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Zusammenfassung Ethik 11 &12
Zusammenfassung Ethik 11 &12
− Willensfreiheit (im Sinne von Entscheidungs-, Wahlfreiheit) entspricht nicht der Fähigkeit
Wünsche, Neigungen, Vorlieben willentlich zu ändern
→ Anna hat eine Vorliebe für Erdbeereis, diese Vorliebe kann nicht geändert werden
(ist natürlich, willkürlich gegeben)
→ Kritik: für manche Philosophen Willensfreiheit= Fähigkeit Vorlieben, Neigungen zu
ändern
„man kann auch weiterüberlegen und sich auch anders entscheiden, als die Wahl zu treffen, die dem
ersten Impuls entspricht“
→ Stellt die Fähigkeit dar, Triebe/ Neigungen zu reflektieren (ohne Abänderung) und die Wahl ob
man ihnen nachgeht oder nicht (ob Triebe /Neigungen handlungswirksam werden)
Tiere handeln
instinktiv
Peter Bieri – Die Paradoxie eines unbedingten Willens
„hätten wir einen unbedingten Willen wären wir unfrei.“
Gedankenexperiment:
− Problem: absolut unbestimmter Wille wäre nicht von Person kontrollierbar, hätte
nichts mit Person (Charakter, Gedanken, Empfindungen) zutun
➢ Entscheidungen dieses Willens für Person äußerlich fremd
→ Absolut unbestimmter, freier Wille wäre nicht von Person kontrollierbar, hätte keinen Einfluss
auf die Bestimmung dieses Willens
„der Einfluss auf den Willen macht die Urheberschaft des Wollens aus“
Pro Contra
- Nur durch selbstständiges - Wenn Überlegen alleinige
Nachdenken -> eigene bestimmende Merkmal des
Entscheidungen, Wille kann Willens wäre, äußere Einflüsse
geformt werden hätten nichts mehr mit
Formung des Willens zu tun
- Nie der Fall, man wird
unbewusst z.B durch Erziehung
geleitet
- Erfahrungen können durch
Verstand reflektiert + bedacht
werden -> Freiheit des Willens
wird gewahrt
− Philosophisches Konzept der „offenen Möglichkeit“ -> offene Möglichkeit etw. bestimmtes
zu wählen bis zur Entscheidung (kann A oder B wählen)
− Es besteht die offene Wahl (freie Entscheidung) zwischen Pfirsich und Schokotorte
o (sofern keine Naturkräfte, welche Willensentscheidung unmöglich machen)
− Bis zum Moment der Entscheidung, alle Umstände gleich, die Zukunft offen
„Was würde es für unser menschliches Handeln und Leben bedeuten, wenn niemand von uns eine
offene Möglichkeit hat?“
Eine Person steht vor einer Entscheidung und hat mehrere Alternativen
→ Charakter determiniert das Wollen eines Menschen, kann nicht frei entscheiden was er will,
sondern wird von Charakter determiniert
(ohne diese keine Schulfähigkeit, da Tat vorhergesehen wurde -> konnten sich nicht dafür
entscheiden, bestimmen)
Welches Stellen des Strafrechts sind aus Sicht des Determinismus problematisch?
Welche Ziele wurden in Folge der Emanzipation der Frau erreicht und welche nicht?
Wie löst man ein Dilemma, wie trifft man die dazu nötige Entscheidung?
- Entscheidende muss eine Entscheidung treffen, Orientierung findet er dabei keine
- Wenn er sich Rat holt, sollte er im Blick haben, wen er fragt. Denn jeder wird aus seiner
Perspektive sprechen. Niemand ist objektiv
- Eine bestimmte Person um Rat zu fragen beruht selber wiederum auf einer Entscheidung, die
man selbst getroffen hat, eine Orientierung, die man sich selbst gegeben hat
- Eine Person um Rat zu fragen und sich nach den Meinungen anderer richten, beruht bereits
auf der freien Entscheidung, eben diese Ratschläge oder Meinungen als relevant für das
eigene Leben zu betrachten → ob etwas relevant ist oder Sinn hat, entscheide ich
→ Zusammenfassend: der Mensch ist absolut frei, die Moral zu wählen, die ihm am meisten
zusagt bzw. darüber zu entscheiden, was gut und sinnvoll für ihn ist
- Die Existenz geht beim Menschen der Essenz (Wesen, Bestimmung) voraus → er wird ins
Leben „geworfen“ und muss sich selbst formen. Ist dadurch auch nicht determiniert, hat
allerdings eine völlige Selbstbestimmung → er ist verurteilt frei zu sein
Das Bild von Existenz, Essenz und Entstehung aus verschiedenen Sichtweisen
Vor- und Nachteile die sich aus dem existentialistischen Menschenbild gegenüber
demjenigen des Christentums ergeben
Vorteile Nachteile
Anthropologische Annahme auf die sich Bentham bei seinem Prinzip stützt
- Leid und Freude bestimmen menschliches Handeln („was wir tun, sagen, denken“; ohne
willentliche Beeinflussung durch den Menschen) → souveräne Gebieter
→ Diese Theorie abzulehnen bestätigt dies
- Leid und Freude Naturgesetze von welchen wir determiniert sind; Maßstab für Moral
→ Was Freude/Glück erzeugt ist gut, was Leid erzeugt ist schlecht => Prinzip der
Nützlichkeit
- Prinzip das Handlung gut/schlecht heißt, je nachdem ob es Nutzen (Bentham: Glück) der
Handlungsbetroffenen vermehrt/vermindert
- Handlung ist gut zu bewerten, wenn sie den Betroffenen nützt („Gut ist das was nützt
(=Glück vergrößert)“)
- Maßgeblich für Nutzen = „Glück der Gruppe“ -> die Handlungsbetroffenen
→ Ermittelt wird dieser (Gesamt-)Nutzen durch Summierung des Nutzens für
jedes Glied d. Gruppe
Prinzip, dass jede Handlung zu billigen ist, die Glück der Gruppe vermehrt, Gruppe vor
Unheil und Leid bewahrt
- Eigenschaft von Objekt, pos. = Vorteil, Freude, Glück +Gutes hervorzubringen, neg. vor
Unheil, Leid, Unglück bewahrt
- Bezogen auf ein Individuum = größtes Interesse -> größtes Glück/Vermeidung von Leid
- Auch übertragbar auf Gemeinschaft, diese = fiktiver Körper zusammengesetzt aus Individuen
o Interesse der Gemeinschaft = Summe der Interessen der Individuen, daher Interesse
an Glück/Leidmiderung jedes Einzelnen
o Entscheidung für eine Handlung= Numerische Mehrheit („Nützlich ist Handlung die
das Glück der größtmöglichen Menge fördert“)
Die vier Grundprinzipien des Utilitarismus
Vorteile Nachteile
Mit wissenschaftl. Professionellen Methoden, Sehr subjektiv; Beurteilung nach moralischen
Ergebnis professioneller Vorstellungen der jew. Person
Wohl der Allgemeinheit -> Prinzip der Rechte, Eigentumsverhältnisse nicht beachtet;
Nutzenmaximierung „Zweck heiligt die Mittel“ -> es zählt nur der
Nutzen
Menschliches Leid & Freude werden messbar Eigene Interessen werden unter Kalkül gestellt;
gemacht kein Schutz von Minderheiten
Praxisbezogene Entscheidungshilfe nach Bei dringenden/schnellen Entscheidungen
rationalen Maßstäben nutzlos; taugt nicht immer im Alltag;
Folgenabschätzung schwer möglich
Probleme des von Hutcheson (erster Betrachter des Utilitarismus) formulierten utilitaristischen
Prinzip
- Moralische Entscheidung bei „diejenige Handlung sei beste, die größte Glück für größte Zahl
herbeiführe“ (utilitaristisches Prinzip) schwierig, wenn mehrere Personen pos. Als auch neg.
betroffen sind
o Prinzip der unparteilichen Berücksichtigung nach Tugendhat (alle Interessen bei
einer Handlung einbezogen -> da Recht)
→ Jedoch nicht alle Personen gleichbehandelt; Kriterien für Unparteilichkeit,
Ergebnis unterscheidet sich vom Prinzip der größten Glückmenge
Kritisiert Utilitarismus dahingehend, dass er Unparteilichkeit außer Acht lässt
- Die Welt der Erfahrung ist zu vielgestaltig -> beliebig viele Möglichkeiten zu leben, daher
keine allgemeingültigen moralischen Gesetze
- Gott kann der Mensch mit seinem begrenzten Erkenntnisapparat nicht wahrnehmen -> keine
moralischen Regeln/Gesetze
➔ Moralische Regeln nirgendwo auffindbar, Mensch + seine reine Vernunft sind befähigt diese
selbst aufzustellen
Warum muss ein moralisches Gesetz absolute oder unbedingte Gültigkeit beanspruchen?
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Ehrfurcht und Bewunderung, je
öfter und anhaltender sich da Nachdenken damit beschäftigt. Der bestirnte Himmel über mir und das
moralische Gesetz in mir.“
„Kandidaten des Guten“ die laut Kant nicht ohne Einschränkungen gut sind:
- Pflicht (nach Kant): Handlung aus Achtung vor dem moralischem Gesetz, sollte das alleinige
Motiv für das handeln sein -> Neigungen entsprechen nicht dem Handeln aus Pflicht
- Imperativ: eine allgemeingültige/moralische Handlungsanweisung bzw. Pflicht der man
aufgefordert ist zu folgen
- Maxine: persönliche/individuelle Handlungsregel welche jemand für sich selbst aufstellt, um
nach dieser allgemeinen Lebensregel zu handeln. Entspricht nicht einem Prinzip, orientiert
das eigene Handeln
- Hypothetisch: ist eine Forderung mit einem Ziel, welches durch bestimmte Bedingungen
erreicht wird. Die Forderung entspricht dabei persönlichen Neigungen, Wünschen -> nicht
allgemeingültig
- Kategorisch: formuliert ein moralisches Gesetz ist moralisch richtig und somit unbedingt für
alle Menschen ohne Ausnahme gültig
Ethik, 12g2, Hr. Peine, LB: Fragen nach dem guten Handeln, Thema: Zusammenfassung: Vom Begriff des
Guten Willens zum Kategorischer Imperativ
Zusammenfassung:
Vom Begriff des Guten Willens zum Kategorischen
Imperativ
• Kant unterscheidet willkürliche Handlungsgrundsätze (z.B. "Freitags gehe ich ins Kino.") und
notwendig-allgemeine Handlungsgrundsätze (z.B. "Wenn man gesund leben möchte, dann
muss man seinen Körper pflegen."), wobei Kant letztere
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Ethik, 12g2, Hr. Peine, LB: Fragen nach dem guten Handeln, Thema: Zusammenfassung: Vom Begriff des
Guten Willens zum Kategorischer Imperativ
• Praktisch: Sie beziehen sich auf menschliches Handeln (Praxis)
• Gesetz: Sie enthalten eine allgemeine (trifft für jeden Fall zu) und notwendige (ist immer
gültig, das Gegenteil ist nicht möglich) Maxime.
• Praktische Gesetze geben an, wie jemand vernünftigerweise handeln sollte (Im Gegensatz zu
Naturgesetzen, welche angeben, was unter bestimmten Bedingungen geschehen wird). Kant
nennt praktische Gesetze auch
• Imperative sind "Befehle" der Vernunft, wobei es dem freien Willen obliegt, diese Befehle
auch auszuführen, d.h., sich das praktische Gesetz (Imperative) zur Maxime zu machen.
• Kant unterscheidet
◦ a) hypothetische Imperative:
◦ Z.B. „Wenn es mir nützt/wenn ich nicht bestraft werden will, dann lüge ich!“
▪ „Ich soll niemals anders verfahren, als so, dass ich auch wollen könne, meine Maxime
solle ein allgemeines Gesetz werden.“ (Grundformel)
• Z.B. „Du sollst nicht lügen!“/“Du sollst nicht morden!“/„Du sollst nicht foltern!“
▪ Das moralische Gesetz ist das für jedes vernünftige Wesen gültige objektive Prinzip,
der "Grundsatz, nach dem es handeln soll, d. i. ein Imperativ" (GMS 2, Abs. 6. Anm.,
III 44).
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Pflichteneinteilung nach Kant
- Pflichtenkollision:
- wenn man einer moralisch verbindlichen Pflicht nur nachkommen kann, indem man
eine andere, ebenfalls moralisch verbindliche Pflicht, verletzt
- Vollkommene und Unvollkommene Pflichten:
- Vollkommene Pflicht: liegt dann vor, wenn man die Verallgemeinerung einer Maxine
weder denken, als auch widerspruchsfrei wollen kann
- Rechtspflichten sind vollkommene Pflichten ohne Ermessensspielraum
- Rechtspflichten gegen sich selbst: Suizid-, Lügen-, Selbstversklavungs- und
Selbstverstümmelungsverbot
- Rechtspflichten gegen andere: Pflicht, die Wahrheit zu sagen (Lügenverbot)
- Unvollkommene Pflicht: liegt dann vor, wenn ich die Verallgemeinerung einer
Maxime zwar denken, aber nicht widerspruchsfrei wollen kann
- Tugendpflichten sind unvollkommene Pflichten mit gewissen Ermessensspielraum
- Tugendpflichten gegen sich selbst: Pflicht zur Selbstvervollkommnung,
gegenüber eigenen Talenten (mit gewissen Spielraum für Erholung und
„Faulheit“)
- Tugendpflichten gegen andere: Pflicht, anderen in der Not zu helfen; Pflicht
zur Wohltätigkeit (mit gewissen Optionalität -> wann, wie viel ich geben
will)
Autonomie
- Neigungen (Vorlieben, Wünsche, Zwecke) sind heteronom -> Handlung aus Neigung = nicht
selbstbestimmt, fremdbestimmt -> nicht moralisch
- Neigungen = Naturphänomene -> kausal determiniert, unfrei
- Positive vs. Negative Freiheit
- Negative Freiheit = Unabhängigkeit von allen äußeren, materiellen Beweggründen
(Neigungen) bei Handlungsentscheidungen (aus Pflicht)
- Positive Freiheit = Autonomie (Selbstgesetzgebung/Selbstbestimmung)
- Bestimmung des Willens durch moralische Gesetze, die er sich selbst gibt
-> weil ich frei von Neigungen bin, kann ich mein Handeln selbst bestimmen
-> weil ich mein Handeln frei bestimmen kann, bin ich frei (unabhängig)
- Wir können Moral nicht denken, wenn es keine Willensfreiheit gibt (können nicht
entscheiden, ob Handlungen moralisch/unmoralisch sind)
- Preis: Einen Preis hat das, an dessen Stelle ein Äquivalent (etwas gleichwertiges) gesetzt
werden kann. Der Preis oder Wert einer Sache beruht auf unseren Neigungen & Bedürfnisse
- Würde: der objektive, „innere Wert“ einer Person äußert sich in ihrer Würde > es gibt nichts,
was ihr gleichkommt (kein Äquivalent), ist über jeden Preis erhalten (hat keinen Preis)
- Autonomie: Bestimmung des Willens durch das moralische Gesetz, dass er sich selbst gibt
- Da es nach Grundformen des Kategorischen Imperativs theoretisch möglich ist, Maximen, die
eigentlich unmoralisch oder zumindest moralisch suspekt sind zu verallgemeinern, formuliert
Kant den Kategorischen Imperativ um:
- „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines
jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel gebrauchst“ ->
Selbstzweckformel
- Verbot der Instrumentalisierung der Menschen, sie nur als Mittel zum Zweck
zu behandeln
- Ein Menschenleben ist nicht ersetzbar -> genauso viel wert wie gesamte
Menschheit
Rechtfertigung staatlicher Gewalt - Zusammenfassung
„Alle Menschen sind gleich und frei: Die Gesellschaft ist also, in ihrer Natur und Bestimmung nach,
autonom und bedarf keiner Regierung (…). Wer immer Hand an mich legt, um mich zu regieren, ist
ein Usurpator und Tyrann; ich erkläre ihn für meinen Feind“ - Pierre Joseph Proudhon
Lässt sich der Zwang, den ein Souverän gegenüber seinen Bürgern ausübt rechtfertigen?
- Naturzustand
-> Gedankenexperiment vor Staat, zeigt warum dieser sinnvoll ist
- rechts- und staatsfrei -> keine öffentliche Sicherung der Rechte des Einzelnen
- Abhängig von gesellschaftlichen Vorannahmen (z.B. Menschenbild -> hängt von Philosophen
ab)
- Jeder einzelne muss selbst für seine Gerechtigkeit sorgen -> absolute individuelle Freiheit, da
kein Gewaltmonopol, Einschränkung nur durch Interessenskonflikte
=> Vorstaatlicher Zustand (Überlegung wie es sein könnte)
- Gesellschaftsvertrag
-> Ausgang des Naturzustandes
- legitimiert Schaffung eines Staates, Gedankenexperiment überprüft Zustimmungsfähigkeit eines
Staates
- Alle geben wechselseitig ihre individuelle Freiheit ab, um die Interessen, Rechte aller zu
sichern -> Schutz durch Verpflichtung => Zustimmungstheorien
- Um Vertrag zu sichern braucht es Staat -> Gesellschaftsvertrag legitimiert Staatsschaffung =>
Staat = künstliches Konstrukt
=> begründen Staatsschaffung und Pflichten der Bürger, Grenzen staatlicher Macht und
Rechte der Bürger
- Konstruktion des Naturzustandes zeigt Ziele einer Gesellschaft (z.B. Sicherheit, Frieden,
Wohlstand), welche mithilfe des Gesellschaftsvertrags festgehalten werden
- Politische Ordnung
- Absolutismus (ein Souverän (Individuum oder Gruppe) herrscht uneingeschränkt, steht
Über dem Gesetz, ist Untertanen nicht rechenschaftspflichtig (nur Gott))
- Souverän ist jedoch an Zweck des Urvertragsschlusses gebunden (=Gewährleistung der
Selbsterhaltung durch Frieden)
Staatstheorie nach John Locke - Zwei Abhandlungen über die Regierung (1689)
- Leben im Naturzustand
- Zustand vollkommener Gleichheit d. Menschen
- Vollstreckung des Natürlichen Gesetzes als allg. Recht für jedermann
-> Gewalt & Verletzung des natürlichen Gesetzes nicht Naturzustand
- Staatsgründung
- Natürliche Freiheit wird durch Gesellschaftsvertrag aufgegeben, wenn dieser bessere
Lebensbedingungen bietet als Naturzustand
- politische Ordnung
- repräsentative Demokratie (Legislative, Executive (Gewaltenteilung))
-> aber wie lässt sich Rechtssystem einer bestimmten Gesellschaft rechtfertigen ?
-> zwei prominente Rechtsauffassungen:
Naturrecht Rechtspositivismus
- bestehendes („positives“) Rechts an idealem - Recht = vom Menschen gemachtes,
Recht gemessen / beurteilt tatsächlich bestehendes Recht => „positives
- Gilt überzeitlich, abgelöst vom jeweils Recht“
geltenden Recht - Gilt zu einer bestimmten Zeit an einem
-> egal in welchem Land, welcher Mensch = bestimmten Ort (in bestimmter
gleiches ideales Recht Gesellschaft)
Die Mauerschützenprozesse
„Die Anwendung der Schusswaffe ist gerechtfertigt, um die unmittelbar bevorstehende Ausführung
einer Straftat zu verhindern“ - Grenzgesetz 1982 (DDR)
- Gerichtsverfahren wegen tödlicher Schüsse an Berliner Mauer, Schießbefehl wegen deutscher Teilung
(1961-1989)
- “Grenzsoldaten” & politisch und militärisch Verantwortliche des DDR-Regimes angeklagt etwa die
Hälfte der Angeklagten wurden freigesprochen
-> Wer ist verantwortlich – Befehlshaber oder Befehlsempfänger?
- Befehlshaber, da:
- haben Macht über Befehlsempfänger:innen, können Gesetze erlassen, an die sich
Befehlsempfänger halten müssen (Pflichten gegenüber Staat)
- Befehlsempfänger könnten sich zwar widersetzen, müssten aber mit schweren Sanktionen
(Ausgrenzung, Psychoterror, …) rechnen
- trotzdem muss zu großer Autoritäts- / Staatsglaube und fehlende Selbstreflexion der eigenen
Taten (Befehlsempfänger:innen, die ihre Schuld abwälzen) kritisiert werden
-> Lassen sich die Handlungen die in der DDR vollzogen wurden, nach bundesdeutschem Recht
beurteilen ?
Pro-Argumente Contra-Argumente
Pro-Argumente Contra-Argumente
- grundlegende Menschenrechte gelten (z.B. - Mauerschützen handeln nach geltendem
Recht auf körperliche Unversehrtheit, Recht Recht
auf Flucht, Recht auf Freizügigkeit / - Schießbefehl basiert auf §27 Grenzgesetz
Auswanderung)
Rechtsziele:
- Gerechtigkeit
- Recht dient Gerechtigkeit
- Gesetze müssen nach Gleichheit streben: Gesetze, die Gerechtigkeit verleugnen ≠ Recht; muss nicht
befolgt werden
- Zweckmäßigkeit
- Rechtsbestimmungen führen in der Praxis zu dem Ergebnis, das sie bezwecken sollen
- Meint die Praktikabilität der gesetzlichen Bestimmungen für das Gemeindewohl
- Rechtssicherheit (“Prima-Facie-Vorrang”) → Vorrang nur bis zu einem bestimmten Grad
- “besser, es gibt Gesetze, die ein bisschen ungerecht sind, als gar kein Gesetz und Zusammenbruch
des Staats”
- bezeichnet Garantie, dass die formulierten Gesetze “nicht heute hier, morgen dort und anders”
angewendet werden
-> wird sowohl von der Zweckmäßigkiet als auch von der Gerechtigkeit gefordert
Die Unerträglichkeitsformel:
- Wenn Widerspruch zwischen positivem Gesetz und Gerechtigkeit
(Naturrecht) unerträgliches Maß erreicht, dann positives Recht =
“unrichtiges Recht”
Die Verleugnungsformel:
- wird in positivem Recht Grundsatz der Gleichheit gezielt
verleugnet, entspricht Recht nicht Rechtsnatur, hat keinerlei
Verbindlichkeit (muss nicht eingehalten werden)
- klar identifizierbares Kriterium: Grundsatz der Gleichheit
-> ausgeschlossen wird, damit Diskriminierung / Vernichtung von
Minderheiten
→ Bspw. “Nürnberger Gesetze” (1935) entbehren der Rechtsnatur, sind nicht verbindlich
Pflicht zum Rechtsgehorsam? - Über das Widerstandsrecht
- Sokrates wegen Verführung der Jugend, Gotteslästerung zum Tode durch den Giftbecher verurteilt
-> akzeptierte Urteil (auch wenn evtl. ungerecht), lehnte Flucht ab, auch wenn Freunde (u.a. Kriton)
versuchen, ihn umzustimmen
- ein Staat würde zusammenbrechen, wenn nicht auf die Gesetze gehört werden würde
+ wenn Gesetzesbrüche keine Konsequenzen mehr hätten, könnte jeder tun was er wollte ->
Chaos
- aber was wenn Gesetzesbruch nicht Zusammenbruch, sondern Verbesserung Staat -> blinder
Gehorsam?
- wenn jemandem Rechtsprechung / Entscheidung des Athener-Gerichts nicht gefällt, besteht
Möglichkeit (ins Exil) auszuwandern
- wer trotzdem bleibt, sich ein Bild von Athener Rechtsprechung machen konnte, geht Vertrag mit Stadt
ein, verpflichtet sich dazu, sich an Regeln / Gesetze zu halten
- Kritikverbot
- Sokrates konnte Gesetze / Staat auch nicht davon überzeugen, sich zu verändern (z.B: durch Protest /
Bürger:inneninitiative), obwohl er es hätte tun können
- kann Einzelperson wirklich Gesetze verändern?
- Stadt hat Sokrates ernährt, erzogen, ihm kam alles “Schöne” zu gute, was in ihrer Macht stand, jetzt
soll er auch Nachteile erdulden
- man muss nicht alles, was der Staat macht, unterstützen (nur weil man ihn nicht zu 100%
unterstützt, hat man keine Strafe verdient)
- Sokrates hätte 70 Jahre lang Stadt verlassen / Gesetze ändern können