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2022/5/25 下午4:43 Urteil zur Pflegeversicherung: Geringere Beiträge für kinderreiche Familien | tagesschau.

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Urteil zur Pflegeversicherung

Geringere Beiträge für kinderreiche Familien


Stand: 25.05.2022 10:25 Uhr

Die Beitragssätze für die Pflegeversicherung müssen geändert werden: Eltern mit
mehreren Kindern sollten stärker entlastet werden, so das Verfassungsgericht. Bei der
Kranken- und Rentenversicherung müsse nichts geändert werden.

Bei der Pflegeversicherung muss tatsächlich noch einmal nachgebessert werden. Nach
einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts reicht es nicht, dass seit einem
früheren Urteil die Kinderlosen höhere Beiträge zahlen müssen. Eltern mit mehreren
Kindern müssten spätestens ab Ende Juli 2023 noch mehr entlastet werden.

Das Gericht sagt, dass Familien schon mit dem zweiten Kind benachteiligt werden,
weil sie je nach Kinderzahl viel mehr Kosten haben, und dadurch, dass mindestens ein
Elternteil bei der Berufstätigkeit zurückstecken muss. Diese Nachteile würden im
System der Pflegeversicherung nicht genügend ausgeglichen.

Erstes Urteil zur Pflegeversicherung bereits 2001


Das Gericht hatte im Fall der Pflegeversicherung bereits im Jahr 2001 geurteilt, es sei
nicht mit dem Grundgesetz vereinbar, dass Eltern einen genauso hohen Beitragssatz
zahlen wie Kinderlose - denn sie leisteten einen "generativen Beitrag zur
Funktionsfähigkeit eines umlagefinanzierten Sozialversicherungssystems". Die
Beitragssätze wurden daraufhin angepasst. Seit Anfang dieses Jahres liegt jener für
Eltern bei 3,05 Prozent des Bruttoeinkommens, der für Kinderlose bei 3,4 Prozent.

https://www.tagesschau.de/inland/bundesverfassungsgericht-sozialabgaben-101.html 1/2
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Aus Sicht der Richterinnen und Richter greift das aber zu kurz: "Die gleiche
Beitragsbelastung der Eltern unabhängig von der Zahl ihrer Kinder ist

verfassungsrechtlich nicht gerechtfertigt", heißt es in der Mitteilung des Gerichts. Der


Gesetzgeber müsse diese Benachteiligung beheben.

Keine Änderungen bei Renten- und Krankenversicherung


Anders bei der Rentenversicherung: Da würden Kindererziehungszeiten bereits
anerkannt. Und bei der Krankenversicherung sei der Gesetzgeber Eltern mit mehreren
Kindern schon sehr entgegengekommen durch die beitragsfreie Familienversicherung.
Da leisteten die Kinderlosen ohnehin schon einen solidarischen Beitrag. Bei der
Renten- und Krankenversicherung müsse sich also nichts ändern.

Dass in diesen beiden Fällen keine Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne
Kindern gemacht werden, hatte schon das Bundessozialgericht in mehreren Urteilen
für rechtens erklärt. Gegen diese Entscheidungen wehrten sich mehrere Eltern mit
Verfassungsbeschwerden, unterstützt vom Familienbund der Katholiken in der
Erzdiözese Freiburg.

Aktenzeichen: 1 BvL 3/18, 1 BvR 717/16 u.a.

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