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"Schwätze wie einem d’ Schnurre gwachse isch”.

Weitergabe und Vermittlung


der Dialekte im deutsch-französischen Grenzraum im 21. Jahrhundert: aktuelle
Lage und Herausforderungen

22. März 2024 an der Universität Straßburg

Die Studierenden des Deutschen Seminars der Universität Straßburg organisieren im Rahmen ihres
Masterstudiums „Dynamiques sociales et culturelles“ eine internationale Tagung zur
Dialektweitergabe im 21.Jahrhundert im deutsch-französischen Grenzgebiet.

Aufgrund der aktuellen Vorrangstellung der Standardsprachen stellt die Weitergabe der Dialekte als
Teil einer individuellen und kollektiven Identität eine wichtige Herausforderung dar. In der
Grenzregion ist der Gebrauch des Dialekts im Alltag seit einigen Jahrzehnten stark im Rückgang
begriffen, was vielen DialektsprecherInnen große Sorgen bereitet. So belegt eine 2012 durchgeführte
Studie des OLCA (Office pour la Langue et les Cultures d’Alsace et de Moselle), dass etwa 600.000
Menschen, ca. 43% der damaligen elsässischen Bevölkerung, Elsässisch aktiv beherrschten.
Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen den Generationen: von den DialektsprecherInnen
sind 3% zwischen 13 und 17 Jahre alt, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 12%, bei den 30- bis 44-
Jährigen 24% und bei den 45- bis 59-Jährigen 54%. Zum Vergleich: 1946 war Elsässisch der Hälfte
der SprecherInnen geläufig.

In Baden-Württemberg sprechen nur 11 bis 15,3 % der GrundschülerInnen Dialekt. Laut Hubert
Klausmann, der die Untersuchung geleitet hat, zeigt dieser Rückgang der Sprecherzahlen einen
deutlichen “Niedergang des Dialekts".1

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, entstehen Initiativen in verschiedenen Bereichen, um die


Dialektpraxis zu unterstützen. In Schulen, in den darstellenden Künsten und im literarischen Bereich
geht es derzeit darum, der Jugend des 21. Jahrhunderts wieder Lust zu geben, Dialekte zu lernen, die
aus ihrer Sicht womöglich veraltet oder sogar lächerlich erscheinen.

Diese Tagung widmet sich der Frage der Weitergabe und der Vermittlung von Dialekten in Schulen
und anderen kulturell ausgerichteten Strukturen in der deutsch-französischen Grenzregion, etwa dem
Verein ABCM-Zweisprachigkeit, der Alemannischen Theaterbühne Freiburg im Breisgau oder dem
Verlag Albeck Flein (der Kinderbücher auf Schwäbisch herausgibt). Zu den relevanten Aspekten
gehören etwa folgende Fragestellungen (Liste unvollständig):

- Wie werden Dialekte wahrgenommen und wie lässt sich der Rückgang ihrer Weitergabe und
Vermittlung erklären?

- Welche Strategien werden entwickelt bzw. sollten entwickelt werden, um die jüngere Generation zu
animieren, Dialekte zu erlernen?

- Wie werden diese Initiativen von der Jugend aufgenommen?

1
https://www.sueddeutsche.de/leben/sprache-tuebingen-kinder-sprechen-kaum-noch-dialekt-vorbilder-sind-
gefragt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220626-99-809152
- Was sind die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich im Hinblick auf die Weitergabe
und Vermittlung von Dialekten? Welche sprachpolitischen Maßnahmen wurden bislang ergriffen?

Organisation:

Die Sprachen der Tagung sind Deutsch und Französisch. Die Dauer der Vorträge beträgt 30 Minuten,
die Diskussion mit dem Publikum 15 Minuten. Die Abstracts (Max. 500 Wörter) sind bis zum 8.
Januar 2024 an folgende E-Mail-Adresse zuzuschicken: M2germanistes2024@gmail.com; eine
Rückmeldung erhalten Sie spätestens am 15. Januar 2024.

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