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Das Magazin der Kreativbranche # 04.2013 www.page-online.de
4 191084 209802 04
PAGE-Cover
INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
Ausstellung »Designs of the Year 2013« in London;
7-Eleven-Rebranding; Ansichtssache: die Parallelen
zwischen Stefan Sagmeister und Rainer Brüderle;
Restaurantführer »Where Chefs Eat«; WWF-iPad-App
020 Ausbildung
»Pencil-Mania«-Projekt; New-York-City-Guides
TITEL
022 QInfografik 074 Fotoprojekt »Subways«
Informationsvisualisierungen haben alle Medien
erobert. PAGE zeigt an konkreten Projekten, worauf
es bei der Realisation ankommt: von der klassischen
Infografik bis hin zu interaktiven Anwendungen
und ersten Ansätzen für Responsive Infographics
KREATION
036 Ratgeber: Eignungsmappen
Wer Design studieren will, muss das eigene
Können ins richtige Licht rücken. Wir sagen,
was bei der Zusammenstellung der Mappe zählt
042 QMarken-Websites
Deutschland hat viele tolle Marken. Im Web präsen-
tieren sich allerdings nur wenige genauso toll
058 Papierwelt
Gmund-Kollektion Action; klimaneutral drucken
TYPO
060 Kartografie kreativ
Mit typografischen Mitteln lassen sich Stadtpläne und
Landkarten von besonderem Charme gestalten
068 Typowelt
036 Ratgeber: Eignungsmappen
Gerrit van Aakens »#webtypobuch«; Brandon Text
PAGE 04.13 005
BILD
072 Historische medizinische Illustrationen
Die Hagströmer Biblioteket in Stockholm besitzt
eine einzigartige Sammlung an Grafiken
078 Bildwelt
Repräsentanz Art Love Affair; Stofffiguren aus
Kinderillustrationen; Joachim-Baldauf-Monografie
TECHNIK
090 3-D-Scanning 082 QSketchbooks: digital & analog
Das Angebot an Zeichen-Apps wächst ebenso
rasant wie das an liebevoll von Hand gefertigten
Notizbüchern. Wir stellen hier die besten
Tools und die schönsten Skizzenbücher vor
090 Q3-D-Scanning
Für die Gewinnung von 3-D-Daten steht heute ein
breites Spektrum an Techniken bis hin zu Gratis-App
und DIY-Scanner zur Verfügung. Wir erklären die Vor-
und Nachteile und zeigen kreative Anwendungen
PAGE SEMINARE
048 »Designmanagement« mit Christine Hesse
065 Visual Thinking Lessons mit der Good School
070 »Infografik« mit Jan Schwochow
080 »Gutes Design entwickeln« mit Jochen Rädeker
081 »Gutes Design gut verkaufen« mit Jochen Rädeker
006 PAGE 04.13
SZENE
Pimp My Paper
Im Londoner Design Museum startet im März wieder
die wohl umfassendste Rundum-Schau der internationalen
gestalterischen Avantgarde
Wissen kompakt
Q Infografik-Portfolio. Inspiration für hand-
feste, alltagstaugliche Infografiken bietet eine neue
Site von KircherBurckhardt. Als eine Art Infografik-
Portfolio gibt http://infografik.kircher-burkhardt.com
einen Überblick über die Möglichkeiten von visuel-
lem Storytelling, wie es die Berliner Corporate-Publi-
shing-Agentur praktiziert. Das Potenzial des Mediums
demonstriert zum Beispiel ein Projekt für das Cyber
Defense Lab des Fraunhofer-Instituts. Aufgabe war
es, eine Broschüre mit Infografiken zu gestalten,
die die unsichtbaren Prozesse von Cyber-Attacken
aufzeigen sollten (siehe rechts). »Unternehmen
stellen in Kunden- und Mitarbeitermedien gern tech-
nische Abläufe oder interne Firmenprozesse dar«,
erklärt Christina Ackermann, Kreativdirektorin und
Abteilungsleiterin Infografik bei KircherBurckhardt.
»Infografiken systematisieren Zusammenhänge auf
verständliche Weise und überzeugen als visuelle
Eyecatcher. Indem sie belegbare Fakten visualisie-
ren, transportieren sie eine gewisse Ehrlichkeit.«
Mehr zu diesemm Thema lesen Sie auf Seite 22 ff.
und auf Seite 50 ff. wl
5:6<@?76C6?KKFC
G:DF2=:D:6CF?8
G@? :?7@C>2E:@?
BY 6
Diesem Spruch von Alt-Cowboy Mike Querner ist nichts hinzuzufügen. Außer
vielleicht, dass auch sein Gedicht »Longevity« sehr amüsant ist
Lagerfeuer-Romantik
Q Fotoprojekt. Teils elegische Ge-
dichte über die Schönheit der Natur
und die Härte des Daseins, teils kna-
ckige Sprüche: Die 42. Ausgabe von
»Pentagram Papers« ist den texani-
schen Cowboys gewidmet. Seit dem
späten 19. Jahrhundert haben diese
Oden an ihr Land geschrieben und das
Genre Cowboy Poetry begründet –
auch wenn die Verbindung dieser bei-
der Wörter für manch einen hartgesot-
tenen Texaner zunächst wenig Sinn
machte und recht merkwürdig klang.
Eine Reihe von verheerenden Busch-
feuern im Westen von Texas hatte die
Pentagram-Designer auf die Idee ge-
bracht, sich ausführlich mit den dort
lebenden Menschen zu beschäftigen.
Das Ergebnis ist ein Büchlein, in dem von ihnen verfassten oder ausgewähl-
der Fotograf Jay B Sauceda, übrigens ten Texten. Wer sich für diese Ausga-
selbst Texaner, in großartigen Bildern be interessiert, kann sich direkt an
24 Cowboys und 2 Cowgirls der Region Pentagram Design (info@pentagram.
porträtiert – natürlich kombiniert mit de) wenden. ant
010 PAGE 04.13 SZENE
Typo-Leckerbissen
Das Design von Q Buchgestaltung I. Wer sollte bes-
»Where Chefs Eat« sere Restauranttipps geben können als
lehnt sich an derjenige, der selbst jeden Tag am Herd
britische Telefon- steht? Joe Warwick hat Spitzenköche
bücher aus den aus der ganzen Welt nach ihren Lieb-
1960er Jahren an. lingsrestaurants gefragt und ihre rund
Nicht mal vor 2300 Empfehlungen in seinem Kom-
dem Buchschnitt pendium »Where Chefs Eat« gesam-
machte Gestalter melt (Phaidon, 19,95 Euro, isbn 978-
Kobi Benezri halt 0714865416). Über die beeindruckende
Fülle hinaus fällt bei dem 704 Seiten
starken Buch besonders die Gestaltung
ins Auge. Diese setzt nämlich ganz auf
Typo- und Kartografie – Food-Fotos
sucht man darin vergebens.
Kobi Benezri, ehemals Artdirektor
bei »i-D«, ließ sich beim Design von den
britischen Telefonbüchern der 1960er
Jahre inspirieren. Die waren bis oben-
hin voll mit Anzeigen: vom Cover über
den Buchrücken bis hin zum Schnitt.
Dieses eklektisches Typo-Gemisch hat
Benezri jetzt wiederbelebt. Mehr als
50 Schriften finden sich in »Where
Chefs Eat«, darunter unveröffentlich-
te Kreationen des israelischen Grafik-
designers selbst. Auch die Karten für
die Kapitel-Opener stammen von ihm.
Bei der Auflistung der Restaurants
Die Karten für die entschied er sich für Matthew Carters
Kapitel-Opener Bell Centennial, die bekanntermaßen
zeichnete der für AT&Ts Telefonverzeichnisse ent-
frühere »i-D«-Art- standen ist. Ein wahrer Festschmaus
direktor selbst für alle Typo-Fans also! Unter www.
page-online.de/where-chefs-eat finden
Sie darüber hinaus ein Interview mit
Kobi Benezri und eine ausführliche
Bildergalerie. nik
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012 PAGE 04.13 SZENE
Typo-Märchen
Q Buchgestaltung II. Äußerst span- Serif für den englischen Text. Die Ab-
nend in Märchenbüchern sind ja im- bildungen ersetzte sie durch klein ge-
mer die Illustrationen, die den altbe- schriebene Textabschnitte in Fraktur
kannten Geschichten eine individuelle auf abwechselnd weißem, rotem und
Färbung geben und die Fantasie des dunkelgrünem Grund. Bald sollen wei-
Lesers anregen. Annkathrin C. Dahl- tere Grimm-Märchen folgen. Das Büch-
haus hat nun eine rein typografische lein kann man für 45 Euro unter www.
Variante von »Dornröschen« gestaltet. acdshop.de bestellen. fb
Das 40-seitige Hardcover erschien
zweisprachig in Deutsch und Englisch.
Bei dem deutschen Text handelt es
sich dabei um die Originalversion aus Annkathrin C. Dahl-
dem Jahr 1812. Um die Sprachen von- haus inszeniert
einander abzuheben, verwendete die »Dornröschen«
Designerin eine schwarze Serifenschrift typografisch
für den deutschen und eine rote Sans
PAGE 04.13 013
Berliner Zaubertrank
Q Packaging und Website. Das Der bunte Affe steht
Michelberger Hotel in Berlin – nicht auch im Zentrum
nur Designhotel, Event-Location, der Promotion-
Café und Bar, sondern auch »Booze Site Michelberger-
Company« – hat sein Sortiment er- Monkey.com
weitert: Seit Kurzem ist das Kokos-
nusswasser Fountain of Youth, das es bisher nur im Hotel
gab, frei erhältlich. Michelberger-Kreativdirektor Azar Kazimir
dachte sich dafür eine Story um einen Affen aus, der auf einer
tropischen Insel lebt und ewige Jugend und Stärke sucht.
Die inhouse entwickelte Website MichelbergerMonkey.
com erzählt diese Geschichte in bunten, animierten Illus-
trationen – wobei es eine separate Desktop- und Mobile-
Version gibt. Nach dem Intro gelangt der Besucher auf die
Hauptseite, auf der er alle Informationen zu dem Getränk,
den Online-Shop sowie einen Store-Locator findet. Hübsch
ist auch das Fountain-of-Youth-Packaging mit bunter Affen-
Illu und Retro-Font. Mehr dazu auf www.page-online.de/
fountain-of-youth. aw
Bit Step
Q Game-Design. Mit »Tastatour« schuf der Hamburger
Spieleentwickler Jan Oelze ein minimalistisches Browser-
game auf Flash-Basis, mit dem sich Konzentration und
Reaktionsfähigkeit trainieren lassen. Vier dreieckige Flä-
chen symbolisieren Pfeiltasten. Jeweils eine leuchtet
farbig auf, wenn der User die entsprechende Taste drücken
soll. Das klingt simpel, doch ist jede Runde auf 120 Sekun-
den begrenzt, in denen er möglichst viele Anschläge
schaffen muss. Dabei darf er sich nicht von Dominik Johanns
treibendem Chiptunes-Soundtrack mitreißen lassen,
denn schon nach dem ersten Fehler ist das Spiel vorbei. fb
014 PAGE 04.13 SZENE
Patrick, 27: Hallo, nach einer kurzen standen sind (»i. A. für Agentur XY«)
Agenturerfahrung will ich mich nun und was Ihr Anteil daran ist.
selbstständig machen und grübele Die beste Akquise sind aber immer
darüber, wie ich an Aufträge kommen noch zufriedene Kunden. Wenn Sie zu
könnte. Soll ich Anzeigen schalten Beginn zu viel Zeit haben und zu we-
oder Unternehmensleiter ansprechen? nig Referenzen, können Sie zum Bei-
Wie fange ich am besten an? spiel ein Charity-Projekt unterstützen.
Sie erhalten eine Referenz, Kontakte
Lieber Patrick, und Pressearbeit, das Projekt erhält rauf können Sie eine Existenz auf-
der Anfang einer Selbstständigkeit ist dafür Designleistungen. Wichtig ist, dass bauen und langfristig davon leben. Al-
immer ein wenig so, als ob ein Schwan Sie deutlich kommunizieren, dass Ihre so lieber einen Dumping-Job ablehnen
zum Fliegen abhebt. Man weiß nicht, Leistung einmalig und begrenzt ist, und Zeit frei halten für angemessen
ob es gut geht, aber es sieht toll aus, zum Beispiel auf ein Logo-Redesign budgetierte Aufträge.
wenn er fliegt. Die meisten Auftragge- oder eine kleine Plakatreihe. Mein Tipp: Setzen Sie sich selbst ei-
ber haben ein verständliches Interes- Mit Referenzen können Sie langfris- ne zeitliche Grenze, zum Beispiel zwei
se daran, bereits abgeschlossene Pro- tig eine Empfehlungsspirale auslösen. Jahre. Danach ziehen Sie Bilanz. Hat
jekte zu sehen, denn sie wollen ihre Diese kann sowohl nach oben als auch Ihr Geschäftsmodell dann eine tragfä-
Designinvestition in guten Händen wis- nach unten weisen. Wenn Sie und Ihre hige Basis entwickelt oder wird das
Haben Sie auch sen. Nicht wenige fürchten bei Anfän- Arbeit empfohlen werden, sind Sie in absehbar nicht geschehen? Haben Sie
Fragen, die Sie gern, dass sie keine fertigen Ergeb- der Regel nicht anwesend. Das heißt, Umsatz, der nur noch etwas wachsen
hier beantwortet nisse erhalten, sondern einen Künst- dass offen über Ihr Honorar gespro- muss, oder ist in dem Zeitraum nichts
sehen möchten? ler beim Suchen beobachten dürfen. chen wird. Durch Dumping-Jobs locken Belastbares entstanden? In vielen Fäl-
Dann schreiben Vielleicht können Sie aus Ihren Agen- Sie lediglich weitere Dumping-Jobs an. len hilft auch ein Starter-Coaching, um
Sie uns (E-Mail: turprojekten Arbeiten für Ihr Portfolio Sinnvoller ist natürlich ein anderer Weg, die eigenen Stärken freizulegen und
businessbasics@ separieren, natürlich immer mit dem nämlich Empfehlungen für belastbar das eigene Angebot zu präzisieren.
bdg-designer.de) Hinweis, in welchem Rahmen sie ent- kalkulierte Projekte zu erhalten. Da- Viel Erfolg!
016 PAGE 04.13 SZENE Branche & Karriere
PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor
Q Skizzomat nennt Marie Luise Emmermann ihr Ich bin Illustrator, Freelancer
Berliner Studio, in dem seit 2005 spektakuläre Col- Ich biete Print, Illustration
lagen entstehen. Entweder digital oder aus hand- E-Mail marie@skizzomat.de
gemachten Elementen, zu denen Cut-outs, gefun- Web www.skizzomat.de
dene Bilder, Buchstaben oder Oberflächenstruk- Standort Berlin
turen gehören. Bei der Gestaltung spielt sie mit
Formen, Kontrasten und Neuanordnungen, setzt
auf Abstraktion – und Intuition.
≥ www.page-online.de PAGEmag
Die »Glueless
Collages« von Skizzo-
mat existieren immer
nur für den Moment
und werden in einem
schnellen »Beweis-
foto« festgehalten.
Diese Papierskulptur
ist ein einfaches,
gefaltetes Cut-out, das
durch seine Insze-
nierung im Raum, durch
Schattenwurf und
Perspektive, irritiert
Das Tinten-
porträt entstand 2012
in Südfrankreich
Mixed-Media-Illus-
tration zum Thema
»Crunching Cancer With
Numbers«, erschie-
nen im Magazin »New-
Scientist« (Juli 2010)
Weiteres Motiv aus
der »Glueless Collages«-
Serie, die sich mit
der Auflösung und Trans-
formation von
Körpern beschäftigt
PAGE NEWSLETTER
AUSBILDUNG
TITEL
PAGE 04.13 023
Der Boom der Infografik eröffnet ein vielseitiges Tätigkeitsfeld für Gestalter, Animation Artists
und Interaction Designer. PAGE sagt, worauf es bei Entwicklung von Infografiken ankommt, und
beleuchtet den Prozess vom Briefing über die Recherche bis zur Umsetzung
024 PAGE 04.13 TITEL Infografik
die für dieses Thema ideale Umsetzung, weil sich so die hört auch das kostenlose Grass, das raster- und vektororien-
Vielzahl an Infos übersichtlich darstellen lässt und das Gan- tierten Funktionen bereithält. »Im Internet finden sich viele
ze dabei auch noch gut aussieht. kostenlose Tools zur Erstellung von Infografiken, wie zum
Vielfältigste Werkzeuge unterstützen den Infografiker, Beispiel Google Charts oder Many Eyes. Für professionelle
angefangen vom Sammeln der Daten bis hin zu ihrer Visua- Arbeiten funktionieren diese aber oft nicht«, urteilt Stefan
lisierung. Für die Bearbeitung der Rohdaten bieten sich Tools Fichtel. »In der Regel kann man nur Daten einlesen und diese
wie Google Docs, Google Refine, Numbers oder auch Excel in einer vorgegebenen Form darstellen lassen. Templates
an. Im Gestaltungsprozess kommen meist gängige Program- machen bei Infografiken aber nicht viel Sinn, weil man jedes
me wie Illustrator, Photoshop, 3ds Max oder Cinema 4D zum Mal andere Informationen hat. Zumal es darum geht, eine
Einsatz. Für interaktive Visualisierungen nutzen Designer individuelle Geschichte zu erzählen.«
und Developer in der Regel HTML5 oder Processing. Weiter-
hin gibt es spezielle Programmiersprachen wie D3.js, eine Tools hin oder her, ohne konzeptionelle Kenntnisse bleibt
JavaScript-Bibliothek, die aus Zahlenwerten automatisch die Grafik meist auf der Ebene einer oberflächlichen Zahlen-
grafische Elemente für Webseiten generiert, oder R, die auf präsentation, ohne diese in einen Kontext zu setzen. Woher
dem Weg ist, zur Standardsprache für Statistiken zu werden. aber kommt das notwendige Wissen? In Deutschland gibt es
Mithilfe von GIS(Geographic Information System)-Soft- verschiedene Hochschulen, an denen man Informationsde-
ware wie ArcGIS, die georeferenzierte Daten verarbeitet, sign studieren kann, meist als Schwerpunkt eines Design-
lassen sich beispielsweise 3-D-Globen erzeugen. Hierzu ge- studiengangs. Wer seine Ausbildung abgeschlossen hat,
VROOWH(UIDKUXQJHQLQHLQHUVSH]LDOLVLHUWHQ$JHQWXUVDP HVHUIRUGHUOLFKGLHVH]XVRUWLHUHQXQGLQHLQHU)RUPDXI]X
PHOQ»Neben Talent braucht ein guter Infografiker eine gute EHUHLWHQGDVVZLUVLHYHUVWHKHQ
$XVELOGXQJRGHUHEHQHLQSDDU-DKUHLQHLQVFKO¦JLJHQ%¾ }'XUFKGLH'LJLWDOLVLHUXQJJLEWHVQDW¾UOLFKDXFKYLHOPHKU
URVmVR6WHIDQ)LFKWHO$JHQWXUHQGLHQXUJHOHJHQWOLFKHLQH $EVDW]NDQ¦OHfür Infografiken, wobei der größte Kanal nach
Infografik XPVHW]WHQVHLHQLQGHU5HJHOQLFKWVRDXIJHVWHOOW ZLHYRU3ULQWLVWmEHREDFKWHW5DOI*UDXHO}3ULQWPHGLHQP¾V
GDVVVLHLQKDOWOLFKNRPSOH[H=XVDPPHQK¦QJHGXUFKGULQJHQ VHQEHZHLVHQGDVVVLHQRFKHLQDXIUHJHQGHV0HGLXPVLQG
XQGDG¦TXDWGDUVWHOOHQN¸QQWHQ}:LUEHLL[WUDFWELOGHQXQ $XIUHJHQGLVWHLQH=HLWXQJZHQQVLHGLH9HUZHLOGDXHUHU
sere Leute oft selbst aus. Es gibt noch zu wenige qualifizier- höht, und das kann eine Infografik. Auch ›Der Spiegel‹ ar
WH$EVROYHQWHQmEHULFKWHW)LFKWHO EHLWHWVHLWHWZDHLQHPKDOEHQ-DKUQLFKWPHKUQXUPLWVHL
,QNDXPHLQHUNUHDWLYHQ'LV]LSOLQYHUVFKZLPPHQGLH QHQNODVVLVFKHQK\SHUYHQWLOLHUHQGHQXQGPDQLSXOLHUHQGHQ
*UHQ]HQ]ZLVFKHQ*HVWDOWHUXQG$XWRUVRVWDUNZLHLP%H %DONHQGLDJUDPPHQVRQGHUQPLWI¾UVHLQH9HUK¦OWQLVVHULFK
reich Infografik – das macht es so spannend, aber auch so tig kreativen Infografiken. Eine gut gemachte Grafik auf ei
anspruchsvoll. »Ein Infografiker arrangiert ja nicht nur Tex- QHUJUR¡HQ6HLWHZLHLQGHUê=(,7éLVWRSXOHQWXQG¾EHUUD
WHXQG%LOGHUDXIHLQHU6HLWHHUPXVVDXFKLQGHU/DJHVHLQ VFKHQGDEHUVLHLVWDXFKWHXHUm0HKU]XU(QWVWHKXQJGHU
4XHOOHQDXV]XZHUWHQXQGGHQ,QKDOW]XYHUVWHKHQ6RQVW }=(,7mInfografiken auf Seite 32.)
NDQQHULKQDXFKQLFKWYLVXHOO¾EHUVHW]HQmPHLQW5DOI*UDXHO
'LHUHFKHUFKLHUWHQ'DWHQGLHHLQ5HGDNWHXULKPYRUOHJW 'DVOLHEH*HOGLVW$XVO¸VHUI¾UHLQHDXII¦OOLJH(QWZLFNOXQJ
VLQGVHOWHQVRGDVVGLHVHUJOHLFKGDPLWDUEHLWHQNDQQ}2IW 'LHXUVSU¾QJOLFKYRUDOOHPLP9HUODJVZHVHQDQJHVLHGHOWHQ
P¾VVHQGLHVHQRFKYHUHLQKHLWOLFKWRGHUXPJHUHFKQHWZHU Infografiken wandern Richtung Corporate Publishing. Im
GHQGDPLWVLHPLWDQGHUHQ'DWHQ]XVDPPHQSDVVHQmVDJW PHUPHKU8QWHUQHKPHQHQWGHFNHQGHQ1XW]HQGHU,QIRU
6WHIDQ)LFKWHO%HLL[WUDFWPDFKWGDVLQGHU5HJHOGHU,QIRJUD PDWLRQVYLVXDOLVLHUXQJI¾UVLFK}9HUODJHKDEHQRIWNHLQ*HOG
fiker, der sich dafür in den entsprechenden Programmen XP]ZHLRGHUGUHL/HXWH]XEH]DKOHQGLHDXVVFKOLH¡OLFK,QIR
DXVNHQQHQPXVV9RUDOOHPDEHUP¾VVHQVLHLQGHU/DJHVHLQ grafik PDFKHQRKQH]XV¦W]OLFKH6HLWHQ]XOD\RXWHQmPHLQW
6DFKYHUKDOWH]XYHUHLQIDFKHQXQGYLVXHOOHLQJ¦QJLJ]XSU¦ 6WHIDQ)LFKWHO})HKOHUVLQGIROJOLFKQLFKWVHOWHQDXFKZHLO
VHQWLHUHQ.OLQJWQLFKWVRNRPSOL]LHUWDEHUGLH0¸JOLFKNHLWHQ GLHVerlage häufig Freie beauftragen, die auf diesem Gebiet
VLFKDXIGHP:HJYRQHLQHU,OOXVWUDWLRQKLQ]XHLQHU*UD fik, QLFKW]X+DXVHVLQG'LH'DUVWHOOXQJHQLQGHUê=(,7éEHLVSLHOV
GLHLQGHU/DJHLVWHLQHQ7H[W]XHUVHW]HQ]XYHU]HWWHOQVLQG ZHLVHHQWVSUHFKHQGDKHURIWQLFKWGHP1LYHDXGHUUHVW
YLHOI¦OWLJ6WHIDQ)LFKWHOIDVVWHVVR]XVDPPHQ}0DQNDQQ OLFKHQ=HLWXQJm'LH,QIRUPDWLRQHQGLH8QWHUQHKPHQEHUHLW
YLHOOHUQHQDEHUHLQGLGDNWLVFKHV*UXQGWDOHQWVROOWHGDVHLQm VWHOOWHQVHLHQGDJHJHQTXDOLWDWLYKRFKZHUWLJHUXQGRIWDXFK
EHVVHUUHFKHUFKLHUWGHQQ)LUPHQN¸QQWHQHVVLFKQLFKWOHLV
Der Boom der InfografikKLHU ] X WHQHWZDV)DOVFKHV]XSXEOL]LHUHQ
ODQGHÜLQGHQ86$6SDQLHQXQG
DXFK3RUWXJDOJHQLH¡WVLHEHUHLWV
2EHUI¾U9HUODJHRGHUGLH,QGXVWULHDUEHLWHWPDFKWI¾U
5DOI*UDXHONHLQHQ8QWHUVFKLHG}(VKDWHLQH:HLOHJHGDXHUW
VHKUYLHOO¦QJHUHLQHQGHXWOLFKK¸ ELVGLH8QWHUQHKPHQVRZHLWZDUHQPHKUDOVLKUHNODVVL VFKHQ
*UHJRU$LVFKHQWZLFNHOWHHLQLQWHU KHUHQ6WHOOHQZHUWÜKDWYHUVFKLH 0DUNHQLQKDOWH]XNRPPXQL]LHUHQXQGPLW)DNWHQDQV/LFKW
DNWLYHV;;/.RDOLWLRQVGLDJUDPP GHQH*U¾QGH=XPHLQHQLVWGLH=DKO ]XNRPPHQGLHLQWHUHVVDQWVLQGXQGGLHPDQDXFKHU]¦KOHQ
'LHVHV]HLJWHZ¦KUHQGGHUQLHGHUV¦FKV XQGGLH9LHOIDOWGHU7RROVGLHVLFK darf. Das lässt sich mit Infografiken spannend aufbeUHLWHQ
LVFKHQ/DQGWDJVZDKODOOHGHQNEDUHQ für die Erstellung von Infografiken 'DV0HGLXPELHWHWVLFKDQPLWYHUPHLQWOLFKGU¸JHQ=DKOHQ
%¾QGQLVVHDQÜXQGOLHIHUWHGDPLWZHLW HLJQHQGHXWOLFKDQJHVWLHJHQ=XP *HVFKLFKWHQ]XHU]¦KOHQm%HVWHKWDEHUQLFKWGLH*HIDKUGHV
DXVLQWHUHVVDQWHUH,QIRUPDWLRQHQDOV DQGHUHQVLQGZHVHQWOLFKPHKU'D EHUGUXVVHVXQGGHV*ODXEZ¾UGLJNHLWVYHUOXVWVZHQQN¾QI
GLHUHLQHQ3UR]HQWHUJHEQLVVHLP%DONHQ WHQYHUI¾JEDU9LHOH8QWHUQHKPHQ WLJMHGHU+HUVWHOOHUGLH:LUNVDPNHLWVHLQHU=DKQSDVWDRGHU
GLDJUDPP'LHVHKUNQDSSHQVLFK XQGDXFK%HK¸UGHQVWHOOHQHLQHQ VHLQHVShampoos durch Infografiken erklärt? Stefan FichWHO
LPPHUZLHGHUYHUVFKLHEHQGHQ0HKU 7HLOLKUHU'DWHQLQV1HW]XQGYHU NDQQXQVEHUXKLJHQ}/HVHUKDEHQHLQJXWHV*HVS¾UGDI¾URE
KHLWHQPDFKWHQDXVGHU$QLPDWLRQ HLQIDFKHQVRGDV6DPPHOQYRQ,Q ,QIRUPDWLRQHQZHUWYROOVLQG'LH1LFKW,QIRJUDfik, GLHDOV,QIR
HLQHQIU¸KOLFKHQ7DQ]GHU.RDOLWLRQHQ IRUPDWLRQHQ'LHVHDXIXQVHLQSUDV grafik YHUNDXIWZLUGHQWODUYWGLHVHUVFKQHOODOVXQEUDXFKEDU
≥ KWWSYLVXDOLVLHUWQHW VHOQGH'DWHQI¾OOHZLHGHUXPPDFKW *HUDGHI¾U8QWHUQHKPHQLVWGDVHLQ]XNRVWVSLHOLJHV5LVLNRm
PAGE 04.13 027
Animationen liegen im Bereich der Infografik im Trend. Web gen von Infografiken hervorge-
und Mobile bieten schließlich noch ganz andere Möglichkei- bracht hat, wuchs aber auch das
ten, in eine Grafik einzusteigen. Die Leistungen der Schwimm- Bewusstsein für responsive Dar-
Olympia-Sieger beispielsweise, die »The New York Times« zu- stellungen, sodass wir in nächs-
sammengestellt hat, werden erst in der Animation richtig ter Zeit wohl öfter entsprechend
erlebbar (siehe Seite 25). Echten Mehrwert können interak- optimierte Grafiken sehen wer-
Den sicheren Beweis dafür, dass Infografik
tive Elemente liefern, die es dem User ermöglichen, für ihn den (siehe Seite 34 f.).
im Mainstream angekommen ist liefert
interessanten Daten in den Vordergrund zu stellen und
das Buch »Deutschland verstehen« von Ralf
andere zu vernachlässigen. Damit für Web, iPad und Co
Grauel und Jan Schwochow. Im Oktober
Idealerweise sollten die im Web oder per Smartphone er- wirklich innovative Anwendun-
erschienen, war es kurz vor Weihnachten
kundbaren Infografiken nach Responsive-Design-Prinzipien gen entstehen, müssten Print
bereits rund 30 000 Mal verkauft. Zu
für die Größe und Auflösung des jeweiligen Ausgabegeräts und Online sich allerdings erst
Recht, das Buch mach Spaß und ist dabei
optimiert sein. »Im Umgang mit Infografiken begegnen uns einmal aufeinanderzubewegen.
auch noch lehrreich. Hier die Grafik
aber immer noch viele nicht responsive Visualisierungen«, »Bei den großen Verlagen steht
»Strahlende Perspektiven. Vom Uran-
bedauert Christian Hanke, Kreativdirektor bei edenspieker- beides oft in Konkurrenz zuei-
abbau bis zur Stationierung: Globale
mann in Berlin, der an einem Design- und Development- nander, weil die Inhalte der Web-
Geschäfte mit Atom« von Daniel Stolle.
Guide für Responsive Infographics arbeitet. »Schade, denn site kostenlos sind«, sagt Gregor
Infografiken sind aus dem eigenen Online-Erleben nicht Aisch. Der Datenjournalist, Pro-
mehr wegzudenken. Wir haben uns daran gewöhnt, Infor- grammierer und Designer beschäftigt sich mit interaktiven
mationen so wunderbar aufbereitet zu genießen, und möch- Visualisierungen, vor allem aus den Bereichen Politik und
ten dies gerade mobil nicht missen, zum Beispiel wenn wir Gesellschaft. »Die Verlage von ›Spiegel‹, ›ZEIT‹, ›SZ‹ und Co
Nachrichtenhäppchen auf dem iPhone durchwühlen.« Dank täten jetzt gut daran, alle verfügbaren Grafikressourcen zu
dem US-Wahlkampf im vergangenen Herbst, der Unmen- bündeln, anstatt sie weiter voneinander abzugrenzen.«
028 PAGE 04.13 TITEL Infografik
Auf www.villevivante.ch
ergänzte Interactive Things
die Visualisierungen der
Datenströme um ein Inter-
aktionsmodell. Hier
kann der User die Ergeb-
nisse weiter erforschen
PAGE 04.13 031
Nachdem Responsive Design zum State of the Art in der Webentwicklung geworden ist, könnte es
doch eigentlich auch die Gestaltung von Infografiken bestimmen. Christian Hanke, Kreativdirektor
bei edenspiekermann in Berlin, berichtet über seine Erfahrungen
QJeder kennt, liebt und teilt sie. Info- schienen differenzierte, gut gemach- Herausforderung sein, in realistischen
grafiken sind aus dem eigenen Online- te Visualisierungen, die sich den unter- Produktionszeiten Responsive Infogra-
Erleben nicht mehr wegzudenken. Ob schiedlichen Displaygrößen der Gerä- phics zu entwickeln – aber mit klugen
es darum geht, den idealen Partner zu te anpassten. Im redaktionellen Alltag Guides, einem definierten Framework
finden, eine Bank auszurauben, verwi- dürfte es allerdings immer noch eine und Hilfsmitteln wie Code-Snippets
ckelte politische Zusammenhänge zu
verstehen oder eine Antwort auf die
Frage zu bekommen: »Soll ich als Desi-
gner umsonst arbeiten?« – Infografi-
ken erklären uns im Idealfall auf einfa-
che, unterhaltsame oder verblüffende
Weise die Welt. All die uninspirierten
Spannende Pro- Visualisierungen einmal abgezogen,
jekte zum Thema können Infographics eine spannende
Informations- Herausforderung fürs Responsive Web-
visualisierung design sein – leider ist das aber noch
präsentiert die see recht selten der Fall.
conference, die am Während zu den Olympischen Spie-
20. April in Wies- len im letzten Sommer kaum responsi-
baden stattfindet. ve Infografiken auftauchten, änderte
≥ www.see- sich dies im Herbst dank der amerika-
conference.org nischen Präsidentschaftswahlen: Es er-
sollten selbst größere Media-Sites dies Da gilt es dann, die Zahlen, Bildunter- gelernt, die es ermöglichen, robuste
bewältigen können. schriften, Legenden, Graphen und ver- Werkzeuge für unterschiedlich komple-
Auf zum Jagen und Sammeln: Info- schiedenen dekorativen Bestandteile xe Visualisierungen zu entwickeln: das
grafiken sind Sammlungen von Kompo- als Code und Bildelement zu generie- Überlappen und das Verschmelzen. In
nenten. Da liegt es nahe, diese ausein- ren und dabei gleichzeitig ihr Verhal- beiden Fällen versteht man Infografi-
anderzunehmen und ihre unterschied- ten beim Verkleinern und Vergrößern, ken als modular. Die Prinzipien erlau-
liche Anordnung in responsiven Lay- Umschließen und Umfließen für ver- ben ein gutes Erfassen als Gesamtbild,
outs zu entwickeln. Allerdings steckt schiedene Größen und Auflösungen ohne dass die Grafiken, wenn man sie
der Teufel im Detail, und Klassiker wie zu bedenken. verkleinert, unkenntlich werden. Über
Pfeilbeschriftungen werden auf einmal Bei den Projekten der vergangenen einen Austausch zum Thema Respon-
zur Knobelaufgabe, wenn stufenloses Monate haben wir bei edenspieker- sive Infographics freue ich mich (Twit-
Skalieren und Umbrechen gefragt sind. mann zwei Grundprinzipien kennen- ter: @christianhanke).
Um den Größenver-
gleich nicht zu
verlieren, stehen
die Bilder in allen
Viewports nebenei-
nander. Beschrif-
tungen sollte man
nur so lange durch-
halten, wie es sinn-
voll ist. In der kleins-
ten Ansicht sind
daher die Größen-
angaben über den
Kaffeemaschinen
verschwunden
036 PAGE 04.13
KREATION
PAGE 04.13 037
QDie Statistik ist denkbar schlecht: (AID) Berlin (siehe PAGE 09.12, Seite 19). te. Dabei braucht es nicht ein roter Fa-
Nur einer von zehn Bewerbern für ein »Denn so entsteht schnell eine Stan- den zu sein, der sich durch die Mappe
Designstudium schafft die Aufnahme dardmappe, die wenig mit der Person zieht, aber die Arbeitsproben sollten
an einer staatlichen Hochschule. In der selbst zu tun hat.« Typische Motive wie eine konzeptionell zusammengestellt
Regel sind zwei bis drei Anläufe not- den gezeichneten Turnschuh, ein Still- werden und eine Einheit ergeben.
wendig, um den gewünschten Studien- leben mit Obst oder die immer gleichen Gut zu wissen ist, dass sich Aus-
platz zu ergattern. Die meisten Interes- Aktposen kann kein Professor mehr wahlkommissionen meist mehr für die
senten scheitern dabei an der Hürde sehen. Interessant und aufschlussreich Herleitung und den Entwicklungspro-
Eignungsmappe. An privaten Schulen sind dagegen Studien zu ausgefallene- zess als für das fertige Produkt inte-
und Akademien ist die Aufnahme zwar ren Themen, die etwas von der Per- ressieren. »Wichtig ist, dass man in ein
etwas einfacher, da aufgrund der zum sönlichkeit des Schaffenden erkennen Thema eintaucht, das einen selbst in-
Teil sehr hohen Studiengebühren der lassen. Die perfekt ausgeführte Technik teressiert und es von verschiedenen
Andrang geringer ist. Doch auch der ist dabei zweitrangig. »Natürlich scha- Seiten bearbeitet«, sagt Antje Egizzi,
Weg dorthin führt im ersten Schritt über det ein gewisses Talent nicht, aber es die in ihrer Kunstschule °Kunstpol in
die Mappe. Kein Wunder also, dass mit sollte noch Entwicklungspotenzial vor- Hamburg Mappenkurse für Studien-
ihrer Zusammenstellung viele Fragen handen sein«, erklärt Tilo Schneider. bewerber anbietet. »Die meisten müs-
und Unsicherheiten verbunden sind. sen sich erst vom verschulten, ergeb-
Es gibt zwar kein Patentrezept für Absolute No-Gos sind ebenso schwie- nisorientierten Denken befreien, um
die Annahme an der Wunschhochschu- rig zu benennen wie eindeutige Musts. mit ihrer Kreativität und ihrem Talent
le, doch generell gilt: Originalität und Klar ist allerdings, dass kreatives Chaos zu wachsen und zu experimentieren.«
das persönliche Interesse am Zeichnen in einer Bewerbungsmappe unange- Skizzenbücher als Add-on zur Mappe
und Gestalten zählen mehr als perfek- bracht ist und nur in Ausnahmefällen können diesen Weg dokumentieren.
tes Handwerk. Deswegen führe die Fra- zum Erfolg führt. Neben der äußeren
ge »Was muss in die Mappe?« oft in die Form zählt vor allem der inhaltliche Der Fokus liegt bei den meisten Map-
falsche Richtung, meint Tilo Schnei- Zusammenhalt. Eine Ansammlung von pen nach wie vor auf analogen Arbei-
der, Mitbegründer und Dozent an der Einzelarbeiten ist vielleicht schön an- ten, doch zunehmend werden zudem
Akademie für Illustration und Design zusehen, erzählt aber keine Geschich- digitale Projekte vorgelegt. Auch hier
PAGE 04.13 039
sollte ein gestalterisches Konzept er- munikationsdesign legt und bereits Mappe von Göran Kizitas
kennbar sein, mit virtuosen Photoshop- umgesetzte Auftragskreationen in der Göran Kizitas studiert Kommunikationsdesign
Spielereien allein ist es nicht getan. Di- Mappe schätzt, können künstlerisch an der Freien Schule für Gestaltung (FSG)
gitale Datenträger sind zwar an den orientierte Hochschulen mit angewand- in Hamburg (seit Wintersemester 2011)
meisten Hochschulen bei der Bewer- ten Arbeiten wenig anfangen, da sie
Bewertung Göran Kizitas Mappe ist von 2011.
bung generell zugelassen, ein Ausdruck nichts über die Persönlichkeit des Be- Mit seiner Bildsprache war er seiner Zeit voraus,
in guter Qualität macht allerdings meis- werbers verraten. Der Besuch einer die Hipster-Elemente und Überlagerungen
tens mehr her. Informationsveranstaltung an der je- zeugen von einem guten Gespür für kommende
Trends. Gut gefallen hat uns auch, dass er mit
Vor der Zusammenstellung der Map- weiligen Schule ist deswegen ratsam, »Steck am Drecken« bereits ein eigenes Online-
pe sollte der Bewerber natürlich be- um Ausrichtung, Dozenten und Stu- Magazin betreibt. Mit seinen Fotografien beweist
reits wissen, bei welcher Hochschule dierende kennenzulernen. Zahlreiche er einen Blick für ungewöhnliche Perspektiven.
er sie einreichen wird. »Sich mit der Institute bieten auch Mappenberatun- Silvie Hartmann, Leiterin der FSG
gleichen Mappe an mehreren Schulen gen an, bei denen Bewerber ein direk-
zu bewerben ist heikel«, erläutert Tilo tes Feedback zu ihren Werken bekom-
Schneider. »Jede Aufnahmekommis- men – und zwar von jenen, die sie spä- Mappe von Lena Wolf
sion möchte sehen, dass sich derjenige ter prüfen werden. Lena Wolf studiert Kommunikationsdesign an der
FSG in Hamburg (ab Sommersemester 2013)
mit dem Institut auseinandergesetzt
und sich bewusst dafür entschieden Die Erwartungen an Bewerber sind Bewertung Lena Wolf arbeitete bereits als Foto-
hat.« Häufig wird an einer Hochschule in den vergangenen Jahren gestiegen. grafin, als sie sich bei uns bewarb. Sie kombiniert
ein ganz bestimmter Stil oder Gestal- Das Bachelor- und Mastersystem lässt oft Handarbeit mit digitaler Nachbearbeitung.
Eine ihrer Fotoserien erzählt ohne Worte die
tungsansatz präferiert, dazu kommen wenig Zeit für handwerkliche Grund-
Geschichte von Menschen, die gut zusammen-
formale Richtlinien wie etwa die An- lagen und Theorie. Viele Professoren passen – sich aber leider an unterschiedlichen
zahl der Arbeiten oder das Format der verlangen daher ein gewisses Maß an Orten befinden. In einer anderen Serie verarbei-
Eignungsmappe. Vorkenntnis, etwa in Farblehre oder tet sie Eindrücke und Fundstücke aus einem
alten Kino, die Seifenblasenoptik schafft die Atmo-
Während die Freie Schule für Ge- plastischem Gestalten. Dieses Wissen
sphäre einer Traumwelt. Die Arbeiten sind in
staltung (FSG) in Hamburg zum Bei- können sich angehende Studenten bei- sich schlüssig und konzeptionell überzeugend.
spiel Wert auf eine Affinität zum Kom- spielsweise in Mappenkursen an- Silvie Hartmann, Leiterin der FSG
Informationsveranstaltungen
Die Hochschulen bieten regelmäßig die Möglichkeit,
die Einrichtung, Dozenten und Studierende kennen-
zulernen und geben einen Einblick in Vorlieben und
Anforderungen bei der Bewerbung. Die Termine fin-
den sich auf den Websites der jeweiligen Institute.
PAGE 04.13 041
besteht. »Bei uns zählen Mappe, Auf- Auch wer alles richtig macht, kann Mappe von Anna Fleischhauer
nahmetest und Persönlichkeit je ein im ersten – und auch im zweiten – An- Anna Fleischhauer studiert Illustrationsdesign
Drittel«, erklärt Silvie Hartmann, Leite- lauf scheitern. »Manchmal gibt es ein- an der Akademie für Illustration und Design (AID)
rin der FSG in Hamburg. Manche Schu- fach sehr starke Jahrgänge, in denen Berlin (ab Sommersemester 2013)
len führen sogar zwei- bis dreitägige die Konkurrenz sehr groß ist«, sagt Ti-
Bewertung In Anna Fleischhauers Bewerbungs-
Eignungsprüfungen durch, wie etwa lo Schneider. Oft lohnt es sich, dranzu- mappe sind ihre Persönlichkeit und ihr Charakter
die Burg Giebichenstein Kunsthoch- bleiben und es beim nächsten Termin spürbar. Sie zeigt ihren Blick auf die Welt – mit
schule in Halle. einfach erneut zu versuchen – am bes- eigenen Themen, erzählerischem Stil und politi-
scher Satire. Gleichzeitig ist deutlich erkennbar,
Auf diese Situationen können sich ten, nachdem man Kritik eingefordert
dass sie gut zeichnen kann. Positiv ist auch, dass
Bewerber vorbereiten, zum Beispiel und umgesetzt hat. Letztlich geht es sie verschiedene Techniken ausprobiert – sogar
indem sie das kreative Arbeiten unter darum, seinen eigenen Weg und per- eine Stickerei ist dabei. Insgesamt ist die Mappe
Zeitdruck üben. Auf www.precore.net sönlichen Stil zu finden. Fühlt man ein gelungener Mix aus gut beherrschter Technik,
originellen Ideen und einem kritischen Blick in
lassen sich Prüfungsaufgaben von di- sich damit wohl und ist stolz auf seine
die Welt. Damit sticht sie aus der Masse heraus.
versen Hochschulen nachlesen (siehe Arbeiten, dann kann man mit Selbst- Es handelt sich hierbei klar um eine Einser-Mappe.
Kasten links). Im Aufnahmegespräch bewusstsein in das Bewerbungsver- Tilo Schneider, Dozent an der AID
stellen die Bewerber dann sich selbst fahren gehen und die Auswahlkom-
und ihre Arbeiten vor – hier zählen mission von sich überzeugen. Zur In-
sprachlicher Ausdruck und soziale Kom- spiration zeigen wir hier eine Reihe von
petenz. Weshalb Kommunikationsde- Mappen, mit denen sich Studenten er- Mappe von
sign? Warum gerade an dieser Schule? folgreich für die Studiengänge Kom- Dominik Pascal Mattwig
Was will ich später beruflich machen? munikationsdesign und Illustration an Dominik Pascal Mattwig studierte
Kommunikationsdesign an der FSG in
Gut ist es, auf solche Fragen eine über- unterschiedlichen Hochschulen bewor- Hamburg (bis September 2012)
zeugende Antwort parat zu haben. ben haben. nik
Bewertung Pascal Mattwigs Mappe ist sehr
persönlich und liebevoll gestaltet. Besonders
die Fotos demonstrieren seine Liebe zum
Detail. Typografieprojekte sind immer von Vor-
teil. Seines zeugt zudem von großer Geduld
und Sorgfalt. Die von ihm gestalteten CD-Cover
sind zwar analog, aber nicht zu künstlerisch.
Silvie Hartmann, Leiterin der FSG
Alpinas Color-
Designer hilft,
die richtigen
Farben zu fin-
den – selbst
bei Fotos von
der eigenen
Wohnung
Viel zu tun
Mit großem Pomp feierten sich jüngst Deutschlands »Marken des Jahrhunderts« bei einer Gala
im Hotel Adlon. Der Blick auf die Websites unserer wichtigsten Marken ist allerdings ernüchternd
Q An großen Worten wurde nicht gespart bei der Marken- Spaß/Lifestyle. Wobei sich die Beschränkung auf Standard-
gala, die Ende 2012 in Berlin zum Launch des Kompendiums themen oft in keinem übersichtlichen Layout und einer ein-
»Marken des Jahrhunderts. Leuchttürme auf dem Marken- deutigen Navigation niederschlägt. Und wenn einem inhalt-
meer« stattfand. Dr. Florian Langenscheidt, Herausgeber lich nichts einfällt, um eine Seite attraktiv zu machen, muss
des von Mike Meiré gestalteten Wälzers (siehe PAGE 02.13, ein Gewinnspiel herhalten. Wer regelmäßig Marken-Web-
Seite 111), sagte dort unter anderem: »Starke Marken sind sites abklappert, kann wahrscheinlich jedes zweites Wochen-
das Rückgrat unserer Wirtschaft.« Stimmt auffallend. Denn ende zu einem anderen Wellness-Urlaub aufbrechen . . .
Deutschland verfügt über viele tolle Traditionsmarken, die Welche Agenturen diese Auftritte gestaltet haben, wird
einen Gutteil unseres Exports ausmachen und auf ihrem im Impressum nur selten verraten. Unabhängig davon, ge-
Spezialgebiet nicht selten Weltmarktführer sind. ben wir einmal unsere Eindrücke von diversen Webseiten
Doch sind die oft hundertjährigen Brands fürs digitale wieder, von A wie Ahoj bis Z wie Zewa, von gelungen bis
Zeitalter gewappnet? Wir haben die Websites der hundert unterirdisch. Wobei wir uns mit Image-Auftritten befassen
»Marken des Jahrhunderts« geprüft. Das Ergebnis: großes und nicht mit Sites, die vorrangig als Shops Produkte oder
Kopfschütteln. Mit viel zu viel Text und mittelmäßigen bis Dienstleistungen anbieten (wie Bauhaus, Deutsche Bank
schlechten Fotos scheinen viele Auftritte direkt der Welt oder Lufthansa). Bilder zeigen wir nur von ansehnlichen Kre-
der alten gedruckten Firmenbroschüren entsprossen zu ationen, die Kritik steckt im Text. Unser Fazit vorweg: Es gibt
sein. Brav werden Rubriken abgearbeitet wie »Unterneh- viel zu tun, liebe Markenhersteller. Und liebe Webdesigner:
men«, »Produkte«, »Händler«, womöglich »Nachhaltigkeit« Hier findet Ihr viele potenzielle Kunden – noch mehr unter
(leider oft viel zu oberflächlich) sowie irgendwas zu Spiel/ www.marken-des-jahrhunderts.de/marken. cg
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Like it or not
www.4711.com
Der Markenrelaunch verschaffte
dem Duftwasser eine optisch anspre-
chende Website, die eine schöne
Strecke zur Historie enthält – einschließ-
lich alter Anzeigen und TV-Spots.
Insgesamt läuft sie aber etwas holprig
und ist nicht ganz übersichtlich. Vor
allem verwundert, wie lieblos gestaltet
der angegliederte Onlineshop
ist. Verkaufen nicht erwünscht?
www.ahoj-brause.de
Die Retrokultmarke steckt noch im Flash-
Intro-Zeitalter fest: Die Website lässt
sich erst betreten, nachdem man ein Tüt-
chen Brausepulver in ein Glas geschüttet und Rot ist bei Fertiglebensmittelherstel- Bei Drei Wetter Taft
hat. Dann öffnen sich psychedelische lern weit verbreitet. Dazu kommt mit dreht sich alles um Heidi
Blubberblasen, die aber konventionellen Fotos gestellt fröhlich genießender Men- Klum in allen erdenk-
Inhalt haben. Immerhin gelingt es, schen eine austauschbare Bildsprache. lichen Hairstyles
mit nicht viel mehr als einigen bunten Illus Ihre Einzigartigkeit versucht sich die Bresso-
60 000 Facebook-Fans zu unterhalten. Website aus der Provence zu holen –
nicht nur mit Rezepten, sondern auch mit
www.alpina-farben.de (lange nicht aktualisierten) Reise-, Film-
Gelungene Site von Scholz & Friends Ham- und Büchertipps, ja sogar mit einer
burg. Präsentiert die Baumarkt-Marke Anleitung für die typisch provenzalische
in einem anspruchsvollen Interior-Design- Wischtechnik beim Bemalen der
Magazin, dem die richtige Balance Wände . . . Thema verfehlt. Gelungener
zwischen Geschmack und Bodenständig- ist da die neuere Plattform http://ich-
keit, Inspiration und Information gelingt. liebe-kaese.de, auf der Bongrain Deutsch-
Auf der Subsite http://colordesigner. land zehn ihrer Marken präsentiert und
alpina-farben.de kann man sich vorgege- zu der sie auch eine lebendige Facebook-
bene Bilder und Fotos eigener Räume Community aufgebaut hat.
in unzähligen Farbtönen anzeigen lassen.
www.braun.de
www.aral.de Oh Braun, wie tief bist du gesunken! Nicht
Gemischtwarenladen wie im echten nur im Produktdesign ist vom Minima-
Leben. Dass es sich um die Website lismus, der die Marke einst auszeichnete,
des hiesigen Tankstellenmarktführers nicht viel geblieben. Gleiches gilt für die
handelt, sollte man angesichts des Website – weniger wäre mehr gewesen.
bescheidenen Auftritts nicht vermuten.
www.taft.schwarzkopf.de
www.asbach.de Schwarzkopf präsentiert sich im Web durch-
Look und Konzept sind Asbach uralt. weg gut – das gilt auch für ihre Uraltmarke
Gestaltet von einer auf Getränkemarken Drei Wetter Taft, die schon unzählige Witze
spezialisierten Agentur, die sich als die und Satiren überstanden hat. Ende der acht-
»einzige Werbeagentur« rühmt, »die mit ziger Jahre entstand der legendäre Spot der
der Flasche groß geworden ist«. Prost. Vielfliegerin: »Hamburg, 8.30 Uhr, wieder
mal Regen. Perfekter Halt fürs Haar –Drei
www.birkenstock.de Wetter Taft. Zwischenstopp München,
Hatte das seit 1774 existierende Unter- es ist ziemlich windig. Perfekter Sitz –Drei
nehmen mit der Kollektion »Birkenstock Wetter Taft. Weiterflug nach Rom, die Son-
designed by Heidi Klum« nicht mal ne brennt. Perfekter Schutz –Drei Wetter
versucht, sich ein frischeres Image zuzu- Taft.« Als eine, bei der die Frisur auch
legen? An der Website sind solche immer sitzt, dominiert Heidi Klum die Site
Ambitionen spurlos vorübergegangen. mit perfekten Bildern. Ansonsten stehen die
Wertvolle Informationen sind vorhan- Produkte im Vordergrund – die vor schwar-
den, aber in einer Weise aufbereitet, die zem Hintergrund sogar richtig edel wirken.
jeden halbwegs Modebewussten auch
in Zukunft von Birkenstock fernhalten wird. www.edding.com
Nach tollen Projekten zum 50. Firmenjubi-
www.bresso.de läum wie der mit kempertrautmann Wirklich praktisch:
Nicht nur das Banderolen-Logo erinnert an (jetzt thjnk) entwickelten Wall of Fame der edding-Highlighter
Knorr, auch die Kombination Grün, Gelb gehen wir voller Hoffnung auf die als Bookmarklet
044 PAGE 04.13 KREATION Marken-Websites
www.faber-castell.de
Ebenso traurig wie der edding-
Auftritt. Wie kann man so tolle Produkte so
langweilig präsentieren?
www.falke.com
Solche Produkte in Szene zu setzen ist
simpel, da bestrumpfte Frauenbeine
nun mal extrem fotogen sind, sagen Sie?
Nein, denn auch die Fotos von Männern
mit Kniestrümpfen und nackten Beinen in
der »Brand World« sehen toll aus. Da
wechselt man gerne direkt hinüber in den
benachbarten Shop.
www.flexi.de
»Der Weltmarktführer für Hunde-Roll-
Leinen« lässt es krachen: Mit großen
Freistellern vor schwarzem Hintergrund
steht von Anfang an das Produkt im
Mittelpunkt. Auch der Rest ist schön über-
sichtlich – nur für die Community-Pflege
im Blog wäre mehr Input angesagt. Wo doch
Schöne großformatige Hundebesitzer sich so gerne austauschen.
Fotos wie bei Falke würden
wir uns öfter wünschen Komisch, dass wenige www.frosch.de
Sites ihre Marke so Der Pionier für ökologische
in den Vordergrund Reinigungsmittel könnte dringend
stellen wie flexi einen Frühjahrsputz gebrauchen.
www.hansaplast.de
Hier erfährt man wirklich alles, was sich
irgendwie mit Hansaplast-Produkten
in Verbindung bringen lässt. Sprich: Es
gibt unendlich viel Text rund um Gesund-
heit und Schönheit, aber der ist typo-
grafisch ordentlich aufbereitet, was ja
auf vielen Sites keine Selbstverständ-
lichkeit ist. Beiersdorf tritt hier auch in
effektiven Austausch mit den Usern. Bei
der Umfrage zur Foot-Expert-Anti-Hornhaut-
Serie bestellten über 50 000 Teilnehmer
Produktproben, 13 000 bewerteten diese
dann per Fragebogen.
www.haribo.de
Ziemliches Wirrwarr, in dem man den Bären
vor lauter Bäumen nicht sieht. Mittendrin
steckt seit 2011 als Fremdkörper die Haribo-
City ( http://city.haribo.com ), in der man
sich als Bärchen-Avatar bei Chats und Spiel-
chen verlustieren kann. Macht eher Kinder
froh. Regeren Besuchs erfreut sich die
Facebook-Seite, wo über 400 000 anspruchs-
PAGE 04.13 045
www.iglo.de
Fast ein Jahr lang – vom 1. April 2012 bis
31. Januar 2013 – begrüßte die Site den
Besucher mit einem Bestechungsversuch,
soll heißen mit einem Gewinnspiel,
das Codes-Sammeln mit »1 Mio. Sofort- &
Exklusiv gewinnen« einschließlich
eines Fertigbau-»Traumhauses« belohnte.
Ansonsten ist der Auftritt – auch wenn
die seitenfüllenden, teilweise trist anmuten-
den Video- oder Fotohintergründe etwas
nerven – ordentlich gestaltet und informa-
tiv für den die Weltmeere langsam leer
fressenden Konsumenten. Zum Beispiel die
Fischrückverfolgung: Tracking-Code von
der Packung eingeben, und schon erscheint
Dr. Florian Baumann, Leiter Qualitäts- Barista Timon ist
sicherung, und erklärt im Video, woher die das Maskottchen der
Fischstäbchen kommen. Und dass man sie Melitta-Website
natürlich besten Gewissens essen kann.
und bei dem man zwischen verschiedenen einen Link in die 300 000 Fans starke
www.jaegermeister.de Musikrichtungen wählen kann, bei mir nach Facebook-Community und Infos
Optisch ansprechende Site, weitgehend in jedem Stück neu gestartet werden musste. über neue Produkte, was Leckermäuler
Schwarz-Weiß, die ihre feierfreudigen immer interessieren dürfte.
User nicht nur über das Produkt informiert, www.knorr.de
sondern auch über Musikevents und Grün, gelb und rot, viele Rezepte und www.loewe.tv
Festivals. Schade, dass das Jägermeister- Ernährungstipps: Gestalterisch und Die Website ist so schick, wie man es von
Radio, das sowohl auf Smartphones wie inhaltlich bewegt sich Knorr genau in einer designaffinen Marke wie Loewe
auch als Widget am Desktop funktioniert den Bahnen, wo man es erwartet. erwartet. Und in der immer komplizierter
Aber das macht die 175 Jahre alte werdenden TV-Welt kann man über
Die angebliche Fruchtschnecken- Firma ordentlich, mit schlichten Fotos, Schlichtheit und Übersichtlichkeit gar nicht
Suppe aus der Haribo-Kantine übersichtlichem Layout und viel dankbar genug sein. Darum bekam übrigens
gefiel fast 11 000 Facebook-Usern, inhaltlicher Sorgfalt. Kein Wunder, auch Loewes Assist Media App beim
die 454 Kommentare abgaben dass sie bei W3B-Benchmarking- red dot award: communication design die
Reports in Sachen Nutzerzufriedenheit Auszeichnung best of the best 2012.
immer gut abschneidet.
www.melitta.de
www.lamy.com Zeitgemäß gestaltete Website ohne Schnick-
Endlich mal Schreibgeräte funktional und schnack, wenn man mal von Barista
geschmackvoll inszeniert. Timon absieht, der einen auf der Startseite
mit zuckersüßem Lächeln empfängt und
www.langnese-honig.de auch in den Rubriken verfolgt – äh, begleitet.
Wir halten ja viel von Ehrlichkeit. Doch Auf der »Genussreise Brasilien« sowie
diese Site, die wohl schon ein paar einem New-York-Ausflug auf den Spuren
Jährchen auf dem Buckel hat, übertreibt des Trends zum handgefilterten Kaffee
ein wenig . . . Das Foto des trostlosen ist Timon ebenfalls dabei. Angeblich soll
Firmenhauptsitzes in Bargteheide bestätigt der junge Mann, der seit 2011 Marken-
alle Vorurteile über Langnese als botschafter ist, ja wirklich Barista in Berlin
Industrieproduzent, der ganz weit weg sein. Ob er das Zeug zur Markenikone
von Bienen und Blumenwiesen ist. hat wie in den Sixties der Tchibo-Mann?
www.leibniz.de www.nivea.de
Der Rubrikenaufbau der leuchtend Ungefähr so undurchsichtig wie die Nivea-
gelben Site ist klassisch und bringt alles Produktwelt – im Drogeriemarkt finde
zusammen, das sich irgendwie mit ich auch nie das Produkt vom letzten Mal
Keksen verbinden lässt – von Online- wieder, weil es schon wieder anders
Spielchen bis zu Ausflugstipps, zu aussieht oder anders heißt. Auch online
denen man ja auch Leibniz-Kekse mitneh- macht Nivea alles, was geht, mit
men kann. Gleich auf der Startseite gibt’s vielen interessanten Inhalten. Zudem hat
046 PAGE 04.13 KREATION Marken-Websites
http://love-odol.de
Inhaltlich und gestalterisch schlichte, aufs
Wesentliche reduzierte Site. Die großen
Background-Fotos mit dem Raster drauf
verleihen dem Ganzen aber einen
sehr modernen Look. Odol bleibt cool!
www.oryza.de
Farbenfroh wie die Reisverpackungen.
Das Layout ist etwas überladen, aber
trotzdem charmant. Machbare Rezepte
regen zum Experimentieren mit
den verschiedenen Reissorten an.
www.perwoll.de
Für die laut Henkel »Nummer 1 im Fein-
und Spezialwaschmittel-Markt«
erstaunlich lieblos zusammengetragene
Informationen. Dazu ein paar laue,
weichgespülte Modetipps. Die Website
bräuchte dringend ein Komplett-
Pflegepaket. Ähnliches gilt für www.pril.
de , ebenfalls eine Henkel-Marke und
Marktführer in Deutschland. Viel mehr als
Binsenweisheiten sind hier nicht zu finden. Auf Facebook (250 000 Fans) wird nicht wurde. Einzig die Rubrik »Produkte«
nur Schaum geschlagen, sondern auch geriet ein bisschen peppiger.
www.pustefix.de unterhaltsam informiert – oft über Links
Retro in jeder Hinsicht! Die Website ist ein auf einen Blog. Übrigens haben Forscher www.somat.de
Ausflug in die Frühzeit des Internets. herausgefunden, dass Schokolade Husten »Deutschlands Maschinen-Geschirrspül-
lindert. Zwar nur Bitterschokolade, aber mittel Nummer 1« präsentiert sich nicht
www.ritter-sport.de die esse ich eh am liebsten! nur sauber, sondern geradezu steril. Wenn’s
Quadratisch, praktisch, gut: Wie in der dabei wenigstens bliebe . . . Wer in die
Printwerbung nutzt Ritter Sport die www.schwartauer-werke.de Rubrik »Glänzende Momente« schaut, findet
visuellen Vorgaben der bunten quadra- Gar nicht lecker. Über weite Strecken hässliche Menü- und Platzkarten-PDF-
tischen Packungen perfekt, auch um bloß stinklangweilige Hinter- Dateien zum Download sowie einen Tipp
ein eigenständiges Layout zu schaffen. grundbilder, auf die viel Text gelegt für das Buch »Kreative Blumenfantasien.
PAGE 04.13 047
DESIGNMANAGEMENT
Design Thinking, Strategien, Fallbeispiele
Frei erzählen
Corporate Publishing professionalisiert sich – doch je anspruchsvoller die Produktion von Unternehmensmedien
wird, desto mehr Fragen stellen sich an der Schnittstelle zwischen Design, Redaktion und Marke
QNoch nie gab es so viele Einreichun- Unternehmenskommunikation stellen. Hema kurzerhand zusammenlegte, so-
gen zu Corporate-Publishing-Wettbe- Dazu gehört auch Klarheit über Ge- dass die Pflichtberichte über Sponso-
werben wie 2012. Geschäftsberichte, schäftsmodelle und Risiken, Berichte ring und Ankäufe Teil eines lesenswer-
Mitarbeiter- und Kundenmagazine in über Produktionsprozesse und -bedin- ten Kulturjournalismus wurden. Und
Print und Online haben ein hohes Ni- gungen. Doch noch denken viele Fir- weil hier der Fokus auf den neu erwor-
veau erreicht. Das mag daran liegen, men in den Grenzen einer eng defi- benen Kunstwerken liegt, entstand ein
dass Marken ihre Werte heute als nah- nierten CI. Das demonstrierte kürzlich opulentes Magazin, in dem kurze Tex-
bare Geschichtenerzähler transportie- eine Marke für Fertiggebäck, die mit te um die großzügigen Bilder herum
ren und Gestaltung dabei eine we- einem Webmagazin jüngere Zielgrup- inszeniert werden.
sentliche Rolle spielt. Ebenso wichtig pen erobern wollte. Als die Agentur ei- Für das Kundenmagazin der GLS
sind eine emanzipierte Leserschaft, ne Reportage über die junge Berliner Bank entwickelte Stan Hema für jeden
die Qualität verlangt, und Medienma- Konditorenszene plante, überlegte der Artikel rund um die Gesellschafts- und
cher, die im Zeitungssterben neue Ge- Kunde kurz, das Porträt eines Kondi- Finanzthemen der sozial-ökologischen
schäftsmodelle wittern. tormeisters zu streichen – mit der Be- Genossenschaftsbank visuelle Konzep-
Dennoch sind Qualitätsprodukte im gründung, das Tattoo auf seinem Arm te, zu denen diese das Bildmaterial lie-
Corporate Publishing noch lange nicht entspreche nicht dem Markenverständ- fert. »Die Bildqualität ist bei fast je-
selbstverständlich. »Die Kulturstiftung nis. So vielfältig wie die Auffassungen der Produktion eine Herausforderung«,
der Länder konnte für ihr Mitgliederma- von Corporate Publishing in Unterneh- sagt Stephanie Kurz. »Schlechte Vorla-
gazin ›Arsprototo‹ deshalb renommier- men, Agenturen und Redaktionen, so gen kann man weglassen oder groß-
te Feuilletonjournalisten als Autoren vielfältig sind auch die Ansätze und zügig inszenieren – aber niemals klein
gewinnen, weil diese vom neuen De- Produktionsprozesse. Fünf davon stel- abbilden.« Zurzeit legt Stan Hema in
sign des Hefts begeistert waren«, be- len wir Ihnen hier vor. Zusammenarbeit mit einem Fotogra-
richtet Stefanie Kurz, eine der Partne- fen einen Bilderpool an, aus dem die
rinnen von Stan Hema. Es gibt also im- Bank ihre Medien dann zukünftig fle-
mer noch Reibungsflächen zwischen Stan Hema xibel bestücken kann.
glattgebügelten Markenpublikationen Konzeption aus der Marke heraus Ganz anders verlief der Relaunch-
und unabhängigem Journalismus, und prozess bei der »Politischen Meinung«,
auch im Corporate Publishing streiten Das Berliner Designbüro Stan Hema publiziert von der Konrad-Adenauer-
Text und Bild nach wie vor um Raum entwickelt Corporate Media aus der Stiftung. »Als reines Textheft aus hoch-
und Gewicht. Eher weniger gern reden Marke heraus und setzt sie gemeinsam karätigen, oft wissenschaftlichen Tex-
Agenturen darüber, dass vielen Mar- mit den Redaktionen der Auftraggeber ten stellt das Periodikum ein wichtiges ≥ PAGE Online
ketingverantwortlichen das Verständ- um. Im Zusammenhang einer Marken- Produkt der Stiftung dar, das von vor- Weitere Tipps zum
nis für den erheblichen Aufwand fehlt, überarbeitung für die Kulturstiftung ne bis hinten gelesen wird«, erläutert Zusammenspiel
den eine fundierte Redaktion und im- der Länder hinterfragte die Agentur Stephanie Kurz. Mit Respekt für die In- von Design und
mer wieder überraschende Layoutin- die Funktion aller vorhandenen Kom- halte gaben die Gestalter den Artikeln Text bei CP-
szenierungen verlangen. munikationsmedien. Es gab »Arspro- in großen Textblöcken viel Raum und Projekten finden
Transparenz lautet eine der Forde- toto« für Interessenten, Sponsoren und mit typografischen Details, Farbe und Sie unter www.
rungen, die Mitarbeiter, Investoren, den Freundeskreis sowie einen regel- Schriftrhythmus neuen Schwung. »Wir page-online/
Geschäftpartner und Kunden an die mäßigen Ankauf-Report – die Stan legen viel Wert auf Mikrotypogra- CP-Workflows
fie«, sagt die Designerin. »Zu Beginn nach dem Relaunch zum Thema »Ju- aus München: Hw.design, spezialisiert
eines Magazinprojekts erstellen wir ein gend« fragte Stan Hema verschiedene auf die Gestaltung von hochwertigen
typografisches Konzept für alle Rubri- Fotografen nach bereits vorhandenen Unternehmenspublikationen, baut die
ken und Artikelformen. Es muss lang- Porträts von Jugendlichen, um diese – interne Redaktion für Projekte im Cor-
fristig funktionieren, flexibel und ab- mit Rücksicht auf das geringe Budget – porate-Publishing weiter aus. »Wir ar-
wechslungsreich sein und für optima- günstig zweitverwerten zu können. So beiten seit Langem mit freien Textern.
le Lesbarkeit sorgen.« Darüber hinaus entstand eine Bildstrecke, die allein Indem wir jetzt allerdings bei bestimm-
bringt sich die Agentur inhaltlich ein: durch Nahaufnahmen von trotzigen ten Projekten mit einem festen Auto-
Sie ermunterte die Stiftungsredaktion, Mienen und verschüchterten Gesten renstamm enger kooperieren, können
die Artikelreihenfolge mit einem Wech- von völlig unterschiedlichen Charakte- wir Prozesse schneller steuern, was die
sel von akademischen und unterhal- ren erzählt. Das großzügig und konse- Qualität positiv beeinflusst«, erklärt
tenden Beiträgen leserfreundlicher zu quent gestaltete Magazin schafft ein Angelika Schröger, Redaktionsleiterin
gestalten. »Die meisten Kunden sind modernes, selbstbewusstes Bild der bei hw.design. Ein Beispiel: Den Pitch
froh darüber, in uns einen inhaltlichen CDU-nahen Stiftung. um den Geschäftsbericht für Linde
Ansprechpartner zu finden.« gewann die Agentur, weil sie erkannt
Neu in dem bislang reinen Textheft hatte, wohin sich der Konzern in Zu-
sind die Bildstrecken, die das Schwer- hw.design kunft entwickeln möchte. Das Kon-
punktthema eigenständig und unab- Unternehmensstrategien frei zept hatte die Unternehmensstrategie
hängig vom Text interpretieren. »Es ist interpretieren bereits mitgedacht, die sich in dyna-
sinnvoll, bei der Magazinentwicklung mischen, pointierten Texten wider-
Fotografen mit ihrer spezifischen visu- Wie eng Konzeption, Redaktion und spiegeln sollte.
ellen Perspektive zurate zu ziehen«, so Gestaltung miteinander verschränkt »Es ist nicht einfach, gute Autoren
Stephanie Kurz. Für die erste Ausgabe sind, demonstrieren Branchennews mit Gefühl für die richtige Tonalität zu
finden«, meint Angelika Schröger. Vie-
le ließen sich zusätzlich nicht gern über
die Schulter schauen. Dies sei jedoch
nötig, um die feinstofflichen Aspekte
TIPP Brechen Sie Regeln – selbst der Kommunikation in der Entwicklung
von Text und Bild herausarbeiten zu
können. »Dazu gehört, als Autor Text-
konservativ wirkende Kunden sind teile, beispielsweise ein Zitat oder eine
Bildunterschrift, auch als visuelles Stil-
element zu verstehen«, berichtet die
häufiger offener als vermutet. Redakteurin. »Wir haben die Erfahrung
gemacht, dass der Leser es goutiert,
Angelika Schröger, Redaktionsleiterin bei hw.design, München wenn ihm bestimmte Textteile schnell
Der abwechslungs-
reiche BMW-
Geschäftsbericht
von hw.design
zeigt, wie eng
Gestalter und
Contentproduzen-
ten zusammen-
arbeiten müssen
PAGE 04.13 053
kation, sollten aber für ein gut les- um die Marke inszeniert werden. Je Werk aufnahm. Um einen einheitlichen
bares, spannungsreiches Layout auf- nachdem, ob es Mitarbeiter zu rekru- Look zu schaffen, legten die Gestalter
gebrochen werden«, so O’Connor. tieren oder neue Zielgruppen zu er- vorab Standards fest, zum Beispiel ex-
schließen gilt, werden diese im Web treme Nahaufnahmen für Porträts. Das
durch Bildergalerien, Filmreportagen, so produzierte Material verwaltet der
Hoffmann und Campe interaktive Infografiken und Spiele er- Verlag in einem formatunabhängigen
Geschichten rund um die Marke gänzt, während Social Media die Kom- Content-Pool, um es von dort aus an
inszenieren munikation zusätzlich öffnet. die verschiedenen Medienkanäle zu
»Geschichten müssen portioniert verteilen. »Viele Unternehmen trennen
Mit dem Know-how aus dem Verlags- und in verschiedenen Navigationsfor- interne und externe Kommunikation
wesen bereichert Hoffmann und Cam- men gedacht werden«, sagt Christian nicht mehr«, sagt Christian Breid. »Sol-
pe das Corporate Publishing. Auch hier Breid, Geschäftsführer Digital bei Hoff- che Content Pools machen es möglich,
stehen strategische Fragen wie die Auf- mann und Campe Corporate Publi- der Medienvielfalt Herr zu werden.«
Das Porträt des gabe der Publikationen und eine Ziel- shing. »Dazu haben wir Prozesse ent- Um Markenwerte und -vorgaben
britischen Unter- gruppenanalyse am Anfang. Das neue wickelt, mit denen sich journalistische vielfältig und zeitgemäß interpretie-
nehmers, Piloten lifestylige BMW-Magazin »Driven« zum Inhalte medienneutral erstellen las- ren zu können, arbeitet Hoffmann und
und Rennfahrers Beispiel porträtiert Kreative wie einen sen.« Für einen Konzern inszenierte der Campe mit Spezialisten zusammen: für
Richard Branson Schauspieler, eine Schneiderin und ei- Verlag die Eröffnung eines neuen Fir- Wempe mit Mario Lombardo, für BMW
inszeniert Hoff- ne Künstlerin bei einer Tour mit dem menwerks in den USA. Den Autor, der mit Dirk Linke und Adriano Sack. »Das
mann und Campe BMW ActiveE durch Los Angeles – pas- die Reportage schreiben sollte, beglei- enge Zusammenspiel der Gewerke, von
als crossmediale send zu den Lebenswelten der Leser. tete eine Filmcrew, die eine Videodoku- Inhalt und Design, ist nicht einfach«, so
Story für das BMW- Unabhängig vom Medium stehen die mentation und Einzelinterviews dreh- Breid. Immer wieder komme es vor,
Magazin »Driven« Geschichten im Vordergrund, die rund te, aber auch atmosphärische Fotos im dass Designer Vorlagen erzeugten, oh-
ne sich Gedanken über Themen, Rubri-
ken oder Artikelformate zu machen.
»Es ist absurd, auf Zeichen genaue Text-
längen festzulegen.« Autoren wiede-
TIPP Denken Sie in mehreren Dimensio- rum müssen darauf achten, knappe,
SEO-optimierte Texte zu produzieren,
die zugleich durch journalistische Qua-
nen und entwickeln Sie Geschichten indivi- lität überzeugen. Bei der Entwicklung
eines neuen Konzepts arbeitet der Ver-
duell für die verschiedenen Kanäle. Die lag jeweils ein Thema als realitätsge-
treuen Prototyp umfassend auf. »Das
ist anfangs sehr aufwendig, rentiert
Aufbereitung muss korrespondieren, aber sich aber hintenraus«, verrät Breid.
»Dabei darf man nicht müde werden,
für unabhängigen Journalismus und
immer dem Medium entsprechen. gestalterische Regelbrüche zu kämp-
fen. Und es gibt nichts Schöneres, als
dass ein Kunde einen neuen Look an-
Christian Breid, Geschäftsführer Digital von Hoffmann und Campe Corporate Publishing, Hamburg
fangs skeptisch beäugt – und später
für eigene Medien anwendet.«
Verleger müssen lernen, wie Agen-
turen zu denken, mahnen Medienspe-
zialisten in der aktuellen Verlagskrise.
Tatsächlich machen die flexiblen, an-
wenderorientierten und unbedarft-
verspielteren Erzählweisen von Krea-
tiven Informationen zugänglicher. Aber
auch die kritisch-distanzierte Haltung
von Journalisten bereichert die Agen-
turarbeit bei der Entwicklung eigen-
ständiger Inhalte, im Widerstand ge-
gen allzu werberischen Content oder
zu viel Einfluss der Crowd. Sichtlich an
Bedeutung gewinnt die Rolle des Kon-
zeptioners, der die Richtung für Redak-
tion, Design, Marketing und Technik
vorgibt. Schön, aus der Branche zu hö-
ren, dass das Fremdeln zwischen den
Gewerken im Corporate Publishing ab-
nimmt und der Respekt für die Perspek-
tiven des Gegenübers wächst. wl
056 PAGE 04.13 KREATION Corporate Publishing
Headlines, einführenden Abstracts und Programmierer, die für Inhalt und De-
sign offen sind. Und einen kompeten-
ten Kundenberater, der die medialen
PAPIERWELT
senic. Im Electric-Blood-Themenraum Papyrus-Magazin
warteten Hackstock, Beil und grellrote
flüssige Neonfarbe, mit der das Papier Q Die erste Ausgabe des Papyrus-Kun-
getränkt wurde. Im dritten Raum, aus- denmagazins »Ypsilon« ist erschienen.
gekleidet mit dem schrillen Pastel Heart Die Leser erfahren, wie Feinstpapiere
Attack, bekamen die Besucher ab und die Sinne ansprechen und was es mit
zu einen kleinen elektrischen Schlag zu dem Digitaldruck wirklich auf sich hat.
spüren. Fast schmerzhaft wirkte das »Ypsilon« erklärt zudem, warum Recy-
Giftgrün von Nuclear Acid auf die Au- clingpapiere sehr hohe Weißegrade er-
gen, das die Gmund-Mitarbeiter zwi- reichen und wie man als Papierunter-
schen brodelnden Reagenzgläsern und nehmen Nachhaltigkeit lebt. Kurzmel-
Totenköpfen zeigten. dungen komplettieren das kostenlose
Neben den Signalfarben mit schim- Magazin, das stets auf einem anderen
merndem Sparkle-Effekt gibt es auch Papier gedruckt wird. Anfordern kann
ruhigere Töne. Gmund Action umfasst man es unter info.de@papyrus.com.
insgesamt zehn Farben, alle in Karton- ≥ www.papyrus.com/de
gewichten von 310 und 430 Gramm,
Gmund Action die durch ein passendes Briefhüllen-
Farbschocker mit Q Zur Vorstellung ihrer neuen Kollek- sortiment ergänzt werden. Das Mus-
Klimaneutral drucken
Sparkle-Effekt – tion Action ließ sich die Büttenpapier- terbuch kann man bei der Büttenpa- Q Die Onlineprinters GmbH, eine der
so präsentiert sich fabrik Gmund einiges einfallen: Rund pierfabik Gmund anfordern. größten Onlinedruckereien Europas,
die neue Gmund- 350 Gäste hatte sie Ende Januar zur ≥ www.gmund.com bietet ihren Kunden in Kooperation mit
Kollektion Action Gmund Brand Convention nach Mün- dem Klimaschutzspezialisten Climate-
chen eingeladen. Nach verschiedenen More-With-Less- Partner jetzt die Möglichkeit, Printpro-
Vorträgen folgte dann am Abend die dukte klimaneutral zu drucken. Hier-
Vorstellung der Kollektion mit neu ent-
Gewinner für ermittelt sie automatisch die CO2-
wickelten Speedfarben. Die Namen der Q Metsä Board Zanders hatte kürzlich Emissionen jedes Druckauftrags und
Action-Sorten waren dabei Programm. zur Chromolux More With Less Chal- kompensiert diese auf Wunsch durch
Mit durchdringenden Basstönen, lenge eingeladen (siehe PAGE 12.12, die Unterstützung von international
schnellem Stroboskoplicht und beißen- Seite 41). Jetzt stehen die fünf Gewin- anerkannten Projekten für den Klima-
dem Neongelb an den Wänden präsen- ner des Kreativwettbewerbs fest. Je- schutz. Der durch den TÜV Austria zer-
tierte Gmund die Variante Vibrant Ar- der von ihnen kann sich über eine tifizierter Service steht in Deutschland
Chromolux-Sonderedition der Minikü- auf diedruckerei.de zur Verfügung. Die
che miniki freuen. zusätzlichen Kosten betragen 0,9 Pro-
Designer Viktor Balko setzte sich zent der Produktionskosten. Den klima-
mit der ersten Ausgabe der »Album neutralen Druck können sich die Kun-
Edition« durch, die Druckerei Eberl den per Urkunde bestätigen lassen.
Print mit dem Geschäftsbericht für die ≥ www.diedruckerei.de
Zumtobel Group und Boris Brumnjak
mit der Imagebroschüre für seine Dru- Lustre-Fotopapier
ckerei Gallery Print. Das Babybeklei-
dungslabel enfant gâté, von Grafikde-
als Blattware
signerin Karin Lucas mit Piktogrammen Q Bei Fotografen, Fotolabors und Dru-
bedruckt, zählt ebenso zu den Preis- ckereien ist das Inkjetfotopapier Bon-
trägern wie die Plakatkampagne der jet Graphic von Le Bon Image sehr be-
Agentur Carlitos y Patricia für einen liebt. Jetzt gibt es die Variante Lustre
spanischen Friseur: Das kämmbare Mi- in 250 Gramm, die bislang nur als Rol-
niposter spricht seine studentische lenware vorlag, auch in Blattformaten.
Zielgruppe auf charmante Weise an. Zur Verfügung stehen die Größen A4
Interessierte können alle ausgezeich- (mit 50 und 500 Blatt), A3 (mit 50 und
neten Arbeiten auf der Chromolux- 500 Blatt), A3+ (mit 50 und 250 Blatt)
Website anschauen. sowie A2 (mit 25 und 250 Blatt). Das
≥ www.chromolux.de Lustre-Fotopapier zeichnet sich durch
eine hochwertige Fotohaptik, reines,
hellweißes Papierweiß und Kompati-
Ein kämmbares Poster gehört bilität zu allen wasserbasierten Dye-,
zu den prämierten Arbeiten bei Pigment- und Latex-Tinten aus. ant
der More With Less Challenge ≥ www.bon-image.com
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TYPO
PAGE 04.13 061
Weltansichten
Das Buch »A Map of the World« versammelt tolle
Beispiele kreativer Kartografie, bei denen Typografie
eine zentrale Rolle spielt
9LVXDO
7KLQNLQJ
/HVVRQV
'LH$JHQGD Manchmal möchte man zeichnen können. Immer
dann, wenn es kompliziert wird und ein Bild
9:00 Uhr Warm-up alles viel einfacher machen würde. Im Workshop,
Wie man ganz schnell die Angst vorm
weißen Blatt Papier ablegt und den Stift zu seinem um die Ergebnisse grafisch festzuhalten. Im Kon-
besten Freund macht. zept, um komplexe Sachverhalte schnell verständ-
lich darzustellen. Oder in der Ideenentwicklung,
10:00 Uhr Lesson Nr. 1: Basics des Zeichnens
Wie man mit elementaren Formen so ziemlich alles
um nicht immer viele Worte machen zu müssen.
skizzieren kann, was man sagen möchte.
Wie man mit nur wenigen Strichen eigene Ideen
11:30 Uhr Lesson Nr. 2: Visual Notetaking darstellen und in kurzer Zeit seine Gedanken
Wie man in Echtzeit Vorträge, Meetings und Diskussionen
visualisiert und komplexe Begriffe einfach darstellt.
visuell strukturieren und präsentieren kann, lernt
man in den Visual Thinking Lessons mit Anna
12:30 Uhr Mittagspause Lena Schiller, der deutschen Vertreterin des Graphic
Recording, eines neuen methodischen Ansatzes
13:30 Uhr Kleine Materialkunde aus den USA. Schiller unterstützt mit ihrer besonde-
Was sind die besten Werkzeuge, um miteinander ren Expertise nicht nur die Good School, sondern
visuell zu kommunizieren? Ein Überblick über
die wichtigsten analogen und digitalen Tools für den auch Konferenzen wie die re:publica, Picnic oder
Alltagsgebrauch. transmediale und Unternehmen wie Deutsche Bank,
Volkswagen, Deutsche Telekom, IBM, Bündnis 90/
14:30 Uhr Inspiration
Das Who-is-Who des visuellen Denkens. Die besten
Die Grünen und Axel Springer.
Videos, interessante Vordenker, Promi-Doodler und die
neuesten Entwicklungen rund ums Thema.
Die Visual Thinking Lessons finden am Dienstag,
den $SULO, in der Good
15:00 Uhr Lesson Nr. 3: Methodenköfferchen
Von Visual Brainstorm über Graphic Facilitation bis
School, Lagerstraße 36, im Hamburger Schanzen-
hin zum Elevator Pitch und Visual Teams. Die Welt des viertel statt. Die Teilnahme kostet 920,00 Euro
visuellen Denkens.
(zzgl. MwSt.). Der Preis versteht sich inklusive
aller Arbeitsmaterialien und Verpflegung. Die Teil-
18:00 Uhr Letzte Runde
Feedback und Feedforward nehmeranzahl ist auf 18 Personen begrenzt!
Also schnell anmelden unter
19:00 Uhr Feierabend www.good-school.de/visual_thinking_lessons
oder www.page-online.de/seminar
Die Good School (www.good-school.de) ist eine Schule für digitale Kommuni-
kation in Hamburg. Seit 2009 hat sie mehr als 700 Profis und Mitarbeiter aus über
80 Unternehmen fit gemacht – darunter Deutschlands erfolgreichste Kreativköpfe,
Marketingmanager großer Marken und Vorstände internationaler Agenturnetz-
werke. Sie arbeitet mit gut 100 nationalen und internationalen Top-Experten
für alle relevanten Themen: Digital Planning, Online-Projektmanagement,
Social Media, Mobile Marketing, Performance Marketing, Search, Techniktrends
und Innovationen, integrierte Kommunikation und Organisation.
verschiedenste Displayanwendungen,
das sich an dem charakteristischen R
3 sofort erkennen lässt. Das Wechselspiel
zwischen rund und eckig ist typisch
für die Kumla und hilft beim Unterschei-
den der Buchstaben. 2 In den Stylistic
Alternates finden sich verschiedene
Zeichen, die das Jugendstil-Prinzip auf
4 die Spitze treiben. Andere dage-
gen, wie das N, sind normaler als ihre
Entsprechung im Regular-Schnitt.
3 Das U ist betont eckig, um der Schrift
TYPOWELT
Geometrische U8
QDie Beschilderungen der Berliner U-
Bahn-Linie 8 inspirierten Anton Koovit
zur Entwicklung einer gleichnamigen
Schrift. Der in Berlin lebende estnische
Designer recherchierte dafür lange im
BVG Museum und bei den Berliner Ver-
kehrsbetrieben. Er habe ein Stück Ge-
schichte wiederbeleben und die Origi-
nal-Stationsschilder in eine formale
Schrift übersetzen wollen, sagt Anton
Koovit über das Projekt. Zusammen mit
dem Schweizer Yassin Baggar, den er
im Type-and-Media-Masterkurs an der
Royal Academy of Art in Den Haag ken-
nengelernt hat, betreibt er die Type-
foundry Fatype.
Die geometrische Serifenlose U8
umfasst sieben Schnitte von Hairline
bis Black. Obwohl sie mit ihren großzü-
gigen Proportionen eigentlich für Dis-
playanwendungen konzipiert ist, funk-
tioniert sie auch prima in Fließtexten.
Für rund 300 Euro kann man die Fami-
lie bei Fatype kaufen.
≥ www.fatype.com
»#webtypobuch«
QWir kennen ihn als aktiven Blogger,
Webdesigner und Typo-Nerd – jetzt hat
Gerrit van Aaken ein Buch geschrie-
ben. Es ist ein kleines Bändlein, mit
nur 146 Seiten und ganz schön wenig
Bildern, trotzdem hat es das Zeug zum
Bestseller. Denn mit Gerrit van Aakens
»#webtypobuch« gibt es endlich ein
kompaktes und zugleich unterhaltsa-
mes Werk über Webtypografie. Es ist
ein Rundumschlag, der von den Fein-
heiten der Schriftglättung über klassi-
sches Typo-Know-how bis hin zu Soft-
waretipps und Kurzporträts von Web-
fontanbietern reicht.
Wer das »#webtypobuch« gelesen
hat, fühlt sich mental und praktisch ge-
rüstet, eine Website typografisch an-
sprechend zu gestalten. Denn, wie van
Aaken so schön formuliert: »Allen You-
Die geometrische Tubes und Instagrams zum Trotz be-
Serifenlose U8 steht das Web auch in den Zehnerjah-
stammt von ren zu weiten Teilen aus Text. Es sollte
Anton Koovit uns nicht gleichgültig sein, wie dieser
gestaltet und dargestellt wird.« Die
Auf dem Weg zum Standard- per Crowdfunding finanzierte Publika-
werk: Gerrit van Aakens tion gibt es gedruckt (32,42 Euro) oder
großartiger Erstling als E-Book (9,98 Euro). Auf www.web
PAGE 04.13 069
typobuch.de finden sich nicht nur alle Ist die Vereinheitlichung wirklich nötig?
Bestellmöglichkeiten, man kann das Schließlich hat der Name Linotype in
Buch dort auch zunächst lesen und an- Deutschland Tradition und Gewicht.
schließend entscheiden, ob man es Frank Wildenberg: Das stimmt. Den-
kaufen möchte. Ich bin ziemlich sicher, noch ist aus unserer Sicht der Zeitpunkt
man möchte. gekommen, das umfassende Portfolio
≥ www.webtypobuch.de der Monotype-Gruppe weltweit unter
einem identischen Namen anzubieten.
Vor allem für unsere global agierenden
Brandon Text Kunden gab es doch immer wieder
QHannes von Döhren aus Berlin ent- Erklärungsbedarf bezüglich der unter-
wickelte jetzt die Brandon Text, als Be- schiedlichen Firmenzugehörigkeit ihrer
gleiter seiner TDC2-prämierten Bran- Ansprechpartner aus der Monotype-
don Grotesque (siehe PAGE 05.10, Sei- Gruppe. Mit dem einheitlichen Namen
te 64). Auch die neue Schrift hat das unterstreichen wir die Bedeutung der
typische kreisrunde O und die funk- Verbindung von Design und Technolo-
tionale, dennoch warme Ausstrahlung. gie und stärken unsere Rolle als einheit-
Allerdings gab ihr der Designer eine liches, weltweit führendes Unterneh-
größere x-Höhe und optimierte sie für men. Unsere Kunden sollen Monotype »In Zukunft wird die
lange Texte, kleine Schriftgrade und als idealen Partner in den Bereichen
Bildschirme. Die manuell gehintete Schrift und Technologie wahrnehmen. Verbindung von Design
Type ist eine gute Wahl für Websites,
E-Books und Apps.
Auch die Kommunikation innerhalb der
Gruppe wird einfacher: Linotype-Mit-
und Technologien, die
Wie die Brandon Grotesque bietet arbeiter sind nun auch von der Begriff- das Design medienüber-
die Text-Version sechs Schnitte von lichkeit her echte Kollegen der welt-
Thin bis Black plus passende Kursive. weiten Organisation. Bezogen auf das greifend auch in einer
Erhältlich ist sie für knapp 250 Dollar Verschwinden von Linotype als Firmen-
oder 40 Dollar pro Schnitt über My- name trauere ich persönlich der Ver-
digitalen Welt sichtbar
Fonts. Die ersten 100 Besteller bekom- gangenheit nicht nach, sondern sehe machen, eine immer
men zusätzlich eine kleine Broschüre, wie bei anderen Veränderungen vor-
die die Entstehung, Gemeinsamkeiten rangig die Chancen. größere Rolle spielen«
und Unterschiede der beiden Schrif- Aber warum gerade jetzt? Die Über-
ten beschreibt. ant nahme ist doch schon sechs Jahre her? bar machen, eine immer größere Rol-
≥ http://hvdfonts.com/brandontext Seit 2006 hat sich bei Monotype ziem- le spielen. Mit der Umbenennung ma-
lich viel getan. Wir haben zum einen chen wir deutlich, dass wir unseren
weitere Schriftenhäuser und -verkaufs- Kunden eine einheitliche Darstellung
Die sechs Schnitte der Brandon Text eignen portale wie beispielsweise Ascender, ihrer Marke auf sämtlichen Kanälen,
sich besonders für Web, App und E-Book Bitstream und MyFonts übernommen, sei es Print, online, auf mobilen Ge-
zum anderen weiter in Technologien räten, im Auto oder auf dem Kühl-
zur Bildschirmdarstellung auf Displays schrank, ermöglichen.
aller Art, Seitenbeschreibungssprachen Bleiben uns die Linotype-Schriften-
und Druckertreiber, einen Webfont- bibliothek und Linotype.com als
Service mit dynamischem Subsetting, Webshop erhalten?
den CSS-Webeditor mit Webfont-An- Auf jeden Fall. Beide werden auch künf-
bindung Typecast, den Cloud-basier- tig ausgebaut. Die Linotype-Bibliothek
ten SkyFonts-Service und mehr inves- wird weiterhin durch neue Schriften
tiert. Damit kommen wir den Anforde- ergänzt, auf Linotype.com werden wir
rungen unserer Kunden entgegen, die schon sehr bald ein eigenes Angebot
heute mehr denn je neben hochwer- an Webfonts zur Verfügung stellen und
tigen Fonts und Corporate-Type-Lö- müssen so Interessenten nicht wie bis-
sungen – also dem klassischen Ange- her an unsere amerikanischen Kolle-
bot von Linotype – auch Technologien gen von Fonts.com weiterleiten. Lino-
zu ihrer digitalen Darstellung nachfra- type.com verfügt über eine sehr loyale
gen. Hierin liegt die Expertise von Kundschaft, der wir uns auch weiter-
Monotype. In Zukunft wird die Ver- hin verpflichtet fühlen.
bindung von Design und Technolo- Wird es Veränderungen in der
gien, die das Design medienübergrei- Personalstruktur geben?
fend auch in einer digitalen Welt sicht- Es sind keine Veränderungen geplant.
*
PRAXIS
INFOGRAFIK
Visual Storytelling – Workflows & Cases
16. SEPTEMBER
zurückerstattet. Darüber hinausgehende Ansprüche bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten folgende Fristen und Gebühren: Ab 14.06.2013 berechnen wir 50 Prozent, ab 19.07.2013 100 Prozent
Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der Reihenfolge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung
an. Sie ist sofort nach Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung seitens der Ebner Verlag GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll
Wo sind die Grenzen zur Illustration, zur reinen TV. Damit entwickelt sich ein überaus vielseitiges, grenzüberschreitendes
Visualisierung und zur Kunst? Was kann und Tätigkeitsfeld für Grafik- und Kommunikationsdesigner, für Illustratoren und
muss eine Infografik leisten, und wie setzt man Fotografen, für Interaction Designer und Animation Artists. Infografiken
diese sinnvoll ein? Was unterscheidet eine können vielschichtige Inhalte rasch veranschaulichen. Doch je schneller und
journalistisch geprägte Grafik von einer Visuali- komplexer die Kommunikation insgesamt wird, umso achtsamer muss der
sierung in der Unternehmenskommunikation? Kreative mit der Datenaufbereitung umgehen. Mit einer ästhetisch faszinie-
Was sind die Gefahren und das Potenzial einer renden Visualisierung ist es nicht getan, es geht um Inhalte, Einsichten und
PR-Grafik? Inwieweit können sich Corporate die Macht des Bildes. Und genau hier liegt denn auch für Jan Schwochow die
Infographics an eine bestehende CI anpassen? eigentliche Herausforderung. Es wird immer schwieriger, gute und verlässliche
Quellen zu finden, um einen Sachverhalt korrekt und unverfälscht wiederzuge-
2. Vom Briefing über die Recherche zur ben. Der Grafik- und Kommunikationsdesigner ist schon lange nicht mehr nur
Umsetzung – Cases, Prozesse, Strategien reiner Gestalter, er ist zugleich Journalist und visueller Geschichtenerzähler.
Wie müssen die Basisinformationen für ein
gutes Briefing aufbereitet sein? Wie kommt Jan Schwochow erläutert im PAGE Seminar anhand konkreter Praxisbeispiele,
man an die relevanten Daten und damit auf wie eine Infografik entsteht – von der Recherche über die Skizze bis zur Rein-
die richtige Idee? Ist weniger mehr oder zeichnung und Animation. Er bietet tiefe Einblicke in die Arbeit eines Info-
mehr Information hilfreicher? Wie gewinne grafikers und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen reiner Information und
ich den Kunden für die Idee? Wie läuft guter Gestaltung – wertvolles Know-how vom Designprofi für Designprofis!
die Abstimmung mit dem Auftraggeber?
Das Seminar »Infografik« findet am 16. September 2013 im Hotel 25hours,
3. Animation, Interaktion, Multichannel – Hamburg Bahrenfeld, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro
die Wahl der Mittel und ihre Kalkulation (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr* umfasst die Tagungskosten,
Wie setze ich Infografiken crossmedial ein? Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt!
Ist eine statische oder eine interaktive, Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar
animierte Grafik besser? Wie gestalte ich
den Workflow, um schon in der Ent-
wicklungsphase den unterschiedlichsten Der Referent
Nutzungsarten Rechnung zu tragen: als
App, Poster, Magazinseite oder PowerPoint- QJan Schwochow (44), Gründer und Geschäftsführer der Golden Section Graphics
Template. Wie kalkuliere ich eine Infografik? GmbH, gilt als einer der renommiertesten Infografiker weltweit und ist als erster
Wie verhandle ich die Nutzungsrechte? Infografiker Mitglied der ADC-Jury. Jan Schwochow und sein Team haben zahlreiche
nationale und internationale Auszeichnungen erhalten, unter anderem bei den
Das PAGE Seminar mit Jan Schwochow lässt Malofiej Awards und den European Design Awards sowie beim ADC. Der Diplom-
genug Zeit für Fragen und Diskussionen und Designer blickt auf über 20 Jahre Erfahrung als Infografiker, Designer und Journalist
den Austausch der Teilnehmer untereinander. zurück. So war er unter anderem Ressortleiter und Artdirektor der Infografik-Abteilung
beim »stern« und als Artdirektor für Infografiken in der Entwicklungsgrafik des Verlags
PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG Milchstraße tätig. Zuletzt baute Jan Schwochow bei der Agentur KircherBurkhardt in
E-Mail: info@page-online.de Berlin eine Infografik-Abteilung auf, bevor er 2007 sein eigenes Unternehmen,
Telefon: +49 40 85183400 die Golden Section Graphics GmbH mit derzeit bis zu 15 Mitarbeitern gründete.
www.page-online.de/seminar Jan Schwochow ist Herausgeber und Chefredakteur des Magazins »In Graphics«.
072 PAGE 04.13
BILD
PAGE 04.13 073
Pusteln am Po
Eine Sammlung in Stockholm entführt uns in die Welt historischer medizinischer Illustrationen
QWie faszinierend, aber auch wie Krankheiten wie Lepra, düstere Illustra- auf. Schließlich ist das 19. und 20. Jahr-
unheimlich oder sogar ekelig das Inne- tionen geistig verwirrter Patienten, hundert mit grafischen Darstellungen
re des menschlichen Körpers sein kann, aber auch farbenfrohe, grafische Dar- biologischer Vorgänge vertreten.
wissen wir spätestens seit Gunther von stellungen von Nerven- oder Embryo- Natürlich ist es großartig, sich diese
Hagens’ Ausstellung »Körperwelten«. zellen, die ebenso gut digital in Illus- Schätze in der Hagströmer Biblioteket
Eine Reihe einzigartiger medizinischer trator oder Photoshop hätten entstan- im Original anzuschauen – was im Üb-
Zeichnungen seit dem 15. Jahrhundert den sein können. rigen nur nach Voranmeldung geht (die
besitzt die Hagströmer Biblioteket in Mag man über die mittelalterlichen Bibliothek gehört zum Karolinska Insti-
Stockholm. In deren Wunderkammer, Zeichnungen zur Behandlung von Pus- tutet, der medizinischen Universität).
so der Name der Galerie, finden sich Bil- teln am Po oder bei Verstopfung noch Doch glücklicherweise kann man sich
der von Menschen mit scheußlichen schmunzeln, staunt man schon über eine Auswahl zudem auf der Website
die Detailfülle anatomischer Skizzen http://wunderkammer.ki.se anschauen
Keine Pusteln am Po, dafür Lepra aus dem 16. und erst recht dem 17. Jahr- und sich für eine Weile in dieser ganz
im Gesicht. Das Bild dieses armen hundert. Bunt wird es im 18. Jahrhun- eigenen Welt verlieren. Wem das nicht
Teufels ist aus dem 1847 verfassten dert. Hier tauchen auch botanische Stu- reicht, der kann acht der Exponate als
Buch »Om Spedalskhed« dien und Zeichnungen von Insekten Poster erwerben. ant
074 PAGE 04.13 BILD Subways
Tunnelblick
Der Münchner Artdirektor Nick Frank fotografiert menschenleere U-Bahn-Stationen in aller Welt.
Uns erzählte er, was ihn an dem Projekt so fasziniert – und warum die Crowdfunding-Kampagne
für den geplanten »Subways«-Bildband scheiterte
PAGE 04.13 075
QVerwaiste Bahnsteige, spärlich beleuchtete Treppen Wer die menschenleeren Stationen sieht, auf denen sich Gespenstische Leere:
und Tunnel, menschenleere Abteile: Die Fotos von Nick Frank am Tage Millionen Passagiere drängen, kann es kaum glau- Für den »Subways«-
Bildband versammelte
zeigen gespenstische Szenarios. In der Unterwelt deutscher ben. Der einzige Zeitpunkt, die Bahnsteige wirklich leer vor- Fotograf Nick Frank
und internationaler Metropolen wartet er auf den einen, zufinden, ist am frühen Sonntagmorgen, verrät Nick Frank. Aufnahmen von nächt-
perfekten Moment. Erst wenn alle Fahrgäste den Bahnsteig 6 Uhr ist ideal, doch selbst dann bleiben ihm höchstens an- lichen U-Bahn-Stationen
verlassen haben und keine Züge mehr fahren, betätigt er derthalb Stunden, bis der Publikumsverkehr wieder einsetzt. in internationalen Groß-
städten, hier München
den Auslöser. Die so entstandenen Bilder sind kunstvolle Trotzdem kommt es vor, dass eine »verlorene Seele« herum- (ganz links) und Dubai
Kompositionen, die neue Blickwinkel und perfekte Symme- geistert – ein Partygänger auf der Heimreise zum Beispiel
trien zeigen, in denen sich leuchtende Farben gegen tiefe oder ein schlafender Obdachloser auf einer Bank. Die retu-
Schatten und neutrale Hintergründe absetzen. Seit 2010 schiert er aus dem Bild, zusammen mit Kaugummis und
war Nick Frank bereits in München, Berlin, Frankfurt am weggeworfenem Papier. »Die Motive sind ja fast immer sehr
Main und Dubai. Jede Stadt erzählt eine andere Geschichte. symmetrisch. Man kann daher oft einzelne Bereiche von ei-
Manch einer mag U-Bahn-Stationen als laut und dreckig ner Seite auf die andere hinüberspiegeln«, sagt Nick Frank.
empfinden, für den 37-jährigen Münchner sind sie Orte der
kreativen Kontemplation und eine emotionale Angelegen- Die Entscheidung, wo er Aufnahmen macht, trifft der Foto-
heit. »Sie sind mehr als nur zentrale Orte für Reisende, sie graf äußerst planvoll. Zuerst sieht er sich den Netzplan der
sind die Bühne für alltägliche Dramen«, sagt er. Wie viele an- U-Bahn genau an, zählt die Stationen, recherchiert. »Es gibt
dere in der Isarmetropole pendelt Nick Frank täglich zur Ar- eine recht große Subway-Fangemeinde im Internet«, sagt er.
beit. Er ist Artdirektor bei der Agentur webguerillas, die sich »Dort sind in der Regel alle Stopps fotografisch dokumen-
auf alternative Werbeformen spezialisiert hat. »Meine bes- tiert.« In den 1960er bis 1980er Jahren gebaute U-Bahnhöfe
ten Ideen kommen mir im Berufsverkehr«, so Frank. Was kommen nicht infrage. Der Fotograf sucht entweder nach
ihn an den U-Bahnen am stärksten fasziniert, ist, dass es, Neubauten oder sehr alten Stationen. »Alles andere beißt
obwohl man von Menschen umgeben ist, doch nie darum sich mit meinem Stil, der ja eher artifiziell und modern ist«,
geht, mit diesen zu interagieren: »Meist reflektiert man das sagt er. Außerdem sei gerade in Deutschland die U-Bahn-
Tagesgeschehen, und dabei geht es nur um einen selbst.« Kultur lange Zeit nicht sehr prägnant gewesen. »Erst Mit-
076 PAGE 04.13 BILD Subways
te der Achtziger hat man begonnen, neue Projekte nicht Frank ein Wochenende gefunden hat, an dem die Arbeit als
nur inhouse ausführen zu lassen, sondern auch international Artdirektor einmal liegen bleiben darf, reist er zum Ort sei-
auszuschreiben. »Damit ist die Qualität deutlich gestiegen.« ner Wahl und zieht mit seiner Kamera los. Momentan arbei-
Eine kleine Herausforderung ist immer die Drehgeneh- tet er mit einer Leica S2, einer Mittelformatkamera mit Stativ
migung von den Verkehrsbetrieben. Wenn er sein Projekt und ohne Blitz sowie zwei Objektiv-Prototypen, mit denen
Seit 2010 reist Nick Frank
für sein Projekt um vorstellt, reagiert jede Stadt anders: »Mit den Münchnern Leica ihn unterstützt. Die ersten Bilder in der Münchner U-
die Welt. Den 37-Jährigen habe ich schon oft gesprochen. Die machen mir in der Re- Bahn schoss er noch aus der Hand, mit seiner Nikon D800.
faszinieren besonders gel einen Sonderpreis«, erzählt Nick Frank. »Berlin war da »Das ging, weil sie viel lichtstärker ist«, erklärt er.
die ungewöhnlichen Per-
nüchterner: Sie haben mir ihren Preis genannt – der war
spektiven und Sym-
metrien der unterirdi- auch nicht verhandelbar – und dann auch gleich die Geneh- Die erste Bildauswahl trifft Nick Frank meist noch im Hotel.
schen Architekturen migung ausgestellt, und es konnte losgehen.« Wenn Nick Zurück in München, folgt dann eine wahre Sisyphusarbeit:
In Photoshop räumt er seine Fotos auf. Sorgfältig entfernt
er mögliche Ablenkungen wie weggeworfene Fast-Food-
Verpackungen, verirrte Tauben und kaputte Wandverklei-
dungen. Das dauert mindestens sechs bis acht Stunden pro
Bild. Manchmal ist auch eins dabei, für das er bis zu zwei Ta-
ge braucht: »U-Bahn-Stationen sind einfach nicht so sauber,
wie es auf den Bildern aussieht«, erklärt er. »Ganz im Ge-
genteil.« Gerade die Böden seien unglaublich arbeitsinten-
siv, aber auch die Decke, wenn Elemente herausgebrochen
sind. Oder wenn einmal ein Geländer herumsteht. »Das sind
gleich mehrere Stunden Retuschearbeit«, sagt er.
Es geht dem Fotografen ausdrücklich nicht darum, die
Realität abzubilden, sondern eine Realität, die er sieht. »Meist
weiß ich schon, wie das finale Bild aussehen wird, wenn ich
die Station zum ersten Mal betrete«, sagt er. »Wenn ich dann
PAGE 04.13 077
an Kontrasten, Helligkeit und Farben arbeite, geht es vor dann erfolgreich, wenn sie den Menschen in den Vorder-
allem um Reduktion«, sagt er. »Ich suche mir das markan- grund rückten. Doch genau das wollte der Fotograf nicht.
teste Element heraus und versuche anschließend, die Auf- »Personen lenken in Architekturaufnahmen nur ab. Man hin-
nahme über die Bildbearbeitung so weit zu glätten, dass terfragt dann immer erst deren Situation – und das sind Ge-
nur die Essenz übrig bleibt.« danken, die ich in meiner Fotografie gar nicht haben möchte.
Ich möchte, dass man sich auf die Architektur konzentriert.«
Weil er seine Aufnahmen gern in einem Bildband sehen
würde, hatte Nick Frank eine Crowdfunding-Kampagne ge- Trotz der gescheiterten Kampagne soll das Projekt wei-
startet. Er tat sich mit der Münchner Beraterin Anne Ber- tergehen: Ende März reist Nick Frank nach Stockholm. Au-
wanger zusammen, die seine Bilder mit Texten begleiten ßerdem existiert ein Angebot vom Onlineportal des US-
sollte, und stellte das Projekt auf der Plattform Indiegogo Nachrichtensenders CNN, Aufnahmen in New York zu spon-
vor. »Wir wollten unabhängig von Verlagen bleiben, um uns sern. Das wären dann insgesamt sechs Städte. »Genug, um
die größtmögliche Freiheit und Kreativität zu erhalten«, er- ein schönes Exposé zu bauen, mit dem ich mich bei Verla-
klärt er. Für Layout, Satz, Text und Retusche wollte das Duo gen vorstellen kann«, freut sich Nick Frank. Wenn einer In-
selbst sorgen, für die übrigen Kosten bat es um Spenden. teresse zeigen würde, könnte er die Aufnahmen in weite-
Doch die knapp 29 000 Euro für die Realisierung – Reisekost- ren Städten mit den Vorschüssen bestreiten. Tokio zum Bei-
en, Unterbringung, Lizenzen, Produktionskosten, Werbung spiel. Das sei nämlich eine der Städte, die er nicht privat
und Marketing – kamen nicht zusammen. Nach einem guten vorfinanzieren könnte.
Start stagnierte der zugesicherte Beitrag bis Kampagnen- Sein Traum ist es, die Metro der nordkoreanischen Haupt-
ende am 2. Februar bei gut 1200 Euro. stadt Pjöngjang abzulichten. »Wie es dort aussieht, ist ein
»Die Reaktionen waren eigentlich durchgängig sehr gut«, echtes Mysterium«, sagt Nick Frank. »Angeblich ist es ein
sagt Nick Frank. Doch es gab insgesamt zu wenig Klicks und wenig wie in Moskau. Aber wie es wirklich ist, ist geheim.«
Likes. »Viele sagten, dass sie das fertige Buch gern kaufen Das Fremde und Unbekannte, das durch die Politik reguliert
würden. Doch ich glaube, uns hat einfach die emotionale, wird, reizt den Fotografen sehr. »Ob ich das jemals umset-
die soziale Komponente gefehlt«, spekuliert er. Vergleichba- zen kann, steht auf einem anderen Blatt. Letztendlich ist
re Projekte auf Kickstarter oder Indiegogo seien vor allem das, wie so oft, eine Kostenfrage.« fb
078 PAGE 04.13 BILD
BILDWELT
Keine Schubladen
Q Wir leben im Zeitalter des Cross-
over von Kunst und werblicher Krea-
tion, meint auch Kerstin Kraus. Trotz-
dem herrsche noch eine Doppelmoral
und so mancher Künstler arbeitet nur
verschämt unter Pseudonym in der
Werbung . . . Die ehemalige Artbuyerin –
beispielsweise bei Heimat, Jung von
Matt oder DDB Tribal – hingegen fin-
det gerade diese Schnittstelle beson-
ders spannend und will sich ihr dezi-
diert mit ihrer neuen Repräsentanz
Art Love Affair widmen.
Art Love Affair vertritt eine äußerst
interessante Riege von Fotografen, Il-
lustratoren, Stylisten und Kreativdirek-
toren sowohl für Editorial- und Wer-
bejobs als auch für künstlerische Pro-
jekte. Dabei sind nicht nur Ausstel-
lungen, Workshops oder Publikationen
geplant, sondern beispielsweise auch
die Zusammenarbeit mit (Innen-)Ar-
chitekten, um Kunst in ein privates
oder geschäftliches Umfeld zu brin-
gen, sei es dass diese gekauft oder ge-
mietet wird. Wir halten Sie auf dem
Laufenden, was aus den vielen span-
nenden Plänen dieser ungewöhnlichen
Neugründung wird.
≥ www.artloveaffair.com
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Bildagenturen-Messe. In 100 Meter Höhe präsen-
tieren sich beim PICTAday am 18. April in Hamburg
rund 60 Bildagenturen – nämlich im Emporio Tower,
dem denkmalgeschützten ehemaligen Unilever-Haus,
das nach einer Komplettrenovierung letztes Jahr neu
eröffnete. Der Eintritt für Bildeinkäufer ist kostenlos,
inklusive 360-Grad-Blick über Hamburg.
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Präsentieren, Verkaufen statt. Sie können die Seminare einzeln buchen, sie Wie funktional muss, wie kreativ
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»Leitmedium Design« reloaded
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Das Seminar 2
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rankings vertreten. Jochen Rädeker verfügt Denn das bringt dem Kunden Wettbewerbsvorteile und dem Gestalter
mit seinen Arbeiten für Unternehmen von Geld, Ruhm und Ehre. Doch vor der allgemeinen Freude steht harte Arbeit:
adidas bis WMF, von Beiersdorf über Vorwerk Wie wird ein Designkonzept kalkuliert? Wie werden Angebote vom
bis zu Kulturfestivals, Schauspiel und Oper Designer richtig formuliert und vom Kunden richtig bewertet? Wie laufen
über einen immensen Erfahrungsschatz in Verhandlungen für beide Seiten sinnvoll ab? Ist der Job da und die
Sachen Konzeption und Umsetzung komplexer Idee steht *, kommt die nächste Hürde: Wie kann ich bei internen und
Designstrategien – von der Imagebroschüre externen Präsentationen überzeugen?
bis zur Werbekampagne, vom Online- bis zum
Messeauftritt. Er ist Autor zahlreicher Bücher Jochen Rädeker erläutert anhand der zehn wichtigsten Erfolgsfaktoren
zum Thema Unternehmenskommunikation. (und Problemfelder) für ein gutes Projekt den optimalen Workflow zwischen
Kreativen und Auftraggebern. Am Beispiel konkreter Kalkulationen aus
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Die Agenda Projekt bis zum umfassenden Corporate Design zeigt er den Aufbau
eines überzeugenden Angebots und diskutiert mit den Teilnehmern, wie
1. Kunden stören. Kreative nerven Designleistungen fair bepreist, überzeugend verkauft und sinnvoll abge-
Vom Pitch bis zur Agenturauswahl, vom rechnet werden können. Das Seminar schließt mit ausführlichen Praxistipps
Briefing bis zum Timing, vom Angebot für erfolgreiche Präsentationen von Designern bei Kunden wie auch bei
bis zur Autorenkorrektur: Workflow, Stol- Meetings innerhalb von Unternehmen.
perfallen, Tipps und Taktik für den gegen-
seitigen Umgang der Projektpartner.
Das Seminar »Leitmedium Design 2« findet am 15. Juni 2013 im Hotel 25hours,
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082 PAGE 04.13
TECHNIK
PAGE 04.13 083
Rechts: Notiz-
und Skizzen-
bücher in allen
Variationen
gibt es bei dem
neuen Label
nuuna (siehe
Seite 88)
Eingabestifte
QWer viel mit seinem Touch-Device hantiert, kennt lange Erfahrung in der Entwicklung ter. Letzteres ermöglicht einen guten
das Problem: Die Oberfläche ist schnell verschmiert. anspruchsvoller Desktop-Programme technischen Workflow zwischen Mo-
Bei längeren Zeichensessions oder intensiver Nutzung haben und nun mobile Lösungen be- bile- und Desktopversionen.
stört das nicht nur, sondern kann auch zu verzöger- reitstellen. Interessant sind außerdem Egal für welche Ansprüche – in dem
ter Eingabeerkennung führen. Will man nicht dauernd Produkte kleiner Softwareanbieter wie breiten, sich ständig erweiternden An-
mit einem Tuch nachwischen, schafft man sich am bes- beispielsweise FiftyThree, der mit sei- gebot für iOS und Android wird man
ten einen Stylus an. Doch welche Faktoren sollte man ner iPad-App Paper beim Apple Design sicherlich fündig werden. Keine der
beim Kauf eines Stifts berücksichtigen? Award 2012 gewonnen hat. Tablet- oder Smartphone-Apps kostet
Das Interface der meisten Zeichen- in der Basisversion über 10 Euro, aber
Sensitivität. Wie stark oder schwach muss man mit Apps ist skeuomorph, das heißt, es auch viele Gratisangebote können ei-
dem Stylus aufdrücken, damit er erkannt wird? Grund- imitiert Form, Beschaffenheit und Ma- ne Menge. Allerdings stehen nicht alle
sätzlich gilt: Je schneller die Erkennung, desto besser terial des analogen Vorbilds. Nicht nur hier erwähnten Tools für jedes Be-
der Stift. Hier gibt es allerdings auch Unterschiede das Papier, sondern auch Farben, Pin- triebssystem oder jedes Gerät zur Ver-
zwischen den Smartphones und Tablets, die die Re- sel- und Stiftarten sollen sich so echt fügung. Darüber hinaus kann eine App
aktionszeit des Touchpen beeinflussen. wie möglich anfühlen. Je mehr »Hand- je nach Version große Unterschiede in
Gleiten. Der Stift sollte Zeichnen ohne Unterbrechung werks-Charakter« sich in die Pixelwelt Preis und Umsetzung aufweisen. Die
ermöglichen. Da die Mehrheit der Tablets und Smart- übertragen lässt, desto besser. Die im Folgenden angegebenen Preise be-
phones mit kapazitiven Touchscreens ausgestattet Technik lässt uns aber auch ihre Gren- ziehen sich auf die iPad-Versionen
ist, muss der Stylus leitfähig sein. Die Art der Spitze, zen spüren. Nach wie vor ist es nicht (Stand Januar 2013). Zum Schluss noch
ob Schaumstoff, Gummi oder Pinselbürste, ist dabei möglich, die Hand auf dem Touch- ein Tipp: Ein regelmäßiger Blick in App
oft entscheidend. screen abzulegen. So bleibt das Zeich- Store und Google play für Updates und
Haltbarkeit. Wer viel zeichnet, sollte darauf achten, nen eine etwas angespannte Angele- Rabatte lohnt sich.
dass sich Verschleißteile ersetzen lassen. Besonders genheit, und manch einer wird dem
die Spitzen verlieren bei intensiver Nutzung schnell Papier oder Grafiktablett den Vorzug
ihre Funktionstüchtigkeit. geben. Eine gewisse Erleichterung brin- Für Notizbuchliebhaber
Design. An Farbe, Form und Material ist inzwischen gen Eingabestifte, mit denen sich auf 1 Moleskine
fast alles verfügbar. Ob kurz oder lang, dick oder dünn, dem Touchscreen malen lässt (siehe
schwer oder leicht ist dabei eine Frage der persönli- links). Andererseits schafft die Tech- Seit 1997 stellt die italienische
chen Präferenz. Grundsätzlich sollte der Stift bequem nik auch ganz neue Möglichkeiten für Firma Modo & Modo (heute
in der Hand liegen und lang genug sein, um beim die analogen Büchlein. Moleskine hat in Moleskine) ihre klassischen
Zeichnen nicht wegzurutschen. Zusammenarbeit mit Evernote das so- Notizbüchlein her. Das simple Design
Preis. Auch der kleine Markt der Eingabestifte diffe- genannte Smart Notebook entwickelt hat ihr sehr viele Fans eingebracht, und
renziert sich aus. Einen Stylus gibt’s schon ab 5 Euro, (siehe PAGE 11.12, Seite 8). Bei dieser konsequenterweise setzt die digitale
doch bei Stiften unter 10 Euro sollte man ebenso skep- Edition lassen sich mit der zugehöri- Version da an, wo die analoge aufhört.
tisch sein wie bei Modellen über 30 Euro (siehe unten). gen Evernote-App handgeschriebene Man kann in der App unter sechs No-
Zusatzfunktionen. Manche Stifte haben Kappen, an- Notizen oder gezeichnete Bilder scan- tizbucharten wählen. Neben den üb-
dere Clips oder Bänder zum Befestigen am Smart- nen, archivieren, taggen und durch- lichen Papieren – kariert, liniert und
phone oder Tablet. Auch integrierte Magneten sind suchbar machen. blanko – gibt es den Wochenplaner,
beliebt, damit die Stifte automatisch daran hängen Storyboards und Rezeptbücher. Das
bleiben. Andere verfügen neben der Spitze für den Bei der Wahl einer Sketching-App soll- Tool bietet alle Funktionen, die eine
Touchscreen über einen Kugelschreiber. Die meisten te man sich zuerst fragen, für welche Notizbuch-App haben sollte: mehrere
Zusatzfunktionen sind eher Spielereien und sollten Gelegenheiten und Aufgaben man sie Stifte, Textfunktion, Farb-Paletten so-
nicht kaufentscheidend sein. Allerdings erklären sie nutzen möchte. Wer ab und zu am Flip- wie Import- und Exportmöglichkeiten
oft die Preisdifferenzen zwischen den Produkten. chart Dinge erklärt und das nun gerne (E-Mail, Evernote, Facebook, Twitter).
auf dem Tablet machen möchte, sollte Fazit: Wer eher traditionell veranlagt
vor allem auf eine schnelle und ein- ist, aber den Schritt in die digitale Welt
fache Navigation achten. Dann reichen machen möchte, für den ist die kosten-
Anna Lena bereits wenige Auswahlmöglichkeiten lose Moleskine-App die Richtige. Es gibt
Schiller, Autorin und Werkzeuge. Wer gern Sketchnotes, sie für iOS und für Android.
dieses Beitrags, also mit kurzen Erklärungen versehe-
ist spezialisiert ne Skizzen, während Konferenzen oder Weitere Apps in der Kategorie: Nota-
auf Infografiken Meetings anfertigt, sollte eher Wert bility (1,79 Euro), Clibe (4,49 Euro),
sowie Modera- auf verschiedene Pinsel, schöne Far- Penultimate (0,89 Euro),
tion und Live- ben und variable Canvas-Größen le- Bamboo Paper (kostenlos)
Visualisierungen gen. Illustratoren oder Grafikdesigner
bei Konferenzen. wiederum, die eine mobile Lösung für
Darüber hinaus das Festhalten von Bildern und Kon- Für Puristen
leitet sie die zepten suchen, sollten die Funktiona- 2 Paper von FiftyThree
Visual Thinking lität insgesamt berücksichtigen: von
Lessons, die wir der Stiftauswahl über Features wie et- Noch kein Jahr alt und schon
zusammen mit wa Zoom, Im- und Export, Cloudanbin- der Sketching-Liebling der
der Good School dung, Dateiformate, Retina-Display-Un- Techie-Szene: Mit ihrer im
veranstalten terstützung und Farbpaletten bis hin März 2012 veröffentlichten iPad-App
(siehe Seite 65) zu regelmäßigen Updates der Anbie- hat FiftyThree das Schöne in die Welt
PAGE 04.13 085
der digitalen Notizbücher gebracht. Pa- fixe Striche, aber eben auch nicht viel
per punktet mit großartigen Auswahl- mehr. Interessant ist die iPad-App ins-
möglichkeiten bei den Farben und Pin- besondere für diejenigen, die auch an-
seln, die Schreiben oder Zeichnen sehr dere Adobe-Produkte nutzen und so
gut imitieren. ihre unterwegs festgehaltenen Entwür-
Darüber hinaus besticht die App fe am Desktop-Rechner weiter ausar-
durch ihr außergewöhnliches Bedien- beiten können.
konzept. Der Anwender steuert sie aus-
schließlich durch Wischen und Kreis- Weitere Apps in der Kategorie: Brushes 3
1
bewegungen. Die Funktionen sind auf (kostenlos, per In-App-Kauf erweiter-
ein Minimum beschränkt, damit das bar), SketchBook Express (kostenlos),
Die Moleskine-App simuliert den Look des analogen
schlichte Design seine Wirkung voll ent- Sketches 2 (4,49 Euro), neu.Notes
Notizbuchs in der digitalen Welt
falten kann. Das kann am Anfang ein (kostenlos), Blackboard for iPad
bisschen gewöhnungsbedürftig sein. (0,89 Euro), Drawing Pad (1,79 Euro),
Notizbücher lassen sich betiteln und SketchPad HD (0,89 Euro), PRO
eigene Cover hinzufügen. Seiten gibt Finger Sketch Paint BA.net (1,79 Euro),
es wie in jeder App unendlich viele, LiveSketch HD (1,99 Dollar)
man kann allerdings nicht in sie zoo-
men. Social-Media- und E-Mail-Export
sind integriert, der Import von Fotos Für Anspruchsvolle
hingegen nicht. 4 Autodesk SketchBook Pro
Fazit: Wer schnell schöne Bilder zau-
bern möchte, sollte zu Paper greifen. Je ausgefeilter die Zeichen-
Die Basisversion ist gratis, zusätzliche Apps, desto mehr nähert man
Pinsel lassen sich mittels In-App-Kauf sich den Tools der Grafikde-
erwerben. Erwähnenswert: FiftyThree signer und Illustratoren. Die Sketch-
2
dokumentiert alle Updates und Neuig- Book-Serie von Autodesk kennen viele
keiten in einem Tumblr-Blog mit vielen User bereits als Desktop-Anwendung
Paper bietet eine große Auswahl an Farben und Stiften
Beispielen von Paper-Visualisierungen, und wissen das klare Interface und die
für schnelle, schöne Zeichnungen
Tutorials und Hintergrundberichten. Bandbreite der Werkzeuge zu schät-
zen. Das ist bei den Versionen für
Weitere Apps in der Kategorie: Ink for Smartphones und Tablets nicht an-
iOS (kostenlos), Zen Brush (2,69 Euro), ders. Wer sonst mit Maus oder Grafik-
Auryn Ink (3,59 Euro), Sketji (1,79 Euro), tablett arbeitet und präzises Einge-
ASKetch (2,69 Euro) ben gewohnt ist, kann hier zum Stylus
greifen und seine Arbeit nahtlos fort-
setzen. Denn SketchBook Pro bietet
Für Einsteiger und im alles an Funktionen, was man von
Profi-Workflow guter Zeichensoftware gewöhnt ist: je-
3 Adobe Ideas
de Menge Ebenen, Pinsel und Zeichen-
geräte, Möglichkeiten, frei zu transfor-
Ideas gehört zur Touch-App- mieren, zu rotieren, spiegeln, skalieren
Serie, die Adobe speziell fürs et cetera. Die fertigen Zeichnungen
Arbeiten am Tablet entwi- kann der Gestalter lokal und in der 3
Oben: Blanko-
bücher und -hefte
von Wednesday
Paper Works
Rechts: Produkte
von Bindewerk,
oben mit siebge-
drucktem Leinen
und Buntpapier,
darunter in
≥ PAGE Online Filz gebunden
Alle Links zum Artikel sowie
weitere Blankobücher
unter www.page-online.de/
Skizzenbuecher
PAGE 04.13 087
Berlin
1 Wednesday Paper Works
tät bringen. Papier ist für dieses Un- dewerk nach Prien am Chiemsee ge- Die Wahl zwischen
terfangen der perfekte Begleiter. Es zogen, hat neun Mitarbeiter und ver- verschiedenen
drängt zum Langsammachen, zum In- kauft seine Papeteriewaren in 21 Län- Motiven und zum
nehalten und zur Bedacht. Papier ist dern. Nach wie vor wird aber selbst Teil im Siebdruck-
das Gegengewicht zum Virtuellen, zur vor Ort produziert – damit passt sie verfahren her-
Löschtaste und dem Copy-and-paste- perfekt in die Philosophie der neuen gestellten Auf-
Diktat. Wir sind moderne Menschen Manufakturen. Notizbuchreihen wie et- machungen fällt
mit Computern, die die alten Techni- wa Flowerpower, Marlies oder Suzette bei nuuna schwer
ken schätzen und ehren, weil wir im mit Leinenbindung und bunt gemus-
Analogen für uns Echtzeit entdecken.« terten Papieren kommen verspielt und
Und ja, wir können es bestätigen, von nostalgisch daher. Es gibt jedoch auch Links: Wedder-
ihren Notizheften aus Papier und den Neutraleres in Leinen, Zellpappe, Filz bruuk macht
leinenbezogenen Blankobüchern mit oder Echtholzfurnier gebunden, alles Notizbücher aus
abstrakten gold- oder metallicfarbe- maximal in DIN A5. alten Buchde-
nen Heißfolienprägungen geht eine ≥ www.bindewerk.de ckeln. Die Größe
entschleunigende Magie aus . . . variiert – Modell
≥ http://wednesday-paper-works.com Bremen Zebra mit einge-
3 Wedderbruuk
klebtem Um-
München und Prien schlagmotiv ist
2 Bindewerk
Auf Plattdeutsch bedeutet »wedder- 23,5 mal 16 Zenti-
bruuk« wiederbringen oder wiederge- meter groß
Bindewerk kann man getrost als Klas- brauchen – auf Neudeutsch also Recy-
siker unter den Notizbuchmachern be- cling. Unter diesem Label starteten
zeichnen. Arne Katzbichler startete kürzlich vier junge Leute in Bremen
1996 mit einer kleinen Handbuchbin- ein Atelier beziehungsweise eine Fir-
derei in München. Inzwischen ist Bin- ma, die aus »Müll« und Trödel neue
088 PAGE 04.13 TECHNIK Sketchbooks: digital & analog
gen. Das Ganze ist etwas lose, funktio- Brückenstraße 66 oder in verschiede-
niert aber bestens – und ist ein Skiz- nen Buchhandlungen und Museums-
zenbuch, das sich immer wieder neu shops im In- und Ausland.
befüllen, sprich wieder gebrauchen ≥ www.nuuna.com
lässt. Der Verkauf läuft über DaWanda,
bis die eigene Website online geht. Zürich
≥ www.wedderbruuk.de; http://de. 5 Stilgraf
dawanda.com/shop/wedderbruuk
Schweizerisch gediegen kommt Stilgraf
Frankfurt am Main aus Zürich daher. Die Manufaktur hat
4 nuuna
ihren lustigen Namen von den ernsthaf-
ten Gründern Philipp Graf und Martin
Ob sie auf einer Schuh- und Handta- Stillhart und produziert mit umwelt-
schenmesse in Italien nach innovati- freundlichen Materialien diverse Skiz-
ven Materialien und Oberflächen for- zen- und Notizbücher sowie Schreib-
schen oder kuriose Materialien wie re- tischaccessoires im Vintage-Look. Auch
cycelte Warnwesten verwenden: Mit Sonderanfertigungen sind möglich, wo-
Einbandstoffen Papieren, Druck- und bei die Cover sich im Digitaldruck mit
Veredelungstechniken experimentie- individuellen Motiven versehen lassen.
ren die Notizbuchmacher von brand- ≥ www.stilgraf.ch
book.de seit 1998. Allerdings gab es
die Bücher bislang nur customized im Weimar
Auftrag von Kunden. Jetzt hat die 5 Herz und Seele
Frankfurter Firma die Consumermar-
ke nuuna ins Leben gerufen, deren Ar- In Kleinstauflagen von maximal drei bis
tikel auch Normalsterbliche einzeln vier Stück stellt Grafikdesignerin Cissy
kaufen können. Produziert wird auch Hecht, die an der Bauhaus-Universität
hier einzig und allein in Deutschland. Weimar studierte, mit Buchbinderin Sil-
5 Zum Qualitätsanspruch gehört unter ke Steinhagen Skizzenbücher her. Auf
anderem, dass sämtliche Bücher fa- Reisen, Messen, Flohmärkten und bei
Handarbeit Sachen macht. Dabei sind Produkt- dengeheftet sind. Händlern erwirbt sie ständig Papiere
aus Weimar: die designerin Sandra Hörner, Geowissen- Zu haben sind sowohl schlicht wei- und Textilien für die Projekte ihres klei-
Skizzenbü- schaftlerin Tanja Hörner, Tilman Schwa- ße, graue oder schwarze Exemplare nen Labels Herz und Seele. Innen be-
cher von Herz ke, der noch Stadt- und Regionalent- mit leuchtend bunten Gummibändern nutzt sie Schleipen-Werkdruckpapier,
und Seele wicklung studiert, sowie Grafikdesig- und Schnitt als auch solche in High- wobei über jede zehnte Seite ein Herz-
ner Frederik Niemann. Letzterer macht Gloss-Covern in Pastell oder Neon. An- und-Seele-Vogel als winziger Begleiter
schon seit geraumer Zeit mit einem dere sind mit Siebdruckmotiven verse- fliegt. Verkauft wird über DaWanda.
Freund in der eigenen Siebdruckwerk- hen – ob auf Graupappe, schwarzem ≥ www.herz-und-seele.net
statt Plain And Black schöne T-Shirts. Lederfaserstoff, Jeans-Label-Material
Die Notiz- oder Skizzenbücher von oder auf Karton mit neonfarbenem
Wedderbruuk sind simpel: Sie beste- Kunstfaserbuchrücken und Stiftschlau-
San Francisco Gingko Press
hen aus zwei versäuberten Deckeln al- fe. Die Standardgröße liegt bei 165 mal Der Verlag Gingko Press mit Büros in
ter Bücher mit lockerer Ringbindung, 220 Millimetern, die Bücher der Kollek- Berkeley und Hamburg schlägt seit
die sich öffnen lässt, um neben den tion Studio XL sind 225 mal 290 Milli- vielen Jahren eine Brücke zwischen
schon enthaltenen 60 Seiten cremefar- meter groß. Zu erwerben sind sie im amerikanischer und deutscher Grafik-
benen Papiers eigene Seiten einzufü- Internet, im Frankfurter Shop in der design- und Urban-Art-Szene. Das gilt
auch für Notiz- und Skizzenbücher. So
Skizzenbüchlein
verkauft Gingko hierzulande die Jour-
von Super7 aus
nale des Super7 Store 6 , den Brian
San Francisco
Flynn und Dora Drimalas vom Studio
Hybrid Design in San Franciscos legen-
Nichts für därer Haight Street betreiben. Ihre Vor-
Minimalisten: liebe für Designer Toys und Character
die Journale Design schlägt sich deutlich im Outfit
von Beci Orpin der Notebooks nieder.
(rechts Verspielt kommen auch die Cover
daneben) der Journale von Beci Orpin 7 daher.
Die australische Designerin hat ein Do-
it-yourself-Label, produziert Kinderklei-
dung, Wohnaccessoires und Papeterie-
waren. Ihre Skizzenbücher sind 148 mal
210 Millimeter groß, fadengeheftet und
in Kartondeckel gebunden, die vorn
6 7
und hinten Siebdrucke tragen. Zu ha-
PAGE 04.13 089
8
Profitieren Sie mit einem managed Server von den Chancen
der digitalen Wirtschaft! Die individuelle Server-Administration
erfolgt dabei durch das Experten-Team von internet24.de
so dass Sie sich voll auf Ihr eigenes Geschäftsmodell konzen
trieren können.
QWenn es am 5. März in San Francisco montieren könnte, brauchte das Pro- fabb Studio, einer Software zur Be-
dunkel wird, leuchtet dort zum ersten jektteam ein Muster der Kabel, an de- arbeitung von 3-D-Meshes, glättete
Mal die weltgrößte Lichtskulptur – die nen die Bay Bridge aufgehängt ist. Da Boden und Unterkante und druckte
Bay Bridge. Anlässlich des 75. Jahresta- die Kreativen natürlich nicht einfach ein auf einem MakerBot-3-D-Printer eine
ges des Wahrzeichens kreierte der ame- Stück heraussägen konnten, wurden Kopie des Kabels aus ABS-Plastik im
rikanische Künstler Leo Villareal eine sie erfinderisch: »Wir fotografierten ein Originalmaßstab aus (siehe Seite 92 f.).
computergesteuerte Punktmatrix aus Stück des Brückenkabels mit einer wet- Nun entwarf das Team einen speziel-
25 000 rhythmisch blinkenden LEDs. terfesten Kamera«, berichtet New Me- len wetterfesten Clip, in dessen Aus-
≥ PAGE Online Diese sind an den Drahtseilen des rund dia Developer Gian Pablo Villamil, »und lassungen sämtliche Kabel entlangge-
Links, Videos sowie 2,8 Kilometer langen westlichen Brü- nutzten dann Autodesk 123D Catch, um führt werden konnten. Die Clips be-
weitere Projekte ckenzugs befestigt, der die Metropole knapp vierzig unserer Aufnahmen in festigten die Kreativen schließlich mit-
finden Sie unter mit Yerba Buena Island verbindet. Um ein 3-D-Modell zu verwandeln.« hilfe von Kabelbindern aus PVC-be-
www.page-online. zu testen, wie man die Leuchtdioden, Die 3-D-Daten optimierte Gian Pablo schichtetem Stahl. »Und da wir silber-
de/3d-scanning Strom- und Datenkabel am besten Villamil anschließend mithilfe von net- farbenes Plastik verwendeten, sind
PAGE 04.13 091
mera, mit der man das Objekt aus al- Museum (siehe rechte Seite oben).
len Perspektiven fotografiert. Aus die-
sen Aufnahmen generiert die Software Beim klassischen Laserscanning, ei-
dann automatisch eine 3-D-Punktwol- nem verhältnismäßig kostenintensiven
ke. Dafür sucht sie nach markanten Verfahren, tastet ein horizontaler La-
Punkten und Strukturen, die auf meh- serstrahl das Objekt ab. Ein Lichtsensor
reren Aufnahmen zu finden sind und registriert die Reflexion, um mittels des
bestimmt unter Zuhilfenahme der EXIF- so genannten Triangulationsverfahrens
Daten wie beispielsweise der Brenn- die Maße der Oberfläche zu errech-
PAGE 04.13 093
Mit dem Lichtmusterverfahren kann für die Kinect spricht, sind der Preis
man Objekte viel schneller und einfa- von gerade mal 100 Euro für die Kame-
cher erfassen als mit dem Laserscan- ra in der Konsolenversion. Eine Edition
ning. Hierbei beleuchtet ein Projektor für Windows ist etwa doppelt so teuer
das zu erfassende Objekt nacheinander und enthält zusätzlich eine Lizenz, um
mit hellen und dunklen Streifenmus- mit dem SDK kommerzielle Anwen-
tern, und eine Kamera nimmt auf, wel- dungen zu entwickeln.
che Bildpunkte im Hellen oder Dunklen Mit dem RGBDToolkit lassen sich
liegen. Eine Software errechnet dann die 3-D-Daten der Kinect-Kamera und
die Dimensionen des Körpers und er- die Farbdaten einer digitalen Spiegel-
stellt ein Polygongittermodell. Dabei ist reflexkamera in Echtzeit verbinden
wichtig, dass kein Fremdlicht einfällt, (siehe PAGE 09.12, Seite 98). Dadurch
da dies die Aufnahme stören kann. eignet sich die Lösung auch für Motion-
Mit etwas Aufwand lässt sich auch Tracking-Projekte. Das Besondere: Die
das Lichtmusterverfahren nachbauen, Daten lassen sich im Nachhinein
doch sind die Anschaffungskosten we-
gen des Beamers höher als beim DIY-
Laserscanner. Daher lohnt es sich, die
Anschaffung einer Kinect zu erwägen,
die ähnlich gute Ergebnisse liefert und
leichter zu installieren ist. Im professio-
nellen Bereich, besonders im Reverse Lichtmuster
wird projiziert
Engineering, wird das Verfahren aber
noch häufig eingesetzt. So fertigte das
Londoner 3-D-Scanning-Studio Inition
auf diese Weise vom Kopf des Musikers
Si Begg einen 3-D-Scan und -Print an.
Dieser diente der Kreativagentur ATYP
als Grundlage für einen experimentel-
len Animationsfilm (siehe ganz rechts). Kamera
Beamer
modells verändern. Bei Gefallen konn- Der Prototyp des portablen Laserscanners ist nur wenig größer als ein
ten die Ausstellungsbesucher ihren iPhone und verfügt über zwei 18-Megapixel-Kameras und einen
Entwurf in einer Datenbank sichern beweglichen Laser. Die Kameras zeichnen die Bewegungen des Lasers
und anschließend mit einem umge- auf und berechnen daraus ein Polygonnetz. Die 3-D-Daten sendet
bauten RepRap-3-D-Drucker Schicht das Gerät per Bluetooth an iOS-Geräte, die daraus eine STP-Datei errech-
für Schicht aus Ton ausdrucken. nen, die verschiedene CAD-Systeme weiterverarbeiten können.
Lichtmusterverfahren
Musikclip »Permission To Explode«
Für das neue Album »Permission to Eplode« von Si Begg entwickelte die
Agentur ATYP einen Clip, der digitale und analoge Techniken mixt. Grund-
lage dafür war ein 3-D-Print des Kopfs des Musikers, den das Londoner
3-D-Scanning-Studio Inition anfertigte. Um den Kopf von allen Seiten zu erfas-
sen und die vielen Details, wie die Haare oder den Gesichtsausdruck, zu
erhalten, wählte Inition das Scansystem Mephisto 3D von 4DDynamics, das
auf dem Lichtmusterverfahren basiert. Auf diese Weise entstand nicht
nur eine Kopie des ganzen Kopfes, sondern auch noch eine aus 17 Scheiben
bestehende Version. Die Kreativen animierten nun den Kopf sowie weitere
farbige Elemente mittels Stop-Motion-Technik. Die 3-D-Kopie liefert damit
eine realistische Grundlage für die abstrakte Komposition des Clips.
Abbildungen: ATYP
096 PAGE 04.13 TECHNIK 3-D-Scanning
Fluid Scanning
Ebenso kurios wie kostengünstig ist
Kinect (zwei Kameras, das Verfahren, das sich der deutsche
ein Infrarot-Projektor) Medienkünstler Friedrich Kirschner
schon 2008 ausdachte. Sein »Fluid Scan-
Kinect. Die Kinect sendet ein Infrarot- ning«-System basiert auf der Idee,
Foto: Christo Doherty
Punktmuster in den Raum. Die Kameras dass man die Silhouette eines Gegen-
errechnen durch dessen Verzerrung stands leicht erfassen kann, wenn
Form, Größe und Entfernung des Objekts dieser von einer stark kontrastierenden
Flüssigkeit umgeben ist – egal, ob Milch,
Tinte oder Cola. Nach diesem Prinzip lässt
auch aus einem anderen Blickwin- sich schon mit einer Plastikschale voll
kel wiedergeben. Der Medienkünstler Milch, ein paar Lego-Bausteinen und einer
und RGBDToolkit-Mitentwickler James Webcam ein einfacher Scanner bauen.
George erstellte auf diese Weise zum In einem größeren Bassin kann man aber
Beispiel seine Installation »Spectacle«, auch einen Menschen scannen. Dieser
Foto: Friedrich Kirschner
bei der sich die virtuelle Kameraper- wird dabei langsam in die Flüssigkeit ab-
spektive konstant verschiebt (siehe gesenkt, und die fixierte Kamera erfasst
rechts unten). Noch weiter ging die Ber- jedes Stadium. Die so aufgezeichneten
liner Digitalagentur onformative, die für Schichten setzt dann ein von Kirschner
ihr Projekt »Unnamed Sound Sculp- geschriebenes Open-Source-Programm
ture« drei Kinect-Kameras kombinier- zu einem 3-D-Mesh zusammen.
te und so in Echtzeit eine 360-Grad-
Punktwolke aufzeichnete, die sie in
3ds Max zu einem Musikvideo weiter-
verarbeitete (siehe Seite 90 f.). Kinect und RGBDToolkit
Alle vier Verfahren haben ihre Vorzü-
Installation »Spectacle«
ge, aber auch Nachteile. Die effizien- Der Fotograf Alexander Porter hat zusam-
ten neuen bildbasierten Anwendun- men mit den Medienkünstlern James
gen fordern die noch vor zehn Jahren George und Jonathan Minard RGBDToolkit
dominante Marktposition des Laser- entwickelt, mit dem sich die 3-D-Daten
scannings heraus, da sie günstige und der Kinect-Kamera in Echtzeit mit den Farb-
bedienungsfreundliche Alternativen daten einer digitalen Spiegelreflexkamera
bieten. Microsofts Kinect-Steuerung hat verbinden lassen. Die aufgezeichneten
in kurzer Zeit eine Vielzahl kreativer Daten lassen sich im Nachhinein auch aus
Hacks und Projekte auf den Plan geru- einem anderen Blickwinkel anzeigen.
fen und durch ihre Genauigkeit und Für seine Installation »Spectacle« in einer
den niedrigen Preis viele teure Geräte Gruppenausstellung im englischen Salford
obsolet gemacht. nutzte James George das Verfahren etwa,
Durch die Vielzahl von Open-Source- um andere an der Schau beteiligte Künstler
Programmen gibt es inzwischen Low- zu interviewen. Auf drei Leinwänden
Buget-Lösungen für die meisten 3-D- zeigte er Filme, in denen sich die virtuelle
Scanning-Techniken. Stark ausgeprägt Kameraperspektive konstant verschiebt
ist dabei die Verbindung von DIY- und so eine stetig neue Perspektive zeigt.
Scannern und 3-D-Printern. In diesem
Sektor gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein
Weg. Egal, ob das ein aus Webcam und
Laserpointer gebauter Laserscanner
ist oder, wie im Falle Friedrich Kirsch-
ners Projekt »Fluid Scanning« (siehe
Abbildung: James George
Here be
Dragons April 23 & 24, 2013
#next13 berliner
congress
center
Die Tastatur
E-Inkey verän-
dert ihr Layout
je nach aktiver
Anwendung
Variable E-Paper-Tastatur
QDass E-Paper-Displays nicht nur Pa- Die E-Paper-Technologie, wie sie
Transparenter pier, sondern auch andere Materialen auch E-Book-Reader nutzen, gestattet
Kunststoff
ersetzen und damit neue Formen der blickwinkelstabile und stromsparende
Interaktivität ermöglichen, zeigen Ma- Darstellungen auf kleinstem Raum –
Kunststoff
xim Mezentsev und Aleksander Suhih ist also ideal für die variable Tastatur-
vom Büro Pixel aus Ischewsk in Russ- beschriftung. Es dürfte nur eine Frage
land. Ihre Tastatur E-Inkey ist bisher ei- der Zeit sein, bis das Konzept umge-
ne Designstudie. Die Beschriftung der setzt wird. Die einzige bereits erhält-
E-Paper
Tasten ist – ähnlich wie bei der virtu- liche variable Tastatur kommt übrigens
ellen Tastatur von Smartphones oder ebenfalls aus Russland – von Art. Le-
Tablets – variabel und lässt sich je nach bedev Studio. Die Optimus Maximus
Kunststoff Anwendung verändern. Shortcuts und basiert jedoch auf OLED-Displays, die
Tools werden also abhängig davon ein- deutlich dicker sind und eine separate
geblendet, ob etwa InDesign oder Illus- Stromversorgung benötigen.
trator im Vordergrund laufen. ≥ www.p1x.ru; www.artlebedev.com
Lebensgroß präsentieren
QEinen 90-Zoll-Bildschirm zeigte Sharp auf der Inte-
grated Systems Europe 2013 in Amsterdam. Mit einer
Länge von 2 Metern eignet sich das Full-HD-Display für
die lebensgroße Darstellung von Menschen – sofern
man es im Hochformat hängt. Die Tiefe beträgt ungefähr
12 Zentimeter, die Maximalhelligkeit 700 Candela. So-
mit lässt sich das LC-Display auf Messen und anderen nicht
abgedunkelten Räume mit geringem Platzangebot ein-
Philippe setzen. In Amsterdam waren weitere Sharp-Modelle mit
Starck hat Diagonalen von 60 und 70 Zoll zu sehen. Genauere
für LaCie Informationen zu Verfügbarkeit und Preisen konnte das
eine Festplatte Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht geben. ml
entworfen ≥ www.sharp.de
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Gerade erst März, und der Alltagstrott hat uns wieder fest im Griff. Wir fragen Kreative, wie sie ihren Arbeitsweg erleben
der Piccadilly Line bis Terminal 5 – und das die meiste Zeit
ohne Netz! Im Flieger schiebe ich einen Powernap ein, den
Rest der Zeit arbeite ich an Konzepten und Budgets oder
versuche, mit Zeitschriften und Podcasts abzuschalten. Mit
Taxi oder Bus erreiche ich dann meine Wohnung in Mitte.
Das Schlimmste ist die Schlepperei – Kamerakoffer, zwei
Laptops, Persönliches. Ich bin zwar gut organisiert, trotz-
dem bleibt immer der Alptraum, irgend etwas Essenzielles
zu vergessen. Einmal hatte ich bis zur letzten Sekunde vor
der Abreise ein Skype-Meeting, als ich merkte, dass mein
Schlüsselbund fehlte. Ich konnte zwar Ersatzschlüssel or-
ganisieren, aber zwei Wochen lang nicht zu wissen, ob ich
sie verloren oder nur verlegt hatte, war schrecklich.
Dumm war auch, als ich am falschen Flughafen stand. In
London gibt es fünf; ich war durcheinandergekommen, da ich
Hin- und Rückflug an verschiedenen Airports gebucht hat-
te. Die Zeit bis zum nächsten Flug am kommenden Morgen
verbrachte ich in Luton, einer Vorstadt ohne jeden Charme.
Ein nachhaltiges Ereignis war ein Gespräch beim Ein-
Channel-Hopping steigen in London, als ich auf meine schicke große Brille an-
QSeit gut zweieinhalb Jahren wohne ich überwiegend in gesprochen wurde. Der nette Mitreisende zog kurz danach
London, arbeite allerdings viel in Deutschland. So ist die mit seiner Freundin nach Berlin – als Untermieter in meine
Strecke London–Berlin ein fast alltäglicher Arbeitsweg ge- Wohnung. Inzwischen haben die beiden geheiratet . . . Wir
worden: Mit der Overground von Hackney Wick nach High- sind nach wie vor befreundet.
bury & Islington, mit der Victoria Line bis Green Park und Maak Roberts, Fotograf, London und Berlin
PUBLIKATIONEN
Mirko Borsche
verpasste der
Bayerischen
Staatsoper ein
hippes Outfit
Q »Makers«. Vom Zukunftsoptimis- Drohnen zu bauen. Er gründete 2007 Eine äußerst spannende Entwicklung,
mus der Kalifornier können wir oft zur die Plattform http://diydrones.com, aus auch wenn der neue digitale Mittel-
Schwarzmalerei neigenden Deutschen der eine so erfolgreiche Firma mit zwei stand die chinesischen Billiglohnpro-
uns eine Scheibe abschneiden. Zentral- Standorten und fünfzig Mitarbeitern duktionen wohl nicht so schnell er-
organ des Aufbruchs in eine dank Tech- wurde, dass er seinen Chefredakteurs- setzen wird, wie Anderson hofft. Die
nik immer bessere Welt ist das Maga- job inzwischen hingeschmissen hat. Avantgarde kann man noch bis zum
zin »Wired«. Dessen Ex-Chefredakteur In »Makers« stellt Chris Anderson, 5. Mai im Museum für Gestaltung Zü-
Chris Anderson verkündet jetzt eine der 2006 mit »The Long Tail. Nischen- rich immerhin schon mal in der Aus-
neue industrielle Revolution, basierend produkte statt Massenmarkt. Das Ge- stellung »3D – Dreidimensionale Din-
auf Eigenproduktion und Tools wie La- schäft der Zukunft« schon einen Best- ge drucken« anschauen.
sercutter oder 3-D-Drucker. Er selbst seller schrieb, seine Erfahrungen in > Chris Anderson: Makers. Das
ist auch einer der neuen »Makers«. einen breiteren Kontext: den Trend Internet der Dinge: die nächste
Beim Spielen mit seinen Kindern kam zu DIY-Herstellungsbetrieben, denen industrielle Revolution. München
ihm die Idee, mit Arduino ferngesteu- Crowdfunding die DIY-Finanzierung (Hanser) 2013, 286 Seiten.
erte Modellflugzeuge beziehungsweise und das Web den DIY-Vertrieb erlaubt. 22,90 Euro. isbn 978-3-446-43482-0
PAGE 04.13 111
Die Autoren
Frank Philippin und
Billy Kiosoglou als
Studenten und heute
Q »I used to be a design student«. Zu- »Too many words are counter- Designer kochen nur mit Wasser und
sammengerechnet haben die für dieses productive if you want to grab public arbeiten sehr oft erstaunlich konse-
Buch befragten 50 Designer 309,5 Jah- attention«: Richard Walker hat quent da weiter, wo sie im Studium
re studiert und 832 Jahre Berufserfah- seinen britischen Humor auch als angefangen haben. Einiges hat sich al-
rung. Aus diesem Fundus schöpfen Kreativdirektor von Kessels- lerdings doch geändert: Laut Buchsta-
Frank Philippin und Billy Kiosoglou, die Kramer London nicht verloren tistik stehen die Profis im Durchschnitt
sich beim Studium in London kennen- um 7:22 statt um 8:46 Uhr wie in der
lernten und das bekannte Studio Brigh- der Designer beantwortet auf einer Studentenzeit auf – und sie haben seit-
ten the Corners gründeten, heute mit Textdoppelseite Fragen zu Studium so- her 5 Kilo zugenommen.
Büros in London und im Odenwald bei wie Berufsleben und beschreibt ein > Billy Kiosoglou, Frank Philippin:
Darmstadt (wo Philippin an der Fach- Studenten- sowie ein Profiprojekt, die I used to be a design student: 50 gra-
hochschule Design lehrt). Um den Weg auf der nächsten Bilddoppelseite zu phic designers then and now. London
vom Studenten zum Profi geht es auch sehen sind. Beruhigende Erkenntnis (Laurence King) 2013, 256 Seiten.
in ihrem Buch, das so aufgebaut ist: Je- für den Nachwuchs: Auch erfolgreiche 17,95 Pfund. isbn 978-1-85669-898-6
Q »The Berlin Design Guide«. Dieser Architektur, Kunst, Mode, Produkt- und liche Wohl, wobei das Auge immer mit-
Stadtführer ist anders als die anderen, Grafikdesign gefragt. Zahlreiche Inter- isst, -trinkt und -schläft.
das zeigt schon der anspruchsvolle Un- views sind direkt ins Büchlein einge- Viele bekannte und weniger be-
tertitel: »A Practical Manual to Explore flossen – inklusive Behind-the-scenes- kannte Locations sind vertreten, vom
Urban Creativity«. Tatsächlich haben die Einblicke in die Studios der Befragten. Hansaviertel von 1957, das wieder jün-
Macher des Guides – fast durchweg Aber auch klassische Städtetouren zu gere Design-Aficionados als Bewohner
keine Eingeborenen – Feldforschung bestimmten Themen werden darin anlockt, über den Hobbyshop Wilhelm
betrieben und in Berlin lebende Krea- beschrieben. Am Ende gibt’s einige Rüther oder die bei Kreativ-VIPs ange-
tive nach ihren Lieblings-Locations aus Tipps für Übernachtung und das leib- sagte King Size Bar bis zum Buchstaben-
museum, das 3-D-Lettern zeigt, die Bar-
Auch keine bara Dechant und Anja Schulze von al-
echten Berliner, ten Gebäuden retteten. Was die Auto-
aber die mit ren noch nicht wussten: Das Museum
Köpfen bedruckte muss Ende März aus der alten DDR-Ein-
Bettwäsche kaufshalle am Alexanderplatz auszie-
passt perfekt ins hen. Neue Räume werden gesucht! cg
Bless Home, > Viviane Stappmanns, Kristina
den Showroom Leipold: The Berlin Design Guide.
des Modelabels A Practical Manual to Explore Urban
Bless in einer Creativity. Berlin (Gestalten) 2013,
Privatwohnung 256 Seiten. 16,90 Euro.
isbn 978-3-89955-478-6
112 PAGE 04.13 Publikationen
Impressum
Redaktion PAGE
Borselstraße 28/Haus i
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Textchefin
Astrid Umbreit
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Redaktion (CH: 181,80 Franken, A: 108,50 Euro). Kunde weg, Geld weg, Geschäftspartner weg, Daten weg, Ideen weg –
Franziska Beyer (fb), Nina Kirst (nik); Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
im Arbeitsleben eines Designers kann viel schiefgehen. Wir fragen
Anna Weilberg (aw, Redaktion Online)
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), (CH: 201 Franken, A: 119,60 Euro). Das Abo bei gestandenen Kreativen nach, wie sie Notfälle meistern, und geben
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), kann immer 6 Wochen vor Ablauf des Tipps rund um Haftung, Auftragsakquise, Versicherungen & Co
Rebecca von Hoff (Grafik), Christine Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
Krawinkel (Artdirektion); Maiken Richter, Schüler und Studenten erhalten gegen Vor-
Jan Roidner (Text-/Schlussredaktion); lage eines gültigen Ausweises oder einer
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ISSN 0935-6274. Vertrieb: VU Verlagsunion KG, Postfach 5707, 65047 Wiesbaden, Telefon
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Marken-Vehikel sind sie wird das Fernsehen inter-
Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung schon lange nicht mehr. aktiv. Wir stellen erfolgreiche
der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW) PAGE zeigt Advergames, Second-Screen-Projekte
die ausgeklügelte, invol- vor und berichten über die
vierende Erlebniswelten Herausforderungen, vor
≥ www.page-online.de ≥ www.twitter.com/pagemag für Desktop oder mobiles denen Kreative und Content-
≥ www.facebook.com/pagemag ≥ iTunes App Store Social Gaming schaffen Produzenten stehen
114 PAGE 04.13 Fundstücke von Jürgen Siebert
Q Die Nachrichtenwelt befindet sich Mix an. Der offizielle Ticker von @The Die britische Tageszeitung »The
im Umbruch – und ihre Lieferanten Academy versorgt mich mit den amtli- Guardian« machte es Mitte Februar vor.
stecken in der Klemme. Das jahrzehn- chen Verlautbarungen. Als Klatschba- Sie installierte anlässlich Obamas An-
tealte Geschäftsmodell funktioniert so sen verpflichte ich drei vor Ort twittern- sprache zur Lage der Nation auf der
nicht mehr. Es basierte darauf, dass de Journalisten, etwa @WhitneyCum Basis des frei verfügbaren News-Aggre-
Nachrichtenagenturen in aller Welt In- mings von NBC, @carr2n (David Carr) gators RebelMouse eine wachsende
formationen sammelten, diese aufbe- von der »New York Times« und na- Nachrichtenseite, die von den Lesern
reiteten und an Zeitungen und Fern- türlich @PerezHilton. Das Sahnehäub- gefüllt wurde. Als Nachrichtenvehikel
sehsender verteilten. Heutzutage sind chen sind die Tweets nominierter Hol- wählte der »Guardian« die neue Twitter-
Diese und weitere Informationen aus aller Welt nur einen lywood-Stars, allerdings nur, wenn sie Video-App Vine, mit der sich 6-Sekun-
Fundstücke von Klick entfernt . . . nicht nur für Redak- selbst zum Smartphone greifen, wie den-Filmchen erstellen und senden las-
Jürgen Siebert fin- tionen, auch für die Leser. zum Beispiel @mrskutcher, @DAVID_ sen. Trugen diese das vereinbarte Stich-
den Sie unter Als netzaffiner Filmfan kann ich mir LYNCH, @katyperry, @MMFlint (Mi- wort, den Hashtag #SOTUin6, landeten
www.page-online. heute vom Sofa aus ein Oscar-Erlebnis chael Moore) und @SamualLJackson. sie, nach Freigabe durch die Redak-
de/fundstuecke inszenieren, wie es kein Nachrichten- Vom Management geführte Twitter- tion, direkt auf der Nachrichtenseite.
medium je geliefert hat. Schon Stun- Accounts produzieren allenfalls witz- Zur Anregung hatten US-Korrespon-
den vor der TV-Übertragung logge ich lose PR-Schaumschlägerei. denten bereits ein Dutzend 6-Sekün-
mich auf der Fotoplattform Instagram Derart mit Live-Bildern und -Texten der gedreht und veröffentlicht, in de-
ein, werfe einen Geotag-Anker am Ver- versorgt, fühle ich mich mindestens so nen Passanten ihre Erwartungen an
anstaltungsort Dolby Theatre in Los gut für die nächtliche TV-Übertragung den Präsidenten äußerten.
Angeles aus, um erste Fotos von den vorbereitet wie die Moderatoren von Genau dies wird in Zukunft die Auf-
Vorbereitungen zu empfangen. Im Mi- ProSieben. Der Zuschauer auf Augen- gabe der Journalisten sein: Lotse spie-
nutentakt landen Exklusivbilder auf höhe mit den Journalisten. Natürlich len und neue Nachrichtenformate auf
meinem Smartphone, aufgenommen verfolge ich das Geschehen auf zwei die Schiene setzen. Die Inhalte liefern
Usergenerierte von Besuchern und den Stars selbst an Bildschirmen. Das ist die Nachrichten- Journalistenlaien und -profis, die Re-
Berichterstattung Orten, wo Journalisten gar nicht hin- situation von heute, auf die Agenturen daktion kontrolliert die Qualität die-
via Twitter, kommen, zum Beispiel aus Garderobe, und Medien reagieren müssen. Tun sie ser Nachrichten.
Instagram & Co: Taxi oder direkt vom roten Teppich. es nicht, wird ihnen das Publikum das Was bedeutet diese Entwicklung
einmal redaktio- Das Lesefutter zu den Academy Heft aus der Hand nehmen, denn die für Designer? Erstens: Dass es für ge-
nell betreut vom Awards verschafft mir Twitter, eben- Werkzeuge zur Nachrichtenbeschaf- druckte Tageszeitungen nicht mehr
»Guardian«, einmal falls im O-Ton. Dabei richte ich mir ei- fung und -verbreitung haben wir kos- viel zu tun gibt. Zweitens: Wenn’s um
ganz in Eigenregie nen maßgeschneiderten Nachrichten- tenlos auf unseren Mobilgeräten. Nachrichten geht, liegt die Zukunft im
Screendesign. Aber was kann man
machen, wenn sich News-Seiten wie
die von RebelMouse automatisch ge-
nerieren? Jede Menge, denn noch sind
sie alles andere als angenehm lesbar:
Einheitsschrift, keinerlei Auszeichnun-
gen, mangelhafte Struktur.
Die Arbeitsplätze der Zukunft fin-
den sich bei den Entwicklern dieser
Sammel- und Lese-Apps. Die hierzu-
lande entwickelte Social-Reading-Platt-
form dotdotdot ist ein Vorreiter in Sa-
chen Leserlichkeit (siehe PAGE 02.13,
Seite 88 ff.). »Long Form Reading« und
»Distraction Free Reading« sind die
Schlagwörter der Saison. Heutige Bild-
schirme können Texte weitaus besser
darstellen als der Zeitungs- und Maga-
zindruck. Sie tun es aber noch nicht,
weil der Screentypografie (noch) zu
wenig Aufmerksamkeit gilt. Leute, er-
greift diese Chance . . .
SCHNELL MAL BILDER BESORGEN...
Dolomitentour mit dem Bike am Wochenende.
Das Bike steht noch bei Mutti im Keller
und die Kumpels warten schon am Treffpunkt.
Nun kommt der Chef und möchte schnell
noch - bis Montag - komplett neue Bilder
für die Firmenpräsentation.
Alles neu shooten?
Keine Chance!
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