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Ernährungssituation
5.1 Ernährungssituation in den D-A-CH-Län-
dern (Deutschland, Österreich, Schweiz)
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Der Lebensmittelverbrauch wird anhand von Agrarstatistiken ermittelt. Wie veränderte sich der
Er umfasst ausschließlich das Angebot und nicht den tatsächlichen Ver- Lebensmittelverbrauch
zehr von Lebensmitteln in einem Land. Aufgrund der langjährigen in Deutschland, Öster
regelmäßigen Ermittlungen können aber allgemeine Trends der Bevöl- reich und der Schweiz
kerung gut aufgezeigt werden. In den aktuellen Ernährungsberichten während der vergange
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der Länder des deutschsprachigen Raumes wird der Lebensmittelver- nen Jahre?
brauch über unterschiedliche Zeiträume dargestellt. Tabelle 5.1 gibt
5 Ernährungssituation, 9783825252045, 2020
Ver- Roggen, Kartoffeln, Hül- Getreide bis 1990er Jahre, Roggen, Gerste und Hafer
brauch senfrüchte bis 2004, Roggen, Hülsenfrüchte bis 2002, Hülsenfrüchte
rück Frischmilch und Milch- stark rückgängig bis bis 2008 (leicht), Eier bis
gängig produkte bis 2004, Frisch- 1990er Jahre, Obst (leichte 2011, Fleisch (außer
obst (außer Beeren) seit Tendenz seit Mitte 2000), Geflügel), Obst (v.a. Kern-
2004 (v.a. Äpfel, Birnen Frischmilch, Kartoffeln bis obst), Gemüse seit 2002,
und Trauben), Schweine- 1990er Jahre, Schweine- Trinkmilch, Butter, Rahm
fleisch, Fisch seit 2010, fleisch seit 2000, Zucker seit 2002, alkohol.
Pflanzenöle und –fette seit 2011, Wein seit 1990 Getränke inkl. Bier,
seit 2010, Zuckerwaren (leichte Tendenz), Bier seit Schweineschmalz u. Rin-
seit 2004, Alkohol 1992 derfett
230 Ernährungssituation
Erfrischungsgetränke
Ver- Weichweizen, Hafer Weizen, Getreide insg. seit Kartoffeln, Pflanzenfette
5 Ernährungssituation, 9783825252045, 2020
brauch (beide seit 2004), Brot den 1990er Jahren, Rind- u. –öle, Weizen, Roggen,
gleich- und Brötchen seit 2004, u. Kalbfleisch seit 2000, Gerste und Hafer seit
blei- Hülsenfrüchte seit 2004, Konsummilch seit 1990er 2002, Hülsenfrüchte, Eier
bend Frischmilch und Milch- Jahren, Sahne, Butter und seit 2011, Rindfleisch seit
produkte seit 2004 Eier seit den 1970er Jah- 2010
ren, Kartoffeln seit den
1990er Jahren
Daten stammen aus der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II), die des
Österreichischen Ernährungsberichts 2012 und 2017 jeweils aus der
fortlaufenden Österreichischen Studie zum Ernährungsstatus (ÖSES).
Da es sich um direkte Ernährungserhebungen handelt, sind differen-
zierte Aussagen über die Versorgung einzelner Bevölkerungsgruppen
möglich. Im Sechsten Schweizerischen Ernährungsbericht 2012 wurde
die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Nährstoffen dagegen
– wie in den vorigen Berichten – anhand des Verbrauchs abgeschätzt,
was keine Aussagen über gefährdete Bevölkerungsgruppen erlaubt. In
der ersten nationalen Schweizer Ernährungserhebung menuCH (2017)
wurden dagegen nur die Energiezufuhr und die Aufnahme an den ener-
gieliefernden Nährstoffen von Erwachsenen berechnet.
Wie kann die Nährstoff Das Übermaß an Energie, Fetten, Cholesterin und Protein lässt sich
versorgung optimiert reduzieren, wenn die allgemeinen präventiven Empfehlungen einge-
werden? halten werden: Mehr pflanzliche Lebensmittel bei gleichzeitiger Verrin-
gerung des Fleisch- und Wurstkonsums. Regelmäßig Vollkornprodukte
und täglich mehrere Portionen Gemüse und Obst.
Die zu niedrige Zufuhr oben genannter Nährstoffe (Tab. 5.2) kann
ebenfalls mit einer geänderten Lebensmittelauswahl ausgeglichen wer-
den. Eine qualitative Verbesserung der Fettaufnahme (P:M:S-Quoti-
ent, Linol- zu α-Linolensäure-Verhältnis) kann einerseits durch regel-
Ernährungssituation in den D-A-CH-Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) 231
Tab. 5.2 Beurteilung der Energie- und Nährstoffzufuhr verglichen mit den D-A-CH-Referenzwerten
einzelne Perso-
nengruppen Komplexe Kohlen Komplexe Kohlen Komplexe Kohlen
5 Ernährungssituation, 9783825252045, 2020
rungsbericht 2012 und dem 13. DGE-Ernährungsbericht 2016 durchgeführten Messungen im Blut einen wesentlich
besseren Folsäure-Status der untersuchten Bevölkerungsgruppen.
6) Verglichen mit der aktuellen Empfehlung für eine angemessene Kaliumzufuhr von 4000 mg/d.
7) Aufgrund unzureichender Daten zur Verwendung von jodiertem Speisesalz in verarbeiteten Lebensmitteln ist eine
genaue Abschätzung der Jodaufnahme schwierig. Im Österreichischen Ernährungsbericht 2012 und dem 13. DGE-
Ernährungsbericht 2016 war jedoch auch der biochemische Status unzureichend.
232 Ernährungssituation
mäßigen Fischverzehr ein- bis zweimal pro Woche (z. B. Lachs, Mak-
rele, Hering) und die Verwendung von entsprechenden Pflanzenölen
(z. B. Walnussöl, Sojaöl, Rapsöl) erreicht werden; andererseits wirkt
sich auch eine Verringerung des Fleisch- und Wurstverzehrs auf zwei-
bis dreimal pro Woche und das Einbeziehen fettarmer Milchprodukte
günstig aus.
Eine vermehrte Verwendung von (Vollkorn-)Brot, Kartoffeln,
Getreideprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse liefert die fehlenden
komplexen Kohlenhydrate und Ballaststoffe.
Vitamin E ist in Pflanzenölen, einigen Obst- und Gemüsesorten
(z. B. Spargel, Fenchel, Heidelbeeren) sowie Nüssen und Samen reich-
lich enthalten. Vitamin-D-reiche Lebensmittel sind Pilze, angereicherte
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Versorgung zu verbessern.
Calcium findet sich bekanntlich reichlich in Milch und Milchpro-
dukten, die zusätzlich Vitamin B2 liefern.
Die Jodversorgung schließlich kann durch die konsequente Verwen-
dung von Jodsalz (auch in der Gemeinschaftsverpflegung) und durch
einen gesteigerten Verzehr von Seefisch und Milch verbessert werden.
Aufnahme von
•• Fett, gesättigten FS (Zucker): zu hoch
•• komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen: zu gering
•• Vitamin D, Folat, Carotinoiden: zu gering
•• Calcium, Jod, Eisen (bei Frauen): zu gering
•• Natrium/Kochsalz: zu hoch
Extreme Armut: weniger als 1,9 Dollar täglich (davon > 736 Mio.
90 % in Afrika südlich der Sahara, Süd- und Ostasien)
Armut mit weniger als 3,2 Dollar täglich 2,03 Mrd.
Analphabeten (davon fast 2/3 Frauen) 750 Mio.
Lebenserwartung in Ländern mit geringem Einkommen 61 Jahre
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Ausmaß und Folgen des Tab. 5.3 Mikronährstoffmangel: Ausmaß und Folgen der Betroffenen welt-
Mikronährstoffmangels weit
versorgung)
5 Ernährungssituation, 9783825252045, 2020
An welchen Mikro Das größte Problem weltweit betrachtet ist die Versorgung mit Eisen,
nährstoffen man Jod und Vitamin A. Zunehmend Besorgnis erregend ist die Versorgung
gelt es am meisten? unter anderem mit Folat, Zink, Calcium, Vitamin D.
subklinisch
↓ kognitive Entwick- + – +
lung bei Kindern
↓ Leistungsfähigkeit + – +
↓ Infektabwehr + + –
↓ Immunkompetenz + + –
↓ Fortpflanzungs + + +
fähigkeit
↑ Mortalität + + +
Lebensmittelanreicherung + + +++
Abwechslungsreiche Kost +++ +++ –
Ernährungsumstellung ++ ++ –
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Supplemente (Nahrungsergänzungs- ++ ++ ±
mittel)
Gesundheits- und Ernährungsbera- +++ ++ –
tung
Summenwirkung von Information, +++ +++ +++
Beratung bzw. Ausbildung und Kom-
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munikation
5 Ernährungssituation, 9783825252045, 2020
USA1 38
Großbritannien2 45
Österreich3 9
1 2 3
NHANES 2003–2006; NDNS 2008/09; Wiener Ernährungsbericht 2004
•• Das Überleben und Wachstum von Kindern unter 5 Jahren. Was wird am stärksten
•• Die Gesundheit von Schwangeren und Stillenden: Mangelernährung durch Mangelernäh
in der Schwangerschaft kann sich auf das ungeborene Kind auswir- rung beeinträchtigt?
ken, zum Beispiel besteht während der ersten zwanzig Tage der
Schwangerschaft ein Folsäuremangel, so können Neuralrohrdefekte
beim Kind auftreten.
•• Die menschliche Abwehrkraft gegen Krankheiten.
•• Das Leistungsvermögen in der Schule oder bei der Arbeit.
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5 Ernährungssituation, 9783825252045, 2020
Allgemeine Ernährungsfehler
•• zu hohe Energieaufnahme
•• zu viel Zucker, zu süß
•• zu wenig Stärke (Brot und „Beilagen“)
•• zu viel gesättigtes Fett und Protein
•• zu stark verfeinert (weißes Mehl)
•• zu wenig Ballaststoffe
•• zu viel Salz
•• manche konsumieren zu viel Alkohol
Abb. 5.2 Nährstoffver-
luste in Abhängigkeit
vom Ausmahlungsgrad Vollkornbrot Ausmahlungsgrad sinkt =
des Getreides Graubrot Mehltype sinkt =
Semmeln, Brötchen Nährstoffgehalt sinkt um bis zu 80%
Hefekuchen (Ballaststoffe, Vit. B1, K, Mg, Fe, Zn)
Literatur
Bundesamt für Landwirtschaft: <https:/www.agrarbericht.ch/de> (Okto-
ber 2018)
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Bun-
desamt für Gesundheit (BAG) (2017): Nationale Ernährungserhebung
menuCH. Bern.
de Benoist, B.; McLean, E.; Egli, I.; Cogswell, M. (Hg.) (2008): Worldwide
prevalence of anaemia 1993–2005: WHO global database on anaemia.
Geneva: World Health Organization.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg.) (2016): 13. DGE-
Ernährungsbericht. Bonn.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Österreichische Gesellschaft
für Ernährung (ÖGE), Schweizerische Gesellschaft für Ernährung
Risiken in der Ernährung 239