Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Kant versucht nun mit der transzendentalen Logik unter anderem auch eine
universielle »besondere« Logik der empirischen Naturwissenschaften zu
finden, welche einfache Naturprinzipien synthetisch-metaphysisch mit
transzendental gerechtfertigten Mitteln (erst in den Mitteln will Kant der
Mathematik in der Naturwissenschaft eine allerdings notwendige Stelle
einräumen) auffinden lassen soll. Die »Apriorität« der transzendentalen Logik
entstammt dem transzendentalen Prinzip (der Satz, der alle anderen Sätze
wahr macht: Schleiermacher, Bolzano, Quine, Putnam) und bei Kant dessen
synthetischen Grundsatz (letzteres sollte das synthetisches Urteil a priori als
Möglichkeit der Relationsbestimmung und erst dann das modale Urteil über
Existenz = Wahrheit ausmachen können), beruht also auf einer besonderen
Logik der nicht erst aus transzendentalphilosophischen Gründen
universalisierbaren mathematischen Naturwissenschaft und nicht auf
ontologischen Grundsätzen.
Nachdem die Naturprinzipien als Vernunftprinzipien a parte priori
grundsätzlich verwerfbar sein sollen, kann die Aufgabenstellung der
Transzendentalphilosophie nur in der spezifischen Leistung liegen, welche die
epistemischen Verhälnisse klärt, weshalb die mathematische
naturwissenschaftliche Theorie nicht nur eine mathematische Theorie, sondern
auch eine naturwissenschaftliche Theorie ist. Die gesuchten Naturprinzipien
werden aber NICHT als die obersten transzendentalen Prinzipien vorgestellt,
die allein transzendental, und wegen der durchgängigen logischen
Darstellbarkeit der unbedingten Vorausgesetztheit der
transzendentalsubjektiven Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung auch a
priori Geltung besitzen. Die Analyse der Erfahrung nach Bedingungen der
gattungsgemäßen Subjektivität führt nicht auf Naturprinzipien, weil wir die
Ergebnisse der Erfahrung erst hinreichend vollständig danstellen müssen, um
über Naturprinzipien spekulieren zu können. M. a. W., weder etwaige
Naturprinzipien noch Vernunftprinzipien a parte priori sind Ergebnis oder
Produkt der transzendentalen Analytik der subjektiven Bedingungen der
Möglichkeit der Erfahrung.
Zur Geometrie:
Kant verwendet die korrekte Geradendefinition »ex isou« (auf gleiche Weise
liegend) von Euklid als analytischen geometrischen Beweis, weil die Art zu
liegen des Anfangs sich auf gleiche Weise fortsetzt (geometrisch-extensives a
priori, weil eindeutig und ostensiv beschreibbar) und versteht die
Abstandsdefinition von Archimedes als hinzukommende Bestimmung und
somit zu recht für synthetisch (arithmetisch-intensionales a priori, weil
eindeutig und vollständig definierbar). Es gibt zwei Differenzen: Die
Bestimmung Euklids, auf gleiche Weise zu liegen, wird als universielles
Kriterium betrachtet, egal ob in empirischer Anschauung oder ob in reiner
Konstruktion. Die zweite Differenz besteht zwischen den Definitionen von
Euklid und Archimedes: Die archimedische Abstandsdefinition verlangt nach
einer metrischen Auffassung, des Raumes, die euklidische Definition benötigt
nur die Orientierung im Raum, um eine Visierlinie zu denken.