Sie sind auf Seite 1von 5

Neue Sachlichkeit

Der Begriff

o „Neue Sachlichkeit" bezeichnet eine künstlerische und literarische Strömung zur Zeit der
Weimarer Republik
o Namensgeber: Gustav Friedrich Hartlaub (1923)
o Reaktion auf Expressionismus (vorherige Kunstepoche), es wurde bewusst auf eine
naturgetreue Wiedergabe des Gegenständlichen verzichtet

Gemälde Vergleich

o Vergleich Gemälde 1: Alexej von Jawlensky (deutsch-russischer Künstler), Dorfstraße


(1908) aus dem Expressionismus, Gemälde 2: Otto Dix - Weite Ebene (Weiler hinter
Bohlingen) (1939)

o Beides Landschaftsgemälde, links Merkmale des Expressionismus (weniger naturgetreue


Wiedergabe), Rechts neue Sachlichkeit, Merkmale… werden später noch erklärt

Historischer Kontext

o Startpunkt der Neuen Sachlichkeit: 1918 ausgerufene Weimarer Republik als erste
deutsche Demokratie.
o Aufgrund der Auswirkungen des 1.Weltkriegs: Demokratie war bereits zu Beginn sehr
geschwächt
o Hungers- und Wohnungsnot, Armut, Arbeitslosigkeit und Krankheiten gehörten zum
Alltag der neuen Republik
o unruhige Stimmung im Land ausgelöst durch die häufigen Aufstände der Bürger und die
durch den Versailler Vertrag 1919 erlegten Reparationszahlungen
o 1929: Weltwirtschaftskrise
o Streben nach Ordnung nach der Zeit des 1.Weltkriegs
o Expressionistische Ideen werden mit der Gründung der Weimarer Republik zunehmend
in Frage gestellt
o Ende der Epoche: Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (1933)

Welt- und Menschenbild

o der Mensch wird als eine Ware angesehen, die zu jeder Zeit austauschbar ist
o Beziehungen, die die Menschen miteinander eingingen waren ersetzbar
o Menschen galten als entmutigt und erlebten ihre gesellschaftlichen Verhältnisse als
Chaos und widersprüchlich

Motive und Themen

o Typisch für die Kunst der neuen Sachlichkeit: Wechsel zwischen Zeitnähe und Weltferne,
Traditionsbewusstsein und Modernität, Melancholie und Fortschrittsglauben
o Motive: Porträts, Landschaften, Stadtansichten, Stillleben, bislang unüblichen Motiven
wird nun Aufmerksamkeit geschenkt
o Beispiele: Gegenstände aus Umwelt und Alltag: Litfaßsäule und Reklameschilder
sowie neue Technologien, die wie Glühbirne, Grammophon, Radioapparat und
Fabrikarchitektur

Gemälde mit Motiven der neuen Sachlichkeit

Alexander Kanoldt - Stillleben mit Gummibaum (1921)

o Stillleben
o naturbezogenen Gemälde-> Menschen sehnten sich in der Weimarer Republik nach
Idylle

Georg Scholz – Selbstbildnis vor der Litfaßsäule (1926)

o Litfaßsäule: vorher nicht als kunstwürdig betrachtet?

Otto Dix – Großstadt (1927-1928)

o Deutscher Künstler
o Dix malte zunächst im Stil des Expressionismus, danach allerdings in dem der neuen
Sachlichkeit
o Am bekanntesten sind seine Gemälde in der Stilrichtung der neuen Sachlichkeit
o Triptychon, d.h. das es in drei Einzelbilder geteilt ist
o Gesellschaftskritisches Werk
o Bettler und Reiche
o Kluft zwischen arm und reich in der Gesellschaft
o ->unschöne Realität soll gezeigt werden

Strömungen:
1.Verismus (1918-1933)

o Ital. „verismo“ heißt wahr, Kunstströmung befasst sich also mit dem wahren Leben
o Politische Kunst
o Teilweise Solidarisierung der Künstler mit kommunistischen und sozialististischen Zielen
o Entgegengesetze Richtung: einige Künstler haben sich von der neuen Sachlichkeit hin in
Richtung Nationalsozialismus entwickelt-> Beitritt NSDAP
o Künstler beschäftigten sich mit der Untersuchung und Abbildung der neuen sozialen
Wirklichkeit
o Fokus auf neue Bildthemen: unschöne Seiten der Großstadt, soziale Gefälle in der
Gesellschaft, die Rolle der “neuen Frau“, Schattenseiten der Gesellschaft
o Inhaltlich provokante Darstellungen, bis hin ins Groteske
o Hauptvertreter der Strömung, neben Otto Dix: George Grosz, Christian Schad, Rudolf
Schlichter, Karl Hubbuch, Georg Scholz und Jeanne Mammen
Otto Dix- Drei Prostituierte auf der Straße

o Kann dem Verismus zugeordnet werden


o Zu dieser Zeit malte Dix mit Vorliebe Prostituierte, Kriegsveteranen und gesellschaftliche
Außenseiter

Strömungen:

2. Neusachlicher Klassizismus

o Kunstwerke mit weniger politischem Hintergrund


o Es wurde auf traditionelle Techniken zurückgegriffen
o Der neusachliche Klassizismus nimmt sich nicht die harte Lebenswirklichkeit zum Thema
sondern hat eine Neigung zur Idealität
o Motive: zeitlose, unbewegte Landschaften, die in früheren Epochen häufig in Italien
verortet waren
o Menschen werden in einer stilllebenhaften Ruhe dargestellt und kommen häufig nur in
Vereinzelung vor

o Hauptvertreter: Christian Schad, Wilhelm Schnarrenberger, Alexander Kanoldt, Georg


Schrimpf, Carlo Mense, Eberhard Viegener, Rudolf Dischinger und Bernhard Dörries

Gemälde:

• Georg Schrimpf – Staffelsee (1925)


• Zeigt eine unbewegte Landschaft, wie im Bilderbuch, Idylle

• Isabella - Christian Schad (1934)


• Portrait einer jungen Frau, makellos

Strömungen: Magischer Realismus

o Der magische Realismus stellt die Verschmelzung von realer Wirklichkeit (greifbar,
sichtbar, rational) und magischer Realität (Halluzinationen, Träume) dar
o Charakteristisch: traumhaft-magische Lichteffekte
o Thematischer Schwerpunkt: Veränderungen der aktuellen Lebenswirklichkeit durch z.B.
Technik und Maschinen
o Eine wirkungsvolle, dämonische und bedrohliche Stimmung soll erzeugt werden
o Fließender Übergang zum Surrealismus
o Nach dem Ende der neuen Sachlichkeit: Magischer Realismus in als eigenständige
Strömung in ganz Europa und in Amerika
o Bekannte Künstler des magischen Realismus:
Carl Grossberg , Franz Radziwill, Georg Scholz , Konrad Klapheck
Gemälde:

o Franz Radziwill, Hinterhäuser in Dresden, 1931


o Reale Wirklichkeit: Häuser, Mauern
o Magische Realität: fantasievolles Muster auf der Mauer, und auf einem Haus, auf dem
die Tiefe fehlt
o Lichtreflexe im Himmel
o Flugzeuge 1931 noch recht neuartig, daher sah man sie selten

Magischer Realismus: Franz Radziwill


(1895-1983)

Franz Radziwill, Strand von Dangast mit Flugboot, 1929

Gemälde rechts:
Franz Radziwill, Flandern/ Wohin in dieser Welt, 1940-1950

o die erste Fassung des Bildes entstand mit den Vertriebenen und den Flugzeugen über
der Tiefebene des flandrischen Belgien
o die erste Fassung ist noch ganz realistische Kriegsreportage, der Titel „Wohin in dieser
Welt?“ spielt auf das Schicksal der Flüchtlinge an
o Nach Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg entstand in den Jahren 1945–1950 die zweite
überarbeitete Fassung des Gemäldes
o Radziwill vollzog damit den Schritt vom „Magischen Realismus“ zu einem
apokalyptischen Symbolismus
o → Es gab eine Gruppe von Werken, die Radziwill nach erstmaliger Fertigstellung dann
nach 1945 einer zweiten, gravierenden Veränderung unterzog

Künstler: Franz Radziwill= einer der bekanntesten Künstler des magischen Realismus

o Expressionistisches Frühwerk, magisch-realistisches Hauptwerk, symbolistisches


Spätwerk
o Bekannt sind rund 850 Ölbilder, 2000 Aquarelle, Zeichnungen und bemalte
Postkarten sowie 35 druckgrafische Arbeiten

o Seine Arbeiten werden national, wie auch international, in renommierten Museen


gezeigt.

Biografie:
o Geboren am 6. Februar 1895 in Strohausen in der Wesermarsch
Dort besuchte er zunächst die Volksschule in Bremen
o 1909 bis 1912 eine Lehre als Maurer
o studierte 1913- 1915 Architektur in Bremen
o Zusätzlich besuchte er in Abendkursen die dortige Hochschule für Gestaltung, widmete
sich dem figürlichen Zeichnen
o Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Soldat, geriet von 1918 bis 1919 in englische
Gefangenschaft. Danach nahm er sein Kunststudium wieder auf.
o 1920: Umzug nach Berlin
o beteiligte sich an einer Ausstellung der "Freien Sezession" und machte die Bekanntschaft
mit Otto Dix.
o Durch die entstandene Freundschaft mit Otto Dix gelangt Radziwill in die Künstlerkreise
der "Neuen Sachlichkeit"
o Radziwill entwickelte darin eine magisch-realistische Ausdruckskraft
o Zur Darstellung kamen in großen Ansichten apokalyptische Stimmungen des Himmels
und des Lichts
o 1931 wurde Radziwill Mitglied der "Novembergruppe" in Berlin
o 1933-1935 war er als Lehrender für Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf tätig
o Trat während der NS-Zeit der NSDAP bei
o Nahm am Zweiten Weltkrieg teil
o Nach dem zweiten Weltkrieg ging er von der neuen Sachlichkeit zum Symbolismus über
o Ab Mitte der sechziger Jahre: beginnt Radziwill frühere Bilder durch Übermalungen zu
verändern
o Lebte eine lange Zeit seines Lebens in Dangast, hat viele seiner Bilder dort gemalt
o Zwischen 1963-1970 erhielt er einige Auszeichnungen für seine Kunst
o 1972 gab Radziwill aufgrund seiner fortschreitenden Sehschwäche auf
o Starb 1983 in Wilhelmshaven

Das könnte Ihnen auch gefallen