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2.10.2013
Musikgeschichte zu 2/3 Geschichte der Vokalliteratur
chronologisch von den Gattungen her – nicht von der Zeit her
Antike:
Begriff „Musik“ kommt von musiche techne
wichtigster Überlieferungsstrang von Hesiod (der erste uns als Person erschließbare
griechische Dichter)
schrieb unter anderem 2 bahnbrechende Bücher: eines davon ist die Teonogie = die
Entstehung der Götter
Musen sind Töchter von Zeus und Mnemosyne (Göttin der Erinnerung)
Zeus zeugt Musen mit Göttin der Erinnerung, weil jede Form des Lernens Erinnerung ist
Schrift war in dieser Zeit kaum vorhanden und wenn, dann nur ganz eng begrenzten Zirkeln
von Menschen vorbehalten
früheste Form von Schrift war nicht für die Kunst gedacht
gesamte Dichtung ist für Vortrag bestimmt, aber nicht für Musik
jede Form der mündlichen Äußerung ist Kunst – durch die Musen inspiriert
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9 Musen wohnen am Olymp
Klio
Melpomene
Terpsichore (Tanz)
Thalia (Komödie)
Euterpe
Erato (erotische Dichtung)
Urania (Sternkunde und Astronomie)
Polyhymnia (Schöngesang)
Kalliope
Begriff dessen, was wir „Musik“ nennen und das was zu den Musen gehört, ist breiter
gefasst: nicht nur das, was wir im engen Sinn als „Musik“ bezeichnen, sondern vor allem,
dass Musik ein gleichwertiges Dreieck ist von Dichtung, Bewegung (Tanz) und dem was wir
heute als Musik bezeichnen (melos = Melodie) antiker Begriff von Musik
Zahlenrelationen sind Musik und umgekehrt, aber die ganze Welt ist Zahl, also ist die ganze
Welt Musik
alles besteht aus Wellen (die Welt, wir, …) und somit aus Schwingungen – deshalb wirken
gewisse Schwingungen auf andere Schwingungen ein
auf primitiver Ebene ist das noch heute erhalten, zB. Kirchturmläuten wenn Gewitter kommt
dadurch wird Hagel zu Regen (Wolken werden mit gewisser Frequenz beschallt und dann
regnen sie aus – das ist erwiesen) und der Acker wird nicht kaputt
bestimmte Tonarten rufen bestimmte Emotionen hervor (Ethoslehre), bewirken aber auch
physikalische Ereignisse
heute auch in Indien noch üblich, dass man solche Lieder singt
da gibt es sogar Lehrer, die ihren Schülern lehren, diese „Regenragha“ zu singen
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es gab die „septe artem liberales“ (7 freien Künste)
Rhetorik
Dialektik
Grammatik
Arithmetik
Geometrie
Astronomie
Musik
Geschichte der Vokalliteratur ist ident mit Literaturgeschichte und Entwicklung der Dichtung
jede Form von Literatur war zum Vortrag bestimmt und wurde viel später erst verschriftlicht
3 große Gattungen der gebundenen Sprache (im Abstand von mehreren hundert Jahren
entstanden):
Epik
Lyrik
Dramatik
Erzähler bringt uns Sachverhalt näher, ist aber nur objektiv und nicht emotional involviert
Lyrik bringt die Ich-Perspektive ins Spiel (jemand erzählt uns wie es ihm geht)
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man tritt in eine Beziehung und kann mit dem/den anderen handeln (sich verlieben,
umbringen, …)
„drao“ = Action
Kleinkind hat am Beginn kein Ich-Bewusstsein und bezeichnet sich zuerst nur in 3. Person
dann kommt erst das Du – sie gehen auf das Gegenüber ein um weiterzukommen
beginnt mit „Göttin singe“ – das Wort „ich“ kommt im ganzen Werk nicht vor
in der „Odyssee“ gibt es das Ich, aber nicht im Nominativ: „singe Göttin mir, sage mir“ (was
zu tun ist)
es gibt noch kein Bewusstsein, dass man als „Ich“ eine Entscheidung fällen kann – Götter
müssen sagen, was zu tun ist
Mythos ist ein Stoff, der Teil der kollektiven Erinnerung der Menschheit ist
mythische Geschichten, die in den frühen Epen erzählt werden, sind überall die gleichen –
werden nur anders interpretiert und inszeniert
Mythen handeln von Göttern und Helden, egal ob deutsch oder griechisch
Mythos ist Stoff und wird erst durch Interpretation zur Geschichte
Beispiel „Orpheusmythos“:
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Stoff musste man also durch eine Geschichte illustrieren, in der man beweist, welche Macht
die Musik hat
ultimative Macht, die Musik haben kann ist die Verbindung zur Todesfrage
wenn es gelingt den Tod durch Musik zu überwinden, ist das Bestseller und Erfolgsgarantie
bei jeder anderen Figur kennt man Familiengeschichte und den ganzen Hintergrund – von
Euridike weiß man nichts (sie kommt nur vor um zweimal zu sterben)
es muss aber dramatischer und mitreißender werden mit der Zeit – einmal genügt die
Geschichte mit happy end
bei Ovid macht sich Orpheus Sorgen und dreht sich deshalb um
homerische Frage: wir wissen nicht ob er gelebt hat (aber wir wissen, dass er blind war)
Stile seiner beiden Epen sind sprachlich so unterschiedlich, dass es unwahrscheinlich ist, dass
sie vom selben Autor stammen
man schloss die Augen um sich in Trance zu begeben und um sich mit einer Aszendenz in
Resonanz zu begegnen um singen zu können
Hörbeispiel: auf den Färöer-Inseln und in Mauretanien singen sie heute noch so
minimaler Tonumfang
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Musik, die man hört, aber der man nicht zuhört
Sänger (jetzt und damals) sagt von sich, dass nicht er singt, sondern er ist Vehikel, durch das
ein Gott spricht
man muss sich der Transzendenz annähern, damit man improvisierend singen kann
im Christentum kommt nach jedem Gebet „Amen“ – was so viel heißt wie „so ist es“
auch die dreimalige Wiederholung von „Herr, erbarme dich unser“ ist so etwas
„Halleluja“ oder „Kyrie eleison“ wurden nicht einmal übersetzt – sind noch Reste von damals
und von diesem Glauben
Sänger in der Antike reagierte auf sein Publikum – er hat Stoffpalette zur Auswahl und
daraus wählt er aus und spürt, wenn Publikum anbeißt, dann geht er ins Detail und wenn
nicht, dann geht er schneller weiter
Stoff der Sintflut geht zurück auf die Eiszeit, wo es überall Fluten gegeben hat auf der ganzen
Welt
Publikum atmet und fühlt mit – wenn Inhalt katastrophal, wirkt sich das auf Publikum aus,
dann muss Sänger auf was Schönes schwenken
Nachrichtensender hat Weltgeschehen als Stoff und Nachrichtenredakteur wählt aus, was er
erzählt
sehr viel ist vor allem aus Afrika nach Amerika verschifft worden
strophische Form
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9.10.2013
Lyrik entwickelt sich aus der Epik
in der Epik bereits einzelne Passagen, wo Personen reflektieren (zB: Achill in der „Ilias“) und
von ihren Emotionen erzählen
Sappho liebte andere Frauen und bringt diese Liebe in der Dichtung zum Ausdruck
Begriff „Lyrik“ kommt von „lyrike techne“ Fertigkeit, die notwendig ist um etwas für den
Vortrag vorzubereiten
man weiß viel über die Musik, aber wenig von der Musik
Großteil der Kunst wurde mündlich tradiert – wenn dann wurde nur Text aufgeschrieben
Unterschied zwischen antiker und mittelalterlicher oder neuzeitlicher Dichtung ist der, dass
antike Dichtung auf Silbenzählung beruht = quantitierende Metrik
Dichter wählt ein Versmaß, in dem die Position von langen und kurzen Silben vorgegeben ist
und Sprache muss man so beherrschen, dass man Worte so einsetzt, dass es passt
viele Frühdichter hatten ihr eigenes Versmaß, das nach ihnen benannt ist
Schritt aus der Er-Perspektive der 1. Strophe in die Ich-Perspektive der 2. Strophe
römische Antike hat keine eigene Kunstform entwickelt, sondern sie lebt von der
griechischen und übernimmt diese
Catull erzählt in seinen Gedichten von einer Liebesgeschichte zu Gattin eines hohen Römers
Geliebte Catulls erzählt in den Gedichten die Geschichte dieser Liebe (erstes Aufflammen bis
„betrogen und verlassen“)
Catull macht in seinem Gedicht Verneigung vor Sappho – die Geliebte, die vorkommt, heißt
Lesbia (Sappho war sein Modell für Dichtung)
fiktive 3. Person wird benutzt um die eigene Leidenschaft noch viel stärker darzustellen
Verhältnis zwischen Leidenschaft und Verzweiflung bzw. zwischen Liebe und Hass wird von
Catull auf den Punkt gebracht
„odi et amo“ = ich hasse und liebe (aber ich weiß nicht warum, es passiert einfach)
kaum ein Komponist hat diese Sprache besser verstanden als Carl Orff
diesen Texten wurde Vertonung zugeführt, die genau dem antiken Dreieck von Text, Musik
und Bewegung entspricht
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er wählt die lesbischen Gedichte aus, erzählt die Liebesgeschichte anhand dieser Gedichte
und vertont sie eindrucksvoll
„Odi et amo“:
„Odi“ wird durch scharfes d-moll vertont und „et amo“ als Arabesque
hämmernde Frage „Warum tu ich das“ – hämmernder immer gleich bleibender Bass und
Hemiole darüber
auch hier hat Orff ein solches „Epitalamion“ (Lied, das vor dem Bettgang gesungen wurde)
geschrieben
Musik hat keine Melodie, die man sich merkt – ist nur Transportmittel
Musik der Antike war auch nur Transportmittel für den Text
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16.10.2013
Rom war ein Imperium in der Antike
ohne eigene Kultur, denn Kultur des Imperium Romanum war griechisch
viele kleine Stadtstaaten, unterschiedliche Dialekte pro Stadt (vgl. deutsch & holländisch)
Mittelalter
Wissenschaft am Ende der Antike war höchstentwickelte
Augustinus
Ambrosius
5. bis 7. Jahrhundert sind die „Dark Ages“ man hat keine Unterlagen über diese Zeit,
weder Dokumente noch Zeugnisse etc.
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Antike hatte hochentwickelte Medizinwissenschaft – sie konnten bereits Gliedmaßen
annähen/amputieren
Chirurg war der Niedrigste und Homöopath (Druide) war der Angesehenste
Ansicht vom Christentum: Gott gibt und Gott nimmt. Gott macht krank und Gott macht
gesund.
Einwirken in Gottes Plan war Gotteslästerung und man wurde wegen Hexerei verbrannt
Karl der Große wollte ein Athen bei den Franken gründen – er baut sich Thron in Aachen aus
Marmorplatten, die aus dem Palast des Pontius Pilatus im Rom stammen (Platten, über die
Jesus ging) christliche Macht
Alkuin von York wird Bildungsminister – soll einheitliche Bildung, Liturgie und Musik
durchsetzen
Grammatik
Rhetorik
Dialektik
Geometrie
Astronomie
Arithmetik
Musik
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Musikwissenschaft ist angesehen – Spielen eines Instruments ist allerdings Sklavenarbeit
Alkuin lässt Biographie von Papst Gregor (6. Jahrhundert) schreiben, worin steht:
„Gregor erhält Besuch vom Hl. Geist in Form einer Taube, die ihm Gesänge diktiert, die
gesungen werden sollen“ – Musik die von Gott kommt und nach Gregor benannt ist
Gregor war großer Stifter der anglosächsischen Kirche und auch Alkuin war Anglosachse
Mette: 0 Uhr
Prim (erste Stunde): 6 Uhr
Terz: 9 Uhr
Sext: 12 Uhr
None: 15 Uhr
Vesper: 18 Uhr
Complet: 21 Uhr
[Zisterzienser: Zwettl wurde 300 Jahre lang nicht geheizt, weil Benedikt (lebte in Neapel) in
seinen Regeln nichts von Heizung schreibt – erst später mit päpstlicher Sondererlaubnis kam
1. Ofen]
in der Zeit von Alkuin war Psalmodie (Singen von Psalmen) wichtige Form
Lectio (solistisch, wie epischer Sänger Geschichte erzählt) – heute in der Kirche
Evangelium
Antiphon (1 Mönchsgruppe singt im Wechselgesang mit einer anderen) – Strophe,
Antistrophe, Katastrophe
Responsorium (Antwortgesang, Priester singt vor und Menge singt nach) –
Koriphaios
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Ordo missae hat 2 Teile: Proprium und Ordinarium
Proprium:
Introitus (Eingangslied)
Graduale (Halleluja/Sequenz, Zwischengesang)
Offertorium (Gabenbereitung)
Communio
Kyrie
Gloria
Credo
Sanctus
Agnus
Leute verstanden es nicht und es kam heraus: „der macht seinen Hokuspokus“
Accentus = syllabisch, pro Ton eine Silbe/pro Silbe ein Ton (Psalmodie)
Concentus = melismatisch, pro Silbe viele Töne (für Kyrie, weil dort weniger Text ist)
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Halleluja hat immer längere Melismen (= Melodie auf einer Silbe)
kleine Zeichen über dem Text als Gedächtnisstütze = Neumen (griechisch „neuma“ = Stütze)
„Tropieren“ eines Textes: bestehendes Melisma mit Text unterlegen, damit es leichter zu
merken ist
das ist bereits erste Form des kreativen Schaffens, denn Choral kommt von Gott (cantus
firmus) und darf nicht verändert werden
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23.10.2013
Karl der Große wollte in Aachen ein Athen der Franken errichten
Sequenz = Neutextierung eines Halleluja-Melismas (die waren sehr lang und komplex)
beim Konzil von Trient um 1600 wurden die alle abgeschafft wegen paraliturgischer Form –
bis auf 5 Sequenzen wurden alle eliminiert
5 Sequenzen:
Dies irae ist stärkste Sequenz und kommt am öftesten wieder in anderen Kompositionen vor
(Liszt, Paganini, Rachmaninov, …)
Dichtung in der Antike: quantitierende Metrik – bestimmte Anzahl von Silben ist vorgegeben
und die ist genau einzuhalten
in der Zeit des gregorianischen Chorales kommt neue Dichtung: zielt auf Reim und Rhythmus
ab
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parallel zur Sequenz ist Hymnus (= feierlicher Lobgesang) entstanden
wichtig für Textierungen eines vorhandenen Melismas war u.a. Hildegard von Bingen
im Primitivmittelalter, das vom christlichen Glauben geprägt war, war jegliche Form von
Beschäftigung mit Naturwissenschaft Sünde – es herrschte eine geistige Wüste nach der
Antike
es hat allerdings immer weitsichtige Geistliche gegeben, die Wissentradiert haben (war
allerdings auf Latein oder Griechisch und hinter Klostermauern)
sie war gute Musikerin und hat viele Lieder komponiert, unter anderem eine ganze Reihe
von geistlichen Spielen (nach dem Motto der Tropen)
nächster Punkt ist spannendster der Musikgeschichte, nämlich jener, in dem sich die
westliche Musik von allen anderen Musizierformen der Welt unterscheidet: die Entwicklung
der Mehrstimmigkeit
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wir haben hohen Preis dafür gezahlt und zwar denken wir immer mehr in vertikalen
Strukturen
Leistung unseres Ohres ist unglaublich: Wellen kommen an und Ohr erkennt die Wellen und
ihr Verhältnis und lässt die Frequenzen als saubere Intervalle durchgehen
indische Musik lebt davon, dass man einzelne Töne durch die harmonische Spannung zu
Grundton in Relation setzt
wenn Frauen und Männer dasselbe singen, aber eine Oktave auseinander: gleichstimmig
im Mittelalter gelten Quinten und Quarten gleichwertig zu Oktaven, aber war das noch
gleichstimmig?
wenn mehrere Leute miteinander ein Lied singen und das nicht genau können, heißt das
Heterophonie – aber ist das gewollt oder passiert das?
System: es ist einmal passiert und es hat mir gefallen, also mache ich es das nächste Mal
bewusst
„organum“ = Orgel
man hat mehrere Register auf der Orgel – wenn man mehrere Register zieht und einen Ton
spielt, ist das einstimmig oder mehrstimmig?
hängende Gärten der Semiramis = terrassenförmige Paradiesgärten in der Wüste, leben von
Bewässerungsanlagen
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Gärtner macht Entdeckung: Gartenschlauch macht Töne, wenn Wasser reinkommt und Luft
rausgeblasen wird
Erfindung der Wasserorgel – mehrere Schläuche, darauf steckt man Flöte, schüttet Wasser
rein und spielt
Mechanik der Taste entsteht – Ton wird ermöglicht und wieder zu Ende gebracht
Karl der Große bekommt aus Rom Hydraulis geschenkt und stellt sie in die Kirche – wird mit
unendlichem Atem Gottes in Verbindung gebracht
„musica enchiriadis“ = anonyme Schrift und heißt übersetzt „Musik für die Hand“ darin
kommt zum ersten Mal notierte Mehrstimmigkeit vor (allerdings nur graphisch
aufgezeichnet, da man ja noch keine Notenschrift kannte)
Autor erklärt, wie es gesungen werden soll: von einem Ton entwickeln sich die Stimmen
auseinander und wieder zusammen
zu einer Stimme (Choral, von Gott gegeben – „vox principalis“) wird eine zweite Stimme
dazu gemacht („vox organalis“ = etwas Gemachtes)
mit diesem Traktat begannen die Probleme: Tonhöhen und Rhythmen konnten nicht notiert
werden
sobald man mehrstimmig musiziert, braucht man aber Noten – damit man es erlernen kann
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30.10.2013
erste Versuche, mehrstimmig musizieren zu können, resultieren aus Zahlenproportionen,
welche hörbar gemacht wurden (Musik war mathematische Wissenschaft)
wir machen heute Musik, weil sie schön ist – damals war das nicht so (Musik musste nicht
schön sein, sondern Relationen müssen stimmen und Funktion muss gegeben sein)
tut dies mit Hilfe eines Chorals – man weiß nicht, ob der von ihm ist, um sein System zu
erklären, oder ob er ihn von jemand anderem übernommen hat – Urheber von Chorälen sind
immer umstritten, weil sie eigentlich von Gott kommen
dieser Choral ist Namensgeber unserer Töne: jeder Vers beginnt einen Ton höher als der
vorige „Ut queant laxis“-Hymnus
Guido nimmt die ersten Silben dieses Verses für die Notennamen: „ut (do) re mi fa sol la“
Guido hat Neumen auf bestimmte Tonhöhen gesetzt – dadurch sind 4 Notenlinien
entstanden
C-Schlüssel kann durch alle Linien wandern – dort wo seine Mitte ist, ist c1
Relativität der Tonhöhe konnte man so darstellen – Hilfslinien gab es nicht, man musste mit
den 4 Linien auskommen
Choral hat keinen Rhythmus – ergibt sich aus der Sprache, folgt aber keinem Metrum
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rhythmische Struktur der Antike war obsolet – stirbt aus mit der Zeit
da sich Rhythmus aus dem Text ergab, weiß man ohne Text nicht, wie man es spielen soll
als man dann einen Rhythmus darüberstülpte, wählte man die Zahl, die in der Religion am
wichtigsten ist – nämlich 3
Pythagoras hatte ein Instrument, mit dem er seine Zahlenverhältnisse entwickelt hat:
Monochord (da hat er die Saite verschieden gespannt, bis sie gerissen ist und dann hat er
gedacht, diese Intervalle, die er entwickeln kann, sind von Gott gegeben)
Guido von Arezzo hat Schriften von Pythagoras als Vorbild genommen
jetzt ist Mehrstimmigkeit gewollt – im Sinne des Guido von Arezzo bzw. des Pythagoras
Parallelorganum
freies Organum
melismatisches Organum
entwickelt sich weiter und erlangt erste Hochblüte im frühen 12. Jahrhundert
zum ersten Mal kennt man Künstler mit Namen – wir treten aus Theologie heraus, dass alles
von Gott kommt – ab jetzt schafft Mensch etwas und schreibt seinen Namen darunter
Choral
2 Worte als Organum – im Organum Haltetonpartie (über einen Ton wird drüber
improvisiert)
Abschnitt, in dem sich auch Unterstimme schneller bewegt (= Klausel)
Gotik
gotische Kathedrale muss starken Eindruck auf Menschen des 12. Jahrhunderts gemacht
haben
im 11. Jahrhundert war erstes Schisma [sprich „skisma“] (= Spaltung, Trennung) der
katholischen Religion ging osteuropäischer Teil an Orthodoxie verloren
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Menschen werden in gewisser Weise mündig
es entstehen viele Fresken des Jüngsten Gerichts – damit wollte man Leute zum Gehorsam
zwingen
Kathedrale erweckt vielseitigen Eindruck: man kommt zu riesigem Gebäude mit hohem Turm
(„so weit man die Glocken hören kann, so weit reicht Gerichtsbarkeit“ – deshalb so hohe
Türme in dieser Zeit)
drinnen ist man dann im positiven Sinn erschlagen vom Licht, das durch bunte Fenster
hereinbricht und benommen vom Weihrauch und man hört Organa (aus Quinten, Quarten
oder Oktaven)
feine Steinmetzarbeiten und genaue Details der Fenster findet man auch in Musik wieder
wenn man Musik zerhackt und Melodie auf 2 Leute aufgeteilt singen lässt, entsteht Hocetus
= Schluckauf wirklich abwechselnd – pro Ton
Haltetonfraktur: erster Ton wird gehalten und auf dieser Silbe wird darüber improvisiert bis
andere Silbe kommt
1086 ruft Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug („heiliger Krieg“)
Kreuzzüge: um Ritterhorden aus Kernland wegzubringen und um Jerusalem aus den Fängen
des Islams zu befreien
„terror“ ist Schauer, der mich ergreifen soll, wenn ich heiligen Ort betrete – das Spüren der
erhabenen Macht
Terroristen sind eigentlich auch Märtyrer, die für den Glauben sterben
dreiwertige Klausel eines Organums wurde textiert – ist aber kein Tropus, sondern Motettus
(„Wort“ heißt auf französisch „mot“)
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6.11.2013
Haltetonfraktur: 1 Ton wird ausgehalten und dann wird 2-3stimmig darübergesungen
ursprüngliche Form der Motette ist für Vokalmusik heute noch üblich
Motette = mit geistlichem Inhalt versehene Textierung einer Musik – Text ist gleichrangig
mit Musik
Klausel hat normalerweise keinen Text, wurde erst als Motette mit neuem Text versehen
(Hymnustext)
Volksmusikformen am Land hatten oft diese Form (einer singt Ostinato vor, alle anderen
singen nach)
Epochenbezeichnungen werden oft unreflektiert verwendet und wurden meist erst von der
Nachwelt so bezeichnet
in dieser Zeit beginnt man Bildung aus den Fängen der Kirche zu lösen und zu
verselbstständigen
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sehr viele Wörter, die wir heute verwenden, gehen auf diese Zeit zurück
für uns wichtige Errungenschaft dieser Zeit ist Notation des Rhythmus, welche man „ars
cantus mensurabilis“ nennt und von Franko von Köln 1250 erfunden wurde
immer Dreierunterteilung:
es geht noch immer nicht um die Idee, Ästhetik zu betreiben – nur Berechnung
man weiß nicht, ob die Werke zu dieser Zeit auch aufgeführt wurden – wurden eigentlich
nicht für Aufführung komponiert, sondern streng mathematisch
auf weltlicher Seite waren Werke für den Vortrag bestimmt und hatten ästhetischen
Vordergrund
darin bezeichnet er die Zeit davor als „Ars antiqua“ und grenzt somit alte Kunst von neuer ab
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in „Ars nova“ entwickelt de Vitry ein Notationssystem, das unser modernes Rhythmussystem
darstellt
er erfindet Mensurzeichen: für Dreiteilung Kreis und für Zweiteilung Halbkreis c (bedeutet
heute noch geradtaktiges Stück)
Punkt bedeutet dreiwertige Teilung (heute noch: halbe Note besteht aus 2 Vierteln, Halbe
mit Punkt besteht aus 3 Vierteln)
die 2 wichtigsten Personen der Ars nova waren Philipp de Vitry (war eher Theoretiker) und
Guillaume de Machaut (war der Komponist bzw. Schöngeist)
Choral ist Basis, der aus einer gewissen Anzahl von Noten besteht
die stellt man dann nacheinander immer wieder über Choral drüber
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es galt (insbesondere für die Geistlichen) bereits „Wein, Weib und Gesang“
er war Geistlicher und hatte ein Verhältnis mit einer jungen adeligen Dame
über dieses Verhältnis schreibt er das Buch „livre du voir dît“ (Buch über eine wahre
Begebenheit) – darin schreibt er persönliche Befindlichkeit nieder
darin heißt es „komm zu mir in die Kirche, ich habe für dich eine Messe komponiert“ und
zwar die „Messe de Notre Dame“: doppeldeutig – einerseits ist Kirche eine Notre Dame (wie
alle Kirchen in Frankreich), andererseits heißt Notre Dame „meine Geliebte“
in der Handschrift ist ein Bild, wo Domherr im Portal steht und seine Geliebte empfängt, die
auf Pferd daher reitet
Zeit der 2 Päpste in Avignon und Rom – deshalb ist Kirche geschwächt und es entstehen
solche Freiheiten
de Vitry steht in Verbindung mit Italien (Petrarka und Dante) und der neue Einfluss führt
dann in die Renaissance Aufbruchsstimmung
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27.11.2013
weltliche Musik des Mittelalters war der Minnesang
mit Untergang des römischen Reiches im 5. Jahrhundert geht Kultur zugrunde, aber auch die
gesamte, bekannte, weltumspannende Infrastruktur
Völkerwanderung – Völker, die zum Teil auf der Suche nach Nahrungsmitteln umherzogen
deshalb zog man auf die Burgen auf Hügeln, da konnte man sich leichter verteidigen
Irrwanderungen endeten und Gefahr wurde geringer und das Leben auf den Hügeln/Bergen
wurde unbequem – man zog wieder in die Ebene in neue Städte
immer dort wo am Berg Ruine ist, ist unten im Tal ein Schloss
Zeit der Ritter war jene, wo sich alles auf den Hügeln abspielte
Mensch an sich ist vogelfrei – hat aber auch keinen Schutz dadurch
von unten herauf hat sich dann System entwickelt: Burgherr hat einen Besitz, Leute begeben
sich in seinen Dienst und bekommen dafür seinen Schutz – Aufbau einer Rechtsstruktur
11.-13. Jahrhundert – parallel zur Ars antiqua (beginnende Ars nova) und der Scholastik
(erste Form der Bildungselite)
Kreuzzug ist eine militärische Aktion, getragen von den Rittern, um Jerusalem, das
inzwischen von den Moslems in Besitz genommen wurde, für das Christentum
zurückzuerobern
vordergründiger Effekt war der religiöse, aber hintergründiger Effekt war jener, dass Ritter
Soldaten sind, die kämpfen wollen
es war aber gerade friedliche Zeit und Heer war somit unterbeschäftigt
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diesen Kreuzzügen verdanken wir kulturelle Befruchtung
Melodien und Texte sind dieselben wie in den Motetten man weiß nicht was zuerst war –
der Minnesang oder die Motetten
älteste Form des Minnesanges kommt vom spanischen Wort „trobar“ = finden
Emotion, die uns am meisten interessiert, ist die Liebe = wichtigstes Thema beim Minnesang
Minnesänger findet zum Thema Liebe die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt
gleiches Problem wie in der Antike – nur Texte und keine Melodien erhalten
Lieder waren nicht zum Aufschreiben, sondern nur zum mündlichen Vortrag gedacht
Wilhelm von Aquitanien wird als erster Minnesänger bezeichnet (Aquitanien ist in
Südfrankreich)
Wilhelm war als Fürst Schirmherr des Klosters und der Kathedrale von Saint Martial de
Limoges in Südfrankreich (eines der Zentren für die Ars antiqua)
er hat in seiner Dichtung als erster die Frau als Objekt der sexuellen Begierde bezeichnet und
besungen
Ritter ist Träger dieser Kunstform Minnesang, ist aber eigentlich Soldat
„lieben bedeutet Krieg führen“ – enge Verbindung ist hier sehr ausgeprägt
heute noch sehr viele Ausdrucksweisen auf dem Gebiet („man hat eine Frau erobert“)
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damals haben sie um Frauen auch wirklich gekämpft
es geht in der Minnedichtung immer nur um Liebesleid oder um Beziehungen, die nicht sein
dürfen
man ist meistens nur in einer Tonstufe – wie epischer Gesang man hat eine Melodiefloskel
mit dem Text, die man darüber singt
unter den Trouvéres gibt es Adam de la Halle – lehrte an der Universität in Sourbonne
aus ganz wenig Material, das vorhanden war, musste man was kreieren, das sich vermarkten
lassen kann
wir wissen nicht, was genau die Spielleute auf den damaligen Instrumenten gespielt haben
Spielleute hatten dieselbe Stellung wie Knappen – waren einem singenden Ritter zugetan,
der sie beschützte
sind mit ihrem Herrn von Burg zu Burg gezogen und haben dort gesungen und als
Nachrichtenboten fungiert (wieder parallel zur Antike)
hohe Minne: Verehrung einer nichterreichbaren Frau – einerseits die Gattin des
Burgherrn (man macht ihr Komplimente), andererseits die Liebe von Weitem
(Kreuzfahrer singt Lied für Angebetete daheim = Gruß aus der Ferne)
ebene Minne: handelt von Mann-Frau-Beziehungen auf Augenhöhe, allerdings fast
immer Beziehungen, die nicht sein sollten (handelt eigentlich von Ehebruch)
niedere Minne: von Wilhelm von Aquitanien – ist sehr derb, es geht direkt um die
Sache
ebene Minne:
eine bedeutende Form des Minneliedes ist „Tagelied“ = Lied, das Wächter singt, der vor der
Tür eines Hauses aufpasst, dass Ehemann nicht zu früh heimkommt, weil die Frau mit
Liebhaber zusammen ist zB. in „Tristan und Isolde“ – Brangäne singt auch Tagelied
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hohe Minne:
in der frühen Marienliteratur kommen sogar Texte vor, die sexuell anzusehen sind
das einzige Lied von ihm, das sogar mit Melodie erhalten ist, ist das „Palästinalied“
er mahnt darin zur Teilnahme am Kreuzzug, wollte aber selbst nicht teilnehmen
im 13. Jahrhundert hat Rüdiger von Manesse eine Handschrift in Auftrag gegeben, die
solche Lieder sammelt = „Manessische Liederhandschrift“ oder „Heidelberger
Liederhandschrift“
darin kommen Bilder vor (Miniatur kommt von „Minium“ – lateinisch und bedeutet „rote
Farbe“, in der die Bilder gemalt wurden), welche Situationen mit Spielleuten und
Minnesängern darstellen
Troubadour singt auf provenzalisch, Trouvére singt auf altfranzösisch, Minnesänger auf
mittelhochdeutsch
es gibt nicht nur Ritterburgen und weltliche Machtzentren, sondern auch geistliche Burgen
und Klöster
auch hier hat sich so eine Form entwickelt, die man Vagantenpoesie nennt
vordergründiger Unterschied zum Minnesang: Sprache war Latein (wegen Kloster und
Universität) mit landessprachlichen Einflüssen
wichtigerer Unterschied ist jedoch noch der Anspruch an Gelehrsamkeit, um sie genießen zu
können
weltlicher Ritter hat unterdurchschnittliche Bildung (kann oft nicht einmal lesen und
schreiben), während Vagant Latein und Griechisch kann, weil er Theologie studiert haben
muss
deshalb ist diese Dichtung vom intellektuellen Anspruch her von höherem Niveau
Carmina burana heißt „die Lieder aus Benedikt Beuren“ – ist ein Kloster im Allgäu
diese Handschrift war dort und im Zuge der josefinischen Klosterreform kam der Inhalt
dieser Bibliothek nach München
Orff hat in München gelebt, konnte perfekt lateinisch, stieß irgendwie auf diese Handschrift
er nimmt aus diesem dicken Wälzer (ist keine Prachthandschrift, sondern kleines
Taschenbuch mit viel Gekritzel) einzelne Gedichte oder nur Teile davon heraus und hat diese
dann in neuen Zusammenhang gestellt und vertont
1. Neustift bei Brixen in Südtirol – Titelbild ist berühmtes Glücksrad und ein Fresko
dieses Rads ist in diesem Kloster
2. Propstei Maria Saal in Kärnten – war kein Bischofssitz mehr zu dieser Zeit, in 2
Gedichten wird Maria Saal direkt genannt, unter anderem in einem
Empfehlungsschreiben über den Propst dieses Klosters, dass er Bischof werden sollte
3. Seckau – dieser Propst ging dann dorthin
4. Seggauberg – war Sommerresidenz dieses Propstes
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4.12.2013
„Carmina burana“ = berühmteste Vagantendichtung
diese „Carmina burana“ bestehen aus 4 Blöcken von Gedichten sogenannte moralisch-
satirische Lieder
Motiv des Glücksrads ist auch in orientalischen Religionen (zB. in Tibet) verbreitet
von den meisten haben wir keine Noten, manche sind neumiert
auch Instrumente, die zur Begleitung verwendet wurden, kamen aus dem orientalischen
Raum
Interpretationen dieser Lieder sind sehr verschieden, weil man ja nicht genau weiß, wie es
damals gemeint und aufgeführt wurde
in diesem Kloster wurde gesoffen, gehurt etc. – nur kein frommes Leben geführt
Benediktiner waren am Berg und Zisterzienser waren irgendwo versteckt in den Talsenken,
wo man sie nicht finden konnte
Zisterzienserorden durften auch keine Türme bauen – die Klöster waren schmucklose,
unauffällige Bauwerke
das Lotterleben in diesen Klöstern war Anlass für bissige Satire in der „Carmina burana“
(großer Teil ist diesem Thema gewidmet)
vor allem die Spielermesse – komplettes Proprium wird als Parodie auf das Verhalten dieser
hohen Geistlichkeit verwendet
wenn Pilgergruppe kam, hat sie der Abt mit einer bestimmten Formel begrüßt, welche in der
„Carmina burana“ textlich verändert wurde und ganz was anderes heißt, aber noch deutlich
erkennbar ist
neben Spielermesse sind auch Trinklieder Anspielung auf Moral in diesem Kloster
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neben der Derbheit auch ungemein geniale Poetik
zB. Dichter beschreibt Situation eines Mädchens, das sich für die Liebe entscheidet
von den meisten Liedern der „Carmina burana“ sind nur Texte erhalten
Orff übernimmt musikalische Sprache, die er von mittelalterlicher Musik kennt – auch die
Einheit von Wort, Musik und Bewegung
3.Teil: „Triumph der Aphrodite“ – auch Texte von Catull, Alkaios, Sappho
Orff hat sich von den Originalen, die zu den Texten vorhanden sind, sehr beeinflussen lassen
Aufbau:
„auf dem Feld“ – greift auf Naturlieder zurück und hat mit der Liebe zu tun
„in taberna“ – spielt im Gasthaus
„auf dem Liebeshof“ – das Mädchen entscheidet sich für die Liebe
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11.12.2013
Musiksprache Orffs entspricht genau dem, was der antike Begriff „musiché“ aussagt:
Verbindung von Wort, Musik und Bewegung (Dreieinigkeit)
„Catulli carmina“:
die diskutieren über Liebe (Begriff „Vorspiel“ kann doppeldeutig verstanden werden)
nur 4 Klaviere und Schlagzeug – sehr rhythmisch (Klavier war bei Orff Schlaginstrument)
Catull hat viele Gedichte geschrieben und in vielen auch auf seine Liebesbeziehung zu Lesbia
Bezug genommen – er war einer von vielen bei ihr und darunter hat er sehr gelitten
Liederzyklus: es geht darum, dass Komponist die Geschichte einer Liebesbeziehung erzählt
Orff hat genialstes Gedicht von Catull an den Anfang gestellt („odi et amo“) in der
Requiemtonart d-moll
mit dem letzten Satz der Catulli carmina leitet er auf 3. Teil über, den „Triumph der
Aphrodite“
im 14. Jahrhundert zwischen Frankreich und England: 100-jähriger Krieg (nicht 100 Jahre
durchgehend)
Krieg ist schlecht für die Kunst, weil kein Geld da ist
im Trecento (14. Jahrhundert) beginnt sich in Italien eine italienische Kunst als solche zu
etablieren
im 14. Jahrhundert kommen Franzosen nach Italien, wirken dort als Künstler und Lehrer und
neben Niederländer gab es dann schlussendlich auch Italiener
dort war John Dunstable (Komponist) – kam aus England und brachte neuen Musikstil
er ist Begründer des „faux bourdon“ (Terzen statt bis dahin nur gebräuchliche parallele
Quinten – Terzen galten als Dissonanzen)
er schreibt Choral und dazu schreibt er „afb“ – a faux bourdon d.h. im falschen Bourdon
Niederländer bringen diese Musik dann von Dunstable weiter nach Italien
37
Schüler von Dunstable ist Guillaume Dufay – er war Hauptmeister der 1. Generation
er ist der Erste, der nach Florenz geht und ist Begründer der frankoflämischen Schule
diese Motette ist zugleich Ende der Ars Nova und Beginn der Renaissance
Form in der Ars Nova: isorhythmische Motette – Komponist nimmt einzelne Töne des
Chorals, wählt Rhythmuselemente und stülpt diese über die Töne (dadurch entsteht ein
immer wiederkehrender Rhythmus)
Choral, der zugrunde liegt, ist jener, der für die Weihe einer Kirche verwendet wird
von Vitry weiß man, dass er Tempo perfectum usw. (die 4 Rhythmusvarianten) erfunden hat
Durakkord am Ende des Stücks – Terz löst sich in Quint auf, aber im Dom ist Nachhall und
deshalb hört man am Ende die Terz noch immer
Dufay schreibt auch Tenor1 und Tenor2 als Stimmbezeichnung und mit ihm entwickelt sich
dann der 4stimmige Satz
zuerst wurden alle Stimmen von Männern gesungen, weil Frauen in der sakralen Musik
nichts verloren hatten
Messe
Motette
cantus firmus-Messe
Parodiemesse
cantus firmus-Messe: Komponist wählt einen cantus firmus aus einem Choral und baut
diesen in alle Messteile ein (inhaltliche Klammer ist gegeben)
Parodiemesse: selbe Vorgangsweise, aber cantus firmus ist weltliches Lied (Madrigal,
Rondeau, …)
das zeigt, wie frei man sich in dieser Zeit in der Kirche bewegen kann
Dufay schreibt eine Messe über „wenn das Gesicht blass ist, dann ist das wohl die Liebe“
Lied, das unglückliche Liebe besingt – das ist cantus firmus der Messe (versteckt in jedem
Lied der Messe)
cantus firmus wird bei ihm auch durch alle Stimmen durchgewechselt – polyphone
Kompositionsweise beginnt
Johannes Tinktores gehört auch zur 2. Generation dieser Niederländer – der hat das erste
musikalische Lexikon geschrieben
39
15.1.2014
Hochrenaissance: 3. Generation der Niederländer
Deprez lässt den Cantus firmus durch alle Stimmen wandern, vorher immer nur Tenor als
Hauptstimme
er schrieb während des Konzils Prototyp, der den Konzilvätern gefiel (einfach und schlicht
gehalten, wohlklingend)
Palestrina war von 1525 bis 1594 Leiter der Chorknaben in der Sixtinischen Kapelle
er will perfekten Dreiklang (durch mitteltönige Stimmung kommt dieser sehr schön heraus)
und Textverständlichkeit
40
viel Text wird möglichst homophon und textorientiert behandelt, während wenig Text
ausschweifend geführt wird
damals wurde schon über den Messablauf in der Muttersprache nachgedacht, jedoch wurde
dieser Gedanke abgeschwächt dazu, dass man während der Messe in der Muttersprache
singen durfte
wurde aber nur zum bestehenden Messablauf gesungen (Schubertmesse: es wird notiert
„zum Gloria“ – das heißt, man hat nach dem lateinischen Gloria vom Pfarrer dieses noch auf
deutsch draufgesungen)
in der Renaissance war Consortgedanke sehr wichtig – also werden die Instrumente in
Stimmrichtungen eingeteilt
41
29.1.2014
4. Generation der Niederländer
Venedig ist anders – einzige Stadt Europas, die keine antiken Wurzeln hat
Stadt, in der statt Straßen Kanäle sind – dadurch ist man nicht angreifbar (Angriffe zu dieser
Zeit eher zu Pferd)
auch vor Obrigkeit und langem Arm der Kirche ist man sicher
Venedig ist natürlicher Hafen und Ausgangspunkt für Kreuzzüge (im Mittelalter)
viele Söldnerheere zogen durch Venedig, deshalb kam Venedig zu großem Reichtum
Marco Polo und auch viele andere Kaufleute kamen über diesen Weg nach Israel und
Damaskus (= Seidenstraße) bis nach China deshalb hatte Venedig alles, was an
Luxusgütern zur Verfügung stand und kam zu unglaublichem Reichtum und
Selbstbewusstsein
Schutzheiliger Venedigs ist Markus – die angeblichen Gebeine des Apostels Markus sind in
Venedig, allerdings könnten sie auch von Alexander dem Großen sein
Alexander der Große ist mit großem Weltreich und Expansion in den Osten in Verbindung zu
bringen
bei uns erkennt man Kirche leicht durch den Turm – Markusdom hat keinen wirklichen Turm
– hat eher große Ähnlichkeit mit diversen Moscheen
42
ein Serail (hat immer mehrere Stockwerke) war so gestaltet, dass es einen Eingangsbereich
als Empfangshalle gab, wo offizielle Empfänge stattfinden und Gäste empfangen werden
alle Stockwerke waren mit Teppichen ausgelegt und wurden mit Musik beschallt
daneben (neben dem Gebäude) eine Art Tribüne, wo große Musiker auftraten
[es gibt eine Geschichte: Mogul sagte zum Musiker, er soll Feuerragha singen und dann
beginnt er zu brennen Zwickmühle: entweder, er wird verstoßen wegen
Befehlsverweigerung oder missglückten Erfolgs oder er verbrennt, als Lösung lässt er
zeitgleich seine Schüler eine Regenragha singen und er überlebt]
orientalischer Machthaber sitzt auf einer Empore und auf anderer Empore wird musiziert
Markusdom ist Sitz des Patriarchen (Patriarchen gibt es normalerweise nur in der Ostkirche)
im 16. Jahrhundert hatte man Idee, auf jede Empore Orgel zu stellen
wir kennen aus der liturgischen Praxis das antiphonale Singen des Chorals
hatte Idee, Psalmen 4stimmig zu setzen (statt antiphonalem Singen) – das heißt, Chöre
wechselweise singen zu lassen
Adrian Willaert war sein Schüler und wurde im 16. Jahrhundert Markusdomkapellmeister
er hatte Idee, auf jede Empore Orgel zu stellen, und überall kommt Chor und Solist hinzu
(„Chor“ heißt nicht nur Sänger und „Kapelle“ heißt nicht nur Instrumente Chor heißt, es
wird im 4stimmigen Verband musiziert – beide Formen sind also vokalinstrumental)
43
Adrian Willaert komponiert als Kapellmeister dann in diesem Stil
ebenfalls sein Schüler (Andrea Gabrieli) und dessen Schüler (Giovanni Gabrieli)
in einem opulenten Gebäude zu sein und von allen Seiten beschallt zu werden, hat
ungemeinen akustischen Effekt – Kinos leben heute davon
für Musiktheorie große Bedeutung, denn: Musik der Renaissance ist hochpolyphon,
hochkomplex und sehr auf horizontale Linien abgestimmt
wenn man in Polyphonie musiziert und der zweite ist zu weit weg von mir, kann man nicht
gemeinsam musizieren – deshalb muss man Musik kreieren, die diesen örtlichen
Gegebenheiten angepasst wird, dass Musizierpartner weit voneinander entfernt sind
so eine Musik muss einfach strukturiert sein: nicht mehr horizontal, sondern vertikal
diese lebt von Harmonie, die sich auf Basis eines Basstones ergibt – Basston gewinnt an
Bedeutung, die er vorher nie hatte (vorher war Tenor die wichtigste Stimme, jetzt Bass, weil
er die Harmonie bedingt)
Generalbass macht dann Barockmusik überhaupt erst möglich – ist basslastige Musik
Komplexität der Konstruktion, die man verliert, muss man durch Ausschmücken und virtuose
Figuren wieder wettmachen
das ist das Prinzip des „concertare“ – in musikalischen Dialog treten und wettstreiten
Kadenz wird ausgeschmückt – heutige Kadenz in einem Konzert oder Solostück ist immer
sehr virtuos aufgebaut
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16stimmige Motette „omnes gentes“ ist einer der Höhepunkte der venezianischen
Mehrchörigkeit (entstand 1593)
kann man nicht mit Palestrina vergleichen (der war viel schlichter)
dieser Stil hat also von Venedig aus Siegeszug angetreten und war auch für die Reformation
wegbereitend
Ignaz Heinrich Franz Bieber – war auch wichtiger Komponist dieses Stils schrieb eine
56stimmige Fanfare
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5.3.2014
Passion
ist Leidensgeschichte Jesu
sie schreiben für ihr jeweiliges Klientel und deshalb ist jedes Evangelium bisschen anders
Markus ist der älteste: erzählt Geschichte sehr gerade und straight
alle anderen beziehen sich auf ihn und erweitern das Geschehen
deshalb hat man für dieses Ereignis bald alle möglichen Darstellungen gemacht
in 3 Blöcke aufgeteilt: Evangelist erzählt Geschichte, 2. Person hat die Worte von Jesus
(Evangelist hohe Stimme und Jesus ist Bass), 3. Person durch Begriff „turba“ beschrieben (=
die Menge, der Mob) – abschätzig gemeint
in erster Linie ist mit „turba“ gemeint, wenn Menschen schreien „er soll gekreuzigt werden“,
aber auch alle einzelnen anderen Personen: Magd, Teufel, Petrus, Pilatus …
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die Turbastellen, wo Menge spricht, wurden mehrstimmig dargestellt – damit es auch in der
Musik vorkommt Motettenpassion (die ersten von Orlando di Lasso auf Latein)
Jesus und Evangelist erzählen mit Lectio des Chorals die Geschichte und Turbastellen sind als
kurze Motetten 4stimmig ausgeführt
mit der Reformation durch Luther kam Muttersprache in die Kirche, also auch deutsch
hier war es dann Heinrich Schütz, der in diesem Stil solche Motettenpassionen komponiert
hat (völlig gleich nur auf deutsch) a cappella
Passion vor allem am Karfreitag aufgeführt und da gibt es keine Instrumentalmusik in der
Kirche
„Golgathakrimi“ ;)
schreit nach Dramatisierung – genügend Opern führen Passion heute noch szenisch auf
Markus erzählt Geschichte ohne große Umschweife – lässt Interpretation nicht viel Raum
Lukas war Grieche, war Arzt und hochgebildet, schreibt für das einfache Volk und verwendet
sehr bildhafte und symbolreiche Sprache
Satan tritt bei ihm als Person auf und bewirkt, dass Jesus unschuldig zum Tode verurteilt
wird
Matthäus ist selbst Jude (Judenchrist) und schreibt gegen sein eigenes Volk
sein Evangelium ist Keimzelle des Antisemitismus – er prangert die Juden an, den Erlöser
getötet zu haben
Frau von Pilatus tritt auf und bringt Botschaft, dass er diesen Gerechten gehen lassen soll
sogar die Feinde erkennen Jesus als Unschuldigen, nur das jüdische Volk nicht
er stellt Leiden Jesu in den Vordergrund, der durch die Blindheit seines eigenen Volks leidet
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Johannes ist Philosoph – seine Passion ist Mittel zum Zweck (alles dient größerem Zweck,
nämlich der Auferstehung und dem, dass Jesus dann über alle wachen kann)
man hat entweder einen Evangeliumstext gewählt oder ein „best of“ gemacht und aus allen
4 einzelne Teile herausgeholt = „Summa passio“ = Zusammenführung aller 4 Evangelien
(solche Passionen komponierten Telemann, Händel, …)
daneben haben sich Oper und Oratorium entwickelt (erzählen mit sehr starken
Ausdrucksmitteln)
Passion hat den Nachteil, dass sehr viel Information in sehr schneller Zeit abgespult wird –
kaum Möglichkeit, innezuhalten und über das Geschehene nachzudenken und zu
reflektieren
man hat dann sehr bald Passionstexte mit freien Zutaten erweitert
Texte der Matthäuspassion von Bach sind von Piccanda, Johannespassion hat Texte von
Prockes
Texte, die man an bestimmten Situationen einschiebt, ergeben also die Arien
Luther wollte bereits im 16. Jahrhundert, dass Volk mitfeiert und teilnimmt am Gottesdienst
durch mitbeten und mitsingen – Kirchenlieder waren damals die Choräle
am Ende jeder Szene (Teile der einzelnen Akte) kommt Choral, wobei bis heute nicht
nachgewiesen wird, dass Volk auch bei den Passionsaufführungen mitgesungen hat
48
Passion besteht also aus:
Passion wird dann noch umrahmt von Eingangs- und Schlusschor (Ouvertüre) Parodos des
griechischen Theaters = Aufzugslied des Chors, das uns in die Atmosphäre begleiten soll
4 Töne der Streicher sollen das Wehen des heiligen Geistes darstellen
Kreuzfiguren (a-b-g-a-f-g usw.)
dazu noch die Schläge im Bass, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wird durch das
Wirken des heiligen Geistes
den Grund sagt der Chor im Text (3mal „Herr“ = Dreifaltigkeit)
49
12.3.2014
Personal einer solchen Passion
ob das Volk mitgesungen hat oder nicht, weiß man bis heute nicht
Lukaspassion ist umstritten (man weiß nicht ob sie von Bach ist – entspricht nicht seiner
Qualität, könnte von einem seiner Schüler sein)
dieselben Szenen auch aus der Feder des ältesten Bach Sohns (Carl Philip Emmanuel)
Gerichtsszene = Schlüsselszene
dann berühmtes Arioso, das der Bass singt mit Laute- oder Cembalosolo
durch das Anreißen der einzelnen Töne beim Cembalo werden die Dornen der Geißel
dargestellt
auf Bassarioso kommt Regenbogenarie des Tenors darauf (Motiv hat Symbol des
Regenbogens Regenbogen ist Verbindung zwischen altem und neuen Testament
Spott-Turba ist von Spott gekennzeichnet (wo sie ihm die Dornenkrone aufsetzen)
50
Kreuzige!
Fuge (Gesetz) weil das strengste musikalische Form ist
Choral (Zentrumschoral – in der Mitte der Passion)
Fuge (Gesetz)
Kreuzige!
Spott-Turba
man fokussiert nicht auf das Leiden, sondern „wir bekommen nur Freiheit, weil Jesus im
Gefängnis ist“
im Choral ist philosophische Botschaft versteckt – der eigentliche Sinn der Passion
aber in Johannespassion kommt am Ende noch ein positiver Choral, damit man nicht
bedrückt hinausgeht
Text dieses Chorals zeigt noch einmal Zweck dieser Passion auf (nämlich, dass Jesus sterben
musste und wir ihn dafür preisen)
in der Frühklassik schrieben Bachsöhne viele Werke – vor allem für Gottesdienst, also nichts
Fulminantes oder Aufregendes
Carl Philipp verwendet in dieser Passion gleichen Choral wie sein Vater
seine Werke stehen im Schatten seines Vaters – obwohl Bachs Werke schon zu Zeiten seiner
Söhne als veraltet galten
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26.3.2014
Kabala = Zahlenmystik in der Matthäuspassion von J. S. Bach
die Frage ist immer: wie viel davon ist bewusst und wie viel ist vom Kosmos geschenkt?
Zahlen
1) ist eine transzendente Zahl/ein Punkt (hat keinen Anfang und kein Ende = unendlich)
mit dem Punkt beginnt es, erst dann kann man einen Strich machen = Potenzialität
wird mit Gott in Verbindung gebracht
2) führt aus dem Raum heraus – aus dem Punkt wird eine Linie
steht für Zeit und Polarität (Ying/Yang)
Zwietracht, Verzweiflung, Zweig, Zweisamkeit, Zwilling
= Schöpfungszahl, steht für greifbare Dinge
7) mystische Zahl
Schlüssel zum Verständnis
Summe der geistigen und materiellen Welt: 3 + 4
7 Siegel, die 7 letzten Worte Christi am Kreuz
Märchen: 7 Zwerge, 7 Geißlein, …
steht in Verbindung zur 12 (= 3 * 4 und 7 = 3 + 4)
9) Vollendungszahl
letzte einstellige Zahl
Jesus stirbt zur 9. Stunde: „Es ist vollbracht“
9 * 3 (göttliche Zahl) = 27 = Anzahl der Bücher im Neuen Testament
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10) Symbol des Gesetzes (das vom Menschen gemachte Gesetz)
10 Gebote, 10-Tafel-Gesetz in der Antike
12) Weltenzahl/Missionszahl
12 Apostel verbreiten Geschichte Jesu Christi
Tag und Nacht haben jeweils 12 Stunden
„O Haupt voll Blut und Wunden“ ist Kontrafaktur über ein Liebeslied von Hans Leo Hassler
(„Mein G‘müht ist mir verwirret…“)
Riesenorchester
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9.4.2014
Stabat mater
Text als Meditationsbetrachtung
„Stabat mater“ wurden meist dann geschrieben, wenn sich Komponisten mit dem Text
identifizieren konnten, zB. wenn eigenes Kind starb
Opernkomponist
2. Vers: Arie
Solo-Alt-Kantate
schrieb 2 geistliche Werke: eine Messe („Petite Messe Solenelle“ und ein „Stabat mater“)
ein Italiener schreibt Opern – egal, welchen Titel das Werk hat
er ist sich dessen bewusst, dass es auch einen Palästrina gegeben hat – dazwischen kommt
nämlich oft polyphone Musik vor
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sein „Stabat mater“ ist Mischung aus Opernarien und polyphonen Chören
2. Vers: Cabaletta – auch auf demselben Text (startet wie in der Oper)
in der „Petite Messe Solenelle“ ist zwischen Gloria und Credo statt der Predigt ein Buffet
Orgeln in der Barockzeit auf 465Hz gestimmt (= d königliche Tonart für königliches
Instrument)
ganz tonal
meditative Musik
Arvo Pärt:
mit Palästrina beginnt der Reigen der mehrstimmigen Vertonungen der Stabat mater (als
Motette, kompakte, textorientierte Ausführung, Text ist wichtig)
56
in Klassik: Gebrauchskirchenmusikstil
im 20. Jahrhundert wird wieder reduziert (neoklassizistischer Stil) – Konzept wie Haydn
daran sieht man, was der Text hergibt und wie genial der konzipiert ist (Textdichter des
Mittelalters)
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7.5.2014
Oratorium
Oratorium kommt vom lateinischen „orare“ = beten
in Betsälen fanden paraliturgische Veranstaltungen statt, die durfte man in der Kirche nicht
abhalten
Katholizismus ist viel strenger geblieben und ließ so etwas nicht zu, deshalb fand Paraliturgie
in Betsälen statt
Geschichte, die man nicht inszenieren darf, braucht jemanden, der sie erzählt
„Testo“ = Erzähler
2 Arten:
sind eigentlich zyklische Kantaten, weil Oratorium an sich katholische Kunstform ist
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Giacomo Carissimi schrieb „Jephta“ (ist eine Episode aus dem Alten Testament)
daraufhin nimmt er das Oratorium als neue Gattung auf, weil in England große Chortradition
herrscht
Händel schreibt dieselbe Musik wie in den Opern, aber Erzähler des Oratoriums ist Chor
in geistlicher Musik gibt es lateinische Worte, die nicht übersetzt werden, zB. Halleluja oder
Amen
Amen ist sprachlich mit „Ohm“ verwandt und „Ohm“ richtig gesungen erzeugt Resonanz und
versetzt uns in Trance
59
14.5.2014
Händel-Oratorien (vor allem der „Messias“) hatten ungemeine Nachwirkung
in Wien dachte man, dass Joseph Haydn das doch auch können müsste
Haydn hatte Vorbehalte, weil er nicht so gut englisch konnte – wurde übersetzt
die 3 Erzengel wären eigentlich Gabriel, Raphael und Michael, aber Michael wird
verantwortlich gemacht für die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies (der „gemeine“
Engel“)
am Ende jedes Tages gibt es einen Preis- bzw. Lobchor, weil „Gott sah, dass es gut war“
3 Teile:
Chaos ist öfters der Beginn der Geschichte (auch bei Hesiots Theonogie)
60
im Rezitativ stellt Raphael die Tiere vor
Haydn charakterisiert sie zuerst musikalisch und gibt dann die Lösung
zB. „Den Boden drückt der Tiere Last“ wird mit Kontrafagott dargestellt
wenn ein Konzept funktioniert, wenden es die Komponisten meist auf zumindest noch ein
Werk an
auch Haydn: „Die Schöpfung“ und darauf dann „Die Jahreszeiten“ (auch 3 Figuren, die durch
die Handlung führen und ein Chor, der die Taten preist)
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21.5.2014
Oratorium = katholische Form
Kantate = „Singstück“
2 Arten:
Beispiel: „Jauchzet Gott in allen Landen!“ (Kantate von Johann Sebastian Bach)
mörderische Koloraturarie
Bach war Protestant, dennoch gibt es viele Sakralwerke von ihm (auf lateinisch)
Volkssprache wurde in die Kirche eingebaut (nach Luther) – das geschah auch in der
protestantischen Kirche
die Mariengebete wurden zu Weihnachten auf Latein gebetet, sonst auf Deutsch
in diesem Magnifikat tut Bach das gleiche wie Monteverdi: er vermischt prima und seconda
pratica (Hochpolyphonie mit neuer Generalbassmusik)
62
Messe ist Vertonung des Messordinariums (jene Teile, die immer gleich bleiben: Kyrie,
Gloria, Credo, Sanctus + Benedictus, Agnus Dei)
Kyrie und Agnus bilden mit der Bitte um Vergebung den Rahmen (Kyrie auf Griechisch, Agnus
auf Lateinisch)
Gloria und Sanctus beinhalten den Lobpreis (Hosanna ist auf Hebräisch dasselbe wie das
Gloria)
Credo beinhaltet dann den Glaubenskatalog – wobei im Zentrum dieses Credos wiederum
die zentrale Botschaft versteckt ist: Auferstehung
bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden lateinische Messen komponiert
Bach war Protestant und das ist katholisches Ordinarium – passt eigentlich nicht zusammen
„Missa breves“ (4 weitere Messen von ihm) bestehen nur aus Kyrie und Gloria – das sind
protestantische Messen, da es diese Teile im Protestantismus auch gibt
„h-Moll-Messe“ ist für den Gebrauch in der Kirche ungeeignet – dauert 2 Stunden und war
auch nicht dafür gedacht
deshalb wollte er dann nach Dresden (da war Kapellmeisterstelle frei) – dafür wollte er sich
mit dieser Messe bewerben
Bach schreibt zwar nach außen offensichtlich eine katholische Messe, eigentlich ist es aber
zyklische Kantate aus 4 Teilen, die zufällig aus den Messtexten besteht
1. Teil ist die „Missa“ und besteht aus Kyrie und Gloria (gibt es auch im Protestantismus)
2. Teil heißt nicht Credo, sondern „Symbulum Nicaenum“ – ist eigentlich das
Glaubensbekenntnis, das beim Konzil von Nicäa konzipiert wurde
dafür verwendet er nur Musik, die er anderswo schon verwendet hat und unterlegt sie mit
kirchlichem Text – er kopiert sich selbst und komponiert somit keinen Ton extra für diesen
Teil
diese Messe ist ähnlich wie die Marienmesse von Monteverdi – war auch ein
Bewerbungswerk
er zeigt sogar am selben Text, wie man das in 2 verschiedenen Versionen vertonen kann
Teil des Glorias ist vom Text her zweideutig: „nur die Menschen mit gutem Willen sollen
Frieden haben“ oder „guter Wille ist Voraussetzung für Frieden“ Friede als Produkt oder
Friede als Belohnung
64
28.5.2014
kürzeste Messe stammt von Joseph Haydn: „kleine Orgelsolomesse“
die Sopranarie in dieser Messe dauert ca. die halbe Messe, der Rest ist dafür sehr
komprimiert
nach dem 2. Vatikanum gibt es dann liturgisch korrigierte Versionen davon, die wieder
länger sind
„Dona nobis“ aus dieser Messe klingt wie Kriegsmusik – sehr berührend
„Agnus dei“ der Missa Solemnis von Beethoven: hat schwere Fuge und
Orchesterzwischenspiel
darin merkt man wie sich die Musik von Haydn über Beethoven in die Romantik entwickelt
„Missa Solemnis“ ist halbe Stunde kürzer als die h-Moll-Messe von Bach (70-80 Minuten
Spieldauer)
berühmteste ist die „Krönungsmesse“ – ist relativ einfach und kurz (leichte Musik)
wurde geschrieben für Krönung der Marienstatue von Maria Plain (Ort bei Salzburg)
Krönung dieser Statue war Privileg für den Wallfahrtsort (dadurch höherer Status)
Melodie vom „Agnus dei“ aus dieser Messe kommt als Arie der Gräfin in „Le Nozze di Figaro“
vor (Arie wurde vor der Messe komponiert)
65
Schubert schrieb viele lateinische Messen (sowohl große Solemnes, als auch schlichte,
einfache)
seine Messen sind sehr klassisch und in der Nähe Mozarts anzusetzen
heutzutage ist vor allem das „Heilig“ aus seiner „Deutschen Messe“ bekannt
auch Michael Haydn schrieb eine „Deutsche Messe“ (jüngerer Bruder von Joseph Haydn)
Graf Coloredo war zur der Zeit Josef des 2. Erzbischof und wollte auf das Volk zugehen
allerdings heißen die Werke im Gotteslob „zum Gloria“ oder „zum Sanctus“, weil Volk
eigentlich nicht an der Liturgie teilnehmen darf
Priester sollte gleichzeitig das Gloria still beten – deshalb „zum Gloria“
Gioachino Rossini schrieb neben seinen vielen Opern auch 3 (für ihn bedeutendsten) Werke:
Kochbuch
Stabat Mater
Petite Messe Solenelle
hier kommt nach dem Gloria ein Buffet und nach dem Essen ging die Messe weiter
66
11.6.2014
Lied
das Lied spannt den Bogen zum Begriff „Lyrik“ (subjektiv gesehen, aus der Ich-Perspektive,
immanent mit „musiche“ in Verbindung zu bringen) genau das, was ein Lied ausmacht
Form, die sich nicht in diesem Sinn entwickelt, wie wir es zB. von Sonate oder Oper kennen
immanente Einheit von Text und Musik (Gleichrangigkeit nirgends so erreicht wie im Lied)
das Wort „Kunstlied“ ist mit der deutschen Sprache verbunden – kann in keine andere
Sprache übersetzt werden
Kunstlied zeichnet sich dadurch aus, dass es Zwiegespräch zwischen Klavier und Sänger ist
in Prinzip alles Musikformen, die sich aus der Generalbasstechnik entwickelt haben
Monodie ist auch schon Sologesang mit Begleitung – schon ähnlich wie Lied
Begleitung hatte damals noch kein eigenes Leben, ist nur harmonische Begleitung
Mozart schrieb auch schon eine Reihe von Liedern, wobei die kleine Szenen sind, in denen
Sänger kurze Situation zum Ausdruck bringt
67
Grenze zwischen Arie und Lied nicht ganz klar
diese Abgeschlossenheit der emotionalen Situation ist typisch (nach 3 Minuten ist
Geschichte vorbei – es gibt keine weitere Entwicklung)
eines der berühmtesten ist „Das Veilchen“ von Mozart nach einem Text von Goethe
Veilchen ist junger Mann, der von Mädchen beachtet werden möchte
Dinge durch die Blume zum Ausdruck bringen ist sehr typisch
seine Opern waren erfolglos, er wurde erst für seine Lieder berühmt
Liederzyklus ist ähnlich wie Fotoalbum: mit einem Foto verbindet man bestimmte Situation
und Emotion – im Fotoalbum hat man eine Reihe von solchen abgeschlossenen
Schnappschüssen
wenn man diese Bilder in einer Abfolge ansieht, dann erschließt sich dahinter die
Geschichte, die sich dabei ereignet hat
Liederzyklus besteht auch aus Einzelmomentaufnahmen, die erst insgesamt eine Geschichte
ergeben
die beiden bekannten Zyklen von Schubert beschreiben 2 Liebesgeschichten (eine traurige in
der „Winterreise“ und eine glückliche in der „Müllerin“)
in der Winterreise ist nur „Das Wirtshaus“ in Dur (wieder symbolhaft – steht eigentlich für
Friedhof)
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Hans Zender hat aus der Winterreise eine instrumentierte Komposition gemacht – er hat sie
für Ensemble instrumentiert (Anfang 21. Jahrhundert)
auch darin kann man noch die Emotionen spüren – für unsere moderne Welt konzipiert
Format des Liedes ist ein dem Biedermeier entspringendes und ein für heute
problematisches
Paradoxon ist „Orchesterlied“: großer Raum für großes Orchester ist genau Gegenteil zu
Klaviermusik im Wohnzimmer
das komponierte Volkslied (vor allem von Brahms) ist auch ein Volkslied, aber nicht im
ureigenen Sinn
Beispiel dafür: „Da drunten im Tale“ von Brahms ist eigentlich kein Volkslied
bei Wolf sind die Lieder meist Klavierkonzerte mit obligater Singstimme
Ernst Krenek schrieb Liederzyklus „Reisebuch aus den österreichischen Alpen“ (eher lustiges
Werk)
70
18.6.2014
beim Orchesterlied geht Gleichberechtigung von Solist und Begleitung verloren
3 wichtige Komponisten für das „Orchesterlied“ als Form: Richard Wagner, Gustav Mahler
und Richard Strauß
Richard Wagner musste nach Revolution 1848 in die Schweiz flüchten und bekam dort vom
Industriellen Wesendonck Haus zur Verfügung gestellt
Gustav Mahler schrieb eine ganze Reihe von Liedern, die sowohl mit Klavierbegleitung als
auch mit Orchesterbegleitung vorliegen
die 1. Symphonie beginnt er mit den Urintervallen – am Beginn Quart (Intervall des Militärs),
dann Militärsignale und plötzlich kommt „Ging heut morgen übers Feld“
Lied bildet Keimzelle, darauf wird Symphonie aufgebaut (haben dann auch andere
Komponisten so gemacht)
Mahler zitiert sich im Lied „Abendrot“ selbst (Frage nach dem Tod)
Richard Strauß‘ berühmteste Orchesterlieder sind „Die vier letzten Lieder“ (3 von Hesse,
eines von Eichendorff)
darin kommt auch immer wieder offene Frage über den Tod
72