorzusehen, die den Innenraum
mit dem Rest der Seite verbinden. Sie
Stärken sollten bei leichterem Papier und Kar-
Lasercut erlaubt es, sehr feine Struk- ton mindestens 0,3 Millimeter breit
turen aus Papier oder Karton auszu- sein. Vermeiden sollte der Gestalter,
schneiden. Die Ergebnisse ähneln dem die Bereiche mit dem Laserausschnitt
Stanzen, sind aber noch einmal deut- in einem Falz zu positionieren.
lich feiner als bei dieser Technik.
Grenzwerte
Technik Je nach eingesetzter Maschine schwan-
1 Beim analogen oder Permanentla- ken die Maße der Substrate, die sich
serverfahren stellt der Fertigungsbe- mit hochwertigem Ergebnis verarbei-
trieb zunächst anhand des Entwurfs, ten lassen. Druckbogen bis zum For-
der als PDF-Datei angeliefert wird, ei- mat 50 mal 70 Zentimeter sind mög-
ne Schablone her, indem er Löcher lich. Das Papier sollte zwischen 40 und
in eine dünne Kupferplatte ätzt. Die 1200 Gramm schwer sein.
Schablone wird dann auf dem Papier
ixiert und beides unter den Perma- Dienstleister (Auswahl)
nentlaser geschoben, der präzise alle • Druckerei Schroeder, 41469 Neuss
nicht bedeckten Flächen ausbrennt. ≥ www.filigran-laser.de
Dabei entstehen Temperaturen von • Kremo Laser-Papierfeinstanzungen,
bis zu 1600 Grad. 65439 Flörsheim
2 Beim digitalen Verfahren ist das An- ≥ www.laser-stanzungen.de/
fertigen einer Schablone nicht not- • Rausgebrannt, 1060 Wien,
wendig: Die Vektoren in der Vorlagen- Österreich
datei legen fest, welchen Weg der La- ≥ www.rausgebrannt.at
ser abfährt, entlang welcher Linien er • Indivisuell Design- und Produktions-
dabei das Papier schneidet und mit agentur, 4410 Liestal, Schweiz
welcher Intensität. ≥ www.filigranlaser.ch/
Beim Lasercutverfahren brennt der Laser
Einsetzbare Materialien Preis Punkt für Punkt in den Werkstoff (ganz oben)
Im Hinblick auf die Materialien zeigt Abhängig vom Aufwand sind 50 Cent und arbeitet dabei mit einer sehr hohen
sich Lasercut äußerst lexibel, selbst bis 1 Euro pro Visitenkarte zu veran- Geschwindigkeit (unten). Mitte: Der Größen-
Leder oder Metallbleche lassen sich schlagen beziehungsweise 50 bis 100 vergleich mit der 2-Euro-Münze zeigt, wie
verarbeiten. Aber Achtung: Plastikfo- Euro pro Maschinenstunde. fein sich Papier per Lasercut schneiden lässt
PAGE 07.12 099
Klangkarten
Im ersten Teil unserer neuen Serie zur Druckweiterverarbeitung zeigen wir am Beispiel der
Visitenkarte für das Künstlerduo Ritornell, welche Möglichkeiten Lasercut bietet
n Der Komponist und Sounddesigner Richard Eigner ar- geschnitten.« Die Grenze für eine wirtschaftliche Produktion
beitet unter dem Namen Ritornell mit dem Pianisten Roman mit Lasercut liegt daher bei etwa 500 bis 1000 Stück, danach
Gerold zusammen. Ein wichtiges Element ihrer Live-Perfor- ist es meist günstiger, eine oder mehrere Stanzformen an-
mances sind Spieluhren, die die Besucher zu den Konzer- zufertigen – die jedoch weniger iligrane Details erlauben. Im nächsten Teil
ten mitbringen. Ein ganz besonderer Klang entsteht, wenn Für Ritornell war das Verfahren allerdings die beste Lösung, unserer Serie
alle Anwesenden die Pappstreifen mit den eingestanzten hätte man doch sonst auf eine Kombination aus Stanzen, geht es um Folien-
Melodien im Takt durch ihre Spieluhren kurbeln. Genau dies Prägen und Drucken zurückgreifen müssen. dsc prägungen
griff die Wiener Designerin Katharina Hölzl auf, als sie für
Ritornell Visitenkarten entwerfen sollte. Ihre Idee war, dass
diese abspielbar sein sollten.
Seither hat das Duo neunmal perforierte, gefaltete Papp-
streifen in der Tasche. In neun der zehn Segmente ist je-
weils eine eigens komponierte Sequenz gestanzt. Auf der
Vorderseite beindet sich einer der neun Buchstaben des
Wortes »Ritornell«, während auf der Rückseite die Kontakt-
daten eingraviert sind. Möchte einer der beiden Künstler
seine Visitenkarte überreichen, reißt er einen der perfo-
rierten Abschnitte ab, spielt ihn in der Spieluhr ab und
übergibt ihn dem Interessenten.
Für die Realisierung ihrer Idee wandte sich Katharina
Hölzl an Rausgebrannt aus Wien. Bernhard Rameder und
Wolfram Kühmayer fertigten die Visitenkarten ausschließ-
lich per Laser, denn sowohl das Stanzen der Löcher für die
Spieluhr als auch die Perforation an den Trennstellen und
das Gravieren der Texte ließ sich auf diese Weise in einem
Durchgang erledigen. Nicht ganz einfach war es, einen ge-
eigneten Karton zu inden. Er musste stark genug sein, um
das Abspielen zu überstehen, aber auch eine gewisse Qua-
lität aufweisen. »Verunreinigungen und Rückstände im Pa-
pier können zu Verfärbungen und ungenauen Schnitten
führen«, sagt Bernhard Rameder. Am Ende entschied man
sich für einen Karton von Fedrigoni.
Zum präzisen Schneiden braucht der Laser die Linien als
Vektordaten, seine Intensität steuerte Rausgebrannt über
verschiedene Farben: Je tiefer der Farbton, desto mehr Ener-
gie gibt der Laser an das Papier ab. Bei hoher Energie wird ein
Loch ins Papier gebrannt, bei geringer verfärbt sich das Pa-
pier nur. Lasercut ist ein aufwendiges Verfahren. Für höchste
Qualität muss jeder Papierbogen einzeln bearbeitet werden.
Zwar lassen sich, wie Bernhard Rameder erklärt, auch, »bis
zu zehn Blatt übereinandergelegt schneiden, doch dann ist
das oberste verkohlt und das unterste meist nicht richtig
100 page 07.12 TECHNIK
PDF/X-4 Workflow
InDesign ab CS1 – Werte Normgerechte PDFDateien PDFXready Worklow V2 vorgelegt.
sind für die Printmedienpro Ein 56seitiger Leitfaden, der auf www.
rechnerisch verändern duktion heutzutage wichti pdfx-ready.ch zum kostenlosen Down
In InDesign ebenso wie in M W ger als je zuvor. Die PDF/X load bereitsteht, beschreibt die Erstel
Adobe Illustrator können die Standards beschreiben, welche Krite lung, Verarbeitung und Ausgabe von
Werte für Maße oder Positi rien ein DruckPDFDokument erfüllen PDF/X4Dateien im Detail. Dazu gibt
M W onen auch das Ergebnis ein muss. Das neue PDF/X4 ragt dabei es, ebenfalls kostenlos, verschiedene
facher Berechnungen sein. Erlaubt sind Werte können in heraus, denn es unterstützt native Werkzeuge wie Farbeinstellungen für
dabei die Grundrechenarten mit den InDesign und Transparenzen, medienneutrale PDF Photoshop, Illustrator und InDesign
Operatoren +, –, * und /. Das ist zum anderen Adobe- Worklows und eine durchgängige PDF (diese lassen sich über die Adobe Brid
Beispiel praktisch beim Anpassen von Programmen Verarbeitung ohne PostScript. ge für die gesamte Creative Suite syn
Positionierungen, aber auch bei Schrift auch das Ergeb- Organisationen wie beispielsweise chronisieren), PDFExporteinstellungen
größen, Zeichenabständen, Einzügen nis von Rechen- der Verein PDFXready transferieren für InDesign ab CS4 und Quark XPress
und Ähnlichem. Lutz Träger operationen sein diese Standards in praxisgerechte Leit ab Version 4 für den Export von PDF/
linien und Programmeinstellungen. X4Dateien sowie PDFPrüfproile für
Gerade haben die Schweizer den Acrobat zum Prüfen der fertigen Druck
komplett auf PDF/X4 aufsetzenden PDFDokumente. Georg Obermayr
Lesertipps in PAGE:
Mitmachen lohnt sich!
n Haben Sie gerade einen praktischen Kniff ent
deckt? Möchten Sie einen kleinen Gestaltungstipp Mit vielen
in einem Ihrer Arbeitsprogramme an andere Le Optionen lässt
ser weitergeben? Kennen Sie ein Workaround für sich der Work-
ein aktuelles Softwareproblem? Dann schicken Sie low entschei-
Ihren Lesertipp – mit Angabe der Softwarever dend verbessern,
sion und einem oder mehreren Screenshots – an zum Beispiel
info@pageonline.de . Bei Veröffentlichung erhal durch Aktivieren
ten Sie eine silberfarbene Uhr Avialic 1903. der Maus fürs
Scrollen
page 07.12 101
Hardware
+++ Samsung Galaxy S3. Das Galaxy S2 ist eines
der meistverkauften Android-Geräte weltweit. Nun
hat Samsung den Nachfolger vorgestellt. Das Galaxy
S3 verfügt über einen Vierkernprozessor und ein
4,8-Zoll-Display mit 720 mal 1280 Bildpunkten. In
iPhone-Projektor Form und Größe ähnelt es eher dem Nexus als dem
S2. Ähnlich Apples Siri für das iPhone lässt es sich
n Der PoP-Video-Adapter ist ein Miniaufsatz, der jedes iPhone und jeden dank Samsungs S Voice auch mit Sprachbefehlen steu-
iPod in einen mobilen Projektor verwandelt. Angeschlossen wird er ern. Als Betriebssystem kommt Android 4.0 alias Ice
über Micro-USB, um Games, Videos oder Präsentationen mit einer Größe von Cream Sandwich zum Einsatz. ≥ www.samsung.com/
960 mal 540 Pixeln an die Wand zu projizieren. Den Content wählt der uk/gs3 +++ Canon EOS 5D Mark III. Einen Start mit
User dabei über eine eigene App aus. Der Pico-Projektor hat Saft für bis zu zwei Hindernissen legte die Canon EOS 5D Mark III hin.
Stunden Projektionszeit. PoP Video ist für rund 100 Dollar erhältlich. vd Das Nachfolgemodell der außerordentlich erfolgrei-
≥ www.thepopvideo.com chen 5D Mark II hatte einen kleinen, aber unschönen
Konstruktionsfehler: Leuchtet in einer dunklen Um-
gebung die LCD-Anzeige oben rechts auf der Kamera
Intelligente Mini-Roboter auf, kann die Lichtabstrahlung den vom internen
Messsystem ermittelten Belichtungswert verfälschen.
n Seit 15 Jahren basteln die Entwickler sozialen Netzen erhält. Dann beginnt Die Kameras mussten eingeschickt werden. Canons
von reaDIYmate in Paris an der Verqui- der Minibot sich zu bewegen oder Lösung war dann allerdings denkbar einfach: Ein licht-
ckung von Online- und physischer Welt. spielt einen Musiktrack ab. dichter Klebestreifen verhinderte nun die Lichtab-
Ihr neuester Streich sind Mikrocompu- »Wir wollten etwas für User entwi- strahlung. ≥ www.canon.de +++ Neuartige SSD-Serie
ter mit dem Namen reaDIYmates, eine ckeln, die schön designte, interaktive von RunCore. Der chinesische Festplattenanbieter
Mischung aus Papierspielzeug und ki- Objekte mögen, aber sich nicht unbe- RunCore hat eine ungewöhnliche neue SSD-Serie na-
netischer Skulptur. Von außen sehen dingt ein reines Spielzeug kaufen wol- mens InVincible vorgestellt. Sie verfügt über zwei
sie aus wie unscheinbare Pappkartons, len. Es sollte sich in zehn Minuten zu- Knöpfe: Mit dem einen lässt sich auf einen Druck die
im Innern beinden sich eine 2-Giga- sammenbauen und auch personalisie- gesamte Platte löschen. Der andere löst einen Strom-
byte-Festplatte, ein MP3-Decoder und ren lassen. Papier ist dafür ein gutes Ma- stoß aus, der stark genug ist, alle Speicherbausteine
ein WLAN-Modul. Ein reaDIYmate kann terial, weil es sich so einfach schneiden zu zerstören und mit diesen die enthaltenen Daten.
man nicht nur an einen Arduino-Mikro- lässt«, sagt Marc Chareyron von reaDIY- Die Festplatten gibt es in verschiedenen Größen und
controller anschließen, sondern – in- mate. »Die Idee stammt von der Origa- mit unterschiedlichen Schnittstellen. Zielgruppe sind
teressanter noch – über einen Rech- mi-Papierfaltkunst.« Die reaDIYmates sicherheitskritische User. ≥ www.runcore.com/en/
ner oder ein Smartphone so konigurie- gibt es ab rund 85 Euro in Designs von +++ Microsoft-Projekt Soundwave. Microsoft ar-
ren, dass er reagiert, wenn der User Roboter- bis Monsterverkleidung. vd beitet weiter an der Gestensteuerung und stellt mit
zum Beispiel Nachrichten aus seinen ≥ http://readiymate.com dem Projekt Soundwave einen neuen Ansatz vor. Die
vier Microsoft-Entwickler Sidhant Gupta, Dan Morris,
Shwetak Patel und Desney Tan nutzten Ultraschall,
um Hände und ihre Bewegungen im Raum zu erfas-
sen. Ein Lautsprecher gibt dabei den Ton ab, dessen
Frequenz sich ändert, wenn er in einem Raum auf ei-
nen sich bewegenden Gegenstand oder Körper trifft.
Aus dem relektierten Schall kann dann ein Algorith-
mus die Bewegung der Hand rekonstruieren. Das
Projekt beindet sich momentan noch in der Ent-
wicklung. ≥ http://is.gd/s3GMQ8 +++ Samsung-
Monitore mit Mobile-Schnittstelle. Samsung hat
zwei neue SyncMaster-5-Modelle vorgestellt. Jedes
gibt es als 23-Zoll oder als 27-Zoll-Ausführung. Die Aus-
Die niedlich ange- führungen T23B550EW und T27B550EW unterschei-
malten Minibots den sich von den Modellen S23B550V und S27B550V
mit WLAN, Festplatte durch den eingebauten HDTV-Tuner. Alle von diesen
und MP3-Decoder vier Geräte besitzen eine Mobile-High-Deinition-
lassen sich selbst Link(MHL)-Schnittstelle, die eine direkte Bildüber-
zusammenbasteln tragung von einem Mobilgerät mit Micro-USB-Port
und zum Inter- ermöglicht. Dieses kann dabei gleichzeitig aufgela-
agieren bringen den werden. ≥ www.samsung.com dsc
104 page 07.12 TECHNIK Tools & Technik
n n
»Reinder Express-Webdesign mit Salon.io
richtet sich an n Bilder vom Desktop in den Browser
User, die ihre ziehen, sie dort bewegen und dazu
Textfelder editieren: Schneller und le-
Daten im Web xibler als mit Salon.io können Designer,
verwalten und Fotografen und Illustratoren sich im
Netz nicht präsentieren. Das Konzept
verschiedene entstand bei einer Interactive-Design-
Vertretungsprofessur von Stefan Land-
anwendungen rock und Sebastian Deutsch an der
parallel nutzen« Hochschule für Gestaltung Offenbach,
Jan Monschke hatte dann die Idee, da-
n Das Start-up Reinder aus Wien will mit seinem raus eine Single-Page-Web-App zu ma-
gleichnamigen Tool die Teamarbeit erleichtern, indem chen. Basis des Tools sind Ruby on
es die genutzten Cloud-Services zentral zusammen- Rails und die Open-Source-Datenbank
bringt (http://getreinder.com). Auf der NEXT Berlin MongoDB. Diverse damit entstandene
sprachen wir mit Reinder-Gründer Dr. Leo Sauermann Sites sind in der »Gallery« unter www.
salon.io zu sehen. Auch die Besucher
Wie funktioniert Reinder? dieser Seiten können Bilder verschie-
Leo Sauermann: Wenn ich mich bei Reinder regis- ben – was nicht gespeichert wird, aber
triert habe, kann ich meine Cloud-Dienste verknüp- spannende Interaktionen erlaubt wie
fen, typischerweise Dropbox, GoogleDocs, Delicious, unorthodoxe Puzzles ( www.salon.io/
Twitter, und RSS-Feeds. Es richtet sich also an Nutzer, Orontea/pzzld ) oder den »Setzkasten«
die ihre Daten bereits im Web verwalten und ver- auf der Website von Illustratorin Laris-
schiedene Anwendungen parallel nutzen. Ihnen bie- sa Mantel.
ten wir einen riesigen Vorteil: Sie müssen bei der Pro- Um Salon.io auszuprobieren, benö-
jektarbeit nicht mehr alle Anwendungen einzeln im tigt man noch eine Einladung – PAGE-
Auge behalten, sondern haben alles, inklusive aller Leser können sich mit dem Codewort
Kommentare, zentral an einem Fleck. »PAGE-Salon« in die Betaversion ein-
Wie arbeitet ein Team über Reinder zusammen? loggen. Mit ihrer Agentur Deutsch-
Meist schlägt eine Person aus dem Team vor, Rein- landrock arbeiten Sebastian Deutsch
der zu nutzen und richtet einen Account ein. Er oder und Stefan Landrock weiter am gro-
sie lädt dann die anderen User zu einer Collection ßen Ziel, »smartere Tools und Interfa-
ein. Das ist ein Ordner, in dem die Daten aus den ver- ces fürs Content- und Asset-Manage-
schiedenen Webanwendungen gesammelt werden. ment« zu entwickeln. cg
Noch haben wir Reinder nicht für die mobile Nutzung ≥ www.salon.io
optimiert, es läuft also über den Desktop-Browser.
Die Sicherheit von Cloud-Lösungen ist umstritten. Wie
sorgen Sie dafür, dass die Daten geschützt sind?
Wir hosten alle Daten in der Europäischen Union und
legen großen Wert auf deren Datenschutzbestim-
mungen. Die Daten werden selbstverständlich we-
der von uns eingesehen noch weitergegeben. Es ist
zudem möglich, dass Nutzer ihre Daten exportieren,
um sie zusätzlich extern zu sichern.
Wie viel kostet die Nutzung von Reinder?
Für uns würde es sich rechnen, wenn jeder Nutzer
pro Monat 19 Euro bezahlt. Es wird jedoch immer ei-
ne abgespeckte Gratisversion geben. Wir freuen uns
schon darauf zu sehen, welche Kunden das volle An- Webdesign per Drag-and-Drop: mit
gebot zahlen und nutzen werden. aw Salon.io gebaute Portfolios
KALENDER
Messen • Kongresse • Seminare Messen • Kongresse • Seminare
Stuttgart Five Lectures on Illustration Mainz cxi_12
5. Juni, In der Vorlesungsreihe des Fachbereichs Visuelle 20. Juni Corporate-Identity-Konferenz
19:30 Uhr Kommunikation spricht Jörn Schwarz von der Aula der Fachhochschule Mainz
Berliner Agentur für Illustration 2agenten. An den ≥ www.cxi-konferenz.org
folgenden Terminen sind Andrea Ventura (12. Juni),
Tina Berning (19. Juni) und Larissa Bertonasco Köln C’n’B – Creativity & Business Convention
(26. Juni) zu Gast Aula der Merz Akademie 20. bis 22. Juni Plattform für die internationale Kreativwirtschaft
≥ www.merz-akademie.de Industrie- und Handelskammer zu Köln
≥ www.c-o-pop.de
Berlin ADC Management Dialog – Green Marketing
11. bis 12. Juni Das Seminar zu strategischer Nachhaltigkeitskom- Frankfurt/Main TYPO Day
munikation wendet sich an Verantwortliche für die 22. Juni FontShop setzt ihre Reihe von Business Typography
Markenführung aus Unternehmen und Agenturen Talks fort. Zu den Sprechern gehören Andrea Tinnes,
Media Consulta Ivo Gabrowitsch, Ralf Mehnert und Erik Spiekermann
≥ www.adc.de Museum für Moderne Kunst
≥ http://typotalks.com/day
Hamburg Stilvorlagen #7
12. Juni, In der Vortragsreihe zu Design und Gesellschaft, Stuttgart An den Rändern von Film, Netz und Archiv
19 Uhr veranstaltet vom Department Design der Hambur- 22. bis 23. Juni Das Symposium präsentiert die Ergebnisse des
ger Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Forschungsprojekts Remediate Merz Akademie
unterhält sich der HFBK-Professor und Werkplaats- ≥ www.merz-akademie.de/remediate
Typograie-Mitbegründer Wigger Bierma mit dem
Künstler und Typografen Walter Nikkels Hamburg Hands-on-Training Generatives Design
Aula, Armgartstraße 24 29. Juni PAGE-Seminar zu Processing (siehe Seite 73)
≥ http://stilvorlagen.de Gastwerk Hotel Hamburg
≥ www.page-online.de/seminar
Hamburg Animation Jam
13. Juni Messe und Vorträge für die Animations- und Hamburg Visual Thinking Lessons
Visual-Effects-Branche (siehe PAGE 06.12, Seite 16) 27. August Workshop von PAGE & Good School (siehe Seite 55)
Handelskammer Hamburg Good School
≥ www.animation-jam.com ≥ www.page-online.de/seminar
Berlin ADC Management Dialog – Mobile Hamburg Design Management mit Christine Hesse
13. bis 14. Juni Das Managementseminar zeigt die Innovations- 10. September PAGE-Seminar zu Design Thinking, Strategien, Fall-
chancen des Mobile Marketing als individualisierter beispielen (siehe Seite 22 f.) Gastwerk Hotel Hamburg
Massenkommunikation auf Scholz & Friends ≥ www.page-online.de/seminar
≥ www.adc.de
Hamburg Leitmedium Design 1: Gutes Design entwickeln
Stuttgart ADC Young Masters Seminar – 5. Oktober PAGE-Seminar mit Jochen Rädeker (siehe Seite 24)
14. bis 15. Juni Kommunikation im Raum Gastwerk Hotel Hamburg
Um die Erfolgskomponenten gelungener Kommuni- ≥ www.page-online.de/seminar
kation-im-Raum-Projekte geht es in dem Workshop
ebenso wie um den Umgang mit Kundenbrieings Hamburg Leitmedium Design 2: Gutes Design gut verkaufen
und praktische How-to-Anleitungen Atelier Brückner 6. Oktober PAGE-Seminar mit Jochen Rädeker (siehe Seite 25)
≥ www.adc.de Gastwerk Hotel Hamburg
≥ www.page-online.de/seminar
Brighton Ampersand 2012
15. Juni Konferenz zu Webtypograie Festivals • ausstellungen
Brighton Dome Corn Exchange
≥ http://2012.ampersandconf.com Berlin DMY International Design Festival Berlin 2012
6. bis 10. Juni Plattform für zeitgenössisches Design – diesmal wer-
Cannes Cannes Lions International Festival of Creativity den auch die beim Designpreis der Bundesrepublik
17. bis 23. Juni Festival der internationalen Kreativbranche Deutschland prämierten Arbeiten zu sehen sein
(siehe auch Seite 38 ff.) Palais des Festivals FlughafenTempelhof
≥ www.canneslions.com ≥ http://dmy-berlin.com
≥ Weitere Termine unter www.page-online.de/events. Dort können Sie uns auch Ihre Veranstaltungstermine mitteilen
Ab 9. Juni 100 Tage lang präsentieren mehr als 150 Künstler ≥ www.contentaward.at
aus aller Welt Arbeiten aus allen Feldern der
zeitgenössischen Kunst Bis 15. Juni London International Awards 2012
≥ http://d13.documenta.de Wettbewerb für herausragende Werbung – die
Kategorien reichen von Design und Digital
München Bild-Gegen-Bild über Integrated Campaign bis hin zu The NEW
Ab 10. Juni Um das Phänomen visueller Rüstungsspiralen geht ≥ www.liaawards.com
es in dieser Ausstellung, die sich mit der Darstellung
von gewalttätigen Konlikten in den Medien befasst. Bis 30. Juni ADAM 2012
Dazu zeigt sie eine spannende Auswahl von Der Contest zeichnet herausragende Messe- und
Arbeiten internationaler Künstler Haus der Kunst Markenauftritte aus
≥ www.hausderkunst.de ≥ www.famab.de/adam
Chaumont 23rd International Poster and Graphic Design Bis 30. Juni EVA 2012
Bis 10. Juni Festival of Chaumont Wettbewerb für Marketing-Events und Maßnahmen
Das Festival wird sich unter anderem auch der der Live-Kommunikation
neuen Liebe zur Buchproduktion widmen ≥ www.famab.de/eva
≥ www.cig-chaumont.com
Bis 6. Juli Videonale.14 – Call for Entries
Berlin Paciic Standard Time. Wer nächstes Jahr bei dem Festival für zeitgenös-
Bis 10. Juni Kunst in Los Angeles 1950–1980 sische Videokunst vertreten sein möchte, kann
In der öffentlichen Wahrnehmung stand die West- jetzt seine Arbeiten einreichen. Es gibt keinerlei
Coast-Kunstszene lange im Schatten New Yorks. In thematische Einschränkung
Berlin sind jetzt zentrale Teile einer Megaschau aus ≥ www.videonale.org
L. A. zu sehen – neben Arbeiten von Künstlern wie
Ed Ruscha oder Bruce Nauman auch die Architektur- Bis 19. Juli Lucky Strike Junior Designer Award 2012
fotos von Julius Shulman Martin Gropius Bau An dem mit 12 000 Euro dotierten Wettbewerb
≥ www.gropiusbau.de können Hochschulabsolventen aller Designbereiche
mit ihrer Abschlussarbeit teilnehmen
Basel Art Basel ≥ www.raymondloewyfoundation.com/de
14. bis 17. Juni Internationale Kunstmesse
≥ www.artbasel.com Bis 23. Juli DMMA OnlineStar 2012
Contest für kreative Online-Werbung aus
Mannheim Pipilotti Rist: Augapfelmassage Deutschland, Österreich und der Schweiz
Bis 24. Juni In ihren farbintensiven Videoarbeiten erzählt die ≥ www.dmma-onlinestar.de
Schweizer Künstlerin »von der unzivilisierten
Schönheit, der Hingabe an das Leben« (Pipilotti Bis 25. Juli kurzundschön 2012
Rist). Zu der Ausstellung ist bei Prestl ein Band mit Internationaler Nachwuchswettbewerb für kurze
Beiträgen von Konrad Bitterli und Elisabeth Bronfen ilmische Erzählungen, künstlerisch-experimentelle
erschienen (39,95 Euro, isbn 978-3-7913-5183-4) Filme/Videos, Werbeilme & Social-Spots, Motion
Kunsthalle Mannheim Art, Ideen für vernetzte Welten und – in diesem Jahr –
≥ www.kunsthalle-mannheim.eu Drehbücher für einen Kurzkrimi (10 Minuten)
≥ www.kus.khm.de
Köln und Altman Siegel Gallery, San Francisco
PUBLIKATIONEN
n »Das Buch der schönsten Bücher«.
Was an dieser opulenten Publikation
zunächst einmal beeindruckt, ist zu
sehen, wie schnell nach Erindung des
Buchdrucks schon höchste gestalteri
sche Perfektion erreicht wurde – sei es
in Mikrotypograie oder Doppelseiten
layout. Da können jahrhundertealte
Entwürfe durchaus zu heutigen, avant
gardistischen Designs anregen. Und
die großen Abbildungen in dem 32 mal
23 Zentimeter messenden Band lassen
die bibliophilen Schätze wunderbar
zur Geltung kommen, die allesamt aus
den Sondersammlungen der Universi
tät Amsterdam stammen.
So nehmen uns Herausgeber Ma
thieu Lommen und Gestalter Cees de
Jong mit auf eine Reise durch die Jahr
hunderte, die bis in die Gegenwart
reicht. Ein Standardwerk für alle Lieb
haber des schönen Buchs, zumal es in
den kenntnisreichen Texten selbst über
Klassiker der Buchgestaltung noch Ei
niges zu lernen gibt. Und über Typo
graie, denn bei jedem Werk indet
man detaillierte Angaben zu der ver
wendeten Schrift.
Wir zeigen die italienische Überset
zung eines antiken Texts des römi
schen Architekten und Architekturthe
oretikers Vitruv, erschienen 1521. Der
Originaltext wurde etwas größer ge
setzt, umgeben von zeitgenössischen
Kommentaren und Holzschnitten. Da
runter ein Buch von Geoffroy Tory, der
1529 die lateinischen Buchstaben in
Zusammenhang mit den Proportionen
des menschlichen Körpers setzte. Der
im Jahre 1929 zum 25jährigen Jubi
läum der Wiener Werkstätte erschie
nene Prachtband wartet mit Farblä
chen und Versalbuchstabenbändern
auf, die bis an Seiten beziehungswei
se Bildränder stoßen.
> Mathieu Lommen, Cees W. de Jong
(Hrsg.): Das Buch der schönsten Bücher.
Köln (DuMont) 2012, 458 Seiten.
49,95 Euro. isbn 978-3-8321-9378-2
Impressum
Redaktion PAGE
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Chefredakteurin/Publisher * 0,14 Euro/Minute bei Anruf aus dem page 08.12 erscheint am 4. Juli 2012
Dipl.-Des. Gabriele Günder, V.i.S.d.P. Festnetz der Deutschen Telekom,
Mobilfunk maximal 0,42 Euro/Minute.
Textchein
Astrid Umbreit
E-Mail: abo.page@guell.de Wie kommt das Neue in die Welt?
Das PAGE-Jahresabo kostet 95,30 Euro
Redaktion (CH: 181,80 Franken, A: 108,50 Euro). Wo kommen die guten Ideen her? Gestaltungsgrundlagen aus dem
Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
Nina Kirst (nik), Nantjen Küsel (nk),
die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
Bauhaus, Kreativitätstechniken oder Innovationslabore – wir
Anna Weilberg (aw, Redaktion Online)
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), (CH: 201 Franken, A: 119,60 Euro). Das Abo zeigen, welche Rolle Kreativität in Agenturen heute spielt, an welchen
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), kann immer 6 Wochen vor Ablauf des Orten Innovation entsteht und mit welchen Tools, Prozessen
Daniel Schilling (dsc); Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
Schüler und Studenten erhalten gegen Vor-
und Techniken sich wirkliche Neuerungen generieren lassen
Rebecca von Hoff (Graik),
Christine Krawinkel (Artdirektion); lage eines gültigen Ausweises oder einer
Maiken Richter (Text-/Schlussredaktion), gültigen Immatrikulationsbescheinigung
Jan Roidner (Text-/Schlussredaktion); 20 Prozent Rabatt. Mitglieder der Allianz
Sabine Danek (sd, Redaktion Online) deutscher Designer (AGD), des Bundes
Deutscher Graik-Designer (BDG) und des
Autoren dieser Ausgabe designerinnen forum e. V. erhalten ebenso
Christian Büning, Verena Dauerer, 20 Prozent Rabatt.
Jenz Großhans, Judith Mair,
Sibylle Mühlke, Georg Obermayr,
Jürgen Siebert, Lutz Träger, PAGE Mediaberatung
Stefan Wölwer
Anzeigenleiter: Alexander Herz
E-Mail: alexander.herz@page-online.de
Digitale Druckvorlagenherstellung
Telefon: +49 40 85183-480, Fax: -489
MediaTailor GmbH, Hamburg
Verantwortlich für die Anzeigen
PAGE Online: Igor Sadovnikov
Druck
Online-Marketing und -Beratung
Stürtz GmbH, Würzburg
n Bekanntlich gehöre ich nicht zu tion«, auch aus Hamburg, entpuppte nicht automatisch für redaktionelle
der Sorte Mensch, die glaubt, alles wer sich als Verfechter der Schirrmacher’ Qualität bürgt. Doch seine Devise lau
de schlechter. Erst recht nicht, wenn es schen PaybackTheorie: Alles wird im tet: »Weil vielen alles erlaubt ist, wird
ums Internet geht. Denn dieses hat mir mer mehr und immer schneller, wir das System fruchtbar.« Er stellte als
zum Beispiel den Weg zu einer aktuel Menschen sind überfordert, und unser Beispiel die im Februar 2008 gestar
len, kostenlosen Enzyklopädie geeb Denken verändert sich. Ich dagegen: tete Plattform http://eol.org vor, die
net, die in gedruckter Form einen teu Unser Gehirn ist unersättlich und be Encyclopedia of Life, mit Texten und
ren Regalmeter für sich beanspruchen grüßt alle Kanäle, die es auf Trab hal Bildern aller Tier und Planzenarten.
würde. Meine Briefmarken drucke ich ten. Wenn dazu noch eine Belohnung An dem Projekt sind derzeit fünf be
Diese und weitere selbst aus dem Netz, alte CDs und in Form von Aufmerksamkeit oder So deutende Institute beteiligt, darunter
Fundstücke von Unterhaltungselektronik verkaufe ich cialMediaBienchen winkt, ist dies der die Harvard University, das Field Mu
Jürgen Siebert in- nicht auf Flohmärkten, sondern über gesündeste Stress, den ein Mensch er seum in Chicago und der Missouri Bo
den Sie unter Amazon oder eBay, neue Musik landet leben kann. Kam nicht so gut an bei tanical Garden. Aber auch die von Laien
www.page-online. auf Festplatten und wurde nie zuvor meinem Gegenüber . . . betreuten Wissensportale wie http://
de/fundstuecke besser gefunden. Alles einfacher, bil Zum Glück stand mir noch die NEXT stackoverflow.com oder https://github.
liger, schneller, nachhaltiger. Abschlussrede bevor. Der USamerika com hält der Internetexperte für frucht
Mitte Mai führte ich auf der NEXT nische Publizist und Philosoph David bare Entwicklungen. Von den Initiato
Konferenz in Berlin kurz hintereinander Weinberger, Mitautor des bekannten ren solcher Plattformen könnten wir
zwei Gespräche mit OnlineUnterneh CluetrainManifests, sprach über sein uns vier positive Trends abschauen:
mern, die meine optimistische Grund aktuelles Lieblingsthema: die Neuor Bescheidenheit, Großzügigkeit, Annä
einstellung ins Wanken bringen woll ganisation des Wissens durch das In herung sowie die Bedeutung des öf
ten. Der Erste, ein bis heute unverges ternet. Sein Buch dazu heißt »Too Big fentlichen Lernens. Überhaupt: »Bil
sener DotcomGlücksritter aus Ham to Know« mit dem rekordverdächti dung sollte in der Öffentlichkeit statt
burg, malte den Teufel in Form von gen Untertitel: »Rethinking Knowledge, inden«, so Weinbergers Wunsch für
Facebook an die Wand. Er glaubt, dass Now That the Facts Aren’t the Facts, die kommenden Jahre. Ich glaube ja,
das Internet längst im Besitz von Mark Experts Are Everywhere, and the Smar es ist mehr als ein Wunsch – es ist un
Zuckerberg sei und dieser es mehrere test Person in the Room Is the Room«. sere Zukunft.
Jahrzehnte beherrschen werde. Mein Zu Deutsch etwa: Das Wissen überden Auch die öffentlich vergebenen Tags
Einwand, dass die Erfahrungen eines ken, jetzt, wo die Fakten nicht mehr auf Flickr sieht David Weinberger als
reifen Unternehmers gegen diese stei die Fakten sind, überall Experten lau Bereicherung. Zum Beweis warf er,
le These sprächen und ich die zurück ern und der Cleverste im Raum der gemeinsam mit dem Publikum, einen
liegenden Industrie und Technologie Raum selbst ist. Blick auf die rund 60 Schlagwörter ei
jahre vielmehr als Sinuskurven wahr Weinberger feiert den Hyperlink als nes Fotos, das die Library of Congress
genommen hätte, ließ er nicht gelten: die im wahrsten Sinne des Wortes weg seit Januar 2008 über Flickr der Allge
»Das Internet tickt anders.« weisende Schaltstelle des Wissens. Da meinheit zur Verfügung gestellt hat.
Der Zweite, langjähriger »Entrepre bei ist er sich durchaus bewusst, dass Es zeigt eine Arbeiterin 1942 in einer
neur with passion for mobile innova Verlinkung nur eine Technik ist und Flugzeugfabrik in Burbank, Kalifornien.
Unter den Tags sind Hinweise zur Fri
Jeder kann diesem
sur der Abgebildeten (coiff), zur Indus
Foto aus der US-
triekulturikone Rosie the Riveter oder
Kongressbibliothek
zum Kleid der Arbeiterin (loral dress).
auf Flickr ( www.
»Viele Begriffe erscheinen im ersten
lickr.com/photos/
Moment weit hergeholt, aber sie sind
library_of_con
sinnvoll, weil viele Menschen unter
gress/2179930812/ )
schiedliche Assoziationen beitragen
Schlagwörter hin-
und die Verschlagwortung am Ende
zufügen – mit dem
breiter sein wird als die aus einer Hand
Ergebnis, dass
oder von einem Bildredakteur.« Man
mehr Mitwirkende
indet diese Fotos heute viel schneller
mehr Details
als früher in den aufwendig verschlag
beisteuern und so
worteten Schubladen der Bibliothek.
den dokumen-
Allen Menschen, die sich von der
tarischen Wert des
Unübersichtlichkeit des Netzes über
Bildes steigern
fordert fühlen, lege ich Weinbergers
Schlusswort ans Herz: »Messiness sca
les meaning«, was sich frei vielleicht
mit »Unordnung transportiert Bedeu
tung« übersetzen lässt.