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Formale Äquivalenz
ist eine möglichst genaue Wiedergabe von Form und Inhalt des AS-Textes in der Zielsprache. Formale
Aspekte wie Syntax, Wortstellung, Idiome sollen im Text wieder erscheinen.
Dynamische Äquivalenz
orientiert sich am Empfänger, d.h. sie soll beim ZS-Leser die gleiche Wirkung erzielen wie beim AS-
Leser. Die Forderung nach dynamischer Äquivalenz beinhaltet auch die Einhaltung der Zielsprachen-
Normen: die Übersetzung soll natürlich wirken und verständlich sein – also nicht als Übersetzung
erkennbar sein.
1. Denotative Äquivalenz
2. Konnotative Äquivalenz
3. Textnormative Äquivalenz
4. Pragmatische Äquivalenz
5. Formal-ästhetische Äquivalenz
1. Denotative Äquivalenz: besteht, wenn der Zieltext die gleichen außersprachlichen
Sachverhalte abbildet wie der Ausgangstext.
Wichtig für technische Texte, Invarianz der Denotation, d.h. der Begriffskerne (gleiche
Darstellung des außersprachlichen Sachverhalts), - Bezeichnungsäquivalenz
(Bsp.: engl. layout → dt. ?; dt. Dirndlkleid – ukr. ? німецький національний жіночий костюм)
Die bei der Übersetzung entstehenden Lücken, bezeichnet Koller als „[…] echte Lücken im
lexikalischen System der ZS.“ (1992:232). Dabei handelt es sich um die vorläufigen Lücken und
die Aufgabe des Übersetzers ist, diese Lücken zu schließen. „Solche Lücken gibt es insbesondere
bei Realia-Bezeichnungen (sog. Landeskonventionellen, in einem weiteren Sinne:
kulturspezifische Elementen)“ (1992:232)
Die Eins-zu-eins-Entsprechung:
AS-Ausdruck ZS-Ausdruck
1 : 1
ZS-Ausdruck a
AS-Ausdruck ZS-Ausdruck b
ZS-Ausdruck c
1 : viele
AS-Ausdruck a
AS-Ausdruck b ZS-Ausdruck
AS-Ausdruck c
Viele : 1
AS-Ausdruck ZS-Fehlstelle
1 : 0
Die Eins-zu-Teil-Entsprechung:
AS-Ausdruck ZS-Ausdruck
1 : Teil
2. Konnotative Äquivalenz: besteht, wenn die Art der Verbalisierung von Sachverhalten in
Ausgangs- und Zieltext „[…] die Konnotationen bezüglich Stilschicht, soziolektale und
geographische Dimension, Frequenz etc […]“(1992:216) vermittelt. Anders gesagt
konnotative Äquivalenz sorgt für das Hervorrufen derselben bzw. ähnlichen assoziativen
Konnotationen sowohl beim AS-Empfänger als auch bei dem ZS-Empfänger.
Bewahrung der Assoziationen, die Einheiten des AT haben, hier sind symbolische,
kulturgebundene Bedeutungen zu beachten [schwarz-weiß-Symbolik], konnotative
Äquivalenz heißt, den soziokulturell determinierten Sinn eines Lexems/Satzes/Textes zu
bewahren (einschließich Intertextualität), für Erzähltexte wichtig
texttypabhängige Äquivalenz: Äquivalenz ist nicht absolut, sie ist relativ zum Texttyp des
jeweiligen AT/ZT, informative Texte (Darstellung) – denotative Äquivalenz; expressive Texte
(Ausdruck) — formal-ästhetische Äquivalenz; operative Texte (Appell) — pragmatisch-
kommunikative Äquivalenz (Identität des textimmanenten Appells)
Unter Interferenz versteht man Auswirkungen einer Sprache auf eine andere, die zu
„vorgetäuschten“ Gemeinsamkeiten führen und für Abweichungen von sprachlichen Normen
verantwortlich sind.
Interferenz kann auf allen Ebenen der in Kontakt stehenden Sprachen auftreten. Lexikalische,
syntaktische, stilistische Gemeinsamkeiten werden an Stellen „vorgetäuscht“, wo es solche
Gemeinsamkeiten gar nicht gibt. Interferenzen sind verantwortlich für die sog. Übersetzersprache.
Der beste Weg, solche Interferenzen zu beseitigen, besteht darin, den AT beiseite zu legen und den
ZT laut vorzulesen (Kautz, 135).
Syntaktische Interferenz liegt vor, wenn die Wortstellung oder die Reihenfolge der Satzteile
fehlerhaft direkt aus der AS in die ZS übernommen wird. Maschinelle (computergestützte)
Übersetzung führt zu dieser Art der Interferenz.
Die deutsche Syntax befolgenden Übersetzungen sind zwar inhaltlich richtig, wirken aber zu
steif für die freiere Wortfolge und größere Auslassungsfreiheit im Ukrainischen (Nazarkevytsch, 36).
Wenn formelhafte Wendungen oder Sprichwörter Wort für Wort übersetzt werden, kommt es
zur Interferenz auf der Ebene der Kollokationen (Kombinierbarkeit sprachlicher Zeichen) und
Idiome. Die Interferenzfälle im Bereich der Phraseologie wirken besonders drastisch
(Nazarkevytsch, 37):
j-d hat Grütze im Kopf = ist klug, schlau
в когось каша в голові = j-d denkt wirr, ist nicht besonders intelligent
Aus der Haut fahren = ungeduldig werden
Зі шкіри лізти = alles dransetzen, um etwas zu erreichen
j-m auf die Fersen treten = j-n kränken
наступати комусь на п’яти = j-d einholen
das sind zwei Paar Stiefel = zwei verschiede Dinge
два чоботи пара = sehr ähnlich, insbesondere aufgrund der begangenen Fehler.
Textuelle Interferenz tritt auf, wenn im ZT die textsortentypischen Konventionen des AT
befolgt werden, in der ZS und Zielkultur gelten aber andere Normen (Grußformeln).
Kulturelle Interferenz wird dadurch verursacht, dass gewisse kulturelle Unterschiede nicht
beachtet werden:
- die Zeit wird im Deutschen kleiner strukturiert als im Ukrainischen:
48 Stunden –*48 годин, besser дві доби; 12 Wochen – *12 тижнів, besser три місяці;
- das Gewicht hat Besonderheiten bei der Wiedergabe im Ukrainischen:
1 Pfund – 500 грам або півкіло; dt. 1 Zentner = 50 kg – ua. 1 Zentner = 100 kg
- Anredeformen unterscheiden sich durch den Gebrauch des Vor- und Familiennamens:
пане Петро - *Herr Peter (Vorname), besser Herr + Familienname
Quellen:
1. Алексеева И. С. Введение в переводоведение : учебное пособие / И. С. Алексеева. –
С.-Петербург; Москва : Издательский центр «Акадкмия», 2004. – 352 с.
2. Назаркевич Х.Я. Основи перекладознавства в 2 ч. Ч. 1 : Видавничий центр ЛНУ
імені Івана Франка, 2010. – 298 с.
3. Albrecht Jörn. Linguistik und Übersetzung / Jörn Albrecht. – Tübingen: Max Niemeyer
Verlag, 1993. – 113 S.
4. Koller W. Einführung in die Übersetzungsswissenschaft. – Wiesbaden: Quelle und Meyer,
1997. – 344 S.
5. Reiß K., Vermeer H. J. Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie, Tübingen,
1984. – 147 S.