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BE
Freitag, 12.7.2013 | Woche 28 | 3. Jahrgang 5.– AU SGA Aus der Community:
PEL e
DOP Au s
gab «Ein Auto in der Stadt
ä c hste uli
N 6. J
am 2 Basel ist ein Luxus-
artikel, für den man die
Kosten zu tragen hat.»
Roland Stucki zu «Parkuhren-
Gebühren werden verdoppelt»,
Zeitung aus Basel tageswoche.ch tageswoche.ch/+bfuuy
Ausser Kontrolle: So läuft die Der Fantasista: Matías Delgado, 2003 bis TagesWoche
Gerbergasse 30,
Planung auf dem Erlenmatt- Areal 2006 Spielmacher, ist beim FCB wieder im 4001 Basel,
am Kanton vorbei, Seite 16 Gespräch. Das beflügelt Fan-Träume, Seite 27 Tel. 061 561 61 61
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Sommer in der City. Dieses Erlebnis lasse schenleere Innenstadt. Auf den Espresso vor
ich mir seit Jahren nicht mehr ent gehen. Den der Lieblingsbar, wo man sich, anders als
Juli verbringe ich immer in Basel. Im besten sonst, fast jederzeit den besten Platz aus-
Fall lassen sich ein paar freie Tage ein richten. suchen kann. Auf die Siesta-Stimmung in der Remo Leupin
Und wenn nicht – ist es auch egal. Es macht flimmernden Nachmittagshitze. Auf den
sich trotzdem Ferienstimmung breit. abendlichen Sprung in den Rhein.
Als würde sich ein magischer Schleier Haben auch Sie Lust auf Ferien vor der
über die Stadt legen, kehrt nach dem Bün- Haustüre bekommen? Die Titelgeschichte
delitag plötzlich Ruhe ein. Die Dinge werden dieser Ausgabe widmen wir dem Müssig-
leichter, die Gesichter freundlicher. Der gang: mit Reportagen über Orte in und um
Heisse Tage
Verkehr nimmt ab, ja selbst die Fussgänger Basel, die nicht unbedingt am Wegrand
am Rheinknie
scheinen ihr Tempo zu drosseln. liegen, und mit einer Auswahl sommer licher Lesen Sie die
Basel ist anders im Juli. Auf einen Schlag Ausflugstipps, die wir seit ein paar Tagen Titelgeschichte
ist er weg, der Dichtestress auf Trottoirs, in auch auf tages woche.ch veröffentlichen. ab Seite 6 –
Trams, in Einkaufs läden – und im E-Mail- und diskutieren
Ordner. Im Ge schäfts leben wird ein paar Auch das TagesWoche-Team tritt in Sie mit auf
tageswoche.ch
Gänge hinunter geschaltet. Das Kultur- den nächsten zwei Wochen ein wenig kürzer.
programm wird überschaubar. Diese Aus gabe erscheint als Doppelnummer;;
Zeit, sich mit Freunden unter freiem ab dem 26. Juli geht es wieder im Wochen-
Nachthimmel zu langen Gesprächen zu takt weiter. Auf tageswoche.ch be richten wir
treffen oder wieder mal in Ruhe ein paar aber wie gewohnt täglich aus der Region, dem
Bücher zu lesen – und sich auf den nächsten In- und Ausland, dem Sport und der Kultur.
Tag zu freuen. Auf den morgendlichen Gang Wir wünschen Ihnen schöne Julitage!
in der Sommerfrische durch die fast men- tageswoche.ch/+bfsql
Gesehen
von Tom Künzli
Tom Künzli
ist als Illustrator
für verschiedene
Zeitungen und
Zeitschriften tätig.
Der 39-Jährige
wohnt in Bern.
Das grüne Dreieck Schlag den Raz Wir fahren Tram Kunst am Wegrand
markiert jeweils die Nicht nur der FC Basel startet am Vielleicht haben Sie unsere Tram- «Sommerpause? Wir nicht», dachte
Verbindung zum Samstag in eine neue Saison, sondern serie bisher verpasst, vielleicht sind sich unsere Kulturredaktion. Sie ist
auch unser Tippspiel: Schlag den Raz. Sie schon Fan – sicher ist: Wir sind noch ausgeschwärmt und zeigt Kunstwerke,
Netz. Folgen Sie den
Wer sich mit unserem Sportredaktor nicht angekommen. Nach der Fahrt mit die wir im Alltag gerne übersehen –
Hinweisen zu
Florian Raz und der Community mes- dem 8er (tageswoche.ch/+bfpvd) und oder gar nicht als Kunst wahrnehmen.
weiteren Inhalten sen will, der sollte die erste Runde dem 11er (tageswoche.ch/+bfrnw) set- Präsentiert hat sie schon zwei
zum Thema auf nicht verpassen. Alle Informationen zen wir die soziologischen Betrachtun- (tageswoche.ch/+bfunf und
unserer Website und zum Tippspiel und zu den Regeln auf: gen im Tram fort. Allein die Videos sind tageswoche.ch/+bfrnh), fertig ist sie
mischen Sie sich ein. schlagdenraz.ch einen Klick wert. noch lange nicht.
TagesWoche 28/29 3
Persönlich 12. Juli 2013
Gefordert:
Arnold Bitterlin
Er pflücke Chirsi,
seit er laufen
könne, sagt der
Baselbieter Bauer
Arnold Bitterlin. Und
er weiss aus eigener
Erfahrung, dass der
Job hoch oben in
den Bäumen nicht
ohne Gefahr ist.
TagesWoche 28/29 4
Inhalt 12. Juli 2013
Seite 24
Dschungel», tageswoche.ch/+bfsae
absolut neu – und die Leser
hatten Freude, dass ich mich
AGENDA
das traute. Manchmal hatte
ich Angst, verhaftet zu wer- Kultwerk: Vor bald 35 Jahren
SPORT
den. Etwa als ich der Staatsan- brachten die Boomtown Rats
waltschaft mitteilte, ich hätte Der Fantasista «I Don’t Like Mondays»
Warum Matías Emilio Delgado bei den FCB-Fans so viele Emotionen auslöst
in die Hosen gemacht, und 27 auf den Markt und vertonten
fragte, ob das ein Offizialde- damit das Lebensgefühl
likt sei. TagesWoche: Dafür BILDSTOFF einer Generation, Seite 44
wird doch niemand verhaftet. Das volle Leben
René Schweizer: Das wuss- US-Fotograf Pelle Cass komponierte aus Menschen Parkbilder
34
te ich damals nicht, es gab ja
keine Erfahrungen damit. DIALOG
Foto: Lukas Mannhart
TagesWoche 28/29 5
Wochenthema 12. Juli 2013
Heisse Tage
am Rheinknie
Sommerferien in Basel? Das macht Laune.
Wenn man sich ein bisschen auskennt.
Von Dani Winter
TagesWoche 28/29 6
Wochenthema 12. Juli 2013
TagesWoche 28/29 7
Wochenthema 12. Juli 2013
Zeit für
Angesichts der Busse
und Rollkofferflotten
kommt zum ersten Mal
Ferienstimmung auf.
Couch nämlich nicht. Und da ich nun schon mal lie-
ge, bestelle ich mir den Espresso römisch kurz.
Dazu etwas Leichtes (Joghurt mit frischen Früch- Ferien bleibt
da nicht
ten), denn das Mittagessen naht. Angesichts der
zahlreichen Busse, die an mir vorbeibrausen,
kommt zum ersten Mal etwas Ferienstimmung auf,
auch die Rollkofferflotten tragen dazu bei.
Viel Zeit zum Sinnieren bleibt nicht, das dichte
Programm lässt keine Pause zu. Vor dem nächsten
Restaurantbesuch muss ich noch im R hein schwim-
men gehen. Unter bewusster Missachtung der Ba-
deregeln 2 bis 4 springe ich mit vollem Bauch in den
trüben Rhein – und erst noch ohne mich angenetzt Artig folgen wir einen Tag lang den Empfehlungen
zu haben. Die Wassertemperatur beträgt frische
17.5 Grad, doch der Kenner bleibt cool und lässt sich einer Broschüre für Touristen in Basel. Das
lässig treiben.
Dann setze ich über. Die paar Minuten bis zum Programm ist sportlich und sorgt dafür, dass
Essen im Rheinbad-Breite fläze ich mich mit einem
guten Buch in die Sonne, wär ja gelacht, wenn ich Geheimtipps auch solche bleiben.
dank diesem Sommertag nicht auch etwas Farbe
annehmen würde. Von Matthias Oppliger
TagesWoche 28/29 8
Wochenthema 12. Juli 2013
SOMMERTIPPS
Kinderferienstadt
Für Eltern kann die Ferienzeit Stress bedeuten, denn
die lieben Kleinen wollen ja beschäftigt werden. Da
kommt die Kinderferienstadt gerade recht. Den gan-
zen Juli über bietet sie nachmittags Märchen,
Schminkkurse, Pizzabacken, Gumpi-Schloss und
auch ein Recycling-Projekt für Drei- bis Zwölfjährige.
Mit dem «Kaffeeklatsch» gibt es zudem ein Angebot,
bei dem die Eltern unter sich tratschen können.
Was und wo: www.robi-spiel-aktionen.ch
tageswoche.ch/+bfsab
TagesWoche 28/29 9
Wochenthema 12. Juli 2013
SOMMERTIPPS
Hochsee am
nachdem er zuvor schon mehrmals umgezogen war.
Aus dem ursprünglichen «Doktorgarten» des 16. Jahr-
hunderts im Unteren Kollegium am Rheinsprung ist ein
Schaugarten der globalen Vegetation geworden.
Teich
spiel die unzähligen Eidechsen, die sich vor allem in
den Miniaturgebirgen der alpinen Flora tummeln. Sie
lieben die sonnenerhitzten Steine mit ihren Löchern
und Ritzen. Braun oder smaragdgrün gemustert, sind
sie mindestens genauso schön wie die Kolibris im Tro-
penhaus. Oder die Pfeiffrösche. Die winzigen Amphi-
bien sind eingeschleppte Bewohner aus Guadeloupe,
kamen vermutlich mit Exoten übers Meer und können
nur im Tropenhaus überleben.
Der Park im Grünen in Münchenstein ist nicht nur
Das Tropenhaus ist das grösste und vollste Schau-
haus des Gartens. Ein feuchtwarmes Dickicht aus Tau- einer der beliebtesten Erholungsräume in der Region,
senden von Sträuchern, Schlingpflanzen, Palm- und
Bambusbäumen, die an die Decke des Glasdaches sondern auch Treffpunkt von Männern mit einer
stossen. Das Eigenleben dieses künstlich aufgezoge-
nen Dschungels ist schwierig einzudämmen. Der 1897 speziellen Leidenschaft. Von Monika Zech
gebaute Kuppelbau entsprang, wie alle grossen Pflan-
E
zenschauhäuser, der Kolonialzeit, als man das Exoti-
sche wie eine Trophäe nach Europa brachte.
TagesWoche 28/29 10
Wochenthema 12. Juli 2013
Das Restaurieren und Reparieren der Schiffe sei ber, das sei ihm wichtig, sagt er. Zum einen, weil er
das eine, was ihm an seinem Hobby so gefalle, sagt einfach Freude daran hat, zum anderen aber auch,
Beat Wolfisberg. Aber ebenso das Fahren mit ihnen weil er so flicken kann, was zu flicken ist.
in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt «um zu zeigen, Und es gibt offenbar immer etwas, was nicht so
was man kann» – den anderen Kapitänen wie auch funktioniert, wie es sollte. Jeder hat neben einem
den übrigen Parkbesuchern, von denen so manche oder zwei Schiffen auch noch mindestens einen
stehenbleiben, um dem Schauspiel zuzuschauen. Werkzeugkoffer dabei. Hier gibts noch was zu
«Hauptsache, sie tun das mit den Augen und nicht schräubeln, dort etwas zu verleimen. Beim einen
mit den Fingern», sagt Wolfisberg. Denn da ist im- kommt ein Schiff nicht richtig auf Touren, beim an-
mer w ieder die Sorge, es könnte etwas kaputtgehen. deren, dem mit dem Feuerlöschboot, spritzt nur ein
Es tut weh, wenn in einem kurzen Moment die Ar- Wasserschlauch statt beide.
beit von Monaten zerstört wird. Fast jedem ist auch schon mal ein Schiff «abge-
soffen». Sei es wegen eines Konstruktionsfehlers,
Der Werkzeugkoffer ist immer mit dabei wegen eines technischen Defekts oder wegen eines
Unfalls. Peter Meneghin erzählt von seinem Sohn,
Wolfisberg wird ernst, als er von einem Hobby- der eine Zeitlang mitgekommen sei und einmal, «da gewinnen, «wir gehen in Schulen, in den Werkun-
freund erzählt, dessen dreistöckiger Mississippi- hat er mir dieses Schiff hier versenkt wie die Tita- terricht, organisieren Schaufahr-Veranstaltungen»,
dampfer von einem Speed-Boot gerammt wurde. nic». Mitten ins Schilf hinein gesteuert habe er es, mit mässigem Erfolg. Gründe? Da könne man viele
Das ganze oberste Stockwerk habe es weggerissen, drüben auf der anderen Seite, wo es dann stecken- aufzählen, meint Held, und es sei wohl eine Kombi-
schlimm. Er nehme darum, wenn so einer mit ei- nation von diesen allen. Letztlich hätten fast alle
nem Schnellboot komme, seine Schiffe lieber aus Vereine dasselbe Problem: «Die junge Generation
dem Wasser. «Irgendwann ist dessen Akku unten, Konstruktionsfehler, tut sich schwer damit, einem beizutreten.» Aber
dann kann ich wieder rein.» Doch in der Regel be- auch von den älteren Herren hier im Park sind nicht
vorzugen die Männer, die ihre Schiffe im Park im Defekte, Unfälle – schon alle im Verein. Er sei kein Vereinsmeier, sagt einer.
Grünen zu Wasser lassen, ohnehin die behäbigeren vielen Modellbauern ist Er zahle trotzdem hin und wieder etwas ein, «für
Modelle. Die Mehrheit sind denn auch eher ältere die fachliche Unterstützung, die ich dort immer be-
Herrschaften, einige bereits in Rente. ein Schiff «abgesoffen». komme, wenn ich ein Problem habe».
Freddy Keller hat Jahrgang 1943. Die Leiden- Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die
schaft für den Modellbau hat ihn gepackt, als er in sich jeweils am Sonntag und am Dienstagabend am
der Schule im Werken das allererste Schiff baute. blieb und eben – «absoff». Er sei dann mit dem Teich im Park zum Grünen trifft. Übrigens – auch
Da war er 15 Jahre alt. Die Leidenschaft hat ihn Schlauchboot des Restaurants hingerudert, habe wenn bisher nur von Männern die Rede war: Es gibt
nicht mehr losgelassen. Er ist ein echter Seebär, mit das Schiff rausgefischt und wieder repariert. eine Frau, Jolanda Meneghin, Ehefrau von Peter,
Kapitänsmütze und weissem Bart. Elf Schiffe be- Ja, die Söhne. Wie man erfährt, gibt es nicht vie- die offensichtlich auch dazugehört. Sie hat aller-
sitzt er derzeit, das grösste hat eine Länge von le, die das Hobby ihrer Väter teilen. Generell sei es dings keine Fernbedienung in der Hand, sondern
1,75 Metern und ist 21 Kilo schwer. Als Transport- schwer, die jüngere Generation dafür zu begeistern, eine Striggede. Weil sie einfach gerne bei ihrem
mittel dient ihm ein zum Veloanhänger umgebauter sagt Roger Held, mit seinen 48 Jahren heute einer Mann sei, sagt sie. Und vielleicht, wer weiss, «baue
Kinderwagen. Heute ist er mit der «Thyssen II», ei- der Jüngsten auf dem Platz. Held muss es wissen, ich mir doch noch einmal selber ein kleines Böötli».
nem in der Binnenschifffahrt eingesetzten Schub- denn er ist Vizepräsident des Modell-Schiffbau- tageswoche.ch/+bfupf
boot, gekommen. Er baue am liebsten Schiffe, die es Club Basel. Unter den rund 75 aktiven und passiven
auch in Wirklichkeit gebe. Gerne Arbeitsschiffe mit Mitgliedern im Club, sagt er, gebe es etwa vier Jun- Nächstes Schaufahren des Basler Modell-Schiffbau-
einer speziellen Ausrüstung. Keller baut alles sel- ge. Der Club unternehme vieles, um Nachwuchs zu Clubs: 21. und 22. September im Gartenbad Eglisee.
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Wochenthema 12. Juli 2013
der Flösser
Für einheimische Wandervögel ist das Baselbiet oder
der Schwarzwald meistens das naheliegendste Ziel.
Aber auch ein Ausflug in den Nachbarkanton Aargau
Anzeige lohnt sich. Von Monika Zech
7(.2
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EDVHO#WHNRFK
6FKZHL]HULVFKH )DFKVFKXOH
1HXH .XUVH DE
õ $XJXVW nser Ausgangspunkt ist Laufenburg, gar Aare und Rhein nach Laufenburg hinuntergetrie-
nicht so weit weg – mit der S-Bahn ab Basel gut 40 ben hatten. Die Flösserei, so heisst es im Prospekt,
7HFKQLVFKH .DXIIUDX
Minuten Fahrzeit und, weil immer noch innerhalb sei bis Ende des 19. Jahrhunderts für viele Gemein-
7HFKQLVFKHU .DXIPDQQ PLW HLGJ )$
des Tarifverbunds Nordwestschweiz, auch günstig den in dieser Gegend ein bedeutendes Gewerbe ge-
HLQMlKULJHU ,QWHQVLYNXUV (mit Halbtax Fr. 6.80). Allerdings fahren wir nicht wesen. Der enorme Holzbedarf in Holland für
nach Laufenburg, weil es ein hübsches mittelalterli- Schiffs- und Städtebau habe nicht mehr aus dem
õ 2NWREHU
ches Städtchen am Rhein ist, sondern weil dort der Schwarzwald und dem Elsass gedeckt werden kön-
1DFKGLSORPVWXGLHQ +'6 +) «Flösserweg» beginnt. nen, und deshalb wurden über das Einzugsgebiet
7HFKQLVFKH .DXIIUDX Empfohlen hat ihn ein Kollege aus dem Basel- von Reuss, Limmat und Aare grosse Mengen von
7HFKQLVFKHU .DXIPDQQ PLW HLG )$ biet. Erstaunlicherweise. Denn eigentlich, so schien Tannen, Kiefern und Eichen den Rhein hinunter in
]ZHLMlKULJHU 7DJHVõ RGHU $EHQGNXUV uns immer, setzt er zum Wandern nur ungern einen die Niederlande geflösst.
Fuss über die Baselbieter Grenze. Aber wir stellten Wer den Roman «Letzte Nacht in Twisted River»
GLSO 7HFKQLNHU +)
eben die Bedingung, dass es mindestens eine Beiz des amerikanischen Schriftstellers John Irving ge-
0DVFKLQHQEDX +RFKEDXWHFKQLN
(OHNWURWHFKQLN %DXWHFKQLN auf der Strecke haben müsse, eine schöne, gemütli- lesen hat, kann sich vorstellen, was für ein harter
7HOHPDWLNWHFKQLN %HWULHEVWHFKQLN che Beiz mit Garten. Da begann er zu studieren: und gefährlicher Job die Flösserei war. Und wie in
,QIRUPDWLNWHFKQLN
Die Einkehrmöglichkeiten für Wanderer seien im Irvings «Twisted River» ging die Flösserei auch in
%URIDFKGLSORP 96+ Baselbiet nicht gerade berauschend … und so kam den Schweizer Flüssen zu Ende, als Eisenbahn und
+DQGHOVGLSORP 96+ 0RQWDJVNXUV er auf die Idee mit dem «Flösserweg» im Jurapark immer besser ausgebaute Strassen den Holztrans-
,QIRUPDWLRQHQ 0LWWZRFK $XJXVW Aargau. port übernahmen.
)UHLWDJ $XJXVW Der «Flösserweg» führt von Laufenburg nach Mehr über die hiesige Flösserei erfährt man
6DPVWDJ $XJXVW õ
Stilli an der A are und heisst so, weil auf diesem Weg durch die Tafeln, die entlang der knapp 20 Kilome-
7(.2 6FKZHL]HULVFKH )DFKVFKXOH früher die Flösser zu Fuss nach Hause zurückkehr- ter langen Strecke aufgestellt sind. Die erste, quasi
&ODUDVWUDVVH %DVHO
ten, nachdem sie ihre Holzstämme von Stilli aus via die Begrüssungstafel für die «Flösserweg»-Wande-
TagesWoche 28/29 12
Wochenthema 12. Juli 2013
SOMMERTIPPS:
TagesWoche 28/29 13
Region
Haariger Dialog
Stolz war man im Kanton Basel- Nicht nur die Augen,
Stadt, als vor anderthalb Jahren das auch die Brauen können
Öffentlichkeitsprinzip in der Verwal-
tung eingeführt wurde. Von einem viel erzählen.
«Kulturwandel» war die Rede. Dank
mehr Transparenz würden die demo- Von Malena Ruder
kratischen Rechte gestärkt und das
Vertrauen in den Staat erhöht.
Bis dahin hatte der Geheimhal- Die Gesichter von Comicfiguren
tungsgrundsatz gegolten: Jedes Do- sind oftmals auf nur wenige Striche
kument, das nicht explizit als frei zu- reduziert;; umso wichtiger ist die
gänglich bezeichnet worden war, galt Aussagekraft jeder einzelnen Linie.
als geheim. Seit dem 1. Januar 2012 Besonders die Augenbrauen sind
ist es umgekehrt: Jedes Do kument ist unverzichtbar für verschiedene Ge-
einsehbar – sofern nicht juristische sichtsausdrücke und somit das Dar-
Einschränkungen oder ein gewichti- stellen von Gefühlen.
ges öffentliches Interesse einer Of- Auch echte Menschen machen ein
fenlegung entgegenstehen. grosses Gedöns um die Härchen
Die TagesWoche wollte von diesem über den Augen, und wenn man sich
Recht im Falle der US-Steueraffäre die letzten hundert Jahre Modege-
der Basler Kantonalbank Gebrauch schichte im Schnelldurchlauf vor-
machen und stellte beim Finanzde- stellt, sieht man eine wechselnde
partement ein Gesuch um Einsicht in Sankt René mit dem goldenen Kamm. Bild: Carla Secci Palette von Emotionen, welche
den Aktenverkehr zwischen Bankrat, durch die Haarbögen dargestellt
BKB-Geschäftsleitung und Finanz- werden. Je nach Trend schauten
departement. Dabei hätten wir ak- Im Sommer sind lange Interviews mit wichtigen Männern, scheints, Frauen aufgrund ihrer Brauenform
zeptiert, dass heikle Kundendaten, in Mode. Die BZ traf alt Finanzdirektor Adrian Ballmer an alter Wir- überrascht, fragend, arrogant, zor-
Details über US-Geschäfte sowie kungsstätte (im Loslassen war Ballmer schon immer gut) und fragte nig oder wild in die Gegend.
Informationen über den Verhand- In den letzten Jahren wechselten
ihn kritisch, ob er sich in den Attributen «intelligent», «bodenstän- die Tendenzen immer rascher: Auf
dig» und «liebevoll» wiedererkenne. Er zögerte, dehnte den Span- saubere, elegante Linien folgten
Eine transparente nungsbogen, wartete noch ein bisschen. Und sagte dann: «Ja!» dramatisch dichte Gewächse. Das
Verwaltung Ebenfalls in der sonst geschätzten BZ war diese Woche ein In- stellt den natürlichen Haarwuchs
natürlich vor unlösbare Probleme –
sieht anders aus. terview mit einem jungen Mathegenie zu lesen. Dagegen ist nichts wenn man gemäss der dünnen
einzuwenden. Aber muss man das Gespräch mit einem Neunjähri- Brauen mode zu viel gezupft hat,
gen mit sechs Fragen zu dessen sexueller Aufklärung beginnen? dann wächst da irgendwann nichts
lungsstand mit den US-Behörden ein- mehr nach.
Ob er schon eine Freundin hatte und sich für Geschlechtskrank-
geschwärzt worden wären. Macht aber nichts, mithilfe spezi-
Im letzten August wies das Finanz- heiten interessiere? Das war, liebe Kollegen, etwas schmierig. eller Stifte zeichnet man sich ratz-
departement das Gesuch mit Hinweis Das Highlight des Interview-Sommers liefert uns aber die BaZ, fatz zwei topmodische Linien auf die
auf die Geheimhaltungspflicht und die sich mit Messe-CEO René Kamm unterhalten hat. Einmal Stirn, die man dann abends vor dem
die laufenden Verhandlungen mit den Schlafengehen wieder entfernt.
USA zurück. Gleich entschied jetzt mehr, muss man sagen, aber dieses Gespräch, es war, es ist: ein Dieses System bringt auch all jenen
auch das Basler Appellationsgericht – Instant Classic. Über eine ganze Seite verkauft sich Kamm als grosse Vorteile, die als Folge von
obwohl es einen Ermessensspielraum Franz von Assisi aus dem Kleinbasel. Er müsse sich nicht anbie- Botox oder der Schönheitschirurgie
für ein weniger verwaltungsnahes Schwierigkeiten haben, unterschied-
Urteil gegeben hätte.
dern, nicht protzen. Andere würden Schuhe oder Taschen sam- liche Emotionen auszudrücken.
So wird die Öffentlichkeit wohl nie meln, er halt Uhren (zehn Stück). Seine Geschäftspartner im Man muss sich allerdings mor-
erfahren, wann (und ob überhaupt) Ausland würden unglaublich mondän wohnen, er wohne zwar gens nach dem Aufstehen schon ent-
Bankrat und Regierung ihre Verant- scheiden, wie man tagsüber so auf-
schön, aber nur in Riehen mit einem Garten. «In der Schweiz
wortung als Aufsichtsgremien wahr- gelegt sein wird – oder während
genommen haben. Eine transparente würde es sich ja auch nicht gehören, mit Reichtum zu protzen.» eines Streitgesprächs schnell ver-
Verwaltung sieht anders aus. Sagt Kamm mit den zehn Uhren. Kamm, der noch nie richtig schwinden, um die passenden Brau-
tageswoche.ch/+bfuqn betrunken war, aber ein Genussmensch ist, sich gegen drei en aufzulegen.
tageswoche.ch/+bfsqr
Geschwister durchschlagen musste, mit 15 zu jobben begann, sich
Remo Leupin das Studium selber finanzierte. Kamm, dieser Teufelskerl, ist
ist Leiter Print auch nicht kritikunfähig und nicht herrisch. «Das ist ein be- Augenbrauenstift «Crayon à Sourcils
der TagesWoche. Poudre» von Dior mit integrierter
Er schreibt
stimmtes Medium, das diese Meinung verbreitet.» Wir waren das. Bürste, in fünf Farben erhältlich,
regelmässig im Aber wir konnten ja auch wirklich nicht wissen, was für ein guter je etwa 32 Franken z. B. bei Douglas,
«Mittendrin»-Blog. Mensch Sie sind. Von Philipp Loser tageswoche.ch/+bfsqq Freie Strasse 37, Basel; www.dior.com
TagesWoche 28/29 14
Bestattungen 12. Juli 2013
Bestattungs-Anzeigen
Basel-Stadt und Region
BASEL Denzler-Gundelfinger, Ruth, Stieber-Greutert, Klara, geb. ARLESHEIM Olten SO (Sonnenweg 19). Be-
Bächli-Haberthür, Elvira geb. 1933, von Basel BS (Schlei- 1925, von Basel BS (Wettstein- Aenishänslin-Kornemann, stattung Freitag, 12. Juli, 14 Uhr,
Marguerite, geb. 1948, von Ba- fenbergstrasse 44). Trauerfeier allee 20). Trauerfeier Mittwoch, Anna Elfriede, geb. 1923, von Besammlung Friedhofhalle.
sel BS (Parkweg 27). Trauerfeier im engsten Familienkreis. 17. Juli, 15.30 Uhr, Friedhof am Ormalingen BL (Brachmatt-
Montag, 15. Juli, 11 Uhr, Friedhof Hörnli. strasse 4a). Wurde bestattet. MÜNCHENSTEIN
Erne-Schmitt, Irene Elise,
am Hörnli. Stöcklin-Stoppel, Heinrich Vogelsang-Dauwalder, Albert
geb. 1925, von Basel BS (Sän- Sriskantharaja, Amirthalin-
Baur-Wallace, Heinrich, geb. gergasse 12). Wurde bestattet. Karl, geb. 1924, von Aesch BL gam, geb. 1973, aus Sri Lanka Erwin, geb. 1919, von Horgen
1924, von Basel BS (Bungestras- (Fischerweg 2). Trauerfeier im (Untertalweg 10). Wurde be- ZH und Gebenstorf AG (Anna
Frei-Kleiber, Emma, geb. 1916, engsten Familienkreis. stattet. Hegner-Strasse 14). Abdankung
se 10). Trauerfeier Montag,
von Basel BS (Feierabendstras- und Urnenbestattung Freitag,
15. Juli, 14 Uhr, Pauluskirche. Tschudin-Nyfeler, Beatrice,
se 1). Wurde bestattet. 12. Juli, 14 Uhr, ref. Dorfkirche,
Bläsi, Maria Viktoria, geb. geb. 1930, von Riehen BS (Me- BIRSFELDEN
Gugger-Meyer, Gertrud, geb. ret Oppenheim-Strasse 62). Bargetzi, Jakob, geb. 1928, von Kirchgasse 2, Münchenstein
1924, von Aedermannsdorf SO
1922, von Utzenstorf BE (Kay- Wurde bestattet. Domat Ems GR (Birseckstrasse Dorf.
(St. Johanns-Ring 122). Wurde
bestattet. sersbergerstrasse 50). Wurde 12). Abdankung Freitag, 12. Juli,
von Arx-Keiser, Adelheid Ma-
bestattet. 14 Uhr, Besammlung Friedhof PRATTELN
Bossert-Blauel, Hedwig, geb. ria, geb. 1933, von Basel BS
Birsfelden. Steindler-Fröhlich, Ruzena,
1923, von Basel BS (Burgfelder- Hänggi-Schaub, Myrta, geb. (Reinacherstrasse 202). Trauer-
1928, von Dulliken SO und Lu- feier im engsten Familienkreis. Bieler, Peter, geb. 1923, von Ba- geb. 1926, von Pratteln BL
strasse 188). Trauerfeier im
zern LU (Gellertstrasse 84). sel BS (Hardstrasse 71). Abdan- (Bahnhofstrasse 37, c/o APH
engsten Familienkreis. Wechlin-Ramp, Paul Alfred,
Wurde bestattet. kung Mittwoch, 17. Juli, 14 Uhr, Madle). Abdankung und Beiset-
Brkic, Vahida, geb. 1961, aus geb. 1920, von Basel BS (Wie- zung in Tschechien.
Besammlung Friedhof Birsfel-
Kroatien (Horburgstrasse 48). Hanser, Dieter Franz, geb. sendamm 22). Trauerfeier im den.
Wurde bestattet. 1943, aus Deutschland (Güter- engsten Familienkreis. Vogt-Kohler, Erika, geb. 1926,
strasse 296). Wurde bestattet. Brunner, Rudolf Max, geb. von Lauwil BL (Bahnhofstrasse
Cavaleri-Klenert, Emilie Wickli-Baumgartner, Fried- 1926, von Uster ZH (Rheinpark- 37, c/o APH Madle). Abdankung
Christine, geb. 1918, von Basel Hochuli-Friedli, Beat Erwin, rich, geb. 1931, von Riehen BS strasse 3). Abdankung Diens- Donnerstag, 18. Juli, 14 Uhr, Be-
BS (Kaltbrunnenstrasse 57). geb. 1957, von Reitnau AG (Un- (Lörracherstrasse 4). Trauerfei- tag, 16. Juli, 15.30 Uhr, Besamm- sammlung Friedhof Blözen, Ab-
Wurde bestattet. terer Batterieweg 39). Trauer- er im engsten Familienkreis. lung Friedhof Birsfelden. dankungshalle.
Christen, Lilly, geb. 1922, von feier Freitag, 12. Juli, 15.15 Uhr, Wiesli-Hässig, Emil Alois, geb. Pfeuti-Häner, Elisabeth, geb.
Dürrenroth BE und Bözen AG Friedhof am Hörnli. 1922, von Basel BS (Claragra- REINACH
1937, von Schwarzenburg BE
(Rheinsprung 16). Wurde be- Huber, Marguerite Elsa, geb. ben 105). Trauerfeier Dienstag, (Hauptstrasse 78). Wurde be- Teuscher-Ambrosini, Kurt,
stattet. 6. August, 10.30 Uhr, Kapelle stattet.
1923, von Basel BS (Ackerstras- geb. 1927, von Därstetten BE
Friedhof Allschwil.
Decoppet-Grenacher, Sigrid se 20). Trauerfeier im engsten Rindisbacher-Schwab, Verena, (Steinrebenstrasse 136). Trau-
Claire Judith, geb. 1927, von Familienkreis. Wüthrich-Aubry, Erika, geb. geb. 1935, von Lauperswil BE erfeier und Urnenbeisetzung
Suscévaz VD und Yverdon-les- 1935, von Thunstetten BE (Lavaterstrasse 33). Abdan- Dienstag, 16. Juli, 14 Uhr, Fried-
Levin-Andrea, Philip, geb.
Bains VD (Emanuel Büchel- (Brantgasse 5). Trauerfeier Frei- kung Dienstag, 16. Juli, 14 Uhr, hof Fiechten, Reinach.
1931, von Andeer GR und Donat
Strasse 24). Trauerfeier Freitag, tag, 12. Juli, 14.15 Uhr, Friedhof Besammlung Friedhof Birsfel-
GR (Rennweg 92). Wurde be- am Hörnli.
19. Juli, 10.30 Uhr, Gellertkirche, den. RÜNENBERG
stattet.
Basel. Wunderlin-Rohrer, Adelheid, Strub-Büchler, Paul, geb.
Lienhard, Marie, geb. 1925, von geb. 1924, von Wallbach AG LAUSEN 1942, von Läufelfingen BL (All-
Vordemwald AG (Claragra- (Lindenhofstrasse 39). Trauer- Schärer-Weber, Frieda Marg- mendstrasse 90). Wurde be-
ben 31). Trauerfeier Freitag, 26. feier Freitag, 12. Juli, 10 Uhr, rith, geb. 1924, von Wangen bei stattet.
Offizieller Notfalldienst Juli, 11.15 Uhr, Friedhof am Friedhof am Hörnli.
Basel-Stadt und Basel- Hörnli.
Landschaft:
Melchionda-Sassone, Giu- BETTINGEN
061 261 15 15
Notrufzentrale 24 Stunden
Ärzte, Zahnärzte, kostenlose
seppina, geb. 1953, von Basel
BS (Flughafenstrasse 91). Trau-
Beck-Schweizer, Erika Luise,
geb. 1917, von Basel BS
Annahmestelle
Todesanzeigen und
medizinische Beratung der erfeier Dienstag, 16. Juli, (Chrischonarain 135). Trauerfei-
Stiftung MNZ 15.30 Uhr, Friedhof am Hörnli. er im engsten Familienkreis.
Danksagungen
Notfalltransporte: Sager-Bünter, Johann
144 Andreas, geb. 1923, von Basel RIEHEN
TagesWoche 28/29 15
R EG I O N
Idyllisch ist es jetzt nicht mehr auf der Erlenmatt – hier werden bald riesige Wohnblocks stehen. Foto: Nils Fisch
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Region 12. Juli 2013
Anzeige
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der Kanton den Boden nicht gekauft Erlenmatt nutzt temporär Habitat-Bo-
hat». Das habe «zu einem komplizier- den. Wirt Jonas trifft demnächst Stif-
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% 4%) ) =%73) )"+7) %)7344%372 )) (') % 4%# ;3 :)43) =4'773 :)73
ten Dreiecksverhältnis zwischen dem tungsvertreter, um zu besprechen, wie
Entwickler, den privaten Investoren
und dem Kanton» geführt. «Das Erlen-
matt-Areal wurde von einer Firma
es im nächsten Jahr weitergeht. Er
rechnet sich gute Chancen aus, auch
2014 Gäste empfangen zu können.
übernommen, welche die Arealent- Wirtin Céciles «Sonnendeck» ge-
wicklung selbst in die Hand genommen genüber liegt auf Bricks-Boden. Sie
lation von Urs Müller (Grünes Bünd- der 1990er-Jahre Mitglieder der Be- "## '"'
nis). Er hatte wissen wollen, wie sie es gleitgruppe, hatten Einsprachen ein- ,' % > ?37
mit ihrem Versprechen von 2005 halte, gelegt gegen das Baugesuch für die ?37 :) ("3 - &" )
( "3%7 - &" )
$
auf der Erlenmatt würde ein «zeitge- Bricks-Areale – wegen der fehlenden
darauf legt, dass ein grosser Anteil an mit dem Erlenmatt-Prozess gibt er je- :4+3(:)") :44$ :"7$
Familienwohnungen erstellt wird.» nen, die sich bei anderen Entwick- @@$"$&:)" 3( -@@@$"$
Bei der Habitat wird tatsächlich an- lungsgebieten (Stichwort: Hafen) en- /- &" -80 .
% +37%'4"'4
ders geplant als bei Bricks und Kon- gagieren, drei Ratschläge mit auf den
sorten: partizipativ, kleinteilig, nicht Weg. «Der K anton muss den Boden be-
profitorientiert. Die Stiftung verhan- sitzen, um den es geht. Abmachungen
delt mit diversen Wohngenossenschaf- zwischen Bevölkerung, Politik, K anton
ten. Geplant ist ein Haus für Studie- und Investoren müssen präzise formu-
rende mit öffentlicher Schwimmhalle. liert und transparent kommuniziert
Ihren Boden gibt die Stiftung im Bau- werden. Und die Engagierten müssen *# 9 @$('$'4#
recht ab. Das klingt sympathisch, aber am Ball bleiben können. Sonst geraten "#
#'' <34#%) /-@@ (' @!@0 +3
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auch dazu hat die Regierung kaum et- sie gegen die Profis aus Politik, Ver-
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was zu sagen. waltung und Investorenkreisen immer ':)") /- /-@@ (' @550
Die provisorische Open-Air-Bar ins Hintertreffen.» @9 0 &:)"
<34#%) +37)
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«Sommerresidenz» im Nordteil der tageswoche.ch/+bfvhc
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Region 12. Juli 2013
nach Sissach
des Forschungsinstituts
für biologischen
Landbau in Frick.
Foto: Nils Fisch
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Otto Buess forschte nach Alterna- tikums in Kuba eine Studie, worin er können ebenso nachhaltig sein wie 150 Personen und hat ein Jahresbud-
tiven, pröbelte, testete und stellte den nachwies, dass die staatliche Land- ideelle. In der Bildung und Beratung get von 19 Millionen Franken.
Guts- und Versuchsbetrieb auf biolo- wirtschaft nicht rentabler sei als die bauen wir auf das Erfahrungswissen Kilcher verlässt das FiBL, obwohl er
gischen Anbau um. Für eine kleine private. der Bauern, bringen dieses mit unse- weiss, dass die Erwartungen an ihn als
Anhängerschaft war das ein Segen Er veröffentlichte darüber in der ren wissenschaftlichen Erkenntnissen neuen Leiter des bäuerlichen Zentrums
und eine Hoffnung, für das Gros der NZZ Artikel, was beim Aargauer Zi- zusammen und vernetzen das ganze hoch sind. Denn, aus der innovativen
Bauern, für die gängige Forschung garrenfabrikanten Burger auf Interes- mit dem Markt.» Bauern müssten ech-
und für die Landwirtschaftspolitiker se stiess. Er beauftragte Kilcher, ihm te Partner in einer Wertschöpfungs-
aber eine Provokation. Man vermutete
Scharlatanerie hinter dem Getue und
den Zugang zu qualitativ hochstehen-
den Tabakfabrikanten zu organisie-
kette vom Kunden über den Handel
bis zur Landwirtschaft werden. Dann
Die innovative
den angeblichen Erfolgen auf dem Ba- ren. Kilcher verbrachte mehrere Mo- würden auch Sprüche aufhören wie: Schule wurde zum
selbieter Gutsbetrieb. «Tagsüber
fromm tun und nachts heimlich sprit-
nate in Kuba, reiste immer wieder
hin, lernte seine Frau kennen, die
«Direktzahlungen brauchts, weil es
ganz okay ist, dass ihr da seid.»
Verwaltungs-
zen», so verhöhnte man die Bestre- heute mit ihm und drei von vier Kin- Wie will der neue Ebenrain-Leiter apparat.
bungen in Sissach schweizweit. dern in Binningen wohnt. nun seine Erfahrungen am neuen Wir-
Nach dem Studium engagierte ihn kungsort einbringen? Darüber lässt er
der Landwirtschaftliche Informati- sich kein Wort entlocken. Er will zu- landwirtschaftlichen Schule der
Das Gros der onsdienst als Redaktor. «Ich erlebte erst mit seinem künftigen Team reden. 1970er-Jahre ist ein Verwaltungsappa-
dort ein tolles Jahr und erhielt einen Lieber berichtet er über seine interna- rat geworden. Verschiedene Mitarbei-
Bauern hielt fantastischen Einblick in die landwirt- tionalen Erfahrungen am FiBL. Von ter, vor allem pensionierte, führen dies
Biolandbau für schaftlichen Verbände, Organisa- seinen Studien und Beratungen in darauf zurück, dass das Amt für Land-
tionen und in die Politik.» Mit seinen Kuba, Tunesien, Marokko, Chile, Ar- wirtschaft sukzessive aus Liestal abge-
Scharlatanerie. Berichten machte er Urs Niggli, den gentinien, Brasilien, Indien, Thailand zogen und in bestehende und neu er-
Chef des FiBL, auf sich aufmerksam. und Osteuropa. In über 20 Ländern baute Gebäude bei der ehemaligen
Er engagierte Kilcher an seinem Insti- beriet er Bauern bis zu Regierungen Schule einquartiert wurde. Beratung
Unbeirrbar gingen Buess und seine tut, wo er als Leiter der Beratungs- bei der Produktion und Vermarktung der Bauern sowie Aus- und Weiterbil-
Getreuen ihren Weg, sahen aber ein, dienste eng mit allen landwirtschaft- von Bioprodukten. «Ich kann nicht be- dung rückten in den Hintergrund.
dass die Aufgabe der Landwirtschaft- lichen Schulen der Schweiz, mit Bio haupten, ich hätte nichts gesehen von Der heutige Chef, Werner Mahrer,
lichen Schule vornehmlich in der Aus- Suisse und mit den Grossverteilern, dieser Welt.» der diesen Herbst pensioniert und Lu-
und Weiterbildung des Bauernstands insbesondere mit Coop, zusammenar- kas Kilcher Platz machen wird, soll
sowie in der Beratung der Landwirte beitete. Ein Anruf Anfang Juni mit manchmal unzimperlicher Art die
bestand. Deshalb war Otto Buess stark Nach der Einführung der Direkt- Interessen der Verwaltung durchge-
daran beteiligt, als 1973 das For- zahlungen durch den Bund und dem Kurz, Lukas Kilcher fühlte sich wohl setzt haben. Die Distanz zwischen den
schungsinstitut für biologischen Einstieg von Coop im Biomarkt 1993 am FiBL. Der Anruf anfangs Juni aus Bauern und den Mitarbeitern des
Landbau in Oberwil gegründet wurde begann die Nachfrage nach Bioproduk- Liestal traf ihn völlig unvorbereitet: Zentrums wuchs. «Die Probleme zwi-
– das Institut, das heute unter dem ten enorm zu wachsen. Schon bald war die Anfrage, ob er die Leitung des schen den Leuten im Ebenrain haben
Kürzel FiBL bekannt ist. Das Institut das Angebot zu klein. «Es war eine Ebenrain übernehmen wolle. Er w uss- wir schon zu spüren bekommen», sagt
auch, das zum Wirkungsort für Lukas gros se Herausforderung, Handel, Ver- te, dass die Ausschreibungen für die der ehemalige Baselbieter Bauernprä-
Kilcher werden sollte. arbeiter und Bauern auf die neue Situa- Stelle seit Monaten ergebnislos geblie- sident Gregor Gschwind, «und ent-
tion einzustellen. Mit Coop und Bio ben waren. Ein aussichtsreicher Kan- sprechend hatten wir auch unsere
«Wunderbare Menschen» Suisse starteten wir eine starke Part- didat hat sich in letzter Minute zu- Sträusse auszufechten mit Herrn
nerschaft und lancierten 1995 eine rückgezogen. Einen knappen Monat Mahrer, der durchaus seine Machtde-
Während des Gymnasiums und nach gros se Informations- und Umstel- führte Kilcher Gespräche, eines auch monstrationen veranstaltete. Aber al-
der Matur arbeitete Kilcher vorerst als lungsinitiative: 3000 Bauern meldeten mit Regierungsrat Weber. les ihm zuzuschreiben, das wäre dann
Landdienstler und Praktikant auf ver- sich und 1500 stellten auf Bio um.» Nun hat er also zugesagt und ver- doch zu einfach.»
schiedenen Betrieben im Baselbiet, im Die Freude über den Boom stiess lässt seinen A rbeitsort, der ihm in den Es sei Zeit f ür einen Neuanfang, sagt
Welschland, in Graubünden – alles nicht überall auf Begeisterung. Tradi- letzten 20 Jahren ein gros ses Stück Gschwind. Das sagen andere ebenfalls
Biobetriebe. «Wunderbare Menschen tionelle Biobauern argwöhnten, die der Welt geöffnet hat. Er verlässt das und denken auch an ganz andere Berei-
habe ich da kennengelernt», schwärmt Neueinsteiger setzten aus rein ökono- Institut, das gewachsen ist mit der che als an die Landwirtschaft. Doch
er, «Menschen mit Geduld, Hingabe, mischen und nicht aus ideellen Grün- Zeit und aus Platzmangel 1997 von zumindest dort ist er wenige Tage nach
Beobachtungsgabe.» 1984 begann er den auf Bio. «Wir haben erlebt, dass es Oberwil in die leerstehende landwirt- Amtsantritt des neuen Volkswirt-
an der ETH Zürich Agronomie zu stu- kein Widerspruch ist, aus ökonomi- schaftliche Schule in Frick umgezo- schaftsdirektors Weber aufgegleist.
dieren, verfasste während eines Prak- schen Beweggründen umzustellen. Sie gen ist. Heute beschäftigt es gegen tageswoche.ch/+bfuxr
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So stellen sich einige Leute das Leben im Gefängnis vor. Die Realität sieht ein wenig anders aus. Foto: Nils Fisch
Kuschelknast
hörden dürfe man keine Vorwürfe
machen, die Verhafteten seien selber
schuld. Schliesslich seien sie ja von
niemandem gezwungen worden,
Hand taschen zu k lauen und in fremde
Die Gefängnisse in der Schweiz gelten Häuser einzusteigen.
Das ist wohl eine weit verbreitete
als viel zu weich. Zu Recht? Der Laufner Meinung. Das zeigte anfangs Woche
auch ein Artikel im «Blick», der ge-
Uralt-Knast weist eher in die andere wöhnlich ein feines Sensorium für die
Stimmung in der Bevölkerung hat.
Richtung. Von Michael Rockenbach Diesmal ging es in dem Blatt um den
24-jährigen Kosovaren Behar S., auch
«Bolonese-Toni» genannt, der im
F
April 2011 in Grenchen einen Türste-
Basel hängt mit her erstochen hat und nun in Bostadel
Das Laufner Gefängnis bietet sitzt. Dort gelang es ihm via Face-
Platz für 11 Untersuchungshäft- ür den Staat ist es eine billige L ö- als ideal. So günstig ist diese aller- book, sich über die Haftanstalt lustig
linge. In den Untersuchungs- sung: 300 000 Franken zahlt der K an- dings nur, weil Rebers Direktion zu machen («Huere schön da!») und
und Vollzugsgefängnissen in ton Baselland für ein neues Gefäng- lediglich das Allernötigste machen mit seinen Muskelbergen zu protzen
Arlesheim und Liestal können nis, das so neu nicht ist. Vor über 100 liess. Die 300 000 Franken wurden («ich mach immer weiter, bis der Bi-
bis zu 75 Häftlinge unterge- Jahren ist das Bezirksgefängnis Lau- für die Sicherheit aufgewendet, damit zeps platzt»), obwohl der Internetzu-
bracht werden (aber auch nur fen ein erstes Mal eröffnet worden, nicht kurz nach der Wiedereröffnung gang gesperrt sein sollte.
dank so genannten «Notbet- 2001 ging es zu – endgültig, w ie es da- bereits die ersten Häftlinge wieder «So lustig geht es in Bostadel also
ten»). Im neuen Strafjustiz- mals hiess. Und das mit gutem Grund. davonspazieren. zu und her», konstatierte der «Blick»
zentrum in Muttenz stehen ab Der alte Kerker hat eine ganze Reihe – und fragte seine Leserschaft, ob es
Sommer 2014 48 Haftplätze von Mängeln. Die Zellen sind schlecht Gegen die Menschenrechte in der Schweiz nach der Kuscheljustiz
zur Verfügung. belüftet, zum Teil nur durch den nun auch einen Kuschelknast gebe.
Der Kanton Baselland arbeitet schmalen Essspalt. Aufenthalts- und Dabei sind die Haftbedingungen tat- Und ob das ganze auch noch viel zu
auch im Bereich der Haft mit Arbeitszimmer fehlen und der vergit- sächlich zum Davonlaufen. Das Ge- teuer sei. 90 Prozent klickten diese
Basel-Stadt zusammen, wo es terte Spazierhof ist mit 20 Quadrat- fängnis widerspricht den Europäi- beiden Punkte an, nur 10 Prozent ver-
ebenfalls zu wenige Gefängnis- metern viel zu klein. schen Strafvollzugsgrundsätzen, die traten die Ansicht, dass die Gefange-
plätze gibt. Ein Problem, das Trotz dieser Mängel ist das Be- auf den Menschenrechten basieren nen grundsätzlich ein Recht auf gute
aller Voraussicht nach frühes- zirksgefängnis am 5. Juli wieder in und von der Schweiz unterzeichnet Kost und Therapie haben.
tens 2018 mit dem geplanten Betrieb genommen worden, weil die worden sind. Darin wird unter ande- Die Gefangenen müssten härter
Bau des Bässlergutes II gelöst Behörden in der Region Basel nicht rem vorgeschrieben, dass es in den angepackt werden, damit sie ihre L ek-
wird – wenn überhaupt. In wissen, wo sie die Kriminellen sonst Gefängnissen «eine angemessene tion kapieren: John Zwick vom Bun-
anderen Landesteilen ist die noch unterbringen könnten. Die Ge- Auswahl an Bewegungs- und Erho- desamt für Justiz, Fachbereich Straf-
Situation auch nicht besser. fängnisse sind belegt bis überbelegt;; lungsmöglichkeiten» gibt. Oder dass und Massnahmenvollzug, hört häufig
gleichzeitig meldet die Polizei immer in allen Räumen Frischluft einströ- solche Aussagen. Gerade nach «ein-
wieder neue Verhaftungen von aus- men muss, sofern keine Klimaanlage zelnen Vorkommnissen», wie der Fa-
ländischen Einbrechern und Taschen- vorhanden ist. cebook-Panne in Bostadel oder dem
dieben. In dieser Situation erscheint Darauf – und auf weitere Punkte – Verbrechen eines rückfälligen Täters,
die billige Laufner Lösung dem Basel- haben wir bereits am Wochenende in meldeten sich die Hardliner w ieder zu
bieter Sicherheitsdirektor Isaac Reber einem Online-Artikel aufmerksam Wort, sagt Zwick: «Eine möglichst
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Die bisherige Online-Berichterstattung der2013
Tages-
Woche über die Haftmisere hat schon einige
interessante Kommentare ausgelöst. Ein Auszug:
Dominique Gasser
harte Linie zu fahren, bringt aber we- bewegen kann.» Das mache das Le- schliessen – einmal mehr. Was von
der ihnen irgendetwas noch der Ge- ben schwer, zuweilen auch scheinbar den Versprechen der Behörden zu hal- Um die bereichernde Atmosphäre
sellschaft.» Das Ziel müsse es sein, sinnlos. Darum brauche es in der Haft ten ist, zeigt das Beispiel des A rleshei- in unseren Gefängnissen noch zu
den Gefangenen neue Perspektiven Strukturen – für Wohnen, Arbeit, mer Bezirksgefängnisses. steigern, könnte man Google-
aufzuzeigen, sie – wenn nötig – etwas Sport und Freizeit – ebenso w ie f ür die Im Hinblick auf den Neubau in Innenarchitekten und Feng-Shui-
zu lehren, damit sie sich nach der Haft Sicherheit und das Personal, sowohl Muttenz ist seine Schliessung schon Experten miteinbeziehen. (...) Und
wieder in die Gesellschaft eingliedern in der U-Haft als auch im Vollzug. mehrfach angekündigt und wieder warum nicht auch noch minu als
können. In der Schweiz geht der Trend dar- verschoben worden. Neuerdings Koch engagieren?
«Den gegenteiligen Ansatz verfol- um hin zu grösseren, regionalen schliesst die Sicherheitsdirektion
gen die USA. Dort werden die Men- Gefängnissen mit einer Infrastruktur, nicht einmal mehr aus, dass «Arles-
M Fischer
schen in den Gefängnissen einfach die den Menschenrechten und den heim» auch mittel- bis langfristig wei-
weggesperrt – und die Rückfallquote Richtlinien des Bundes entsprechen. terbetrieben wird. Dabei ist inzwi- Die Verantwortung für die Wieder-
ist dort bekanntlich sehr hoch», sagt Es ist allerdings ein langsamer schen schon seit zehn Jahren quasi eröffnung des Gefängnisses in
Zwick. Wesentlich besser sei die Quo- Prozess, wie sich auch in der Region amtlich bestätigt, dass auch dieses Laufen liegt ja wohl bei den Delin-
te in der Schweiz. Davon ist er über- Basel zeigt. Gefängnis untauglich ist. In der Vor- quenten und nicht bei Isaac Reber!
lage für das neue Straftjustizzentrum
Die Ausrede der Regierung von 2004 ist einerseits von Sicher-
Elisabeth Wahl
«Die Täter einfach heitsmängeln («Gefahr insbesondere
Die Baselbieter Sicherheitsdirektion von Flucht, Geiselnahme etc.») die Es kann nicht angehen, dass wir Mil-
wegzusperren, bringt rechtfertigt die Wiedereröffnung von Rede, und andererseits von Zellen, die lionen verschleudern, damit es den
niemandem etwas.» «Laufen» zwar mit der «prekären Si- «den gesetzlichen Anforderungen (...) Gefängnisinsassen besonders wohl
tuation wegen der anhaltenden Ein- nicht mehr entsprechen». ist. Dieses Geld fehlt an anderen Or-
John Zwick, Bundesamt für Justiz
bruchswelle», die nicht vorausgese- Trotz dieser unhaltbaren Zustände ten, wo enorm geknausert wird.
hen werden konnte. verzögerte sich der Baubeginn in Mut-
zeugt, auch wenn es keine genauen Ganz ähnlich sprach die Regierung tenz immer wieder, unter anderem,
Angaben gibt, weil etliche ausländi- allerdings bereits vor über zehn Jah- weil Regierung und Landrat die Florian Degen
sche Straftäter nach der Haft wieder ren. Schon in der Vorlage f ür den Neu- Kosten ursprünglich viel zu tief ver-
Ich verstehe diese Argumente
in ihr Heimatland zurückkehren, wo bau des Strafjustizzentrums in Mut- anschlagt hatten (auf 45 statt 75 Milli-
nicht ganz. Wenn jemand ein Ver-
sie statistisch nicht mehr erfasst wer- tenz von 2001 und 2004 war von onen Franken).
brechen begeht, ist er dann selbst
den können. «hohen Belegungszahlen» in den Ge- Möglicherweise ist es für Politiker
schuld, wenn er unzumutbaren
Nicht viel mehr als mit der Forde- fängnissen und «zunehmendem Kri- eben verlockend, bei den Häftlingen
rung nach einer harten Linie kann minaltourismus» die Rede. zu sparen, die keine Lobby haben.
Bedingungen ausgesetzt ist?
Zwick mit einem Begriff wie «Ku- Bis in einem Jahr soll das neue Und nach einer weitverbreiteten Mei- In letzter Konsequenz würde diese
schelknast» anfangen. «Ein Gefäng- Zentrum mit 48 Haftplätzen nun tat- nung ohnehin schon zu sehr ver- Aussage ja auch menschenver-
nis ist und bleibt ein Gefängnis», sagt sächlich gebaut sein. Dann soll auch hätschelt werden. achtende Behandlungen recht-
er: «Ein Ort, an dem sich niemand frei das Gefängnis in Laufen für immer tageswoche.ch/+bfuqb fertigen.
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TagesWoche 28/29 21
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der Milch der Sojabohne gewonnen siert Taifun ausserdem unsere Ver-
wird. Tofu ist, davon ist die Firmen- bundenheit mit der Natur und die
leitung überzeugt, nicht einfach nur Wandlungsfähigkeit und stete Bewe-
ein Lebensmittel: Tofu ist Teil einer gung in unserem Unternehmen.»
Lebenseinstellung.
Wer regelmässig Tofu isst, muss Gesucht: Gentech-freie Bohnen
nicht Vegetarier sein, er ist aber zur
Einsicht gelangt, dass täglicher Anfangs verkaufte Taifun die Wo-
Fleischkonsum nicht nur ungesund chenproduktion von z wölf K ilogramm
ist, sondern auch die Umwelt belastet auf dem Freiburger Markt, doch bald
und in manchen Weltgegenden Hun- überstieg die Nachfrage die Kapazitä-
ger verursacht, weil die Äcker nur ten. Schnell wuchs die Firma, zog in
noch für Viehfutter genutzt werden. grössere Räume, die ebenfalls bald
Dass Taifun ausschliesslich bio- wieder zu klein waren. Der Zeitgeist
logisch angebaute, gentechnikfreie half, das Umweltbewusstsein stieg
Sojabohnen verarbeitet, ist da nur und mit ihm das Bewusstsein für ge-
konsequent. In mittlerweile 26 Jah- sunde Ernährung. Heute fertigt Tai-
ren hat sich Taifun von einer kleinen fun mit 200 Mitarbeitern 90 Tonnen
Kellerbude zu Europas grösstem Pro- Tofu pro Woche. «Unsere Produkte
S
Taifun-Produkte entwickeln duzenten von Bio-Tofu emporge- entwickeln sich auf dem Markt so ra-
sich auf dem Markt wie ein arbeitet. Waren im Wert von 23 Mil- sant wie ein Wirbelwind», sagt Fir-
Wirbelwind. Heute stellen lionen Euro hat Taifun 2012 mengründer Heck.
200 Mitarbeiter 90 Tonnen chon von Weitem ist das bunte um gesetzt, knapp 4,5 Prozent davon In den Fabrikhallen selbst ist vom
Tofu pro Woche her. Taifun-Logo an der weissen Haus- in der Schweiz. theoretischen Überbau wenig zu spü-
Foto: Katja Krause wand auszumachen: grüner Acker, Tofu kommt aus Asien, ist in China ren. Konzentriert gehen die Mitarbei-
gelb-rote Sonne und ein schwarzer und Japan seit Jahrhunderten Teil der ter zu Werke, überall peinlich auf Sau-
Schriftzug wie mit dem breiten Kalli- traditionellen Ernährung. Aus Ostasi- berkeit bedacht, so wie es sich für
grafiepinsel gemalt. Es fällt auf en haben auch die Gründer von Tai- einen Lebensmittelbetrieb gehört.
inmitten der Spiegelfassaden im In- Über den Köpfen sirren die Sojaboh-
dustriegebiet im Norden von Frei- nen durch die grossen Rohrleitungen,
burg im Breisgau. Tofu ist nicht bloss die Bohnen werden mit Luftdruck
Beim Durchschreiten der Fabrikto- vom Silowagen in die Waschbottiche
re wird noch deutlicher, dass hier ein ein Lebensmittel, gepumpt.
Betrieb Wert darauf legt, nicht allein sondern Teil einer Eine benachbarte Mühle liefert die
auf Umsatz und Gewinn reduziert zu Rohwaren, 80 Prozent der Bohnen
werden: Auf einer Steinstele bläst eine Lebenseinstellung. stammen aus Europa, aus der Rhein-
bronzene Skulptur des «Firmengottes» ebene bei Freiburg, aus dem Elsass,
Taifun die Backen auf, in einem Brun- dem Burgund und aus Österreich. 20
nen nebenan badet eine Wassergöttin, fun, Klaus Kempff und Wolfgang Rai- Prozent kommen aus Kanada und
ein Feuergott steht gegenüber und da- ner Heck, die Idee und die Philosophie Brasilien. Vor wenigen Jahren noch
hinter ist ein kleiner Zen-Garten mit übernommen. Taifun ist vom chinesi- kamen rund 50 Prozent der Bohnen
Teehaus angelegt. Ein mit Steinplatten schen Tai fung abgeleitet, was grosser aus Südamerika. Doch seit Brasilien
im R asen ausgelegtes 100 Meter langes Wind bedeutet. «Die damit verbunde- offiziell den Anbau von gentechnisch
Labyrinth führt zu einer stilisierten ne Energie einerseits und die Ver- veränderten Pflanzen zugelassen hat,
Sojabohne. «Die vier Elemente – Luft, knüpfung mit den asiatischen Wur- wird es immer schwieriger, gentech-
Wasser, Feuer, Erde – sind wichtig für zeln andererseits waren damit der nikfreie Ware zu liefern, denn allein
unsere Firmenphilosophie», sagt K atja passende Name für die Taifun-Pro- durch Genstäube in der Umwelt, so
Günther, die durch die Firma führt. dukte», erklärt Lina Cuypers, die bei heisst es bei Taifun, könne es zu mini-
Taifun stellt Tofu her, jene weisse, Taifun für die Öffentlichkeitsarbeit malen Verunreinigungen kommen.
weichkäseähnliche Masse, die aus verantwortlich ist. «Heute symboli- Diese sind jedoch sehr selten und lie-
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Eigene Forscher
kümmern sich um
die Züchtung der Anzeige
gen dann unter 0,1 Prozent. Damit ist sulfat genommen, gereinigten Gips,
dieser von Taifun garantierte Wert womit der Tofu etwas fester wird. In richtigen Sorten.
weit niedriger als die Grenze in der Japan wird der Meerwasserauszug
EU-Verordnung: Hiernach gelten Le- Nigari (Magnesiumchlorid) verwen-
bensmittel, die gentechnisch verän- det, was den Tofu weicher macht. sammengemixt. Es duftet nach Ge-
derte Spuren von unter 0,9 Prozent Taifun hat den europäischen Gau- würzen, der Geruch von Buchenholz-
enthalten, als gentechnikfrei. men erforscht und benutzt eine eigene rauch sickert aus grossen Stahl-
Mischung aus beiden Gerinnungsmit- schränken. Tofu-Wienerle schiessen
Der Geruch gekochter Eier teln. Mit reinem Nigari wird nur der aus einer Wurstmaschine, am Ende
quarkähnliche Seidentofu hergestellt. einer Bratstrasse stapeln Mitarbeiter
Nach dem Waschen dürfen die Boh- Taifun hat mittlerweile eine eigene Bratlinge auf grosse Bleche: Bratfilets
nen über Nacht quellen, dann werden Forschungsabteilung, die sich mit der mit Oregano, Bärlauch oder Curry-
sie gemahlen. Der Brei wird gekocht Weiterentwicklung der Tofu-Produk- Ananas.
und dann gepresst, wobei sich die So- tion beschäftigt, sowie eine landwirt- In einer Wurstfabrik sieht es nicht
jamilch von den Pflanzenfasern, dem schaftliche Forschungsanstalt, die viel anders aus und tatsächlich sind
e
sogenannten Okara absetzt. Taifun sich um die Züchtung der richtigen auch viele der Taifun-Mitarbeiter ge-
beer
gibt das Okara an Biobauern ab, die Soja-Sorten bemüht. lernte Metzger. Weniger als zehn Hi m
damit ihre Tiere füttern. Man kann es Der Tofu wird nach der Gerinnung Prozent der 200 Angestellten sind Ve-
aber auch zum Beispiel in Müslirie- gepresst, die sich dabei absondernde getarier. Die Burger werden in Folie
geln verwenden, weiss Katja Günther. Molke unter anderem in die Schweiz verpackt, anschliessend pasteurisiert
Eine Idee, die Taifun gegenwärtig zur Getränkeherstellung verkauft. Die und gekühlt. Dann sind sie bereit für
Truffes du Jour: Die
nicht verfolgt, hier konzentriert man Pressung geschieht automatisch, fla- den Kunden – ob Vegi oder nicht.
frischesten Truffes der Welt
sich auf das Kerngeschäft, die Pro- che Kisten laufen über ein Förder- tageswoche.ch/+bfsry
duktion von Tofu. band. Confiserie Sprüngli Telefon 044 224 47 11
Die Sojamilch steht am Anfang der Es ist laut hier, es zischt und rattert Es ist nicht ganz einfach, Lebensmittel- bestell-service@spruengli.ch www.spruengli.ch
Verarbeitungslinie. Ihr wird, ähnlich aus allen Richtungen. Am Ende des betriebe zu besichtigen. Taifun macht da
wie bei der Käseherstellung, ein Ge- Bandes stehen die starken Männer eine Ausnahme: Die Firma bietet regel-
rinnungsmittel zugesetzt. In China von Taifun: Acht Stunden am Tag mässig Besuchstermine, zu denen man
hat man dafür traditionell Calcium- heben sie die 15 K ilogramm schweren sich anmelden kann; www.taifun-tofu.de
TagesWoche 28/29 23
I NTE R NATIO NAL
Die ungarische
Auswanderung ist
derzeit so gross
wie noch nie.
«Kein
für die zierliche Coiffeuse mit den was-
serstoffblonden Haaren zur Seltenheit
geworden. Eine Mauer trennt das Gebäude in
Wir fahren bei laufender Klima- zwei Teile. In der einen Hälfte wohnt
anlage über die Autobahn, vor dem seine Frau mit dem gemeinsamen drei-
Fenster leuchten weite, unbewohnte jährigen Sohn Levente und ihrem älte-
Leben
Flächen in der Mittagssonne, im Rück- ren Sohn aus erster Ehe. Ferenc ist zu
spiegel verschwindet das Flughafenge- einem seltenen Gast geworden in die-
bäude hinter den Bäumen. Es bleiben sem halben Haus. Vor vier Jahren hat
knappe zehn Stunden, um etwas mehr er zum ersten Mal Land und Familie
über diesen Mann zu erfahren. Was f ür hinter sich gelassen, um im Ausland
für die
ein Leben er mit seiner Familie in Un- Wände zu verputzen, damals war er 36.
garn führt. Weshalb er seine Heimat Seither zieht er quer durch Westeuro-
immer wieder aufs Neue verlässt – und pa, von Baustelle zu Baustelle. «Mezõ-
was er über das Schattendasein der gazdasági vándormunkás» nennen sie
Dumpinglohn-Arbeiter in der Schweiz Leuten wie ihn – «Wanderarbeiter».
weiss. Ferenc sitzt auf der Rückseite des
Ewigkeit»
«Schau», sagt Ferenc und zeigt aus Hauses, im Schatten an einem Plastik-
dem Fenster auf die unverbaute Land- tisch. Im Wasserglas schmelzen ein
schaft, «es gibt hier keinen einzigen paar Eiswürfel, es ist drückend heiss.
Baukran, keine einzige Baustelle. Die Er sei einer von vielen, sagt Ferenc. In
Baubranche in Ungarn ist tot.» den letzten Jahren hätten die meisten
Ziel der Fahrt ist Szigetszentmiklós, seiner Freunde das Land verlassen.
jener Ort, den Ferenc sein Zuhause Immer mehr Arbeiter aus dem
nennt. Eine schmucklose Kleinstadt, Osten drängen auf den europäischen
wenige Kilometer ausserhalb von Bu- Arbeitsmarkt. In Ungarn hat die Aus-
dapest an der Donau. Wir verlassen die wanderung ein historisches Ausmass
Autobahn und setzen die Fahrt auf ei- Vor Kurzem wurde im Raum Basel ein angenommen. György Matolcsy, der
ner Landstrasse fort. Ein Ortsschild frühere Wirtschaftsminister, schätzt,
kündigt unser Fahrziel an. Ferenc biegt weiterer Fall von Lohndumping publik. dass eine halbe Million Arbeitnehmer
in eine Seitenstrasse ein und bringt ausserhalb der ungarischen Grenzen
den grünen Peugeot vor einem einge- Einer der Betroffenen war Ferenc beschäftigt sind. Ungarn ist eines jener
schossigen Häuschen zum Stehen. Ein europäischen Länder, die am meisten
hölzerner Gartenzaun grenzt das Haus Lörinc. Wir haben ihn in seiner Heimat von der Wirtschaftskrise betroffen
zur Strasse hin ab. Vor der Haustüre sind. Die Europäische Union sei aus
steht ein schwarzer Motorroller. in Ungarn besucht. Von Simon Jäggi dem Gleichgewicht geraten, sagt Fe-
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renc. Er selbst sieht sich als Opfer der mals in die Schweiz, wo er einen Monat wäre gerne länger geblieben, die offene Wochenende arbeiten müssten, «weil
Osterweiterung. In Ungarn würden lang blieb. Kurz darauf brachte seine Mentalität der Italiener habe ihm ge- sie auch ihre Rechte nicht kennen».
Rumänen zu Dumpinglöhnen auf dem Frau in Ungarn den gemeinsamen fallen. Doch in Italien fand er keine Im Gegensatz zu vielen anderen
Bau arbeiten und so den Ungaren die Sohn zur Welt. Ferenc reiste zurück in weitere Arbeit. Zum ersten Mal in sei- spricht Ferenc Deutsch und kennt die
Arbeit wegnehmen. Ein Ungare verdie- seine Heimat und fand für kurze Zeit nem Leben stieg Ferenc in ein Flugzeug Gesetze. Und dennoch gibt es auch für
ne pro Tag umgerechnet 30 Franken, eine befristete Anstellung in der Nähe und flog auf die Mittelmeerinsel Ibiza, ihn keine andere Möglichkeit, als die
Rumänen erledigten die selbe Arbeit wo er auf einer Grossbaustelle ange- widerrechtlichen Bedingungen zu ak-
für 20 Franken. stellt wurde. Vier Monate später kehrte zeptieren.
Eine halbe Generation wächst in Ferenc’ Sohn ist er aufs Festland zurück und arbeitete In Ungarn sieht er für sich keine Zu-
diesen Tagen in Ungarn ohne Väter auf. ein Jahr in Süddeutschland – bis er kunft. A ls gelernter Maler sei es f ür ihn
So auch der dreijährige Levente. Sei- ein «Skype»-Kind, letzten Sommer in der Schweiz Arbeit aussichtslos geworden, eine Arbeit zu
nen Sohn so selten zu sehen, das sei eines unter fand. finden. Die rund 600 Euro, die seine
schlimm, sagt Ferenc und klopft ner- Die Arbeitsbedingungen seien über- Frau als Coiffeuse verdiene, reichen
vös mit den Fingern auf den Tisch. vielen in Ungarn. all ähnlich. Die A rbeiter sind in Ferien- nicht, um die Familie zu ernähren.
Es ist früher Nachmittag und wir wohnungen untergebracht, arbeiten Einen Teil seiner eigenen Einnahmen
haben noch nichts gegessen. Wir ver- weit über 40 Stunden pro Woche, und legt er beiseite, mit dem Rest f inanziert
lassen das Haus, gehen die Strasse hin- von Budapest. Doch die Zeit zu dritt das zu undurchsichtigen Bedingungen. er den Alltag seiner Familie. Insbeson-
unter, biegen um eine Ecke und stehen war von kurzer Dauer. Er fand keine «Die meisten haben nur das Geld vor dere im Winter, wenn die Gasrechnung
vor Ferenc’ Lieblingsbeiz. Im «Arany neue Stelle, und das Geld w urde knapp. Augen», sagt Ferenc. Vielen sei es egal, steigt, werde das Geld gelegentlich
Fakanal» sind die Wände holzgetäfert, So zog er erneut los, dieses Mal in R ich- ob sie versichert seien oder auch am knapp, sagt Ferenc.
die Preise auch für Ferenc günstig, und tung Norditalien.
das Gulasch wird in üppigen Portionen Ferenc erzählt seine Geschichte auf Anzeige
aufgetischt. Deutsch. Er formt einfache Sätze,
Die meisten der Stühle sind frei. Die
Menschen in Ungarn gingen nicht
manchmal muss er nach einem Wort
suchen. Und dennoch sind seine Schil-
)3/ s EDU1UA
mehr so oft auswärts essen wie früher, derungen präzise. Er habe in der Schu- s (ÚHERE &ACHSCHULE
sagt Ferenc. Es gebe nicht nur weniger le Deutsch gelernt, vieles aber wieder &ACHRICHTUNGEN
Arbeit, seit dem EU-Beitritt im Jahre vergessen, entschuldigt er sich. Auf den
2004 seien auch die Preise deutlich an- Baustellen sprächen die Männer wenig s %IDG ANERKANNT )": 3CHULEN FàR 4ECHNIK
)NFORMATIK 7IRTSCHAFT
gestiegen. Während er sein Kuchen- miteinander. «Kessel» und «Kelle» sei-
stück isst, erzählt er von seiner v ierjäh- en die wichtigsten Begriffe. s "ERUFSBEGLEITEND
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Traumziel Schweiz
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SPO RT
«Ein junger Genius mit unsortierter Frisur und der Nummer 20 auf dem Rücken» – so schwärmten die Zeitungen schon 2004 von Matías Delgado. Foto: Markus Ulmer/foto-net
zurückzuholen. Ein Erklärungsversuch, warum der Argentinier, Der die Räume entdeckt
von 2003 bis 2006 der Spielmacher in Rotblau, einen Die Südländer haben einen Namen
für ihn: der Fantasista. Exakt als Vari-
Grossteil der Fans so elektrisiert. Von Christoph Kieslich étékünstler übersetzt, stellt der
Fantasista die schöne Seite des Spiels
E
dar. Er ist der Akteur mit ausser-
gewöhnlicher technischer Begabung.
Einer, der das Spiel lesen kann, einer,
s geht nicht ums Geld», sagt Die Randnotiz wirft noch Wochen Name Delgado auslöst in Basel und der Räume entdeckt, die für andere
Matías Emilio Delgado, «der FC Basel später Wellen. «Delgado läuft sich im der FCB-Fangemeinde. Man könnte verschlossen bleiben, der sie entweder
ist eine Herzensangelegenheit.» Natür- Forum warm», schreibt der «Blick am sagen, da verschwendet der FCB Zeit federleicht durchschreitet oder dyna-
lich. Unten auf dem Rasen des St.-Ja- Abend» und zitiert aus dem Chat- und womöglich Geld für einen Profi, misch erobert. Einer, der Pässe
kob-Parks fertigt der FCB gerade den Room der FCB-Fans. Eine Rückkehr der die letzten drei Jahre in der Wüste schlägt zu seinen Mitspielern, ohne
FCZ mit 4:1 ab. Unter den 27 053 Zu- Delgados – «das wäre der absolute verbracht hat. In Abu Dhabi am Persi- hinzuschauen. Und torgefährlich ist
schauern im Joggeli hat Kollege Flori- Hammer». Der Boulevard wittert ein schen Golf, beim A l-Jazira Club, der in er ausserdem. Trifft mit seinem
an Raz, damals noch bei der «Basler Jahr nach der Heimkehr von A lex Frei der Meisterschaft der Vereinigten A ra- gesegneten Fuss volley aus Positio-
Zeitung», den argentinischen Gast schon die nächste Basler «Transfer- bischen Emirate spielt, für welche die nen, wo andere schon beim Versuch
ausgemacht. Und sich von ihm an ei- bombe». Bezeichnung Operettenliga nicht un- eine Verletzung drohen würde, häm-
nem Tag im späten März 2010 in den Auch jetzt, drei Jahre später, wo der bedingt eine Beleidigung darstellt. mert den Ball aus grosser Distanz
Block diktieren lassen, dass Delgado FC Basel konkrete Gespräche mit dem Was macht also diese fast durchge- unter die Torlatte und zirkelt den
zurück nach Basel wolle. Spieler führt, fragt man sich, was der hende Begeisterung aus? Freistoss von der Strafraumgrenze
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St. Gallen. Das Versprechen, einen von Anfang an zu sehen».
neuen Spielmacher zu bekommen, ei- Auf der internationalen Bühne ging
+/#*
nen neuen Hakan Yakin, der sich sei- Delgados Stern im Oktober 2004 auf.
nerzeit eine Schlammschlacht mit
Paris St. Germain lieferte, dieses Ver-
Im Sommer hatte er in Buenos Aires
Maria-Laura Rossi geheiratet, die
sprechen spürten die Zuschauer. Schwester von Julio Hernan Rossi, eine
Sportlehrerin, die beim Basler LTC In-
terclub-Tennis spielte. Für diesen Julio
«Möglicherweise Hernan Rossi wurde Delgado im Uefa-
Cup-Spiel bei Schalke 04 eingewech-
kam er schon mit
selt. Und glich mit einem prächtigen
dem Ball am Fuss Freistosstor gleich zum 1:1 aus.
%'# 1.2) .)3#+ 4 ) #) Die Beziehung mit Gross blieb schwie-
#.. 4# %5). #!++%# Da bewegte sich ein Spieler über rig. Im Sommer darauf, beim Champi-
1) + %3+ 4 #.! #4) 2%* den Platz, der die Phantasie der Fans ons-League-Qualifikationsspiel gegen
beflügelt. Ein Fantasista eben. Der Werder Bremen (2:1), wurde Delgado
.%2# 1). Italiener unterscheidet noch z wischen in der 65. Minute ausgewechselt, was
'"!!! zwei Typen von Spielmachern: dem er wütend mit einem von den Mikrofo-
Trequartista und dem Regista. Der nen der TV-Kameras eingefangenen
&( %
%#5). ). &/( '.") 06&/ Trequartista ist der offensivere Spie- «Hijo de puta» quittierte. Den «Huren-
!&$&"& ,! "!! !)' ler, so wie Zinedine Zidane oder Mi-
chel Platini, wie Roberto Baggio oder
sohn» sah der Trainer dem Spieler
nach. Und Delgado sagte an anderer
& !!& & ,),&,' ) ,' .& Francesco Totti, wie Ronaldinho oder Stelle einmal über Gross: «Es ist not-
+#2%)+.. 0 +! Mesut Özil. Der Regista ist der weiter wendig, dass der Trainer in gewissen
!( 6,&06, $$ $, . .)1#.##)( hinten mit defensivem Gewissen Momenten streng mit dir ist.»
Agierende, der aus der Tiefe des Im Laufe der Saison 2005/06 w urde
---%", ,', '% Raums nach vorne stossende Spiel- Matías Emilio Delgado erst zum aufre-
macher. So wie Andrea Pirlo, Xabi gendsten Akteur der Super League und
Alonso oder Bastian Schweinsteiger. am Ende zum «Spieler des Jahres»
Eine wehende Mähne hatte Matías ausgerufen. «Möglicherweise kam er
Emilio Delgado obendrein, eine wie schon mit dem Ball am Fuss auf die
Günter Netzer, dem Spielmacher-Pro- Welt», schwärmte Ueli Kägi im «Tages-
totyp der Siebzigerjahre. In den lan- Anzeiger». 50 Wettbewerbsspiele, 27
gen Haaren konnte man etwas Wil- Tore, 13 Vorlagen standen zu Buche,
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W
Beim FCB wird nun «mit Hoch-
im Hintergrund. druck» an der Sache gearbeitet, wie
Sportdirektor Georg Heitz am Mitt-
woch am Rande des Testspiels gegen ir sind wieder zurück, da wo
ten aus dem Schatten von Hakan Ya- Borussia Dortmund (1:3) sagte. wir eigentlich hingehören! Wir, das
kin. Ein Liebling des Volkes, und das Scheich Mohammed bin Hamdan, sind der FC Aarau, das Stadion
in einer Zeit, da das Kollektiv im Vorsitzender des A l-Jazira Clubs, liess Brüggli feld und ich. Es ist eine lange
Fussball an Bedeutung gewonnen am 10. Juni in der Zeitung «The Nati- und innige Beziehung. Angefangen
hat, die Sehnsucht nach Individualis- onal» verlauten, Delgado würde aus hat alles 1981, als der Club von der
ten jedoch nie gestorben ist. seinem Vertrag entlassen. Im Hin- NLB in die NLA aufstieg. Mein
Im Januar, die Späher gaben sich tergrund weibeln Delgados Schwa- Stammplatz war fortan die Steh-
im Joggeli längst die Klinke in die ger Rossi und vor allem Christian Gi- rampe gegenüber der Haupttribüne,
Hand, hatte der FCB gerade noch menez, dem Delgado beim FCB einst auf der Höhe der Mittellinie.
rechtzeitig die Zeichen erkannt. Der die Bälle passgenau serviert hat. Wir mussten uns erst finden, das
Vertrag konnte um ein Jahr bis 2008 Es sieht also alles nach einer Wie- Stadion und ich. So erging es vielen,
verlängert werden, und Delgado, der dervereinigung aus, und Trainer bis schliesslich ein passabler Haufen
bis dahin knapp 300 000 Franken Murat Yakin, der ja dann etwas zusammenkam, der mit selbst gebas-
verdient haben soll, stieg zu einem anfangen muss mit dem inzwischen telten Fahnen künftig jedes Heim-
Topverdiener an der Millionengrenze 30-jährigen Delgado, mit dem er spiel zu einem solchen werden liess.
auf. Sechs Monate später, während in einst noch gespielt hat, sagt: «Für Was waren das f ür Spiele! Vevey w ur-
Deutschland die Weltmeisterschaft mich existiert der Zehner noch. Ich de im strömenden Regen mit 7:0 ab-
lief, war Delgado weg. «Es war nicht liebe diese Spielertypen.» gefertigt, Bellinzona erging es nicht Gute alte Fussballzeit. Im Brügglifeld
mehr zu verhindern», sagte sein Ent- tageswoche.ch/+bfvlk anders. Mit 8:1 wurden die Tessiner kann der Totomat auch mal als
decker Ruedi Zbinden damals. 7,5 bei Regen und Sturm weggefegt. Logenplatz genutzt werden. Foto: Keystone
Millionen Franken Ablöse zahlte Immer war ich da, Höhe Mittel-
Besiktas Istanbul, damals die Rekor- Schlag den Raz 3.0 linie, bei garstigem Wetter die Mütze passenden Vereinsfarben, sonst ...
dablöse für den FCB, der 2003 etwa Das TagesWoche-Tippspiel «Schlag aufgesetzt, der Schirm galt als ver- Aber lassen wir das.
1,2 Millionen Franken in das Talent den Raz» geht in die dritte Runde – wer pönt. So ist es auch heute noch, denn Bei uns im Brügglifeld riecht es
investiert hatte. von Beginn an Punkte sammeln will, geändert hat sich nicht viel. Die nach Bratwurst und den schweizweit
Am Bosporus wurde Delgado muss sich bis zum Saisonstart am Stehrampen wurden etwas aufge- berühmten Aargauer Spiessen. Nicht
Meister, Cupsieger und Captain. Er Samstagabend angemeldet haben. Die motzt, ein Gästesektor entstand und zuletzt deshalb freuen sich viele Fans
wurde, weil verletzt, aber auch ein bisherigen Teilnehmer bleiben regist- mein Platz ist etwas mehr nach links anderer Clubs, dass wir wieder dabei
Jahr lang auf Eis gelegt und nicht riert und können gleich loslegen unter in Richtung Kunsteisbahn gerutscht, sind. Bei uns k riegt jeder seine Ration
mehr richtig glücklich. schlagdenraz.ch weg von den jungen Wilden. Nostalgie. Nirgendwo sonst steht
man so nahe am Spielfeld – wer sitzt
Überhaupt, moderne Stadien! denn schon? Manchmal hört man,
was die Spieler einander zurufen
Okay, beim Catering muss man ab oder was der Schiedsrichter zu me-
und zu schon mal eine Viertelstunde ckern hat. Die Sonne sticht einem ins
anstehen und zum Wasserlassen Gesicht, der Regen lässt dich tropf-
steht bloss eine Handvoll Dixie-Klos nass nach Hause gehen und bei star-
zur Verfügung. Die zu erreichen ist kem Wind hast du das Gefühl, der
schon abenteuerlich genug, hinter Grill stehe gleich hinter dir.
der Stehrampe, in einer Senke, zu der So ist der Duft der Fussballwelt
man(n) bloss über ein steiles Bord ge- auf dem Brügglifeld. Wer das noch
langt. Bei feuchtem Wetter schafft nicht erlebt hat, sollte es schnellstens
das fast keiner, ohne erst zu Boden zu nachholen. Denn wir wissen, lange
gehen. Das ist in der Pause eine lusti- duldet der Verband dieses Stück ge-
ge Unterhaltung, wofür in den mo- lebter Geschichte nicht mehr. Diese
dernen Stadien alberne Pausenspiele Ausnahmeregelung wird es bald
herhalten müssen oder Interviews im nicht mehr geben, landesweite Sym-
Club-TV über hochauflösende Bild- pathien hin oder her. Denn in der
schirme flimmern. neuen, modernen Fussballwelt hat es
Überhaupt, moderne Stadien! Ich keinen Platz für Nostalgie.
habe sie alle gesehen, bei den Fahrten tageswoche.ch/+bfvgh
zu den Auswärtsspielen. Das Stade
de Suisse, die neue Maladière, die Mit dem Spiel gegen den FC Aarau
AFG Arena oder das neue Joggeli. beginnt für den FC Basel am Samstag,
Alle sind sie austauschbar, ähnlich 13. Juli, die neue Saison in der Super
Murat Yakin (oben rechts) 2004 mit Matías Delgado, Christian einer K aserne. Zum Glück gibt es die- League (19.45 Uhr, St.-Jakob-Park).
Gimenez sowie Julio Hernan Rossi (unten von rechts). Foto: foto-net se modernen Arenen jeweils in den Mehr zum FCB auf rotblaulive.ch
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I NTE RVI EW
TagesWoche 28/29 30
Interview 12. Juli 2013
Der Meister
des Blödsinns
Der Humorist
René Schweizer
I ch habe gemerkt, dass ich gern
trinke, es aber nicht Alkohol sein
muss», antwortet René Schweizer auf
die Frage, wie er sein Alkoholproblem
Wie kamen Sie auf die Idee mit
den Nonsens-Briefen?
Es schwirrte einfach in der Luft her-
um. Ich halte es da mit Nietzsche,
ich Briefe mit dem Briefkopf der Kli-
nik. Das führte dazu, dass sich die
Adressaten an die Abteilungsleitung
wendeten. Und wissen Sie was? Der
wird 70 Jahre alt. in den Griff bekam. Seine Fähigkeit, der einst sagte: «Ich fange Gedan- Leiter dort hiess Doktor Wurst!
zu verblüffen, wird nun in einer Hom- ken.» Das ist ein gewaltiges Bild.
Höchste Zeit mage an ihn gewürdigt. Herausgeber Schreiben Sie noch Briefe?
ist der Psychologe und Pionier des the- Welche Gedanken waren es, die Nein, jetzt ist Schluss. Titzes Buch
für ein Gespräch rapeutischen Humors Michael Titze. Sie damals fangen wollten? ist die Krönung meiner Lebensphase
Das Buch ist auch der Grund, wes- Wenn ich allein bin, kommen mir als schöpferischer Mensch.
über den Sinn halb René Schweizer dieses Interview lauter absurde Dinge in den Sinn.
überhaupt gibt. Aber eigentlich, sagt Ich gehe durch den Wald und sehe Sie sind kein schöpferischer
des Lebens – und er, sei das unnötig: «Wenn jemand ein eine Tanne – und denke Pfanne. Mensch mehr?
Buch über Regenwürmer schreibt, ge- Dann denke ich Pfanne, dann komm Mich interessieren inzwischen ande-
die Erkenntnis: hen Sie ja nicht hin und interviewen ich auf Schlampe und schliesslich re Dinge. Ich will etwa herausfinden,
den Regenwurm – sondern den Au- auf Velosolex. Die Logik ist rasch wie es möglich ist, dass ein Säulen-
Eigentlich ist das tor.» Doch darüber sehen wir hinweg. verschwunden, ich werde gierig. Ich heiliger jahrelang auf einer Säule sit-
frage mich: Was ist noch wahnsinni- zen und sich nicht bewegen kann.
Leben ein Witz. Herr Schweizer, wo fangen wir an? ger als Velosolex? Dann denk ich:
Am Anfang, würde ich sagen. Rubinstein. Darauf komme ich auch Dem Humor schwören Sie ab?
Von Martina nur, damit ich auf etwas komme, das Beim Humor ist meine Neugierde
Und wo ist der Anfang? mit Velosolex gar nichts zu tun hat. weitgehend gestillt.
Rutschmann, Das war im Juli 1977, als ich mein
erstes Buch herausgab… Wie definieren Sie Humor? Die Hommage an Sie befasst sich
Fotos: Basile Keine Ahnung. aber mit Ihrem Humor. Persön-
…und Sie mit einem Schlag be- lichkeiten wie der Psychiatriepro-
Bornand rühmt wurden. Wikipedia schreibt: «Humor ist fessor Raymond Battegay finden
Mein Verleger gab es im Sommer he- die Begabung eines Menschen, darin lobende Worte für Sie.
raus, was ich eine schlechte Idee der Unzulänglichkeit der Welt Unsere Beziehung fing mit einem
fand, da Neuerscheinungen im und der Menschen, den alltägli- Brief von mir an. Ich schrieb, ich sei
Herbst während der Buchmessen chen Schwierigkeiten und Miss- ein Arschloch und würde ihn bitten,
mehr Beachtung finden. Was aber geschicken mit heiterer Gelas- mir zu sagen, weshalb. Er schrieb
geschah in diesem Sommer? Es gab senheit zu begegnen.» geistreich zurück und beendete den
nur dieses neue Buch und jedes Kä- Von mir aus! Wenn ich aber in der Brief mit den Worten: «In diesem
seblatt stürzte sich darauf. Beiz sitze und sage: «Niemerem Sinne zähle auch ich mich zu den von
sage, Schwartemage» und alle la- Ihnen erwähnten Löchern.» Später
Sie haben den Behörden Briefe chen, weiss ich nicht, ob diese Defi- hielt er eine Rede am Humor-Kon-
mit absurden Fragen geschrie- nition passt. Humor ist oft einfach gress, den ich organisierte, und kam
ben und diese samt Antwort ver- «Seich» machen. Ich erzähle gern ins Patronats-Komitee.
öffentlicht. Warum kam das an? unzusammenhängenden Blödsinn.
Das war absolut neu – und die Leser Battegay schreibt im Buch über
fanden es toll, dass ich mich das Ihre Briefe waren nicht unzu- Sie, mit Humor könnten sogar
traute. Manchmal hatte ich Angst, sammenhängend. Sie haben ein- Kriege verhindert werden. Sie
verhaftet zu werden. Etwa, als ich mal Ihren Verstand verloren – dürfen also nicht aufhören!
der Staatsanwaltschaft mitteilte, ich und beim Fundbüro nachgefragt, Ich habe sozusagen einen Erben in
hätte in die Hosen gemacht, und sie ob es diesen gefunden habe. Sachen Humor. Er nennt sich «Der
fragte, ob das ein Offizialdelikt sei. Eine meiner ersten Anfragen ging an von Adelheid geadelte Heide». Wir
die BVB: Ich würde eine Haifisch- haben viel erlebt zusammen. In der
Da wird doch niemand verhaftet. Ausstellung organisieren und nordspanischen Stadt Cadaqués
Das wusste ich damals nicht, es gab ja bräuchte dafür Tramgleise. Völlig wollte ich ihn dazu bewegen, ins
keine Erfahrungen damit. Ausserdem irrsinnig, diese Vorstellung. Doch zu Dalí-Museum zu gehen, wo ich zuvor
hatte ich bereits negative Geschichten meiner Verblüffung bekam ich eine schon etliche Male war. Doch er woll-
mit der Polizei erlebt. Beispielsweise seriöse Antwort mit Angeboten ver- te lieber in die Beiz mit mir. Damit
wurde mir Knast angedroht wegen schiedener Tramgleise. gab ich mich nicht zufrieden, also bat
«Beim Humor ist meine meines «asozialen Lebenswandels». ich ihn, so nah wie möglich am Mu-
Neugierde weitgehend gestillt», Heute ist es unvorstellbar, dass ein Wann haben Sie den letzten seum vorbei auf mich zuzukommen.
sagt René Schweizer im junger Mensch eingesperrt wird, bloss Brief in diesem Stil geschrieben? Ich fotografierte ihn, seither ist er
Interview. Dieses fällt dann doch weil er lieber im «Atlantis» herum- Als ich wegen meines Alkoholprob- «der Mann, der haarscharf am Dalí-
sehr humorvoll aus. hängt als richtig arbeiten zu gehen. lems in der Psychiatrie war, schrieb Museum vorbeiging».
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Interview 12. Juli 2013
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Interview 12. Juli 2013
Aber ich?
Weshalb rakern sich denn viele
In einer Besprechung über eines Menschen für Dinge ab, die sie
Ihrer Bücher stand einmal: eigentlich gar nicht wollen?
«Wenn Sie wissen wollen, wie Das ist ihre Rolle. Als ich als Schau-
die Schweizer sind, müssen Sie
René Schweizer lesen oder an
eine Gemeindeversammlung ge-
Muss ein Original spieler auf der Bühne stand, stellte
ich mir oft vor, wie das Publikum re-
agieren würde, wenn ich sagen wür-
hen.» Wie ist der Schweizer?
Das weiss ich nicht, ich bin Basler. lustig sein?» de: «Ich bin René Schweizer und
nicht diese Shakespeare-Figur, die
ich hier darstelle.» Das hätte einen
Kleinbasler, um genau zu sein. Skandal ausgelöst. Ich glaube, dass
Dazu muss ich sagen: Dem Kleinbas- jeder Mensch eine Rolle spielt, die er
ler kann man es nie recht machen. vor seiner Geburt gewählt hat.
Wenn man sagt, die seien alle origi-
nell, sind sie beleidigt. Wenn man Er wolle keine Briefe mehr schreiben,
aber behauptet, alle Kleinbasler sei- sagte René Schweizer im Gespräch.
en normal, ist es auch nicht recht. Fredy Spillmann, aber der brachte ja Sie sind demnach eher originell Doch drei Tage später schickte er der
nicht pausenlos alle zum Lachen. als ein Original? TagesWoche-Redaktion eine E-Mail
Sie gelten als ein Original. Das Streng genommen war auch Picasso Schwierig, so etwas über sich zu sa- mit dem neusten Brief. Adressat ist
passt Ihnen nicht, oder? ein Original, weil er tat, was er woll- gen. Jetzt stinkts mir langsam. Stadtpräsident Guy Morin. Schweizer
Ich empfinde mich nicht als Origi- te. Daher bin ich vielleicht doch ei- fragt: «Zu meinem Geburtstag möch-
nal. Bluemefritz war eines. Aber ich? nes. Original bedeutet ja «ursprüng- Wenn man sich Jahrzehnte lang te ich den Bölimaa globalisieren. Kön-
Muss ein Original lustig sein? Das lich», während originell eher für wie Sie mit Nonsens beschäftigt, nen Sie mir dabei helfen?»
grösste Original war Modeschöpfer «lustig» steht. kommt man dann zum Schluss, tageswoche.ch/+bfspr
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8#1!#, ,-181!,#1*+ s $AS )MPLANTAT VERHINDERT WEITEREN +NOCHENABBAU
TagesWoche 28/29 33
Bildstoff: Mehr Leben, mehr Menschen, mehr Zeit – der US-Fotograf
Pelle Cass knipst denselben Ausschnitt hundertfach. Dann vereint er die
spannendsten Akteure aus den verschiedenen Fotos in einem Bild
und schafft so aus vielen Wirklichkeiten eine neue Realität. Mehr Bilder
finden Sie unter tageswoche.ch/+bfvfr
TagesWoche 28/29
Bildstoff im Web
Aussergewöhnliche Bildserien,
eindrückliche Geschichten und
spezielle Techniken: jede Woche im
TagesWoche-Fotoblog «Bildstoff»
unter blogs.tageswoche.ch.
Vorschläge willkommen via
bildstoff@tageswoche.ch
35
Dialog 12. Juli 2013
«Wir müssen den Beitritt zur EU Reaktionen aus der Community Kinder, Jugendliche und Erwachsene
verhandeln. Jetzt.», weiterzugeben, ständig mit fehlenden
tageswoche.ch/+bfsam ¿QDQ]LHOOHQ5HVVRXUFHQNlPSIWª
Franz Büchler
Das Volk will nicht!
Wann lernen der Bundesrat und un- «Im Baragrafen-Dschungel»,
sere Politiker, Volksbegehren umzu- tageswoche.ch/+bfsae
setzen? Der Beitritt zum EWR wurde
1992 abgelehnt, und die Volksinitia-
tive zum EU-Beitritt wurde 2001 mit
Und der Rechtsstaat?
76,8 Prozent Nein-Stimmen versenkt. Die Medienarbeiten zum Thema «Be-
Das Volk will nichts von seiner Sou- ZLOOLJXQJVSUD[LVLQ%DVHOªVLQG]DKO-
veränität abgeben und will nicht von reich. Verständlich, dass die Tages-
Bücklingen gegenüber der EU oder Woche da nicht hinten anstehen will.
der USA vertreten werden. Auch wol- Trotzdem reibt man sich die Augen.
len wir nicht schleichend EU-Recht Weil es fast nur um die Frage geht, ob
oder US-Recht annehmen. Bitte Behörde x zu streng ist oder nicht.
nehmt dies endlich zur Kenntnis. Kein Hinweis darauf, dass sowohl
Florian Meroni Regierung wie auch Verwaltung den
Auftrag haben, die von Parlamenten
erlassenen Gesetze umzusetzen.
Denken müssen wir Eigentlich wäre alles ganz einfach:
Erachtet eine Einwohnerin oder ein
Das Problem ist, dass uns die Rechts- Einwohner eine Regelung als zu
nationalen seit der EWR-Abstimmung ©VWUHQJªNDQQHLQH,QLWLDWLYHODQFLHUW
erfolgreich ein Denkverbot zu EU- werden – oder man wendet sich an
Verhandlungen aufgezwungen haben. ein Mitglied des Parlamentes und
Genauso, wie es das Steuerbe- überzeugt dieses davon, eine Motion
trügergeheimnis war, ist das Thema einzureichen. Findet dieser Vorstoss
EU-Beitritt schlicht tabu. Und genau eine Mehrheit, wird das Gesetz geän-
wie beim Steuerbetrüger geheimnis dert und der Vollzug wird angepasst.
wurde wertvolle Zeit in trügerischer ,Q%DVHOOlXIWGDVUXQGXPV7KHPD
Sicherheit vertändelt. Nicht erst seit ©9HUDQVWDOWXQJVEHZLOOLJXQJHQªVHLW
Kurzem ist klar, dass der bilaterale einiger Zeit oft anders. Zunehmend
Weg zu Ende ist. Die EU-Länder versuchen Leute, mich dazu zu brin-
haben keinen Bock mehr, mit dem gen, den Vollzug in einem ihnen
wichtigen Bereich doch bitte «etwas
Sonderfall Schweiz mühsam Einzel-
verträge abzuschliessen. Obwohl auch
Leserkommentar der Woche ÀH[LEOHU]XJHVWDOWHQª0DQYHUODQJW
ich zum heutigen Zeitpunkt einen von Max Pfeiffer zu «NSA-Daten: Mehr Aktenschränke, als mit anderen Worten eine punktuelle
EU-Beitritt eher ablehnen würde, Aussetzung des Rechts. Weist man
in ganz Europa Platz hätten», tageswoche.ch/+bfskt solche Anliegen zurück, folgt oft noch
ist ein Denkverbot unserer Demo-
kratie absolut unwürdig. HLQHNOHLQH©$XIPXQWHUXQJªLP
Phil Boesiger Die Stasi wird seit JahrzehntenYRQGHU©IUHLHQª:HOWDOV Sinne von «Sei nicht böse, aber ich
Symbol der absurden Überwachung im Ostblock herangezogen. muss halt sonst etwas Druck über die
0HGLHQPDFKHQª'DVVDQJHVLFKWV
«Lehrer-Präsident Beat Zemp denkt Es verblasst jedoch im Vergleich zur heutigen Überwachung der des Empörungspotenzials das eine
an Streik», tageswoche.ch/+bfthi US-Behörden. Vor allem die Qualität der Bespitzelung ist heute und andere Medium dankbar mit-
um ein Vielfaches höher. Die Stasi hat Briefe aufgedampft, abge- zieht, kann ich nachvollziehen. Viel-
Raffer und Schaffer hört und Spitzel eingesetzt. Die Überwachung der USA ist viel
leicht liesse sich, so mein Sommer-
wunsch, aber auch wieder einmal
7UHIIHQGHUDOV5HJXOD6WlPSÀLNDQQ umfassender und totaler geworden. Die gesammelten digitalen einordnend darstellen, wie das Ge-
ich es nicht sagen, darum lasse ich sie
selbst sprechen: «Da rafft ein halb- RGHUGLJLWDOLVLHUWHQ,QIRUPDWLRQHQODVVHQVLFKVHKUYLHONRPIRU- setzgebungs- und Vollzugsverfahren
funktioniert.
belichteter Moderator mit öffentlich- tabler nutzen, als dies mit den althergebrachten Akten der Fall
Christoph Brutschin, Regie-
rechtlichen Steuergeldern mehrere war. Sie ist darum um ein Vielfaches effektiver geworden. Vor rungsrat Kanton Basel-Stadt
hunderttausend Franken, während
das Lehrpersonal, welches sich die ei-
allem sollte man sich die Frage stellen, was mit diesen ganzen
gene Seele aufreisst, um wenigstens ,QIRUPDWLRQHQ DQJHVWHOOW ZLUG ,FK NDQQ PLU QLFKW YRUVWHOOHQ Leserbriefe an:
einen Hauch von Bildungsfreude an dass damit bloss ein paar Terroristen gesucht werden. community@tageswoche.ch
TagesWoche 28/29 36
Dialog 12. Juli 2013
JA Die Wochendebatte
NEIN
«Es ist nicht der Grill, «Grillieren macht
der stinkt» den Sommer aus»
Wenn ich an einem lauen Som- D as Problem mag noch so klein
merabend ans Rheinufer sitze, dann sein, die Lösung ist immer dieselbe:
will ich entspannt ein Bier trinken
und anregende Gespräche führen;;
mich kurz dem Gefühl hingeben, Soll das Grillieren Reflexartig wird nach Verboten ge-
schrien. Natürlich kann man sich
über braune, verbrannte Stellen in
Rhein verboten
über die ganze Länge des Kleinbas- Das Problem verursacht auch
ler Rheinufers von mir und allen an- beim Grillieren in Parks und am
deren Sommerfrischlern verlangt Rhein – wie in so vielen Dingen des
wird. Der Rauch treibt mir Tränen Zusammenlebens – eine kleine Min-
der Wut in die Augen.
Das Problem sind eigentlich nicht
die Grills, sondern die Grilleure.
Gerne zitiere ich dazu eine Broschü-
werden? derheit. Sie macht die Gegenseite
wütend, weil sie falsch grilliert. Mit
ein paar Tricks, Tipps und gesun-
dem Menschenverstand gehören
re der Stadtgärtnerei: «Gekonnt be- Rauchschwaden der Vergangenheit
feuerte Grills stinken viel weniger.» an, die verbrannten Stellen in den
Mit anderen Worten: Es ist nicht der Parks sind passé.
Grill, der stinkt. Der Sommer liess lange auf sich warten. Nun werden mit Die drei wichtigsten Regeln:
Am untersten Ende der Skala den warmen Tagen auch die Grillpartys am Rheinufer und in Kaufen Sie sich einen richtigen Grill,
befinden sich die Einweggrills, gera- den vielen Parkanlagen zahlreicher. Kaum ein Abend, an dem Wegwerfgrills heissen nicht um-
deso gut kann man seine Wurst sonst so. Kümmern Sie sich um das
durch einen Aschenbecher ziehen nicht irgendwo der Geruch von Holzkohle, Anzündwürfel und Feuer wie um Ihr Fleisch: Ein An-
und das Röstmuster von Hand brutzelndem Fleisch in der Luft hängt. Die unangenehmen Ne- zündwürfel und ein bisschen War-
aufmalen. Aber auch die meisten benerscheinungen davon sind dicke Rauchwolken und berge- ten reicht nicht. Wer schnell heisse
anderen Grillgerätschaften, die man Kohle will, kauft sich am besten ei-
am Rhein und in Basels Parkanla-
weise Abfall. nen Anzündkamin.
gen antrifft, haben mehr mit einem Am Rheinufer steht bei der Oetlinger Buvette eine öffentliche Wem das zu umständlich ist,
Krematorium gemein als mit einer Grillstelle zur Verfügung, überall sonst bringen die Grilleure ei- setzt auf Handarbeit – Luftfächeln,
kulinarisch ansprechenden Zuberei- bis die Kohle schön heiss ist. Stellen
gene Geräte mit. Soll das Grillieren angesichts der Emissionen
tung des Garguts. Sie Ihren Grill mit Verstand auf:
Ich höre sie schon, die Rufe nach in Parks und am Rheinufer (zumindest abschnittweise) verbo- Wegwerfgrills gehören – wenn über-
Toleranz, nach Gelassenheit und ten werden oder gehört das freie Grillieren im Sommer dazu? haupt wohin – auf feuerfeste Ober-
Grossmut. Schön und gut: Toleranz Für einmal debattieren hier zwei Redaktoren der TagesWoche – flächen, richtige Grills so hinge-
bringe ich so lange auf, bis man mir stellt, dass sich niemand daran
mit Ignoranz begegnet. Und nichts mischen Sie sich bitte ein auf: tageswoche.ch/wochendebatte verbrennt und sie nicht im Weg ste-
anderes ist es, wenn man alle ande- hen. Wer noch einen Schritt weiter
ren an seiner Outdoor-Verköstigung gehen will, der teilt. Nicht jede
olfaktorisch teilhaben lässt. Wurst braucht einen eigenen Grill.
In Zeiten wirtschaftlicher Ist das Gastgewerbeinspektorat zu streng? Letztlich ist es doch so: Der Ge-
Unwägbarkeit will der moderne Die Wochendebatte vom 5. Juli 2013 ruch einer Wurst oder eines guten
Mensch zurück zu primitiven Arten Stücks Fleisch stört kaum einen
der Nahrungszubereitung, das ver- Der Basler FDP-Grossrat Elias Schäfer geht als klarer Sieger aus der letzten Sommerabend. Er macht ihn aus.
stehe ich. Aber was spricht gegen die Debatte hervor. 70 Prozent der Abstimmenden finden ebenfalls, dass das Bau- Wer das verkennt, wird bald auch
Benutzung der öffentlichen Grillstel- und Gastgewerbeinspektorat zu streng ist. Chancenlos mit seiner Argumentati- auf seinen Salat, sein Bier oder auch
len und gegen die Einrichtung weite- on war Marc Keller, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements. «Wieso kann nur auf das Sandwich im Park ver-
rer solcher Orte? Überall sonst soll man nicht eine provisorische Bewilligung erhalten, und der Staat greift erst ein, zichten müssen. Sie werden es nicht
nicht grilliert werden, so einfach. In wenn es wirklich zu Problemen und Reklamationen kommt?», schreibt etwa glauben, aber es gibt auch Nicht-
Zürich funktioniert das recht gut, Community-Mitglied Christian Mueller. Maurus Ebneter vom Wirteverband Grilleure, die die selbstverständ-
dort wird man am See nicht einge- Basel-Stadt nahm das Bau-und Gastgewerbeinspektorat in Schutz: «Gesetze lichste Regeln nicht einhalten kön-
qualmt. Höchstens von Kräuterziga- und Verordnungen gelten für alle. Es ist die Aufgabe der Behörden, alle gleich zu nen, etwa Müll entsorgen. Wollen
retten, aber da habe ich wenigstens behandeln, weil es sonst Wettbewerbsverzerrungen gibt.» Sie auch Essen und Trinken deshalb
etwas vom Passivrauchen. verbieten?
TagesWoche 28/29 37
KU LTU R
Gefährliche
mus und der Privatsphäre. Deshalb
waren sie lange ein Zentrum des freien
Denkens und der Kreativität.
In China hingegen erleben wir, dass
es im Grunde genommen gar keine
Macht
Privatheit gibt. Deshalb hinkt China
der Welt auch in vielerlei Hinsicht hin-
terher: Obwohl es grossen Wohlstand
erlangt hat, kann es nicht mithalten,
wenn es um Leidenschaft, Vorstel-
lungskraft und Kreativität geht.
TagesWoche 28/29 38
Kultur 12. Juli 2013
sammelte Informationen nicht unrich- den: Wir wissen genau, was du denkst Aber die Wachen haben mir Dinge
tig oder illegal benutzen. Besonders und tust. Und das kann Menschen in zugeflüstert. Sie haben von sich er-
eine technisch hochentwickelte Nation den Wahnsinn treiben. zählt. Menschlichkeit und Privatheit
wie die USA sollte ihre Macht nicht aus- Wenn Menschen Angst haben und gibt es immer, selbst unter den restrik-
nutzen. Das animiert nur andere Natio- das Gefühl, dass der Regierung alles tivsten Bedingungen.
nen dazu, es ihnen gleichzutun. zugänglich ist, zensieren sie ihr freies Die Macht des Staates zu beschrän-
Denken. Und das ist gefährlich für die ken bedeutet, die Gesellschaft zu
Millionen zerstörte Leben menschliche Entwicklung. schützen. Es geht nicht nur darum, die
Früher in der Sowjetunion, heute in Rechte des Einzelnen zu schützen,
Vor dem Informationszeitalter konnte China und nun sogar in den USA hal- sondern auch darum, die Macht gesün-
die chinesische Regierung jemanden ten die Staatsvertreter ihr Tun immer der zu machen.
zum Konterrevolutionär erklären, nur für notwendig. Sie glauben wirklich,
weil ein Nachbar irgendetwas berichte- sie täten das Beste für den Staat und
te, was er zufällig mitangehört hatte. die Menschen. Doch die Geschichte Die Geschichte
Tausende oder sogar Millionen von Le- lehrt uns, dass die Macht des Staates
ben wurden durch den Missbrauch sol- begrenzt werden muss. Wenn eine Re- lehrt: Die Macht
cher Informationen zerstört. gierung von der Bevölkerung gewählt des Staats muss
Heute kann der Staat aufgrund sei- wurde und wirklich für die Menschen
ner technischen Möglichkeiten ganz eines Landes arbeitet, sollte sie den begrenzt werden.
einfach auf jedes Bankkonto, auf alle Versuchungen nicht nachgeben.
privaten E-Mails sowie auf Gespräche Während meiner Haft in China
in sozialen Netzwerken zugreifen. Das wurde ich 24 Stunden am Tag über- Die Zivilisation baut auf Vertrauen
Internet und die sozialen Medien ha- wacht. Das Licht war immer an. Zwei auf. Jeder von uns muss kämpfen, um
ben neue Möglichkeiten geschaffen, Wachen standen in Zwei-Stunden- das zu verteidigen und zu schützen,
uns auszuforschen. Schichten immer neben mir – sie sa- was am verletzlichsten ist – unsere
Andererseits haben wir uns auch hen mir sogar zu, wenn ich eine Tab- Gefühle und unsere Familien. Wir
noch nie in vergleichbarem Ausmass lette schluckte. Ich musste meinen dürfen unsere Rechte nicht an andere
entblösst. Wir sind angreifbar, wenn Mund öffnen, damit sie meine Kehle Menschen abtreten. Keiner staatli-
das jemand gegen uns benutzen will. sehen konnten. Man muss vor ihnen chen Macht sollte man ein so grosses
Jede Information oder Kommunikati- duschen. Sie schauen einem beim Vertrauen schenken. Nicht der chine-
on könnte junge Menschen der Über- Zähneputzen zu, im Namen der eige- sischen. Und auch nicht der ameri-
wachung durch den Staat aussetzen. nen Sicherheit – man könnte sich ja kanischen.
Wenn repressive Staaten Menschen etwas antun. Sie hatten drei Überwa- tageswoche.ch/+bftrw
verhaften, haben sie oft solche Infor- chungskameras installiert, um sicher-
mationen in der Hand. Sie können zu zustellen, dass die Wachen nicht mit Copyright: Guardian News & Media
Kontrolle und Drohung benutzt wer- mir kommunizierten. Ltd 2013; Übersetzung: Zilla Hofmann
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TagesWoche 28/29 39
AG E N DA
Wochenstopp
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«Stimmen»-Festival
agenda mit Veranstaltungen
aus der ganzen Schweiz:
tageswoche.ch/ausgehen
Anatomisches Museum Norah Jones schmückten. Da schweben die
er seinen Job als Radio- und Fernsehmo- %* %*$ ! #
%*$
der Universität Basel
Wirbelsäule: Wunderwerk derator aufgegeben, seinen Namen zu Celli, tänzeln die rhythmussicheren Be-
oder Fehlkonstruktion? Baum verkürzt und als Songwriter einen gleitgitarren und raunt ein zarter Gesang,
Pestalozzistr. 20, Basel neuen Berufsweg eingeschlagen. der den richtigen Moment für den hymni- & & &
#&#
Anne Mosseri-Marlio Galerie Und dieser Baum, 44, hat seine Wurzeln schen Kraftausbruch erwischt. # ' *
#' #
# *
Nils Erik Gjerdevik mittlerweile fest ins Erdreich geschlagen: Viel Arbeit steckt dahinter, wenn Baum ((( )&(#& &
Malzgasse 20, Basel Neben Konzerten im Vorprogramm von eine Platte macht, Arbeit vor allem für ihn
Balzer Art Projects Van Morrison oder dem John Butler Trio selbst, der – abgesehen von der Kooperati-
Landscape: A Story of Rehabilitation ist er mehrmals für Tourneen nach Irland on mit einer Bookingagentur – Manage-
Spielzeug Welten Museum
Riehentorstr. 14, Basel gefahren, alleine mit einer Gitarre, hat sich ment, Produktion und kreative Arbeit in 6:0%B$X$B7DJHVZRFKHB[PPB'LQGG
Aufgezogen und aufgeladen
BauArt Basel von Tour zu Tour hochgespielt – und ver- den eigenen Händen hält. Steinenvorstadt 1, Basel
Albert Alís bessert. «Irland ist das Mutterland des sin- Auch deswegen ist er für die Aufnah-
Stampa
Claragraben 160, Basel genden Storytellings. Ich habe unglaublich men nach New York gefahren, sagt er:
Erik Steinbrecher / Zilla Leutenegger
Carambol viel gelernt – wie man als Entertainer ei- «Man kann ausserhalb des eigenen Alltags Spalenberg 2, Basel
Primitivgeld aus Afrika nen Abend rettet, wenn die Technik aus- konzentrierter arbeiten, die Musiker dort
Spalenberg 63, Basel steigt, wie man Songs verknüpft, wie man sind Profis, die ackern können.» Von Bartha Garage
Daniel Robert Hunziker
Cartoonmuseum Basel Geschichten dazwischen erzählt.» Längerfristig zieht es Baum wegen sei-
Kannenfeldplatz 6, Basel
Proto Anime Cut Als seine «Lernjahre» bezeichnet Baum ner Musik in die USA, nicht nur wegen
St. Alban-Vorstadt 28, Basel die Irland-Reisen, zu denen es gehörte, in dem Mythos oder dem grossen Markt, OSLO8
einem Schlafsack auf Küchenböden zu sondern weil ihn dort niemand fragen Jiri Makovec
Galerie Carzaniga Oslostr. 8–10, Basel Dreispitz
Samuel Buri schlafen. «Das habe ich von meinem würde, was denn neben der Musik sein
Gemsberg 8, Basel Grossvater gelernt, der Schlosser war im Beruf sei. Museum.BL
Kleinbasel», sagt er. «Wer was erreichen Sein erster Schritt dazu ist gemacht: Bschiss! Wie wir einander auf
Galerie Gisèle Linder den Leim gehen / Maus im Haus –
Roger Ackling will, muss zuerst untendurch. Und schaf- Für den Soundtrack einer Dokumentati-
Eine reizvolle Begegnung
Elisabethenstr. 54, Basel fen, schaffen, schaffen.» onsreihe des US-Senders Universal Sports Zeughausplatz 28, Liestal
Graf & Schelble Galerie
Es sollte sich auszahlen: Bei der ersten wurden sieben Songs von Baum verwendet
Irland-Tournee legte er drauf, nach der und von einem Millionenpublikum gehört. Dreiländermuseum
Rainer Gross
Ein grosser Wurf, denn «mit den Verwer- Nationalsozialismus in Lörrach
Spalenvorstadt 14, Basel zweiten stand am Schluss eine schwarze
Basler Str. 143, Lörrach
HMB – Museum für Wohnkultur /
Null, von der dritten kam er mit rund tungseinnahmen verdiene ich so viel wie
Haus zum Kirschgarten 1000 Euro zurück. Danach erst veröffent- während eines ganzen Jahres auf Tour». Paul-Ibenthaler-Haus
Scheich Ibrahims Traum lichte er sein Debütalbum. «Music for my tageswoche.ch/+bftqf Zeitweit
Elisabethenstr. 27/29, Basel Baumgartnerstr. 16, Lörrach
Landlord» hiess es, und der Titel weist da-
Kunsthalle Basel rauf hin, wie ernst es Baum mit der Musik Baum am «Stimmen»-Festival (im Vorpro- Haus für elektronische
Michel Auder / Paulina Olowska meint: mit ihr will er die Miete zahlen kön- gramm von Richard Bona): Fr, 12. Juli, 20 Uhr. Künste Basel
Steinenberg 7, Basel nen. Mittlerweile ist das zweite Album im Wenkenpark, Riehen. A Band of Floating Mushrooms
Oslostr. 10, Münchenstein
Kunstmuseum Basel Kasten, Baum ist dafür wie bei seinem De- www.stimmen.com; www.baummusic.com
Die Picassos sind da! / Ed Ruscha Schaulager Basel
St. Alban-Graben 16, Basel Steve McQueen
Ruchfeldstr. 19, Münchenstein
Laleh June Galerie
We Are Young Fondation Beyeler
Picassoplatz 4, Basel Maurizio Cattelan / Max Ernst
Baselstr. 101, Riehen
Museum Tinguely
Zilvinas Kempinas. Slow Motion Galerie Henze &
Paul Sacher-Anlage 2, Basel Ketterer & Triebold
Museum der Kulturen Expressionisten der
Expeditionen. Und die Welt im «Brücke» und die Natur
Gepäck / Geben und Nehmen – Wettsteinstr. 4, Riehen
Die Ökonomie des Göttlichen /
Galerie Mollwo
Pilgern / Was jetzt? Aufstand
Armin Göhringer
der Dinge am Amazonas
Gartengasse 10, Riehen
Münsterplatz 20, Basel
Museum für Gegenwartskunst Spielzeugmuseum Riehen
Some End of Things Press Start to Play
St. Alban-Rheinweg 60, Basel Baselstr. 34, Riehen
TagesWoche 28/29 40
Agenda 12. Juli 2013
Lichtspiele
Biwak#05. City Mountains. Made
in Taipei, Taiwan / Helvetia Club
Helvetiaplatz 4, Bern
Auto-Erotik
Bernisches Historisches Museum
Qin – Der unsterbliche Kaiser
und seine Terrakottakrieger
Helvetiaplatz 5, Bern
Kunstmuseum Bern
Best of the Collection / Ernst Kreidolf
– Faltertanz und Hundefest / Hannes Wer sein Fahrzeug ebenso liebt wie das Kino, kann im Pratteler
Schmid / Mythos und Geheimnis
Hodlerstr. 12, Bern Autokino laue Nächte verbringen. Von Hansjörg Betschart
Zentrum Paul Klee
Preziosen und Raritäten von Paul
Klee / Satire – Ironie – Groteske.
Monument im Fruchtland 3, Bern
Historisches Museum
Die Einzigartige Sagenmaschine
/ Karl Friedrich Schobinger
Pfistergasse 24, Luzern
Natur-Museum
35 Jahre Natur-Museum Luzern /
Co2 – Ein Stoff und seine Geschichte
/ Fledermäuse – Geheimnisvoll,
Faszinierend, Schützenswert
Kasernenplatz 6, Luzern
Verkehrshaus der Schweiz
4$)8*..4"$,
Cargo – Faszination Transport
Lidostrasse 5, Luzern
'ÛS"CPOOFOU*OOFOVOESFHJTUSJFSUF$PNNVOJUZ.JUHMJFEFS'S
GÛSBMMFBOEFSFO'S
Erhältlich im TagesWoche-Kundencenter an der Ecke Grünpfahlgasse/Rümelinsplatz (Mo–Fr, 8–17Uhr) oder an der Oetlinger Buvette am Rhein.
Haus Konstruktiv
Hot Spot Istanbul
Selnaustr. 25, Zürich
Kunsthalle Zürich
Cameron Jamie
Limmatstrasse 270, Zürich Filmklassiker auf Grossleinwand: Das Drive-in-Cinema in Pratteln machts möglich. Foto: zVg
Kunsthaus Zürich
Félix Vallotton / Sammlung
Hubert Looser / Venus / Es gibt Leute, die promenieren in Som- schauen (auch wenn das eine hartgesotte-
Walküren über Zürich mernächten besonders gerne mit dem ne Autoliebhaberin noch nie abschrecken
Heimplatz 1, Zürich Auto, am liebsten oben ohne – auch Män- konnte).
Landesmuseum Zürich ner. Aber: Wo kann man nach einer schnit- Die Filmauswahl ist extra auf Oldtime-
Animali / Archäologie / Festspiele tigen Fahrt das Cabrio abstellen und mit rinnen zugeschnitten. Erst einmal laufen
Zürich «Treibhaus Wagner» / Mani der tiefergelegten Frisur gebührend auffal- im Drive-in-Cinema Pratteln Klassiker wie
Matter (1936–1972) / tü-ta-too. len? High Heels wie Four Wheels surren «Casablanca», «The Shining», «Indiana
Museumsstr. 2, Zürich
nur deshalb abends in der Innenstadt her- Jones», «Forrest Gump» und «Grease».
Migros-Museum für um, weil sie auf der Suche nach einem Für Hartgesottene wartet am 3. August gar
Gegenwartskunst Parkplatz vor dem Kino sind! Oliver Stones «Natural Born Killers»
Collection on Display / Let’s
Make the Water Turn Black
Bis 3. August brauchen Sie gar nicht (Drehbuch: Quentin Tarantino).
Limmatstrasse 270, Zürich erst durch die Steinenvorstadt zu brettern Die passende Erlebnishöhe erreicht in
oder unter den Tinguely-Brunnen zu röh- diesem Film allerdings nur, wer zum ers-
Museum Bellerive
Mucha Manga Mystery
ren. Fahren Sie einfach Ihre Ellenbogen ten mal im Autokino sitzt – mit möglichst
Höschgasse 3, Zürich aus und cruisen Sie Richtung Pratteln. vielen Beifahrerinnen und Pommes frites
Dort plagen Sie keine Parkplatzsorgen mit viel, viel Ketchup!
Museum Rietberg Zürich
Höfische Eleganz / Von
mehr, denn Pratteln lockt mit Parkplätzen Das erste Auto im Leben vergisst man
Buddha bis Picasso vor der Leinwand: Sie brauchen nicht ein- ebenso wenig wie die erste Frau.
Gablerstr. 15, Zürich mal aus dem Auto auszusteigen. Fahren tageswoche.ch/+bfupw
Museum für Gestaltung Zürich Sie einfach mit Ihrem Auto ins Kino rein!
Martin Parr / René Burri Das Popcorn wird von Rollergirls und Autokino Pratteln: Vom 12.7. bis 3.8.
Ausstellungsstr. 60, Zürich Popcornboys direkt zu Ihnen gebracht. Lohagstrasse 14 (Sprisse-Areal).
Mühlerama Haben Sie eine Scheibe, wird sie Ihnen auf www.cinema-drive-in.ch
Die Wurst. Eine Geschichte Wunsch geputzt. Selbst Ihre tiefergelegte
mit zwei Enden Lady hat nicht das Nachsehen: Sie wird Mehr von Hansjörg Betschart lesen Sie in
Seefeldstr. 231, Zürich aufgebockt und muss nicht den ganzen seinem Blog «Lichtspiele» unter
Nonam, Nordamerika Abend lang den Hintern eines 4x4 an- blogs.tageswoche.ch
Native Museum
Faszination Indianer
Seefeldstr. 317, Zürich
BLG Gebäude, Basel. 16 Uhr DJ Shaka
PARTY
THEATER Get Well Soon
Electro, House
Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
Ballato’s B-Day Badaboom
Glaini Häggs Dintegläggs Alternative, Rock, Metal Electro, House Basel. 17 Uhr
Theater Arlecchino Rote Fabrik, Seestrasse 395, DJs Francesco Balllato, Dekay,
Park im Grünen, DJ – Bar mit Clincker
Zürich. 20 Uhr Eazy M., Ralf Dännart
Münchenstein. 15 Uhr Jägerhalle, Erlenstr. 59, Basel. 18 Uhr Electro, House, Minimal
Live at Sunset Kuppel, Binningerstr. 14, Basel.22 Uhr
POP/ROCK Festival
Balztanz mit Frivolous
House, Techno Disco vs Salsa
Natalie Cole DJs Frivolous Live, Jestics, Mathis 80s, Charts, Classics, Disco
Jamie Shar und Friends
Partytunes Dolder, Adlisbergstr. 36, Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Bar Rouge, Messeplatz 10,
Sommerresidenz, nt /Areal beim Zürich. 20.30 Uhr Basel. 23 Uhr Basel. 22 Uhr
TagesWoche 28/29 41
Agenda 12. Juli 2013
Kreuzworträtsel FREITAG
12.7.2013
Friday Is Fame Day
80s, Charts, House, Partytunes
DJ Aoide
Fame, Clarastr. 2, Basel. 23 Uhr
Ladies Night Out
Partytunes
Dancing Plaza Club,
Riehenring 45, Basel. 22 Uhr
Music Love
Charts, House, Mash Up
DJs A. Rodriguez, Marco La Mar,
Nyle, Seven
EXcellent Clubbing Lounge,
Binningerstr. 7, Basel. 23 Uhr
Open Format – House Classix’
House
DJs George Lamell, Fred Licci
Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr
Red Friday
Charts, Hip-Hop, R&B, Urban
DJs Chronic, Jay-p, Kaiser Dias,
Autentico
Obsession Club, Clarastr. 45,
Basel. 23 Uhr
Sommer Party
Charts, Hip-Hop, House, Mash Up
DJs Nickberloa, NicoG, Italiano, Milo
Singerhaus, Am Marktplatz 34,
Basel. 22 Uhr
Velvets Ladies Night
Dancehall, Hip-Hop, Mash Up
DJ Chronic
Velvet Basel, Steinentorstr. 35,
Basel. 23 Uhr
We Are Family
House, Techno
DJs Restless, Boernski, Unikat,
David Halt
Borderline, Hagenaustr. 29,
Basel. 23 Uhr
Auflösung des Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: SOMMER Houseshaker
80s, 90s, Hip-Hop, House
DJ Houseshakers
Musikpark A2, St.-Jakob-Eishalle /
Brüglingen 33, Münchenstein. 22 Uhr
5 1 DIVERSES
1
1
9 7 Filmabend
Treibstoff
Conceptis Puzzles 06010038274 5 1 3 0 3 2 0 2 1 3 Ein Dokumentarfilm von Birgit
TagesWoche 28/29 42
Agenda 12. Juli 2013
Leibspeise
Oliver Werani. Wettsteinstr. 4, Riehen
Internetcafé Planet13,
Klybeckstr. 60, Basel. 20 Uhr Galerie Mollwo
Armin Göhringer
Wassermelonen-Salat
Sommerferienkurse Gartengasse 10, Riehen
Theater- und Clownschule Yve
Stöcklin, Basel. Jonglieren im Galerie Monfregola
Park für Erwachsene und Kinder, Marc Yvel (Gérard L.)
Körpersprachekurs für Erwachsene, Baslerstr. 59, Riehen
Clownintensivwoche
Oekolampad-Parkanlage beim Melonen und Koriander wirken prima gegen Bakterien. Spielzeugmuseum Riehen
Press Start to Play
Allschwilerplatz, Basel. 17.30 Uhr
Vor allem aber schmecken sie lecker. Von Carmen Fisch Wong Baselstr. 34, Riehen
Klausenrennen
Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Vitra Design Museum
Muttenz. 10 Uhr Archizines / Louis Kahn
Ich liebe Salat. Eigentlich bin ich süchtig JUQH3DSD\DRSWLRQDO Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein
TagesWoche 28/29 43
Agenda 12. Juli 2013
Kultwerk #88
Funk, Hip-Hop
Kuppel, Binningerstr. 14, Basel.22 Uhr
13.7.2013 Deep in the Sky
TagesWoche 28/29 44
Agenda 12. Juli 2013
Wochenendlich im
«Farbe trügt nicht» Bschiss! Wie wir einander auf den
Philosophicum, St. Johanns- Leim gehen / Maus im Haus –
Vorstadt 19–21, Basel. 10 Uhr Eine reizvolle Begegnung
Zeughausplatz 28, Liestal
Val d’Hérens
Klausenrennen
Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Dreiländermuseum
Muttenz. 10 Uhr Nationalsozialismus in Lörrach
Basler Str. 143, Lörrach
SONNTAG Paul-Ibenthaler-Haus
Zeitweit
Wer sich Pyramiden ansehen will, muss nicht nach Ägypten
14.7.2013 reisen. Auch im Wallis finden sich welche. Von Lukas Mannhart
Baumgartnerstr. 16, Lörrach
Schaulager Basel
Steve McQueen
Ruchfeldstr. 19, Münchenstein
AUSSTELLUNGEN Fondation Beyeler
Anatomisches Museum Maurizio Cattelan / Max Ernst
der Universität Basel Baselstr. 101, Riehen
Wirbelsäule: Wunderwerk Galerie Mollwo
oder Fehlkonstruktion? Armin Göhringer
Pestalozzistr. 20, Basel Gartengasse 10, Riehen
BauArt Basel Spielzeugmuseum Riehen
Albert Alís Press Start to Play
Claragraben 160, Basel Baselstr. 34, Riehen
Cartoonmuseum Basel Vitra Design Museum
Proto Anime Cut Archizines / Louis Kahn
St. Alban-Vorstadt 28, Basel Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein
Jüdisches Museum Schweiz
1001 Amulett. Schutz und Magie – THEATER
Glaube oder Aberglaube
Kornhausgasse 8, Basel Auf Wald, Stein und Holz gebaut: Das Wallis um Les Haudères. Fotos: Lukas Mannhart Glaini Häggs Dintegläggs
Theater Arlecchino
Kunsthalle Basel Park im Grünen,
Michel Auder / Paulina Olowska Münchenstein. 15 Uhr
Steinenberg 7, Basel Wochenlang haben wir genürzt über drei Kilometer zurückgezogen. Obschon es
die kalten Temperaturen. Nun ist es end- kaum Vegetation gibt, ist die einstündige
Kunstmuseum Basel
lich warm geworden, doch die Hitze berei- Wanderung die Reise wert. Wuchtig erhe-
POP/ROCK
Die Picassos sind da! / Ed Ruscha
St. Alban-Graben 16, Basel tet uns nur wenig Freude. Sie macht uns ben sich die Gipfel beidseits des Tales auf Live at Sunset
lethargisch. Da hilft die Flucht in die Ber- über 4000 Höhenmeter. Auch der Glet- Hugh Laurie
Museum Tinguely Dolder, Adlisbergstr. 36,
Zilvinas Kempinas. Slow Motion ge, um uns Abkühlung zu verschaffen. Am scher beeindruckt aus der Ferne. Schade, Zürich. 20.30 Uhr
Paul Sacher-Anlage 2, Basel besten mit einem Gletscher. Hervorragend, wird er eines Tages weggeschmolzen sein.
wenn die Reise dorthin an einem ein- So werden wir etwas sentimental auf
drücklichen Naturphänomen vorbeiführt. der Rückreise, nutzen noch die Gelegen-
PARTY
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Unterwegs sind wir mit öffentlichen heit, uns den auf dem Weg liegenden Der Sonntag auf der Dachterrasse
80s
3HWHUVNLUFKH Verkehrsmitteln. Von Basel nach Sion sind
es keine drei Stunden, von wo aus wir –
Weiler Les Haudères anzuschauen. Vieles
erinnert ans Wallis, wie man es sich in
Live: The Rimini Boys
,QWHUQDWLRQDOH 2UJHONRQ]HUWH Hinterhof, Münchensteinerstr. 81,
6RPPHU aus Angst, dem Präsidenten des dortigen Klischees vorstellt, diese sind hier aber Basel. 14 Uhr
Fussballvereins zu begegnen – schnell das echt. Chalets, Dorfbeizen, Blumen-
.RQ]HUW Latin Night
Postauto Richtung Les Haudères bestei- schmuck, Fahnen. Das volle Programm. Partytunes
6RQQWDJ -XOL 8KU
gen. Nach Fahrt mit Panoramablick ins Beim Einkauf in der Metzgerei und der DJ Flow
TagesWoche 28/29 45
Agenda 12. Juli 2013
Die europäischen Sterne: Ihre Zahl gibt nicht die Zahl der Mitgliedstaaten an, die ständig wächst – sie steht für die babylonische Duodezimalgrösse und symbolisiert die «Vielheit»,
die im Europarat vertreten ist.
Zwischen
Die nicht sehr mächtige Institution war bereits Das Bild zeigt anhand der Türen des Strass-
1949 gegründet worden, doch die Schweiz hielt burger Europaratsgebäudes in einer tiefsin-
sich lange fern. Die Berührung mit dieser nigen Komposition die Vermischung der
harmlosen Institution w urde als derart gefähr- abstrakten Sternsymbolik und die reale
Flaggen und
lich eingestuft, dass man noch Ende der Gemeinschaft, um die es letztlich geht: Hinter
1950er-Jahre nicht einmal Beobachter nach den egalitären übernationalen Sternen – un-
Strassburg schickte. Um nicht eingestehen zu scharf – die nationalen Flaggen der Mitglieds-
müssen, dass man klüger geworden (bezie- länder und dazwischen eben die Menschen.
Sternen
hungsweise vorher dümmer gewesen) war, lau-
tete eine Erklärung für den späteren Beitritt,
der Europarat habe sich gewandelt. In Sachen Europa
Eidgenossen, die ihre liebe Schweiz mög- geraten Dinge rasch
lichst auf Distanz halten wollen, sehen in den
goldenen Europasternen auf blauem Unter- durcheinander – man
grund vor allem das Emblem der EU, das hier- kommt nicht mehr mit.
zulande «nichts verloren» habe. Da kann man
aber Entwarnung geben: Die zwölf Sterne ge-
hören dem Europarat, dem die Schweiz nun Doch was sind solche Institutionen, wenn
seit 50 Jahren angehört, und sie sind der EG/ sie nicht medial die Menschen erreichen? Er-
Vor 50 Jahren ist die Schweiz EU nur ausgeliehen. reichbar heute eher über Internet (http://hub.
Das ist eines der Probleme: In Europa sachen coe.int/de/) – noch vor 30 Jahren aber mit
dem Europarat beigetreten. geraten die Dinge durcheinander, und man Drucksachen. Kurt Wyss schuf dieses Bild 1981
kommt da nicht recht mit. Schuld daran sind für einen Prospekt zusammen mit dem Jour-
Seither gehören die zwölf nicht die schweizerischen Wahrnehmungs- nalisten Norbert P. Engel, der auch die Monats-
schwierigkeiten, sondern die europäischen zeitschrift «Trio – das Rheinische Magazin»
europäischen Sterne auch ein Kompliziertheiten. geschaffen hat. Der Prospekt kam so gut an,
Und damit auch das gesagt ist: Die Zahl der dass auch das Europäische Parlament einen
bisschen uns Eidgenossen. Sterne gibt (anders als bei den «stars» des haben wollte, allerdings nicht wie im Fall der
USA-Banners) nicht die Zahl der Mitgliedstaa- blauen Flagge den genau gleichen.
Von Georg Kreis ten an, die ja ständig wächst und gerade kürz- tageswoche.ch/+bftqc
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Agenda 12. Juli 2013
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