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BE
Freitag, 12.7.2013 | Woche 28 | 3. Jahrgang 5.– AU SGA Aus der Community:
PEL e
DOP Au s
gab «Ein  Auto  in  der  Stadt  
ä c hste uli
N 6. J
am 2 Basel  ist  ein  Luxus-­
artikel,  für  den  man  die  
Kosten  zu  tragen  hat.»
Roland Stucki zu «Parkuhren-
Gebühren werden verdoppelt»,
Zeitung aus Basel tageswoche.ch tageswoche.ch/+bfuuy

Foto: Stefan Bohrer

Rein  in  den  Sommer


Wo  man  in  Basel  und  der  Region  perfekt  Ferien  machen  kann,  Seite  6

Ausser  Kontrolle:  So  läuft  die   Der  Fantasista:  Matías  Delgado,  2003  bis   TagesWoche
Gerbergasse 30,
 Planung  auf  dem  Erlenmatt-­  Areal     2006  Spielmacher,  ist  beim  FCB  wieder  im   4001 Basel,
am  Kanton  vorbei,  Seite  16 Gespräch.  Das  beflügelt  Fan-­Träume,  Seite  27 Tel. 061 561 61 61

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Editorial 12. Juli 2013

Magischer Juli in Basel


von  Remo  Leupin,  Leiter  Print

Sommer  in  der  City.  Dieses  Erlebnis  lasse   schenleere  Innenstadt.  Auf  den  Espresso  vor  
ich  mir  seit  Jahren  nicht  mehr  ent  gehen.  Den   der  Lieblingsbar,  wo  man  sich,  anders  als  
Juli  verbringe  ich  immer  in  Basel.  Im  besten   sonst,  fast  jederzeit  den  besten  Platz  aus-­
Fall  lassen  sich  ein  paar  freie  Tage  ein  richten.   suchen  kann.  Auf  die  Siesta-­Stimmung  in  der   Remo Leupin
Und  wenn  nicht  –  ist  es  auch  egal.  Es  macht   flimmernden  Nachmittagshitze.  Auf  den  
sich  trotzdem  Ferienstimmung  breit. abendlichen  Sprung  in  den  Rhein.
Als  würde  sich  ein  magischer  Schleier     Haben  auch  Sie  Lust  auf  Ferien  vor  der  
über  die  Stadt  legen,  kehrt  nach  dem  Bün-­ Haustüre  bekommen?  Die  Titelgeschichte  
delitag  plötzlich  Ruhe  ein.  Die  Dinge  werden   dieser  Ausgabe  widmen  wir  dem  Müssig-­
leichter,  die  Gesichter  freundlicher.  Der   gang:  mit  Reportagen  über  Orte  in  und  um  
Heisse Tage
Verkehr  nimmt  ab,  ja  selbst  die  Fussgänger   Basel,  die  nicht  unbedingt  am  Wegrand  
am Rheinknie
scheinen  ihr  Tempo  zu  drosseln. liegen,  und  mit  einer  Auswahl  sommer  licher   Lesen Sie die
Basel  ist  anders  im  Juli.  Auf  einen  Schlag   Ausflugstipps,  die  wir  seit  ein  paar  Tagen   Titelgeschichte
ist  er  weg,  der  Dichtestress  auf  Trottoirs,  in   auch  auf  tages  woche.ch  veröffentlichen.     ab Seite 6 –
Trams,  in  Einkaufs  läden  –  und  im  E-­Mail-­   und diskutieren
Ordner.  Im  Ge  schäfts  leben  wird  ein  paar   Auch  das  TagesWoche-­Team  tritt  in     Sie mit auf
tageswoche.ch
Gänge  hinunter  geschaltet.  Das  Kultur-­ den  nächsten  zwei  Wochen  ein  wenig  kürzer.  
programm  wird  überschaubar.   Diese  Aus  gabe  erscheint  als  Doppelnummer;;  
Zeit,  sich  mit  Freunden  unter  freiem   ab  dem  26.  Juli  geht  es  wieder  im  Wochen-­
Nachthimmel  zu  langen  Gesprächen  zu   takt  weiter.  Auf  tageswoche.ch  be  richten  wir  
treffen  oder  wieder  mal  in  Ruhe  ein  paar   aber  wie  gewohnt  täglich  aus  der  Region,  dem  
Bücher  zu  lesen  –  und  sich  auf  den  nächsten   In-­  und  Ausland,  dem  Sport  und  der  Kultur.  
Tag  zu  freuen.  Auf  den  morgendlichen  Gang   Wir  wünschen  Ihnen  schöne  Julitage!  
in  der  Sommerfrische  durch  die  fast  men-­ tageswoche.ch/+bfsql

Gesehen
von  Tom  Künzli
Tom Künzli
ist als Illustrator
für verschiedene
Zeitungen und
Zeitschriften tätig.
Der 39-Jährige
wohnt in Bern.

Die tägliche Dosis TagesWoche


Bleiben  Sie  am  Puls  des  Geschehens  auf  tageswoche.ch

Das grüne Dreieck Schlag den Raz Wir fahren Tram Kunst am Wegrand
markiert jeweils die Nicht nur der FC Basel startet am Vielleicht haben Sie unsere Tram- «Sommerpause? Wir nicht», dachte
Verbindung zum Samstag in eine neue Saison, sondern serie bisher verpasst, vielleicht sind sich unsere Kulturredaktion. Sie ist
auch unser Tippspiel: Schlag den Raz. Sie schon Fan – sicher ist: Wir sind noch ausgeschwärmt und zeigt Kunstwerke,
Netz. Folgen Sie den
Wer sich mit unserem Sportredaktor nicht angekommen. Nach der Fahrt mit die wir im Alltag gerne übersehen –
Hinweisen zu
Florian Raz und der Community mes- dem 8er (tageswoche.ch/+bfpvd) und oder gar nicht als Kunst wahrnehmen.
weiteren Inhalten sen will, der sollte die erste Runde dem 11er (tageswoche.ch/+bfrnw) set- Präsentiert hat sie schon zwei
zum Thema auf nicht verpassen. Alle Informationen zen wir die soziologischen Betrachtun- (tageswoche.ch/+bfunf und
unserer Website und zum Tippspiel und zu den Regeln auf: gen im Tram fort. Allein die Videos sind tageswoche.ch/+bfrnh), fertig ist sie
mischen Sie sich ein. schlagdenraz.ch einen Klick wert. noch lange nicht.

TagesWoche 28/29 3
Persönlich 12. Juli 2013

Gefordert:  
Arnold  Bitterlin
Er pflücke Chirsi,
seit er laufen
könne, sagt der
Baselbieter Bauer
Arnold Bitterlin. Und
er weiss aus eigener
Erfahrung, dass der
Job hoch oben in
den Bäumen nicht
ohne Gefahr ist.

Foto: Nils Fisch

S eit  letzter  Woche  sind  die  Bitterlins  aus  Rünen-­


berg  am  K irschenpflücken,  um  einiges  später  als  sonst.  
Kirschen,   und   dieser   Tradition   fühle   er   sich   eben  
 verpflichtet.  
Wäre   das   Wetter   dieses   Jahr   nicht   so   mies   gewesen,   Aber:   «Wenn   ich   Leute   fürs   Pflücken   entlöhnen  
wäre   die   Hälfte   ihres   Kirschbaumbestandes   schon     müsste,  ginge  es  nicht.»  Er  kann  sich  auf  die  Hilfe  von  
abgelesen.   Neunzig   Bäume   sind   es,   schätzt   Arnold     Freiwilligen  –  Verwandte  und  Bekannte  –  verlassen.  Für  
Bitterlin.  Viel  mehr  Sorgen  als  die  zwei,  drei  Wochen   viele  ist  «beim  A rnold  Chirsi  günne»  schon  fast  ein  R itu-­
Verspätung  bereitet  ihm  aber  die  Ernte  selbst.  Der  Er-­ al.   Ihnen   muss   Bitterlin   nicht   mehr   einschärfen,   dass  
trag  sei  viel  kleiner  und  qualitativ  schlechter  als  sonst,   Kirschenpflücken  seine  Gefahren  hat.  Vergangene  Wo-­
sagt  er.  «In  besseren  Jahren  haben  wir  etwa  1500  Kilo   che   ist   in   Diegten   ein   69-­Jähriger   von   einem   Kirsch-­
Tafel-­  und  3000  Kilo  Brennchirsi»,  heuer  müssten  sie   baum  gestürzt.  «Es  kommt  fast  jedes  Jahr  zu  einem  Un-­
sich  wohl  mit  etwa  einem  Drittel  begnügen.  Zudem  sei-­ fall»,   so   Bitterlin.   Er   selbst,   der   beim   Chirsipflücken  
en   viele   Tafelkirschen   so   angeschlagen,   dass   man   sie   dabei  ist,  seit  er  laufen  kann,  ist  auch  schon  mal  herun-­
nur  noch  zum  Schnapsbrennen  verwenden  könne.   tergefallen  –  im  Winter  beim  Bäumeschneiden,  glückli-­
Ein  grosses  Geschäft  sind  die  Kirschen  aber  auch  in   cherweise   ohne   Folgen.   Seither   achtet   er   noch   mehr  
besseren   Jahren   nicht.   Für   ein   Kilo   bester   Tafelkir-­  darauf,   dass   gewisse   Regeln   eingehalten   werden,   dass  
schen  erhält  er  vom  Händler  3  Franken  50,  f ür  ein  K ilo   man  zum  Beispiel  stabile  Schuhe  trägt.  «Mit  Flip-­Flops  
Brennkirschen   70   Rappen.   Angesichts   des   Arbeits-­ steigt  mir  niemand  auf  die  Leiter.»  Ebenso  wenig,  bevor  
aufwandes   eher   ein   symbolischer   Preis.   Die   Früchte   er  sich  persönlich  vergewissert  hat,  dass  die  Leiter  einen  
werden   von   Hand   gepflückt   und   verlesen,   die   Bäume   guten  Stand  hat  und  am  Baum  angebunden  w urde.  «Auf  
müssen  gepflegt  werden.  Weshalb  hat  er  denn  die  Kir-­ Arnold   kann   man   sich   verlassen»,   ruft   eine   Pflückerin  
schen   nicht   schon   längst   aufgegeben?   Die   Nordwest-­ aus  luftiger  Höhe  herunter.  Monika  Zech
schweiz,  sagt  er,  sei  doch  seit  jeher  ein  Anbaugebiet  für   tageswoche.ch/+bfsqm

TagesWoche 28/29 4
Inhalt 12. Juli 2013

WOCHENTHEMA REGION DIALOG


Auch das noch Stimmen aus der Community
Messe-Chef und Heiliger von Kleinbasel
14 «Wenn  schon  die  
Malenas Welt Lehrer  mit  Streik  
Zupfen oder rupfen: Die Gestaltung der Augenbrauen bestimmt das Image
14 drohen,  wäre    
für  andere  wohl    
Foto: Stefan Bohrer

Informationen zur BKB bleiben tabu


Das Appellationsgericht verweigert der TagesWoche Einblick in die Akten
16
ein  Generalstreik  
überfällig.»
Verpasste Chance auf der Erlenmatt
So wurden hoffnungsvolle städtebauliche Pläne der Spekulation preisgegeben Heiner Schäublin zu «Lehrer-Präsident
Schwitzen,  Schwimmen,   Beat Zemp denkt an Streik»,
16
Schattenplätze: tageswoche.ch/+bfthi
Sommerzeit  ist  Ferienzeit.     Der steile Aufstieg eines Bio-Experten
Lukas Kilcher soll die Baselbieter Landwirtschaft auf Bio trimmen
Das  Tempo  verlangsamt  sich,   18
die  Lebensfreude  steigt.     «Bei  Freundschaft  
Doch  was  tun  in  den  heissen   Von wegen Kuschelknast
Die Gefängnisse in Laufen und Arlesheim ähneln eher mittelalterlichen Verliesen hört  das  Geld  auf.»
 Tagen?  Die  TagesWoche  hat   20
Wahrsager zu «Der Sieger heisst
Parks  und  Picknickplätze   Schüpfer», tageswoche.ch/+bftqt
Wo Metzger Soja verwursten
besucht  und  Touristen-­ Zu Besuch bei Europas grösstem Bio-Soja-Produzenten
programme  getestet.  Das     22 «Ich  will  nicht    
Beste  finden  Sie  ab  Seite  6  
wissen,  wie  vielen  
tollen  Ideen  der  
INTERVIEW Die  zwei  Welten      Sauerstoff  ausging,  
bevor  sie  das  Ziel  des  
des  Billiglohn-­  
TagesWoche:  Sie  haben  den  
Behörden  Briefe  mit  absurden   Bewilligungs-­
Fragen  geschrieben  und  diese  
marathons  erreicht  
samt  Anworten  veröffentlicht.  
Warum  kam  das  an?
René  Schweizer:  Das  war  
Arbeiters  Ferenc,   haben.»
Oliver Wolf zu «Im Baragrafen-

Seite  24
Dschungel», tageswoche.ch/+bfsae
absolut  neu  –  und  die  Leser  
hatten  Freude,  dass  ich  mich  
AGENDA
das  traute.  Manchmal  hatte  
ich  Angst,  verhaftet  zu  wer-­ Kultwerk:  Vor  bald  35  Jahren  
SPORT
den.  Etwa  als  ich  der  Staatsan-­ brachten  die  Boomtown  Rats  
waltschaft  mitteilte,  ich  hätte   Der Fantasista «I  Don’t  Like  Mondays»    
Warum Matías Emilio Delgado bei den FCB-Fans so viele Emotionen auslöst
in  die  Hosen  gemacht,  und   27 auf  den  Markt  und  vertonten  
fragte,  ob  das  ein  Offizialde-­  damit  das  Lebensgefühl    
likt  sei.  TagesWoche:  Dafür   BILDSTOFF einer  Generation,  Seite  44
wird  doch  niemand  verhaftet. Das volle Leben
René  Schweizer:  Das  wuss-­ US-Fotograf Pelle Cass komponierte aus Menschen Parkbilder
34
te  ich  damals  nicht,  es  gab  ja  
keine  Erfahrungen  damit. DIALOG
Foto: Lukas Mannhart

Soll das Grillieren in Parks und am Rhein verboten werden?


Das  ganze  Interview  mit   Die TagesWoche-Redaktoren Amir Mustedanagić und Matthias Oppliger
dem  Humoristen  René   kreuzen die Klingen
37
Schweizer  ab  Seite  30
KULTUR
Wochenendlich  im  Val  
Hütet euch vor Eingriffen ins Private
Der chinesische Künstler Ai Weiwei über die US-Schnüffelei d’Hérens:  Im  Wallis  gibt  es  
38 nicht  nur  Gletscher  und    
Wochenstopp Geröllwüsten,  sondern  auch  
Aus gutem Holz: Der Basler Songwriter Baum tritt am «Stimmen»-Festival auf Erdpyramiden,  Seite  45
40
Foto: Basile Bornand

Lichtspiele Reaktionen,  Impressum,  


Blechkolonnen vor der Leinwand – das Prattler Autokino zeigt Klassiker Seite  36
41
Bestattungen,  Seite  15

TagesWoche 28/29 5
Wochenthema 12. Juli 2013

Heisse Tage
am Rheinknie
Sommerferien in Basel? Das macht Laune.
Wenn man sich ein bisschen auskennt.
Von Dani Winter

TagesWoche 28/29 6
Wochenthema 12. Juli 2013

J edes   Jahr   das   gleiche   Bild:   Kaum   hat  


die  Hauptferienzeit  begonnen,  setzt  sich,  wer  kann,  
ins  Auto  und  reiht  sich  in  den  Stau  nach  Süden  ein.  
Es  soll  sogar  Leute  geben,  die  das  alljährliche  Ritual  
brauchen,  um  in  Ferienstimmung  zu  kommen.  
warmen  Jahreszeit  reiht  sich  ein  Festival  ans  andere.  
Man  kann  auch  nett  shoppen,  wenn  man  weiss  wo.  
Und   die   Tipps,   die   sich   etwa   im   «CityTrip   Basel»  
(Reise   Know-­How   Verlag)   finden,   sind   durchaus  
brauchbar  –  wenngleich  viele  Perlen,  namentlich  im  
gen  ist  auch  für  Basler  und  Baselbieter  ein  touristi-­
sches   Ziel,   zumal   beide   dafür   ihre   Kantonsgrenzen  
überschreiten  müssen.
Das   Schönste   daran   –   beide   Aktivitäten   kosten  
nichts.  Denn  eines  ist  für  Einheimische  und  Touris-­
Es  gibt  aber  auch  die  anderen,  die  sich  mit  EasyJet   Mode-­  und  Designbereich,  unerwähnt  bleiben.   ten   gleich:   Viele   der   Vergnügungen,   die   einem   die  
und   Co.   nach   Basel   verfrachten   lassen,   um   hier   ein   Wer   ein   bisschen   blättert,   findet   aber   auch   hier   Reiseführer  anpreisen,  kosten  eine  Stange  Geld,  vor  
paar   schöne   Urlaubstage   zu   geniessen.   Wenn   sie   die  Trouvaillen.  Und  ein  Blick  in  den  Reiseführer  ist   allem,  wenn  eine  ganze  Familie  daran  teilhaben  soll.  
dann  da  sind  und  durch  die  menschenleeren  Gassen   durchaus   auch   für   Einheimische   empfehlenswert,   Das   gilt   auch   für   den   Ferientag,   den   uns   die   Bro-­
vom  Barfi  zum  Münster,  den  Rheinsprung  hinunter   zeigt  er  einem  doch  erst,  wie  viel  Sehenswertes  es  in   schüre  von  Basel  Tourismus  vorschlägt  (Seite  8).
und   via   Marktplatz   zurück   zum   Barfi   geschlendert   unserem  viel  geschmähten  Basel  hat. Was   man   in   und   um   Basel   während   der   Som-­
sind  und  im  «Braunen  Mutz»  einen  Fleischkäse  mit   Vieles,  was  Basel  und  Umgebung  zu  bieten  haben,   merferien   so   alles   anstellen   kann,   ist   nicht   nur  
Kartoffelsalat   verputzen,   mögen   sich   viele   der   Tou-­ findet   man   jedoch   in   keinem   Reiseführer.   Die   Mo-­  Thema   auf   den   nachfolgenden   Seiten.   Seit   Anfang  
ristinnen  und  Touristen  wohl  denken:  Wie  verschla-­ dellschiffskapitäne  etwa,  die  sich  z weimal  die  Woche   Juli   haben  
  wir   auf    tageswoche.ch   mehr   oder    
fen  und  romantisch  dieses  hübsche  Städtchen  doch   im  Park  im  Grünen  in  Münchenstein  treffen  (Repor-­ weniger  täglich  einen    Ausflugstipp  publiziert.  Wenn  
ist.  Nur  schade,  dass  so  wenig  läuft. tage  auf  Seite  10),  wird  kaum  je  ein  Tourist    sehen,  es   Ihnen   oder   Ihren   Kids   also   mal   langweilig   werden  
Klar,  Basel  hat  eine  Menge  Museen  mit  einem  an-­ sei  denn,  er  hätte  sich  heillos  verirrt.  Die  Wanderung   sollte  –  Sie  finden  die  gesammelten  Tipps  unter:  
sehnlichen   Fundus   an   kulturellen   Schätzen.   In   der   auf  dem  Flösserweg  bei  Laufenburg  (Seite  12)  hinge-­ tageswoche.ch/themen/ausflugstipps

Kühlt ab und kostet nichts:


Der Sprung in den Rhein.
Foto: Stefan Bohrer

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Wochenthema 12. Juli 2013

R ennen?   Noch   vor   dem   Frühstück?   Na  


gut.  Heute  bin  ich  dem  Programm  hörig.  Ich  will  ei-­
nen  «Sommertag  für  Kenner  in  Basel»  erleben,  zu-­
sammengestellt   von   den   Ferienfachmenschen   bei  
Basel   Tourismus.   Der   Begriff   «Kenner»   soll   dem  
ortsfremden  Touristen  wohl  ein  Gefühl  der  Zugehö-­
rigkeit  vermitteln.  Ich  hingegen  verstehe  es  als  Pro-­
vokation;;  der  echte  Connaisseur  bin  ja  wohl  ich.
Das  Programm  umfasst  acht  Stationen,  ein  ers-­
ter  Blick  zeigt:  Die  grösste  Herausforderung  w ird  es  
sein,   ausreichend   Appetit   anzuregen,   um   die   drei  
Restaurantbesuche  zu  bewältigen.  Helfen  soll  dabei  
wohl   auch   die   frühmorgendliche   Sporteinlage.  
Zwar   steht   dort   «9.00,   Joggen   oder   Spazieren   am  
Rhein»,  ich  jedoch  habe  mich  für  die  ambitionierte  
Variante  entschieden.
Als  Kenner  weiss  ich:  Am  schönsten  joggts  sich  
am  Schaffhauserrheinweg.  Im  Schatten  der  Bäume  
schieben   dort   Bauarbeiter   ihre   Schubkarre   und  
Mütter   ihre   Kinderwagen   vor   sich   her.   Ansonsten  
habe  ich  die  Rennpiste  für  mich,  abgesehen  von  ei-­
nigen  Hündelern.  Später  am  Tag  stehen  sich  hier  die  
Breitensportler  allerdings  meist  gegenseitig  auf  den  
Füssen.  Dennoch  beschränke  ich  meine  Sportlekti-­
on  heute  auf  eine  halbe  Stunde.
Die  Broschüre  empfiehlt,  für  das  Frühstück  zum  
«Schällenursli»   auf   den   Margarethenhügel   zu   rei-­
sen.  Das  ist  weit  weg,  wenn  man  bedenkt,  dass  ich  
danach  im  Rhein  schwimmen  gehen  soll.  Was  wie-­
derum   den   Verdacht   nahelegt,   dass   die   Betreiber  
für  ihren  Auftritt  in  diesem  «Sommertag»  bezahlt  
haben.   Ein   Verdacht,   den   Daniel   Egloff,   Direktor  
bei   Basel   Tourismus,   zerstreuen   möchte.   «Wir   su-­
chen  für  diese  Broschüre  einfach  Plätze  aus,  die  die   Ein rarer Moment der Musse: Wer Basel als Kenner erleben will, muss Gas geben. Jogging, Rheinschwimmen,
Vielfalt  dieser  Stadt  zeigen»,  sagt  Egloff.  Ausserdem   Rundgänge und Museen folgen sich Schlag auf Schlag. Zudem brauchts Platz für drei Mahlzeiten. Foto: Stefan Bohrer
würden  die  Empfehlungen  regelmässig  erneuert.
Da  der  «Schällenursli»  ohnehin  nur  sonntags  ei-­
nen  Brunch  anbietet,  schaue  ich  mich  nach  A lterna-­
tiven  um.  In  der  Broschüre  ist  auch  «Les  Gareçons»  
am  Badischen  Bahnhof  aufgeführt:  So  soll  es  sein.
Die   Sonnenterrasse   liegt   noch   im   Schatten,   ich  
lege   mich   dazu.   Sitzen   kann   man   auf   der   riesigen  

Zeit für
Angesichts der Busse
und Rollkofferflotten
kommt zum ersten Mal
Ferienstimmung auf.

Couch  nämlich  nicht.  Und  da  ich  nun  schon  mal  lie-­
ge,   bestelle   ich   mir   den   Espresso   römisch   kurz.  
Dazu   etwas   Leichtes   (Joghurt   mit   frischen   Früch-­ Ferien bleibt
da nicht
ten),   denn   das   Mittagessen   naht.   Angesichts   der  
zahlreichen   Busse,   die   an   mir   vorbeibrausen,  
kommt  zum  ersten  Mal  etwas  Ferienstimmung  auf,  
auch  die  Rollkofferflotten  tragen  dazu  bei.
Viel   Zeit   zum   Sinnieren   bleibt   nicht,   das   dichte  
Programm  lässt  keine  Pause  zu.  Vor  dem  nächsten  
Restaurantbesuch  muss  ich  noch  im  R hein  schwim-­
men   gehen.   Unter   bewusster   Missachtung   der   Ba-­
deregeln  2  bis  4  springe  ich  mit  vollem  Bauch  in  den  
trüben  Rhein  –  und  erst  noch  ohne  mich  angenetzt   Artig folgen wir einen Tag lang den Empfehlungen
zu   haben.   Die   Wassertemperatur   beträgt   frische  
17.5  Grad,  doch  der  Kenner  bleibt  cool  und  lässt  sich   einer Broschüre für Touristen in Basel. Das
lässig  treiben.
Dann  setze   ich  über.  Die   paar  Minuten  bis  zum   Programm ist sportlich und sorgt dafür, dass
Essen  im  Rheinbad-­Breite  fläze  ich  mich  mit  einem  
guten   Buch   in   die   Sonne,   wär   ja   gelacht,   wenn   ich   Geheimtipps auch solche bleiben.
dank   diesem   Sommertag   nicht   auch   etwas   Farbe  
annehmen  würde. Von Matthias Oppliger

TagesWoche 28/29 8
Wochenthema 12. Juli 2013

SOMMERTIPPS

Hinter  brusthohen  Gitterstäben  bestelle  ich  mir  


einen   Salat,   denn   der   ist   schön   bunt   und   fotogen.  
Weshalb  man  diese  Brüstung  auf  der  Terrasse  des  
Restaurants  MS  Veronica  derart  hochziehen  muss-­
te,  ist  mir  unerklärlich.  Ich  f ürchte  um  meine  gleich-­
mässige  Bräune.

Für  Amis  ist  alles  «amazing»

Kaum   ist   der   Teller   geleert,   drängt   die   Zeit   auch  


schon   wieder.   Als   Nächstes   steht   ein   geführter  
Rheinschwimmen
Stadtrundgang  auf  dem  Programm,  ich  entscheide   Ein Bad im Rhein – fein. Doch dieser Fluss erfordert
mich  für  die  englischsprachige  Tour.  Die  amerika-­ Können. Darum richtet sich das begleitete Rhein-
nischen  Touristen  finden  alles  ziemlich  «amazing»,   schwimmen nur an sichere Schwimmer. Jeweils
manches   «cheeky»   und   einiges   «brilliant».   Tour-­ dienstags um 17:45 Uhr geht es beim Einstieg unter-
guide  George  erzählt  spannende  Dinge,  ich  lerne  ei-­ halb des Museum Tinguely los. Eine gute Übung fürs
niges   über   meine   Stadt   (beispielsweise,   dass   das   offizielle Rheinschwimmen der SLRG am 13. August.
«Imbergässlein»   so   heisst,   weil   dort   Gewürzhänd-­ Anmeldung erforderlich: Dienstag von 9:15 bis 16 Uhr
ler   gewohnt   haben;;   «Imber»   bedeutet   Ingwer).   unter 061 267 57 26 oder bit.ly/rheinschwimmen
George   erzählt   den   ausländischen   Gästen,   dass   in   tageswoche.ch/+bfsro
der   Schweiz,   wenn   nicht   anders   gekennzeichnet,  
aus  jedem  Brunnen  Trinkwasser  fliesse.  Seine  Aus-­
führungen  sind  offenbar  derart  überzeugend,  dass  
ein   Amerikaner   prompt   seinen   Becher   ins   Brun-­
nenbecken   taucht   und   das   Wasser   trinken   will.  
George  greift  beherzt  ein  und  verhindert  damit  v iel-­
leicht  einen  grösseren  Imageschaden.
Zwischen   Stadtrundgang   und   Abendessen   sieht  
das   Programm   einen   Besuch   im   Cartoonmuseum  
vor.  A ngesichts  des  schönen  Wetters  hält  sich  meine  
Lust  in  Grenzen,  weshalb  der  popkulturelle  Teil  die-­
ses  Sommertages  kurz  ausfällt.  Auch  schwindet  mit  
fortschreitendem  Tag  meine  Motivation,  mich  strikt  
an  das  übervolle  Programm  zu  halten.
Das  Abendessen  im  «Zum  Schmale  Wurf»  ist  so-­
lide,  die  Salsiccia  von  Metzgermeister  Pippo  ein  si-­
Öffentliche Gärten
cherer   Wert.   Der   letzte   Programmpunkt   lautet   Gesellig unter Leuten, ohne dass es ins Geld geht:
«Nightlife»,  auch  so  ein  Begriff,  den  ausschliesslich   Zwei öffentliche Gartenprojekte im Kleinbasel ma-
Touristiker   benützen.   Die   Broschüre   schickt   mich   chens möglich. In der Aktienmühle im Klybeck-Quar-
dafür  in  die  Kaserne. tier grilliert man seine mitgebrachten Köstlichkeiten
Dort  läuft  jedoch  nichts,  also  gehen  wir  ins  «Con-­ im Kreise neuer Bekanntschaften. Im Gemein-
cierge»   an   der   Utengasse.   Diese   Bar   ist   die   Anlauf-­ schaftsgarten Landhof an der Riehenstrasse kann
stelle  für  Ausgehwillige,  auf  einer  Tafel  sind  sämtliche   man gleich selbst mitgärtnern. Beide Angebote sind
Veranstaltungen  des  Abends  aufgelistet.  Die  Liste  ist   umsonst und hüben wie drüben kommen dank Spiel-
sehr  kurz  und  die  Bar  an  einem  solch  schönen  Abend   zeug und Spitzhacke auch Kinder auf ihre Kosten.
nur  schlecht  besucht.  Nach  einem  Bier  ziehe  ich  von   tageswoche.ch/+bfspw
dannen,  um  das  zu  tun,  was  Kenner  in  einer  solchen  
Situation   immer   tun:   Mit   einer   Flasche   Wein   und  
zwei  Gläsern  zu  zweit  ans  Rheinufer  sitzen.
tageswoche.ch/+bfupe

Kinderferienstadt
Für Eltern kann die Ferienzeit Stress bedeuten, denn
die lieben Kleinen wollen ja beschäftigt werden. Da
kommt die Kinderferienstadt gerade recht. Den gan-
zen Juli über bietet sie nachmittags Märchen,
Schminkkurse, Pizzabacken, Gumpi-Schloss und
auch ein Recycling-Projekt für Drei- bis Zwölfjährige.
Mit dem «Kaffeeklatsch» gibt es zudem ein Angebot,
bei dem die Eltern unter sich tratschen können.
Was und wo: www.robi-spiel-aktionen.ch
tageswoche.ch/+bfsab

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Wochenthema 12. Juli 2013

SOMMERTIPPS

Der Botanische Garten


Kaum hat man ihn durch das schmiedeeiserne Tor am
Petersplatz betreten, ist man schon wieder draussen:
Mammutbaum, Sumpfzypresse, Pflanzenschauhäuser,
Brunnen, Unigebäude, Ausgang – der Botanische Gar-
ten der Universität Basel ist eine schmale Anlage. Drei
Eingänge, je einer an der Schönbeinstrasse, am Spa-
lentor und am Petersplatz, führen ins Pflanzenreich.

Die Baumattraktionen des Gartens stammen gröss-


tenteils aus seiner Anfangszeit Ende des 19. Jahrhun-
derts. Da sind etwa der kalifornische Mammutbaum,
die nordamerikanische Sumpfzypresse, der japanische
Schnurbaum und der Tulpenbaum. Letzterer liefert zur
Blühzeit fünf Liter Nektar – genug für zwei Kilo Honig.
1898 wurde der botanische Garten der Universität auf
das Areal des ehemaligen Spalengottesackers verlegt,

Hochsee am
nachdem er zuvor schon mehrmals umgezogen war.
Aus dem ursprünglichen «Doktorgarten» des 16. Jahr-
hunderts im Unteren Kollegium am Rheinsprung ist ein
Schaugarten der globalen Vegetation geworden.

Auch die Tierwelt ist reich vertreten: Da sind zum Bei-

Teich
spiel die unzähligen Eidechsen, die sich vor allem in
den Miniaturgebirgen der alpinen Flora tummeln. Sie
lieben die sonnenerhitzten Steine mit ihren Löchern
und Ritzen. Braun oder smaragdgrün gemustert, sind
sie mindestens genauso schön wie die Kolibris im Tro-
penhaus. Oder die Pfeiffrösche. Die winzigen Amphi-
bien sind eingeschleppte Bewohner aus Guadeloupe,
kamen vermutlich mit Exoten übers Meer und können
nur im Tropenhaus überleben.
Der Park im Grünen in Münchenstein ist nicht nur
Das Tropenhaus ist das grösste und vollste Schau-
haus des Gartens. Ein feuchtwarmes Dickicht aus Tau- einer der beliebtesten Erholungsräume in der Region,
senden von Sträuchern, Schlingpflanzen, Palm- und
Bambusbäumen, die an die Decke des Glasdaches sondern auch Treffpunkt von Männern mit einer
stossen. Das Eigenleben dieses künstlich aufgezoge-
nen Dschungels ist schwierig einzudämmen. Der 1897 speziellen Leidenschaft. Von Monika Zech
gebaute Kuppelbau entsprang, wie alle grossen Pflan-

E
zenschauhäuser, der Kolonialzeit, als man das Exoti-
sche wie eine Trophäe nach Europa brachte.

Botanische Gärten sind lebende Archive. Seltene


oder am natürlichen Standort ausgestorbene Pflanzen
werden in ihnen kultiviert und bewahrt. Botanische s  ist  schon  ein  besonderer  A nblick,  w ie  eine   Luxusdampfer,  der  1912  auf  seiner  Jungfernfahrt  un-­
Gärten zeigen aber auch in die Zukunft: Die Forschung Gruppe  gestandener  Männer,  jeder  mit  einer  Fernbe-­ terging   und   dabei   etwa   1500   Menschen   in   den   Tod  
zum Klimawandel spielt eine immer wichtigere Rolle. dienung   in   der   Hand,   am   Parkteich   mit   Schiffen   riss,  ist  ein  Prachtstück.  Nachgebaut  hat  ihn  eigent-­
spielt.   Doch   halt,   wer   da   von   Spielen   spricht,   hat   lich  Wolfisbergs  Vater  vor  etwa  50  Jahren.  Nicht  fürs  
Im Botanischen Garten ist der Sommer in seiner gan- nicht  begriffen,  worum  es  geht:  Das,  was  die  Männer   Wasser,   sagt   der   Sohn,   sondern   zum   Aufstellen   im  
zen Fülle präsent. Man braucht lediglich durch das Tor hier   machen,   ist   gelebte   Leidenschaft.   Dafür   inves-­ Wohnzimmer.  Bei  der  Hausräumung  nach  dem  Tod  
einzutreten und vom Mammutbaum über den Mittel- tieren   sie   ihre   Freizeit,   die   meisten   seit   Jahren.   Sie   seiner  Eltern  sei  das  Schiff  auf  dem  Estrich  zum  Vor-­
meergarten und das Alpinum zur Amazonas-Seerose verbringen  unzählige  Stunden  in  Hobbyräumen  oder   schein  gekommen,  verstaubt,  aber  immer  noch  eine  
zu flanieren. haben  ihre  Stuben  zu  solchen  umfunktioniert.  Dort   Schönheit.  Das  war  vor  etwa  30  Jahren.  
tüfteln  und  werkeln  sie  an  ihren  Miniaturausgaben   Seither  hat  Wolfisberg  unzählige  Stunden  damit  
So ein Spaziergang beruhigt und entspannt. Ein biss- von  Hochseeschleppern,  Passagierdampfern,  Luxus-­ verbracht,  dem  Schiff  das  Leben  vor  seinem  Unter-­
chen Ruhe brauchen auch Pflanzen und Tiere. Deshalb yachten,  Feuerlöschbooten  und  was  sonst  noch  alles   gang  zurückzugeben.  Er  restaurierte  es,  machte  es  
schliesst der Botanische Garten um 18 Uhr. auf   dem   Wasser   verkehrt.   Bis   ins   kleinste   Detail   wassertüchtig  und  steuerbar  und  stattete  es  mit  170  
Von Maria Becker muss  die  Kopie  dem  Original  entsprechen.   LED-­Lämpchen  und  einem  MP3-­Player  aus,  der  das  
tageswoche.ch/+bfunh Zum   Beispiel   die   «Titanic»   von   Beat   Wolfisberg,   Schiff   mit   der   Originalmusik   der   Titanic-­Tanzka-­
63   Jahre   alt,   gelernter   Mechaniker.   Der   legendäre   pelle  beschallt.  

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Wochenthema 12. Juli 2013

Grosse Vorbilder, bis ins kleinste Detail nachgemacht:


Hochseeschlepper, Passagierdampfer, Luxusyachten oder auch
mal eine standhafte Schönheit auf dem Wakeboard.
Wenn sich die Meister des Modellbaus treffen, herrscht am
Teich im Park im Grünen reger Schiffsverkehr – ein Schauspiel,
das nicht nur Kinder zum Staunen bringt. Fotos: Nils Fisch

Das  Restaurieren  und  Reparieren  der  Schiffe  sei   ber,  das  sei  ihm  wichtig,  sagt  er.  Zum  einen,  weil  er  
das  eine,  was  ihm  an  seinem  Hobby  so  gefalle,  sagt   einfach  Freude  daran  hat,  zum  anderen  aber  auch,  
Beat  Wolfisberg.  Aber  ebenso  das  Fahren  mit  ihnen   weil  er  so  flicken  kann,  was  zu  flicken  ist.
in   der   Öffentlichkeit,   nicht   zuletzt   «um   zu   zeigen,   Und  es  gibt  offenbar  immer  etwas,  was  nicht  so  
was  man  kann»  –  den  anderen  Kapitänen  wie  auch   funktioniert,   wie   es   sollte.   Jeder   hat   neben   einem  
den  übrigen  Parkbesuchern,  von  denen  so  manche   oder   zwei   Schiffen   auch   noch   mindestens   einen  
stehenbleiben,   um   dem   Schauspiel   zuzuschauen.   Werkzeugkoffer   dabei.   Hier   gibts   noch   was   zu  
«Hauptsache,  sie  tun  das  mit  den  Augen  und  nicht   schräubeln,   dort   etwas   zu   verleimen.   Beim   einen  
mit  den  Fingern»,  sagt  Wolfisberg.  Denn  da  ist  im-­ kommt  ein  Schiff  nicht  richtig  auf  Touren,  beim  an-­
mer  w ieder  die  Sorge,  es  könnte  etwas  kaputtgehen.   deren,  dem  mit  dem  Feuerlöschboot,  spritzt  nur  ein  
Es  tut  weh,  wenn  in  einem  kurzen  Moment  die  Ar-­ Wasserschlauch  statt  beide.  
beit  von  Monaten  zerstört  wird. Fast  jedem  ist  auch  schon  mal  ein  Schiff  «abge-­
soffen».   Sei   es   wegen   eines   Konstruktionsfehlers,  
Der  Werkzeugkoffer  ist  immer  mit  dabei wegen  eines  technischen  Defekts  oder  wegen  eines  
Unfalls.  Peter  Meneghin  erzählt  von  seinem  Sohn,  
Wolfisberg   wird   ernst,   als   er   von   einem   Hobby-­ der  eine  Zeitlang  mitgekommen  sei  und  einmal,  «da   gewinnen,  «wir  gehen  in  Schulen,  in  den  Werkun-­
freund   erzählt,   dessen   dreistöckiger   Mississippi-­ hat  er  mir  dieses  Schiff  hier  versenkt  wie  die  Tita-­ terricht,  organisieren  Schaufahr-­Veranstaltungen»,  
dampfer   von   einem   Speed-­Boot   gerammt   wurde.   nic».  Mitten  ins  Schilf  hinein  gesteuert  habe  er  es,   mit  mässigem  Erfolg.  Gründe?  Da  könne  man  viele  
Das  ganze  oberste  Stockwerk  habe  es  weggerissen,   drüben  auf  der  anderen  Seite,  wo  es  dann  stecken-­ aufzählen,  meint  Held,  und  es  sei  wohl  eine  Kombi-­
schlimm.   Er   nehme   darum,   wenn   so   einer   mit   ei-­ nation   von   diesen   allen.   Letztlich   hätten   fast   alle  
nem   Schnellboot   komme,   seine   Schiffe   lieber   aus   Vereine   dasselbe   Problem:   «Die   junge   Generation  
dem   Wasser.   «Irgendwann   ist   dessen   Akku   unten,   Konstruktionsfehler, tut   sich   schwer   damit,   einem   beizutreten.»   Aber  
dann  kann  ich  wieder  rein.»  Doch  in  der  Regel  be-­ auch  von  den  älteren  Herren  hier  im  Park  sind  nicht  
vorzugen   die   Männer,   die   ihre   Schiffe   im   Park   im   Defekte, Unfälle – schon alle  im  Verein.  Er  sei  kein  Vereinsmeier,  sagt  einer.  
Grünen  zu  Wasser  lassen,  ohnehin  die  behäbigeren   vielen Modellbauern ist Er   zahle   trotzdem   hin   und   wieder   etwas   ein,   «für  
Modelle.   Die   Mehrheit   sind   denn   auch   eher   ältere   die  fachliche  Unterstützung,  die  ich  dort  immer  be-­
Herrschaften,  einige  bereits  in  Rente.   ein Schiff «abgesoffen». komme,  wenn  ich  ein  Problem  habe».
Freddy   Keller   hat   Jahrgang   1943.   Die   Leiden-­ Es   ist   eine   eingeschworene   Gemeinschaft,   die  
schaft  für  den  Modellbau  hat  ihn  gepackt,  als  er  in   sich  jeweils  am  Sonntag  und  am  Dienstagabend  am  
der   Schule   im   Werken   das   allererste   Schiff   baute.   blieb   und   eben   –   «absoff».   Er   sei   dann   mit   dem   Teich  im  Park  zum  Grünen  trifft.  Übrigens  –  auch  
Da   war   er   15   Jahre   alt.   Die   Leidenschaft   hat   ihn   Schlauchboot   des   Restaurants   hingerudert,   habe   wenn  bisher  nur  von  Männern  die  Rede  war:  Es  gibt  
nicht  mehr  losgelassen.  Er  ist  ein  echter  Seebär,  mit   das  Schiff  rausgefischt  und  wieder  repariert.   eine   Frau,   Jolanda   Meneghin,   Ehefrau   von   Peter,  
Kapitänsmütze   und   weissem   Bart.   Elf   Schiffe   be-­ Ja,  die  Söhne.  Wie  man  erfährt,  gibt  es  nicht  vie-­ die   offensichtlich   auch   dazugehört.   Sie   hat   aller-­
sitzt   er   derzeit,   das   grösste   hat   eine   Länge   von     le,  die  das  Hobby  ihrer  Väter  teilen.  Generell  sei  es   dings   keine   Fernbedienung   in   der   Hand,   sondern  
1,75  Metern  und  ist  21  Kilo  schwer.  Als  Transport-­ schwer,  die  jüngere  Generation  dafür  zu  begeistern,   eine   Striggede.   Weil   sie   einfach   gerne   bei   ihrem  
mittel  dient  ihm  ein  zum  Veloanhänger  umgebauter   sagt  Roger  Held,  mit  seinen  48  Jahren  heute  einer   Mann  sei,  sagt  sie.  Und  vielleicht,  wer  weiss,  «baue  
Kinderwagen.  Heute  ist  er  mit  der  «Thyssen  II»,  ei-­ der   Jüngsten   auf   dem   Platz.   Held   muss   es   wissen,   ich  mir  doch  noch  einmal  selber  ein  kleines  Böötli».  
nem   in   der   Binnenschifffahrt   eingesetzten   Schub-­ denn   er   ist   Vizepräsident   des   Modell-­Schiffbau-­ tageswoche.ch/+bfupf
boot,  gekommen.  Er  baue  am  liebsten  Schiffe,  die  es   Club  Basel.  Unter  den  rund  75  aktiven  und  passiven  
auch  in  Wirklichkeit  gebe.  Gerne  Arbeitsschiffe  mit   Mitgliedern  im  Club,  sagt  er,  gebe  es  etwa  vier  Jun-­ Nächstes Schaufahren des Basler Modell-Schiffbau-
einer   speziellen   Ausrüstung.   Keller   baut   alles   sel-­ ge.  Der  Club  unternehme  vieles,  um  Nachwuchs  zu   Clubs: 21. und 22. September im Gartenbad Eglisee.

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Wochenthema 12. Juli 2013

Ein Stück Bilderbuch-Schweiz in

Auf den Spuren


der Nähe: Der «Flösserweg» führt
durch das Mettauertal im Jurapark
Aargau. Fotos: Stefan Bohrer

der Flösser
Für einheimische Wandervögel ist das Baselbiet oder
der Schwarzwald meistens das naheliegendste Ziel.
Aber auch ein Ausflug in den Nachbarkanton Aargau
Anzeige lohnt sich. Von Monika Zech
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EDVHO#WHNRFK
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1HXH .XUVH DE
õ  $XJXVW  nser   Ausgangspunkt   ist   Laufenburg,   gar   Aare   und   Rhein   nach   Laufenburg   hinuntergetrie-­
nicht  so  weit  weg  –  mit  der  S-­Bahn  ab  Basel  gut  40   ben  hatten.  Die  Flösserei,  so  heisst  es  im  Prospekt,  
7HFKQLVFKH .DXIIUDX 
Minuten  Fahrzeit  und,  weil  immer  noch  innerhalb   sei  bis  Ende  des  19.  Jahrhunderts  für  viele  Gemein-­
7HFKQLVFKHU .DXIPDQQ PLW HLGJ )$
des   Tarifverbunds   Nordwestschweiz,   auch   günstig   den  in  dieser  Gegend  ein  bedeutendes  Gewerbe  ge-­
HLQMlKULJHU ,QWHQVLYNXUV (mit  Halbtax  Fr.  6.80).  Allerdings  fahren  wir  nicht   wesen.   Der   enorme   Holzbedarf   in   Holland   für  
nach  Laufenburg,  weil  es  ein  hübsches  mittelalterli-­ Schiffs-­   und   Städtebau   habe   nicht   mehr   aus   dem  
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ches  Städtchen  am  Rhein  ist,  sondern  weil  dort  der   Schwarzwald  und  dem  Elsass  gedeckt  werden  kön-­
1DFKGLSORPVWXGLHQ +'6 +) «Flösserweg»  beginnt.   nen,   und   deshalb   wurden   über   das   Einzugsgebiet  
7HFKQLVFKH .DXIIUDX  Empfohlen   hat   ihn   ein   Kollege   aus   dem   Basel-­ von   Reuss,   Limmat   und   Aare   grosse   Mengen   von  
7HFKQLVFKHU .DXIPDQQ PLW HLG )$ biet.  Erstaunlicherweise.  Denn  eigentlich,  so  schien   Tannen,  Kiefern  und  Eichen  den  Rhein  hinunter  in  
]ZHLMlKULJHU 7DJHVõ RGHU $EHQGNXUV uns  immer,  setzt  er  zum  Wandern  nur  ungern  einen   die  Niederlande  geflösst.  
Fuss  über  die  Baselbieter  Grenze.  Aber  wir  stellten   Wer  den  Roman  «Letzte  Nacht  in  Twisted  River»  
GLSO 7HFKQLNHU +)
eben  die  Bedingung,  dass  es  mindestens  eine  Beiz   des  amerikanischen  Schriftstellers  John  Irving  ge-­
0DVFKLQHQEDX +RFKEDXWHFKQLN
(OHNWURWHFKQLN %DXWHFKQLN auf  der  Strecke  haben  müsse,  eine  schöne,  gemütli-­ lesen   hat,   kann   sich   vorstellen,   was   für   ein   harter  
7HOHPDWLNWHFKQLN %HWULHEVWHFKQLN che   Beiz   mit   Garten.   Da   begann   er   zu   studieren:     und  gefährlicher  Job  die  Flösserei  war.  Und  wie  in  
,QIRUPDWLNWHFKQLN
Die   Einkehrmöglichkeiten   für   Wanderer   seien   im   Irvings  «Twisted  River»  ging  die  Flösserei  auch  in  
%URIDFKGLSORP 96+ Baselbiet   nicht   gerade   berauschend  …  und   so   kam     den  Schweizer  Flüssen  zu  Ende,  als  Eisenbahn  und  
+DQGHOVGLSORP 96+ 0RQWDJVNXUV er  auf  die  Idee  mit  dem  «Flösserweg»  im  Jurapark   immer   besser   ausgebaute   Strassen   den   Holztrans-­
,QIRUPDWLRQHQ 0LWWZRFK  $XJXVW   Aargau. port  übernahmen.  
)UHLWDJ  $XJXVW   Der   «Flösserweg»   führt   von   Laufenburg   nach   Mehr   über   die   hiesige   Flösserei   erfährt   man  
6DPVWDJ  $XJXVW  õ
Stilli  an  der  A are  und  heisst  so,  weil  auf  diesem  Weg   durch  die  Tafeln,  die  entlang  der  knapp  20  Kilome-­
7(.2 6FKZHL]HULVFKH )DFKVFKXOH früher  die  Flösser  zu  Fuss  nach  Hause  zurückkehr-­ ter  langen  Strecke  aufgestellt  sind.  Die  erste,  quasi  
&ODUDVWUDVVH   %DVHO    
ten,  nachdem  sie  ihre  Holzstämme  von  Stilli  aus  via   die  Begrüssungstafel  für  die  «Flösserweg»-­Wande-­

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Wochenthema 12. Juli 2013

SOMMERTIPPS:

Die besten Picknickplätze


Für Wehrtüchtige: Wer den städtischen Trubel ge-
niessen will, ist im Schützenmattpark genau richtig,
sagt Redaktor Matthias Oppliger: «Am Rand der gros-
sen Wiese hat es genügend Platz für Grill, Decken,
Kubbspiel und Kühlbox. Von dort aus lassen sich zu-
dem die Yogagruppen, Mütterflashmobs und juveni-
len Kickerkreise bestens beobachten. Die Besonder-
heit: ein Storch, der sich bevorzugt am Salatbuffet
vergreift. Da ist Wehrtüchtigkeit gefragt.»

Für weniger Wehrtüchtige: Unser Redaktionsleiter


Dani Winter mag keine Störche und bevorzugt des-
halb den Park beim Helvetiaplatz: «Kleine Matte
zum Spielen, Pingpongtisch, Spielplatz mit Kletter-
zeug und Sandkasten für die Kleinen – und mit Glück,
findet man sogar einen freien Tisch für sein Büffet.»

Die grüne Option: Wer es besonders grün mag, dem


rät Korrektor Martin Stohler zu einem Besuch im
Tierpark Lange Erlen: «Mit der nahen Wiese ist er
ein ideales Ausflugsziel. Hier hat es Bänke im Schat-
ten und solche an der Sonne. Für ein Picknick findet
sich am Wiesenufer immer ein Plätzchen. Und danach
kann man zurück in den Park und dort im Schatten
Café trinken oder Glace schlecken.»

Für Puristen: Blauer Himmel, Sonne und der Rhein


reichen mir! Wenn Sie so ticken, dann hat Redaktor
rer,   steht   hinter   dem   Bahnhof   Laufenburg,   gleich   mehr   bewegt   worden   zu   sein.   «Herzlich   willkom-­
Simon Jäggi das Richtige für Sie: «Die Kiesbänke am
neben   dem   Gebäude   der   Aargauer   Kantonalbank.   men  auf  dem  Camping  Waldesruh»  heisst  es  auf  ei-­
Schaffhauserrheinweg, seeehr idyllisch!» Aber auf-
Von   da   gehts   Richtung   Stadtturm,   durch   das   Tor   nem  Tor  und  «Durchgang  Flösserweg».  Es  ist  still,  
gepasst: Wenn der Wasserspiegel zu hoch ist, ist es
hindurch  in  die  Altstadt  und  über  eine  Treppe  zum   die  Wohnwagen  sind  verrammelt.  Das  kleine  Para-­
weder idyllisch noch trocken.
Rheinufer   hinunter.   Nach   den   Gassen   der   Altstadt   dies  ist  wohl  ein  Wochenendparadies.  
verläuft  der  Weg  mehr  oder  weniger  dem  R hein  ent-­
Mitten in der Stadt versteckt sich eine Oase der Ruhe:
lang,  am  Laufenburger  Schwimmbad  vorbei,  wo  al-­ Die  Beiz  als  Belohnung
der Rosenfeldpark. Eingeklemmt zwischen den
lerdings   kaum   Badegäste   auszumachen   sind.   Ge-­
Häusern an der Peter-Merian-Strasse, wird der Park
mäss   Wetterbericht   soll   im   Laufe   des   Tages   die   Am   Ausgang   des   Campingplatzes   verlaufen   wir   uns  
gerne übersehen – was für Ruhebedürftige das Quali-
Sonne   irgendwann   auftauchen,   aber   noch   ist   sie   kurz,  anstatt  runter  ins  Dorf  Wil  gehen  wir  hoch  zu  
tätsmerkmal Nummer 1 ist.
hinter  dicken  Wolken  versteckt.   den   Bauernhöfen.   Egal,   ist   ja   auch   ein   Wanderweg  
Wir   sind   die   einzigen   Wanderer   weit   und   breit.   und  der  Blick  auf  die  Landschaft  weit.  Nach  diesem   tageswoche.ch/+bfrng
Wandern   ist   vielleicht   etwas   übertrieben,   richtige   Umweg   finden   wir   unten   in   Wil   den   Anschluss   an  
Wanderer   würden   das   wohl   als   lockeren   Spazier-­ den  «Flösserweg»  w ieder;;  nach  dem  Dorf  gehts  Rich-­
gang   bezeichnen.   Nachdem   wir   beim   Rheinsulzer   tung  Rebberge,  dann  an  einer  Wiese  mit  Kühen  vor-­
Ried  das  Flussufer  verlassen  haben,  gibt  es  z war  hin   bei,   die   uns   neugierig   angucken;;   weiter   entlang   der  
und  wieder  eine  Steigung  zu  bewältigen,  aber  alles   Strasse  auf  einem  Wiesenweg  nach  Hottwil.  Dort,  im  
in  allem  ist  der  Weg  angenehm.  Und  abwechslungs-­ Gasthaus  Bären,  wollen  wir  uns  belohnen.  Es  ist  nun  
reich:  In  den  Wald  hinein  und  wieder  hinaus,  Fel-­ früher  Nachmittag,  wir  sind  durstig  und  hungrig.  
dern   und   Wiesen   entlang,   immer   wieder   mit   Aus-­ Es  ist  eine  Landbeiz  wie  aus  dem  Bilderbuch:  ein  
sicht  auf  die  Hügel  des  Aargauer  Juras.   behäbiges,  blumengeschmücktes  Haus,  erbaut  Mit-­
Als   wir   im   lauschig-­verschlafenen   Dorf   Mettau   te  des  16.  Jahrhunderts,  w ie  w ir  auf  einem  Schild  le-­
ankommen,  hat  die  Sonne  die  meisten  Wolken  ver-­ sen.   Bevor   wir   uns   in   den   Garten   setzen,   schauen  
trieben.  Sie  lässt  die  Farbenpracht  in  den  sommer-­ wir  uns  kurz  drinnen  um:  eine  Gesellschaft  älterer  
lich   blühenden   Gärten   der   Einfamilienhäuser   Frauen  und  Männer,  die  satt  und  zufrieden  wirken.  
leuchten.  Kein  Mensch  ist  zu  sehen.  Es  ist  Mittags-­ Der   Blick   in   die   Speisekarte   weist   denn   auch   auf  
zeit.   Auf   dem   Vorplatz   eines   Bauernhofs   döst   –   in   eine   gute   Küche   hin:   Saisonal   und   regional,   die  
Auswahl  nicht  zu  gross  und  nicht  zu  klein,  die  Prei-­
se   im   mittleren   Bereich.   Vom   Festmenü   bis   zum  
Weil der Weg entlang der einfachen   Plättli.   Für   uns   «Flösserweg»-­Wanderer  
ist   das   «Flösserplättli»   (20.50)   ebenso   gesetzt   wie  
Postauto-Route verläuft, das   einheimische   «Flösserbier»   (6   Franken)   für  
kann man ihn auch in meinen  Begleiter  und  für  mich  ein  Gläschen  Sauvi-­
gnon  blanc  (5.50)  aus  Hottwiler  Reben.  
Etappen gehen. Apropos   Reben,   der   «Flösserweg»   würde   nun   Soll das Grillieren
weiter  in  die  Rebberge  f ühren,  sagt  die  Wirtin.  Eine   in Parks und am Rhein
sehr   schöne   Strecke   sei   das.   Doch   für   uns   ist   hier   verboten werden?
ihrer   ganzen   Länge   ausgestreckt   –   eine   schwarz-­ Endstation,   wir   müssen   zurück   nach   Basel.   Den   In der Wochendebatte disku-
weiss  gefleckte  Katze.  Der  über  weite  Strecken  ge-­ Rest  bis  nach  Stilli  machen  w ir  ein  anderes  Mal.  Be-­ tieren TagesWoche-Redaktor
teerte  Weg  verwandelt  sich  nun,  wieder  im  Wald,  in   stimmt.  Denn,  und  das  ist  ein  Vorteil  dieses  Wegs:   Matthias Oppliger und News-
eine  Naturstrasse.  Ebenso  entlang  einem  Getreide-­ Man   kann   ihn   –   weil   er   von   mehreren   Postauto-­ desk-Leiter Amir Mustedanagić
feld,  die  prallen  Ä hren  schwanken  im  sanften  Wind.   Haltestellen  aus  zugänglich  ist  –  in  Etappen  gehen.   (Seite 37). Machen Sie mit:
Ein  paar  Schritte  und  Minuten  später  tauchen  hin-­ tageswoche.ch/+bfupg tageswoche.ch/wochendebatte
ter   Maschendrahtzaun   und   dichtem   Gebüsch  
Wohnwagen  auf.  Eher  kleine  Einfamilienhäuser  als   Weitere Infos: www.floesserweg.ch. Ausserdem:
Wohnwagen,  mit  geplättelten  Vorplätzen,  Gärtchen   Das Gasthaus Bären ist vom 21. Juli bis 8. August
und   Mäuerchen.   Sie   scheinen   seit   Jahren   nicht   ferienhalber geschlossen.

TagesWoche 28/29 13
Region

Die BKB-Affäre Auch das noch


bleibt tabu
Der  Heilige  aus  
Blogposting der Woche
von Remo Leupin
dem  Kleinbasel Malenas Welt

Haariger Dialog
Stolz  war  man  im  Kanton  Basel-­ Nicht nur die Augen,
Stadt,  als  vor  anderthalb  Jahren  das   auch die Brauen können
Öffentlichkeitsprinzip  in  der  Verwal-­
tung  eingeführt  wurde.  Von  einem   viel erzählen.
«Kulturwandel»  war  die  Rede.  Dank  
mehr  Transparenz  würden  die  demo-­ Von Malena Ruder
kratischen  Rechte  gestärkt  und  das  
Vertrauen  in  den  Staat  erhöht.    
Bis  dahin  hatte  der  Geheimhal-­ Die  Gesichter  von  Comicfiguren  
tungsgrundsatz  gegolten:  Jedes  Do-­ sind  oftmals  auf  nur  wenige  Striche  
kument,  das  nicht  explizit  als  frei  zu-­ reduziert;;  umso  wichtiger  ist  die  
gänglich  bezeichnet  worden  war,  galt   Aussagekraft  jeder  einzelnen  Linie.  
als  geheim.  Seit  dem  1.  Januar  2012   Besonders  die  Augenbrauen  sind  
ist  es  umgekehrt:  Jedes  Do  kument  ist   unverzichtbar  für  verschiedene  Ge-­
einsehbar  –  sofern  nicht    juristische   sichtsausdrücke  und  somit  das  Dar-­
Einschränkungen  oder    ein  gewichti-­ stellen  von  Gefühlen.  
ges  öffentliches    Interesse    einer  Of-­ Auch  echte  Menschen  machen  ein  
fenlegung  entgegenstehen.   grosses  Gedöns  um  die  Härchen  
Die  TagesWoche  wollte  von  diesem   über  den  Augen,  und  wenn  man  sich  
Recht  im  Falle  der  US-­Steueraffäre   die  letzten  hundert  Jahre  Modege-­
der  Basler  Kantonalbank  Gebrauch   schichte  im  Schnelldurchlauf  vor-­
machen  und  stellte  beim  Finanzde-­ stellt,  sieht  man  eine  wechselnde  
partement  ein  Gesuch  um  Einsicht  in   Sankt René mit dem goldenen Kamm. Bild: Carla Secci  Palette  von  Emotionen,  welche  
den  Aktenverkehr  zwischen  Bankrat,   durch  die  Haarbögen  dargestellt  
BKB-­Geschäftsleitung  und  Finanz-­ werden.  Je  nach  Trend  schauten  
departement.  Dabei  hätten  wir  ak-­ Im  Sommer  sind  lange  Interviews  mit  wichtigen  Männern,  scheints,   Frauen  aufgrund  ihrer  Brauenform  
zeptiert,  dass  heikle  Kundendaten,   in  Mode.  Die  BZ  traf  alt  Finanzdirektor  Adrian  Ballmer  an  alter  Wir-­ überrascht,  fragend,  arrogant,  zor-­
Details  über  US-­Geschäfte    sowie   kungsstätte  (im  Loslassen  war  Ballmer  schon  immer  gut)  und  fragte   nig  oder  wild  in  die  Gegend.  
 Informationen  über  den  Verhand-­ In  den  letzten  Jahren  wechselten  
ihn   kritisch,   ob   er   sich   in   den   Attributen   «intelligent»,   «bodenstän-­ die  Tendenzen  immer  rascher:  Auf  
dig»   und   «liebevoll»   wiedererkenne.   Er   zögerte,   dehnte   den   Span-­ saubere,  elegante  Linien  folgten  
Eine transparente nungsbogen,  wartete  noch  ein  bisschen.  Und  sagte  dann:  «Ja!»  dramatisch  dichte  Gewächse.  Das  
Verwaltung Ebenfalls  in  der  sonst  geschätzten  BZ  war  diese  Woche  ein  In-­ stellt  den  natürlichen  Haarwuchs  
natürlich  vor  unlösbare  Probleme  –  
sieht anders aus. terview  mit  einem  jungen  Mathegenie  zu  lesen.  Dagegen  ist  nichts   wenn  man  gemäss  der  dünnen  
einzuwenden.  Aber  muss  man  das  Gespräch  mit  einem  Neunjähri-­ Brauen  mode  zu  viel  gezupft  hat,  
gen   mit   sechs   Fragen   zu   dessen   sexueller   Aufklärung   beginnen?   dann  wächst  da  irgendwann  nichts  
lungsstand  mit  den  US-­Behörden  ein-­ mehr  nach.
Ob  er  schon  eine  Freundin  hatte  und  sich  für  Geschlechtskrank-­
geschwärzt  worden  wären.   Macht  aber  nichts,  mithilfe  spezi-­
Im  letzten  August  wies  das  Finanz-­ heiten  interessiere?  Das  war,  liebe  Kollegen,  etwas  schmierig.   eller  Stifte  zeichnet  man  sich  ratz-­
departement  das    Gesuch  mit  Hinweis   Das  Highlight  des  Interview-­Sommers  liefert  uns  aber  die  BaZ,   fatz  zwei  topmodische  Linien  auf  die  
auf  die  Geheimhaltungspflicht  und   die  sich  mit  Messe-­CEO  René  Kamm  unterhalten  hat.  Einmal   Stirn,  die  man  dann  abends  vor  dem  
die  laufenden  Verhandlungen  mit  den   Schlafengehen  wieder  entfernt.  
USA  zurück.  Gleich  entschied  jetzt   mehr,  muss  man  sagen,  aber  dieses  Gespräch,  es  war,  es  ist:  ein    Dieses  System  bringt  auch  all  jenen  
auch  das  Basler  Appellationsgericht  –   Instant  Classic.  Über  eine  ganze  Seite  verkauft  sich  Kamm  als   grosse  Vorteile,  die  als  Folge  von  
 obwohl  es  einen  Ermessensspielraum   Franz  von  Assisi  aus  dem  Kleinbasel.  Er  müsse  sich  nicht  anbie-­  Botox  oder  der  Schönheitschirurgie  
für  ein  weniger  verwaltungsnahes   Schwierigkeiten    haben,  unterschied-­
 Urteil  gegeben  hätte.  
dern,  nicht  protzen.  Andere  würden  Schuhe  oder  Taschen  sam-­ liche  Emotionen  auszudrücken.  
So  wird  die  Öffentlichkeit  wohl  nie   meln,  er  halt  Uhren  (zehn  Stück).  Seine  Geschäftspartner  im   Man  muss  sich  allerdings  mor-­
erfahren,  wann  (und  ob  überhaupt)   Ausland  würden  unglaublich  mondän  wohnen,  er  wohne  zwar   gens  nach  dem  Aufstehen  schon  ent-­
Bankrat  und  Regierung  ihre  Verant-­ scheiden,  wie  man  tagsüber  so  auf-­
schön,  aber  nur  in  Riehen  mit  einem  Garten.  «In  der  Schweiz  
wortung  als  Aufsichtsgremien  wahr-­ gelegt  sein  wird  –  oder  während  
genommen  haben.  Eine  transparente   würde  es  sich  ja  auch  nicht  gehören,  mit  Reichtum  zu  protzen.»   eines  Streitgesprächs  schnell  ver-­
 Verwaltung  sieht  anders  aus.     Sagt  Kamm  mit  den  zehn  Uhren.  Kamm,  der  noch  nie  richtig   schwinden,  um  die  passenden  Brau-­
tageswoche.ch/+bfuqn betrunken  war,  aber  ein  Genussmensch  ist,  sich  gegen  drei   en  aufzulegen.
tageswoche.ch/+bfsqr
Geschwister  durchschlagen  musste,  mit  15  zu  jobben  begann,  sich  
Remo Leupin das  Studium  selber  finanzierte.  Kamm,  dieser  Teufelskerl,  ist  
ist Leiter Print auch  nicht  kritikunfähig  und  nicht  herrisch.  «Das  ist  ein  be-­ Augenbrauenstift «Crayon à Sourcils
der TagesWoche. Poudre» von Dior mit integrierter
Er schreibt
stimmtes  Medium,  das  diese  Meinung  verbreitet.»  Wir  waren  das.   Bürste, in fünf Farben erhältlich,
regelmässig im Aber  wir  konnten  ja  auch  wirklich  nicht  wissen,  was  für  ein  guter   je etwa 32 Franken z. B. bei Douglas,
«Mittendrin»-Blog. Mensch  Sie  sind.  Von  Philipp  Loser   tageswoche.ch/+bfsqq Freie Strasse 37, Basel; www.dior.com

TagesWoche 28/29 14
Bestattungen 12. Juli 2013

Bestattungs-Anzeigen
Basel-Stadt und Region

BASEL Denzler-Gundelfinger, Ruth, Stieber-Greutert, Klara, geb. ARLESHEIM Olten SO (Sonnenweg 19). Be-
Bächli-Haberthür, Elvira geb. 1933, von Basel BS (Schlei- 1925, von Basel BS (Wettstein- Aenishänslin-Kornemann, stattung Freitag, 12. Juli, 14 Uhr,
Marguerite, geb. 1948, von Ba- fenbergstrasse 44). Trauerfeier allee 20). Trauerfeier Mittwoch, Anna Elfriede, geb. 1923, von Besammlung Friedhofhalle.
sel BS (Parkweg 27). Trauerfeier im engsten Familienkreis. 17. Juli, 15.30 Uhr, Friedhof am Ormalingen BL (Brachmatt-
Montag, 15. Juli, 11 Uhr, Friedhof Hörnli. strasse 4a). Wurde bestattet. MÜNCHENSTEIN
Erne-Schmitt, Irene Elise,
am Hörnli. Stöcklin-Stoppel, Heinrich Vogelsang-Dauwalder, Albert
geb. 1925, von Basel BS (Sän- Sriskantharaja, Amirthalin-
Baur-Wallace, Heinrich, geb. gergasse 12). Wurde bestattet. Karl, geb. 1924, von Aesch BL gam, geb. 1973, aus Sri Lanka Erwin, geb. 1919, von Horgen
1924, von Basel BS (Bungestras- (Fischerweg 2). Trauerfeier im (Untertalweg 10). Wurde be- ZH und Gebenstorf AG (Anna
Frei-Kleiber, Emma, geb. 1916, engsten Familienkreis. stattet. Hegner-Strasse 14). Abdankung
se 10). Trauerfeier Montag,
von Basel BS (Feierabendstras- und Urnenbestattung Freitag,
15. Juli, 14 Uhr, Pauluskirche. Tschudin-Nyfeler, Beatrice,
se 1). Wurde bestattet. 12. Juli, 14 Uhr, ref. Dorfkirche,
Bläsi, Maria Viktoria, geb. geb. 1930, von Riehen BS (Me- BIRSFELDEN
Gugger-Meyer, Gertrud, geb. ret Oppenheim-Strasse 62). Bargetzi, Jakob, geb. 1928, von Kirchgasse 2, Münchenstein
1924, von Aedermannsdorf SO
1922, von Utzenstorf BE (Kay- Wurde bestattet. Domat Ems GR (Birseckstrasse Dorf.
(St. Johanns-Ring 122). Wurde
bestattet. sersbergerstrasse 50). Wurde 12). Abdankung Freitag, 12. Juli,
von Arx-Keiser, Adelheid Ma-
bestattet. 14 Uhr, Besammlung Friedhof PRATTELN
Bossert-Blauel, Hedwig, geb. ria, geb. 1933, von Basel BS
Birsfelden. Steindler-Fröhlich, Ruzena,
1923, von Basel BS (Burgfelder- Hänggi-Schaub, Myrta, geb. (Reinacherstrasse 202). Trauer-
1928, von Dulliken SO und Lu- feier im engsten Familienkreis. Bieler, Peter, geb. 1923, von Ba- geb. 1926, von Pratteln BL
strasse 188). Trauerfeier im
zern LU (Gellertstrasse 84). sel BS (Hardstrasse 71). Abdan- (Bahnhofstrasse 37, c/o APH
engsten Familienkreis. Wechlin-Ramp, Paul Alfred,
Wurde bestattet. kung Mittwoch, 17. Juli, 14 Uhr, Madle). Abdankung und Beiset-
Brkic, Vahida, geb. 1961, aus geb. 1920, von Basel BS (Wie- zung in Tschechien.
Besammlung Friedhof Birsfel-
Kroatien (Horburgstrasse 48). Hanser, Dieter Franz, geb. sendamm 22). Trauerfeier im den.
Wurde bestattet. 1943, aus Deutschland (Güter- engsten Familienkreis. Vogt-Kohler, Erika, geb. 1926,
strasse 296). Wurde bestattet. Brunner, Rudolf Max, geb. von Lauwil BL (Bahnhofstrasse
Cavaleri-Klenert, Emilie Wickli-Baumgartner, Fried- 1926, von Uster ZH (Rheinpark- 37, c/o APH Madle). Abdankung
Christine, geb. 1918, von Basel Hochuli-Friedli, Beat Erwin, rich, geb. 1931, von Riehen BS strasse 3). Abdankung Diens- Donnerstag, 18. Juli, 14 Uhr, Be-
BS (Kaltbrunnenstrasse 57). geb. 1957, von Reitnau AG (Un- (Lörracherstrasse 4). Trauerfei- tag, 16. Juli, 15.30 Uhr, Besamm- sammlung Friedhof Blözen, Ab-
Wurde bestattet. terer Batterieweg 39). Trauer- er im engsten Familienkreis. lung Friedhof Birsfelden. dankungshalle.
Christen, Lilly, geb. 1922, von feier Freitag, 12. Juli, 15.15 Uhr, Wiesli-Hässig, Emil Alois, geb. Pfeuti-Häner, Elisabeth, geb.
Dürrenroth BE und Bözen AG Friedhof am Hörnli. 1922, von Basel BS (Claragra- REINACH
1937, von Schwarzenburg BE
(Rheinsprung 16). Wurde be- Huber, Marguerite Elsa, geb. ben 105). Trauerfeier Dienstag, (Hauptstrasse 78). Wurde be- Teuscher-Ambrosini, Kurt,
stattet. 6. August, 10.30 Uhr, Kapelle stattet.
1923, von Basel BS (Ackerstras- geb. 1927, von Därstetten BE
Friedhof Allschwil.
Decoppet-Grenacher, Sigrid se 20). Trauerfeier im engsten Rindisbacher-Schwab, Verena, (Steinrebenstrasse 136). Trau-
Claire Judith, geb. 1927, von Familienkreis. Wüthrich-Aubry, Erika, geb. geb. 1935, von Lauperswil BE erfeier und Urnenbeisetzung
Suscévaz VD und Yverdon-les- 1935, von Thunstetten BE (Lavaterstrasse 33). Abdan- Dienstag, 16. Juli, 14 Uhr, Fried-
Levin-Andrea, Philip, geb.
Bains VD (Emanuel Büchel- (Brantgasse 5). Trauerfeier Frei- kung Dienstag, 16. Juli, 14 Uhr, hof Fiechten, Reinach.
1931, von Andeer GR und Donat
Strasse 24). Trauerfeier Freitag, tag, 12. Juli, 14.15 Uhr, Friedhof Besammlung Friedhof Birsfel-
GR (Rennweg 92). Wurde be- am Hörnli.
19. Juli, 10.30 Uhr, Gellertkirche, den. RÜNENBERG
stattet.
Basel. Wunderlin-Rohrer, Adelheid, Strub-Büchler, Paul, geb.
Lienhard, Marie, geb. 1925, von geb. 1924, von Wallbach AG LAUSEN 1942, von Läufelfingen BL (All-
Vordemwald AG (Claragra- (Lindenhofstrasse 39). Trauer- Schärer-Weber, Frieda Marg- mendstrasse 90). Wurde be-
ben 31). Trauerfeier Freitag, 26. feier Freitag, 12. Juli, 10 Uhr, rith, geb. 1924, von Wangen bei stattet.
Offizieller Notfalldienst Juli, 11.15 Uhr, Friedhof am Friedhof am Hörnli.
Basel-Stadt und Basel- Hörnli.
Landschaft:
Melchionda-Sassone, Giu- BETTINGEN
061 261 15 15
Notrufzentrale 24 Stunden
Ärzte, Zahnärzte, kostenlose
seppina, geb. 1953, von Basel
BS (Flughafenstrasse 91). Trau-
Beck-Schweizer, Erika Luise,
geb. 1917, von Basel BS
Annahmestelle  
Todesanzeigen  und    
medizinische Beratung der erfeier Dienstag, 16. Juli, (Chrischonarain 135). Trauerfei-
Stiftung MNZ 15.30 Uhr, Friedhof am Hörnli. er im engsten Familienkreis.

Danksagungen
Notfalltransporte: Sager-Bünter, Johann
144 Andreas, geb. 1923, von Basel RIEHEN

Notfall-Apotheke: BS (Dorfstrasse 38). Wurde be- Meyer-Seleucide, Paul, geb.


stattet. 1944, von Basel BS (Holzmühle-
061 263 75 75 weg 19). Trauerfeier Freitag,
Basel, Petersgraben 3. Schaub, Heidi Yvonne, geb. 12. Juli, 13 Uhr, Friedhof am
Jede Nacht: Mo–Fr ab 17 Uhr, 1935, von Basel BS (Peter Meri- Hörnli.
Sa ab 16 Uhr, Sonn- und Feier- an-Strasse 2). Trauerfeier im
tage durchgehend offen. engsten Familienkreis. Pollak-Im Hof, Eva Maximiliane,
Tierärzte-Notruf: geb. 1929, von Basel BS (Basel-
Schlageter, Hedwig, geb. 1913, strasse 20 A). Trauerfeier Mon-
0900 99 33 99 von Basel BS (Mittlere Stras- tag, 15. Juli, 14.45 Uhr, Friedhof
(Fr. 1.80/Min. für Anrufe ab se 15). Trauerfeier im engsten am Hörnli.
Festnetz)
Familienkreis. Wir beraten Sie gerne persönlich vor Ort,
Öffnungszeiten der Fried- Wirz-Seiler, Peter, geb. 1931, an der Ecke Rümelinsplatz / Grünpfahlgasse.
höfe Hörnli und Wolf: Sladovnik-Hochmann, von Riehen BS (Rebenstras- Neue Medien Basel AG | Tel. 061 561 61 50
Sommerzeit: 7.00–19.30 Uhr Vlasta, geb. 1928, von Basel BS se 43). Trauerfeier Dienstag, Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von 8.30 bis 17 Uhr
Winterzeit: 8.00–17.30 Uhr (Wiesenschanzweg 42). Wurde 16. Juli, 15 Uhr, Dorfkirche info@neuemedienbasel.ch
bestattet. Riehen.

TagesWoche 28/29 15
R EG I O N

Idyllisch ist es jetzt nicht mehr auf der Erlenmatt – hier werden bald riesige Wohnblocks stehen. Foto: Nils Fisch

Aus der Hand gegeben


Statt das Bauland auf der Erlenmatt selber zu kaufen, überliess es die Basler Regierung
unkontrolliert der Bauwirtschaft. Ein folgenreicher Entscheid. Von Patrik Tschudin

D er  Nordwind  weht  ockerfar-­


bene  Staubwolken  über  die  weite  Sand-­  
und   Kiesfläche   von   Erlenmatt   West.  
Hier  hat  sich  in  den  letzten  zehn  Jah-­
schrieb   ihr   in   den   Mietvertrag,   dass  
Baulärm  kein  Grund  f ür  eine  Mietzins-­
reduktion   sei.   «Manchmal   legen   die  
Bagger   schon   frühmorgens   los»,   er-­
«Wenn   ich   heute   über   die   Erlen-­
matt  spaziere»,  sinniert  der  Geograph  
Martin   Sandtner,   Leiter   des   Basler  
Planungsamtes,   sehe   er   «ein   Stück  
Zug   fuhr   auf   den   Schienen   des   Rah-­
menvertrags   weiter.   Die   Filetstücke  
für   den   Hausbau   gingen   in   grossen  
Einheiten   an   kapitalkräftige   Investo-­
ren   ein   städtischer   Freiraum   ent-­ zählt  sie.  Dennoch  lebt  Irène  gerne  auf   Stadt,  in  dem  sich  bereits  heute  gut  le-­ ren,   darunter   die   Bricks   AG   und   die  
wickelt.  Damit  ist  demnächst  Schlu  ss.   Basels  grösster  Baustelle. ben  lässt,  in  dem  aber  auch  viel  Dyna-­ Stiftung  Habitat.  Der  Kanton  hübschte  
Denn   nun   umkreisen   die   Bagger   die   Das  Kalkül  der  Bricks  ist  jedenfalls   mik   spürbar   ist.»   Bezüglich   Woh-­ das   Umfeld   mit   öffentlichen   Geldern  
letzten  Überbleibsel  des  Soziotops.   aufgegangen.   Im   Sommer   2010   inves-­ nungsmix»,   sagt   er,   «hätten   wir   uns   auf  und  zahlte  f ür  Grünflächen,  Plätze,  
Die  Grundlage  für  die  Überbauung   tierte   sie   in   22  640   Quadratmeter   mehr    familientaugliche   Wohnungen   Strassen  und  Schulhaus.
«Erlenmatt   West»   legte   die   damalige    Erlenmatt  beim  R iehenring.  Jetzt  neh-­ gewünscht».   Zwei   Jahre   nach   der   Abstimmung  
Baudirektorin   Barbara   Schneider   im   men  ihr  Pensionskassen,  Versicherun-­ schrieb  die  BaZ:  «Das  neue  Stadtquar-­
Dezember   2002:   Sie   unterschrieb   für   gen   und   Immobilienfonds   das   Land   Leere  Versprechen? tier  kostet  die  Stadt  Basel  deutlich  mehr  
den   Kanton   den   «Städtebaulichen   ab,  um  darauf  zu  bauen.  Rendite  in  den   als  geplant.»  Zu  verantworten  habe  das  
Rahmenvertrag»   mit   zwei   Tochterfir-­ drei  Jahren:  ein  Sechser  im  Immobili-­ Krokodilstränen?   Verwaltung,   Regie-­ «zu  einem  rechten  Teil  das  Baudeparte-­
men   der   Deutschen   Bahn.   Denen   ge-­ en-­Lotto  für  die  Aktionäre  der  Bricks.   rung   und   Parlament   hatten   es   in   der   ment».  Statt  des  Nullsummenspiels  aus  
hörte   der   Boden.   Das   Dokument   hält   Die   neuen   Herren   von   «Erlenmatt   Hand,  klare  Vorgaben  zu  formulieren.   60   Millionen   Franken   Einnahmen   im  
der  Kanton  bis  heute  unter  Verschluss,   West»   heissen   Securitas   Pensions-­ Zum   Beispiel   im   Bebauungsplan,   der   Mehrwertfonds  und  gleich  hohen  Aus-­
weil  die  Bricks  Immobilien  AG,  Rechts-­ kasse,   Edifondo   (PK   Losinger-­Maraz-­ nach  dem  Scheitern  des  rechtsbürger-­ gaben  für  Landkauf  und  Umgestaltung,  
nachfolgerin   der   Vertragspartner,   ge-­ zi),  Berner  Gebäudeversicherung,  Vau-­ lichen  Referendums  gegen  den  Umzo-­ müsse  der  Kanton  20  Millionen  drauf-­
gen   die   Publikation   sei.   So   lässt   sich   doise,   Next   Immobilien,   Helvetic   nungsplan   im   Februar   2005   in   Kraft   legen.   Ihre   Fehlkalkulation   brachte  
nicht   überprüfen,   ob   der   ursprüngli-­ Trust,   Credit   Suisse   Immobilienfonds   trat.  Die  Regierung  hatte  im  Abstim-­ Baudirektorin   Schneider   Schelte   im  
che  Rahmenvertrag  eingehalten  wird.     und   Patrimonium.   Gemeinsam   inves-­ mungskampf  ein  «zeitgemässes  Woh-­ Grossen   Rat   ein,   die   Zusatzmillionen  
Irène  bewohnt  im  bereits  bestehen-­ tieren  sie  r und  240  Millionen  Franken.   nungsangebot,   insbesondere   für   Fa-­ bekam  sie  trotzdem.
den   Wohnblock   «Erlentor»   2½   Zim-­ 574  Wohneinheiten,  48  davon  für  den   milien  ideal»  versprochen.   Inzwischen  räumt  Schneiders  Nach-­
mer   auf   53   Quadratmetern,   eines   von   Weiterverkauf,   baut  Losinger-­Marazzi   Das  Referendum  scheiterte,  Barba-­ folger  Hans-­Peter  Wessels  ein,    «zentra-­
239   Appartements.   Die   Vermieterin   ihnen  bis  Ende  2015. ra   Schneider   gewann,   der   Erlenmatt-­ les   Problem»   der   Erlenmatt   sei,   «dass  

TagesWoche 28/29 16
Region 12. Juli 2013

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% 
der   Kanton   den   Boden   nicht   gekauft   Erlenmatt  nutzt  temporär  Habitat-­Bo-­
hat».   Das   habe   «zu   einem   komplizier-­ den.  Wirt  Jonas  trifft  demnächst  Stif-­

 "# '%3 "'%# ?: %3 :)73 )3( %)  ,33#  %' ( #%)  %)?)  +''%)") 
% 4%) ) =%73) )"+7) %)7344%372 )) (') % 4%# ;3 :)43) =4'773 :)73
ten   Dreiecksverhältnis   zwischen   dem   tungsvertreter,  um  zu  besprechen,  wie  
Entwickler,   den   privaten   Investoren  
und  dem  Kanton»  geführt.  «Das  Erlen-­
matt-­Areal   wurde   von   einer   Firma  
es   im   nächsten   Jahr   weitergeht.   Er  
rechnet   sich   gute   Chancen   aus,   auch  
2014  Gäste  empfangen  zu  können.
 
übernommen,   welche   die   Arealent-­ Wirtin   Céciles   «Sonnendeck»   ge-­
wicklung  selbst  in  die  Hand  genommen   genüber   liegt   auf   Bricks-­Boden.   Sie  

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hat.»  Gemeint  ist  Bricks. sieht   schwarz   für   2014.   Der   Kontakt-­
Die  Berner  Firma  nahm  2011  erneut   mann  bei  Bricks  sei  zwar  umgänglich.  
das  Heft  in  die  Hand  und  kaufte  weite-­ Als  sie  letztes  Jahr  die  Barinfrastruk-­
re  Parzellen  auf  der  Erlenmatt,  darun-­ tur   nach   der   Saison   nicht   abgerissen  

3)?#  #%)') (#3


)+4 :)73 ===1#%31
ter   jene   für   das   Primarschulhaus.   Als   hätten,  obwohl  er  es  angeordnet  habe,  
der   Regierungsrat   am   20.   Dezember   sei  er  grantig  geworden,  habe  aber  für  
2012   das   architektonische   Siegerpro-­ 2013   grünes   Licht   gegeben   –   «zum  
jekt   verkündete,   gehörte   der   Boden,   letzten   Mal».   Definitiv   Schluss   ist  
auf  dem  es  stehen  soll,  nicht  Immobili-­ Ende   September   für   das   kleine   Back-­
en  Basel-­Stadt  (IBS).   steinhaus   hinter   der   «Bahnkantine»  
(ehemals   «Erlkönig»).   Wo   jetzt   noch  
die  Samtvorhänge  des  «Cirquit  Vulca-­
Der Kanton nelli»   hängen,   fahren   im   Oktober   die  
Bagger  auf  und  machen  alles  platt.  
muss den Boden Kay,   Wirt   und   Mieter   der   «Bahn-­
besitzen, der kantine»,   hat   es   besser.   Boden   und  
Haus   gehören   dem   Kanton.   Der   liess  
bebaut wird. Gebäudehülle   und   Elektroinstallation  
    $  
 $   " ($  
%  " " " $  
sanieren.  Kay  investierte  in  Küche  und      &   $ "% ($ &
Inneneinrichtung.   Seit   September          ' ('  $
Der   Kanton   rang   bis   Anfang   2013   2012  laufe  sein  Geschäft  passabel,  er-­
     
&   "   $  
mit   Bricks   um   die   Schulhausparzelle.   klärt   seine   Mutter.   «Ich   geniesse   die  
 !" !
!  "   !#)!
!%!! 
#)
 %   
«Verkauf   Grundstück   durch   Bricks   freie  Sicht  über  das  Gelände»,  sagt  sie  
Immobilien   an   IBS   könnte   zum   Ent-­ und   blickt   nach   Süden,   Richtung  

      


      


eignungsverfahren   führen»,   protokol-­ Bricks-­Baufelder.  

lierten   Kantonsangestellte.   Schliess-­     
   
 
  
lich   lenkte   Bricks   ein   und   trat   den   Kein  ökologisches  Konzept 
  
Boden  an  IBS  ab,  zum  Quadratmeter-­
preis  von  120  Franken  plus  Teuerung,   Klaus   Anton,   Mitglied   der   «Begleit-­
wie  im  Rahmenvertrag  festgelegt. gruppe»   zum   Erlenmattprojekt,   war-­
Die   Regierung   hatte   sich   mit   dem   tet   beim   Kletterturm   des   Erlenmatt-­
Rahmenvertrag   in   entscheidenden   Spielplatzes   auf   die   TagesWoche.  
Punkten   entmachtet.   Im   September   Grossrat   Urs   Müller   stösst   dazu.   An-­
2012   antwortete   sie   auf   eine   Interpel-­ ton  und  Antoinette  Voellmy,  seit  Ende   + " # #

 
lation   von   Urs   Müller   (Grünes   Bünd-­ der   1990er-­Jahre   Mitglieder   der   Be-­ "# # '" '
nis).  Er  hatte  wissen  wollen,  wie  sie  es   gleitgruppe,   hatten   Einsprachen   ein-­  ,'  % > ?37 
mit  ihrem  Versprechen  von  2005  halte,   gelegt   gegen   das   Baugesuch   für   die   ?37 :) ("3 - &"   ) ( "3%7 - &"   ) $
auf   der   Erlenmatt   würde   ein   «zeitge-­ Bricks-­Areale   –   wegen   der   fehlenden  
          
    
   

mässes   Wohnungsangebot,   insbeson-­ Familienwohnungen   und   der   Inexis-­


dere  für  Familien»  entstehen.  Die  Re-­ tenz  eines  ökologischen  Konzepts.  
gierung   erklärte,   es   sei   2004   im   Nach  neun  Monaten  Funkstille  er-­
Ratschlag   für   die   Umzonung   der   Er-­ hielten   sie   aus   dem   Bauinspektorat  
" !@@$"$ +3
lenmatt  nirgends  eine  Mindestzahl  für   Bescheid:   Sie   seien   nicht   einsprache-­
/- &"   **0 :#  "' "#   #'
4-­Zimmer-­Wohnungen   definiert   wor-­ berechtigt,   an   Oetlinger-­   und   Efrin-­
 
9@@$"$#' /-@@ "  (%7 :7 + .:3 +3
den.  Der  «Wohnungsmix»  werde  «von   gerstrasse  wohnten  sie  zu  weit  weg.  9@@0 :4 3%)  (3%)%37 %) #73 
den   Investoren   unter   Berücksichti-­ Der  kürzlich  preisgekrönte  Park  ge-­ +3 +')     '44%&3 -@@ "   ) $
gung  der  Marktsituation  definiert».  Im   fällt  Klaus  Anton  zwar  gut.  Dass  aber  
Klartext:  Bricks  und  Konsorten  sagen,   beim  bestehenden  «Erlentor»  und  den  
wo   es   langgeht.   Nach   Familienwoh-­ kommenden   Blocks   auf   Bricks-­Boden  
nungen  solle  man  bei  der  Stiftung  Ha-­ Solarpanels   für   Strom-­   oder   Wärme-­
bitat  suchen:  «Bei  der  Überbauung  der   gewinnung   fehlen,   hält   er   für   nicht  
Stiftung  Habitat  geht  der  Regierungs-­ nachvollziehbar. *' ' # 
, "
rat   davon   aus,   dass   die   Stiftung   Wert   Aus   seiner   langjährigen   Erfahrung   <34#%) *'

 
darauf  legt,  dass  ein  grosser  Anteil  an   mit  dem  Erlenmatt-­Prozess  gibt  er  je-­ :4+3(:)") :44$ :"7$
Familienwohnungen  erstellt  wird.» nen,   die   sich   bei   anderen   Entwick-­ @@$"$&:)"  3( -@@@$"$ 
Bei  der  Habitat  wird  tatsächlich  an-­ lungsgebieten   (Stichwort:   Hafen)   en-­ /- &"   -80   . % +37%'4"'4    
ders   geplant   als   bei   Bricks   und   Kon-­ gagieren,   drei   Ratschläge   mit   auf   den  
sorten:   partizipativ,   kleinteilig,   nicht   Weg.  «Der  K anton  muss  den  Boden  be-­
profitorientiert.   Die   Stiftung   verhan-­ sitzen,  um  den  es  geht.  Abmachungen  
delt  mit  diversen  Wohngenossenschaf-­ zwischen  Bevölkerung,  Politik,  K anton  
ten.   Geplant   ist   ein   Haus   für   Studie-­ und  Investoren  müssen  präzise  formu-­
rende  mit  öffentlicher  Schwimmhalle.   liert   und   transparent   kommuniziert  
Ihren  Boden  gibt  die  Stiftung  im  Bau-­ werden.   Und   die   Engagierten   müssen    *#  9 @$('$'4#
recht  ab.  Das  klingt  sympathisch,  aber   am  Ball  bleiben  können.  Sonst  geraten   "#
# '' <34#%) /-@@ ('   @!@0 +3
+37) ?1 1 ".3'4 !" -
auch  dazu  hat  die  Regierung  kaum  et-­ sie   gegen   die   Profis   aus   Politik,   Ver-­
 
-@ &" -5 4#$ - @$('$+4
was  zu  sagen.   waltung  und  Investorenkreisen  immer   ':)") /-    /-@@ ('   @550 
Die   provisorische   Open-­Air-­Bar   ins  Hintertreffen.»  @9 0 &:)"     <34#%) +37)   )(
«Sommerresidenz»   im   Nordteil   der   tageswoche.ch/+bfvhc

TagesWoche 28/29 17
Region 12. Juli 2013

E s  ist  ein  Start  nach  Mass  für  den  


neuen   Baselbieter   SVP-­Volkswirt-­
schaftsdirektor   Thomas   Weber.   Nach  
seiner   ersten   Regierungsratssitzung  
konnte   er   eine   Personalie   bekannt-­
geben,   die   sein   Versprechen   unter-­
streicht,  neuen  Schwung  in  den  Kanton  
zu   bringen.   Mit   der   Wahl   von   Lukas  
Kilcher   zum   neuen   Leiter   des   Land-­
wirtschaftlichen   Zentrums   Ebenrain  
zeigt  er,  dass  er  den  Bauernstand  refor-­
mieren   will.   Denn   Kilcher   rückt   nicht  
einfach   in   einer   bestehenden   Hier-­
archie   ein,   zwei   Stufen   nach   oben.   Er  
kommt  von  aussen,  von  der  internatio-­
nal   renommierten   Forschungsanstalt  
für  biologischen  Landbau  in  Frick.
Nun   ist   Baselland   längst   nicht  
mehr   ein   Bauernkanton,   und   wenn  
die  Bevölkerung  von  der  neuen  Regie-­
rung  eine  neue  Dynamik  erwartet,  so  
erhofft  sie  sich  diese  eher  in  anderen  
Wirtschaftsbereichen.   Aber   auch   der  
Bauernstand   muss   sich   reformieren.  
Da   dürfte   Kilchers   Wahl   ein   klares  
 Signal  sein,  dass  erstens  Bewegung  in  
die   entstandenen   Verkrustungen  
kommt   und   zweitens   an   eine   alte  
 Tradition  angeknüpft  werden  soll,  als  
das  Baselbiet  als  Pionierkanton  in  Sa-­
chen   Biolandwirtschaft   schweizweit  
bewundert  und  verschrien  war.

Gedüngt  auf  Teufel  komm  raus

Der  1963  geborene  und  in  Dornach  auf-­


gewachsene  Kilcher,  dessen  bäuerliche  
Wurzeln   ins   solothurnische   Himmel-­
ried   zurückreichen,   war   gerade   acht  
Jahre  alt,  als  der  kantonale  Baselbieter  
Gutsbetrieb   Ebenrain   in   Sissach   auf  
biologischen  Landbau  umstellte.  Bis  zu  
jenem   Zeitpunkt   hatte   man   dort   ge-­
düngt   und   gespritzt   auf   Teufel   komm  
raus,   wie   es   sich   gehört   für   einen   Be-­
trieb   vor   den   Toren   der   Basler   chemi-­
schen   Industrie.   Der   damalige   Eben-­
rain-­Direktor   Otto   Buess   beobachtete  
besorgt,  w ie  der  Dünger  die  Böden  aus-­
laugte  und  suchte  nach  einem  Ausweg.  
Neue   Höchsterträge   liessen   sich   den  
Feldern  nur  abringen,  wenn  man  noch  
mehr  Chemie  einsetzen  würde.
Alles Bio-Äpfel:
Lukas Kilcher,

Von Himmelried via Kuba


künftiger Direktor des
Landwirtschaftlichen
Zentrums Ebenrain,
in der Obstplantage

nach Sissach
des Forschungsinstituts
für biologischen
Landbau in Frick.
Foto: Nils Fisch

Regierungsrat Thomas Weber überrascht mit seinem


ersten Personalentscheid. Und bekennt sich zum Biolandbau.
Von Urs Buess

TagesWoche 28/29 18
Region 12. Juli 2013

 Otto  Buess  forschte  nach  Alterna-­ tikums   in   Kuba   eine   Studie,   worin   er   können   ebenso   nachhaltig   sein   wie   150  Personen  und  hat  ein  Jahresbud-­
tiven,  pröbelte,  testete  und  stellte  den   nachwies,   dass   die   staatliche   Land-­ ideelle.   In   der   Bildung   und   Beratung   get  von  19  Millionen  Franken.
Guts-­   und   Versuchsbetrieb   auf   biolo-­ wirtschaft   nicht   rentabler   sei   als   die   bauen   wir   auf   das   Erfahrungswissen   Kilcher  verlässt  das  FiBL,  obwohl  er  
gischen   Anbau   um.   Für   eine   kleine   private.   der   Bauern,   bringen   dieses   mit   unse-­ weiss,  dass  die  Erwartungen  an  ihn  als  
Anhängerschaft   war   das   ein   Segen   Er   veröffentlichte   darüber   in   der   ren  wissenschaftlichen  Erkenntnissen   neuen  Leiter  des  bäuerlichen  Zentrums  
und   eine   Hoffnung,   für   das   Gros   der   NZZ   Artikel,   was   beim   Aargauer   Zi-­ zusammen   und   vernetzen   das   ganze   hoch   sind.   Denn,   aus   der   innovativen  
Bauern,   für   die   gängige   Forschung   garrenfabrikanten  Burger  auf  Interes-­ mit  dem  Markt.»  Bauern  müssten  ech-­
und   für   die   Landwirtschaftspolitiker   se  stiess.  Er  beauftragte  Kilcher,  ihm   te   Partner   in   einer   Wertschöpfungs-­
aber  eine  Provokation.  Man  vermutete  
Scharlatanerie   hinter   dem   Getue   und  
den  Zugang  zu  qualitativ  hochstehen-­
den   Tabakfabrikanten   zu   organisie-­
kette   vom   Kunden   über   den   Handel  
bis  zur  Landwirtschaft  werden.  Dann  
Die innovative
den  angeblichen  Erfolgen  auf  dem  Ba-­ ren.   Kilcher   verbrachte   mehrere   Mo-­ würden   auch   Sprüche   aufhören   wie:   Schule wurde zum
selbieter   Gutsbetrieb.   «Tagsüber  
fromm  tun  und  nachts  heimlich  sprit-­
nate   in   Kuba,   reiste   immer   wieder  
hin,   lernte   seine   Frau   kennen,   die  
«Direktzahlungen   brauchts,   weil   es  
ganz  okay  ist,  dass  ihr  da  seid.»        
Verwaltungs-
zen»,   so   verhöhnte   man   die   Bestre-­ heute  mit  ihm  und  drei  von  vier  Kin-­ Wie   will   der   neue   Ebenrain-­Leiter   apparat.
bungen  in  Sissach  schweizweit.         dern  in  Binningen  wohnt. nun  seine  Erfahrungen  am  neuen  Wir-­
 Nach  dem  Studium  engagierte  ihn   kungsort  einbringen?  Darüber  lässt  er  
der   Landwirtschaftliche   Informati-­ sich   kein   Wort   entlocken.   Er   will   zu-­ landwirtschaftlichen   Schule   der  
Das Gros der onsdienst   als   Redaktor.   «Ich   erlebte   erst  mit  seinem  künftigen  Team  reden.   1970er-­Jahre  ist  ein  Verwaltungsappa-­
dort   ein   tolles   Jahr   und   erhielt   einen   Lieber  berichtet  er  über  seine  interna-­ rat   geworden.   Verschiedene   Mitarbei-­
Bauern hielt fantastischen  Einblick  in  die  landwirt-­ tionalen   Erfahrungen   am   FiBL.   Von   ter,  vor  allem  pensionierte,  führen  dies  
Biolandbau für schaftlichen   Verbände,   Organisa-­ seinen   Studien   und   Beratungen   in   darauf  zurück,  dass  das  Amt  für  Land-­
tionen  und  in  die  Politik.»  Mit  seinen   Kuba,   Tunesien,   Marokko,   Chile,   Ar-­ wirtschaft  sukzessive  aus  Liestal  abge-­
Scharlatanerie. Berichten   machte   er   Urs   Niggli,   den   gentinien,  Brasilien,  Indien,  Thailand   zogen   und   in   bestehende   und   neu   er-­
Chef   des   FiBL,   auf   sich   aufmerksam.   und   Osteuropa.   In   über   20   Ländern   baute   Gebäude   bei   der   ehemaligen  
Er  engagierte  Kilcher  an  seinem  Insti-­ beriet   er   Bauern   bis   zu   Regierungen   Schule   einquartiert   wurde.   Beratung  
 Unbeirrbar  gingen  Buess  und  seine   tut,   wo   er   als   Leiter   der   Beratungs-­ bei  der  Produktion  und  Vermarktung   der   Bauern   sowie   Aus-­   und   Weiterbil-­
Getreuen   ihren   Weg,   sahen   aber   ein,   dienste   eng   mit   allen   landwirtschaft-­ von  Bioprodukten.  «Ich  kann  nicht  be-­ dung  rückten  in  den  Hintergrund.  
dass  die  Aufgabe  der  Landwirtschaft-­ lichen   Schulen   der   Schweiz,   mit   Bio   haupten,  ich  hätte  nichts  gesehen  von   Der   heutige   Chef,   Werner   Mahrer,  
lichen  Schule  vornehmlich  in  der  Aus-­   Suisse   und   mit   den   Grossverteilern,   dieser  Welt.» der  diesen  Herbst  pensioniert  und  Lu-­
und   Weiterbildung   des   Bauernstands   insbesondere  mit  Coop,  zusammenar-­ kas   Kilcher   Platz   machen   wird,   soll  
sowie   in   der   Beratung   der   Landwirte   beitete. Ein  Anruf  Anfang  Juni mit  manchmal  unzimperlicher  Art  die  
bestand.  Deshalb  war  Otto  Buess  stark     Nach   der   Einführung   der   Direkt-­ Interessen   der   Verwaltung   durchge-­
daran   beteiligt,   als   1973   das   For-­ zahlungen   durch   den   Bund   und   dem   Kurz,   Lukas   Kilcher   fühlte   sich   wohl   setzt  haben.  Die  Distanz  zwischen  den  
schungsinstitut   für   biologischen   Einstieg   von   Coop   im   Biomarkt   1993   am  FiBL.  Der  Anruf  anfangs  Juni  aus   Bauern   und   den   Mitarbeitern   des  
Landbau  in  Oberwil  gegründet  wurde   begann  die  Nachfrage  nach  Bioproduk-­ Liestal   traf   ihn   völlig   unvorbereitet:    Zentrums  wuchs.  «Die  Probleme  zwi-­
–   das   Institut,   das   heute   unter   dem   ten  enorm  zu  wachsen.  Schon  bald  war   die   Anfrage,   ob   er   die   Leitung   des   schen  den  Leuten  im  Ebenrain  haben  
Kürzel   FiBL   bekannt   ist.   Das   Institut   das   Angebot   zu   klein.   «Es   war   eine   Ebenrain  übernehmen  wolle.  Er  w uss-­ wir  schon  zu  spüren  bekommen»,  sagt  
auch,  das  zum  Wirkungsort  für  Lukas   gros    se   Herausforderung,   Handel,   Ver-­ te,   dass   die   Ausschreibungen   für   die   der  ehemalige  Baselbieter  Bauernprä-­
Kilcher  werden  sollte. arbeiter  und  Bauern  auf  die  neue  Situa-­ Stelle  seit  Monaten  ergebnislos  geblie-­ sident   Gregor   Gschwind,   «und   ent-­
tion   einzustellen.   Mit   Coop   und   Bio     ben  waren.  Ein  aussichtsreicher  Kan-­ sprechend   hatten   wir   auch   unsere  
 «Wunderbare  Menschen» Suisse   starteten   wir   eine   starke   Part-­ didat   hat   sich   in   letzter   Minute   zu-­ Sträusse   auszufechten   mit   Herrn  
nerschaft   und   lancierten   1995   eine   rückgezogen.   Einen   knappen   Monat   Mahrer,  der  durchaus  seine  Machtde-­
Während   des   Gymnasiums   und   nach   gros  se   Informations-­   und   Umstel-­ führte   Kilcher   Gespräche,   eines   auch   monstrationen  veranstaltete.  Aber  al-­
der  Matur  arbeitete  Kilcher  vorerst  als   lungsinitiative:  3000  Bauern  meldeten   mit  Regierungsrat  Weber.   les  ihm  zuzuschreiben,  das  wäre  dann  
Landdienstler  und  Praktikant  auf  ver-­ sich  und  1500  stellten  auf  Bio  um.»   Nun   hat   er   also   zugesagt   und   ver-­ doch  zu  einfach.»
schiedenen  Betrieben  im  Baselbiet,  im   Die   Freude   über   den   Boom   stiess   lässt  seinen  A rbeitsort,  der  ihm  in  den   Es  sei  Zeit  f ür  einen  Neuanfang,  sagt  
Welschland,   in   Graubünden   –   alles   nicht  überall  auf  Begeisterung.  Tradi-­ letzten   20   Jahren   ein   gros  ses   Stück   Gschwind.  Das  sagen  andere  ebenfalls  
Biobetriebe.   «Wunderbare   Menschen   tionelle   Biobauern   argwöhnten,   die   der  Welt  geöffnet  hat.  Er  verlässt  das   und  denken  auch  an  ganz  andere  Berei-­
habe  ich  da  kennengelernt»,  schwärmt   Neueinsteiger  setzten  aus  rein  ökono-­ Institut,   das   gewachsen   ist   mit   der   che   als   an   die   Landwirtschaft.   Doch  
er,   «Menschen   mit   Geduld,   Hingabe,   mischen  und  nicht  aus  ideellen  Grün-­ Zeit   und   aus   Platzmangel   1997   von   zumindest  dort  ist  er  wenige  Tage  nach  
Beobachtungsgabe.»   1984   begann   er   den  auf  Bio.  «Wir  haben  erlebt,  dass  es   Oberwil  in  die  leerstehende  landwirt-­ Amtsantritt   des   neuen   Volkswirt-­
an  der  ETH  Zürich  Agronomie  zu  stu-­ kein   Widerspruch   ist,   aus   ökonomi-­ schaftliche   Schule   in   Frick   umgezo-­ schaftsdirektors  Weber  aufgegleist.  
dieren,  verfasste  während  eines  Prak-­ schen  Beweggründen  umzustellen.  Sie   gen   ist.   Heute   beschäftigt   es   gegen   tageswoche.ch/+bfuxr

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TagesWoche 28/29 19
Region 12. Juli 2013

So stellen sich einige Leute das Leben im Gefängnis vor. Die Realität sieht ein wenig anders aus. Foto: Nils Fisch

Willkommen im gemacht   (tageswoche.ch/+bfssf).  


Mehrere  Kommentare  zielten  danach  
in  eine  eindeutige  Richtung:  Den  Be-­

Kuschelknast
hörden   dürfe   man   keine   Vorwürfe  
machen,   die   Verhafteten   seien   selber  
schuld.   Schliesslich   seien   sie   ja   von  
niemandem   gezwungen   worden,  
Hand  taschen  zu  k lauen  und  in  fremde  
Die Gefängnisse in der Schweiz gelten Häuser  einzusteigen.  
Das   ist   wohl   eine   weit   verbreitete  
als viel zu weich. Zu Recht? Der Laufner Meinung.   Das   zeigte   anfangs   Woche  
auch   ein   Artikel   im   «Blick»,   der   ge-­
Uralt-Knast weist eher in die andere wöhnlich  ein  feines  Sensorium  für  die  
Stimmung   in   der   Bevölkerung   hat.  
Richtung. Von Michael Rockenbach Diesmal  ging  es  in  dem  Blatt  um  den  
24-­jährigen  Kosovaren  Behar  S.,  auch  
«Bolonese-­Toni»   genannt,   der   im  

F
 April  2011  in  Grenchen  einen  Türste-­
Basel hängt mit her  erstochen  hat  und  nun  in  Bostadel  
Das Laufner Gefängnis bietet sitzt.   Dort   gelang   es   ihm   via   Face-­
Platz für 11 Untersuchungshäft- ür  den  Staat  ist  es  eine  billige  L ö-­ als   ideal.   So   günstig   ist   diese   aller-­ book,  sich  über  die  Haftanstalt  lustig  
linge. In den Untersuchungs- sung:  300  000  Franken  zahlt  der  K an-­ dings   nur,   weil   Rebers   Direktion   zu   machen   («Huere   schön   da!»)   und  
und Vollzugsgefängnissen in ton   Baselland   für   ein   neues   Gefäng-­  lediglich   das   Allernötigste   machen   mit   seinen   Muskelbergen   zu   protzen  
Arlesheim und Liestal können nis,  das  so  neu  nicht  ist.  Vor  über  100   liess.   Die   300  000   Franken   wurden   («ich   mach   immer   weiter,   bis   der   Bi-­
bis zu 75 Häftlinge unterge- Jahren  ist  das  Bezirksgefängnis  Lau-­ für  die  Sicherheit  aufgewendet,  damit   zeps   platzt»),   obwohl   der   Internetzu-­
bracht werden (aber auch nur fen   ein   erstes   Mal   eröffnet   worden,   nicht  kurz  nach  der  Wiedereröffnung   gang  gesperrt  sein  sollte.  
dank so genannten «Notbet- 2001  ging  es  zu  –  endgültig,  w ie  es  da-­ bereits   die   ersten   Häftlinge   wieder   «So  lustig  geht  es  in  Bostadel  also  
ten»). Im neuen Strafjustiz- mals  hiess.  Und  das  mit  gutem  Grund.   davonspazieren.   zu  und  her»,  konstatierte  der  «Blick»  
zentrum in Muttenz stehen ab Der   alte   Kerker   hat   eine   ganze   Reihe   –  und  fragte  seine  Leserschaft,  ob  es  
Sommer 2014 48 Haftplätze von  Mängeln.  Die  Zellen  sind  schlecht   Gegen  die  Menschenrechte in  der  Schweiz  nach  der  Kuscheljustiz  
zur Verfügung. belüftet,   zum   Teil   nur   durch   den   nun   auch   einen   Kuschelknast   gebe.  
Der Kanton Baselland arbeitet schmalen   Essspalt.   Aufenthalts-­   und   Dabei   sind   die   Haftbedingungen   tat-­ Und   ob   das   ganze   auch   noch   viel   zu  
auch im Bereich der Haft mit Arbeitszimmer  fehlen  und  der  vergit-­ sächlich   zum   Davonlaufen.   Das   Ge-­ teuer   sei.   90   Prozent   klickten   diese  
Basel-Stadt zusammen, wo es terte   Spazierhof   ist   mit   20   Quadrat-­ fängnis   widerspricht   den   Europäi-­ beiden  Punkte  an,  nur  10  Prozent  ver-­
ebenfalls zu wenige Gefängnis- metern  viel  zu  klein.   schen   Strafvollzugsgrundsätzen,   die   traten  die  Ansicht,  dass  die  Gefange-­
plätze gibt. Ein Problem, das Trotz   dieser   Mängel   ist   das   Be-­ auf   den   Menschenrechten   basieren   nen   grundsätzlich   ein   Recht   auf   gute  
aller Voraussicht nach frühes- zirksgefängnis   am   5.   Juli   wieder   in   und   von   der   Schweiz   unterzeichnet   Kost  und  Therapie  haben.  
tens 2018 mit dem geplanten Betrieb   genommen   worden,   weil   die   worden  sind.  Darin  wird  unter  ande-­ Die   Gefangenen   müssten   härter  
Bau des Bässlergutes II gelöst Behörden   in   der   Region   Basel   nicht   rem   vorgeschrieben,   dass   es   in   den   angepackt  werden,  damit  sie  ihre  L ek-­
wird – wenn überhaupt. In wissen,   wo   sie   die   Kriminellen   sonst   Gefängnissen   «eine   angemessene   tion   kapieren:   John   Zwick   vom   Bun-­
anderen Landesteilen ist die noch   unterbringen   könnten.   Die   Ge-­ Auswahl   an   Bewegungs-­   und   Erho-­ desamt  für  Justiz,  Fachbereich  Straf-­  
Situation auch nicht besser. fängnisse   sind   belegt   bis   überbelegt;;   lungsmöglichkeiten»   gibt.   Oder   dass   und  Massnahmenvollzug,  hört  häufig  
gleichzeitig   meldet   die   Polizei   immer   in   allen   Räumen   Frischluft   einströ-­ solche   Aussagen.   Gerade   nach   «ein-­
wieder   neue   Verhaftungen   von   aus-­ men   muss,   sofern   keine   Klimaanlage   zelnen   Vorkommnissen»,   wie   der   Fa-­
ländischen  Einbrechern  und  Taschen-­ vorhanden  ist.   cebook-­Panne   in   Bostadel   oder   dem  
dieben.   In   dieser   Situation   erscheint   Darauf  –  und  auf  weitere  Punkte  –   Verbrechen  eines  rückfälligen  Täters,  
die  billige  Laufner  Lösung  dem  Basel-­ haben  wir  bereits  am  Wochenende  in   meldeten  sich  die  Hardliner  w ieder  zu  
bieter  Sicherheitsdirektor  Isaac  Reber   einem   Online-­Artikel   aufmerksam   Wort,   sagt   Zwick:     «Eine   möglichst  

TagesWoche 28/29 20
Region 12. Juli
Die bisherige Online-Berichterstattung der2013
Tages-
Woche über die Haftmisere hat schon einige
interessante Kommentare ausgelöst. Ein Auszug:

Dominique Gasser
harte  Linie  zu  fahren,  bringt  aber  we-­ bewegen   kann.»   Das   mache   das   Le-­ schliessen   –   einmal   mehr.   Was   von  
der   ihnen   irgendetwas   noch   der   Ge-­ ben   schwer,   zuweilen   auch   scheinbar   den  Versprechen  der  Behörden  zu  hal-­ Um die bereichernde Atmosphäre
sellschaft.»   Das   Ziel   müsse   es   sein,   sinnlos.  Darum  brauche  es  in  der  Haft   ten  ist,  zeigt  das  Beispiel  des  A rleshei-­ in unseren Gefängnissen noch zu
den   Gefangenen   neue   Perspektiven   Strukturen   –   für   Wohnen,   Arbeit,   mer  Bezirksgefängnisses.   steigern, könnte man Google-
aufzuzeigen,  sie  –  wenn  nötig  –  etwas   Sport  und  Freizeit  –  ebenso  w ie  f ür  die   Im   Hinblick   auf   den   Neubau   in   Innenarchitekten und Feng-Shui-
zu  lehren,  damit  sie  sich  nach  der  Haft   Sicherheit   und   das   Personal,   sowohl   Muttenz   ist   seine   Schliessung   schon   Experten miteinbeziehen. (...) Und
wieder  in  die  Gesellschaft  eingliedern   in  der  U-­Haft  als  auch  im  Vollzug. mehrfach   angekündigt   und   wieder   warum nicht auch noch minu als
können.   In  der  Schweiz  geht  der  Trend  dar-­ verschoben   worden.   Neuerdings   Koch engagieren?
«Den   gegenteiligen   Ansatz   verfol-­ um   hin   zu   grösseren,   regionalen   schliesst   die   Sicherheitsdirektion  
gen   die   USA.   Dort   werden   die   Men-­  Gefängnissen  mit  einer  Infrastruktur,   nicht   einmal   mehr   aus,   dass   «Arles-­
M Fischer
schen   in   den   Gefängnissen   einfach   die   den   Menschenrechten   und   den   heim»  auch  mittel-­  bis  langfristig  wei-­
weggesperrt  –  und  die  Rückfallquote   Richtlinien   des   Bundes   entsprechen.   terbetrieben   wird.   Dabei   ist   inzwi-­ Die Verantwortung für die Wieder-
ist   dort   bekanntlich   sehr   hoch»,   sagt   Es   ist   allerdings   ein   langsamer   schen   schon   seit   zehn   Jahren   quasi   eröffnung des Gefängnisses in
Zwick.  Wesentlich  besser  sei  die  Quo-­  Prozess,   wie   sich   auch   in   der   Region   amtlich   bestätigt,   dass   auch   dieses   Laufen liegt ja wohl bei den Delin-
te   in   der   Schweiz.   Davon   ist   er   über-­ Basel  zeigt.   Gefängnis  untauglich  ist.  In  der  Vor-­ quenten und nicht bei Isaac Reber!
lage  für  das  neue  Straftjustizzentrum  
Die  Ausrede  der  Regierung von   2004   ist   einerseits   von   Sicher-­
Elisabeth Wahl
«Die Täter einfach heitsmängeln   («Gefahr   insbesondere  
Die   Baselbieter   Sicherheitsdirektion   von   Flucht,   Geiselnahme   etc.»)   die   Es kann nicht angehen, dass wir Mil-
wegzusperren, bringt rechtfertigt   die   Wiedereröffnung   von   Rede,  und  andererseits  von  Zellen,  die   lionen verschleudern, damit es den
niemandem etwas.» «Laufen»  zwar  mit  der  «prekären  Si-­ «den  gesetzlichen  Anforderungen  (...)   Gefängnisinsassen besonders wohl
tuation   wegen   der   anhaltenden   Ein-­ nicht  mehr  entsprechen».   ist. Dieses Geld fehlt an anderen Or-
John Zwick, Bundesamt für Justiz
bruchswelle»,   die   nicht   vorausgese-­ Trotz  dieser  unhaltbaren  Zustände   ten, wo enorm geknausert wird.
hen  werden  konnte.   verzögerte  sich  der  Baubeginn  in  Mut-­
zeugt,   auch   wenn   es   keine   genauen   Ganz  ähnlich  sprach  die  Regierung   tenz   immer   wieder,   unter   anderem,  
Angaben   gibt,   weil   etliche   ausländi-­ allerdings   bereits   vor   über   zehn   Jah-­ weil   Regierung   und   Landrat   die   Florian Degen
sche   Straftäter   nach   der   Haft   wieder   ren.  Schon  in  der  Vorlage  f ür  den  Neu-­  Kosten   ursprünglich   viel   zu   tief   ver-­
Ich verstehe diese Argumente
in   ihr   Heimatland   zurückkehren,   wo   bau   des   Strafjustizzentrums   in   Mut-­ anschlagt  hatten  (auf  45  statt  75  Milli-­
nicht ganz. Wenn jemand ein Ver-
sie  statistisch  nicht  mehr  erfasst  wer-­ tenz   von   2001   und   2004   war   von   onen  Franken).  
brechen begeht, ist er dann selbst
den  können. «hohen  Belegungszahlen»  in  den  Ge-­ Möglicherweise   ist   es   für   Politiker  
schuld, wenn er unzumutbaren
Nicht  viel  mehr  als  mit  der  Forde-­ fängnissen   und   «zunehmendem   Kri-­ eben   verlockend,   bei   den   Häftlingen  
rung   nach   einer   harten   Linie   kann   minaltourismus»  die  Rede.   zu   sparen,   die   keine   Lobby   haben.  
Bedingungen ausgesetzt ist?
Zwick   mit   einem   Begriff   wie   «Ku-­ Bis   in   einem   Jahr   soll   das   neue   Und  nach  einer  weitverbreiteten  Mei-­ In letzter Konsequenz würde diese
schelknast»   anfangen.   «Ein   Gefäng-­ Zentrum  mit  48  Haftplätzen  nun  tat-­ nung   ohnehin   schon   zu   sehr   ver-­ Aussage ja auch menschenver-
nis  ist  und  bleibt  ein  Gefängnis»,  sagt   sächlich   gebaut   sein.   Dann   soll   auch   hätschelt  werden. achtende Behandlungen recht-
er:  «Ein  Ort,  an  dem  sich  niemand  frei   das   Gefängnis   in   Laufen   für   immer   tageswoche.ch/+bfuqb fertigen.

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TagesWoche 28/29 21
Region 12. Juli 2013

Der Soja-Riese Garantiert


gentech-frei: Wie Taifun zu
Europas grösstem Hersteller
von Bio-Tofu wurde.
Von Heiner Hiltermann

der   Milch   der   Sojabohne   gewonnen   siert   Taifun   ausserdem   unsere   Ver-­
wird.   Tofu   ist,   davon   ist   die   Firmen-­ bundenheit   mit   der   Natur   und   die  
leitung   überzeugt,   nicht   einfach   nur   Wandlungsfähigkeit   und   stete   Bewe-­
ein   Lebensmittel:   Tofu   ist   Teil   einer   gung  in  unserem  Unternehmen.»
Lebenseinstellung.  
Wer   regelmässig   Tofu   isst,   muss   Gesucht:  Gentech-­freie  Bohnen
nicht   Vegetarier   sein,   er   ist   aber   zur  
Einsicht   gelangt,   dass   täglicher   Anfangs   verkaufte   Taifun   die   Wo-­
Fleischkonsum   nicht   nur   ungesund   chenproduktion  von  z wölf  K ilogramm  
ist,  sondern  auch  die  Umwelt  belastet   auf  dem  Freiburger  Markt,  doch  bald  
und  in  manchen  Weltgegenden  Hun-­ überstieg  die  Nachfrage  die  Kapazitä-­
ger   verursacht,   weil   die   Äcker   nur   ten.   Schnell   wuchs   die   Firma,   zog   in  
noch  für  Viehfutter  genutzt  werden.   grössere   Räume,   die   ebenfalls   bald  
Dass   Taifun   ausschliesslich   bio-­ wieder   zu   klein   waren.   Der   Zeitgeist  
logisch   angebaute,   gentechnikfreie   half,   das   Umweltbewusstsein   stieg  
Sojabohnen   verarbeitet,   ist   da   nur   und  mit  ihm  das  Bewusstsein  für  ge-­
konsequent.   In   mittlerweile   26   Jah-­ sunde   Ernährung.   Heute   fertigt   Tai-­
ren  hat  sich  Taifun  von  einer  kleinen   fun   mit   200   Mitarbeitern   90   Tonnen  
Kellerbude  zu  Europas  grösstem  Pro-­ Tofu   pro   Woche.   «Unsere   Produkte  

S
Taifun-Produkte entwickeln duzenten   von   Bio-­Tofu   emporge-­ entwickeln  sich  auf  dem  Markt  so  ra-­
sich auf dem Markt wie ein arbeitet.  Waren  im  Wert  von  23  Mil-­ sant   wie   ein   Wirbelwind»,   sagt   Fir-­
Wirbelwind. Heute stellen lionen   Euro   hat   Taifun   2012   mengründer  Heck.
200 Mitarbeiter 90 Tonnen chon  von  Weitem  ist  das  bunte   um  gesetzt,   knapp   4,5   Prozent   davon   In  den  Fabrikhallen  selbst  ist  vom  
Tofu pro Woche her. Taifun-­Logo   an   der   weissen   Haus-­ in  der  Schweiz.     theoretischen  Überbau  wenig  zu  spü-­
Foto: Katja Krause wand   auszumachen:   grüner   Acker,   Tofu  kommt  aus  Asien,  ist  in  China   ren.  Konzentriert  gehen  die  Mitarbei-­
gelb-­rote   Sonne   und   ein   schwarzer   und  Japan  seit  Jahrhunderten  Teil  der   ter  zu  Werke,  überall  peinlich  auf  Sau-­
Schriftzug  wie  mit  dem  breiten  Kalli-­ traditionellen  Ernährung.  Aus  Ostasi-­ berkeit   bedacht,   so   wie   es   sich   für  
grafiepinsel   gemalt.   Es   fällt   auf   en   haben   auch   die   Gründer   von   Tai-­ einen   Lebensmittelbetrieb   gehört.  
 inmitten   der   Spiegelfassaden   im   In-­ Über   den   Köpfen   sirren   die   Sojaboh-­
dustriegebiet   im   Norden   von   Frei-­ nen  durch  die  grossen  Rohrleitungen,  
burg  im  Breisgau.   Tofu ist nicht bloss die   Bohnen   werden   mit   Luftdruck  
Beim  Durchschreiten  der  Fabrikto-­ vom   Silowagen   in   die   Waschbottiche  
re   wird   noch   deutlicher,   dass   hier   ein   ein Lebensmittel, gepumpt.  
Betrieb   Wert   darauf   legt,   nicht   allein   sondern Teil einer Eine  benachbarte  Mühle  liefert  die  
auf   Umsatz   und   Gewinn   reduziert   zu   Rohwaren,   80   Prozent   der   Bohnen  
werden:  Auf  einer  Steinstele  bläst  eine   Lebenseinstellung. stammen  aus  Europa,  aus  der  Rhein-­
bronzene  Skulptur  des  «Firmengottes»   ebene   bei   Freiburg,   aus   dem   Elsass,  
Taifun  die  Backen  auf,  in  einem  Brun-­ dem  Burgund  und  aus  Österreich.  20  
nen  nebenan  badet  eine  Wassergöttin,   fun,  Klaus  Kempff  und  Wolfgang  Rai-­ Prozent   kommen   aus   Kanada   und  
ein  Feuergott  steht  gegenüber  und  da-­ ner  Heck,  die  Idee  und  die  Philosophie   Brasilien.   Vor   wenigen   Jahren   noch  
hinter   ist   ein   kleiner   Zen-­Garten   mit   übernommen.  Taifun  ist  vom  chinesi-­ kamen   rund   50   Prozent   der   Bohnen  
Teehaus  angelegt.  Ein  mit  Steinplatten   schen  Tai  fung  abgeleitet,  was  grosser   aus   Südamerika.   Doch   seit   Brasilien  
im  R asen  ausgelegtes  100  Meter  langes   Wind  bedeutet.  «Die  damit  verbunde-­ offiziell   den   Anbau   von   gentechnisch  
Labyrinth   führt   zu   einer   stilisierten   ne   Energie   einerseits   und   die   Ver-­ veränderten  Pflanzen  zugelassen  hat,  
Sojabohne.  «Die  vier  Elemente  –  Luft,   knüpfung   mit   den   asiatischen   Wur-­ wird   es   immer   schwieriger,   gentech-­
Wasser,  Feuer,  Erde  –  sind  wichtig  für   zeln   andererseits   waren   damit   der   nikfreie   Ware   zu   liefern,   denn   allein  
unsere  Firmenphilosophie»,  sagt  K atja   passende   Name   für   die   Taifun-­Pro-­ durch   Genstäube   in   der   Umwelt,   so  
Günther,  die  durch  die  Firma  führt. dukte»,  erklärt  Lina  Cuypers,  die  bei   heisst  es  bei  Taifun,  könne  es  zu  mini-­
Taifun  stellt  Tofu  her,  jene  weisse,   Taifun   für   die   Öffentlichkeitsarbeit   malen   Verunreinigungen   kommen.  
weichkäseähnliche   Masse,   die   aus   verantwortlich   ist.   «Heute   symboli-­ Diese  sind  jedoch  sehr  selten  und  lie-­

TagesWoche 28/29 22
Region 12. Juli 2013

Fast wie in einer Wurstfabrik: Viele


Taifun-Angestellte sind gelernte
Metzger. Der Vegetarier-Anteil liegt
unter zehn Prozent. Foto: Katja Krause

Kisten   auf   ihre   Arbeitsplattform,  


schneiden   den   Tofu   und   kippen   die  
Stücke   zum   Kühlen   in   grosse   was-­
sergefüllte   Becken.   Das   Wasser  
schwappt,  der  Boden  ist  nass.  Die  Ar-­
beiter  tragen  Gummistiefel  und  lange  
Schürzen.   Es   riecht   feucht   und   ein  
bisschen  nach  gekochten  Eiern.  Sechs  
Tage  pro    Woche  wird  im  Dreischicht-­
betrieb  gearbeitet.
Der  Naturtofu  muss  jetzt  nur  noch  
portioniert,   verpackt   und   pasteuri-­
siert   werden.   Alle   anderen   Tofupro-­
dukte,   die   man   im   Kühlregal   findet,  
werden  in  der  sogenannten  Küche  zu-­

Eigene Forscher
kümmern sich um
die Züchtung der Anzeige
gen  dann  unter  0,1  Prozent.  Damit  ist   sulfat   genommen,   gereinigten   Gips,  
dieser   von   Taifun   garantierte   Wert   womit   der   Tofu   etwas   fester   wird.   In   richtigen Sorten.
weit   niedriger   als   die   Grenze   in   der   Japan   wird   der   Meerwasserauszug  
EU-­Verordnung:   Hiernach   gelten   Le-­ Nigari   (Magnesiumchlorid)   verwen-­
bensmittel,   die   gentechnisch   verän-­ det,  was  den  Tofu  weicher  macht.   sammengemixt.   Es   duftet   nach   Ge-­
derte   Spuren   von   unter   0,9   Prozent   Taifun   hat   den   europäischen   Gau-­ würzen,  der  Geruch  von  Buchenholz-­
enthalten,  als  gentechnikfrei. men  erforscht  und  benutzt  eine  eigene   rauch   sickert   aus   grossen   Stahl-­  
Mischung  aus  beiden  Gerinnungsmit-­ schränken.   Tofu-­Wienerle   schiessen  
Der  Geruch  gekochter  Eier teln.   Mit   reinem   Nigari   wird   nur   der   aus   einer   Wurstmaschine,   am   Ende  
quarkähnliche  Seidentofu  hergestellt. einer   Bratstrasse   stapeln   Mitarbeiter  
Nach   dem   Waschen   dürfen   die   Boh-­ Taifun   hat   mittlerweile   eine   eigene   Bratlinge  auf  grosse  Bleche:  Bratfilets  
nen  über  Nacht  quellen,  dann  werden   Forschungsabteilung,  die  sich  mit  der   mit   Oregano,   Bärlauch   oder   Curry-­
sie   gemahlen.   Der   Brei   wird   gekocht   Weiterentwicklung   der   Tofu-­Produk-­ Ananas.  
und  dann  gepresst,  wobei  sich  die  So-­ tion  beschäftigt,  sowie  eine  landwirt-­ In  einer  Wurstfabrik  sieht  es  nicht  
jamilch  von  den  Pflanzenfasern,  dem   schaftliche   Forschungsanstalt,   die   viel   anders   aus   und   tatsächlich   sind  
e
sogenannten   Okara   absetzt.   Taifun   sich   um   die   Züchtung   der   richtigen   auch   viele   der   Taifun-­Mitarbeiter   ge-­
beer
gibt   das   Okara   an   Biobauern   ab,   die   Soja-­Sorten  bemüht. lernte   Metzger.   Weniger   als   zehn   Hi m
damit  ihre  Tiere  füttern.  Man  kann  es   Der  Tofu  wird  nach  der  Gerinnung    Prozent  der  200  Angestellten  sind  Ve-­
aber   auch   zum   Beispiel   in   Müslirie-­ gepresst,   die   sich   dabei   absondernde   getarier.   Die   Burger   werden   in   Folie  
geln  verwenden,  weiss  Katja  Günther.   Molke   unter   anderem   in   die   Schweiz   verpackt,   anschliessend   pasteurisiert  
Eine   Idee,   die   Taifun   gegenwärtig   zur  Getränkeherstellung  verkauft.  Die   und  gekühlt.  Dann  sind  sie  bereit  für  
Truffes du Jour: Die
nicht   verfolgt,   hier   konzentriert   man   Pressung   geschieht   automatisch,   fla-­ den  Kunden  –  ob  Vegi  oder  nicht.
frischesten Truffes der Welt
sich   auf   das   Kerngeschäft,   die   Pro-­ che   Kisten   laufen   über   ein   Förder-­ tageswoche.ch/+bfsry
duktion  von  Tofu. band.   Confiserie Sprüngli Telefon 044 224 47 11
Die  Sojamilch  steht  am  Anfang  der   Es  ist  laut  hier,  es  zischt  und  rattert   Es ist nicht ganz einfach, Lebensmittel- bestell-service@spruengli.ch www.spruengli.ch
Verarbeitungslinie.   Ihr   wird,   ähnlich   aus   allen   Richtungen.   Am   Ende   des   betriebe zu besichtigen. Taifun macht da
wie   bei   der   Käseherstellung,   ein   Ge-­ Bandes   stehen   die   starken   Männer   eine Ausnahme: Die Firma bietet regel-
rinnungsmittel   zugesetzt.   In   China   von   Taifun:   Acht   Stunden   am   Tag   mässig Besuchstermine, zu denen man
hat   man   dafür   traditionell   Calcium-­  heben  sie  die  15  K ilogramm  schweren   sich anmelden kann; www.taifun-tofu.de

TagesWoche 28/29 23
I NTE R NATIO NAL

F erenc   Lörinc   ist   einer   von   vielen.  


Während  fast  eines  Jahres  arbeitete  er  
als   Gipser   im   Raum   Basel.   Seine   Ar-­
beitsbedingungen   widersprachen   fast  
jeder  gesetzlichen  Bestimmung.
Er   schuftete   für   16   Franken   pro  
Stunde,  allem  A nschein  nach  ohne  jede  
Sozialversicherung.   Zusammen   mit  
weiteren  Ungaren  war  er  in  einer  über-­
zahlten  Wohnung  im  deutschen  Efrin-­
gen-­Kirchen   in   der   Nähe   von   Lörrach  
einquartiert.   Die   Miete   zog   ihnen   der  
Arbeitgeber  direkt  vom  Lohn  ab.  
Jeden   Morgen   setzten   sich   Ferenc  
und   seine   beiden   Arbeitskollegen   ins  
Auto   und   fuhren   über   die   Grenze   zur  
Arbeit   in   der   Schweiz.   In   den   letzten  
vier   Monaten   arbeitete   er   auf   einer  
Baustelle  des  Kantons  Basel-­Stadt,  bis  
er   merkte,   dass   sich   sein   Arbeitgeber  
nicht  an  das  Gesetz  hält,  und  kündigte.
Seit   einer   Woche   ist   Ferenc   wieder  
zurück   in   Ungarn.   Er   sitzt   am   Steuer  

Die ungarische
Auswanderung ist
derzeit so gross
wie noch nie.

seines   grün   leuchtenden   Kleinwagens,  


der   kräftige   Körper   steckt   in   einem  
weissen  Polohemd  und  kurzen  Shorts.  
Zu   seiner   Rechten   sitzt   Ilona,   seine  
Frau.   Die   Besuche   ihres   Mannes   sind  

«Kein
für  die  zierliche  Coiffeuse  mit  den  was-­
serstoffblonden  Haaren  zur  Seltenheit  
geworden. Eine   Mauer   trennt   das   Gebäude   in  
Wir   fahren   bei   laufender   Klima-­ zwei   Teile.   In   der   einen   Hälfte   wohnt  
anlage   über   die   Autobahn,   vor   dem   seine  Frau  mit  dem  gemeinsamen  drei-­
Fenster   leuchten   weite,   unbewohnte   jährigen  Sohn  Levente  und  ihrem  älte-­

Leben
Flächen  in  der  Mittagssonne,  im  Rück-­ ren  Sohn  aus  erster  Ehe.  Ferenc  ist  zu  
spiegel  verschwindet  das  Flughafenge-­ einem   seltenen   Gast   geworden   in   die-­
bäude   hinter   den   Bäumen.   Es   bleiben   sem  halben  Haus.  Vor  vier  Jahren  hat  
knappe  zehn  Stunden,  um  etwas  mehr   er   zum   ersten   Mal   Land   und   Familie  
über  diesen  Mann  zu  erfahren.  Was  f ür   hinter   sich   gelassen,   um   im   Ausland  

für die
ein  Leben  er  mit  seiner  Familie  in  Un-­ Wände  zu  verputzen,  damals  war  er  36.  
garn   führt.   Weshalb   er   seine   Heimat   Seither   zieht   er   quer   durch   Westeuro-­
immer  wieder  aufs  Neue  verlässt  –  und   pa,  von  Baustelle  zu  Baustelle.  «Mezõ-­
was   er   über   das   Schattendasein   der   gazdasági   vándormunkás»   nennen   sie  
Dumpinglohn-­Arbeiter   in   der   Schweiz   Leuten  wie  ihn  –  «Wanderarbeiter».  
weiss. Ferenc   sitzt   auf   der   Rückseite   des  

Ewigkeit»
«Schau»,   sagt   Ferenc   und   zeigt   aus   Hauses,  im  Schatten  an  einem  Plastik-­
dem  Fenster  auf  die  unverbaute  Land-­ tisch.   Im   Wasserglas   schmelzen   ein  
schaft,   «es   gibt   hier   keinen   einzigen   paar   Eiswürfel,   es   ist   drückend   heiss.  
Baukran,   keine   einzige   Baustelle.   Die   Er  sei  einer  von  vielen,  sagt  Ferenc.  In  
Baubranche  in  Ungarn  ist  tot.» den   letzten   Jahren   hätten   die   meisten  
Ziel  der  Fahrt  ist  Szigetszentmiklós,   seiner  Freunde  das  Land  verlassen.
jener   Ort,   den   Ferenc   sein   Zuhause   Immer   mehr   Arbeiter   aus   dem  
nennt.   Eine   schmucklose   Kleinstadt,    Osten   drängen   auf   den   europäischen  
wenige   Kilometer   ausserhalb   von   Bu-­ Arbeitsmarkt.   In   Ungarn   hat   die   Aus-­
dapest  an  der  Donau.  Wir  verlassen  die   wanderung   ein   historisches   Ausmass  
Autobahn  und  setzen  die  Fahrt  auf  ei-­ Vor Kurzem wurde im Raum Basel ein angenommen.   György   Matolcsy,   der  
ner   Landstrasse   fort.   Ein   Ortsschild   frühere   Wirtschaftsminister,   schätzt,  
kündigt  unser  Fahrziel  an.  Ferenc  biegt   weiterer Fall von Lohndumping publik. dass   eine   halbe   Million   Arbeitnehmer  
in   eine   Seitenstrasse   ein   und   bringt   ausserhalb   der   ungarischen   Grenzen  
den   grünen   Peugeot   vor   einem   einge-­ Einer der Betroffenen war Ferenc beschäftigt  sind.  Ungarn  ist  eines  jener  
schossigen  Häuschen  zum  Stehen.  Ein   europäischen   Länder,   die   am   meisten  
hölzerner  Gartenzaun  grenzt  das  Haus   Lörinc. Wir haben ihn in seiner Heimat von   der   Wirtschaftskrise   betroffen  
zur   Strasse   hin   ab.   Vor   der   Haustüre   sind.   Die   Europäische   Union   sei   aus  
steht  ein  schwarzer  Motorroller.   in Ungarn besucht. Von Simon Jäggi dem   Gleichgewicht   geraten,   sagt   Fe-­

TagesWoche 28/29 24
International 12. Juli 2013

Mit Ferenc Lörinc in seiner


Lieblinsgbeiz in Szigetszentmiklós
und mit seinem «Skype-Sohn»
Levente. Dazu die Hauptstrasse
seines ungarischen Heimatdorfes.
Fotos: Simon Jäggi

renc.  Er  selbst  sieht  sich  als  Opfer  der   mals  in  die  Schweiz,  wo  er  einen  Monat   wäre  gerne  länger  geblieben,  die  offene   Wochenende   arbeiten   müssten,   «weil  
Osterweiterung.   In   Ungarn   würden   lang   blieb.   Kurz   darauf   brachte   seine   Mentalität   der   Italiener   habe   ihm   ge-­ sie  auch  ihre  Rechte  nicht  kennen».
Rumänen  zu  Dumpinglöhnen  auf  dem   Frau   in   Ungarn   den   gemeinsamen   fallen.   Doch   in   Italien   fand   er   keine   Im   Gegensatz   zu   vielen   anderen  
Bau   arbeiten   und   so   den   Ungaren   die   Sohn  zur  Welt.  Ferenc  reiste  zurück  in   weitere  Arbeit.  Zum  ersten  Mal  in  sei-­ spricht   Ferenc   Deutsch   und   kennt   die  
Arbeit  wegnehmen.  Ein  Ungare  verdie-­ seine   Heimat   und   fand   für   kurze   Zeit   nem  Leben  stieg  Ferenc  in  ein  Flugzeug   Gesetze.  Und  dennoch  gibt  es  auch  für  
ne   pro   Tag   umgerechnet   30   Franken,   eine  befristete  Anstellung  in  der  Nähe   und  flog  auf  die  Mittelmeerinsel  Ibiza,   ihn   keine   andere   Möglichkeit,   als   die  
Rumänen   erledigten   die   selbe   Arbeit   wo   er   auf   einer   Grossbaustelle   ange-­ widerrechtlichen   Bedingungen   zu   ak-­
für  20  Franken.   stellt  wurde.  Vier  Monate  später  kehrte   zeptieren.
Eine   halbe   Generation   wächst   in   Ferenc’ Sohn ist er   aufs   Festland   zurück   und   arbeitete   In  Ungarn  sieht  er  für  sich  keine  Zu-­
diesen  Tagen  in  Ungarn  ohne  Väter  auf.   ein   Jahr   in   Süddeutschland   –   bis   er   kunft.  A ls  gelernter  Maler  sei  es  f ür  ihn  
So   auch   der   dreijährige   Levente.   Sei-­ ein «Skype»-Kind, letzten   Sommer   in   der   Schweiz   Arbeit   aussichtslos   geworden,   eine   Arbeit   zu  
nen   Sohn   so   selten   zu   sehen,   das   sei   eines unter fand. finden.   Die   rund   600   Euro,   die   seine  
schlimm,   sagt   Ferenc   und   klopft   ner-­ Die  Arbeitsbedingungen  seien  über-­ Frau   als   Coiffeuse   verdiene,   reichen  
vös  mit  den  Fingern  auf  den  Tisch. vielen in Ungarn. all  ähnlich.  Die  A rbeiter  sind  in  Ferien-­ nicht,   um   die   Familie   zu   ernähren.  
Es   ist   früher   Nachmittag   und   wir   wohnungen   untergebracht,   arbeiten    Einen   Teil   seiner   eigenen   Einnahmen  
haben   noch   nichts   gegessen.   Wir   ver-­ weit  über  40  Stunden  pro  Woche,  und   legt  er  beiseite,  mit  dem  Rest  f inanziert  
lassen  das  Haus,  gehen  die  Strasse  hin-­ von   Budapest.   Doch   die   Zeit   zu   dritt   das  zu  undurchsichtigen  Bedingungen.   er  den  Alltag  seiner  Familie.  Insbeson-­
unter,  biegen  um  eine  Ecke  und  stehen   war   von   kurzer   Dauer.   Er   fand   keine   «Die   meisten   haben   nur   das   Geld   vor   dere  im  Winter,  wenn  die  Gasrechnung  
vor   Ferenc’   Lieblingsbeiz.   Im   «Arany   neue  Stelle,  und  das  Geld  w urde  knapp.   Augen»,  sagt  Ferenc.  Vielen  sei  es  egal,   steigt,   werde   das   Geld   gelegentlich  
Fakanal»  sind  die  Wände  holzgetäfert,   So  zog  er  erneut  los,  dieses  Mal  in  R ich-­ ob   sie   versichert   seien   oder   auch   am   knapp,  sagt  Ferenc.
die  Preise  auch  für  Ferenc  günstig,  und   tung  Norditalien.
das  Gulasch  wird  in  üppigen  Portionen   Ferenc  erzählt  seine  Geschichte  auf   Anzeige
aufgetischt. Deutsch.   Er   formt   einfache   Sätze,  
Die  meisten  der  Stühle  sind  frei.  Die  
Menschen   in   Ungarn   gingen   nicht  
manchmal   muss   er   nach   einem   Wort  
suchen.  Und  dennoch  sind  seine  Schil-­
          

)3/  s EDU1UA

mehr  so  oft  auswärts  essen  wie  früher,   derungen  präzise.  Er  habe  in  der  Schu-­ s (ÚHERE &ACHSCHULE
sagt  Ferenc.  Es  gebe  nicht  nur  weniger   le   Deutsch   gelernt,   vieles   aber   wieder    &ACHRICHTUNGEN
Arbeit,   seit   dem   EU-­Beitritt   im   Jahre   vergessen,  entschuldigt  er  sich.  Auf  den  

  
2004  seien  auch  die  Preise  deutlich  an-­ Baustellen  sprächen  die  Männer  wenig   s %IDG ANERKANNT )": 3CHULEN FàR 4ECHNIK
)NFORMATIK 7IRTSCHAFT
gestiegen.   Während   er   sein   Kuchen-­ miteinander.  «Kessel»  und  «Kelle»  sei-­     

stück  isst,  erzählt  er  von  seiner  v ierjäh-­ en  die  wichtigsten  Begriffe. s "ERUFSBEGLEITEND      
 

rigen  Wanderschaft. Ein  halbes  Jahr  lang  arbeitete  er  auf  


Seine  erste  Station  war  eine  Baustel-­ der  Baustelle  in  Norditalien  einige  Ki-­
le   in   Österreich,   danach   kam   er   erst-­ lometer   ausserhalb   von   Mailand.   Er  

TagesWoche 28/29 25
International 12. Juli 2013

kennt  ihn  vorwiegend  vom  Bildschirm.    


In  der  Zwischenzeit  ist  auch  Ilona  wie-­
der  zurück,  sie  hat  im  Coiffeursalon  ei-­
ner   Frau   die   Haare   geschnitten.   Die  
Zahl  der  Kunden  geht  in  letzter  Zeit  zu-­
rück.  «Viele  versuchen  Geld  zu  sparen  
und  schneiden  ihre  Haare  selber»,  sagt  
sie.  Sie  bringt  Wasser  an  den  Tisch  und  
wechselt   ein   paar   Worte   mit   ihrem  
Mann.  

Traumziel  Schweiz

Bevor  es  Abend  w ird,  w ill  Ferenc  noch  


für  einen  Moment  ans  Ufer  der  Donau  
fahren.   Vom   Parkplatz   aus   führt   ein  
Spazierweg  unter  Bäumen  an  dichtem  
Schilf  vorbei.  Am  Ufer  sitzt  ein  Mann  
und  f ischt  nach  K arpfen.  Noch  einmal  
kommt   Ferenc   auf   die   Trennung   von  
seiner   Familie   zu   sprechen   und   auch  
auf   das   einsame   Leben   im   Ausland.  
Immer   wieder   neue   Baustellen,   neue  
Länder   und   neue   Kollegen.   Freund-­
schaften   würden   sich   so   keine   erge-­
ben,   dafür   seien   die   Aufenthalte   je-­
weils  zu  kurz.  Es  sei  «kein  Leben  für  
die   Ewigkeit»,   das   er   führe,   sagt   Fe-­
renc.  Er  hat  ein  Ziel:  Er  will  für  seine  
Familie   ein   Haus   kaufen,   nicht   ein  
Ferenc mit seiner Frau Ilona und dem dreijährigen Levente hinter ihrem halben Haus im ungarischen Heimatdorf. Foto: Simon Jäggi halbes,  sondern  ein  ganzes  für  sie  al-­
lein  –  und  am  liebsten  in  der  Schweiz.  
Dafür  spart  er.  In  der  Schweiz  gebe  es  
Die   Teller   sind   leergegessen.   garische   Internetseite,   auf   welcher   die   nächsten   Schritt   beim   Arbeitsgericht   Arbeit   und   eine   sichere   Zukunft.   Die  
Bald  w ird  sein  Sohn  vom  K indergarten   Stellen   im   Ausland   ausgeschrieben   Klage  einreichen. Leute  seien  zufriedener  als  in  Ungarn.  
nach   Hause   kommen.   Ferenc   besteht   sind.   Hier   hatte   auch   sein   letzter   Ar-­ Trotz   dieser   unglücklichen   Erfah-­ Doch   seine   Frau   wolle   nicht.   Sie  
darauf,  das  Essen  für  beide  zu  bezah-­ beitgeber  für  Arbeit  in  der  Schweiz  ge-­ rung  will  Ferenc  möglichst  bald  wieder   möchte   in   Ungarn   bleiben,   in   ihrem  
len,  Widerspruch  ist  zwecklos.  Es  kos-­ worben.   Er   versprach   einen   Stunden-­ in  die  Schweiz  zurückkehren  und  wei-­ vertrauten  Umfeld.
tet   2000   Forint,   rund   acht   Franken.   lohn   von   27   Franken.   Doch   vor   Ort   terarbeiten,  am  liebsten  schon  in  einer  
Während  wir  auf  einem  Umweg  zu  sei-­ lösten   sich   die   Lohnversprechen   in   Woche.  Das  Geld  werde  knapp,  sagt  er.  
nem  Haus  zurückspazieren,  erzählt  er   Luft  auf.  Die  beiden  Männer,  mit  denen   Dieses  Mal  will  er  aber  einen  klar  gere-­ Mit dem Kopf ist
von  seinem  haushälterischen  Leben  im   Ferenc  die  Wohnung  teilte,  verdienten   gelten   Vertrag.   Seit   ein   paar   Monaten  
Ausland.   Wie   er   am   Abend   Brot   und   mit   knapp   acht   Franken   pro   Stunde   hat   er   eine   Aufenthaltsbewilligung.   Ferenc in der
Wurst   esse,   die   letzten   Monate   aus-­ halb  so  v iel  w ie  Ferenc.  Gemäss  schwei-­ Und   diese   möchte   er   auf   keinen   Fall   Schweiz, mit dem
schliesslich   in   Deutschland   bei   Lidl   zerischem   Gesamtarbeitsvertrag   wür-­ aufs  Spiel  setzen.  
eingekauft   habe   und   einzig   am   Wo-­ de  den  gelernten  Malern  ein  Stunden-­ Das   war   ein   weiterer   Grund,   wes-­ Herzen in Ungarn.
chenende  manchmal  etwas  f ür  sich  ko-­ lohn   von   32   Franken   zustehen.   In   der   halb  er  seine  Arbeit  gekündigt  hat.  Für  
che.   In   der   Schweiz   leiste   er   sich   aus-­ Zwischenzeit   hat   die   Gewerkschaft   die   folgenden   Tage   wäre   er   für   einen  
wärts  nur  seinen  täglichen  K affee.  Und   Unia  beim  ehemaligen  Arbeitgeber  die   Neubau  auf  dem  Novartis  Campus  ein-­ «Komm,  w ir  gehen  zurück  und  dann  
einmal,   erinnert   er   sich,   habe   er   sich   ausstehenden   Lohnsummen   eingefor-­ geteilt  gewesen.  Auf  der  Grossbaustelle   weiter  nach  Budapest»,  schlägt  Ferenc  
an   einem   heissen   Nachmittag   für   sie-­ dert  –  es  geht  dabei  um  Zehntausende   erwartete   er   verschärfte   Kontrollen.   vor,   als   wir   zu   einer   kleinen   Brücke  
ben   Franken   sogar   das   Gartenbad   St.   von  Franken. Da  er  zu  diesem  Zeitpunkt  nicht  mehr   kommen.   Zurück   beim   Haus   steigen  
Jakob  geleistet. Doch  dieser,  selber  ein  Ungare,  wei-­ daran   glaubte,   dass   sein   Arbeitgeber   Ilona  und  Levente  zu  uns  ins  Auto.  Wir  
Zurück  im  Haus  setzen  wir  uns  vor   gert   sich,   die   fehlenden   Löhne   zu   be-­ alle   Sozialleistungen   wie   vorgeschrie-­ stehen  im  Stau  und  erreichen  nach  ei-­
den  Computer.  Ferenc  zeigt  mir  die  un-­ zahlen.  Die  Gewerkschaft  w ill  in  einem   ben  bezahlen  würde,  entschied  er  sich   ner   halben   Stunde   das   Zentrum   der  
für  die  Kündigung.   Hauptstadt.  
Anzeige Ferenc   liest   gerade   seine   E-­Mails,   Dort   spazieren   wir   durch   die   Alt-­
als   sein   Sohn   Levente   durch   den   Hin-­ stadt,  Levente  hält  seine  Eltern  an  den  
tereingang  das  Haus  betritt.  Er  mustert   Händen.  Auf  Ilonas  Wunsch  essen  wir  
den   Besuch   aus   der   Schweiz   erst   mit   am  Rande  eines  Platzes  in  einem  italie-­
neugierigem   Blick   und   versteckt   sich   nischen   Restaurant   Pizza.   Langsam  
dann   scheu   hinter   den   langen   Beinen   dunkelt  es  ein.  Zeit  für  eine  letzte  Fra-­
EJF#SPDLFOCVEFBN3BQQPMUTIPG  seines  Vaters. ge,  bevor  Ferenc  sich  mit  seiner  Familie  
Ferenc  setzt  sich  an  den  Plastiktisch   auf  den  Heimweg  macht:  Dieses  Leben  
hinter  dem  Haus.  Kaum  hat  er  sich  hin-­ im  Ausland,  herumzukommen  und  et-­
gesetzt,   klettert   Levente   auf   seinen   was   anderes   zu   sehen   als   Ungarn,   ge-­
Schoss.   «Levente   ist   ein   Skype-­Kind»,   fällt   ihm   das   nicht   auch?   Würde   er  
sagt   er   mit   einem   traurigen   Lächeln.   wirklich   immer   hier   bleiben   wollen,  
«Davon   gibt   es   zurzeit   viele   in   Un-­ wenn  das  Einkommen  seiner  Frau  zum  
garn.»  Seit  Levente  vor  drei  Jahren  ge-­ Leben  reichte?  
.P%J'S4B boren   wurde,   verbrachte   Ferenc   rund   Das   sei   eine   schwierige   Frage,   sagt  
NJUEFN&SMÄTVOUFSTUÊU[FOXJSEJF'SBVFO0BTF#BTFM
acht  Monate  bei  seinem  Sohn.  «Viel  zu   Ferenc   zögernd.   Und   auf   einmal   zeigt  
8*3)0-&/"--&4#3"6$)#"3&,045&/-04"#6/% wenig»,   sagt   er.   Deshalb   setzt   er   sich   sich   seine   ganze   Zerrissenheit.   «Mit  

."$)&/80)/6/(46/%)"643˜6.6/(&/ nach  der  A rbeit  im  Westen  jeden  Abend   dem  Kopf  bin  ich  in  der  Schweiz»,  sagt  
vor   seinen   Laptop   und   spricht   per   In-­ er,  «aber  mit  dem  Herzen  bin  ich  hier.»
ternet   mit   seiner   Familie.   Levente   tageswoche.ch/+bfuor

TagesWoche 28/29 26
SPO RT

«Ein junger Genius mit unsortierter Frisur und der Nummer 20 auf dem Rücken» – so schwärmten die Zeitungen schon 2004 von Matías Delgado. Foto: Markus Ulmer/foto-net

Der Fantasista Es  ist  zum  einen  die  Erinnerung  an  


einen  Fussballer,  der  einen  Spielertyp  
verkörpert,  den  es  im  durchrationali-­
sierten   Fussball   eigentlich   gar   nicht  
mehr   gibt.   Jedenfalls   nicht   mehr   in  
seiner  Reinform:  den  Spielmacher  im  
zentralen   Mittelfeld,   den   Regisseur,  
Der FC Basel ist drauf und dran, Matías Emilio Delgado die  Nummer  10.

zurückzuholen. Ein Erklärungsversuch, warum der Argentinier, Der  die  Räume  entdeckt

von 2003 bis 2006 der Spielmacher in Rotblau, einen Die   Südländer   haben   einen   Namen  
für  ihn:  der  Fantasista.  Exakt  als  Vari-­
Grossteil der Fans so elektrisiert. Von Christoph Kieslich étékünstler   übersetzt,   stellt   der  
 Fantasista  die  schöne  Seite  des  Spiels  

E
dar.   Er   ist   der   Akteur   mit   ausser-­
gewöhnlicher   technischer   Begabung.  
Einer,  der  das  Spiel  lesen  kann,  einer,  
s   geht   nicht   ums   Geld»,   sagt   Die  Randnotiz  wirft  noch  Wochen   Name   Delgado   auslöst   in   Basel   und   der   Räume   entdeckt,   die   für   andere  
Matías  Emilio  Delgado,  «der  FC  Basel   später  Wellen.  «Delgado  läuft  sich  im   der   FCB-­Fangemeinde.   Man   könnte   verschlossen  bleiben,  der  sie  entweder  
ist  eine  Herzensangelegenheit.»  Natür-­ Forum  warm»,  schreibt  der  «Blick  am   sagen,   da   verschwendet   der   FCB   Zeit   federleicht  durchschreitet  oder  dyna-­
lich.  Unten  auf  dem  Rasen  des  St.-­Ja-­ Abend»   und   zitiert   aus   dem   Chat-­ und   womöglich   Geld   für   einen   Profi,   misch   erobert.   Einer,   der   Pässe  
kob-­Parks   fertigt   der   FCB   gerade   den   Room   der   FCB-­Fans.   Eine   Rückkehr   der  die  letzten  drei  Jahre  in  der  Wüste   schlägt   zu   seinen   Mitspielern,   ohne  
FCZ   mit   4:1   ab.   Unter   den   27  053   Zu-­ Delgados   –   «das   wäre   der   absolute   verbracht  hat.  In  Abu  Dhabi  am  Persi-­ hinzuschauen.   Und   torgefährlich   ist  
schauern  im  Joggeli  hat  Kollege  Flori-­ Hammer».  Der  Boulevard  wittert  ein   schen  Golf,  beim  A l-­Jazira  Club,  der  in   er   ausserdem.   Trifft   mit   seinem  
an   Raz,   damals   noch   bei   der   «Basler   Jahr  nach  der  Heimkehr  von  A lex  Frei   der  Meisterschaft  der  Vereinigten  A ra-­  gesegneten   Fuss   volley   aus   Positio-­
Zeitung»,   den   argentinischen   Gast   schon   die   nächste   Basler   «Transfer-­ bischen  Emirate  spielt,  für  welche  die   nen,   wo   andere   schon   beim   Versuch  
 
ausgemacht.   Und   sich   von   ihm   an   ei-­ bombe». Bezeichnung   Operettenliga   nicht   un-­ eine   Verletzung   drohen   würde,   häm-­
nem   Tag   im   späten   März   2010   in   den   Auch  jetzt,  drei  Jahre  später,  wo  der   bedingt  eine  Beleidigung  darstellt. mert   den   Ball   aus   grosser   Distanz  
   
Block   diktieren   lassen,   dass   Delgado   FC  Basel  konkrete  Gespräche  mit  dem   Was  macht  also  diese  fast  durchge-­ unter   die   Torlatte   und   zirkelt   den    
zurück  nach  Basel  wolle. Spieler  führt,  fragt  man  sich,  was  der   hende  Begeisterung  aus? Freistoss  von  der  Strafraumgrenze  

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Sport 12. Juli 2013

fast   liebevoll,   aber   tödlich   ins  


Tordreieck.
So  ein  Fussballer  ist  Matías  Emilio  
Delgado.  
«Solche   Spieler   machen   den   Fuss-­
ball   aus»,   erklärt   sich   FCB-­Präsident  
Bernhard  Heusler  die  Faszination,  die  
von   Delgado   ausgeht,   «sie   verkörpern  
das   Spektakel,   das   Unberechenbare,  
die   Überraschung,   den   Rhythmus-­
wechsel,   den   Moment,   der   einem   den  
Atem   stocken   lässt.»   Die   Begabung,  
mit  einer  A ktion  in  Sekundenbruchtei-­
len   auf   dem   Spielfeld   etwas   Entschei-­
dendes  verändern  zu  können,  löst  sei-­
ner   Ansicht   nach   die   Emotionen   bei  
den   Fans   aus:   «Man   geht   ja   nicht   nur  
ins  Stadion,  um  ein  taktisch  perfektes  
Spiel  zu  sehen.»  
Seit   dem   Abschied   von   Delgado   in  
der  Nacht  des  13.  Mai  2006  –  die  mit  
dem   in   letzter   Sekunde   entrissenen  
Meister  titel   und   den   Ausschreitungen  
in   Erinnerung   bleibt   –   hat   Heusler  
Kontakt  gehalten  zu  dem  Spieler.  Und  
umgekehrt.

Ruedi  Zbindens  Entdeckung


Ein rechter Fuss, der wie ein Präzisionsgerät funktioniert: Der Freistoss-Spezialist Matías Emilio Delgado. Foto: Patrick Straub/Keystone
Ruedi  Zbinden  hatte  Delgado  Anfang  
2003   in   Argentinien   ausgiebig   ter  Eduardo  als  Profi  bei  San  Lorenzo   betraining   absolvieren   musste.   Das   des,  etwas  Ungezähmtes  sehen.  Wenn  
 gescoutet,   war   immer   wieder   nach   und  Velez  Sarsfield  unter  Vertrag  ge-­ Talent  war  unverkennbar.  Am  26.  Au-­ man   wollte.   Christian   Gross   wollte  
Buenos  A ires  geflogen,  um  ihn  bei  den   standen  hatte. gust   unterschrieb   Matías   Emilio   Del-­ Delgado  erst  einmal  in  seinem  System  
Chacarita   Juniors   spielen   zu   sehen.   Im   August   2003   tauchte   Delgado   gado   einen   Vierjahresvertrag   beim   domestizieren.   Der   FCB-­Trainer  
Aus   Rosario   in   der   Provinz   Santa   Fe   zum  Probetraining  beim  FC  Basel  auf,   FCB.   Als   der   20-­Jährige   am   3.   Sep-­ nahm   den   Jungen   hart   ran,   Delgado  
stammend,   war   Delgados   Familie   in   und  damalige  Beobachter  fragten  sich,   tember   im   Joggeli   debütierte,   wurde   sass  oft  auf  der  Ersatzbank,  aber  nach  
die   Hauptstadt   übergesiedelt,   wo   Va-­ warum  der  junge  Argentinier  ein  Pro-­ er   von   den   Fans   stürmisch   begrüsst.   einem   gefeierten   Auftritt   in   Neuen-­
Anzeige Eingewechselt   für   Sébastien   Barberis   burg   spürte   Gross   «den   Wunsch   des  
bereitete  er  ein  Tor  vor  beim  4:1  über   Publikums,   Delgado   auch   zu   Hause  
+/#

St.   Gallen.   Das   Versprechen,   einen   von  Anfang  an  zu  sehen».

  
neuen  Spielmacher  zu  bekommen,  ei-­ Auf  der  internationalen  Bühne  ging  
+/#*

nen  neuen  Hakan  Yakin,  der  sich  sei-­ Delgados   Stern   im   Oktober   2004   auf.  
   nerzeit   eine   Schlammschlacht   mit    
Paris  St.  Germain  lieferte,  dieses  Ver-­
Im   Sommer   hatte   er   in   Buenos   Aires  
Maria-­Laura   Rossi   geheiratet,   die  
  sprechen  spürten  die  Zuschauer.   Schwester  von  Julio  Hernan  Rossi,  eine  
 Sportlehrerin,  die  beim  Basler  LTC  In-­



 

terclub-­Tennis  spielte.  Für  diesen  Julio  
«Möglicherweise Hernan  Rossi  wurde  Delgado  im  Uefa-­
Cup-­Spiel   bei   Schalke   04   eingewech-­
kam er schon mit
  

selt.   Und   glich   mit   einem   prächtigen  
dem Ball am Fuss Freistosstor  gleich  zum  1:1  aus.

auf die Welt.» Die  Sache  mit  dem  Hurensohn

%'# 1.2) .)3#+ 4 ) #) Die  Beziehung  mit  Gross  blieb  schwie-­
#..  4# %5). #!++%# Da   bewegte   sich   ein   Spieler   über   rig.  Im  Sommer  darauf,  beim  Champi-­
1) + %3+ 4 #.! #4) 2%*  den  Platz,  der  die  Phantasie  der  Fans   ons-­League-­Qualifikationsspiel   gegen  
beflügelt.   Ein   Fantasista   eben.   Der   Werder   Bremen   (2:1),   wurde   Delgado  
.%2# 1). Italiener  unterscheidet  noch  z wischen   in   der   65.   Minute   ausgewechselt,   was  
'"!!! zwei   Typen   von   Spielmachern:   dem   er  wütend  mit  einem  von  den  Mikrofo-­
Trequartista   und   dem   Regista.   Der   nen   der   TV-­Kameras   eingefangenen  
&( %
%#5). ). &/( '.") 06&/ Trequartista   ist   der   offensivere   Spie-­ «Hijo  de  puta»  quittierte.  Den  «Huren-­
!&$&"&  ,! "!! !)'  ler,   so   wie   Zinedine   Zidane   oder   Mi-­
chel  Platini,  wie  Roberto  Baggio  oder  
sohn»   sah   der   Trainer   dem   Spieler  
nach.   Und   Delgado   sagte   an   anderer  
&  !!& & ,),&,' ) ,' .& Francesco  Totti,  wie  Ronaldinho  oder   Stelle   einmal   über   Gross:   «Es   ist   not-­
+#2%)+.. 0 +! Mesut  Özil.  Der  Regista  ist  der  weiter   wendig,   dass   der   Trainer   in   gewissen  
!( 6,&06, $$ $, . .)1#.##)( hinten   mit   defensivem   Gewissen   Momenten  streng  mit  dir  ist.»
Agierende,   der   aus   der   Tiefe   des   Im  Laufe  der  Saison  2005/06  w urde  
---%", ,', '% Raums   nach   vorne   stossende   Spiel-­ Matías  Emilio  Delgado  erst  zum  aufre-­
macher.   So   wie   Andrea   Pirlo,   Xabi   gendsten  Akteur  der  Super  League  und  
Alonso  oder  Bastian  Schweinsteiger. am   Ende   zum   «Spieler   des   Jahres»  
Eine  wehende  Mähne  hatte  Matías   ausgerufen.   «Möglicherweise   kam   er  
Emilio   Delgado   obendrein,   eine   wie   schon   mit   dem   Ball   am   Fuss   auf   die  
Günter  Netzer,  dem  Spielmacher-­Pro-­ Welt»,  schwärmte  Ueli  Kägi  im  «Tages-­
totyp   der   Siebzigerjahre.   In   den   lan-­ Anzeiger».   50   Wettbewerbsspiele,   27  
gen   Haaren   konnte   man   etwas   Wil-­ Tore,   13   Vorlagen   standen   zu   Buche,  

TagesWoche 28/29 28
Sport 12. Juli 2013

und  im  Uefa-­Cup,  wo  der  FCB  bis  in  


die  Viertelfinals  vordrang,  war  Delga-­
Anläufe,   ihn   zurückzuholen,   hat  
der   FCB   mehrfach   unternommen.   Eine Ration
Nostalgie
do  der  Toptorschütze.  Christian  Gross   Seit  die  TagesWoche  Ende  Juni  pub-­
hatte   sein   System   umgestellt,   weg   lik  gemacht  hat,  dass  der  Club  w ieder  
vom  Rhombus  zur  Grundordnung  in   in   Gesprächen   mit   Delgado   steht,  
einem   4-­1-­4-­1,   und   aus   Delgado   war   diesmal  in  sehr  ernsthaften,  sind  die  
eine   Mischung   aus   Trequartista   und   FCB-­Fans   wie   elektrisiert,   zumin-­
Regista  geworden.  Mit  seiner  Eleganz   dest   neun   von   zehn,   grob   geschätzt.  
und   seinem   Ballzauber   herausgetre-­ In   einer   völlig   unrepräsentativen  
Umfrage  im  FCB-­Forum  plädiert  ein   Der FC Aarau ist zurück in der höchsten
Schwager Rossi
Drittel   «ohne   Wenn   und   Aber»   für  
Delgado.   Immerhin   45   Prozent   fin-­ Schweizer Fussball-Liga. Eine kleine
und Christian
den,  das  solle  im  finanziell  angemes-­
senen  Rahmen  geschehen.  Die  Skep-­ Liebeserklärung. Von Daniel Holliger
Gimenez weibeln tiker  sind  in  der  Minderheit.

W
Beim   FCB   wird   nun   «mit   Hoch-­
im Hintergrund. druck»   an   der   Sache   gearbeitet,   wie  
Sportdirektor   Georg   Heitz   am   Mitt-­
woch  am  Rande  des  Testspiels  gegen   ir  sind  wieder  zurück,  da  wo  
ten  aus  dem  Schatten  von  Hakan  Ya-­ Borussia   Dortmund   (1:3)   sagte.   wir   eigentlich   hingehören!   Wir,   das  
kin.  Ein  Liebling  des  Volkes,  und  das   Scheich   Mohammed   bin   Hamdan,   sind   der   FC   Aarau,   das   Stadion  
in   einer   Zeit,   da   das   Kollektiv   im   Vorsitzender  des  A l-­Jazira  Clubs,  liess    Brüggli  feld  und  ich.  Es  ist  eine  lange  
Fussball   an   Bedeutung   gewonnen   am  10.  Juni  in  der  Zeitung  «The  Nati-­ und   innige   Beziehung.   Angefangen  
hat,  die  Sehnsucht  nach  Individualis-­ onal»   verlauten,   Delgado   würde   aus   hat   alles   1981,   als   der   Club   von   der  
ten  jedoch  nie  gestorben  ist. seinem   Vertrag   entlassen.   Im   Hin-­ NLB   in   die   NLA   aufstieg.   Mein  
Im  Januar,  die  Späher  gaben  sich   tergrund   weibeln   Delgados   Schwa-­ Stammplatz   war   fortan   die   Steh-­
im   Joggeli   längst   die   Klinke   in   die   ger  Rossi  und  vor  allem  Christian  Gi-­ rampe   gegenüber   der   Haupttribüne,  
Hand,   hatte   der   FCB   gerade   noch   menez,  dem  Delgado  beim  FCB  einst   auf  der  Höhe  der  Mittellinie.  
rechtzeitig   die   Zeichen   erkannt.   Der   die  Bälle  passgenau  serviert  hat. Wir   mussten   uns   erst   finden,   das  
Vertrag  konnte  um  ein  Jahr  bis  2008   Es  sieht  also  alles  nach  einer  Wie-­ Stadion  und  ich.  So  erging  es  vielen,  
verlängert  werden,  und  Delgado,  der   dervereinigung   aus,   und   Trainer   bis  schliesslich  ein  passabler  Haufen  
bis   dahin   knapp   300  000   Franken   Murat   Yakin,   der   ja   dann   etwas   zusammenkam,  der  mit  selbst  gebas-­
verdient   haben   soll,   stieg   zu   einem    anfangen  muss  mit  dem  inzwischen   telten   Fahnen   künftig   jedes   Heim-­
Topverdiener  an  der  Millionengrenze   30-­jährigen   Delgado,   mit   dem   er   spiel   zu   einem   solchen   werden   liess.  
auf.  Sechs  Monate  später,  während  in   einst   noch   gespielt   hat,   sagt:   «Für   Was  waren  das  f ür  Spiele!  Vevey  w ur-­
Deutschland   die   Weltmeisterschaft     mich   existiert   der   Zehner   noch.  Ich   de  im  strömenden  Regen  mit  7:0  ab-­
lief,  war  Delgado  weg.  «Es  war  nicht   liebe  diese  Spielertypen.» gefertigt,   Bellinzona   erging   es   nicht   Gute alte Fussballzeit. Im Brügglifeld
mehr  zu  verhindern»,  sagte  sein  Ent-­ tageswoche.ch/+bfvlk anders.   Mit   8:1   wurden   die   Tessiner   kann der Totomat auch mal als
decker   Ruedi   Zbinden   damals.   7,5   bei  Regen  und  Sturm  weggefegt. Logenplatz genutzt werden. Foto: Keystone
Millionen   Franken   Ablöse   zahlte     Immer   war   ich   da,   Höhe   Mittel-­
Besiktas  Istanbul,  damals  die  Rekor-­ Schlag den Raz 3.0 linie,  bei  garstigem  Wetter  die  Mütze   passenden   Vereinsfarben,   sonst  ...  
dablöse  für  den  FCB,  der  2003  etwa   Das TagesWoche-Tippspiel «Schlag aufgesetzt,   der   Schirm   galt   als   ver-­ Aber  lassen  wir  das.
1,2   Millionen   Franken   in   das   Talent   den Raz» geht in die dritte Runde – wer pönt.  So  ist  es  auch  heute  noch,  denn   Bei   uns   im   Brügglifeld   riecht   es  
 investiert  hatte.   von Beginn an Punkte sammeln will, geändert   hat   sich   nicht   viel.   Die   nach  Bratwurst  und  den  schweizweit  
Am   Bosporus   wurde   Delgado   muss sich bis zum Saisonstart am Stehrampen   wurden   etwas   aufge-­ berühmten  Aargauer  Spiessen.  Nicht  
Meister,   Cupsieger   und   Captain.   Er   Samstagabend angemeldet haben. Die motzt,  ein  Gästesektor  entstand  und   zuletzt  deshalb  freuen  sich  viele  Fans  
wurde,   weil   verletzt,   aber   auch   ein   bisherigen Teilnehmer bleiben regist- mein  Platz  ist  etwas  mehr  nach  links   anderer  Clubs,  dass  wir  wieder  dabei  
Jahr   lang   auf   Eis   gelegt   und   nicht   riert und können gleich loslegen unter in  Richtung  Kunsteisbahn  gerutscht,   sind.  Bei  uns  k riegt  jeder  seine    Ration  
mehr  richtig  glücklich. schlagdenraz.ch weg  von  den  jungen  Wilden.   Nostalgie.   Nirgendwo   sonst   steht  
man  so  nahe  am  Spielfeld  –  wer  sitzt  
Überhaupt,  moderne  Stadien! denn   schon?   Manchmal   hört   man,  
was   die   Spieler   einander   zurufen  
Okay,   beim   Catering   muss   man   ab   oder   was   der   Schiedsrichter   zu   me-­
und  zu  schon  mal  eine  Viertelstunde   ckern  hat.  Die  Sonne  sticht  einem  ins  
anstehen   und   zum   Wasserlassen   Gesicht,   der   Regen   lässt   dich   tropf-­
steht  bloss  eine  Handvoll  Dixie-­Klos   nass  nach  Hause  gehen  und  bei  star-­
zur   Verfügung.   Die   zu   erreichen   ist   kem   Wind   hast   du   das   Gefühl,   der  
schon   abenteuerlich   genug,   hinter   Grill  stehe  gleich  hinter  dir.  
der  Stehrampe,  in  einer  Senke,  zu  der   So   ist   der   Duft   der   Fussballwelt  
man(n)  bloss  über  ein  steiles  Bord  ge-­ auf   dem   Brügglifeld.   Wer   das   noch  
langt.   Bei   feuchtem   Wetter   schafft   nicht  erlebt  hat,  sollte  es  schnellstens  
das  fast  keiner,  ohne  erst  zu  Boden  zu   nachholen.   Denn   wir   wissen,   lange  
gehen.  Das  ist  in  der  Pause  eine  lusti-­ duldet   der   Verband   dieses   Stück   ge-­
ge   Unterhaltung,   wofür   in   den   mo-­ lebter   Geschichte   nicht   mehr.   Diese  
dernen  Stadien  alberne  Pausenspiele   Ausnahmeregelung   wird   es   bald  
herhalten  müssen  oder  Interviews  im   nicht  mehr  geben,  landesweite  Sym-­
Club-­TV   über   hochauflösende   Bild-­ pathien   hin   oder   her.   Denn   in   der  
schirme  flimmern.   neuen,  modernen  Fussballwelt  hat  es  
Überhaupt,   moderne   Stadien!   Ich   keinen  Platz  für  Nostalgie.
habe  sie  alle  gesehen,  bei  den  Fahrten   tageswoche.ch/+bfvgh
zu   den   Auswärtsspielen.   Das   Stade  
de   Suisse,   die   neue   Maladière,   die   Mit dem Spiel gegen den FC Aarau
AFG   Arena   oder   das   neue   Joggeli.   beginnt für den FC Basel am Samstag,
Alle   sind   sie   austauschbar,   ähnlich   13. Juli, die neue Saison in der Super
Murat Yakin (oben rechts) 2004 mit Matías Delgado, Christian einer  K aserne.  Zum  Glück  gibt  es  die-­ League (19.45 Uhr, St.-Jakob-Park).
Gimenez sowie Julio Hernan Rossi (unten von rechts). Foto: foto-net se   modernen   Arenen   jeweils   in   den   Mehr zum FCB auf rotblaulive.ch

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I NTE RVI EW

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Interview 12. Juli 2013

Der Meister
des Blödsinns
Der Humorist
René Schweizer
I ch   habe   gemerkt,   dass   ich   gern  
trinke,   es   aber   nicht   Alkohol   sein  
muss»,  antwortet  René  Schweizer  auf  
die  Frage,  wie  er  sein  Alkoholproblem  
Wie  kamen  Sie  auf  die  Idee  mit  
den  Nonsens-­Briefen?
Es  schwirrte  einfach  in  der  Luft  her-­
um.  Ich  halte  es  da  mit  Nietzsche,  
ich  Briefe  mit  dem  Briefkopf  der  Kli-­
nik.  Das  führte  dazu,  dass  sich  die  
Adressaten  an  die  Abteilungsleitung  
wendeten.  Und  wissen  Sie  was?  Der  
wird 70 Jahre alt. in   den   Griff   bekam.   Seine   Fähigkeit,   der  einst  sagte:  «Ich  fange  Gedan-­ Leiter  dort  hiess  Doktor  Wurst!
zu  verblüffen,  wird  nun  in  einer  Hom-­ ken.»  Das  ist  ein  gewaltiges  Bild.
Höchste Zeit mage   an   ihn   gewürdigt.   Herausgeber   Schreiben  Sie  noch  Briefe?
ist  der  Psychologe  und  Pionier  des  the-­ Welche  Gedanken  waren  es,  die   Nein,  jetzt  ist  Schluss.  Titzes  Buch  
für ein Gespräch rapeutischen  Humors  Michael  Titze.   Sie  damals  fangen  wollten? ist  die  Krönung  meiner  Lebensphase  
Das  Buch  ist  auch  der  Grund,  wes-­ Wenn  ich  allein  bin,  kommen  mir   als  schöpferischer  Mensch.
über den Sinn halb  René  Schweizer  dieses  Interview   lauter  absurde  Dinge  in  den  Sinn.  
überhaupt   gibt.   Aber   eigentlich,   sagt   Ich  gehe  durch  den  Wald  und  sehe   Sie  sind  kein  schöpferischer  
des Lebens – und er,  sei  das  unnötig:  «Wenn  jemand  ein   eine  Tanne  –  und  denke  Pfanne.   Mensch  mehr?
Buch  über  Regenwürmer  schreibt,  ge-­ Dann  denke  ich  Pfanne,  dann  komm   Mich  interessieren  inzwischen  ande-­
die Erkenntnis: hen   Sie   ja   nicht   hin   und   interviewen   ich  auf  Schlampe  und  schliesslich   re  Dinge.  Ich  will  etwa  herausfinden,  
den   Regenwurm   –   sondern   den   Au-­ auf  Velosolex.  Die  Logik  ist  rasch   wie  es  möglich  ist,  dass  ein  Säulen-­
Eigentlich ist das tor.»  Doch  darüber  sehen  wir  hinweg. verschwunden,  ich  werde  gierig.  Ich   heiliger  jahrelang  auf  einer  Säule  sit-­
frage  mich:  Was  ist  noch  wahnsinni-­ zen  und  sich  nicht  bewegen  kann.
Leben ein Witz. Herr  Schweizer,  wo  fangen  wir  an? ger  als  Velosolex?  Dann  denk  ich:  
Am  Anfang,  würde  ich  sagen. Rubinstein.  Darauf  komme  ich  auch   Dem  Humor  schwören  Sie  ab?
Von Martina nur,  damit  ich  auf  etwas  komme,  das   Beim  Humor  ist  meine  Neugierde  
Und  wo  ist  der  Anfang? mit  Velosolex  gar  nichts  zu  tun  hat. weitgehend  gestillt.  
Rutschmann, Das  war  im  Juli  1977,  als  ich  mein  
erstes  Buch  herausgab… Wie  definieren  Sie  Humor? Die  Hommage  an  Sie  befasst  sich  
Fotos: Basile Keine  Ahnung.   aber  mit  Ihrem  Humor.  Persön-­
…und  Sie  mit  einem  Schlag  be-­ lichkeiten  wie  der  Psychiatriepro-­
Bornand rühmt  wurden. Wikipedia  schreibt:  «Humor  ist   fessor  Raymond  Battegay    finden  
Mein  Verleger  gab  es  im  Sommer  he-­ die  Begabung  eines  Menschen,   darin  lobende  Worte  für  Sie.
raus,  was  ich  eine  schlechte  Idee   der  Unzulänglichkeit  der  Welt   Unsere  Beziehung  fing  mit  einem  
fand,  da  Neuerscheinungen  im   und  der  Menschen,  den  alltägli-­ Brief  von  mir  an.  Ich  schrieb,  ich  sei  
Herbst  während  der  Buchmessen   chen  Schwierigkeiten  und  Miss-­ ein  Arschloch  und  würde  ihn  bitten,  
mehr  Beachtung  finden.  Was  aber   geschicken  mit  heiterer  Gelas-­ mir  zu  sagen,  weshalb.  Er  schrieb  
geschah  in  diesem  Sommer?  Es  gab   senheit  zu  begegnen.» geistreich  zurück  und  beendete  den  
nur  dieses  neue  Buch  und  jedes  Kä-­ Von  mir  aus!  Wenn  ich  aber  in  der   Brief  mit  den  Worten:  «In  diesem  
seblatt  stürzte  sich  darauf. Beiz  sitze  und  sage:  «Niemerem   Sinne  zähle  auch  ich  mich  zu  den  von  
sage,  Schwartemage»  und  alle  la-­ Ihnen  erwähnten  Löchern.»  Später  
Sie  haben  den  Behörden  Briefe   chen,  weiss  ich  nicht,  ob  diese  Defi-­ hielt  er  eine  Rede  am  Humor-­Kon-­
mit  absurden  Fragen  geschrie-­ nition  passt.  Humor  ist  oft  einfach   gress,  den  ich  organisierte,  und  kam  
ben  und  diese  samt  Antwort  ver-­ «Seich»  machen.  Ich  erzähle  gern   ins  Patronats-­Komitee.
öffentlicht.  Warum  kam  das  an? unzusammenhängenden  Blödsinn.
Das  war  absolut  neu  –  und  die  Leser   Battegay  schreibt  im  Buch  über  
fanden  es  toll,  dass  ich  mich  das   Ihre  Briefe  waren  nicht  unzu-­ Sie,  mit  Humor  könnten  sogar  
traute.  Manchmal  hatte  ich  Angst,   sammenhängend.  Sie  haben  ein-­ Kriege  verhindert  werden.  Sie  
verhaftet  zu  werden.  Etwa,  als  ich   mal  Ihren  Verstand  verloren  –   dürfen  also  nicht  aufhören!
der  Staatsanwaltschaft  mitteilte,  ich   und  beim  Fundbüro  nachgefragt,   Ich  habe  sozusagen  einen  Erben  in  
hätte  in  die  Hosen  gemacht,  und  sie   ob  es  diesen  gefunden  habe. Sachen  Humor.  Er  nennt  sich  «Der  
fragte,  ob  das  ein  Offizialdelikt  sei. Eine  meiner  ersten  Anfragen  ging  an   von  Adelheid  geadelte  Heide».  Wir  
die  BVB:  Ich  würde  eine  Haifisch-­ haben  viel  erlebt  zusammen.  In  der  
Da  wird  doch  niemand  verhaftet. Ausstellung  organisieren  und   nordspanischen  Stadt  Cadaqués  
Das  wusste  ich  damals  nicht,  es  gab  ja   bräuchte  dafür  Tramgleise.  Völlig   wollte  ich  ihn  dazu  bewegen,  ins  
keine  Erfahrungen  damit.  Ausserdem   irrsinnig,  diese  Vorstellung.  Doch  zu   Dalí-­Museum  zu  gehen,  wo  ich  zuvor  
hatte  ich  bereits  negative  Geschichten   meiner  Verblüffung  bekam  ich  eine   schon  etliche  Male  war.  Doch  er  woll-­
mit  der  Polizei  erlebt.  Beispielsweise   seriöse  Antwort  mit  Angeboten  ver-­ te  lieber  in  die  Beiz  mit  mir.  Damit  
wurde  mir  Knast  angedroht  wegen   schiedener  Tramgleise. gab  ich  mich  nicht  zufrieden,  also  bat  
«Beim Humor ist meine meines  «asozialen  Lebenswandels».   ich  ihn,  so  nah  wie  möglich  am  Mu-­
Neugierde weitgehend gestillt», Heute  ist  es  unvorstellbar,  dass  ein   Wann  haben  Sie  den  letzten   seum  vorbei  auf  mich  zuzukommen.  
sagt René Schweizer im junger  Mensch  eingesperrt  wird,  bloss   Brief  in  diesem  Stil  geschrieben? Ich  fotografierte  ihn,  seither  ist  er  
Interview. Dieses fällt dann doch weil  er  lieber  im  «Atlantis»  herum-­ Als  ich  wegen  meines  Alkoholprob-­ «der  Mann,  der  haarscharf  am  Dalí-­
sehr humorvoll aus. hängt  als  richtig  arbeiten  zu  gehen. lems  in  der  Psychiatrie  war,  schrieb   Museum  vorbeiging».

TagesWoche 28/29 31
Interview 12. Juli 2013

fängt  an  zu  singen,  wir  sitzen  in  ei-­


ner  Beiz,  man  lässt  ihn  singen.)

Sie  schreiben  in  Ihrem  Blog,    


Sie  fühlten  sich  als  Agent,  der  
auf  die  Erde  geschickt  worden  
sei,  um  abzuchecken,  ob  man  
hier  vorsichtig  sein  muss.    
Muss  man?  
Nein,  die  Menschen  sind  zu  einem  
grossen  Teil  laut  und  dumm,  gefähr-­
lich  sind  sie  aber  überhaupt  nicht.

Naja,  es  gibt  Kriege.


Für  sich  selber  sind  sie  natür  lich  
 gefährlich,  aber  nicht  für  das  
Universum.

Womit  wir  wieder  bei  Herrn  


 Battegay  wären,  der  sagt,  Humor  
sei  wichtig  für  den  Frieden.
Entschuldigen  Sie,  da  kommt  mir  
 etwas  in  den  Sinn:  Ein  Mithäftling  
um  armte  mich,  als  ich  entlassen  
wurde.  Zuerst  dachte  ich,  er  wolle  
mich  hauen,  weil  er  sauer  war  we-­
gen  meiner  Singerei.  Doch  er  hatte  
Tränen  der  Rührung  in  den  Augen  
und  sagte:  «Das  sind  die  schönschte  
drü  Täg  gsi  sit  ich  do  bin.»  Ich  war  
verblüfft.  Ich  wusste  nicht,  dass  
mein  Singen  draussen  gehört  wor-­
Sie  kannten  Salvador  Dalí.     René Schweizer den  war.
Wie  kam  das? Der Kleinbasler Humorist wurde mit Nonsens-Briefen an Behörden
Ich  schrieb  ihm,  als  ich  in  Cadaqués   bekannt. Von 1977 bis 1993 hat er seine Briefwechsel in vier Best- Sie  haben  auch  eine  sehr  ernste  
war,  eine  Postkarte:  «Ich  habe  die   seller-Bänden unter dem Titel «Ein Schweizerbuch» veröffentlicht. Seite,  die  sich  etwa  in  diesem  
Ehre,  Sie  über  meine  Ankunft  zu  in-­ 2004 kam ein «Best Of» auf den Markt. Er publizierte weitere Bü- Satz  von  Ihnen  zeigt:  «Es  ist  die  
formieren.»  Prompt  lud  er  mich  zu   cher und den Theatermonolog «Die Säuferin». Schweizer ist Initia- Welt  ausserhalb  meiner  Seele,  
sich  ein  –  aus  reiner  Neugierde,  wer   tor der Internationalen Kongresse «Humor in der Therapie», die zwi- die  mich  verwirrt,  beleidigt  und  
der  Absender  wohl  sein  würde.  Dalí   schen 1996 und 2000 in Basel stattfanden. Am 27. Juli 2013, mit  Zorn  erfüllt.»
und  ich  verstanden  uns  grossartig. seinem 70. Geburtstag, ist die Vernissage des Buches «Kleinbasel So  geht  es  mir  nach  Wanderungen.  
und der Humor in der Therapie» mit dem Herausgeber Dr. Michael In  der  Natur  ist  alles  rein,  kaum  nä-­
Zurück  zum  Buch:  Einer  der  be-­ Titze in der Buchandlung Thalia. Das Buch ist eine Hommage an here  ich  mich  einem  Dorf  mit  Men-­
kanntesten  Banker  der  Schweiz,   den Basler Humoristen. http://bit.ly/reneschweizer schen,  fühle  ich  die  schlechten  Vib-­
Eric  G.  Sarasin,  würdigt  Sie  dar-­ rationen  der  Normalos.
in.  Ausgerechnet  er  –  als  junger  
Mann  sassen  Sie  schliesslich  we-­ Sind  Sie  ein  Misanthrop?
gen  Bankbetrugs  im  Gefängnis. Eigentlich  vollkommen,  ja.  (Genau  
in  diesem  Moment  setzt  sich  ein  
Anzeige Mann  zu  uns  an  den  Tisch  und  sagt:  
Aber  ich  bin  ja  nur  nebenbei  Bank-­ Sie  landeten  im  Gefängnis.   «Sali».  René  Schweizer  grüsst  zu-­
betrüger,  Sie  werden  auch  nicht  als   Aber  erst  später.  Beim  Einlösen  des   rück.  Wir  reden  unbeirrt  weiter.)
9‘Ó Qšn‘Qn¥b ü@× ü‘Ó Friedhofsgängerin  bezeichnet,  bloss,   Checks  musste  ich  meinen  Namen  
weil  Sie  auf  dem  Friedhof  waren.  Ich   angeben,  um  das  Geld  überhaupt  zu   Wie  kommt  es,  dass  ein  Men-­
×[Žª¥ ‘  nÓ ü@Ón¥a kenne  Eric  seit  seiner  Jugend.  Wir   bekommen.  Mir  war  bewusst,  dass   schenfeind  einen  Kongress  initi-­
lernten  uns  in  der  Rio  Bar  kennen. ich  ein  Risiko  einging,  ich  dachte   iert,  der  die  Behandlung  psychi-­
Ón…‘ª¥@š ûnÓ@¥™nÓáÁ mir  aber:  «Jetzt  nimmsch  dä  Stutz   scher  Leiden  durch  Humor  in  
Er  schreibt,  das  sei  der  längste   und  hausch  ab.»  Schliesslich  wollte   der  Therapie  zum  Thema  hat?
und  lustigste  Abend  seines  Le-­ ich  nach  Mexico  reisen,  mir  ein   Ich  halte  es  für  wichtig,  Menschen  
bens  gewesen.  Was  haben  Sie  als   Pferd  kaufen  und  ins  Nichts  reiten.   auf  diese  Art  zu  therapieren.  Ich  
Bankbetrüger  eigentlich  getan? Doch  Interpol  fand  mich  vorher  in   habe  miterlebt,  wie  eine  Lehrerin  
Ein  Freund  von  mir  arbeitete  bei     Italien,  wo  ich  eingesperrt  wurde. von  Panikattacken  befreit  werden  
einer  Bank.  Er  erzählte  mir,  dass  oft   konnte,  die  sie  vor  Publikum  hatte  –  
Firmenmitarbeiter  anriefen  und   Was  bedeutet  die  Zeit  im  Gefäng-­ und  zwar  durch  Rollenspiele.
 einen  Check  bereitmachen  liessen.   nis  für  Ihr  Leben?
Es  käme  dann  ein  Bote  und  hole   Ich  wollte  nicht  leiden,  sondern  et-­ Humor  kann  heilen,  doch:  Gibt  
 diesen  Check  ab.  Also  fragte  ich  ihn   was  tun.  Bloss  wusste  ich  zunächst   es  überhaupt  was  zu  lachen?  
nach  einer  dieser  Firmen  und  rief   nicht,  was.  Also  habe  ich  mich  ge-­ Klar!  Zum  Beispiel  bringen  einen  
,ӑû@án @¥™‘¥… enÓ  Á ª »nán¥Ăb den  Buchhalter  dort  unter  dem   fragt,  was  ich  nur  im  Gefängnis  ma-­ Kinder  und  Jungtiere  zum  Lachen.  
¥…@…n n¥á ì¥e /‘[Žnӎn‘á  ‘áán¥ ‘¥  Vorwand  an,  ich  sei  Schüler  und   chen  kann,  weil  es  draussen  aus  ir-­ Oder  auch  die  Fasnacht,  manchmal.
@×nšÁ š‘×@QnáŽn¥×áÓ@××n éb ƒĄ€² @×nšÁ schreibe  eine  Arbeit  über  Alumini-­ gendwelchen  Gründen  nicht  geht.  
1nšn|ª¥ ĄÜ² ¦é€ ¦Û ¦ÛÁ um.  Nach  dem  Gespräch  rief  ich   Die  Lösung  war:  Singen!  Wenn  ich  in   Viele  Menschen  lachen  über    
 sofort  die  Bank  an  und  bat  mit  der   Beizen  damit  anfing,  wurde  ich  im-­ Comedians  wie  Mario  Barth.
Stimme  des  Buchhalters,  die  ich  im   mer  sofort  rausgeschmissen.  Das   Das  ist  mir  unverständlich.  Ich  höre  
Ohr  hatte,  um  einen  Check.  Den  hol-­ ging  nicht  im  Gefängnis.  Also  sang   ja  auch,  was  der  sagt,  begreife  aber  
te  ich  dann  ab. ich  «Santa  Lucia»,  stundenlang.  (Er   nicht,  warum  jemand  lacht  deshalb.

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TagesWoche 28/29 32
Interview 12. Juli 2013

Worüber  lachen  Sie  denn?


Wenn  mein  Freund  «Der  von  Adelheid  
geadelte  Heide»,  der  kaum  Spanisch  
«Ich empfinde mich dass  das  Leben  im  Grunde  ein-­
fach  ein  riesengrosser  Witz  ist?
Das  ist  wahrscheinlich  so,  ja.    
spricht,  auf  Spanisch  telefoniert.  
 Einmal  wollte  er  jemandem  erklären,  
er  sei  in  finanziellen  Schwie  rigkeiten.  
nicht als Original. Das  sagen  auch  Weise.  Mein  mehr-­
fach  erwähnter  Freund,  der  Heide,  
lebte  16  Jahre  in  Indien  bei  einem  
Das  klang  so:  «Io  tengo  una  crisa  
 monumental  en  los  dineros.»  Da  
konnte  ich  mich  nicht  mehr  halten  vor  
Der Bluemefritz Guru  –  und  der  schaffte  Klarheit,  
indem  er  meinem  Freund  sagte:  
«Das  Leben  ist  nichts  anderes  als  

war ein Original.


Lachen.  Auch  mein  Vater  brachte   ein  Witz.  Alles,  was  ich  euch  erzäh-­
mich  oft  zum  Lachen.  Der  war  ein   le,  stimmt  nicht.»
Spruchhaufen,  schlimmer  als  ich.

Aber ich?
Weshalb  rakern  sich  denn  viele  
In  einer  Besprechung  über  eines   Menschen  für  Dinge  ab,  die  sie  
Ihrer  Bücher  stand  einmal:   eigentlich  gar  nicht  wollen?
«Wenn  Sie  wissen  wollen,  wie   Das  ist  ihre  Rolle.  Als  ich  als  Schau-­
die  Schweizer  sind,  müssen  Sie  
René  Schweizer  lesen  oder  an  
eine  Gemeindeversammlung  ge-­
Muss ein Original spieler  auf  der  Bühne  stand,  stellte  
ich  mir  oft  vor,  wie  das  Publikum  re-­
agieren  würde,  wenn  ich  sagen  wür-­
hen.»  Wie  ist  der  Schweizer?
Das  weiss  ich  nicht,  ich  bin  Basler. lustig sein?» de:  «Ich  bin  René  Schweizer  und  
nicht  diese  Shakespeare-­Figur,  die  
ich  hier  darstelle.»  Das  hätte  einen  
Kleinbasler,  um  genau  zu  sein. Skandal  ausgelöst.  Ich  glaube,  dass  
Dazu  muss  ich  sagen:  Dem  Kleinbas-­ jeder  Mensch  eine  Rolle  spielt,  die  er  
ler  kann  man  es  nie  recht  machen.   vor  seiner  Geburt  gewählt  hat.
Wenn  man  sagt,  die  seien  alle  origi-­
nell,  sind  sie  beleidigt.  Wenn  man   Er  wolle  keine  Briefe  mehr  schreiben,  
aber  behauptet,  alle  Kleinbasler  sei-­ sagte   René   Schweizer   im   Gespräch.  
en  normal,  ist  es  auch  nicht  recht. Fredy  Spillmann,  aber  der  brachte  ja   Sie  sind  demnach  eher  originell   Doch  drei  Tage  später  schickte  er  der  
nicht  pausenlos  alle  zum  Lachen.   als  ein  Original? TagesWoche-­Redaktion   eine   E-­Mail  
Sie  gelten  als  ein  Original.  Das   Streng  genommen  war  auch  Picasso   Schwierig,  so  etwas  über  sich  zu  sa-­ mit   dem   neusten   Brief.   Adressat   ist  
passt  Ihnen  nicht,  oder? ein  Original,  weil  er  tat,  was  er  woll-­ gen.  Jetzt  stinkts  mir  langsam. Stadtpräsident  Guy  Morin.  Schweizer  
Ich  empfinde  mich  nicht  als  Origi-­ te.  Daher  bin  ich  vielleicht  doch  ei-­ fragt:  «Zu  meinem  Geburtstag  möch-­
nal.  Bluemefritz  war  eines.  Aber  ich?   nes.  Original  bedeutet  ja  «ursprüng-­ Wenn  man  sich  Jahrzehnte  lang   te  ich  den  Bölimaa  globalisieren.  Kön-­
Muss  ein  Original  lustig  sein?  Das   lich»,  während  originell  eher  für   wie  Sie  mit  Nonsens  beschäftigt,   nen  Sie  mir  dabei  helfen?»
grösste  Original  war  Modeschöpfer   «lustig»  steht. kommt  man  dann  zum  Schluss,   tageswoche.ch/+bfspr

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TagesWoche 28/29 33
Bildstoff: Mehr Leben, mehr Menschen, mehr Zeit – der US-Fotograf
Pelle Cass knipst denselben Ausschnitt hundertfach. Dann vereint er die
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TagesWoche 28/29
Bildstoff im Web
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spezielle Techniken: jede Woche im
TagesWoche-Fotoblog «Bildstoff»
unter blogs.tageswoche.ch.
Vorschläge willkommen via
bildstoff@tageswoche.ch

35
Dialog 12. Juli 2013

«Wir müssen den Beitritt zur EU Reaktionen aus der Community Kinder,  Jugendliche  und  Erwachsene  
verhandeln. Jetzt.», weiterzugeben,  ständig  mit  fehlenden  
tageswoche.ch/+bfsam ¿QDQ]LHOOHQ5HVVRXUFHQNlPSIWª
Franz  Büchler
Das Volk will nicht!
Wann  lernen  der  Bundesrat  und  un-­ «Im Baragrafen-Dschungel»,
sere  Politiker,  Volksbegehren  umzu-­ tageswoche.ch/+bfsae
setzen?  Der  Beitritt  zum  EWR  wurde  
1992  abgelehnt,  und  die  Volksinitia-­
tive  zum  EU-­Beitritt  wurde  2001  mit  
Und der Rechtsstaat?
76,8  Prozent  Nein-­Stimmen  versenkt.   Die  Medienarbeiten  zum  Thema  «Be-­
Das  Volk  will  nichts  von  seiner  Sou-­ ZLOOLJXQJVSUD[LVLQ%DVHOªVLQG]DKO-­
veränität  abgeben  und  will  nicht  von   reich.  Verständlich,  dass  die  Tages-­
Bücklingen  gegenüber  der  EU  oder   Woche  da  nicht  hinten  anstehen  will.  
der  USA  vertreten  werden.  Auch  wol-­ Trotzdem  reibt  man  sich  die  Augen.  
len  wir  nicht  schleichend  EU-­Recht   Weil  es  fast  nur  um  die  Frage  geht,  ob  
oder  US-­Recht  annehmen.  Bitte   Behörde  x  zu  streng  ist  oder  nicht.  
 nehmt  dies  endlich  zur  Kenntnis. Kein  Hinweis  darauf,  dass  sowohl  
Florian  Meroni Regierung  wie  auch  Verwaltung  den  
Auftrag  haben,  die  von  Parlamenten  
erlassenen  Gesetze  umzusetzen.
Denken müssen wir Eigentlich  wäre  alles  ganz  einfach:  
Erachtet  eine  Einwohnerin  oder  ein  
Das  Problem  ist,  dass  uns  die  Rechts-­ Einwohner  eine  Regelung  als  zu  
nationalen  seit  der  EWR-­Abstimmung   ©VWUHQJªNDQQHLQH,QLWLDWLYHODQFLHUW
erfolgreich  ein  Denkverbot  zu  EU-­ werden  –  oder  man  wendet  sich  an  
Verhandlungen  aufgezwungen  haben.   ein  Mitglied  des  Parlamentes  und  
Genauso,  wie  es  das  Steuerbe-­ überzeugt  dieses  davon,  eine  Motion  
trügergeheimnis  war,  ist  das    Thema   einzureichen.  Findet  dieser  Vorstoss  
EU-­Beitritt  schlicht  tabu.  Und  genau   eine  Mehrheit,  wird  das  Gesetz  geän-­
wie  beim  Steuerbetrüger  geheimnis   dert  und  der  Vollzug  wird  angepasst.
wurde  wertvolle  Zeit  in  trügerischer   ,Q%DVHOOlXIWGDVUXQGXPV7KHPD
Sicherheit  vertändelt.  Nicht  erst  seit   ©9HUDQVWDOWXQJVEHZLOOLJXQJHQªVHLW
Kurzem  ist  klar,  dass  der  bilaterale   einiger  Zeit  oft  anders.  Zunehmend  
Weg  zu  Ende  ist.  Die  EU-­Länder   versuchen  Leute,  mich  dazu  zu  brin-­
 haben  keinen  Bock  mehr,  mit  dem   gen,  den  Vollzug  in  einem  ihnen  
wichtigen  Bereich  doch  bitte  «etwas  
Sonderfall    Schweiz  mühsam  Einzel-­
verträge  abzuschliessen.  Obwohl  auch  
Leserkommentar der Woche ÀH[LEOHU]XJHVWDOWHQª0DQYHUODQJW
ich  zum  heutigen  Zeitpunkt  einen     von  Max  Pfeiffer  zu  «NSA-­Daten:  Mehr  Aktenschränke,  als     mit  anderen  Worten  eine  punktuelle  
EU-­Beitritt  eher  ablehnen  würde,     Aussetzung  des  Rechts.  Weist  man  
in  ganz  Europa  Platz  hätten»,  tageswoche.ch/+bfskt solche  Anliegen  zurück,  folgt  oft  noch  
ist  ein  Denkverbot  unserer  Demo-­
kratie  absolut  unwürdig.   HLQHNOHLQH©$XIPXQWHUXQJªLP
Phil  Boesiger Die  Stasi  wird  seit  JahrzehntenYRQGHU©IUHLHQª:HOWDOV Sinne  von  «Sei  nicht  böse,  aber  ich  
Symbol  der  absurden  Überwachung  im  Ostblock  herangezogen.   muss  halt  sonst  etwas  Druck  über  die  
0HGLHQPDFKHQª'DVVDQJHVLFKWV
«Lehrer-Präsident Beat Zemp denkt Es  verblasst  jedoch  im  Vergleich  zur  heutigen  Überwachung  der   des  Empörungspotenzials  das  eine  
an Streik», tageswoche.ch/+bfthi US-­Behörden.  Vor  allem  die  Qualität  der  Bespitzelung  ist  heute   und  andere  Medium  dankbar  mit-­
um  ein  Vielfaches  höher.  Die  Stasi  hat  Briefe  aufgedampft,  abge-­ zieht,  kann  ich  nachvollziehen.  Viel-­
Raffer und Schaffer hört  und  Spitzel  eingesetzt.  Die  Überwachung  der  USA  ist  viel  
leicht  liesse  sich,  so  mein  Sommer-­
wunsch,  aber  auch  wieder  einmal  
7UHIIHQGHUDOV5HJXOD6WlPSÀLNDQQ umfassender  und  totaler  geworden.  Die  gesammelten  digitalen   einordnend  darstellen,  wie  das    Ge-­
ich  es  nicht  sagen,  darum  lasse  ich  sie  
selbst  sprechen:  «Da  rafft  ein  halb-­ RGHUGLJLWDOLVLHUWHQ,QIRUPDWLRQHQODVVHQVLFKVHKUYLHONRPIRU-­ setzgebungs-­  und  Vollzugsverfahren  
funktioniert.
belichteter  Moderator  mit  öffentlich-­ tabler  nutzen,  als  dies  mit  den  althergebrachten  Akten  der  Fall  
Christoph  Brutschin,  Regie-­
rechtlichen  Steuergeldern  mehrere   war.  Sie  ist  darum  um  ein  Vielfaches  effektiver  geworden.  Vor   rungsrat  Kanton  Basel-­Stadt
hunderttausend  Franken,  während  
das  Lehrpersonal,  welches  sich  die  ei-­
allem  sollte  man  sich  die  Frage  stellen,  was  mit  diesen  ganzen  
gene  Seele  aufreisst,  um  wenigstens   ,QIRUPDWLRQHQ DQJHVWHOOW ZLUG ,FK NDQQ PLU QLFKW YRUVWHOOHQ Leserbriefe an:
einen  Hauch  von  Bildungsfreude  an   dass  damit  bloss  ein  paar  Terroristen  gesucht  werden. community@tageswoche.ch

TagesWoche Verlegerausschuss Martin Bruni (Praktikant), Bildredaktion Verlag Abonnemente


3. Jahrgang, Nr. 28/29 Nicolas Ryhiner, Michael Yen Duong, Karen N. Gerig, Nils Fisch Tel. 061 561 61 50 Die TagesWoche erscheint
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TagesWoche 28/29 36
Dialog 12. Juli 2013

JA Die Wochendebatte
NEIN
«Es ist nicht der Grill, «Grillieren macht
der stinkt» den Sommer aus»

Matthias Oppliger Amir Mustedanagić


TagesWoche-Redaktor, Leiter Newsdesk bei der TagesWoche,

Foto: Nils Fisch


Freund des gekonnten Grillierens glühender Grillmeister

Wenn  ich  an  einem  lauen  Som-­ D as  Problem  mag  noch  so  klein  
merabend  ans  Rheinufer  sitze,  dann   sein,  die  Lösung  ist  immer  dieselbe:  
will  ich  entspannt  ein  Bier  trinken  
und  anregende  Gespräche  führen;;  
mich  kurz  dem  Gefühl  hingeben,   Soll  das  Grillieren   Reflexartig  wird  nach  Verboten  ge-­
schrien.  Natürlich  kann  man  sich  
über  braune,  verbrannte  Stellen  in  

in  Parks  und  am  


wie  schön  es  doch  ist,  den  Sommer   den  Parks  aufregen  oder  über  den  
in  Basel  zu  verbringen.  Was  ich   Rauch-­  und  Grillgeruch  am  Rheinu-­
nicht  will:  den  Qualm  eines  Grills   fer  ausrufen,  aber  deswegen  gleich  
inhalieren,  so  wie  es  dieser  Tage  fast   ein  Verbot  fordern?  

Rhein  verboten  
über  die  ganze  Länge  des  Kleinbas-­ Das  Problem  verursacht  auch  
ler  Rheinufers  von  mir  und  allen  an-­ beim  Grillieren  in  Parks  und  am  
deren  Sommerfrischlern  verlangt   Rhein  –  wie  in  so  vielen  Dingen  des  
wird.  Der  Rauch  treibt  mir  Tränen   Zusammenlebens  –  eine  kleine  Min-­
der  Wut  in  die  Augen.
Das  Problem  sind  eigentlich  nicht  
die  Grills,  sondern  die  Grilleure.  
Gerne  zitiere  ich  dazu  eine  Broschü-­
werden? derheit.  Sie  macht  die  Gegenseite  
wütend,  weil  sie  falsch  grilliert.  Mit  
ein  paar  Tricks,  Tipps  und  gesun-­
dem  Menschenverstand  gehören  
re  der  Stadtgärtnerei:  «Gekonnt  be-­ Rauchschwaden  der  Vergangenheit  
feuerte  Grills  stinken  viel  weniger.»   an,  die  verbrannten  Stellen  in  den  
Mit  anderen  Worten:  Es  ist  nicht  der   Parks  sind  passé.
Grill,  der  stinkt. Der  Sommer  liess  lange  auf  sich  warten.  Nun  werden  mit   Die  drei  wichtigsten  Regeln:  
Am  untersten  Ende  der  Skala   den   warmen   Tagen   auch   die   Grillpartys   am   Rheinufer   und   in    Kaufen  Sie  sich  einen  richtigen  Grill,  
 befinden  sich  die  Einweggrills,  gera-­ den  vielen  Parkanlagen   zahlreicher.  Kaum   ein   Abend,   an  dem   Wegwerfgrills  heissen  nicht  um-­
deso  gut  kann  man  seine  Wurst   sonst  so.  Kümmern  Sie  sich  um  das  
durch  einen  Aschenbecher  ziehen   nicht   irgendwo   der   Geruch   von   Holzkohle,   Anzündwürfel   und   Feuer  wie  um  Ihr  Fleisch:  Ein  An-­
und  das  Röstmuster  von  Hand   brutzelndem  Fleisch  in  der  Luft  hängt.  Die  unangenehmen  Ne-­ zündwürfel  und  ein  bisschen  War-­
 aufmalen.  Aber  auch  die  meisten     benerscheinungen   davon   sind   dicke   Rauchwolken   und   berge-­ ten  reicht  nicht.  Wer  schnell  heisse  
anderen  Grillgerätschaften,  die  man   Kohle  will,  kauft  sich  am  besten  ei-­
am  Rhein  und  in  Basels  Parkanla-­
weise  Abfall. nen  Anzündkamin.  
gen  antrifft,  haben  mehr  mit  einem   Am  Rheinufer  steht  bei  der  Oetlinger  Buvette  eine  öffentliche   Wem  das  zu  umständlich  ist,  
 Krematorium  gemein  als  mit  einer   Grillstelle  zur  Verfügung,  überall  sonst  bringen  die  Grilleure  ei-­ setzt  auf  Handarbeit  –  Luftfächeln,  
kulinarisch  ansprechenden  Zuberei-­ bis  die  Kohle  schön  heiss  ist.  Stellen  
gene  Geräte  mit.  Soll  das  Grillieren  angesichts  der  Emissionen  
tung  des  Garguts. Sie  Ihren  Grill  mit  Verstand  auf:  
Ich  höre  sie  schon,  die  Rufe  nach   in  Parks  und  am  Rheinufer  (zumindest  abschnittweise)  verbo-­ Wegwerfgrills  gehören  –  wenn  über-­
Toleranz,  nach  Gelassenheit  und   ten  werden  oder  gehört  das   freie   Grillieren   im  Sommer   dazu?   haupt  wohin  –  auf  feuerfeste  Ober-­
Grossmut.  Schön  und  gut:  Toleranz   Für  einmal  debattieren  hier  zwei  Redaktoren  der  TagesWoche  –   flächen,  richtige  Grills  so  hinge-­
bringe  ich  so  lange  auf,  bis  man  mir   stellt,  dass  sich  niemand  daran  
mit  Ignoranz  begegnet.  Und  nichts   mischen  Sie  sich  bitte  ein  auf:  tageswoche.ch/wochendebatte verbrennt  und  sie  nicht  im  Weg  ste-­
anderes  ist  es,  wenn  man  alle  ande-­ hen.  Wer  noch  einen  Schritt  weiter  
ren  an  seiner  Outdoor-­Verköstigung   gehen  will,  der  teilt.  Nicht  jede  
olfaktorisch  teilhaben  lässt. Wurst  braucht  einen  eigenen  Grill.
In  Zeiten  wirtschaftlicher   Ist das Gastgewerbeinspektorat zu streng? Letztlich  ist  es  doch  so:  Der  Ge-­
 Unwägbarkeit  will  der  moderne   Die Wochendebatte vom 5. Juli 2013 ruch  einer  Wurst  oder  eines  guten  
Mensch  zurück  zu  primitiven  Arten   Stücks  Fleisch  stört  kaum  einen  
der  Nahrungszubereitung,  das  ver-­ Der Basler FDP-Grossrat Elias Schäfer geht als klarer Sieger aus der letzten Sommerabend.  Er  macht  ihn  aus.  
stehe  ich.  Aber  was  spricht  gegen  die   Debatte hervor. 70 Prozent der Abstimmenden finden ebenfalls, dass das Bau- Wer  das  verkennt,  wird  bald  auch  
Benutzung  der  öffentlichen  Grillstel-­ und Gastgewerbeinspektorat zu streng ist. Chancenlos mit seiner Argumentati- auf  seinen  Salat,  sein  Bier  oder  auch  
len  und  gegen  die  Einrichtung  weite-­ on war Marc Keller, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements. «Wieso kann nur  auf  das  Sandwich  im  Park  ver-­
rer  solcher  Orte?  Überall  sonst  soll   man nicht eine provisorische Bewilligung erhalten, und der Staat greift erst ein, zichten  müssen.  Sie  werden  es  nicht  
nicht  grilliert  werden,  so  einfach.  In   wenn es wirklich zu Problemen und Reklamationen kommt?», schreibt etwa glauben,  aber  es  gibt  auch  Nicht-­
Zürich  funktioniert  das  recht  gut,   Community-Mitglied Christian Mueller. Maurus Ebneter vom Wirteverband Grilleure,  die  die  selbstverständ-­
dort  wird  man  am  See  nicht  einge-­ Basel-Stadt nahm das Bau-und Gastgewerbeinspektorat in Schutz: «Gesetze lichste  Regeln  nicht  einhalten  kön-­
qualmt.  Höchstens  von  Kräuterziga-­ und Verordnungen gelten für alle. Es ist die Aufgabe der Behörden, alle gleich zu nen,  etwa  Müll  entsorgen.  Wollen  
retten,  aber  da  habe  ich  wenigstens   behandeln, weil es sonst Wettbewerbsverzerrungen gibt.» Sie  auch  Essen  und  Trinken  deshalb  
etwas  vom  Passivrauchen. verbieten?

TagesWoche 28/29 37
KU LTU R

Ai Weiwei, chinesischer Künstler und


Freiheitskämpfer. Foto: Keystone

O bwohl   wir   ja   wissen,   dass  


Regierungen   alles   Mögliche   machen,  
haben   mich   die   Informationen   über  
die   US-­Überwachungsaktion   «Prism»  
schockiert.   In   meinen   Augen   miss-­
braucht   die   Regierung   damit   ihre  
Macht,   um   in   die   Privatsphäre   des  
Einzelnen  einzugreifen.  Diese  w ichtige  
Gelegenheit   sollte   die   internationale  
Gesellschaft   zum   Anlass   nehmen,   die  
Rechte  des  Einzelnen  neu  zu  überden-­
ken  und  zu  schützen.
Ich   habe   zwölf   Jahre   lang   in   den  
USA   gelebt.   Dieser   Missbrauch   von  
Staatsmacht   läuft   meinem   Verständ-­
nis   einer   zivilisierten   Gesellschaft  
ganz   und   gar   entgegen.   Ich   wäre   ent-­
setzt,   wenn   die   amerikanischen   Bür-­ Ai Weiwei zeigt Machthabern gerne den Stinkefinger: Hier vor dem White House in «Study of Perspective». Foto: © 2010 MoMA, New York
ger  die  Fortsetzung  dieses  Programms  
wirklich   zuliessen.   Die   USA   haben  
eine  grosse  Tradition  des  Individualis-­

Gefährliche
mus   und   der   Privatsphäre.   Deshalb  
waren  sie  lange  ein  Zentrum  des  freien  
Denkens  und  der  Kreativität.
In  China  hingegen  erleben  wir,  dass  
es   im   Grunde   genommen   gar   keine  

Macht
Privatheit   gibt.   Deshalb   hinkt   China  
der  Welt  auch  in  vielerlei  Hinsicht  hin-­
terher:   Obwohl   es   grossen   Wohlstand  
erlangt   hat,   kann   es   nicht   mithalten,  
wenn   es   um   Leidenschaft,   Vorstel-­
lungskraft  und  Kreativität  geht.

Der  Einzelne  ist  total  nackt

Natürlich   leben   wir   unter   verschiede-­


nen   rechtlichen   Voraussetzungen.   Im  
Regierungen denken immer, sie täten das
Westen  und  in  hochentwickelten  Län-­
dern  gibt  es  Gesetze,  die  den  Gebrauch  
Beste für den Staat und die Menschen. Eine
von  Informationen  in  Regierungshand  
einschränken  oder  abwägen.  Das  ist  in  
Totalüberwachung, wie sie die amerikanische
China   nicht   der   Fall.   Deshalb   ist   der  
Einzelne   dort   total   nackt.   Das   Leben  
National Security Agency betreibt, kann
eines   Menschen   kann   durch   das   Ein-­
dringen   in   seine   Privatsphäre   kom-­
aber auch Leben zerstören. Von Ai Weiwei
plett   zerstört   werden.   Dass   das   in  
westlichen  Ländern  passieren  könnte,  
glaube  ich  dagegen  nicht.
Dennoch:   Wenn   wir   über   miss-­
bräuchliche  Eingriffe  in  die  Rechte  des  
Einzelnen  reden,  dann  tut  «Prism»  ge-­
nau  das.  Es  macht  den  Einzelnen  ver-­
letzlich.   Die   Privatsphäre   ist   ein  
grundlegendes   Menschenrecht,   einer  
der  absoluten  Grundwerte.  Es  gibt  kei-­
ne  Garantie  dafür,  dass  China,  die  USA  
oder  irgendeine  andere  Regierung  ge-­

TagesWoche 28/29 38
Kultur 12. Juli 2013

sammelte  Informationen  nicht  unrich-­ den:  Wir  wissen  genau,  was  du  denkst   Aber   die   Wachen   haben   mir   Dinge  
tig   oder   illegal   benutzen.   Besonders   und  tust.  Und  das  kann  Menschen  in   zugeflüstert.   Sie   haben   von   sich   er-­
eine   technisch   hochentwickelte   Nation   den  Wahnsinn  treiben. zählt.   Menschlichkeit   und   Privatheit  
wie  die  USA  sollte  ihre  Macht  nicht  aus-­ Wenn   Menschen   Angst   haben   und   gibt  es  immer,  selbst  unter  den  restrik-­
nutzen.  Das  animiert  nur  andere  Natio-­ das   Gefühl,   dass   der   Regierung   alles   tivsten  Bedingungen.
nen  dazu,  es  ihnen  gleichzutun. zugänglich  ist,  zensieren  sie  ihr  freies   Die  Macht  des  Staates  zu  beschrän-­
Denken.  Und  das  ist  gefährlich  für  die   ken   bedeutet,   die   Gesellschaft   zu  
Millionen  zerstörte  Leben menschliche  Entwicklung. schützen.  Es  geht  nicht  nur  darum,  die  
Früher  in  der  Sowjetunion,  heute  in   Rechte   des   Einzelnen   zu   schützen,  
Vor   dem   Informationszeitalter   konnte   China  und  nun  sogar  in  den  USA  hal-­ sondern  auch  darum,  die  Macht  gesün-­
die   chinesische   Regierung   jemanden   ten  die  Staatsvertreter  ihr  Tun  immer   der  zu  machen.
zum   Konterrevolutionär   erklären,   nur   für   notwendig.   Sie   glauben   wirklich,  
weil  ein  Nachbar  irgendetwas  berichte-­ sie   täten   das   Beste   für   den   Staat   und  
te,   was   er   zufällig   mitangehört   hatte.   die   Menschen.   Doch   die   Geschichte   Die Geschichte
Tausende  oder  sogar  Millionen  von  Le-­ lehrt   uns,   dass   die   Macht   des   Staates  
ben  wurden  durch  den  Missbrauch  sol-­ begrenzt  werden  muss.  Wenn  eine  Re-­ lehrt: Die Macht
cher  Informationen  zerstört.   gierung   von   der   Bevölkerung   gewählt   des Staats muss
Heute  kann  der  Staat  aufgrund  sei-­ wurde  und  wirklich  für  die  Menschen  
ner   technischen   Möglichkeiten   ganz   eines   Landes   arbeitet,   sollte   sie   den   begrenzt werden.
einfach   auf   jedes   Bankkonto,   auf   alle   Versuchungen  nicht  nachgeben.
privaten  E-­Mails  sowie  auf  Gespräche   Während   meiner   Haft   in   China  
in  sozialen  Netzwerken  zugreifen.  Das   wurde   ich   24   Stunden   am   Tag   über-­ Die  Zivilisation  baut  auf  Vertrauen  
Internet   und   die   sozialen   Medien   ha-­ wacht.  Das  Licht  war  immer  an.  Zwei   auf.  Jeder  von  uns  muss  kämpfen,  um  
ben   neue   Möglichkeiten   geschaffen,   Wachen   standen   in   Zwei-­Stunden-­ das   zu   verteidigen   und   zu   schützen,  
uns  auszuforschen.   Schichten  immer  neben  mir  –  sie  sa-­ was   am   verletzlichsten   ist   –   unsere  
Andererseits   haben   wir   uns   auch   hen  mir  sogar  zu,  wenn  ich  eine  Tab-­ Gefühle   und   unsere   Familien.   Wir  
noch   nie   in   vergleichbarem   Ausmass   lette   schluckte.   Ich   musste   meinen   dürfen  unsere  Rechte  nicht  an  andere  
entblösst.   Wir   sind   angreifbar,   wenn   Mund   öffnen,   damit   sie   meine   Kehle   Menschen   abtreten.   Keiner   staatli-­
das   jemand   gegen   uns   benutzen   will.   sehen   konnten.   Man   muss   vor   ihnen   chen  Macht  sollte  man  ein  so  grosses  
Jede  Information  oder  Kommunikati-­ duschen.   Sie   schauen   einem   beim   Vertrauen  schenken.  Nicht  der  chine-­
on   könnte   junge   Menschen   der   Über-­ Zähneputzen  zu,  im  Namen  der  eige-­ sischen.   Und   auch   nicht   der   ameri-­
wachung   durch   den   Staat   aussetzen.   nen   Sicherheit   –   man   könnte   sich   ja   kanischen.  
Wenn   repressive   Staaten   Menschen   etwas  antun.  Sie  hatten  drei  Überwa-­ tageswoche.ch/+bftrw
verhaften,   haben   sie   oft   solche   Infor-­ chungskameras  installiert,  um  sicher-­
mationen   in   der   Hand.   Sie   können   zu   zustellen,   dass   die   Wachen   nicht   mit   Copyright: Guardian News & Media
Kontrolle   und   Drohung   benutzt   wer-­ mir  kommunizierten. Ltd 2013; Übersetzung: Zilla Hofmann

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Wochenstopp
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Was  läuft  wo?  


Täglich aufdatierte Kultur-

«Stimmen»-Festival
agenda mit Veranstaltungen
aus der ganzen Schweiz:
tageswoche.ch/ausgehen

Der Basler Singer-Songwriter Baum tritt am 12. Juli im


FREITAG   Vorprogramm von Richard Bona auf. Von Andreas Schneitter
12.7.2013
Die  Metapher  mag  wenig  originell  sein,   büt  nach  New  York  gefahren,  hat  professio-­
AUSSTELLUNGEN aber  sie  bietet  sich  an  in  der  Karriere  des   nelle  Session-­Musiker  engagiert,  die  auch  
Baslers  Christoph  Baumgartner.  2004  hat   schon  die  Platten  von  Regina  Spektor  oder    

 
Anatomisches Museum Norah  Jones  schmückten.  Da  schweben  die  
er  seinen  Job  als  Radio-­  und  Fernsehmo-­ %*  %*$  ! #
 %*$
der Universität Basel
Wirbelsäule: Wunderwerk derator  aufgegeben,  seinen  Namen  zu   Celli,  tänzeln  die  rhythmussicheren  Be-­     
oder Fehlkonstruktion? Baum  verkürzt  und  als  Songwriter  einen   gleitgitarren  und  raunt  ein  zarter  Gesang,    
 
Pestalozzistr. 20, Basel neuen  Berufsweg  eingeschlagen. der  den  richtigen  Moment  für  den  hymni-­ & &  &  #&#

Anne Mosseri-Marlio Galerie Und  dieser  Baum,  44,  hat  seine  Wurzeln   schen  Kraftausbruch  erwischt.   #   ' *
  
#' # #  *  
Nils Erik Gjerdevik mittlerweile  fest  ins  Erdreich  geschlagen:   Viel  Arbeit  steckt  dahinter,  wenn  Baum   ((( )&(#& &
  

Malzgasse 20, Basel Neben  Konzerten  im  Vorprogramm  von   eine  Platte  macht,  Arbeit  vor  allem  für  ihn  
Balzer Art Projects Van  Morrison  oder  dem  John  Butler  Trio   selbst,  der  –  abgesehen  von  der  Kooperati-­
Landscape: A Story of Rehabilitation ist  er  mehrmals  für  Tourneen  nach  Irland   on  mit  einer  Bookingagentur  –  Manage-­
Spielzeug Welten Museum 
Riehentorstr. 14, Basel gefahren,  alleine  mit  einer  Gitarre,  hat  sich   ment,  Produktion  und  kreative  Arbeit  in   6:0%B$X$B7DJHVZRFKHB[PPB'LQGG
Aufgezogen und aufgeladen
 

BauArt Basel von  Tour  zu  Tour  hochgespielt  –  und  ver-­ den  eigenen  Händen  hält.   Steinenvorstadt 1, Basel
Albert Alís bessert.  «Irland  ist  das  Mutterland  des  sin-­ Auch  deswegen  ist  er  für  die  Aufnah-­
Stampa
Claragraben 160, Basel genden  Storytellings.  Ich  habe  unglaublich   men  nach  New  York  gefahren,  sagt  er:  
Erik Steinbrecher / Zilla Leutenegger
Carambol viel  gelernt  –  wie  man  als  Entertainer  ei-­ «Man  kann  ausserhalb  des  eigenen  Alltags   Spalenberg 2, Basel
Primitivgeld aus Afrika nen  Abend  rettet,  wenn  die  Technik  aus-­ konzentrierter  arbeiten,  die  Musiker  dort  
Spalenberg 63, Basel steigt,  wie  man  Songs  verknüpft,  wie  man   sind  Profis,  die  ackern  können.»   Von Bartha Garage
Daniel Robert Hunziker
Cartoonmuseum Basel Geschichten  dazwischen  erzählt.» Längerfristig  zieht  es  Baum  wegen  sei-­
Kannenfeldplatz 6, Basel
Proto Anime Cut Als  seine  «Lernjahre»  bezeichnet  Baum   ner  Musik  in  die  USA,  nicht  nur    wegen  
St. Alban-Vorstadt 28, Basel die  Irland-­Reisen,  zu  denen  es  gehörte,  in   dem  Mythos  oder  dem  grossen  Markt,     OSLO8
einem  Schlafsack  auf  Küchenböden  zu   sondern  weil  ihn  dort  niemand    fragen   Jiri Makovec
Galerie Carzaniga Oslostr. 8–10, Basel Dreispitz
Samuel Buri schlafen.  «Das  habe  ich  von  meinem   würde,  was  denn  neben  der  Musik  sein    
Gemsberg 8, Basel Grossvater  gelernt,  der  Schlosser  war  im   Beruf  sei.   Museum.BL
Kleinbasel»,  sagt  er.  «Wer  was  erreichen   Sein  erster  Schritt  dazu  ist  gemacht:   Bschiss! Wie wir einander auf
Galerie Gisèle Linder den Leim gehen / Maus im Haus –
Roger Ackling will,  muss  zuerst  untendurch.  Und  schaf-­ Für  den  Soundtrack  einer  Dokumentati-­
Eine reizvolle Begegnung
Elisabethenstr. 54, Basel fen,  schaffen,  schaffen.»   onsreihe  des  US-­Senders  Universal  Sports   Zeughausplatz 28, Liestal
Graf & Schelble Galerie
Es  sollte  sich  auszahlen:  Bei  der  ersten   wurden  sieben  Songs  von  Baum  verwendet  
Irland-­Tournee  legte  er  drauf,  nach  der   und  von  einem  Millionenpublikum  gehört.   Dreiländermuseum
Rainer Gross
Ein  grosser  Wurf,  denn  «mit  den  Verwer-­ Nationalsozialismus in Lörrach
Spalenvorstadt 14, Basel zweiten  stand  am  Schluss  eine  schwarze  
Basler Str. 143, Lörrach
HMB – Museum für Wohnkultur /
Null,  von  der  dritten  kam  er  mit  rund     tungseinnahmen  verdiene  ich  so  viel  wie  
Haus zum Kirschgarten 1000  Euro  zurück.  Danach  erst  veröffent-­ während  eines  ganzen  Jahres  auf  Tour». Paul-Ibenthaler-Haus
Scheich Ibrahims Traum lichte  er  sein  Debütalbum.  «Music  for  my   tageswoche.ch/+bftqf Zeitweit
Elisabethenstr. 27/29, Basel Baumgartnerstr. 16, Lörrach
Landlord»  hiess  es,  und  der  Titel  weist  da-­
Kunsthalle Basel rauf  hin,  wie  ernst  es  Baum  mit  der  Musik   Baum am «Stimmen»-Festival (im Vorpro- Haus für elektronische
Michel Auder / Paulina Olowska meint:  mit  ihr  will  er  die  Miete  zahlen  kön-­ gramm von Richard Bona): Fr, 12. Juli, 20 Uhr. Künste Basel
Steinenberg 7, Basel nen.  Mittlerweile  ist  das  zweite  Album  im   Wenkenpark, Riehen. A Band of Floating Mushrooms
Oslostr. 10, Münchenstein
Kunstmuseum Basel Kasten,  Baum  ist  dafür  wie  bei  seinem  De-­ www.stimmen.com; www.baummusic.com
Die Picassos sind da! / Ed Ruscha Schaulager Basel
St. Alban-Graben 16, Basel Steve McQueen
Ruchfeldstr. 19, Münchenstein
Laleh June Galerie
We Are Young Fondation Beyeler
Picassoplatz 4, Basel Maurizio Cattelan / Max Ernst
Baselstr. 101, Riehen
Museum Tinguely
Zilvinas Kempinas. Slow Motion Galerie Henze &
Paul Sacher-Anlage 2, Basel Ketterer & Triebold
Museum der Kulturen Expressionisten der
Expeditionen. Und die Welt im «Brücke» und die Natur
Gepäck / Geben und Nehmen – Wettsteinstr. 4, Riehen
Die Ökonomie des Göttlichen /
Galerie Mollwo
Pilgern / Was jetzt? Aufstand
Armin Göhringer
der Dinge am Amazonas
Gartengasse 10, Riehen
Münsterplatz 20, Basel
Museum für Gegenwartskunst Spielzeugmuseum Riehen
Some End of Things Press Start to Play
St. Alban-Rheinweg 60, Basel Baselstr. 34, Riehen

Naturhistorisches Museum Basel Vitra Design Museum


Sammeln, Bewahren, Archizines / Louis Kahn
Forschen, Ausstellen Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein
Augustinergasse 2, Basel
Aargauer Kunsthaus
Nicolas Krupp Contemporary Art CARAVAN 2/2013: Karin
Summer Group Show Baum: Der singende Geschichtenerzähler hat seine 12 Saiten fest im Griff. Foto: zVg Lehmann / Cut! / Rhythm in it
Rosentalstr. 28, Basel Aargauerplatz, Aarau

TagesWoche 28/29 40
Agenda 12. Juli 2013

Alpines Museum der Schweiz Anzeige

Lichtspiele
Biwak#05. City Mountains. Made
in Taipei, Taiwan / Helvetia Club
Helvetiaplatz 4, Bern

Auto-Erotik
Bernisches Historisches Museum
Qin – Der unsterbliche Kaiser
und seine Terrakottakrieger
Helvetiaplatz 5, Bern
Kunstmuseum Bern
Best of the Collection / Ernst Kreidolf
– Faltertanz und Hundefest / Hannes Wer sein Fahrzeug ebenso liebt wie das Kino, kann im Pratteler
Schmid / Mythos und Geheimnis
Hodlerstr. 12, Bern Autokino laue Nächte verbringen. Von Hansjörg Betschart
Zentrum Paul Klee
Preziosen und Raritäten von Paul
Klee / Satire – Ironie – Groteske.
Monument im Fruchtland 3, Bern
Historisches Museum
Die Einzigartige Sagenmaschine
/ Karl Friedrich Schobinger
Pfistergasse 24, Luzern
Natur-Museum
35 Jahre Natur-Museum Luzern /
Co2 – Ein Stoff und seine Geschichte
/ Fledermäuse – Geheimnisvoll,
Faszinierend, Schützenswert
Kasernenplatz 6, Luzern
Verkehrshaus der Schweiz

4$)8*..4"$,
Cargo – Faszination Transport
Lidostrasse 5, Luzern

'ÛS"CPOOFOU*OOFOVOESFHJTUSJFSUF$PNNVOJUZ.JUHMJFEFS'S GÛSBMMFBOEFSFO'S
Erhältlich im TagesWoche-Kundencenter an der Ecke Grünpfahlgasse/Rümelinsplatz (Mo–Fr, 8–17Uhr) oder an der Oetlinger Buvette am Rhein.
Haus Konstruktiv
Hot Spot Istanbul
Selnaustr. 25, Zürich
Kunsthalle Zürich
Cameron Jamie
Limmatstrasse 270, Zürich Filmklassiker auf Grossleinwand: Das Drive-in-Cinema in Pratteln machts möglich. Foto: zVg

Kunsthaus Zürich
Félix Vallotton / Sammlung
Hubert Looser / Venus / Es  gibt  Leute,  die  promenieren  in  Som-­ schauen  (auch  wenn  das  eine  hartgesotte-­
Walküren über Zürich mernächten  besonders  gerne  mit  dem   ne  Autoliebhaberin  noch  nie  abschrecken  
Heimplatz 1, Zürich Auto,  am  liebsten  oben  ohne  –  auch  Män-­ konnte).
Landesmuseum Zürich ner.  Aber:  Wo  kann  man  nach  einer  schnit-­ Die  Filmauswahl  ist  extra  auf  Oldtime-­
Animali / Archäologie / Festspiele tigen  Fahrt  das  Cabrio  abstellen  und  mit   rinnen  zugeschnitten.  Erst  einmal  laufen  
Zürich «Treibhaus Wagner» / Mani der  tiefergelegten  Frisur  gebührend  auffal-­ im  Drive-­in-­Cinema  Pratteln  Klassiker  wie  
Matter (1936–1972) / tü-ta-too. len?  High  Heels  wie  Four  Wheels  surren   «Casablanca»,  «The  Shining»,  «Indiana  
Museumsstr. 2, Zürich
nur  deshalb  abends  in  der  Innenstadt  her-­ Jones»,  «Forrest  Gump»  und  «Grease».  
Migros-Museum für um,  weil  sie  auf  der  Suche  nach  einem   Für  Hartgesottene  wartet  am  3.  August  gar  
Gegenwartskunst Parkplatz  vor  dem  Kino  sind! Oliver  Stones  «Natural  Born  Killers»  
Collection on Display / Let’s
Make the Water Turn Black
Bis  3.  August  brauchen  Sie  gar  nicht   (Drehbuch:  Quentin  Tarantino).  
Limmatstrasse 270, Zürich erst  durch  die  Steinenvorstadt  zu  brettern   Die  passende  Erlebnishöhe  erreicht  in  
oder  unter  den  Tinguely-­Brunnen  zu  röh-­ diesem  Film  allerdings  nur,  wer  zum  ers-­
Museum Bellerive
Mucha Manga Mystery
ren.  Fahren  Sie  einfach  Ihre  Ellenbogen   ten  mal  im  Autokino  sitzt  –  mit  möglichst  
Höschgasse 3, Zürich aus  und  cruisen  Sie  Richtung  Pratteln.   vielen  Beifahrerinnen  und  Pommes  frites  
Dort  plagen  Sie  keine  Parkplatzsorgen   mit  viel,  viel  Ketchup!  
Museum Rietberg Zürich
Höfische Eleganz / Von
mehr,  denn  Pratteln  lockt  mit  Parkplätzen   Das  erste  Auto  im  Leben  vergisst  man  
Buddha bis Picasso vor  der  Leinwand:  Sie  brauchen  nicht  ein-­ ebenso  wenig  wie  die  erste  Frau.
Gablerstr. 15, Zürich mal  aus  dem  Auto  auszusteigen.  Fahren   tageswoche.ch/+bfupw
Museum für Gestaltung Zürich Sie  einfach  mit  Ihrem  Auto  ins  Kino  rein!
Martin Parr / René Burri Das  Popcorn  wird  von  Rollergirls  und   Autokino Pratteln: Vom 12.7. bis 3.8.
Ausstellungsstr. 60, Zürich Popcornboys  direkt  zu  Ihnen  gebracht.     Lohagstrasse 14 (Sprisse-Areal).
Mühlerama Haben  Sie  eine  Scheibe,  wird  sie  Ihnen  auf   www.cinema-drive-in.ch
Die Wurst. Eine Geschichte Wunsch  geputzt.  Selbst  Ihre  tiefergelegte  
mit zwei Enden Lady  hat  nicht  das  Nachsehen:  Sie  wird   Mehr von Hansjörg Betschart lesen Sie in
Seefeldstr. 231, Zürich aufgebockt  und  muss  nicht  den  ganzen   seinem Blog «Lichtspiele» unter
Nonam, Nordamerika Abend  lang  den  Hintern  eines  4x4  an-­ blogs.tageswoche.ch
Native Museum
Faszination Indianer
Seefeldstr. 317, Zürich
BLG Gebäude, Basel. 16 Uhr DJ Shaka
PARTY
THEATER Get Well Soon
Electro, House
Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
Ballato’s B-Day Badaboom
Glaini Häggs Dintegläggs Alternative, Rock, Metal Electro, House Basel. 17 Uhr
Theater Arlecchino Rote Fabrik, Seestrasse 395, DJs Francesco Balllato, Dekay,
Park im Grünen, DJ – Bar mit Clincker
Zürich. 20 Uhr Eazy M., Ralf Dännart
Münchenstein. 15 Uhr Jägerhalle, Erlenstr. 59, Basel. 18 Uhr Electro, House, Minimal
Live at Sunset Kuppel, Binningerstr. 14, Basel.22 Uhr
POP/ROCK Festival
Balztanz mit Frivolous
House, Techno Disco vs Salsa
Natalie Cole DJs Frivolous Live, Jestics, Mathis 80s, Charts, Classics, Disco
Jamie Shar und Friends
Partytunes Dolder, Adlisbergstr. 36, Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Bar Rouge, Messeplatz 10,
Sommerresidenz, nt /Areal beim Zürich. 20.30 Uhr Basel. 23 Uhr Basel. 22 Uhr

TagesWoche 28/29 41
Agenda 12. Juli 2013

Kreuzworträtsel FREITAG  
12.7.2013
Friday Is Fame Day
80s, Charts, House, Partytunes
DJ Aoide
Fame, Clarastr. 2, Basel. 23 Uhr
Ladies Night Out
Partytunes
Dancing Plaza Club,
Riehenring 45, Basel. 22 Uhr
Music Love
Charts, House, Mash Up
DJs A. Rodriguez, Marco La Mar,
Nyle, Seven
EXcellent Clubbing Lounge,
Binningerstr. 7, Basel. 23 Uhr
Open Format – House Classix’
House
DJs George Lamell, Fred Licci
Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr
Red Friday
Charts, Hip-Hop, R&B, Urban
DJs Chronic, Jay-p, Kaiser Dias,
Autentico
Obsession Club, Clarastr. 45,
Basel. 23 Uhr
Sommer Party
Charts, Hip-Hop, House, Mash Up
DJs Nickberloa, NicoG, Italiano, Milo
Singerhaus, Am Marktplatz 34,
Basel. 22 Uhr
Velvets Ladies Night
Dancehall, Hip-Hop, Mash Up
DJ Chronic
Velvet Basel, Steinentorstr. 35,
Basel. 23 Uhr
We Are Family
House, Techno
DJs Restless, Boernski, Unikat,
David Halt
Borderline, Hagenaustr. 29,
Basel. 23 Uhr
Auflösung des Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: SOMMER Houseshaker
80s, 90s, Hip-Hop, House
DJ Houseshakers
Musikpark A2, St.-Jakob-Eishalle /
Brüglingen 33, Münchenstein. 22 Uhr

SUDOKU BIMARU Auflösungen von


SUDOKU und BIMARU JAZZ/KLASSIK
in TagesWoche 27 Colin Vallon Trio – 1. Set
So lösen Sie das Sudoku: So lösen Sie Bimaru: Die Zahl bei The Bird’s Eye Jazz Club,
Kohlenberg 20, Basel. 20.30 Uhr
Füllen Sie die leeren Felder jeder Spalte oder Zeile bestimmt, 7 3 5 1 9 2 4 6 8
mit den Zahlen von 1 bis 9. wie viele Felder durch Schiffe Colin Vallon Trio – 2. Set
2 8 6 4 7 5 9 1 3 The Bird’s Eye Jazz Club,
Dabei darf jede Zahl in jeder besetzt sind. Diese dürfen sich 9 4 1 6 3 8 7 2 5 Kohlenberg 20, Basel. 21.45 Uhr
Zeile, jeder Spalte und nicht berühren, auch nicht 1 9 5 8 6
4 2 7 3
in jedem der neun 3 x 3-Blöcke diagonal, und müssen vollständig Orgelspiel zum Feierabend
8 1 3 7 5 6 2 9 4 Matthias Maierhofer, Leipzig.
nur ein Mal vorkommen. von Wasser umgeben sein,
5 6 9 2 8 4 3 7 1 Werke von L. Marchand, J. S. Bach
Viel Spass beim Tüfteln! sofern sie nicht an Land liegen. Leonhardskirche, Leonhards-
3 7 8 5 2 1 6 4 9
kirchplatz, Basel. 18.15 Uhr
1 5 4 9 6 7 8 3 2
Conceptis Puzzles 08010000870
6 9 2 8 4 3 1 5 7
6 8 1 06010038273
COMEDY
Oropax
2 3 5
«Pool – Position»
1 Gartenbad St. Jakob, St. Jakob-
5 1 8 4 9 str. 400, Basel. 20.30 Uhr
3
7 1 8 3 08010000869 VORTRAG/LESUNG
5 4 1 Nur der Schein trügt
nicht (Josef Albers)
1 4 9 3 Vortrag von Jasminka Bogdaonovic
Philosophicum, St. Johanns-
Vorstadt 19-21, Basel. 19 Uhr
6 7 4 3 9 1

5 1 DIVERSES
1
1
9 7 Filmabend
Treibstoff
Conceptis Puzzles 06010038274 5 1 3 0 3 2 0 2 1 3 Ein Dokumentarfilm von Birgit

TagesWoche 28/29 42
Agenda 12. Juli 2013

Bergmann, Stefanie Franz und «Brücke» und die Natur

Leibspeise
Oliver Werani. Wettsteinstr. 4, Riehen
Internetcafé Planet13,
Klybeckstr. 60, Basel. 20 Uhr Galerie Mollwo
Armin Göhringer

Wassermelonen-Salat
Sommerferienkurse Gartengasse 10, Riehen
Theater- und Clownschule Yve
Stöcklin, Basel. Jonglieren im Galerie Monfregola
Park für Erwachsene und Kinder, Marc Yvel (Gérard L.)
Körpersprachekurs für Erwachsene, Baslerstr. 59, Riehen
Clownintensivwoche
Oekolampad-Parkanlage beim Melonen und Koriander wirken prima gegen Bakterien. Spielzeugmuseum Riehen
Press Start to Play
Allschwilerplatz, Basel. 17.30 Uhr
Vor allem aber schmecken sie lecker. Von Carmen Fisch Wong Baselstr. 34, Riehen
Klausenrennen
Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Vitra Design Museum
Muttenz. 10 Uhr Archizines / Louis Kahn
Ich  liebe  Salat.  Eigentlich  bin  ich  süchtig   ‡JUQH3DSD\D RSWLRQDO Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein

SAMSTAG   danach.  Früher  dachte  ich  anders.  Salat  


diente  mir  damals  nur  als  kleine  Vorspeise  
‡=ZLHEHOVSURVVHQ GHU6DODWVFKPHFNW
DXFKPLW.UHVVHRGHU6RMDVSURVVHQ
Aargauer Kunsthaus
CARAVAN 2/2013: Karin

 oder  Beilage.  Seit  ich  mehr  über  die  Bedeu-­


tung  basischer  Ernährung  weiss,    bildet  ein  
‡(VVO|IIHO]HUNOHLQHUWHUXQGJHU|VWHWHU
Jasminreis
Lehmann / Cut! / Rhythm in it
Aargauerplatz, Aarau
gesunder  Salat  den  Mittelpunkt  meiner     Alpines Museum der Schweiz
AUSSTELLUNGEN Mahlzeiten. Sauce Biwak#05. City Mountains. Made
 Die  Wassermelone  gehört  zu  meinen   ‡    Wassermelonensaft  (ergibt  sich  beim   in Taipei, Taiwan / Helvetia Club
Anne Mosseri-Marlio Galerie Helvetiaplatz 4, Bern
Nils Erik Gjerdevik Lieblingsfrüchten.  Wussten  Sie,  dass  sie   Ausstechen  der  Melonenkugeln)
Malzgasse 20, Basel entzündungshemmende  und  antioxidative   ‡6DIWHLQHU/LPHWWH Bernisches Historisches Museum
Eigenschaften  besitzt?  Die  meisten  Men-­ ‡0HHUVDO] Qin – Der unsterbliche Kaiser
Balzer Art Projects und seine Terrakottakrieger
Landscape: A Story of Rehabilitation schen  essen  nur  das  rote  Fruchtfleisch,  da-­ ‡HLQ(VVO|IIHOJHU|VWHWHV6HVDP|O
Helvetiaplatz 5, Bern
Riehentorstr. 14, Basel bei  enthält  der  weisse  Teil  besonders  viel    
Antioxidantien  und  Vitamin  C.  Wenn  ich   Aus  der  Wassermelone  mit  einem  Parisien-­ Kornhausforum
BauArt Basel
in  einem  Rezept  keine  Verwendung  für  den   Löffel  Kugeln  ausstechen  und  in  eine   Kurt Blum – Gegenlicht.
Albert Alís
weissen  Teil  habe,  hebe  ich  ihn  auf  und     Schüssel  geben.  Die  Sauce  verquirlen,  den   Kornhausplatz 18, Bern
Claragraben 160, Basel
mixe  ihn  anderntags  in  meinen  Smoothie.   Melonenkugeln  beifügen  und  mit  den  Ko-­ Kunsthalle
Carambol
Primitivgeld aus Afrika Koriander  zählt  ebenfalls  zu  meinen   riander-­  und  Minzenblättern  mischen.  Mit   Ericka Beckman
Spalenberg 63, Basel  Favoriten.  Nebst  seinem  wundervollen  Aro-­ ein  paar  Koriander-­  und  Minzenblättern,   Helvetiaplatz, Bern
ma  hat  er  auch  eine  reinigende  Wirkung.   =ZLHEHOVSURVVHQXQG-DVPLQUHLVJDUQLH-­ Kunstmuseum Bern
Cartoonmuseum Basel
Proto Anime Cut Manchen  Leuten  schmeckt  er  zu  intensiv,   ren.  Ein  einfacher  und  schöner  Sommer-­ Best of the Collection / Ernst Kreidolf
St. Alban-Vorstadt 28, Basel aber  ich  kann  nie  genug  davon  kriegen. salat  –  perfekt  für  einen  leichten  Lunch   – Faltertanz und Hundefest / Hannes
  oder  zu  Grilladen. Schmid / Mythos und Geheimnis
Galerie Carzaniga Hodlerstr. 12, Bern
Samuel Buri Wassermelonen-­Koriander-­Sommer-­
Gemsberg 8, Basel salat  (ca.  4–5  Portionen) Dieses Rezept und weitere finden Zentrum Paul Klee
‡HLQHKDOEHPLWWHOJURVVH:DVVHUPHORQH Sie online im «Leibspeise»-Blog unter: Preziosen und Raritäten von Paul
Galerie Gisèle Linder Klee / Satire – Ironie – Groteske.
Roger Ackling ‡MH%VFKHO.RULDQGHUXQG3IHIIHUPLQ]H tageswoche.ch/+bfvhd
Monument im Fruchtland 3, Bern
Elisabethenstr. 54, Basel
Gletschergarten
Graf & Schelble Galerie Ueli’s Maps
Rainer Gross Denkmalstr. 4, Luzern
Spalenvorstadt 14, Basel
Historisches Museum
HMB – Museum für Wohnkultur /
Die Einzigartige Sagenmaschine
Haus zum Kirschgarten
/ Karl Friedrich Schobinger
Scheich Ibrahims Traum
Pfistergasse 24, Luzern
Elisabethenstr. 27/29, Basel
Hebel_121
Clemens Hollerer Natur-Museum
Hebelstrasse 121, Basel 35 Jahre Natur-Museum Luzern /
Co2 – Ein Stoff und seine Geschichte
Kunsthalle Basel / Fledermäuse – Geheimnisvoll,
Michel Auder / Paulina Olowska Faszinierend, Schützenswert
Steinenberg 7, Basel Kasernenplatz 6, Luzern
Kunstmuseum Basel Richard Wagner Museum
Die Picassos sind da! / Ed Ruscha Zu Gast bei Richard Wagner
St. Alban-Graben 16, Basel Richard Wagner Weg 27, Luzern
Laleh June Galerie Verkehrshaus der Schweiz
We Are Young Cargo – Faszination Transport
Picassoplatz 4, Basel Lidostrasse 5, Luzern
Museum Tinguely Haus Konstruktiv
Zilvinas Kempinas. Slow Motion Melonen, Minze, Koriander: der Salat schmeckt als Lunch und zu Grilladen. Foto: Carmen Wong Fisch
Hot Spot Istanbul
Paul Sacher-Anlage 2, Basel
Selnaustr. 25, Zürich
Museum der Kulturen Nicolas Krupp Contemporary Art OSLO8 Jiri Makovec Haus für elektronische Kunsthalle Zürich
Expeditionen. Und die Welt im Summer Group Show Oslostr. 8-10, Basel Dreispitz Künste Basel
Gepäck / Geben und Nehmen – Cameron Jamie
Rosentalstr. 28, Basel A Band of Floating Mushrooms Limmatstrasse 270, Zürich
Die Ökonomie des Göttlichen / Museum.BL Oslostr. 10, Münchenstein
Pilgern / Was jetzt? Aufstand Spielzeug Welten Museum Bschiss! Wie wir einander auf den
Kunsthaus Zürich
der Dinge am Amazonas Aufgezogen und aufgeladen Leim gehen / Maus im Haus – Schaulager Basel
Félix Vallotton / Sammlung
Münsterplatz 20, Basel Eine reizvolle Begegnung Steve McQueen
Steinenvorstadt 1, Basel Hubert Looser / Venus /
Zeughausplatz 28, Liestal Ruchfeldstr. 19, Münchenstein
Museum für Gegenwartskunst Walküren über Zürich
Stampa Dreiländermuseum Heimplatz 1, Zürich
Some End of Things Fondation Beyeler
St. Alban-Rheinweg 60, Basel Erik Steinbrecher / Zilla Leutenegger Nationalsozialismus in Lörrach Maurizio Cattelan / Max Ernst
Spalenberg 2, Basel Basler Str. 143, Lörrach Baselstr. 101, Riehen Landesmuseum Zürich
Naturhistorisches Museum Basel Animali / Archäologie / Festspiele
Sammeln, Bewahren, Von Bartha Garage Paul-Ibenthaler-Haus Galerie Henze & Zürich «Treibhaus Wagner» / Mani
Forschen, Ausstellen Daniel Robert Hunziker Zeitweit Ketterer & Triebold Matter (1936–1972) / tü-ta-too.
Augustinergasse 2, Basel Kannenfeldplatz 6, Basel Baumgartnerstr. 16, Lörrach Expressionisten der Museumsstr. 2, Zürich

TagesWoche 28/29 43
Agenda 12. Juli 2013

SAMSTAG   DJ – Bar mit DJ Tron

Kultwerk #88
Funk, Hip-Hop
Kuppel, Binningerstr. 14, Basel.22 Uhr
13.7.2013 Deep in the Sky

Fine Art Of Surfacing


House
Migros-Museum für DJs Pepe, Little Martinez,
Gegenwartskunst DuoRhythm, El Casanova, Skilly
Bar Rouge, Messeplatz 10,
Collection on Display / Let’s
Basel. 22 Uhr
Make the Water Turn Black
Limmatstrasse 270, Zürich Gelbes Billett Musik
Museum Bellerive
Ein Lied überstrahlt alle anderen auf diesem Album: Partytunes
DJs Honoree, Eskimo,
Mucha Manga Mystery
Höschgasse 3, Zürich
«I Don’t Like Mondays». Von Marc Krebs Nik Frankenberg
Garage, Binningerstr. 14,
Museum Rietberg Zürich Basel. 23 Uhr
Höfische Eleganz / Von
Mehr oder weniger zeitlose Musik
Buddha bis Picasso
Soul
Gablerstr. 15, Zürich
DJ Raw Operators
Museum für Gestaltung Zürich Cargo Kultur Bar, St. Johanns-
Martin Parr / René Burri Rheinweg 46, Basel. 21.30 Uhr
Ausstellungsstr. 60, Zürich Monsta Fx
Partytunes
THEATER Sommerresidenz, nt /Areal beim
BLG Gebäude, Basel. 16 Uhr
Glaini Häggs Dintegläggs
Salsaton-Party-Nacht
Theater Arlecchino
Reggaeton, Salsa
Park im Grünen,
Live: El Corrupto
Münchenstein. 15 Uhr
DJs Ocamboman, Ridel, Luna,
Blanco, Pepito. Band: La Dosis.
POP/ROCK Grand Casino Basel,
Flughafenstr. 225, Basel. 23 Uhr
Krishna Das
World Saturday Feelings
Volkshaus Zürich, Partytunes
Stauffacherstr. 60, Zürich. 20 Uhr Dancing Plaza Club,
Riehenring 45, Basel. 22 Uhr
Live at Sunset
Festival Summer Break
Kenny Rogers, Anna Rossinelli House, Progressive
Dolder, Adlisbergstr. 36, DJs Alesh, Polakepaul, Jackie
Zürich. 20.30 Uhr D., Nick Berola, Nico G., Den!ero,
1979 tauchte die irische Band mit einem zeitlos starken Song auf. Sebastian Robe, Kevin Scoope
Stall 6 Gratis Open Air EXcellent Clubbing Lounge,
Festival Binningerstr. 7, Basel. 22 Uhr
Balkan Night, Traktorkestar, DJ
In  jeder  Sammlung  finden  sich  Schall-­ Journalisten  via  Telefon  das  Tatmotiv:       Tanznacht40
Goran Potkonjak
platten,  die  an  einer  Stelle  besonders  gelit-­ «I  don’t  like  mondays.»  Gefolgt  von  der   Partytunes
Stall 6, Gessnerallee 8,
ten  haben.  Weil  man  die  Nadel  immer  und    Bemerkung:  «This  livens  up  the  day»  –     DJ Ice
Zürich. 21 Uhr
Querfeld-Halle,
immer  wieder  an  derselben  Stelle  ansetzte   das  belebe  den  Tag. Dornacherstr. 192, Basel. 21 Uhr
PARTY –  und  im  jugendlichen  Überschwang  auch   «I  Don’t  Like  Mondays»  wurde  in  Eng-­
land  zum  Nummer-­1-­Hit,  er  wurde  auch   The 5 Years Flamingofarm
mal  ins  Vinyl  ritzte.  Diese  Platte  gehört  
A Night of Fame Disco, Funk, Soul
dazu:  «The  Fine  Art  Of  Surfacing»  der   bei  uns  oft  gespielt.  Nur  in  den  USA,  wo   DJs Shy, Dersu
80s, Charts, House, Partytunes
DJ Philly
Boomtown  Rats.  Denn  auch  wenn  diese   die  Tat  geschah,  fürchteten  sich  die  Radio-­ Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
Fame, Clarastr. 2, Basel. 23 Uhr Band  um  den  irischen  Sänger  Bob  Geldof   sender,  das  Lied  zu  spielen,  wie  der  Pop-­ Basel. 17 Uhr
mehr  als  nur  ein  One-­Hit-­Wonder  war,  auf   historiker  Jon  Kutner  festhielt.  Nicht  etwa   The Flamingofarm’s
Alex Austins Night Out
diesem  Album  interessierte  nur  das  erste   aus  Angst  vor  potenziellen  Nachahmern. 5th Birthday Party
Hip-Hop
Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr Lied  auf  der  B-­Seite:  «I  Don’t  Like  Mon-­ Sondern  aus  Angst,  dass  sie  die  Familie   80s, 90s, Disco, Funk, Old School
days».  Dieses  überstrahlte  mit  seinem  Pa-­ der  Täterin  einklagen  könnte.  Wie  pervers   DJs The Love2love Soulsystem, Rick
Azucar Boogaloo, D. Haze The Blaze
thos  alle  anderen. ist  das  denn? Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
Dancehall, Reggaeton
DJs J. El Autenico, Geezy B. Als  Schüler  jubelte  unsereiner  noch,   tageswoche.ch/+bfvfu Basel. 23 Uhr
Kult Basel, Steinentorstr. 35, weil  da  einer  den  eigenen  Trotz  in  Melo-­
Basel. 23 Uhr dien  fasste,  weil  da  einer  verstand,  wie  es   In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk
uns  an  jedem  Sonntagabend  ging.  Diese   vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte. Alle
JAZZ/KLASSIK
Ben Sims & Toni Rios
Electro, House, Techno Unlust,  sich  am  Montag  ein  Alltagsgesicht   bisherigen: tageswoche.ch/themen/kultwerk Colin Vallon Trio – 1. Set
DJs Ben Sims, Toni Rios, Marcos überzuziehen.  Und  die  Freiheit  zurückzu-­ The Bird’s Eye Jazz Club,
Del Sol, Toy-o, Tiefenrausch, Kohlenberg 20, Basel. 20.30 Uhr
lassen.  Furchtbar.  
Junksound Live, Azzuro, James
Hurricane, Matthew H., Pegasus,
Als  junger  Erwachsener  wuchs  die  Neu-­ Sir Bob Geldof Colin Vallon Trio – 2. Set
gier,  mehr  darüber  zu  erfahren.  Und  un-­ The Bird’s Eye Jazz Club,
Towby Freytag, -Syntec, Cool Jack, Bekannt wurde der Ire in den 70er-Jah- Kohlenberg 20, Basel. 21.45 Uhr
Kellerkinder, Alan Lector sereiner  erkannte:  Der  Dramatik  dieses   ren als Frontmann der Band The Boom-
Borderline, Hagenaustr. 29, Liedes  liegt  ein  wahres  Drama  zugrunde.   town Rats. Noch berühmter aber wurde
Basel. 23 Uhr Sänger  Bob  Geldof  hielt  sich  am  29.  Ja-­ er in den 80ern als Organisator von «Live
DIVERSES
Byob Bring Your Own Bottle nuar  1979  in  den  USA  auf,  als  er  von  einem   Aid», dem Konzertspektakel für die Hun- Bauern, Mönche, leichte
Charts, Hip-Hop, Urban Massaker  erfuhr:  Brenda  Spencer  (16)  aus   gernden in Afrika. Neben seinem Enga- Mädchen; Stadtrundgang quer
DJ Kaiser Dias San  Diego  griff  um  acht  Uhr  morgens  zum   durch Basels mittelalterliches
Obsession Club, Clarastr. 45, gement als Aktivist machte Geldof wei- Vergnügungsviertel
Basel. 23 Uhr Weihnachtsgeschenk  ihres  Vaters  –  ein   terhin Musik (wir erinnern uns etwa an Öffentliche Samstagsführung mit
halbautomatisches  Gewehr,  Kaliber  22  –   seinen «Great Song Of Indiffe- Benoît Hilber
Calling all the Ladies und  schoss  von  ihrem  Zimmer  aus  auf  die   Spalentor, Basel. 10.30 Uhr
Dancehall, Hip-Hop, Mash Up rence», 1990). Am 28. Juli
DJs K.evans, I.M. gegenüberliegende  Schule.  Ihre  Kugeln   wird der mittlerweile MühlenTango
Velvet Basel, Steinentorstr. 35, töteten  den  Rektor,  den  Abwart,  ver-­ 61-jährige Sänger am Aktienmühle, Gärtnerstrasse 46,
Basel. 23 Uhr wundeten  acht  Schüler  und  einen  Poli-­ «Stimmen»-Festival in Basel. 21 Uhr
Classique Night by Claasilisque
zisten.  Noch  während  ihrer  Tat  erklärte   Lörrach auftreten. Workshop zu Josef Albers
Dancehall, Reggae sie  –  wie  pervers  ist  das  denn?  –  einem   «Interaction of Color»
Jägerhalle, Erlenstr. 59, Basel. 18 Uhr Ein Workshop mit Jasminka

TagesWoche 28/29 44
Agenda 12. Juli 2013

Bogdanovic im Rahmen der Reihe Museum.BL

Wochenendlich im
«Farbe trügt nicht» Bschiss! Wie wir einander auf den
Philosophicum, St. Johanns- Leim gehen / Maus im Haus –
Vorstadt 19–21, Basel. 10 Uhr Eine reizvolle Begegnung
Zeughausplatz 28, Liestal

Val d’Hérens
Klausenrennen
Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Dreiländermuseum
Muttenz. 10 Uhr Nationalsozialismus in Lörrach
Basler Str. 143, Lörrach

SONNTAG   Paul-Ibenthaler-Haus
Zeitweit
Wer sich Pyramiden ansehen will, muss nicht nach Ägypten
14.7.2013 reisen. Auch im Wallis finden sich welche. Von Lukas Mannhart
Baumgartnerstr. 16, Lörrach
Schaulager Basel
Steve McQueen
Ruchfeldstr. 19, Münchenstein
AUSSTELLUNGEN Fondation Beyeler
Anatomisches Museum Maurizio Cattelan / Max Ernst
der Universität Basel Baselstr. 101, Riehen
Wirbelsäule: Wunderwerk Galerie Mollwo
oder Fehlkonstruktion? Armin Göhringer
Pestalozzistr. 20, Basel Gartengasse 10, Riehen
BauArt Basel Spielzeugmuseum Riehen
Albert Alís Press Start to Play
Claragraben 160, Basel Baselstr. 34, Riehen
Cartoonmuseum Basel Vitra Design Museum
Proto Anime Cut Archizines / Louis Kahn
St. Alban-Vorstadt 28, Basel Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein
Jüdisches Museum Schweiz
1001 Amulett. Schutz und Magie – THEATER
Glaube oder Aberglaube
Kornhausgasse 8, Basel Auf Wald, Stein und Holz gebaut: Das Wallis um Les Haudères. Fotos: Lukas Mannhart Glaini Häggs Dintegläggs
Theater Arlecchino
Kunsthalle Basel Park im Grünen,
Michel Auder / Paulina Olowska Münchenstein. 15 Uhr
Steinenberg 7, Basel Wochenlang  haben  wir  genürzt  über   drei  Kilometer  zurückgezogen.  Obschon  es  
die  kalten  Temperaturen.  Nun  ist  es  end-­ kaum  Vegetation  gibt,  ist  die  einstündige  
Kunstmuseum Basel
lich  warm  geworden,  doch  die  Hitze  berei-­ Wanderung  die  Reise  wert.  Wuchtig  erhe-­
POP/ROCK
Die Picassos sind da! / Ed Ruscha
St. Alban-Graben 16, Basel tet  uns  nur  wenig  Freude.  Sie  macht  uns   ben  sich  die  Gipfel  beidseits  des  Tales  auf   Live at Sunset
lethargisch.  Da  hilft  die  Flucht  in  die  Ber-­ über  4000  Höhenmeter.  Auch  der  Glet-­ Hugh Laurie
Museum Tinguely Dolder, Adlisbergstr. 36,
Zilvinas Kempinas. Slow Motion ge,  um  uns  Abkühlung  zu  verschaffen.  Am   scher  beeindruckt  aus  der  Ferne.  Schade,   Zürich. 20.30 Uhr
Paul Sacher-Anlage 2, Basel besten  mit  einem  Gletscher.  Hervorragend,   wird  er  eines  Tages  weggeschmolzen  sein.
wenn  die  Reise  dorthin  an  einem  ein-­ So  werden  wir  etwas  sentimental  auf  
drücklichen  Naturphänomen  vorbeiführt. der  Rückreise,  nutzen  noch  die  Gelegen-­
PARTY
Anzeige
Unterwegs  sind  wir  mit  öffentlichen   heit,  uns  den  auf  dem  Weg  liegenden     Der Sonntag auf der Dachterrasse
80s
3HWHUVNLUFKH Verkehrsmitteln.  Von  Basel  nach  Sion  sind  
es  keine  drei  Stunden,  von  wo  aus  wir  –  
Weiler  Les  Haudères  anzuschauen.  Vieles  
erinnert  ans  Wallis,  wie  man  es  sich  in    
Live: The Rimini Boys
,QWHUQDWLRQDOH 2UJHONRQ]HUWH Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
6RPPHU  aus  Angst,  dem  Präsidenten  des  dortigen   Klischees  vorstellt,  diese  sind  hier  aber   Basel. 14 Uhr
Fussballvereins  zu  begegnen  –  schnell  das   echt.  Chalets,  Dorfbeizen,  Blumen-­
 .RQ]HUW Latin Night
Postauto  Richtung  Les  Haudères  bestei-­ schmuck,  Fahnen.  Das  volle  Programm.   Partytunes
6RQQWDJ  -XOL  8KU
gen.  Nach  Fahrt  mit  Panoramablick  ins   Beim  Einkauf  in  der  Metzgerei  und  der     DJ Flow

´0XVLTXHV Rhonetal  ist  das  Zwischenziel  erreicht:  die  


Erdpyramiden  von  Euseigne.  
Käserei  kommen  zudem  leibliche  Gelüste  
nicht  zu  kurz.
Dancing Plaza Club,
Riehenring 45, Basel. 22 Uhr

5R\DOHVµ Entstanden  sind  sie  vor  Jahrtausenden:  


Als  sich  die  Gletscher  zurückzogen,  wurde  
tageswoche.ch/+bftqd
JAZZ/KLASSIK
das  abgelagerte  Moränenmaterial  der  Wit-­ Abendmusiken in der
3DVFDOH 9DQ &RSSHQROOH
6LOEHUPDQQ/K{WH2UJHO terung  ausgesetzt.  Die  zum  Teil  tonnen-­ Predigerkirche
schweren  Gesteinsbrocken,  die  der  Glet-­ Einschlafen (einfach): Arolla-Camping, Hammerschmidt
:HUNH YRQ / 0DUFKDQG scher  mitgeschleppt  hatte,  bildeten  von   der höchstgelegene Zeltplatz Europas Predigerkirche, Totentanz 19,
3 &RUQHW $ YDQ .HUFNKRYHQ Basel. 17 Uhr
nun  an  Schutzkappen,  welche  die  darun-­ (1970 m), Thermoschlafsack nicht ver-
* /DVFHX[ *HVDQJ 5HWXV 3ILVWHU
terliegende,  weichere  «Betonmoräne»  vor   gessen. Internationale Orgelkonzerte
(LQWULWW IUHL  .ROOHNWH Wind  und  Wasser  schützten.  Dank  dieses   www.camping-arolla.com Sommer 2013
Pascale Van Coppenolle, Biel, Orgel;
Umstandes  ist  heute  im  Val  d’Hérens  eine   Einschlafen (gediegener): Hôtel du Werke von Marchand, Cornet, van
der  bedeutendsten  erdwissenschaftlichen   Pigne, Arolla; mit einladender Sonnen- Kerckhoven, Lasceux
Museum der Kulturen
Expeditionen. Und die Welt im
Attraktionen  der  Alpen  zu  sehen.   terrasse. Peterskirche, Peterskirchplatz 7,
Doch  eigentlich  wollten  wir  doch  zum   www.hoteldupigne.ch Basel. 19.30 Uhr
Gepäck / Geben und Nehmen –
Die Ökonomie des Göttlichen / Gletscher.  So  geht  es  mit  dem  Postauto   Einkaufen: Laiterie Centrale d’Evolène,
Pilgern / Was jetzt? Aufstand weiter  talaufwärts.  Die  Fahrt  hat  einiges   Les Haudères, mit regionalen Käse- DIVERSES
der Dinge am Amazonas zu  bieten  fürs  Auge,  ist  allerdings  recht   spezialitäten. Frauenstadtrundgang
Münsterplatz 20, Basel abenteuerlich  (die  Strasse  scheint  zu  eng   Einfliegen: Gleitschirmschule Evolène, S’wilde Viertel. Eine Reise quer
für  den  Bus).  Wir  fahren  bis  Arolla,  zu  ei-­ auch Tandemflüge für Ungeübte im durchs Kleinbasel
Museum für Gegenwartskunst Treffpunkt: Helvetia, Mittlere Brücke,
ner  echten  Endstation  –  denn  die  Strasse   Angebot.
Some End of Things Kleinbasel, Kleinbasel,
St. Alban-Rheinweg 60, Basel
endet  hier.  Weiter  geht  es  nur  zu  Fuss.  Wir   www.parapente.ch Basel. 14 Uhr
wandern  in  Richtung  Mont  Collon,  dem  
Naturhistorisches Museum Basel Rest  des  Arollagletschers  entgegen.   Wachstafel & Griffel –
Sammeln, Bewahren, Bastle deine eigenen
Zuerst  geht  es  durch  einen  malerischen   römischen Schreibgeräte
Forschen, Ausstellen Arvenwald,  welcher  bald  in  eine  Geröll-­ Weitere Fotos und Adressen zu diesem Augusta Raurica,
Augustinergasse 2, Basel wüste  übergeht.  Bis  vor  100  Jahren  lag  an   Reisetipp und alle bisherigen Wochen- Giebenacherstr. 17, Augst. 13 Uhr
Spielzeug Welten Museum dieser  Stelle  noch  die  Zunge  des  Glet-­ endlich-Texte finden Sie online unter: Klausenrennen
Aufgezogen und aufgeladen schers,  seit  jener  Zeit  hat  er  sich  mehr  als   tageswoche.ch/themen/wochenendlich Pantheon Basel, Hofackerstr. 72,
Steinenvorstadt 1, Basel Muttenz. 10 Uhr

TagesWoche 28/29 45
Agenda 12. Juli 2013

Die europäischen Sterne: Ihre Zahl gibt nicht die Zahl der Mitgliedstaaten an, die ständig wächst – sie steht für die babylonische Duodezimalgrösse und symbolisiert die «Vielheit»,
die im Europarat vertreten ist.

Aus dem Fotoarchiv


von Kurt Wyss
I n  diesem  Jahr  wird  in  der  Schweiz  an  die  im  
Jahre  1963  –  also  vor  50  Jahren  –  eingegange-­
lich  auf  28  gestiegen  ist.  Sie  steht  vielmehr  für  
die   babylonische   Duodezimalgrösse   und   soll  
ne    Mitgliedschaft   beim   Europarat   erinnert.   die  «Vielheit»  symbolisieren.

Zwischen
Die  nicht  sehr  mächtige  Institution  war  bereits   Das  Bild  zeigt  anhand  der  Türen  des  Strass-­
1949  gegründet  worden,  doch  die  Schweiz  hielt   burger   Europaratsgebäudes   in   einer   tiefsin-­
sich   lange   fern.   Die   Berührung   mit   dieser   nigen   Komposition   die   Vermischung   der  
harmlosen  Institution  w urde  als  derart  gefähr-­  abstrakten   Sternsymbolik   und   die   reale    

Flaggen und
lich   eingestuft,   dass   man   noch   Ende   der   Gemeinschaft,  um  die  es  letztlich  geht:  Hinter  
1950er-­Jahre   nicht   einmal   Beobachter   nach   den   egalitären   übernationalen   Sternen   –   un-­
Strassburg   schickte.   Um   nicht   eingestehen   zu   scharf  –  die  nationalen  Flaggen  der  Mitglieds-­
müssen,   dass   man   klüger   geworden   (bezie-­ länder  und  dazwischen  eben  die  Menschen.

Sternen
hungsweise  vorher  dümmer  gewesen)  war,  lau-­
tete   eine   Erklärung   für   den   späteren   Beitritt,  
der  Europarat  habe  sich  gewandelt. In Sachen Europa
Eidgenossen,   die   ihre   liebe   Schweiz   mög-­ geraten Dinge rasch
lichst   auf   Distanz   halten   wollen,   sehen   in   den  
goldenen   Europasternen   auf   blauem   Unter-­ durcheinander – man
grund  vor  allem  das  Emblem  der  EU,  das  hier-­ kommt nicht mehr mit.
zulande  «nichts  verloren»  habe.  Da  kann  man  
aber   Entwarnung   geben:   Die   zwölf   Sterne   ge-­
hören   dem   Europarat,   dem   die   Schweiz   nun   Doch   was   sind   solche   Institutionen,   wenn  
seit  50  Jahren  angehört,  und  sie  sind  der  EG/ sie   nicht   medial   die   Menschen   erreichen?   Er-­
Vor 50 Jahren ist die Schweiz EU  nur  ausgeliehen.   reichbar  heute  eher  über  Internet  (http://hub.
Das  ist  eines  der  Probleme:  In  Europa  sachen   coe.int/de/)   –   noch   vor   30   Jahren   aber   mit  
dem Europarat beigetreten. geraten   die   Dinge   durcheinander,   und   man   Drucksachen.  Kurt  Wyss  schuf  dieses  Bild  1981  
kommt   da   nicht   recht   mit.   Schuld   daran   sind   für   einen   Prospekt   zusammen   mit   dem   Jour-­
Seither gehören die zwölf nicht   die   schweizerischen   Wahrnehmungs-­ nalisten  Norbert  P.  Engel,  der  auch  die  Monats-­
schwierigkeiten,   sondern   die   europäischen   zeitschrift   «Trio   –   das   Rheinische   Magazin»  
europäischen Sterne auch ein Kompliziertheiten. geschaffen   hat.   Der   Prospekt   kam   so   gut   an,  
Und  damit  auch  das  gesagt  ist:  Die  Zahl  der   dass   auch   das   Europäische   Parlament   einen  
bisschen uns Eidgenossen. Sterne   gibt   (anders   als   bei   den   «stars»   des   haben   wollte,   allerdings   nicht   wie   im   Fall   der  
USA-­Banners)  nicht  die  Zahl  der  Mitgliedstaa-­ blauen  Flagge  den  genau  gleichen.
Von Georg Kreis ten  an,  die  ja  ständig  wächst  und  gerade  kürz-­ tageswoche.ch/+bftqc

TagesWoche 28/29 46
Agenda 12. Juli 2013

.LQRSURJUDPP KULT.KINO CAMERA PATHÉ KÜCHLIN Fast & Furious 6 [14/12 J]


Fr/Sa/Mo-Mi 18.00 Fr/So-Mi 20.45
Frick
Rebgasse 1, kultkino.ch Steinenvorstadt 55, pathe.ch
± Sa 23.30 D
Man of Steel – 3D [12/10 J]
MONTI
When I Saw You [16/14 J] Die Monster Uni – 3D [6/4 J]
Fr/Di 20.30 E/d/f Kaistenbergstr. 5, fricks-monti.ch
Fr/Sa/Mo-Mi 16.00 So 14.00 Ov/d Fr/Di 13.00/15.30 E/d/f
Sa/Mo/Mi 13.00/15.30 Sa-Mo/Mi 20.30 D Ich – Einfach
Tango libre [12/10 J]
Basel Fr/Sa/Mo-Mi 16.30/20.45 So 10.45/13.10/15.30/18.00 D
Taffe Mädels – The Heat [14/12 J]
Die Welt in Gefahr –
Olympus Has Fallen [16/14 J]
unverbesserlich 2 – 3D [6/4 J]
Fr/So/Mo 20.00 Sa/So/Mi 15.00 D
So 14.30/18.45 F/d
Now You See Me –
CAPITOL 7 Days in Havana [12/10 J] Fr/Di 13.00/15.30/18.00 Fr/Sa 23.10
Sa/Mo/Mi 20.30 So 20.45 E/d/f
Fr 23.30 D
Die Unfassbaren [10/8 J]
Fr/Sa/Mo-Mi 18.00 So 16.00 Sp/d Die Säuberung – The Purge [16/14 J]
Steinenvorstadt 36, kitag.com Fr/Di 20.30 Sa-Mo/Mi 13.00/15.30/18.00 Sa/Mi 19.30 So 17.30 D
Fr/Sa 23.30 D
Alpsummer [8/6 J] Die Monster Uni – 3D [6/4 J]
Monsters University [6/4 J] So 10.30 D Hangover 3 [16/14 J]
Fr/Sa/Mo-Mi 18.45 So 12.45/16.45 Dial. So 13.00 D
14.00 D The Call – Leg nicht auf! [16/14 J] Fr/Sa 23.30 Sa-Mo/Mi 21.00 D
Child’s Pose [16/14 J] Fr/Di 13.00/17.30 Fr 22.00 Openair Kino Fricks
17.00 E/d/f Di 21.00 E/d/f
Fr/Sa/Mo-Mi 20.30 Sa-Mo/Mi 15.15/19.45 E/d/f auf dem Parkplatz von Fricks Monti
Now You See Me – Die Monster Uni [6/4 J]
So 18.00 Rumänisch/d/f Fr/Di 15.15/19.45 Fr/Sa 00.10 bis 27. Juli 2013
Die Unfassbaren [10/8 J] Sa/So/Mi 13.00 D
Paradies: Hoffnung [14/12 J] Sa-Mo/Mi 13.00/17.30 Sa 22.00
14.00/17.00/20.00 E/d/f So 12.15 D/d/f So 10.45 D PATHÉ PLAZA Liestal
Taffe Mädels – Who Killed Johnny [16/14 J]
The Heat [14/12 J] KULT.KINO CLUB Fr/Mo/Di 13.10 So 11.00 D
Steinentorstr. 8, pathe.ch
ORIS
20.00 E/d/f Marktplatz 34, kultkino.ch Ich – Einfach unverbesserlich 2 [6/4 J] Ich – Einfach Kanonengasse 15, oris-liestal.ch
Fr/Sa/Mo-Mi 13.10/15.30/17.45 D unverbesserlich 2 – 3D [6/4 J]
Les beaux jours [16/14 J] Fr/Sa/Mo-Mi 13.15/15.30/18.00/20.15 Die Monster Uni [6/4 J]
16.15/18.30/20.45 F/d Family Day So 11.00/14.00/16.15/18.30 D 3D: Fr-So 13.45 D
KULT.KINO ATELIER Nachtzug nach Lissabon [14/12 J]
Ich – Einfach
So 19.15 D
Family Day So 10.00/12.15/14.30/17.00 D 2D: Mo-Mi 13.45 D
Theaterstr. 7, kultkino.ch unverbesserlich 2 – 3D [6/4 J] Fr-So/Mo/Di nur wenn kein Badi-Wetter
So 14.00 E/d/f
Fr/Sa/Mo-Mi 13.15 Fr/Di 20.00
First Position [8/6 J] REX Ich – Einfach unverbesserlich 2 [6/4 J]
14.00/18.30 E/d NEUES KINO Fr/Sa 22.30 Sa/Mo/Mi 15.30/17.45 D
Fr/Di 15.30/17.45 Sa/Mo/Mi 20.00 Steinenvorstadt 29, kitag.com
3D: 16.00/20.30 D
2D: 18.15 D
Rosie [14/12 J] Klybeckstr. 247, neueskinobasel.ch So 20.30 E/d/f Ich – Einfach Fr/Mo/Di 16.00 nur wenn kein Badi-Wetter
14.15/16.30/20.45 Dialekt Open-Air-Kino Family Day So 10.30/13.00/15.20/17.30 E/d/f unverbesserlich 2 – 3D [6/4 J]
Der Imker [10/8 J] auf der Aussichtsterrasse World War Z – 3D [16/14 J] 14.15/16.30/18.45/21.00 D SPUTNIK
14.15/18.45 Ov/d (10.7.–9.8.2013) Fr/Di 13.15/18.30 20.30 E/d/f Poststr. 2, palazzo.ch
Sa-Mo/Mi 15.45/21.00 E/d/f Ich – Einfach unverbesserlich 2 [6/4 J] Sommerpause bis 7. August 2013
The Grandmaster [16/14 J]
PATHÉ ELDORADO Fr/Di 15.45/21.00 Fr/Sa 23.30 14.45 D
16.00/20.30 Ov/d
Before Midnight [14/12 J]
Steinenvorstadt 67, pathe.ch Sa-Mo/Mi 13.15/18.30 So 10.45 D
Now You See Me –
World War Z – 3D [16/14 J]
17.30 E/d/f
Sissach
16.30/21.00 E/d/f Ritter Rost –
Die Unfassbaren [10/8 J]
Une Estonienne à Paris [16/14 J]
Eisenhart & voll verbeult [6/4 J]
Fr/Di 13.30/18.30 Sa-Mo/Mi 16.00 STADTKINO PALACE
12.15 D Ciné Lunch Sa 20.45/23.45 Fr/So/Di 21.00 E/d/f Felsenstrasse 3a, palacesissach.ch
18.45 F/d Klostergasse 5, stadtkinobasel.ch
The Big Wedding [12/10 J] Fr/Di 16.00 Fr/Sa/Mo/Mi 21.00 Die Monster Uni – 3D [6/4 J]
More Than Honey [7/5 J] Fr/Di 13.45/21.00 Sa-Mo/Mi 15.45 E/d/f Sommerpause bis 22. August 2013
Fr 23.45 Sa-Mo/Mi 13.30/18.30 14.00 D
So 12.00 Ov/d Fr/Di 15.45 Sa-Mo/Mi 13.45/21.00 D So 10.45 D
Wadjda [10/8 J] The Grandmaster [16/14 J] Seelen – The Host [12/10 J]
STUDIO CENTRAL Ich – Einfach unverbesserlich 2 [6/4 J]
3D: 16.00 D
So 12.15 Ov/d/f 14.10/18.00/20.30 Ov/d 15.15 D Gerbergasse 16, kitag.com 2D: 20.30 D
Searching for Sugar Man [12/10 J] The Great Gatsby [12/10 J] The Place Beyond the Pines [16/14 J] The Place Beyond the Pines [16/14 J] Man of Steel [12/10 J]
So 12.30 E/d 18.00 E/d/f 18.00 D 17.30/20.30 Sa/So 14.30 E/d/f 17.45 D

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TagesWoche 28/29 47
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