Sie sind auf Seite 1von 5

Fachbereich Clima Heizung

info Nr. 1 | März 2009

Korrosion in Heizungsanlagen
Definitionen und Verhinderung. 

Was ist Korrosion? Was ist Rost?

Unter Korrosion versteht man die Reaktion eines metalli- Rost ist eine chemische Verbindung von Eisen mit Sauerstoff.
schen Werkstoffes mit seiner Umgebung, die eine messbare Die Rostbildung wird hervorgerufen durch: Sauerstoff,
Veränderung des Werkstoffes bewirkt. Metalle gehen dabei Luftfeuchtigkeit, Abgase (Schwefel), Säuren und Laugen.
von der Oberfläche her entweder Verbindungen mit Gasen Durch die Luft werden z.B. Heizungsrohre aus Stahl bei
wie Luft oder Verbrennungsgase ein (trockene Korrosion) Lagerung und Montage beeinflusst: Sie können rosten.
oder wandern in Anwesenheit eines Elektrolyten infolge
elektrischer Potentiale in den Elektrolyten ab (nasse Korro- Sauerstoffkorrosion
sion). Dabei entsteht ein Materialverlust. In (geschlossenen) Die Folge dieser Korrosionsart ist Lochfrass. Infolge Sauer-
Heizungsanlagen sind wir vorwiegend mit nassen Korro- stoffüberschuss im Heizungswasser entstehen Korrosions-
sionen konfrontiert. produkte, die sich als lockerer Schlamm und schliesslich als

Bild: Korrosion in Heizungsrohren



Rost absetzen. Bei dieser Korrosion stellt man teilweise an Erosionskorrosion
den Entlüftungsstellen (z.B. an den Heizkörpern) Wasserstoff
Unter Erosion versteht man die rein mechanische Abtragung
in der Luft fest. Wasserstoff ist brennbar. Vorkommen:
eines Metalls. Dabei wird eine Korrosion hervorgerufen,
An Stellen, an denen das Leitungswasser nicht zirkuliert,
indem die vorhandene Schutzschicht im Heizsystem
oder wenn im Heizsystem grosse Temperaturspreizungen
abgelöst wird, oder diese laufend wieder – mit entsprechen-
gefahren werden. Die Folge sind flächenartige Abtragungen.
dem Materialverbrauch – neu gebildet wird. Erosion wir
Abhilfe: Immer sauerstoffdiffusionsdichte Rohre, z.B.
begünstigt an Stellen mit hohen Strömungsgeschwindig-
Kunststoff-Metall-Verbundrohre, verwenden, Expansions-
keiten (z.B. in Heizungs-Unterstationen) und mit hohen
und Druckhalteautomaten einsetzen, für richtigen Vordruck
Betriebstemperaturen.
im Gefäss sorgen.
Abhilfe: Genügend hoher Vordruck im Heizsystem und
Unterlagen der Hersteller / Lieferanten von Umwälzpumpen
Streuströme
und Wärmeübertägern beachten.
Diese werden durch Gleichstromquellen erzeugt. Bei
Installationen und erdverlegten Rohrleitungen sowie Tanks Kavitation
können in kurzer Zeit Schäden entstehen. Z.B. kann 1 mA
Bei der Kavitation führt die hohe Strömungsgeschwindigkeit
in einem Jahr ca. 10 Gramm Eisen (Fe) zerstören.
zu Veränderungen an der Metalloberfläche: sie wird
Abhilfe: Fachmännischer Einbau von Schutzleitern und
zerklüftet. Dadurch können z.B. Schäden an Umwälzpum-
Potentialausgleich.
pen entstehen. Abhilfe: Genügend hoher Vordruck im
Heizsystem. In der Praxis sind die Unterlagen der Hersteller
Stillstandkorrosionen
und Lieferanten bezüglich minimaler Betriebsdrücke an der
Diese Form von Korrosion kann während dem Stillstand Saugseite von Umwälzpumpen zu beachten.
oder in der Zeit vor Inbetriebnahme von Dampfkessel-
an-lagen auftreten. Nicht entgastes oder ungenügend Korrosion durch Ablagerungen
alkalisches Wasser fördern dabei diese Korrosionsart.
In Heizsystemen können sich überall dort Feststoffe
Massnahmen: periodische Kontrolle und Konservierung.
ablagern, wo die Strömungsgeschwindigkeiten zu niedrig
sind. Diese Problematik kann in Heizsystemen bei nicht
Spaltkorrosion
zirkulierenden Leitungen auftreten. Abhilfe: Rohrleitungen
Schlechtes «Hanfen» von Dichtstellen und Verbindungen kurzschliessen, damit Zirkulation gewährleistet ist und evtl.
kann eine Spaltkorrosion hervorrufen. Unterschiedliche mit Entlüftungsmöglichkeit bzw. Luftflasche ausrüsten.
Sauerstoffverteilungen können dabei die Ursache sein.
Abhilfe: Verbindungssysteme wie z.B. Schweissen oder Heizungsanlagen mit gemischten Werkstoffen
Pressen wählen oder zumindest Hanf- bzw. Schraubstellen
Bei der Verwendung von gemischten Werkstoffen, z.B. Stahl
auf das Nötigste reduzieren.
und Kupfer, besteht ein geringes Korrosionsrisiko, solange
der Sauerstoffgehalt im Heizungswasser unter 0,1 mg / l liegt.
Spannungsrisse
Abhilfe: Schutzanodenanlage, Magnetflussfilter, Druck- und
Bei dieser Schadensart führt eine mechanische Beanspru- Entgasungsautomaten.
chung der Anlageteile zu Spannungsrissen. Z.B. können
Zugspannungen entweder durch die Konstruktion (Schweis- Verzinkte Rohre
sen, Biegen, Maschinenbearbeitung usw.) oder durch den
Der Einbau von innen verzinkten Rohren soll grundsätzlich
Betrieb (Druck, Temperatur, Bewegungen usw.) entstehen.
vermieden werden. Gegen verzinkte Schrauben und
Bei Installationen aus nicht rostendem Stahl kann es bei
Muttern ist nichts einzuwenden, da diese nicht mit dem
Vorliegen von Zugspannungen und kritischen Chloridwerten
Anlagewasser in Kontakt stehen.
unter bestimmten Umständen auch zu Spannungsrisskorro-
sion kommen. Abhilfe: Im Anlagenbau ist darauf zu achten,
dass Rohrleitungen, Kompensatoren und Apparate richtig
montiert werden damit eine Ausdehnung möglich ist.


Korrosion durch Halogene Aussenkorrosion / Schutz vor äusseren Einflüssen:

Die Verbrennungsluft muss frei von Halogenen (Chlor-, Die Aussenkorrosion an Rohrleitungen in Gebäuden ist
Fluorverbindungen) sein. Eine übermässige Halogenbelas- ein Sonderfall der atmosphärischen Korrosion. Für die
tung der Verbrennungsluft führt zu grossen Korrosions- Korrosion an der Rohraussenfläche müssen Sauerstoff
schäden. Halogenverbindungen finden sich u.a. in Sprüh- und Wasser vorhanden sein.
dosen, Verdünnern, Reinigungs-, Entfettungs- und Abhilfe: Schäden lassen sich vermeiden, wenn der
Lösungsmitteln. Ferner sind in der Nähe von chemischen Zutritt von Wasser an die Rohroberfläche verhindert wird.
Reinigungen, Coiffeursalons, Schwimmbädern, Druckereien Am besten durch die Wahl geeigneter Rohrdämmungen
und im Heizungsraum aufgestellten Waschmaschinen und / oder Rohrhülsen.
Halogenemissionen möglich. Im Zweifelsfall muss die
einwandfreie Qualität der Verbrennungsluft mittels einer Geeignete Metalle
externen Luftansaugung sichergestellt werden. Fluor, Folgende Metalle bilden an der Luft eine so dichte Oxid-
Chlor, Brom und Jod verbinden sich mit Wasserstoff – z.B. schicht, dass keine weitere Korrosion stattfindet: Kupfer,
während der Verbrennung von Brennstoffen – zu sehr Blei, Aluminium und Zink. Diese Metalle werden deshalb
aggressiven Säuren und können den Wärmeerzeuger oder überall dort eingesetzt, wo das Material mit der Luft bzw.
Teile davon zerstören. Atmosphäre in Verbindung steht.
Abhilfe: In Heizräumen keine Produkte (z.B. Wasch- und
Reinigungsmittel) aufstellen, mit denen Halogenverbin- Die richtige Anlagetechnik zur Vermeidung von
dungen auftreten und dann in die Verbrennungsluft Korrosionen einsetzen
gelangen können. Raumluftunabhängige Heizkessel
Probleme in der Heizungsanlage können grundsätzlich
einsetzen.
vermieden werden, wenn Folgendes beachtet wird:
• Wasserqualität überprüfen und Werte mit
Faktoren, welche die wasserseitige Korrosion
beschleunigen der Richtlinie SWKI 97-1 vergleichen
• Einsatz von Korrosionsschutzkesseln mit Opferanode
• Ein zu tiefer oder zu hoher pH-Wert im Heizungswasser • Druckexpansionsgefässe mit Entgasungsautomatik
• Zu hoher Wasserstoff-Gehalt (grössere Anlagen)
• Sauerstoffreiches Wasser • Systemtrennung (z.B. mit Plattentauscher) zwischen
• Säurehaltiges Wasser Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe
• Mineralienreiches Wasser • Genügend Vordruck im Expansionsgefäss
• Grosse Temperatursprünge im Betrieb (verhindert Ansaugen von Luft)
• Offene zirkulierende Expansionsgefässe • Umwälzpumpen am richtigen Ort einbauen (möglichst
• Nicht diffusionsdichte Kunststoffrohre nahe am neutralen Punkt bzw. Anschluss Expansions-
• Häufiges Nachfüllen gefäss)
• Falsche Frostschutzmittel / Konzentration • Magnetflussfilter zur Systemreinigung einsetzen,
• Zu klein ausgelegte Membran-Ausdehnungsgefässe z.T. mit Magnesium-Anode kombiniert
• Undichte Membran • Nur sauerstoffdiffusionsdichte Kunststoffrohre verwenden
• Zu geringer Vordruck im Expansionsgefäss bzw. (Kunststoff-Metall-Verbundrohre, Stahlrohre, Kupfer- / 
am Saugstutzen der Umwälzpumpen Weichstahlrohre)
• Nicht richtig angeschlossene Expansionsgefässe
Anforderungen an das Heizungswasser
Faktoren, welche die abgasseitige Korrosion
beschleunigen Grundsätzlich sind Heizungsanlagen mit Trinkwasser zu
füllen. Für die Wasserqualität in der Heizung ist die Instal-
• Salzsäure (aus in der Verbrennungsluft
lationsfirma verantwortlich. Vorschriften für die Behandlung
enthaltenen Halogenen)
des Nachfüllwassers im späteren Betrieb und bei Änder-
• Schwefelsäure (aus dem im Heizöl enthaltenen Schwefel)
ungen an der Anlage müssen dem Anlagebetreuer mitgeteilt
• Salpetersäure (aus den bei der Verbrennung
werden. Wasserqualität siehe SWKI 97-1 und Unterlagen /
entstehenden Stickoxiden)

Vorschriften von Herstellern / Lieferanten. Bei Abweichen dung von Frostschutzmittel in geschlossenen Kreisläufen
der Vorgaben sind entsprechende Massnahmen zu ergreifen, sind die Richtwerte der Produkteanbieter zu beachten.
um einen Schaden am System zu vermeiden. Ein besteh- Das Absinken der Konzentration von Glykolen kann eine
endes Netz sollte vor Einbau eines neuen Heizkessels Umwandlung von Glykol in Säure bewirken. Dies wiederum
gespült werden. hat zur Folge, dass der pH-Wert drastisch absinkt. Die Folge
ist Korrosion.
pH-Wert Abhilfe: Frostschutzmittel verschiedener Herkunft dürfen
Dem vorgeschriebenen pH-Wert kommt eine zentrale nicht miteinander vermischt werden. Auch dürfen in
Bedeutung zu. Die genaue Messung hat mittels Elektrode Kreisläufen mit Frostschutzmittel keine innen verzinkten
zu erfolgen. Bei Werten zwischen pH 8,3 und 11,5 ist die Stahlleitungen und Fittings eingebaut werden.
Korrosion von Stahl stark herabgesetzt. Kühlkreisläufe
Kontrollmessungen
müssen pH-Werte zwischen 7,5 bis 9,0, Warmwasserkreis-
läufe zwischen 8,3 – 9,5 und Heisswasserkreisläufe zwischen In Warmwasserkreisläufen genügt die jährliche Kontrollmes-
9,0 – 10,0 aufweisen. Gemäss Herstellerangaben muss der sung. Die Protokollierung der gemessenen Werte ermöglicht
pH-Wert bei Anlageteilen aus Aluminium unter 9,0 liegen. Rückschlüsse auf Veränderungen im System. Anhand einer
Wasserprobe sollten folgende Werte resultieren:
Sauerstoffgehalt • pH-Wert 8,3 – 9,5
Der Sauerstoffgehalt in geschlossenen Systemen darf • Leitfähigkeit < 500 mS / cm
0,1 mg / l nicht übersteigen. Bei Kühl- und Warmwasser- • Gesamthärte < 1,2 mmol / l d.h. 12 °f H
kreisläufen stellt sich dieser Gehalt praktisch von selbst ein. • Sauerstoffgehalt < 0,1 mg / l
Anstelle einer chemischen Sauerstoffbindung wird • Chloridgehalt < 50 mg / l
zum Schutz der Anlageteile der Einbau einer Opfer- • Sulfate < 50 mg / l
anode empfohlen.
Anmerkung: Das frische Füllwasser wird einen tieferen
Mikrobiologisches Wachstum pH-Wert (6,0 – 7,5) aufweisen und erst nach 2 – 3 Monaten
den gewünschten Betriebswert erreichen.
Das Wachstum von Mikroorganismen geht immer mit einer
geruchlichen Veränderung, einer Ausgasung von Methan Wassereinteilung nach Härtegraden
(CH4 brennbar!) und / oder einer drastischen Verfärbung
des Heizungswassers einher. Falls das Systemwasser stark Gesamthärte Bezeichnung
verunreinigt ist, kommt in einem solchen Fall meist nur eine mmol / l °f H
intensive Spülung in Frage. Der Beizug eines Konditionie- 0
,00 – 0,70 00 – 07 sehr weich
rungsfachmanns ist ratsam. 0,70 – 1,50 07 – 15 weich
1,50 – 2,20 15 – 22 mittelhart
Frostschutz in geschlossenen Kreisläufen 2,20 – 3,20 22 – 32 ziemlich hart
Von der Verwendung von Frostschutzmitteln für Heizungs- 3,20 – 4,20 32 – 42 hart
anlagen ist im Normalfall abzuraten. (Ausnahmen sind z.B. > 4,20 > 42 sehr hart
Solar-, Erdwärmesonden- und Spezialanlagen.) Bei Verwen-


Unterhalt und Service

Heizungswasserkreisläufe sollten mindestens einmal jährlich


durch den Installateur untersucht werden.

Richtlinien / Empfehlungen

In der Praxis sind folgende Richtlinien und Empfehlungen


zu beachten:
• SWKI 91-1 Be- und Entlüftung von Heizräumen
• SWKI 93-1 Sicherheitstechnische Einrichtungen
für Heizungsanlagen
• Ergänzung Nr. 1 zur Richtlinie 93-1
• Ergänzung Nr. 2 zur Richtlinie 93-1
• SWKI 96-5 Richtlinie Abnahmeprotokolle
• SWKI 97-1 Wasserbeschaffenheit für Heizungs-,
Dampf-, Kälte- und Klimaanlagen
• SIA 179 Befestigungen in Beton und Mauerwerk
• EMPA Dübendorf Massnahmen zur Vermeidung
von Korrosionsschäden in Warmwasser-Heizungsanlagen

Auskünfte Autoren

Für Auskünfte steht Ihnen der Leiter Fachbereich Dieses Merkblatt wurde durch die Branchenkommission
Clima Heizung von suissetec gerne zur Verfügung. Heizung von suissetec erarbeitet.
Tel. 043 244 73 33
Fax 043 244 73 78

Das könnte Ihnen auch gefallen