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ABGREIFEN

ab·grei·fen, Präteritum: griff abk, Partizip II: ab·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [ˈapˌɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen

[1] (mit der Hand) untersuchen

[2] Zugriff auf etwas haben oder sich Zugriff verschaffen und dann darüber (unerlaubterweise zum
eigenen Vorteil) verfügen

[3] durch Gebrauch abnutzen/abgenutzt werden

[4] jemanden in Gewahrsam nehmen

[5] ein Längenmaß eines Objektes markieren (zum Beispiel an einem Band/Stift oder mit einem
Zirkel, den Fingern) und übertragen, um dort weiterzuarbeiten

[6] Elektronik: an Kontaktpunkten Signale oder Spannungen registrieren; feststellen, dass sie
existieren

Herkunft

Derivation (Ableitung) zum Verb greifen mit dem Derivatem ab-

Beispiele

[1] Die Krankengymnastin greift das verletzte Kniegelenk ab.

[2] Was tun Sie, wenn Online-Kriminelle Ihre Daten abgegriffen haben?

[3] Die Eingangstür wird jährlich von tausenden Besuchern abgegriffen.

[4] Sie haben ihn gleich am Eingang abgegriffen und in einen dunklen Kombi verfrachtet.

[5] Man wird mit Hilfe der hier gegebenen Anweisung auch jede andere Abmessung der Figurine
leicht abzugreifen im Stande sein.

[6] „Wir horchen mit unseren Geräten sehr, sehr tief in das Universum hinein und es ist uns durch
einen ungeheuren Zufall geglückt zu erkennen, dass wir das empfangene Signal direkt an seinem
Sender abgegriffen haben.“

ANGREIFEN

An·grei·fen, Präteritum: griff an, Partizip II: an·ge·grif·fen


Aussprache

IPA [ˈanˌɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen

[1] transitiv: verbal oder physisch jemanden oder etwas attackieren

[2] transitiv: eine These zu falsifizieren oder eine Meinung zu widerlegen suchen

[3] transitiv, Süddeutschland, Österreich: jemanden oder etwas anfassen/berühren

Herkunft

Von mittelhochdeutsch anegrīfen/angrīfen, althochdeutsch anagrīfan „berühren“, „Hand an etwas


legen“

Beispiele

[1] Die Kreuzritter griffen die unbewaffneten Andersgläubigen an.

[1] „Armeetruppen griffen die Millionenstadt Regimegegnern zufolge mit Kampfhubschraubern an.“

[3] Wir sitzen im Trooper, und es ist so gegen vier Uhr am Morgen, nur noch Geladene sind da, und
auch der Generaldirektor, der um Gottes Willen kein Generaldirektor ist, sondern vielleicht ein
Aufseher oder so etwas, und der will, was er immer will, nämlich mir den Busen angreifen, weil der
angeblich eine Sonderklasse ist.

AUFGREIFEN

Auf·grei·fen, Präteritum: griff auf, Partizip II: auf·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [ˈaʊ̯ fˌɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen

[1] (Personen) wahrnehmen und mitnehmen

[2] (ein Thema) wieder behandeln

[3] vom Boden in die Höhe heben

Beispiele

[1] „Die griechische Küstenwache hat im Süden der Insel Mykonos ein Boot mit 38 Flüchtlingen
aufgegriffen.“
[2] „‚Ich will weg von dem großen, individuellen Künstlerbegriff, weil ich der Ansicht bin, dass
zentrale Themen gemeinsam aufgegriffen, diskutiert und gestaltet werden müssen‘, sagt der 48 Jahre
alte Leiter des Nürnberger Papiertheaters.“

BEGREIFEN

Be·grei·fen, Präteritum: be·griff, Partizip II: be·grif·fen

Aussprache

IPA [bəˈɡʁaɪ ̯fn̩]

Bedeutungen

[1] etwas oder jemanden mit dem Verstand erfassen

[2] in sich begreifen: etwas umfassen, beinhalten

Synonyme

[1] durchdacht haben, durchdringen, erfassen, kapieren, nachvollziehen, verstehen

[2] aufweisen, beinhalten, einbegreifen, enthalten, umfassen

Gegenwörter

[1] missverstehen

[2] entbehren

Beispiele

[1] Der Junge benötigt noch etwas Zeit, bis er die Rechenart wirklich begreift.

[1] Der Junge begreift schnell.

[1] „Das Publikum im Saal begriff sofort und applaudierte.“

[1] „Die Linguistik sollte dies als Chance begreifen und sich in den entsprechenden öffentlichen
Diskursen mit ihrem Fachwissen vernehmlich zu Wort melden.“

[1] „Für Schweitzer bedeutet es, ein geistiger Abenteurer zu sein, wie die Welt sie nötig hat, wenn
man die Fähigkeit entwickelt, sein Vorhaben nicht als etwas Außergewöhnliches, sondern als etwas
Selbstverständliches zu begreifen, bei dem man nur seine Pflicht erfüllt.“

[1] Ein einmal wirklich begriffenes Konzept kann man dann immer wieder verwenden.

[2] Goethes Werk begreift eine ganze Epoche in sich.

DURCHGREIFEN
Durch·grei·fen, Präteritum: griff durch, Partizip II: durch·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [ˈdʊʁçˌɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen

[1] jemand greift durch etwas durch: durch etwas, beispielsweise eine Öffnung / ein Loch, die Hand
stecken und zupacken

[2] jemand greift durch: streng und energisch Maßnahmen ergreifen; ein Verhalten in eine Richtung
zwingen

Synonyme

[1] hindurch fassen

Beispiele

[1] Mein Sohn hat durch den Zaun durchgegriffen und eine Apfel aus Nachbars Garten geklaut.

[1] „Kannst Du durch den Spalt da durchgreifen?“

[2] Die Polizei griff bei der Demonstration hart durch.

[2] Nach der Machtergreifung griffen Hitlers Schergen hart durch und verhafteten oder ermordeten
tausende politische Gegner, wie Kommunisten, SPDler und Gewerkschafter.

[2] Chinesische Politiker haben dazu aufgerufen die Polizeikontrollen in der Region zu verstärken und
angekündigt, man werde hart gegen den „Terrorismus“ in der Region durchgreifen.

[2] Angesichts der noch immer immensen [spanischen] Staatsschulden wird die neue
Finanzministerin María Jesús Montero hart durchgreifen müssen.

[2] Das Thema sorgt schon seit Jahren international für Empörung. Generalsekretär Guterres will jetzt
hart durchgreifen und den vielen Fällen von sexuellem Missbrauch [durch UN-Soldaten] einen Riegel
vorschieben.

[2] Wenn in bestimmten Milieus nach einem starken Führer gerufen wird, dann meistens in der
Hoffnung, ein Politiker möge endlich durchgreifen und effizient regieren, ohne demokratisches
Herumgerede.

EINGREIFEN

Ein·grei·fen , Präteritum: griff ein, Partizip II: ein·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [ˈaɪ ̯nˌɡʁaɪ ̯fn̩]


Bedeutungen

[1] eine Handlung oder Entwicklung (an der man nicht direkt beteiligt ist) lenken, stören oder
stoppen

[2] als ein herausstehendes Teil in die passende Öffnung eines anderen Teils hineingleiten

Herkunft

Derivation (Ableitung) des Verbs greifen mit dem Präfix ein-

Synonyme

[1] einschreiten, dazwischentreten

Beispiele

[1] Hätte man nicht rechtzeitig eingegriffen, wäre es zu einer Katastrophe gekommen.

[1] Wenn die Streitereien in der Mannschaft so weitergehen, wird der Trainer eingreifen müssen.

[1] „Sie dürfen auch nicht in die Programmautonomie von ARD und ZDF eingreifen.“

[1] „Der Angelsachse begnügte sich mit sprachlichen Korrekturen am Text der Vulgata, während der
Westgote tiefer in die textliche Gestaltung eingriff.“

[2] „William Spears Simpson erfindet die Simpson-Hebelkette, eine Konstruktion, bei der das
Kettenblatt an den inneren Bolzen und das Ritzel an den äußeren Bolzen der dreieckförmigen
Kettenglieder eingreifen.“

ERGREIFEN

Er·grei·fen, Präteritum: er·griff, Partizip II: er·grif·fen

Aussprache

IPA [ɛɐ̯ˈɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen

[1] anfassen, etwas direkt oder auch im übertragenen Sinne: in die Hand nehmen

[2] jemanden gefangen nehmen

[3] umsichgreifen, Raum einnehmen

Beispiele
[1] Blinde müssen sich die Welt ergreifen.

[1] Was schlagen Sie vor, welche Maßnahmen sollen ergriffen werden?

[1] „Sie ergriff die Hand, die er lächelnd nach ihr ausstreckte: kalt und feucht, die Finger schwach.“

[2] Die Polizei ergriff den Dieb am selben Tag.

[3] Das Feuer ergriff auch die Nachbargebäude.

[3] Plötzlich ergriff sie ein Gefühl der Panik.

VERGREIFEN

Ver·grei·fen, Präteritum: ver·griff, Partizip II: ver·grif·fen

Aussprache

IPA [fɛɐ̯ˈɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen

[1] reflexiv, nur „sich vergreifen an“: jemandem etwas Unzulässiges antun, etwas Unzulässiges mit
jemandem oder mit einer Sache tun

[2] reflexiv: etwas anderes als das Beabsichtigte anfassen

[3] nur Partizip II „vergriffen“, nur von Büchern und anderen veröffentlichten Medien: nicht mehr
lieferbar

Herkunft

[1, 2] greifen, mit Präfix ver- für fehlerhaft

Gegenwörter

[3] lieferbar, auf Lager, vorrätig

Beispiele

[1] Er vergriff sich an seiner Stieftochter.

[2] Sie vergriff sich und öffnete die Schublade mit den Dokumenten.

[2] Da habe ich mich leider im Ton vergriffen.

[3] Seitdem es Taschenbücher gibt mit ihren geringeren Lagerhaltungskosten, sind viel weniger Titel
beim Verlag vergriffen.
VORGREIFEN

vor·grei·fen, Präteritum: griff vor, Partizip II: vor·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [ˈfoːɐ̯ˌɡʁaɪ ̯fn̩]

Bedeutungen

[1] räumlich: die Hände nach vorne strecken und zufassen (greifen)

[2] etwas (unhöflicherweise, unklugerweise) zu einem früheren Zeitpunkt tun, als es angemessen
oder aktuell ist

[3] etwas, das erst zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Zusammenhang heraus seine Bedeutung
erhält, mit Absicht früher sagen

Herkunft

Derivation (Ableitung) zum Verb greifen mit dem Präfix vor-

Gegenwörter

[3] rekapitulieren, zusammenfassen

Beispiele

[1] „Er versuchte mit der linken Hand, die eben vorgreifen hatte wollen, das Tau zu packen, doch sie
verfehlte ihr Ziel.“

[2] „Sie stockte und biss sich auf die Lippe, dann sprudelte es aus ihr hervor: »Liebster, ich wollte dir
nicht vorgreifen, aber […].«“

[3] „Ohne zu weit vorgreifen zu wollen, sei hier noch darauf verwiesen, dass das Arbeitsgericht bei
seiner Beurteilung nicht an die Beweiswürdigung des Strafrichters in gleicher Sache gebunden ist.“

ZUGREIFEN

zu·grei·fen, Präteritum: griff zu, Partizip II: zu·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [ˈt͡suːˌɡʁaɪ ̯fn̩ ]

Bedeutungen
[1] mit der Hand fassen (greifen), auch bildlich: Zugang zu etwas bekommen

[2] sich etwas aus einem Angebot auswählen und an sich nehmen

[3] Bankwesen, EDV: Zugang zu gespeicherten Daten haben/bekommen

[4] körperlichen Einsatz zeigen, sich bei der Erledigung einer Sache anstrengen

Herkunft

Derivation (Ableitung) des Verbs greifen mit dem Präfix zu-

Synonyme

[1] anpacken, greifen, hinfassen, zupacken

[2] bedienen, zulangen

[4] reinhauen

Beispiele

[1] Ohne einen starken Daumen kann man mit seiner Hand nicht mehr sicher zugreifen.

[1] „Die Arbeit ist riskant, aber nur so können fast 50 Familien auf die lebenswichtige Flüssigkeit
zugreifen.“

[2] Bitte greifen Sie zu!

[3] Er kann auf diese Daten nicht direkt zugreifen.

[3] Führen Sie nacheinander folgende Schritte aus, um auf Ihr Konto zuzugreifen: […].

[4] „Die Folge ist, daß Frau und Kinder ordentlich zugreifen müssen, um zur Lebensunterhaltung
beizutragen.“ (1911)

ZURÜCKGREIFEN

Zu·rück·grei·fen, Präteritum: griff zu·rück, Partizip II: zu·rück·ge·grif·fen

Aussprache

IPA [t͡suˈʁʏkˌɡʁaɪ ̯fn̩]

Bedeutungen

[1] intransitiv: etwas oder jemanden, der/das verfügbar ist, nutzen

[2] intransitiv: bei einer Erzählung auf etwas in der Vergangenheit eingehen
[3] intransitiv: hinter sich/hinter jemanden etwas mit der Hand packen

Herkunft

Determinativkompositum (Zusammensetzung) aus dem Adverb zurück und dem Verb greifen

Beispiele

[1] „Diese Untersuchung greift auf eine vergleichsweise breite Literaturauswahl sowie auf bislang
unveröffentlichtes Archivmaterial zurück.“

[2] Frisch porträtierte in der Figur Fabers einen zeittypischen Antifeminismus und griff zurück auf
Beobachtungen aus Simone de Beauvoirs einige Jahre zuvor erschienenem Werk Das andere
Geschlecht.

[3] Sie griff zurück nach der Klinke, aber die schwere Eichentür wollte sich nicht öffnen lassen.

HINAUSGREIFEN

Grammatik Verb · greift hinaus, griff hinaus, hat hinausgegriffen

Worttrennung hi-naus-grei-fen · hin-aus-grei-fen

Wortzerlegung hinaus- greifen

Bedeutungsübersicht+

1. ⟨jmd., etw. greift über etw. hinaus⟩ einen weiteren Bereich erfassen und beanspruchen als etw.

2. [selten] ⟨jmd. Greift (aus etw.) hinaus⟩ von hier drinnen nach dort draußen greifen

Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.

⟨jmd., etw. greift über etw. hinaus⟩einen weiteren Bereich erfassen und beanspruchen als etw.

Synonym zu hinausreichen (3)

Kollokationen:

Mit Adverbialbestimmung: weit hinausgreifen

Hat Präpositionalgruppe/-objekt: über die Grenze, einen Bereich, den Horizont hinausgreifen

Beispiele:

[…] zum Generalisieren gehören Fantasie, der Mut, über die vorhandenen Informationen
hinauszugreifen. [Süddeutsche Zeitung, 07.12.2017]

In sechs Kapiteln bemüht sich Maier um Antworten, die immer wieder über die deutsche Szenerie
hinausgreifen und zum Teil sehr kühne historische Vergleiche mit revolutionären Brüchen und Krisen
in anderen europäischen Ländern und Jahrhunderten ziehen. [Die Zeit, 16.01.1998]
Bauermann legt – weit über sein Thema hinausgreifend – die Entwicklung von Marx’
Demokratieauffassung zwischen 1843 und 1871 dar […]. [Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 31/6
(1983)]

Erst als der graue Dämmerschleier bis weit über die leuchtenden Gipfel hinausgreift und die
Schneeberge kalt und stahlblau dastehen, kehren wir fröstelnd in die vom Herdfeuer schwach
erwärmte Küche zurück. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Schweizer Alpen-Club, Zürich 1947]

Somit hat Menes nicht nur ganz Aegypten beherrscht, sondern im Süden wie im Nordwesten bereits
darüber hinausgegriffen. [Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums, Bd. I,2. In: Geschichte des
Altertums, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1884], S. 14966]

2.

Selten ⟨jmd. Greift (aus etw.) hinaus⟩von hier drinnen nach dort draußen greifen (1)DWDS

Beispiele:

[Auf einem Gemälde:] Jeder schaut in eine andere Richtung und ihre Hände greifen immer wieder
über den Rahmen hinaus in den Raum des Betrachters. [Süddeutsche Zeitung, 21.01.2011]

Das holographische Feld endet am Rand dieses Tals. Taya wollte über den Rand hinausgreifen, und
ihr Arm verschwand. – Ist sie in Ordnung? – Es geht ihr gut. Ihr Arm rematerialisierte sich, sobald sie
ihn wieder hereinzog. [»Star Trek: Deep Space Nine« Shadowplay, 1994 (Filmuntertitel)]

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