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zu
Cyclodextrinen
Bertram Woitok
Fachschaft Chemie
Friedrich-Alexander-Gymnasium
Neustadt a. d. Aisch
3 Anwendungsmöglichkeiten 22
3.1 Textilveredelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
3.2 Enantiomerentrennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3.3 Abwasserreinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
4 Ausblick 26
KAPITEL 1. STRUKTUR UND EIGENSCHAFTEN 5
Kapitel 1
1.1 Allgemeines
1.1.1 Definition
Als Cyclodextrine bezeichnet man Glucoseringe die aus mindestens sechs Glucose-
molekülen bestehen, welche α-1,4-glykosidisch verknüpft sind. Sie fallen der Stoff-
klasse der Oligosaccharide zu.
Die Benennung erfolgt mit griechischen Buchstaben als Präfix, beginnend bei einem
Ring aus sechs Glucosemolekülen mit α-Cyclodextrin (siehe auch Abb.1.1, 1.2, 1.3).
1.1.2 Historisches
1891 isolierte Villiers erstmals Moleküle, die 1903 von Schardinger als Cyclische
Oligosaccharide identifiziert wurden. In den folgenden Jahren wurde ihr Aufbau
genau beschrieben und ihr Komplexbildungsverhalten entdeckt. 1954 schrieb Cramer
ein Buch über die Einschlussverbindungen von Cyclodextrinen, sie blieben jedoch
bis in die 70er Jahre eine Laborkuriostiät1 .
1.1.3 Herstellung
1.2 Molekülbau
1.2.1 Struktur
Wie auch beim Ausgangsmaterial, der Stärke, sind die einzelnen Glucoseeinheiten
der Cyclodextrine α-1,4-glykosidisch verknüpft. Die Molekülebene der Sesselkonfor-
mation ist dabei aufgestellt, so als wäre der Sessel auf die Seite gekippt worden.
Dadurch lässt sich das Molekül gedanklich in drei Ebenen teilen. In der untersten
Ebene befindet sich neben dem Ringsauerstoffatom auch das C5-Atom, und daher
auch das C6-Atom nebst zugehöriger primärer Hydroxylgruppe. Die glykosidischen
Verknüpfungen sind in der mittleren Ebene angesiedelt, wobei die freien Elektro-
nenpaare des Bindungssauerstoffes nach innen zeigen, was zu hoher Elekronendichte
und basischem Charakter im Innenraum des Moleküls führt. In der oberen Ebene
befinden sich die C2- und C3-Atome mit den sekundären Hydroxylgruppen. Da sich
die primären Hydroxylgruppen frei drehen können ist das Molkül insgesamt unten
enger, woraus sich eine konusförmige Gesamtstruktur ableitet.
Beim β-Cyclodextrin bilden die sekundären Hydroxylgruppen mit den freien Elek-
tronenpaaren der glykosidischen Verknüpfung Wasserstoffbrücken aus, wodurch das
KAPITEL 1. STRUKTUR UND EIGENSCHAFTEN 8
1.2.2 Derivate
Die Hydroxylgruppen an den C2-Atomen reagieren hingegen eher sauer, sie sind also
leicht protonierbar. Die Hydroxylgruppen an den C3-Atomen sind eher reaktions-
träge und am schlechtesten zu derivatisieren8 .
1.3 Eigenschaften
Cyclodextrine haben keine festen Schmelzpunkte, sie sind bis etwa 200 stabil, bei
höheren Temperaturen zersetzen sie sich zu Kohlenstoff und Wasser (siehe auch
2.1.1). In alkalischen Medien sind sie stabil, werden aber hydrolysiert wenn der pH-
Wert die Drei unterschreitet (siehe auch 2.1.2). In Wasser sind Cyclodextrine im
allgemeinen wegen ihrer hydrophilen Hülle gut löslich. Die Löslichkeit kann durch
eine Temperaturerhöhung gesteigert werden. In Gegenwart organischer Moleküle
sinkt die Löslichkeit aufgrund der Komplexbildung.
Cyclodextrine sind weitgehend wiederstandsfähig gegenüber den Enzymen des
menschlichen Körpers, und werden daher unverändert ausgeschieden. Eventuelle Ab-
bauprodukte im Verdauungstrakt sind unbedenklich, da es sich um kurze Glucose-
8
Gröger M., Kretzer E. K., Woyke A., S.11f
KAPITEL 1. STRUKTUR UND EIGENSCHAFTEN 10
1.3.2 Komplexbildung
1.4 Glucosenachweise
®Cyclodextrins, S.2
Complexation with Natural CAVAMAX
13
Complexation with Natural CAVAMAX
KAPITEL 1. STRUKTUR UND EIGENSCHAFTEN 13
hende Kupfer-(I)-Oxid verursacht wird. Ferner läuft die Reaktion nur dann ab, wenn
der Glucosering geöffnet werden kann, was nur der Fall ist wenn dieser nicht verket-
tet ist. Daher eignet sie sich zum Nachweis unverketteter Glucosemoleküle, wobei
auch der Nachweis von sehr kurzen Glucoseketten möglich ist, etwa von zwei oder
drei zusammenhängenden Molekülen14 .
Zur Durchführung der Probe benötigt man Fehlingsche Lösung I und II zu gleichen
Anteilen, die vermischt werden, wobei sich der blaue Kupfertartrat-Komplex bildet.
Dieser wird dann der zu untersuchenden Lösung zugesetzt und erhitzt.
Auch der GOD-Test beruht auf der Oxidation von Glucose zur Gluconsäure, al-
lerdings wird hier die Reaktion durch das Enzym Glucose-Oxidase katalysiert. Als
Nebenprodukt entsteht Wasserstoffperoxid welches durch das Enzym Peroxidase zu
Wasser reduziert wird, wobei ein Farbstoff entsteht. Im Gegensatz zur Fehlingschen
Probe gibt es keine Toleranz bei der Kettenlänge, die Moleküle müssen einzeln vor-
liegen15 .
Fertige Test-Kits sind kommerziell erhältlich.
14
http://de.wikipedia.org/wiki/Fehling-Probe
15
http://de.wikipedia.org/wiki/Glukose-Oxidase-Test
KAPITEL 2. VERSUCHE MIT CYCLODEXTRINEN 14
Kapitel 2
2.1.1 Pyrolyse
Beschreibung
Das Cyclodextrin verkohlt bei zu starker Erwärmung. Cyclodextrin das die Hitze
weniger direkt abbekommen hat zerfällt unter Abspaltung von Wasser (Nachweis
über Kupfersulfat).
Eine Fehlingsche Probe zeigt, dass der entstandene Feststoff unten im Reagenzglas
nur noch aus Glucosefragmenten, keinen vollständigen Molekülen mehr besteht.
1
Cyclodextrine – Molekulare Zuckertüten, S.1
KAPITEL 2. VERSUCHE MIT CYCLODEXTRINEN 15
2.1.2 Hydrolyse
Beschreibung
Ein GOD Test verlief negativ, bei der Blindprobe mit der Glucoselösung hingegen
positiv, während die Cyclodextrinlösung nicht reagierte. Eine Fehlingsche Probe
verlief positiv.
2
Woyke A., S.3
KAPITEL 2. VERSUCHE MIT CYCLODEXTRINEN 16
Durch die Hydrolyse wird lediglich die Glycosidische Verknüpfung gespalten und
es liegen einzelne Glucosemoleküle sowie kurze Ketten vor. Möglicherweise war die
Konzentration einzelner Glucosmoleküle zu gering für den GOD-Test.
Beschreibung
2. Salicylsäure schmilzt bei 159 und geht ab 211 in die Gasphase über. Der β-
Cyclodextrin Komplex ist dagegen bis etwa 200 thermisch stabil und zerfällt
unter Abgabe des sublimierten Salicylsäureeinschlusses.
Beschreibung
Der Theorie nach sollte sich Jod in α-Cyclodextrin einlagern und eine tiefblaue
Färbung hervorrufen, analog zur Amylase, deren Windungsdurchmesser in etwa dem
α-Cyclodextrin entspricht.
Ich konnte allerdings nur reines Jod nachweisen, was wahrscheinlich auf einen Jod-
überschuss in der Reaktion zurückzuführen ist. Allerdings wurden Spuren des ge-
suchten Niederschlages beim abnutschen sichtbar - oder zumindest könnte es sich
dabei um den gesuchten Niederschlag handeln.
Der zu verändernde Parameter ist sicherlich die an der Reaktion beteiligte Jod- und
Jodidmenge. Da eine Komplexbildung immer in Lösung stattfindet und bei 80 alle
Stoffe in Lösung sind, ist eine Änderung der Temperatur nicht erforderlich.
4
Woyke A., S.6
KAPITEL 2. VERSUCHE MIT CYCLODEXTRINEN 18
40 ml Febrèze ® werden bis fast zur Trockene eingedampft und nach kurzem Ab-
kühlen mit 20 ml Ethanol versetzt und erneut bis fast zur Trockene eingedampft.
Von der zurückbleibenden galertartigen Substanz wird ein Teil auf Baumwollfasern
aufgetragen, der andere Teil wird mit Wasser verdünnt und mit 5ml konz. HCL
versetzt und anschliessend 30 min stark erhitzt.
Auf die behandelten Baumwollfasern und auf unbehandelte werden jeweils mehrere
Tropfen alkalischer Phenolphtaleinlösung getropft.
Mit dem Hydrolysierten Ansatz wird die Fehlingsche Probe durchgeführt5 .
2. Hydrolyse: Die Fehlingsche Probe verläuft positiv (auch hier schlug der voran-
gehende GOD-Test fehl) woraus man schliessen kann, dass Febrèze ® Cyclo-
dextrine enthält, da Febrèze ® ein für Cyclodextrine charakteristisches Reak-
tionsverhalten zeigt und bei einer Hydrolyse Zerfallsprodukte entstehen, die
auf Cyclodextrine hinweisen.
Beschreibung
Beschreibung
0,5 g β-Cyclodextrin wird in 40 ml Wasser gelöst und die Lösung wird mit 4 ml
ätherischem Pfefferminzöl versetzt und 5 min durchgeschüttelt. Der entstandene
Niederschlag wird abfiltriert7 .
Beschreibung
Zwei Reagenzgläser werden jeweils zu gleichen Teilen mit Wasser und einem pflanz-
lichen Öl befüllt (im Versuch Rapsöl). In eines wird zusätzlich etwas β-Cyclodextrin
gegeben. Anschliessend werden beide Reagenzgläser geschüttelt bis sich die Phasen
vollständig miteinander vermischt haben8 .
In dem Reagenzglas ohne Cyclodextrin trennten sich die Phasen recht schnell von-
einander. Mit Cyclodextrin hingegen blieb die Emulsion stabil. Am nächsten Tag
war sie deutlich zähflüssig und trocknete weiter aus. Die Emulsion erstarrte im Lauf
der folgenden Tage. Durch Zugabe von Wasser liess sich das Gemisch wieder lösen.
7
Müller, V., S.8
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Müller, V., S.7
KAPITEL 2. VERSUCHE MIT CYCLODEXTRINEN 21
Kapitel 3
Anwendungsmöglichkeiten
3.1 Textilveredelung
Die Textilindustrie ist daran interessiert Textilien herzustellen, die unangenehme
Gerüche wie etwa Zigarettenrauch oder Schweiss aufnehmen und gleichzeitig Duft-
stoffe freisetzen können. Dies kann durch eine Imprägnierung des Gewebes mit Cy-
clodextrinen möglich gemacht werden. Damit der Duftstoff freigesetzt werden kann,
ist allerdings Feuchtigkeit vonnöten, weshalb sich das Verfahren besonders für haut-
nahe Kleidungsstücke eignet. In der Waschmaschine werden die Inhaltstoffe einfach
ausgewaschen und durch neue Duftstoffmoleküle ersetzt. Ein Beispiel für so einen
Stoff ist das von der Wacker-Chemie GmbH beworbene CAVATEX ®, welches laut
Broschüre von Wacker “nicht nur unangenehme Gerüche [absorbiert], sondern auch
gezielt erwünschte Wirkstoffe wie Düfte oder pflegende Substanzen [freisetzt].” Aus-
serdem fühle sich imprägniertes Gewebe auf der Haut gut an1 .
Ferner wäre es möglich andere Wirkstoffe einzulagern, etwa UV-Absorber, Bakte-
rizide, insektenabweisende Mittel oder medizinische Wirkstoffe. Diese würden mit
steigender Feuchtigkeit in steigender Konzentration über einen längeren Zeitraum
1
Textilausrüstung mit Cyclodextrinen, S.4f
KAPITEL 3. ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN 23
hinweg abgegeben werden. Das Material könnte also auf wechselnde Bedingungen
eingehen2 .
Um Cyclodextrine an Textilfasern zu binden muss man auf spezielle Derivate zurück-
greifen, die dann in der Lage sind mit den Fasern zu reagieren. Monochlortriazinyl-β-
Cyclodextrin (MCT-β-CD) ist ein Cyclodextrinderivat, welches mit Baumwollfasern
sowie Polyurethen- und Polyamidfasern reagieren kann.
Zur Herstellung wird Cyanurchlorid mit Natronlauge versetzt, wobei das wasserlösli-
che Dichlortriazin-Natriumsalz entsteht, an welches in einem weiteren Reaktions-
schritt das β-Cyclodextrin unter Abspaltung eines weiteren Chloratoms gebunden
wird. Durch eine nukleophile Substitution kann das MCT-β-CD nun an die Textil-
faser gebunden werden3 .
Technisch geschieht die Imrägnierung in einem Tauchbad, wobei das überschüssige
Cyclodextrin einfach ausgewaschen wird4 .
3.2 Enantiomerentrennung
Cyclodextrine und ihre Derivate besitzen ein breites Anwendungsspektrum bei der
Trennung optisch aktiver Substanzen.
So werden Cyclodextrine beispielsweise in der Kapillarelektrophorese als chirale Se-
2
Gröger M., Kretzer E. K., Woyke A., S.39ff
3
Cyclodextrine – Molekulare Zuckertüten, S.3
4
Gröger M., Kretzer E. K., Woyke A., S.39ff
KAPITEL 3. ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN 24
3.3 Abwasserreinigung
Einer Forschergruppe an der University of Surrey ist es in dem
CYCLODEXWATERPUR-Projekt gelungen mit Hilfe von Cyclodextrinen Schwer-
5
Enantiomerentrennung von pharmazeutischen Wirkstoffen mittels Kapillarelektrophorese, S.4ff
KAPITEL 3. ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN 25
6
http://www.innovations-report.de/html/berichte/biowissenschaften chemie/
bericht-43638.html
KAPITEL 4. AUSBLICK 26
Kapitel 4
Ausblick
Cyclodextrine lassen sich also vielseitig verwenden, in der Medizin, in der Technik, in
der Industrie und vor allem auch im Alltag. Es handelt sich sicherlich nicht um eine
reine Laborkuriosität, sondern um Stoffe, deren spezielle strukturelle Besonderhei-
ten, hauptsächlich die hydrophobe Kavität des Innenraums, eine breite Anwendbar-
keit ermöglichen, wobei man sich in den meisten Fällen ihre Komplexierungseigen-
schaften zunutze macht. Ihre kostengünstige Gewinnung aus stärkeverarbeitenden
Bakterienkulturen ermöglicht eine leichte Verfügbarkeit für Jedermann.
Ihre Bedeutung wird im Lauf der Jahre sicherlich noch steigen, sobald schweissge-
ruchabsorbierende Kleidung oder Vorhänge, die nie nach Rauch riechen werden, den
Konsummarkt erobern. In der Medizin wird die Dosierung der Medikamente durch
wasserlösliche Cyclodextrin–Wirkstoff–Komplexe erleichtert, während sich die In-
dustrie über ein vereinfachtes Verfahren zur radikalischen Polymerisation freut. Die
Entschwefelung von Heizöl und Kraftstoffen stellt kein Problem mehr dar, und der
Schwermetallbelastung in Gewässern steht ein wirkungsvolles Mittel gegenüber.
Das Potential, das in diesen unscheinbaren Verbindungen steckt ist enorm, ein Risiko
ist nicht vorhanden, weder im Umgang mit der Chemikalie, noch in der Anwendung.
Es gibt keine Gefahren, keine Risiken und keine hohen Kosten, es gibt keinen Grund
warum sie nicht verwendet werden sollten. Deshalb haben sie ein so großes Potential,
ein Potential, bei dem gerade erst damit begonnen wurde, es auszuschöpfen.
LITERATURVERZEICHNIS 27
Literaturverzeichnis
[1] Praxis der Naturwissenschaften – Chemie in der Schule, Ausgabe 4/52, daraus
König A.: Cyclodextrine – Aus bekannten Molekülen werden neue Materialien,
Aulis Verlag, April 2003.
Internetverzeichnis
[5] Gröger M., Kretzer E. K., Woyke A.: Cyclodextrine: Reader mit
Hintergrundinformationen, Science Forum der Universität Siegen, Didaktik
der Chemie, Juli 2001, aufgerufen am 24.1.2006.
http://www.science-forum.de/download/cyclodex.pdf
[6] innovations report: Der Einsatz von Cyclodextrinen zur Reinigung der
Wasserversorgung, aufgerufen am 24.1.2006.
INTERNETVERZEICHNIS 28
http://www.innovations-report.de/html/berichte/
biowissenschaften chemie/bericht-43638.html
Bildnachweis
Alle Abbildungen und Photographien wurden, sofern nicht anders angegeben, selbst
angefertigt.
Die Abbildung auf der Titelseite ist mit Abb. 1.2 auf Seite 5 identisch.
Erklärung
Ich erkläre hiermit, das ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die
im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.