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Betreuer:

Versuchsprotokoll
Kerbschlagbiegeversuch

Gruppe Nr.:

03.05.2019
Inhaltsverzeichnis
1 Abkürzungs- und Formelverzeichnis ................................................................ 2
2 Ziel und Theorie des Versuchs ......................................................................... 4
3 Material und Methoden .................................................................................. 6
4 Versuchsdurchführung .................................................................................... 8
5 Ergebnisse/Auswertung ................................................................................ 10
6 Diskussion ..................................................................................................... 16
7 Zusammenfassung und Ausblick .................................................................... 18
8 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 20
A1 Messdaten ................................................................................................ II
A2 Checkliste ................................................................................................. III

1
1 Verzeichnisse

1 Verzeichnisse
Lateinische Formelzeichen

Symbol Beschreibung Einheit


Av Kerbschlagarbeit J
Epot Potentielle Energie J
g Erdbeschleunigung m/s2
h Höhe m
m Masse kg

Griechische Formelzeichen

Symbol Beschreibung
γ Gamma (Gefügeart)

Abkürzungen

Symbol Bedeutung
1.4301 X5CrNi18-10 Stahl
C45 Stahl mit 0,45 % Kohlenstoff
kfz Kubisch flächenzentriert
krz Kubisch raumzentriert

2
1 Verzeichnisse

Abbildungsverzeichnis

Abbildung Titel Seite


3.1 Kerbschlagbiegeprobe mit V-Kerb 6
3.2 Schematischer Aufbau des Kerbschlagbiegeversuchs 7
4.1 Pendelschlagwerk Amsler PSW 750 von Roell + 8
Korthaus
4.2 Ofen 9
4.3 Flüssiger Stickstoff 9
5.2 Kerbschlagarbeit-Temperatur-Verlauf des krz C45 11
5.3 Kerbschlagarbeit-Temperatur-Verlauf des kfz 1.4301 12
5.4 C45 bei -196 °C 13
5.5 1.4301 bei -196 °C 13
5.6 C45 bei 20 °C 13
5.7 1.4301 bei 20 °C 13
5.8 C45 bei 250 °C 14
5.9 1.4301 bei 250 °C 14

Tabellenverzeichnis

Tabelle Titel Seite


5.1 Messwerte Kerbschlagbiegeversuch 10
5.10 Gemessene Bruchflächenanteile von sprödem und 14
zähem Anteil an C45 und an 1.4301

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2 Ziel und Theorie des Versuchs

2 Ziel und Theorie des Versuchs


„In der Praxis eingesetzte Bauteile unterliegen häufig schlagartigen Kraft-
einwirkungen. Es zeigt sich, dass derartige Beanspruchungen, insbesondere in
Kombination mit tiefen Temperaturen und mehrachsigen Spannungszuständen,
verformungsarme Sprödbrüche zur Folge haben können“ [Mai16].

Ziel dieses Versuches ist es, die Abhängigkeit der Kerbschlagarbeit von der
Temperatur an Stählen der Gittertypen kfz und krz zu ermitteln. Dafür werden
aus zwei Stählen, dem C45 (krz) und 1.4301 (kfz) Proben gefertigt. Diese weisen
die Abmaße 55x10x10 mm auf und verfügen in der Mitte über eine zwei
Millimeter tiefe v-förmige Kerbe. Am Kerbgrund ist ein Radius von 0,25mm.

. Für den Versuch werden die Proben auf unterschiedliche Temperaturen


gebracht und dann mittig auf die Lager in den Schwungweg des Pendels gelegt.
Das ausgelöste Pendel zerbricht die Probe unter unterschiedlich hohem
Energieaufwand, der am Schleppzeiger ablesbar ist. Besonders interessant ist
hier die Ermittlung der werkstoffspezifischen Übergangstemperatur. Dies kann
als Temperatur zwischen Hoch- und Tieflage erfolgen. Andere Definitionen sind
die Temperatur, bei denen eine festgelegte Kerbschlagarbeit erreicht wird oder
Temperaturen mit einem Verformungsbruchanteil von 50 %. Jeder Werkstoff
hat ein spezifisches Verhalten. Stoffe mit einem kubisch-raumzentrierten (krz)
Gitter haben bei geringen Temperaturen eine geringe Kerbschlagarbeit. Diese
relativ konstante und geringe Kerbschlagarbeit wird Tieflage genannt. In einem
kleinen Temperaturintervall um die Übergangstemperatur steigt die
Kerbschlagarbeit schnell an und stabilisiert sich in der sogenannten Hochlage.
Dabei ändert sich auch die Bruchform. Bei tiefen Temperaturen liegt ein
Trennbruch vor. Hier ist fast keine plastische Verformung vorzufinden. Das liegt
daran, dass der Trennwiderstand geringer ist als der Gleitwiderstand. Da
letzterer aber mit steigender Temperatur schneller fällt, steigt mit
zunehmender Temperatur der Gleitbruchanteil. Auch das Verhältnis beider
Bruchanteile zueinander ist eine zu ermittelnde Messgröße. Bei der
Übergangstemperatur sind beide Widerstände gleich groß, folglich ist auch das
Bruchverhältnis identisch. In der Hochlage ist der Gleitwiderstand geringer,
deshalb kommt es hier zu einem Verformungsbruch mit starken plastischen
Verformungen. Kubisch flächenzentrierte (kfz) Stähle weisen dagegen eine
temperaturunabhängige Hochlage und somit immer einen Verformungsbruch

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2 Ziel und Theorie des Versuchs

auf. Hier ist der Gleitwiderstand immer geringer als der Trennwiderstand. Sehr
harte Stähle weisen dagegen eine temperaturunabhängige Tieflage auf, die
Kerbschlagarbeit ist bei allen Prüftemperaturen sehr gering. Hier ist immer ein
Trennbruch vorzufinden, da der Trennwiderstand dauerhaft geringer ist als der
Gleitwiderstand. Auf der anderen Seite führt eine Vergütung zu einem
größeren Anteil an Verformungsbruch.

Über den Anteil des Verformungsbruches kann auch indirekt auf die Zähigkeit
geschlossen werden. Je zäher beziehungsweise duktiler der Werkstoff ist, desto
größer ist der Verformungsbruchanteil. Deswegen wird diese Bruchform auch
Zähbruch genannt. In der Praxis sollten die eingesetzten Stähle so gewählt
werden, dass ihr Einsatz nicht im Bereich der Tieflage erfolgt, da sie unter sehr
geringen schlagartigen Lasten schon brechen können. Es lässt sich aber kein
spezifischer Werkstoffkennwert ermitteln, sondern lediglich eine Tendenz für
die tiefste Einsatztemperatur.

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3 Material und Methoden

3 Material und Methoden


Als Probenmaterial werden zwei verschiedene Stähle verwendet. Der eine ist
ein C45-Stahl mit 0,45 % Kohlenstoffanteil und ohne weitere Legierungs-
elemente. Folglich hat der Stahl bei allen Versuchstemperaturen ein krz Gitter.
Elementarzellen dieses Gittertyps haben neben den acht Atomen auf den acht
Würfelecken noch eins mittig im Würfel liegen.

Der andere Stahl mit der Bezeichnung 1.4301 ist ein X5CrNi18-10 Edelstahl.
Dieser hochlegierte Stahl enthält neben 0,05 % Kohlenstoff noch 18 % Chrom
und 10 % Nickel. Durch diese Legierungselemente kommt es zu einer
Erweiterung des Austenitgebietes. Somit hat der Stahl bei allen Temperatur-
lagen ein kubisch-flächenzentriertes Gitter. Hier sind in den Elementarzellen
neben den acht Atomen auf den acht Würfelecken noch weitere sechs Atome
mittig in den sechs Seitenflächen.

Aus beiden Stählen sind neun Proben entsprechend der Norm ISO 286-1
gefertigt worden. Diese sind 55 mm lang und haben eine quadratische
Grundfläche von 10x10 mm. In alle Proben liegen mittig über die gesamte
Probenhöhe v-förmige Kerben. Diese sind 2 mm tief und oben 2 mm breit. Am
Grund der Kerbe befindet sich noch ein Radius von 0,25mm. [Mai16]
(Abbildung 3.1).

Abbildung 3.1: Kerbschlagbiegeprobe mit V-Kerb

Anders als beim Zugversuch, bei dem eine stetige, verhältnismäßig langsam
steigende Zugkraft auf die Probe einwirkt, wird beim Kerbschlagbiegeversuch
beim Auftreffen, des durch die Erdbeschleunigung beschleunigten Hammers,
eine kurzzeitig hohe Belastung erreicht. So kann die Probe schon bei
Kerbschlagarbeiten brechen, die weit unter der maximalen Zugfestigkeit liegen.

6
3 Material und Methoden

Diese kurzzeitige Krafteinwirkung wird durch die Kerbe noch verstärkt. Jene
sorgt für einen mehrachsigen Spannungszustand, sodass dort ein Trennbruch
gefördert wird. Verglichen wird die Kerbschlagarbeit unterschiedlicher
Stahlsorten mit verschiedenen Legierungstypen und Gitterarten bei
verschiedenen Temperaturen
[Mai15, S. 26ff].

Für diese Messreihe wird eine Prüfmaschine Amsler PSW 750 von von Roell +
Korthaus verwendet. Hier beträgt die maximale Kerbschlagarbeit 450 J. Diese
Energie entsteht durch die Beschleunigung des Pendels aus der Ausgangslage.
Eine schematische Darstellung des Versuchsaufbaus ist in Abbildung 3.2 zu
sehen.

Abbildung 3.2: Schematischer Aufbau des Kerbschlagbiegeversuchs [April19]

7
4 Versuchsdurchführung

4 Versuchsdurchführung
Vor dem Versuch ist der Pendelhammer einmal ohne Probe auszulösen, um am
Schleppzeiger die Energie ablesen zu können, die durch Reibung im Lager
verloren geht. Dieser Wert ist später von den ermittelten Werten abzuziehen.
Von den beiden Stahlsorten werden drei Proben in einem Ofen (Abbildung 4.2)
auf 250 °C erwärmt, drei in flüssigem Stickstoff (Abbildung 4.3) auf -196 °C
abgekühlt und drei bei Raumtemperatur, also 20 °C, getestet. Bei den erhitzen
Proben ist jeweils mit Wärmeschutzhandschuhen zu arbeiten und die Probe mit
einer Zange zu transportieren. Bei den gekühlten ist mit
Kälteschutzhandschuhen und ebenfalls einer Zange zu arbeiten. Dann werden
nacheinander immer drei gleiche Proben auf die Auflager des Schlagwerks
gelegt. Sollte auf dem Weg dorthin die Probe aus der Zange fallen, so ist sie
wieder zurückzulegen und eine andere zu nehmen, um die
Temperaturveränderung gering zu halten. Zügiges Arbeiten (kürzer als 6 bis 7
Sekunden) ist hier notwendig. Durch die Zentriervorrichtung wird der Kerb
genau mittig in den Weg des Pendelhammers gelegt und gegen die Widerlager
geschoben. Nachdem der
Schleppzeiger des Schlagwerks
zurückgeschoben wurde, kann mit
beiden Händen durch Drücken beider
Knöpfe der Pendelhammer aufgelöst
werden.

Nachdem der Pendelhammer das


Stahlstück durchschlagen hat, können,
gegebenenfalls mit
Schutzhandschuhen, die beiden
Probenstücke aus dem
Schlagwerksicherheitskäfig
entnommen werden. Anhand der
Schleppzeigerstellung kann die
Kerbschlagarbeit an der Skala
abgelesen werden (Abbildung 4.1)
Sollte die Probe beim Zerschlagen nur
verformt werden, ohne mittig zu
Abbildung 4.1: Pendelschlagwerk Amsler
brechen, so ist die Probe nur als gültig
PSW 750 von Roell + Korthaus
8
4 Versuchsdurchführung

anzusehen, wenn man sie mit zwei Fingern zerbrechen kann.


Die Proben werden beiseitegelegt, sodass sie wieder Raumtemperatur
annehmen können. Anschließend werden sie beschriftet und der Anteil von
Verformungs- und Trennbruch kann ausgemessen werden. Sowohl bei der
Schlagarbeit als auch bei dem Bruchverhältnis ist ein Durchschnitt der drei
gleichen Proben zu bilden. Zur Auswertung wird ein Kerbschlagarbeit-
Temperatur-Diagramm erstellt.

Abbildung 4. 2: Ofen Abbildung 4.3: Flüssiger Stickstoff

9
5 Ergebnisse/Auswertung

5 Ergebnisse/Auswertung
In den folgenden Tabellen werden die ermittelten Kerbschlagarbeiten der zwei
Werkstoffe in Abhängigkeit von Ihrer Temperatur dargestellt.

Tabelle 5.1: Messwerte Kerbschlagbiegeversuch

Schlag- Nicht
Proben- Prüf- Tatsächliche
arbeit durch- Bemerkung
kenn- temperatur Schlagarbeit*
gemessen schlagen
zeichnung
°C J J
7 4
-196 6 3
6 3
42 39
C45 20 36 33
45 42
81 78
250 84 81
90 87 X Per Hand
117 114 X Per Hand
-196 129 126 X Per Wand
136 133 X Per Wand
129 126
1.4301 20 138 135
141 138 2. Anlauf
122 119
250 119 116
117 114

Die gemessene Kerbschlagarbreit unterscheidet sich dabei um drei Joule von


der wirklichen Arbeit. Das liegt daran, dass das Pendel nicht nur durch das
Zerschlagen der Probe Energie verliert, sondern auch durch den Reib- und
Luftwiderstand während dem eigentlichen Schwingen. Diese Energie wurde in
der Versuchsdurchführung ermittelt. Der Hinweis per Hand bedeutet, dass die
Probe Aufprall des Hammers nicht zerbrochen ist, sondern durchgezogen
wurde. Diese Proben sind jedoch immer noch repräsentativ, wenn diese mit
zwei Fingern komplett getrennt werden können, was bei dieser Versuchsreihe
der Fall ist. Per Wand beschreibt, dass die Probe nach dem Durchziehen bereits
10
5 Ergebnisse/Auswertung

am Käfig zerteilt wird und nicht erst im Nachhinein. In der Versuchsreihe wurde
der Pendelarm einmal nicht beim ersten Versuch ausgelöst. Dementsprechend
musste die Prüfmaschine neu gestartet werden, bevor der Versuch
durchgeführt wurde, was mit dem Hinweis zweiter Versuch gemeint ist.

100

80
Kerbschlagarbeit in J

60

40

20

0
-250 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 250 300
Prüftemperatur in °C

Abbildung 5.2: Kerbschlagarbeit-Temperatur-Verlauf des krz C45

Abbildung 5.2 zeigt den Verlauf der Kerbschlagarbeit die C45. Hierbei ist zu
erkennen, dass bei einer geringen Temperatur sehr wenig Energie notwendig
ist. Im späteren Verlauf ist ein starker Anstieg der Kerbschlagenergie, bei
ungefähr -50 °C zu sehen. Die Kurve steigt im Anschluss weiterhin stark an, bis
sie bei circa 100 °C abflacht. Ab dort ist die Kerbschlagarbeit mit 80 J konstant.

11
5 Ergebnisse/Auswertung

160

140

120
Kerbschlagarbeit in J

100

80

60

40

20

0
-250 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 250 300
Prüftemperatur in °C

Abbildung 5.3: Kerbschlagarbeit-Temperatur-Verlauf des kfz 1.4301

Bei der Kurve zu 1.4301 sind keine besonderen Punkte zu erkennen. Sie läuft
über den gesamten Verlauf annährend konstant mit einer Kerbschlagarbeit von
ungefähr 120 J.

12
5 Ergebnisse/Auswertung

Abbildung 5.4: C45 bei -196°C Abbildung 5.5: 1.4301 -196°C

Abbildung 5.6: C45 bei 20°C Abbildung 5.7: 1.4301 bei 20°C

13
5 Ergebnisse/Auswertung

Abbildung 5.8: C45 bei 250°C Abbildung 5.9: 1.4301 bei 250°C

Tabelle 5.10: Gemessene Bruchflächenanteile von sprödem und zähem Anteil


an C45 und an 1.4301

C45 Probe 1.4301 Probe


Spröd- Spröd-
Temp-
# Länge Breite bruch- Anteil Länge Breite bruch- Anteil
eratur
fläche fläche
°C mm mm mm2 % mm mm mm2 %
1 7 9 63 78,75 5 6 30 37,5
2 8 10 80 100 6 6 36 45
-196
3 8 10 80 100 5 5 25 31,25
Gemittelter Anteil: 93 Gemittelter Anteil: 38
1 6 8 48 60 5 5 25 31,25
2 7 7 49 61,25 5 5 25 31,25
20
3 6 8 48 60 5 5 25 31,25
Gemittelter Anteil: 60 Gemittelter Anteil: 31
1 6 6 36 45 6 5 30 0,375
2 5 6 30 37,5 5 6 30 0,375
250
3 4 6 24 30 5 5 25 0,3125
Gemittelter Anteil: 38 Gemittelter Anteil: 35
14
5 Ergebnisse/Auswertung

Aus Tabelle 5.10 ist zu erkennen, dass der Sprödbruchanteil im Verlauf des
Versuchs mit C45 stark abnimmt. Bei -196 °C liegt dieser bei 93 %. Beim
Versuch mit der erwärmten Probe hat sich dieser Anteil auf 38 % reduziert.

Im Gegensatz zu C45 bleibt der Sprödbruchanteil die 1.4301 bei allen


Versuchen annähernd gleich.

Diese Werte werden durch Vermessungen aus den in Abbildung 5.4 bis 5.9
dargestellten Probenflächen ermittelt.

15
6 Diskussion

6 Diskussion
Die Probe aus dem C45 Stahl weist eine für ein krz-Stahl typische Kurve mit
Hochlage, Tieflage und Steilabfall auf [Mai16]. Da die Kerbschlagarbeit bei -196
°C im Verhältnis nahezu bei 0 liegt, lässt sich annehmen, dass die Kurve sich bei
dieser Temperatur in der Tieflage befindet. 250 °C sollten ausreichen, dass sich
die Kurve bei dieser Temperatur in der Hochlage befindet. Diese liegt somit bei
80 J. Der Wert der Kerbschlagarbeit bei 20 °C liegt mit ca. 40 J genau zwischen
der Hoch- und der Tieflage. Aus diesem Grund geht die Kurve des Steilabfalls
circa durch ihn hindurch. Somit liegt die Übergangstemperatur der Kurve bei
Raumtemperatur. Bei dieser muss der Sprödbruchanteil laut Literatur bei 50%
liegen [Mai16].

Diese Beobachtung deckt sich mit den Erkenntnissen die sich aus der Analyse
der Bruchflächen gewinnen lassen. Hier sinkt der Anteil an Sprödbruchfläche
von 93 % bei der gekühlten Probe mit steigender Temperatur bis auf 38 % bei
der erwärmten Probe entsprechend ab.

Bei dem großen Sprödbruchanteil muss der Trennwiderstand deutlich kleiner


sein als der Gleitwiderstand. Das führt zu einem Trennbruch mit geringer
Verformung. Dies ist in Abbildung 5.4 gut zu erkennen. Ein weiteres Anzeichen
für den Trennbruch ist hier das Glitzern der Bruchfläche.
Ist der Sprödbruchanteil hingegen gering, muss der Gleitwiderstand kleiner
gewesen sein als der Trennwiderstand. Somit kommt es zu einer starken
Verformung, die sich in Abbildung 5.8 erkennen lässt.

Dass der Sprödbruchanteil bei der Probe auf Raumtemperatur nicht bei 50 %,
sondern bei 60 % liegt, kann verschiedene Gründe haben: Entweder ist diese
Abweichung Messfehlern geschuldet. Die Streuung der Kerbschlagarbeitswerte
ist am Steilabfall besonders groß [Mai16]. Oder der Übergang vom Spröd- zum
Zähbruch liegt nicht genau bei 20 °C, was bedeuten würde, dass die
Ausgleichskurve in dem Diagramm leicht verschoben eingezeichnet ist.

Die Probe 1.4301 weist hingegen eine typische Kurve für krz-Stahl auf
[Mai16]. Diese befinden sich unabhängig von der Temperatur immer in der
Hochlage. Dementsprechend ist die Kerbschlagarbeit bei allen drei

16
6 Diskussion

Temperaturen mit ca. 120 J sehr ähnlich. Die Kerbschlagarbeit ist höher als bei
dem C45 Stahl.

Auch die Sprödbruchflächenanteile befinden sich alle drei in der gleichen


Größenordnung und schwanken um 35 %. Demnach hat bei allen drei
Temperaturen ein verformungsreicher Bruch stattgefunden. Abbildung 5.5, 5.7
und 5.9 bestätigen dies.

Da der 1.4301 Stahl durch seinen hohen Anteil des γ-Stabilisators Nickel ein kfz
Gitter aufweisen sollte, wie in Abschnitt 3 erklärt, entsprechen diese Ergebnisse
den Erwartungen.

Bei der Aufnahme der Messwerte können zusätzlich zu den bereits genannten
Fehlerquellen an verschiedenen weiteren Stellen Messfehler auftreten.
Werden zum Transport der Proben aus dem Ofen oder dem flüssigen Stickstoff
mehr als die vorgeschriebenen 6-7 s benötigt, kann sich die Probe in der Zeit
bereits wieder geringfügig abkühlen oder aufwärmen. Somit stimmen die
Werte für die Temperatur nicht mehr exakt. Ist die Zeit, die sich die Probe im
Ofen oder dem Stickstoff befindet zu kurz, hat sie die gewünschte Temperatur
möglicherweise noch nicht erreicht.

Zusätzlich können Fehler beim Ablesen auftreten. Neben Ungenauigkeiten


durch beispielsweise schräges Betrachten des Zeigers werden die Werte hier
gerundet.

Durch die Verwendung von drei Proben mit den jeweils selben Parametern
wird die Messgenauigkeit erhöht.

Beim Messen der Sprödbruchanteile sind die Fehler sehr groß. Es ist häufig
schwierig zwischen dem Zäh- und Sprödbruchanteil klar abzugrenzen.
Außerdem lassen sich die Längen nicht exakt messen. Die genannten Werte
weichen daher möglicherweise signifikant von den tatsächlichen Werten ab.

17
7 Zusammenfassung und Ausblick

7 Zusammenfassung und Ausblick


Die Art der Abhängigkeit der Kerbschlagarbeit hängt stark von den
Legierungselementen und vom dadurch eingestellten Gittermodel des
jeweiligen Werkstoffs ab. Bei kfz-Werkstoffen steigt die Kerbschlagarbeit mit
steigender Temperatur nur sehr wenig, es existiert eine dauerhafte Hochlage.
Dagegen gibt es bei krz-Werkstoffen eine deutliche sprunghafte Annahme der
Kerbschlagarbeit bei der Übergangstemperatur. Hier sind vor der Hochlage
auch die Tieflage und der Steilabfall zu finden.

In Konstruktionen die niedrigen Temperaturen und schlagartigen Belastungen


ausgesetzt sind, ist von der Verwendung des C45-Stahls abzusehen, da dieser
bei solchen Bedingungen deutlich anfälliger für das Versagen ist. Dort müssen
kfz-Stähle wie zum Beispiel der 1.4301 benutzt werden.

Zusatzfrage: Wie kann die Schlagenergie eines Schlagwerks verändert


werden?

Beim Kerbschlagbiegeversuch hängt die Energie sowohl vom Hammer als auch
von dessen Anbringung ab. Am Anfang befindet sich der Hammer in einer
bestimmten Höhe. Dort hat er eine potentielle Energie. Nach dem Ausklinken
fällt der Hammer entlang der Kreisbahn, die durch seine Armlänge vorgegeben
ist. Am tiefsten Punkt, an dem die potentielle Energie vollständig in kinetische
Energie umgewandelt ist, trifft der Hammer auf die Probe. Dort wird ein Teil
der Energie zum Durchschlagen benötigt, die restliche kinetische Energie wird
durch das erneute Hochschwingen wieder in potentielle Energie umgewandelt.
Ein geringer Energieverlust entsteht durch den Luft- und Lagerwiderstand des
Hammers.

Die potentielle Energie berechnet sich nach:

Epot = m∙g∙h

Somit kann die Energie des Schlagwerkes verändert werden, indem ein
Hammer und Arm mit größerer Masse eingesetzt werden. Auch kann der
Hammer zu Beginn des Versuches weiter nach oben gezogen werden oder der
Hammerarm verlängert werden. Weitere geringe Energiegewinne lassen sich
sowohl durch eine strömungsgünstigere Formung als auch eine reibungsärmere
Lagerung des Schlagwerkes erreichen.

18
7 Zusammenfassung und Ausblick

19
8 Literaturverzeichnis

8 Literaturverzeichnis
Bücher:

[Mai16] Prof. Dr. –Ing. Hans Jürgen Maier: Skript „Werkstoffkunde


Grundlagenlabor“, Institut für Werkstoffkunde der Leibniz
Universität Hannover, Hannover, 2016

[Mai15] Prof. Dr. –Ing. Hans Jürgen Maier: Skript: Werkstoffkunde I,


1. Auflage; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover,
Fakultät für Maschinenbau, Institut für Werkstoffkunde (IW),
Hannover, 2015

Internetquellen:

[April19] https://www.zeros-
berlin.de/kerbschlagbiegeversuch/kerbschlagbiegeversuch.gif (abgerufen am
30.04.19)

20
8 Literaturverzeichnis

Anhang
A1 Messdaten…………………………………………………………………………………...II

A2 Checkliste……………………………………………………………………………………III

21
I

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