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Auch vor den Düngerstreu-

ern macht die Elektronik nicht


halt. Über eigene oder noch bes-
ser über die Schlepperterminals
lassen sich alle Funktionen steu-
ern und die Streumenge gekop-
pelt mit einem GPS-Empfänger
ortsgenau aufzeichnen, um den
Dokumentationspflichten nachzu-
kommen. Mit welchen Entwicklun-
gen in nächster Zeit zu rechnen ist,
hat AGRARTECHNIK beim Dünge-
spezialisten Rauch hinterfragt.

Hausaufgaben
sind gemacht
Precision
Farming
Einsätze
außerhalb des
ISO-Standards
ermöglicht die
Dosierspezialist Rauch forciert Elektronikeinsatz bei serielle Schnitt-
stelle.
Düngerstreuern

E
lektronik ist aus modernen Land- von allein 35 im Bereich Forschung und Testhalle erfüllt wird, ist die Neu – und
maschinen nicht mehr wegzuden- Entwicklung. Der Umsatz hat sich in den Weiterentwicklung der Streutechnik, so-
ken, selbst beim Düngerstreuer, vergangenen 20 Jahren versechsfacht. Ge- wie die Betreuung der Kunden in Fragen
auch wenn sie zunächst einmal keinen Ein- plant ist ein neues Werk zu bauen, in dem Streubilder, Streuereinstellungen und Dün-
fluss auf das Streubild eines Dünger- alle Teile vereint sind. gerarten. Ein weiterer Punkt ist die Durch-
streuers hat. Durch die einfache und an- In der firmeneigenen Testhalle werden stän- führung von Dauertests zur Qualitätsüber-
wenderfreundliche Einstellung des Streuers dig Streutests durchgeführt. Zum einen wachung. In der Testhalle wurden bis heute
über die Elektronik steigt nicht nur der Be- werden Informationen über die richtige Ein- rund 22 000 Streuversuche durchgeführt
dienkomfort, sondern auch die Sicherheit stellung der Düngerstreuer gewonnen und und dabei mehr als 1 200 Tonnen Dünger
bezüglich einer genauen Dosierpräzision. in einer Streutabelle zusammengefasst, die verbraucht. Die Streutests werden mit Hil-
Diesen Entwicklungszielen hat jedem Streuer mitge- fe eines, eigens für Rauch entwickelten
sich auch das Familienunterneh- liefert wird. Die Daten- Computerprogramms, ausgewertet.
mens Rauch mit Hauptsitz in bank umfasst über
Sinzheim bei Baden-Baden ver- 900 verschiedene
schrieben. Dort wird an drei Stan- Dünger aus aller Welt,
Kontinuierliche Entwicklung
dorten produziert. Verwaltung, von Deutschland bis Ein erklärtes Entwicklungsziel in Sinzheim
Zentrale und Produktion befin- Südafrika. Eine weite- ist die Steuerung und Kontrolle der Dün-
den sich in Sinzheim. Nur ein paar re Aufgabe, die in der gerstreuer mit Hilfe der Elektronik zu ver-
Kilometer entfernt liegt das Werk bessern. Dabei setzt das Unternehmen auf
Bühl mit Montage der MDS-Dün- den Zukunftsstandard ISOBUS. „Die Ent-
gerstreuer und Winterdienst- wicklung beim ISOBUS wird kontinuierlich
geräte sowie der Testhalle. Ganz Jens Hille arbeitet im Ver- weitergehen“, ist sich Stefan Anselm, Elek-
in der Nähe werden im dritten trieb des Dosierspezialis- tronik-Entwickler bei Rauch, sicher. „Die
ten Rauch in Sinzheim. Er
Werk Vimbuch die Alpha- und Kompatibilität der Geräte wird künftig si-
sieht neue Herausforde-
Axera-Streuer montiert. Insge- rungen für den Fachhan- chergestellt sein. Noch sind viele Maschi-
samt beschäftigt das Familien- del durch moderne elek- nen allerdings erst im Prototypen-Stadi-
unternehmen 280 Mitarbeiter, da- tronische Steuerungen. um.“ Die Düngerstreuer aus Sinzheim sind 

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nach den Worten des Entwick- bereit stellen, um die Steckdose hinten am Schlepper zum Ter-
lers alle auf die ISO-Norm um- Kunden beraten und minal im Schlepper verlaufen“, berichtet
rüstbar. „Die Schlepper auf nach dem Kauf be- Anselm von seinen Erfahrungen. „Ich ha-
den Betrieben werden alle treuen zu können. be aber schon Schlepper gesehen mit fünf
acht bis zehn Jahre umge- Dazu bieten wir im Kabelbäumen und fünf Steckdosen am
setzt“, stellt Jens Hille, Ver- Werk und auch vor Heck. Das darf nicht sein. Das ist nicht das,
triebsmitarbeiter bei Ort ein ganzes was der Kunde erwartet. Hier sind alle ge-
Rauch, fest. Daher müsse Spektrum an Schu- fordert, wirklich standardisierte Lösungen
die Industrie den Landwir- lungen an. Der Zu- zu präsentieren.“
ten einen dualen Weg an- spruch der Händler
bieten. Es müsse weiterhin könnte allerdings
für den Landwirt mög- größer sein. Es ist sehr
Komfortable Bedienung

»
lich sein, eine eigen- wichtig, dass die Händ- Bei der Bedienung der Terminals streben
ständige Variante tibi lität de r ler ihre Servicefunkti- die Entwickler eine freie Tastenbelegung
außerhalb der ISO- „Die Kompa on erfüllen können.“ an. Gerade Sicherheitsfunktionen sollten
nftig
Geräte wird kü

«
Norm auf seinem Be- ISOBUS ist nicht auf- aber einen festen Platz bekommen, betont
trieb einzusetzen. „Im er ge st el lt se in .“ zuhalten. Den Faktor Anselm, damit jeder Anwender blind die
sich
Bereich der Elektronik Kosteneinsparung entsprechende Taste erreichte, um etwa
und des ISOBUS gibt nt wi ckler sieht Hille bei der Ein- eine Hydraulikfunktion zu blockieren.
m, Elektronike
Stefan Ansel
es bei den Kunden führung des ISOBUS Bei den eigenen Terminals legt der badi-
noch erhebliche Infor- nicht in dem Maß, wie er immer an- sche Hersteller Wert auf gut erreichbare,
mationslücken“, berich- gekündigt wird. „Alle Geräte müssen mit griffige Tasten. Über eine Menüsteuerung las-
tet Anselm. „Gut informiert sind meistens leistungsfähigen Jobrechnern ausgestat- sen sich beispielsweise bei Quantron-P alle
nur die Leiter von Großbetrieben.“ tet werden. Dazu kommt noch, dass Dün- Einstellungen und Bedienschritte von Streu-
gung und Pflanzenschutz zum gleichen er- sowie Dosierelektronik und -aktorik
Zeitpunkt ausgeführt werden. Die Betrie-
Prüfstein für den Handel be brauchen dann doch zwei Schlepper
Als Prüfstein für den Handel sieht Hille die mit ISO-tauglichen Terminals.
weitere Verbreitung ISOBUS-tauglicher „Die ISO-Norm ist noch nicht in allen Punk-
Geräte. „Dem Handel fehlt auf diesem Ge- ten verabschiedet. Die Geräte werden nach
biet oft die Beratungskompetenz. Die Kun- dem jeweiligen Stand der Norm zertifiziert“,
den wollen wissen, wie sie mit den neuen berichtet Norbert Rauch. „Wir sollten jetzt
Maschinen, die mit Jobcomputer ausge- nicht den Fehler machen und den Kunden
stattet sind, und den Terminals auf dem zuviel versprechen. Ich bin aber überzeugt
Schlepper, Daten aufzeichnen und mit dem davon, dass die Agritechnica 2005 einen
Hof-Computer und dessen Software Da- großen Schub bringen wird, so dass die
ten austauschen können. Ein immer wich- Kunden dann tatsächlich auf eine große
tiger werdender Faktor und ein gutes Ver- Zahl kompatibler Geräte zurückgreifen kön-
kaufsargument ist die Möglichkeit der nen. Die Gerätehersteller haben ihre Haus-
In den Werkshallen entstehen zurzeit die ers-
Datenrückschreibung, um die Daten für die aufgaben gemacht und können technische ten Serienexemplare des pneumatischen
Rückverfolgbarkeit nach der EU-Verord- Umsetzungen anbieten. Jetzt sind die Großflächenstreuers AGT 6036. Die sechs Teil-
nung automatisch in die Hand zu bekom- Schlepperhersteller gefordert, Lösungen breiten werden elektronisch geschaltet.
men und für weitere Auswertungen zur Ver- zu präsentieren.“
fügung zu haben.“ Eine Einigung über ein einheitliches Da-
Rauch setzt auf die Zusammenarbeit mit tenformat ist wichtig, um die Kopplung von bequem vom Fahrersitz aus bedienen. Da-
den Vertriebspartnern vor Ort. Dazu Jens Schlepper und Gerät über den ISOBUS für bei hat die Entwicklungsmannschaft Wert
Hille: „Der Handel muss die Kompetenz in den Kunden sicher zu gewährleisten. „Nor- darauf gelegt, dass sich mit wenigen Tas-
den Bereichen Hydraulik und Elektronik malerweise sollte ein Kabelbaum von der tendrücken alle Betriebsdaten einfach und
schnell eingeben und speichern lassen.
Das Graustufen-Grafikdisplay ist über-
sichtlich und zeigt dem Fahrer alle not-
wendigen Daten fortlaufend an.
„Die meisten Anwender nutzen die Mög-
Mit dem TWS
5000 bietet lichkeiten nicht die ihnen die Programmierer
Rauch einen einräumen. Wenn unsere Kundendienst-
Überladewagen mitarbeiter ein Jahr später auf die Betrie-
mit einer Nutz- be kommen, ist die Funktionsbelegung
last von sechs
Tonnen an. Als
meistens so, wie wir sie bei Auslieferung
Streutechnik des Gerätes eingestellt haben“, stellt Ste-
kommt der fan Anselm fest.
Axera H EMC Transparente Produktion und Dokumen-
mit elektroni- tation der Betriebsdaten sind Schlagwor-
scher Mas-
senstromrege-
te, die in der Branche intensiv diskutiert
lung zum werden, berichtet Jens Hille. Mit ISOBUS
Einsatz. ist die Kommunikation zwischen Bedien-

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terminals im Traktor künftig sicherge- handel zur Herausforderung. Schließlich
stellt. Die Landwirte erwarten jedoch von muss den Kunden die optimal passende
den Landmaschinenherstellern einen Einheit aus Landtechnik, Hardware und
weiteren Schritt: Den einfachen und pra- Software angeboten werden. Wer sich heu-
xisnahen Transfer der Maschinenbe- te professionelle Beratungskompetenz an-
triebsdaten direkt vom Traktor in die eignet, kann sich auf einem dynamischen
computergestützten Schlagdateien im Zukunftsmarkt profitable Nischen er-
Büro. schließen, ist Hille überzeugt.
Heute sind verschiedene Schnittstellen, Für die Düngerstreuer nutzt Rauch eigene
wie Adapterkabel, USB-Sticks oder Terminals, die zusammen mit LH agro ent-
kabellose Funk- wickelt wurden. „Wir haben uns dabei be-
verbindungen zwi- wusst gegen Folientasten entschieden und
schen Schlepper- die kunststoffummantelten Tasten mit fes-
terminal und PC In der firmeneigenen Testhalle tem Druckpunkt gewählt“, erläutert Hille.
im Einsatz. Die werden ständig Streutests „Sie besitzen eine hohe Wertigkeit und er-
eigentliche Heraus- durchgeführt. Jobcomputer leichtern dem Anwender die Bedienung.“
forderung liegt sorgen für die exakte Steue- Mit dem Quantron-M ist eine geschwin-
rung der Düngerstreuer.
jedoch nicht im ge- digkeitsabhängige Düngerdosierung und
eigneten Transfer- eine geschwindigkeits- und gewichtsab-
medium, sondern im hängige Düngerdosierung bei Dünger-
verwendeten Daten- überzeugt, die Definition streuern mit Wiegeeinrichtung möglich.
format. Bis heute gibt einheitlicher Datenformate von Das große Graphikdisplay und die menü-
es keinen einheitlichen Herstellern und Softwareanbietern der gesteuerte Benutzerführung mit wenigen
Standard zur Datenübertragung von der nächste logische Schritt sein. Die rasch Funktionstasten machen die Bedienung
Maschine zur Schlagkartei. Nach der Eini- zunehmende Vernetzung von Arbeitsma- einfach, schnell und komfortabel. In der
gung über ISOBUS muss, davon ist Hille schine und Büro wird auch für den Fach- Ausführung eco gibt es eine vollwertige, 

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elektronische Düngerdosierung in einem Beim AGT 6036 ist


attraktiven Preis-Leistungsverhältnis. eine Rückschrei-
bung der ausge-
Das Terminal Quantron-M profi bietet ne- brachten Dünger-
ben allen Vorteilen der elektronischen Dün- mengen pro
gerdosierung den Einstieg in die ISOBUS- Teilbreite
Welt. Der serienmäßige Jobcomputer möglich.
ermöglicht nicht nur die Ansteuerung mit
dem Bordrechner Quantron-M, sondern
auch die Verknüpfung mit GPS-Terminals
oder N-Sensoranbindung. Precision Far-
ming-Einsätze außerhalb des ISO-Stan-
dards ermöglicht die serienmäßige, seriel-
le Schnittstelle RS 232. Heute laufen noch
viele Gerätekopplungen über diese be-

und einer Mengensteuerung über die der Jobcomputer eine neue Schieber-
Durchflussmessung anbietet. Die elek- position und stellt sie ein. Dabei berück-
tronische Düngerdurchflussmessung EMC sichtigt EMC Veränderungen in der Rie-
für den hydraulisch angetriebenen Axera selfähigkeit durch Witterung oder Dün-
H ermöglicht eine automatische Einstel- gerqualität. Die integrierte elektronische
lung und Einhaltung der Düngermenge Düngerdosierung regelt zusätzlich die
Fotos: Rath-Kampe (3), Werkbilder

pro Auslauföffnung in Abhängigkeit vom Ausbringmenge nach der Fahrgeschwin-


Fließverhalten des Düngers während der digkeit. Der serienmäßige Jobcomputer
Streuarbeit. EMC stellt damit eine Durch- ist ISOBUS-kompatibel. Dadurch ist der
flussmessung für Feststoffe dar. Eine Düngerstreuer Axera-H EMC für alle
Abdrehprobe wird überflüssig, da das Einsätze im Precision Farming wie Dün-
System auch bei unbekannten Düng- gen nach Applikationskarten oder mit On-
ereigenschaften bereits nach kurzer Zeit line-Sensoren vorbereitet.
den korrekten Fließfaktor berechnet und Neu im Programm ist der gezogene pneu-
Verschleißanfällige Teile wie der Behälterbo- die Dosierschieber entsprechend matische Exaktstreuer
den werden aus Edelstahl gefertigt. einstellt. AGT 6036. Das Ge-
stänge hat eine Ar-

währte Schnittstelle. Die serielle Schnitt-


Durchflussmenge
stelle RS 232 an den Terminals wird blei- Das System misst permanent (20
ben. Dazu kommt eine Schnittstelle für den Mal pro Minute) die Druckdiffe-
Datenaustausch. Beim Quantron-P erlaubt renz im Hydrauliksystem, Ein-
die serielle Schnittstelle eine Anbindung gangsdruck minus Rücklauf-
an Universalterminals sowie GPS- und N- druck, die Scheibendrehzahl und
Sensorsysteme. die Position der Dosierschieber.
Beim
Rauch ist der einzige Hersteller, der Zwei- Schon bei sehr kleinen Abweichungen AGT 6036 er-
scheibenstreuer mit hydraulischem Antrieb von der Soll-Durchflussmenge errechnet folgt die An-
steuerung über das Basic Terminal von Müller
Elektronik. Ein Joystick erleichtert die Bedie-
nung. Eine Datenrückschreibung ist möglich.

beitsbreite von 36 Meter. Der Streuer ist


mit sechs einzeln ansteuerbaren Nocken-
rädern ausgestattet, die den Dünger in
den Luftstrom dosieren. Alle sechs Teil-
breiten sind separat schaltbar, und dar-
auf ist man in Sinzheim besonders stolz,
die Streumenge kann künftig pro Teilbreite
variiert werden.
Die Düngung kann manuell oder in Kom-
bination mit GPS und entsprechenden
Düngekarten sehr präzise und teilflächen-
genau in kleinen Rastern durchgeführt
werden. Eine Rückschreibung der aus-
gebrachten Düngermengen pro Teilbrei-
te wird optional angeboten. Die Ansteue-
rung erfolgt komplett fernbedient über das
Die Axera-Düngerstreuer fertigt Rauch mit mechanischem und hydraulischem Antrieb. Zur Steue- Basic Terminal von Müller Elektronik. Ein
rung der Ausbringmenge stehen verschiedene Terminals zur Verfügung. Joystick erleichtert die Bedienung. (rk)

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