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Zu den Werken Das fünfteilige Werk weist Einflüsse aus der barocken und klassisch-ro- Leitung, Patrick Ryf

mantischen Tradition, dem Folklorismus und der Vokalpolyphonie der Re- Patrick Ryf wuchs in Erlach am Bielersee auf, schloss Lehrerseminar
Sowohl Négy Tót Népdal (Vier slowakische Volkslieder) von Bartók, naissance auf. Es wurde von Zeitgenossen bald mit den grossen, kanta- (Hofwil) und Sekundarlehramt ab und studierte anschliessend Chorlei-
die Mátrai Képek (Bilder aus der Mátra-Gegend – Mátra ist eine tenähnlichen Werken von Kodály und Bartók verglichen. Am Anfang und tung an der Berner Musikhochschule bei Jörg Ewald Dähler. Parallel und
waldreiche Bergregion im Norden) und die Frauen- und Kinderchö- am Schluss steht jeweils der Wunsch nach Frieden im Zentrum. nachfolgend dazu bildete er sich weiter in langjährigem Privatunterricht
re von Kodály als auch das Frühwerk Jánoshidi vásáteren (Auf dem Die Komposition wird durch wiederkehrende Ermahnungen strukturiert in Orchesterdirektion bei Ewald Körner in Bern und Gesang (SMPV mit
Marktplatz) von Veress sind von Volksliedern und instrumentalen Tänzen und kann als ethisch-philosophisches Bekenntniswerk gedeutet werden. Lehrdiplom-Abschluss) bei Patrick Oetterli in Trimbach.
inspiriert, welche die Komponisten auf ihren Forschungsreisen gesammelt
hatten. Sie zeigen Bilder des ländlichen Lebens, oft nicht romantisch ver- Von 1996–2007 leitete er den Sing-
klärt sondern realistisch, mal eher derb, mal mit einem Augenzwinkern. Die Ausführenden kreis Wohlen und führte mit diesem
Sándor Veress’s Sonate für Klavier solo von 1929 wurde am diverse grössere Chorwerke wie Portrait Ungarn I
27.März 1931 vom Komponisten selbst in Budapest aufgeführt. Schon in Jean-Jacques Schmid, Klavier Honeggers Le Roi David, Händels
diesem Frühwerk kündigt sich die spätere Hinwendung zur Zwölftonmu- Jean-Jacques Schmid studierte 1992–1999 am Konservatorium Bern bei Esther, Bachs Johannespassion,
sik durch die Verwendung von Vorformen reihenmässiger Organisation Tomasz Herbut (Lehr- und Konzertdiplom). Nach einem post graduate Mozarts Requiem auf. Zwischen Die ungarische Meisterlinie 1
an. Jahr 2000–2001 am Konservatorium von Amsterdam schloss er 2002– 2009–2011 leitete er den Sing- A magyar mestervonal 1
Das Budavari Te Deum von Kodály entstand 1936 zum 250. Jahres- 2005 die Ausbildung mit einem Solistendiplom bei Dominique Merlet in kreis Bethlehem-Thun und durfte
tag der Rückeroberung der Burg Buda von den Türken. Er schrieb es im
Auftrag, was er sonst kaum tat, und wählte als Text den Ambrosianischen
Genf ab. Er erhielt alle Diplome mit Auszeichnung. mit Beethovens C-Dur-Messe und
Dvořáks Stabat Mater konzertieren. bartók kodály veress ligeti
Lobgesangs. Die Allgemeingültigkeit dieser christlichen Zeilen inspirierte Seine rege internationale Konzert-
ihn zur Synthetisierung der europäischen Vokalformen schlechthin. Unter tätigkeit führte ihn bis nach Ame- Von 2004–2011 war er von den
anderem verarbeitete er im Te Deum gregorianische Melodien, plagale rika und Japan und spiegelt sich in thunerSeespielen als Verantwortli- Verehrte Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher
Harmonien der Renaissance, Bachs Polyphonie oder Elemente, die Ganz- einem weitgespannten Repertoire cher des Musical-Chors engagiert
tonleiter und Pentatonik vereinen, in denen also seine Beschäftigung mit von etwa 50 verschiedenen Rezital- und wirkte unter anderem bei den Weshalb nun ausgerechnet ungarisch? Und weshalb gerade diese vier
der Musik Debussys ihre Spuren hinterlassen hat. programmen und 25 Klavierkonzer- Aufführungen von Anatevka, Miss Saigon, Les Misérables und Dällebach Komponisten – und diese sogar in zwei unterschiedlichen, ihnen gewid-
Das Werk ist in drei Teile gegliedert. Unsere Aufführung verzichtet, aus ten wieder. Kari mit. meten Konzertprogrammen?
zeitlichen Gründen, auf einen Abschnitt kurz nach dem Anfang sowie auf
den Schluss. Besondere Anerkennung geniesst In den Jahren 2006 und 2008 führte Ryf zwei Chorprojekte an der Hoch- Diese und ähnliche Fragen hoffen wir, liebes Publikum, Ihnen heute
Ligetis Klavieretüden sind das Hauptwerk seiner letzten Schaffenspe- er als Interpret der Werke von Franz schule der Künste Bern (HKB) durch. Seit Herbst 2010 ist er Dozent für Abend zumindest teilweise schon beantworten zu können.
riode. Zwischen 1984 und 2002 entstanden, stellen sie eine eigenartige Liszt und der zeitgenössischen Musik und Sologesang an der PH Bern, Institut Sekundarstufe 1.
Synthese aus der Musik für mechanische Instrumente von Nancarrow, Musik. Daneben sind etliche CD- Vor ungefähr hundert Jahren haben sich zwei junge ungarische Sprach-
afrikanischer Volksmusik und der weitverzweigten eigenen Kompositi- Produktionen erschienen, Werke Ausblick wissenschaftler und Musiker aufgemacht, um die alte, ursprüngliche
onstechnik Ligetis dar. Es sind durchaus richtige Etüden, welche die Pia- von Mozart, Skandinavische Musik, Musik der Landbevölkerung aufzuzeichnen und in ihre Kompositionen
nisten auf unerwarteten Pfaden herausfordern: Portrait 2007, Russische Musik, A magyar mestervonal 2 einzuarbeiten.
Cordes à vide ist ein impressionistisch angehauchtes Klangbild aus Liszt, sowie Kammermusik. Weitere 2. und 3. März 2012, Aula Freies Gymnasium Bern, 19.30 Uhr
leeren Quintfolgen, welche in immer vertrackteren rhythmischen Kom- Projekte sind in Vorbereitung. Béla Bartók und Zoltán Kodály hatten dadurch einen gänzlich eigenen
binationen intensiviert werden. Touches bloquées thematisiert das Hauptwerke: Weg innerhalb der komplexen Musikentwicklung des 20. Jahrhunderts
schnell wechselnde tonlose Niederdrücken der Tasten in Verbindung mit B. Bartók: Die Zauberhirsche (z.T. 16-stimmig) beschritten und viele Jahrzehnte lang junge Kollegen aus dem In- und
rasenden Skalen, ein stiller Fingerbrecher, dessen grösste Schwierigkeit Der BernChor21 G. Ligeti: Lux aeterna (16-stimmig) Ausland entscheidend beeinflusst;
darin liegt, dass nicht das aus dem Klavier klingend herauskommt, was Just zu Beginn des 21. Jahrhunderts (daher die 21 im Namen) haben sich S. Veress: Das Glasklängespiel (Ausschnitt) unter ihnen ihr damaliger Student Sándor Veress und später wiederum
eigentlich gespielt wird. Der Zauberlehrling erhält Probleme mit der Do- in Bern Sängerinnen und Sänger zusammengefunden, um gemeinsam die auch dessen Schüler György Ligeti.
sierung der Töne und steht nach einem anwachsenden 5+5+5+5+5+5 selten aufgeführten Chorwerke des 20. und 21. Jahrhunderts zu pflegen. Mitwirkende:
gegen 4+5+6+7+8 vor einer irisierenden pentatonischen Klangfläche; Jan-Martin Mächler, Tenor und Ulrich Simon Eggimann, Bariton; Jean-Jac- Veress und Ligeti bilden so gesehen mit Bartók und Kodály zusammen
die Meisterhand Ligetis löst den Konflikt auf. Unendliche Säule (original Eine einmalige Programmkonzeption hat in den Jahren ques Schmid und Mutsumi Arai, Klavier; Oliver Schär und Daniel Scheide- eine Lehrer-Schüler-Linie, die wir ruhig «die ungarische Meisterlinie»
Coloana fără sfârșit), heisst die 14. Etüde nach der Skulptur von Con- 2007�������������������������������������������������������������
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2009 stattgefunden: In drei Konzertblöcken hat der Chor aus- gger, Schlagzeug. nennen dürfen, ohne andere ungarische Komponisten damit herabmin-
stantin Brâncuși. Ligeti liess sich durch die scharf in den Himmel ste- schliesslich Werke von Frauen des 20. Jahrhunderts vorgestellt, zunächst dern zu wollen. Alle vier haben ihre ersten Chorgesänge mit starker Bin-
chende Skulptur zu einer unendlich aufsteigenden musikalischen Spirale Musik von Komponistinnen aus der Zeit der Belle Epoque, dann zeitge- Mitsingen dung zur folkloristischen Forschung geschaffen, sich dann später davon
inspirieren. nössische Werke aus der Schweiz und aus der ganzen Welt. gelöst und weitere Einflüsse einbezogen – und so schliesslich für einen
Für diese äusserst anspruchsvollen Werke sind wir intensiv auf der Suche Chor wie uns ein unglaublich reiches Repertoire an vielseitigen und faszi-
Die beiden A-Cappella-Chorsätze Ejsaka und Reggel (Nacht und Mor- Nach Sergey Rachmaninov’s Grosser Vesper, op. 37 und der Mitwikung nach Männerstimmen. Wäre das etwas für Sie? nierenden Chorgesängen geschaffen.
gen) von György Ligeti entstanden 1955 und wurden 1968 von Eric Eric- bei den Aufführungen von Dvořáks Stabat Mater von führt uns das un- Weitere Informationen unter www.bernchor21.ch
son, dem berühmten, schwedischen Chorleiterur uraufgeführt. In Ejsaka garische Doppelprogramm nun zum dritten Mal hintereinander nach Ost- Im heutigen ersten Programm erklingen zahlreiche Lieder, welche direkt
wird eine mystische Stimmung mit einer eindrucksvollen Steigerung und europa. Dank auf den Fundus der alten Volksmusik zurückgreifen – und deshalb auch
Zurücknahme präsentiert; in Reggel verarbeitet Ligeti auch tonmalerische stark mit den Originalsprachen verbunden sind. Wir versichern Ihnen
Elemente wie den Hahnenschrei. Bei diesem Konzert singen mit uns: Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Sponsoren, die uns durch ihre unsere redlichen Bemühungen, die ungarischen und slowakischen Texte
SOPRAN: Andrea Hitz, Anna Plattner, Annette Ruef, Franziska Schädeli grüsszügige Unterstützung unsere Projekte überhaupt erst möglich ma- einigermassen korrekt auszusprechen; jedenfalls haben wir tüchtig daran
Der Sancti Augustini Psalmus contra partem Donati für Stark, Ilse Hugentobler, Karin Rostetter, Priska Dütschler, Sabine Arn, Sigrid chen. gefeilt.
Bass, Chor und Orchester entstand 1943/44 angesichts der Zimmermann, Susanne Ritter-Lutz, Ursula Moeri-Kaeser, Violaine Dussex
Bedrohung durch den Nationalsozialismus und den Krieg. Er wurde zu Familien-Vontobel-Stiftung Auch drei längere Werke möchten wir vorstellen (Mátrai képek, Buda-
Sándor Veress’s Lebzeiten zweimal im deutschsprachigen Raum aufge- ALT: Christine Michel, Edith Oosenbrug, Ester Adeyemi, Franziska Stucki, Kri- BEKB vári Te Deum und Sancti Augustinus Psalmus). Die letzten beiden sind
führt – 1958 durch den Thuner Lehrergesangsverein und 1981 durch den stina Stutzmann,Margrit Coradi,Ruth Forster Fink,Sandra Schärer,SilviaThöni Stadt Bern für grosses Orchester und Soli geschrieben; wir möchten uns an dieser
Dresdner Kreuzchor. Migros Kulturprozent Stelle entschuldigen, dass wir diese nur in der Klavierversion aufzufüh-
Der Psalm des lateinischen Kirchenlehrers Augustinus umfasst insgesamt TENOR: Beat Stöhr, Rainer Nowacki, Reto Ruch, Rolf Fries, Ueli Ryser Stadt Thun ren vermögen und alle drei, auch aus zeitlichen Gründen, etwas kürzen
297 Verse und richtete sich gegen die Donatisten (contra partem Do- Swisslos Kanton Bern müssen.
nati), die Anhänger des Gegenbischofs Donatus von Karthago, die im 4. BASS : André Merz, Arpad Boa, Daniel Bürgi, Daniel Moeri, Philipp Kohler, Burgergemeinde Bern
bis 7. Jahrhundert in Nodafrika eine Sonderkirche gebildet hatten. Veress Raimund Rodewald, Ruedi Merz, Thomas Zimmermann Sehr dankbar sind wir erneut über die brilliante Unterstützung unseres
hatte den Text wegen des zeitlosen, ewig gültigen Inhaltes ausgewählt Gastpianisten Jean-Jacques Schmid und wünschen Ihnen nun ein farbi-
und vertonte daraus die Zeilen 7 bis 20. ges Konzerterlebnis.

Ihr BernChor21, Patrick Ryf


Programm Die ungarische Musikforschung Als Komponist schrieb Bartók zu- Sándor Veress (1907–1992)
nächst im Stil von Liszt. Schon bald wurde in Kolosvar (heute Cluj-
B. Bartók Négy Tót Népdal (4 slowakische Volkslieder) 1904 hörte der junge Musiker Béla Bartók während seiner Sommerferien lässt er aber einen eigenständigen, Napoca, dt. Klausenburg) in Sie-
36 jährig für Chor und Klavier, 1917 in Kibéd, Siebenbürgen (heute Rumänien) eine junge Frau, wie sie den neuen Klangstil mit Einflüssen von benbürgen geboren. 1923 begann
1 Hochzeitslied aus Poniky Kindern, die sie hütete vorsang. Das Erlebnis prägte ihn nachhaltig und Strauss, Debussy und Ravel erken- er mit dem Studium an der Musik-
2 Heuerntelied aus Hiadel zündete den Funken zur Erforschung der echten ungarischen Volksmusik. nen. Oft grenzt dieser hart an die akademie in Budapest, Klavier bei
3 Tanzlied aus Medzibrod Bis dahin beschränkte sich die Kenntnis von ungarischer Volksmusik auf Atonalität und ist reich an unaufge- Emánuel Hegyi und Komposition
4 Tanzlied aus Poniky die Musik der Zigeuner, wie sie vor allem von Liszt und anderen Kompo- lösten Dissonanzen. Die ungarische bei Zoltán Kodály. Später studierte
nisten des 19. Jahrhunderts bekannt gemacht wurden. Folklore wird in der geschärften er bei Bartók Klavier und schloss
Z. Kodály Mátrai képek (Bilder aus der Mátra-Gegend) Rhythmik und in der Melodie wirk- 1932 mit einem Lehrdiplom ab. Ver-
49 jährig (Auschnitt), für Chor, 1931 Zusammen mit Zoltan Kodály star- sam. 1911 schrieb Bartók das Al- ess reihte sich anschliessend in die
tete Bartók ab 1906 ein umfangrei- legro barbaro und erzielte mit dem Tradition der ungarischen Musiketh-
S. Veress Jánoshidi vásártéren (Auf dem Marktplatz in ches musikethnologisches Projekt. äusserst vitalen Werk für Klavier nologie ein und war zunächst von
22 jährig Jánoshida), für Chor, 1929 Ausgestattet mit einem Phonogra- eine ungeheure Wirkung auf das 1928 bis 1933 Assistent am Eth-
phen reisten beide in den nächsten Publikum. nographischen Museum. In zeitgenössischen Fachkreisen galt er bereits
S. Veress Sonate für Klavier, 1929 30 Jahren in die entlegensten Gebie- nach seiner in den dreissiger Jahren in Moldau unternommenen Sam-
22 jährig 1. Satz (Allegro molto) te Ungarns und Transsilvaniens (Sie- Bartók entdeckte neue, visionäre Klangfarben (z.B. Musik für Saitenin- melreise als vielversprechender Forscher des Gebietes. Ab 1934 arbeitete
benbürgen), in die Slowakei sowie strumente). Als Pianist unternahm er Konzertreisen durch Europa, Ame- er als Assistent von Bartók und zusammen mit Kodály an der Akademie
Z. Kodály Budavári Te Deum in Gebiete mit Minderheitssprachen rika und in die Sowjetunion. 1940 emigrierte er in die USA, wo er sich der Wissenschaften an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der in vielen
54 jährig (Ausschnitt), für Chor, Soli, Orchester 1936, (Klavierad- und zeichneten Lieder, instrumentale wissenschaftlich an der Columbia University in New York betätigte. Am Jahrzehnten gesammelten Tonaufnahmen.
aption) Tänze und den Gebrauch von vielfäl- 26. September 1945 starb er dort im Alter von 64 Jahren.
tigen Instrumenten auf. Mit diesem Zur gleichen Zeit begann er sich als Komponist einen Namen zu machen,
B. Bartók Joszagigezo (Zauberspruch), Nr. 3 (Vol. 1) technischen Hilfsmittel konnten im Laufe der nächsten Jahrzehnte zehn- Bartók war eng mit dem Basler Dirigenten Paul Sacher befreundet gewe- und seine Werke (Streichquartette, Werke für Orchester, Violinsonaten)
54 jährig Jatek (Kerzenlied), Nr. 2 (Vol. 2) tausende von Melodien gesammelt werden, die ab den 1930-iger Jahren sen, für dessen Kammerorchester er einige Auftragswerke komponierte. wurden bei wichtigen Festivals in London, Paris, Prag und Venedig auf-
aus 27 zwei- und dreistimmige Frauen- und Kinderchö- von Bartók, Kodály, Lajtha und Bartóks Assistent Veress musikwissen- Seine Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug, welche im BernChor21- geführt. Nach einigen Jahren im Ausland (London, Rom) kehrte er 1943
re, 1935 schaftlich bearbeitet und publiziert werden konnten. Konzert im März 2012 aufgeführt werden soll, wurde 1938 in Basel von zurück nach Budapest und wurde Nachfolger von Kodály als Professor
Bartók und seiner Frau Ditta Pasztory am Klavier uraufgeführt. für Komposition an der Musikakademie. Zu seinen Schülern gehörten in
G. Ligeti Hortobágy (Drei ungarische Volkslieder) Bartók, Kodály, Veress und Ligeti liessen sich in ihrer Entwicklung als dieser Zeit auch György Ligeti und György Kurtág.
29 jährig für Chor, 1952 Komponisten von der Melodik und Rhythmik dieser Musik inspirieren und
schufen zusammen mit Zoltán Kodály (1882–1967) Veress gilt als der bedeutendste Vertreter der ungarischen Komponisten
G. Ligeti Klavieretüden, ab 1984 Einflüssen der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts (Atonalität, Neoklassi- wurde in Kecskemét, Ungarn, gebo- in der Generation nach Bartók und Kodály. Ausgehend vom Folklorismus
ab 62jährig Nr.2 Cordes à vide zismus, Polyrhythmik, Dodekaphonie, Serialismus, elektronische Musik) ren. Von 1900 bis 1905 studierte er entwickelte er seine eigene Version der Reihentechnik und wandte sich
Nr.10 Der Zauberlehrling eine faszinierende Synthese, sozusagen einen anderen, eigenen Weg des ungarische und deutsche Sprachwis- ab 1950 auch der Zwöftonmusik zu, die er jedoch stets frei und undog-
Nr.3 Touches bloquées Komponierens. senschaft sowie gleichzeitig Kom- matisch verwendete. In den Sechziger Jahren komponierte er zunehmend
Nr.14 Columna infinită position an der Musikakademie in auch experimentell unter Einbezug von Geräuschen und Aleatorik.
Kodály und Bartók waren Kollegen, die fast zeitgleich ihre Ausbildung Budapest bei Janós Koessler, genau
G. Ligeti Éjszaka (Nacht) begannen und die gleichen Interessen teilten. Zusammen mit ihren Stu- wie Béla Bartók. 1905 promovier- 1949 emigrierte er in die Schweiz. Nach einer Gastdozentur für Musi-
32 jährig Reggel (Morgen), für Chor, 1955 denten erreichten sie, dass sich der Chorgesang zu einer landesweiten te er zum Dr. phil. mit einer Arbeit kethnologie 1949/50 an der Universität unterrichtete er ab 1950 Kom-
Bewegung (Singendes Ungarn) entwickelte. zum «Strophenbau des ungarischen position am Berner Konservatorium. Zu seinen Schülern gehörten nebst
S. Veress Sancti Augustini Psalmus contra partem Veress war Schüler von Bartók und Kodály und lebte nach seiner Emi- Volkslieds». anderen Heinz Holliger, Urs Peter Schneider, Jürg Wyttenbach und Ro-
37 jährig Donati gration 43 Jahre lang als Musikprofessor in Bern. Ligeti war Schüler von land Moser.
(Ausschnitt), für Chor, Soli und Orchester 1944 (Kla- Veress. Er wendete sich in den fünfziger und sechziger Jahren in Deutsch- Ab 1905 unternahm Kodály zusammen mit Béla Bartók mehrere For- Nach musikwissenschaftlichen Gastprofessuren in den USA und Austra-
vieradaption) land der seriellen und elektronischen Musik zu. schungsreisen in abgelegene Gebiete Ungarns und Siebenbürgens, um lien wurde er 1968 Professor für Musikwissenschaft an der Universität
Volkslieder und Tänze zu sammeln. Ab 1907 wurde er Professor für Bern.
Die beispiellose Zusammenarbeit Komposition an der Musikakademie. Nach dem Doktorat studierte er bei
von Bartók, Kodály und ihren Schü- Widor in Paris und lernte dort die Musik von Debussy kennen, die ihn
lern prägte das musikalische Leben nachhaltig beeinflusste. György Ligeti (1923–2006)
Europas in möglicherweise weniger Zurückgekehrt nach Budapest übernahm er 1908 die Professur für Kom- wurde in Dicöszentmárton (heute
spektakulärer, dafür umso nachhalti- position an der Budapester Musikakademie. Zu seinen Schülern gehörten Timaveni), Siebenbürgen geboren.
gerer Art und Weise als die Entwick- u.a. Antal Dorati, Sándor Veress, Eugene Ormandy und Matyas Seiber. Zunächst studierte er ab 1941 mit
lungen in den grossen Metropolen Farkas am Konservatorium in Ko-
Paris, Wien oder Berlin. Der grosse Durchbruch als Komponist kam mit dem Psalmus Hungaricus loszvar/Cluj. Im September 1945
(1923) und dem Singspiel Hary János (1927), die von namhaften Diri- setzte er sein Studium an der Mu-
genten wie Toscanini, Furtwängler und Ansermet aufgeführt wurden. sikakademie in Budapest bei Veress
und Járdány fort. Ligeti begann sein
Die Komponisten Ab 1925 beschäftigte sich Kodály intensiv mit der Musikpädagogik. Er kompositorisches Schaffen mit cho-
entwickelte die sogenannte «Kodály-Methode», welche das aktive Sin- rischen Kompositionen in der Tradi-
Béla Bartók (1881–1945) wurde in Nagyszentmiklós, Siebenbürgen, gen und Musizieren der Schüler förderte. Der Chorgesang sollte mit Hil- tion von Kodály.
Ungarn (heute Sinnicolau Mare, Rumänien) geboren. Ab 1899 studierte fe des Solfeggios als Hörerziehung den Weg zur Kunstmusik ebnen. Das
er Musik an der Musikakademie in Budapest und wurde dort 1907 Nach- Singen sollte möglichst früh gefördert werden, weil im Alter von 6 bis 16 1956 emigrierte er nach Wien und
folger seines Lehrers Thoman als Professor für Klavier. Jahren die Kinder am aufnahmefähigsten für ihre wichtigsten musikali- kam in Köln in Kontakt mit experimenteller und elektronischer Musik von
schen Erlebnisse waren. Entsprechend schrieb Kodály viele Werke für Kin- Karlheinz Stockhausen und dem Serialismus von Pierre Boulez. Mit Wer-
Seit 1905 widmete er sich gemeinsam mit dem Freund Zoltán Kodály der und Jugendliche und setzte sich bis an sein Lebensende in nationalen ken wie Apparitions (1958), Lontano (1967), Lux aeterna (1966) und
der Volksliedforschung. Sie unternahmen Reisen durch Ungarn, Rumä- und internationalen Gremien für die Ziele der Musikpädagogik ein. der Oper Le grand Macabre (1978) wurde Ligeti berühmt. 1973 nahm er
nien, Transsilvanien, Slowakei, in die Türkei und in andere Länder und eine Professur an der Musikhochschule in Hamburg an. In seinem Spät-
sammelten mit dem Edison-Phonographen, auf Papier und im Kopf circa Kodály wurde 1942 pensioniert. Sein Nachfolger an der Akademie wurde werk in den Achtziger und Neunziger Jahren näherte er sich wieder der
zehntausend Lieder. Sándor Veress. tonalen Komposition.

Bartók phonographiert in einem Dorf 1907

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