Sie sind auf Seite 1von 11

Weise sind phati scher und rhetischer Akt und so weiter blo ße Ab- John R.

Searle
straktion en.) Kriterien für die Unt erschiede zwischen den abstrahi er-
ten »Akt en« sind die möglichen Fehler zwischen Lipp' und Kelches- Was ist ein Sprechakt?
rand ; in diesem Fall die unt erschiedlichen Ar ten von Unsinn , di e wir
mit d er Sprechhand l ung hervorruf en könn en. Erinn ern wir uns an
dieser Stelle dara n, was wir in der ersten Vorlesun g über die Unt er- I. Einleitun g
scheidung verschied ener Art en von Un sinn gesagt haben.
(Aus dem Englischenvon Eike v. Savigny) In einer typischen Sprechsitu ation, an der ein Sprecher, ein H örer un d
eine Äuß erun g des Sprech ers beteiligt sind , gibt es viele Ar ten von
Akren, die mit der Äußerun g des Sprechers verknüpft sind . Der
Sprecher wird typischerweise seinen Kiefer und seine Z unge bewegt
und Laure von sich gegeben haben. Z usätzlich wird er normalerweise
einige Akte aus derjenigen Klasse vollzogen hab en, die eine Bezug-
nahm e auf Kenn edy, C hru schtsch ow od er den N ordp ol einschließt;
und er wird auch Akte aus derjenigen Klasse vollzogen haben, die das
Aufstellen von Behauptung en, das Stellen von Fragen, das Ge ben von
Befehlen , das Bericht erstatte n, das G rüß en und das Warne n beinh al-
tet. Di e Element e der letzteren Klasse nannt e Ausrin I illokuti onäre
Akte, und mit dieser Klasse werde ich mich in diesem Aufsatz befassen.
Daher kö nnt e der Tit el des Aufsatzes auch sein: »Was ist ein illoku-
tionärer Akt ?« Ich werde nicht versuchen, den Ausd ruck »illokurio -
närer Akt « zu definieren, obwohl meine Analyse eines bestimmt en
illo kurionär en Akts die Grundl age für eine Definiti o n liefern könnt e,
wenn sie erfolgreich ist. Eini ge der englischen mit illokuti o nären
Akten verbund enen Verben und Verbalphr asen sind: aussagen, be-
haupt en, beschr eiben, warn en, bemerken, kommenti eren, befehlen,
bestellen , erbit ten, kriti sieren, sich entschuld igen, zensieren, billigen,
begrü ßen, versprechen, Z ustimmun g ausdrü cken und Bedauern aus-
drü cken. Austin behaupt ete, daß es üb er tausend solcher Ausdrü cke
im Englischen gebe.
Einl eitend kann ich vielleicht sagen , warum ich glaub e, daß die
Unt ersuchun g von Sprechakt en od er, wie sie man chmal genannt
werden, von Spr achak ten oder sprachlich en Akten, für die Sprach-
philosophie int eressant und wichtig ist. N icht das Symbo l od er Wort
od er der Satz oder gar das Token des Symb ols, Wort es od er Satzes ist die
Einh eit der sprachlichen Kommunika tion , wie m an im allgemeinen
angenomm en hat, sond ern es ist vielmehr die Hervorbringung des
Tokens im Vollzug des Sprechakts, was die grundl egend e Einh eit der

1 John L. Auscin (1961), How to Do Thingswith Wvrd.r


, Oxford.

82
sprachlic hen Kommunikation ausmacht. Um diesen Punkt genaue r zu Akt zu formuli eren, werden wir über ein Muste r für d ie Ana lyse
formul ieren: Die Hervo rbrin gun g des Satztoke ns unt er best imm ten anderer Arten von Akten verfügen und folglich für eine allgeme ine
Bedingungen ist der illokurionäre Akt, und dieser Akt ist die klein ste Expl ikation des Begriffs. Aber um die tatsächliche Formulierung der
Einheit sprachlicher Kommunikation. Bedingungen und di e Ableitung der Regeln für den Vollzug illoku -
Ich weiß nicht, wie man beweisenkönnt e, daß sprachliche Kom- tionärer Akte vorzube reiten, muß ich auf drei weite re einleitende
munikat ion wesentlich Akte beinhal tet , aber ich kenne Argumente , Begriffe eingehen: Regeln, Propositionen und Bedeutung. Ich werde
mit d enen man versuchen könnte, jemanden zu überzeugen , der mein e Diskussion dieser Begriffe auf jene Aspekte beschränk en, die
skepti sch ist. Ein Argument würde darin bestehen, die Aufmerksam - für meine Haup tzwecke in diesem Aufsatz wesentli ch sind , abe r
keit des Skeptikers auf die folgende Tatsache zu lenke n: Wenn er einen dennoch wür de das, was ich über jeden der drei Begriffe sagen möchte ,
Laut ode r ein Ze ichen auf dem Papier für ein Beispiel sprach licher jewe ils einen eigene n Aufsatz erfo rdern , wenn es überhaupt vollstän-
Kommunikation oder für eine Botschaft hält, dan n ist eines der Dinge , dig sein sollte; manch mal mag es jedo ch besser sein , Gründlichk eit
die bei seinem Dafürhalten eine Rolle spielen, daß er das Ze ichen als zugunsten von Breite zu opfern, und deshalb werde ich mich sehr kurz
etwas ansehen sollte, das von einem Wesen mit bestimmten Absichten fassen.
hervorgebrach t wurde. Er kann es nicht einfach als ein N aturphäno -
men ansehen, wie einen Stein, einen Wasserfall oder einen Baum. Um
es als einen Fall von sprachli cher Kommunikation au&.ufassen, muß II. Regeln
man an neh men, daß seine H ervor brin gun g das ist, was ich eine n
Sprechakt nenne. Es ist z. B. eine logische Voraussetzung gegenwär- In den letzte n Jahr en gab es in der Sp rachphilo sop hie eine bet rächt -
tiger Versuche , die Hi eroglyphen der Maya zu entziffern, daß wir lich e Diskuss ion, die den Begriff von Regeln für den Gebra uch von
zumi ndest annehmen, daß die Spu ren, die wir auf den Steinen sehen, Ausdrücken zum Gegenstand hatte. Manche Philo sophen haben sogar
von Wesen hervorgebracht wurd en, die uns mehr oder weniger äh nlich gesagt, daß die Kenntnis der Bedeutung eines Worte s einfach eine
sind , und daß sie mit bestimmten Arten von Absichten hervorgebrac ht Sache der Kenntnis seiner Verwendun gsregeln sei. Ein beunruh igen-
wurden. Wen n wir die Gew ißheit hätt en, daß die Spu ren etwa eine des Merkmal solcher Diskussione n ist nun , daß kein Philo soph ,
Folge von einer Abtragung durch Wasser wären, dann könnt e die Frage zumind est soweit mir bekannt ist, jemal s eine angeme ssene For muli e-
nach ihrer Entzifferung oder gar ihrer Benennun g als Hieroglyphe n run g der Verwendungsregeln auch nur eines einzigen Ausdru cks ge-
nicht aufkommen. Ihre Auffassung unt er der Kategorie linguistischer geben hat. Wenn die Bedeutun g eine Sache der Verwendun gsregeln ist,
Kommunikation impli ziert notwe ndi g die Auffassung ihrer Hervor- sollten wir gewiß in der Lage sein, die Verwend ungsregeln von Aus-
br ingung als Spr echakte. drü cken in einer Weise zu formuli eren, die die Bedeutun g dieser
lllokuti onäre Akte zu vollziehen heißt, sich auf eine regelgeleitete Ausdrücke expli zieren würde. Manche ande ren Philosop hen, di e viel-
Verhaltensform einzulassen. Ich werde dafür argu mentier en, daß sol- leicht dur ch das Scheitern ihrer Kollegen, überhaup t irgendwelch e
che Dinge wie ,Fragen zu stellen <ode r ,Aussagen zu machen<genau so Regeln anzugebe n, bestürzt ware n, haben die modis ch e Ansicht ge-
regelgeleitet sind , wie ein »base-hit « im Baseball ode r das Ziehe n eines leug net, d aß Bedeutun g eine Sache von Regeln sei, und haben be-
Sprin gers im Schach regelgeleitet e Verhaltensforme n sind. Ich beab- haupt et, daß es überhaupt keine semantis chen Regeln der vorgeschla-
sichti ge deshalb, den Begriff eines illokutionä ren Aktes dadurch zu genen Art gibt . Ich ne ige zu der An sicht , da ß dieser Skep tizismus
erläutern, daß ich notwendige und hinreichende Bedingungen für den voreilig ist und auf eine man gelnde Untersc heidung versch iedener
Vollzug eine r bestimmt en Art von illokutionärem Akt festsetze und Arten von Regeln zurüc kgeht, und zwar in einer Weise, die ich nun zu
aus d iesem Akt semantische Regeln für den Gebrau ch des Ausdrucks erklären versuchen werde.
(oder des syntaktisc hen Gebi ldes) ableite , der die Äußerung als einen Ich unt erscheide zwischen zwei Art en von Regeln: Ein ige regeln
illokurionären Akt markier t. Wenn es mir gelingt, die Bedingungen scho n bestehende Verhaltensformen; beispielsweise regul ieren die Re-
und die entsprechenden Regeln für nu r eine Art von illok ution ärem geln des Anstand s zwische nmenschliche Beziehungen, aber di ese Be-
ziehunge n existieren un ab hängig von den Anstandsregeln. Man che cue X«. Ein ige Elemente der Meng e kon stitutiver Regeln haben eben-
Regeln regulieren anderers eits nicht nur , sonde rn schaffen oder legen falls diese Form, aber manc he habe n auch die Form »X gilt als Y< ,.3
neue Verhalten sfo rmen fest. Die Regeln für Fußball z.B. regulieren Die mange lnd e Wah rnehmung dieses Umstands ist in der Ph ilo-
nicht nur das Fußbal lspiel, sondern schaffen sozusagen seine Mö g- sophi e von einiger Bedeut un g. So fragen z. B. man che Philo sophen
lichkeit oder definieren diese Aktivität. Die Akt ivität des Fußbal lspie- »Wie kann ein Versprechen eine Verpflichtun g erzeugen?« Eine ähn-
lens wird dadur ch kon stitui ere, daß man sich in Übere insti mmun g mi t liche Frage wäre »Wie kann ein Tor sechs Punkte erzeugen?« Und wie
diesen Regeln verhält; Fußball existiere nicht unabhängig von diesen es a;issieht, können beide Fragen nur dad urch beantwortet werden,
Regeln. Ich nenne die letzteren kon stituti ve Regeln und die ersteren daß man eine Regel d er Form »X gilt als Y<,angibt.
regulative Regeln. Regulative Regeln regulieren eine schon bestehende Ich neige d er Ansicht zu, daß sowo hl da s Scheite rn einiger Philo -
Ak tivität, eine Aktivität, deren Existenz von der Existenz der Regeln sophen , Regeln für den Ge brauch von Ausdrücken zu formulieren , als
logisch unabh ängig ist. Kon stitut ive Regeln konstituieren (und regu- auch die Skeps is and erer Phil osophen be-Lüglich der Existenz solcher
lieren ebenfalls) eine Aktivität, deren Existenz von den Regeln logisch Regeln zu mind est zum Teil davon herrühren, daß es ihn en nicht
1 ab hän gc.2 gelungen ist, die Unterschied e zwischen konstimciven und regulat iven
Regulative Regeln nehmen typischerw eise die Form von Imp era- Regeln zu erke nn en. Das Vorbild oder Mu ster einer Regel sind für die
tiven an oder können d ur ch solche paraphrasi ere werden, z. B. ,Beim meiste n Philosophen regulat ive Regeln, und wenn man in der Seman-
Schne iden von Essen ist das Messer in der rech ten H and zu halten , tik nach rein regulativen Regeln such e, wird man wahrsche inlich vom
oder ,Offiziere sollen beim Abendessen Krawatten tragen ,. Manch e Gesichrspunkt logischer Ana lyse aus nichrs Int eressantes finden. Es
konstituti ve Regeln hab en eine ganz and ere Form , z. B. ist ein Schach- gibt zweifellos soziale Regeln wie »Man sollte keine Obs zö nit äte n bei
ma tt erreiche, wenn der König in einer solchen We ise angegriffen wird, formal en Treffen äußern «, aber das scheint kaum eine Regel von der
daß er keine n Zug mehr machen kann; ein Tor ist dann erziele, wenn Ar t zu sein, die fü r d ie f.rklärung der Semantik einer Spr ache ent-
ein Spieler in Ballbesitz wäh rend des Spiels die Zielli nie des Geg ners scheidend ist. Die hint er dem vorliegenden Aufsatz stehende An-
überschreitet. Wenn un ser Paradigma von Regeln impe rative regula- nahme ist, daß die Semant ik einer Sprache als eine Folge von Systeme n
tive Regeln sind , werd en un s solche nichtimp eracive konstitutive kon stimc iver Regeln angesehen werden kann und daß illoku tionäre
Regeln äußerst merkwürdi g vorko mmen und kaum jemals als Regeln Akte solch e sind , die in Ü bereinstimmun g mit diesen Mengen kon -
übe rhaupt. Beachten wir, daß sie beinahe einen tautolo gischen C ha- stit utiver Regeln vollwgen werden . Eines der Ziele di eses Aufsatzes ist
rakter haben, denn was die »Regel« anzubieten scheint , ist eine teil- es, einen Satz konstimtiv er Regeln für eine bestimmte Are von Sprec h-
weise Definition von »Schach matt« oder »Tor«. Aber natürlic h ist akt zu form ulieren. Und wen n das , was ich über kon stitutive Regeln
di eser qu asi-ta utolog ische C harakte r eine notwendige Folge davon, gesagt habe, richti g ist, sollten wir uns nicht wund ern , wenn nicht alle
daß es sich um konstitutive Regeln handele: Die Regeln, die Tore diese Regeln die Form von imp erativen Regeln habe n. Wir werden in
betreffen, müssen den Begriff »Tor« auf di eselbe Weise festlegen, wie der Tat sehen, daß di e Regeln in mehr ere verschiedene Kategorien
die Fußballregeln »Fußbal l« definieren. Daß z.B . ein Tor auf solche fallen, von denen kein e gan z der Kategorie de r Anstand sregeln ähnli ch
und solche Weise erzielt werde n kann und sechs Punkt e zäh lt, kann ist. Die Bemühung , die Regeln für einen illokucion ären Akt anz u-
manchmal als Regel erscheinen, manchmal als analytische Wah rheit; gebe n, kan n auch als eine Art Prüfun g der Hyp othese angesehen wer-
und daß diese Regel als Tauto logie aufgefaßt werden ka nn , ist ein den , daß Sprechakten konscimtive Regeln zugrund e liegen. Wen n es
Hinw eis auf d ie Tatsache, daß die Regel eine konstitutiv e ist. Regu- uns nich t gelinge, zufri edenstellend e Regelformuli erung en anzugeben,
lative Regeln haben im allgemei nen die Form »Tue X« oder »Wenn Y, könnte un ser Scheitern als ein teilweise widerlege nd er Beleg gegen die
Hypothese aufgefaßt werden.
1 Diese Unterscheidung kommt vor in John Rawls (1955), •Two Conccpr s of Rulcs•, in:
PhilosophicalRtvit w, und in John R. Searle (1964), , H ow ro Derive ,Oughr , from ,ls«,
in: Philosophical
R,vitw. Die Formulierung ,X gilt als Y, wurde mir ursprünglich von Max Black nahegelegt.

86
...
III. Propo sitionen Äuße run g von jede m der Sätze (1)-(5) der Sprecher die Proposition
ausdrücke, daß H ans das Z imm er verlassen wird. Beachten wi r, daß ich
Verschiedene illokucionäre Akte hab en oft gemei nsame Merkmale. nicht sage, daß der Satz die Proposit ion ausdrück e; ich weiß nicht, wie
Betrachten wir Äußerungen der folgenden Sätze: Sätze Akte dieser Are vollziehe n könnten. Sondern ich werde sagen,
daß in der Äußerung des Satzes der Sprecher eine Propos ition aus-
(1) Wird H ans das Z imm er verlassen? drücke. Achten wir auch darauf , daß ich zwischen einer Propo sition
(2) H ans wird das Zimme r verlassen. und der Behauptung oder der Aussage dieser Proposition unters chei-
(3) Hans , verlasse das Zim mer! de. Die Propo sit ion , daß Han s das Zimmer verlassen wird , wird in der
(4) Wenn Han s nur das Z imm er verlassen würde . Äußerung aller Sätze (1)-(5) ausgedrückr, aber nur in (2) wird diese
(5) Wenn Hans das Z imm er verläßt , verlasse ich es auch. Proposition behauptet. Eine Behauptung ist ein illokutionärer Akt,
aber eine Propo sitio n ist überhaupt kein Akt, obw oh l der Akt des
Die Äußerung eines jeden dieser Sätze zu einer bestimmten G elegen- Ausdrückens einer Propos ition ein Teil des Vollzugs mancher illoku-
heit würde typischerwe ise ein Vollzug verschiedener illok ucionär er t ionär er Akte ist.
Akte sein. Eine Äußerung des ersten Satzes würde typ ischerwe ise eine Ich könnt e das dadurch zusammenfassen, daß ich sage, ich unt er-
Frage sein, eine Äußerung des zweiten eine Behauptun g über die scheide zwischen dem illokutionärenAkt und dem propositionalen
Z ukunft , d. h. eine Vorhersage, des dritten eine Aufforderung oder Gehalt eines illokucionären Akts. Nat ürlich hab en nicht alle illoku-
ein Befehl, des vierte n ein Ausdruck eines Wunsches und eine Äuße- cionären Akce einen propo sicionalen Ge halt. Beispielsweise hat eine
run g des fünften ein hypo th etischer Ausdruck einer Absiehe. Doch im Äußerung von »Hurr a!« oder »Aursch!« keinen solchen Gehalt. In der
Vollzug jeder Äußerung würde der Sp reche r typischerweise einige einen ode r andere n Version handele es sich um eine alte Unte rschei-
untergeordnete Akte vollziehen, die allen fün f illokucionären Akten dung, die in unt erschiedliche r Weise von so verschiedenen Autoren
gemein sind . In d er Äuße run g eines jeden Satzes bezieht sich der wie Frege, Sheffer, Lewis, Reichenbach un d Hare gemac he wurde, um
Sprecher auf eine bestimmte Person Han s und sagt die Handlung nur einige zu nennen.
des Verlassens des Zi mmer s von di eser Person aus. In keinem Fall ist Von einem semantisc hen Gesichtspunkt aus könn en wir in dem
das alles, was er tut, abe r in jedem Fall ist es ein Teil dessen, was er tut. Satz zwischen dem Proposicionsindikator und dem Ind ikator der
Ich werde deshalb sagen, daß, obwohl in jedem dieser Fälle die illokucion ären Rolle unt erscheide n. Das heiße, daß wir für eine große
illokut ion ären Akte verschieden sind , zumind est m anche der nichr- Klasse von Sätzen, die für den Vollzug illok utionärer Akte verwen det
illokurion ären Akte der Referenz und der Prädika tion gleich sind. werden, im Hinbli ck auf den Zweck unserer Analyse sagen können ,
Di e Referenz auf eine Perso n Hans und die Tatsache, daß dasselbe daß der Satz zwei {nich t notw endi g getrennte) Teile hat , das Element,
in jedem von diesen illokurionär en Akren von ihm au sgesagt wird, das die Propo sition anze ige, und das Element, das di e Funktion an-
veran laßt mi ch zu behaupten, daß es in jedem von ihn en eine n zeigc.4 Das Element, das die Funk tio n anzeige, gibt an , wie die Propo -
gemeinsamen Gehalt gibt . Etwas, das dur ch die Phra se »daß Han s sition aufgefaßt werden soll oder, um es and ers zu sagen, welche
das Zi mm er verlassen wird« ausgedrü ckt wird , scheine ein geme in- illokucionär e Rolle di e Äußerung haben soll, d. h. welchen illokucio-
sames Merkmal von allen zu sein. Wir könnten , ohne ihn zu sehr nären Akt der Sprec her m it der Äußerung des Satzes vollziehe. Zu
zu entstellen, jeden dieser Sätze in einer Weise schr eiben, die dieses Element en, die die Funkti on a nzeigen, gehör en im Englischen die
gemeinsam e Merkmal isolieren würde: »Ich behaupt e, daß Han s das Worcscellung, die Beton un g, der Stimmh öhe nverlauf, die Int erpunk -
Z imm er verlassen wird «, »Ich frage, ob Han s das Z imm er verlassen tion , der Verbmodus und schließlich eine Menge sogenannte r perfor-
wird « etc.
4 In dem Satz •Ich verspreche, daß ich kommen werde• sind das Element, das die
In Ermangelung eines besseren Wortes schla ge ich vor, diesen
Funktion anzeigt, und das propositionale Element getrennt . In dem Satz •Ich verspreche
gemeinsamen Inh alt eine Proposition zu nennen, und ich werde dieses zu kommen • , der dasselbe wie der erste Satz bedeutet und von ihm durch bestimmte
Merkmal di eser illokucion ären Akte dadurch beschreiben, daß in der Umformungen abgdeitet ist, sind die beiden Elemente nicht gecrenm.

88
mariver Verben; ich kann die Art des illokution ären Aktes, den ich von Morph emen, die man von sich gibt , wird im allgemeinen be-
vollziehe, dadurch anzeigen, daß ich den Satz mit »Ich ent schuldige hauptet , sie härten eine Bedeutun g. Hier haben wir übrigens einen
mich«, »Ich warne da vor«, »Ich behaupte « etc. ein leire. Häufi g wird in weiteren Punkt , an dem unsere Analogie zwischen dem Vollzug von
wirkl ichen Sprech situationen aus dem Kontext hervorgehe n, was die Sprechakten und jenem Spielen von Spielen versagt. Von den Figu
-t
illokurionäre Kraft d er Äußerung ist, ohn e daß notw endi gerwe ise das ren in einem Spiel wie Schach sagt man in d er Regel n_icht ,_sie hätten
geeignete funkrionsanzeigende Element beansprucht wird. eine Bedeutung, und außer dem sagt man normalerwe ise nicht, wenn
Wenn diese semanti sche Unterscheidung wirklich von Bedeutung man einen Z ug gema cht hat , daß man etwas mit diesem Zug gemeint
ist, ist es wahrschein lich, daß sie ein synt aktisches Analogon hat, und hat. .
bestimmte jüngere Entwi cklun gen der Transformationsgrammatik
tendi eren dazu, die An sicht zu stü rzen, daß es tatsäch lich ein solches
Analogon gibt. [m zugrundeliegenden Phrasenmarkere ines Satzes gibt
es eine Unte rscheidun g zwischen denjenigen Elementen , die dem
Aber was heiß t es, daß man etwas meint mit dem, was man sagt, und
was heißt es, da ß etwas eine Bedeutung hat? Um di e erste dieser Fragen
zu beantworten, schlage ich vor, einige Ideen von Paul Grice ZU
übernehmen und zu revidieren. In einem Aufsatz mit dem Titel
~a
f •
funkrionsanzejgenden Element entsprechen, und jenen, die dem pro-
posirionalen Inh alt entsprechen.
Die Unterscheidung zwischen den beiden Arten von Elemente n
»Meaning «5 gibt Grice die folgende Analyse eines Sinnes des Begriffs
der »Bedeu tun g«. Zu sagen, daß A etwas mir x gemeint hat , heißt zu
sagen, daß »Abeabsichtigte, daß die Äußerung von xe ine W irkun g auf
t -
wird sich bei der Analyse eines illokurionären Akts für uns als sehr einen H örer hat, und zwar dadur ch , daß der Hörer d iese Absicht ~
nützli ch erweisen. Da dieselbe Propo sitio n allen Arten von illokurio - erkennt «. Das scheint mir ein nüt zlicher Ausgangspunkt für eine
nären Akren geme in sein kann, können wir un sere Analyse der Pro- Analyse der Bedeutung zu sein ; erstens, weil sie eine enge Beziehu ng
posit ion von unserer Analyse der Arten illokurion ärer Akte trenn en. zwischen dem Begr iff de~ Bedeutung und dem Begriff der Absicht
Ich glaube, daß es Regeln für das Ausd rücken von Propo sitionen gibt, herstelle, und zweitens, weil sie etwas erfaßt , was für das Spreche n einer
Regeln für solche Dinge wie Referenz und Prädika tion , abe r diese Sprache wesentl ich ist: 1m Sprechen einer Sprache versuc he ich,
Regeln können unabhängig von den Regeln für das Anzeigen der meinem Hörer dadurch etwas zu übermitteln, daß ich ihn dazu brin ge,
Funktion bespro chen werde n . In diesem Aufsatz werde ich keinen meine Abs icht zu erken nen, daß ich ihm etwas übermitte ln möchte.
Versuch machen, die proposirionalen Regeln zu diskuti ere n, son dern Wenn ich z.B . etwas behaupte, versuche ich typ ischerweise meinem
werde mich auf Regeln für den Gebrauch bestimmter Arten von H ö rer eine Prop osition zu übermitteln und ihn von ihrer Wahrheit zu
funkrion sanzeigenden Elementen konzentri eren. üb erzeugen ; und das Mittel , das ich dazu verwend e, besteht darin ,
bestimmte Laure zu äuße rn , mi r denen ich beabsichtige, in ihm d ie
erwünsc ht e W irkun g dadur ch zu erzielen, daß er meine Absicht , gena u
rv. Bed eutun g diese Wirk ung zu erzielen, erkennt . Ich werde das an einem Beispiel
illustr ieren. Ich könnte einerseits versuchen , Sie zu dem Glauben zu
Sprechakt e werden typischerw eise dur ch die Äußerung von Lauten bewegen , daß ich Franzose bin , ind em ich d ie ganze Zeit französisch
ode r das Schreiben von Ze ichen vollzogen. Was ist der Unterschied spreche, mich französisch kleide, eine wilde Begeisteru ng für de Ga ulle
zwischen dem bloßen Äußern von Lauten oder dem Schreiben von an den Tag lege und die Bekannt sch aft mi r Franzosen pflege. Aber ich
Zeichen und dem Vollzug eines Spr echakts? Ein Unterschied besteht könnte andererseits auch versuchen , Sie zu dem G laub en, daß ich
darin, daß man von den Laute n oder Zeic hen, die man beim Vollzug Franzose bin , zu bewegen , ind em ich Ihn en einfach sage, ich sei
eines Sprechakts äußert ode r schreibe, sagt, sie haben Bedeutung, und Franzose. Was ist nun der Unterschied zwischen diesen beiden Ver-
ein zweiter, damit verbund ener Unte rschied ist der, daß man von suche n, Sie zu der Ü berzeugu ng zu bewegen , ich sei Franzose? Ein
jemandem typischerweise sagt, er oder sie meine etwas mit di esen entscheiden der Untersch ied besteht darin, daß ich im zweiten Fall
Laute n oder Ze ichen. Wenn man spricht , meint man typisc herweise
etwas mit dem, was man sagt, und von dem, was man sagt, der Folge 5 Philowphica/Revitw, 1957.

90
versuche, Sie dadurch davon zu überzeugen, daß ich Franzose sei, daß mußte. Deshalb wende ich mich als gefangenge nomm ener Amerika-
ich Sie dazu bewege, zu erkenne n, daß es meine vorsätzliche Absicht ner an die Italiener, die mich gefangen halten, mir dem folgenden Satz:
ist, daß ich Sie genau dazu bewege. Das ist eines der Dinge , die eine »Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen? « Wir wollen nun d ie
Rolle dabei spielen, daß ich Ihn en sage, ich sei Franzose. Aber natürlich Situatio n in Griceschen Begriffen beschreiben. Ich beabsichtige in
ist es so, daß, wenn ich durch den beschriebenen Akt versuche, Sie zu ihnen eine bestimmte Wirkung hervorzurufen, nämlich die Übe r-
der Überzeugung zu bewegen, ich sei Franzose, Ihr Erkennen meiner zeugung, daß ich ein deutsch er Offizier bin; und ich beabsichtige,
Absicht, in Ihnen die Überzeugung hervorzurufen, ich sei Franzose, diese Wirkung dadurch zu erzielen, daß sie meine Absicht erkennen.
nicht das Mittel ist, das ich verwende. In der Tat würden Sie, denke ich, Ich will, daß sie denken, daß ich ihnen zu sagen versuche, ich sei ein
ziem lich mißtrauisch werden, wenn Sie meine Absicht erkennen deutscher Offizier. Aber folgt aus dieser Analyse, daß , wenn ich sage
würden. »Kennst du das Land ... « etc., ich meine »Ich bin ein deutscher
Wie wertvoll diese Analyse der Bedeutung auch immer sein mag, so Offizier «? Es folgt nicht nur nicht, sondern in diesem Fall scheint es
scheint sie mir doch in bestimmten Hinsichten mangelhaft zu sein. In offenkundig falsch zu sein, daß, wenn ich den deutschen Satz äußere,
erster Linie versäumt sie es, die verschieden en Arten von Wirkungen ich damit meine »Ich bin ein deutscher Offizier «, denn was die Wörter
zu unterscheiaen - perlokutionäre versus illokurionäre -, die man in bedeuten ist »Kenn st du das Land, wo die Zitron en blühen? «. Natür-
seinen Hörern zu erzeugen beabsichtigen kann, und sie versäumt es lich will ich, daß meine Bewacher fälschlicherweise denken, was ich
außerdem, die Art und Weise aufzuzeigen, in der diese verschiedenen meine, sei »Ich bin ein deutscher Offizier«, aber ein Teil dessen, was bei
Arten von Wirkungen mit dem Begriff der Bedeutung verbund en diesem Täusc hun gsma növer eine Rolle spielt, besteht d arin, sie zu der
sind. Ein zweiter Mangel besteht darin, daß sie das Ausmaß nicht Überzeugung zu bewegen, daß die Wörter, die ich äußere, das auf
berücksichtigt, in dem Bedeutung eine Sache von Regeln und Kon- deutsch bedeuten. An ein~r Stelle in den PhilosophischenUntersuchun-
ventionen ist. Das heißt, daß diese Erklärung der Bedeutung nicht den gen sagt Wittgensrein »Sage ,Hier ist es kalt < und mein e ,H ier ist es
Zusam menhang zwischen der Tatsache aufzeigt, daß man etwas meint warm«<.6 Der Grund für un sere Unfähigkeit, das zu tun, besteht darin, \
mit dem, was man sage, und dem, was das Gesagte in der Sprache daß das, was wir meinen können, eine Funktion dessen ist, was wir
tatsächlich bedeutet. Um diesen Punkt zu veranschaulichen, möchte sagen. Bedeutung ist mehr als nur eine Sache der Int ention , es ist auch
ich nun ein Gegenbeispiel gegen diese Bedeutun gsanalyse geben. Die eine Sache der Konvention.
Pointe des Gegenbeispiels wird es sein, den Zusammenhang zwischen Grices Theorie läßt sich ergänzen , um mit Gegenbeispielen dieser
dem zu illustrieren, was ein Sprecher meint , und dem , was die Wörter, Art fertig zu werden. Wir haben hier einen Fall, wo ich eine bestimmte
die er äußert, bedeuten. Wirkung dadurch zu erzielen versuche, daß der andere meine Absicht
Neh men wir an, ich sei ein ame rikani scher Soldat im Zwei ten erkennt , diese Wirkung zu erzielen, aber der Satz, den ich verwende,
Weltkrieg und ich sei von italieni sche n Truppen gefangengenommen um diese Wirkung zu erzielen, ist einer, der konventionellerweise
worden. Und nehm en wir ebenfalls an, daß ich diese Trupp en dazu aufgrund der Regeln, die d en Geb rauch dieses Satzes regieren, als
bringen möchte zu glaube n, ich sei ein deutscher Offizier, damit sie ein Mittel verwendet wird, um ganz andere illokutionäre Wirkungen
mich freilassen. Was ich tun möchte, ist, ihnen auf deutsch oder zu erzielen . Wir müssen deshalb die Gricesche Theorie der Bedeutung
italienisch zu sagen, daß ich ein deutscher Offizier bin. Aber unter- in einer solchen Weise reformulie ren, daß klar wird, daß das, was
stellen wir, ich könnte nicht genug Deutsch oder Italienisch, um das zu jemand meint, wenn er etwas sagt, mehr als nur koncingenterweise mit
tun. Also versuche ich sozusagen, ihnen vorzuspielen, ich sei ein dem verbu nd en ist, was der Satz in der Sprac he bedeutet, die man
deutscher Offizier, indem ich das bißchen Deutsch rezitiere, das ich spr icht. In unserer Analyse illokurionärer Akte müssen wir sowohl die
kenne, und darauf vertraue, daß sie nicht genügend Deutsch verste- intentionalen als auch die konventionellen Aspekte erfassen und vor
hen, um meinen Plan zu durchschauen. Nehmen wir an, ich kenne nur allem die Beziehung zwischen beiden. Beim Vollzug eines illokutio-
eine Zeile Deutsch, an die ich mich aus einem Ge dicht eri nn ere, das
ich im Deutschunterricht an der High-School auswend ig lernen 6 Philosophisch,Untmuchungen (1982), Frankfurt a. M., § 510.

92 93
nären Akts beabsichti gt der Sprecher, eine bestimmt e Wirkung da- Untersuchung diene daher einem zweifachen philosophischen Zweck .
f durch zu erziele n, daß er den H örer dazu bringt, die Absicht des
Sprec hers zu erkennen , diese Wirkung erzielen zu wo llen, und außer-
Du rch die Darlegung einer Menge von Bedingungen für den Vollzug
eines besonderen illokucio nären Akts haben wir eine partielle Explika-
dem, wenn er Wörter in ihrer wörtlichen Bedeutun g gebr auch t, dann tion d ieses Begriffs gegeben und haben zugleich den Weg für den
beabsic hti gt er, daß di eses Erkennen sich aufgrun d der Tatsache ein- zweite n Schriet bere itet, näm lich die Formulierung der Regeln.
stelle, daß die Regeln für den Ge brau ch der geäußerte n Ausdrü cke die Ich find e die Darlegung der Bedingungen reche schwierig und bin
Ausdrücke mit der Erzeugung d ieser Wirkung verknüpf en. Diese micder Liste, die ich gleich vorstellen werde, nicht völlig zufrieden. Ein
Kombination von Elementen ist es, d ie wir in un serer Analyse des Grun d für diese Schwierigkei t ist, daß d er Begriff eines Versprechens
illokutionären Akts erklä ren müssen. wie die meisten Begriffe der Alltagssprache keinen absol ut strengen
Regeln unterliege. Es gibt alle Arten von ausgefallenen, abweiche nd en 1
und an der Grenze des Normalen angesiedelten Versprechen. Außer- '
V. Wie man ein Versp rec h en gibt dem können mehr oder weniger bizarre Gege nbeispiele gegen meine
Analyse vorgebrach t werden. Ich neige zu der Ansiehe, daß wir keine
Ich werde nun versuchen, eine Analyse des illokucionär en Akts des Menge von einschlägigen notwendigen und hinreich end en Bedin gun-
Versprechens vorzun eh men. Um dies zu tun , werde ich fragen, welche gen bekommen werden, die genau den gewö hnli chen Geb rauch des
Bedingun gen notw en dig und hinr eiche nd dafür sind , daß der Akc des Wortes ,Versprechen< widerspiegeln. Daher beschränke ich meine
Versprechens bei der Äußer un g eines gegebe nen Satzes vollzogen wird . Diskussion auf den Kern des Begriffs des Versp rechens und ignoriere
Ich werde versuchen, diese Frage dadurch zu beantworten, daß ich die peripheren, die Gre nzfalle und d ie zu m Teil mangelhaften Fälle.
diese Bedin gung en derart als eine Menge von Prop osition en darlege, Ich beschränke meine Diskussion ebe nfalls auf vollstän dige explizite
daß d ie Konjunkti on der Elemente der Menge die Propo sition , da ß Versprechen und ignori ere Versprechen, die dur ch elliptische Wen-
de r Sp recher ein Versprechen gegeben hat , logisch impli ziert und daß dung en, Andeutungen, Metaphern ecc. gemache werden.

'.
r
diese Proposition jene Konjunktion logisch impli ziere. Somit wird Eine weitere Schwierig keit ergibt sich aus meinem Wunsch, die
jede Bedin gun g eine notwendige Bedin gung für den Vollzug des Akts Bedi ngun gen ohne bestimm te For men von Z irkularität darzul egen.
des Versprechens sein, und zusammengenommen wird die Menge von Ich mö ch te eine Liste von Bedingungen für den Vollzug eines be-
Bedin gun gen eine hinr eichende Bedin gun g für den vollzogenen Akt stimmt en illokmio nären Akts angeben, die nicht selbst wieder den

f
sein. Vollzug anderer illo kucionärer Akce erwähnen. Ich möchte dieser
Wenn wir eine solche Menge von Bed ingu ngen aufstellen, könn en Bed ingung genügen, um eine Explikatio n des Begriffs eines illoku-
wir aus ihn en eine Menge von Regeln für den Gebr auch des funk- cionären Akts im allgemeinen zu gebe n, andern falls würde ich ein-
cionsanzeigenden Elements extrahi eren. Die hier verwend ete Method e fach nur die Beziehung verschiede ner illokucionär er Akte aufze igen.
ist analog dazu , die Schachregel n dadur ch zu entd ecken, daß man sich Do ch obwo hl keine Bezugnahm e auf illok utionäre A kte vorko mm en
frage, was die notw endi gen und hinr eichend en Bedin gu ngen sind ,
unt er denen von jemandem gesagt werden kann, daß er einen Sprin ger
richti g gezogen oder rochiere ode r einen Spieler man gesetzt hat etc.
Wir befinden un s in der Lage von jemandem, der Schach zu spielen
gelernt hat, ohne je die Regeln formuliere zu hab en, und der nun eine
solche Formu lierun g wü nsche. Wir haben gelernt , wie man das Spiel
illokucionärer Akte spiele, aber im allgemeinen fand dieses Lernen
wird , werden bestim mt e illokuti onäre Begriffesowohl im Ana lysans
als auch im Analysandum erscheinen ; und ich meine, da ß di ese Form
von Z irkul aritäc wegen de( Na tu r kon stituti ver Regeln unvermeidlich
ist.
Bei der Vorstellung der Bedi ngun gen werde ich zun ächst den Fall
eines aufri cht igen Versprechens betrac ht en und dann zeigen, wie die
Bedingun gen zu modifizi eren sind , um un aufrichti ge Versprechen zu
r
oh ne eine explizite Formulie ru ng der Regeln statt , und der erste Sch riee berücksichtigen. Da un sere Untersuch ung eher sema nti sch als syn-
zu einer solchen Formulierung bestehe darin, die Bed ingu ngen für den takti sch ist, werde ich einfach die Existenz von grammat isch wo hl-
Vollzug eines besonderen illokutionäre n Akts festzulegen. Unsere gefo rmt en Sätzen anneh men.

94 95
Wenn ein Spr echer Se inen Satz T in Gegenwa rt eines Hör ers H (4) H würdees vorziehen,daß SA tut gegenüberdem Unterlassenvon A,
äußere, dann verspricht SH mit der Äußerung von Taufrichcig (und und S glaubt, daß H sein Tun von A gegenüberseinem Unterlassen
vollständig), daß p, gena u dann, wenn gilt: von A vorziehen würtk.
Ein entscheidender Unt ersch ied zwischen Versprechen eine rseits und
(1) Es liegen normale Input- und Outputbedingtmgenvor. Drohungen andererseits besteht darin, daß ein Versprechen eine Zu -
Ich verwende di e Termin i ,Input <und ,Ourpuc ,, um den weiten und sage ist, etwas für jemanden zu tun und nicht jemandem etwas anzu-
unbestimmten Bereich von Bed ingung en abzu decken, unt er denen tun , während eine Drohun g eine Zusage ist, jema ndem etwas anzutun
beliebige Arten sprac hlicher Kommunikation mög lich sind. ,Outpu t< und nicht für jemand en etwas zu tun. Ein Versprechen ist un voll-
um faßt die Bed ingu ngen für sinnvoll es Spreche n und ,Input < die ständi g, wenn das Versprochene etwas ist, was die Person, der das
Bedingungen für da s Verstehen . Zusammen beinhalten sie solche Versprechen gegeben wird, nicht will; und es ist außerdem unvoll-
Dinge wie, daß sowo hl d er Sp recher als auch der H örer wissen, wie ständi g, wenn der Versprechende nicht glaubt , daß die andere Person
die Sprache gesprochen wird; beide sind sich dessen bewußt , was sie es will, da ein vollständig es Versprechen als ein Versprechen intendiert
tun; der Sprecher handelt nich t unter Zwan g ode r Drohung en; sie werden muß und nicht als eine Dr ohun g ode r Warnung. Ich meine,
hab en kein e körperl ichen Behinderun gen im Hinbli ck auf die Kom - daß beide Hälften dieser zweifachen Bedin gung notwendig sind , um
munik ation wie z. B. Taubheit, Aphasi e oder Kehlkopf entzündun g; sie ziemlich offensichtliche Gege nb eisp iele zu verm eiden.
spielen nicht in einem T heate rstück od er erzählen sich Wirze etc . Man kann sich jedoch scheinbar e Gege nbeispiele gegen diese so
formulierte Bedin gung ausdenken. Angenommen, ich sage zu einem
(2) S drückt mit der Außmmg von T die Propositionp aus. faulen Studenten: »Wenn Sie Ihre Arbeit nicht rech tzeit ig abgebe n,
Diese Bedingun g trennt den proposirionalen Ge halt vom übrigen verspreche ich Ihn en, daß ich Ihnen eine Note für den Kurs geben
Spr echakt ab und gesta ttet es, uns auf die Eigentümlichke iten des werde, mit der Sie dur chfallen.« Ist di ese Äußerung ein Versprechen?
Versprechens bei un serer restlichen Analy se zu konzentrieren. Ich neige zu der Meinun g, daß sie keines ist; wir wü rden sie mi t
größ erer Berechti gung als eine Warnung od er sogar als Drohun g
(3) Durch dasAusdrücken von p sagt Seinen zukünftigen Akt von sich bezeichnen. Aber warum ist es dann möglich, die Wendun g »Ich
selbstaus. verspreche « in einem solchen Fall zu verwend en? Ich glaub e, wir
Im Falle eines Versprechens ist das funkti o nsanzeigende Element ein verwende n sie hier, weil »Ich versp reche« und »Hi ermit verspreche
Ausdruck, dessen Reichweite [scope]bestimmte Merkmale der Pro- ich« zu den am stärkste n funkrionsanzeigenden Elementen für eine
position einschließt. Bei einem Versprechen muß eine Handlun g vom Verbindlicnkeit gehöre n, di e die englische Sp rache bereitstellt. Aus
Sprec her ausgesagt werden , und diese Handlun g kann nicht in der diesem Grund gebrauchen wir oft diese Ausdrücke beim Vollzug von
Vergangenheit liegen. Ich kann nicht versprechen, etwas getan zu Sprechakte n, die st renggenomm en keine Versprechen sind , bei denen
habe n, und ich kann nicht versprechen, daß jemand anderer etwas wir aber unsere Verbindlichkeit beto nen wollen. Um das zu veran-
tun wird. (Obwohl ich verspre chen kann, dafür zu sorgen, daß er es tun schauli chen, betrachten wir ein and eres scheinbares Gegenbeispiel zu
wird.) Der Begriff einer Handlung , wie ich ihn für den gegenwärtigen un serer Analyse. Manchmal , häufig er in den Vereinigten Staaten als in
Zweck verstehe, schließt das Unte rlassen einer Handlun g und den England, hört man Leute sagen »Ich verspreche«, wenn sie etwas mit
Vollzug einer Folge von H andlun gen ein und kann ebenfalls Zus tänd e Nachdruck behaupt en. Nehmen wirz. B. an , ich beschuldi ge Sie, Geld
und Bedingun gen umfa ssen: Ich kann versprechen, etwas nicht zu tun , gestohl en zu hab en. Ich sage: »Sie haben das Geld gestoh len, nicht
ich kann verspr echen, etwas wiederholt zu tun, und ich kann verspre- wahr?« Sie antworten: »Nein, das hab e ich nicht , ich verspreche Ihn en ,
chen, in einem bestimmt en Z ustand oder einer bestimmten Bedin- daß ich es nicht getan habe.« Hab en Sie in die sem Fall ein Verspr echen
gung zu sein od er zu bleiben. Ich nenn e die Bedingun gen (2) und (3) gegeben? Ich finde es sehr unnatürli ch, Ihre Äußerung als Versp rechen
BedingungendespropositionalenGehalts. zu bezeichnen. Di ese Äußerung würde angemessener als ein nach-
drückli ches Leugnen beschrieben werden, und wir können das Vor-

97
ko mm en des funk tionsanzeigend en Eleme nts »Ich verspreche« als von Übrigens m öchte ich hin zu fügen, daß diese Bedin gun g ein An-
echt en Versprechen abgeleitet und als einen Ausdru ck betracht en, der wendun gsfall der Art von Erscheinun g ist, die in Z ipfs Gesetz vor-
hier dazu dient , Ihre Äu ßerun g zu unt erstreichen. kommt. Ich glaub e, daß in unserer Sprache, wie in den meisten
Im allgemeinen besteht die Point e de r Bed ingun g (4) dar in, daß, Form en me nschlichen Verhaltens, ein Prin zip des geringste n Aufwan-
wenn ein augenscheinliches Verspr echen vollständi g sein soll, das des am Werke ist, in di esem Fall ein Prinzip des m aximale n illoku-
Versprochene etwas sein mu ß, das der Hörer will ode r als in seinem tionären Ertr ags dur ch m inima len ph onetische n Au fwand; und ich
Int eresse liegend betrachtet oder dessen Realisierun g er vorziehen glaub e, daß Bedin gung (5) ein Beispiel dafür ist.
würd e gegenüber d essen Unterlassen etc.; und de r Sprecher mu ß sich Ich nenn e Bedingu ngen wie (4) und (5) vorbereitende Bedingungen.
dessen bewu ßt sein oder glaube n od er wissen etc., daß d as der Fall Sie sind notwendige Bed ingun gen für erfolgreiches Versprechen, aber
ist. Ich glaube, daß eine elegant ere und genauere Formul ierun g die- sie geben noch nicht das wesentli che Me rkmal an.
ser Bedin gun g d ie Ein führun g techni scher Termin ologie erfordern
würd e. (6) S beabsichtigtA zu tun.
Die wichti gste Unt erscheidun g zwischen aufri chti gen und unaufri ch-
(5) Es ist wederfiir S noch fo.r H offensichtlich,daß beim natürlichen tigen Versprechen bestehe darin , daß im Falle des aufri chti gen Ver-
Verlaufder EreignisseSA tun wird. spr echen s der Sprecher beabsichti ge, die verspro chene Handlun g zu
Di ese Bedin gun g ist ein An wendun gsfall einer allgemeinen Bedin - tun , währ end er im Falle eines un aufri chtigen Verspr echens nicht
gung für viele verschiedene Ar ten illokuti onärer Akte, d ie darauf beabsichti ge, die H andlun g zu tun . Bei aufr icht igen Versprechen
hin ausläuft, daß der Ak t überhaupt sinn voll ist. Wenn ich z. B. glaub t der Sp recher auße rdem , daß es ihm möglich ist, die Handlun g
jemand en zu etwas auffor dere, bezüglich dessen es offensichclich ist, zu tun (oder sie zu unt erlassen), aber ich glaube, daß die Propo sition ,
daß er es scho n tu t oder er im Begriff ist, es zu tu n, d an n ist meine daß er sie zu tun beabsich tige, logisch impl iziere, daß er glaube, d aß es
Auffo rderun g sinnlos u nd in diesem Maß un vollstän d ig. In einer möglich ist, sie zu tun (oder zu unt erlassen), weshalb ich d ies nicht als
wirklich en Sprechsituation werden die H örer ann ehm en, da sie di e ein e Extrabedin gung festlege. Ich nenne d iese Bedi ngun g di e Auf
Regeln für de n Vollzug illokutionärer Ak te ken nen , daß d iese Be- richtigkeitsbedingung.
din gung erfüll t ist. Nehm en wir z. B. an , daß ich im Verlauf einer
ö ffenclichen Rede zu einem meiner Z uh örer sage: »H ören Sie zu, (7) S beabsichtigt,daß die Außmmg von T ihn dazu verpflichtet,A zu
Schmidt , passen Sie auf, was ich sage.« Um diese Äu ße run g für sinn voll tun.
zu halten, mü ssen die Zuhör er ann ehmen , daß Schmidt nicht aufge- Das wesentli ch e M erkm al eines Versprechens besteht in der Über-
pa ßt hat oder daß es nicht offensichclich ist, daß er au fgepaß t hat, daß nahm e einer Verpflichtun g, eine bestimmt e Handlun g zu tun . Ich
die Frage, ob er aufgepaß t hat, sich in irgendeiner Weise gestellt hat; denk e, daß diese Bedin gun g Versprechen (und and ere Mit glieder
denn eine Bedin gun g dafü r, jemanden zu etwas au Fz.ufordern , besteht derselben Famili e wie Gelöb nisse) von and eren Art en von Spr echakten
darin , daß es nich t offensichclich ist, daß der H örer das, wozu er unt erscheidet. Es ist zu beachten, daß wir bei der Fo rmuli erun g de r
.)< au~sefo rd ert wird , schon tut oder im Begriff ist zu tun . Bedin gun g nur d ie Absiehe des Sprechers an geben; weitere Bedin gun -
Ahnli ch stehe es mi ed en Verspr echen. Esiscfür mich ausgeschlossen, gen werden klarsrellen, wie diese Absicht verw irklicht wird. Es ist
etwas zu verspr echen, was ich offensichtli ch sowieso tun werde. Wenn jedoch klar, daß das H aben dieser Absicht eine notwend ige Bedin gung
es so scheint , daß ich ein solches Verspr echen gebe, dann bestehe die für das G eben eines Versprechens ist; denn wenn ein Sprecher beweisen
einzige M öglichkeit, wie meine Z uhörer meine Äuße run g fü r sinn voll kann , daß er bei eine r bestimm ten Äuße run g diese Absich t nicht harre,
halten könn en, darin, daß ich glaube, daß es nich t offens ich tlich ist, kann er beweisen, daß die Äuße run g kein Verspr echen war. Wir wissen
daß ich das Versprochene tun werde. Ein glücklich verheirateter Ma nn , z.B ., daß Mr. Pickwick nicht versp rach , die Frau zu heiraten, weil wir
der seiner Frau verspr icht, daß er sie nich t in der nächsten Woche scho n wissen, daß er nicht d ie geeignete Absicht hatte.
verlassen w·rd . wir wahi;schei.olirb mehr An gst als Trost erzeugen. Ich nenn e d ies die wesentlicheBedingung.

& ~ r~~\9
( lA
(8) S beabsichtigt, daß die Außerung von T beim Hörer die Überzeugung Bisher haben wir nur den Fall eines aufrichtigen Versprechens
hervorrufen wird, daß die Bedingungen (6) und (7) erf'lil!tsind, und betrachtet. Aber unaufrichtige Versprechen sind denno ch Verspre-
zwar aufgrund dessen, daß der Hörer die Absicht, diese Überzeugung chen, und wir müssen jetzt zeigen, wie die Bedingungen zu modifi-
hervorzurufen, erkennt und er beabsichtigt, daß dieses Erkennen zieren sind , um sie zu berücksich tigen. Wenn ein Sprecher ein unauf-
dadurch erreicht wird, daß der verwendete Satz als einer erkannt richtiges Versprechen gibt, hat er nicht alle die Absichten und
wird, der konventionelkrweise dazu verwendet wird, solche Über- Überzeugungen, die er hat , wenn er ein aufrichtiges Versprechen gibt.
zeugungen hervorzunifen. Er gibt jedoch vor, sie zu hab en. In der Tat beschreiben wi_rseinen Akt
Diese Formulierung berilcksichcigc unsere korrigierte Gricesche Ana- als unaufrichtig, gerade weil er vorgibt, Absichten und Überzeugun-
lyse dessen, was es heiße, da ß der Sprecher beabsichtigt, ein Versprechen gen zu haben, die er cacsächlich nicht hat . Um unaufrichtige Verspre-
zu geben. Der Sprec her hat die Absicht, eine bestimmte illokucionäre chen zu berücksichtigen , brauchen wir nur unsere Bedingungen so zu
Wirkung dadurch zu erzielen, daß er den Hörer dazu bringt, seine verändern, daß sie besagen, daß der Sprecher verantwortlich für die
• Absiehe, diese Wirkung zu erzielen, zu erkennen, und er hat ebenfalls Überzeugungen und Absichten ist, anscaccdaß er sie wirklich hat. Ein
die Absicht, daß sich dieses Erkennen dadurch einstelle, daß der Hinweis darauf, daß der Sprecher diese Verantwortlichkeit hat, ist die
lexikalische und syntakti sche Charak ter des geäuß erte n Satzes konven- Tatsache, daß er z.B. nicht oh ne Widersinn sagen könnte »Ich ver-
) tionell mit dem Hervorrufen einer solchen Wirkung verbunde n ist. spreche,A zu tun, habe aber nicht die Absiehe, A zu tun«. Zu sagen »Ich
Screnggenommen könnte diese Bedingung als Teil der Bedingung verspreche, A zu tun « bedeutet, die Verantwortung dafür zu über-
(1) formuliere werden. Sie ist aber von genügendem philosophischen nehmen, daß man A zu tun beabsichtigt , und diese Bedingung gilc,
Interesse , um getrennt aufgescellczu werden. Ich finde, sie gibt aus dem gleichgültig ob die Äußerung aufrichtig ode r unaufrichtig war. Um die
folgend en Grund Anlaß zu Verdruß. Wenn mein ursprünglicher Ein- Möglichkeit eines un aufricht igen Versprechens iu berücksichtigen ,
wand gegen Grice wirklich gültig ist, dann , könnte man sagen, sind müssen wir also nur Bedingung (6) so verändern, daß sie nicht besage,
gewiß alle diese iterierten Absichten überflüssig: Alles, was notwendig der Sprecher habe die Absiehe, A zu tun, sondern er kann dafü r zur
ist, ist die aufrichtige Äußerung eines Satzes durch den Sprecher. Das Rechenschaft gezogen werden, das Tun von A zu beabsichtigen. Um
Hervorrufen all dieser Wirkungen ist einfach eine Folge des Wissens den Vorwurf der Zirkularitäc zu vermeiden, werde ich das folgen-
des Hörers darüber, was der Satz bedeutet, was wiederum eine Folge dermaßen formul ieren:
seiner Kenntnis der Sprache ist, welche der Sprecher von Anfang an
voraussetze. Ich glaube, daß die richtige Antwort auf diesen Einwand (6*) S hat die Absicht, daß die Außenmg von T ihn dafor verantwortlich
darin bestehe, daß Bedingung (8) erläutert, was es für den Sprecher macht, die Absicht zu haben, A zu tun.
heiße, einen Satz »aufrichtig « zu äußern, d. h. ihn zu äußern und ihn zu Wenn wir un sere Analyse so verbessern (un d das Wort ,aufrichtig , aus
meinen, aber ich bin weder völlig von der Kraft des Einwands noch unserem Analysandum und aus Bedingung (9) streichen), ist sie neu -
von der Antwort auf ihn überzeuge. tral bezüglich der Frage, ob das Versprechen aufrichtig oder unauf-
richtig war.
(9) Die semantischen Regeln der Sprache, die von S imd H gesprochen
wird, sind so, daß T genau dann richtig und aufrichtig geäußert
wird, wenn die Bedingungen (1)-(8) erjzü!t sind . VI. Regeln für den Gebra uch
Diese Bedingung soll deutlich machen, daß der geäußerte Satz von des funkcion sanzeigenden Elem ents
solcher Art ist, daß er aufgrund der semantischen Regeln der Sprache
dazu verwendet wird, ein Versprechen zu geben. Zusammen mit Be- Unsere nächste Aufgabe besteht darin, aus unserer Menge von Be-
dingung (8) werden dadurch Gegenbeispiele wie das vorhin betrach- dingungen eine Menge von Regeln für den Gebrauch des funktions-
tete des gefangengenommenen Soldaten ausgeschaltet. Worin genau anzeigenden Elements zu generiere n. Offenbar sind nicht alle unsere
die Formulierung der Regeln bestehe, werden wir gleich sehen. Bedingungen für diese Aufgabe gleich relevant. Die Bedingung (1) und

100 101
di e Bedingung en der Form (8) und (9) gelten allgemein für alle Arten Reihe ist, sowie die wesenrliche Bedin gun g, die die tatsächlichen
von normalen illokutionären Akten und sind nicht spezifisch für das Positione n angibt, zu denen der Springer gewge n werden kann. Ich
Versprechen. Die Regeln für das funktionsanzeigende Element sind glaub e, daß es sogar eine Aufrichtigkeitsregel für Wettbewerbsspiele
also entsprechend den Bedingung en (2)- (7) zu formuliere n. gibt, die Regel, daß jede Partei zu gewinn en versuche. Es scheine mir,
Die semanti schen Regeln für den Gebrauch eines bel iebige n funk- daß die Mannschaft, die das Spiel »hinschmeiße«, sich auf eine Weise
tionsanzeigenden Elements V für Versprechen sind: verhält , die dem Verh alte n des Sprechers sehr nah e kommt, der lügt
oder falsche Versprechungen macht. Natürlich gibt es norm alerweise, ~
Regel I. V darf nur im Kontext eines Satzes (oder größeren Redeteils) keine Regeln für den propositionalen Ge halt für Spiele, weil Spiele im
geäußert werden, dessen Äußerung vom Sprecher Sei ne zukünftige große n und ganze n keine Sachverhalte rep räsenti eren.
Handlun g A aussage. Ich nenne dies die Regel des propositionalen Wenn diese Analyse über den Fall des Versprechens hinaus von
Gehalts. Sie ist abgeleitet von den Bed ingung en für den propositi o- allgemeinem Int eresse ist, dann mü ßten sich diese Unterscheidungen
nalen Gehalt (2.) und (3). auf andere Typen von Sprechakt en übertragen lassen. Ich glau be, ein

f
Regel 2. V da rf nur dann geäußert werden , wenn der Höre r H es wenig Übe rlegun g wird zeigen, daß das so ist. Betrach ten wir z. B. d as
vorziehen würde, daß SA tut gegenüber seinem Unterlassen von A, Geben eines Befehls. Di e vorbereitenden Bedin gungen beinhalt en, daß
und S glaubt, daß H es vorziehen würde, d aß SA tut , anstatt es nicht zu der Sprecher in einer Position der Autorität gegenüber dem Hör er sein
tu n. sollte; die Aufrichtigkeitsbedingung ist, daß der Sp recher will, daß die
Regel3. V darf nur dann geäußert werden, wenn es weder für S noch befohlene H andlun g ausgeführt wird, und die wesent liche Bedin gun g
für H offe nsichrlich ist, daß bei normalem Verlauf der Ereignisse SA hat mit der Tatsache zu tun , daß die Äußerung ein Versuch ist, den Hö-
tun wird. rer dazu zu bringen, die Handlun g zu tun. Bei Behaup tu ngen beinh al-
Ich nenne die Regeln (2.) und (3) vorbereitendeRegeln.Sie sind von ten di e vorbereitende n Bedin gun gen die Tatsache, daß der H örer
den vorbereitenden Bedin gung en (4) und (5) abgeleitet. Grü nde für die Annahme habe n muß, daß die behauptete Proposit ion
Regel4: V darf nur dann geäußert werden, wenn S beabsichti gt, A zu wahr ist. Die Aufrichtigkeitsbedingung besteht darin , daß er glauben
tun. Ich nen ne das die Aufrichtigkeitsregel.
Sie ist von der Aufrichtig- muß, daß sie walu ist, und die wesenrliche Bedin gung ha t mit der
keitsb edin gu ng (6) abgele itet. Tatsache zu tun, daß die Äußerung ein Versuch ist, den H örer zu
Regel5. DieAußmmgvon V gilt als Übernahme der VerpAichtung, A informi eren und ihn von ihre r Wahrh eit zu überzeugen. Das Grüßen
zu tun . Ich nenne das die wesentlicheRegel. ist eine viel einfachere Art von Sprechakt, aber selbst h ier sind einige der
Unterscheidungen anwendbar. Bei der Äuß erung von ,Hallo , gibt es
D iese Regeln habe n eine bestimmt e O rdnung: D ie Regeln 2.-5sind nur keinen propo sit ionalen Gehalt und keine Aufrichtigkeitsbedingung.
da nn anwen dbar, wen n Regel r erfüllt ist, und d ie Regel 5 ist nur Die vorber eitende Bed ingun g ist, daß der Sprecher den H ö rer gerade
anwen dbar, wenn die Regeln 2 und 3 ebenfalls erfüllt sind. getroffeq haben muß, und die wesenrliche Bedingun g, daß die Äuße-
Beacht en wir nun folgendes: Während die Regeln 1-4 d ie Form von rung als höAicher Ausdruck des Wiedererkennens des Hör ers gilt.
Qu asi-Imp erat iven annehmen - d. h. d ie Form hab en: Äußere V nur Ein Vorschlag für weitere Untersuchungen ist also der, eine ähnli che
dann , wenn xder Fall ist -, hat Regel 5 die Form: die Äußerung von V An alyse für andere Typen von Spr echakt en durchzuführen. D as würde
gilt als Y. Somit ist Regel 5 von derjenigen Art , di e Systeme konsti- uns nich t nur eine Analyse von Begriffen gebe n, die an sich selbst
tutiv er Regeln auszeichnet, die ich in Abschnirc II di skuti ert habe. inter essant sind , sond ern der Vergleich verschieden er Analysen würde
Beachte n wir ebenfalls, daß die ziemlich abgedroschene Analog ie
zu Spielen sich bemerkenswe rt gut aufrechterhalten läßt. Wenn wir
fragen, unt er welchen Bedingungen man von einem Spieler sagen
un ser Verständnis des gesamte n Gege nstands vertiefen und im übri gen
ein~ Grundl~ge für e'.~e e_rnsthafrere Tax_ono~ie ber~itstellen, als es die
übli chen, leicht zugang lichen Kategorien smd , wie z.B. bewertend
1
kann , daß er einen Spri nger richti g gezogen hat, würden wir vorbe- versus beschreibend oder kognitiv versus emo tiv.
reitend e Bedin gu ngen finden, wie z. B. daß er mit dem Zug an der (Aus dem EnglischenvonJürgen Schröder)
102 103

Das könnte Ihnen auch gefallen