Sie sind auf Seite 1von 12

Kurzabhandlung über:

„Das Richten mit menschengemachten Gesetzen und


die Aussage von Ibn ʿAbbās: „Kufr dūna Kufr“

Abu Suleyman Al-Kurdi

1441 / 2020

:‫بحث مخترص عن‬

َ ُ ٌْ ُ ‫ن‬
‫ كفر دون‬:‫ وقول ابن عباس‬،‫بالقواني الوضعية‬ ‫الحكم‬
ْ ُ
‫كفر‬

)) ‫(( باللغة األلمانية‬

‫ أبو سليمان الكردي‬:‫إعداد‬


Kufr dūna Kufr

‫بسم هللا الرمحن الرحيم‬

Im Namen Aḷḷāhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Alles Lob gebührt Aḷḷāh
und Segen und Frieden seien auf unseren Propheten Muḥammad, auf seiner
Familie und seinen Gefährten.

In dieser Kurzabhandlung geht es insbesondere um den edlen Vers:

ِ ‫َّللا َفأُوَل ِئ َك ُهم اْل َك‬


(.‫افُرو َن‬ َ ‫) َو َم ْن َل ْم َي ْح ُك ْم ِب َما أ‬
ْ ْ ُ ‫َنز َل ه‬
„Und wer nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh (als Offenbarung) herabgesandt
hat, das sind die Ungläubigen.“ [5:44]

Und darüber hinaus geht es vor allem um die weitverbreitete Aussage des
edlen Ṣaḥābī ʿAbduḷḷāh Ibn ʿAbbās (gest. 68 n. H.) - möge Aḷḷāh mit ihm und
seinem Vater zufrieden sein - zu diesem Vers und die dazu erwähnten
Überlieferungen, welche aus rein Ḥadīth-Wissenschaftlicher Sicht behandelt
werden sollen. Es werden auch einige Gelehrten-Aussagen angeführt, die
verdeutlichen, dass es einen Unterschied gibt, ob es sich beim „Nicht-Richten“
um die allgemeine Erlassung von Gesetzen (At-Taschrīʿ) handelt oder um
einzelne Fällen, in denen man z. B. seinen Gelüsten folgt und in diesem Fall
nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh herabgesandt hat

2
Kufr dūna Kufr

Die Überlieferungen über Ibn ʿAbbās:

Die 1. Überlieferung über Ibn ʿAbbās:


Sufyān Ibn ʿUyaynah überlieferte über Hischām Ibn Ḥujayr Al-Makkī, dieser
über Ṭāwūs und dieser über Ibn ʿAbbās, dass er über diesen Vers sagte:

(.‫فر الذي َت ْذ َهُبون إليه‬ ُ ‫)ليس ِب‬


ِ ‫الك‬
„Das ist nicht der Unglaube (Kufr), zu dem ihr geht (und den ihr meint).“ 1
➡ Die Authentizität dieser Überlieferung:
In dieser Überlieferungskette befindet sich Hischām Ibn Ḥujayr Al-Makkī.
▪ Imām Aḥmad Ibn Ḥanbal (164 - 241 n. H.) sagte: „Hischām Ibn Ḥujayr Al-
Makkī, seine Ḥadīthe sind schwach.“2
▪ Und ein anderes Mal sagte er über ihn: „Er ist nicht so besonders.“
▪ Al-Ḥāfiẓ Yaḥyā Ibn Maʿīn (158 - 233 n. H.) stufte ihn als sehr schwach ein. 3
▪ Al-Ḥāfiẓ ʿAlī Ibn Al-Madīnī (161 - 234 n. H.) sagte: „Ich las bei Yaḥyā Ibn Saʿīd
(Al-Qaṭṭān) ein Buch, in dem ein Ḥadīth über Hischām Ibn Ḥujayr war. Er sprach
dann über ihn (kritisch). Ich sagte: ‚Soll ich also seinen Ḥadīth lassen?‘ Er sagte:
‚Ja.‘“4
▪ Al-Ḥāfiẓ Abū Jaʿfar Al-ʿUqaylī (gest. 322 n. H.) hat Hischām Ibn Ḥujayr in
seinem Werk „Aḍ-Ḍuʿafā“ (die schwachen Überlieferer) erwähnt.
Fazit: Diese Überlieferung ist schwach, und dies aus mehreren Gründen: 5

1
Überliefert von Muḥammad Ibn Naṣr Al-Marwazī in „Taʿẓīm Qadr Aṣ-Ṣalāh“ (568), Saʿīd Ibn Manṣūr
in „At-Tafsīr“ (710), Ibn Abī Ḥātim in „At-Tafsīr“ (6470), Al-Khallāl in „As-Sunnah“ (1402), und Al-
Ḥākim in „Al-Mustadrak“ (3148), der sagte: „Dieser Ḥadīth hat eine authentische Überlieferungskette
und ist nach den Kriterien von den beiden (also Al-Bukhārī und Muslim), jedoch haben sie ihn nicht
überliefert.“
2
Siehe: „Al-ʿIlal“ (1/402) von ʿAbduḷḷāh Ibn Aḥmad
3
Siehe: „Aḍ-Ḍuʿafā“ (1949) von Al-ʿUqaylī
4
Siehe: „Al-Jarḥ wat-Taʿdīl“ (9/54) von Ibn Abī Ḥātim und „Aḍ-Ḍuʿafā“ (1949) von Al-ʿUqaylī
5
Diese Überlieferung wurde von vielen Ḥadīth-Gelehrten als schwach eingestuft. Dazu zählen u. a.:
ʿAbduḷḷāh As-Saʿd und Sulaymān Al-ʿAlwān. ʿAbdul-ʿAzīz Aṭ-Ṭarīfī hat diese Überlieferung ebenfalls als
schwach eingestuft und ausführlich darüber gesprochen. Siehe:
https://www.ahlalhdeeth.com/vb/showthread.php?s=8f8b134433d49fe437425d6691e5c1ab&t=283
398&page=2

3
Kufr dūna Kufr

1. In der Überlieferung befindet sich ein Überlieferer, der von den drei
größten Gelehrten des Ḥadīth - Aḥmad, Yaḥyā und ʿAlī - als schwach
eingestuft wurde.
2. Sie widerspricht anderen authentischen Überlieferungen über Ibn
ʿAbbās, die genau das Gegenteil berichten.
3. Sie widerspricht anderen authentischen Überlieferungen über andere
Ṣaḥābah, die Gegenteiliges erwähnen.

Die 2. Überlieferung über Ibn ʿAbbās:


Sufyān Ibn ʿUyaynah überlieferte über einen Mann, dieser über Ṭāwūs und
dieser über Ibn ʿAbbās, dass er sagte:

ِ ‫) ُكفر ال يْنُقل عن‬


(.‫المهلة‬ َ ُ َ ٌ
„Das ist Unglaube (Kufr), der einen nicht aus der Gemeinschaft befördert.“6
➡ Die Authentizität dieser Überlieferung:
Diese Überlieferung ist schwach, da in der Überlieferungskette ein
unbekannter/nicht-genannter (mubham) Mann ist.

Die 3. Überlieferung über Ibn ʿAbbās:


Sufyān Ibn ʿUyaynah überlieferte über Maʿmar, dieser über Ibn Ṭāwūs, dieser
über seinen Vater und dieser über Ibn ʿAbbās, dass er sagte:

(.‫ورسلِه‬ ِ ِ
ُ ,‫ وكت ِبه‬,‫ ومالئكته‬,‫ وليس َك َم ْن َك َفَر ِباهلل‬,‫فر‬
ٌ ‫)هو (هي) ِبه ُك‬
„Das ist Unglaube (Kufr), aber nicht wie (der Unglaube) desjenigen, der Aḷḷāh,
Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten verleugnet.“ 7
➡ Die Authentizität dieser Überlieferung:
Diese Überlieferung scheint vom Äußeren her authentisch zu sein, falls sie
wirklich von Ibn ʿAbbās stammen sollte. Und darin bestätigt er, dass diese

6
Überliefert von Muḥammad Ibn Naṣr Al-Marwazī in „Taʿẓīm Qadr Aṣ-Ṣalāh“ (572) und Aṭ-Ṭabarī in
„At-Tafsīr“ (6/256).
7
Überliefert von Muḥammad Ibn Naṣr Al-Marwazī in „Taʿẓīm Qadr Aṣ-Ṣalāh“ (570) und Aṭ-Ṭabarī in
„At-Tafsīr“ (6/256).

4
Kufr dūna Kufr

Handlung Unglaube (Kufr) ist, jedoch ist dies nicht dem Unglauben desjenigen
gleichzustellen, der z. B. Aḷḷāh verleugnet. Und dies ist zweifelsfrei richtig, da
der Unglaube des Leugners schlimmer ist.
Anmerkung: In der nächsten Überlieferung wird jedoch verdeutlicht, dass nur
der erste Teil „Das ist Unglaube (Kufr),“ von Ibn ʿAbbās stammt.

Die 4. Überlieferung über Ibn ʿAbbās:


ʿAbdur-Razzāq überlieferte über Maʿmar, dieser über (ʿAbduḷḷāh) Ibn Ṭāwūs,
dieser über seinen Vater und dieser über Ibn ʿAbbās, dass er über Seine
Aussage gefragt wurde: „Und wer nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh (als
Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.“ Hierauf sagte er:

(.‫)هي ِب ِه ُكفر‬
ِ
َ
„Das ist Unglaube (Kufr).“8
Ibn Ṭāwūs sagte hierauf: „Und das ist nicht wie (der Unglaube) desjenigen, der
Aḷḷāh, Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten verleugnet.“9
➡ Die Authentizität dieser Überlieferung:
Diese Überlieferung über Ibn ʿAbbās ist authentisch und ʿAbdur-Razzāq gehört
zu den genausten Überlieferern über Maʿmar.10 Die Aussage „...aber nicht wie
(der Unglaube) desjenigen, der Aḷḷāh, Seine Engel, Seine Bücher und Seine
Gesandten verleugnet,“ hat er (also ʿAbdur-Razzāq) hier nicht erwähnt, da sie
nicht von Ibn ʿAbbās stammt. Vielmehr stammt sie von Ibn Ṭāwūs und wurde in
manchen Überlieferungen als Mudraj-Aussage hinzugefügt.11
Fazit: Es wurde über Ibn ʿAbbās authentisch überliefert, dass er über diesen
Vers sagte: „Das ist Unglaube (Kufr).“

8
Überliefert von ʿAbdur-Razzāq in „Tafsīr Al-Qurʾān“ (703), Muḥammad Ibn Naṣr Al-Marwazī in
„Taʿẓīm Qadr Aṣ-Ṣalāh“ (569), Ibn Abī Ḥātim in „At-Tafsīr“ (6471) und Al-Khallāl in „As-Sunnah“
(1403).
9
Überliefert von Aṭ-Ṭabarī in „At-Tafsīr“ (6/256).
10
Imām Aḥmad sagte: „Wenn sich die Anhänger/Schüler von Maʿmar uneinig sind, dann ist der
(richtige) Ḥadīth (bzw. die richtige Überlieferung) die von ʿAbdur-Razzāq.“ [„Tārīkh Dimaschq“
(36/169)]
11
Schaykh Sulaymān Al-ʿAlwān sagte: „Diese (Überlieferung) ist das, was bestätigt über Ibn ʿAbbās
überliefert wurde.“

5
Kufr dūna Kufr

Die Aussage dagegen „...aber nicht wie (der Unglaube) desjenigen, der Aḷḷāh,
Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten verleugnet,“ stammt nicht von
Ibn ʿAbbās, sondern von Ibn Ṭāwūs. Selbst wenn sie Ibn ʿAbbās zugeschrieben
werden sollte, so ist dies nicht problematisch und kein Widerspruch, da der
Unglaube desjenigen, der Aḷḷāh verleugnet, enormer ist als jede andere Form
des Unglaubens.
▪ Schaykh Ḥamūd Ibn ʿUqlāʾ Asch-Schuʿaybī (gest. 1422 n. H.) sagte über diese
Überlieferungen: „Hischām Ibn Ḥujayr, der Überlieferer dieser Überlieferung,
über Ṭāwūs und dieser über Ibn ʿAbbās, so ist er (Hischām) umstritten bei den
Imāmen des Ḥadīth, wie bei Imām Aḥmad, Yaḥyā Ibn Maʿīn und anderen außer
ihnen. Und ihm (also Hischām) haben andere bei dieser Überlieferung über
Ṭāwūs widersprochen, die vertrauenswürdiger sind als er, wie ʿAbduḷḷāh Ibn
Ṭāwūs über seinen Vater und dieser über Ibn ʿAbbās, als er über den Tafsīr des
Verses gefragt wurde, und dann sagte: ‚Das ist Unglaube (Kufr).‘“12

Andere Überlieferungen:

Sufyān Ibn ʿUyaynah überlieferte über Ibn Jurayj und dieser über ʿAṭāʾ, dass er
sagte:

(.‫وفسق دون فسق‬


ٌ ,‫وظلم دون ظلم‬
ٌ ,‫كفر دون كفر‬
ٌ )
„Das ist kleiner Unglaube (Kufr dūna Kufr), und kleine Ungerechtigkeit (Ẓulm
dūna Ẓulm), und kleiner Frevel (Fisq dūna Fisq).“13
➡ Die Authentizität dieser Überlieferung:
Ibn Jurayj (80 - 150 n. H.) wurde des Tadlīs14 bezichtigt. Und diese
Überlieferung hat er mit „ʿan“ (über den Soundso) überliefert und nicht
klargemacht, ob er dies von seinem Schaykh gehört hat. Von daher müsste dies
näher und genauer überpüft werden, um überhaupt die Authentizität
bestätigen zu können.
12
Siehe: „Fatwā fī At-Taḥākum ilā Al-Qawānīn Al-Waḍʿiyyah“
13
Überliefert von Muḥammad Ibn Naṣr Al-Marwazī in „Taʿẓīm Qadr Aṣ-Ṣalāh“ (574), Al-Khallāl in „As-
Sunnah“ (1400) und Aṭ-Ṭabarī in „At-Tafsīr“ (6/256).
14
„Tadlīs“ bedeutet: Einen Fehler in der Überlieferungskette zu verbergen und (zu versuchen,) ihn
vom Äußeren her schön/gut darzustellen.

6
Kufr dūna Kufr

Die Überlieferungen über Ibn Masʿūd:

Masrūq überlieferte über den edlen Ṣaḥābī ʿAbduḷḷāh Ibn Masʿūd (gest. 32 n.
H.) - möge Aḷḷāh mit ihm zufrieden sein -, dass dieser über die Bestechung
befragt wurde? Er erwiderte: „Das ist unrechtmäßig Erworbenes (Suḥt).“ Es
wurde dann gesagt: „Und wie sieht es bei der Gesetzgebung (und wenn man
damit richtet) aus?“ Er erwiderte:

(.‫)ذاك ُكفر‬
„Dies ist Unglaube (Kufr).“ Dann rezitierte er diesen Vers: „Und wer nicht mit
dem richtet, was Aḷḷāh (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die
Ungläubigen.“15
Gleiches wurde auch von ʿAlqamah und Al-Aswad über Ibn Masʿūd
überliefert.16
➡ Die Authentizität dieser Überlieferungen:
Diese Überlieferungen von drei Schülern Ibn Masʿūds über ihn sind authentisch
und bestätigen die vorige 4. Überlieferung über Ibn ʿAbbās, (und zwar) dass
derjenige, der bei der Gesetzgebung nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh (als
Offenbarung) herabgesandt hat, in den Unglauben gefallen ist.

Zusammenfassung der Überlieferungen:

1. Die Aussage, die Ibn ʿAbbās zugeschrieben wird, und dass er gesagt
hätte, dass der Vers und sein Inhalt nicht auf den großen, sondern auf
den kleinen Unglauben hindeutet, wurde nicht authentisch über ihn
überliefert.
2. Vielmehr wurde über Ibn ʿAbbās genau das Gegenteil authentisch
überliefert und dass dies Unlaube (Kufr) ist. Selbst wenn nun die Aussage
mit „kleinem Unglauben“ stimmen sollte, so steht dieser eine andere
Überlieferung und eine andere Ansicht gegenüber.
15
Überliefert von ʿAbdur-Razzāq in „Tafsīr Al-Qurān“ (703), Ibn Abi Ḥātim in „At-Tafsīr“ (6471), Al-
Khallāl in „As-Sunnah“ (1394) und Aṭ-Ṭabarī in „At-Tafsīr“ (6/256).
16
Siehe u. a.: „As-Sunnah“ (1395) von Al-Khallāl

7
Kufr dūna Kufr

3. Es wurde über Ibn Masʿūd authentisch überliefert, dass das Richten


Unglaube ist. Dies stärkt zusätzlich die authentische Überlieferung über
Ibn ʿAbbās.
4. In diesem Vers wurden die Richter mit Kufr, Fisq und Ẓulm beschrieben,
was auf die Abscheulichtkeit dieser Tat hinweist.
5. Die Aussage von Ibn ʿAbbās ist auf ein bestimmtes Geschehnis bezogen
und nicht auf die Erlassung von Gesetzen, so wie es heute oftmals der
Fall ist. Und es gibt einen großen Unterschied zwischen demjenigen, der
Gesetze erlässt und die Menschen dazu auffordert, sich stets daran zu
halten und danach zu richten, und demjenigen, der z. B. in einem Fall
seinen Gelüsten folgt und nicht mit Aḷḷāhs Gesetz richtet.

Weitere Aussagen und Hinzufügungen:

▪ 1. Imām Ibn Taymiyyah (661 - 728 n. H.) erwähnte, dass, wenn das Wort „Al-
Kufr“ determiniert (muʿarraf, sprich „Al-Kufr“) im Qurʾān und in der Sunnah
erwähnt wird, dann ist damit der große Unglaube (Kufr) gemeint.17
▪ Ibn Taymiyyah sagte auch: „Und wann immer der Mensch das Verbotene -
wobei es Übereinstimmung gibt - als erlaubt erklärt oder das Erlaubte - wobei
es Übereinstimmung gibt - als verboten erklärt, ist er dadurch zum Ungläubigen
(Kāfir) und Abtrünnigen (Murtadd) geworden, und dies laut Übereinkunft der
Fiqh-Gelehrten. Und für so einen Fall wurde der Vers, laut einer der beiden
Aussagen, hinabgesandt: ‚Und wer nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh (als
Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.‘ Und damit ist
derjenige gemeint, der ein anderes Gesetz als das (Gesetz) Aḷḷāhs erlaubt.“18
➡ Diese Aussage von Ibn Taymiyyah und die nächste von Ibn Al-Qayyim weisen
die Behauptung derjenigen zurück, die sagen, dass diese zwei Gelehrten stets
die Aussage von Ibn ʿAbbās ‚Kufr dūna Kufr‘ vertreten hätten.
▪ 2. Imām Ibn Al-Qayyim (691 - 751 n. H.) sagte, indem er auf den Unterschied
zwischen dem kleinen und großen Kufr beim Richten hinwies: „Und das
17
Siehe: „Iqtiḍāʾ Aṣ-Ṣirāt Al-Mustaqīm“ (1/208)
18
„Majmūʿ Al-Fatāwā“ (3/267)

8
Kufr dūna Kufr

Richtige ist, dass das Nicht-Richten mit dem, was Aḷḷāh herabgesandt hat, beide
Arten des Unglaubens (Kufr) beinhaltet, den kleinen und großen (Unglauben),
je nach Zustand des Richters. Wer glaubt (und davon überzeugt ist), dass das
Richten mit dem, was Aḷḷāh herabgesandt hat, in jener Situation verpflichtend
ist, er sich aber in diesem (einen) Fall, aus Ungehorsam davon abwendet, wobei
er jedoch gesteht, dass er die Strafe verdient hat, so ist dies kleiner Unglaube.
Wenn er jedoch glaubt, dass es nicht verpflichtend ist (, mit Aḷḷāhs Gesetz zu
richten,) obwohl er weiß, dass dies Aḷḷāhs Urteil ist, so ist dies großer
Unglaube.“19
➡ Seine Aussage „in diesem (einen) Fall“, deutet klar darauf hin, dass hier nicht
die Erlassung von Gesetzen (At-Taschrīʿ) gemeint ist, sondern lediglich die
Abweichung bei der Umsetzung, wie im Fall dessen, der eigentlich mit den
Gesetzen Aḷḷāhs richtet, sich aber z. B. hat bestechen lassen oder in einem Fall
seinen Gelüsten gefolgt ist.
▪ 3. Schaykh ʿAbdul-Laṭīf Āl Asch-Schaykh (1225 - 1293 n. H.) - sagte: „Wer sich
bei Entscheidungsfragen an etwas anderes als dem Buch Aḷḷāhs oder der
Sunnah Seines Gesandten - Aḷḷāhs Segen und Frieden auf ihm - wendet,
nachdem ihm das klar wurde, der ist ein Ungläubiger. Aḷḷāh - erhaben ist Er -
sagte: ‚Und wer nicht nach dem richtet, was Aḷḷāh (als Offenbarung)
herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.‘“ 20
➡ Er führte den Vers als Beweis für den Unglauben desjenigen an, der bei
Entscheidungsfragen nicht mit dem Buch Aḷḷāhs und der Sunnah Seines
Gesandten richtet.
▪ 4. Der frühere Muftī Saudi-Arabiens Schaykh Muḥammad Ibn Ibrāhīm Āl
Asch-Schaykh (1311 - 1379 n. H.) sagte: „Und das, worüber gesagt wurde ‚Kufr
dūna Kufr‘, so ist das in einem Fall, wenn er sich in Entscheidungsfragen/ bei
Urteil(sfällung)en an andere außer Aḷḷāh wendet, wobei er (hierbei) überzeugt
ist, dass er gesündigt hat und dass das Urteil Aḷḷāhs die Wahrheit ist. Und dies
geschieht bei ihm vlt. einmal usw.. Wer jedoch menschengemachte Gesetze
einführt und sich diesen gefügt (und untergeben) wird, so ist dies Unglaube

19
„Madārij As-Sālikīn“ (1/337)
20
„Ad-Durar As-Saniyyah“ (10/426)

9
Kufr dūna Kufr

(Kufr), selbst wenn sie sagen: ‚Wir haben einen Fehler begangen und das Urteil
der islamischen Gesetzgebung ist gerechter.‘“ 21
➡ Schaykh Muḥammad Ibn Ibrāhīm Āl Asch-Schaykh hat eine sehr wichtige
Niederschrift zu dieser Thematik verfasst namens „Taḥkīm Al-Qawānīn“ und
darin sprach er ausführlich über die menschengemachten Gesetze.
▪ 5. Der Ḥadīth-Gelehrte Aḥmad Schākir (1309 - 1377 n. H.) sagte über die
Überlieferung von Ibn ʿAbbās: „Und diese Überlieferungen über Ibn ʿAbbās
usw., so spielen diejenigen, die in unserer Zeit andere in die Irre führen wollen,
damit, die sich dem Wissen zuschreiben und dreist sind. Sie machen dies zu
einer Entschuldigung oder Erlaubnis für die menschengemachten, heidnischen
und erfundenen Gesetze, die sich in den islamischen Ländern verbreitet
haben.“22
▪ 6. Schaykh ʿAbduḷḷāh Al-Jibrīn (1352 - 1430 n. H.) wurde über den Vers
befragt: „Und wer nicht nach dem richtet, was Aḷḷāh (als Offenbarung)
herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.“ Es wurde gesagt: „Ist nun
derjenige, der mit menschengemachten Gesetzen richtet, ein Ungläubiger?“ Er
antwortete: „Es wurde über Ibn ʿAbbās überliefert, dass er (in Bezug auf diesen
Vers) sagte: ‚Kufr dūna Kufr (kleiner Kufr), und Ẓulm dūna Ẓulm (kleine
Ungerechtigkeit) und Fisq dūna Fisq (kleine Frevelei).‘ Und dies, obwohl der
Vers besagt, dass sie (diese Person) nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh
herabgesandt hat. (Wichtig: Der Schaykh erklärt jetzt, wann dies kleiner Kufr
ist:) Wenn sie also (im Normalfall stets) mit dem richten, was Aḷḷāh
herabgesandt hat, außer bei z. B. einer Sache... So sagen wir hierbei: Wenn sie
hierbei eine Interpretation (Taʾwīl) haben sollten, dann erklären wir sie nicht zu
Ungläubigen. Jedoch erklären wir sie zu Neuerungsträgern und sagen, dass sie
falsch liegen.“23
▪ 7. Schaykh ʿAbdul-ʿAzīz Ar-Rājiḥī sagte: „Wenn man (z. B.) in einer
Angelegenheit nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh (als Offenbarung) herabgesandt
hat, während man aber ansonsten stets mit der Gesetzgebung Aḷḷāhs richtet,
und diese Handlung aufgrund der Neigung, dem Satan, den Gelüsten und der
Suche nach einem Posten zustande kam... und er weiß, dass er gesündigt hat

21
Seine: „Majmūʿ Al-Fatāwā“ (12/280)
22
„ʿUmdatu At-Tafsīr“ (1/684)
23
https://youtu.be/ynWoPWVCHOY

10
Kufr dūna Kufr

und die Wahrheit in der Gesetzgebung Aḷḷāhs liegt, dann ist in diesem Fall sein
Unglaube keiner, der ihn aus der islamischen Gemeinschaft befördert.“24
▪ 8. Schaykh Ṣāliḥ Al-Fauzān sagte: „Die menschengemachten Gesetze, die
heute in vielen Ländern angewendet werden und als Quellen/Grundlagen für
die Gesetze gelten und die islamische Gesetzgebung wegen ihnen abgeschafft
wurde, außer in den Bereichen des privaten Rechts, so sind die Beweise für den
Unglauben desjenigen, der das macht, viele Verse, wie die Aussage des
Erhabenen: ‚Und wer nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh (als Offenbarung)
herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.‘“25

➡ Aus diesen Aussagen entnimmt man, dass unterschieden wird. Die Erlassung
menschengemachter Gesetze und damit zwischen den Muslimen zu richten, ist
großer Kufr. Derjenige, der aber im Normalfall immer mit den Gesetzen Aḷḷāhs
richtet, aber z. B. in einem Fall davon ablässt, weil er bestochen wurde oder
seinen Neigungen gefolgt ist, dieser hat kleinen Kufr begangen. 26

24
Aus dem Buch: „Fragen und Antworten über Īmān und Kufr“ (Seite 51)
25
„Al-Irschād ilā Taṣḥīḥ Al-Iʿtiqād“ (Seite 89)
26
Das Richten mit menschengemachten Gesetzen:
Aḷḷāh - erhaben ist Er - sagte: „Siehst du nicht jene, die behaupten, an das zu glauben, was zu dir (als
Offenbarung) herabgesandt worden ist, und was vor dir herabgesandt wurde, während sie sich in
Entscheidungsfragen an den Ṭāġūt wenden wollen, wo ihnen doch befohlen worden ist, ihn zu
verleugnen? Aber der Satan will sie weit in die Irre führen.“ [4:60]
▪ Über diesen Vers sagte Al-Ḥāfiẓ Ibn Kathīr (701 - 774 n. H.) in seinem „Tafsīr-Werk“: „…Und der Vers
ist allgemeiner als all dies, denn er missbilligt den, der sich vom Buch und der Sunnah abwendet und
sich an etwas Falsches wendet, anstatt an diese beiden (den Qurʾān und die Sunnah). Und das ist hier
mit Ṭāġūt gemeint.“
▪ Al-Ḥāfiẓ Ibn Ḥazm (384 - 456 n. H.) sagte: „Es gibt keine Unstimmigkeit bei zwei Muslimen, dass dies
aufgehoben ist und dass derjenige, der mit der Gesetzgebung des Evangeliums richtet, bei dem kein
Quelltext aus der Offenbarung der islamischen Gesetzgebung gekommen ist, so ist er ein
Ungläubiger, Götzendiener und hat den Islam verlassen.“ [„Al-Iḥkām fī Uṣūl Al-Aḥkām“ (5/162)]
▪ Imām Ibn Al-Qayyim sagte: „Wer sich bei Entscheidungsfragen an etwas anderes wendet als das,
womit der Gesandte gekommen ist, oder damit richtet, so hat er mit dem Ṭāġūt gerichtet und sich an
ihn gewendet.“ [„Iʿlām Al-Muwaqqiʿīn“ (1/85)]
▪ Imām Muḥammad Ibn ʿAbdil-Wahhāb (1115 - 1206 n. H.) sagte: „Es gibt zahlreiche Ṭawāġīt und
ihre Köpfe sind fünf: (1) Der Satan, möge Aḷḷāh ihn verfluchen. (2) Jeder, der angebet wird und dies
zulässt (und damit zufrieden ist). (3) Wer die Menschen zu seiner eigenen Anbetung aufruft. (4) Wer
behauptet, das Verborgene zu kennen. (5) Wer nicht mit Aḷḷāhs Gesetzen urteilt/richtet.“ [„Al-Uṣūl
Ath-Thalāthah“]
▪ Schaykh ʿAbdur-Raḥmān As-Saʿdī (1307 - 1376 n. H.) sagte in seinem „Tafsīr-Werk“ (4:60): „Jeder,
der mit etwas anderem als mit der Gesetzgebung (Scharʿ) Aḷḷāhs richtet, ist ein Ṭāġūt.“
▪ Schaykh Aḥmad Schākir (1309 - 1377 n. H.) sagte, nachdem er die menschengemachten Gesetze
der heutigen Zeit mit den Gesetzen der Tataren verglich, die von Ibn Kathīr als Unglaube bezeichnet

11
Kufr dūna Kufr

Und Aḷḷāh weiß es am besten.


Zusammengefasst und geschrieben von Abu Suleyman.
Rajab 1441 / März 2020

@Abu.Suleyman1438
https://t.me/islamstudy_Hadith

wurden: „Die Angelegenheit bei diesen menschengemachten Gesetzen ist deutlicher als die Sonne
und sie sind klarer/deutlicher Unglaube, bei dem es keine Verborgenheit und Täuschung gibt. Und es
gibt keine Entschuldigung für denjenigen, der sich dem Islam zuschreibt, wer auch immer es ist, nicht
danach zu handeln oder sich ihnen nicht zu fügen oder nicht zu bestätigen.“ [„ʿUmdatu At-Tafsīr“
(1/697)]
▪ Schaykh ʿAbdul-ʿAzīz Ibn Bāz (1330 - 1420 n. H.) sagte: „Jeder Staat, der nicht mit der islamischen
Gesetzgebung richtet und sich nicht dem Urteil Aḷḷāhs fügt/unterwirft, ist ein unwissender,
ungläubiger, ungerechter und frevelhafter Staat.“ [„Scharḥ Nawāqiḍ Al-Islām“ (Seite 110)]
▪ Schaykh Ṣāliḥ Al-Fauzān sagte: „Der Ṭāġūt ist derjenige, der absichtlich der islamischen
Gesetzgebung zuwiderhandelt und absichtlich nicht mit dem richtet, was Aḷḷāh herabgesandt hat,
und die menschengemachten Gesetze und Gerichte herbeibringt und diese anstatt der islamischen
Gesetgebung (Asch-Scharīʿah) einsetzt. Es gibt keinen Zweifel daran, dass dieser ein Ṭāġūt ist. Und
dieser ist nicht nur ein normaler Ṭāġūt, vielmehr zählt er zu den fünf Köpfen unter den Ṭawāġīt.“
[„Scharḥ Maʿnā Aṭ-Ṭāġūt“ (Seite 10)]

12

Das könnte Ihnen auch gefallen