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ENERGIEEFFIZIENZ J OUR NAL FÜR OBER FL ÄCHEN T ECHNIK

Neues Verfahren zur Wärmerückgewinnung

Energierecycling bei der


KTL-Beschichtung
Auch Energie kann man recyceln. Eine neue technische Lösung ermöglicht es, große Mengen
an Wärmeenergie im Kreislauf zu führen und somit mehrfach zu nutzen. Damit spart der Anwender,
der Abwärme zur Verfügung hat, Energiekosten – zum Beispiel bei der KTL-Beschichtung.

D er Energiekostenanteil an der
Bruttowertschöpfung steigt konti-
nuierlich an. Eine Möglichkeit, hier ge-
Zu- oder Abführen von Wärmeenergie
im genannten Temperaturbereich eine
Rolle spielt. Dazu gehören auch Verfah-
Der entscheidende Schritt bei der
Wiedernutzbarmachung der Wärme
ist das Verdichten des Arbeitsmedi-
genzusteuern, bietet das von der Sima- ren und Nebenverfahren der Oberflä- ums. Der Verdichtungsprozess hat ei-
ka Energie- und Umwelttechnik entwi- chentechnik. Als Wärmeträger dienen ne Temperaturanhebung zur Folge. Da-
ckelte Konzept des Energierecyclings: dann zum Beispiel warme Abluftströ- bei stellen Druck und Temperatur ein
Abwärme jeglicher Art über 5 °C dient me aus Produktionsprozessen oder der festes, fluidspezifisches Wertepaar dar.
als Wärmequelle, um daraus erneut thermischen Nachverbrennung (TNV), Mit jeder Druckerhöhung geht also ei-
Nutzwärme mit einem Temperatur- die Rückkühlanlagen von Blockheiz- ne Temperaturerhöhung einher. Über
niveau bis zu 108 °C zu erzeugen. Da- kraftwerken und Kältemaschinen oder ein weiteres Wärmeübertragersystem
bei kommt ein mehrfach ausgezeich- industrielle Abwässer und verschie- wird das Arbeitsmedium wieder ver-
netes Verfahren zum Einsatz, das bis- denste Fluide. flüssigt. Die dabei freiwerdende Ver-
lang verloren geglaubte Wärmemengen Wie funktioniert dieses System? flüssigungsenthalpie wird in Form von
wieder nutzbar macht. Auf diese Wei- Die Abwärmequelle wird mit Hilfe ei- Nutzwärme abgegeben. Das verflüssig-
se lässt sich eine Mehrfachnutzung der nes hoch effizienten Wärmeübertra- te Arbeitsmedium steht dann dem kon-
eingesetzten Primärenergie wirtschaft- ger auf ein spezielles Arbeitsmedi- tinuierlichen Kreisprozess erneut zur
lich und umweltfreundlich realisieren. um überführt, das dabei seinen Ag- Verfügung.
gregatzustand von der f lüssigen zur
Aus Abluftströmen und gasförmigen Phase wechselt. Bedingt Ein Vorgang mit hoher
Abwässern Energie gewinnen durch die Verdampfungsenthalpie Energieeffizienz
Dieses System kann in nahezu jedem kann es dabei große Wärmemengen Für den Verdichtungsvorgang des Ar-
Prozess eingesetzt werden, bei dem das aufnehmen. beitsmediums ist elektrische Antriebs-
energie notwendig. Diese macht aber
nur einen Bruchteil der zurückgewon-
nenen Energie aus und fließt größten-
teils dem Prozess zu. Der Wirkungs-
grad des Rückgewinnungsprozesses
wird durch den „Coefficient of Perfor-
mance“ (COP) ausgedrückt. Dabei wird
der thermische Nutzen durch den elek-
trischen Aufwand geteilt.
Je niedriger die Temperaturdiffe-
renz zwischen Wärmequelle und -nut-
zen, umso kleiner der Aufwand. In der
Folge steigt der Wirkungsgrad. Es ist
also prinzipiell von Vorteil, wenn der
gewünschte Temperaturhub nicht un-
nötig groß gewählt wird.
Wie die Grafik zeigt, stehen derzeit
vier verschiedene Arbeitsmedien zur
Das neue Verfahren überzeugt durch einen hohen „Coefficient of Performance“ und kurze
Verfügung, um für unterschiedliche
Amortisationszeiten
Betriebspunkte beste Wirkungsgrade

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Auch kompakte Anlagen mit geringer
Leistung tragen zur Energieeinsparung in
der Oberflächentechnik bei

großer Energiemengen lässt sich die ex-


In der KTL-Anlage des VW Werk Emden wurde eine Energierückgewinnungsanlage mit einer
Wärmeleistung von rund 1800 kW installiert. Die Anschaffung hat sich bereits amortisiert. terne Energiezufuhr zum Beispiel von
Erdgas minimieren. Der gesamte Pri-
märenergieaufwand und somit die
sicherzustellen. Das patentierte Ver- schen 10 kW und mehreren Megawatt. Energiekosten sinken signifikant, und
fahren erzielt abhängig vom Tempe- Zu den Einsatzbeispielen gehört die der CO2-Ausstoß wird gleichermaßen
raturhub einzigartig hohe Wirkungs- KTL-Beschichtung. Durch den ver- reduziert.
grade, die sehr kurze Amortisations- fahrensbedingten Eintrag von elek- Zu den Unternehmen, die die-
zeiten von etwa einem bis drei Jahren trischer Energie entsteht als Neben- se Vorteile bereits nutzen, gehört das
ermöglichen. So können zum Beispiel produkt Wärme, die den Tauchlack Werk Emden der Volkswagen AG. In
beim KTL-Beschichtungsprozess – bei bei dauerhaftem Überschreiten der der dortigen KTL-Anlage wurde 2010
dem der thermische Nutzen aus Hei- Verarbeitungstemperatur unbrauch- eine Energierückgewinnungsanla-
zen und Kühlen besteht – in der Pra- bar werden lässt. Um dies zu verhin- ge mit einer Wärmeleistung von circa
xis COP-Werte zwischen 7 und 14 er- dern, wird bislang die Wärmeenergie 1800 kW und einem COP von 10,3 (bei
reicht werden. über konventionelle Kältetechnik qua- gleichzeitiger Nutzung von Wärme und
Mit Hilfe der SPS-Steuerung und si vernichtet, wofür zusätzlich noch Kälte) installiert. Die Amortisations-
einer integrierten Leistungsregulie- elektrische Energie aufgewendet wer- zeit beträgt 1,9 Jahre im Zweischicht-
rung reagiert das System sehr schnell den muss. betrieb. Als elementarer Bestandteil
auf schwankende Lasten. Über ein Die Wärme aus dem KTL-Pro- des „Think Blue.Factory.“-Konzepts hat
Touch-Panel mit kundenspezifischer zess eignet sich jedoch ideal, um er- sich die Anlage im industriellen Dauer-
Prozessvisualisierung lässt sich die neut nutzbar gemacht zu werden. Die- einsatz bewährt.
Anlage intuitiv steuern und überwa- se „rezyklierte“ Nutzwärme lässt sich
chen. Dabei kommuniziert die Anlage bedarfsorientiert und zielgerichtet im
bei Bedarf mit der Gebäudeleittechnik Unternehmen verwenden. Dabei bietet Martin Endras
oder anderen Steuerungen. Auch eine sich zum Beispiel die Vorbehandlung, B. Eng. Energie- und
Fernwartung ist möglich. der nachgelagerte Trocknungsprozess Verfahrenstechnik,
oder das Wärmeversorgungsnetz des Simaka Energie- und
Umwelttechnik GmbH,
Anwendungsbeispiel Gebäudes an. Eine Speicherung der
Argenbühl,
KTL-Beschichtung Energie ist dabei oftmals unnötig, da Tel. 07566 9409930,
Die Wärmeleistungen der bisher rea- sie unmittelbar wieder den Prozessen m.endras@simaka.de,
lisierten Anwendungen variieren zwi- zugeführt wird.Durch das Rückführen www.simaka.de

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