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Zusammenfassungen

Merkmale der Willensfreiheit – drei Ansichten


Geert Keil – Der Begriff der Willensfreiheit
„Willensfreiheit als Grundlage für Entscheidungen.“

− Willensfreiheit (im Sinne von Entscheidungs-, Wahlfreiheit) entspricht nicht der Fähigkeit
Wünsche, Neigungen, Vorlieben willentlich zu ändern
→ Anna hat eine Vorliebe für Erdbeereis, diese Vorliebe kann nicht geändert werden
(ist natürlich, willkürlich gegeben)
→ Kritik: für manche Philosophen Willensfreiheit= Fähigkeit Vorlieben, Neigungen zu
ändern

„man kann auch weiterüberlegen und sich auch anders entscheiden, als die Wahl zu treffen, die dem
ersten Impuls entspricht“

− Neigungen, Vorlieben, Triebe nicht willentlich beeinflussbar, können aber reflektiert +


abgewogen werden
− Unabhängig des ersten Triebes/Neigung kann man auch anders entscheiden
→ ändert aber nicht die Neigung
▪ Anna mag Erdbeereis, kann Neigung nicht willkürlich in Vanilleeis abändern,
kann aber Vorliebe reflektieren und sich dennoch für Vanilleeis entscheiden

→ Stellt die Fähigkeit dar, Triebe/ Neigungen zu reflektieren (ohne Abänderung) und die Wahl ob
man ihnen nachgeht oder nicht (ob Triebe /Neigungen handlungswirksam werden)

Gefühle (a) Verstand (b) Handlung (C)


Natürliche
Neigungen, Überlegte Willensbildung + - Ereignis
Gegebenheit
Antriebe, Wünsche, Entscheidungsfindung bewusster
Impulse Willensbildung
- durch Verstand = Mensch überlegt und
- natürliche wägt ab, reflektiert Neigungen (a)
Gegebenheiten
- bewusste Willensbildung von Natur aus
- keine freie Wahl frei, untersteht Verstandestätigkeit des
Überlegung,
oder Entscheidung Menschen
Reflektion
- Willensbildung immer unter best.
einschränkenden Bedingungen

-> können durch Willensbildung


überwunden werden

Ausnahme: Kinder, psychisch Kranke

Tiere handeln
instinktiv
Peter Bieri – Die Paradoxie eines unbedingten Willens
„hätten wir einen unbedingten Willen wären wir unfrei.“

Gedankenexperiment:

− Ein determinierter Wille = unfreier Wille, wäre total bestimmt

→ Freier Wille = absolut unbestimmter Wille

− Problem: absolut unbestimmter Wille wäre nicht von Person kontrollierbar, hätte
nichts mit Person (Charakter, Gedanken, Empfindungen) zutun
➢ Entscheidungen dieses Willens für Person äußerlich fremd

→ Absolut unbestimmter, freier Wille wäre nicht von Person kontrollierbar, hätte keinen Einfluss
auf die Bestimmung dieses Willens

„der Einfluss auf den Willen macht die Urheberschaft des Wollens aus“

− Durch Überlegen und Nachdenken wird Wille ursächlich bestimmt


→ Subjektive Gründe fließen in Bildung des Willens ein -> Wille einer bestimmten
Person
− Überlegen begründet die Willensfreiheit, ist Urheberschaft des Wollens

Pro Contra
- Nur durch selbstständiges - Wenn Überlegen alleinige
Nachdenken -> eigene bestimmende Merkmal des
Entscheidungen, Wille kann Willens wäre, äußere Einflüsse
geformt werden hätten nichts mehr mit
Formung des Willens zu tun
- Nie der Fall, man wird
unbewusst z.B durch Erziehung
geleitet
- Erfahrungen können durch
Verstand reflektiert + bedacht
werden -> Freiheit des Willens
wird gewahrt

Thomas Nagel – Die offene Möglichkeit


„Ich hätte A statt B wählen können“

− Philosophisches Konzept der „offenen Möglichkeit“ -> offene Möglichkeit etw. bestimmtes
zu wählen bis zur Entscheidung (kann A oder B wählen)
− Es besteht die offene Wahl (freie Entscheidung) zwischen Pfirsich und Schokotorte
o (sofern keine Naturkräfte, welche Willensentscheidung unmöglich machen)
− Bis zum Moment der Entscheidung, alle Umstände gleich, die Zukunft offen
„Was würde es für unser menschliches Handeln und Leben bedeuten, wenn niemand von uns eine
offene Möglichkeit hat?“

− Entscheidungen wären vorgesetzt, keinen zeitlichen Aufwand für diese


− Wenn man keine Entscheidungen treffen könnte -> keinen eigenen Willen, nur Teil eines
kollektiven Willens (z.B. Schwarmintelligenz bei Bienen)
Determinismus und Charakter – Zusammenfassung
Wiederholung Determinismus
- Naturphilosophische, metaphysische Theorie
- Leben und Welt alternativlos fixiert -> steht entgegen dem freien Wilen
- Gedanken, Entscheidungen abhängig von Ereignissen, Umständen
→ Freie Entscheidungen + Wille festgelegt (freier Wille=Täuschung)
→ Wille ist nicht an uns gebunden, sondern an Kette von Umständen, Ereignissen

→ Wenn Determinismus war, Menschen nicht mehr für Handlungen verantwortlich

Determinismus und Charakter I


„Ich kann tun was ich will. Aber ich vermag nicht, es zu wollen“

- Wir Menschen besitzen Handlungsfreiheit, ohne äußerlich eingeschränkt zu werden


- Jedoch scheint der Wille nicht frei zu sein
→ können Inhalte unseres Wollens (Ziele, Wünsche) nicht selbst frei bestimmen

Eine Person steht vor einer Entscheidung und hat mehrere Alternativen

- wägt ab: Kann x, oder y tun, aber auch z ist möglich


→ jede Alternative muss möglich sein (kann nd entscheiden ob man heute stirbt oder
lebt)
→ Schlussendliche Handlung ist Resultat des Charakters
Denn:
- Mensch kann sich nur so verhalten, wie es Motive (Handlungsursachen) zulassen
- Charakter bestimmt, wie Motive sich im Willen auswirken

→ Charakter determiniert das Wollen eines Menschen, kann nicht frei entscheiden was er will,
sondern wird von Charakter determiniert

Determinismus und Charakter II


Verbrechen und Kindheit. Sind Verbrecher und auch wir „normalen“ Menschen für unsere Taten
moralisch verantwortlich?

- Kein Mensch ist für seine Handlungen moralisch verantwortlich


→ Taten der Kriminellen durch innere, unbewusste Triebkräfte verursacht, müssen
aufgrund Kindheitstraumata/-erfahrungen Taten begehen
▪ Z.B. Person ist im Kinderheim aufgewachsen -> keine Aufmerksamkeit.
Versucht diese mithilfe einer Straftat zu bekommen, die vielleicht langen
Prozess zur Folge hat -> gewünschte Aufmerksamkeit (innere Triebkraft)
▪ Kriminelle sollten inhaftiert, jedoch nicht als moralisch verantwortlich
angesehen werden
→ „normale“ Menschen auch für Taten nicht verantwortlich, da sie nicht für
jeweiligen Charakter verantwortlich sind welcher Willen beeinflusst
- manche Verhaltensweisen veränderbar durch Willenskraft
→ diese ist auch determiniert, nicht verdienst des Menschen -> auch gute Menschen
nicht moralisch verantwortlich
Konsequenzen des Determinismus – Strafrecht und Schuld
Wann kann jemand verurteilt werden und was sind Bedingungen für Schuld?

− Bedingung Strafe = Schuld


→ Bewusste Entscheidung für Tat (hat sie nicht verhindert/vermieden)
▪ Nur Menschen Adressaten für Schuld
− Fähigkeit Recht und Unrecht zu unterscheiden
− Freie, verantwortliche Selbstbestimmung des Handelns (nicht gezwungen, geistig in der
Lage)
→ Kann mich wissentlich und frei für Handlung entscheiden (für Recht oder Unrecht)

→Normalerweise sind Menschen in der Lage, Recht und Unrecht zu unterscheiden,


Verantwortung zu übernehmen und schuldig zu werden

→ Menschen haben Willensfreiheit

(ohne diese keine Schulfähigkeit, da Tat vorhergesehen wurde -> konnten sich nicht dafür
entscheiden, bestimmen)

Wer kann vermindert schuldfähig sein?

− Menschen mit psychisch-geistigen Erkrankungen


− Kinder bis einschließlich 14 Jahre

→ Haben verringertes Strafmaß

Welches Stellen des Strafrechts sind aus Sicht des Determinismus problematisch?

− Entscheidungen für das Unrecht


→ Basiert auf Willensfreiheit, welche nicht gegeben ist
▪ Es gibt keine Selbstbestimmung da Menschen durch äußere und innere
Faktoren determiniert sind
− Keine Strafe ohne Schuld
→ Ohne Schuld keine Strafe, da Handlungen vorherbestimmt sind
▪ dennoch Strafe nötig -> Sicherheitsverwahrung zum Schutz der Bevölkerung
Sex und Gender – Über weibliche Selbstbestimmung und Rollenvorstellung
„Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“ – Simon de Beauvoir
Bedeutung der Begriffe Sex und Gender und deren Verhältnis zueinander
- Wissenschaftlicher Sprachgebrauch:
→ Gender = soziale Geschlecht/ soziokulturelles Rollenbild
→ Sex = biologisches Geschlecht
- Durch Gesellschaft bestimmt, welche Rolle ein Mensch annimmt; durch Vermittlung anderer
entsteht mein Selbstbild
→ Durch Rollenbilder, Schönheitsideale, Voraussetzungen die man erfüllen muss
- Differenzierung der Geschlechter meist in der Kindheit (Durch Erziehung)
→ Es entsteht ein Unterschied zwischen Mann und Frau der nicht mehr zu beheben ist

Welche Ziele wurden in Folge der Emanzipation der Frau erreicht und welche nicht?

Tatsächliche Erfolge der Emanzipation Bestehende Forderungen der Emanzipation

Gleiche Ausbildungschancen Gleiche Bezahlung von Frau und Mann


Ehefrauen rechtlich besser geschützt; Gleiche Chancen in Beruf und Karriere für Frau
Liebesheiraten und auch unverheuratete Mann
Frauen -> keinen Zwang mehr zu heiraten
Viele erwerbstätige Ehefrauen + Hausmänner Prostitution hat weltweit zugenommen
Fraun wird zugestanden, sexuelle Bedürfnisse Genug Kindergartenplätze und
zu haben Ganztagsangebote zur Entlastung für
alleinerziehende Väter und Mütter
Unter bestimmten Bedingungen darf straffrei
abgetrieben werden, Geburtenkontrolle durch
Pille wesentlich erleichtert
Gesetzlich geregelten Schwangerschaftsurlaub
sowie Mutterschutz
Angst und Freiheit – der Existentialismus bei Jean-Paul Sartre
„Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt“ (- Jean-Paul Sartre)

- Freie Selbstbestimmung, kein Determinismus


- Allerdings:
o Man ist für sein eigenes Handeln verantwortlich, muss immer für sich selbst
entscheiden → keine Person, die dies für einen übernehmen kann
→ Muss eine Bürde tragen, frei zu sein

Wie löst man ein Dilemma, wie trifft man die dazu nötige Entscheidung?
- Entscheidende muss eine Entscheidung treffen, Orientierung findet er dabei keine
- Wenn er sich Rat holt, sollte er im Blick haben, wen er fragt. Denn jeder wird aus seiner
Perspektive sprechen. Niemand ist objektiv
- Eine bestimmte Person um Rat zu fragen beruht selber wiederum auf einer Entscheidung, die
man selbst getroffen hat, eine Orientierung, die man sich selbst gegeben hat
- Eine Person um Rat zu fragen und sich nach den Meinungen anderer richten, beruht bereits
auf der freien Entscheidung, eben diese Ratschläge oder Meinungen als relevant für das
eigene Leben zu betrachten → ob etwas relevant ist oder Sinn hat, entscheide ich

→ Zusammenfassend: der Mensch ist absolut frei, die Moral zu wählen, die ihm am meisten
zusagt bzw. darüber zu entscheiden, was gut und sinnvoll für ihn ist

Der Existentialismus ist ein Humanismus

- Die Existenz geht beim Menschen der Essenz (Wesen, Bestimmung) voraus → er wird ins
Leben „geworfen“ und muss sich selbst formen. Ist dadurch auch nicht determiniert, hat
allerdings eine völlige Selbstbestimmung → er ist verurteilt frei zu sein
Das Bild von Existenz, Essenz und Entstehung aus verschiedenen Sichtweisen

Vor- und Nachteile die sich aus dem existentialistischen Menschenbild gegenüber
demjenigen des Christentums ergeben

Vorteile Nachteile

Unabhängigkeit von Geboten Keine Orientierungshilfe bei Entscheidungen,


keine konkreten Werte und Normen →
Lösungsfindung gestaltet sich schwierig
Selbstentwicklung ohne Rücksicht auf religiöse Gott gibt Sinn; Motivation zum guten Handeln
Gebote
Gott erschuf Menschen mit freiem Willen, um
→ kein vorgegebener Weg, völlige sich in einem gewissen Rahmen, den Gott
Selbstbestimmung gesetzt hat, selbst zu verwirklichen
Der Ultilitarismus – Zusammenfassung
„Diejenige Handlung ist die beste, die das größte Glück für die größte Zahl herbeiführt“

Jeremy Bentham – Über das Prinzip der Nützlichkeit


„Die Natur hat die Menschheit unter die Herrschaft zweier souveräner Gebieter – Leid und Freude –
gestellt“

Anthropologische Annahme auf die sich Bentham bei seinem Prinzip stützt

- Leid und Freude bestimmen menschliches Handeln („was wir tun, sagen, denken“; ohne
willentliche Beeinflussung durch den Menschen) → souveräne Gebieter
→ Diese Theorie abzulehnen bestätigt dies
- Leid und Freude Naturgesetze von welchen wir determiniert sind; Maßstab für Moral
→ Was Freude/Glück erzeugt ist gut, was Leid erzeugt ist schlecht => Prinzip der
Nützlichkeit

Das Prinzip der Nützlichkeit

- Prinzip das Handlung gut/schlecht heißt, je nachdem ob es Nutzen (Bentham: Glück) der
Handlungsbetroffenen vermehrt/vermindert
- Handlung ist gut zu bewerten, wenn sie den Betroffenen nützt („Gut ist das was nützt
(=Glück vergrößert)“)
- Maßgeblich für Nutzen = „Glück der Gruppe“ -> die Handlungsbetroffenen
→ Ermittelt wird dieser (Gesamt-)Nutzen durch Summierung des Nutzens für
jedes Glied d. Gruppe
 Prinzip, dass jede Handlung zu billigen ist, die Glück der Gruppe vermehrt, Gruppe vor
Unheil und Leid bewahrt

Bentham´schen Gebrauch des Wortes „Nützlichkeit“

- Eigenschaft von Objekt, pos. = Vorteil, Freude, Glück +Gutes hervorzubringen, neg. vor
Unheil, Leid, Unglück bewahrt
- Bezogen auf ein Individuum = größtes Interesse -> größtes Glück/Vermeidung von Leid
- Auch übertragbar auf Gemeinschaft, diese = fiktiver Körper zusammengesetzt aus Individuen
o Interesse der Gemeinschaft = Summe der Interessen der Individuen, daher Interesse
an Glück/Leidmiderung jedes Einzelnen
o Entscheidung für eine Handlung= Numerische Mehrheit („Nützlich ist Handlung die
das Glück der größtmöglichen Menge fördert“)
Die vier Grundprinzipien des Utilitarismus

- Nutzenprinzip (Handlung wird danach beurteilt ob sie nützlich ist)


- Folgenprinzip (Nur Folgen einer Handlung sind relevant für ethnische Beurteilung)
- Hedonistisches Prinzip (Jeder strebt danach sein Wohlbefinden (Lust, Glück) zu steigern (->
grisch., antiker Philosoph Epikur)
- Universalistisches Prinzip (Handlung dann gut, wenn Tendenz Glück der
Gemeinschaft/Mehrzahl maximiert)

Jeremy Bentham – Das hedonistische Kalkül


- Methode um zu bestimmen, ob gewisse Handlungen gut oder schlecht für eine Gruppe sind
- Freude und Leid werden mit 7 Umständen beurteilt (Intensität, Dauer, (Un-)Gewissheit, Nähe
& Ferne, Folgenträchtigkeit, Reinheit, Ausmaß)
- Um Tendenzen einer Handlung zu bestimmen, betrachtet man das Leid/ Freude in erster &
zweiter Linie anhand der Umstände
o für jedes Individuum; addiert jew. Freude & Leid -> zieht allg. Tendenz
→ ist Zahl der Freude größer als Zahl des Leids-> Handlung für Individuen insg.
Gut, wenn nicht, ist Tendenz der Handlung schlecht

Vor- und Nachteile des hedonistischen Prinzips

Vorteile Nachteile
Mit wissenschaftl. Professionellen Methoden, Sehr subjektiv; Beurteilung nach moralischen
Ergebnis professioneller Vorstellungen der jew. Person
Wohl der Allgemeinheit -> Prinzip der Rechte, Eigentumsverhältnisse nicht beachtet;
Nutzenmaximierung „Zweck heiligt die Mittel“ -> es zählt nur der
Nutzen
Menschliches Leid & Freude werden messbar Eigene Interessen werden unter Kalkül gestellt;
gemacht kein Schutz von Minderheiten
Praxisbezogene Entscheidungshilfe nach Bei dringenden/schnellen Entscheidungen
rationalen Maßstäben nutzlos; taugt nicht immer im Alltag;
Folgenabschätzung schwer möglich

Peter Singer – Präferenzutilitarismus

Gleichheit Interesse (Präferenz) Person

- alle Wesen einer Gattung (Spezies) mit vergleichbaren Interessen


→ Mensch = Spezies unter anderen, lässt sich wissenschaftlich bestimmen
- Meine Interessen zählen nicht einfach mehr als andere, nur weil sie meine sind; alle
Interessen, derer der Betroffen sind, müssen beachtet & abgewogen werden => „Prinzip der
gleichen Interessenabwägung“
→ Erstrebenswert sind beste Konsequenzen für alle (utilitaristisches Moment)
- Person Merkmale: Rationalität, Selbstbewusstsein, Sinn für Zukunft, Beziehungsfähigkeit,
Sozialität, Kommunikation; Bewusstsein über Möglichkeit eigener Nichtexistenz, Präferenz
des Weiterlebens
→ Verneinung Lebensinteresses von Ungeborenen, Hirntoten,
Schwerbehinderten & Komapatienten
Grundposition Peter Singer

- Verneinung klassisches Verständnis von Menschenwürde durch Unterscheidung Person (als


reflexes Indiv.) & Mensch (Mitglied Gattung HS) => moralische Legimation für Abtreibung &
Euthanasie
- Einwände:
o Potentialitätsargument (Ungeborenes Kind hat Anlagen zu bewusster Person
entwickeln)
o Menschsein ist kontinuierlicher Prozess
o Problematische Bestimmung „Person“
o Verabsolutierung Sicht des Gesunden &Stigmatisierung von Normabweichung (z.B
Behinderung)

Ernst Tugendhat – Kritik am Utilitarismus

Probleme des von Hutcheson (erster Betrachter des Utilitarismus) formulierten utilitaristischen
Prinzip

- Moralische Entscheidung bei „diejenige Handlung sei beste, die größte Glück für größte Zahl
herbeiführe“ (utilitaristisches Prinzip) schwierig, wenn mehrere Personen pos. Als auch neg.
betroffen sind
o Prinzip der unparteilichen Berücksichtigung nach Tugendhat (alle Interessen bei
einer Handlung einbezogen -> da Recht)
→ Jedoch nicht alle Personen gleichbehandelt; Kriterien für Unparteilichkeit,
Ergebnis unterscheidet sich vom Prinzip der größten Glückmenge
 Kritisiert Utilitarismus dahingehend, dass er Unparteilichkeit außer Acht lässt

Die drei größten Probleme des Utilitarismus – 3 Fallgruppen

- Fallgruppe 1.: Problem der speziell verliehenen Rechte


o Verliehenes Recht (z.B Vertrag) hat beidseitigen Anspruch zur Einhaltung, ein
Utilitarist müsste den Vertrag aber brechen, wenn dies zu größerem Glück für
Mehrheit führen würde
→ Z.B Mietvertrag
- Fallgruppe 2.: Problem der Beziehungen von Nähe und Ferne
o Unabh. Von Gesamtnutzen gibt es Unterschiede in Beziehungen; Kind hat Recht auf
mütterliche/väterl. Fürsorge, ein fremdes Kind zu dieser Person nicht
→ Den Nahestehenden gegenüber ist man zu mehr Handlungen verpflichtet als
den Fernstehenden; Gesamtnutzen spielt keine Rolle
→ Z.B. Rettung meines oder eines fremden Kindes
- Fallgruppe 3.: Problem der negativen Pflichten
o Negative Pflichten größeren Stellenwert als positive
o Arzt hat nicht das Recht einen gesunden Menschen zu opfern um 5 zu retten, müsste
aber dem Utilitarismus nach, ihn opfern sie zu retten, da mehr Gesamtnutzen &
Glück für Gemeinschaft
Zusammenfassung - Deontologie nach Kant
Kants Philosophieverständnis
„In der Welt der Erfahrung/in Gott findet man keine Aussagen über moralische Gesetze“

- Die Welt der Erfahrung ist zu vielgestaltig -> beliebig viele Möglichkeiten zu leben, daher
keine allgemeingültigen moralischen Gesetze
- Gott kann der Mensch mit seinem begrenzten Erkenntnisapparat nicht wahrnehmen -> keine
moralischen Regeln/Gesetze
➔ Moralische Regeln nirgendwo auffindbar, Mensch + seine reine Vernunft sind befähigt diese
selbst aufzustellen

Warum muss ein moralisches Gesetz absolute oder unbedingte Gültigkeit beanspruchen?

- Es muss kontextunabhängig gelten -> Allgemeingültigkeit


o Es muss immer, universell, absolut gelten können
- Kant lehnt Ableitung von moralischen Gesetzen aus Erfahrung ab, da versch. Kulturen versch.
Gesetze haben und von sich selbst
o Moralische Gesetze können nur aus „reiner Vernunft“ / logischen Regeln abgeleitet
werden
➔ Moralische Gesetze zeigen, was man als vernunftbegabter Mensch tun sollte, nicht was man
definitiv tun wird (alle Wesen mit Verstand handeln nach gleichen moralischen Gesetzen,
galten schon vor 2.000 Jahren, gelten bis in Ewigkeit)

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Ehrfurcht und Bewunderung, je
öfter und anhaltender sich da Nachdenken damit beschäftigt. Der bestirnte Himmel über mir und das
moralische Gesetz in mir.“

- Bewundert Naturgesetze/-phänomene, die man mit Naturwissenschaften ergründen kann


- Bewundert Seele des Menschen, moralische Gesetze (fundamentale Regeln, die
allgemeingültig, für alle gleich sind
➔ Man kann sowohl in Naturwissenschaft als auch in moralischen Gesetzen Vorhersagen
machen (wenn etwas passiert, dann folgt daraus)
o Wenn es einheitliche, moralische Gesetze gibt, können/müssen alle Menschen
ähnlich handeln (nach diesen Gesetzen) -> Leben in Gesellschaft möglich
o Kant möchte Ethik auf in Fundament bringen, daraus eine Wissenschaft mit
Gesetzmäßigkeiten machen -> aus Denken erschließen sich moralische Regeln

Der gute Wille


„Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne
Einschränkungen für gut gehalten werde, als allein ein guter Wille“

- Der gute Wille ist das einzig uneingeschränkte Gute


→ Gut ist ein Wille der aus Pflicht handelt und nicht aus Neigung
→ „Naturgaben“ (= Intellektuelle Fähigkeiten (z.B Verstand) oder natürliche
Veranlagungen (z.B. Mut)), sowie „Glückgaben“ (z.B. Macht, Reichtum) sind nicht
uneingeschränkt gut, weil sie zu „bösen“ Zwecken missbraucht werden können (z.B
Kriminalität)
→ Wille ist gut, wenn er nach Prinzipien handelt, die die Vernunft als praktisch
notwendig (gut) erkannt hat und dies unabhängig von subjektiven Neigungen

„Kandidaten des Guten“ die laut Kant nicht ohne Einschränkungen gut sind:

„Kandidaten des Guten“ Nicht ohne Einschränkungen gut weil…


Naturgaben - ob Naturgaben schädlich sind hängt von
- Talente des Geistes (z.B. Verstand, Witz, dem Gebrauch ab, den der Wille von ihnen
Urteilskraft) macht
- Eigenschaften des Temperaments (z.B. (z.B mutiger Mensch als Held ->
Mut, Entschlossenheit, Selbstbeherrschung, Bankräuber?
Mut, Beharrlichkeit) z.B. Pflichtbewusstsein -> pflichtbewusster
Nazi organisiert Holocaust?:
Pflichtbewusstsein gute Tugend, aber nicht
rein gut)
Glücksgaben (z.B. Macht, Ehre, Gesundheit, -Welchen Einfluss Glücksgaben auf unser
Glückseligkeit) Gemüt haben, hängt von unserem Willen
ab
- der gute Wille ist die Bedingung, der
Glückseligkeit würdig zu sein
Handlungsfolgen (z.B Tauglichkeit zur -Ein Wille kann auch dann gut sein, wenn
Erleichterung bestimmter Zwecke Umstände es ihm unmöglich machen, seine
Ziele zu verwirklichen

Merkmale des guten Willens


- Handlung nach moralischen Nomen/Imperativen (z.B. „Du sollst nicht töten“) oder Werten
(Gleichheit, Gerechtigkeit)
- Der Wille ist gut, wenn rational, bewusst, vernünftig entschieden wird, man seine Triebe
beherrscht
Der kategorische Imperativ
Begriffsklärung

- Pflicht (nach Kant): Handlung aus Achtung vor dem moralischem Gesetz, sollte das alleinige
Motiv für das handeln sein -> Neigungen entsprechen nicht dem Handeln aus Pflicht
- Imperativ: eine allgemeingültige/moralische Handlungsanweisung bzw. Pflicht der man
aufgefordert ist zu folgen
- Maxine: persönliche/individuelle Handlungsregel welche jemand für sich selbst aufstellt, um
nach dieser allgemeinen Lebensregel zu handeln. Entspricht nicht einem Prinzip, orientiert
das eigene Handeln
- Hypothetisch: ist eine Forderung mit einem Ziel, welches durch bestimmte Bedingungen
erreicht wird. Die Forderung entspricht dabei persönlichen Neigungen, Wünschen -> nicht
allgemeingültig
- Kategorisch: formuliert ein moralisches Gesetz ist moralisch richtig und somit unbedingt für
alle Menschen ohne Ausnahme gültig
Ethik, 12g2, Hr. Peine, LB: Fragen nach dem guten Handeln, Thema: Zusammenfassung: Vom Begriff des
Guten Willens zum Kategorischer Imperativ

Zusammenfassung:
Vom Begriff des Guten Willens zum Kategorischen
Imperativ

Theoretische Grundlagen des Kategorischen Imperativs


Maxime

• ist eine subjektive Handlungsregel oder subjektiver Handlungsgrundsatz.

◦ Z.B. "Ich will immer dann lügen, wenn es nützlich ist."

• Kant unterscheidet willkürliche Handlungsgrundsätze (z.B. "Freitags gehe ich ins Kino.") und
notwendig-allgemeine Handlungsgrundsätze (z.B. "Wenn man gesund leben möchte, dann
muss man seinen Körper pflegen."), wobei Kant letztere

praktische Gesetze nennt.

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Ethik, 12g2, Hr. Peine, LB: Fragen nach dem guten Handeln, Thema: Zusammenfassung: Vom Begriff des
Guten Willens zum Kategorischer Imperativ
• Praktisch: Sie beziehen sich auf menschliches Handeln (Praxis)

• Gesetz: Sie enthalten eine allgemeine (trifft für jeden Fall zu) und notwendige (ist immer
gültig, das Gegenteil ist nicht möglich) Maxime.

• Praktische Gesetze geben an, wie jemand vernünftigerweise handeln sollte (Im Gegensatz zu
Naturgesetzen, welche angeben, was unter bestimmten Bedingungen geschehen wird). Kant
nennt praktische Gesetze auch

Imperative (=Regeln, welche ein sittliches/moralisches Sollen vorschreiben).

• Imperative sind "Befehle" der Vernunft, wobei es dem freien Willen obliegt, diese Befehle
auch auszuführen, d.h., sich das praktische Gesetz (Imperative) zur Maxime zu machen.

• Kant unterscheidet

◦ a) hypothetische Imperative:

▪ "Wenn du X (Zweck/Ziel) willst, musst du Y (Mittel) tun!" (Wenn-Dann-Beziehung;


Zweck-Mittel-Relation; zweckrationales Handeln)

◦ Z.B. „Wenn es mir nützt/wenn ich nicht bestraft werden will, dann lüge ich!“

◦ b) kategorische Imperative (= das Moralische Gesetz):

▪ „Ich soll niemals anders verfahren, als so, dass ich auch wollen könne, meine Maxime
solle ein allgemeines Gesetz werden.“ (Grundformel)

• Z.B. „Du sollst nicht lügen!“/“Du sollst nicht morden!“/„Du sollst nicht foltern!“

▪ Keine "Wenn-Dann-Beziehung". Der Kategorische Imperativ (KI) gilt kategorisch,


also unter allen Bedingungen, an allen Orten und zu jeder Zeit!

▪ Das moralische Gesetz ist das für jedes vernünftige Wesen gültige objektive Prinzip,
der "Grundsatz, nach dem es handeln soll, d. i. ein Imperativ" (GMS 2, Abs. 6. Anm.,
III 44).

2
Pflichteneinteilung nach Kant

- Pflichtenkollision:
- wenn man einer moralisch verbindlichen Pflicht nur nachkommen kann, indem man
eine andere, ebenfalls moralisch verbindliche Pflicht, verletzt
- Vollkommene und Unvollkommene Pflichten:
- Vollkommene Pflicht: liegt dann vor, wenn man die Verallgemeinerung einer Maxine
weder denken, als auch widerspruchsfrei wollen kann
- Rechtspflichten sind vollkommene Pflichten ohne Ermessensspielraum
- Rechtspflichten gegen sich selbst: Suizid-, Lügen-, Selbstversklavungs- und
Selbstverstümmelungsverbot
- Rechtspflichten gegen andere: Pflicht, die Wahrheit zu sagen (Lügenverbot)
- Unvollkommene Pflicht: liegt dann vor, wenn ich die Verallgemeinerung einer
Maxime zwar denken, aber nicht widerspruchsfrei wollen kann
- Tugendpflichten sind unvollkommene Pflichten mit gewissen Ermessensspielraum
- Tugendpflichten gegen sich selbst: Pflicht zur Selbstvervollkommnung,
gegenüber eigenen Talenten (mit gewissen Spielraum für Erholung und
„Faulheit“)
- Tugendpflichten gegen andere: Pflicht, anderen in der Not zu helfen; Pflicht
zur Wohltätigkeit (mit gewissen Optionalität -> wann, wie viel ich geben
will)

Autonomie

- Neigungen (Vorlieben, Wünsche, Zwecke) sind heteronom -> Handlung aus Neigung = nicht
selbstbestimmt, fremdbestimmt -> nicht moralisch
- Neigungen = Naturphänomene -> kausal determiniert, unfrei
- Positive vs. Negative Freiheit
- Negative Freiheit = Unabhängigkeit von allen äußeren, materiellen Beweggründen
(Neigungen) bei Handlungsentscheidungen (aus Pflicht)
- Positive Freiheit = Autonomie (Selbstgesetzgebung/Selbstbestimmung)
- Bestimmung des Willens durch moralische Gesetze, die er sich selbst gibt
-> weil ich frei von Neigungen bin, kann ich mein Handeln selbst bestimmen
-> weil ich mein Handeln frei bestimmen kann, bin ich frei (unabhängig)
- Wir können Moral nicht denken, wenn es keine Willensfreiheit gibt (können nicht
entscheiden, ob Handlungen moralisch/unmoralisch sind)

Moralität und Würde

- Preis: Einen Preis hat das, an dessen Stelle ein Äquivalent (etwas gleichwertiges) gesetzt
werden kann. Der Preis oder Wert einer Sache beruht auf unseren Neigungen & Bedürfnisse
- Würde: der objektive, „innere Wert“ einer Person äußert sich in ihrer Würde > es gibt nichts,
was ihr gleichkommt (kein Äquivalent), ist über jeden Preis erhalten (hat keinen Preis)
- Autonomie: Bestimmung des Willens durch das moralische Gesetz, dass er sich selbst gibt

„Autonomie ist der Grund der Würde“


- Würde zu haben, bedeutetet Selbstzweck zu haben (-> darf von niemanden nur als Mittel
verwendet werden)
- Nur ein Wesen kann einen Selbstzweck haben, das auch in der Lage ist, sich selbst zu
bestimmen (Gesetze zu geben)
Selbstzweckformel

- Da es nach Grundformen des Kategorischen Imperativs theoretisch möglich ist, Maximen, die
eigentlich unmoralisch oder zumindest moralisch suspekt sind zu verallgemeinern, formuliert
Kant den Kategorischen Imperativ um:
- „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines
jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel gebrauchst“ ->
Selbstzweckformel
- Verbot der Instrumentalisierung der Menschen, sie nur als Mittel zum Zweck
zu behandeln
- Ein Menschenleben ist nicht ersetzbar -> genauso viel wert wie gesamte
Menschheit
Rechtfertigung staatlicher Gewalt - Zusammenfassung

„Alle Menschen sind gleich und frei: Die Gesellschaft ist also, in ihrer Natur und Bestimmung nach,
autonom und bedarf keiner Regierung (…). Wer immer Hand an mich legt, um mich zu regieren, ist
ein Usurpator und Tyrann; ich erkläre ihn für meinen Feind“ - Pierre Joseph Proudhon

Lässt sich der Zwang, den ein Souverän gegenüber seinen Bürgern ausübt rechtfertigen?

- nein, Souverän kann Macht missbrauchen


- Anarchismus = gute Idee Auswirkungen von Geld & Macht auf Individuen zu verhindern ->
keine gesellschaftlichen Klassen, da Geld nicht relevant
- Problem eines Staates ohne „einheitliche Regierung“ -> keine gleichen Regeln & Werte,
Menschen leben nach versch. Vorstellungen
- Soziale & politische Gerechtigkeit liegt in Händen jedes Einzelnen -> Probleme

Naturzustand und Gesellschaftsvetrag - Was ist Sinn und Zweck?

- Naturzustand
-> Gedankenexperiment vor Staat, zeigt warum dieser sinnvoll ist
- rechts- und staatsfrei -> keine öffentliche Sicherung der Rechte des Einzelnen
- Abhängig von gesellschaftlichen Vorannahmen (z.B. Menschenbild -> hängt von Philosophen
ab)
- Jeder einzelne muss selbst für seine Gerechtigkeit sorgen -> absolute individuelle Freiheit, da
kein Gewaltmonopol, Einschränkung nur durch Interessenskonflikte
=> Vorstaatlicher Zustand (Überlegung wie es sein könnte)

- Gesellschaftsvertrag
-> Ausgang des Naturzustandes
- legitimiert Schaffung eines Staates, Gedankenexperiment überprüft Zustimmungsfähigkeit eines
Staates
- Alle geben wechselseitig ihre individuelle Freiheit ab, um die Interessen, Rechte aller zu
sichern -> Schutz durch Verpflichtung => Zustimmungstheorien
- Um Vertrag zu sichern braucht es Staat -> Gesellschaftsvertrag legitimiert Staatsschaffung =>
Staat = künstliches Konstrukt

=> begründen Staatsschaffung und Pflichten der Bürger, Grenzen staatlicher Macht und
Rechte der Bürger
- Konstruktion des Naturzustandes zeigt Ziele einer Gesellschaft (z.B. Sicherheit, Frieden,
Wohlstand), welche mithilfe des Gesellschaftsvertrags festgehalten werden

Staatstheorie nach Thomas Hobbes - Leviathan (1651)

- Wesen des Menschen im Naturzustand


- Es existiert natürliches Recht (jus naturale) = Recht auf Selbsterhaltung -> Recht aller auf
alles (absolute Freiheit)
- Mensch ist triebgesteuert & egoistisch („Der Mensch ist des Menschen Wolf“)
- Gleichheit aller Fähigkeiten durch verschiedenste Vorteile
- Leben im Naturzustand
- Gerechtigkeit & Ungerechtigkeit existieren nicht -> Individuen Schränken sich durch ihre
absolute Freiheit gegenseitig ein
- Konkurrenz, Ruhmsucht, Misstrauen => Krieg aller gegen alle

- Staatsgründung (wird notwendig durch Krieg aller gegen alle)


- Basiert auf Natürlichem Gesetz (lex naturalis)
- I Streben nach Frieden + II Einschränkung der absoluten Freiheit
- Wird realisiert durch Unterwerfungsvertrag -> „freiwillige“ (Angst ist Motivator)
Übertragung persönlicher, bestimmter Freiheitsrechte aller Menschen auf Obrigkeit
-> Staat = künstliches Konstrukt, geschaffen durch menschlichen Verstand

- Zweck/Funktion des Staates


- Garantiert Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Schutz, Verhinderung des Krieges aller gegen
alle
-> Ungerechtigkeit = Vertragsverletzung

- Politische Ordnung
- Absolutismus (ein Souverän (Individuum oder Gruppe) herrscht uneingeschränkt, steht
Über dem Gesetz, ist Untertanen nicht rechenschaftspflichtig (nur Gott))
- Souverän ist jedoch an Zweck des Urvertragsschlusses gebunden (=Gewährleistung der
Selbsterhaltung durch Frieden)

- Rechte der Bürger gegenüber dem Souverän


- Wenige -> Notrwehrrecht, Recht auf Selbsterhaltung

Staatstheorie nach John Locke - Zwei Abhandlungen über die Regierung (1689)

- Wesen des Menschen im Naturzustand


- „Natürliches Gesetz“ -> entstammt Vernunft des Menschen
- Begründet Freiheit des Menschen, über sein Leben & Besitz frei zu verfügen -> Freiheit
endet dort, wo sie die eines anderen verletzt
-> Grundlage Menschenrechte

- Leben im Naturzustand
- Zustand vollkommener Gleichheit d. Menschen
- Vollstreckung des Natürlichen Gesetzes als allg. Recht für jedermann
-> Gewalt & Verletzung des natürlichen Gesetzes nicht Naturzustand

- Staatsgründung
- Natürliche Freiheit wird durch Gesellschaftsvertrag aufgegeben, wenn dieser bessere
Lebensbedingungen bietet als Naturzustand

- Zweck/ Funktion des Staates


- Zufriedenheit, Wohlbefinden, Sicherheit, Frieden, Sicherung Privateigentum

- politische Ordnung
- repräsentative Demokratie (Legislative, Executive (Gewaltenteilung))

- Rechte der Bürger gegenüber dem Souverän


- Änderung der Legislative, Wiederstandsrecht
Naturrecht und Rechtspositivismus

„Gerechtigkeit ist ein irrationales Ideal“ - Hans Kelsen

Die Grundlagen von Recht und Gerechtigkeit


- Recht= ein System von gültigen Regeln, die das menschliche Zusammenleben bestimmen und die
durch das Gewaltmonopol des Staats (Polizei, Justiz) gesichert wird

-> aber wie lässt sich Rechtssystem einer bestimmten Gesellschaft rechtfertigen ?
-> zwei prominente Rechtsauffassungen:

Naturrecht Rechtspositivismus
- bestehendes („positives“) Rechts an idealem - Recht = vom Menschen gemachtes,
Recht gemessen / beurteilt tatsächlich bestehendes Recht => „positives
- Gilt überzeitlich, abgelöst vom jeweils Recht“
geltenden Recht - Gilt zu einer bestimmten Zeit an einem
-> egal in welchem Land, welcher Mensch = bestimmten Ort (in bestimmter
gleiches ideales Recht Gesellschaft)

- Rechtsnormen müssen bestimmten - Gesetz allein durch seine Existenz


moralischen Anforderungen gültig
entsprechen -> Gerechtigkeit -> hat sich ja als bestehendes, gültiges Recht
durchgesetzt
- ob Rechtsnorm moralischen Anforderungen
genügt oder nicht = unerheblich für
Rechtscharakter
(Gesetz muss nicht moralisch gerecht sein,
um zu gelten)
- Naturrecht = allgemeine, universale
Ordnung - gibt kein ideales Recht, an dem sich
-> unabhängig von menschlicher bestehendes (positives Recht) beurteilen
Zustimmung / dem vom Menschen lässt
festgelegten (positiven Recht) -> bestehendes Recht nicht aud Gerechtigkeit
-> kritischer Maßstab jeglichen positiven anhand eines objektiven,
Rechts allgemeingültigen Maßstabs prüfbar

- Naturrecht = natürliche vor- und - positives Recht = Bezug auf staatliche


überstaatlichen Rechte des Menschen Gesetzte
(z.B Menschenrechte)
- Naturrecht vs. Natur im Sinne der durch
Naturwissenschaften messbaren Welt

- Naturrecht = die in der vernünftigen „Natur


des Menschen“ (Wesen) angelegten
Prinzipien

Die Mauerschützenprozesse

„Die Anwendung der Schusswaffe ist gerechtfertigt, um die unmittelbar bevorstehende Ausführung
einer Straftat zu verhindern“ - Grenzgesetz 1982 (DDR)

- Gerichtsverfahren wegen tödlicher Schüsse an Berliner Mauer, Schießbefehl wegen deutscher Teilung
(1961-1989)
- “Grenzsoldaten” & politisch und militärisch Verantwortliche des DDR-Regimes angeklagt etwa die
Hälfte der Angeklagten wurden freigesprochen
-> Wer ist verantwortlich – Befehlshaber oder Befehlsempfänger?
- Befehlshaber, da:
- haben Macht über Befehlsempfänger:innen, können Gesetze erlassen, an die sich
Befehlsempfänger halten müssen (Pflichten gegenüber Staat)
- Befehlsempfänger könnten sich zwar widersetzen, müssten aber mit schweren Sanktionen
(Ausgrenzung, Psychoterror, …) rechnen
- trotzdem muss zu großer Autoritäts- / Staatsglaube und fehlende Selbstreflexion der eigenen
Taten (Befehlsempfänger:innen, die ihre Schuld abwälzen) kritisiert werden

-> Lassen sich die Handlungen die in der DDR vollzogen wurden, nach bundesdeutschem Recht
beurteilen ?
Pro-Argumente Contra-Argumente

- allgemeine Menschenrechte gelten - Handlungen, welche keine


Landesübergreifend Menschenrechtsverletzungen betreffen
-> die Entscheidung einen fliehenden dürfen nicht beurteilt werden -> da anderer
Menschen zu erschießen ist nach Staat
Völkerrecht illegal -> darf man solche Dinge überhaupt
=> DDR hat selbst Menschenrechte wie Recht beurteilen? Denn sie wurden unter anderen
auf Freizügigkeit und Asyl anerkannt -> Gesetzten getan
Berechtigung zur Verurteilung

- Überzeugungstäter können nicht einfach mit


ihrer Einstellung davon kommen -> ist
unmoralisch, könnte auf längere Sicht
Menschen negativ beeinflussen

- notwendig betroffene Personen zu ihrer


Einstellung zu taten zu befragen ->
Verantwortung muss getragen werden

- es ist Aufklärung notwendig -> Verpflichtung


des Rechtsstaates Unrecht nachzugehen

- Genungtuung der Opfer; Rechtsgefühl

-> Zuordnung der Argumente zu Naturrecht und Rechtspositivimus

Pro-Argumente Contra-Argumente
- grundlegende Menschenrechte gelten (z.B. - Mauerschützen handeln nach geltendem
Recht auf körperliche Unversehrtheit, Recht Recht
auf Flucht, Recht auf Freizügigkeit / - Schießbefehl basiert auf §27 Grenzgesetz
Auswanderung)

- DDR-Recht (§27) verstößt gegen


Menschenrechte (ethisch-rechtliches Ideal)

- eigener Verstand sollte Menschen daran


hindern, auf Flüchtende zu schießenTötung
von Menschen nach §27 =
unverhältnismäßige Gewalt
(Tötung = reine Abschreckung)
Urteil vom Bundesgerichtshof:
- §27 des Grenzgesetzes = unbeachtlich, da Verstoß gegen elementare Gebote der Gerechtigkeit
(Naturrechtsideal; Radbruchsche Formel)
- ohne Notsituation Menschen zu erschießen, lässt sich nicht rechtfertigen
- Menschenleben wiegt mehr als Staatstreue / Eid ggü. dem Staat

Der Rechtspositivismus – die “Reine Rechtslehre”

- es geht nicht um Rechtfertigung von Recht


- Recht wird beschrieben (deskriptiv), nicht bewertet (präskriptiv)
→ sagt niemals: “so soll ein Gesetz sein”, da man Gerechtigkeit außerhalb eines
Gesetzes nicht finden kann
- analysiert Recht seiner Struktur nach
- ist unabhängig von Politik, Interessen, Ideologien
- legitimiert / delegitimiert keine bestehende gesellschaftliche Ordnung
(da keine Wertung, nur Beschreibung)

Rechtspositivismus nach Hans Kelsen


- keine Rechtfertigung / Kritik von bestehendem Recht, nur Analyse
- lehnt Bewertung von bestehenden Rechtsordnungen anhand idealem Maßstab (Naturrecht) ab
→ Gerechtigkeit nur subjektiv, nicht rational erkennbar
→ Recht kann nicht auf Gerechtigkeit basieren (ideologisch motiviert, irrational)
- Rechtswissenschaft soll Recht nur auf das untersuchen, was bereits im Gesetz festgelegt ist
(wissenschaftlich-beschreibend)

- Gerechtigkeit als irrationales Ideal


- nur positive Rechtssysteme sind rationaler Erkenntnis, Begründung zugänglich
- objektive Gerechtigkeit nicht erkennbar, denn wenn Gerechtigkeit objektiv erkennbar wäre, brauche
man kein positives Rechtssystem
→ Gerechtigkeit = irrational, dient in Wirklichkeit nur einzelnen Interessen, nicht Wahrheit

- Verklärung des Rechts


- wenn Recht durch natürliche, göttliche Herkunft legitimiert wird (wie z.B. Menschenrechte),
verschleiert es wirkliche Herkunft aus bloßen menschlichen Interessen
(z.B. Argumentation: “Gott will es doch.”)
=> Aber entsteht nicht JEDES Gesetz/Handeln aus menschlichen Interessen?
Sollte man dann nicht menschliche Interessen hinterfragen, nicht nur Gesetze analysieren?

Das Naturrecht nach Gustav Radbruch

Rechtsziele:
- Gerechtigkeit
- Recht dient Gerechtigkeit
- Gesetze müssen nach Gleichheit streben: Gesetze, die Gerechtigkeit verleugnen ≠ Recht; muss nicht
befolgt werden

- Zweckmäßigkeit
- Rechtsbestimmungen führen in der Praxis zu dem Ergebnis, das sie bezwecken sollen
- Meint die Praktikabilität der gesetzlichen Bestimmungen für das Gemeindewohl
- Rechtssicherheit (“Prima-Facie-Vorrang”) → Vorrang nur bis zu einem bestimmten Grad
- “besser, es gibt Gesetze, die ein bisschen ungerecht sind, als gar kein Gesetz und Zusammenbruch
des Staats”
- bezeichnet Garantie, dass die formulierten Gesetze “nicht heute hier, morgen dort und anders”
angewendet werden
-> wird sowohl von der Zweckmäßigkiet als auch von der Gerechtigkeit gefordert

Verhältnis der Rechtsziele untereinander und mögliche Konflikte:


- Radbruch zufolge kommt Rechtssicherheit ein “Prima-Facie-Vorrang” vor der Gerechtigkeit zu (nur
bis zu bestimmtem Grad)
- positives Recht hat Eigenwert, Rechtssicherheit hat hohen Stellenwert
- ungerechte Gesetze besser als gar kein Gesetz / inkonsequente Anwendung von Gesetzen (in
diesem Fall Übereinstimmung mit Rechtspositivismus)
- positive Gesetze deshalb auch dann angewendet, wenn ungerecht (aber Entstehung von
Sicherheit)
- allerdings nur bis zu bestimmtem Grad von Ungerechtigkeit (da Gerechtigkeit = Zweck des
Rechts, ohne Gerechtigkeit sind Rechtssicherheit und Zweckmäßigkeit nichts wert)
→ positives Recht hat ggü. abweichender Gerechtigkeitsprinzipien somit keinen
absoluten Vorrang

Die Radbruchsche Formel

“extremes Unrecht ist kein Recht” – Gustav Radbruch

Die Unerträglichkeitsformel:
- Wenn Widerspruch zwischen positivem Gesetz und Gerechtigkeit
(Naturrecht) unerträgliches Maß erreicht, dann positives Recht =
“unrichtiges Recht”

Die Verleugnungsformel:
- wird in positivem Recht Grundsatz der Gleichheit gezielt
verleugnet, entspricht Recht nicht Rechtsnatur, hat keinerlei
Verbindlichkeit (muss nicht eingehalten werden)
- klar identifizierbares Kriterium: Grundsatz der Gleichheit
-> ausgeschlossen wird, damit Diskriminierung / Vernichtung von
Minderheiten
→ Bspw. “Nürnberger Gesetze” (1935) entbehren der Rechtsnatur, sind nicht verbindlich
Pflicht zum Rechtsgehorsam? - Über das Widerstandsrecht

- Sokrates wegen Verführung der Jugend, Gotteslästerung zum Tode durch den Giftbecher verurteilt
-> akzeptierte Urteil (auch wenn evtl. ungerecht), lehnte Flucht ab, auch wenn Freunde (u.a. Kriton)
versuchen, ihn umzustimmen

Sokrates Argumente dafür, sich an Athener Gesetze zu halten

- ein Staat würde zusammenbrechen, wenn nicht auf die Gesetze gehört werden würde
+ wenn Gesetzesbrüche keine Konsequenzen mehr hätten, könnte jeder tun was er wollte ->
Chaos
- aber was wenn Gesetzesbruch nicht Zusammenbruch, sondern Verbesserung Staat -> blinder
Gehorsam?
- wenn jemandem Rechtsprechung / Entscheidung des Athener-Gerichts nicht gefällt, besteht
Möglichkeit (ins Exil) auszuwandern
- wer trotzdem bleibt, sich ein Bild von Athener Rechtsprechung machen konnte, geht Vertrag mit Stadt
ein, verpflichtet sich dazu, sich an Regeln / Gesetze zu halten
- Kritikverbot
- Sokrates konnte Gesetze / Staat auch nicht davon überzeugen, sich zu verändern (z.B: durch Protest /
Bürger:inneninitiative), obwohl er es hätte tun können
- kann Einzelperson wirklich Gesetze verändern?
- Stadt hat Sokrates ernährt, erzogen, ihm kam alles “Schöne” zu gute, was in ihrer Macht stand, jetzt
soll er auch Nachteile erdulden
- man muss nicht alles, was der Staat macht, unterstützen (nur weil man ihn nicht zu 100%
unterstützt, hat man keine Strafe verdient)
- Sokrates hätte 70 Jahre lang Stadt verlassen / Gesetze ändern können

Möglichkeiten des legitimen Politischen Widerstands nach Sokrates


- Emigration: den Staat/das Land verlassen, wenn Gesetzeslage gefällt
- Politische Partizipation, Demonstration, Proteste: Die Stadt auf Missstände hinweisen, versuchen
diese zu verändern

Beurteilung der Plausibilität von Sokrates Argumenten

- Hautargument: Rechtssicherheit & Staatserhaltung ist plausibel, braucht aber zusätzliche


Möglichkeit der Regulierung von (ungerechten) Gesetzen
- Jeder sollte sich an geltende Gesetze halten, unabhängig des soz. Status der Person
- Sokrates handelt konsequent, wenn er sich Urteil beugt, da er sein bisheriges Leben auch
ohne Protest gegen Gesetze verbracht hat
- Gegenargument: auch wenn man sich zuvor nicht gegen Gesetze gewendet hat, kann man
seine Einstellung jederzeit ändern
- Verbannung/Exil eher eine Ausflucht, wodurch man sich nicht mit Problemen
auseinandersetzt -> bleibt bestehen
- Sokrates stirbt gewissermaßen als Märtyrer für seine Überzeugung

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