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KROATIEN

Verfassungsrecht. Die Verfassung wurde im März zum zweiten mal innerhalb von nur 4
Monaten geändert. Von der Opposition wurde dem aus sechs Parteien bestehenden
Regierungsbündnis, das im Parlament zusammen mit der Partei Demokratisches Zentrum
(DC) und den Vertretern der Minderheiten über eine, für Verfassungsänderungen
notwendige, Zwei-Drittel-Mehrheit verfügt, folglich auch zu große Hast bei der Änderung
des ranghöchsten Gesetzes vorgeworfen. Durch die Änderung wurde die zweite Kammer des
Parlaments, die Kammer der Bezirke (županijski dom) abgeschafft. Innerhalb des
Grundrechtskatalogs wurden bestimmte Rechte, die bislang nur den „Bürgern“ zustanden auf
„Jeden“ ausgeweitet. Das Wahlrecht wurde unter einen Gesetzesvorbehalt gestellt, wodurch
der verfassungsrechtliche Weg für die öffentlich diskutierte Begrenzung oder die Versagung
des Wahlrechts für die sog. Diaspora, insbesondere für die kroatischen Staatsangehörigen aus
dem benachbarten Bosnien und Herzegowina, geebnet wurde (NN Nr. 28/01).

Die kommunale Selbstverwaltung, die bislang durch das nun aufgehobene Gesetz über die
lokale Selbstverwaltung und Verwaltung von 1992 und das Gesetz über die Bestimmung der
Geschäfte aus dem Wirkungskreis der Selbstverwaltung der lokalen Selbstverwaltung und
Verwaltung von 1993 (WiRO 1994, 164) geregelt wurde, wurde durch das neue Gesetz über
die lokale und regionale Selbstverwaltung neu geregelt. Das Staatsaufbau ist in Kroatien
verwaltungsmäßig unterteilt in Bezirke (županije) und Gemeinden und Städte. Die 20
Bezirke sind Einheiten der regionalen Selbstverwaltung und die Städte und Gemeinden
Einheiten der lokalen Selbstverwaltung. Gemeinden sind Gebietskörperschaften, die in der
Regel aus mehreren Ortschaften bestehen und eine natürliche wirtschaftliche und
gesellschaftliche Einheit bilden. Bezirke, Städte und Gemeinden haben ein eigenes Statut
(Satzung). In den Zuständigkeitsbereich der Gemeinden fallen die Bebauungsplanung, das
Wohnungswesen, die Sorge um die Kinder, die Sozialfürsorge, die primäre
Gesundheitsfürsorge, die Erziehung und der Sport, der Verbraucherschutz, der Schutz und
die Förderung der Umwelt, der Schutz vor Feuer und der allgemeine zivile Schutz sowie
andere kommunale Belange. In den Zuständigkeitsbereich der Bezirke fallen die schulische
Ausbildung, die Gesundheitsfürsorge, die Bebauungsplanung, die wirtschaftliche
Entwicklung, der Verkehr und die Verkehrsinfrastruktur sowie die Planung und Entwicklung
eines Netzes von Bildungs-, Gesundheits-, Sozial- und Kultureinrichtungen. Die Bürger
können durch Referenden und Bürgerversammlungen zu einzelnen Fragen unmittelbar an
den Entscheidungen im Rahmen der Selbstverwaltung teilnehmen (NN Nr. 33/01).

Verwaltungsrecht. Das Beamtenrecht wurde durch das neue Gesetz über die
Staatsbediensteten und die staatlichen Angestellten (Beamtengesetz) reformiert. Das
Beamtengesetz von 1994 (WiRO 1995, 39) wurde aufgehoben. Die Besoldung der Beamten
wird nun nicht mehr im Beamtengesetz sondern in einem gesonderten Gesetz geregelt.
Beamte (wörtlich: Staatsdiener oder beim Staat Bedienstete) sind Personen, die in den von
der Verfassung, den Gesetzen oder Verordnungen bestimmten Wirkungskreisen der
staatlichen Verwaltung tätig sind. Staatliche Angestellte sind Personen, die innerhalb der
staatlichen Verwaltung Tätigkeiten ausüben, die der technischen Abwicklung und
Unterstützung der staatlichen Verwaltung dienen und nur eine geringere Ausbildungsstufe
erfordern (Fahrer, Hausmeister, Pförtner u.ä.). Ins Beamtenverhältnis kann aufgenommen
werden, wer volljährig ist, über die notwendige Ausbildung verfügt und kroatischer
Staatsangehöriger ist und nicht vorbestraft ist. Auch Ausländer und Staatenlose können bei
Erfüllung der evtl. vorhandenen spezifischen gesetzlichen Voraussetzungen und nach
vorheriger Einholung einer Genehmigung des Ministeriums für die Verwaltung, in den
Staatsdienst treten. Beamte dürfen sich entsprechend dem allgemeinen Arbeitsrecht
gewerkschaftlich organisieren, soweit nichts anders geregelt ist. Gegen alle Bescheide, die
dienstliche Rechte und Pflichten eines Beamten betreffen, hat der Beamte ein Recht auf
Einlegung eines Widerspruchs beim Leiter der Behörde. Über den Widerspruch ist innerhalb
von 15 Tagen zu entscheiden. Gegen den Widerspruchsbescheid ist Klage beim
Verwaltungsgericht statthaft. Im übrigen regelt das Gesetz u.a. die weiteren Rechte und
Pflichten der Beamten, das Disziplinarrecht, die Schadenersatzpflicht bei Verletzung der
Dienstpflicht, die Fortbildungsmaßnahmen, die Versetzung, die Beendigung des
Beamtenverhältnisses, die Beurteilung und die Beförderung (NN Nr. 27/01).

Finanzrecht. Durch die Neufassung des Gesetzes über die Kroatische Nationalbank wurden
auf diesem Gebiet einige Neuerungen eingeführt. Das Gesetz definiert klarer die Ziele der
Notenbank und es räumt ihr ein höheres Maß an Unabhängigkeit ein. Bei der Neufassung des
Gesetzes wurden die Anforderungen berücksichtigt, die die Eu an die Aufnahmekandidaten
diesbezüglich stellt. Das grundlegende Ziel der Notenbank ist die Beibehaltung der
Preisstabilität, dem alle anderen Ziele untergeordnet sind. So ist etwa das Ziel der Erhaltung
der Liquidität des Bankensystems nur insoweit von der Notenbank zu verfolgen, als die
Erhöhung der Liquidität nicht zu inflationären Tendenzen führt. Die Unabhängigkeit der
Nationalbank basiert auf der institutionellen Unabhängigkeit, der Unabhängigkeit bei der
Wahl des Instruments der monetären Politik, der finanziellen Unabhängigkeit und der
personellen Unabhängigkeit. Die finanzielle und die personelle Unabhängigkeit der Bank
waren durch das nunmehr aufgehobene Gesetz von 1992 (ROW 1992, 152) in diesem Maße
nicht gegeben. Die Organe der Nationalbank sind der Rat und der Gouverneur. Der Rat der
Nationalbank besteht aus dem Gouverneur, seinem Stellvertreter, höchstens vier Vize-
Gouverneuren und höchstens acht externen Mitgliedern. Der Gouverneur und die externen
Mitglieder des Rates werden vom Parlament auf Vorschlag des Ausschusses für Wahlen,
Ernennungen und Verwaltung und nach Einholung einer Stellungnahme des
Finanzausschusses auf die Dauer von sechs Jahren ernannt. Der Stellvertreter des
Gouverneurs und die Vize-Gouverneure werden vom Parlament auf Vorschlag des
Gouverneurs ernannt. Der Gouverneur oder ein Mitglied des Rates können nur bei Vorliegen
von schweren fachlichen Verfehlungen oder strafbaren Handlungen vom Parlament ihres
Amtes enthoben werden. Eine weitere Neuerung besteht darin, dass die Nationalbank dem
Staat keine Kredite einräumen darf (NN Nr. 36/01).

RA Tomislav Pintarić

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