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TECHNIK DER MASSAGE

BESONDERHEITEN DER SPORTMASSAGE

Skript der Universität Bayreuth (Prof. Dr. Buskies)

Skript von Ayurvedica & Friends überarbeitet (Oliver Schill/Masseur & Ayurveda Therapeut)

VORWORT

Vorliegendes Skript wurde speziell für den Massagekurs der Universität Bayreuth zusammen gestellt und die
begrenzten Lehrstunden angepasst. Aufgrund der vielen Behandlungstechniken wie auch der umfangreichen
Ausbildung zum Masseur oder Physiotherapeuten stellt das vorliegende Skript lediglich eine Einführung in die
Massage bzw. Sportmassage dar. Es sei darauf hingewiesen, dass der Kurs das erste Basiswissen über die physi-
kalischen Zusammenhänge, anatomischen Grundkenntnisse und erster Behandlungsmuster vermittelt.
Solltet Ihr weiterführende Ausbildungen im Bereich Massagen, Wellness oder Therapien wünschen, sprecht
Euren Kursleiter auf die Möglichkeiten an.
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I. ALLGEMEINE MASSAGELEHRE

Massage ist eine effektive Maßnahme zur Unterstützung der sportlichen Leistungsfähigkeit im Trainingsprozess
oder bei der Genesung einer Sportverletzung. Neben zahlreichen positiven Wirkungen auf die Muskulatur för-
dert sie auch das allgemeine Wohlbefinden und bietet tiefgreifende Entspannung. Darüber hinaus kommt der
Massage auch im Rahmen der Rehabilitation bei alten Sportverletzungen eine entscheidende Bedeutung zu.

In der klassischen Massage gibt es Regeln zu beachten, die den Erfolg einer optimalen Behandlung vorausset-
zen. Grundlegend entstehen zwei Bereiche, in denen jeweils der Behandler auf gewisse Mechanismen und
Prinzipien achten muss. Zum einen ist dies der Bereich des Patienten (nachfolgend oft Gast genannt), zum an-
deren der Bereich des Behandlers selbst. In beiden Bereichen trägt der Behandler die Verantwortung vor, wäh-
rend und nach der Anwendung.

Der Behandler sollte sich vor der Anwendung im Klaren sein, in welchem Gebiet des Körpers oder der Psyche er
arbeitet. Anatomische Kenntnisse sind zwingend erforderlich und eine konkrete Einschätzung des Gesundheits-
zustandes des Gastes ist ebenfalls bindend.

Daher geht jede Anwendung vorab mit einer Befragung (Anamnese) des Gastes einher.

Weiter führt der Behandler den Patienten durch die Behandlung/en, erklärt vor der Therapie dem Gast den
Ablauf der Prozedur und gibt während der Behandlung klare Anweisung, wie sich der Gast während der jeweili-
gen Anwendung verhalten soll. Der Gast selbst unterstützt in manchen Anwendungen sogar die Behandlung
und überführt mit dem Behandler die Anwendung in seine Maxime.

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II. GRUNDSTÄTZLICHES ZUR MASSAGEBEHANDLUNG

1. Massageraum

Der Massageraum sollte hell, freundlich, sauber und gut gelüftet sein. Wichtig ist, dass der Massageraum eine
Zimmertemperatur von mindestens 24 Grad hat. Bei manchen Anwendungen erhöht sich die Zimmertempera-
tur auf bis zu 27 Grad. In jedem Fall geht es bei der Behandlung oder Anwendung nur um den Gast und sein
Temperaturempfinden, nicht um das Temperaturempfinden des Behandlers. Es kann also sein, dass es dem
Behandler zu warm ist, der Gast jedoch die Raumtemperatur als angenehm empfindet.

Der Raum sollte genügend Platz für die Massagebank vorweisen. Dabei hat sich eine Mindestraumgröße von 20
qm als praktisch erwiesen. Im Behandlungsraum sollten sich nur die Gegenstände befinden, die für die Anwen-
dung oder Massage benötigt werden.

TIPP: Kümmert Euch vor der Behandlung um den Massageraum, in dem Ihr 30 min vorher den Raum aufberei-
tet und für die Anwendung/Massage vorbereitet. Setzt ggf. einen Warmlüfter ein, sollte der Behandlungsraum
zu kalt sein. Arbeitet bei Gästen die stark frieren ggf. mit einer Wärmflasche. Auch Decken und Handtücher
müssen im Raum für die Behandlung bereit gestellt werden. Sie gehören zu Behandlung und sollten ebenfalls
„warm“ sein.

2. Massagebank

Die meisten Massagebänke in der Praxis sind Höhenverstellbar, verfügen über einen Nasenschlitz und ein kipp-
bares Kopfteil. Die Massagebank ist der Arbeitsplatz, der je nach Körpergröße, Gewicht des Gastes und der
Behandlung jeweils neu eingestellt werden sollte, damit eine optimale Voraussetzung für die Behandlung erfol-
gen kann.

TIPP: Kennt ihr die Massagebank nicht, dann überprüft vor der Behandlung alle Funktionen. Manche Massage-
bänke verfügen über eine elektronische Steuerung, mit der Ihr euch vertraut machen solltet.

3. Hand des Behandlers

Jede Massage sollte wie bereits erwähnt mit dem Impuls „Warm“ begonnen werden. Daher spielt die Hand-
temperatur des Behandlers eine wichtige Grundlage für den Erfolg einer guten Behandlung. Die Hände des
Behandlers sollen daher nicht am Gast während der Massage „aufgewärmt“ werden.

Die Hände und Unterarme des Behandlers sollten „frei“ sein und Dinge wie Armbänder, Ringe, Uhr, Pulli etc.
vor der Behandlung abgelegt werden.

Die Hand des Behandlers sollte gepflegt, ansehnlich und trocken sein. Die Fingernägel sollten kurz geschnitten
und gefeilt sein. Vor jeder Behandlung müssen die Hände gründlich gewaschen und auch desinfiziert werden.

Besonders für Raucher gilt eine besondere Achtsamkeit bei allen Behandlungen. Bitte die Finger sorgfältig von
Gerüchen befreien. Die Hände und Finger müssen gebürstet werden.

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TIPP: Bei kalten Händen empfiehlt sich, die Hände solange in warmes Wasser zu stecken, bis die Hände wirklich
warm sind. Bei eiskalten Händen bitte zusätzlich eine Wärmflasche verwenden.

Raucher sollten Ihre Hände nach der Waschung und Bürstung zusätzlich mit Olivenöl mindestens für 3 min.
„waschen“. Danach nochmal die Hände mit Seife reinigen.

4. Bekleidung des Behandlers

Als Oberteil genügt ein T-Shirt oder Polo-Shirt. Die Bekleidung der Beine kann ein spezielles Massagekleid oder
Massagehose sein. Auch kann eine passende Jogginghose verwendet werden. Als Schuhe empfehlen sich Bir-
kenstock oder Joggingschuhe.

Das Erscheinungsbild sollte klassisch und/oder sportlich sein. In jedem Fall ansehnlich.

TIPP: Solltet Ihr mehrere Behandlungen an einem Tag geben, dann nehmt bitte eine Garnitur an Kleidung extra
mit, damit Ihr ggf. das Oberteil wechseln könnt, falls es verschwitzt ist. Verwendet auch ein Deodorant o.ä.
wenn es erforderlich wird. Spätestens dann, wenn Kollegen oder der Gast Euch darauf anspricht.

5. Der Umgang mit dem Gast/Patienten

Massage findet in einen sehr privaten, persönlichen Bereich statt. Da sich der Behandler und Gast meist nicht
kennen, sollte man verstehen, dass sich der Gast in fremde Hände begibt. Daher ist eine Diskretion und eine
natürliche Distanz erforderlich. Viele Gäste und Patienten kämpfen unabhängig des Alters mit einem subjektiv
unnötigen Schamgefühl.

Während allen Behandlungen decken wir immer den Genital- und Brustbereich (bei der Frau) des Gastes mit
einem kleinen Handtuch ab.

Die Praxis zeigt, dass manchen Patienten gerne eine unbewusste Abwehrspannung während der Behandlung
aufbauen. Es liegt im Geschick des Behandlers, diese Abwehrspannung durch einen natürlichen Umgang mit
dem Gast zu neutralisieren.

TIPP: Sollte die Scham bei Gästen auffällig sein, dann erklärt dem Gast im Behandlungsraum, was er alles able-
gen soll. Auch wie und in welcher Richtung er sich anschließend auf der Massagebank ablegt. Danach erklärt Ihr
dem Gast, dass Ihr „noch das Massagemittel holt“ und verschafft dem Gast so den Freiraum, sich in Eurer Ab-
wesenheit vorzubereiten und abzulegen. Gebt klare Kommandos und verhaltet Euch bei diesen Gästen selbst-
verständlich und möglichst natürlich.

6. Vorbereitung der zu massierenden Körperregion

Der Gast sollte vor der Massage geduscht sein, da die zu behandelnde Körperpartie sauber und trocken sein
sollte.

Alle Kleidungsstücke der zu behandelnden Körperregion müssen abgelegt werden. Es genügt nicht, die Kleider
zurück zu streifen, denn die zentral vom massierten Gebiet gelegenen Körperabschnitte dürfen durch Kleidung
nicht eingeschnürt oder beengt sein.

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Im Bereich von Hauterkrankungen, insbesondere eitrigen Hautentzündungen stellt die Massage eine zeitlich
begrenzte Kontraindikation dar (siehe Kontraindikationen im Anhang).

Bei Personen mit starker Körperbehaarung ist die Behandlung mit mehr Massagemittel durchzuführen oder die
Haare zu entfernen, da sonst die Möglichkeit einer Haarbalgentzündung gegeben ist. Haarbalgentzündungen
entstehen in den meisten Fällen durch falsches Massagemittel, zu kleinen Kreisungen und zu starkem Druck auf
die behaarte Hautoberfläche.

TIPP: Achtet darauf, dass die zu behandelnde Körperregion frei liegt, die benachbarte Körperregion ebenfalls
von Kleidungsstücken entfernt wurde. Ideal ist es, wenn der Gast möglichst wenige Kleidungsstücke trägt und
man den Gast lieber mit einem großen Leinentuch abdeckt, um eine Auskühlung zu vermeiden.

7. Die Lagerung des Gastes

Vor der eigentlichen Massagebehandlung muss der Behandler für eine optimale Lagerung des Gastes sorgen.
Nur wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, unter denen sich der Muskel entspannen kann, ist die positive
Wirkung der Massage zu erwarten. Als Grundregel gilt: Ursprung und Ansatz der Muskulatur sollten,- wenn
machbar angenähert werden.

Achtet darauf, dass dem Muskel alle Halte- und Stabilisierungsaufgaben abgenommen wird. Wenn möglich
sollen also die Gelenke, über die der Muskel zieht, fest aufliegen oder, wie bei der Einhandknetung von der
nicht massierenden Hand des Behandlers gehalten werden.

Zweite, ebenfalls wichtige Bedingung ist, dass bei der Lagerung für eine Annährung von Ursprung und Ansatz
des Muskels zur Mittelstellung des von ihm bewegten Gelenkes gewährleistet ist. Einen Muskel in gedehnten
Zustand massieren zu wollen, ist schon wegen der mangelnden Verformbarkeit ungünstig. Außerdem sind die
unnötigen Schmerzauslösungen, die Kapselspannung mindestens eines angrenzenden Gelenkes und die
schlechte Unterscheidungsmöglichkeit von verspanntem und umschrieben gespanntem Muskelgewebe als
zusätzliches Hindernis zu betrachten.

Als Lagerungsmaterial werden üblicherweise Rollen in verschiedener Größe, Keile und Kissen verwendet. In
Rückenlage werden Knierolle und in Bauchlage eine Fußrolle zum Einsatz gebracht. Bauchunterlage können bei
beleibteren Personen oder einer großen Oberweite verwendet werden.

Tipp: Fragt den Gast nach seiner natürlichen Liegeposition. Sie ist es, bei der er am meisten Entspannen und
Erholung findet. Nachdem sich der Gast für ihn bequem abgelegt hat, nehmt ihr die zusätzliche Lagerung vor.

8. Behandlungsdauer

In der Praxis treffen wir unterschiedliche Behandlungszeiten an. Es empfiehlt sich jedoch, bei einer Teilmassage
mindestens 25 Minuten zu gewährleisten. In seltenen Fällen trifft man in der klassischen Massage auch die
Ganzkörpermassage an. Hier wird eine Gesamtbehandlungszeit von 45 Minuten i.d.R. ausgegangen.

Tipp: Behandelt den Gast bei einer kürzeren Behandlungszeit mit Ruhe und hoher Aufmerksamkeit. Nicht die
Anzahl aller Behandlungsgriffe ist für eine qualitativ hochwertige Massage entscheidend, sondern die Behand-
lungsintensität und Eure Aufmerksamkeit zählen.

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9. Behandlungsmittel

In den meisten Massagepraxen werden heute leider die kostengünstigen, synthetischen Öle verwendet. Sie
werden zwar von vielen Gästen gut toleriert und weisen auch eine gute Gleitfähigkeit auf, jedoch kann ohne
Probleme auf natürliche Öle gewechselt werden.

In wenigen, guten Praxen oder Gesundheitszentren greift der Therapeut auf ein weit gefächertes Angebot an
Therapie- oder Heilölen zurück.

Als Massagemittel treffen wir in der Praxis auf folgende Präparate:

- Synthetisch, industrielle Massageöle

- Natürliche Therapie- oder Heilöle

- Massagecremes

- Puder (Talcumpuder)

- Sonstige Behandlungsmittel wie Peelings, Kräuteröle, Aromaöle und Essenzen

Als Sportmassageöl empfiehlt es sich, Massagemittel mit einer beruhigenden und ehr kühlenden Wirkung aus-
zuwählen.

Tipp: Alle essbaren Öle können jedem synthetischen Massageöl vorgezogen werden. Als Basis kann immer
Oliver- oder Kokosöl für die Therapie zum Einsatz kommen. Dem Therapie-Öl kann Eukalyptus oder geringe
Mengen an Kampfer eingekocht werden, um eine kühlende Wirkung zu erzeugen.

10. Massagezubehör & Utensilien

Für eine klassische Sportmassage werden ein Laken und zwei kleine Handtücher benötigt, wobei je Gast aus
denknotwendig hygienischen Gründen stets frische Handtücher zum Einsatz zu bringen sind (Hygienevorschrif-
ten).

Als weitere Utensilien können beispielsweise spezielle Unterlagen aus Folie zum Einsatz kommen. Auch Massa-
gehölzer oder Massageseile sind bei professionellen Therapeuten anzutreffen. Auch können Reisbeutel (medi-
ziniertes Pinda Sveda) oder Hitzekissen ihre Verwendung finden.

Tipp: Haltet in jedem Fall immer genügend frische Handtücher bereit. Sie dienen zum Abdecken von Körperre-
gionen und auch als Lagerungshilfe.

Bedenkt vor der Behandlung, welche Utensilien ihr für die Behandlung benötigt. Ständiges Verlassen des Mas-
sageraumes ist unprofessionell.

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III. WIRKUNG DER KLASSISCHEN MASSAGE

In Europa spricht man von der klassischen Massage dann, wenn die Muskulatur eines Körpers behandelt wird.
Der Begriff „schwedische Massage“ taucht in diesem Zusammenhang ebenfalls auf.

Die klassische oder schwedische Massage hat nach mehrmaliger Anwendung zahlreiche medizinische Einflüsse
auf Körper und Psyche. Sie nimmt positiv Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel und den Kreislauf.

Es setzt Entspannung und Wohlbefinden im Körper und der Psyche des Gastes ein. Die klassische Massage wirkt
sich auch auf die inneren Organe aus.

Schlackenstoffe werden durch die klassische Massage aus dem Gewebe (Muskel und Haut) ausgeschwemmt.
Bestehende Schmerzen werden gelindert und Verkrampfungen lösen sich. Die klassische Massage wird von der
Schulmedizin anerkannt und wird aufgrund der positiven Wirkung auf den Körper seit langem von Ärzten ver-
ordnet.

Bei medizinischer Notwendigkeit übernehmen die Krankenkassen meist die Kosten der klassischen Massage.
Sie ist grundsätzlich in den Leistungsangeboten der meisten Krankenkassen enthalten.

Die Wirkungen der Massage, die am Ort der Anwendung auftreten, sind lokale Wirkungen; solche die entfernt
davon auftreten, bezeichnet man als Fernwirkung oder auch zentrale Wirkung.

Lokale Wirkung der Massage

1. Während der Massage kommt es zu einer Verdoppelung der Durchblutung durch die Kapillarweitstel-
lung bzw. Kapillaröffnung. Im Vergleich hierzu kommt es z.B. beim Einlaufen (Warm-Up-Phase) oder
Auslaufen (Cool-Down-Phase) zu einer sechsfachen Durchblutungssteigerung. Hieraus wird ersichtlich,
dass Massage allein ein Aufwärmtraining bzw. die aktive Erholung nach dem Trainingsende nicht er-
setzen kann, sondern einen ergänzenden Charakter besitzt.

2. Durch den mechanischen Druck und die herzwärts gerichtete Massage wird der Blutdurchstrom ver-
bessert und der Abtransport von Stoffwechselprodukte beschleunigt. Beide Faktoren, Durchblutungs-
steigerung und mechanischer Druck Richtung Herz verbessern die Ernährungs- und Stoffwechselstimu-
lation des Muskels.

3. Ziel der Sportmassage ist es, den Muskeltonus entweder zu senken oder zu heben. Wird der Muskel-
tonus gesenkt, dann spricht man von der „detonisierenden Wirkung“ der Massage. Wird der Muskel-
tonus bei der Massage erhöht, dann bezeichnet man es „tonisierende Massage“. In der Regel zielen
wir bei der Sportmassage auf die entspannende - also detonisierende Wirkung der Massage ab.

Ein stark erhöhter Muskeltonus erzeugt einen hohen Druck auf die Kapillaren, die dadurch zusammen-
gedrückt werden. Die Durchblutung ist behindert, das Stoffwechselangebot reduziert. Somit ist auch
die Energiebereitstellung erschwert. Der Muskel ermüdet schneller, neigt zur Verkürzung und Krämp-
fen. Nur ein lockerer und dehnfähiger Muskel kann Höchstleistung erbringen. Durch eine Abnahme
des Muskeltonus durch Massage wird die Leistungsfähigkeit verbessert und die Versorgungsbedingung
im Muskel optimiert. Bei Sportlern mit sehr geringem Muskeltonus (kommt sehr selten vor) kann
durch eine harte Massage der Tonus erhöht werden (tonisierende Wirkung der Massage), was z.B. für
Schnellkraftdisziplinen (z.B. 100 Meter Lauf) wichtig ist, in denen eine Grundspannung Voraussetzung
für Spitzenleistung ist.

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4. Die Massage wirkt jedoch nicht alleine auf die Muskulatur ein, sondern auch auf die Gelenke, Bänder
und Sehnen. Auch bei diesen Strukturen werden die Durchblutungs- und Versorgungsverhältnisse und
somit der Stoffwechsel verbessert.

Zentrale Wirkung der Massage

Durch eine entsprechende Massage kommt es zu einer vegetativen Umstellung von Sympathikotonie zu
Parasysmpathikotonie. D.h. von Leistungssteigerungen zu Ruhebedingungen. Der Sportler wird insgesamt ruhi-
ger und entspannter, was sich in einer vertieften und verlangsamten Atmung, sowie eine Abnahme der Herz-
frequenz dokumentiert. Je größer der Anteil der massierten Körperfläche ist, desto stärker ist der psychische
Effekt.

Ganzheitliche Massage oder Therapien zielen meist auf die zentrale Wirkung einer Massage ab. Im Ayurveda
(indische Medizin) beispielsweise kommen fast ausschließlich Ganzkörper-Öl-Massagen zum Einsatz. Diese
werden i.d.R. dann auch Synchron von zwei Therapeuten gleichzeitig verabreicht.

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IV. ÜBERSICHT DER HANDGRIFFE DER KLASSISCHEN MASSAGE

Für die Sportmassage sind die berufsspezifischen Handgriffe der klassischen Massage von zentraler Bedeutung.
Im Kern lehren wir in diesem Kurs die vier wichtigsten Techniken:

1. Streichungen (Effleurage): Sie bezieht sich nur auf die Hautoberfläche und wirkt nicht direkt in den
Muskel ein.

Wirkung: Weitstellung der peripheren Blutgefäße, Förderung des venösen und lymphatischen Rück-
stroms zum Herzen, lokale und zentrale Entspannung und Beruhigung durch feine Stimulierung sensib-
ler Nervenendigungen in der Haut.

2. Druckreibungen (Friktion): Sie geht durch die Haut hindurch und geht je nach Druck ca. 1-5 cm in den
Muskel ein.

Wirkung: Verbesserung der Durchblutung, Förderung des Stoffwechsels und Lösung von Verhärtungen
der Muskulatur. Starke Wirkung auf Muskeln- und Bänderübergänge des Gewebes.

3. Knetungen (Petrissage): Bezieht die Haut, die Muskeln und die Bänder mit ein. Sie wirkt Gesamtheit-
lich auf den Muskel ein.

Wirkung: Verbesserung der Regeneration der Muskeln, Durchblutungsfördernd, Verbesserung des Ab-
transport von Schlackenstoffe im Gewebe, Lockerung des Muskelgewebes, Senkung des Muskeltonus
bei weichen Knetungen und Steigerung bei harten Knetungen.

4. Schüttelungen (Vibration): Handgriffe, die ganze Muskelgruppen mit in die Behandlung einbeziehen.
Sie eignen sich besonders zur Lockerungen der Muskeln und Bänder.

Wirkung: Entspannend und lockernd, löst „Verklebungen“ des Gewebes, schnelle Regeneration und
Erholung des Muskels, Fördert schnelle Durchblutung.

Ferner gehören zur Massage ebenfalls nachfolgende Handgriffe:

5. Klopfungen: Handgriffe, die auf Muskelgruppen,- aber auch auf einzelne Muskeln eingehen. Sie eige-
nen sich zum Tonisieren der Muskulatur. Auch findet diese Technik bei Erkältungskrankheiten (Prob-
leme beim Abhusten) oder psychischen Erkrankungen (Depressionen) seine Anwendung.

6. Unterhautfaszienstriche (Bindegewebsmassage): Handgriffe, die der Ebene der Faszien wirken


(Schaltwege des Nervensystems und der Muskulatur [Spezialkurs notwendig]).

7. Lympchdrainage: Handgriffe, die sich auf das lymphatische System des Körpers beziehen und stark
Wasser- und Eiweißlasten des Lymphsystem ab transportieren (Spezialkurs und meist Wickelung not-
wendig).

8. Reflexzonenmassage: Handgriffe, die auf energetische Bahnen des Körpers wirken. Am meisten be-
kannt ist die Fußreflexzonenmassage, aber auch die sog. Marma-Punkte Therapie.

9. Sondergriffe: Es gibt neben den genannten Behandlungsgriff noch einige Handgriffe in der Massage,
auf die wir im Rahmen des Sportmassage Kurses (begrenzte Zeit) nicht näher eingehen können.

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V. AUSFÜHRUNG DER KLASSISCHEN MASSAGE

BLOCK 1 – Vorbereitung des Behandlungsraumes und der klassischen Massage

Zunächst schafft der Therapeut die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Behandlung am Gast oder Pati-
enten in dem er den Massageraum und die Behandlung vorbereitet. Das Laken, die Handtücher und das Thera-
pie-Öl werden im Behandlungsraum in Position gebracht. Danach erfolgt die Anamnese.

BLOCK 2 – Anamnese oder Befragung des Gastes/Patienten

Der Befund des Gastes entscheidet über die Wahl der Therapie und der zu verabreichenden Massage. Die
Anamnese ist die professionelle Erfragung von medizinisch potenziell relevanten Informationen durch einen
heilberuflich Tätigen (Arzt und/oder Therapeuten), bei der entweder der Patient selbst antwortet (Eigenanam-
nese) oder eine dritte Person (Fremdanamnese). Die Anamnese ist eine wesentliche Säule der Diagnosestellung
und kann unter anderem Fragen nach Vorerkrankungen und Allergien, familiären Erkrankungen, Beruf, Medi-
kamenteneinnahmen, Risikofaktoren; im weitesten Sinne beinhaltet dies auch das Sexualverhalten, Reisever-
halten und subjektiven Beschwerden.

BLOCK 3 – Grundsätzliche Durchführung der klassischen Massage

Nachdem der Gast auf der Massagebank liegt und die Lagerung mit den Lagerungsmaterialien abgeschlossen
ist, beginnen wir mit dem Auftragen des Therapie-Öles auf die zu behandelnde Körperregion.

Alle Massagegriffe werden in der westlichen Medizin immer „herzfern“ begonnen und die Griffe immer „her-
zwärts“ durchgeführt. Das Tempo der Massagegriffe wird in der Branche auch die „Reisegeschwindigkeit“ ge-
nannt. Je langsamer die Griffe ausgeführt werden, umso höher ist der Entspannungseffekt (detonisierende
Charakter der Massage). Schnelle Griffe kommen dann zum Einsatz, wenn das Ziel der Behandlung eine starke
Belebung des Körpers/Psyche hat (tonisierende Charakter der Massage).

Der Gast kommt, weil er meist Schmerzen in einer betroffenen Körperregion hat. Oft nimmt er eine sichtbare
Abwehrhaltung bei der Berührung der betroffenen Region ein. Es liegt wiederum im Geschick des Therapeuten
die Abwehrhaltung des Gastes zu senken und keine Verstärkung des Schmerzes zu verursachen (dies gilt insbe-
sondere bei den ersten zwei Behandlungssitzungen).

BLOCK 4 – Ende der Massage

Am Ende der Behandlung erhält der Gast eine Nachruhe. D.h. wir beenden die Massage mit Streichungen und
„verabschieden“ uns dadurch vom Körper, decken die betroffene Körperregion mit einem Laken oder großen
Handtuch ab und lassen den Gast für mind. zehn Minuten alleine nachruhen.

Es taucht immer wieder die Frage auf, ob zur Behandlung oder der Nachruhe „Entspannungsmusik“ eingespielt
werden soll/kann. Die Praxis zeigt, dass kein zusätzlicher Reiz die beste Wahl ist und dadurch ein Selbsthei-
lungsprozess ohne weiteres Zutun aktiviert wird.

Nach der Ruhephase wird der Gast langsam aus der Ruhe/Stille geholt.

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VI. BEHANDLUNGSKONZEPTE/MUSTER

Nachfolgend werden die Rücken,- Bein- und Armbehandlung näher beleuchtet. Vorliegendes Behandlungskon-
zept oder Muster ist für Einsteiger konzipiert, um eine professionelle Behandlung zu gestalten.

Die gezeigten Handgriffe im Sportmassage-Kurs können vom vorliegenden Skript abweichen und auch jeweilig
ergänzt werden.

Die Handgrifftechniken Streichung, Friktion, Knetung und Schüttelungen können an den Muskeln je nach Kör-
perregion universell eingesetzt werden. Es bietet sich an und ist zwingend notwendig, die erlernten Handgriffe
nach dem Kurs mehrmals zu üben.

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BEHANDLUNG DES RÜCKENS

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BEHANDLUNG DER BEINE

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BEHANDLUNG DER ARME

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VII. KONTRAINDIKATIONEN

Kontraindikationen stellen Krankheitszustände des Gastes/Patienten dar, in denen der Therapeut nicht oder
nur begrenzt tätig werden darf. Man unterscheidet hier zwischen generellen und zeitlich begrenzten Kontrain-
dikationen. Nachfolgend eine Übersicht und Zusammenstellung der wichtigsten Krankheitssituationen, in den
wir nicht oder nur unter präziser Anweisung des Arztes behandeln dürfen:

Generelle Kontraindikationen

• Thrombophlebitis (akute Thrombose und Entzündung von oberflächlichen Venen).

• Arterielle Embolie (teilweisen oder vollständigen Verschluss eines Blutgefäßes durch mit dem Blut ein-
geschwemmtes Material).

• Auftreten von neuralgischen Ausfallerscheinungen (dazu zählen u.a. der Schlaganfall, Schädel-
Hirntrauma, Hirnhautentzündungen, Epilepsie oder auch plötzlich auftretender, heftiger Kopfschmerz)

• Plötzliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes (Entstehung einer Erste Hilfe Situation vor oder
bei der Behandlung z.B. Kreislaufversagen, heftiger Kopfschmerz, plötzlich, ungewöhnliche Schmerzen
in den Extremitäten etc.).

• Jede Form der Entzündung (das Anzeichen einer Aktivierung des Immunsystems. Krankheitserreger
oder Giftstoffe befinden sich im Gewebszellen. Die Fachbegriffe für Entzündungen werden meist ge-
bildet, indem die Endung –itis gesetzt wird).

• Akute Verletzungen (offene Wunden, frische Operationsnarben, Zerrungen und/oder Muskel- und
Sehnenrisse. Besonders nach einer Sportverletzung z.B. dem Abriss der Achillessehen).

• Gefäßerkrankungen (wie Z.B. Krampfadern [knotig-erweiterte oberflächliche oder tiefe Venen]).

• Tumorleiden (eine Behandlung erfolgt nur nach Freigabe des Arztes).

• Infektionskrankheiten (eine Behandlung erfolgt nur nach Freigabe des Arztes).

• Pilzerkrankungen (eine Behandlung erfolgt nur nach Freigabe des Arztes).

Zeitlich begrenzte Kontraindikationen

• Nach Kniegelenksoperationen (4-8 Wochen je nach Befund).

• Nach Frakturen im Bereich der Extremitäten (4–12 Wochen je nach Befund).

• Nach Frakturen der Wirbelsäule (3-6 Monate je nach Befund).

• Nach Endoprothesen Operationen (6-10 Wochen je nach Befund).

• Nach Bandscheiben Operationen (4-8 Wochen je nach Befund).

• Nach Skoliosen Operationen (bis zu einem Jahr je nach Befund).

• Nach Platten- oder Schraubenversorgung von Frakturen (3-6 Wochen je nach Befund).

• Bei starken und heftigen Menstruationsbeschwerden


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Hinweis

Behandlung von Muskelkader

Im Sport gehört der Muskelkader zu einer häufigen Erscheinung, speziell nach intensiven Trainingseinheiten.
Eine klassische Massage kann hier sehr hilfreich sein, den Genesungsprozess zu aktivieren. Jedoch werden beim
klassischen Muskelkader alle Handgriffe sehr sanft, leicht und langsam ausgeführt. Der Begriff „Wohl-Wehe“ ist
eine Wortschöpfung, die den Zustand ganz gut beschreibt. Betroffene, die gerade an einem starken Muskelka-
der haben, genießen die Massage an den betroffenen Stellen, akzeptieren weiche Grifftechniken und das wohl-
tuende Massageöl.

Behandlungen von verhärtetem Muskelgewebe

Hat ein Gast/Patient nach einem intensiven Trainingszeitraum verhärtete Muskeln, empfiehlt es sich, dem
Muskel eine Pause zu gönne. Die klassische Sportmassage kann hier zur Unterstützung des Genesungsprozes-
ses eingesetzt werden. Leichte und sanfte Griffe lockern das Gewebe. Meist sind jedoch mehrere Massageter-
mine notwendig, um die Verhärtung aus der Muskulatur zu entfernen.

Ergänzend wirken sich warme Teilbäder oder der Besuch in einer Therme sehr positiv auf die erschöpfte Mus-
kulatur aus.

VIII. NÜTZLICHE BONUSINFORMATIONEN

1. Die „Heiße Rolle“

Ein sehr einfaches Mittel, wärme in die Muskulatur des Gastes zu bringen ist die sogenannte „Heiße Rolle“. Die
heiße Rolle ist eine physikalische Anwendung aus der Wärmetherapie. Sie bietet die Möglichkeit der lokalen
Wärmeapplikation mit gleichzeitigem Massageeffekt.

Der Therapeut behandelt mit einer Rolle, die er vorher aus zwei bis drei kleinen Handtüchern trichterförmig
aufgerollt und dann mit sehr heißem bzw. kochendem Wasser durchtränkt hat.

Mit kurzen, aber kräftigen Druckbewegungen wird nun die heiße Rolle an die gewünschte/n Stelle/n des Kör-
pers aufgetragen. Da die Rolle aus mehreren Schichten besteht, werden diese immer wieder abgerollt und die
gespeicherte, feuchte Hitze kann aufgetragen werden.

An den behandelten Körperstellen kommt es zu einer deutlichen Mehrdurchblutung. Durch die gut steuerbare
Intensität der Anwendung hat der Patient / die Patientin nur eine geringe Kreislaufbelastung mit hoher Wirk-
samkeit.

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2. Behandlung des Kopfes und des Gesichtes

Am Kopf und im Gesicht werden nur Streichungen und sehr leichte Friktionen eingesetzt. Knetungen, Schütte-
lungen und auch harten Friktionen bleiben aus.

Als Therapie-Öl kann für die Kopfhaut und Haare Kokosöl verwendet werden. Für das Gesicht empfiehlt sich
Oliven- oder Sesamöl ohne chemische Zusätze.

Kopfbehandlung: Flächige Streichungen mit beiden Händen. Flächige Streichungen in Form einer Acht.

Ohrenbehandlung: Daumen/Zeigen- und Mittelfinger Streichungen. Daumenausstreichung der Ohrmuschel.

Gesichtsbehandlung: Flächige Streichungen mit flachen Händen. Daumenstreichungen auf den mimischen
Muskeln des Gesichts.

Nackenbehandlung im Sitzen: Hier kommen Streichungen und auch Fristionen zum Einsatz.

3. Behandlung von Kopfschmerz und Überlastung des Gehirns (Unruhe- und Angstzustände): Warmes
Oliven-, Sesam- oder Ghee Öl kann verwendet werden.

Man nehme einen kleinen Topf, erwärme das Therapie-Öl und bringe es auf die Kopfhaut auf. Die Streichungen
des Kopfes kann mit sehr langsamen Strichen für 20 Minuten gegeben werden. Auch bei der Selbstmassage
empfiehlt sich dieses Vorgehen.

Danach wird der Kopf mit einem Tuch bedeckt und die Haare erst nach min. 2 Std. gewaschen. Bitte darauf
achten, dass der Konsum von Fernsehen und auch sozialen Netzwerken in der Nachruhezeit eingestellt wird.
Idealerweise legt sich der Gast ins Bett (hier dann zusätzlich 2 Handtücher auf das Kopfkissen legen). Auch kann
der Gast dann vor dem Zubettgehen diese Anwendung an sich selbst durchführen und die gesamte Nacht mit
dem Öl am Kopf schlafen.

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IX. LITERATURHINWEIS

Sinnvolle Massagebücher:

Technik der Massage: Kurzlehrbuch (Physiofachbuch) von Ulrich Storck

Massage-Anatomie: Die richtigen Techniken, um Verspannungen zu lösen von Abby Ellsworth

Sinnvolle Bücher über Ayurveda:

Die Körperseele von Deepak Chopra

Aufbruch zur Stille von Dr. Ulrich Bauhofer

X. WWW.AYURVEDICA.DE - Webseite für Interessierte

Unter www.ayurvedica.de findet Ihr weitere Informationen zu Anwendungen und Massagen. Wir bieten pro-
fessionelle Ausbildungen im Ayurveda und in der ganzheitlichen Medizin an.

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