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Schon die Herstellungsverfahren beeinflussen die Giite des Werkstoffs. Schweißstahl ist
schlackenhaItiger als Flußstahl und von geringerer Festigkeit. Das Siemens-Martin-Ver-
fahren ergibt einen besseren Werkstoff als das Bessemer- und Thomas-Verfahren und kommt
insbesondere in Frage für Stabstahl und Bleche, aber auch für Baustähle, soweit man an
sie erhöhte Festigkeitsanforderungen stellt. Der heute in Deutschland in wieder steigender
Menge erzeugte Thomasstahl soll aber in verbesserter Form den Siemens-Martin-Stahl weit-
gehend ersetzen. An sich ist Thomasstahl besser warmformbar als Siemens-Martin-Stahl,
aber, infolge höheren Gehalts an Phosphor und Stickstoff, spröder bei der Kaltverformung.
Er wird verbessert durch Einführung des beruhigten Stahls (weitgehende Desoxydation durch
Silizium oder Aluminium beim Vergießen) und des HPN- und MA-Stahls (Bezeichnung
nach Versuchsschmelzen in Hamborn, Hoerde und bei Mannesmann; Verringerung des
Stickstoffgehalts durch zweckmäßige Birnenkonstruktion und Regelung des Kohlenstoff-,
Phosphor- und Gasgehalts). Der HPN- und MA-Stahl (jetzt nach DIN 17006 als "Wind-
gefrischter Austauschstahl" bezeichnet) kann beruhigt und unberuhigt sein. Der Tiegelstahl
wird heute zum größten Teil durch den Elektrostahl ersetzt; dieser kommt vor allem für
legierte Stähle (Werkzeugstähle und hochbeanspruchte Maschinenteile) in Betracht.
Neuerdings hat man die Sauerstoffanreicherung des Gebläsewindes für die Verbesserung
des Thomasstahls nutzbar gemacht. In Oberhausen wurden größere Mengen Thomasstahl
mit 0,005···0,006% N und 0,035% P hergestellt. Sauerstoffanreicherung des Windes auf
40···45% 0, Verminderung der Blasdauer um 44%, Verbesserung der Haltbarkeit der Kon-
verterauskleidung, Gesamtwirtschaftlichkeit dieselbe wie bei normalem Thomasstahl.-Mit
reinem Sauerstoff, wird bereits praktisch nach dem Linz-Donawitz- Verfahren (LD-Stahl) [2]
gearbeitet. Der Sauerstoff wird über eine wassergekühlte Düse von oben durch die Birnen-
öffnung zugeführt, Sauerstoffverbrauch 50···70 m3/t Stahl. Vorläufig wird noch P-armes
Roheisen (0,1·· ·0,3% P) verwendet. Wirtschaftlichkeit gegeben, wenn Erzeugungskosten des
Sauerstoffs dem Preis von 1···1,1 kWh/m3 entsprechen. Ergebnis: 0,035% P, 0,005% N.
Erstes "Oxygenstahlwerk" in Deutschland durch Bochumer Verein im Bau. - Die letzte
Neuerung in der Stahlerzeugung ist durch den in Oberhausen entwickelten Rotor gekenn-
zeichnet. In ein waagerecht gelagertes Drehgefäß wird in und über das Schmelzbad Sauer-
stoff geleitet. Der erzeugte Stahl hat nur 0,004% N u. 0,02% S und ist dem Siemens-Martin-
Stahl gleichwertig bei niedrigeren Verfahrenskosten [3].