Sie sind auf Seite 1von 2

250 Kapitel 5 —  Projekte

A M S TE R DA M , N I E D E R L A N D E

GWL-Terrein
Kenndaten
Städtebau
Art des Projekts autofreies Quartier auf dem Gelände einer ehemaligen Trinkwasser­
aufbereitungsanlage 3
Ökonomie Prozesse,
zentrale Straßen Haarlemmerweg, Van Hallstraat, Van Hogendorpstraat Soziokultur
2
Größe 6 ha
Bruttogeschossfläche (BGF) ca. 70 000 m2 Emissionen 1 Freiraum,
Stadtklima
Geschossflächenzahl (GFZ) ca. 1,2
Nutzer ca. 1400 Einwohner, ca. 600 Wohneinheiten
Projektbeteiligte KCAP Architects & Planners (Stadtplaner), West 8 (Landschaftsplaner), Energie Wasser,
Boden
DKV, Neutelinger & Riedijk, Meyer & van Shooten, Zeinstra, Van der Pol
(Architekten)
Mobilität Stoffflüsse
Bauzeit 1994 –1998
Webseite www.gwl-terrein.nl

Abb. diese Seite:


Lageplan (grau = Bestand,
farbig = Neubau)
Abb. rechte Seite:
oben links  Luftbild 
oben rechts  grüner Freibe­
reich mit Spielplatz 
unten (von links nach
rechts)  Sportplatz innerhalb
des Viertels – im Hintergrund
der ehemalige Wasserturm
als Landmark des Quartiers;
autofreie Erschließungswege
durch das Viertel; Wohnblock
in ­Ziegelbauweise

Das GWL-Terrein befindet sich auf dem Gelände einer und verknüpft die neuen Wohngebäude mit den nen Dichte sollte der Charakter des Viertels von
ehemaligen Trinkwasseraufbereitungsanlage am unterschiedlichen, industriell geprägten Bestands­ möglichst vielen Grünflächen geprägt sein. So wur­
äußeren Rand des dicht bebauten Stadtteils Wester­ bauten. In den Gebäuden des ehemaligen Wasser­ den die Verkehrsflächen minimiert und das Quartier
park, ca. 3 km nordwestlich vom Zentrum Amster­ werks befinden sich mittlerweile u. a. Café, ein Res­ autofrei konzipiert. Da es nur in den Randbereichen
dams gelegen. Es bildet den Übergang zwischen taurant, eine Kneipe, einige Gewerberäume sowie eine geringe Anzahl an Pkw-Stellplätzen gibt, wurde
einem Industriegebiet und dem dicht bebauten Wohn­ ein Nachbarschaftshaus. ein hoher Anteil an privaten und öffentlichen Grün­
viertel Staatsliedenbuurt aus dem 19. Jahrhundert. Zwei leicht geknickte, lange Gebäuderiegel im Nord­ flächen möglich – darunter vier Spielplätze. Grund­
Ziel des Projekts war es, neuen Wohnraum insbe­ westen bilden einen Abschluss der Bebauungsstruk­ gedanke ist es, die Bewirtschaftung der Grünflächen
sondere für Fa­­milien unterschiedlicher sozialer tur und schützen vor Lärm­belastungen durch den zu einem großen Teil zu individualisieren und in die
Schichten und dazugehörige attraktive Außenräume Verkehr der stark befahrenen Straße im Norden und Verantwortung der Bewohner zu legen. Mietgärten
zu schaffen. Außerdem sollte der Einfluss auf die das angrenzende Gewerbegebiet im Westen. Die und Balkone werden von den Anwohnern angenom­
Umwelt bei der Quartiersentwicklung so gering wie Zeilenbauweise schafft als Auflösung der Blockrand­ men, genutzt und gepflegt.
möglich gehalten werden. bebauung des umliegenden Quartiers vielfältige
Die Dichte der Bebauung und ihre Nutzung verlei­ Ein- und Ausblicke in das Areal.
hen dem Quartier einen urbanen Charakter. Dabei Im GWL-Terrein gibt es 600 Wohnungen, wovon
wurden die Straßenachsen und Geschosshöhen der etwa die Hälfte im Zuge des staatlichen Programms
Fokus Mobilität
umgebenden Randbebauung wieder aufgenommen. für sozialen Wohnungsbau errichtet wurde. Vorge­ Das Quartier ist komplett autofrei konzipiert und
Jeder der umliegenden Straßenzüge findet seine geben war eine Dichte von 230 Personen pro ha, was nur bei Notfällen durch Feuerwehr oder Kranken­
Erweiterung als Fußgängerachse durch das Gelände einer GFZ von ca. 1,2 entspricht. Trotz dieser urba­ wagen befahrbar. Für die Wohnungen stehen im
GWL-Terrein 251

Durchschnitt nur 0,2 anstatt der sonst üblichen Radwege erschlossen, die mit wasserdurchlässi­
2,5 – 3,0 Stellplätze zur Verfügung. Tatsächlich besit­ gen Ziegeln und Betonsteinen bepflastert sind.
zen nur etwa 20 % der Bewohner ein Auto.1 Stell­ ­Konsequent geradlinige Wegverbindungen in Ost-
plätze für 140 Bewohner und 10 Besucher sowie West-Richtung sowie die geschwungene Wege­
zwei Carsharing-Fahrzeu­­ge befinden sich am west­ führung in Nord-Süd-Richtung erleichtern die
lichen Quartiersrand und wurden unter den Bewoh­ Orientierung. 1  Foletta 2011, S. 18
nern ausgelost.2 Weitere Carsharing-Stellplätze sind 2 Christ/Loose/Hübner
am Ostrand des Viertels geplant. Da man auf den Das GWL-Terrein gilt als eine gelungene Planung 2001, S. 27

Bau von Tiefgaragen verzichtete, konnten auch die und Umgesetzung eines autofreien Stadtquartiers.
Baukosten erheblich gesenkt werden. Grundlegender Faktor für den Erfolg eines solchen
Die Anbindung des Quartiers an den öffentlichen Projekts ist eine gute Anbindung an den ÖPNV mit
Nahverkehr hat folglich eine hohe Bedeutung. Die entsprechenden Haltestellen, die sich von allen
Endhaltestelle einer Straßenbahn bietet eine direkte ­Teilen des Quartiers aus in bequemer, fußläufiger
Anbindung an die Innenstadt, eine Verlängerung Reichweite befinden. Darüber hinaus muss für Weitere Informationen
dieser Linie in das nördlich angrenzende Freizeit­ ein gutes Angebot an Nahversorgungs-, Freizeit- •  Density I. a+t 19, 2002
•  Christiaanse, Kees; et al. Rotterdam 1999
gelände wird diskutiert. Zusätzlich verbindet eine und Bildungseinrichtungen gesorgt werden bzw.
• www.energy-cities.eu/db/amsterdam_579_en.pdf
Buslinie die Siedlung mit dem Hauptbahnhof. Beide müssen diese bereits bestehen, was im Falle des • www.gwl-terrein.nl/files/artikelen/low%20
Haltestellen liegen am Ostrand des Viertels. Das GWL-Terreins durch den angrenzenden Stadtteil carbon%20communities%20GWL%20only.pdf
Quartier selbst wird durch gemeinsame Fuß- und Westerpark gegeben ist. • www.kcap.eu/en/projects/v/gwl_terrein/

Das könnte Ihnen auch gefallen