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DEUTSCHLAND: 9,80 € · SCHWEIZ: 19,20 CHF · ÖSTERREICH: 10,90 € · LUXEMBURG: 11,50 € · 10842
12 KREATIV-RANKING 2012 DIE ERFOLGREICHSTEN WERBER UND DESIGNER
GERMANY
9,80 € 4 191084 209802 03

03.2012 Ideen und Know-how für Design, Werbung, Medien ≥ www.page-online.de


Kreative Konzepte präsentieren

Kreative Konzepte präsentieren


Den Kunden für Ideen gewinnenn – Techniken, Strategien,Trends
Strategien,Trend
Strategien, s

Fotobücher on Demand Schriftfamilien XXL Storytelling interaktiv


Premium-Printservices für Bildbände, Für Corporate & Editorial Design: Faszinierende Erzählkonzepte
Kundenpräsentationen und Kleinstauflagen vielseitig und beliebig einsetzbar für Web und Mobile
Editorial PAGE 03.12 003

D-Day
Derlei Rat ist nur recht und billig,
fallen die Honorare für die zum Teil mo­
natelange Arbeit doch immer geringer
aus oder entfallen gar ganz. Und an­
gesichts der herrschenden Pitchkultur
mögen auch Paul Ardens Tipps wie »Tu,
was der Kunde will. Dann tu, was du
willst« oder »Halt keine Vorträge, mach
eine Show daraus« oder »Scribbles ver­
kaufen eine Idee besser als fertige Lay­
outs« mehr denn je ihre Berechtigung
haben. Aber die zunehmende Komple­
n Fünf Pitch-Präsentationen. An je­ xität zeitgemäßer Konzepte und Lö­
Zitate aus: Paul Arden. Es kommt nicht darauf an, wer du bist,
sondern wer du sein willst. Berlin (Phaidon) 2005. Foto: Kirsten Nijhof

dem Tag der Woche eine. Sie haben die sungen verlangt mehr. Sie stellt ganz
Wahl. An welchem Tag wollen Sie Ihre neue Anforderungen an die Präsenta­
Ideen vorstellen? Am Montag, weil Sie tionsstrategie. Welche, das zeigen die
so zur Not auch noch das Wochenen­ Cases ab Seite 22.
de zur Vorbereitung haben? Am Frei­ Denn auch wenn die Branche über
tag, weil Sie danach gleich ins Wochen­ Niederlagen nicht spricht, es gibt sie.
ende durchstarten können? Nein. »Prä­ Immer wieder Schlappen stecken auch
sentiere dienstags« lautet die klare die Sieger des diesjährigen PAGE Krea­
Empfehlung von Werbelegende und tivrankings ab Seite 48 ein und gehen –
Buchautor Paul Arden: Bis zum Frei­ sofern der potenzielle Kunde ein kla­
tag wird der Kunde mit so vielen gu­ res Feedback über die Gründe für sei­
ten Ideen überhäuft sein, dass er nicht ne Entscheidung gibt – gestärkt aus
mehr imstande ist, eine Entscheidung ihnen hervor. Ja, man kann aus Nieder­
zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass lagen lernen. Es soll sogar schon vorge­
er sich am Ende des Meeting­Mara­ kommen sein, dass eine Agentur so­
thons für die Präsentation am Diens­ gleich ein völlig neues Konzept, das all
tag entscheiden wird, als er noch einen die Kritikpunkte aufgriff, ausgearbei­
klaren Kopf hatte, ist sehr hoch. Am tet und tags darauf dann den Zuschlag
Montag war es dagegen zu früh. Er bekommen hat. In diesem Sinne: Viel
hatte noch keinen Vergleich. Erfolg am D­Day!

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher

PAGE Ranking 2012


Die kreativsten Werber
und Designer

Auch dieses Jahr haben wir die Top 50


der deutschen Agenturen und
Cover: Noma Bar (http://nomabar.com)

Büros ermittelt (siehe Seite 48 ff.)


und zehn der Besten dazu eingeladen,
ihre Kreativität unter Beweis zu stel­
len: nämlich den Begriff »Gamiication«
zu visualisieren.
004 page 03.12

INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
Ausstellungen »Unplugged. Bureau Mirko Borsche«
und »100 Jahre Schweizer Graik«; Leitsystem fürs
Raumfahrtzentrum Baden-Württemberg; iPhone-
Wallpapers; Louis-Vuitton-Promotionclip

014 Branche & Karriere


Trend-Kompendium; Brennpunkt: Bernard Stein
über Designmuseen und ihren Hang zur Selbst-
relexion; Newcomer-Agentur 2012: BrawandRieken

020 Ausbildung
Plakatserie »Humanobrid«; Animationsilm

TITEL
022 n Kreative Konzepte präsentieren
Es kann ein großartiger Moment sein: Dem Kunden
das neue Designkonzept oder Tool, die Idee für eine
Kampagne vorzustellen und zu spüren, wie der Funke
überspringt. Gestalter und Werber geben Einblick
in ihre Präsentationsstrategien und -techniken

KREATION
034 n Storytelling interaktiv
Durch das iPad haben die Experimente mit
interaktiven Erzählformaten für Web und Mobile
einen frischen Schub erhalten

042 Abstrakt vs. Gegenständlich


Oder beides zugleich? Expressive, sofort verständ- 066 Schriftfamilien XXL
liche Designlösungen gewinnen an Bedeutung

048 n PAGE Ranking 2012


Welche Agenturen und Designbüros haben am bes-
ten abgeschnitten? Und wie viel Kreativität zeigen
sie bei der Umsetzung des Themas Gamiication?

060 Datenvisualisierung
Gerade persönliche und soziale Daten sollten sich
doch sinnvoll und sinnlich darstellen lassen. Was
gibt es neben Facebook Timeline noch für Ansätze?

064 Papierwelt
Beratungsservice Metapaper; Haptik Award 2012

TYPO
066 n Schriftfamilien XXL
Wie praktisch! Mit diesen zehn neuen Supra-
families können Sie Schriftschnitte mixen, so viel
006 Szene: Pictoplasma Festival
Sie möchten – und es sieht immer gut aus
page 03.12 005

≥ PAGE Online: Ob Stellenangebote, Inspiration,


News, Magazin-Volltextsuche, publishing-Tipps,
abo-angebote oder den page-Shop – das alles inden
Sie unter www.page-online.de

074 Typowelt
Typoinstallation für Hermès-Schaufenster;
»TypoJournal 3«; Agile von Edgar Walthert

BILD
076 Tattoos
Die Modefotograie hat spektakulär tätowierte
Models für sich entdeckt. Interessant ist aber auch,
was sich im Bereich der Tattoo-Motive tut

082 Bildwelt
Berühmte Hunde; digitale Kinderbücher; Tag der
Bildagenturen; exklusives Business-Portal Previiew

TECHNIK
084 n Ratgeber: Fotobücher on Demand
Fotobookservices sind eine gute Möglichkeit,
um Bildbände, Präsentationen, Portfolios oder
Kleinstaulagen zu produzieren

090 Making-of: Website 360° Langstrasse Zürich


Hinderling Volkart hat für die Site ein charmantes
ilmisches Navigationskonzept entwickelt

094 Proi-Tipps für Web & Print


Von Photoshop bis InDesign & Co.

096 Tools & Technik


Asus Eee Pad mit Android 4.0; Datacolor Spyder 4;
Canons Cinema-EOS-System; Adobe Lightroom 4

056 PAGE Ranking: »Gamiication« by Grabarz & Partner


SERVICES & STANDARDS
108 Kalender: Kongresse, Ausstellungen, Awards

110 Publikationen: Buchempfehlungen


für kreative Publisher
Bücher mit erfolgreichen App- und Mobile-Web-
Anwendungen, über Signage Design und Sainsbury’s

003 Editorial
039 PAGE Mini-Abo 071 PAGE Shop 089 PAGE Abo
104 PAGE Stellenmarkt
113 Impressum/Vorschau
114 Fundstücke von Jürgen Siebert

PAGE SEMINARE
035 Transmediales Story-Training mit der Good School
045 »Designmanagement« mit Christine Hesse
069 Leitmedium Design« mit Jochen Rädeker
099 »Urheber-, Design- und Vertragsrecht«
006 PAGE 03.12

SZENE
PAGE 03.12 007

Re-Design
Eine Schau in der Neuen Sammlung
präsentiert Mirko Borsches grafisches Werk
aus einer ungewohnten Perspektive

n Mirko Borsche ist nie lauwarm, aber das Gegenteil ei­


nes Dogmatikers. Zögern liegt ihm nicht; Nachdenklichkeit
gehört trotzdem dazu«, schreibt Florian Hufnagl, Leitender
Sammlungsdirektor der Neuen Sammlung, im Vorwort der
neuen Publikation über den Kommunikationsdesigner. Das
Münchner Designmuseum zeigt bis zum 18. März die Ausstel­
lung »Unplugged. Bureau Mirko Borsche. Design Works!«.
Die Exponate scheinen bekannt – und dann auch wie­
der nicht: Für die Schau hat Borsche eine Auswahl seiner
teils schon ikonisch gewordenen, teils unbekannten Design­
arbeiten der letzten zehn Jahre in Plakatform gebracht und
skizzenhaft mit schwarzer Farbe auf hellem Grund nachge­
zeichnet. Damit bringt er all die Plakate, Bücher, Platten­
und Magazincover, Editorial und Corporate Designs auf ein
einheitliches, simples Format, sodass auf Sockel, Rahmen
und digitale Medien verzichtet werden kann. Zudem kris­
tallisiert sich so, durch den Verzicht auf jeden Effekt, sein
konzeptstarker, zeitloser Designansatz mit starken Bild­
ideen und ungewöhnlichen Perspektiven heraus.
Sehr sophisticated zeigt sich damit, wie eng Kunst und
Design beieinanderliegen: Indem ein Original­Graikdesign
gecovert wird, entsteht ein neues Original, das aber, im Ge­
gensatz zu seiner Vorlage mit hoher Aulage, ein Unikat ist.
Abbildung: © Bureau Mirko Borsche

»Design ist zunächst einmal Handwerk, kann aber eben auch


Kunst sein«, meint Mirko Borsche, der sich eher als Designer
denn als Künstler versteht. Und um das Spiel mit der Wer­
tigkeit auf die Spitze zu treiben, erscheint zur Ausstellung
ein Mappenwerk mit allen 74 Exponaten – im Siebdruck
und auf dem Risographen handgedruckt und signiert, wur­
de die Publikation in einer Aulage von 100 Stück eigens im
Bureau Mirko Borsche produziert. wl
008 PAGE 03.12 SZENE

Aebi & Partner, First Glass/Toni­Joghurt. Das im Glas © Jean Etienne Aebi; Cornel Windlin, mit – ohne – dank – Stadt Zürich – Schauspielhaus –
Saisonvorschau, Museum für Gestaltung Zürich © ZHdK. Carlo Vivarelli, Swissair, Museum für Gestaltung Zürich © ZHdK
Die virtuose gestal-
terische Hand-
werklichkeit durch-
zieht das Schwei-
zer Design noch im-
mer – inzwischen
allerdings als seide-
ner roter Faden.
Links: Joghurt-
Werbung von Aebi &
Partner, ab 1982;
oben rechts: Cornel
Windlins Saison-
vorschau 2009/10
für das Zürcher
Schauspielhaus;
unten rechts: Carlo
Vivarellis Swissair-
Plakat von circa 1952

Suisse de luxe
≥ PAGE Online n Grafik-Ausstellung. Vom 10. Fe­ funktionierendes Design sind. Thema­ gar nicht auszumachen«, meint Barba­
Weitere Arbei- bruar bis 3. Juni lässt sich im Museum tisiert werden das Spannungsfeld von ra Junod, Kuratorin der Graiksamm­
ten und Barbara für Gestaltung Zürich eines der delika­ Kunst und Graik wie bei Max Bill, der lung im Museum für Gestaltung, die die
Junods ausführ- testen Exportprodukte des Alpenlan­ Dialog zwischen Graik und Fotogra­ Schau konzipiert hat. »Doch wie der
liches Statement des bewundern: Die Ausstellung »100 ie wie bei Herbert Matter oder Cornel britische Verleger Robin Kinross vor we­
zum Wandel der Jahre Schweizer Graik« zeigt mit Bei­ Windlin sowie konsistente Zeichensys­ nigen Jahren meinte, erwarte man noch
Schweizer Graik spielen aus Informations­, Corporate, teme wie die von Ruedi Baur. heute vom Schweizer Buch eine soli­
unter www.page- Web­ sowie Editorial Design, aus Wer­ Aber gibt es überhaupt noch typi­ de, saubere Herstellung und eine ange­
online/100Jahre_ bung, Typograie, Signaletik und Film sche Schweizer Graik? »Die Landes­ nehme und gut lesbare Gestaltung des
swissdesign einmal mehr, dass traditionelles hand­ grenzen sind im heutigen Kommunika­ Satzes. Er, der Außenstehende, schät­
werkliches Können, Präzision und Re­ tionsdesign ließend. Alles wird hybri­ ze das Ideal einer soliden gewerblichen
duktion, gepaart mit der Lust am visu­ der. Es gibt Moden, die kommen und Praxis, die er bei der helvetischen Buch­
ellen Experiment, eine gute Basis für gehen. Ein Schweizer Stil ist hier schon gestaltung immer noch spüre.« wl

Mark Gmehlings
3-D-Kreatio-
nen sind in Aus-
stellungen
ebenso beliebt
wie als Werbe-
illustrationen
PAGE 03.12 009

Völlig losgelöst
n Orientierungssystem. Konzeptionell sehr naheliegend, aber visuell
überraschend wirkt das Leitsystem, das buero uebele für das Raumfahrt-
zentrum Baden-Württemberg entwickelt hat. Im Mittelpunkt steht eine Instal-
lation aus der Helvetica Neue in der Empfangshalle: Vertikal im Raum und
über alle Etagen hinweg schwebt der Name des Instituts, als überdimensionaler
Schriftzug aus lackierten Kunststoffplatten und mit einer Aluminium-Unterkons-
truktion an der Wand montiert. Auf den einzelnen Buchstaben sind, dezent über
Eck angebracht, weitere Informationen zur Raumaufteilung zu lesen – mehr
Orientierung war in dem überschaubaren Bau nicht nötig. Neben den Modellen
bekannter Flugobjekte beindet sich im Foyer eine Texus-Rakete, die zwei Ge-
schosse durchbricht und über mehrere Etagen hinweg zu sehen ist. Und wer kurz
davor ist, gegen die transparenten Glasscheiben zu laufen, wird von einem Typo-
band mit nüchternen Zahlen und Fakten über den Weltraum daran gehindert. wl

Berlin – Welt und zurück


n Pictoplasma Festival. Der Berli­ nien aus Kunden in aller Welt mit Ani­
ner Event für Character Design ist eine mationen beliefern; den Niederlän­
internationale Unternehmung gewor­ der Florentijn Hofmann, bekannt für
den: Das Festival indet regelmäßig in überdimensionale Tieriguren, mit de­
New York statt und hatte im Dezember nen er den öffentlichen Raum bevöl­
in Paris Premiere. Von 11. bis 15. April la­ kert; oder Mark Gmehling aus Dort­
den Pictoplasma­Macher Peter Thaler mund, der mit 3­D­Grafiti im Plastic­
und Lars Denicke wieder nach Berlin Bling­Look bereits einen CLIO Award
ein: in das Babylon für Konferenz und gewonnen hat. Seine Arbeiten waren
Filmprogramm, ins .HBC zu Character auch auf der Ausstellung »Post­Digital
Lab, Workshops und Aktionen. Monsters« zu sehen, die in Paris für Be­
Dabei kann man Designer wie etwa sucherrekorde sorgte und jetzt auch
Punga kennenlernen, die von Argenti­ nach Berlin kommt. cg
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Ansichtssache
Einen Gamer in den Irak schicken – als Promotion für
Ballerspiel­Kopfhörer? PAGE­Redakteurin Claudia
Gerdes fragt sich, ob die Werber nun total irre sind

n Für Aufregung sorgte Anfang De­ von der irakischen Grenze Feuergefech­
zember die Ankündigung im World te zu hören und Explosionen zu sehen
Wide Web: Um den Slogan »Take you sind, sitzt man in einem verschneiten
there« des Gaming­Headset­Herstel­ ostanatolischen Kaff fest. Nach tage­
lers Turtle Beach in die Tat umzusetzen, langer Autofahrt durch trostlose Ge­
sollte der 24­jährige PC­Spieler Phil genden erreicht man einen anderen
alias StatiC in den Irak gehen – eine kleinen Grenzübergang. Dem netten
Idee des neuseeländischen Ablegers Bubi geht der A . . . auf Grundeis, ein
der Agentur Droga5, deren New Yor­ Schuss fällt. Jetzt ist Phil bloß noch er­
ker Hauptquartier derzeit zu den an­ leichtert zu hören, dass alles von vorn
gesagtesten Hot Shops überhaupt ge­ bis hinten Fake war und er immer noch
hört. Der dramatische Trailer »Mission mitten in der Türkei steht.
Iraq« war bei YouTube zu sehen, Web­ Ein sehr aufwendiges und eigent­
episoden sollten ab Mitte Dezember lich hochinteressantes Experiment al­
von dem Trip berichten. Die Kommen­ so. Doch die Macher sind ziemlich naiv
tare auf die Ankündigung klangen in ihre eigene Fake­Falle gerasselt: Die
durchweg entsetzt, nach dem Motto: Webgemeinde nahm den Trailer derart
Wenn der bekloppte Gamer und das ernst, dass sie ihn als Ausgeburt zyni­
ganze Filmteam bei der Aktion hopsge scher Werberhirne betrachten muss­
­hen, ist es auch nicht schade drum . . . te. Dann einen Rückzieher zu machen,
Als ich irgendwann wissen wollte, war falsch. Man hätte zu einer progres­
wie es dem kleinen Neuseeländer im siven Form von Werbung stehen müs­
Irak ergangen war, fand ich den You­ sen, die im Namen von Marken Debat­
Tube­Channel geschlossen. Erst Dro­ ten anstößt. Schließlich beweist die
ga5­Kreativchef Mike O’Sullivan selbst Kampagne vor allem eins: Computer­
verriet mir, wo die Filmchen versteckt spiele haben mit der Realität erst mal
waren. Da wurden sie inzwischen aber nichts zu tun. Was nichts aber daran än­
auch erst mal gelöscht. dert, dass im Irak der erste echte Krieg
Hier also der Inhalt der Episoden. Zu­ der PlayStation­Generation stattfand,
nächst erlebt man den blonden Jüng­ was auch immer das für den Umgang
ling daheim bei Mama auf der Couch, mit Tod und Gewalt bedeuten mag.
voller Vorfreude, die sich zu Euphorie Über solche Fragen zu diskutieren ist
steigert, als er mit einem echten M4 spannend und kann einen Markenna­
und einer Zielscheibe in Menschenge­ men bekannt machen. Vor Redaktions­
stalt üben darf. Dann geht’s ab in die schluss ließ uns Mike O’Sullivan wis­
Türkei, man will von dort in den Irak ein­ sen, das Projekt sei noch nicht gestor­
reisen. Doch jetzt geht alles schief. Weil ben. Mal schauen!

Real digital
n Medienkunst. Wo hört die analoge Welt auf und
fängt die virtuelle an? Eine Frage, die uns der inter-
national viel beachtete Berliner Medienkünstler Aram
Bartholl immer wieder stellt. Oft reichen ihm ein- Gamer Phil alias
fachste Mittel wie beim Projekt »dead drops«, bei dem StatiC daheim
er USB-Sticks in Wände einmauert und so zum Daten- in Neuseeland
austausch jenseits des Internets animiert (wer mit- vor dem siche-
machen will, indet unter www.deaddrops.com alle ren Monitor und
Informationen). Geradezu gigantomanisch nimmt in grauer nah-
sich dagegen sein neues Projekt aus, die Welt des Bal- östlicher Realität.
lerspiels »Counter Strike« in ein begehbares 1 : 1-Modell Wurde da eben
aus Beton zu übertragen . . . Die Galerie [DAM]Berlin echt auf ihn
zeigt bis 10. März Bartholls erste Einzelausstellung, die geschossen???
auch mit einer neuen Installation zur Anonymous-
Bewegung aufwartet. Gleichzeitig erscheint im Gestal-
ten Verlag das Buch »Aram Bartholl: The Speed Book«,
das sich eingehend mit seinen Experimenten befasst
(268 Seiten, 39,90 Euro, isbn 978-3-89955-393-2). cg
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V-O-R-A-R-L-B-E-R-G
n Szenografie. Dass Buchstaben Bedeutungsträger sind, ist bekannt. Mit sei-
nem Konzept für einen von Vorarlberg Tourismus ausgeschriebenen Wettbewerb
treibt das Berliner Büro chezweitz & roseapple diesen Gedanken aber ein erheb-
liches Stück weiter. Aufgabe war es, für die Urlaubsregion ein transportables »Marken-
haus« zu entwerfen. Die Berliner Szenografen gestalteten zehn riesige Buchsta-
ben, die jeweils einen Aspekt der Region darstellen. In einem Container transportiert,
könnten sie Orte in der ganzen Welt bespielen. Noch wird die Realisierung geprüft,
als Wettbewerbssieger – vor Element aus Basel und Walking Chair aus Wien – bauen
chezweitz & roseapple aber schon mal einen Vorarlberg-Messestand. cg

Aichers Erbe
n Erscheinungsbild. Wer heute auch 40. Jubiläum ein neues Erscheinungs­
nur im entfernten Umfeld der Olympi­ bild verpasst, das laut Pressemeldung
schen Spiele in München Graik ent­ die »Wurzeln der Formensprache Otl
wirft, tritt ein schweres Erbe an, muss Aichers« nicht verlasse. Zwar schützt
er sich doch am großen Design Otl Ai­ das angehängte M den dargestellten
chers für die XX. Spiele von 1972 messen Olympiaturm im Logo davor, aus der
lassen. Aber auch sonst gibt es dabei Entfernung für den Berliner Fernseh­
gestalterische Stolpersteine, wie sich turm gehalten zu werden, doch ist die
2011 zeigte. Das Logo für die Olympi­ Fantasielosigkeit des Designs bemer­
schen Spiele München 2018 etwa wur­ kenswert. Formal ist es zwar eine Ver­
de des Plagiats beschuldigt, weil es ein besserung gegenüber dem alten Logo,
geschwungenes, nicht sehr exklusives doch dieses bot mit der Silhouette des
M darstellt, das an Alpen, Skipiste und Olympiahallendachs unter einer Spi­
an das Zeltdach der Olympiahalle erin­ ralensonne Interpretationsspielraum:
nert – aber eben auch an das Signet Wen das Zeichen nicht an Aichers ab­
von AM Immobilien Consulting. strakte Olympiaspirale erinnerte, der
Nun hat die Agentur S&K Marke­ konnte sich zumindest diverse Natur­
ting dem Münchner Olympiapark zum spektakel zusammenfantasieren. wl

Architekturlastig:
Im ehemaligen
Olympiapark-Logo
(unten) war das
Zeltdach der
Olympiahalle zu
erkennen – heute
der Funkturm
und im M ebenfalls
das geschwun-
gene Hallendach
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Apfel-Z
n iPlate. Ich gebe es zu, ich hab mich
am Telefon aus Versehen mal mit »Ap-
fel-Z« gemeldet. Ich war mitten in der
Arbeit und versuchte mir beim Klingeln
noch schnell einzuprägen, dass ich
anschließend unbedingt »Rückgängig:
Eingabe« drücken muss. Die aus Verlust-
angst resultierende Fehlschaltung in
meinem ach so analogen Kopf führte
dann zu meiner neuen Identität: »Ap-
fel-Z«. Vielleicht fühle ich mich deshalb
so wesensverwandt mit dem Designer
der iPlate-Serie, Todd Borka aus Lyon.
Borkas Teller zeigen Grafiken, die für
Liebhaber des digitalen Menüs ein ech-
ter Festschmaus sind: Lupe, Farbtopf,
Radiergummi, Schieberegler, »Okay«-
und »Cancel«-Button – endlich ist das
Gekochte auch im Nachhinein schein-
bar noch editierbar, retuschierbar und
personalisierbar.
Todd Borka sagt, er habe sich schon
häufig im realen Leben gewünscht,
Apfel-Z drücken zu können, beispiels-
weise wenn ein Glas zu Bruch ging.
Diesem Wunsch widmete er sogar ei-
nen eigenen Teller, auf den die beiden
Tasten gedruckt sind. Wenn man eine
Schmerzhafte Wahrheiten Riesenportion Pommes darauf gefut-
tert hat, die laut Diätplan eigentlich
n iPhone-Wallpaper. Eigentlich wissen wir verboten ist, braucht man laut Borka
es ja alle: dass unser iPhone mehr kostet als am Ende nur von den Tasten Gebrauch
unser bestes Kleidungsstück, dass es ziemlich zu machen. Genau, nachdem mir da-
leicht kaputtgeht, uns vergessen lässt, dass mals am Telefon »Apfel Z« rausrutsch-
wir noch (!) echte Freunde haben und dass es in te, hätte ich vor lauter Scham am liebs-
weniger als einem Jahr veraltet ist. Aber nur ten auch Apfel-Z gedrückt. jn
wer masochistisch veranlagt ist, möchte diese
schmerzhaften Wahrheiten ständig vor Augen
haben. Für all diese Menschen sind die Wallpapers
von Nico Ordozgoiti, Artdirektor bei Bassat Ogilvy Für digitale Feinschmecker: Todd Borka
in Madrid, bestens geeignet. In seiner Galerie gestaltete diese köstliche Teller-
auf Behance (www.behance.net/nicordarts ) kann serie namens iPlate. Zu bestellen unter
man sie kostenlos herunterladen. ant http://fr.ulule.com/iplate

Essig-Chips
sind nicht jeder-
manns Sache,
das Verpackungs-
design der Peter
Schmidt Group
hingegen ist sehr
geschmackvoll
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Wundersame Reise
n Promotionclip. Einen viktorianisch »Die Hauptrolle spielt der Ballon.
anmutenden Animationsilm mit dem Da war es bis zum ans späte 19. Jahr­
Titel »The Great Journey of Little Bag­ hundert erinnernden Illustrationsstil
charms« hat Part of a Bigger Plan für nicht weit. Den haben wir dann mit
die Louis­Vuitton­Site New, Now ent­ zeitgemäßen Bildideen kombiniert, um
wickelt. Auf das Amsterdamer Design­ Jules Vernes Welten neu zum Leben zu
studio aufmerksam wurde die Luxus­ erwecken«, erklärt Christian Borstlap.
marke durch die Artworks, die der Entstanden ist ein charmanter Clip, der
Gründer des Studios Christian Borstlap den kleinen Heißluftballon bei seiner
für Nowness geschaffen hatte. Bei der Reise durch Fantasiewelten, vorbei an
Entwicklung des Films zum Launch ei­ diversen Bag­Charm­Motiven, beglei­
nes neuen Taschenanhängers in Form tet. Dabei kombiniert er 3­D­Animati­
eines Heißluftballons ließ man den Kre­ onen mit analog hergestellten und ab­
ativen völlig freie Hand. geilmten Sequenzen. wl

Delicious
n Markendesign. Eine Marke kom­ mit den guten Kartoffeln des anderen
plett aus dem Boden stampfen zu dür­ zu verbinden.
fen, ist für jeden Gestalter ein High­ Das Packaging­Konzept besticht
light. Diese Chance bekam jüngst die durch eine klare Graik – auf die hier­
Peter Schmidt Group. Gemeinsam mit zulande üblichen Foodfotos verzich­
Market Grounds aus Hamburg entwi­ ten die Designer. Stattdessen weisen
ckelte die BBDO­Tochter die Chips­Mar­ Stahlstichmotive, Ziffern, Farben und
ke John & John. Die Chips werden im Zeichen des Flaggenalphabets auf die
traditionellen »hand cooked style« jeweiligen Sorten hin. Im Logo kehrt
hergestellt, die Markenidentität setzt das Nautische in Form eines Ankers
entsprechend stark auf britischen Flair. wieder. Das offene Design bietet die
Um sie herum spannen die Kreativen Möglichkeit für Line­Extensions – und
eine Geschichte: John Sailor und John zudem eine angenehme Abwechs­
Farmer kamen einst auf den Gedan­ lung in den Snackregalen deutscher
ken, die exotischen Gewürze des einen Supermärkte. nik
014 page 03.12 SZENE

BRANCHE & KARRIERE


Edler Zettelkasten
n Trend-Kompendium. Ein Tool, um zu-
kunftsweisende Ideen und Konzepte
zu entwickeln, soll »Mind the Future« sein
(49,90 Euro, isbn 978-3-89955-410-6). In
der Box hat der Schweizer Thinktank
W.I.R.E. siebzig Karteikarten mit Trends aus
Wirtschaft, Demograie, Gesellschaft,
Technologie, Politik, Ökologie sowie zum
Stichwort »Dilemmas« zusammenge-
stellt. Wobei unter Letzterem Antagonis-
men zu verstehen sind, die die Welt von
heute prägen, wie »Materie vs. Virtuali-
tät«, »Öffnung vs. Abgrenzung« oder
»Knappheit vs. Überluss«. Die illustrierte
Vorderseite der Karten fasst je einen
Trend oder eine These zusammen, die
Rückseite wartet mit detaillierten
Informationen und Graiken auf. Auch
bei Präsentationen lassen sich damit
Ideen gut auf den Punkt bringen. cg

Business Basics
Christian Büning, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Kommunikations-
designer (www.bdg-designer.de), beantwortet berufsbezogene Fragen von Gestaltern.
Hier stellt er aktuelle Fälle vor

René, 38: Ich habe zwölf Jahre in einer Geschäft als Legitimation. Bei beiden
kleinen Agentur gearbeitet und vor Akquiseformen spielen Sie mit dem Ri-
drei Jahren den Sprung in die Selbst- siko, unangenehm aufzufallen, indem

Foto: © Marcel D’Avis


ständigkeit gewagt. Ein paar Kunden Sie den Adressaten ihre Zeit stehlen.
konnte ich mitnehmen und hatte so Sie sollten also sehr genau vorgehen
einen guten Start. So langsam merke und überlegen, wer für Ihre Fähigkei-
ich immer mehr, dass ich noch mehr ten optimal Verwendung hätte.
Aufträge vertragen könnte, und Wenn Sie zum Beispiel gut Kampa-
möchte Akquise machen. Wie gehe gnen konzipieren können, sollten Sie DIN-A0-Mappe. Man wird Sie ansons-
ich da geschickt vor? Muss ich irgend- sich genau mit diesen Stärken präsen- ten eher nicht als praktisch veranlagt
etwas beachten? tieren. Sie verengen damit zwar den betrachten.
Radius möglicher Auftraggeber, haben Lassen Sie sich nicht entmutigen.
Lieber René, aber bei denjenigen, die Interesse an Eine Rücklaufquote von 10 Prozent ist
die Akquise ist ein Thema wie die Al- Kampagnenkonzeption haben, mehr sehr gut. Notieren Sie immer, wem Sie
tersvorsorge. Man muss sich um sie Chancen auf positives Feedback. Wer welche Post wann geschickt haben.
kümmern, macht es aber selten gerne. dagegen wahllos verkündet, dass er Nach Ablauf einer Woche können Sie
Die passive Akquise ist Ihre Außendar- alles macht, ruft eher Stirnrunzeln bei ruhig nachfragen, ob Ihre Post ange-
stellung, also etwa Ihre Internetseite. Auftraggebern hervor. kommen ist und ob Sie sich näher vor-
Bei der aktiven Akquise (Push-Akquise) Mein Tipp: Denken Sie vom Auftrag- stellen dürfen. Vielleicht ist der Auftrag-
Haben Sie Fra- lassen sich die Warm- und die Kaltak- geber her. Ihre Akquise muss bearbei- geber mit dem jetzigen Design nicht
gen, die Sie hier quise unterscheiden. Während Sie bei tet, sortiert und bewertet werden. Sie zufrieden und offen für Alternativen?
beantwortet der Warmakquise bestehende Kontak- platzen mit Ihrer Post in einen beste- Vielleicht steht gerade eine Neuorien-
sehen möchten? te nutzen, gibt es bei der Kaltakquise henden Arbeitsablauf hinein und soll- tierung an und Sie kommen genau im
Dann schreiben keinen vorherigen Kontakt zum Auf- ten deutlich signalisieren, dass sich die- richtigen Moment? Sie können mit Ih-
Sie uns (E-Mail: traggeber. Kaltanrufe bei Privatkunden se Störung lohnt. Verstopfen Sie daher rer Akquise enorm die Chance erhö-
businessbasics@ sind verboten, bei Geschäftskunden keine Kanäle mit übergroßen Portfolio- hen, bei diesem Wechsel dabei zu sein.
bdg-designer.de) reicht eine vermeintliche Nähe zum dateien oder den Postkasten mit einer Viel Erfolg!
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jj

Brennpunkt
Bernard Stein, Professor für Visuelle Kommunika-
tion an der Kunsthochschule Kassel, über die
aktuelle Tendenz von Museen zur Selbstrelexion

n Das Hamburger Museum für Kunst Was genau fehlt Ihnen gegenwärtig in +++ Artdirektor-Wechsel bei »SZ«-Magazin. Thomas
und Gewerbe zeigt ab Februar diesen der musealen Auseinandersetzung mit Kartsolis ist seit 1. Februar Artdirektor des »SZ«-Ma-
Jahres die Neueinrichtung der Samm- Design? gazins. Er folgt auf Daniel Bognár, der den Verlag ver-
lung Moderne. Erzählt wird vom Auf- Das Verständnis, dass es sich bei Gestal- lassen hat, um sich selbstständig zu machen. Kartsolis
brechen ästhetischer Traditionen und tung um eine Ausdrucksform handelt. war bisher stellvertretender Artdirektor bei dem Heft
der Suche nach Einfachheit kurz vor Sie ist vergleichbar mit Sprache und und arbeitete auch an anderen Publikationen des Süd-
Einsetzen der Moderne. Die Ausstel- Schrift, und entwickelt dabei ihre eige- deutschen Verlags mit, unter anderem »SZ Wissen«,
lung schlägt den Bogen von den ers- ne Struktur. Wer künftig nicht in der La- »jetzt« und »Fluter«. +++ Neue Führungsebene bei
ten Weltausstellungen im 19. Jahrhun- ge ist, sich gestaltend zu artikulieren, Kolle Rebbe. Stefan Wübbe und Sascha Hanke
dert als Modell für die entstehenden wird zum visuellen Analphabeten. Zu- kümmern sich als Executive Creative Directors ab jetzt
Kunstgewerbemuseen und der Grün- dem müssten die Institutionen erken- gemeinsam mit Kreativchef Stefan Kolle agenturüber-
dung des MKG Hamburg als stilistische nen, dass sie Museen für Gestaltung greifend um den kreativen Output von Kolle Rebbe.
Vorbildersammlung bis zu den Ideen sind, da greift der Begriff Design zu Wübbe ist bereits seit 2002 bei der Hamburger Agen-
von Bauhaus, Neuem Wohnen und Re- kurz. Es geht nicht mehr allein um das tur tätig, Hanke wechselte von Heimat Hamburg. +++
formpädagogik. Ebenso beschäftigt Design von Gegenständen, sondern Asien-Geschäfte. Serviceplan beteiligt sich an Liquid
sich die aktuelle Ausstellung über das um die Gestaltung in ihrer Komplexität. Campaign und erschließt sich so die Märkte in Russ-
V&A Museum in der Bundeskunsthalle Das bedeutet auch, dass Designmuse- land, Indien, China und Korea. Die Agentur ist schwer-
Bonn (siehe PAGE 01.12, Seite 8) mit en aufhören sollten, an den Sympto- punktmäßig für BMW aktiv – ein Kunde, den auch Ser-
den historischen Wurzeln der Kunst- men zu basteln: also keine Aufhübsch- viceplan im Portfolio hat. Die Beteiligung der Agentur-
gewerbemuseen. Wir sprachen mit ung der Immobilie, kein neues Corpo- gruppe liegt bei 25,1 Prozent. +++ Internationaler
Bernard Stein, Professor für Visuelle rate Design, keine Neuordnung der Wechsel. Tolga Büyükdoganay, bisher Kreativdirek-
Kommunikation an der Kunsthochschu- Kunstschätze – ohne dass diese Dinge tor bei Demner, Melicek & Bergmann in Wien, wech-
le Kassel, über die Ursachen dieser in- auf einer entsprechenden Grundlage selt in gleicher Funktion zu Ogilvy & Mather Frankfurt.
tensiven Selbstrelexion. wl von Gestaltung stehen. Büyükdoganay ist einer der höchstdekorierten Krea-
Wie können Designmuseen es tiven Österreichs, er arbeitete unter anderem bei
Warum kommt dieser Wunsch nach konkret schaffen, trotz ihres FCB Kobza in Wien und McCann Erickson in Istanbul.
einer Positionsbestimmung gerade sich rasant wandelnden Inhalts +++ ADC Young Masters Seminar. Der ADC Deutsch-
jetzt auf? aktuell zu bleiben? land veranstaltet am 10. und 11. Februar ein Texter-
Bernard Stein: Der Wunsch hat zu- Museen für Gestaltung sollten eine grö- Seminar in Hamburg. Es richtet sich an Talente aus
nehmend an Schärfe gewonnen – auch ßere Fülle von Vermittlungsformen wie Agenturen und Marketingabteilungen. Behandelt
aus ökonomischen Gründen. Die Fra- Messen und Symposien, Film- und Dia- werden das Schreiben von Headlines und Longco-
ge ist, ob man heute überhaupt Kunst- logreihen, Tauschbörsen und Vortrags- pys, aber auch das Verfassen von Texten für Film,
gewerbe- und Designmuseen braucht zyklen et cetera ermöglichen, statt sich Funk und Fernsehen. ≥ www.adc.de +++ Weiterbil-
und was sie unserer Gesellschaft brin- vor allem auf Ausstellungen zu verlas- dung Corporate Branding. Die Bayerische Akademie
gen. Ihrer Entwicklung nach sind Kunst- sen. Literatur- und Filmbranche haben für Werbung und Marketing bietet im Februar und
gewerbemuseen Schausammlungen, etwas Vergleichbares geschafft – mit März den Lehrgang Corporate Branding an. Mitkon-
die qualitative Standards für die Ent- Buchmessen und durch Filmfestivals. zipiert und geleitet wird er von KMS Team. Zu den
wicklung von Alltagsdingen zeigen. Der Berliner Designmai hat mit Erfolg Themen gehören beispielsweise Meinungsforschung,
Oft waren an sie Kunstgewerbeschu- Ähnliches für die Gestaltung versucht, Markenschutz und Kommunikationsstrategien. Der
len gekoppelt und erfüllten so Vor- war aber zu schnell am Umsatz und zu Kurs richtet sich an Führungskräfte und Markenma-
bildaufgaben für Spezialisten, Meister wenig an Inhalten orientiert. Denn das nager aus Unternehmen sowie an Agenturmitarbeiter
und Schüler. Nun beindet sich Design Geld folgt von alleine, sobald Inhalte oder Absolventen. ≥ www.baw-online.de +++ Neues
stetig im Wandel: Längst in der Gesell- interessant, gut und gekonnt gezeigt Branchenevent. Der Branchenverband Eyes & Ears
schaft angekommen, ist es demokra- werden. Die Museen sollten sich auch of Europe veranstaltet 2012 erstmals die Eyes & Ears
tisch und zugleich banal – gerade we- ihrer Bildungsaufgabe bewusst sein Conference 3.0 in Köln. Neben Präsentationen neuer
gen seines Erfolgs. Im gleichen Maß und Qualitätsstandards deinieren. Da- Talente und Keynotes bekannter Branchenvertreter
entfernt es sich von rein musealer Be- zu aber muss auch akzeptiert werden, aus den audiovisuellen Medien ist die Konferenz
trachtung. Das Hochhalten einzelner dass ein Dieter Bohlen des Designs ne- dem persönlichen Austausch und Networking ge-
Gegenstände ist heutzutage nicht ben einem Rainer Maria Rilke der Ge- widmet. Die Verleihung der Eyes & Ears Awards in-
mehr zeitgemäß. staltung seine Berechtigung hat. det aber weiterhin in München statt. +++ Agentur-
gründung. Die Düsseldorfer Kommunikationsagentur
Force Communications hat gemeinsam mit Michael
»gestaltung ist vergleichbar mit Bergmann und Manuel Albuera die Designagentur
FAB12 gegründet. Die beiden Designer haben be-
Sprache und Schrift, und entwickelt reits mit Force zusammengearbeitet. Der Name setzt
sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen Force,
dabei ihre eigene Struktur« Albuera und Bergmann zusammen – die 12 steht für
den Starttag 12. Januar 2012. nik
016 page 03.12 SZENE

Die Plattform www.id-institute.com bietet einen klar strukturierten


Überblick über Designdienstleister in acht Ländern

und Kunden weltweit zu vernetzen, ha- gnern helfen, sich Aufträge aus dem
ben die beiden Kommunikationsdesi- Ausland zu sichern.
gner Regina und Wolfgang Hanke vor Neben der Idee überzeugt auch das
Kurzem die Plattform iD-institute ge- Design der Seite. Per Klick auf das Län-
gründet. Auf der Website können Free- dersymbol gelangt der Nutzer in ein
lancer und Agenturen für einen Mit- Directory, in dem die unterschiedlichen
gliedsbeitrag nicht nur Proile anlegen, Designdisziplinen geclustert und farb-
sondern auch Musterverträge und lich gekennzeichnet sind, Previews der
Rechtsgrundlagen verschiedener Län- Agentureinträge erscheinen mittels
der abrufen und ihre Arbeiten urheber- Mouse-over. Dadurch sind alle Einträge
rechtlich sichern. Die Einträge der auf einer Seite zu sehen – und nie-
Interkulturelle Kompetenz Agenturen werden von den Machern mand verschwindet auf der hinter-
geprüft und gegebenenfalls überarbei- letzten Unterseite. »Es war uns wich-
n Designer-Plattform. So manchem tet, um internationale Standards und tig, dass die Website möglichst visuell
Gestalter erscheint die internationale die Qualität der Arbeiten sicherzustel- ist und ohne viele Worte auskommt –
Auftragsvergabe wie ein Buch mit sie- len. Die Gründer wollen mit der Busi- und somit international über alle
ben Siegeln. Um den interkulturellen nessplattform besonders kleineren Sprachbarrieren hinaus verständlich
Austausch zu fördern und Designer Agenturen und selbstständigen Desi- ist«, erklärt Wolfgang Hanke. nik

bekarriere. Nach rund zwanzig Jahren Neukunden gewinnen. Das hat uns alle
im internationalen Network-Geschäft beruhigt – Torsten und mich, unsere
sind eine kleinere Agentur wie Bra- Mitarbeiter und auch unsere Startkun-
Peter Brawand wandRieken und die Selbstständigkeit den. Im zweiten Jahr kamen dann drei
und Torsten tatsächlich etwas ganz Neues für mich. weitere Neukunden dazu.
Rieken betreiben Sie arbeiten seit 2005 mit Torsten Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung
seit Januar 2010 Rieken zusammen. Ist diese Beziehung als Newcomer-Agentur des Jahres?
ihre eigene Agentur Ihr Erfolgsrezept? Wir freuen uns riesig über den Preis. Wir
Das kann man so sagen. Wir haben be- erhoffen uns davon mehr Bekanntheit
Erfahrene Newcomer dingungsloses Vertrauen in den Ande- und die Aufnahme ins Relevant Set in-
ren. Es ist ein großes Glück, in dieser teressanter Agenturadressen. Je ge-
n Jahrbuch der Werbung. Torsten Branche jemanden zu inden, der so nauer man hinguckt, desto besser sieht
Rieken und Peter Brawand haben be- gut zu einem passt. Torsten war lange man, was wir alles können. Wir haben
reits über zwanzig Jahre Branchener- Jahre bei Springer & Jacoby, hat also viele erfahrene Leute, die ein breites
fahrung, und trotzdem hat die Jury den Hintergrund einer inhabergeführ- Spektrum anbieten – von klassischen
des Wettbewerbs Jahrbuch der Wer- ten Agentur und ein großes Kreativ- TV-Spots über Social Media, Verpa-
bung ihre Agentur BrawandRieken zur potenzial. Ich dagegen komme aus der ckungsdesign und Point-of-Sale-Aus-
Newcomer-Agentur des Jahres 2012 ge- Network-Welt und habe sehr viel Er- stattung hin zu Sales Literature, Kata-
wählt. Im Januar 2010 gegründet, weist fahrung im internationalen Manage- logen und Marktforschung.
die Hamburger Kreativschmiede schon ment. Wir ergänzen uns perfekt. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
im zweiten Jahr ein Bruttoeinkommen Als Economia Ende 2009 mit Interone Bezüglich der Agenturgröße haben wir
von mehr als drei Millionen Euro auf, zusammengelegt werden sollte, keine konkreten Ziele. Wir versprechen
beschäftigt 32 Mitarbeiter und betreut nahmen Torsten Rieken und Sie das jedem Kunden die Betreuung durch
17 Kunden, unter anderem Gothaer zum Anlass, eine eigene Agentur zu die Chefs. Daraus ergibt sich eine natür-
Versicherungen, Rügenwalder Mühle gründen. Wie verlief der Start in die liche Wachstumsgrenze. Kreativpreise
und Schwartau. Brawand und Rieken Selbstständigkeit? wären natürlich schön, aber als klei-
arbeiten bereits seit 2005 zusammen, Wir nahmen damals zwanzig Mitarbei- nere Agentur ist das nicht nur eine Fra-
zunächst bei JWT Hamburg, danach ter und sieben Kunden mit. Einerseits ge der Kreativität, sondern auch eine
bei der BBDO-Tochter Economia und hatten wir einen angenehmen Start mit inanzielle Entscheidung. Mittelfristig
seit 2010 in ihrem eigenen Unterneh- Menschen, die uns vertraut waren, an- werden wir da sicher etwas machen,
men. Wir sprachen mit Peter Brawand dererseits hatten wir gleich die vollen aber derzeit investieren wir unser Geld
über die Auszeichnung und was sie Kosten. Wir mussten die Räume bezah- in substanziellere Dinge und bauen
für seine Agentur bedeutet. nik len, die Soft- und Hardware und die Ge- unsere Digitalkompetenz aus.
hälter. Wir konnten es nicht langsam Gibt es Traumkunden, die Sie
Torsten Rieken und Sie sind schon angehen lassen, sondern mussten aus unbedingt mal betreuen wollen?
lange im Agenturgeschäft. Ist es dem Stand performen. Unsere Kunden Torsten würde sehr gern mal wieder
komisch für Sie, jetzt einen Newcomer- haben uns damals einen großen Ver- für einen Automobilkunden arbeiten.
Preis zu bekommen? trauensvorschuss gegeben, für den wir In seiner Zeit bei Springer & Jacoby hat
Peter Brawand: Ja, ein bisschen schon. sehr dankbar sind. er für Mercedes viele legendäre Arbei-
Andererseits passt es aber auch, weil Wie ging es dann weiter? ten gemacht. Ich selbst würde mich
wir ja neu gestartet sind. Ich bezeichne Mit viel Fleiß, Geschick und Glück konn- sehr über eine Biermarke freuen. Auch
BrawandRieken als meine zweite Wer- ten wir im ersten Jahr fünf namhafte zum Anstoßen auf diesen Preis.
018 PAGE 03.12 SZENE

PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied aus der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor

Frauke Thielking
www.page-online.de/community/portfolios/frauke_thielking

n Die Fotograien von Frauke Thielking sind kom- Ich bin Designer, Freelancer
plexe und humorvolle Inszenierungen: Menschen Ich biete Print, Online, Foto, Konzeption,
in absurden Positionen, übereinandergestapelt, Strategie, Film/Video
aneinandergereiht, seltsam verrenkt – und immer E-Mail mail@frauking.de
im Spannungsfeld von Normalität und Abwei- Web www.frauking.de
chung, das ein zentrales Thema der Fotokünstlerin Standort Lübeck
ist. Für ihre eigensinnige Bildsprache wurde die
Lübeckerin international ausgezeichnet.

E-Mag: KrEaTion | TYPo | BiLD | TECHniK | SZEnE | gaLEriE

Bread & Butter 2012 Schrift des Monats: Vesper Arabische Fotografie
Kreation. Das Berliner Messejahr starte- Typo. Neben Fleiß und Ausdauer bewies Bild. Das Interesse an der arabischen Welt
te mit einem Highlight: der internationa- Typedesigner Rob Keller bei seiner ersten ist zurzeit groß. Der Bildband »arab photo-
len Fashion Trade Show Bread & Butter, großen Schriftfamilie Vesper auch einen graphy now« ist so aktuell, dass er schon Bil-
die 2012 unter dem Motto »High Fidelity« Blick für die wesentliche Form: Was nimmt der vom ägyptischen Frühling auf dem Tahrir-
stand. PAGE war vor Ort, berichtet von man weg, was behält man bei? Dafür war Platz zeigt. Besonders interessant: Jeder der
den neusten Trends, zeigt spektakuläre es sicher hilfreich, dass der Amerikaner auch dreißig vorgestellten Fotografen erklärt sein
Messestände – und vieles mehr. ausgebildeter Bildhauer ist. Projekt in eigenen Worten.
≥ www.page-online.de/b&b_2012 ≥ www.page-online.de/vesper ≥ www.page-online.de/arab_photography
PAGE 03.12 019

≥ www.page-online.de PAGEmag

Bei dem Motiv »Attacke«


aus der Serie »Let’s face
it« geht es um Wirklichkeits-
verschiebungen in Zeiten
des Internets »Jacken«:
Facebook-Proilbild von
Frauke Thielkings Projekt
»Checkpoint E«, das
sich um Empathie dreht.
Die Motive »Planze«,
»Birdie« und »Knopf«
aus der Fotoserie »Baba-
bobo«, was im Thailändi-
schen so viel wie »irre«
und »verrückt« bedeutet

PagE nEWSLETTEr

Wie war die Jelly Week? iOS-App Pad & Quill Immer up to date
Szene. Gerade fand das einwöchige globale Technik. Das Retro-Schreibprogramm für n Bestellen Sie jetzt den kostenlosen
Coworking-Event statt. Kreative aller Länder iPhone und iPad hält Texte in moleskine- PAGE Newsletter und bleiben Sie auf
waren aufgerufen, sich in Cafés, privaten artigen Notizheften fest – und das in Ku- dem Laufenden rund um kreatives Me-
Wohnzimmern oder öffentlichen Coworking gelschreiberhandschrift. Die Inhalte wer- diendesign, Publishing und Trends. So
Spaces auszutauschen und zusammenzuar- den über Apples Cloud iSync aktualisiert. erfahren Sie auch als Erste, wenn wir
beiten. Was in der Jelly Week alles passierte, Die App ist eine unserer Favourites, die ein neues PAGE Seminar veranstalten
erzählt Organisatorin Anni Roolf. wir regelmäßig vorstellen. oder eine Sonderedition herausgeben.
≥ www.page-online.de/jelly_week ≥ www.page-online.de/pad_quill ≥ www.page-online.de/newsletter
020 page 03.12 SZENE ausbildung

AUSBILDUNG

»Digitalmessie«
(links) und
»Brainfuck« sind
zwei Motive aus
der Plakatserie
»Humanobrid«
von Thomas
Granseuer

Ich-Konstrukte
n Plakatserie. Der Cyberspace ver­ schen Ansatz gewählt: »Die Bilder sol­ Um das deutlich zu machen, lässt
lockt zum Fake, zur optimalen Inszenie­ len den Nutzer zur Relexion über sein Granseuer den Menschen in dem Mo­
rung der eigenen Identität. Was ist hier eigenes Surfverhalten anregen. Er soll tiv »Digitalmessie« mit Datenträgern,
Fakt, was Fiktion? Wie inszenieren wir sich seiner Netz­Identitäten bewusst Laufwerken, Lüftern, Rechnerbauteilen
uns, wenn wir in Netzwerken wie Face­ werden, sie inden und formen«, er­ und Tastaturelementen verschmelzen.
book unser Profil anlegen, was von die­ klärt Thomas Granseuer. Die einzelnen Dieser »Humanbroid« soll die Millio­
sen Cyber­Ichs wird Teil von uns und Motive verbildlichen dabei, wie sehr nen von Downloadern verkörpern, die
unseres Selbstbildes? Mit solchen Fra­ sich der Cyberspace und die moderne sich tagtäglich Dateien aus dem Netz
gen hat sich Thomas Granseuer in sei­ Mediennutzung bereits in unser Un­ ziehen. Das Einsaugen von Informati­
ner Masterthesis an der Hochschule für terbewusstsein geschlichen haben, so onen wird dabei durch eine Daten­
angewandte Wissenschaft und Kunst der Kommunikationsdesigner. Das di­ maske symbolisiert, die den »Digital­
in Hildesheim auseinandergesetzt und gitale Kostüm, das wir uns im Netz zu­ messie« mit Atemluft versorgt und ihn
die Plakatserie »Humanobrid. Mensch­ legen, dehne sich in die Sphären der gleichzeitig mit schnellen, kurzen Da­
liche Mischformen« entwickelt. Realität aus, ummantle förmlich das tenhäppchen füttert, so Granseuer.
Zur Auseinandersetzung mit dem Analoge und werde so zu einem Teil Sämtliche Motive sind auf der Projekt­
Thema hat Granseuer einen künstleri­ des Körpers. seite www.humanobrid.de zu sehen.

Ohne Drohgebärde
n Animation. Egal, ob Lachs oder He­
ring – viele Fische, die tagtäglich auf
unseren Tellern landen, sind vom Aus­
sterben bedroht. Den wenigsten Men­
schen ist allerdings bekannt, welchen
Schaden ihr Fischkonsum anrichtet. Um
sie für das Thema zu sensibilisieren, hat
Katja Dylla, Absolventin der Hochschu­
le Niederrhein, den Infofilm »Overfi­
Katja Dylla will mit ihrem Kurzilm für das Thema »Overishing« sensibilisieren shing« entwickelt. »In den vergange­
≥ Mehr zum Thema ausbildung
unter www.page-online.de/
aus-den-hochschulen

Naturverbunden
n NABU-Initiative. Einen guten Grund, sich für den Artenschutz einzusetzen,
bietet uns Kathrin Corinna Böhm. Die Kommunikationsdesignstudentin der
Fachhochschule Aachen hat in ihrem Buch »Invasum« vierzig Tierarten alpha-
betisch aufgelistet und illustriert, deren Lebensraum der Mensch so verän-
dert hat, dass sie gewungen waren, sich an einem anderen Ort anzusiedeln.
Konzeptionell rückt Böhm dabei ungewöhnliche Geschichten wie die der
Nandus in den Fokus. Die aus Südamerika stammenden Laufvögel büxten in
Schleswig-Holstein aus ihrem Käfig aus und leben dort nun in freier Wildbahn.
Für die Illustrationen wählte die Gestalterin einen schlichten, naturgetreuen
Darstellungsstil. Mit Unterstützung des Ludwig Forums Aachen hat sie vier der
Tiermotive auf Stoffbeutel gedruckt und verkauft diese für rund 5 Euro pro
Tasche. Die gesamten Einnahmen kommen dem Naturschutzbund Aachen zugute.
Mehr von der Arbeit zu sehen gibt es auf www.kathrin-corinna-boehm.de .

nen Jahren hat die Fischindustrie eine ten Fakten auf den Punkt, ohne zu
derart aggressive Vorgehensweise an übertreiben. Jeder hat Gründe, wieso
den Tag gelegt, dass man von Massen­ er Fisch isst, das ist ihr bewusst. Es ge­
vernichtung sprechen kann«, sagt die he ihr weniger um Verzicht als um Ver­
Designerin. So sei der Bestand des stehen: »Der Zuschauer soll sich als
Thunfischs beispielsweise um 90 Pro­ Konsument wahrnehmen und verin­
zent zurückgegangen. nerlichen, dass er Auslöser einer Kau­
Um solche für den Zuschauer oft salkette ist, die nur er durch nachhalti­
unbequemen Sachverhalte zu kommu­ gen Konsum durchbrechen kann«, er­
nizieren, greift Katja Dylla auf äußerst klärt sie. Erste Schritte zu ökologische­
plastische Bilder zurück. Dabei bringt rem Fischgenuss zeigt sie in »Overi­
sie mit ihren cartoonartigen Stil die har­ shing« unter vimeo.com/31897544. nk
022 page 03.12
10.11

TITEL
page 03.12 023

Ideentransfer
Kreative Konzepte und Lösungen zu präsentieren ist jedes Mal ein kommunikativer
Balanceakt zwischen Inhalt und Rhetorik. Gestalter und Werber gewähren uns exklusive
Einblicke in ihre Strategien und Techniken für erfolgreiche Kundenpräsentationen
Illustration: Noma Bar
024 page 03.12 TITEL präsentation

≥ PAGE Online n Eine Londoner Agentur hatte zur Präsentation geladen. narien der Zielgruppenlebenswelten ebenso sein wie in­
Einige der vor- Vorab ließ sie den Kunden, die britische Bahn, eine gerau­ telligent durchdeklinierte Corporate Designs, Filme rund um
gestellten me Weile in einem schmuddeligen, unbequemen Büroraum das neue Produkt oder tiefschürfende Fragen zum Unter­
Präsentations- warten, bis das Bahn­Gremium so richtig verärgert war. Die nehmen. In jedem Fall gilt es, aufzuzeigen, dass die Ideen
projekte in- Reaktion der Agentur: »Jetzt wisst ihr, wie sich Reisen mit auch in der Realität funktionieren und mitreißen.
den Sie in voller euch anfühlen – das ist euer wahres Problem. Und nun kom­
Länge unter men wir zur Präsentation.« Anekdoten wie diese gibt es Wie stark ausgearbeitet ein Konzept in einer ersten, bei­
www.page- viele; vor allem aus den 80er­ und 90er­Jahren, der Hoch­ spielsweise einer Pitchpräsentation sein sollte, richtet sich
online.de/ zeit der Werbung. Heute ist Bombastisches, Freches und danach, wie strategisch die Aufgabenstellung und ob der
kundenprae lauthals Verkäuferisches bei Kundenpräsentationen weni­ Kunde bereit ist, selbst mitzuarbeiten. Wo es um einzelne
sentation/ ger gefragt – zumal die Verantwortlichen in den Unterneh­ kreative Ideen geht, etwa eine Kampagne oder einen Film,
PAGE_03_2012 men das ganze Spektrum der Werbetricks kennen –, ver­ ist es sinnvoll, weit entwickelte Entwürfe zu zeigen. Auf­
langt wird stattdessen eine stärker inhaltsgetriebene Kun­ traggeber zeitgemäßer Markenkommunikation oder digita­
denkommunikation, die den Auftraggeber ernst nimmt und ler Designs hingegen wollen von den Kreativen nicht zwangs­
den Nutzwert des kreativen Produkts im Auge behält. Dazu läuig mit möglichst fertigen Ergebnissen, sondern auch
trägt sicherlich auch bei, dass visuelle Kommunikation in­ schon mal mit offenen Fragen und Ideenansätzen konfron­
zwischen wesentlich anerkannter ist, sodass Agenturen im­ tiert werden, um zu innovativen, maßgeschneiderten Lösun­
mer seltener als reine Dekorateure, dafür mehr und mehr gen zu gelangen. Visuelles, etwa Layoutplatzhalter oder
als Partner auf Augenhöhe mit neuen und kreativen Pers­ grobe Skizzen, dienen hier als Instrument der Klärung von
pektiven geschätzt werden. Kundenbedürfnissen; Bilder sind dabei weniger Dekora­
Das bedeutet aber nicht, dass das Vorstellen kreativer tion als eine kompakte, emotionale Form der Information.
Produkte heute leicht ist. Denn noch immer wird erwartet, Besondere Regeln gelten später beim Schulterblick: Fi­
dass hübsche, junge Menschen auf unterhaltsame Weise nale Entwürfe bekommen Kunden möglichst nicht zu Ge­
Abwechslung in den nicht immer bunten Büroalltag brin­ sicht, um bei der Endpräsentation für Überraschung zu sor­
gen – ein Image, das sich die Kreativwirtschaft selbst zuzu­ gen. Manche Agenturen legen eine prägnante Auswahl und
schreiben hat. Darüber hinaus müssen Präsentationen – in simple Modelle ihrer kreativen Entwicklungen vor, um den
Zeiten zunehmend individualisierter Information, aufmerk­ Kunden nicht zu überfordern. Andere zeigen beim Schul­
samkeitsstarker Bilder und spannendem Storytelling in al­ terblick möglichst viel Masse. Dann ist durchaus gewünscht,
len Medien – speziisch auf den Kunden zugeschnitten sein dass der Kunde auch von den Gestaltern als eher unwichtig
und ihn mit narrativem Aufbau und pointierten Claims fes­ eingestufte Ansätze für sich entdecken kann. Hier geht es
seln. Außerdem führt der Konkurrenzdruck beim Pitchen weniger um eine stringente, pointierte Argumentation, son­
dazu, dass viele Agenturen eben doch möglichst opulente dern eher um ein lockeres Heimspiel im kreativen Chaos.
visuelle Ergebnisse präsentieren, denn Bilder wirken nun Bemerkenswert ist die Bedeutung, die Kreative der per­
einmal stärker als Worte. sönlichen Ebene in Präsentationen beimessen. Gefragt sind
Dabei gibt es so viele Präsentationsmöglichkeiten wie authentisches Auftreten und Empathie, um eine respekt­
kreative Ansätze. Viele Agenturen machen sich die Mühe, volle, aber durchaus fordernde Kommunikation auf Augen­
zu recherchieren, wer in welcher Position und mit welchem höhe zu ermöglichen. Dazu wird beispielsweise in die Vor­
Background vor ihnen sitzen wird, um sich individuell auf stellung der kreativen Teams investiert, die an den Jobs ar­
den Kunden einzustellen. Gemeinsam ist allen kreativen beiten; etwa mit eigenen Kurzilmen, die die Mitarbeiter
Sparten – ob Freelancer oder globale Agentur, ob Marken­ einführen. Auf diese Weise lässt sich eine menschliche Ebe­
kommunikation, klassische Werbung oder digitales Design –, ne schaffen und die individuelle Einsatzbereitschaft der
dass sie die konsistente Argumentation der Inhalte in emo­ Gestalter demonstrieren – denn das beste Argument, um
tionale Darstellungsformen und Dramaturgien verpacken Kunden zu überzeugen, ist noch immer Begeisterung für
müssen. Das können atmosphärische Moodcharts und Sze­ die kreative Arbeit. wl

Auftraggeber zeitgemäßer Markenkommunikation oder digitaler


Designs wollen mit offenen Fragen und Ideen konfrontiert werden,
um zu innovativen, maßgeschneiderten Lösungen zu gelangen.
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Humor auf Augenhöhe


Jäger & Jäger: Präsentation eines Event-Erscheinungsbilds für Nils Holger Moormann

n Die Überlinger Designagentur steht


für klassisches, poetisch­leises Design.
Daneben entwickelt sie seit Langem Das schräge
die fröhliche visuelle Kommunikation Szenario
für Nils Holger Moormann. Zur »Hölle des Stuhl-Ren-
von Aschau« – eines der sympathisch­ nens, Schritt
schrägen Events des Chiemgauer Mö­ für Schritt ab-
belproduzenten, in diesem Fall ein Ren­ strahiert,
nen mit dem motorisierten Moormann­ zeigt die Her-
Sessel Bookinist – entwarf Jäger & Jäger leitung des
das Corporate Design. In dem Präsen­ Logos in der
tations­PDF, das aufgrund der langjäh­ Präsentation
rigen Zusammenarbeit nur per E­Mail für Nils Holger
verschickt wurde, waren neben den Moormann –
Entwürfen ebenfalls Insider­Scherze übertrieben
eingebaut. Vor allem nahm die Agen­ detailliert, aber
tur Theoriegeschwurbel und Anglizis­ ziemlich lustig
men der Markenkommunikation aufs
Korn, indem etwa das Corporate De­ indet Vergnügen an dieser Art detail­ »Es ist vorteilhaft, das Gegenüber
sign zum Event großspurig und be­ verliebtem Humor, der auch im eigenen zu kennen und in seiner Sprache zu
wusst falsch als »CI« oder der impro­ Auftritt Platz hat. Das PDF­Dokument argumentieren – ein Technikvorstand
visierte »Rennstall« für die Möbelge­ zeigt die für die Präsentation eigentlich spricht eine andere Sprache als ein Mu­
fährte vor Ort in der Präsentation als unnötige, dramaturgisch aufgebaute siker«, so Regina Jäger, die Wert darauf
»Heritage« bezeichnet wurde. Herleitung: Wer den Bookinisten und legt, dass die Dramaturgie auf den Kun­
Einige Chart­Seiten Text in 6 Punkt die Idee kennt, der versteht das Logo den abgestimmt ist: »Präsentationen
mit viel luftiger Kommunikationstheo­ sofort. Aber gerade wenn es keinen müssen kurzweilig sein, Humor hat hier
rie und der scherzhaften Anweisung, Sinn macht, ist es im Fall von Online­ noch nie geschadet. Aber ein stringen­
den unlesbaren Text doch bitte wirk­ Präsentationen für Nils Holger Moor­ ter Argumentationsaufbau steht im
lich zu lesen, hätten die Zeit des Kun­ mann üblich, diese in eine längere Hand­ Vordergrund. Humor ist in einer Prä­
den strapazieren können – der aber lung zu verpacken. sentation kein Selbstzweck.«

Praxistipps von Regina Jäger


Haltung zum Entwurf beziehen
Nutzen deinieren. Was bringt meine Lösung dem
1 Kunden? Diese Frage sollte auf jeden Fall immer im
Vordergrund stehen.
Nicht verkaufen, sondern überzeugen. Wir versuchen,
2 trickfrei zu arbeiten, denn wir sehen uns nicht als Ver­
käufer einer Dienstleistung, sondern als Gestalter, die ihre
Ideen durchsetzen wollen, weil sie sie richtig inden.
Sich auf Kritik vorbereiten. Generell ist es wichtig, eine
3 Haltung zum eigenen Entwurf aufzubauen. Vor einer
Präsentation sollten mögliche Gegenfragen und Kritikpunkte
mit einem Dialogpartner durchgespielt werden, um Argu­
mente liefern zu können.
Verhandlungsgrenzen festlegen. Wo kann ich gestalte­
4 rische oder konzeptionelle Kompromisse eingehen?
An welcher Stelle ist es sinnvoll, auf meinem Standpunkt zu
beharren? Wer seine Grenzen vorab klärt, kann überzeugen­
der argumentieren.
Sich nicht festfahren. Es gibt nichts Schlimmeres, als in
5 einer Präsentation zu versuchen, etwas hinzudiskutie­
ren. Was nicht ist, ist eben nicht. Wenn ich in einer Präsenta­
tion zu oft »aber« sagen muss, habe ich etwas falsch gemacht.
026 page 03.12 TITEL präsentation

Fingerspitzengefühl
Stan Hema: Präsentation eines Konzepts für den Relaunch des DFJW-Auftritts

n Auf wenige klare Charts reduziert eben noch nicht genügend<«, berichtet
sind die schnörkellosen Kundenpräsen­ Andreas Weber, in der Geschäftsfüh­
tationen bei Stan Hema. Sehr klassisch rung für Kreation zuständig, selbstbe­
stellte die Berliner Agentur ihre Ideen wusst. »Erste Gestaltungsentwürfe kön­
für den Corporate­Design­Relaunch an­ nen als Prüfkriterium helfen, heraus­
lässlich des 50­jährigen Bestehens des zukristallisieren, was der Auftraggeber
Deutsch­Französischen Jugendwerks will.« Das Design wurde anschließend
vor: Vor einem binationalen Gremium komplett überarbeitet. Gefragt nach
präsentierten die Designer Grundla­ dem ausschlaggebenden Argument
gen mit Markt­ und Zielgruppenanaly­ für den Erfolg des Pitches, vermutet
se und Positionierung der Institution. Mathias Illgen, Geschäftsführer Stra­
Es ging um kulturelle Codes in Deutsch­ tegie: »Bei der Präsentation war ein
land und Frankreich sowie um die An­ interkultureller Berater dabei, der sich
sprüche der Adressaten, der Kinder und sowohl in der deutschen als auch in
Eltern ebenso wie der Lehrer und der der französischen Kultur bestens aus­
Politik. Es folgte Konzeptionelles zu den kennt.« Damit demonstrierte Stan He­
Ideen: Anhand typischer Marken (für ma, wie tief und ernsthaft man sich ins
Frankreich – etwa Renault und Oran­ Thema eingearbeitet hatte.
gina, für Deutschland Lufthansa und Dass sie vor Kurzem einen Natur­
VW) und der Gestaltung (Philippe Starck kosmetikhersteller bei einer Pitchprä­
auf der einen, Konstantin Grcic auf der sentation für sich gewinnen konnten,
anderen Seite) wurde die Zielpositio­ war auch ihrer persönlichen Begeiste­
nierung des Erscheinungsbildes auf rung für die Produkte geschuldet, glau­
den Punkt gebracht: »Die gut organi­ ben die Kreativen. Obwohl es dabei um lich entwurfslose Präsentationsansatz Mit Empathie
sierte Eleganz«, ein Bild dazu zeigte Verpackungsgestaltung ging, präsen­ dürfte allerdings nur dann funktionie­ überarbei-
die Deutsch­Französin Romy Schnei­ tierten sie kein einziges Design. Statt­ ren, wenn der Auftraggeber Marken­ tete Stan Hema
der. Daraus resultierten vier Gestal­ dessen aber viele Fragen zum Unter­ kommunikation nicht nur als Logoent­ das Logo des
tungsvorschläge – die jedoch abge­ nehmen, zu seiner Zukunft, zur Identi­ wicklung, sondern als Teil der Identität DFJW – das
lehnt wurden, weil sie dem DFJW zu ju­ tät und Vision – die den Kunden ohne versteht. Er muss in der Lage sein, sich Ergebnis kommt
gendlich erschienen. jeden Entwurf überzeugten. Die wich­ vorzustellen, dass aus dem abstrak­ schlichter,
Den Pitch gewann Stan Hema trotz­ tigste Voraussetzung für jede erfolg­ ten Konzept passende Designlösungen aber dennoch
dem – aufgrund der schlüssigen, glaub­ reiche Präsentation ist Empathie, so entstehen können. Und die Fragen der leichtfüßig
würdigen Herleitung. »Wir erklärten Mathias Illgen: »Eine Agentur muss die Kreativen müssen sehr präzise den und vielschich-
dem Kunden: >Wir kennen Ihre Marke richtigen Fragen stellen.« Dieser gänz­ Kern des Unternehmens berühren. tig daher

Praxistipps von Stan Hema


Balance zwischen
Atmosphäre und Inhalt
Partnerschaftlich denken. Verstehe eine
1 Präsentation nicht als Prüfung, sondern
als Gespräch. Dann kann ein Dialog auf Augen­
höhe entstehen.
Atmosphäre schaffen. Sorge für einen Raum,
2 in dem du dich wohlfühlst. Einmal haben
wir 5 von 20 Präsentationsminuten nur den chao­
tischen Raum aufgeräumt und uns dann mit
unseren Pappen im Schneidersitz zwischen die
Mitarbeiter des Auftraggebers gesetzt.
Reduzieren. Setze dich intensiv mit dem
3 Präsentationsthema auseinander, aber
präsentiere nicht dein vollständiges Wissen,
sondern fokussiere den Kern.
028 page 03.12 TITEL präsentation

Zukunft zeigen
Grimm Gallun Holtappels: Präsentationsberatung für Heinemann

n Als die Firma Heinemann sich um Auf dem Konzept von GGH basie­ fen­Store als naturgetreue Darstel­ Von der Konstruk-
einen der stark umworbenen Handels­ rend, produzierte Liga 01 einen Spot, lung vor dem Betrachter aufgebaut ist tionszeichnung
plätze im demnächst eröffneten Flug­ der einen Flug des animierten Heine­ und die Kamera in den Brandenbur­ über ein Architek-
hafen Berlin Brandenburg bewerben mann­Logos durch das noch unfertige ger Himmel abhebt. turmodell bis hin
wollte, suchte sie die Unterstützung Flughafengebäude zeigte – und das Diese visuelle Reise durch die Zu­ zur naturgetreuen
der Hamburger Agentur Grimm Gallun spielerisch und zugleich informativ: kunft des schwergewichtigen Projekts, 3-D-Animation –
Holtappels. Das Unternehmen tritt mit Zunächst führt die Kamera den Zu­ dargestellt als eine immersive Bewegt­ bei der Bewerbung
designafinen Shopkonzepten sowie schauer durch das Gebäude, darge­ bildanimation, sorgte in der Präsen­ um den Handels-
stimmiger Markenkommunikation auf. stellt als modellhafte 3­D­Zeichnung: tation vor Vertretern des Flughafens platz im neuen
für eine mitreißende Präsentation fehl­ vom Eingang über den Check­in bis in und der Politik für den erhofften Wow­ Berliner Flughafen
te aber die Leidenschaftlichkeit. Flori­ den Heinemann­Duty­free­Shop. Dort Effekt. Auch die Einbindung der Hei­ überzeugte die
an Grimm, Geschäftsführer von Grimm erscheint das Logo, bei dessen Segel­ nemann­Geschäftsführung in die Mo­ seriöse Handels-
Gallun Holtappels, berichtet: »Wir reg­ lug durch das Geschäft erwacht das dellansichten des Shops – als Zeichen irma Heinemann
ten die Produktion eines emotionali­ bislang weiße, abstrahierte Architek­ für den Einsatz der Handelsirma – durch einen
sierenden Films an, der über einen rei­ turmodell mit Farbe und Kontur schließ­ dürfte mit zum Erfolg der Bewerbung schick realisierten
nen Imageilm hinausgehen sollte.« lich zum Leben – bis der noble Flugha­ beigetragen haben. Blick in die Zukunft

Praxistipps von Florian Grimm


Einen ebenbürtigen Dialog suchen
Gelassenheit üben. Innerer Druck strahlt auf den Kunden
1 ab: Je verkäuferischer eine Präsentation wirkt, desto
eher entsteht auf Kundenseite eine ablehnende Haltung.
Gespräche im Vorfeld einfordern. Wir versuchen generell,
2 uns die Erlaubnis zu einem intensiven Kontakt im Vor­
feld einer Präsentation einzuholen, um die Kundenbedürfnisse
präzisieren zu können
Niemals anbiedern. Der Kunde sollte seine Welt in deiner
3 Präsentation zwar wiedererkennen, aber auch sehen,
mit wem er es zu tun hat. Also nicht unbedingt im Ingenieurskit­
tel vor dem Automobilhersteller präsentieren – in der Folge
fühlt es sich auch nicht gut an, sollte man den Pitch verlieren.
Arroganz vermeiden. Erkläre dem Kunden niemals sein
4 Geschäft, sondern konzentriere dich auf die schlüssige
Argumentation der eigenen Ansätze.
Kunden fordern. Genau hinhören, auch mal widersprechen –
5 Auftraggeber wollen zunehmend herausgefordert werden.
030 page 03.12 TITEL präsentation

»Je innovativer ein Design-


produkt, desto wichtiger
die konzeptionelle Herleitung«
Marco Schnös, Geschäftsführer der digital orientierten Kommunikationsdesignagentur
Die Krieger des Lichts in Nürnberg und Berlin über das selbst entwickelte Online-Präsentationstool,
über Dramaturgie, unsichtbare Technik und einen intensiven Dialog in Kundenpräsentationen

Deinitiv – denn das strategische Herangehen hilft dabei,


das eigene Konzept zu verkaufen. Diese Brücke zu entwi­
ckeln verstehen wir als zunehmend wichtige Aufgabe von
Kreativagenturen. Die Kunden wenden sich ja oftmals des­
wegen an uns, weil wir bekannt dafür sind, den Speer weit
zu werfen – aber jeder Auftraggeber will das kreativste Er­
gebnis verstehen, sonst wird er sich aus Unsicherheit nicht
für eine innovative Lösung entscheiden. Es gibt schließlich
viele richtige Lösungen.
Mit welchen Methoden gewinnt ihr Kunden für eure
Konzepte?
Es ist wichtig, schon frühzeitig auf die Relevanz des Pro­
dukts für den Kunden hinzuweisen. Außerdem geben wir
uns als digital orientierte Agentur Mühe, schon mit der Wahl
der Präsentationsform zu demonstrieren, dass wir digitale
Medien beherrschen.
Wie hat sich das Präsentieren in den letzten Jahren
verändert?
Das klassische Verhältnis vom Auftraggeber zur Agentur als
Dienstleister gibt es immer weniger, stattdessen geht es
zunehmend um Coworkingprozesse, in denen die Mitarbeit
des Kunden gefragt ist – wobei ja auch unser Tool nützt. Zu­
Ihr habt ein eigenes Präsentationstool entwickelt. Wie dem schätzt er es, Einblicke in unsere Arbeitsabläufe zu er­
kam es dazu? halten. Das unterstützt neben besseren Projektergebnis­
Marco Schnös: Kunden arbeiten gern mit PowerPoint oder sen zudem das Bewusstsein für den Wert unserer Arbeit.
Keynote, während Kreative lieber mit InDesign gestalten. Wie ausgearbeitet sind eure Entwürfe bei einer ersten
Ursprünglich haben wir dieses Online­Tool für einen unse­ Präsentation?
rer Kunden entwickelt. Damit ist es möglich, dass auch Kun­ Das ist letztlich immer eine Haltungsfrage, aber wir stellen
denberater CI­gerecht an den Präsentationen mitwirken. fest, dass Kunden es schätzen, am Prozess beteiligt zu sein;
Ich pendle zwischen Nürnberg und Berlin – so kann ich mit wenn wir also zunächst unsere Ideen präsentieren und die
Kollegen und Kunden gemeinsam von überall aus über ei­ Entwürfe noch nicht so ausgearbeitet sind, denn dann be­
nen Browser daran arbeiten, ohne gleich alles ausdrucken steht mehr Handlungsspielraum auf ihrer Seite. Zudem un­
und Updates versenden zu müssen. Und ich kann mich auf terstreicht diese prozesshafte Arbeitsweise effektives und
die Dramaturgie konzentrieren die, unabhängig von der kostenoptimiertes Arbeiten.
Technik, sehr wichtig ist. Wie ausgefeilt müssen Mockups und digitale Modelle sein?
Was gilt es bei der Dramaturgie einer Kundenpräsentation Kann der Kunde damit umgehen?
unbedingt zu beachten? Ja, aber sie sollten einfach sein. Es geht schon immer um den
Lange Zeit haben wir den Fehler gemacht, uns zu sehr auf Effekt, aber Technik sollte möglichst unsichtbar sein, um den
die Präsentation der Kreativlösung zu konzentrieren. Doch Kunden nicht damit zu belasten.
wenn diese dem Kunden nicht logisch erläutert wird, stößt Überfordert so viel Eigeninitiative nicht?
sie erfahrungsgemäß seltener auf Zustimmung. Je innova­ Im Gegenteil. Die meisten Auftraggeber möchten in den
tiver ein Designprodukt, desto wichtiger ist die konzeptio­ Arbeitsprozess einbezogen werden und gemeinsam mit uns
nelle Herleitung mit einer gut strukturierten und schlüssi­ kleine Schritte gehen – denn dann können sie nach ihren
gen Argumentationskette. Wünschen lexibel eingreifen. Kundenpräsentationen ge­
Ist die Erfolgsquote bei Pitches höher, seit ihr euch stärker raten so immer weniger zum kreativen Powwow, sondern
um die Präsentationsstrategie kümmert? zum kollaborativen Prozess.
page 03.12 031

Die Agentur Krieger des Lichts hat ein Tool entwickelt, mit dem sich Präsentationen im Browser ortsunabhängig erstellen und handhaben lassen –
CI-gerecht und mit schlüssiger Dramaturgie. Die Präsentations-PDFs sind wahlweise digital und interaktiv oder lassen sich ausdrucken

Praxistipps von Marco Schnös


Klassische Dramaturgie aufbauen
Intro. Zeige dem Kunden, dass du die Aufgabe
1 verstanden hast. Dramatisiere die Aufgabe und
wirf Fragestellungen auf, die du später als Lösung
präsentierst. Beachte persönliche Beindlichkeiten
des Kunden und hole ihn an dieser Stelle ab.
Herleitung. Konzentriere dich auf eine einfache
2 und nachvollziehbare Argumentation. Verfol­
ge eine Beweisführung, die eine oder auch mehrere
logische Lösungen für die Aufgabe darstellt
Lösung. Präsentiere konkrete Lösungsvorschläge,
3 die auf die Aufgabenstellung eingehen. Unterstütze
deine Argumente und Ansätze mit entsprechenden
Mitteln, die helfen, deine Lösung zu emotionalisieren.
Versuche nicht, dem Kunden alles recht zu machen.
032 page 03.12 TITEL präsentation

»Bilder überzeugen schneller


als Worte. Das ist
aber auch gefährlich«
Susanne Lüchtrath von der Kölner Motiondesignagentur Feedmee über Kundenpräsentationen, in denen
noch nicht realisierte Filmgeschichten zum Leben erweckt werden müssen

charakter, einem Fantasiewesen dokumentierte, den wir aus


Pappe gebaut und zur Präsentation nach Philadelphia im Flie­
ger mitgenommen hatten (siehe PAGE 11.09, Seite 48 ff.).
Für das Redesign des Hessischen Rundfunks wiederum ha­
ben wir in der ersten Präsentation einen kurzen, humorvol­
len Film gezeigt, der Menschen zu ihrer Region befragt. So
etwas demonstriert, dass und wie genau unser jeweiliger
Ansatz tatsächlich funktioniert.
Wie gelangt eine völlig abstrakte Story-Idee in die
Köpfe der Kunden?
Sie muss so grifig sein, dass sie sich in wenigen Worten er­
klären lässt, am allerbesten zusätzlich mit einem knackigen
Claim. Wichtig sind gute Bilder, die für sich sprechen. Und
wir produzieren frühzeitig unwahrscheinlich viele Layout­
Movies, die Ideen visuell transportieren. Manchmal tanzen
oder singen wir unsere Ideen auch dem Kunden vor, um
unsere Layouts zum Leben zu erwecken und etwa eine
Choreograie zu vermitteln.
Wie konkret ausgearbeitet müssen Ideen in einer ersten
Präsentation sein?
So präzise ausgearbeitet wie möglich, Abstraktion ist im
Filmbereich nicht mehr gefragt. Die Kunden sind verwöhnt,
weil die Agenturen alles geben, um Pitches am umkämpf­
ten Markt zu gewinnen. Bilder überzeugen eben schneller
Wie baut ihr eure Präsentationen auf? als Worte. Das ist aber auch gefährlich: Wenn eine sehr gu­
Susanne Lüchtrath: Wir versuchen, unsere Präsentatio­ te, aber noch skizzenhafte Idee neben einem komplett ani­
nen einerseits im Stil des jeweiligen Motiondesigns und mierten Film präsentiert wird, dann gewinnt im Zweifelsfall
auch strukturell ähnlich wie die zu verilmenden Geschich­ wahrscheinlich Letzterer, auch wenn die Geschichte an sich
ten aufzubauen. weniger stimmig ist.
Wie läuft das ab? Dein Präsentationstipp für unsere Leser?
Bei Präsentationen vor Ort erklären wir das Konzept in kur­ Immer authentisch bleiben. Bei der Kleiderwahl gilt es aller­
zen Worten, kommen dann schnell zu den erklärenden Bil­ dings, die richtige Balance zu inden: Einmal stand ich vor
dern und demonstrieren im Anschluss daran, selbst wenn dem Programmleiter eines öffentlich­rechtlichen Senders
das nicht angefragt ist, dass unsere Designs zum Beispiel im Kostüm, unter dem ich aber ein T­Shirt und ein pinkfar­
auf Merchandising­Produkten funktionieren. Am Ende gibt benes Neckholder­Hemd trug. Anschließend wurde ich von
es oftmals einen zusammenfassenden Film, der unsere Aus­ der Marketingchein gebeten, beim nächsten Mal eine Blu­
einandersetzung mit dem Thema vermittelt. Onlinepräsen­ se zu tragen – der Programmleiter habe sich während der
tationen sind viel textlastiger – live lassen sich Ideen ein­ Präsentation ständig gefragt, ob ich einen Bikini unter dem
fach besser verkaufen. T­Shirt trage und ob das angesagt sei.
Welche Methoden und Mittel wirken bei Kundenpräsenta- Bei einem Mann wäre die Kleidungsfrage sicher nicht so
tionen eurer Erfahrung nach besonders überzeugend? präsent gewesen.
Filme kommen als emotionalisierendes Medium immer gut Kommt drauf an – die kurzen Hosen meines Kollegen rufen
an. Bei dem Pitch um ein Design für einen US­Kindersender auch schon mal Stirnrunzeln hervor. Aber in diesem Fall
produzierten wir einen Film, der unsere Reise mit dem Haupt­ hätte ich auch bei meinem Alltagsstil bleiben können.
page 03.12 033

Stufenweise Konkretisierung
Feedmee: Präsentation eines Musikvideos für Disney Channel

n Disney Channel beauftragte Feed­ hausen­Story – nicht als Comic­Strip, steht, zahlreiche Personen einen ab­ Das inale
mee mit der Entwicklung eines freien sondern mit realen Menschen in Stopp­ strakten roten Quader hinterher. Entenhausen-
Musikvideos zum Thema Entenhausen. trick realisiert. Nachdem Disney Channel beides Video (unten
Wie die Story mit typischem Feedmee­
Humor Gestalt annimmt, zeigen die 2 Einen guten Monat später folgte
dann der erste Layoutilm, in dem
3 freigegeben hatte, entstand im
nächsten Schritt das Storyboard, in
rechts) soll
um Ostern im
Präsentationen mit Fotos, Zeichnun­ die Idee, unter anderem mit Susanne dem Feedmee Geschichte, Filmlänge, Disney Chan-
gen, Collagen, Text und Film. Lüchtrath als Darstellerin in der Köl­ sowie Umsetzung und Materialien ver­ nel ausge-
In dem PDF­Dokument, das per ner Agenturumgebung, erstmals mit feinerte. Der beschreibende Text zu strahlt werden
1 E­Mail an den Kunden versendet
wurde, stellte Feedmee fünf Umset­
Bewegtbild visualisiert wurde. Mit Text
und Collagen konkretisierte eine wei­
den skizzenhaften Bildern bedient sich
leichtfüßig der Perspektive der Men­
zungsideen mit skizzenartigen Bildern tere PDF­Datei das Konzept. Dabei ja­ schen, die im Film dem Quader hinter­
und Text vor. Auch für die Ideenlayouts gen in dem für den Film realisierten herlaufen. Das ist für den Kunden
steht das Feedmee­Team Modell. Die Rap, dessen Text aus aneinanderge­ nicht nur recht unterhaltsam, sondern
Gewinner­Idee ist eine rasante Enten­ reihten Comic­Onomatopoetika be­ involviert ihn sofort emotional. wl
034 PAGE 03.12

KREATION

Bewegt euch
Gab die Musikszene bislang den Ton an, wenn es darum ging, interaktive Bewegtbild-
projekte zu launchen, ziehen jetzt Werbeagenturen und Filmproduktionen nach. PAGE stellt
innovative Konzepte aus dem Bereich Interactive Storytelling vor
PAGE 03.12 035

n Es ist die Suche nach dem heiligen Impulsgeber und innovativster Kopf Früher tanzten wir zu MTVs Musikvideos vor
Gral, und viele sind ausgezogen, ihn zu im Bereich Interactive Storytelling ist dem Fernseher. Heute tanzt die Band
inden. App-Entwickler, Webdesigner, der kanadische Regisseur Vincent Mo- Arcade Fire zu unseren Bewegungen: Einfach
Filmproduktionen, Regisseure – sie al- risset. Mit dem Webvideo »Neon Bible« das interaktive Webvideo »Sprawl II« auf-
le forschen nach dem besten Weg, für die Indie-Band Arcade Fire schaff- rufen, Webcam einschalten und los geht es
Filminhalte interaktiv zu gestalten, die te er 2004 das, was andere bis dahin
Welt der linearen Bewegtbilder aufzu- vergeblich versucht hatten. Er führte ≥ PAGE Online
brechen und durch andere Erzählfor- der Musikbranche vor Augen, dass das Die erwähnten Projekte sowie
men zu ergänzen. Sie wollen das Me- klassische TV-Genre im Netz fortleben weiterführende Links inden
dium Film dem digitalen Zeitalter ge- kann – und das nicht nur auf Plattfor- Sie unter www.page-online.de/
mäß deinieren. men wie YouTube, sondern auch in bewegt-euch
036 PAGE 03.12 KREATION Interaktives Storytelling

Form einer Website wie http://beon


lineb.com. Wer die Seite aufruft, wird
vom Arcade-Frontman Win Butler be-
grüßt. Er tritt dabei nicht komplett in
Erscheinung, nur sein Gesicht und sei-
ne Hände heben sich in Grautönen vor
dem schwarzen Hintergrund ab. So-
bald der Track startet und Butler zu sin-
gen beginnt, kann der User simple Ef-
fekte mit der Maus auslösen. Kopf und
Hände des Sängers reagieren auf Klicks
und Mouse-over, der User kann ihn so
wie im Puppentheater dirigieren, klei-
ne Lichter mit der Hand fangen oder
Karten aufdecken lassen – dies alles im
Einklang mit dem Gesang Butlers. Als Medien-Hybrid lässt sich die
»Neon Bible« ist ganz schlicht ge- App »Numberlys« am besten beschrei-
halten. Doch gerade der Fokus auf das ben: Angelegt ist sie wie ein Buch.
einfache, reibungslose Zusammenspiel Die einzelnen Kapitel bestehen aber
von Musik, Bild und Interaktion erlaubt aus kleinen Games, die von kurzen
es dem User abzutauchen, sich wie frü- Filmen eingeleitet werden
her von MTVs poppigen Musikvideos
nun von der Seite ganz absorbieren zu
lassen. Der Zuschauer soll vergessen,
welche Technik und welches Medium ten nicht überlädt, sondern die Inter- Stoppt er, stockt das Videobild und
er gerade nutzt, das hatte sich Vincent aktionspunkte minimalistisch setzt, im- zuckt ähnlich einem animierten GIF im
Morisset zum Ziel gesetzt und ist die- mer passend zur Musik. Statt wilder Takt der Musik. Wem das interaktive
sem Ansatz auch in späteren Projekte Klickarien um der Effekte willen möch- Format zu anstrengend ist, der kann
treu geblieben: Er entwickelte diverse te er den Besucher dazu bewegen, sich den Clip auch traditionell abspielen.
Seiten für Arcade Fire, unter anderem auf das Gezeigte einzulassen. Morisset ist überzeugt, dass das
war er am vielfach prämierten Google- Obwohl die Technik nicht im Vorder- klassische Musikvideo durch Projekte,
Chrome-Videoprojekt »The Wilderness grund stehen soll, ist sie elementar für wie er sie umsetzt, nicht obsolet wird.
Downtown« (siehe PAGE 12.10, Seite 86) die Projekte des Kanadiers. Mit jedem Das Web biete nur viele Möglichkeiten,
beteiligt, gestaltete eine Album-Micro- greift er Innovationen auf, so auch in das Genre anders zu denken und mit
site für die französische Sängerin Émilie seiner jüngsten Arbeit für Arcade Fire: seinen Parametern zu spielen. Darum
Simon (http://emiliesimonmusic.com/ »Sprawl II« (siehe Seite 34 f.). Mausklicks versteht er sich primär als Regisseur
the-big-machine) sowie mit »Bla Bla« hat er diesmal abgeschafft, stattdes- und Geschichtenerzähler, der nur auf
einen Webilm über menschliche Kom- sen kommen Webcam und Camera-De- digitale Technologien zurückgreift, um
munikation (siehe PAGE 08.11, Seite 80). tection-Technologie zum Einsatz. Der neue Formen für seine Storys zu su-
Website-Gast soll das Video mit vollem chen. Wie er seine Websitekonzepte
Ich will einfach etwas Schönes, etwas Körpereinsatz erleben. Erst wenn er entwickelt? »Ich experimentiere viel,
Lustiges entwickeln und relevante Pro- selbst vor der Webcam eine Tanzper- versuche Unfälle zu provozieren und
jekte umsetzen, die den Computer als formance hinlegt, sieht er, wie Sänge- wenn sie Spaß machen, baue ich da-
Medium diskutieren. Dabei versuche rin Régine Chassagne und ihre Band rauf auf. Oft weiß ich nicht genau, was
ich, neue Wege der Narration zu ent- durch eine Vorstadtkulisse tanzen. Sei- ich gerade mache. Ich arbeite intuitiv
decken. Es ist vielleicht nicht sonderlich ne Bewegungen beeinlussen direkt die und bleibe offen, selbst im Prozess des
originell, aber was mich antreibt, ist der Abspielgeschwindigkeit des Films: Je Experimentierens«, so Morisset.
Wunsch, Emotionen zu wecken und stärker der User sich vor der Kamera des
Geschichten zu erzählen«, sagt Vincent Rechners bewegt, desto rascher lau- Digitale Medien verlocken, provozie-
Morisset. Er selbst versteht sich als fen die Bilder ab, wird die Choreograie ren förmlich ein hybrides Erzählkon-
»webfriendly director«, der seine Sei- der Tänzer sichtbar und verändert sich. zept, in dem die verschiedenen Me-
038 PAGE 03.12 KREATION Interaktives Storytelling

Minutenschnell
von Gletscher-
höhlen ins Neon
Museum von Las
Vegas reisen:
Das Webvideo
»Off the Grid«
macht es möglich

dien zu einem besseren, spannen- dio zunächst als klassisches Buch ent- tion nichts zur Geschichte beiträgt,
deren Format verschmelzen. Meister wickelte, dann zusätzlich als Kurzilm setzen wir sie auch nicht ein«, erläu-
dieses intermedialen Erzählens sind umsetzen wollte. Erst als Apple das tert Brandon Oldenburg ihr Prinzip.
Moonbot Studios in Shreveport, Loui- iPad ankündigte, beschloss Moonbot
siana. »Wenn man über Interactive eine App zu produzieren und in ihr die In »Numberlys«, ihrer neuen App (sie-
Storytelling spricht, macht es heutzu- beiden Formate zusammenzuführen. he Seite 36), hat Moonbot eine weitere,
tage überhaupt keinen Sinn mehr, zwi- »Die Buchvorlage hatten wir bereits, an sich schon interaktive Erzählform
schen geschriebenen Worten, Anima- wir benötigten deswegen nur noch ei- miteingebracht: das Game. Wie »Mr.
tion, Internet, Gaming und Movies hin- nige interaktive Ideen. Die kamen uns Lessmore« ist »Numberlys« als ein in-
und herzuspringen und bloß jeweils allerdings ganz natürlich durch die Ar- teraktives E-Book angelegt, dessen
eines dieser Medien einzusetzen«, ist beit an dem Kurzilm. Wir mussten uns Geschichte durch liebevoll animierte
Brandon Oldenburg, Creative Partner lediglich fragen, wie wir beides am bes- Kurzilme und kleine Interaktionsmög-
bei Moonbot überzeugt. »Auf Tablets ten verknüpfen, um die Geschichte zu lichkeiten lebendig wird. Gleichzeitig
und Smartphones koexistieren sie in erzählen. Auch wenn es noch so viele geben sie der App eine cineastische
einer gemeinsamen Welt. Hier gibt es tolle Möglichkeiten gibt, etwas inter- Ästhetik. Was »Numberlys« aber von ih-
auch keiner Knöpfe, Kabel oder Mäu- aktiv zu gestalten, wenn eine Interak- ren berühmten Vorgänger unterschei-
se, die uns im Weg stehen. Vom 2-Jäh-
rigen bis zum 92 Jahre alten Großvater
können alle ein iPhone oder iPad nut-
zen, ohne Angst und Konfusion. Es
funktioniert alles vollkommen intuitiv
und ein schöner Nebeneffekt dabei
ist, dass sie uns ein weltweites Publi-
kum eröffnen.«
Einen Namen machte sich Moonbot
mit dem iPad-Buch »The Fantastic Fly-
ing Books of Mr. Morris Lessmore« (sie-
he PAGE 02.12, Seite 56), das das Stu-
PAGE 03.12 039

det, ist ihre dritte Interaktionsebene. den. »Weniger ist mehr« gilt auch in sondere Orte, vor allem in der Natur,
Der Nutzer muss insgesamt 18 Mini- diesem Fall. Der Fokus liegt auf der at- die den Zuschauer zum Staunen brin-
games meistern, um zu erfahren, wie mosphärischen Bildwelt, die den sanf- gen sollten.
die Geschichte endet. ten Klang der Musik unterstreicht. Die Während das Outdoorteam um Re-
In visueller Hinsicht haben sich die Animationen und Interaktionen lassen gisseur Michael Geoghegan mit Eis,
Designer am Stil von Stummilmen, al- die Geschichte nur einen Tick lebendi- Wasser und niedrigen Decken zu kämp-
len voran »Metropolis«, und Künstlern ger werden, erhöhen deren emotiona- fen hatte, stand die Postproduktion
des deutschen Expressionismus orien- len Sog und beziehen den User mit ein, vor einem ganz anderen Problem. Sie
tiert sowie an der Vintage Comedy der ohne ihn durch zu viel technische Gim- musste die Bilder mit dem Sound per-
Marx Brothers. »Wir erzählen die Ge- micks von der Musik abzulenken. fekt zusammenbringen und Interakti-
schichte von der Erindung des Alpha- onspunkte setzen: »Im Gegensatz zu
bets in einer Art ›Fritz Lang für Kin- Einen interaktiven Bilderrausch er- linearen Filmen hängt die Länge der
der‹-Film«, bringt es Oldenburg auf den lebt der Zuschauer bei »Off the Grid« Musik und der Soundeffekte davon
Punkt. Dafür versetzt Moonbot die Nut- (siehe linke Seite oben), einem inter- ab, wie der User mit dem Clip intera-
zer in eine Welt, deren Charaktere le- aktiven Clip, der sich im YouTube-Chan- giert. Wir mussten herausinden, wann
diglich Zahlen kennen, keine Buchsta- nel von Honda abrufen lässt. Als virtu- ein Sound-Loop nötig ist und an wel-
ben. Fünf Freunde ziehen aus, um die eller Reisender erkundet er hier fan- chem Punkt ein anderer Track gespielt
Welt mit Lettern zu füllen. Bei diesem tastische Orte wie etwa den Antelope werden muss«, erläutert Lisa Jelliffe,
Abenteuer muss der Zuschauer sie un- Canyon, eine für ihre eindrucksvolle die zusammen mit Kirsten Rutherford
terstützen und sukzessive alle Buch- Farbigkeit berühmte Felsschlucht in für die Kreation des Clips bei W+K ver-
staben des Alphabets mit ihnen zu- Arizona oder das Neon Museum in Las antwortlich war.
sammentragen. Es ist eine sehr schöne Vegas, das alte Neonschilder und Skur- Was eine interaktive Erfahrung be-
Form, das Alphabet spielerisch ken- rilitäten der Casinowelt zeigt. Die in- sonders mache, ist ihre Nähe zum Ech-
nenzulernen, aber eben auch eine, die teraktive Expedition ist dabei so ange- ten, zum realen Leben, sind Lisa Jelliffe
in dieser Form nur auf Smartphones legt, als würde der User tatsächlich die- und Kirsten Rutherford überzeugt. So
und Tablets funktionieren kann. se Räume durchqueren. Ähnlich wie in haben sie versucht, mit »Off the Grid«
Weniger bekannt, aber gleicherma- Google Street View lassen sich hier ein Video zu entwickeln, dass die Sin-
ßen zauberhaft wie »Mr. Lessmore« Blick- und Bewegungsrichtung über ne so intensiv wie möglich anspricht
und »Numberlys« ist die Musikvideo- die Pfeiltasten der Tastatur oder per und immer wieder überraschende Ele-
App »Bullseye«, die Moonboot für die Maus steuern und so der Raum in ei- mente für den User bereithält. Die Men-
Band Polyphonic Spree (siehe Seite 40) ner 360-Grad-Ansicht entdecken. Ge- schen sollen vergessen, dass sie auf ei-
entwickelt hat. Wie bei Vincent Moris- langt der User jedoch an einen festge- nen Bildschirm starren«, so Rutherford.
sets Webvideos ist das Interaktionsan- legten Interaktionspunkt, wird er oh- »Die besten interaktiven Erlebnisse
gebot ausgesprochen simpel gehalten. ne weitere Aufforderung automatisch sind doch die, die simpel gehalten sind, Herr der Welten:
Das Video startet mit dem Öffnen der in die nächste Welt portiert. auch wenn die Technologie dahinter In der iPad-
App. Der Song beginnt allerdings erst, Entwickelt hat den Honda-Civic-Pro- womöglich extrem komplex ist.« App »Touching
wenn der User eine Tür für den Haupt- motionclip Wieden + Kennedy London. Stories« kann
charakter, ein grün leuchtendes blu- Die zugrundeliegende Idee ist einfach: Er will klicken, touchen, jederzeit ein- der User Einluss
menartiges Wesen, aufmacht. Danach Bei der Entwicklung des Modells hatte greifen können. Im Gegensatz zu ande- auf die Handlung
begleitet er den Protagonisten bei sei- das Honda-Designteam vor, noch ein- ren Interactive-Experten fordert Dustin nehmen. Unter
nem Weg durch eine blaue Welt und mal bei null anzufangen. Dieses Gefühl, Callif, Executive Producer Digital bei anderem spielt
entdeckt mit ihm deren Planzen und neue, unbekannte Wege zu beschrei- Tool of North America, einer der ange- er dem Paar
Tiere, die durch eine Berührung mit ten, wollte W+K mit dem Clip einfan- sagtesten Filmproduktionen in Los An- »Sarah und Jerry«
dem Finger aufblühen oder größer wer- gen. Dafür wählten die Kreativen be- geles, die permanente Userinkter- übel mit
040 PAGE 03.12 KREATION Interaktives Storytelling

Foto: Cherrytree Records (US), Polydor LTD (UK), 2011


Rasanter Flug
durch bunte
Diskokugelwelt:
Tool of North
America hat für
Sängerin Ellie
Goulding ein
interaktives
Webvideo ent-
wickelt, das auf
WebGL basiert

aktion. »Die Herausforderung im In- großartigen Ideen beginnen können. Layer gelegt ist. Berührt der User einen
teractive Storytelling besteht im Spa- Ich sehe das anders. Um spannende Interaktionspunkt im Film, wird auto-
gat zwischen einer freien, lüssigen Er- Interactive-Storytelling-Ideen zu ent- matisch einer von verschiedenen Hand-
zählung, dem Anspruch, dem Nutzer wickeln, brauchen wir erst eine Tech- lungssträngen eingeleitet. Die vollstän-
konstant Interaktionsmöglichkeiten zu nologie wie das iPad, die uns inspi- dige Kontrolle erhält der User aber
bieten und dabei nicht die Kontrolle riert, Geschichten anders zu erzählen«, nicht über den Plot. Er ist eher ein
über die Entwicklung der Geschichte so Dustin Callif. Als das Apple-Tablet heimlicher Beobachter, der ähnlich
zu verlieren«, erklärt Callif. Seit rund gelauncht wurde, nahm Tool das zum der »Truman Show«-Idee die Rahmen-
13 Jahren beschäftigt er sich mit der Anlass, die Regisseure Erich Joiner, Ja- bedingungen verändern kann, um zu
Frage, wie der User mit Videocontent son Zada, Sean Ehringer, Geordie Ste- beobachten, was passiert. Auch wenn
interagieren kann. Er hat Onlinevideos phens und Tom Routson mit Bewegt- die Videos noch etwas ruckelig laufen
entwickelt, die es dem User erlauben, bildinhalten fürs iPad experimentie- und die Bedienung nicht immer ein-
auf den Star zu klicken und dessen ren zu lassen. Sie produzierten vier in- fach ist, der Ansatz von Tool ist inte-
Outit direkt zu bestellen sowie an ers- teraktive Kurzilme. ressant und wegweisend.
ten Webisodes. Das Produktionsteam der Zukunft,
Bei Tool arbeitet Dustin Callif nun In »Sarah and Jerry«, dem Beitrag von davon ist Dustin Callif überzeugt, be-
an interaktiven Filmkonzepten und mit Sean Ehringer (siehe Seite 39), über- steht aus einem Regisseur für die Live-
seinem Team eine der interessantes- nimmt der User die Kontrolle über das Aufnahmen, der die visuelle Inszenie-
ten Video-Apps herausgebracht: »Tou- Leben der beiden Protagonisten. Zum rung verantwortet, und einen Interac-
ching Stories«. »Viele sind überzeugt, Start des Films wird er direkt in deren tive-Regisseur, einen Technikspezialis-
dass großartige Projekte nur mit einer Wohnzimmer versetzt, um dort sein ten, der weiß, wie man die Geschichte
Unwesen zu treiben. Wie er das tun interaktiv am besten erzählt. Tool selbst
Eine niedliche
kann, muss er allerdings selbst he- hat bereits beide Arten von Regisseu-
Musik-App hat
rausinden. Schüttelt er das Wohnzim- ren unter Vertrag. »Obwohl die Inter-
Moonbot-Studio
mer, bringt er das ganze Haus zum Wa- active-Community immer größer und
für The Poly-
ckeln. Dreht er das iPad nach rechts, innovativer wird, gibt es bisher noch
phonic Sphere
erscheint ein Pony, kippt er es nach kein überzeugendes Konzept, wie man
gestaltet. Hier
links, taucht ein Inder in skurrilen Kos- Geschichten interaktiv am besten er-
kann der User
tümen auf. Das Spiel kann der Nutzer zählt. Insofern sind wir alle auf der Jagd
per Fingertipp
so lange treiben, bis Jerry merkt, das nach dem Heiligen Gral, warten auf die
die Welt um den
ihr Leben fremdgesteuert ist, und das perfekte Technologie, die uns interak-
knuddeligen Cha-
iPad mit dem Golfschläger attackiert. tives Erzählen problemlos erlaubt. Bis
rakter beleben
Dieser iPad-Film ist dem Medium dahin experimentieren wir weiter«, so
entsprechend am konsequentesten zu Dustin Callif. Vielversprechend seien
Ende gedacht. Während die anderen Technologien wie Kinect oder WebGL,
Beiträge immer wieder Hinweise ge- das es ermöglichen, in Browsern Real-
ben, was der User tun muss, und er time-3-D-Graiken zu integrieren. Mit
auch aus einem Menü wählen kann, WebGL hat Tool bereits in Form eines
welche Variante der Szene er sehen Website-Videos für Ellie Goulding ge-
möchte, verzichtet Ehringer auf diese arbeitet. Unter lights.elliegoulding.com
Game-Komponenten und fordert den liegt der User zur Musik durch ein 3-D-
User auf, intuitiv vorzugehen. Tech- Universum bunter Lichtkugeln (siehe
nisch gesehen basieren die vier Filme oben). So schön dieses Konzept auch
auf einem ähnlichen Konzept: Sie be- ist, es stellt nur eine weitere Spielerei,
stehen aus aneinandergereihten Film- das gibt Callif zu. Echte Geschichten fol-
sequenzen, über die ein interaktiver gen hoffentlich bald. nk
042 PAGE 03.12 KREATION Abstrakt vs. Gegenständlich

Unikat statt Uniform


n Kein Zweifel, hier geht es um Haa­ Firma eigentlich befasst oder zu wel­ nend das gleiche visuelle Vokabular
re. Auch wenn kein einziges Haar ge­ cher Branche sie gehört. Längst ha­ zirkuliert und noch weniger als je zu­
zeichnet ist, sondern im Gegenteil: ei­ ben wir uns daran gewöhnt, dass Un­ vor kommuniziert.
ne Glatze. Auf ihr lassen sich dank ternehmen identisch wie ihre Wett­
eines rafinierten Schlitzes beliebige bewerber kommunizieren und nicht Auf einen bunten Wirbel aus herum­
Frisuren aus Haarklemmen anbringen. mehr von ihnen unterscheidbar sind. liegenden Teilchen setzt das US­Un­
Total abstrakt, aber gleichzeitig un­ Identität bedeutet in den meisten Fäl­ ternehmen APS (Arizona Public Ser­
schlagbar konkret. Genau deswegen len identisch wie die anderen zu sein, vice) in seinem Signet – so wie auch
entfalten diese Visitenkarten, die Stu­ Uniform zu tragen, anstatt selbst ein FICCI (Federation of Indian Chambers
dio Kudos aus New York für Hair­ und Unikat zu sein. of Commerce and Industry) und unzäh­
Make­up­Artist Yuka Suzuki entwickelt Vor ein paar Jahren beklagte die lige andere Konzerne weltweit. Etisa­
hat, schon auf den ersten Blick enor­ Agentur Damm und Lindlar diese Ent­ lat sieht aus wie ein greengewashter
me Durchschlagkraft. Betrachtet man wicklung im Rahmen der Ausstellung Foodkonzern, erweist sich allerdings
sie vor dem Hintergrund unserer ge­ »Visible Champions. Corporate Design als Emirates Telecommunications Cor­
genwärtigen visuellen Kultur, dann er­ in deutschen Unternehmen«. Sie zeig­ poration. Das Globale und das Lokale
scheint diese Durchschlagkraft umso ten das erschreckende Ausmaß der vi­ sind bei diesem visuellen Geplänkel
bemerkenswerter. suellen Annäherung. Inzwischen sind nicht mehr unterscheidbar.
Längst haben wir uns daran ge­ wir sogar noch einen Schritt weiter. So hat Googles gerade eingestelltes
wöhnt, dass Logos nichts mehr darü­ Die Globalisierung der Designsprachen Online­Kollaborationstool Wave eine
ber mitteilen, womit sich die jeweilige hat dazu geführt, dass erdumspan­ verblüffende Ähnlichkeit mit der Ge­
PAGE 03.12 043

Visualisierungen, die sich auf Anhieb selbst erklären – im Dickicht von austauschbarem, sinnent-
leertem Design gewinnen expressive Lösungen an Bedeutung. Aber wie macht man die?

meinde Welver in Nordrhein­Westfalen, als tausend Worte, sondern rein gar Ein möglicher Schlüssel scheint im Haarnadeln statt
zu deren 21 Ortsteilen Eineckerholsen nichts. Einprägsamkeit gleich null, Wie­ bewussten Umgang mit abstrakten Haare: Für Hair-
und Klotingen zählen. Die Katholische dererkennbarkeit gleich null. und realitätsnahen Darstellungswei­ und Make-up-Artist
Kirchengemeinde Sankt Martin von Bri­ sen zu liegen. Es geht nicht um eine Yuka Suzuki ent-
gachtal/Marbach liegt wiederum dicht Die Homogenisierung der visuellen eindeutige Festlegung auf dieser Ach­ warf Kiki Katahira,
am Logo des FIFA World Cup South Af­ Kultur beschränkt sich natürlich nicht se zwischen Hyperrealismus und tota­ Kreativdirektor
rica 2010. Ob jemand ein internationa­ nur auf Firmenidentitäten. Auch die ler Abstraktion, sondern um das Aus­ bei Studio Kudos in
les Fußballturnier veranstaltet oder übrige Kommunikation, ob auf Web­ balancieren einander widerstrebender New York, diese
Gemeindearbeit leistet, ob er mit Salat sites, in Broschüren, auf Anzeigen oder Kräfte. Viele der Beispiele, die wir auf charmanten Visiten-
oder Telefonservices handelt, ist ja Verpackungen, hat sich dahin entwi­ diesen Seiten näher vorstellen, brin­ karten, die höchst
auch fast das Gleiche. ckelt. Wie die Stecknadel im Heuhau­ gen abstrakte und realitätsnahe Ele­ abstrakt und gleich-
Zwar bleibt ungeklärt, für wen der fen muss man nach Lösungen suchen, mente auf verschiedenen Ebenen in zeitig im wahrsten
Beteiligten diese Ähnlichkeiten schlim­ die gleich auf den ersten Blick verdeut­ Interaktion miteinander und durchbre­ Sinne des Wortes
mere Folgen haben, für den Betrachter lichen, worum es geht und dadurch für chen durch diese paradoxen Signale gegenständlich sind
sind sie auf jeden Fall noch schlimmer. echte Orientierung sorgen. Hat man die die Wahrnehmungsgewohnheiten des
Oder besser gesagt: völlig sinnlos. Denn Heuhaufen durchsucht und eine Hand Betrachters. Dies macht ihn stutzig
solche Bilder aus herumliegenden ab­ voll Nadeln herausgepickt, stellt sich die und lässt ihn kurz innehalten. In die­
strakten bunten Teilchen, mal mit Farb­ Frage nach dem gemeinsamen Nenner sem Moment erhöhter Aufmerksam­
verläufen, mal mit rafiniert angeleg­ dieser äußerst heterogenen Beispiele. keit kann sich die Message bestens im
ten Transparenzen sagen nicht mehr Warum kommunizieren sie intensiver? Kopf einnisten. jn
044 PAGE 03.12 KREATION Abstrakt vs. Gegenständlich

Typo mit Wurzeln


n Ein Logo, das Wurzeln schlägt und
Blüten treibt, entwickelte Leonidas Ia­
tridis, Designer bei S&Team aus Athen,
für das Düngemittel Root. Lägen diese
Säcke hierzulande im Garten­Center
im Regal, würden sie sich wunderbar
von den gängigen loralen Klischees ab­
heben, die sich durch das Segment zie­
hen. Statt lachender Blümchen, Fotos
von geballter Blütenpracht und schnör­
keligen Buchstaben entschied sich die
Agentur für abstrahierte Formen und
strenge Typograie – die Wurzeln be­
stehen einfach aus schwarzen Strichen,
die Blüten aus farbigen Kreisen und
Quadraten. So sorgt das Logo auf pla­
kative Weise dafür, dass sich das Pro­
dukt auf einen Blick selbst erklärt.

Beim griechischen Düngemittel


Root sind Typo- und Signetebene
verwoben: Der Produktname
schlägt Wurzeln und treibt Blüten

Hyperrealistisches Branding
Sociedad Anónima n Dieses Maß an Realitätsnähe ist für zur Gestaltung gehört, sondern nach­ terschrift auf der Flasche genannt. Die
entwickelte Bran- Markenkommunikation äußerst unge­ träglich entstanden ist. Dies steigert Marke, die hohen Wert auf Authentizi­
ding und Packaging wöhnlich: Die Flasche des mexikani­ die authentische Wirkung der Finger­ tät legt und ihren Meskal von kleinen
für den Meskal schen Meskals Manonegra (mano ne­ abdrücke, wobei auf den zweiten Blick Produzenten aus den hintersten Win­
Manonegra. Die gra bedeutet »schwarze Hand«) sieht deutlich wird, wie perfekt und gar keln Mexikos bezieht, betont so den
Fingerabdrücke wirklich aus, als ob jemand sie gerade nicht zufällig sie unter ästhetischen traditionellen, manuellen Herstellungs­
wirken so realis- zuvor mit schmutzigen Händen ange­ Gesichtspunkten platziert sind. Das prozess ihres Agavenschnapses, im Ge­
tisch, als ob tat- fasst hätte – und als ob man selbst Spiel mit scheinbarer Echtheit ist alt­ gensatz zu den inzwischen meist in­
sächlich jemand schwarze Hände bekommen könnte, bekannt – hier gewinnt es durch die dustriell erzeugten Tequilas. Die Finger­
mit schwarzen wenn man sie berührte. Die Wirkung Darstellungsweise eine neue Qualität. abdrücke sind zugleich ein verbinden­
Händen die Flasche erhöht sich dadurch, dass das Etikett Branding und Packaging für Mano­ des Brandingelement. Neben der Hand
angefasst hätte rein typograisch und betont klar und negra entwickelte Sociedad Anóni­ des Destillateurs symbolisieren sie auch
nüchtern gehalten ist. Der Betrachter ma aus Mexiko­Stadt. Der Fingerab­ die des Arbeiters, des Abenteurers so­
gewinnt den Eindruck, dass die Ebene druck symbolisiert die Hand des Des­ wie die des Konsumenten, der als Ken­
der realistischen Fingerabdrücke nicht tillateurs – er ist jeweils auch mit Un­ ner nach echtem Meskal greift.
046 PAGE 03.12 KREATION Abstrakt vs. Gegenständlich

Bei dieser Anzeige


für »Scrabble«
zerlegte JWT Chile
scheinbar einen
Elefanten und
mischte die Teile
neu. So visuali-
sierte die Agentur
perfekt das
Spielprinzip

Demontage, Remontage
n Wie kann man »Scrabble«, den ver­ chen würde. Und trotzdem funktioniert Anzahl der Bildelemente entspricht
balen Klassiker unter den Spielen, vi­ das visuelle Kürzel auf Anhieb. Denn dabei der Anzahl der Buchstaben des
sualisieren? Ganz einfach, man nehme das gedankliche Verschieben der ein­ jeweiligen spanischen Wortes. Die Kam­
das Foto eines Elefanten, schneide sein zelnen Teile, die nur in einer bestimm­ pagne umfasst eine ganze Reihe un­
Fleisch digital in Scheiben und sortie­ ten Reihenfolge einen Sinn ergeben, terschiedlicher Motive, darunter auch
re diese verkehrt. Wie bitte? Logisch ist bringt die Anzeige von JWT aus Santia­ eine Gitarre und ein U­Boot, deren fo­
das nicht grade, denn es widerspricht go de Chile bestens auf den Punkt. tograische Darstellungen zwecks Vi­
dem Prinzip »Scrabble«, bei dem ein Irritierend ist dabei die 1 : 1­artige sualisierung des Spielprinzips genau­
einsamer Rüssel statt einem E im Kreuz­ Übertragung eines Konzepts von der so schonungslos zerhackt und aufge­
worträtselraster nicht wirklich Sinn ma­ verbalen auf die visuelle Ebene – die mischt wurden.

Meat Meets Message


n Man muss keinen kompletten Hir­
schen auf der Verpackung abbilden,
um zu kommunizieren, dass es sich
um Hirschleisch handelt. Die Züricher
Agentur schneiter meier wählte für
das Produkt aus dem Migros­Sélec­
tion­Sortiment stattdessen das Foto ei­
nes majestätischen Geweihs und kom­
binierte es mit einem Sichtfenster in
der Form eines abstrakten Wappen­
schilds. Auf diese Weise konnten sich
die Designer das ganze mufige visuel­
le Jägerlatein getrost schenken und
eine der Premiumlinie angemessene
Ästhetik kreieren.
Für Migros Sélec- Die Struktur des Fleisches ist für den
tion gestaltete Konsumenten nicht nur gut erkenn­
schneiter meier bar, sie verleiht dem abstrakten Schild
eine Verpackung, zugleich eine unerwartet gegenständ­
die sowohl auf liche Textur. Auch hier indet also eine
fotograische als Verbindung unterschiedlicher Darstel­
auch auf abstrakte lungsebenen statt. Das Produkt selbst
Darstellung setzt wird dabei visuell direkt in die Kom­
und das Produkt munikation einbezogen. Dies vermit­
selbst in die visu- telt ganz nebenbei, dass neben dem
elle Kommunika- kulinarischen Genuss auch der ästhe­
tion einbezieht tische Genuss garantiert ist.
PAGE 03.12 047

Ein Panzer,
feinsäuberlich
aus Knochen
gelegt – diese
drastische
Kampagne von
Jung von Matt
entstand
für die Gesell-
schaft für
bedrohte Völker

Schockierend ornamental
n »Alle 43 Sekunden stirbt ein Mensch ren die konkreten Knochenteile, die er den sind (Rippen werden zum Schnör­
durch Waffengewalt« lautet der Claim unwillkürlich als Rippen, Schädel, Wir­ kel eines musterartigen Bildes). Die
der Kampagne, die Jung von Matt für bel identiiziert und ihrem ursprüngli­ Granate wirkt dabei beinahe wie eine
die Gesellschaft für bedrohte Völker chen Kontext zuordnet. kunstvoll verzierte Amphore. Der or­
entwickelt hat. Die Motive stammen Diese Gleichzeitigkeit beider Be­ namentale Charakter der Darstellung,
allesamt aus einer Serie des Fotogra­ trachtungsweisen sorgt für Irritation die fein säuberliche Anordnung und
fen François Robert. Hierfür wurden und zwingt den Betrachter, länger hin­ die ästhetische Qualität stehen in voll­
menschliche Knochen so gelegt, dass zuschauen. Unterstützt wird dies da­ kommenem Kontrast zu Gewalt und
sie die Form eines Panzers oder einer durch, dass die Knochen nicht nur in ei­ Zerstörung, dem eigentlichen Thema
Granate bilden. Der Betrachterblick nen anderen Bedeutungszusammen­ der Kampagne. Dieser Widerspruch
springt zwischen den beiden Bildebe­ hang wechseln (Wirbel werden zu Pan­ zieht den Betrachter zusätzlich in Bann
nen hin und her: Er sieht zum einen zerketten), sondern zugleich auch in und bewirkt, dass sich das Motiv auf
den abstrahierten Panzer, zum ande­ einen ästhetischen Kontext eingebun­ vielfältige Weise einprägt.

Visualisierte Muskelkraft
n Wie könnte sich ein Personal Trai­ nielsen itness in Toronto, bei der man und Gegenständlichkeit macht diese Im Auftrag von
ner wohl auf seiner Visitenkarte prä­ als Empfänger selbst per Muskelkraft interaktive Visitenkarte das Thema nielsen itness
sentieren? Mit einem Muskelprotz und dafür sorgen muss, die Kontaktdaten Muskelkraft erst sichtbar und fühlbar. in Toronto
einer Muskelprotzin etwa? Das wäre ja überhaupt lesen zu können. Sie bezieht den Empfänger unmittel­ entwickelte
wohl eher die Holzhammermethode. Den schlichten Gummistreifen ließ bar in das Erscheinungsbild der Firma Designer Chris
Also lieber überhaupt keine Bildebe­ Chris Hirsch so bedrucken, dass er sich mit ein, was zugleich vermittelt, dass Hirsch eine
ne? Nichts als Typograie? Eine visuell in entspanntem Zustand gar nicht le­ der Kunde bei nielsen itness eine zen­ Visitenkarte, die
minimalistische und haptisch opulen­ sen lässt. Erst durch Auseinanderzie­ trale Rolle spielt. Nackte Worte kön­ man dehnen
te Idee hatte der Designer Chris Hirsch: hen trennen sich Lettern und Ziffern nen also manchmal doch mehr als tau­ muss, um sie
Er entwickelte eine Visitenkarte für voneinander. Durch ihre Materialität send Bilder sagen. lesen zu können
048 PAGE 03.12 KREATION PAGE Ranking

PAGE Ranking 2012


Die 50 kreativsten deutschen Agenturen und Designbüros stellt das PAGE Ranking 2012 vor.
Zehn der besten Teams visualisieren diesmal das Thema Gamiication

n Einige Überraschungen hält das aktuellen Ranking auf Rang neun zu rieren – auch wenn sie selbst nicht Ein-
PAGE Ranking 2012 bereit. Zwar steht inden. Um die Top 50 zu erreichen, sender des Beitrags sind. Besonders
Jung von Matt wieder deutlich an der mussten die Kreativen diesmal mindes- für mittlere und kleine Büros ist die
Spitze der Tabelle, der Abstand zum tens 17 Punkte aufweisen. Teilnahme nicht zuletzt auch eine Kos-
Zweitplatzierten ist aber geringer als Grundlage dieses PAGE Rankings tenfrage. Bei dem Wettbewerb Die
in den letzten Jahren. Nachdem Kem- sind die ofiziellen Veranstalterlisten 100 besten Plakate haben deutlich we-
pertrautmann im Vorjahr weitgehend aus den Jurysitzungen 2011 der Wett- niger deutsche Designbüros teilgenom-
auf die Teilnahme an Wettbewerben bewerbe. Wenn zwei Büros einer Agen- men als noch in den vergangenen Jah-
verzichtet hatte, starten die Hambur- tur zusammenarbeiten, werden die ren. Aus diesem Grund sind unter den
ger nun mit unglaublichen 195 Punkten Punkte einfach gezählt. Verlage, Un- 50 Platzierten hierbei keine Punkte ver-
durch und sind damit die neue Num- ternehmen und Hochschulen werden geben worden.
mer zwei. Die Ogilvy Group konnte sich nicht bewertet, da das Ranking einen Zehn der besten Teams haben wir
von Rang sieben auf drei verbessern, Überblick über die Leistungen von die Aufgabe gestellt, das Thema Gami-
und Serviceplan stieg sechs Positionen Agenturen, Designbüros und Gestal- ication zu visualisieren – eine Entwick-
auf, um in diesem Ranking Platz fünf tern gibt. Mit in die Wertung eingehen lung, die unser tägliches Leben prägt.
zu belegen. Grabarz & Partner konnte aber Büros, die mit Verlagen oder Her- Die Ergebnisse zeigen wir auf den fol-
sogar 27 Plätze aufsteigen und ist im stellerirmen bei einem Projekt koope- genden Seiten. Heike Edelmann

Die Wettbewerbe und ihre Wertung im PAGE Ranking 2012

ADC Wettbewerb D&AD Awards iF communication design award


Veranstalter: Art Directors Club für Veranstalter: D&AD Veranstalter: Industrie Forum
Deutschland Punktzahl: Black Pencil (5), Yellow Design e. V.
Punktzahl: Gold (5), Silber (4), Pencil (4), Nominiert/In Book (3) Punktzahl: Gold (5), Label (2)
Bronze (3), Auszeichnung (2) ≥ www.dandad.org ≥ www.ifdesign.de
≥ www.adc.de
DDC Wettbewerb Gute Gestaltung red dot award:
BCP Best of Corporate Publishing Veranstalter: DDC communication design
Veranstalter: FCP Forum Corporate Punktzahl: Grand Prix (6), Gold (5), Veranstalter: Design Zentrum
Publishing e. V. Silber (4), Bronze (3), Award (2) Nordrhein Westfalen
Punktzahl: Gold (4), Silber (3) ≥ www.ddc.de Punktzahl: Grand Prix (6), best of
≥ www.bcp-award.com the best (5), red dot (3)
Die 100 besten Plakate ≥ www.red-dot.de
Corporate Design Preis Veranstalter:
Veranstalter: Awards Unlimited 100 Beste Plakate e. V. TDC Competitions
Punktzahl: Award (4), Punktzahl: Eines der 100 Besten (4) Veranstalter: Type Directors
Auszeichnung (2) ≥ www.100-beste-plakate.de Club of New York
≥ www.corporate-design-award.eu Punktzahl: Award for Typographic
DMMA OnlineStar Excellence (4)
Cyber Lions und Design Lions Veranstalter: BVDW, ≥ www.tdc.org
Veranstalter: International MFG Medien- und Filmgesellschaft
Advertising Festival Baden-Württemberg,
Punktzahl: Grand Prix (6), Verlagsgruppe Ebner Ulm
Gold Lion (5), Silber Lion (4), Punktzahl: Gold (4), Silber (3),
Bronze Lion (3), Shortlist (2) Bronze (2)
≥ www.canneslions.de ≥ www.dmma-onlinestar.de
PAGE 03.12 049

PAGE Ranking 2012

communication design
Die 100 besten Plakate
BCP Best of Corporate

TDC Competitions
iF communication
Punkte insgesamt

DMMA OnlineStar
DDC Wettbewerb
ADC Wettbewerb

Gute Gestaltung

red dot award:


D&AD Awards

design award
Design Lions
Design Preis

Cyber Lions
Publishing

Corporate
Platz 2011
(Vorjahr)

Agentur

1 (1) Jung von Matt 238 174 7 27 12 4 2 12


2 (–) Kempertrautmann/loved 195 70 18 6 12 10 20 22 37
3 (7) Ogilvy Group 153 48 15 37 10 6 37
4 (4) Scholz & Friends 136 91 6 6 6 6 6 15
5 (11) Serviceplan 121 66 2 14 9 5 25
6 (2) Kolle Rebbe/Korefe 111 62 2 9 6 9 3 12 8
7 (12) DDB Group 93
DDB Tribal 62 56 6
Heye & Partner 8 5 3
Interbrand Zintzmeyer & Lux 20 8 4 2 6
Red Urban 3 3
8 (3) BBDO Group 81
BBDO Deutschland 51 21 6 10 14
Peter Schmidt Group 30 4 6 7 4 9
9 (36) Grabarz & Partner 68 63 3 2
10 (10) Heimat 67 58 2 7
10 (8) Strichpunkt 67 11 3 6 10 33 4
12 (17) Grimm Gallun Holtappels 56 31 3 3 5 4 3 2 5
13 (–) ringzwei 49 27 4 10 8
14 (5) KMS Team 48 3 6 3 9 23 4
15 (6) Mutabor Design 47 12 9 4 8 8 6
16 (24) Scholz & Volkmer 44 19 2 6 17
17 (24) Schmidhuber + Partner 43 13 7 9 14
18 (9) häfelinger + wagner 41 3 3 21 14
19 (17) Euro RSCG 40 2 14 24
20 (29) Martin et Karczinski 39 2 3 2 9 6 17
21 (–) Fischerappelt/Ligalux 37 17 6 3 7 4
21 (–) Fuenfwerken 37 3 2 13 3 7 9
21 (29) ippolito leitz group 37 2 15 8 12
24 (–) büro rempen 36 16 3 5 4 3 5
25 (–) KircherBurkhardt 35 2 30 3
26 (37) Jäger & Jäger 33 6 7 4 5 3 8
27 (32) gürtlerbachmann 32 7 3 10 12
28 (–) Magma 30 2 4 24
29 (–) Beierarbeit 29 8 9 12
29 (–) Design hoch drei 29 7 2 3 9 2 6
29 (–) Milla & Partner 29 16 2 11
32 (47) Atelier Markgraph 28 12 6 7 3
33 (19) Lukas Lindemann Rosinski 27 23 2 2
33 (37) Projekttriangle Design Studio 27 2 6 7 12
35 (33) Leagas Delaney 26 15 11
35 (47) Zum Kuckuck 26 3 2 6 15
37 (–) Leo Burnett 25 2 23
37 (14) Meta Design 25 3 4 6 12
39 (21) L2M3 24 6 8 6 4
39 (–) Simon & Goetz 24 10 4 4 6
41 (21) Atelier Brückner 22 8 4 7 3
41 (–) KNSK 22 8 2 3 9
43 (–) Großgestalten 21 21
43 (–) wdv 21 21
45 (–) Gobasil 20 10 7 3
46 (–) Cyclos Design 19 7 12
46 (19) Grey G2 Group 19 8 7 4
48 (–) Identis 18 2 2 5 9
48 (–) Neue Gestaltung 18 7 11
50 (–) Grasundsterne 17 11 6
50 (37) Juno 17 5 4 5 3
50 (–) Ruddigkeit Corporate Ideas 17 9 4 4
50 (–) Scheufele Hesse Eigler 17 11 6
050 page 03.12 KREATION »gamiication« by Jung von Matt
Fo
»gamiication« by Ogilvy group
to ld 051
page 03.12

sa her
ve e
.

Paused
51/116
completed

Close magazine Flip page


to quit. to continue.

Unlock new creative levels. Apply at ogilvy.de


052 page 03.12 KREATION »gamiication« by Scholz & Friends

THE ORCHESTRA OF IDEAS ®

DESIGNED TO PLAY

www.s-f.com
»gamiication« by Serviceplan page 03.12 053
054 page 03.12 KREATION »gamiication« by Kolle Rebbe/Korefe
»gamiication« by DDB group page 03.12 055

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2
056 page 03.12 KREATION »gamiication« by grabarz & partner* *Die Toplist wurde kurz vor Drucklegung von PAGE eingefügt

1 Jung von Matt 238


2 KeMpertrautMann LoveD 195
3 ogiLvy group 153
4 SchoLz FrienDS 136
5 ServicepLan 121
6 KoLLe rebbe KoreFe 111
7 DDb group 93
8 bbDo group 81
9 grabarz partner 68
10 heiMat 67

START NEW GAME


»gamiication« by Strichpunkt page 03.12 057
058 page 03.12 KREATION »gamiication« by grimm gallun Holtappels
»gamiication« by KMS Team page 03.12 059
060 PAGE 03.12 KREATION Datenvisualisierung

Digital Memories
Digitale Daten sind abstrakt, ungeordnet und lüchtig. Visualisierungen wie die Timeline von Facebook
machen sie übersichtlich und greifbar. Magdalena Schulte stellt diesen und andere Ansätze vor

n Max Schrems ließ sich von Facebook seine gesamten


Daten geben und druckte sie aus. Herausgekommen ist
ein 1200 Seiten starker Wälzer. Eine medienwirksame Ak-
tion – aber was hat der österreichische Student davon?
Von den 1200 Seiten Datenmasse sind möglicherweise
nur 10 Prozent für ihn persönlich wichtig, weil die Informa-
tionen in irgendeiner Weise mit besonderen Erlebnissen
oder Interessen verknüpft sind. Aber es gibt auch sinn-
vollere Wege, seine eigenen Daten visuell aufzubereiten.
In sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook be-
schränkte sich die Darstellung bisher auf chronologische
Listen, die alle Informationen gleichwertig in einer un-
endlichen Aneinanderreihung anzeigen. In dieser Form
ist es schwierig zu erkennen, was einen besonderen
Wert hat – geschweige denn, etwas zu inden, was län-
ger als ein paar Monate zurückliegt. Eine wesentlich ele-
gantere und relevantere Art ist eine hierarchische An-
ordnung, die der User im besten Fall beeinlussen und
so jeder Information einen Wert zuteilen kann.
Das Gedächtnis ist hierarchisch strukturiert: Ist et-
was für mich von Bedeutung, ist es leichter merkbar. Für
die Visualisierung digitaler Daten bedeutet das: Hierar-
chisch geordnete Strukturen sind nicht nur übersicht-
licher, optisch hervorgehobene Informationen werden
auch besser erinnert. Zudem erleichtert eine solche Dar-
stellung die Aufindbarkeit von speziischen Ereignissen,
die bislang im unübersichtlichen Datenstrom versickern.
Facebook bietet jetzt mit der Timeline die Möglichkeit
persönliche Daten individuell zu gestalten (siehe rechts).

Neben der visuellen Aufbereitung von Daten im Netz


beschäftigt viele Gestalter auch die mangelnde Greifbar-
keit digitaler Informationen. Ihr abstrakter und lüchtiger
Zustand steht im Gegensatz zu unserer realen, haptisch
erfahrbaren Umgebung. Dreidimensionale Objekte ver- Social Memories
mitteln aber nicht nur Beständigkeit, sondern lassen sich
auch leichter im Gedächtnis behalten. Eine Reihe von Pro-
Facebook-Profil als Infografiksammlung
jekten macht sich dies zunutze und verarbeitet digitale n Statt zwischen eigenen Erinnerun- oder die Statistiken über ihre Freunde
Daten etwa zu Büchern oder sogar Sofakissen (siehe 62). gen digital spazieren zu gehen, kann durchblättern und in dreißig Jahren ih-
Wo angestrebt wird, den unhandlichen Datenstrom man sie auch analog in der Hand halten ren Enkeln zeigen. So werden die vir-
umzuwandeln und ihn sichtbar zu machen, sollten aber und darin blättern. Möglich macht’s die tuellen Social Memories greifbar.
auch Bestrebungen für ein digitales Vergessen unternom- im Mai 2011 gelaunchte Facebook-App Die Erstellung der Inhalte wie Info-
men werden. Denn auch die realen Dinge verblassen mit Social Memories, die Cosalux in Offen- graiken und Farbschema ist gratis, der
der Zeit, verlieren ihre Funktion und ihre Bedeutung. bach im Auftrag von Deutsche Post DHL Druck kostet 20 Euro plus Versandkos-
Wieso sollte das Netz mit persönlichen Daten nicht eben- realisiert hat. Die Nutzerdaten werden ten. Leider sind Betonung und Auswahl
so umgehen? Denkbar wäre etwa, den eigenen Posts und in verständlichen und optisch anspre- der wichtigen Momente noch nicht in-
Daten eine Gültigkeitsdauer hinzuzufügen. Diese Funk- chenden Infograiken dargestellt und dividualisiert, sondern beruhen auf
tion würde dem Nutzer wieder mehr Kontrolle über die in Buchform ausgegeben. Auf 28 Seiten quantitativen Größen. Visualisiert wer-
Informationen geben, die er im Web teilt. Im Folgenden Hochglanzpapier können Facebook- den am meisten kommentierte Posts,
stellen wir Projekte vor, die den Trend zur Visualisierung User dann ihr größtes oder beliebtes- Freunde mit den häuigsten Interaktio-
digitaler Erinnerungen auf charmante Weise umsetzen. tes Fotoalbum, ihre Status-Updates nen oder die meistbenutzten Wörter.
PAGE 03.12 061

Facebook Timeline
Individuelle Darstellung
der Profilseite
n Die neue Proilansicht von Face-
book, seit Dezember 2011 in Deutsch-
land nutzbar, mag zunächst irritieren.
Sehr groß erscheinen die Fotos, auch
an die Anordnung der Informationen
muss man sich gewöhnen. Lässt man
sich jedoch darauf ein, kann die Time-
line zu einem persönlichen Tagebuch
im Netz werden.
Die neue Seite beginnt mit einer
großen Fläche, die für ein Aufmacher-
foto reserviert ist. Darunter sind die
Einträge des Nutzers in zwei Spalten
zu sehen, zwischen den beiden Spal-
ten verläuft eine vertikale Linie. Diese
gepunktete Linie stellt die Zeitleiste
dar, entlang derer die Posts angeord-
net sind. Sie reicht zurück bis zum Ge-
burtsdatum des Nutzers. Die Timeline
ist interaktiv und ermöglicht es, zu ei-
nem gewissen Zeitpunkt zu springen.
Darüber hinaus ist die chronologische
Abhängigkeit von Posts aufgebrochen:
Bisher wurden sie immer der aktuel-
len Zeit zugeordnet, nun lassen sie sich
datieren, das heißt, der Nutzer kann
auch darüber berichten, was er vor ei-
ner Woche erlebt hat und dies auf das
entsprechende Datum setzen.
Die prägnanteste Neuerung ist die
Möglichkeit, die eigenen Posts zu hie-
rarchisieren, ihnen also sichtbar einen
höheren Stellenwert zu geben. Per Klick
auf ein Sternchensymbol lässt sich ein
Erlebnis vergrößert darstellen, indem
es sich über die Breite von beiden
Spalten erstreckt. Damit können User Im Dezember 2011 rollte Facebook die Timeline in Deutschland aus. Noch gibt es
selbst Highlights setzen und ihrer di- sie nur für private Proile. Oben ein Mockup der Digitalagentur denkwerk
gitalen Erinnerung Ausdruck verlei-
hen. War die bisherige Darstellung des nen kann, welche Ereignisse für den nes geliebten Menschen“ oder auch
Streams an einem Kollektiv orientiert, Nutzer wichtig waren. „Tätowierung“. Diese vielfältigen und
bietet die Timeline nun eine persönli- Kritisch zu betrachten ist allerdings sehr persönlich orientierten Katego-
che Form, die an ein Steckbriefbuch die Kategorie „Lebensereignisse“, nach rien setzen eine Transparenz voraus,
erinnert. Vor allem aber sind die Inhal- der man seine Posts kategorisieren die an Exhibitionismus grenzt. Das er-
te und Posts nun so aufbereitet, dass kann, zum Beispiel „Neue Essgewohn- fordert einen relektierten Umgang mit
man auch auf den ersten Blick erken- heiten“, „Knochenbruch“, „Verlust ei- dem neuen Proil.
062 PAGE 03.12 KREATION Datenvisualisierung

News Knitter Informationen zum Tragen


n Im Grunde ist News Knitter ein Pullover mit eingewebtem Muster. Dieses Mus-
ter aber ist das Ergebnis einer Visualisierung von politisch orientierten News-
Feeds. Damit verbindet das Kleidungsstück digitale Informationen mit einem
haptischen und sogar tragbaren Produkt. Der dargestellte Datenstrom basiert
auf Nachrichten, die innerhalb von 24 Stunden oder länger aggregiert werden.
Nach welchen Regeln sie umgesetzt werden, verraten Ebru Kurbak und Mahir M.
Yavuz aber nicht. Die beiden Absolventen der Kunstuniversität Graz haben News
Knitter als Diplomarbeit entwickelt. Interessant wäre, ihn in Richtung einer Per-
sonalisierung weiterzudenken, sodass man eine beliebige Botschaft kodiert nach
außen tragen könnte. Erstmals präsentiert haben Kurbak und Yavuz ihr Projekt im
September 2007 im Rahmen der »campus2.0«-Ausstellung der Ars Electronica.

Statistical Plushies
Kurven zum Kuscheln
n Statistik bringt man normalerweise nicht mit kusche-
ligen Sofakissen in Verbindung. Doch genau das hat Nicole
Dick aus den USA getan: Ihre Statistical Plushies stellen sta-
tistische Verteilungsformen dar, wie etwa die Erlang-Ver-
teilung. Kleine Gesichter machen sie individuell und ziem-
Die Autorin ist Diplom-Designerin (FH) lich niedlich. Inspiriert wurde Nicole Dick von ihrem Mann,
und arbeitet seit mehreren Jahren als der in einer Softwareirma arbeitet. Mittlerweile gibt es die
Artdirektorin bei der Kölner Internet- Kissen bei Etsy zu kaufen. Die Ausgangsform der Daten und
agentur denkwerk. Nebenher unterrich- ihre Visualisierung als Plüschigur liegen weit auseinander –
tet sie als Gastdozentin für Interface und machen das Projekt deswegen so überraschend und
Design an der Köln International charmant. Haben Verteilungsformen ein Gesicht und eine
School auf Design bestimmte Farbe, lassen sie sich umso leichter merken.
PAGE 03.12 063

The Museum of Me
Facebook-Profil als virtuelle Ausstellung
n Ein bisschen gruselig ist es schon, das »Museum of Me«:
In einem Film wandert man dort durch eine Ausstellung
seines eigenen Lebens. An den digitalen Wänden hängen
Fotos von Freunden oder Haustieren, einschneidende Er-
lebnisse, häuig verwendete Wörter und Interaktionen mit
Freunden sind in Installationen festgehalten. Das Ganze ist
eine Facebook-App von Intel, die die Daten des eigenen
Nutzerproils aggregiert und in Form einer digitalen Muse-
umsausstellung präsentiert. Seinen Film kann der Nutzer
auf Facebook teilen. Dem Computerchiphersteller dient die
App als Beweis für die Leistungskraft seiner Core-Prozesso-
ren und seines Anspruchs, »visually smart« zu sein. Entwi-
ckelt hat die Anwendung das Intel Marketing Team in Hong-
kong. The Musuem of Me ging im Juni 2011 online und allein
in der ersten Woche wurde die App nach Unternehmens-
angaben 2,5 Millionen Mal verwendet.
064 PAGE 03.12 KREATION

PAPIERWELT
Das Metapaper-Modell könnte ei-
ne Zukunft haben. Denn wie überall,
wo es ein Überangebot gibt, ist der Su-
chende für Orientierung dankbar. Ge-
rade auch mit dem Thema Preistrans-
parenz – bislang absolutes No-Go im
deutschen Papiermarkt – kann Meta-
paper punkten. Dazu kommen außer-
dem die vielen Zusatzservices und die
Tatsache, dass die gedruckten Materi-
alien und die Website sehr ästhetisch
aussehen. Auch das ist bei Papiermus-
tern nicht immer unbedingt selbstver-
ständlich. Am 16. Februar geht die Web-
site online. Wer vorher schon Fragen
hat, der kann sich per E-Mail (service
@metapaper.de ) an Axel Scheufelen
und Jörg Schweigert wenden.

Packaging Impact
Design Award
n Auf recht unkonventionelle Weise
verbindet das Konzept von Tina Beck,
Sven Benz und Fabian Haferkamp funk-
Hilfe bei der Qual der net, wie man unter den rund 9000 Dru- tionelle, witzig-sympathische Einzel-
Papierwahl ckereien in Deutschland die passende verpackungen für Kinderplaster mit
indet, wie nachhaltig die Papiere sind einem in der Präsentation starken Ver-
Der neue n Ratlos steht Artdirektor XY vor dem und nicht zuletzt, was sie kosten«, er- kaufsdisplay. Dafür bekam das Gestal-
Metapaper- Regal in seinem Büro und starrt auf die klärt Alex Scheufelen. tertrio den ersten Preis beim Packa-
Service soll vielen Meter Papiermusterbücher. Soll All diese Fragen will Metapaper be- ging Impact Design Award. Der ausge-
Kreativen er die jetzt wirklich alle einzeln durch- antworten: das soll zum einen mithil- klügelte Plasterspendemechanismus
die Papier- schauen? Er sucht für ein Kundenpro- fe des »Swatchbooks« geschehen, das in den Faltschachteln sorgte für Über-
auswahl jekt ein hochwertiges Papier, weiß, die Sorten geordnet nach den Grup- raschung – und schließlich auch für den
erleichtern mit einer etwas raueren Oberläche. pen »Warmwhite«, »White« und »Cold- Gesamtsieg der Studenten von der
Die Zeit ist wie immer knapp, und so white« präsentiert, zum anderen mit- Hochschule der Medien in Stuttgart.
landet er doch wieder bei dem ewig hilfe der Website www.metapaper.de. In der Kategorie Shelf Impact des
gleichen Standardpapier – weil er si- Dort können Designer oder Agentur von dem schwedischen Kartonherstel-
cher ist, dass es funktioniert. die Papiersorten speziizieren, bestel- ler Korsnäs ausgelobten Wettbewerbs
Eine indige Geschäftsidee könnte len und sich sofort den Preis für die siegte das Team von Isabell Tewes, Ni-
ihm und anderen Designern zukünftig gewünschte Menge anzeigen lassen. colai Baljer und Fabian Zeller. »The
weiterhelfen: Metapaper, ein Papierbe- Außerdem gibt es einen kostenplich- Brush-ups« heißt die Familie der auf-
ratungsservice, den Axel Scheufelen tigen Service für bedruckte Muster, merksamkeiterregenden Verpackungs-
und Jörg Schweigert gemeinsam star- die innerhalb von 48 Stunden gelie- köpfe, deren Frisuren aus echten Bürs-
ten. Dazu gehört das »Swatchbook«, fert werden, sowie eine Suchfunktion ten oder Pinselborsten der verpackten
das siebzehn weiße Papiere der Her- für nicht weiße Papiere und Unterstüt- Produkte bestehen. Als besonders be-
steller Mohawk, VIDA Paper und Bur- zung bei der Wahl der Druckerei. Un- nutzerfreundlich prämierte die Jury
go Group versammelt, mit denen sich ter dem Stichwort »My Identity Paper« die ergonomisch gestaltete Müsliver-
fast alle Einsatzbereiche abdecken las- hilft Metapaper bei der Zusammen- packung »Early Birds« Diese liegt nicht
sen dürften. »Agenturen beschäftigen stellung eines individuellen Papier- nur gut in der Hand, die verschiedenen
sich aber nicht nur mit der Frage, wel- Programms. Alex Scheufelen und Jörg Packungsfarben und Vogelmotive er-
ches der etwa 250 erhältlichen weißen Schweigert führen bei Bedarf gemein- leichtern das Unterscheiden zwischen
Papiere sie einsetzen sollen, sondern sam mit der Agentur zudem einen Test- den Sorten Crunch, Fruits und Nuts.
auch damit, wie ihr am Bildschirm ge- druck durch, bestimmen die Zielmärk- Pauline Bader, Adrian Przybill und
staltetes Produkt real auf dem Papier te sowie die benötigte Verfügbarkeit Benjamin Schneeweiss siegten damit
aussieht, ob sich die Sorte für Offset- und leiten anschließend daraus ein in der Kategorie User Friendliness.
oder Digitaldruck oder für beide eig- Logistikkonzept ab. ≥ http://pida.korsnas.com
PAGE 03.12 065

Onlineshop für
Printprodukte
n Brand performance, die Agentur von
Susanne Bleicher-Kaikkis, Autorin des
Veredelungsratgebers »Die Toolbox«
(siehe PAGE 12.10, Seite 101), hat den
Onlineshop Print Was gestartet. Dort
gibt es alle möglichen Produkte, die
sich via Internet individuell gestalten
lassen – von der Geschenkkarte übers
Aufstelldisplay bis zum Pop-up. Dabei
hilft ein einfach zu bedienender Gra-
ikeditor. Wer möchte, der kann aber
wie gewohnt in InDesign CS5 arbeiten.
Dreidimensionale, frei bewegliche Ab-
bildungen helfen bei der Auswahl des
Produkts und zeigen während der Ge- pier vergeben. Einsendeschluss ist der gestanzte Version der Bögen dient als Beim Packaging
staltung sofort das Ergebnis. Die Druck- 24. Februar, weitere Informationen zu Druckmuster fürs Archiv. Impact Design
sachen werden in jeder Aulagenhöhe den Teilnahmebedingungen im Einzel- Die bis zu 14 Zentimeter hohen Fi- Award wurde die
gefertigt. Auf Print Was sollen monat- nen gibt es auf der Website. guren – der baumstammwerfende Du- lustige Verpa-
lich drei Neuheiten vorgestellt werden. ≥ www.paperazzo.de/haptikaward delsackspieler Scott, das schottische ckung für Kinder-
≥ www.printwas.de Hochlandrind Gallo und das Ungeheu- plaster Sieger
er Nessi – hat Papier Union vom Stutt-
Kartonfamilie Gemini garter Designstudio B612 gemeinsam
Paperazzo Haptik
n Die dreidimensionale Gemini-Fami- mit der Druckerei hinderer + mühlich,
Award 2012 lie veranschaulicht die verschiedenen der VeredelungsManufaktur Klaus so-
n Einen Designwettbewerb für Arbei- Oberlächen des Kartons Gemini und wie Leonhard Kurz produzieren lassen.
ten, die weniger über Wort, Bild und demonstriert die vielfältigen Möglich- Bei Gemini handelt es sich um einen
Ton kommunizieren als über ihre hapti- keiten, diesen zu veredeln, etwa durch zweilagigen Chromosulfatkarton. Ge-
sche Gestaltung. veranstaltet die Zeit- Prägefolien und Blindprägungen. Wie mini I und II sind ein- respektive beid-
schrift »Paperazzo«. Haptik sei der letz- welche Figur produziert wurde, ist auf seitig doppelt gestrichen, und Gemini
te noch offene Kanal für sinnliche Bot- den jeweiligen Bastelbögen detailliert Natur ist ungestrichen. Bestellt wer-
schaften, so die Veranstalter, nur wenn aufgeführt, ebenso wie die Zeit, die der den können die Gemini-Figuren beim
Medien und Printprodukte diesen be- Zusammenbau voraussichtlich in An- Papier Union MusterService. ant
dienten, berührten sie die Menschen. spruch nehmen wird. Eine zweite, un- ≥ www.papierunion.de
Der Wettbewerb ist in sieben Katego-
rien von der Geschäftsausstattung bis
hin zu Büchern und Verpackungen un-
terteilt. Zudem wird ein Preis für Nach-
wuchsideen sowie ein Sonderpreis Pa-

Diese Figuren
machen die
Oberlächen
des Kartons
Gemini
begreifbar
066 PAGE 03.12

TYPO

Periódico Text und


Periódico Display
n Weniger ist mehr, aber mehr Auswahl ist bes-
ser. Diesem Grundsatz folgte Eduardo Manso,
Gründer der Typefoundry Emtype in Barcelona,
bei der Entwicklung seiner Periódico. Entstanden
ist diese große Schriftfamilie mit dreißig Fonts –
zehn für Text- und zwanzig für Displayanwendun-
gen – ursprünglich für die spanische Tageszei-
tung »ABC«. Daher eignet sie sich optimal für die
Anforderungen des Zeitungsdesigns, nämlich
gut lesbar und dabei platzsparend zu sein. Als
Inspiration dienten Eduardo Manso typogra-
fische Inschriften aus dem Spanien des 18. Jahr-
hunderts. So finden sich in der Periódico
Merkmale traditioneller iberischer Typografie,
zum Beispiel die nagelartigen Endungen bei
G oder J oder auch die Form der Gemeinen a und g.
Preis: etwa 650 Euro; www.emtype.net oder
http://myfonts.com
PAGE 03.12 067

Geordnete
Vielfalt
Wer beim Schriftenmix auf Nummer sicher
gehen will, kann Superfamilies mit klassen­
übergreifenden Kombinationen einsetzen.
Wir stellen zehn Neuerscheinungen vor

n Fingerspitzengefühl und ein geschultes typograisches


Auge braucht, wer verschiedene Schriften in einer Anwen­
dung mischen will. Denn die Kunst liegt darin, Typen zu in­
den, die einerseits so viel Ähnlichkeit mitbringen, dass die
Gestaltung nicht zerfällt, die sich aber andererseits so stark
unterscheiden, dass der gewünschte Kontrast entsteht.
Einen Anhaltspunkt für ein erfolgversprechendes Vor­
gehen liefern Stephanie und Ralf de Jong in ihrem Buch
»Schriftwechsel« (2008): »Verhältnismäßige Sicherheit bie­
tet die Kombination von Schriften mit übereinstimmen­
dem Formenprinzip bei unterschiedlichem Kontrast und
abweichender Endstrichbehandlung. Eine Schrift mit den
offenen Formen der Renaissance, sanft gerundeten Seri­
fen und dem Kontrast der Wechselzugfeder wird sich mit
einer serifenlosen Schrift mit ähnlicher Formensprache oh­
ne Strichstärkenkontrast fast immer gut vertragen. Die Kom­
bination mit einer Serifenschrift mit den geschlossenen
Formen des Klassizismus wird hingegen schwierig sein.«
Für alle, denen im gestalterischen Alltag keine Zeit für
das Suchen bleibt, sind sogenannte Superfamilies ideal.
Denn bei diesen kann man sich darauf verlassen, dass die
unterschiedlichen Stile bestens zueinanderpassen. Dabei
muss es nicht immer die klassische Kombination Serif und
Sans sein. Gerade fürs Editorial Design wird oft eine Text­
und eine Displayversion oder auch eine Normale, eine Con­
densed­ und eine weitlaufende Variante benötigt.
Zu den Klassikern, die all dies und mehr bieten, zählen
sicher Luc(as) de Groots Thesis, Peter Bilaks Fedra, Lino­
types Compatil oder Erik Spiekermanns Meta. Gerade für
Corporate­Identity­Projekte macht es aber Sinn, nach et­
was mehr typograischer Individualität zu suchen. Dies bie­
ten die hier vorgestellten Familien, die alle 2011 erschienen
und damit noch ganz unverbraucht sind. ant
068 PAGE 03.12 TYPO Superfamilies

Salvo Sans und Salvo Serif


Cyrus Highsmith, Designer bei The Font
Bureau in Boston, entwarf Salvo Sans
und Serif ursprünglich als Boomer Sans
und Serif für das zweimonatlich er-
scheinende »AARP The Magazine« der
American Association of Retired Per-
sons. Die Schrift sollte dessen Botschaft
»hoffnungsfroh, informativ und be-
zaubernd« transportieren. Mit Erfolg, die
Aulage steigt kontinuierlich. Jetzt ist
die zeitgemäße Sans-Serif-Sippe, die je-
weils in fünf Schnitten plus Kursive
und den Varianten Normal, Condensed
und Extra Condensed vorliegt, als FB
Salvo für jedermann einsetzbar – nicht
nur, aber vor allem fürs Editorial Design.
Preis: circa 30 Euro pro Schnitt; www.
fontshop.de oder www.fontbureau.com

Berling Serif, Sans,


Typewriter und Slab
DemiBold

ExtraBold
Medium
Regular

Fast am laufenden Band produziert Jonas

Poster
Heavy
Light

Bold
Hecksher Superfamilies. 1997 gründete
er zusammen mit Jens Kajus das Kopen-
hagener Designbüro e-types, zu dem
inzwischen auch die Online-Foundry Play- Berling Sans
type gehört. In den letzten Jahren ver-
öffentlichte Hecksher dort die XXL-Famili-
en Zetta und Academy. Zurzeit liegt die
Berlingske-Familie in den letzten Zügen.
Die ursprünglich für die gleichnamige Berling Serif

dänische Zeitung entstandene Schrift


wird in Kürze – wahrscheinlich unter
dem Namen Berling – frei erhältlich sein,
allerdings wesentlich umfangreicher
Berling Typewriter
als der ursprüngliche Custom Font.
Neben der Berling Serif und der etwas
schwereren Serif Text wird es eine
Sans, Sans Condensed, Typewriter und
Slab geben – natürlich in verschie- Berling Serif Text
denen Stärken plus Italics und ausge-
baut für mehrere Sprachen wie
Griechisch, Kyrillisch oder Vietname-
sisch. Die Berling Serif bezeichnet
Jonas Hecksher als zeitgenössischen Berling Sans Extra Condensed
Bastard, weil sie zum einen Ele-
mente einer Antiqua aus dem 16. Jahr-
Berling Sans
hundert aufweist, zum anderen
über moderne Merkmale wie eine große
x-Höhe oder das fast schon serifenlos Berling Sans Condensed
anmutende e verfügt. Berlingske wurde
übrigens gerade für das beste euro- Berling Sans Extra Condensed
päische Zeitungsdesign ausgezeichnet.
Wetten, dass das an der Schrift liegt . . .
Preis noch nicht bekannt;
https://playtype.com
070 PAGE 03.12 TYPO Superfamilies

Jannon Pro und Jannon Sans


n Viele von František Štorms Entwürfen sind behutsam modernisierte
Versionen von Typen vergangener Epochen. So auch Jannon, benannt
nach dem französischen Schriftschneider Jean Jannon (1580–1658).
Sie ist eine typische Brotschrift in elf Schnitten, wobei die vier Pro-Fonts
auch in Griechisch und Kyrillisch vorliegen. Zudem gibt es einen
Ornamentschnitt und für die Pro-Fonts Small Caps, Ligaturen und viele
OpenType-Features. Kürzlich erweiterte Štorm, der nicht nur Type-
designer, sondern auch Sänger und Gitarrist der tschechischen Metal-
Band »Master’s Hammer« ist, die Familie um eine serifenlose Variante.
Damit erfüllte er den Wunsch vieler Gestalter, die nach einer passenden
Sans gefragt hatten. Gerade für komplexe Publikationen wie Kata-
loge, Wörterbücher oder Enzyklopädien ist dieser Mix sinnvoll. Für sich
alleine macht die Jannon Sans auf Plakaten, aber auch in der Archi-
tektur eine gute Figur. Erhältlich ist sie in sieben Fetten plus passen-
der Kursive, ebenfalls mit jeder Menge OpenType-Features.
Preis: circa 450 Euro; www.fontshop.de oder www.stormtype.com

Kyrial Sans Pro und Kyrial Display Pro Rabenau, Normal, Condensed, Shadow und Poster
n Aus Frankreich kommt Kyrial, eine elegante, moderne Serifenlose n Dreißig Jahre lang arbeitete Axel Bertram an der Rabenau. Nun
mit großzügigen Proportionen. Mit ihren zwölf Schnitten – von erscheint die Schriftfamilie bei Linotype. Leicht abgerundete,
Ultralight bis Black plus Kursive – kommt sie für viele Anwendungen markante Serifen und großzügige Mittellängen gleichen den ausge-
von längeren Texten bis hin zu Leitsystemen infrage, zumal es prägten Kontrast aus und sorgen für eine warme Ausstrahlung.
sie zudem in einer Condensed-Version gibt. Damit und aufgrund der Rabenau eignet sich ganz besonders für Fließtexte, aber dank der
frisch dazugekommenen Schwester Kyrial Display in zwölf Schnit- Poster- und der Shadow-Variante auch für Headlines und Akzi-
ten eignet sich die Familie auch bestens fürs Editorial und Corporate denzen. Alle sechzehn Schnitte sind mit einem großen Satz an Liga-
Design. Selbstverständlich stattete Olivier Gourvat, Gründer des turen ausgestattet. Mit einem Bogen gestaltete Übergänge für
Studios Mostardesign, alle Fonts mit OpenType-Features aus und die Zeichen st, ck oder ct sorgen vor allem in Headlines für das ge-
bietet die komplette Familie auch als Webfonts an. wisse Etwas.
Preis: etwa 520 Euro; www.fontshop.de, http://myfonts.com oder Preis: rund 900 Euro; www.linotype.com
www.mostardesign-store.com
072 PAGE 03.12 TYPO Superfamilies

Design System Sweet Sans und Sweet Square


n Vom japanischen Fontlabel Flat-it, genauer gesagt von n Eine Gravurschrift vom Anfang des 20. Jahrhunderts diente Mark
dessen Gründer Ryoichi Tsunekawa kommt Design System. Die van Bronkhorst als Inspiration für seine Sweet Sans. Der Type-
technoide Type gibt es in fünf Schnittstärken und sieben designer, der 1991 in San Francisco MVB Fonts gründete und heute im
Breiten plus passenden Kursiven: also fünf mal sieben mal zwei, kalifornischen Albany lebt, machte aus der historischen Vorlage
macht insgesamt siebzig Fonts. Headlines, Logos ebenso eine zeitgenössische Fontfamilie in neun Fetten – wobei es vor allem
wie Text lassen sich mit Design System setzen. Ihr besonderes bei den dünnen Schnitten viele Abstufungen gibt. Dazu kommen
Potenzial entfaltet die Schrift jedoch, wenn man die Brei- echte Kursive, Small Caps und verschiedene Ziffervarianten. Sweet
ten und Stärken schön durcheinandermischt. Dann entstehen Square, die ebenso gut ausgebaut ist, kommt, wie der Name schon
spannungsreiche Gestaltungen, die dank des sorgfältigen sagt, etwas eckiger daher. Damit stellt sie eine frische Alternative zu
Designs trotzdem wie aus einem Guss wirken. Morris Fuller Bentons nicht totzukriegender Bank Gothic dar.
Preis: rund 500 Euro; www.fontshop.de Preis: knapp 40 Euro pro Schnitt; www.fontshop.de,
oder http://dharmatype.com http://myfonts.com oder www.mvbfonts.com
PAGE 03.12 073

Realist Normal,
Wide und Narrow
n Direkt und einfach, ohne dabei ernst oder
streng zu wirken, tritt Realist auf. Martin Wenzel,
der in Berlin das Designbüro MartinPlus be-
treibt, legte seine neue Familie in drei Breiten mit
jeweils acht Schnitten von Thin bis Black an.
Dabei beansprucht die Narrow ungefähr 88 Pro-
zent der Breite der normalen Realist und die
Wide benötigt rund 16 Prozent mehr Platz. Einset-
zen lässt sie sich im Corporate und Editorial
Design, aber auch in Headlines oder für die Pro-
duktgestaltung. Stolz ist Martin Wenzel vor
allem auf die zwei integrierten Stile, die sich
über die OpenType-Einstellungen an- und
ausschalten lassen: einmal typische Grotesk,
einmal humanistische Sans.
Preis: etwa 530 Euro; www.kombinat-type
founders.com oder www.martinplusfonts.com

FF Signa Stencil
und FF Signa Serif Stencil
n Es ist erstaunlich, wie sich in Ole Søndergaards
Stencilschrift die herumliegenden Teilchen
zu einer erkennbaren Form zusammensetzen.
Mit der Signa Sans und Serif lässt sich der
Schablonenstil noch einmal neu entdecken,
zumal auch eine Office-Variante und Web-
fonts zur Verfügung stehen. Die vielen anderen
Mitglieder der Großfamilie FF Signa sind
zwar schon ein paar Jahre alt, aber keineswegs
altmodisch. Und es ist nicht gesagt, dass der
dänische Designer seine Familienplanung
abgeschlossen hat.
Preise zwischen 100 und 140 Euro für ein Paket
mit je drei Schnitten; www.fontshop.de
074 page 03.12 TYPO

TYPOWELT
Foto: © Satoshi Asakawa/Courtesy of Hermès Japon

Diese wunderschöne Typoinstallation aus Zedernholz


schuf House Industries für Hermès

Pferdestärken
n Fast eine Art Straßentheater ist die
Installation im Maison Hermès, dem
Flagship-Store der französischen Edel-
marke in Tokio. House Industries aus
Yorklyn, Delaware, hatte dafür Typo-
graie aus Zedernholz geformt. Im Mit-
telpunkt der ungewöhnlichen Schau-
fensterdekoration steht ein Pferd im
Stil einer Karusselligur, das dank eines
eingebauten Mechanismus gemütlich
durchs Schaufenster galoppiert. Auch
die anderen zwölf, kleineren Installatio-
nen sind absolut sehenswert, das H als
Sattelhalter würde ich sofort nehmen.
≥ www.houseind.com

»TypoJournal 3«
n Frisch erschienen ist die dritte Aus-
gabe des von Ralf Hermann und Jörg
Rossbach herausgegebenen »TypoJour-
nals«. Das Thema des 112 Seiten starken
Lesenswert: die dritte Ausgabe des »TypoJournals« Hefts ist Wandel. So schreibt Henning
page 03.12 075

≥ Weitere interessante artikel rund um Typograie inden Sie unter


www.page-online.de/emag/typo und Links zu Typefoundries et cetera
unter www.page-online.de/typo-links

Krause über Schriftmuster im Wandel, dungen und Bögen. Die minimalen Bie-
Kathrin van der Merwe über Corporate gungen in den Diagonalen sorgen für
Design im Umbruch und Ralf Herrmann eine gewisse Lebendigkeit der sonst
selbst über das Ende des Kartenlesens. sehr statischen Monolineschrift und
Insgesamt inden sich in dem Magazin vergrößern subtil, aber spürbar die
dreizehn durchweg interessante, schön stumpfen Winkel.
aufbereitete Beiträge. Für rund 8,50 Eu- Generell sind sämtliche Zeichen der
ro plus Versandkosten kann man es Schrift annähernd gleich breit und ha-
über www.fonts.info beziehen. ben eine leicht schmallaufende Anmu-
≥ www.typograie.info tung. Die x-Höhe ist bewusst groß und
die Unter- und Überlänge dement-
sprechend sehr gering. Die weit geöff-
Lebendige Agile neten Punzen fördern die Lesbarkeit.
n Die Anfänge der serifenlosen Font- Sinews gibt es in Hairline, Thin, Light,
familie von Edgar Walthert gehen auf Regular und Medium plus Italics. In
ein Studienprojekt an der Königlichen der Standardversion kostet sie etwa
Akademie der Bildenden Künste in Den 50 Euro pro Schnitt und in der Pro-Ver-
Haag zurück. Der gebürtige Schweizer, sion ungefähr 60 Euro. ant
der seit 2008 ein Typograie- und De- ≥ www.gestalten.com
signstudio in Amsterdam betreibt, woll-
te eine Type schaffen, die die Vorteile
eher technischer Schriften und solcher
Nachtrag Global Fonts
mit handschriftlichen Einlüssen ver- Betreff: »Generation 50 000+« in
eint. Entstanden ist Agile mit einer gro- PAGE 02.12, Seite 64
ßen Anzahl eigenständiger Formen – n Im Artikel »Generation 50 000+« in-
ähnliche Segmente sind nicht kopiert, det sich eine Aussage von Susanne
sondern individuell an die Buchstaben Zippel in Bezug auf den japanischen
angepasst. Dieser handwerkliche An- CJK-Fontteil unserer Nimbus Global,
satz verleiht ihr einen lebendigen, or- der so nicht mehr richtig ist: Unsere
ganischen Charakter. Global Fonts decken seit gut zwei Jah-
Zehn geradestehende Schnitte um- ren sprachspeziische Eigenheiten für
fasst die Familie, von der äußerst dün- die CJK-Skripte ab. Für Nimbus Sans
nen Hairline bis zur superdicken Fat. Global Light, Regular, Medium und Bold
Dazu gibt es entsprechende Kursive, gibt es inzwischen über 8500 zusätzli-
Kapitälchen, diverse Ziffernsätze, Alter- che japanische Stylistic Alternates und
nativbuchstaben und eine umfangrei- 8000 alternative Zeichen für Taiwan
che Sprachunterstützung. Agile eig- und Hongkong.
net sich sowohl für Headlines als auch Mittels OpenType-Features können
für Text und erinnert in ihrer sympa- diese Zeichenvarianten in den Text in-
thischen Formgebung ein wenig an tegriert werden und auf diese Weise
die Schriften von Underware. Auf je- länderspeziische Anforderungen er-
den Fall ist sie durch und durch hollän- füllen. Somit ist es problemlos mög- Lebendig, sympathisch und gut lesbar ist die Agile.
disch und kein bisschen schweizerisch. lich, mit einem einzigen Font chinesi- Unten: Technische und humanistische
Kaufen kann man die Schrift für rund sche, japanische und koreanische Do- Züge vereint Jakob Runges Fontfamilie Sinews
400 Dollar bei Village. kumente zu publizieren und zugleich
≥ www.vllg.com; www.ewalthert.com die jeweiligen Eigenheiten der Schrift-
zeichen zu bewahren. Die richtige An-
wendung ist dabei nur eine Frage des
Muskeln und Knochen Satzprogramms: In InDesign und XPress
n Gerade bei Gestalten erschienen werden unsere Global Fonts als »Lan-
ist die Sinews von Jakob Runge, einem guage Feature« korrekt ausgewertet.
der Initiatoren der Typoplattform 26+. Microsoft-Ofice-Programme sind zwar
Der Name der Schriftfamilie leitet sich Vorreiter bei der multilingualen Skript-
von dem englischen Wort für »Sehne« unterstützung, aber bedauerlicherwei-
ab – hier verbinden sich allerdings se werden die »OTF locl-Features«
nicht Muskeln, Knochen und Sehnen, dort noch nicht unterstützt.
sondern ein geometrisch konstruier- Frank Steitiya, Vertrieb & Marketing
tes, eckiges Skelett mit leichten Run- Globalfonts, URW++, Hamburg
Make-up & Hair: Annette Kamont

076 PAGE 03.12


BILD
PAGE 03.12 077

Als Artdirektor,
Fotograf und
Retoucher setzte
Daniel Bolliger
Moel Dario
Tozzi für die
Sommerkollek-
tion 2012 von
Sadak in Szene

Hautilder
Tattos sind momentan schwer angesagt, nicht zuletzt in der
Moefotograie. Und auch bei den Motiven tut sich Neues
078 PAGE 03.12 BILD Tattoos

Rik Genet in
der Mugler-
Kampagne und
in einem
faszinieenden
Werespot für
das Abdeck-
Make-up
Dermalend

≥ PAGE Online n »DON’T« pinselte David Shrigley in kleinen, feinen Let- Leben gezeichnet« von Klaus Pichler Einblicke. Der junge
Alle im Text tern jemandem auf den Arm – sollte heißen »Tu es nicht«. Auf Wiener Fotograf porträtierte rund 150 Ex-Häftlinge, die ihm
erwähnten, aber dem Stand seiner Galerie auf der Londoner Frieze Art Fair erzählten, wie in den siebziger Jahren tätowiert wurde, als
hier nicht auf malte der für seinen abgründigen Humor bekannte Illustra- Tusche und Nadeln im Knast verboten waren. »Die Farbe,
Bildern gezeigten tor und Künstler den Messebesuchern improvisierte tempo- die haben wir so gemacht, dass wir vom Gummiabsatz der
Tattoos sowie räre Tattoos auf die Haut. Viele wollten die Kunstwerke in Gefängnisschuhe ein Stück heruntergeschnitten haben. Das
vieles mehr ist permanente Tätowierungen umwandeln, wovon Shrigley haben wir angezündet und den Blechnapf darüber gehal-
unter www.page- abriet – eben auch mit dem »DON’T«. Nun trägt dieser junge ten, und da hatte man dann eine Rußschicht oben. Die Ruß-
online.de/tattoos Mann wohl für immer die Mahnung auf der Haut, er hätte schicht haben wir mit Zahnpasta oder Haarshampoo ver-
zu sehen das lieber nicht tun sollen . . . Als Shrigley auf dem Abandon mischt und damit wurde dann tätowiert. Die rote Farbe war
Normal Devices Festival in Liverpool die Aktion wiederholte, aus Ziegelstaub, den wir aus den Gefängniswänden he-
standen schon die Proi-Tätowierer von Dermagrafiti bereit, rausgeholt haben. Und die Nadeln waren oft angespitzte
um seinen Kreationen auf Wunsch Dauer zu verleihen. Büroklammern, Drahtstücke oder Gitarrensaiten.«
Alles natürlich hochprofessionell und hygienisch. Das
war nicht immer so. Lange Zeit schmückten Tätowierungen Diese ungesunden Zeiten sind vorbei, aus der Subkultur
nur Außerseiter, ob Seeleute, Rocker oder Knackis. In deren kamen die Hautbilder längst im Mainstream an. Angeblich
Welt gibt das beim Verlag Fotohof erschienene Buch »Fürs sind 10 Prozent der Deutschen tätowiert, sogar Präsidenten-
PAGE 03.12 079

gattin Bettina Wulff trägt ein Tattoo auf dem Oberarm. Um


da noch Aufmerksamkeit zu erregen, muss man sich schon
etwas einfallen lassen, was Rick Genest deinitiv geschafft
hat. Der junge Kanadier, der von Kopf bis Fuß wie ein ver-
wesender Körper tätowiert ist, in Montreal im Zirkus auf-
trat und in der einschlägigen Szene als Zombie Boy be-
kannt war, wurde vom neuen Kreativdirektor des Fashion-
labels Mugler für die Modewelt entdeckt.
Nicola Formichetti, der als Stylist von Lady Gaga be-
rühmt wurde, hatte Bilder von Rick Genest im Internet ge-
sehen und kontaktierte ihn per Facebook, um ihn zur Mugler-
Modenschau nach Paris zu holen. Doch Zombie Boy entpup-
pte sich als echter Outsider ohne Reisepass und festen
Wohnsitz. Formichetti musste außerdem erst Bußgelder in
fünfstelliger Höhe für ihn zahlen, bevor Zombie Boy das
Land verlassen durfte. Dann lief er für Mugler über den Cat-
walk – in der gleichen Schau wie Lady Gaga, mit der er we-
nig später im Musikvideo »Born this way« auftrat. Seither
gehört er zu den bekanntesten Models der Welt und lässt
sich bei Izaio Models in Berlin auch hierzulande buchen.
Bei der Mugler-Show trat auch der Schweizer Dario Tozzi
auf, quasi eine softe Version von Rick Genest. Die vorange-
hende Doppelseite zeigt, wie Fotograf Daniel Bolliger aus
Zürich ihn für das Modelabel Sadak des jungen Designers
Sasa Kovacevic in Szene setzte. Was fasziniert Modefoto-
grafen so an tätowierten Models? »Sie können gut posen,
Bilder David Shrighley: Stephen Friedman Gallery, www.youtube.com/watch?v=MZwilrqiHMs

denn ihnen ist es sehr bewusst, wie sie aussehen und sie
stellen diesen Look gerne zur Schau. Bei Dario fasziniert
David
mich die Verletzlichkeit und Sanftheit, die wie hinter einer
Maske steckt, und ich mag seinen ›Sad eyes‹-Look sehr. Ich
Shrigley malte
kenne es aus eigener Erfahrung, dass man sich gerne hinter auf der Frieze
den Tattoos vor der kalten Gesellschaft versteckt«, sagt der
Fotograf, der selbst stark tätowiert ist. »Rick Genest und Art Fair den
Dario Tozzi kennen sich gut. Dario ist mehr der sensible,
nachdenkliche Typ. Rick spielt den bösen Rebellen, aber
Besuchern
das ist wohl eher eine Rolle, die ich auch sehr cool inde.« Tattos auf,
Einen Höhepunkt erreichte die neue Verbindung von Tat- die eigentlich
toos, Fashion, Kunst und (Self-)Marketing beim jüngsten
Projekt von Dasha Zukova. Die junge Russin, derzeitiges It-
temporär
Girl der Kunstwelt, Freundin des Milliardärs Roman Abra- leien sllten . . .
mowitsch und ehemalige Chefredakteurin der Londoner
Lifestyle-Postille »Pop«, dachte sich für ihr im September
gelaunchtes Magazin »Garage« etwas ganz Besonderes
aus. Sie lud berühmte Künstler wie Paul McCarthy, Jeff
Koons, Richard Prince, Raymond Pettibon, John Baldessari
oder Damien Hirst ein, Entwürfe zu liefern, die dann den
Models einer Fotostrecke auf die Haut gestochen wurden.
Skandalfachmann Damien Hirst begnügte sich natürlich
mit nichts weniger als einem Intim-Tattoo in Schmetterlings-
form, zu dem er die junge britische Illustratorin Shauna
Taylor überredete. Deren Bild prangte dann auf dem Cover
der ersten »Garage«-Ausgabe – mit einem schamhaften Sti-
Im Stuio
cker, unter dem das Kunstwerk zu sehen war, dezent und horus Tatto
schattig in Schwarzweiß fotograiert vom ehemaligen Dior-
Chefdesigner Hedi Slimane. Artdirektor der Zeitschrift ist ein von Miriam
alter Bekannter: Mike Meiré aus Köln.
Schiran in
In Avantgarde-Modemagazinen sieht man besonders an Berlin ent-
männlichen Models Tattoos überall, die gestalterisch er-
staunlich konservativ daherkommen. Es dominieren klassi- tand dieser
sche Motive wie Totenkopf, Pin-ups, chinesische Drachen
oder abstrakte Tribal-Muster, denen meist auch das berüch-
Baum als
tigte Arschgeweih zuzuordnen ist. Einen Überblick gibt das
Buch »Tattoo World. Die besten Stile und Studios weltweit«
Narenüer-
von Marisa Kakouas und Michael Kaplan bei Knesebeck. decker
080 PAGE 03.12 BILD Tattoos

Kate Moros Die innovativsten Tätowierungen inden sich wohl im Ka-


pitel »Modern Painterly«. Die Schöpfer dieser Stilrichtung
aus London kommen oft von der Kunsthochschule oder haben zumin-
dest schon mal eine von innen gesehen, arbeiten dazu pa-
besitzt ein rallel als Maler, Zeichner oder Illustratoren. Die beiden wich-
Designstuio, tigsten frischen Trends sind der von Urban Art beeinlusste
Art-brut-Stil und die sogenannten graischen Tattoos mit kla-
ein Platenlael ren, oft abstrakten Formen aus der Welt des Graikdesigns.
Zu den Erneuerern gehört etwa Amanda Wachob aus
und verkaut Brooklyn mit wie hingeworfen wirkenden Pinselstrichen;
Shits, die zu der in Frankreich und Deutschland arbeitende Cy Wilson;
der Franzose Xoïl aka Loic; Jef und Kostek von La Boucherie
ihen Tattos Moderne in Brüssel; Madame Chän vom Kunst- und Tattoo-
Atelier AKA in Berlin; Jessica Mach und Peter Aurisch, die
pasen sich nach einer Zeit bei AKA gerade mit dem Studio Nevada
Johnny selbstständig gemacht haben, sowie die Berline-
rinnen Berit Uhlhorn von Tatau Obscur und Miriam Schiran
von Chorus Tattoo. Wie Letztere vom Studium der Bildhau-
erei zum Tätowieren kam, erzählt sie ab 1. Februar unter
www.page-online.de/wie_man_tattoo_artist_wird.

Es ist wohl kein Zufall, dass einige der gestalterisch inno-


vativsten Hautdekos gar keine echten Tätowierungen sind:
zum Beispiel die Tattlys von Tina Roth Eisenberg. Sie sind
Der Stiker auf das jüngste Projekt der in New York lebenden Schweizerin,
die durch ihren gleichnamigen Blog besser als swissmiss be-
dem von kannt ist. Illustratoren und Designer wie James Victore,
Mike Meié Josh Smith, Jason Santa Maria oder Stina Persson tragen
Entwürfe zu den Tattlys bei. Wie all jene Abziehbildchen
gestalteen aus Tattoofolie, die man mit eigenen Motiven per Inkjet-
printer bedrucken kann, lassen sie sich mit Wasser und Sei-
Magazin ver- fe entfernen und sind für Erwachsene ebenso wie für Kin-
irgt ein von der gedacht.
Echter sehen die wasserfesten Fun Tattoos oder Temptus
Damien Hirt aus, die seit Langem auch für Filmproduktionen benutzt
werden. Es gibt verschiedene simple Arten, die Motive auf
höchstesön- die Haut aufzutragen, ob per Transfer-Sheets, Stencils oder
lich entwor- Bodypainting-Kits. Bei manchen Anbietern lassen sich zudem
auch selbst gestaltete Vorlagen in Auftrag geben, meist
enes Tatto erst ab einer Mindestmenge von 1000 Stück, die für Wer-
bung und Events aber vielseitig einsetzbar sind. So kann je-
der mal Spaß haben, ohne sich gleich fürs Leben entscheiden
zu müssen.
Eine Bitte noch zum Schluss, nach Sichtung unzähliger Bil-
der im Internet. Liebe Tattookünstler, macht bessere Fotos.
Das heißt: cleane Hintergründe. Und nicht gleich fotogra-
ieren, nachdem man die Nadel fallen gelassen hat. Frische
Tattoos auf geröteter Haut sehen meist gruselig aus . . . cg

Unter www.
tattly.com
gibt es von
Designern
gestaltete
temporäe
Tattos
PAGE 03.12 081

Aktuelle Publikationen zu Tattoos


Marisa Kakoulas und Michael Kaplan: Tattoo World.
Die besten Stile und Studios weltweit. München (Knese-
beck) 2011, 384 Seiten. 39,95 Euro. isbn 978-3-86873-395-2.
Porträts herausragender Artists, sortiert nach Stilen wie
»Realistik«, »Modern Painterly«, »Black and Grey«, »America-
na«, »Tribal«, »Biomechanik und Bioorganik« sowie »New
School«. ≥ www.knesebeck-verlag.de Klaus Pichler: Fürs publishing.com Alex MacNaughton: London Tattoos.
Leben gezeichnet. Gefängnistätowierungen und ihre München (Prestel) 2011, 304 Seiten. 19,95 Euro. isbn 978-3-
Träger. Salzburg (Fotohof Edition) 2011, 184 Seiten. 29 Euro. 7913-4584-0. Alex MacNaughton schoss hochästhetische Fo-
isbn 978-3-902675-52-1. Über sieben Jahre porträtierte der tos von Londonern, die von ihren Tätowierungen erzählen.
Fotograf rund 150 Ex-Gefängnisinsassen. ≥ www.fotohof.at ≥ www.londontattoosbook.com Querformat 4: Tattoo.
Carl Zimmer: Science Ink. Tattoos of the Science Ob- Zeitschrift für Zeitgenössisches, Kunst, Populärkultur.
sessed. New York (Sterling Publishing) 2011, 288 Seiten. Bielefeld (transcript) 2011, 92 Seiten. 9,80 Euro. isbn 978-3-
24,95 Dollar. isbn 9781402783609. US-Wissenschaftsautor 8376-1867-9. Äußerst lesens- und sehenswerte Ausgabe des
Carl Zimmer hat die Tattoomotive von seinem Blog The Loom Hochschulmagazins, mit vielen spannenden Texten zum
in einem stark beachteten Bildband zusammengetragen. kultur- und kunstgeschichtlichen Hintergrund der Tätowie-
≥ http://blogs.discovermagazine.com/loom; www.sterling rung. ≥ www.querformat-magazin.de
082 page 03.12 BILD

BILDWELT

»State of the
Art Photography«
n Welche Fotografen werden die Dis­
kussion der kommenden Jahre bestim­
men? Eine große Ausstellung im NRW­
Forum Düsseldorf möchte diese Frage
beantworten. Die Auswahl der 41 ver­
tretenen Künstler traf ein Gremium
Herrchen Bill Sikes, zu sehen auf ein­ schlauer Leute, dem etwa Andreas
Berühmte Hunde drucksvollen Illustrationen von Fred Gursky, Klaus Biesenbach vom MoMA
Terrier Bull’s Eye n Hunde sind der Menschen treueste Barnard. In der von Joseph Finnemore PS1 aus New York oder Andréa Holz­
aus »Oliver Begleiter – auch in der Literatur. Und 1895 illustrierten Ausgabe von Defoes herr von Magnum Photos angehörten.
Twist«, Lassie – zwar seit dem Mittelalter, wie das in Zu­ »Robinson Crusoe« kommt der Hund, Man darf gespannt sein – wobei die
illustriert von sammenarbeit mit der British Library der sich beim Schiffbruch mit auf die Namen der Auserwählten schon un­
Marguerite entstandene Büchlein »Dogs in Books« Insel rettete, im Text kaum vor, ist aber ter www.nrw-forum.de/state_of_the_
Kirmse – und von Catherine Britton zeigt (112 Seiten, auf vielen Bildern als Robinsons Be­ art_photography nachzulesen sind.
der namenlose 14,95 Dollar, isbn 978-1-935613-40-4). gleiter zu sehen. Weitere Bücherhun­ Zu der Ausstellung, die von 4. Feb­
Hund von In den Vordergrund treten Hunde bild­ de, über die Interessantes zu erfahren ruar bis 22. Mai läuft, erscheint der
Robinson Crusoe lich aber erst im 19. Jahrhundert, doch ist, sind beispielsweise Tims Struppi, Bildband »State of the Art Photogra­
keineswegs nur als niedliche Knuddel­ Snoopy, Lassie, 5­Freunde­Begleiter phy« bei Feymedia (264 Seiten, 35 Eu­
tiere. In Dickens »Oliver Twist« ist Bull­ Timmy oder die 101 Dalmatiner. ro, isbn 978-3-941459-38-0). Wir zeigen
terrier Bull’s Eye ebenso böse wie sein ≥ http://markbattypublisher.com rechts ein Bild der 1983 geborenen Alex
page 03.12 083

≥ Mehr zum Thema Fotograie und Illustration unter www.page-online.de/emag/bild

Grein, das an klassische Landschafts­ wohnt Vorträge – diesmal beispiels­ VII­Auswahl mit den per User­Voting
bilder à la Caspar David Friedrich den­ weise von Gerry Badger, Todd Hido bestimmten besten sieben Arbeiten
ken lässt, aber aus Bildausschnitten oder Thomas Mailaender – sowie Aus­ aus den Kategorien Advertising, Beau­
von Google Earth zusammengesetzt stellungen der fünfzig jurierten Ein­ ty, Celebrities, Editorial, Fashion und
ist. Natur der neuen Art. sendungen des Dummy Awards 2012 Lingerie. Auch der wöchentlich er­
≥ www.nrw-forum.de; und aller für den Photobook Award scheinende Newsletter beschränkt sich
www.feymedia.net 2012 von prominenten Experten nomi­ auf sieben Meldungen.
nierten Bücher. Anmeldeschluss für Hinter dem Projekt steckt Peter
den Dummy Award ist der 31. März, Zepp von der Agentur SiteSeeing aus
Tag der Bildagenturen erster Preis ist wie immer ein kom­ Hamburg, die einschlägige Erfahrung
n Ob in Hamburg oder München – plette Buchproduktion durch den Ver­ aus der Fotobranche mitbringt: Sie ge­
die vom BVPA, dem Bundesverband lag Seltmann + Söhne. staltete Websites für Armin Morbach
der Pressebild­Agenturen und Bildar­ ≥ http://2012.fotobookfestival.org sowie für dessen »Tush«­Magazin, eine
chive e. V., veranstalteten PICTAdays ganze Reihe von Fotografen­Auftrit­
liefen in letzter Zeit stets zur vollsten ten oder Sites für Modelagenturen wie
Zufriedenheit aller Beteiligten ab. Am
Schön schlank etwa Izaio und Spin. cg
22. März trifft sich die Branche wieder n Qualität statt Quantität heißt das ≥ www.previiew.com
in Süddeutschland, und zwar in der Motto von www.previiew.com, wo es
unter Denkmalschutz stehenden Tram­ sich ab sofort nach herausragenden Fo­
halle im MVG Museum in München. tografen, Stylisten, Hair­ und Make­up­
Schon jetzt haben sich mehr als vier­ Artists sowie Spezialisten für CGI und
zig Bildanbieter und Dienstleister an­ Retouching suchen lässt. Die in Namen
gemeldet. Für Bildagenturkunden ist und Logo steckende VII geht auf die
der Eintritt kostenlos, ebenso wie Spei­ mehr als 300 Jahre alte Erkenntnis von
sen und Getränke. John Locke zurück, dass das Kurzzeit­
≥ www.bvpa.org gedächtnis nur sieben Informationen
gleichzeitig aufnehmen kann. Darum
darf sich jeder Kreative bloß mit maxi­
Digitale Kinderbücher mal sieben Arbeiten präsentieren. Schlicht und exklusiv: Logo eines neuen Portals, das bei
n Die Bologna Children’s Book Fair, Neben den kurz und knackig prä­ der Suche nach Kreativen für Fotoproduktionen hilft
mit über 1000 Ausstellern einer der in­ sentierten Proilen der handverlesenen
ternational wichtigsten Events für Illus­ Mitglieder – dem eigentlichen Herz­ »Terra V« (2010) der jungen Düsseldorfer Fotograin
tratoren, verstärkt ihre digitalen Ak­ stück der Website – gibt es die Best­ Alex Grein ist »State of the Art«
tivitäten. Am 18. März, dem Tag vor
dem eigentlichen Beginn der viertägi­
gen Messe, indet zum zweiten Mal in
Zusammenarbeit mit O’Reilly Media die
Tools of Change for Publishing Confe­
rence (TOC) statt, die sich speziell mit
Trends und Chancen digitaler Kinder­
bücher befasst (im Gegensatz zu der
Frankfurter TOC, die allgemein digita­
le Strategien der Verlagsbranche be­
handelt). Mit dem BolognaRagazzi Di­
gital Award wird der Kinderbuchwett­
bewerb der Messe zum ersten Mal
auch um die Kategorie Children’s Sto­
ry Apps bereichert.
≥ www.bolognachildrensbookfair.
com; www.tocbologna.com

Fotobuch-Festival
n Weil dieses Jahr wieder eine do­
cumenta stattindet, weicht das 5. In­
ternationale Fotobuch Festival Kassel
nach Paris aus. Im Kulturzentrum Le
Bal gibt es vom 20. bis 22. April wie ge­
084 PAGE 03.12

TECHNIK

Qualitativ sind die


bei Fotobuchservices
Foto: Fides Siegener

in Auftrag gegebenen
Bildbände kaum noch
von klassisch produzier-
ten zu unterscheiden
PAGE 03.12 085

To Look At
Neben guter Druckqualität bieten Fotobuchservices
inzwischen große Gestaltungsfreiheiten. Wir stellen
interessante Anbieter vor

n Ob für Portfolios, Präsentationen, tivals in Kassel, das bereits seit 2008


Dummys oder für die Produktion von dieses als künstlerisches Medium in
Kleinstaulagen – viele Kreative schät- den Mittelpunkt stellt.
zen heute die Möglichkeiten, die ih- Ein weiterer Grund für den Boom
nen Fotobuchservices bieten. Einer sind darüber hinaus sicherlich die er-
von ihnen ist der Heidelberger Illustra- heblich verbesserten Druck- und Ver-
tor Max Gärtner, der über Blurb genau arbeitungsqualität vieler Services. Ein
das Notizbuch produziert hat, das ihn Unterschied zum Offsetdruck ist mit
zum Sammeln neuer Ideen inspiriert. bloßem Auge kaum mehr zu erken-
Netter Nebeneffekt: Er kann sein Skiz- nen. Wer sich jedoch im Detail dafür
zenbuch im Blurb-Buchshop anbieten interessiert, wie ein Fotobuch produ-
und verdient so an jedem verkauften ziert, gedruckt und mit welchen Anla-
Exemplar mit. Das Layout für »mein gen es verarbeitet wird, muss dies bei
Notizbuch« erstellte er wie gewohnt den Anbietern meist erfragen. Sicher
in InDesign, denn die Fotobuchsoft- ist jedoch: Der überwiegende Teil der
ware von Blurb hat noch Probleme mit im Digitaldruck gefertigten Fotobücher
Bildern, die über zwei Seiten gehen. wird mit HP-Indigo-Maschinen produ-
Der Erfolg der Fotobuchservices im ziert. Einer der großen Druckdienstleis-
professionellen Bereich verdankt sich ter in Europa, CEWE Color, hat mehre-
auch dem gewachsenem Interesse von re Dutzend davon im Einsatz.
Fotografen an dem Medium Fotobuch. Das Arbeitsprinzip dieser Maschi-
»Immer mehr von ihnen sehen darin ne ist mit der eines Laserdruckers ver-
eine eigenständige Präsentationsform, gleichbar, die Tonerpartikel sind je-
die einfach und kostengünstig zu ver- doch deutlich kleiner. So klein, dass sie
wirklichen ist. Das Fotobuch als abge- in einer Trägerlüssigkeit eingebettet
schlossenes Werk ohne begleitende werden müssen. Die Übertragung des
Ausstellung gewinnt zunehmend an Druckbilds funktioniert wie bei einer
Bedeutung«, sagt Dieter Neubert, Lei- Offsetdruckmaschine über einen Gum-
ter des Internationalen Fotobuch Fes- mituchzylinder. Da die Farbe wie ei-
ne dünne Folie mit dem Papier ver-
Illustrator Max Gärtner hat ein bunden ist, stellt das Recycling dieser
Notizbuch bei Blurb produziert. Drucke nach wie vor ein Problem dar.
Praktischerweise nimmt die In traditionellen Prozessen wäre das
Selfpublishing-Plattform auch PDF- recycelte Papier voller farbiger Som-
Daten aus InDesign entgegen, so- mersprossen. Deswegen wird es aus-
dass Bilder über zwei Seiten leicht sortiert. HP ist sehr engagiert, nach
zu bauen sind – das ist bei Fotobuch- funktionierenden Recyclingverfahren
services nicht selbstverständlich zu forschen und diese zu verbrei-
086 PAGE 03.12 TECHNIK Fotobücher on Demand

ten. Eine für viele Anlagen praktika- Unter dem Aspekt Nachhaltigkeit kleinen Probeauftrag, möglichst mit
ble Lösung ist bislang allerdings noch könnte dem Tintenstrahldruck bald ei- identischem Inhalt, bei verschiedenen
nicht im Einsatz. ne größere Bedeutung zukommen, vor Dienstleistern produzieren zu lassen.
allem durch die neue Jet Press 720 von Auch wenn große Anbieter natürlich
Neben dem Digitaldruck ist nach wie Fujiilm, die eine optimale Bildqualität den Massenmarkt im Blick haben – und
vor die analoge Echtfotoentwicklung liefert. Die bedruckten Bogen lassen sich entsprechend auch ihre Fotobuch-
verbreitet. Qualitativ ist das Echtfoto sich wie Offsetbogen verarbeiten. Die tools an dieser Klientel orientieren –,
dem Digitaldruck leicht überlegen, ei- Maschine druckt bei einer Aulösung werden professionelle Ansprüche nicht
ne Rasterstruktur sieht man auch bei von 1200 dpi in einer Geschwindigkeit mehr ignoriert. Oftmals akzeptieren sie
näherer Betrachtung nicht, die Far- um die 2700 Bogen pro Stunde mit ei- PDF-Daten – zumindest für einige der
Reise- und Repor- ben wirken brillanter und satter, Lini- nem Druckkopf annähernd in der Brei- angebotenen Produkte. So haben Krea-
tagefotograf en kommen feiner. Dafür gibt es we- te des Papiers, wodurch dieser nicht tive bei der Wahl ihrer Werkzeuge und
Jan Enkelmann niger Verarbeitungsoptionen, bedingt hin- und herfahren muss. Die Recycling- der Gestaltung freie Hand. Aber auch
aus London durch das dicke Trägerpapier, von dem fähigkeiten des Papiers sind aller Vo- die Fotobuchsoftware wird immer leis-
hat ebenfalls zudem nur eine Seite belichtet wer- raussicht nach sehr gut, obgleich das tungsfähiger, unterstützt Mac OS und
Blurb für die den kann. Durch die Verwendung von Papier speziell beschichtet wird, um Windows, teilweise sogar Linux, und ist
Produktion sei- Chemie für Entwicklung und Fixierung die hohe Druckqualität zu erzielen. für einfache Layouts inzwischen mehr
nes 186 Seiten sind Echtfotobücher unter Umweltas- Die beste Möglichkeit, sich ein Bild als ausreichend. Klassische Fotobücher
starkes Foto- pekten natürlich auch nicht gerade ein über Qualität und Leistungen eines Fo- lassen sich da meist sogar effektiver
buches genutzt grünes Produkt. tobuchservices zu machen ist, einen bauen als mit InDesign und Co. tk

Blurb Individuelles Design


n Der Fotobuchservice aus den USA und iPad zu veröffentlichen (siehe kann in Details überzeugen. So ist er-
überzeugt mit frischen Ideen. Bei Blurb PAGE 01.12, Seite 83). Die Fotobuch- kennbar, welche der Bilder aus der
produzierte Bücher kann der Kreative software BookSmart für Mac OS und Auswahl bereits auf einer Seite plat-
auch gleich über den dazugehörigen Windows unterscheidet sich angenehm ziert sind. Importieren kann man sie
Shop vertreiben, für jeden Verkauf er- von der Konkurrenz – auf quietsch- von lokalen Quellen, aber ebenso aus
hält er eine Provision. Seit Herbst 2011 bunte Optik wird verzichtet. Die Ober- Flickr, Picasa et cetera. Die Layoutfä-
ist es möglich, auch E-Books für iPhone läche des Tools ist aufgeräumt und higkeiten sind zwar recht bescheiden,
dafür ist nach wenigen Klicks ein ers-
tes Design fertig.
Wer komplette Gestaltungsfreiheit
Die Fotobuch- sucht, proitiert von Blurbs InDesign-
software Book- Plug-in, das die Software mit einem
Smart von Blurb zusätzlichen Menüeintrag ausstattet.
nimmt dem Bei Aufruf des Menüs »Datei/Blurb
Kreativen viele Template Creator« lassen sich die ver-
Details ab fügbaren Produkte inklusive Format
und Papiersorte vorwählen. Das Plug-
in baut daraus das Template. Das ist
deutlich einfacher, als in einem riesi-
gen Fundus die korrekte Vorlage zu
inden. Blurb erwartet Daten nach dem
PDF/X-3-Standard, dürfen also keine
Live-Transparenzen enthalten. Die E-
Books für iPhone und iPad lassen sich
nur mit BookSmart gestalten.
≥ http://de.blurb.com
PAGE 03.12 087

In der AIR-Applika-
tion myphotobook
kann der User
auf viele Einstellun-
gen direkt am
Objekt zugreifen

myphotobook Durchdachtes Interface


n Die Gestaltungssoftware des Berli- Verlaufsrahmen möglich. Ein gute Idee Mit den zahl-
ner Anbieters myphotobook, ist eine ist die Änderungen der Stapelfolge di- reichen Layout-
selbst entwickelte AIR-Applikation, die rekt am Objekt, so muss man nicht vorlagen ist
somit auf Windows, Mac und sogar auf erst ein Menü suchen. Auch myphoto- ein Fotobuch in
Linux läuft. Die Oberläche ist über- book bietet einen Proi-Support für myphotobook
sichtlich und durchdacht, die wich- den Austausch von frei gestalteten In- schnell zusam-
tigsten Features sind kontextbezogen Design-Dokumenten, aber erst ab ei- men geklickt
direkt am Bild- oder Textrahmen un- nem Mindestbestellwert von 250 Euro.
tergebracht. Für diese kann der An- Die nötigen Speziikationen und Do-
wender die Transparenz festlegen und kumentvorlagen für InDesign erhält
auf einfache Weise farbige Rahmen hin- man nur auf Anfrage.
zufügen – neben einfarbigen sind auch ≥ www.myphotobook.de

CEWE Fotobuch Große Auswahl


n Der Großhändler CEWE Color macht
seinen Service über diverse Handels-
partner zugänglich. Preise und Pro-
duktwahl sind dabei immer gleich. Al-
lein die Varianten an Fotobüchern sind
riesig, sie reichen von Mini-, quadra-
tischen bis hin zu XXL-Panorama-For-
maten. Die Fotobuchsoftware für Win-
dows und Mac OS ist zwar relativ leis-
tungsfähig, Interface, Icons und Struk-
tur sind aber ein Graus. Sicher keine
Software, mit der man das Herz von
Kreativen gewinnen kann.
Das hat auch CEWE Color gemerkt
und offeriert extra für Prois ein alter-
natives Tool, das mehr kreativen Frei-
raum lässt und auch ICC-Proile er-
kennt. Außerdem gibt es einen PDF-
Druckservice, aber nur für bestimmte
Produkte und zu anderen Preisen. Zu-
dem ist dieser gut versteckt (siehe
www.cewe.de/business-shop/pdf-druck
service). Immerhin stellt CEWE Color wenden lassen. Hier sind wie bei Blurb Die Benutzeroberläche
Templates für XPress 7 und InDesign PDF/X-3-Dateien ohne native Transpa- von CEWE Fotobuch
CS3 zur Verfügung, die sich ohne Pro- renzen verlangt. sieht auf dem Mac wie
bleme auch in neueren Versionen ver- ≥ www.cewe-fotobuch.de ein Alien aus
088 PAGE 03.12 TECHNIK Fotobücher on Demand

Mit iCalamus offeriert photographer-


book eine vollwertige Layoutsoft-
ware – allerdings nur für Mac-User

photographerbook Profilayouter inklusive


n Der Anbieter aus Süddeutschland de Anbieter und Zwecke nutzen. Es ist vorteilhaft, denn hier hapert es bei den
hat sich besonders auf Kreative einge- allerdings möglich, PDF-Dateien aus meisten anderen Tools besonders. Die
stellt: mit der kostenlosen Mac-OS-Lay- anderen Quellen in iCalamus zu plat- Bedienung ist intuitiv, aber der Ein-
outsoftware iCalamus. Das an photo- zieren – egal, ob aus InDesign, iPhoto, stieg wegen des großen Funktions-
grapherbook gebundene Tool verfügt Aperture oder Lightroom. Letzere eig- umfangs etwas anspruchsvoller. Die
über einen Dokumentvorlagengenera- nen sich für die schnelle Erstellung Grundkonzepte ähneln InDesign und
tor und eine direkte Bestellmöglich- eines PDF-Fotobuches. XPress sehr. Windows-User müssen mit
keit inklusive Datenübermittlung. Ein ICalamus selbst bietet große Frei- einer normalen Fotobuchsoftware zu-
normaler PDF-Export ist nicht erlaubt, heiten beim Layout, vor allem die gute rechtkommen.
sonst könnte man es ja auch für frem- Unterstützung von Textelementen ist ≥ www.photographerbook.eu

Saal Digital Satte Farben dank Echtfotos


n Saal Digital produziert ausschließ- sie Zugriff auf sämtliche im System in- he stehen. Der Anwender maskiert
lich Fotobücher in Echtfotoqualität. Die stallierten Schriften gewährt. Das Tool mithilfe zahlreicher Vorlagen platzier-
selbst entwickelte Software SaalDe- überzeugt auch in weiteren Punkten. te Bilder, um diese innerhalb eines
sign ist wie bei myphotobook eine Automatische Hilfslinien erleichtern Sterns, einer weich auslaufenden Ellip-
AIR-Applikation, unterscheidet sich al- das schnelle Positionieren in der Ver- se oder einem ausgefransten Recht-
lerdings beispielsweise dadurch, dass längerung von Rahmen, die in der Nä- eck freizustellen. Alle Eigenschaften
von Text- und Bildrahmen sind über
die Leiste, die rechts im Programm-
fenster angedockt ist, einseh- und än-
derbar – beinahe wie bei einem rich-
tigen Layoutprogramm.
Saal Digital gestattet auch mit In-
Design, XPress oder einem anderen
Graikprogramm erstellte Layouts in
die Produktion zu geben. Selbst Scri-
bus indet Erwähnung. Detaillierte In-
formationen zu Seitengrößen, Rän-
dern und Bildmodi hält der Proibe-
reich bereit, ein Uploader schickt die
Daten direkt an Saal Digital. Vorgefer-
tigte Templates sind hier allerdings
nicht zu inden. tk
≥ www.saal-digital.de

Die Software von Saal Digital ist


eine AIR-Applikation und über-
zeugt in Sachen Benutzerführung
und Layoutgrundfunktionen
090 page 03.12 TECHNIK Making-of: 360° Langstrasse Zürich

Mittendrin
Der Agentur Hinderling Volkart gelang mit
360 ° Langstrasse Zürich die atmosphä-
rische Umsetzung einer TV-Doku als HTML5-Site.
Charmant ist vor allem das
ilmische Navigationskonzept
page 03.12 091

n Einen ganzen Sommer lang streifte ein Reporterteam


des Schweizer Fernsehens durch das Langstrassenquar-
tier, Zürichs berühmt-berüchtigtes Rotlicht- und Partyviertel, Severin Klaus,
sprach mit den Bewohnern und begleitete sie auf ihren We- Leiter Interaction
gen. Daraus entstand eine fünfteilige Dokuserie – und ergän- Development
zend dazu die Website 360° Langstrasse Zürich (www.360 bei Hinderling
langstrasse.sf.tv). Der Agentur Hinderling Volkart gelang es Volkart in Zürich,
dabei, nicht nur das Atmosphärische, sondern vor allem war für die tech-
auch den räumlichen Eindruck in das interaktive Medium zu nische Umset-
übertragen. Die Site besticht nämlich durch ein Navigations- zung der Website
konzept, bei dem sich der User scrollend durch einen Film verantwortlich
bewegt und so das Züricher Viertel ähnlich wie bei einer
Kamerafahrt erkunden kann. Eine graische Leiste neben
dem Browser-Scrollbalken am rechten Rand dient als In-
haltsverzeichnis, aber auch als Verortungsachse und zur zeit-
lichen Orientierung. Während der User vor- oder zurück-
scrollt, tauchen links und rechts sprechblasenartige Gebil-
de auf. Per Mausklick gelangt er über diese auf Unterseiten
mit Informationen zur Umgebung und Videointerviews mit
den Protagonisten der Serie.
»Ausgangspunkt war die Aufnahme eines Helikopter-
lugs über das Quartier. Die fanden wir aber noch zu distan-
ziert. So kamen wir auf die Bewegungsfahrt durch das Vier-
tel«, berichtet Severin Klaus, Leiter Interaction Development
bei Hinderling Volkart. Designer Ruben Feurer ergänzt: »Statt
eines Videos verwendeten wir Einzelbilder. Dafür fuhren wir
mit dem Motorrad ganz langsam durch die Straße. Der So-
zius hielt dabei eine Spiegelrelexkamera, die durchgängig
Bilder schoss. Deshalb sind die Aufnahmen viel schärfer als
bei einem Video.« Denn das ist die erste Überraschung: Das
Video von der Kamerafahrt auf der Seite ist gar kein Film,
sondern besteht aus vielen Einzelbildern, die nach und nach
geladen werden, während der User scrollt. Diese Umset-
zung war wegen der hohen Datenmengen notwendig, sonst
wäre der ›Film‹ im Browser viel zu langsam abgelaufen. »Die
Geschwindigkeit ist aber einer der wichtigsten Punkte bei
der User Experience«, so Severin Klaus.
Ergänzt werden die ablaufenden Bildern von Informati-
onsbubbles, die zeitlich genau abgestimmt im Browserfens-
ter erscheinen. Severin Klaus erklärt: »Das Besondere der
Seite ist die Überlagerung von zwei Inhaltsebenen. Das ist
einmal der Text in Form der Ballons, die vertikal von unten
nach oben scrollen, und einmal das Bild, also der aus Einzel-
bildern bestehende Film, der sich horizontal in die Tiefe
der Seite bewegt. Beide Inhaltsebenen sind so aufeinander
abgestimmt, dass sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu
einem Ganzen überlagern.«
Das Schweizer Fernsehen war schon im Vorfeld der Pro-
duktion an die Kreativagentur herangetreten, damit die
Webseite parallel zum Dokumentardreh entstehen konnte.
»Die Projektleiterin beim Schweizer Fernsehen hat für uns in-
tern alle Hürden aus dem Weg geräumt. Das war auch wich-
tig: Wenn man mit einem moderaten Budget etwas wirklich
Herausragendes schaffen will, muss man eine gewisse Frei-
heit haben.« Diese Freiheit spornte das Team auch zum Ex-
perimentieren an. Inspiriert von Google Street View entwi-
ckelten die Kreativen die ersten Designs. Das Ergebnis war Über das Anklicken der roten Hotspot-Bubbles (ganz links) gelangt
zunächst eine Bildercollage, an der der User entlangwan- der Nutzer zu den einzelnen Unterseiten (oben), auf denen sich unter
dern kann. Ein weiteres Konzept sah eine rein typograi- anderem Interviews mit den Bewohnern des Langstrassenquar-
sche Umsetzung vor. »Das wirkte aber wie mit Flash ge- tiers sowie 3-D-Ansichten von verschiedenen Orten inden. Auf die-
macht. Ich wollte, dass wir mehr mit dem arbeiten, was ei- sen Unterseiten kann man genauso wie auf der Hauptseite hin- und
ne Webseite an und für sich hergibt«, so Severin Klaus. Das hernavigieren. Linke Seite: Die Kamerafahrt auf 360° Langstrasse
Ergebnis zeigt, wie atmosphärisch schließlich die ilmische Zürich besteht genau genommen aus Einzelbildern, damit der User
Umsetzung ist – und das ganz ohne Film. vd schnell vor- und zurückscrollen kann
092 page 03.12 TECHNIK Making-of: 360° Langstrasse Zürich

Severin Klaus über die entwicklung der Website 360° Langstrasse Zürich

Unloaded Loading Loaded Lademechanismus konzipieren


Auf der Startseite ist kein ablaufendes Video zu sehen, sondern Einzelbilder,

1.
1 die ausgetauscht werden. Es hätte nahegelegen, ein Video einzubinden
und die einzelnen Frames anzuspringen. Damit das in jede Scrollrichtung lüssig
funktioniert, müssten wir beim Encodieren jeden Frame als Keyframe setzen.
Damit hätten wir aber den Vorteil der kleineren Datenmenge verspielt. Die Ver-
wendung von Einzelbildern bringt uns eine breitere Browserunterstützung
2. (von Internet Explorer 7 bis iOS) und die Kontrolle über den Lademechanismus.
Das Video lädt üblicherweise linear, also von vorn und der Reihe nach. Wir da-
gegen laden zunächst nur jedes 64ste Bild und die Zwischenbilder dann nach und
nach in mehreren Schritten. So wird die initiale Wartezeit minimiert. Ich nenne
3. das interlaced loading. Der User kann auf der Seite direkt einsteigen, selbst wenn
nur wenige der über tausend Bilder geladen sind, und kann sich sofort durch die
Straße bis zum Ende durchscrollen. Je länger er scrollt, desto mehr Zwischenbil-
der sind bereits geladen und desto reibungsloser werden die Übergänge. Zudem
4. erscheinen bei einem schnellen Durchscrollen die Einzelbilder niedriger aufge-
löst. Sobald der Nutzer innehält, wird das jeweilige Bild in hoher Aulösung nach-
geladen. Bei einer durchgehend hohen Aulösung würden sowohl die Datenmenge
als auch die Renderzeit zu groß. Zusammen mit weiteren Performancetricks schaf-
5. fen wir ein Resultat, das nicht vom Inhalt ablenkt, sondern ihn erlebbar macht.

Document Document

Video Video

Hotspot Hotspot

Window Window

Konzept für Hotspots entwickeln Unterschiedliche Geschwindigkeiten festlegen


Zunächst dachten wir an den einfachsten techni- Das ursprüngliche Konzept entwickelten wir jedoch so weiter, dass sich die
2 schen Aufbau für die Webseite: Ein Video ist im
Hintergrund, davor beindet sich das Dokument mit
3 einzelnen Hotspots mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen
können. Diese Unabhängigkeit der einzelnen Hotspots untereinander bewerk-
statischen Hotspots, auf die der User klicken kann. stelligten wir mithilfe von JavaScript. Dies gibt uns die Freiheit, individueller
Die Hotspots werden vom Browserfenster maskiert. In auf die Beziehung der beiden Inhaltsebenen einzugehen. Wie auch die Kamera
diesem Fall bewegen sich alle Hotspots mit der glei- nicht immer mit konstanter Geschwindigkeit durch die Straße fährt (und an
chen Geschwindigkeit zusammen mit dem Dokument Ampeln stoppt), so können sich jetzt die Hotspots ebenfalls dieser Dynamik
wie auf einer Folie herauf und herunter. Die Seite anpassen. Zudem folgen die Hotspots mit stark variierenden Abständen aufeinan-
selbst wird als normale HTML-Seite via CSS gerendert. der. Ist die Distanz etwa sehr knapp, muss der Erste schneller vorbeiziehen, da-
Sobald der User durch die Seite scrollt, wird die Video- mit er nicht gleich vom Folgenden überlagert wird. Das ermöglichte uns dann auch
der Scrollposition angeglichen. eine recht unkomplizierte Anpassung für mobile Devices wie iPhone und iPad.
page 03.12 093

Bild- und Textebene


synchronisieren
Die Herausforderung lag in der Synchronisie-
4 rung des horizontal ablaufenden Videos, also
der Einzelbilder, mit den vertikal durchlaufenden
Hotspots. Daraus, wo und wie lange ein Hotspot
im Video erscheinen muss, berechnete ich, wann er
sich an welcher Position beinden muss, damit er
mit dem passenden Einzelbild des Videos zusammen-
trifft. Mit etwas Mathematik ein Kinderspiel.

Bild
Horizontale Achse (z)

Videos mit Flash-Fallback erstellen


Gebaut ist die Site in HTML5, auf den Unterseiten
Text
Vertikale Achse (y)
5 mit den Videos haben wir aber ein Flash-Fall-
back mit hineingenommen. Das heißt, unterstützt der
Browser kein HTML5-Video, wird das Video stattdes-
sen in einen Flash-Container geladen. Da dieser über
JavaScript gesteuert bleibt, funktioniert die Scroll-
Interaktion auch hier. So kann sich der User auch durch
ein Video hindurchscrollen: Sobald gescrollt wird,
wird ein Befehl an Flash gesendet, damit an diesem
Zeitpunkt im Video gesprungen wird. Und umgekehrt.

Bubbles richtig formatieren


Eine weitere Einschränkung des HTML5-
6 Projekts war die Rückwärtskompatibilität
für Internet Explorer 7, die von Kundenseite
aus gewährleistet sein sollte. Für die Site hatte
das zur Folge, dass wir die Bubbles als Bilder
einsetzten und nicht als Backgrounds, da Inter-
net Explorer selbst bei sauber indexierten PNG-
Bildern mit Alpha-Transparenzen diese nicht
unterstützt, wenn sie via CSS gesetzt werden.

Twitteranbindung integrieren
Die Bubbles dienten nicht nur als Infoelement,
7 auf ihnen tauchen auch aktuelle Twitternach-
richten rund um die Langstrasse auf, die alle durch
den gemeinsamen Hashtag #Langstrasse gekenn-
zeichnet sind. Um das zu bewerkstelligen, lässt sich
das Twitter-API sehr einfach mit JavaScript ansteu-
ern. Dadurch werden dann die letzten zehn Tweets
zum Thema abgeholt und auf der Seite in einzelnen
Sprechblasen angezeigt.
094 page 03.12 TECHNIK

TIPPS & TRICKS


Photoshop ab CS1 – Bilder schärfen und entrauschen
Im Farbmodus LAB sind Hel- den Farbinformationen. Unschärfe zei-
ligkeits- und Farbinformati- gt sich vor allem im Luminanzkanal (»L«),
onen getrennt. Daher eignet Farbrauschen in den Farbkanälen (»a«
M W er sich für behutsames Schär- und »b«). Zeichnen Sie den Luminanz-
Als Ausgabemo- fen und zur Elimination von Farbrau- kanal scharf, um die Bildschärfe zu ver-
dus ist LAB ein schen. Wandeln Sie Ihr Problembild bessern, und wenden Sie den Weich-
Exot, für die Bild- zunächst über »Bild/Modus« in LAB zeichner auf die verrauschten Farbka-
bearbeitung um. In der Kanal-Palette sehen Sie nun näle an. Auf diese Weise vermeiden
lässt er sich gut den Luminanzkanal mit den Hellig- Sie, das Bild insgesamt zu stark weich-
einsetzen keitsinformationen und die Kanäle mit zuzeichnen. Sibylle Mühlke

Der Helligkeitskanal ist bei dieser Nachtaufnahme etwas unscharf (links). Er lässt sich schärfen, ohne die Bildstörungen zu
verstärken. Im Farbkanal b zeigt sich ein kräftiges Rauschen (rechts). Dieses entfernen Sie, indem Sie ihn weichzeichnen

Photoshop ab CS3 – Farbschemata aus Fotos gewinnen


Harmonische Farbkombina- Sie »Bild/Modus/Indizierte Farbe« auf
tionen zu inden kann eine und bestimmen für »Palette« »Lokal
große Aufgabe sein. Neben (adaptiv)« die Anzahl der Farben. Ach-
M W speziellen Hilfen wie das in- ten Sie darauf, dass das Dithering ab-
tegrierte Adobe Kuler oder Photo- geschaltet ist, denn sonst versucht
shops Farbbibliotheken können Sie Photoshop die fehlenden Farbtöne
dafür auch Fotos heranziehen. Und mit einem frequenzmodulierten Ras-
für das mühsame Aufpicken der Farb- ter nachzubilden. Um die Farbaus-
werte mit der Pipette gibt es eine wahl nach Ihren Belieben manuell zu
schnelle Alternative. bearbeiten, wählen Sie für »Palette«
Reduzieren Sie zunächst die Men- »Benutzerdeiniert«.
1 ge der Farben im Bild. Dazu rufen
2 Speichern Sie das Ergebnis auf Ih-
rer Festplatte – am besten als ACT-
Datei, die Photoshop für die Deinition
von Farb-Paletten verwendet. Um die-
se Farbschemata in einem anderen
Bild zu verwenden, importieren Sie sie
direkt in die Farbfelder-Palette. Si-
chern Sie die Datei am besten gleich
mit den übrigen Photoshop-Vorgaben
im »Swatches«-Ordner. Sibylle Mühlke
page 03.12 095

InDesign ab CS4 – Individuellen Arbeitsbereich einrichten


Arbeitsbereiche in InDesign le Menüs eines Arbeitsbereichs sicht- in der zentralen Steuerungsleiste fest. Sie können auch
sind praktisch, denn mit ih- bar sind, achten Sie darauf, dass der Um sie auszuwählen, gehen Sie im Me- bestimmen, welche
nen lässt sich die Benutzer- Eintrag »Vollständige Menüs anzeigen« nü der Palette auf »Anpassen«. Nach- Funktionsbereiche
M W oberläche optimieren. Nur im Menü »Fenster/Arbeitsbereich« aus- dem Sie alles nach Wunsch eingestellt die zentrale
die nötigen Paletten sind sichtbar und gegraut ist. In Arbeitsbereichen legen haben, speichern Sie Ihren Arbeitsbe- Steuerungs-Palette
efizient angeordnet. Einige Arbeits- Sie auch die sichtbaren Funktionsteile reich. Rosita Fraguela anzeigt
bereiche sind vordeiniert, darunter
»Erste Schritte« oder »Grundlagen«. Es
lassen sich aber individuelle Sets anle-
gen oder vorhandene neu speichern
und überarbeiten.
Was viele nicht wissen: Arbeitsbe- Aktivieren Sie die
reiche haben nicht nur Einluss darauf, Checkbox »Rahmen-
welche Paletten InDesign anzeigt, son- einpassung (Text)«,
dern sie steuern auch die Sichtbarkeit um die Schaltläche
von Menüs. Da das nicht immer ins Au- »Rahmen an Inhalt
ge fällt, nehmen Sie für ein neues indi- anpassen« der
viduelles Set am besten die Einstel- Steuerungs-Palette
lung »Erweitert« als Ausgangspunkt, zu nutzen. Damit
sodass alle Funktionen in den Menüs wird der Textrahmen
sichtbar sind. Deaktivieren Sie dann entsprechend
die ungewünschten Features nach Be- der Textmenge
darf. Um ganz sicher zu gehen, dass al- verkleinert

Photoshop ab CS5 – Pixelfehler in Serie retuschieren


Pixelfehler und Sensorstaub manuelle Weise vor. Dafür bietet sich In dem erscheinenden Dialogfens-
können ganze Bildfolgen ver-
derben. Da sie aber immer an
das Bereichsreparatur-Werkzeug an.
Im Modus »Kopieren« wirkt es wie der
2 ter können Sie nun detailliert fest-
legen, welche Raw-Einstellungen Sie
M W derselben Stelle auftauchen, Photoshop-Kopierstempel, im Modus für Ihre Bildserie übernehmen wollen.
lässt sich deren Retusche oft automati- »Reparieren« wird die Bildstruktur bei Achten Sie darauf, dass das Häkchen
sieren, zum Beispiel mithilfe von Came- der Retusche einberechnet. Entfernen beim Eintrag »Bereichsreparatur« ge-
ra Raw. Diese integrierte Erweiterung Sie den Fehler – und nur diesen –, der setzt ist. Vorsicht: Die Synchronisation
funktioniert nicht nur mit Raw-, son- sich auf allen Aufnahmen der Serie be- arbeitet fehlerhaft, wenn Hochforma-
dern auch mit TIFF- und JPEG-Dateien. indet. Klicken Sie dann auf den But- te und Querformate gemischt wer-
Laden Sie zuerst alle betroffenen ton »Alle auswählen« und danach auf den. Im Zweifelsfall benötigen Sie also
1 Fotos in Camera Raw, und nehmen
Sie am ersten Bild die Retusche auf
»Synchronisieren«, um die Änderungen
auf alle Bilder zu übertragen.
zwei voneinander getrennte Durch-
läufe. Sibylle Mühlke

Lesertipps in PAGE:
Mitmachen lohnt sich!
n Haben Sie gerade einen praktischen Kniff ent-
deckt? Möchten Sie einen kleinen Gestaltungstipp
in einem Ihrer Arbeitsprogramme an andere Le-
ser weitergeben? Kennen Sie ein Workaround für
ein aktuelles Softwareproblem? Dann schicken Sie
Ihren Lesertipp – mit Angabe der Softwarever-
sion und einem oder mehreren Screenshots – an
info@page-online.de . Bei Veröffentlichung erhal-
ten Sie eine silberfarbene Uhr Avialic 1903.
096 PAGE 03.12 TECHNIK

TOOLS & TECHNIK

Asus Eee Pad mit Android 4.0


Mit einem n Eine Brücke zwischen einem Tablet samtlaufzeit auf bis zu 18 Stunden er- bei geringen Anforderungen die Ar-
Zwitter aus und Notebook schlägt das Asus auf der höhen sollen, und einen USB-Anschluss beit übernimmt.
Netbook 2012 International CES (Consumer Elec- sowie einen SD-Card-Reader. Als Be- Mit dem Eee Pad haucht Asus dem
und Android- tronics Show) in Las Vegas zeigte. Sehen triebssystem kommt das neue Andro- Netbook-Konzept neues Leben ein, in-
Tablet glänzte lassen kann sich das Design mit drei id 4.0 (Ice Cream Sandwich) mit Flash- dem es einen Zwitter aus Tablet-PC und
Asus auf der CES gebürsteten Edelstahlvarianten. Das Unterstützung zum Einsatz. Auch der Netbook schafft. Der Preis von rund
Eee Pad lässt sich mit einer separaten Prozessor ist aktuell. Es handelt sich 700 Euro für die Kombi mit 32 Gigabyte
Tastatur-Docking-Station zu einer Art dabei um den im November 2011 vorge- Speicher und Dock liegt jedoch deutlich
Notebook zusammenstecken. Die Sta- stellten Tegra 3 mit vier Cortex-A9-Ker- über Niveau der Netbook-Klasse.
tion enthält weitere Akkus, die die Ge- nen sowie einem Stromsparkern, der ≥www.asus.com

Kinect für PCs


n Nachdem freie Entwickler und Wis- on für Windows-7-PCs ausbauen. Ab nem SDK besteht. Ein Wettbewerb soll
senschaftler ihr Potenzial entdeckt hat- dem 1. Februar gibt es für rund 250 Dol- die Entwicklergemeinde zu neuen An-
ten, war die Kinect-Steuerung an der lar ein Kit, das aus einer auf den kürze- wendungen anspornen.
Xbox 360 ein Überraschungserfolg, ren Abstand des Benutzers zum Gerät ≥ www.microsoft.com/en-us/
Die Kinect kann Den will Microsoft nun mit einer Versi- optimierten Kinect-Steuerung und ei- kinectforwindows
mehr als nur
Spiele steuern.
Jetzt gibt es
das Kamera- und
Sensorsystem
auch als Bestand-
teil eines Ent-
wicklerkits für
Windows-7-PCs
PAGE 03.12 097

Farbkontrolle auch bei iPads


n Datacolor hat eine neue Generation ihrer Kalibrierungslösung Spyder
herausgebracht. Spyder 4 gibt es in den Stufen Express, Pro und Elite zu
Preisen zwischen 120 und 210 Euro. Das Gerät kalibriert nicht nur Monitore
und Notebook-Displays, sondern auch iPads. Es besitzt sieben Detektoren,
um das gesamte Farbspektrum abzudecken. Gegenüber dem Vorgängermodell
bietet der Spyder 4 eine deutlich höhere Genauigkeit und eine optimierte Leucht-
dichte. Zu den Zusatzfunktionen der teureren Modelle gehören das Einbeziehen
von Umgebungslicht und ein Rekalibrierungsassistent. Als Zielgruppe sieht Data-
color insbesondere professionelle Fotografen.
≥www.datacolor.eu

Ziel Hollywood
n Nachdem in den vergangenen Jah- kameras von Arri. Außerdem bringt Ein weiteres Modell im Format einer Mit dem Cinema-
ren professionelle Filmproduktionen Canon drei Objektive mit Festbrenn- übergroßen DSLR-Kamera ist angekün- EOS-System
zunehmend mit DSLR-Kameras, vor weiten sowie EF-Bajonett heraus. Da- digt, und auch die Objektive sind be- will sich Canon
allem mit der EOS 5D Mark II, umge- mit fügt sich die neue EOS C300 naht- reits für 4K optimiert. Canon-Mitarbei- im Filmmarkt
setzt wurden, nimmt Canon nun einen los in die EOS-Familie ein. ter erzählen unter der Hand zudem, etablieren. Als
großen Anlauf, sich diese Zielgruppe Die Filmkamera verfügt über einen dass eine echte Top-Kamera in Entwick- erste Kamera
systematisch zu erschließen. Kein Ge- Single-Large-Sensor, der ähnlich dem lung sei. Das Cinema-EOS-System ist kam die EOS C300
ringerer als Martin Scorcese war in den klassischen 35-Millimeter-Format auf- nicht billig. Der Body der EOS C300 soll auf den Markt.
Paramount Studios Gastredner, als das zeichnet, was die Bilder ilmischer wir- um die 16 000 Euro kosten, die Zoom- Ihr soll in diesem
neue Cinema-EOS-System vorgestellt ken lässt als bei einem 3-Chip-Camcor- objektive sollen gar bei rund 40 000 Eu- Jahr mindes-
wurde. Es besteht derzeit aus dem Cam- der. Die EOS C300 liefert allerdings le- ro liegen und die Festbrennweiten bei tens ein weite-
corder EOS C300, einem Weitwinkel- diglich Bilder im Full-HD-Format. So rund 5000 Euro. Selbst in diesem tradi- res Modell folgen
und einem Teleobjektiv. Alle drei gibt bleibt noch Luft nach oben für weitere tionell hochpreisigen Segment ist das
es wahlweise mit dem EF-Bajonett von Modelle, die Aufnahmen in 4K und hö- eine Menge Geld.
Canon oder dem PL-Bajonett für Film- her liefern sollen. ≥www.cinemaeos.usa.canon.com
098 PAGE 03.12 TECHNIK Tools & Technik

Ultraflach
n Mit einer Maximalhöhe von 15 Milli- Gehäuse unterzubringen. Während die
metern zeichnete sich das Acer Aspire Designer von Apple die Ports an der
S5 als lachstes Ultrabook der CES aus. Seite positionieren, versteckt Acer sie
Und wenn es einen signiikanten Trend auf der Rückseite unter einer Klappe,
in Las Vegas gab, dann war es diese, die auf Knopfdruck verschwindet. Wei-
Hardware vom Prozessorhersteller Intel deinier- terhin weist das Gerät mit dem schnel-
te Klasse leichter, dünner und doch len Erwachen aus dem Ruhezustand
+++ WLAN-Box. Der chinesische Hersteller Sanho hat leistungsstarker Notebooks mit langer in 1,5 Sekunden und dem alleinigen Ein-
ein handliches, akkubetriebenes Device auf den Markt Batterielaufzeit, die Apple mit dem satz von Solid-State-Drives weitere ty-
gebracht, mit dessen Hilfe sich jedes beliebige USB- Macbook Air vorweggenommen hat. pische Merkmale der Ultrabook-Dei-
Laufwerk – von der Kamera über den USB-Stick bis Rund 70 neue Modelle waren auf der nition auf. Erscheinen soll das Aspire S5
zur Festplatte – zum Server im WLAN machen lässt. Messe zu sehen. im zweiten Quartal 2012. Der Preis für
Das HyperDrive Cloud FTP kann beispielsweise Fil- Interessant am Aspire S5 ist, wie das Ultrabook stand bei Redaktions-
me auf iPads streamen oder Fotos von einer Kame- der Hersteller das Problem gelöst hat, schluss noch nicht fest.
ra übertragen. Auch ein Synchronisieren mit Cloud- die Schnittstellen an dem ultralachen ≥ www.acer.de
Diensten übers Internet ist möglich. Die smarte Box
kostet rund 100 Dollar. ≥ www.hypershop.com +++
Schnelle Docking-Station. Das Thunderbolt Express
Dock von Belkin erweitert den Thunderbolt-Port ei-
nes Rechners auf drei USB-2.0-, einen Firewire-800-,
einen HDMI-, einen Gigabit-Ethernet- und einen Thun-
derbolt-Port sowie einen 3,5-Millimeter-Audio-Klin-
kenanschluss. Verfügbar ab September 2012 soll das
Gerät circa 300 Dollar kosten. ≥ www.belkin.com +++
Bombastischer iPhone-Lautsprecher. Wenig sub-
til ist der Auftritt der iNuke Boom des Musiktechnik-
herstellers Behringer. Die schwarzlackierte Kiste mit
den Maßen 2,4 mal 1,4 mal 1,4 Meter verstärkt den
Sound eines iPod, iPhone oder iPad mit 10 000 Watt.
Dafür gibt es sechs eingebaute Boxen, jeweils zwei
für Bässe, Mitteltöne und Höhen. Wenig subtil ist auch
der Preis von etwa 30 000 Dollar. Ihre wichtigste Auf-
gabe hat die iNuke Boom allerdings schon erfüllt: Das Acer Aspire S5 ist ein laches, aber leistungsstarkes Ultrabook. Die Anschlüsse
Aufmerksamkeit für Behringers Einstieg in den Con- sind unter einer Klappe auf der Rückseite versteckt
sumermarkt zu erzeugen. ≥ www.behringer.com +++
Tablet von Fujitsu. Das Arrow ist zwar nicht ganz so
robust wie ein Toughbook, doch überlebt es immer- Luftraumüberwachung für jedermann
hin eine halbe Stunde lang in eineinhalb Meter tie-
fem Wasser. Es verfügt über einen 10.1-Zoll-Bildschirm n Die erste Version der AR.Drone stell- wird das Gerät über eine iPhone- oder
und läuft unter Android. Einen Distributor für Euro- te Parrot bereits 2010 vor. Nun legte eine Android-App. Über dokumentierte
pa gibt es bisher noch nicht. ≥ www.fujitsu.com +++ der Hersteller mit einem verbesserten Schnittstellen lassen sich zusätzliche
Fujiilm X-Pro1. Auch Fujiilm hat nun eine eigene Sys- Modell der Leichtbau-Drohne nach. Sie Funktionen programmieren; die Ent-
temkamera vorgestellt. Die X-Pro1 bietet einen Sen- ist vollgestopft mit Technik: mit 3-Ach- wicklerseite https://projects.ardrone.
sor im APS-C-Format, soll aber trotzdem die Qualität sen-Gyroskop und Beschleunigungs- org bietet Unterstützung. Der Preis für
einer Vollformatkamera erreichen. Wer sich für das sensor, Magnetometer, Drucksensor so- die AR.Drone 2.0 von Parrot beträgt
System entscheidet, muss allerdings auch neue Ob- wie zwei Ultraschallsensoren und einer rund 300 Dollar.
jektive für das proprietäre X-Bajonett kaufen. Von HD-Videokamera mit 720p. Gesteuert ≥ http://ardrone2.parrot.com/
denen gibt es jedoch im Augenblick nur drei: zwei
Festbrennweiten und ein Telemakro. Die Kamera rich-
tet sich an Proifotografen und wird über 1000 Euro
kosten. ≥ www.fujiilm.com +++ Ein Terabyte im Ta-
schenmesserformat. Vor einigen Jahren amüsier-
te sich die Webcommunity über das Schweizer Ofi-
ziersmesser Giant von Wenger, das auf 24 Zentime-
tern Breite 87 Werkzeuge vereinte. Jetzt trumpfte
Wettbewerber Victorinox mit einem nicht weniger
unglaublichen Ofiziersmesser auf: Es enthält ein klei-
nes SSD-Laufwerk, das ein Terabyte an Daten spei-
chern soll und über eine Schnittstelle für eSATA II/III
sowie USB 2.0 und 3.0 verfügt. Das kleine Wunder
war tatsächlich auf der CES zu sehen und soll im La-
den einmal für sagenhafte 3000 Dollar erhältlich sein.
≥ www.victorinox.com
100 PAGE 03.12 TECHNIK Tools & Technik

Neues für Adobes Dunkelkammer


n Mit einer öffentlichen Betaversion dierter Bilder und Werkzeuge zum Ge-
gab Adobe Anfang Januar einen Vorge- stalten von Fotobüchern.
schmack auf Lightroom 4. Das Update Professionelle Anwender freut eine
des Fotoverwaltungstools prägen zwei neue Softprooing-Funktion zum Be-
Trends: zum einen die bessere Unter- arbeiten von Bildern innerhalb eines
Software stützung für Videocontent mit einfa- gewählten Farbraums. Nutzer der ak-
chen Schnittfunktionen und ein Tool tuellen Version 3 hatten bereits am 14.
+++ XPress 9.2. Einmal mehr fokussiert sich Quark bei zum Extrahieren von Einzelbildern. Vie- Dezember 2011 ein kleines Update auf
einem Update ihres Layouttools auf das elektronische le Fotowerkzeuge lassen sich nun auf Lightroom 3.6 erhalten, das Fehlerkor-
Publizieren. Besonders Anwender des ePUB-Formats Videos anwenden. Zum anderen bie- rekturen und Unterstützung für neue
inden in XPress 9.2 neue Werkzeuge zum Gestalten tet Lightroom 4 Features, die an Apple Kameramodelle brachte.
und zum Anreichern des E-Books mit multimedialen Aperture erinnern, wie beispielswei- ≥ www.labs.adobe.com/technolo-
Inhalten. Gearbeitet hat Quark auch am Relow-Mo- se eine Karte zum Positionieren geoko- gies/lightroom4
dus, der nun rahmenbasierte Bildausschnitte, kom-
ponentenbasierte Bildexporteinstellungen sowie ei-
nige weitere neue Features bietet. Auch Vorlagen für
Apples iOS5-Zeitungskiosk-App enthält das Update,
das für XPress-9-User kostenlos ist. ≥ www.quark.com
+++ Weicherer Kurs. Adobe hat bei ihrer Upgrade-
Politik etwas eingelenkt. Galt bislang, dass nur noch
die Creative Suite 5 und 5.5 zum Upgrade auf die im
ersten Halbjahr erwartete CS6 berechtigen, so dürfen
nun auch Besitzer der CS3 und CS4 zum Sonderpreis
upgraden. Allerdings nur bis zum 31. Dezember 2012.
≥ www.adobe.com/de/ +++ Scribus 1.4.0. Nach fast
vier Jahren haben die Entwickler des Open-Source-
Layout-Programms ein umfassendes Update vorge-
legt, das stattliche 2000 Fehler behebt und natürlich
viele neue Features mitbringt – kein Bereich blieb
ausgespart. Dank des Qt4-Frameworks soll die An- In Adobe Lightroom 4 lassen sich geokodierte Fotos auf einer Karte verorten
wendung auf allen wichtigen Desktop-Betriebssys-
temen problemlos laufen. ≥ http://wiki.scribus.net/
canvas/1.4.0_Release +++ Technical Page 2 freige- Einheitlicher Look für Android-Anwendungen
geben. Als erster Teil der Altona Test Suite 2.0 steht
nun die neue Technical Page 2 zum Download bereit. n Google hat dem Wildwuchs in der sen, um dem Holo-Designstandard zu
Sie enthält eine Reihe von 21 Testfeldern, mit deren Benutzerführung und beim Design von entsprechen. Die Vorgaben sind nicht
Hilfe Kunde und Druckvorstufe prüfen können, ob Android-Anwendungen den Kampf an- zwingend. Doch hat es für Developer
Transparenzen, OpenType-Schriften, bedingte Inhal- gesagt, denn es scheint, dass die User einen enormen Vorteil, wenn ihre ent-
te, JPEG2000-Kompressionen, Verläufe, Überdrucke für schlecht gestaltete Apps nicht nur sprechend entwickelten Apps auf dem
und 16-Bit-Bilder standardgemäß angelegt sind. Die die Entwickler verantwortlich machen, Android-Gerät auch so erscheinen,
weiteren Teile der Altona Test Suite 2.0 sollen bis zum sondern auch den Android-Erinder. wie sie gedacht sind – mussten sie bis-
Sommer erscheinen. ≥ www.eci.org +++ Corel After Anlässlich des Starts von Android 4.0 lang doch fürchten, dass Sense (HTC),
Shot Pro 1.0. Aus dem Raw-Fotoverwaltungstool verplichtete Google in einem ersten TouchWiz (Samsung) oder andere pro-
Bibble Pro 5 wird AfterShot Pro 1.0, nachdem Corel Schritt die Anbieter von Android-Gerä- prietäre Oberlächen ihr Design zer-
den Hersteller Bibble Labs im vergangenen Jahr über- ten dazu, die Standardbenutzerober- stören. Und die Nutzer dürfen sich nun
nommen hat. Ähnlich wie Apple Aperture oder auch läche Holo mit auszuliefern. über eine einheitlichere Benutzerfüh-
Adobe Lightroom bietet AfterShot Pro 1.0 einen voll- Ein ausführlicher Styleguide für An- rung freuen. So nähert sich Android
ständigen Worklow zum Sichten, Bearbeiten sowie droid-Entwickler (http://developer.an dem Konkurrenten iOS an, das in die-
zum Ausgeben von Fotos in den wichtigsten Raw- droid.com/design/index.html) erklärt sem Punkt dem Google-System bis-
Formaten. Mit rund 90 Euro (circa 70 Euro bei Up- zudem, wie Apps gestaltet sein müs- her überlegen ist. dsc
oder Crossgrade) ist AfterShot Pro 1.0 allerdings er-
heblich billiger als die Konkurrenten. ≥ www.corel.
com +++ Katana 1.0. Den Worklow von Filmstu-
dios, die mit visuellen Effekten und Computergraik Mit der Benut-
arbeiten, soll Katana 1.0 verbessern. Das auf Nodes zeroberläche
basierende Tool geht aus einer langen Zusammenar- Holo möchte
beit des Softwareherstellers The Foundry mit Sony Google unter
Pictures Imageworks sowie mit Industrial Light and Android 4.0 für
Magic hervor. Es soll als Arbeitsumgebung für Ar- eine konsistente
tists, die in der 3-D-Produktion am Look und an der Darstellung
Beleuchtung arbeiten und bis zuletzt den problem- standardgemäß
losen Austausch von einzelnen Assets ermöglichen. entwickelter
≥ www.thefoundry.co.uk Apps sorgen
108 page 03.12

KALENDER
Messen • Kongresse • Seminare Messen • Kongresse • Seminare

Von unten: Gerhard Richter Neger (Nuba) / Negroes (Nuba), 1964, 145 x 200 cm, Öl auf Leinwand Courtesy Gagosian Gallery © Gerhard Richter 2011; Cy Twombly, Untitled, 2007, Acryl, Wachskreide, Bleistift auf Holz, 252 x 552 cm, Privatsammlung, Courtesy
Dublin interaction12 Metz Salon du Design
1. bis Interactive-Design-Konferenz 23. bis Schwerpunkte der neuen Designmesse sollen Eco-
4. Februar 2012 Convention Centre Dublin 26. März und digitales Design sein Metz Expo Événements
≥ http://interaction12.ixda.org ≥ www.salondudesign-metz.fr

München Munich Creative Business Week München Internet World 2012


7. bis 12. Februar Zu den spannenden Designevents zählen unter 27. bis E-Commerce-Messe ICM München
anderem die Konferenzen decoded@mcbw, 28. März ≥ www.internetworld-messe.de
Verantwortung gestalten und TOCA ME 12
≥ www.mcbw.de Hamburg PAGE Seminar »Leitmedium Design«
23. April Workshop mit Jochen Rädeker (siehe Seite 69)
München decoded@mcbw Gastwerk Hotel Hamburg
8. bis Bei der dreitägigen Konferenz stellen Experten für ≥ www.page-online.de/seminar
10. Februar Marketing, Design, User Experience und Technologie
Projekte und Arbeitsweisen vor BMW Welt Köln beyond tellerrand // play
≥ http://mcbw.decoded-conference.com/ 24. bis 27. April Konferenz und Workshops zu Webdesign und
-development Mediapark Köln

Gagosian Gallery © 2011 Cy Twombly Foundation; Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Francesco Clemente, New York, 1984 © Beth Philipps, Courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Zürich
Berlin Berlinale ≥ http://play12.beyondtellerrand.com
9. bis 62. Internationale Filmfestspiele
19. Februar ≥ www.berlinale.de Hamburg PAGE Seminar »Designmanagement«
27. April Workshop mit Christine Hesse (siehe Seite 45)
München Konferenz »Verantwortung gestalten« Gastwerk Hotel Hamburg
9. Februar Zu den Gästen der von der tgm München veranstalte- ≥ www.page-online.de/seminar
ten Konferenz zählen Stefan Sagmeister, Michael
Johnson und Uwe R. Brückner Literaturhaus München Hamburg Boom! Transmediales Story-Training
≥ www.tgm-mcbw.de 27. bis 28. April Workshop von PAGE & Good School (siehe Seite 35)
Good School
München TOCA ME 12 ≥ www.page-online.de/seminar
11. Februar Die Münchner Agentur veranstaltet wieder eine ihrer
kleinen, hochkarätig besetzten Designkonferenzen Düsseldorf drupa
≥ www.toca-me.com 3. bis 16. Mai »one world – one drupa« lautet das Motto der inter-
nationalen Print-Media-Messe Messe Düsseldorf
Amsterdam FITC Amsterdam 2012 ≥ www.drupa.de/.com
27. bis Wie jedes Jahr lautet das Motto der Konferenz
28. Februar »Design.Technology.Cool Shit.« Felix Meritis Hamburg PAGE Seminar »Urheber-, Design- & Vertragsrecht«
≥ http://itc.ca 18. Mai Seminar in Kooperation mit der AGD (siehe Seite 99)
Gastwerk Hotel Hamburg
Coburg come 2012 ≥ www.page-online.de/seminar
2. bis Messe der Kreativwirtschaft Designwerkstatt Coburg
3. März ≥ www.come-coburg.de Festivals • ausstellungen
Essen 3. Deutscher Designerkongress: Berlin transmediale12
5. März Der Wahnsinn hat Methode 31. Januar bis »in/compatible« lautet das Motto des Festivals für
Namhafte Gestalter sprechen über die Entwicklung 5. Februar Kunst und digitale Kultur Haus der Kulturen der Welt
und den Umgang mit Ideen Casino Zollverein, Essen ≥ www.transmediale.de/
≥ www.i-dd.org
Bonn Ménage à Trois. Warhol, Basquiat, Clemente
Hannover CeBIT 2012 Ab 10. Februar An mehr als 150 Gemälden, Aquarellen, Zeich-
6. bis Messe für die digitale Wirtschaft CCD Ost nungen und Fotograien lassen sich die
10. März ≥ www.cebit.de Kollaborationen der drei Künstler verfolgen
Bundeskunsthalle
Berlin SEO Campixx Berlin ≥ www.bundeskunsthalle.de/
9. bis Networking-Event und Konferenz rund um Such-
11. März maschinenoptimierung Hotel am Müggelsee Stuttgart Turner Monet Twombly. Later Paintings
≥ www.seo-campixx-12.de/ Ab 11. Februar Die von der Tate Liverpool übernommene Ausstel-
lung bringt die Arbeiten dieser drei Maler in einen
Rüschlikon/ European Trend Day Dialog über die Jahrhundert hinweg und lädt dazu
Zürich Thema: »Der Kult des Sozialen – Warum Beziehungen ein, die vielfältigen Bezüge zu entdecken
14. März die neue Währung sind« Gottlieb Duttweiler Institut Staatsgalerie Stuttgart
≥ www.gdi.ch/de/trendtag2012 ≥ www.staatsgalerie.de

Leipzig Leipziger Buchmesse Berlin Gerhard Richter: Panorama


15. bis Frühjahrsmesse der Buch- und Medienbranche Ab 12. Februar Die gemeinsam mit der Tate Gallery und dem Centre
18. März ≥ www.leipziger-buchmesse.de Pompidou konzipierte große Geburtstagsausstel-
lung macht nun in Berlin Station. Zu sehen gibt es
Düsseldorf 4. Media Mundo auch weniger bekannte Arbeiten des Künstlers, der
20. bis Kongress für nachhaltige Medienproduktion am 9. Februar 80 Jahre alt wird
21. März CCD Ost Neue Nationalgalerie
≥ www.mediamundo.biz/kongress/kongress2012 ≥ www.neue-nationalgalerie.de/
page 03.12 109

≥ Weitere Termine unter www.page-online.de/events. Dort können Sie uns auch Ihre Veranstaltungstermine mitteilen

Festivals • ausstellungen Wettbewerbe


Lausanne Playmobil Fab. Die Kreativ-Awards 2012
Center; Udo Lindenberg auf dem Dach des Atlantic, Foto: Tine Acke; Saskia Diez: Black Lace Cape, 2011, Foto: © Oliver Spies; Francisco Sierra, Fleisch. Serie von 11 Bildern, 2004/2005, Farbstift auf Papier, jeweils 50 cm x 70 cm, Fotos: Dominique Uldry

Bis 12. Februar Die 1974 erfundenen Plastikigürchen haben die Welt Auf PAGE Online haben wir die wichtigsten Design-
Von unten: Aba (Männergewand), Kaschan, Iran, 1874, Seide © Victoria and Albert Museum, London; Michel Majerus, xxx, 2001; John Smith, The Kiss, 1999 (in Zusammenarbeit mit Ian Bourn), Courtesy the artist and Tanya Leighton Gallery, Berlin,
5 Min, 16 mm auf Video, Farbe, Ton; Ai Weiwei: Lower East Side Restaurant, 1988, und Washington Square Park Protest, 1988, beide 8 x 10 cm, Inkjet on Fantac Innova Ultra Smooth Gloss © Ai Weiwei; Courtesy of Three Shadows Photography Art

des Spielens grundlegend verändert. Die Ausstellung und Kreativwettbewerbe mit Einsendeterminen und
zeigt nicht nur ihre ganze Vielfalt, sondern macht Anforderungen für Sie zusammengestellt
auch die Design- und Herstellungsprozesse sichtbar ≥ www.page-online.de/wettbewerbe2012
(siehe PAGE 12.11, Seite 13) mudac
≥ www.mudac.ch/ Bis 7. Februar ADC Wettbewerb 2012
In diesem Jahr veröffentlichte Kreationen lassen
Ludwigshafen I love ALDI sich noch einreichen
Bis 4. März Die von Reinhard Spieler, dem Direktor des Wilhelm- ≥ www.adc.de
Hack-Museums, kuratierte Ausstellung mit Arbeiten
zeitgenössischer Künstler trifft ins Herz unserer Bis 10. Februar spotlight TALENT Award
Konsumkultur Wilhelm-Hack-Museum Junge Kreative sind aufgerufen, Werbespots zum
≥ www.wilhelmhack.museum Thema Energiesparen zu entwickeln
≥ www.myvideo.de/channel/spotlight-festival-2012
Zürich Schwarz und Weiss – Design der Gegensätze
Bis 4. März Idee, Anwendung und Wirkung dieser »absoluten« Bis 14. Februar SEGD Global Design Awards 2012
Farben vermittelt die Schau anhand zahlreicher Internationaler Wettbewerb für Arbeiten aus dem
Beispiele aus Design, Mode und Architektur (siehe Bereich Outdoor Graphics
PAGE 12.11, Seite 9) ≥ www.segd.org
Museum für Gestaltung
≥ www.museum-gestaltung.ch Bis 15. Februar :output award 2012
Wettbewerb für Design- und Architekturstudenten
Hamburg Udo. Die Ausstellung ≥ www.open-output.org/award
Bis 11. März Dem »Gesamtkunstwerk« Udo Lindenberg widmet
das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe eine Bis 17. Februar Bewerbungen für DMY 2012
Ausstellung. Zu sehen und zu hören gibt es natürlich Wer sich bei dem Berliner Designfestival präsentieren
seine »Likörelle«, Songs, Interviewausschnitte, Fotos will, sollte sich jetzt bewerben
und vieles mehr Museum für Kunst und Gewerbe ≥ http://dmy-berlin.com/
≥ www.mkg-hamburg.de
Bis 17. Februar/ Cannes Lions 2012
Berlin Ai Weiwei in New York – Fotograien 1983–1993 9. März Bis auf Creative Effectiveness (17. Februar) haben alle
Bis 18. März Die New Yorker Jahre waren für den chinesischen Kategorien des bedeutendsten internationalen
Künstler entscheidend. Hier entschloss er sich, Kreativwettbewerbs denselben Einreichungstermin
die Malerei aufzugeben, »weil er«, wie Hans Ulrich ≥ www.canneslions.com
Obrist in seinem Interviewband schreibt, »erkannte,
dass sich ein Künstler jedes Objekts und jedes Bis 24. Februar Best of Corporate Publishing 2012
Mediums bedienen konnte«. Seine Fotos zeigen Unternehmen, Designer und Agenturen können mit
das New York der exilierten Chinesen, das New York ihren Publikationen am größten europäischen
der Künstler und das New York politischer Proteste. Corporate-Publishing-Wettbewerb teilnehmen
Die Ausstellung hat Ai Weiwei selbst kuratiert ≥ www.bcp-award.com/
Martin Gropius Bau
Bis 29. Februar Stipendien für Medienkunst 2012
≥ www.berlinerfestspiele.de
Internationale Medienkünstler können sich für drei
Bremen John Smith. Worst Case Scenario. sechsmonatige Arbeitsstipendien bewerben
Bis 25. März Filme von 1975–2003 ≥ www.edith-russ-haus.de
Mit seinen formbewussten und zugleich verspielten
Bis 29. Februar Freelens Award und Lumix Multimedia Award 2012
Arbeiten hinterfragt der britische Filmavantgardist
Die beiden Wettbewerbe für junge Fotojournalisten
die Selbstverständlichkeiten unserer Wahrnehmung
rufen zur Teilnahme auf
Weserburg Museum für Moderne Kunst
≥ www.fotofestival-hannover.de
≥ www.weserburg.de
© Francisco Sierra; Female igures 1976 © Playmobil (Ausschnitt)

Bis 1. März UdK-Preis für interdisziplinäre Kunst und


Stuttgart Michel Majerus
Wissenschaft
Bis 9. April Mit Leihgaben aus Los Angeles, New York, London,
Eingereicht werden können Arbeiten, die sich im
Paris und Berlin gibt die Schau einen Überblick über
Spannungsfeld zwischen den Künsten oder
das Werk des vor zehn Jahren verunglückten Künst-
zwischen Künsten und Wissenschaften bewegen
lers, der mit verschiedensten Techniken experimen-
≥ www.udk-berlin.de
tierte und Einlüsse aus Techno, Comic, Werbung,
Videospielen, Pop und Minimal Art sampelte
Kunstmuseum Stuttgart Bis 2. März Prix Ars Electronica 2012
≥ www.kunstmuseum-stuttgart.de Der renommierteste und höchstdotierte Wettbewerb
für digitale Kunst lädt zur Teilnahme ein
Berlin Art and Design for All. The Victoria and ≥ www.aec.at/prix
Bis 15. April Albert Museum
Die Schau zeichnet die Entstehungsgeschichte dieses Bis 9. März D&AD Student Awards 2012
bedeutendsten Designmuseums und seinen Einluss Der Juniorwettbewerb des D&AD richtet sich an Stu-
auf vergleichbare Kunst- und Designsammlungen denten aus aller Welt. Der Brief »Make Your Mark«
nach (siehe PAGE 01.12, Seite 8) Bundeskunsthalle steht auch dem Kreativnachwuchs unter 26 offen
≥ http://bundeskunsthalle.de ≥ www.dandad.org
110 page 03.12 publikationen

PUBLIKATIONEN

Als Marketing-
Gag für einen
Babykarotten-
Snack erfolg-
reich: das per
Knabbergeräusch
übers iPhone-
Mikro gesteuerte
»Xtreme Xrunch
Kart«

n »Erfolg in der Hand«. Zwei »Er­ falsche Medium. Und hier liegt der Fo­
folgs«­Bände über Webdesign haben kus ja auch auf den Hintergründen der
Julius Wiedemann und Rob Ford, Grün­ Produktion, in die jeweils die Macher
der der Favourite Website Awards kurz selbst Einblick geben. An sich eine gute
(FWA), bereits herausgegeben. Dies­ Sache, doch das Motto »Erfolg«, unter
mal geht es um Apps und das mobile dem alles steht, führt dazu, dass viele
Web. Nach dem bewährten Rezept der Texte sich eher wie Selfmarketing­
Buchreihe werden auf je zwei Doppel­ Hymnen auf den Erfolg des Projekts
seiten erfolgreiche Projekte vorge­ lesen – zulasten objektiver Informa­
stellt – von Games über M­Commerce­ tionen über dessen Konzept und Ent­
und Promotion­Anwendungen bis zu stehung. Insgesamt aber ein inspirie­
Utilitys oder Social Apps wie Opinion­ render Band, auch wenn es oft gut ist,
aided, Flipboard oder adidas Urban im App Store noch die Userrezensionen
Art Guide. gegenzulesen, die das Eigenlob der Ma­
Sie merken schon: Einige der in den cher gelegentlich stark relativieren . . .
Fallstudien beschriebenen Anwendun­ > Rob Ford, Julius Wiedemann: Erfolg
Gut gestaltete Lernspiele wie gen kennt man bereits. Um aktuelle in der Hand: Apps und das mobile
»MathBoard« sind immer Geheimtipps für coole Apps zu bekom­ Web. Köln (Taschen) 2011, 384 Seiten.
noch eine Riesenmarktlücke men, sind Bücher aber sowieso das 29,99 Euro. isbn 978-3-8365-2881-8

Die 2010, kurz nach


dem iPad selbst,
lancierte App »The
Elements« von
Touch Press ist nach
wie vor sehenswert.
Mit der Pampers-
App »Hello Baby«
können werdende
Eltern verfolgen,
wie sich ihr Kind
entwickelt
page 03.12 111

≥ Weitere Buchrezensionen inden Sie unter


www.page-online.de/buecher

n »Signage Design«. Steht die Zahl


der aktuellen Bücher über Leitsysteme
im Verhältnis zu den Aufträgen, die
diesbezüglich an Designagenturen ge­
hen? Wir wissen es nicht. Tatsache ist,
dass hochklassige Leitsysteme auch da
Einzug halten, wo bisher visuelle Trost­
losigkeit herrschte: in Arztpraxen, Kran­

Foto: FG+SG architectural photography


kenhäusern, Schulen oder Tiefgaragen.
Sogar beim NATO­Gipfel in Portugal
erwartete die Delegationen ein von
P­06 Atelier aus Lissabon entworfenes,
cooles Orientierungssystem auf MDF­
Platten und riesigen weißen Lettern
NATO-Gipfel
auf schwarzem Boden.
2010 in Lissabon
Überhaupt, so legt zumindest die
Auswahl in dieser Publikation aus dem
Schweizer Verlag Braun nahe, gehört indet man in diesem Band jedenfalls > Michelle Galindo: Signage Design.
Portugal neben Australien offenbar zu Neues und Inspirierendes aus einem Salenstein, Schweiz (Braun Publi-
den Hochburgen eleganten Signage Gestaltungsgenre, das beträchtliches shing) 2012, 256 Seiten. 49,90 Euro.
Designs . . . Mit insgesamt 111 Projekten Wachstumspotenzial besitzt. isbn 978-3-03768-091-9

n »own label«. Bei Briten weckt die­ den Teil in der Praxis gelernt und nur bender Qualität und Zeichen des Fort­
se Zusammenstellung von alten Six­ Abendkurse am London College of schritts. Der vom Londoner Design­
ties­ und Seventies­Verpackungen für Printing besucht hatte. studio Fuel gestaltete und herausge­
die Eigenmarke des Lebensmittelkon­ Aber Dixon verstand es in genialer gebene Band zeigt Hunderte Packun­
zerns Sainsbury’s Nostalgie. Wir Deut­ Weise, den Geist einer Zeit visuell um­ gen – lediglich ein Ausschnitt von der
schen sehen besonders Anklänge an zusetzen, in der nicht nur der große Arbeit des fünfköpigen Inhouse­De­
das »zweckschöne« Verpackungsde­ Siegeszug der Selbstbedienungssu­ signstudios, in dem pro Woche zwei
sign der DDR oder an das Bauhaus. In permärkte begann, die nach klar ge­ bis drei Produkte ein neues Outit be­
der Tat ordneten zeitgenössische Fach­ stalteten, selbsterklärenden Produk­ kamen. cg
magazine die Arbeit von Peter Dixon in ten verlangten. Es war auch eine Zeit, > Jonny Trunk: Own Label.
die Tradition des Bauhauses ein. Ein als man Lebensmitteln ihre industriel­ Sainsbury’s Design Studio 1962–1977.
Fremdwort für Dixon, der nach dem le Fertigung ruhig ansehen sollte, galt London (Fuel) 2011, 208 Seiten.
Krieg seinen Beruf zum überwiegen­ sie doch als Versprechen gleichblei­ 16,95 Pfund. isbn 978-0-9563562-8-4

Gibt es ein
schlichteres Bild
für Lemon Pie?
112 page 03.12 publikationen

Neuerscheinungen – kurz vorgestellt


Sandu Cultural Media: Big Brand Theory. Berkeley, CA (Gingko Press) 9780810997431. Abrams Books stellte Rückblicke auf »Vogue«­Cover
2011, 256 Seiten. 39,95 Dollar. 978-1-58423-445-6. Überblicksband über sowie auf Arbeiten der legendären Modejournalistin Diana Vreeland
gelungenes Branding – vom kleinen Designshop in Helsinki bis zu Pro­ für »Vogue« und »Harper’s Bazaar« zusammen. Manifesti/Posters.
jekten für adidas oder Sony. Sandu Cultural Media: Designers Uni- Traveling around Italy through Advertising 1895–1960. Mailand
verse: The Wow Factor. Inspiration and Experimentation in Graphic (Silvana Editoriale) 2011, 288 Seiten. 45 Euro. 9788836619221. Zum
Design. Berkeley, CA (Gingko Press) 2011, 272 Seiten. 39,95 Dollar. 978- Schwelgen: Rund 250 Entwürfe berühmter Gestalter wie Duilio Cam­
1-58423-475-3. Noch ein von Sandu aus China zusammengestelltes Bil­ bellotti, Leonetto Cappiello, Marcello Dudovich, Franz Lenhart, Gino
derbuch, diesmal vollgepfropft mit Cutting­Edge­Design aller Art. Boccasile oder Mario Puppo zeigen, wie das schöne Italien für Besucher
Hans H. Bauer, Daniel Heinrich, Michael Samak (Hrsg.): Erlebnis- warb. Olivier Schrauwen: Der Mann, der seinen Bart wachsen ließ.
kommunikation. Erfolgsfaktoren für die Marketingpraxis. Heidel- Berlin (Reprodukt) 2011, 112 Seiten. 24 Euro. 978-3-941099-94-4. Surre­
berg (Springer) 2012, 399 Seiten. 69,95 Euro. 978-3-642-21132-4. Von ales Erzählgelecht in farbenfroher Art­brut­Optik von dem in Berlin
Architectural Branding über Surprise Advertising bis zum Leseerlebnis lebenden belgischen Comic­Künstler. Jean-Paul Goude: As Goude As
durch Printveredelung: Der Sammelband vereint vielseitige Aufsätze It Gets. London (Thames and Hudson) 2011, 432 Seiten. 29,95 Pfund.
von Theoretikern und Praktikern. Andreas Baetzgen (Hrsg.): Brand 978-0-500-516041. Buch zur Ausstellung des berühmten Artdirektors
Planning. Starke Strategien für Marken und Kampagnen. Stuttgart und Ex­Partners von Grace Jones, die bis 18. März im Pariser Musée des
(Schäffer-Poeschel) 2011, 386 Seiten. 49,95 Euro. 978-3-7910-3115-6. Art Décoratifs läuft. Virgil Widrich, Stefan Reiter, Stefan Unger (Hrsg.):
Einblicke in die Praxis führender Agenturen von CP+B bis Scholz & Inszenierung und neue Medien. 10 Jahre checkpointmedia: Konzep-
Friends. Dodie Kazanjian: Vogue: The Covers. New York (Abrams te, Wege, Visionen. Wien (Springer Vienna) 2012, 248 Seiten. 48,59 Euro.
Books) 2011, 272 Seiten. 50 Dollar. 9780810997684. Lisa Immordino 978-3-7091-0980-9. Mehr über die Publikation der Wiener Multimedia­
Vreeland: Diana Vreeland. The Eye Has to Travel. 256 Seiten. 55 Dollar. Experten unter www.checkpointmedia.com . cg

bildern des »Simplicissimus« oder der Eröffnung der Internationalen


Hygiene­Ausstellung 1911 in Dresden. Interessant anzusehen sind
Was lesen Sie? auch die Infograiken aus den frühen Achtzigern. Und das Ganze
ist sehr schön gesetzt.
Benjamin Schulte, Designer, Düsseldorf Lesen Sie auch Romane?
www.benjaminschulte.com Eher Sachbücher, zum Beispiel von Friedrich Kittler oder Marshall
McLuhan zur Medientheorie. Sehr empfehlen kann ich »The Brand
Gap« von Marty Neumeier, das kompakt den Zusammenhang zwi­
Welches Buch beschäftigt Sie zurzeit? schen Design und Businessstrategien veranschaulicht. Gut geeig­
Benjamin Schulte: Die »Chronik des 20. Jahrhunderts«, die man net, um Kunden mal die Relevanz von Branding zu vermitteln und
wie eine Tageszeitung in handlichen Häppchen zwischendurch le­ dass es sich bei Design eben nicht nur um Make­up und Schönma­
sen kann. Das massive Volumen von 30 mal 20 Zentimetern und cherei handelt. Sei es, indem man Argumente herausdestilliert
satten 1248 Seiten zwingt einen aber, sich konzentriert an den oder das Buch dem Kunden empiehlt.
Tisch zu setzen. Es ist ein Exemplar von 1983, das ich mir schon im Zusammen mit Bjoern Wolf haben Sie die »Dummy«-Ausgabe zum
Elternhaus als Kind gerne zu Gemüte geführt habe. Also auch ein Thema Angst gestaltet. Lesen Sie gern Magazine?
Rückblick in die eigene Kindheit, auf Abbildungen, die sich im visu­ Nicht nur PAGE, sondern auch »Dummy«, wegen der guten Texte
ellen Gedächtnis verankert haben. und weil sie jedes Mal in einem anderen Gewand daherkommt.
Geht es da nur um Politik, den Zweiten Weltkrieg und so fort? Das stimmt sowohl das Leserherz als auch das Gestalterherz
Kultur und Graikdesign spielen immer auch eine Rolle, ob mit Titel­ glücklich, das ja permanent mitschlägt.
page 03.12 113

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lage eines gültigen Ausweises oder einer
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nik), Nina Kirst (nik), Nantjen Küsel (nk);
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), gültigen Immatrikulationsbescheinigung fach mal riesengroß – gekonnt eingesetzte Typograie verleiht
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), 20 Prozent Rabatt. Mitglieder der Allianz Auftritten ein unverwechselbares Gesicht. Wir stellen erfolgreiche Pro-
Daniel Schilling (dsc); deutscher Designer (AGD), des Bundes
Deutscher Graik-Designer (BDG) und des
jekte vor, bei denen Typo das wichtigste Gestaltungselement ist
Rebecca von Hoff (Graik),
Christine Krawinkel (Artdirektion), designerinnen forum e. V. erhalten ebenso
Sibylle Kumm (Schlussredaktion), 20 Prozent Rabatt.
Maiken Richter (Text-/Schlussredaktion), Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
Jan Roidner (Text-/Schlussredaktion); die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
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kann immer 6 Wochen vor Ablauf des
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Christian Büning, Verena Dauerer (vd),
Heike Edelmann, Rosita Fraguela,
Sibylle Mühlke, Jutta Nachtwey (jn),
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überzeugenden Beispielen wann und inwiefern es sinnvoll ist,
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Rainer Herbrecht/Sema Torun Anzeigendisposition und -marketing:
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Bye bye, Mutti! Hochschulmagazine
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≥ www.page-online.de ≥ www.twitter.com/pagemag sches und designstrategisches wiese und Berufsvorbe-
≥ www.facebook.com/pagemag ≥ iTunes app Store Update erfahren reitung zugleich
114 PAGE 03.12 Fundstücke von Jürgen Siebert

Transparente Zeiten
Kühne Kommentare von Jürgen Siebert zu Trends, Ereignissen und
dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines Kreativen

n Wenn das so weitergeht, wird den, in welcher Reihenfolge die Talen- Handelns bereits seit Langem. Das In-
Transparenz das Wort des Jahres 2012. te singen mussten. Wer am unsympa- ternet erweist sich dabei als stetig
Begriffe, denen diese Ehre zufällt, lie- thischsten rüberkam, durfte die Show wachsende Gegenöffentlichkeit zu den
gen nur einen Steinwurf entfernt vom eröffnen: Es war Katja, auf Platz 10. Ein Mainstreammedien. Die Werkzeuge ei-
Unwort des Jahres. Doch wollen wir Viertel des Bildschirms war von da an ner transparenten Unternehmenskom-
der gut gemeinten Vokabel nicht gleich bis zum Ende der Sendung mit dem munikation erstrecken sich von Blogs
die schlimmste aller linguistischen Ka- Echtzeitranking der Kandidaten gefüllt. und Wikis über Themenseiten (mit
tastrophen prophezeien. Seit Januar Mit jedem Auftritt veränderte sich die Kommentarfunktion) und E-Partizipa-
ist Transparenz pausenlos in den Me- Tabelle, was sicherlich sehr transpa- tion bis hin zu den sozialen Medien, al-
Diese und weitere dien. Zwei Ereignissen haben den Ter- rent war, aber vom eigentlichen Ge- len voran Twitter und Facebook.
Fundstücke von minus in breite Kreise der Bevölkerung schehen ablenkte. Sowohl das Live- In der Kommunikationswissenschaft
Jürgen Siebert in- getragen. Da ist zum einen der Skan- Publikum als auch die Jury hatte mehr gelten Projekte als transparent, wenn
den Sie unter dal um den Häuslebauer und -inan- die Graik im Auge als die Bewerber es: 1. zahlreiche, sich ergänzende und
www.page-online. zierer Christian Wulff, auch Bundes- auf der Bühne. unabhängige Informationsquellen gibt;
de/fundstuecke präsident genannt. Am 4. Januar ver- Die Erindung von ProSieben macht 2. möglichst viel über die Art der Infor-
sprach er vollmundig vor 11,5 Millionen deutlich, dass vermeintlich gute Dinge mationsgewinnung und -aufbereitung
Fernsehzuschauern in ARD und ZDF, schnell einen fahlen Beigeschmack bekannt ist; 3. ihre Finanzierung öf-
dass sein Anwalt »alles ins Internet stel- bekommen können. Ganz zu schwei- fentlich einsehbar ist.
len« werde, was zur Aufklärung der gen von der kommerziellen Kompo- Wer als Designer für die Gestaltung
Privatkredite diene. Vier Tage später nente, auf die freilich weder Modera- von Drucksachen oder Internetprojek-
widerruft Wulffs Hausjurist die Ankün- tor noch Jury eingingen. Während frü- ten verantwortlich ist, die der Trans-
digung und verweist auf seine Ver- her das kostenplichtige Televoting für parenz dienen, muss häuiger als frü-
schwiegenheitsplicht. Wie war noch einen begrenzten Zeitraum geöffnet her dem Inhalt gegenüber der Form
mal das Gegenteil von Transparenz . . . wurde, ist es bei »Unser Star für Baku« Vorfahrt gewähren. Schön gestaltete
ach ja: Vernebeln. der Hauptakteur, der drei Stunden lang Instrumente, die der Einbindung des
Am Donnerstag der darauffolgen- per Telefon mit mindestens 50 Cent Kunden dienen, wirken unglaubwür-
den Woche startete auf ProSieben die pro Anruf gemästet werden soll. Wah- dig und werden rasch als PR abgetan,
Castingshow »Unser Star für Baku«, re Transparenz würde ProSieben mit bevor der erste Satz gelesen wurde.
mit der ein Nachfolger für Lena Meyer- der Veröffentlichung der absoluten Darüber hinaus bleibt oft gar keine
Landrut gefunden werden soll, die kein Anrufzahlen beweisen . . . aber so weit Zeit zum Gestalten, denn bei Transpa-
drittes Mal in Folge beim Eurovision geht die Transparenz des Fernsehsen- renz – vor allem in einer Krise – führt
Song Contest antreten möchte. Der ei- ders dann doch nicht. die Geschwindigkeit Regie. 
gentliche Star des Abends war aller- Das weiß auch der Bundespräsi-
dings die neue Telefonblitztabelle, von Laut Lehrbuch ist Transparenz in der dent, wenn er ins Fernsehen geht und
Christian Wulff im den Moderatoren als »revolutionäres politischen Kommunikation die Grund- dem Publikum für den nächsten Tag
TV-Interview mit Voting« mit dem Ziel der »vollständi- lage »für eine freie Willensbildung und vollständige Aufklärung über das Inter-
Ulrich Deppendorf gen Transparenz« angekündigt. Der eine fundierte Wahlentscheidung«. Sie net ankündigt. Die Code-Architektur ei-
(ARD) und Bettina »Spiegel« nannte sie tags darauf die ermöglicht ein frühes Feedback, stellt ner Website ist dann wichtiger als Cas-
Schausten (ZDF). »wohl mieseste Erindung des deut- einen Anreiz zur Loyalität dar und ver- cading Style Sheets. Vielleicht wollte
Rechts: »Unser Star schen Fernsehens der letzten Jahre«.  hindert Missbrauch von Macht. Trans- Wulffs Anwalt die 400 Fragen und die
für Baku« ist . . . die Kaum hatten sich die zehn Inter- parenz stärkt Vertrauen.  Antworten tatsächlich binnen 24 Stun-
Blitztabelle preten vorgestellt, da durften die Zu- Kommunikationsdesigner genauso den veröffentlichen . . . scheiterte dann
mit beschränkter schauer bereits per Televoting ihren wie Marketing und Werbung kennen allerdings an der Technik. Wir werden
Transparenz ersten Eindruck kundtun und entschei- die positiven Aspekte transparenten es wohl nie erfahren . . .

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