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Vorbemerkung .................................................................................................2
Einleitung.........................................................................................................2
1 Anwendungsbereich ................................................................................2
2 Grundlage des Verfahrens .......................................................................2
3 Funktionsweise .........................................................................................4
4 Verfahrensmerkmale ................................................................................5
4.1 Beschleunigungssystem .....................................................................5
4.2 Optische Anordnung ..........................................................................5
4.3 Signalverarbeitung .............................................................................5
5 Ausführungsbeispiel ................................................................................6
6 Messtechnische Anforderungen .............................................................9
7 Messplanung .............................................................................................9
8 Kalibrierung und Funktionsprüfung........................................................9
8.1 Kalibrierung der Partikelgrößenbestimmung.....................................9
8.2 Kalibrierung der Konzentrationsmessung........................................10
8.3 Funktionsprüfung.............................................................................10
9 Vorbereitung und Durchführung der Messung ....................................10
10 Datendokumentation ..............................................................................11
11 Gerätekenngrößen ..................................................................................11
12 Störeinflüsse und Fehlerquellen ...........................................................11
13 Wartung ...................................................................................................11
13.1 Allgemeines .....................................................................................11
13.2 Regelmäßige Wartungsarbeiten .......................................................11
13.3 Präventive Wartungsarbeiten ...........................................................12
14 Anwendungsbeispiele ............................................................................13
14.1 Tonerpartikel (Laserdrucker) ...........................................................13
14.2 Außenluftmessungen .......................................................................13
Schrifttum ......................................................................................................15
Messung der Flugzeit von Partikeln über eine U Dichte des Partikelmaterials
Messstrecke definierter Länge im Strömungsfeld U0 Einheitsdichte (= 1,0 kg/m3)
zur Größenbestimmung ausgenutzt. Im Gültig-
keitsbereich des Stokes’schen Widerstandsgesetzes C(Dp), C(Dae) Slip-Korrektur
kann die mit dem Flugzeitspektrometer gemessene K dynamische Viskosität des Träger-
Partikelflugzeit direkt in den aerodynamischen gases
Partikeldurchmesser überführt werden. Bild 1 zeigt den Zusammenhang zwischen aero-
Unter den vereinfachenden Annahmen, dass die dynamischem Durchmesser Dae und der Relaxati-
Geschwindigkeit des Trägergases vom Wert onszeit IJ.
u(t < 0) = 0 sprunghaft auf u(t t 0) = u0 ansteigt Der Slip-Korrekturfaktor C(Dp) kann für Luft kann
und das Stokes’sche Widerstandsgesetz für alle nach dem in Gleichung (3) angegebenen empiri-
Partikelgrößen und Relativgeschwindigkeiten gilt, schen Ansatz berechnet werden [1]:
erhält man für die Geschwindigkeit Qp(t) der Parti-
O ª º
Dp
0 ,55
kel C ( Dp ) 1 «2,514 0,800 e O » (3)
Dp « »¼
Q p (t ) u0 (1 e t / W ) (1) ¬
Dabei ist Dabei ist
Qp(t) Geschwindigkeit der Partikel zum Zeit- O mittlere freie Weglänge der Gasmoleküle (für
punkt t Luft bei 20 °C und 1,013 bar ist O = 0,0654 µm)
t Zeit Anmerkung: Zur Berechnung des Slip-Korrekturfaktors sind
in der Literatur auch andere Gleichungen angegeben. Eine
u0 Geschwindigkeit des Trägergases nach Übersicht findet sich in ISO 15900.
Beschleunigung
Legt man nach der Beschleunigung des Trägerga-
W Relaxationszeit der Partikel ses eine Strecke sp fest, so hängt die Flugzeit tp
Die Relaxationszeit W der Partikel ist nach [1] für eines Partikels durch diese Messstrecke nach Glei-
kugelförmige Partikel gegeben durch: chung (4) von der Relaxationszeit des Partikels ab:
tp
Dp2 U C ( Dp ) Dae2 U 0 C ( Dae )
W
18 K 18 K
(2) sp ³
u0 (1 e t / W )dt
t 0
(4)
200
150
W in(ms)
ms
100
50
0
0 5 10 15 20
DDae in µm
ae (µm)
zwischen Flugzeit und aerodynamischem Durch- Flugzeitspektrum (vgl. Abschnitt 5, Bild 8) in eine
messer wird durch experimentelle Kalibrierung Größenverteilung über dem aerodynamischen
gewonnen. Durchmesser (vgl. Abschnitt 5, Bild 11) übertra-
Die angegebenen Gleichungen gelten streng nur gen.
für Partikel-Reynoldszahlen kleiner als 0,1. Für Die Anzahlkonzentration des Aerosols wird aus
größere Partikel-Reynoldszahlen verliert das Sto- der Gesamtzahl der detektierten Partikel, der
kes’sche Gesetz seine Gültigkeit. Diese Tatsache Messdauer und dem Volumenstrom durch das
hat zur Folge, dass in solchen Fällen der aero- Messvolumen direkt während der Messung ermit-
dynamische Partikeldurchmesser mit Flugzeit- telt. Wird neben der Flugzeit auch die Intensität
spektrometern nicht mehr unabhängig von der der Streulichtimpulse der einzelnen Partikel er-
Dichte der Partikel oder deren Form bestimmt fasst, so können aus der Korrelation dieser beiden
werden kann. Messgrößen weitere Informationen über das Aero-
Anmerkung: Die Reynoldszahl ist folgendermaßen definiert:
sol gewonnen werden.
Bild 2 illustriert das Messprinzip des Flugzeit-
Q p U Gas Dp
Re (5) spektrometers. Der Aerosolstrom wird durch die
K innere Düse (Aerosoldüse) einer konzentrischen
Dabei ist Düsenanordnung geleitet und beim Austritt aus der
Re Reynoldszahl Aerosoldüse durch einen durch die äußere Schlei-
Qp Geschwindigkeit der Partikel erluftdüse erzeugten Luftschleier geführt. Durch
UGas Dichte des Trägergases die Absaugdüse verlassen beide Luftströme die
Dp geometrischer Durchmesser der Partikel Messkammer. Der Abstand der beiden parallelen
K dynamische Viskosität des Trägergases
Lichtstrahlen gibt die Länge der Messstrecke vor,
über die die Flugzeit tp gemessen wird.
Bei kommerziell erhältlichen Geräten ergeben sich
Partikel-Reynoldszahlen von ca. 0,1 bis ca. 150 1
(vgl. auch Tabelle 1). Je nach Geräteauslegung 2
führt dies zu einer unterschiedlichen Empfindlich-
keit gegenüber Dichte- oder Formänderung der
Partikel. Gegebenenfalls ist für Präzisionsmessun-
gen die Kalibrierung mit dem zu messenden Parti-
kelmaterial erforderlich.
4 6
3 Funktionsweise
Das Flugzeitspektrometer detektiert Partikel ähn- 9
lich den Optischen Aerosolspektrometern (siehe 8
A
1 2 2 3
A 11 10
10
4 10
4 5 6 7 8 9
1 2 3
5
11
B
9
10 6
B
8
11
10 10 7
9
12
2 2
5
8
3
6
7 10
13
9
11
12
14 15
2 2
Bild 6. Schematische Darstellung des Aufbaus des Flugzeitspektrometers TSI APS, Modell 3321
1 Aerosol-Einlass
2 HEPA-Filter
3 Pumpe (Schleierluft)
4 Pumpe (Gesamt-Volumenstrom)
5 innere Düse (Messvolumenstrom 1 Ɛ/min)
6 Schleierluft-Messblende (Volumenstrom 4 Ɛ/min)
7 Beschleunigungsdüsenauslass
8 Differenzdruckaufnehmer (Schleierluftvolumenstrom-Messung)
9 Differenzdruckaufnehmer (Gesamtvolumenstrom-Messung)
10 Absolutdruckaufnehmer
11 Laserdiode mit Kollimator
12 Beleuchtungsoptik
13 Lichtfalle
14 elliptischer Spiegel
15 Messvolumen (Gesamtvolumenstrom 5 Ɛ/min)
(siehe Abschnitt 3) und kann bei einem Koinzi- schleunigungsdüsen und der Absaugung aus der
denzfehler von 10 % bei 10000 cm–3 liegen. Messzelle ist in Bild 6 dargestellt.
Bild 6 zeigt schematisch den Aufbau des Geräts. Die Relativgeschwindigkeit zwischen Partikeln
Der Probennahmevolumenstrom (5 Ɛ/min) wird und Trägergas am Eintritt in die Flugzeitmessstre-
mit einer Kapillare isokinetisch geteilt. Der größe- cke liegt zwischen ca. 4 m/s für Dae = 0,5 ȝm und
re Teilstrom (4 Ɛ/min) wird gefiltert und über eine ca. 130 m/s für Dae = 20 ȝm. Hieraus ergeben sich
Pumpe dem Beschleunigungsdüsensystem als par- Partikel-Reynoldszahlen zwischen ca. 0,11 und
tikelfreier Schleierluftstrom wieder zugeführt. Der 147.
kleinere Teilstrom (1 Ɛ/min) wird der Analyse zu- Als Lichtquelle wird eine Laserdiode eingesetzt.
geführt (analysierter Teilstrom). Der Schleierluft- Die Beleuchtungsoptik arbeitet mit einem Strahl-
volumenstrom wird mit einer Blende gemessen teiler; sie entspricht weitestgehend der Darstellung
und über die Pumpendrehzahl geregelt. Eine zwei- in Bild 4. Das Profil der beiden Laserstrahlen wird
te, über die Druckdifferenz der Beschleunigungs- so geformt, dass diese sich gegenseitig leicht über-
düsen geregelte Pumpe stellt den Probennahmevo- lappen (siehe Bild 7).
lumenstrom und die definierte Beschleunigung der
Ein Avalanche-Fotodetektor wandelt das Streu-
Luftströmung sicher. Die Anordnung der Be-
lichtsignal in eine Spannung. Die Lichtintensitäts-
verteilung der beiden Laserstrahlen führt dazu,
–8– VDI 3867 Blatt 5 Entwurf
tp
B
1
II
A 3
tt
Bild 7. Laserstrahlanordnung im Messvolumen (A) und resultierendes Fotodetektorsignal (B)
1 Auslass der Beschleunigungsdüse
2 Profil der Laserstrahlen mit Überlappung
3 aerodynamisch fokussierter Partikelstrahl
4 Triggerschwelle für das Fotodetektorsignal
dass das vom Fotodetektor erzeugte Spannungs- werden zusammen mit den Rohdaten für jede Mes-
signal zwischen den Impulsspitzen nicht wieder sung protokolliert.
unter die Triggerschwelle abfällt, siehe Bild 7. Der Partikelflugzeit-Analysator hat 1024 Flugzeit-
Dieses Spannungssignal wird in Echtzeit von ei- kanäle mit einer Kanalbreite von jeweils 4 ns. Dar-
nem Signalprozessor analysiert. Dabei wird die aus ergibt sich eine maximal erfassbare Flugzeit
Partikelflugzeit als Zeitdifferenz zwischen den von 4,096 µs. Bild 8 zeigt beispielhaft das Flug-
Impulsspitzen, die Impulshöhe und die Anzahl der zeitspektrum einer Messung eines Laserdruckerto-
Impulsspitzen pro Signal ermittelt. Die beiden ner-Aerosols. Das entsprechende Streulichtintensi-
ersten Messgrößen werden für die gemessenen tätsspektrum (64 Kanäle) ist in Bild 9 dargestellt.
Partikel in je einem Flugzeitspektrum und einem
Impulshöhenspektrum akkumuliert. Partikelflug-
zeit und Impulshöhe können auch für jedes einzel-
ne erfasste Partikel korreliert gespeichert werden.
Die Anzahl der Impulsspitzen pro Signal wird zur
Bewertung des Messsignals herangezogen. Signale
mit zwei Impulsspitzen sind in der Regel korrekte
Signale. Sie werden im Flugzeit- und Impulshö-
henspektrum ausgewertet. Hat ein Signal mit zwei
Spitzen eine Flugzeit, die erheblich länger als die Bild 8. Flugzeitspektrum (1024 Kanäle (Bins))
Flugzeit des größtmöglichen Partikels ist, wird das eines Laserdruckertoner-Aerosols
Signal als Rezirkulationsfehler gewertet und ver-
worfen. Ein Signal mit mehr als zwei Impulsspit-
zen entsteht aufgrund einer koinzidenten Messung.
Es wird als Koinzidenzfehler gewertet, und für die
weitere Auswertung – mit Ausnahme der Anzahl-
konzentration – verworfen. Bei der Berechnung
der Gesamtanzahlkonzentration werden als Kor-
rektur zwei zusätzliche Partikel berücksichtigt.
Ein Signal mit nur einer Impulsspitze signalisiert
eine Messung mit Phantomfehler. Ein solches Sig-
nal wird der untersten Partikelgrößenklasse, die
alle Partikel kleiner als 0,523 µm enthält, zuge-
schlagen. Während der Messung kann die Fehler-
statistik kontinuierlich angezeigt werden. Der An-
teil von Phantom-, Koinzidenz- und Rezirkulati- Bild 9. Streulichtintensitätsspektrum (64 Kanäle
onsfehler sowie der Anteil korrekter Messungen (Bins)) eines Laserdruckertoner-Aerosols
Entwurf VDI 3867 Blatt 5 –9–
Die Partikelgrößenverteilung über dem aerodyna- Steuerung durch einen externen PC erfolgen. Das
mischen Durchmesser wird aus dem Flugzeitspekt- Gerät sollte die gemessenen Größenverteilungen
rum mit einer Kalibrierkurve ermittelt. Bild 10 als Anzahlen oder Anzahlkonzentrationen in den
zeigt den typischen Verlauf der Kalibrierkurve für einzelnen Größenklassen zusammen mit dem Zeit-
das Flugzeitspektrometer. Die Untergrenze des punkt der Messung und der Probennahmedauer
Partikelgrößenmessbereichs (50 % Zähleffizienz) digital an einer üblichen Schnittstelle zur Verfü-
liegt für Latex-Partikel bei 0,37 µm. gung stellen. Wichtige Betriebsparameter wie Vo-
4 lumenstrom oder die Leistung der Lichtquelle soll-
ten jederzeit abfragbar sein.
3
7 Messplanung
Die Messungen sind durch eine sorgfältige Mess-
tF (ms)
tF in ms
2
planung nach VDI 4280 Blatt 1, Blatt 2 oder Blatt 3
vorzubereiten.
1
Aus der Anwendung der Kalibrierkurve auf das Die Partikelgrößenbestimmung von Flugzeit-
Flugzeitspektrum ergibt sich die Partikelanzahlver- spektrometern lässt sich am einfachsten mit mono-
teilung. Bild 11 zeigt beispielhaft die Anzahlver- dispersen Latex-Aerosolen durchführen (siehe
teilung, die aus dem Flugzeitspektrum in Bild 8 VDI 3867 Blatt 1 und VDI 3491 Blatt 3). Latex-
resultiert. partikel zählen zu den primären Partikelgrößen-
standards.
Falls für bestimmte Messaufgaben die Kalibrie-
rung mit anderen Partikelmaterialien notwendig
sein sollte, kann ein Schwingblenden-Aerosol-
generator (siehe VDI 3867 Blatt 1 und VDI 3491
Blatt 13) eingesetzt werden. Mit diesem Generator
können flüssige Partikel aus verschiedenen
schwerflüchtigen Substanzen im Größenbereich
von etwa 1 µm bis 50 µm erzeugt werden. Die
Erzeugung fester Partikel, z. B. aus löslichen Sal-
zen, ist ebenfalls möglich. Eine Kalibrierung mit
Bild 11. Anzahlverteilung als Funktion des aerody- flüssigen Partikeln ist vor allem für Messungen an
namischen Durchmessers für ein Laserdruckerto- Tröpfchenaerosolen aus dem gleichen Material
ner-Aerosol sinnvoll, da dabei der Einfluss einer möglichen
Verformung dieser Partikel in der Beschleuni-
Die Datenerfassung und Datenaufbereitung ein-
gungsstrecke mit erfasst wird.
schließlich der Größenverteilungen erfolgt bei
diesem Modell direkt im Messgerät. Die Geräte- Für bestimmte Materialien sind monodisperse Ka-
software übernimmt die Messablaufsteuerung und librierpartikel auch als Haufwerke erhältlich, die
bereitet die Messergebnisse grafisch und tabella- durch Trockendispergierung in den luftgetragenen
risch auf. Zustand überführt werden können (siehe VDI 3867
Blatt 1).
6 Messtechnische Anforderungen 8.1.2 Kalibrierung mit polydispersen Aeroso-
Für den kontinuierlichen Betrieb geeignete Flug- len unter Verwendung von Vorabschei-
dern
zeitspektrometer sollten über eine interne Messab-
laufsteuerung verfügen. Zeitpunkt und Dauer so- Um an realen, polydispersen Aerosolen eine Zu-
wie Pausen zwischen den Messungen sollten vor- ordnung zwischen Partikelgröße und Flugzeit zu
gewählt werden können, um einen automatisierten erhalten, kann man Vorabscheider (Impaktorstufen
Messbetrieb zu ermöglichen. Alternativ kann diese
– 10 – VDI 3867 Blatt 5 Entwurf
oder Zyklone) mit bekannter Abscheidecharakte- b) Verwendung monodisperser Aerosole aus fluo-
ristik einsetzen. reszierenden Materialien: Diese Aerosole wer-
Durch je eine Messung ohne und mit Vorabschei- den parallel auf einem Filter gesammelt. Durch
der lässt sich die Trennkurve des Vorabscheiders Extraktion und anschließende quantitative Ana-
in den Größenklassen des Flugzeitspektrometers lyse der fluoreszierenden Substanzen kann die
abbilden. Dadurch erhält man eine Zuordnung der Masse und über die bekannte Größe auch die
Flugzeit zu dem aerodynamischen Durchmesser, Anzahl dieser Partikel ermittelt werden [7].
bei dem der Vorabscheider eine Abscheide- 8.3 Funktionsprüfung
effizienz von 50 % besitzt. Durch Verwendung von
Die ordnungsgemäße Funktion eines Flug-
Vorabscheidern unterschiedlicher Abscheidecha-
zeitspektrometers sollte regelmäßig durch einfach
rakteristik kann man so mehrere Stützstellen einer
durchzuführende Funktionsprüfungen überprüft
Kalibrierkurve ermitteln [3; 4; 5].
werden. Die angesaugten Volumenströme können
8.2 Kalibrierung der Konzentrationsmessung mithilfe eines externen Volumenstrommessgeräts
Für die Partikelkonzentration existieren keine pri- überprüft werden. Besonders gut geeignet sind
mären Standards. Eine Kalibrierung der Konzent- Geräte mit einem niedrigen Druckverlust, die die
rationsmessung von Flugzeitspektrometern muss interne Durchflussregelung nicht stören.
daher immer durch Vergleich mit anderen Mess- Die Fehlzählrate eines Flugzeitspektrometers kann
verfahren erfolgen. ermittelt werden, indem man ein Absolutfilter in
Durch elektrostatische Klassierung von Partikeln die Ansaugleitung des Messgeräts schaltet. Auch
in einem Differentiellen Mobilitätsanalysator dabei ist darauf zu achten, dass der Druckabfall am
(DMA) und anschließende Messung des von den Filter den Volumenstrom des Geräts nicht unzuläs-
elektrisch geladenen Partikeln hervorgerufenen sig beeinflusst. Nach einer Spülzeit, die ausreicht,
Stroms in einem Aerosolelektrometer lässt sich die Aerosoltransportwege des Messgeräts von va-
sowohl ein Partikelgrößen- als auch ein Partikel- gabundierenden Partikeln zu reinigen, ermittelt
konzentrationsstandard realisieren, der seit vielen man die Zahl der Zählereignisse in einem Zeit-
Jahren als Referenzverfahren betrachtet wird [6] raum, der den Messintervallen im normalen Ein-
(siehe VDI 3867 Blatt 1). Beim Flugzeitspektro- satz entspricht.
meter wird anstelle des Elektrometers ein kalibrier- Eine grobe Funktionsüberprüfung ist durch Aufga-
ter Kondensationspartikelzähler (siehe VDI 3867 be eines einfach zu erzeugenden Prüfaerosols mit
Blatt 2) als Konzentrationsreferenz verwendet, da bekannten Eigenschaften möglich. Gut geeignet
zum einen in dem interessierenden Größenbereich dazu sind beispielsweise Mischungen aus bis zu
oberhalb von 0,5 µm Mehrfachladungen die Elekt- drei Latexsuspensionen verschiedener Größe, die
rometermessung unsicher machen und zum ande- mit einem einfachen Zerstäubergenerator aerosoli-
ren die für eine statistisch sichere Elektrometer- siert werden können. Auch monodisperse Hauf-
messung notwendigen Anzahlkonzentrationen den werke lassen sich oft mit einfachsten Mitteln dis-
Messbereich des Flugzeitspektrometers überschrei- pergieren und aufgeben.
ten.
Ein DMA kann auch dazu dienen, ein Latex- 9 Vorbereitung und Durchführung der
Aerosol von seinen Restteilchen zu trennen. Dann Messung
kann die Konzentration des so aufbereiteten Aero- Das Gerät ist durch ein geeignetes Probennahme-
sols ebenfalls mit einem Kondensationspartikel- system mit der Aerosolquelle zu verbinden. Bei der
zähler ermittelt werden. Messung an Prüfaerosolen mit hoher Anzahlkon-
Diese Verfahren sind für die Kalibrierung im Par- zentration ist durch Einsatz von Verdünnungs-
tikelgrößenbereich bis ca. 1 µm geeignet. Für grö- systemen die Konzentration an den Messbereich
ßere Partikel sollten die nachfolgend beschriebe- des Geräts anzupassen. Bei Geräten ohne Koinzi-
nen Verfahren eingesetzt werden: denzerkennung sollte im Zweifelsfall zunächst
eher ein zu hoher Verdünnungsfaktor gewählt wer-
a) Vergleich mit einem als Referenzgerät kalib-
den. Eine vom Hersteller eventuell vorgeschriebe-
rierten anderen Flugzeitspektrometer oder ei-
ne Wartezeit bis zur Betriebsbereitschaft ist einzu-
nem Optischen Aerosolspektrometer: Zur Er-
halten.
mittlung des Zählwirkungsgrads an der unteren
Grenze des Partikelgrößenmessbereichs sollte Der Probenvolumenstrom ist zu überprüfen und,
dieses Gerät eine niedrigere untere Nachweis- falls notwendig, auf den korrekten Wert einzustel-
grenze bezüglich der Partikelgröße aufweisen. len. Vorhandene Statusanzeigen und angezeigte
Betriebsparameter sollten überprüft werden.
Entwurf VDI 3867 Blatt 5 – 11 –
Der Messvorgang wird dann manuell über vom Bei Messungen ist darauf zu achten, dass der zu-
Gerät bereitgestellte automatische Routinen oder – lässige Konzentrationsbereich des Geräts nicht
von einem externen Rechner gesteuert – gestartet. überschritten wird, da sonst Zählverluste durch
Die Messdauer muss der Partikelkonzentration Koinzidenzen und eine Verfälschung der Partikel-
angepasst werden, um statistische Probleme durch größenverteilung [7] auftreten würden. Während
eine zu geringe Zahl von Zählereignissen zu ver- des Einsatzes sollte man daher anhand der jeweili-
meiden. Die Messdaten müssen zusammen mit gen Zählrate prüfen, ob das Gerät im zulässigen
verfügbaren Statussignalen, Datum, Uhrzeit und Konzentrationsbereich arbeitet.
Messdauer abgespeichert werden, um später Da- Abweichungen der Temperatur und des Drucks des
tenlücken sicher erkennen und zeitlich zuordnen zu angesaugten Aerosols beeinflussen die Volumen-
können. ströme und die eingesetzte Volumenstrommess-
technik. Die vom Hersteller vorgegebenen Grenz-
10 Datendokumentation werte sind daher unbedingt einzuhalten. Auch sind
Zur Dokumentation der Messung und zur rück- die Herstellerangaben bezüglich der Umgebungs-
führbaren Ermittlung der Messergebnisse müssen bedingungen zu beachten.
folgende Daten vom Messgerät erfasst und gespei- In Flugzeitspektrometern können, abhängig von
chert werden: der Partikelgröße, Partikel-Reynoldszahlen zwi-
x Messdauer schen ca. 0,01 und 150 auftreten (siehe Tabelle 1).
Im Übergangsbereich zwischen Stokes’schen und
x Probenvolumen
Newton’schen Widerstandsgesetz (1 < Re < 1000)
x Temperatur und Druck in der Messzelle wächst mit steigendem Partikeldurchmesser der
x gemessene Partikelanzahl Einfluss von Partikeldichte und -form auf die Be-
stimmung des aerodynamischen Durchmessers. Ist
x primäre Flugzeitklassen
die Partikeldichte bekannt oder kann diese abge-
x Probenidentifikation schätzt werden, sollten die gerätespezifischen Kor-
x Datum, Uhrzeit rekturfunktionen zur Kompensation des Dichteein-
flusses eingesetzt werden. Der Formeinfluss kann,
11 Gerätekenngrößen sofern erwünscht, über eine Kalibrierung mit dem
zu messenden Partikelmaterial korrigiert werden.
Tabelle 1 zeigt eine Auswahl von Gerätekenn-
größen handelsüblicher Flugzeitspektrometer, die
es dem Anwender ermöglicht, die Leistung der 13 Wartung
Messgeräte den Anforderungen seiner Messaufga- 13.1 Allgemeines
ben gegenüberzustellen. Die Wartung von Flugzeitspektrometern umfasst
sowohl regelmäßige Wartungsarbeiten, die vom
12 Störeinflüsse und Fehlerquellen Betreiber vor Ort durchgeführt werden können, als
Abweichungen der Volumenströme vom Sollwert auch präventive Wartungsarbeiten, die in größeren
wirken sich nicht nur auf die gemessene Anzahl- Intervallen, typischerweise jährlich, in einem qua-
konzentration und damit auf den Zählwirkungsgrad lifizierten Wartungsbetrieb z. B. des Geräteherstel-
aus, sondern beeinflussen auch massiv die Flug- lers durchgeführt werden sollten. An dieser Stelle
zeitmessung und damit die Partikelgrößenbestim- können zu Wartungsarbeiten nur allgemeine Hin-
mung. Die Volumenströme im Messgerät sollten weise gegeben werden. Angaben zu Wartungsan-
daher dem Sollwert entsprechend genau eingestellt gaben seitens der Gerätehersteller sind auf jeden
werden. Indirekt kann die richtige Einstellung der Fall zu beachten.
Volumenströme auch mit einem Kalibrierstandard
13.2 Regelmäßige Wartungsarbeiten
(z. B. einem Latex-Aerosol) überprüft werden.
Unabhängig von der Geräteausführung kann es
Durch Alterung und/oder Dejustierung der Licht-
durch Beladung von Schutzfiltern oder durch Ver-
quelle, Verschmutzung der Optik, Änderungen der
schmutzung von Volumenstrommesseinrichtungen
elektronischen Verstärkung und der Empfindlich-
oder Düsen im Laufe der Zeit zu Fehlfunktionen
keit des Fotodetektors können systematische Feh-
kommen. Da sich solche Fehlfunktionen meist auf
ler bei der Klassifizierung kleiner Partikel auftre-
den Probennahmevolumenstrom auswirken und
ten. Auch aus diesem Grund sollte jedes Gerät in
teilweise systembedingt unerkannt bleiben können,
gewissen Zeitabständen mit einem Kalibrierstan-
sollte der Probennahmevolumenstrom regelmäßig,
dard (z. B. Latex-Aerosol 0,5 µm < Dp < 0,7 µm)
bei kontinuierlicher Messung monatlich, mit einem
überprüft werden.
externen Volumenstrommessgerät überprüft wer-
– 12 – VDI 3867 Blatt 5 Entwurf
den. Nach einem Filtertausch oder einer Düsenrei- lerangaben gereinigt werden. Abweichungen von
nigung ist mit vorgeschaltetem Absolutfilter eine der Kalibrierkurve nur in der Nähe der unteren
Nullzählung als Leckageprüfung durchzuführen. Messbereichsgrenze lassen auf eine Verschmut-
Die Verschmutzung optischer Komponenten im zung optischer Komponenten schließen, die dann
Bereich der Messkammer kann die Zähleffizienz ebenfalls nach Herstellerangaben gereinigt werden
an der unteren Messbereichsgrenze beeinträchti- sollten.
gen. Verschmutzungen der Düsen in der Messzelle 13.3 Präventive Wartungsarbeiten
beeinflussen die beschleunigte Strömung und da-
Als präventive Wartungsarbeiten fallen bei Flug-
mit die Partikelgrößenbestimmung. Ergibt eine
zeitspektrometern der Austausch von Verschleiß-
Stichpunktkalibrierung Abweichungen von der
teilen (z. B. Schieber von Drehschieberpumpen),
Kalibrierkurve, müssen diese Düsen nach Herstel-
Maximalkonzentration 6000 bei Dae= 0,5 µm 1500 bei Dae= 0,5 µm 900 (bei 7 Ɛ/min)
in cm–3 1000 bei Dae=10 µm 600 bei Dae=10 µm (5 % Koinzidenzfehler)
(5 % Koinzidenzfehler) (10 % Koinzidenzfehler)
Minimalkonzentration 0,001 a) 0,001 a) keine Angaben
in cm–3
Fehlzählrate in min–1 0,1
Angesaugter Volu- 5 5 max. 14, druckabhängig
menstrom in Ɛ/min (= Probenvolumenstrom)
Hüllluftstrom in Ɛ/min 4 4 max. 21
Probenvolumenstrom 1 1 max. 14, druckabhängig
in Ɛ/min
Messstrecke in µm ca. 120 für Flugzeit: ca. 120 ca. 1000
gesamt: ca. 400
Maximale Relativge- ca. 130 ca. 130 ca. 570 bei Dae = 20 µm
schwindigkeit in m/s
Partikel-Reynoldszahl
(gerundet) b) bei
1 µm 1 1 4
3 µm 10 10 17
5 µm 23 23 30
20 µm 147 – 138
Kanäle intern/extern 1024/52 (aerodynamisch) 1024/52 (aerodynamisch) 2048/500 (aerodyna-
64/16 (Streulicht) 64/16 (Streulicht) misch)
64/64 (Fluoreszenz) c)
Betriebstemperatur- 10 bis 40 10 bis 34 10 bis 35
bereich in °C
Druckbereich in hPa 400 bis 1030 (> 700 durch 700 bis 1100 keine Angabe
Anpassung des Volumen-
stroms kompensiert)
Relative Feuchte in % 10 bis 90, 0 bis 95, 10 bis 90,
nicht kondensierend nicht kondensierend nicht kondensierend
a) –1
Ermittelt aus dem zehnfachen Wert der Fehlzählrate (< 1/10 min ) und dem analysierten Volumenstrom von 1000 mƐ/min. Unter
realen Bedingungen und abhängig von der Messzeit und der angestrebten statistischen Sicherheit sind erheblich höhere Werte
anzusetzen.
b)
Berechnet mit über die Messstrecke gemittelten Werten für Relativgeschwindigkeit, Luftdichte und Viskosität. Die Daten wurden
aus [8; 9; 10] abgeleitet.
c)
Dieses Messgerät ermöglicht zusätzlich die Bestimmung der Einzelpartikel-Fluoreszenzintensität zwischen 430 nm und 580 nm
(Anregung 355 nm) zur Detektion von bestimmten Bioaerosolen.
Entwurf VDI 3867 Blatt 5 – 13 –
Bild 12. Korrelierte Verteilung (aerodynamischer Durchmesser und relative Streulichtintensität) eines mit
dem Flugzeitspektrometer gemessenen Laserdruckertoner-Aerosols
– 14 – VDI 3867 Blatt 5 Entwurf
10000
1000
dN/dlogDae in cm–3
100
10
0.1
0.01
10 100 1000 10000
Dae in nm
10
0.1
0.01
10 100 1000 10000
Dae in nm