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Innovationsziele* Innovationserfolg,*
der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe gemessen an Umsatz und Beschäftigung
150
Innovatoren
Nichtinnovatoren
Steigerung 140
der Flexibilität
130
Senkung
der Lohnkosten Umsatz
In Prozent
120
Erhaltung
des Marktanteils
110
Erschließung
neuer Märkte 100
Beschäftigung
Senkung 90
der Materialkosten
80
0 20 40 60 80 100 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986
In Prozent der befragten Unternehmen Basis: 5000 Unternehmen
*Hier: Prozeßinnovation durch neue Technologien Quelle: Penzkofer/Schmalholz 1994.
mit Blick auf einen hohen relativen Die Praxis zeigt, daß aus Diffe- Noch in den frühen 80er Jahren
Produktverkaufswert entwickeln, renzierung wie Kostenführerschaft, galt das Hauptaugenmerk der Er-
um sie wegen der (noch) geringen aber auch aus einer Kombination schließung neuer Geschäftsfelder
Konkurrenz am Markt zu hohen beider Strategien eine effektive durch innovative Technologien;
Preisen einführen zu können. Marktleistung resultieren kann, die jetzt spielt in den strategischen
Diese Differenzierung erlaubt den Markterfolg der neu angewand- Überlegungen dieser Unternehmen
es dem Anbieter, auf Grund seiner – ten Technologie erhöht und wesent- verstärkt das eigene technologische
mehr oder weniger lang währenden lich dazu beiträgt, Mitbewerber zu Kerngeschäft die beherrschende
– monopolistischen Stellung am überholen (siehe Martini 1995). Rolle. Reife Technologien sollen
Markt eine Innovationsrente abzu- Der Einsatz der neuen Ferti- mehr dazu beitragen, das Produkti-
schöpfen. Wird diese Vorzugsstel- gungs- oder Montagetechnologie onskostenniveau dem Wettbe-
lung dann durch wachsenden Wett- hilft im Ergebnis dann, sowohl die werbsstandard anzugleichen, also zu
bewerb aufgeweicht, sollte der Erst- eigene Kostenposition zu verbessern senken.
anbieter seine strategische Stoßrich- (interne Wirkung) als auch den Ab- Die Folge ist eine mehrschich-
tung wechseln. stand zu den Wettbewerbern zu si- tige Führer/Folger-Strategie. Um
Er wird nun Kostenminimie- chern (externe Wirkung). Erst die diese auch realisieren zu können,
rung anstreben, indem er sein Poten- mit Blick auf die Rahmenbedingun- muß das Konzept Outpacing, das
tial zu Preisreduzierungen nutzt, um gen adäquate Kombination beider eine simultane Verfolgung von Dif-
Markteintrittsbarrieren aufzubauen. Grundstrategien schafft einen nach- ferenzierung und Kostensenkung
Ein Unternehmen hingegen, das in haltigen Wettbewerbsvorteil. einschließt, erweitert werden. Erfor-
den Markt erst als Produktimitator Allerdings befinden sich heute derlich ist ein noch stärkerer Bezug
einsteigt, wird gewöhnlich eine Stra- viele kleinere und mittelständische zur Dimension Zeit.
tegie der Kostenführerschaft verfol- Unternehmen in der Situation, daß Gemeint ist das in dem Sinne,
gen, um mit tieferen Preisen schnell sie ihre Produkte in einer erheblich Technologieentwicklungen generell
Fuß zu fassen. breiteren Palette zu vergleichsweise möglichst frühzeitig zu antizipieren.
Erst in einem zweiten Schritt hohen Kosten herstellen. Viele Un- Es kommt darauf an, auf dem strate-
wird es sich bemühen, seine Markt- ternehmen hat das zu einem Sinnes- gischen Spielbrett dank eines Know-
leistung ebenfalls zu differenzieren, wandel geführt, wonach sie reife how-Vorsprungs gegenüber Wett-
um sich so von den Mitbewerbern Technologien inzwischen anders be- bewerbern eine Startposition zu be-
abzuheben. werten. setzen, die ganz unter dem Vorzei-
4 Technologiekalender
LG
FO
tige Marktgegebenheiten möglichst Wahrgenommener Produktwert
ER
gut vorzubereiten, indem sie konti-
KT
AR
nuierlich nach neuen, noch rationel-
DIFFERENZIERUNG
M
leren Prozeßtechnologien Ausschau
R
DE
halten. Wegen der mittlerweile
EN
HS
schwierigen Rahmenbedingungen
AC
ist das jedoch ein kompliziertes Un-
W
terfangen, das an ihre Beharrlichkeit
und Phantasie hohe Ansprüche FT
HA
stellt.
SC
gungstechnologien weiterentwic-
IT
ZE
TK-ANSATZ TK-AUFBAU
Bauteil 1
TK-ANWENDUNGSBEREICH Bauteil 2
Bauteil 2n
Kurzfristig Bauteil 3
PRODUKT
Optimierungsmöglichkeiten identifizieren
Handlungsempfehlungen ableiten kurzfristig mittelfristig langfristig
Langfristig:
Entwicklungstendenzen aufzeigen Technologie A
Nutzungsstrategien ableiten
Bauteil 1
Technologie B
ZE
Konstruktion Forschung und
IZ
SK
Produktion Entwicklung Bauteil 2
P-
...
ZI
IN
PR
ternativen, aber rationelleren Tech- schaulicht werden. Mit ihm wird es gebnisse diverser Anwendungspro-
nologie eliminiert. Aus dieser Ver- möglich, sowohl die verschiedenen jekte (siehe Böhlke 1994). So wurde
knüpfung ergibt sich eine Liste der Einsatzpotentiale der untersuchten etwa im Fall eines Unternehmens
prinzipiell möglichen und technisch Prozeßtechnologien zu überblicken untersucht, inwieweit die bislang
machbaren Produkt/Technologie- als auch einzelne Einordnungen im zur Fertigung von Bauteilen einge-
Kombinationen. Detail nachzuvollziehen. setzte Zerspantechnik substituiert
Der dritte Planungsschritt gilt Die Ergebnisse der einzelnen werden könnte durch alternative, ra-
der Bewertung: Dabei werden die Verfahrensschritte sind selbstver- tionellere Fertigungstechnologien.
ermittelten alternativen Technolo- ständlich geprägt von den grundle- Das interdisziplinäre Projekt-
gieanwendungen eingeschätzt im genden Innovations- respektive team, zusammengesetzt aus Kon-
Hinblick auf ihre strategische Be- Entwicklungsstrategien, die das Un- strukteuren, Produktionstechni-
deutung für das Unternehmen; das ternehmen verfolgen will. Im Sinne kern, Marketingexperten und Ein-
geschieht anhand technischer, öko- des oben beschriebenen Outpacing käufern, konnte mit Hilfe der neuen
nomischer und ökologischer Krite- hat das Unternehmen dabei mehrere Planungsmethode den 32 unter-
rien. Als weitere methodische Hil- Optionen und wird keinem pau- suchten Bauteilen 110 innovative
fen lassen sich hierzu beispielsweise schalen Erfolgsrezept unterworfen. Fertigungsansätze zuordnen. Die
Nomogramme oder Portfolios nut- Je nachdem, wie seine Rahmenbe- Ergebnisse wurden in einem Tech-
zen. Je nach Bedarf an unterneh- dingungen aussehen, wird es sich auf nologiekalender festgehalten, dessen
mensspezifischen Detaillierungen Senkung der Kosten, Differenzie- Aufbau Abbildung 5 veranschau-
steht in dieser Planungsphase auch rung des Angebots, Gewinn an zeit- licht. Wie zu sehen, wurden dabei je-
ein Fuzzy-basiertes EDV-System lichem Vorsprung oder eine Kombi- der einzelnen Zeile des Kalenders
zur Verfügung, mit dem es möglich nation konzentrieren (siehe Martini sowohl die jeweils in Frage kom-
wird, für das Unternehmen spezifi- 1995). menden Informationsträger als auch
sche Wege des Technologieeinstiegs die bauteilbezogenen Bewertungen
zu bewerten. Erste erfolgreiche hinterlegt.
Im abschließenden vierten Pla-
nungsschritt, der Darstellung, kön- Anwendungen
Innovationsvorteile im Detail
nen die Ergebnisse aller Planungs- Wie die richtige Handhabung des
schritte in der Form des Technolo- Technologiekalenders zu Erfolgen Der jedem Bauteil (beziehungsweise
giekalenders festgehalten und veran- führt, belegen mittlerweile die Er- jeder Zeile des Technologiekalen-
HARVARD BUSINESS manager 1/1996 7
ders) zugrundeliegende Innovati- durchmesser eine allgemein übliche Technologieanalyse ermittelt wer-
onsansatz wurde in den sogenann- Herstellungsmethode anwenden den konnten.
ten Produktdatenblättern festge- müssen – das Zerspanen aus Vollma- Als alternative Fertigungstech-
halten und ist nun nachvollziehbar. terial. Das Verfahren hatte jedoch nologie rückte das Innenhoch-
In dem erwähnten Praxisbei- eine unangenehme Folge: Bei ihm druckumformen ins Visier. Dabei
spiel konnte so für ein hülsenförmi- entfielen auf die Späne 85 Prozent würde als Ausgangsmaterial ein
ges Bauteil in den Produktdatenblät- des eingesetzten Materials, auf das Rohr verwendet, das in einem Ge-
tern ein innovatives Fertigungskon- Bauteil lediglich 15 Prozent senk unter einer Druckbeaufschla-
zept – Innenhochdruckumformen – An der Zeitachse des Technolo- gung von 2000 bar quasi auf die ge-
konkretisiert werden. giekalenders kann für dieses Bauteil wünschte Endgeometrie aufge-
Bisher hatte man bei diesem beispielsweise abgelesen werden, pumpt würde (siehe Böhlke 1994).
Bauteil wegen der ungünstigen Ver- welche Möglichkeiten einer Verfah- Das Ergebnis wäre: keine Späne, we-
hältnisse von Innen- zu Außen- rensverbesserung auf Grund der niger Kosten.
8 Technologiekalender
Motorenbaugruppe Baumaschine
(50 --5000 Stück/a) (10 000 --300 000 Stück/a)
Komplexität*
Zahnstange Befestigungselement
(1000 --2500 Stück/a) (circa 300 000 000 Stück/a)
Niedrig
Niedrig Hoch
Stückzahlbereich*
*der betrachteten Produkte.