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STATIK / FESTIGKEITSLEHRE
7) QUERSCHNITTSWERTE
1) Einleitung
2) Schwerpunkt
3) Trägheitsmoment
4) Widerstandsmoment
6) Beispiele von
Querschnittstabellen
g.bettschen
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 2
1) Einleitung
In den folgenden Kapiteln lernen wir die Berechnung und Bemessung von stabförmigen
Bauteilen. Stabförmige Bauteile haben einen bestimmten Querschnitt.
Bei der statischen Berechnung zur Bemessung solcher Bauteile braucht
man die Querschnittswerte (auch Querschnittskennwerte genannt).
Unter Querschnittswerten versteht man unter anderem
Lage des Schwerpunktes,
die Querschnittsfläche
die Trägheitsmomente und die Widerstandsmomente.
In der Festigkeitslehre werden noch weitere Arten von Querschnittswerten vewendet (z.B.
Trägheitsradius), auf diese speziellen Werte wird dann in einem späteren Teil
eingegangen.
Für einfache Querschnittsformen sind die Werte aus Tabellen ablesbar oder mit einfachen
Formeln schnell auszurechnen.
2) Schwerpunktsbestimmungen
a) Allgemeines
Jeden Körper kann man sich aus vielen kleinen, gleich grossen Massenteilchen, den
Massenpunkten, zusammengesetzt denken. Alle diese Massenteilchen erzeugen infolge
der Erdanziehungskraft (Schwerkraft) gleichlaufende, lotrechte Lasten.
Den Mittelpunkt aller dieser Massenkräfte eines Körpers, in dem man sich für statische
Untersuchungen seine Gesamtlast vereinigt denken kann, nennt man seinen
Schwerpunkt.
Man balanciert die Scheibe so auf einer spitzen Nadel, dass sie horizontal schwebt. Der
Punkt, in dem die Nadel die Scheibe berührt, heißt Schwerpunkt.
In der Nadelspitze greift die Gewichtskraft an, hervorgerufen durch die Schwerkraft. Die
gleich große, von der Nadel aufgebrachte Gegenkraft hält den Körper. Dabei spielt es
keine Rolle, welche Form die Scheibe hat. Man kann sich vorstellen, dass die gesamte
Masse in einem Punkt konzentriert ist
Jede durch diesen Punkt gehende Linie heisst daher Schwerlinie.
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 3
Die Lage des Schwerpunkts ist bei Körpern für Standfestigkeitsuntersuchungen und bei
Flächen für die Zug-, Druck-, Biege- und Knickfestigkeit von grosser Bedeutung.
Will man den Schwerpunkt eines Körpers,
z.B. den einer gleichmässig dünnen Platte, D A B
praktisch bestimmen, so hängt man ihn an B
zwei verschiedenen Punkten auf. Die R
Lotrechten von den Aufhängepunkten sind, C A S 1
wenn der Körper zur Ruhe gekommen ist, die R C
Schwerpunktlinien (R1 und R2 ). 1
D
R
Zeichnet man sie ein, so ist ihr Schnittpunkt S der Schwerpunkt der Fläche ABCD.
2
Der gesuchte Schwerpunkt des Körpers liegt hinter S in der Mitte der Platte.
Nach dem gleichen Grundsatz verfährt man bei der rechnerischen oder zeichnerischen
Bestimmung des Schwerpunktes. Nur dreht man jetzt nicht den Körper, sondern der
Einfachheit halber lässt man die Massenkräfte nach zwei verschiedenen, möglichst
winkelrecht zueinanderstehenden Richtungen wirken. Ferner nimmt man an, dass die
Körper aus gleichmässig dichtem (homogenen) Stoff bestehen. Dann ist die Lage des
Schwerpunkts nur von der Gestalt des Körpers abhängig.
Auch die Schwerpunkte von Linien und Flächen bestimmt man in ähnlicher Weise, indem
man sich diese Gebilde mit Massenkräften behaftet denkt. Man spricht dann von einer
materiellen Linie oder materiellen Fläche. Das Auffinden ihrer Schwerpunkte wird
erleichtert, wenn man beachtet, dass jede Mittellinie und jede Symmetrieachse eine
Schwerlinie ist.
Berechnungsmethoden
Da der Schwerpunkt ein Durchgangspunkt der Mittelkraft aller Massenkräfte ist, lässt sich
seine Lage zeichnerisch mit Hilfe des Seilpolygons und rechnerisch mit Hilfe des
Momentensatzes ermitteln, wie es im folgenden für die verschiedenen geometrischen
Gebilde geschieht. Als gedachter Punkt kann er bei besonderen Formen der Körper,
Flächen oder Linien auch ausserhalb dieser Gebilde liegen.
* Symmetrische Flächen
z Aus Symmetriegründen entspricht jedem
Flächenteilchen links der z-Achse ein
Flächenteilchen rechts der z-Achse.
y
Aus Gleichgewichtsgründen muss also die
Resultierende dieser Flächenteilchen identisch
sein mit der z-Achse.
dA mit der Masse 1 Daraus kann folgender wichtiger Satz
belast
et abgeleitet werden :
A = A Jede Symmetrieachse einer
Gesamtfläche A = Summe aller Teilflächen Fläche ist gleich der Schwerlinie.
* Beliebige Flächen
Der Schwerpunkt einer Fläche liegt im Schnittpunkt von mindestens zwei Schwerlinien,
und da eine Schwerlinie auch die Resultierende der mit der Masse 1 belasteten Fläche dA
darstellt, kann der Schwerpunkt wie folgt berechnet werden :
Man teilt die Fläche in kleine Flächenteilchen auf, für die die Teilschwerpunkte aus
Symmetriegründen ermittelt werden können :
ys dA ys A y1 dA1 y 2 dA2... yn dAn
n n n
yi dAi yi dAi z dA
i i
ys i 1
n
i 1
// zs i 1
dA
A A
i
i 1
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 5
e) Beispiele zu Schwerpunktsberechnungen
Stabachse x-x
‚Starke Achse‘ y-y
‚Schwache Achse‘ z - z
Beispiel a
2
Gesucht: Lage vom Schwerpunkt 1 1
1 1
Lösung: 4
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 6
Beispiel b
2
Gesucht: Lage vom Schwerpunkt 1
4
2
3
1
4
5
5 2
3
3 2
2 2
7
Lösung:
- Einzeichnen eines frei wählbaren Koordinatensystems
- Aufteilung in Teilflächen und Bestimmung deren Schwerpunktsabstände zu den
entsprechenden Koordinatenachsen
- Berechnung aller Teilflächen mal deren Abstand y zur Koordinatenachse z
- Berechnung aller Teilflächen mal deren Abstand z zur Koordinatenachse y
- Summenbildungen und Berechnung der Schwerpunktslage ys und zs analog Beispiel a
z
2
1
A2 4
2
3
1 A1 A3
4
5
5 2
A4
3
3 2
A5
2 2
7 y
Praktisch für die Lösung von Querschnitten mit mehreren Teilflächen ist das Einsetzen der
Werte in eine Tabelle (Berechnung von Hand oder mit Tabellenkalkulationsprogrammen)
Bezeichnung Fläche A z zxA y yxA
Nummer A1 3,00 7,50 22,50 1,50 4,50
Nummer A2 6,00 8,50 51,00 4,00 24,00
Nummer A3 16,00 7,00 112,00 7,00 112,00
Nummer A4 6,00 3,50 21,00 6,00 36,00
Nummer A5 14,00 1,00 14,00 5,50 77,00
Summen 45,00 220,50 253,50
Resultierende auf z - Achse = 4,90 auf y = Achse 5,63
Beispiel c
Lösung analytisch: Wählen von möglichst wenigen Teilrechtecken und dann Vorgehen
wie in Beispiel b. Lösung: zs = 2.125, ys = 3.315
3) Das Trägheitsmoment
Als Trägheitsmoment einer Fläche bezüglich einer Achse bezeichnet man die Summe der
Produkte, die entstehen, wenn alle Flächenteilchen mit ihrem Abstand im Quadrat
bezüglich dieser Achse multipliziert werden.
Man bezeichnet sie daher auch als Flächenmomente zweiter Ordnung oder quadratische
Flächenmomente.
Sie sind rein mathematische Begriffe und nur von der Grösse und der Form einer
Fläche abhängig.
z y
dA Iy z 2 dA(vertikal)
dA Iz y 2 dA(horizontal)
z
y
Das Trägheitsmoment ist also stets positiv
und hat die Dimension mm4 ( cm4 , dm4 , m4 )
*Rechteck
A h
I y z dA b z 2 dA
2
Iy = b h3 / 12
(bez. starker Achse)
Iz = h b3 / 12
(bez. schwacher Achse)
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 9
Berechnung Trägheitsmomente:
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 10
Beispiel: Trägheitsmoment bezüglich Schwerachse
4) Das Widerstandsmoment z
o
Unter dem Widerstandsmoment eines
Punktes versteht man den Quotient, der P
h/2
entsteht, wenn man das Schwerpunkts- z
h
trägheitsmoment durch den Abstand des y
Punktes von der Schwerachse dividiert. l r h/2
Iy u
W( p ) b
z
Meistens wird das Widerstandsmoment des oberen Randes (Wo), des unteren Randes
(Wu), des linken oder des rechten Randes (Wl, Wr) eines Querschnittes benötigt.
Das Statische Moment findet zum Beispiel bei der Ermittlung der
Schubspannungen Anwendung.
Trägheitsradius
Es gibt noch weitere Arten von Querschnittswerten, wie z.B. der Trägheitsradius.
Der Trägheitsradius wird bei der Knickberechnung verwendet, auf diesen speziellen Wert
wird dann im Kapitel 10) Das zentrische Knicken eingegangen.
Beispiel: Querschnittswerte
Statik - Querschnittswerte - göpf bettschen - Seite 20
beim Rechteckbalken 100/200mm