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EPIK
Definition:
Epik ist die Sammelbezeichnung für jede Art erzählender Dichtung in Prosaform (=
ungebundener, d.h. freier Sprache) oder Versen (selten). Die Epik ist neben der Lyrik und
Dramatik eine der drei literarischen Grundgattungen.
In epischen (=erzählenden) Texten erfährt der Leser von einem oder mehreren Ereignissen,
die eine oder mehrere Figuren verursacht haben oder mit denen sie konfrontiert sind. Diese
Ereignisse finden an einem oder verschiedenen Orten statt und haben eine bestimmte
Zeitdauer. Erzähltempus ist Präteritum.

Funktionen des Erzählens:


- etw. loswerden > sich etw. von der Seele reden
- zu etw. Distanz gewinnen > Abgrenzung
- Dinge in eine Ordnung bringen
- Unterhaltung (Witze, Anekdoten ...)
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epische Formen (=Genre)

Großformen, z.B. : Kleinformen, z.B. :


-r Roman -s Märchen
-s Epos … -e Kurzgeschichte
-e Erzählung
-e Novelle
-e Kalendergeschichte
-e Anekdote
-r Aphorismus …
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formale Merkmale epischer Texte


Die Bestimmung der formalen Merkmale ist die Grundlage und
Bestandteil der Erzähltextanalyse. Zur Erzähltextanalyse gehört die
Bestimmung von:
- e Handlung (Thema des Textes, Handlungsablauf)
- r Erzähler
- s Erzählverhalten ( = -e Erzählperspektive UND –e Erzählhaltung)
- e Figuren
- r Ort
- e Zeit
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Erzähler
Bei epischen Texten muss man zwischen dem Autor (= Verfasser des Werks) und dem Erzähler
unterscheiden. Der Erzähler ist die fiktive Instanz im Text, die sich in einem Erzähltext zu Wort
meldet und den Leser durch die Handlung führt.
Das bedeutet, der Erzähler ist nicht mit dem Autor identisch! Er ist eine Erfindung des Verfassers
(deshalb fiktiv).
 
Erzählverhalten
Bei dem Erzählverhalten geht es um die Frage: Wie wird erzählt? Die Beantwortung dieser Frage
umfasst folgende Kategorien:
- e Erzählperspektive
- e Erzählhaltung
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Erzählperspektive
Die Erzählperspektive beschreibt, aus welchem Blickwinkel / aus welcher Sicht die
Handlung erzählt wird.

Warum muss man die Perspektive des Erzählers bestimmen?


Der Erzähler gibt eine Perspektive auf das Geschehen, wertet und kommentiert
(>Erzählhaltung) es, dadurch:
- steuert und kontrolliert der Erzähler die Informationen einer Geschichte
- steuert der Erzähler unsere Emotionen, Gedanken und Reaktionen zur Geschichte
 
Der Erzähler beeinflusst die innere Logik des Erzählten!
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Erzählhaltung
Die Erzählhaltung beschreibt die wertende Einstellung des Erzählers zum erzählten Geschehen.
Diese wirkt sich auf die Art der Darstellung und auf die sprachliche Gestaltung (Wortwahl) aus.
Häufig äußert sich der Erzähler (selbst)kritisch, ironisch, sachlich, humorvoll, melancholisch,
mitfühlend etc.
Figurencharakterisierung S. 7

Unter dem Begriff Figurencharakterisierung versteht man die Gesamtheit der Figuren
eines literarischen Werkes und ihre Beziehung zueinander.

direkt indirekt
- erfolgt durch den Erzähler oder andere literarische - erfolgt aus dem Verhalten einer Figur und
Figuren deren Handlungen
- Selbstbeschreibung einer Figur - s Äußere der Figur, durch Gestik, Mimik,
Sprechweise oder auffällige Gewohnheiten.
Figuren & Figurencharakterisierung S. 7

äußere Merkmale

Alter, Aussehen, Kleidung, Gestik,


Mimik, Herkunft …

soziale Merkmale

Bildung, Beruf, gesellschaftliche


Stellung, Beziehungen, Verhalten,
Gewohnheiten, Sprechweise,
Herkunft, Werte …

Innenleben

Gefühle, Denkweisen &


Einstellungen, Interessen, Ängste,
Wünsche …
Figurenkonstellation S. 7
S. 7
Eine Figur wird vom Autor aus bestimmten Gründen gestaltet. Zur Beschreibung
einer Figur nutzt man folgende Begriffspaare:

statisch oder dynamisch Typ oder Charakter


• Ist eine Figur als
offen oder geschlossen
Individuum angelegt?
• Bleibt ihr Verhalten und
Charakter im Verlauf der • Ist die Figur mit vielen
Handlung gleich oder individuellen Eigenschaften
entwickelt sich die Figur? ausgestattet oder ist sie auf
wenige Merkmale • Ist die Verhaltensweise
• Ist die Figur fähig zur
reduziert? einer Figur für den Leser
Veränderung und zum klar verständlich und
Lernen? • Handelt es sich um
komplexe Figuren nachvollziehbar oder ist sie
• Handelt es sich also um
(=Charaktere) oder um überraschend, unerklärlich,
statische oder dynamische mehrdeutig und rätselhaft ?
Persönlichkeiten? Typen?
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Zeitgestaltung
Zur Untersuchung der Zeitstruktur eines epischen Textes werden
zwei Zeitebenen unterschieden

-e Erzählzeit -e erzählte Zeit


= die Zeit, die man zum Lesen oder Erzählen = -e Dauer der Handlung. Die erzählte Zeit kann nur
einer Geschichte braucht wenige Sekunden bis mehrere Jahrzehnte dauern.

Diese Zeit kann mit der Uhr gemessen werden Die erzählte Zeit ist die Zeit, die die Handlung in der
oder man gibt die Anzahl der Seiten bzw. Zeilen Realität dauern würde (z.B.: ein Sommer, zwanzig
an. Jahre, ein Menschenleben).
Zeitgestaltung S. 10
Das Verhältnis zwischen Dauer der Handlung (erzählter Zeit) und Dauer des Lesens (=Erzählzeit) kann drei
verschiedene Formen haben:
a) –e Zeitraffung / -s zeitraffende Erzählen
- Die Erzählung ist wesentlich kürzer, als die Handlung tatsächlich gedauert hat, d.h.:
Erzählzeit < erzählte Zeit
- Normalfall in literarischen Texten
- extremste Form ist der sog. Zeitsprung: Der Erzähler überspringt einen Zeitabschnitt der Handlung, d.h. von
diesem Teil der Handlung wird nichts berichtet (Erzählzeit = 0)
b) –e Zeitdeckung / -s zeitdeckende Erzählen
- Die tatsächliche Handlungsdauer ist in etwa gleich mit der Zeit, die zum Lesen benötigt wird und es gibt
keine Handlungssprünge, d.h.:
Erzählzeit = erzählte Zeit
c) Zeitdehnung / zeitdehnendes Erzählen
- sehr detaillierte und ausführliche Beschreibung des Handlungsablaufs, d.h.
Erzählzeit > erzählte Zeit
- extremste Form ist die sog. Zeitpause, in der die erzählte Zeit stehenbleibt (erzählte Zeit = 0). In dieser Zeit
gibt der Erzähler Kommentare oder Beschreibungen, für die der Leser Zeit zum Lesen braucht, aber in der
Handlung vergeht keine Zeit.
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Der Raum in Prosatexten

S. 11
1. Räume …
- erzeugen Atmosphäre für den Leser (Z. 6, 14)
- bilden die Umgebung, in der die Figuren leben und sich Vorgänge ereignen (Z. 9f.)
- rufen Gefühle hervor (Z. 15)
2.
richtig (Z. 7 oder 14)
falsch (Z. 14f.)
richtig (Z. 20)
S. 12
Sibylle Berg: Hauptsache weit
Sibylle Berg: Hauptsache weit S. 13
2.
Im Text geht es um einen Jungen, der die die Schule abgeschlossenen hat und jetzt nach Asien gehen will, weil er sich zu
Hause gelangweilt fühlt und etwas erleben will. Die Erwartungen des Jungen und seine Erfahrungen im Ausland werden
auch im Text erzählt.
Wer Wann Wo Warum
3.
Im Text erzählt ein extradiegetischer heterodiegetischer Erzähler. Die Haltung des Erzählers ist verständnisvoll und
mitfühlend / empathisch, denn der Erzähler berichtet ausführlich über alle Emotionen der Hauptfigur. Er erzählt z.B., dass
der Junge vor der Reise keine Angst hatte (Z. 4). Aber im Ausland ändern sich seine Gefühle und er fühlt sich fremd und
allein (Z. 23f., 31) und ist traurig (Z. 33). Man merkt auch am Textende, wenn der Erzähler über die Rolle des Internets für
den Jungen berichtet und erzählt, wie die Kommunikationsmöglichkeiten des Internets seine Gefühle positiv beeinflussen,
dass es sich um einen mitfühlenden Erzähler handelt (Z. 40-45).
4.
äußere Merkmale:
- Alter: 18 (Z. 13)
- schön, hat lange Haare (Z. 5) (Vgl. die Freunde des Jungen Z. 16: „blass“)
soziale Merkmale:
- Herkunft: Deutschland (Z. 15)
- Hobbys: spielt Gitarre (Z. 5), komponiert am Computer (Z. 5) > kreativ
Bei den äußeren und sozialen Merkmalen handelt es sich hauptsächlich um eine direkte Charakterisierung durch den
Erzählerbericht (z. B. Z. 5, 13).
Innenleben:
S. 13
- mutig oder naiv (Z. 13, 35)
- kontaktfreudig (Z. 17)
- abenteuerlustig (Z. 15f.)
- zeigt nicht gern Schwäche (Z. 22, 41)
- Grübler > denkt viel nach (Z. 26-29)
- will cool sein (Z. 36)
- schätzt im Ausland das Leben, das er hatte (Z. 39-44)
Das Innenleben wird indirekt (z.B. 13, 15-17, 22) durch Figurenrede (z. B. Z. 16f.) und
Erzählerbericht (z. B. Z. 26-29, 35) dargestellt.
Fazit: Die Hauptfigur ist ein Charakter, dynamisch und geschlossen.
5.
Ja, der Text ermöglicht eine Identifikation, denn:
- Hauptfigur hat keinen Namen > jeder kann gemeint sein und jeder kann Teil der Geschichte sein
- typische Situation (Schulabschluss > Reisen ins Ausland)
- jeder kennt Momente, in denen man nur „Hauptsache weit“ weg sein will
2.
S. 13
Beim Text von S. Berg handelt es sich um einen fiktionalen / literarischen Text, weil:
• erfundene Handlung, Figur, Ort, Zeit
• aber die Erzählung könnte so passiert sein, denn es gibt logische Textelemente (z. B. nach
Schulabschluss > Ausland)
• -r Leser hat das Gefühl, das vergangene Geschehen passierte erst vor kurzer Zeit
• Denken & Gefühle der Hauptfigur wird dargestellt
• Fiktionssignale:
> Paratext: Autorname, Titel, Bild
> Unwahrscheinliches: Insekten so groß wie Meerkatzen / Mädchen, die aussehen wie 30 …
• Text sehr anschaulich und nutzt viele Sprachbilder und erzeugt dadurch sprachliche Schönheit
• Text ist mehrdeutig: Sehen Mädchen wirklich aus wie 30? Interessiert sich wirklich niemand für ihn?
• Durch Merkmal a-c merkt man die Literarizität des Textes, die es in faktualen Texten nicht gibt
• Text gibt Möglichkeit zur Diskussion und zum Nachdenken: Ist es besser zu Hause zu bleiben oder ins
Ausland zu gehen?
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Franz Hohler: „Der Granitblock im Park“


2.
Erzählperspektive: - extradiegetischer heterodiegetischer Erzähler
Zeitstruktur: - allgemein: zeitraffendes Erzählen (Erzählzeit ist kürzer als erzählte Zeit)
- einige Zeitsprünge, z. B. Z. 3 („langes Sparen“), Z. 17-20
Handlungsorte: - Textanfang und –ende: -r Park (Z: 3, 20)
- zentraler Handlungsort in der Textmitte: -s Kino
Motiv: -r Außenseiter
3.
Das Fazit der Charakterisierung ist, der Granitblock ist ein Charakter, statisch, offen

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