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TUM School of Engineering and Design

Professur für Hochspannungs- und Anlagentechnik


Prof. Dr.-Ing. A. Jossen (komm.)

Vorlesung Elektrische Energietechnik

Kapitel 1:
Übersicht und Einführung
u

L1 L2 L3

Übersicht und Einführung


 2 t

Erzeugung elektrischer Energie

Drehstromsystem
1

Elektrische Maschinen 2

Generatorbetrieb
n 3
Übertragung elektrischer Energie s 4
n0
s=0 5

Energieversorgungsnetze
sK
6

Motorbetrieb
Hochspannungstechnik - MK
s=1
0 MK M

Elektrische Antriebe

Stromrichter D1 V1
uA
V3 D3
LM
Ud
iA=iM

Elektrosicherheit UM
GS - Motor
D2 V2 V4 D4

Themen der Vorlesung 2


Verfügbarkeit und Anwendung von Energie ist die Grundlage der wirtschaftlichen
Betätigung und des privaten Lebens in Industriegesellschaften.
(Produktion, Mobilität, … )
Wegen ihrer einfachen Anwendbarkeit und Wandelbarkeit nimmt die elektrische Energie
eine Schlüsselstellung ein.

Eine wesentliche Aufgabe der Ingenieurwissenschaften:


Die Grundlage zu schaffen für eine
– effiziente,
– zuverlässige,
– kostengünstige und
– nachhaltige
Versorgung mit elektrischer Energie und deren Anwendung.

Neuerungen und Innovationen durch


neue Energieträger, neue Werkstoffe, … und Verknüpfung von Betriebsmitteln und
Systemen der elektrischen Energieversorgung mit Hilfe der IKT.

Energietechnik – Übersicht 3
Hannover Messe 2018 – Ankündigung der Deutsche Messe AG
4
www.hannovermesse.de
Hannover Messe 2018 – Ankündigung der Deutsche Messe AG
5
www.hannovermesse.de
Hannover Messe 2018 – Ankündigung der Deutsche Messe AG
6
www.hannovermesse.de
Energietechnik
ist die Technik der Verarbeitung und Nutzung von Energie
mit Hilfe von Energieprozessen.

Grundlage ist vor allem die in den Energieträgern der Natur verfügbare Primärenergie.

Primärenergie tritt auf in den Erscheinungsformen:


• Potentielle mechanische Energie (Speicherwasser)
• Kinetische Energie (Windenergie, Laufwasser)
• Chemisch gebundene Energie (Kohle, Öl, Gas, ...)
• Physikalisch gebundene Energie (Uran, Plutonium)
• Thermische Energie (geothermische Energie)
• Elektromagnetische Strahlungsenergie (Solarenergie).

Energietechnik – Aufgaben 7
Elektrische Energietechnik

Zentrale Aufgabe: Bereitstellung und Nutzung von elektrischer Energie.


Im Hinblick auf übliche Energieflüsse bestehen die Teilaufgaben darin,
elektrische Energie
• aus anderen Energiearten umzuwandeln („erzeugen“),
• zu übertragen und zu verteilen,
• unter Veränderung elektrischer Parameter (z.B. Spannung, Frequenz) umzuformen,
• in andere Energieformen umzuwandeln („speichern“ und „anzuwenden“ bzw. zu
„verbrauchen“).
… und zwar: effizient, zuverlässig, wirtschaftlich und nachhaltig.
Zur Lösung der Aufgaben bedarf es spezifischer Fachgebiete und der
Zusammenarbeit mit bzw. der Mitwirkung von anderen Disziplinen:
z.B. Informationstechnik, Kommunikationstechnik, Steuerungs- und Regelungstechnik,
Automatisierungstechnik, Werkstofftechnik, Technische Mechanik, Thermodynamik, …

Elektrische Energietechnik – Aufgaben 8


Elektrische Energieübertragung gestern und heute

Erste Gleichstromübertragung im Jahre 1882 von Miesbach nach


9
München (Länge = 57 km, U = 2000 V, P = 1,1 kW, η = 22%)
Lage Glaspalast München

Quelle: https://de.wikipedia.org

Erste Gleichstromübertragung im Jahre 1882 von Miesbach nach


10
München (Länge = 57 km, U = 2000 V, P = 1,1 kW, η = 22%)
Ansicht Glaspalast München

Quelle: https://de.wikipedia.org

Erste Gleichstromübertragung im Jahre 1882 von Miesbach nach


11
München (Länge = 57 km, U = 2000 V, P = 1,1 kW, η = 22%)
Elektrische Energieübertragung gestern und heute

„Krafthaus“ in Lauffen/a. Neckar

Erste Drehstromfernübertragung von


12
Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main, 1891
Elektrische Energieübertragung gestern und heute

Deutsches Museum München

Generator im Deutschen Museum München

Erste Drehstromfernübertragung von


13
Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main, 1891
Elektrische Energieübertragung gestern und heute
Länge = 175 km
Un = 15 kV
f = 40 Hz
P = 100 kW
η (25 kV, 24 Hz) ≈ 75%

Erste Drehstromfernübertragung von


14
Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main, 1891
Elektrische Energieübertragung gestern und heute

Motor mit Pumpe


Quelle: https://de.wikipedia.org

Erste Drehstromfernübertragung von


15
Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main, 1891
Elektrische Energieübertragung gestern und heute

Tragmast
Masthöhe: 106 m
Isolatorenketten: 330 kN; 2 x 40 Stück
(l = 40 x 195 mm = 7,8 m)

Leiter: ACSR 810 mm² x 8 Bündel

Tragmast der 1.000 kV Leitung der TEPCO (Japan, 1997) 16


Elektrische Energieübertragung gestern und heute

Tragmast

Masthöhe: 106 m

Isolatorenketten: 330 kN; 2 x 40 Stück

Leiter: ACSR 810 mm² x 8 Bündel

Deutsches Museum München

Bündelleiter der 1.000 kV Leitung, TEPCO (Japan, 1997) 17


Elektrische Energieübertragung gestern und heute

Quelle: INMR, Q4 2009, Vol. 17, No 4

Abspannmast in 1000-kV-Freileitung (China) 18


Grundeinheiten
(Elektrische) Energie E Einheiten: J, Nm, kWh, MWh, TWh (1012 Wh), PJ (1015 J), EJ (1018 J)
(Elektrische) Leistung P Einheiten: W, kW, MW, GW
Jährlicher Energieverbrauch W Einheiten: kWh/a (Dimension einer Leistung) [1 a = 8.760 h]

Umrechnungsfaktoren:
1 Ws = 1 J = 1 Nm
1 kWh = 3.600 kJ = 860 kcal
1 kJ = 0,278 Wh

Energieäquivalente
1 t SKE = 29,31 GJ (SKE – Steinkohle-Einheit)
1 t SKE = 8.141 kWh
1 t OE = 1,43 t SKE (OE – Öleinheit)
1 m³ Erdgas ≈ 10 kWh

Vorsätze für Maßeinheiten (am Beispiel von Joule):


1 Gigajoule (GJ) = 109 J, 1 Terajoule (TJ) = 1012 J, 1 Petajoule (PJ) = 1015 J, 1 Exajoule (EJ) = 1018 J

Grundeinheiten, Umrechnungsfaktoren 19
AGEB-Energieeinheiten-Umrechner (Arbeitsgemeinschaften Energiebilanzen e.V.)

zu beziehen von Arbeitsgemeinschaften Energiebilanzen (http://www.ag-energiebilanzen.de)

Grundeinheiten, Umrechnungsfaktoren 20
1 m³ Wasser wird 10 m hochgehoben:
Energiebedarf E = 0,03 kWh
bei Annahme: 1 kWh kostet 28 ct → Energiekosten KE = 0,84 ct

1 m³ Wasser wird um Δ = 50 K erwärmt:


E = 57,8 kWh → KE = 16,18 €

Steigt ein Mensch (m = 75 kg) 1000 m hoch:


E = m g h = 750 N * 1.000 m = 0,21 kWh → KE = 6 ct
Erbringt er diese Energie in drei Stunden, so entspricht dies einer mittleren Leistung von 66 W
Zum Vergleich: Die Leistungsabgabe (Wärme!) eines Menschen in Ruhe beträgt ca. 70 W

Beispiel Kraftwerk:
Ein Großkraftwerk hat eine Nennleistung von 1.400 MW.
Bei einer Ausnutzungsdauer von 7.000 h ergibt sich eine Jahresenergieerzeugung von
W = 1.400 MW  7.000 h / a = 9,8109 kWh / a (ca. 10 TWh / a)
Bei Annahme von Strompreisen für Großabnehmer bzw. Verrechnungspreisen von 5 ct/kWh
→ KE = 9,8109 kWh / a  0,05 € / kWh = 490106 € / a

Größenvorstellungen für Energie und ihre Kosten 21


Beispiel Deutschland:
Brutto-Stromerzeugung (Stand 2017 – vorläufige Angaben):
654 TWh
Brutto-Inlandsstromverbrauch (Stand 2017 – vorläufige Angaben): 600 TWh
Maximale Last im öffentlichen Stromversorgungsnetz (Jahreshöchstlast):
P = 80  103 MW = 80 GW 82,5 GW (7.12.2017)
[Agora Energiewende – Agorameter]

Installierte Kraftwerksleistung zum Zeitpunkt der Jahreshöchstlast (2017): Fraunhofer ISE


https://www.energy-charts.de/power_inst_de.htm

ca. 203 GW
Nur ein Teil davon gilt als gesicherte Leistung (z.B. 2007 ca. 89 GW).
[gesicherte Leistung = gesamte Kraftwerksleistung
- nicht einsetzbare Leistung (z. B. mangelndes Wasser- oder Winddargebot),
Kraftwerksausfälle, Revisionen und Reserve für Systemdienstleistungen.]

Zum Vergleich: 600 TWh / 8.760 h = 68,5 GW (mittlerer Stromverbrauch)


Quelle AG Energiebilanzen

Jahresverbrauch und Jahreshöchstlast el. Energie in Deutschland 22


Primärenergie Energieinhalt von Energieträgern und regenerativen Energiequellen, die noch
(Rohenergie) keiner Umwandlung unterworfen wurden.
Von der Natur zur Verfügung gestellt, bilden die Basis der Energieversorgung

Sekundärenergie Energieinhalt von Energieträgern, die aus Umwandlung von


Primärenergieträgern gewonnen wurden (z.B. Elektrizität, Fernwärme und
sekundäre Brennstoffe wie Briketts, Heizöl, Benzin usw.)

Endenergie Sekundärenergie und direkt verwendbare Primärenergie, die dem


(Gebrauchsenergie) Endverbraucher (Industrie, Gewerbe, Haushalte und Verkehr) zur Verfügung
stehen.

Nutzenergie Alle Formen der technischen Energie, welche der Verbraucher für z.B.
Beleuchtung, mechanische Arbeit, Heiz- und Prozesswärme, Nutzelektrizität
für chemische Reaktionen, elektromagnetische Strahlung usw. benötigt.
Die Nutzenergie ergibt sich aus der Endenergie durch Abzug der in den
Verbrauchsgeräten entstehenden Verluste.

Begriffe der Energietechnik 23


Energieträger
sich nicht erneuernde (nicht regenerative) sich erneuernde (regenerative)

 fossile Energieträger  Sonnenenergie

- Braunkohle direkt nutzbar


- Steinkohle - solarthermische Wandlung
- Erdöl - photoelektrische Wandlung
- Erdgas indirekt nutzbar
- Ölschiefer - Wasserkraft
- Ölsande - Gezeitenenergie
- Meeresströmung
- Meereswärme
- Windenergie
- Bioenergie
 nukleare Energieträger  geothermische Energie

- Uran - Dampf
- Thorium - Heißwasser
- Deuterium
- Lithium

Verfügbare Energieträger 24
Primärenergie : Endenergie : Nutzenergie = 3 : 2 : 1

*) Verwendung der Energieträger als


Rohstoffe für industrielle Produkte

Quelle: Müller, L.: Handbuch der Elektrizitätswirtschaft.

Primär-, Sekundär-, End- und Nutzenergie mit Zahlen für die BRD 1998 25
Primärenergieverbrauch
26
[Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.]
Anteile der Energieträger am Primärenergieverbrauch Anteile der Energieträger am Primärenergieverbrauch
in Deutschland im Jahr 2010 in Deutschland im Jahr 2017

Quelle: AG Energiebilanzen

Verbrauch von Primärenergie nach Energieträgern 27


Quelle: BGR Energiestudie 2017

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland nach


28
Energieträgern und Zieldarstellung für 2020 und 2050
Primärenergieverbrauch in Deutschland ca. 460 Mio t SKE pro Jahr (Stand 2017)

Gesamter Bruttostromverbrauch ca. 600 Mrd. kWh (≙ ca. 15% des Primärenergieverbrauchs)

Veranschaulichung Primärenergieverbrauch: 460 Mio t SKE ≙ 322 Mio toe (1 toe = 1,43 t SKE)
322 Mio toe ≙ 378 Mio m³ = 0,378 km³ (ρÖl ≈ 0,85 t/m3)

zum Vergleich:
Königssee (L = 7,2 km,
Tiefe bis 190 m):
V = 512 Mio m3

Verbrauch Primärenergie und elektrische Energie in Deutschland 29


Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bez. auf den Brutto-Inlandsstromverbrauch 2017: 36,1%

2017: 14,4%
2017: 33,1%

2017: 22,6%
2017: 11,6%
2017: 13,1%
Anteile der Energieträger am Primärenergieverbrauch Anteile der Energieträger zur Brutto-
in Deutschland im Jahr 2010 Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2010

Der Anteil des Verbrauchs elektrischer Energie bezogen auf den Primärenergieverbrauch
liegt in Industrieländern bei ca. 15%

Quelle: AG Energiebilanzen

Verbrauch von Primärenergie und el. Energie nach Energieträgern 30


Durchschnittlicher Tagesverbrauch elektrischer Energie in Deutschland ca. 1,64 Mrd kWh

Veranschaulichung bei Annahme, dass diese Energie ausschließlich aus gespeicherter Wasserkraft
bereitgestellt werden soll (Energiewandlung wird dabei mit 100% Wirkungsgrad angenommen):

Potentielle Energie: E = m g h  h = ? Lösung: h = 1.200 m

zum Vergleich:
Königssee (L = 7,2 km,
Tiefe bis 190 m):
V = 512 Mio m3

Speicherung elektrischer Energie in Speicherkraftwerken 31


Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
32
[Quelle: BMWi]
Quelle: Energiemarkt Deutschland – Jahrbuch 2017, TÜV Media

Nutzung erneuerbarer Energien weltweit 2015 33


Prof. Dr.-Ing. Dr. sc. techn. h.c. Hans Prinz (1907-1978)

Verbrauch elektrischer Energie in der Weiterführung der Extrapolation des Stromverbrauchs


Bundesrepublik Deutschland (1920-1965) in Deutschland nach Prinz (1965) und aktuelle
nach Prinz Verbrauchsdaten (Brutto-Stromerzeugung)

Prognosen zum Verbrauch elektrischer Energie 34


“Prognosen sind schwierig,
besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

(zugeschrieben Mark Twain, Winston Churchill, Karl Valentin u. a.)

Zu Prognosen … 35
Primärenergiebedarf in Deutschland
Weltbevölkerung und -energiebedarf (Quelle: IEA 2002)
(Quelle: PROGNOS/EWI)

Prognosen zum Primärenergieverbrauch 36


2001 Einheit Welt Norwegen USA D VR China Indien Nepal
Primärenergie (PE) toe/Kopf 1,64 5,90 7,98 4,26 0,90 0,51 0,36
Primärenergie (PE) MWh/Kopf 19,1 68,6 92,8 49,5 10,5 5,93 4,19
Elektroenergie (EE) MWh/Kopf 2,3 26,5 12,9 6,8 1,1 0,4 0,067
EE/PE % 12,2 38,6 13,9 13,7 10,2 6,9 1,6
Anteil Einwohner % 100 0,07 4,7 1,3 20,8 16,9 0,38
Anteil an Welt-PE % 100 0,27 22,7 3,5 11,4 5,3 0,08

2015 Einheit Welt Norwegen USA D VR China Indien Nepal


Primärenergie (PE) toe/Kopf 1,86 5,71 6,80 3,77 2,17 0,65 0,41
Primärenergie (PE) MWh/Kopf 21,6 66,4 79,1 43,8 25,2 7,56 4,77
Elektroenergie (EE) MWh/Kopf 3,05 23,4 12,8 7,02 4,05 0,86 0,14
EE/PE % 14,1 35,2 16,2 16,0 16,1 11,4 2,9
Anteil Einwohner % 100 0,07 4,38 1,11 18,7 17,9 0,39
Anteil an Welt-PE % 100 0,22 16,0 2,26 21,8 6,24 0,09
Betrachtung basiert auf Brutto-Stromverbrauch = Brutto-Stromerzeugung + Importe – Exporte – Übertragungs- und Verteilungsverluste

Unterschiede im Energieverbrauch
37
[Quelle: IEA Key Energy Statistics 2017]
Tendenzen für die weltweite Entwicklung des Verbrauchs elektrischer Energie am Beispiel China

Installierte Kapazität für die Erzeugung elektrischer Energie


2004: 439 GW Wachstumsrate typ. > 10%
2020: 1000 GW
Zum Vergleich: Jahreshöchstlast in Deutschland ca. 80 GW
Installierte Kapazität in Deutschland 152 GW (Stand 2010)

China besitzt großes Potenzial an nutzbarer Wasserenergie (395 GW) und


große Kohleressourcen (1000 Mrd t) in Zentralchina

Konsequenz: Aufbau eines Höchstspannungs-Übertragungsnetzes


UHV-AC: 1000 kV Nennspannung (1100 kV max. Spannung)
UHV-DC: ±800 kV Nennspannung

Entwicklung des Verbrauchs elektrischer Energie in China 38


6000
Mtoe
Öl
5000
Kohle
4000
Gas
3000

2000 Biomasse

Kernkraft
1000
Wasserkraft
andere Erneuerbare
0
1980 1990 2000 2010 2020 2030

[Quelle: IEA – Key World Energy Outlook 2008]

Prognosen zum Primärenergieverbrauch (PEV) 39


Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern und ein mögliches Szenario
der künftigen Entwicklung (New Policy Scenario, IEA Word Energy Outlook 2010)
[Quelle: BGR, Reserven, Ressourcen und
Verfügbarkeiten von Energierohstoffen 2010 ]

Prognosen zum Primärenergieverbrauch (PEV) 40


[Quelle: IEA World Energy Outlook 2015]

Prognosen zum Primärenergieverbrauch (PEV) 41


Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs und der CO2 Emissionen nach möglichen Szenarien
der künftigen Entwicklung (IEA Word Energy Outlook 2015)
[Quelle: IEA World Energy Outlook 2015]

Prognosen zum Primärenergieverbrauch (PEV) 42


Entwicklung des globalen Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern und dem New Policies Szenario
für die künftige Entwicklung (IEA Word Energy Outlook 2015)
[Quelle: IEA World Energy Outlook 2015]

Prognosen zum Primärenergieverbrauch (PEV) 43


[Quelle: BP Energy Outlook 2018]

Prognosen zum Primärenergieverbrauch (PEV) 44


Ressourcen: Energierohstoffe, deren Vorhandensein bekannt ist (Vorräte)

Reserven: Anteil der Ressourcen, der zum Zeitpunkt der Bewertung nutzbringend gewonnen
werden kann, d.h. abbauwürdig ist.

Reichweite: Zeitdauer, für welche die Reserven bei Annahme der derzeitigen Förderleistung
verfügbar sind

Reichweiten fossiler Energieträger:


Kohle 200 bis 400 Jahre
Erdöl 40 bis 70 Jahre
Erdgas 60 bis 100 Jahre

Ressourcen, Reserven, Reichweiten von Primärenergieträgern 45


Zum Vergleich:
PE-Verbrauch 13.000 Mtoe
entspr. 18.600 tSKE
entspr. 545 EJ

Anteile der nichterneuerbaren Energierohstoffe


an Förderung, Reserven und Ressourcen
weltweit für Ende 2009 (Exa = 1018)
Quelle: Technik in Bayern 02/2013

Ressourcen, Reserven, Reichweiten von Primärenergieträgern 46


Quelle: Energiemarkt Deutschland – Jahrbuch 2017, TÜV Media

Reichweite der weltweiten Reserven nichterneuerbarer


47
Energierohstoffe
„Ölkrise“ 1973 – Autofreier Sonntag

Konsequenzen aus den begrenzten Ressourcen 48


Beispiel heute:

Quelle: BStMWIVT, 2012

Konsequenzen aus den begrenzten Ressourcen 49


Primärenergieverbrauch in Deutschland
50
[Quelle: Umweltbundesamt, 2017]
Primärenergieverbrauch in Deutschland
51
[Quelle: Umweltbundesamt – Energieeffizienzdaten für den Klimaschutz, 2012]
Bundesminister Gabriel:
Beispiel heute:
„Die sauberste und günstigste Energie ist die, die
gar nicht verbraucht wird. Dieses Prinzip müssen
wir aber nicht nur fest in unserer Energiepolitik
verankern, wir brauchen hierfür auch einen
Bewusstseinswandel in unserer Gesellschaft…
… Energieeffizienz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die
nur dann gelingen kann, wenn Politik auf allen
Entscheidungsebenen, Unternehmen, aber auch der
Einzelne hierzu beitragen.

Das Ziel: Möglichst wenig Energie verbrauchen und den


verbleibenden Bedarf mit erneuerbaren Energien
decken. Ziel ist laut Gabriel den Energieverbrauch bis
2050 zu halbieren, „was rein rechnerisch dem
heutigen Energieverbrauch der Benelux-Staaten und
Österreichs zusammen entspricht.“

Webekampagne BMWI – Beginn: 12. Mai 2016


(Plakat U-Bahnstation München Theresienstr.)
Foto: HSA/Ki

„Effizient ist an den Heizkosten zu sparen.


Nicht an den Reisekosten!“ 52
Bundesminister Gabriel:
Beispiel heute:
„Die sauberste und günstigste Energie ist die, die
gar nicht verbraucht wird. Dieses Prinzip müssen
wir aber nicht nur fest in unserer Energiepolitik
verankern, wir brauchen hierfür auch einen
Bewusstseinswandel in unserer Gesellschaft…
… Energieeffizienz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die
nur dann gelingen kann, wenn Politik auf allen
Entscheidungsebenen, Unternehmen, aber auch der
Einzelne hierzu beitragen.

Das Ziel: Möglichst wenig Energie verbrauchen und den


verbleibenden Bedarf mit erneuerbaren Energien
decken. Ziel ist laut Gabriel den Energieverbrauch bis
2050 zu halbieren, „was rein rechnerisch dem
heutigen Energieverbrauch der Benelux-Staaten und
Österreichs zusammen entspricht.“

Webekampagne BMWI – Beginn: 12. Mai 2016


(Plakat U-Bahnstation München Theresienstr.)
Mai 2016 Oktober 2016 Foto: HSA/Ki

„Effizient ist an den Heizkosten zu sparen.


Nicht an den Reisekosten!“ 53
Quelle: Welt am Sonntag, 04.03.2012

Energiewende 54
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 10/11.03.2012

Energiewende 55
Presse-Spiegel:

Quelle: FAZ, 28.02.2012

Energiewende 56
Quelle: Welt am Sonntag, 02.12.2012

Energiewende – „Eine Nummer zu groß“ ? 57


Quelle: Süddeutsche Zeitung, 04.01.2013

Energiewende – „Das Angebot schwankt“


58
Süddeutsche Zeitung, 04.01.2013
Quelle: VDE dialog 01/2016

„Auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter“ (VDE) 59


Ziel:
• Reduzierung des Energiebedarfs
• Erschließung von Alternativen für langfristig nicht mehr verfügbare Energieträger
• Reduzierung der Umweltbelastung

Lösungen
• mittelfristig:
- Steigerung der Energieeffizienz
(z.B. Wärmedämmung; modernere Kraftwerke → erfordert Planungssicherheit; …)
- verstärkte Nutzung regenerativer Energien
• langfristig:
- Nutzung regenerativer Energien in Verbindung mit leistungsstarken Energiespeichern
- Kernfusion (ab 2050 ?)

Konsequenzen aus der begrenzten Ressourcen 60


Zwischen Sonneneinstrahlung und der Rückstrahlung ins Weltall herrscht Gleichgewicht:

als IR-Strahlung
ins Weltall
Einstrahlung 100%
(1,353 kW/m²)

reflektiert 31 %

17% in Atmosphäre
in Wärme umgewandelt

Wärmestrahlung
Konvektion
Verdunstung

52% der Strahlung


erreicht Erdoberfläche

Erde

Sonneneinstrahlung (1 Jahr) ≈ 1,56 · 1018 kWh


Energieverbrauch Weltbevölkerung ≈ 160 · 1012 kWh ( ≙ 0,01% der Sonneneinstrahlung)

Energiebilanz der Erde 61


Stromverbrauch in Industrie, Haushalt, GHD und Verkehr Anteil

mechanische Energie 49,8 %

Prozesswärme
(z.B. für industrielle Schmelz- und Trocknungsprozesse sowie 27,4 %
zum Kochen und Bügeln)
Raumheizwärme 5,1 %
Information und Kommunikation (IuK) 7,4 %

Beleuchtung 10,3 %

Quelle BWK Bd.61 2009 Nr.6

Verbrauch elektrischer Energie nach Anwendungsarten (Stand 2007) 62


Entsprechend ihrer Verpflichtung erbringen die Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) die
Dienstleistung, jederzeit Spannung und Strom zur Lieferung bereitzustellen.

Elektrische Energie ist keine übliche Ware.

Der Markt für die elektrische Energie ist stark geprägt von den physikalischen Besonderheiten:
• einfach in andere Energieformen umwandelbar;
für bestimmte Anwendungen (z.B. Licht, Kommunikation) besteht praktisch ein
Quasimonopol, d.h. eine Substitution durch andere Energieträger ist oft nicht möglich.
• direkte Speicherung in nennenswerten Mengen nicht möglich
 Erzeugung muss jederzeit dem Verbrauch entsprechen.
• leitungsgebunden
 Elektrische Energie benötigt ein eigenes Transportsystem,
dessen Kapazität für die Spitzenlast einschließlich Reserve angepasst sein muss.

Eigenschaften von elektrischer Energie 63


Blackout in München am 15.11.2012 (7:00 – ca. 9:00 Uhr) 64
Blackout in München am 15.11.2012 (7:00 – ca. 9:00 Uhr) 65
Umspannwerk Oberföhring – zerstörter Spannungswandler
Foto: Thomas Gaulke (in SZ Nr. 265, 16.11.2012)

Blackout in München am 21.11.2012 (7:00 – ca. 9:00 Uhr) 66


Skyline von Manhattan [Der Spiegel, Nr. 34, 18.08.2003]
50 Mio. Einwohner 30 Stunden ohne Strom

Blackout in Nordamerika am 14./15.08.2003 67


Arten von Elektroenergiesystemen
Gleichstromsysteme:
• Mess- und Steuersysteme; Notstromversorgung (24 V, 220 V, 440 V)
• Elektrische Bahnen (500 V bis 750 V; 1,5 kV bis 3 kV)
• Hochgespannter Gleichstrom (Hochspannungs-Gleichstromübertragung HGÜ)

Wechselstromsysteme:
• Einphasen-Wechselstrom 50 Hz
• Einphasen-Wechselstrom 16,7 Hz http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/auto-verkehr/deutsche-bahn-300-km-h-mit-dem-strom-der-geschichte-14984624.html

Drehstromsysteme:
Vorteile:
• Einsparung des Materials und der Verluste des Rückleiters (Neutralleiter) bei symmetrischem Betrieb
(Summe der Leiterströme ist gleich 0).
• Im NS-Netz die Auswahl zwischen Leiter-Erd-Spannung und Außenleiterspannung
Nachteile:
• Die maximale Länge der Kabel ist durch ihre großen kapazitiven Ladeströme bei Wechselspannung auf
ca. 20 km begrenzt. ( Versorgung von Inseln über lange Seekabel nicht möglich)
• Übertragung über extreme Entfernungen verursacht Stabilitätsprobleme (/4 = 1500 km bei 50 Hz).
• Netze unterschiedlicher Nennfrequenz (50 Hz oder 60 Hz) können nicht unmittelbar gekuppelt werden.

Arten von Elektroenergiesystemen 68


GIS

Erzeuger/Kraftwerk Trafo Freileitung Schaltanlage Kabel Schaltanlage Trafo Kabel Abnehmer

Weg des Stroms im Elektroenergieversorgungssystem 69


Transformator E Transformator A
Leitung
I E2 RL I A1
Erzeuger Abnehmer

I E1 I A2

U E1 U E2 U A1 U A2

TE TA

|U| klein |U| groß |U| klein


|I| groß |I| klein |I| groß

Leistung beim Abnehmer PA  U I  PA 2 1


 PV  RL 2  PV  2
Übertragungsverluste PV  I 2 RL  U U

Faustformel für Übertragungsspannung: Entfernung in km ≈ Übertragungsspannung in kV

Prinzip der verlustarmen Übertragung mit Hochspannung 70


- Verbundnetz
- Höchstspannungsebene 380 / 220 kV

S S

- Verteilnetz
- Hochspannungsebene 110 kV

- Verteilnetz
- Mittelspannungsebene 6 / 10 / 20 kV

S S S S
Legende:
S Sondertarifkunden
- Ortsnetz T Tarifkunden
- Niederspannungsebene 0,4 kV

T S T S T S T S T S T S T S T S

Struktur der Elektrizitätsversorgung in Deutschland 71


Verbraucher

Industrie Netz
Haushalte
3 Anbindung

Batterie Brennstoffzelle Sonne Wind Wasser Gas, Diesel

Erzeuger / Speicher

Struktur einer dezentralen Elektrizitätsversorgung 72


Quelle: Wikipedia „Stromnetz“, 14.4.2015
https://de.wikipedia.org/wiki/Stromnetz

Grobes Prinzip der Stromversorgung und -verteilung 73


Quelle: Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) Quelle: Wikipedia ÜNB 2012-04
https://www.vde.com/de/fnn/dokumente/karte-deutsches-hoechstspannungsnetz

Übertragungsnetz und Regelzonen der ÜNB in Deutschland 74


Vorteile des Verbundbetriebs:
• Optimierung der Erzeugungskosten durch wirtschaftliche Lastverteilung auf
unterschiedliche Kraftwerke
• Leistungsausgleich in Folge stufenweisen Kraftwerksausbaus und damit
Möglichkeit zum Bau größerer, wirtschaftlicher Kraftwerke bzw. von
Gemeinschaftskraftwerken sowie größere Freizügigkeit der Standortwahl
• Austausch von Spotmengen und Bandlieferungen
• Übertragung von Reserveleistung bei Kraftwerksstörungen und
Erzeugungsmangel
• Bereitstellung von Netzreserve im vermaschten Verbundnetz bei
Netzüberlastungen oder Netzausfällen.

Verbundbetrieb elektrischer Energieübertragungsnetze 75


Neue Herausforderungen 76
Neue Herausforderungen für den Verbundbetrieb:
• Europäische Energiepolitik
(Rohstoffe, Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit)
• Europäisches Netz
(Netzausbau unter europäischen Gesichtpunkten)

 „Kupferplatte“  Supergrid

Fazit
• Geeignete technische Lösung
– Hochspannung
– Gleichstromübertragung (HGÜ)
• Nord-Süd Achsen für Wind/Solar
• West-Ost Achsen für Tagesgang-Ausgleich

Neue Herausforderungen 77
„Grüne Stromflut“ (SZ Nr. 254, 3./4.11.2012) 78
„Ja zum Netzausbau“ (Stern Nr. 15, 4.4.2013) 79
Bürgerprotest bei Fritzlar (Hessen, 20.05.2015)
Bild: deutschlandfunk.de picture alliance dpa Uwe Zucchi

„Ja! Zur Energiewende – Nein! Zu SuedLink“


Bild: INMR Weekly Technical Review, 20.09.2016

Protest gegen Freileitung in Quebec, Kanada 81


Pressemitteilung BNA vom 08.01.2014:
"Von den 90 Maßnahmen, die die
Übertragungsnetzbetreiber im Entwurf des NEP
Strom 2013 vorgeschlagen haben, konnten wir 56
bestätigen", sagte Homann. "Wir haben nur die
Maßnahmen bestätigt, die nach unserer Bewertung
in den kommenden zehn bzw. zwanzig Jahren für
einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb
zwingend erforderlich sind."

Aus dem Szenario B2023 des Netzentwicklungsplans


2013 werden auf Grundlage der Berechnungen der
Übertragungsnetzbetreiber bestätigt:
• AC-Neubau 600 km
• DC-Korridore 1.600 km
• DC-Neubau 450 km
• AC-Netzverstärkung 2.500 km
• AC-DC Umstellung 300 km
Summe 5.450 km

Bundesnetzagentur Netzentwicklungsplan Bestätigung, 19.12.2013) 82


Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung 21. März 2014

Energiewende – „Die Problemleitung“ (FAZ 21.03.2014) 83


Quelle: FAZ net, 07.10.2015

Energiewende – „Vorrang für Erdkabel“ (FAZ net, 07.10.2015) 84


„Bayern vor dem Trassenkampf“ (SZ Nr. 224, 27.09.2016) 85
Quelle: Welt / N24 online, 24.04.2017

Kommt jetzt die Strom-Maut? 86


[https://www.welt.de/wirtschaft/article163940561/Jetzt-drohen-die-deutschen-Bauern-mit-einer-Strom-Maut.html]
Europäisches Verbundnetz der Partner von ENTSO-E 87
RG … Regional Groups

Europäisches Verbundnetz der Partner von ENTSO-E 88


Netzkarte des Europäischen Verbundnetzes der ENTSO-E 89
Quelle: VDN

Stromaustausch Deutschlands mit Nachbarländern 2005 90


Deuschland
Import: 42.171 GWh
Export: 59.878 GWh

Quelle: entso-e Statistical Yearbook 2010

Stromaustausch Deutschlands mit Nachbarländern 2010 91


Quelle: Energiemarkt Deutschland – Jahrbuch 2017, TÜV Media

Stromaustausch Deutschlands mit Nachbarländern 2015 92


Quelle: M. Waldron, Keynote Lecture ISH 2013, Seoul, 26.08.2013

European super smart grid

93
Quelle: M. Waldron, Keynote Lecture ISH 2013, Seoul, 26.08.2013

+/- 1100 kV DC

94

Gas, PV, Wind

Schematic illustration derived from:


Li Zhenya, State Grid China 94

CIGRE, Paris 2012


Quelle: M. Waldron, Keynote Lecture ISH 2013, Seoul, 26.08.2013

China: 1000 kV AC supergrid


: 800 kV DC

Russia: Grid upgrading

Brazil: 765 kV AC, 800 kV DC

India 1200 kV AC

USA 765 kV supergrid (planned)


1000 kV AC line
China Europe?

HVDC Grids?

95
Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz - EnWG)
Das aktuelle Energiewirtschaftsgesetz trat am 07.07.2005 in Kraft (letzte Novelle 29.03.2017)

Zweck:
1. Zweck des Gesetzes ist eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche,
effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit
Elektrizität und Gas, die zunehmend auf erneuerbaren Energien beruht.
2. Die Regulierung der Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetze dient den Zielen der
Sicherstellung eines wirksamen und unverfälschten Wettbewerbs bei der Versorgung mit
Elektrizität und Gas und der Sicherung eines langfristig angelegten leistungsfähigen und
zuverlässigen Betriebs von Energieversorgungsnetzen.
3. Zweck dieses Gesetzes ist ferner die Umsetzung und Durchführung des Europäischen
Gemeinschaftsrechts auf dem Gebiet der leitungsgebundenen Energieversorgung.

Rahmenbedingungen der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland 96


Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG)
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz trat am 01.04.2000 in Kraft (letzte Ausgabe 25.07.2017)

Zweck des Gesetzes ist es, insbesondere im Interesse des Klima- und Umweltschutzes
1. eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen,
2. die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung auch durch die Einbeziehung
langfristiger externer Effekte zu verringern,
3. fossile Energieressourcen zu schonen und
4. die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren
Energien zu fördern.

Ziel des Gesetzes ist es, den Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am
Bruttostromverbrauch stetig, kosteneffizient und netzverträglich zu steigern auf
1. 40 bis 45 Prozent bis zum Jahr 2025,
2. 55 bis 60 Prozent bis zum Jahr 2035 und
3. mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050.

Rahmenbedingungen der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland 97


Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG)
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz trat am 01.04.2000 in Kraft (letzte Ausgabe 25.07.2017)

Die Ziele nach § 1 Absatz 2 Satz 1 sollen erreicht werden durch


1. einen jährlichen Brutto-Zubau von Windenergieanlagen an Land mit einer install. Leistung von
a) 2 800 Megawatt in den Jahren 2017 bis 2019 und
b) 2 900 Megawatt ab dem Jahr 2020
2. eine Steigerung der installierten Leistung von Windenergieanlagen auf See auf
a) 6 500 Megawatt im Jahr 2020 und
b) 15 000 Megawatt im Jahr 2030,
3. einen jährlichen Brutto-Zubau von Solaranlagen mit einer installierten Leistung von 2 500
Megawatt und
4. einen jährlichen Brutto-Zubau von Biomasseanlagen mit einer installierten Leistung von
a) 150 Megawatt in den Jahren 2017 bis 2019 und
b) 200 Megawatt in den Jahren 2020 bis 2022.
„Strompreisbremse“ (Peter Altmaier, BMU, 2013)
„atmender Deckel“

Rahmenbedingungen der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland 98


Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG)

Die Vergütung besteht aus einer Mindestvergütung zuzüglich verschiedene Boni (z.B. für
innovative Anlagentechnik).

Die Vergütung hängt ab von


• der Art der genutzten Energieträger (Windenergie, Solare Strahlungsenergie, …),
• der Leistungsklasse der Anlagen,
• der Effizienz der Anlagen (z.B. bei Windenergie im Vergleich zu einer Referenzanlage),
• dem Standort der Anlage (Onshore/Offshore bei Windenergie; Dachflächen, Ackerland, …
bei PV) und
• dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme.

Für Anlagen, die nach dem 01.01.2012 in Betrieb genommen werden sind die Vergütungen
zeitlich befristet (Vergütungszeitraum 20 Jahre) und sinken jährlich degressiv wobei die
Höhe der Absenkung für die verschiedenen Energieträger unterschiedlich ist.

Rahmenbedingungen der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland 99


Quelle: Sueddeutsche Zeitung online, 08.06.2016

Energiewende – „Reform der Ökostrom-Förderung“


100
(SZ online, 08.06.2016)
Quelle: Spiegel Online, 25.08.2017

Strompreis für Haushalte in Deutschland nach Bestandteilen 101


Kosten für Energiebedarf in Deutschland (SZ Nr. 281, 5.12.2012) 102
Entwicklungstendenzen
• Kryokabel (HTSL = Hochtemperatur Supraleiter)
• Einsatz von Kunststoffen in der Isoliertechnik
• Einsatz von Leistungselektronik in der Energieübertragung und –verteilung
(z.B. FACTS)
• HGÜ–Verbundnetze (z.B. zur Anbindung von Offshore-Windkraftanlagen)
• Intelligente Stromnetze (Smart Grids, E-Energy) durch Einsatz von IT
• Energiespeicher
• Elektromobilität
• Energieeffizienz

Entwicklungstendenzen in der elektrischen Energietechnik 103


„Verheizte Energie“ (Der Spiegel 7/2007) 104
Ende Kapitel 1
Übersicht und Einführung

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