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Hautantiseptika
11. 74.
Harnstoff-Wollwachsalkoholcreme 5 % / 10 %
(NRF 11.74.)
Wirkstoff 1 g enthält 50 mg oder 100 mg Harnstoff
Sonstige Bestandteile Wollwachsalkohole, Cetylstearylalkohol, Weißes Va-
selin, Milchsäure (90 %), Natriumlactat-Lösung
(50 %), [alternativ Natrium-(S)-lactat-Lösung
(60 %)], Gereinigtes Wasser, ggf. Dickflüssiges Paraf-
fin, ggf. Gelbes Vaselin, ggf. Sorbitan- und Glycerol-
oleat
Konservierung Kaliumsorbat
Darreichungsform Creme
Anwendung
Zur Behandlung trockener Haut.
Herstellung
Hinweise:
Die „Allgemeinen Vorschriften“ zu Ph. Eur., DAB und DAC/NRF gelten für alle Monographien und sonstigen Texte.
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Bestandteile
100 g Zubereitung enthalten:
5% 10 %
Harnstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,0 g .. 10,0 g
Natriumlactat-Lösung (50 %). . . . . . . . . . . . . . . . . 4,0 g .. 4,0 g
Milchsäure (90 %) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,0 g .. 1,0 g
Kaliumsorbat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,14 g .. 0,14 g
Gereinigtes Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39,86 g .. 34,86 g
Wollwachsalkoholsalbe DAB . . . . . . . . . . . . . . . . zu 100,0 g .. zu 100,0 g
Packmittel
• Aluminiumtube
• Spenderdose
Zubereitung
1. In einem mit Glasstab tarierten Becherglas wird Kaliumsorbat in Gereinig-
tem Wasser gelöst.
Inprozessprüfung: Die Lösung muss klar und farblos aussehen, geruchlos, sowie
frei von unlöslichen Rückständen sein.
2. Der Ansatz wird mit den vorgeschriebenen Mengen Harnstoff, Natrium-
lactat-Lösung und Milchsäure ergänzt und ohne Erwärmen gerührt.
Inprozessprüfung: Die Lösung muss klar und fast farblos aussehen, sowie frei
von unlöslichen Rückständen sein. Sie darf schwach charakteristisch riechen.
3. In einer mit Pistill tarierten Fantaschale wird die Wollwachsalkoholsalbe
kräftig gerührt. In die Salbe wird die wässrige Lösung der übrigen Bestand-
teile in Anteilen unter Rühren eingearbeitet.
4. Im Falle von Verdunstungsverlusten wird das entleerte Becherglas mit wenig
Gereinigtem Wasser ausgespült und der Ansatz mit der Spülflüssigkeit er-
gänzt.
Inprozessprüfung: Die Creme muss gleichmäßig beschaffen sein. Sie muss fast
weiß aussehen und darf schwach charakteristisch nach Wollwachs riechen. Bei
Verwendung der Wollwachsalkoholsalbe SR DAC mit Gelbem Vaselin muss
die Creme schwach gelb aussehen.
Beachten Sie den Hinweis auf „Allgemeine Monographien“ auf Seite B der Ph. Eur.
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Abfüllung
Die Creme wird unmittelbar nach der Zubereitung abgefüllt.
Alternative Herstellungstechniken
Die Herstellung mit halb- beziehungsweise vollautomatischen Salbenrührsyste-
men oder mit einem Rolliersystem im Kunststoffschlauch kann zu vergleichba-
ren Ergebnissen führen. Grundsätzlich sind die gerätespezifischen Angaben der
Hersteller zu beachten (14, 15).
Kennzeichnung
Auf dem Behältnis werden mindestens die Kennzeichnung gemäß Apothekenbe-
triebsordnung sowie Bezeichnung und Ziffer der NRF-Vorschrift angebracht.
Folgende Angaben sind einzubeziehen:
• individuelle Gebrauchsanweisung, z. B.: „1- bis mehrmals täglich auf ... auf-
tragen“,
• „Verwendbar bis ...“ (Enddatum der Aufbrauchsfrist, s. Abschnitt „Haltbar-
keit“).
Haltbarkeit
Aufbrauchsfrist: Tube: 6 Monate; Spenderdose: 6 Monate.
Laufzeit: Tube: 6 Monate; Spenderdose: 6 Monate.
Freigabeprüfung
Die Freigabeprüfung ist unter Berücksichtigung des Kapitels I.2.10. auszufüh-
ren.
Sensorische Prüfung
Aussehen unter Öffnung des Behältnisses: homogen, fast weiß (bei Verwendung
von Wollwachsalkoholsalbe DAB bzw. Wollwachsalkoholsalbe SR DAC mit
Weißem Vaselin) oder höchstens schwach gelb (bei Verwendung von Wollwach-
salkoholsalbe SR DAC mit Gelbem Vaselin); Geruch: schwach nach Wollwachs.
Die „Allgemeinen Vorschriften“ zu Ph. Eur., DAB und DAC/NRF gelten für alle Monographien und sonstigen Texte.
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• chronische Ekzeme,
• Neurodermitis,
• trockene, juckende Altershaut,
• Psoriasis vulgaris in der adjuvanten Therapie,
• Exsikkationsdermatosen und
• Ichthyosis-Formen (1, 6, 9).
Die Penetration des Harnstoffs in die Haut ist von der Grundlage abhängig. Mit
Öl-in-Wasser-Emulsionssystemen erzielt man bereits nach kurzer Zeit eine hohe
Harnstoffkonzentration in den oberen Hornlagen. In tieferen Hornlagen und
der Epidermis kann er jedoch kaum nachgewiesen werden (7). Aus Wasser-in-
Öl-Emulsionen penetriert der Harnstoff langsam, aber gleichmäßig. Es wird eine
gute Tiefenwirkung erzielt, sodass er in höheren Konzentrationen auch in der
Epidermis nachweisbar ist. Eine Erhöhung der Wasserbindungskapazität kann
mit solchen Systemen langanhaltend erreicht werden. Zur Stabilisierung und Re-
generation einer pathologisch gestörten Hornschicht, zum Beispiel bei chroni-
schen Ekzemen und Neurodermitis, werden deshalb vorzugsweise lipophile Zu-
bereitungen eingesetzt (2, 7, 12), siehe auch die Vorschriften 11.75. und 11.129.
Harnstoff-Wollwachsalkoholcreme 5 % / 10 % ist eine lipophile Creme. Es han-
delt sich um eine okklusiv wirkende Zubereitung, durch die die Wasserbindungs-
kapazität der Epidermis nachhaltig unterstützt wird (12). Sie eignet sich vor
allem zur Regeneration und Pflege bei sehr trockener Haut und gestörter Horn-
schichtbarriere, wie zum Beispiel bei Neurodermitis.
Beachten Sie den Hinweis auf „Allgemeine Monographien“ auf Seite B der Ph. Eur.
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Pharmazeutische Erläuterungen
Chemische, physikalische und galenische Eigenschaften
Harnstoff ist eine kristalline, nur schwach hygroskopische Substanz und sehr
leicht in Wasser löslich. In Fetten, Ölen, Wachsen, Paraffinkohlenwasserstoffen
und anderen Lipiden ist Harnstoff dagegen praktisch unlöslich und liegt deshalb
vollständig und in gelöster Form in der Wasserphase der Wollwachsalkohol-
creme vor. Die Löslichkeit in Wasser verringert sich von über 50 Prozent bei
Raumtemperatur auf etwa 30 Prozent bei Aufbewahrung im Kühlschrank (11).
Harnstoff ist eine schwache Base mit etwa dem pKs-Wert 0,2 (10, 11). Wässrige
Harnstoff-Lösungen reagieren deshalb annähernd neutral.
Der Lactatpuffer wird zur chemischen Stabilisierung zugesetzt, Milchsäure bzw.
ihre Salze gelten jedoch auch als Feuchthaltefaktoren und können wirkungsun-
terstützend sein.
Harnstoff-Wollwachsalkoholcreme 5 % / 10 % hat etwa die Dichte ρ = 0,89 g/ml,
bei 5-prozentiger Konzentration etwa pH 4,3 und bei 10-prozentiger Konzentra-
tion etwa pH 4,7.
Die „Allgemeinen Vorschriften“ zu Ph. Eur., DAB und DAC/NRF gelten für alle Monographien und sonstigen Texte.
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Konservierung
Harnstoff-Wollwachsalkoholcreme 5 % / 10 % ist mit 0,14 Prozent Kaliumsorbat
konserviert, was etwa einer 0,1-prozentigen Sorbinsäure-Konzentration ent-
spricht. Der für die Wirksamkeit des Konservierungsmittels erforderliche
schwach saure pH-Wert stellt sich durch den zugefügten Lactat-Puffer ein.
Beachten Sie den Hinweis auf „Allgemeine Monographien“ auf Seite B der Ph. Eur.
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Stabilität
Zur physikalischen Stabilität siehe Abschnitt „Herstellungstechnik und Abfül-
lung“.
Harnstoff steht in wässriger Lösung im Gleichgewicht mit dem durch Hydrolyse
langsam entstehenden Ammoniumcyanat, das in der Folge zu Ammoniak und
Kohlendioxid zersetzt wird. Die Reaktion ist pH- und temperaturabhängig und
gilt – mit Ausnahme alkalischer Lösungen – als obligater erster Schritt der weite-
ren Zersetzung. Je niedriger die Temperatur, umso mehr liegt das Gleichgewicht
auf Seiten des Harnstoffs (11). Zur pH-Abhängigkeit der Harnstoff-Hydrolyse
zum Cyanat gibt es widersprüchliche Angaben, diskutiert wird überwiegend ein
Zersetzungsminimum im Neutralen oder schwach Sauren bei pH 6,2 (11).
Die Harnstoff-Hydrolyse in ungepufferten Lösungen führt im Laufe der Zeit zu
einer pH-Erhöhung. Es können unphysiologische Werte bis über pH 9 erreicht
werden. Da die Zersetzungsprodukte als praktisch untoxisch anzusehen sind,
ist der pH-Anstieg die wesentliche unerwünschte Veränderung entsprechender
Zubereitungen. Von Relevanz ist er vor allem im Hinblick auf das Kaliumsor-
bat, das bei pH-Werten über etwa 5,5 unwirksam wird. Instabilitäten sind zu
erwarten, wenn basenempfindliche Stoffe, wie zum Beispiel Glucocorticosteroi-
de, zugesetzt werden (16). Der Harnstoff-Wollwachsalkoholcreme 5 % / 10 % ist
ein Lactat-Puffer zugesetzt, der den pH-Wert stabilisiert.
Harnstoff-Wollwachsalkoholcreme 5 % / 10 % ist bei sachgemäßer Lagerung sta-
bil.
Historie
Wasserhaltige Harnstoff-Wollwachsalkoholsalbe 5 % / 10 % wurde 1993 mono-
graphiert. Die Bezeichnung wurde zwischenzeitlich gemäß Arzneibuchsystema-
tik von Salbe in Creme geändert. Für die Ergänzung 2015/2 wurde die Vorschrift
redaktionell überarbeitet. Die Zusammensetzung blieb unverändert.
Literatur
1. Vanscheidt, W., Keratolytika und Keratoplastika. In: Niedner, R., Ziegen-
meyer, J. (Hrsg.), Dermatika, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stutt-
gart 1992, S. 132 – 133.
2. Gloor, M., Moisturizer und andere die Hornschicht beeinflussende Wirk-
stoffe. In: Gloor, M., Thoma, K., Fluhr, J. (Hrsg.), Dermatologische Exter-
natherapie, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2000, S. 105 –
132.
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