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Zeitschrift für
Schadenverhütung und ~[?
Schadenforschung
der öffentl ich-rechtlichen
Versicherer
0
~
NOVEMBER 1985 14. JAHRGANG
Elektrochemische Grundlagen
der Korrosion
J. Hupfeid
1. Thematische Abgrenzung Teil 2 (Januar 1984) korrodierendes Metall erfüllt. Die Einstel-
"Elektrochemische Korrosion lung und Aufrechterhaltung des elektro-
Dieser Beitrag ist auf die Korrosion an
Korrosion , bei der elektrochemische Vor- nischen Gleichgewichts kann in Metallen
metallischen Werkstoffen im Zusammen- als stets gegeben angesehen werden ;
hang mit Leitungswassersystemen aus- gänge stattfinden. Sie laufen ausschließ-
lich in Gegenwart einer ionenleitenden elektronische Reaktionen sind den ioni-
gerichtet. Leitungswasser ist hier im schen bzw. chemischen in der Kinetik um
Sinne der Versicherungsbedingungen zu Phase ab. Hierbei muß die Korrosion
nicht unmittelbar durch einen elektrolyti- Größenordnungen überlegen.
verstehen, umfaßt demnach die Versor-
gung und die Entsorgung , die jeweils ein- schen Metallabtrag bewirkt werden, sie In diesen Zitaten ist die gemeinsame
gebundenen Anlagenteile sowie die Kor- kann auch durch Reaktion mit einem Basis des Fachschrifttums zu sammenge-
rosion von innen und von außen . elektrolytisch erzeugten Zwi schenpro- faßt. Speziell in der Anwendung elektro-
dukt (z. B. atomarer Wasserstoff) erfol- chemischer Aussagen und Gesetzmäßig-
Begriffe nach DIN 50900 [1]
gen. keiten auf praktische Problem e sind
Teil 1 (April 1982) jedoch in der Literatur unterschiedliche
Kennzeichnend für die elektrochemische
"Korrosion Korrosion ist eine Abhängigkeit der Kor- Auffassungen und zu Mißverständnissen
Reaktion eines metallischen Werkstoffs rosionsvorgänge vom Elektrodenpoten- führende Interpretationen festzustellen .
mit seiner Umgebung, die eine meßbare tial bzw. von einem Strom, der durch die Aus diesem Grund und wegen der den
Veränderung des Werkstoffs bewirkt und Phasengrenzfläche Werkstoff/Medium elektrochemischen Vorgängen zukom-
zu ein er Beeinträchtigung der Funktion fließt." menden allgemeinen Bedeutung sollen
eines metallischen Bauteils oder eines hier die Grundlagen der Korrosion, prak-
Nach allgemeinem Verständnis spricht tische Beispiele und Folgerungen für den
Systems führen kann . In den meisten Fäl- .
man von einer elektrochemischen Reak- Korrosionsschutz behandelt werden.
len ist diese Reaktion elektrochemischer
tion in strengem Sinn, wenn der Fluß elek-
Natur, in einigen Fällen kann sie jedoch
trischer Energie mit ihr verknüpft ist. 2. Elektrochemische Spannungsreihe
auch chemischer (nichtelektrochemi-
Einige Autoren geben , wie DIN 50900, die
scher) oder metallphysikalischer Natur der Metalle, chemische Triebkraft
Beteiligung eines Elektrolyten, andere
sein."
den Ladungsträgertransport über ato- Im Periodensystem der Elemente kann
mare Entfernungen hinaus als Kriterien als gemeinsames Kennzeichen aller
für elektroch emische Reaktionen an. Im Metalle ihre geringe Besetzung mit Elek-
Dr. phys. Jürgen HupfeId erweiterten Sinn werden diese Kriterien tronen auf der äußeren Energieschale
In stitut für Schadenverhütung und durch ein mit einer beliebig gearteten angesehen werden . Diese Val enzelektro-
Schadenforschung (/fS), Kiel Deckschicht aus Reaktionsprodukten nen führen als frei bewegliche Bestand-
sc hadenpris ma 4/85 61
teile einer Materialgesamtheit der Ele- Potentiale (lokale Störung der Elektro- Fig. 2 Normalpotentiale der wichtigsten
mente oder Legierungen zur charakteri- neutralität) zum Stillstand. Ein solches Elemente bei 25 °C, 1 bar in wäßrigen
stischen metallischen Bindung ; sie sind Potential ist ein direktes Maß für die Trieb - Lösungen in Volt (aus diversen Quellen
im chemischen wie im physikalischen kraft der chemischen bzw. elektrochemi- zusammengestellt)
Sinn dominierende eigenschaftsbestim- schen Reaktion. Meßtechnisch müssen Volt
mende Faktoren ("Elektronengas" metal- jeweils zwei solcher Vorgänge gegen- Mg = Mg 2 + + 2e - 2,34
lischer Werkstücke) . Der Elektronenent- einander erfaßt werden (geschlossener AI =AI 3 + +3e-1,69
zug durch elektronenaffine Agentien wird Meßkreis), wobei für Nichtmetalle, wie Mn = Mn 2 + + 2e - 1,05
im erweiterten Sinn Metalloxidation z.B. Gase, ähnliche Überlegungen gelten. Zn = Zn 2+ + 2e - 0,76
genannt. Die Eigenschaft, Elektronen Als Bezugssystem bzw. Referenzelek- Cr = Cr2 + + 2e - 0,51
abzugeben , ist bei den Alkali- und Erdal- trode hat man sich dahin geeinigt, die Fe = Fe 2 + + 2e - 0,44
kalimetallen besonders ausgeprägt, sie sogenannte Normalwasserstoffelek- Cd = Cd 2 + + 2e - 0,40
verliert sich mit Abstufungen bei den trode zu verwenden. In analogem Aufbau Ni = Ni 2+ + 2e - 0,24
Edelmetallen. Die in der Praxis im Bereich wurden die Metalle gemessen und ihre Sn =Sn 2 + +2e-O,14
der Thematik eingesetzten Werkstoffe Ergebnisse tabelliert. Die prinzipiellen Pb = Pb 2 + + 2e - 0,13
sind also, mehr oder weniger, leicht oxi- Vorgänge und die Messung sind in Fig . 1 H2 = 2H + + 2e 0,00
dierbar und damit korrosionsgefährdet. grafisch dargestellt. Aus experimentellen
Cu = Cu 2 + + 2e + 0,35
Gründen werden als Referenz häufig
Entsprechend ihrem Bestreben Valenz- Ag = Ag + + e + 0,80
sogenannte Elektroden zweiter Art
elektronen abzugeben, unterliegen die 2Hg = Hg 2+ + 2e + 0,80
benutzt, bei denen das potentialbestim-
Metalle in wäßrigen Systemen einem Hg = Hg 2 + + 2e + 0,85
mende Kation im Gleichgewicht mit sei-
materialspezifischen Lösungsdruck ; sie Au = Au 3 + + 3e + 1,38
nem Metall und seinem schwerlöslichen
gehen in ionischer Form in Lösung und Pt = pt 2 + + 2e + 1,60
Salz steht. Von Literaturbedeutung ist die
hinterlassen zunächst die zugehörigen gesättigte Kalomel -Elektrode (SCE aus
Elektronen . Ist eine Reaktion der Elektro- engl. saturated calomel electrode) mit
nen, die aufgrund ihrer Beweglichkeit einem Normalpotential von + 245 mV.
auch an entfernten Stellen ablaufen kann, Die Normalpotentiale beziehen sich auf
Darauf bezogene Angaben (v. SCE) sind
nicht mögl ich, so kommt der Vorgang additiv auf Normalpotential entspre- die Wasserstoffelektrode und Normalbe-
durch sich aufbauende elektrische chend umzurechnen. dingungen. Es ist qualitativ leichteinzuse-
hen, daß Temperatur, Konzentrationen,
wie auch Oxidationsstufen bzw. Wertig-
keit von Einfluß sein müssen . Die Nernst-
Gleichung trägt diesen Parametern
unmittelbar Rechnung .
o RT aox .
U = UH + zF In ared (Nernst-Glelchung)
U = Meßpotential, U~ = Normalpotential,
T = abs. Temperatur (K)
-1 -1
+ 0,762 V..-------,
r - - - - -....
R = 8,314 VAs mol K (universelle
Gaskonstante)
-1
F = 96492 As mol (Faradaykonstante)
z = Wertigkeit, a = Aktivität (Konzentra-
tion) , ox/red = oxidierte/reduzierte Stufe
T ...... ,...
o OHCI
.....
Aktivität 1
--- Bei einer metallischen Elektrode, die
unter Metallionenabgabe reagiert, liegt
als reduzierte Form das Metall selbst
kompakt mit der Aktivität 1 vor. Es ist
direkt zu erkennen , daß sich aus der
25 °C Nernst-Gleichung (wegen In 1 = 0) für die
Messung das Normalpotential ergibt,
o wenn die oxidierte Form ebenfalls die
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Anwendung der Nernst-Gleichung für
Metalle.
1,2
o 8314 · 2981 5
U ~ UH + ~. 96492' v· 2,303 log aMez+
1,0
~ UO + 0,059 V . log a z+
H z Me
0,8
Die Normalpotentiale der Spannungs-
reihe bzw. die nach der Nernst-Gleichung 0,6
auf veränderte Bedingungen berechne-
ten Potentiale zeigen, wie sich die Ele- 0,4
mente geg enseitig aus der Ionenform zu
verdrängen vermögen. Betrachtet man 0,2
z.B. in vereinfachter Form das Daniell-Ele- 4 6 8 10 12 14
ment aus den beiden Halbzeilen Zn/Zn 2 + 0
(ZnS0 4- Elektrolyt, 1 molar) und Cu/Cu 2+ pH_
(CUS0 4 - Elektrolyt, 1 molar) bei 25 °C, so -0,2
ergibt sich aus der Spannungsreihe eine
Potentialdifferenz von 1,2 V, die das Ele- -0,4
ment im strom losen Idealfall aufzubauen
vermag. Der höhere Lösungsdruck des -0,6
unedleren (negativen) Zinks drängt
durch Elektronenübertragung (elektri- -0,8
scher Strom) das edlere (positivere) Kup-
fer aus der Lösung , bis durch Materialauf- Fig . 3. pH-Abhängigkeit der Gleichgewichtspotential e Sauerstoff- und Wasserstoffelektrode
zehrung bzw. Konzentrationsänderun- (25°C; 1 bar)
gen die Potentialdifferenz abgebaut ist.
Noch heute wird in einfachen physiologi-
schen Experimenten und Demonstratio-
nen eine Zink-Kupfer-Pinzette zur elek-
trochemischen Reizung von Nerven-
fasern benutzt.
schadenprisma 4/85 63
die Hemmungen mit ein . Elektroche-
misch ist derjenige Werkstoff beständi-
ger, der zur Erzwingung anodischer
J Ströme eines höheren Potentials bedarf.
Das sogenannte Ruhepotential, stromlo-
ser Kurvenschnittpunkt mit der Abszisse,
Anodenreaktion wird deshalb häufig als Kenngröße in
standardisierten Elektrolyten (syntheti-
sches Meerwasser oder Pthalatpuffer)
angegeben. Auch die sogenannten tech-
nischen Spannungsreihen, strom los
gegen Referenzelektroden in üblichen
Brauchwässern gemessen, sind hier ein-
zuordnen. Die Steigung der Strom-Span-
nungs-Kurven kann als Aussage über die
Polarisierbarkeit angesehen werden ;
u eine flachere Kurve bedeutet, daß das
untersuchte Metall polarisierbar und kor-
rosionsbeständiger ist.
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als eigentliche Korrosionsursachen im
schädlichen Sinn anzusehen sind. Die frü-
J her im Vordergrund stehende soge-
nannte Agressivität des Wassers ist dem-
_ _ _.-+) Durchbruch- gegenüber mehr in einer sekundären
anodische Rolle als beschleunigender Faktor anzu-
/
Passivierungs-
reaktion sehen . Bei der Wirkungsweise des Was-
sers bzw. seiner Inhaltsstoffe ist jedoch
ein thermodynamisch aktiver Beitrag
(Triebkraftanteil) z. B. durch gelösten
reaktion Lochfraß mit Sauerstoff gegenüber thermodynamisch
passivem Beitrag (quasi-katalytische
Ausheilung Funktion) z. B. durch gelöste Salze zu
., unterscheiden. Dennoch sind die "passi-
I
:!
•
ven " Salze vielfach von entscheidender
I • Wirkung, wenn ein thermodynamisch
I
I hinreichend "aktives", das heißtaufgrund
der Potentialverhältnisse zur Reaktion
neigendes, System z. B. durch reaktions-
hemmende Deckschichten geschützt
u wird. Insbesondere die Anionen der Salze
durchbrechen als Elektrolyt die Schutz-
schichten. In der Praxis sind Chloride
(CI - ) und Sulfate (SO/ - ) als Leitungswas-
Ruhepotential serbestandteile von entscheidender
Bedeutung, die auch von DIN 50930
gegenüber allen Eisenwerkstoffen und
Kupfer entsprechend erfaßt werden. Die
Fig. 6. Strom-Spannung s-Kurve ein er passivi erbaren Metall elektrode (schemati sch) kationischen Anteile der Salze sind dem-
gegenüber nur indirekt wirksam , ent-
weder im Zusammenhang mit einer gege-
benenfalls sauren Hydrolyse der Salze
Die Strom-Spannungs-Kurve passivier- elektrochemischen Reaktionen müssen oder als Deckschichtkomponenten. Erst
barer Metalle zeigt im Regelfall ein niedri- deshalb differenziert und keinesfalls nur nach vielfachen Reaktionszyklen kommt
geres Ruhepotential mit steilem Kurven- unter dem Aspekt ihrer Unterdrückung es auch zu einer Fixierung der Salze in
durchgang, also hohe Korrosionsaktivi - betrachtet werden. Als Ziel mit fast allge- den Korrosionsprodukten bzw. in den
tät. Erst nach der damit verbundenen meiner Gültigkeit kann vielmehr angese- Deckschichten . Das in Fig . 7 dargestellte
Passivierungsreaktion wird ein Passivzu- hen werden (vor allem bei Neuinstallatio- Korrosionsmodell - Salzwassertropfen
stand bzw. eine Potentialzone niedriger nen) , eine gewisse Korrosionsrate mit auf einer Eisenfläche - ist fast in jedem
Reaktivität erreicht, die als Gebrauchszu- gleichmäßiger Verteilung auf di e Metali- Fachbuch wiederzufinden, ohne daß die
stand erwünscht ist. flächen zu erreich en. Nur bei Lokalisie- Salze in den Reaktionsgleichungen
rung auf enge Bereiche treten Abtra- berücksichtigt werden.
Metalle können idealisiert betrachtet als
gungsraten auf, die zu Durchbrüchen Wasser allein vermag den elektrochemi-
amorphe Masse oder geordnet als Kri-
innerhalb der vorgesehenen Standzeiten schen Potentialen entsprechend nur im
stalle vorliegen . Der sich unter realen
führen. Aus dem Vorgenannten wird sauren Bereich Eisen zu oxidieren (Was-
Bedingungen einstellende Zustand
deutlich, daß chemische und physika- serstoffkorrosion) . Der potentialbestim-
zusammengebackener Körner wird
lische Inhomog enität nach Zeit und Ort mende Sauerstoff depolarisiert die Was-
Gefüge genannt. Es ist leicht einzusehen,
daß selbst bei reinen Metallen entlang der
Korngrenzen, Oberflächen, Versetzun -
gen und sonstigen Fehlstellen Plätze und
Bereiche existieren, an denen die Reakti-
vität erhöht ist. Bei Legierungen und son-
stigen Metallzuschlägen kommen lokale
Entmischungen mit ähnlicher Wirkung
hinzu. Eine Elektrode mit Inhomogenitä-
ten der vorstehenden Art ist im Experi-
ment wie unter entsprechenden Umstän-
den auch in der Praxis durch ungleichmä-
ßige Stromflußdichte und Korrosionsra- .
ten gekennzeichnet. DIN 50 900 spricht
von heterogenen Mischelektroden.
----e - - - F e - - - e
5. Zum elektrochemischen Korrosions-
mechanismus
Anodenreaktion: 2Fe -+ 2 Fe2~ + 4e-
Die unerwünschte Lochkorrosion der in Kathodenreaktion: O 2 + 2 H 20 + 4 e - -+ 40H-
der Praxis eingesetzten Metalle wird
Rostbildung: 2Fe 2 + + 40H- + r02 -, 2 FeO (OH) + H 20
überwiegend durch natürliche Schutz-
schichten und -effekte verhindert, die Bruttoreaktion : 2FeO(OH)
ihrerseits ebenfalls auf (Flächen-) Korro-
sionswirkung zurückzuführen sind. Die Fig. 7. Eisenkorro sion unter ein em Salzwassertropfen
schadenprisma 4/ 85 65
Fig. 8. Kontaktkorrosion Eisen/Kupfer dann aus den Potentialen des unedleren
Metalls und des Sauerstoffs, unabhängig
vom Potential des edleren Metalls. Die
Elektrolyt elektrochemischen Vorgänge sind in Fig .
8 zum Vergleich nebeneinander gestellt.
In beiden Fällen wirkt das unedlere Metall
als Anode und das edlere als Kathode. Im
/'
Fall B ist das edlere Metall jedoch nicht in
I /
Ph den Reaktionen vertreten ; es übernimmt
die Funktion des am unedleren Metall
V\. W
2e- I gehemmten kathodischen Elektronen-
übertritts.
Der Fall A (in Kombination mit B) tritt in der
Fe Cu Praxis bei Mischinstallationen auf, in
denen z. B. in Fließrichtung das un ed le
Eisen dem edleren Kupfer nachgeschal-
Anode Kathode tet ist. Die an sich harmlose, flächige
(Sauerstoff-) Korrosion des Kupfers führt
Fe __ Fe 2+ + 2e- Cu 2+ + 2e- -- Cu zu geringer Kupferionenbelastung des
Wassers, die vom nachfolgend durch-
strömten Eisen aus der Lösung verdrängt
Potentialdifferenz Fe/Cu wird. Es bilden sich metallische Kupfer-
ausscheidungen an geringfügigen Inho-
A Mit Kupferionen im Elektrolyt (Ionenverdrängungsreaktion) mogenitäten, die ihrerseits für den weite-
ren Korrosionsvorgang als Kathoden
nach A und B fungieren . Der Fall Bist
durch jede Art Lokalelement gegeben,
wenn Werkstoff und Wasser gegen-
, .:;,. Rost ~" .•• einander thermodynamisch reaktiv sind,
, , ~'. . z. B. auch Kupfer (hier als Anode) gegen
luftgesättigtes Wasser mit edlerem
/' •• ' Elektrolyt '" Kathodenmaterial, z. B. Rost. Teilreaktio-
/ /Ft' / / ~)~~/~::)/
nen zwischen Rost und Kupfer (Sauer-
stoffübertragungsfunktion des Rostes)
sind als Parallelreaktion anzusehen . Die
Wirkung der Lokalelemente wird einge-
schränkt oder unterbunden, wenn sich
die jeweils unedleren Metalle mit einer
zuverlässigen , meist oxidischen Schutz-
Fe Cu schicht überziehen. So sind Lötverbin-
dungen des Kupfers mit dem unedleren
Zinn (Schutzschicht Zinnoxid) unproble-
matisch bezüglich der Metalle.
Anode Kathode
6. Korrosionsschutz
2- + H20 + 2 e - -- 2 OH -· Nun in wenigen Fällen ist es möglich,
einen gegenüber dem wäßrigen System
(2H-t + 2e -- H 2) vom Grundmaterial her chemisch
beständigen Werkstoff einzusetzen (z. B.
Potentialdifferenz Fe/02 (H 2) Eisen in Heizungssystemen, Keramik
oder Glas in der Entsorgung); Preis,
Bohne Kupferionen im Elektrolyt (Sauerstoffkorrosion)
Installationsaufwand oder mechanische
Eigenschaften stehen dem häufig ent-
gegen.
Zur Trennung vom angreifenden Medium
serstoffüberspannung der Kathode. Das Werkstoffinhomogenitäten an Löt-, werden korrosionsgefährdete Metalle
experimentell belegte Modellbeispiel ist Schweiß-, Übergangs- und sonstigen mit beständigeren Werkstoffen
durch Materialhomogenität und Elektro- KontaktsteIlen bei freiem Wasserzutritt beschichtet. Bei gegenüber dem Korro-
lytinhomogenität (Sauerstoffkonzentra- lassen sich durch ein galvanisches Ele- sionsvorgang unbeteiligten Materialien
tionsprofil) gekennzeichnet. Die Korro- ment aus einem unedlen und einem edie- ist die mechanische Beschaffenheit, ins-
sion tritt in Fugen, Spalten, Rissen oder ren Metall in einheitlichem Elektrolyt dar- besondere die vollständige und dichte
unter Schmutzablagerungen mit Rostbi"l- stellen. Die Differenz der Standardpoten- Bedeckung , von ausschlaggebender
dung (bedingte Schutzschichtwirkung) tiale gibt jedoch nur dann einen Anhalts- Bedeutung (Beispiele für Beschichtun-
außerhalb des eigentlichen Angriffsbe- punkt für die Triebkraft der Reaktion, gen: Kunststoff, Bitumen, Emaillen ,
reiches auf. Gewissermaßen als Parad- wenn beide Metalle in Ionenform im Elek- Anstriche) ; bei partieller Durchlässigkeit
oxon greift der im Wasser gelöste Sauer- trolyten enthalten sind; genauere Aus- für Elektrolytbestandteile (z. B. Wasser-
stoff dort materialabtragend an, wo er nur sagen ergeben sich aus der Anwendung dampfdurchlässigkeit der üblichen Lak-
schwer hingelangen kann . Das auf- und Berechnung der Nernst-Gleichung kierungen) wird die Metalloberfläche vor-
geführte Beispiel verdeutlicht aber auch auf die tatsächlichen Ionenkonzentratio- behandelt (z. B. Rostschutzgrundierung) .
in seiner thermodynamischen Auslegung nen. Hiervon zu unterscheiden ist ein Ele- In ähnlicher Weise sind Beschichtungen
die praktisch risikolose Verwendung von ment, in dem Inhaltstoffe des Elektrolyten mit edleren Metallen zu verstehen, bei
unlegiertem Eisen in geschlossenen Hei- als Oxidationsmittel wirken, z. B. gelöster denen jedoch durch perforierende
zungssystemen. Sauerstoff ; die Triebkraft errechnet sich Beschädigungen gefährlich korrosions-
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Kathode Anode mit geeigneten Oxidationsmitteln oder
auch elektrochemisch verstärkt werden
(anodische Oxidation , Eloxal-Verfahren) .
Die praktischen Potentiale der "veredel-
Inertanode ten " Legierungen und passivierbaren
e- Graphit Metalle sind gegenüber den elektroche-
mischen der Grundmaterialien zu positi-
Fe J Pt veren Werten verschoben . Es sei hier die
Warnung wiederholt: das thermodyna-
mische Verhalten (die Triebkraft der
Reaktionen) des Grundmaterials bleibt
erhalten. Die korrosive Zerstörung von
Edelstahl durch Eisen (l11) -chlorid -Lösung
mag als Beispiel dienen.
Die Korrosion VOn außen bedarf einiger
Zusatzanmerkungen . Besonders durch
die Verwendung von Schaumstoffen bei
Opferanode Warmwassersystemen, aber auch durch
e e- galvanisch die allgemeine Zunahme von Dämmstof-
fen im Baubereich, entstehen an den
(t "
r
stoffen verlegter Wassersysteme ist des-
e.- mit
OH,.: ~ ~ "1.~
halb erhöhte Sorgfalt hinsichtlich des
äußeren Korrosionsschutzes geboten.
f- HilIspotential Wenn zuverlässige Lüftungs-(Trock-