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Juni 2015 • ISSN 1432-6043

Faszien
in Bewegung
Die Säule
Rückengesundheit aktuell

Die Fachzeitschrift Die Säule


bietet 4-mal jährlich fundierte
Informationen für Fachkräfte
zum Schwerpunktthema
Rückengesundheit.

A n m eldung:
Info und z i n .de
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 speziell für Rückenschul-


lehrer/innen
 anerkannte Fachautoren
 praxisbezogene Beiträge
 offen für Beiträge der Leser
 aktuelle Termine
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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

„Faszien formen ein komplexes und weitverzweigtes Netzwerk, das


sich im ganzen Körper ausbreitet und von entscheidender Bedeutung
für den Körper, für seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist.“ Diese
Aussage ist fast 50 Jahre alt und stammt aus der Originalausgabe
„Rolfing. The Integration of Human Structures“ von Ida Wolf (1977).
Somit ist das Wissen um die Bedeutung der Faszien für ein gesundes
Bewegungssystem nicht neu, sondern wird seit vielen Jahren in verschie-
denen Bewegungskonzepten, wie Feldenkrais, Rolfing, Spiraldynamik,
Pilates oder Yoga, in die Praxis umgesetzt.

Allerdings wurden die Faszien von der wissenschaftlichen Forschung


lange Zeit vernachlässigt. Heute kann man dank neuer Messmethoden
(z. B. Ultraschall, Elastographie und Microdialyse) sehr viel genauere
Aussagen über den Zustand und die Elastizität von Faszien machen.
Neue Erkenntnisse über die Faszie als Kommunikationsorgan und ihre
Rolle bei der Kraftübertragung haben zur Entwicklung des derzeit
boomenden „Faszientrainings“ geführt. Und um dieses Training dreht
sich die Leitthematik des vorliegenden Heftes.

Welche physiologische Bedeutung die Faszien für die Gestaltung ei-


nes gezielten Bewegungstrainings haben, erläutert der international
anerkannte Faszien-Experte Robert Schleip. Gunda Slomka beschreibt
in ihrem Beitrag die Renaissance des Federns und Schwingens. Ihr
Schwerpunkt liegt auf der zielgerichteten Gestaltung von gymnasti-
schen Übungen für das Gruppen-Fitness-Training. Christiane Maneke
und Frank Thömmes erläutern diverse Faszienübungen unter Einsatz
verschiedener Hilfsmittel. Während Maneke in ihrem Konzept sanfte
Übungen mit dem Franklin-Ball favorisiert, setzt Thömmes gezielt auf
die Beeinflussung der Schmerzwahrnehmung durch den Einsatz von
Blackroll-Produkten. Konkrete Angaben zur Gestaltung des Faszientrai-
nings liefert der Beitrag von Sven Adomat.

Wir wünschen Ihnen durch die Beiträge zu diesem aktuellen Thema


interessante Anregungen für Ihre praktische Arbeit.

Die Redaktion

DIE SÄULE 2/2015 3


Inhalt 25. Jahrgang – 2/Juni 2015 • ISSN 1432-6043

Titelbild: © Kzenon/Fotolia

3 Editorial
5 Kurzmeldungen
(Mareike Reimer)
Aus der Praxis
Faszien in Bewegung 41 Die Halswirbelsäule aus Sicht der Feldenkrais-
Methode
8 Faszientraining (Andreas Schulz)
Theorie und Praxis zum Aufbau eines geschmei-
dig-kraftvollen Bindegewebes
(Dr. Robert Schleip, Divo Gitta Müller)
Veranstaltungen
17 Faszien in Bewegung 45 Rückblick auf den Expertenworkshop
(Gunda Slomka) zum 14. Tag der Rückengesundheit
24 Methodisch aufgebautes Faszientraining mit (Ulrich Kuhnt)
integrierten Elementen der Franklin-Methode
(Christiane Maneke, Luisa Merkel)
Sonstiges
30 Self Myofascial Release mit BLACKROLL-Produk- 46 Forum Gesunder Rücken – besser leben e.V.
ten
48 Bundesverband deutscher Rückenschulen
(Frank Thömmes) (BdR) e.V.
35 
Faszientraining mit Rolle und Ball 50 Impressum
(Denise Sommer) 50 Redaktionsschluss-Info
50 Vorschau
37 
FASZIENierende Trainingsordnung
(Sven Adomat)

4 DIE SÄULE 2/2015


Kurzmeldungen

DGE empfiehlt: Weniger Fleisch auf den Teller!

Eine fleischbetonte Ernährung ist in besonderer Weise dafür verantwortlich, dass naturbelas-
sene Regionen in Agrarland umgewandelt werden. Dadurch werden wichtige Lebensräume zer-
stört und die Artenvielfalt der Erde nimmt weiter ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
e.V. (DGE) begrüßt die Offensive zum verringerten Fleischverzehr und spricht sich sowohl aus
Gründen der Gesundheitsförderung als auch der Nachhaltigkeit für einen geringeren Verzehr von
Fleisch aus.

Eine Ernährung mit mehr pflanzlichen Lebensmitteln


würde dem Klimaschutz und der besseren Ausnutzung
der landwirtschaftlichen Nutzfläche dienen. In der voll-
wertigen Ernährung nach den Empfehlungen der DGE
stellen pflanzliche Lebensmittel die Basis dar. Die Bevor-
zugung von Gemüse und Obst sowie Getreideproduk-
ten und Kartoffeln dient sowohl einer gesunderhalten-
den als auch einer nachhaltigen Ernährung. Die Realität
sieht allerdings anders aus: In Deutschland verzehren
Männer über 1000 g Fleisch, Fleischerzeugnisse und
Wurstwaren pro Woche. Damit überschreiten sie deut-
lich den von der DGE zugrunde gelegten Orientierungs-
wert von maximal 600 g pro Woche. Frauen liegen mit
knapp 600 g pro Woche an der oberen Grenze. Von der
wünschenswerten Menge von 400 g Gemüse pro Tag
erreichen Männer und Frauen hingegen nur ein Drittel.

Eines der Bedenken bei der Einschränkung von Fleisch


lautet: Bekommen wir genügend Protein, wenn wir den
Fleischverzehr verringern? „Ja“, so die Antwort von Dr.
Helmut Oberritter, Geschäftsführer der DGE. „Eine ab-
wechslungsreiche Ernährung mit maximal 300 bis 600 g © photocrew/Fotolia
Fleisch und Wurst pro Woche liefert Protein sowie Vita-
mine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflan- sprechend ihrer Saison zu kaufen, ist in der Regel kli-
zenstoffe in ausreichender Menge.“ Insbesondere Hül- mafreundlich. Zudem sind während der Saison gekauf-
senfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen sind reich te Früchte häufig preiswerter und aromatischer. Auch
an hochwertigem pflanzlichen Protein. Sie lassen sich ein geringer Energieaufwand in der Erzeugung und Ver-
vielfältig in Mahlzeiten integrieren, nicht nur als Ein- arbeitung von Lebensmitteln wirkt sich positiv auf die
topf, sondern auch als Beilage, Salat, Suppe, Curry oder Klimabilanz aus. Daher sind nach Möglichkeit frische
Auflauf. Werden Hülsenfrüchte über Nacht eingeweicht Lebensmittel bzw. Lebensmittel mit geringem Verarbei-
oder im Schnellkochtopf gegart, verringert sich die Gar- tungsgrad zu bevorzugen. (Quelle: DGE)
zeit. Mit weißen Bohnen, Kidneybohnen und Kichererb-
sen aus Konserven oder geschälten Linsen lassen sich Weitere Informationen unter:
im Nu wohlschmeckende und abwechslungsreiche Ge- www.dge.de
richte zubereiten.

Eine nachhaltige Ernährung beinhaltet nicht nur die


Verringerung des Fleischkonsums zugunsten einer
pflanzenbetonten Ernährung. Gemüse und Obst ent-

DIE SÄULE 2/2015 5


Kurzmeldungen

Einsatz von Cannabinoiden in der Schmerztherapie

Der therapeutische Einsatz von Cannabinoiden wird derzeit aktiv in der Öffentlichkeit und von
unterschiedlichen Fachgesellschaften kommentiert. Die Diskussion suggeriert, dass Cannabinoi-
de ein wirksames Schmerzmittel seien und bisher der Mehrheit der Schmerzpatienten vorenthal-
ten wurden. Nach derzeitigem Wissens- und Erfahrungsstand sind Cannabinoide jedoch nur bei
einem kleinen Teil dieser Patienten ausreichend wirksam.

Bei der Mehrheit der chronischen Schmerzpatienten nabinoide sehr stark profitieren“, so der Präsident der
zeigen Cannabinoide lediglich eine geringe bis mäßi- Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. Dies scheint insbe-
ge Schmerzlinderung, sodass sie anderen bisher ge- sondere Patienten zu betreffen, deren Schmerzen eine
bräuchlichen Schmerzmitteln nicht überlegen sind. spastische Komponente haben, wie z. B. bei der multi-
„Bemerkenswert ist jedoch, dass in Einzelfällen speziell plen Sklerose, einer Querschnittslähmung oder Nerven-
ausgewählte Patienten, bei denen die gebräuchlichen verletzung. Neben der Schmerzlinderung werden den
Schmerzmittel versagen, von der Anwendung der Can- Cannabinoiden auch andere therapeutische Vorzüge,
wie antiemetische, appetitsteigernde oder antientzünd-
liche Wirkungen, zugeschrieben, jedoch liegen für diese
Indikationen bisher keine hochwertigen Studien vor.
Die vorliegenden Studien und Erfahrungsberichte zei-
gen deutlich, dass Cannabinoide einerseits in vielen
Fällen nur sehr schwach schmerzlindernd wirksam sind,
andererseits für einzelne Patienten durchaus hilfreich
sein können. Diesen Patienten sollte daher eine Mög-
lichkeit eröffnet werden, nach Versagen empfohlener
Therapieverfahren einen individuellen Therapieversuch
zu unternehmen. Sollte dieser erfolgreich sein, sollte die
Gabe eines Cannabinoids in Absprache mit dem Pati-
enten unter Berücksichtigung seiner Begleiterkrankun-
gen, möglicher Kontraindikationen und dem Wirkungs-/
Nebenwirkungsprofil der jeweiligen Substanz erwogen
werden, fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft.

Darüber hinaus sieht es die Deutsche Schmerzgesell-


schaft als dringend notwendig an, wie bei allen anderen
schmerztherapeutischen Verfahren auch, ein solches
Therapieverfahren immer im Kontext einer multimo-
dalen Schmerztherapie anzuwenden. Wenn in diesem
Sinne eine medizinische Indikation besteht, sollte der
therapeutische Einsatz von Cannabinoiden und die
Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen er-
möglicht werden. Die Deutsche Schmerzgesellschaft
e. V. spricht sich weiterhin für die Durchführung metho-
disch hochwertiger Studien zur medizinischen Anwen-
dung von Cannabinoiden in der Schmerzmedizin aus.
(Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft)

Weitere Informationen unter:


www.dgss.org
© sangiovese/Fotolia

6 DIE SÄULE 2/2015


Kurzmeldungen

Welche Sportarten sind für Menschen mit Kunstgelenken geeignet?

Die Hälfte der Deutschen treibt Sport – Träger von Kunstgelenken gehörten lange nicht dazu.
Studien zeigen jedoch, dass Sportarten wie Radfahren und Schwimmen sich mit Kunstgelenken
gut vertragen, und die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e.V. (AE) rät den Patienten dazu,
regelmäßig Sport zu treiben.

Träger eines neuen Kunstgelenks sind damit oft nach


vielen Jahren zum ersten Mal wieder schmerzfrei. Vie-
le Aufgaben des Alltags lassen sich leichter erledigen
und die Freude an der Bewegung kehrt zurück. Ortho-
päden und Unfallchirurgen unterstützen sie nach der
Devise: Wer gehen kann, kann auch Sport treiben. Un-
tersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass Menschen
mit Kunstgelenken sogar belastungsintensive Sportar-
ten sicher betreiben können. In den ersten sechs Mo-
naten nach der Operation müssen insbesondere jene
Patienten, die mit zementfrei implantierten Prothesen
versorgt wurden, zurückhaltend sein, so Prof. Dr. med.
Karl-Dieter Heller, Chefarzt an der Orthopädischen Kli-
nik Braunschweig: „Der Knochen braucht die Zeit, um
eine feste Verbindung zur Endoprothese aufzubauen“.
Er rät Patienten, diese Zeit für Krankengymnastik und
Muskelaufbautraining zu nutzen. Anschließend sollten
sie jene Sportarten vorziehen, die sie aus früheren Zei-
ten kennen, denn, so Heller: „Routine und Erfahrung mit
vertrauten Bewegungsabläufen verhindern, dass es zu
Verletzungen kommt.“

Bisher fürchteten Ärzte, dass Kunstgelenke sich durch


Sport lockern und schneller verschleißen. „Wir gingen
lange davon aus, dass körperliche Schonung die Stabi- © Sebastian Kaulitzki/Fotolia
lität des Kunstgelenks verbessert und die Tragezeiten
verlängert“, sagt Heller. Wissenschaftlich belegt war dies Gut geeignet sind „Low-Impact“-Sportarten, die das
jedoch nicht und Studien haben nun gezeigt, dass der Kunstgelenk nicht durch plötzliche Stöße belasten. Hier-
Verzicht auf Sport die Gesundheit der Patienten nicht zu gehören z. B. Wandern, Nordic Walking, Schwimmen,
fördert. „Bewegungsmangel ist eine wichtige Ursache Skilanglauf, Radfahren, Gymnastik und Rudern. Bedingt
für chronische Erkrankungen, die auch den Knochen geeignet sind Tennis, Tischtennis, Kegeln, Bergwandern,
betreffen“, sagt auch Professor Dr. med. Heiko Reichel, alpiner Skilauf in Schontechnik und leichtes Jogging.
Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU Ungeeignet sind Sportarten, bei denen es zu plötzlichen
Ulm. Osteoporose gefährde z. B. die Verankerung der Drehbewegungen, extremen Abspreizungen, plötzli-
Kunstgelenke im Knochen. Hinzu kommt, dass mangeln- chen oder dauerhaften Belastungsspitzen kommt. Dazu
de Fitness eine häufige Ursache für Stürze und Knochen- gehören Marathon, Fußball, Handball, Basketball oder
brüche ist. Schon Stolpern belaste die Kunstgelenke Volleyball. Auch von Kampfsportarten, Hoch- und Weit-
stärker als die meisten Sportarten, erklärt der Präsident sprung, Wasserski und Felsklettern ist Menschen mit
der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik. „Am bes- Kunstgelenken abzuraten. (Quelle: AE)
ten ist das Kunstgelenk geschützt, wenn trainierte Mus-
keln und straffe Bänder es umgeben.“ Weitere Informationen unter:
www.ae-germany.com

DIE SÄULE 2/2015 7


Leitthema

Dr. Robert Schleip, Divo Gitta Müller

Faszientraining
Theorie und Praxis zum Aufbau eines
geschmeidig-kraftvollen Bindegewebes

Wenn der Fußballer wegen einer Wadenverhärtung nicht aufgestellt wird, der Tennis-
star aufgrund von Knieproblemen sein Match vorzeitig abbricht oder der Sprinter we-
gen eines Achillessehnenrisses über die Ziellinie humpelt, dann liegt das meist nicht an
Verletzungen der Muskulatur, sondern daran, dass Strukturen des Bindegewebes, also
Bänder, Sehnen oder Gelenkkapsel, beschädigt wurden. Für ehrgeizige Athleten, leicht-
füßige Tänzer und gesundheitsbewusste Bewegungsmenschen ist es daher von großer
Bedeutung, das fasziale Netzwerk zu trainieren. Ist das Fasernetz der Faszien intakt,
dann lassen sich körperliche Höchstleistungen abrufen und garantieren auch eine kör-
pereigene Verletzungsprophylaxe.

8 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Das internationale Feld der Faszienforschung hat in Diese fließende Dynamik nutzt das hier vorgestellte Trai-
den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt, ningsprogramm. Es hat zum Ziel, die kollagene Erneu-
der zu zahlreichen neuen Erkenntnissen auf diesem Ge- erung durch spezifische Trainingsaktivitäten anzuregen
biet führte. Für den Aufbau eines sowohl elastisch-ge- und die ständige Erneuerung der weichen Gewebe op-
schmeidigen als auch reißfest-widerstandsfähigen Fas- timal zu nutzen, um im Laufe von 6 bis 24 Monaten ei-
zienkörpers gilt es nun, die aktuellen Erkenntnisse und nen seidig-geschmeidigen faszialen „Ganzkörperanzug“
Besonderheiten der Faszien in ein geeignetes Trainings- aufzubauen. Der gesunde Faszienkörper verbindet zwei
programm zu übersetzen. Ein spezielles Faszientraining wesentliche Eigenschaften: zum einen ist er straff, stark
stellt einen überaus sinnvollen Anwendungsbereich dar, und belastbar, zum anderen verfügt er über größtmög-
steckt allerdings noch genauso in den Kinderschuhen liche Elastizität. Diese außerordentliche Gewebe-Resili-
wie die Forschung selbst. Hier betreten wir also echtes enz ermöglicht mühelos gleitende Gelenksbeweglich-
Neuland. Die hier vorgestellten Übungsprinzipien und keit in einer großen Bandbreite und in einer Vielzahl von
praktischen Anwendungen sind erst vor kurzem im in- Winkeln.
ternationalen Austausch zwischen Forschern und Prakti-
kern aus unterschiedlichen Bewegungs- und Sportberei- Auffallend ist, dass die faszialen Gewebe von jungen
chen entstanden. Im Folgenden wird der aktuelle Stand Menschen eine deutlich ausgeprägte Wellenstruktur
der Entwicklung vermittelt, mit der Ermutigung an Phy- aufweisen, mit einer Ähnlichkeit zu zweidimensionalen
siotherapeuten, Trainer und Bewegungsbegeisterte, die Zugfedern (Staubesand et al. 1997). Dagegen verlieren
Prinzipien und darauf aufbauenden Übungen in das je- bei älteren Menschen die Fasern meist ihre wellenför-
weilige professionelle Tätigkeitsfeld zu integrieren oder mige Struktur und diese Veränderung geht mit einem
für den persönlichen Bewegungsbedarf weiterzuentwi- Verlust der jugendlich elastischen Bewegungsqualität
ckeln. einher. Neuere Erkenntnisse haben nun die bislang op-
timistische Annahme bestätigt, dass über adäquate und
Faszien-Architektur im Umbau regelmäßige Dehnbelastungen der Aufbau einer jün-
geren Kollagenstruktur angeregt werden kann. Diese
Eine Besonderheit des Bindegewebes ist dessen enorme ordnet sich dann in der dafür typischen wellenförmigen
Anpassungsfähigkeit: Auf anfordernde Belastung hin Architektur an und geht mit einer deutlich gesteigerten,
wird es fester. So nimmt z. B. durch das alltägliche Gehen elastischen Speicherkapazität einher (Wood et al. 1988,
auf zwei Beinen die Oberschenkelfaszie an der Außen- Jarniven et al. 2006).
seite spürbar an Festigkeit zu. Würden wir uns mit un-
seren Schenkeln viele Stunden täglich an einem Pferde-
rücken festklammern, dann wäre dagegen die Faszie an Der Katapult-Effekt:
der Innenseite deutlich stärker ausgeprägt (El-Labban et Faszien als Energiespeicher
al. 1993).
Kängurus können viel weiter springen, als man durch
Das Bindegewebe, das im Wesentlichen aus Wasser, Kol- die reine Muskelkontraktionskraft ihrer Beinmuskeln
lagen und Zucker-Eiweiß-Verbindungen besteht, ver- erklären könnte. Bei der Analyse der zugrunde liegen-
webt sich zu Taschen, Beuteln, Umhüllungen und Strän- den Kinetik entdeckten Wissenschaftler erstmals den so-
gen in zahlreichen Ausprägungen und vielerlei Formen. genannten „Katapult-Mechanismus“ (Kram & Drawson
Als körperweites Netzwerk durchzieht es den Körper 1998). Die Sehnen und Faszien der Beine werden hier
von oben nach unten, von außen nach innen, von vorne wie elastische Gummibänder vorgespannt; das gezielte
nach hinten. Das Alleskönner-Repertoire des Eiweißes Loslassen der darin gespeicherten kinetischen Energie
Kollagen ermöglicht außerdem, dass sich die Struktur ermöglicht dann diese erstaunlichen Sprünge. Dass kurz
kontinuierlich an die täglichen Anforderungen anpasst, danach derselbe Mechanismus bei Gazellen nachgewie-
besonders in Bezug auf Veränderungen in Länge, Stär- sen wurde, war wenig überraschend. Auch diese Tiere
ke und Gleitfähigkeit. Körpereigene Bindegewebszel- können erstaunliche Sprünge oder Laufleistungen er-
len, die Fibroblasten, agieren als aktive Netzwerker und bringen, ohne über ein besonders kräftiges Muskelkor-
passen die interne Architektur der Faszien an deren wie- sett zu verfügen.
derkehrende Dehn- und Bewegungsbelastungen an. Im
gesunden Körper ist alles im Fluss – pro Jahr wird durch- Durch den Einsatz moderner portabler Ultraschallge-
schnittlich die Hälfte der Kollagenfasern im gesamten räte gelang es in den letzten Jahren, eine ähnliche Ar-
Körper durch neue ersetzt. beitsteilung zwischen Muskeln und Faszien auch bei

DIE SÄULE 2/2015 9


Leitthema

menschlichen Bewegungen detailliert zu untersuchen. Bewegungsenergie aus der oben beschriebenen dyna-
Überraschenderweise stellte sich hierbei heraus, dass mischen Federung der Faszien. Diese Neuentdeckung
die kinetische Speicherenergie der menschlichen Bein- hat zu einem regen Umdenken der lange tradierten
faszien denen von Gazellen in nichts nachsteht (Sawicki Prinzipien in den Bewegungswissenschaften geführt.
et al. 2009). Nicht nur beim Hüpfen oder Rennen, son- Früher war man davon ausgegangen, dass sich bei einer
dern auch beim Gehen entsteht ein erheblicher Teil der muskulären Gelenkbewegung üblicherweise die Ske-
lettmuskelfasern verkürzen und diese Kraft mittels der
festen Sehnen passiv auf die Knochen übertragen und
so das Gelenk bewegt wird.

Info Diese Form der Kraftübertragung gilt auch nach wie vor
bei langsamen sowie bei gleichförmigen Bewegungs-
abläufen wie dem Fahrradfahren: Hier ändern die Mus-
kelfasern aktiv ihre Länge, während sich die weißlichen
Sehnen und Sehnenplatten kaum verlängern und ver-
kürzen. Die Zugkraft wird also rein passiv von den fas-
zialen Strukturen übertragen. Ganz anders bei elastisch
federnden Bewegungen – hier findet genau das Ge-
genteil statt: die Muskelfasern ändern ihre Länge kaum,
d. h. sie versteifen sich fast nur isometrisch ohne deut-
liche Längenänderung. Hingegen verlängern und ver-
kürzen sich die Sehnen und faszialen Sehnenplatten
federnd (wie ein elastisch schwingendes Jo-Jo) und füh-
ren dadurch die eigentliche Bewegung herbei (Fukuna-
ga et al. 2002, Kawakami et al. 2002).

Abb. 1 Laut Forschungen von Staubesand et al. (1997) wei-


sen Faszien von jugendlichen Personen häufig eine bi-
direktionale, scherengitterartige Netzstruktur der Kolla-
genfasern auf, ähnlich einer elastischen Damenstrumpf-
hose. Fehlen dynamische Dehnbelastungen, wie etwa
beim bewegungsverarmten Schreibtischtäter oder bei
altersbedingten Schonhaltungen, entwickeln sich zu-
nehmend sogenannte „Cross-Links“, d.h. ungeordnete,
planlose Querverbindungen (Abb. 1). Die Folge: Das Fa-
sernetz verliert seine „damenstrumpfhosenhafte“ Elasti-
zität; es bilden sich sogenannte Adhäsionen und Verkle-
bungen; es „verfilzt“ zunehmend (Järvinen et al. 2002).
Die kollagene Architektur reagiert auf sport-
Ziel des Faszientrainings ist daher, über unterschiedli-
liche Stimulation. Im Mikroskop sieht man che dynamische Dehnungen und elastische Federun-
hier zusätzlich eine ausgeprägte Wellung gen die Fibroblasten zu stimulieren. Hierzu empfehlen
wir vor allem Bewegungen, die die faszialen Gewebe in
(Crimp) der einzelnen Fasern. Geeignete multidirektionalen Dehnwinkeln belasten und gleich-
sportliche Belastungen führen langfristig zur zeitig ihre elastische Federkraft herausfordern.
Ausformung einer deutlicheren Wellenstruk-
Klassisches Gewichtheben beispielsweise fordert den
tur; im Gegenzug bewirkt Bewegungsmangel Muskel innerhalb seines gewohnten Bewegungsberei-
eine multi-direktionale (filzähnliche) Archi- ches. Dabei werden diejenigen faszialen Anteile durch
Dehnung stimuliert, die mit dem arbeitenden Muskel in
tektur des Fasernetzwerkes bei gleichzeitig Serie (hintereinander) geschaltet sind. Zusätzlich wer-
verminderter Wellung der Einzelfasern. den die äquatorial umlaufenden Fasern der Muskelhülle

10 DIE SÄULE 2/2015


Das Rückgrat
Leitthema
für Ihr Bett!
stimuliert. Allerdings zeigt sich nur eine geringe Wirkung auf die
extra-muskulären Faszien sowie auf die intramuskulären Fasern, die Nur echt mit
dem goldenen Siegel!
parallel zu den Muskelfasern verlaufen (Huijing 1999).

Klassische Hatha-Yoga-Dehnungen zeigen wiederum wenig Wir-


kung auf jene faszialen Strukturen, die seriell mit den Muskelfasern
verschaltet sind, da entspannte Muskelfasern sehr viel weicher sind
als die daran anschließenden sehnigen Verlängerungen. Somit
wird das meiste der elastischen Verlängerung von den nachgiebi-
„Im Zusammenspiel von Unterstützung,
gen Muskelfasern „geschluckt“ (Jami 1992). Dennoch werden durch
Druckentlastung und Dynamik vermittelt
diese Dehnungen auch fasziale Anteile angesprochen, die im klas-
dieses neue Lattoflex-System das
sischen Muskeltraining nicht erreicht werden; z. B. die extramus-
wunderbare Gefühl des Schwebens.
kulären Elemente sowie jene intramuskulären Kollagenfasern, die
Das sind Goldene Zeiten für den Rücken”
parallel zu den Muskelfasern verlaufen.
Prof. Dr. med. Erich Schmitt, Vorstands-
vorsitzender des Forum Gesunder
Am wirkungsvollsten für den zusätzlichen Aufbau von elastischen Rücken – besser leben e.V.
Fasern ist eine dynamische Muskelanforderung, die eine Muskelak-
tivierung mit einer gleichzeitigen Dehnung verbindet. Sanftes
elastisches Wippen an den Endpunkten einer Bewegungsposition
eignet sich dafür besonders gut. Die folgenden Prinzipien wurden

www.schlafwerk.de
entwickelt, um ein solches Training möglichst effizient zu gestalten.

Trainingsprinzipien
Die vorbereitende Gegenbewegung
Hier nutzen wir den oben beschriebenen Katapult-Effekt (Rebound
Elasticity). Bevor Sie die eigentliche Bewegung ausführen, begin-
nen Sie mit einer leichten Vordehnung in die Gegenrichtung. Dies
ist vergleichbar mit der Kunst des Bogenschießens, bei der zu-
nächst der Bogen adäquat vorgespannt wird (und es töricht wäre,
den Pfeil mit Muskelanstrengung zu stoßen). Damit der Pfeil sein
Ziel erreicht, wird zunächst die Faszie aktiv in die Gegenrichtung
vorgespannt.

Im Übungsbeispiel „Fliegendes Schwert“ wird die Vorspannung


erreicht, indem die Körperachse ein kleines bisschen nach hinten
und zusätzlich nach oben verlängert wird, um die elastische Rück-
federung zu steigern. Aus dieser Vorspannung heraus werden der
COUPON
Oberkörper und die Arme mit dem Gewicht impulsiv nach vorne Ich will auch besser schlafen!
und nach unten geführt (Abb. 2). Schicken Sie mir bitte Informationen
Beim Aufrichten aktivieren wir dann im Gegenzug die Rückfede- über Lattoflex.
rung des Rumpfes durch eine aktive Vordehnung der Rückenfas-
zie. In der vorgebeugten Endposition werden daher als Erstes die
Vorname
Muskeln auf der Vorderseite aktiviert, was den Körper kurzzeitig
noch weiter nach vorne und nach unten zieht und gleichzeitig die
Faszien auf der Rückseite aktiv vorspannt. Die in der Vordehnung Nachname
gespeicherte Energie wird in der darauf folgenden passiven Rückfe-
derung dynamisch freigesetzt – der Oberkörper „fliegt“ ohne jegli- Straße, Nr.
che Muskelanstrengung in die stehende Ausgangsposition zurück.
Um sicherzustellen, dass Sie nicht zu muskulär arbeiten, sondern im PLZ, Ort
Wesentlichen die Rückfederung der Faszien nutzen, sollten Sie auf
ein optimales Timing achten. Versuchen Sie, den idealen Schwung Lattoflex Schlafwerk
Postfach 1464 · D-27424 Bremervörde
orthopress

DIE SÄULE 2/2015 oder schreiben Sie eine E-Mail an: 11


info@schlafwerk.de
Leitthema

Abb. 2: Das Fliegende Schwert

herauszufinden, der sich dadurch kennzeichnet, dass Stubentiger erst einen gebündelten Kraftimpuls aus der
eine fließende Eigendynamik entsteht, die sich mühe- Pfote nach unten, um dann hochzuschnellen und leise
los-leicht und schwungvoll wie ein elastisch federn- und punktgenau auf der Tischkante zu landen.
des Jo-Jo anfühlt.

Das Ninja Prinzip


Dieses Prinzip ist von den legendären japanischen
Kriegern inspiriert, die sich geräuschlos wie eine Kat-
ze bewegten und keinerlei Spuren hinterließen. Beim
Ausführen von federnden Bewegungen – wie beim
Hüpfen, Laufen oder Tanzen – achten Sie auf einen
möglichst samtig-geschmeidigen Ablauf. Richtungs-
wechsel werden möglichst frühzeitig und weich ab-
gebremst, gefolgt von einer graduell zunehmenden
Beschleunigung in die neue Richtung. Jegliche ruck-
artige Unterbrechungen des Bewegungsflusses sind
zu vermeiden. Variieren Sie Ihre Sprünge kreativ und
abwechslungsreich (Abb. 3).

Die Treppe wird zum Sportgerät, wenn Sie diese nicht


geräuschvoll hinauf- oder hinabpoltern, sondern
möglichst leise hinauf- oder hinabfedern und da-
bei geräuschlos wie ein Ninja-Krieger auf der jeweils
nächsten Stufe landen. Die erzielte Geräuschlosigkeit
ist hierbei ein ideales Feedback, inwieweit die Rich-
tungswechsel primär muskulär laut oder eher faszial
und leise durchgeführt werden. Wer schon einmal
am eigenen Leib gespürt hat, wie eine Katze sich vor
einem großen Sprung vom Schoß abstößt, kennt das
Prinzip. Um einen großen Satz zu machen, schickt der Abb. 3: Elastic Jumps

12 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Dynamische Dehnungen Sportchiropraktiker und Coach des Kanadischen Olym-


Hier fällt vor allem der Begriff „dynamisch“ im Zusam- pischen Teams aus Erfahrung: „Diese Art des Stretchings,
menhang mit der Absicht zum Dehnen auf: Ein stati- bei dem die elastischen Anteile der Muskeln genutzt wer-
sches Ausharren in einer Dehnposition wird bewusst den, ist hoch effizient, da es langfristig eine beachtliche
vermieden; es werden zwei Arten von dynamischen Zunahme an Schnellkraft und Gewebestabilität zur Folge
Dehnungen geübt: schnelle und langsame. Die schnelle hat, bei einer gleichzeitigen Abnahme des Stoffwechselbe-
Variante ist den meisten aus früherer Zeit und vom Sport darfs.“
her geläufig. Über diese schnellen dynamischen Fede-
rungen werden z. B. auch heute wieder die Hüftstrecker Bei den langsamen, dynamischen Dehnungen werden
von Hürdenläufern in den Monaten bis Tagen vor dem bevorzugt myofasziale Ketten genutzt (Myers 1997). An-
Wettkampf fit gemacht. Diese federnden Dehnungen statt einzelne Muskelgruppen isoliert zu dehnen, suchen
waren bislang als Gewebe schädigend verpönt, kom- wir nach Möglichkeiten, um möglichst lange myofaszia-
men aber dank dem Verständnis aktueller Forschungen le Ketten anzusprechen. Innerhalb der langgedehnten
zu neuen Ehren. Während solch dynamische Dehnun- Gelenkpositionen werden dann zusätzlich multidirek-
gen im Zeitfenster von wenigen Minuten unmittelbar tionale Winkel-Variationen angewendet, wie etwa seit-
vor einer Wettkampfleistung kontraproduktiv sein kön- liche, diagonale oder spiralförmige Verdrehungen. Auf
nen, scheinen sie bei langfristig-regelmäßigem Einsatz diese Art werden unterschiedliche Bereiche sowie lokale
die Architektur des Bindegewebes im Hinblick auf eine und globale Vernetzungen der Faszien-Membrane sti-
größere Dehnbarkeit beeinflussen zu können (Decoster muliert.
et al. 2005). Wichtig dabei ist jedoch, dass die schnellen
dynamischen Dehnungen richtig ausgeführt werden. Propriozeptives Refinement
Muskeln und Gewebe sollten aufgewärmt und die Be- Die grundlegende Voraussetzung für Bewegung an sich,
wegungen nicht schnell und ruckartig, sondern weich aber auch für anmutige Schönheit von Bewegung, die
und elastisch-schwingend sein (Abb. 4). wir in höchster Kunstfertigkeit bei einem begnadeten
Tänzer genießen, ist nicht nur ein intaktes Fasziennetz,
Noch besser wirken schnelle, dynamische Dehnungen sondern auch ein feingestimmter Körpersinn. Hier setzt
auf die Faszien ein, wenn diese mit der zuvor beschrie- das Training des Fascial Refinement an, denn die propri-
benen vorbereitenden Gegenbewegung kombiniert ozeptiven Rezeptoren befinden sich in Hülle und Fülle
werden (Fuhashiro et al. 2006). So wird beispielsweise in den weichen Geweben. Inzwischen gilt es als erwie-
bei dem Stretch der rückseitigen Oberschenkel-Mus- sen, dass die Faszien mit zahlreichen Sinnesrezeptoren
keln das Bein zunächst kurz nach hinten in die Gegen- und sensiblen Nerven bestückt sind und damit unser
richtung geführt, um es dann dynamisch nach vorne in größtes Sinnesorgan bilden. Neu ist dabei die Erkennt-
die Länge zu dehnen. Den deutlichen Trainingsvorteil nis, dass die klassischen Gelenkrezeptoren, die sich nahe
der dynamischen Dehnung bestätigt Wilbour Kelsick, der Gelenkachsen befinden, wesentlich weniger wichtig
für den gesunden Körpersinn sind, als bislang angenom-
men. Offenbar springen diese fast nur in endgradigen
Gelenkpositionen an und sind während der Ausführung
physiologischer Bewegungen nur von geringem Nutzen
(Lu et al. 1985).

Die Nervenendigungen hingegen, die sich in den ober-


flächlicheren Faszienschichten befinden, sind dafür
umso günstiger platziert, da hier selbst subtile Winkel-
veränderungen der Gelenke zu relativ deutlichen Span-
nungsveränderungen der Faszien-Membran führen.
Außerdem deuten aktuelle Hinweise darauf hin, dass be-
sonders die oberflächigen Schichten mit einer größeren
Dichte an mechanorezeptiven Nervenendigungen aus-
gestattet sind als die tiefer liegenden Gewebe (Stecco et
al. 2008). Die faszialen Mechanorezeptoren sollten des-
halb in einem geeigneten Training auf unterschiedliche
Weise stimuliert werden, wie z. B. durch Zug-, Dehn- und
Abb. 4: Flamingo Stretch
Vibrationsreize. Dabei ist es wichtig, die Filterfunktion

DIE SÄULE 2/2015 13


Leitthema

der Formatio reticularis in Rückenmark und Hirnstamm wände und sogenannte Septen, die wie das Innenleben
im Blick zu haben. Diese dämpft erwiesenermaßen die einer Orange aussehen: Unter der Schale (Haut) befindet
Weiterleitung von Signalen, die mit vorhersehbarer Re- sich eine die ganze Frucht umfassende weißlich-faserige
gelmäßigkeit und gleichbleibenden Reizen verbunden Hülle – im menschlichen Körper der oberflächigen Tie-
sind. fenfaszie entsprechend („Body suit“). Wie sich die Oran-
ge dann von dieser Ganzkörperhülle aus in einzelne
Das legt den Schluss nahe, dass ein wirkungsvolles pro- Schnitze unterteilt und diese sich wiederum in immer
priozeptives Training eines ist, das die Wahrnehmungs- kleinere Beutelchen, so teilt sich auch das menschliche
kapazität des Bindegewebes fördert und fordert. Statt Muskelgewebe mittels unzähliger feiner Beutel in immer
mechanischer Einfalt und eintönigen Wiederholungen feiner werdende Strukturen auf; bis in einzelne Muskel-
ist dabei Erlebnisvielfalt gefragt. Das wird im Fascial-Re- fasern, von denen jede für sich in einer hauchzarten bin-
finement-Training über abwechslungsreiche Stimulation degewebigen Hülle eingepackt ist.
erreicht, ganz ähnlich, wie es die Anforderungen einer
natürlichen Umwelt oder des Dschungels bereithalten. Diesem sich verfeinernden Bauprinzip kommen wir
Dies geschieht über einen Wechsel in Geschwindigkeit mithilfe der Mikrobewegung auf die Spur. Mikrobewe-
und Impact, wobei die Bewegungsqualitäten von dyna- gungen sind aktive, lokale Bewegungskontraktionen,
misch, sprunghaft, schnell bis hin zu langsam, vibrierend die auch dort zum Einsatz kommen, wo die Hand des
und fein fließend reichen. Sinnvoll ist z. B. der Einsatz Manualtherapeuten oder großflächige Dehnungen
von Gewichten. Dabei eignen sich je nach gewünsch- nicht hinreichen. Die lokale Feinabstimmung der Mik-
ter Anforderung und körperlichen Möglichkeiten des robewegungen ermöglicht auch eine Stimulation der
Ausführenden Hanteln unterschiedlicher Schwere, Ge- sogenannten „blinden Flecken“ im Körper, also solcher
wichtsmanschetten, Kettlebells, Clubbells oder einfach Geweberegionen, an denen die sensomotorische Tonus-
wassergefüllte Flaschen. Auch das Spiel mit dem „Trai- regulation partiell abgestumpft ist (z. B. durch Operatio-
ningspartner“ Schwerkraft in ungewöhnlichen Positi- nen oder Traumata).
onen (vom Zwei- zum Vierbeiner, Hangel-, Dehn- und
Streckpositionen in 360°-Raumrichtungen) bietet eine Übungsbeispiel „Kobra Spine“
ideale Herausforderung für die wahrnehmungshungri- Sie stehen hüftweit mit der Betonung auf den Außen-
gen Bindegewebsrezeptoren. Hier sind der Kreativität seiten der Füße in einem stabilen Stand. Beugen Sie den
keine Grenzen gesetzt. Eine Kletterstange, ein Türrah- Oberkörper aus den Hüftgelenken heraus halbhoch in
men, ein Ballkissen oder ein Stuhl setzen zusätzliche Im- den Raum nach vorn und ziehen Sie den Unterbauch
pulse, die die Propriozeptoren an das Geäst des Regen- nahe an die Lendenwirbelkette heran. Halten Sie diese
waldes „erinnern“ und den „Jungle-Body“ wachrufen. Spannung während der gesamten Übung. So spannen
Sie – über die fasziale Verbindung des tiefen Bauch-
Ein weiterer Aspekt des Fascial Refinement liegt im Erkun- muskels in die tiefe Schicht der Lumbalfaszie – ein stüt-
den des Gewebes mit feinsten Mikrobewegungen. In- zendes Netz um die Lendenwirbel. Die Hände auf die
nerhalb des Muskels bilden die Faszien stützende Trenn- Oberschenkel aufstützen, das Brustbein nach vorn öff-
nen und die Schulterblätterspitzen tief Richtung Gesäß
ziehen. Aus dieser Grundposition heraus die Wirbelkette
zusätzlich langziehen, also den Scheitelpunkt nach vorn
in den Raum hinaus verlängern und im Gegenzug dazu
die Sitzbeine nach hinten in den rückwärtigen Raum
hinausschieben.

Nun nehmen Sie wellenförmige Bewegungen entlang Ih-


rer Brustwirbelkette auf. Sie können mit einer fließenden
© Vera Lubimova/Fotolia

Vor- und Rückbewegung zwischen den Schulterblättern


nach vorn Richtung Brustbein beginnen. Wechseln Sie
die Bewegungsrichtung in seitliche Pendelbewegungen
und Achterschleifen, die sich bis an die Achseln ausbrei-
ten können. Sie können sich auch – von den Brustwirbeln
ausgehend – mit winzigen Mikrobewegungen zwischen
einzelne Rippen und in deren elastisches Fasziennetz-
werk hineintasten.

14 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Myofascial Release, also lösende Techniken, die das mus-


kuläre Bindegewebe behandeln, sind aus der Manual-
therapie und dem vielleicht bekanntesten Vertreter
dieser Zunft, dem „Rolfing“, bekannt. Dabei wendet der
Behandler einen tiefen, schmelzenden Druck über Hän-
de, Knöchel und Ellenbogen an, um fasziale Adhäsionen
und Verdickungen zu lösen. Dadurch wird die natürliche
Durchfeuchtung der Gewebe wieder angeregt und eine
freie Gleitbeweglichkeit unterschiedlicher Schichten
wieder möglich. Entsprechend gibt es im Faszientraining
Release-Techniken, bei denen der Übende selbst aktiv
wird. Bei diesem „Do-it-yourself“-Verfahren wird über
eine feste Schaumstoffrolle oder einen Ball das Binde-
gewebe lokal stimuliert. Dabei wird ein ähnlich schmel-
zender Druck angewendet, wie bei einer Myofascial-
Release-Behandlung eines Manualtherapeuten. Je nach
Statur und individueller Gewebequalität kommen Rollen
Abb. 5: Kobra Spine unterschiedlicher Festigkeit zum Einsatz. Eine Intention
dabei ist es, die Faszien wie einen Schwamm langsam
Erobern Sie sich also im wahrsten Sinne des Wortes eine auszupressen, um dadurch eine anschließende erneute
Wirbelschlange und einen flexibelelastischen Brustkorb Gewebehydration auszulösen. Mit etwas Experimentier-
zurück. Möglicherweise hilft die Vorstellung, Sie würden freude können dabei nicht nur die festen Faszien, wie die
Wasser an der Wirbelkette entlang sowie innerhalb des Lumbodorsalfaszie, die Oberschenkel-Faszie oder die der
Brustkorbs hin- und herbewegen (Abb. 5). Fußsohlen, sondern auch viele weitere erreicht werden.

Dynamische Hydration der Grundsubstanz Wichtig bei der Durchführung ist das langsame graduelle
Mikrobewegungen regen die lokale Hydration an und Hineinschmelzen innerhalb einer Position sowie das zeit-
stimulieren den Blut- und Lymphfluss. Gesunde Faszien lupenartige kontinuierliche Weiterbewegen entlang dem
sind feucht und schlüpfrig und im regen Austausch mit Verlauf der zu behandelnden Faszie in kleinen wechseln-
dem umgebenden flüssigen Gewebe. Aus dieser fließen- den Winkeln. Schon nach kurzer Zeit wird der wohltuen-
den Dynamik heraus können sie sich den unterschied- de Release spürbar – bei der ersten „Roll-yourself“-Runde
lichsten Bewegungsanforderungen flexibel anpassen melden sich meist deutlich schmerzhafte Stellen, die
und an vielen Stellen ungehindert über den Muskel glei- nach einer weiteren langsamen Wiederholung spürbar
ten. In seinem Film „Spaziergang unter der Haut“ lässt geschmeidiger und durchlässiger werden.
uns der französische Handchirurg Dr. Jean Guimberteau
über endoskopische Videoaufnahmen des Unterhaut- Die Fascial-Refinement-Übungen und langsamen dyna-
bindegewebes in die faszinierende Gewebearchitektur mischen Dehnungen nutzen das Wissen um die fließende
der Faszien eintauchen. Einige Strukturen sind zart wie Dynamik der weichen Gewebe und den lebensdienlichen
ein Spinnennetz, mit durchsichtig schimmernden Fäden Flow der Flüssigkeiten. In chronisch überstrapazierten
und wie mit glänzenden Tautropfen benetzt. Wandert Geweben, aber auch in bewegungsverarmten oder kör-
man mit dem Auge entlang dieser perlenartigen Struktu- perblinden Bereichen, kann es zu einem Mangel an Hyd-
ren, findet man überall einen ähnlich gegliederten Auf- ration oder Flüssigkeitsstau in den kollagenen Geweben
bau: Kleine Fibrillen gehen nahtlos aus großen Fibrillen kommen. Ziel der Refinement-Übungen ist es also, den
hervor; ein scheinbar unendliches Gewebekontinuum, gesunderhaltenden Flow der Flüssigkeiten anzuregen,
das von der Grundsubstanz oder Matrix durchtränkt wird und das bis in die filigranen Spinnennetze und innersten
– einer zähflüssigen Substanz, die der Konsistenz von Fibrillen des Kollagennetzes hinein. Die bevorzugten Be-
rohem Eiweiß ähnlich ist. Im gesunden Gewebe ist die wegungsqualitäten orientieren sich an den Urbewegun-
Beschaffenheit der Matrix ständig in Veränderung und gen des Wassers (kurvend, rotierend, spiralig und undu-
Bewegung. Das lokale Gewebe ist in einem kontinuier- lierend).
lichen Austausch mit der Umgebung. Gerät der „innere
Ozean“ aus dem Gleichgewicht, etwa durch Fehlernäh- In modernen, Gelenke schonenden Lauftrainings wird
rung, Entzündungen, Erschöpfung oder Stress, dann ist neuerdings empfohlen, in regelmäßigen Abständen
der Stoffwechsel im Kern getroffen. kurze Gehpausen von 30 bis 60 Sekunden einzulegen
DIE SÄULE 2/2015 15
Leitthema

die kardiovaskuläre Fitness sowie die Bewegungskoordi-


nation im Blick haben, nicht ersetzen. Vielmehr geht es
darum, diese im Sinne eines umfassenderen Körpertrai-
nings zu ergänzen.

Abb. 6: Lösende Techniken (Fascial Release)


Info
Anregungen für ein
(Galloway 2002). Je nach Trainingszustand können die sinnvolles Faszientraining
Intervalle bei Anfängern 5–10 Minuten, bei marathoner-
fahrenen Läufern hingegen 30–45 Minuten betragen. • Trainieren Sie Ihre Faszien ein- bis dreimal pro
Ein individuelles Indiz für eine geeignete Rehydrations- Woche mit einer kleinen Auswahl aus den unter-
pause ist immer dann gegeben, wenn der Laufstil nicht schiedlichen Prinzipien.
mehr federnd, elastisch und lautlos ist. Die kurze Geh- • Am besten wärmen Sie Muskeln und Gewebe vor-
pause dient der Rehydration, also dem Prozess, bei dem her kurz auf, vielleicht mit einer kleinen Tanz- oder
leichten Laufeinlage, um Zerrungen und Verlet-
die primär belasteten kollagenen Gewebe sich wieder
zungen zu vermeiden.
mit nährender Matrix vollsaugen. Wenn sich beim Wei-
• Für die einzelnen Übungen genügen wenige Mi-
terlaufen dann wieder eine „gazellenartige“ jugendliche nuten. Wechseln Sie hierbei in der Wahl der Übun-
Leichtigkeit einstellt, dann war die Länge der Pause rich- gen nach eigenem Gutdünken ab. Oder aber, falls
tig dosiert. Das Prinzip des zyklischen Trainings, das zwi- Sie sowieso schon öfter sportlich tätig sind, inte-
schen Anforderung und gezielten Ruhepausen wechselt, grieren Sie einige dieser Übungen in Ihren wö-
empfehlen wir für alle Aspekte des Faszientrainings. Ein chentlichen Trainingsablauf.
positiver Nebeneffekt ist die Steigerung der Eigenwahr- • Seien Sie geduldig und vertrauen Sie auf die Ma-
nehmung – die Förderung einer somatischen Intelligenz, gie der vielen kleinen Schritte. Bereits nach we-
die ein achtsames Gespür für optimal dosierte Belas- nigen Monaten werden Sie die Zunahme eines
tungsphasen sowie anschließend nährende Ruhepausen geschmeidig kräftigen Bindegewebes in Ihrem
beinhaltet und mit einem deutlichen und nachhaltigen Körper spüren – und nach ein bis zwei Jahren hat
sich so ihr gesamter Faszienkörper erneuert und
Zuwachs an kraftvoll elastischer Resilienz belohnt wird.
verjüngt.
• Wahrnehmen ist alles. Fragen Sie sich bei der
Faszientraining: Das Training Durchführung der Übungen immer wieder: „Wie
könnte dieser Bewegungsablauf noch geschmei-
der Nachhaltigkeit diger oder genussvoller sein?“ Vermeiden Sie
Eine abschließende Empfehlung für den nachhaltigen mechanische Abläufe oder solche, bei denen Sie
nicht mit feinsinniger Achtsamkeit dabei sind
Trainingserfolg beim Aufbau des hochelastischen Faszi-
(also kein Fernsehen oder Zeitunglesen während
enkörpers: Weniger ist mehr! Im Gegensatz zum Muskel-
des Trainings). Zum einen als Verletzungsprophy-
training, bei dem anfangs schnelle Zuwächse zu verbu- laxe, zum anderen als Schulung Ihres „sechsten
chen sind (und sich dann rasch ein Plateau einstellt, bei Sinnes“. Bedenken Sie: Bewegen ist gut – Spüren
dem nur noch wenig geschieht), verändern sich Faszien und Bewegen weitaus besser!
langsamer und kontinuierlicher. Es genügt, mit wesent-
lich geringeren Belastungsintervallen zu arbeiten, dafür Literaturhinweise bei den Autoren
zahlt sich geduldige Regelmäßigkeit aus. Hier sind die Bilder: ©fascialnet.com
anfänglichen Steigerungen eher gering, doch diese Stei- Kontakt
gerungen summieren sich kontinuierlich über mehrere
Dr. biol. hum. Robert Schleip
Jahre. Ein regelmäßiges Pflegen, nur wenige Minuten
Fascia Research Group
und wenige Male pro Woche reichen aus, um im Zeitfens- Universität Ulm
ter der Kollagen-Erneuerung, das von sechs Monaten bis Division of Neurophysiology
zu zwei Jahren reicht, den Faszienkörper zu einem ge- www.fasciaresearch.de
schmeidig-kraftvollen Ganzkörpernetzwerk zu erneuern.

Das hier vorgestellte spezifische Faszientraining sollte


die klassischen Trainingsansätze, die den Muskelaufbau,

16 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Gunda Slomka

Faszien in Bewegung

© Kzenon/Fotolia

Faszien! Selten hat ein anatomisch-physiologisches Thema in der Bewe-


gungspraxis so begeistert, interessiert – und teilweise polarisiert. Eines steht
fest: In den letzten Jahren hat man begonnen, „alte“ Fragen durch neue Un-
tersuchungen, neue Ergebnisse und neue Bilder neu zu bewerten. Ob das,
was dabei herauskommt, tatsächlich neu ist oder viele der Bewegungsideen
aus vergangenen Zeiten stammen, ist an dieser Stelle gar nicht entschei-
dend. Zu diskutieren lohnt sich dagegen: Bewirkt Faszientraining etwas,
werden wir dadurch gesünder, belastbarer, schneller, flexibler, energievoller?

DIE SÄULE 2/2015 17


Leitthema

Mein persönlicher Wunsch ist es, dass wir im Bereich aus einem Wechselspiel von Druck- und Zugbelastungen
der Faszien genügend Wissen erlangen, um die physio- zusammen. Ergänzend fördern federnde Bewegungen die
logisch-anatomische Familie, bestehend aus Muskeln, wellenförmige Anordnung des Kollagens und auch die
Nerven, Gefäßsystemen, Stützgeweben, gelenkigen Ver- produzierte Körperwärme scheint positive Effekte für die
bindungen und Faszien, gleichberechtigt zu behandeln Faszien nach sich zu ziehen. Ein Blick in die Trainingsbau-
und im Kontext zu trainieren. Zu diesem Zweck ist ein steine gibt Aufschluss:
Trainingskonzept entstanden, das sich vornehmlich an
Fitness- und Präventionssport-Trainer richtet, sich jedoch Versorgung ist alles – von Gel zu Sol
in jeden Bereich der sportlichen Bewegung übertragen
lässt. Die Bausteine dieses Trainings mit Einflussnahme Die Grundsubstanz (extrazelluläre Matrix) liegt im Ruhe-
auf die faszialen Strukturen des Körpers sind folgende: zustand in einer Art gelartigem Zustand vor. Bei Wärmezu-
• Versorgung ist alles – von Gel zu Sol fuhr verflüssigt sich die Grundsubstanz (Gel-Sol-Zustand),
• Die Renaissance des Schwingens und Federns vergleichbar mit Butter, die in die Sonne gestellt wird. Die-
• Fascial Stretch – Ausrichtung der Strukturen ser Vorgang erhöht die Stoffwechselaktivität. Nährstoffe
• Fascial Power – das Spannungsnetzwerk können schneller an-, Stoffwechselendprodukte schneller
• Sensorisches Verfeinern – der 6. Sinn abtransportiert werden.

Jeder Baustein setzt spezifische Trainingsreize für die Be- Zudem bringt diese Aggregatsveränderung von zähflüs-
standteile des faszialen Gewebes. sig zu flüssig eine bessere Verschiebbarkeit der bindege-
Dazu gehören: webigen Einheiten gegeneinander mit sich. Die Beweg-
• Bindegewebszellen (Fibroblasten) mit hoher Synthe- lichkeit und Bewegungsfreude steigt, während sich die
seaktivität „Verbackenheit“ und Festigkeit verringern. Die mögliche
• Kollagen- und Elastinfasern Bildung von unphysiologischen Crosslinks kann verhin-
• Matrix (Grundsubstanz mit darin enthaltenen Proteo- dert werden.
glycanen- und Glycosaminglycanketten)
• Wasser Was ist zu tun?
• Nervenfasern • Wärmen Sie sich vor dem Training ausreichend auf.
• Makrophagen und Mastzellen (Anteile des Immun- • Halten Sie die Körperwärme während des Trainings.
systems) • Üben Sie variantenreich über viele Bewegungsebe-
• Fettzellen nen.
• Lassen Sie die Bewegungen fließend und harmonisch
Die Bindegewebszellen (Fibroblasten) sind für die Pro- ineinander übergehen.
duktion der Grundmatrix zuständig, sie bilden Kollagen
und Elastin sowie die Vernetzungsproteine (Crosslinks). Beispiel:
Durch mechanische Verformung werden sie aktiv. Auf Bewegungsverbindungen, Flows, bieten sich für diesen
Druckbelastungen reagieren sie mit der Produktion von Trainingsbaustein an. Be- und Entlastung stehen im dyna-
Proteoglycanen und Gycosaminglycanen, den „Stoß- mischen Wechselspiel zueinander. Vielfältige Bewegungs-
dämpfern“ des Gewebes. Auf Zugspannung reagieren sie muster ergeben kleine Bewegungsfolgen. Zunächst belas-
mit der Synthese von Kollagen und Elastin. Die entschei- tete Gewebe können sich in der Folgebewegung erholen
denden Reize zur qualitativen Verbesserung des Binde- und wieder „durchsaften“.
gewebes durch Bewegung setzen sich demnach primär
Beispiele für die Bewegungspraxis:
DVD „Bewegter Rücken, Vol. I + II“
DVD „Faszien in Bewegung“

Die Renaissance des Schwingens


und Federns
Kollagene Fasern liegen wellenförmig, parallel angeord-
net oder netzartig vor. Die Wellung bietet ihnen die Re-
servelänge, die nach Aufspannen in die Ausgangsstellung
zurückkehrt. Die gesamte Geschmeidigkeit und Dehn-

18 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

barkeit der Haut ist der Wellenform des Kollagens und


der generellen Verschiebbarkeit der faszialen Strukturen
gegeneinander zu verdanken. Beim Federn oder Springen
verkürzen und verlängern sich die faszialen Strukturen,
z. B. die Achillessehne, wie ein elastisches Jo-Jo. Während
der mechanischen Verformung der Sehne bei der Dehn-
belastung wird kinetische Bewegungsenergie gespei-
chert, die im unmittelbar darauffolgenden Verkürzungs-
prozess wieder freigesetzt wird. Dieser Mechanismus wird
als sogenannter „Katapult“-Effekt beschrieben. Hocheffi-
zient wird dieses System in der Tierwelt z. B. von Kängu-
rus oder Gazellen genutzt, die dadurch überproportional
hoch und weit springen können. Im Gesundheits- und
Breitensport wurde die Schulung dieser Fähigkeit lange
vernachlässigt. „Use it or Lose it!”

Was ist zu tun?


• Springen Sie, federn Sie, hüpfen Sie – nutzen Sie die
Vorspannung aus dem Gewebe, um die Speicherfä-
higkeiten der Faszien zu schulen. Übung – Seilspringen

• Nehmen Sie ein Springseil und springen Sie in allen


Übung – beidbeiniges Federn Variationen!

Übung – Rumpfneige nach vorn

• Stehen Sie in geschlossener Grundposition und las-


sen Sie Ihren Oberkörper nach vorn hängen (Rumpf-
flexion).
• Ihre Arme können Sie locker hängen lassen.
a.  Geben Sie einen Kraft-Schwung-Impuls nach
unten und spüren Sie das leichte Zurückfedern
Ihrer Lenden.
b. Intensivieren Sie den Impuls nach unten, so-
dass es dem Oberkörper gelingt, sich mit Leich-
tigkeit zur aufrechten Position anzuheben. Im
Anschluss schwingen Sie wieder tief.
c. Üben Sie variantenreich mit vielen
verschiedenen Bewegungswegen
und Bewegungserlebnissen.

• Stehen Sie mit beiden Füßen parallel und beginnen


Sie die Fersen rhythmisch zu heben und zu senken.
• Dabei ist es wichtig, dass die Fersen jeweils kurz vor
dem Boden in die Umkehrbewegung gehen (Boden-
kontakt der Ferse meiden).

DIE SÄULE 2/2015 19


Leitthema

Fascial Stretch –
Ausrichtung der Strukturen
Unser Organismus unterliegt einem permanenten Erneu-
erungsprozess. Zellen sterben, werden ausgeschleust,
neue, junge Zellen werden gebildet. Alle 7 Jahre, so sagt
man, ist ein Körper komplett „erneuert“. Jede Gewebe-
form besitzt eine andere Zeitspanne für die Zellregene-
ration, seinen individuellen „Turnover“. Während der Ab-
und Neuaufbau von Kollagenfasern sehr langsam abläuft
(nach ca. einem Jahr ist die Hälfte aller Kollagenfasern
erneuert), erneuert sich die Matrix tagtäglich im fortwäh-
renden Prozess. Übung – Upstretch

Durch auf das Gewebe einwirkende Zugspannung wird • Stellen Sie sich in die Position des Upstretch („herab-
die Fibroblastenaktivität angeregt, sodass sich der Auf- schauender Hund“).
bau von jungem, frischem Kollagen steigert und sich das • Stützen Sie sich kraftvoll mit den Armen ab, sodass
Gewebe schneller in einen elastischen, geschmeidigen, sich die Wirbelsäule strecken kann und das Steißbein
bewegungsfreudigen „Ganzkörperanzug“ wandeln kann. der höchste Punkt der Bewegung ist.
Eventuelle Verklebungen des Gewebes, unphysiologi- • Variieren Sie die Bewegung:
sche Crosslinks, welche die Bewegung einschränken oder
Verspannungen auslösen, können auf diesem Wege mit
etwas Geduld gelöst werden.

Was ist zu tun?


• Setzen Sie Ihre Faszien unter Dehnspannung.
• Dehnen Sie intensiv, federnd dynamisch oder auch
langsam, haltend „schmelzend“ in die Spannung hin-
ein.
• Dehnen Sie sich in langen Ketten: vom einen Kör-
perende bis zum anderen.

• Treten Sie mit den Fersen wechselseitig Richtung Bo-


Übung – Recken und Strecken
den und lösen sie entsprechend im Anschluss leicht
vom Boden ab. Die Bewegung darf vom gesamten
• Stehen Sie aufrecht und
Bein und Becken dynamisch übernommen werden.
strecken und recken Sie
Ihre Arme Richtung Himmel.

• „Tanz der Wirbelsäule“: Integrieren Sie kleine, langsam


größer werdende segmentale Bewegungen der Wir-
belsäule in die Übung.

20 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

gungen stehen im Mittelpunkt – unter Einbeziehen des


gesamten Körpers vom Kopf bis zum Fuß und orientiert
am Alltagsverhalten oder der Zielbewegung der jewei-
ligen Sportart.

Was ist zu tun?


• Üben Sie mit langkettigen Ganzkörper-Spannungs-
übungen (Multijoint Training). So entsteht ein span-
nungsvolles, effizientes, ergonomisches „Spannungs-
netzwerk“ im Körper.

Übung – Planke im Handstütz (Echse)

Übung – Rumpfextension im Ausfallschritt

• Stellen Sie sich in einen großen Ausfallschritt.


• Unter Anspannen der Bauchmuskeln schieben Sie Ihr • Stabilisieren Sie, auf Ihre Hände gestützt, Ihren lang
Becken nach vorn und beugen Ihren Oberkörper zu- ausgestreckten Körper.
rück. • Ziehen Sie jeweils ein Knie über die Seite in Richtung
• Der gleichseitige Arm des zurückgestellten Beines gleichseitigem Ellenbogen.
verlängert dabei die Rückbeugelinie des Oberkör- • Achten Sie darauf, dass das Becken in einer Linie mit
pers. dem Schultergürtel und den Fersen gehalten bleibt.

Übung – Klimmzüge
Fascial Power –
Das Spannungsnetzwerk
Während dem Bindegewebe lange Zeit lediglich die
Funktion des Kräfteweiterleitens von der Muskulatur zum
Gelenk, zum Knochen, zum nächsten Muskel usw. zuge-
sprochen wurde, weiß man heute, dass das Bindegewebe
durch kleine kontraktile Zellen selbst fähig ist, Spannun-
gen aufzubauen und die Kraftentwicklung eines Muskels
zu unterstützen. Darüber hinaus ist die Funktion des
Weiterleitens von Muskelspannung von durchaus span-
nender Bedeutung. Ein Kontinuum aus Hüllen, Septen,
Tunneln und Häuten sorgt für ein System funktioneller
Kraftübertragung. Wenn man bisher beim Krafttraining
lediglich vom Ursprung bis zum Ansatz der Muskulatur
am Knochen dachte, so müssen die Denkweise und das
Training um den erweiterten Blickwinkel angepasst wer-
den. Nicht der „Muskelmensch“ muss trainiert werden,
sondern der „Handlungsmensch“. Die Kräfteübertragung
verläuft multidirektional, in alle Richtungen des Körpers –
von einem Muskel zu seinem Antagonisten und den um- • Hängen Sie sich an eine Klimmzugstange oder ein
gebenden Muskeln und Geweben. Funktionelle Bewe- Klettergerüst und ziehen Sie Ihren Körper nach oben.

DIE SÄULE 2/2015 21


Leitthema

Die Propriozeption beschreibt die Wahrnehmung von


Körperbewegungen, der Lage im Raum oder auch die
Stellung einzelner Körperteile zueinander. Viele nennen
dies den „6. Sinn“, den oft vernachlässigten oder man-
gelhaft ausgeprägten Körpersinn. Ein Zitat von Ken Wil-
ber unterstreicht diese Aussage: „Einige von uns haben
den Verstand verloren, aber die meisten von uns haben den
Körper verloren.“

Ohne die Fähigkeit, unseren Körper wahrzunehmen,


sensorische Information zu filtern und weiterzuleiten,
werden wir zu bewegungsunfähigen Pflegefällen. In
der Bewegungslehre wird die Körperwahrnehmung, das
„Sich-zu-Hause-fühlen“ im Körper, mit dem Fachbegriff
Embodiment beschrieben.

Die Propriozeptoren befinden sich in großer Anzahl in


den weichen Gewebestrukturen. Über 80 % unserer frei-
en Nervenendigungen finden wir in den oberflächlichen
Schichten des Bindegewebes, in der Fascia superficialis.
Es stellt ein eigenständiges Informations- und Kommu-
nikationszentrum dar, welches das Nervensystem bei
jeder Bewegung unterstützt. Diese Sensoren entschei-
den darüber, ob jemand unbeholfen und „plump“ wirkt
oder leichtfüßig und elegant. Sie sorgen für das innere
Selbstbild, das eigene Körperschema.

Was ist zu tun?


• Trainieren Sie mit voller Aufmerksamkeit und Acht-
samkeit. Seien Sie im „Hier und Jetzt“. Das Nerven-
system steuert keine einzelnen Muskeln an, sondern
komplexe Bewegungsketten. Dazu ist die Wahrneh-
mung des gesamten Bewegungssystems in jedem
Augenblick erforderlich.
• Die unterschiedlichen Rezeptorenarten des Nerven-
systems brauchen sehr unterschiedliche Reize: star-
ken und sanften Druck, Dehnimpulse, Vibrationen …
Variieren Sie die Reizgestaltung ständig, denn nach
Übung – Hangeln kurzer Monotonie einer Signalart kommt die Impuls-
übertragung zum Erliegen.
• Hängen Sie sich an ein Klettergerüst und hangeln Sie
sich „affenähnlich“ von einer Sprosse zur nächsten.
Übung – Partnerarbeit

Sensorisches Verfeinern – • Partner 1 liegt mit ausgestreckten Beinen entspannt


der 6. Sinn auf dem Rücken.
• Partner 2 umfasst mit beiden Händen locker den
Intaktes Bindegewebe ist in der Lage, permanent Rück- Knöchel und das Sprunggelenk des liegenden Part-
meldung über alle Bewegungen, Haltungen und koor- ners.
dinativen Abläufe zu geben. Personen mit einer guten a. Mit sanftem Zug zieht Partner 2 an dem Bein
Körperwahrnehmung stehen aufrecht, verfallen nicht so des Liegenden. Die Zugbewegung erfolgt syn-
schnell in Fehlhaltungen, z. B. einen runden Rücken, wie chron mit der Atembewegung der liegenden
Menschen mit schwachen propriozeptiven Fähigkeiten. Person: Gemeinsam mit dem Ausatmen erfolgt

22 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Buchtipps
der Zug, gemeinsam mit dem Einatmen das
sanfte Nachgeben zurück.
• 5–10 Wiederholungen
• Nachspüren
• zweites Bein
b. Partner 2 hebt ein Bein des liegenden Partners
einige Zentimeter vom Boden ab. Mit leichten
Schüttelbewegungen bringt Partner 2 das ge-
hobene Bein zum Vibrieren. Eine gute Resonanz
der Faszien bei gleichzeitiger Muskelentspan- Faszien
nung zeigt sich, wenn die kleinen Vibrationen
auch auf der Bauchdecke oder aber im Schul-
in Bewegung:
tergürtel sichtbar und spürbar sind. Bedeutung
• ca. 1 Minute der Faszien in
• Nachspüren Training und Alltag
• zweites Bein
Gunda Slomka
Meyer & Meyer Verlag,
3. Auflage
2014, 288 S., 19,95 Euro

Faszien – kompakt:
Training für das
Bindegewebe
Gunda Slomka
Übung – Foamroll
Meyer & Meyer Verlag,
1. Auflage
• Legen Sie sich mit dem Beckenkamm (Kreuzbein) auf 2015, 160 S., 9,95 Euro
eine feste Foamroll.
• Rollen Sie langsam (!) vom Becken aufwärts zum un-
teren Rippenbogen.
• Machen Sie eine Pause und beginnen Sie von vorn. Kontakt
Gunda Slomka
Zur Stimulation der freien Nervenendigungen und bes-
Sportwissenschaftlerin
seren Körperwahrnehmung können Sie alle Muskel- und
Pro Sport GmbH
Sehnenplattenbereiche mit der Rolle oder auch einem Praetoriusweg 3
kleinen Ball, der sich z. B. für die Fußsohle anbietet, be- 30655 Hannover
arbeiten. g.slomka@4more-education.de
www.gunda-slomka.de
Bilder: Volker Minkus (www.minkus-images.de)

DIE SÄULE 2/2015 23


Leitthema

Christiane Maneke, Luisa Merkel

Methodisch aufgebautes
Faszientraining
mit integrierten Elementen der
Franklin-Methode

Tensegritätsmodell

Wir setzen uns seit mehreren Jahren mit dem sanften Faszientraining in der Therapie
und Rückenschule sowie im Leistungssport auseinander. Inspiriert durch die Franklin-
Methode haben wir im Laufe des letzten Jahres ein Trainingsprogramm für die Faszien
erstellt, das hervorragend in die Neue Rückenschule integriert und auch von jedem
Rückenschulteilnehmer individuell zu Hause durchgeführt werden kann.

24 DIE SÄULE 2/2015


Woraus bestehen Faszien und wo Elastizität nutzen wir dann aus, um durch dreidimensi-
onale Bewegungen die Gelenke und das umliegende
befinden sie sich im Körper? Bindegewebe weiter zu aktivieren oder durch ein Mus-
Die Matrix des Bindegewebes besteht neben Zellen und keltraining die Muskeln aufzubauen. Um jedem Rücken-
Fasern (Kollagen, Elastin) aus Zucker-Eiweiß-Verbindun- schulteilnehmer gerecht werden zu können, stehen
gen. Diese binden Wasser und befeuchten das umlie- unterschiedliche Hilfsmittel zur Auswahl. Dazu gehören
gende Gewebe. weiche Materialien wie Schwämme, Plüsch- und Soft-
bälle sowie mit Wasser gefüllte Bälle und Rollen. Für gut
Dabei werden zwei Arten von Faszien unterschieden: trainierte Faszien stehen auch härtere Bälle oder eine
Die oberflächlichen Faszien liegen direkt unter der Haut Blackroll zur Verfügung. Die weichen Materialien sind für
und werden oft als dünne Platte wahrgenommen. Tat- die Bearbeitung empfindlicher Körperpartien gedacht.
sächlich sind sie eine räumlich angeordnete Matrix, Die mit Wasser gefüllten Materialien dringen tiefer ins
durchzogen von Fettgewebe, Nerven, Blut- und Lymph- Gewebe ein. Werden diese zusätzlich erwärmt, entspan-
gefäßen. Ihre Dichte variiert je nach Körperregion und nen sie die bearbeiteten Regionen sehr schnell. Die här-
Funktion. Dadurch zeigen sie sich in unterschiedlichen teren Materialien sind für den oberflächlichen Faszien-
Stärken: von sehr dünn, wie auf dem Handrücken, bis re- bereich bestimmt.
lativ dick, wie an der Fußsohle.
Die tiefe Schicht ist hingegen weit komplexer, da sie alle In der Franklin-Methode legen wir Wert darauf, dass die
Gewebearten, wie Muskeln, Organe, Gefäße und Kno- Teilnehmer zuerst ihre Anatomie kennenlernen. Anhand
chen, miteinander verbindet. von Fotos, auf denen tierisches Fleisch dargestellt wird,
zeigen wir, wie Bindegewebe aussieht und wo sich dieses
In den Muskeln wird der Anteil des Bindegewebes, je tie- im Körper befindet. Als weiteres Anschauungsmaterial
fer wir in die Fasern eindringen, immer feiner. Dort, wo dient ein Anatomieatlas. Der Unterschied des tierischen
das Bindegewebe von mehreren Muskeln zusammen- Bindegewebes zum menschlichen ist gering. Wer ein-
kommt, gibt es starke Faszien, wie z. B. die Fascia Tho- mal Fleisch zubereitet hat, weiß, wie sich das Fleisch mit
racolumbalis und Fascia Lata. Dadurch entsteht inne- dem Bindegewebe anfühlt. Das Bindegewebe lässt sich
rer Halt, der Räume trennt und zugleich Verbindungen nur auf behutsame Weise entfernen. Zieht man ungedul-
schafft. Bewegen wir diese Faszien, hat dies Auswirkun- dig an einer Ecke, wird es fest und lässt sich kaum mehr
gen auf den gesamten Körper, wie bei einem Tensegri- bewegen. Entfernen wir die weiße Haut, fällt das Fleisch
tätsmodell (tension = Spannung, integrity = Ganzheit, auseinander. Dadurch wird deutlich, dass das Bindege-
Zusammenhalt). webe unter anderem den Muskeln Halt und Struktur gibt.

Die Elastizität des Bindegewebes wird von vielen Fakto- Unser Bindegewebe funktioniert ähnlich. Bearbeiten wir
ren bestimmt. Bei der speziellen Bearbeitung des Bin- es mit viel Aufmerksamkeit und Sanftheit, wird es weich
degewebes spielt der bio-psycho-soziale Ansatz eine und elastisch. Bearbeiten wir untrainiertes Bindegewe-
wichtige Rolle. Negative Auswirkungen auf das Bindege- be schnell und hart, „macht es zu“ und wird fest und
webe sind unter anderem: mangelnde Bewegung, Fehl- unelastisch. Während der Körperarbeit wird der Fokus
ernährung, Schmerzen, Überlastung durch einseitiges auf bestimmte Körperregionen und die dazugehörigen
Training, Stress, Angst, Depressionen, Narbengewebe, Strukturen (Knochen, Muskeln, Gelenke …) gelegt. So
bestimmte Medikamente. Die Bindegewebsstrukturen wird über das mentale Training auch das Nervensystem
sind bei Männern und Frauen unterschiedlich. Je älter aktiviert. Der Teilnehmer lernt über die bewussten Be-
wir werden, desto unelastischer wird das Bindegewe- wegungen, seinen Körper besser wahrzunehmen. Dazu
be und dadurch verlängert sich die Regenerationszeit. ist es wichtig, dass er sich nicht nur nach Anweisungen
Durch ein differenziertes Bewegungsangebot mit unter- des Übungsleiters bewegt, sondern sich eigenverant-
schiedlichen Materialien können wir alle Teilnehmer mit wortlich mit seinem Körper und seinen Bedürfnissen
ihren individuellen Bindegewebsstrukturen zufrieden- auseinandersetzt. Er bestimmt selbst die Intensität und
stellen. Effizienz seines Trainings. Dazu wählt er nach seinem
Empfinden den Härtegrad des Materials aus. Es wird dar-
auf hingewiesen, dass jederzeit ein intensiveres Material
Trainingsmethodik ausprobiert werden kann.

In unserer Arbeit legen wir Wert darauf, dass das unelas- In einer Gruppe mit Teilnehmern, die erhebliche Proble-
tische Bindegewebe wieder geschmeidig wird. Diese matiken in verschiedensten Bereichen aufweisen, müs-
DIE SÄULE 2/2015 25
Leitthema

sen wir mit viel Feingefühl und weichen Materialien an


die Bearbeitung der Faszien gehen. Bei Sportlern, die es
hingegen gewohnt sind, mit Faszien zu arbeiten, können
wir ruhig härtere Materialien verwenden. Nach einem
harten Wettkampf oder einer längeren Trainingseinheit
ist allerdings auch der Sportler besser damit bedient, die
Faszien längere Zeit mit weicheren Materialien zu bear-
beiten, denn Schmerzen nach dem Training machen das
Bindegewebe fest und die Muskeln können nicht ent-
spannen.

Durch das regelmäßige langsame Training des Binde-


gewebes nimmt dessen Elastizität zu und die Beweg-
lichkeit des gesamten Körper wird deutlich verbessert.
Dadurch gewinnen unter anderem die Muskeln mehr Nachdem die Kontrollbewegungen durchgeführt wor-
Platz zum Arbeiten. Das elastische Bindegewebe engt den sind, werden die andere Seite und anschließend
die Beweglichkeit der Muskeln nicht mehr ein und die- beide Seiten gemeinsam bearbeitet.
se müssen nicht gegen Widerstände arbeiten. Auf diese Kontrollbewegung: im Langsitz die Zehen Richtung Knie
Weise werden ein Krafttraining der Muskulatur und ein ziehen, Kniebeuge im Stehen.
Mobilisationstraining der Gelenke wesentlich effektiver
und nachhaltiger. Wir begeben uns in den Langsitz und legen den Ball un-
ter die Achillessehne. Wir beugen und strecken den Fuß
Faszienaktivierungen und führen kreisende Bewegungen durch.

Im Folgenden werden wir eine kleine Auswahl von Faszi-


enaktivierungen einiger Körperteile vorstellen. Um den
Effekt wahrzunehmen, werden vor der Faszienbearbei-
tung sogenannte Kontrollbewegungen durchgeführt.
Dann wird zuerst eine Seite bearbeitet und anschließend
werden die Kontrollbewegungen erneut durchgeführt:
Was hat sich verändert? Wie fühlen sich die Bewegun-
gen jetzt an?

Nur was bewusst wahrgenommen werden kann, wird


vom Gehirn gespeichert. Um eine positive Veränderung
im Körper zu erreichen, ist ein Vergleich der Bewegungs-
qualität erforderlich. Danach werden die zweite Seite
Die hintere Beinmuskulatur wird mit zwei Bällen oder
und, wenn möglich, beide Seiten bearbeitet. Im An-
Rollen bearbeitet. Damit alle Muskelanteile und die da-
schluss werden erneut die Kontrollbewegungen durch-
zugehörigen Faszien erreicht werden, wird das Bein im
geführt.
Hüftgelenk ein- und ausgedreht.
Kontrollbewegungen können sein:
• Beine beugen und strecken im Stehen
• Zehenspitzen Richtung Knie ziehen
• Beine abspreizen
• Wirbelsäule ab- und aufrollen
• Arme heben und senken

Übungsbeispiele
Wir stellen uns mit einem Fuß mit dem ganzen Gewicht
auf einen Ball. Dann werden mit dem Fuß kleine kreisen-
de Bewegungen auf dem Ball durchgeführt.

26 DIE SÄULE 2/2015


Der Iliotibialtrakt kann in unterschiedlichen Positionen Die Fascia Thoracolumbalis wird mit den Händen in der
aktiviert werden. Das Hoch- und Herunterrollen wird Diagonalen langsam auseinandergezogen (beidseitig).
langsam durchgeführt.

Wir legen unter den Oberschenkel einen Ball unterhalb


der Leiste und einen oberhalb des Knies. Es werden klei-
ne verschiedene Bewegungen aus dem Hüftgelenk he-
raus ausgeführt. Das Bein bleibt dabei ganz entspannt.

Der Bereich der Fascia Thoracolumbalis lässt sich mit ei-


nem Ball an der Wand aktivieren.

Wir setzen uns mit dem hinteren Anteil der Beckenbo-


denmuskulatur um das Steißbein herum auf den Ball
und führen kleine kreisende Bewegungen durch.

DIE SÄULE 2/2015 27


Leitthema

Der Ball wird unter die Faszie zwischen den Schulterblät- Die Aktivierung des Faszienbereiches des langen Rücken-
tern (horizontaler Trapezius) gelegt und es werden klei- streckers und der autochthonen Muskulatur wird durch
ne Bewegungen in alle Richtungen durchgeführt. verschiedene Bewegungsrichtungen erreicht.

Der M. Deltoideus wird mit seinen drei Anteilen an der Wir legen uns mit dem Kieferbereich seitlich auf den Ball
Wand mit dem Ball bearbeitet. und führen kleine kreisende Bewegungen durch.

Faszientraining kann sehr entspannend sein. Wenn es


nicht der Entspannung dienen soll, wird im Anschluss die
bearbeitete Körperregion aktiviert.

28 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Die seitliche Beinmuskulatur (M. tensor fasciae latae)


Faszientraining in verschiedenen wird mit dem Multi-Elastiband gekräftigt.
Körperregionen
Mit Unterstützung der mit Wasser gefüllten Bälle werden
Schwünge mit den Armen in verschiedene Richtungen
ausgeführt.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Bewegungs-


angebot der Faszienaktivierung. Interessenten können
sich bei uns über weitere Bewegungs- und Trainingsan-
gebote in diesem Bereich informieren.
Das Hüftgelenk wird durch Schwünge mit dem Bein
mobilisiert. Gewichtsmanschetten an den Knöcheln Bilder: Benjamin Weihe, Christiane Maneke
können dies unterstützen. (Hinweis: Die Bezeichnung „Franklin-Methode“ ist eine einge-
tragene Marke.)

Kontakt
Christiane Maneke
Franklin Bewegungspädagogin
Rückengesundheit im Harz
Steinkamp 1c
38871 Stapelburg
Tel. 039452 88244
maneke-christiane-sport@web.de
www.christiane-maneke.de

Luisa Merkel
Franklin Bewegungspädagogin
Waldhöhenstr. 15
38871 Ilsenburg
Tel. 0160 7714185
liesbeth.merkel@googlemail.com

DIE SÄULE 2/2015 29


Leitthema

Frank Thömmes

Self Myofascial Release


mit BLACKROLL-Produkten

Das Thema Faszientraining – und hier vor allem der Einsatz von Rollen
und Bällen – etabliert sich zunehmend im Trainingsalltag von Sportlern
jeder Disziplin. Neben anderen Schwerpunkten des Faszientrainings, wie
Stretchingvarianten, Elastizitätsübungen und Körperwahrnehmungs-
übungen, stellt das Self Myofascial Release (das Arbeiten mit Rollen und
Bällen) eine vergleichsweise neue Disziplin des Trainings der Faszien dar.
Die vorgenannten alternativen Formen des Dehnens, der Elastizität und der
Körperwahrnehmung sind sicher alle nicht neu und in Trainingsroutinen
aller Bewegungsformen in irgendeiner Weise integriert. Trotzdem lohnt sich
ein Blick ins Detail des aktuellen Kenntnistandes zu den Interventionsmög-
lichkeiten. Fokus dieses Beitrages stellt das Arbeiten mit Rollen und Bällen
von BLACKROLL dar.

30 DIE SÄULE 2/2015


Die Kenntnis des Fasziensystems hält uns wieder einmal Produkten zu trivial, um wirklich effektiv zu sein, doch
vor Augen, welch ein hochkomplexes System unser Kör- das Gegenteil ist der Fall: Es ist einfach und effektiv, so-
per ist. Mehrere Systeme und Strukturen sind an Bewe- fern man es korrekt anwendet und bereit ist, seine eige-
gung beteiligt. So ist es nicht möglich, nur das Faszien- ne Wahrnehmung nach innen zu schulen und damit zu
system zu trainieren, sondern andere Systeme werden sensibilisieren.
automatisch mittrainiert bzw. beeinflusst. Dies gilt auch
für das Ausrollen mit der Blackroll. Es werden nicht nur Schmerzen oder Wohlweh?
Faszien ausgerollt, sondern Nerven, Muskeln, Gefäßsys- Beim Rollen treten bisweilen Schmerzen auf. Schmerz zu
teme und Epithelgewebe erfahren den gleichen Druck, spüren ist sicher nicht das Ziel des Ausrollens, kann aber
je nach Lage des Gewebes zwischen Rolle und Knochen. Teil des Wirkmechanismus sein, der zur Verbesserung
Dabei wird aus den die Muskeln und das Epithel umge- führen kann. Deshalb sollten schmerzende Stellen immer
benden und angrenzenden faszialen Strukturen Wasser mit Bedacht und langsam gerollt werden. Eine langsame
herausgepresst und anschließend wieder aufgesaugt. Ausführung spielt zum Erreichen der genannten Ziele
Der Vergleich mit einem Schwamm veranschaulicht dies. auch deshalb eine wichtige Rolle, weil so ein Maximum
an Flüssigkeitsaustausch und Körperwahrnehmung zu
Von manuellen Massagen kennen viele die schmerzre- erwarten ist. Besonders schmerzsensitiven Personen
duzierende und entspannende Wirkung dieser Behand- kann mit der BLACKROLL Med ein Zugang zum Rollen
lungsform, die aber die Hilfe eines Masseurs in Anspruch ermöglicht werden.
nimmt. Neben Kompressionen kommen hier noch wei-
tere Techniken zum Einsatz, die ähnliche Ziele verfolgen,
wie die selbst herbeigeführte Massage mit der Blackroll. Das Phänomen Schmerz
Die Synonyme für SMR (Self Myofascial Release) variieren Schmerzen begleiten uns unser gesamtes Leben, sind
deshalb von „Selbstmassage“ bis zu „Foam Rolling“, ob- ein Teil davon und sogar notwendiger Bestandteil für
wohl immer das gleiche gemeint ist. Der Hauptfokus liegt das Überleben der Spezies Mensch. Auch wenn wir nicht
stets darin, den Druck des Körpers auf die Rolle gezielt mehr in der Steinzeit, sondern in einer hochtechnisier-
zu steuern. Dies ist auch der Hauptunterschied zur klas- ten Welt leben, bedarf es des Schmerzsignals, um zu be-
sischen Massage: Das Selbstausrollen stellt eine aktive merken, dass etwas in unserem Körper nicht in Ordnung
Tätigkeit dar, die weitere Eigenschaften wie Rumpf und ist. Der Schmerz richtet unsere Aufmerksamkeit auf den
Stützkraft trainiert – und auch benötigt. Und hier stößt Teil unseres Organismus, der Heilung oder Veränderung
das Konzept der Selbstbehandlung teilweise an seine braucht. Für den modernen, aber bewegungsarmen
Grenzen, denn der Körper liegt auf der Rolle und bewegt Menschen wird die Wahrnehmung und Interpretation
sich im Gegensatz zur klassischen Massage aktiv. „Zwi- von Schmerzsignalen jedoch zunehmend zum Problem.
schenlösungen“ in Form von Übungen an der Wand sind
nur für einige wenige Körperteile praktikabel. Schmerz und Individualität
Auf Faszienebene können Schmerzen als Verformungen,
Quetschungen oder Verdrehungen der scherengitterarti-
Effekte des Rollens gen Fasern interpretiert werden, die prinzipiell reversibel
Fehlende oder einseitige Bewegung erzeugt zwischen und ein Ausdruck der individuellen Propriozeption (Ei-
verschiedenen faszial verbundenen Strukturen Verkle- genwahrnehmung) und Nozizeption (Schmerzwahrneh-
bungen (Adhäsionen), die mittels punktuellem und wel- mung) sind. Diese Individualität kommt auch zum Aus-
lenförmigem Druck und daraus resultierenden Flüssig- druck beim Nutzen unterschiedlich harter Rollen bzw.
keitsveränderungen gelöst werden können. Dies führt dem Gewöhnungseffekt an das Rollen. Die Schmerzemp-
zu vielerlei spürbaren Veränderungen. Strukturell kommt findung unterscheidet sich individuell, was teilweise ge-
es zu einem Aufbrechen von Adhäsionen zwischen Haut, netisch bedingt oder gelernt ist. Weitere Einflussfaktoren
Muskel und Knochen, daraus resultierend zu einer ver- sind das (Schmerz-)Gedächtnis aufgrund von Erfahrun-
besserten Flexibilität und aktiveren Beweglichkeit in gen sowie die aktuelle Bedrohungs- oder Notsituation,
den Gelenken, was Bewegungsausführungen deutlich die den Schmerz stark dämpfen oder forcieren können.
erleichtert. Im Gefäß- und Muskelsystem findet als Folge
der verbesserten Elastizitätseigenschaften der Gewebe Schmerzen und Bewegung
eine Detonisierung statt. Schmerzsignale bestimmen und verändern unsere Bewe-
gungen und führen zu Vermeidungsverhalten (Schonhal-
Zu einfach, um effektiv zu sein? tungen), was wiederum Anpassungen im Fasziensystem
Vielen erscheint das bloße Rollen mit den BLACKROLL- nach dem „Use-it-or-lose-it-Prinzip“ bedingt. Schmerzen-

DIE SÄULE 2/2015 31


Leitthema

de Bewegungen werden gemieden und die Bewegungs- unterstützt die Streckaktivität der Rückenmuskeln, kann
fähigkeit wird entsprechend eingeschränkt. Das Bewe- aber bei Beugung auch Haltearbeit leisten, wenn sie elas-
gungsverhalten verändert sich, um dem Schmerz durch tisch genug ist. Da sie zudem mit vielen Nervenendigun-
Entlastung und Kompensationsbewegungen auszuwei- gen durchnetzt ist, ist sie prädestiniert dafür, Rückenbe-
chen. Dieses Schmerzvermeidungsprinzip ist aus evolu- schwerden aufgrund fehlender Funktionalität zu melden.
tionärer Sicht intelligent entwickelt, um verletzten Kör- Verfilzungen, kleinste Einrisse, Entzündungen oder Verdi-
perpartien Schonung und Heilung zu gewähren, aber in ckungen können zu Schmerzsymptomen führen. Eben-
der heutigen bewegungsarmen Umwelt wirkt es oft kon- so können stress- bzw. spannungsbedingte Situationen
traproduktiv. Der ursprüngliche Zustand vor der Verlet- Schmerzen in der Lumbalfaszie auslösen. Durch regelmä-
zung wird meist nicht mehr zurückerlangt und es werden ßiges Ausrollen mit der BLACKROLL und weitere geziel-
Kompensationsprogramme beibehalten, die wiederum te Übungen kann hier ein positiver Beitrag zur besseren
zu Folgeschäden führen können bzw. das Risiko für wei- Funktionalität geleistet werden.
tere Verletzungen und Schmerzen erhöhen. Ein unguter
Kreislauf von Schmerz und Konsequenzen beginnt. Diese
Tatsache gilt es zu erspüren. Individueller Achtsamkeit im
Die Bedeutung des Trainers
Den meisten Menschen erschließt sich die Bedeutung
Umgang mit Schmerzen und Bewegung kommt in die-
des Konzepts Self Myofascial Release über Kenntnisse
sem Zusammenhang eine große Bedeutung zu.
zum Training des Fasziensystems, die Anleitung durch
den Trainer und die korrekte Ausführung des Rollens. Da
WICHTIG:
viele mögliche Fehlerquellen bestehen, ist ein methodi-
Schmerzen, die nur beim Rollen entstehen, vergehen un-
sches Herangehen sehr wichtig. Kenntnisse über myofas-
mittelbar nach der Druckbelastung und können dement-
ziale Leitbahnen und ein profundes Know-how über zur
sprechend nicht dem Schmerzwarnprinzip zugeordnet
Verfügung stehende Trainingsgeräte, die in Form und
werden.
Härte sehr verschieden sind, sollten neben dem eigenen
Gebrauch der Geräte für jeden Trainer, der das Ausrollen
Schmerz, lass nach!
in seine Arbeit mit Kunden bzw. Patienten integrieren
Wer regelmäßig rollt, wird feststellen, dass der dabei
möchte, selbstverständlich sein. Ein Besuch zumindest
erfahrene Schmerz geringer wird oder sogar ganz ver-
des BLACKROLL-Einsteiger-Workshops ist zu empfehlen,
schwindet. Die nachlassende Schmerzempfindung tritt
um anschließend in weiteren Fortbildungen das Thema
schneller ein als das Neuausrichten der Faszienstruktu-
Faszientraining zu vertiefen. Diese Workshops veranstal-
ren. Die Veränderungen im Gewebe nehmen längere
tet die BLACKROLL AG gemeinsam mit PERFORM SPORTS
Zeit in Anspruch, da es sich um biologische Ab- und Auf-
in vielen Städten. Weitere Informationen finden Sie unter
bauvorgänge handelt, auch wenn der erste Effekt der
www.fit-projects.de, www.perform-sports.de, www.dein-
Schmerzlinderung sehr schnell eintritt. Gleiches scheint
functionaltraining.de und www.blackroll.com.
für vielerlei andere Schmerzen des Bewegungsapparates
zu gelten, die schon zuvor spürbar waren und durch die
Einwirkung auf das Fasziensystem eine unmittelbare Er- Schmerzen und Resilienz
leichterung erfahren. Diese Wirkung kann unterschiedlich Da das Thema Schmerz bei vielen Erkrankungen eine gro-
lange anhalten. Fast immer tritt eine spürbare Linderung ße Rolle spielt und sich die Therapie oft auf das Bekämpfen
der Schmerzen ein. Wenn danach wieder weniger gerollt von Schmerzsymptomen beschränkt, ist das Arbeiten mit
wird, ist festzustellen, dass der Schmerzreiz beim Rollen der Rolle bzw. dem Fasziensystem ein vielversprechender
zu Beginn wieder stärker ist, aber insgesamt schneller Ansatz des Eingriffs in die individuelle Schmerzregulation
wieder abnimmt. des zentralen Nervensystems. Der individuelle Ansatz des
Rollens mit eigeninitiierter Bewegung in Kombination mit
Allheilmittel gegen subjektiv veränderbarer Schmerzwahrnehmung ist nach
meiner Einschätzung auch für das Thema Resilienz von
Rückenbeschwerden? Bedeutung. Wer bewusst rollt, setzt sich aktiv mit seinen
Das allgegenwärtige Problem von Rückenbeschwerden bewussten oder unbewussten Problematiken auseinan-
und deren Behandlung erhalten durch das Wissen um der, auch auf die Gefahr hin, dass es schmerzt – aber mit
die Faszien und deren Beeinflussbarkeit durch Training dem Bewusstsein, Änderungen herbeiführen zu wollen
eine neue Perspektive und neue Erklärungsansätze. Hier und zu können. Unter diesem Gesichtspunkt kann die Be-
spielen bisher wenig beachtete Kenntnisse über die Funk- deutung des Rollens weit über die Anwendungsbereiche
tionalität der Lumbalfaszie eine wichtige Rolle. Diese des sportlichen Trainings bzw. des Trainings der funktio-

32 DIE SÄULE 2/2015


nellen Fähigkeiten des Bewegungsapparates hinausge- Unterarm
hen und neue Perspektiven eröffnen. BLACKROLL-Duoball klein
Diese Übungen können in zwei verschiedenen Positionen
Übungen ausgeführt werden. Geeignet ist dafür auch die BLACK-
ROLL Mini. Bei beiden Positionen können Sie den Druck
Im Folgenden werden einige einfache Einsteigerübun-
gut erhöhen, wenn Sie dies als angenehm empfinden.
gen mit der BLACKROLL dargestellt. Für alle Übungen
1. Rollen Sie im Vierfüßler-Stand Ihren Unterarm lang-
gilt:
sam vom Handgelenk bis zum Ellenbogen aus und
• sehr langsames Arbeiten
drehen dabei Ihren Unterarm leicht.
• Dauer: 30–60 Sekunden
2. Rollen Sie in Bauchlage langsam die Oberseite Ihres
• sensibles Erspüren von unterschiedlichen Wahrneh-
Unterarmes aus.
mungen
• Veränderung von Schmerzwahrnehmung erspüren
• wenn möglich, mit leichten Winkelveränderungen ar-
beiten
• Grundposition: wenn möglich, Rolle/Ball in der Mitte
des Muskels/Faszie platzieren und von dort in beide
Richtungen im Wechsel arbeiten
• Vorher/Nachher-Vergleich der Gesamtspannung des
Körperteils bzw. des Gesamtkörpergefühls

Nacken
BLACKROLL-Ball groß
Positionieren Sie den BLACKROLL-Ball in der Mitte Ihres
Nackens zentral unter der Halswirbelsäule. Drehen Sie
langsam Ihren Kopf seitlich auf dem Ball, der sich da-
durch mitbewegt. Lassen Sie die Bewegungen langsam
immer größer im Umfang werden. Drücken Sie nicht
aktiv mit dem Kopf, sondern spüren das Gewicht des
Kopfes beim Rollen. Plantarfaszie
BLACKROLL Mini
Rollen Sie langsam mit der Fußsohle über die BLACKROLL
Mini vor und zurück. Dabei bestimmen Sie den Druck
über die Gewichtsverlagerung selbst. Auch leichte Verän-
derungen der Fußposition sind möglich.

DIE SÄULE 2/2015 33


Leitthema

Gesäßmuskulatur/Beckenkamm
Buch-Tipp:
BLACKROLL-Ball groß
Setzen Sie sich mit einer Beckenhälfte auf den Ball und
positionieren ihn weit nach oben Richtung Beckenkamm. Faszientraining:
Von dort bewegen Sie sich langsam auf dem Ball rollend Physiologische
in verschiedene Richtungen. Den Druck auf den Ball vari- Grundlagen,
ieren Sie über das Abstützen mit den Händen am Boden.
Trainingsprinzipien,
Anwendung im
Team- und Ausdauer-
sport sowie Einsatz
in Prävention und
Rehabilitation

Frank Thömmes
Copress Verlag, 6., erweiterte Neuauflage
2015, 192 S., 19,99 Euro
Lumbalfaszie
BLACKROLL Standard Ganz gleich, ob es sich um einen Tennisauf-
Stützen Sie sich auf der Rolle, indem Sie mit den Händen
die Rolle fixieren und setzen Sie sich langsam mit dem
schlag, einen Golfschwung oder einen gesun-
Beckenkamm darauf. Von hier beginnend lassen Sie den Rücken handelt – bei allen Bewegungen
Ihre Rollbewegung langsam größer werden. Bleiben Sie spielt ein gut funktionierendes Fasziennetz
dabei eingerollt mit der Lendenwirbelsäule. Den Druck eine wichtige Rolle. Die gute Nachricht: Fas-
regulieren Sie über das Abstützen mit den Händen am
zien sind trainierbar! Die neuen Ergebnisse
Boden oder den Beinen.
internationaler Faszienforschung führen zu
konkreten Anwendungsmöglichkeiten im Brei-
ten- und Leistungssport sowie im rehabilitati-
ven und präventiven Bereich. Dieses einfache
wie effektive Training ist für jeden erlern- und
nachvollziehbar. Ob für einen schmerzfreien
Rücken oder eine sportliche Höchstleistung:
Wer die Techniken des Faszientrainings
beherrscht, hält seinen Körper fit und beugt
Verletzungen vor.

Kontakt
Frank Thömmes
Diplom-Sportlehrer, Fußballlehrer
PERFORM SPORTS GmbH
Ottobrunner Straße 28
82008 Unterhaching
f.thoemmes@perform-sports.de
Bilder: Frank Thömmes www.frankthoemmes.de

34 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Denise Sommer

Faszientraining
mit Rolle und Ball

Was macht einen Körper geschmeidig? Was macht ihn belastbar und
vor allem: Was schützt ihn vor Verletzungen? Ein gezieltes Faszien-
training scheint dabei ein entscheidender Baustein zu sein, egal ob im
Leistungs-, Breiten- oder Gesundheitssport.

DIE SÄULE 2/2015 35


Leitthema

Doch was macht dieses Training so qualität rollt man mit angepasstem Druck den betrof-
fenen Bereich aus. Sobald eine deutliche Verringerung
besonders? des Schmerzes empfunden wird bzw. die Verhärtung
Lange wurde den Faszien in Forschung und Medizin nachlässt, kann die Übung beendet werden. Auch das
keine große Rolle zuerkannt. Das „Bindegewebe“, wie es Tempo der Durchführung spielt eine wesentliche Rolle.
meist genannt wird, wurde mehr oder weniger als eine Ein langsames, also gezieltes Durchwalken des Gewebes
Art „Verpackung“ von Organen und Muskeln angesehen. wirkt auf die Faszien, ein schnelleres Rollen erhöht die
Wie man inzwischen weiß, spielen die Faszien jedoch bei Durchblutung auch in der Muskulatur und wird oft in der
jeder Bewegung des Körpers durch die Rückmeldung Aufwärmphase beim Sport eingesetzt.
von Spannungsverhältnissen eine entscheidende Rolle
im Bereich der Sinneswahrnehmung. Sind die faszialen
Strukturen (Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln) in ei-
nem optimalen Zustand – also gut ernährt, ausreichend
geschmeidig und nicht überlastet – ist die Gefahr von
schmerzhaften Verklebungen gebannt und eine ausrei-
chende Elastizität für jegliche Belastung gewährleistet.
Das Ziel des Faszientrainings besteht also darin, das Bin-
degewebe fest und zugleich elastisch werden zu lassen.

Die Firma TOGU hat als Erfinder und Hersteller vieler luft-
gefüllter Trainingsgeräte zwei Trainingsprodukte entwi-
ckelt, die sich hervorragend für die Manipulation und das
Training tiefsitzender Bindegewebsstrukturen eignen.
Die Actiroll Wave und die Actiroll Rumble sind weltweit die Das Faszientraining lässt sich sehr gut mit anderen Trai-
ersten Faszien-Rollen, die luftgefüllt und mittels einer bei- ningsformen in der Aufwärmphase oder nach der Belas-
gefügten Handpumpe individuell und stufenlos in ihrer tung kombinieren. 10–15 Minuten reichen bereits aus,
Härte einstellbar sind. So lassen sich mit gezielten einfa- um eine deutliche Verbesserung der Gewebestruktur (in
chen Myofascial-Release-Übungen leichte Verspannun- Form von Elastizität und Geschmeidigkeit) sowie eine
gen lösen und Verklebungen im Gewebe vorbeugen. Je verbesserte Koordination zu erzielen.
nach Empfinden und vor allem Empfindlichkeit kann die
Faszien-Rolle mit einer Noppen- oder einer Wellenober- Bilder: TOGU
fläche für zusätzliche Massagereize gewählt werden. Die
Luftfüllung ermöglicht ein schmerzfreies und problemlo-
ses Rollen, auch über Gelenke und Wirbelkörper.

Kontakt
Denise Sommer
Sportwissenschaftlerin
Alternativ lassen sich Triggerpunkte oder kleinere Regi- TOGU GmbH
onen, wie z. B. das Fußgewölbe, mit dem TOGU Actiball Atzinger Straße 1
oder der TOGU Blackroll mini behandeln. Hier geht man 83209 Prien/Bachham
info@togu.de
nach dem gleichen Prinzip wie bei den großen Rollen
www.togu.de
vor: Abhängig von der individuellen faszialen Gewebe-

36 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Sven Adomat

FASZIENierende
Trainingsordnung
© Printemps/Fotolia

Die Forschung zum Thema Faszien boomt. Fast täglich treffen neue Informationen
aus verschiedensten Fachrichtungen ein. Es gibt zahlreiche Therapien und Trai-
ningsmethoden, die das schöne Wort Faszien als schmückendes Beiwerk tragen. Und
trotzdem fehlt oft eine ordnende Struktur – so auch im Bereich von Rückentraining
und -therapie. Vor dem Hintergrund vielfältiger Erfahrungen und Ausbildungen im
Faszientraining versuchen wir eine Einordnung in gewohnte Muster: Welche Formen
von Faszientraining gibt es, wie können wir diese sortieren und Trainingswirkungen
und -parametern zuordnen? Den Schwerpunkt des Artikels haben wir auf das The-
ma „myofasziale Optimierung“ gelegt, jedoch ist ein Transfer in weitere Bereiche von
Faszientraining und -therapie durchaus möglich und auch gewünscht.

DIE SÄULE 2/2015 37


Leitthema

Unter myofaszialer Optimierung verstehen wir die Die zweite Arbeitsweise dient der Verbesserung des lo-
Einflussnahme verschiedener Trainings- und Behand- kalen Stoffwechsels. Hier geht es vor allem um die Idee
lungsmöglichkeiten auf den Bereich des sogenannten der Rehydrierung eines von Wasser lebenden Gewebes.
myofaszialen Netzwerkes. Wir schließen hier sowohl Ohne ein gut genährtes, flüssigkeitsgefülltes Gewebe
oberflächige Faszienstrukturen als auch die tiefen Faszi- kann die Faszie nicht ihre wesentlichen Wirkungen im
enstrukturen ein. Je nach Behandlungs- bzw. Trainingsin- Körper entfalten. Diese Arbeit ist also hauptsächlich im
tensität werden die unterschiedlichen Gewebeschichten Sinne des lokalen und globalen Stoffwechsels des Men-
angesprochen bzw. kombiniert erreicht. schen von großer Bedeutung und somit unverzichtbar
in einem modernen Rückentraining.
In Tabelle 1 unterscheiden wir zunächst drei Arbeitswei-
sen. Um einen Transfer – gerade auch in die Rückenschu- Die dritte Arbeitsweise kümmert sich im Detail um gro-
le – leicht zu machen, verwenden wir für konkrete Bei- ße und kleine Verklebungen der Faszie. Diesen Begriff
spiele das klassische Arbeiten mit Hartschaumrollen und benutzen und sehen wir analog zu den Begriffen „Ver-
ähnlichen Hilfsmitteln. Im Prinzip lassen sich fast alle be- stopfung und Verfilzung“. Darüber hinaus erkennen wir
kannten Übungen durch die Anwendung der verschie- hier direkte Anknüpfungspunkte zu dem sogenannten
denen Arbeitsweisen in ihrer Zielsetzung variieren und Energiefluss in der Akupunktur, der Narbenbehandlung
erweitern somit das Arbeitsrepertoire und die Effizienz und den sogenannten Triggerpunkten. Es geht um De-
des Rückenschullehrers. tailarbeit im Gewebe, ohne das Ganze aus dem Blick zu
verlieren, mit dem Ziel, auch in der kleinsten Arbeit ein
Die erste Arbeitsweise dient hauptsächlich der Senkung reibungsloses Miteinander zu erreichen.
der Schmerzintensität sowie der Durchblutungsförde-
rung und kann auch als erste Kontaktaufnahme mit dem Für eine genaue Trainingssteuerung im Faszientraining
Arbeitsgerät eingesetzt werden. Dabei machen wir uns ist es sicherlich aus wissenschaftlicher Sicht noch zu
zunutze, dass vor allem im Bereich der sogenannten früh, jedoch haben wir bestehende Empfehlungen –
Wide Dynamic Range Neurone durch eine vermehrte kombiniert mit eigenen Erfahrungen – zu einem ersten
Involvierung von Mechanoreizen eine Verlagerung der trainingsmethodischen Konzept zusammengefasst. Die-
Aufmerksamkeit und eine Heraufsetzung der Rezepto- ses unterscheidet wieder unsere drei Hauptmethoden
renschwelle für Schmerz erreicht wird. und gibt eine entsprechende Systematik für Wiederho-

Bezeichnung Arbeitsweise Arbeitsrichtung Hauptziel

Analgesie schnelleres multidirektional Mehrdurchblutung


Ausrollen einzelner und Rezeptoren-
Abschnitte Overload

Rehydration betont langsames Tendenz Dehydrierung des Ge-


Ausrollen einzelner unidirektional webes mit anschlie-
Abschnitte ßender Hydrierung

Fibrolyse Auffinden einzelner multidirektional Lösung von Gewebe,


Verklebungszonen, Geschmeidigmachen
Ausrollen einzelner von Strukturen
lokaler Punkte und
Abschnitte

Tab. 1: Arbeitsweisen und ihre Beschreibung im myofaszialen Training

38 DIE SÄULE 2/2015


Leitthema

Bezeichnung Wiederholungen Häufigkeit Bewegung

Analgesie 10–30 häufig möglich, je nach multidirektional,


Indikation bis zu 3-mal linear
täglich

Rehydration 2–5 bis zu 2-mal pro Woche, undirektional,


min. 48–72 Stunden linear
Pause

Fibrolyse nicht definiert, chronisch: in der Start- multidirektional,


da häufige kleine phase täglich, später kreisend, haltend,
Bewegungen (1–5 nach Bearf drückend, linear …
Minuten)
akut: 2-mal pro Woche,
mind. 48–72 Stunden
Pause
Tab. 2: Versuch einer ersten Trainingsmethodik

lungszahlen, Häufigkeit und Bewegungsanweisungen Zum Abschluss möchten wir noch beispielhaft auf ein
an (vgl. Tab. 2). So entsteht eine Systematik für Rücken- Training in einer Rückenstunde eingehen. Exemplarisch
schullehrer und Faszientherapeuten, um zielgerichtet könnten diese Übungen als ca. 20- bis 30-minütiger An-
arbeiten zu können. Die Intensität der Arbeit orien- teil eingebaut werden. Alle Arbeitsweisen lassen sich
tiert sich an der klassischen Schmerzskala VAS, die von sinnvoll in die Stunde integrieren.
0 bis10 reicht. Konservative Angaben orientieren sich für
die Trainingsbereiche an Zielwerten zwischen 5 und 7, Übung 1:
wobei gerade im Bereich der Fibriolyse die Werte den • Rückenroll mit der großen Rolle am Boden, Akzentu-
oberen Rand erreichen. ierung der BWS
• Arbeitsweise: zunächst Analgesie
Um im Fasziengewebe sinnvoll arbeiten zu können, • variantenreiche Ausführung, Spielen mit der Bewe-
empfehlen sich ureigenste Trainingsideen der Rücken- gung
schule (vgl. Flothow/Kempf/Kuhnt/Lehmann 2011). Da-
bei werden gerade im Bereich der Körpererfahrungen,
der Selbstwahrnehmung und der inneren Haltung Werte
und Ideen angesprochen, die sich hervorragend in ein
modernes Faszientraining umsetzen lassen:

Körpererfahrung – innere Haltung:


• Bereitschaft zum neutralen, neugierigen Spüren
• Konzentration, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit – „beim
Handeln/Tun/Spüren sein“
• flexibles Lenken/Verschieben der Aufmerksamkeit –
eine innere Lupe einsetzen
• Geduld, Offenheit, Mitgefühl für sich
• Erfahrungen/Reaktionen mitteilen – freiwillig, ohne
Zwang

DIE SÄULE 2/2015 39


Leitthema

Übung 2: Übung 6:
• Rückenroll mit der großen Rolle an der Wand, Akzen- • 
Abschließende Rehydration Rückseite
tuierung der LWS Oberschenkel, Gesäß und Wirbelsäule
• Arbeitsweise: zunächst Analgesie

Ausblick
Gerade im Hinblick auf das frische For-
schungs- und Praxisfeld des Faszientrainings
freuen wir uns auf eine ereignisreiche Zu-
kunft mit viel neuem Input sowohl von den
Praktikern als auch aus dem Bereich der Wis-
senschaft. Dabei scheint der „Blick über den
Tellerrand“ in andere Professionen nötiger
Übung 3 und 4: und sinnvoller denn je. Großen Forschungs-
• wie Übungen 1 und 2 bedarf sehen wir vor allem im Bereich der
• Arbeitsweise: Rehydration Druckhöhe der Anwendung, aber auch in der
systematischen Erforschung von Trainings-
Übung 5: methoden und deren Wirkungen. Die bild-
• Punktuelles Arbeiten an möglichen Verklebungen, gebenden Verfahren (z. B. hochauflösendes
individuell mit dem kleinen Ball Ultraschall) stellen einen sinnvollen Weg dar,
• Arbeitsweise: Fibrolyse jedoch sind auch Rückmeldungen aus vielen
anderen Bereichen hilfreich und nötig – gera-
de vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen
mit Rückenschmerzen. Weitere Informatio-
nen finden Sie unter www.sige-nrw.de und
www.blackroll-orange.de.

Literaturhinweise beim Autor


Bilder: blackroll-orange

Kontakt
Sven Adomat
Diplom-Sportlehrer
Sporttherapeut DVGS
activleben
Ruhrstraße 181
44869 Bochum
Tel. 02327 2240900
info@activleben.de
www.activleben.de

40 DIE SÄULE 2/2015


Aus der Praxis

Andreas Schulz

Die Halswirbelsäule
aus Sicht der Feldenkrais-Methode

© glebchik/Fotolia
Wenn ich als Feldenkrais-Lehrer an die Halswirbelsäule
denke, dann denke ich an die äußerst feinen und differen-
zierten Kopfbewegungen, die dem Menschen möglich sind.
Im Laufe der Evolution der Wirbeltiere hat sich beim Men-
schen ein Skelett entwickelt, das unter dem Kopf steht. Bei
Fischen, Krokodilen, Löwen, Pferden, Vögeln und auch bei
Menschenaffen steht das Skelett dagegen hinter dem Kopf.

DIE SÄULE 2/2015 41


Aus der Praxis

Die Atlanto-Occipitalgelenke des Kopfes sind beim Men- chen ist, Gewichte (hier den Kopf) zu tragen, ähnlich wie
schen in seiner Mitte, weshalb der Atlas und die Hals- die Stuhlbeine Ihres Stuhls Sie in diesem Moment tragen.
wirbelsäule weitgehend das Gewicht des Kopfes tragen
können und die Nackenmuskeln damit entlasten. Die Na- Lektion 2: Den Kopf wie eine Kugel auf der Wirbelsäule be-
ckenmuskeln des Menschen sind deshalb vergleichswei- wegen
se grazil entwickelt, während beispielsweise die Nacken- In dieser Lektion können Sie das feine Zusammenspiel
muskeln von Pferden und Gorillas äußerst kräftig sind, von Kopf, Atlas und Axis entdecken. Wiederholen Sie jede
um den Kopf überhaupt halten zu können. Obwohl der Bewegung ca. 20-mal. Legen Sie nach jedem Abschnitt
menschliche Kopf vom Skelett in seiner Mitte getragen ca. eine Minute Pause ein und achten Sie auf eventuelle
wird, liegt sein Schwerpunkt wegen der Größe des Ge- Veränderungen in Ihren Körperteilen.
sichtsschädels etwas vor den Atlanto-Occipitalgelenken
– die hinteren Halsmuskeln sind deshalb stärker entwi- a) Sitzen Sie auf einer geraden Sitzfläche angenehm auf-
ckelt als die vorderen. Allerdings wird ihr Tonus reflekto- recht, Kopf und Augen etwa auf den Horizont gerich-
risch gesteuert, sodass wir im Idealfall keinerlei Anspan- tet. Visualisieren Sie vor Ihrer Nase eine kleine Uhr.
nung in den Halsmuskeln empfinden. Der Kopf fühlt sich b) Die Nasen-Uhr: Bewegen Sie Ihre Nasenspitze ein we-
in diesem günstigsten Fall schwebend leicht an und ist nig nach oben Richtung 12 Uhr und ein wenig nach
frei und mühelos in alle Richtungen beweglich. Er bleibt unten Richtung 6 Uhr. Vollführen Sie die Bewegung
selbst dann beweglich, wenn sich der übrige Körper be- zunehmend leicht und fließend.
wegt, um das Geschehen in der Außenwelt wahrzuneh- c) Während Sie obige Bewegungen ausführen, beobach-
men und reaktionsbereit zu bleiben. In brenzligen Situa- ten Sie, wohin sich Ihr Hinterkopf bewegt.
tionen, die schnelle Reaktionen erfordern, kann uns diese d) Die Hinterkopf-Uhr: Stellen Sie sich nun eine kleine
Fähigkeit das Leben retten. Die meisten Menschen sind Uhr hinter Ihrem Hinterkopf vor.
von diesem Ideal jedoch weit entfernt. Bewegen Sie Ihren Hinterkopf ein wenig nach oben,
Richtung 12 Uhr, und ein wenig nach unten, Richtung
Lektion 1: Das Gewicht des Kopfes wird weitgehend in seiner 6 Uhr. Machen Sie die Bewegung zunehmend leicht
Mitte getragen, nicht hinten. Entlasten Sie Ihre Nackenmus- und fließend.
keln von unnötiger Anspannung/Arbeit. e) Zugleich: Während Sie mit der Nase Richtung 12 Uhr
gehen, gehen Sie mit dem Hinterkopf Richtung 6 Uhr
a) Sitzen Sie auf einer geraden Sitzfläche angenehm auf- und umgekehrt.
recht. Wo stellen Sie sich die Verbindung zwischen der f ) Spüren Sie dabei den Kipppunkt dieser Bewegung zwi-
Wirbelsäule und dem Kopf vor? Ist sie hinten beim Hin- schen den Ohren.
terkopf? Vorne? In der Mitte? Ertasten Sie diese Region g) Die Ohr-Uhr: Spüren Sie Ihr rechtes Ohr. Stellen Sie sich
bei sich so gut wie möglich. neben Ihrem Ohr eine kleine Uhr vor. Bewegen Sie Ihr
b) Verwenden Sie ein Schädelmodell und überprüfen Sie rechtes Ohr nun von 3 Uhr nach 9 Uhr. Machen Sie die
Ihre Vorstellung. Bewegung zunehmend leicht und fließend.
c) Legen Sie Ihre Zeigefinger in die Lücke zwischen Un- h) Während Sie obige Bewegungen mit dem rechten Ohr
terkiefer und Processus mastoideus. Verbinden Sie in ausführen, beobachten Sie, wohin sich gleichzeitig Ihr
Gedanken die Spitzen Ihrer Zeigefinger und Sie treffen linkes Ohr bewegt.
auf die Gelenke, die den Kopf tragen. Sie befinden sich i) Die Ohr-Uhr links von 3 nach 9.
ungefähr zwischen Ihren Ohren. Erstaunlich? j) Zugleich: Während sich Ihr rechtes Ohr auf die 3 bewegt,
d) Wie verändert sich Ihre Kopfhaltung, Ihr Kopfgewicht, bewegen Sie das linke Ohr auf die …? Und umgekehrt.
Ihre Nackenspannung, wenn Sie die Verbindung zwi- k) Die Scheitel-Uhr: Stellen Sie sich über Ihrem Scheitel
schen Kopf und Wirbelsäule hinten „denken“ oder in eine kleine liegende Uhr vor. Bewegen Sie Ihren Schei-
der Mitte? tel zur Ziffer 3 und zur Ziffer 9 und umgekehrt. Machen
e) Wie verändert sich Ihr Körpergefühl, Ihre Kopfhaltung, Sie die Bewegung zunehmend leicht und fließend.
Ihr Kopfgewicht, Ihre Nackenspannung, wenn Sie den Ihre Nasenspitze sollte auf dem Punkt bleiben und
Kopf mehr vom Skelett tragen lassen, anstatt Ihre sich nicht nach rechts oder links bewegen! Spüren Sie
Nackenmuskeln willkürlich anzuspannen? dabei den Kipppunkt dieser Bewegung zwischen den
Ohren.
Natürlich brauchen wir auch Muskeln, um den Kopf auf- l) Wie balanciert nun Ihr Kopf auf der Wirbelsäule? Wohin
recht zu halten, siehe obiger Hinweis zum Schwerpunkt sind Ihre Augen ausgerichtet? Auf den Horizont, nach
des Kopfes. Aber Moshé Feldenkrais, als promovierter Phy- oben oder nach unten? Wie leicht lässt sich der Kopf
siker, betonte, dass es hauptsächlich die Funktion der Kno- nun bewegen?
42 DIE SÄULE 2/2015
Aus der Praxis

Lektion 3: Den Kopf in Bauchlage mit mehr Leichtigkeit


heben
Position: Bauchlage, Beine bequem auseinander, Hände
aufeinander, Stirn auf die Hände. Wiederholen Sie jede
Bewegung ca. 20-mal. Legen Sie nach jedem Abschnitt
ca. eine Minute Pause ein und achten Sie auf eventuelle
Veränderungen in Ihren Körperteilen.

a) Heben Sie den Kopf. Wie machen Sie das eigentlich?


Wie weit geht es leicht? Benutzen Sie dazu vor allem
Ihre Nackenmuskeln (und damit die HWS)? Was ma-
chen Ihre Schultern, Ihre Rückenmuskeln, Ihr Becken
und Ihr Atem? Machen Sie imaginär ein Kreuz an die
Bild: Sylvia Wolf Stelle auf dem Fußboden oder an der Wand, bis zu der
Sie beim Kopfheben mühelos schauen können.

Ergänzung
a) Während Sie die Nasen-Uhr machen: Was tut gleichzei-
tig die Ohr- oder Scheitel-Uhr? Während Sie die Ohr-Uhr
machen: Was tut gleichzeitig die Nasen- oder Scheitel-
Uhr? …
b) Erweitern Sie die Nasen-Uhr um die Ziffern 3 und 9 und
dann zu einem sehr kleinen Kreis. Wie bewegt sich da-
bei der Hinterkopf? Wie bewegen sich die Ohren? Wie
bewegt sich der Scheitel?
c) Machen Sie Ihren Kiefer fest und beißen Sie die Zähne
aufeinander, während Sie eine der obigen Bewegun-
gen ausführen. Wo finden nun die Bewegungen in Ihrer
HWS statt? Lösen Sie den Kiefer wieder und vergleichen
Sie.

Kopf und HWS in Verbindung mit Bild: Andreas Schulz


dem ganzen Körper
Wenn ich nun als Feldenkrais-Lehrer meinen Blick weite, b) Die Beziehung des Kopfhebens zu den Augen:
fallen mir die vielen Beziehungen auf, die zwischen dem Halten Sie die Augen geschlossen, bewegen Sie sie
Kopf, der HWS und dem übrigen Körper bestehen: zu den mit leichten, angenehmen und fließenden Bewegun-
Schultern, die mit Kopf- und Halsmuskeln verbunden gen ca. 20-mal auf und ab.
sind; zur Brustwirbelsäule, die ihrerseits die HWS und den Dann heben Sie wieder den Kopf. Ist es anders? Nun
Kopf trägt; zum Becken, das mit seinen starken Muskeln heben Sie den Kopf und senken währenddessen die
wie bei einem Judokämpfer (Moshé Feldenkrais war zu- Augen. Dann heben Sie den Kopf und auch die Augen.
gleich Judo-Schwarzgurt) das dynamische Kraftzentrum Stellen Sie einen Unterschied fest?
bildet und seine Kraft über die Knochen zum Kopf, zu den c) Die Beziehung des Kopfhebens zu den Füßen:
Händen und Füßen leitet; zu den Augen, deren Bewegun- Liegen Sie bequem in Bauchlage, beugen Sie die Knie
gen der Kopf folgt. und bringen Sie die Fußsohlen zur Zimmerdecke.
Beugen und strecken Sie langsam die Füße. Wenn
Es gibt in der Feldenkrais-Methode über 600 Lektionen. Sie dabei die Bewegung Ihres Vorderfußes spü-
Einige beschäftigen sich mit der Funktion einzelner Ge- ren, was macht dabei die Ferse? Beugen und
lenke, die meisten erforschen das dynamische Zusam- strecken Sie Ihre Füße nun von der Ferse aus. Ist
menspiel der Körperteile in komplexen biologischen das eine andere Empfindung? Beugen und stre-
Funktionen, wie Gehen, Umdrehen, Aufstehen, Atmen, cken Sie die Füße abwechselnd, denken Sie dabei
Bücken, Schwimmen etc. Dazu exemplarisch eine Lektion: mal an die Vorderfüße, mal an die Fersen.

DIE SÄULE 2/2015 43


Aus der Praxis

e) 
Legen Sie Ihren Kopf wieder auf die Hände und
heben Sie ihn. Vielleicht nutzen Sie für diese Be-
wegung nun auch Ihre Schultern, Ihr Brust-
bein, Ihre ganze Wirbelsäule und das Becken?
Sie würden dann für das Kopfheben nicht alleine die
Halsmuskeln nutzen, sondern vor allem die starken,
großen Muskeln, die vom Becken ausgehen. Es könn-
te sein, dass Sie nun um einiges über Ihr imaginäres
Kreuz (Lektion 3a) hinausschauen. Hat sich die Quali-
tät (z. B. Leichtigkeit und Flüssigkeit) des Kopfhebens
verändert?

Mindestens 90 % der Menschen, die solche Lektionen


unter fachkundiger Anleitung ausführen, werden deut-
liche Veränderungen in Leichtigkeit und Ausmaß der
Bewegung feststellen und insgesamt das Gefühl ha-
ben, ihre körperlichen Ressourcen besser zu nutzen. Die
Bild: Andreas Schulz
Verbesserung ist nicht Folge von Dehnung oder Kräfti-
gung der Muskulatur, auch nicht Folge von Korrekturen
Nun heben Sie wieder den Kopf. Hat sich die Qualität
durch den Anleitenden, sondern Folge eines individuel-
oder der Umfang der Bewegung verändert? Wenn ja,
len Lernprozesses, bei dem Sie Ihre Bewegungsmuster
wie kann das sein? Was verbindet Fuß und Kopf mit-
verändert haben. Man merkt dabei, dass man über viel
einander?
mehr Möglichkeiten verfügt – und das nicht nur beim
Kopfheben. Da Bewegungsmuster auch Handlungsmus-
d) D
 ie Beziehung des Kopfhebens zu Schultern und
ter sind, kann das auf Ihr Leben manchmal überraschen-
Rücken:
de Auswirkungen haben. Wenn Sie auf weitere Über-
Legen Sie den Kopf auf die linke Wange, stellen Sie
raschungen mit Feldenkrais neugierig geworden sind,
die rechte Hand wie zum Stützen auf, legen Sie den
dann lesen Sie eines der fünf Bücher, die Moshé Felden-
linken Arm nach unten. Bewegen Sie den rechten
krais veröffentlicht hat, oder besser, besuchen Sie einen
Ellenbogen vor und zurück (das ist nicht Richtung
Feldenkrais-Kurs.
Kopf oder Fuß), und finden Sie heraus, wie Ihre rech-
te Schulter damit an den Rippen gleiten kann. Nach Literaturhinweise beim Autor
ca. 20 leichten Bewegungen ziehen Sie zugleich das
rechte Knie in angenehmen Bewegungen seitlich an.
Nach weiteren 20 Bewegungen bewegen Sie gleich-
zeitig Ihren Kopf unter den rechten Arm, sodass sich
das rechte Knie und der Kopf aufeinander zu- und
wieder voneinander wegbewegen. Machen Sie alle
Bewegungen nun auf der anderen Seite.

Kontakt
Andreas Schulz
Feldenkrais-Lehrer
Bingertstraße 1
65191 Wiesbaden
info@feldenkrais-andreasschulz.de
www.feldenkrais-andreasschulz.de

Bild: Andreas Schulz

44 DIE SÄULE 2/2015


Veranstaltungen

Rückblick auf den Expertenworkshop


zum 14. Tag der Rückengesundheit

Am 07. März 2015 fand die Auftaktveranstaltung zum Tag der Rückengesundheit im Alexandrine-
Hegemann-Berufskolleg in Recklinghausen statt. Das diesjährige Motto lautete „Resilienz – Konzept-
erweiterung der Neuen Rückenschule“.

Pünktlich um 9.15 Uhr begrüßten Ulrich Kuhnt (BdR) und na Frank die Bedeutung der Faszien bei der Entstehung
Detlef Detjen (AGR) die 180 Teilnehmer des Experten- von Rückenschmerzen.
workshops. Nie zuvor in der 8-jährigen Geschichte dieser Nach der konzentrierten Theorie der drei Vorträge konn-
Veranstaltung hatte es mehr Anmeldungen gegeben. Die ten sich die Teilnehmer zunächst am reichhaltigen Buffet
Grußworte richtete der Schulleiter Gregor Rüter an das stärken und anschließend ihr Bedürfnis nach Gruppenar-
Auditorium. Danach begrüßten die Vertreter der kooperie- beit oder körperlicher Aktivität befriedigen. Nun hieß es:
renden Verbände die Teilnehmer: Professor Erich Schmitt Start frei für die zwölf Praxisworkshops, die sich – teilwei-
für das Forum Gesunder Rücken und Friederike Röhr für den se im engeren Sinne, teilweise im weiteren Sinne – eben-
Berufsverband staatlich geprüfter Gymnastiklehrerinnen und falls dem Thema Resilienz widmeten.
-lehrer, Deutscher Gymnastik Bund, DGymB e.V. sowie für den
Bundesverband der Berufsfachschulen für Gymnastik und Im Anschluss an die Workshops versammelten sich um
Sport (BBGS). 18.00 Uhr alle Teilnehmer zum gemeinsamen Feedback
und Ausblick im Vortragssaal. Die abschließende Kern-
Die Auftaktveranstaltung gliederte sich in zwei Schwer- forderung bestand darin, dass die Inhalte des Workshops
punkte: die Expertenvorträge und die Praxis-Workshops. „Rund um die Resilienz“ unbedingt in die bevorstehende
Überarbeitung des Curriculums zur Neuen Rückenschule
Die Vortragsreihe startete mit Prof. Jutta Heller. In ihrem der Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR)
Vortrag „Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere Stärke“ erläu- einfließen sollen. Alle Teilnehmer wurden von den Vor-
terte sie die aus ihrer Sicht entscheidenden Schlüsselfak- standsmitgliedern des BdR aufgefordert, sich an dieser
toren im Resilienz-Konzept (ausführlicher Artikel siehe Die Aufgabe aktiv zu beteiligen.
Säule 1/2015).
Im zweiten Vortrag von Gudrun Knappke, „Resilienz – Mode- Ausführliche Infos und zahlreiche Impressionen vom
erscheinung oder Zukunftsthema für die Arbeitswelt?“, stan- diesjährigen Expertenworkshop finden Sie unter www.
den jene Faktoren im Mittelpunkt, die die psychische Wi- bdr-ev.de.
derstandskraft, begünstigen können, also die Ressourcen.
Im dritten Vortrag, „Faszinierende Faszien“, erläuterte Marti- Ulrich Kuhnt, Hannover

DIE SÄULE 2/2015 45


Forum Gesunder Rücken
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Unsere Lizenz »Rückenschullehrer/in KddR« ist von den Krankenkassen
anerkannt und genießt hohe Akzeptanz in Fachkreisen sowie bei Arbeit-
und Auftraggebern. Seit 25 Jahren hat unser Team aus Kursleitern, Wissen-
schaftlern und Experten die Rückenschule begleitet und weiterentwickelt.
Wir bieten eine breite Auswahl praxisbetonter Fortbildungen an, geben
die Fachzeitschrift »Die Säule« heraus, veranstalten Symposien und sind
die Initiatoren einer mehrjährigen wissenschaftlichen Studie zur Evaluie-
rung der Neuen Rückenschule. Wir vertreten die Interessen der Rücken-
schullehrer/innen gegenüber Politik und Wirtschaft, fördern das Ansehen
und die Akzeptanz der Rückenschule in der Öffentlichkeit und sind Grün-
dungsmitglied der KddR (Konföderation der deutschen Rückenschulen).

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Was zeichnet den BdR aus?


Der BdR als der Rückenschulverband für alle Bewegungsfachberufe und Gesundheitsexperten
steht für Innovation, Seriosität, sowie hochwertige Fortbildungen. Vorstand, Mitglieder und
Rückenschullehrer gehören unterschiedlichen Fachdisziplinen an. Wir haben bundesweit mit-
einander kooperierende Fortbildungszentren eingerichtet (die „BdR Stützpunkte“). In diesen
Stützpunkten bieten wir neben der Rückenschullehrer-Basisausbildung und Refresherkursen ein
breites Spektrum an aktuellen Seminaren sowie zertifizierten Lizenzausbildungen an. Der BdR
ist Mitbegründer und Gestalter der Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) sowie
Berater von Krankenkassen.

BdR-Mitglieder genießen viele Vorteile: Aktuelles


– Nutzen des bundesweit positiven Rückblick
Images des BdR auf den Tag der
– Sonderkonditionen für Fortbildungen, Rückengesundheit
Workshops sowie Kongresse 2015
– BdR-Vorteilspaket: Arbeitsmaterialien und Das Motto des Tags der Rückengesundheit 2015: „Rücken-
Fachartikel im Login Bereich schmerzen bieten Chancen“ sprach die Möglichkeiten an,
– Kostenfreie Lizenzverlängerungen die Betroffene selbst haben. Unter diesem Motto fand
– Immer aktuell informiert durch die am 15. März 2015 der bundesweite Tag der Rückenge-
sundheit mit zahlreichen dezentralen Aktivitäten statt.
Fachzeitschrift „Die Säule“ Der BdR und die AGR hatten die inhaltliche Gestaltung
– Unterstützung für die Öffentlichkeitsarbeit des Tages übernommen.
(Logo, Plakate, Pressetexte, Almanach etc.) Beide Verbände luden aus diesem Anlass schon am
– Unbürokratische Hilfestellung bei der 7.  März 2015 zu einem Expertenworkshop in Reckling-
Gründung von Rückenschulen hausen ein. bdr-ev.de/tdr2015
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Der BdR
Kooperationspartners AGR
verschenkt
(Aktion Gesunder Rücken e. V.)
Seminare!
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qualifizierter Rückenschullehrer Sie möchten gerne eine Einführung zum Thema Rücken-
– Erleichterte Zertifizierung bei der Zentralen gesundheit geben? Zum Beispiel in Form eines Vortrags
Prüfstelle Prävention mit Praxisübungen? Wir haben im internen Bereich un-
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seres Internetauftrittes exklusiv für unsere Mitglieder ei- die Neue Rückenschule. Dafür ist es uns gelungen, wich-
nen Vortrag und ein Seminar vorbereitet: einschließlich tige Inhalte und Qualitätsstandards zu entwickeln.
Vortragsfolien und Anleitung. Damit können Sie ein in- Zahlreiche Expertenworkshops rund um den Tag der
teressantes Programm für Ihre Teilnehmer gestalten. Wir Rückengesundheit sowie Kooperationen mit renommier-
wünschen viel Spaß und Erfolg damit. bdr-ev.de/intern ten Firmen bilden die Basis für einen intensiven Erfahrungs-
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Die BdR ter Regie des BdR entstand ein interdisziplinäres Netzwerk
aus besonders qualifizierten Rückenschullehrern.
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Der BdR engagiert sich besonders stark für die Fortent-
2015 wicklung der Neuen Rückenschule und setzt sich wirk-
sam für die Interessen der Rückenschullehrer bei Kran-
Die BdR Stützpunkte bieten Ihnen ein hochqualitatives kenkassen und Berufsgenossenschaften ein.
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finden Sie in unserem Internetauftritt unter: Wissenswertes
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erweitert den Service nach“. Die von uns lizenzierten finden Sie auf
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sich neu resse an einer Kooperation? Dann kontaktieren Sie uns.
Bundesverband deutscher Rückenschulen (BdR) e. V.
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ckenschule entwickelte sich unter Mitwirkung des BdR Telefon 0511-350 2730 oder info@bdr-ev.de
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Heft 3 erscheint im September 2015

Leitthema:
Therapeutisches Klettern

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• Aus der Praxis
Redaktionsschluss
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Heft 3/2015: 15.07.2015
• Bücher und Medien Heft 4/2015: 15.10.2015
Heft 1/2016: 15.01.2016

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