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VISUELLE KOMMUNIKATION/BRANDING/DIGITALE MEDIEN/TYPOGRAFIE/10842



DEUTSCHLAND 9,80 €
Das Magazin der Kreativbranche # 04.2013 www.page-online.de
4 191084 209802 04

Corporate Publishing 3-D-Scanning Marken-Websites


So gelingt Agenturen redaktionelles Von Gratis-App bis Hightech-System: Von A wie Ahoi bis Z wie Zewa,
Denken im Markenkontext Techniken für Packshot, Motion & Co von genial bis katastrophal
Editorial PAGE 04.13 003

Where’s the beef?


Sichere Renten und
hohe Gewinne für

is better data. Die Agentur stieg tiefer


ein. Team und Arbeit wurden in alle
Einzelteile zerlegt und dann verdich-
tet zur Infografik ihrer selbst – ein Krea-
tiver aus Fleisch und Blut, einfallsreich
und voller Humor.
Der Kreative schlechthin? Gewiss
nicht, unser Ideenmensch würde an-
ders aussehen, hätten wir das Statis-
tische Bundesamt um Daten gebeten
und diese in ein Schaubild umgesetzt.
Es gibt keine objektive Visualisierung,
QWas kommt raus, wenn man die
Foto: Kirsten Nijhof

die die Dinge so darstellt, wie sie sind.


Werbeagentur Grimm Gallun Holtap- Mit der Auswahl der Daten genauso
pels bittet, zwei Titel auf einmal zu ge- wie mit der visuellen Aufbereitung und
stalten: nämlich das PAGE-Cover zum Priorisierung ist der Gestalter immer
Thema Infografik sowie das Cover un- auch Autor und bezieht Position. Doch
seres Booklets »Job & Karriere in der so unterschiedlich die Ziele und Dar-
Kreativbranche«, das der Kioskauflage stellungen im Informationsdesign auch
aufgeklebt werden soll? Eine Infogra- sind, die Aufgabe lautet: klar und ein-
fik, na klar! fach komplexe Zusammenhänge erklä-
Sie fragen sich, worauf sie fußt? Wer- ren. Methoden und Tricks zur konden-
fen wir einen Blick auf die 2GH-Website. sierten Wissensvermittlung durch eine
Da steht geschrieben: Infografik und Datenvisualisierung prä-
sentieren wir ab Seite 22.
Die Agentur in Zahlen Und allen jenen, die nach der Lek-
türe unserer Titelgeschichte noch tie-
Gründer: 3 fer in die Praxis einsteigen wollen, sei
Gegründet: 2005 unser PAGE Seminar »Infografik. Visual
Mitarbeiter: 37 Storytelling – Workflows & Cases« mit
Kunden: 14 Jan Schwochow (siehe Seite 70 f.) emp-
Kneipe: 1 fohlen. Darin gibt der vielfach ausge-
zeichnete Infografiker wertvolle Ein-
Schützenstraße: 21 blicke in sein Schaffen, beleuchtet das
Hamburg: 22761 Spannungsfeld zwischen reiner Infor-
Telefon: 040 2880260 mation und guter Gestaltung und er-
läutert den Prozess vom ersten Briefing
Verkörpert unsere Titelillustration die- bis zur Aufbereitung für die verschie-
se Zahlen? Natürlich nicht. More data denen Kanäle. Schnell anmelden! Premium-Vorsorge
Gabriele Günder, für Medienmenschen
Chefredakteurin/Publisher

PAGE-Cover

Den 2GH-Starschnitt gibt’s


übrigens unter www.page-online.
de/starschnitt. PDF-Datei
einfach downloaden, drucken,
zusammenkleben, fertig!

Grimm Gallun Holtappels (www.2gh.de)


Kreativdirektor: Matthias M. Müller
Idee und Gestaltung: Martha Such, Stella Schmidt,
Tobias Mausolf
Reinzeichnung: Nele Wiewelhove
Foto: Christian Rating Besser In 2013
Presse 4,5 %
004 PAGE 04.13

INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
Ausstellung »Designs of the Year 2013« in London;
7-Eleven-Rebranding; Ansichtssache: die Parallelen
zwischen Stefan Sagmeister und Rainer Brüderle;
Restaurantführer »Where Chefs Eat«; WWF-iPad-App

014 Branche & Karriere


Relaunch von Creative.NRW.de; Business Basics:
Erste Kunden gewinnen; Agenturgründung: Stahl R

020 Ausbildung
»Pencil-Mania«-Projekt; New-York-City-Guides

TITEL
022 QInfografik 074 Fotoprojekt »Subways«
Informationsvisualisierungen haben alle Medien
erobert. PAGE zeigt an konkreten Projekten, worauf
es bei der Realisation ankommt: von der klassischen
Infografik bis hin zu interaktiven Anwendungen
und ersten Ansätzen für Responsive Infographics

KREATION
036 Ratgeber: Eignungsmappen
Wer Design studieren will, muss das eigene
Können ins richtige Licht rücken. Wir sagen,
was bei der Zusammenstellung der Mappe zählt

042 QMarken-Websites
Deutschland hat viele tolle Marken. Im Web präsen-
tieren sich allerdings nur wenige genauso toll

050 QCorporate Publishing


Kreativagenturen bringen frischen Wind in die Welt
der Unternehmensmedien. Wie meistern sie das –
für sie oft neue – redaktionelle Zusammenspiel?

058 Papierwelt
Gmund-Kollektion Action; klimaneutral drucken

TYPO
060 Kartografie kreativ
Mit typografischen Mitteln lassen sich Stadtpläne und
Landkarten von besonderem Charme gestalten

066 Der Font Kumla von Göran Söderström


Der Schriftzug an einer alten schwedischen Schuh-
fabrik war der Ausgangspunkt für das Versalalphabet

068 Typowelt
036 Ratgeber: Eignungsmappen
Gerrit van Aakens »#webtypobuch«; Brandon Text
PAGE 04.13 005

≥ PAGE Online: Ob Stellenangebote, Inspiration,


News, Magazin-Volltextsuche, Publishing-Tipps,
Abo-Angebote oder den PAGE-Shop – das alles finden
Sie unter www.page-online.de

BILD
072 Historische medizinische Illustrationen
Die Hagströmer Biblioteket in Stockholm besitzt
eine einzigartige Sammlung an Grafiken

074 Fotoprojekt »Subways«


Menschenleere U-Bahn-Stationen faszinieren
Nick Frank – denn dann kann er mit seiner Kamera
ihre perfekten Symmetrien zum Vorschein bringen

078 Bildwelt
Repräsentanz Art Love Affair; Stofffiguren aus
Kinderillustrationen; Joachim-Baldauf-Monografie

TECHNIK
090 3-D-Scanning 082 QSketchbooks: digital & analog
Das Angebot an Zeichen-Apps wächst ebenso
rasant wie das an liebevoll von Hand gefertigten
Notizbüchern. Wir stellen hier die besten
Tools und die schönsten Skizzenbücher vor

090 Q3-D-Scanning
Für die Gewinnung von 3-D-Daten steht heute ein
breites Spektrum an Techniken bis hin zu Gratis-App
und DIY-Scanner zur Verfügung. Wir erklären die Vor-
und Nachteile und zeigen kreative Anwendungen

098 Tools & Technik


Variable Tastatur E-Inkey; Philippe-Starck-Festplatte;
IllumiRoom für Kinect; Adobe aktualisiert Webtools

SERVICES & STANDARDS


108 Einblicke
Wie erleben Kreative ihren Arbeitsweg?

110 Publikationen: Buchempfehlungen


für kreative Publisher
Ein anregender Band zu Kultur-Erscheinungsbildern,
»The Berlin Design Guide«, Chris Andersons »Makers«

003 Editorial 018 PAGE Online 113 Impressum/Vorschau


033 PAGE Studenten-Abo 055 PAGE Abo
104 PAGE Stellenmarkt
114 Fundstücke von Jürgen Siebert

PAGE SEMINARE
048 »Designmanagement« mit Christine Hesse
065 Visual Thinking Lessons mit der Good School
070 »Infografik« mit Jan Schwochow
080 »Gutes Design entwickeln« mit Jochen Rädeker
081 »Gutes Design gut verkaufen« mit Jochen Rädeker
006 PAGE 04.13

SZENE

Extra hässlich: die einheit-


lichen neuen Zigaretten-
packungen aus Australien, auf
denen der Markenname nur
noch in Standardschrift steht

Gutenberg 2.0? Die Printed-Electro-


nics-Postkarten von Uniform
geben MP3-Tracks eine preiswerte
physische Gestalt aus Papier
PAGE 04.13 007

Pimp My Paper
Im Londoner Design Museum startet im März wieder
die wohl umfassendste Rundum-Schau der internationalen
gestalterischen Avantgarde

Q Und die LiquiGlide-Ketchupflasche, der Kapitza-Schwestern. Doch es gibt


die dank ultraglatter Innenbeschich- noch eine ganze Menge Spannendes
tung Schluss macht mit Resten, die zu entdecken, insbesondere in der Ka-
nicht aus der Flasche wollen, ist eben- tegorie Digital. Der rund 100 Quadrat-
so dabei wie das Galaxy-Soho-Gebäu- meter große Rain Room von rAndom
de von Zaha Hadid in Peking, das International, den die Besucher mit-
einem Science-Fiction-Film entsprun- tels Sensoren durchqueren konnten,
gen zu sein scheint. Architektur, Mode, ohne dabei nass zu werden, ist wohl
Möbel, Transport, Digital, Grafik und eher ein künstlerisch-spielerisches Fas-
Produkt – in sieben Kategorien hat ei- zinosum. Genauso wie der Teller für
ne Jury »Designs of the Year 2013« aus- die Porzellanmanufaktur Royal Winton,
gewählt, die von 20. März bis 7. Juli im deren aufgemalte Vögel und Schmet-
Design Museum zu sehen sind. terlinge Augmented Reality zum Le-
Zwei Trends fallen besonders ins ben erweckt.
Auge. Zum einen spannende Material- Noch ist auch der Player für digitale
experimente, von denen wohl das Fu- Postkarten von Uniform aus Liverpool
turistischste die Surface Tension Lamp eine Spielerei. Doch dahinter stecken
von Front aus Schweden sein dürfte: durchaus relevante Experimente mit
Sie lässt im Laufe ihres 50 000 Stun- Printed Electronics, dem Bedrucken
den langen Lebens insgesamt drei Mil- von Papier und anderen flexiblen Ma-
lionen Seifenblasen als transparenten terialien mit Schaltkreisen et cetera.
»Lampenschirm« um eine LED-Leuch- Zusammen mit Wissenschaftlern ent-
te entstehen. Zum anderen ist das wickelten die Designer von Uniform
Thema 3-D-Druck angesagt. So wurde Musikpostkarten mit je einem Track,
der Replicator 2 von MakerBot als das der sich in einem Player abspielen lässt.
Einfach schön momentan einfachste, schnellste und Naht das Revival von Print, aber ge-
ohne Logo: die mit Preisen ab 2200 Dollar kostengüns- pimpt mit Elektronik?
von Pierre Hardy tigste Tool ausgezeichnet, um daheim Jetzt schon relevant für unsere Ge-
in vielen Farb- Dreidimensionales zu drucken (siehe sundheit ist die lustige App Zombies,
varianten für PAGE 02.13, Seite 36). Auch der Kiosk 2.0 Run! von Six to Start aus London: Per
den Parfumeur von Unfold aus Antwerpen überzeugte Audioinszenierungen lässt sie jeden
Frédéric Malle die Jury – ein von Berliner Currywurst- Jogginglauf zur Flucht vor todbringen-
gestalteten verkaufswägelchen inspirierter mobi- den Zombies werden. Ja, auch gesund
Spraydosen ler 3-D-Printing-Service. leben liegt im Trend: So wurden in
Einige der präsentierten Projekte der Kategorie Grafik die neuen austra-
kennen PAGE-Leser schon, so zum Bei- lischen Zigarettenpackungen ausge-
spiel den lichtempfindlichen Geschäfts- zeichnet, die für alle Marken gleich
bericht von Serviceplan für Austria So- aussehen und eine bewusst scheuß-
lar, den knuddeligen Little Printer von liche Olivgrün-Gelb-Farbkombination
Berg oder das Musterbuch »Organic« und Horrorbilder verbinden. cg
008 PAGE 04.13 SZENE

Wissen kompakt
Q Infografik-Portfolio. Inspiration für hand-
feste, alltagstaugliche Infografiken bietet eine neue
Site von KircherBurckhardt. Als eine Art Infografik-
Portfolio gibt http://infografik.kircher-burkhardt.com
einen Überblick über die Möglichkeiten von visuel-
lem Storytelling, wie es die Berliner Corporate-Publi-
shing-Agentur praktiziert. Das Potenzial des Mediums
demonstriert zum Beispiel ein Projekt für das Cyber
Defense Lab des Fraunhofer-Instituts. Aufgabe war
es, eine Broschüre mit Infografiken zu gestalten,
die die unsichtbaren Prozesse von Cyber-Attacken
aufzeigen sollten (siehe rechts). »Unternehmen
stellen in Kunden- und Mitarbeitermedien gern tech-
nische Abläufe oder interne Firmenprozesse dar«,
erklärt Christina Ackermann, Kreativdirektorin und
Abteilungsleiterin Infografik bei KircherBurckhardt.
»Infografiken systematisieren Zusammenhänge auf
verständliche Weise und überzeugen als visuelle
Eyecatcher. Indem sie belegbare Fakten visualisie-
ren, transportieren sie eine gewisse Ehrlichkeit.«
Mehr zu diesemm Thema lesen Sie auf Seite 22 ff.
und auf Seite 50 ff. wl

Ansichtssache Frauen Männer oral befriedigen und umge-


kehrt oder eine Frau ins Klo kotzt; zudem
Was haben Stefan Sagmeister und Rainer Brüderle 500 mit dem neuen Logo des Studios be-
gemeinsam? PAGE-Redakteurin Claudia Gerdes druckte Kondompackungen sowie Bleistifte,
kann tatsächlich Parallelen entdecken an denen sich die angebliche durchschnitt-
liche Penislänge von afroamerikanischen
(Platz 1), kaukasischen (Platz 2) und asiati-
Q Was denken Sie, wenn Sie das Foto eines sie jung und hübsch ist – ja keinesfalls dis- schen Männern ablesen lässt. Hä????????
50-Jährigen und einer zierlichen 24-Jährigen kriminiert werden. Dass es daraufhin im digi- Fällt dem ach so kreativen Duo tatsäch-
sehen, die nackt nebeneinanderstehen? Bit- talen Blätterwald rauschte, war erwünscht, lich nichts Besseres ein, um Aufmerksam-
te malen Sie sich nichts Unanständiges aus, hämische Kommentare auf Designblogs allen- keit zu erregen? Oder ist es selbst zu erregt,
hier stellen sich nur zwei neue Geschäfts- falls Kollateralschäden: »Bring Terry Richard- um an etwas anderes zu denken? Und was
partner vor. Die Rede ist natürlich von Stefan son in the studio!«, hieß es da zum Foto, »As- ist das Konzept dahinter? Sollen die Kon-
Sagmeister und Jessica Walsh, die im letzten piring female designers, let this be a lesson dome zu viel fruchtbaren Output verhin-
Sommer mit so einem Bild der Welt die Um- to you«, »You have two choices Jessica, get dern? Was in aller Welt könnte eine CD mit
benennung von Sagmeister Inc. in Sagmeis- naked or carve it into your torso« oder »I cer- dem Piktogramm einer kotzenden Frau ent-
ter & Walsh kundtaten, unter dem Motto »We tainly see why he made her partner« … halten? Schlechte Entwürfe? Hat Design et-
will do anything for design«. Dem Duo war das wohl noch zu harm- was mit der Penislänge verschiedener Eth-
Nun gehören Nackt- oder Halbnacktfotos los, jedenfalls legte es vor Kurzem mit seiner nien zu tun und wenn ja, wäre ein afroame-
seit Jahren zum Erfolgsrezept von Sagmeis- neuen Geschäftsausstattung nach. Diese um- rikanischer Designer dann nicht besser?
ter. Da darf seine neue Partnerin – bloß weil fasst unter anderem CD-Etiketten, auf denen Keine Frage, Spaß muss sein, und gute
anzügliche Witze können viel Spaß machen.
Peinlich wird’s bei einem zu großen Macht-
und Altersgefälle, wobei wir eben bei Brü-
derle wären . . . Oder bin ich nur neidisch?
Man stelle sich vor, eine berühmte fünfzig-
jährige Designerin präsentiert sich nackt
mit einem halb so alten, vom Mitarbeiter
zum Studiopartner beförderten Mann. Wenn
schon penetrant zur Schau getragener zwei-
ter Frühling, dann aber wenigstens gleiches
Recht für alle!

Bitte nur mit Kondom nutzen:


die neue Geschäftsausstat-
tung von Sagmeister & Walsh
PAGE 04.13 009

5:6<@?76C6?KKFC
G:DF2=:D:6CF?8
G@? :?7@C>2E:@?
BY 6

Diesem Spruch von Alt-Cowboy Mike Querner ist nichts hinzuzufügen. Außer
vielleicht, dass auch sein Gedicht »Longevity« sehr amüsant ist

Lagerfeuer-Romantik
Q Fotoprojekt. Teils elegische Ge-
dichte über die Schönheit der Natur
und die Härte des Daseins, teils kna-
ckige Sprüche: Die 42. Ausgabe von
»Pentagram Papers« ist den texani-
schen Cowboys gewidmet. Seit dem
späten 19. Jahrhundert haben diese
Oden an ihr Land geschrieben und das
Genre Cowboy Poetry begründet –
auch wenn die Verbindung dieser bei-
der Wörter für manch einen hartgesot-
tenen Texaner zunächst wenig Sinn
machte und recht merkwürdig klang.
Eine Reihe von verheerenden Busch-
feuern im Westen von Texas hatte die
Pentagram-Designer auf die Idee ge-
bracht, sich ausführlich mit den dort
lebenden Menschen zu beschäftigen.
Das Ergebnis ist ein Büchlein, in dem von ihnen verfassten oder ausgewähl-
der Fotograf Jay B Sauceda, übrigens ten Texten. Wer sich für diese Ausga-
selbst Texaner, in großartigen Bildern be interessiert, kann sich direkt an
24 Cowboys und 2 Cowgirls der Region Pentagram Design (info@pentagram.
porträtiert – natürlich kombiniert mit de) wenden. ant
010 PAGE 04.13 SZENE

Typo-Leckerbissen
Das Design von Q Buchgestaltung I. Wer sollte bes-
»Where Chefs Eat« sere Restauranttipps geben können als
lehnt sich an derjenige, der selbst jeden Tag am Herd
britische Telefon- steht? Joe Warwick hat Spitzenköche
bücher aus den aus der ganzen Welt nach ihren Lieb-
1960er Jahren an. lingsrestaurants gefragt und ihre rund
Nicht mal vor 2300 Empfehlungen in seinem Kom-
dem Buchschnitt pendium »Where Chefs Eat« gesam-
machte Gestalter melt (Phaidon, 19,95 Euro, isbn 978-
Kobi Benezri halt 0714865416). Über die beeindruckende
Fülle hinaus fällt bei dem 704 Seiten
starken Buch besonders die Gestaltung
ins Auge. Diese setzt nämlich ganz auf
Typo- und Kartografie – Food-Fotos
sucht man darin vergebens.
Kobi Benezri, ehemals Artdirektor
bei »i-D«, ließ sich beim Design von den
britischen Telefonbüchern der 1960er
Jahre inspirieren. Die waren bis oben-
hin voll mit Anzeigen: vom Cover über
den Buchrücken bis hin zum Schnitt.
Dieses eklektisches Typo-Gemisch hat
Benezri jetzt wiederbelebt. Mehr als
50 Schriften finden sich in »Where
Chefs Eat«, darunter unveröffentlich-
te Kreationen des israelischen Grafik-
designers selbst. Auch die Karten für
die Kapitel-Opener stammen von ihm.
Bei der Auflistung der Restaurants
Die Karten für die entschied er sich für Matthew Carters
Kapitel-Opener Bell Centennial, die bekanntermaßen
zeichnete der für AT&Ts Telefonverzeichnisse ent-
frühere »i-D«-Art- standen ist. Ein wahrer Festschmaus
direktor selbst für alle Typo-Fans also! Unter www.
page-online.de/where-chefs-eat finden
Sie darüber hinaus ein Interview mit
Kobi Benezri und eine ausführliche
Bildergalerie. nik

Zurück in die Zukunft


Q Rebranding. Die Stockholmer
Design- und Brandingagentur BVD
gab dem schwedischen Zweig der
24-Stunden-Minimarkt-Kette 7-Eleven
einen neuen, minimalistischen An-
strich. Grundfarbe der Becher, Tüten,
Servietten, Zuckertüten und Verpa-
ckungen blieb das tiefe Grün. Das
kräftige Orange und Rot extrahierten
die Designer aus früheren Farbpalet-
ten und übernahmen sie als Kontrast-
farben. Ausgangspunkt für das Re-
design war das ikonische Streifenmus-
ter der Traditionsmarke: Die Auslas-
sungen zwischen den Linien bilden die
Zahl 7, rote und orangefarbene Kon-
traste symbolisieren die 11. Während
die warmen Farben retroesk wirken,
sind Schrift und Zahlen eher modern
und verweisen so auf die Zukunft. fb
Extrem sportliche Bildauswahl!
Gustavo, Freelancer, sagt: "Die neue Kampagne für einen Sportartikel Anbieter sieht gut aus:
Motiv mit 31 Bildern kombiniert zum Thema Wintersport.
Alles an einem Tag geschossen?
Nein, bei Thinkstock gezogen. Ganz easy."

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Das Angebot gilt in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
012 PAGE 04.13 SZENE

Sehen wie ein Tiger


Q iPad-App. Wussten Sie,
dass ein Tiger im Durch-
schnitt über 100 Streifen
hat? Oder dass der Blau-
wal das lauteste Tier der Welt ist und
mit 188 Dezibel sogar einen Flugzeug-
motor übertönt? Diese und weitere
Fakten sowie interaktive Features bie-
tet die von AKQA entwickelte iPad-App
WWF Together. Sie bringt uns auf spie-
lerische und bildgewaltige Weise viele
bedrohte Tierarten näher. Dabei nutzt
sie die Funktionen des Tablets optimal
aus. Per Swipe sammelt der User Blät-
ter wie etwa Gorillas, mittels Bewe-
gungssensor schüttelt er Käfer von
der dicken Haut der Nashörner, durch
die Kamera sieht er wie ein Tiger und
anderes mehr.
Als visuellen Rahmen wählte AKQA
die Metapher des Faltens: Die Ge-
schichten der Tiere entfalten sich vor
dem User und lassen sich nach dem
Entdecken wieder zusammenfalten
und per Mail oder über Social Media
teilen. Auch die Navigation greift das
Faltprinzip auf, und die Icons der Tiere
sehen aus wie Origami. Als Schman-
kerl gibt es die Anleitungen für die
faltbaren Tierfiguren zum Download.
Aus der App heraus lassen sich zudem
Adoptions- und Spendenseiten aufru-
fen. Fazit: Eine wunderbare App, mit
der man ohne erhobenen Zeigefinger
vor der Nase die bedrohten Tierwel-
ten entdecken kann. Ein Teaser-Video
für die App sehen Sie auf www.page-
online.de/together-akqa-wwf. nik

Die iPad-App WWF Together


zeigt, wie ein Tiger sieht oder –
mittels GPS – wie weit die
Tiere von uns entfernt sind

Typo-Märchen
Q Buchgestaltung II. Äußerst span- Serif für den englischen Text. Die Ab-
nend in Märchenbüchern sind ja im- bildungen ersetzte sie durch klein ge-
mer die Illustrationen, die den altbe- schriebene Textabschnitte in Fraktur
kannten Geschichten eine individuelle auf abwechselnd weißem, rotem und
Färbung geben und die Fantasie des dunkelgrünem Grund. Bald sollen wei-
Lesers anregen. Annkathrin C. Dahl- tere Grimm-Märchen folgen. Das Büch-
haus hat nun eine rein typografische lein kann man für 45 Euro unter www.
Variante von »Dornröschen« gestaltet. acdshop.de bestellen. fb
Das 40-seitige Hardcover erschien
zweisprachig in Deutsch und Englisch.
Bei dem deutschen Text handelt es
sich dabei um die Originalversion aus Annkathrin C. Dahl-
dem Jahr 1812. Um die Sprachen von- haus inszeniert
einander abzuheben, verwendete die »Dornröschen«
Designerin eine schwarze Serifenschrift typografisch
für den deutschen und eine rote Sans
PAGE 04.13 013

PAGE gibt’s übrigens


auch in RGB.

Berliner Zaubertrank
Q Packaging und Website. Das Der bunte Affe steht
Michelberger Hotel in Berlin – nicht auch im Zentrum
nur Designhotel, Event-Location, der Promotion-
Café und Bar, sondern auch »Booze Site Michelberger-
Company« – hat sein Sortiment er- Monkey.com
weitert: Seit Kurzem ist das Kokos-
nusswasser Fountain of Youth, das es bisher nur im Hotel
gab, frei erhältlich. Michelberger-Kreativdirektor Azar Kazimir
dachte sich dafür eine Story um einen Affen aus, der auf einer
tropischen Insel lebt und ewige Jugend und Stärke sucht.
Die inhouse entwickelte Website MichelbergerMonkey.
com erzählt diese Geschichte in bunten, animierten Illus-
trationen – wobei es eine separate Desktop- und Mobile-
Version gibt. Nach dem Intro gelangt der Besucher auf die
Hauptseite, auf der er alle Informationen zu dem Getränk,
den Online-Shop sowie einen Store-Locator findet. Hübsch
ist auch das Fountain-of-Youth-Packaging mit bunter Affen-
Illu und Retro-Font. Mehr dazu auf www.page-online.de/
fountain-of-youth. aw

Bit Step
Q Game-Design. Mit »Tastatour« schuf der Hamburger
Spieleentwickler Jan Oelze ein minimalistisches Browser-
game auf Flash-Basis, mit dem sich Konzentration und
Reaktionsfähigkeit trainieren lassen. Vier dreieckige Flä-
chen symbolisieren Pfeiltasten. Jeweils eine leuchtet
farbig auf, wenn der User die entsprechende Taste drücken
soll. Das klingt simpel, doch ist jede Runde auf 120 Sekun-
den begrenzt, in denen er möglichst viele Anschläge
schaffen muss. Dabei darf er sich nicht von Dominik Johanns
treibendem Chiptunes-Soundtrack mitreißen lassen,
denn schon nach dem ersten Fehler ist das Spiel vorbei. fb
014 PAGE 04.13 SZENE

BRANCHE & KARRIERE


Kräfte bündeln
Q Kreativwirtschaftsportal. Christian Boros
ist nicht nur einer von Deutschlands berühmtesten
Kunstsammlern und führt eine erfolgreiche Agentur
mit Büros in Wuppertal und Berlin. Neben Werner
Lippert, Ex-Werber und Ausstellungsmanager des
NRW-Forum Düsseldorf, ist er auch einer der beiden
Köpfe der Initiative Creative.NRW. Seine Agentur
realisierte nun den Relaunch des Online-Portals
www.creative.nrw.de, das die Boros GmbH auch
redaktionell betreut. Das neue Design funktioniert
auf allen Endgeräten, inhaltlich soll die Plattform
einen besseren Einblick in Themen wie Business-
vernetzung, Finanzierung, Aus- und Weiterbildung,
Raumsuche oder aktuelle Aktivitäten bieten –
etwa den NRW-Förderwettbewerb für digitale
Medien, dessen Einreichfrist übrigens bis 22. März
läuft. Unter »3 Fragen an« gibt’s fortan Porträts
erfolgreicher NRW-Kreativer, und ein Chat soll den
direkten Kontakt ermöglichen. Kreativschaffende
aller (Bundes-)Länder, vernetzt euch! cg

Business Basics Erste Kunden gewinnen


Christian Büning, Präsident des Berufsverbands der Deutschen
Kommunikationsdesigner (www.bdg-designer.de), beantwortet berufs-

Foto: © André W. Sobott, www.aw-sobott.de


bezogene Fragen von Gestaltern. Hier stellt er aktuelle Fälle vor

Patrick, 27: Hallo, nach einer kurzen standen sind (»i. A. für Agentur XY«)
Agenturerfahrung will ich mich nun und was Ihr Anteil daran ist.
selbstständig machen und grübele Die beste Akquise sind aber immer
darüber, wie ich an Aufträge kommen noch zufriedene Kunden. Wenn Sie zu
könnte. Soll ich Anzeigen schalten Beginn zu viel Zeit haben und zu we-
oder Unternehmensleiter ansprechen? nig Referenzen, können Sie zum Bei-
Wie fange ich am besten an? spiel ein Charity-Projekt unterstützen.
Sie erhalten eine Referenz, Kontakte
Lieber Patrick, und Pressearbeit, das Projekt erhält rauf können Sie eine Existenz auf-
der Anfang einer Selbstständigkeit ist dafür Designleistungen. Wichtig ist, dass bauen und langfristig davon leben. Al-
immer ein wenig so, als ob ein Schwan Sie deutlich kommunizieren, dass Ihre so lieber einen Dumping-Job ablehnen
zum Fliegen abhebt. Man weiß nicht, Leistung einmalig und begrenzt ist, und Zeit frei halten für angemessen
ob es gut geht, aber es sieht toll aus, zum Beispiel auf ein Logo-Redesign budgetierte Aufträge.
wenn er fliegt. Die meisten Auftragge- oder eine kleine Plakatreihe. Mein Tipp: Setzen Sie sich selbst ei-
ber haben ein verständliches Interes- Mit Referenzen können Sie langfris- ne zeitliche Grenze, zum Beispiel zwei
se daran, bereits abgeschlossene Pro- tig eine Empfehlungsspirale auslösen. Jahre. Danach ziehen Sie Bilanz. Hat
jekte zu sehen, denn sie wollen ihre Diese kann sowohl nach oben als auch Ihr Geschäftsmodell dann eine tragfä-
Designinvestition in guten Händen wis- nach unten weisen. Wenn Sie und Ihre hige Basis entwickelt oder wird das
Haben Sie auch sen. Nicht wenige fürchten bei Anfän- Arbeit empfohlen werden, sind Sie in absehbar nicht geschehen? Haben Sie
Fragen, die Sie gern, dass sie keine fertigen Ergeb- der Regel nicht anwesend. Das heißt, Umsatz, der nur noch etwas wachsen
hier beantwortet nisse erhalten, sondern einen Künst- dass offen über Ihr Honorar gespro- muss, oder ist in dem Zeitraum nichts
sehen möchten? ler beim Suchen beobachten dürfen. chen wird. Durch Dumping-Jobs locken Belastbares entstanden? In vielen Fäl-
Dann schreiben Vielleicht können Sie aus Ihren Agen- Sie lediglich weitere Dumping-Jobs an. len hilft auch ein Starter-Coaching, um
Sie uns (E-Mail: turprojekten Arbeiten für Ihr Portfolio Sinnvoller ist natürlich ein anderer Weg, die eigenen Stärken freizulegen und
businessbasics@ separieren, natürlich immer mit dem nämlich Empfehlungen für belastbar das eigene Angebot zu präzisieren.
bdg-designer.de) Hinweis, in welchem Rahmen sie ent- kalkulierte Projekte zu erhalten. Da- Viel Erfolg!
016 PAGE 04.13 SZENE Branche & Karriere

+++ Mario Lombardo bei »Sleek«. Der Berliner Ge-


stalter ist neuer Kreativdirektor des Independent-
Magazins »Sleek«. Er löst Willem Stratmann ab, unter
dessen Leitung das Heft im vergangenen Jahr re-
launcht wurde. Stratmann widmet sich nun wieder
verstärkt seinem eigenen Studio Anti. Lombardo will
»Sleek« gestalterisch weiterentwickeln, die ersten Er- Für Mazine entwarf Stahl R ein
gebnisse werden in der Frühlingsausgabe zu sehen Erscheinungsbild, das auf einem
sein, die Mitte März erscheint. +++ ADC gründet variablen Typosystem beruht
Neuland. Für das ADC Festival im Mai hat der Verein Vielversprechend
einen eigenen Staat gegründet. Die Republik Neu-
land wird allein von Ideen regiert, Staatsgebiet ist Q Agenturgründung. In Berlin ge- der acht Jahre bei Hort in Frankfurt
das Oberhafenquartier in Hamburg. Die Corporate hen dauernd neue Designstudios an und Berlin für Kunden wie IBM, Micro-
Identity inklusive Flaggen und Insignien stammt von den Start, doch von Stahl R wird man soft, Nike oder adidas tätig war. Zu-
Mutabor. Die Staatsgründung ist nicht nur ein PR- wohl öfter hören. Der erste Teil des Na- sammen hat das Duo schon vor der
Schachzug: Der ADC stellte einen offiziellen Antrag mens kommt von Susanne Stahl, die Agenturgründung interessante Projek-
auf Aufnahme in die EU. Mit einer Zusage rechnet drei Jahre im Studio Fons Hickmann te realisiert, etwa für das sportive jun-
ADC-Präsident Stephan Vogel allerdings nicht – es M23 arbeitete, in Dessau, am Institute ge Fashionlabel Mazine aus Mülheim,
gehe eher darum einen Dialog anzustoßen, welche of Technology in Bangkok und am Ro- für das sie Corporate Design, Website
Rolle Ideen für Gesellschaft und Wirtschaft spielen. yal College of Art studierte und derzeit und Video-Lookbook realisierten. Mo-
Besucher können Neuland vom 16. bis 18. Mai betre- künstlerische Mitarbeiterin in der Fach- mentan ist ein großes »markenorien-
ten. Tickets gibt es ab sofort unter ≥ www.adc.de. klasse Entwerfen visueller Systeme von tiertes« Projekt in Arbeit, das jedoch
+++ Neues Draftfcb-Management. Die Werbeagen- David Skopec an der UdK ist. Das an- noch streng geheim sei, so Susanne
tur Draftfcb stellt sich in Hamburg neu auf. Erika gehängte R trägt Tobias Röttger bei, Stahl. Wir sind gespannt. cg
Darmstaedter leitet den Standort ab sofort als
President an der Seite von Creative Officer Constantin
Kaloff und Executive Creative Director Dirk Haeuser- Es lebe der Praktikant!
mann. Ihre Vorgängerin Penelope Winterhager verlässt
die Agentur. Zudem rücken die Standorte Hamburg Q Recruiting-Tool. Anlässlich ihres Dabei hält sich die Agentur selbst
und München enger zusammen und bekommen ein fünfzehnjährigen Bestehens setzt die im Hintergrund und überlässt das Wort
gemeinsames New-Business-Team. +++ Heye startet Wiesbadener Designagentur Q all ihren den Praktikanten. Die ungewöhnliche
Realisationsagentur. Die Agenturgruppe Heye und Praktikanten ein virtuelles Denkmal. Aktion ermuntert zugleich auch po-
der Medientechnikspezialist Oestreicher+Wagner ha- Die Website Q Vadis? (http://q-prakti tenzielle Kandidaten, sich ein Bild von
ben gemeinsam die Realisationsagentur efficientM kanten.de) stellt ihre unterschiedlichen den Einsatz bei Q zu machen und per
mit Sitz in München gegründet. Ausschlaggebend für Lebenswege schematisch dar: vom Ge- Klick direkt für eine Aufnahme in die
das Joint Venture ist der Pitchgewinn um die Ver- burtsort über Q bis hin zum aktuellen »Q-Familie« zu bewerben. Die respon-
kaufsliteratur von BMW und MINI. Weitere Kunden Wohnort. Mit Zeitstrahl, infografischen sive Webseite haben die Designer mit
sollen folgen. +++ Neuer MetaDesign-Strategiechef. Kurven, anwählbaren Namen und Or- HTML5-Canvas umgesetzt – ob das die
Sven John ist neuer Head of Strategy bei MetaDesign. ten sowie Querverweisen auf kreative Arbeit eines Praktikanten war? ant
In dieser Position ist er Teil der Geschäftsleitung und Projekte lädt sie zum Erkunden ein
treibt den Ausbau der Strategieabteilung über alle und eröffnet eine interaktive Welt, die Mehr als dreißig Praktikanten,
Standorte hinweg voran. John war bis 2006 Ge- sich einzig und allein um das Prakti- zumeist Designstudenten, arbeiteten
schäftsführer bei BBDO, danach gründete er Green- kum bei Q dreht. seit 1997 bei der Agentur Q
kern, eine Agentur für Markenstrategie mit Sitz in
Berlin und Peking. Bei MetaDesign tritt er die Nach-
folge von Dirk Nitschke an. +++ thjnk film. Die Ham-
burger Kreativagentur thjnk hat eine neue Abteilung
für Bewegtbild gegründet, die Kreativchef Florian
Weber und Produktionschef Thomas Nabbefeld
leiten werden. Thjnk film kümmert sich um die Suche
nach Regisseuren und Dienstleistern, begleitet Drehs
und betreut die Postproduktion. +++ Neu bei Kolle
Rebbe. Alexander Schillinsky ist neuer Head of Pro-
duction bei Kolle Rebbe. Er leitet die TV- und Motion-
Design-Departments und verantwortet das Film- und
Audioangebot der Hamburger Agentur. Schillinsky
war zuletzt Mitglied der Geschäftsführung bei dem
Animations- und Visual-Effects-Studio Liga 01. nik
018 PAGE 04.13 SZENE

PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor

Marie Luise Emmermann


www.page-online.de/portfolios/skizzomat

Q Skizzomat nennt Marie Luise Emmermann ihr Ich bin Illustrator, Freelancer
Berliner Studio, in dem seit 2005 spektakuläre Col- Ich biete Print, Illustration
lagen entstehen. Entweder digital oder aus hand- E-Mail marie@skizzomat.de
gemachten Elementen, zu denen Cut-outs, gefun- Web www.skizzomat.de
dene Bilder, Buchstaben oder Oberflächenstruk- Standort Berlin
turen gehören. Bei der Gestaltung spielt sie mit
Formen, Kontrasten und Neuanordnungen, setzt
auf Abstraktion – und Intuition.

E-MAG: KREATION | TYPO | BILD | TECHNIK | SZENE | GALERIE

Poppige Staatsoper Nike Air Jordan Font Fotocollagen im Raum


Kreation. In der Spielzeit 2012/13 wird die Typo. Will C. Smith ist ein so großer Fan der Bild. Man könnte die jüngsten Stills von Fo-
Bayerische Staatsoper mit einer gehöri- Nike Air Jordan Sneakers, dass er aus seinen tograf Oliver Schwarzwald und Stylistin Elke
gen Portion Pop-Art versehen. Knallbunt Lieblingsschuhen einen Font entwickelte. Als Rüss als dreidimensionale 2-D-Collagen be-
und in Zusammenarbeit mit dem Illustrato- Vorlage wählte der Illustrator aus Portland zeichnen. Denn sie bestehen aus historischen
renduo Craig & Karl entwarf Bureau Mirko die Jordan Retro Cards, die einst jedem Paar Abbildungen, die dreidimensional im Raum
Borsche Plakate, die die populäre Kunst beilagen und unter Nike-Anhängern ein be- arrangiert wurden. Wir zeigen die surrealis-
der Sixties zitieren. gehrtes Sammelobjekt sind. tischen Inszenierungen.
≥ www.page-online.de/borsche-pop ≥ www.page-online.de/air-jordan-font ≥ www.page-online.de/fotocollagen-raum
PAGE 04.13 019

≥ www.page-online.de PAGEmag

Die »Glueless
Collages« von Skizzo-
mat existieren immer
nur für den Moment
und werden in einem
schnellen »Beweis-
foto« festgehalten.
Diese Papierskulptur
ist ein einfaches,
gefaltetes Cut-out, das
durch seine Insze-
nierung im Raum, durch
Schattenwurf und
Perspektive, irritiert
Das Tinten-
porträt entstand 2012
in Südfrankreich
Mixed-Media-Illus-
tration zum Thema
»Crunching Cancer With
Numbers«, erschie-
nen im Magazin »New-
Scientist« (Juli 2010)
Weiteres Motiv aus
der »Glueless Collages«-
Serie, die sich mit
der Auflösung und Trans-
formation von
Körpern beschäftigt

PAGE NEWSLETTER

Aus Spot wird Game Weitsprung in Hamburg Immer up to date


Technik. Für die 19. European Music Awards Szene. Kolle Rebbe, thjnk, Jung von Matt QBestellen Sie jetzt den kostenlosen
hat Mate Steinforth mit Sehsucht Berlin ei- und Scholz & Friends initiierten mit Weit- PAGE Newsletter und bleiben Sie auf
nen spektakulären Teaser produziert. Jetzt sprung eine Art Speeddating für sechzig dem Laufenden rund um kreatives Me-
nutzte das Team die interaktiven 3-D-As- Nachwuchsfotografen, die auf die Art- diendesign, Publishing und Trends. So
sets, um daraus ein Online-Musikgame auf buyer der Agenturen trafen. Wegen des erfahren Sie auch als Erste, wenn wir
WebGL-Basis zu entwickeln. Im Mittelpunkt: großen Erfolgs der Auftaktveranstaltung ein neues PAGE Seminar veranstalten
ein riesiges Zoetrop, ein Bilderkarussell. sind zahlreiche weitere Events geplant. oder eine Sonderedition herausgeben.
≥ www.page-online.de/mtv-game ≥ www.page-online.de/weitsprung ≥ www.page-online.de/newsletter
020 PAGE 04.13 SZENE

AUSBILDUNG

Nicht ohne meinen Stift


Q Mailing-Aktion. »Braucht gutes Design heute noch
Stift und Papier?« Das war die Ausgangsfrage des Projekts
»Pencil-Mania« des Seminars »Zeichnen und Darstellen« an
der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Selbst von
der Wichtigkeit dieser Werkzeuge überzeugt, schickten die
Studierenden individuelle und aufwendig gestaltete Mai-
lings an rund 250 Kreative aus den Bereichen Illustration,
Typografie, Buchgestaltung und Werbung. Die Briefe ent-
hielten neben einem Anschreiben eine Fragekarte, einen
blindgeprägten Pappträger zur Befestigung des persön-
lichen Lieblingsstifts sowie eine Karte für ein Statement,
die auf der Vorderseite die Initialen des Empfängers trug –
entworfen vom Kurs »Typo I« der Hochschule. Dies alles
steckte in einem handbemalten Umschlag.
Bis jetzt sind rund siebzig Antworten eingegangen, da-
runter Briefe von Stefan Sagmeister, Raban Ruddigkeit,
edenspiekermann und büro uebele. »Die meisten sind sich
Über 250 handbemalte Briefe verschickten die Studenten im Rahmen des einig: Ohne Stift geht nix!«, so das bisherige Fazit. Die State-
»Pencil-Mania«-Projekts. Es sind schon siebzig Antworten eingegangen – mit ments setzen die Studenten nun auf Plakaten um, die sie
beigelegten Lieblingsstiften, Skizzen und Statements. Futurefarmers aus im nächsten Semester zusammen mit weiteren Ergebnis-
San Francisco schickte außerdem ein Farming-Magazin und Blumensamen sen des Projekts in einer Ausstellung präsentieren werden.
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+++ Masterstudium Ludic Interfaces. Ab Oktober 2013


bieten die Kunstuniversität Linz, die Salford Univer-
sity und die Universitat Politécnica de Valencia ein
neues Masterstudium zum Thema Ludic Interfaces an.
Dabei handelt es sich um Geräte und Anwendungen,
die menschliche und technische Systeme auf spiele-
rische Art miteinander verknüpfen. Das viersemes-
trige Studium verbindet künstlerische und wissen-
schaftliche Schwerpunkte, Interaktions- und Interface-
design. Unterrichtssprache ist Englisch. ≥ www.ludic
interfaces.com/application +++ DAAD-Förderung für
Bauhaus-Universität. Der Deutsche Akademische
Austauschdienst (DAAD) fördert die Bauhaus-Univer-
sität Weimar in den nächsten vier Jahren mit bis zu ei-
ner Million Euro. Das Geld dient dazu, die Beziehun-
gen zu den Partneruniversitäten in Shanghai, Moskau
und San Diego zu stärken, unter anderem mit For-
schungs- und Studienaufhalten, Summer Schools und
Gastdozenturen. +++ Förderpreis für junge Buch-
gestaltung. Noch bis 15. April können Gestalter am
Wettbewerb um den Förderpreis der Stiftung Buch-
kunst teilnehmen. Gesucht werden außergewöhnli-
che, neue Ideen zu gedruckten Büchern oder hybriden
Buchformen. Die Teilnahme kostet pro Titel 50 Euro.
Die drei Gewinner erhalten jeweils 2000 Euro, ihre Ar-
beiten werden im Oktober auf der Frankfurter Buch-
messe ausgestellt und nehmen automatisch am
Wettbewerb Schönste Bücher aus aller Welt 2014 teil.
≥ www.stiftung-buchkunst.de +++ Burg-Jahrbuch.
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat
zum ersten Mal ein Jahrbuch herausgegeben. Unter
dem Titel »BURG 2012« lässt es in Texten und Bildern
das letzten Jahr an der Hochschule Revue passieren
und zeigt Projekte und Arbeiten von Studierenden. Be-
stellung unter ≥ www.burg-halle.de +++ Studiengang
Design and the City Corporate Communication. Die Akademie Mode &
Design (AMD) bietet ab dem Sommersemester den
Q Grafikdesign. Wer eine bestimm- Studiengang Corporate Communication für Gestalter
te Straße sucht, wird auf Mia Dörwalds an. Er verbindet Marken-, visuelle Kommunikation
Stadtplänen eher nicht fündig – wohl und Bildwissenschaften und startet zunächst nur in
aber jemand, der auf Insidertipps für München. Ab dem Wintersemester 2013/14 nehmen
New York City aus ist. Die Kommuni- auch die AMD-Standorte in Hamburg, Düsseldorf und
kationsdesignstudentin verbrachte ihr Berlin den neuen Studiengang in ihr Programm auf.
letztes Semester in der Stadt, die nie- ≥ www.hochschule.amdnet.de +++ Neue VFX- und
mals schläft, und wählte sie zum Ausgangspunkt ihrer Ab- Es muss nicht Animationskonferenz. Am 5. und 6. April richtet die
schlussarbeit am Institute of Design in Hamburg. immer Man- Hochschule der Medien in Stuttgart eine Konferenz
Auf Streifzügen durch die Stadt machte sie Fotos, sprach hattan sein: zum Thema Games, Visual Effects und Animation aus.
mit Menschen und entdeckte neue Ecken fernab der Touris- Mia Dörwald Das VeGA Camp umfasst Vorträge, Fallstudien und
tenströme in Manhattan. Daraus entstanden lebensnahe gestaltete Workshops mit dem Schwerpunkt Konvergenz und
City Guides, deren Straßenkarten die architektonische Be- unter anderem Überschneidung von Medienbereichen. Die Teilnah-
schaffenheit der Stadt, ihre Blocks und Straßenmuster äs- City Guides me ist kostenlos. +++ Neuer Interaction-Professor.
thetisch und reduziert in Szene setzen. Die auf der Vorder- für Brooklyn Die Köln International School of Design hat einen
seite beschriebenen Locations sind auf den Plänen mar- und Queens neuen Professor: Andreas Muxel entwickelt in Zu-
kiert, und alle zusammen ergeben die komplette Karte der sammenarbeit mit Professor Philipp Heidkamp das
Stadt. Bisher gibt es nur eine kleine Auflage der New-York- Lehrgebiet Interface Design weiter. Muxel arbeitet
Pläne. Mia Dörwald würde das Projekt aber gern ausbauen seit 2011 als freier Artdirektor bei Meiré und Meiré in
und weiterführen. Am perfekten Ort dafür ist sie schon: Sie Köln und baut dort den digitalen Geschäftsbereich
arbeitet mittlerweile als Grafikdesignerin im Big Apple. nik aus. ≥ http://kisd.de nik
022 PAGE 04.13

TITEL
PAGE 04.13 023

Der Boom der Infografik eröffnet ein vielseitiges Tätigkeitsfeld für Gestalter, Animation Artists
und Interaction Designer. PAGE sagt, worauf es bei Entwicklung von Infografiken ankommt, und
beleuchtet den Prozess vom Briefing über die Recherche bis zur Umsetzung
024 PAGE 04.13 TITEL Infografik

Wirtschaftsjournalist nicht erst seit dem »Lese-, Lern- und


Anschaubuch« »Deutschland verstehen«, das er zusammen
mit Jan Schwochow – dem in seinen Augen »komplexes-
ten Infografiker Deutschlands« – herausgebracht hat (sie-
he Seite 27). Wie ausgezeichnet sich Funktion und Ästhe-
tik ergänzen können, beweist immer wieder die »New York
Times«, die ihre Leser mit großartigen Darstellungen infor-
miert und unterhält, etwa mit den interaktiven Grafiken
zur Olympiade in London (siehe rechte Seite).

Erster Schritt bei der Entwicklung einer Infografik ist die


Recherche, die viel Zeit verschlingen kann. »Durchs Web ist
dies eher schwieriger geworden: Die Datenlage ist hetero-
gen, und man muss sehr quellenkritisch vorgehen«, sagt Ralf
Grauel. »Bei komplexen Themen kann es nach wie vor die
bessere Lösung sein, in Bibliotheken zu recherchieren.« Quel-
len immer wieder gegenzuchecken, empfiehlt auch Stefan
Fichtel: »Stößt man auf interessante Zahlen, muss man sich
fragen, wer sie veröffentlicht hat. Stammen diese von einer
anerkannten Institution oder von einer Quelle, die selbst
nur wieder auf andere Quellen verweist?« In diesem Fall solle
man herausfinden, ob davon unabhängige Quellen wenigs-
tens ähnliche Zahlen angeben, so Fichtel. Schwierig seien
zudem Datenvisualisierungen, die in der Regel sehr große
Datenmengen verarbeiten und durch Verallgemeinerung
oder Abstraktion bereits verfälscht sein könnten.
Aber nicht nur die Recherche ist oft aufwendig, auch ei-
Q»Form follows function« – auf Infografiken trifft diese ne kreative Umsetzung braucht mehr Zeit und ist damit
Designrichtlinie 100-prozentig zu. Denn vor allem sollen sie teurer als ein normales Seitenlayout. Das muss man einem
uns helfen, Informationen besser und schneller zu verste- Kunden, der denkt, dass sich mit wenigen Klicks faszinie-
hen, als dass durch einen Text möglich wäre. Damit das funk- rende Grafiken erstellen lassen, erst mal klarmachen. »Auf-
tioniert, muss man zunächst eine tragfähige Struktur ent- traggeber setzen oft zunächst gewöhnliche Layout- oder
wickeln, bevor man sich um die Ästhetik kümmert. »Gerade Fotokosten an«, berichtet Stefan Fichtel. »Wir erklären dann,
im Internet finden sich wahnsinnig viele schlechte Infografi- dass eine Infografik sehr viele Informationen sehr differen-
ken, bei denen das Hauptaugenmerk auf dem tollen Ausse- ziert anordnen muss, sodass bestimmte Sachverhalte für
hen liegt«, sagt Stefan Fichtel. Er den Betrachter sofort nach vorne rücken, während andere
muss es wissen, beschäftigt er im Hintergrund agieren und dies alles trotz vieler Einzel-
sich doch schon seit etwa zehn teile ein stabiles Layout bildet – und dass dieser Aufwand
Jahren mit dem Thema Informa- natürlich auch bezahlt werden muss.«
»Bester Spieler der Welt«, viermal »Fußballer tionsvisualisierung. Zunächst bei
des Jahres« – nach Superlativen muss man KircherBurkhardt, seit zweiein- In welcher Form eine Grafik die Zahlen präsentiert, ist nicht
in Bezug auf Lionel Messi nicht lange suchen. halb Jahren mit seiner eigenen nur eine ästhetische Entscheidung. So kann die Wahrneh-
Mit der Messi Matrix setzte adidas ihm Agentur ixtract (siehe Projekt auf mungspsychologie bei der Auswahl der Farben und Formen
jetzt ein digitales Denkmal. Konzipiert hat die Seite 28 f.). Eine schlechte Gra- helfen. Da es unserem Gehirn zum Beispiel schwerfällt, Flä-
Anwendung die TBWA\-Tochter United fik zu erkennen sei nicht beson- chen zu vergleichen, wir aber prima Längen und Höhen ab-
State of Fans, die Umsetzung lag in den Hän- ders schwer: »Schauen Sie sich schätzen können, bietet sich für den Vergleich von Zahlen
den von MediaMonks Amsterdam. Mit die Darstellung an, legen Sie sie immer eher ein Balken- oder Säulen- als ein Tortendiagramm
Flare 3D entstand eine komplexe interaktive beiseite und fragen Sie sich, was an. Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus die Menge
Infografik, die dem User die Inhalte auf Sie davon behalten haben. Je der dargestellten Informationen. Zahlreiche Grafiken kran-
unterschiedlichen Ebenen präsentiert. So weniger das ist, desto schlech- ken daran, dass sie zu viel wollen, zu überladen sind. Dann
navigiert er durch eine Sammlung von ter ist die Infografik.« drohen visuell schreckliche Kompromisse oder der Fokus
Statistiken, Fakten und Erfolgen – von der Fehlende Präzision und man- stimmt nicht mehr. »Man muss die Mitte treffen«, sagt Ralf
exakten Anzahl der Ballkontakte bis zu gelnde Kohärenz sind für Ralf Grauel. »Will man zu viel, wird es durcheinander, reduziert
allen Rekorden, die der 25-Jährige 2012 gebro- Grauel die Merkmale mangel- man zu sehr wird es langweilig.«
chen hat – und kann sich dabei zum Beispiel hafter Infografik: »Da werden Aus der Arbeit an »Deutschland verstehen« hat Grauel ei-
nur einzelne Monate anzeigen lassen, um Dinge verglichen, die gar nichts ne interessante Lehre gezogen: »Man muss sich so weit mit
so seine Performance über das Jahr zu verglei- miteinander zu tun haben. Viel- dem Thema auseinandersetzen, dass man die Darstellungs-
chen. Die Messi Matrix überzeugt technisch leicht sieht die Grafik hübsch form von diesem selbst aufgezwängt bekommt.« So wollte
und visuell und auch dadurch, dass adidas sich aus, fängt man aber an, sie zu der Journalist unbedingt eine Seite mit den wichtigen Ereig-
angenehm zurück hält. Vor allem aber lesen, fällt sie sofort auseinan- nissen der deutschen Geschichte der letzten 2000 Jahre in
bietet sie mehr als Informationen: Sie erzählt der. Deshalb ist es unerlässlich, Form einer Synopse visualisieren. Während seine Kollegen
die Geschichte des Ausnahme-Fußballers. unterschiedliche Quellen zu ho- ihn auslachten, vertiefte er sich immer mehr in die Daten,
≥ www.messimatrix2012.com mogenisieren.« Das weiß der bis sich schließlich die Form einer DNA herauskristallisierte –
PAGE 04.13 025

die für dieses Thema ideale Umsetzung, weil sich so die hört auch das kostenlose Grass, das raster- und vektororien-
Vielzahl an Infos übersichtlich darstellen lässt und das Gan- tierten Funktionen bereithält. »Im Internet finden sich viele
ze dabei auch noch gut aussieht. kostenlose Tools zur Erstellung von Infografiken, wie zum
Vielfältigste Werkzeuge unterstützen den Infografiker, Beispiel Google Charts oder Many Eyes. Für professionelle
angefangen vom Sammeln der Daten bis hin zu ihrer Visua- Arbeiten funktionieren diese aber oft nicht«, urteilt Stefan
lisierung. Für die Bearbeitung der Rohdaten bieten sich Tools Fichtel. »In der Regel kann man nur Daten einlesen und diese
wie Google Docs, Google Refine, Numbers oder auch Excel in einer vorgegebenen Form darstellen lassen. Templates
an. Im Gestaltungsprozess kommen meist gängige Program- machen bei Infografiken aber nicht viel Sinn, weil man jedes
me wie Illustrator, Photoshop, 3ds Max oder Cinema 4D zum Mal andere Informationen hat. Zumal es darum geht, eine
Einsatz. Für interaktive Visualisierungen nutzen Designer individuelle Geschichte zu erzählen.«
und Developer in der Regel HTML5 oder Processing. Weiter-
hin gibt es spezielle Programmiersprachen wie D3.js, eine Tools hin oder her, ohne konzeptionelle Kenntnisse bleibt
JavaScript-Bibliothek, die aus Zahlenwerten automatisch die Grafik meist auf der Ebene einer oberflächlichen Zahlen-
grafische Elemente für Webseiten generiert, oder R, die auf präsentation, ohne diese in einen Kontext zu setzen. Woher
dem Weg ist, zur Standardsprache für Statistiken zu werden. aber kommt das notwendige Wissen? In Deutschland gibt es
Mithilfe von GIS(Geographic Information System)-Soft- verschiedene Hochschulen, an denen man Informationsde-
ware wie ArcGIS, die georeferenzierte Daten verarbeitet, sign studieren kann, meist als Schwerpunkt eines Design-
lassen sich beispielsweise 3-D-Globen erzeugen. Hierzu ge- studiengangs. Wer seine Ausbildung abgeschlossen hat,

Unter der Headline »Racing Against History« bot


die »New York Times« ihren Lesern zu den
Olympischen Spielen einmal mehr Information
und Unterhaltung. So konnten sie in einem
Video von Kevin Quealy und Graham Roberts die
Leistungen aller Olympiasieger über 100 Meter
Freistil auf einen Blick vergleichen. Wussten Sie,
dass Tarzan-Darsteller Johnny Weissmuller
heute 20 Meter hinter dem aktuellen Goldmedail-
lengewinner Nathan Adrian liegen würde? Ent-
sprechende Grafiken gab es für den Weitsprung
und den 100-Meter-Sprint der Männer. Auch Mona-
te nach Olympia ist das Anschauen ein Vergnügen.
≥ http://is.gd/nyt_olympics
Abbildungen: The New York Times Graphics Department
 SDJH  7,7(/Infografik

VROOWH(UIDKUXQJHQLQHLQHUVSH]LDOLVLHUWHQ$JHQWXUVDP HVHUIRUGHUOLFKGLHVH]XVRUWLHUHQXQGLQHLQHU)RUPDXI]X 
PHOQ»Neben Talent braucht ein guter Infografiker eine gute EHUHLWHQGDVVZLUVLHYHUVWHKHQ
$XVELOGXQJRGHUHEHQHLQSDDU-DKUHLQHLQVFKO¦JLJHQ%¾ }'XUFKGLH'LJLWDOLVLHUXQJJLEWHVQDW¾UOLFKDXFKYLHOPHKU
URVmVR6WHIDQ)LFKWHO$JHQWXUHQGLHQXUJHOHJHQWOLFKHLQH $EVDW]NDQ¦OHfür Infografiken, wobei der größte Kanal nach
Infografik XPVHW]WHQVHLHQLQGHU5HJHOQLFKWVRDXIJHVWHOOW ZLHYRU3ULQWLVWmEHREDFKWHW5DOI*UDXHO}3ULQWPHGLHQP¾V
GDVVVLHLQKDOWOLFKNRPSOH[H=XVDPPHQK¦QJHGXUFKGULQJHQ VHQEHZHLVHQGDVVVLHQRFKHLQDXIUHJHQGHV0HGLXPVLQG
XQGDG¦TXDWGDUVWHOOHQN¸QQWHQ}:LUEHLL[WUDFWELOGHQXQ  $XIUHJHQGLVWHLQH=HLWXQJZHQQVLHGLH9HUZHLOGDXHUHU
sere Leute oft selbst aus. Es gibt noch zu wenige qualifizier- höht, und das kann eine Infografik. Auch ›Der Spiegel‹ ar
WH$EVROYHQWHQmEHULFKWHW)LFKWHO EHLWHWVHLWHWZDHLQHPKDOEHQ-DKUQLFKWPHKUQXUPLWVHL
,QNDXPHLQHUNUHDWLYHQ'LV]LSOLQYHUVFKZLPPHQGLH QHQNODVVLVFKHQK\SHUYHQWLOLHUHQGHQXQGPDQLSXOLHUHQGHQ
*UHQ]HQ]ZLVFKHQ*HVWDOWHUXQG$XWRUVRVWDUNZLHLP%H %DONHQGLDJUDPPHQVRQGHUQPLWI¾UVHLQH9HUK¦OWQLVVHULFK
reich Infografik – das macht es so spannend, aber auch so tig kreativen Infografiken. Eine gut gemachte Grafik auf ei
anspruchsvoll. »Ein Infografiker arrangiert ja nicht nur Tex- QHUJUR¡HQ6HLWHZLHLQGHUê=(,7éLVWRSXOHQWXQG¾EHUUD 
WHXQG%LOGHUDXIHLQHU6HLWHHUPXVVDXFKLQGHU/DJHVHLQ VFKHQGDEHUVLHLVWDXFKWHXHUm 0HKU]XU(QWVWHKXQJGHU
4XHOOHQDXV]XZHUWHQXQGGHQ,QKDOW]XYHUVWHKHQ6RQVW }=(,7mInfografiken auf Seite 32.)
NDQQHULKQDXFKQLFKWYLVXHOO¾EHUVHW]HQmPHLQW5DOI*UDXHO 
'LHUHFKHUFKLHUWHQ'DWHQGLHHLQ5HGDNWHXULKPYRUOHJW 'DVOLHEH*HOGLVW$XVO¸VHUI¾UHLQHDXII¦OOLJH(QWZLFNOXQJ
VLQGVHOWHQVRGDVVGLHVHUJOHLFKGDPLWDUEHLWHQNDQQ}2IW 'LHXUVSU¾QJOLFKYRUDOOHPLP9HUODJVZHVHQDQJHVLHGHOWHQ
P¾VVHQGLHVHQRFKYHUHLQKHLWOLFKWRGHUXPJHUHFKQHWZHU Infografiken wandern Richtung Corporate Publishing. Im
GHQGDPLWVLHPLWDQGHUHQ'DWHQ]XVDPPHQSDVVHQmVDJW PHUPHKU8QWHUQHKPHQHQWGHFNHQGHQ1XW]HQGHU,QIRU
6WHIDQ)LFKWHO%HLL[WUDFWPDFKWGDVLQGHU5HJHOGHU,QIRJUD PDWLRQVYLVXDOLVLHUXQJI¾UVLFK}9HUODJHKDEHQRIWNHLQ*HOG
fiker, der sich dafür in den entsprechenden Programmen XP]ZHLRGHUGUHL/HXWH]XEH]DKOHQGLHDXVVFKOLH¡OLFK,QIR
DXVNHQQHQPXVV9RUDOOHPDEHUP¾VVHQVLHLQGHU/DJHVHLQ grafik PDFKHQRKQH]XV¦W]OLFKH6HLWHQ]XOD\RXWHQmPHLQW
6DFKYHUKDOWH]XYHUHLQIDFKHQXQGYLVXHOOHLQJ¦QJLJ]XSU¦ 6WHIDQ)LFKWHO})HKOHUVLQGIROJOLFKQLFKWVHOWHQDXFKZHLO
VHQWLHUHQ.OLQJWQLFKWVRNRPSOL]LHUWDEHUGLH0¸JOLFKNHLWHQ GLHVerlage häufig Freie beauftragen, die auf diesem Gebiet
VLFKDXIGHP:HJYRQHLQHU,OOXVWUDWLRQKLQ]XHLQHU*UD fik, QLFKW]X+DXVHVLQG'LH'DUVWHOOXQJHQLQGHUê=(,7éEHLVSLHOV
GLHLQGHU/DJHLVWHLQHQ7H[W]XHUVHW]HQ]XYHU]HWWHOQVLQG ZHLVHHQWVSUHFKHQGDKHURIWQLFKWGHP1LYHDXGHUUHVW 
YLHOI¦OWLJ6WHIDQ)LFKWHOIDVVWHVVR]XVDPPHQ}0DQNDQQ OLFKHQ=HLWXQJm'LH,QIRUPDWLRQHQGLH8QWHUQHKPHQEHUHLW
YLHOOHUQHQDEHUHLQGLGDNWLVFKHV*UXQGWDOHQWVROOWHGDVHLQm VWHOOWHQVHLHQGDJHJHQTXDOLWDWLYKRFKZHUWLJHUXQGRIWDXFK
EHVVHUUHFKHUFKLHUWGHQQ)LUPHQN¸QQWHQHVVLFKQLFKWOHLV
Der Boom der InfografikKLHU ] X WHQHWZDV)DOVFKHV]XSXEOL]LHUHQ

 ODQGHÜLQGHQ86$6SDQLHQXQG
DXFK3RUWXJDOJHQLH¡WVLHEHUHLWV
2EHUI¾U9HUODJHRGHUGLH,QGXVWULHDUEHLWHWPDFKWI¾U
5DOI*UDXHONHLQHQ8QWHUVFKLHG}(VKDWHLQH:HLOHJHGDXHUW
VHKUYLHOO¦QJHUHLQHQGHXWOLFKK¸  ELVGLH8QWHUQHKPHQVRZHLWZDUHQPHKUDOVLKUHNODVVL VFKHQ
*UHJRU$LVFKHQWZLFNHOWHHLQLQWHU KHUHQ6WHOOHQZHUWÜKDWYHUVFKLH  0DUNHQLQKDOWH]XNRPPXQL]LHUHQXQGPLW)DNWHQDQV/LFKW
DNWLYHV;;/.RDOLWLRQVGLDJUDPP GHQH*U¾QGH=XPHLQHQLVWGLH=DKO ]XNRPPHQGLHLQWHUHVVDQWVLQGXQGGLHPDQDXFKHU]¦KOHQ
'LHVHV]HLJWHZ¦KUHQGGHUQLHGHUV¦FKV XQGGLH9LHOIDOWGHU7RROVGLHVLFK darf. Das lässt sich mit Infografiken spannend aufbeUHLWHQ
LVFKHQ/DQGWDJVZDKODOOHGHQNEDUHQ für die Erstellung von Infografiken 'DV0HGLXPELHWHWVLFKDQPLWYHUPHLQWOLFKGU¸JHQ=DKOHQ
%¾QGQLVVHDQÜXQGOLHIHUWHGDPLWZHLW HLJQHQGHXWOLFKDQJHVWLHJHQ=XP *HVFKLFKWHQ]XHU]¦KOHQm%HVWHKWDEHUQLFKWGLH*HIDKUGHV
DXVLQWHUHVVDQWHUH,QIRUPDWLRQHQDOV  DQGHUHQVLQGZHVHQWOLFKPHKU'D žEHUGUXVVHVXQGGHV*ODXEZ¾UGLJNHLWVYHUOXVWVZHQQN¾QI
GLHUHLQHQ3UR]HQWHUJHEQLVVHLP%DONHQ WHQYHUI¾JEDU9LHOH8QWHUQHKPHQ WLJMHGHU+HUVWHOOHUGLH:LUNVDPNHLWVHLQHU=DKQSDVWDRGHU
GLDJUDPP'LHVHKUNQDSSHQVLFK  XQGDXFK%HK¸UGHQVWHOOHQHLQHQ VHLQHVShampoos durch Infografiken erklärt? Stefan FichWHO
LPPHUZLHGHUYHUVFKLHEHQGHQ0HKU 7HLOLKUHU'DWHQLQV1HW]XQGYHU  NDQQXQVEHUXKLJHQ}/HVHUKDEHQHLQJXWHV*HVS¾UGDI¾URE
KHLWHQPDFKWHQDXVGHU$QLPDWLRQ HLQIDFKHQVRGDV6DPPHOQYRQ,Q ,QIRUPDWLRQHQZHUWYROOVLQG'LH1LFKW,QIRJUDfik, GLHDOV,QIR
HLQHQIU¸KOLFKHQ7DQ]GHU.RDOLWLRQHQ IRUPDWLRQHQ'LHVHDXIXQVHLQSUDV grafik YHUNDXIWZLUGHQWODUYWGLHVHUVFKQHOODOVXQEUDXFKEDU
≥ KWWSYLVXDOLVLHUWQHW VHOQGH'DWHQI¾OOHZLHGHUXPPDFKW *HUDGHI¾U8QWHUQHKPHQLVWGDVHLQ]XNRVWVSLHOLJHV5LVLNRm
PAGE 04.13 027

Animationen liegen im Bereich der Infografik im Trend. Web gen von Infografiken hervorge-
und Mobile bieten schließlich noch ganz andere Möglichkei- bracht hat, wuchs aber auch das
ten, in eine Grafik einzusteigen. Die Leistungen der Schwimm- Bewusstsein für responsive Dar-
Olympia-Sieger beispielsweise, die »The New York Times« zu- stellungen, sodass wir in nächs-
sammengestellt hat, werden erst in der Animation richtig ter Zeit wohl öfter entsprechend
erlebbar (siehe Seite 25). Echten Mehrwert können interak- optimierte Grafiken sehen wer-
Den sicheren Beweis dafür, dass Infografik
tive Elemente liefern, die es dem User ermöglichen, für ihn den (siehe Seite 34 f.).
im Mainstream angekommen ist liefert
interessanten Daten in den Vordergrund zu stellen und
das Buch »Deutschland verstehen« von Ralf
andere zu vernachlässigen. Damit für Web, iPad und Co
Grauel und Jan Schwochow. Im Oktober
Idealerweise sollten die im Web oder per Smartphone er- wirklich innovative Anwendun-
erschienen, war es kurz vor Weihnachten
kundbaren Infografiken nach Responsive-Design-Prinzipien gen entstehen, müssten Print
bereits rund 30 000 Mal verkauft. Zu
für die Größe und Auflösung des jeweiligen Ausgabegeräts und Online sich allerdings erst
Recht, das Buch mach Spaß und ist dabei
optimiert sein. »Im Umgang mit Infografiken begegnen uns einmal aufeinanderzubewegen.
auch noch lehrreich. Hier die Grafik
aber immer noch viele nicht responsive Visualisierungen«, »Bei den großen Verlagen steht
»Strahlende Perspektiven. Vom Uran-
bedauert Christian Hanke, Kreativdirektor bei edenspieker- beides oft in Konkurrenz zuei-
abbau bis zur Stationierung: Globale
mann in Berlin, der an einem Design- und Development- nander, weil die Inhalte der Web-
Geschäfte mit Atom« von Daniel Stolle.
Guide für Responsive Infographics arbeitet. »Schade, denn site kostenlos sind«, sagt Gregor
Infografiken sind aus dem eigenen Online-Erleben nicht Aisch. Der Datenjournalist, Pro-
mehr wegzudenken. Wir haben uns daran gewöhnt, Infor- grammierer und Designer beschäftigt sich mit interaktiven
mationen so wunderbar aufbereitet zu genießen, und möch- Visualisierungen, vor allem aus den Bereichen Politik und
ten dies gerade mobil nicht missen, zum Beispiel wenn wir Gesellschaft. »Die Verlage von ›Spiegel‹, ›ZEIT‹, ›SZ‹ und Co
Nachrichtenhäppchen auf dem iPhone durchwühlen.« Dank täten jetzt gut daran, alle verfügbaren Grafikressourcen zu
dem US-Wahlkampf im vergangenen Herbst, der Unmen- bündeln, anstatt sie weiter voneinander abzugrenzen.«
028 PAGE 04.13 TITEL Infografik

Als positives Beispiel führt auch Gregor Aisch die »New


York Times« an: »Sie haben dort eine gemeinsame Grafikab-
teilung für Print und Online. Da gibt es natürlich auch Spezia-
listen, aber alle sitzen jeden Morgen im gleichen Meeting und In Form eines großformatigen Folders
arbeiten zusammen. Außerdem hat der Verlag ein erfolgrei- setzte ixtract die Ergebnisse einer
ches Bezahlmodell, dessen Einnahmen inzwischen sogar die dreijährigen Studie um, in der es um
Werbeeinnahmen übersteigen.« Da kann man sich dann auch das Zusammenspiel zwischen
schon mal so etwas leisten wie die Aufbereitung eines La- Autoherstellern, Lieferanten und
winenunglücks, bei der die Designer im letzten Dezember Logistikdienstleistern ging
eine Reportage als Website präsentierten ( http://is.gd/nyt_
snowfall ). »Das ist die nahtloseste Integration von 3-D-Ani-
mation, interaktiven Elementen, Videos, Sprachaufzeich- QSchon im Vorfeld musste die Berli-
nungen und Text, die ich seit Langem gesehen habe – Visual ner Agentur viel recherchieren, um die-
Storytelling at it’s best«, so Aisch. ses diffizile Thema erst mal zu durch-
Bis diese Art des Erzählens auch in Infografiken zum Ein- dringen: Ixtract sollte nämlich die Er-
satz kommt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Denn ge- gebnisse einer dreijährigen Studie zur
rade mit fehlenden Ressourcen in den Online-Redaktionen Steuerung komplexer Lieferantenpro-
ist die Kombination aus einer großen Story und ihrer inter- zesse visualisieren, an der neben ver-
aktiven Aufbereitung mit infografischen Elementen schwie- schiedenen Forschungsinstituten auch
rig. »Auf www.zeit.de/wirtschaft/arbeitslosigkeit gibt es ei- die Privatwirtschaft, insbesondere die
ne interaktive Visualisierung der regionalen Arbeitslosen- Automobilindustrie, mitarbeitete. Als
quoten seit 2005. Der Ansatz ist innovativ und geht in die sich ixtract zum allerersten Mal mit
richtige Richtung. Doch wie bei vielen solcher Projekte in dem RAN(RFID-based Automotive Net-
Deutschland fehlt noch der Einstieg mit einer Geschichte. work)-Team traf, brachte dieses eigene
Hier können wir Onliner von den gedruckten Grafiken ler- infografische Versuche mit – und war
nen«, so Gregor Aisch. Wahrscheinlich wird die finanziell bes- selbst schon zu der Erkenntnis ge-
ser aufgestellte Unternehmenskommunikation auch hier langt, dass man das wohl eher nicht
zunächst die kreativeren Anwendungen liefern. Ebenso die verwenden könne.
kulturellen Einrichtungen, schließlich machen es uns die Mu- Ixtract entwickelte die Idee zu ei-
seen seit Jahren schon vor, wie man mit interaktiven Info- nem großformatigen Folder, der die In-
grafiken die Menschen erreicht. formationen in drei Ebenen struktu-
riert: Die erste Aufschlagseite richtet
Ein Ereignis, das die Zahl der Infografiken seit jeher in die sich an Manager und stellt auf einen
Höhe schnellen lässt, sind Wahlen. Leider kommen dabei fast Blick die wichtigsten Punkte dar, die
immer die gleichen Balkendiagramme zum Einsatz, die sich das System erfüllt. »Da es sich bei dem
selten sofort erschließen. Nicht gerade der Sinn einer Visu- Forschungsprojekt nicht um eine abge-
alisierung. Für die Niedersachsenwahl im Januar näherte schlossene Produktentwicklung han-
Gregor Aisch sich dem Thema aus einer anderen Richtung. delt, fehlen hier zwar, anders als ur-
»Vergesst die Parteien, visualisiert die Koalitionen!«, forderte sprünglich konzipiert, die harten Fak-
er auf seiner Website. Schließlich sei Regel Nummer 1 der In- ten, die direkt die Vorteile greifbar
formationsvisualisierung: Das Wichtigste zuerst zeigen. Bei machen sollten. Dennoch vermittelt
Wahlen sei das der Gewinner, was wiederum nicht zwingend diese Ebene auch ohne diese Zahlen ei-
die Partei mit den meisten Stimmen sei, sondern die, die nen zusammenfassenden Schnellein-
sich in der Regierung wiederfinde. Also entwickelte er das stieg«, so ixtract-Gründer Stefan Fich-
XXL-Koalitionsdiagramm, das alle in der Theorie denkbaren tel. Die zweite Aufschlagseite bereitet
Koalitionen anzeigte, auch solche für die (noch) keine Mehr- alles Wesentliche für die Abteilungs-
heit zusammenkam. Bei neuen Hochrechnungen verschwan- leiter auf: Wie arbeitet das System, und
den Koalitionen nicht einfach, sondern sie veränderten welche Vorteile stellen sich dadurch in
lediglich ihren Ort. Das spannende Hin und Her zwischen der Produktion ein? Das große Poster
Schwarz-Gelb und Rot-Grün zeigte letztendlich, das entsteht, wenn man
sich in Aischs Animation als fröh- den Folder vollständig auseinander-
licher Tanz der unterschiedlichen faltet, ist mit der Darstellung der kon-
Koalitionen (siehe Seite 26 f.). kreten technischen Hintergründe der
Nun ist die Niedersachsenwahl einzelnen Schritte für die jeweiligen
Schnee von gestern, das Thema Vi- IT-Leiter gedacht.
sualisierung von Wahlergebnissen Das Team bei ixtract, bestehend aus
Mit dem vielfach ausgezeichneten sicher nicht. Denn im Herbst dieses je einem Layouter, Texter, Kreativdirek-
Infografiker Jan Schwochow veranstal- Jahres ist in Deutschland Bundes- tor, Projektmanager, 3-D- und 2-D-Gra-
ten wir das Seminar »Infografik. Visual tagswahl. Dann können Agenturen fiker, fertigte auf der Grundlage des
Storytelling – Workflows & Cases«. Die und Verlage, Gestalter und Journa- ersten Meetings Entwürfe an. »Als der
ersten beiden Termine sind schon aus- listen zeigen, was sie hinsichtlich Kunde dann allerdings konkret vor sich
gebucht, das nächste Seminar findet Infografik gelernt haben: in Print, hatte, wie die Ergebnisse des Briefings
am 16. September statt, siehe Seite 70 f. TV, Web und Mobile. ant bildlich umgesetzt aussehen, wurde
PAGE 04.13 029

ihm bewusst, dass er das gar nicht sa-


gen wollte«, erzählt Stefan Fichtel. Das
sei ein typischer Effekt, der sich häufi-
ger einstelle, wenn der Kunde seine
Ideen und Gedanken zum ersten Mal
visualisiert sähe. Darauf gab es einen
neuen, längeren Workshop mit den
acht Hauptansprechpartnern des RAN-
Teams, bei dem die Skizzen noch mal
neu konzipiert wurden – erfolgreich.
Jetzt legte ixtract richtig los, erstell-
te in Cinema 4D die Figuren und die
Hintergründe sowie in Illustrator die
Icons. Ein Projektplan legte dabei ganz
genau fest, wann wer was wem zulie-
fern sollte. Täglich fanden Meetings
mit ausgedruckten Ist-Zuständen statt.
Farbige Post-its – zum Beispiel Gelb für
die Texter, Grün für die Grafiker – pflas-
terten die Agenturwände und hielten
für jeden Beteiligten sichtbar fest, was
er als Nächstes zu tun hatte. Sobald das
erledigt war, wurde der Zettel entfernt.
Darüber hinaus wurden sämtliche Tä-
tigkeiten in einer dem ganzen Team zu-
gänglichen Excel-Tabelle getrackt. Nach
rund zwei Monaten war der Folder zur
Zufriedenheit aller fertiggestellt. ant

Der großformatige Folder gliedert


die komplexen Informationen
in drei Ebenen: kurz und knapp für
Manager (ganz oben), angewandt
für Abteilungsleiter (darunter) und
schließlich technisch detailliert
für IT-Mitarbeiter auf der Rückseite

Links: In den ersten, anhand des


Briefings entstandenen Skizzen
stellte ixtract den »InfoBroker«
als zentrale Kraft vor. Das hatte
der Kunde aber gar nicht sagen
wollen, also wurde die Darstellung
im nächsten Step dezentraler
030 PAGE 04.13 TITEL Infografik

Das Projekt »Ville Vivante« visualisiert


die Datenströme, die die Genfer
mit ihren Mobiltelefonen erzeugen

QDie digitalen Spuren ihrer Bewoh-


ner sichtbar machen – das wollte die
Stadt Genf mit dem Projekt »Ville Vivan-
te«, das sie zusammen mit Lift Events
konzipierte. Ausgehend von der Prä-
misse, dass das Mobiltelefon das Zen-
trum unserer täglichen Kommunikation
und wichtigste Quelle für Informatio-
nen geworden ist, sollten Bewegung
und Rhythmus der Bewohner darge-
stellt werden. Das Züricher Designstu-
dio Interactive Things erhielt den Auf-
trag, eine Datenvisualisierung zu ent-
wickeln, die aus der bloßen Aktivität
der Sendeantennen und temporär ge-
speicherten Geräte-IDs nachvollzieh-
bare Bewegungsmuster von Menschen
ableitet. »Wir sollten einen einfachen
und spielerischen Zugang zu den In-
formationen schaffen und die Passan-
ten zum weiteren Untersuchen und
Entdecken einladen«, sagt Benjamin
Wiederkehr, Interaction Designer und
Partner bei Interactive Things. »Medi-
um und Format waren zu Beginn noch
völlig offen, lediglich die Präsentations-
Das Projekt »Ville Vivante« machte die digitalen form als Ausstellung im öffentlichen
Spuren der Genfer Bevölkerung in einer Raum stand fest.«
Ausstellung im öffentlichen Raum sichtbar. Zunächst mussten die Kreativen den
Eine Animation wurde auf einer Großlein- besten Weg finden, dem Publikum die
wand in der Fußgängerzone präsentiert. Die Daten zugänglich zu machen und den
Poster mit detaillierten Informationen richtigen Detailgrad für die Visualisie-
und Interpretationen waren ebenfalls Teil rung definieren. Wie viel von den Daten
der Installation in der Genfer Innenstadt soll tatsächlich gezeigt werden? Und
wie präzise? Soll sich der Betrachter

Auf www.villevivante.ch
ergänzte Interactive Things
die Visualisierungen der
Datenströme um ein Inter-
aktionsmodell. Hier
kann der User die Ergeb-
nisse weiter erforschen
PAGE 04.13 031

eher informiert oder fasziniert fühlen?


Nicht zuletzt mit Blick auf die Präsen-
tation im öffentlichen Raum mit Pas-
santen als Zielpublikum entschied sich
Interactive Things für einen eher emo-
tionalen Charakter der Hauptvisualisie-
rung. »Eine Animation sollte die Bewe-
gungsströme der Stadtbewohner auf
einer Großleinwand in der Genfer Fuß- Benjamin Wiederkehr, Partner bei Inter-
gängerzone erlebbar machen«, so Ben- active Things in Zürich, über die Stärken
jamin Wiederkehr. Für detaillierte Infor- von statischen und animierten Grafiken
mationen und weitergehende Inter- und über Responsive Infographics
pretationen waren Poster in der City
geplant. Dazu hatten die Designer vor,
die Visualisierungen auf der Projekt-
Site www.villevivante.ch, um ein Inter- Verschwimmen im Bereich druckt und als interaktive Versionen
aktionsmodell zu erweitern, das es In- Infografik die Grenzen zwischen programmiert werden, können die un-
teressierten ermöglicht, sich tieferge- Autor und Gestalter? terschiedlichen Medien starken Ein-
hend mit den dargestellten Informa- Benjamin Wiederkehr: Die enge Ver- fluss aufeinander haben. Interessanter-
tionen zu beschäftigen. knüpfung von Inhalt und Form bei ei- weise profitieren interaktive Informa-
Bei der Analyse und Aufbereitung ner Infografik legt es nahe, dass der tionsvisualisierungen von einer Heran-
der Daten erhielten die Züricher Inter- Gestalter die Rolle eines Autors oder gehensweise, die zu Beginn das stati-
action Designer und Interaction Engi- mindestens Editors übernimmt. Genau sche Bild zum Ziel hat. Denn dort wer-
neers Unterstützung von Near Future in dieser Rolle kann die beste Art von den Lösungen entwickelt, die eine ho-
Laboratory in Sierre. »Die vielfältigen visuellem Geschichtenerzählen entste- he Informationsdichte präsentieren
Anwendungen erforderten viel Expe- hen, da man den Erzählstrang und den und trotzdem lesbar sind. Für die in-
rimentierfreude und Lernbereitschaft, Einsatz von visuellen Darstellungsfor- teraktive Version bedeutet dies, dass
um Aufgaben zu meistern, mit denen men genau orchestrieren kann. Diese der User bereits einen guten Überblick
wir noch wenig Erfahrung hatten. Ne- präzise Abstimmung lässt sich aber hat, bevor er mit der Visualisierung zu
ben der Konzeption, Gestaltung und auch in der engen Zusammenarbeit interagieren beginnt. Bei dieser Aus-
Programmierung kamen spezifische zwischen Autor und Gestalter errei- gangslage kann die Interaktion für ech-
Jobs wie Data Mining, Sounddesign, chen, was aber eine offene und inein- ten Mehrwert sorgen, indem sie Kon-
Videopostproduktion oder PrePress andergreifende Arbeitsweise beider text und Details auf Verlangen anzeigt,
auf uns zu«, erinnert sich Benjamin erfordert. präzises Filtern und Selektieren ermög-
Wiederkehr. Eine der schwierigsten Wie geht man verantwortungsvoll mit licht und mit Personalisierung und
Aufgaben war die Arbeit mit dem kom- den Daten um? ständiger Aktualität auf den Nutzer
pletten Datenset. Um von Anfang an Auf der wissenschaftlichen Ebene folgt reagiert.
ein Gefühl für das Ganze entwickeln der verantwortungsvolle Umgang mit Gibt es schon Responsive Infographics?
zu können, begann das Team direkt Daten den gleichen Regeln wie mit an- Als eine Weiterführung von Responsive
mit den echten Daten zu arbeiten. deren Quellen: Daten und ihre Her- Layouts im Webdesign werden sie be-
Die Phasen der Implementierung kunft sind zu zitieren. Wenn möglich reits realisiert. Wir selbst haben für das
und der Gestaltung überschnitten sich, wird die Methode der Datenerhebung Projekt »WIDE« (World Inequality Da-
Designer und Programmierer arbeite- ausgewiesen, um den Kontext der Da- tabase on Education, www.education-
ten Hand in Hand in einem iterativen ten offenzulegen. Auf Manipulationen inequalities.org ) beauftragt von der
Arbeitsprozess. »Schon früh einen in- wie Selektion, Normalisierung oder In- UNESCO interaktive Informationsvisu-
teraktiven Prototyp zu haben bietet terpolationen, die am original Daten- alisierungen umgesetzt, die dynamisch
den großen Vorteil, Ideen schnell vali- set vorgenommen wurden, sollte man auf die verfügbare Geräte- und Brow-
dieren und Detaildesigns direkt in der ebenfalls hinweisen. Auf einer journa- sergröße reagieren. Die bloße Anpas-
Animation entwickeln und verfeinern listischen Ebene empfiehlt es sich, die sung der Größe stellt aber nur den
zu können«, erklärt Benjamin Wieder- Daten selbst sprechen zu lassen. Dies ersten Schritt einer echten, flexibel
kehr. Nach rund zweieinhalb Monaten geschieht durch die unvoreingenom- reagierenden Gestaltung dar. Die Wei-
war »Ville Vivante« umgesetzt und wur- mene Exploration und Evaluation der terführung wäre zum Beispiel der Ein-
de von den Genfern sehr positiv auf- Daten. Man versucht, das Datenset, satz von unterschiedlichen Visualisie-
genommen. Auch das Ziel, eine Diskus- seine Textur und seine Struktur zu be- rungsmethoden, die auf das Format
sion rund um die Nutzung von Daten greifen und anschließend nach Mus- des Bildschirms optimiert sind, oder
für stadtplanerische Aufgaben anzu- tern, Tendenzen und Verbindungen zu eines semantischen Zooms, der die
stoßen, erreichte das Team. Besonders suchen. So lassen sich Geschichten Informationsdichte reguliert und an
freuten es sich aber über die große finden, die so nicht vorhersehbar ge- das Endgerät, dessen Bildschirmgröße
Resonanz in der Designszene. So wur- wesen sind. und -auflösung anpasst. Das Ziel sollte
de das Projekt beispielsweise bei Fu- Ist eine animierte Darstellung einer es jedenfalls sein, dass die Daten die-
ture en Seine in Paris, beim Ars Elec- gedruckten überlegen? selben bleiben, jedoch die ideale Dar-
tronica Festival und bei der Beijing De- Bei der Gestaltung von Visualisierun- stellungsmethode je nach Endgerät
sign Week vorgestellt. ant gen, die als statische Versionen ge- gewählt wird.
032 PAGE 04.13 TITEL Infografik

Wer die meisten Waffen hat,


tötet nicht zwingend auch die meis-
ten Menschen. Das ist nur eine der
Erkenntnisse aus dieser Infografik
von Nele Voss und Michael Brenner

Nora Coenenberg und Anne Gerdes –


beschäftigt die »ZEIT«. Haika Hinze re-
det als Artdirektorin bei der Konzep-
tion ebenso mit wie bei der Auswahl
der externen Illustratoren und Infogra-
fiker. Denn nur 20 Prozent der Grafiken
entstehen inhouse, den Rest erledigen
Freie. »Die Recherche muss die fundier-
te Konstruktion liefern. Erst dann geht
es ans Gestalten«, erzählt Haika Hinze.
»Wir überlegen uns, welcher Infografi-
ker oder Illustrator passen könnte, den
jeweiligen Inhalt zu verstehen und ei-
ne gute visuelle Übersetzung zu fin-
den.« Die Thematik bestimmt auch die
Form und Ästhetik der Umsetzung. »Es
gibt Themen, die sind schon sehr oft
angefasst worden, da muss man viel-
leicht eine etwas artifiziellere Umset-
zung finden, die ruhig etwas abgedreh-
ter sein kann. Dann gibt es komplexe
Sachverhalte, die noch keiner so recht
durchdrungen hat, da suchen wir dann
eher einen konventionellen oder di-
daktischen Stil«, sagt die Artdirektorin.
Haika Hinze hat keine Scheu, auch
mal anstrengend und lästig zu sein. So
diskutieren sie in der Grafik das Art-
work oft noch einmal und schicken es
auch retour. »Natürlich kommt es auf
die zur Verfügung stehende Zeit an.
Aber im Idealfall stellen wir uns immer
wieder doof und fragen: Checkt man
das als Leser wirklich oder ist die Dar-
stellung immer noch zu komplex.« Ge-
legentlich ist es verlockend, das Ästhe-
tische in den Vordergrund zu stellen.
Aber nach einem kurzen Spaß daran
bekommen die Kreativen sofort Skru-
Mal fotografisch, mal illustrativ, mal didaktisch – die Grafik-Seite in pel. Denn die Grafiken haben den An-
der »ZEIT« ist jeden Donnerstag anders spruch nicht nur schön auszusehen,
sondern darüber hinaus wissenschaft-
QAm 4. Juni 2009 war es so weit: Gio- den Stress im Rahmen zu halten. So lich fundiert zu sein. Schließlich ist
vanni di Lorenzo und sein Team be- gibt es Stehsatzthemen ohne jegliche Qualitätsjournalismus ein hohes Gut
schlossen, dass ab sofort jede Woche Aktualität, latent aktuelle Sujets, die im Hause ZEIT, das sich auch im Visu-
eine ganzseitige Infografik »DIE ZEIT« immer mal wieder hochkochen, etwa ellen ausdrücken soll. Ein gewisses in-
bereichern sollte. Neben die Begeiste- Bausünden oder die Verschwendung fografisches Grundverständnis voraus-
rung mischten sich auch Bedenken: von Steuergeldern, und natürlich ganz gesetzt, könnten auch Layouter oder
Schaffen wir es, das konzeptionell strin- aktuelle Ereignisse, die sich für die Dar- Illustratoren gute Infografiken gestal-
gent durchzuhalten? »Es war dann kein stellung in einer Infografik eignen. ten, so Haika Hinze: »Wir haben immer
Problem, auch weil wir die Seite be- Die Seite entsteht in enger Koope- extrem Spaß, wenn Martin Burgdorff
wusst als Mix angelegt haben. Sie darf ration von Redaktion und Grafik. »ZEIT für uns die Grafik-Seite macht. Weil er
vielfältig daherkommen und muss nicht Wissen«-Redakteur Christoph Drösser eigentlich kein klassischer, gelernter
immer den gleichen Look haben«, er- ist der redaktionelle Kopf, der die in- Infografiker ist, sondern Illustrator, der
innert sich Artdirektorin Haika Hinze, haltliche Verantwortung trägt, und mit auf seine Art trotzdem Zahlen visuali-
die von Anfang an dabei war. Mit einer seinem Team die Recherche erledigt. sieren kann und dabei sehr schöne
Mischkalkulation versucht das Team, Drei Infografikerinnen – Gisela Breuer, Seiten entstehen lässt.« ant
034 PAGE 04.13 TITEL Infografik

Nachdem Responsive Design zum State of the Art in der Webentwicklung geworden ist, könnte es
doch eigentlich auch die Gestaltung von Infografiken bestimmen. Christian Hanke, Kreativdirektor
bei edenspiekermann in Berlin, berichtet über seine Erfahrungen

QJeder kennt, liebt und teilt sie. Info- schienen differenzierte, gut gemach- Herausforderung sein, in realistischen
grafiken sind aus dem eigenen Online- te Visualisierungen, die sich den unter- Produktionszeiten Responsive Infogra-
Erleben nicht mehr wegzudenken. Ob schiedlichen Displaygrößen der Gerä- phics zu entwickeln – aber mit klugen
es darum geht, den idealen Partner zu te anpassten. Im redaktionellen Alltag Guides, einem definierten Framework
finden, eine Bank auszurauben, verwi- dürfte es allerdings immer noch eine und Hilfsmitteln wie Code-Snippets
ckelte politische Zusammenhänge zu
verstehen oder eine Antwort auf die
Frage zu bekommen: »Soll ich als Desi-
gner umsonst arbeiten?« – Infografi-
ken erklären uns im Idealfall auf einfa-
che, unterhaltsame oder verblüffende
Weise die Welt. All die uninspirierten
Spannende Pro- Visualisierungen einmal abgezogen,
jekte zum Thema können Infographics eine spannende
Informations- Herausforderung fürs Responsive Web-
visualisierung design sein – leider ist das aber noch
präsentiert die see recht selten der Fall.
conference, die am Während zu den Olympischen Spie-
20. April in Wies- len im letzten Sommer kaum responsi-
baden stattfindet. ve Infografiken auftauchten, änderte
≥ www.see- sich dies im Herbst dank der amerika-
conference.org nischen Präsidentschaftswahlen: Es er-

Wenn zwei Bildteile überlappen, werden diese bis zu


einem bestimmten Punkt skaliert, danach untereinander
angeordnet. Sie sollten aber immer als zusammenge-
hörig erkennbar bleiben. Verschmelzen ein gecodetes
(blau) und ein als Bild erzeugtes Element (rot beziehungs-
weise grau), werden diese bis zum Schluss gemeinsam
skaliert. Wichtig ist hier, auf Auflösungen (Responsive
Images) und identische Farbwerte zu achten
PAGE 04.13 035

sollten selbst größere Media-Sites dies Da gilt es dann, die Zahlen, Bildunter- gelernt, die es ermöglichen, robuste
bewältigen können. schriften, Legenden, Graphen und ver- Werkzeuge für unterschiedlich komple-
Auf zum Jagen und Sammeln: Info- schiedenen dekorativen Bestandteile xe Visualisierungen zu entwickeln: das
grafiken sind Sammlungen von Kompo- als Code und Bildelement zu generie- Überlappen und das Verschmelzen. In
nenten. Da liegt es nahe, diese ausein- ren und dabei gleichzeitig ihr Verhal- beiden Fällen versteht man Infografi-
anderzunehmen und ihre unterschied- ten beim Verkleinern und Vergrößern, ken als modular. Die Prinzipien erlau-
liche Anordnung in responsiven Lay- Umschließen und Umfließen für ver- ben ein gutes Erfassen als Gesamtbild,
outs zu entwickeln. Allerdings steckt schiedene Größen und Auflösungen ohne dass die Grafiken, wenn man sie
der Teufel im Detail, und Klassiker wie zu bedenken. verkleinert, unkenntlich werden. Über
Pfeilbeschriftungen werden auf einmal Bei den Projekten der vergangenen einen Austausch zum Thema Respon-
zur Knobelaufgabe, wenn stufenloses Monate haben wir bei edenspieker- sive Infographics freue ich mich (Twit-
Skalieren und Umbrechen gefragt sind. mann zwei Grundprinzipien kennen- ter: @christianhanke).

Beispiel für das


Verschmelzen-
Prinzip: Die Espresso-
maschine ist ein
Bild, der Container
und die Schrift
darunter HTML. Beide
verschmelzen
miteinander. Auch
die Bohnen und
die dazugehörigen
Inhalte darunter
stellen unterschied-
liche Elemente in
einer Einheit dar

Beispiel für das


Überlappen-
Prinzip: Das überlap-
pende Bild der
Handhebelmaschine
wird auf kleinen
Screens untereinan-
der angeordnet

Um den Größenver-
gleich nicht zu
verlieren, stehen
die Bilder in allen
Viewports nebenei-
nander. Beschrif-
tungen sollte man
nur so lange durch-
halten, wie es sinn-
voll ist. In der kleins-
ten Ansicht sind
daher die Größen-
angaben über den
Kaffeemaschinen
verschwunden
036 PAGE 04.13

KREATION
PAGE 04.13 037

Mappe von Mona Behfeld


Mona Behfeld studiert Kommunikationsdesign
an der Muthesius Kunsthochschule Kiel (seit
Wintersemester 2012). Zuvor besuchte sie den
Mappenkurs bei °Kunstpol

Bewertung Mona Behfeld nahm etwa sieben


Monate an meinem Kurs für Studienbewerber
teil. Nach dem Abitur machte sie ein freiwilliges
soziales Jahr in einer Kita. Daraus hat sich das
Thema ihrer Mappe entwickelt: Möglichkeiten
der Darstellung von Menschen – und von Kindern
im Speziellen. Ihre Mappe zeigt eine deutliche
Entwicklung: von gezeichneten Porträts über
Fotos bis hin zu Raumcollagen, die alles kom-
binieren. Man merkt den Arbeiten an, dass sie
sich neugierig und eingehend mit dem Thema
beschäftigt und nicht nur Techniken abgearbei-
tet hat. Sie wirken spielerisch und unverkrampft.
Antje Egizzi, Leiterin von °Kunstpol

Lasst mich rein!


Der Run auf einen Studienplatz im Bereich Design ist ungebrochen. Wir berichten, wie
sich die Hürden Bewerbungsmappe und Eignungsprüfung nehmen lassen
038 PAGE 04.13 KREATION Eignungsmappen

QDie Statistik ist denkbar schlecht: (AID) Berlin (siehe PAGE 09.12, Seite 19). te. Dabei braucht es nicht ein roter Fa-
Nur einer von zehn Bewerbern für ein »Denn so entsteht schnell eine Stan- den zu sein, der sich durch die Mappe
Designstudium schafft die Aufnahme dardmappe, die wenig mit der Person zieht, aber die Arbeitsproben sollten
an einer staatlichen Hochschule. In der selbst zu tun hat.« Typische Motive wie eine konzeptionell zusammengestellt
Regel sind zwei bis drei Anläufe not- den gezeichneten Turnschuh, ein Still- werden und eine Einheit ergeben.
wendig, um den gewünschten Studien- leben mit Obst oder die immer gleichen Gut zu wissen ist, dass sich Aus-
platz zu ergattern. Die meisten Interes- Aktposen kann kein Professor mehr wahlkommissionen meist mehr für die
senten scheitern dabei an der Hürde sehen. Interessant und aufschlussreich Herleitung und den Entwicklungspro-
Eignungsmappe. An privaten Schulen sind dagegen Studien zu ausgefallene- zess als für das fertige Produkt inte-
und Akademien ist die Aufnahme zwar ren Themen, die etwas von der Per- ressieren. »Wichtig ist, dass man in ein
etwas einfacher, da aufgrund der zum sönlichkeit des Schaffenden erkennen Thema eintaucht, das einen selbst in-
Teil sehr hohen Studiengebühren der lassen. Die perfekt ausgeführte Technik teressiert und es von verschiedenen
Andrang geringer ist. Doch auch der ist dabei zweitrangig. »Natürlich scha- Seiten bearbeitet«, sagt Antje Egizzi,
Weg dorthin führt im ersten Schritt über det ein gewisses Talent nicht, aber es die in ihrer Kunstschule °Kunstpol in
die Mappe. Kein Wunder also, dass mit sollte noch Entwicklungspotenzial vor- Hamburg Mappenkurse für Studien-
ihrer Zusammenstellung viele Fragen handen sein«, erklärt Tilo Schneider. bewerber anbietet. »Die meisten müs-
und Unsicherheiten verbunden sind. sen sich erst vom verschulten, ergeb-
Es gibt zwar kein Patentrezept für Absolute No-Gos sind ebenso schwie- nisorientierten Denken befreien, um
die Annahme an der Wunschhochschu- rig zu benennen wie eindeutige Musts. mit ihrer Kreativität und ihrem Talent
le, doch generell gilt: Originalität und Klar ist allerdings, dass kreatives Chaos zu wachsen und zu experimentieren.«
das persönliche Interesse am Zeichnen in einer Bewerbungsmappe unange- Skizzenbücher als Add-on zur Mappe
und Gestalten zählen mehr als perfek- bracht ist und nur in Ausnahmefällen können diesen Weg dokumentieren.
tes Handwerk. Deswegen führe die Fra- zum Erfolg führt. Neben der äußeren
ge »Was muss in die Mappe?« oft in die Form zählt vor allem der inhaltliche Der Fokus liegt bei den meisten Map-
falsche Richtung, meint Tilo Schnei- Zusammenhalt. Eine Ansammlung von pen nach wie vor auf analogen Arbei-
der, Mitbegründer und Dozent an der Einzelarbeiten ist vielleicht schön an- ten, doch zunehmend werden zudem
Akademie für Illustration und Design zusehen, erzählt aber keine Geschich- digitale Projekte vorgelegt. Auch hier
PAGE 04.13 039

sollte ein gestalterisches Konzept er- munikationsdesign legt und bereits Mappe von Göran Kizitas
kennbar sein, mit virtuosen Photoshop- umgesetzte Auftragskreationen in der Göran Kizitas studiert Kommunikationsdesign
Spielereien allein ist es nicht getan. Di- Mappe schätzt, können künstlerisch an der Freien Schule für Gestaltung (FSG)
gitale Datenträger sind zwar an den orientierte Hochschulen mit angewand- in Hamburg (seit Wintersemester 2011)
meisten Hochschulen bei der Bewer- ten Arbeiten wenig anfangen, da sie
Bewertung Göran Kizitas Mappe ist von 2011.
bung generell zugelassen, ein Ausdruck nichts über die Persönlichkeit des Be- Mit seiner Bildsprache war er seiner Zeit voraus,
in guter Qualität macht allerdings meis- werbers verraten. Der Besuch einer die Hipster-Elemente und Überlagerungen
tens mehr her. Informationsveranstaltung an der je- zeugen von einem guten Gespür für kommende
Trends. Gut gefallen hat uns auch, dass er mit
Vor der Zusammenstellung der Map- weiligen Schule ist deswegen ratsam, »Steck am Drecken« bereits ein eigenes Online-
pe sollte der Bewerber natürlich be- um Ausrichtung, Dozenten und Stu- Magazin betreibt. Mit seinen Fotografien beweist
reits wissen, bei welcher Hochschule dierende kennenzulernen. Zahlreiche er einen Blick für ungewöhnliche Perspektiven.
er sie einreichen wird. »Sich mit der Institute bieten auch Mappenberatun- Silvie Hartmann, Leiterin der FSG
gleichen Mappe an mehreren Schulen gen an, bei denen Bewerber ein direk-
zu bewerben ist heikel«, erläutert Tilo tes Feedback zu ihren Werken bekom-
Schneider. »Jede Aufnahmekommis- men – und zwar von jenen, die sie spä- Mappe von Lena Wolf
sion möchte sehen, dass sich derjenige ter prüfen werden. Lena Wolf studiert Kommunikationsdesign an der
FSG in Hamburg (ab Sommersemester 2013)
mit dem Institut auseinandergesetzt
und sich bewusst dafür entschieden Die Erwartungen an Bewerber sind Bewertung Lena Wolf arbeitete bereits als Foto-
hat.« Häufig wird an einer Hochschule in den vergangenen Jahren gestiegen. grafin, als sie sich bei uns bewarb. Sie kombiniert
ein ganz bestimmter Stil oder Gestal- Das Bachelor- und Mastersystem lässt oft Handarbeit mit digitaler Nachbearbeitung.
Eine ihrer Fotoserien erzählt ohne Worte die
tungsansatz präferiert, dazu kommen wenig Zeit für handwerkliche Grund-
Geschichte von Menschen, die gut zusammen-
formale Richtlinien wie etwa die An- lagen und Theorie. Viele Professoren passen – sich aber leider an unterschiedlichen
zahl der Arbeiten oder das Format der verlangen daher ein gewisses Maß an Orten befinden. In einer anderen Serie verarbei-
Eignungsmappe. Vorkenntnis, etwa in Farblehre oder tet sie Eindrücke und Fundstücke aus einem
alten Kino, die Seifenblasenoptik schafft die Atmo-
Während die Freie Schule für Ge- plastischem Gestalten. Dieses Wissen
sphäre einer Traumwelt. Die Arbeiten sind in
staltung (FSG) in Hamburg zum Bei- können sich angehende Studenten bei- sich schlüssig und konzeptionell überzeugend.
spiel Wert auf eine Affinität zum Kom- spielsweise in Mappenkursen an- Silvie Hartmann, Leiterin der FSG

Mappe von Eva von Platen


Eva von Platen studiert Kommunikations-
design an der FSG in Hamburg (seit Winter-
semester 2010)

Bewertung Über den Klassiker Turnschuh


konnte man in Eva von Platens Mappe hinweg-
sehen, da er mit Schrift kombiniert und mit
Kugelschreiber gezeichnet war. Das ist unge-
wöhnlich und zeugt von viel Geduld. Sie hat ein
Gefühl für Bildsprache und Trends: Schon vor
Rocket & Wink setzte sie auf Spray-Optik und
absurde Masken. Die Arbeiten sind zwar groß-
formatig, aber nicht zu künstlerisch. Man kann
sie sich durchaus im Editorial-Bereich vorstellen.
Silvie Hartmann, Leiterin der FSG
040 PAGE 04.13 KREATION Eignungsmappen

eignen. Neben den Volkshochschu- nische Tipps und bespricht einmal in


len gibt es mittlerweile unzählige An- der Woche die Arbeiten in der Grup-
Tipps für die Mappengestaltung gebote auch von privaten Kunstschu- pe oder auf Nachfrage in Einzelge-
len. Bei der Auswahl sollte man aller- sprächen: »Ich habe das Kurskonzept
QWer überlegt, sich für einen Designstudienplatz dings kritisch sein. »Oftmals entstehen an das Studium an staatlichen Institu-
zu bewerben, findet ausführliche Informationen und in diesen Kursen sehr gleichförmige ten angelehnt, das ursprünglich sehr
Praxisbeispiele zu Mappenzusammenstellung und Mappen. Das gilt insbesondere für kur- offen und selbstbestimmt ist.« Wer ge-
Eignungsprüfung bei diesen Quellen: ze Intensivkurse«, warnt Tilo Schnei- nug Zeit und Geld zur Verfügung hat,
der. Für die Fertigstellung der Eignungs- kann ein ganzes Vorstudienjahr an ei-
www.precore.net mappe sollte man mindestens drei bis ner privaten Hochschule absolvieren,
Die Plattform für Designstudenten und Studienan- sechs Monate einplanen. wie es beispielsweise die AID Berlin
wärter bietet eine Mappenkritik von Studierenden, Gute Mappenkurse gehen auf die In- anbietet. Dort können sich die Teil-
viele Beispiele für erfolgreiche Mappen, Prüfungs- teressen und Schwerpunkte der Schü- nehmer zwei Semester lang in Vollzeit
aufgaben verschiedener Hochschulen sowie persön- ler ein und vermitteln Grundlagen und ihrer gestalterischen Ausbildung und
liche Erfahrungsberichte. Techniken. Idealerweise helfen sie auch ihrer Mappe widmen, noch bevor sie
bei der Zusammenstellung der Mappe das eigentliche Studium beginnen. Kos-
»Mythos Mappe 2« (2011) und bereiten auf die Eignungsprüfung tenpunkt: 4200 Euro.
Das Buch von Rita Carlsen und Annette Sommerfeld vor. Im besten Fall führen die Kurse zu
enthält Ratschläge von Professoren und Anbietern einer Horizonterweiterung, die den Die Mappe ist der erste große Schritt.
von Mappenkursen, stellt erfolgreiche Mappen vor Teilnehmern auch im Studium weiter- Sämtliche Hochschulen laden nach der
und erzählt deren Entstehungsgeschichte (224 Sei- hilft. Antje Egizzi lässt ihren Schülern Sichtung zur Aufnahmeprüfung ein,
ten, 38 Euro, isbn 978-3937787-18-3). bei °Kunstpol weitgehend freie Hand, die meist aus einer Gestaltungsaufga-
gibt bei Bedarf Hilfestellung und tech- be und einem Bewerbungsgespräch
»Mythos Mappe machen 2« (2011)
Renata Lajewski gibt Tipps zu handwerklichen Grund-
lagen und präsentiert Übungen sowie Einblicke in ei-
nen ihrer Mappenkurse. Auch die Kursteilnehmer
kommen zu Wort und schildern ihre Erfahrungen
(160 Seiten, 38 Euro, isbn 978-3937787-26-8).

Informationsveranstaltungen
Die Hochschulen bieten regelmäßig die Möglichkeit,
die Einrichtung, Dozenten und Studierende kennen-
zulernen und geben einen Einblick in Vorlieben und
Anforderungen bei der Bewerbung. Die Termine fin-
den sich auf den Websites der jeweiligen Institute.
PAGE 04.13 041

besteht. »Bei uns zählen Mappe, Auf- Auch wer alles richtig macht, kann Mappe von Anna Fleischhauer
nahmetest und Persönlichkeit je ein im ersten – und auch im zweiten – An- Anna Fleischhauer studiert Illustrationsdesign
Drittel«, erklärt Silvie Hartmann, Leite- lauf scheitern. »Manchmal gibt es ein- an der Akademie für Illustration und Design (AID)
rin der FSG in Hamburg. Manche Schu- fach sehr starke Jahrgänge, in denen Berlin (ab Sommersemester 2013)
len führen sogar zwei- bis dreitägige die Konkurrenz sehr groß ist«, sagt Ti-
Bewertung In Anna Fleischhauers Bewerbungs-
Eignungsprüfungen durch, wie etwa lo Schneider. Oft lohnt es sich, dranzu- mappe sind ihre Persönlichkeit und ihr Charakter
die Burg Giebichenstein Kunsthoch- bleiben und es beim nächsten Termin spürbar. Sie zeigt ihren Blick auf die Welt – mit
schule in Halle. einfach erneut zu versuchen – am bes- eigenen Themen, erzählerischem Stil und politi-
scher Satire. Gleichzeitig ist deutlich erkennbar,
Auf diese Situationen können sich ten, nachdem man Kritik eingefordert
dass sie gut zeichnen kann. Positiv ist auch, dass
Bewerber vorbereiten, zum Beispiel und umgesetzt hat. Letztlich geht es sie verschiedene Techniken ausprobiert – sogar
indem sie das kreative Arbeiten unter darum, seinen eigenen Weg und per- eine Stickerei ist dabei. Insgesamt ist die Mappe
Zeitdruck üben. Auf www.precore.net sönlichen Stil zu finden. Fühlt man ein gelungener Mix aus gut beherrschter Technik,
originellen Ideen und einem kritischen Blick in
lassen sich Prüfungsaufgaben von di- sich damit wohl und ist stolz auf seine
die Welt. Damit sticht sie aus der Masse heraus.
versen Hochschulen nachlesen (siehe Arbeiten, dann kann man mit Selbst- Es handelt sich hierbei klar um eine Einser-Mappe.
Kasten links). Im Aufnahmegespräch bewusstsein in das Bewerbungsver- Tilo Schneider, Dozent an der AID
stellen die Bewerber dann sich selbst fahren gehen und die Auswahlkom-
und ihre Arbeiten vor – hier zählen mission von sich überzeugen. Zur In-
sprachlicher Ausdruck und soziale Kom- spiration zeigen wir hier eine Reihe von
petenz. Weshalb Kommunikationsde- Mappen, mit denen sich Studenten er- Mappe von
sign? Warum gerade an dieser Schule? folgreich für die Studiengänge Kom- Dominik Pascal Mattwig
Was will ich später beruflich machen? munikationsdesign und Illustration an Dominik Pascal Mattwig studierte
Kommunikationsdesign an der FSG in
Gut ist es, auf solche Fragen eine über- unterschiedlichen Hochschulen bewor- Hamburg (bis September 2012)
zeugende Antwort parat zu haben. ben haben. nik
Bewertung Pascal Mattwigs Mappe ist sehr
persönlich und liebevoll gestaltet. Besonders
die Fotos demonstrieren seine Liebe zum
Detail. Typografieprojekte sind immer von Vor-
teil. Seines zeugt zudem von großer Geduld
und Sorgfalt. Die von ihm gestalteten CD-Cover
sind zwar analog, aber nicht zu künstlerisch.
Silvie Hartmann, Leiterin der FSG

Mappe von Nathalie Hummer


Nathalie Hummer studiert Illustration an der
HAW Hamburg (ab Sommersemester 2013). Zuvor
besuchte sie den Mappenkurs bei °Kunstpol

Bewertung Nathalie Hummer ist 40 Jahre alt und


als Grafikerin erfolgreich. Sie besuchte schon
länger meine Kunstkurse für Erwachsene, als sie
beschloss, sich für ein Illustrationsstudium zu
bewerben. Ihre Mappe stellten wir aus bestehen-
den Arbeiten zusammen. Ihr vorherrschendes
Thema sind Menschen und Figuren sowie deren
Funktionen, die sie humorvoll und mit ver-
schiedenen Techniken untersucht. Ihre Stärke
liegt in der Malerei. Die Mappe zeigt sie als
suchende, neugierige und humorvolle Person
mit einer eigenen künstlerischen Sprache.
Antje Egizzi, Leiterin von °Kunstpol
042 PAGE 04.13 KREATION Marken-Websites

Das 4711 Duft-


haus, das es
seit 1792 gibt,
empfängt
bei Tag und
Nacht auf
der Startseite
mit verschie-
denen Bildern

Alpinas Color-
Designer hilft,
die richtigen
Farben zu fin-
den – selbst
bei Fotos von
der eigenen
Wohnung

Viel zu tun
Mit großem Pomp feierten sich jüngst Deutschlands »Marken des Jahrhunderts« bei einer Gala
im Hotel Adlon. Der Blick auf die Websites unserer wichtigsten Marken ist allerdings ernüchternd

Q An großen Worten wurde nicht gespart bei der Marken- Spaß/Lifestyle. Wobei sich die Beschränkung auf Standard-
gala, die Ende 2012 in Berlin zum Launch des Kompendiums themen oft in keinem übersichtlichen Layout und einer ein-
»Marken des Jahrhunderts. Leuchttürme auf dem Marken- deutigen Navigation niederschlägt. Und wenn einem inhalt-
meer« stattfand. Dr. Florian Langenscheidt, Herausgeber lich nichts einfällt, um eine Seite attraktiv zu machen, muss
des von Mike Meiré gestalteten Wälzers (siehe PAGE 02.13, ein Gewinnspiel herhalten. Wer regelmäßig Marken-Web-
Seite 111), sagte dort unter anderem: »Starke Marken sind sites abklappert, kann wahrscheinlich jedes zweites Wochen-
das Rückgrat unserer Wirtschaft.« Stimmt auffallend. Denn ende zu einem anderen Wellness-Urlaub aufbrechen . . .
Deutschland verfügt über viele tolle Traditionsmarken, die Welche Agenturen diese Auftritte gestaltet haben, wird
einen Gutteil unseres Exports ausmachen und auf ihrem im Impressum nur selten verraten. Unabhängig davon, ge-
Spezialgebiet nicht selten Weltmarktführer sind. ben wir einmal unsere Eindrücke von diversen Webseiten
Doch sind die oft hundertjährigen Brands fürs digitale wieder, von A wie Ahoj bis Z wie Zewa, von gelungen bis
Zeitalter gewappnet? Wir haben die Websites der hundert unterirdisch. Wobei wir uns mit Image-Auftritten befassen
»Marken des Jahrhunderts« geprüft. Das Ergebnis: großes und nicht mit Sites, die vorrangig als Shops Produkte oder
Kopfschütteln. Mit viel zu viel Text und mittelmäßigen bis Dienstleistungen anbieten (wie Bauhaus, Deutsche Bank
schlechten Fotos scheinen viele Auftritte direkt der Welt oder Lufthansa). Bilder zeigen wir nur von ansehnlichen Kre-
der alten gedruckten Firmenbroschüren entsprossen zu ationen, die Kritik steckt im Text. Unser Fazit vorweg: Es gibt
sein. Brav werden Rubriken abgearbeitet wie »Unterneh- viel zu tun, liebe Markenhersteller. Und liebe Webdesigner:
men«, »Produkte«, »Händler«, womöglich »Nachhaltigkeit« Hier findet Ihr viele potenzielle Kunden – noch mehr unter
(leider oft viel zu oberflächlich) sowie irgendwas zu Spiel/ www.marken-des-jahrhunderts.de/marken. cg
PAGE 04.13 043


Like it or not
www.4711.com
Der Markenrelaunch verschaffte
dem Duftwasser eine optisch anspre-
chende Website, die eine schöne
Strecke zur Historie enthält – einschließ-
lich alter Anzeigen und TV-Spots.
Insgesamt läuft sie aber etwas holprig
und ist nicht ganz übersichtlich. Vor
allem verwundert, wie lieblos gestaltet
der angegliederte Onlineshop
ist. Verkaufen nicht erwünscht?

www.ahoj-brause.de
Die Retrokultmarke steckt noch im Flash-
Intro-Zeitalter fest: Die Website lässt
sich erst betreten, nachdem man ein Tüt-
chen Brausepulver in ein Glas geschüttet und Rot ist bei Fertiglebensmittelherstel- Bei Drei Wetter Taft
hat. Dann öffnen sich psychedelische lern weit verbreitet. Dazu kommt mit dreht sich alles um Heidi
Blubberblasen, die aber konventionellen Fotos gestellt fröhlich genießender Men- Klum in allen erdenk-
Inhalt haben. Immerhin gelingt es, schen eine austauschbare Bildsprache. lichen Hairstyles
mit nicht viel mehr als einigen bunten Illus Ihre Einzigartigkeit versucht sich die Bresso-
60 000 Facebook-Fans zu unterhalten. Website aus der Provence zu holen –
nicht nur mit Rezepten, sondern auch mit
www.alpina-farben.de (lange nicht aktualisierten) Reise-, Film-
Gelungene Site von Scholz & Friends Ham- und Büchertipps, ja sogar mit einer
burg. Präsentiert die Baumarkt-Marke Anleitung für die typisch provenzalische
in einem anspruchsvollen Interior-Design- Wischtechnik beim Bemalen der
Magazin, dem die richtige Balance Wände . . . Thema verfehlt. Gelungener
zwischen Geschmack und Bodenständig- ist da die neuere Plattform http://ich-
keit, Inspiration und Information gelingt. liebe-kaese.de, auf der Bongrain Deutsch-
Auf der Subsite http://colordesigner. land zehn ihrer Marken präsentiert und
alpina-farben.de kann man sich vorgege- zu der sie auch eine lebendige Facebook-
bene Bilder und Fotos eigener Räume Community aufgebaut hat.
in unzähligen Farbtönen anzeigen lassen.
www.braun.de
www.aral.de Oh Braun, wie tief bist du gesunken! Nicht
Gemischtwarenladen wie im echten nur im Produktdesign ist vom Minima-
Leben. Dass es sich um die Website lismus, der die Marke einst auszeichnete,
des hiesigen Tankstellenmarktführers nicht viel geblieben. Gleiches gilt für die
handelt, sollte man angesichts des Website – weniger wäre mehr gewesen.
bescheidenen Auftritts nicht vermuten.
www.taft.schwarzkopf.de
www.asbach.de Schwarzkopf präsentiert sich im Web durch-
Look und Konzept sind Asbach uralt. weg gut – das gilt auch für ihre Uraltmarke
Gestaltet von einer auf Getränkemarken Drei Wetter Taft, die schon unzählige Witze
spezialisierten Agentur, die sich als die und Satiren überstanden hat. Ende der acht-
»einzige Werbeagentur« rühmt, »die mit ziger Jahre entstand der legendäre Spot der
der Flasche groß geworden ist«. Prost. Vielfliegerin: »Hamburg, 8.30 Uhr, wieder
mal Regen. Perfekter Halt fürs Haar –Drei
www.birkenstock.de Wetter Taft. Zwischenstopp München,
Hatte das seit 1774 existierende Unter- es ist ziemlich windig. Perfekter Sitz –Drei
nehmen mit der Kollektion »Birkenstock Wetter Taft. Weiterflug nach Rom, die Son-
designed by Heidi Klum« nicht mal ne brennt. Perfekter Schutz –Drei Wetter
versucht, sich ein frischeres Image zuzu- Taft.« Als eine, bei der die Frisur auch
legen? An der Website sind solche immer sitzt, dominiert Heidi Klum die Site
Ambitionen spurlos vorübergegangen. mit perfekten Bildern. Ansonsten stehen die
Wertvolle Informationen sind vorhan- Produkte im Vordergrund – die vor schwar-
den, aber in einer Weise aufbereitet, die zem Hintergrund sogar richtig edel wirken.
jeden halbwegs Modebewussten auch
in Zukunft von Birkenstock fernhalten wird. www.edding.com
Nach tollen Projekten zum 50. Firmenjubi-
www.bresso.de läum wie der mit kempertrautmann Wirklich praktisch:
Nicht nur das Banderolen-Logo erinnert an (jetzt thjnk) entwickelten Wall of Fame der edding-Highlighter
Knorr, auch die Kombination Grün, Gelb gehen wir voller Hoffnung auf die als Bookmarklet
044 PAGE 04.13 KREATION Marken-Websites

edding-Website. Doch sowohl diese als


auch www.edding-creative.com mit
»kreativen« Gestaltungs- und Dekoideen
oder www.edding-funtastics.com für
Kids bieten bloß hässliches Durcheinander.
Cool ist nur der digitale Highlighter (www.
digital-highlighter.com ), der sich über ein
Bookmarklet auf jeder Website aktivieren
lässt. Damit kann man dann Passagen
markieren, sie über Facebook, Twitter und
E-Mail teilen oder als PDF-Datei speichern.

www.faber-castell.de
Ebenso traurig wie der edding-
Auftritt. Wie kann man so tolle Produkte so
langweilig präsentieren?

www.falke.com
Solche Produkte in Szene zu setzen ist
simpel, da bestrumpfte Frauenbeine
nun mal extrem fotogen sind, sagen Sie?
Nein, denn auch die Fotos von Männern
mit Kniestrümpfen und nackten Beinen in
der »Brand World« sehen toll aus. Da
wechselt man gerne direkt hinüber in den
benachbarten Shop.

www.flexi.de
»Der Weltmarktführer für Hunde-Roll-
Leinen« lässt es krachen: Mit großen
Freistellern vor schwarzem Hintergrund
steht von Anfang an das Produkt im
Mittelpunkt. Auch der Rest ist schön über-
sichtlich – nur für die Community-Pflege
im Blog wäre mehr Input angesagt. Wo doch
Schöne großformatige Hundebesitzer sich so gerne austauschen.
Fotos wie bei Falke würden
wir uns öfter wünschen Komisch, dass wenige www.frosch.de
Sites ihre Marke so Der Pionier für ökologische
in den Vordergrund Reinigungsmittel könnte dringend
stellen wie flexi einen Frühjahrsputz gebrauchen.

www.hansaplast.de
Hier erfährt man wirklich alles, was sich
irgendwie mit Hansaplast-Produkten
in Verbindung bringen lässt. Sprich: Es
gibt unendlich viel Text rund um Gesund-
heit und Schönheit, aber der ist typo-
grafisch ordentlich aufbereitet, was ja
auf vielen Sites keine Selbstverständ-
lichkeit ist. Beiersdorf tritt hier auch in
effektiven Austausch mit den Usern. Bei
der Umfrage zur Foot-Expert-Anti-Hornhaut-
Serie bestellten über 50 000 Teilnehmer
Produktproben, 13 000 bewerteten diese
dann per Fragebogen.

www.haribo.de
Ziemliches Wirrwarr, in dem man den Bären
vor lauter Bäumen nicht sieht. Mittendrin
steckt seit 2011 als Fremdkörper die Haribo-
City ( http://city.haribo.com ), in der man
sich als Bärchen-Avatar bei Chats und Spiel-
chen verlustieren kann. Macht eher Kinder
froh. Regeren Besuchs erfreut sich die
Facebook-Seite, wo über 400 000 anspruchs-
PAGE 04.13 045


lose Haribo-Fans sich schon über simpelste


Posts freuen. Außerdem gibt’s eine Haribo-
Wetter-App für iOS und Android. Neben
Wetterinfos (mal steht der gelbe Bär im
Regen, mal im Sonnenschein) bietet sie
kleine Spielereien und eine Bestellfunktion.

www.iglo.de
Fast ein Jahr lang – vom 1. April 2012 bis
31. Januar 2013 – begrüßte die Site den
Besucher mit einem Bestechungsversuch,
soll heißen mit einem Gewinnspiel,
das Codes-Sammeln mit »1 Mio. Sofort- &
Exklusiv gewinnen« einschließlich
eines Fertigbau-»Traumhauses« belohnte.
Ansonsten ist der Auftritt – auch wenn
die seitenfüllenden, teilweise trist anmuten-
den Video- oder Fotohintergründe etwas
nerven – ordentlich gestaltet und informa-
tiv für den die Weltmeere langsam leer
fressenden Konsumenten. Zum Beispiel die
Fischrückverfolgung: Tracking-Code von
der Packung eingeben, und schon erscheint
Dr. Florian Baumann, Leiter Qualitäts- Barista Timon ist
sicherung, und erklärt im Video, woher die das Maskottchen der
Fischstäbchen kommen. Und dass man sie Melitta-Website
natürlich besten Gewissens essen kann.
und bei dem man zwischen verschiedenen einen Link in die 300 000 Fans starke
www.jaegermeister.de Musikrichtungen wählen kann, bei mir nach Facebook-Community und Infos
Optisch ansprechende Site, weitgehend in jedem Stück neu gestartet werden musste. über neue Produkte, was Leckermäuler
Schwarz-Weiß, die ihre feierfreudigen immer interessieren dürfte.
User nicht nur über das Produkt informiert, www.knorr.de
sondern auch über Musikevents und Grün, gelb und rot, viele Rezepte und www.loewe.tv
Festivals. Schade, dass das Jägermeister- Ernährungstipps: Gestalterisch und Die Website ist so schick, wie man es von
Radio, das sowohl auf Smartphones wie inhaltlich bewegt sich Knorr genau in einer designaffinen Marke wie Loewe
auch als Widget am Desktop funktioniert den Bahnen, wo man es erwartet. erwartet. Und in der immer komplizierter
Aber das macht die 175 Jahre alte werdenden TV-Welt kann man über
Die angebliche Fruchtschnecken- Firma ordentlich, mit schlichten Fotos, Schlichtheit und Übersichtlichkeit gar nicht
Suppe aus der Haribo-Kantine übersichtlichem Layout und viel dankbar genug sein. Darum bekam übrigens
gefiel fast 11 000 Facebook-Usern, inhaltlicher Sorgfalt. Kein Wunder, auch Loewes Assist Media App beim
die 454 Kommentare abgaben dass sie bei W3B-Benchmarking- red dot award: communication design die
Reports in Sachen Nutzerzufriedenheit Auszeichnung best of the best 2012.
immer gut abschneidet.
www.melitta.de
www.lamy.com Zeitgemäß gestaltete Website ohne Schnick-
Endlich mal Schreibgeräte funktional und schnack, wenn man mal von Barista
geschmackvoll inszeniert. Timon absieht, der einen auf der Startseite
mit zuckersüßem Lächeln empfängt und
www.langnese-honig.de auch in den Rubriken verfolgt – äh, begleitet.
Wir halten ja viel von Ehrlichkeit. Doch Auf der »Genussreise Brasilien« sowie
diese Site, die wohl schon ein paar einem New-York-Ausflug auf den Spuren
Jährchen auf dem Buckel hat, übertreibt des Trends zum handgefilterten Kaffee
ein wenig . . . Das Foto des trostlosen ist Timon ebenfalls dabei. Angeblich soll
Firmenhauptsitzes in Bargteheide bestätigt der junge Mann, der seit 2011 Marken-
alle Vorurteile über Langnese als botschafter ist, ja wirklich Barista in Berlin
Industrieproduzent, der ganz weit weg sein. Ob er das Zeug zur Markenikone
von Bienen und Blumenwiesen ist. hat wie in den Sixties der Tchibo-Mann?

www.leibniz.de www.nivea.de
Der Rubrikenaufbau der leuchtend Ungefähr so undurchsichtig wie die Nivea-
gelben Site ist klassisch und bringt alles Produktwelt – im Drogeriemarkt finde
zusammen, das sich irgendwie mit ich auch nie das Produkt vom letzten Mal
Keksen verbinden lässt – von Online- wieder, weil es schon wieder anders
Spielchen bis zu Ausflugstipps, zu aussieht oder anders heißt. Auch online
denen man ja auch Leibniz-Kekse mitneh- macht Nivea alles, was geht, mit
men kann. Gleich auf der Startseite gibt’s vielen interessanten Inhalten. Zudem hat
046 PAGE 04.13 KREATION Marken-Websites

Odol sorgt auch online


für frischen Geschmack!
Die perfekte kleine
Markensite, zeitgemäß
und funktional

Warsteiner tut viele


spannende Sachen,
das wird hier deutlich

die Marke einen YouTube-Channel, ist


auf Pinterest und Instagram, veranstaltet
ein Gewinnspiel mit Spotify und bietet
Smartphone-Usern die weder sonderlich
originelle noch praktische Nivea Drück
Dich App. Die Facebook-Seite verzeichnet
500 000 Fans, wohl größtenteils
dank Gewinnspielen und Gratisproben.

http://love-odol.de
Inhaltlich und gestalterisch schlichte, aufs
Wesentliche reduzierte Site. Die großen
Background-Fotos mit dem Raster drauf
verleihen dem Ganzen aber einen
sehr modernen Look. Odol bleibt cool!

www.oryza.de
Farbenfroh wie die Reisverpackungen.
Das Layout ist etwas überladen, aber
trotzdem charmant. Machbare Rezepte
regen zum Experimentieren mit
den verschiedenen Reissorten an.

www.perwoll.de
Für die laut Henkel »Nummer 1 im Fein-
und Spezialwaschmittel-Markt«
erstaunlich lieblos zusammengetragene
Informationen. Dazu ein paar laue,
weichgespülte Modetipps. Die Website
bräuchte dringend ein Komplett-
Pflegepaket. Ähnliches gilt für www.pril.
de , ebenfalls eine Henkel-Marke und
Marktführer in Deutschland. Viel mehr als
Binsenweisheiten sind hier nicht zu finden. Auf Facebook (250 000 Fans) wird nicht wurde. Einzig die Rubrik »Produkte«
nur Schaum geschlagen, sondern auch geriet ein bisschen peppiger.
www.pustefix.de unterhaltsam informiert – oft über Links
Retro in jeder Hinsicht! Die Website ist ein auf einen Blog. Übrigens haben Forscher www.somat.de
Ausflug in die Frühzeit des Internets. herausgefunden, dass Schokolade Husten »Deutschlands Maschinen-Geschirrspül-
lindert. Zwar nur Bitterschokolade, aber mittel Nummer 1« präsentiert sich nicht
www.ritter-sport.de die esse ich eh am liebsten! nur sauber, sondern geradezu steril. Wenn’s
Quadratisch, praktisch, gut: Wie in der dabei wenigstens bliebe . . . Wer in die
Printwerbung nutzt Ritter Sport die www.schwartauer-werke.de Rubrik »Glänzende Momente« schaut, findet
visuellen Vorgaben der bunten quadra- Gar nicht lecker. Über weite Strecken hässliche Menü- und Platzkarten-PDF-
tischen Packungen perfekt, auch um bloß stinklangweilige Hinter- Dateien zum Download sowie einen Tipp
ein eigenständiges Layout zu schaffen. grundbilder, auf die viel Text gelegt für das Buch »Kreative Blumenfantasien.
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Schnell gemachte Dekorationen für


alle Jahreszeiten«. Würde Oma
sicher gefallen, aber die ist nicht online.
»Was passiert, wenn ich mit der
www.sonnenbassermann.de
Marke in Berührung komme?«
Die Handschrift-Typo, die man von den
Verpackungen kennt, passt gut zur Zettel- QBei Fork Unstable Media hat Yeliz
auf-Holz-Optik, wobei diese leider recht Üney unter anderem Marken wie Rit-
primitiv ausgeführt ist. Und die Erklärung ter Sport, Nivea oder ProSiebenSat.1
»Woran wir glauben« muss man unter beraten. Seit 1. Dezember 2012 bildet
handgeschriebener Überschrift von einem sie als Business Director mit Geschäfts-
»abfotografierten« Laptop-Monitor ablesen. führer und Kreativdirektor Mike John
Wie es zu diesem Stilbruch kam, Otto das neue Führungsduo bei Hi-
wissen wohl nur die Gestalter selbst. ReS! Hamburg. Gemeinsam wollen sie
das Geschäftsfeld Interaction Branding
www.steiff.com noch stärker ausbauen.
Wunderbare Marke, von der man schöne
Fotos erwartet. Doch die Rubrik »Faszination Viele Markenwebsites scheinen uralt
Steiff« präsentiert sich lexikalisch. Und und/oder arbeiten nur Standard-
unter »Handwerkskunst« sind nur alte Fotos rubriken ab. Interessiert die Marken-
zu sehen. Wie werden die Kuscheltiere hersteller ihr Webauftritt nicht?
heute produziert? Wäre es zu abtörnend, Yeliz Üney: Zum einen wird das Poten-
davon Bilder zu zeigen? zial der digitalen Kommunikation oft
nicht erkannt. Zum anderen regiert
www.tempo.net häufig eine starke Innensicht, und es
Im Tempo-Stärke-Test, bei dem ein MINI wird zu wenig darüber nachgedacht,
Cooper zu gewinnen ist, sollen die User mit was den Konsumenten interessiert. So
Fotos oder Videos zeigen, wie stark die kann es dann passieren, dass eine Ru-
Taschentücher sind. Bis Redaktionsschluss brik »Marke« heißt, man also Fachspra-
waren nur 20 Beiträge eingegangen, ob che nutzt, anstatt so zu kommunizie-
das wohl noch mehr werden? Unter »Tempo ren, dass es für den Endverbraucher
erleben« findet man die Tempo Kristallkugel, relevant ist.
wo man sich mit einem dämlichen Psycho- Wie schafft man Relevanz?
test die Zukunft ausmalen kann. Was das mit Um im Fachvokabular zu bleiben: In-
der Marke zu tun hat, erschließt sich nicht. dem man sich Gedanken über die digi-
talen Touchpoints macht. Was passiert,
www.warsteiner.de wenn ich mit der Marke in Berührung
Eine zeitgemäße HTML5-Website empfängt komme? Welche Stimmung erzeugt der
mit interessanten Event-News. Von der visuelle Auftritt? Welche Inhalte wer- dass es auch Raum für kampagnenbe-
goldenen Alu-Sonderedition für die MTV den vermittelt? Wie schafft es die Mar- zogene Themen bietet.
Europe Music Awards über den Warsteiner ke, mir mittels Design, Content und In- Wie war Ihre Zusammenarbeit mit
Champions Day mit Wladimir Klitschko teraktion ein gutes Gefühl, ein gutes Ritter Sport?
bis zum Preis, den sie bei der Blooom-Messe Erlebnis zu verschaffen? Die Entscheider, allen voran Alfred Rit-
für konvergente Kunst ausschreibt, gibt es Und zwar stringent über alle ter, haben den strategischen Wert des
eben genug wirklich Spannendes zu berich- Plattformen. digitalen Auftritts erkannt. Ritter hat-
ten. Da braucht man sich nichts Weit- Es gibt manchmal Anfragen von Unter- te eine sehr starke Vision und hat alles
hergeholtes aus den Fingern zu saugen. nehmen, die ein singuläres Thema be- dafür getan, sie umgesetzt zu sehen.
arbeitet haben wollen, beispielsweise Und um markenstrategische Probleme
www.zewa.de eine App möchten – wobei alle be- effektiv anzugehen, braucht man eine
Eigentlich heißt es ja »Zewa Wisch&Weg«, stehenden digitalen Formate ignoriert Vision und muss diese nachvollziehbar
aber hier sind die Inhalte sogar ohne werden. Man muss sich aber fragen, in formulieren können. Alfred Ritter woll-
Wischen gleich weg. Oben auf der Start- welchem Kontext die App eingebettet te die Schokoladen-Website im Inter-
seite ziehen auf zwei digitalen Laufbän- sein soll und mit was für einem Marken- net schaffen.
dern scheinbar unendlich viele Sorten versprechen alle Touchpoints der Mar- Viele versuchen Ähnliches mit an den
Haushaltstücher und Toilettenpapiere ke verbunden sind. Haaren herbeigezogenen Mitteln. Mir
unaufhaltsam ihre Loop-Bahn. Darunter Schaut man etwa den Webauftritt hat etwa die kleine Odol-Mundwasser-
flackern im Sekundentakt Hinweise auf von edding an und digitale Kampagnen Site gut gefallen, die reduziert, aber
Aktionen wie Gewinnspiele oder die wie die erfolgreiche Wall of Fame, zeitgemäß daherkommt.
Winterzauber Duftedition – das Toiletten- meint man, es handele sich um zwei Man muss eine Marke nicht künstlich
papier mit dem Aroma von Bratapfel und verschiedene Firmen. mit Beratungswelten drumherum auf-
Zimt, dessen Packung einen Gewinncode Hier kenne ich die Hintergründe natür- laden. Entscheidend ist es, an den Mar-
für einen Gratisfilm bei maxdome enthält. lich nicht. Ich vermute mal, dass hier kenkern heranzugehen und authen-
Eine Marketing-Hand wäscht die andere. zwei Abteilungen mit unterschiedli- tisch zu bleiben. Wenn das Ergebnis
Die Winterzauber-Aktion endete im Februar, chen Zielsetzungen gearbeitet haben. eine einfache, aber doch spezielle,
aber sicher werden sich die findigen Zewa- Das ganze Rahmenkonzept eines In- markante Site ist, braucht man dafür
Leute wieder neue bizarre Ideen ausdenken. teractive Branding muss so stark sein, auch keine Fünf-Jahres-Strategie. cg
* Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl
werden die Anmeldungen in der Reihenfolge der Eingänge der Zahlungen be-
rücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung an. Sie ist sofort
nach Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Ab-
zug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung seitens der Ebner Verlag
GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll zurückerstattet. Darüber hinaus-
gehende Ansprüche bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten
folgende Fristen und Gebühren: Ab 15. 02. 2013 berechnen wir 50 Prozent,
ab 20. 03. 2013 100 Prozent der Teilnahmegebühr. Die Vertretung eines ange-
meldeten Teilnehmers ist jederzeit möglich. Es werden nur schriftliche Stor-
nierungen oder Namenswechsel akzeptiert. Es gilt der Poststempel.
PRAXIS

DESIGNMANAGEMENT
Design Thinking, Strategien, Fallbeispiele

Die Agenda Der Workshop


1. Von der Unternehmensaufgabe zur QDie Dinge um uns herum verändern sich: die Märkte, die Technik, die Gesell-
Business-Strategie schaft. Als Designer lieben wir die Veränderung, sie ist unser Business. Mit
Was Unternehmen antreibt, welche Strategien neuen Herausforderungen umzugehen und kreative Problemlösungen zu erar-
sie einschlagen, wie sich Firmenkultur und beiten, sind wir gewohnt. Wir fokussieren dabei den Menschen und schauen
Kommunikation gegenseitig beeinflussen uns die Aufgaben aus der Nutzerperspektive an. So können wir Unternehmens-
und warum Design in Zukunft mehr zur aufgaben eine neue Richtung geben, die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen,
Performance beitragen kann als alle anderen Prozesse verbessern und Märkte gestalten. Es ist aber nur dann möglich, gezielt
Unternehmensfunktionen. etwas zu den unternehmerischen und gesellschaftlichen Herausforderungen
beizutragen, wenn wir wissen, wie Business, Markt und Gesellschaft funktionie-
2. Von der Business- zur Designstrategie ren. Designmanagement sucht den Schulterschluss zwischen Business und
Warum Research-Methoden wie die Design. Es umfasst Design Thinking ebenso wie die operative Steuerung des
SWOT- oder die Portfolioanalyse auch Designprozesses. Mit dem Ziel, in einem sich ständig wandelnden Umfeld
für die Designstrategie nützlich sind, die Designentwicklung ganzheitlich zu verstehen und effektiv zu managen.
wie Design Thinking funktioniert und
wie sich Business-Strategien durch Christine Hesse erklärt, wie Design die Positionierungsstrategien unterstützt, wie
Design veranschaulichen lassen. man die Corporate Culture weiterentwickelt und Marken führt, wie Research und
Moderation die Designstrategien unterstützen, welche Faktoren im Designprozess zu
3. Vom strategischen zum operativen berücksichtigen sind und wo die Ressource Design künftig eine Rolle spielt – wert-
Designmanagement volles Know-how vom Designprofi für Designprofis in Agentur und Unternehmen!
Wie sich Designprojekte vom Briefing bis zur
CD-Spezifikation effektiv managen lassen, wie Das Seminar »Designmanagement« findet am 22. April 2013 im Hotel Gastwerk,
man den Veränderungsprozess moderiert und Hamburg, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro (zzgl.
welche Steps dabei zu berücksichtigen sind. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr* umfasst die Tagungskosten,
Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt!
4. Vom Designer zum Designmanager Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar.
Was qualifiziert einen Designer als Design-
manager? Von Aus- und Fortbildung bis zur
Ausgestaltung neuer Agenturmodelle.
Die Referentin
Der Workshop lässt genug Zeit für Fragen und
Diskussionen – etwa darüber, wie man sich QChristine Hesse ist Mitinhaberin und geschäftsführende Gesellschafterin von
als Designer stärker in die kommunikativen Hesse Design. Sie studierte Designmanagement an der Westminster University
Unternehmensprozesse einbringen kann. in London, ist Mitglied des Advisory Board des Design Management Institute
in Boston und Herausgeberin diverser Designpublikationen. Hesse Design gehört
mit über hundert Designauszeichnungen im In- und Ausland zu den führenden
Spezialisten für Markenentwicklung und Corporate Design. In enger Zusammen-
arbeit mit den Entscheidungsträgern in Unternehmen erarbeitet die inhaber-
geführte Düsseldorfer Agentur Lösungen für Print und Screen sowie für die Kommu-
PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG nikation im Raum. Als eine der ersten Designagenturen legte Hesse Design bereits
E-Mail: info@page-online.de Ende der 1980er Jahre großen Wert auf die enge Verknüpfung von Unternehmens-
Telefon: +49 40 85183400 strategie und Design. Auf ihrer Kundenliste stehen Namen wie Audi, Bewag, Bosch,
www.page-online.de/seminar Dekra, die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Robert Bosch Stiftung.
050 PAGE 04.13 KREATION Corporate Publishing

Frei erzählen
Corporate Publishing professionalisiert sich – doch je anspruchsvoller die Produktion von Unternehmensmedien
wird, desto mehr Fragen stellen sich an der Schnittstelle zwischen Design, Redaktion und Marke

Das Leseheft »Politi-


sche Meinung« ist
das Sprachrohr der
Konrad-Adenauer-
Stiftung. Nach der
umsichtigen Über-
arbeitung durch die
Agentur Stan Hema
erschien jetzt
eine Ausgabe zum
Thema Jugend
PAGE 04.13 051

QNoch nie gab es so viele Einreichun- Unternehmenskommunikation stellen. Hema kurzerhand zusammenlegte, so-
gen zu Corporate-Publishing-Wettbe- Dazu gehört auch Klarheit über Ge- dass die Pflichtberichte über Sponso-
werben wie 2012. Geschäftsberichte, schäftsmodelle und Risiken, Berichte ring und Ankäufe Teil eines lesenswer-
Mitarbeiter- und Kundenmagazine in über Produktionsprozesse und -bedin- ten Kulturjournalismus wurden. Und
Print und Online haben ein hohes Ni- gungen. Doch noch denken viele Fir- weil hier der Fokus auf den neu erwor-
veau erreicht. Das mag daran liegen, men in den Grenzen einer eng defi- benen Kunstwerken liegt, entstand ein
dass Marken ihre Werte heute als nah- nierten CI. Das demonstrierte kürzlich opulentes Magazin, in dem kurze Tex-
bare Geschichtenerzähler transportie- eine Marke für Fertiggebäck, die mit te um die großzügigen Bilder herum
ren und Gestaltung dabei eine we- einem Webmagazin jüngere Zielgrup- inszeniert werden.
sentliche Rolle spielt. Ebenso wichtig pen erobern wollte. Als die Agentur ei- Für das Kundenmagazin der GLS
sind eine emanzipierte Leserschaft, ne Reportage über die junge Berliner Bank entwickelte Stan Hema für jeden
die Qualität verlangt, und Medienma- Konditorenszene plante, überlegte der Artikel rund um die Gesellschafts- und
cher, die im Zeitungssterben neue Ge- Kunde kurz, das Porträt eines Kondi- Finanzthemen der sozial-ökologischen
schäftsmodelle wittern. tormeisters zu streichen – mit der Be- Genossenschaftsbank visuelle Konzep-
Dennoch sind Qualitätsprodukte im gründung, das Tattoo auf seinem Arm te, zu denen diese das Bildmaterial lie-
Corporate Publishing noch lange nicht entspreche nicht dem Markenverständ- fert. »Die Bildqualität ist bei fast je-
selbstverständlich. »Die Kulturstiftung nis. So vielfältig wie die Auffassungen der Produktion eine Herausforderung«,
der Länder konnte für ihr Mitgliederma- von Corporate Publishing in Unterneh- sagt Stephanie Kurz. »Schlechte Vorla-
gazin ›Arsprototo‹ deshalb renommier- men, Agenturen und Redaktionen, so gen kann man weglassen oder groß-
te Feuilletonjournalisten als Autoren vielfältig sind auch die Ansätze und zügig inszenieren – aber niemals klein
gewinnen, weil diese vom neuen De- Produktionsprozesse. Fünf davon stel- abbilden.« Zurzeit legt Stan Hema in
sign des Hefts begeistert waren«, be- len wir Ihnen hier vor. Zusammenarbeit mit einem Fotogra-
richtet Stefanie Kurz, eine der Partne- fen einen Bilderpool an, aus dem die
rinnen von Stan Hema. Es gibt also im- Bank ihre Medien dann zukünftig fle-
mer noch Reibungsflächen zwischen Stan Hema xibel bestücken kann.
glattgebügelten Markenpublikationen Konzeption aus der Marke heraus Ganz anders verlief der Relaunch-
und unabhängigem Journalismus, und prozess bei der »Politischen Meinung«,
auch im Corporate Publishing streiten Das Berliner Designbüro Stan Hema publiziert von der Konrad-Adenauer-
Text und Bild nach wie vor um Raum entwickelt Corporate Media aus der Stiftung. »Als reines Textheft aus hoch-
und Gewicht. Eher weniger gern reden Marke heraus und setzt sie gemeinsam karätigen, oft wissenschaftlichen Tex-
Agenturen darüber, dass vielen Mar- mit den Redaktionen der Auftraggeber ten stellt das Periodikum ein wichtiges ≥ PAGE Online
ketingverantwortlichen das Verständ- um. Im Zusammenhang einer Marken- Produkt der Stiftung dar, das von vor- Weitere Tipps zum
nis für den erheblichen Aufwand fehlt, überarbeitung für die Kulturstiftung ne bis hinten gelesen wird«, erläutert Zusammenspiel
den eine fundierte Redaktion und im- der Länder hinterfragte die Agentur Stephanie Kurz. Mit Respekt für die In- von Design und
mer wieder überraschende Layoutin- die Funktion aller vorhandenen Kom- halte gaben die Gestalter den Artikeln Text bei CP-
szenierungen verlangen. munikationsmedien. Es gab »Arspro- in großen Textblöcken viel Raum und Projekten finden
Transparenz lautet eine der Forde- toto« für Interessenten, Sponsoren und mit typografischen Details, Farbe und Sie unter www.
rungen, die Mitarbeiter, Investoren, den Freundeskreis sowie einen regel- Schriftrhythmus neuen Schwung. »Wir page-online/
Geschäftpartner und Kunden an die mäßigen Ankauf-Report – die Stan legen viel Wert auf Mikrotypogra- CP-Workflows

TIPP Lassen Sie schlechtes Bildmaterial weg, oder


inszenieren Sie es konsequent großzügig, aber bilden
Sie minderwertige Bilder niemals klein ab.
Stephanie Kurz, Partnerin bei Stan Hema, Berlin
052 PAGE 04.13 KREATION Corporate Publishing

fie«, sagt die Designerin. »Zu Beginn nach dem Relaunch zum Thema »Ju- aus München: Hw.design, spezialisiert
eines Magazinprojekts erstellen wir ein gend« fragte Stan Hema verschiedene auf die Gestaltung von hochwertigen
typografisches Konzept für alle Rubri- Fotografen nach bereits vorhandenen Unternehmenspublikationen, baut die
ken und Artikelformen. Es muss lang- Porträts von Jugendlichen, um diese – interne Redaktion für Projekte im Cor-
fristig funktionieren, flexibel und ab- mit Rücksicht auf das geringe Budget – porate-Publishing weiter aus. »Wir ar-
wechslungsreich sein und für optima- günstig zweitverwerten zu können. So beiten seit Langem mit freien Textern.
le Lesbarkeit sorgen.« Darüber hinaus entstand eine Bildstrecke, die allein Indem wir jetzt allerdings bei bestimm-
bringt sich die Agentur inhaltlich ein: durch Nahaufnahmen von trotzigen ten Projekten mit einem festen Auto-
Sie ermunterte die Stiftungsredaktion, Mienen und verschüchterten Gesten renstamm enger kooperieren, können
die Artikelreihenfolge mit einem Wech- von völlig unterschiedlichen Charakte- wir Prozesse schneller steuern, was die
sel von akademischen und unterhal- ren erzählt. Das großzügig und konse- Qualität positiv beeinflusst«, erklärt
tenden Beiträgen leserfreundlicher zu quent gestaltete Magazin schafft ein Angelika Schröger, Redaktionsleiterin
gestalten. »Die meisten Kunden sind modernes, selbstbewusstes Bild der bei hw.design. Ein Beispiel: Den Pitch
froh darüber, in uns einen inhaltlichen CDU-nahen Stiftung. um den Geschäftsbericht für Linde
Ansprechpartner zu finden.« gewann die Agentur, weil sie erkannt
Neu in dem bislang reinen Textheft hatte, wohin sich der Konzern in Zu-
sind die Bildstrecken, die das Schwer- hw.design kunft entwickeln möchte. Das Kon-
punktthema eigenständig und unab- Unternehmensstrategien frei zept hatte die Unternehmensstrategie
hängig vom Text interpretieren. »Es ist interpretieren bereits mitgedacht, die sich in dyna-
sinnvoll, bei der Magazinentwicklung mischen, pointierten Texten wider-
Fotografen mit ihrer spezifischen visu- Wie eng Konzeption, Redaktion und spiegeln sollte.
ellen Perspektive zurate zu ziehen«, so Gestaltung miteinander verschränkt »Es ist nicht einfach, gute Autoren
Stephanie Kurz. Für die erste Ausgabe sind, demonstrieren Branchennews mit Gefühl für die richtige Tonalität zu
finden«, meint Angelika Schröger. Vie-
le ließen sich zusätzlich nicht gern über
die Schulter schauen. Dies sei jedoch
nötig, um die feinstofflichen Aspekte
TIPP Brechen Sie Regeln – selbst der Kommunikation in der Entwicklung
von Text und Bild herausarbeiten zu
können. »Dazu gehört, als Autor Text-
konservativ wirkende Kunden sind teile, beispielsweise ein Zitat oder eine
Bildunterschrift, auch als visuelles Stil-
element zu verstehen«, berichtet die
häufiger offener als vermutet. Redakteurin. »Wir haben die Erfahrung
gemacht, dass der Leser es goutiert,
Angelika Schröger, Redaktionsleiterin bei hw.design, München wenn ihm bestimmte Textteile schnell

Der abwechslungs-
reiche BMW-
Geschäftsbericht
von hw.design
zeigt, wie eng
Gestalter und
Contentproduzen-
ten zusammen-
arbeiten müssen
PAGE 04.13 053

erfassbar oder beispielsweise in Form


überraschender ›Pseudografiken‹ ser-
viert werden.«
Journalisten haben oft die Befürch-
tung, die Arbeit für Firmenmedien
könnte sie korrumpieren. »Dabei erle-
be ich ohnehin immer seltener, dass
Journalisten Aussagen kritisch hinter-
fragen und durch Zweitmeinungen
verifizieren«, sagt Angelika Schröger.
Anders als die krisengebeutelten Zei-
tungshäuser biete das Corporate Publi-
shing gute Bedingungen für hochwer-
tigen Journalismus, der über Marken-
werbung hinausgehe. »Ein Kunde aus
der Pharmabranche zum Beispiel ver-
öffentlichte eine Reportage über Krank-
heiten, gegen die er Arzneien entwi-
ckelt hat«, erzählt sie. »Wir haben sie
nicht mit freundlichen Werbeaufnah-
men, sondern mit dokumentarischen,
berührenden Patientenporträts illus-
triert.« Es lohne sich, in Überzeugungs-
arbeit zu investieren, auch schwierige
Aspekte eines Unternehmens, Brüche
und Herausforderungen zu kommu-
nizieren – denn Vertrauen entsteht
durch Offenheit. Schröger konstatiert:
»Als Agentur fungieren wir für unsere
TIPP Arbeiten Sie nie mit Stockfotos!
Kunden auch als eine Art Trainer.«
Bilder, die wahre Geschichten illustrieren,
Rethink
Den Fokus der Marken öffnen sollten Ecken und Kanten zeigen.
»Wahre Geschichten über reale Men- Markus Albers und Brian O’Connor, Gründer von Rethink, Berlin
schen haben beim Leser den größten
Erfolg. Das belegen Studien«, sagt Mar-
kus Albers, Journalist und Mitgründer den zu werden. Wir glauben an Such- Editorial Designer. Die Story sollte bis »The Iconist«,
der Berliner Agentur Rethink (siehe maschinenoptimierung mithilfe rele- in die Typografie hinein sichtbar wer- das iPad-Style-
PAGE 01.13, Seite 26). »Die Herausfor- vanter Inhalte und starker Thesen, die den. »Wir arbeiten nie mit Blindtext. Magazin von
derung beim Storytelling im Corporate die Lebenswelten der Zielgruppen be- Bei der Entwicklung des Layouts für ei- Axel Springer,
Publishing ist, den Fokus der Marken rühren. Nur so werden sie von den Le- ne Wirtschaftsreportage beispielswei- wurde in Zusam-
thematisch zu öffnen und in einen grö- sern über die verschiedenen Kanäle se verwenden wir einen Wirtschafts- menarbeit mit
ßeren gesellschaftlichen Kontext zu verbreitet«, sagt Albers. text mit seinem spezifischen Wort- Rethink entwickelt
setzen.« Zum gegenwärtigen Zeitpunkt Ein überzeugendes Argument für schatz. Und für einen englischsprachi-
berät Rethink die Abteilung für Design viele Unternehmen: Über digitale Me- gen Artikel setzen wir einen Text auf
der Telekom bei der Entwicklung hoch- dien lässt sich ihr Erfolg mittels Online- Englisch ein, um auf die sprachlichen
wertiger digitaler Contentformate, um screening endlich messen. Das aktuel- Eigenheiten eingehen zu können.« So
sie beim Recruiting von Gestaltertalen- le Schlagwort heißt Content-Marketing, eignen sich laut O’Connor für die deut-
ten zu unterstützen. das digitales Corporate Publishing als sche Sprache Serifenschriften wie die
Dazu recherchierte das Rethink- eine heilsbringende Werbemaßnahme Times, während das Englische klare,
Team zunächst auf den wichtigsten schmackhaft macht. Dabei gilt medien- serifenlose Fonts verträgt. Eine Heraus-
Designplattformen, über Social Media übergreifend: Je weniger glatt und forderung sei deshalb auch der Um-
und mittels Umfragen unter Kreativen markenbezogen ein Corporate Medi- gang mit Corporate Design-Vorgaben.
nach brennenden Branchenthemen: um wirkt, je freier Marken ihre Themen- »Warum gibt es eigentlich oft kein ei-
Zum Beispiel die Diskussion um Skeuo- komplexe interpretieren, desto mehr genes Corporate-Publishing-CD?«, fra-
morphismus – unter Gestaltern eine interessanten Journalismus traut der gen sich die Rethink-Gründer. So be-
Art Glaubensfrage, ob sich die Form- Leser ihnen zu. durfte es einiger Überzeugungsarbeit
gebung digitaler Produkte in Form von »Für Designer lautet die erste Fra- bei den Verantwortlichen, Porträts im
visuellen Metaphern auf bereits exis- ge: Worauf will ein Beitrag hinaus? Das Kundenmagazin des Büromöbelher-
tierende Gegenstände beziehen soll- beeinflusst dann auch Bildsprachen stellers Lista mit Handlettering zu
te oder nicht. »Es geht immer darum, und -motive«, sagt Brian O’Connor, schmücken. »Wiedererkennungsmerk-
gelesen, also zunächst einmal gefun- ebenfalls Rethink-Geschäftsführer und male sind wichtig für die Kommuni-
054 PAGE 04.13 KREATION Corporate Publishing

kation, sollten aber für ein gut les- um die Marke inszeniert werden. Je Werk aufnahm. Um einen einheitlichen
bares, spannungsreiches Layout auf- nachdem, ob es Mitarbeiter zu rekru- Look zu schaffen, legten die Gestalter
gebrochen werden«, so O’Connor. tieren oder neue Zielgruppen zu er- vorab Standards fest, zum Beispiel ex-
schließen gilt, werden diese im Web treme Nahaufnahmen für Porträts. Das
durch Bildergalerien, Filmreportagen, so produzierte Material verwaltet der
Hoffmann und Campe interaktive Infografiken und Spiele er- Verlag in einem formatunabhängigen
Geschichten rund um die Marke gänzt, während Social Media die Kom- Content-Pool, um es von dort aus an
inszenieren munikation zusätzlich öffnet. die verschiedenen Medienkanäle zu
»Geschichten müssen portioniert verteilen. »Viele Unternehmen trennen
Mit dem Know-how aus dem Verlags- und in verschiedenen Navigationsfor- interne und externe Kommunikation
wesen bereichert Hoffmann und Cam- men gedacht werden«, sagt Christian nicht mehr«, sagt Christian Breid. »Sol-
pe das Corporate Publishing. Auch hier Breid, Geschäftsführer Digital bei Hoff- che Content Pools machen es möglich,
stehen strategische Fragen wie die Auf- mann und Campe Corporate Publi- der Medienvielfalt Herr zu werden.«
Das Porträt des gabe der Publikationen und eine Ziel- shing. »Dazu haben wir Prozesse ent- Um Markenwerte und -vorgaben
britischen Unter- gruppenanalyse am Anfang. Das neue wickelt, mit denen sich journalistische vielfältig und zeitgemäß interpretie-
nehmers, Piloten lifestylige BMW-Magazin »Driven« zum Inhalte medienneutral erstellen las- ren zu können, arbeitet Hoffmann und
und Rennfahrers Beispiel porträtiert Kreative wie einen sen.« Für einen Konzern inszenierte der Campe mit Spezialisten zusammen: für
Richard Branson Schauspieler, eine Schneiderin und ei- Verlag die Eröffnung eines neuen Fir- Wempe mit Mario Lombardo, für BMW
inszeniert Hoff- ne Künstlerin bei einer Tour mit dem menwerks in den USA. Den Autor, der mit Dirk Linke und Adriano Sack. »Das
mann und Campe BMW ActiveE durch Los Angeles – pas- die Reportage schreiben sollte, beglei- enge Zusammenspiel der Gewerke, von
als crossmediale send zu den Lebenswelten der Leser. tete eine Filmcrew, die eine Videodoku- Inhalt und Design, ist nicht einfach«, so
Story für das BMW- Unabhängig vom Medium stehen die mentation und Einzelinterviews dreh- Breid. Immer wieder komme es vor,
Magazin »Driven« Geschichten im Vordergrund, die rund te, aber auch atmosphärische Fotos im dass Designer Vorlagen erzeugten, oh-
ne sich Gedanken über Themen, Rubri-
ken oder Artikelformate zu machen.
»Es ist absurd, auf Zeichen genaue Text-
längen festzulegen.« Autoren wiede-
TIPP Denken Sie in mehreren Dimensio- rum müssen darauf achten, knappe,
SEO-optimierte Texte zu produzieren,
die zugleich durch journalistische Qua-
nen und entwickeln Sie Geschichten indivi- lität überzeugen. Bei der Entwicklung
eines neuen Konzepts arbeitet der Ver-

duell für die verschiedenen Kanäle. Die lag jeweils ein Thema als realitätsge-
treuen Prototyp umfassend auf. »Das
ist anfangs sehr aufwendig, rentiert
Aufbereitung muss korrespondieren, aber sich aber hintenraus«, verrät Breid.
»Dabei darf man nicht müde werden,
für unabhängigen Journalismus und
immer dem Medium entsprechen. gestalterische Regelbrüche zu kämp-
fen. Und es gibt nichts Schöneres, als
dass ein Kunde einen neuen Look an-
Christian Breid, Geschäftsführer Digital von Hoffmann und Campe Corporate Publishing, Hamburg
fangs skeptisch beäugt – und später
für eigene Medien anwendet.«
Verleger müssen lernen, wie Agen-
turen zu denken, mahnen Medienspe-
zialisten in der aktuellen Verlagskrise.
Tatsächlich machen die flexiblen, an-
wenderorientierten und unbedarft-
verspielteren Erzählweisen von Krea-
tiven Informationen zugänglicher. Aber
auch die kritisch-distanzierte Haltung
von Journalisten bereichert die Agen-
turarbeit bei der Entwicklung eigen-
ständiger Inhalte, im Widerstand ge-
gen allzu werberischen Content oder
zu viel Einfluss der Crowd. Sichtlich an
Bedeutung gewinnt die Rolle des Kon-
zeptioners, der die Richtung für Redak-
tion, Design, Marketing und Technik
vorgibt. Schön, aus der Branche zu hö-
ren, dass das Fremdeln zwischen den
Gewerken im Corporate Publishing ab-
nimmt und der Respekt für die Perspek-
tiven des Gegenübers wächst. wl
056 PAGE 04.13 KREATION Corporate Publishing

Van Endert: Eine Herausforderung ist


das mangelnde Bewusstsein für Bild-
qualität. Während viele Unternehmen
verstanden haben, dass für Printmedi-
en attraktive Bildstrecken wichtig sind,
achten sie in den Onlinemedien noch
nicht darauf. Bei Magazin-Apps ist das
anders, da es ähnliche redaktionelle
Abläufe wie bei Printprodukten gibt.
Woher kommt diese Ignoranz
gegenüber Ästhetik im Web?
Interview Mislin: Das Phänomen hat etwas mit
der aktuellen »Ich-kann-das-auch-Men-
QClaudia Mislin, Design/Konzeption Wie funktioniert das Produkt? talität« zu tun, mit der schnellen Produ-
Online, und Jan-Piet van Endert, Krea- Mislin: Vorbild war unser Social-Ma- zierbarkeit und Verfügbarkeit digita-
tivdirektion bei der auf crossmediales gazine-Konzept. Es gibt unterschiedlich ler Bilder in sozialen Medien.
Corporate Publishing spezialisierten lange Artikel, die erwähnten Kurzmel- Van Endert: Deshalb muss man ent-
Agentur Kuhn, Kammann & Kuhn, zu dungen und zu jedem Thema Related scheiden, ob man dort oder in einem
den Herausforderungen bei der Um- Articles. Dazu Web-2.0-Features wie redaktionellen Umfeld veröffentlicht.
setzung digitaler Mitarbeitermagazine. Likes, Sharing, Tagging. In der nächs- Wir entwickeln auch für digitale Produk-
ten Ausbaustufe wollen wir Kommen- te Manuals zur Online-Bildsprache.
Welche Trends beherrschen das tarfunktionen und weitere Dialogmög- Wo sehen Sie die Zukunft von Print?
Corporate Publishing gegenwärtig? lichkeiten integrieren, zum Beispiel die Van Endert: Das Interesse an Print-
Jan-Piet van Endert: Das Content Mar- Erstellung persönlicher Editionen auf medien wird nicht abnehmen. Sie wer-
keting: Wie kann ich Inhalte für cross- Basis der publizierten Artikel. den – als Gegenpol zum Web – immer
mediale Anwendungen erstellen und Wo liegen die technischen Herausfor- wertiger und behandeln Themen, die
medienübergreifend inszenieren? Wie derungen bei so einem Projekt? eine tiefere Auseinandersetzung ver-
lassen sich Inhalte bei gleichem Bud- Mislin: Bei Publishing-Plattformen, die langen. Zudem haben sich unsere Lese-
get mehrfach verwerten? Wie können an das Intranet angebunden werden, gewohnheiten dahingehend verändert,
Publikationen refinanziert werden, et- ist die Sicherheit ein heikler Punkt. Oft dass wir tagesaktuelle Inhalte über On-
wa mit Anzeigen? Im Design sind dy- sind wir mit der internen IT-Abteilung linemedien konsumieren und Printin-
namische Elemente eine Herausforde- im Gespräch, um Mitarbeiterprofile mit halte am Wochenende zelebrieren.
rung: Wie kann ich interaktive Grafi- dem Magazin zu verknüpfen. Technisch Mislin: Magazin-Apps sind eine Aus-
ken, Videos, Spiele in ein modulares und konzeptionell anspruchsvoll ist zu- nahme. Hier steigt die Qualität eben-
System einbinden? Das alles ist aber dem die Programmierung eines benut- falls. Mit mobilen Endgeräten auf dem
noch nicht wirklich in den Unterneh- zerorientierten Backends, das den re- Sofa lese ich anders als am Schreibtisch.
men angekommen. Es ist nicht leicht, daktionellen Workflow optimal abbil- Auch das ist eine Frage der Zielgruppe:
die etablierten redaktionellen Prozes- det. Dies ist uns mit Ruby On Rails aus- Digital Natives werden den Wert des Pa-
se aufzubrechen. gezeichnet gelungen, einer Program- piers irgendwann nicht mehr erkennen.
Gelingt dies schon irgendwo? miersprache, die die Trennung von De- Wo liegen die Spannungsfelder
Claudia Mislin: Ein gutes Beispiel ist sign und Inhalt ermöglicht. zwischen Kreativen, Redaktion und
das Mitarbeitermagazin eines Auto- Was ist die Rolle der Designer bei der Marke im Corporate Publishing?
mobil-Zulieferers: Aus dem bisherigen Entwicklung digitaler Publikationen? Van Endert: Eine Herausforderung ist,
Online-PDF wurde ein digitales Maga- Mislin: Nach einer Analyse des Lese- den Firmen klarzumachen, dass Corpo-
zin, das nach wie vor ausgabenbasiert verhaltens der Zielgruppen erstellen rate Publishing kein Marketinginstru-
erscheint und über Kurzmeldungen die wir meist ein Konzept, in dem Usability ment sein kann. Schöck Balkonsyste-
Möglichkeit bietet, News in Echtzeit zu und Readability im Vordergrund ste- me etwa tritt in ihrem Kundenmagazin
veröffentlichen. Dafür haben wir den hen: Dabei geht es um Leserführung, »plattform« formal nur mit dem Logo in
Redaktionsworkflow neu aufgesetzt. Textlängen, Schriftgrößen, Formate . . . Erscheinung: Hier fungiert die Firma als
eigenständiger Verlag. Die Marke tritt
zurück und lässt Experten sprechen.
Zu wissen, welche Themen für die Ziel-
gruppen relevant sind, wirkt souverän.
TIPP Führen Sie den Leser wie im Web- Welche Kompetenzen braucht eine
Agentur, um sich für innovatives
Corporate Publishing aufzustellen?
design vom Makro- zum Mikrokosmos: Mislin: Vor allem gute Konzeptioner
für Print, Apps und Online. Eine profes-
sionelle Redaktion, die spannende The-
mit interessanten, nicht zu langen men findet. Gute Designer – und zwar
unbedingt Magazingestalter! Kreative

Headlines, einführenden Abstracts und Programmierer, die für Inhalt und De-
sign offen sind. Und einen kompeten-
ten Kundenberater, der die medialen

ästhetischen Bildern. und strukturellen Veränderungen in


den Unternehmen begleitet. wl
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058 PAGE 04.13 KREATION

PAPIERWELT
senic. Im Electric-Blood-Themenraum Papyrus-Magazin
warteten Hackstock, Beil und grellrote
flüssige Neonfarbe, mit der das Papier Q Die erste Ausgabe des Papyrus-Kun-
getränkt wurde. Im dritten Raum, aus- denmagazins »Ypsilon« ist erschienen.
gekleidet mit dem schrillen Pastel Heart Die Leser erfahren, wie Feinstpapiere
Attack, bekamen die Besucher ab und die Sinne ansprechen und was es mit
zu einen kleinen elektrischen Schlag zu dem Digitaldruck wirklich auf sich hat.
spüren. Fast schmerzhaft wirkte das »Ypsilon« erklärt zudem, warum Recy-
Giftgrün von Nuclear Acid auf die Au- clingpapiere sehr hohe Weißegrade er-
gen, das die Gmund-Mitarbeiter zwi- reichen und wie man als Papierunter-
schen brodelnden Reagenzgläsern und nehmen Nachhaltigkeit lebt. Kurzmel-
Totenköpfen zeigten. dungen komplettieren das kostenlose
Neben den Signalfarben mit schim- Magazin, das stets auf einem anderen
merndem Sparkle-Effekt gibt es auch Papier gedruckt wird. Anfordern kann
ruhigere Töne. Gmund Action umfasst man es unter info.de@papyrus.com.
insgesamt zehn Farben, alle in Karton- ≥ www.papyrus.com/de
gewichten von 310 und 430 Gramm,
Gmund Action die durch ein passendes Briefhüllen-
Farbschocker mit Q Zur Vorstellung ihrer neuen Kollek- sortiment ergänzt werden. Das Mus-
Klimaneutral drucken
Sparkle-Effekt – tion Action ließ sich die Büttenpapier- terbuch kann man bei der Büttenpa- Q Die Onlineprinters GmbH, eine der
so präsentiert sich fabrik Gmund einiges einfallen: Rund pierfabik Gmund anfordern. größten Onlinedruckereien Europas,
die neue Gmund- 350 Gäste hatte sie Ende Januar zur ≥ www.gmund.com bietet ihren Kunden in Kooperation mit
Kollektion Action Gmund Brand Convention nach Mün- dem Klimaschutzspezialisten Climate-
chen eingeladen. Nach verschiedenen More-With-Less- Partner jetzt die Möglichkeit, Printpro-
Vorträgen folgte dann am Abend die dukte klimaneutral zu drucken. Hier-
Vorstellung der Kollektion mit neu ent-
Gewinner für ermittelt sie automatisch die CO2-
wickelten Speedfarben. Die Namen der Q Metsä Board Zanders hatte kürzlich Emissionen jedes Druckauftrags und
Action-Sorten waren dabei Programm. zur Chromolux More With Less Chal- kompensiert diese auf Wunsch durch
Mit durchdringenden Basstönen, lenge eingeladen (siehe PAGE 12.12, die Unterstützung von international
schnellem Stroboskoplicht und beißen- Seite 41). Jetzt stehen die fünf Gewin- anerkannten Projekten für den Klima-
dem Neongelb an den Wänden präsen- ner des Kreativwettbewerbs fest. Je- schutz. Der durch den TÜV Austria zer-
tierte Gmund die Variante Vibrant Ar- der von ihnen kann sich über eine tifizierter Service steht in Deutschland
Chromolux-Sonderedition der Minikü- auf diedruckerei.de zur Verfügung. Die
che miniki freuen. zusätzlichen Kosten betragen 0,9 Pro-
Designer Viktor Balko setzte sich zent der Produktionskosten. Den klima-
mit der ersten Ausgabe der »Album neutralen Druck können sich die Kun-
Edition« durch, die Druckerei Eberl den per Urkunde bestätigen lassen.
Print mit dem Geschäftsbericht für die ≥ www.diedruckerei.de
Zumtobel Group und Boris Brumnjak
mit der Imagebroschüre für seine Dru- Lustre-Fotopapier
ckerei Gallery Print. Das Babybeklei-
dungslabel enfant gâté, von Grafikde-
als Blattware
signerin Karin Lucas mit Piktogrammen Q Bei Fotografen, Fotolabors und Dru-
bedruckt, zählt ebenso zu den Preis- ckereien ist das Inkjetfotopapier Bon-
trägern wie die Plakatkampagne der jet Graphic von Le Bon Image sehr be-
Agentur Carlitos y Patricia für einen liebt. Jetzt gibt es die Variante Lustre
spanischen Friseur: Das kämmbare Mi- in 250 Gramm, die bislang nur als Rol-
niposter spricht seine studentische lenware vorlag, auch in Blattformaten.
Zielgruppe auf charmante Weise an. Zur Verfügung stehen die Größen A4
Interessierte können alle ausgezeich- (mit 50 und 500 Blatt), A3 (mit 50 und
neten Arbeiten auf der Chromolux- 500 Blatt), A3+ (mit 50 und 250 Blatt)
Website anschauen. sowie A2 (mit 25 und 250 Blatt). Das
≥ www.chromolux.de Lustre-Fotopapier zeichnet sich durch
eine hochwertige Fotohaptik, reines,
hellweißes Papierweiß und Kompati-
Ein kämmbares Poster gehört bilität zu allen wasserbasierten Dye-,
zu den prämierten Arbeiten bei Pigment- und Latex-Tinten aus. ant
der More With Less Challenge ≥ www.bon-image.com
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060 PAGE 04.13

TYPO
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Weltansichten
Das Buch »A Map of the World« versammelt tolle
Beispiele kreativer Kartografie, bei denen Typografie
eine zentrale Rolle spielt

QAnstatt Vokabeln und binomische Formeln zu lernen, Lorenzo Petrantoni,


stand ich lieber vor der großen Weltkarte in unserem Flur. Illustrator aus
Mit dem Finger fuhr ich die Dienstreisen meines Vaters nach, Mailand, arbeitet
die ihn in die entlegensten Ecken der Erde geführt hatten. meist schwarz-
Ich versuchte seine Erzählungen von Papua-Neuguinea und weiß. Gefundene
dem (damals noch) ewigen Eis wiederzufinden und konnte Bilder und Schrift-
mich stundenlang wegträumen. Dass ich mit diesem Faible züge kombiniert
für Karten nicht alleine dastehe, wundert mich nicht, etwas er zu großartigen
erstaunt war ich aber doch, wie viele Kreative diese Begei- Collagen mit zum
sterung teilen. Gleich 89 von ihnen versammelt der gerade Teil merkwürdigen
im Gestalten Verlag erschienene Band »A Map of the World. Perspektiven
The World According to Illustrators and Storytellers«.
Karten zu zeichnen ist immer auch ein Versuch, die Welt –
oder ein Stück davon – besser zu begreifen. Da geht es um
räumliche Zusammenhänge, Entfernungen, Dimensionen
und Topografie, zugleich bieten Karten aber auch die Mög-
lichkeit für Visual Storytelling – eine riesige Spielwiese für
Kreative. Auf den 224 Seiten des Buches findet sich ein wei-
tes Spektrum an Artworks aus aller Welt: von akkuraten und
überraschend detailreichen Zeichnungen bis hin zu persön-
lichen, naiven und modernistischen Illustrationen. Darun- Antonis Antoniou,
ter klassische, lesbare Darstellungen, zum Beispiel das Re- Robert Klanten
make einer politischen Karte Afrikas aus den 1940er Jahren, et al. (Eds.): A Map
gezeichnet mit Fineliner und Wasserfarben von Soil Design of the World.
aus Südafrika. Oder kartografische Experimente wie das zu Berlin (Gestalten)
Werbezwecken in Form eines Bumerangs dargestellte Aus- 2013, 224 Seiten.
tralien von Young & Rubicam Italy, aber auch redaktionelle 39,90 Euro. isbn 978-
Illustrationen von Stadt- und Weltansichten, beispiels- 3-89955-469-4
062 PAGE 04.13 TYPO Kartografie
PAGE 04.13 063

weise das für »NEON« entstandene Projekt


»Meine Stadt« des Hamburger Illustrators und
Animationsfilmers Jon Frickey.

Typografie spielt in der Kartografie eine wichtige Rolle –


manchmal auch die Hauptrolle. Wie in Vic Lees »London
Map« (siehe Seite 64). Für die Ausgabe zu den Olympi-
schen Spielen beauftragte »Elle Decoration China« den
früheren Postboten, Staubsaugervertreter und heuti-
gen Grafikdesigner mit einer Karte der britischen Haupt-
stadt. »Buchstaben sind wunderschön konstruierte Kunst-
werke, die wir alle als selbstverständlich hinnehmen, weil
sie uns überall begegnen. In meinen Arbeiten versuche ich,
sie herauszuheben, sie dekorativ, individuell und sympa-
thisch darzustellen«, erklärt er. Normalerweise legt Vic Lee sie als DIN-A2-großes Ganz links:
seine detailreichen, stets ohne genaue Vorplanung und von Poster ohne das Con- Unkomplizierte
Hand gezeichneten Artworks, die auch schon mal 18 Meter verse-Branding auf (sie- Darstellungen
lang sein können, in Schwarz-Weiß an. Für das chinesische he PAGE 02.13, Seite 33), die der Welt in Öl auf
Publikum fügte er ein paar Farben hinzu, um bestimmte sich auf der Website www.lau Holz liefert
Stadtareale und Parks herauszuheben. rofonte.com bestellen lassen. Oliver Jeffers
Auch João Lauro Fonte, brasilianischer Graphic Artist, aus New York.
der seit einiger Zeit in London lebt, zeichnete ein Stück Stadt. Gerade Stadtpläne scheinen prädestiniert für typografische Oben: Mit verzerr-
Im Auftrag der Agentur Anomaly entstand eine gefaltete Lösungen zu sein. Auch der New Yorker Gestalter Jim Datz ter Typo macht
Karte mit Hardcover, die man in den Converse-Flagship- setzt in seinen Siebdrucken von San Francisco, Manhattan, Jody Barton in seiner
Stores bekommen konnte: Kleine rote Markenlogos mach- Brooklyn und London vor allem auf Schrift. Die »City Posters« Karte »Mysterious
ten kenntlich, wo in London die neue Schuhkollektion erhält- entstanden in Kooperation mit Three Potato Four, einem Africa« auf die Igno-
lich ist. »Zudem wies sie auf Nachtklubs, Bars, Galerien oder Shop für Vintage-Artikel, den die beiden Grafiker Stu Eli und ranz der westli-
Kinos hin, die die Converse-Zielgruppe kennen sollte«, sagt Janet Morales betreiben. »Wir haben eine Vorliebe für Design chen Länder gegen-
João Lauro Fonte. »So konnten die Leute die Stadt aus einer aus den 50ern und wollten ein entsprechendes Produkt über der Vielfalt
anderen Perspektive sehen und Orte abseits der üblichen schaffen«, erzählt Datz. So entstand die Idee, eine Art Karte des afrikanischen
Attraktionen entdecken.« Er entschied sich für eine fast rein zu entwickeln, die das Prinzip von an Laternenpfählen kle- Kontinents
typografische Umsetzung, weil sich die Karte von anderen benden Werbeschildern aufgreift (siehe Seite 64). aufmerksam
abheben sollte. Schließlich sei es ja kein Hilfsmittel, um den Jim Datz wollte die typografische Charakteristik jedes
Weg durch die Stadt zu finden, sondern eine schön gestal- Viertels einfangen, ohne es nach reiner Imitation aussehen zu
tete Liste interessanter Locations in London. Und weil die lassen. »Lettering macht einen großen Teil der urbanen visu-
Karten ruckzuck vergriffen waren, legte João Lauro Fonte ellen Landschaft aus: von Ladenmarkisen über Schrift-
064 PAGE 04.13 TYPO Kartografie

züge auf Schaufenstern bis zu handbemalten Mauern.


Diesen Reichtum wollte ich wiedergeben.« Stundenlang ver-
brachte er damit, Kombinationen von Schriften und Farben
zu testen, um eine gewisse Homogenität und Konsistenz zu
erreichen. Nachdem das Grundlayout stand, fügte er Struk-
turen, kleine Bildchen und andere Details hinzu.
Der aus Zypern stammende Antonis Antoniou ist eben-
falls ein Kartenkind. Später entschied er sich zwar für ein
Architekturstudium, aber auch da gibt es ja jede Menge Plä-
ne und Karten zu studieren, sodass sich sein Hobby allmäh-
lich zur Obsession auswuchs. Er unterstützte den Gestalten
Verlag maßgeblich bei der Recherche für das Buch, zu dem
er auch das Vorwort schrieb. Dort reflektiert er, was Karten
im Laufe der Jahrhunderte ausmachte, was sie bedeuten,
was sie können. Hinsichtlich der Abbildungen im Buch warnt
er allerdings: »Diesen Karten sollten Sie nicht trauen, sie hel-
fen Ihnen nicht, aber Sie werden ihnen verfallen – sie sind
die Femmes fatales der Kartografie.«
Durch Navigationssysteme und Google Maps verlieren
klassische Karten an Bedeutung. Umso mehr kann man sich
in diese persönlichen Interpretationen der uns umgebenden
Wirklichkeit vertiefen. Oder, um mit Antonis Antoniou zu
sprechen: »In all ihrer Verschiedenheit haben die gezeigten
Karten eines gemein: Sie bieten Raum zum Träumen.« ant

Oben: Für die Olympia-Ausgabe von


»Elle Decoration China« zeichnete der
ehemalige Briefträger Vic Lee diesen
Plan von London. Unten: Typografisch
großartige Kompositionen mit einem
Hauch 50er Jahre zeigen die »City Posters«
des New Yorker Designers Jim Datz
ANZEIGE

Foto: Ralf-Jürgen Stilz // photoappar.at

Good School und PAGE präsentieren:

9LVXDO
7KLQNLQJ
/HVVRQV
'LH$JHQGD Manchmal möchte man zeichnen können. Immer
dann, wenn es kompliziert wird und ein Bild
9:00 Uhr Warm-up alles viel einfacher machen würde. Im Workshop,
Wie man ganz schnell die Angst vorm
weißen Blatt Papier ablegt und den Stift zu seinem um die Ergebnisse grafisch festzuhalten. Im Kon-
besten Freund macht. zept, um komplexe Sachverhalte schnell verständ-
lich darzustellen. Oder in der Ideenentwicklung,
10:00 Uhr Lesson Nr. 1: Basics des Zeichnens
Wie man mit elementaren Formen so ziemlich alles
um nicht immer viele Worte machen zu müssen.
skizzieren kann, was man sagen möchte.
Wie man mit nur wenigen Strichen eigene Ideen
11:30 Uhr Lesson Nr. 2: Visual Notetaking darstellen und in kurzer Zeit seine Gedanken
Wie man in Echtzeit Vorträge, Meetings und Diskussionen
visualisiert und komplexe Begriffe einfach darstellt.
visuell strukturieren und präsentieren kann, lernt
man in den Visual Thinking Lessons mit Anna
12:30 Uhr Mittagspause Lena Schiller, der deutschen Vertreterin des Graphic
Recording, eines neuen methodischen Ansatzes
13:30 Uhr Kleine Materialkunde aus den USA. Schiller unterstützt mit ihrer besonde-
Was sind die besten Werkzeuge, um miteinander ren Expertise nicht nur die Good School, sondern
visuell zu kommunizieren? Ein Überblick über
die wichtigsten analogen und digitalen Tools für den auch Konferenzen wie die re:publica, Picnic oder
Alltagsgebrauch. transmediale und Unternehmen wie Deutsche Bank,
Volkswagen, Deutsche Telekom, IBM, Bündnis 90/
14:30 Uhr Inspiration
Das Who-is-Who des visuellen Denkens. Die besten
Die Grünen und Axel Springer.
Videos, interessante Vordenker, Promi-Doodler und die
neuesten Entwicklungen rund ums Thema.
Die Visual Thinking Lessons finden am Dienstag,
den $SULO, in der Good
15:00 Uhr Lesson Nr. 3: Methodenköfferchen
Von Visual Brainstorm über Graphic Facilitation bis
School, Lagerstraße 36, im Hamburger Schanzen-
hin zum Elevator Pitch und Visual Teams. Die Welt des viertel statt. Die Teilnahme kostet 920,00 Euro
visuellen Denkens.
(zzgl. MwSt.). Der Preis versteht sich inklusive
aller Arbeitsmaterialien und Verpflegung. Die Teil-
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Also schnell anmelden unter
19:00 Uhr Feierabend www.good-school.de/visual_thinking_lessons
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Anna Lena Schiller ist selbstständige Informationsdesignerin und wohnt


in Berlin. Nach ihrem Diplom an der KaosPilot-Universität in Dänemark,
einer Hochschule für Kreativität und gesellschaftliche Innovation, machte
sie das Denken in Bildern zu ihrem Beruf. Spezialisiert hat sie sich auf
Live-Visualisierungen bei Konferenzen, Infografiken und Moderation. Für
ihre Kunden, darunter große internationale Firmen, Start-ups, Freiberuf-
ler und NGOs, übersetzt sie Worte, Diskussionen und Texte in leicht verständ-
liche Bilder, um Kommunikation effizienter zu gestalten.

Die Good School (www.good-school.de) ist eine Schule für digitale Kommuni-
kation in Hamburg. Seit 2009 hat sie mehr als 700 Profis und Mitarbeiter aus über
80 Unternehmen fit gemacht – darunter Deutschlands erfolgreichste Kreativköpfe,
Marketingmanager großer Marken und Vorstände internationaler Agenturnetz-
werke. Sie arbeitet mit gut 100 nationalen und internationalen Top-Experten
für alle relevanten Themen: Digital Planning, Online-Projektmanagement,
Social Media, Mobile Marketing, Performance Marketing, Search, Techniktrends
und Innovationen, integrierte Kommunikation und Organisation.

Veranstalter: Good School // Kooperationspartner:


PAGE, das Magazin für Design, Werbung, Medien (www.page-online.de)
066 PAGE 04.13 TYPO Kumla

Eine Schuhfabrik in der schwedischen


Stadt Kumla brachte Göran Söder-
ström auf die Idee zu seiner gleichnami-
gen Schrift. Das S faszinierte ihn
am meisten: Sein oberer runder Innen-
raum und der untere eckige begrün-
deten das Gestaltungsprinzip der Kumla

bäude 1912 errichtet wurde. Auf Fotos


waren die Buchstaben erstmalig 1920
zu sehen. »Leider konnte mir niemand
sagen, wer sie gezeichnet hat. Wahr-
scheinlich war Schriftgestaltung damals
ein anonymeres Geschäft als heute«, so
Göran Söderström. Er beschloss, nach
Kumla zu fahren und sich die Buchsta-
ben mit eigenen Augen anzuschauen.
Vielleicht, so hoffte er, gäbe es Details,
die sich nur vor Ort zeigten, und viel-
leicht würde das Gebäude in irgendei-
ner Weise zu ihm sprechen.

Nur wenige andere Menschen verlie-


ßen mit Göran Söderström den Zug in
Kumla. Nach fünfzehn Minuten Fuß-
marsch hatte er das Stadtzentrum
durchquert und das gelbe Fabrikge-
bäude gefunden. »Die schwarzen Buch-
staben sahen sehr majestätisch aus.
Ich schätzte, dass sie über einen Meter
hoch und zusammen etwa zwanzig Me-
ter lang waren.« Kurz spielte er mit dem
Gedanken, auf das Dach eines par-
kenden Autos zu klettern, um einen
besseren Winkel für seine Fotos zu be-
kommen, begnügte sich dann jedoch
brav mit der normalen Perspektive.
Das Schuhindustriemuseum, in dem er
weitere Informationen zu finden hoff-
te, war geschlossen, so trat er den Rück-
weg nach Stockholm an.
Während der Zugfahrt zeichnete
Göran Söderström wie besessen. Nor-
malerweise skizziert er nicht auf Pa-

Schuhe und Strümpfe


pier, sondern arbeitet gleich am Rech-
ner. In diesem Fall aber hatte er das
Gefühl, handgezeichnete Skizzen mit
Kommentaren am Rand wären das
Richtige. »Ich hatte Glück, der Schrift-
Die Beschriftung einer alten Schuhfabrik inspirierte Göran zug ›Kumla Skofabrik‹ enthält eine Men-
Söderström zu seinem Font Kumla ge wichtiger Buchstaben wie K, S, O
oder R. Das war eine gute Grundlage,
auf der ich dann die fehlenden Zei-
QWenn überhaupt, kennen wir Kum- ein Foto der Kumla Skofabrik sah – chen ergänzen konnte.«
la aus schwedischen Krimis. Einige Ro- vielleicht, als er für seine kleine Tochter
mane von Bestsellerautor Håkan Nesser Kavat Schuhe kaufte, die noch immer Eine Entscheidung aber musste der
spielen in der kleinen Stadt, darüber hi- dort produziert werden. Ganz genau Gestalter zunächst fällen: Sollte er die
naus steht dort das größte Gefängnis weiß der Stockholmer Typedesigner Vorlage komplett modernisieren und
des Landes, in dem die gefährlichsten allerdings, dass er sich augenblicklich daraus eine konsistente Schrift entwi-
Verbrecher Schwedens einsitzen. Weni- in die schönen Buchstaben auf der ckeln? Oder sollte er sie durchgängig
ger bekannt ist, dass Kumla Anfang Fassade verliebte und eine Schrift da- unterschiedlich anlegen – so wie die
des 20. Jahrhunderts ein Zentrum der raus entwickeln wollte. Buchstaben auf dem Gebäude. »Ich
Schuhherstellung war. Er kontaktierte die Behörden und wählte den Mittelweg, wobei ich sie
Göran Söderström kann sich nicht das Schuhindustriemuseum in Kumla mittels OpenType Stylistic Sets ein um
mehr erinnern, wann er zum ersten Mal und fand heraus, dass das Fabrikge- paar dekorative Zeichen erweiterte.«
PAGE 04.13 067

Ungewöhnlich war vor allem das S,


dessen oberer Innenraum rund, der
untere dagegen eckig angelegt war.
Eine schöne Idee, fand Göran Söder-
ström – und beschloss, dieses Wech-
selspiel zwischen oben rund und un-
ten eckig zum Charakteristikum seiner
Schrift zu machen. Die Zahlen 6 und 9
sehen dadurch recht merkwürdig aus,
aber Ausnahmen wollte der Typede-
signer nicht zulassen. »Ich hätte mir al-
lerdings ein paar Zahlen an der Fassa-
de gewünscht. Ich bin nicht sicher, ob
die Ziffern so ausgesehen hätten, wenn
sie 1920 gezeichnet worden wären.«
Auf dem Fabrikgebäude stehen die
Buchstaben sehr weit auseinander und
nach einigem Ausprobieren übernahm
Göran Söderström diese Eigenschaft
für sein Versalalphabet und definierte
ein großzügiges Spacing. »Ich hatte
auch überlegt, dass sich die Schrift als
Monospaced eignen würde. Beim Blick
auf die Fotos könnte man vermuten,
dass dies die Intention ihres Schöp-
fers war.« Um mehr Gestaltungsspiel-
raum zu haben, entschied er sich dann
aber doch dagegen.
Kaufen kann man die gerade fertig-
1 gestellte Kumla für knapp 40 Euro als
OpenType- oder Webfont über Söder-
ströms Foundry Letters from Sweden.
Er will nicht ausschließen, dass weite-
re Schnitte hinzukommen. Einen Strich
2 durch dieses Vorhaben könnte ihm al-
lerdings die Beschriftung einer alten
Sockenfabrik machen, die er kürzlich
in Südschweden entdeckte . . . ant

1 Kumla ist ein Versalalphabet für

verschiedenste Displayanwendungen,
das sich an dem charakteristischen R
3 sofort erkennen lässt. Das Wechselspiel
zwischen rund und eckig ist typisch
für die Kumla und hilft beim Unterschei-
den der Buchstaben. 2 In den Stylistic
Alternates finden sich verschiedene
Zeichen, die das Jugendstil-Prinzip auf
4 die Spitze treiben. Andere dage-
gen, wie das N, sind normaler als ihre
Entsprechung im Regular-Schnitt.
3 Das U ist betont eckig, um der Schrift

5 Dynamik zu geben und dicht am


Original zu bleiben. Zur besseren Unter-
scheidung ist das O viereckig, die 0
dagegen rund, Gleiches gilt für C und
G sowie die Zahlen 6 und 9 4 ,
die dadurch recht seltsam aussehen.
5 Der Buchstabenabstand am

Fabrikgebäude ist sehr groß. Auch für


seine Type wählte Göran Söderström
ein großzügiges Spacing, das sich aber
ohne Weiteres verringern lässt
068 PAGE 04.13 TYPO

TYPOWELT
Geometrische U8
QDie Beschilderungen der Berliner U-
Bahn-Linie 8 inspirierten Anton Koovit
zur Entwicklung einer gleichnamigen
Schrift. Der in Berlin lebende estnische
Designer recherchierte dafür lange im
BVG Museum und bei den Berliner Ver-
kehrsbetrieben. Er habe ein Stück Ge-
schichte wiederbeleben und die Origi-
nal-Stationsschilder in eine formale
Schrift übersetzen wollen, sagt Anton
Koovit über das Projekt. Zusammen mit
dem Schweizer Yassin Baggar, den er
im Type-and-Media-Masterkurs an der
Royal Academy of Art in Den Haag ken-
nengelernt hat, betreibt er die Type-
foundry Fatype.
Die geometrische Serifenlose U8
umfasst sieben Schnitte von Hairline
bis Black. Obwohl sie mit ihren großzü-
gigen Proportionen eigentlich für Dis-
playanwendungen konzipiert ist, funk-
tioniert sie auch prima in Fließtexten.
Für rund 300 Euro kann man die Fami-
lie bei Fatype kaufen.
≥ www.fatype.com

»#webtypobuch«
QWir kennen ihn als aktiven Blogger,
Webdesigner und Typo-Nerd – jetzt hat
Gerrit van Aaken ein Buch geschrie-
ben. Es ist ein kleines Bändlein, mit
nur 146 Seiten und ganz schön wenig
Bildern, trotzdem hat es das Zeug zum
Bestseller. Denn mit Gerrit van Aakens
»#webtypobuch« gibt es endlich ein
kompaktes und zugleich unterhaltsa-
mes Werk über Webtypografie. Es ist
ein Rundumschlag, der von den Fein-
heiten der Schriftglättung über klassi-
sches Typo-Know-how bis hin zu Soft-
waretipps und Kurzporträts von Web-
fontanbietern reicht.
Wer das »#webtypobuch« gelesen
hat, fühlt sich mental und praktisch ge-
rüstet, eine Website typografisch an-
sprechend zu gestalten. Denn, wie van
Aaken so schön formuliert: »Allen You-
Die geometrische Tubes und Instagrams zum Trotz be-
Serifenlose U8 steht das Web auch in den Zehnerjah-
stammt von ren zu weiten Teilen aus Text. Es sollte
Anton Koovit uns nicht gleichgültig sein, wie dieser
gestaltet und dargestellt wird.« Die
Auf dem Weg zum Standard- per Crowdfunding finanzierte Publika-
werk: Gerrit van Aakens tion gibt es gedruckt (32,42 Euro) oder
großartiger Erstling als E-Book (9,98 Euro). Auf www.web
PAGE 04.13 069

Linotype wird Monotype


Seit 4. März trägt die 2006 von Monotype übernommene
Linotype GmbH auch den Namen des US-Mutterkonzerns. Kein
Grund zur Aufregung, meint Geschäftsführer Frank Wildenberg

typobuch.de finden sich nicht nur alle Ist die Vereinheitlichung wirklich nötig?
Bestellmöglichkeiten, man kann das Schließlich hat der Name Linotype in
Buch dort auch zunächst lesen und an- Deutschland Tradition und Gewicht.
schließend entscheiden, ob man es Frank Wildenberg: Das stimmt. Den-
kaufen möchte. Ich bin ziemlich sicher, noch ist aus unserer Sicht der Zeitpunkt
man möchte. gekommen, das umfassende Portfolio
≥ www.webtypobuch.de der Monotype-Gruppe weltweit unter
einem identischen Namen anzubieten.
Vor allem für unsere global agierenden
Brandon Text Kunden gab es doch immer wieder
QHannes von Döhren aus Berlin ent- Erklärungsbedarf bezüglich der unter-
wickelte jetzt die Brandon Text, als Be- schiedlichen Firmenzugehörigkeit ihrer
gleiter seiner TDC2-prämierten Bran- Ansprechpartner aus der Monotype-
don Grotesque (siehe PAGE 05.10, Sei- Gruppe. Mit dem einheitlichen Namen
te 64). Auch die neue Schrift hat das unterstreichen wir die Bedeutung der
typische kreisrunde O und die funk- Verbindung von Design und Technolo-
tionale, dennoch warme Ausstrahlung. gie und stärken unsere Rolle als einheit-
Allerdings gab ihr der Designer eine liches, weltweit führendes Unterneh-
größere x-Höhe und optimierte sie für men. Unsere Kunden sollen Monotype »In Zukunft wird die
lange Texte, kleine Schriftgrade und als idealen Partner in den Bereichen
Bildschirme. Die manuell gehintete Schrift und Technologie wahrnehmen. Verbindung von Design
Type ist eine gute Wahl für Websites,
E-Books und Apps.
Auch die Kommunikation innerhalb der
Gruppe wird einfacher: Linotype-Mit-
und Technologien, die
Wie die Brandon Grotesque bietet arbeiter sind nun auch von der Begriff- das Design medienüber-
die Text-Version sechs Schnitte von lichkeit her echte Kollegen der welt-
Thin bis Black plus passende Kursive. weiten Organisation. Bezogen auf das greifend auch in einer
Erhältlich ist sie für knapp 250 Dollar Verschwinden von Linotype als Firmen-
oder 40 Dollar pro Schnitt über My- name trauere ich persönlich der Ver-
digitalen Welt sichtbar
Fonts. Die ersten 100 Besteller bekom- gangenheit nicht nach, sondern sehe machen, eine immer
men zusätzlich eine kleine Broschüre, wie bei anderen Veränderungen vor-
die die Entstehung, Gemeinsamkeiten rangig die Chancen. größere Rolle spielen«
und Unterschiede der beiden Schrif- Aber warum gerade jetzt? Die Über-
ten beschreibt. ant nahme ist doch schon sechs Jahre her? bar machen, eine immer größere Rol-
≥ http://hvdfonts.com/brandontext Seit 2006 hat sich bei Monotype ziem- le spielen. Mit der Umbenennung ma-
lich viel getan. Wir haben zum einen chen wir deutlich, dass wir unseren
weitere Schriftenhäuser und -verkaufs- Kunden eine einheitliche Darstellung
Die sechs Schnitte der Brandon Text eignen portale wie beispielsweise Ascender, ihrer Marke auf sämtlichen Kanälen,
sich besonders für Web, App und E-Book Bitstream und MyFonts übernommen, sei es Print, online, auf mobilen Ge-
zum anderen weiter in Technologien räten, im Auto oder auf dem Kühl-
zur Bildschirmdarstellung auf Displays schrank, ermöglichen.
aller Art, Seitenbeschreibungssprachen Bleiben uns die Linotype-Schriften-
und Druckertreiber, einen Webfont- bibliothek und Linotype.com als
Service mit dynamischem Subsetting, Webshop erhalten?
den CSS-Webeditor mit Webfont-An- Auf jeden Fall. Beide werden auch künf-
bindung Typecast, den Cloud-basier- tig ausgebaut. Die Linotype-Bibliothek
ten SkyFonts-Service und mehr inves- wird weiterhin durch neue Schriften
tiert. Damit kommen wir den Anforde- ergänzt, auf Linotype.com werden wir
rungen unserer Kunden entgegen, die schon sehr bald ein eigenes Angebot
heute mehr denn je neben hochwer- an Webfonts zur Verfügung stellen und
tigen Fonts und Corporate-Type-Lö- müssen so Interessenten nicht wie bis-
sungen – also dem klassischen Ange- her an unsere amerikanischen Kolle-
bot von Linotype – auch Technologien gen von Fonts.com weiterleiten. Lino-
zu ihrer digitalen Darstellung nachfra- type.com verfügt über eine sehr loyale
gen. Hierin liegt die Expertise von Kundschaft, der wir uns auch weiter-
Monotype. In Zukunft wird die Ver- hin verpflichtet fühlen.
bindung von Design und Technolo- Wird es Veränderungen in der
gien, die das Design medienübergrei- Personalstruktur geben?
fend auch in einer digitalen Welt sicht- Es sind keine Veränderungen geplant.
*
PRAXIS

INFOGRAFIK
Visual Storytelling – Workflows & Cases
16. SEPTEMBER
zurückerstattet. Darüber hinausgehende Ansprüche bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten folgende Fristen und Gebühren: Ab 14.06.2013 berechnen wir 50 Prozent, ab 19.07.2013 100 Prozent
Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der Reihenfolge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung
an. Sie ist sofort nach Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung seitens der Ebner Verlag GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll

Die Agenda Das Seminar


1. Das Wesen der Infografik – QDie Infografik erlebt einen wahren Boom: in Magazinen und Zeitungen
Stärken und Schwächen ebenso wie in Geschäftsberichten und Firmenpräsentationen, in Internet und
der Teilnahmegebühr. Die Vertretung eines angemeldeten Teilnehmers ist jederzeit möglich. Es werden nur schriftliche Stornierungen oder Namenswechsel akzeptiert. Es gilt der Poststempel.

Wo sind die Grenzen zur Illustration, zur reinen TV. Damit entwickelt sich ein überaus vielseitiges, grenzüberschreitendes
Visualisierung und zur Kunst? Was kann und Tätigkeitsfeld für Grafik- und Kommunikationsdesigner, für Illustratoren und
muss eine Infografik leisten, und wie setzt man Fotografen, für Interaction Designer und Animation Artists. Infografiken
diese sinnvoll ein? Was unterscheidet eine können vielschichtige Inhalte rasch veranschaulichen. Doch je schneller und
journalistisch geprägte Grafik von einer Visuali- komplexer die Kommunikation insgesamt wird, umso achtsamer muss der
sierung in der Unternehmenskommunikation? Kreative mit der Datenaufbereitung umgehen. Mit einer ästhetisch faszinie-
Was sind die Gefahren und das Potenzial einer renden Visualisierung ist es nicht getan, es geht um Inhalte, Einsichten und
PR-Grafik? Inwieweit können sich Corporate die Macht des Bildes. Und genau hier liegt denn auch für Jan Schwochow die
Infographics an eine bestehende CI anpassen? eigentliche Herausforderung. Es wird immer schwieriger, gute und verlässliche
Quellen zu finden, um einen Sachverhalt korrekt und unverfälscht wiederzuge-
2. Vom Briefing über die Recherche zur ben. Der Grafik- und Kommunikationsdesigner ist schon lange nicht mehr nur
Umsetzung – Cases, Prozesse, Strategien reiner Gestalter, er ist zugleich Journalist und visueller Geschichtenerzähler.
Wie müssen die Basisinformationen für ein
gutes Briefing aufbereitet sein? Wie kommt Jan Schwochow erläutert im PAGE Seminar anhand konkreter Praxisbeispiele,
man an die relevanten Daten und damit auf wie eine Infografik entsteht – von der Recherche über die Skizze bis zur Rein-
die richtige Idee? Ist weniger mehr oder zeichnung und Animation. Er bietet tiefe Einblicke in die Arbeit eines Info-
mehr Information hilfreicher? Wie gewinne grafikers und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen reiner Information und
ich den Kunden für die Idee? Wie läuft guter Gestaltung – wertvolles Know-how vom Designprofi für Designprofis!
die Abstimmung mit dem Auftraggeber?
Das Seminar »Infografik« findet am 16. September 2013 im Hotel 25hours,
3. Animation, Interaktion, Multichannel – Hamburg Bahrenfeld, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro
die Wahl der Mittel und ihre Kalkulation (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr* umfasst die Tagungskosten,
Wie setze ich Infografiken crossmedial ein? Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt!
Ist eine statische oder eine interaktive, Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar
animierte Grafik besser? Wie gestalte ich
den Workflow, um schon in der Ent-
wicklungsphase den unterschiedlichsten Der Referent
Nutzungsarten Rechnung zu tragen: als
App, Poster, Magazinseite oder PowerPoint- QJan Schwochow (44), Gründer und Geschäftsführer der Golden Section Graphics
Template. Wie kalkuliere ich eine Infografik? GmbH, gilt als einer der renommiertesten Infografiker weltweit und ist als erster
Wie verhandle ich die Nutzungsrechte? Infografiker Mitglied der ADC-Jury. Jan Schwochow und sein Team haben zahlreiche
nationale und internationale Auszeichnungen erhalten, unter anderem bei den
Das PAGE Seminar mit Jan Schwochow lässt Malofiej Awards und den European Design Awards sowie beim ADC. Der Diplom-
genug Zeit für Fragen und Diskussionen und Designer blickt auf über 20 Jahre Erfahrung als Infografiker, Designer und Journalist
den Austausch der Teilnehmer untereinander. zurück. So war er unter anderem Ressortleiter und Artdirektor der Infografik-Abteilung
beim »stern« und als Artdirektor für Infografiken in der Entwicklungsgrafik des Verlags
PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG Milchstraße tätig. Zuletzt baute Jan Schwochow bei der Agentur KircherBurkhardt in
E-Mail: info@page-online.de Berlin eine Infografik-Abteilung auf, bevor er 2007 sein eigenes Unternehmen,
Telefon: +49 40 85183400 die Golden Section Graphics GmbH mit derzeit bis zu 15 Mitarbeitern gründete.
www.page-online.de/seminar Jan Schwochow ist Herausgeber und Chefredakteur des Magazins »In Graphics«.
072 PAGE 04.13

BILD
PAGE 04.13 073

Pusteln am Po
Eine Sammlung in Stockholm entführt uns in die Welt historischer medizinischer Illustrationen

Ganz links: 1874


erschien Ernst
Haeckels Buch
»Anthropogenie
oder Entwick-
lungsgeschichte
des Menschen«.
Daraus stammt
diese Illustra-
tion zur Zellstruk-
tur des Embryos.
Daneben: Abbil-
dung aus einem
Buch von Camillo
Golgi, das sich
mit Nervenzellen
beschäftigt (1885)

QWie faszinierend, aber auch wie Krankheiten wie Lepra, düstere Illustra- auf. Schließlich ist das 19. und 20. Jahr-
unheimlich oder sogar ekelig das Inne- tionen geistig verwirrter Patienten, hundert mit grafischen Darstellungen
re des menschlichen Körpers sein kann, aber auch farbenfrohe, grafische Dar- biologischer Vorgänge vertreten.
wissen wir spätestens seit Gunther von stellungen von Nerven- oder Embryo- Natürlich ist es großartig, sich diese
Hagens’ Ausstellung »Körperwelten«. zellen, die ebenso gut digital in Illus- Schätze in der Hagströmer Biblioteket
Eine Reihe einzigartiger medizinischer trator oder Photoshop hätten entstan- im Original anzuschauen – was im Üb-
Zeichnungen seit dem 15. Jahrhundert den sein können. rigen nur nach Voranmeldung geht (die
besitzt die Hagströmer Biblioteket in Mag man über die mittelalterlichen Bibliothek gehört zum Karolinska Insti-
Stockholm. In deren Wunderkammer, Zeichnungen zur Behandlung von Pus- tutet, der medizinischen Universität).
so der Name der Galerie, finden sich Bil- teln am Po oder bei Verstopfung noch Doch glücklicherweise kann man sich
der von Menschen mit scheußlichen schmunzeln, staunt man schon über eine Auswahl zudem auf der Website
die Detailfülle anatomischer Skizzen http://wunderkammer.ki.se anschauen
Keine Pusteln am Po, dafür Lepra aus dem 16. und erst recht dem 17. Jahr- und sich für eine Weile in dieser ganz
im Gesicht. Das Bild dieses armen hundert. Bunt wird es im 18. Jahrhun- eigenen Welt verlieren. Wem das nicht
Teufels ist aus dem 1847 verfassten dert. Hier tauchen auch botanische Stu- reicht, der kann acht der Exponate als
Buch »Om Spedalskhed« dien und Zeichnungen von Insekten Poster erwerben. ant
074 PAGE 04.13 BILD Subways

Tunnelblick
Der Münchner Artdirektor Nick Frank fotografiert menschenleere U-Bahn-Stationen in aller Welt.
Uns erzählte er, was ihn an dem Projekt so fasziniert – und warum die Crowdfunding-Kampagne
für den geplanten »Subways«-Bildband scheiterte
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QVerwaiste Bahnsteige, spärlich beleuchtete Treppen Wer die menschenleeren Stationen sieht, auf denen sich Gespenstische Leere:
und Tunnel, menschenleere Abteile: Die Fotos von Nick Frank am Tage Millionen Passagiere drängen, kann es kaum glau- Für den »Subways«-
Bildband versammelte
zeigen gespenstische Szenarios. In der Unterwelt deutscher ben. Der einzige Zeitpunkt, die Bahnsteige wirklich leer vor- Fotograf Nick Frank
und internationaler Metropolen wartet er auf den einen, zufinden, ist am frühen Sonntagmorgen, verrät Nick Frank. Aufnahmen von nächt-
perfekten Moment. Erst wenn alle Fahrgäste den Bahnsteig 6 Uhr ist ideal, doch selbst dann bleiben ihm höchstens an- lichen U-Bahn-Stationen
verlassen haben und keine Züge mehr fahren, betätigt er derthalb Stunden, bis der Publikumsverkehr wieder einsetzt. in internationalen Groß-
städten, hier München
den Auslöser. Die so entstandenen Bilder sind kunstvolle Trotzdem kommt es vor, dass eine »verlorene Seele« herum- (ganz links) und Dubai
Kompositionen, die neue Blickwinkel und perfekte Symme- geistert – ein Partygänger auf der Heimreise zum Beispiel
trien zeigen, in denen sich leuchtende Farben gegen tiefe oder ein schlafender Obdachloser auf einer Bank. Die retu-
Schatten und neutrale Hintergründe absetzen. Seit 2010 schiert er aus dem Bild, zusammen mit Kaugummis und
war Nick Frank bereits in München, Berlin, Frankfurt am weggeworfenem Papier. »Die Motive sind ja fast immer sehr
Main und Dubai. Jede Stadt erzählt eine andere Geschichte. symmetrisch. Man kann daher oft einzelne Bereiche von ei-
Manch einer mag U-Bahn-Stationen als laut und dreckig ner Seite auf die andere hinüberspiegeln«, sagt Nick Frank.
empfinden, für den 37-jährigen Münchner sind sie Orte der
kreativen Kontemplation und eine emotionale Angelegen- Die Entscheidung, wo er Aufnahmen macht, trifft der Foto-
heit. »Sie sind mehr als nur zentrale Orte für Reisende, sie graf äußerst planvoll. Zuerst sieht er sich den Netzplan der
sind die Bühne für alltägliche Dramen«, sagt er. Wie viele an- U-Bahn genau an, zählt die Stationen, recherchiert. »Es gibt
dere in der Isarmetropole pendelt Nick Frank täglich zur Ar- eine recht große Subway-Fangemeinde im Internet«, sagt er.
beit. Er ist Artdirektor bei der Agentur webguerillas, die sich »Dort sind in der Regel alle Stopps fotografisch dokumen-
auf alternative Werbeformen spezialisiert hat. »Meine bes- tiert.« In den 1960er bis 1980er Jahren gebaute U-Bahnhöfe
ten Ideen kommen mir im Berufsverkehr«, so Frank. Was kommen nicht infrage. Der Fotograf sucht entweder nach
ihn an den U-Bahnen am stärksten fasziniert, ist, dass es, Neubauten oder sehr alten Stationen. »Alles andere beißt
obwohl man von Menschen umgeben ist, doch nie darum sich mit meinem Stil, der ja eher artifiziell und modern ist«,
geht, mit diesen zu interagieren: »Meist reflektiert man das sagt er. Außerdem sei gerade in Deutschland die U-Bahn-
Tagesgeschehen, und dabei geht es nur um einen selbst.« Kultur lange Zeit nicht sehr prägnant gewesen. »Erst Mit-
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te der Achtziger hat man begonnen, neue Projekte nicht Frank ein Wochenende gefunden hat, an dem die Arbeit als
nur inhouse ausführen zu lassen, sondern auch international Artdirektor einmal liegen bleiben darf, reist er zum Ort sei-
auszuschreiben. »Damit ist die Qualität deutlich gestiegen.« ner Wahl und zieht mit seiner Kamera los. Momentan arbei-
Eine kleine Herausforderung ist immer die Drehgeneh- tet er mit einer Leica S2, einer Mittelformatkamera mit Stativ
migung von den Verkehrsbetrieben. Wenn er sein Projekt und ohne Blitz sowie zwei Objektiv-Prototypen, mit denen
Seit 2010 reist Nick Frank
für sein Projekt um vorstellt, reagiert jede Stadt anders: »Mit den Münchnern Leica ihn unterstützt. Die ersten Bilder in der Münchner U-
die Welt. Den 37-Jährigen habe ich schon oft gesprochen. Die machen mir in der Re- Bahn schoss er noch aus der Hand, mit seiner Nikon D800.
faszinieren besonders gel einen Sonderpreis«, erzählt Nick Frank. »Berlin war da »Das ging, weil sie viel lichtstärker ist«, erklärt er.
die ungewöhnlichen Per-
nüchterner: Sie haben mir ihren Preis genannt – der war
spektiven und Sym-
metrien der unterirdi- auch nicht verhandelbar – und dann auch gleich die Geneh- Die erste Bildauswahl trifft Nick Frank meist noch im Hotel.
schen Architekturen migung ausgestellt, und es konnte losgehen.« Wenn Nick Zurück in München, folgt dann eine wahre Sisyphusarbeit:
In Photoshop räumt er seine Fotos auf. Sorgfältig entfernt
er mögliche Ablenkungen wie weggeworfene Fast-Food-
Verpackungen, verirrte Tauben und kaputte Wandverklei-
dungen. Das dauert mindestens sechs bis acht Stunden pro
Bild. Manchmal ist auch eins dabei, für das er bis zu zwei Ta-
ge braucht: »U-Bahn-Stationen sind einfach nicht so sauber,
wie es auf den Bildern aussieht«, erklärt er. »Ganz im Ge-
genteil.« Gerade die Böden seien unglaublich arbeitsinten-
siv, aber auch die Decke, wenn Elemente herausgebrochen
sind. Oder wenn einmal ein Geländer herumsteht. »Das sind
gleich mehrere Stunden Retuschearbeit«, sagt er.
Es geht dem Fotografen ausdrücklich nicht darum, die
Realität abzubilden, sondern eine Realität, die er sieht. »Meist
weiß ich schon, wie das finale Bild aussehen wird, wenn ich
die Station zum ersten Mal betrete«, sagt er. »Wenn ich dann
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So sauber sieht man


U-Bahn-Stationen
nur selten. Nick Frank
investiert durch-
schnittlich sechs bis
acht Stunden in
die Retusche seiner
Aufnahmen. Hier
Marienplatz, München
(ganz links), und
noch einmal Dubai

an Kontrasten, Helligkeit und Farben arbeite, geht es vor dann erfolgreich, wenn sie den Menschen in den Vorder-
allem um Reduktion«, sagt er. »Ich suche mir das markan- grund rückten. Doch genau das wollte der Fotograf nicht.
teste Element heraus und versuche anschließend, die Auf- »Personen lenken in Architekturaufnahmen nur ab. Man hin-
nahme über die Bildbearbeitung so weit zu glätten, dass terfragt dann immer erst deren Situation – und das sind Ge-
nur die Essenz übrig bleibt.« danken, die ich in meiner Fotografie gar nicht haben möchte.
Ich möchte, dass man sich auf die Architektur konzentriert.«
Weil er seine Aufnahmen gern in einem Bildband sehen
würde, hatte Nick Frank eine Crowdfunding-Kampagne ge- Trotz der gescheiterten Kampagne soll das Projekt wei-
startet. Er tat sich mit der Münchner Beraterin Anne Ber- tergehen: Ende März reist Nick Frank nach Stockholm. Au-
wanger zusammen, die seine Bilder mit Texten begleiten ßerdem existiert ein Angebot vom Onlineportal des US-
sollte, und stellte das Projekt auf der Plattform Indiegogo Nachrichtensenders CNN, Aufnahmen in New York zu spon-
vor. »Wir wollten unabhängig von Verlagen bleiben, um uns sern. Das wären dann insgesamt sechs Städte. »Genug, um
die größtmögliche Freiheit und Kreativität zu erhalten«, er- ein schönes Exposé zu bauen, mit dem ich mich bei Verla-
klärt er. Für Layout, Satz, Text und Retusche wollte das Duo gen vorstellen kann«, freut sich Nick Frank. Wenn einer In-
selbst sorgen, für die übrigen Kosten bat es um Spenden. teresse zeigen würde, könnte er die Aufnahmen in weite-
Doch die knapp 29 000 Euro für die Realisierung – Reisekost- ren Städten mit den Vorschüssen bestreiten. Tokio zum Bei-
en, Unterbringung, Lizenzen, Produktionskosten, Werbung spiel. Das sei nämlich eine der Städte, die er nicht privat
und Marketing – kamen nicht zusammen. Nach einem guten vorfinanzieren könnte.
Start stagnierte der zugesicherte Beitrag bis Kampagnen- Sein Traum ist es, die Metro der nordkoreanischen Haupt-
ende am 2. Februar bei gut 1200 Euro. stadt Pjöngjang abzulichten. »Wie es dort aussieht, ist ein
»Die Reaktionen waren eigentlich durchgängig sehr gut«, echtes Mysterium«, sagt Nick Frank. »Angeblich ist es ein
sagt Nick Frank. Doch es gab insgesamt zu wenig Klicks und wenig wie in Moskau. Aber wie es wirklich ist, ist geheim.«
Likes. »Viele sagten, dass sie das fertige Buch gern kaufen Das Fremde und Unbekannte, das durch die Politik reguliert
würden. Doch ich glaube, uns hat einfach die emotionale, wird, reizt den Fotografen sehr. »Ob ich das jemals umset-
die soziale Komponente gefehlt«, spekuliert er. Vergleichba- zen kann, steht auf einem anderen Blatt. Letztendlich ist
re Projekte auf Kickstarter oder Indiegogo seien vor allem das, wie so oft, eine Kostenfrage.« fb
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BILDWELT
Keine Schubladen
Q Wir leben im Zeitalter des Cross-
over von Kunst und werblicher Krea-
tion, meint auch Kerstin Kraus. Trotz-
dem herrsche noch eine Doppelmoral
und so mancher Künstler arbeitet nur
verschämt unter Pseudonym in der
Werbung . . . Die ehemalige Artbuyerin –
beispielsweise bei Heimat, Jung von
Matt oder DDB Tribal – hingegen fin-
det gerade diese Schnittstelle beson-
ders spannend und will sich ihr dezi-
diert mit ihrer neuen Repräsentanz
Art Love Affair widmen.
Art Love Affair vertritt eine äußerst
interessante Riege von Fotografen, Il-
lustratoren, Stylisten und Kreativdirek-
toren sowohl für Editorial- und Wer-
bejobs als auch für künstlerische Pro-
jekte. Dabei sind nicht nur Ausstel-
lungen, Workshops oder Publikationen
geplant, sondern beispielsweise auch
die Zusammenarbeit mit (Innen-)Ar-
chitekten, um Kunst in ein privates
oder geschäftliches Umfeld zu brin-
gen, sei es dass diese gekauft oder ge-
mietet wird. Wir halten Sie auf dem
Laufenden, was aus den vielen span-
nenden Plänen dieser ungewöhnlichen
Neugründung wird.
≥ www.artloveaffair.com

Baldauf macht ein Buch


Q Die Arbeit an seiner ersten Mono-
grafie sei fast wie eine Psychoanalyse
gewesen, witzelte Joachim Baldauf
jüngst in einem Interview, so intensiv
sei er dabei mit seiner Vergangenheit
konfrontiert worden. Herausgekom-
men ist eine spannende »Bilderge-
schichte«, die unter dem Titel »Joachim
Baldauf. Photographs + The Wallpaper
Years« im März beim Distanz Verlag er-
scheint (384 Seiten, 58 Euro, isbn 978-
3-95476-009-1). Tatsächlich erlebte der
gebürtige Allgäuer seinen internationa-
len Durchbruch bei »Wallpaper«, seiner-
zeit das Trendmagazin schlechthin, für
das er zwischen 1999 und 2001 viele Co-
ver und Editorial-Strecken kreierte. Ar-

Die Agentur Art Love Affair


vertritt ihre Kreativen
nicht nur für Werbe-, sondern
auch für Kunstprojekte
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≥ Mehr zum Thema Fotografie und Illustration unter


www.page-online.de/emag/bild

Neues in Kürze
Bildagenturen-Messe. In 100 Meter Höhe präsen-
tieren sich beim PICTAday am 18. April in Hamburg
rund 60 Bildagenturen – nämlich im Emporio Tower,
dem denkmalgeschützten ehemaligen Unilever-Haus,
das nach einer Komplettrenovierung letztes Jahr neu
eröffnete. Der Eintritt für Bildeinkäufer ist kostenlos,
inklusive 360-Grad-Blick über Hamburg.
≥ www.bvpa.org/picta

Kostenlose Icons. Die momentan wohl beste


Anlaufstelle im Web für schlichte und schöne Icons
ist iconmonstr, ein Nebenprojekt von Softwarede-
signer Alexander Kahlkopf aus Münster. Er sieht es
als seine »Mission, weltweit für jedermann professio-
nelle Symbole frei zugänglich zu machen«. Mehr als
1200 Piktogramme stehen mittlerweile bereit, täg-
lich kommen neue dazu.
≥ http://iconmonstr.com

Relaunch bei Pond5. Die Website der Stock-Media-


Plattform wartet mit neuen Drag-and-Drop-Funk-
tionen, unbegrenztem Scrollen sowie zusätzlichen
Suchfiltern wie zum Beispiel Cliplänge, Preis, Model-
und Property-Release, Looping, Alpha Channel et ce-
tera auf. Previews sind größer und individuelle Media-
sammlungen lassen sich einfacher anlegen, speichern
und mit anderen teilen.
≥ www.pond5.com
Ann-Christin Schröder, 2001
von Joachim Baldauf in Hamburg Infrarot-Look. Nicht nur Instagram-User mögen
fotografiert Farbeffekte – auch die nach wie vor gern analog fo-
tografierenden Lomographen. Sie brachten nun den
Farbnegativfilm LomoChromo Purple für Bilder im
beiten aus dieser Phase sind ebenso in Infrarot-Look heraus. Vorbestellungen laufen, größe-
der Publikation zu sehen wie Highlights re Kontigente gibt’s ab Sommer.
aus den Folgejahren bis heute. ≥ http://shop.lomography.com
≥ www.distanz.de
Pinterest-Attribuierung. Die Microstock-Agentur
Fotolia nimmt am Attribuierungsprogramm von Pin-
Stofftier-Manufaktur terest teil. Dort veröffentlichte Bilder werden in Zu-
Q Die besten Ideen sind ja oft die kunft als Motive von Fotolia-Kontributoren gekenn-
scheinbar einfachsten – man muss halt zeichnet und mit Fotolia verlinkt. Das hilft bei der
nur darauf kommen. Andreas Graap, Vermarktung der Stockbilder – und ist ein Schritt hin
Internetspezialist und selbst Vater, hat- Ella & Paul zur Lösung von Urheberrechtsproblemen in sozia-
te so einen Geistesblitz: Sein Start-up macht aus Bildern len Netzwerken.
Ella & Paul lässt nach der Vorlage von Stofffiguren ≥ www.fotolia.de
Kinderzeichnungen individuelle Stoff-
tiere machen. Zwischen 90 und 110 Eu- Suchoptimierung. Keine falschen Übersetzungen
ro koste9 das Vergnügen, gefertigt mehr oder Fehlinterpretationen durch mehrdeutige
wird in Litauen von professionellen Begriffe: Die Frankfurter Bildagentur F1online will ihre
Näherinnen mit schadstofffreien Ma- Verschlagwortung in Zusammenarbeit mit den Nut-
terialien. Wobei natürlich auch Erwach- zern verbessern. Wer das neue Bewertungssystem mit
sene ihre Fantasien hier Realität wer- Sternchen und Kommentarfunktion nutzt, nimmt
den lassen können. bis Ende April zudem an einem Gewinnspiel teil. cg
≥ www.ellapaul.de ≥ www.f1online.de
1 Das Erfolgsseminar
»Leitmedium Design« reloaded
Mit neuen Fallbeispielen – als Eintages-
oder Zweitagesseminar buchbar!

PRAXIS

GUTES DESIGN
ENTWICKELN
Fallbeispiele & Strategien

Das Seminar 1 Der Referent Das Seminar 1


QDass Design ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist, steht außer Frage: Q Jochen Rädeker, Mitbegründer und geschäfts-
CD/CI-Agenturen verzeichnen eine Auftragslage wie schon lange nicht führender Gesellschafter von Strichpunkt, ist
mehr; klassische Werbeagenturen bauen ihre Design-Units aus; auch kleine Professor für Corporate Identity und Corporate
und mittlere Unternehmen entdecken die Notwendigkeit, sich durch einen Design. Er war acht Jahre Vorstandsmitglied des
professionell gestalteten, ganzheitlichen Auftritt – über alle Medien hinweg – Art Directors Club Deutschland, davon drei Jahre
den nachhaltigen Erfolg im internationalen Wettbewerb zu sichern. Auf als Präsidiumssprecher. Er ist Mitglied im D&AD
Designer kommen dabei neue Herausforderungen zu: Immer mehr werden London und im Type Directors Club New York.
sie auch zu Beratern für strategische Unternehmenskommunikation. Die Seine Designagentur Strichpunkt steht für hoch-
Entwicklung und Umsetzung eines Markenauftritts ist deshalb kein leichtes wertige Marken- und Unternehmenskommuni-
Unterfangen: Es ist ein langfristiger Prozess, der von Gestalter und Auftrag- kation im Print-, Online- und 3-D-Bereich, hat mehr
geber nicht nur gegenseitiges Vertrauen und Kooperationsvermögen erfordert, als 600 internationale Preise gewonnen und ist
sondern vom Designer auch die Kunst, Beratung, Konzeption und Umsetzung
zielgerichtet zu verzahnen.
Die Agenda
Jochen Rädeker erläutert im PAGE Seminar »Leitmedium Design« anhand eines
prototypischen, gemeinsamen Marken-Workshops und konkreter Praxisbei- 1. Vom Leitbild zur Bildwelt
spiele, wie Sie einen komplexen Gestaltungsprozess angehen, mit dem Kunden Was Corporate Identity von Corporate
eine umfassende Branding-Strategie entwickeln und – weit über Styleguides Design unterscheidet – und warum
hinaus – die gesamte Unternehmenskommunikation harmonisieren. Wertvolles das eine für das andere so wichtig ist.
Know-how vom Designprofi für Designprofis in Agentur und Unternehmen!
2. Vom Briefing zur Strategie
Das Seminar »Leitmedium Design 1« findet am 14. Juni 2013 im Hotel 25hours, Wie entwickelt man mit dem Kunden
Hamburg Bahrenfeld, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro das optimale Briefing? Wie definiere
(zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungskosten, Lunch ich eine Kommunikationsstrategie?
und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt! Also Der Marken-Workshop als zentraler
schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar. Startpunkt in ein erfolgreiches Projekt.

Am Folgetag findet Jochen Rädekers Anschluss-Seminar zum Thema Kalkulieren, 3. Von der Strategie zur kreativen Idee
Präsentieren, Verkaufen statt. Sie können die Seminare einzeln buchen, sie Wie funktional muss, wie kreativ
bauen nicht direkt aufeinander auf. Wenn Sie aber beide buchen, zahlen Sie nur darf ein gutes Corporate Design sein?
1166 Euro (zzgl. gesetzlicher MwSt.) statt 1296 Euro und sparen 130 Euro. Möglichkeiten und Grenzen des
Kreativprozesses.

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Telefon: +49 40 85183400 // www.page-online.de/seminar Wie werden aus einer großartigen
Idee großartige Medien?
Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der Reihen- Wege und Umwege zu einem
folge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung an. Sie ist sofort nach konsistenten Markenauftritt.
Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung
seitens der Ebner Verlag GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll zurückerstattet. Darüber hinausgehende Ansprü-
che bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten folgende Fristen und Gebühren: Ab 05. 04. 2013 berechnen Der PAGE Workshop mit Jochen Rädeker lässt
wir 50 Prozent, ab 10. 05. 2013 100 Prozent der Teilnahmegebühr. Bei Buchung beider Tage können seitens des Teil-
nehmers nicht einzelne Tage storniert werden. Die Vertretung eines angemeldeten Teilnehmers ist jederzeit möglich.
genug Zeit für Fragen und Diskussionen und
Es werden nur schriftliche Stornierungen oder Namenswechsel akzeptiert. Es gilt der Poststempel. den Austausch der Teilnehmer untereinander.
14./15. JUNI
2 Das Erfolgsseminar
»Leitmedium Design« reloaded
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PRAXIS

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GUT VERKAUFEN
Kalkulation & Präsentation

Das Seminar 2
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mit seinen Arbeiten für Unternehmen von Geld, Ruhm und Ehre. Doch vor der allgemeinen Freude steht harte Arbeit:
adidas bis WMF, von Beiersdorf über Vorwerk Wie wird ein Designkonzept kalkuliert? Wie werden Angebote vom
bis zu Kulturfestivals, Schauspiel und Oper Designer richtig formuliert und vom Kunden richtig bewertet? Wie laufen
über einen immensen Erfahrungsschatz in Verhandlungen für beide Seiten sinnvoll ab? Ist der Job da und die
Sachen Konzeption und Umsetzung komplexer Idee steht *, kommt die nächste Hürde: Wie kann ich bei internen und
Designstrategien – von der Imagebroschüre externen Präsentationen überzeugen?
bis zur Werbekampagne, vom Online- bis zum
Messeauftritt. Er ist Autor zahlreicher Bücher Jochen Rädeker erläutert anhand der zehn wichtigsten Erfolgsfaktoren
zum Thema Unternehmenskommunikation. (und Problemfelder) für ein gutes Projekt den optimalen Workflow zwischen
Kreativen und Auftraggebern. Am Beispiel konkreter Kalkulationen aus
unterschiedlichen Aufgabenfeldern von Print bis Online und vom kleinen
Die Agenda Projekt bis zum umfassenden Corporate Design zeigt er den Aufbau
eines überzeugenden Angebots und diskutiert mit den Teilnehmern, wie
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Vom Pitch bis zur Agenturauswahl, vom rechnet werden können. Das Seminar schließt mit ausführlichen Praxistipps
Briefing bis zum Timing, vom Angebot für erfolgreiche Präsentationen von Designern bei Kunden wie auch bei
bis zur Autorenkorrektur: Workflow, Stol- Meetings innerhalb von Unternehmen.
perfallen, Tipps und Taktik für den gegen-
seitigen Umgang der Projektpartner.
Das Seminar »Leitmedium Design 2« findet am 15. Juni 2013 im Hotel 25hours,
2. Richtig kalkulieren Hamburg Bahrenfeld, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro
Stundensätze, Pauschalen, erfolgsabhängige (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungskosten, Lunch
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renz für beide Seiten? * Am Vortag findet Jochen Rädekers Seminar zum Thema Designstrategien
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3. Richtig anbieten nicht direkt aufeinander auf. Wenn Sie aber beide buchen, zahlen Sie nur
Aus der Praxis für die Praxis: Aufbau, 1166 Euro (zzgl. gesetzlicher MwSt.) statt 1296 Euro und sparen 130 Euro.
Pricing und Rahmenbedingungen
überzeugender Angebote anhand
konkreter Kalkulationsbeispiele PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG // E-Mail: info@page-online.de //
Telefon: +49 40 85183400 // www.page-online.de/seminar
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Pitch und Präsentation: 40 Tipps für Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der Reihen-
eine erfolgreiche Präsentation. folge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung an. Sie ist sofort nach
Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung
seitens der Ebner Verlag GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll zurückerstattet. Darüber hinausgehende Ansprü-
Der PAGE Workshop mit Jochen Rädeker lässt che bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten folgende Fristen und Gebühren: Ab 05. 04. 2013 berechnen
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082 PAGE 04.13

TECHNIK
PAGE 04.13 083

Links: Mit Apps


wie Paper oder
SketchBook Pro
(siehe Seite 84 f.)
wird das iPad
zum digitalen
Skizzenbuch

Rechts: Notiz-
und Skizzen-
bücher in allen
Variationen
gibt es bei dem
neuen Label
nuuna (siehe
Seite 88)

Unendlich viele Seiten


Ob schön gestaltetes Notiz-
büchlein oder funktionale
App: Heute gibt es unzählige
Möglichkeiten, seine
Ideen stilvoll zu Papier oder
auf den Screen zu bringen

QWie viele andere analoge Medien


erleben Notiz- und Skizzenbücher ihre
Wiedergeburt in digitaler Form. Waren
sie bei der ersten großen App-Welle
für Tablets noch etwas rudimentär, ha-
ben die Tools im letzten Jahr einen gro-
ßen Sprung nach vorn gemacht. Dabei
sorgen die Vielzahl der Anbieter und
ihre unterschiedlichen Herangehens-
weisen an Interfacedesign, Usability
und Haptik für spannende Lösungen,
die das digitale Notieren und Zeichnen
immer attraktiver machen. So gibt es
Firmen aus dem klassischen Notizbuch-
metier wie Whitelines oder Moleskine,
die ihre Produkte nun auch digital ver-
markten wollen, aber auch Hersteller
wie Adobe oder Autodesk, die eine
084 PAGE 04.13 TECHNIK Sketchbooks: digital & analog

Eingabestifte
QWer viel mit seinem Touch-Device hantiert, kennt lange Erfahrung in der Entwicklung ter. Letzteres ermöglicht einen guten
das Problem: Die Oberfläche ist schnell verschmiert. anspruchsvoller Desktop-Programme technischen Workflow zwischen Mo-
Bei längeren Zeichensessions oder intensiver Nutzung haben und nun mobile Lösungen be- bile- und Desktopversionen.
stört das nicht nur, sondern kann auch zu verzöger- reitstellen. Interessant sind außerdem Egal für welche Ansprüche – in dem
ter Eingabeerkennung führen. Will man nicht dauernd Produkte kleiner Softwareanbieter wie breiten, sich ständig erweiternden An-
mit einem Tuch nachwischen, schafft man sich am bes- beispielsweise FiftyThree, der mit sei- gebot für iOS und Android wird man
ten einen Stylus an. Doch welche Faktoren sollte man ner iPad-App Paper beim Apple Design sicherlich fündig werden. Keine der
beim Kauf eines Stifts berücksichtigen? Award 2012 gewonnen hat. Tablet- oder Smartphone-Apps kostet
Das Interface der meisten Zeichen- in der Basisversion über 10 Euro, aber
Sensitivität. Wie stark oder schwach muss man mit Apps ist skeuomorph, das heißt, es auch viele Gratisangebote können ei-
dem Stylus aufdrücken, damit er erkannt wird? Grund- imitiert Form, Beschaffenheit und Ma- ne Menge. Allerdings stehen nicht alle
sätzlich gilt: Je schneller die Erkennung, desto besser terial des analogen Vorbilds. Nicht nur hier erwähnten Tools für jedes Be-
der Stift. Hier gibt es allerdings auch Unterschiede das Papier, sondern auch Farben, Pin- triebssystem oder jedes Gerät zur Ver-
zwischen den Smartphones und Tablets, die die Re- sel- und Stiftarten sollen sich so echt fügung. Darüber hinaus kann eine App
aktionszeit des Touchpen beeinflussen. wie möglich anfühlen. Je mehr »Hand- je nach Version große Unterschiede in
Gleiten. Der Stift sollte Zeichnen ohne Unterbrechung werks-Charakter« sich in die Pixelwelt Preis und Umsetzung aufweisen. Die
ermöglichen. Da die Mehrheit der Tablets und Smart- übertragen lässt, desto besser. Die im Folgenden angegebenen Preise be-
phones mit kapazitiven Touchscreens ausgestattet Technik lässt uns aber auch ihre Gren- ziehen sich auf die iPad-Versionen
ist, muss der Stylus leitfähig sein. Die Art der Spitze, zen spüren. Nach wie vor ist es nicht (Stand Januar 2013). Zum Schluss noch
ob Schaumstoff, Gummi oder Pinselbürste, ist dabei möglich, die Hand auf dem Touch- ein Tipp: Ein regelmäßiger Blick in App
oft entscheidend. screen abzulegen. So bleibt das Zeich- Store und Google play für Updates und
Haltbarkeit. Wer viel zeichnet, sollte darauf achten, nen eine etwas angespannte Angele- Rabatte lohnt sich.
dass sich Verschleißteile ersetzen lassen. Besonders genheit, und manch einer wird dem
die Spitzen verlieren bei intensiver Nutzung schnell Papier oder Grafiktablett den Vorzug
ihre Funktionstüchtigkeit. geben. Eine gewisse Erleichterung brin- Für Notizbuchliebhaber
Design. An Farbe, Form und Material ist inzwischen gen Eingabestifte, mit denen sich auf 1 Moleskine
fast alles verfügbar. Ob kurz oder lang, dick oder dünn, dem Touchscreen malen lässt (siehe
schwer oder leicht ist dabei eine Frage der persönli- links). Andererseits schafft die Tech- Seit 1997 stellt die italienische
chen Präferenz. Grundsätzlich sollte der Stift bequem nik auch ganz neue Möglichkeiten für Firma Modo & Modo (heute
in der Hand liegen und lang genug sein, um beim die analogen Büchlein. Moleskine hat in Moleskine) ihre klassischen
Zeichnen nicht wegzurutschen. Zusammenarbeit mit Evernote das so- Notizbüchlein her. Das simple Design
Preis. Auch der kleine Markt der Eingabestifte diffe- genannte Smart Notebook entwickelt hat ihr sehr viele Fans eingebracht, und
renziert sich aus. Einen Stylus gibt’s schon ab 5 Euro, (siehe PAGE 11.12, Seite 8). Bei dieser konsequenterweise setzt die digitale
doch bei Stiften unter 10 Euro sollte man ebenso skep- Edition lassen sich mit der zugehöri- Version da an, wo die analoge aufhört.
tisch sein wie bei Modellen über 30 Euro (siehe unten). gen Evernote-App handgeschriebene Man kann in der App unter sechs No-
Zusatzfunktionen. Manche Stifte haben Kappen, an- Notizen oder gezeichnete Bilder scan- tizbucharten wählen. Neben den üb-
dere Clips oder Bänder zum Befestigen am Smart- nen, archivieren, taggen und durch- lichen Papieren – kariert, liniert und
phone oder Tablet. Auch integrierte Magneten sind suchbar machen. blanko – gibt es den Wochenplaner,
beliebt, damit die Stifte automatisch daran hängen Storyboards und Rezeptbücher. Das
bleiben. Andere verfügen neben der Spitze für den Bei der Wahl einer Sketching-App soll- Tool bietet alle Funktionen, die eine
Touchscreen über einen Kugelschreiber. Die meisten te man sich zuerst fragen, für welche Notizbuch-App haben sollte: mehrere
Zusatzfunktionen sind eher Spielereien und sollten Gelegenheiten und Aufgaben man sie Stifte, Textfunktion, Farb-Paletten so-
nicht kaufentscheidend sein. Allerdings erklären sie nutzen möchte. Wer ab und zu am Flip- wie Import- und Exportmöglichkeiten
oft die Preisdifferenzen zwischen den Produkten. chart Dinge erklärt und das nun gerne (E-Mail, Evernote, Facebook, Twitter).
auf dem Tablet machen möchte, sollte Fazit: Wer eher traditionell veranlagt
vor allem auf eine schnelle und ein- ist, aber den Schritt in die digitale Welt
fache Navigation achten. Dann reichen machen möchte, für den ist die kosten-
Anna Lena bereits wenige Auswahlmöglichkeiten lose Moleskine-App die Richtige. Es gibt
Schiller, Autorin und Werkzeuge. Wer gern Sketchnotes, sie für iOS und für Android.
dieses Beitrags, also mit kurzen Erklärungen versehe-
ist spezialisiert ne Skizzen, während Konferenzen oder Weitere Apps in der Kategorie: Nota-
auf Infografiken Meetings anfertigt, sollte eher Wert bility (1,79 Euro), Clibe (4,49 Euro),
sowie Modera- auf verschiedene Pinsel, schöne Far- Penultimate (0,89 Euro),
tion und Live- ben und variable Canvas-Größen le- Bamboo Paper (kostenlos)
Visualisierungen gen. Illustratoren oder Grafikdesigner
bei Konferenzen. wiederum, die eine mobile Lösung für
Darüber hinaus das Festhalten von Bildern und Kon- Für Puristen
leitet sie die zepten suchen, sollten die Funktiona- 2 Paper von FiftyThree
Visual Thinking lität insgesamt berücksichtigen: von
Lessons, die wir der Stiftauswahl über Features wie et- Noch kein Jahr alt und schon
zusammen mit wa Zoom, Im- und Export, Cloudanbin- der Sketching-Liebling der
der Good School dung, Dateiformate, Retina-Display-Un- Techie-Szene: Mit ihrer im
veranstalten terstützung und Farbpaletten bis hin März 2012 veröffentlichten iPad-App
(siehe Seite 65) zu regelmäßigen Updates der Anbie- hat FiftyThree das Schöne in die Welt
PAGE 04.13 085

der digitalen Notizbücher gebracht. Pa- fixe Striche, aber eben auch nicht viel
per punktet mit großartigen Auswahl- mehr. Interessant ist die iPad-App ins-
möglichkeiten bei den Farben und Pin- besondere für diejenigen, die auch an-
seln, die Schreiben oder Zeichnen sehr dere Adobe-Produkte nutzen und so
gut imitieren. ihre unterwegs festgehaltenen Entwür-
Darüber hinaus besticht die App fe am Desktop-Rechner weiter ausar-
durch ihr außergewöhnliches Bedien- beiten können.
konzept. Der Anwender steuert sie aus-
schließlich durch Wischen und Kreis- Weitere Apps in der Kategorie: Brushes 3
1
bewegungen. Die Funktionen sind auf (kostenlos, per In-App-Kauf erweiter-
ein Minimum beschränkt, damit das bar), SketchBook Express (kostenlos),
Die Moleskine-App simuliert den Look des analogen
schlichte Design seine Wirkung voll ent- Sketches 2 (4,49 Euro), neu.Notes
Notizbuchs in der digitalen Welt
falten kann. Das kann am Anfang ein (kostenlos), Blackboard for iPad
bisschen gewöhnungsbedürftig sein. (0,89 Euro), Drawing Pad (1,79 Euro),
Notizbücher lassen sich betiteln und SketchPad HD (0,89 Euro), PRO
eigene Cover hinzufügen. Seiten gibt Finger Sketch Paint BA.net (1,79 Euro),
es wie in jeder App unendlich viele, LiveSketch HD (1,99 Dollar)
man kann allerdings nicht in sie zoo-
men. Social-Media- und E-Mail-Export
sind integriert, der Import von Fotos Für Anspruchsvolle
hingegen nicht. 4 Autodesk SketchBook Pro
Fazit: Wer schnell schöne Bilder zau-
bern möchte, sollte zu Paper greifen. Je ausgefeilter die Zeichen-
Die Basisversion ist gratis, zusätzliche Apps, desto mehr nähert man
Pinsel lassen sich mittels In-App-Kauf sich den Tools der Grafikde-
erwerben. Erwähnenswert: FiftyThree signer und Illustratoren. Die Sketch-
2
dokumentiert alle Updates und Neuig- Book-Serie von Autodesk kennen viele
keiten in einem Tumblr-Blog mit vielen User bereits als Desktop-Anwendung
Paper bietet eine große Auswahl an Farben und Stiften
Beispielen von Paper-Visualisierungen, und wissen das klare Interface und die
für schnelle, schöne Zeichnungen
Tutorials und Hintergrundberichten. Bandbreite der Werkzeuge zu schät-
zen. Das ist bei den Versionen für
Weitere Apps in der Kategorie: Ink for Smartphones und Tablets nicht an-
iOS (kostenlos), Zen Brush (2,69 Euro), ders. Wer sonst mit Maus oder Grafik-
Auryn Ink (3,59 Euro), Sketji (1,79 Euro), tablett arbeitet und präzises Einge-
ASKetch (2,69 Euro) ben gewohnt ist, kann hier zum Stylus
greifen und seine Arbeit nahtlos fort-
setzen. Denn SketchBook Pro bietet
Für Einsteiger und im alles an Funktionen, was man von
Profi-Workflow guter Zeichensoftware gewöhnt ist: je-
3 Adobe Ideas
de Menge Ebenen, Pinsel und Zeichen-
geräte, Möglichkeiten, frei zu transfor-
Ideas gehört zur Touch-App- mieren, zu rotieren, spiegeln, skalieren
Serie, die Adobe speziell fürs et cetera. Die fertigen Zeichnungen
Arbeiten am Tablet entwi- kann der Gestalter lokal und in der 3

ckelt hat. Im Gegensatz zu Photoshop Cloud (via Dropbox) speichern, zu Face-


Ideas ist einfach zu bedienen und mit anderen Adobe-
oder Illustrator kann sich der User das book, Flickr und Twitter exportieren,
Programmen kompatibel
Tool mit Grundfunktionen wie Ebe- in allen möglichen Formaten verschi-
nen, Deckkraft und Farbpaletten zü- cken und auch drucken.
gig erschließen und gleich loslegen. Fazit: Für erfahrene Zeichner ist Sketch-
Das Interface mit Canvas, Pinsel, Far- Book Pro ein wunderbares Tool für
ben und Radierer ist einfach zu bedie- unterwegs. Kein vollständiger Ersatz
nen. Pluspunkt: Die App ist als Vektor- für die Desktopversion, aber im Pool
programm konzipiert und Dateien las- der Zeichen-Apps wohl das umfang-
sen sich als PDF-Files exportieren, was reichste, was man derzeit bekommen
dann die Weiterbearbeitung in Illus- kann. Einsteiger brauchen etwas län-
trator erlaubt. Zusätzlich ist die Adobe ger, um sich mit der Vielzahl an Funk-
Creative Cloud integriert, sodass man tionen vertraut zu machen. Mit der kos-
seine Werke jederzeit von allen Gerä- tenlosen Express-Version sind sie aber
ten einsehen, bearbeiten und teilen auch gut bedient. Anna Lena Schiller
kann. Dropbox- oder Evernote-User
müssen sich mit dem E-Mail- oder Fo- Weitere Apps in der Kategorie: 4
toalbumexport zufriedengeben. ArtRage (4,49 Euro), Layers –
Fazit: Ideas bietet zu einem Preis von Pro Edition (5,99 Dollar), SketchBook Pro ist ein umfangreiches Tool, das sich
8,99 Euro alles, was man braucht für Procreate (4,49 Euro) für fortgeschrittene Zeichner eignet
086 PAGE 04.13 TECHNIK Sketchbooks: digital & analog

The Real Thing


QDie einen schwören auf digitale
Tools, den anderen geht nichts darü-
ber, ein schönes Skizzen- oder Notiz-
buch zwischen den Fingern zu fühlen.
Kein Problem, momentan gibt es eine
regelrechte Flut an stylishen Sketch-
books mit interessanten Coverillustra-
tionen oder -materialien. Die Modern-
Craft-Bewegung hat inzwischen auch
in Deutschland eine ganze Reihe de-
signorientierter Manufakturen hervor-
gebracht, die statt auf China-Exporte
auf nachhaltige, eigene Herstellung
setzen. Wir stellen die Macher und ih-
re begehrenswerten Produkte vor, die
man im Übrigen auch gut neben digi-
1
talen Helferlein nutzen kann.

Oben: Blanko-
bücher und -hefte
von Wednesday
Paper Works

Rechts: Produkte
von Bindewerk,
oben mit siebge-
drucktem Leinen
und Buntpapier,
darunter in
≥ PAGE Online Filz gebunden
Alle Links zum Artikel sowie
weitere Blankobücher
unter www.page-online.de/
Skizzenbuecher
PAGE 04.13 087

Berlin
1 Wednesday Paper Works

»Wir sind beide totale Materialfetischis-


tinnen und lieben Papier«, sagt Chrish
Klose von sich und ihrer Schwester
Jenny. »Und wir wollten schon immer
zusammenarbeiten.« Vor einem Jahr
starteten sie deshalb die Firma Wed-
nesday Paper Works. Die Kombination
der Talente ist perfekt: Jennifer ist
Buchbindemeisterin, Chrish betrieb als
Designerin sieben Jahre lang ihre ei-
gene Agentur Studio Grau.
In Berlin-Kreuzberg machen die bei-
den nun unter anderem wunderschö-
ne Skizzenbücher, wobei sie sich nicht
nur der Charta für nachhaltiges De-
sign der AGD verpflichtet fühlen. Es
geht um mehr: »Wir wollen in alles Tun
ein wenig Entschleunigung und Quali-

tät bringen. Papier ist für dieses Un- dewerk nach Prien am Chiemsee ge- Die Wahl zwischen
terfangen der perfekte Begleiter. Es zogen, hat neun Mitarbeiter und ver- verschiedenen
drängt zum Langsammachen, zum In- kauft seine Papeteriewaren in 21 Län- Motiven und zum
nehalten und zur Bedacht. Papier ist dern. Nach wie vor wird aber selbst Teil im Siebdruck-
das Gegengewicht zum Virtuellen, zur vor Ort produziert – damit passt sie verfahren her-
Löschtaste und dem Copy-and-paste- perfekt in die Philosophie der neuen gestellten Auf-
Diktat. Wir sind moderne Menschen Manufakturen. Notizbuchreihen wie et- machungen fällt
mit Computern, die die alten Techni- wa Flowerpower, Marlies oder Suzette bei nuuna schwer
ken schätzen und ehren, weil wir im mit Leinenbindung und bunt gemus-
Analogen für uns Echtzeit entdecken.« terten Papieren kommen verspielt und
Und ja, wir können es bestätigen, von nostalgisch daher. Es gibt jedoch auch Links: Wedder-
ihren Notizheften aus Papier und den Neutraleres in Leinen, Zellpappe, Filz bruuk macht
leinenbezogenen Blankobüchern mit oder Echtholzfurnier gebunden, alles Notizbücher aus
abstrakten gold- oder metallicfarbe- maximal in DIN A5. alten Buchde-
nen Heißfolienprägungen geht eine ≥ www.bindewerk.de ckeln. Die Größe
entschleunigende Magie aus . . . variiert – Modell
≥ http://wednesday-paper-works.com Bremen Zebra mit einge-
3 Wedderbruuk
klebtem Um-
München und Prien schlagmotiv ist
2 Bindewerk
Auf Plattdeutsch bedeutet »wedder- 23,5 mal 16 Zenti-
bruuk« wiederbringen oder wiederge- meter groß
Bindewerk kann man getrost als Klas- brauchen – auf Neudeutsch also Recy-
siker unter den Notizbuchmachern be- cling. Unter diesem Label starteten
zeichnen. Arne Katzbichler startete kürzlich vier junge Leute in Bremen
1996 mit einer kleinen Handbuchbin- ein Atelier beziehungsweise eine Fir-
derei in München. Inzwischen ist Bin- ma, die aus »Müll« und Trödel neue
088 PAGE 04.13 TECHNIK Sketchbooks: digital & analog

gen. Das Ganze ist etwas lose, funktio- Brückenstraße 66 oder in verschiede-
niert aber bestens – und ist ein Skiz- nen Buchhandlungen und Museums-
zenbuch, das sich immer wieder neu shops im In- und Ausland.
befüllen, sprich wieder gebrauchen ≥ www.nuuna.com
lässt. Der Verkauf läuft über DaWanda,
bis die eigene Website online geht. Zürich
≥ www.wedderbruuk.de; http://de. 5 Stilgraf
dawanda.com/shop/wedderbruuk
Schweizerisch gediegen kommt Stilgraf
Frankfurt am Main aus Zürich daher. Die Manufaktur hat
4 nuuna
ihren lustigen Namen von den ernsthaf-
ten Gründern Philipp Graf und Martin
Ob sie auf einer Schuh- und Handta- Stillhart und produziert mit umwelt-
schenmesse in Italien nach innovati- freundlichen Materialien diverse Skiz-
ven Materialien und Oberflächen for- zen- und Notizbücher sowie Schreib-
schen oder kuriose Materialien wie re- tischaccessoires im Vintage-Look. Auch
cycelte Warnwesten verwenden: Mit Sonderanfertigungen sind möglich, wo-
Einbandstoffen Papieren, Druck- und bei die Cover sich im Digitaldruck mit
Veredelungstechniken experimentie- individuellen Motiven versehen lassen.
ren die Notizbuchmacher von brand- ≥ www.stilgraf.ch
book.de seit 1998. Allerdings gab es
die Bücher bislang nur customized im Weimar
Auftrag von Kunden. Jetzt hat die 5 Herz und Seele
Frankfurter Firma die Consumermar-
ke nuuna ins Leben gerufen, deren Ar- In Kleinstauflagen von maximal drei bis
tikel auch Normalsterbliche einzeln vier Stück stellt Grafikdesignerin Cissy
kaufen können. Produziert wird auch Hecht, die an der Bauhaus-Universität
hier einzig und allein in Deutschland. Weimar studierte, mit Buchbinderin Sil-
5 Zum Qualitätsanspruch gehört unter ke Steinhagen Skizzenbücher her. Auf
anderem, dass sämtliche Bücher fa- Reisen, Messen, Flohmärkten und bei
Handarbeit Sachen macht. Dabei sind Produkt- dengeheftet sind. Händlern erwirbt sie ständig Papiere
aus Weimar: die designerin Sandra Hörner, Geowissen- Zu haben sind sowohl schlicht wei- und Textilien für die Projekte ihres klei-
Skizzenbü- schaftlerin Tanja Hörner, Tilman Schwa- ße, graue oder schwarze Exemplare nen Labels Herz und Seele. Innen be-
cher von Herz ke, der noch Stadt- und Regionalent- mit leuchtend bunten Gummibändern nutzt sie Schleipen-Werkdruckpapier,
und Seele wicklung studiert, sowie Grafikdesig- und Schnitt als auch solche in High- wobei über jede zehnte Seite ein Herz-
ner Frederik Niemann. Letzterer macht Gloss-Covern in Pastell oder Neon. An- und-Seele-Vogel als winziger Begleiter
schon seit geraumer Zeit mit einem dere sind mit Siebdruckmotiven verse- fliegt. Verkauft wird über DaWanda.
Freund in der eigenen Siebdruckwerk- hen – ob auf Graupappe, schwarzem ≥ www.herz-und-seele.net
statt Plain And Black schöne T-Shirts. Lederfaserstoff, Jeans-Label-Material
Die Notiz- oder Skizzenbücher von oder auf Karton mit neonfarbenem
Wedderbruuk sind simpel: Sie beste- Kunstfaserbuchrücken und Stiftschlau-
San Francisco Gingko Press
hen aus zwei versäuberten Deckeln al- fe. Die Standardgröße liegt bei 165 mal Der Verlag Gingko Press mit Büros in
ter Bücher mit lockerer Ringbindung, 220 Millimetern, die Bücher der Kollek- Berkeley und Hamburg schlägt seit
die sich öffnen lässt, um neben den tion Studio XL sind 225 mal 290 Milli- vielen Jahren eine Brücke zwischen
schon enthaltenen 60 Seiten cremefar- meter groß. Zu erwerben sind sie im amerikanischer und deutscher Grafik-
benen Papiers eigene Seiten einzufü- Internet, im Frankfurter Shop in der design- und Urban-Art-Szene. Das gilt
auch für Notiz- und Skizzenbücher. So
Skizzenbüchlein
verkauft Gingko hierzulande die Jour-
von Super7 aus
nale des Super7 Store 6 , den Brian
San Francisco
Flynn und Dora Drimalas vom Studio
Hybrid Design in San Franciscos legen-
Nichts für därer Haight Street betreiben. Ihre Vor-
Minimalisten: liebe für Designer Toys und Character
die Journale Design schlägt sich deutlich im Outfit
von Beci Orpin der Notebooks nieder.
(rechts Verspielt kommen auch die Cover
daneben) der Journale von Beci Orpin 7 daher.
Die australische Designerin hat ein Do-
it-yourself-Label, produziert Kinderklei-
dung, Wohnaccessoires und Papeterie-
waren. Ihre Skizzenbücher sind 148 mal
210 Millimeter groß, fadengeheftet und
in Kartondeckel gebunden, die vorn
6 7
und hinten Siebdrucke tragen. Zu ha-
PAGE 04.13 089

ben sind die 80 Seiten starken Hefte in


exklusiven Läden wie beispielsweise
Supalife Kiosk in Berlin, den Buchhand-
lungen Walther König in Köln und Ham-
burg, Wortwahl München oder Sixxa
in Wien. Über gingkopress@t-online.de
kann aber auch jede andere Buchhand-
lung die Journale bestellen.
≥ www.gingkopress.com

Düsseldorf & Welt Rikiki


Auch bei Rikiki lassen sich einige Jour-
nale von Beci Orpin sowie Wednesday
Paper Works kaufen – im Laden in der
Lindenstraße oder im Onlineshop. Bei-
de bieten viele interessante grafische
Produkte an: vom bedruckten Geschirr-
tuch bis zu den Akten-Laptop-Mappen
aus alten Plakaten und Andruckbogen
von nowakteufelknyrim. In puncto Skiz-
zenbücher wartet Shopbetreiberin Rike
Stephani mit tollen Fundstücken auf –
ob die schulheftartigen Notizhefte von
Paperways aus Korea, die Büchlein der
brasilianischen Manufaktur Corrupio-
la, die A5-Hefte von Tamasyn Gambell Stand: F 138
aus London oder von Papier Tigre aus Eine Hommage
Paris mit Recyclingpapieren drinnen an Servietten und
und geometrischen Mustern außen.
Und schließlich die Notebookserie von
Serrote 8 aus Lissabon, die Cover und
Tischtücher aus
Papier ist dieses
Notizbuch von
Managed-Server-
Vollkomfort.
Papier stets einem bestimmten Thema Serrote – dessen
widmen, etwa Keksmuster, Buchhal- Innenseite aus
tung oder Papierservietten. cg eben diesem
≥ www.shop-rikiki.de/shop Papier bestehen

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090 PAGE 04.13 TECHNIK 3-D-Scanning

Vermessung der Welt


Nach dem 3-D-Druck kommt jetzt das 3-D-Scanning im Alltag an. Wir stellen Lösungen von der Gratis-App über
preisgünstige Scanner bis hin zum Hightech-System vor – und Projekte, die diese Techniken kreativ nutzen

QWenn es am 5. März in San Francisco montieren könnte, brauchte das Pro- fabb Studio, einer Software zur Be-
dunkel wird, leuchtet dort zum ersten jektteam ein Muster der Kabel, an de- arbeitung von 3-D-Meshes, glättete
Mal die weltgrößte Lichtskulptur – die nen die Bay Bridge aufgehängt ist. Da Boden und Unterkante und druckte
Bay Bridge. Anlässlich des 75. Jahresta- die Kreativen natürlich nicht einfach ein auf einem MakerBot-3-D-Printer eine
ges des Wahrzeichens kreierte der ame- Stück heraussägen konnten, wurden Kopie des Kabels aus ABS-Plastik im
rikanische Künstler Leo Villareal eine sie erfinderisch: »Wir fotografierten ein Originalmaßstab aus (siehe Seite 92 f.).
computergesteuerte Punktmatrix aus Stück des Brückenkabels mit einer wet- Nun entwarf das Team einen speziel-
25 000 rhythmisch blinkenden LEDs. terfesten Kamera«, berichtet New Me- len wetterfesten Clip, in dessen Aus-
≥ PAGE Online Diese sind an den Drahtseilen des rund dia Developer Gian Pablo Villamil, »und lassungen sämtliche Kabel entlangge-
Links, Videos sowie 2,8 Kilometer langen westlichen Brü- nutzten dann Autodesk 123D Catch, um führt werden konnten. Die Clips be-
weitere Projekte ckenzugs befestigt, der die Metropole knapp vierzig unserer Aufnahmen in festigten die Kreativen schließlich mit-
finden Sie unter mit Yerba Buena Island verbindet. Um ein 3-D-Modell zu verwandeln.« hilfe von Kabelbindern aus PVC-be-
www.page-online. zu testen, wie man die Leuchtdioden, Die 3-D-Daten optimierte Gian Pablo schichtetem Stahl. »Und da wir silber-
de/3d-scanning Strom- und Datenkabel am besten Villamil anschließend mithilfe von net- farbenes Plastik verwendeten, sind
PAGE 04.13 091

Kinect Video »Unnamed Sound Sculpture«


Zusammen mit dem Berliner Künstler Daniel Franke entwickelte onformative
das Datenvisualisierungsprojekt »Unnamed Sound Sculpture«, das die Möglich-
keiten der Kinect ausreizt. Dazu zeichneten sie mit drei Kinect-Kameras eine
Tanzperformance in Echtzeit als 360-Grad-Punktwolke auf. Die Tänzerin Laura
Keil interpretierte ein Stück des Soundkünstlers Machinefabriek. Das Set-up
aus drei Kinect-Kameras erlaubte die Rundumaufnahme der Performance. Die
Kreativen lasen die Daten jeder Kamera separat ein, synchronisieren sie mit
einer selbst entwickelten Software und exportieren sie in ein Partikelformat.
Dieses konnten sie in 3ds Max laden und dort mit der eigentlichen Visualisie-
rung beginnen. Nach einigem Experimentieren entschied sich onformative für
einen düsteren, rhythmischen Stil, der die Stimmung der Musik transportiert.
Nachträglich fügten die Kreativen virtuelle Kamerabewegungen hinzu, die durch
den Sound kontrolliert werden, und renderten das finale Video.
092 PAGE 04.13 TECHNIK 3-D-Scanning

die Clips jetzt an den Drahtseilen


der Bay Bridge so gut wie unsichtbar«,
erklärt Gian Pablo Villamil.

Die 3-D-Scan-Technik, die beim »The


Bay Lights«-Projekt zum Einsatz kam,
ist keine Weltneuheit und kein teures
Hightech-System. Sie zeigt vielmehr, wie
selbstverständlich 3-D-Scanning inzwi-
schen zur Problemlösung im Design-
bereich genutzt wird. Heute lässt sich
fast alles scannen: Menschen, ganze
Häuserzeilen, selbst winzige Ersatztei-
le für Kleingeräte. Dies kann eine güns-
tige, zeitsparende Alternative zum
3-D-Modelling sein. Dabei eignet sich eine Kamera, unter-
schiedliche Perspektiven
die Technik nicht nur fürs Reverse En-
gineering, also für die Nachkonstruk-
tion eines Objekts, sondern auch für Bildbasierte Techniken. Die Kamera erfasst
Produktentwicklung und Rapid Proto- das Objekt von allen Seiten. Eine Software
typing. Momentan gibt es vier Haupt- untersucht die Fotos nach markanten Punk-
techniken, mit denen sich Raumdaten ten und errechnet daraus ein 3-D-Modell
gewinnen lassen: mit bildbasierten Ver-
fahren, mit dem Lichtmusterverfahren,
per Laserscanner oder einer Tiefenka- weite ihre Lage im Raum sowie die un-
mera. Für jede Methode stehen Geräte gefähren Maße des Objekts. Die Anzahl
und Software für jedes Budget bereit. der benötigten Bilder variiert dabei, ge-
Bei der Wahl der passenden Technik nerell gilt jedoch: je mehr Bilder, desto
für ein Projekt spielen viele Faktoren ei- genauer das 3-D-Modell. Bereits aus
ne Rolle. Zunächst muss man sich fra- zwei Fotos erstellt die 99-Cent-App Tri-
gen, was man erfassen will: Ist das Ob- mensional ein 3-D-Modell, das man in
jekt bewegt oder unbewegt, einfarbig professionelle Programme exportie-
oder kontrastreich, groß oder klein? ren oder mit einem MakerBot-Drucker
Während zum Beispiel Objekte, die mit direkt ausgeben kann.
dem Laser erfasst werden, möglichst Sehr beliebt ist das kostenlose 123D
ganz weiß sein sollten, sind Kontraste Catch, das es sowohl als Browserver-
und Texturen bei der bildbasierten Me- sion als auch als Smartphone-App gibt.
thode entscheidend. Wer bewegte Mo- Es generiert besonders schnell ein 3-D-
delle erfassen möchte, wird mit 3-D- Modell, da die Bilder auf einen Server
Scanning keine guten Erfolge erzielen hochgeladen und dort berechnet wer-
und sollte sich stattdessen mit Motion- den. Steht das 3-D-Mesh zur Verfügung,
Tracking-Methoden vertraut machen. erhält der Nutzer eine E-Mail. Eine Be-
Entscheidend ist natürlich auch, in wel- arbeitungsfunktion erlaubt es, Löcher
chem Format die Daten später vorlie- nachträglich von Hand zu schließen,
gen sollen, ob sie nachbearbeitet wer- Oberflächen zu glätten oder Teile des
den müssen und wenn, in welcher Soft- Modells abzutrennen oder zu planie-
ware. Schließlich sollte man sich fragen, ren, etwa wenn man ein Objekt für den
wie wichtig die Detailtreue gegenüber Druck vorbereitet. Probleme ergeben
dem Original ist. sich bei schwierigen Beleuchtungsver-
hältnissen: Sind in den Bildern sowohl
Bei den bildbasierten Ansätzen sind sonnige als auch schattige Bereiche
in den letzten Jahren gleich mehrere vorhanden, tritt in den Punktwolken
populäre Lösungen entstanden, darun- größeres Rauschen auf. Bildbasierte
ter Open-Source-Tools und Gratislösun- Verfahren sind besonders in Verbin-
gen wie Microsoft Photosynth oder dung mit 3-D-Druckern beliebt, um so-
Autodesk 123D Catch. Als Hardware fort Kopien zu erstellen, wie zum Bei-
reicht hier eine Digital- oder Handyka- spiel bei dem Scanathon im Asian Art
Fotos: Gian Pablo Villamil, Lucas Saugen

mera, mit der man das Objekt aus al- Museum (siehe rechte Seite oben).
len Perspektiven fotografiert. Aus die-
sen Aufnahmen generiert die Software Beim klassischen Laserscanning, ei-
dann automatisch eine 3-D-Punktwol- nem verhältnismäßig kostenintensiven
ke. Dafür sucht sie nach markanten Verfahren, tastet ein horizontaler La-
Punkten und Strukturen, die auf meh- serstrahl das Objekt ab. Ein Lichtsensor
reren Aufnahmen zu finden sind und registriert die Reflexion, um mittels des
bestimmt unter Zuhilfenahme der EXIF- so genannten Triangulationsverfahrens
Daten wie beispielsweise der Brenn- die Maße der Oberfläche zu errech-
PAGE 04.13 093

Abbildung: Business Wire


Foto: Christian Pramuk
123D Catch Scanathon
Bei einem Scanathon im Asian Art Museum in San Francisco konnten
die Gäste mit der App 123D Catch 3-D-Modelle ihrer Lieblings-
exponate erstellen, diese direkt mit einem 3-D-Printer ausdrucken
und die Miniaturen der Kunstwerke mit nach Hause nehmen. Die
3-D-Daten wurden zudem auf MakerBot Thingiverse veröffentlicht.
Wer Zugang zu einem 3-D-Printer hat, kann sie herunterladen,
sie gegebenenfalls verändern und eine eigene Kopie ausdrucken.

Abbildung: Grant Schindler

123D Catch iPhone-App Trimensional


Die iPhone-App Trimensional erstellt aus nur zwei
Lichtinstallation »The Bay Lights« Aufnahmen ein 3-D-Porträt. Dazu analysiert sie,
Um die Möglichkeiten zur Befestigung der LEDs an der Bay wie das Licht auf dem Gesicht reflektiert wird und
Bridge in San Francisco zu erkunden, fotografierte das Team errechnet daraus ein einfaches Polygonmodell.
um Lichtkünstler Leo Villareal eines der Stahlseile und wan- Dieses lässt sich in professionelle Programme expor-
delte die Bilder mit Autodesk 123D Catch in ein 3-D-Modell um. tieren. Die MakerBot-Edition von Trimensional
Dann druckten die Kreativen eine Kopie in Originalgröße erlaubt es zudem, die 3-D-Daten sofort auf Thingi-
aus, mit der sie eine maßgeschneiderte Lösung entwickeln verse.com hochzuladen und von dort direkt an
und das Projekt anschaulich präsentieren konnten. einen 3-D-Printer weiterzuleiten und auszudrucken.
094 PAGE 04.13 TECHNIK 3-D-Scanning

nen. Gute Resultate liefern der por-


table High-End-Scanner Eva 3D von
Artec (um 15 000 Euro) oder die stati- Laser
schen Modelle von Cruse Digital, die
etwa für die Archivierung von Gemäl-
den eingesetzt werden. Aber auch hier
gibt es längst günstigere Möglichkei-
ten. Eine beliebte Low-Budget-Lösung
ist die Kombination eines selbst gebau-
ten 3-D-Scanners mit der Gratissoft-
ware David-Laserscanner. Bauanleitun-
gen für DIY-Scanner unter 100 Euro
findet man im Netz unter anderem auf Kamera
Instructables, Make: oder Hack A Day.
Die Designer Isaac Blankensmith Laserscanning. Ein horizontaler Laser-
und Kyle DeHovitz entwickelten im letz- strahl tastet das Objekt ab, die Kamera
ten Jahr den Prototyp eines tragbaren erfasst das Bild und eine Software
Laserscanners, der die Daten via Blue- errechnet die 3-D-Werte des Objekts
tooth direkt an iOS- und Android-Ge-
räte schickt (siehe rechte Seite oben).
Das belgische Designstudio Unfold er- Infrarotpunktmustern, die ein Projek-
kundet den kreativen Einsatz von 3-D- tor in den Raum wirft und eine Kame-
Scanning in Verbindung mit Rapid ra wieder aufnimmt (siehe Grafik auf
Prototyping. Bei seinem Kunstprojekt Seite 96). Anders als das Lichtmuster-
»L’Artisan Électronique« konnten Aus- verfahren kommt die Kinect mit einer
stellungsbesucher eine virtuelle Töp- einzigen Aufnahme aus, um die räum-
ferscheibe bedienen und das dabei liche Tiefe aller Bildpunkte zu berech-
entstehende 3-D-Modell mit einem nen. Sie liefert damit ein Tiefenbild, also
RepRap-3-D-Drucker aus Ton produ- ein extrudiertes 2-D-Bild mit Tiefen-
zieren lassen (siehe rechts oben). informationen, aber kein 360-Grad-
3-D-Bild. Ein wesentlicher Punkt, der
Abbilduung: Unfold

Mit dem Lichtmusterverfahren kann für die Kinect spricht, sind der Preis
man Objekte viel schneller und einfa- von gerade mal 100 Euro für die Kame-
cher erfassen als mit dem Laserscan- ra in der Konsolenversion. Eine Edition
ning. Hierbei beleuchtet ein Projektor für Windows ist etwa doppelt so teuer
das zu erfassende Objekt nacheinander und enthält zusätzlich eine Lizenz, um
mit hellen und dunklen Streifenmus- mit dem SDK kommerzielle Anwen-
tern, und eine Kamera nimmt auf, wel- dungen zu entwickeln.
che Bildpunkte im Hellen oder Dunklen Mit dem RGBDToolkit lassen sich
liegen. Eine Software errechnet dann die 3-D-Daten der Kinect-Kamera und
die Dimensionen des Körpers und er- die Farbdaten einer digitalen Spiegel-
stellt ein Polygongittermodell. Dabei ist reflexkamera in Echtzeit verbinden
wichtig, dass kein Fremdlicht einfällt, (siehe PAGE 09.12, Seite 98). Dadurch
da dies die Aufnahme stören kann. eignet sich die Lösung auch für Motion-
Mit etwas Aufwand lässt sich auch Tracking-Projekte. Das Besondere: Die
das Lichtmusterverfahren nachbauen, Daten lassen sich im Nachhinein
doch sind die Anschaffungskosten we-
gen des Beamers höher als beim DIY-
Laserscanner. Daher lohnt es sich, die
Anschaffung einer Kinect zu erwägen,
die ähnlich gute Ergebnisse liefert und
leichter zu installieren ist. Im professio-
nellen Bereich, besonders im Reverse Lichtmuster
wird projiziert
Engineering, wird das Verfahren aber
noch häufig eingesetzt. So fertigte das
Londoner 3-D-Scanning-Studio Inition
auf diese Weise vom Kopf des Musikers
Si Begg einen 3-D-Scan und -Print an.
Dieser diente der Kreativagentur ATYP
als Grundlage für einen experimentel-
len Animationsfilm (siehe ganz rechts). Kamera
Beamer

Die prominenteste Tiefenkamera ist Lichtmusterverfahren. Ein Projektor


Microsofts Kinect, die ursprünglich als wirft Streifenmuster auf das Objekt. Anhand
Bewegungssteuerung für die Xbox 360 der Hell-Dunkel-Werte der Aufnahmen
gedacht war. Die Technik basiert auf errechnet eine Software das 3-D-Modell
PAGE 04.13 095

Fotos: Liesje Reyskens


Laserscanning
Ausstellungsprojekt
»L’Artisan Électronique«
Unfold inszenierte eine interaktive
virtuelle Töpferscheibe: Auf eine
Glasscheibe projizierten die belgischen
Designer das einfache, rotierende
3-D-Mesh eines Gefäßes. Am Rahmen
um die Töpferscheibe war ein Laser
befestigt, der über diese einen dünnen
grünen Strahl warf. Durch leichte
Berührung des Lasers ließ sich dann
die Form des projizierten Vasen-
Laserscanner Armada
Foto: Christof Vrancken

modells verändern. Bei Gefallen konn- Der Prototyp des portablen Laserscanners ist nur wenig größer als ein
ten die Ausstellungsbesucher ihren iPhone und verfügt über zwei 18-Megapixel-Kameras und einen
Entwurf in einer Datenbank sichern beweglichen Laser. Die Kameras zeichnen die Bewegungen des Lasers
und anschließend mit einem umge- auf und berechnen daraus ein Polygonnetz. Die 3-D-Daten sendet
bauten RepRap-3-D-Drucker Schicht das Gerät per Bluetooth an iOS-Geräte, die daraus eine STP-Datei errech-
für Schicht aus Ton ausdrucken. nen, die verschiedene CAD-Systeme weiterverarbeiten können.

Lichtmusterverfahren
Musikclip »Permission To Explode«
Für das neue Album »Permission to Eplode« von Si Begg entwickelte die
Agentur ATYP einen Clip, der digitale und analoge Techniken mixt. Grund-
lage dafür war ein 3-D-Print des Kopfs des Musikers, den das Londoner
3-D-Scanning-Studio Inition anfertigte. Um den Kopf von allen Seiten zu erfas-
sen und die vielen Details, wie die Haare oder den Gesichtsausdruck, zu
erhalten, wählte Inition das Scansystem Mephisto 3D von 4DDynamics, das
auf dem Lichtmusterverfahren basiert. Auf diese Weise entstand nicht
nur eine Kopie des ganzen Kopfes, sondern auch noch eine aus 17 Scheiben
bestehende Version. Die Kreativen animierten nun den Kopf sowie weitere
farbige Elemente mittels Stop-Motion-Technik. Die 3-D-Kopie liefert damit
eine realistische Grundlage für die abstrakte Komposition des Clips.
Abbildungen: ATYP
096 PAGE 04.13 TECHNIK 3-D-Scanning

Fluid Scanning
Ebenso kurios wie kostengünstig ist
Kinect (zwei Kameras, das Verfahren, das sich der deutsche
ein Infrarot-Projektor) Medienkünstler Friedrich Kirschner
schon 2008 ausdachte. Sein »Fluid Scan-
Kinect. Die Kinect sendet ein Infrarot- ning«-System basiert auf der Idee,
Foto: Christo Doherty

Punktmuster in den Raum. Die Kameras dass man die Silhouette eines Gegen-
errechnen durch dessen Verzerrung stands leicht erfassen kann, wenn
Form, Größe und Entfernung des Objekts dieser von einer stark kontrastierenden
Flüssigkeit umgeben ist – egal, ob Milch,
Tinte oder Cola. Nach diesem Prinzip lässt
auch aus einem anderen Blickwin- sich schon mit einer Plastikschale voll
kel wiedergeben. Der Medienkünstler Milch, ein paar Lego-Bausteinen und einer
und RGBDToolkit-Mitentwickler James Webcam ein einfacher Scanner bauen.
George erstellte auf diese Weise zum In einem größeren Bassin kann man aber
Beispiel seine Installation »Spectacle«, auch einen Menschen scannen. Dieser
Foto: Friedrich Kirschner

bei der sich die virtuelle Kameraper- wird dabei langsam in die Flüssigkeit ab-
spektive konstant verschiebt (siehe gesenkt, und die fixierte Kamera erfasst
rechts unten). Noch weiter ging die Ber- jedes Stadium. Die so aufgezeichneten
liner Digitalagentur onformative, die für Schichten setzt dann ein von Kirschner
ihr Projekt »Unnamed Sound Sculp- geschriebenes Open-Source-Programm
ture« drei Kinect-Kameras kombinier- zu einem 3-D-Mesh zusammen.
te und so in Echtzeit eine 360-Grad-
Punktwolke aufzeichnete, die sie in
3ds Max zu einem Musikvideo weiter-
verarbeitete (siehe Seite 90 f.). Kinect und RGBDToolkit
Alle vier Verfahren haben ihre Vorzü-
Installation »Spectacle«
ge, aber auch Nachteile. Die effizien- Der Fotograf Alexander Porter hat zusam-
ten neuen bildbasierten Anwendun- men mit den Medienkünstlern James
gen fordern die noch vor zehn Jahren George und Jonathan Minard RGBDToolkit
dominante Marktposition des Laser- entwickelt, mit dem sich die 3-D-Daten
scannings heraus, da sie günstige und der Kinect-Kamera in Echtzeit mit den Farb-
bedienungsfreundliche Alternativen daten einer digitalen Spiegelreflexkamera
bieten. Microsofts Kinect-Steuerung hat verbinden lassen. Die aufgezeichneten
in kurzer Zeit eine Vielzahl kreativer Daten lassen sich im Nachhinein auch aus
Hacks und Projekte auf den Plan geru- einem anderen Blickwinkel anzeigen.
fen und durch ihre Genauigkeit und Für seine Installation »Spectacle« in einer
den niedrigen Preis viele teure Geräte Gruppenausstellung im englischen Salford
obsolet gemacht. nutzte James George das Verfahren etwa,
Durch die Vielzahl von Open-Source- um andere an der Schau beteiligte Künstler
Programmen gibt es inzwischen Low- zu interviewen. Auf drei Leinwänden
Buget-Lösungen für die meisten 3-D- zeigte er Filme, in denen sich die virtuelle
Scanning-Techniken. Stark ausgeprägt Kameraperspektive konstant verschiebt
ist dabei die Verbindung von DIY- und so eine stetig neue Perspektive zeigt.
Scannern und 3-D-Printern. In diesem
Sektor gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein
Weg. Egal, ob das ein aus Webcam und
Laserpointer gebauter Laserscanner
ist oder, wie im Falle Friedrich Kirsch-
ners Projekt »Fluid Scanning« (siehe
Abbildung: James George

rechts oben), ein aufblasbares Plansch-


Foto: Alexander Porter

becken voll schwarzer Tinte, in das


peu à peu eine Person abgesenkt wird
und dessen Einzelaufnahmen am Bild-
schirm zu einem 3-D-Mesh zusammen-
gesetzt werden. fb
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098 PAGE 04.13 TECHNIK

TOOLS & TECHNIK

Die Tastatur
E-Inkey verän-
dert ihr Layout
je nach aktiver
Anwendung

Variable E-Paper-Tastatur
QDass E-Paper-Displays nicht nur Pa- Die E-Paper-Technologie, wie sie
Transparenter pier, sondern auch andere Materialen auch E-Book-Reader nutzen, gestattet
Kunststoff
ersetzen und damit neue Formen der blickwinkelstabile und stromsparende
Interaktivität ermöglichen, zeigen Ma- Darstellungen auf kleinstem Raum –
Kunststoff
xim Mezentsev und Aleksander Suhih ist also ideal für die variable Tastatur-
vom Büro Pixel aus Ischewsk in Russ- beschriftung. Es dürfte nur eine Frage
land. Ihre Tastatur E-Inkey ist bisher ei- der Zeit sein, bis das Konzept umge-
ne Designstudie. Die Beschriftung der setzt wird. Die einzige bereits erhält-
E-Paper
Tasten ist – ähnlich wie bei der virtu- liche variable Tastatur kommt übrigens
ellen Tastatur von Smartphones oder ebenfalls aus Russland – von Art. Le-
Tablets – variabel und lässt sich je nach bedev Studio. Die Optimus Maximus
Kunststoff Anwendung verändern. Shortcuts und basiert jedoch auf OLED-Displays, die
Tools werden also abhängig davon ein- deutlich dicker sind und eine separate
geblendet, ob etwa InDesign oder Illus- Stromversorgung benötigen.
trator im Vordergrund laufen. ≥ www.p1x.ru; www.artlebedev.com

Über die Display-Grenzen hinaus


QMit IllumiRoom stellt Microsoft ein Dazu scannt die Kinect-Kamera die Um- auf der Xbox 360 laufendes Spiel zu
interessantes Konzept für die Kinect gebung des Monitors und versorgt die- sehen. Die nicht im Fokus stehenden
vor, das das Geschehen auf dem Bild- se über einen Projektor mit Bildinfor- Bildanteile reichen über das Display
schirm in den Raum hinein erweitert. mationen. Auf dem Demovideo ist ein hinaus. Bei Explosionen scheinen die
Trümmer aus diesem heraus ins Zim-
Das Kinect-
mer zu fliegen – ebenso Schneeflocken
Konzept Illumi-
oder Lichtstrahlen. Der Übergang wirkt
Room bezieht
nahtlos, perspektivische Brechungen
die Umgebung
durch Möbelstücke oder im Verhältnis
des Monitors
zum Monitor schräg stehende Wände
in die Darstel-
rechnet die IllumiRoom-Technologie he-
lung mit ein
raus oder bezieht sie in die Effekte ein.
Microsoft beteuert, das abgefilmte De-
mo nicht weiter bearbeitet zu haben.
Da man die Kinect auch an den PC
anschließen lässt, sind Anwendungen
über Videospiele hinaus denkbar.
≥ http://research.microsoft.com
PAGE 04.13 099

Blade Runner auf dem Schreibtisch


QEin ungewöhnliches Design weist schlossen wird sie über eine USB-3.0-
die neue Festplatte von La Cie auf: oder -2.0-Schnittstelle. Andere Vari-
Philippe Starck hat sich bei ihrem Ent- anten sind nicht vorgesehen. Ebenso
wurf von diversen Science-Fiction-Fil- nicht die dauerhafte Verfügbarkeit:
men inspirieren lassen. Dennoch folgt Mit dem Erscheinen dieses Heftes soll
auch hier die Form der Funktion: Die die LaCie Blade Runner zum Preis von
Lamellen des Aluminiumgehäuses sor- rund 300 Euro erhältlich sein – aller-
gen für die Kühlung der eingehängten dings nur in einer limitierten Auflage
4-Terrabyte-Festplatte, die auf diese von 9999 Stück.
Weise ohne Lüfter auskommt. Ange- ≥ www.lacie.de

Lebensgroß präsentieren
QEinen 90-Zoll-Bildschirm zeigte Sharp auf der Inte-
grated Systems Europe 2013 in Amsterdam. Mit einer
Länge von 2 Metern eignet sich das Full-HD-Display für
die lebensgroße Darstellung von Menschen – sofern
man es im Hochformat hängt. Die Tiefe beträgt ungefähr
12 Zentimeter, die Maximalhelligkeit 700 Candela. So-
mit lässt sich das LC-Display auf Messen und anderen nicht
abgedunkelten Räume mit geringem Platzangebot ein-
Philippe setzen. In Amsterdam waren weitere Sharp-Modelle mit
Starck hat Diagonalen von 60 und 70 Zoll zu sehen. Genauere
für LaCie Informationen zu Verfügbarkeit und Preisen konnte das
eine Festplatte Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht geben. ml
entworfen ≥ www.sharp.de

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100 PAGE 04.13 TECHNIK Tools & Technik

Hard- und Software


+++ 3-D-Kamera. Samsung stellt mit der NX300 nicht
nur eine neue spiegellose Systemkamera vor, son-
dern auch ein passendes Spezialobjektiv, mit dem
man 3-D-Fotos und -Videos von bewegten Objekten
machen kann. Die Videos haben HD-Auflösung, bei
Microsoft-Office-Abo
den Fotos halbiert sich Auflösung im 3-D-Modus auf QMit Office 365 betritt Microsoft den In der neuen PowerPoint-
10 Megapixel. Die NX300 kostet knapp 800 Euro, das Pfad, den Adobe vorbereitet hat: Das Version lassen sich jetzt
Objektiv rund 400 Euro. ≥ www.samsung.com/de Office-Paket ist jetzt nicht nur als Kauf- Farben und Fonts zu
+++ Besser projizieren. Mitsubishi Electric erweitert version (ab 270 Euro), sondern auch im Designs zusammenfassen
ihre Projektorfamilie. Der UD740U liefert mit 4100 Lu- Abomodell erhältlich: Für ein Jahr kos-
men und einem Kontrastverhältnis von 3000 : 1 Höchst- tet dies knapp 100 Euro inklusive 5 Li- intelligente Führungslinien zum präzi-
leistungen bei der Bildqualität und lässt sich auch über zenzen (Mac und Windows). sen Ausrichten von Objekten freuen.
Smartphones und Tablets steuern. ≥ www.mitsubishi- Die Oberfläche des Office-Pakets Farbpaletten und Fonts lassen sich
präsentation.de +++ Spektraldensitometer. Tech- hat Microsoft auf behutsame Weise jetzt zu Designs zusammenfassen, so-
kon bringt eine neue Generation ihrer SpectroDens- modernisiert. Neu in Word ist die Mög- dass der Kunde seine eigenen Präsen-
Hand-Spektraldensitometer heraus. Neueste LED- lichkeit, PDF-Dokumente einzulesen, tationen auf Wunsch nur mit seinen
Technologie soll genauere Messergebnisse liefern, zu bearbeiten und wieder zu speichern. Schriften und Farben zusammenstel-
auch bei Bedruckstoffen mit optischen Aufhellern. In einem ersten Test mit großen Doku- len kann. Auch die Animation von Ob-
WLAN lässt sich für alle drei Geräte der Familie nach- menten ließen sich sowohl Texte als jekten wurde laut Microsoft verein-
rüsten. Die Preise reichen von 3000 bis 5000 Euro. auch Grafiken ohne Probleme editieren facht. Die Änderungen beziehen sich
≥ www.techkon.com +++ Updates für Bildschirm- und wieder als PDF-Datei sichern. Wer auf Windows, eine neue Version für
kalibrierung. Sowohl X-Rite als auch Datacolor ha- für seine Kunden PowerPoint-Präsen- Mac OS steht noch aus.
ben Updates für die Software ihrer Monitorkalibrie- tationen erstellt, kann sich über neue ≥ http://office.microsoft.com/de-de
rungslösungen veröffentlicht. Beide sollen die Kalibrie-
rung von Wide-Gamut-Displays verbessern. ≥ www.
xrite.com; www.datacolor.eu +++ Smartphones mit
Firefox OS. Mehrere Hersteller werden nach US-Pres-
Neuerungen bei Adobes Webtools
seberichten noch dieses Jahr Smartphones mit Fire- QAdobe hat ihre Webtools für Mit- riert jetzt direkt mit Dreamweaver. Ein
fox OS anbieten, unter anderen ZTE und Geeksphone. glieder der Creative Cloud aktualisiert. Update von Edge Code sorgt für eine
Ein Simulator für Entwickler lässt sich bereits als Fire- Neben einem kleineren Dreamweaver- Live-Preview beim Coding. Bereits an-
fox-Add-on herunterladen. ≥ http://addons.mozilla. Update gibt es vor allem bei den Edge gekündigt, aber zum ersten Mal zu se-
org +++ ArtRage 4. Die neue Version der Malsoftware Tools eine ganze Reihe Neuigkeiten: In hen ist Adobe Edge Reflow. Mit dem
soll jetzt ein Clone-Tool, virtuelle Spiegel für symme- Edge Animator lassen sich jetzt via Tool lassen sich responsive Webde-
trische Zeichnungen und vieles mehr enthalten. Art- CSS lineare oder radiale Verläufe reali- signs in einem Schritt erstellen und un-
Rage 4 steht für Mac und Windows zur Verfügung. sieren und mittels CSS-Filter Bildmani- terschiedliche Auflösungen und Ausga-
≥ www.artrage.com +++ Daten-Hub für Tablets. Sea- pulationen einfügen. Edge Web Fonts bescreens während der Arbeit am Lay-
gate gibt die baldige Verfügbarkeit einer neuen auto- erleichtert mit einer Vorschau die Aus- out simulieren. ml
nomen WLAN-Festplatte bekannt, die als Datenspei- wahl von Webschriften und koope- ≥ www.adobe.de
cher für iPhone oder iPad dient. Die Wireless Plus hat
einen 1-Terabyte-Speicher und läuft mit dem Akku et-
wa 10 Stunden. Die Daten lassen sich nicht nur von
der Festplatte auf das mobile Gerät, sondern auch in
Gegenrichtung kopieren. Kostenpunkt: circa 200 Euro.
≥ www.seagate.de +++ Kamera mit iPhone steuern.
CamRanger verbindet iOS-Devices drahtlos mit Canon-
und Nikon-Kameras. Dazu spannt das etwa 330 Euro
teure Gerät ein eigenes WLAN-Netz auf. Mit der pas-
senden App kann der Fotograf auslösen, Belichtungs-
und Fokusreihen erstellen und vieles mehr. ≥ www.
enjoyyourcamera.com +++ Newsletter passt aufs
Smartphone. Mobile Fusion heißt eine Lösung von
Optivo, die Mailings und Newsletter automatisch an
die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten der
verschiedenen Smartphones anpassen soll. Für die
Produktion der Inhalte kommt Optivos Broadmail-
Lösung zum Einsatz. ≥ www.optivo.de Edge Reflow passt das Layout dynamisch an verschiedene Darstellungsbreiten an
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108 PAGE 04.13

EINBLICKE
Gerade erst März, und der Alltagstrott hat uns wieder fest im Griff. Wir fragen Kreative, wie sie ihren Arbeitsweg erleben

der Piccadilly Line bis Terminal 5 – und das die meiste Zeit
ohne Netz! Im Flieger schiebe ich einen Powernap ein, den
Rest der Zeit arbeite ich an Konzepten und Budgets oder
versuche, mit Zeitschriften und Podcasts abzuschalten. Mit
Taxi oder Bus erreiche ich dann meine Wohnung in Mitte.
Das Schlimmste ist die Schlepperei – Kamerakoffer, zwei
Laptops, Persönliches. Ich bin zwar gut organisiert, trotz-
dem bleibt immer der Alptraum, irgend etwas Essenzielles
zu vergessen. Einmal hatte ich bis zur letzten Sekunde vor
der Abreise ein Skype-Meeting, als ich merkte, dass mein
Schlüsselbund fehlte. Ich konnte zwar Ersatzschlüssel or-
ganisieren, aber zwei Wochen lang nicht zu wissen, ob ich
sie verloren oder nur verlegt hatte, war schrecklich.
Dumm war auch, als ich am falschen Flughafen stand. In
London gibt es fünf; ich war durcheinandergekommen, da ich
Hin- und Rückflug an verschiedenen Airports gebucht hat-
te. Die Zeit bis zum nächsten Flug am kommenden Morgen
verbrachte ich in Luton, einer Vorstadt ohne jeden Charme.
Ein nachhaltiges Ereignis war ein Gespräch beim Ein-
Channel-Hopping steigen in London, als ich auf meine schicke große Brille an-
QSeit gut zweieinhalb Jahren wohne ich überwiegend in gesprochen wurde. Der nette Mitreisende zog kurz danach
London, arbeite allerdings viel in Deutschland. So ist die mit seiner Freundin nach Berlin – als Untermieter in meine
Strecke London–Berlin ein fast alltäglicher Arbeitsweg ge- Wohnung. Inzwischen haben die beiden geheiratet . . . Wir
worden: Mit der Overground von Hackney Wick nach High- sind nach wie vor befreundet.
bury & Islington, mit der Victoria Line bis Green Park und Maak Roberts, Fotograf, London und Berlin

Vor den Elbbrücken


QAuch wenn ökologisch bewusste Mitbürger mit dem Fin-
ger auf mich zeigen werden: Seit etwa zehn Jahren pendle
ich mit dem Auto zwischen Lüneburg und Hamburg. Jeden
Tag. Das sind insgesamt etwa 3000 Stunden Autofahrt –
ziemlich krass. Warum das Auto? Ich steh’ nicht auf Bahn-
fahren, Fahrpläne und Menschenansammlungen. Klimati-
sierte Räume mit Fenstern, die sich nicht öffnen lassen, ge-
ben mir den Rest. Ich hab’s wirklich versucht! Einmal. Da
hatte ich meinen Führerschein verlegt . . .
Ich verlasse das Haus zwischen 6 und 8 Uhr ohne Kaffee,
ohne Frühstück und in mehr oder weniger komatösem Zu-
stand. Ich brauche morgens ziemlich lange, bis meine Kör-
perfunktionen aktiviert sind. Unterwegs höre ich in der Re-
gel NDR Info. Ein Nachrichtensender – genau das Richtige,
wenn das Hirn noch nicht eingeschaltet ist.
Die erste Hälfte meines Weges vergeht wie im Flug, ganz
ohne Tempolimit. Ab dem Maschener Kreuz wälzt sich eine
irrwitzige Blechlawine Richtung Hamburg. Vorläufiger Hö-
hepunkt sind die Elbbrücken, vor denen sich jeden Morgen
ein mindestens zwei Kilometer langer Stau bildet.
Je zäher der Verkehr, desto aktiver werde ich. Im Stop-and-
go-Modus beginne ich, E-Mails abzurufen. Oder ich lese
Spiegel Online, spiele Sudoku oder Mahjong. Manchmal ra-
siere ich mich. Ich habe immer einen Elektrorasierer im Auto,
falls ich das zu Hause vergesse. Eines meiner schönsten Er-
lebnisse hatte ich vor einigen Jahren, als vor den Elbbrücken
kein Stau war. Ich muss sagen, da war ich ganz schön gerührt!
Lukas Eichenberg, Managing Partner bei
Syndicate Design, Hamburg
PAGE 04.13 109

Zusammentreffen auf der Autobahn


QGegen 8 Uhr verlasse ich morgens meine Wohnung in
Köln. Drei Jahre lang bin ich mit Straßenbahn und Zug nach
Neuss in die Agentur gefahren; seit zwei Jahren nutze ich
das Auto, wenn die viel befahrene A57 es zulässt. Mit dem
Zug von Köln brauche ich pro Strecke 1 Stunde und 15 Minu-
ten, mit dem Auto dauert es, ohne Stau, etwa 30 Minuten.
Zugfahren eignet sich perfekt zum Tagträumen und Ideen-
scribbeln. Bei Autofahrten beschränke ich mich eher aufs
Nachdenken zu Musik. Darüber, was der Tag so bringt, wel-
che Aufgaben anstehen . . . Manchmal höre ich auch einfach
nur Radio. Im Schnee, bei Sonnenuntergängen oder bei
Nacht inspiriert die sonst schnöde Landschaft entlang der
A57 zum ein oder anderen Fotomotiv auf meinem Smart-
phone. Unwirklich futuristisch mutet auf meinem Arbeits-
weg das Dormagener Bayer-Werk im Nebel an.
Toll fand ich eine spontane D’Art-Zusammenkunft an
der Autobahnauffahrt. Mein Wagen war plötzlich stehen
geblieben – da fuhren tatsächlich meine Kollegen zufällig
vorbei, hielten und warteten mit mir in den Brennnesseln
auf den ADAC. Dieser löste die unerlaubte Versammlung
natürlich sofort auf. Schade eigentlich.
Sonja Thiemann, Kommunikationsdesignerin bei
D’Art Design Gruppe, Neuss

In der Wärme des Autos


QMit dem Auto brauche ich eine gute Viertelstunde von
unserem Haus in Sendling, einem früheren Münchner Bau-
ernviertel, vorbei an der Schule meines Sohnes, am Süd-
park und über den mittleren Ring bis zu meinem Büro
gleich neben einer alten Ziegelei, fünf Minuten vom Stadt-
zentrum entfernt. Dabei kann ich bei schönem Wetter weit
bis ins Zentrum schauen, und manchmal bietet mir die In-
versionswetterlage einen tollen Anblick: Dann scheint im
Süden Münchens die Sonne, während über dem Norden
noch Nebel liegt. Was mich allerdings wirklich nervt, ist der
ständige Stau auf dem sechsspurigen Ring, der gerade als
eine der meistbefahrenen Stadtautobahnen Deutschlands
umfassend unter- und übertunnelt wird.
Mein Arbeitsweg ist abwechslungsreich und gerade lang
genug, um die Gedanken baumeln zu lassen. Ich sammle
Projektideen, versuche, mich in meine Kunden und die La-
ge ihrer Firma hineinzuversetzen, oder texte Claims. Ab
und zu führe ich auch ein Telefonat, das den Schutz der vier
Blechwände braucht.
Es klingt banal, aber was ich wirklich zu schätzen weiß,
ist, dass es im Auto immer warm und trocken ist – beson-
ders seit ich bei Regenwetter in diesem Jahr drei Monate
lang Bus gefahren bin. Einmal habe ich auf dem Weg zur Ar-
beit vor der Schule meines Sohnes angehalten und dem
Schülerlotsen einen Tee gebracht. Denn es war unglaublich
kalt, und außerdem leitet er ja auch meinen Sohn täglich
über die Straße.
Fridolin Dietrich, Geschäftsführer
Dietrich Identity GmbH, München
110 PAGE 04.13

PUBLIKATIONEN

Für das Bild-


rausch Filmfest
Basel kombi-
nierte Ludovic
Balland plakative
Typografie
und Film-Stills

Mirko Borsche
verpasste der
Bayerischen
Staatsoper ein
hippes Outfit

Q »Introducing: Culture Identities«. für Kunst und Kultur zu sehen, alle-


Sich abseits des kommerziellen Main- samt raffiniert und progressiv. Kann
streams mal im Auftrag einer Kulturins- man damit als »normaler« Gestalter
titution so richtig auszutoben ist der etwas anfangen? Wir denken: ja. Man
Traum vieler Grafikdesigner. Oder we- muss nur auf die Konzeption schauen,
nigstens darüber zu schreiben – kein was oft ausführliche Texte erleichtern.
anderes Thema ist PAGE von externen So wird der von tollen Entwürfen strot-
Autoren so oft angeboten worden. Wie zende Band zum Ideenfundus.
die Glücklichen, die im wahren Leben > Robert Klanten, Anna Sinofzik,
für solche Kunden arbeiten, ihr Privi- Floyd Schulze: Introducing: Culture
leg nutzen, zeigt dieser Band. Identities. Design for Museums,
Von MoMA und documenta bis hin Theaters and Cultural Institutions.
zum Hessischen Landestheater Mar- Berlin (Gestalten) 2013, 256 Seiten.
burg sind zahllose Erscheinungsbilder 39,90 Euro. isbn 978-3-89955-474-8

Q »Makers«. Vom Zukunftsoptimis- Drohnen zu bauen. Er gründete 2007 Eine äußerst spannende Entwicklung,
mus der Kalifornier können wir oft zur die Plattform http://diydrones.com, aus auch wenn der neue digitale Mittel-
Schwarzmalerei neigenden Deutschen der eine so erfolgreiche Firma mit zwei stand die chinesischen Billiglohnpro-
uns eine Scheibe abschneiden. Zentral- Standorten und fünfzig Mitarbeitern duktionen wohl nicht so schnell er-
organ des Aufbruchs in eine dank Tech- wurde, dass er seinen Chefredakteurs- setzen wird, wie Anderson hofft. Die
nik immer bessere Welt ist das Maga- job inzwischen hingeschmissen hat. Avantgarde kann man noch bis zum
zin »Wired«. Dessen Ex-Chefredakteur In »Makers« stellt Chris Anderson, 5. Mai im Museum für Gestaltung Zü-
Chris Anderson verkündet jetzt eine der 2006 mit »The Long Tail. Nischen- rich immerhin schon mal in der Aus-
neue industrielle Revolution, basierend produkte statt Massenmarkt. Das Ge- stellung »3D – Dreidimensionale Din-
auf Eigenproduktion und Tools wie La- schäft der Zukunft« schon einen Best- ge drucken« anschauen.
sercutter oder 3-D-Drucker. Er selbst seller schrieb, seine Erfahrungen in > Chris Anderson: Makers. Das
ist auch einer der neuen »Makers«. einen breiteren Kontext: den Trend Internet der Dinge: die nächste
Beim Spielen mit seinen Kindern kam zu DIY-Herstellungsbetrieben, denen industrielle Revolution. München
ihm die Idee, mit Arduino ferngesteu- Crowdfunding die DIY-Finanzierung (Hanser) 2013, 286 Seiten.
erte Modellflugzeuge beziehungsweise und das Web den DIY-Vertrieb erlaubt. 22,90 Euro. isbn 978-3-446-43482-0
PAGE 04.13 111

Die Autoren
Frank Philippin und
Billy Kiosoglou als
Studenten und heute

Q »I used to be a design student«. Zu- »Too many words are counter- Designer kochen nur mit Wasser und
sammengerechnet haben die für dieses productive if you want to grab public arbeiten sehr oft erstaunlich konse-
Buch befragten 50 Designer 309,5 Jah- attention«: Richard Walker hat quent da weiter, wo sie im Studium
re studiert und 832 Jahre Berufserfah- seinen britischen Humor auch als angefangen haben. Einiges hat sich al-
rung. Aus diesem Fundus schöpfen Kreativdirektor von Kessels- lerdings doch geändert: Laut Buchsta-
Frank Philippin und Billy Kiosoglou, die Kramer London nicht verloren tistik stehen die Profis im Durchschnitt
sich beim Studium in London kennen- um 7:22 statt um 8:46 Uhr wie in der
lernten und das bekannte Studio Brigh- der Designer beantwortet auf einer Studentenzeit auf – und sie haben seit-
ten the Corners gründeten, heute mit Textdoppelseite Fragen zu Studium so- her 5 Kilo zugenommen.
Büros in London und im Odenwald bei wie Berufsleben und beschreibt ein > Billy Kiosoglou, Frank Philippin:
Darmstadt (wo Philippin an der Fach- Studenten- sowie ein Profiprojekt, die I used to be a design student: 50 gra-
hochschule Design lehrt). Um den Weg auf der nächsten Bilddoppelseite zu phic designers then and now. London
vom Studenten zum Profi geht es auch sehen sind. Beruhigende Erkenntnis (Laurence King) 2013, 256 Seiten.
in ihrem Buch, das so aufgebaut ist: Je- für den Nachwuchs: Auch erfolgreiche 17,95 Pfund. isbn 978-1-85669-898-6

Q »The Berlin Design Guide«. Dieser Architektur, Kunst, Mode, Produkt- und liche Wohl, wobei das Auge immer mit-
Stadtführer ist anders als die anderen, Grafikdesign gefragt. Zahlreiche Inter- isst, -trinkt und -schläft.
das zeigt schon der anspruchsvolle Un- views sind direkt ins Büchlein einge- Viele bekannte und weniger be-
tertitel: »A Practical Manual to Explore flossen – inklusive Behind-the-scenes- kannte Locations sind vertreten, vom
Urban Creativity«. Tatsächlich haben die Einblicke in die Studios der Befragten. Hansaviertel von 1957, das wieder jün-
Macher des Guides – fast durchweg Aber auch klassische Städtetouren zu gere Design-Aficionados als Bewohner
keine Eingeborenen – Feldforschung bestimmten Themen werden darin anlockt, über den Hobbyshop Wilhelm
betrieben und in Berlin lebende Krea- beschrieben. Am Ende gibt’s einige Rüther oder die bei Kreativ-VIPs ange-
tive nach ihren Lieblings-Locations aus Tipps für Übernachtung und das leib- sagte King Size Bar bis zum Buchstaben-
museum, das 3-D-Lettern zeigt, die Bar-
Auch keine bara Dechant und Anja Schulze von al-
echten Berliner, ten Gebäuden retteten. Was die Auto-
aber die mit ren noch nicht wussten: Das Museum
Köpfen bedruckte muss Ende März aus der alten DDR-Ein-
Bettwäsche kaufshalle am Alexanderplatz auszie-
passt perfekt ins hen. Neue Räume werden gesucht! cg
Bless Home, > Viviane Stappmanns, Kristina
den Showroom Leipold: The Berlin Design Guide.
des Modelabels A Practical Manual to Explore Urban
Bless in einer Creativity. Berlin (Gestalten) 2013,
Privatwohnung 256 Seiten. 16,90 Euro.
isbn 978-3-89955-478-6
112 PAGE 04.13 Publikationen

Neuerscheinungen – kurz vorgestellt


Nadia Blumenfeld Charbit, François Cheval, Ute Eskildsen (Hrsg.):
Erwin Blumenfeld. Studio Blumenfeld, Color, New York, 1941–1960.
Göttingen (Steidl) 2013, 216 Seiten. 38 Euro. 978-3-86930-531-8. Katalog
zur Ausstellung, die von 2. März bis 5. Mai 2013 im Museum Folkwang
Arbeiten des legendären Modefotografen zeigt. Bisher kannte man
meist nur die für Magazine bearbeiteten Motive, hier wurden die Ori-
ginaldias aus dem Archiv rekonstruiert. Orang 10: Heavy Metal.
Berlin (Reprodukt) 2013, 144 Seiten. 18 Euro. 978-3-943143-48-5. Leider
letzte Ausgabe der Comic-Anthologie aus Hamburg, die noch mal tol-
le Beiträge etwa von Amanda Vähämäki (siehe Bild), Sharmila Baner-
jee, Aisha Franz, Marlene Krause, Marijpol, Till Thomas und Herausge-
ber Sascha Hommer vereint. Stephen Beale: Great Graphic Design in
Half the Time. Time-saving Software Secrets, Online Resources
and Desktop Tips. London (Bloomsbury A&C Black Visual Arts) 2013,
208 Seiten. 17,99 Pfund. 978-1-40815-498-4. Zahllose praktische Tipps
für eilige Print- und Webdesigner. Karl Lagerfeld und René Grohnert
(Hrsg.): Reklame. Frühe Werbung auf Plakaten. Göttingen (Steidl/
LSD) 2012, fünf Bände im Schuber. Bis 30. Juni 2013 Subskriptionspreis
400 Euro, danach 480 Euro. 978-3-86930-194-5. In einer handgefertig-
ten Box kommt diese schon lange angekündigte, auf 1000 Exemplare
limitierte Edition aus dem neuen Verlagsprogramm von Lagerfeld,
Steidl, Druckerei Verlag – kurz LSD – daher. Inhalt: ein Band mit Re-
produktionen aus Lagerfelds Plakatsammlung, Faksimiles von Bü-
chern über Walter Schnackenberg und Ludwig Hohlwein sowie Re-
prints zweier Broschüren aus der Reihe »Unsere Reklamekünstler –
Selbstbekenntnisse und Selbstbildnisse«. Sven Ehmann, Sofia Borges:
Brand Spaces. Branded Architecture and the Future of Retail Design.
Berlin (Gestalten) 2013, 39,90 Euro. 978-3-
89955-477-9. Der erste Teil dieses beein-
druckenden Buchs zeigt mit Case Stu-
dies, welche Strategie Marken wie Cam-
per, Aesop, Uniqlo oder H&M in Sachen
Kommunikation im Raum verfolgen. Im
zweiten geht es um Trends im Shop Inte-
rior Design. viction:ary: Multicolour.
New Rainbow-hued Graphics. Hongkong
(viction:ary) 2012, 256 Seiten. 40 Dollar.
978-988-19439-0-3. Die zweite Publika-
tion aus der neuen Buchreihe »Palette«,
in der als Erstes »Black & White« erschien,
präsentiert diesmal zahlreiche extrem far-
benfrohe Entwürfe. cg

Wohl »Kindergeburtstag«, die von der zehnjährigen Miss Bobbit


Was lesen Sie? erzählt, die mit ihrer schillernden Persönlichkeit alle Herzen in ih-
rem Kaff erobert, aber am Ende von einem Bus überfahren wird.
Ann-Kathrin Kruse, Scheint hart und aussichtslos, hat aber so eine Poesie, dass man
Fotografenagentin, Hamburg auf ganz komische Art versöhnt ist.
www.akkruse.com Gibt es auch Lektüre mit Bezug zu Ihrer Arbeit?
Sehr amüsant sind die Memoiren von Grace Coddington, der Krea-
tivdirektorin der US-»Vogue«, die ihr Buch auch selbst illustriert
Welche Lektüre liegt auf Ihrem Tisch oder Nachttisch? hat. Sie arbeitet seit zwanzig Jahren mit Anna Wintour zusammen,
Ann-Kathrin Kruse: Wir haben kürzlich ein selbst gebautes Bü- hielt sich aber mehr im Hintergrund. Dann wurde sie fast gegen ih-
cherhaus geschenkt bekommen. Sieht ein wenig wie ein Vogel- ren Willen zum heimlichen Star der Dokumentation »The Septem-
häuschen aus, man kann aufgeschlagene Bücher drauflegen und ber Issue«, die von der Entstehung einer der besonders fetten
drinnen welche stapeln. Eins davon ist der Erzählband »Der Baum September-Ausgaben berichtet. Eine faszinierende Frau, mit viel
der Nacht« von Truman Capote. Wenn man Lust auf seine Art hat, britischem Humor, die als Model in den 1960er Jahren angefangen
schwierige Menschen in skurrilen Situationen zu beschreiben, kann hat und heute ein wenig wie Sonia Rykiel aussieht. Erst war sie
man immer mal wieder zu einer von Capotes Geschichten greifen. bei der britischen »Vogue«, dann bei der amerikanischen. Und die
Es ist unmöglich, nicht mit seinen Figuren zu fühlen. Modestorys, die sie inszeniert hat, waren immer besonders fanta-
Haben Sie eine Lieblingsgeschichte? siereich, besonders romantisch. Sie ist eine Legende.
PAGE 04.13 113

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Redaktion (CH: 181,80 Franken, A: 108,50 Euro). Kunde weg, Geld weg, Geschäftspartner weg, Daten weg, Ideen weg –
Franziska Beyer (fb), Nina Kirst (nik); Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
im Arbeitsleben eines Designers kann viel schiefgehen. Wir fragen
Anna Weilberg (aw, Redaktion Online)
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), (CH: 201 Franken, A: 119,60 Euro). Das Abo bei gestandenen Kreativen nach, wie sie Notfälle meistern, und geben
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), kann immer 6 Wochen vor Ablauf des Tipps rund um Haftung, Auftragsakquise, Versicherungen & Co
Rebecca von Hoff (Grafik), Christine Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
Krawinkel (Artdirektion); Maiken Richter, Schüler und Studenten erhalten gegen Vor-
Jan Roidner (Text-/Schlussredaktion); lage eines gültigen Ausweises oder einer
Sabine Danek (sd, Redaktion Online) gültigen Immatrikulationsbescheinigung
20 Prozent Rabatt. Mitglieder der Allianz
Autoren dieser Ausgabe deutscher Designer (AGD), des Bundes
Christian Büning, Christian Hanke, Deutscher Grafik-Designer (BDG) und des
Markus Linden (ml) w, Anna Lena Schiller, designerinnen forum e. V. erhalten ebenso
Jürgen Siebert 20 Prozent Rabatt.

Titel: Grimm Gallun Holtappels

Posterdesign: Andreas Gysin/Sidi Vanetti


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PAGE erscheint monatlich. Es gilt Anzeigen- Muster gewinnen neue Bedeutung. Längst geht es nicht mehr um
Vertriebsleitung
preisliste Nr. 27, gültig ab 1. 1. 2013. simple Verzierung, sondern um komplexe Systeme, die oftmals
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Rainer Herbrecht/Sema Torun
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114 PAGE 04.13 Fundstücke von Jürgen Siebert

News selbst komponiert


Kühne Kommentare von Jürgen Siebert zu Trends, Ereignissen und
dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines Kreativen

Q Die Nachrichtenwelt befindet sich Mix an. Der offizielle Ticker von @The Die britische Tageszeitung »The
im Umbruch – und ihre Lieferanten Academy versorgt mich mit den amtli- Guardian« machte es Mitte Februar vor.
stecken in der Klemme. Das jahrzehn- chen Verlautbarungen. Als Klatschba- Sie installierte anlässlich Obamas An-
tealte Geschäftsmodell funktioniert so sen verpflichte ich drei vor Ort twittern- sprache zur Lage der Nation auf der
nicht mehr. Es basierte darauf, dass de Journalisten, etwa @WhitneyCum Basis des frei verfügbaren News-Aggre-
Nachrichtenagenturen in aller Welt In- mings von NBC, @carr2n (David Carr) gators RebelMouse eine wachsende
formationen sammelten, diese aufbe- von der »New York Times« und na- Nachrichtenseite, die von den Lesern
reiteten und an Zeitungen und Fern- türlich @PerezHilton. Das Sahnehäub- gefüllt wurde. Als Nachrichtenvehikel
sehsender verteilten. Heutzutage sind chen sind die Tweets nominierter Hol- wählte der »Guardian« die neue Twitter-
Diese und weitere Informationen aus aller Welt nur einen lywood-Stars, allerdings nur, wenn sie Video-App Vine, mit der sich 6-Sekun-
Fundstücke von Klick entfernt . . . nicht nur für Redak- selbst zum Smartphone greifen, wie den-Filmchen erstellen und senden las-
Jürgen Siebert fin- tionen, auch für die Leser. zum Beispiel @mrskutcher, @DAVID_ sen. Trugen diese das vereinbarte Stich-
den Sie unter Als netzaffiner Filmfan kann ich mir LYNCH, @katyperry, @MMFlint (Mi- wort, den Hashtag #SOTUin6, landeten
www.page-online. heute vom Sofa aus ein Oscar-Erlebnis chael Moore) und @SamualLJackson. sie, nach Freigabe durch die Redak-
de/fundstuecke inszenieren, wie es kein Nachrichten- Vom Management geführte Twitter- tion, direkt auf der Nachrichtenseite.
medium je geliefert hat. Schon Stun- Accounts produzieren allenfalls witz- Zur Anregung hatten US-Korrespon-
den vor der TV-Übertragung logge ich lose PR-Schaumschlägerei. denten bereits ein Dutzend 6-Sekün-
mich auf der Fotoplattform Instagram Derart mit Live-Bildern und -Texten der gedreht und veröffentlicht, in de-
ein, werfe einen Geotag-Anker am Ver- versorgt, fühle ich mich mindestens so nen Passanten ihre Erwartungen an
anstaltungsort Dolby Theatre in Los gut für die nächtliche TV-Übertragung den Präsidenten äußerten.
Angeles aus, um erste Fotos von den vorbereitet wie die Moderatoren von Genau dies wird in Zukunft die Auf-
Vorbereitungen zu empfangen. Im Mi- ProSieben. Der Zuschauer auf Augen- gabe der Journalisten sein: Lotse spie-
nutentakt landen Exklusivbilder auf höhe mit den Journalisten. Natürlich len und neue Nachrichtenformate auf
meinem Smartphone, aufgenommen verfolge ich das Geschehen auf zwei die Schiene setzen. Die Inhalte liefern
Usergenerierte von Besuchern und den Stars selbst an Bildschirmen. Das ist die Nachrichten- Journalistenlaien und -profis, die Re-
Berichterstattung Orten, wo Journalisten gar nicht hin- situation von heute, auf die Agenturen daktion kontrolliert die Qualität die-
via Twitter, kommen, zum Beispiel aus Garderobe, und Medien reagieren müssen. Tun sie ser Nachrichten.
Instagram & Co: Taxi oder direkt vom roten Teppich.  es nicht, wird ihnen das Publikum das Was bedeutet diese Entwicklung
einmal redaktio- Das Lesefutter zu den Academy Heft aus der Hand nehmen, denn die für Designer? Erstens: Dass es für ge-
nell betreut vom Awards verschafft mir Twitter, eben- Werkzeuge zur Nachrichtenbeschaf- druckte Tageszeitungen nicht mehr
»Guardian«, einmal falls im O-Ton. Dabei richte ich mir ei- fung und -verbreitung haben wir kos- viel zu tun gibt. Zweitens: Wenn’s um
ganz in Eigenregie nen maßgeschneiderten Nachrichten- tenlos auf unseren Mobilgeräten. Nachrichten geht, liegt die Zukunft im
Screendesign. Aber was kann man
machen, wenn sich News-Seiten wie
die von RebelMouse automatisch ge-
nerieren? Jede Menge, denn noch sind
sie alles andere als angenehm lesbar:
Einheitsschrift, keinerlei Auszeichnun-
gen, mangelhafte Struktur. 
Die Arbeitsplätze der Zukunft fin-
den sich bei den Entwicklern dieser
Sammel- und Lese-Apps. Die hierzu-
lande entwickelte Social-Reading-Platt-
form dotdotdot ist ein Vorreiter in Sa-
chen Leserlichkeit (siehe PAGE 02.13,
Seite 88 ff.). »Long Form Reading« und
»Distraction Free Reading« sind die
Schlagwörter der Saison. Heutige Bild-
schirme können Texte weitaus besser
darstellen als der Zeitungs- und Maga-
zindruck. Sie tun es aber noch nicht,
weil der Screentypografie (noch) zu
wenig Aufmerksamkeit gilt. Leute, er-
greift diese Chance . . .
SCHNELL MAL BILDER BESORGEN...
Dolomitentour mit dem Bike am Wochenende.
Das Bike steht noch bei Mutti im Keller
und die Kumpels warten schon am Treffpunkt.
Nun kommt der Chef und möchte schnell
noch - bis Montag - komplett neue Bilder
für die Firmenpräsentation.
Alles neu shooten?
Keine Chance!

OK, bei iStockphoto werde ich fündig!


Da gibt’s Bilder, die machen viel her
und kosten wenig.
Auf geht’s, der Berg ruft.

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