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Grenzschichttheorie

apl. Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Stemmer


Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungsmechanik
TU München
Stand September 2019.
Christian
c Stemmer, Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungsmechanik.
Literatur
[1] John D.Anderson, Hypersonic and high temperature gas dynamics, McGraw-Hill
Publishers 1989 und AIAA Publishers 2000.

[2] Tuncer Cebeci, Jean Custeix, Modeling and computation of boundary-layer flows,
Springer, Heidelberg, New York, 1999.

[3] Tuncer Cebeci, A.M.O. Smith, Analysis of turbulent boundary layers, Academic
Press, New York, 1974.

[4] Ludwig Prandtl, Führer durch die Strömungslehre, Vieweg Verlag, H. Örtel (Hrsg.)
2002.

[5] Walter Tollmien, Hermann Schlichting, Henry Görtler, Ludwig Prandtl


Gesammelte Abhandlungen, Springer Verlag, 3 Bände, 1961.

[6] L. Rosenhead (Ed.), Laminar Boundary Layers, Oxford University Press, 1963.

[7] Johann C. Rotta, Turbulente Strömungen, Teubner Verlag, Stuttgart, 1972.

[8] Hermann Schlichting, Grenzschichttheorie, Verlag G. Braun, Karlsruhe, 8. Auf-


lage, 1982.

[9] Hermann Schlichting, Klaus Gersten, Grenzschicht-Theorie, Springer-Verlag,


10. überarbeitete Auflage, 2006.

[10] Alfred Wall, Strömungs- und Temperaturgrenzschichten, Verlag G. Braun, Karls-


ruhe, 1966.

[11] Frank M. White, Viscous Fluid Flow, McGraw-Hill, 2nd ed., 1974 und 3rd ed., 2005.

weitere Literatur
[11] Milton van Dyke, An Album of Fluid Motion, Parabolic Press, Stanford University,
ISBN: 0915760029.

i
Inhaltsverzeichnis

Literatur i

Nomenklatur v

1 Einführung 1
1.1 Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Navier-Stokes Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3 Analytische Lösungen der Navier-Stokes Gleichungen . . . . . . . . . . . . . 3
1.3.1 Stationäre Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.3.2 Instationäre Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 Die Grenzschichtgleichungen und deren Lösungen 10


2.1 Allgemeine Herleitung der Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . 10
2.2 Allgemeine Bemerkungen zu den Grenzschichtgleichungen – Ablösung . . . . 16
2.3 Exakte Lösung der Grenzschichtgleichung für Strömungen ohne Druckgradient
– Blasiusströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.4 Lösung der Grenzschichtgleichung für Strömungen mit Druckgradient
– Falkner-Skan Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.5 Das Integralverfahren nach von Kármán und Pohlhausen . . . . . . . . . . . 28
2.6 Berechnungsverfahren für beliebige Geschwindigkeitsverteilung . . . . . . . . 30
2.7 Kugelumströmung und Widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

3 Temperaturgrenzschichten 32
3.1 Allgemeine Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.2 Temperaturgrenzschicht ohne direkte Koppelung mit der Strömung . . . . . 35
3.2.1 Erzwungene Konvektion an der ebenen Platte . . . . . . . . . . . . . 37
3.2.2 Graetz-Nußelt Problem (entwickelte Strömung mit lokal einsetzendem
Wärmeübergang) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3.3 Temperaturgrenzschicht mit Strömungskoppelung . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.3.1 Näherungslösung mit der Integralgleichung . . . . . . . . . . . . . . . 44

ii
4 Kompressible Grenzschichten 46
4.1 Grundgleichungen für kompressible Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . 46
4.1.1 Herleitung der kompressiblen Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . 47
4.1.2 Ähnlichkeitslösungen für die ebene Platte . . . . . . . . . . . . . . . . 51
4.2 Hypersonische Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

5 Dreidimensionale Grenzschichten 54
5.1 Allgemeine Betrachtungen zu dreidimensionalen Grenzschichten . . . . . . . 54
5.2 Falkner-Skan-Cooke Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

6 Stabilitätstheorie – laminar-turbulenter Umschlag 60


6.1 Reibungsfreie Instabilität (Rayleighinstabilität) . . . . . . . . . . . . . . . . 60
6.2 Turbulente Rohrströmung – ein Paradoxon ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
6.3 Die Orr-Sommerfeld Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
6.3.1 Instabilitäten dreidimensionaler Störungen . . . . . . . . . . . . . . . 66
6.4 Der laminar-turbulente Strömungsumschlag –
Transition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
6.4.1 Rezeptivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
6.4.2 Exponentielle Anfachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
6.4.3 Sekundäre Instabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
6.4.4 Lambda-Wirbel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
6.4.5 Beginnende Turbulenz und Transitionskriterien . . . . . . . . . . . . 74
6.5 Instabilität der dreidimensionalen Plattengrenzschicht . . . . . . . . . . . . . 81

7 Turbulente Grenzschichten 86
7.1 Statistische Beschreibung der turbulenten Strömung und Grundgleichungen . 86
7.2 Turbulente Grenzschichtgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

8 Experimente zu Grenzschichtströmungen 91
8.1 Historische Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
8.2 Experimente zu Grenzschichtströmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
8.3 Experimente zu Instabilitäten in Strömungen und Grenzschichten . . . . . . 91
8.4 Experimente zu Instabilitäten in Grenzschichten . . . . . . . . . . . . . . . . 94

A Tabellen 98
A.1 Zahlenwerte der Lösung der Blasiusgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

iii
B FORTRAN Programme zur numerischen Berechnung von
Grenzschichten 101
B.1 Blasius und Falkner-Skan Profile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
B.2 Programm zur Berechnung einer kompressiblen Grenzschicht mit isothermer
Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
B.3 Programm zur Berechnung einer kompressiblen Grenzschicht mit adiabater
Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

Schlagwortverzeichnis 114

Namensverzeichnis 115

iv
Nomenklatur

Lateinische Buchstaben:
cA Auftriebkoeffizient
cP Druckbeiwert
cp spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck (S. 33)
cv spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volument (S. 33)
cW Widerstandskoeffizient
cg Gruppengeschwindigkeit (S. 63)
c β/α in der Orr-Sommerfeld Gleichung
E, e Gesamtenergie/totale Energie, spezifische E.
Ec Eckertzahl (S. 36)
g Erdbeschleunigung
Gr Grashofzahl (S. 42)
H, h Enthalpie, spezifische Enthalpie
H12 Formfaktor der Grenzschicht H12 = δδ12
L,l Länge
Ma Machzahl
m Hartree Parameter (S. 24)
Pr Prandtlzahl (S. 36)
Re Reynoldszahl (S. 11)
p Druck
q Wärmefluß
S Sutherlandkonstante (S= 100,4 K – S. 51)
T Temperatur
Tu Turbulenzgrad (S. 72)
t Zeit

Griechische Buchstaben:
α räumliche komplexe Wellenzahl in x-Richtung
β komplexe Wellenzahl in der Zeit (Frequenz)
βH Hartree-Parameter für die Falkner-Skan Grenzschicht (S. 23)
δ Grenzschichtdicke
δ99 Grenzschichtdicke bezogen auf 99% U∞
δ1 Verdrängungsdicke (S. 14)
δ2 Impulsverlustdicke (S. 14)
γ Intermittenzfaktor [–]
W 
λ Wärmeleitfähigkeit mK

v
 Ns 
µ dynamische Zähigkeit m h2 2i
ν kinematische Zähigkeit ms
Ψ Stromfunktion
Dichte Kg
 
ρ m3
ϕ Amplitudenfunktion in wandnormaler Richtung im Stör-
ansatz für die Orr-Sommerfeld Gleichung
ϑ dimensionslose Temperatur
Schubspannung mN2  
 
τ
τW Wandschubspannung mN2
ξ, η (transformierte) Orts-Kooordinate

Koordinaten:
x, x1 Koordinate eines kartesischen Koordinatensystems
oder Axialkoordinate eines Zylinderkoordinatensystems
y, x2 Koordinate eines kartesischen Koordinatensystems
z, x3 Koordinate eines kartesischen Koordinatensystems
r Radialkoordinate eines Kugel- oder Zylinder-
koordinatensystems
φ Längenkoordinate eines Kugel- oder Tangential-
koordinate eines Zylinderkoordinatensystems
ψ Breitenkoordinate eines Kugelkoordinatensystems

U, u, u1 Geschwindigkeitskomponente in x-Richtung (kartesische oder


Zylinderkoordinaten), in r-Richtung (Kugelkoordinaten)
V, v, u2 Geschwindigkeitskomponente in y-Richtung oder φ-Richtung
W, w, u3 Geschwindigkeitskomponente in z-Richtung
(kartesische Koordinaten), in r-Richtung
(Zylinderkoordinaten), in ψ-Richtung (Kugelkoordinaten)
u Geschwindigkeitsvektor u = (u,v,w) = (u1 ,u2 ,u3 )

Indizes:
W Wand
PS Potentialströmung
∞ unendlich (für die ungestörten Anströmbedingungen)
vektorielle Größe

obere Indizes:
∗ dimensionsbehaftete Größen
u zeitgemittelte Größen (hier von u)
0
Ableitung nach η (Herleitung der Grenzschichtgleichungen)
Störgröße (turbulente Grenzschichten)

vi
Kapitel 1

Einführung

1.1 Historie
Die Grenzschichttheorie geht zurück auf Ludwig Prandtl (1875-1953) der mit seinem
Vortrag “Flüssigkeitsbewegung bei sehr kleiner Reibung” auf dem Heidelberger Mathema-
tiker Kongress1 (1904) dieses Spezialgebiet der Strömungslehre begründete. Vor Prandtl
war es unmöglich, die geltenden Gleichungen (Euler, Navier-Stokes) zu lösen. Durch die
Vereinfachungen, die in dieser Vorlesung intensiv besprochen werden, welche Prandtl in
einer Zeile in der angegebenen Veröffentlichung eingeführt hatte, wurde es möglich, den
Übergangsbereich von der Strömung, die sich wie eine Potentialströmung weit weg von einem
Körper verhält, zur Haftbedingung (u = v = 0) analytisch zu berechnen. In der Gruppe
um Prandtl entstanden in den darauffolgenden Jahren viele wissenschaftliche Werke, die bis
heute Standard sind.
Heinrich Blasius (Doktorand bei Prandtl, 19072 ) entwickelte eine Ähnlichkeitslösung für die
laminare Grenzschicht ohne Druckgradient. Weitere Ähnlichkeitslösungen für Strömungen
mit Druckgradient (Falkner-Skan) und auch dreidimensionale Grenzschichtlösungen folgten.
Dabei wurden die Fortschritte in der mathematischen Strömungsmechanik auch erst möglich
durch intensive experimentelle Untersuchungen in Göttingen (siehe auch Kapitel 8).
Eine Zusammenfassung der damaligen experimentellen und theoretischen Aktivitäten in
Göttingen können bei J.C. Rotta3 nachgelesen werden.
Die vereinfachten Beschreibungen der Grenzschicht für viele Fälle, wie sie auch in diesem
Skript dargelegt sind, ermöglichten weitere Fortschritte, z.B. auf dem Gebiet der Turbu-
lenzforschung und Turbulenzmodellierung, die ohne die Vorarbeiten von Prandtl und seinen
Mitarbeitern so undenkbar gewesen wären.

1
L. Prandtl, Über die Flüssigkeitsbewegung bei sehr kleiner Reibung. Verhandlgn. d. III Intern. Math.
Kongr. Heidelberg. 8.-13. August 1904. B.G. Teubner Verlag, Leipzig, S. 485-491, (1905).
2
H. Blasius, Grenzschichten in Flüssigkeiten mit kleiner Reibung. Dissertation der Universität Göttin-
gen, 1907, sowie Zeitschr. f. Math. u. Phys. 56, S. 1-37, (1908).
3
Die Aerodynamische Versuchsanstalt in Göttingen, ein Werk Ludwig Prandtls. Ihre Geschichte von
den Anfängen bis 1925. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen, 1990. S. 1-332.

1
1.2 Navier-Stokes Gleichungen
Die allgemeinen Gleichungen die eine zweidimensionale, inkompressible Strömung mit Rei-
bung beschreiben, lauten folgendermaßen:

∂v
v + ∂y · dy

u u + ∂u
∂x · dx
dy
dx
v
Abb. 1.1: Massenbilanz am infinitesimalen Fluidelement

Mit Hilfe des Reynolds-Transport-Theorems und des Gaußschen Integralsatzes für konstan-
te Dichte (siehe “Fluidmechanik 1”) erhält man für die Kontinuitätsgleichung (Masseerhal-
tung):
Z  
dm ∂ρ
= + ∇ · (uρ) dV = 0 (1.1)
dt ∂t
V
oder in differentieller Form
∂ρ ∂(ρu) ∂(ρv)
+ + = 0. (1.2)
∂t ∂x ∂y
Für konstante Dichte folgt
∂u ∂v
+ = 0. (1.3)
∂x ∂y
Impulsgleichung in x-Richtung:
∂ 2u ∂ 2u
 
DP (x) ∂u ∂u ∂u 1 ∂p
= 0 =⇒ +u +v =− +ν + + fx . (1.4)
Dt ∂t ∂x ∂y ρ ∂x ∂x2 ∂y 2
Impulsgleichung in y-Richtung:
∂ 2v ∂ 2v
 
DP (y) ∂v ∂v ∂v 1 ∂p
= 0 =⇒ +u +v =− +ν + + fy . (1.5)
Dt ∂t ∂x ∂y ρ ∂y ∂x2 ∂y 2
Diese Gleichungen werden auch als Navier-Stokes Gleichungen bezeichnet.
Dabei bezeichnet man die Terme
∂u ∂u ∂v ∂v
u +v = u · ∇u und u +v = u · ∇v
∂x ∂y ∂x ∂y
als die konvektiven Terme und
∂ 2u ∂ 2u ∂ 2v ∂ 2v
+ = ∆u und + = ∆v
∂x2 ∂y 2 ∂x2 ∂y 2

2
y U
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x
Abb. 1.2: Couette Strömung

als die diffusiven Terme.


Die konvektiven Terme beschreiben den Transport einer bestimmten Eigenschaft (hier der
Gradient der Strömung, der die treibende Kraft darstellt) und der diffusiven Terme (auch
dissipative genannt) beschreibt die Umwandlung von Impuls durch Reibung, die der Strömung
’Kraft’ (Arbeitsvermögen) entzieht. Je größer also die zweite Ableitung der Strömungsgrößen
nach dem Ort (also je stärker die Verwirbelung), desto stärker die Reibung.

1.3 Analytische Lösungen der Navier-Stokes


Gleichungen

1.3.1 Stationäre Lösungen


Unter der Voraussetzung stationärer, inkompressibler Strömung mit konstanten Stoffeigen-
schaften (ρ = const., ν = const.) und verschwindenden äußeren Kräften fx , fy lassen sich
einige “Sonderfälle” betrachten, für die die Navier-Stokes Gleichungen analytisch gelöst
werden können.

Die ebene Couette Strömung

Bei der ebenen Couette Strömung handelt es sich um eine Strömung zwischen einer fe-
sten und einer beweglichen unendlich langen Platte. Dadurch fallen alle Ableitungen in
x-Richtung heraus (∂/∂x = 0).
Die beiden Platten haben den Abstand h und die obere Platte bewegt sich mit der konstan-
ten Geschwindigkeit U in Richtung der x-Achse. Sie ist dabei die treibende Kraft, die die
Fluidteilchen aufgrund der Reibung mitzieht. Dadurch bildet sich die Strömung erst aus.
Ein Druckgradient in der Richtung der Bewegung der Platte tritt nicht auf.
Aus der Kontinuitätsgleichung folgt
∂u ∂v ∂v
+ =0+ = 0. (1.6)
∂x ∂y ∂y

3
y
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111111111111111
000000000000000

11111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000
00000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111

Abb. 1.3: Poiseuille Strömung (ausgebildete Kanalströmung)

Mit der Randbedingung einer impermeablen (undurchdringlichen) Wand (v(y = 0) = 0)


ergibt sich nach einmaliger Integration

v = 0. (1.7)

Der Impulssatz in x-Richtung vereinfacht sich unter Vernachlässigung aller Terme mit ∂/∂x

∂ 2u
0= . (1.8)
∂y 2

Wird dieser Zusammenhang zweimal integriert mit den Randbedingungen u(y = 0) = 0


und u(y = h) = U ergibt sich ein lineares Profil zwischen den beiden Platten, wie es bereits
in Abb. 1.2 dargestellt ist
y
u(y) = U . (1.9)
h

Die ebene Kanalströmung (Poiseuille)

Bei der Kanalströmung (Abb. 1.3) muss ein Druckgradient als treibende Kraft für die
Strömung vorhanden sein. Es gelten die Randbedingungen u(y = ±h/2) = 0, wenn der Ur-
sprung des Koordinatensystems geschickterweise in die Mitte des Kanals gelegt wird, da die
Strömung symmetrisch zur Kanalmittelachse ist.
Wird in Gleichung (1.5) der Druckgradient ∂p/∂x nicht vernachlässigt, was strenggenommen
nur für einen Kanal gelten kann, der nicht unendlich lang ist, so erhält man

h2 dp y2
 
u(y) = − 1− 2 . (1.10)
2µ dx h

dp
Dabei ist zu beachten, daß der Druckgradient dx < 0 sein muss, wenn die Strömung von
’links’ nach ’rechts’ fließt (also von höherem zu niedrigerem Druck – dies kann rechnerisch
natürlich nur bis zu p = 0 gehen, dann ist eine Strömung durch das Rohr unmöglich –
’Versperrung’)

4
Die Rohrströmung (Hagen-Poiseuille)

Bei der Rohrströmung müssen mit den gleichen Randbedingungen (Haftbedingung an der
Wand) die Navier-Stokes Gleichungen in Zylinderkoordinaten gelöst werden.

∂u 1 ∂(rv) 1 ∂w
+ + =0 (1.11)
∂x r ∂r r ∂ϕ
Da es sich ebenfalls um eine ausgebildete Strömung handelt, die rotationssymmetrisch ist,
sind die Gradienten ∂/∂x und ∂/∂ϕ identisch Null und auch die Umfangsgeschwindigkeit
w = uϕ = 0 verschwindet. Es bleibt übrig
∂(rv) const.
= 0 =⇒ v = . (1.12)
∂r r
Aus der Randbedingung u(r = R) = 0 an der Wand folgt

v = 0. (1.13)

Der Impulssatz in x-Richtung ergibt


 2
1 ∂ 2u 1 ∂
 
∂u v ∂u ∂u 1 ∂p ∂ u ∂u
u + +w =− +ν + + r , (1.14)
∂x r ∂ϕ ∂r ρ ∂x ∂x2 r2 ∂ϕ2 r ∂r ∂r
und mit denselben Vereinfachung wie für den Kontinuitätssatz ergibt sich
 
µ ∂ ∂u ∂p
r = . (1.15)
r ∂r ∂r ∂x
Der Term auf der linken Seite ist nur von r abhängig, während der Term auf der rechten
Seite nur von x abhängig ist. Dies kann für beliebige r und x nur dann erfüllt sein, wenn
beide Terme konstant (hier a > 0) sind
 
1 ∂ ∂u
r = a. (1.16)
r ∂r ∂r
 
d du
r = ar.
dr dr
du ar2
r = + b.
dr 2
du ar b
= + .
dr 2 r
2
ar
u= + b ln r + c.
4
Aus den Randbedingungen, daß die Strömungsgeschwindigkeit endlich sein muss auf der
Achse (u(r = 0) 6= ∞) folgt, daß b = 0 sein muß. An der Wand muß die Geschwindigkeit
aufgrund der Haftbedingung Null sein (u(r = R) = 0) und somit ergibt sich
aR2 a 2 r2
 
c=− =⇒ u(r) = R −1 . (1.17)
4 4 R2

5
r
11111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000
00000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111

11111111111111111
00000000000000000

R 111111111111111111111111111
000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000
Umax
111111111111111111111111111111111100000000000
000000000000000000000000000000000011111111111
11111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000 x
11111111111111111111111111
00000000000000000000000000
111111111111111
000000000000000

11111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000
00000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111

Abb. 1.4: Hagen-Poiseuille Strömung (ausgebildete Rohrströmung)

Somit ergibt sich für die Hagen-Poiseuille Strömung folgendes Geschwindigkeitsprofil:

1 dp 2 r2
 
u= R −1 . (1.18)
4µ dx R2

Dabei ist zu beachten, daß der Druckgradient ∂p/∂x negativ sein muss (Druckabfall) damit
es in positiver x-Richtung (positives u) strömt. Die Maximalgeschwindigkeit (bei R = 0)
hängt damit vom Druckgradienten und der Zähigkeit ab:
1 dp 2
Umax = − R . (1.19)
4µ dx

1.3.2 Instationäre Lösungen


1. Stokessches Problem

Als erstes Stokessches Problem (benannt nach Sir George Gabriel Stokes (1819-1903), der
zuerst diese analytische Lösungen für instationäre Probleme angab) wird das Anfahren einer
unendlichen, ebenen Platte (dadurch wird das Problem unveränderlich in zwei Raumrich-
tungen oder eindimensional) aus der Ruhe heraus auf eine bestimmte Geschwindigkeit U0
bezeichnet.
Aus den Navier-Stokes Gleichungen fallen alle Terme, die Veränderungen der Strömungs-
größen in den beiden Raumrichtungen x und z beschreiben, heraus. Auch der Druck bleibt
überall auf dem Niveau des Außendrucks p∞ . Dadurch bleiben nur noch folgende Terme
übrig:
∂u ∂ 2u
=ν 2 (1.20)
∂t ∂y
Als Randbedingungen gelten

U (y,t ≤ 0) = 0
U (y = 0,t > 0) = U0 (1.21)
U (y → ∞,t > 0) = 0

6
6
y
5


 t
2 


1 


0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 u/U0

Abb. 1.5: Entwicklung der Strömungsgeschwindigkeit mit der Zeit für das erste
Stokessche Problem

Als Lösung für die oben angegebene Differentialgleichung ergibt sich



u(y,t) = U0 (C1 · erf(y/(2 νt)) + C2 ). (1.22)

Durch Einsetzen der Randbedingungen ergeben sich die Konstanten zu C1 = −1 und C2 = 1


und damit die Lösung zu
  
y
u(y,t) = U0 1 − erf √ = U0 [1 − erf(η)] , (1.23)
2 νt

wenn man als Ähnlichkeitskoordinate η = y/(2 νt) wählt (Abb. 1.5).
Die Fehlerfunktion erf ist definiert als

2 2
erf χ = √ e−t dt.
π
0

Es handelt sich also auch hierbei um eine selbstähnliche Strömung. Genaueres kann im
Skript zur Vorlesung “Hyperschallströmungen” Kap. 1.3 nachgelesen werden.
Strenggenommen gilt diese Lösung nicht für t → 0, da sie unendliche Geschwindigkeits-
änderungen und Gradienten ergeben würde. Dafür gilt dann die Kontinuumsannahme nicht
mehr und das Problem müsste mithilfe der kinetischen Gastheorie gelöst werden.
Die Grenzschichtdicke in diesem Fall ist abhängig von der Zeit und der Zähigkeit des Fluides
entsprechend √
δ ∼ k · ν t.

2. Stokessches Problem

Das zweite Stokessche Problem beschreibt eine ebenfalls ebene Platte unendlicher Ausdehn-
ung, die eine harmonische Schwingung in der Plattenebene durchführt. Dadurch ergibt sich

7
die gleiche Differentialgleichung (Gl. 1.20) wie für das erste Stokessche Problem – nur mit
unterschiedlichen Randbedingungen.

U (y,t ≤ 0) = 0
U (y = 0,t > 0) = U0 · cos ωt (1.24)
U (y → ∞,t > 0) = 0

Dadurch ergibt sich auch eine andere Lösung (siehe Abb. 1.6):
 r   r 
ω ω
u(y,t) = U0 exp − y · cos ωt − y . (1.25)
2ν 2ν

Die Grenzschichtdicke für dieses Problem ist in der Abhängigkeit


r
ν
δ∼ . (1.26)
ω

Damit erhöht sich der Einflußbereich der oszillierenden Platte mit zunehmender Zähigkeit4 .
Mit zunehmender Frequenz der Schwingung nimmt der Einflußbereich hingegen ab. Bei sehr
hochfrequenten Störungen bleibt das Fluid also quasi in Ruhe.

Weitere instationäre Probleme

Weitere analytische Lösungen für instationäre Probleme (wie auch weitergehende Details
zu den zwei Stokesschen Problemen) findet man in H. Schlichting Grenzschichttheorie.

4
die ein Maß für die Stärke des Impulsaustausches eines Stoffes ist

8
η
4

2 3π/2 π/2

π 0/2π
0
-1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 u/U0

Abb. 1.6: Entwicklung p


der Strömungsgeschwindigkeit mit der Zeit für das zweite Stokessche
Problem. Hier η = y/( ω/2ν).

9
Kapitel 2

Die Grenzschichtgleichungen und


deren Lösungen

2.1 Allgemeine Herleitung der Grenzschicht-


gleichungen
Die Kontinuitätsgleichung und die Impulsgleichungen für stationäre zweidimensionale, in-
kompressible Strömungen lauten wie folgt.
Kontinuität:
∂u ∂v
+ =0 (2.1)
∂x ∂y
Impulsgleichung in x-Richtung:

∂ 2u ∂ 2u
 
∂u ∂u 1 ∂p
u +v =− +ν + (2.2)
∂x ∂y ρ ∂x ∂x2 ∂y 2

Impulsgleichung in y-Richtung:

∂ 2v ∂ 2v
 
∂v ∂v 1 ∂p
u +v =− +ν + (2.3)
∂x ∂y ρ ∂y ∂x2 ∂y 2

Da diese (Navier-Stokes) Gleichungen zu komplex für eine analytische Lösung sind (außer
für die Fälle, die in Kapitel 1.3 besprochen wurden), ist eine Vereinfachung erwünscht und
nötig. Um abschätzen zu können, welche Terme für Grenzschichten vernachlässigt werden
können, muß eine Dimensionsanalyse durchgeführt werden. Dafür ist es am geschicktesten,
die Gleichungen erst einmal dimensionslos zu machen. Die räumlichen Dimensionen x und
y werden mit einer beliebigen Bezugslänge L (z.B. die Lauflänge), die Geschwindigkeiten
2
mit der Referenzgeschwindigkeit U∞ und der Druck mit dem zweifachen Staudruck ρU∞
entdimensionalisiert
x y u v p
x∗ = ; y ∗ = ; u∗ = ; v∗ = ; p∗ = 2
. (2.4)
L L U∞ U∞ ρU∞

10
Führt man diese Entdimensionalisierung in die Gleichungen (2.1)-(2.3) ein, so ergibt sich
ein Vorfaktor vor dem Reibungsterm, der den Kehrwert der Reynoldszahl
U∞ L
Re = (2.5)
ν
darstellt. Damit lauten die Gleichungen (2.1)-(2.3) in dimensionsloser Form
Kontinuität:
∂u∗ ∂v ∗
+ =0 (2.6)
∂x∗ ∂y ∗
Größenordnung:
1 δ
1 δ
Impulsgleichung in x-Richtung:
∂u∗ ∂u∗ ∂p∗ ∂ 2 u∗ ∂ 2 u∗
 
1
u∗ ∗ + v∗ ∗ =− ∗ + + (2.7)
∂x ∂y ∂x Re ∂x∗ 2 ∂y ∗ 2
Größenordnung:
1 1
1 1 δ δ2 1
δ δ2
Impulsgleichung in y-Richtung:
∗ ∗
∂p∗ ∂ 2v∗ ∂ 2v∗
 
∗ ∂v ∗ ∂v 1
u + v = − + + (2.8)
∂x ∗ ∂y ∗ ∂y ∗ Re ∂x∗ 2 ∂y ∗ 2
Größenordnung:
1
1 δ δ 1 δ2 δ
δ
Auf die Größenordnung der Druckableitungen wird zu einem späteren Zeitpunkt eingegan-
gen. Hier können wir noch keine Aussage darüber treffen und wir lassen diese Terme offen.
Die Lauflänge x∗ und die Geschwindigkeit in der Richtung entlang der Oberfläche u∗ besitzen
die Größenordnung O(1). Demgegenüber besitzt die Koordinate senkrecht zur Oberfläche
höchstens die Dimension der Grenzschichtdicke δ selbst, ist also von der Ordnung O(δ). Auch
die Geschwindigkeit senkrecht zur Oberfläche v kann dann nur von der Größenordnung
O(δ) sein, was leicht aus der Kontinuitätsgleichung (Gl. 2.6) abzulesen ist. Da sich die
Entwicklung der Grenzschichtdicke wie die Wurzel aus der Viskosität verhält

δ∼ ν (2.9)

besitzt die inverse Reynoldszahl die Größenordnung O(δ 2 ). Damit kann man die Größen-
ordnungen in den Impulsgleichungen so anschreiben, wie sie unter den Gleichungen (2.7)
und (2.8) angegeben sind.
Eine andere Argumentationskette zur Bestimmung der Größenordnung der Reynoldszahl,
wie sie von Prandtl selbst angegeben wurde, lautet wie folgt.
Für sehr große Reynoldszahlen verschwindet der Term ∂ 2 u/∂x2 , da die Grenzschicht nur
noch äußerst langsam wächst. Würde nun der Term ∂ 2 u/∂y 2 ebenfalls verschwinden, so

11
würden wir die Eulergleichungen behandeln, was unsinnig wäre. Verschwände der Term
∂ 2 u/∂y 2 nicht und die Reynoldszahl wäre von der Ordnung O(1), dann würde der Term
1 2
Re
∂ u/∂y 2 die Gleichung bestimmen und alle anderen Terme wären zu vernachlässigen.
Dann hätten wir wieder die Couette-Lösung, was ebenfalls Unsinn wäre.
1 2

Also muss die Größenordnung des Terms O Re ∂ u/∂y 2 gleich 1 sein. Da die Größenordnung
des Terms O(∂ 2 u/∂y 2 ) = δ12 ist, muss die Größenordnung der Reynoldszahl ebenfalls δ12 sein.
Vernachlässigt man nun alle Glieder, die von der Größenordnung O(δ) oder O(δ 2 ) sind,
lassen sich die klassischen (Prandtlschen) Grenzschichtgleichungen (wieder) in dimensions-
behafteter Form
∂u ∂v
+ =0 (2.10)
∂x ∂y

∂u ∂u 1 ∂p ∂ 2u
u +v =− +ν 2 (2.11)
∂x ∂y ρ ∂x ∂y
mit den folgenden Randbedingungen für die Geschwindigkeiten

y = 0 : u = 0; v = 0 (2.12)
y = δ : u = uδ (x)

angeben. Dabei ist der Druck in der Grenzschicht normal zur Wand konstant und gleich
dem Wert der äußeren Potentialströmung (PS):

∂p
= 0 oder p(y) = pP S . (2.13)
∂y
Dies beschreibt man auch damit, daß die Außenströmung der Grenzschicht ihren Druck
“aufprägt”. Erinnert wird noch einmal an die Tatsache, daß diese Herleitung nur unter der
Bedingung funktioniert, daß die Grenzschichtdicke sehr klein im Vergleich zur Ausdehnung
der Strömung in Hauptströmungsrichtung (entlang der Oberfläche) ist.
In der Außenströmung gilt
∂p ∂U∞
= −ρU∞ , (2.14)
∂x ∂x
was der Bernoulligleichung entspricht. Damit kann aus einem Druckgradienten die Gesch-
windigkeitsverteilung am Grenzschichtrand berechnet werden.
Die Prandtlschen Grenzschichtgleichungen (2.11) in der oben gewählten Formulierung ent-
halten noch die Zähigkeit (oder implizit die Reynoldszahl). Mit einer geschickten Wahl der
Entdimensionalisierung kann man die Abhängigkeit von der Reynoldszahl eliminieren.
Als Koordinatentransformation wird gewählt
√ √
y = y Re und v = v Re. (2.15)

Dadurch wird die ganze Strömung in wandnormaler Richtung um den Faktor Re gestreckt,
der wiederum von der Lauflänge abhängt.

12
Somit kann man die dimensionslosen Grenzschichtgleichungen folgendermaßen schreiben
(hier und in Folge wurden die Superskripte ∗ aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelas-
sen):
∂u v ∂u ∂p 1 ∂ 2u
u +√  √  =− +  √ 2 , (2.16)
∂x Re ∂ y/ Re ∂x Re
∂ y/ Re
oder
∂u ∂u ∂p ∂ 2 u
u +v =− + . (2.17)
∂x ∂y ∂x ∂y 2

Diese Gleichung ist nicht mehr von der Reynoldszahl Re abhängig und somit wirkt sich
eine veränderte Reynoldszahl nur noch durch eine veränderte Streckung in y-Richtung
aus. Damit erhält man sog. Ähnlichkeitsprofile. Die Gleichung muß nur einmal gelöst
werden und man kann die Lösung durch Streckung auf alle anderen Positionen erhalten.
Die Grenzschichtdicke ist aus praktischen Erwägungen der Wandabstand, bei dem 99%
der Außenströmungsgeschwindigkeit erreicht ist. Theoretisch wird die Außenströmungs-
geschwindigkeit erst im Unendlichen erreicht. Bei Messungen findet man manchmal auch
den Wert δ95 , wenn es durch Meßungenauigkeiten (und leichten Druckgradientenschwan-
kungen) schwierig ist, den Ort y|u=0,99U∞ genau zu bestimmen.

δ99 = y(u = 0,99U∞ ). (2.18)

Bei Strömungen, die starke Beschleunigungen, bzw. Verzögerungen in der Außenströmung


aufweisen, ist Vorsicht geboten. Hier zwei Beispiele:

[1] Bei einer stark beschleunigten Strömung (in wandnormaler Richtung) ist U∞ nicht
konstant. Deshalb ist es praktisch nicht möglich, einen Referenzzustand zu bestimmen.
Entweder man nimmt sekundäre Größen zur Bestimmung der Grenzschichtdicke heran
(z.B. u0 v 0 in turbulenten Grenzschichten), oder man rechnet eine reibungsfreie Lösung
und bestimmt, wo diese bis auf 1% Genauigkeit erreicht wird (der Einfluss der Wand
verschwindet)

[2] bei einer Absaugung an der Wand kommt es lokal zu Beschleunigungen innerhalb der
Grenzschicht (Bild 2.1 rechts), welche die Bestimmung mit automatischen Methoden
in die Irre laufen lässt.

Da die dimensionslose Grenzschichtdicke ebenfalls aus der Bedingung

δ(x)
δ(x) = √ (2.19)
Re
abgeleitet
√ werden kann, zeigt sich im Folgenden, daß die Grenzschichtdicke ebenfalls mit
Re skaliert. Zwei weitere Definitionen, die von der Definition der Grenzschicht herrühren
sollen hier gleich angeführt werden.

13
U ∞ =? U∞

δ99 ?

99%
Abb. 2.1: Probleme bei der Bestimmung der Grenzschichtdicke. Beschleunigte Strömung
außerhalb der Grenzschicht (links) und lokale Beschleunigung innerhalb der Grenzschicht
z.B. durch Absaugung an der Wand (rechts)

Die Verdrängungsdicke1 (Abb. 2.2 und 2.3) ist die Dicke, um die eine Potentialströmung
verdrängt würde, wenn sie die gleiche Masse wie die Grenzschichtströmung transportierten
würde. Z ∞  Z δ 
u u
δ1 = 1− dy ≈ 1− dy (2.20)
0 U∞ 0 U∞

Die Impulsverlustdicke2 beschreibt die Dicke, die eine Potentialströmung mit U∞ bei
gleichem Impulstransport wie die Grenzschichtströmung hätte.
Z ∞   Z δ  
u u u u
δ2 = 1− dy ≈ 1− dy (2.21)
0 U∞ U∞ 0 U∞ U∞

Die Energieverlustdicke3 ist ein Maß für den Energieverlust der Grenzschichtströmung
im Vergleich zur Potentialströmung.
Z ∞  2 ! Z δ  2 !
u u u u
δ3 = 1− dy ≈ 1− dy. (2.22)
0 U∞ U∞ 0 U∞ U∞

1
english: Displacement thickness, δ ∗
2
english: Momentum thickness, θ
3
english: Energy thickness, δ3

14
y

δ1
u
Abb. 2.2: zur Definition der Verdrängungsdicke – die beiden schraffierten Flächen oben und
unten sind gleich groß
y y
111111111111111
000000000000000
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
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000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
δ1 111111111111111
000000000000000
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111 111111111111111
000000000000000
000000000000000
111111111111111 000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111 000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111 000000000000000
111111111111111
000000000000000
111111111111111 000000000000000
111111111111111
u U∞ u
Abb. 2.3: alternative Darstellung der Verdrängungsdicke – die beiden schraffierten Flächen
im linken und rechten Bild sind gleich groß

Der Widerstand einer ebenen Platte, die parallel angeströmt wird, lässt sich durch die
Integration der Wandschubspannung berechnen

ZL
W =b τw dx (2.23)
0

wobei b die Breite und L die Länge der Platte darstellen. Diese Gleichung gilt für eine Seite
der Platte.

15
N
y (Druckanstieg)
dp
>0
dx @
@
@
R
@

Wendepunkt
x dp
PP
q
P
 =0
dx

dp
@
I
@ < 0 (Druckabfall)
dx
I
u
Abb. 2.4: Verschiedene Profile bei unterschiedlichem Druckgradienten

2.2 Allgemeine Bemerkungen zu den Grenzschichtglei-


chungen – Ablösung
Die laminare Grenzschicht verändert ihr Profil je nach Druckgradient. Für Druckabfall (Be-
schleunigung in der Außenströmung nach Bernoulli) rückt das Profil näher an die Wand
(vergleiche Abb. 2.4). Dabei ist die Krümmung immer mit einem negativen Vorzeichen
versehen. Für ein Profil einer Grenzschicht ohne Druckgradienten stellt man fest, daß die
Krümmung des Profils an der Wand gleich Null ist (linearer Verlauf, ∂u/∂y = konst.).
Befindet man sich in einem Gebiet mit Druckanstieg, so wird die Krümmung an der Wand
positiv. Da aber im Außenbereich weiter eine negative Krümmung vorliegt, muß es im
Zwischenbereich einen Wendepunkt geben. Diesen Zusammenhang kann man auch aus der
Impulsgleichung an der Wand herleiten

∂ 2 u

1 dp
= . (2.24)
∂y 2 y=0 µ dx

Dabei ist die Krümmung an der Wand direkt mit dem Druckgradienten gekoppelt.
Ablösung tritt auf, wenn direkt an der Wand (an der die Haftbedingung u = v = 0 gilt)
eine negative Steigung des Geschwindigkeitsprofils (und damit negative Geschwindigkeiten)
vorliegt. Dies ist nur im Bereich des Druckanstiegs möglich. Dabei ist auch zu beachten,
daß die Grenzschichtdicke deutlich zunimmt.

16
Die Grenze zur Ablösung ist erreicht, wenn die Steigung des Geschwindigkeitsprofils an der
Wand verschwindet (wie in Abb. 2.5 verdeutlicht)

∂u
= 0. (2.25)
∂y y=0

Die Schubspannung ist im Allgemeinen definiert als


 
∂u ∂v
τ =µ + . (2.26)
∂y ∂x
∂v 4
An der Wand verschwindet der Term ∂x , da überall die Geschwindigkeit v = 0 vorherrscht,
und somit vereinfacht sich die Schubspannung an der Wand zu
 
∂u
τW = µ . (2.27)
∂y y=0

y δ
∂p
>0
∂x

u
u
u

Ablösepunkt
H
HH
ju
HH

∂u ∂u ∂u x
>0 =0 <0
∂y ∂y ∂y
Abb. 2.5: Ablösevorgang bei konstantem Druckanstieg

Man kann eine Ablösestelle auch im Verlauf des Druckbeiwerts erkennen. Durch die geringen
Gradienten der Geschwindigkeiten in der Nähe der Wand wird der Druckgradient sehr klein
im Bereich der Ablösung und führt zu einem sogenannten Plateau im Druckbeiwertverlauf.

4 ∂v
Wie übrigens auch näherungsweise in der Strömung der Term ∂x vernachlässigt werden kann, da einen
Dimensionsanalyse ergibt, daß dieser Term zwei Größenordnungen kleiner ist als der Term ∂u
∂y .

17
c

Plateau

−cp
cf

A W x

Abb. 2.6: Druckbeiwert und Wandreibungskoeffizient im Bereich der Ablösung

Die Ablösestelle ist in Abb. 2.6 mit einem A gekennzeichnet, während der Wiederanlege-
punkt mit einem W versehen ist. Der Reibungsbeiwert im Bereich der Ablösung ist natürlich
negativ.

2.3 Exakte Lösung der Grenzschichtgleichung für


ebene Strömungen ohne Druckgradient – Blasius-
strömung
Die Lösung der Grenzschichtgleichungen für Strömungen ohne Druckgradient gelang zuerst
Blasius5 (1908), dem ersten Doktorand Prandtls.
Die wandnormale Koordinate y wird transformiert durch
r
U y
η=y = , (2.28)
2νx h(x)

was zur Ähnlichkeitsvariable η führt. Die Funktion h(x) kann als Verzerrungsmaßstab in
y-Richtung bezeichnet werden. Dadurch kann eine Stromfunktion Ψ mit der Eigenschaft
Z p
Ψ = udy = 2U∞ νxf (η) (2.29)

5
H. Blasius, Grenzschichten in Flüssigkeiten mit kleiner Reibung, Z. Math. Phys. 56 , S. 1-37, (1908).

18
definiert werden, wobei die Funktion f unbekannt ist6 . Mit Hilfe der Stromfunktion sind
die Geschwindigkeiten definiert als
∂Ψ ∂Ψ ∂η
u= = = U∞ f 0 (η) (2.30)
∂y ∂η ∂y
und
r
∂Ψ 1 2νU∞ p ∂f (η)
v=− = − f (η) − 2U∞ νx
∂x 2r x ∂x
1 2νU∞ p ∂f (η) ∂η
= − f (η) − 2U∞ νx
2 x ∂η ∂x
r r  
1 2νU∞ p
0 U 1
= − f (η) − 2U∞ νx f y 3
· −
2 x 2νx 2
r r  
1 2νU∞ p
0 U 1 1
= − f (η) − 2U∞ νx f y · −
2 x 2νx x 2
r r
1 2νU∞ 1 2U∞ ν 0
= − f (η) + f η
2
r x 2 x
1 2νU∞
= (ηf 0 − f ) . (2.31)
2 x
Als Zwischenergebnis für die Ableitung von f (η) nach x kann man festhalten

∂f (η) ∂f (η) ∂η 1η
= = −f 0 (2.32)
∂x ∂η ∂x 2x
Das Einsetzen dieses Ansatzes in die Impulsgleichung in x-Richtung
∂u ∂u ∂ 2u
u +v =ν 2 (2.33)
∂x ∂y ∂y
liefert
  r r
0 1 00 η 1 2νU∞ 0 00 U∞ U∞
U∞ f − U∞ f + (f η − f )U∞ f = νU∞ f 000 . (2.34)
2 x 2 x 2νx 2νx
2
Teilt man diese Gleichung durch U∞ /2x, so erhält man

− f 0 f 00 η + (f 0 η − f )f 00 = f 000 . (2.35)

Die Terme mit η kürzen sich heraus und übrig bleibt die sog. Blasiusgleichung

f 000 + f f 00 = 0. (2.36)

Mit Hilfe der Einführung der Variablen η ∼ y/ x wurde die partielle Differentialgleichung
(2.11) in eine gewöhnliche Differentialgleichung umgewandelt, die sehr einfach numerisch
6
Der Faktor 2 unter der Wurzel sichert
q ein Ergebnis ohne Faktoren. Blasius hatte den Faktor in der
y U
Definition von η untergebracht η = 2 νx – das Ergebnis ist das gleiche.

19
gelöst werden kann (und auch 1908 schon mit Bleistift und Papier diskret gelöst wurde).
Die Blasiusgleichung ist nichtlinear.
Die Randbedingungen lauten dabei wie folgt:

η = 0(y = 0) u=0 f 0 (0) = 0


v=0 f (0) = 0
η → ∞(y → ∞) u = U∞ f 0 (η → ∞) = 1

Für den praktischen Gebrauch ist die Obergrenze, bis zu der integriert wird, η = 4 oder
η = 6.

f0
4

f
f 000 2 f 00

0
0 0.5 1 1.5
f, f’, f’’, f’’’

Abb. 2.7: Blasiusgrenzschichtprofil f 0 und die Terme f,f 00 ,f 000 der Lösung der Blasiusglei-
chung

Im Anhang (und auf den Webseiten der Vorlesung) findet sich ein FORTRAN-Programm,
mit dem sehr einfach das Blasius-Profil berechnet werden kann.
Die Grenzschichtdicke (in der dimensionslosen Ähnlichkeitsvariable η) für f 0 = 0,99 ist
η ≈ 3,5. So kann man schreiben
r
2νx δ 5,0
δ ≈ 3,5 oder ≈√ . (2.37)
U∞ x Re
Die Verdrängungsdicke, die Impulsverlustdicke und die Energieverlustdicke lassen sich aus
deren Definition leicht integrieren
δ1 1,7208 δ2 0,664 δ3 1,0444
= √ , = √ und = √ . (2.38)
x Re x Re x Re

20
Der sog. Formfaktor H12 ist definiert als das Verhältnis von Verdrängungsdicke zu Impuls-
verlustdicke und erlaubt eine Charakterisierung der Grenzschicht. Für die laminare Blasius-
grenzschicht lautet der Formfaktor
δ1
H12 = = 2,59. (2.39)
δ2
Tendiert der Formfaktor gegen den Wert 1,5, so kann man von einer turbulenten Grenz-
schicht ausgehen. Steigt der Formfaktor auf Werte gegen 4 an, so steht eine Strömungs-
ablösung kurz bevor. In der Ablösung können Werte > 10 erreicht werden.
Es gibt noch einen weiteren Formfaktor, der auf den Charakter der Strömung Rückschlüsse
erlaubt
δ3
H32 = . (2.40)
δ2
Für die laminare Blasiusgrenzschicht gilt demnach H32 = 1,57. Beim Übergang von lamina-
rer zur turbulenten Grenzschicht steigt H32 im Gegensatz zu H12 stark an. Für H32 < 1,515
erhält man eine abgelöste (laminare) Grenzschicht7 .
Als Größenvergleich dient hier folgende Übersicht über die Grenzschichtdicken bei der
Blasiusgrenzschicht
δ1 = 0,34 δ99 ; δ2 = 0,13 δ99 ; δ3 = 0,20 δ99 .

Die Wandschubspannung für die Blasiusströmung und damit auch der Widerstandsbeiwert
an der Wand ergeben sich zu
r
U∞3 ν τW 0,664 δ2
τW = ρ · 0,4696 und cW = 1 2 = √ = . (2.41)
2x 2
ρU∞ Re x

Dadurch lässt sich der Widerstand einer Seite einer ebenen Platte, die parallel angeströmt
wird mit Hilfe der Gleichung (2.23) für die Blasiusströmung berechnen

ZL p
W = b τW dx = ρ · b · 0,664 3 νL.
U∞ (2.42)
0

Die Stromlinien in einer Grenzschichtströmung ohne Druckgradient (Abb. 2.8) werden in


der Potentialströmung um die Verdrängungsdicke nach außen verschoben. Innerhalb der
wachsenden Grenzschicht verlangsamt sich die stromab Geschwindigkeit u für konstanten
Wandabstand y immer weiter (∂u/∂x < 0), so daß aus der Kontinuitätgleichung entnommen
werden kann, dass die vertikale Geschwindigkeit v immer positiv sein muss (also immer weg
von der Platte zeigt).
∂u ∂v
+ =0 (2.43)
∂x
|{z} ∂y
|{z}
<0 >0
Sobald die Stromlinien in die Grenzschicht eintauchen, werden Sie deutlich flacher, aber
werden immer noch nach außen verdrängt.
7
Für die turbulente Grenzschicht gilt als Ablösekriterium H32 < 1,46.

21
Abb. 2.8: schematische Darstellung der Stromlinien in der Plattengrenzschicht

22
2.4 Lösung der Grenzschichtgleichung für Strömun-
gen mit Druckgradient – Falkner-Skan Strömung
Erst im Jahr 1931 gelang es Falkner und Skan8 eine Differentialgleichung der Grenzschicht-
gleichungen mit Druckgradienten anzugeben. Die numerische Lösung der Gleichung gelang
Hartree9 1937.
Man kann die Quergeschwindigkeit v aus der Impulsgleichung mit Hilfe der Kontinuitäts-
gleichung eliminieren Z y

v=− u dy für konstantes x. (2.44)
∂x 0
Setzt man die Bernoulligleichung für den Druckgradienten an, so kann man die Impuls-
gleichung folgendermaßen angeben
 Z y
∂ 2u

∂u ∂u ∂ dU (x)
u − u dy = U (x) + ν 2. (2.45)
∂x ∂y ∂x 0 dx ∂y
Nun wird für u ein Ansatz gewählt, der eng mit dem Ansatz von Blasius verwandt ist, aber
variable Geschwindigkeiten in Stromabrichtung vorsieht

u(x,y) = U (x)f 0 (η), (2.46)

wobei wiederum η eine Ähnlichkeitsvariable ist, aber nicht die gleiche Definition wie im
Blasiusschen Fall aufweist. Mit Hilfe der Kettenregel kann man die Ableitungen, die in der
Impulsgleichung auftreten, berechnen zu
 2 !
2 2
∂u dU 0 ∂η ∂u ∂η ∂ u ∂η ∂ η
= f + U f 00 , = U f 00 und = U f 000 + f 00 2 . (2.47)
∂x dx ∂x ∂y ∂y ∂y 2 ∂y ∂y

Ein Ansatz für η, der linear in y ist, hat dabei den Vorteil, daß die Ableitung ∂ 2 η/∂y 2
verschwindet
η = y g(x). (2.48)
Dabei ist g(x) = 1/h(x) aus Gl. 2.28. Setzt man diese Terme in die Impulsgleichung ein,
wertet das Integral aus und integriert partiell, so ergibt sich folgender Ausdruck
 0  
000 00 Ug 02 00 dU/dx
f = ff + (f − f f − 1) . (2.49)
νg 3 νg 2

Falkner und Skan fanden für diese Gleichung eine Ähnlichkeitslösung für den Fall, daß

η = Cyxa (2.50)

und somit die Geschwindigkeit im Außenfeld einer Potenzbeziehung genügt

U (x) = Kxm mit m = 2a + 1. (2.51)


8
Falkner, V.M. & Miss Skan, S.W. LXXXV. Solutions of the boundary-layer equations, Phil. Mag.
Series 7 12(80), S. 865-896, (1931) und ARC Rep. 1314 (1930).
9
D.R. Hartree, On an equation occurring in Falkner and Skan’s approximate treatment of the equations
of the boundary layer, Proc. Cambridge Philos. Society 33, S. 223-239, (1937)

23
Wählt man für die Konstante C den Wert C 2 = K(m + 1)/2ν, dann erhält man für den
Grenzfall m = 0 die Blasiusbeziehung (2.28). Somit läßt sich η definieren als
r
(m + 1) U (x)
η=y (2.52)
2 νx
Damit wird die Differentialgleichung sehr einfach
2m
f 000 + f f 00 + βH (1 − f 02 ) = 0 mit βH = (2.53)
(m + 1)
und wird als Falkner-Skan Gleichung bezeichnet. Die Randbedingungen sind exakt die
gleichen wie bei der Blasiusgrenzschichtgleichung.
Im Anhang und auf den Webseiten der Vorlesung findet sich ein FORTRAN-Programm,
mit dem sehr einfach Falkner-Skan-Profile berechnet werden können.
Der Parameter βH ist ein Maß für den Druckgradienten dp/dx und wird auch Hartree
Parameter genannt. Für den Fall, daß βH positiv ist, ist der Druckgradient negativ (Druck-
abfall) und umgekehrt. Für den Fall βH = 0 erhält man die Blasiusgrenzschicht an der
ebenen Platte ohne Druckgradienten.
Die Falkner-Skan Lösungen sind geometrisch sehr eindrücklich zu interpretieren. Es handelt
sich dabei um Lösungen der Strömung um einen Keil oder eine Ecke. Das komplexe Potential
einer solchen Strömung (Abb. 2.9) lautet

F (z) = Cz m+1 . (2.54)

Damit ergibt sich die Stromfunktion zu


s
2U ν x
Ψ(x,y) = f (η). (2.55)
(m + 1)

y111111111111111111111111111111111111111 x
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
βH π
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
000000000000000000000000000000000000000
111111111111111111111111111111111111111
Abb. 2.9: Strömung am Keil und Definition des Keilwinkels β

Der Halb-Winkel des Keils, bzw. der Vollwinkel der zurückspringenden Ecke lässt sich mit
dem Hartreeparameter in folgende Beziehung setzen
βH
ϕ= π. (2.56)
2

Die Grenzschichtprofile, die als Lösung der Falkner-Skan-Gleichung berechnet werden können,
sind in Abbildung 2.11 dargestellt. Dabei ergibt sich der Grenzfall hinsichtlich der Ablösung

24
βH f 00 (0) D1 D2 D3 H12 H32 η99
-0,19884 0,0 2,35885 0,58544 0,88698 4,02920 1,51509 4,78973
-0,198 0,02510 2,24076 0,58450 0,88595 3,83355 1,51576 4,67043
-0,195 0,05517 2,11705 0,58136 0,88244 3,64153 1,51789 4,54324
-0,190 0,08570 2,00676 0,57652 0,87689 3,48079 1,52099 4,42811
-0,18 0,12864 1,87157 0,56771 0,86647 3,29670 1.52630 4,28365
-0,150 0,21636 1,64697 0,54518 0,83884 3,02094 1,53863 4,02933
-0,120 0,28176 1,51134 0,52627 0,81469 2,87178 1,54803 3,86623
-0,1 0,31927 1,44270 0,51504 0,80001 2,80114 1,55328 3,78117
-0,090 0,33675 1,41265 0,50976 0,79302 2,77120 1,55568 3,74092
-0,060 0,38524 1,33497 0,49504 0,77332 2,69668 1,56214 3,63842
-0,030 0,42916 1,27101 0,48174 0,75523 2,63838 1,56771 3,54946
± 0,0 0,46960 1,21678 0,46960 0,73849 2,59110 1,57258 3,47413
0,1 0,58704 1,08032 0,43545 0,69034 2,48093 1,58535 3,26478
0,2 0,68671 0,98416 0,40823 0,65095 2,41079 1,59457 3,09921
0,3 0,77476 0,91099 0,38574 0,61780 2,36167 1,60160 2,96704
0,4 0,85442 0,85263 0,36669 0,58935 2,32521 1,60720 2,85029
0,6 0,99584 0,76397 0,33591 0,54266 2,27435 1,61549 2,66059
0,8 1,12027 0,69868 0,31185 0,50562 2,24046 1,62136 2,50748
1,0 1,23259 0,64790 0,29235 0,47528 2,21618 1,62575 2,38138
1,2 1,33572 0,60689 0,27611 0,44982 2,19803 1,62914 2,27085
1,4 1,43159 0,57287 0,26232 0,42807 2,18384 1,63185 2,17443
1,5 1,47722 0,55788 0,25616 0,41831 2,17786 1,63301 2,13251
1,6 1,52151 0,54402 0,25041 0,40919 2,17248 1,63406 2,09144
2,5 1,87403 0,45321 0,21172 0,34731 2,14067 1,64045 1,80496
3,5 2,20082 0,39160 0,18450 0,30336 2,12250 1,64423 1,59518
10,0 3,67523 0,24077 0,11523 0,19028 2,08947 1,65133 1,03186

Tabelle 2.1: Verschiedene Grenzschichtparameter für die Falkner-Skan Ähnlichkeitslösung

25
y

11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111 β
00000000000000000000000000000000000000000000000 2H π
11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111
00000000000000000000000000000000000000000000000
11111111111111111111111111111111111111111111111 x
Abb. 2.10: Strömung an der zurückspringenden Ecke und Definition des Eckwinkels β

6
η
5

3 Druckanstieg

I
@
@
2 @
@
@
@
1 @
@

0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
u
Abb. 2.11: Falkner-Skan Grenzschichtprofile mit βH = −0,19884 (Ablöseprofil – ganz links)
βH = −0,18; −0,1; 0,0; 0,3 und βH = 1,0 (ganz rechts)

der laminaren Strömung bei βH = −0,19884. Dies entspricht einem Eckwinkel von 17,9◦ .
Einige wichtige Daten für verschiedene Hartree-Parameter sind in Tabelle 2.1 aufgeführt.
Wie bereits im Abschnitt 2.2 erwähnt, sieht man hier, daß für einen Formparameter H12 ab
4,0 Ablösung vorliegen muß.
Die Streckung der Grenzschichtprofile in y-Richtung lautet also nach Gl. 2.52 (siehe auch
Gl. 2.28 für Blasius – m = 0)
s
2 νx
h(x) = (2.57)
(m + 1) U (x)

26
Man kann die Lösung der DGL des Falkner-Skan (und natürlich auch des Blasius) Ansatzes
f über η so integrieren, so dass die Impulsverlustdicke dargestellt werden kann als:
Z∞
δ1 = D1 · h(x) mit D1 = (1 − f 0 )dη, (2.58)
0

und entsprechend die Impulsverlustdicke


Z∞
δ2 = D2 · h(x) mit D2 = f 0 (1 − f 0 )dη, (2.59)
0

und die Energieverlustdicke


Z∞
δ3 = D3 · h(x) mit D3 = f 0 (1 − f 02 )dη. (2.60)
0

Diese Integrale D1 , D2 , D3 sind in Tabelle 2.1 für verschiedene βH bereits berechnet.

27
2.5 Das Integralverfahren nach von Kármán
und Pohlhausen
Pohlhausen10 , ebenfalls ein Student Prandtls, entwickelte ein Integralverfahren zur näh-
erungsweisen Lösung der Grenzschichtgleichung auf der Basis einer Polynomreihenentwicklung.
Dies wurde unabhängig, aber zeitgleich mit von Kármán11 veröffentlicht.
Zur Lösung der integralen Impulsgleichung nach von Kármán und Pohlhausen

∂δ2 (δ1 + 2δ2 ) ∂U∞ τW 1


+ = 2
= cw (2.61)
∂x U∞ ∂x ρU∞ 2

wird dabei der Ansatz


u(x,y) = U (x)f [η, P (x)] (2.62)
gewählt, wobei η = y/δ und P ein dimensionsloser Parameter darstellt.
Aus den Grenzschichtgleichungen (Gl. 2.11) ergibt sich an der Wand mit u = v = 0 die
folgende Beziehung:  2 
∂ u dpδ (x)
µ 2
= , (2.63)
∂y W dx
wobei pδ (x) der Druckverlauf in Strömungsrichtung am Grenzschichtrand ist.
Generell kann man den Verlauf des Grenzschichtprofils durch einen Polynomansatz annähern
u X
= ai (x)η i . (2.64)
U i

Dabei sind die ai zu bestimmende Koeffizienten und η ist wieder eine normierte Grenzschicht-
koordinate η = y/δ. Der Polynomansatz muß folgende Randbedingungen erfüllen:
u
η=0: =0 (2.65)
U
u ∂u/U ∂ 2 u/U
η=1: = 1, = 0, =0
U ∂η ∂η 2
Aus der Zahl der Randbedingungen und der Gleichung 2.63 läßt sich nur ein Polynom 4.
Ordnung bestimmen.
u
= a + bη + cη + dη 3 + eη 4 für η < 1 (2.66)
U

10
K. Pohlhausen, “Zur näherungsweisen Integration der Differentialgleichung der laminaren Grenz-
schicht”, Z. Angew. Math. Mech. 1, S. 252-268, (1921).
11
T. von Kármán, Über laminare und turbulente Reibung, Zeitschrift für angewandte Mathematik und
Mechanik, 1, S. 233-252, (1921).

28
1.0
η
0.8

0.6
Druckanstieg
0.4
I
@
@
@
0.2 @
@

0.0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
u/U∞
Abb. 2.12: Pohlhausen Grenzschichtprofile mit Λ = −17,8 (Rückströmprofil), Λ = −12,0
(Ablöseprofil), Λ = 0,0 (kein Druckgradient) und Λ = 12,0 (maximaler Wert für Druckab-
fall); η = y/δ

Setzt man die Randbedingungen ein, so erhält man

u(0)
= 0=a
U
u(1)
= 1=a+b+c+d+e
U
∂u(1)/U
= 0 = b + 2c + 3d + 4e
∂η
2
∂ u(1)/U
= 0 = 2c + 6d + 12e
∂η 2
∂ 2 u(0)/U U dU
dx
= − =b
∂η 2 ν

Mit Hilfe der Gleichung 2.63 und der Kármánschen Integralgleichung für den Impuls (Gl. 2.61)
kann man den Pohlhausen Parameter Λ definieren als
δ 2 dU
Λ= , (2.67)
ν dx
der den lokalen Druckgradienten berücksichtigt.
So ergibt sich nach der Berücksichtigung der Randbedingungen und der Definition des
Pohlhausen-Parameters als Lösung für den Polynomansatz 4. Ordnung nach Pohlhausen
und von Kármán
u Λ
= 2η − 2η 3 + η 4 + η(1 − η)3

(2.68)
U 6
Die Profile für unterschiedliche Λ sind exemplarisch in Abb. 2.12 dargestellt.

29
Für Pohlhausenprofile ergeben sich folgende Kennzahlen direkt zu:
 
4ν Λ
cf = 1+ ,
Uδ 12
δ2 37 Λ Λ2
= − −
δ 315 945 9072
δ1 3 Λ
= − .
δ 10 120

2.6 Berechnungsverfahren für beliebige


Geschwindigkeitsverteilung Uδ
Für beliebige Geschwindigkeitsverteilungen am Grenzschichtrand, wie Sie z.B. bei Profilen
vorkommen, eignet sich ein kombiniertes Potential/Grenzschichtverfahren, wie es u.a. von
Richard Eppler entwickelt wurde und als GPL Programm zur Verfügung steht. Mit diesen
Programmen sind sogar Absaugegrenzschichten berechenbar.
Die Programme (XFOIL von Mark Drela) und (JavaFOIL von Martin Hepperle) können
frei heruntergeladen werden.

2.7 Kugelumströmung und Widerstand


Anhand der Gleichungen für schleichende Strömungen (Re << 1) hat Lord Stokes 1851
eine Gleichung für den Widerstand einer Kugel hergeleitet (siehe z.B. White S. 175). Dabei
besteht der Widerstand zu einem Drittel aus Druckwiderstand und zu zwei Dritteln aus
Zähigkeitskräften. Strenggenommen gilt die Lösung

F = 6πµU R (2.69)

nur für Re  1, stimmt aber mit experimentelle Ergebnissen bis Re = 1 überein.


Der Widerstandsbeiwert ergibt sich dann zu
24
cw = , (2.70)
Re
wobei die Reynoldszahl traditionell mit dem Durchmesser 2R der Kugel gebildet wird.
Ab Re = 1 bildet sich ein unsymmetrischer Nachlauf und ab ca. Re = 20 stellt man
Ablösung an der Rückseite der Kugel fest und der Widerstand wird größer, so daß die
Formel (2.70) den tatsächlichen Widerstand unterschätzt.
Oseen (1910) brachte eine Verbesserung ein durch die Berücksichtigung eines (anschaulich
begründeten) konvektiven Beschleunigungstermes in der Impulsgleichung
 
24 3
cw = 1 + Re + . . . . (2.71)
Re 16

30
Der Verlauf ist mit Oseen Eq. (3-224) in Abb. 2.13b verzeichnet.
Eine Approximation der Messwerte durch eine analytische Funktion der Form
24 6
cw = + √ + 0,4 für 0 ≤ Re ≤ 2 · 105 , (2.72)
Re 1 + Re

wurde von White angegeben und ist mit Eq. (3-225) verzeichnet. Allerdings gilt die Nähe-
rung nur bis zu Re = 2 · 105 . Danach findet ein plötzlicher Abfall des Widerstandsbeiwerts
statt, der im englischen als drag crisis bezeichnet wird. Dabei schlägt die Strömung um die
Kugel von laminarer (unterkritischer) Strömung auf turbulente (überkritische) Strömung
um. Dabei wandert der Ablösepunkt von Ψ ≈ 80◦ (von der Nase gemessen) wieder nach
hinten auf ca. Ψ ≈ 140◦ zurück. Das Ablösegebiet verkleinert sich und der Widerstand sinkt
dramatisch, da turbulente Strömungen dem Druckgradienten an der Oberfläche der Kugel
besser folgen können als laminare. Für noch höhere Reynoldszahlen steigt der Widerstands-
beiwert wieder und der Ablösepunkt wandert wieder etwas nach vorne bis Ψ ≈ 115◦ . Der
Verlauf ist in Abb. 2.13b dargestellt. Für den Zylinger gelten qualitativ ähnliche Argumente.
Der Widerstandsbeiwert hat einen ähnlichen Verlauf
(Abb. 2.13a).

Abb. 2.13: Widerstandsbeiwert cW für den Zylinder (a) und die Kugel (b)

31
Kapitel 3

Temperaturgrenzschichten

Für die Betrachtung der Temperaturverteilung in einer Grenzschicht sind i.A. zwei Fälle zu
unterscheiden. Zum einen hat die Geschwindigkeitsverteilung keinen Einfluß auf die Tem-
peraturverteilung und die Strömungsdifferentialgleichung kann direkt gelöst werden (Kapi-
tel 3.2). Die Temperaturverteilung wird dann aus der Lösung der Energiegleichung berech-
net, in der die Geschwindigkeitsverteilung unveränderlich ist. Sind die beiden Differential-
gleichungen gekoppelt, so müssen sie als System gelöst werden und die Geschwindigkeits-
verteilung hat einen Einfluß auf die Temperaturverteilung und umgekehrt (Kapitel 3.3).
Dies ist in der Prinzipskizze Abb 3.1 dargestellt.
Man kann von einer Entkoppelung von Temperatur- und Geschwindigkeitsfeld ausgehen,
falls die Dichte ρ und die Zähigkeit µ konstant bleiben (also unabhängig von der Temper-
atur sind).

3.1 Allgemeine Formeln


Die innere Energie (abgekürzt mit einem E) spiegelt die Energie wider, die durch die Anre-
gung der unterschiedlichen inneren Freiheitsgrade der Summe der Moleküle in einem Gas/ei-
ner Flüssigkeit gespeichert sind. Die Energie ist dabei natürlich von der Temperatur aber
auch vom Druck abhängig1 .
Der erste Hauptsatz der Thermodynamik lautet
dE = dQ + dW. (3.1)
Die Änderung der Energie eines Systems ist gleich der Änderung durch Wärmezufuhr (dQ)
und der Arbeit, die auf dem System verrichtet wird (dW ). Dabei gilt
dW = −pdv und dQ = T dS, (3.2)
was man in obiger Gleichung in spezifischer Form (also bezogen auf die Masse des Systems)
auch ausdrücken kann als
p
de = T ds + 2 dρ. (3.3)
ρ
1
Die Abhängigkeit von der Dichte ist dabei über die Zustandsgleichung mit Temperatur und Druck
gekoppelt.

32
Strömung Thermodynamik
Konti E(ρ) Wärmelehre/übertragung
Impuls E(ρu)
Zustandsgleichung p = ρRT
Energie E(ρuu) + ρT ? Energie E(E)
A 
A 
A 
A 
A 
AU 

Gekoppeltes System Entkoppeltes System


Strömung Strömung
Konti E(ρ) Konti E(ρ)
Impuls E(ρu) Impuls E(ρu)
Energie E(ρuu + ρT )
2. Schritt −→ T ?
Energie E(ρuu + ρT )
oder E(ρT )

Abb. 3.1: Prinzipskizze zum Unterschied gekoppelter und entkoppelter Systeme: E(. . . )
steht hier für Erhaltungsgleichung von . . . ; es sind nur die Variablen aufgeführt, die erhalten
werden, sämtliche Koeffizienten und die Abhängigkeiten sind in dieser Skizze unterlassen.

Die Abhängigkeit von der Entropie s und der Dichte ρ läßt sich differentiell darstellen als
∂e ∂e
de = ds + dρ, (3.4)
∂s ∂ρ
so daß sich Druck und Temperatur aus (3.3) ergeben zu

∂e 2 ∂e

T = und p = ρ . (3.5)
∂s ρ ∂ρ s

Die Enthalpie ist definiert als


p
h=e+ . (3.6)
ρ
Desweiteren sind die Wärmekapazitäten für konstanten Druck, bzw. konstantes Volumen
definiert als
∂h ∂e
cp = und cv = . (3.7)
∂T ∂T
Falls man davon ausgeht, daß die Wärmekapazitäten konstant (also nicht temperatur-
abhängig) sind, so läßt sich dieser Zusammenhang integrieren zu

h = cp T und e = cv T. (3.8)

Für die totale Enthalpie und die totale Energie ergibt sich dann sinngemäß

H = ρcp T und E = ρcv T. (3.9)

33
Der Adiabatenexponent2 γ ist definiert als
cp
γ= . (3.10)
cv

Für Gase soll im Zusammenhang mit dieser Vorlesung die Zustandsgleichung für ideales
Gas
p = ρRT (3.11)
in jedem Falle gelten, was für Temperaturen bis an die 10.000 K und Drücken bis ca. 1.000
bar auch gerechtfertigt ist.
Dabei ist die Gaskonstante R aus der universellen Gaskonstante R zu berechnen durch
Division mit der Molmasse des Gases
R J
R= , wobei R = 8314 , (3.12)
M molK
was für Luft mit einer mittleren Molmasse von

MLuf t = 78%MN2 + 21%MO2 + 1%MAr


kg kg kg
= 0,78 · 28,014 + 0,21 · 31,998 + 0,01 · 39,948
mol mol mol
kg
= 28,97
mol
eine Gaskonstante von
R 8314 J J J
RLuf t = = = 286,99 ≈ 287 (3.13)
MLuf t 28,97 kgK kgK kgK

ergibt.
Alternativ kann man die Gaskonstante auch aus der Boltzmann-Konstante wie in der Ki-
netischen Gastheorie beschrieben (k = 1,38 · 10−23 J/K) durch den Zusammenhang

k
R= (3.14)
m
berechnen, wobei m die Masse eines einzelnen Moleküls des Gases ist.
Die Wärmeleitung ist proportional zum Temperaturgradienten. Dieser Zusammenhang wird
auch als Fouriersches Gesetz bezeichnet

q = −λT ∇T. (3.15)

Eine Komponente des Wärmeflusses in z.B. der x-Richtung lautet also


∂T
qx = −λT . (3.16)
∂x

2
wird in der Thermodynamik gerne mit κ abgekürzt. Um konsistent mit den anderen Vorlesungen am
Lehrstuhl zu bleiben, wird hier die englische Notation übernommen.

34
3.2 Temperaturgrenzschicht ohne direkte Koppelung
mit der Strömung
Neben den Navier-Stokes Gleichungen ist bei der Berücksichtigung der Temperatur auch
die Energiegleichung zu berücksichtigen. Dabei ist die Gesamtenergie die Summe aus der
inneren Energie und der kinetischen Energie
1
E = ρcv T + ρu2 . (3.17)
2
Die Erhaltungsgleichung für die Energie lautet für inkompressible Strömungen mit konstan-
ten Koeffizienten λT ,µ
∂E ∂uE ∂vE ∂wE ∂up ∂ 2T ∂ (uτxx + vτxy + wτxz )
+ + + = − + λT 2 +
∂t ∂x ∂y ∂z ∂x ∂x ∂x
2
∂vp ∂ T ∂ (uτxy + vτyy + wτyz )
− + λT 2 +
∂y ∂y ∂y
2
∂wp ∂ T ∂ (uτxz + vτyz + wτzz )
− + λT 2 + .
∂z ∂z
|{z} | {z } | ∂z
{z }
Druck- Wärme- Dissipation/
arbeit leitung Reibung
(3.18)
Man kann diese Gleichung auch als Erhaltungsgleichung der Enthalpie (Definition in Glei-
chung 3.6) ausdrücken
∂H ∂uH ∂vH ∂wH ∂ 2T ∂ (uτxx + vτxy + wτxz )
+ + + = λT +
∂t ∂x ∂y ∂z ∂x2 ∂x
2
∂ T ∂ (uτxy + vτyy + wτyz )
+λT 2 +
∂y ∂y
2
∂ T ∂ (uτxz + vτyz + wτzz )
+λT 2 + .
∂z ∂z
(3.19)
Diese Form der Enthalpieerhaltung hat den Vorteil, daß keine Ableitung der Druckarbeit
erforderlich ist.
Die Herleitung der Grenzschichtgleichungen unter Berücksichtigung der Energiegleichung
geht aus von konstanten Stoffwerten cp und λT und die Ausgangsgleichung für stationäre,
zweidimensionale Strömungen lautet
 2
∂ 2T
    
∂T ∂T ∂ T ∂ (uτxx + vτxy ) ∂ (uτxy + vτyy )
ρcp u +v = λT + + + , (3.20)
∂x ∂y ∂x2 ∂y 2 ∂x ∂y
bzw.
"   2 #
 2 2 2
∂ 2T
   
∂T ∂T ∂ T ∂u ∂v ∂v ∂u
ρcp u +v = λT + +2µ + +µ + .
∂x ∂y ∂x2 ∂y 2 ∂x ∂y ∂x ∂y
| {z } | {z } | {z }
Wärme- Wärmeleitung Dissipation
konvektion
(3.21)

35
Unterzieht man diese Gleichung wieder einer Größenordnungsabschätzung, so ist folgende
Entdimensionalisierung hilfreich (wie sie auch schon für die Prandtlschen Grenzschichtglei-
chungen (2.11) verwandt wurden)
x y u v T − T∞
x∗ = ; y ∗ = ; u∗ = ; v∗ = ; ϑ= . (3.22)
L L U∞ U∞ TW − T∞
Die Temperatur wird mit einer geeigneten Temperaturdifferenz dimensionslos gemacht (hier
z.B. mit dem Unterschied der Wandtemperatur zur Temperatur in der unveränderten An-
strömung).
λT (TW − T∞ ) ∂ 2 ϑ ∂ 2ϑ
   
ρcp U∞ (TW − T∞ ) ∗ ∂ϑ ∗ ∂ϑ
u +v = +
L ∂x∗ ∂y ∗ L2 ∂x∗ 2 ∂y ∗2
( " 2  ∗ 2 #  ∗ 2 )
µU∞2
∂u∗ ∂v ∂v ∂u∗
+ 2 2 + + + . (3.23)
L ∂x∗ ∂y ∗ ∂x∗ ∂y ∗
Führt man nun wiederum eine Größenordnungsabschätzung durch, so erhält man die Grenz-
schichtgleichung für die Temperaturentwicklung
 ∗ 2
λT (TW − T∞ ) ∂ 2 ϑ 2
 
ρcp U∞ (TW − T∞ ) ∗ ∂ϑ ∗ ∂ϑ µU∞ ∂u
u + v = + . (3.24)
L ∂x∗ ∂y ∗ L2 ∂y ∗ 2 L2 ∂y ∗

Mit der Definition der Reynoldszahl (2.5) und der Grenzschichttransformation


√ √
y = y ∗ Re und v = v ∗ Re (3.25)

lässt sich die Energiegleichung umformen in

λT (TW − T∞ ) ∂ 2 ϑ µU∞ 2 √ ∂u∗ 2


   
ρcp U∞ (TW − T∞ ) ∗ ∂ϑ ∂ϑ
u +v = Re 2 + 2 Re . (3.26)
L ∂x∗ ∂y L2 ∂y L ∂y
 ∗ 2
∗ ∂ϑ ∂ϑ λT ∂ 2 ϑ U∞2
∂u
u ∗
+v = 2 + . (3.27)
∂x ∂y µcp ∂y cp (TW − T∞ ) ∂y
Mit der Definition der Prandtlzahl und der Eckertzahl
µcp
Pr =
λT
2
U∞
Ec = (3.28)
cp (TW − T∞ )
kann man die Gleichung schreiben zu
2
1 ∂ 2ϑ ∂u∗

∗∂ϑ ∂ϑ
u + v = + Ec , (3.29)
∂x∗ ∂y P r ∂y 2 ∂y
oder in dimensionsbehafteter Form
 2
∂ 2T
 
∂T ∂T ∂u
ρcp u +v = λT 2 + µ . (3.30)
∂x ∂y ∂y ∂y

36
0 500 1000 1500 2000 2500
T [◦ C]
Abb. 3.2: Abhängigkeit der Prandtl Zahl von der Temperatur für verschiedene Gase

Die Prandtlzahl ist über einen weiten Temperaturbereich relativ konstant, wie in Abb. 3.2
dargestellt ist. Die linke Teilabbildung zeigt eine Darstellung der Prandtlzahl über der
Temperatur für verschiedene Gase nach F.M. White3 . Die rechte Teilabbildung zeigt eine
Darstellung der Prandtlzahl für Luft bis T = 10.000K aus Daten von Capitelli et al.4
zusammengestellt.
Die Eckertzahl ist ein Maß für die Dissipation in der Strömung. Bei kleinen Geschwindig-
keiten oder sehr großen Temperaturdifferenzen ist die Eckertzahl klein.
Die dimensionslose Kennzahl für den Wärmeübergang ist die Nußeltzahl
qw · L
Nu = . (3.31)
λT (TW − T∞ )

3.2.1 Erzwungene Konvektion an der ebenen Platte


Erzwungene Konvektion heißt in diesem Falle, daß das Geschwindigkeitsfeld von außen auf-
gezwungen wurde und sich die Temperatur durch die Wärmeleitung (Konvektion) einstellt.
Die Lösung der Temperatur Grenzschichtgleichung (3.29) bzw. (3.30) ist ebenfalls wieder mit
Hilfe der Koordinatentransformation auf relativ einfach Weise errechenbar.
3
F.M. White, Viscous Fluid Flow, McGraw Hill, 1991
4
Capitelli, M., Colonna, G., Gorse, C., D’Angola, A., 2000. Transport properties of high temperature
air in local thermodynamic equilibrium. The European Physical Journal D - Atomic, Molecular, Optical
and Plasma Physics 11, 279-289.

37
Aus Gleichung 3.29 läßt sich unter Vernachlässigung der Dissipation (Eckertzahl  1)
die folgende Differentialgleichung sehr einfach herleiten

ϑ00 + P r f (η) ϑ0 = 0; (3.32)

nun mit den Randbedingungen ϑ(0) = 1 (T (0) = TW ) und ϑ(∞) = 0 (T (∞) = T∞ ).


Die Geschwindigkeit des zugrunde liegenden Geschwindigkeitsfeldes ist durch die Funktion
f (η) gegeben. Für die Darstellung in Abb. 3.3 für 3 verschiedene Prandtlzahlen wurde
eine Blasius Grenzschicht zugrunde gelegt. Man löst also eine Differentialgleichung für die
Temperatur mit dem Ergebnis der Geschwindigkeitsverteilung. Die Temperaturverteilung
in Abb. 3.3 zeigt die Verdickung der Grenzschicht für abnehmende Prandtlzahlen.

1
ϑ
0.8

0.6

0.4

0.2

0
0 2 4 6 8 10 η

Abb. 3.3: Temperaturgrenzschicht in Abhängigkeit der Prandtlzahl. Pr=1,0 ; Pr=10,0


; Pr=0,1

3.2.2 Graetz-Nußelt Problem (entwickelte Strömung mit lokal


einsetzendem Wärmeübergang)
Der sog. thermische Einlauf bei entwickelter Strömung wurde von Graetz (1883) und Nußelt
(1910) zuerst beschrieben. Deshalb wird das Problem auch als Graetz-Nußelt Problem be-
zeichnet. Dabei steht im Mittelpunkt des Interesses die Entwicklung des Wärmeübergangs
(also der Temperaturgrenzschicht) bei entwickelter Rohrströmung (also einem bekannten
Geschwindigkeitsprofil).
Die Gleichung der Temperaturleitung in zylindrischen Koordinaten lautet
 
∂T 1 ∂ ∂T
u =a r .
∂x r ∂r ∂r

38
r

u(r)
x δT

x=0

Abb. 3.4: Geschwindigkeitsverteilung u(r) und Temperaturgrenzschichtdicke δT für das


Graetz-Nußelt Problem.

Mit der parabolischen Geschwindigkeitsverteilung im Rohr


  r 2 
u(r) = 2um 1 −
R
ergibt sich also folgende Differentialgleichung
  r 2  ∂T  
1 ∂ ∂T
2um 1 − =a r .
R ∂x r ∂r ∂r
Die Temperaturverteilung T (x,r) ist abhängig von der Hauptströmungsrichtung x und dem
Radius r. Der Wärmeübergang soll bei x = 0 einsetzen. Dies ist nicht der Einlauf des Roh-
res sondern lediglich der Beginn des Wärmeübergangs. Es soll sich ja um eine entwickelte
Rohrströmung mit parabolischem Geschwindigkeitsprofile handeln, so daß der Einlauf theo-
retisch bei x = −∞ liegt.
Damit gelten folgende Randbedingungen für die Temperatur
 
∂T
T (0,r) = T0 , T (x,R) = TW und = 0.
∂r r=0

Zur Lösung dieser Differentialgleichung wählt man einen Produktansatz


a 2
T (x,r) = A · e− 2um β x · V.

Dabei ist A ein Faktor, die Exponentialfunktion nur abhängig von der Stromabkoordinate
und V nur abhängig von der Radialkomponente r. So erhält man eine DGL für V (r)
d2 V r2
 
1 dV 2
+ + β 1 − 2 V = 0.
dr2 r dr R
Die Lösung dieses Problems ist verwandt mit der Besselschen Funktion. Nach einiger Rech-
nerei erhält man so für die Temperatur folgende Verteilung
u2 πρxµ2
 r
− m 2G i
X
T = Ai · e · V µi
i
R

39
wobei µi Wurzeln einer charakteristischen Gleichung für V (r) = 0 mit µ1 = 2,7043 und
µ2 = 6,50 sind. Die weiteren Koeffizienten machen sich erst in der 6. signifikanten Stelle
bemerkbar und werden weggelassen.
Eine dimensionslose Darstellung der Temperaturverteilung im Rohrdurchmesser ist in Abb. 3.5
gezeigt.

Abb. 3.5: Dimensionslose Darstellung der Temperaturverteilung beim Graetz-Nußelt


Problem. Dargestellt ist eine kalte Wand mit einer heißen Strömung.

3.3 Temperaturgrenzschicht mit Strömungskoppelung


Läßt man zu, daß die Stoffwerte sich ändern, so muß man von einer Koppelung des Strömungs-
feldes mit dem Temperaturfeld ausgehen. Dies ist z.B. bei einer senkrechten, geheizten Platte
der Fall. Durch die Aufheizung der Luft nimmt die Dichte ab und es entsteht ein Auftrieb,
der zu einer Strömung an der Platte nach oben führt.
In Abb. 3.6 ist das gedrehte Achsenkreuz und der qualitative Verlauf der Grenzschich-
ten angedeutet. Zu beachten ist auch, daß die Temperaturgrenzschichtdicke kleiner ist als
die Geschwindigkeitsgrenzschichtdicke5 (zumindest für Prandtlzahlen von 0,72 (Luft) und
größer).

5
Für sehr kleine Prandtlzahlen (0,01) ist die Grenzschichtdicke der Geschwindigkeit etwa gleich groß
wie die der Temperatur. Diese Prandtlzahl kommt allerdings nur bei flüssigen Metallen vor.

40
111 x
000
000
111
000
111 δu(x)
000
111
000
111
000 TW
111
δT (x)
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111 T (y)
000
11111111111111111111 T∞
00000000000000000
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
u(y)
00000000000000000000
11111111111111111111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111
000
111111111111 y
000000000
000
111
000
111
000
111
Abb. 3.6: Prinzipskizze zur freien Konvektion an der senkrechten ebenen Platte

Die Kontinuitätsgleichung verändert sich nicht, aber der Auftriebsterm muß in der vertikalen
Impulsgleichung (Gleichung 2.7) berücksichtigt werden.
∂u ∂u 1 dp ∂ 2u
u +v = −g − + ν 2. (3.33)
∂x ∂y ρ dx ∂y
Die Randbedingungen sind ebenfalls leicht modifiziert. Die Strömung weit weg von der
Platte ist in Ruhe und nicht U∞ .
T (0) = TW ; T (∞) = T∞ ; u(0) = 0 und u(∞) = 0. (3.34)
Für die weitere Bearbeitung dieser Gleichung stellt sich nun die Frage, wie der Druckterm
∂p/∂x ausgedrückt werden kann. In der (ruhigen) Außenströmung gilt (wie auch in der
Grenzschicht, da ∂p/∂y = 0) der Zusammenhang
dp
= −ρ∞ g, (3.35)
dx
41
oder mit dem Term der lokalen Dichte erweitert
dp
− ρg − = (ρ∞ − ρ) g, (3.36)
dx
Die Dichteänderung rührt von der Temperaturänderung her und kann mit der Definition
des Wärmeausdehnungskoeffizienten α als
 
1 ∂ρ
α=− (3.37)
ρ ∂T p

beschrieben werden. Für ideale Gase (einfach abzuleiten aus Gl. 3.11) lautet dieser
Zusammenhang
1
α= , (3.38)
T
und man kann die Dichteänderung aufgrund der Temperaturänderung auch in einer Differ-
enz ausdrücken
ρ∞ − ρ = −αρ(T∞ − T ). (3.39)
Damit läßt sich die Gleichung 3.36 umschreiben zu
dp
− ρg − = −gαρ(T∞ − T ). (3.40)
dx
Somit wird die Impulsgleichung entlang der Platte (also in vertikaler Richtung)
∂u ∂u ∂ 2u
u +v = gα(T − T∞ ) + ν 2 . (3.41)
∂x ∂y ∂y
Wird nun nach einer dimensionslosen Grenzschichtgleichung für die natürliche Konvektion
an der senkrechten Platte gesucht, so kann U∞ nicht als Referenzgeschwindigkeit verwendet
werden, da am Grenzschichtrand die Geschwindigkeit verschwindet (U∞ = 0). So wird
eine charakteristische Geschwindigkeit u0 gewählt, die z.B. der maximalen Geschwindigkeit
entspricht
x y u v T − T∞
x∗ = ; y ∗ = ; u ∗ = ; v ∗ = ; ϑ = . (3.42)
L L u0 u0 TW − T∞
Somit ergibt sich als dimensionslose x-Impulsgleichung
∂u∗ ∗ ∂u

gα(TW − T∞ ) L 1 ∂ 2 u∗
u∗ + v = ϑ + , (3.43)
∂x∗ ∂y ∗ u20 Re ∂y ∗ 2
und mit √ √
y = y ∗ Re und v = v ∗ Re (3.44)
folgt
∂u∗ ∂u∗ gα(TW − T∞ ) L ∂ 2 u∗
u∗ + v = ϑ + . (3.45)
∂x∗ ∂y u20 ∂y 2
Dabei taucht ein neuer Faktor auf, der ebenfalls mit einer dimensionslosen Kennzahl um-
schrieben werden kann. Das Verhältnis von Auftriebskraft zu Reibungskraft wird mit der
Grashofzahl ausgedrückt
gα(TW − T∞ ) L3
Gr = , und somit (3.46)
ν2
42
1.0
(T-T∞)/(TW-T∞)

0.8

0.6
T (y)

0.4

0.2
u(y)
0.0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 y/δ 1.0

Abb. 3.7: Exakte Lösung der Differentialgleichungen (3.50) für die Grenzschichtprofile der
natürlichen Konvektion für P r = 0,72.

∂u∗ ∂u∗ Gr ∂ 2 u∗
u∗ + v = ϑ + . (3.47)
∂x∗ ∂y Re2 ∂y 2
Mit den Koordinatentransformationen, wie sie auch schon für die Blasius und die Falkner-
Skan Grenzschichten dargelegt wurden,
 1/4
y Ψ gα(TW − T∞ )
η = C 1/4 , f (η) = , und C = (3.48)
x 4νCx3/4 4ν 2

und einer geschickten Wahl der Referenzgrößen


1/3
ν2
  1/3
L= und u0 = gαν(TW − T∞ ) (3.49)
gα(TW − T∞ )

sind Reynolds- und Grashofzahl identisch 1 (Re = Gr = 1) und es lassen sich die Differen-
tialgleichungen darstellen als

f 000 + 3f f 00 − 2f 02 + ϑ = 0,
(3.50)
ϑ00 + 3 P r f ϑ0 = 0,

so daß nur noch die Prandtlzahl als Parameter auftaucht. Auch für diese Strömung sind
also Ähnlichkeitslösungen erhältlich (Abb. 3.7).

43
3.3.1 Näherungslösung mit der Integralgleichung
Wird die x-Impulsgleichung 3.41 partiell integriert, so erhält man eine Integralbeziehung
Zδu   ZδT
d ∂u
u2 dy = −ν + gα (T − T∞ )dy. (3.51)
dx ∂y W
0 0

wie es zur Herleitung der Integralgleichung nach von Kármán und Pohlhausen (Gl. 2.61)
durchgeführt wurde. Wird dasselbe Vorgehen auch für die Energiegleichung durchgeführt,
so erhält man die folgende Beziehung
 δ 
Z  
d  λ T ∂T
u(T − T∞ )dy  = − . (3.52)
dx ρcp ∂y W
0

Dabei wird nicht unterschieden zwischen der Grenzschichtdicke der Temperaturgrenzschicht


(δT ) oder der Strömungsgrenzschicht (δu = δT = δ). Dies ist für Prandtlzahlen, wie sie für
Luft vorliegen (Pr ≈ 0,72) einigermaßen gerechtfertigt6 . Die Temperaturgrenzschicht wird
mit einem Polynom 2. Grades approximiert. Für die Geschwindigkeitsgrenzschicht ist wegen
der Randbedingungen und des Wendepunktes ein Polynom 3. Grades erforderlich

T (x,y) = a + by + cy 2 und u(x,y) = u0 (x) · (A + By + Cy 2 + Dy 3 ).

Es gelten folgende Temperatur- und Geschwindigkeitsrandbedingungen


∂ 2u gα
y=0: u = 0; 2
= − (TW − T∞ ); T = TW
∂y ν
∂u ∂T
y=δ: u = 0; = 0; T = T∞ ; =0
∂y ∂y
Daraus kann man die Verläufe der Grenzschichtprofile berechnen
y y 2
u(x,y) = u0 (x) · 1− (3.53)
δ δ
T (x,y) − T∞  y 2
= 1− . (3.54)
TW − T∞ δ
Die Maximalgeschwindigkeit u0 ist
gα(TW − T∞ )
u0 (x) = δ 2 (x) . (3.55)

Für diese Näherungslösung ergibt sich die Grenzschichtdicke zu
δ(x) (0,952 + P r)1/4
= 3,93 . (3.56)
x P r1/2 Gr1/4
Die Verläufe der Temperaturgrenzschicht und der Geschwindigkeitsgrenzschicht sind in
Abb. 3.8 dargestellt – normiert auf die Grenzschichtdicke. Dabei ist das Maximum der
Geschwindigkeitsverteilung bei y/δ = 1/3 zu finden.
6
Es handelt sich ja nur um eine Näherungslösung

44
1.0 0.20
(T-T∞)/(TW-T∞)

u/u0
0.18
0.8 0.16
0.14
0.6 0.12

u(y) 0.10
0.4 0.08
0.06
0.2 T (y) 0.04
0.02
0.0 0.00
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 y/δ 1.0

Abb. 3.8: Näherungslösung für die Grenzschichtprofile der natürlichen Konvektion

45
Kapitel 4

Kompressible Grenzschichten

Bisher wurden nur Gleichungen betrachtet, bei denen die Dichte ρ immer als konstant
angenommen wurde. Für kompressible Strömungen ist im allgemeinen die Dichte nicht
konstant. Von kompressibler Strömung spricht man, wenn der Einfluß der Machzahl im
Quadrat (also nichtlineare Glieder) nicht mehr vernachlässigt werden können. Die Grenze
zur Linearisierung liegt dabei im Allgemeinen bei M=0,3, da dann die Dichteänderung < 1%
und M a2 < 0,1 sind.
Zu unterscheiden ist aber auch kompressible Strömung von inkompressibler Strömung ver-
änderlicher Dichte.
Die Herleitung der Grenzschichtgleichungen in Kapitel 2 ging von einer konstanten Dichte
aus, durch die dann jeweils geteilt werden konnte, so dass teilweise die Dichte gar nicht
mehr in den Gleichungen auftauchte (Gl. 2.11). Dies ist für kompressible Strömungen so
nicht mehr der Fall. Außerdem muß eine zusätzliche Gleichung berücksichtigt werden. Dazu
wird die Energiegleichung (Gl. 3.18) verwendet. Die Zustandsgleichung des idealen Gases
(Gl. 3.11) wird hier ebenfalls vorausgesetzt.

4.1 Grundgleichungen für kompressible Grenzschichten


Werden die Grenzschichtgleichung für kompressible Strömung mit den üblichen Vereinfa-
chungen und Dimensionsbetrachtungen hergeleitet, so ist ein System von 3 Gleichungen das
Resultat. Sie sind hier (wieder) für den zweidimensionalen, stationären Fall dargelegt, wie
sie bereits für inkompressible Strömungen und für Temperaturgrenzschichten hergeleitet
wurden.

46
Kontinuitätsgleichung für kompressible Strömungen
∂(ρu) ∂(ρv)
+ =0 (4.1)
∂x ∂y
Impulsgleichung in x-Richtung
 
∂u ∂u dp ∂ ∂u
ρu + ρv =− + µ (4.2)
∂x ∂y dx ∂y ∂y
Energiegleichung
   2
∂h ∂h dp∞ ∂ ∂T ∂u
ρu + ρv =u + λT +µ (4.3)
∂x ∂y dx ∂y ∂y ∂y
Außerdem ergibt sich aus der y-Impulsgleichung wieder die altbekannte Bedingung für den
aufgeprägten Druck der Außenströmung
∂p
= 0.
∂y

Auf den ersten Blick sehen die Gleichungen nicht sehr unterschiedlich zu den inkompres-
siblen Grenzschichtgleichungen (bis auf die Energiegleichung) aus. Die Änderung der Dichte
bringt aber deutlich sichtbare Änderungen in der Lösung der Gleichungen mit sich, die im
nächsten Unterkapitel behandelt werden

4.1.1 Herleitung der kompressiblen Grenzschichtgleichungen


Anhand der Herleitung der Grenzschichtgleichungen für kompressible Strömungen soll ge-
zeigt werden, wie man auf die Transformation der Variablen kommt, damit eine Ähnlich-
keitslösung angegeben werden kann.
Für die kompressible Grenzschicht kann wieder eine Stromfunktion Ψ(x,y) gefunden werden,
die die Kontinuitätsgleichung identisch erfüllt. Dies ist gegeben durch
∂Ψ ∂Ψ
= ρu und = −ρv (4.4)
∂y ∂x
Die Idee bei der vorliegenden Transformation liegt darin, die Abhängigkeiten von den trans-
formierten Variablen ξ und η zu splitten, sonst kann auch nicht von einer Ähnlichkeitslösung
gesprochen werden
Z y
Ψ(ξ,η) = ρu dy = G(ξ) f (η) (4.5)
0
u(ξ,η) = U∞ (ξ) f 0 (η), (4.6)
dabei ist G(ξ) eine noch zu bestimmende Funktion und U∞ (ξ) ist die Geschwindigkeit in
der Außenströmung, die nur von ξ abhängt.
Mit der Ableitung nach η als Hochstrich 0 markiert, lautet z.B. der Massenfluß in x-Richtung
∂Ψ ∂η
ρu = = G(ξ) f 0 (η); u = U∞ (ξ) f 0 (η). (4.7)
∂y ∂y

47
Vergleicht man die beiden Teile der Gl. (4.7) miteinander, so erhält man für die Abhängigkeit
von η von y
∂η U∞ (ξ)
= ρ. (4.8)
∂y G(ξ)
Wird dieser Ausdruck integriert, so erhält man für die η-Koordinate folgende Abhängigkeit
U∞ (ξ) y
Z
η= ρ dy. (4.9)
G(ξ) 0
Setzt man die Stromfunktion in die x-Impulsgleichung (4.2) ein, so erhält man
      
∂Ψ ∂ 1 ∂Ψ ∂Ψ ∂ 1 ∂Ψ dp ∂ ∂ 1 ∂Ψ
− =− + µ· . (4.10)
∂y ∂x ρ ∂y ∂x ∂y ρ ∂y dx ∂y ∂y ρ ∂y

Die einzelnen Terme der Gleichungen müssen sorgfältig aus der Differentiation der Glei-
chung (4.10) unter Berücksichtigung der Zusammenhänge (4.7) und (4.8) z.T. mit Hilfe der
Kettenregel berechnet werden. Im Folgenden ist die Differentiation nach x und ξ durch den
jeweiligen Index beschrieben. Es wird daran erinnert, daß f = f (η) und somit nicht von x
abhängig ist, also auch nicht in diese Richtung abgeleitet werden muss. Die Differentiation
nach η ist wieder durch einen Hochstrich 0 gekennzeichnet. Der Einfachheit halber soll
hier U = U∞ als Abkürzung eingeführt werden, damit man in den Indizes nicht mit der
Differentiation durcheinanderkommt. Der einfachste Zusammenhang ist
 
1 ∂Ψ
= U f 0. (4.11)
ρ ∂y
Die komplexeren Terme lauten:
   
∂ 1 ∂Ψ 0 ∂ 1 ∂Ψ ∂η U
= Ux f = U f 00 = U f 00 ρ
∂x ρ ∂y ∂y ρ ∂y ∂y G
   
∂Ψ ∂ 1 ∂Ψ 0 2 ∂Ψ ∂ 1 ∂Ψ U
= ρU Ux (f ) = Gx f · U f 00 ρ (4.12)
∂y ∂x ρ ∂y ∂x ∂y ρ ∂y G

U2 U3
  
∂ ∂ 1 ∂Ψ 00 0 ∂η
µ· = (ρµf ) = ρ 2 (ρµf 00 )0
∂y ∂y ρ ∂y G ∂y G
Setzt man diese Terme in die Gleichung (4.10) ein, so erhält man vorläufig
Gx U3 dp
ρU Ux (f 0 )2 − ρU 2 (f f 00 ) − ρ 2 (ρµf 00 )0 = − , (4.13)
G G dx
und nach der Division durch (ρU )
Gx U2 1 dp
Ux (f 0 )2 − U (f f 00 ) − 2 (ρµf 00 )0 = − . (4.14)
G G ρU dx

Für die (variable) Viskosität wählt man den Ansatz nach Chapman-Rubesin, um diese auf
den Zustand in der unveränderten Anströmung zu beziehen:
ρµ
C= oder ρµ = C(ρ∞ µ∞ ). (4.15)
ρ∞ µ∞

48
Außerdem kann man für die unveränderte Außenströmung die Bernoulli-Gleichung ansetzen
und einen Zusammenhang zwischen Druckgradient in Strömungsrichtung und der Ableitung
der Außenströmungsgeschwindigkeit in Strömungsrichtung herleiten
1 dp
Ux = − . (4.16)
ρ∞ U∞ dx
und damit
0 2 Gx U2 ρ∞ U∞
Ux (f ) − U 00
(f f ) − 2 (ρµf 00 )0 = Ux , (4.17)
G G ρU∞
sowie
Gx U2 ρ∞
Ux (f 0 )2 − U (f f 00 ) − 2 ρ∞ µ∞ (Cf 00 )0 = Ux . (4.18)
G G ρ
Ordnet man die Terme nach der absteigenden Anzahl der Ableitungen an und dividiert
U2
durch 2 ρ∞ µ∞ , so daß die Ableitung die vorne steht keinen Vorfaktor mehr besitzt, so
G
erhält man
G2 Ux
 
00 0 G Gx 00 ρ∞ 02
(Cf ) + ff + 2
−f = 0. (4.19)
ρ∞ µ∞ U∞ ρ∞ µ∞ U∞ ρ
Damit nun aus dieser Gleichung überhaupt eine Ähnlichkeitslösung erarbeitet werden kann,
müssen zwei Änlichkeitsbedingungen erfüllt werden
G Gx
= const. (4.20)
ρ∞ µ∞ U∞
und
G2 Ux
 
ρ∞
2
− f 02 = F kt.(η) (4.21)
ρ∞ µ∞ U∞ ρ
Durch Betrachtungen, die man aus dem Vergleich der Lösung dieses Problems mit anderen
Fällen z.B. für erzwungene Konvektion erhält, ergibt sich für die erste Bedingung (4.20) die
Notwendigkeit
G Gx
= 1. (4.22)
ρ∞ µ∞ U∞
Daraus lässt sich durch Integration eine Beziehung für G angeben
s Z
x
G(x) = 2 ρ∞ µ∞ U∞ dx. (4.23)
0

Setzt man diese Beziehung in Gl. (4.9) ein, so erhält man


Z y
U∞
η=q R ρ dy. (4.24)
x
2 0 ρ∞ µ∞ U∞ dx 0

So empfiehlt sich folgende Definition der Ähnlichkeitskoordinaten


Z x
ξ= ρ∞ µ∞ U∞ (x) dx, (4.25)
0

49
und
U∞ (x) y
Z
η= √ ρ dy. (4.26)
2ξ 0
Diese Koordinatentransformation ist unter den Namen der Entdecker als Lees-Dorodnitsyn
Transformation1 bekannt.
Mit dieser Definition kann man die x-Impulsgleichung schreiben als Differentialgleichungen
 
00 0 00 2ξ dU∞ ρ∞ 02
(Cf ) + f f + −f =0 (4.27)
U∞ dξ ρ

In der Energiegleichung (4.3) wird für die Enthalpie ebenfalls ein Ansatz gewählt, der die
Abhängigkeiten von x und y(η) trennt
H(x,y) = H∞ (x) g(η). (4.28)
Es ist ein entsprechendes Vorgehen mit der gefundenen Ähnlichkeitstransformation durch-
zuführen, bis man folgende Gleichung erhält
 0  2
0
C 0 0 U∞ 1 0 00
g + fg + C (1 − )ff = 0. (4.29)
Pr H∞ Pr

Es sei nocheinmal daran erinnert, daß für die transformierten kompressiblen Grenzschicht-
gleichungen (4.27) und (4.29) so wie sie hier hergeleitet wurden, die transformierten Varia-
blen nicht von ξ abhängen, sondern nur von η. Sonst müssen zusätzliche Terme berücksich-
tigt werden, die aus der Ableitung in Strömungsrichtung der Variablen f und g herrühren!
Näheres ist z.B. in Schlichting [8] oder White [11] nachzulesen.
Die Randbedingungen für diese Gleichungen lauten
y = 0; f (0) = f 0 (0) = 0 g(0) = gW (isotherm), oder (4.30)
g 0 (0) = 0 (adiabat)
y → ∞; f 0 (∞) = 1,0 g(∞) = 1,0 (4.31)

Hierbei sei auf die Parallelen zur Falkner-Skan Gleichung für inkompressible Strömungen
(Gl. 2.53) hingewiesen, wobei der Hartree-Parameter dem Term
2ξ dU∞
β= (4.32)
U∞ dξ
entspricht und die Dichte konstant ist.
Außerdem sind weitere Kennzahlen hier von Interesse. Dabei handelt es sich um die Nu-
ßeltzahl, die den Wärmetransport unter Strömungseinfluß multipliziert mit der Lauflänge
über der Wärmeleitung bei ruhendem Medium darstellt
qw x
Nu = , (4.33)
λT ∞ (Taw − Tw )
1
Die Transformation ist in verschiedenen Kreisen unter verschiedenen Namen bekannt: Illingworth,
Dorodnitsyn-Howarth oder Levy-Mangler sind ebenfalls in Benutzung, je nachdem ob auch noch Dreidimen-
sionalität berücksichtigt wird oder ob es für ein Kegel mit entsprechendem konischem Koordinatensystem
gelten soll.

50
Abb. 4.1: Nusselt Zahl über der Reynoldszahl für Rohrströmungen für verschiedene Prandtl-
zahlen

wobei Taw , bzw. haw die adiabate Wandtemperatur, bzw. die adiabate Wandenthalpie sind
(siehe Abb. 4.1). Die Stantonzahl ist ähnlich definiert als
qw qw
St = = . (4.34)
ρ∞ U∞ (haw − hw ) ρ∞ U∞ cp (Taw − Tw )

Dabei gilt der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Kennzahlen zu

N u = St · Re · P r. (4.35)

4.1.2 Ähnlichkeitslösungen für die ebene Platte


Für die konstante Prandtlzahl von P r = 0,71 wurde die Grenzschichtgleichung und die
Energiegleichung auf numerischem Wege gelöst (siehe auch FORTRAN-Programme im An-
hang B.2 und B.3). Die Lösungen sind in den Abb. 4.2 und 4.3 für die isotherme und für die
adiabate Wand dargestellt. Dabei wurde die Machzahl von 0 bis 20 in 4er-Schritten erhöht.
Für die Temperaturabhängigkeit der Viskosität wurde das sog. Sutherlandgesetz2 (gültig
bis etwa 1200 K) verwendet
 3
µ T T∞ + S
2
= mit S = 110,4K; T∞ = 273,15K; µ∞ = 1,716 · 10−5 kg/(m · s).
µ∞ T∞ T +S
(4.36)
Man erkennt deutlich, daß die Grenzschichtdicke mit zunehmender Machzahl ansteigt. Au-
ßerdem ist die Temperaturgrenzschichtdicke größer als die Geschwindigkeitsgrenzschicht-
dicke. Die adiabate Wandtemperatur für höhere Machzahlen ist recht unrealistisch, da die
Wand nicht sofort die Temperatur der Strömung annimmt, sondern durch die vergleichs-
weise recht hohe Wärmekapazität relativ kalt bleibt. Außerdem würden bei solch hohen
Temperaturen Oberflächenveränderungen Energie verbrauchen (Ablation) und somit für
niederere Temperaturen sorgen.

2
Sutherland, W. (1893), The viscosity of gases and molecular force. Philosophical Magazine, S. 5, 36,
pp. 507-531 (1893).

51
Abb. 4.2: Grenzschichtprofile über der wandnormalen Ähnlichkeitskoordinaten für verschie-
dene Machzahlen für die isotherme Wand (P r = 0,75; TW /T∞ = 0,25).

4.2 Hypersonische Grenzschichtgleichungen


Von hypersonischen Grenzschichten spricht man bei Machzahlen, die weit über eins liegen,
bei denen chemische Reaktionen (Dissoziation, Ionisation) eine Rolle spielen. Manchmal
spricht man schon ab M a = 5 von hypersonischen Strömungen, manchmal erst ab M a = 8
oder M a = 10. Dies kommt ein wenig auf den Standpunkt (was möchte ich untersuchen ?),
die betrachteten physikalischen Phänomene und die Atmosphärenbedingungen (H=20km
oder H=100km ?) an. Da zur Herleitung der Grenzschichtgleichungen davon ausgegangen
werden kann, daß M a  1 gilt, sind entsprechende Vereinfachungen in den Grenzschicht-
und Energiegleichungen zulässig und möglich.
Details zu “Hyperschallströmungen” werden in der ergänzenden Vorlesung am Lehrstuhl für
Aerodynamik vom selben Dozenten ebenfalls angeboten.

52
Abb. 4.3: Grenzschichtprofile über der wandnormalen Ähnlichkeitskoordinaten für verschie-
dene Machzahlen für die adiabate Wand (P r = 0,75).

53
Kapitel 5

Dreidimensionale Grenzschichten

5.1 Allgemeine Betrachtungen zu dreidimensionalen


Grenzschichten
Bei der dreidimensionalen Grenzschicht ist im allgemeinen Fall von einer beliebig gekrüm-
mten Oberfläche auszugehen. Die Beschreibung ist in Schlichting1 nachzulesen und hier
nicht aufgeführt, da für die Anwendung in der Aerodynamik meist Flügel betrachtet wer-
den, die eine lange Streckung haben. Dabei ist die Änderung entlang der Flügelachse (z)
meist sehr viel kleiner als die Änderung senkrecht zur Flügelvorderkante, so daß man im
praktischen Anwendungsfall in der Auslegung im Vorentwurf, z.B. bei Airbus, immer noch
von einer lokalen dreidimensionalen Strömung ausgeht, wobei der Gradient in Querströ-
mungsrichtung vernachlässigt wird, was einem unendlich ausgedehnten schiebenden Flügel
entspricht. Die Lösung für beliebige dreidimensionale Grenzschichten sind nur schwer zu er-
halten und erfordern z.B. für einen kompletten Flugzeugflügel einen großen Rechenaufwand.

Die Grenzschichtgleichungen in kartesischen Koordinaten in stationärer Form ohne die An-


nahme der verschwindenden Gradienten in spannweitiger Richtung (also z.B. im Koordi-
natensystem der Anströmungsrichtung oder des Flügels) mit den üblichen Vernachlässigun-
gen und Größenordnungsabschätzungen ergeben sich zu
∂u ∂v ∂w
+ + = 0 (5.1)
∂x ∂y ∂z
∂u ∂u ∂u ∂U ∂U ∂ 2u
u +v +w = U +W +ν 2 (5.2)
∂x ∂y ∂z ∂x ∂z ∂y
∂w ∂w ∂w ∂W ∂W ∂ 2w
u +v +w = U +W +ν 2 (5.3)
∂x ∂y ∂z ∂x ∂z ∂y
mit den Randbedingungen

y=0: u=v=w=0
y→∞: u → U ; w → W. (5.4)
1
H. Schlichting, K. Gersten Grenzschicht-Theorie, Springer-Verlag, 10. überarbeitete Auflage, 2006.

54
Abb. 5.1: Gitter am Pfeilflügel

U∞
Wandstromlinie

xS Potentialstrom-
linie

zS

Abb. 5.2: Stromlinien am unendlichen schiebenden Flügel

55
Abb. 5.3: Ölanstrichbild eines Segelflugzeugmodels von Vorne-Oben aus dem Laminarwind-
kanal des IAG der Universität Stuttgart.

Dabei bezeichnen die Großbuchstaben die Verhältnisse in der Außenströmung mit


U = U (x,z) und W = W (x,z).
In der Außenströmung ist die Potentialstromlinie sehr einfach zu bestimmen. An der Wand
ist dies ein wenig aufwändiger, da an der Wand u = w = 0 ist. So ist die Oberflächenstrom-
linie aus den Richtungen der beiden Wandschubspannungen definiert als
τzy,wand
tan β = (5.5)
τxy,wand

wie man es z.B. auch aus dem Versuch mit Ölanstrichbildern erhält. In Abb. 5.3 ist ein
Ölanstrichbild eines Segelflugzeugmodels von Vorne-Oben zu sehen, das im Laminarwind-
kanal des Instituts für Aero- und Gasdynamik der Universität Stuttgart von Dr. Werner
Würz aufgenommen wurde.

56
5.2 Falkner-Skan-Cooke Lösung
Um die Berechnung zu vereinfachen geht man von einer Grenzschichtströmung aus, die
unveränderlich in spannweitiger Richtung ist. Oder in anderen Worten, der Flügel müsste
unendlich lange sein. Damit ist die Außenströmung nur noch abhängig von der Stromab-
richtung (U = U (x) und W = W (x)) und alle Ableitungen ∂/∂z fallen heraus. Zusätzlich
wählt man ein Koordinatensystem (xS , zS ), das an der Potentialstromlinie des schiebenden
Flügels orientiert ist. Dann wird die Querströmung W =0 und der Term U ∂W/∂x kann
ebenfalls vernachlässigt werden.
y

x Wendepunkt

u
w

xS zS
Abb. 5.4: Geschwindigkeitsprofile bei der dreidimensionalen Grenzschicht im
Potentialstromlinien-Koordinatensystem

Damit reduzieren sich die dreidimensionalen Grenzschichtgleichungen zur folgende Form,


die auch schon von Prandtl2 1945 angegeben wurde.

∂u ∂v
+ = 0 (5.6)
∂xS ∂y
∂u ∂u dU ∂ 2u
u +v = U +ν 2 (5.7)
∂xS ∂y dxS ∂y
2
∂w ∂w ∂ w
u +v = ν 2 (5.8)
∂xS ∂y ∂y

Dabei ist auffallend, daß die Gleichungen für u und v (Gl. 5.6 und 5.7) unabhängig von
der Gleichung für w (Gl. 5.8) ist. Dies ist das sog. Unabhängigkeitsprinzip (Prandtl). Die
2
L. Prandtl, ”Über Reibungsschichten bei dreidimensionalen Strömungen”, Festschrift zum 60. Geburts-
tage von A. Betz, Göttingen, S. 134-141, 1945.

57
sich ergebende Differentialgleichung (Cooke3 1950) entspricht derjenigen für die Energie-
gleichung ohne Dissipation und P r = 1.
Das Vorgehen ist demnach vergleichbar mit der Falkner-Skan Gleichung für zweidimen-
sionale Strömungen. Als dimensionslose Koordinate wird
r
m + 1 U (x)
η=y (5.9)
2 νx
definiert. Die Stromfunktion wird gebildet mit
s
2U ν x
Ψ(x,y) = f (η). (5.10)
(m + 1)

Somit sind die Geschwindigkeiten u = ∂Ψ/∂y und v = −∂Ψ/∂x definiert. Als zusätzliche
Funktion taucht nun g(x) auf, die den Verlauf der Quergeschwindigkeit w beschreibt. Damit
ergeben sich die Differentialgleichungen analog zu den Falkner-Skan Gleichungen zu

f 000 + f f 00 + β(1 − f 02 ) = 0
2m (5.11)
g 00 + f g 0 = 0 mit β =
(m + 1)

und werden als Falkner-Skan-Cooke Gleichungen bezeichnet.


Die Anfangswerte für f 00 und g 0 müssen wieder geschätzt werden, so dass die Randbedin-
gungen f (0) = f 0 (0) = g(0) = 0 und f 00 (η → ∞) = g 0 (η → ∞) = 0 erfüllt werden. Die
Geschwindigkeiten in der Grenzschicht ergeben sich aus der Lösung der Differentialgleichung
mit
u(y)
= f 0 · cos2 θ + g · sin2 θ, (5.12)
U∞
w(y)
= (g − f 0 ) cos θ sin θ, (5.13)
U∞
wobei θ den Winkel der Anströmung relativ zur Vorderkante des Flügel darstellt (U∞ ≈
U (x))
W (x)
θ = tan−1 . (5.14)
U∞
In Abb. 5.5 ist der Verlauf der Querströmung w zusammen mit der Geschwindigkeit u für
zwei verschiedene Hartree-Parameter aufgeführt.

3
J.C. Cooke, “The boundary layer of a class of innite yawed cylinders”. Proc. Camb. Phil. Soc. 46, S.
645-648, 1950

58
η
4

0
-0.2 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 u, w

Abb. 5.5: Wandnormale Geschwindigkeitsprofile bei der Falkner-Skan-Cooke Grenzschicht


für β = 1,0 ( u ;w ) und β = −0,1 ( u ;w )

59
Kapitel 6

Stabilitätstheorie –
laminar-turbulenter Umschlag

6.1 Reibungsfreie Instabilität (Rayleighinstabilität)


Woher die Turbulenz kommt ist spätestens seit den Versuchen von Lord Reynolds (siehe
Kapitel 8) Gegenstand der Untersuchungen. Die mathematisch sehr viel einfachere Differ-
entialgleichung für Instabilitäten der reibungsfreien Strömung wird Rayleigh Gleichung
nach Lord Rayleigh (1842-1919) benannt und lautet

(U − c)(ϕ00 − α2 ϕ) − U 00 ϕ = 0 (6.1)

Bei der Untersuchung der (reibungsfreien) Differentialgleichung 2. Ordnung fielen Lord Ray-
leigh (John William Strutt mit bürgerlichem Namen) einige Eigenschaften auf, die er als
Sätze formulierte:

Satz 1 Geschwindigkeitsprofile mit Wendepunkt sind (reibungsfrei) instabil.

Satz 2 Für neutrale Störungen (Anfachungsrate = 0) ist bei Grenzschichtprofilen die Wel-
lenausbreitungsgeschwindigkeit kleiner als die Maximalgeschwindigkeit der Grund-
strömung: cr < U∞ .

Das sog. Wendepunktkriterium aus dem Satz 1 wurde von Lord Rayleigh als notwendi-
ge Bedingung angesehen, während Tollmien 1935 zeigen konnte, daß es eine hinreichende
Bedingung für Instabilität darstellt. Dies ist eine weitreichende Aussage, da sie auch für
reibungsbehaftete Strömungen gilt und eine sehr einfache Klassifizierung der Grenzschicht-
strömung hinsichtlich der Instabilität ohne Lösung der Differentialgleichung erlaubt. Bei
Grenzschichten mit Druckanstieg ist immer ein Wendepunkt präsent und somit sind diese
Grenzschichtprofile schon ohne den Einfluß der Reibung instabil.
Allerdings bedingt der Einfluß der Reibung, daß es Grenzschichten ohne Wendepunkt gibt,
die ebenfalls (viskos) instabil sind (z.B. bei der Blasiusströmung ohne Druckgradient – siehe
Kapitel 6.3)

60
6.2 Turbulente Rohrströmung – ein Paradoxon ?
Die Rohrströmung (oder auch Hagen-Poiseuille-Strömung) ist eine direkte Lösung der Navier-
Stokes-Gleichungen mit folgendem Geschwindigkeitsprofil (siehe Kap. 1.3.1, Gleichung (1.18))

1 dp 2
r − R2 .

u= (6.2)
4µ dx

Mit den vorangegangenen Überlegungen befindet sich kein Wendepunkt im Rohrströmungs-


profil für die reibungsbehaftete Strömung und es kann keine reibungsfreie Instabilität er-
wartet werden.
Allerdings ist die turbulente Rohrströmung in vielen Fällen zu beobachten und eine kritische
Reynoldszahl wird in der Literatur zu Rek ≈ 2300 angegeben. Dies hängt ein wenig von
den Einlaufbedingungen und dem Turbulenzgrad der Strömung vor dem Rohr ab. Einen
weiteren großen Einfluß hat die Oberflächengüte des Rohres. Ist das Rohr sehr rauh, so
schlägt die Strömung sehr früh um. Wird das Rohr allerdings geschliffen und geglättet,
so sind auch kritische Reynoldszahlen von Rek ≈ 40.000 erreicht worden (Ekman, 1910).
Allerdings ist selbst bei starken Störungen in der Anströmung eine kritische Reynoldszahl
von Rek ≈ 2000 nicht zu unterschreiten. Unterhalb dieser Reynoldszahl ist keine turbulente
Strömung ’lebensfähig’.
Ist die Rohrströmung überhaupt instabil, falls optimale glatte Bedingungen hergestellt wer-
den könnten ? Oder ist es ’nur’ eine Folge der nicht-idealen Bedingungen ? Dies wird teilweise
als Rohrströmungsparadoxon bezeichnet.

6.3 Die Orr-Sommerfeld Gleichung


Die Stabilität der laminaren Grenzschicht auf einer ebenen Platte ist von W.McF. Orr1
(1907) und A. Sommerfeld2 (1908) bereits untersucht und in einer Stördifferentialgleichung
ausgedrückt worden.
Der Ausgangspunkt für die Herleitung einer Differentialgleichung sind die Navier-Stokes
Gleichungen (Gl. 1.5). Dabei wird von einer stationären Grundströmung (hier mit Groß-
buchstaben gekennzeichnet) ausgegangen, der eine Störung (mit gestrichenen Größen ge-
kennzeichnet) überlagert wird. Die Grundströmung und die Störströmung erfüllen jeweils
für sich genommen die Navier-Stokes Gleichungen. Man geht davon aus, daß die sog. Par-
allelströmungsannahme getroffen werden kann. Das bedeutet, daß man davon ausgeht, daß
die Änderung der Grundströmung sehr viel langsamer erfolgt als die Änderung der Störung
und somit vernachlässigt werden kann. Bei dieser Vernachlässigung nimmt man in Kauf,
daß sich lokal (für ein bestimmtes betrachtetes x) eine Parallelströmung einstellt.

1
W.McF. Orr, The stability and instability of the steady motions of a perfect liquid and of a viscous
liquid. Part I: A perfect liquid; Part II: A viscous liquid. Proc. Roy. Irish Acad., 29, S. 9-68 und 69-138
(1907).
2
A. Sommerfeld, Ein Beitrag zur hydrodynamischen Erklärung der turbulenten Flüssigkeitsbewegungen.
Atti. del 4. Congr. Internat. dei Mat., Rom , Vol. III, S. 116-124, (1908).

61
Außerdem gilt für die Grundströmung natürlich die Kontinuitätsgleichung
∂U ∂V
+ =0 (6.3)
∂x ∂y
Dabei ist der erste Term vernachlässigbar. Nachdem an der Wand der Platte die Randbe-
dingung V (y) = 0 gelten muss, kann man daraus ableiten, daß V über die ganze Grenz-
schichtdicke zu Null zu setzen ist.
Der folgende Ansatz
u = U + u0 ; v = v 0 und p = P + p0 (6.4)
wird also in die Navier-Stokes Gleichungen eingesetzt. So ergibt sich für die Impulsgleichung
in x-Richtung
∂U ∂u0 ∂U ∂u0 ∂U ∂u0 ∂U ∂u0
+ +U +U + u0 + u0 + v0 + v0
∂t ∂t ∂x ∂x ∂x ∂x ∂y ∂y
1 ∂p0 ∂ 2U ∂ 2 u0 ∂ 2 U ∂ 2 u0
 
1 ∂P
=− − +ν + + + . (6.5)
ρ ∂x ρ ∂x ∂x2 ∂x2 ∂y 2 ∂y 2
Die Grundströmung erfüllt für sich die Navier-Stokes Gleichungen und kann herausge-
strichen werden. Da die Parallelströmungsannnahme für die Grundströmung getroffen wur-
de, kann der Term ∂U/∂x ebenfalls vernachlässigt werden. Sodann werden Glieder höherer
Ordnung vernachlässigt (hier trifft das auf die Terme u0 ∂u0 /∂x und v 0 ∂u0 /∂y zu, die sehr
viel kleiner als die anderen Terme sind). Übrig bleibt die Gleichung für den Störanteil
∂u0 ∂u0 1 ∂p0
 2 0
∂ 2 u0

0 ∂U ∂ u
+U +v =− +ν + . (6.6)
∂t ∂x ∂y ρ ∂x ∂x2 ∂y 2
Die Gleichung beinhaltet noch die Ableitung der Druckstörung nach x, über die keine Infor-
mation vorliegt. Also benötigen wir noch eine 2. Gleichung, die uns diese Information liefert.
Dafür wird die y-Impulsgleichung herangezogen. Wird der Ansatz (Gl. 6.4) eingesetzt (in
Gl. 1.5), dann erhält man
∂v 0 ∂v 0 0 0
1 ∂p0
 2 0
∂ 2v0

0 ∂v 0 ∂V 0 ∂v 1 ∂P ∂ v
+U +u +v +v =− − +ν + . (6.7)
∂t ∂x ∂x ∂y ∂y ρ ∂y ρ ∂y ∂x2 ∂y 2
Ebenfalls werden die Grundströmungsterme, die für sich die y-Impulsgleichung erfüllen her-
ausgekürzt und die quadratischen Terme u0 ∂v 0 /∂x und v 0 ∂v 0 /∂y vernachlässigt. Dann bleibt
für die y-Impulsgleichung übrig
∂v 0 ∂v 0 1 ∂p0
 2 0
∂ 2v0

∂ v
+U =− +ν + . (6.8)
∂t ∂x ρ ∂y ∂x2 ∂y 2
Nun haben wir 2 Gleichungen mit jeweils der Unbekannten p0 , die nun eliminiert werden
muss. Dazu wird die x-Impulsgleichung nach y abgeleitet und die y-Impulsgleichung nach
x abgeleitet.
Aus Gleichung 6.6 wird
∂ 2 u0 ∂U ∂u0 ∂ 2 u0 ∂v 0 ∂U ∂ 2U 1 ∂ 2 p0 ∂ 3 u0 ∂ 3 u0
 
+ +U + + v0 2 = − +ν + . (6.9)
∂t∂y ∂y ∂x ∂x∂y ∂y ∂y ∂y ρ ∂x∂y ∂x2 ∂y ∂y 3

62
Aus Gleichung 6.8 wird
∂ 2v0 ∂U ∂v 0 ∂ 2v0 1 ∂ 2 p0 ∂ 3v0 ∂ 3v0
 
+ +U 2 =− +ν + . (6.10)
∂t∂x ∂x ∂x ∂x ρ ∂y∂x ∂x3 ∂y 2 ∂x
2 0
∂ p
Der Term − ρ1 ∂y∂x kommt in beiden Gleichungen vor, und kann eliminiert werden. Außerdem
taucht noch einmal eine Ableitung der Grundströmung ∂U/∂x in Stromrichtung auf, die
vernachlässigt wird. Übrig bleibt
∂ 2 u0 ∂U ∂u0 ∂ 2 u0 ∂v 0 ∂U
 3 0
2
∂ 3 u0

0∂ U ∂ u
+ +U + +v −ν +
∂t∂y ∂y ∂x ∂x∂y ∂y ∂y ∂y 2 ∂x2 ∂y ∂y 3
∂ 2v0 ∂ 2v0
 3 0
∂ 3v0

∂ v
= +U 2 −ν + 2 (6.11)
∂t∂x ∂x ∂x3 ∂y ∂x
Nun wird für die Störung u0 , v 0 ein harmonischer Ansatz gewählt. Das bedeutet, dass eine
einzelne Frequenz betrachtet wird. Dabei wird der Umweg über die Stromfunktion gewählt.
Der Ansatz für eine Stromfunktion einer harmonischen zweidimensionalen Störung, die sich
in Raum (in Stromrichtung x) und Zeit t ausbreitet, lautet
ψ(x,y,t) = ϕ(y)ei(αx−βt) , (6.12)
wobei die Parameter α und β im Allgemeinen komplex sind. Die Störgeschwindigkeiten u0
und v 0 ergeben sich danach zu
∂ψ ∂ϕ(y) i(αx−βt) 0 ∂ψ
u0 = = e ,v =− = −iαϕ(y)ei(αx−βt) . (6.13)
∂y ∂y ∂x
Die physikalisch sinnvollen Geschwindigkeiten u0 und v 0 bestehen aus den Realteilen der Ab-
leitungen der Stromfunktion ψ. Das Profil der wandnormalen Geschwindigkeit v 0 ist dann
definiert als ϕ(y) und ∂ϕ(y)
∂y
für die stromab Geschwindigkeit u0 . Die Wellenzahl in Stromrich-
tung, α = αr + iαi , kann als räumliche Wellenzahl αr und einer räumlichen Anfachungsrate
αi aufgefasst werden. Die komplexe Frequenz β = βr + iβi besteht aus der Störfrequenz βr
und der zeitlichen Anfachungsrate βi . Die Lineare Stabilitätstheorie kann von einem räumli-
chen oder einem zeitlichen Standpunkt betrachtet werden. Wird der räumliche Standpunkt
eingenommen, die Anfachung also rein räumlich beschrieben, so wird β rein reell und α kom-
plex. Vom zeitlichen Standpunkt aus wird die Anfachung rein zeitlich angesehen und β wird
komplex und α wird reell. Die Umrechnung von zeitlichen in räumliche Anfachungsraten
wurde von Gaster3 beschrieben und wird über die Gruppengeschwindigkeit cg = ∂βr /∂αr
berechnet
βi (Z) ∂βr
=− = −cg , (6.14)
αi (R) ∂αr
wobei (R) für räumlich und (Z) für zeitlich steht. Dies gilt streng genommen nur für ver-
schwindende Anfachungsraten, aber hat sich in der Praxis auch für andere Anfachungsraten
bewährt. Im Folgenden wird nur der räumliche Ansatz verfolgt. Der zeitliche Ansatz kann
in Schlichting4 nachgelesen werden.
3
M. Gaster, A note on the relation between temporally-increasing and spatially-increasing disturbances
in hydrodynamic stability, J. Fluid Mech. 14, S. 222 (1962).
4
Hermann Schlichting, Klaus Gersten Grenzschicht-Theorie, Springer-Verlag, 10. überarbeitete Auflage,
2006.

63
Die Ableitungen der Ansatzfunktion für die Störung, die hier benötigt werden, sind einfach
zu berechnen. Dabei werden Ableitungen nach y mit einem Hochstrich gekennzeichnet 0 =
∂/∂y (es ist nur ϕ von y abhängig). Die Exponentialfunktion ei(αx−βt) wird mit einem E
abgekürzt, um den Schreibaufwand zu verringern.

∂v 0 ∂ 2v0
v 0 = −iαϕE, = −iαϕ0 E, = iα3 ϕE.
∂y ∂x2
∂ 2 u0 ∂u0 ∂ 2 u0
= −iβϕ00 E, = iαϕ0 E, = iαϕ00 E.
∂t∂y ∂x ∂x∂y
(6.15)
∂ 2v0 ∂ 3v0 ∂ 3v0
= −iα2 βϕE, = −α4 ϕE, = α2 ϕ00 E.
∂t∂x ∂x3 ∂y 2 ∂x
∂ 3 u0 ∂ 3 u0
= −α2 ϕ00 E, = ϕ0000 E,
∂x2 ∂y ∂y 3

Setzt man diese Terme in die Gleichung 6.11 ein, so erhält man nach Multiplikation mit i/α
und geeigneter Zusammenfassung der Terme die sog. Orr-Sommerfeld Gleichung

iν 0000 β
(U − c)(ϕ00 − α2 ϕ) − U 00 ϕ = − (ϕ − 2α2 ϕ00 + α4 ϕ) wobei c = . (6.16)
α α

Diese Gleichung ist noch dimensionsbehaftet. Entdimensionalisiert man die Gleichung mit
U y
U= , y= , (6.17)
U∞ L
so erhält man die Gleichung in dimensionsloser Form

00 i
(U − c)(ϕ00 − α2 ϕ) − U ϕ = − (ϕ0000 − 2α2 ϕ00 + α4 ϕ). (6.18)
αRe

Die Orr-Sommerfeld Gleichung ist ein Eigenwertproblem in α und β. Zur Berechnung des
Eigenwertproblems benötigt man ein wandnormales Profil der Grundströmung U = U (y),
das so genau wie möglich vorliegen muss, da in die Lösung der Orr-Sommerfeld Gleichung
die zweite Ableitung in wandnormaler Richtung eingeht. Für numerische Berechnungen ist
dies normalerweise kein Problem, aber gemessene Profile weisen normalerweise nicht die
nötige Genauigkeit auf. Eine Möglichkeit bietet sich in der genauen Messung des Druck-
gradienten in Stromabrichtung, der dann über eine Grenzschichtrechnung zu Profilen führt,
die für die Orr-Sommerfeld Gleichung brauchbar sind. Die Amplitude der Störung (ϕ(y))
ist unerheblich für die Lösung der Gleichung, weshalb sie üblicherweise auf den Wert EINS
normiert wird. Strenggenommen darf die Amplitude nur unter ca. 1% liegen, da im Laufe
der Herleitung die Gleichungen linearisiert wurden. In der praktischen Anwendung zeigt
sich allerdings, daß die Lösungen auch bis ca. 4% Störamplitude richtige Lösungen liefert.
Für den räumlichen Ansatz zur Lösung der Orr-Sommerfeld Gleichung wird β vorgegeben
und reell gewählt. Die Lösung des Eigenwertproblems liefert komplexe α, die die räum-
liche Wellenzahl αr und die räumlichen Anfachungsrate αi liefert. Dabei ist ein negati-
ves αi mit Anfachung verknüpft. Typischerweise wird für die (In)Stabilitätseigenschaften

64
3820

f [Hz]

2865

1910

955

0
0,03 0,13 0,23 0,33 L [m]
421 877 1167 1398 Reδ1
Abb. 6.1: Kurven gleicher räumlicher Instabilitätsrate αi für die Blasius Strömung mit
U∞ = 30m/s und ν = 1,5 · 10−5 m2 /s; gestrichelt αi = 0, ∆αi = 0,5.

einer Grenzschichtströmung erst einmal die Neutralkurve betrachtet. Diese Kurve ver-
bindet alle Punkte mit verschwindender Anfachungsrate αi = 0. Für die sog. Blasius-
Strömung (Grenzschicht entlang einer Platte ohne Druckgradient) ist die Neutralkurve in
Abb. 6.1 als gestrichelte Linie dargestellt. Anfachungsraten bis zu einer Maximalrate von
αi ≈ −2,2 sind ebenfalls als Höhenlinien (durchgezogen) dargestellt. In der Grenzschicht-
theorie ist es durchaus üblich, die Größen dimensionslos zu machen, da unterschiedliche
Strömungen mit einem Bild verglichen werden können. So ist nicht der Abstand von der
Vorderkante der ebenen Platte (dem Beginn der Grenzschicht also) wichtig, sondern die
Dicke der Grenzschicht. Dazu hat sich eingebürgert, statt der Lauflänge die Reynoldszahl
gebildet mit der Verdrängungsdicke (Reδ1 ) aufzutragen. Statt der Frequenz wird entwe-
der eine dimensionslose Frequenz β = 2π f˜L̃/Ũ∞ oder ein dimensloser Frequenzparameter
F = 2π f˜ν̃/Ũ∞
2
· 106 verwendet (hier β = 10 =⇒ f˜ = 959Hz =⇒ F = 100). Die Wellenaus-
breitungsgeschwindigkeit cr = βr /αr liegt dabei um 0,30U∞ .
Die Wellen, die durch die Lösung der Orr-Sommerfeld Gleichung beschrieben werden, wer-
den Tollmien5 -Schlichting6 Wellen genannt. Damit werden strenggenommen die zweidimen-

5
W. Tollmien, “Über die Entstehung der Turbulenz”, 1. Mitteilung, Nachr. Ges. Wiss. Göttingen, Math.
Phys. Klasse, S. 21-44, 1929.
6
H. Schlichting, “Amplitudenverteilung und Energiebilanz der kleinen Störungen bei der Platten-
strömung”, Nachr. Ges. Wiss. Göttingen, Math. Phys. Klasse, Fachgruppe I, 1, S. 47-78, 1935.

65
sionalen Störwellen bezeichnet. Es hat sich aber für die transformierte Lösung für dreidimen-
sionale Störungen (siehe nächstes Unterkapitel) der Terminus “dreidimensionale Tollmien-
Schlichting Wellen” eingebürgert. Über den experimentellen Nachweis der zuerst theoretisch
vorhergesagten, und umstrittenen, Instabilitätswellen ist im experimentellen Kapitel 8 be-
richtet.
Das Gebiet der Instabilität (wohlgemerkt für zweidimensionale Störungen) beginnt bei
Reδ1 = 520. Das Instabilitätsgebiet ist stromab geschlossen, d.h. es gibt Reynoldszahlen,
für die die Instabilität wieder komplett verschwindet, und die Strömung stabil für alle
Störungen ist. Dies ist jedoch recht unrealistisch in der Praxis, da die (exponentiellen) An-
fachungsraten sehr große Amplituden aus dem natürlich vorkommenden Störhintergrund
(Rauschen) hervorbringen und es bereits weit vorher zum laminar-turbulenten Strö-
mungsumschlag kommt. Der Ort, an dem die Strömung umschlägt, wird mit der kriti-
schen Reynoldszahl bezeichnet und liegt erfahrungsgemäß bei Rekrit = 3,5 − 5 · 105 bei der
Blasiusgrenzschicht (hier entspräche das Reδ1 = 1017 − 1216).
Will man nun aus der angegebenen Anfachungsrate eine Amplitude berechnen, so muss
folgender Zusammenhang berücksichtigt werden.
  Zx
A(x)
ln = −αi dx, (6.19)
A0
x0

wobei A0 die Referenzamplitude bei x0 darstellt. Möchte man nun aus der Anfachungsrate
die Amplitude rückrechnen, so gilt
Zx
A(x) = A0 · exp( −αi dx). (6.20)
x0

6.3.1 Instabilitäten dreidimensionaler Störungen


Nicht immer sind die Störungen in einer Grenzschicht, die z.B. durch die Außenturbulenz
hervorgerufen sind, zweidimensional. Der Ansatz, der zur Herleitung der Orr-Sommerfeld
Gleichung verwendet wurde, ist aber rein zweidimensional. Eine Umrechnung der Anfa-
chungsraten von zweidimensionalen auf dreidimensionale Störungen ist mithilfe des Squire
Theorems7 für den zeitlichen Ansatz möglich. Dabei wird postuliert, daß die Wellenzahl
βr und die zeitliche Anfachungsrate βi einer dreidimensionalen Störung mit der räumlichen
Wellenzahl αr und der spannweitigen Wellenzahl γ die selbe ist wie die einer zweidimen-
sionalen Störung mit veränderter Wellenzahl αr .
αr 2 = αr2 + γ 2 . (6.21)
Der Zusammenhang zwischen den beiden Störungen lautet dabei
αr Re = αr Re. (6.22)
Aus diesem Zusammenhang wird oft gefolgert, daß zweidimensionale Störungen immer zu-
erst (bei einer geringeren Reynoldszahl) instabil werden und deshalb die “gefährlicheren”
sind (da αr immer größer als αr ist, ist Re immer kleiner als Re). Dies gilt jedoch strengge-
7
H.B. Squire, On the Stability for Three-Dimensional Disturbances of Viscous Fluid Flow between
Parallel Walls, Proc. Roy. Soc. Series A, 142 (847), S. 621-28, 1933.

66
3820

f [Hz]

2865

1910

955

0
0,03 0,13 0,23 0,33 L [m]
421 877 1167 1398 Reδ1
Abb. 6.2: Neutralkurve für die Blasius Strömung mit U∞ = 30m/s und ν = 1,5 · 10−5 m/s2
für unterschiedliche dreidimensionale Wellenzahlen γ; γ = 0, γ = 10 (22,6◦ ),
γ = 20 (39,8◦ ), γ = 30 (51,3◦ ).

nommen nur für den Punkt, an dem zuerst überhaupt eine Instabilität (ohne Rücksicht auf
die Frequenz) auftaucht. Squire selbst schreibt “For the study of the stability of flow between
parallel walls8 it is sufficient to confine attention to disturbances of two-dimensional type”.
Da sich allerdings bei dieser Betrachtung auch die Frequenz durch die Verschiebung der
Wellenzahl in Stromabrichtung verändert, kann es durchaus sein, daß bei der Betrachtung
nur einer Frequenz eine dreidimensionale Störung zuerst instabil wird. Eine Darstellung der
Anfachungsraten für dreidimensionale Störungen in der Blasiusgrenzschicht sind in Abb. 6.2
dargestellt.
Für höhere spannweitige Wellenzahlen (respektive Winkel) nimmt die Instabilität stark ab,
bzw. kann es auch zur Dämpfung der Störung kommen. Dies läßt sich auch anhand der
Abb. 6.3 erkennen. Die integrierten Anfachungsraten aus der linearen Stabilitätstheorie
(Gl. 6.20) sind hier verglichen mit den Amplituden, wie sie mit Hilfe der DNS (Direkten
Numerischen Simulation) erzielt wurden. Das Squire-Theorem (es handelt sich um eine
Postulat, nicht um ein Gesetz, das auf mathematischem Wege hergeleitet wurde) wird auch
mit zunehmenden Schräglaufwinkeln immer ungenauer, was an der Abweichung zwischen
Theorie und DNS in Abb. 6.3 zu sehen ist.

8
Gilt auch für Grenzschichtströmungen, die nur von einer Wand begrenzt werden

67
Abb. 6.3: Vergleich von zweidimensionalen und dreidimensional Wellenamplituden (DNS)
mit Ergebnissen der linearen Stabilitätstheorie (LST)

In Abb. 6.4 ist die wandnormale Verteilung der Störgeschwindigkeiten (a) und der Phasen
(b) einer schräglaufenden Welle mit dem Schräglaufwinkel θ = 44,6◦ bei Reδ1 = 1785 ge-
zeigt. Die Lösung der Orr-Sommerfeld-Gleichung, transformiert mit dem Squire Theorem ist
als gestrichelte Linie erkennbar. Die Lösungen der DNS sind als durchgezogene Linien dar-
gestellt. Der Verlauf der u0 (y)-Geschwindigkeit ist typisch für den einer dreidimensionalen
Störwelle, in dem dass sie ein kleines Nebenmaximum sehr nahe an der Wand aufweist. Dies
ist für zweidimensionale Störwellen nicht zu beobachten. Ansonsten sind sich die wandnor-
malen Profile der u0 - und v 0 -Geschwindigkeiten im zwei- und dreidimensionalen Fall qua-
litativ sehr ähnlich. Der Vergleich mit der Theorie fällt in diesem Falle so hervorragend

aus, weil die Grenzschicht bei Reδ1 = 1785 nur noch sehr schwach anwächst (∼ Rex ) und
damit die Parallelströmungsannahme gerechtfertigt ist. Die Grenzschichtdicke liegt hier bei
y ≈ 14, meist nahe des wandfernen Maximums der u0 -Geschwindigkeit. Rein rechnerisch
streben die Profile exponentiell gegen NULL für y → ∞.

6.4 Der laminar-turbulente Strömungsumschlag –


Transition
Nachdem die linearen Instabilitätsmechanismen besprochen wurden, folgt nun ein Blick auf
den gesamten Prozess des laminar-turbulenten Strömungsumschlags (oder Transition). Die
verschiedenen Stadien sind in Abb. 6.5 bildlich dargestellt und werden in diesem Kapitel
besprochen. Der Eintrag der Störungen von außen in die sich bildende Greznschicht wird
mit dem Begriff der Rezeptivität beschrieben. Die Instabilitätsmechanismen beschreiben
die (exponentielle) Anfachung dieser Störungen zu Amplituden, die den Umschlag von la-
minarer zu turbulenter Strömung unumkehrbar machen. Die komplexen Vorgänge werden
ingenieurmäßig durch Transitionskriterien beschrieben, von denen einige präsentiert werden.

68
u u0 (y) Amplitude
4 v 0 (y) Amplitude 4
 w0 (y) Amplitude
u 

u u0 (y) Phase
u 4 v 0 (y) Phase
4  w0 (y) Phase

a) b)
Abb. 6.4: Wandnormale Profile der a) Störgeschwindigkeiten a) und der b) Phasenverteilung
für schräglaufende Welle mit einem Winkel von θ = 44,6◦ bei x = 7,3.

Leading edge
Vorderkanten− linear stabilityAnfachung
exponentielle theory final
lam.−turb.
receptivity
rezeptivität exponential
nach amplification
lin. Stabilitätstheorie breakdown
Umschlag
local
lokale 2D
2Dandund3D3Ddisturbance waves
Instabilitäten secondary stability theory turbulent
turbulente
Sekundärinstabilität flow
receptivity
Rezeptivität insideinthe
derboundary layer
Grenzschicht for nonlinear stages Strömung

δ
U∞

Reδ ~ √ Rex (for


ü Blasius (laminar))
1

Abb. 6.5: Der räumliche Ablauf der Transition in der Grenzschicht der ebenen Platte mit
zweidimensionaler Anströmung

69
Die Eigenschaften der turbulenten Grenzschicht sind im Kapitel 7 zusammengefasst oder
werden auch in einer eigenen Vorlesung des Lehrstuhls Turbulente Strömungen angeboten.

6.4.1 Rezeptivität
Im vorangegangenen Kapitel 6.3 über die Orr-Sommerfeld Gleichung wurde ein Verstär-
kungsmechanismus (Instabilität) vorgestellt, wie Störungen innerhalb einer Grenzschicht
angefacht werden können. Dabei wurde stillschweigend vorausgesetzt, daß Störungen in
der Grenzschicht bereits vorhanden sind. Wie die Störungen von außen in die sich bil-
dende Grenzschicht eingebracht werden, beschreibt die sog. Rezeptivität9 . In der Außen-
strömung sind im Normalfall immer die unterschiedlichsten Geschwindigkeits- und Wir-
belstärkeschwankungen zu finden. Diese werden meist nur mit dem sog. Turbulenzgrad
beschrieben, der entweder nur über die Hauptströmungsschwankungen u0 oder über alle
Schwankungsgeschwindigkeiten u0 , v 0 und w0 berechnet wird
q
1
3
(u02 + v 02 + w02 )
Tu = .
U∞
Die Störungen besitzen im Allgemeinen eine sehr viel größere Wellenlänge als die Instabili-
täten in der Grenzschicht, deren Wellenlänge ja nur einen Bruchteil der Grenzschichtdicke
ausmacht. So beschreibt Rezeptivität den Vorgang der Umwandlung der großen Wellen-
längen in der Außenanströmung zu kleinen Wellenlängen in der Grenzschicht. Dabei unter-
scheidet man die Vorderkantenrezeptivität und die lokale Rezeptivität. Die Vorderkanten-
rezeptivität beschreibt das “Brechen” der Störungen an der Vorderkante einer ebenen Platte
oder eines Flügels. Die lokale Rezeptivität beschreibt Vorgänge innerhalb der Grenzschicht,
wo z.B. an Unebenheiten und kleineren Stufen ein Brechen der Wellenlängen beobachtet
werden kann (siehe Fußnote 9).

6.4.2 Exponentielle Anfachung


Wie zuvor beschrieben, schließt sich ein Bereich der exponentiellen Anfachung stromab ei-
ner kritischen Reynoldszahl (diejenige Reynoldszahl, ab der Instabilität auftritt) an. Hierbei
ist die Frequenz (Wellenlänge) von entscheidender Bedeutung für das Anfachungsverhalten.
Außerdem hängt die Anfachung sehr stark vom Druckgradienten (etwa beim Tragflügel) ab.
Bei Druckabfall (vor dem Dickenmaximum beim Tragflügel) ist die Anfachung sehr schwach
oder sogar nicht existent. Bei zunehmendem Druckanstieg (stromab des Dickenmaximums)
nimmt die Instabilität immer mehr zu und weitet sich auch auf einen weiteren Frequenzbe-
reich aus. Dies sei einmal exemplarisch für eine Ähnlichkeitsgrenzschicht mit βH = −0,10
demonstriert (siehe Kapitel 2.4). Dazu wird Abb. 6.2 für die Blasiusströmung ohne Druck-
gradient mit einer verzögerten Grenzschicht (Abb. 6.6) verglichen. Dabei ist erkennbar, daß
der Frequenzbereich, für den die Strömung instabil ist, deutlich größer ist als im Blasius
Fall und daß sich das Instabilitätgebiet deutlich weiter stromab ausbreitet. Außerdem sind
die maximalen Instabilitätsraten deutlich größer als im Blasiusfall.
9
M. Nishioka & M. V. Morkovin, Boundary-layer receptivity to unsteady pressure gradients: experiments
and overview. J. Fluid Mech., 171, S. 219–261, 1986.

70
4660

F[Hz]

3542

2423

1305

186
1523 1776 1998 2198 2381 2551
Reδ1
Abb. 6.6: Instabilitäten der Grenzschicht mit Druckanstieg mit βH = −0,10

Abb. 6.7: Instabilitäten für dreidimensionale Störungen in a) der Blasiusgrenzschicht und


b) der Falkner-Skan Grenzschicht mit Druckanstieg βH = −0,10. x-Achse: Wellenzahl der
schräglaufenden Wellen γ mit dem Schräglaufwinkel θ = tan−1 (γ/γ0 ), wobei γ0 = 27,1.
y-Achse: Frequenz β mit β = 1,0 → f = 186Hz

71
Abb. 6.8: Sekundärinstabilität

Ebenfalls größer als für die Grenzschicht ohne Druckgradient fällt im Falle des Druckanstiegs
der Bereich der Instabilität von dreidimensionalen Störungen aus (Abb. 6.7).

6.4.3 Sekundäre Instabilität


Erreichen die Störungen ein Niveau, bei dem im engeren Sinne die lineare Theorie nicht
mehr greift (u0 > 1%), so steht der laminar-turbulente Umschlag (oder auch Transition
aus dem Englischen genannt) unmittelbar bevor, falls das Instabilitätsgebiet noch nicht
vollständig durchquert wurde. Allerdings verstärkt sich die Anfachung noch zusätzlich durch
nichtlineare Effekte.
Dazu geht man davon aus, daß die Anfachung dafür gesorgt hat, daß zuerst die zweidimen-
sionalen Störwellen ein nichtlineares Niveau erreichen. So kann man die Strömung in drei
Anteile aufteilen. Neben der stationären Grundströmung liegt eine zweidimensionale har-
monische Störung u2D (wie sie als Resultat der linearen Stabiltätstheorie beschrieben ist)
mit u0 > 1% vor
U (x,y,z,t) = U (x,y) + u2D (x,y,t) + u0 (x,y,z,t). (6.23)
Dies wird nun mit Hilfe der sog. Floquet-Theorie analysiert und als Sekundärinstabilität
(Herbert, 198410 ) bezeichnet.
In der Abb. 6.8 ist ein Fall von Sekundärinstabilität dargestellt. Für eine Blasiusgrenzschicht
wurde eine zweidimensionale (1,0 – durchgezogene Linie) und eine dreidimensionale (1,1
– gestrichelte Linie) Störung betrachtet, die beide linear instabil sind. Die Vorhersagen
der linearen Stabilitätstheorie sind als Geradenstücke bei x = 3,0 angedeutet. Die Ampli-
tudenverläufe stammen aus einer DNS. Im logarithmischen Massstab stellt sich die expon-
entielle Anfachung als Gerade dar. Erreicht nun die zweidimensionale Störung ein Niveau
10
T. Herbert, Secondary instability of shear flows, AGARD Report, 709, S. 7.1–7.13, 1984 und T. Herbert,
Secondary instability of boundary layers, Ann. Rev. Fluid Mechanics, 20, S. 487–526, 1988.

72
Abb. 6.9: Lambda-Wirbel aus dem Experiment (Rauchvisualisierung - Y. Kachanov, ITAM,
Novosibirsk) und in der vergleichenden Simulation (DNS - M. Roth, IAG, Uni Stuttgart) –
Strömung von links nach rechts.

> 1% oder log(U (h,k)max ) > −2,0, dann tritt die Sekundärinstabilität ein und der Anstieg
der Amplitude der dreidimensionalen Störung verstärkt sich noch. Die Vorhersage aus der
Sekundärinstabilitätstheorie ist für x = 4,2 ebenfalls als Geradenstück angedeutet und
deutlich höher als der Wert aus der linearen Stabilitätstheorie.

6.4.4 Lambda-Wirbel
Eine dominante Erscheinung der nichtlinearen Stadien des laminar-turbulenten Strömungs-
umschlags ist der sog. Lamda-Wirbel. Er entsteht durch Überlagerung verschiedener zwei-
und dreidimensionaler Wellen und besitzt die Form eines großgeschriebenen Lambdas (Λ)
mit der Spitze stromab zeigend, wenn man die Grenzschichtströmung von oben betrachtet
(siehe Abb. 6.9).
Die Anordnung von Lambda-Wirbeln in der Grenzschicht gibt Auskunft über verschiedene
Transitionsszenarien, die sich durch die Präsenz verschiedener Wellenlängen und Frequen-
zen ergeben. Im sog. fundamentalen Umschlag dominiert eine zweidimensionale Welle, die
mit einer dreidimensionalen Welle interagiert, die die selbe Frequenz besitzt. Dabei sind
die Lambda-Wirbel immer direkt hintereinander im Abstand λx angeordnet. Der seitliche
Abstand λz wird durch den Schräglaufwinkel der dreidimensionalen Störung bestimmt (siehe
Abb. 6.10b im Experiment und Abb. 6.12a als Prinzipskizze).
Spielt neben einer dominanten zweidimensionalen Welle eine dreidimensionale Welle mit
halber Frequenz eine tragende Rolle im Umschlagsprozess, so spricht man von subharmo-
nischem Umschlag (siehe Abb. 6.11a im Experiment und Abb. 6.12b als Prinzipskizze).
Hier sind die Lambda-Wirbel versetzt angeordnet mit dem Abstand von 2λx zwischen zwei
direkt hintereinanderliegenden Lambda-Wirbeln.
Beim schrägen (oder ‘oblique’) Umschlag sind nur dreidimensionale Wellen beteiligt. Durch
die meist schwächere Anfachung der dreidimensionalen Wellen bei der Blasiusströmung ist

73
Abb. 6.10: Lambda-Wirbel aus der Simulation gesehen von der Seite (links) und Anordnung
der Lambda-Wirbel in der Strömung bei fundamentalem Umschlag (dominante 2d-Welle mit
schräglaufender 3d-Welle gleicher Frequenz)

a) b)
Abb. 6.11: Anordnung der Lambda-Wirbel für a) den subharmonischen Umschlag und b)
den schrägen Umschlag (aus einer Simulation – die Lambda-Wirbel sind blau markiert, gelb
sind die sog. ‘streaks’)

dieser Umschlag eher bei starken Druckgradienten zu erwarten (siehe


Abb. 6.11b im Experiment und Abb. 6.12c als Prinzipskizze).
Zu guter Letzt ist auch die ‘bypass transition’ zu erwähnen. Bei einer sehr hohen Außenströ-
mungsturbulenz (> 5%), wie sie z.B. in Turbomaschinen auftritt, sind die Störungen, die in
die Grenzschicht eingetragen werden schon so groß, daß ein Durchlaufen der beschriebenen
Instabilitätsmechanismen nicht mehr stattfindet, sondern unter Umgehung (bypass) dieser
Mechanismen eine sofortige Bildung von Turbulenzflecken einsetzt. Typisch für diese Art
des Umschlags sind auch sog. ‘streaks’ (Abb. 6.12d als Prinzipskizze)

6.4.5 Beginnende Turbulenz und Transitionskriterien


Nachdem mehrere einzelne Störungen teils unterschiedlicher Frequenz und Raumausrich-
tung nichtlineare Amplituden (u0 > 1%) erreicht haben, ist im Normalfall der endgültige
Umschlag von laminarer zu turbulenter Strömung nicht mehr aufzuhalten. Es werden immer
mehr Störungen zu hohen Amplituden angefacht, aber angesichts der Vielzahl macht es

74
λz λz

λx 2 λx
(a) fundamentaler Umschlag (b) subharmonischer Umschlag

λz

λx
(c) schräger/oblique Umschlag (d) bypass transition mit ‘streaks’ und Turbulenz-
fleck

Abb. 6.12: Anordnung der Lambda-Wirbel für verschiedene Umschlagsszenarien

75
Abb. 6.13: Rauchvisualisierung der Bypass Transition im Experiment (Matsubara & Al-
fredsson, AIAA-paper 2000-0534)

keinen Sinn mehr, einzelne Störwellen und deren nichtlineare Interaktion zu verfolgen. Daher
geht man auf eine statistische Betrachtung der Strömung über. Dies ist typisch in der
Turbulenzforschung, wie sie in einer anderen Vorlesung des Lehrstuhls für Aerodynamik
Turbulente Strömungen behandelt wird.
Die vorgestellten Unterteilungen der Transition in lineare und nichtlineare Anfachungs-
bereiche suggeriert, daß diese Bereiche auf der ebenen Platte im Windkanal räumlich fest
sind. Dies ist nur bei konstantem Störhintergrund der Fall, da diese Störungen ja nur ange-
facht werden, aber die Instabilitäten die Störungen nicht generiert. Deshalb hängt es sehr
stark vom tatsächlichen Störhintergrund ab, wo genau welche Störamplituden zu finden
sind. Dadurch kann man nicht einen Ort angeben, an dem die Strömung schlagartig von
laminar auf turbulent umschlagen würde. Es handelt sich vielmehr um einen Bereich, der
auch zeitlichen Veränderungen unterworfen ist.
So wurde der Begriff der Intermittenz eingeführt. Turbulente Strömung kann recht einfach
anhand des Störungsniveaus oder auch anhand der Wandreibung detektiert werden. In der
Abb. 6.14 ist der Anstieg der Reibung an der Wand (cW ), bzw. der Wandschubspannung τW ,
die an der Wand proportional zueinander sind, zur turbulenten Strömung deutlich erkenn-
bar. Bei den Experimenten handelt es sich um zeitlich gemittelte Werte. Wird ein zeitlicher
Verlauf des Reibungsbeiwertes betrachtet, so erkennt man laminare Perioden (hoher Wert
in Abb. 6.15) und turbulente Perioden, die sich immer wieder abwechseln. So hat sich für
die Intermittenz folgende Definition eingebürgert
tturb
γ= . (6.24)
tgesamt

Liegt der Intermittenzfaktor bei γ = 1, so liegt dauerhafte turbulente Strömung vor. Bei
γ = 0 ist die Strömung voll laminar. Die Bereiche turbulenter Strömung, die immer wieder
vorbeischwimmen, werden Turbulenzflecke genannt.

76
Abb. 6.14: Wandreibungskoeffizient (aus H. Schlichting Grenzschichttheorie 10. Aufl. S. 9)
für die Grenzschichtströmung über eine ebene Platte ohne Druckgradient. Die Symbole sind
verschiedene Experimente. Die gestrichelte Linie ist der theoretische Wert nach Blasius. Die
durchgezogene Linie ist der berechnete Wert aus den turbulenten Grenzschichtgleichungen.
Die strichpunktierte Linie ist eine Erweiterung der Blasiustheorie. Bei Re ≈ 105 ist ein
typischer Übergang laminar-turbulent skizziert.

77
Abb. 6.15: Experimentelle Intermittenz in einem Rohr (Achse) über der Zeit für die
Reynoldszahlen 2100, 2200, 2450 – die kritische Reynoldszahl bei der Rohrdurchströmung
liegt bei Rekrit = 2550)

Abb. 6.16: Turbulenzfleck nach Gad-el-Hak.

78
Für den Entwurf im Flugzeugbau sind diese Betrachtungen allerdings viel zu detailliert
und aufwändig, da im Entwurfsprozess die Berechnung der vorliegenden Mechanismen im
Detail viel zu lange benötigen würde. So behilft man sich mit Transitionskriterien, die aus
praktischen Erwägungen heraus tatsächlich einen Punkt vorgeben. Stromauf werden die
laminaren Gleichungen gelöst, stromab die turbulenten. Es sollen hier nur wenige Transi-
tionskriterien vorgestellt werden. Eine etwas ausführlichere Darstellung findet sich z.B. in
Cebeci & Smith11 .
Michel12 schlug schon sehr früh ein Kriterium vor, das auf dem Verhältnis von Impuls-
verlustdicke und Stromabposition basiert

Reδ2 ,tr ≈ 2,9Re0,4


x,tr . (6.25)

Cebeci & Smith schlugen ein etwas verfeinertes Kriterium vor


  
22.400 0,46
Reδ2 ,tr ≈ 1,174 1 + Rex,tr . (6.26)
Rex,tr

Eine etwas elegantere Methode, die allerdings auch viel mehr Rechenaufwand bedeutet ist
die sog. eN -Methode (van Ingen13 1956). Dabei werden die Stabilitätseigenschaften einer
Grenzschicht flächendeckend untersucht und die Anfachung integriert zu absoluten Am-
plituden. Verglichen mit Experimenten war die maximale Verstärkung, die von van Ingen
beobachtet werden konnte, mit dem Faktor e9 verbunden (so daß auch der Name e9 -Methode
existiert – e9 = 8103). Es stellte sich aber bald heraus, dass in jedem Windkanal andere
Hintergrundstörungen vorliegen, so dass man von einem lokalen und nicht von einem uni-
versellen Kriterium sprechen muss. Im Laminarwindkanal der Universität Stuttgart zum
Beispiel wird ein Faktor von e11,3 erreicht. Dieser Kanal ist extrem störungsarm (Turbu-
lenzgrad 2 · 10−4 bis 5 · 10−4 ) und hervorragend für Transitionsexperimente geeignet. Das
empirische Kriterium von Cebeci & Smith beruht auf einem Faktor von e9 . Bei der eN -
Methode müssen für alle instabilen Frequenzen (in Abb. 6.17 14 mit ω bezeichnet) die
Anfachungsraten aufintegriert werden. An der Stelle, an der für eine beliebige Frequenz
dann zuerst der Schwellenwert (von 9) überschritten ist, wird als Transitionsort bestimmt.
Macks Modifikation der e9 -Methode beruht auf der Berücksichtigung des Turbulenzgrades
bei der Bestimmung des Exponenten für e. Mit
A
ln = N ≈ −8,43 − 2,4 ln(T u) (6.27)
A0
lässt sich für 0,0007 ≤ T u ≤ 0,03 der Faktor N bestimmen. Als Beispiel ergibt sich für
einen Turbulenzgrad von T u = 0,15% ein N -Faktor von N = 7,2.

11
Cebeci, T., Smith, A.M.O., Analysis of turbulent boundary layers, Academic Press, New York, 1974
12
R. Michel, ONERA Report 1/1578A, 1952
13
J.L. van Ingen, “A suggested Semi-Empirical Method for the Calculation of the Boundary Layer
Transition Region”, Inst. of Tech., Dept. of Aeronautics and Eng., Report VTH-74, Delft, The Netherlands,
1956
14
N.A. Jaffee, T.T. Okamura, A.M.O. Smith, Determination of spatial amplification factors and their
application to predicting transition, AIAA Journal, Vol. 8, no. 2, S. 301-308, 1970

79
Abb. 6.17: eN -Methode nach Jaffee et al.

Die Abhängigkeit der “Transitionslage”15 von den Störungen in der Anströmung sind in
Abbildung 6.1816 gezeigt. Hier wurde die Abhängigkeit einer Transitionsreynoldszahl vom
Turbulenzgrad der Anströmung an einer ebenen, druckgradientenfreien Plattengrenzschicht
gemessen. Es wird deutlich, dass hier verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Die
Abhängigkeit ist keine einfache Funktion.
Die Abhängigkeit der Transitionsreynoldszahl von der Wandrauigkeit ist nicht eindeutig
bestimmbar, da hier der Turbulenzgrad der Anströmung mit eine Rolle spielt.
Natürlich gibt es noch weitere Einflußfaktoren auf die Transition wie

• Oberflächenbeschaffenheit (Rauhigkeit)

• Druckverlauf

• Mach-Zahl

• Ausblasen/Absaugen an der Wand

15
Hier muss genau auf die Definition geachtet werden - man kann nicht einfach zwei Transitionslagen
miteinander vergleichen, weil sie eventuell anders gemessen/definiert wurden.
16
H.L. Dryden, Combined effects of turbulence and roughness on transition, Zeitschrift für angewandte
Mathematik und Physik ZAMP, Volume 9, Issue 5-6, pp. 249-258, 1958.

80
Abb. 6.18: Retr über T u an der ebenen Platte aufgetragen (Dryden 1958).

• Heizen/Kühlen an der Wand

die aber hier nicht weiter besprochen werden sollen. So ergeben sich auch eine Vielzahl von
Transitionskriterien unter Berücksichtigung verschiedener Kombinationen von Einflußfak-
toren.

6.5 Instabilität der dreidimensionalen Plattengrenz-


schicht
Die dreidimensionale Plattengrenzschicht (wie sie im Kapitel 5 vorgestellt wurde) besitzt
zusätzlich zur Instabilität, wie sie bei einer zweidimensionalen Strömung auftritt noch einen
weiteren Instabilitätsmechanismus. Dazu muss zusätzlich zur Orr-Sommerfeld Gleichung die

81
Squire-Gleichung mit berücksichtigt werden. Außerdem ist im Ansatz die Störung nicht nur
zweidimensional sondern dreidimensional
u0 (x,y,z,t) = ũ(y)ei(αx+γz−βt)
v 0 (x,y,z,t) = ṽ(y)ei(αx+γz−βt) (6.28)
w0 (x,y,z,t) = w̃(y)ei(αx+γz−βt) .

Der Hochstrich bedeutet hier die Störungsgröße, während er in den unten stehenden Glei-
chungen wieder als Abkürzung für die wandnormale Ableitung 0 = ∂/∂y verwendet wird.
Die Vorgabe eines (zweidimensionalen) Potentials Ψ wie im zweidimensionalen Fall ist nicht
mehr möglich.
Damit lautet die Orr-Sommerfeld Gleichung für den dreidimensionalen Fall

(αU + γW − β)(ṽ 00 − (α2 + γ 2 ) ṽ) − (αU 00 + γW 00 ) ṽ =


i (6.29)
− (ṽ 0000 − 2(α2 + γ 2 ) ṽ 00 + (α2 + γ 2 )2 ṽ).
Re
und die Squire Gleichung

iRe(α2 + γ 2 )ũ00 + Reαṽ 000 − iRe(γ 2 U 0 − αγW 0 )ṽ


(6.30)
−((α2 + γ 2 ) + iRe(αU + γW − β)) · (i(α2 + γ 2 )ũ + αṽ 0 ) = 0

die zusammen mit der Kontinuitätgleichung

iαũ + ṽ 0 + iγ w̃ = 0 (6.31)

gelöst werden müssen.


Wie in Abb. 5.4 eingetragen, tritt im Querströmungsprofil w(y) ein Wendepunkt auf, der
eine neue Klasse von Instabilitäten hervorbringt, die man Querströmungsinstabilität nennt.
Es handelt sich dabei um Querströmungswirbel, deren Achse nahezu entlang der Wand-
stromlinie liegen. Die Frequenz β des Wirbels ist gleich NULL. Es handelt sich also um
einen zeitlich nicht oszillierenden Wirbel. Die Ausbreitungsrichtung der Querströmungswir-
bel liegt allerdings senkrecht zur Potentialstromlinie, während sich die Tollmien-Schlichting
Wellen in Richtung der Potentialstromlinie ausbreiten.
In Abb. 6.19 ist das Instabilitätsdiagramm für Querströmungsinstabilitäten einer dreidimen-
sionalen Grenzschicht eines Flügels mit Druckabfall bis x = 2,65 und anschließendem Druck-
anstieg dargestellt. Der Schiebewinkel des Flügels beträgt θ = 45◦ . Die maximalen Werte der
Anfachung liegen hierbei bei γ = 135, was einem lokalen Winkel von θ = 71,5◦ entspricht.
Im Gegensatz zur Tollmien-Schlichting Instabilität, die bei der Flügelgrenzschicht erst mit
dem Druckanstieg richtig einsetzt (x > 2,65), tritt die Querströmungsinstabilität viel früher
und auch bei Druckabfall auf. Sind die Anfachungsraten hoch genug, so tritt eine stationäre
Verformung der Grenzschicht ein, die weit mehr als > 10% betragen kann und dann ebenfalls
eine Sekundärinstabilität besitzt. Die ist in Abb. 6.20 dargestellt. Das Koordinatensystem
(Blick ist stromab gerichtet) ist entlang der Querströmungswirbelachse orientiert (ändert
sich also mit veränderlichem x) und zeigt die Sekundärinstabilität als Wellenpaket bei x =
3,2. Diese wird stromab transportiert und führt zur Transition für x > 3,8.

82
225
γ
180

135

90

45

1 2 3 x 4
Abb. 6.19: Querströmungsinstabilitätsgebiet. Es sind nur Werte αi < 0 dargestellt.
∆αi = 0,25 (Wassermann & Kloker, JFM 456, 2002)

Experimentell sind die Querströmungswirbel deutlich durch Rauchvisualisierung sichtbar


zu machen, wie in Abb. 6.21 für einen schiebenden Flügel17 und einen schiebenden Kreis-
zylinder18 zu sehen ist.

17
W. Saric, H. Reed, “Crossflow instabilities – theory & technology”, AIAA paper 2003-0771.
18
Y.P. Kohama, “Three-dimensional boundary layer transition study”, Current Science, 79 (6), S. 800–
807, 2000.

83
4,0
x
3,8

3,6

3,4

3,2

3,0 0,08 0,012


0,04

Abb. 6.20: Querströmungswirbel mit turbulenter Strömung und sekundär instabilem Wel-
lenpaket. Das Koordinatensystem ist entlang der Wirbelachse. (Wassermann & Kloker, JFM
456, 2002)

84
% Flügeltiefe

@
@
@
@
@
@
Plattenvorderkante

Abb. 6.21: Querströmungswirbel am schiebenden unendlichen Flügel und am angestellten


Kreiszylinder bei ϕ = 45,50,55,60,65◦ (von oben nach unten) – blau: laminar, rot: turbulent.
Die Strömung kommt von links und verläuft waagerecht.

85
Kapitel 7

Turbulente Grenzschichten

Die Vorlesung “Turbulente Strömungen” am Lehrstuhl für Aerodynamik gibt eine detail-
lierte Einführung in turbulente Strömungsvorgänge, Turbulenzmodelle, etc. im Allgemeinen.
In diesem Abschnitt soll also nur kurz die Grundlagen der turbulenten Strömungsbeschrei-
bung eingeführt werden, so daß die Grenzschichtgleichungen für turbulente Strömungen
verständlich sind. Empfehlenswert für einen sehr viel detaillierteren Einblick in die turbu-
lenten Strömungen liefert das Buch von Rotta [7]. In der vorliegenden Betrachtung ist
ebenfalls nur inkompressibles Fluid betrachtet. Sollten Dichteänderungen zu berücksich-
tigen sein, muß die kompressible turbulente Betrachtung angewendet werden, die andere
Ergebnisse liefert.

7.1 Statistische Beschreibung der turbulenten Strö-


mung und Grundgleichungen
Nach dem Durchlaufen der Instabilitätsprozesse, wie in Kapitel 6 dargelegt, schlägt die
Strömung in einen sog. turbulenten Zustand um. Dabei ist die Bewegung der Strömung meist
recht chaotisch und die Abweichungen vom Mittelwert liegen in Bereichen > 10%. Damit ist
bereits der erste Aspekt erwähnt für die statistische Beschreibung der Strömung. Da es viel
zu aufwändig wäre, den genauen Zeitverlauf (siehe Abb. 7.2, untere Zeile) einer turbulenten
Strömung zu verfolgen, aufzuzeichnen oder zu berechnen, muss Abhilfe geschaffen werden.
Da in vielen Fällen integrale Werte der Strömung wichtig sind (z.B. die Reibungskraft),

Abb. 7.1: Turbulente Grenzschichten; Links spiegeln sich die Farbpartikel in der Strömung
an der Oberfläche der Platte.

86
Abb. 7.2: Zeitschriebe einer Hitzdrahtsonde an einer ebenen Platte.

wird oftmals ein Mittelwert gebildet. Die Abweichungen davon sind die sog. Störgrößen
oder turbulenten Schwankungsgrößen
Z t0 +∆t
0 1
u = u + u mit u = u dt. (7.1)
∆t t0

Dabei ist diese Definition auch auf andere Größen wie v, w, p, ρ, T anwendbar. Dabei ist der
Mittelwert der Schwankungsgrößen per Definition gleich Null

u0 = 0. (7.2)

Die Definition (7.1) geht davon aus, daß ∆t größer ist als jede charakteristische Zeitskala
der Strömung und strenggenommen gilt es nur für ∆t → ∞, was versuchstechnisch und
rechentechnisch natürlich unmöglich ist. So werden genügend lange Intervalle (samples)
aufgezeichnet und gemittelt, bis sich der Mittelwert nicht mehr ändert.
Desweiteren benötigt man oft die Wurzel aus der Mittel der Quadrate der Schwankungs-
größen (engl. root-mean-square: rms)
Z t0 +∆t
0
p 1
02
urms = u , mit u =02 u02 dt. (7.3)
∆t t0

Der typische Verlauf der rms-Werte bei einer ebenen Plattengrenzschicht ist in Abb. 7.3
dargestellt.
Die Gleichungen für die gemittelte Strömung wird wieder Lord. O. Reynolds zugeschrieben
und heissen Reynolds-gemittelte (Navier-Stokes) Gleichungen.

87
Abb. 7.3: rms-Werte für eine turbulente Strömung an einer ebenen Plattengrenzschicht.

Die Kontinuitätsgleichung für die gemittelte Strömung und die Schwankungsgrößen ist leicht
anzugeben, wenn man die mathematischen Zusammenhänge der Mittelung berücksichtigt.
Es gelten
f g = f g; f 0 g = 0; f + g = f + g f g = f g + f 0 g 0 . (7.4)
Damit ergibt sich für die gemittelte Kontinuitätgleichung
∂u ∂v ∂w
+ + =0 (7.5)
∂x ∂y ∂z
und für die Störgrößen
∂u0 ∂v 0 ∂w0
+ + = 0. (7.6)
∂x ∂y ∂z
Wird die Mittelung nun auf die Impulsgleichungen angewandt (was dem Leser als Übung
überlassen bleibt und hier nicht im Detail ausgeführt werden soll), so erhält man untenste-
hende Gleichungen für die Impulsgleichungen in dimensionsloser Form

∂ui 1 ∂p 1 ∂ 2 ui ∂u0i u0j


uj =− + − . (7.7)
∂xj ρ ∂xi Re ∂x2j ∂xj

Durch die Mittelung taucht hier also noch ein zusätzlicher Term auf (der letzte Term in
Gl. 7.7), der als die Reynoldsspannungen bezeichnet wird.
Aus der Kontinuitätsgleichung und den Reynolds-gemittelten Navier-Stokes Gleichungen
läßt sich keine Bedingung für die Reynoldsspannungen herleiten. Dies ist ein sog. Schlies-
sungsproblem. Für die Modellierung dieses Terms müßen sog. Turbulenzmodelle herange-
zogen werden. Diese werden wiederum in der Vorlesung “Turbulente Strömungen” bespro-
chen und hergeleitet.

88
7.2 Turbulente Grenzschichtgleichungen
Wie in den vorangegangenen Kapiteln beschränken wir uns hier auf stationäre turbulente
inkompressible Strömungen. Die Annahmen sind die gleichen wie im Falle der laminaren
Strömung
∂ ∂
v  u und  . (7.8)
∂x ∂y
Die gemittelte Strömung sei zweidimensional

w = 0 und = 0. (7.9)
∂z
Dies bedeutet allerdings nicht, daß die rms-Werte für die Quergeschwindigkeit verschwinden
w02 6= 0. So ergeben sich folgende Gleichungen1 :
∂u ∂v
+ = 0 (7.10)
∂x ∂y
∂u ∂u 1 ∂p∞ ∂ 2 u ∂u0 v 0
u +v = − +ν 2 − (7.11)
∂x ∂y ρ ∂x ∂y ∂y
1 ∂p∞ ∂v 02
0 = − − (7.12)
ρ ∂y ∂y
∂T ∂T λT ∂ 2 T ∂v 0 T 0
u +v = − (7.13)
∂x ∂y ρcp ∂y 2 ∂y

Die wandnormale Impulsgleichung (7.12) kann man über die Grenzschichtdicke integrieren
und erhält
p(y) + ρ v 02 = pw = p∞ . (7.14)
Also sind der Druck in der Anströmung (außerhalb der Grenzschicht) und der mittlere Druck
an der Wand gleich. Denn der Term v 02 (siehe Abb. 7.3) ist an der Wand und außerhalb der
Grenzschicht für die turbulenzfreie Außenströmung NULL. Dazwischen herrscht aber ein
1
Die kompressiblen turbulenten Grenzschichtgleichungen seien der Vollständigkeit halber ohne Her-
leitung hier angegeben. Genaueres ist in [3] zu finden.

∂ ρu ∂ ρv
+ = 0
∂x ∂y
∂ ρu ∂ ρu ∂p∞ ∂ 2 u ∂ ρu0 v 0
u +v = − +µ 2 −
∂x ∂y ∂x ∂y ∂y
∂p∞ ∂ ρv 02
0 = − −
∂y ∂y
∂T ∂T λT ∂ 2 T ∂ ρv 0 T 0
ρu + ρv = −
∂x ∂y cp ∂y 2 ∂y

Im kompressiblen Fall ist das Verhältnis der Temperaturschwankungen zu den Dichteschwankungen (aus
der idealen Gas Gleichung mit der Erfahrung, daß die Störungen quasi isobar sind):

T0 ρ0
≈−
T ρ

89
anderer Druck. Man kann also nicht davon sprechen, daß im turbulenten Falle der Druck in
der wandnormalen Richtung in der Grenzschicht konstant ist oder aufgeprägt wird.
In der x-Impulsgleichung und der Energiegleichung tauchen im Vergleich zur laminaren
Strömung zwei neue Terme auf (jeweils ganz rechts). Sie beschreiben die turbulente Durch-
mischung und müssen ebenfalls modelliert werden.
Für die ebene Plattenströmung ohne Druckgradienten kann man einige Zusammenhänge
näherungsweise angeben, die den Charakter der turbulenten Plattengrenzschichtströmung
verdeutlichen. Die integrale Impulsgleichung nach von Kármán und Pohlhausen (2.61) ver-
einfacht sich zu
dδ2
cw = 2 . (7.15)
dx
Aus der Definition der Wandschubspannungsgeschwindigkeit
 1
τw 2
uτ = (7.16)
ρ

ergibt sich dann


 1 "
c 1
#
U∞ 2 2 w 2
= ≈ 2,44 ln Reδ + 7,2. (7.17)
uτ cw 2
Die Näherung beruht auf einer Annahme von Coles (law of the wake) über das turbulen-
te Grenzschichtprofil und wurde analytisch ausgedrückt. Daraus läßt sich näherungsweise
herleiten
−1
cw ≈ 0,020 Reδ 6 . (7.18)
Aus experimentellen Untersuchungen Prandtls ist von ihm folgender Ansatz für eine tur-
bulente Grenzschicht vorgeschlagen worden, der sehr praktisch und für Abschätzungen
genügend genau ist
u y 1 δ2 7
7
≈ und damit ≈ . (7.19)
U∞ δ δ 72
Daraus lassen sich einfache Ausdrücke angeben für die Entwicklung der Reynoldszahl ge-
bildet mit der Grenzschichtdicke, der Grenzschichtdicke und dem Reibungsbeiwert an der
Wand
δ 0,16 0,027
Reδ ≈ 0,16 Rex6/7 , ≈ 1/7
, cw ≈ 1/7
. (7.20)
x Rex Rex
Aus experimentellen Untersuchungen ist bekannt, daß für turbulente Strömungen an der
ebenen Platte ohne Druckgradient der Formparameter H12 (2.39) auf Werte unter 1,4 sinkt,
während H32 (2.40) auf Werte über 1,7 (bis 2,0) steigt.

90
Kapitel 8

Experimente zu
Grenzschichtströmungen

8.1 Historische Untersuchungen

8.2 Experimente zu Grenzschichtströmungen


Prandtl, der als Begründer der Grenzschichttheorie gilt, hat auch die ersten Versuche
zu Grenzschichtströmungen unternommen, um den Charakter der Strömung zu untersu-
chen. Dabei verwendete er in Göttingen an der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA –
Vorläufer des heutigen DLR in Göttingen) in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft einen Kanal
(Abb. 8.1), der auch heute noch betrieben werden könnte und bei der DLR in Göttin-
gen zu besichtigen ist. Prandtl hat im Laufe seiner beruflichen Laufbahn nicht nur die
Grenzschichttheorie begründet, sondern auch weitere Gebiete der Strömungslehre maß-
geblich beeinflußt. So ist nicht nur die Prandtlzahl nach ihm benannt, sondern auch die
Prandtl-Glauert-Analogie und der Prandtl-Meyer-Expansionsfächer aus dem Bereich kom-
pressibler Strömungen tragen seinen Namen. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind in
einem dreibändigen Werk [5] zusammengefasst und es existieren auch zahlreiche Bücher von
Prandtl.
Auf ihn geht auch der Windkanal Göttinger Bauart zurück, bei dem die Teststrecke offen
gestaltet ist. Ist die Teststrecke von Wänden begrenzt (geschlossen), so spricht man von der
Eiffel-Bauart.

8.3 Experimente zu Instabilitäten in Strömungen und


Grenzschichten
Lord Osborne Reynolds (1842-1912), Abb.8.2 wird allgemein die Ehre zuteil, 1883 den
ersten systematischen Versuch zum laminar-turbulenten Strömungsumschlag durchgeführt

91
Abb. 8.1: Prandtls Originalversuch zur Grenzschicht im Wasserkanal 1904 an der Universität
Hannover. Der Antrieb geht über ein handbetriebenes (!) Wasserrad.

zu haben. Das Experiment zur Reibung von Flüssigkeiten1 an einem durchsichtigen Rohr
mit einem Tintenfaden machen zum ersten Mal den Charakter des Übergangs von lami-
naren zu turbulenter Strömung sichtbar. Der Versuchsaufbau (Abb. 8.3a) und das Ergebnis
(Abb. 8.3b) wurden der Originalveröffentlichung der Royal Society London entnommen. Da-
bei sind im Teilbild b verschiedene Geschwindigkeiten (also: verschiedene Reynoldszahlen)
dargestellt. Dabei bleibt die Strömung zum Teil laminar, oder wird früher oder später tur-
bulent. Reynolds stellte also bereits die Abhängigkeit des Strömungsumschlags von der
Anströmgeschwindigkeit fest. Das mittlere Bild auf der rechten Seite zeigt einen zeitge-
mittelten Zustand an, bei dem die turbulente Strömung als diffuse Tintenwolke erscheint.
Das untere Bild auf der rechten Seite ist eine Momentanaufnahme (mit Blitz), bei der die
einzelnen Wirbel zu sehen sind. Im Text der Veröffentlichung von 1883 sind noch weite-
re Schlußfolgerungen nachzulesen. Das Ergebnis einer perfekten laminaren Strömung (wie
1
O. Reynolds, “An Experimental Investigation of the Circumstances which determine whether the
Motion of Water shall be Direct or Sinous, and of the Law of Resistance in Parallel Channels”, Philos.
Trans. Roy. Soc. 174, S. 935-982, (1883) und Proc. Roy. Soc. 35, S. 84-99, (1883).

92
a) b)

Abb. 8.2: Osborne Reynolds (links) und sein Kanal (rechts), der heute an der University
Manchester zu sehen ist.

a)

b)

Abb. 8.3: Zeichnungen zum Reynoldschen Versuch zur Rohrreibung aus den Original-
veröffentlichungen von 1883

93
in der Abbildung oben rechts beschrieben) konnte nur erzielt werden, wenn der Sammel-
tank am Einfluß einen Ruhezustand erreicht hatte. Wurde dies nicht erreicht (also nach
dem Einfüllen des Wassers in den Tank nicht lange genug gewartet), dann konnte man
feststellen, dass der laminare Tintenfaden im Rohr nach oben und unten wanderte, aber
sich nicht auffächerte. Außerdem stellte Reynolds fest, daß die Geschwindigkeit, bei der ei-
ne Auffächerung (Turbulenz) stattfand, umgekehrt propotional zum Rohrdurchmesser war.
Dies spiegelt sich auch in der Definition der kritischen Reynoldszahl wider, die im Prinzip
schon in der Veröffentlichung als kritische Geschwindigkeit auftaucht. Darüberhinaus stellt
Reynolds ausdrücklich fest, daß reproduzierbare Ergebnisse nur bei konstanter Temperatur2
zu erreichen waren. Er erkannte ebenfalls, daß es sich um eine Instabilität handelt, die von
der Anfangsstörung im Sammeltank abhängt.
In einer späteren Veröffentlichung3 stellt Reynolds das Kriterium für die kritische Reynolds-
zahl (die er noch K nennt) für die Rohrströmung auf

DUm
ρ < 1900.
µ
Mit heutigen Mitteln wird Rekrit ≈ 2300 als der kritische Wert angesehen. Außerdem gibt
er die Abhängigkeit der Rohrreibung an
ρ dp 3
W ∼ D .
µ2 dx

In Abb. 8.4 ist der Versuch mit modernen Mitteln wiederholt worden und zeigt im durch-
sichtigen Rohr (Strömung von links nach rechts) zuoberst die laminare Strömung. Tinte
wurde in der Achse des Rohres eingebracht und ist als dunkler gerade Strich zu erkennen.
Im zweitobersten Bild sind deutlich die periodischen Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Die
beiden unteren Bilder zeigen die weitere Entwicklung der turbulenten Strömung. Schon dar-
an ist zu erkennen, dass die Intensität der Turbulenz (also der Abweichung von der zeitlich
mittleren Strömung) am Rand größer sein muß als im Zentrum. Die Tintenflecke auf der
Achse im letzten Bild sind noch erhalten, während die Teile des Tintenfadens, die nach au-
ßen hin abgelenkt wurden schon vollständig aufgelöst wurden. Dort muss also eine deutlich
höhere Durchmischung stattfinden als im Zentrum des Rohres.

8.4 Experimente zu Instabilitäten in Grenzschichten


Experimente, die die Existenz von Tollmien-Schlichting Wellen (S. 65) beweisen konnten,
wurden 1940/41 von Schubauer und Skramstad4 beim National Bureau of Standards (bei
H.L. Dryden) durchgeführt (Abb. 8.5). Sie wurden intern als geheimer NACA Report 1943
2
Eine weitere Schlußfolgerung Reynolds war, daß eine Erhöhung der Temperatur zu einer Erhöhung der
kritischen Geschwindigkeit führt. Die Viskosität steigt mit der Temperatur. Ließe man die Geschwindigkeit
konstant, so würde eine Temperaturerhöhung zu einem späteren Umschlag führen.
3
Lord O. Reynolds, “ On the dynamical theory of incompressible viscous fluids and the determination
of the criterion”. Proc. Roy. Soc., 56, S. 40-45, 1894.
4
G.B. Schubauer & H.K. Skramstad, Laminar-boundary-layer oscillations and transition on a flat plate,
NACA TR-Rep. 909, 1948

94
Abb. 8.4: Wiederholung des Reynoldschen Versuchs zum laminar-turbulenten Strömungs-
umschlag

veröffentlicht und wurde erst 1947 öffentlich zugänglich. Die experimentellen Möglichkeiten
mussten stark verbessert werden, damit die Instabilität nicht im Hintergrundrauschen un-
terging. Mit diesem Werk wurden die lang diskutierten Werke von Tollmien über die Lage
der Neutralkurve und von Schlichting über die Profile der Instabilitätswellen bestätigt und
anerkannt5 .
In Abb. 8.6a ist zu erkennen, wie im Zeitsignal der Hitzdrahtsonde eine Instabilitätsfre-
quenz, die mit Hilfe eines Schwingdrahtes eingebracht wurde (um genau diese Frequenz
vom Hintergrundrauschen herauszuheben), in ihrem Verlauf stromab immer mehr an Am-
plitude gewinnt (angefacht wird). Beim Abstand 6 ft. von der Vorderkante der ebenen Platte
sind erste nichtlineare Verformungen des Zeitsignals zu erkennen. Bei 6,5 ft. sind deutliche
nichtlineare Wellenpakete identifizierbar und bei 8,0 ft. ist ein deutlich turbulentes Signal
als Vergeich aufgeführt.
Auch der Einfluß eines Druckgradienten ist dokumentiert in Abb. 8.6b. Bei 4,5 ft. sind
die Instabilitäten schon deutlich angefacht als ein Druckabfall (Beschleunigung) eintritt.
Dies stabilisiert die Strömung deutlich und die Instabilitäten verschwinden praktisch wie-
der. Beim anschließenden Druckanstieg (Verzögerung) ist die Instabilität mit der gleichen
Frequenz sofort wieder erkennbar, da die Anfachungsraten sehr hoch sind. Innerhalb kur-
5
Eine numerische Bestätigung der Rechnungen gelang erst in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahr-
hunderts

95
Abb. 8.5: Ebene Platte für Untersuchungen zum laminar-turbulenten Strömungsumschlag.
Im Hintergrund (hochkant) die ebene Platte (gewalzt - 1,35m breit, ca. 4,5m hoch), auf der
Schubauer und Skramstad ihre Experimente durchgeführt haben. Im Vordergrund liegend
eine Platte von Klebanoff (geschliffen), die immer noch für Transitionexperimente genutzt
wird - Texas A&M University, Bill Saric.

a) b)
Abb. 8.6: Zeitsignale der Hitzdrahtsonde im Instabilitätsexperiment von Schubauer und
Skramstad a) an verschiedenen Stromabpositionen. b) mit Druckabfall und Anstieg über
die Lauflänge.

96
Abb. 8.7: Neutralkurve aus dem Versuch (Symbole) im Vergleich zur Theorie (Linie)

zer Distanz ist bei 8,5 ft. turbulente Strömung erkennbar (zu beachten ist der relative
Verstärkungsfaktor rechts der Darstellung).
Damals schon wurde eine Abweichung der Messergebnisse von den theoretischen Vorher-
sagen hinsichtlich der Neutralkurve im Stabilitätsdiagramm (vgl. Abb. 6.1) festgestellt. Die
Diskussion über die Ursachen zogen sich über mehrere Jahrzehnte hinweg, bis man erkann-
te, dass der Einfluss des Druckgradienten schuld an der Abweichung war. Experimentell
einen verschwindenden Druckgradienten ∂p/∂x = 0 zu erreichen ist praktisch unmöglich.
Abweichungen im Geschwindigkeitsverlauf von 1-2%, die systematisch bedingt sind, reichen
aus, um eine deutlich andere Neutralkurve zu erhalten. Deshalb ist es im Prinzip für die
Einschätzung der Stabilitätseigenschaften einer Plattengrenzschicht unbedingt nötig den
Druckgradienten genau zu dokumentieren und bei Stabilitätsrechnungen lokal zu berück-
sichtigen. Eine Mittelung über x ist dabei nicht hilfreich.

97
Anhang A

Tabellen

A.1 Zahlenwerte der Lösung der Blasiusgleichung


η f” f’ f
0,0 0,332057 0,000000 0,000000
0,1 0,332048 0,033206 0,001660
0,2 0,331984 0,066408 0,006641
0,3 0,331809 0,099599 0,014941
0,4 0,331470 0,132764 0,026560
0,5 0,330911 0,165885 0,041493
0,6 0,330079 0,198937 0,059735
0,7 0,328922 0,231890 0,081277
0,8 0,327389 0,264709 0,106108
0,9 0,325433 0,297354 0,134213
1,0 0,323007 0,329780 0,165572
1,1 0,320071 0,361938 0,200160
1,2 0,316589 0,393776 0,237949
1,3 0,312529 0,425237 0,278903
1,4 0,307865 0,456262 0,322982
1,5 0,302580 0,486789 0,370139

98
η f” f’ f
1,6 0,296663 0,516757 0,420321
1,7 0,290112 0,546101 0,473469
1,8 0,282931 0,574758 0,529518
1,9 0,275136 0,602666 0,588396
2,0 0,266751 0,629766 0,650024
2,1 0,257809 0,655998 0,714320
2,2 0,248351 0,681310 0,781193
2,3 0,238426 0,705653 0,850550
2,4 0,228092 0,728982 0,922290
2,5 0,217412 0,751260 0,996311
2,6 0,206455 0,772455 1,072506
2,7 0,195294 0,792544 1,150765
2,8 0,184007 0,811510 1,230977
2,9 0,172669 0,829343 1,313029
3,0 0,161360 0,846044 1,396808
3,1 0,150155 0,861619 1,482201
3,2 0,139128 0,876081 1,569095
3,3 0,128347 0,889453 1,657381
3,4 0,117876 0,901761 1,746950
3,5 0,107773 0,913040 1,837699
3,6 0,098086 0,923330 1,929525
3,7 0,088859 0,932673 2,022333
3,8 0,080126 0,941118 2,116030
3,9 0,071912 0,948715 2,210528
4,0 0,064234 0,955518 2,305747
4,1 0,057103 0,961581 2,401608
4,2 0,050520 0,966957 2,498040
4,3 0,044480 0,971703 2,594978
4,4 0,038973 0,975871 2,692362
4,5 0,033981 0,979514 2,790135
4,6 0,029484 0,982683 2,888249
4,7 0,025457 0,985427 2,986658
4,8 0,021871 0,987790 3,085321
4,9 0,018698 0,989815 3,184204
5,0 0,015907 0,991542 3,283274

99
η f” f’ f
5,1 0,013465 0,993008 3,382503
5,2 0,011342 0,994245 3,481868
5,3 0,009506 0,995286 3,581346
5,4 0,007928 0,996155 3,680920
5,5 0,006579 0,996879 3,780572
5,6 0,005432 0,997478 3,880291
5,7 0,004463 0,997971 3,980064
5,8 0,003648 0,998375 4,079883
5,9 0,002968 0,998705 4,179737
6,0 0,002402 0,998973 4,279622
6,1 0,001935 0,999189 4,379530
6,2 0,001550 0,999363 4,479458
6,3 0,001236 0,999501 4,579402
6,4 0,000981 0,999612 4,679358
6,5 0,000774 0,999699 4,779324
6,6 0,000608 0,999768 4,879297
6,7 0,000475 0,999822 4,979276
6,8 0,000370 0,999864 5,079260
6,9 0,000286 0,999897 5,179248
7,0 0,000220 0,999922 5,279240
7,1 0,000169 0,999941 5,379233
7,2 0,000129 0,999956 5,479228
7,3 0,000098 0,999967 5,579224
7,4 0,000074 0,999976 5,679221
7,5 0,000055 0,999982 5,779218
...
10,0 6,6008343E-12 1,000000 8,279218

100
Anhang B

FORTRAN Programme zur


numerischen Berechnung von
Grenzschichten

B.1 Blasius und Falkner-Skan Profile


program w h i t e
c−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−
c
c Programm z u r Berechnung von B l a s i u s o d e r Falkner−Skan
c Grenzschichtprofilen
c
c−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−
Dimension Y( 1 0 ) , F ( 1 0 ) , Q( 1 0 )

print ∗ , ’ number o f d i f f e r e n t i a l eqn . s o l v e d ’


read ( ∗ , ∗ ) n
print ∗ , ’ Falkner−Skan parameter BETA ’
read ( ∗ , ∗ ) b e t a
print ∗ , ’ upper boundary ’
read ( ∗ , ∗ ) xlim
print ∗ , ’ s t e p s i z e DELTA x ’
read ( ∗ , ∗ ) h
print ∗ , ’ i n i t i a l v a l u e s f o r y ’ , n , ’ t i m e s ’
do i =1,n
print ∗ , i , ’ : ’
read ( ∗ , ∗ ) y ( i )
enddo

X = 0.
write ( ∗ , ∗ ) X, ( Y( I ) , I =1,N)

do while ( x . l e . xlim )

101
Q = 0.
A = 0.5
CALL DGL (Y, F , Beta )
x = x + 0.5 ∗ h
CALL RUNGE(Y, F , Q, A, H, N)
A = 0.2928932188134524756
CALL DGL (Y, F , Beta )
CALL RUNGE(Y, F , Q, A, H, N)
CALL DGL (Y, F , Beta )
A = 1.7071067811865475244
x = x + 0.5 ∗ h
CALL RUNGE(Y, F , Q, A, H, N)
A = 0.2928932188134524756
CALL DGL (Y, F , Beta )
DO I =1,N
Y( I ) = Y( I ) + H ∗ F( I ) / 6 . − Q( I ) / 3 .
END DO

write ( ∗ , ∗ ) X, ( Y( I ) , I =1,N)

end do

end program w h i t e
c
c
c
c
subroutine DGL(Y, F , Beta )
C
Dimension Y( 1 0 ) , F( 1 0 )

C B l a s i u s : y ’ ’ ( 0 ) = 0 . 4 6 9 6 a l s S t a r t l ö s u n g
C F ( 1 ) = − Y( 1 ) ∗ Y( 3 )
C F(2) = Y( 1 )
C F(3) = Y( 2 )
C F a l k n e r Skan
F ( 1 ) = − Y( 1 ) ∗ Y( 3 ) − BETA ∗(1. −Y( 2 ) ∗Y( 2 ) )
F(2) = Y( 1 )
F(3) = Y( 2 )

return
end subroutine DGL

subroutine RUNGE(Y, F , Q, A, H, N)
C
Dimension Y( 1 0 ) , F ( 1 0 ) , Q( 1 0 )

DO I =1,N

102
Y( I ) = Y( I ) + A ∗ (F( I ) ∗H − Q( I ) )
Q( I ) = 2 . ∗ A ∗ H ∗ F( I ) + ( 1 . − 3 . ∗A) ∗ Q( I )
END DO

return
end subroutine RUNGE

B.2 Programm zur Berechnung einer kompressiblen


Grenzschicht mit isothermer Wand
program s i m i l a r i t y
∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗
∗ s i m i l a r i t y s o l u t i o n o f c o m p r e s s i b l e l a m i n a r boundary
∗ l a y e r i s o t h e r m a l w a l l f l a t p l a t e BCs
∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗

c f 7 7 −o s i m i l a r i t y −r 8 s i m i l a r i t y . f

parameter ( ny =20000) ! i n t e g r a t i o n s t e p s
parameter ( no= 1 0 ) ! o u t p u t e v e r y no p r o f i l e p o i n t
dimension f ( 0 : ny ) , f p ( 0 : ny ) , fpp ( 0 : ny ) , g ( 0 : ny ) , gp ( 0 : ny )

c l e n g t h o f boundary l a y e r
re x = 490000.

ue = 6 5 9 6 . ! [m/ s ]
te = 270.65 ! [K]
tw = 811.95 ! [K]
pe = 7 9 . 9 6 9 4 1 6 0 2 5 9 2 1 8 3 ! [N/mˆ 2 ]
re = 0 . 0 0 1 0 2 7 ! [ Kg/mˆ 3 ]
vise = 1 . 7 0 3E−05 ! [ Kg m/ s ˆ 2 ]
c . . . . . for air :
rgas = 0 . 2 8 7 0 3E+03 ! [ J /( kgK ) ]
c rgas = pe / t e / r e
c . . . . . f o r pure nitrogen :
c rgas = 0 . 2 8 8 1 2 5 1 1E+03 ! [ J /( kgK ) ]
gam = 1.4
prandtl = 0.71

∗ maximum number of iterations , abortion c r i t e r i o n


irelax = 100
tol = 2 . 5 3 e−6
∗ maximum e t a
etamax = 10.

rhoe = pe / ( r g a s ∗ t e )
c vise = ( 1 . , te , 1 . )
c print ∗ , ’ v i s e= ’ , v i s e

103
cp = gam∗ r g a s / (gam−1.)
rhovise = rhoe ∗ v i s e
rrhovise = 1./ rhovise
ue2rhe = ue ∗ ∗ 2 / ( cp ∗ t e )
reue = r h o e ∗ ue
he = r g a s / (gam−1.)∗ t e +0.5∗ ue∗∗2+pe / r h o e
xi = r e x ∗ v i s e ∗∗2
deta = etamax / f l o a t ( ny )
fac1 = sqrt ( 2 . ∗ x i ) / ue ∗ d e t a
fac2 = reue / v i s e

∗ f i x e d t e m p e r a t u r e f l a t p l a t e BCs
f (0) = 0.
fp (0) = 0.
g (0) = tw/ t e
∗ i n i t i a l g u e s s ( i n c o m p r e s s i b l e , l a m i n a r BL, a d i a b a t i c wall
∗ temperature condition )
gp ( 0 ) = 23.7
fpp ( 0 ) = 0.41
∗ deltas
dfpp = fpp ( 0 ) ∗ 1 . e−2
dgp = gp ( 0 ) ∗ 1 . e−2
do i =1, i r e l a x
c a l l i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
fpe = f p ( ny )
ge = g ( ny )
err=max( abs ( fpe − 1 . ) , abs ( ge − 1 . ) )
print ’ ( a , i 5 , a , e12 . 5 ) ’ , ’ i t ’ , i , ’ e r r= ’ , err
i f ( err . l t . t o l ) goto 1
c i f ( i . eq . 2 ) goto 1
fpp ( 0 ) = fpp (0)+ dfpp ! d e l t a i n f p p d i r e c t i o n
c a l l i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
f p e f p = f p ( ny )
gefp = g ( ny )
fpp ( 0 ) = fpp (0) − dfpp
gp ( 0 ) = gp (0)+ dgp ! d e l t a in g d i r e c t i o n
c a l l i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
f p e g p = f p ( ny )
gegp = g ( ny )
gp ( 0 ) = gp (0) − dgp
∗ new g u e s s
dfpdg = ( fpegp−f p e ) / dgp
d f p d f p p = ( f p e f p −f p e ) / dfpp
dgdg = ( gegp− ge ) / dgp
dgdfpp = ( gefp − ge ) / dfpp
rjac = 1 . / ( dfpdg ∗ dgdfpp−d f p d f p p ∗ dgdg )

104
ddgp = r j a c ∗ ( dgdfpp ∗(1. − f p e )− d f p d f p p ∗(1. − ge ) )
ddfpp = r j a c ∗(−dgdg ∗(1. − f p e )+dfpdg ∗(1. − ge ) )
fpp ( 0 ) = fpp (0)+ ddfpp
gp ( 0 ) = gp ( 0 ) +ddgp
print ∗ , ’ gp ( 0 ) , fpp ( 0 ) ’ , gp ( 0 ) , fpp ( 0 )
enddo
print ’ ( a ) ’ , ’ no c o n v e r g e n c e i n s i m l a r i t y ’
stop
1 continue
print ’ ( a ) ’ , ’ a n a l y t i c a l BL s o l u t i o n t o s i m i l a r i t y . dat ’
open ( 9 9 , f i l e= ’ Ma20 twte3 . r e 4 . 9 e5 . dat ’ , status= ’ unknown ’ ,
& form= ’ f o r m a t t e d ’ )
print ’ ( a ) ’ , ’ output format : eta , y , rho , T, u ’
print ’ ( a ) ’ , ’ 1 2 3 4 5’
write ( 9 9 , ’ (A) ’ ) ’VARIABLES = ‘ h , y , ‘ r , T , u ’
e t a =0.
y=0.
adelta1 = 0.
atheta = 0.
adelta3 = 0.
addelta = 0.
atw=g ( 0 ) ∗ t e
arw=pe / ( r g a s ∗atw )
hw=r g a s / (gam−1.)∗ atw+pe /arw
u u l a s t =−1. e30
do n=0,ny
uu=f p ( n ) ∗ ue
i f ( abs ( ( uu−u u l a s t ) / uu ) . l e . t o l . and . n . eq . ny ) goto 2
u u l a s t=uu
t t=g ( n ) ∗ t e
rho=pe / ( r g a s ∗ t t )
i f (mod( n , no ) . eq . 0 ) then
write ( 9 9 , ’ ( 1 x , e15 . 8 , 4 ( 1 x , e20 . 1 3 ) ) ’ ) eta , y , rho , t t , uu
endif
e t a=e t a+d e t a
dy=f a c 1 / rho
y=y+dy
hh=r g a s / (gam−1.)∗ t t +0.5∗ uu∗∗2+pe / rho
r r u u=rho ∗uu
adelta1 = adelta1 + (1. − r r u u / r e u e ) ∗ dy
a t h e t a = a t h e t a + r r u u / r e u e ∗(1. − uu/ ue ) ∗ dy
a d e l t a 3 = a d e l t a 3 + r r u u / r e u e ∗(1. − ( uu/ ue ) ∗ ∗ 2 ) ∗ dy
a d d e l t a = a d d e l t a + r r u u / r e u e ∗ ( ( hh−he ) / ( hw−he ) ) ∗ dy
enddo
2 continue
close (99)
readelta1 = fac2 ∗ adelta1
reatheta = fac2 ∗ atheta
readelta3 = fac2 ∗ adelta3

105
readdelta = fac2 ∗ addelta
avisw = v i s e ∗computemu ( atw , te , v i s e )
a c f=sqrt ( 2 . ) ∗ arw∗ avisw / ( r h o v i s e ∗ sqrt ( r e x ) ) ∗ fpp ( 0 )
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ T w [K] = ’ , atw
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ c F = ’ , acf
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ R e d e l t a 1 = ’ , r e a d e l t a 1
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ R e t h e t a = ’ , r e a t h e t a
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ R e d e l t a 3 = ’ , r e a d e l t a 3
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ Re Delta = ’ , r e a d d e l t a
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’H = ’ , readelta1 / reatheta
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ H 32 = ’ , readelta3 / reatheta

end

subroutine i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
dimension f ( 0 : ny ) , f p ( 0 : ny ) , fpp ( 0 : ny ) , g ( 0 : ny ) , gp ( 0 : ny )
r e a l p1 , p2 , p3

p1=d e t a / 2 4 .
p2 =13.∗ p1
p3=d e t a / 3 .

t = t e ∗g ( 0 )
rho = pe / ( r g a s ∗ t )
v i s = v i s e ∗computemu ( t / te , te , v i s e )
c = rho ∗ v i s ∗ r r h o v i s e
rc = 1./ c
cold = c
dcde = ( c − c o l d ) / d e t a
rhs = r c ∗ ( fpp ( 0 ) ∗ dcde + f ( 0 ) ∗ fpp ( 0 ) )
fpp ( 1 ) = fpp ( 0 ) − d e t a ∗ r h s
rhs = r c ∗ ( gp ( 0 ) ∗ dcde + p r a n d t l ∗ ( f ( 0 ) ∗ gp ( 0 ) +
& c ∗ u e 2 r h e ∗ fpp ( 0 ) ∗ ∗ 2 ) )
gp ( 1 ) = gp ( 0 ) − d e t a ∗ r h s
f p (1)= f p (0)+ p1 ∗ ( 9 . ∗ fpp ( 0 ) + 1 9 . ∗ fpp (1) −5.∗ fpp (2)+ fpp ( 3 ) )
f (1)= f (0)+ p1 ∗ ( 9 . ∗ f p ( 0 ) + 1 9 . ∗ f p (1) −5.∗ f p (2)+ f p ( 3 ) )
g (1)= g (0)+ p1 ∗ ( 9 . ∗ gp ( 0 ) + 1 9 . ∗ gp (1) −5.∗ gp (2)+ gp ( 3 ) )
do n=2,ny−1
t = t e ∗g ( n−1)
rho = pe / ( r g a s ∗ t )
v i s = v i s e ∗computemu ( t / te , te , v i s e )
c = rho ∗ v i s ∗ r r h o v i s e
rc = 1./ c
dcde = ( c − c o l d ) / d e t a
cold = c
rhs = r c ∗ ( fpp ( n−1)∗ dcde + f ( n−1)∗ fpp ( n−1))
fpp ( n ) = fpp ( n−1) − d e t a ∗ r h s
rhs = r c ∗ ( gp ( n−1)∗ dcde + p r a n d t l ∗ ( f ( n−1)∗gp ( n−1) +

106
& c ∗ u e 2 r h e ∗ fpp ( n −1)∗∗2) )
gp ( n ) = gp ( n−1) − d e t a ∗ r h s
f p ( n ) = f p ( n−1) + d e t a ∗ fpp ( n )
f ( n ) = f ( n−1) + d e t a ∗ f p ( n )
g ( n ) = g ( n−1) + d e t a ∗gp ( n )
enddo
t = t e ∗g ( ny−1)
rho = pe / ( r g a s ∗ t )
v i s = v i s e ∗computemu ( t / te , te , v i s e )
c = rho ∗ v i s ∗ r r h o v i s e
rc = 1./ c
dcde = ( c − c o l d ) / d e t a
cold = c
rhs = r c ∗ ( fpp ( ny −1)∗ dcde + f ( ny −1)∗ fpp ( ny −1))
fpp ( ny ) = fpp ( ny−1) − d e t a ∗ r h s
rhs = r c ∗ ( gp ( ny −1)∗ dcde + p r a n d t l ∗ ( f ( ny −1)∗gp ( ny−1) +
& c ∗ u e 2 r h e ∗ fpp ( ny −1)∗∗2) )
gp ( ny ) = gp ( ny−1) − d e t a ∗ r h s
f p ( ny)= f p ( ny−2)+p3 ∗ ( fpp ( ny −2)+4.∗ fpp ( ny−1)+fpp ( ny ) )
f ( ny)= f ( ny−2)+p3 ∗ ( f p ( ny −2)+4.∗ f p ( ny−1)+ f p ( ny ) )
g ( ny)=g ( ny−2)+p3 ∗ ( gp ( ny −2)+4.∗ gp ( ny−1)+gp ( ny ) )

end

function computemu ( temp , temp 0 , rmu 0 )

parameter ( t 1 =40. , t 2 =110.4 , c1 =6.80689413 e −8, c2 =14.458 e −7)

t dim=temp∗ temp 0

i f ( t dim . gt . t 2 ) then
computemu=c2 ∗ sqrt ( t dim ) ∗ t dim / ( t dim+t 2 )
e l s e i f ( t dim . gt . t 1 ) then
computemu=c1 ∗ t dim
else
computemu=c1 ∗ t 1
endif

computemu=computemu/ rmu 0

end

107
B.3 Programm zur Berechnung einer kompressiblen
Grenzschicht mit adiabater Wand
program s i m i l a r i t y
∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗
∗ s i m i l a r i t y s o l u t i o n o f c o m p r e s s i b l e l a m i n a r boundary l a y e r
∗ adiabatic wall

∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗∗

parameter ( ny =10000) ! i n t e g r a t i o n s t e p s
parameter ( no= 1 0 ) ! o u t p u t e v e r y no p r o f i l e p o i n t
dimension f ( 0 : ny ) , f p ( 0 : ny ) , fpp ( 0 : ny ) , g ( 0 : ny ) , gp ( 0 : ny )

c l e n g t h o f boundary l a y e r
re x = 330790.

ue = 0 . 9 1 4 9 5E+03 ! [m/ s ]
te = 0 . 8 3 3 3 0E+02 ! [K]
pe = 0 . 9 4 5 0 2E+03 ! [N/mˆ 2 ]
re = 3 . 9 5 1 0 4E−02 ! [ Kg/mˆ 3 ]
c . . . . . for air :
C rgas = 0 . 2 8 7 0 2 2 2 4E+03 ! [ J /( kgK ) ]
rgas = pe / t e / r e
c . . . . . f o r pure nitrogen :
c rgas = 0 . 2 8 8 1 2 5 1 1E+03 ! [ J /( kgK ) ]
gam = 1.4
prandtl = 0.72

∗ maximum number of iterations , abortion c r i t e r i o n


irelax = 100
tol = 1 . 0 3 e −13
∗ maximum e t a
etamax = 20.

rhoe = pe / ( r g a s ∗ t e )
vise = computemu ( 1 . , te , 1 . )
print ∗ , ’ v i s e= ’ , v i s e
cp = gam∗ r g a s / (gam−1.)
rhovise = rhoe ∗ v i s e
rrhovise = 1./ rhovise
ue2rhe = ue ∗ ∗ 2 / ( cp ∗ t e )
reue = r h o e ∗ ue
he = r g a s / (gam−1.)∗ t e +0.5∗ ue∗∗2+pe / r h o e
xi = r e x ∗ v i s e ∗∗2
deta = etamax / f l o a t ( ny )
fac1 = sqrt ( 2 . ∗ x i ) / ue ∗ d e t a
fac2 = reue / v i s e

108
∗ a d i a b a t i c w a l l f l a t p l a t e BCs
f (0) = 0.
fp (0) = 0.
gp ( 0 ) = 0.
∗ i n i t i a l g u e s s ( i n c o m p r e s s i b l e , l a m i n a r BL, a d i a b a t i c w a l l
∗ temperature condition )
g (0) = 67.406086143409283
fpp ( 0 ) = 1.2793206454318629
∗ deltas
dfpp = fpp ( 0 ) ∗ 1 . e−5
dg = g ( 0 ) ∗ 1 . e−5
do i =1, i r e l a x
c a l l i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
fpe = f p ( ny )
ge = g ( ny )
err=max( abs ( fpe − 1 . ) , abs ( ge − 1 . ) )
print ’ ( a , i 5 , a , e12 . 5 ) ’ , ’ i t ’ , i , ’ e r r= ’ , err
i f ( err . l t . t o l ) goto 1
C i f ( i . eq . 2 ) goto 1
fpp ( 0 ) = fpp (0)+ dfpp ! d e l t a i n f p p d i r e c t i o n
c a l l i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
f p e f p = f p ( ny )
gefp = g ( ny )
fpp ( 0 ) = fpp (0) − dfpp
g (0) = g (0)+ dg ! d e l t a in g d i r e c t i o n
c a l l i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
f p e g p = f p ( ny )
gegp = g ( ny )
g (0) = g (0) − dg
∗ new g u e s s
dfpdg = ( fpegp−f p e ) / dg
d f p d f p p = ( f p e f p −f p e ) / dfpp
dgdg = ( gegp− ge ) / dg
dgdfpp = ( gefp − ge ) / dfpp
rjac = 1 . / ( dfpdg ∗ dgdfpp−d f p d f p p ∗ dgdg )
ddg = r j a c ∗ ( dgdfpp ∗(1. − f p e )− d f p d f p p ∗(1. − ge ) )
ddfpp = r j a c ∗(−dgdg ∗(1. − f p e )+dfpdg ∗(1. − ge ) )
fpp ( 0 ) = fpp (0)+ ddfpp
g (0) = g ( 0 ) +ddg
print ∗ , ’ g ( 0 ) , fpp ( 0 ) ’ , g ( 0 ) , fpp ( 0 )
enddo
print ’ ( a ) ’ , ’ no c o n v e r g e n c e i n s i m l a r i t y ’
stop
1 continue
print ’ ( a ) ’ , ’ a n a l y t i c a l BL s o l u t i o n t o s i m i l a r i t y . dat ’

109
open ( 9 9 , f i l e= ’ M a 5 c h r i s . dat ’ , status= ’ unknown ’ ,
& form= ’ f o r m a t t e d ’ )
print ’ ( a ) ’ , ’ output format : y , eta , p , rho , T, u , dudy ’
print ’ ( a ) ’ , ’ 1 2 3 4 5 6’
write ( 9 9 , ’ (A) ’ ) ’VARIABLES = y , ‘ h , ‘ r , T , u ’
e t a =0.
y=0.
adelta1 = 0.
atheta = 0.
adelta3 = 0.
addelta = 0.
atw=g ( 0 ) ∗ t e
arw=pe / ( r g a s ∗atw )
hw=r g a s / (gam−1.)∗ atw+pe /arw
u u l a s t =−1. e30
do n=0,ny
uu=f p ( n ) ∗ ue
i f ( abs ( ( uu−u u l a s t ) / uu ) . l e . t o l ) goto 2
u u l a s t=uu
t t=g ( n ) ∗ t e
rho=pe / ( r g a s ∗ t t )
i f (mod( n , no ) . eq . 0 ) then
write ( 9 9 , ’ ( 1 x , e12 . 5 , 4 ( 1 x , e20 . 1 3 ) ) ’ ) eta , y , rho , t t , uu
endif
e t a=e t a+d e t a
dy=f a c 1 / rho
y=y+dy
hh=r g a s / (gam−1.)∗ t t +0.5∗ uu∗∗2+pe / rho
r r u u=rho ∗uu
adelta1 = adelta1 + (1. − r r u u / r e u e ) ∗ dy
a t h e t a = a t h e t a + r r u u / r e u e ∗(1. − uu/ ue ) ∗ dy
a d e l t a 3 = a d e l t a 3 + r r u u / r e u e ∗(1. − ( uu/ ue ) ∗ ∗ 2 ) ∗ dy
a d d e l t a = a d d e l t a + r r u u / r e u e ∗ ( ( hh−he ) / ( hw−he ) ) ∗ dy
enddo
2 continue
close (99)
readelta1 = fac2 ∗ adelta1
reatheta = fac2 ∗ atheta
readelta3 = fac2 ∗ adelta3
readdelta = fac2 ∗ addelta
avisw = v i s e ∗computemu ( atw , te , v i s e )
a c f=sqrt ( 2 . ) ∗ arw∗ avisw / ( r h o v i s e ∗ sqrt ( r e x ) ) ∗ fpp ( 0 )
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ T w [K] = ’ , atw
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ c F = ’ , acf
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ R e d e l t a 1 = ’ , r e a d e l t a 1
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ R e t h e t a = ’ , r e a t h e t a
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ R e d e l t a 3 = ’ , r e a d e l t a 3
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ Re Delta = ’ , r e a d d e l t a
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’H = ’ , readelta1 / reatheta

110
print ’ ( a , e12 . 5 ) ’ , ’ H 32 = ’ , readelta3 / reatheta

end

subroutine i n t e g r a t ( f , fp , fpp , g , gp , v i s e , r g a s , p r a n d t l ,
& r r h o v i s e , te , pe , deta , ue2rhe , ny )
dimension f ( 0 : ny ) , f p ( 0 : ny ) , fpp ( 0 : ny ) , g ( 0 : ny ) , gp ( 0 : ny )
r e a l p1 , p2 , p3

p1=d e t a / 2 4 .
p2 =13.∗ p1
p3=d e t a / 3 .

t = t e ∗g ( 0 )
rho = pe / ( r g a s ∗ t )
v i s = v i s e ∗computemu ( t / te , te , v i s e )
c = rho ∗ v i s ∗ r r h o v i s e
rc = 1./ c
cold = c
dcde = ( c − c o l d ) / d e t a
rhs = r c ∗ ( fpp ( 0 ) ∗ dcde + f ( 0 ) ∗ fpp ( 0 ) )
fpp ( 1 ) = fpp ( 0 ) − d e t a ∗ r h s
rhs = r c ∗ ( gp ( 0 ) ∗ dcde + p r a n d t l ∗ ( f ( 0 ) ∗ gp ( 0 ) +
& c ∗ u e 2 r h e ∗ fpp ( 0 ) ∗ ∗ 2 ) )
gp ( 1 ) = gp ( 0 ) − d e t a ∗ r h s
f p (1)= f p (0)+ p1 ∗ ( 9 . ∗ fpp ( 0 ) + 1 9 . ∗ fpp (1) −5.∗ fpp (2)+ fpp ( 3 ) )
f (1)= f (0)+ p1 ∗ ( 9 . ∗ f p ( 0 ) + 1 9 . ∗ f p (1) −5.∗ f p (2)+ f p ( 3 ) )
g (1)= g (0)+ p1 ∗ ( 9 . ∗ gp ( 0 ) + 1 9 . ∗ gp (1) −5.∗ gp (2)+ gp ( 3 ) )
do n=2,ny−1
t = t e ∗g ( n−1)
rho = pe / ( r g a s ∗ t )
v i s = v i s e ∗computemu ( t / te , te , v i s e )
c = rho ∗ v i s ∗ r r h o v i s e
rc = 1./ c
dcde = ( c − c o l d ) / d e t a
cold = c
rhs = r c ∗ ( fpp ( n−1)∗ dcde + f ( n−1)∗ fpp ( n−1))
fpp ( n ) = fpp ( n−1) − d e t a ∗ r h s
rhs = r c ∗ ( gp ( n−1)∗ dcde + p r a n d t l ∗ ( f ( n−1)∗gp ( n−1) +
& c ∗ u e 2 r h e ∗ fpp ( n −1)∗∗2) )
gp ( n ) = gp ( n−1) − d e t a ∗ r h s
f p ( n ) = f p ( n−1) + d e t a ∗ fpp ( n )
f ( n ) = f ( n−1) + d e t a ∗ f p ( n )
g ( n ) = g ( n−1) + d e t a ∗gp ( n )
enddo
t = t e ∗ g ( ny−1)
rho = pe / ( r g a s ∗ t )
v i s = v i s e ∗computemu ( t / te , te , v i s e )
c = rho ∗ v i s ∗ r r h o v i s e

111
rc = 1./ c
dcde = ( c − c o l d ) / d e t a
cold = c
rhs = r c ∗ ( fpp ( ny −1)∗ dcde + f ( ny −1)∗ fpp ( ny −1))
fpp ( ny ) = fpp ( ny−1) − d e t a ∗ r h s
rhs = r c ∗ ( gp ( ny −1)∗ dcde + p r a n d t l ∗ ( f ( ny −1)∗gp ( ny−1) +
& c ∗ u e 2 r h e ∗ fpp ( ny −1)∗∗2) )
gp ( ny ) = gp ( ny−1) − d e t a ∗ r h s
f p ( ny)= f p ( ny−2)+p3 ∗ ( fpp ( ny −2)+4.∗ fpp ( ny−1)+fpp ( ny ) )
f ( ny)= f ( ny−2)+p3 ∗ ( f p ( ny −2)+4.∗ f p ( ny−1)+ f p ( ny ) )
g ( ny)=g ( ny−2)+p3 ∗ ( gp ( ny −2)+4.∗ gp ( ny−1)+gp ( ny ) )

end

112
function computemu ( temp , temp 0 , rmu 0 )

parameter ( t 1 =40. , t 2 =110.4 , c1 =6.80689413 e −8, c2 =14.458 e −7)

t dim=temp∗ temp 0

i f ( t dim . gt . t 2 ) then
computemu=c2 ∗ sqrt ( t dim ) ∗ t dim / ( t dim+t 2 )
e l s e i f ( t dim . gt . t 1 ) then
computemu=c1 ∗ t dim
else
computemu=c1 ∗ t 1
endif

computemu=computemu/ rmu 0

end

113
Schlagwortverzeichnis

Ähnlichkeitsprofile, 13 Squire Theorem, 66


Stabilitätstheorie lineare, 63
Ablösung, 16 Stantonzahl, 51
Blasiusgleichung, 19 Strömungsumschlag, laminar-turbulenter,
66
Chapman-Rubesin Faktor, 48 Sutherlandgesetz, 51
Couette Strömung, 3
Tollmien-Schlichting Wellen, 65
Eckertzahl, 36 Transitionskriterium, 79
Energiegleichung, 35 Turbulenzfleck, 76
Energieverlustdicke, 14
Verdrängungsdicke, 14
Falkner-Skan Gleichung, 24
Wärmeausdehnungskoeffizient, 40
Grenzschichtdicke, 13
Grenzschichtgleichungen, Prandtlsche, 12

Hagen-Poiseuille Strömung, 5

Impulsverlustdicke, 14
Intermittenz, 76

Mittelung, 88

Navier-Stokes Gleichungen, 2
Nußeltzahl, 37, 50

Orr-Sommerfeld Gleichung, 64

Pohlhausen Parameter, 29
Poiseuille Strömung, 4
Prandtlzahl, 36

Querströmungsinstabilität, 82

Reynoldsgemittelte Gleichungen, 87
Reynoldsspannungen, 88
Reynoldszahl, kritische, 70
Rezeptivität, 68

Sekundärinstabilität, 72
Squire Gleichung, 82

114
Namensverzeichnis

Blasius, Heinrich, 1, 18

Cooke, J.C., 57

Eppler, Richard, 30

Falkner, F.W., 23

Gaster, Mike, 63
Graetz, Leo, 43

Hartree, D.R., 23
Herbert, Thorvald, 72

Kármán von, Theodore, 28

Nußelt, Wilhelm, 43

Orr, W.McF., 61

Pohlhausen, K., 28
Prandtl, Ludwig, 1

Rayleigh, Lord, 60
Reynolds, Lord O., 91

Schlichting, Hermann, 65
Schubauer, G.B., 94
Skan, Mrs.,S.W., 23
Skramstad, H.K., 94
Sommerfeld, A., 61
Squire, H.B. , 66
Stokes, Sir George Gabriel, 6
Sutherland, 51

Tollmien, Walter, 65

115

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