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Einteilung und Eigenschaften der Stähle 5

brücken am Berliner Zoo, an der Autobahnbrücke in Rüdersdorf und an den


Albert-Kanal-Brücken in Belgien waren nicht, wie ursprünglich angenommen
wurde, auf unsachgemäßes Schweißen, sondern meist auf ungeeignete Legie-

Abb. 8. Gleisverlegekran von 22{12 t Tragkraft bei 4,5{6 mAusladung

rungen des St 52 und auf eine für diesen ungeeignete Elektrodenzusammensetzung


zurückzuführen. Beide inzwischen längst abgestellten Mängel bieten Gewähr
dafür, daß sich solche und ähnliche Fälle nicht wjederholen.
Abb. 9 zeigt die Kaiser-
bergbrücke in Duisburg, die
eine Stützweite von 103 m
hat. Die Brücke ist als
Langerscher Balken ausge-
bildet. Der vollwandige Trä-
ger ist an dem gebogenen
Druckgurt in bestinlmten
Abständen gelenkig aufge-
hängt. Durch das Fortfallen
der Diagonalstäbe hat die
Brücke ein gefälliges , lichtes
Abb. 9. Straßenbrücke von 103 m Stützweite
Aussehen.

2 Die Baustähle, ihre Festigkeitseigenschaften


und ihre Schweißbarkeit [1] 1
2.1 Einteilung und Eigenschaften der Stähle
2.11 Herstellungsverfahren
Die schmiedbaren Eisensorten werden entweder in Puddelofen im teigigem Zustande her-
gestellt und dann Schweißstahl genannt, oder sie werden nach den neueren Verfahren flüssig
erzeugt und in eiserne Backformen (Kokillen) gegossen; sie heißen dann Flußstahl. Im ein-
zelnen unterscheidet man beim Flußstahl noch nach dem Herstellungsverfahren : Bessemer-,
Thomas-, Siemens-Martin-Stahl. Der im Tiegelofen verfeinerte Werkstoff ist als Tiegelstahl
oder Tiegelgußstahl zu bezeichnen (nicht mehr als "Gußstahl", da jeder Flußstahl auch ein
Gußstahl ist) und der im Elektroofen gereinigte, besonders gute Werkstoff als Elektrostahl.
Aus den letzten beiden Sorten erhält man durch Zusatz von Chrom, Wolfram, Nickel usw. die
legierten Stähle. Diese, sowie Tiegel- und Elektrostahl, werden auch Edelstähle genannt.
1 Verzeichnis des Schrifttums zu Abschn. 2 s. S. 21
6 Die Baustähle, ihre Festigkeitseigenschaften und ihre Schweißbarkeit

Schon die Herstellungsverfahren beeinflussen die Giite des Werkstoffs. Schweißstahl ist
schlackenhaItiger als Flußstahl und von geringerer Festigkeit. Das Siemens-Martin-Ver-
fahren ergibt einen besseren Werkstoff als das Bessemer- und Thomas-Verfahren und kommt
insbesondere in Frage für Stabstahl und Bleche, aber auch für Baustähle, soweit man an
sie erhöhte Festigkeitsanforderungen stellt. Der heute in Deutschland in wieder steigender
Menge erzeugte Thomasstahl soll aber in verbesserter Form den Siemens-Martin-Stahl weit-
gehend ersetzen. An sich ist Thomasstahl besser warmformbar als Siemens-Martin-Stahl,
aber, infolge höheren Gehalts an Phosphor und Stickstoff, spröder bei der Kaltverformung.
Er wird verbessert durch Einführung des beruhigten Stahls (weitgehende Desoxydation durch
Silizium oder Aluminium beim Vergießen) und des HPN- und MA-Stahls (Bezeichnung
nach Versuchsschmelzen in Hamborn, Hoerde und bei Mannesmann; Verringerung des
Stickstoffgehalts durch zweckmäßige Birnenkonstruktion und Regelung des Kohlenstoff-,
Phosphor- und Gasgehalts). Der HPN- und MA-Stahl (jetzt nach DIN 17006 als "Wind-
gefrischter Austauschstahl" bezeichnet) kann beruhigt und unberuhigt sein. Der Tiegelstahl
wird heute zum größten Teil durch den Elektrostahl ersetzt; dieser kommt vor allem für
legierte Stähle (Werkzeugstähle und hochbeanspruchte Maschinenteile) in Betracht.
Neuerdings hat man die Sauerstoffanreicherung des Gebläsewindes für die Verbesserung
des Thomasstahls nutzbar gemacht. In Oberhausen wurden größere Mengen Thomasstahl
mit 0,005···0,006% N und 0,035% P hergestellt. Sauerstoffanreicherung des Windes auf
40···45% 0, Verminderung der Blasdauer um 44%, Verbesserung der Haltbarkeit der Kon-
verterauskleidung, Gesamtwirtschaftlichkeit dieselbe wie bei normalem Thomasstahl.-Mit
reinem Sauerstoff, wird bereits praktisch nach dem Linz-Donawitz- Verfahren (LD-Stahl) [2]
gearbeitet. Der Sauerstoff wird über eine wassergekühlte Düse von oben durch die Birnen-
öffnung zugeführt, Sauerstoffverbrauch 50···70 m3/t Stahl. Vorläufig wird noch P-armes
Roheisen (0,1·· ·0,3% P) verwendet. Wirtschaftlichkeit gegeben, wenn Erzeugungskosten des
Sauerstoffs dem Preis von 1···1,1 kWh/m3 entsprechen. Ergebnis: 0,035% P, 0,005% N.
Erstes "Oxygenstahlwerk" in Deutschland durch Bochumer Verein im Bau. - Die letzte
Neuerung in der Stahlerzeugung ist durch den in Oberhausen entwickelten Rotor gekenn-
zeichnet. In ein waagerecht gelagertes Drehgefäß wird in und über das Schmelzbad Sauer-
stoff geleitet. Der erzeugte Stahl hat nur 0,004% N u. 0,02% S und ist dem Siemens-Martin-
Stahl gleichwertig bei niedrigeren Verfahrenskosten [3].

2.12 StahUehler und Verunreinigungen


Flüssiger Stahl besitzt eine bedeutende Lösungstähigkeit tür Gase, besonders
für Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff. Beim Erstarren des Stahlblocks in
der Kokille scheiden sich diese Gase entweder in Blasenform aus (s. Abb. 10)
oder entweichen durch das länger flüssig bleibende Blockinnere
nach oben. Durch Zugabe von Silizium oder Aluminium wirkt
LunKer man der Gasentwicklung entgegen (beruhigter Stahl). Durch
das Schwinden beim Erkalten des Stahlblocks entstehen Hohl-
Cl7stJ/l7sen
räume (Lunker) im Blockinneren, hauptsächlich dicht unter der
Oberfläche 'md trichterförmig hinabreichend (s. Abb. 10). Diese
Lunkerstellen müssen bei Verarbeitung der Blöcke zu hoch-
wertigen Erzeugnissen abgeschnitten werden (verlorener Kopf).
Ferner tritt während des Erstarrens noch eine Seigerung von
Bestandteilen des Stahls ein (s. Abb. 10). Insbesondere neigen
Abb. 10. Lunker, Gas-
Phosphor und Schwefel stark zum Ausseigern und ziehen sich
blase und Seigerung nach den länger flüssig bleibenden Blockteilen, der Blockmitte
und dem oberen Blockteil, hin. Die chelnische Zusammen-
setzung eines Stahlblocks kann demnach ziemlich ungleichmäßig sein. Gegen-
lnittel sind schnelle Abkühlung, das absichtliche Anbringen eines verlorenen
Kopfes und höherer Siliziumgehalt, da silizierter Stahl schon bei 0,2% Si fast
keine Gase mehr enthält und deshalb wenig zur Seigerung neigt. Schlacken-
einschlüsse, bei Schweißstahll···3%, sind auch bei Flußstahl nicht ganz zu ver-
meiden und verringern die Festigkeit.
Der Gehalt der technischen Stähle an Sauerstoff beträgt 0,004·· ·0,1 %. Bei höherem
Gehalt als etwa 0,1% - nach anderen Angaben aber auch schon bei etwa 0,03% - macht
der Sauerstoff den Stahl rotbrüchig. Auch Stickstoff (im Thomasstahl bis 0,025%, im Siemens-

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