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Konstruktion der Hochleistungsmaschinen

Konstruktion und Kunststoffmaschinen


Prof. Dr.-Ing. Reinhard Schiffers

Kunststofftechnologie

Galvanische Oberflächenveredelung für den


Automobilsektor
SS 2019

Mirco Janßen, M.Sc.


Gliederung

 Einleitung
− Kunststoffgalvanisierung
− Stand der Forschung
 Entwicklung eines Bildanalyse-Algorithmus (2D)
− Vorversuche und Validierung
 3D-Oberflächenmessung
− Konfokal-Mikroskopie
− 3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO25178-2
− Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen
− Ergebnisse aus konfokalen Messungen
 Simulation
− Randbedingungen & Parameter
− Verknüpfung mit 2D-Informationen
− Verknüpfung mit 3D-Informationen
 Fazit und Ausblick
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Einleitung
Metallisieren von Kunststoffen

 Anteil von ca. 70 % für Automobilindustrie

 ca. 25 % bei Sanitär-Armaturen

 elektrische und elektronische Komponenten etc.


[www.bia-kunststoff.de]

[www.plasticker.de] [www.bia-kunststoff.de]

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Einleitung
Prozess der Metallisierung von Kunststoffen am Beispiel von ABS

 Butadienpartikel liegen in der


SAN-Matrix vor

 Im Beizbad werden hauptsächlich


oberflächennahe Butadienpartikel
herausgelöst

 Um nachfolgende Prozessbäder durch Chrom-VI-Ionen


aus der Beize nicht zu verschmutzen, erfolgt Reduktion

 Auf der porösen Oberfläche werden in einem


weiteren Prozessbad Zinn-Palladium-Keime abgeschieden
(Aktivierung)

 Beschleunigerbad legt den Palladiumkern frei, welcher


als Katalysator bei der chemischen Metallisierung dient
[Lake, 2009]
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Einleitung
Kunststoffmetallisierung (ABS)
[Lake, 2009]
 Herstellung von Grundkörpern mittels Am Bsp. ABS
Kavernen
Spritzgießen
 Herauslösen von oberflächennahen
Butadienpartikeln während des
Beizens Draufsicht einer
gebeizten Oberfläche
 Entstehung von Kavernen SAN-Matrix Butadien
[Lake, 2009]
 Nach Reduktion, Aktivierung und
Beschleunigung kann eine
Metallschicht (Nickel oder Kupfer)
chemisch abgeschieden werden

 Verstärkung der chemisch [Heinzler/Langehegermann, 2016]

abgeschiedenen Metallschicht durch


weitere Metallüberzüge mittels
elektrolytischer Abscheidung
 Einstellen von gewünschten
[www.bia-kunststoff.de]
Oberflächeneigenschaften
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Einleitung

https://www.youtube.com/watch?v=mIduVH56hEw

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Einleitung
 Neben ABS bzw. PC/ABS eignen sich auch andere Polymere für die
Kunststoffgalvanisierung

 Beispiel Polyamid
(mineralstoffgefüllt):
− Prozessschritte abhängig von
verwendetem Verfahren
− Grundsätzliche Ähnlichkeit des
Verfahrens zur
Kunststoffmetallisierung von
ABS
− Seltener verwendet als ABS
oder PC/ABS
− Sicherheitsrelevante Teile
(Bsp. Kfz-Türinnengriff)

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Einleitung
 Exkurs:
− REACH-Verordnung
o Verordnung der EU (Registration, Evaluation, Authorisation and
Restriction of Chemicals) seit 01.Juni 2007
 Schutz der menschlichen Gesundheit und Umwelt vor Risiken, die durch
Chemikalien entstehen können
 zugleich Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie
o Gilt für alle chemischen Stoffe  weitreichender Einfluss auf
Unternehmen in der gesamten EU
o Behörden können gefährliche Stoffe verbieten oder deren Verwendung
beschränken
 Bezug zur Galvanik-Industrie
o Einordnung von Cr(Vi)-Verbindungen als toxisch, krebserzeugend und
erbgutverändernd (2013)
o Cr(Vi)-Verbindungen auf Liste für zulassungspflichtige Stoffe (2017)
o Nach EU-Richtlinie sind diese Verbindungen aus Produkten und
Prozessen zu eliminieren
o Ist ein Ersatz aus technischen und/oder ökonomischen Gründen nicht
möglich, können Übergangsgenehmigungen für Unternehmen erteilt
werden
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Einleitung
Einflüsse auf den Polymer-Metall-Verbund

 Positiv auf den Druckknopfeffekt wirken sich der Aufbau und die
Morphologie des ABS und PC/ABS aus
 Mechanische Verankerung ausschlaggebend für Haftung
 Prozessparameter beim Beizen und Spritzgießen beeinflussen die Form
der Kavernen
 Neben dem Spritzgießprozess kann Ursache für Ausschuss in
Materialherstellung, Bauteil- und Werkzeugkonstruktion, Handhabung und
dem Galvanoprozess liegen
 Hohe Ausschussproduktion > 20% nicht selten

[Weakley-Bollin, 2010]
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Einleitung
Strömungsphänomene bei der Randschichtentstehung
 Erstarrung der Schmelze bei Kontakt mit der
temperierten WKZ-Wand  Randschicht
 Kenngrößenverlauf während des Füllvorgangs
beim Spritzgießen
Hoch in nicht erstarrten Randbereichen
Schergeschwindigkeit
Abnehmend zur Bauteilmitte
Niedrig in den Randbereichen
Temperatur Hoch im Schmelzefluss [Jaroschek, 2013]
(+Schererwärmung)
Niedrig in den Randbereichen
Geschwindigkeit
Zunehmend zur Bauteilmitte

 Auswirkungen auf die Morphologie


mehrphasiger Polymerer
− Hohe Verstreckung der dispergierten
Phase in den oberflächennahen Bereichen
− Im Kernbereich Beibehaltung der
sphärischen Ausgangsstruktur
[Bärwinkel, et. al., 2013]

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Übersicht
 Schematische Darstellung der Morphologieausbildung bei PC/ABS

[Bärwinkel, et. al., 2016]

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Übersicht

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Übersicht

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Übersicht

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Gliederung
 Einleitung
− Kunststoffgalvanisierung
− Stand der Forschung
 Entwicklung eines Bildanalyse-Algorithmus (2D)
− Vorversuche und Validierung
 3D-Oberflächenmessung
− Konfokal-Mikroskopie
− 3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO25178-2
− Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen
− Ergebnisse aus konfokalen Messungen
 Simulation
− Randbedingungen & Parameter
− Verknüpfung mit 2D-Informationen
− Verknüpfung mit 3D-Informationen
 Fazit und Ausblick

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Entwicklung eines Bildanalyse -
Algorithmus (2D)
Bildanalyse zur Quantifizierung gebeizter Kunststoffoberflächen

 Einsatz der Bildanalyse in der Medizin, Geologie und weitere Gebiete

 Vorgehensweise: - Bilderfassung
- Bildbearbeitung
- Messung
- Datenaufbereitung
- Interpretation

 Software „ImageJ“ 1.48v


(National Institutes of Health, USA)

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Entwicklung eines Bildanalyse -
Algorithmus (2D)
ABS Vergrößerung: 5000x
Kontrastierung Binarisierung
Beizzeit: 8 Minuten

Beseitigung von Rauschen Bildsegmentierung mit dem


Darstellung durch Ellipsen
(Filter) Watershed-Verfahren

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Entwicklung eines Bildanalyse -
Algorithmus (2D)
Kennzahlen zur Beurteilung der Oberflächen

 Rundheit: Verhältnis der Neben- und Hauptachse Rundheit

 Kavernenzahl/µm²: Anzahl der gefitteten Ellipsen bezogen


auf Gesamtfläche der Aufnahme

 Kavernenfläche: Flächeninhalt der Kavernen

 Orientierung: Winkel zwischen x- Achse und Hauptachse


der Ellipsen

X α

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Vergleich Fitting zu REM-Aufnahme

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Vorversuche
Variation der Schneckenvorlauf-
geschwindigkeit

 Formteil aus ABS (Novodur P2MC)

 Betrachtung einer angussnahen


Position

 Vergleich 5K und 10K

 Orientierungsgrad steigt mit


höheren Geschwindigkeiten

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Vorversuche
Variation der Beizzeit

ABS

Orientierungsgrad [%]
Beizdauer ABS PC/ABS
8 Minuten 1,09 1,08
12 Minuten 0,89 0,66
PC/ABS

16 Minuten 0,42 0,40

 Betrachtung der Rundheit und


Kavernenfläche

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Vorversuche
Betrachtung weiterer Positionen

 Formteil der Hauptuntersuchungen


 Material: ABS

 A92: - Schneckenvorlaufgeschwindigkeit: 20 mm/s


- Kühlmittelvorlauftemperatur: 70°C
- Zylindertemperatur: 240°C

 A11: - Schneckenvorlaufgeschwindigkeit: 10 mm/s


- Kühlmittelvorlauftemperatur: 60°C
- Zylindertemperatur: 230°C

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Gliederung
 Einleitung
− Kunststoffgalvanisierung
− Stand der Forschung
 Entwicklung eines Bildanalyse-Algorithmus (2D)
− Vorversuche und Validierung
 3D-Oberflächenmessung
− Konfokal-Mikroskopie
− 3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO25178-2
− Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen
− Ergebnisse aus konfokalen Messungen
 Simulation
− Randbedingungen & Parameter
− Verknüpfung mit 2D-Informationen
− Verknüpfung mit 3D-Informationen
 Fazit und Ausblick

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Hauptversuche
Statistischer Versuchsplan
 Untersuchung des Einflusses von drei Prozessparametern
(Faktoren) auf die Geometrie der Kavernen:
− Faktor A: Schneckenvorlaufgeschwindigkeit
− Faktor B: Kühlmittelvorlauftemperatur
− Faktor C: Zylindertemperatur
 Variation der Faktorgrößen auf Basis von Standardprozesseinstellungen
(Zentrumspunkt 0)

 Faktorstufenkombinationen
ergeben 2³+1 Versuchsplan
− Jeweils 9 Versuchsreihen
− Versuchsreihen für ABS und
PC/ABS

 Herstellung der Bauteile gemäß des statistischen Versuchsplans und


anschließendes Beizen
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Hauptversuche
Anwendung der bisherigen Ergebnisse auf Hauptversuche
 Untersuchung der Bauteile des statistischen Versuchsplans mit
Hilfe eines entwickelten Bildanalysealgorithmus:

1µm

 Neue Kennzahlen zur 2D-Oberflächencharakterisierung:


− Rundheit [-]: Verhältnis der Neben- und Hauptachsen
− Kavernenanzahl/µm²: Anzahl der gefitteten Ellipsen bezogen
auf die Gesamtfläche der Aufnahme
− Kavernenfläche [nm²]: Flächeninhalt der Kavernen
− Orientierung [%]: Winkel zwischen x-Achse und Hauptachse
der Ellipsen 1µm

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Hauptuntersuchungen
Probenpräparation und REM-Aufnahme

 Beizen: 12 Minuten bei 69°C, anschließend Abspülen mit Wasser und


Auslagern unter Laborbedingungen

 Tempern: 30 Minuten bei 50°C im Vakuum-Trockenschrank

 Heraustrennen der Probe mittels Handbügelsäge

 REM-Aufnahmen: - 2 kV Beschleunigungsspannung
- 10µA Emissionsstrom
- 5000-fache Vergrößerung
PO1

PO2

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Ergebnisse ABS und PC/ABS
Ergebnisse für Position 1 (ABS)
Schneckenvorlaufgeschwindigkeit: 10 mm/s
Kühlmittelvorlauftemperatur: 60 °C
Zylindertemperatur: 230 °C

Orientierungsgrad [%]

Rundheit [-]
Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s] Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s]
Schneckenvorlaufgeschwindigkeit: 30 mm/s
Kühlmittelvorlauftemperatur: 60 °C
Zylindertemperatur: 230 °C
Orientierungsgrad [%]

Rundheit [-]

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Ergebnisse ABS und PC/ABS
Ergebnisse für Position 2 (ABS)

 Mit steigender Zylindertemperatur fällt die Viskosität, sodass


Beanspruchungen schwächer von Matrix auf Butadienpartikel übertragen
werden  Orientierungen sinken
 Im Vergleich zur Position 1 ist nur ein sehr geringer Anstieg der
Orientierungen mit steigender Schneckenvorlaufgeschwindigkeit zu
beobachten  Einfluss der Geometrie
 Position 2 hat größere Kavernen als Position 1  Agglomeration
Orientierungsgrad [%]

Orientierungsgrad [%]

Zylindertemperatur [°C] Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s]

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Ergebnisse ABS und PC/ABS
Ergebnisse für Position 1 (PC/ABS)

 Erhöhen der Massetemperatur ändert das Viskositätsverhältnis zwischen


PC und ABS und führt somit zum Abfallen der Beanspruchungen auf die
Butadienpartikel  Orientierungen fallen
 Effektes der Zylindertemperatur überlagert Effekt der
Schneckenvorlaufgeschwindigkeit

Orientierungsgrad [%]
Orientierungsgrad [%]

Orientierungsgrad [%]

Zylindertemperatur [°C] Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s] Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s]

 Mit steigender Zylindertemperatur fällt Kavernenzahl  Agglomeration

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Ergebnisse ABS und PC/ABS
Ergebnisse für Position 2 (PC/ABS)

 Hohe Zylindertemperatur und hohe Geschwindigkeiten  Viskosität fällt


durch Schererwärmung und Vereinigung der Butadienpartikel wird
begünstigt.
 Bei hohen Massetemperaturen ist auch Zerklüftung zu beobachten
 ABS liegt frei und wird stärker angegriffen. Zerklüftung kommt durch
Umlenkung und instabile Strömungsverhältnisse (PC-Hülle bricht auf)
 Bei geringen Massetemperaturen führen hohe Geschwindigkeiten zur
Entmischung  kleinere Kavernen
Kavernenfläche [nm²]

Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s] Orientierungsgrad [%] Zylindertemperatur [°C]

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Vergleich ABS und PC/ABS

 Größere Kavernenflächen für PC/ABS an beiden Positionen


 Kavernen beim ABS haben größere Orientierungen und gleichzeitig höhere
Rundheit (Materialeinfluss: Vernetzungsgrad; Viskositätsverhältnis,
Unterschiede der Pfropfung)
 ABS: Orientierungsgrad ⇔ Schneckenvorlaufgeschwindigkeit
 PC/ABS: Orientierungen ⇔ Zylindertemperatur

Orientierungsgrad [%]
Kavernenfläche [nm²]
Position 1

Rundheit [-]
Kavernenfläche [nm²]
Position 2

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Gliederung
 Einleitung
− Kunststoffgalvanisierung
− Stand der Forschung
 Entwicklung eines Bildanalyse-Algorithmus (2D)
− Vorversuche und Validierung
 3D-Oberflächenmessung
− Konfokal-Mikroskopie
− 3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO25178-2
− Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen
− Ergebnisse aus konfokalen Messungen
 Simulation
− Randbedingungen & Parameter
− Verknüpfung mit 2D-Informationen
− Verknüpfung mit 3D-Informationen
 Fazit und Ausblick

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3D-Oberflächenmessung - Zielsetzung und
Lösungsansätze

 Verbesserung des Verständnisses über die Entstehung von


Randschichtstrukturen beim Spritzgießen

 Ergänzung der 2D-Oberflächeninformationen durch Tiefeninformationen mittels


3D-Oberflächenmesstechnik
− Konfokalmikroskopische Untersuchung der Bauteile des Versuchsplans
− Identifikation von aussagekräftigen 3D-Oberflächenkennzahlen
− Verknüpfung der 3D-Informationen mit 2D-Informationen

 Implementierung der Prozesseinstellungen des experimentellen


Versuchsplans in Spritzgießsimulation
− Ermittlung von relevanten Prozesskenngrößen, die während des
Herstellungsprozesses nicht erfasst werden (Schergeschwindigkeit,
Temperatur, etc.)
− Verknüpfung der Simulationsergebnisse mit den Erkenntnissen der 2D-
und 3D-Oberflächenkennzahlen

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3D-Oberflächenmessung
Konfokal-Mikroskopie
 Konfokales Prinzip
Lichtquelle
− Detektor, Nipkow-Scheibe und
Objektblende haben gleichen Brennpunkt

Defokus

Höhe (z)
Nipkow-Scheibe Fokus

Detektor Defokus

Signalstärke [Nanofocus]

Piezomotor
Objektiv − Signalstärke am höchsten, wenn
Objektebene im Fokus
Leach, 2011

 Piezomotor verfährt in vertikaler Richtung


Probe
(z-Richtung)
 Abtasten der x-, y- Richtungen durch
rotierende Nipkow-Scheibe

Draufsicht einer Nipkow-Scheibe


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3D-Oberflächenmessung
3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO 25178-2

 Höhenparameter
− 𝑺𝒒  Mittlere quadratische Höhe (z) über der Fläche (x,y)

− 𝑺𝒛  Gemittelter Höhenwert der fünf niedrigsten Täler und der fünf höchsten
Spitzen (Vergleichbar mit 𝑅𝑧 aus 2D-Betrachtung)

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3D-Oberflächenmessung
3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO 25178-2

 Funktionsparameter
− Schrittweises Einfügen
einer imaginären
Schnittebene
− Vom höchsten bis
niedrigsten Messpunkt

 Vmp Materialvolumenanteil der Spitzen (bei 10% des Gesamtmaterailvolumenanteils)

 Vmc Kernmaterialvolumenanteil (von 10% bis 80% des Gesamtmaterialvolumenanteils)

 Vvc Kernleermaterialvolumenanteil (von 10% bis 80% des


Gesamtleermaterialvolumenanteils)

 Vvv Leermaterialvolumenanteil der Täler (von 80% bis 100% des


Gesamtleermaterialvolumenanteils)
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3D-Oberflächenmessung
Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen

 Pro Bauteil vier Messpositionen (PO)


 18 Bauteile PO5
PO6 PO3
− 9 ABS PO1

− 9 PC/ABS
 72 Messungen PO2
PO4

Hinweis:
 Ergebnisse aus Bildanalysealgorithmus für PO1 und PO2
 3D-Ergebnisse von PO3 für PO1, da PO1 nicht messbar

 Verwendetes Konfokal-Mikroskop der Firma


NanoFocus
− µsurf expert
− Objektiv 160XS + 4Mega-Pixel Kamera
− Laterale Auflösung: 0,3µm
− Tiefenauflösung: bis 2nm
− Messbereich: 160µm x 160µm
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3D-Oberflächenmessung
Operatorbaum für die Aufbereitung der Rohmessdaten

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3D-Oberflächenmessung
Ergebnisse aus konfokalen Messungen

 Voruntersuchungen mit einem Konfokal-Mikroskop (1MP) haben deutliche


Unterschiede einer nicht gebeizten und gebeizten Probenoberfläche gezeigt

Nicht gebeizte Probe Gebeizte Probe

𝑆𝑞 = 20,11𝑛𝑚 𝑆𝑞 = 175,8𝑛𝑚 (0,1758µ𝑚)


𝑆𝑧 = 322,90𝑛𝑚 𝑆𝑧 = 1874𝑛𝑚 (1,8740µ𝑚)
Es handelt sich bei beiden Darstellungen um das Platte-Welle-Bauteil aus Versuchsreihe A8 (ABS)
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3D-Oberflächenmessung
Vergleich der Tiefenwerte für Materialien

 𝑆𝑧 und 𝑆𝑞 für PC/ABS über alle Versuchsreihen und Positionen (hier beispielhaft
PO2 und PO3) deutlich größer als bei ABS

 nächster Schritt: Verknüpfen dieser Erkenntnis mit den Ergebnissen aus


Bildanalysealgorithmus (2D-Informationen)

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3D-Oberflächenmessung
Verknüpfung von 2D- und Tiefeninformationen

 Schematischer Vergleich der durchschnittlichen Kennzahlgrößen von ABS und


PC/ABS

Bildanalysealgorithmus Konfokal-Mikroskopie

Höheninformation
Material Kavernenfläche Kavernenanzahl
(𝑆𝑧 und 𝑆𝑞 )

ABS

PC/ABS v v v v
Draufsicht Seitenansicht

 Hypothese:
Butadienpartikel im PC/ABS sind durchschnittlich größer als im reinen ABS

Keine Auskunft der Materialhersteller über die Größe der Butadienpartikel [ABS Styrolution Group GmbH und PC/ABS Bayer Material- Science (heute Covestro)]
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3D-Oberflächenmessung
Tiefeninformationen über Positionen
5 ABS
wellenförmig
 Wellenförmige Bereiche 4
flach

weisen tiefere
Kavernenstrukturen auf als 3

Sz [µm]
die ebenen Bereiche
2
 PO6 weist gegenüber allen
anderen Positionen die 1

tiefsten Kavernen auf


0
A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9
PO2 PO3 PO5 PO6
Versuchsreihen
PC/ABS
16 wellenförmig
flach
14

12

10
Sz [µm]

0
P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9 P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9 P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9 P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9
PO2 PO3 PO5 PO6
Versuchsreihen
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Gliederung
 Einleitung
− Kunststoffgalvanisierung
− Stand der Forschung
 Entwicklung eines Bildanalyse-Algorithmus (2D)
− Vorversuche und Validierung
 3D-Oberflächenmessung
− Konfokal-Mikroskopie
− 3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO25178-2
− Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen
− Ergebnisse aus konfokalen Messungen
 Simulation
− Randbedingungen & Parameter
− Verknüpfung mit 2D-Informationen
− Verknüpfung mit 3D-Informationen
 Fazit und Ausblick

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Simulation
Randbedingungen & Parameter
 Rekonstruktion des Realprozesses
− CAD-Modell in
Simulationssoftware (Sigmasoft)
− Berechnung Prozessparameter
gemäß Realprozess
− Volumenstrom
− WKZ-Öffnungsbedingungen

 Mesh möglichst fein in den


Randbereichen

 Thermocouples (Messpunkte) in
den Randbereichen und in der Mitte
PO6 PO5 PO3
PO2

 Messpositionen (6 Stück)
PO4 PO1

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Simulation

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Simulation
Umlenkung der Strömung bei PO2

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Simulation
Verknüpfung Simulationsergebnisse mit 2D-Informationen
 Untersuchung des Einflusses von Faktor A
(Schneckenvorlaufgeschw.) auf die Orientierung der Kavernen
− Material: ABS Versuchsreihe Faktor A Faktor B Faktor C
Strichtyp bei Simulations-
ergebnissen
− Position: PO1 (Ebene) A1 - - -
A2 + - -
 Zu betrachtende Versuchsreihen A7
A8
-
+
+
+
+
+
A9 0 0 0

3,4 PO1 A8 1200


PO1
3,2
1000 A1-PO1-TC1
3,0
A2 A2-PO1-TC1
Orientierung [%]

2,8

Scherrate [1/s]
800 A7-PO1-TC1
2,6 A8-PO1-TC1
2,4 600 A9-PO1-TC1
A1 A9 Faktor B und C "-"
2,2 Faktor B und C "+"
400
2,0 Zentrumspunkt
1,8
200
1,6 A7
1,4 0
10 20 30 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5
Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s] Zeit [s]

 Deformationsneigung von Butadienpartikeln korreliert mit der Scherrate

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Simulation

www.uni-due.de/kkm 48
Simulation

www.uni-due.de/kkm 49
Simulation
Verknüpfung Simulationsergebnisse mit 2D-Informationen
 Untersuchung des Einflusses von Faktor A
(Schneckenvorlaufgeschw.) auf die Rundheit der Kavernen
− Material: PC/ABS Versuchsreihe Faktor A Faktor B Faktor C
Strichtyp bei Simulations-
ergebnissen
− Position: PO1 (Ebene) P1 - - -
P2 + - -
 Zu betrachtende Versuchsreihen P7
P8
-
+
+
+
+
+
P9 0 0 0

0,69 PO1
1200 PO1
Faktor B und C "-"
0,68 P1-PO1-TC1
Faktor B und C "+" 1000
P7 P2-PO1-TC1
Zentrumspunkt

Scherrate [1/s]
P7-PO1-TC1
Rundheit [-]

0,67 800 P8-PO1-TC1


P8 P9-PO1-TC1
P9 600
0,66
P1
P2 400
0,65
200

0,64 0
10 20 30 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5
Schneckenvorlaufgeschwindigkeit [mm/s] Zeit [s]

 Für das Material PC/ABS gelten die gleichen Zusammenhänge zwischen


Scherratehöhe und Deformation der Butadienpartikel

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Simulation
Verknüpfung Simulationsergebnisse mit 2D-Informationen
 Untersuchung des Einflusses von Faktor C
(Zylindertemperatur) auf die Orientierung der Kavernen
− Material: ABS Versuchsreihe Faktor A Faktor B Faktor C
Strichtyp bei Simulations-
ergebnissen
− Position: PO2 (Welle) A1 - - -
A5 - - +
 Zu betrachtende Versuchsreihen A4
A8
+
+
+
+
-
+
A9 0 0 0

2,0 255 PO2


PO2
600 A1-PO2-TC1 250 A1-PO2-TC1
A5-PO2-TC1 A5-PO2-TC1
Faktor A und B "-" 245
1,5 500 A4-PO2-TC1 A4-PO2-TC1
Faktor A und B "+"

Temperatur [°C]
Orientierung [%]

Scherrate [1/s]

A8-PO2-TC1 240 A8-PO2-TC1


Zentrumspunkt
A9-PO2-TC1 235 A9-PO2-TC1
400
1,0 A1 A5 230
300 225
0,5 A4 A8 220
200
A9 215
0,0 100 210
230 240 250 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5
Zylindertemperatur [C°] Zeit [s] Zeit [s]
 Orientierungsunterschied lässt sich nicht auf Scherratenverlauf zurückführen
 Temperaturverläufe A4/A5/A9 auf vergleichbaren Temperatur- und
Orientierungsniveau
 Im Vergleich zu A1 höhere Temperaturen die Relaxationsverhalten
begünstigen (Hypothese über Temperaturgrenzwert bei A8)
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Simulation
Verknüpfung Simulationsergebnisse mit 3D-Informationen
 Untersuchung des Schwindungspotentials Versuchsreihe Faktor A Faktor B Faktor C
− A2 weist das niedrigste und A7 das höchste A2 + - -
A7 - + +
Schwindungspotential über die Versuchsreihen
auf (PC/ABS ebenfalls P2/P7)
ABS [%]

A2: Zeitpunkt 23,925s A7: Zeitpunkt 25,774s

 PO6 weist gegenüber den übrigen Positionen das höchste Schwindungspotential


auf
 Wie bereits festgestellt weist PO6 auch die tiefsten Kavernenstrukturen auf
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Simulation
Verknüpfung Simulationsergebnisse mit 3D-Informationen
 Untersuchung der Versuchsreihen A2/P2 und A7/P7 hinsichtlich ihrer Tiefenstruktur

0,7 6
ABS ABS
PC/ABS PC/ABS
0,6
5
0,5
4

Sz [µm]
Sq [µm]

0,4

0,3 3

0,2
2
0,1

0,0 1
A2 A7 P2 P7 A2 A7 P2 P7 A2 A7 P2 P7 A2 A7 P2 P7
PO2 PO3 PO2 PO3
Versuchsreihen Versuchsreihen

 Versuchsreihen mit geringerem Schwindungspotential (A2/P2) weisen geringere


Tiefenstrukturen auf als die Versuchsreihen mit hohem Schwindungspotential
(A7/P7)
 Hypothese: Schwindungspotential kann als Indikator für innere Spannungen im
Bauteil herangezogen werden
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Gliederung
 Einleitung
− Kunststoffgalvanisierung
− Stand der Forschung
 Entwicklung eines Bildanalyse-Algorithmus (2D)
− Vorversuche und Validierung
 3D-Oberflächenmessung
− Konfokal-Mikroskopie
− 3D-Oberflächenkennzahlen gemäß DIN ISO25178-2
− Umfang der 3D-Messungen und Randbedingungen
− Ergebnisse aus konfokalen Messungen
 Simulation
− Randbedingungen & Parameter
− Verknüpfung mit 2D-Informationen
− Verknüpfung mit 3D-Informationen
 Fazit und Ausblick

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Fazit und Ausblick
Zusammenfassung

 Entwicklung eines Bildanalysealgorithmus zur Quantifizierung und


Objektivierung der Oberflächenmorphologie gebeizter Kunststoffe im
Zweidimensionalen
 Validierung des Algorithmus durch REM-Aufnahmen
 Kenngrößen: Kavernenzahl, Kavernenfläche, Rundheit, Orientierungsgrad
 Systematische Untersuchung von Einflüssen des Spritzgießprozesses
(Schneckenvorlaufgeschwindigkeit, Zylinder- und
Kühlmittelvorlautemperatur) auf die Ausbildung der Kavernen an zwei
Positionen
 Analyse des Materialeinflusses auf die Kavernenentstehung (ABS und
PC/ABS)
 Formteilgeometrie und Material als weitere Faktoren
 Besseres Verständnis über die Auswirkung von Spritzgießparametern auf
die, für die Haftfestigkeit zwischen Polymeroberfläche und Metallschicht
entscheidenden, Oberflächenmerkmale konnte gegeben werden.

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Fazit und Ausblick
Fazit
 3D-Oberflächenmesstechnik
− Konfokal-Mikroskopie wurde als geeignetes Messverfahren zur Bestimmung von
Tiefeninformationen gebeizter Kunststoffoberflächen identifiziert
− geeignete 3D-Oberflächenkennzahlen aus DIN ISO 25178-2 wurden ermittelt
− Erfolgreiche Verknüpfung der Tiefen- und 2D-Informationen
 Simulation
− Geeignete Prozessgrößen ermittelt
− Zusammenhang zwischen Scherrate und Deformationsneigung von
Butadienpartikeln festgestellt
− Relaxationsverhalten spiegelt sich in der simulierten Massetemperatur wider
− Schwindungspotential als Indikator für Spannungszustand von Bauteilen
identifiziert

Ausblick
 Analyse von Materialeigenschaften (Butadienteilchengröße, etc.)
 Tiefergehende Betrachtung des Geometrieseinflusses

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Vi e l e n D a n k f ü r I h r e A u f m e r k s a m k e i t

Mirco Janßen, M.Sc. Universität Duisburg-Essen


mirco.janssen@uni-due.de Institut für Produkt Engineering
+49 203 379 - 3159 Konstruktion der Hochleistungsmaschinen
Konstruktion und Kunststoffmaschinen
www.uni-due.de/kkm

Lotharstr. 1
47057 Duisburg

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