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REPORT
SZ-Redesign:
Ein Blick in die
Tagebücher
der Gestalter
DEUTSCHLAND 9,80 €
11.2012 Ideen und Know-how für Design, Werbung, Medien ≥ www.page-online.de
4 191084 209802 11
Gehälter & Honorare
VERDIENEN
SIE GENUG?
Gehälter, Honorare,
Chancen für Kreative
HOLEN
SIE MEHR
RAUS!
Verwerfungen
deizit für die Kulturindustrien auf und
haben sich zwischenzeitlich zu starken
Exporteuren von kreativen Gütern und
Dienstleistungen entwickelt«, berich-
tet der BVPA. In Buenos Aires und Mon-
tevideo etwa sei der audiovisuelle Sek-
tor zu den erfolgreichsten Branchen in
der Kultur- und Kreativwirtschaft he-
rangewachsen. 2009 seien in Argenti-
nien 673 Werbeilme produziert wor-
den, 40 Prozent davon fürs Ausland,
Schwerpunkt Europa. Uruguay expor-
n Du willst ein Internet-Milliardär wer- tierte sogar 90 Prozent. Beinahe un-
Cover: Elisabeth Moch (www.elisabethmoch.de); Foto: Kirsten Nijhof
den? Dann geh nach Afrika!«, schreibt bemerkt verschieben sich die Märkte.
das US-Magazin »Wired«. Eine Milliar- Auch bei uns. Schauen wir uns nur
de Menschen ofline, das sei wie bei Barcelona, die gefühlte Trendhaupt-
uns damals um 1995. Noch 2007 ver- stadt Europas an: Auch wenn die Kre-
band ein einziges Glasfaserkabel den ativmetropole auf den ersten Blick un-
Kontinent mit dem Internet, heute sind verändert attraktiv erscheinen mag –
es bereits neun, im kommenden Jahr während des diesjährigen Festivals für
sollen es zwölf sein. Auch wenn es mit postdigitale Kultur, der OFFF 2012, be-
den Tiefseekabeln allein noch nicht völkerten wieder Scharen von Krea-
getan ist – terrestrische Kabel müssen tiven die Ramblas –, in Spanien sind
die Bandbreite erst noch ins Hinter- derzeit so viele junge Leute arbeitslos
land tragen –, der britische Premier wie nirgendwo sonst in der Eurozone.
Cameron führte dennoch schon mal Zahlreiche Deutsche kehren wieder in
eine Unternehmerdelegation nach Ni- ihre Heimat zurück, drängen in den
geria und Südafrika auf Einkaufstour nächsten vermeintlichen Hot Spot oder
bei Internet-Start-ups. münzen das brachliegende Kreativpo-
Wenden wir den Blick von Afrika tenzial sowie die niedrigen Personal-
nach Südamerika: Seine Integration in kosten und Mieten um in einen Stand-
den weltweiten Kreativmarkt für stille ortvorteil für das einträgliche Aus-
und bewegte Bilder hat Argentinien landsgeschäft. – Der Kreativmarkt ist
und Uruguay bereits einen gewaltigen in Bewegung: Gehälter, Honorare und
Aufschwung gebracht. »Beide Länder Tätigkeitsfelder mit Zukunft, siehe Titel-
wiesen nach 2001 ein Handelsbilanz- geschichte ab Seite 22.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
Flüchtige Moment-
aufnahme: Für unser
Cover legte Elisabeth
Moch Konfetti aus
Euro-Spielgeldschei-
nen Punkt für Punkt
zu einem Porträt.
Weil bei solch einer
Frickelarbeit jedes
kleinste Detail zählt,
ixiert sie die einzel-
nen Teile nicht.
Nach dem Fotogra-
ieren löst sich
das Bild wieder auf
004 page 11.12
INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
Fons Hickmanns Corporate Design für die Semper-
oper; augenzwinkernde Kampagne aus Norwegen;
Transmedia-Game »Alt-Minds«; graisches Bardesign
018 Ausbildung
Infograik zur Internetnutzung im Iran
TITEL
022 n Verdienen Sie genug?
Wer gut ist, will auch gut bezahlt werden. Doch
ganz so einfach ist es nicht. Wir berichten, welchen
Einluss etwa Standort und Spezialisierung haben,
und geben Kreativen handfeste Argumentations-
hilfen für Gehalts- und Honorarverhandlungen
KREATION
032 Food & Design
044 »SZ«-Layoutreform
Kochen ist ein kreativer Akt und inspiriert Gestalter
zu sinnlich-experimentellen Höchstleistungen
051 Papierwelt
Metapaper-Roadshow; Panzer aus Papier
TYPO
062 Processing & Typedesign
Wie Stefanie Schwarz mithilfe der Open-Source-
Programmiersprache interaktive Schriften erzeugt
066 Typowelt
032 Food & Design
Wunderschöne Typo-Postkarten; Atlas Font Foundry
page 11.12 005
BILD
068 n Sprechende Illus
Illustratoren wie Christoph Niemann oder
Frank Höhne arbeiten in ihren Bildern mit Text-
elementen – was hat es damit bloß auf sich?
076 Bildwelt
Album Editions; Samsungs Galaxy Camera
TECHNIK
078 n Visual Web
Pinterest hat einen unerwarteten Boom ausgelöst,
der immer neue visuelle Apps entstehen lässt.
Welche Möglichkeiten eröffnet dies Kreativen?
084 n Ratzfatz-Design
Zurzeit gibt es eine Fülle von Events in der Design-
branche, die Schnelligkeit zum Prinzip erheben.
Wir stellen die Konzepte und Methoden vor
PAGE SEMINARE
043 Transmediales Story-Training mit der Good School
060 Neu! Infografik-Seminar mit Jan Schwochow
090 »Gutes Design entwickeln« mit Jochen Rädeker
062 Playing Type
091 »Gutes Design gut verkaufen« mit Jochen Rädeker
006 PAGE 11.12
SZENE
Das aktuelle Corporate Design der Semperoper – hier auf Jahresvorschau (oben),
Poster und Postkarten (ganz rechts) angewandt – kommt als reizvoller,
inhaltsgetriebener Stilmix daher. Gewitzt entlehnt es visuelle Elemente aus
dem Dadaismus, während die Farbgebung eher an die Postmoderne erinnert
PAGE 11.12 007
Ansichtssache
Die neue SchöffelKampagne
kommt gut an. »Sind wir
alle reif für die Insel?«, fragt
PAGERedakteurin Nina Kirst
Rundumfiktion
n Transmedia-Game. Sechs junge Entführung eines der Belgrader ge in einen Psychothriller schickt, dessen
Wissenschaftler aus Belgrad verschwin filmt, seine FacebookSeite bietet ers Verlauf angeblich ganz von ihnen ab
den in der Ukraine. Zwei Ermittlergrup te Hinweise . . . Dies sind lediglich die hängt. Dahinter steckt die Digital
pen suchen sie – und Internetuser in zarten Anfänge von »AltMinds«, einem agentur Lexis Numérique aus Paris,
ganz Europa sollen helfen. Ein Typ na Alternate Reality Game, das die Mit die seit 1990 erfolgreich Spiele für alle
mens Peter Edgarson hat zufällig die spieler ab 5. November für acht Wochen Plattformen entwickelt und bereits
mit »In Memoriam« ein viel beachte
Ab 5. November
tes ARG sowie jüngst mit Canal+ ein
heißt es trans-
transmediales Game für die TVSerie
medial Geheim-
»Braquo« kreierte. Bei »AltMinds« ist
nisse aufdecken
Orange der Partner. Der Telekommu
nikationsgigant erforscht in seinem
Transmedia Lab seit 2009 neue Wege
des Storytelling, etwa mit dem Spiel
»Detective Avenue«.
»AltMinds« ist das ehrgeizigste
ARGProjekt von Lexis Numérique und
Orange. Seit über zwei Jahren drehte
man Videos in sechs Ländern, entwi
ckelte eine App, legte im Web und in
der Welt rafinierte Fährten aus. So
können die Spieler überall in Europa
per GPSHandy versteckte Dinge und
Codes suchen, auch in entlegenen Re
gionen. Besonders eifrige Hobbyde
tektive tauchen namentlich in Videos
auf und können konspirativ Spielcha
raktere sogar real treffen. Erheblicher
Aufwand, der Geld kostet: Mitspielen
ist nur eine Woche gratis, dann gibt es
diverse Bezahlmodelle. Rechnet sich
das, dürfte es dem TransmediaGenre
mächtig Schub geben. Näheres unter
www.ctrl-alt-minds.com. cg
012 PAGE 11.12 SZENE
Niemals fertig
n Bar-Design. Ausgesprochen gra te der junge Illustrator Andreas Dau
fisch kommt das Interieur der gegen erer einen bunten Adler aufs Fenster
über vom Neuen Museum Nürnberg glas. Ulrike Hild und Sverin Kirschner
gelegenen Blok Bar daher. Statt mit von der Akademie der Bildenden
Möbeln gestalteten Florian Pohrer und Künste Stuttgart gestalteten die Toi
Nina Pusch von der Agentur Die Krieger letten: modellierte Käsebrote und
des Lichts zusammen mit zwei Innen Lauchstangen bei den Männern und
architekten sowie Inhaber Patrick Frank Apfelscheiben bei den Frauen.
den Raum schlicht mit Podesten, Trep Das Understatement setzte sich
pen und Blöcken aus. Für die grafische bislang auch in der Außenkommu
Wirkung sorgen verschiedene, zum nikation fort – es gab nur Mundpro
Teil industriell anmutende Oberflächen paganda. Da aber fortwährende Wei
wie GumminoppenPVC, Grobspan terentwicklung unter Beteiligung ver
platten, Mustertapeten, braun getön schiedenster Kreativer Teil des De
Die Blok Bar braucht te Spiegel, lachsfarbener Teppich und signkonzepts ist, wird die Blok Bar in
keine Möbel eine schalldämpfende Schaumstoff Zukunft auch weiterhin für Überra
pyramidendecke. Als Sichtschutz mal schungen sorgen. cg
Der Nutzen des
Nike+ FuelBand
wird durch die
interaktive
Wand im Nike
Store von
onformative
sehr ästhetisch
visualisiert
PAGE 11.12 013
Heimliche Wünsche
n Graphic Novel. Früher wurden anderen geht er Schnitzlers Ausei
Klassiker der Weltliteratur verfilmt, heu nandersetzung mit unterdrückten ero
te macht man einen Comic daraus. Die tischen Wünschen vergnüglicher an,
Edition Büchergilde beauftragt damit holt sie in die Gegenwart und arbeitet
merkwürdigerweise Illustratoren, die mit visuellen Zitaten, etwa Kafkas
gar keine Comiczeichner sind – was »Verwandlung«, dem »Großstadt«Trip
sich als glänzende Idee erweist. So tychon von Otto Dix (beim Bild oben)
verwirklichte Drushba Pankow eine oder »Superman«Comics aus den
spektakuläre Adaption von E.T.A. Hoff 1940er Jahren. Die zentrale Orgien
manns »Fräulein von Scuderi« (siehe szene spielt deutlich an Hieronymus
PAGE 10.11, Seite 6 f.). Jakob Hinrichs Boschs »Garten der Lüste« an . . . »Ein
setzte nun Arthur Schnitzlers »Traum Comic ist von der Dramaturgie her
novelle« um, die Stanley Kubrick schon ähnlich wie ein Drehbuch«, so Hinrichs.
in »Eyes Wide Shut« verfilmte. Wobei »Aber anders als beim Film hat man
der Berliner Illustrator auf seine Weise immer Doppelseiten vor sich. Beim
mit der Geschichte vom Arzt Fridolin Umblättern sollte immer etwas Neues,
umgeht, der in einen geheimnisvollen Überraschendes kommen.« Was ihm
und elitären erotischen Zirkel gerät. bestens gelungen ist. cg
Da ist einmal der aus Holzschnitt
und Siebdruck entwickelte Stil, den Anspielungsreich: Jakob Hinrichs’
Hinrichs am Computer plegt. Zum Adaption der »Traumnovelle«
014 page 11.12 SZENE
Business Basics
Christian Büning, Präsident des Berufsverbands der Deutschen
Kommunikationsdesigner ( www.bdg-designer.de ), beantwortet berufs-
Heiner, 57: Ich bin seit über 35 Jahren selbstständig und traggebern gleichen Alters glaubwür-
habe immer gerne gearbeitet und gut davon gelebt. Seit dig auf Augenhöhe sprechen.
ein paar Jahren aber merke ich immer deutlicher, dass Diese Designer haben ebenfalls ge-
ich weniger Anfragen bekomme und dass meine Entwürfe meinsam, dass sie fortwährend in ihre
öfter zerredet werden, wenn ich sie zeige. Wenn ich die Weiterbildung investieren. Sie kennen
Entwicklung hochrechne, wird mir etwas düster zumute. sich mit den Vor- und Nachteilen neuer
Wie könnte ich gegensteuern? Kommunikationskanäle aus, wissen um
die Technik dahinter und haben einen Metier, vielleicht sogar bürgerschaft-
Lieber Heiner, Blick auf wirtschaftliche und politische liches Engagement. Stilistische Pirouet-
in unseren Umfragen haben wir er- Entwicklungen. Wenn Sie als Kreativer ten werden hingegen so wenig von Ih-
staunlich wenig angestellte Designer die beste Lösung aus allen heutigen nen erwartet wie schrilles Schuhwerk,
über 50 Jahre gefunden, das dürfte Möglichkeiten bieten können statt aus dafür langfristige, tragfähige Lösungen
bei den selbstständigen ähnlich aus- den Möglichkeiten von vor zehn Jahren, und beratende Qualitäten. Nutzen Sie
sehen. Die Daten dazu erheben wir wird man Sie weiterhin engagieren. die Summe Ihrer Erfahrungen und kom-
zurzeit neu. Es gibt jedoch erfreulicher- Daher mein Tipp: Investieren Sie in binieren Sie diese mit frischem Wissen.
weise einige Gestalter jenseits der 50, Ihre Weiterbildung, hier insbesondere Ihre Entwürfe dürften so mehr Strahl-
die gut von ihrem Können leben. Mei- in neue Kommunikationskanäle und kraft bekommen und Sie eine Perspek-
ner Beobachtung nach haben diese al- deren Erfordernisse. Darüber hinaus tive für Ihre weitere Karriere. Viel Erfolg!
le eines gemeinsam: Sie sehen ihr Al- sollten Sie Ihre Erfahrungen und Stär-
ter als Vorteil und bieten Erfahrung ken in der Selbstdarstellung deutlich Haben Sie Fragen, die Sie hier beant-
und Weitsicht. Als Sparringspartner betonen. Von einem erfahrenen Desi- wortet sehen möchten? Dann
für strategische Fragen werden sie gner erwartet man eine Spezialisierung schreiben Sie uns (E-Mail: business
eher akzeptiert und können mit Auf- und eine gereifte Leidenschaft für sein basics@bdg-designer.de)
page 11.12 015
Brennpunkt
Das nächste ADC Festival indet in Hamburg statt.
Noch-Präsidiumssprecher Jochen Rädeker über den
Ortswechsel und das Ende seiner Amtszeit
Was gab den Ausschlag für Hamburg? Ich habe mich neben der Arbeit in der +++ Neuer JvM-Chefstratege. Peter John Mahren-
Jochen Rädeker: Es war ein Wimpern- Agentur acht Jahre lang intensiv im holz , bis 2011 CEO bei Draftfcb in Deutschland, ist
schlaginale zwischen Frankfurt und ADC engagiert. Nun ist ein guter Zeit- neuer Partner und Chefstratege bei Jung von Matt.
Hamburg. Hamburg hat ein sehr inno- punkt aufzuhören, denn ich habe alles Er tritt damit die Nachfolge von Karen Heumann an,
vatives Konzept vorgelegt mit neuen erreicht, was ich erreichen wollte. Der die zu thjnk wechselte. Mahrenholz baute in den
Formaten und Veranstaltungsorten. ADC ist kein Werberclub mehr, sondern 1990er Jahren die Strategische Planung bei Jung von
Außerdem ist die Stadt beim Thema bildet die kreative Spitze der aktuellen Matt auf und war bis 2004 im Vorstand der Agentur.
Kreativwirtschaft per se gut aufgestellt Kommunikationsdisziplinen ab. Mit ei- +++ Jahrbuch der Werbung 2013. Zum 50. Jubiläum
und bietet die Aussicht, ein größeres ner ganz neuen Struktur ist er organi- des Wettbewerbs werden künftig Preise in Gold, Silber
Publikum zu erreichen. Für uns war es satorisch und inanziell zukunftsfähig und Bronze vergeben. Bislang gab es nur einen Preis-
aber auch eine grundsätzliche Ent- aufgestellt. Und das Wichtigste: Wir träger pro Kategorie. Die Teilnahme ist kostenlos, für
scheidung, dass das Festival nicht auf setzen wieder inhaltliche Themen. die Veröffentlichung im Jahrbuch der Werbung fallen
einen Ort abonniert sein muss. Eine Was ist die größte Herausforderung für Kosten von 480 bis 990 Euro pro Beitrag an. Einsende-
Dreijahres-Periode ist eine sinnvolle Ihren Nachfolger? schluss ist der 19. Oktober. ≥ www.jdw.de +++ Neu
Zeit, um etwas zu entwickeln. Die Digitalisierung des Clubs. Die Kern- bei Kolle Rebbe. Die Hamburger Werbeagentur Kolle
Können Sie schon etwas zu den kompetenz des ADC liegt im relativ Rebbe hat Oliver Ramm als Bodenleiter Kreation
Veranstaltungsorten sagen? analogen Festival. Die Bewertung von verplichtet. Er leitet nun gemeinsam mit Stefan Wüb-
Wahrscheinlich gehen wir mit Ausstel- kreativen Arbeiten und die Diskussio- be und Rolf Leger das Boden-V-Kreativteam, das un-
lung und Kongress in einen noch un- nen darüber inden aber zunehmend ter anderem Kunden wie Google und YouTube, TUI,
entdeckten Güterbahnhof und mit der digital statt. Vielen jungen Designern Ritter Sport und Gruner + Jahr betreut. Ramm arbei-
Award Show in ein repräsentatives ist es heute wichtiger, wie ihre Arbei- tete zuletzt als freier Texter und Kreativdirektor für
Theater, das der Vorstellung einer ten in bestimmten Blogs besprochen diverse Agenturen. +++ Die Klappe 2013. Die Einrei-
Galaveranstaltung entspricht. Zudem werden, als der Gewinn eines ADC- chungsphase für den Werbeilmpreis des Kommuni-
wird es einen Juryempfang durch Olaf Nagels. Auf diese Strukturen muss der kationsverbands ist eröffnet. Erstmals können auch
Scholz im Rathaus geben, eine ofizi- ADC reagieren. Neue Formate, mit de- Filme aus Österreich und der Schweiz eingereicht
elle Würdigung des ADC und der bes- nen wir unabhängig vom Kreativwett- werden. Bewerbungsschluss ist der 9. Februar 2013.
ten deutschen Kreativen. Und ich wür- bewerb Akzente setzen werden, ste- ≥ www.dieklappe.de +++ Serviceplan-Studium. Die
de mich sehr wundern, wenn neben hen schon in den Startlöchern. Dazu ist Agenturgruppe Serviceplan bietet seinen Mitarbei-
den ofiziellen ADC-Events nicht die auch eine neue digitale Präsenz des tern künftig berufsbegleitende Studiengänge für Mar-
eine oder andere Agentur in Hamburg Clubs nötig - die jetzige ist unterirdisch. keting & Management, Online-Marketing, Kreation &
eine Party nebenher schmeißt. Zum Wintersemester übernehmen Sie Management sowie Media & Research in Kooperation
Ändert sich das Konzept des Festivals? eine Professur für Corporate Identity mit der Steinbeis School of Management and Innova-
Wir wollen nach wie vor alle eingereich- an der Hochschule Konstanz. tion an. Im November 2012 startet der erste Master-
ten Arbeiten zeigen – nicht nur die der Diese Professur wird hierzulande die studiengang mit sechs Serviceplan-Mitarbeitern. Mit
Gewinner wie andere Awards. Wir wer- erste sein, die den Schwerpunkt auf dem Angebot will die Agentur ihre Mitarbeiter fördern
den weiter spannende Themen setzen Nachhaltigkeitskommunikation legt – und an sich binden. +++ ADC Jahrbuch 2012. Das Sam-
und diese mit kompetenten Gesprächs- ein Thema, das wir bei Strichpunkt sehr melwerk beinhaltet alle Gewinnerarbeiten des
partnern in die Stadt hineintragen. Ob vorantreiben. Die Stelle hat zudem ei- diesjährigen Wettbewerbs und ist ab sofort erhält-
das im Rahmen eines klassischen Kon- nen starken Praxisbezug. Ich habe es lich (560 Seiten, 98 Euro, isbn 978-3-89986-174-7).
gresses passiert, wird sich zeigen. Na- nie als geschäftsschädigend betrach- +++ Agenturwechsel. Matthias Schmidt, zuletzt Kre-
türlich bleibt es bei einer fulminanten tet, sogenannte Betriebsgeheimnisse ativvorstand bei Scholz & Friends in Hamburg, wech-
Award Show. Die Parameter sind die- zu verraten, und habe viel Spaß an der selt als Kreativgeschäftsführer zu DDB Tribal Berlin.
selben, aber die Ausführung wird sich Vermittlung von Wissen. Ich werde Schmidt wird den Standort gemeinsam mit Toby
jeweils signiikant ändern. Wenn wir als auch Forschungsprojekte anstoßen, Pschorr leiten und ausbauen. Er startete seine Kar-
Vertreter der kreativen Elite nicht Neu- um Nachhaltigkeit weg vom Modewort riere 1998 als Texter bei Scholz & Friends Berlin und
es denken und zulassen würden, hät- hin zum belegbaren Kommunikations- arbeitet sich bis in den Vorstand hoch, dem er seit
ten wir unseren Job schlecht gemacht. faktor zu bringen. Und ich bin gespannt, 2008 angehörte. +++ Aus Bureau Johannes Erler
Sie haben sich entschieden, nicht mehr was ich selber lernen werde. Bei bishe- wird ErlerSkibbeTönsmann. Mit Johannes Erler,
für das Amt des ADC-Präsidiums- rigen Seminaren habe ich gemerkt: Mit Henning Skibbe und Christian Tönsmann als Partnern
sprechers zu kandidieren. Wieso? jeder Frage wird man schlauer. nik ändert die Hamburger Agentur ihren Namen. Die Kre-
ativen arbeiten in den Bereichen Corporate, Editorial
»Vielen jungen Designern ist es heute wichtiger, und Typedesign für Kunden wie die »SZ« (siehe Seite
44 ff.), Wempe oder das Theater Bremen. +++ Weiter-
wie ihre arbeiten in bestimmten Blogs bildung Illustration. In ihrer Privatschule für Malen
und Zeichnen in Berlin bietet Artdirektorin Corine
besprochen werden, als der gewinn eines aDC- Grzésik ab sofort eine Weiterbildung im Bereich Illus-
Nagels. Darauf muss der aDC reagieren« tration an. Zielgruppe sind berufstätige Graiker und
Mediengestalter. ≥ www.malschule-friedenau.de nik
016 PAGE 11.12 SZENE
PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor
Andrea Peter
www.page-online.de/community/portfolios/andrea-peter
n Ein Nashorn, das Kontrabass spielt, ein Mäus- Ich bin Illustrator, Freelancer
chen, das einen Laster lenkt, und Eichhörnchen Ich biete Print, Illustration, Text,
mit sehr weiblichen Rundungen: Andrea Peters Konzeption, Film / Video
Illustrationen, die meist für Magazine und Kinder- E-Mail info@andreapeter.ch
und Schulbuchverlage entstehen, sind augen- Web www.andreapeter.ch
zwinkernd verspielt. In ihren freien Arbeiten, ob Standort Bern, Schweiz
Siebdruck, Malerei oder Zeichnung, schlägt die
Schweizerin melancholische Töne an.
≥ www.page-online.de PAGEmag
Die Illustrationen
»Arbon« und
»Montreux« fertigte
Andrea Peter
2012 für den Swiss
Seilpark Fiesch,
ein Projekt mit
Andreas Schwab
und Annatina Blaser
von Qfaktur in Bern
Der Ausschnitt
zeigt die Stadt
Bern, aus: »Schweiz
Wimmelbuch: Reise
über Berg und Tal«,
erschienen 2011 im
Wimmelbuchverlag
»Den Blumen
von unten beim
Wachsen zuhören«:
ein unveröffent-
lichtes Buch-
projekt zu Bildern
in der Sprache
»Sowohlalsauch«
ist eine freie Arbeit,
die Andrea Peter
2011 per Siebdruck
im Shining Labor
Berlin umsetzte
PAgE nEWSlEttEr
Stardust Hotel und Casino (Las Vegas), 1968
© Venturi, Scott Brown and Associates, Inc.
AUSBILDUNG
+++ Young Illustrators Award. Der Nachwuchs Und immer wieder das Wetter
wettbewerb der Illustrative ist eröffnet. Teilnehmer
können bis zum 31. Oktober Arbeiten aus den Kate n Buchprojekt. Über die Banalität Typograie, Fotograie und Illustration
gorien Illustration, Animation und Buchkunst einrei von FacebookPosts ist schon sehr viel wechseln sich ab oder werden kombi
chen. Die Nominierten werden auf der Illustrative im geschimpft worden – die Kommuni niert. Damit möchte Lisa Dießner die
April 2013 präsentiert, in deren Rahmen die Sieger kationsdesignstudentin Lisa Dießner Individualität der FacebookUser auch
geehrt werden. Die drei Besten sind erstmals zu einer (www.designloverz.com) führt sie uns im Layout aufgreifen.
dreimonatigen Residenz im Berliner Direktorenhaus in ihrer Bachelorarbeit an der Fach Unter den Posts inden sich banale
eingeladen. ≥ www.illustrative.de +++ Gewinner- hochschule Dortmund in Buchform Bruchstücke wie »fuck, zu viel pasta«,
logo gekürt. Lucas Dörre, Student am Hamburger vor Augen. »My generation facebook« existenzielle Fragen wie »warum ist
Institute of Design, hat den LogoWettbewerb von zeigt einen Querschnitt der täglichen mein erzeuger nur so peinlich« und
Studio Hamburg für das Haus der jungen Produzenten Posts aus dem Social Network, unzen immer wieder Posts zum Wetter. Ei
gewonnen. Sein Logo veranschauliche die Verbin siert und unkorrigiert. »Zielsetzung war nen traurigen Kontrapunkt setzen die
dung von klassischer Filmproduktion mit den Neuen es, die Motivationen, Emotionen und Abschiedsworte des 18jährigen Tyler
Medien, so die Jury. +++ Informationskurse an der Persönlichkeiten der FacebookGene Clementi, der sich wegen CyberMob
UdK Berlin. Im Oktober, November und Dezember ration einzufangen und visuell wieder bings von einer Brücke stürzte. Außer
veranstaltet die Fakultät Bildende Kunst Kurse für zugeben sowie ihre Sprache abzubil diesem sind sämtliche Posts anonymi
Studieninteressierte. Professoren und Studierende in den«, erläutert Dießner. Dafür erstell siert. Alles in allem kommt die Gene
formieren über die künstlerische Lehre an der Hoch te sie ein fiktives FacebookProfil und ration Facebook in der Arbeit nicht
schule und die Anforderungen an Studienbewerber. sammelte als Mia Müller Freunde und sonderlich gut weg und sollte sich viel
≥ www.udk-berlin.de +++ Masterstudiengang fort- deren digitale Ergüsse. leicht den Rat von N.P. zu Herzen neh
geführt. Die Staatliche Akademie der Bildenden Küns Das Ergebnis ist erschreckend und men: »Wer das liest . . . Hat zu viel Zeit.
te Stuttgart führt den bislang auf Zeit eingerichteten amüsant zugleich – was nicht zuletzt Geh ma raus! ;)«.
Masterstudiengang Konservierung Neuer Medien und an den launigen Fotos und Illustratio
Digitaler Informationen weiter. Voraussetzung ist ein nen liegt, mit denen die Studentin die TV-Sendungen wie »Bauer sucht Frau«
Bachelorabschluss in Fotograie, Kunst, Design, Medien Posts unterlegt hat. Ein durchgängi und Foodfotos sind beliebte
wissenschaften oder Informatik. Bewerbungsschluss ges Gestaltungsraster gibt es nicht – Themen der Generation Facebook
ist am 8. Oktober. ≥ www.abk-stuttgart.de +++ Gratis-
Onlinekurse. Das HassoPlattnerInstitut für Software
technik hat das kostenfreie Lernnetzwerk openHPI
eingerichtet. Professoren des Instituts bieten hier Kur
se zu grundlegenden und aktuellen Themen der Infor
mationstechnologie in Form von Videosequenzen aus
Vorlesungen an, ergänzt durch Selbsttests, Übungen,
Arbeitsmaterialien und Diskussionsforen. Die Kurse
sind auf zwei Monate begrenzt. Anmeldung unter
≥ www.openhpi.de +++ GiebichenStein Designpreis.
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat
dieses Jahr erstmals einen Designpreis für ihre Stu
denten ausgelobt. Die Nominierten wurden auf der
Jahresendausstellung der Hochschule präsentiert, die
Sieger werden im Oktober prämiert. ≥ www.burg-
halle.de +++ European Student Award. Im Rahmen
des European Newspaper Award wird zum dritten
Mal auch ein Nachwuchspreis ausgeschrieben. Studen
ten europäischer Hochschulen können Arbeiten mit
journalistischgestalterischem Hintergrund einreichen,
die zwischen 2010 und 2012 entstanden sind. Einsende
schluss ist der 8. Oktober. ≥ www.editorial-design.de
+++ Neue künstlerische Leitung. Ilona Klück ist neue
künstlerische Leiterin an der Akademie für Gestaltung
der Hamburger Technischen Kunstschule (HTK). Sie
wechselt von der Digitalagentur deepblue networks.
Klück hatte das Amt schon einmal im Jahr 2002 inne,
als sie den Aufbau der SchwesterAkademie der Berli
ner Technischen Kunsthochschule verantwortete. Seit
1996 ist sie nebenberulich als Dozentin und Mitglied
der Prüfungskommission an der HTK tätig. nik
022 page 11.12
TITEL
3483 Euro verdient ein Artdirektor
in Baden-Württemberg, wie
eine durch Gehaltsangaben von
Internetusern erzeugte Tabelle auf
www.gehaltsvergleich.com zeigt –
über 300 Euro mehr als in Berlin.
Bei der für n Ein Paar wurden Rena Chrysikopoulou und Michael noch normal. Die Mehrwertsteuer muss man allerdings
die Zahlen ver- David Ochs beim Studium in Deutschland, 2005 eröffneten schon in dem Quartal zahlen, in dem man die Rechnung
wendeten sie ihr Designbüro Pi6 in Athen. Wie erleben sie die aktuelle gestellt hat.« Gerade in schwierigen Zeiten sind derartige
Schrift handelt Situation? »Diverse Studios, aber auch große Agenturen Vorleistungen nicht besonders hilfreich. Und dann ist da
es sich um haben zugemacht, viele Kollegen haben das Land verlas- noch die Sache mit den Schecks. »Bislang konnte man mit
die Bloco Pro sen. Einer unserer Freunde hat sein Büro aufgegeben, um Schecks aus zweiter Hand bezahlen. Angenommen, eine
von Roger S. in London als Angestellter zu arbeiten, ein anderer ist mit- Arbeit kostet 1000 Euro. Dann bezahlt der Kunde 900 Euro
Nelsson (www. samt Familie in die Schweiz gezogen, um da weiterzuma- mit einem Scheck, mit dem er selbst von jemand anderem
cheappro chen. Und ein befreundeter Copywriter aus Zypern befasst bezahlt wurde, plus 100 Euro in bar. Die Weiterreichkette
fonts.com) sich mit Bienenzucht, seit er seinen Job verloren hat«, er- kann aber auch länger sein.«
zählt Michael Ochs. Auch bei ihnen seien die Aufträge stark Eine dumme Angewohnheit, die mit der Krise vielleicht
zurückgegangen. Dazu kommen andere nervige Probleme. ausstirbt: Nichts ist eben so schlecht, dass es nicht auch
»Die Zahlungsgewohnheiten waren hier schon immer sein Gutes hat. Die Kreativität der griechischen Designer
verkorkst«, so Ochs. »Man kann froh sein, nach drei Mona- hat jedenfalls nicht gelitten. Ganz im Gegenteil, wie man
ten bezahlt zu werden, ein halbes Jahr oder mehr ist auch kürzlich bei dem von Pi6 regelmäßig organisierten Design-
Zahlenspiele
Athen, Berlin, Stuttgart, Barcelona – wie läuft es für
Designer inanziell an verschiedenen Standorten?
Was sagen neueste Gehaltsspiegel und wie realistisch
sind sie? Kann man mit Design reich werden?
page 11.12 023
walk durch Athener Studios feststellen konnte. Jedes orga- auch nicht auf der Straße liegt. »Wenn wir nur strategisch ≥ PAGE Online
nisierte, oft mit reichlich Humor, eine Ausstellung zu Grie- als Geschäftsleute denken würden, hätten wir das Büro Die Links zu den
chenland im Jahr 2022 (siehe www.designwalk.gr). nicht in Berlin, sondern in München, Hamburg oder Frank- vorgestellten
furt aufmachen müssen«, erklärt Martin Lorenz von Two- Studien und
Krisen machen nicht nur kreativ, man rückt auch enger zu- Points.Net. »Letzthin nahmen wir in Berlin an einem Pitch Kalkulatoren
sammen. Europa droht wegen des Euro-Desasters ausein- um Gestaltung und Programmierung einer Website mit ei- inden Sie unter
anderzufallen, doch die Gestalter arbeiten länderübergrei- nem Barcelona-Preis von 7000 Euro teil und waren mit die www.page-
fender denn je. Gerade Kreativ-Expatriates aus Deutsch- Teuersten. Und das war kein kleiner Kunde.« online.de/geld
land haben da natürlich Vorteile, denn sie können in der Auch aus den Erfahrungen befreundeter Designer, die
alten Heimat Design zu guten Konditionen anbieten. »Wir Büros an verschiedenen Standorten haben, zieht Martin
versuchen vermehrt mit Kunden aus Deutschland zu ko- Lorenz den Schluss, dass die wirtschaftliche Lage eher
operieren«, so Michael Ochs. städte- als länderabhängig ist: »Zum Teil sind die Preise in
Ähnliches gilt für das krisengeschüttelte Spanien, zum Berlin geringer als in Barcelona, in Frankfurt dagegen ins-
Beispiel für TwoPoints.Net oder Proxi aus Barcelona, die gesamt höher.« In jedem Fall ist es gut, sich nicht nur von
jüngst Ableger in Berlin eröffneten. Wobei dort das Geld einem Markt abhängig zu machen. Rein Steger von Proxi
024 page 11.12 TITEL gehälter, Honorare, Chancen
in Barcelona (siehe auch Interview auf Seite 112) arbeitet auf Freelancer ein. Oft verblüfft es, draußen auf dem Markt
unter anderem für Kunden in Holland, USA, Deutschland, Arbeiten zu sehen, von denen man weiß, dass sie in einem
Italien, Österreich, Kroatien und sogar Indien, wo eine kleinen Stübchen entstanden sind«, sagt Weyres, der zur-
Freundin vor einiger Zeit ein Modelabel gegründet hat. zeit als Teilhaber und Kreativdirektor eines Start-ups erst-
mals fest in einem Büro arbeitet (siehe Seite 31).
An Berlin scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Seit
Sascha Lobo und Holm Friebe 2006 mit ihrem Buch »Wir Ob arm, reich oder dazwischen, fest steht, dass die Krea-
nennen es Arbeit. Die digitale Bohème oder intelligentes tivwirtschaft in vielen deutschen Städten ein bedeutsamer
Leben jenseits der Festanstellung« ein Manifest für einen Faktor ist. »Das Cluster IKT, Medien, Kreativwirtschaft ist
kreativen Lebensstil vorlegten, den man in Berlin quasi er- heute mit 37 000 Unternehmen, rund 300 000 Erwerbstäti-
funden zu haben schien, gab es viel Kritik und Häme. »Wir gen und einem Jahresumsatz von rund 27 Milliarden Euro
nennen es Blase«, sagten die anderen und sprachen vom das wichtigste Wachstumsfeld der Hauptstadtregion«, heißt
kreativen Prekariat, das nahe der Armutsgrenze lebt. Un- es in der Studie »Medien- und Kreativwirtschaft Berlin-Bran-
längst wieder ätzte Rainer Meyer, bekannter als Blogger denburg« (Download unter www.medienboard.de/standort
Don Alphonso, in der »FAZ«: »In Berlin ist Mitte vierzig ein broschuere-2012). Allein in den letzten Jahren seien über
Alter, das man mit etwas Durchwurschteln erreichen kann, 500 Designbüros gegründet worden.
ohne jemals einer geregelten Tätigkeit nachgegangen zu Wachstum bringen da nicht noch mehr neue Studios,
sein. (. . .) Um angstfrei leben zu können, kalkulieren die sondern mehr Geschäftstüchtigkeit – viele Kreative den-
Vertreter der digitalen Bohème in Berlin mit einem mo- ken zu wenig in unternehmerischen Dimensionen. »Ich
natlichen Betrag von 1000 Euro.« Die wolle man jetzt durch würde niemandem vorwerfen, er sei zu idealistisch, wenn
ein eifriges Eintreten für das bedingungslose Grundein- er nur kleine Illustrationen aus Papier faltet«, so Thomas
kommen eintreiben . . . Weyres. »Plattencover und Ähnliches zu gestalten macht
Fragt man Designer Thomas Weyres, neben Holm Friebe Spaß, aber spätestens wenn man Kinder hat, muss man
einer der Geschäftsführer der Zentralen Intelligenz Agen- schauen, wie man Geld verdient. Pragmatisches Denken
tur, so funktioniert bei ihm jedenfalls das »intelligente Le- schmälert die Kreativität nicht.«
ben jenseits der Festanstellung« bestens. Zahlen möchte er Zu empfehlen ist nicht nur, die vielfältigen Angebote für
nicht nennen, aber Festanstellungen, wo er mehr verdie- Coaching und Förderung wahrzunehmen, die es mittler-
nen würde, gebe es kaum. Nicht nur für hippe Kunden wie weile von staatlicher und städtischer Seite gibt. Denn ja,
VIVA und MTV hat er gearbeitet. Mit der Zentralen Intelli- die Politik beginnt langsam, das wirtschaftliche Potenzial
genz Agentur – die kein gemeinsames Büro, sondern nur von Design zu begreifen. Andererseits sollte man die Ber-
einen durchgehenden Skype-Chat hat – betreut er auch lin-Fixierung abschütteln. In München oder Stuttgart bei-
das jährliche Global Finance Meeting von Daimler, vom Er- spielsweise wird deutlich mehr gezahlt und dringend nach
scheinungsbild bis zur Eventarchitektur. »Statt mit großen guten Leuten gesucht – siehe unser Interview mit Linda
Agenturen zu arbeiten, lassen sich die Kunden immer öfter Graze von Designerdock (Seite 30). cg
page 11.12 025
Gehaltsabrechnung
Wie viel Gehalt können Kreative in Festanstellung erwarten? Welche Disziplinen kommen
besonders gut weg? Und wie verlaufen Gehaltsgespräche erfolgreich?
n Über Geld spricht man nicht. Das gilt fürs Design wie für nüchterndes Bild: Laut Online-Umfrage verdienen drei Vier-
jede andere Branche auch. Das ist ganz im Sinne der Arbeit- tel der rund 900 Teilnehmer zwischen 1500 und 3000 Euro
und Auftraggeber, erschwert Berufsanfängern aber den Ein- im Monat, 80 Prozent liegen unter 3300 und nur 10 Prozent
stieg mit angemessener Entlohnung. An den meisten Hoch- über 3600 Euro (siehe PAGE 03.11, Seite 40 f.). Derzeit berei-
schulen wird das Thema Gehalt und Vergütung entweder tet der BDG einen neuen Gehaltsreport vor, dessen Ergeb-
ganz ausgespart oder nur unzureichend behandelt. So strö- nisse im Januar 2013 veröffentlicht werden.
men Jahr für Jahr junge Designer auf den Markt, die nicht
wissen, was ihre Arbeit wert ist. In Werbung und Design gibt Die wachsende Komplexität der Kommunikation hat viele
es kein allgemein gültiges Einstiegsgehalt. »Bestimmende neue Berufsbilder und Tätigkeitsfelder geschaffen – die meist
Faktoren sind immer noch Angebot, Nachfrage, Qualiikation, bei jeder Agentur anders benannt sind. Das führt zu Ver-
Marktwert und nicht zuletzt die Konjunktur«, erklärt Sonja wirrung und erschwert die Vergleichbarkeit von Gehältern.
Wegner, die in ihrer Bachelorarbeit »PlanBA« den Designberuf Zugleich bietet sich hier aber eine Chance für lexible und
auf Herz und Nieren geprüft hat, um Studenten einen Über- ganzheitlich denkende Kreative. Konzeptioner, Strategen
blick über ihr Tätigkeitsfeld zu geben (siehe PAGE 10.11, Sei- und Planner sind zunehmend gefragt und werden entspre-
te 21). Auch die Größe der Agentur und ihr Standort spielen chend besser bezahlt als reine »Ausführer«. So gehören laut
beim Gehalt eine Rolle. PersonalMarkt, Anbieter der größten deutschen Gehaltsda-
Generell können Berufseinsteiger in der Kreativbranche tenbank, Fachkräfte aus dem Bereich Konzept/Strategie ge-
mit einem Anfangsverdienst zwischen 1500 und 2500 Euro meinsam mit den Account Managern Online mit einem durch-
brutto im Monat rechnen. Der Gesamtverband Kommunika- schnittlichen Jahresgehalt von über 48 000 Euro zu den Bes-
tionsagenturen (GWA) ermittelte 2011 ein Junioren-Durch- serverdienern der Kreativbranche (siehe Tabelle auf Seite 26).
schnittsgehalt von 2200 Euro. Dieselbe Summe nannte auch Eher mau sieht es dagegen für Graiker aus: Sie verdienen
Ex-Factor-Design-Geschäftsführer Johannes Erler 2010 als laut der neuesten Erhebung durchschnittlich 35 639 Euro
Einstiegsgehalt bei dem Hamburger Studio. Nach mehreren im Jahr und liegen damit nur knapp über dem Sekretariat.
Jahren Berufserfahrung könne man dort mit einem Monats- Eine noch immer wachsende Gestaltungsdisziplin sind die
gehalt von 4500 Euro rechnen. Das ist gemessen an anderen ehemals Neuen Medien. »Wer als Designer selbst program-
Quellen ein ziemlich guter Schnitt. Die Allianz deutscher mieren kann, kann aus dem Vollen schöpfen«, sagt BDG-Prä-
Designer (AGD) prophezeit Graikern mit Berufserfahrung sident Christian Büning. Doch sehen sich Webdesigner einer
ein Monatsgehalt zwischen 2500 und 4000 Euro. Laut einer immer größeren Konkurrenz durch kostenlose Services und
GWA-Umfrage verdient die Hälfte »überdurchschnittlich ta- Templates ausgesetzt. Hier gilt es, sich zu professionalisieren,
lentierter Mitarbeiter« nach vier Jahren in einer Kommuni- etwa im Bereich Responsive Design oder App-Entwicklung
kationsagentur zwischen 40 000 und 50 000 Euro im Jahr – (siehe Seite 31). Außerdem kommt es darauf an, in welcher
das macht ein Monatsgehalt von 3333 bis 4166 Euro. Branche man sich verdingt. So ermittelte die »FAZ« im April
Der Gehaltsreport des Berufsverbands der Deutschen 2010, dass ein Webdesigner bei einer Bank rund 44 700 Euro
Kommunikationsdesigner (BDG) von 2010 gibt ein eher er- im Jahr verdient, in Werbung und PR aber nur 30 700 Euro.
2200 Euro beträgt das Einstiegsgehalt in der Werbebranche laut GWA Nachwuchsstudie 2011.
026 page 11.12 TITEL gehälter, Honorare, Chancen
Egal, in welchem Bereich man als Kreativer tätig ist, als Wem es nicht gelingt, eine Gehaltserhöhung durchzu-
Festangestellter kommt irgendwann der Punkt, an dem es boxen, der kann sein Einkommen in vielen Agenturen durch
Zeit für eine Gehaltserhöhung ist. In den meisten Agen- Zusatzleistungen aufbessern. Laut GWA-Umfrage von 2010
turen gibt es allerdings keine Automatismen, die greifen, leisten 53 Prozent der befragten Kommunikationsagenturen
nur weil man dort bereits eine bestimmte Zeit beschäftigt Bonuszahlungen, 49 Prozent bieten freiwillige Sozialleistun-
ist. »Was zählt sind Argumente, die zeigen, dass man maß- gen an, 40 Prozent beteiligen sich an den Fahrtkosten und
geblich am Erfolg des Unternehmens beteiligt ist«, sagt 32 Prozent geben Zuschüsse für Fitnesscentermitgliedschaf-
Birte Wagener, die als Agency Supervisor sämtliche Perso- ten. Eine weitere Möglichkeit ist Weiterbildung. »Mit zusätz-
nalbelange bei Kolle Rebbe verantwortet. Damit ist nicht lichem Wissen und Know-how steigt auch der Marktwert –
allein der wirtschaftliche Erfolg gemeint. »Hat ein Ange- für den jetzigen Arbeitgeber, aber auch für künftige. Deshalb
stellter zum Beispiel konkret daran mitgewirkt, einen neuen bringt eine Investition in Weiterbildung langfristig gesehen
Kunden zu gewinnen oder half er mit seinem Einsatz und oft mehr als eine einmalige Gehaltserhöhung«, so Wagener.
Know-how, die Agentur voranzubringen, dann hat er recht Bei Kolle Rebbe würden alle sinnvollen Weiterbildungs-Maß-
gute Karten, eine Gehaltserhöhung durchzusetzen.« Na- nahmen inanziell unterstützt oder vollständig getragen.
türlich unter der Voraussetzung, dass die allgemeine wirt- Geregelter Überstundenabbau ist dagegen bei den meis-
schaftliche Lage dies auch zulässt. Im Idealfall bemerkt ein ten Agenturen Fehlanzeige, auch ein dreizehntes Monats-
Vorgesetzter von allein, wenn jemand gute Arbeit leistet – gehalt ist in der Branche eher unüblich. »Als angestellter
ansonsten sollte der Mitarbeiter gut vorbereitet sein und Designer wird man selten reich«, urteilt Christian Büning.
konkrete Leistungen anführen können. Bei Kolle Rebbe Auch die Zahlen von PersonalMarkt legen nahe, dass sich in
werden – wie in zahlreichen anderen Unternehmen und der Werbe- und Designbranche erst mit dem Erreichen der
Agenturen auch – jedes halbe Jahr Zielgespräche geführt, Führungsebene ein Monatsgehalt von über 6000 Euro ein-
in denen gemeinsam ausgelotet wird, wie sich der Ange- stellt. Freelancer sehen sich dagegen ganz anderen Ein-
stellte entwickelt hat. kommensfragen gegenüber (siehe Seite 27 f.). nik
Führungskräfte
Fachkräfte
Selbstständigkeitserklärung
Verdienen Freelancer mehr? Wie kalkuliert man richtig? Wie und wann
lassen sich Nutzungsrechte abrechnen?
n Bei Berufsanfängern, die frei arbeiten wollen, ist die i- (24,95 Euro, www.bdg-gruenderibel.de) hilft bei der genauen
nanzielle Verunsicherung meist noch größer als bei jenen, Berechnung der eigenen Lebenshaltungskosten.
die eine Festanstellung wählen. Auch hier geben die Hoch- Die AGD gibt seit 35 Jahren den Vergütungstarifvertrag
schulen wenig Hilfestellung. Was die Kalkulation der Vergü- Design (VTV) heraus, der von der AGD und dem Verband der
tung von Designleistungen angeht, existieren keine generel- Selbständigen Design-Studios (SDSt) ausgehandelt wird und
len Regelungen – was unter anderem damit zusammen- den es auch als Online-Version gibt. Der VTV wird zwar oft für
hängt, dass das Kartellamt Preisabsprachen und Tarifverträge Honorarverhandlungen herangezogen, ist aber kein recht-
unter Selbstständigen verbietet. lich bindender Tarifvertrag. Die Version »VTV Online Pro«
Die Berufsverbände BDG und AGD bieten zwar Richtwer- kostet AGD-Mitglieder 20 Euro, alle anderen zahlen 60 Euro.
te, die bei der ersten Orientierung helfen können – sie müs- In der aktuellen Ausgabe haben die Verbände einen Stun-
sen aber immer individuell angepasst werden. Danach setzt densatz von 78 Euro festgelegt. Dieser Wert richtet sich grob
sich eine Kalkulation aus Entwurfsvergütung, Nutzungsver- nach dem Mittelwertsgehalt angestellter Designer. »Davon
gütung und der Vergütung weiterer Leistungen (Recherche, können freie Designer in Großstädten nicht überleben«, sagt
Reinzeichnung et cetera) zusammen. Basis für die Entwurfs- allerdings Wolfgang Beinert, Inhaber von Atelier Beinert.
vergütung ist der Stundenlohn, der anhand der individuel- Tatsächlich ist der VTV-Wert seit 2006 unter der allgemei-
len Lebensumstände berechnet wird – und mit wachsen- nen Teuerungsrate geblieben, was dem Preisdruck im Agen-
der Berufserfahrung und Know-how steigt. Laut BDG sollte tursegment geschuldet sei, so AGD-Sprecherin Friederike
eine kaufmännisch sinnvolle Kalkulation so angelegt sein, Sobiech. Freelancer sollten den Wert daher als das auffassen,
dass mit einem Drittel der verkauften Arbeitszeit alle laufen- was er ist: ein Orientierungsansatz, der entsprechend ange-
den Kosten gedeckt werden können. In die Rechnung ein- passt werden muss. So kann ein Designer mit zehn Jahren
beziehen müssen Freelancer neben Miete, Telefon- und Erfahrung und eigenem Studio beziehungsweise Equipment
Fahrtkosten unter anderem auch Altersvorsorge, Steuern, laut Beinert gut 120 bis 160 Euro die Stunde verlangen.
Lebensmittel oder Urlaubsgeld. »Neueinsteiger neigen dazu, »Stundensätze variieren nach Erfahrung, Know-how und
zu niedrig zu kalkulieren, weil sie viele Kosten vergessen«, Marktwert. Daher kann man sie nicht vergleichen und auch
warnt Christian Büning. »Das ist problematisch, da man aus keine Durchschnittswerte nennen«, so der Designer.
die Niedrigpreisspirale nur schwer wieder herauskommt.« Eine Umfrage des BDG im Jahr 2009 ergab, dass der tat-
Seine »BDG-Gründeribel für Kommunikationsdesigner« sächlich geforderte Stundensatz oft sogar weitaus niedri-
028 page 11.12 TITEL gehälter, Honorare, Chancen
Kalkulations-Apps
n Neben den Richtwerten von BDG und AGD gibt es Apps anderer Anbieter, die die
Kalkulation von Designleistungen erleichtern sollen. Die Vergütungen für ähnliche
Projekte variieren zum Teil deutlich – auch von denen des VTV und des BDG-Honorar-
rechners, was unter anderem daran liegt, dass die Angebote nach unterschiedli-
chen Parametern berechnet und verschiedene Faktoren einbezogen werden. Am
besten probiert man ein paar Tools aus, um zu sehen, welches am besten auf die ei-
gene Arbeit zutrifft. Wir haben uns drei iPhone-Apps für den deutschsprachigen
Markt genauer angesehen. So hilfreich die Apps von Fall zu Fall sind, keine kann eine
individuelle Kostenaufstellung ersetzen. nik
iFee
Preis: 1,59 Euro, Bewertung im App-Store: 4+
Entwickler: Sam Shandermani, Acioo,
Design & Medienkommunikation
Bei iFee wählt man ein Projekt aus – die Spanne reicht von Adressaufkleber hin zu
komplettem Corporate Design –, gibt Stundensatz und Arbeitsstunden ein sowie
Schwierigkeitsgrad, Nutzungsart, -gebiet, -dauer und -umfang. Heraus kommt ein
Preis zuzüglich Mehrwertsteuer. Bei einem aufwendigen Corporate Design mit
weitreichender Nutzung, einem Stundensatz von 78 Euro und 50 Stunden Arbeits-
zeit spuckt der Kalkulator den Wert 30 030 Euro aus – nach den Rechenvorgaben des
AGD kommt man bei ähnlichen Voraussetzungen auf 27 300 Euro. Entwurfs- und
Nutzungsvergütung werden bei der App nicht getrennt ausgewiesen, insgesamt
bleiben die Parameter der Berechnung im Dunkeln. Kalkulationen lassen sich unter
Favoriten speichern, Mailen oder Ausdrucken ist nicht möglich.
Fazit: iFee hilft beim schnellen Ermitteln grober Richtwerte. Mankos sind mangelnde
Transparenz bei der Berechnung und die geringe Anzahl an Variablen.
DesignFee
Preis: 1,59 Euro
Bewertung im App-Store: 4+
Entwickler: Marco Linke, Designers Inn
Die Datenbank von DesignFee umfasst Projekte aus Graikdesign, Webdesign und
Fotograie. Der Stundensatz lässt sich entweder manuell eintragen oder aus ver-
schiedenen Faktoren berechnen. Das kann besonders für Neueinsteiger von Vorteil
sein. Preise lassen sich mit und ohne Nutzungsvergütung ausrechnen und anzei-
gen, wobei der aus den Eingaben ermittelte Nutzungsfaktor angezeigt wird. Unter
ähnlichen Voraussetzungen wie iFee ermittelt DesignFee für ein Corporate Design
ein Honorar von 26 130 Euro. Projekte lassen sich als Favoriten speichern, mailen
und ausdrucken. Dazu ist eine Verbindung mit Evernote möglich.
Web Fee
Preis: 1,59 Euro
Bewertung im App-Store: 4+
Entwickler: Marco Linke, Designers Inn
Web Fee berechnet die Kosten für die Entwicklung und Gestaltung einer Website.
Die App stammt vom selben Entwickler wie DesignFee, ist aber ganz anders aufge-
baut. Die Variablen berücksichtigen unter anderem die Branche und den Umsatz
des Kunden, dazu technische Daten, Bestandteile der Website und speziische Ein-
zelleistungen. So entsteht eine passgenaue Berechnung für jedes Projekt. Auch las-
sen sich Ergebnisse speichern, mailen und drucken. Für den Stundensatz gibt es
Voreinstellungen für Freelancer (30 Euro), kleine Agentur (60 Euro) und Agentur
(90 Euro) oder einen individuellen Modus. Die Anzahl der Arbeitsstunden lässt sich
nicht eintragen, die Herleitung der Endsumme ist unklar.
Fazit: Web Fee ist ein gutes Tool für die Grobeinschätzung von Webdesign. Bei der
Berechnung ist es jedoch weniger transparent als die Schwester-App DesignFee.
030 page 11.12 TITEL gehälter, Honorare, Chancen
Reich werden
durch Apps
Schicke Idee haben, App entwickeln
und dann nur noch zuschauen, wie das
Geld ließt . . . Ach, wäre das schön!
n Die Goldgräberstimmung hält an, vor allem in Berlin er- che. Für indige Entwickler stehen allerdings Finanzierun-
innert das App-Fieber an die Tage des Dotcom-Hypes. Kein gen bereit. Für die Social-Reading-App dotdotdot gab es im
Wunder, wenn man hört, dass Instagram für eine Milliarde März Geld vom Bonner High-Tech Gründerfonds. Seitdem
Dollar verkauft wurde und allein der deutsche App-Markt werkelt ein Team von vier Gründern, darunter Kreativdirek-
jährlich um 66 Prozent wächst. Rund 1,6 Milliarden Euro tor Thomas Weyres, und fünf Angestellten in Kreuzberg an
sollen 2013 laut einer Analyse der Management- und Tech- einer Browser- und einer iPad-Version. Dem gingen mehre-
nologieberatung Mücke Sturm & Company mit Apps hier- re hundert Seiten Wettbewerbsanalyse und Businessplan
zulande umgesetzt werden. Und es gibt auch deutsche Er- sowie die Gründung einer GmbH voraus. Im Oktober soll
folgsstories, die nicht nur Programmierer, sondern auch De- die App herauskommen.
signer träumen lassen. Allen voran natürlich die von Andreas Dass man sogar in extrem überbesetzten Segmenten wie
Illiger, der an der Muthesius Hochschule in Kiel Kommuni- bei den Wetter-Apps noch lott Hits landen kann, beweist
kationsdesign studierte, sich die Spieleentwicklung selbst Partly Cloudy von Raureif in Berlin. Die Interaction-Design-
beibrachte und 2011 den Megahit »Tiny Wings« lancierte. Agentur realisierte bereits die Desktop-Banking-Software
Auch das Update vom Juli und die neue iPad-App landeten MoneyMoney (für 14,99 Euro im Mac App Store zu haben)
in den Top-Charts. Alle Angebote, ihn selbst oder das Spiel oder die iOS-App Virtual Water. Die Idee zu Partly Cloudy sei
aufzukaufen, hat Illiger bisher abgelehnt. im April entstanden, Launch war am 28. Juli, erzählt Timm
Doch auch wenn Apps inanziell immer noch ergiebiger Kekeritz, neben Frank Rausch Gründer von Raureif und Ex-
als ein »DSDS«-Casting sein dürften, laufen viele Projekte Mitarbeiter von IDEO in San Francisco. Ungewöhnlich ist
ins Leere. So zeigte die Studie »Developer Economics 2012« das infograische Interface als Ziffernblatt einer Uhr. Die
von VisionMobile aus London, die 1500 App-Developer aus Daten kommen vom norwegischen Wetterdienst, der – im
83 Ländern befragte (Download unter www.visionmobile. Unterschied zum (noch) kostenplichtigen deutschen Ange-
com), dass nur rund die Hälfte aller Apps nach zwei Jahren bot – das API offen ins Netz stellt. Anderthalb Tage E-Mails
ihre Kosten einspielen. Wobei iOS-Apps mit durchschnitt- an wichtige Blogs zu schreiben reichte dann als PR, um in
lich 27 000 Dollar die höchsten Entwicklungskosten haben, 15 Ländern auf Platz 1 der Charts zu landen. Was zeitweise
aber am rentabelsten sind. Im Trend sind In-App-Käufe, die für 1000 Downloads am Tag sorgte, wobei von 79 Cent
nicht nur einmalige Downloadeinnahmen bringen – zum Kaufpreis 48 Cent bei Raureif landen.
Beispiel je 79 Cent für virtuelle Traktoren in der neuen App- Das Erfolgsgeheimnis: »Design ist der große Differen-
Version des beliebten PC-Spiels »Landwirtschaftssimulator« ziator«, so Timm Kekeritz. Tatsächlich sind der schicke Look
der Firma astragon aus Mönchengladbach . . . und das markant andere Interface die Türöffner, um bei
Generell steigen die Entwicklungskosten, denn mit der den einschlägigen Multiplikatoren unter Tausenden von
Professionalisierung des Marktes und dem Einstieg von Wetter-Apps überhaupt Beachtung zu inden. Auch PAGE
High-End-Computerspielirmen wie EA steigen die Ansprü- hätte ja sonst nicht berichtet. cg
032 PAGE 11.12
KREATION
Dekomaterial
Klar, mit Essen spielt man nicht – aber wenn’s im Namen der Kunst ist? In der Fotoserie »Der Gaumen des 20. Jahrhunderts« aus dem neuen Food- und
Kulturmagazin »The Gourmand« kommt Stilgeschichte auf den Teller: etwa Postmoderne, Art déco (rechts oben) oder Neoklassizismus (rechts unten)
PAGE 11.12 033
Visuelle
Alchemie
Essen und Kochen inspirieren
Künstler seit jeher – davon
lassen sich heute Kreative aller
Sparten und ganz besonders
Editorial Designer belügeln
Vanitas Reloaded I
Feiern, Essen, Trinken zählen zu den
vergänglichen Freuden – dass sich diese
traurige Tatsache äußerst stylish
inszenieren lässt, zeigen die Fotos von
Philippe Jarrigeon für das Magazin
»Dorade«. Ihre schrille, nicht sonderlich
subtile Ästhetik zwischen optimisti-
scher Buntheit und morbider Fäulnis
fasziniert und irritiert zugleich
PAGE 11.12 035
Geschmacksverwirrung
Igitt! Beim Anschauen des Bildmotivs
zum Thema »Alzheimer« ziehen
sich beim Betrachter die Geschmacks-
knospen zusammen – weil die
Fotografen mit der Erwartung an eine
leckere Käsestulle spielen, die sich
durch die Cremedose ins Gegenteil
verwandelt. Es stammt von Himmel &
Burwick, die gemeinsam Foto-
graie, Konzept und Styling anbieten
und Design bezieht, wird von dem wunderschöne Publikation über das Oft sind artifizielle Darstellungen von
Foodfotografen Per-Anders Jörgensen schwedische Restaurant Fäviken he- Food im Editorial Design allerdings
und seiner Frau, der Graikerin Lotta raus. Angesiedelt zwischen Reisefoto- mehr Stilmittel denn tiefschürfende
Jörgensen, herausgegeben. Mit Jörgen- band und Kochbuch, stellt der Verlag Botschaft. »Künstlerische Inszenierun-
sens satten Schwarzweißfotos, aber es in atmosphärischen Bildern vor: Mit gen von Alltagsdingen nimmt das zu-
auch mit schrägen Illustrationen prä- großzügigen Porträts der Macher, ih- nehmend ästhetische Vielfalt gewohn-
sentiert das Magazin High-End-Res- rem gastronomischen Ansatz und sai- te Publikum in erster Linie als lifestylig
taurants, Spitzenköche und deren Re- sonalen Rezepten. Die Fotos der mini- wahr«, sagt Barbara Krimm, die als
zepte. Die erste Ausgabe des briti- malistischen regionalen Spitzenküche freie Artdirektorin die abwechslungs-
schen Food- und Kulturjournals »The wirken wie Kunstinstallationen aus Zu- reiche Editorial Design des Frauenma-
Gourmand« ist eher eine experimen- tatenschnipseln, eingebettet in Bild- gazins »Fräulein« verantwortet. »Da-
telle Independent-Produktion rund um serien über den Ort und die Zuberei- rüber hinaus wirken sie lebendiger als
Kunst und Essen: Darin hält eingeleg- tungsprozesse. All dies macht deut- naturgetreue Objektabbildungen und
ter Fisch als modernes Vanitas-Stillle- lich: Nahrungsmittel, ihre Herkunft und verfügen über narrative Qualitäten.«
ben her, während kunstvoll geschnitz- Verarbeitung, sowie Esskultur im All- Dazu trägt zum einen die vielfäl-
tes Brot, Wurst und Gemüse eine Stil- gemeinen werden zunehmend als ein tige, in der abendländischen Kultur-
geschichte des 20. Jahrhunderts auf ganzheitlicher, kreativer Prozess ver- geschichte verankerte Symbolik von
Tellern liefern. standen – bei dem, ähnlich wie in Früchten, Brot oder Fleisch als Zei-
Der Kunst,- Architektur- und Kultur- Kunst und Design, nicht mehr nur dem chen zum Beispiel für Reichtum, Er-
buchverlag Phaidon bringt nach dem Ergebnis, sondern auch den kreativen, kenntnis oder Vergänglichkeit bei. Zum
Band über das nordspanische Nobel- handwerklichen Abläufen Beachtung anderen können die meisten Menschen
restaurant Mugaritz im Herbst eine geschenkt wird. beim Anblick selbst abstrakter Es-
036 PAGE 11.12 KREATION Food und Design
sensdarstellungen persönliche Er- im Zuge des Bio- und Regional-Trends. augenzwinkernder Überhöhung. Ein
fahrungen und emotionale, sinnliche Den Wunsch nach authentischer Dar- neues Stillleben zeigt Gemüse, dessen
Erinnerungen aus der Kindheit oder stellung beobachtet das Hamburger oberes Ende hübsch mit Sauce ange-
von Reisen abrufen – oft sogar inklusive Fotografenduo Himmel & Burwick: richtet ist, während am unteren Ende
Geschmack und Geruch. Viel intensiver »Nach den kleinen und großen Le- noch Wurzeln sichtbar sind, an denen
lassen sich Bilder kaum in den Köpfen bensmittelskandalen in den vergange- ein wenig Erde haftet.
der Betrachter verankern. Und so er- nen Jahren und seitdem das Internet In der konservativeren Werbung
zählen die Stillleben in der »Fräulein«- detailliert Informationen über unsere gibt es immer noch weniger Verständ-
Rubrik für Kochrezepte auf verschie- Nahrungsmittelproduktion verbreitet, nis für freie Inszenierungen als im Edi-
denen Ebenen kompakte, humorvolle wollen immer mehr Menschen genau torial Design. Warum eigentlich? Geht
Storys und bilden zugleich die Zutaten wissen, wo ihr Essen eigentlich her- es doch beim Anpreisen von Nahrung
des beschriebenen Gerichts ab. Inspi- kommt.« Ihr stark konzeptioneller An- um Versprechen wie Genuss, Gesund-
riert von Kunstwerken und zugleich satz, so Christoph Himmel, lebe auch heit, Status, Jugend und Sinnlichkeit –
appetitlich angerichtet, regen sie In- von einer »Ehrfurcht vor Gemüse oder Themen die, wenngleich etwas sub-
tellekt und Sinne des Betrachters an. einem Stück Fleisch, ihrer Herkunft tiler, ebenso in den Stillleben früherer
und ihrem Entstehen«. Das äußert sich Jahrhunderte in Form von Feigen, Wein,
In der Werbung wird von der Foodfo- in Food-Stillleben, die die Ästhetik der Austern, Gelügel abgehandelt werden.
tograie allerdings mehr Natürlichkeit Nahrungsmittelskulpturen mit Anlei- Auch die Tendenz aus dem Editorial
als eine künstlerisch-ästhetisierende hen an die alten Meister oder den Sur- Design, den vergänglichen Genuss des
Inszenierung gefragt – insbesondere realismus zelebrieren – meistens mit Essens zu inszenieren, bietet viel krea-
tives Potenzial. Fotograf Philippe Jarri-
geon präsentiert schimmelige Früchte,
Illustrator Martin Nicolaussons Version
der spielerischen App Granimator ze-
lebriert ein Gelage bis zum abgeges-
senen Knochen. Das ließe sich weiter-
spinnen: Wenn schon ständig von trans-
parenter Information für den mündi-
gen Konsumenten die Rede ist – wäre
es dann nicht folgerichtig der nächste
heiße Trend, wenn sich die Marken-
kommunikation der Nahrungsmittel-
industrie daran ein Beispiel nehmen
und uns noch ein wenig narrativer mit
den kompletten Lebenszyklen ihrer
Produkte konfrontieren würde? wl
Gemüse im Kontextwechsel
Die Bilder in dem unkonventionellen
Frauenmagazin »Fräulein« illustrieren
die Rezeptvorschläge nicht nur durch
die Darstellung der Zutaten, sondern auch
durch ihre mehrschichtige, narrative
Inszenierung – etwa als Kaktuslandschaft
zur mexikanischen Gemüsepfanne oder
als Urlaubsbild mit Senf-Sonne zum Kölner
Wurstgericht in der Sommerausgabe
PAGE 11.12 037
Vanitas Reloaded II
Der Weg ist das Ziel: Zu einem richtigen Gelage
gehört genüssliche Völlerei. Hier die Wall-
paper-App Granimator in der neuen Version des
schwedischen Illustrators Martin Nicolausson
mit dem Titel »The Great Big Feast«
Kindheitserinnerungen
Die Mahlzeiten in Olaf Hajeks naiv anmuten-
den Kinderbuchstil, hier für die niederländische
Foodzeitschrift »SpecialBite«, stellen eine
nostalgisch-heile Welt dar, in der der Fisch
noch zu leben scheint
Nahrungsmittelporträts
»Der Mensch ist, was er isst«, beschrieb
Ludwig Feuerbach den Zusammen-
hang von Essen und körperlich-seelischen
Beinden. Ganz wörtlich nahm dies
Katharina Gschwendtner bei der Illustra-
tion für das österreichische Frauen-
magazin »Maxima«, die an die Obst-Still-
leben Giuseppe Arcimboldos erinnert
≥ PAGE Online
Ein Interview über den Zusammen-
hang von Küchen und Kreativen-
ateliers mit Roland Nachtigäller,
Direktor des MartA Herford, sowie
Links zu internationalen Maga-
zinen, die Essen mit Kunst, Kultur
und Gestaltung zusammen-
bringen, inden Sie unter www.
page-online.de/esskultur
038 PAGE 11.12 KREATION Sound Branding
La la la la la!
Der Corporate Sound ist genauso Bestandteil der
Markenidentität wie das visuelle Erscheinungsbild.
Ganzheitliche Konzepte verbinden beide Sinne
Selbst komponiert
Auf der Homepage des Orchesters der Kulturen drückt der Nutzer
nicht nur einen Play-Button, sondern kann den Sound der Seite
aktiv steuern, indem er Instrumente und Musiker auswählt und so
sein persönliches Orchester zusammenstellt. Rund um die
drehende Weltkugel stellt er eine Gruppe von Orchestermitgliedern
zusammen, die gemeinsam musiziert. Auf diese Weise beein-
lusst er die klangliche und visuelle Komposition der Website.
PAGE 11.12 041
Neues Logo mit Noten Logo wird Musik – Sound-Logo Neue Schrift mit Noten
so Hirt. Marcel Klopppenburg glaubt nicht daran, dass man die Anleihen beim Corporate Sound machen, den die Agen-
multimodalen Verknüpfungen per se eine allgemeine Gültig- tur ebenfalls entwickelte. »Ziel war es, dass der Sound auf
keit zuschreiben kann. »Einige wenige Attribute der visu- der Website als selbstverständliches Element wahrgenom-
ellen und akustischen Formsprache korrespondieren mitein- men wird«, so Kloppenburg.
ander, etwa spitz oder weich«, so der Sound Brander. Andere Möglichkeiten, Sound im Netz zu integrieren, sind
etwa das Abspielen des Audiologos beim Aufruf einer Web-
Sound im Netz ist eine spezielle Herausforderung. Rainer site oder akustische Signale, die bei der Navigation helfen
Hirt unterscheidet hier zwischen aktivem und passivem Hö- können. Ein amüsantes Beispiel hierfür ist die Homepage
ren. Gerade wenn der Nutzer nicht auf Musik vorbereitet der Hamburger Kreativagentur Lukas Lindemann Rosinski
ist, kann Klang im Internet schnell kontraproduktiv wer- (www.llr-hamburg.de). Hier erzeugt jeder Klick ein eigenes,
den. Drückt er jedoch aktiv auf einen Play-Button bringt er von Menschen gesprochenes Geräusch wie »Tada« oder
die richtige Erwartungshaltung mit. Doch auch Sound, der »Tätärätä«. Natürlich gilt es bei der Soundgestaltung die Ziel-
nicht aktiv ausgelöst wird, hat im Netz seine Berechtigung – gruppe im Blick zu behalten: Auf der Corporate Site einer Ver-
solange er in Maßen und in der richtigen Form angewendet sicherung wäre so etwas eher fehl am Platz, während eine
wird. »Die Zeiten übel zusammengeschnittener Loops aus Agentur damit ihren Humor und ihre Kreativität beweist.
GEMA-freien Datenbanken ist vorbei«, so Kloppenburg. Die Die Integration von Sound in die Markenführung ist selbst-
Lufthansa-Microsite zum A360 unterlegte MetaDesign bei- verständlicher geworden, sagt Marcel Kloppenburg. Das ma-
spielsweise mit unaufdringlichen atmosphärischen Klängen, che sich schon auf Agentur- und Kundenebene bemerk-
042 PAGE 11.12 KREATION Sound Branding
Dominant
Am Soundlogo der Telekom scheiden sich die Geister. Während
sich die Experten weitgehend einig sind, dass der Konzern bei
seiner Einführung ein wenig übertrieben hat – Carl-Frank
Westermann spricht von »Klangimperialismus« –, kann Rainer
Hirt ihm auch Positives abgewinnen: »Die Verbindung des T
und der Punkte mit den Klängen ist sehr gelungen. Visuelles und
akustisches Logo gehen hier eine perfekte Symbiose ein.« Mitt-
lerweile geht die Telekom lexibler mit dem Soundlogo um und
lässt es innerhalb eines Spots etwa auf einer Gitarre spielen.
≥ PAGE Online
Links zu Projekten und Corporate-
Sound-Agenturen gibt es auf www.
page-online.de/corporatesound
Zu schwarz? Zu dünn?
Zu ruhig? Zu laut?
Viel Zeit und Papier
waren nötig, bis
Christian Tönsmann,
Henning Skibbe und
Johannes Erler (von
links) mit der Schrift
zufrieden waren
2006
Johannes Erler, damals noch bei
Factor Design, arbeitet mit einem
Team an dem Projekt »Süddeutsche
Zeitung am Sonntag«, das aber nie
realisiert wird. Christian Tönsmann
ist als Teil des Teams in München
und hinterlässt vor Ort offensicht-
lich einen bleibenden Eindruck.
Ende 2010
Der Begriff »Layoutreform« ist ge-
boren, die Chefredaktion gibt
die Direktive, nicht von »Relaunch«
Feb. 2011
zu sprechen. Ein solcher ist nicht Die Interviewfragen stehen fest,
gewünscht: Die Veränderungen die in jedem Ressort dessen
sollen so behutsam wie möglich Leiter und zwei Redakteure be-
Nov. 2010 vonstatten gehen. »Relaunch« ist
gerade im Verlagswesen ein sehr
antworten sollen:
1. Was ist die Stärke Ihres Ressorts?
Es gibt erste Gestaltungsent- sensibles Wort. Intern kursiert es 2. Wie prägt sich das im Blatt aus?
würfe, etwa für die Seite 1. Denn natürlich und schürt auch Ängste. 3. Was sollte eine Layoutreform
um die Verleger zu gewinnen – Fast jeder handfeste Relaunch bei erreichen?
und diese überhaupt den Auftrag deutschen Tageszeitungen in den 4. Was darf auf gar keinen Fall
vergeben, an der »SZ« herumzu- letzten Jahren hat einen Haufen passieren?
schrauben –, muss man ja etwas Leser und vor allem Abonnenten Auch Schluss- und Bildredaktion,
zeigen. Die Zeitung solle weni- gekostet. Geschäftsführung und Layout, Infograik, Verlags- und
ger holperig aussehen und mehr Gestalter sind sich einig, dass man Anzeigenleitung bekommen die
Wertigkeit ausstrahlen, wünscht am besten nicht den großen Hebel Fragen, also alle, die an der Entsteh-
sich die Chefredaktion. Von Anfang umlegt, sondern kontinuierlich an ung der Zeitung beteiligt sind. Wie
an lautet Tönsmanns Antwort der Zeitung arbeitet, auch um immer bei anstehenden Veränderun-
darauf: Dann müssen wir auch die künftig in Print, Online und Mobile gen bilden sich schnell zwei Lager:
Schriften anfassen. ein konsistentes Bild zu haben. die Reformer und die Bewahrer.
046 PAGE 11.12 KREATION »SZ«-Layoutreform
Deutlich ist zu
sehen, dass
die Miller zwar
schöne, moder-
ne Formen hat,
durch ihren ho-
hen Kontrast auf
der Seite aber
zu schwarz wirkt.
Die SZ Text ist ins-
gesamt schmaler
angelegt und
spart so Platz
Dez. 2011
Die Designer haben die visuelle DNA
der Zeitung klar herausgearbei-
tet, wissen jetzt, was sie verändern
wollen und was nicht. Das Kauzige
der »SZ« soll bleiben. Dazu gehören
Kurz vor Weihnachten 2011
die zentrierten Headlines und Wesentliche Teile der Zeitung sind »designreformiert«, und das Team hat
auch die Spaltenlinien, die man in immer wieder an der Seite 1 gearbeitet. Es gab hier wesentlich weiter-
einer heutigen Zeitung nicht gehende Entwürfe als das jetzige Ergebnis, an dieser Stelle haben sich die
mehr zwingend braucht. Typisch ist Bewahrer durchgesetzt. Die Seite 1 bleibt recht konservativ, auch wenn
darüber hinaus die Antiqua im sie etwas luftiger ist. Immer wieder gibt es Redaktionsversammlungen, bei
Feuilleton. Die einzelnen Ressorts denen die Designer Zwischenstände präsentieren und Musterseiten für
haben so ihre Eigenarten, jedes die Ressorts zeigen. Die »SZ«-Mannschaft scheint sich gut eingebunden zu
hat sich sein Zeitungsbuch über die fühlen, allerdings auch langsam ungeduldig zu werden. Es gibt noch
Jahre zusammengebastelt. Da- keinen festen Zeitpunkt für die Veröffentlichung.
durch entsteht Identiikation inner-
halb der Ressorts, aber teilweise
auch Beliebigkeit. Es muss aufge-
räumt und systematisiert wer-
den, aber der Pluralismus, der die
»SZ« einzigartig macht, erhalten
bleiben. Das Ziel ist Vereinheitlichung,
aber keine Gleichmacherei.
Gewinner der Layoutreform sind die Infograiken, die immer etwas verstaubt und oll
aussahen. Jetzt kommen die inhouse entstehenden Graiken frisch und modern daher
PAGE 11.12 049
Mitte
April 2012
Der Erscheinungstermin wird auf
Anfang den 2. Juli festgelegt. Zwei sport-
liche Großereignisse stehen an: die
07. 07. 2012
März 2012 Fußball-Europameisterschaft und
die Olympischen Spiele. Zu solchen
Die Layoutreform wird in der »SZ«
angekündigt. Kurt Kister schreibt
Es läuft die dritte und abschlie- Zeiten muss die Zeitung reibungs- über die Notwendigkeit von
ßende Marktforschung. Die los funktionieren. Vor der EM ist die Designreformen im Allgemeinen
Gestalter haben einen komplet- Umsetzung nicht zu schaffen und und Kulturressortleiter Adrian
ten Zeitungsdummy mit allen nach Olympia sind die bayerischen Kreye über das Schriftbild.
Schriften produziert, der bundes- Sommerferien, da ist die Personal-
weit in verschiedenen Fokus- decke viel zu dünn, um die Design-
gruppen getestet wird. Insgesamt reform durchzuziehen. Es gibt
sind die Reaktionen sehr positiv. also nur diesen winzigen Korridor
Hinsichtlich der Grundschrift konn- zwischen EM und Olympia.
ten die meisten keinen Unter-
schied erkennen. Dagegen bemerk-
Jetzt wird es eng für das Design-
team, vor allem aufseiten der
09. 07. 2012
ten mehr Befragte, dass die Technik gibt es weiße Gesichter. Die designreformierte »SZ« erscheint.
Zeitung strukturierter und auf- Denn wenn man mit InDesign
geräumter wirkt. Einige fragen, und XPress groß geworden ist, fühlt
ob die Schrift kleiner geworden sich das Redaktionssystem, mit
sei. Die Headlineschrift polari- dem die »SZ« arbeitet, an wie eine
siert schon eher, manche inden Dampfmaschine. Es ist ziemlich
sie zunächst ungewohnt. sportlich, das in InDesign Entwi-
ckelte auf Hermes zu übertragen.
So kann man beispielsweise
Nach dem
Schriftgröße und Zeilenabstand
nur auf eine Stelle hinter dem
09. 07. 2012
Komma einstellen. Es ist also un- Es kommen viele positive Zuschrif-
möglich zu sagen: Ich hätte ten, aber natürlich auch Kritik. Den
gerne 9,25 Punkt. Es gehen nur größten Unwillen löst die zu kleine
9,2 oder 9,3. Das macht im Schrift- Schrift im Kreuzworträtsel und
bild durchaus einen Unterschied. in den Sudokozeilen aus. Andere
weisen darauf hin, dass das
kleine ß wohl falsch sein müsse, da
es nicht mehr das sogenannte
Dreierles s (aus dem Schwäbischen)
sei – zusammengesetzt aus einem
Strich und der 3. Diese Volksmythen
können die Designer widerlegen.
Es gibt natürlich auch Leute, die
sagen: »Das gefällt mir gar nicht.
Ich will meine alte ›SZ‹ zurück.«
Besonders freut das Team, dass
es von verschiedenen Professoren
und aus den parlamentarischen Krei-
sen in Berlin gute Rückmeldungen
bekommt. Und auch, dass sich der
weltbekannte Zeitungs- und Maga-
zingestalter Mario García in seinem
Blog positiv äußert (http://is.gd/
garcia_sz). Die Gestalter sind zufrie-
den, auch wenn sie weiter kon-
tinuierlich an der Gestaltung der
Zeitung arbeiten werden. Rück-
blickend stellen sie fest: Um eine
solche Layoutreform erfolgreich
durchzuführen, bedarf es keiner
großen Agentur, wohl aber einer
sehr intensiven, engen Zusammen-
arbeit zwischen Beratung, Redak-
tion, Design und Typedesign. ant
PAGE 11.12 051
PAPIERWELT
Friedliche Absichten:
tor Helder Suffenplan dem Leitthema
Soldaten falteten nach Kristina
Rechnung. Das zweisprachige Magazin
Wißlings Angaben einen
(Deutsch/Englisch) lässt sich für rund
Leopard-Panzer aus Papier
50 Euro auf der Website bestellen.
≥ http://uponpaper.com;
www.hahnemühle.com
Mehr Digitaldruckpapiere
n Antalis hat ihr Sortiment an Premi-
umpapieren für den Digitaldruck neu
zusammengestellt. Die aus Produkten
von Arjowiggins bestehende Kollektion
umfasst unter anderem Dot der Mar-
ke Rives, eine Sorte mit geometrischer
Punktprägung. Ebenfalls neu ist Con-
queror Bamboo, das 50 Prozent Bam-
busfasern enthält und eine besonders
natürliche Haptik aufweist.
Auch das Farbspektrum hat Anta-
lis erweitert. So bietet Pop’Set jetzt
leuchtende Farben wie Cosmo Pink
Plan nur ein buntes Liniengewirr. Wäh- oder Lime Tonic, während Keaykolour
Panzer aus Papier rend der Museumsnacht in Dresden intensive Töne wie Tangerine oder Bis-
n Kristina Wißling ist Designerin und bauten Soldaten den Papp-Panzer vor cuit bereithält. Für mehr Nachhaltig-
Origami-Expertin. Kürzlich sorgte sie dem dortigen Militärmuseum auf. Ewig keit sorgen hochwertige Recyclingpa-
mit einem Projekt für Aufsehen: Nach soll er aber nicht der Witterung ausge- piere wie Curious Metallics oder auch
einer Idee des Künstlers Frank Bölter setzt sein, aller Voraussicht nach wird Conqueror CX22 mit einem Altpapier-
konstruierte sie anhand von Original- er dauerhaft in der Museumshalle aus- anteil von 100 Prozent.
bauplänen des Leopard II einen Pan- gestellt werden. ≥ www.antalis.de
zer aus Papier, den LEOrigamiPARD III. ≥ www.kristinawissling.com;
Während nebenan bei einem Manöver www.sauerlandinitiativ.de
Kampfeinsätze geübt wurden, falte-
Metapaper-Roadshow
ten in der Julius-Leber-Kaserne in Ber- n Der Anfang des Jahres gestartete
lin-Reinickendorf ein Dutzend Solda-
»Upon Paper #02« Online-Service rund um Papier und
ten den Panzer aus kunststoffbeschich- n Soeben erschien die zweite Ausga- Print, Metapaper (siehe PAGE 03.12.
tetem Papier. be des Hahnemühle-Magazins im XXL- Seite 64), zeigt jetzt gemeinsam mit
»Das war das bisher aufwendigste Format (siehe PAGE 06.12, Seite 58). HP Indigo in dreizehn deutschen Städ-
In welche Rich- und nervenaufreibendste Objekt, das Das übergreifende Thema ist diesmal ten, wohin sich Digitaldruck und Pa-
tung sich Papier ich je gemacht habe«, sagt die letzt- »Color«, und Fotografen wie Peter Bai- pier in Zukunft entwickeln. Jeweils vor-
und Digitaldruck jährige Gewinnerin des Innovations- ley und Wolfgang Tillmans steuern da- mittags werden Fragen behandelt wie:
entwickeln, zei- preis Sauerland rückblickend. »Allein zu ebenso Perspektiven bei wie der Welche Veredlungstechnologien sind
gen Metapaper den Faltplan zu erstellen, war eine ech- britische Grenzgänger zwischen Mo- im Digitaldruck möglich? Wie geht man
und HP Indigo auf te Mammutaufgabe.« Das glaubt man de, Kunst und Popkultur, Nick Knight, mit multivariablen Daten bei der Per-
ihrer Roadshow sofort, für den Laien ist der komplexe oder die Musikerin und Künstlerin Kim sonalisierung um? Welche Papiersor-
Gordon. Peter Saville, in den 1980ern ten werden in Zukunft an Einluss ge-
durch das Cover für das New-Order-Al- winnen? Welche neuen Anwendungs-
bum »Power, Corruption and Lies« be- möglichkeiten gibt es? Vorgestellt wird
rühmt geworden, hat dessen Farbcode auch eine innovative Papier- und Bin-
für den Titel von »Upon Paper #02« wie- detechnologie, bei der eine Broschüre
der aufgenommen. keinen Bund mehr hat und vollkom-
Viele der präsentierten Arbeiten men lach aufschlägt. Die Roadshow
entstanden speziell für diese Ausgabe. startet am 10. Oktober in Stuttgart und
Durch aufwendige Produktionsverfah- endet am 14. November in Augsburg.
ren, beispielsweise den Einsatz hoch- In welchen Städten die Roadshow
pigmentierter Farben und Leuchtfar- noch Station macht, lässt sich auf der
ben, trägt das Team um Chefredak- Website erfahren. ant
teur Holger Homann und Kreativdirek- ≥ www.metapaper.de/roadshow
052 PAGE 11.12 KREATION Afrika
Re-Branding Africa
Lange war das Bild von Afrika durch Hunger, Armut, Aids
und Mitleid geprägt. Nun rückt das ästhetische Potenzial des
Kontinents ins Blickfeld. Das zeigt sich nicht nur in neuen
Charity-Konzepten, sondern auch in künstlerischen Auseinan-
dersetzungen – und nicht zuletzt in Afrika selbst, wo sich
eine neue kreative Kultur entwickelt
Afrika im Blick
der Welt: Aus New
York berichtet
das Magazin »Pop’
Africana« über
den Zeitgeist des
Kontinents.
Rechts: Den Foto-
grafen Albert
Watson zog es nach
Benin, wo er die
21-jährige Boukari
Kaoulatou als
universelle Schön-
heit inszenierte
≥ PAGE Online
Videos und Links zum
Thema unter www.
page-online.de/
re-branding_africa
PAGE 11.12
053
Foto: Albert Watson: Boukari Kaoulatou, 21 ans, Peuhl Festival, Pèhunco, Benin, 2011
054 PAGE 11.12 KREATION Afrika
in Africa (CmiA) den 69-Jährigen zig Staaten und verwebt sie mit der Volkes, die unterschiedlichste Farben
nach Benin zu reisen, um die Bauern eigenen Identität. und Muster so kunstvoll kombinieren,
zu fotograieren, die von der Stiftung Weit entfernt von Afrika-Klischees, wie es im Westen Jean Paul Gaultier
beim Anbau hochwertiger Baumwolle von Schirmakazien und grasenden Ze- oder Muccia Prada tun. Kein Wunder,
unterstützt werden. bras inszenierte Albert Watson, meist dass die »Vogue«-September-Ausgabe
Diese Bilder sind jetzt das viel be- vor neutralem Hintergrund und in sat- den Fotograien Watsons eine mehr-
worbene Herzstück der Watson-Retro- ten Farben, die fremde Schönheit der seitige Strecke widmete.
spektive »Visions« in den Hamburger Gesichtstätowierungen, den kunter-
Deichtorhallen – und symptomatisch buntem Schmuck und das unbestech- So wunderbar eigensinnig, wie es ihre
für den neuen Umgang mit dem Konti- liche Stilbewusstsein der Beniner und Art ist, setzt sich Vivienne Westwood
nent. Der mitleidige Blick, mit dem die konzentrierte sich dabei auf das Zu- mit Afrika auseinander. »Es ist keine
westliche Welt so lange auf den gepei- sammenspiel von Tradition und Mo- Wohltätigkeit, sondern Arbeit«, stellte
nigten Erdteil schaute, ist inzwischen derne. Wie in einem Interior Shot zeigt sie zuallererst klar, als sie 2011 ihre Ethi-
überholt. In Afrika herrscht Aufbruch- er eine Voodoo-Priesterin vor sma- cal Fashion Africa Collection launchte,
stimmung, der Austausch indet heut- ragdgrün bemalter Wand, beschwört die in Zusammenarbeit mit dem Inter-
zutage auf Augenhöhe statt, und der den urban-coolen Look, in dem Jugend- national Trade Centre entstand, einer
Westen proitiert von der enormen liche durch ihr abgelegenes Dorf la- Organisation, die Marken mit den Hand-
kulturellen Vielfalt der mehr als fünf- nieren, sowie die Trachten des Peuhl- werksfähigkeiten der Ärmsten der Ar-
men zusammenbringt. Aus recycelten
Werbetafeln und Safarizelten fertigten
die Slumbewohner Taschen, die expres-
sive afrikanische Farben und landes-
typische Wachsdrucke mit dem west-
woodschen Stil der Improvisation, ih-
ren Tartanmustern und ihrem Logo
kombinieren – und fernab von jegli-
chem »Touristenzeug« sind, wie die
britische Designerin betont.
Für die begleitende Kampagne setz-
te Vivienne Westwood mit ihrem alten
Freund, dem Fotografen Jürgen Teller,
in augenzwinkernd hintersinnigen Bild-
motiven noch eins drauf. Auf einem
Markt in den Slums von Nairobi hockte
sie sich in Tartantracht auf einen Über-
seekoffer und breitete die Kollektion
auf einem Teppich vor sich aus. Sie po-
sierte im Maxikleid auf einer Müllkip-
pe und mit Arbeiterinnen, allesamt in
Westwood gekleidet und mit goldenen
Schühchen an den Füßen. Sie streifte
»Afrika strotzte
schon immer vor
Designtalenten«
Wer mehr über afrikanische und von
Afrika inspirierte Mode erfahren will,
spricht derzeit am besten mit der
Londoner Journalistin Helen Jennings.
Sie ist Chefredakteurin von »Arise«,
dem ersten internationalen Style-
Magazin, das die zeitgenössischen
afrikanischen Errungenschaften in
Mode, Musik, Kultur und Politik
Sie sind Britin, leiten des »Arise«- te und Bedeutung haben. Deshalb ist
Magazin und haben das Buch es überhaupt kein Wunder, dass die
»New African Fashion« geschrieben. westliche Welt sich schon lange davon
Woher kommt Ihr Interesse? hat inspirieren lassen. Schauen Sie sich
Helen Jennings: Ehe ich »Arise« ge- Picasso an! In der Mode war Yves Saint
gründet habe, bin ich lange für Mode-, Laurent, der ja selbst in Algerien gebo-
Musik- und Lifestylemagazine um die ren ist, der erste Designer, der 1967 ei-
Welt gereist, denn ich hatte schon im- ne ausdrücklich afrikanische Kollektion
mer Interesse daran, neue Talente, Sze- mit perlen- und bastbesetzten Kleidern
nen und Kulturen zu entdecken. Als sich herausgebracht hat. Seitdem gab es
Die Berliner geschafft. Ähnlich frenetisch gefei- dann die Gelegenheit ergab, »Arise« immer wieder Referenzen an die afri-
Illustratorin ert werden momentan die Entwürfe ins Leben zu rufen, hab ich begeistert kanische Kultur, manchmal sehr kli-
Sabine Pieper der italienisch-haitianischen Designe- zugegriffen. Seit ich dort das Ruder scheehafte wie Animal Prints, Kopftü-
versah die afrika- rin Stella Jean, in denen sich afrikani- führe, habe ich so viel über den Konti- cher, Safarianzüge und so weiter, aber
nischen Schön- sche Elemente mit Zitaten aus ande- nent gelernt und bin unaufhörlich be- die guten Designer haben den Fundus
heiten der Vlisco- ren Kulturen und ethnischen Kontex- geistert, was für ein vielfältiges krea- afrikanischer Stile und Materialien im-
Kampagne ten ungezwungen vermengen. tives Potenzial er bietet. mer schon tiefer durchdrungen und
mit westlichem Stil-Bibeln für afrikanische Mode, Wie begann diese neue Welle das sieht man gerade heute auf den
Fashion-Flair (sie- Lifestyle und Kultur sind das in Lon- afrikanischen Designs, die Sie in Laufstegen. Seit Jahrzehnten wird die
he Porträt unter don erscheinende »Arise«-Magazin von Ihrem Buch beschreiben? afrikanische Art der Präsentation und
www.page-online. Helen Jennings (siehe Interview) und Afrika strotzte schon immer vor Design- der Verzierung sehr geschätzt und jetzt
de/sabine_pieper). die in New York ansässige Zeitschrift talenten. Aber erst in den letzten Jah- bietet sie eine endlose Stimulierung
Stil-Melange: Das »Pop’Africana« von Oroma Elewa, die ren hat sich der Kontinent gegenüber für diejenigen, die durch die »exoti-
japanisch-kame- den afrikanischen Zeitgeist genau ver- dem Rest der Welt geöffnet, ökono- sche« Oberläche hindurch das sehen,
runische Label folgen und für ein internationales Pu- misch und kulturell an Bedeutung ge- was wahrhaft ursprünglich und be-
Wafrica näht Kimo- blikum sichtbar machen. Die meisten wonnen, und das hat der dortigen deutungsvoll ist. Ein aktuelles Beispiel
nos aus afrika- der von ihnen vorgestellten, aufstre- Kreativindustrie sehr gut getan. Eine dafür ist die Frühjahr/Sommer-Kollek-
nischen Stoffen benden Labels zeichnen sich durch ei- verbesserte Infrastruktur, bessere Aus- tion 2012 von Burberry Prorsum.
(Rechte Seite) nen experimentellen Umgang mit afri- bildungsmöglichkeiten und Staatsfüh- Ist die Popularität afrikanischen
kanischen Einlüssen aus. Fast allen ge- rung hat es Designern erlaubt, sich zu Designs ein Effekt von Globalisierung
meinsam ist das Sampeln und Remixen entwickeln. Hinzu kam der Obama-Ef- und Multikulturalismus?
von Tradition und Innovation sowie fekt und die Fußballweltmeisterschaft. Deinitiv! Immer mehr Menschen den-
von afrikanischen und westlichen Ein- So blühen heute – und das obwohl der ken global, reisen um die Welt und sind
lüssen zu eigensinnigen Entwürfen. Beruf des Designers noch in der Gene- sich dessen bewusst, dass es ein Le-
Eine von ihnen ist die in Nigeria ge- ration zuvor weder ernst genommen ben hinter ihrem Gartenzaun gibt. Da-
borene und heute zwischen London wurde noch als rentabel galt – stylishe rum ist es für gut informierte und ge-
und Lagos pendelnde Designerin Buki Afropolitans auf, die in ihrer Heimat bildete Menschen selbstverständlich,
Akib, die für ihren extravaganten Mix und international erfolgreich sind. sich für den kreativen Output anderer
sowie für die Verwendung verschie- Wie beeinlusst das afrikanische Design Kulturen zu interessieren. Das wird
denster traditioneller Handarbeitstech- das westliche, internationale Design? durch die sozialen Netzwerke, New
niken bekannt ist. Ihre Männerkollek- Afrika ist ein unglaublich großer Konti- Media und E-Commerce noch unter-
tion Fela ist inspiriert von Afrobeat- nent mit vielen verschiedenen Kulturen, stützt. Doch da Trends kommen und
Legende Fela Kuti. Ein anderes Beispiel Stämmen, Religionen, Traditionen, Tex- gehen – Wachsdrucke sind in einer
ist das New Yorker Label Suno des tilien, Landschaften und Bekleidungs- Saison in und in der nächsten wieder
kenianisch-amerikanischen Designers bräuchen, die alle ihre eigene Geschich- out –, ist es wichtig, dass die afrikani-
Max Osterweis, dem es neben der Mo-
PAGE 11.12 059
sche Modeindustrie auf Qualität setzt. de darum geht, faire Beschäftigungs- Im letzten Jahr beauftragte Vlisco die
Je mehr sie das tut, je mehr Menschen verhältnisse für einheimische Nähe- Berliner Illustratorin Sabine Pieper, die
werden von ihr Notiz nehmen. rinnen zu schaffen – ohne dies pene- erste gezeichnete Kampagne für das
Kann man sagen, dass sich westliche trant als Verkaufsargument zu instru- Traditionsunternehmen zu entwickeln.
und afrikanische Designer immer öfter mentalisieren. Berühmt wurde er, als Jünger, frischer und vor allem geeig-
auf Augenhöhe treffen? Michele Obama einen seiner Entwürfe net, den westlichen Markt stärker als
Manchmal tun sie es, aber nicht oft ge- trug. Bei der britischen Designerin Nina bisher zu erschließen, sollte »Delicate
nug! Es gibt bedeutende afrikanische Ribena sind es nicht afrikanische Wur- Shades« sein. Die entstandenen Mo-
Designer wie Ozwald Boateng, Duro zeln, die sie zu ihrem Label Bombe Sur- tive, eine Melange aus den Insignien
Olowu, Gavin Rajah und Xuly Bet, die prise motivierten, sondern die auf Lon- afrikanischer und westlicher Schön-
im Wettbewerb bestehen. Die meis- doner Märkten zuhauf angebotenen heit, wurden international im Internet
ten, die auf dem Kontinent arbeiten, afrikanischen Wachsstoffe, aus denen gelauncht sowie in sechs afrikanischen
sind aber immer noch großen Heraus- sie fantastische Outits für Großstadt- Ländern auf Billboards, in Magazi-
forderungen ausgesetzt, was die Pro- menschen entwirft, die es für unhöf- nen, auf Einkaufstüten und Postkar-
duktion und die Infrastruktur betrifft, lich halten, andere mit ihrem Äuße- ten veröffentlicht.
sodass sie gar nicht auf demselben Le- ren zu langweilen. Ob zitiert, rebranded oder remixed,
vel konkurrieren können. Größter Hersteller der Wachsstof- die neue, selbstbewusste Präsenz Afri-
Was kann der Rest der Welt von fe, aus denen sowohl traditionelle af- kas mischt in den visuell oftmals ein-
afrikanischer Ästhetik lernen? rikanische Kleidung wie auch die Ent- tönigen globalen Einheitsbrei aufre-
So viel – von einzigartigen Färbe- und würfe der jungen Designer gefertigt gende Impulse – und die Möglichkei-
Webtechniken zu Bräuchen, ein einzel- werden, ist das niederländische Un- ten des Experimentierens sind noch
nes Stück Stoff zu drapieren. Zudem ternehmen Vlisco, weshalb diese Stof- lange nicht ausgeschöpft. Das zeigt das
ist afrikanische Mode von ihrer Natur fe auch Holland Wax genannt werden. japanisch-kamerunische Label Wafrica,
aus umweltfreundlich, da sie noch kein Die im Saum eingenähten Bezeichnun- das, so simpel wie genial, traditionelle
Massenmarkt ist und über bewun- gen »Super Wax Vlisco« und »Veritable Kimonos aus afrikanischen Wachsstof-
dernswerte Handwerkskunst verfügt. Wax Hollandais Vlisco« haben für Afri- fen produziert und unter dem Stich-
Beobachten Sie auch eine neue Art kanerinnen den Status eines Logos wort »cross-cultural« so für bekanntes
von Charity, bei der es nicht darum geht, und werden gerade bei traditionellen Neues sorgt – und für erfreuliche Irri-
die »Armen« zu unterstützen, sondern Gewändern häuig sichtbar getragen. tation. Sabine Danek/Judith Mair
vielmehr darum, mit ihnen zusammen-
zuarbeiten und von ihnen zu lernen
wie etwa in Vivienne Westwoods Ethical-
Fashion-Projekt?
Es ist großartig, wenn bedeutende Mar-
ken mit afrikanischen Designern und
Kunsthandwerkern kooperieren und in
Afrika produzieren wie beispielsweise
Max Osterweis’ Suno, ASOS Africa und
Vivienne Westwood, die alle in Kenia
arbeiten. Edun hingegen verarbeitet
Baumwolle aus Uganda und Liya Kebe-
des LemLem wird in Äthiopien produ-
ziert. Darüber hinaus gibt es eine gan-
ze Reihe sozial orientierten Unterneh-
men, die tragbare und begehrte Mode
Links oben: Client: Vlisco, Delicate Shades Collection November 2011, Illustration: Sabine Pieper
Schriftzüge im
urbanen Bereich,
die durch Zeit- und
Gebrauchsspuren
gekennzeichnet
sind, lieferten die
Initialzündung
für »Playing Type«
PAGE 11.12 063
Responsive Types
Interaktive Schriften mittels Processing
gestalten – wie das geht, verrät Stefanie
Schwarz in ihrer Arbeit »Playing Type«
Wer nun sagt: Ich kann aber nicht programmieren, mag sich
damit trösten, dass auch Stefanie Schwarz das zunächst
ebenfalls nicht konnte. »Ich habe Processing erst im zwei
ten Jahr meines Masterstudiums gelernt, um eigene Anwen
dungen zu coden. Obwohl mich meine Resultate oft positiv
überraschten, hatte ich immer das Handicap, nur ein An
fänger im Programmieren zu sein. Das Positive daran war,
dass ich mich dadurch gut in meine Zielgruppe versetzen
und Informationen entsprechend aufbereiten konnte.«
Stefanie Schwarz’ Typoexperimente lassen sich auf ver
schiedene Weise nachvollziehen: zum einem in ihrem Blog
http://stefanieschwarz.wordpress.com, der einen umfassen
den Einblick in den Recherche und Gestaltungsprozess gibt
und den sie zusätzlich in einem Buch aufbereitete; zum an
deren in einer Bookletserie und den dazugehörigen Online
Anwendungen (http://stefanieschwarz-graphicdesign.de/
interactive-type.html), die Schritt für Schritt erklären, wie
sich die Projekte mit Processing programmieren lassen.
Die Designerin sähe es gerne, wenn ihre Arbeit andere
inspiriert und ermuntert, diese Untersuchungen aufzugrei
fen und fortzuführen. Abgeschlossen ist das Thema für sie
ohnehin noch nicht: In wenigen Tagen tritt sie ihre neue
Stelle als Lehrbeauftragte für Typograie und Schriftgestal
tung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in
Stuttgart an. Dann will sie ihre Experimente weiter voran
treiben – die dortigen Studenten können sich freuen. ant
PAGE 11.12 065
Timed Type
Die Buchstaben-
formen beziehungs-
weise die Pfad-
punkte reagieren auf
Zeitwerte, wie
das aktuelle Datum,
Stunden, Minuten
und Sekunden, und
verschieben sich
dementsprechend
Evolving Type
Aus interaktiven
Spiralen gehen Buch-
staben hervor, deren
Formen sich je nach
Input verändern
3D Type
Aus dreidimensiona-
len interaktiven
Spiralen entstehen
Buchstaben, die es
ermöglichen, Lettern
aus unterschied-
lichen Perspektiven
zu betrachten
Outline-
generated
Type I + II
Stefanie Schwarz
griff auf die Buch-
staben-Outlines zu,
die dann von inter-
aktiven Ellipsen
definiert werden
066 page 11.12 TYPO
TYPOWELT
Für knapp 15 Euro inklusive Versand
kosten kann man das in kleiner Aula
ge erschienene Kartenset über me@
noelleu.com bestellen.
≥ www.grillitype.com
BILD
n Frank Höhnes Blick wirkt schalkhaft und bei erschließt sich eine Illustration mit Text
zugleich melancholisch. Diese Mischung lässt schneller, so Höhne. »Und die Wortebene
sich auch in dem gerade bei Gestalten er- schafft eine Brücke zu den Zeitschriftenarti-
schienenen »The Book of Bock« entdecken keln.« Ein ähnlicher Ansatz liegt dem Buch
(160 Seiten, 29,90 Euro, isbn 978-3-89955- zugrunde. Der Gestalten Verlag war mit der
456-4). Darin erzählt der Berliner Zeichner Bitte an ihn herangetreten, seine Arbeit in ei-
in seinen lüchtig dahingekritzelt wirkenden ner Publikation vorzustellen. »Ein gedrucktes
Illustrationen mit ihrem spontanen, übermü- Portfolio war mir aber zu wenig«, berichtet
tig-anarchistischen und hintergründig-schrä- er. So konzipierte er eine Geschichte rund um
gen Witz in einem assoziativen Handlungs- seine Biograie. Durch kurze Wortkommen-
strang von seinem Werdegang und vom kreati- tare schuf er ein verbindendes narratives Ele-
ven Prozess des Illustrierens. Mit handschrift- ment zwischen den unterschiedlichen Arbei-
lichen Kommentaren, in einem wilden Mix aus ten und damit eine persönliche, emotionale
Schriftgrößen, -typen und -schnitten, wird und zugleich erläuternde Metaebene.
der Leser durch Höhnes Wimmelbilder ge- Den dadaistischen Nonsens-Humor, die
jagt, die sich um die Suche nach dem pas- scheinbare Unbedarftheit seiner Zeichnun- Ergänzend, nicht erläuternd: Kommen-
senden Job und ersten Erfolgen als Illustra- gen erzeugte Frank Höhne, indem er sich tare bei Roland Brückner spitzen die
tor, den Sinn und Unsinn von Arbeit und meist auf seine ersten Ideen verlässt. »Die Klischees der Porträts zu – hier in seinen
Geldverdienen, das Finden von Glück dre- sind oft die besten, weil sie frei sind«, erklärt Karikaturen für einen »zitty«-Artikel
hen. Gleichzeitig bleibt man immer wieder an er. Sein skizzenhafter Strich entsteht, indem über die liebsten Feindbilder der Berliner
witzigen oder irritierenden Details hängen, er spontan drauloszeichnet. »Ich forciere
erschließt mehrdeutige Botschaften und lässt Naivität, indem ich mich nicht zu tiefgreifend
sich von den vielen kleinen Nebenschauplät- mit den zu bebildernden Inhalten auseinan-
zen ablenken. Schwer zu sagen, ob man die dersetze.« Das erfordert allerdings auch Mut
Werke wie Literatur oder Bilder wahrnimmt – und eine gewisse Respektlosigkeit. Ob er zu-
auf jeden Fall verleiht ihnen die Verschrän- erst ein passendes Bild oder einen Begriff im
kung von Text und Bild einen ganz eigenen Kopf hat, ist von Projekt zu Projekt unter-
Witz, einen beinah hörbaren Rhythmus und schiedlich – »aber jedes Wort ist ja auch ein
ein enormes Tempo. Bild«, meint er. Gelegentlich notiert er Stich-
Gefragt, welche Funktion die Satzfrag- worte, um Klarheit über die Botschaft seiner
mente in seinen Bildkompositionen haben, Motive zu gewinnen. Den Reiz kommentier-
antwortet Frank Höhne lakonisch: »Sie wir- ter Illustration im Editorial Design erklärt sich
ken dadurch voller. Vielleicht kann ich auch Frank Höhne so: »Worte sind einfacher und
zu schlecht zeichnen, um Aussagen allein mit präziser als Bilder. Sie holen den Betrachter
meinen Bildern zu treffen.« Das Kokettieren schneller heran. Wenn ich das Wort »Teufel«
mit seinen Fähigkeiten scheint eines seiner lese, ist die Bedeutung klar – bei einem Bild
wichtigsten Werkzeuge zu sein: Verbales und bin ich unsicher: Ist das nun ein Teufel oder
Visuelles wirken auf den ersten Blick simpel, ein Mann mit Ziegenbart, der rot angelaufen
banal oder kindlich und entfalten oft erst im ist?« Ein Zeichner also, der dem Wort mehr
Zusammenspiel ihre Botschaften. Spannung vertraut als dem Bild? Der Zweifel an klaren
entsteht durch die Reibung zwischen Wort- Antworten scheint sich auch in vielen von
und Bildelement, die Gegensätzliches oder Höhnes prozesshaften, assoziativen Bildern
unterschiedliche Perspektiven abbilden. Da- bemerkbar zu machen.
Lässt sich die Verquickung von Illustration Was unterscheidet Wort- vom Bildwitz? es durch Worte ergänzt – ganz besonders
mit kommentierendem Text, der man im Und was macht die Verschränkung natürlich bei illustrierten Infograiken, die
aktuellen Editorial Design häufig begegnet, von beidem aus? durch das Bildhafte gleich sympathischer
als Trend bezeichnen? Wortwitz ist schneller erfassbar als Bild- wirken. Darüber hinaus können Texte In-
Joanna Swistowski: Das wäre zu viel ge- witz, aber Bildwitz lässt sich schneller er- halte verständlicher machen und präzisie-
sagt. Es gibt dieses Phänomen schon lan- zeugen. Visueller Humor kann bereits durch ren: Beim Thema »Studium und Entschei-
ge, aber seitdem etablierte Magazine wie einen mehr oder weniger gewollt dilettan- dung« lässt sich beispielsweise die hun-
»Neon« oder »brand eins« damit arbeiten, tischen Zeichenstil entstehen. Wortwitz darf dertste Zeichnung eines Studenten durch
trauen sich auch konservative Blätter, die- nicht so platt sein, er muss feinsinnige Beob- verbal formulierte Gedanken in eine be-
se freiere Illustrationsform einzusetzen. Ei- achtungen präzise wiedergeben. Die Kom- stimmte Richtung lenken.
ne Tendenz, die übrigens auch in der aktu- bination ermöglicht überraschende Details Wie läuft ein typischer Entstehungsprozess
ellen Kunst wieder zu erkennen ist, zum und unerwartete Wendungen – sie funk- ab, wenn eine textlastige Illustration
Beispiel bei Ed Ruscha. tioniert ein wenig wie Situationskomik im in Ihren Layouts zu sehen ist?
Welche Illustratoren beherrschen diesen wirklichen Leben. Meist erzähle ich dem Illustrator zunächst
Stil besonders virtuos? Welche Funktion übernehmen Text-Bild- die Idee eines Textes und lasse ihn dann
Frank Höhne etwa, Martin Haake, Jody Bar- Verknüpfungen noch? erst mal selbständig machen. Nur wenn es
ton oder auch Gabriel Holzner alias Gabe. Textfragmente können für eine gewisse um Infograiken geht, gebe ich natürlich
Was erreicht man mit Wort-Bild-Illustration Leichtigkeit und Verspieltheit im Bild sor- mehr Inhalte und Fakten vor. Die Texte in
im Magazindesign? gen. Ich versehe Bilder in meinen Layouts den Bildern entwickeln die Künstler meis-
Zunächst ist das ein einfacher Trick, um Bil- häuig mit kleinen Kommentaren am Rand, tens selbst – das ist oft genau das Richtige
der witziger zu machen, indem die Zeich- wie mit einer Art Rotstift, der das Starre und weniger verkopft, als wenn ich Vorga-
nungen durch verbale Pointen ergänzt oder eines Bildes aufbricht. Außerdem gibt es ben mache. Dann können Witz und uner-
durch Gegensätzliches aufgebrochen wer- eine typograische Ästhetik; Schrift sieht wartete Wendungen entstehen, denn die
den. Ironie lässt sich durch die Vielschich- oft einfach schön aus. Zudem kann man Worte bilden sich in vielen Fällen erst beim
tigkeit von Worten gut vermitteln. mehr Inhalte in ein Bild packen, wenn man Zeichnen heraus.
074 PAGE 11.12 BILD Sprechende Illustrationen
n In der visuellen Kommunikation gibt es zur Seite zu schauen und das Gesehene für eines Textes in einem Bild drückt aus: Zu
seit jeher kein Spannungsfeld, das stärker einen Augenblick festzuhalten – wo immer diesem Bild hat sich jemand Gedanken ge-
oder anziehender ist als das zwischen den Sie gerade sein mögen. Nun platzieren Sie macht; dazu gibt es etwas zu sagen. Das
Polen Bild und Wort. Historisch drängt je- die beiden Wörter »Die Fahrradtour« in die US-TV-Politmagazin »60 Minutes« hat sich
des Bild in seinem Wunsch nach Verbind- rechte obere Fläche des von Ihnen Gese- schon 1968 diese Erkenntnis zunutze ge-
lichkeit zum Wort – dies ist im bildhaften henen. In einem zweiten Schritt ersetzen macht, als die Macher ihre Hintergrundgra-
chinesischen Alphabet am lebendigsten Sie die Wörter durch zwei andere. Ich schla- ik mit Blindtextbalken versehen haben –
erhalten. Erst das allgemeinverständliche ge vor: »Der Verrat«. Der Stimmungsum- Schrift wird hier ganz bewusst als Zeichen
und -verbindliche Wort garantiert die ge- schwung im Gesehenen fällt sofort auf; das für Redaktion eingesetzt. Bei der visuellen
wünschte Präzision, jedoch um den Preis Bild wird durch die Begriffe aufgeladen: Kommunikation geht es also weniger um
der Abstraktion. positiv oder negativ, schwach oder stark, die Anwendung von handwerklichen Re-
Das gilt erst einmal für den inhaltlichen rational oder emotional. geln, sondern in erster Linie um die In-
Bezug zwischen Bild und Wort. Dazu ein Das visuelle Spannungsfeld zeigt sich terpretationsfähigkeit in kommunikativen
kleines Experiment: Ich bitte Sie, einmal auch im Formalen. Bereits das Auftauchen Zusammenhängen.
076 page 11.12 BILD
BILDWELT
Doppel-Leporello im Cover mit
Laser-Gravur, japanische Bindung
mit Banderole: Jeder Band
von Album Editions ist anders
Know-how für
Modeillustratoren
n Aus welcher Perspektive lassen sich
Schuhe oder Handtaschen am besten
darstellen? Wie gibt man Oberlächen
wie Wildleder oder Lack mit verschie
denen Zeichenwerkzeugen realistisch
wieder? Wie setzt man einer Figur
einen Hut so auf, dass er passt, und
welche Haltung kann der Kopf dabei
annehmen? Fragen wie diese beant
wortet das Buch »Drawing Fashion
Accessories«, das jüngst – leider auf
Englisch – bei Laurence King erschien
(192 Seiten, 22,50 Pfund, isbn 978-1-
85669-788-0). Autor Steven Thomas
Miller ist ein erfahrener Illustrator, der
für Kunden wie Nike, Max Factor oder
Sammelobjekte Harrods arbeitete und am School of
»Drawing Fashion n Über »Album«, das Magazin für Fo the Art Institute in Chicago lehrt.
Accessories«: tograie, haben wir jüngst in einem gro ≥ www.laurenceking.com
Mit Tusche und ßen Artikel übers Selfpublishing be
Wasserfarben richtet (siehe PAGE 05.12, Seite 37). Fotografie für
malte Colleen Kelly Victor Balko, einer der Macher, setz
einen Schuh te nun in seiner Diplomarbeit an der
Nachhaltigkeit
von Alexander Hochschule für Gestaltung Offenbach n Ab und zu haben Banken auch gu
McQueen noch eins drauf und entwickelte das te Ideen. Wie die Genfer Privatbank
Erscheinungsbild für Album Editions. Pictet & Cie, die 2008 mit dem Prix
Der IndependentBuchverlag will mit Pictet einen hochkarätigen Wettbe
Experimentierfreude, exklusiven limi werb für Fotos zu Sozial und Umwelt
tierten Aulagen und einer sorgfälti problemen ins Leben rief. Das bringt
gen Auswahl junger Künstler überzeu tatsächlich etwas, denn die beiden Ge
gen. Die aufwendige Gestaltung rückt winne bestehen aus einem beacht
die Materialität der Fotobände in den lichen Preisgeld von 100 000 Franken
Vordergrund – mit verschiedenen Bin oder dem Auftrag für eine Reportage
dungen oder einer Covertypo mal als reise in eine Region, wo die Bank ein
Gravur, mal als Lasercut, der den Blick Nachhaltigkeitsprojekt unterstützt.
auf andersfarbiges Papier freigibt. PrixPictetEhrenpräsident Koi An
Bisher liegen zwar nur drei Dummys nan gibt die diesjährigen Preisträger
mit Bildern von Kyohei Abe (USA), am 9. Oktober in der Londoner Saatchi
page 11.12 077
Smartcamera
n Von vorn eine Kamera mit ausfahr ne Weise zu interpretieren. Beim Re
barem 21fachZoomobjektiv, von hin launch ihrer Website, die von der
ten ein Smartphone mit 4,8ZollTouch ebenfalls in Brighton beheimateten
screen und per WLAN oder 3G Zugriff Agentur Crush für alle mobile Platt
auf sämtliche AndroidApps: Die Ver formen it gemacht wurde, taten sie
schmelzung ging noch nie so weit wie das nun mit dem ARSignet. Dieses
bei Samsungs Galaxy Camera. Es gibt steht somit für Visitenkarten oder
zwar noch Knöpfchen für Auslöser und andere Brandinganwendungen in ab
Zoom, das alles und viel mehr lässt wechslungsreichen Varianten bereit,
sich aber auch über den Touchscreen die auf der Website bei Mouseover
bedienen, wo man Blende, ISO et ce dezent und lustig hintereinander
tera über virtuelle Objektivringe ein durchlackern.
stellen kann. Oder man gibt der Kame Ebenfalls Teil der neuen Website ist
ra Kommandos per Zuruf, das heißt ein Shop, in dem sich schöne Giclée
Spracherkennung. Dass sich Fotos und oder Siebdrucke aller Illustratoren kau
Videos mit verschiedensten Apps be fen lassen. Falls Ihnen übrigens eine
arbeiten oder auf soziale Netzwerke gewisse Namensgleichheit zwischen
hochladen lassen, ist eh klar. Und per Agency Rush und Crush aufgefallen
»Auto Cloud Backup« werden alle Da sein sollte, so ist diese kein Zufall: Illus
teien automatisch in Samsungs All tratorenagentin Helen Rush und De
ShareCloud gespeichert. signer Carl Rush sind ein Paar. cg
Im Detail alles nichts Neues, doch ≥ www.agencyrush.com
in der Kombination gelingt der Galaxy
Kamera ein Quantensprung, zeigt sie Am neuen Branding von Agency
doch par excellence, wie sich der Foto Rush sind die Illustratoren beteiligt:
apparat als Bildkommunikations und hier die Logos von Clara Terne,
Bearbeitungsgerät derzeit neu dei Daria Rychkova und Billie Jean
niert. Eine Kamera ohne Internetzu
gang und Apps wird man sich wohl bald
kaum noch vorstellen können.
≥ www.samsung.com/de
T
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I
K
PAGE 11.12 079
C
a
s
c
a Nach dem Microblogging
I
rum nicht schon früher jemand darauf entwickelt, bei der
gekommen ist. Zwei Jahre nach seiner von 100 separaten
Gründung ist Pinterest nach Facebook Pinterest-Accounts
und Twitter schon das drittgrößte zeitgleich Bilder
soziale Netzwerk weltweit, im Juli 2012 gepinnt wurden.
Pinterest erlaubt es
Usern, Bilder aus dem
s
renden Boards
von Pinterest zu: Beim Klick auf ein
Bild erfolgt automatisch die Weiter
080 PAGE 11.12 TECHNIK Visual Web
n Falls mir in der heKtik ein paar gar noch auf die Spitze treiben. Für nehmend langweilig. Darum gibt es im
Rchtschrbfehlr unterlaufen Sollten, par Zuschauer sind sie offenbar attraktiv, mer mehr solcher Kurzformate.« Kenn
don. Versuch mich bloß dem tempo weil der schnelle Wechsel der Redner zeichnend für die design/short/cuts ist,
der EVents anzupassen, um die’s hier oder Designer für viele neue Eindrücke dass die Redner einfach nur ein Mikro
geht . . .: das vOrtrgsformat Pecha Kucha in kurzer Zeit sorgt – ganz so, als ob in der Hand haben und kurz etwas er
gibt den rednrn maximal 6 Min und 40 man im Netz rumsurfte, aber live und zählen. Sie dürfen eine Pappe oder an
sek Zeit und die Option, 20 Bilder für mit echten Menschen. deres analoges Material hochhalten,
jeweils 20 sek zu zeigen. Bei der Krzvor Der im Internet geborene, schnelle aber keine digitale Präsentationstools
trgsreihe design/short/cuts beträgt die Weiterklickrhythmus scheint in die ana verwenden. Damit konzentriert sich
Sprechzeit 3 min;. Beim Live Design loge Welt hineinzuwirken. Diese Ent die Aufmerksamkeit vor allem auf den
Battle Cut&Paste müssen die Tlnehmr wicklung dürfte Kulturpessimisten zum Menschen. »Das Format ist so kurz, dass
in 15 min eine 2DDesignaufgabe lösen, raschen Urteil verführen, unsere Gesell es eigentlich danach erst richtig losgeht.
im 3DBereich in 20 min. Beim Speed schaft könne sich vor lauter Reizüber Die Zuhörer gehen auf die Redner zu,
dating Meetup treffen Untrnehmn auf lutung auf nichts mehr länger als drei stellen Fragen, haken nach. Man stößt
25 Designr und führen jeweils ein 3 min Minuten konzentrieren – quasi ein kol also nur etwas zwischen Leuten an, das
Gespräch. Beim Brainday der Agen lektives Aufmerksamkeitsdeizit. Dass dann eine Eigendynamik entfaltet«, er
tur Denkwerk führen Jobanwärter an junge oder veränderungsfreudige Kre klärt Peters. Keine hermetischen Mo
vier InfoTrminals jeweils ein 2minGe ative und Veranstalter nach neuen For nologe mehr, sondern Interaktion.
spräch. Diese Liste ließe sich beliebig maten suchen, ist aber verständlich –, Christian Schüten, einer der ge
erweitrn, aber das würde kostbare zeit und der Einluss der Netzkultur aufs schäftsführenden Gesellschafter von
kosten! 2 min sind wahrscheinlch eh reale Leben kann natürlich durchaus BFGF Design Studios in Hamburg, der
gleich um, und wenn ich wirklch mit für neue, wertvolle Impulse sorgen. selbst schon mal bei den design/short/
dem TurboTempo mithalten wollte, Im Rahmen des »designxport«Pro cuts als Redner dabei war, ist ein Ver
wär’ der EinSTieg dieses Artikls gleich jekts veranstaltet hamburgunddesign fechter schneller Formate (siehe Inter
zeitig sein jähes Ende. ich geb’s also lie die oben erwähnten design/short/cuts view auf Seite 89). »Wer was Wichtiges
ber auf, drossl die Gschwndigkeit und zusammen mit literatur/quickies und zu sagen hat, macht eh nicht viele Wor
verzichte ab sofort auf Flchtgktsfehlr. musik/quickies unter dem Titel »der te. Im Alltag sitzen die Leute sechs Stun
analoge blog«. Dr. Babette Peters, Direk den in Meetings, ohne dass viel dabei
Die Kreativwelt ist paradox: Zwar be torin von hamburgunddesign, erklärt herauskommt. Natürlich erfährt man
klagen sich viele über den massiven dazu: »Die Wahrnehmungsgewohnhei bei 3MinutenAuftritten nicht, wer die
Zeitdruck im Alltag, zugleich sprießen ten haben sich verändert. Darum inden se Person wirklich ist. Aber eben doch
aber jede Menge Designeventformate viele Zuhörer umfangreiche und abge viel mehr, als wenn man ihr im Netz be
aus dem Boden, die den Zeitdruck so lesene PowerPointPräsentationen zu gegnet.« Sein Fazit: »Bei der analogen
Ratzfatz
Speeddating, Blind Dates, Live Battles und Recruitment per Quizshow – was bringen solche Instant-Event-Formate?
PAGE 11.12 085
»Der Druck auf Prois durcheinandergemixt auftre ver Arbeiten – mit guten DJs, Musik und
ten, in denen AufderBühnePerfor Drinks«. Auch die DesignSmashEvents,
der Bühne vor men so normal wie Essen oder Schla die 2010 parallel in London, Berlin und
1000 Leuten ist fen ist und demnächst vermutlich auch Utrecht stattfanden und per LiveÜber
noch Castingshows gecastet werden, tragung miteinander verbunden wa
sehr hoch. Da ist es kein Wunder, dass diese Mecha ren, wurden von DJs begleitet. Die Ak
kann man kaum nismen auch in die Kreativbranche hi teure konnten vier Stunden lang ihre
neinwirken. Wer die Netzöffentlichkeit Idee vom Entwurf bis zur Umsetzung
noch kreativ sein« gewohnt ist und seine Arbeiten immer per Lasercutter entwickeln, während
mit vielen Leuten teilt – Daumen rauf, das Publikum zusah und feierte, ehe es
Christoph Frank, Mitinhaber von Platoon, Agentur Daumen runter –, dem fällt vielleicht per Aplausometer über die Resultate
für Kommunikation und Kunst in Berlin und der Schritt auf die echte Bühne leichter. abstimmen durfte. Design bewährt sich
Seoul, über die Anforderungen bei Cut&Paste Bei Cut&Paste werden die Sieger, offenbar als echter Partyknüller.
nachdem sie auf der Bühne designt ha Im Recruiting gewinnt das Speed
Was ist Voraussetzung für die Teilnahme? ben und live juriert wurden, mit einer datingFormat ebenfalls an Bedeutung.
Christoph Frank: Gute Ideen haben, die Program Krone zum Star gekürt. Früher füllten Die Agentur denkwerk koppelte sie
me beherrschen, schnell sein, das Publikum unter nur die großen Stars der Designszene beim BrainDay sogar an eine Quizshow
halten und gute Skills zeigen. die Säle, heute braucht man gar nicht (siehe Seite 88). Für Extrovertierte ist
Wie viel Vorbereitungszeit haben die Teilnehmer? mehr total genial zu sein. Man reiht sich diese Entwicklung eine willkommene
Die Themen werden jeweils eine Woche vorher be einfach ein in die Semistarcommunity Herausforderung. Aber was ist mit den
kannt gegeben, auch für die Vorentscheidungen, da und kann sich dann weiter aufwärts anderen, die keine geborenen Enter
mit die Teilnehmer die Ideen entwickeln und das Er casten lassen – im Oktober veranstaltet tainer sind? Der »Spiegel« titelte pas
gebnis üben können. Der Druck auf der Bühne vor Cut&Paste die nächste Global Cham senderweise im August: »Triumph der
1000 Leuten ist sehr hoch. Da kann man kaum noch pionship in New York. Der Promotion Unauffälligen. Warum Introvertierte zu
kreativ sein. ilm für dieses Format soll dessen Kult oft unterschätzt werden«. Dies dürfte
Kommen diese 1000 Leute in erster Linie charakter unterstreichen. Jurymitglied auch für manchen Gestalter gelten, der
zwecks Unterhaltung? Matthias Hollwich, Partner von HWKN in brillante Konzepte und sensible Umset
Natürlich spielt der Spaßfaktor auch eine Rolle, aber New York, sagt darin gleich zu Beginn, zungen in petto hat, aber das alles ers
insgesamt ist das auf jeden Fall eine Fachveranstal es ginge darum, »Graikdesign aus dem tens nicht gerne in 3 Minuten macht und
tung, wo Werbeagenturen und Headhunter nach Il Studio raus in die Clubszene zu holen. zweitens nicht live vor Publikum. Wahr
lustratoren und jungen Talenten Ausschau halten. Ich denke, das ist ein wunderbarer scheinlich gewinnt bald der Gegen
neuer Kontext für den Konsum kreati trend an Bedeutung: SlowDesign. jn
»Wir suchen
unkonventionelle
Leute. Deshalb
entwickeln wir
auch unkonven-
tionelle Recruit-
mentmethoden«
Melinda Burmeister, Junior PR-Managerin bei
denkwerk in Köln, über neue Formen der Talentsuche
Warum haben Sie sich für ein Format wie BrainDay Die Agentur
entschieden? denkwerk entwi-
Melinda Burmeister: Beim BrainDay haben wir ei ckelte vorab diesen
ne lockere Atmosphäre in einem besonderen Rah Spot, um Bewerber
men geschaffen. So kann man gut beobachten, wie für das Recruitment-
sich die Bewerber außerhalb eines klassischen Be Event BrainDay
werbungsgesprächs verhalten und welche Soft Skills zu begeistern –
sie mitbringen. Wir suchen unkonventionelle Leute, eine Mischung
deswegen entwickeln wir auch unkonventionelle Re aus Speeddating
cruitmentmethoden. und Quizshow
Was haben Sie bei diesem Quiz gefragt oder geprüft?
Es gab Spiele, bei denen sprachliche Fähigkeiten ge
fragt waren, andere, bei denen Kreativität oder Team
fähigkeit im Vordergrund standen. Wir müssen üb
rigens zugeben: Die Bewerber haben die Agentur
insgesamt geschlagen! Recruitment & Entertainment denkwerk BrainDay
Werden Sie für die Zukunft auch weiterhin auf solche
Formate setzen? n »No risk, more fun« – unter diesem minals, die für die unterschiedlichen
Auf jeden Fall. Wir haben sehr gute Erfahrungen da Motto veranstaltete denkwerk zwecks Agenturbereiche standen. Parallel fand
mit gemacht und werden so etwas wohl regelmäßig Recruitment eine Mischung aus Speed eine Quizshow statt, bei der die Be
veranstalten. Für uns ist das eine gute Möglichkeit, dating und Quizshow. Zunächst konn werber in Teams gegen Teams aus der
uns zu öffnen. Eine Art Tag der offenen Tür, aber we ten sich Interessierte online bewerben. Agentur spielten. Von den 170 Mitar
gen des spielerischen Charakters eben für die Teil Unter der Headline »Bock auf ein Spiel beitern waren hierfür 20 Leute aus al
nehmer viel attraktiver. chen?« waren sie eingeladen, in 280 Zei len Bereichen und Positionen ausge
Und was ist mit den Introvertierteren? Sind die von chen zu erklären, worin sie Meister sind. sucht worden. So ist das Recruitment
vornherein raus aus dem Rennen? Etwa 50 beteiligten sich, 45 von ihnen tool offenbar auch dem Teamgeist der
Nein, solche Leute suchen wir natürlich auch. Sie ha lud die Agentur dann zu ihrem rund Agentur förderlich. Von den 45 Teilneh
ben ja jederzeit die Möglichkeit, sich über andere Ka 3stündigen BrainDay ein. mern wurden 26 zum Vorstellungsge
näle zu bewerben. Sämtliche Teilnehmer durchliefen spräch eingeladen und schließlich 6 von
2MinutenSpeeddatings an 4 Infoter ihnen eingestellt.
Lesertipps in PAGE:
Mitmachen lohnt sich!
n Haben Sie gerade einen praktischen Kniff ent-
deckt? Möchten Sie einen kleinen Gestaltungstipp
in einem Ihrer Arbeitsprogramme an andere Le-
ser weitergeben? Kennen Sie ein Workaround für
ein aktuelles Softwareproblem? Dann schicken Sie
Ihren Lesertipp – mit Angabe der Softwarever-
sion und einem oder mehreren Screenshots – an
info@page-online.de . Bei Veröffentlichung erhal-
ten Sie ein Moleskine-Notizbuch. In den Tiefen des »Schrift«Menüs versteckt sich der Tabulator, mit dem sich
links und rechtsbündiger Text in einer Zeile anzeigen lässt
PAGE 11.12 093
InDesign ab CS1 –
In Dokumenten per
Kürzel navigieren
Zum Navigieren innerhalb ei-
ner InDesign-Datei nutzen
viele Anwender das Seiten-
M W bedienfeld. Doch es geht
auch deutlich schneller und komfor-
Adobe hat die tabler: mit Tastaturbefehlen. Möchten
Funktion »PDF Sie zur ersten oder letzten Seite ei-
optimieren« an nes Dokuments springen, drücken Sie
anderer Stelle gleichzeitig die Befehls- und Shifttaste
untergebracht sowie die Bild-auf- oder Bild-ab-Taste.
Zur vorherigen oder nachfolgenden
Seite gelangen Sie mit der Shift- und
Acrobat ab X – Funktion »PDF optimieren« Bild-auf-/Bild-ab-Taste und zum vorhe-
Mit dem Befehl »PDF opti- für den Einsatz im Web umwandeln. rigen/nachfolgenden Druckbogen ge-
mieren« lassen sich in Adobe Mit der jüngsten Version, Acrobat X, langen Sie per Alt- und Bild-auf-/Bild-
Acrobat PDF-Dokumente ge- hat Adobe das Feature allerdings in ab-Taste. Mit Befehl-J erscheint der
M W zielt für bestimmte Einsatz- ein anderes Menü verschoben. Nun Dialog »Gehe zu Seite«. Alternativ kön-
wecke konvertieren. So kann man zum versteckt sich der Befehl innerhalb des nen Sie ganz unten links in der Status-
Beispiel eine hochaufgelöste PDF- »Datei«-Menüs unter »Speichern unter/ zeile des Dokuments die gewünschte
Datei in eine mit niedriger Aulösung Optimiertes PDF«. Georg Obermayr Seitenzahl eingeben und mit Return
bestätigen oder einfach auf den In-
haltsbereich klicken.
Besonders in langen Dokumenten
Photoshop ab CS1 – Pixel auswählen ist der Wechsel von einer Seite zur
Eine Ebene beziehungsweise heben Sie die Auswahl wie gewohnt vorherigen mit den Befehlen »Zurück«
ihren kompletten Inhalt ak- auf. Interessant ist der Shortcut Be- (Befehls- und Bild-auf-Taste) und »Vor«
tivieren Sie über »Auswahl/ fehl-H. Statt die Auswahl aufzuheben, (Befehls- und Bild-ab-Taste) sehr prak-
M W Alles auswählen« (Befehl-A). blendet er nur die störende Auswahl- tisch. InDesign legt dabei nicht die
Möchten Sie nur die tatsächlich vor- linie aus. Der gleiche Shortcut macht tatsächliche Seitenabfolge zugrunde,
handenen Pixel auswählen, also trans- sie auch wieder sichtbar. Dieses Kür- sondern folgt dem Verlauf, sprich wie
parente Bereiche der Ebene ausschlie- zel blendet nämlich alle Extras aus Sie sich zwischen den Seiten bewegt
ßen, halten Sie die Befehlstaste ge- beziehungsweise ein, unter anderem haben. Waren Sie also zuerst auf Sei-
drückt und klicken auf das Ebenen-Icon Hilfslinien oder – ab Version CS4 – das te 12 und sind dann zur Seite 98 ge-
im Ebenen-Bedienfeld. Mit Befehl-D Pixelraster. Rosita Fraguela sprungen, können Sie also mit dem
Befehl »Zurück« ganz einfach wieder
Um beim Aus
auf Seite 12 gehen. Sämtliche Navi-
wählen die
gationsbefehle inklusive Kürzel inden
transparenten
Sie übrigens im »Layout«-Menü auf-
Pixel einer
gelistet. Rosita Fraguela
Ebene auszu
schließen,
klicken Sie mit
gehaltener
Befehlstaste
aufs Ebenen
icon. Dabei
ändert sich
auch der Cursor
Das »Layout«
Menü listet
alle Navigations
befehle mit
ihren Kürzeln auf
094 PAGE 11.12 TECHNIK Tipps und Tricks
n Bei diesem Veredelungsverfahren von der Distanz ab, aus der der Betrach-
werden mithilfe einer Linsenrasterfo- ter das Motiv anschauen soll: Für Stra-
lie optische Effekte auf einer Drucksa- ßenplakate reichen relativ niedrige
che erzielt. Zahlreiche stäbchenför- Aulösungen von 10 Linsen pro Zoll. Bei
mige Linsen aus einem transparenten dem Mailing der Sparkasse Köln-Bonn
Kunststoff werden dabei mit einem (rechts) waren es 100 Linsen pro Zoll.
speziell aufbereiteten Bild hinter-
druckt und geben je nach Blickwinkel Einsetzbare Materialien
andere Teile des Motivs frei. Dies Die Lentikularfolie lässt sich zusam-
ermöglicht zum einen 3-D-Effekte, die men mit einem breiten Spektrum von
das Dargestellte räumlich wirken las- Trägerstoffen einsetzen.
sen, zum anderen Bewegungseffek-
te, bei denen das Auge eine Sequenz Tipps zur Planung
von Bildern nacheinander wahrnimmt. Der Einsatz des Lentikulareffekts er-
Möglich sind inzwischen alle Größen fordert etwas Vorarbeit bei der Motiv-
von der Visitenkarte bis zum Plakat. wahl. Regel Nummer eins ist, sich an
die Vorgaben des Dienstleisters zu Mit fest deinierten Schlüsselbildern als Zwischenschritten
Bezeichnung halten. Allgemein gilt: Gut sind dunk- konnte Sascha Gundlach den Ablauf des Lentikulareffekts für
Die gebräuchliche Bezeichnung ist le, kontrastreiche Motive. Helle Motive das Sparkassenmailing optimal steuern
Lentikulardruck. »Lentikular« bedeu- können unter Umständen zu Geis-
tet »linsenförmig«. terbildern führen. Bei diesem uner-
wünschten Effekt scheinen die Bilder
Varianten einer früheren Phase nach, obwohl
Je nach Bildaufbereitung lassen sich sich das Auge schon bei der nächsten
im Lentikulardruck unterschiedliche Ef- Phase beindet. Für einen 3-D-Effekt
fekte erzielen. Beim 3-D-Effekt wird muss der Gestalter die Bestandteile
ein Bild so zerlegt und auf Ebenen an- eines Bildes jeweils auf eigenen Photo-
geordnet, dass die Linsen einen Ein- shop-Ebenen freistellen. Für andere
druck von Räumlichkeit erzeugen. Ein Effekte reicht es meist, zwei Schlüssel-
Wechselbild entsteht, indem sich je bilder zu liefern, die Software errech-
nach Betrachtungswinkel zwei Motive net die Zwischenschritte. Mehr Schlüs-
abwechseln. Bei der Animation laufen selbilder zur Verfügung zu stellen, hat
bis zu 30 Einzelbilder in einer Sequenz den Vorteil, dass sich das Ergebnis bes-
ab. Durch Morphing verwandelt sich ser vorhersagen lässt.
ein Motiv über Zwischenschritte in ein
anderes, und beim Zoom nähert oder Grenzwerte
entfernt es sich. Schriften unter 10 Punkt sind nur sehr
schwer zu lesen.
Stärken
Der Lentikulardruck eignet sich beson- Dienstleister Ein Bogen mit Linsen für den Lentikulardruck. Je nach
ders dafür, Aufmerksamkeit zu wecken • Klenke-Druck, Dissen Blickwinkel zeigen die Linsen bis zu 32 Bilder an
und den Nutzer zur Beschäftigung mit ≥ www.klenke-druck.de
dem Objekt zu animieren. • PrintPerfection, Zell/Mosel
≥ www.printperfection.de
Technik • Touchmore, Remscheid
Bei allen Effekten bleibt die Produk- ≥ www.touchmore.de
tionstechnik die Gleiche, die Unter- • Vogt Foliendruck GmbH, Hessisch
schiede ergeben sich durch die Bear- Lichtenau
beitung der Vorlage. Das 3-D-Motiv ≥ www.vogt-foliendruck.de
oder die Sequenzen werden in Einzel-
bilder zerlegt, die eine spezielle Len- Preis
tikulardrucksoftware dann auf der Der Lentikulardruck ist in den letzten
Druckvorlage platziert. Bei 3-D ist viel Jahren billiger geworden. Für kleinere
Handarbeit nötig, bei den anderen Ef- Standardprodukte gibt es inzwischen
fekten erledigt dies der Computer au- bei einigen Anbietern recht günstige
tomatisch. Für den Druck muss die Sammelformen. Für 1000 Stück im
Druckmaschine eine entsprechend ho- Postkartenformat kann man mit Kos-
he Aulösung erreichen und die Lenti- ten von rund 800 Euro rechnen. Ein
kularfolie verarbeiten können. Wie (zu empfehlendes) Proof schlägt noch Die Lentikularfolien lassen sich wie andere Bedruck-
hoch die Aulösung sein muss, hängt einmal mit bis zu 450 Euro zu Buche. stoffe an die Druckmaschine anlegen und verarbeiten
PAGE 11.12 097
In Bewegung
Die Sparkasse Köln-Bonn nutzte den Animationseffekt des Lentikulardrucks, um eine junge Zielgruppe zu erreichen
n Kaum ein Verfahren verbindet Haptik und Optik so auf- Im nächsten Teil
merksamkeitsstark wie der Lentikulardruck. So entschied der Serie geht es um
sich Sascha Gundlach, kreativer Kopf der Kassler Agentur Folienkaschierung
neue formen (www.neueformen.net), für diese Technik, als
die Sparkasse Köln-Bonn ein Mailing für eine junge Ziel-
gruppe bei ihm in Auftrag gab. Aufhänger für die Aussen-
dung sollten die Geburtstage sein, auf der Rückseite wer-
den die jungen Kunden individuell angesprochen und der
Gewinncode für ein Facebook-Spiel wird übermittelt. Als
Motiv für die Vorderseite wählte Gundlach einen jugend-
lichen Sprayer, der die Worte »Happy Birthday« als farben-
prächtiges Grafiti an eine kahle Betonwand sprüht. Neben
der inhaltlichen Aussage des Bildes spielte dabei auch eine
Rolle, dass es eher dunkel und kontrastreich ist. Eine wich-
tige Voraussetzung, um es im Lentikulardruck verarbeiten
zu können.
Die aktuelle Foliengeneration kann bis zu 30 Einzelbil-
der anzeigen. Für dieses Mailing reichten aber 21 Linsen. Die
Agentur musste der Druckerei, Vogt Foliendruck in Hessisch
Lichtenau, eigentlich nur ein Schlüsselbild für den Anfang
und eines für das Ende der Sequenz liefern, alle Zwischen-
bilder errechnet die spezialisierte Lentikulardrucksoftware.
Sascha Gundlach wollte allerdings mehr Kontrolle über das
Ergebnis und bereitete daher vier Schlüsselbilder für die
Druckerei vor, mit der er schon bei anderen Lentikulardruck-
projekten zusammengearbeitet hatte.
Die weitere Produktion erfolgte dann bei Vogt Folien-
druck: Die Software errechnete zunächst die fehlenden
Zwischenbilder und zerlegte dann die 21 Bilder der Sequenz
in sehr schmale Streifen, die in sich immer wiederholenden
Sequenzen auf der Druckvorlage platziert wurden. Vogt
stellte die Karten dann ganz gewöhnlich im Offsetdruck für
die Folie und im Digitaldruck für die individualisierten Rück-
seiten her. Das Stanzen und Kuvertieren waren danach
Routinearbeit. So fanden die jungen Rheinländer in den
kommenden Wochen einen gesprayten Geburtstagsgruß
ihrer Sparkasse im Briefkasten. dsc
098 PAGE 11.12 TECHNIK
Hardware-Ticker
+++ Canon EOS C100. Canon ist dabei, eine neue
Serie professioneller digitaler Filmkameras aufzu
bauen, die mit den Fotoobjektiven der EOSSerie ar
beiten können. Nun gibt es mit der EOS C100 ein Ein
Breitbildmonitore für Kreative stiegsmodell, das etwas leichter und billiger ist als die
n Zur IFA hat LG zwei neue Displays vorgestellt, die sich an professionelle Ende vergangenen Jahres vorgestellte EOS C300. Sie
Grafiker und Bewegtbilddesigner richten. Der EA83 im Format 16 : 9 und soll im November zum Preis von rund 6700 Euro ver
mit 27 Zoll Bildschirmdiagonale bringt gleich ein externes Kalibriergerät mit, fügbar sein. Zielgruppe sind IndependentFilmer mit
das auf die mitgelieferten Kalibrierungstools abgestimmt ist. Das IPS-Panel schmalem Budget und keinem oder kleinem Team.
mit WQHD-Auflösung (2560 mal 1440 Pixel) soll 99 Prozent des Adobe-RGB- Funktionen wie automatisches Scharfstellen sollen et
Farbraums abdecken und für lebensechte Farben und eine exzellente Dar- wa das Fehlen eines Kameraassistenten ausgleichen.
stellungsqualität sorgen. Dank eines dualen Eingangs kann es Bilder aus zwei Die beiden Laufwerke zeichnen auf günstigen SD
Quellen nebeneinander wiedergeben. Der zweite Monitor, der EA93, wen- Karten auf. Die EOS C100 unterstützt die gängigen
det sich mit seinem Kinoformat von 21 : 9 und 29 Zoll Bildschirmdiagonale vor Bildraten und einen ISOBereich von 320 bis 20 000.
allem an Filmschaffende, die Wert auf ein unverzerrtes Bild ohne Balken ≥ http://is.gd/eosc100 +++ Pantone Lighting Indi-
legen. Der Farbraum ist mit sRGB etwas kleiner als beim EA83. Dafür ist ebenfalls cator Stickers. Ein kleiner Aufkleber hilft sicherzu
die parallele Wiedergabe aus zwei Quellen möglich. Preis und Verfüg- stellen, dass die Farbtemperatur exakt 6500 Kelvin
barkeit standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. ≥ www.lg.com beträgt. Die Farbe verrät es: Ist nur ein durchgehen
der Ockerton zu sehen, ist alles in Ordnung; zeichnen
sich auf dem Sticker aber zwei verschiedene Farb
töne ab, stimmt etwas nicht. Zum stolzen Preis von
Mini-Systemkamera von Pentax knapp 50 Euro bietet der Farbspezialist jeweils einen
n Der Trend zu immer kleineren Sys die Farb und die Schwarzweißfassung Bogen mit vierzig Aufklebern an, der jeweils für eine
temkameras hält an, wie sich Ende eines Fotos übereinandermontiert. Da bestimmte Farbtemperatur ausgelegt ist. Nachdem
September auf der photokina zeigte. zu kommen 19 digitale Filter: 11 davon, es bereits Sticker für 5000 Kelvin gibt, sind nun die
Auch Kamerahersteller Pentax will da etwa »Toy Kamera«, »Farbe umkeh Bogen für 6500 Kelvin verfügbar. ≥ www.pantone.
mithalten und hat nun mit der Q10 ei ren« oder »Posterization«, lassen sich com/lightingindicator +++ Nintendo Wii U. Die ak
ne besonders kleine Kamera auf den für Bild und Videoaufnahmen vorein tuelle Generation der Spielkonsolen hat trotz Aufpo
Markt gebracht. Ohne Objektiv misst stellen; die übrigen wendet man auf lierens schon einige Jahre auf dem Buckel, und alle
sie 102 mal 58 mal 33,5 Millimeter und aufgenommenes Material an. Die Fil Hersteller arbeiten an der nächsten Generation. Als
wiegt rund 200 Gramm. Über das Pen ter sind auch kombinierbar. Vier Krea erste Vertreterin kommt am 30. November die Nin
taxeigene QBajonett lassen sich alle tivilter kann man zudem dem Quick tendo Wii U in Europa auf den Markt. Auffälligste Neu
kompatiblen Objektive anschließen. modeWahlrad auf der Kameravorder heit ist ein externer Controller, der über einen 6,2 Zoll
Allerdings ist die Auswahl im Augen seite zuordnen und so ohne Umweg großen Bildschirm mit Touchfunktion verfügt. So kann
blick noch nicht besonders groß. über das Bedienmenü abrufen. Die jeder Spieler ein Game aus seiner eigenen Perspekti
Die 12,4MegapixelKamera bietet Pentax Q10 soll Ende Oktober für circa ve steuern. Die Wii U bietet aber auch TV und Netz
insgesamt neun CustomImageModi, 500 Euro erhältlich sein. werkdienste. Bei Vorbestellung kostet sie derzeit ab
darunter »Bleach Bypass«, einen digi ≥ www.pentax.de/de/system 300 Euro. ≥ http://is.gd/nwiiu +++ Sony RX1. Kom
talen Effekt, der wirkt, als habe man kameras/my-PENTAX-Q10.html paktkameras gibt es wie Sand am Meer, doch Sony
hat für ihre photokinaNeuheit Cybershot DSCRX1
einen echten Vollformatformatsensor in ein 113,3 mal
65,4 mal 69,9 Millimeter großes Gehäuse gesteckt,
was diese zur momentan kleinsten Vollformatkame
ra der Welt macht. Ausgestattet ist sie einer 35Milli
meterFestbrennweite von Carl Zeiss und bietet
auch sonst exzellente Kennzahlen. Die haben natür
lich auch ihren Preis: rund 3100 Euro. ≥ www.sony.de/
product/dsc-r-series/dsc-rx1 +++ Matias tactilepro.
Mit Apples lachen Alutastaturen kann nicht jeder
etwas anfangen. Darum hat der kanadische Herstel
ler Matias ein Keyboard herausgebracht, das sich
beim Tippen fast wie das alte Apple Extended Key
board anfühlt und auch so ähnlich aussieht. Das tac
Mit der Q10 hat Pentax tilepro bietet ein deutsches Tastaturlayout und ist
die derzeit kleinste System- für rund 130 Euro bei GetDigital zu haben. ≥ http://
kamera im Portfolio is.gd/tactilepro
100 PAGE 11.12 TECHNIK Tools & Technik
EINBLICKE
Diese schnellen, gesunden Gerichte bereiten Kreative zu, wenn es in Studio oder Agentur hoch hergeht
Veganer Bohnensalat
6 EL Olivenöl
1 EL Balsam-Apfelessig
1 TL Senf
1 TL Agavensirup
1 kleine rote Zwiebel
Salz und Pfeffer
150 g grüne Bohnen
1/2 Salatgurke
2 bis 3 Tomaten
ca. 15 schwarze Oliven
ein paar Kapern
Zubereitung
Die Bohnen kochen und abkühlen lassen, alle Zutaten klein-
schneiden und vermischen. Den Salat kann man wahlweise
mit Hanföl oder Blattpetersilie verfeinern und je nach Sai-
son dicke Bohnen dazugeben.
Power-Fenchel-Tomaten-Salat
1 Fenchel
10 bis 12 Cherrytomaten
1/4 Bund Koriander
10 Blätter Basilikum
4 EL Olivenöl
3 Limetten
1 TL Honig
1/2 TL Kümmel (geröstet)
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Fenchel in dünne Scheiben schneiden, Tomaten halbieren,
Koriander und Basilikum kleinhacken. Anschließend alles
vermischen. Für das Dressing Olivenöl, Limettensaft, Honig
und Kümmel anrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Für Roland Vanoni, CCO bei Grey in Düsseldorf, ist der Salat
das ideale Mittagspausenessen im Sommer: »Schnell in
der Zubereitung – gerne morgens vor der Arbeit –, leicht im
Bauch und macht trotzdem schwer satt.« Das Rezept
hat seine Frau für ihn erfunden: »Weil ich immer so gestresst
nach Hause kam. Fenchel und Kümmel kennt man ja als
Tee für ihre beruhigende Wirkung auf den Magen – daraus
hat sie dann einfach einen Salat gemacht.«
PAGE 11.12 107
Knäcke-Quader
2 Scheiben Knäckebrot
1 Scheibe Käse, zum Beispiel Gouda, Edamer oder Cheddar
1 Scheibe Wurst, zum Beispiel Mortadella (lässt sich gut
schneiden)
2 Blätter Salat, zum Beispiel Römer- oder Eisbergsalat
etwas Butter
Zubereitung
Das Knäckebrot dient als Schablone für die anderen Zu-
taten, die dazwischen gelegt werden. Beim quadratischen
Scheibenkäse gibt es am wenigsten Verschnitt. Die über-
stehenden Salatblätter sowie Wurst und Käse mit einem
Cutter am Rand des Knäckebrots abschneiden, um Tropfen
und Kleckern beim folgenden Arbeiten zu vermeiden.
Blaubeermuffins
Für den Teig Für die Streusel
Butter bzw. 70 g Mehl
Papierförmchen fürs Blech 50 g zarte Haferlocken
480 g Blaubeeren 70 g Zucker
350 g Mehl 1/2 TL Zimt
110 g Zucker 6 EL weiche Butter
2 TL Backpulver
1 TL Natron
1/2 TL Salz
350 g Buttermilch
60 ml Planzenöl
2 Eier
1 Päckchen Vanillezucker
Zubereitung
Backofen auf 200 Grad (Umluft: 170 Grad; Gas: Stufe 3) vor-
heizen. Mufinblech fetten oder mit 12 Papierförmchen aus-
legen. Für die Streusel das Mehl in die Schüssel sieben. Ha-
ferlocken, Zucker und Zimt hinzufügen und vermischen.
Danach Butter in kleinen Stücken dazugeben und verkneten.
Blaubeeren waschen, abtropfen lassen, in eine Schüssel ge-
ben und mit 1/2 EL Mehl bedecken. Für den Teig das restli-
Milena Geiger, Brand Managerin che Mehl in eine Schüssel sieben. Zucker, Backpulver, Natron
bei Greenkern, Berlin, macht und Salz hinzufügen und mit einem Schneebesen verrühren.
Freunden und Arbeitskollegen mit Buttermilch, Öl, Eier und Vanillezucker in eine Schüssel gießen
ihren Blaubeermufins gern mal und vermischen. Die Mehl- nach und nach zur Buttermilchmi-
eine Freude: »Sie sind schnell schung geben und so lange unterrühren, bis das Mehl ganz
zuzubereiten, schön saftig und mit eingearbeitet ist. Blaubeeren vorsichtig unterziehen. Teig in
ihrer knusprigen Haferlocken- die Mufinformen füllen, Streusel darauf verteilen. Mufins auf
streuselkruste immer ein Erfolg.« der mittleren Ofenschiene 25 Minuten goldbraun backen.
108 page 11.12
KALENDER
Messen • Kongresse • Seminare Messen • Kongresse • Seminare
Bregenz VLOW!12 Berlin E:Publish
4. bis Kommunikationsdesignkongress mit dem Themen- 15. bis Kongress für Neues Publizieren Adlershof con.vent.
6. Oktober schwerpunkt »Das Design der Kundenbeziehung« – 16. November ≥ http://is.gd/nqgzif
und Stargast Daniel Libeskind Festspielhaus Bregenz
≥ http://vlow.net Düsseldorf beyond tellerrand
19. bis Vorträge und Workshops zu Webdesign und Web-
Berlin NEXT Service Design Conference 21. November development – unter anderem mit Luc(as) de Groot,
8. Oktober SinnerSchrader geht mit einer Konferenz rund Mark Boulton, Geri Coady und Bruce Lawson
um Design Thinking, User-zentriertes Design und Capitol Theater und Jacobihaus
Interaction Design an den Start Alte Münze ≥ http://2012.beyondtellerrand.com
≥ http://nextberlin.eu
München push conference
Frankfurt/Main Frankfurter Buchmesse 2012 23. bis Die von envis precisely veranstaltete Konferenz will
10. bis Das Gastland ist diesmal Neuseeland. Neben den 24. November die Lücke zwischen UX Design und Interactive Arts
14. Oktober Verlagspräsentationen gibt es ein Konferenz- schließen BMW Welt und Alte Kongresshalle
programm der Frankfurt Academy Messe Frankfurt ≥ http://push-conference.com/2012
≥ www.buchmesse.de/de
Hamburg Leitmedium Design 1: Gutes Design entwickeln
Von unten: Pierre Mendell, Don Carlo, 1999; Ed Ruscha: Oh No, 2011, Handgestochenes Intaglio auf Buchschnitt, 28 x 22 x 8 cm, Foto: Paul Ruscha © Ed Ruscha
Berlin ADC Management Dialog – Social Media 2012 1. März 2013 PAGE-Seminar mit Jochen Rädeker (siehe Seite 90)
11. bis Zu den Referenten zählen Christoph Bornschein Gastwerk Hotel Hamburg
12. Oktober und Alina Hückelkamp Scholz & Friends ≥ www.page-online.de/seminar
≥ www.adc.de
Hamburg Leitmedium Design 2: Gutes Design gut verkaufen
Leipzig Leipziger Typotage 2012 2. März 2013 PAGE-Seminar mit Jochen Rädeker (siehe Seite 91)
13. Oktober Das Thema lautet »Echt oder falsch? Geld zwischen Gastwerk Hotel Hamburg
Gestaltung, Herstellung und Fälschung« ≥ www.page-online.de/seminar
Museum für Druckkunst Leipzig
≥ www.typotage.de Hamburg Neu! Infograik-Seminar
8. April 2013 PAGE-Seminar mit Jan Schwochow (siehe Seite 60 f.)
Berlin DMMA OnlineStar 2012 Gastwerk Hotel Hamburg
18. Oktober Awardverleihung mit Gala-Dinner Hotel de Rome ≥ www.page-online.de/seminar
≥ www.dmma-onlinestar.de
Festivals • ausstellungen
London TYPO London 2012 »Social«
19. bis Um Gestaltung als »social act« im umfassenden Sinne Bregenz Ed Ruscha. Reading Ed Ruscha
20. Oktober geht es bei der internationalen Designkonferenz Bis Die von dem Künstler und Graik-Designer selbst kon-
Logan Hall, University of London 14. Oktober zipierte Ausstellung widmet sich der Bedeutung des
≥ http://typotalks.com/london Buchs beziehungsweise dem Akt des Lesens in seinem
Werk. Dabei beschränkt sie sich nicht auf Ed Ruschas
Hamburg Konferenz Annual Reports Malerei, sondern präsentiert auch Buchobjekte,
22. Oktober Event zur Eröffnung der Ausstellung (siehe Seite 9) Zeichnungen und Ölgravuren Kunsthaus Bregenz
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg ≥ www.kunsthaus-bregenz.at
≥ www.hgb.de
Nürnberg Pierre Mendell. Plakate
Potsdam animago award & conference Bis 14. Oktober Seine klaren, prägnanten graischen Kompositionen
25. bis Event der 3-D-Animationsbranche bestimmten seit den 1980er Jahren die öffentliche
26. Oktober Metropolis Halle am Filmpark Babelsberg Wahrnehmung von Kulturinstitutionen wie Die Neue
≥ www.animago.com Sammlung oder die Bayerische Staatsoper. Daneben
hat der in Essen geborene Designer (1929 bis 2008),
Frankfurt/Main viscom 2012 der 1934 mit seinen Eltern vor dem Naziregime liehen
25. bis Messe für visuelle Kommunikation Messe Frankfurt musste, immer wieder Plakate für humanitäre Anlie-
27. Oktober ≥ www.viscom-messe.com gen gestaltet. Die Ausstellung zeigt erstmals auch
vorbereitende Skizzen und Collagen Pierre Mendells
Berlin UPdate – Salon für Fotograie Neues Museum für Kunst und Design Nürnberg
26. Oktober Get-together der Bildbranche Ritz Carlton Hotel ≥ www.nmn.de
≥ www.up-date.ws
Hamburg Boom! Transmediales Story-Training Eindhoven Dutch Design Week
26. bis Workshop von PAGE & Good School (siehe Seite 43) 20. bis Das Festival gibt einen Überblick über die neusten
27. Oktober Good School 28. Oktober Designtrends bei unseren Nachbarn
≥ www.page-online.de/seminar ≥ www.dutchdesignweek.nl
page 11.12 109
≥ Weitere Termine unter www.page-online.de/events. Dort können Sie uns auch Ihre Veranstaltungstermine mitteilen
Nürnberg Internationaler Faber-Castell Preis für Zeichnung Bis 19. Oktober Jahrbuch der Werbung 2013
Bis Der neue Illustrationspreis wurde in diesem Jahr Gesucht sind besten Kampagnen und Einzel-
21. Oktober erstmals vergeben. Neben den Arbeiten der Gewin- maßnahmen des Jahres 2012 (siehe Seite 15)
nerin, der US-Künstlerin Trisha Donnelly, sind die ≥ www.jdw.de
der Nominierten zu sehen: Sevda Chkoutova,
Sabine Moritz, Paulina Olowska und Jorinde Voigt Bis Young Illustrators Award 2012
Neues Museum Nürnberg 31. Oktober Gestalter sind aufgerufen, Artworks in den drei
≥ www.nmn.de Kategorien Illustration, Animation sowie Book
© Condé Nast; Pieter Hugo: ohne Titel, aus der Serie: Permanent Error, 2009, Agbogbloshie Market, Accra, Ghana © Pieter Hugo; Sevda Chkoutova: 24h, 2009–10, Foto: NMN (Annette Kradisch)
Leipzig Designers’ Open 2012 Bis 2013 New York Festivals Advertising Awards
25. bis Konferenz zum Thema »smart technology – new 5. November Internationaler Kreativwettbewerb
28. Oktober design«, Messe und Ausstellung ≥ http://www.newyorkfestivals.com
≥ www.designersopen.de
Bis SXSW Interactive Awards 2013
Berlin Zeitlos schön. 100 Jahre Modefotograie von 9. November Von Activism bis Technical Achievement bietet
Bis Man Ray bis Mario Testino der Interactive-Wettbewerb eine Fülle unter-
28. Oktober Wie kein anderer Verlag hat Condé Nast die Mode- schiedlichster Kategorien für digitale Arbeiten
fotograie geprägt, indem er herausragende Foto- ≥ http://sxsw.com/interactive/awards
grafen für seine Magazine »Vogue« oder »Vanity Fair«
engagierte, darunter Edward Steichen, Erwin Blumen- Bis Out of Balance – Kritik der Gegenwart
feld, Irving Penn oder Tim Walker. Zu sehen sind 12. November Designpreis für Informationsvisualisierungen, die
sowohl Originalfotos als auch layoutete Bildstrecken komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge und
(siehe PAGE 09.12, Seite 88 f.) C/O Berlin Zukunftsherausforderungen verständlich machen
≥ www.co-berlin.info (siehe PAGE 10.12, Seite 12)
≥ www.archplus.net; www.bauhaus-dessau.de
Zürich Schrift-Bilder – Zeitgenössische Plakate aus China
Bis 12. November In China ist eine junge Generation von Gestaltern Bis More With Less Challenge
dabei, die reiche Schriftkultur des Landes auf neue 20. November Einen ungewöhnlichen Gewinn gibt es bei diesem
Weise für sich zu interpretieren und eine eigen- Gestaltungswettbewerb von Chromolux – nämlich
ständige Plakatkultur zu begründen. Damit setzt ein Sondermodell der Miniküche miniki. Gesucht
sie sich sowohl von den Globalisierungstendenzen sind Arbeiten etwa aus Kommunikations-, Corporate
im Graikdesign wie auch von den bunten Bilder- oder Editorial Design, die sich durch die Reduktion
bogen der Mao-Zeit ab. Die sehenswerte Ausstel- aufs Wesentliche auszeichnen
lung des Züricher Museums für Gestaltung läuft bis ≥ www.chromolux.de
zum 12. November Schweizerische Nationalbank,
Fraumünsterstraße/Stadthausquai Bis Plagiarius Wettbewerb 2013
≥ www.museum-gestaltung.ch 30. November Ziel der »Auszeichnung« ist es, Fälle von Produkt-
und Markenpiraterie aufzudecken
Bonn PIXAR – 25 Years of Animation ≥ www.plagiarius.com
Bis 6. Januar 2013 Mit »Toy Story«, dem ersten komplett computer-
animierten Film, hat das kalifornische Studio 1995 Bis Call for Entries: Internationales Trickfilm
das Genre des Trickilms revolutioniert. Diese 1. Dezember Festival 2013
Ausstellung widmet sich den Vorarbeiten für die Gesucht sind nach dem 1. Oktober 2011 produzierte
Filmproduktion, bei denen traditionelle künst- Animationsilme für den Internationalen Wettbewerb
lerische Techniken wie Pastellmalerei oder Bild- (Kurzilm), AniMovie (Langilm), Young Animation
hauerei eine überraschend große Rolle spielen (Studentenilm), Tricks for Kids – Kurzilm und Serie
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik oder Cartoons for Teens (Kurzilme, Serien, Animes,
Deutschland Machinimas und Cut Scenes aus Computerspielen)
≥ www.bundeskunsthalle.de ≥ www.itfs.de
110 PAGE 11.12 Publikationen
PUBLIKATIONEN
n »Page 1«. Die erste Seite eines Ro Dieses abwechslungsreiche Büch ner im DefaultFont gesetzten Textver
mans ist zweifelsohne die, über die lein zeigt die Ergebnisse und fängt zu sion in der NotesApp führt. Oded Ezer
Schriftsteller am meisten grübeln, soll nächst ganz ernsthaft an – auch mit aus Israel ließ eine hebräische Textver
sie doch den Leser gleich so fesseln, Beiträgen deutscher Gestalter wie Erik sion per Google Translate ins Englische
dass er das Buch gar nicht wieder aus Spiekermann oder Judith Schalansky, übersetzen . . . Alle Gestalter erklären
der Hand legen kann. Ebenso viel tüf die sich für klassische Layouts entschie ihre Schriftwahl und ihren Ansatz mehr
teln wohl die Gestalter, die diese Sog den. Andere gingen experimenteller oder minder ausführlich, sodass man
wirkung durch ihr Seitenlayout unter vor, wie Susanne Dechant oder Cart nicht nur viel über die Gestaltung lite
stützen, aber auch den Ton für das lidge Levene, die die Wörter nach An rarischer Texte erfährt, sondern auch
ganze Buch setzen sollen. Wie unter fangsbuchstaben oder Wortarten sor über Charles Dickens und den Stellen
schiedlich man diese Aufgabe lösen tierten. Jonathan Barnbrook präsen wert, den Literaturklassiker im digita
kann, zeigt ein kleines Experiment: tiert den Text als Diagramm, Astrid len Zeitalter für Designer haben.
Lucienne Roberts und Rebecca Wright Stavro als Boustrophedon, sprich mit > Lucienne Roberts, Rebecca Wright:
baten siebzig renommierte Designer von Zeile zu Zeile wechselnder Schrift Page 1: Great Expectations. Seventy
und Typografen, die erste Seite von richtung. Andere stellten Bezüge zum graphic solutions. London (Graphic-
Charles Dickens’ Klassiker »Große Er digitalen Zeitalter her. Yu Jin Kang et Design&) 2012, 316 Seiten. 15 Pfund.
wartungen« umzusetzen. wa lieferte einen QRCode, der zu ei isbn 978-0-9572381-0-7
PAGE 11.12 111
Prägen, kleben
und stempeln ist
angesagt – hier
n »Identity Suite«. Wieso ist ein kon ein von Cornwell
sistentes Erscheinungsbild so wichtig? entworfenes
Erlebt man bei jedem Kontakt mit ei Identity-Set
nem Corporate Design immer wieder
dieselbe Qualität, dieselben Werte und handelt es sich um Entwürfe für Un len Touch. Gut investierte Liebesmüh,
Emotionen, überträgt man diese auto ternehmen der Kreativbranche, Shops, gerade in unserem oft so unpersönli
matisch auf die Firma, für die es steht. Food oder Modelabels –, aber die chen Zeitalter. Und wenn beim Erschei
Dieser bilderreiche, aber textarme Sam können ja bei Arbeiten für konserva nungsbild immer alles so individuell
melband zeigt Geschäftsausstattun tivere Kunden inspirieren. Deutlich im und sorgfältig gemacht aussieht, muss
gen, bei denen das funktioniert: Ohne Trend liegen Vintage und/oder Hand das ja auch für Produkt oder Dienstleis
überhaupt zu wissen, für welches Pro madeLook. Man nutzt klassische, hap tung der Firma gelten – siehe oben.
dukt sie stehen, könnte man schwören, tische Papiere, verschenkt nicht mehr > Viction:ary: Identity Suite. Visual
dass es gut sein muss. Kugelschreiber, sondern Bleistifte, ver identity in stationery. Hongkong
Versicherungen oder Ingenieurbü leiht Aussendungen durch Stempel und (viction:ary) 2012, 256 Seiten.
ros sucht man zwar vergebens – meist graische Aufkleber einen individuel 42 Dollar. isbn 978-988-19438-8-0
n »Projektfeld Ausstellung«. Man bis zum Besucherzentrum Welterbe ein Blick hinter die Kulissen von unter
kann den Deutschen wirklich nicht vor Regensburg: Quer durch Deutschland schiedlichsten Ausstellungsgestaltun
werfen, ihr kultur und kunsthistori entstand in den vergangenen Jahren gen – und eine Reise durch die deut
sches Erbe nicht zu plegen. Vom Pom eine Vielzahl hochklassiger Museen und sche Kulturlandschaft. cg
merschen Landesmuseum Greifswald Ausstellungen, nicht selten unter Be > Aurelia Bertron, Ulrich Schwarz,
bis zur KZGedenkstätte Flossenbürg, teiligung von Bertron Schwarz Frey. Das Claudia Frey: Projektfeld Ausstellung.
von der Neugestaltung des 1907 erbau Designbüro mit Sitz in Berlin und Ulm Eine Typologie für Ausstellungsgestal-
ten Tropenhauses im Berliner Botani hat hier Konzept und Realisierung ei ter, Architekten und Museologen.
schen Garten – eines der größten frei niger seiner wichtigsten Projekte zu Basel (Birkhäuser) 2012, 416 Seiten.
tragenden Gewächshäuser der Welt – sammengefasst. Herausgekommen ist 49,90 Euro. isbn 978-3-0346-0775-9
Präsentationsläche mit Informationstafeln und Vertiefungen für Objekte in einer Ausstellung über den Barockgarten Weikersheim
112 PAGE 11.12 Publikationen
Impressum
Redaktion PAGE
Borselstraße 28/Haus i
22765 Hamburg
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hungsweise zu einer Bestellung? Dann
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Chefredakteurin/Publisher * 0,14 Euro/Minute bei Anruf aus dem page 12.12 erscheint am 7. November 2012
Dipl.-Des. Gabriele Günder, V.i.S.d.P. Festnetz der Deutschen Telekom,
Mobilfunk maximal 0,42 Euro/Minute.
Textchein
Astrid Umbreit
E-Mail: abo.page@guell.de Low Budget – Top Design
Das PAGE-Jahresabo kostet 95,30 Euro
Redaktion (CH: 181,80 Franken, A: 108,50 Euro). Erstklassige Konzepte bei minimalem Budget? Da sind intelligente
Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
Nina Kirst (nik); Anna Weilberg (aw,
die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
Lösungen gefragt, die sich einfach und efizient anwenden lassen.
Redaktion Online)
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), (CH: 201 Franken, A: 119,60 Euro). Das Abo PAGE zeigt technische und gestalterische Möglichkeiten, mit denen
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), kann immer 6 Wochen vor Ablauf des Kreative Kosten reduzieren können, ohne die Qualität zu mindern
Daniel Schilling (dsc); Rebecca von Hoff Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
(Graik), Christine Krawinkel (Artdirektion); Schüler und Studenten erhalten gegen Vor-
Maiken Richter, Jan Roidner lage eines gültigen Ausweises oder einer
(Text-/Schlussredaktion); gültigen Immatrikulationsbescheinigung
Sabine Danek (sd, Redaktion Online) 20 Prozent Rabatt. Mitglieder der Allianz
Abbildung: www.allyou.net
deutscher Designer (AGD), des Bundes
Autoren dieser Ausgabe Deutscher Graik-Designer (BDG) und des
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Simon Ruschmeyer, Jürgen Siebert
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Einrichtungen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb der engen Grenzen
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114 PAGE 11.12 Fundstücke von Jürgen Siebert
5 Thesen zur
Zukunft des Publishings
Kühne Kommentare von Jürgen Siebert zu Trends, Ereignissen und
dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines Kreativen
n Was kommt nach Blogs, Facebook Sie sind nach unten hin offen, will hei-
und Twitter? Wie publizieren wir mor-
These 1 ßen: Wenn der Leser unten angekom-
gen? Das fragen sich sowohl die Fans Kuratieren ist das neue men ist, laden sich neue Inhalte, die an
sozialer Netze, also die Amateurverle- Publishing den bestehenden Strom angeknüpft
ger, wie auch Zeitungen, Zeitschriften Wer kein Autor ist oder keine Zeit fürs werden. Das nervt manchmal mehr als
und elektronische Medien. Es sind be- Schreiben hat, bedient sich der kür- eine endlos lange Site mit Rollbalken,
reits einige Nachfolgekandidaten auf zesten Form des Veröffentlichens – er vor allem wenn es keine mitlaufende
dem Markt, die gerade mit Energie da- zitiert. Visuelle Empfehlungen sind das Maßeinheit gibt, zum Beispiel ein Ver-
ran arbeiten, eine kritische Masse an Erfolgsgeheimnis von Pinterest, aber öffentlichungsdatum der Beiträge. Bei
Diese und weitere Mitgliedern aufzubauen. auch der Fotocommunity Instagram. Nachrichtenwebsites wissen wir inzwi-
Fundstücke von Allen voran Pinterest mit aktuell Ein Bild sagte mehr als 1000 Worte. schen, dass die aktuellsten Meldungen
Jürgen Siebert fin- zwischen 10 und 20 Millionen Mitglie- Auch viele Twitter- und Facebook-User ganz oben stehen und der Neuigkeits-
den Sie unter dern. Dabei handelt sich um eine Art tun nicht mehr als zitieren oder Sach- wert mit längerem Scrollen nachlässt.
www.page-online. kollektives Fotoalbum, in dem Nutzer verhalte, die ihnen gefallen oder die Bis es wie damals heißt: Nichts ist älter
de/fundstuecke Bildfundstücke mit eigenen Beschrei- sie ärgern, weiterzutragen. Das Urhe- als die Zeitung von gestern.
bungen an virtuelle Pinnwände hef- berrecht hinkt diesen Entwicklungen
ten. Andere Nutzer können diese Bil- bisweilen hinterher. Hoffentlich wird
der teilen (repinnen), ihren Gefallen es bald reformiert.
These 4
daran ausdrücken oder kommentie- Qualität wird wichtiger
ren. Klingt eigentlich ganz vertraut . . . Gerade die traditionellen Medien fuh-
kann man das nicht in jedem x-belie-
These 2 ren mit der These vor die Wand, im
bigen sozialen Netz machen? Ja, aber Publizieren wird noch Netz sei Qualität Nebensache. Haupt-
der Ton macht die Musik. Irgendwas einfacher sache, die Texte seien suchmaschinen-
ist anders bei Pinterest, leichter, ele- Mit den ersten Blogtools vor rund zehn optimiert, lössen üppig um Werbeban-
ganter, was vor allem Frauen zu gefal- Jahren hat sich das Publizieren demo- ner und würden von vielen gefunden.
len scheint, denn sie bilden mit rund kratisiert. Heute kann jeder sein eigener Es war die falsche Denke aus der ge-
80 Prozent die größte Nutzergruppe. Verleger sein und Millionen Leser errei- druckten Welt, wo Aulage die Wäh-
Sie haben das neue Netz stark ge- chen, ohne Druckerpresse. Doch wäh- rung Nummer 1 war, egal, ob konsu-
macht (siehe auch Seite 78 ff.). rend man damals noch etwas HTML miert oder links liegen gelassen. Das
Ein zweiter Wettbewerber um die und Servertechnik verstehen musste, Netz belügt sich nicht. Statistiken ent-
Gunst der Vernetzten ist Medium, ge- kann mit heutigen Tools jeder Schüler larven müden Content, Leser klicken
gründet von den beiden Twitter-Vä- publizieren. Reduzierte User Interfaces auf »Gefällt mir«. Heute werden exklu-
tern Evan Williams und Biz Stone. Ihre betonen die simple Bedienung. sive und gut bewertete Nachrichten
neuste Idee ist eine Blogplattform, auf besser gefunden und häuiger gelesen.
der Veröffentlichungen nach Themen Qualität zahlt sich aus.
oder Inhalten zu Kollektionen gebün-
These 3
delt werden. Diese können privat oder Die Seite ist tot, es lebe
öffentlich sein. Noch weiß man nicht der Strom These 5
genau, wohin die Reise mit Medium ge- Die Seite war einst die technisch vor- Werbung wird
hen soll, mehr als ein kategorisiertes gegebene Maßeinheit für die kleinste weniger
Tumblr ist aktuell nicht zu erkennen. zu füllende Druckläche: Weniger zu App.net ist das erste Social-Media-Netz,
Der Vollständigkeit halber seien weite- schreiben war Verschwendung, wer das vom Tag seiner Gründung an kos-
re Kandidaten kurz aufgezählt: mehr zu sagen hatte, dem drohte die tenplichtig ist (50 Dollar Jahresbeitrag
• Branch, eine Schwester-Site von Zweierpotenz-Eskalation: 2, 4, 8, 16 Sei- für Leser). Dafür verspricht der Dienst
Medium für Diskussionen, ten . . . Alles ist möglich, aber verlan- werbefreie Kommunikation. Auch die
• App.net, ein Microbloggingdienst, gen sie von einer Druckerei mal einen Entwickler von Mobile Apps haben die
kostenplichtig, weil werbefrei, 10-Seiter. Im Netz gibt es keine Be- Erfahrung gemacht, dass die Kunden
• Svbtle, ein Elite-Netzwerk ange- schränkung der Fläche, auch keine Min- gern etwas bezahlen, damit eine App
sagter Blogger. destgröße für eine Nachricht. Die Leser nicht mit Anzeigen nervt. Und so wird
Wer von den genannten Plattfor- haben sich an News-Ströme gewöhnt, die Werbung in kleinen Portionen mit
men das Rennen machen wird, steht manche komponieren sich maßge- kleinen Summen abgeschafft. Die Wer-
in den Sternen. Ziemlich klar ist jedoch, schneiderte Feeds. beindustrie wird daraus lernen: Sie
wie sich das digitale Publizieren ver- Auch »normale« Webseiten spielen muss sich als Partner des Verbrauchers
ändern wird. Meine fünf Thesen dazu: heute gerne mit ihrer Unendlichkeit. anbieten, anstatt ihn zu verärgern.