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[Mooomec]
Molekül A
+ [Mooomec]
Molekül A
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Molekül A
>
chemischer
Prozess
[ : Polymec:
Makromolekül 3A
l
Bild 2: Polymerisation (vereinfachtes Schema)
Bei der Polykondensation (Bild 3) bilden sich die Makromoleküle durch die Verbindung von verschieden
artigen Grundmolekülen, z.B. von Phenol (C6H50H) mit Formaldehyd (CH20) unter gleichzeitiger Abspal
tung (Kondensation) einfacher Stoffe, wie z.B. Wasser (H20).
Wichtige Polykondensate sind Phenolharz, Resorcinharz, Harnstoffharz, Melaminharz und die Polyamide.
E] §+§+§ c==>
V V y
+ mer mer mer Polymer + Abspaltung
H20
- - ''
chemischer
Molekül A Molekül B Molekül A Molekül B Prozess Makromolekül C z. 8. Wasser
Bei der Polyaddition bilden sich fadenförmige oder räumlich vernetzte Makromoleküle ebenfalls durch die
Verbindung verschiedenartiger Grundmoleküle, z.B. von Di-Alkoholen (C4H8 (0H)2 ) mit Di-lsocyanaten
(C6H, 2(CN0)2) ohne Abspaltung von Nebenprodukten.
Wichtige Kunststoffe, die durch Polyaddition entstehen sind Polyurethanharz-Klebstoffe (KIS) und Poly
urethanschäume (PU-Schaum) (Bild 4).
Die
Molekülketten
2.6.2.1 Thermoplaste
Bei niedriger Temperatur liegen die Fadenmoleküle dicht und fast unbeweglich aneinander.
Der Kunststoff ist hart und spröde. Mit zunehmender Temperatur bewegen sich die Molekülfäden immer
mehr, die Anziehungskräfte zwischen ihnen werden geringer. Der Kunststoff wird elastisch. Bei weiterer
Erwärmung verringern sich die Anziehungskräfte so sehr, dass die einzelnen Molekülfäden aneinander
vorbeigleiten, der Kunststoff ist plastisch. Da die Molekülfäden sich auch bei weiterer Temperaturerhö
hung in ihrer Bewegungsfreiheit behindern, wird der Kunststoff nur zähflüssig, jedoch nicht gasförmig.
Bei Abkühlung verlaufen die Zustandsänderungen in umgekehrter Reihenfolge. Sie lassen sich beliebig
oft wiederholen, sofern nicht durch Überhitzung die Molekülfäden auseinanderbrechen und damit die
chemische Zersetzung des Kunststoffes eintritt. Thermoplaste können in ihrem festen Zustandsbereich
spanend bearbeitet werden. Im plastischen Zustand lassen sie sich durch Biegen, Ziehen und Blasen span
los verformen. Ist der Kunststoff weich, verarbeitet man ihn durch Spritzen, Pressen, Walzen oder Ver
schäumen.
Thermoplaste sind Kunststoffe, die bei Erwärmung weich werden und sich bei Abkühlung wieder ver
festigen.
Sie bestehen aus fadenförmigen Makromolekülen, die meist wie Fasern eines Filzes durcheinander
liegen oder auch gebündelt (teilkristallin) sein können (Tabelle 1).
2.6.2.2 Duroplaste
Duroplaste, auch Duromere genannt, sind Kunststoffe, die sich in ausgehärtetem Zustand auch bei
stärkerer Erwärmung nicht mehr erweichen und schmelzen lassen. Sie bestehen aus Makromolekülen,
die in der Regel durch Polykondensation aus verschiedenen Vorprodukten gebildet werden. Die Makro
moleküle haben bei den Duroplasten raumnetzartige Gestalt (Tabelle 1, Seite 93).
Duroplaste werden vom Tischler in Form von Lack oder Klebstoff selbst verarbeitet. Sie werden in zwei
Komponenten, dem Grundstoff und dem Härter getrennt geliefert.
Die meist flüssigen Vorprodukte, z.B. Phenol und Formaldehyd, erhärten unter Einwirkung von Wärme
und Druck chemisch zu Duroplasten. Dieser Aushärtungsvorgang kann unterbrochen, aber nicht rück
gängig gemacht werden. Nicht ganz ausgehärtete Duroplaste sind meist noch löslich oder schmelzbar.
Der Aushärtungsvorgang kann wieder in Gang gesetzt und bis zur vollständigen Erhärtung weitergeführt
werden. Diese Eigenschaft macht man sich bei den duroplastischen Klebstoffen und Lacken zu Nutze.
Weiterhin können den beiden Ausgangsstoffen Füllstoffe, z.B. Gesteinsmehl, Holzmehl oder Textilschnit
zel beigemischt werden. Aus diesen Gemischen lassen sich in Formpressen beliebig geformte Gegenstän
de mit den unterschiedlichsten Eigenschaften herstellen.
Auch Furniere und Textilbahnen können mit den Harzen getränkt und zu Platten oder Formteilen gepresst
werden. Sie härten dabei vollständig aus. Vollständig ausgehärtete Duroplaste lassen sich nicht mehr
thermoplastisch verarbeiten, die Formgebung muss deshalb vor oder während der endgültigen Erhärtung
erfolgen. Ausgehärtete Duroplaste sind nicht mehr löslich, nicht mehr schmelzbar, sie bleiben hart oder
elastisch und zersetzen sich mit zunehmender Temperatur und verkohlen. Eine besondere Bedeutung
haben Duroplaste als Schaumstoffe.
Duroplastische Werkstoffe können durch Bohren, Fräsen, Sägen und Feilen spanend verformt werden.
2.6.2.3 Elastomere
Elaste, auch Elastomere genannt, sind Kunststoffe mit elastischen Eigenschaften. Sie unterscheiden
sich von den übrigen elastischen Kunststoffen dadurch, dass ihre Elastizität temperaturunabhängig ist.
Elaste bestehen wie Duroplaste aus räumlich vernetzten Makromolekülen. Ihr Molekülnetz ist jedoch weit
maschiger und loser als bei den Duroplasten. Elastomere sind nicht thermoplastisch und daher nicht
warm verformbar und auch nicht schweißbar. Beim mechanischen Verformen werden die Maschen aus
einander gezogen, ohne dass sich dabei die Vernetzungsstellen lösen.
Nach der Verformung ziehen sich die Maschen gummiartig in ihre ursprüngliche Lage zurück, der Kunst
stoff nimmt seine vorherige Form wieder an (Tabelle 2, Seite 96).
2.6.2.4 Silikone
Silikone sind Kunststoffe, die flüssig als Silikonöl, pastös als Silikonkautschuk oder fest als Silikonharz
hergestellt werden. Silikone sind wasserabweisend und temperaturbeständig. Sie werden als Schmier
mittel für Kunststoffe und Dichtmittel im Baubereich eingesetzt.
Die Silikone gehören zu einer Kunststoffgruppe, die eine andere Zusammensetzung als die übrigen Kunst
stoffe hat und bei der die Kohlenstoffatome durch Siliciumatome ersetzt sind. Die Eigenschaften der Sili
kone hängen von der Länge der Makromoleküle und dem Grad ihrer Vernetzung ab. Silikone mit faden
förmigen Makromolekülen sind die Silikonöle. Schwach vernetzte Makromoleküle führen zu den
gummielastischen Silikonkautschuken (Tabelle 2, Seite 96). Eine besondere Eigenschaft der Silikone ist
ihre Wasser abstoßende Wirkung und ihre dauerhaft hohe Temperaturbeständigkeit. Silikonöle verwen
det man zum Imprägnieren von Mauerwerk und Wasser abstoßenden Textilien. Versiegelungsmassen,
die z.B. zum Verglasen von Fensterscheiben und zum Füllen von Bewegungsfugen eingesetzt werden,
sind ebenfalls Silikone, nämlich sogenannte Silikonkautschuke.
i dlB 0
*6
Polyvinyl bis 80 °C hart, bis 165 °C plastisch-weich,
chlorid beständig gegen Säuren, Laugen, Salze,
b;,,.,
Alkohole, Benzine und Öle,
(PVC)
Bodenbelage Folien
alterungsbeständig, witterungsbeständig,
spanen
Hart-PVC nicht beständig gegen Lösemittel wie
p = 1,38 kg/dm3 Benzol und Aceton (wirken quellend)
schweißen I f 1 � � �
Weich-PVC '
5
bis zu 40 °C gummielastisch-weich,
Q�
/fe
spanen
d:J
(PS) farblos, glasklar, Oberfläche glänzend,
p=1,05 kg/dm3 ABS-Mischpolymerisat (Acryl-Butadien
Hartsch u latten
Styrol) ist besonders schlagfest,
schweißen L � ��
f )
geschäumtes
kleben � II
Polystyrol bedingt beständig gegen Säuren, Laugen
(etwa 95% Luft) und Salze, wird von fast allen Lösemitteln �
Verpackungen
angegriffen
p = 0,02 kg/dmJ
� � 11==
Polyvinylacetat wenig hart, erweicht bei etwa 80 °C,
bei normaler Temperatur elastisch bis
streichbar
(PVAC)
mäßig hart, durchscheinend weiß, mit '{J Holzleim (KPVAC)
Zusatzmittel
fürPutz,Beton und Estrich
p=1,2 kg/dm3 Wasser als Dispersionsmittel mischbar
i"��
Polyethylen bei normaler Temperatur fest, schmilzt
(PE) bei etwa 115 °C, bei - 50 °C noch elastisch,
milchig weiß, matt-glänzend, durchschei spanen
p= 0,90 kg/dm3
Schläuche Bautenschutzfolien
nend, fühlt sich wachsartig an, beständig
schweißen I
oO
f j
Hochdruck-PE !;legen Säuren, Laugen und Salze, Benzine,
PE-HD (weich), Ole, bedingt beständig gegen Lösemittel
Niederdruck-PE nicht kleben� Beschläge
PE-LD (hart) Behälter
spanen
(PMMA) lichtecht, glasklar, schwer zerbrechlich,
staubempfindlich, kratzempfindlich, Rückleuchten
Verglasungen
(Acrylglas)
witterungsbeständig, beständig gegen
schweißen I
p=1,18 kg/dmJ schwache Säuren und Laugen, Öl, Benzin,
wird von einigen Lösemitteln angegriffen
kleben �
f )
C\
Lichtkuppeln Schutzbrillen
0�
(PC) Oberflächenglanz, hohe Festigkeit von
•
-150 °C bis+135 °C, witterungsbeständig,
schweißen I f )
schwer entflammbar, beständig gegen
kleben Treppen-
� �
Alkohol, Benzine, Öle, Fette, teilweise
geländerfüllungen
p=1,3 kg/dm3 gegen Lösemittel und Säuren, nicht gegen
Laugen schäumen if \;;>P.�0q1
0 Gehäuse
r
Laugen, nicht beständig gegen Lösemittel, � 1 1
schäumen
(PIB) Öle und Benzine, witterungs- und
-
o
;,�o�:0-�oq�
b dauerelastische
alterungsbeständig
spritzen Fugendichtungs- Dichtungs-
massen bahnen
p= 0,93 kg/dm3
ir. 7
� �
farblos, glasklar, hart und spröde, unlöslich, nicht Lacke GF-UP Bedachungen
schmelzbar, mit Glasfaser verstärkt hohe Festi_9keit :::nen
(GF-UP), beständig gegen Alkohole, Benzine, Ole �
und Fette, nicht vernetzt thermoplastisch spritzen gießen kleben Klebemörtel Verkleidungen
Epoxidharze (EP) l
p = 1,3 kg/dm3
Zusatzstoffe für Mörtel und Betone
�
.�
honiggelb, in flüssigem Zustand giftig, hart und spanen
�
spröde, unschmelzbar, unlöslich, beständig gegen
schwache Säuren und Laugen, gegen Benzine,
Öle, Fette, bei der Verarbeitung entweichen giftige Metallkleber
Kleber für Holz,
Dämpfe! kleben Glas und Metalle Behälter
Q UQj
ro;)}/7
-- �
dem Erhärten
p = 1,26 kg/dm3
• . . ·. · • · ·
honiggelb, durchsichtig, je nach Vernetzung hart Montageschaum
(, l
und zäh oder weich und gummielastisch, bei Hartschaumplatten
'2 , ,.,.,_ B
linearer Vernetzung thermoplastisch, schäumbar, kleben
beständig gegen schwache Säuren und Laugen spritzen gießen r f ]
sowie gegen fast alle Lösemittel, mit Flammschutz '·· 1 schweißen
mitteln normal entflammbar (82), lio��.:Ai
PUR-Hartschaum schwer entflammbar (81) schäumen Klebstoffe stoffe
1
Styrol gummielastisch, abriebfester, alterungs- und Schläuche
Butadien temperaturbeständiger als Naturgummi
(-40 °C bis+110 °C), beständig gegen Säuren
Kautschuk und Laugen, unangenehmer Geruch, unbe
(SBR) ständig gegen Benzine, Öle und Fette Fahrzeugreifen
Benzine �
Kautschuk
(CR) Dichtungsprofile für Fensterprofile
Schäumen Kleben (beachten: alle Kunststoffe sind klebbar, aber nicht mit jedem Klebstoff
Verarbeitungs-
vorschritten)
Strangpressen
Fülltrichter
Profile, Stäbe, Rohre, Platten und Folien werden auf
Strangpressen hergestellt. Strangpressen werden
auch Extruder genannt. Die in einem beheizten Zy
linder sich drehende Schnecke transportiert die
Kunststoffmasse vom Fülltrichter bis zur Austritts
öffnung und presst die plastische Masse durch das
Mundstück. Je nach Form des Mundstücks entste
hen nach dem Abkühlen endlose Kantenprofile,
Fensterprofile, Fußleisten und Rohre sowie Folien
und Platten. Bild 2: Schneckenspritzgießmaschine
Spritzgießen
Beim Spritzgießen wird die plastifizierte Kunststoff
masse mittels einer Schnecke in den Sammelraum ge
fördert und durch eine axiale stoßartige Bewegung
der Schnecke in das anliegende Formwerkzeug ge
spritzt (Bild 1, Seite 97). In dem allseitig geschlossenen
Formwerkzeug erkaltet der Kunststoff und erhärtet.
Danach wird das Formwerkzeug geöffnet und das
Gussteil ausgeworfen. Durch Spritzgießen werden
z.B. Teile für Möbel- und Baubeschläge hergestellt.
Kunststoff
folie
Kalandrieren
Folien zur Beschichtung von Holzwerkstoffen werden
hauptsächlich auf Kalandern hergestellt (Bild 1). Ein
Bild 1: Folienkalander Kalander ist ein Walzwerk mit drei oder vier gegenläu
fig sich drehenden beheizten schweren Stahlwalzen,
die die vorgeknetete Kunststoffmasse zu einer endlo
sen Folie mit der gewünschten Dicke auswalzen.
Durch die Anordnung einer Prägewalze können auch
Folien mit Oberflächenstruktur hergestellt werden.
;::=:tt-11=::.--...: Papier Auf Kalandern können auch Gewebebahnen mit
"::::=:\.-+--IF---- pakete Kunststoff beschichtet werden, z.B. bei der Herstel
lung von Fußbodenbelägen und Dichtungsbahnen.
Durch Warmverpressen mehrerer Folien lassen sich
Platten von größerer Dicke erzeugen.
Formpressen
Druck
zylinder Zur Erzeugung von Schichtpressstoffplatten tränkt
man Papierbahnen mit duroplastischen Kunstharzen,
z. B. Phenolharz oder Harnstoffharz. Jeweils mehrere
Papierbahnen werden aufeinander gelegt und in be
heizten Etagenpressen (Bild 2) in Form gepresst. Die
Papierpakete erhärten dabei zu homogenen Platten.
Thermoformen
Thermoplastische Kunststoffe haben die Eigenschaft im erwärmten Zustand weich und somit plastisch
verformbar zu werden. Unter Einwirkung von Kraft und Wärme kann man sie auf verschiedene Art und
Weise umformen. Erkaltet der Kunststoff wieder, bleibt er verformt. Soll eine Platte aus thermoplasti
schem Kunststoff gebogen werden, ist diese an der Biegezone bis in den elastischen Bereich zu erwärmen
und von Hand über eine Kante oder in einer Vorrichtung abzuwinkeln. Zum Erwärmen eignet sich eine
Heizschiene, ein Heizstrahler, ein Heißluftgebläse oder ein Infrarotstab. Das Abkanten muss in einem Zuge
geschehen (Bild 1). Soll eine thermoplastische Kunststoffplatte scharfkantig abgewinkelt werden, erwärmt
man die Platte an der vorgesehenen Stelle durch Eindrücken eines keilförmigen Heizelements bis zur hal
ben Plattendicke. Durch sofortiges Abkanten der Platte entsteht an der Innenseite der Kante eine Ver
schweißung. Man bezeichnet dieses Verfahren als Abkantschweißen (Bild 2).
Elastische und duroplastische Werkstoffe lassen sich nicht thermoplastisch verformen.
Heizelement
,,;,,,,df ·,
(Schwe ß-
:
�
S hw,
naht
: �
Kleben
Zweikomponenten-
Kunststoffe lassen sich bis auf wenige Ausnahmen,
z.B. Polyethylen, gut miteinander verkleben. Klebe
""...._.....,_.._,llialliaalli•llllf Adhäsion mittel und Klebeverfahren richten sich in der Regel
nach der Art des zu verklebenden Kunststoffes.
Heizelementschweißen
Beim Heizelementschweißverfahren wird die Wär
me zum Schmelzen der Fügeflächen mit Elementen
aus Metall (Bild 1 und Bild 2) übertragen. Die elek
trisch beheizten Elemente bringen die beiden Füge
teile im direkten Kontakt in den schmelzflüssigen
Zustand. Das Schweißelement wird zurückgezogen
und die Fügeteile werden zusammengepresst. Bild 3: Gehrungsschweißmaschine für Sonderfenster
Ziehdüse
DIGITAL+
Schweißnaht Schweißsaum
9'
Duromere
Zwei flüssige Stoffe werden miteinander vermischt. Werkstück �
Der Kunststoff entsteht nach dem Mischen und der an
B �
vorgemischte �
schließenden chemischen Reaktion zwischen den Roh <ome'"'""" Sremo•'
stoffen. Das Ergebnis kann nicht mehr verändert wer
den oder ohne Zerstörung weiterverarbeitet werden. �
�Matrize�
(Form) {J
Verarbei- Einfüllen Pressen Auswerfen
tungsver- Erklärung Beispiele
fahren
Bild 1: Formteilherstellung durch Gießen
Gießen Eine Form wird befüllt und Formteile z. B.
bleibt bis zur Aushärtung ge- Aschenbecher,
schlossen (Bild 1 }. Deckel, Ge-
häuse
Schäumen Den Rohstoffen wird ein Treib- Schaumstoffe,
mittel zugegeben. Eine Form Dämmmaterial
wird befüllt und bleibt bis zur
Aushärtung geschlossen.
Beschichten Nach dem Mischen der Korn- 2K-Lacke
ponenten (Stammlack und
Härter) kann das Material
eine begrenzte Zeit (Tropf-
zeit} verarbeitet werden. Glasfaserstoffe
(Verstärkungsmaterial)
Laminieren Zur Verbesserung der Eigen- Formteile z. B.
schatten werden Glasfasern Spoiler, Ka- Bild 2: Formteilherstellung durch Handlaminieren
in Faserform zugegeben oder rosserieteile,
als Matten schichtweise ein- Bootskörper,
gebettet (Bild 2}. Gehäuse
Faserverbundkunststoffe (FVK)
Glasfaserkunststoffe (GFK)
Duromere sind meist hart, spröde und brechen leicht.
Eingebettete Fasern bewirken eine Verbesserung der
mechanischen Eigenschaften des Kunststoffes. Bei Un
fällen nehmen sie am Fahrzeug Energie auf (Bild 3).
Eingebettet werden Fasern, Faserschnitzel, Matten
oder Rovings (Faserbündel, Faserstränge).
Durch die Verwendung einer Form lassen sich im
Handlaminierverfahren auf einfache Art und Weise
viele Objekte frei gestalten, z. B. Boote, Motorradver
kleidungen, Gehäuse (Bild 2).
Die Form wird zuerst mit einem Trennmittel behandelt.
Bild 3: Bruchstück einer glasfaserverstärkten Motorrad
Dann wird eine Gelcoatschicht aufgetragen, damit sich verkleidung
später das Gewebe nicht durchzeichnet.
Auf die angetrocknete Gelschicht wird das Harz aufgetragen und die erste Verstärkungslage eingelegt. Es erfolgt die
Tränkung der Schicht mit Harz. Mit einer Rolle wird die Lage verdichtet und entlüftet. Nass-in-nass folgt eine weitere
Schicht Harz+ Gewebe. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis das Objekt die gewünschte Dicke aufweist. Nach
dem Aushärten und dem Entnehmen aus der Form erfolgt die Oberflächenbearbeitung. Andere Formteile werden
aus Kunststoffen hergestellt, die mit sehr kleinen Fasern versetzt sind. Zu ihrer Herstellung wird das Harz-Faserge
misch in die gewünschte Form gepresst. Nach der Härtung ist das Formteil fertig und muss noch oberflächenbear
beitet werden. Durch Laminieren können auch Löcher und Risse in Kunststoffteilen überbrückt werden.
Carbonfasern
Seit einiger Zeit verwendet man in Faserverbundkunststoffen auch Kohlenstofffasern (= Carbonfasern}, die 30 % leichter als
Aluminium und zugleich fester als Glasfasern sind. Diese werden mit dem Kunststoff Polyamid (Marke: Kaviar} verbunden. Die
Kunststoffteile sind hochbelastbar.
Carbonfasern kommen am Bau noch selten vor.
70
Quelle: Verlag Europa-Lehrmittel, Fachwissen Maler und Lackierer, Europanummer 44368
LF 2
Untergründe aus Kunststoff und ihre Beschichtung
4.1 Kunststoffe als Untergrund
4
4.1.4 Verarbeitung von Plastomeren zu Formteilen
Zuerst wird der Kunststoff als Rohmasse in Form von
Granulat hergestellt (Bild 1). Zur Verarbeitung im ge
wählten Verfahren wird das Granulat erwärmt, aufge
schmolzen und in die gewünschte Form gebracht.
Verarbei-
tungsver- Erklärung Beispiele
fahren
Spritz- Der in der Spritzgussmaschine Scheinwer-
gießen aufgeschmolzene Kunststoff fergehäuse,
wird in eine Form gepresst. Außenspiegel,
Die Produktion erfolgt Stück Legosteine,
für Stück im Takt {Bild 2). Bierkästen
Extru- Der in der Spritzgussmaschine Rohre,
dieren aufgeschmolzene Kunststoff Rollladen-
Bild 1: Kunststoffgranulat
wird nicht in eine Form, son- rippen
dern durch eine Formdüse ge-
presst. Die Produktion erfolgt
Kunststoffgranulat
fortlaufend.
Blasen Beim Extrudiervorgang wird Folien,
durch die Düse Druckluft in Tragetaschen
das weiche Kunststoffrohr ein-
geblasen und dieses bis zum
Folienschlauch geweitet.
Walzen Der Kunststoff läuft über im- Platten,
mer enger stehende, erwärmte dicke Folien
Walzen. '----,------' '-----.;------- '-----,,----J
Ausstoßzone Plastifizier- Vorbereitungszone
Schäu- Der Kunststoff enthält ein Dämmmaterial, zone (einziehen - entgasen -
men Treibmittel. Er wird in eine Schaumstoffe verdichten - vorwärmen)
Ablauf:
Form gegeben und erwärmt.
Durch neuerliche gezielte Erwärmung, insbesondere von
A Schmelzen bei C Nachdrücken der Schnecke
D
dicken Folien, können weitere wichtige Produkte hergestellt
drehender Schnecke
werden. Teil abkühlen
B Einspritzen durch
Tief- Über einer Form wird die Folie Abdeckungen, Schneckenvorschub E Teil auswerfen
ziehen erwärmt und über Vakuum in Becher,
die Form gezogen {Bild 3) Behälter Bild 2: Funktionsweise einer Spritzgussmaschine
-
Schwei- Durch Erwärmen verbinden Taschen
-ßen sich Teile beim Verschmelzen.
II---. Folie
Blasen Druckluft presst den erwärm- Flaschen,
ten Kunststoffschlauch in die Becher Formteil
Form {Bild 4).
F����I
:a:�
Tabelle 1: Verarbeitungsverfahren für plastomere Kunststoffe m m �
�
Memory-Effekt �
Im Kunststoff liegen die Makromoleküle verknäuelt vor. f. Saugluft erzeugt ein Vakuum
Beschicken Saugen + Erstarren Auswerfen
Wird der Kunststoff gewalzt, tiefgezogen oder gebla
sen, so werden die Makromoleküle gegen ihren Willen
gestreckt. Bei Wärme kehren die Makromoleküle wie Bild 3: Formteilherstellung durch Tiefziehen
der in ihre Ausgangsform zurück, da sie sich an ihren
Ausgangszustand erinnern.
Ein tiefgezogener Becher wird bei längerer Erwärmung
im Ofen wieder zur Folienscheibe mit gleicher Kreis
form wie vormals unter dem Wärmestrahler.
Siehe dazu auch Kap. 11.21.1 zur Verarbeitung von Be
schriftungsfolien.
Bei der Schadensbearbeitung kann sich der Maler und
Lackierer den Memory-Effekt zunutze machen.
Werden eingedrückte Dellen an Kunststoffteilen mit Vorwärmen
dem Föhn vorsichtig erwärmt, können diese mehr oder
weniger wieder verschwinden. Nach dem Fönen wird
der Kunststoff mit kaltem Wasser wieder abgekühlt. Bild 4: Formteilherstellung durch Blasen
71
Quelle: Verlag Europa-Lehrmittel, Fachwissen Maler und Lackierer, Europanummer 44368
4 Untergründe aus Kunststoff und ihre Beschichtung
4.2 Erkennen von Kunststoffen LF 2
Noch bis vor wenigen Jahren wurden einfache Verfahren zur Erkennung von Kunststoffen herangezogen. Tabelle 1
gibt eine Übersicht zu den baustellenüblichen Prüfungen.
Lösemittelprobe
Duromere
Keine Reaktion auf Lösemittel
- Werden gelöst
Plastomere
-- - Elastomere
Quellen
-
(Nitroverdünnung}
-- -
Schleifprobe Stauben Schleifpapier setzt sich zu Krümeln
Flammprobe Polyurethan (PU}: Polyvinylchlorid (PVCI:
Von der Anwendung ist blaue Flamme, zieht Fäden, grüne Flamme, stark rußend,
abzuraten, da die Ober- riecht nach verbrannten Haaren riecht stechend Nicht
fläche zersetzt wird. Polyester (UP}: Polyethylen (PEI: schmelzbar
helle Flamme, rußend, helle Flamme, tropfend,
riecht süßlich (Styrol) riecht nach Paraffin (Kerze)
Tabelle 1: Erkennen von Kunststoffen
Da es mittlerweile eine Vielzahl von Kunststoffen für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche gibt, wird
grundsätzlich davon abgeraten, auch aus Gründen der Gewährleistung, sich auf die Eigenanalyse zu verlassen.
Außerdem wird bei o. g. Prüfungen das Kunststoffobjekt meistens beschädigt. Von der Flammprobe ist auch aus
gesundheitlicher Hinsicht abzuraten, da bei der Verbrennung von Kunststoffen gesundheitsschädliche Verbren
nungsprodukte entstehen.
Aufschluss über die Kunststoffart kann eine alte Rechnung geben oder die Kennzeichnung, die vom Hersteller
werksseitig vorgenommen wurde. Es handelt sich hierbei immer um genormte Abkürzungen. Tabelle 2 listet häufig
verwendete Kunststoffe auf und beschreibt ihre Verwendung und Überstreichbarkeit (laut BFS-Merkblatt Nr. 22).
Überstreichbarkeit
[e n�
Kunststoff Verwendung
• ja
1
•
Plastomere
•
Hart-PVC Polyvinylchlorid, hart Rohre, Sockelleisten, Fenster, Türen, Dachrinnen, Kabelkanäle
Der Fachmann kann häufig vom Handelsnamen auf die Kunststoffart schließen.
Z. B.: • Nylon®, Perlon® = Polyamid
• Kevlar® = aromatisches Polyamid (Aramid)
• Hostalen® = Polyethylen
• Plexiglas® = Polymethylmethacrylat
• Styropor® = Polystyrol
72
Quelle: Verlag Europa-Lehrmittel, Fachwissen Maler und Lackierer, Europanummer 44368