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Ottomotor-Management

Robert Bosch GmbH


Robert Bosch GmbH

Ottomotor-
Management

3.
überarbeitete und ergänzte Auflage
I

Bibliografische Information der Deutschen


© Springer Fachmedien Wiesbaden 2005
Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie,
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über <http://dnb.ddb.de>abrufbar.

Nachdruck, Vervielfältigung und Übersetzung,


2. Auflage 2003 auch auszugsweise, nur mit unserer vorherigen
3., überarbeitete und ergänzte Auflage schriftlichen Zustimmung und mit Quellenangabe
Oktober 2005 gestattet.

Abbildungen, Beschreibungen, Schemazeich-


Alle Rechte vorbehalten. nungen und andere Angaben dienen nur der
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2005 Erläuterung und Darstellung des Textes. Sie
Ursprünglich erschienen bei Friedr. Vieweg & Sohn können nicht als Grundlage für Konstruktion,
VerlaglGWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005 Einbau und Lieferumfang verwendet werden.
Softcover reprint of the hardcover 3rd edition 2005
Wir übernehmen keine Haftung für die
Übereinstimmung des Inhalts mit den jeweils
www.vieweg.de
geltenden gesetzlichen Vorschriften.
Haftung ist ausgeschlossen.
Änderungen vorbehalten.

ISBN 978-3-663-10982-2 ISBN 978-3-663-10981-5 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-663-10981-5

NDl
Nikolaus August Otto entwickelte mit dem Viertaktmotor eine Verbrennungskraftmaschine,
die auch für den Einsatz in den ersten Automobilen Ende des 19. Jahrhunderts geeignet war.
Dieser Motor trat daraufhin einen Siegeszug an und ermöglichte die Verbreitung des Auto-
mobils. Die in neuen Fahrzeugen eingebauten Benzinmotoren arbeiten immer noch nach dem
gleichen Prinzip und bis heute trägt der "Otto-Motor" den Namen seines Erfinders.
Ein Problem in der Anfangszeit des Automobilzeitalters stellte die Zündung dar. Erst Robert
Bosch konnte dieses Problem zuverlässig lösen. Er entwickelte die von Otto für seine ortsfesten
Motoren eingesetzte träge magnetelektrische Abschnappzündung zur leichteren Abreiß-
Magnetzündung, wodurch der Ottomotor höhere Drehzahlen erreichte. Damit konnten die
Anforderungen für den Einsatz des Motors in einem Automobil zunächst befriedigt werden.
Die ebenfalls im Hause Bosch entwickelte Hochspannungs-Magnetzündung in Verbindung mit
der Zündkerze - die im Jahr 2002 ihr hundertjähriges Jubiläum hatte - und schließlich die
Batteriezündung genügten den weiter gestiegenen Anforderungen und sorgten für eine zuver-
lässige Zündung des Luft-Kraftstoff-Gemischs im Ottomotor.
Ab den 1970er-Jahren wurden Weiterentwicklungen im Motorenbau vor allem wegen
der immer strengeren Abgasgesetzgebungen erforderlich. Eine wichtige Rolle im Bestreben,
Leistung und Komfort zu erhöhen sowie die Schadstoffemissionen zu verringern spielte die
Elektronik. Im Hause Bosch wurden Systeme entwickelt, die den neu gestellten Anforderungen
Rechnung trugen. Eine wichtige Stellung nehmen die Benzineinspritzung sowie die Zündung
ein, die bei Bosch im Motormanagement-System Motronic zusammengefasst sind. In die
Motronic wurden immer weitere Teilsysteme integriert, wie z. B. die Füllungssteuerung mit der
elektronisch gesteuerten Drosselklappe (elektronisches Gaspedal, EGAS). Die Erweiterung
der Motronic für die Steuerung eines Ottomotors mit direkter Einspritzung in den Brennraum
stellte eine weitere große Herausforderung für die Bosch-Ingenieure dar.
Die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und damit die Verringerung der COz-Emissionen
sind Forderungen, die immer mehr in den Vordergrund treten. Die Benzin-Direkteinspritzung
ist ein Weg, der zu diesem Ziel führt. Der Einsatz von Erdgas im Ottomotor ist eine weitere
Alternative, diesem Ziel näher zu kommen. Die Bifuel-Motronic steuert einen Ottomotor, der
sowohl mit Benzin als auch mit Erdgas betrieben werden kann.

In diesem Buch sind die Hefte der Schriftenreihe "Fachwissen Kfz-Technik" zusammengefasst.
Es beschreibt, wie die verschiedenen Motormanagement-Systeme aufgebaut sind und wie sie
sowie ihre Komponenten arbeiten. In einem Rückblick werden auch die früheren Systeme zur
Motorsteuerung, die verschiedenen Benzineinspritzsysteme und Zündsysteme, erläutert.
Schließlich sind diese Systeme in älteren Fahrzeugen immer noch vorhanden.
Ein weiteres Thema dieses Buches ist die Abgasgesetzgebung, die einen wesentlichen Einfluss
auf den Umfang der Motronic-Systeme hat. Dieses Kapitel gibt einen Einblick in die Komplexität
der gesetzlichen Vorgaben.
Bis ein Motronic-System in einem neu entwickelten Fahrzeug arbeitet, ist ein immenser
Entwicklungsaufwand erforderlich. Ein Kapitel dieses Buches gibt deshalb einen überblick, wie
diese Systeme im Hause Bosch zur Serienreife gebracht werden.

Ein umfangreiches Inhalts- und Sachwortverzeichnis sowie das Abkürzungsverzeichnis machen


dieses Buch zu einem idealen Nachschlagewerk zum Thema "Ottomotor-Management".

Die Redaktion
6 InhaH

10 Geschichte 84 Kraftstoffversorgung
des Automobils 84 Kraftstoffförderung
10 Entwicklungsgeschichte bei Saugrohreinspritzung
12 Pioniere der Kfz-Technik 86 Kraftstoffförderung bei
14 Das Lebenswerk von Benzin-Direkteinspritzung
Robert Bosch 87 Kraftstoffverdunstungs-
Rückhaltesystem
16 Grundlagen 88 Elektrokraftstoffpumpe
des Ottomotors 91 Benzinfilter
16 Arbeitsweise 93 Hochdruckpumpen für BDE
20 Zylinderfüllung 100 Kraftstoffverteilerrohr
24 Drehmoment und Leistung 101 Drucksteuerventil
26 Motorwirkungsgrad 101 Druckbegrenzungsventil
28 Spezifischer 102 Kraftstoffdruckregler
Kraftstoffverbrauch 103 Kraftstoffdruckdämpfer
30 Klopfende Verbrennung
104 Saugrohreinspritzung
32 Kraftstoffe 104 Übersicht
32 Ottokraftstoffe 105 Arbeitsweise
37 Alternative Kraftstoffe 108 Einspritzlagen
109 Gemischbildung
40 Systeme zur 113 Zündung und Entflammung
Füllungssteuerung homogener Luft-Kraftstoff-
40 Elektronisches Gaspedal Gemische
(EGAS) 114 Elektromagnetische
44 Variable Ventilsteuerung Einspritzventile
47 Dynamische Aufladung
50 Mechanische Aufladung 118 Benzin-Direkteinspritzung
52 Abgasturboaufladung 118 Übersicht
55 Ladeluftkühlung 118 Arbeitsweise
56 gesteuerte Ladungs- 119 Brennverfahren
bewegung 122 Betriebsarten
57 Abgasrückführung 125 Gemischbildung
127 Zündung und Entflammung
58 Benzineinspritzsysteme 128 Hochdruck-Einspritzventil
der Vergangenheit
58 Übersicht 130 Erdgas-Betrieb
60 Anfänge der Gemisch- von Ottomotoren
bildung 130 Übersicht
68 Benzineinspritzsysteme 132 Aufbau und Arbeitsweise
im Wandel der Zeit 133 Gemischbildung
135 Natural Gas Injector NGI2
138 Erdgas-Rail
138 Kombinierter Erdgasdruck-
und Temperatursensor
139 Hochdrucksensor
DS-HD-KV4
140 Tankabsperrventil TV-NG1
141 Druckregelmodul PR-NG1
Inhalt 7

144 Zündsysteme der 220 Motronic-Systeme


Vergangenheit 220 Elektronische Steuerung
144 Übersicht und Regelung
146 Anfänge der Zündung 226 Motronic-Ausführungen
154 Batterie-Zündsysteme 232 Systemstruktur
im Wandel der Zeit 234 Subsysteme und
Hauptfunktionen
160 Induktive Zündanlage
160 Aufbau 242 Sensoren
161 Aufgabe und Arbeitsweise 242 Einsatz im Kraftfahrzeug
163 Zündparameter 243 Temperatursensoren
167 Spannungsverteilung 244 Motordrehzahlsensoren
168 Zündungsendstufe 246 Hall-Phasensensoren
169 Verbindungs- und 248 HeiBfilm-Luftmassenmesser
Entstörmittel 251 Piezoelektrische
Klopfsensoren
170 Zündspulen 252 Mikromechanische
170 Aufgabe Drucksensoren
171 Anforderungen 254 Hochdrucksensoren
172 Aufbau und Arbeitsweise 256 Zweipunkt-Lambda-Sonden
178 Ausführungen 260 Planare Breitband-Lambda-
182 Elektronik in der Zündspule Sonde LSU4
183 Elektrische Parameter
185 Simulationsbasierte Ent- 262 Steuergerät
wicklung von Zündspulen 262 Einsatzbedingungen
262 Aufbau
186 Zündkerzen 262 Datenverarbeitung
186 Aufgabe
187 Anwendung 268 Abgasemission
188 Anforderungen 268 Verbrennung des
189 Aufbau Luft-Kraftstoff-Gemischs
192 Elektrodenwerkstoffe 269 Hauptbestandteile
193 Zündkerzenkonzepte des Abgases
194 Elektrodenabstand 270 Schadstoffe
195 Funkenlage 272 Einflüsse auf
196 Wärmewert der Zündkerze Rohemissionen
198 Anpassung von Zündkerzen
202 Betriebsverhalten 276 Katalytische
der Zündkerze Abgasreinigung
204 Ausführungen 276 Übersicht
211 Typformel für Zündkerzen 277 Dreiwegekatalysator
212 Herstellung von Zündkerzen 280 NOx-Speicherkatalysator
214 Simulationsbasierte Ent- 282 Katalysator-Konfigurationen
wicklung von Zündkerzen 284 Aufheizen des Katalysators
215 Zündkerzen-Praxis 288 Lambda-Regelkreis
8 Inhalt

292 Abgasgesetzgebung Redaktionelle Kästen


292 Übersicht
294 CARB-Gesetzgebung 51 Geschichte von
297 EPA-Gesetzgebung Kompressorfahrzeugen
299 EU-Gesetzgebung 59 Einspritzgeschichte(n)
302 Japan-Gesetzgebung 143 Kraftstoffverbrauch in
302 USA-Testzyklen der Praxis
304 Europäischer Testzyklus 153 Einsatz der Magnetzündung
305 Japan-Testzyklus 166 Unfallgefahr
201 100 Jahre Zündkerzen -
306 Abgasmesstechnik Produktvielfalt
306 Abgasprüfung für die 225 Motronic-Systeme
Typzulassung im Motorsport
308 Abgasmessgeräte 247 Miniaturen
311 Verdunstungsprüfung 255 Mikromechanik
267 Leistungsfähigkeit
312 Diagnose der Steuergeräte
312 Überwachung im Fahr- 271 Treibhauseffekt
betrieb (On-Board- 287 Katalyse
Diagnose) 291 Ozon und Smog
315 On Board Diagnostic 331 Weltweiter Service
System für Pkw und
leichte Nkw
332 Diagnose in der Werkstatt

334 Steuergeräteentwicklung
334 Hardwareentwicklung
338 Funktionsentwicklung
340 Softwareentwicklung
344 Applikation
351 Qualitätsmanagement

352 Sachwortverzeichnis
352 Sachwörter
358 Abkürzungen
Autoren 9

Grundlagen des Ottomotors Motormanagement Motronic


Dr. rer. nat. Dirk Hofmann, Dipl.-Ing. Bernhard Mencher,
Dipl.-Ing. Bernhard Mencher, Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Allgeier,
Dipl.-Ing. Werner Häming, Dipl.-Ing. (FH) Klaus Joos,
Dipl.-Ing. Werner Hess. Dipl.-Ing. (BA) Andreas Blumenstock,
Dipl.-Red. Ulrich Michelt.
Kraftstoffe für Ottomotoren
Dr. rer. nat. Jörg Ullmann, Sensoren
Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Allgeier. Dr.-lng. Wolfgang-Michael Müller,
Dr.-Ing. Uwe Konzelmann,
Systeme zur Füllungssteuerung Dipl.-Ing. Roger Frehoff,
Dr. rer. nat. Heinz Fuchs, Dipl.-Ing. Martin Mast,
Dipl.-Ing. (FH) Bernhard Bauer, Dr.-Ing. Johann Riegel.
Dipl.-Phys. Torsten Schulz,
Dipl.-Ing. Michael Bäuerle, Steuergerät
Dipl.-Ing. Kristina Milos. Dipl.-Ing. Martin Kaiser.

Kraftstoffförderung Abgasemissionen
Dipl.-Ing. Jens Wolber, Dipl.-Ing. Christian Köhler,
Ing. grad. Peter Schelhas, Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Allgeier.
Dipl.-Ing. Uwe Müller,
Dipl.-Ing. (FH) Andreas Baumann, Katalytische Abgasreinigung
Dipl.-Betriebsw. Meike Keller. Dr.-Ing. Jörg Frauhammer,
Dr. rer. nat. Alexander Schenck zu Schweinsberg,
Saugrohreinspritzung Dipl.-Ing. Klaus Winkler.
Dipl.-Ing. Anja Melsheimer,
Dipl.-Ing. Rainer Ecker, Abgasgesetzgebung
Dipl.-Ing (BA) Ferdinand Reiter, Dipl.-Ing. Bernd Kesch,
Dipl.-Ing. Markus Gesk. Dipl.-Ing Ramon Amirpour,
Dr. Michael Eggers.
Benzin-Direkteinspritzung
Dipl.-Ing. Andreas Binder, Abgas-Messtechnik
Dipl.-Ing. Rainer Ecker, Dipl.-Phys. Martin-Andreas Drühe.
Dipl.-Ing. Andreas Glaser,
Dr.-Ing. Klaus Müller. Diagnose
Dr.-Ing. Matlhias Knirsch,
Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Dipl.-Ing. Bernd Kesch,
Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Allgeier, Dr.-lng. Matlhias Tappe,
Dipl.-Ing. (FH) Martin Haug, Dr.-Ing. Günter Driedger,
Dipl.-Ing. Roger Frehoff, Dr. rer. nat. Walter Lehle.
Dipl.-Ing. Michael Weikert,
Dipl.-Ing. (FH) Kai Kröger, Steuergeräteentwicklung
Dr. rer. nat. Winfried Langer, Dipl.-Ing. Martin Kaiser,
Dr.-Ing. habil. Jürgen Förster, Dipl.-Phys. Lutz Reuschenbach,
Dr.-Ing. Jens Thurso, Dipl. -Ing. (FH) Bert Scheible,
Jürgen Wörsinger. Dipl.-Ing. Eberhard Frech.

Induktive Zündanlage Weitere Autoren


Dipl.-Ing. Walter Gollin. Dietrich Kuhlgatz
(Lebenswerk von Robert Bosch)
Zündspulen
Dipl.-Ing. (FH) Klaus Lerchenmüller, sowie die Redaktion in Zusammenarbeit mit den
Dipl.-Ing. (FH) Markus Weimert, zuständigen Fachabteilungen unseres Hauses.
Dipl.-Ing. Tim Skowronek.
Soweit nicht anders angegeben, handelt es sich
Zündkerzen um Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH.
Dipl.-Ing. Erich Breuser.
10 Geschichte des Automobils Entwicklungsgeschichte

Geschichte des Automobils

Die Mobilität spielt für die Menschen wicklung des Automobils mit Verbren-
seit jeher eine große Rolle. In fast jeder nungsmotor. Die öffentliche Meinung war
Epoche versuchte man Mittel zu finden, jedoch noch gespalten. Die Verfechter des
die Menschen über längere Strecken mit neuen Zeitalters rühmten das Automobil
größtmöglicher Geschwindigkeit zu tragen als Inbegriff des Fortschritts, während der
vermochten. Mit der Entwicklung von zu- Großteil der Bevölkerung gegen die zuneh-
verlässigen Verbrennungsmotoren, die mit mende Belästigung durch Staub, Lärm, Un-
flüssigen Kraftstoffen betrieben werden fallgefahr und rücksichtslose Autofahrer
konnten, wurde der Traum des selbst- protestierte. Dennoch war das Automobil
fahrenden "Automobils" Wirklichkeit nicht mehr aufzuhalten.
(griechisch: autos = selbst + lateinisch:
mobilis = beweglich). In den An-
fängen stellte
Entwicklungsgeschichte der Kauf eines
Automobils
Daimler Motor·Kutsche Für die Entstehung eines Gefährtes, das in eine Heraus-
von 1894 unserem Zeitalter nicht mehr wegzudenken forderung dar.
(Quelle: ist, waren viele Voraussetzungen nötig, ohne Es gab prak-
DaimlerChrysler Classic, die ein solches Projekt nicht hätte umgesetzt tisch kein
Konzernarchiv)
werden können. Einige Daten sind an dieser Straßennetz, an Reparaturstätten war nicht
Stelle vorangestellt, die einen wesentlichen zu denken, Treibstoff erwarb man in der
Beitrag zur Entwicklung des Automobils Apotheke und Ersatzteile ließ man vor Ort
beitrugen: schmieden. Umso erwähnenswerter ist die
• Circa 3500 v. Chr. erste Fernfahrt von Bertha Benz im Jahr
Die Entwicklung des Rades wird den 1888. Sie war wohl die erste Frau am Steuer
Sumerern zugeschrieben eines motorisierten Fahrzeugs, die dazu
• Circa 1300 noch durch die Bewältigung der damals
Weiterentwicklung der Kutsche mit Ele- enormen Distanz über 100 km von Mann-
menten wie Lenkung, Radaufhängung heim nach Pforzheim im Südwesten
Die erste Fahrt mll efnem und Federung Deutschlands die Zuverlässigkeit des Auto-
motorgetriebenen Fahr· • 1770 mobils bekräftigte.
zeug schreibt man Dampfwagen von Joseph Cugnot
Joseph Cugnot Zu (1770).
• 1801 Am Anfang konzentrierten sich - außer
Sein dreirädnges,
schwerfälliges Holzge-
Etienne Lenoir entwickelt den Gasmotor Benz - in Deutschland jedoch wenige Unter-
fährt mit Dampfantrieb • 1870 nehmer auf die weltweite Bedeutung der
konnte mrt einer Wasser- Nikolaus Otto baut den ersten Viertakt- motorgetriebenen Fahrzeuge. Die Franzosen
füllung 12 M,nuten Verbrennungsmotor sollten das Automobil groß machen.
fahren,
Panhard & Levassor nutzten Lizenzen für
Carl Benz kann Daimler-Motoren zum Bau eigener Auto-
sich 1885 als mobile. Panhard sind Konstruktionsmerk-
Das Patent, das Benz
am 29. Januar 1886 er·
Erfinder des male wie Lenkrad, geneigte Lenksäule,
teilt wu rde, basierte nicht ersten Auto- Kupplungspedal, Luftreifen und
auf einer umgebauten mobils in die Röhrenkühler zu verdanken.
Kutsche, sondern stellte
I (~} ' Annalen der In den folgenden Jahren schossen Firmen

I
eine eigenständige ganz·
Geschichte wie Peugeot, Citroen, Renault, Fiat, Ford,
helt Ilche Konstruktion
eintragen. Mit Rolls-Royce, Austin und andere wie Pilze aus
dar
(Quelle : seinem Patent dem Boden. Gottlieb Daimler, der seine
DaimlerChrysler C lasslc, beginnt die Motoren nahezu weltweit vertrieb, hatte
Konzernarchiv) rasante Ent- hieran einen nicht unerheblichen Einfluss.
Geschichte des Automobils Entwicklungsgeschichte 11

Das T-Modell oder


Die anfangs am Kutschenbau orientierten Der Zweite
liebevoll .Tin lizzie"
Wagen wurden sehr schnell zu Automobilen Weltkrieg (engl.: Blechliese!)
im heutigen Sinne weiterentwickelt. Aller- hatte einen genannt, wurde mehr
dings wurde jedes Automobil einzeln in erheblichen als 15 Millionen Mal
Handarbeit gefertigt. Das änderte sich Einfluss auf gebaut. Diese Rekord·
grundlegend im Jahr 1913 mit der Ein- die Entwick- zahl wurde erst in den
1970er-Jahren durch den
führung des Fließbandes durch Henry Ford. lungvon
VW-Käfer gebrochen
Mit dem T-Modell revolutionierte er die Kleinwagen.
Automobilbranche in Amerika. Das Auto Der heute als Käfer bekannte Volkswagen (Bildquellen: FOrd,
war ab diesem Zeitpunkt kein Luxusgut wurde von Ferdinand Porsche konstruiert Volkswagen AG)
mehr. Höhere Stückzahlen machten eine und in Wolfsburg produziert. Nach Ende des
rapide Senkung der Preise möglich, womit Krieges waren vor allem kleine, erschwing-
das Automobil den Massen zugänglich liche Wagen gefragt. Die Hersteller reagier-
wurde. Citroen und Opel waren eine der ten auf diese Nachfrage: So entstanden
ersten, die das Autos wie der Goliath GP 700, Lloyd 300,
Fließband nach Citroen 2CV, Trabant, Isetta oder Fiat 500 C
Europa brach- (ital.: Topolino = Mäuschen). Autos wurden
ten, doch erst nun nach neuen Standards gebaut; man
Mitte der legte mehr Wert auf Technik, integriertes
1920er-Jahre Zubehör und vor allem ein vernünftiges
setzte es sich Preis-Leistungs-Verhältnis.
durch.
Modellsludien zeigen
Heute wird heule schon 1 wie die
Die Automobilhersteller erkannten schnell, einhoher Autos von morgen
dass sie sich auf die Wünsche der Kunden Standard der ~ussehen könnten

einstellen mussten, um am Markt erfolg- Insassen- (Bildquelle: Peugeotl


reich zu sein. Man nutzte Rennerfolge zu sicherheit
Werbernaßnahmen. Professionelle Fahrer gewährt;
prägten sich und ihre Automarke mit einem Airbag, ABS,
Geschwindigkeitsrekord in die Köpfe der ASR,ESP
Zuschauer ein. Weiterhin bemühte man und intelligente Sensoren sind wegen der
sich um eine breitere Produktpalette. So steigenden Anzahl von Verkehrsteilnehmern
entstand über die Jahrzehnte hinweg eine und der im Vergleich zu früher hohen Ge- Der Belgier Camille
Jenalzy war der erSle
Vielfalt an Autoformen, die sich jeweils am schwindigkeiten unerlässlich. Das Auto
Mensch. der 1899 die
Zeitgeist sowie den wirtschaftlichen und wurde durch die innovative Arbeit der Auto-
100 km/h-Marke durch-
politischen Einflüssen orientierten. Zum mobilindustrie sowie der gestiegenen Markt- brach. Heule Iiegt der
Beispiel setzten sich Stromlinienfahrzeuge anforderungen stetig weiterentwickelt. Es Geschwindigkeil.rekord
vor dem Zweiten Weltkrieg nicht durch; gibt jedoch Gebiete, die auch für die Zukunft bei 1227,9 km/h

repräsentative Autos waren gefragt. Ex- eine Herausforderung darstellen. Ein Beispiel
klusivste Fahrzeuge wie der Mercedes-Benz ist die weitere Reduzierung der Umweltbelas-
500 K, Rolls- tungen durch alternative Energiequellen Mercedes-Benz 500 K
Royce Phan- (z. B. Brennstoffzelle). CabrioleI C,

~.
" tom III, 855 Eines wird sich in naher Zukunft wohl Baujahr 1934
... ~. Horch oder nicht ändern - der Begriff, der für das Auto (Quelle :
. -• ... :o;;. .. 1I;~ ,
...
Bugatti Royale seit mehr als 100 Jahren steht und schon DaimlerChrysler Classic,
- Konzernarchiv)
wurden ent- dessen Urväter begeisterte: individuelle
~j

wickelt. Mobilität.
12 Geschichte des Automobils Pioniere der Kfz·Technik

Pioniere der Kfz-Technik Daimler vor allem mit der Entwicklung eines
für den Einsatz in Fahrzeugen geeigneten
Aufgrund der Vielzahl Nikolaus August Ottomotors. 1889 stellten Daimler und May-
an Personen, die sich mIt OUo (1832-1891), bach in Paris den ersten "Stahlradwagen" mit
der des
Enlwic~l u ng
gebürtig aus Holz- Zwei-Zylinder-V-Motor vor. Schon ein Jahr
Aulomobils beschä«igl
hausen (Deutsch- später pflegte Daimler internationale Bezie-
haben, stellt diese Auf·
hSlung keinen Anspruch
land), entwickelte hungen mit der Vermarktung des schnell
au f Vollständigkeit schon früh sein In- laufenden Daimler-Motors. So ließ 1891
teresse für Technik. Armand Peugeot einen von ihm konstruier-
Neben seiner Anstel- ten Wagen bei der Rad -Fernfahrt Paris-
1866: Nikolaus Augu.t lung als Reisender Brest - Paris erfolgreich mitfahren und stellte
Duo (BIldquelle: Deutz
für Lebensmittel- sowohl seine Konstruktion als auch die
AG) erstehI das Patenl
auf die atmosphärische
großhandlungen beschäftigte er sich mit der Zuverlässigkeit des verwendeten Daimler-
Gasmaschine Funktion von Gasmotoren. Motors unter Beweis.
Ab 1862 spezialisierte sich Otto vollends
auf den Motorenbau. Es gelang ihm, den Gas- Daimlers Verdienst resultiert aus der stetigen
motor des französischen Technikers Etienne Weiterentwicklung des Ottomotors und dem
Lenoir zu verbessern. Dafür erhielt er 1867 Vertrieb in andere Länder.
auf der Pariser Weltausstellung die Gold-
W ilhelm Maybach medaille. Zusammen mit Daimler und May- Wilhelm Maybach
(Brldquelle : MTU bach entwickelte er einen Verbrennungs- (1846-1929),gebo-
Friedrich.hafen G mbH)
motor, basierend auf dem 1861 von ihm ge- ren in Heilbronn
fundenen Viertaktprinzip. Bis heute ist dieser (Deutschland), ab-
Motor unter dem Namen "Otto-Motor" be- solvierte eine Aus-
kannt. 1884 erfand er die Magnetzündung, bildung zum Tech-
womit Motoren nun mit Benzin betrieben nischen Zeichner.
werden konnten. Diese Neuheit stellte die Bald darauf war er
Grundlage für das spätere Lebenswerk von als Detailkonstruk-
Robert Bosch dar. teur unter anderem
bei der Firma Gasmotoren Deutz AG (von
Ottos Verdienst liegt darin, dass er als Erster Otto gegründet) tätig. Schon zu Lebzeiten
den Viertakt -Verbrennungsmotor gebaut wurde er als "König der Konstrukteure" be-
und dessen überlegenheit über alle Vorläu- zeichnet.
fer demonstriert hat. Maybach überarbeitete den Ottomotor
und brachte ihn zur Serienreife. Er ent-
GoUlieb Darmler Gottlieb Daimler wickelte unter anderem auch die Wasser-
(BIldquelle: (1834-1900) kühlung, den Spritzdüsenvergaser und die
DaimlerChrysler Classic,
stammte aus Doppelzündung. Im Jahr 1900 konstruierte
Konzernarchiv)
Schorndorf Maybach unter Verwendung von Leicht-
(Deutschland) und metall einen revolutionären Rennwagen. Auf
studierte Maschi- Anregung des österreichischen Geschäfts-
nenbau am Poly- mannes Jellinek wurde dieses Fahrzeug ent-
technikum in Stutt- wickelt. Er bestellte 36 Wagen mit der Be-
gart. 1865 lernte er dingung, das Modell nach seiner Tochter
den hoch begabten "Mercedes" zu benennen.
Ingenieur Wilhelm Maybach kennen. Beide Maybachs konstruktive Virtuosität war
sollte fortan eine dauernde Zusammenarbeit wegweisend für die moderne Autoindustrie.
verbinden. Neben der Erfindung des ersten Mit seinem Tod endete die große Zeit der
Motorrads ("Reitrad") beschäftigte sich Kraftfahrzeugpioniere.
Geschichte des Automobils Pioniere der Kfz·Technik 13

Carl Friedrich Benz Die Gebrüder Duryea bauten 1893 das erste 1886: Ben. schreibt als
(1844-1929),gebo- Automobil in Amerika. Ford konnte 1896 Erfinder des ersten Auto·
mobils mit Verbren-
ren in Karlsruhe mit seinem Wagen, dem "Quadricycle Run-
nungsmotor W eltge·
(Deutschland), stu- about", nachziehen, der die Ausgangsbasis
schichle
dierte Maschinen- für zahlreiche Konstruktionen werden sollte. (Bildquelle:
bau am Polytechni- 1908 brachte Ford das legendäre "Model T" DaimlerChrysler Clas.,e,
kum in Karlsruhe. heraus, das ab 1913 am Fließband gefertigt Konzernarchiv)
1871 gründete er wurde. Ford dominierte ab dem Jahr 1921
seine erste Fabrik den Automarkt der USA mit einem Anteil
für Eisengießerei von 55% der gesamten Industrieproduktion.
und Industriebauteile in Mannheim.
Unabhängig von Daimler und Maybach Der Name Henry Ford steht für die Motori-
beschäftigte er sich ebenfalls mit dem Ein- sierung Amerikas. Dank seiner Ideen wurde
bau von Motoren in Fahrzeugen. Nachdem das Automobil einer breiten Bevölkerungs-
die wichtigsten Ansprüche aus Ottos Vier- schicht zugänglich.
taktpatent für nichtig erklärt worden waren,
entwickelte Benz neben einem eigenen Vier- Rudolf Christian Rudol! C. K. Diesel
taktmotor auch einen Oberflächenvergaser, Karl Diesel (1858 (Bildquelle: Historisches
Archiv der MAN AG)
die elektrische Zündung, die Kupplung, die bis 1913), gebürtig
Wasserkühlung sowie eine Gangschaltung. aus Paris (Frank-
1886 meldete er sein Patent an und stellte reich), fasste mit
der Öffentlichkeit seinen Motorwagen 14 Jahren den Ent-
vor. Bis zum Jahr 1900 konnte Benz über schluss, Ingenieur zu
600 Typen-Konstruktionen zum Verkauf werden. Er schloss
anbieten. Bei Benz & Co. wurde in der Zeit sein Examen am
von 1894 bis 1901 das "Velo" gefertigt, das Polytechnikum
mit einer produzierten Gesamtstückzahl von München mit der besten Leistung seit Be-
ca. 1200 Exemplaren als erstes Großserien- stehen der Anstalt ab.
Automobil bezeichnet werden kann. Benz 1892 erhielt Diesel das Patent für den
fusionierte 1926 mit Daimler zur "Daimler- später nach ihm benannten "Diesel-Motor",
BenzAG". der schnell seine Verbreitung als stationärer
Motor und als Schiffsmotor fand. 1908 fuhr
Carl Benz stellte das erste Automobil vor der erste Lastwagen mit einem Dieselmotor.
und schuf die Voraussetzungen für die Sein Einzug in die Pkw-Welt dauerte jedoch
industrielle Fertigung von Serienfahrzeugen. Jahrzehnte. Erst im Jahr 1936 wurde er im
Mercedes 260 D in Serie eingebaut. Heute ist
Henry Ford (1863 der Dieselmotor so weit entwickelt, dass er Henry Ford
(B,ldquclle: Ford)
bis 1947) stammte ebenso verbreitet ist wie der Ottomotor.
aus Dearborn,
Michigan (USA). Rudolf Diesel hat mit seiner Erfindung
Ford erarbeitete sich wesentlich zu einer wirtschaftlicheren
1891 als Ingenieur Nutzung des Verbrennungsmotors beige-
bei der Edison Illu- tragen. Mit Lizenzvergaben konnte Diesel
minating Company international tätig werden, erntete aber zu
eine sichere Posi- Lebzeiten nicht mehr die gebührende
tion, widmete sich Anerkennung.
aber persönlich der Weiterentwicklung des
Ottomotors.
14 Geschichte des Automobils Das Lebenswerk von Robert Bosch

Das Lebenswerk von Robert sein Arbeitsgebiet in der Installation und


Reparatur von Telefonen, Telegrafen, Blitz-
Bosch (1861-1942) ableitern und anderen feinmechanischen
. Es war mir immer ein
Tätigkeiten. Sein Engagement in der schnel-
unerträglicher Gedanke.
es könne jemand beI
len Bearbeitung neuer Problemstellungen
Prüfung eines meiner sollte ihm auch später stets einen Vorsprung
Erzeug nisse nachwei a verschaffen.
sen, dass ich irgendwie Die von Bosch entwickelte Niederspan-
M inderwertige.s leiste. nungs-Magnetzündung im Jahr 1897 stellte
Deshalb habe ich stets
- im Gegensatz zu den unzuverlässigen Vor-
versuchl, nur Arbell
hinauszugeben. dIe jeder
läufern - den Durchbruch für die Auto-
sachlichen Prüfung mobilindustrie dar. Dieses Produkt war der
standhielt. also sozu- Ausgangspunkt für die rasche Expansion des
sagen vom Guten das Unternehmens von Robert Bosch. Er ver-
Beste war,- stand es immer, die Zweckbestimmtheit der
technisch-wirtschaftlichen Welt mit den
Robert Bosch
humanen Erfordernissen in Einklang zu
bringen. Auf sozialem Gebiet galt Bosch als
Vorreiter.

Technische Pionierarbeit hat Bosch mit der


Entwicklung und Ausreifung folgender Pro-
dukte geleistet:
Robert Bosch, geboren am 23. September • Niederspannungs-Magnetzünder,
1861 in Albeck bei Ulm (Deutschland), ent- • Hochspannungs-Magnetzünder für
stammte einer wohlhabenden Bauernfami- höhere Drehzahlen (konstruiert von
lie. Nach seiner Ausbildung zum Feinmecha- seinem Mitarbeiter Gottlob Honold),
niker arbeitete er zeitweise in verschiedenen • Zündkerze,
Unternehmen, wobei er seine technischen • Zündverteiler,
sowie kaufmännischen Fähigkeiten und • Batterie für Pkw und Motorrad,
Erfahrungen weiter ausbaute. Nach einem • Anlasser (Starter),
halben Jahr als Gasthörer im Fach Elektro- • Lichtmaschine (Generator),
technik an der TH Stuttgart reiste er in die • Lichtanlage mit erstem elektrischen
USA um bei "Edison Illuminating" zu arbei- Scheinwerfer,
(Bitdquellen.
ten. Später war er bei "Siemens Brothers" in • Diesel-Einspritzpumpen,
Bosch-Arch,v)
England beschäftigt. • Autoradio (gefertigt bei den "Ideal-
Werken", ab 1938 "Blaupunkt"),
1886 entschloss er sich, eine "Werkstätte für • erste Lichtanlage für das Fahrrad,
Feinmechanik und Elektrotechnik" in einem • Boschhorn (Hupe),
Hinterhaus im Stuttgarter Westen zu eröff- • Batteriezündung,
nen. Er beschäftigte einen weiteren Mecha- • Boschwinker (damals als typisch für den
niker sowie einen Lehrling. Am Anfang lag deutschen Organisationsgeist belächelt -
heute als Blinker unverzichtbar).
ROB. BOSe
Rotlt bGhl Ir. '15" Viele weitere Entwicklungen, auch im ge-
~'I,phDn" I!arzn,l'graphln. sellschaftlichen Bereich, könnte man hier
Erste Anzeige in der BUlla ,,,,w..
.'odI ...... IocII. PrIlI'o"ll .... AlII..... A" '0_
(87 aufzählen. Sie zeigen, dass Bosch seiner
Stultgarter Tageszeitung Aalepa; ud R......tlll' iIfIttr. .l.".nle, Zeit voraus war. Sein vorwärts strebender
'lIIie an .. MboeU.e. d , rtinmf'th.Dftr.
"Der Beobachter". 1887 -----~ Geist hat die Automobilentwicklung stark
Geschichte des Automobils Das Lebenswerk von Robert Bosch 15

vorangetrieben. Mit der steigenden Zahl der Erstes GeschäHshaus


in der Londoner
selbstfahrenden "Automobilisten" wuchs das
Siore Sireel
Bedürfnis nach Werkstätten rasch an. In den
(Bildquelle:
1920er-Jahren begann Robert Bosch mit Boseh·Archiv)
dem systematischen Aufbau einer flächen-
deckenden Kundendienstorganisation.
1926 erhielten diese Werkstätten den ein-
heitlichen, als Markenzeichen angemeldeten
Namen "Bosch -Dienst".

Einen ebenso hohen Anspruch hatte Bosch


an die Umsetzung sozialer Ziele. Er führte
1906 den 8-Stunden-Tag ein und gewährte den USA etablieren. Boschs unbeugsame . Jedem sein Automobil".
Das propagierte
den Arbeitern hohe Löhne. 1910 stiftete er Entschlossenheit, Schwierigkeiten zu mei-
Bosch sehon 1931 In
eine Million Mark zur Förderung der tech- stern, brachte die Firma wieder auf den
der Mitarbeiterzeitung
nischen Bildung. Die Fertigstellung des Weltmarkt und prägte den Mitarbeitern die . Boseh·Zünder",
500000. Magnetzünders nahm er zum An- internationale Bedeutung der Firma Bosch
lass, den arbeitsfreien Samstagnachmittag ins Bewusstsein ein.
einzuführen. Weitere Verbesserungen waren
z. B. die Altersversorgung, Arbeitsplätze für Zwei beispielhafte Daten stellen noch einmal
Schwerbehinderte und die Urlaubsregelung. den sozialen Einsatz Boschs heraus:
Boschs Aussage, "Beruf und Lehrpraxis sind 1936 stiftete er Mittel zum Bau eines
ein kundigerer Erzieher als bloße Theorie" Krankenhauses, das 1940 eingeweiht wurde.
führte 1913 zur Einrichtung einer Lehrwerk- In der Eröffnungsrede hob Bosch sein
statt, die 104 Lehrlingen Platz bot. Engagement für eine soziale Zusammenar-
beit hervor: "Jede Arbeit ist wichtig, auch
Mitte 1914 war der Name Bosch schon die kleinste. Es soll sich keiner einbilden,
weltweit vertreten, doch lagen in der großen seine Arbeit sei über die eines Mitarbeiters
Expansionszeit zwischen den Jahren 1908 erhaben."
bis 1940 auch zwei Weltkriege. Bis 1914
gingen 88 % der in Stuttgart gefertigten Er- 1942 starb mit Robert Bosch ein Unter-
zeugnisse ins Ausland. Bosch konnte durch nehmer, der sowohl auf dem technisch-
die großen Heereslieferungen weiterhin elektrischen als auch auf sozialem Gebiet ein
expandieren, doch missfielen ihm die Ge- Pionier war. Noch heute gilt er als Vorbild
winne in Anbetracht der Gräuel dieser Jahre. für vorandrängenden Zeitgeist, unermüd-
Er spendete daraufhin 13 Mio. RM (Reichs- lichen Fleiß, soziale Verbesserungen, Unter-
mark) für soziale Zwecke. nehmensgeist und Bildungsförderung. Seine
Erkenntnis in Bezug auf Fortschritt war:
Nach dem Ersten Weltkrieg war es schwer, "Wissen, Können, Wollen sind wichtig, für
im Ausland wieder Fuß zu fassen. Beispiels- den Erfolg jedoch entscheidend ist ihr har-
weise wurden in den USA die Bosch-Fabri- monisches Zusammenspiel."
ken, Verkaufsniederlassungen sowie die
Wort- und Bildmarke konfisziert und an ein 1964 wurde die Robert Bosch Stiftung GmbH
US-Unternehmen verkauft. Das bedeutete gegründet, zu deren Aufgaben die Gesund-
unter anderem, dass Produkte unter dem heitspflege, Wohlfahrtspflege, Bildung,
Namen "Bosch" erschienen, die nicht von Erziehung, Förderung der Kunst, Kultur
ihm produziert waren. Erst Ende der sowie Geistes- und Sozialwissenschaften
1920er-Jahre hatte Bosch alle Rechte zählen. Durch sie werden die Ideale von
zurückerworben und konnte sich wieder in Robert Bosch bis in die heutige Zeit gepflegt.
16 Grundlagen des Ottomotors Arbeitsweise

Grundlagen des Ottomotors

Der Ottomotor l ) ist ein fremdgezündeter Arbeitsweise


Verbrennungsmotor, der ein Luft-Kraft-
stoff-Gemisch verbrennt und damit die im Angetrieben durch die Verbrennung des
Kraftstoff enthaltene chemische Energie in Luft-Kraftstoff-Gemischs führt der Kolben
Bewegungsenergie umwandelt. (Bild 1, Pos. 8) im Zylinder (9) eine
periodische Auf- und Abbewegung aus.
Lange Zeit hatte der Vergaser die Aufgabe, Dieses Funktionsprinzip gab diesem Motor
das Luft -Kraftstoff-Gemisch bereitzustellen. den Namen Hubkolbenmotor.
Der Vergaser bildet das brennfähige Ge- Die Pleuelstange (10) setzt diese Hub-
misch im Saugrohr, das die für die Verbren- bewegung in eine Rotationsbewegung der
nung benötigte Luft ansaugt. Kurbelwelle (11) um. Eine Schwungrnasse
Gesetzliche Vorgaben zur Einhaltung von an der Kurbelwelle hält die Bewegung auf-
Abgasemissions-Grenzwerten verhalfen der recht. Die Kurbelwellendrehzahl wird auch
Benzineinspritzung, die eine exaktere Kraft- Motordrehzahl genannt.
stoffzumessung ermöglicht, zum Durch-
bruch. Bei der Saugrohreinspritzung (SRE) Viertakt-Verfahren
entsteht das Luft -Kraftstoff-Gemisch - wie Die meisten in Kraftfahrzeugen eingesetzten
bei Vergaseranlagen - im Saugrohr. Verbrennungsmotoren arbeiten nach dem
Weitere Vorteile, insbesondere bezüglich Viertakt -Verfahren. Bei diesem Verfahren
des Kraftstoffverbrauchs und der Leistungs- steuern Gaswechselventile (5 und 6) den
steigerung, brachte die Entwicklung der Gaswechsel (Ladungswechsel). Sie öffnen
Benzin-Direkteinspritzung (BDE). Diese und schließen die Ein- und Auslasskanäle
Technik spritzt den Kraftstoff zum richtigen des Zylinders und steuern so die Zufuhr von
Zeitpunkt direkt in den Brennraum ein. Frischgas und das Ausstoßen der Abgase.

1) Benannt nach Nikolaus August 0110 (1832 bis 1891),


der 1878 auf der Pariser Wellausstellung erstmals einen
Gasmotor mit Verdichtung nach dem Viert akt·Arbeits·
pnnzip zeigte.

Bild 1 Arbeitsspiel des Viertakt·Ol1omotors (am Beispiel eines Motors mit Saugrohreinspritzung
a Ansaugtakt und getrennter Ein· und Auslassnockenwelle)
b Verdich tungstakt
c Arbeitstakt
d AusstoSlakt 1 ----___...
Ausla.Mocken- 2
3
welle
2 Zündkerze 4
3 Einlassnockenwelle
4 Einsprltzvenlll
5 Einlassventil 6 - --;"='-'
6 Auslassventil
7 Brennraum 7
8 Kolben
9 Zylinder
10 Pleuelstange
11 Kurbelwelle
Ar Drehmomen t
10----,'1'---+-\
(l KurbelwellenwInkel
11 -----:l= =IL'LL
Kolbenhub
Vh Hubvolumen
Vc Kompressions-
volumen
Grundlagen des Ottomotors Arbeitsweise 17

I. Takt: Ansaugtakt Nach jeweils zwei Kurbelwellenumdrehun-


Ausgehend vom oberen Totpunkt (aT) gen beginnt ein neues Arbeitsspiel mit dem
bewegt sich der Kolben abwärts und ver- Ansaugtakt.
größert das Brennraumvolumen (7) im
Zylinder. Dadurch strömt frische Luft (bei Ventilsteuerzeiten
Benzin-Direkteinspritzung) bzw. das Luft- Die auf der Einlass- (3) und Auslassnocken -
Kraftstoff-Gemisch (bei Saugrohreinsprit- welle (1) aufgesetzten Nocken öffnen und
zung) über das geöffnete Einlassventil (5) in schließen die Gaswechselventile. Bei Moto-
den Brennraum. ren mit nur einer einzigen Nockenwelle
Im unteren Totpunkt (UT) hat das Brenn- überträgt ein Hebelmechanismus die Hub-
raumvolumen seine maximale Größe bewegung der Nocken auf die Gaswechsel-
( Vh+ Vc ) erreicht. ventile.
Die Steuerzeiten geben die Schließ- und
2. Takt: Verdichtungstakt Öffnungszeiten der Ventile bezogen auf die
Die Gaswechselventile sind nun geschlossen. Kurbelwellenstellung an. Die Steuerzeiten
Der aufwärts gehende Kolben verkleinert werden deshalb in "Grad Kurbelwelle" ange-
das Brennraumvolumen und verdichtet das geben. Gasströmungen und -schwingungen
Gemisch. Bei Motoren mit Saugrohrein- werden zum besseren Füllen und Entleeren
spritzung befindet sich das Luft-Kraftstoff- des Brennraums ausgenützt. Deshalb über-
Gemisch schon am Ende des Ansaugtakts schneiden sich die Ventilöffnungszeiten in
im Brennraum. Bei der Benzin-Direktein- einem gewissen Kurbelwellenbereich.
spritzung wird der Kraftstoff - je nach Die Kurbelwelle treibt die Nockenwelle
Betriebsart - erst gegen Ende des Verdich- über einen Zahnriemen (bzw. eine Kette
tungstakts eingespritzt. oder Zahnräder) an. Ein Arbeitsspiel dauert
Im oberen Totpunkt hat das Volumen beim Viertakt-Verfahren zwei Kurbelwellen-
seine minimale Größe (Kompressions- umdrehungen. Die Drehzahl der Nocken-
volumen Vc ) erreicht. welle ist deshalb nur halb so groß wie die
Drehzahl der Kurbelwelle. Das Unter-
3. Takt: Arbeitstakt setzungsverhältnis zwischen Kurbel- und
Bereits bevor der Kolben den oberen Tot- Nockenwelle beträgt somit 2: 1. Bild 2
punkt (aT) erreicht, leitet die Zündkerze (2) Im Venlilsteuerleiten-
zu einem vorgegebenen Zündzeitpunkt Ventilsteuerzeiten·Diagramm eines Viertakl 4
Diagramm Sind die

(Zündwinkel) die Verbrennung des Luft- Ottomotors Öffnungs· und Schließ·


zeiten der Ein- und
Kraftstoff-Gemischs ein (Fremdzündung).
Auslassventile auf·
Bis das Gemisch vollständig entflammt, getragen.
hat der Kolben den oberen Totpunkt über-
schritten. E Elnlassvenhl
Die Gaswechselventile sind weiterhin EÖ Einlassvenhl öffnet
ES Einlassventil
geschlossen. Die frei werdende Verbren-
schließt
nungswärme erhöht den Druck im Zylinder
A Auslassvenlll
und treibt den Kolben nach unten. AÖ Auslassvenlil
öffnet
4. Takt: Ausstoßtakt AS Auslassventil
Bereits kurz vor dem unteren Totpunkt (UT) schließt
OT oberer Totpunkt
öffnet das Auslassventil (6). Die unter
ÜOT Überschneidungs-
hohem Druck stehenden heißen Gase OT
strömen aus dem Zylinder. Der aufwärts ZOT ZOnd·OT
gehende Kolben stößt die restlichen Rück- UT unterer Totpunkt
stände aus. ZZ Zündzeitpunkt
18 Grundlagen des Ottomotors Arbeitsweise

Verdichtung Das Luft -Kraftstoff-Verhältnis I (Lambda)


Aus dem Hubvolumen Vh und dem gibt an, wie weit das tatsächlich vorhandene
Kompressionsvolumen Vc ergibt sich das Luft -Kraftstoff-Gemisch vom theoretisch
Verdichtungsverhältnis e zu notwendigen Luftbedarf abweicht:
e = (Vh + Vc)/Vc. A= zugeführte Luftmasse
theoretischer Luftbedarf
Die Verdichtung des Motors hat entschei-
denden Einfluss auf Weitere Bezeichnungen für A sind auch Luft-
• das erzeugte Drehmoment, zahl und Luftverhältnis.
• die abgegebene Leistung, Im stöchiometrischen Betrieb hat A den
• den Kraftstoffverbrauch und die Wert 1,0. Eine Anreicherung des Gemischs
• Schadstoffemissionen. mit Kraftstoff führt zu A- Werten kleiner l.
Bei einer Abmagerung liegt Luft im Über-
Das Verdichtungsverhältnis beträgt beim schuss vor, der A- Wert ist größer 1. Ab einer
Ottomotor je nach Motorbauweise und bestimmten Grenze stößt das Gemisch an
Einspritzart (Saugrohr- oder Direkteinsprit- die Magerlaufgrenze, das magere Gemisch
zung) e = 7 ... 13. Werte wie beim Diesel- ist dann nicht mehr zündfähig. Die Luftzahl
motor (e = 14 ... 24) sind beim Ottomotor hat entscheidenden Einfluss auf den spezi-
nicht möglich, da sich bei hohem Kompres- fischen Kraftstoffverbrauch (Bild 3) und die
sionsdruck und der sich daraus ergebenden Schadstoffrohemissionen (Bild 4).
hohen Temperatur im Brennraum das Luft-
Kraftstoff-Gemisch aufgrund der begrenzten Gemischverteilung im Brennraum
Klopffestigkeit des Benzins selbstständig Homogene Verteilung
und unkontrolliert entzündet. Daraus ent- Bei Motoren mit Saugrohreinspritzung liegt
steht das für den Motor schädliche Klopfen. das Luft -Kraftstoff-Gemisch im gesamten
Brennraum homogen verteilt mit der glei-
Luft-Kraftstoff-Verhältnis chen Luftzahl A vor (Bild Sa). Auch Motoren
Für eine vollständige Verbrennung des Luft- mit Magerkonzept, die in bestimmten Be-
Kraftstoff-Gemischs müssen die Gemisch- triebsbereichen mit Luftüberschuss fahren,
anteile im stöchiometrischen Verhältnis werden mit homogener Gemischverteilung
vorliegen. Das ist der Fall, wenn für die Ver- betrieben.
brennung von 1 kg Kraftstoff 14,7 kg Luft
zur Verfügung stehen.

Einfluss der Luftzahl J. auf die Leistung P Einfius. der LuflZahl A auf die Schadstoff·
und den spezifischen Kraftstoffverbrauch b, zusammensetzung im Rohabgas
bei homogener Gemischverteilung bei homogener Gemischverteilung

~
co
~

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(Luftmangel)
3~ ":!i=> CI: 0
0.8 1.0 1,2 0,6
b mageres Gemisch Luftzahl A ~
(Luftüberschus.)
Grundlagen des Ottomotors Arbeitsweise 19

Schichtlad ung Gemischzündung und Entflammung


Eine brennfähige Gemischwolke mit A'" 1 be- Die Zündkerze entzündet das Luft-Kraft-
findet sich zum Zündzeitpunkt im Bereich stoff-Gemisch durch eine Funkenentladung.
der Zündkerze. Der übrige Brennraum ist Die sichere Entflammung nach der Zün-
mit nicht brennfähigem Gas ohne Kraftstoff- dung hängt vom Luft-Kraftstoff-Verhältnis A
anteil oder mit einem sehr mageren Luft- ab und liegt im Bereich von A = 0,75 ... 1,3.
Kraftstoff-Gemisch gefüllt. Die zündfähige Eine moderate Strömung am Ort der Zünd-
Gemischwolke, die nur einen Teil des Brenn- kerzenelektroden kann die Entflammung
raums ausfüllt, wird als Schichtladung be- deutlich verbessern.
zeichnet (Bild 5b). Das Gemisch ist - über
den gesamten Brennraum gesehen - sehr Im Anschluss an die Entflammung bildet
mager (bis ZUA '" 10). Dieser Magerbetrieb er- sich eine Flammenfront aus, deren Ge-
möglicht niedrige Kraftstoffverbrauchswerte. schwindigkeit mit zunehmendem Verbren-
Die Schichtladung ist nur mit der Benzin- nungsdruck zunimmt und gegen Ende der
Direkteinspritzung effektiv möglich. Sie Verbrennung wieder abnimmt. Im Mittel
entsteht dadurch, dass der Kraftstoff erst ergibt sich eine Flammengeschwindigkeit
kurz vor dem Zündzeitpunkt direkt in den von 15... 25 m/s.
Brennraum eingespritzt wird. Die Flammengeschwindigkeit ist die
Addition von Gemischtransport - und Brenn-
geschwindigkeit. Sie hängt vom Luft -Kraft-
stoff-Verhältnis A ab. Die Brenngeschwindig-
keit erreicht bei einem leicht fetten Gemisch
Gemischverteilung im Brennraum von A = 0,8 ... 0,9 ihr Maximum. Dort sind die
Bedingungen für den idealen Gleichraum-
a prozess näherungsweise erfüllbar. Aufgrund
der hohen Brenngeschwindigkeit ergibt sich
ein gutes Volllastverhalten bei hohen Dreh-
zahlen.
Hohe thermodynamische Wirkungsgrade
ergeben sich bei hohen Brennraumtempera-
turen, die bei einem Luft -Kraftstoff-Verhält-
nis von A = 1,05 ... 1,1 erreicht werden. Dieser
Betriebszustand - hohe Temperaturen bei
Luftüberschuss - begünstigt die Bildung
von Stickoxiden (NOx), die durch die
Abgasgesetzgebung stark reglementiert sind.

Bild 5
a Homogene
Gemischverteilung
b Schichtladung
20 Steuerung des Ottomotors Zylinderfüllung

Zylinderfüllung Das heißt, A= rllrk, bzw. bei vorgegebenem


A: rk= rliA.
Für den Verbrennungsvorgang im Zylinder
ist ein Luft-Kraftstoff-Gemisch erforderlich. Frischgas
Der Motor saugt die Luft über die Ansaug- Bestandteile des angesaugten Frischgases
rohre (Bild 1, Pos. 14) an, die Drosselklappe sind Frischluft sowie der darin mitgeführte
(13) sorgt dabei für eine dosierte Zufuhr der Kraftstoff. Bei der Saugrohreinspritzung ist
Luftmenge. Der Kraftstoff wird über Ein- der gesamte Kraftstoff schon vor dem Ein-
spritzventile hinzudosiert. Zusätzlich bleibt lassventil der Frischluft beigemischt. Bei
im Zylinder meist ein Teil des verbrannten Systemen mit Direkteinspritzung hingegen
Gemischs (Abgas) der letzten Verbrennung wird der Kraftstoff direkt in den Brennraum
als Restgas (9) zurück oder es wird gezielt eingespritzt.
Abgas zur Erhöhung des Restgasgehalts im Der wesentliche Anteil der Frischluft
Zylinder zurückgeführt (4). strömt mit dem Luftmassenstrom (Bild 1,
Pos. 6, 7) über die Drosselklappe (13) zum
Bestandteile der Zylinderfüllung Zylinder. Zusätzliches Frischgas in Form von
Bild 1 Das Gasgemisch, das sich nach dem Frischluft und Kraftstoffdämpfen wird über
1 Luft· und Kraftstoff· Schließen der Einlassventile im Zylinder be- das Kraftstoffverdunstungs-Rückhaltesystem
dämpfe (aus Kraft· findet, wird als Zylinderfüllung bezeichnet. (3,2) zugeführt.
stoHverdunstungs·
Es besteht aus dem zugeführten Frischgas
Rückhaltesystem)
und dem Restgas. Die über die Drosselklappe zugeführte und
2 Regenorierventil mit
vatlablem Ven'ilöf!·
Um eine vom Hubraum des Motors unab- nach dem Schließen der Einlassventile (11)
nungsquerschnltt hängige Größe zu erhalten, hat man den Be- im Zylinder vorhandene Luft ist für homo-
3 Verbindung zum griff "relative Luftfüllung rl" eingeführt. Sie genen Betrieb mit A ::; 1 die entscheidende
KraftstoHverduns· beschreibt den Luftgehalt des Zylinders und Größe für die während der Verbrennung am
tungs·Rückhalte· ist definiert als das Verhältnis der aktuellen Kolben verrichtete Arbeit und damit für
system
Luftmenge im Zylinder zu der Luftmenge, die das vom Motor abgegebenen Drehmoment.
4 rückgeführtes
unter Normbedingungen (Po = 10 13 hPa, Hier entspricht die Füllung dem Dreh-
Abgas
5 Abgasruckführven'"
To =273 K) im Hubvolumen enthalten wäre. moment bzw. der Motorlast. Dabei führt ein
(AGR·Ventil) mit Entsprechend gibt es eine relative Kraftstoff- Ändern des Drosselklappenwinkels erst mit-
variablem Ventilött· menge rk; diese ist so definiert, dass gleiche telbar zu einer Änderung der Luftfiillung.
nungsquerschnitt Werte für rl und rk zu einem A= 1 führen. Zunächst muss der Druck im Saugrohr
6 Luftmassenstrom
steigen, damit eine größere Luftmasse über
(Umgebungs·
Zyfinderfüllung im Ottomo'or die Einlassventile in den Zylinder einströmt.
druck pJ
7 Luflmassenstrom Der Kraftstoff kann dagegen zeitnäher zur
(Saugrohrdruck p,) Verbrennung eingespritzt und dem einzel-
8 FroschgasfOllung 1==== 3 nen Zylinder genau zugemessen werden.
(Brenn raum · Daher richtet sich die Einspritzmenge nach
druck Psl
der aktuellen Luftmenge, der Ottomotor ist
9 Restgasfililung
{8rennraum·
im "konventionellen" homogenen Betrieb
druck Psl mit A ::; 1 ein luftgeführtes System.
10 Abgas 14 Im Magerbetrieb (Schichtbetrieb ) hinge-
(Abgasgegendruck
p,J
c!>6 gen ergibt sich das Drehmoment (Motor-
last) aufgrund des Luftüberschusses direkt
11 Einlassventil
>-
'I'
aus der eingespritzten Kraftstoffmasse. Die
12 Auslassventil
" Luftmasse kann bei gleichem Drehmoment
13 Drosselklappe
14 Ansaugrohr
"'::<"
0
somit unterschiedlich sein. Im Magerbetrieb
::<
n Drosselklappen· => ist der Ottomotor daher kraftstoffgeführt.
CIl
Winkel
Steuerung des Ottomotors Zylinderfüllung 21

Maßnahmen zur Steigerung von maximalem Inertgas ) verdrängte Frischgasfüllung über


Drehmoment und maximaler Leistung des eine größere Drosselklappenöffnung ausge-
Motors bedingen fast immer eine Erhöhung glichen werden. Dies erhöht bei konstanter
der maximal erreichbaren Frischgasfüllung. Frischgasfüllung den Saugrohrdruck, redu-
Dies kann durch eine Erhöhung des Hub- ziert daher die Drosselverluste (s. Abschnitt
raums oder aber Aufladung (s. Abschnitt "Ladungswechsel") und führt insgesamt zu
"Aufladung") erfolgen. einem reduzierten Kraftstoffverbrauch.

Restga Ladungswechsel
Der Restgasanteil ist der Anteil der Zylinder- Den Austausch der verbrauchten Zylinder-
füllung, der schon einmal an einer Verbren- füllung (Abgas, oben auch Restgas genannt)
nung teilgenommen hat. Man unterscheidet gegen Frischgas nennt man Ladungswechsel.
prinzipiell zwischen internem und externem Er wird durch das Öffnen und Schließen der
Restgas. Internes Restgas ist das Abgas, das Einlass- und Auslassventile im Zusammen-
nach der Verbrennung im oberen Totraum spiel mit der Kolbenbewegung gesteuert.
des Zylinders bleibt oder während gleich- Form und Lage der Nocken der Nockenwelle
zeitig offenen Einlass- und Auslassventilen bestimmen den Verlauf der Ventilerhebung
(Ventilüberschneidung, s. Abschnitt und beeinflussen dadurch die Zylinder-
"Ladungswechsel") aus dem Auslasskanal in füllung.
das Saugrohr zurückgesaugt wird (Interne Die Zeitpunkte des Öffnens und Schlie-
Abgasrückführung) . ßens der Ventile nennt man (Ventil)Steuer-
Externes Restgas sind Abgase, die über ein zeiten, die maximale Ventilerhebung bezeich-
Abgasrückführventil (Bild 1, Pos. 4, 5) in das net man als Ventilhub. Die charakteristischen
Saugrohr eingeleitet werden (Äußere Abgas- Größen sind Auslass Öffnet (AÖ),Auslass
rückführung) . Schließt (AS), Einlass Öffnet (EÖ), Einlass
Schließt (ES) und der Ventilhub. Es gibt
Das Restgas besteht aus Inertgas I) und - bei Motoren mit festen und andere mit variablen
Luftüberschuss, d. h. im Magerbetrieb - aus Steuerzeiten und Ventilhüben (s. Kapitel
unverbrannter Luft. Besonders wichtig ist "Systeme zur Füllungssteuerung").
der Inertgasanteil im Restgas. Dieser enthält
keinen Sauerstoff mehr und nimmt daher Durch eine Ventilüberschneidung kann der
nicht an der Verbrennung des folgenden Restgasanteil für das folgende Arbeitsspiel
Arbeitstakts teil. Jedoch verzögert er die Ent- wesentlich beeinflusst werden. Während der
flammung und verlangsamt den Verlauf der Ventilüberschneidung sind Ein- und Aus-
Verbrennung, was zu einem etwas geringe- lassventil für eine gewisse Zeit gleichzeitig
ren Wirkungsgrad, aber auch zu niedrigeren geöffnet, d. h., das Einlassventil öffnet, bevor
Spitzendrücken und -temperaturen führt. das Auslassventil schließt. Ist in der über-
Ein gezielt eingesetzter Restgasanteil kann schneidungsphase der Druck im Saugrohr
dadurch die Emission von Stickoxiden niedriger als im Abgastrakt, so tritt eine
(NOx) reduzieren. Dies ist der Nutzen des Rückströmung des Restgases in das Saug-
Inertgases im Magerbetrieb, denn bei Luft- rohr auf; weil das so zurückgesaugte Restgas
überschuss kann der Dreiwegekatalysator nach Auslass Schließt wieder angesaugt
die Stickoxide nicht reduzieren. wird, führt dies zu einer Erhöhung des Rest-
gasgehalts.
Im homogenen Motorbetrieb muss die vom Bei Aufladung kann während der über-
Restgas (besteht in diesem Falle nur aus schneidungsphase der Druck vor dem Ein-
lassventil auch höher sein; in diesem Fall
I) 8estat'ldteile Im Brennraum, die sich inert verhalten, findet die Strömung in Richtung des Abgas-
d. h. an der Verbrennung nicht mehr teilnehmen. trakts statt, das Restgas wird regelrecht aus-
22 Steuerung des Ottomotors Zylinderlüllung

gespült ("Scavenging") und es kann außer- Motors. In der Ansaugphase, d. h. während


dem zu einem Durchströmen der Luft in der Abwärtsbewegung des Kolbens, ist im
den Abgastrakt kommen. gedrosselten Betrieb der Saugrohrdruck
Wenn es gelingt, das Restgas auszuspülen, kleiner als der Umgebungsdruck und insbe-
steht dessen Volumen für eine erhöhte sondere als der Druck im Kolbenrückraum.
Frischgasfüllung zur Verfügung. Den Effekt Der Kolben muss dieser Druckdifferenz ent-
des Scavenging nutzt man daher zur Steige- gegenarbeiten (Drosselverluste).
rung des Drehmoments im unteren Dreh- Besonders bei hohen Drehzahlen und
zahlbereich (bis ca. 2000 min- 1) entweder im Lasten tritt beim Ausstoßen des verbrannten
Zusammenspiel mit dynamischer Autladung Gases während der Aufwärtsbewegung des
bei Saugmotoren oder mit Turboautladung. Kolbens ein Staudruck im Brennraum auf;
der Kolben muss Arbeit aufwenden, um
diesen zu überwinden (Ausschiebeverluste).
Den Erfolg des Ladungswechsels misst man
in den Größen Liefergrad, Luftaufwand und Wenn bei Benzin-Direkteinspritzung der
Fanggrad. Der Liefergrad ist das Verhältnis Schichtbetrieb bei ganz geöffneter Drossel-
der im Zylinder tatsächlich verbliebenen klappe oderim homogenen Betrieb (il :5 1)
Frischgasladung zur theoretisch maximal eine hohe Abgasrückführung eingesetzt
möglichen Füllung. Der Unterschied zur wird, so führt dies dazu, dass der Saugrohr-
relativen Luftfüllung liegt darin, dass der druck höher und die Druckdifferenz über
Liefergrad auf die Außenbedingungen zum dem Kolben geringer ist. Auf diese Weise
Zeitpunkt der Messung und nicht auf können die Drosselverluste des Motors
Normbedingungen bezogen wird. reduziert werden, was zu einem besseren
Der Luftaufwand beschreibt die gesamte effektiven Wirkungsgrad führt.
während des Ladungswechsels durchgesetzte
Luftmasse, ebenfalls bezogen auf die theore- Aufladung
tisch maximal mögliche Füllung. Im Luft- Das bei homogener Gemischverteilung mit
aufwand kann zusätzlich die Luftmasse il:5 1 erreichbare Drehmoment ist propor-
enthalten sein, die während der Ventilüber- tional zur Frischgasfüllung. Daher kann das
schneidung direkt in den Abgastrakt über- maximale Drehmoment gesteigert werden,
geströmt ist. Der Fangrad, das Verhältnis indem die Luft vor Eintritt in den Zylinder
vom Liefergrad zum Luftaufwand, gibt den verdichtet wird (Autladung). Mit der
Anteil der durchgesetzen Luftmasse an, der Autladung kann der Liefergrad auf Werte
nach Abschluss des Ladungswechsels im größer 1 erhöht werden.
Zylinder verblieben ist.
Für Saugmotoren beträgt der maximale
Liefergrad 0,6 ... 0,9. Er hängt von der Saug- Eine Autladung kann schon allein durch
rohrgestaltung, der Brennraumform, den Nutzung dynamischer Effekte im Saugrohr
Öffnungsquerschnitten der Gaswechsel- erzielt werden. Der Autladungsgrad hängt
ventile und den Ventilsteuerzeiten ab. von der Gestaltung des Saugrohrs sowie vom
Betriebspunkt ab (im Wesentlichen von der
Drehzahl, aber auch von der Füllung). Mit
Um im Ladungswechsel das Abgas durch der Möglichkeit, die Saugrohrgeometrie
Frischgas zu ersetzen, tritt ein Arbeitsauf- während des Fahrbetriebs zu ändern (varia-
wand, die Pumpverluste bzw. Ladungswech- ble Saugrohrgeometrie), kann die dynami-
selverluste, auf. Diese verbrauchen einen Teil sche Autladung in einem weiten Betriebs-
der erzeugten mechanischen Arbeit und sen- bereich für eine Erhöhung der maximalen
ken daher den effektiven Wirkungsgrad des Füllung sorgen.
Steuerung des Ottomotors Zylinderfüllung 23

Mechan ische Aufladung stellung, Saugrohrumschaltung, Position


Eine weitere Erhöhung der Luftdichte erzie- der Ladungsbewegungsklappe) die vom
len mechanisch angetriebene Verdichter, die Zylinder angesaugte Füllung berechnet
von der Kurbelwelle des Motors angetrieben (p/n-System). Je nach Komplexität des
werden. Die komprimierte Luft wird über Motors, insbesondere was die Variabilitä-
das Saugrohr in die Zylinder gepumpt. ten des Ventiltriebs betrifft, können hier-
für aufwändige Modelle notwendig sein
Abgasturboauflad ung
Im Unterschied zur mechanischen Auf- Weil mittels eines HFM oder eines Drossel-
ladung wird der Verdichter des Abgasturbo- klappenmodells nur der in das Saugrohr zu-
laders nicht von der Kurbelwelle angetrie- fließende Massenstrom bestimmt werden
ben, sondern von einer Abgasturbine, die kann, liefern diese beiden Systeme nur im
im Abgasstrang sitzt. Dadurch wird ein Teil stationären Motorbetrieb einen Wert für die
der im Abgas enthaltenen Energie zurück- Zylinderfüllung. Stationär bedeutet bei
gewonnen. konstantem Saugrohrdruck; denn dann sind
die in das Saugrohr zu- und in den Motor
Füllungserfassung abfließenden Massenströme identisch.
Beim Ottomotor mit homogenen A. = 1-Be- Bei einem plötzlichen Lastwechsel (Ände-
trieb richtet sich die Einspritzmenge nach rung des Drosselklappenwinkels ) verändert
der Luftmenge. Dies ist nötig, weil sich nach sich der zufließende Massenstrom spontan,
einer Änderung des Drosselklappenwinkels während sich der abfließende Massenstrom
die Luftfüllung erst allmählich ändert, und damit die Zylinderfüllung erst ändern,
während die Kraftstoffmenge von Einsprit- wenn sich der Saugrohrdruck erhöht
zung zu Einspritzung variiert werden kann. oder erniedrigt hat. Daher muss zusätzlich
In der Motorsteuerung muss daher für das Speicherverhalten des Saugrohrs
jede Verbrennung die aktuelle vorhandene nachgebildet werden (Saugrohrmodel/).
Luftfüllung bestimmt werden (Füllungs-
erfassung). Es gibt grundsätzlich drei
Systeme, mit denen dies erfolgen kann:
• Ein Heißfllm-Luftmassenmesser (HFM)
misst den in das Saugrohr einströmenden
Luftmassenstrom.
• Über ein Modell wird aus der Temperatur
vor der Drosselklappe, dem Druck vor
und nach der Drosselklappe sowie dem
Drosselklappenwinkel der Luftmassen-
strom berechnet (Drosselklappenmodell,
a/n-System I».
• über ein Modell wird aus der Motordreh-
zahl (n) dem Druck (p) im Saugrohr (d.h.
vor dem Einlassventil), der Temperatur im
Einlasskanal und weiteren Zusatzinforma-
tionen (z. B. Nockenwellen-Nentilhubver-

') Oie Bezeichnung w n·System isl historisch bedingl.


da ursprünglich der Druck nach der Drosselklappe nicht
berücksich tigl wurde und der Massenslrom in e,nem
Kennfeld Uber Drosselklappenwinkel und Drehzahl abge'
legt war, Dieser vereinfachte Ansatz finde t Sich auch teil·
welse heule noch,
24 Grundlagen des Ottomotors Drehmoment und Leistung

Drehmoment und Leistung Direkteinspritzende Ottomotoren arbeiten


in bestimmten Betriebspunkten mit Luft-
Drehmomente am Antriebsstrang überschuss (Magerbetrieb ). Im Zylinder be-
Die von einem Ottomotor abgegebene Leis- findet sich somit Luft, die keinen Einfluss
tung P wird durch das verfügbare Kupp- auf das erzeugte Drehmoment hat. Wesent-
lungsmoment M und die Motordrehzahl n lichen Einfluss auf das erzeugte Dreh-
bestimmt. Das Kupplungsmoment ergibt moment hat hier die Kraftstoffmasse.
sich aus dem durch den Verbrennungspro-
zess erzeugten Drehmoment, vermindert um Erzeugen des Drehmoments
das Reibmoment (Reibungsverluste im Die physikalische Größe Drehmoment M
Motor) und die Ladungswechselverluste, so- ergibt sich aus dem Produkt von Kraft P und
wie das zum Betrieb der Nebenaggregate Hebelarm 5:
benötigte Drehmoment (Bild 1). Das An-
triebsmoment ergibt sich aus dem Kupp- M=P·s
lungsmoment, anzüglich der an Kupplung
und Getriebe auftretenden Verluste. Die Pleuelstange setzt die Hubbewegung des
Das Verbrennungsmoment wird im Kolbens durch die Kröpfung der Kurbelwelle
Arbeitstakt erzeugt und ist bei Motoren mit in eine Rotationsbewegung der Kurbelwelle
Saugrohreinspritzung durch die folgenden um. Die Kraft, mit der das expandierende
Größen bestimmt: Luft -Kraftstoff-Gemisch den Kolben nach
• Die Luftmasse, die nach dem Schließen unten treibt, wird durch den von der Kröp-
der Einlassventile für die Verbrennung zur fung gebildeten Hebelarm in ein Dreh-
Verfügung steht, moment umgesetzt.
• die zum gleichen Zeitpunkt verfügbare Der für das Drehmoment wirksame
Kraftstoffmasse und Hebelarm 1ist die zur Kraft senkrecht ste-
• den Zeitpunkt, zu dem der Zündfunke hende Komponente des Hebels (Bild 2).
die Verbrennung des Luft-Kraftstoff- Im oberen Totpunkt (OT) sind Kraft und
Gemischs einleitet. Hebel parallel. Deshalb ist hier der wirksame

Drehmomente am Antriebsstrang

Luftmasse
(Frischgasfüllung)
Momenl aus Molor· Kupplungs·
Kraftsloffmasse
Motor I-Ve_r_br_en_n_un-"g----<~....
m-orn-e-nt- . mo-meo-t---<~I
lündwinkel
(lündzeitpunkt)
Bild 1
1 Nebenaggregate
Ladungswechsel und Reibung
(Generatori Klima-
kompressor usw.) Nebenaggregale
2 Motor Kupplungsverluste
3 Kupplung Getriebeverluste und -ubersetmng
4 Getriebe
Grundlagen des Ottomotors Drehmoment und Leistung 25

Hebelarm gleich null. Der Zündwinkel Zusammenhang zwischen Drehmoment


muss so festgelegt werden, dass die Ge- und Leistung
mischentflammung im Kurbelwellenbereich Die vom Motor abgegebene Leistung P steigt
mit ansteigendem Hebelarm stattfindet mit zunehmendem Drehmoment Mund
(O . .. 90 0 KW). So kann der Motor das größt- der Motordrehzahl n. Es gilt der Zusammen-
mögliche Drehmoment erzeugen. Das maxi- hang:
mal erreichbare Drehmoment M, das der
Motor liefern kann, ist durch die Konstruk- P=2 ·1[·M·n
tion des Motors bestimmt (z. B. Hubraum,
Brennraumgeometrie, Liefergrad, Füllung). Die Motorleistung steigt, bis sie bei der
Die Anpassung des Drehmoments an die Nenndrehzahl nnenn mit der Nennleistung
Erfordernisse des Fahrbetriebs erfolgt im Pnenn ihren Höchstwert erreicht. Bei höheren
Wesentlichen durch Einstellen der Qualität Drehzahlen nimmt sie wieder ab, da in die-
und Quantität des Luft-Kraftstoff-Gemischs sem Bereich das Drehmoment stark abfällt.
sowie des Zündwinkels. Bild 3 zeigt den für Leistungs- und Drehmomentcharakteris-
einen Ottomotor mit Saugrohreinspritzung tik des Verbrennungsmotors bedingen ein
typischen Drehmoment- und Leistungs- Getriebe zur Anpassung des Motors an die
verlauf in Abhängigkeit von der Motordreh- Erfordernisse des Fahrbetriebs.
zahl. Das Volllastdrehmoment nimmt
zunächst mit steigender Drehzahl bis zum
maximalen Drehmoment M max zu. Mit
höheren Drehzahlen nimmt es wieder ab, da
die kürzere Öffnungszeit der Einlassventile
die Zylinderfüllung begrenzt.
Ziel der Motorenentwicklung ist es, das
maximale Drehmoment schon bei niedrigen
Drehzahlen im Bereich von 2000 min- 1 be-
reitzustellen, da in diesem Drehzahlbereich
der Kraftstoffverbrauch am günstigsten ist.
Motoren mit Abgasturboaufladung können
diese Anforderungen erfüllen.

Hebelarm beim Kurbeltrieb Drehmoment - und leistungsverlauf

Bild 2
Veränderung des
kW ~---------------------, N · m
WIrksamen Hebelarms
80 während des
::t Arbeitstakts
'"- 60
0>
c<I)
a ansteigender
c: E Hebelarm I,
:::>
--'.,
1ii 40 120 ~
.s:::
b abnehmender
l!! Hebelarm I.
20 100 0
o
"'" Bild 3
1000 3000 5000 min- 1 ~
::< Typischer Verlaul bei
1
Motordrehzahlll rn
"nenn einem Ottomotor mit
~
$augrohreinspril2ung
26 Grundlagen des Ottomotors Motorwirkungsgrad

Motorwirkungsgrad schen Linie (1 bar) liegende Teil noch teil-


weise genutzt werden (1- 4 - 5').
Thermischer Wirkungsgrad
Der Verbrennungsmotor setzt nicht die ge- Reales p-V-Diagramm
samte im Kraftstoff chemisch gebundene Da die Rahmenbedingungen für den idealen
Energie in mechanische Arbeit um. Ein Teil Kreisprozess beim realen Motorbetrieb nicht
der zugeführten Energie geht verloren. Der eingehalten werden können, unterscheidet
Wirkungsgrad eines Motors ist somit kleiner sich das tatsächliche p- V- Diagramm (Bild 2,
100% (Bild 1). Ein Glied in der Wirkungs- Kurve B) vom idealen p- V- Diagramm.
gradkette ist der thermische Wirkungsgrad.
Maßnahmen zur Steigerung des
Arbeit diagramm (p- V-Diagramm) thermischen Wirkungsgrads
Die Druck- und Volumenverhältnisse Der thermische Wirkungsgrad steigt mit der
während eines Arbeitsspiels des Viertakt - Verdichtung des Luft-Kraftstoff-Gemischs.
motors können in einem p- V- Diagramm Mit einer höheren Verdichtung ist der Druck
aufgezeigt werden. im Zylinder am Ende der Verdichtungsphase
höher, wodurch auch die im p- V- Diagramm
Idealer Kreisprozess eingeschlossene Fläche größer wird. Diese
Bild 2 (Kurve A) zeigt den Verdichtungs- Fläche gibt die vom Verbrennungsprozess
und Arbeitstakt eines idealen Prozesses, wie erzeugte Energie an. Bei der Festlegung der
er nach den Gesetzen von Boyle/Mariotte Verdichtung muss die Klopffestigkeit des
und Gay-Lussac beschrieben wird. Der Kraftstoffs berücksichtigt werden.
Kolben bewegt sich von UT nach OT Motoren mit Saugrohreinspritzung
(Punkt 1 nach 2), das Luft-Kraftstoff-Ge- spritzen den Kraftstoff vor das geschlossene
misch wird ohne Wärmezufuhr verdichtet Einlassventil und lagern ihn somit vor. Bei
(Boyle/Mariotte). Anschließend verbrennt der Bildung des Luft-Kraftstoff-Gemischs
das Gemisch unter Druckanstieg (Punkt 2 verdampfen die feinen Kraftstofftröpfchen.
nach 3) bei konstantem Volumen
(Gay-Lussac). Für diesen Vorgang ist Energie erforderlich,
Von OT (Punkt 3) bewegt sich der Kolben die in Form von Wärme der Luft und den
in Richtung UT (Punkt 4). Das Brennraum- Saugrohrwänden entzogen wird. Bei der
volumen wird größer. Der Druck des ver- Benzin-Direkteinspritzung wird der Kraft-
brannten Gases nimmt ab, wobei aber keine stoff in den Brennraum eingespritzt. Die für
Wärme abgegeben wird (Boyle/Mariotte). die Verdampfung erforderliche Energie wird
Anschließend kühlt das verbrannte Ge- hier der im Brennraum eingeschlossenen
misch bei konstantem Volumen wieder ab Luft entzogen, die nun abkühlt. Dadurch hat
(Gay-Lussac), bis der Ausgangszustand das komprimierte Luft -Kraftstoff-Gemisch
(Punkt 1) wieder erreicht ist. im Vergleich zur Saugrohreinspritzung eine
niedrigere Temperatur und kann höher ver-
Die von den Punkten 1 - 2 - 3 - 4 ein- dichtet werden.
gegrenzte Fläche gibt die während eines
Arbeitsspiels gewonnene Arbeit an. Im Wärmeverluste
Punkt 4 öffnet das Auslassventil und das Die von der Verbrennung erzeugte Wärme
noch unter Druck stehende Gas entweicht erhitzt die Zylinderwände. Ein Teil der
aus dem Zylinder. Könnte sich das Gas bis Wärmeenergie wird abgestrahlt und geht
zum Punkt 5 vollständig entspannen, wäre verloren. Bei der Benzin-Direkteinspritzung
die von den Punkten 1 - 4 - 5 eingefasste ist die Schichtladungswolke von einem Man-
Fläche nutzbare Energie. Mit einem Abgas- tel aus nicht an der Verbrennung beteiligten
turbolader kann der über der atmosphäri- Gasen umgeben. Dieser Gasmantel hemmt
Grundlagen des Ottomotors Motorwirkungsgrad 27

den Wärmeübergang auf die Zylinderwände Reibungsverluste


und verringert dadurch die Wärmeverluste. Die Reibungsverluste entstehen durch die
Zusätzliche Verluste entstehen durch die Reibung aller bewegten Teile im Motor und
nicht vollständige Verbrennung des an den in den Nebenaggregaten, z. B. durch Reibung
Zylinderwänden kondensierten Kraftstoffs. der Kolbenringe an der Zylinderwand,
Aufgrund der isolierenden Wirkung der Um- Lagerreibung, Generatorantrieb usw.
mantelung sind diese Verluste im Schicht-
betrieb auch geringer. Die Restwärme des Ab-
gases verursacht weitere Wärmeverluste.

Verluste bei Ä = 1
Der Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses
Wirkungsgradketle eines Otlomotors bei A = 1
steigt mit zunehmender Luftzahl A. Bedingt
durch die bei mageren Gemischen abneh-
mende Flammengeschwindigkeit verläuft r-----'~t11I1D NUIzarb<:it
10% Antrieb
füd> 1,1 die Verbrennung jedoch zuneh- 10%
mend schleppender, was sich negativ auf den
15%
Wirkungsgradverlauf des Ottomotors aus- Reibuno:sveriuste,
N.benaggregate
wirkt. Im Endeffekt ist schließlich der
Ladungswetbstl-
Wirkungsgrad im Bereich von A = 1,l...1,3 verluste
am größten. Bei homogener Gemischbil- Verluste durch ),,1
dung mit A = 1 ist deshalb der Wirkungs- W!rm... ~uste Im Zylinder.
grad geringer als bei einem Gemisch mit nicht Ideale Ve,b,ennung und
Abll<$w!rme
Luftüberschuss. Bei Einsatz eines Dreiwege-
katalysators ist für eine wirksame Abgas-
Thermoclynamistbe ve~ust.
reinigung ein Gemisch mit A = 1 jedoch un- beim Id,alproz.ss
(thermischer Wlrkung",rad)
bedingt erforderlich.

Ladungswechselverluste
Beim Ladungswechsel saugt der Motor Ablauf des motorischen Arbeit'prozesses
im p- V-Diagramm
im ersten Takt Frischgas an. Die Sollmenge
des Frischgases wird durch die Öffnung der
Drosselklappe gesteuert. Es entsteht ein
Unterdruck im Saugrohr, gegen den der
Motor arbeitet. Die Benzin-Direkteinsprit-
zung reduziert diese Pumpveduste (Drossel-
i 3

verluste), da auch im Leerlauf und bei Teil- :v


-g
last die Drosselklappe weit geöffnet ist und ~
das Drehmoment über die eingespritzte .~ 2
Kraftstoffmasse gesteuert wird. '>.
Bild 2
Im vierten Takt muss das verbliebene
o
~ A Idealer Gleichraum-

-
Abgas aus dem Zylinder ausgestoßen wer- prozess
1 bar
den. Auch das erfordert Arbeit. B reales p. V·
5 Diagramm
a Ansaugen
VOlumen V
c
b verdichten
c arbeiten

I1 d ausstoßen
ZZ Zündzeitpunkt
AÖ Auslass öffnet
28 Grundlagen des Ottomotors Spezifischer Kraftstoffverbrauch

Spezifischer misch. Der daraus entstehende Entflam-


mungsverzug muss durch eine Frühverstel-
Kraftstoffverbrauch
lung des Zündwinkels kompensiert werden.
Der spezifische Kraftstoffverbrauch be gibt Bei weiter ansteigender Luftzahl wird die
die Kraftstoffmasse (in Gramm) an, die ein Magerlaufgrenze des Motors erreicht und es
Verbrennungsmotor benötigt, um eine be- kommt zu unvollständigen Verbrennungen
stimmte Arbeit (kW . h, Kilowattstunde) zu (Verbrennungsaussetzer). Das führt zu
verrichten. Diese Größe sagt deshalb mehr einem steilen Anstieg des Kraftstoffver-
über die Energieausnutzung des Kraftstoffs brauchs. Bei welcher Luftzahl die Magerlauf-
aus als die Angaben lJh oder 1/1 00 km. grenze liegt, hängt vom jeweiligen Motor ab.

Einfluss der Luftzahl chiclltladung


Homogene Ge mi chverteilung Motoren mit Benzin -Direkteinspritzung
Der spezifische Kraftstoffverbrauch nimmt können im Schichtbetrieb mit hohen Luft-
bei homogener Gemischverteilung zunächst zahlen arbeiten. Der Kraftstoff befindet sich
mit steigender LuftzahL1. ab (Bild 1). Die nur in der Schichtladungswolke im Bereich
Abnahme im Bereich bis ,1, = 1,0 erklärt sich um die Zündkerze. Die Luftzahl in der
daraus, dass die Verbrennung bei fettem Schichtladungswolke beträgt ungefähr ,1, = 1.
Luft -Kraftstoff-Gemisch wegen Luftmangels Der übrige Teil des Brennraums ist mit
unvollständig abläuft. Luft und Inertgas (Abgasrückführung) ge-
Im Magerbetrieb (,1, > 1) muss die Drossel- füllt. Die damit verbundene Entdrosselung
klappe weiter geöffnet werden, um ein defi- führt zu einer Reduzierung der Ladungs-
niertes Drehmoment einstellen zu können. wechselverluste. Dies und thermodynami-
Diese Entdrosselung sowie der höhere ther- sche Effekte führen zu einer deutlichen
modynamische Wirkungsgrad im Mager- Reduzierung des spezifischen Kraftstoff-
betrieb führen zu einem geringeren spezifi- verbrauchs.
schen Kraftstoffverbrauch.
Mit zunehmender Luftzahl sinkt die Einfluss des Zündwinkels
Flammengeschwindigkeit im magerem Ge- Homogene emischve rteilung
Für einen gegebenen Arbeitspunkt gibt es
Einlluss von Lultzahl ). und ZUndwinkel a, auf jeweils einen optimalen Verbrennungs-
den lVaftstoffverbrauch bei homogener Gemisch- schwerpunkt, zu dem ein definierter Zünd-
verteilung
winkel gehört (Bild 1). Jede Abweichung von
diesem Zündwinkel führt zu einer Ver-
schlechterung des spezifischen Kraftstoff-
verbrauchs.

Ilx Schichtladun g
20 Bei Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung
sind im Schichtbetrieb die Variationsmög-
lichkeiten für den Zündwinkel einge-
schränkt. Der Zündfunke muss ausgelöst
werden, wenn die Gemischwolke die Zünd-
kerze erreicht hat. Der optimale Zündwinkel
hängt deshalb im Wesentlichen vom Ein-
0,8 1,0 1,2 1,4 ~ spritzzeitpunkt ab.
o
Luftzahl A '"::E:::>
=
Grundlagen des Ottomotors Spezifischer Kraftstoffverbrauch 29

Verbrauchsoptimierung Muschel. Deshalb werden die Kurven auch


Ottomotoren müssen bei Betrieb mit homo- als Muschelkurven bezeichnet.
gener Gemischbildung mit stöchiometri- Das Diagramm zeigt, dass sich der ge-
schem Luft-Kraftstoff-Verhältnid = 1 ge- ringste spezifische Kraftstoffverbrauch bei
fahren werden, damit der Dreiwegekatalysa- einem hohen effektiven Mitteldruck Pme im
tor seine bestmögliche Reinigungswirkung Drehzahlbereich um 2600 min- 1 einstellt.
entfalten kann. Deshalb kann der spezifische
Kraftstoffverbrauch nicht über die Luftzahl, Der effektive Mitteldruck ist auch ein Maß
sondern nur über den Zündwinkel opti- für das Drehmoment M. In das Diagramm
miert werden. Bei der Zündwinkelfestlegung können deshalb Kurven für die Leistung P
muss ein Kompromiss zwischen geringem eingetragen werden. Sie haben die Form von
Kraftstoffverbrauch und geringen Abgas- Hyperbeln. Aus dem Diagramm wird er-
Rohemissionen gefunden werden. Bei be- sichtlich, dass die gleiche Leistung bei unter-
triebswarmem Katalysator überwiegt der schiedlicher Drehzahl und Drehmoment
Verbrauchsaspekt, da dann die Schadstoffe bereitsteht (Betriebspunkt A und B). Der
im Katalysator weitgehend konvertiert spezifische Kraftstoffverbrauch ist in diesen
werden. Betriebspunkten aber unterschiedlich. In
Punkt B ist er bei niedriger Drehzahl, aber
Verbrauchskennfeld höherem Drehmoment niedriger als in
Auf einem Motorprüfstand kann der spezi- Punkt A. Die Anpassung an diesen Betriebs-
fische Kraftstoffverbrauch in Abhängigkeit punkt wird über das Getriebe mit der Wahl
vom relativen effektiven Mitteldruck im eines höheren Gangs erreicht.
Zylinder und der Motordrehzahl gemessen
werden. Die Messwerte werden im Ver-
brauchskennfeld (Bild 2) aufgetragen. Die
Punkte mit gleichem spezifischem Ver-
brauch werden miteinander verbunden, so-
Bild 2
dass Kurven entstehen. Das Bild, das sich
Motord.ten:
daraus ergibt, hat Ähnlichkeit mit einer 4·Zylinde,.Ottomotor
H ubraum:
Kraftstoffverbrauchskennfeld eines Ottomotors bei homogener Gemisohbildung VH = 2.3 1
Leistung:
/' = 110 kW bei
5400 min- '
100%
Maximales Drehmoment:

~
...
~
80% ~ 15
M = 220 N' mbe,
3700...4500 min- '
u
::> Effekti.er M,tteldruck:
-0
a;
::<
~ 110%
p.,. - 12 bar (100 'Ib)
~
60% i
Q;
> ~ 1 15%~ Bereohnung des Dreh·
moments M und der
S1 40% ~
:ll1 -e 125% Leistu ng P Ober Zahlen·
Q) ;!: Lnie kOI1SrBn
ler MOlOrle;.srun . P4J kW wertgtelchungen:
Q;
> M = \'w p.,. /O,12566
20%
~ 175% P - M·,,1 954 9
~

o .,o M inN ·m
o 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 5500 6000 min o1 ~
;;:
\fH in dm3
Drehzahl 1/ :l; Prrre in bar
'"
~
11 in min- I
Pin kW
30 Grundlagen des Ottomotors Klopfende Verbrennung

wellen treffen auf die Zylinderwandungen


auf und erzeugen das typisch metallische
In Ottomotoren können unter bestimmten Klingeln des Motors.
Bedingungen anormale, typisch "klingelnde" Zusätzliche Flammenfronten können
Verbrennungsvorgänge auftreten, die eine auch von heißen Stellen im Brennraum aus-
Steigerung von Motorleistung und Wirkungs- gehen. Dabei handelt es sich dann um Glüh-
grad begrenzen. Dieser unerwünschte Ver- zündungen. Ursache hierfür können z. B.
brennungsvorgang wird mit "Klopfen" be- Zündkerzen mit zu geringem Wärmewert
zeichnet. Er ist die Folge einer Selbstentzün- sein, die im Betrieb unzulässig hohe Tempe-
dung des noch nicht von der Flammenfront raturen erreichen können. Diese Verbren-
erfassten Frischgemischs. Kolben, Lager, nungen führen dann zu Motorklopfen,
Zylinderkopf und Zylinderkopfdichtung sind wenn die Verbrennung bereits vor dem
durch die bei klopfenden Verbrennungen eigentlichen Zündzeitpunkt beginnt.
entstehenden hohen Druckspitzen und Tem- Das Motorklopfen kann in allen Dreh-
peraturen enormen mechanischen und ther- zahlbereichen auftreten. Bei hohen Drehzah-
mischen Belastungen ausgesetzt. Dauerhaftes len ist es akustisch aber nicht mehr wahr-
Motorklopfen führt zur Zerstörung des nehmbar, da die Klopfgeräusche von den
Motors, wie z. B. durchgebrannte Kolbenbö- lauten Motorgeräuschen überdeckt werden.
den und Zylinderköpfe, sowie Kolbenfresser.
Einflüsse auf Klopfneigung
Entstehen klopfender Verbrennung Frühe Zündwinkel: Der Druck im Brenn-
Die Zündkerze entzündet das Luft-Kraft- raum und damit der Temperaturanstieg
stoff-Gemisch im Verdichtungstakt kurz vor wird umso größer, je früher die Zündkerze
dem oberen Totpunkt (OT). Bis zur voll- die Zündung des Gemischs einleitet.
ständigen Entflammung des Gemischs ver- Hohe Zylinderfüllung: Je höher das gefor-
gehen drehzahlabhängig mehrere Milli- derte Drehmoment, desto größer muss die
sekunden, sodass der Verbrennungsschwer- Zylinderfüllung (Motorlast) sein. Das führt
punkt nach OT liegt. zu höheren Temperaturen beim Verdichten.
Die Flammenfront breitet sich von der Kraftstoffsorte: Kraftstoff mit einer niedrigen
Zündkerze aus. Zur Verdichtungserhöhung Oktanzahl weist eine geringe Klopffestigkeit
durch den aufwärts gehenden Kolben ergibt auf. Deshalb muss die vom Fahrzeugherstel-
sich zusätzlich eine Druck- und Temperatur- ler festgelegte(n) Kraftstoffsorte(n) getankt
erhöhung durch die Verbrennung des Ge- werden.
mischs im Brennraum. Somit wird auch das Zu hohe Verdichtung: Ist z. B. eine falsche, zu
noch nicht verbrannte Luft -Kraftstoff- dünne Zylinderkopfdichtung eingebaut, so
Gemisch weiter verdichtet. Die Temperatur ergibt sich eine höhere Verdichtung. Das
des verdichteten Luft -Kraftstoff-Gemischs Luft -Kraftstoff-Gemisch erreicht beim Kom-
kann so hoch werden, dass es sich in einzel- primieren höhere Drücke und höhere Tem-
nen Bereichen selbst entzündet (Bild 1). peraturen. Eine geringfügig höhere Verdich -
Es kommt zu einer explosionsartigen Ver- tung ergibt sich auch durch Ablagerungen im
brennung. Brennraum (z. B. bedingt durch Alterung).
Die Geschwindigkeit der von dieser Ver- Kühlung: Eine schlechte Kühlung des
brennung ausgehenden Flammenfront ist ca. Motors führt zu hohen Temperaturen des
10- bis 100fach höher als die Flammenfront- Gemischs im Brennraum.
geschwindigkeit der von der Zündkerze aus- Geometrie: Eine ungünstige Brennraumgeo-
gehenden Verbrennung (ca. 20 m/s). Bei die- metrie sowie eine schlechte Verwirbelung
ser unkontrollierten Verbrennung entstehen der Luft-Kraftstoff-Gemische infolge einer
Druckwellen, die sich vom Zündungskern ungünstigen Saugrohrgeometrie kann die
aus kugelförmig ausbreiten. Diese Druck- Klopfneigung des Motors ebenso erhöhen.
Grundlagen des Ottomotors Klopfende Verbrennung 31

Motorklopfen bei Benzin- Vermeiden von anhaltendem


Direkteinspritzung Motorklopfen
Im Homogenbetrieb verhält sich der Motor Um klopfende Verbrennungen in allen Be-
mit Benzin-Direkteinspritzung bezüglich triebszuständen sicher zu verhindern, wird
des Motorklopfens wie ein Saugrohrein- bei Zündsystemen ohne Klopfregelung für
spritzer. Jedoch wird bei der Direkteinsprit- den Zündwinkel ein Sicherheitsabstand zur
zung durch die Verdampfungswärme des Klopfgrenze von 5... 8 Grad KW eingehalten.
Kraftstoffs im Zylinder die komprimierte Bei Systemen mit Klopfregelung über-
Luft stärker abgekühlt als bei einer Saug- wachen ein oder mehrere Klopfsensoren
rohreinspritzung. Das heißt, bei gleicher (Körperschallsensoren ) die Motorgeräusche.
Verdichtung ist beim Motor mit Direkt- Aus dem elektrischen Signal eines Sensors
einspritzung die Klopfneigung geringer. erkennt das Motorsteuergerät einzelne
Im Schichtbetrieb befindet sich nur im klopfende Verbrennungen. Es verstellt da-
Bereich der Zündkerze ein zündfähiges Ge- raufhin den Zündwinkel nur an dem Zylin-
misch. Der Rest des Brennraums ist mit Luft der in Richtung "Spät", der vorher geklopft
oder Inertgas gefüllt, sodass es hier nicht zu hat und vermeidet dadurch anhaltendes
einer Entzündung von Gasen und damit zu Klopfen. Anschließend wird der Zündwinkel
Motorklopfen kommen kann. Aber auch ein langsam wieder in Richtung "Früh" verstellt.
sehr mageres Luft-Kraftstoff-Gemisch, mit Dies geschieht, bis der Kennfeldzündwinkel
dem der übrige Teil des Brennraums gefüllt erreicht ist oder bis wieder eine klopfende
sein kann, entzündet sich nicht selbststän- Verbrennung erkannt wird. Die Zünd-
dig. Für solch magere Gemische ist eine winkelverstellung wird für jeden Zylinder
wesentlich höhere Zündenergie erforderlich selektiv durchgeführt.
als für stöchiometrisch zusammengesetzte Die wenigen schwach klopfenden Ver-
Gemische. Im Schichtbetrieb ist deshalb brennungen, die auch mit Klopfregelung
Motorklopfen nicht möglich. auftreten, sind für den Motor nicht schäd-
lich. Im Gegenteil: Sie führen dazu, dass sich
die durch Kraftstoffzusätze und Motoröl
verursachten Ablagerungen im Brennraum
Entstehung von klopfenden Verbrennungen (z. B. an Ein- und Auslassventilen) wieder
lösen und verbrennen oder mit den Abgasen
ausgestoßen werden.

Vorteile der Klopfregelung


Durch das sichere Erkennen von klopfenden
Verbrennungen können Motoren mit Klopf-
regelung höher verdichten. Ebenfalls entfällt
bei der Zündwinkelvorsteuerung der Sicher-
heitsabstand zur Klopfgrenze. Die Zünd-
winkelvorsteuerung wird für den "best case"
und nicht für den "worst case" ausgelegt.
Dies wirkt sich günstig auf den Motor-
wirkungsgrad aus. Die Klopfregelung
• reduziert den Kraftstoffverbrauch,
• erhöht Drehmoment und Leistung und
• erlaubt den Motorbetrieb für einen
Oktanzahlbereich (z. B. Super- und
Normal-Benzin).
32 Kraftstoffe Ottokraftstoffe

Kraftstoffe

Der wichtigste Energieträger, aus dem Paraffine mit einem rein kettenförmigen
Kraftstoffe gewonnen werden, ist Erdöl. Aufbau (Normal-Paraffine, Bild 1) zeigen
Erdöl ist im Laufe von Jahrmillionen durch eine sehr gute Zündwilligkeit, allerdings
Zersetzung abgestorbener Lebewesen ent- auch eine geringe Klopffestigkeit. Ein ket-
standen und besteht aus vielen verschiede- tenförmiger Molekülaufbau mit zusätzlichen
nen Kohlenwasserstoffen. Qualitativ hoch- Seitenketten (iso-Paraffine) oder ein Benzol-
wertiger Kraftstoff trägt wesentlich zu ring als Grundgerüst (Aromaten) führen zu
einem störungsfreien Fahrbetrieb und zu Kraftstoffkomponenten mit hoher Klopf-
niedrigen Abgasemissionen bei. Daher sind festigkeit.
Anforderungen an die Zusammensetzung
und Eigenschaften des Kraftstoffs gesetzlich In Deutschland wird zwischen Normal-,
festgelegt. Super- und Super-Plus-Kraftstoff unter-
schieden. In den USA werden "Regular" und
Otto kraftstoffe "Premium" angeboten; diese Kraftstoffe sind
in etwa vergleichbar mit Normalbenzin bzw.
Bestandteile von Ottokraftstoffen Superkraftstoff. Superkraftstoffe weisen auf-
Ottokraftstoffe bestehen i. W. aus Paraffinen grund des höheren Aromatengehalts und
und Aromaten. Zur Verbesserung der durch Zusatz sauerstoffhaltiger Komponen-
Grundeigenschaften können sauerstoff- ten eine höhere Klopffestigkeit auf und
haltige organische Komponenten sowie werden bevorzugt in höher verdichtenden
Additive zugesetzt werden. Motoren eingesetzt.

Aufbau von KohlenwasserstoflmolekUlen (B eispiele)

Normal-Paraffine: Olefine:
Linearer Aufbau Linearer oder verzwe igter
Pentan Aufbau mit Doppe lbindung
Cs H' 2
H3 C , Isopenten

iso-Paraffine: H3 C
/
C = CH
, CH3 Cs H,o

Verzweigter Aufbau
CH3 CH3 Isooktan
I I Cs H1 s
H3 C - CH - CH2 - C - CH3
I
CH3
Aromaten:
Ringförmige Grundstruktur
Naphthene:
mit Benzolring
Ri ngförmige Grundstruktur
CH3
H2 Cyclohexan I Toluol
H2 C "", C ' C H2 Cs H12 H /
C' C H C7 Ha
CQ
I I I I
H2C ' C "", C H2 HC, " CH
C
H2 H
Kraftstoffe Otlokraftsloffe 33

Aufbereitung von Ottokraftstoffen Anteil wird jedoch im Fahrzeug nicht ge-


Erdöl kann nicht direkt in Ottomotoren ein- nutzt. Der spezifische Heizwert von Otto-
gesetzt werden, sondern muss in Raffinerien kraftstoff beträgt 40,1.. .41,8 MJ/kg.
aufbereitet werden. Für die Aufarbeitung Sauerstoffhaltige Kraftstoffe oder Kraft-
von Rohöl werden i. W. folgende Prozesse stoffkomponenten (Oxygenates) wie Alko-
eingesetzt: hole, Ether und Fettsäuremethylester haben
• Durch Destillation werden Kohlenwasser- einen geringeren Heizwert als reine Kohlen-
stoffgemische entsprechend des Siede- wasserstoffe, weil der in ihnen gebundene
verhaltens in Fraktionen, also Gruppen Sauerstoff nicht an der Verbrennung teil-
unterschiedlicher Molekülgröße, auf- nimmt. Eine mit üblichen Kraftstoffen ver-
getrennt. gleichbare Motorleistung führt daher zu
• Beim Cracken werden größere, aus der einem höheren Kraftstoffverbrauch.
Destillation stammende Kohlenwasser-
stoffmoleküle in kleinere Moleküle auf-
gespaltet. Der Heizwert des brennbaren Luft-Kraft-
• Beim Reformieren wird die Molekülstruk- stoff-Gemischs bestimmt die Leistung des
tur der Kohlenwasserstoffe verändert, z. B. Motors. Der Gemischheizwert liegt bei
können Paraffine in die höheroktanigen stöchiometrischem Luft -Kraftstoff-Verhält-
Aromaten umgewandelt werden. nis für alle flüssigen Kraftstoffe und Flüssig-
• In der Raffination werden Kohlenwasser- gase bei ca. 3,5 ... 3,7 MJlm 3 •
stoffe von unerwünschten Bestandteilen
gereinigt (z. B. Entschwefelung schwefel-
haltiger Komponenten). Die Dichte von Ottokraftstoffen ist in der
EN 228 auf 720 ... 775 kglm 3 begrenzt. Super-
Kraftstoffnormen kraftstoffe haben wegen ihres meist höheren
Die europäische Norm EN 228 (Tabelle 1) Aromatengehalts eine höhere Dichte als
definiert die Anforderungen für bleifreies Normalkraftstoffe und dann auch einen
Benzin zur Verwendung in Ottomotoren. geringfügig höheren Heizwert.
In den nationalen Anhängen sind weitere,
länderspezifische Kennwerte festgelegt. Ver-
bleite Ottokraftstoffe sind in Europa nicht Die Oktanzahl kennzeichnet die Klopffestig-
zugelassen. keit eines Ottokraftstoffs. Je höher die
In den USA sind Ottokraftstoffe in der Oktanzahl ist, desto klopffester ist der Kraft-
ASTM D 4814 (American Society for Testing stoff. Dem sehr klopffesten iso-Oktan (Tri-
and Materials) spezifiziert. methylpentan) wird die Oktanzahl 100, dem

°
sehr klopffreudigen n-Heptan die Oktan-
Kenngrößen zahl zugeordnet.
Die Oktanzahl eines Kraftstoffs wird in
Für den Energieinhalt von Kraftstoffen wird einem genormten Prüfrnotor bestimmt:
üblicherweise der spezifische Heizwert H u Der Zahlenwert entspricht dem Anteil (in
(frühere Bezeichnung: unterer Heizwert) an- Volumenprozent) an iso-Oktan in einem
gegeben; er entspricht der bei vollständiger iso-Oktan/n-Heptan-Gemisch, das das
Verbrennung freigesetzten nutzbaren Wär- gleiche Klopfverhalten zeigt wie der zu prü-
memenge. Der spezifische Brennwert Ho fende Kraftstoff.
(früher: oberer Heizwert) hingegen gibt die
gesamte freigesetzte Reaktionswärme an und ROZ,MOZ
umfasst damit neben der nutzbaren Wärme ROZ (Research-Oktanzahl) nennt man die
auch die im entstehenden Wasserdampf ge- nach der Research-Methode bestimmte
bundene Wärme (latente Wärme). Dieser Oktanzahl. Sie kann als maßgeblich für das
34 Kraftstoffe Ottokraftstoffe

Beschleunigungsklopfen angesehen werden. ponenten kann die Klopffestigkeit mit guter


MOZ (Motor-Oktanzahl) nennt man die Wirkung erhöht werden. Verwendet werden
nach der Motor-Methode bestimmte Oktan- Ether (z. B. MTBE: Methyltertiärbutylether,
zahl. Sie beschreibt vorwiegend die Eigen- ETBE: Ethyltertiärbutylether, 3... 15 %) und
schaften hinsichtlich des Hochgeschwindig- Alkohole (Methanol, Ethanol). Zulässig sind
keitsklopfens. z.B. in Europa ES (max. 5 % Ethanol), in den
Die Motor-Methode unterscheidet sich USA EID und in Brasilien E22 ... E26.
von der Research-Methode durch Gemisch- Der Zusatz von Alkoholen kann jedoch
vorwärmung, höhere Drehzahl und variable auch zu Schwierigkeiten führen. Alkohole
Zündzeitpunkteinstellung, wodurch sich erhöhen die Flüchtigkeit und können die
eine höhere thermische Beanspruchung des Materialien der Einspritzausrüstung schädi-
zu untersuchenden Kraftstoffs ergibt. Die gen und z. B. zu Elastomerquellung und
MOZ-Werte sind niedriger als die ROZ- Korrosion führen.
Werte. Metallhaltige Oktanzahlverbesserer (z. B.
MMT: Methylcyclopentadienyl mangan
Erhöhen der Klopffestigkeit tricarbonyl) bilden Asche während der Ver-
Normales Destillat-Benzin hat eine niedrige brennung und werden deshalb nur ver-
Klopffestigkeit. Erst durch Vermischen mit einzelt eingesetzt (z. B. in Kanada).
verschiedenen klopffesten Raffineriekompo-
nenten (katalytische Reformate, Isomerisate) Flüchtigkeit
ergeben sich für moderne Motoren geeig- Die Flüchtigkeit von Ottokraftstoff ist nach
nete hochoktanige Kraftstoffe. Das mög- oben und nach unten begrenzt. Auf der ei-
lichst hohe Oktanzahlniveau muss dabei nen Seite sollen genügend leichtflüchtige
über den ganzen Siedebereich vorliegen. Komponenten enthalten sein, um einen si-
Durch Zusatz von sauerstoffhaltigen Kom- cheren Kaltstart zu gewährleisten. Auf der

Klopffestigkeit
Super, min. ROZ/MOZ 95/85
Nomal, min. I) ROZ/MOZ 91/82,5
Super Plus .) ROZ/MOZ 98/88
Dichte kg/m 3 720... 775
Schwefel, max. mglkg 50
Benzol, max. VoI.·%
Blei t max. mg/l 5
AOchtigkeit
Dampfdruck im Sommer, minimax. kPa 45/60
Dampfdn.Jck im Winter, min.lmax. kPa 60/90')
verdampfte Menge bei 70'C im Sommer, min.lmax. Vol.·% 20/48
verdampfte Menge bei 70 oe im Winter, minimax. Vol.·% 22/50
verdampfte Menge bei lOO'C, min.lmax. Vol .·% 46/71
verdampfte Menge bei ISO'C, min.lmax. Vol.·% 75/-
Siedeendpunkt, max. 'c 210
VU Übergangszeit') , max. » 1150 ')
' ) Nationale Werte für Deutschland,
' ) VU = Vapour- Lock-Ind ex,
3) Frühjahr und Hemsl.
Kraftstoffe Oltokraftstoffe 35

anderen Seite darf die Flüchtigkeit nicht so Kenngröße für die Handhabung im Fahr-
hoch sein, dass es bei höheren Temperaturen zeugtank. Der Dampfdruck wird in allen
zu Heißstart - und Fahrproblemen kommt Spezifikationen nach unten und oben limi-
("vapour-Iock"). Darüber hinaus sollen tiert. Er beträgt z. B. für Deutschland im
die Verdampfungsverluste zum Schutz der Sommer maximal 60 kPa und im Winter
Umwelt gering gehalten werden. maximal 90 kPa.

Die Flüchtigkeit des Kraftstoffs wird durch Für die Auslegung einer Einspritzanlage ist
verschiedene Kenngrößen beschrieben. In die Kenntnis des Dampfdrucks auch bei
der EN 228 sind 10 verschiedene Flüchtig- höheren Temperaturen (80 ... 100°C) wichtig,
keitsklassen spezifiziert, die sich in Siedever- da sich z. B. ein Anstieg des Dampfdrucks
lauf, Dampfdruck und dem Vapour-Lock- durch Alkoholzumischung insbesondere bei
Index (VLI) unterscheiden. Die einzelnen höheren Temperaturen zeigt. Steigt der
Nationen können, je nach den spezifischen Dampfdruck des Kraftstoffs z. B. während
klimatischen Gegebenheiten, einzelne dieser des Fahrzeugbetriebs durch Einfluss der
Klassen in ihren nationalen Anhang über- Motortemperatur über den Systemdruck
nehmen. Für Sommer und Winter werden der Einspritzanlage, kann es zu Funktions-
unterschiedliche Werte festgelegt. störungen durch Dampfblasenbildung
kommen.
Siedeverlauf
Für die Beurteilung des Kraftstoffs hinsicht- Dampf-Flüssigkeits-Verhältnis (DFV)
lich des Betriebsverhaltens sind die einzel- Das Dampf-Flüssigkeits-Verhältnis ist ein
nen Bereiche der Siedekurve getrennt zu be- Maß für die Neigung eines Kraftstoffs zur
trachten. In der EN 228 sind deshalb Grenz- Dampfbildung. Als DFV wird das aus einer
werte für den verdampften Anteil bei 70°C, Kraftstoffeinheit entstandene Dampfvolu-
bei lOO°C und bei 150°C festgelegt. Der bis men bei definiertem Gegendruck und defi-
70°C verdampfte Kraftstoff muss einen nierter Temperatur bezeichnet.
Mindestanteil erreichen, um ein leichtes An- Sinkt der Gegendruck (z. B. bei Bergfahr-
springen des kalten Motors zu gewährleisten ten) und/oder erhöht sich die Temperatur,
(v. a. früher wichtig für Vergaserfahrzeuge). so steigt das DFV, wodurch Fahrstörungen
Der verdampfte Anteil darf aber auch nicht verursacht werden können. In der ASTM
zu groß sein, weil es sonst im heißen Zu- D 4814 wird z. B. für jede Flüchtigkeitsklasse
stand zu Dampfblasenbildung kommen eine Temperatur definiert, bei der ein DFV
kann. Der bei lOO°C verdampfte Kraftstoff- von 20 nicht überschritten werden darf.
anteil bestimmt neben dem Anwärmverhal-
ten v. a. Betriebsbereitschaft und Beschleuni- Vapour-Lock-Index (VLI)
gungsverhalten des warmen Motors. Das Der Vapour-Lock-Index ist die rechnerisch
verdampfte Volumen bis 150°C soll nicht zu ermittelte Summe des zehnfachen Dampf-
niedrig liegen, um eine Motorölverdünnung drucks (in kPa bei 37,8 °C) und der sieben-
zu vermeiden. Besonders bei kaltem Motor fachen Menge des bis 70°C verdampften
verdampfen die schwerflüchtigen Kompo- Kraftstoffanteils. Die Eigenschaften des
nenten des Ottokraftstoffs schlecht und kön- Kraftstoffs im Hinblick auf das Heißstart -
nen aus dem Brennraum über die Zylinder- und Heißfahrverhalten werden mit der
wände ins Motoröl gelangen. zusätzlichen Größe VLI besser beschrieben
als durch die Dampfdruck- und Siedekenn-
Dampfdruck werte allein.
Der bei 37,8 °C (100 °F) nach EN 13016-1
gemessene Dampfdruck von Kraftstoffen ist
in erster Linie eine sicherheitstechnische
36 Kraftstoffe Ottokraftstoffe

Schwefelrgehalt. zum Verlust jeglicher Garantieansprüche


Zur Minderung der S02-Emissionen und gegenüber dem Fahrzeughersteller.
zum Schutz der Katalysatoren zur Abgas-
nachbehandlung wird der Schwefelgehalt Detergenzi.en
von Ottokraftstoffen ab 2009 europaweit auf Die Reinhaltung des gesamten Einlass-
10 mglkg begrenzt. Kraftstoffe, die diesen systems (Einspritzventile, Einlassventile) ist
Grenzwert einhalten, werden als »schwefel- eine wichtige Voraussetzung für die Erhal-
freie Kraftstoffe" bezeichnet. Diese sind in tung der im Neuzustand optimierten Ge-
Deutschland bereits eingeführt, da seit 2003 mischeinsteIlung und -aufbereitung und
eine Strafsteuer auf schwefelhaltige Kraft- somit grundlegend für einen störungsfreien
stoffe erhoben wird. Fahrbetrieb und die Schadstoffminimierung
In Europa wird die Einführung schwefel- im Abgas. Aus diesem Grund sollten dem
freier Kraftstoffe schrittweise vollzogen. Seit Kraftstoff wirksame Reinigungsadditive
dem 1. 1.2005 darf nur noch schwefelarmer (Detergenzien) zugesetzt sein.
Kraftstoff (Schwefelgehalt < 50 mglkg) in
den Handel gebracht werden. Korrosionsinhlbitoren
In den USA liegt der Grenzwert für den Der Eintrag von Wasser kann zu Korrosion
Schwefelgehalt von kommerziell für den im Kraftstoffsystem führen. Durch den
Endverbraucher erhältlichen Ottokraftstof- Zusatz von Korrosionsinhibitoren, die sich
fen derzeit bei max. 300 mglkg, wobei seit als dünner Film auf der Metalloberfläche
Anfang 2005 zusätzlich ein Durchschnitts- anlagern, wird Korrosion wirksam unter-
wert von 30 mglkg für die Gesamtmenge des bunden.
verkauften und importierten Kraftstoffs
nicht überschritten werden darf. Ab 2006 Oxidationsstabilisatoren
wird bei Beibehaltung des Durchschnitts- Die den Kraftstoffen zugesetzten Alterungs-
werts von 30 mglkg der Grenzwert auf max. schutzmittel (Antioxidanzien) erhöhen die
80 mglkg reduziert. Einzelne Bundesstaaten, Lagerstabilität. Sie verhindern eine Oxi-
z. B. Kalifornien, haben niedrigere Grenz- dation durch Luftsauerstoff. Metalldesakti-
werte festgelegt. Der Schwefelgehalt von vatoren unterbinden eine katalytische
Zertifizierungskraftstoffen ist gesondert Einwirkung von Metallionen auf die Kraft-
geregelt. stoffalterung.

Additive Reformulated Gasoline


Additive können zur Verbesserung der Reformulated Gasoline bezeichnet Otto-
Kraftstoffqualität zugesetzt werden, um Ver- kraftstoff, der durch eine veränderte Zusam-
schlechterungen im Fahrverhalten und in mensetzung niedrigere Verdampfungs- und
der Abgaszusammensetzung während des Schadstoffemissionen verursacht als her-
Fahrzeugbetriebs entgegenzuwirken. Einge- kömmliches Benzin. Die Anforderungen an
setzt werden meist Pakete aus Einzelkompo- Reformulated Gasoline sind in den USA im
nenten mit verschiedenen Wirkungen. Clean Air Act von 1990 festgelegt. Es sind
Additive müssen in ihrer Konzentration z. B. niedrigere Werte für Dampfdruck,
sehr sorgfaltig abgestimmt und erprobt sein Aromaten- und Benzolgehalt sowie für das
und dürfen keine negativen Nebenwirkun- Siedeende vorgegeben. Die Zugabe von
gen haben. Sie werden dem Kraftstoff meist Additiven zur Reinhaltung des Einlass-
an den Abfüllstationen der Raffinerie beim systems ist ebenfalls vorgeschrieben.
Befüllen der Tankwagen markenspezifisch
zugegeben (Endpunktdosierung). Eine
nachträgliche Zugabe von Additiven in den
Fahrzeugtank durch den Betreiber führt
Kraftstoffe Alternative Kraftstoffe 37

Alternative Kraftstoffe erneuerbaren Energieträgern wie Biomasse,


Windkraft oder Solarstrom erzeugt werden.
Neben den Verfahren zur Herstellung von Zu den fossilen alternativen Kraftstoffen
Otto- und Dieselkraftstoffen gibt es ver- gehören Flüssiggas, Erdgas, aus Erdgas
schiedene technische Ansätze zur Herstel- erzeugte Synfuels (synthetische flüssige
lung alternativer Kraftstoffe aus unterschied- Kraftstoffe) sowie aus Erdgas hergestellter
lichen Energieträgern. Die wesentlichen Wasserstoff.
Erzeugungs- und Umwandlungsprozesse Zu den regenerativen Kraftstoffen zählen
sind in Bild 2 dargestellt. Der gesamte Weg Methan, Methanol und Ethanol, sofern diese
der Herstellung und Bereitstellung des Kraftstoffe aus Biomasse erzeugt werden.
Kraftstoffs - von der Primärenergiegewin- Weitere regenerative Kraftstoffe auf der Basis
nung bis zum Fahrzeugtank - wird als "Well von Biomasse sind Sunfuels (synthetische
to Tank"-pfad bezeichnet. Für eine Beurtei- flüssige Kraftstoffe) und Biodiesel. Durch
lung der verschiedenen Kraftstoff-Optionen Elektrolyse gewonnener Wasserstoff gilt
hinsichtlich CO 2-Emission und Energie- dann als regenerativ, wenn der eingesetzte
bilanz muss nicht nur dieser ganze Pfad ein- Strom aus erneuerbaren Quellen stammt
bezogen, sondern zusätzlich auch der Wir- (Windenergie, Solarenergie). Regenerativer
kungsgrad des jeweiligen Fahrzeugantriebs Wasserstoff kann zudem auch auf der Basis
berücksichtigt werden, da dieser den Kraft- von Biomasse hergestellt werden.
stoffverbrauch bestimmt. Es reicht nicht aus,
allein die Verbrennung des Kraftstoffs zu Mit Ausnahme von Wasserstoff sind alle
bewerten. regenerativen und fossilen Kraftstoffe
kohlenstoffhaltig und setzen daher bei der
Man unterscheidet fossile Kraftstoffe, die auf Verbrennung CO 2 frei. Bei Kraftstoffen aus
der Basis von Erdöl oder Erdgas produziert Biomasse kann jedoch das während des
werden, und regenerative Kraftstoffe, die aus Wachstums von den Pflanzen aufgenom-

Herstellungspfade fossiler und regenerativer Kraftstoffe


38 Kraftstoffe Alternative Kraftstoffe

mene CO 2 gegen die bei der Verbrennung Erdgasfahrzeuge zeichnen sich durch nied-
entstehenden Emissionen aufgerechnet rige CO r Emissionen aus, bedingt durch den
werden. Dadurch verringern sich die der geringeren Kohlenstoffanteil des Erdgases.
Verbrennung zuzurechnenden CO 2 - Das Wasserstoff-Kohlenstoff-Verhältnis von
Emissionen. Erdgas beträgt ca. 4:1, das von Benzin hin-
gegen 2,3: 1. Dadurch entsteht bei der Ver-
Alternative Kraftstoffe für Ottomotoren brennung von Erdgas weniger CO 2 und
Als alternative Kraftstoffe für Ottomotoren mehr H 20. Ein auf Erdgas umgestellter
werden in erster Linie Erdgas und Flüssiggas Ottomotor erzeugt schon ohne weitere Op-
eingesetzt. Der Betrieb mit Wasserstoff im timierung ca. 25 % weniger CO r Emissionen
Ottomotor beschränkt sich gegenwärtig auf als ein Benzinmotor.
Versuchsfahrzeuge. Alkohole finden in
Europa und den USA hauptsächlich als Bei- Durch die extrem hohe Klopffestigkeit des
mischung zum Benzin Verwendung. In Erdgases von bis zu 130 ROZ (Benzin
Brasilien wird Ethanol auch in reiner Form 91...100 ROZ) eignet sich der Erdgasmotor
als Kraftstoff eingesetzt. ideal zur Turboaufladung und lässt eine
Synthetische Kraftstoffe werden fast aus- Erhöhung des Verdichtungsverhältnisses zu.
schließlich in Dieselmotoren verwendet. Dadurch kann in Verbindung mit einem
Downsizingkonzept (Hubraumverkleine-
Für den Betrieb mit manchen alternativen rung) der Motorwirkungsgrad verbessert
Kraftstoffen kann es erforderlich sein, die und die CO 2- Emission weiter verringert
Einspritzkomponenten und ggf. den Fahr- werden.
zeugmotor und Kraftstoffbehälter anzupas-
sen. Heute bieten immer mehr Fahrzeug-
hersteller Erdgasfahrzeuge direkt ab Werk Flüssiggas, auch als Autogas oder Liquified
an. Dabei kommen hauptsächlich bivalente Petroleum Gas (LPG) bezeichnet, ist ein Ge-
Fahrzeuge zum Einsatz, d.h., es kann zwi- misch aus den Hauptkomponenten Propan
schen Benzin- und Gasbetrieb umgeschaltet und Butan und wird in geringem Umfang
werden. für den Betrieb von Kraftfahrzeugen einge-
setzt. Es fällt bei der Gewinnung von Rohöl
sowie bei Raffinerieprozessen an und lässt
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan sich unter Druck verflüssigen.
(CH4 ) mit einem Anteil von 80 ... 99 %. Die Anforderungen an LPG für den
Weitere Bestandteile sind Inertgase wie Einsatz in Kraftfahrzeugen sind in der
Kohlendioxid, Stickstoff und niederkettige europäischen Norm EN 589 festgelegt. Die
Kohlenwasserstoffe. Oktanzahl MOZ beträgt mindestens 89.
Erdgas wird entweder gasförmig als Die CO 2 -Emissionen des LPG-Motors
Compressed Natural Gas (CNG) bei einem sind gegenüber dem Benzinmotor um
Druck von 200 bar gespeichert oder es ca. 10 % reduziert.
befindet sich als verflüssigtes Gas (LNG:
Liquid Natural Gas) bei -162°C in einem
kältefesten Tank. LNG benötigt nur ein Speziell adaptierte Ottomotoren können mit
Drittel des Speichervolumens von CNG, die reinem Methanol (M100) oder Ethanol
Speicherung von LNG erfordert jedoch (E100) betrieben werden. Meist werden
einen hohen Energieaufwand zur Kühlung. diese Alkohole jedoch als Kraftstoffkompo-
Deshalb wird Erdgas an den derzeit rund nenten zur Erhöhung der Oktanzahl ver-
550 Erdgas-Tankstellen in Deutschland fast wendet (z. B. E24 in Brasilien und ElO, E85,
ausschließlich als CNG angeboten. M85 in den USA). Auch die aus diesen Alko-
holen herstellbaren Ether MTBE (Methyl-
Kraftstoffe Alternative Kraftstoffe 39

tertiärbutylether) und ETBE (Ethylter- Elektroantrieb mit Brennstoffzellenversorgung


tiärbutylether) sind wichtige Oktanzahl- Die Brennstoffzelle setzt Wasserstoff mit
verbesserer. Luftsauerstoff in einer kalten Verbrennung
Ethanol hat aufgrund seines biogenen in elektrischen Strom um; dabei wird als
Ursprungs in einzelnen Ländern große Be- Nebenprodukt nur Wasserdampf erzeugt.
deutung als alternativer Kraftstoff erlangt, Der Strom dient zur Versorgung eines
vor allem in Brasilien (Herstellung durch Elektromotors als Fahrzeugantrieb.
Vergärung von Zuckerrohr) und den USA Für den Fahrzeugantrieb kommen heute
(aus Getreide). hauptsächlich Polymerelektrolyt-Brennstoff-
Methanol lässt sich aus den reichlich vor- zellen (PEM-Brennstoffzellen) zur Anwen-
handenen kohlenstofthaltigen Rohstoffen dung, die bei relativ niedrigen Temperaturen
Kohle, Erdgas, Schweröl usw. herstellen. von 60 ... 100oe arbeiten. Der System-
wirkungsgrad einer wasserstoffbetriebenen
Im Vergleich zu mineralölbasierten Otto- PEM -Brennstoffzelle einschließlich Elektro-
kraftstoffen besitzen Alkohole andere stoff- motor liegt im Bereich von 30 .. .40% (bezo-
liche Eigenschaften (Heizwert, Dampfdruck, gen auf den neuen Europäischen Fahrzyklus
Materialbeständigkeit, Korrosivität usw.), NEFZ) und übertrifft damit deutlich den
die konstruktiv zu berücksichtigen sind. Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors
Motoren, die ohne Eingreifen des Fahrers von typischerweise 18... 24%.
Ottokraftstoffe und Alkohole in jedem
Mischungsverhältnis verbrennen können, Wasserstoff im Ottomotor
kommen in "flexible fuel"-Fahrzeugen zum Wasserstoff ist ein äußerst zündwilliger
Einsatz. Kraftstoff. Die sehr hohe Zündwilligkeit
ermöglicht eine starke Abmagerung des
Wasserstoff-Luft-Gemischs bis ca. il = 4 .. .5
Wasserstoff kann sowohl in Brennstoffzel- und damit eine weitgehende Entdrosselung
lenantrieben als auch direkt im Verbren- des Motors. Die erweiterten Zündgrenzen
nungsmotor eingesetzt werden. e0 2 -Vor- gegenüber Benzin erhöhen allerdings auch
teile ergeben sich insbesondere dann, wenn die Gefahr von Rückzündungen.
der Wasserstoff regenerativ durch Elektro- Der Wirkungsgrad eines Wasserstoff-
lyse aus Wasser oder aus Biomasse erzeugt verbrennungsmotors ist in der Regel höher
wird. Heute wird Wasserstoff jedoch über- als der eines Benzinmotors, jedoch niedriger
wiegend großindustriell durch Dampfrefor- als der eines Brennstoffzellenantriebs.
mierung aus Erdgas gewonnen, wobei e0 2 Bei der Verbrennung von Wasserstoff
freigesetzt wird. entsteht Wasser und kein e0 2•
Auch die Verteilung und Speicherung des
Wasserstoffs ist heute noch technisch auf-
wändig. Aufgrund der geringen Dichte des
Wasserstoffs werden hauptsächlich zwei
Varianten der Speicherung eingesetzt:
• Druckspeicherung bei 350 bar oder
700 bar; bei 350 bar ist das auf den Ener-
gieinhalt bezogene Speichervolumen um
den Faktor 10 größer als bei Benzin.
• Flüssigspeicherung bei einer Temperatur
von -253 oe (Kryogenspeicherung); hier
ergibt sich gegenüber Benzin das vierfache
Tankvolumen.
40 Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal

Systeme zur Füllungssteuerung

Bei einem mit definiertem Luft-Kraftstoff- pedal) erfasst ein Positionssensor im Fahr-
Verhältnis;" homogen betriebenen Otto- pedalmodul (Bild 1, Pos. 1) diese Größe.
motor wird das abgegebene Drehmoment Weitere Drehmomentanforderungen er-
und damit die Leistung von der zugeführten geben sich aus funktionalen Anforderungen
Luftmasse und der eingespritzten Kraft- wie z. B. ein zusätzliches Drehmoment bei
stoffmenge bestimmt. Damit;" genau ein- eingeschalteter Klimaanlage oder eine
gehalten werden kann, muss die Luftmasse Drehmomentreduzierung beim Schalt-
exakt zugemessen werden. vorgang.
Das Motronic-Steuergerät (2) - ME-
Motronic für Systeme mit Saugrohrein-
Elektronisches Gaspedal spritzung oder DI-Motronic für Benzin-
Direkteinspritzung - berechnet aus dem ein-
(EGAS)
zustellenden Drehmoment die notwendige
Für die Verbrennung des Kraftstoffs ist Luftmasse und erzeugt die Ansteuersignale
Sauerstoff erforderlich, den der Motor der für die elektrisch betätigte Drosselklappe (5).
angesaugten Luft entzieht. Bei Motoren mit Dadurch wird der Öffnungsquerschnitt und
äußerer Gemischbildung (Saugrohreinsprit - damit der vom Ottomotor angesaugte
zung) und auch bei Motoren mit Benzin- Luftmassenstrom eingestellt. Der Drossel-
Direkteinspritzung im Homogenbetrieb ist klappenwinkelsensor (3) liefert eine Rück-
das abgegebene Motordrehmoment direkt meldung der aktuellen Stellung der Drossel-
abhängig von der zugeführten Luftmasse. klappe und ermöglicht somit das exakte
Zur Einstellung einer definierten Luftfüllung Einhalten der gewünschten Drosselklappen-
muss deshalb der Motor gedrosselt werden. position.
Mit dem EGAS kann auf einfache Weise
Aufgabe und Arbeitsweise auch eine Fahrgeschwindigkeitsregelung
Das vom Fahrer geforderte Drehmoment (FGR) integriert werden. Das Steuergerät
ergibt sich aus der Stellung des Fahrpedals. stellt das Drehmoment so ein, dass die über
Beim EGAS-System (Elektronisches Gas- das Bedienelement der FGR vorgewählte

EGAS·SySlem

1 2 Sensoren 3 4 5

Bild 1
1 Fahrpedalsensor
2 Motronic·Steuer·
gerät
3 Drosselklappen·
winkelsenSOf'
4 Drosselklappen·
antrieb
Fahrpedalmodul - - - . . . . Motorsteuergerät ""'=----0+ Drosselvorrichtung

5 Drosselklappe
Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal 41

Geschwindigkeit eingehalten wird. Ein • geringere Empfindlichkeit gegenüber


Betätigen des Fahrpedals ist nicht erfor- Temperatureinflüssen,
derlich. • geringere Neigung zum Vereisen
(Entfall der Wasserheizung).
Drosselvorrichtung
Die Drosselvorrichtung (Bild 2) besteht aus Fahrpedalsensoren
einem Gehäuse (1), in dem die Drossel- Bei Motronic-Systemen mit elektronischem
klappe (2) drehbar gelagert ist. Der Gleich- Gaspedal (EGAS) erfasst der Fahrpedalsen-
strommotor (3) treibt über ein Getriebe (5) sor den Weg bzw. die Winkelposition des
die Achse der Drosselklappe an. Mit der Fahrpedals. Hierzu werden neben berüh-
Achse sind zwei Drosselklappenwinkelsenso- rungslos arbeitenden Sensorprinzipien auch
ren gekoppelt (EGAS-überwachungskon- noch Potenziometer eingesetzt.
zept). Bei der Drosselvorrichtung DV-E5 Der Fahrpedalsensor ist zusammen mit
werden hierzu Potenziometer eingesetzt. Bei dem Fahrpedal im Fahrpedalmodul inte-
der Ausführung DV-E8 kommen wahlweise griert. Bei diesen einbaufertigen Einheiten
auch berührungslose Sensoren zum Einsatz. entfallen Justierarbeiten am Fahrzeug.
über einen Stecker werden alle Anschlüsse an
den Kabelbaum des Fahrzeugs angebunden. Potenziomctrischcr Fahrpedalsen or
Die Drosselvorrichtung ist nach einem Das Motorsteuergerät erhält den am
Baukastenprinzip zusammengesetzt. Dieser Schleifer des Potenziometers abgegriffenen
modulare Aufbau ermöglicht eine einfache Messwert als elektrische Spannung. Mithilfe
Anpassung an die Erfordernisse - z. B. der einer gespeicherten Sensorkennlinie rechnet
vom Hubvolumen der Motorzylinder das Steuergerät diese Spannung in den
abhängige Luftbedarf. relativen Pedalweg bzw. die WinkelsteIlung
des Fahrpedals um (Bild 3).
Die Verwendung von Kunststoff bei der Für Diagnosezwecke und für den Fall
DV-E8 bietet gegenüber dem Aluminium- einer Störung ist ein redundanter (doppel-
gehäuse der DV-E5 folgende Vorteile: ter) Sensor integriert. Er ist Bestandteil des
• Gewichtsersparnis, überwachungssystems. Eine Sensoraus-
• optimale Drosselklappengeometrie, führung arbeitet mit einem zweiten Po-
• Korrosionsbeständigkeit, tenziometer, das in allen Betriebspunkten
• geringerer Verschleiß, immer die halbe Spannung des ersten

Drosselvorrichtung DV·E8 in Modulbauweise

~------------------- 2

Bild 2
1 Pneumatikgehäuse
2 Drosselklappe
3 Gleichstrommotor
4 Steckermodul
.,>- 5 Getriebegehäuse
'"ß'" 6 Integrierter
..: Drosselklappen·
:::>
winkelsensor
~
7 Deckelmodul
42 Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal

Potenziometers liefert. Für die Fehler- weitere Möglichkeit ist die Auslösung der
erkennung stehen damit zwei unabhängige Kickdown-Funktion durch einen definierten
Signale zur Verfügung (Bild 3). Eine andere Spannungswert der Sensorkennlinie, der
Ausführung arbeitet anstelle des zweiten Fahrer erhält dabei die Rückmeldung über
Potenziometers mit einem Leergasschalter, einen Kraftsprung in einer mechanischen
der dem Steuergerät die LeerlaufsteIlung Kickdown-Dose. Das ist die am häufigsten
signalisiert. Der Zustand dieses Schalters verwendete Lösung.
und die Potenziometerspannung müssen
p la usibel sein. Hall- Winkelsensoren
Für Fahrzeuge mit automatischem Ge- Mit Hall-Sensoren kann die Bewegung des
triebe kann ein weiterer Schalter ein elektri- Fahrpedals berührungslos gemessen werden.
sches Kickdown-Signal erzeugen. Alternativ Beim Hall-Winkelsensor vom Typ ARS 1
hierzu kann diese Information auch aus der (Angle ofRotation Sensor) wird der mag-
Anderungsgeschwindigkeit der Potenzio- netische Fluss einer etwa halbringförmigen
meterspannung abgeleitet werden. Eine dauermagnetischen Scheibe über einen
Polschuh, zwei weitere Flussleitstücke und
Kennlinie eines Fahrpedalsensors die ebenfalls ferromagnetische Achse zum
Magneten zurückgeführt (Bild 4). Hierbei

1 4,7~ 1 - - - - - - - - - - - " " " 7 1 wird er je nach WinkelsteIlung mehr oder


weniger über die beiden Flussleitstücke ge-
t führt, in deren magnetischen Pfad sich auch
g> ein Hall-Sensor befindet. Damit lässt sich
=>
c:
c: die im Messbereich von 90° weitgehend
Bild 3 a lineare Kennlinie erzielen.
lZ
Polenziometer Cl
Eine vereinfachte Anordnung beim Typ
(Führungspoten· iii
g> ARS2 kommt ohne weichmagnetische Leit-
zlometer) ::>
« stücke aus (Bild 5). Hier wird der Magnet
2 PotenZiometer
0,75 o auf einem Kreisbogen um den Hall-Sensor
i
(halbe Spannung)
bewegt. Der dabei entstehende sinusförmige
Pedalweg __ ca. 25mm 3 Kennlinienverlauf besitzt nur über einen
~
Bild 4 relativ kurzen Abschnitt gute Linearität. Ist
RotorSCheibe
(dauBnnagnetisch)
Hall·Winkelsensor ARS 1 Prinzip des Hall-Winkelsensors ARS2
2 Polschuh
3 FlussleltstOcIc
4 LuftspalI a b
5 Hall·Sensor
6 Achse (welch·
magnetisch)

Bild 5
1- -1-1--
a Prinzip
b Kennlinie """70-- - 3

Hall·IC Im Mittel·
punkt der Kreisbahn
positioniert
2 Hall·IC aus Mittel·
punkt verschoben
(linearisierung)
3 Magnet
Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal 43

der Hall-Sensor jedoch etwas außerhalb der Wie beim Fahrpedalmodul mit potenzio-
Mitte des Kreises platziert, weicht die Kenn- metrischen Sensor enthalten auch diese
linie zunehmend von der Sinusform ab. Sie berührungslosen Systeme zwei Sensoren,
weist nun einen kürzeren Messbereich von um zwei redundante Spannungssignale zu
knapp 90 0 und einen längeren gut linearen erhalten.
Abschnitt von über 1800 auf. Nachteilig ist
aber die geringe Abschirmung gegen Fremd- EGAS-Überwachungskonzept
Bild 6
felder, die verbleibende Abhängigkeit von Das EGAS-System gehört zu den sicherheits-
n Aulbau
geometrischen Toleranzen des Magnet- relevanten Systemen. Das Motormanage- b PrinzIp
kreises und Intensitätsschwankungen des ment beinhaltet deshalb eine Diagnose der C Messsignaic
Magnetflusses im Dauermagneten mit Einzelkomponenten. Eingangsinformatio-
Temperatur und Alterung. nen, die den leistungsbestimmenden Fahrer- Inlegnerter Schall-
kreis (IC) mIt Hall·
Beim Hall-Winkelsensor vom Typ wunsch (Stellung des Fahrpedals) oder den
Elemenlen
FPM2.3 wird nicht die Feldstärke, sondern Motorzustand (Stellung der Drosselklappe)
2 Magnet (der
die Magnetfeldrichtung zur Generierung des darstellen, werden durch doppelte Sensorik gegenuberllegende
Ausgangssignals verwendet. Die Feldlinien (Redundanz) dem Steuergerät zugeführt. Magnet hlcr nicht
werden von vier, in einer Ebene liegenden Die beiden Sensoren im Fahrpedalmodul dargeslellt)
und radial angeordneten Messelementen in sowie die beiden Sensoren in der Drossel- 3 AusstMsluck

x- und y-Richtung erfasst (Bild 6). Die vorrichtung liefern voneinander unabhän- 4 Hall·Elemenle
(zur Erfassung der
Ausgangssignale werden im ASIC aus den gige Signale, sodass bei Ausfall des einen
x-Kompononte
Rohdaten (cos- und sin-Signal) mittels der Signals das andere einen gültigen Wert von B)
arctan-Funktion abgeleitet. Zur Erzeugung liefert. Unterschiedliche Kennlinien stellen 5 Hall-Elemente
eines homogenen Magnetfeldes wird der sicher, dass ein Kurzschluss zwischen den (zur Erfassu n9 der
Sensor zwischen zwei Magneten positio- beiden Signalen erkannt wird. y·Komponenle
von B)
niert. Der Sensor ist somit unempfindlich
gegenüber Bauteiltoleranzen und tempera-
B. homogenes
turstabil.
Magnetleid
(.-Komponente)
Messprin.ip des FPM2.3 Explosionsdarstellung des FahrpedaJmoduls FPM2,3
B, homogenes
Magnetfeld
(yKompononte)
a
Ausgangssignale
der Hall-Elemente
400 .....,...----"7'<""~ Bild 7
I Pedal
2 2 Deckel
3 Abslandshülse
1 4 Sensorblock mIt
Gehäuse und
Stecker
- sin c, 5 Lagerblock
-cos « 6 Welle mit zwei
Magneten und
Hystereseelementen
(runde Magnelc
nlchl Slchtbar)
7 K,ckdown
(opllonal)
e zweI Federn
9 Anschlagsdampler
10 DruckSlück
11 Bodendeckel
44 Systeme zur Füllungssteuerung Variable Ventilsteuerung

Nockenwellen-Phasenverstellung
Bei heutigen Serienmotoren werden die
Neben der Regelung des vom Motor ange- Nockenwellen über Zahnriemen, Steuer-
saugten Frischgasstroms über die Drossel- ketten oder Zahnräder von der Kurbelwelle
klappe ist es möglich, die Zylinderfüllung angetrieben. Die Verstellung der Nocken-
mithilfe einer variablen Ventilsteuerung ein- wellen relativ zur Kurbelwellenposition ge-
zustellen. Über die Variabilität von Ventil- winnt zunehmend an Bedeutung. In vielen
steuerzeiten und Ventilhüben kann das Ver- Anwendungen ist nur die Einlassnocken-
hältnis von Frischgas zu Restgas sowie die welle gegenüber der Kurbelwellenposition
Gemischbildung beeinflusst werden. verdrehbar ausgeführt. Die Tendenz geht
aber zu Motoren mit zusätzlich verstellbarer
Das periodische Öffnen und Schließen der Auslassnockenwelle. Dabei kommen vorwie-
Ventile bewirkt ein stoßweises Ansaugen des gend hydraulisch angetriebene Aktoren zum
Frischgases in den Brennraum und Aus- Einsatz, die eine kontinuierliche Verstellung
schieben verbrannter Gase aus diesem he- erlauben.
raus. Dies regt die ein- und ausströmenden
Gassäulen zu Schwingungen an, deren Fre- Die Verdrehung z. B. der Einlassnockenwelle
quenz und Amplitude wesentlich von der bestimmt den Zeitpunkt des "Einlass öffnet".
Geometrie der Luftführung bzw. des Abgas- Über die feste Nockenkontur werden die-
strangs, der Motordrehzahl sowie der Dros- selbe Hubkurve und damit auch das "Einlass
selklappenstellung abhängen. Ventilsteuer- schließt" zeitlich parallel mit verschoben.
zeiten und Ventilhübe können somit nur für Bild 1 zeigt die Verschiebung der Hubkurve
den Ladungswechsel in einem bestimmten eines Einlassventils in Bezug auf den oberen
Betriebsbereich bestmöglich angepasst wer- Totpunkt des Kolbens bei Verdrehung der
den. Eine invariante Auslegung des Ventil- Einlassnockenwelle in Richtung "Spät" bzw.
triebs für einen Serienmotor stellt daher "Früh".
stets einen Kompromiss über den gesamten
Last- und Drehzahlbereich dar. Eine variable
Ventilsteuerung ermöglicht die erweiterte Spätverstellung bei niedrigen Drehzahlen
Anpassung an unterschiedliche Betriebsbe- Die Spätverstellung der Einlassnockenwelle
dingungen, woraus sich folgende Vorteile er- führt zu einem späten Öffnen des Einlass-
geben: ventils und damit zu einer Reduzierung
• höhere Nennleistung, der Ventilüberschneidung. Dadurch wird
• günstiger Drehmomentverlauf über den die Rückströmung der verbrannten Gase
gesamten Drehzahlbereich, über das Einlassventil in das Saugrohr ver-
• Reduzierung der Schadstoffemissionen, ringert. Der niedrigere Restgasanteil des
• geringerer Kraftstoffverbrauch und anschließend angesaugten Gemischs führt
• verbesserte Laufruhe bei niedrigen bei niedrigen Drehzahlen « 2000 min- 1) zu
Drehzahlen. einer stabileren Verbrennung und einem
runderen Motorlauf. Die Leerlaufdrehzahl
kann abgesenkt werden, was insbesondere
den Kraftstoffverbrauch reduziert.

Spätverstellung bei hohen Drehzahlen


Bei hohen Drehzahlen (> 5000 min- 1) wird
die Nockenwelle ebenfalls nach spät gestellt.
Durch das hiermit verbundene spätere
Schließen des Einlassventils nach UT hat das
Frischgas so lange Zeit in den Zylinder ein-
Systeme zur Füllungssleuerung Variable Ventilsteuerung 45

zuströmen, bis die Druckdifferenz über das reduziert. Der höhere Inertgasanteil erlaubt
Einlassventil durch die fortschreitende Auf- zudem eine weitere Öffnung der Drossel-
wärtsbewegung des Kolbens ausgeglichen klappe (Entdrosselung) und bewirkt damit
wird. Durch diesen Nachladeeffekt kann die eine Reduzierung des mit den Drosselver-
Zylinderfüllung deutlich erhöht werden. lusten verbundenen Kraftstoffverbrauchs.

h ülwcn,lcliung dc r ti nlassnockcllwl'I lc Verstellung der Au -la ·snockcllwl·lIc


Frühverstellung bei mittleren Drehzahlen Mit Systemen, bei denen auch die Auslass-
Im mittleren Drehzahlbereich tritt durch die nockenwelle verstellbar ist, kann der Rest-
veränderte Gasdynamik kein Nachladeeffekt gasanteil zusätzlich über die Wahl des Zeit-
auf. Das frühe Schließen des Einlassventils punkts für das Schließen des Auslassventils
schon kurz nach UT verhindert, dass unter eingestellt werden. Das ermöglicht eine weit-
diesen Bedingungen der aufwärts bewegte gehend entkoppelte Einstellung von optima-
Kolben das angesaugte Frischgas wieder ins ler Füllung mit Frischgas (Einlass schließt)
Saugrohr zurückschiebt. Eine bestmögliche und Restgasanteil.
Füllung und damit ein guter Drehmoment-
verlauf wird somit realisiert. Nockenwellenumschaltung
Mit der Frühverstellung der Einlass- Bei der Nockenwellenumschaltung wird
nockenwelle ist auch eine größere Ventil- zwischen unterschiedlichen Nockenkontu-
überschneidung verbunden. Das frühe Öff- ren umgeschaltet (Bild 2). Damit können so-
nen des Einlassventils noch vor OT bewirkt, wohl die Ventilerhebungskurve als auch die
dass verbranntes Restgas durch die Auf- Steuerzeiten verändert werden. In der Regel
wärtsbewegung des Kolbens über das offene gibt ein erster Nocken die optimalen Steuer-
Ventil ins Saugrohr gedrückt und an- zeiten und den Ventilhub für den unteren
schließend wieder angesaugt wird. Ein er- und mittleren Drehzahlbereich vor, während
höhter Restgasanteil der Zylinderfüllung ist bei hohen Drehzahlen und großer Last auf
die Folge (innere Abgasrückführung). Hier- einen zweiten Nocken mit größerem Ventil-
durch werden die Spitzentemperaturen der hub und längerer Öffnungsdauer geschaltet
Verbrennung gesenkt und die NOx-Bildung wird.

Verdrehen der Einlassnockenwelle Nockenwellenumschaltung

Auslass Einlass
(verstellbar) (verste ll bar)

1;'\
/ \ Bild 1
I \ t Verdrehen In

Ll I \ Rlchlung Spät
'"
.t:.
I \ 2 Normalstellung
~Q) I \ 3 Verdlehen In
> RIChtung Früh
\ A Ventil·
\ überschneIdung
~ ~
~ M

'"0 '"
~
::; UT UT ::; Bild 2
Kurbelwellenwinkel :> Kurbelwellenwinkel :>

= = 1
2
Standardnocken
Zusatznocken
46 Systeme zur Füllungssleuerung Variable Ventilsteuerung

Die Umschaltung auf die unterschiedlichen Vollvariable Ventilsteuerung mit


Nocken wird zum Beispiel durch Schalt- Nockenwelle
Tassenstößel oder Zuschaltung eines sonst Eine Ventilsteuerung, bei der sowohl der
frei schwingenden Schlepphebels auf einen Ventilhub als auch die Steuerzeiten kontinu-
Zusatznocken erzielt. ierlich veränderbar sind, wird als voll-
variabler Ventiltrieb bezeichnet. Räumliche
Umschaltung im unteren und mittleren Nockenprofile in Verbindung mit einer axial
Drehzahlbereich verschiebbaren Nockenwelle (Bild 3) oder
Im unteren und mittleren Drehzahlbereich variierbare Hebelgeometrien können den
resultiert aus dem mit einem kleinen Ventil- Ventilhub und die Öffnungsdauer verstellen.
hub verbundenen engeren Ventilspalt eine Zusätzliche Phasensteller bestimmen die
höhere Einströmgeschwindigkeit sowie bes- Phasenlage. Diese vollvariable Ventilsteue-
sere Verwirbelung des Füllgases (bei Benzin- rung ermöglicht durch ein gezieltes Öffnen
Direkteinspritzung) bzw. des Luft-Kraft- und Schließen des Einlassventils eine weit-
stoff-Gemischs (bei Saugrohreinspritzung). gehende Entdrosselung. Damit lässt sich der
Somit ist auch in der Teillast eine gute Kraftstoffverbrauch gegenüber einer ein-
Gemischaufbereitung gewährleistet. fachen Variation der Steuerzeiten noch
weiter reduzieren.
Umschaltung im oberen Drehzahlbereich
Bei hoher Drehmomentanforderung (Voll- Vollvariable Ventilsteuerung ohne
last) ist die maximale Füllung erforderlich. Nockenwelle
Der durch den großen Ventilhub erweiterte Den größten Freiheitsgrad einer Ventilsteue-
Öffnungsquerschnitt lässt das Frischgas rela- rung und das größte Potential einer Ver-
tiv ungehindert einströmen und reduziert brauchsreduzierung bieten nockenwellen-
die Ladungswechselverluste. lose Systeme. Hier erfolgt die Betätigung der
Ventile z. B. über elektromagnetische oder
elektrohydraulische Aktoren. Ein zusätz-
liches Steuergerät übernimmt deren An-
steuerung. Ziel dieser vollvariablen Ventil-
triebe ohne Nockenwelle ist eine bestmög-
Beispiel für ein System mit stufenloser Venl,ilsteuer· liche Entdrosselung mit sehr geringen
zeiten· und Venlilhubveränderung
Ladungswechselverlusten. Die weit rei-
chende Variabilität des Ventiltriebs ermög-
licht eine bestmögliche Füllung und damit
a b ein maximales Drehmoment sowie eine ver-
besserte Gemischaufbereitung. Zusätzliche
Verbrauchsvorteile können durch Ventil-
und Zylinderabschaltung erzielt werden.
Jedoch stehen technische Risiken und hohe
Kosten einer kurzfristigen Serieneinführung
solcher Systeme entgegen.

Bild 3
a Minimaler Hub
b mruumaler Hub
Systeme zur Füllungssteuerung Dynamische Aufladung 47

Dynamische Aufladung Schwingsaugrohraufladung


Saugrohre für Einzeleinspritzanlagen
Das erreichbare Motordrehmoment ist bestehen aus den Einzelschwingrohren und
näherungsweise proportional dem Frisch- Sammelbehälter (Sammler).
gasanteil der Zylinderfüllung. Das maximale Bei der Schwingsaugrohraufladung
Drehmoment kann daher in gewissen (Bild 1) hat jeder Zylinder ein gesondertes
Grenzen gesteigert werden, indem die Luft Einzelschwingrohr (2) bestimmter Länge,
vor Eintritt in den Zylinder verdichtet wird. das meist an einen Sammelbehälter (3) an-
geschlossen ist. In diesen Schwingrohren
Die Ladungswechselvorgänge werden nicht können sich die Druckwellen unabhängig
nur durch die Steuerzeiten, sondern auch voneinander ausbreiten.
durch die Saug- und Abgasleitung beein- Der Aufladeeffekt ist abhängig von der
flusst. Angeregt durch die Saugarbeit des Saugrohrgeometrie und der Motordrehzahl.
Kolbens löst das öffnende Einlassventil eine Länge und Durchmesser der Einzelschwing-
zurücklaufende Druckwelle aus. Am offenen rohre werden deshalb so auf die Ventilsteu-
Ende des Saugrohrs trifft die Druckwelle auf erzeiten abgestimmt, dass im gewünschten
ruhende Umgebungsluft, wird dort reflek- Drehzahlbereich eine am Ende des Schwing-
tiert und läuft wieder zurück in Richtung rohrs reflektierte Druckwelle durch das
Einlassventil. Die dadurch entstehenden geöffnete Einlassventil des Zylinders (1)
Druckschwankungen am Einlassventil kön- läuft und somit eine bessere Füllung ermög-
nen ausgenutzt werden, um die Frischgas- licht. Lange, dünne Schwingrohre bewirken
füllung zu vergrößern und damit ein höchst- einen hohen Aufladeeffekt im niedrigen
mögliches Drehmoment zu erreichen. Drehzahlbereich. Kurze, weite Schwingrohre
Dieser Aufladeeffekt beruht also auf der wirken sich günstig auf den Drehmoment-
Ausnutzung der Dynamik der angesaugten verlauf im oberen Drehzahlbereich aus.
Luft. Die dynamischen Effekte im Saugrohr
hängen von den geometrischen Verhältnis-
sen im Saugrohr, aber auch von der Motor-
drehzahl ab.

Saugrohre für Vergasermotoren und Zen-


traleinspritzanlagen benötigen zur gleich-
mäßigen Verteilung des Luft-Kraftstoff- Prinzip der Schwingsaugrohraußadung
Gemischs kurze und für jeden Zylinder
möglichst gleich lange Einzelrohre. Bei Ein-
zeleinspritzanlagen wird der Kraftstoff
kurz vor dem Einlassventil in das Saugrohr
(Saugrohreinspritzung) oder direkt in den
Brennraum (Benzin -Direkteinspritzung)
eingespritzt. Die Saugrohre transportieren
hier im Wesentlichen nur Luft. Dies bietet
vielfältigere Möglichkeiten bei der Saugrohr-
gestaltung, da sich an den Saugrohren prak-
tisch kein Kraftstoff niederschlagen kann.
Deshalb gibt es bei Einzeleinspritzanlagen
Bild 1
keine Probleme mit der Kraftstoffgleich-
Zylinder
verteilung. E1nzelschwlngrohr
3 Sammelbehälter
4 Drosselklappe
48 Systeme zur Füllungssleuerung Dynamische Aufladung

Resonanzaufladung Variable Saugrohrgeometrie


Bei einer bestimmten Motordrehzahl kom- Die zusätzliche Füllung durch die dynami-
men die Gasschwingungen im Saugrohr, sche Aufladung hängt vom Betriebspunkt
angeregt durch die periodische Kolben- des Motors ab. Die bei den zuvor genannten
bewegung, in Resonanz. Das führt zu einer Systeme erhöhen die erzielbare maximale
zusätzlichen Drucksteigerung und zu einem Füllung (Liefergrad) vor allem im unteren
zusätzlichen Aufladeeffekt. Drehzahlbereich (Bild 3).
Bei Resonanzsaugrohrsystemen (Bild 2) Einen nahezu idealen Drehmomentverlauf
werden Gruppen von Zylindern (1) mit ermöglicht eine variable Saugrohrgeometrie
gleichen Zündabständen über kurze Saug- (Schalt-Ansaugsysteme), bei der zum Bei-
rohre (2) an jeweils einen Resonanzbehälter spiel über Klappen in Abhängigkeit vom
(3) angeschlossen. Diese sind über Reso- Motorbetriebspunkt verschiedene Verstel-
nanzsaugrohre (4) mit der Atmosphäre bzw. lungen möglich sind:
einem Sammelbehälter (5) verbunden und • Verstellen der Schwingsaugrohrlänge,
wirken als Helmholtz-Resonatoren. Die • Umschalten zwischen verschiedenen
Auftrennung in zwei Zylindergruppen mit Schwingsaugrohrlängen oder unterschied-
zwei Resonanzsaugrohren verhindert eine lichen Durchmessern von Schwingsaug-
Überschneidung der Strömungsvorgänge rohren,
von zwei in der Zündfolge benachbarten • wahlweises Abschalten eines Einzelrohrs je
Zylindern. Zylinder bei Mehrfachschwingsaugrohren
Der Drehzahlbereich, bei dem der Auf- und
ladeeffekt durch die entstehende Resonanz • Umschalten auf unterschiedliche Samm-
groß sein soll, bestimmt die Länge der Reso- lervolumen.
nanzsaugrohre und die Größe der Reso-
nanzbehälter. Die teilweise benötigten Zum Umschalten der Schalt-Ansaugsysteme
großen Sammlervolumen können aber dienen zum Beispiel elektrisch oder elektro-
durch ihre Speicherwirkung bei schnellen pneumatisch betätigte Klappen.
Laständerungen Dynamikfehler zur Folge
haben.

Prinzip der Resonanzaufladung Steigerung der mruumalen Luhfüllung (Liefergrad)


durch dynamische Aufladung

Bild 2
1 Zylonder
2 kurzes Saugrohr
3 Resonanzbehälter
4 Rcsonanzsaugroh(
5 Samma behälter
6 Drosselklappe
3
A Zylindergruppe A
B Zyllndergruppo B 2 r-~__~+-~-+__+-~-r~__~-,

Bild 3 c
Syslem mit
1
4
1
2
3
4
'"0
IX
A ::;
Resonanzaufladung ::;
11 :>
~ System mit Motordrehzahl
"nenn
Norma saugrohr
Systeme zur FÜllungssteuerung Dynamische Aufladung 49

Schl\ ing~augroh rsysl~ Il1 C


Kombiniertes Resonanz· und Bild 5
Bei dem in Bild 4 dargestellten Saugrohr- Schwingsaugrohrsyslem 1 Zylinder
system kann zwischen zwei verschiedenen 2 Schwlngsau9rohr
Schwingsaugrohren umgeschaltet werden. ~
(kurzes Saugrohr)
0;
Im unteren Drehzahlbereich ist die Um- 3 3 Resonanzbehaller
:;
schaltklappe (1) geschlossen und die ange- ::; 4 Resonanzsaugrohr
:::J
5 Sammclbchallcr
saugte Luft strömt durch das lange Schwing-
6 Drosselklappe
saugrohr (3) zu den Zylindern. Bei hohen 7 Umschallklappe
Drehzahlen und geöffneter Umschaltklappe A ZyllOdergruppe A
nimmt die angesaugte Luft den Weg durch B lyhndergruppe B
das kurze, weite Saugrohr (4). Damit ist eine

eS
bessere Zylinderfüllung bei hohen Drehzah- a Saugrohrverhält-
nisse bel
len möglich.
geschlossener
a A B b Umschallklappe
b Saugrohrverhält-
nisse bel geöffneter
Umschallklappe

Schw,ngsaugrohrsyslem
Re 'onanzaugrohrsysteme
Mit Öffnen einer Resonanzklappe wird ein
zweites Resonanzrohr zugeschaltet. Die ver-
änderte Geometrie dieser Anordnung beein-
a 2 flusst die Eigenfrequenz der Sauganlage. Das
größere wirksame Volumen bei zugeschalte-
tem zusätzlichen Resonanzrohr verbessert
die Füllung im unteren Drehzahlbereich.

Ko mbiniertes I{esoll anz- lind


SchwingS<l ugroh rsystcm
Eine Kombination von Resonanz- und
Schwingsaugrohrsystem ist gegeben, wenn
die geöffnete Umschaitklappe (Bild 5, Pos. 7)
die beiden Resonanzbehälter (3) zu einem
3 einzigen Volumen verbinden kann. Es ent-
steht dann ein Luftsammler für die kurzen Bild 4
b 2 4
Schwingsaugrohre (2) mit hoher Eigen- a Saugrohrgeomclne
frequenz. bel geschlossener

Bei niedrigen und mittleren Drehzahlen Umschall klappe


b S.ugrohrgeomelne
ist die Umschaitklappe geschlossen. Das
bel geöffneter
System wirkt als Resonanzsaugrohrsystem. Umschall klappe
Die niedrige Eigenfrequenz ist dann durch Umschall klappe
das lange Resonanzsaugrohr (4) festgelegt. 2 Sammelbehaller
3 langes, dunne.
SchwlOgsaugrohr
bei geschlossener
Umschallklappe
4 kurzes, welles
Schw,ngsaugrohr
bel geöffneler
Umschaltklappe
50 Systeme zur Füllungssteuerung Mechanische Aufladung

Mechanische Aufladung Vor- und Nachteile


Wegen der direkten Kopplung von Verdich-
Aufbau und Arbeitsweise ter und Kurbelwelle wird beim mechani-
Eine größere Zylinderfüllung und damit schen Lader bei einer Drehzahlerhöhung der
eine Erhöhung des Drehmoments ist durch Verdichter unverzögert beschleunigt. Da-
den Einsatz von Aufladegeräten möglich. durch ergibt sich im Vergleich zur Abgas-
Bei der mechanischen Aufladung wird ein turboaufladung ein höheres Motordreh-
Verdichter direkt vom Verbrennungsmotor moment und ein besseres Ansprechverhalten
angetrieben. Mechanisch angetriebene Ver- im dynamischen Betrieb.
dichter gibt es als Verdrängerlader (Kom-
pressor) mit unterschiedlichen Bauformen Da die zum Antrieb des Verdichters not-
(z. B. Roots-Lader, Flügelzellenlader, Spiral- wendige Leistung jedoch nicht als effektive
lader, Schraubenlader) oder als Strömungs- Motorleistung zur Verfügung stehen kann,
lader (z. B. Radialverdichter ). Bild 1 zeigt steht diesem Vorteil- im Vergleich zur
das Funktionsprinzip eines Schraubenladers Abgasturboaufladung - ein etwas erhöhter
mit den beiden gegeneinander drehenden Kraftstoffverbrauch entgegen. Dieser Nach-
Schrauben. In der Regel sind Motor- und teil wird gemildert, wenn der Verdichter
Verdichterdrehzahl z. B. über einen Riemen- über eine von der Motorsteuerung geschal-
antrieb fest miteinander gekoppelt. tete Kupplung bei niedrigen Motorlasten
abgeschaltet werden kann.
Ladedrucksteuerung
Der Ladedruck kann beim mechanischen
Lader über einen Bypass gesteuert werden.
Ein Teil des verdichteten Luftmassenstroms
gelangt in die Zylinder und bestimmt die
Füllung, der andere Teil strömt über den
Bypass zurück zur Ansaugseite. Die Ansteue-
rung des Bypassventils übernimmt die
Motorsteuerung.

Funktionsprinzip des Schrau benladers

Bild 1
Ang saug te Luft
2 komprim,Me Lu ft
Geschichte von Kompressorfahrzeugen 51

Geschichte von Kompressorlahrzeugen

Auf der BerlIner Automobilausstellung 1921 1938 wurde auf der Internationalen Automobil-
stellte die Daimler-Motoren-Gesellschaft die und Motorradausstellung in Berlin der Typ 770
Pkw-Typen 6/20 PS und 10135 PS mit Vier- ,Großer Mercedes' (WI50) mit einem 7,7-
zyhnder-Kompressormotoren vor_ Liter-Achtzylinder-Reihenmotor mit Kompres-
Im Jahr 1922 wurde zum ersten Mal ein sor gezeigt. Dieser Motor leistete 230 PS.
Fahrzeug mit Kompressormotor bei einem Im Vergleich zu den heute eingesetzten
Autorennen eingesetzt. Max Sailer gewann bei Kompressormotoren war die auf den Hubraum
der Targa Florio auf Sizilien auf Mercedes bezogene Leistung damals eher bescheiden.
28/95 PS mit Kompressor den Titel bei den Der Mercedes SLK, der seit Ende des
Senenwagen. 20. Jahrhunderts über die Straßen rollt,
1924 wurden auf der Berliner Automobil- schöpft aus 2,3 Liter Hubraum eine Leistung
ausstellung die neuen Pkw-Typen Mercedes von 142 kW (192 PS) bel 5300 m,n I.

151701100 PS und 2411001140 PS mit Sechs- 1922


zyhnder-Kompressormotoren vorgestellt. Im Mercedes 28/95 PS
gleichen Jahr fuhr NSU mit dem 5/15 Kom-
pressor-Rennwagen auf der Avus spekta-
kuläre GeschwindIgkeitsrekorde und Siege
eIn.
Dem Mercedes·Benz Typ , S' gelang 1927
beIm ersten Einsatz beim EröHnungsrennen 1924

des Nürburgnngs ein Dreifachsieg. SIeger Mcreedcs Typ 24/100


6 ·Zylonder
wurde Rudol! Caracciola. Der Kompressor-
Sechszylinder des Typ ,S' mit 6,8 Liter
Hubraum leistete 120 PS ohne und 180 PS
mit Kompressor. 1932 siegte Manfred von
Brauchltsch auf eonem ,SSKL" ("Super-Sport-
Kurz-Leicht") beim Avus ·Rennen In Berlin und 1927
Mcrccdcs Typ _S-
stellte mit 200 kmlh einen Klassenweltrekord
6·Zyhnder. 6.8 /. 180 PS
auf. Der ,SSKL' war die letzte Stufe in der
Entwicklung der .S·-Reihe.
1934 begann die Ära der Silberpfeile.
Beim ersten Einsatz beim Internationalen
Eifelrennen auf dem Nürburgring siegte von
1934
Brauchltsch In neuer Rekordzeit. Mit einem
Mereedes Typ 500K
Stromlinoen-Silberpfeil wurde 1938 ein für
8Zyhnder
öHentliche Straßen bis heute ungebrochener
Geschwindigkeitsrekord aufgestellt: 432,6
km/h bei 1 km mit fliegendem Start. Silber-
pleile mit Kompressormotoren gab es auch
von Auto-Union, die sich mit den Mercedes-
Silberpfeilen packende Duelle lieferten. 1938
_GroBer Mercedes·
1934 wurde auf der Berliner Automobilaus-
Typ 770 (W150).
stellung der Mercedes Typ 500K mit einem
7.7/,230 PS
Achtzylinder-Kompressormotor vorgestellt.
1936 kam das Nachfolgemodell mit einem
noch leistungsstärkeren 5,4-I-Motor. IQuelle: alle Bilder aus
OalmlerChrysler Clas$lc.
Kon;zemarchiv)
52 Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung

Abgasturboaufladung Aufbau und Arbeitsweise


Der Abgasturbolader (Bild 1) besteht in
Von den bekannten Verfahren zur Aufladung seinen Hauptbauteilen aus einer Abgas-
von Verbrennungsmotoren findet die Abgas- turbine (3) und einem Verdichter (1), deren
turboaufladung die breiteste Anwendung. Räder auf einer gemeinsamen Welle (2)
Die Abgasturboaufladung ermöglicht bereits angeordnet sind. Diese Komponente sitzt im
bei Motoren mit kleinem Hubraum hohe Abgasstrang, sodass das Abgas die Abgas-
Drehmomente und Leistungen bei guten turbine (Bild 2, Pos. 14) antreiben kann. Der
Motorwirkungsgraden. Verdichter (12) komprimiert die angesaugte
Luft und erhöht dadurch die Zylinder-
Wurde die Abgasturboaufladung noch vor füllung. Die durch die Komprimierung
wenigen Jahren vor allem zur Steigerung der erwärmte Luft wird im Ladeluftkühler (5)
Leistung eingesetzt, so findet sie heute zu- wieder abgekühlt.
nehmend auch zur Steigerung des maxima-
len Drehmoments bei sehr niedrigen Dreh- Die Energie zum Antrieb der Abgasturbine
zahlen Anwendung. Andererseits sind da- wird größtenteils dem Abgas entnommen.
durch Downsizingkonzepte möglich; bei Dabei wird die Energie genutzt, die im
vergleichbarer Motorleistung kann das Hub- heißen und unter Druck stehenden Abgas
volumen reduziert und der Kraftstoffver- enthalten ist. Andererseits muss aber auch
brauch gesenkt werden. Dies gilt insbeson- Energie aufgewendet werden, um das
dere für Turbomotoren mit Benzin-Direkt- Abgas beim Verlassen des Motors höher
einspritzung. aufzustauen und damit die notwendige
Verdichterleistung zu erhalten.

Abgaslurbolader für Pkw (Bild: 3K·Warner, Baureihe K14)

Bild 1
1 Verdlchlcrrad
2 Welle
3 Abgaslurb,ne
4 E'nlass Abgas·
massenslrom
2 3
5 Auslass
kompnmlCr1e Lull
Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung 53

Das heiße Abgas (Bild 3, Pos. 7) strömt die - Abgasturbolader-Bauarten


Abgasturbine (4) radial an und versetzt sie \ Va~ l ega l e- Lader
in eine schnelle Drehbewegung (bis ca. Motoren sollen bereits bei niedrigen Dreh-
250000 min- 1). Die Schaufeln des Turbinen- zahlen ein hohes Drehmoment erreichen.
rads leiten das Abgas zur Mitte hin, wo es Deshalb wird das Turbinengehäuse für einen
dann axial wieder austritt. kleinen Abgasmassenstrom ausgelegt, z. B.
Im mitgedrehten Verdichter (3) sind die Bild 3
1 Taklvenld
Strömungsverhältnisse umgekehrt. Die Aufbau des Abgaslurboladers
am Beispiel des Waslegale·laders 2 pneumatische
Frischluft (5) tritt in der Mitte des Verdich-
Steuerleitung
ters axial ein und wird von den Schaufeln 3 Verdichter
radial nach außen geschleudert und dabei 4 Abgaslurblne
verdichtet. 5 Ansauglultstrom
(Frischluft)

Um Verdichterpumpen und damit eine 6 Ladodruckregel -


ventil
störende Geräuschentwicklung oder gar eine
7 Abgas"trom
Schädigung des Verdichters zu vermeiden, 6
8 Wastegale
wird beim Schließen der Drosselklappe 9 Bypasskanal
(Bild 2, Pos. 2) das Schubumluftventil (9) Ansteuersignal
im Verdichter-Bypass geöffnet. für Tak,"onld
Volumenstrom
7 durch Turbine
Die Turbine des Abgasturboladers sitzt im
\ ....'Cl Volumenstrom
heißen Abgasstrang. Sie muss deshalb aus durch Wa,legate
8
hochwarmfesten Werkstoffen gefertigt sein. 9 I~ Ladedruck
1'0 Druck ,n der
Membrane

Abgaslurboaufladung

Bild 2
I MOlorsleuergerat
2 Drossclvornchlung
3 Krallsloffwfuhr
4 Ladcdruck- und
Ladelulilemperatur
sensor
5 Ladclullkühler
6 RückschlagventIl
7 Unlcrdruckspe1cher
a Magnel,onlil
(Taktventd)
9 Schubumlullv.nlil
(Dump valv )
10 Ladedruckregelvenlll
tl Wastegale
(BYPüSsventol)
12 Verdichter des
.,>- Turboladers
'"
0
0
t3 Magnelvenld
« (Taktvenhl)
~
::>
t4 Abgaslurblne des
Il:>
Turboladers
54 Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung

Voillast bei n::; 2000 min- I . Damit nun bei Bei zu hohem Ladedruck wird das Taktventil
größeren Abgasrnassenströmen der Abgas- so angesteuert, dass in der Steuerleitung
turbolader den Motor nicht überlädt, muss ein höherer Druck herrscht. Das Ladedruck-
in diesem Bereich ein Teilstrom über ein regelventil öffnet das Wastegate und der
Bypassventil, das Wastegate (Bild 3, Pos. 8), Anteil des Abgasrnassenstroms durch die
an der Turbine vorbei in die Abgasanlage Turbine wird geringer.
abgeführt werden. üblicherweise ist dieses
Bypassventil in Klappenausführung im VTG- Ladcr
Turbinengehäuse integriert. Verstellbare Turbinen (VTG: Variable
Turbinen-Geometrie) bieten eine weitere
Das Wastegate wird über das Ladedruck- Möglichkeit, den Abgasrnassenstrom bei
regelventil (6) betätigt. Dieses Ventil ist über hoher Motordrehzahl zu begrenzen (Bild 4).
eine Steuerleitung (2) pneumatisch mit dem Der VTG-Lader ist bei Dieselmotoren Stand
Taktventil (1) verbunden, das ladedruck- der Technik. Bei Ottomotoren konnte er
abhängig vom Motorsteuergerät über ein sich u. a. wegen der hohen thermischen Be-
elektrisches Signal angesteuert wird und den lastung durch die heißeren Abgase nicht
Ladedruck beeinflusst. Ein Ladedrucksensor durchsetzen.
liefert die Information über den aktuellen
Ladedruck. Die verstellbaren Leitschaufeln (3) passen
Bei zu niedrigem Ladedruck wird das den Strömungsquerschnitt und damit den
Taktventil so angesteuert, dass in der Steuer- an der Turbine anstehenden Gasdruck dem
leitung ein geringer Druck herrscht. Das geforderten Ladedruck durch Variation der
Ladedruckregelventil schließt das Wastegate Geometrie an. Bei niedriger Drehzahl geben
und ein höherer Anteil des Abgasrnassen- sie einen kleinen Strömungsquerschnitt
stroms treibt die Turbine an. frei, sodass der Abgasrnassenstrom in der
Turbine eine hohe Geschwindigkeit erreicht
Variable Tubinengeomelrie des VTG·Laders und die Abgasturbine auf eine hohe Dreh-
zahl bringt (Bild 4a).
a Bei hoher Motordrehzahl geben die Leit-
schaufeln einen großen Strömungsquer-
schnitt frei, der die große Abgasmenge auf-
nehmen kann, ohne die Abgasturbine auf zu
hohe Geschwindigkeiten zu beschleunigen
6 (Bild 4b). Der Ladedruck wird dadurch
begrenzt.
Bild 4 Durch die Drehbewegung eines Verstell-
a LCltschaulelslcllung rings (2) ergibt sich eine einfache Verstel-
lür hohen Ladedruck lung des Leitschaufelwinkels. Dabei werden
b Lc,lsehau!elsl l'un9
b die Leitschaufeln entweder direkt über ein-
lur nIedrigen
Ladedruck
zelne an ihnen befestigte Verstellhebel (4)
1 Abg,slurb,ne oder über Verstellnocken auf den gewünsch-
2 Vcrslcllnng ten Winkel eingestellt. Das Verdrehen des
3 LCilschaufeln Verstellrings geschieht pneumatisch über
4 VerSleIlhebel
eine Verstelldose (5) mit Unterdruck oder
5 VersleIldose
elektrisch. Die Motorsteuerung steuert die-
6 Abgasstrom
<f- Hohe Slrömungs-
sen Verstellmechanismus an. Damit kann
geschwlnd'g elt der Ladedruck in Abhängigkeit des Motor-
<..... niedrige Siromungs· betriebszustands bestmöglich eingestellt
geschw nd gkM werden.
Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung, Ladeluftkühlung 55

Vor- und Nachteile der Ladeluftkühl ung


Abgasturboaufladung
Gegenüber einem Saugmotor mit gleicher Während des Verdichtens wird die Luft im
Leistung sprechen vor allem das geringere Lader erwärmt. Da warme Luft gegenüber
Gewicht und der reduzierte Bauraum für kalter Luft eine geringere Dichte hat, wirkt
den Turbomotor (Downsizing). über sich die Erwärmung nachteilig auf die Zylin-
den nutzbaren Drehzahlbereich ergibt sich derfüllung aus. Ein Ladeluftkühler kühlt die
ein besserer Drehmomentverlauf (Bild 5, verdichtete und erwärmte Luft wieder ab.
Kurve 4 im Vergleich zu Kurve 3). Daraus Die Ladeluftkühlung bewirkt deshalb eine
ergibt sich bei einer bestimmten Drehzahl Erhöhung der Zylinderfüllung gegenüber
eine höhere Leistung (A ~ B). aufgeladenen Motoren ohne Ladeluftküh-
Die im Beispiel in Bild 5 geforderte Leis- lung. Damit ist eine weitere Erhöhung des
tung (B bzw. C) stellt der Autlademotor Drehmoments und der Leistung möglich.
wegen des günstigeren Drehmomentverlaufs Die niedrigere Temperatur der Verbren-
bei Volllast schon bei niedrigeren Drehzah- nungsluft führt auch zu niedrigeren Tempe-
len bereit. In der Teillast muss die Drossel- raturen der im Verdichtungstakt kompri-
klappe weiter geöffnet sein. Der Arbeits- mierten Zylinderfüllung. Daraus ergeben
punkt wird dadurch in einen Bereich mit sich weitere Vorteile:
geringeren Reibungs- und Drosselverlust- • geringere Klopfneigung,
anteilen verlagert (C~ B). Daraus ergibt • besserer thermischer Wirkungsgrad
sich ein geringerer Kraftstoffverbrauch, ob- und damit geringerer Kraftstoffverbrauch,
wohl aufgeladene Motoren wegen der nied- • geringere thermische Belastung der
rigeren Verdichtung eigentlich einen etwas Kolben,
schlechteren thermodynamischen Wir- • geringere NOx-Emission,
kungsgrad aufweisen. • höhere Leistungsausbeute.

Als Nachteil des Turboladers ist das nied-


rigere Drehmoment bei sehr niedrigen
Drehzahlen zu nennen. In diesem Bereich Leistungs- und Dre hmomenlverlauf eines Motors
mit Abgasturbolader im Vergleich zu einem
reicht die im Abgas vorhandene Energie Saugmotor
nicht aus, um die Abgasturbine anzutrei-
ben. Im instationären Betrieb ist der Dreh-
momentverlauf auch bei mittleren Dreh-
zahlen ungünstiger gegenüber dem Saug-
motor (Kurve 5). Das liegt daran, dass der

.1r
Abgasrnassenstrom verzögert aufgebaut
wird. Beim Beschleunigen aus niedrigen
--'
Drehzahlen heraus ergibt sich somit das
» Turboloch".

Das Turboloch kann durch Ausnutzung


der dynamischen Autladung gemindert BildS
werden. Sie unterstützt das Hochlaufver- :r. 1. 3 Saugmotor Im
c slatlOn.ären Betrieb
halten des Laders. CI)
E
o 2,4 Aullademotor Im
E
s;;; slatlonären Betneb
~ 5 Drehmomentverlauf
o
des Außadcmotors
114 112 314 Im Instationären
Motordrehzahl Ir/llnonn (dynamIschen)
Betlleb
56 System zur Füllungssteuerung Gesteuerte ladungsbewegung

Gesteuerte folgt, sowie das hohe Temperaturniveau


Ladungsbewegung wird eine gute Gemischaufbereitung auch
ohne erhöhte Ladungsbewegung erreicht.
Für eine gute Gemischaufbereitung spielen
die Strömungsverhältnisse im Saugrohr und Bei der Saugrohreinspritzung ist die tech-
im Zylinder eine wesentliche Rolle. Eine nische Realisierung mit einer Ladungs-
hohe Ladungsbewegung sorgt für eine gute bewegungsklappe schwierig. Denn es muss
Durchmischung des Luft -Kraftstoff-Ge- verhindert werden, dass bei geschlossener
mischs und damit für eine gute, schadstoff- Klappe sich Kraftstoff davor ansammelt
arme Verbrennung. und dieser beim Öffnen der Klappe in den
Brennraum gelangt.
Ladungsbewegungsklappe
Bei Systemen mit Benzin-Direkteinspritzung
wird eine geregelte oder geschaltete Ladungs- Gesteuerte ladungsbewegung
bewegungsklappe (d. h. kontinuierliche Ver-
stellung oder zwei Schaltstellungen) einge-
setzt, um eine hohe Ladungsbewegung zu
erzeugen. Das Saugrohr ist typischerweise im
Bereich des Einlassventils in zwei Kanäle
getrennt, wobei sich ein Kanal durch eine
Klappe verschließen lässt (Bild 1). Durch
diese Ladungsbewegungsklappe wird in
Verbindung mit der Geometrie des Einlass-
bereichs eine walzen - bzw. drallförmige
Bewegung des Gemischs im Brennraum er-
reicht (Bild 2). Für die walzenförmige Bewe-
gung wird auch häufig der Begriff Tumble
verwendet, für die drallförmige Bewegung ist
der Begriff Swirl üblich.

Die Ladungsbewegungsklappe macht die Strömungen im Brennraum


Intensität der Ladungsbewegung steuerbar.
Diese erzwungene Strömung stellt im
Schichtbetrieb (beim wandgeführten Brenn-
verfahren) den Gemischtransport zur
Zündkerze sicher und unterstützt die Ge-
mischaufbereitung.
Im Homogenbetrieb ist die Ladungs-
Bild 1
bewegungsklappe in der Regel bei niedrigen
I Saugrohr
2 Ladungs-
Drehmomenten und Drehzahlen geschlos-
bewegungsklappe sen. Bei hohen Drehmomenten und Dreh-
3 Trennsteg zahlen muss die Ladungsbewegungsklappe
4 Elnlassvenlll geöffnet werden. Ansonsten ist es nicht
möglich, die für die hohe Leistung benötigte
Luft in den Brennraum einzubringen, da die
Bild 2
a Tumble (wal.cn-
Ladungsbewegungsklappe einen Teil des
lörm'gc Bewegung) Strömungsquerschnitts verschließt. Durch
b SWlri die frühe Einspritzung des Kraftstoffs in den
(Drall bewegung) Brennraum, die bereits im Ansaugtakt er-
Systeme zur Füllungssteuerung Abgasrückführung 57

Abgasrückführung AGR bei Benzin-Direkteinspritzung


Auch bei Motoren mit Benzin-Direktein-
Die im Zylinder verbleibende Restgasmasse spritzung wird die AGR zur Verbrauchs-
- und damit der Inertgasanteil der Zylinder- senkung und zur NOx-Reduzierung genutzt.
füllung - kann über variable Steuerzeiten Sie ist sogar unumgänglich, da dadurch die
beeinflusst werden. In diesem Fall spricht NOx-Emissionen in den Magerbetriebsarten
man von einer "inneren" Abgasrückführung so vermindert werden, dass andere Maßnah-
(AGR). Eine größere Variation des Inertgas- men zur Abgasnachbehandlung reduziert
anteils ist über eine "äußere" Abgasrück- werden können (z. B. fetter Homogenbetrieb
führung möglich, bei der über eine Leitung zur NOx-"Ausspeicherung" aus dem NOx-
bereits ausgestoßene Abgase zum Saugrohr Speicherkatalysator). Dies wirkt sich auch
zurückgeführt werden (Bild 1, Pos. 3). positiv auf den Kraftstoffverbrauch aus.
Das AGR-System führt zu geringeren Damit Abgas über das AGR-Ventil an-
Stickoxidemissionen (NOx) und zu einem gesaugt werden kann, muss ein Druckgefälle
geringeren Kraftstoffverbrauch. zwischen Saugrohr und Abgasstrang herr-
schen. Direkteinspritzende Motoren werden
Begrenzung der NOx-Emission aber auch in der Teillast nahezu ungedros-
Die AGR ist ein wirkungsvolles Mittel zur selt gefahren. Ferner wird im Magerbetrieb
Absenkung der Stickoxidemissionen. Durch eine nicht unerhebliche Menge Sauerstoff
Zumischen von bereits verbranntem Abgas über die AGR in das Saugrohr eingeleitet.
zum Luft-Kraftstoff-Gemisch wird die Ver- Ein ungedrosselter Betrieb und die Ein-
brennungs-Spitzentemperatur gesenkt. leitung von Sauerstoff über die AGR in das
Diese Maßnahme reduziert die sehr stark Saugrohr erfordern deshalb eine Steuer-
temperaturabhängige Stickoxidemission. strategie, die sowohl die Drosselklappe als
auch das AGR-Ventil koordiniert. Hieraus
Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs ergeben sich erhöhte Anforderungen an das
Mit der AGR wird die Gesamtfüllung bei AGR-System: es muss präzise und zuverläs-
gleich bleibender Frischluftfüllung ver- sig arbeiten, und es muss robust gegenüber
größert. Deshalb muss der Motor über die den Ablagerungen sein, die sich aufgrund
Drosselklappe (2) weniger stark gedrosselt der niedrigeren Abgastemperatur in den Ab-
werden, um ein bestimmtes Drehmoment gas führenden Teilen bilden.
zu erreichen. Ein niedrigerer Kraftstoffver-
brauch ist die Folge. AbgasrOckfOhrung (AGR)

Arbeitsweise der AGR


Das Motorsteuergerät (4) steuert abhängig
vom Betriebspunkt des Motors das elekt-
risch betätigteAGR-Ventil (5) an und legt
damit dessen Öffnungsquerschnitt fest. Über
diesen Querschnitt wird dem Abgas (6) ein Bild 1
Teilstrom entnommen (3) und der ange- lAngesaugte
6
saugten Frischluft (1) zugeführt. Damit ist Fnschlul!
2 Drosselklappe
der Abgasanteil der Zylinderfüllung fest-
3 ,ückgeführles Abgas
gelegt. 4 Molorsleuergeral
5 Abgasrückführvenld
(AGR·Venld)
6 Abgas
" Drehzahl
,I relallve Lultfuliung
58 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Übersicht

Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit

Einspritzsysteme haben die Aufgabe, dem Übersicht


Motor ein Luft-Kraftstoff-Gemisch bereit-
zustellen, das dem jeweiligen Betriebszu- Entwicklung von
stand bestmöglich angepasst ist. Im Laufe Benzineinspritzsystemen
der Zeit wurden die Systeme immer weiter Ein Meilenstein in der Entwicklungsge-
verbessert, wobei der Anteil der Elektronik schichte der Steuerungssysteme für den
ständig zugenommen hat. Ottomotor war der Einsatz elektronisch ge-
steuerter Einspritzsysteme. Nachdem es
Während das Entwicklungsziel in den schon früher mechanisch gesteuerte Ein-
1970er-Jahren überwiegend die Leistungs- spritzsysteme gab, führte Bosch mit der
und Komfortsteigerung war, verschob sich D-Jetronic 1967 zum ersten Mal ein elektro-
der Schwerpunkt ab den 1980er-Jahren hin nisches System ein, bei dem der Kraftstoff
zur Emissionsminderung. Eine weitere über elektromagnetisch betätigte Einspritz-
Forderung, die immer mehr an Bedeutung ventile intermittierend vor das Einlassventil
gewann, war die Senkung des Kraftstoff- jedes Zylinders eingespritzt wurde (Mehr-
verbrauchs und damit auch die Reduzierung punkteinspritzung, Multi Point Injection)_
des CO 2-Ausstoßes. Der breite Einsatz von Einspritzsystemen
war aber nur mit kostengünstigeren Aus-
führungen möglich. Die mechanische
K-Jetronic und die Mono-Jetronic mit nur
einem einzigen, zentral angeordneten elekt-
romagnetischen Einspritzventil (Einzel-
punkteinspritzung, Single Point Injection)
Entwicklung der Einspriusysteme ermöglichten die Verbreitung der Einspritz-
Jahr System Merkmale
technik auch in Mittelklassefahrzeugen und
1967 D·Jetronic - Elektronisches Mehrpunkt
im Kleinwagensegment.
einspritzsystem in Analogtechnik
Aufgrund der Vorteile der Benzineinsprit-
- Interminierende Einspritzung
zung in Bezug auf Kraftstoffverbrauch, Leis-
- saugrohrgesteuert tung, Fahr- und Emissionsverhalten wurde
1973 K-Jetronic - Mechanisch-hydraulisches
der Vergaser vollständig verdrängt. Insbe-
Mehrpunkteinspritzsystem sonders die Reduzierung der Schadstoff-
- Kontinuierliche Einspritzung emissionen konnte nur durch die Fort-
1973 Uetronic - Elektronisches Mehrpunkt- schritte bei der Einspritztechnik in Verbin-
einspritzsystem (zunächst dung mit der Abgasnachbehandlung
Analog-, später Digitaltechnik) (Dreiwegekatalysator) erzielt werden. Die
- Interminierende Einspritzung vom Gesetzgeber festgelegten Emissions-
- Luftmengenmessung grenzwerte für Kohlenwasserstoffe (HC),
1981 LH -letronic - Elektronisches Mehrpunkt- Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxide
einspritzsystem (NOx) erforderten Einspritzsysteme, die die
- Interm ~l;erende Einspritzung Gemischzusammensetzung in sehr engen
- Luftmassenmessung
Grenzen einstellen konnten_
1982 KE-letronic - K-Jetronic mit elektronisch Tabelle 1 zeigt die Entwicklung der Bosch-
gesteuerten Zusatzfunktionen
Einspritzsysteme. Heute wird nur noch das
1987 Mono- - Zenlraleinsprilzsystem Motormanagement Motronic mit Mehr-
Jelronic (Einzelpunkteinspritzung)
punkteinspritzung eingesetzt. Nur mit dieser
- lntermiUierende Einspritzung
Art der Einspritzung in Verbindung mit
- Luftmengenberechnung über
Drosselklappenwinkel und
einem komplexen Motormanagement kön-
Molordrehzahl
nen die strengen Abgasgrenzwerte erfüllt
Tabelle ' werden_
Einspritzgeschichte(n) 59

E,nspntzgeschlchte(n)

Die Benzineinspntzung hat eine lange Vergan- 1967 ge lang der Benzineinspritzung ein
genheit. Bereits 1898 fertigte die Gas- weiterer Schritt nach vorn : das erste elektrOni-
motorenfabrik Deutz Stempelpumpen zur sche Einspritzsystem: die vom Saugrohrdruck
BenzIneinspritzung in kiemen Stückzahlen. gesteuerte D-Jetronic!
Nachdem man wenig später das heutige 1973 kam dann die luftmengenmessende
Vergaserpnnzlp entdeckte, war die Benzinein- L-Jetronlc auf den Markt, zeitgleich mit der
spritzung beim damaligen Stand der Technik mechanisch -hydraulisch gesteuerten
nicht mehr konkurrenzfähig. K-Jetronlc , ebenfalls ein luftmengen-
Bel Bosch fiel bereits 1912 der Startschuss messendes System.
für die ersten Versuche an Benzin-Einspritz- 1976 erhielt die K-Jetronic als erstes
pumpen. 1937 ging dann der erste Flugzeug- System eine Lambda-Regelung ,
motor, 1200 PS Leistung, mit Bosch -Benzin- 1979 wurde ein neues System eingeführt:
einspritzung in Serie. Die Unsicherheit der die Motronic mit der digitalen Verarbeitung
Vergasertechnik wegen Vereisung und Brand - vieler Motorfunktionen, Dieses System ver-
gefahr hatte die Entwicklung der Benzin- band die L-Jetronic und eine elektronische
einspritzung gerade in diesem Bereich Kennfeldzündung. Der erste Mikroprozessor
gefördert. Die eigentliche Ära der Bosch- ,n einem Automobill
BenzIneinspritzung begann, doch bis zur 1982 wurde die um einen elektronischen
BenZIneinspritzung in einem Pkw war es noch Regelkreis und die Lambda-Sonde erweiterte
ein weiter Weg. K-Jetronic als KE-Jetronic angeboten.
Ab 1987 kam die Mono-Jetronic hinzu: ein
1952 wurde eine Bosch-Direkteinspntzung kostengünstiges Zentraleonspritzsystem, das
zum ersten Mal serienmäßig in einen Klein - die Ausrüstung mit Jetronic auch bei kleineren
wagen eingebaut. Dann folgte der Einbau im Fahrzeugen möglich machte und den Vergaser
legendären 300SL, einem Senensportwagen endgültig verdrängte.
von Daimler-Benz. In den Folgejahren wurden
die mechanischen Einspritzpumpen immer
weiterentWickelt und . ..

Bosch-Benzineinspritzung aus dem Jahre 1954


60 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemisehbildung

Anfänge der Gemischbildung oder Heizeinrichtung betrieben werden


konnte.
In der Zeit, als die ersten atmosphärischen Als erster regte Robert Street im Jahr 1795
Maschinen von verschiedenen Erfindern an, in einer atmosphärischen Maschine
entworfen wurden, stellte sich in diesem Zu- Terpentin oder Teeröl zu verdampfen.
sammenhang auch das Problem der Bildung Samuel Morey und Eskine Hazard ent-
eines zündfähigen Gemischs. Insbesondere wickelten um 1825 einen Zweizylinder-
von der Lösung dieses Problems im Zusam- motor; dafür konstruierten sie auch den
menhang mit dem Zündmechanismus hing ersten Vergaser, der unter der Nummer 5402
es ab, ob ein solcher Motor mit innerer Ver- patentiert wurde (britisches Patent). Bis zu
brennung überhaupt laufen konnte. diesem Zeitpunkt funktionierten diese Ge-
Der Vergaser in seinen Grundzügen mischbildungssysteme vorwiegend mit Ter-
wurde schon im 18. Jahrhundert entwickelt. pentin oder Petroleum als Treibstoff.
Damals versuchte man, flüssige Stoffe so zu Dies änderte sich jedoch im Jahr 1833, als
verdampfen, dass damit eine Beleuchtungs- es dem Chemieprofessor Eilhard Mitscher-
lich aus Berlin gelang, Benzoesäure ther-
Prinzip eines Dochtvergasers
misch zu spalten. Er erhielt dadurch den
"Faraday'schen Kohlenwasserstoff' und
nannte ihn Benzin.
Der erste Vergaser für Benzin wurde von
William Barnett entworfen; er erhielt dafür
1838 das Patent Nr. 7615.
2 Die erwähnten Entwicklungen stellten in
Bild t
Krallstoft ·Lull dieser Zeit entweder Dochtvergaser (Bild 1)
Gemisch 7um Molor oder Oberflächenvergaser (Bild 2) dar. Der
2 Rlngseh ,cbcr 3 erste Vergaser, der in einem Fahrzeug be-
3 Luftelntrltl
nutzt wurde, war ein Dochtvergaser. Sein
4 Dochl
Docht saugte den Kraftstoff, ähnlich wie
5 Schwimm rgchause
md Schwimme,
bei einer Öllampe, an. Dieser Docht führte
6 Krallsloftlufuhrung durch einen Luftstrom im Motor, wodurch
7 Zusaillull
5
sich Luft und Kraftstoff vermischten. Im
8 Drosselklappe Oberflächenvergaser hingegen, bei dem
der Kraftstoff durch die Abgase des Motors
Prinzip eines Oberllächenvergasers erhitzt wurde, entstand dadurch an der
Oberfläche des Kraftstoffs eine Dampf-
schicht, die mit der vorbeiströmenden Luft
das Luft-Kraftstoff-Gemisch bildete.
1882 meldete dann Siegfried Marcus in
Berlin den von ihm entwickelten Bürsten-
vergaser (Bild 3) zum Patent an. In diesem
Bild 2 Gemischbildner sorgt eine über das An-
3
I Lurtmn tritl triebsrad (1) getriebene schnell rotierende
2 Krallsloft-Luft- 4 kreisrunde Bürste (3) im Zusammenspiel
Gemisch zum Motor mit einem Abstreifer (2) für die Bildung von
3 5
Kraftstoffabsehelder
>-
Kraftstoffnebel in der Bürstenkammer (4).
4 Schwimmer
5 Krallstoff "
'"'" Dieser wird über den Stutzen (5) vom
;;: Motor angesaugt. Der Bürstenvergaser
6 Abgase vom Motor ::E
:>
7 Elnfüll'tullen fur
Ben?ln = konnte sich über ca. elf Jahre behaupten.
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 61

Bürstenvergaser von Siegfried Marcus

2 3

Bild 3
1 Anlncbsrad
2 Abstrelfer

-, 3 rotierende Bürste
4 BurSlenkammer
5 Ansaugstullcn

1885 hatte Nikolaus August Ottos Ringen ren arbeitende Benzinmotor (Ottomotor)
um den mit kohlenwasserstoffhaltigen wurde auf der Weltausstellung in Antwerpen
Kraftstoffen (Spiritus I Benzin) betriebenen mit hoher Anerkennung ausgezeichnet.
Verbrennungsmotor Erfolg; dieses Ziel hatte Diese Konstruktion ist von der Firma Otto
er sich bereits 1860 gesetzt. Der erste mit & Langen, Deutz, in zahlreichen Exemplaren
einem Oberflächenvergaser und elektri- über viele Jahre gebaut und vertrieben Bild 4

worden (Bild 4) . A Vr.orgascr


schem Zündapparat eigener Konstruktion
B Motor
ausgerüstete und nach dem Viertaktverfah-
mit Zündanlage

Benzinmotor von Nikolaus August Dtto 1 Luftolnlrltf


2 Luftrohr
3 Klcstopf
(Flammen.ehutz)
4 Wasscr1rlchtcr
5 Elnfullstutzcn für
Kraftstoft
6 Schwimmer
7 BenzIngefäß
8 Zulei tung der
Auspuffgase
9 Hahn
10 Untcrsalllum
BeheIZen
11 Kühlwassermantel
12 Wasserrohrtauf
13 Kühlwasscrcmtrltt
17
8 14 Gasclntrlt\
15 Zündapparat
16 Gashahn
17 Luftclntn1l
18 Lufthahn
62 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung

Benz·Motorwagen mit Oberflächenvergaser


Im gleichen Jahr baute earl Benz in seinen
(senkrecht stehend) ersten Patent-Motorwagen (Bild 5) einen
Oberflächenvergaser eigener Konstruktion
ein. Kurze Zeit später verbesserte er die
Erstausrüstung seines Vergasers mit einem
Ventilschwimmer, "um den Benzinstand
selbstständig stets auf gleicher Höhe zu
halten".
1893 stellte Wilhelm Maybach seinen
Spritzdüsenvergaser vor (Bild 7). Bei diesem
wurde der Kraftstoff aus einer Kraftstoffdüse
auf eine Prallfläche gesprüht, wodurch sich
der Kraftstoff kegelförmig verteilte (Bild 8).

Oberflächenvergaser von 1BBS (Schnittmodell) SpritzdUsenvergaser von Wilhelm Maybach

2 3 4

,
I
8 7 6 5

Bild 7
I Luflelnlass
2 Kraftsloftzulauf
3 federnder Tup'er
4 GemlschauSI~l tt
i; Orehsch,ebe,·
arretierung
,.. ,..
0
~
6 Orehschleber für '"
;;e "'
!!!
Gem,schregclung ::E
::> '"::>
::;
Schwimmer ~ ~
B Spnlzdüsc
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 63

1906/07 erschienen der Claudel-Vergaser gaserbau sorgten. In diesen Vergasern, die


und die Vergaserkonstruktion von Fran«;:ois später unter der Bezeichnung ZENITH-
Bavery, die für weiteren Fortschritt im Ver- Vergaser ein Begriff wurden, liefert bei stei-
gender Luftgeschwindigkeit die kraftstoff-
Prinzip eines Sptilldusenvergasers verarmende Neben- oder Ausgleichsdüse ein
fast unveränderliches Gemisch (Bild 9).
In die gleiche Zeit fiel auch die Anmel-
dung der Vergaserpatente von Mennesson
und Goudard. Ihre Konstruktionen erlang-
ten unter dem Markennamen SOLEX Welt-
ruf (Bild 10).
In den folgenden Jahren entstand eine Bild 8
2 große Anzahl von Vergaserkonstruktionen. Kraftstofl-Lult-
Einige davon sollen genannt sein: SUM, GemiSch zum Molor

DU- l;.t,l-- 3 CUDELL, FAVORIT, ESCOMA, 2 Prallßache

GRAETZIN. Nachdem 1906 der Haak- 3 Kraftstofldüse


(Sprotldlise)
Vergaser patentiert und von der Firma
4 Luftc.nlntl
PALLAS gebaut worden war, entwickelten 5 SchwImmergehäuse
4 Schüttler und Deutrich im Jahr 1912 mit SchWimmer
PALLAS-Vergaser mit Ringschwimmer und 6 Kaltstoflzufuhrung
Kombinationsdüse (Bild 11). 7 Drosselklappe
Im Jahr 1914 schrieb das Königlich
ZENITH-Vergaser Typ 22 von 1910
Preußische Kriegsministerium einen Wett-
bewerb für Benzol-Vergaser aus. Schon
damals enthielten die Prüfbedingungen die
Auflage, die Reinheit der Abgase zu beach-
ten. Unter 14 verschiedenen Konkurrenz-
fabrikaten, die alle auf dem Prüfstand der
Technischen Hochschule in Charlottenburg
sowie in gleich starken Wagen von der Deut-
schen Heeresverwaltung auf einer 800 km
langen schwierigen Winterfahrt geprüft
wurden, erhielt ein ZENITH-Vergaser den
1. Preis zuerkannt.

SOLEX-Vergaser Typ DHR von 1912


PALLAS-Vergaser Typ I von 1914

..
>-
'"~'"
::;;
::J
~
64 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung

In der darauf folgenden Zeit begann die zwischen den Zylinderbänken angebracht
vielseitige Detailarbeit und Spezialisierung. waren (im Bild 12 nicht sichtbar). Eine
Verschiedene Bauarten und Zusatzeinrich- solche Pumpe ist in Bild 13 zu sehen; sie hat
tungen wurden entwickelt, z. B. Drehschie- eine Baulänge von ca. 70 cm.
ber und Vordrosseln als Starthilfen, Mem- Auch in der legendären dreimotorigen
bransysteme anstelle des Schwimmers für Ju 52 haben Ende der 1930er-Jahre Direkt-
Flugvergaser, Pumpensysteme als Beschleu- einspritzsysteme in Verbindung mit 9-Zylin-
nigungshilfen. Die Vielfalt der Modifikatio- der-Sternmotoren von BMW (Bild 14) An-
nen ist so umfangreich, dass sie den Rahmen wendung gefunden. Besonders beachtens-
dieses Kapitels sprengen würde. wert ist die Boxer-Bauform der mechani-
In den 1920er-Jahren kamen zur Verwirk- schen Einspritzpumpe (Bild 15) von Bosch.
lichung höherer Motorleistung Einfach- und
12-Zylinder-Reiheneinspritzpumpe (Länge ca. 70 cm)
Doppelvergaser (Vergaser mit zwei Drossel-
klappen) als Mehrfachvergaseranlagen zum
Einsatz (mehrere synchron angesteuerte
Einfach- oder Doppelvergaser). In den fol-
genden Jahrzehnten nahm die Vielfalt der
Vergaservarianten der einzelnen Hersteller
immer mehr zu.
Parallel zu den Vergaserweiterentwicklun-
gen wurden für Flugmotoren in den 1930er-
Jahren die ersten Benzineinspritzsysteme
mit Direkteinspritzung entwickelt (Beispiel
Bild 12). Für diesen Motor wurden zwei 12-
Zylinder-Reiheneinspritzpumpen benötigt,
welche jeweils auf dem Kurbelgehäuse

Augmotor von O",mlcr-Bcru: mit 24 Zylindern ,n ReLhen·X-8aulorm, Typ 08604

Bild 12
Dieser Augmotor wurde
von 1939 bis 1942 von
der Da mler-Ben, AG
produziert.
Es gab Vananlen von
48.5 Lller Hubraum mit
2350 PS (1741 kW) b.
50.0 Lllcr Hubraum mit
3500 PS (2593 kW),
alle mIt Benllndlrekt-
clnspnllung von Bosch.
Ocr Motor hatte eme
Gcsamtltingo von 2,15 m.
(B,ldqucllc:
Da,mlerChryslor Classlc,
Konzernarchiv)
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 65

BMW·Sternmotor mit 9 Zylindern Gutbrod Superior 600 Cabrio (1950-1954 ;


ab 1952 mit Direkteinspritzung)

Goliath GP700E (1951-1957;


ab 1954 mit Direkteinspritzung)

Boseh·Einspritzpumpe in Boxer·Baulorm
(Länge ca. 35 cm)

Zweizylinder·Einsprilzpumpe (Länge ca. 15 cm)

Diese Art der Einspritzsysteme, die mit


direkter Einspritzung arbeiteten, tauchten in
den 1950er-Jahren auch in Pkws auf. Zu
nennen wäre hier der Gutbrod Superior
(Bild 16) sowie der Goliath GP700E
(Bild 17),die 1952 bzw.1954mitBenzin-
Direkteinspritzung ausgerüstet wurden. Die Komponentenübersicht dieses Zwei-
Diese beiden Fahrzeuge waren Kleinwagen, zylinder-Einspritzsystems, das als erstes
in denen 2-Zylinder-Zweitaktmotoren mit Benzin -Direkteinspritzsystem in Personen-
weniger als einem Liter Hubraum eingebaut kraftwagen in die Geschichte der Auto-
waren. Entsprechend klein war auch die mobilentwicklung einging, ist in Bild 19
jeweilige Einspritzpumpe (Bild 18). (nächste Seite) ersichtlich.
66 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anlänge der Gemischbildung

Komponenten der Benzin·Oirekteinspritzung von Bosch fUr die Zweitaktmotoren im Gulbrod und Goliath

Bild 19 5
1 En Uüftung si cllu n9
2 Membr.nblock des
GemIschreglers
3 EnllOflungsleolung
4 vom Krallsloff·
behalter
5 Elnsp"lzvenlil
6 KrallSlofffllter
7 KlappeMlulzen des
GemIschreglers
8 vom Ölbehälter
9 ÖI ·Schmlerpumpe
10 Einspritzpumpe
11 Überslrömvenlll

Aber auch im Sportwagen Mercedes-Benz Eine ganz andere Facette der Gemischbil-
300SL (Bild 20) war eine Benzin-Direkt- dung für Benzinmotoren kam in der letzten
einspritzung von Bosch eingebaut. Er wurde Zeit des Zweiten Weltkriegs und einige Zeit
am 6. Februar 1954 auf der International danach auf: die Holzvergaseranlagen.
Motor Sports Show in New York der Welt- Das Holzgas der glimmenden Holzkohle
öffentlichkeit vorgestellt. Sein gegenüber wurde genutzt, um ein zündfähiges Gemisch
der Vertikalen um 50 0 geneigte 6-Zylinder- zu bilden (Bild 21). Die Baugröße dieser
Reihenmotor (M198/l1) hatte 2996 ccm Anlagen war allerdings nicht zu übersehen
Hubraum und leistete 215 PS (159 kW). (Bild 22).

Bild 20
BIldquelle:
OalmlerChrysler Classle.
Konzernarchiv
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 67

Schema einer Holzvergaseranlage

Bild 21
1 Gaserzcuger
2 PrallbJechrem'ger
,.. 3 Absllzbehäiler
'";;;'"'" 4 Ga.kuhle,
::; 5 N.nchrclmger
:::>
6 Anfachgebläse
~
7 Reglerg ruppe

Aufgrund immer strenger werdender Abgas-


normen hat sich die Automobilindustrie
zusehens vom Vergaser abgewandt. Es gab
jedoch Anfang der 1990er-Jahre auch eine
erfolgreiche Entwicklung von Bosch und
Pierburg, die einen modifizierten herkömm-
lichen Vergaser mit modernen Aktoren ver-
sah: den Ecotronic-Vergaser (Bild 23). Mit
ihm war es möglich, bei sparsamem Ver-
brauch die damals gültigen Abgasnormen
einzuhalten.

ECOl rOniC·(2EE·)Vergaser Zum Abschluss dieses


kurzen Rückblicks auf die
Geschichte der Gemisch-
bildung bliebe noch zu
erwähnen, dass die ver-
schiedenen Vergasertypen
bis in die 1990er-Jahre
hinein in die Fahrzeuge
eingebaut wurden. Beson-
ders bei den Kleinwagen
fand der Vergaser wegen
seiner Kostenvorteile
lange Zeit Verwendung.
68 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

Benzineinspritzsysteme D-Jetronic
Systcmübcrsicht
im Wandel der Zeit Bei der von Bosch entwickelten D-Jetronic
Seit 1885, als die erste Saugrohreinspritzung handelt es sich um eine vorwiegend durch
bei einem stationären Industriemotor An- Saugrohrdruck und Drehzahl gesteuerte
wendung fand, hat sich in der Welt der Ben- Benzineinspritzung. Daher die Bezeichnung
zineinspritzsysteme vieles verändert. Man D-Jetronic (drucksensorgesteuert).
versuchte sich 1925 mit einem in Flugzeug- Das elektronische Steuergerät (Bild 1,
motoren eingebauten schwimmerlosen Ver- Pos. 1) empfängt Signale über Saugrohr-
gaser mit angebauter Einspritzvorrichtung, druck, Ansauglufttemperatur, Kühlwasser-
1930 mit einer elektrisch angesteuerten Ein- bzw. Zylinderkopftemperatur, Stellung und
spritzung in einem Rennmotorrad, bis dann Bewegung der Drosselklappe, den Startvor-
schließlich Bosch 1951 eine mechanisch an- gang sowie über Motordrehzahl und Ein-
getriebene Benzineinspritzpumpe für den spritzzeitpunkt. Es verarbeitet diese Daten
Gutbrod Superior 600 und Goliath GP 700 und sendet elektrische Impulse an die Ein-
entwickelte. Dies waren die ersten Pkw mit spritzventile (2). Das Steuergerät ist mit den
Benzineinspritzung, ausgeführt als Direkt- elektrischen Aggregaten über einen Vielfach-
einspritzung. Auch der legendäre Mercedes stecker und Kabelbaum verbunden.
300 SL war mit einer Benzin-Direkteinsprit- Die Einspritzventile spritzen den Kraft-
zung mit mechanischer Reihenpumpe aus- stoff in die Saugrohre der Zylinder. Der
gestattet. Drucksensor (3) gibt Daten über die Motor-
über verschiedene Entwicklungsstufen belastung an das Steuergerät. Die Tempera-
der Saugrohreinspritzsysteme, die im Fol- tursensoren melden die Temperaturen von
genden beschrieben werden, führt der Weg Luft (l3) und Kühlwasser (4) an das Steuer-
derzeit wieder hin zu direkteinspritzenden gerät. Der Thermozeitschalter (5) schaltet
Systemen. das Elektrostartventil (6), das während des

Anlagensehern. D·Jetronic

Bi ld 1
EleklroniSehes
Steuergerät
2 Elnspnlzvcntll
3 Drucksensor
4 Kuhl~·. . asser·
IcmperalursenSOr
5 Thermozeltschalter
6 Eleklroslarlven"l
7 E eklrokraftslofl·
pumpe
8 Kraftstoflfiller
9 Krallslofldruckregler
10 Zusal1lullsch,eber
11 Drosselklappen'
schallcr
12 Elnspnlzauslöscr
13 LufllempcralUr·
senSOr ,.
I" atmospharlscher
...<:'

f'
Druck
Druck Im Sammel- "
:;;
:::>
CP
saugrohr
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 69

Startens bei niedrigen Temperaturen zusätz- Einspritzung


lich Kraftstoff in das Saugrohr einspritzt. Besondere Kontakte im Zündverteiler (Ein-
Die Elektrokraftstoffpumpe (7) fördert ste- spritzauslöser, Bild 1, Pos. 12) bestimmen
tig Kraftstoff zu den Einspritzventilen. Das - entsprechend der Nockenwellensteue-
Kraftstofffilter (8) ist zur Kraftstoffreinigung rung - den Beginn des Impulses zum Öffnen
in die Kraftstoffleitung eingebaut. Der Kraft- der Einspritzventile. Die Einspritzdauer wird
stoffdruckregler (9) hält den Druck in den hauptsächlich vom Lastzustand des Motors
Kraftstoffleitungen konstant. Der Zusatzluft- und der Drehzahl bestimmt. Drucksensor
schieber (10) sorgt temperaturabhängig für und Einspritzauslöser liefern die erforder-
zusätzliche Luft während des Warmlaufs. lichen Signale an das Steuergerät. Dieses
Der Drosselklappenschalter (11) signalisiert lässt über elektrische Impulse die Einspritz-
dem Steuergerät Leerlauf und Volllast. ventile dosiert den Kraftstoff einspritzen.

t\rbcil~\\'cisc Anpassung an Belriebsbedingungen


Druckmessung Für ein gutes Fahrverhalten sind Anpassun-
Im Saugrohr herrscht vor der Drosselklappe gen bei verschiedenen Betriebsbedingungen
der atmosphärische Druck der Umgebung, erforderlich:
hinter der Drosselklappe ein niedrigerer • Volllast: die Kraftstoffmenge wird für
Druck, der sich in Abhängigkeit der Drossel- maximalen Leistung festgelegt.
klappenstellung verändert. Für die Er- • Beschleunigungsanreicherung: beim Be-
mittlung der wichtigsten Information, der schleunigen werden zusätzliche Einspritz-
Motorbelastung, dient dieser niedrigere impulse abgesetzt.
Druck im Sammelsaugrohr als Messgröße. • Höhenkorrektur: durch Berücksichtigung
Er ist ein Maß für das Volumen der ange- der Druckdifferenz zwischen Sammel-
saugten Luft und damit der Motorbelastung. saugrohr und freier Atmosphäre kann
Die Information über den Druck im Sam- eine gute Anpassung der Einspritzung an
melsaugrohr ermittelt der Drucksensor. unterschiedliche Höhenlagen erreicht
Der Drucksensor (Bild 2) enthält zwei werden.
Membrandosen, die den Anker einer Spule • Ansauglufttemperatur: durch Erfassung
verschieben. Das Messsystem ist über eine der Außentemperatur können die tempe-
Leitung pneumatisch mit dem Sammelsaug- raturabhängigen Dichteunterschiede der
rohr verbunden. Mit zunehmender Last, Luft berücksichtigt werden.
d. h. mit zunehmendem Druck im Sammel-
saugrohr, werden die Membrandosen zu- Drucksensor bei Leerlauf p, Po Bild 2
sammengedrückt und der Anker weiter in Grundfunklion :
die Spule gezogen, wodurch sich deren Membrandosen 2 und 3
Induktivität verändert. Es handelt sich somit gedohnl
1 Membran
um einen Messwandler, der ein pneumati-
2 Membrandose
sches Signal in ein elektrisches umwandelt. 3 Membrandose
Der Induktivgeber des Drucksensors ist an 4 Blallfede.
einen elektronischen Zeitgeber im Steuer- 5 Spule
gerät angeschlossen. Dieser bestimmt die 6 Anker
7 Kern
Dauer der elektrischen Impulse zur Ansteue-
8 Terllaslanschl39
rung der Einspritzventile. Damit wird der 9 Voillaslanschlag
Saugrohrdruck unmittelbar in die ent-
>-
sprechende Einspritzdauer umgewandelt. ...'"co Po almosphärische,
9 ;;;
1'. ~ Druck
~
PI Druck Im Sammel·
~
saugrohr
70 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

K-Jetronic (3) und durch ein Filter (4) in den Kraft-


ystcmübcr icht stoffmengenteiler (9). Der im Gehäuse des
Die K-Jetronic ist ein mechanisch-hydrau- Kraftstoffmengenteilers eingebaute Druck-
lisch gesteuertes Einspritzsystem, das den regler regelt den Förderdruck im Kraftstoff-
Kraftstoff in Abhängigkeit von der ange- system (Systemdruck) konstant auf ca. 5 bar.
saugten Luftmenge zumisst und kontinuier- Vom Kraftstoffmengenteiler fließt der
lich vor die Einlassventile des Motors spritzt. Kraftstoff zu den Einspritzventilen (6). Diese
Daher die Systembezeichnung K-Jetronic spritzen den Kraftstoff kontinuierlich in
(kontinuierlich). die Ansaugkanäle des Motors. Beim Öffnen
Bestimmte Betriebszustände des Motors des Einlassventils reißt die angesaugte
erfordern korrigierende Eingriffe in die Luftmenge die Kraftstoffwolke mit und be-
Gemischbildung, die die K-Jetronic zur wirkt durch Verwirbelung während des
Optimierung von Start-und Fahrverhalten, Ansaugtaktes die Bildung eines zündfähigen
Leistung und Abgaszusammensetzung Gemischs.
vornimmt. Als Kriterium für die Kraftstoffzumessung
Das Einspritzsystem K-Jetronic umfasst dient die vom Motor entsprechend der
folgende Funktionsbereiche: Stellung der Drosselklappe (16) angesaugte
• Kraftstoffversorgung, Luftmenge. Sie wird vom Luftmengenmesser
• Luftmengenmessung und (10) gemessen, der den Mengenteiler steuert.
• Kraftstoffzumessung. Das Einspritzen des Kraftstoffs erfolgt
kontinuierlich, d. h. ohne Rücksicht auf die
i\rbcitsprill7.i p Stellung des Einlassventils. Bei geschlosse-
Eine elektrisch angetriebene Rollenzellen- nem Einlassventil wird das Gemisch vor-
pumpe (Bild 3, Pos. 2) fördert den Kraftstoff gelagert.
vom Kraftstoffbehälter (1) mit einem Druck
von über 5 bar über einen Kraftstoffspeicher
Bild 3
1 KraftsloffbcMlter
Anlagenschema K·Jelromc
2 EI ktro raftstoff-
pumpe
3 Kraftstoffspeicher
4 Kraftstom,iter
5 Warmlaufreglcr
6 Elnspnlzvcnhl
7 Sammelsaugrohr
6 Kaltstart"entll
9 Kraftsloffmengen·
teller
10 Luflmcngcnmesscr
tt Takt".n"l
12 Lambda·Sonde
13 Thcrmozcltschalter
14 ZLindvcrtci 'cr
15 Zusalzluftschlebcr
16 Drosselklappe mit
Drosselklappen·
schalter
17 Systemdruckrcglcr
18 Steuergerät (für ~
....
Variante mit 8
Lambda·Regelung) '"
~
;>
19 lund·Start·Schalle,
20 Battene
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 71

Zur Anpassung an verschiedene Betriebs- die Bewegungen der Stauscheibe auf einen
zustände wie Start, Warmlauf, Leerlauf und Steuerkolben (8), der die bei Grundfunktio-
Volllast erfolgt eine Steuerung der Ge- nen erforderliche Kraftstoffgrundmenge be-
mischanreicherung. Zusätzlich sind Ergän- stimmt. Ein Gegengewicht gleicht das Ge-
zungsfunktionen wie Schubabschaltung, wicht von Stauscheibe und Hebelsystem aus
Drehzahlbegrenzung und Lambda-Regelung (beim Fallstrom-Luftmengenmesser durch
möglich. eine Zugfeder). Eine Blattfeder (13) sorgt für
korrekte die Nulllage in der Abstellphase.
Gcmi chrcgler
Aufgabe der Gemischaufbereitung ist die Kraftstoffmengenteiler
Zumessung einer Kraftstoffmenge, die der Der Kraftstoffmengenteiler (10) teilt die
angesaugten Luftmenge entspricht. Die Kraftstoffgrundmenge entsprechend der
Kraftstoffzumessung erfolgt in der Grund- Stellung der Stauscheibe den einzelnen
funktion durch den Gemischregler. Er be- Zylindern zu.
steht aus Luftmengenmesser und Kraftstoff- Der Steuerkolben gibt - abhängig von der
mengenteiler. Stellung der Stauscheibe - im Schlitzträger
(9) einen entsprechenden Querschnitt der
Luftmengenmesser Steuerschlitze frei, durch die der Kraftstoff zu
Die vom Motor angesaugte Luftmenge ist den Differenzdruckventilen und damit zu
ein Maß für dessen Leistung. Der vor der den Einspritzventilen strömen kann.
Drosselklappe eingebaute Luftmengenmes- Bei kleinem Hub der Stauscheibe ist der
ser (Bild 4) arbeitet nach dem Schwebe- Steuerkolben nur wenig angehoben und da-
körperprinzip und misst die vom Motor mit nur ein kleiner Querschnitt der Steuer-
angesaugte Luftmenge. Sie dient als Haupt- schlitze freigegeben. Bei großem Hub gibt
steuergröße zum Bilden der Grundeinspritz- der Steuerkolben einen größeren Quer-
menge. schnitt der Steuerschlitze frei. Es besteht ein
Der Luftmengenmesser besteht aus einem linearer Zusammenhang zwischen Stau-
Lufttrichter (1), in dem sich eine bewegliche scheibenhub und freigegebenem Quer-
Stauscheibe (2) befindet. Die durch den schnitt an den Steuerschlitzen.
Lufttrichter strömende Luft bewegt die Stau-
scheibe um ein bestimmtes Maß aus ihrer DiJferenzdruckventile
Ruhelage. Ein Hebelsystem (12) überträgt Differenzdruckventile (Bild 5, nächste Seite)
im Kraftstoffmengenteiler bewirken einen
Sle,gstrom·Luftmengenmesser bestimmten Druckabfall an den Steuer- Bild 4
schlitzen. Soll der Stauscheibenhub eine 1 Lulunchter
Veränderung der Kraftstoffgrundmenge im 2 Slausche,be
gleichen Verhältnis zur Folge haben, so muss 3 Entlastungs-
querschmll
an den Steuerschlitzen ein konstanter
4 Gem,sche,nslell-
Druckabfall- unabhängig von der durch- schraube
strömenden Kraftstoffmenge - sichergestellt 5 Sieuerdruck
sein. Die Differenzdruckventile halten die 6 Kraft.toffzulau!
Druckdifferenz zwischen Oberkammer (5) 7 zugemessene
und Unterkammer (8) unabhängig vom Kraltsloffmenge
8 Steuerl<olben
Kraftstoffdurchsatz konstant.
9 Schhtzträger
Als Differenzdruckventile werden Flach- 10 Kraftsloff-
sitzventile verwendet. Sie befinden sich im mengenle"er
Mengenteiler und sind je einem Steuerschlitz 11 Drehpunkt
13 1211
zugeordnet. Eine Membran trennt die Ober- 12 Hebel
13 Blaufeder
kammer von der Unterkammer des Ventils.
72 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

Der Steuerdruck wird über eine Drossel- am Luftmengenmesser auftritt. Die Dämp-
bohrung vom Systemdruck abgezweigt. Die fungsdrossel verhindert dabei ein Schwingen
Drossel dient dabei zur Entkopplung von der Stauscheibe infolge der Ansaug-
Steuerdruckkreis und Systemdruckkreis. pulsation.
Eine Leitung stellt die Verbindung zwischen Die Höhe des Steuerdrucks beeinflusst die
Mengenteiler und Warmlaufregler (Steuer- Kraftstoffzuteilung. Bei geringem Steuer-
druckregler ) her. Der Steuerdruck beträgt druck kann die angesaugte Luftmenge die
beim Kaltstart ca. 0,5 bar und wird mit zu- Stauscheibe weiter anheben. Dadurch wer-
nehmender Erwärmung des Motors vom den über den Steuerkolben die Steuer-
Warmlaufregler auf ca. 3,7 bar angehoben. schlitze (11) weiter geöffnet und dem Motor
über eine Dämpfungsdrossel drückt der mehr Kraftstoff zugeteilt. Bei höherem
Steuerdruck auf den Steuerkolben und bil- Steuerdruck kann die angesaugte Luftmenge
det somit die Gegenkraft zur Luftkraft, die die Stauscheibe nicht so weit anheben, die
Kraftstoffzuteilung ist folglich geringer.
Differenzdruckventil mit System- und Steuerdruck
Einspritzventile
Die Einspritzventile (Bild 6) öffnen bei
2 einem bestimmten Druck und spritzen den
zugemessenen Kraftstoff in die Ansaugrohre
vor die Einlassventile der Zylinder. Sie öff-
Bild 5 nen selbsttätig, sobald der Öffnungsdruck
5
1 Wirkung des 11 6 z. B. 3,5 bar überschreitet. Die Ventilnadel
Steuerdrucks (3) schwingt beim Einspritzen mit hoher
(hydraulische Krafl)
7
Frequenz (Schnarren). Nach dem Abstellen
2 Dämpfungsdrossel des Motors schließen die Einspritzventile
3 Leitung zum
Warmlaufregler ~
dicht ab, wenn der Druck im Kraftstoffver-
sorgungssystem unter ihren Öffnungsdruck
4 zum Elnlassl/rnt,1 ...
~
5 Oruck In der Ober· ;C sinkt. Dadurch kann nach dem Abstellen des
:t
kammer d s Ddfe· => Motors kein Kraftstoff mehr in die Ansaug-
rertldruckvenlils -= rohre gelangen.
10.1 bar< Syslem-
druck)
Einspritzventil Anpassung an Betri eb zustände
6 Rcgelfeder
7 Entkoppeldrossel über die bisher beschriebene Grundfunk-
8 Druck In der Unter- tion hinaus erfordern bestimmte Betriebs-
kammer - Syslem· zustände korrigierende Eingriffe in die Ge-
druck IFörderdruck) mischbildung, um die Leistung zu optimie-
9 Membran
ren, die Abgaszusammensetzung und das
10 Wirkung der Lufl·
krafl Ober Hebel der
Start- und Fahrverhalten zu verbessern.
Stauseheibe • Gemisch-Grundanpassung: Die Grundan-
11 Sieuerschhize passung des Gemischs an die Betriebsbe-
dingungen Leerlauf, Teillast und Volllast
erfolgt durch eine bestimmte Gestaltung
Bild 6 des Lufttrichters. Diese Anpassung wird
•b In

In
RuhCSlcllung
Betnebsslcllung
durch verschiedene Kegelwinkel des Luft-
?: trichters im Luftmengenmesser erreicht.
" • Kaltstartanreicherung: Abhängig von der
Venldgehäuse
iI
'""
;;:
::; Motortemperatur spritzt das Kaltstartven-
2 Filter
=>
3 Vcnlilnadcl ,:p til während des Startens zeitlich begrenzt
4 Venhlsltz eine zusätzliche Menge Kraftstoff ein, um
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 73

beim Kaltstart die Kondensationsverluste der ein gutes übergangsverhalten erreicht


des Kraftstoffanteils im angesaugten Ge- wird.
misch auszugleichen. Die Einschaltdauer • Schubabschaltung: Ein von einem Dreh-
des Kaltstartventils wird von einem Ther- zahlrelais angesteuertes Magnetventil
mozeitschalter in Abhängigkeit von der öffnet im Schiebebetrieb bei einer be-
Motortemperatur zeitlich begrenzt. Dieser stimmten Drehzahl den Luftbypass zur
besteht aus einem elektrisch beheizten Stauscheibe. Daraufhin geht die Stau-
Bimetallstreifen, der in Abhängigkeit von scheibe in die Nulllage und unterbindet
seiner Temperatur einen Kontakt öffnet damit die Kraftstoffzumessung.
oder schließt.
• Warmlaufanreicherung: Die Gemisch- Lambda- Regelung
regelung für den Warmlauf wird über den Die zum Betrieb eines Dreiwegekatalysators
Steuerdruck vom Warmlaufregler (Steuer- notwendige Lambda-Regelung (Bild 7) be-
druckregler ) vorgenommen. Er senkt bei dingt den Einsatz eines elektronischen Steu-
kaltem Motor in Abhängigkeit von der ergeräts (2), dessen wesentliche Eingangs-
Motortemperatur den Steuerdruck und größe das Signal der Lambda-Sonde (1) ist.
bewirkt eine größere Öffnung der Steuer- Um die eingespritzte Kraftstoffmenge
drosseln. dem gewünschten Luft -Kraftstoff-Verhältnis
• Leerlaufstabilisierung: Während des mit A = 1 anzupassen, wird der Druck in den
Warmlaufs erhält der Motor über den Unterkammern (5) des Kraftstoffmengen-
Zusatzluftschieber mehr Luft. Da der teilers (4) variiert. Wird z. B. der Druck in
Luftmengenmesser diese zusätzliche Luft den Unterkammern gesenkt, so steigt der
misst und bei der Kraftstoffzuteilung Differenzdruck an den Steuerschlitzen (6)
berücksichtigt, erhält der Motor insge- an, wodurch die eingespritzte Kraftstoff-
samt mehr Gemisch. Dadurch lässt sich menge erhöht wird. Um den Druck in den
bei kaltem Motor eine Leerlaufstabilisie-
rung erreichen. K·Jetronic mit Lambda·Regelung
• Volllastanreicherung: Motoren, die im
Teillastbereich mit sehr magerem Ge-
misch betrieben werden, benötigen bei
Volllastbetrieb eine Anreicherung zusätz-
lich zur Gemischkorrektur durch die Luft-
trichterform. Diese Aufgabe übernimmt
ein dafür speziell ausgelegter Warmlauf-
regler, der den Steuerdruck in Abhängig-
keit vom Saugrohrdruck regelt.
• Übergangsverhalten beim Beschleunigen: Bild 7
I Lambda·Sonde
Wird bei konstanter Drehzahl die Drossel-
2 Sleuergerl1l
klappe schnell geöffnet, so durchströmt 3 Taklvcn'" (v.n.ble
den Luftmengenmesser sowohl die Luft- Drossel)
menge, die in die Brennräume gelangt, als 4 KraUsloll-
auch die Luftmenge, die erforderlich ist, mengen teller
5 Unlerkammern der
um den Druck im Saugrohr auf das neue
Odferenz.druckventde
Niveau anzuheben. Die Stauscheibe 6 Sieuerschhtze
schwingt dadurch kurzzeitig über den 7 Enlkoppeldrossel
Hub bei voller Drosselklappenöffnung (Festdrossel)
hinaus. Dieses überschwingen der Stau- B KJaltstoffzulauf
scheibe bewirkt eine höhere Kraftstoffzu- 9 Kraltstoflrücldauf
10 zum Elnspritzvenlll
fuhr (Beschleunigungsanreicherung), mit
74 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

Unterkammern variieren zu können, sind L-Jetronic


diese im Vergleich zum normalen K-Jetro- System übersicht
nic-Mengenteiler über eine Festdrossel (7) Die L-Jetronic (Bild 9) ist ein antriebsloses,
vom Systemdruck entkoppelt. elektronisch gesteuertes Einspritzsystem mit
Eine weitere Drossel (3) stellt eine Ver- intermittierender Kraftstoffeinspritzung in
bindung zwischen den Unterkammern und das Saugrohr.
dem Kraftstoffrücklauf her. Diese Drossel ist Die Elektrokraftstoffpumpe (2) fördert
variabel: Ist sie geöffnet, so kann sich der den Kraftstoff zum Motor und erzeugt den
Druck in den Unterkammern abbauen. Ist zum Einspritzen nötigen Druck. Einspritz-
sie geschlossen, so stellt sich in den Unter- ventile (5) spritzen den Kraftstoff in die Ein-
kammern der Systemdruck ein. Wird diese zelsaugrohre. Ein elektronisches Steuergerät
Drossel in schnellem Rhythmus geöffnet (4) steuert die Einspritzventile. Es wertet die
und geschlossen, so lässt sich entsprechend von den Sensoren gelieferten Signale aus
dem Verhältnis von Schließzeit zu Öffnungs- und bildet daraus die entsprechenden
zeit der Druck in den Unterkammern vari- Steuerimpulse für die Einspritzventile. Die
ieren. Als variable Drossel wird ein elektro- Menge des einzuspritzenden Kraftstoffs wird
magnetisches Ventil, das Taktventil, einge- über die Öffnungsdauer der Einspritzventile
setzt. Es wird durch elektrische Impulse vom festgelegt.
Lambda-Regler gesteuert.
Betriebsdatenerfassung
KE-Jetronic Sensoren erfassen den Betriebszustand des
Der Systemaufbau der KE-Jetronic gleicht Motors und leiten diesen in Form elektri-
im Wesentlichen dem der K-Jetronic. Der scher Signale an das Steuergerät weiter.
kennzeichnende Unterschied ist die elektro- Hauptmessgrößen sind die Motordrehzahl
nische Gemischregelung, die hier über einen und die vom Motor angesaugte Luftmenge.
elektrohydraulischen Drucksteller (Bild 8) Sie bestimmen die Grundeinspritzzeit. Die
vorgenommen wird. Dieser ist an den Kraft- Motordrehzahl wird entweder vom Unter-
stoffmengenteiler angebaut. Er stellt einen brecherkontakt im Zündverteiler erfasst (bei
Differenzdruckregler dar, der nach Art eines kontaktgesteuerten Zündanlagen) oder von
Düse-Prallplatte-Systems arbeitet und Klemme 1 der Zündspule an das Steuergerät
dessen Druckabfall von einem elektrischen übermittelt (bei kontaktlos gesteuerten
Bild 8
Strom gesteuert wird. Zündanlagen).
1 Slauklappe Die Stauldappe im Luftmengenmesser
2 Kraflsloil· Elektrohydraulischer Drucksteller misst die gesamte vom Motor angesaugte
mengente,ler Luftmenge. Die Messung berücksichtigt
3 Kraftslolf2ulluss auch verschiedene motorbedingte Änderun-
(Syslemdruck)
gen, die während der Lebensdauer eines
4 Kraftsloff zu den
2 3 4 4 5 Fahrzeugs auftreten, wie z. B.:
Etnspntl'Yenlllen
5 Krahstoffrucklauf·
• t t 'j}
• Verschleiß,
le,lung zum • Ablagerungen im Brennraum und
Druckregler • Änderungen der VentileinsteIlung.
6 Fes tdrossel
Überkommer
Kraftstoff7.\! messll ng
8 Unterkammer
9 Membran Das Steuergerät wertet als zentrale Einheit
10 Drucksteller die von den Sensoren gelieferten Daten über
11 Pr.'lplattc den Betriebszustand des Motors aus. Es
12 Düse bildet daraus Steuerimpulse für die Kraft-
13 Magnetpol 121314 stoffzumessung durch die Einspritzventile,
14 Luft"pah
wobei die Menge des einzuspritzenden
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 75

Kraftstoffs über die Öffnungsdauer der Ein- Sensoren für die Motortemperatur und die
spritzventile bestimmt wird (intermittie- Drosselklappenstellung (Lastsignal) kann
rende Einspritzung). das Steuergerät der L-Jetronic diese Anpas-
Mit der Lambda-Regelung kann das Luft- sungsaufgaben erfüllen. Die Kennlinie des
Kraftstoff-Verhältnis bei A = 1 gehalten Luftmengenmessers bestimmt motorspezi-
werden. Das Steuergerät vergleicht das Sig- fisch die Kraftstoff-Bedarfskennlinie für alle
nal der Lambda-Sonde mit einem Sollwert Betriebsbereiche.
und steuert damit einen Zweipunktregler Folgende Anpassungen sind bei der
an. L-Jetronic möglich:
Die Endstufe der L-Jetronic steuert drei • Kaltstartanreicherung: Abhängig von der
oder vier Einspritzventile parallel an. Steuer- Motortemperatur wird während des
geräte für Sechs- und Achtzylindermotoren Startens zeitlich begrenzt eine zusätzliche
haben zwei Endstufen für je drei bzw. vier Menge Kraftstoff eingespritzt. Die An-
Ventile. Beide Endstufen arbeiten im reicherung wird erreicht durch eine Ver-
Gleichtakt. Der Einspritztakt ist so gewählt, längerung der Einspritzdauer oder durch
dass je Nockenwellenumdrehung zweimal eine zusätzliche Kraftstoffmenge über das
die Hälfte der Kraftstoffmenge, die jeder Kaltstartventil. Die Einschaltdauer des
Zylinder benötigt, eingespritzt wird. Kaltstartventils wird von einem Thermo-
zeitschalter in Abhängigkeit von der
Anpas ung an Bctricbswständc Motortemperatur zeitlich begrenzt.
Über die Grundfunktion hinaus erfordern • Nachstart- und Warmlaufanreicherung:
bestimmte Betriebszustände korrigierende An den Kaltstart schließt sich die Warm-
Eingriffe in die Gemischbildung, um die laufphase des Motors an. Der Motor
Motorleistung, die Abgaszusammensetzung benötigt in diesem Bereich eine Warm-
und das Startverhalten sowie das Fahrver- laufanreicherung, weil ein Teil des Kraft-
halten zu verbessern. Durch zusätzliche stoffs an den noch kalten Zylinderwan-

Schema einer L-Jetronic-Anlage mit Lambda-Regelung

Bild 9

c=~
1 KmftsloHbehäller
4 2 Elcklroktaflsloff·
pumpe
3 Kmhslofff,ller
4 Sleuergeral
5 Elnspnlzvenhl
6 Vcrtcllerrohr und
Druckrcgl r
7 Sammelsaugrohr
B Kallslart,enlll
9 Drosselklappen'
schalter
10 Lultmengenmcsser
11 Lambda-Sonde
12 Thermozcllschaltcr
13 M010l1emperalur-
>-
« senSOr
6
g
:.::
14 ZündverteIler
15 Zusalzluhschl ber
::
:> 16 Ball "0
17 Zund-Slart-Schaller
76 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

dungen kondensiert. Außerdem würde L3-Jetronic


sich ohne zusätzliche Kraftstoffanreiche- Aus der L-Jetronic sind spezielle Systeme
rung nach dem Wegfallen der vom Kalt- hervorgegangen. Eine Variante bildet die
startventil eingespritzten zusätzlichen L3-Jetronic, die sich von der L-Jetronic in
Kraftstoffmenge ein erheblicher Dreh- folgenden Einzelheiten unterscheidet:
zahlabfall bemerkbar machen. Nach Ab- • Das Steuergerät ist am Luftmengenmesser
lauf der Nachstartanhebung benötigt der angebaut und benötigt damit keinen Platz
Motor nur noch eine geringe Anreiche- im Fahrgastraum,
rung, die über die Motortemperatur ab- • der Einsatz der Digitaltechnik ermöglicht
geregelt wird. im Gegensatz zur zuvor angewandten
• Beschleunigungsanreicherung: Beim Analogtechnik die Realisierung von neuen
schnellen Öffnen der Drosselklappe (Be- Funktionen mit besseren Anpassungs-
schleunigen) durchströmt den Luftmen- möglichkeiten.
genmesser sowohl die Luftmenge, die in
die Brennräume gelangt, als auch die Luft- Die L3-Jetronic gibt es sowohl mit als auch
menge, die erforderlich ist, um den Druck ohne Lambda-Regelung. Beide Versionen
im Saugrohr auf das neue Niveau anzu- verfügen über eine Notlauffunktion, die es
heben. Dadurch schwingt die Stauklappe ermöglicht, bei Ausfall des Mikrocomputers
kurzzeitig über die Stellung bei voller das Fahrzeug noch bis zur nächsten Werk-
Drosselklappenöffnung hinaus. Dieses statt zu fahren.
überschwingen bewirkt eine höhere Das Steuergerät passt das Luft-Kraftstoff-
Kraftstoffzuteilung, mit der ein gutes Verhältnis - im Unterschied zur L-Jetronic -
übergangsverhalten erreicht wird. Da über ein Last-Drehzahl-Kennfeld an. Das
diese Beschleunigungsanreicherung Steuergerät berechnet aus den Eingabe-
während der Warmlaufphase nicht aus- signalen der Sensoren die Einspritzzeit als
reicht, wertet in diesem Betriebszustand Maß für die einzuspritzende Kraftstoff-
das Steuergerät zusätzlich ein elektrisches menge. Es ermöglicht auch die Beeinflus-
Signal der Geschwindigkeit aus, mit der sung der erforderlichen Funktionen.
sich die Stauklappe im Luftmengenmesser Korrigierende Eingriffe in die Gemisch-
bewegt. bildung realisiert die L3-Jetronic mit den
• Steuerung der Leerlaufdrehzahl: Der Luft- Komponenten wie Drosselklappenschalter,
mengenmesser enthält einen einstellbaren Zusatzluftschieber, Motortemperatursensor
Bypass, über den eine geringe Luftmenge und der Lambda-Regelung.
die Stauklappe umgehen kann. Die Leer-
laufgemisch-Einstellschraube ermöglicht
die Grundeinstellung des Gemischverhält-
nisses durch Veränderung des Bypass-
Querschnitts. Ein Zusatzluftschieber, der
als Bypass zur Drosselklappe geschaltet ist,
leitet abhängig von der Motortemperatur
Zusatzluft zum Motor, um bei kaltem
Motor einen runden Leerlauf zu erzielen.
• Lufttemperaturanpassung: Die für die
Verbrennung maßgebende Luftmasse ist
von der Temperatur der angesaugten Luft
abhängig. Um diesen Einfluss berücksich-
tigen zu können, ist im Ansaugkanal des
Luftmengenmessers ein Temperatursensor
angebracht.
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 77

LH-Jetronic nieren als temperaturabhängige Wider-


Die LH-Jetronic ist mit der L-Jetronic eng stände. Ein dem Luftmassenstrom propor-
verwandt. Der Unterschied liegt in der Luft- tionales Spannungssignal wird dem Steuer-
massenmessung. Das Ergebnis ist damit gerät zugeführt.
unabhängig von der Luftdichte, die von
Temperatur und Druck abhängt. Heißfilm-Luftmassenmesser
Beim Heißfilm-Luftmassenmesser (Bild 11)
Luftmassen messer ist der elektrisch beheizte Körper ein Platin-
Beim Hitzdraht-Luftmassenmesser (HLM) Filmwiderstand (Heizelernent). Die Tempe-
und dem Heißfilm-Luftmassenmesser ratur des Heizelernents wird von einem tem-
(HFM) handelt es sich um thermische Last- peraturabhängigen Widerstand (Durchfluss-
sensoren. Sie sind zwischen Luftfilter und sensor) erfasst. Die Spannung am Heiz-
Drosselklappe eingebaut und erfassen den element ist das Maß für den Luftmassen-
vom Motor angesaugten Luftmassenstrom strom. Diese wird von der Elektronik des
(kg/h). Beide Sensoren arbeiten nach dem- Heißfilm-Luftmassenmessers in eine für das
selben Prinzip. Steuergerät angepasste Spannung umge-
wandelt.
Hitzdraht-LuJtmassenmesser
Beim Hitzdraht-Luftmassenmesser (Bild 10)
ist der elektrisch beheizte Körper der Hitz-
draht, ein 70 j.!m dünner Platindraht. Die
Ansauglufttemperatur wird durch einen
Temperatursensor erfasst. Hitzdraht und
Ansaugluft-Temperatursensor sind Bestand-
teile einer Brückenschaltung und funktio-

Htlzdrah t-Luftmassenmesser Hei6film-Luftmassenmesser

Bild 10
1 Hybndsch.l!ung
2 Deckel
3 Metallelnsatz
4 Inncnrohr mll
3 Hlt2draht
5 Gehäuse
4 6 Schutzgllter
7 Haltenng
2

5 ---l-+-~ Bild 11
a HCI8filmsensor
b Sieckrohr mit
eIngebautem
Hei6fllmsensor

Kuhtkörper
~ ~
g ZWIschenbaustein
5 '"0
'"'
;;; 3 Le'stungsbaustc,n
:;
:::>
'":;:> 4 Hybndsch.ltung
C C 5 Sensorelement
(He,zetement)
78 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

Mono-Jetronic Eingangsgrößen sind z. B.:


ySlcmü bcr icht • Drosselklappenwinkel,
Die Mono-Jetronic (Bild 12) ist ein elektro- • Motordrehzahl,
nisch gesteuertes Niederdruck-Zentralein - • Motor- und Ansauglufttemperatur,
spritzsystem für Vierzylindermotoren mit • Leerlauf-lVolllaststellung der Drossel-
einem zentral angeordneten elektromagneti- klappe,
schen Einspritzventil (Einzelpunkteinsprit- • Restsauerstoffgehalt im Abgas,
zung) - im Gegensatz zu je einem Einspritz- • GetriebesteIlung des Automatikgetriebes
ventil pro Zylinder bei den Mehrpunkt- (je nach Fahrzeugausstattung),
Einspritzsystemen K-, KE-, L-, L3- und • Klimabereitschaft sowie
LH -Jetronic. Kernstück der Mono-Jetronic • Schaltstellung des Klimakompressors.
ist das Einspritzaggregat mit einem elektro-
magnetischen Einspritzventil, das den Kraft- Eingangsschaltungen im Steuergerät berei-
stoff intermittierend oberhalb der Drossel- ten diese Daten für den Mikroprozessor auf.
klappe einspritzt. Dieser verarbeitet die Betriebsdaten, erkennt
Die Verteilung des Kraftstoffs auf die daraus den Betriebszustand des Motors und
einzelnen Zylinder erfolgt durch das Saug- berechnet abhängig davon Stellsignale. End-
rohr. Verschiedene Sensoren ermitteln alle stufen verstärken die Signale und steuern
wesentlichen Betriebsgrößen des Motors, die Einspritzventil, Drosselklappensteller und
für eine optimale Gemischanpassung not- Regenerierventil (Kraftstoffverdunstungs-
wendig sind. Rückhaltesystem) an.

SYSlemübersi<;ht Mono·Jelronic

Bild 12
I Krall.lolfbehaller
2 Eleklrokrallstoff-
pumpe 7
3 Krallstofffiller
4 Druckregler
5 elektromagnetisches
EtnSpnlzventd
6 Luftlemperatur·
sensor
elektronisches
Steuergerät
8 Drosselklappen·
anslellet
9 Drosselklappe mit
Drosselklappen-
potenl l omelcf
tO Regenerlervenld
tl Aktivkohlebehälter
t2 Lambda·Sonde
t3 MOlorlemperalur·
sensor
14 Zündverteiler
15 Batte".
16 ZLlnd·Starl ·Schalter
17 RelaiS
18 Dtagnoseanschluss
19 Etnspntzaggregat
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 79

Eine typische Ausführung der Mono- beiden Größen Drosselklappenwinkel a und


Jetronic gliedert sich in folgende Funktions- Motordrehzahl n bestimmt wird.
bereiche: Das Unterteil des Einspritzaggregats um-
• Kraftstoffversorgung, fasst die Drosselklappe (3) mit dem Drossel-
• Betriebsdatenerfassung und klappenpotenziometer. Im Oberteil ist das
• Betriebsdatenverarbeitung. Kraftstoffsystem mit dem Einspritzventil (1),
dem Druckregler (4) und den Kraftstoff-
Die Steuerung der Benzineinspritzung kanälen (5,6) untergebracht. Ferner ist an
bildet den Kern der Mono-Jetronic. Weitere der Abdeckkappe des Oberteils auch der
Steuer- und Regelfunktionen erweitern die Lufttemperatursensor (2) angebracht.
Grundfunktion und gestatten eine über- über den unteren Kanal (6) wird der
wachung der Komponenten, die Einfluss auf Kraftstoff zugeführt. Der obere Kanal (5)
die Abgaszusammensetzung nehmen. Dazu stellt die Verbindung zur Unterkammer des
gehören: Druckreglers her, von wo aus der zu viel
• Leerlaufdrehzahlregelung, geförderte Kraftstoff über das Plattenventil
• Lambda-Regelung und des Druckreglers in die Kraftstoffrückleitung
• Steuerung des Kraftstoffverdunstungs- gelangt.
Rückhaltesystems. Ein Bund an dem Siebkörper des Ein-
spritzventils begrenzt den freien Querschnitt
Einspri tzaggregat zwischen dem Zu- und Rücklaufkanal auf
Das Einspritzaggregat (Bild 13) sitzt direkt ein definiertes Maß, sodass der zu viel geför-
auf dem Saugrohr und versorgt den Motor derte, nicht eingespritzte Kraftstoff in zwei
mit fein zerstäubtem Kraftstoff. Es bildet Teilströme aufgeteilt wird. Ein Teilstrom
den Kern der Mono-Jetronic-Anlage. Sein durchströmt das Einspritzventil, während
Aufbau ist dadurch bestimmt, dass im Ge- der andere Teilstrom das Einspritzventil zur
gensatz zu Einzeleinspritzsystemen (z. B. Kühlung umfließt.
L-Jetronic) die Benzineinspritzung zentral
erfolgt und die vom Motor angesaugte Luft-
menge indirekt durch die Verknüpfung der

Einsprilzaggregal (AnsichI mil Teilschnill)

BUd 13
I Einspri tzvenlil
2 Lufltempcralur·
sensor
3 Drosselklappe
4 Kraflsloffdrucl<tegler
5 KraflSIOffrückl.ul
6 Kraflstoffzulaul
7 Drosselklappen -
potenzIometer
!:
..
g
0
(aul verlängerter
Drosselklappen -
3
'"::>
:E welle. nlchl slchlbar)
8 Drosselklappen -
4D
ansleller
BO Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

Einsprllzventi l legung) vom Sitz, sodass der Kraftstoff über


Eine Aufgabe der Mono-Jetronic ist die einen Ringspalt austreten kann. Am vorde-
gleichmäßige Verteilung des Luft-Kraftstoff- ren Ende der Ventilnadel befindet sich ein
Gemischs auf alle Zylinder. Außer von der aus der Ventilkörperbohrung herausragen-
Saugrohrgestaltung hängt die Verteilung vor der Spritzzapfen (7), dessen Form für die
allem von der Lage bzw. dem Einbauort und Zerstäubung des Kraftstoffs sorgt.
der Aufbereitungsgüte des Einspritzventils Die Größe des Spalts zwischen Spritzzap-
ab. fen und Ventilkörper bestimmt die statische
Das Einspritzventil ist im Gehäuse des Menge des Ventils, d. h. den maximalen
Oberteils des Einspritzaggregats eingebaut, Kraftstoffdurchsatz bei dauernd geöffnetem
das durch einen Haltearm zentrisch im Luft- Ventil. Die bei intermittierendem Betrieb
einlass angeordnet ist. Diese Einbaulage eingespritzte dynamische Menge hängt zu-
oberhalb der Drosselklappe bewirkt eine sätzlich von der Ventilfeder, der Masse der
intensive Durchmischung des Kraftstoffs mit Ventilnadel, dem Magnetkreis und der End-
der vorbeiströmenden Luft. Dazu wird der stufe des Steuergeräts ab. Aufgrund des
Kraftstoff fein aufbereitet und mit kegel- konstanten Kraftstoffdrucks hängt die vom
förmigem Spritzbild zwischen Drosselklappe Ventil tatsächlich eingespritzte Kraftstoff-
und Drosselklappengehäuse eingespritzt. menge nur von der Öffnungsdauer des
Das Einspritzventil (Bild 14) besteht aus Ventils (Einspritzzeit) ab.
einem Ventilgehäuse und der Ventilgruppe. Die Anzugs- und Abfallzeit des Einspritz-
Das Ventilgehäuse enthält die Magnetwick- ventils hängt von der Batteriespannung ab.
lung (4) und den elektrischen Anschluss (1). Sie wird daher kontinuierlich vom Steuer-
Die Ventilgruppe umfasst einen Ventilkörper gerät gemessen und zur Korrektur der Ein-
und eine darin geführte Ventilnadel (6) mit spritzzeit herangezogen.
aufgesetztem Magnetanker (5). Bei strom-
loser Wicklung drückt eine Schraubenfeder Drossel klappcnstcllcr
mit Unterstützung des Systemdrucks die Der Drosselklappensteller (Bild 15) wirkt
Ventilnadel auf ihren Dichtsitz. Wird die über seine Stellwelle (4) auf den Drossel-
Wicklung erregt, so hebt sich die Nadel um klappenhebel und kann so die dem Motor
ca. 0,06 mm (abhängig von der Ventilaus- zur Verfügung gestellte Luftmenge beein-

Einsprilzvenlil O,esselklappensleller

Bild 14
Elcktnscher
Anschluss
2 K,.ltstoll,(Jcklauf
3 K'altstofl7U auf
4 MagnetwIcklung
5 Magnetanke,
2
6 Vnnilinadol
4
7 SpfJtnap fcn

Bild 15 5
1 MotorgchalJsc mIt 6
Elektromotor
>-
2 Schnecke
3 Schncckcmad
4 Siellwelle
5 Lccrlaufkontakl
6 Gummlrollba'g
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 61

flussen. Damit kann bei nicht betätigtem Ventilträger mit der Membran verbunden ist,
Fahrpedal (Leerlauf) die Leerlaufdrehzahl wird durch die Federkraft auf den Ventilsitz
geregelt werden. gepresst (Flachsitzventil). übersteigt die aus
Der Drosselklappensteller enthält einen dem Kraftstoffdruck und der Membranfläche
Gleichstrommotor (1), der über eine resultierende Kraft die entgegengerichtete
Schnecke (2) und ein Schneckenrad (3) eine Federkraft, so wird die Ventilplatte etwas von
Stellwelle betätigt, die abhängig von der ihrem Sitz abgehoben. Es kann Kraftstoff
Drehrichtung des Motors entweder ausfährt durch den freigegebenen Querschnitt zum
und dabei die Drosselklappe öffnet oder Kraftstoffbehälter zurückfließen. In diesem
aber bei entgegengesetzter Polung des Gleichgewichtszustand beträgt der Diffe-
Motors den Öffnungswinkel der Drossel- renzdruckzwischen Ober- und Unterkam-
klappe zurücknimmt. mer 100 kPa. In der Federkammer wirkt über
In der Stellwelle ist ein Schaltkontakt Belüftungsöffnungen derselbe Umgebungs-
integriert, der beim Anliegen der Stellwelle druck wie an der Einspritzstelle des Ein-
am Drosselklappenhebel geschlossen ist und spritzventils. Der Hub der Ventilplatte vari-
somit dem Steuergerät den Betriebszustand iert hierbei in Abhängigkeit von Förder- und
Leerlauf anzeigt. Verbrauchsmenge.
Aufgrund des konstanten Kraftstoffdrucks
Kraftstoffdruckregler gegenüber dem Umgebungsdruck an der
Der Kraftstoffdruckregler regelt die Differenz Einspritzstelle ist die Öffnungsdauer des
zwischen Kraftstoff- und Umgebungsdruck Einspritzventils pro Ansteuerimpuls allein
an der Zumessstelle des Einspritzventils auf für die eingespritzte Kraftstoffmenge aus-
100 kPa konstant. Er ist im Hydraulikteil des schlaggebend.
Einspritzaggregats integriert. Eine Gummi-
gewebemembran teilt den Druckregler in Betriebsdatenerfassung
eine kraftstoffbeaufschlagte Unterkammer Sensoren erfassen alle wesentlichen Betriebs-
(Bild 16, Pos. 6) und in eine Oberkammer daten und damit den Betriebszustand des
(5), in der sich eine vorgespannte Schrauben- Motors. Die gewonnenen Informationen
feder (4) auf der Membran abstützt. Eine werden als elektrische Signale zum elektroni-
beweglich gelagerte Ventilplatte, die über den schen Steuergerät geleitet, dort in digitale
Signale umgewandelt und zur Ansteuerung
Druckregler der verschiedenen Stellglieder weiterver -
arbeitet.

Die Luftfüllung, die für die Einspritzzeit-


berechnung maßgeblich ist, wird indirekt
durch die Verknüpfung der beiden Größen
Drosselklappenwinkel a und Motordrehzahl
n (a/n-System) bestimmt. Das Drossel-
klappenpotenziometer im Einspritzaggregat
erfasst dabei den Drosselklappenwinkel a.
Der Motorkennfeldbereich, bei dem sich Bild 16
1 Belüftungsölfnungen
die Luftfüllung in Abhängigkeit von a am
2 Membran
stärksten ändert, liegt bei kleinen Drossel- 3 Vcnlillrager
klappenwinkeln a und niederer Drehzahl n, 4 Druckfeder
d. h. im Leerlauf und bei unterer Teillast. 5 Oberkammer
Daraus folgt, dass in diesen Betriebszustän- 6 Unterkammer
den eine hohe Winkelauflösung nötig ist. 7 Vcnlliplallc
82 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit

Um die erforderliche hohe Signalauflösung Einspritzventil, den Drosselklappensteller


zu gewährleisten, ist im Drosselklappenpo- und das Aktivkohle-Regenerierventil.
tenziometer der Drosselklappen-Winkelbe-
reich zwischen Leerlauf und Volilast auf zwei Lambda-Kennfeld
Widerstandsbahnen (0° ... 24° und 18°... 90°) Um ein gewünschtes Luft-Kraftstoff-Ver-
aufgeteilt. Im Steuergerät werden die Win- hältnis sicherzustellen, muss die Einspritz-
kelsignale a getrennt über je einen Analog- zeit proportional zur erfassten Luftfüllung
Digital-Wandler-Kanal eingelesen. gewählt werden. Das heißt: Die Einspritzzeit
kann direkt a und n zugeordnet werden.
Drehzahl Diese Zuordnung erfolgt durch ein Lambda-
Die für die al n-Steuerung notwendige Kennfeld (Bild 17) mit den Eingangsgrößen
Drehzahlinformation wird aus der Peri- a und n. Der Einfluss der Luftdichte wird
odenzeit des Zündsignals gewonnen. Dabei dabei vollständig kompensiert. Die Ansaug-
werden im Steuergerät die von der Zündung lufttemperatur wird beim Eintritt in das
bereitgestellten Signale verarbeitet. Gleich- Einspritzaggregat gemessen und im Steuer-
zeitig werden diese Signale auch zum Aus- gerät mit einem Korrekturfaktor berück-
lösen der Einspritzimpulse verwendet, wobei sichtigt.
jeder Zündimpuls einen Einspritzimpuls
auslöst. Gemischanpassung
Ungünstige Verdampfungsbedingungen für
Weitere Betriebszustände den eingespritzten Kraftstoff liegen beim
Die Mono-Jetronic erfasst des Weiteren Start des kalten Motors vor:
folgende Informationen: • kalte Ansaugluft,
• Motortemperatur, um den erhöhten • kalte Saugrohrwände,
Kraftstoftbedarfbei kaltem Motor berück- • hoher Saugrohrdruck,
sichtigen zu können. • geringe Strömungsgeschwindigkeit der
• Ansauglufttemperatur zur Kompensation Luft im Saugrohr und
der temperaturabhängigen Luftdichte. • kalte Brennräume und Zylinderwände.
• LeerlaufsteIlung zum Aktivieren der
Schubabschaltung; diese Information Diese Bedingungen erfordern eine Ge-
liefert der Leerlaufkontakt am Drossel- mischanpassung in der Startphase sowie in
klappensteller. der Nachstart- und Warmlaufphase.
• Volllast zum Aktivieren der Volllastan-
reicherung; diese Information wird aus
dem Drosselklappensignal abgeleitet. Lambda· Kennleld

• Batteriespannung, um die spannungs-


abhängige Anzugszeit des elektromagneti-
schen Einspritzventils sowie die span-
nungsabhängige Förderleistung der
Elektrokraftstoffpumpe kompensieren
zu können.
• Schaltsignale der Klimaanlage und Auto-
matikgetriebe, um die Leerlaufdrehzahl
dem erhöhten Leistungsbedarf anpassen
zu können.
Bild 17
E,nsprilzzeil In Abhä n·
gigkeit von Drehzahl Ir
Betriebsdatenverarbeitu ng
und Drosselklappen· Das Steuergerät bildet aus den von Sensoren
winkel u gelieferten Daten die Ansteuersignale für das
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 83

Bei warmem Motor werden ebenfalls ver- Lambda-Regelung


schiedene Korrekturen der Gemischzusam- Die Mono-Jetronic enthält eine Lambda-
mensetzung vorgenommen: Regelung, um das Luft-Kraftstoff-Verhältnis
• Ansaugluftabhängige Gemischkorrektur, für den Dreiwegekatalysator bei il = 1 zu
• übergangskompensation bei Lastände- halten. Darüber hinaus werden zusätzlich
rungen, die durch Drosselklappenbewe- adaptive Gemischkorrekturen durchgeführt,
gungen ausgelöst werden: bei starkem d. h., das System passt sich den wechselnden
Beschleunigen (Wandfilm im Saugrohr Bedingungen selbstlernend an.
wird aufgebaut) muss die Einspritzmenge Mit dieser adaptiven Gemischsteuerung
erhöht, bei schnellem Gaswegnehmen und dem zusätzlich überlagerten Lambda-
(Wandfilm wird wieder abgebaut) da- Regelkreis ermöglicht die indirekte Erfas-
gegen reduziert werden. sung der angesaugten Luftmasse durch die
• Lambda-Regelung, a/ n-Steuerung eine Gemischkonstanz. Eine
• Gemischadaption, die Einflüsse aufgrund Luftmassenmessung muss hier nicht mehr
der Toleranzen oder der im Laufe der durchgeführt werden.
Zeit auftretenden Veränderungen an
Motor und Einspritzkomponenten
berücksichtigt.

Weitere Funktionen der Mono-Jetronic sind:


• Leerlaufdrehzahlregelung, die eine über
die Fahrzeuglebensdauer gleich bleibende
Motordrehzahl im Leerlauf garantiert. Die
Drehzahl wird unter allen Bedingungen
eingehalten (z. B. belastetes Bordnetz,
eingeschaltete Klimaanlage).
• Höhenkorrektur, die die geringere Dichte
der angesaugten Luft in großer Höhe
kompensiert.
• Volllastanreicherung, damit bei ganz
durchgetretenem Fahrpedal die maximale
Motorleistung abgegeben werden kann.
• Drehzahlbegrenzung, um zu vermeiden,
dass der Motor durch zu hohe Drehzahlen
Schaden nimmt.
• Schubabschalten, damit während der
Fahrt bei geschlossener Drosselklappe
(Fahrzeug schiebt) die Abgasemissionen
reduziert werden.
84 Kraftstoffversorgung Kraftstoffförderung bei Saugrohreinspritzung

Kraftstoffversorg ung

Aufgabe des Kraftstoffversorgungssystems pumpe noch einige Zeit aufrecht. So wird


ist es, den Kraftstoff mit einem definierten die Bildung von Dampfblasen im Kraftstoff-
Druck zu den Einspritzventilen zu fördern. system bei erhöhten Kraftstofftemperaturen
Die Einspritzventile spritzen den Kraftstoff auch nach Abstellen des Motors verhindert.
in das Saugrohr (Saugrohreinspritzung)
oder direkt in den Brennraum (Benzin- System mit Rücklauf
Direkteinspritzung) ein. Bei der Saugrohr- Der Kraftstoff wird aus dem Kraftstoffbehäl-
einspritzung fördert eine Elektrokraftstoff- ter (Bild 1, Pos. 1) angesaugt und durch den
pumpe den Kraftstoff aus dem Tank zu den Kraftstofffilter in eine Druckleitung geför-
Einspritzventilen. Bei der Benzin-Direkt- dert, von wo aus er zu dem am Motor mon-
einspritzung wird der Kraftstoff ebenfalls tierten Rail (Kraftstoffverteiler) fließt (7).
mittels Elektrokraftstoffpumpe aus dem Über das Rail werden die Einspritzventile
Tank gefördert, anschließend wird er durch (6) mit Kraftstoff versorgt. Ein am Rail an-
eine Hochdruckpumpe auf höheren Druck gebrachter mechanischer Druckregler (5)
verdichtet und den Hochdruck-Einspritz- hält den Differenzdruck zwischen Einspritz-
ventilen zugeführt. ventilen und Saugrohr konstant, unabhängig
vom absoluten Saugrohrdruck, d. h. von der
Kraftstoffförderu ng Motorlast.
bei Saugrohreinspritzung Der vom Motor nicht benötigte Kraftstoff
strömt durch das Rail über eine am Druck-
Eine Elektrokraftstoffpumpe (EKP) fördert regler angeschlossene Rücklaufleitung (8)
den Kraftstoff und erzeugt den Einspritz- zurück in den Kraftstoffbehälter. Der über-
druck, der bei Saugrohreinspritzung typi- schüssige, im Motorraum erwärmte Kraft-
scherweise etwa 0,3 ... 0,4 MPa (3 .. .4 bar) stoff führt zu einem Anstieg der Kraftstoff-
beträgt. Der aufgebaute Kraftstoffdruck ver- temperatur im Tank. Abhängig von dieser
hindert weitgehend die Bildung von Dampf- Temperatur entstehen Kraftstoffdämpfe.
blasen im Kraftstoffsystem. Ein in die Diese werden umweltschonend über ein
Pumpe integriertes Rückschlagventil unter- Tankentlüftungssystem in einem Aktiv-
bindet das Rückströmen von Kraftstoff kohlefilter zwischengespeichert und über
durch die Pumpe zurück zum Kraftstoff- das Saugrohr der angesaugten Luft und
Bild 1 behälter und erhält so den Systemdruck damit dem Motor zugeführt (Kraftstoff-
1 KraflsloUbehäUer
auch nach Abschalten der Elektrokraftstoff- verdunstungs-Rückhaltesystem ).
2 Eleklrokraflslotf·
pumpe
3 Kraftsiofffillcr Kraflstoffverso'gung bei Saugrohreinspritlung: Kraflsloffve,sorgung bei Saogrohreinspritzung:
Syslem mit ROcl<laul rUcklaoffreies System
4 Druckleil ung
5 Druckregler
6 Einsprotzventole
7 Rail
8 RücklaullMung

Bild 2
1 Saugstrahlpumpe
Zur Belüllung des
Reservoirs
2 EKP mI1 Kraftstoff·
filter
3 Druckregler
4 Druckleilung
5 Ra;1
6 Einspntzventile
Kraftstoffversorgung Kraftstoffförderung bei Saugrohreinsprillung 85

Rücklauffreies System des gewünschten Drucks notwendige Kraft-


Beim rücklauffreien Kraftstoffversorgungs- stoffmenge gefördert. Die Druckregelung
system (Bild 2) befindet sich der Druck- erfolgt über einen geschlossenen Regelkreis
regler (3) im Kraftstoffbehälter oder in im Motorsteuergerät, wobei der aktuelle
seiner unmittelbaren Nähe. Dadurch entfällt Kraftstoffdruck über einen Niederdruck-
die Rücklaufleitung vom Motor zum Kraft- sensor erfasst wird. Der mechanische
stoffbehälter. Druckregler entfällt. Zur Einstellung der
Da der Druckregler aufgrund seines An- Fördermenge wird die Betriebsspannung der
bauorts keine Referenz zum Saugrohrdruck Kraftstofipumpe über ein vom Motorsteuer-
hat, hängt der relative Einspritzdruck hier gerät angesteuertes Taktmodul eingestellt.
von der Motorlast ab. Dies wird bei der Be- Damit sich auch bei Schubabschaltung
rechnung der Einspritzzeit im Motorsteuer- oder nach Abstellen des Motors kein zu
gerät berücksichtigt. hoher Druck aufbauen kann, verfügt das
System über ein Druckentlastungsventil (3).
Dem Rail (5) wird nur die Kraftstoffmenge
zugeführt, die auch eingespritzt wird. Die Aufgrund der Bedarfregelung wird kein
von der Elektrokraftstoffpumpe (2) geför- überschüssiger Kraftstoff komprimiert und
derte Mehrmenge wird direkt in den Kraft- somit die EKP-Leistung minimiert. Dies
stoffbehälter geleitet, ohne den Umweg über führt gegenüber Systemen mit vollfördern-
den Motorraum zu nehmen. Daher ist die der EKP zu einer Senkung des Kraftstoffver-
Erwärmung des Kraftstoffs im Kraftstoff- brauchs und kann auch die Kraftstofftempe-
behälter und damit auch die Kraftstoffver- raturen im Tank noch weiter reduzieren.
dunstung deutlich geringer als beim System Weitere Vorteile des bedarfgeregelten
mit Rücklauf. Systems ergeben sich aus dem variabel ein-
Aufgrund dieser Vorteile werden heute stellbaren Kraftstoffdruck. Zum einen kann
überwiegend rücklauffreie Systeme einge- der Druck beim Heißstart erhöht werden,
setzt. um die Bildung von Dampfblasen zu ver-
meiden. Zum anderen kann vor allem bei
Bedarfgeregeltes System Turboanwendungen der Zumessbereich der
Beim bedarfgeregelten System (Bild 3) wird Einspritzventile erweitert werden (Einspritz-
von der Kraftstoffpumpe nur die gerade mengenspreizung), indem bei Volllast eine
vom Motor verbrauchte und zur Einstellung Druckanhebung und bei sehr kleinen Lasten
eine Druckabsenkung realisiert wird.
Kraftstoffversorgung bei Saugrohreinsprillung: Des Weiteren ergeben sich mithilfe des
bedarlgeregeltes System
gemessenen Kraftstoffdrucks verbesserte
Diagnosemöglichkeiten des Kraftstoffsys-
tems gegenüber bisherigen Systemen. Da-
Bild 3
rüber hinaus führt die Berücksichtigung des
Saugstrahlpumpe
aktuellen Kraftstoffdrucks bei der Berech- zur Befüllung des
nung der Einspritzzeit zu einer präziseren Reservoirs
Kraftstoffzumessung. 2 EKP mit Krafr"loff·
hlter
3 Druckentlastungs·
ven\ll und Druck·
sensor
4 Taklmodul Zur
Regelung der EKP
5 Druckleitung
6 Ra"
7 Einsprit:zventile
86 Kraftstoffversorgung Kraftstoffförderung bei Benzin·Direkteinspritzung

Kraftstoffförderung bei und je nach System


• das Drucksteuerventil oder
Benzin-Direkteinspritzung
• das Druckbegrenzungsventil.
Bei der direkten Einspritzung von Kraftstoff
in den Brennraum steht im Vergleich zur Bei der Benzin-Direkteinspritzung der
Einspritzung in das Saugrohr nur ein ver- 1. Generation werden sowohl dauerför-
kürztes Zeitfenster zur Verfügung. Auch dernde als auch bedarfgeregelte Hochdruck-
kommt der Gemischaufbereitung eine er- systeme eingesetzt, die Systeme der 2. Gene-
höhte Bedeutung zu. Daher muss der Kraft- ration sind bedarfgeregelt.
stoff bei der Direkteinspritzung mit deutlich
höherem Druck eingespritzt werden als bei Abhängig vom Betriebspunkt wird über eine
Saugrohreinspritzung. Hochdruckregelung im Motorsteuergerät
ein Systemdruck zwischen 5 und 12 MPa,
Das Kraftstoffsystem unterteilt sich in bei Systemen der 2. Generation bis 20 MPa,
• Niederdruckkreislauf und eingestellt. An das Rail angeschlossen sind
• Hochdruckkreislauf. die Hochdruckeinspritzventile, die den
Kraftstoff direkt in den Brennraum des
Niederdruckkreis Motors einspritzen.
Bild 1
Als Niederdruckkreislauf für die Benzin-
1 Saugslrahlpumpe
Direkteinspritzung kommen die aus der
2 EK P mll Kraftstoff·
filler Saugrohreinspritzung bekannten Kraftstoff-
3 Druckregler systerne und Komponenten
4 Hochdruckpumpe zum Einsatz. Da die eingesetz- Kraftstoffversorgung bei Benzin·Direkteinspritzung (1. Gen.):
HDP t ten Hochdruckpumpen zur dauerfördemdes System
5 Hochdrucksensor Vermeidung von Dampfblasen -
6 Rail
bildung im Heißstart und
7 Drucksleuervenhl
Heißbetrieb einen erhöhten
8 Hochdruck·
Emspritzvcntllc Vorförderdruck (Vordruck)
benötigen, ist es vorteilhaft,
Systeme mit variablem Nieder-
Bild 2 druck einzusetzen. Bedarf-
1 Saugslrahlpumpe
geregelte Niederdrucksysteme
2 EKP m,l Kraftsloff·
eignen sich hier besonders gut,
fifter
3 Druckentlastungs· da sich für jeden Betriebszu-
1
ventil und Druck· stand des Motors der jeweils
sensor optimale Vordruck einstellen
4 Taktmodul zur lässt. Es kommen aber auch Kraftstoffversorgung bei Benzin·Direkteinspriuung (1 . u. 2. Gen.):
Regelung der EKP bedarfgeregeftes System
noch rücklauffreie Systeme mit
5 leckageleItung
(entfällt bei 2. Gen.)
umschaltbarem Vordruck - ge-
6 Hochdruckpumpc steuert über ein Absperrventil-
HDP 2 (bel 2. Gen. : oder Systeme mit konstant
HDP5) hohem Vordruck zum Einsatz.
7 Hochdrucksensor
8 Rail
Hochdruckkreis
9 Druckbegrenzungs·
venlll (be, 2. Gen. In
Der Hochdruckkreis umfasst >-
co
Hochdruckpumpe • die Hochdruckpumpe, co
;;;
Integriert) • das Kraftstoffverteilerrohr ;;;;
::;
:>
10 Hochdruck· (Hochdruck-Rail),
~
Einspritzvenlile
• den Hochdrucksensor
Kraftstoffversorgung Kraftstoffverdunstungs·Rückhaltesystem 87

Dauerförderndes System bei der 2. Generation direkt in die Hoch-


Eine von der Motornockenwelle angetrie- druckpumpe integriert. Sollte der Druck
bene Hochdruckpumpe (Bild 1, Pos. 4), über das zulässige Niveau ansteigen, wird
meist eine Dreizylinder-Radialkolben- Kraftstoff über das Druckbegrenzungsventil
pumpe, fördert den Kraftstoff gegen den in den Niederdruckkreis zurückgeführt.
Systemdruck in das Rail. Die Fördermenge
der Pumpe ist nicht einstellbar. Der über- Krattstoffverdunstungs-
schüssige, nicht für die Einspritzung und Rückhaltesystem
Aufrechterhaltung des Drucks benötigte
Kraftstoff wird durch das Drucksteuerventil Fahrzeuge mit Ottomotor sind mit einem
(7) entspannt und in den Niederdruckkreis- Kraftstoffverdunstungs-Rückhaltesystem
lauf zurückgefördert. Dazu wird das Druck- ausgestattet, um zu verhindern, dass der aus
steuerventil durch das Motorsteuergerät so dem Kraftstoffbehälter ausdampfende Kraft-
angesteuert, dass sich der im jeweiligen stoff in die Umgebung gelangt. Die maximal
Betriebspunkt erforderliche Einspritzdruck zulässigen Verdunstungsemissionen von
einstellt. Das Drucksteuerventil dient gleich- Kohlenwasserstoffen sind in der Abgas-
zeitig als mechanisches Druckbegrenzungs- gesetzgebung festgelegt.
ventil.
Bei dauerfördernden Systemen wird in Aufbau und Arbeitsweise
den meisten Betriebspunkten deutlich mehr Der Kraftstoffdampf wird über eine Ent-
Kraftstoff auf den hohen Systemdruck ver- lüftungsleitung (Bild 3, Pos. 2) vom Kraft-
dichtet, als der Motor benötigt. Dies bedeu- stoffbehälter (1) zum Aktivkohlefilter (3)
tet einen unnötigen Energieaufwand und geleitet. Die Aktivkohle absorbiert den im
somit einen Kraftstoffmehrverbrauch, Kraftstoffdampf enthaltenen Kraftstoff und
außerdem trägt der über das Drucksteuer- lässt die Luft über die Öffnung der Frisch-
ventil entspannte überschüssige Kraftstoff luftzufuhr (4) ins Freie entweichen. Damit
zur Erhöhung der Temperatur im Kraftstoff- der Aktivkohlefilter für neu ausdampfenden
system bei. Um dies zu umgehen, werden Kraftstoff aufnahmefähig bleibt, muss er re-
inzwischen bevorzugt bedarfgeregelte Hoch- gelmäßig regeneriert werden. Dazu ist der
drucksysteme eingesetzt. Aktivkohlebehälter über ein Regenerierven-
til (5) mit dem Saugrohr (8) verbunden. Zur
ß edarfge regelte System
Beim bedarfgeregelten System fördert die Kraftstoffverdunstungs-ROckhallesystem
Hochdruckpumpe - meist eine Einzylinder-
Radialkolbenpumpe - nur die Kraftstoff-
menge ins Rail nach, die für die Einsprit -
zung und Aufrechterhaltung des Drucks
benötigt wird (Bild 2). Die Pumpe (4) wird
von der Motornockenwelle angetrieben. Die
Bild 3
Fördermenge wird über ein Mengensteuer-
1 Kraflstoffbehäller
ventil eingestellt: Das Motorsteuergerät 2 Entlüflung.leitung
steuert das Mengensteuerventil der Pumpe des Kraftstoff-
so an, dass sich im Rail der je nach Betriebs- behälters
punkt erforderliche Systemdruck einstellt. 3 Aktivkohlefolter
4 Frischluft
Aus Sicherheitsgründen ist in den Hoch-
5 Regenerierventil
druckkreis ein mechanisches Druckbegren-
zungsventil eingebaut; bei der Benzin-
8
...
...
:. ~'. 6 6 Ledung zum Saug-
rohr
Direkteinspritzung der 1. Generation ist 7 Drosselklappe
dieses an das Rail angebaut (Bild 2, Pos. 7), 8 Saugrohr
88 Kraftstoffversorgung Elektrokraftstoffpumpe

Regenerierung wird das Regenerierventil Entstehung von Kraftstoffdämpfen


von der Motorsteuerung angesteuert und Vermehrte Ausdampfung von Kraftstoff aus
gibt die Leitung zwischen dem Aktivkohle- dem Kraftstoffbehälter entsteht durch
behälter und dem Saugrohr frei. Aufgrund • Erwärmung des Kraftstoffs im Kraftstoff-
des im Saugrohr herrschenden Unterdrucks behälter aufgrund erhöhter Umgebungs-
wird Frischluft (4) durch die Aktivkohle temperatur, durch benachbarte heiße
angesaugt. Die Frischluft nimmt den absor- Bauteile (z. B. Abgasanlage) oder durch
bierten Kraftstoff aus dem Aktivkohlefilter den Rücklauf von erwärmtem Kraftstoff
auf und führt ihn dem Saugrohr zu. Von inden Tank,
dort gelangt er mit der vom Motor ange- • Abnahme des Umgebungsdrucks, z. B. bei
saugten Luft in den Brennraum. Damit dort einer Fahrt bergauf.
die richtige Kraftstoffmenge zur Verfügung
steht, wird gleichzeitig die Einspritzmenge Elektrokraftstoffpumpe
reduziert. Die durch den Aktivkohlefilter
angesaugte Kraftstoffmenge wird über die Aufgabe
gemessene Luftzahl A berechnet und auf Die Elektrokraftstoffpumpe (EKP) muss
einen Sollwert geregelt. dem Motor bei allen Betriebszuständen
ausreichend Kraftstoff mit dem zum Ein-
Die zulässige Regeneriergasmenge, d. h. der spritzen nötigen Druck zuführen. Die
über das Regenerierventil einströmende wesentlichen Anforderungen sind:
Luft-/Kraftstoffstrom, wird wegen möglicher • Fördermenge zwischen 60 und 250 l/h
Schwankungen der Kraftstoffkonzentration bei Nennspannung
begrenzt; denn je größer der Anteil des über • Druck im Kraftstoffsystem zwischen
das Ventil zugeführten Kraftstoffs ist, desto 300 und 650 kPa (3,0 ... 6,5 bar)
schneller und stärker muss das System die • Aufbau des Systemdruckes ab 50 ... 60 %
Einspritzmenge korrigieren. Die Korrektur der Nennspannung; bestimmend hierfür
erfolgt über die Lambda-Regelung, wobei ist der Betrieb bei Kaltstart.
Konzentrationsschwankungen zwangsläufig
mit einer zeitlichen Verzögerung ausge- Außerdem dient die EKP zunehmend als
glichen werden. Damit Abgaswerte und Vorförderpumpe für moderne Direktein-
Fahrbarkeit nicht beeinträchtigt werden, spritzsysteme sowohl für Benzin- als auch
müssen Schwankungen des Lambda-Wertes für Dieselmotoren. Für die Benzin-Direkt-
durch eine Begrenzung der Regeneriergas- einspritzung sind bei Heißförderbetrieb zu-
menge minimal gehalten werden. mindest zeitweise Drücke bis 700 kPa bereit-
zustellen.
Besonderheiten bei Benzin-D irekt-
einspritzung Aufbau
Die Wirkung der Regenerierung ist bei Die Elektrokraftstoffpumpe besteht aus:
Systemen mit Benzin-Direkteinspritzung im • Anschlussdeckel (Bild 1, A) mit elektri-
Schichtbetrieb begrenzt, da aufgrund der schen Anschlüssen, Rückschlagventil (ge-
weitgehenden Entdrosselung ein geringerer gen Auslaufen des Kraftstoffsystems)
Saugrohrunterdruck herrscht. Das hat einen sowie dem hydraulischen Ausgang. Der
gegenüber dem Homogenbetrieb vermin- Anschlussdeckel enthält üblicherweise
derten Regeneriergasstrom zur Folge. Reicht auch die Kohlebürsten für den Betrieb
dieser - beispielsweise bei hoher Ausgasung des Kommutator-Antriebsmotors und
des Kraftstoffs - nicht aus, wird der Motor Elemente für die Funkentstörung
so lange im Homogenbetrieb gefahren, bis (Drosselspulen und ggf. Kondensatoren).
die zunächst hohe Kraftstoffkonzentration • Elektromotor (B) mit Anker und Perma-
im Regeneriergasstrom gesunken ist. nentmagneten (Standard ist Kupferkom-
Kraftstoffversorgung Elektrokraftstoffpumpe 89

mutator, für Sonderapplikationen und Während für die klassische Funktion der
Dieselsysteme werden Kohlekommutato- Elektrokraftstoffpumpe in elektronischen
ren eingesetzt). Benzineinspritzsystemen die Verdränger-
• Pumpenteil (C), ausgeführt als Ver- pumpe von der Strömungspumpe weitge-
dränger- oder Strömungspumpe. hend abgelöst wurde, ergibt sich für die Ver-
drängerpumpe ein neues Anwendungsfeld
Bauarten bei der Vorförderung für Direkteinspritz-
Vcrd rängcrpllmpc systeme (Benzin und Diesel) mit ihrem
In einer Verdrängerpumpe werden grund- wesentlich erweiterten Druckbedarf bzw.
sätzlich Flüssigkeitsvolumina angesallgt und Viskositätsbereich.
in einem (abgesehen von Undichtheiten) ab-
geschlossenen Raum durch die Rotation des
Pump elements zur Hochdruckseite trans-
portiert. Für die Elektrokraftstoffpumpe
kommen die Rollenzellenpumpe (Bild 2a), Funktionsprinzipien von Elektrokraftstoffpumpen
die Innenzahnradpumpe (Bild 2b) sowie die
Schraubspindelpumpe zur Anwendung. a 2
Verdrängerpumpen sind vorteilhaft bei
hohen Systemdrücken (450 kPa und mehr)
Bild 1
und haben ein gutes Niederspannungs-
Elektrischer
verhalten, d.h. eine relativ "flache" Förder- Anschluss
leistungskennlinie über der Betriebsspan- 2 hydraulischer
nung. Der Wirkungsgrad kann bis zu 25 % Anschluss
betragen. Je nach Detailausführung und Ein- (Kraftstoffauslass)

bausituation können die unvermeidlichen 3 Rückschlagventol


4 Kohlebürsten
Druckpulsationen Geräusche verursachen.
5 Motoranker mit
Permanentmagnel
b 3 4
6 Laufrad der
Aufbau der Efeld rokraftstoffpumpe am Beispiel Strömungspumpe
einer Strömungspumpe 7 hydraulischer
Anschluss
1- - - - - - , (Kraftstoffzulluss)
2

Bild 2
A a Rollenzellenpumpe
(RZP)
b Innenzahnradpumpe
(IZP)
c 8 5 6 7 7 6
c Periphcratpumpe
5
(PP)

B A Saugöffnung
B Auslass
Nutscheibe
(exzentrisch)
2 Rolle
3 Inneres Antnebsrad
..,
>-
6 c !!'
4 Läufer (exzentrisch)
5 Laufrad
;;: 6 Laufradschaufeln
::lö
::> 7 Kanal (penpher)
8 . Unterbrecher"
90 Kraftstoffversorgung Elektrokraftstolfpumpe

Strömllngspllmpe Bei zukünftigen Systemen wird die reine


Für Benzinapplikationen bis 500 kPa haben Pumpenregelung um weitere Funktionen
sich Strömungspumpen durchgesetzt. Ein erweitert. Zum Beispiel:
mit zahlreichen Schaufeln (Bild 2c, Pos. 6) • Tankleckdiagnose und Auswertung des
im Bereich des Umfangs versehenes Laufrad Tankfüllstandsensorsignals,
dreht sich in einer aus zwei feststehenden • Ansteuerung von Ventilen z. B. für das
Gehäuseteilen bestehenden Kammer. Diese Kraftstoffdampfmanagement.
Gehäuseteile weisen im Bereich der Laufrad-
schaufeln jeweils einen Kanal (7) auf. Die Um den steigenden Anforderungen bezüg-
Kanäle beginnen in Höhe der Saugöffnung lich Druck- und Lebensdauer sowie den
(A) und enden dort, wo der Kraftstoff das weltweit unterschiedlichen Kraftstoffquali-
Pumpenteil mit Systemdruck verlässt (B). täten gerecht zu werden, werden berüh-
Zur Verbesserung der Heißfördereigenschaf- rungslose Motoren mit elektronischer Kom-
ten befindet sich in einem gewissen Winkel- mutierung in Zukunft eine bedeutendere
abstand von der Ansaugöffnung eine kleine Rolle spielen.
Entgasungsbohrung, die (unter Inkauf-
nahme einer minimalen Leckage) den Aus- Kraftstofffördermodule
tritt eventueller Gasblasen ermöglicht. Während in den Anfängen der elektroni-
Der Druck baut sich längs des Kanals schen Benzineinspritzung die Elektrokraft -
durch den Impulsaustausch zwischen den stoffpumpe ausschließlich außerhalb des
Laufradschaufeln und den Flüssigkeits- Tanks (Inline) angeordnet war, überwiegt
teilchen auf. Die Folge davon ist eine spira- heute der Tankeinbau der Elektrokraftstoff-
lige Rotation des im Laufrad und in den pumpe. Dabei ist die Elektrokraftstoff-
Kanälen befindlichen Flüssigkeitsvolumens. pumpe Bestandteil eines Kraftstoffförder-
Strömungspumpen sind geräuscharm, da moduls, das weitere Elemente umfassen
der Druckaufbau kontinuierlich und nahezu kann:
pulsationsfrei erfolgt. Die Konstruktion ist
gegenüber Verdrängerpumpen deutlich Kraftstofffördermodul
vereinfacht. Systemdrücke bis 500 kPa sind
auch mit einstufigen Pumpen erreichbar.
Der Wirkungsgrad dieser Pumpen beträgt
bis zu 22 %.

Ausblick
Die Kraftstoffversorgung einiger moderner
Fahrzeuge erfolgt bereits durch bedarf-
gesteuerte Kraftstofffördersysteme. In diesen
Systemen treibt ein Elektronikmodul die
Pumpe in Abhängigkeit vom erforderlichen
Druck, der durch einen Kraftstoffdruck-
sensor kontrolliert wird, an. Die Vorteile
Bild 3 solcher Systeme sind
1 KraUstoflfllter • geringerer Stromverbrauch,
2 Elektrokraftstolf- • reduzierter Wärmeeintrag durch den
pumpe
Elektromotor,
3 Strahlpumpe
(geregelt)
• reduziertes Pumpengeräusch und
4 Kraftslolfdruckregler • Einstellmöglichkeit variabler Drücke
5 Tankfüllstandsensor im Kraftstoffsystem.
6 Vorfilter
Kraftstoffversorgung Benzin!il!er 91

• einen Topf als Kraftstoffreservoir für satz ist so in den Kraftstoffkreislauf inte-
Kurvenfahrt (meist aktiv befüllt durch griert, dass die gesamte Oberfläche des
eine Saugstrahlpumpe oder passiv durch Filtermediums möglichst mit gleicher Fließ-
Klappensystem, Umschaltventil o. ä.), geschwindigkeit von Kraftstoff durchströmt
• einen Tankfüllstandsensor, wird.
• einen Druckregler bei rücklauffreien
Systemen (RLFS), Filtermedium
• einen Saugftlter zum Schutz der Pumpe, Als Filtermedium werden spezielle Mikro-
• einen druckseitigen Kraftstoff-Feinftlter, faserpapiere mit Harzimprägnierung einge-
der über die gesamte Fahrzeuglebens- setzt, die bei höheren Anforderungen zusätz-
dauer nicht gewechselt werden muss, lich mit einer Kunstfaserschicht (Melt-
• elektrische und hydraulische Anschlüsse. blown) verbunden sind. Dieser Verbund
• Darüber hinaus können Tankdruck- muss eine hohe mechanische, thermische
sensoren (zur Tankleckagediagnose), und chemische Stabilität gewährleisten. Die
Kraftstoffdrucksensoren (für bedarfgere- Papierporosität und die Porenverteilung des
gelte Systeme) sowie Ventile integriert Filterpapiers bestimmen den Schmutzab-
werden. scheidegrad und den Durchflusswiderstand
des Filters.
Benzinfilter
Filter für Benzinmotoren werden in Wickel-
Aufgabe des Benzinfilters ist die Aufnahme oder Sternausführung gefertigt. Beim
und dauerhafte Speicherung von Schmutz- Wickelftlter (Bild 1) wird ein geprägtes
partikeln aus dem Kraftstoff, um das Ein- Filterpapier um ein Stützrohr gewickelt. Der
spritzsystem vor Verschleiß durch Partikel- verunreinigte Kraftstoff durchfließt den
erosion zu schützen. Filter in Längsrichtung.

Aufbau
Kraftstofffilter für Ottomotoren werden
druckseitig hinter der Kraftstoffpumpe an-
geordnet. Bei neueren Fahrzeugen werden
bevorzugt Intank-Filter eingesetzt, d.h., der
Filter ist in den Kraftstoffbehälter integriert.
Er ist in diesem Fall immer als Lifetime- BenzinfiUer mit Wickeleinsa!z
Filter (Lebensdauerbauteil) ausgelegt, der
während der Lebensdauer des Fahrzeugs
nicht gewechselt werden muss. Daneben
,
2
werden weiterhin Inline-Filter (Leitungs-
3
einbaufilter ) eingesetzt, die in die Kraft- 4
stoffleitung eingebaut werden. Diese können
als Wechselteil oder Lebensdauerbauteil 5
ausgelegt sein. 6 Bild 1
1 Kraflsloffauslrill
Das Filtergehäuse ist aus Stahl, Aluminium 7 2 Fillerdeckel
oder Kunststoff gefertigt. Es wird durch 3 Slützscheibe
4 Doppelbördelung
einen Gewinde-, Schlauch- oder Schnell-
.,>- 5 Stützrohr
anschluss mit der Kraftstoffzuleitung ver- .,.'"0
8 6 Filtennedium
bunden. In dem Gehäuse befindet sich der 9 '":::;;
(/)
7 Filtergehäuse
Filtereinsatz, der die Schmutzpartikel aus c:> 8 Anschraubslutzen
dem Kraftstoff herausftltert. Der Filterein- 9 Kraftstof!ei ntroll
92 Kraftstoffverso,gung Benzin!ilte,

Beim Sternfilter (Bild 2) wird das Filter- ral- und KunststoffPartikel sowie Glasfasern
papier gefaltet und sternförmig ins Gehäuse mit Durchmessern von mehr als 200 jlm
eingebracht. Kunststoff-, Harz- oder Metall- müssen zuverlässig aus dem Kraftstoff ge-
endscheiben sowie ggf. ein innerer Stütz- filtert werden.
mantel sorgen für Stabilität. Der verunrei- Die Filterwirkung hängt von der Durch-
nigte Kraftstoff durchfließt den Filter von strömungsrichtung ab. Beim Wechsel von
außen nach innen, die Schmutzpartikel wer- Inline-Filtern muss deshalb die auf dem
den dabei vom Filtermedium abgeschieden. Gehäuse mit einem Pfeil angegebene Durch-
flussrichtung eingehalten werden.
Filtrationseffekte
Das Abscheiden fester Schmutzpartikel er- Das Wechselintervall herkömmlicher Inline-
folgt sowohl durch den Siebeffekt als auch Filter liegt je nach Filtervolumen und Kraft-
durch AufPrall-, Diffusions- und Sperr- stoffverschmutzung normalerweise zwischen
effekte. Der Siebeffekt beruht darauf, dass 30000 km und 90000 km. Intank-Filter
größere Partikel aufgrund ihrer Abmessun- erreichen i. d. R. Wechselintervalle von min-
gen die Poren des Filters nicht passieren destens 160000 km. Für Systeme mit Ben-
können. zin-Direkteinspritzung gibt es Filter (Intank
Kleinere Partikel hingegen bleiben, wenn und Inline) mit einer Standzeit von über
sie auf Fasern des Filtermediums stoßen, an 250000 km.
ihnen haften. Dabei unterscheidet man drei
Mechanismen: Beim Sperreffekt werden die
Partikel mit der Kraftstoffströmung um
die Faser gespült, berühren diese jedoch am
Rand und werden durch intermolekulare
Kräfte dort gehalten. Schwerere Partikel fol-
gen aufgrund ihrer Massenträgheit nicht
dem Kraftstoffstrom um die Filterfaser, son-
dern stoßen frontal auf sie (AufPralleffekt).
Beim Diffusionseffekt berühren sehr kleine
Partikel aufgrund ihrer Eigenbewegung
(Brown'sche Molekularbewegung) zufällig
eine Filterfaser, an der sie haften bleiben.
Die Abscheidegüte der einzelnen Effekte Benzinfille, mil Stemeinsatz
hängt von der Größe, dem Material und der
Durchflussgeschwindigkeit der Teilchen ab.
2
Anforderungen 3
Die erforderliche Filterfeinheit hängt vom 4
Einspritzsystem ab. Für Systeme mit Saug- 5
rohreinspritzung hat der Filtereinsatz eine 6

Bild 2 mittlere Porenweite von ca. 10 jlm. Für die


I K,aUsloftauslnll Benzin-Direkteinspritzung ist eine feinere
2 F,lle,deckel Filtrierung erforderlich. Die mittlere Poren-
3 Dicht,mg
7
weite liegt im Bereich von 5 jlm. Partikel
4 Innenverschweißte
mit einer Größe von mehr als 5 jlm müssen
Kante
5 SMzscheibe
zu 85 % abgeschieden werden. Darüber
6 F.ltermedlum hinaus muss ein Filter für Benzin-Direkt-
8
7 F,ltergehäuse einspritzung im Neuzustand folgende Rest-
8 K,aflslofteintrrll schmutzforderung erfüllen: Metall-, Mine-
Kraftsloffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 93

Hochdruckpumpen tür BDE Angetrieben von der Motornockenwelle


dreht sich die Antriebswelle (13) mit dem
Aufgabe Exzenter (1). Dieser setzt die Rotationsbe-
Die Hochdruckpumpe (HDP) hat die Auf- wegung über den Hubring (10) und den
gabe, den von der Elektrokraftstoffpumpe Gleitschuh (2) in eine Hubbewegung der
(EKP) mit einem Vordruck von 0,3 ... 0,5 MPa Pumpenkolben (4) um. Zur Kühlung und
(3 ... 5 bar) gelieferten Kraftstoff in aus- Schmierung läuft der Antrieb in Benzin.
reichender Menge auf das für die Hoch- Der von der Elektrokraftstoffpumpe
druckeinspritzung erforderliche Niveau von geförderte Kraftstoff gelangt über den
5 ... 12 MPa (BDE 1. Generation) bzw. 5... 20 Kraftstoffzulauf (9) in die HDP1. Die
MPa (BDE 2. Generation) zu verdichten. Pumpenkolben enthalten Quer- und Längs-
In den verschiedenen BDE-Systemen bohrungen, über die der Kraftstoff in den
kommen unterschiedliche Hochdruckpum- Verdrängerraum der drei Förderelemente
pen zum Einsatz. gelangt. Bei der Bewegung des Pumpen-
kolbens vom oberen zum unteren Totpunkt
Ausführungen wird der Kraftstoff über das Einlassventil (7)
HDPl ( BDE 1. Genera tion, dauerfördernd ) angesaugt. Im Förderhub wird der ange-
Aufbau und Arbeitsweise saugte Kraftstoff bei der Bewegung des
Die HDP1 ist als Radialkolbenpumpe mit Pumpenkolbens vom unteren zum oberen
drei um jeweils 1200 in Umfangsrichtung Totpunkt verdichtet und über das Auslass-
zueinander versetzten Förderelementen aus- ventil in den Hochdruckbereich gefördert.
geführt. Bild 1 zeigt die HDP1 in Längs- und
Querschnitt.

Dreizylinderpumpe HDPl

Bild 1
a Längsschnitt
b Q uerschnitl

1 Euenler
2 GleItschuh
3 Pumpenzylinder
4 Pumpenkolben
(Kolben hohl, Krall-
stoffzulau!)
13 5 Verschlusskugel
6 Auslassvenlll
7 Einlassventil
6 Hochdruck-
anschluss zum Ra.l
12 9 Kraftsloffzulauf
11 (NIederdruck)
10 Hubring
11 axial wlrkonde
DIchtung (Gleitring-
dlchlung)
12 statische Dichtung
13 Antriebsw elle
94 Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE

Die HDP1 ist eine dauerfördernde Kraft- HD P2 (ßDE I. Gcncration, bedarfge teuert)
stoffpumpe, ihre Fördermenge ist propor- Aufbau und Arbeitsweise
tional zur Drehzahl. Die drei Elemente Die HDP2 (Bild 3) ist eine in Öl laufende
fördern um 1200 versetzt, sodass eine über- nockengetriebene Einzylinderpumpe mit
schneidende und damit kontinuierliche integriertem Mengensteuerventil (10) und
Förderung stattfindet. Das hat nur geringe niederdruckseitigern Druckdämpfer (11).
Druckpulsationen zur Folge. Daraus ergeben Das Mengensteuerventil ermöglicht einen
sich - im Vergleich zu bedarfgesteuerten hochdruckseitigen Steuereingriff. Die HDP2
Systemen mit Einzylinderpumpen - redu- wird über die Einlass- oder Auslassnocken-
zierte Anforderungen an die Verbindungs- welle des Motors angetrieben, sodass sie
und Leitungstechnik. Zudem kann auf einen idealerweise als Steckpumpe direkt am
Niederdruckdämpfer verzichtet werden. Zylinderkopf befestigt wird.
Das System kann so auch relativ einfach in Die Rotationsbewegung der Nockenwelle
bereits bestehende Motorplattformen aus wird - abhängig vom Kraftstoftbedarf des
der SRE-Entwicklung integriert werden. Motors - über zwei oder drei Nocken auf
Um sicherzustellen, dass bei maximalem den Pumpenkolben übertragen (Bild 2). Die
Kraftstoftbedarf des Motors der System- Verbindung zwischen Nockenwelle und
druck noch ausreichend schnell variiert wer- Förderelement übernimmt für alle Nocken-
den kann, wird die maximale Fördermenge varianten ein Tassenstößel.
der HDP auf den Maximalbedarf ausgelegt. Der von der Elektrokraftstoffpumpe ge-
Faktoren, die das Förderverhalten beeinflus- förderte Kraftstoff wird über das Einlass-
sen (z. B. Heißbenzin, Alterung der Pumpe, ventil (Bild 3, Pos. 5) in den Förderraum ge-
Dynamik), werden berücksichtigt. Bei Be- saugt. Im Saughub ist das Mengensteuer-
trieb mit konstantem Raildruck bzw. bei ventil nicht angesteuert (unbestromt) und
Teillast wird der zu viel geförderte Kraftstoff der Kraftstoff wird über das Einlassventil
über das Drucksteuerventil auf Vordruck- (federbelastetes Rückschlagventil) ange-
niveau entspannt und auf die Saugseite der saugt. Im Förderhub ist das Mengensteuer-
HDP zurückgeführt. Die Regelung und Ein- ventil ab dem unteren Totpunkt geschlossen,
stellung des Druckniveaus im Hochdruck- der Kraftstoff wird verdichtet und in den
kreis erfolgt über eine vom Motorsteuergerät Hochdruckkreis gefördert. Bei Erreichen der
vorgegebene Ansteuerung des Drucksteuer- im jeweiligen Lastzustand benötigten Kraft-
ventils. stoffmenge wird die Ansteuerung des
Bei Ausfall eines oder mehrerer Elemente
ist ein Notlauf mit den intakten Elementen Antrieb der Einzylinderpumpe
bzw. über die EKP mit Vordruck möglich.

Technische Merkmale
• Dauerfördernde Dreizylinderpumpe,
• Druckbereich bis 12 MPa (120 bar),
• Förderrate 0,4 ... 0,5 cm3/UNW
(Nockenwellenumdrehung),
• Drehzahl bis 7000 min- 1 (Motordrehzahl),
• Gewicht ca. 1000 g
• Abmessungen: 0 '" 125mm, I", 65mm,
• Antrieb über Nockenwelle,
• Antrieb in Benzin laufend,
• Eignung für Motoren bis
VH =2,21, Pmax =125 kW.
Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 95

Mengensteuerventils abgeschaltet. Der nicht Druckdämpfer DD


benötigte Kraftstoff wird mit Vordruck in Der Druckdämpfer DD (Bild 3, Pos. 11) ist
den Niederdruckkreis zurückgefördert. in der HDP2 integriert. Er hat die Aufgabe,
Der Liefergrad ergibt sich aus dem Ver- die auftretenden Druckpulsationen im Nie-
hältnis von tatsächlich gelieferter Kraftstoff- derdruckkreis auf ±1bar zu begrenzen. Das
menge zu theoretisch möglicher Menge. wird erreicht, indem der Druckdämpfer die
Diese ist vom Kolbendurchmesser und vom ab gesteuerte Kraftstoffmenge aufnimmt
Hub abhängig. Der Liefergrad ist über der und im darauf folgenden Saughub wieder
Drehzahl nicht konstant (Bild 4). Er hängt abgibt. Weiterhin unterstützt er den Füll-
von folgenden Faktoren ab: vorgang des Pumpenraums während des
• Im unteren Drehzahlbereich: Kolben- und
andere Leckagen. Kennwerte der HDP2
• Im oberen Drehzahlbereich: Trägheit und
Öffnungsdruck des Einlassventils. % 1 I/h '"
• Im gesamten Drehzahlbereich: Totvolu- "0 80 120 ~

men des Förderraums und Temperaturab-


~
~ 'E"
~ 40 60 :t;
hängigkeit der Kraftstoffkompressibilität. .~ 'E
--' '0
o L -_ _ _ _ _ _ _ _ _ __ _ _ _ _ _- - - - ' 0 u.
Bild 4
Die HDP2 ist als Ausführung HDP2.1 aus Liefergrad

i Nm2.01~3
1
Aluminium gefertigt. Als Weiterentwicklung
= ~§~~ 5 4 --
2 Fördermenge
bezüglich Medienbeständigkeit (z. B. etha- o - 6 _:;::..:::::
~ 1.0 _ 7·- - - -_ _- O(ehmoment bei
nolhaltige Kraftstoffe) ist die HDP2.5 als
~ 3 400 Mpa
Edelstahlvariante ausgeführt. o o~ __________________--' 4 600 MPa
o 1000 2000 3000 min-1 5 800 MPa
Antriebsdrehzahl 6 1000 MPa
7 1200 MPa

Einzylinderpumpe HDP2

11

Bild 3

~ 1 Kraflsioffzulauf
(Niederdruck)
2 Hochdruck-
anseh luss zum Rail
3 Lockagerücklaul
4 Auslassventil
10
5 Einlassventil
6 Kolbenfeder
9 7 Pumpenkolben
8 Kolbendichlung
9 Pumpefllylinder
8
10 Mengensteuervenlil
11 Druckdämpfer
7

••
>-
'".;,c;; Hochdruckbereioh
6 :;; Niederdruckbereich
::;;
:::> druckloser Bereich
llP (Rücklauf)
96 Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE

Ansaugvorgangs. Damit ist sichergestellt, Mengensteuerventil MSVI


dass beim Ansaugen kein zusätzlicher Unter- Mit dem Mengensteuerventil, Ausführung
druck durch die Trägheit des Kraftstoffs MSVl, wird die Bedarfssteuerung der
entsteht. Hochdruckpumpe HDP2 realisiert. Nur
Im Druckdämpfer trennt eine Elastomer- die erforderliche Kraftstoffmenge wird mit
membrane den kraftstoffgefüllten Vor- Hochdruck ins Rail gefördert. Das MSV
druckraum gegen einen Federraum ab. Der wird deshalb auch als Zumesseinheit
Druckbereich des Druckdämpfers wird nach bezeichnet.
Vorgabe des Fahrzeugherstellers (in Abhän- Das MSV (Bild 7) ist ein elektrisch ge-
gigkeit von der maximal auftretenden schaltetes, stromlos offenes Magnetventil.
Pumpen- bzw. Kraftstofftemperatur) über Bei Bestromung der Magnetspule (3) wird
die eingesetzte Feder eingestellt (Bild 5). die Ventilnadel (4) in den Sitz gezogen, so-
Mit zunehmender Kraftstofftemperatur ist dass im Förderhub der erforderliche Förder-
ein höherer Druck erforderlich, um eine druck aufgebaut werden kann. Mit der An-
Dampfblasenbildung zu verhindern (Bild 6). steuerdauer des MSV wird lastabhängig die
Förderdauer der Pumpe bestimmt. Sie ist
Kennlinie des Druckdämpfers (DD) zusätzlich vom Raildruck abhängig, der über
einen Drucksensor erfasst und auf einen
mm , - - - - - - - - - - - - - ,
vorgegebenen Wert geregelt wird.
Während des Saughubs strömt Kraftstoff
aus dem Niederduckbereich über das Ein-
2 lassventil in den Förderraum. Nachdem der
Pumpenkolben den unteren Totpunkt er-
D
:> reicht hat, beginnt der Förderhub. Der
I
Kraftstoff wird komprimiert und über das
1 Auslassventil in den Hochdruckbereich ge-
fördert, sobald der Kraftstoffdruck in der
Pumpe größer als der im Rail herrschende
0
."
; Druck ist. Der Offnungsdruck des Auslass-
0
0 200 ~ ventils ist im Vergleich zum Raildruck
Kraftstoffdruck
J vernachlässigbar.

Oampfdruckkurve für Winlerkraftsloff (Ben.;:in Super) Mengensleuerventil MSVl

hPar-----------~

..;.;...- - - -1

"""
u
4000
2 Flüssigkeits·
:Ec. bereich
..
2
E
°2000 3

Bild 7 Dampfbereich 4
1 Eleklrlscher Anschluss 0 ".
2 Magnetanker 0
3 Magnelspule 20 40 60 80 100 oe 5 "-
." ~
4 Venlilnadel Kraftstofftemperatur
5 Venlilkörper
Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 97

Nach Ablauf der vorgegebenen Förderdauer • Je nach Kraftstoftbedarf können mehrere


wird das MSV abgeschaltet, das Ventil öffnet Hochdruckpumpen eingesetzt werden
und der im Förderraum eingeschlossene (z. B. für 8-Zylinder-Motoren).
komprimierte Kraftstoff wird in den Nieder-
druckbereich gefördert (Bild 8). HOPS (ßO 2. Ge neration)
Aufbau und Arbeitsweise
Technische Merkmale der HDP2 Die HDP5 (Bild 10) ist eine in Öl laufende
• Bedarfgesteuerte Einzylinderpumpe. nockengetriebene Einzylinderpumpe mit
• Druckbereich bis 12 MPa (120 bar). integriertem Mengensteuerventil (Zumess-
• Förderrate: einheit), hochdruckseitiger Druckbegren-
0,5 cm3 j UNW für Zweifachnocken, zung und integriertem Druckdämpfer
0,75 cm 3 jUNW für Dreifachnocken. (niederdruckseitig). Wie die HDP2 ist sie als
• Drehzahl bis 7000 min- 1 (Motordrehzahl). Steckpumpe am Zylinderkopf befestigt.
• Gewicht: 1000 g (Aluminiumausführung Die Schnittstelle zwischen Nockenwelle
HDP2.1) bzw. 2500 g (Edelstahlaus- und Förderelement bildet beim Zweifach-
führung HDP2.5). Nocken ein Tassenstößel, beim Drei- und
• Maße h=85 mm, b= 110 mm, s=80 mm. Vierfach-Nocken ein Rollenstößel (Bild 9).
• Integrierter Druckdämpfer. Damit ist die übertragung der Hubkurve
• Integriertes Mengensteuerventil mit des Nockens auf den Förderkolben sicher-
Bedarfsteuerung durch Variation des gestellt. Dabei sind die Anforderungen be-
Förderendes. züglich der Kriterien wie Schmierung, hertz-
• Antrieb über Einlass- oder Auslass- sche Pressung und Massenträgheit noch
nockenwelle, Kraftübertragung über höher als bei der HDP2. Bei der Hubbewe-
Tassenstößel. gung des Nockens fährt der Rollenstößel mit
• Antrieb in Öl laufend. seiner Rolle die Kontur des Nockens ab.
• Anbau an Zylinderkopf oder Adapter- Daraus ergibt sich eine Hubbewegung des
gehäuse. Förderkolbens. Im Förderhub nimmt der

AnSleuerkonzepl M$V1

Nieder- Öffnungszeit· Nieder-


druck variation MSV druck
98 Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BOE

Rollenstößel die anstehenden Kräfte wie eine Förderung. Damit wird zum einen eine
Druck-, Massen-, Feder- und Kontaktkraft Reduzierung der Anregung des Hochdruck-
auf. Er ist dabei drehfixiert. kreises erreicht, zum anderen kann das Rail-
Mit dem Vierfach-Nocken ist eine zeit- volumen reduziert werden.
liche Synchronisierung von Förderung und
Einspritzung beim 4-Zylinder-Motor mög- Druckdämpfer MMD
lich, d. h., bei jeder Einspritzung gibt es auch Mit dem variablen Druckdämpfer
(0,05 ... 0,6 MPa) der HDP5 werden die
Antrieb der HOP5 durch die Hochdruckpumpe im Nieder-
druckkreis angeregten Druckpulsationen ge-
dämpft und eine auch bei hohen Drehzahlen
gute Füllung garantiert. Der Druckdämpfer
nimmt über die Verformung seiner gas-
gefüllten Membranen die im jeweiligen Be-
triebspunkt abgesteuerte Kraftstoffmenge
auf und gibt sie im Saughub zur Füllung des
Förderraums wieder frei. Dabei ist ein
Betrieb mit variablen Vordruck - d. h. der
Einsatz von bedarfgeregelten Niederdruck-
systemen - möglich.

Mengensteuerventil MSV5
Mit dem Mengensteuerventil MSV5 wird
die Bedarfsteuerung der Hochdruckpumpe

Einzyfinderpumpe HOPS

1 ---"

2 ---

Bild 10 3
1 Variabler Druck-
dämpfer MMO
8
2 Oruckbcgrcnzungs- 4
ventil
3 Hochdruck-
anschluss
5
4 Befestigungsflansch 6
5 Förderkolben 9
6 O-Ring ~

7 Kolbenleder
7
'"'"'"0
8 Mengensteuerventil
MSV5
'"::>:::>
1D
9 KOlbendichtung
Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 99

HDP5 realisiert. Der von der Elektrokraft- • Drehzahl bis 8600 min- 1 (Motordrehzahl).
stoffpumpe gelieferte Kraftstoff wird über • Gewicht: ca. 780 g.
das Einlassventil des offenen Mengensteuer- • Abmessungen:
ventils in den Förderraum gesaugt. Im Maße h=50 mm, b=90 mm, s=50 mm.
anschließenden Förderhub bleibt das MSV • Integriertes Druckbegrenzungsventil.
nach dem unteren Totpunkt weiterhin offen, • Passive Druckabbaufunktion (optional),
sodass der im jeweiligen Lastpunkt nicht d.h.langsamer Druckabbau im Hoch-
benötigte Kraftstoff unter Vordruck in den druckbereich über Bypass im Auslass-
Niederdruckkreis zurückgefördert wird. ventil zum Niederdruckbereich.
Nach Ansteuern des MSV schließt das Ein- • Integrierter Druckdämpfer für variablen
lassventil, der Kraftstoff wird vom Pumpen- Vordruck.
kolben verdichtet und in den Hochdruck- • Integriertes Mengensteuerventil,
kreis gefördert (Bild 11). Das Motormanage- stromlos offen, mit Bedarfsteuerung
ment berechnet den Zeitpunkt, ab dem das durch Variation des Förderbeginns.
MSV angesteuert wird in Abhängigkeit von • Antrieb über Einlass- oder Auslass-
Fördermenge und Raildruck. Im Gegensatz nockenwelle, Kraftübertragung über
zum MSV der HDP2 wird zur Bedarfsteue- Tassen- oder Rollenstößel.
rung der Förderbeginn variiert. • ZEVAP (Zero Evaporation) fähig, d.h., es
dampft kein Kraftstoff aus dem Ventil aus.
Technische Merkmale der HDP5 • Antrieb in Öl laufend.
• Bedarfgesteuerte Einzylinderpumpe. • Anbau an Zylinderkopf oder Adapter-
• Druckbereich bis 20 MPa (200 bar). gehäuse.
• Förderrate: • Gute Medienverträglichkeit durch
0,5 cm 3/UNW für Zweifachnocken, Edelstahlgehäuse.
0,75 cm 3/ UNW und 0,9 cm 3/ UNW • Je nach Kraftstoffbedarf können mehrere
(2 Varianten) für Dreifachnocken, Hochdruckpumpen eingesetzt werden
1,0 cm3/ UNW für Vierfachnocken. (z. B. für 8-Zylinder-Motoren).

Ansteuerl<onzept MSV5

MSV ~i '0
;:ll
g

unbestromt l;
~ i ä ~
~tl:t2:4::
t , , t
100 Kraftstoffversorgung Kraftstoffverteilerrohr

Kraftstoffverte ilerroh r punkt erforderliche Kraftstoffmenge zu


speichern und zu verteilen. Die Speicherung
Saugrohreinspritzung erfolgt über das Volumen und die Kom-
Das Kraftstoffverteilerrohr hat die Aufgabe, pressibilität des Kraftstoffs. Damit ist das
den für die Einspritzung benötigten Kraft- Volumen applikationsabhängig und muss
stoff zu speichern und die Gleichverteilung für den jeweiligen Motorbedarf und Druck-
auf alle Einspritzventile sicherzustellen. Die bereich angepasst werden.
Einspritzventile sind direkt am Kraftstoff- Das Volumen sorgt außerdem für eine
verteilerrohr montiert. Neben den Einspritz- Dämpfung im Hochdruckbereich, d. h.,
ventilen kann auch der Kraftstoffdruckregler Druckschwankungen im Rail werden aus-
und eventuell ein Kraftstoffdruckdämpfer geglichen.
am Kraftstoffverteilerrohr befestigt werden. Am Rail sind die Anbaukomponenten für
Die gezielte Abstimmung der Abmessun- das BDE-System montiert: die Hochdruck-
gen des Kraftstoffverteilerrohrs verhindert einspritzventile (HDEV), der Drucksensor
örtliche Druckänderungen durch Resonan- zur Regelung des Hochdruckes und - für das
zen beim Öffnen und Schließen der Ein- BDE-System der 1. Generation - das Druck-
spritzventile. Last- und drehzahlabhängige steuer- bzw. Druckbegrenzungsventil.
Unregelmäßigkeiten der Einspritzmengen Das Rail für BDE-Systeme der 1. Gene-
werden dadurch vermieden. ration ist für den Druckbereich von
Abhängig von den Anforderungen der 0,4 ... 12 MPa (plus 0,5 MPa Öffnungsdruck
verschiedenen Fahrzeugtypen besteht das des Druckbegrenzungsventils) ausgelegt. Für
Kraftstoffverteilerrohr aus Edelstahl oder die 2. Generation reicht der Druckbereich
Kunststoff. Zu Prüfzwecken und zum bis 25 MPa (plus 1,2 MPa Öffnungsdruck
Druckabbau im Service kann ein Diagnose- des Druckbegrenzungsventils). Der Berst-
ventil integriert sein. druck liegt höher.
Das Kraftstoffverteilerrohr KSZ-HD ist
Benzin-Direkteinspritzung für BDE-Systeme mit HDP1 und HDP2 aus
Das Kraftstoffverteilerrohr KSZ-HD Aluminium-Kokillenguss gefertigt. In Verbin-
(Bild 12), auch als Rail bezeichnet, hat die dung mit der HDP5 besteht das Kraftstoff-
Aufgabe, die für den jeweiligen Betriebs- verteilerrohr aus hartgelötetem Edelstahl.

Kraftsloffverteilerrohr (Beispiel lUr BDE·System 1. Generation)

7
Bild 12
1 Rail
2 ZWlschenstulZen fUT
HDEV 8
3 Slützsche,be
4 O·Ring
5 Drucksensor
6 Drucksleuervenlil
7 Anschlussrohr
8 Anschraubslutzen
9 O·Ring
Kraftstoffversorgung Drucksteuerventil, Druckbegrenzungsvenil 101

Drucksteuerventil Aufbau und Arbeitsweise


Das Drucksteuerventil (Bild 13) ist ein
Aufgabe stromlos geschlossenes Proportionalventil,
Das Drucksteuerventil (DSV) wird für BDE- das über ein pulsweitenmoduliertes Signal
Systeme der 1. Generation mit der Hoch- angesteuert wird. Im Betrieb wird über
druckpumpe HDPl benötigt. Es ist am Rail eine Bestromung der Magnetspule (3) eine
zwischen Hochdruck- und Niederdruck- Magnetkraft eingestellt, die die Feder ent-
bereich angebaut. Aufgabe des DSV ist, den lastet und die Ventilkugel (8) vom Ventilsitz
gewünschten Druck im Rail einzustellen. (9) abheben lässt und damit den Durch-
Dies geschieht durch Veränderung des flussquerschnitt verändert. Abhängig vom
Durchflussquerschnitts im Ventil. Tastverhältnis stellt das DSV den gewünsch-
ten Raildruck ein (Bild 14). Der von der
Drucksteuerventil (DSV) HDP1 überschüssig geförderte Kraftstoff
wird in den Niederdruckkreis abgesteuert.
Zum Schutz der Komponenten vor un-
zulässig hohem Raildruck, z. B. bei Ausfall
der Ansteuerung, ist über die Ventilfeder
eine Druckbegrenzungsfunktion integriert.

Druckbegrenzungsventil Bild 13
1 Elektrischer
Aufgabe Anschluss
Das Druckbegrenzungsventil (DBV) kommt 2 Ven tilfeder
für BDE-Systeme der 1. Generation mit der 3 Magnetspule
4 Magnetanker
bedarfgesteuerten Hochdruckpumpe HDP2
5 Venlllnadel
zum Einsatz. Es verhindert, dass der Kraft-
6 Dichtringe
stoffdruck bei nicht funktionsfähigem Men- (O -Ringe)
gensteuerventil (HDP2 fördert dauernd) 7 Ablaufbohrung
unzulässig hohe Werte erreicht. Das DBV 8 Ventilkugel
begrenzt den Kraftstoffdruck im Hoch- 9 Ventilsitz
drucksystem auf einen Wert unterhalb des 10 Zulaul mit Zulaulsleb

Berstdrucks. Zum anderen gewährleistet das


Anslauerung des DSV DBV durch seine über den Volumenstrom
flach verlaufende Druck-Kennlinie auch im
Normalbetrieb in Betriebspunkten ohne
Mengenregeleingriff (Schub und Abstellen)
12 die Funktion der Hochdruckeinspritzventile.
In diesen Betriebspunkten wird nämlich
-"
u kein Kraftstoff eingespritzt, sodass die ge-
:> Typischer
-0 Funktions·
speicherte Menge von der Motorwärme auf-
E geheizt wird. Pro Grad Temperaturzunahme
3<h 6 bereich

on'" ergibt sich eine Drucksteigerung von ca.


4 1 MPa. Bei zu hohem Druck kann das Ein-
spritzventil nicht mehr gegen den hohen
2
Kraftstoffdruck öffnen. Das heißt, ein
0 Wiedereinsetzen nach Schubabschalten oder
0 10 20 30 40 % ein kurzfristiger Neustart des Motors nach
Tastverhältnis
Heißabstellen wäre ohne Druckbegrenzung
nicht möglich.
102 Kraftsloffversorgung Kraftstoffdruckregler

Aufbau und Arbeitsweise Kraftstoffdruckregler


Das DBV ist bei BDE-Systemen mit einer
HDP2 (BDE 1. Generation) am Rail ange- Aufgabe
baut und trennt den Hochdruckbereich vom Der Kraftstoffdruckregler DR2 findet bei
Niederdruckbereich. Bei niedrigem Kraft- Systemen mit SaugrohreinspritzungAnwen-
stoffdruck drückt die Ventilfeder (Bild 15, dung. Die vom Einspritzventil eingespritzte
Pos. 1) die Ventilkugel (4) in den Ventilsitz Kraftstoffmenge ist abhängig von der Ein-
und dichtet den Hochdruckbereich vom spritzzeit und von der Druckdifferenz
Niederdruckbereich ab. Im Falle eines zwischen Kraftstoffdruck im Kraftstoffver-
Druckanstiegs aufWerte oberhalb des Öff- teilerrohr und Gegendruck im Saugrohr. Bei
nungsdrucks hebt die Kugel vom Ventilsitz Systemen mit Rücklauf wird der Druckein-
ab, der verdichtete Kraftstoff fließt in den fluss kompensiert, indem ein Druckregler
Niederdruckbereich ab. Der Druck wird die Differenz zwischen Kraftstoffdruck und
über das DBV entlastet. Saugrohrdruck konstant hält. Dieser
Das DBV ist nicht für einen Dauerbetrieb Druckregler lässt gerade so viel Kraftstoff
bei vollem Förderstrom ausgelegt und muss zum Kraftstoffbehälter zurückfließen, dass
im Fehlerfall zusammen mit der HDP aus- das Druckgefälle an den Einspritzventilen
getauscht werden. konstant bleibt. Zur vollständigen Durch-
Bei BDE-Systemen der 2. Generation ist spülung des Kraftstoffverteilerstücks ist der
das Druckbegrenzungsventil in der HDP5 Kraftstoffdruckregler normalerweise an
integriert. dessen Ende montiert.
Bei rücklauffreien Systemen sitzt der
Druckregler in der Tankeinbaueinheit im
Kraftstoffbehälter. Der Kraftstoffdruck im
Kraftstoffverteilerrohr wird auf einen kons-
tanten Wert gegenüber dem Umgebungs-
druck geregelt. Die Druckdifferenz zum
Saugrohrdruck ist daher nicht konstant und
wird bei der Berechnung der Einspritzdauer
berücksichtigt.

Druckbegrenzungsventil KraHstoffdruckregler DR2


Bild 15
I Venlilfeder
2 D,chtnnge
(O·R,nge)
1
3 Kraftstollablauf
4 Ventilkugel
5 FIItersieb 2
6 Hochdruck-
anschluss 2 3
4
3
Bild 16
4 5
1 Saugrohranschluss
2 Feder
5
3 Vent,l1räger )- >-
2
4 Membran '"on
0 ~
;;::
5 Ventol ""
:.:
::< ::<
:>
6 Kraftstoffzulaul :::>
~ ~
7 Kraftstoffrücklauf
Kraftstoffversorgung Kraftstoffdruckdämpfer 103

Aufbau und Arbeitsweise bran den Kraftstoff- und den Luftraum. Die
Der Kraftstoffdruckregler ist als membran- Federkraft ist so dimensioniert, dass die
gesteuerter Überströmdruckregler ausgebil- Membran von ihrem Sitz abhebt, sobald der
det (Bild 16). Eine Gummigewebemembran Kraftstoffdruck seinen Arbeitsbereich er-
(4) teilt den Kraftstoffdruckregler in eine reicht. Der dadurch variable Kraftstoffraum
Kraftstoffkammer und in eine Federkam- kann beim Auftreten von Druckspitzen
mer. Die Feder (2) presst über den in die Kraftstoff aufnehmen und beim Absinken
Membran integrierten Ventilträger (3) eine des Drucks wieder Kraftstoff abgeben. Um
beweglich gelagerte Ventilplatte auf einen bei saugrohrbedingter Schwankung des
Ventilsitz. Wenn die durch den Kraftstoff- Kraftstoffabsolutdrucks stets im günstigsten
druck auf die Membran ausgeübte Kraft die Betriebsbereich zu arbeiten, kann die Feder-
Federkraft überschreitet, öffnet das Ventil kammer mit einem Saugrohranschluss
und lässt gerade so viel Kraftstoff zum versehen sein.
Kraftstoffbehälter fließen, dass sich an der Wie der Kraftstoffdruckregler kann auch
Membran ein Kräftegleichgewicht einstellt. der Kraftstoffdruckdämpfer am Kraftstoff-
Die Federkammer ist pneumatisch mit verteilerstück oder in der Kraftstoftleitung
dem Sammelsaugrohr hinter der Drossel- sitzen. Bei der Benzin-Direkteinspritzung
klappe verbunden. Der Saugrohrunterdruck ergibt sich als zusätzlicher Anbauort die
wirkt dadurch auch in der Federkammer. Hochdruckpumpe.
An der Membran steht damit das gleiche
Druckverhältnis an wie an den Einspritz-
ventilen. Das Druckgefälle an den Einspritz-
ventilen hängt deshalb allein von der Feder-
kraft und der Membrantläche ab und bleibt
folglich konstant.

Kraftstoffdruckdämpfer
Das Takten der Einspritzventile und das
periodische Ausschieben von Kraftstoff bei
Elektrokraftstoffpumpen nach dem Ver-
drängerprinzip führt zu Schwingungen des
Kraftstoffdrucks. Diese Schwingungen
können Druckresonanzen verursachen und
damit die Zumessgenauigkeit des Kraftstoffs
stören. Die Schwingungen können sich
unter Umständen auch über die Befesti-
gungselemente von Elektrokraftstoffpumpe,
Kraftstoftleitungen und Kraftstoffverteiler-
rohr auf den Kraftstoffbehälter und die
Karosserie des Fahrzeugs übertragen und
Geräusche verursachen.
Diese Probleme werden durch eine ge-
zielte Gestaltung der Befestigungselemente
und durch den Einsatz spezieller Kraftstoff-
druckdämpfer vermieden.
Der Kraftstoffdruckdämpfer ist ähnlich
aufgebaut wie der Kraftstoffdruckregler. Wie
bei diesem trennt eine federbelastete Mem-
104 Saugrohreinspritzung Übersicht

Saugrohreinspritzung

Bei Ottomotoren mit Saugrohreinspritzung stärker in den Vordergrund. Dementspre-


(SRE) beginnt die Bildung des Luft-Kraft- chend bedarf es einer stetigen Weiterent-
stoff-Gemischs außerhalb des Brennraums wicklung der Einspritzsysteme.
im Saugrohr. Diese Motoren sowie deren
Steuerungssysteme konnten im Lauf der Stand der Technik bei der Saugrohreinsprit-
Zeit immer weiter verbessert werden. Sie zung ist die elektronisch gesteuerte Einzel-
haben aufgrund der besseren Kraftstoff- einspritzanlage, bei der der Kraftstoff für
zumessung den Vergasermotor, der auch jeden Zylinder einzeln intermittierend (d. h.
mit äußerer Gemischbildung arbeitet, fast zeitweilig aussetzend) direkt vor die Einlass-
vollständig verdrängt. ventile eingespritzt wird. Die elektronische
Steuerung ist im Steuergerät des Motor-
Übersicht managementsystems integriert. Bei Bosch
wird dieses als Motronic bezeichnet.
An Kraftfahrzeuge werden hohe Ansprüche
an Laufkultur und Abgasverhalten gestellt. Keine Bedeutung mehr für Neuentwicklun-
Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an gen haben die mechanischen, kontinuierlich
die Bildung des Luft -Kraftstoff-Gemischs. einspritzenden Einzeleinspritzsysteme sowie
Neben der genauen Dosierung der einge- Systeme mit Zentraleinspritzung. Bei der
spritzten Kraftstoffmasse - abgestimmt auf Zentraleinspritzung wird der Kraftstoff
die vom Motor angesaugte Luftmasse - ist intermittierend, aber nur über ein einziges
auch die zeitgenaue Einspritzung sowie die Einspritzventil vor der Drosselklappe in das
Ausrichtung des Sprays (Spray-Targeting) Saugrohr eingespritzt.
von Bedeutung. Diese Anforderungen treten
- bedingt durch die fortwährende Ver-
schärfung der Abgasgesetzgebung - immer

S.ugrohrei nspr~ zung (Motorschnütl

Bi ld 1
1 Zylinder mit Kolben
2 Auslassventile
3 ZOndspute mIt
Zündkerze
4 Einlassventile
5 Einsprilzventil
6 Saugrohr
7 Einlasskanal
Saugrohreinspritzung Arbeitsweise 105

Arbeitsweise darf für alle Motorzustände abgedeckt ist.


Dies bedeutet einerseits, dass bei hohen
Erzeugen des Luft-Kraftstoff-Gemischs Drehzahlen und Lasten in der zur Verfügung
Bei Benzineinspritzsystemen mit Saugrohr- stehenden Zeit ausreichend Kraftstoff einge-
einspritzung wird der Kraftstoff in das Saug- bracht werden muss. Anderseits ist auch
rohr bzw. in den Einlasskanal eingebracht. sicherzustellen, dass für den Leerlaufbetrieb
Hierzu fördert die Elektrokraftstoffpumpe eine ausreichende Kleinsteinspritzmenge
den Kraftstoff zu den Einspritzventilen. Dort darstellbar ist, um den stöchiometrischen
steht der Kraftstoff mit dem Systemdruck an. Betrieb (I\. = 1) des Motors zu gewährleisten.
Bei Einzeleinspritzanlagen ist jedem Zylinder
ein Einspritzventil zugeordnet (Bild 1, Messen der Luftmasse
Pos. 5), das den Kraftstoff intermittierend in Damit das Luft-Kraftstoff-Gemisch genau
das Saugrohr (6) bzw. in den Einlasskanal eingestellt werden kann, kommt der Erfas-
(7) vor die Einlassventile (4) einspritzt. sung der an der Verbrennung beteiligten
Die Gemischbildung beginnt außerhalb Luftmasse eine große Bedeutung zu. Der
des Brennraums im Einlasskanal. Nach der Luftmassenmesser (1), der vor der Drossel-
Einspritzung strömt im darauf folgenden klappe sitzt, misst den Luftmassenstrom, der
Ansaugtakt das entstandende Luft-Kraft- durch das Saugrohr strömt und gibt ein
stoff-Gemisch durch die geöffneten Einlass- elektrisches Signal an das Motorsteuergerät
ventile in den Zylinder (1). Die Luftmasse weiter.
wird dabei über die Drosselklappe (Bild 2, Alternativ dazu gibt es auch Systeme, die
Pos. 2) dosiert. Je nach Motortyp werden ein mit einem Drucksensor den Saugrohrdruck
bis maximal drei Einlassventile pro Zylinder messen und daraus in Verbindung mit der
eingesetzt. Drosselklappenstellung und der Drehzahl
Die Kraftstoffzumessung der Einspritz- die angesaugte Luftmasse berechnen.
ventile ist so ausgelegt, dass der Kraftstoffbe-
Bild 2
1 Hei6film·Lult·
Komponenten der Saug,oh,einspritzung massenmesser
2 Drossclvorrichlung
3 Kraftstoff·
verteilerstück
4 Einspri tzventil
5 Einlassventil
6 Zündkerze
7 Nockenwellen·
Phasensensor
8 Lambda ·Sonde
vor Vo"'at
9 Vorkat (Dre,weg.·
katalysator)
10 Lambda·Sonde
nach Vorkat
11 Hau pt katalysator
(Dreiwege ·
katalysator)
12 Motortemperalur-
sensor
13 Zylinder mit Kolben
14 Drehzahlsensor
15 Kraftstoffbehälter
16 Elektrokraftstoff·
pumpe
106 Saugrohreinspritzung Arbeitsweise

Das Motronic-Steuergerät berechnet aus der • zentrale Zündkerzenlage,


angesaugten Luftmasse und dem aktuellen • Erhöhung der Verdichtung,
Betriebszustand des Motors die erforder- • Abgasrückführung.
liche Kraftstoffmasse.
Der Betriebsbereich des Motorkaltstarts
stellt eine zusätzliche Herausforderung für
Die Einspritzzeit, die notwendig ist, um die die Schadstoffminderung dar.
berechnete Kraftstoffmasse einzubringen,
ergibt sich in Abhängigkeit vom engsten
Querschnitt im Einspritzventil, dessen Öff- Mit der Betätigung des Zündschlüssels
nungs- und Schließverhalten, und dem dreht der Starter und treibt den Motor mit
Differenzdruck zwischen Saugrohr und Starterdrehzahl an. Die Signale von Dreh-
Kraftstoffdruck. zahl- und Phasensensor (Bild 2, Pos. 14 und
7) werden erfasst. Das Motronic-Steuergerät
Schadstoffminderung ermittelt daraus die Kolbenpositionen der
Die Weiterentwicklung in der Motortechnik einzelnen Zylinder. Entsprechend den im
führte in den vergangenen Jahren zu verbes- Steuergerät abgelegten Kennfelder werden
serten Verbrennungsprozessen und damit zu die Einspritzmengen berechnet und über die
geringeren Rohemissionen. Elektronische Einspritzventile abgesetzt. Darauf abge-
Motorsteuerungssysteme ermöglichen die stimmt wird die Zündung aktiviert. Mit der
exakte Einspritzung der benötigten Kraft- ersten Verbrennung erfolgt der Drehzahl-
stoffmenge entsprechend der angesaugten anstieg.
Luftmasse, die genaue Einstellung des Zünd- Der Kaltstart wird durch verschiedene
zeitpunkts sowie die betriebspunktabhän- Phasen charakterisiert (Bild 3):
gige Optimierung der Ansteuerung aller vor- • Startphase,
handenen Komponenten (z.B. Elektronische • Nachstartphase,
Drosselvorrichtung DV-E). Diese Punkte • Warmlauf,
führen neben der Leistungssteigerung der • Katheizen.
Motoren auch zur deutlichen Verbesserung
der Abgasqualität. Startphase
Der Bereich von der ersten Verbrennung bis
In Kombination mit dem Abgasnachbe- zum erstmaligen überschreiten der Katheiz-
handlungssystem ist es möglich, die gesetz- drehzahl wird als Startphase bezeichnet. Für
lichen Abgasgrenzwerte einzuhalten. Der den Motorstart ist eine erhöhte Kraftstoff-
Dreiwegekatalysator kann die bei der Ver- menge notwendig (ca. 3- bis 4-fache Voll-
brennung entstandenen Schadstoffe bei lastmenge bei ca. 20°C).
stöchiometrischem Luft -Kraftstoff-Gemisch
(A. = 1) weitgehend abbauen. Deshalb Nachstartphase
werden Motoren mit Saugrohreinspritzung In der anschließenden Nachstartphase
in den meisten Betriebspunkten mit dieser werden die Füllung und die Einspritzmenge
Gemischzusammensetzung betrieben. abhängig von der Motortemperatur und
der bereits seit Startende vergangenen Zeit
sukzessive reduziert.
Mittels motorischer Maßnahmen können
die Rohemissionen verringert werden. Warmlaufphase
Folgende Maßnahmen sind heute verbreitet: Die Warmlaufphase schließt sich der Nach-
• Optimierung der Brennraumgeometrie, startphase an. Aufgrund der noch niedrigen
• Mehrventiltechnik, Motortemperatur ist ein erhöhter Drehmo-
• variabler Ventiltrieb, mentbedarf erforderlich. Dies bedeutet, dass
Saugrohreinspritzung Arbeitsweise 107

weiterhin ein erhöhter Kraftstoffbedarf im Kaltsta rtproblcmatik


Vergleich zum Bedarf bei warmem Motor Kraftstoff, der sich im Start bei kaltem
vorhanden ist. Dieser Mehrbedarf ist im Motor an der kalten Zylinderwand nieder-
Gegensatz zur Nachstartphase nur von der schlägt, verdunstet nicht sofort und nimmt
Motortemperatur abhängig und bis zu deshalb nicht an der folgenden Verbrennung
einer bestimmten Temperaturschwelle teil. Er gelangt im Ausstoßtakt in das Abgas-
erforderlich. system und leistet somit keinen Beitrag zum
Drehmomentaufbau. Um einen stabilen
Katheizphase Motorhochlauf zu gewährleisten, ist deshalb
Mit der Katheizphase wird der Bereich des eine erhöhte Kraftstoffmenge in Start- und
Kaltstarts bezeichnet, in dem durch Zusatz- Nachstartphase erforderlich.
maßnahmen ein schnelleres Aufheizen des Die unverbrannten ausgestoßenen Kraft-
Katalysators erreicht wird. stoffbestandteile führen zu einem drasti-
Die Grenzen der verschiedenen Phasen schen Anstieg der HC-, aber auch der CO-
sind fließend. Abhängig vom jeweiligen Rohemissionen. Hinzu kommt, dass der
Motorsystem kann die Warmlaufphase auch Katalysator die Mindesttemperatur von etwa
über die Katheizphase hinausreichen. 300°C erreicht haben muss, bevor er die
Schadstoffe umsetzen kann. Damit der Kata-
Kaltslarl lysator schnell seine Betriebstemperatur er-
reicht, gibt es Maßnahmen, die ein schnelles
Aufheizen des Katalysators ermöglichen so-
a wie Zusatzsysteme zur thermischen Nach-
behandlung des Abgases, die in der Katheiz-
phase aktiviert werden.

Maßnahmen zur Aufheizung


des Katalysators
Ein schnelles Aufheizen des Katalysators im
Kaltstart kann durch folgende Maßnahmen
erreicht werden:
• Hohe Abgastemperaturen durch späte
Zündwinkel und großen Gasmassen-
5 10 15 s 20 strom,
Zeit • motornahe Katalysatoren,
• Erhöhung der Abgastemperatur durch
b
thermische Nachbehandlung.

Thermischc achbchandlung
Die unverbrannten Kohlenwasserstoffe wer-
den im Abgastrakt durch thermische Nach-
verbrennung reduziert, indem sie bei hohen Bild 3
Temperaturen nachverbrennen. Bei fetter Qualilaliver Verlauf
Motorabstimmung ist dazu eine Lufteinbla- a bis ca. 20 Sek.
b Aussehnill nach
sung (Sekundärlufteinblasung) erforderlich.
Molorslarl
Bei magerer Motorabstimmung erfolgt die
Nachverbrennung durch den im Abgas vor- 1 Drehzahl
handen Restsauerstoff. 2 Lambda
3 Rohabgas
(HC·Konzenlralion)
108 Saugrohreinspritzung Einspritzlagen

SekllndärlllftcinblaslIng
Einspritzlagen
Durch Sekundärlufteinblasung wird nach
dem Startvorgang in der Warmlaufphase Neben der korrekten Einspritzdauer ist die
(..1.Motor< 1) zusätzlich Luft in den Abgastrakt Lage der Einspritzung bezogen auf den
eingebracht. Es kommt zur exothermen Kurbelwellenwinkel ein weiterer Parameter
Reaktion mit den unverbrannten Kohlen- zur Optimierung der Verbrauchs- und
wasserstoffen, die die hohen HC-und CO- Abgaswerte.
Konzentrationen im Abgas reduzieren. Bei der Betrachtung der Einspritzlage für
Zusätzlich setzt dieser Oxidationsvorgang jeden einzelnen Zylinder wird zwischen vor-
Wärme frei, sodass das Abgas heißer wird gelagerter und saugsynchroner Einspritzung
und den von ihm durchströmten Katalysator differenziert. Es handelt sich um eine vor-
rasch aufheizt. gelagerte Einspritzung, wenn das Einspritz-
ende für den betreffenden Zylinder zeitlich
noch vor dem Öffnen des Einlassventils liegt
und ein Großteil des Kraftstoffsprays auf
den Kanalboden und die Einlassventile trifft.
Im Gegensatz hierzu erfolgt die saugsyn-
chrone Einspritzung bei geöffneten Einlass-
ventilen.
Wird hingegen die Einspritzlage aller
Zylinder zueinander betrachtet, so wird
zwischen folgenden Einspritzlagen unter-
schieden (Bild 4):
• Simultane Einspritzung,
• Gruppeneinspritzung,
• sequenzielle Einspritzung,
• zylinderindividuelle Einspritzung.

Einspritzarten bei der Saugrohrelnspritz-ung

-360· 360' 720· 1080 KW


Zündfolge
a Zyl. l
Zyl . 3
Zyl . 4
Zyl . 2

b Zyl . l
Zyl . 3
Zyl.4
Bild 4
Zyl.2
a Simultane
Einspritzung
• Einlassventil offen c Zyl. 1
b Gruppencinsprit-
• Einspritzung Zyl.3
,ung
c sequenzIelle Ein-
t Zündung Zyl.4
Zyl.2
spritzung (SEFI)
und
zylinderindividuelle
Einspritzung (GIFI)
Saugrohreinspritzung Gemischbildung 109

Die Variationsmöglichkeiten sind hierbei gleich. Damit ist das Einspritztiming für
von der verwendeten Einspritzlage abhän- jeden Zylinder gleich. Der Einspritzbeginn
gig. Heute kommt nahezu ausschließlich die ist frei programmierbar und kann an den
sequenzielle Einspritzung zum Einsatz. Nur Motorbetriebszustand angepasst werden.
im Kaltstart bei den ersten Verbrennungen
wird vereinzelt noch die simultane Ein- Zylinderindividuelle Einspritzung (elF!)
spritzung oder die Gruppeneinspritzung Die CIFI (Cylinder Individual Fuel Injec-
angewandt. tion) bietet die größten Freiheitsgrade.
Gegenüber der sequenziellen Einspritzung
Simultane Einspritzung bietet sie den Vorteil, dass hier für jeden
Bei der simultanen Einspritzung werden alle Zylinder die Einspritzzeit individuell be-
Einspritzventile zum gleichen Zeitpunkt einflusst werden kann. Damit können
betätigt. Die Zeit, die zum Verdunsten des Ungleichmäßigkeiten z. B. bei der Zylinder-
Kraftstoffs zur Verfügung steht, ist für die füllung ausgeglichen werden.
Zylinder unterschiedlich. Um trotzdem eine Der stöchiometrische Betrieb jedes Zylin-
gute Gemischbildung zu erreichen, wird die ders setzt hier eine zylinderspezifische
für die Verbrennung benötigte Kraftstoff- Lambda-Erfassung voraus. Dies bedingt eine
menge in zwei Hälften aufgeteilt und jeweils Optimierung der Krümmergeometrie, um
einmal pro Kurbelwellenumdrehung einge- die Abgasdurchmischung der einzelnen
spritzt. Zylinder möglichst zu vermeiden.
Bei dieser Einspritzlage ist nicht für alle Die CIFI wird nur bei Motoren ange-
Zylinder eine vorgelagerte Einspritzung wandt, bei denen große zylinderspezifische
möglich. Teilweise muss in das offene Ein- Unterscheide in der Ansauggeometrie vor-
lassventil eingespritzt werden, da der Ein- handen sind.
spritzbeginn fest vorgegeben ist.
eh bild
Gruppeneinspritzung
Bei der Gruppeneinspritzung werden die Die Gemischbildung beginnt mit der Kraft-
Einspritzventile zu zwei Gruppen zusam- stoffeinspritzung in das Saugrohr und er-
mengefasst. Die beiden Gruppen spritzen streckt sich über die Ansaugphase bis in die
die gesamte Einspritzmenge im Wechsel ein- Kompressionsphase des jeweiligen Zylinders.
mal pro Kurbelwellenumdrehung ein. Diese Sie unterliegt vielen Forderungen wie z. B.:
Anordnung ermöglicht bereits eine betriebs- • Die Bereitstellung eines zündfähigen
punktabhängige Wahl des Einspritztimings Gemischs an der Zündkerze zum Zünd-
und vermeidet in weiten Kennfeldbereichen zeitpunkt,
die unerwünschte Einspritzung in den offe- • gute Homogenisierung des Gemischs
nen Einlasskanal. Die Zeit, die für die Ver- im Zylinder,
dunstung des Kraftstoffs zur Verfügung • gutes dynamisches Verhalten im
steht, ist aber auch hier für die verschiede- instationären Betrieb,
nen Zylinder unterschiedlich. • geringe HC-Emissionen im Kaltstart.

Sequenzielle Einspritzung (SEF!) Die Gemischbildung bei SRE-Systemen ist


Bei der SEFI (Serial Individual Fuel Injec- komplex. Sie erstreckt sich von der Charak-
tion) wird der Kraftstoff für jeden Zylinder teristik des primären Kraftstoffsprays über
einzeln eingespritzt. Die Einspritzventile den Spraytransport im Saugrohr, den Spray-
werden nacheinander in der Zündfolge eintrag in den Brennraum bis zur Homo-
betätigt. Die Einspritzzeit und die Einspritz- genisierung des Gemischs zum Zündzeit-
lage bezogen auf den oberen Totpunkt des punkt. Eine optimale Abstimmung dieser
jeweiligen Zylinders ist für alle Zylinder Bereiche führt letztendlich zu einer guten
110 Saugrohreinspritzung Gemsichbildung

Gemischaufbereitung. Sie unterscheidet sich Primärtröpfchenspray


teilweise für den kalten und warmen Motor- Als Primärtröpfchenspray bezeichnet man
betrieb und wird maßgeblich beeinflusst das Kraftstoffspray direkt nach dem Austritt
von: aus dem Einspritzventil. Kleine Primärtröpf-
• Motortemperatur, chen begünstigen tendenziell die Kraftstoff-
• Primärtröpfchenspray, verdunstung. Allerdings ist hier zu berück-
• Einspritzlage, sichtigen, dass bei kaltem Motor infolge
• Spray-Targeting und niedriger Temperatur nur ein sehr geringer
• Luftströmung. Anteil des eingebrachten Kraftstoffs im
Saugrohr verdunstet. Der Großteil liegt als
Ziel ist es, zum Zündzeitpunkt des jeweili- WandfIlm vor und wird in der Ansaugphase
gen Zylinders ein homogenes Gemisch von von der Luftströmung mitgerissen. Die
Kraftstoffdampf und Luft im Brennraum eigentliche Gemischaufbereitung findet im
vorliegen zu haben. Zylinder statt.
Bei warmem Motor hingegen verdunstet
bereits im Saugrohr schon ein Großteil des
eingebrachten Kraftstoffsprays sowie ein Teil
des vorhandenen WandfIlms.

Strömung des Gemischs im Brennraum

a
1 2 1 2

Bild 5
a Saugsynchrone
Einspritzung
1. Kei ne Einspritzung 6- --
bel geschlossenem
E,nlassvenllil
(j) (j)
2. Einspritzung in das
geöffnete Einlass·
b
ventil
2 2
b Vorgelagerte
Einspritzung
1. Einspritzung vOr
das geschlossene
EinlassventIl
2. Ansaugen des vor-
gelagerten Lult·
Kraftstoff-Gemischs

1 Kraftstoffzulauf
2 Einspntzventll ,.
3 Einlassventil ;;"
4 einstromende Luft (j) C<

'":::>
:;
5 Auslass
6 Feuersteg
Saugrohreinspritzung Gemischbildung 111

Einspritzlage Vorgelagerte Einspritzung


Die Einspritzlage hat vor allem bei kaltem Durch eine vorgelagerte Einspritzung
Motor einen großen Einfluss auf die Ge- (Bild Sb) ist im Kaltstart eine deutliche
mischbildung und die HC-Rohemissionen. Reduzierung der Schadstoffemissionen er-
reichbar. Der Kraftstoffeintrag wird in
Saug ynchrone Einsp ri twng Richtung Brennraummitte verschoben und
Bei saugsynchroner Einspritzung wird die unerwünschte Wandfilmbildung an
ein Teil des Kraftstoffs durch die Luftströ- der auslassseitigen Zylinderwand wird ver-
mung an die gegenüberliegende Zylinder- mieden.
wand Richtung Auslassventile transportiert
(Bild Sa). Dieser Kraftstofffilm (Wandfilm) Spray-Targeting
verdunstet an den kalten Zylinderwänden Zusätzlich zur vorgelagerten Einspritzung
nicht, nimmt somit nicht an der Verbren- kann in Kombination mit optimalem Spray-
nung teil und gelangt deshalb unverbrannt Targeting (Sprayausrichtung, Bild 6) die
in den Auslasskanal. Dies führt zu erhöhten HC-Emissionen im Kaltstart weiter verrin-
Rohemissionen. gert werden. Bei Ausrichtung des Sprays in
Die saugsynchrone Einspritzung wird Richtung Kanalboden wird das angesaugte
heute im Kaltstart nur noch selten ange- Spray verstärkt in Richtung Brennraum-
wandt. Sie kommt im warmen Motorbetrieb mitte transportiert. Dadurch wird die Kraft-
zur Leistungssteigerung zum Einsatz. Da bei stoffbenetzung der auslassseitigen Zylinder-
saugsynchroner Einspritzung die Kraftstoff- wand weiter reduziert, was sich in niedrige-
verdunstung weitgehend im Brennraum ren HC-Emissionen in der Startphase zeigt.
stattfindet, kann die Frischluftfüllung gestei- Die Benetzung des Kanalbodens führt
gert werden. Der Grund hierfür ist, dass die andererseits zu einer verstärkten Wandfilm-
flüssigen Kraftstofftröpfchen im Saugrohr bildung im Saugrohr. Hierbei ist der Appli-
ein kleineres Volumen einnehmen als kationsaufwand für den Instationärbetrieb
Dampf. Außerdem wird durch die Kraft- (Lastwechsel) etwas aufwändiger. Bei Moto-
stoffverdampfung im Brennraum die Zylin- ren mit Saugrohreinspritzung ist es not-
derfüllung abgekühlt, was sich positiv auf wendig, bei Laständerungen die gespeicherte
die Klopfneigung des Motors auswirkt. Wandfilmrnasse im Saugrohr zu berück-

Spray-Targeting

a b

Bild 6
a Sprayausrichtung
zentral auf Einlass'
venlile
boptimat. Spray-
ausnchtung
1 Kraftsloffzulauf
2 Einspritzvenlil
3 Ei nfassventd
4 einströmende Luft
5 Auslass
6 Feuersteg
112 Saugrohreinspritzung Gemischbildung

sichtigen. Bei einer sprunghaften Last- Sekundäre Gemischaufbereitung


erhöhung wird mehr Wandfilm aufgebaut. Zusätzlich unterstützt die Luftströmung
Der Motor würde kurzzeitig ausmagern, falls auch die Kraftstoffaufbereitung (sekundäre
bei der Berechnung der notwendigen Ein- Gemischaufbereitung). Besteht zum Zeit-
spritzmenge die gespeicherte Wandfilm- punkt des öffnens der Einlassventile (EÖ)
menge und ihr verzögerter Eintrag in den ein Differenzdruck zwischen Saugrohr und
Brennraum nicht berücksichtigt würde. Brennraum, werden durch die entstehende
Hierfür sind im Motronic-Steuergerät Strömung die Kraftstoffaufbereitung und
Wandfilm -Kompensationsfunktionen inte- der Transport beeinflusst. Ist der Saugrohr-
griert, die bei der Applikation auf die jewei- druck bei Öffnen des Einlassventils wesent-
lige Motorgeometrie und das Spray-Targe- lich größer als der Brennraumdruck, so
ting bedatet werden müssen, um weitgehend werden das Luft-Kraftstoff-Gemisch und der
einen A = I-Betrieb auch im instationären Wandfilm im Ventilspalt beschleunigt in den
Betriebszustand zu gewährleisten. Brennraum gesaugt.
Ist der Saugrohrdruck bei EÖ kleiner als
Luftströmung im Brennraum, dann strömt warmes Abgas
Die Luftströmung wird maßgeblich durch aus der vorhergehenden Verbrennung
die Motordrehzahl, die geometrische Gestal- zurück in das Saugrohr. Hier wird zum
tung des Einlasskanals sowie durch die einen die Aufbereitung des Wandfilms und
Öffnungszeiten und die Erhebungskurve der der Kraftstofftröpfchen durch die Strömung
Einlassventile beeinflusst. Teilweise sind begünstigt, zum anderen unterstützt das
Ladungsbewegungsklappen (Tumble, Drall) warme Abgas zusätzlich die Verdunstung.
im Einsatz, um zusätzlich auf die Strö- Dieser Vorgang ist besonders im Kaltstart in
mungsrichtung betriebspunktabhängig Ein- der Warmlauf- und Katheizphase wichtig.
fluss zu nehmen. Ziel ist es, die notwendige
Luft in der zur Verfügung stehenden Zeit in
den Brennraum zu bekommen und eine
gute Homogenisierung des Luft-Kraftstoff-
Gemischs im Brennraum bis zum ZÜDdzeit-
punkt zu erzielen.

Eine starke Zylinderinnenströmung be-


günstigt eine gute Homogenisierung und er-
möglicht eine Erhöhung der AGR-Verträg-
lichkeit, wodurch eine Verbrauchs- und
NOx-Reduzierung erzielt werden kann. Eine
starke Zylinderinnenströmung verringert
jedoch bei Voillast die Füllung, was eine Ab-
senkung des maximalen Drehmoments und
der maximalen Leistung zur Folge hat.
Saugrohreinspritzung Zündung und Entflammung homogener Luft·Kraftstoff·Gemische 113

Zündung und Entflammung


homogener Luft- Kraftstoff-
Gemische
Zum Zündzeitpunkt ist das Luft-Kraftstoff-
Gemisch im Brennraum idealerweise voll-
ständig homogenisiert. Die Verbrennung des
Gemischs wird beim Ottomotor durch einen
elektrischen Zündfunken eingeleitet. Dabei
wird durch das Anlegen von Hochspannung
zwischen den Zündkerzenelektroden ein
sehr heißes Funkenplasma (ionisiertes Gas)
erzeugt (Bild 7). Das umgebende Luft-Kraft-
stoffdampf-Gemisch wird im Bereich des
Plasmas, dem Zündvolumen, sehr stark
erhitzt und es entsteht eine beschleunigte
Kettenreaktion. In deren Folge steigt die
Temperatur sehr schnell an und eine
Flammfront entsteht.

Ein sicherer Zündungs- und Entflammungs- Die Geschwindigkeit der sich ausbreitenden
prozess ist unter anderem abhängig von Flammfront steigt mit zunehmender Turbu-
• der eingebrachten Zündenergie, lenz der Brennraumströmung. Bei steigen-
• der Funkendauer, der Motordrehzahl wächst auch der Grad
• den lokalen Strömungsbedingungen der Strömungsturbulenz und damit die
im Brennraum nahe der Zündkerzen- Brenngeschwindigkeit. Dies hat zur Folge,
elektroden, dass die Dauer der Verbrennung nahezu
• dem Luft -Kraftstoff-Verhältnis Asowie unabhängig von der Motordrehzahl den-
• der Zündkerzengeometrie und deren selben Kurbelwinkelbereich einnimmt.
Anordnung im Brennraum.
Nahe der Brennraumwand erlischt die
Die Flammfront breitet sich bei einer nicht Flamme durch hohe Wärmeverluste, dem
klopfenden Verbrennung mit Unterschall- "Flame-Quenching". Dies führt zur Emis-
geschwindigkeit im Brennraum aus. Hinter sion von unverbranntem Kraftstoff.
ihr entsteht eine verbrannte Zone. Das
homogene Luft -Kraftstoff-Gemisch ver-
brennt oberhalb der Rußgrenze mit einer
charakteristisch bläulich leuchtenden
Flamme.
114 Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile

Elektromagnetische Aufbau und Arbeitsweise


Elektromagnetische Einspritzventile (Bild 1)
Einspritzventi le
bestehen im Wesentlichen aus
Aufgabe • dem Ventilgehäuse (3) mit elektrischem
Elektrisch angesteuerte Einspritzventile (4) und hydraulischem Anschluss (1),
spritzen den unter Systemdruck stehenden • der Spule des Elektromagneten (9),
Kraftstoff in das Saugrohr ein. Sie erlauben • der beweglichen Ventilnadel (10) mit
es, eine genau an den Bedarf des Motors Magnetanker und Ventilkugel (11),
angepasste Kraftstoffmenge zuzumessen. Sie • dem Ventilsitz (12) mit der Spritzloch-
werden über Endstufen, die im Motorsteuer- scheibe (13) sowie der
gerät integriert sind, mit dem vom Motor- • Ventilfeder (8).
management berechneten Signal angesteuert.
Um einen störungsfreien Betrieb zu gewähr-
Elektromagnetisches Einspritzventil EV 14 leisten, ist das Einspritzventil im Kraftstoff
führenden Bereich aus korrosionsbestän-
digem Stahl gefertigt. Ein Filtersieb (6) im
Kraftstoffzulauf schützt das Einspritzventil
vor Verschrnutzung.

Anschlüsse
Bei den gegenwärtig verwendeten Einspritz-
ventilen verläuft die Kraftstoffzuführung in
axialer Richtung zum Einspritzventil von
oben nach unten (Top feed). Die Kraft-
stoffleitung ist mit einer Klemm-ISpann-
vorrichtung am hydraulischen Anschluss
befestigt. Halteklemmen sorgen für eine
zuverlässige Fixierung. Der Dichtring
(O-Ring) am hydraulischen Anschluss (2)
dichtet das Einspritzventil gegen das Kraft-
stoffverteilerrohr ab.
Der elektrische Anschluss des Einspritz-
ventils ist mit dem Motorsteuergerät
Bild 1
verbunden.
1 Hydraulischer
Ansch luss Funktion de Venti ls
:2 O -Ring Bei stromloser Spule drücken die Feder und
3 Ventilgehäuse
die aus dem Kraftstoffdruck resultierende
4 elektrischer
Kraft die Ventilnadel mit der Ventilkugel in
Anschluss
5 Plastikclip mit den kegelförmigen Ventilsitz. Hierdurch
eingespritzten Pins wird das Kraftstoffversorgungssystem gegen
6 Filtersieb das Saugrohr abgedichtet. Wird die Spule
7 Innenpol bestromt, entsteht ein Magnetfeld, das den
B Ventilfeder
Magnetanker der Ventilnadel anzieht. Die
9 Magnetspule
10 Ventilnadel mit
Ventilkugel hebt vom Ventilsitz ab und der
Anker Kraftstoff wird eingespritzt. Wird der Erre-
11 Ventilkugel gerstrom abgeschaltet, schließt die Ventil-
12 Venlilsitz nadel wieder durch Federkraft.
13 Spritzlochscheibe
Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile 115

Kraftstoffaustritt kompensiert werden. Die Geschwindigkeit,


Die Zerstäubung des Kraftstoffs geschieht mit der die Ventilnadel von ihrem Sitz ab-
mit einer Spritzlochscheibe, die ein oder hebt, ist zudem von der Batteriespannung
mehrere Löcher besitzt. Mit den gestanzten abhängig. Eine batteriespannungsabhängige
Spritzlöchern wird eine hohe Konstanz der Einspritzzeitverlängerung (Bild 3) korrigiert
abgespritzten Kraftstoffmenge erzielt. Die diese Einflüsse.
Spritzlochscheibe ist auch unempfindlich
gegenüber Kraftstoffablagerungen. Das An.teuerung des EV14

Strahlbild des austretenden Kraftstoffs ergibt


sich durch die Anordnung und die Anzahl
der Spritzlöcher.
.,cD
:l
-0>
~c:
Die gute Ventildichtheit im Bereich des 4;2 0
Ventilsitzes ist durch das Dichtprinzip
Kegel/Kugel gewährleistet. Das Einspritz-
ventil wird in die dafür vorgesehene
Öffnung am Saugrohr eingeschoben. Der
o~----~------~----~
untere Dichtring dichtet das Einspritzventil
gegen das Saugrohr ab.
.n

~~ t
Die abgespritzte Kraftstoffmenge pro Zeit-
einheit ist im Wesentlichen bestimmt durch
• den Systemdruck im Kraftstoffversor- o
gungssystem,
• den Gegendruck im Saugrohr und ""E.,t
"'0>
d Bild 2
a Ansteueru ngssignal
• die Geometrie des Kraftstoffaustritts- ""c:
!!!., b Stromverlaul
bereichs. :.: E 0 .......- ""-- - - - - - - - - - - ' c Venlilhub
deingespritzte
Elektri. ehe An teuerung Kraftstolfmenge

Ein Endstufenbaustein im Motronic-


Steuergerät steuert das Einspritzventil mit Spannungsabhängige Ein.pritzzeitkorrektur
einem Schaltsignal an (Bild 2a). Der Strom
in der Magnetspule steigt (b) und bewirkt
eine Anhebung der Ventilnadel (c). Nach
Ablauf der Zeit tan (Anzugszeit) ist der maxi- ms r------------~

male Ventilhub erreicht. Sobald die Ventil-


kugel aus ihrem Sitz abhebt, wird Kraftstoff
abgespritzt. In Bild 2d ist die während eines
Einspritzimpulses insgesamt abgespritzte
Menge dargestellt.
Nach Abschalten des Ansteuerung fließt
kein Strom mehr. Aufgrund der Massenträg-
heit schließt das Ventil aber nur langsam.
Nach Ablauf der Zeit tab (Abfallzeit) ist das
o ~ __________________ ~

Ventil wieder vollständig geschlossen.


Bei vollständig geöffnetem Ventil ist die 7 9 11 13 15 V
Einspritzmenge proportional der Zeit. Die Batteriespannung Uaa,
Niehtlinearitäten während der Ventilanzugs-
und Ventilabfallphase müssen über die
Zeitdauer der Ansteuerung (Einspritzzeit)
116 Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile

Bauformen Dank verschleißfester Oberflächen zeigt das


Im Lauf der Zeit wurden die Einspritzventile EV14 auch eine hohe Dauerlaufstabilität
immer weiterentwickelt und den wachsen- und eine hohe Lebensdauer. Aufgrund der
den Anforderungen hinsichtlich Technik, hohen Dichtheit erfüllen diese Ventile alle
Qualität, Zuverlässigkeit und Gewicht zukünftigen Anforderungen bezüglich
angepasst. So entstanden unterschiedliche "zero evaporation". Das heißt, es treten
Ausführungen von Einspritzventilen. keine Kraftstoffdämpfe aus dem Ventil aus.
Zur besseren Zerstäubung des Kraftstoffs
Einspritzventil EV 14 werden die in der Regel verwendeten
Das Einspritzventil EV14 ist das Standard- Spritzlochscheiben mit vier Löchern durch
einspritzventil für die aktuellen Einspritz- Mehrlochscheiben mit bis zu 12 Spritz-
anlagen (Bild 4). Es zeichnet sich durch löchern ersetzt. Dies führt zu einer bis zu
kleine Außenabmessungen und ein geringes 35 % reduzierten Tröpfchengröße.
Gewicht aus. Dieses Einspritzventil bietet Für verschiedene Anwendungsbereiche
damit die Voraussetzung zur Konzeption stehen Einspritzventile mit unterschied-
von kompakten Saugmodulen. lichen Baulängen, Durchflussklassen und
Das EV14 weist zudem ein gutes Heiß- elektrischen Eigenschaften zur Verfügung.
benzinverhalten auf, d. h., die Neigung zur Das EV14 ist auch für den Einsatz von
Dampfblasenbildung bei heißem Kraftstoff Kraftstoffen mit einem Ethanolgehalt von
ist gering. Das erleichtert den Einsatz rück- bis zu 85 % geeignet. Die Eignung des EV14
lauffreier Kraftstoffversorgungssysteme, da für den Betrieb mit E100 (reines Ethanol)
dort die Kraftstofftemperatur im Einspritz- wird derzeit untersucht.
ventil gegenüber Systemen mit Rücklauf Das EV14 gibt es in den drei Baulängen
höher ist. Kompakt, Standard und Lang (Bild 4).

EV 14· Familie

a b c d

Bild 4
a Kompakt mit
vorgese tztem
Abspritzpunkt
b Kompakt
c Standard
d Lang
Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile 117

Das macht die individuelle Anpassung Kegelstrahl


an die Saugrohrgeometrie des Motors Durch die Öffnungen der Spritzlochscheibe
möglich. treten einzelne Kraftstoffstrahlen aus. Die
Summe der Kraftstoffstrahlen bildet einen
Strahlaufbereitung Strahlkegel.
Die Strahlaufbereitung der Einspritzventile, Typisches Einsatzgebiet der Kegelstrahl-
d. h. Strahlform, Strahlwinkel und Tröpf- ventile sind Motoren mit nur einem Einlass-
chengröße, beeinflusst die Bildung des ventil pro Zylinder. Aber auch bei zwei
Luft-Kraftstoff-Gemischs. Sie ist somit eine Einlassventilen ist der Kegelstrahl geeignet.
sehr wichtige Funktion des Einspritzventils.
Für das EV14 wurde die Zerstäubung Zweistrahl
durch den Einsatz neuer Fertigungsver- Die Zweistrahlaufbereitung wird häufig
fahren zur Herstellung von Mehrloch- bei Motoren mit zwei Einlassventilen pro
Spritzlochscheiben und modifizierter Zylinder eingesetzt. Bei drei Einlassventilen
Strömungsführung im Ventil im Vergleich ist der Zweistrahl unbedingt erforderlich.
zum EV6 weiter verbessert. Es werden Die Öffnungen der Spritzlochscheibe sind
dadurch sehr homogene Kraftstoffsprays derart angeordnet, dass zwei Kraftstoffstrah-
mit bis zu 50 % reduzierter Tröpfchengröße len - die aus mehreren Einzelstrahlen zusam-
im Vergleich zu Einspritzventilen mit mengesetzt sein können (zwei Kegelstrah-
Vierloch-Scheiben erzeugt. len) - aus dem Einspritzventil austreten und
vor die Einlassventile oder auf den Trennsteg
Individuelle Geometrien von Saugrohr zwischen den Einlassventilen spritzen.
und Zylinderkopf machen unterschiedliche
Ausführungen der Strahlaufbereitung Ga mm a-Wi nkel
erforderlich. Um diesen Anforderungen Dieser Kraftstoffstrahl (Einstrahl und Zwei-
gerecht zu werden, stehen verschiedene strahl) ist gegenüber der Hauptachse des
Varianten der Strahlaufbereitung zur Einspritzventils um einen bestimmten
Verfügung. Die in Bild 5 gezeigten Strahl- Winkel, den Strahlrichtungswinkel, gekippt.
formen können sowohl als Vierloch- als Einspritzventile mit dieser Strahlform
auch als Mehrloch-Variante mit reduzierter finden Anwendung bei schwierigen Einbau-
Tröpfchengröße erzeugt werden. verhältnissen.
Bild 5
Strahlformen
a Kegelstrahl
b Zwe,strahl
c Gamma-Strahl

"00: 80 % des Kraft-


stoffs befinden
sich innerhalb
des Winkels ((
"50: 50 % des Kraft-
stoffs befinden
sich innerhalb dos
W inkeis a
y {I: 70 % des Krall-
stoHs im Einzel-
~ strahl befinden
;!. sich innerhalb des
r-
~ Winkels /J
~
:> y: StrahlrichlUngs-
GI> WInkel
118 Benzin-Direkteinspritzung Übersicht, Arbeitsweise

Benzin-Direkteinspritzung

Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung Die Konstruktion eines direkteinspritzenden


bilden das Luft-Kraftstoff-Gemisch im Motors war für die damalige Zeit sehr auf-
Brennraum. Durch das offene Einlassventil wändig. Zudem stellte diese Technik hohe
strömt im Ansaugtakt nur noch die Ver- Anforderungen an die benötigten Werk-
brennungsluft. Der Kraftstoff wird mit stoffe. Die Dauerhaltbarkeit des Motors war
speziellen Einspritzventilen direkt in den ein weiteres Problem. All diese Probleme
Brennraum eingespritzt. verhinderten über eine lange Zeit den
Durchbruch der Benzin -Direkteinspritzung.
Übersicht
Arbeitsweise
Die Forderung nach leistungsfähigen Otto-
motoren bei gleichzeitig niedrigem Kraft- Benzin-Direkteinspritzsysteme sind durch
stoffverbrauch führte zur Wiederentdeckung eine Hochdruckeinspritzung direkt in den
der Benzin-Direkteinspritzung. Das Prinzip Brennraum gekennzeichnet (Bild 1). Das
ist nicht neu. Bereits 1937 kam ein Flugzeug- Luft-Kraftstoff-Gemisch entsteht wie beim
motor mit einer mechanischen Benzin- Dieselmotor innerhalb des Brennraums
Direkteinspritzung zum Einsatz. 1951 wurde (innere Gemischbildung).
ein Zweitakt-Motor mit einer mechanischen
Benzin -Direkteinspritzung erstmals serien- Hochdruckerzeugung
mäßig in einem Pkw, dem "Gutbrod", ein- Die Elektrokraftstoffpumpe (Bild 2, Pos. 19)
gebaut. 1954 folgte der "Mercedes 300 SL" fördert den Kraftstoff mit dem Vorförder-
mit einem Viertakt-Motor und Direktein- druck von 3.. .5 bar zur Hochdruckpumpe (4).
spritzung. Diese erzeugt abhängig vom Betriebspunkt
(gefordertes Drehmoment und Drehzahl)
den Systemdruck. Der unter Hochdruck
stehende Kraftstoff gelangt in das Rail
(Bild 1, Pos. 6) und wird dort gespeichert.

Benzin·Direkleinspritzung (Moto,schnitt)

Bild 1
1 Kolben
2 Einlassventil
3 Zündspule mit
aufgesteckter
Zündkerze
4 Auslassvenlil
5 Hochdruck-Eonspritz-
ventil
6 Kraftstoffvertellerrohr
(Ra,l)
Benzin-Direkteinspritzung Brennverfahren 119

Der Kraftstoffdruck wird mit dem Hoch- zwischen eingespritztem Kraftstoff und
drucksensor gemessen und über das Druck- Luftströmung von großer Bedeutung. Um
steuerventil (bei der HDPl) oder das in der die gewünschte Ladungsschichtung zu er-
HDP2/HDP5 integrierte Mengen- reichen, spritzt das Einspritzventil den
steuerventil aufWerte zwischen 50 und Kraftstoff so in die Luftströmung ein, dass er
200 bar eingestellt. in einem räumlich begrenzten Bereich ver-
dunstet. Die Luftströmung transportiert die
Am Rail, auch als "Common Rail" bezeich- Gemischwolke bis zum Zündzeitpunkt an
net, sind die Hochdruck-Einspritzventile (5) die Zündkerze.
angeordnet. Sie werden vom Motorsteuer- Ein Brennverfahren besteht oft aus meh-
gerät angesteuert und spritzen den Kraftstoff reren verschiedenen Betriebsarten, auf die
in den Brennraum des Zylinders ein. betriebspunktabhängig umgeschaltet wird.
Prinzipiell teilen sich die Brennverfahren in
Brennverfahren zwei Klassen auf: Schicht- und Homogen-
brennverfahren.
Als Brennverfahren bezeichnet man bei
der Benzin-Direkteinspritzung die Art und Homogenbrennverfahren
Weise, wie die Gemischbildung und die Beim Homogenbrennverfahren wird in der
Energieumsetzung im Brennraum zustande Regel im gesamten Motorkennfeld ein global
kommt. Die Mechanismen werden bestimmt stöchiometrisches Gemisch im Brennraum
Bild 2
durch die Geometrien des Brennraums und gebildet (Bild 3a). Das bedeutet, dass immer 1 HeiBfilm-Lult-
des Saugrohrs sowie des Einspritz- und eine Luftzahl von A = 1 vorliegt. Damit wird massenmesser
Zündzeitpunkts. Abhängig vom gewählten die aufwändige Abgasnachbehandlung von 2 Drosselvomchtung
Verfahren bilden sich Luftströmungen aus. NOx-Emissionen, die bei Magergemischen IEGAS)
3 SaugrohrdruCk·
Vor allem bei den Brennverfahren, die mit notwendig ist, vermieden. Homogenkon-
sensor
einer Ladungsschichtung arbeiten (geschich- zepte sind daher als Emissionsminderungs-
4 Hochdruckpumpe
tete Konzepte), ist das Zusammenspiel konzepte ausgelegt. 5 Ladungs·
bewegungsklappe
Komponenten der Benzin-Direkleinspritzung 6 Kraltstoffverteiler mit
Hochdruck·Einspritz·
'!Jenlil
7 Nockenwellen-
versteller
8 Zündspule mit
Zündkerze
9 Nockenwellen·
Phasensensor
10 Lambda ·Sonde
11 Vorkatalysator
12 Lambda-Sonde
13 Abgastemparatur-
sensor
14 NO.-Spelcher-
katatysator
15 Lambda-Sonde
16 Klopfscnsor
17 MOlortemperatur-
sensor
18 Drehzahlsensor
19 Kraftstoffförder·
modul mit Elektro-
kraftstoff pumpe
120 Benzin-Direkteinspritzung Brennverfahren

Das Homogenbrennverfahren wird immer Schichtbrennverfahren


im Homogenmodus betrieben, allerdings Beim Schichtbrennverfahren wird in einem
kann es auch hier ein paar Sonderbetriebs- bestimmten Kennfeldbereich (kleine Last,
arten geben, die motorindividuell unter- kleine Drehzahl) der Kraftstoff erst im Ver-
schiedlich zu bestimmten Einsatzzwecken dichtungstakt in den Brennraum einge-
genutzt werden (s. Abschnitt Betriebsarten). spritzt und als Schichtwolke zur Zündkerze
transportiert (Bild 3b, hier exemplarisch
beim wandgeführten Brennverfahren). Die
Wolke ist dabei idealerweise von reiner
Frischluft umgeben. Somit ist nur in der
Gemisch\lertellung im Brennraum lokalen Wolke ein zündfähiges Gemisch
vorhanden. Global im Brennraum liegt eine
a Luftzahl größer 1 vor. Dadurch kann in
I
größeren Bereichen ungedrosselt gefahren
werden, was aufgrund der reduzierten
Ladungswechselverluste zu einer Erhöhung
des Wirkungsgrads führt. Schichtbrenn-
verfahren werden daher vorwiegend als Ver-
brauchskonzept betrieben.

Es werden zwei Schichtkonzepte unter-


schieden: das wand-/luftgeführte Verfahren
und das strahlgeführte Verfahren.

Wand-/ lu ftgcführtcs Brennvcrfahrcll


Beim wand-/luftgeführten Schichtbetrieb
sitzt der Injektor in der Regel seitlich zwi-
sehen den Einlassventilen. Bei diesen Brenn-
verfahren wird der Kraftstoff üblicherweise
mit 50 bis 150 bar Kraftstoffdruck einge-
spritzt. Der Gemischtransport erfolgt über
die Kolbenmulde, die entweder direkt mit
dem Kraftstoff interagiert (wandgeführt)
oder die Luftströmung im Brennraum so
führt, dass der Kraftstoff auf einem Luft-
polster zur Zündkerze geleitet wird (luft-
geführt). Reale geschichtete Brennverfahren
mit seitlichem Injektoreinbau vereinen
meist bei des, abhängig vom Einbauwinkel
der Injektoren und der eingespritzten Kraft-
stoffmenge. Beim Leerlauf (geringe Ein-
spritzmenge ) wird ein wandgeführtes
Brennverfahren kaum die Kolbenmulde
treffen; bei höheren Lasten (hohe Einspritz-
menge) trifft auch beim luftgeführten
Bi ld 3
Brennverfahren eine gewisse Kraftstoff-
a Homogene
Gemlsch'yertellung
menge direkt den Kolben.
b geschichlele Die Luftströmung kann als Drall- oder als
Gemlschvene 1lung Tumble-Strömung ausgeführt sein.
Benzin-Direkteinspritzung Brennverfahren 121

Drall-Strömung StrahIgefüh rte Brel1 lwerfah ren


Die durch das geöffnete Einlassventil ange- Beim strahlgeführten Brennverfahren ist der
saugte Luft erzeugt eine turbulente Strö- Injektor zentral oben im Brennraumdach
mung (Rotationsbewegung der Luft) entlang angeordnet. Die Zündkerze ist injektornah
der Zylinderwand (Bild 4a). Dieses Brenn- daneben eingebaut (Bild 4c). Der Vorteil
verfahren wird auch als Swirl-Verfahren dieser Anordnung ist die Möglichkeit der
bezeichnet (eng!. swirl: Drall). direkten Strahlführung des Kraftstoffstrahls
zur Zündkerze ohne Umwege über Kolben
Tumble-Strömung oder Luftströmungen. Nachteilig ist aller-
Bei diesem Verfahren entsteht eine walzen- dings die kurze Zeit, die zur Gemischauf-
förmige Luftströmung (eng!. tumble: bereitung zur Verfügung steht. Strahlge-
Walze), die von oben kommend durch eine führte Schichtbrennverfahren benötigen
ausgeprägte Kolbenmulde umgelenkt wird daher einen auf ca. 200 bar erhöhten Kraft-
und sich wieder nach oben in Richtung stoffdruck.
Zündkerze bewegt (Bild 4b). Das strahlgeführte Brennverfahren erfor-
dert eine exakte Positionierung von Zünd-
Brennverfahren kerze und Einspritzventil und eine präzise
Strahlausrichtung, um das Gemisch zum
richtigen Zeitpunkt entzünden zu können.
Die Wärmewechselbelastung der Zündkerze
ist dabei sehr hoch, da die heiße Zündkerze
unter Umständen vom relativ kalten Ein-
spritzstrahl direkt benetzt wird.
Bei guter Auslegung des Brennverfahrens
weist das strahlgeführte Brennverfahren
einen höheren Wirkungsgrad auf als die
anderen geschichteten Brennverfahren, so-
dass hier gegenüber dem Schichtbetrieb mit
wand-Iluftgeführten Brennverfahren eine
noch höhere Verbrauchsersparnis erreicht
werden kann.
Außerhalb des Schichtbetriebsbereichs
wird auch beim Schichtbrennverfahren der
Motor im Homogenmodus betrieben.

Bild 4
a Wandgel uhrte
Swirl ·Strömung
b wandgeführte
Tumble·Strömung
c strahlgeluhrtes
Brennverfahren
122 Benzin-Oirekteinspritzung Betriebsarten

Betriebsarten niedrig, die zudem vom Dreiwegekatalysator


vollständig konvertiert werden können.
Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Bei Homogenbetrieb entspricht die
Betriebsarten, die bei der Benzin-Direktein- Verbrennung weitgehend der Verbrennung
spritzung eingesetzt werden, aufgeführt wer- bei der Saugrohreinspritzung.
den. Je nach Betriebspunkt des Motors wird
die geeignete Betriebsart von der Motor- Schicht (SCH)
steuerung eingestellt (Bild 1). Beim Schichtbetrieb wird der Kraftstoff erst
im Verdichtungstakt eingebracht. Der Kraft-
Homogen (HOM) stoff soll dabei nur mit einem Teil der Luft
Im Homogenmodus wird die eingespritzte aufbereitet werden. Es entsteht eine Schicht-
Kraftstoffmenge genau im stöchiometri- wolke, die idealerweise von reiner Frischluft
schen Verhältnis 14,7:1 der Frischluft zu- umgeben ist. Der Einspritzbeginn ist im
gemessen. Dabei wird der Kraftstoff im Schichtbetrieb sehr wichtig. Die Schicht-
Ansaughub eingespritzt, damit genügend wolke muss zum Zündzeitpunkt nicht nur
Zeit verbleibt, um das gesamte Gemisch zu ausreichend homogenisiert, sondern auch
homogenisieren. Zum Bauteileschutz des an der Zündkerze positioniert sein.
Katalysators oder zur Leistungssteigerung in Da im Schichtbetrieb nur lokal ein
der Volllast wird in Teilen des Betriebskenn- stöchiometrisches Gemisch vorhanden ist,
felds auch mit leichtem Kraftstoffüberschuss ist das Gemisch durch die umhüllende
gefahren (..1. < 1). Frischluft im Mittel mager. Hierbei ist eine
Diese Betriebsart ist bei einer hohen aufwändigere Abgasnachbehandlung not-
Drehmomentanforderung notwendig, da sie wendig, da der Dreiwegekatalysator keine
den gesamten Brennraum ausnutzt. Wegen NOx-Emissionen im Magerbetrieb redu-
des stöchiometrisch vorliegenden Luft- zieren kann.
Kraftstoff-Gemischs ist in dieser Betriebsart Der Schichtbetrieb kann nur in gewissen
auch die Rohemission an Schadstoffen Grenzen betrieben werden, da sich zu höhe-
Bild I
A Homogenbclneb mll Betriebsartenkennfeld
A - I;
dIese Belnebsart ,sl
In allen BereIChen
möglIch
B Magerbclneb oder
Homogenbclneb
i. - 1 mll AGR ;
diese Belnebsar1 Isl
auch im Bereich C
und 0 möglIch
C SchlChtbct"eb mIt
AGR
c:<I>
Betrlobsartcn mll E
o
DoppclQlnspnl~ung : E
s::.
C Schlchl·K.the ..en· (I!
Bet"eb; gleICher Be- C
reIch wIe Schlchtbc ·
I"ebmll AGR
0 Homogen-SchlCht-
Bel"eb
E Homogen-Klopf- Drehzahl /I - - --t..
~

schutz-Betrieb
Benzin-Oirekteinspritzung Betriebsarten 123

ren Lasten die Ruß- und/oder NOx-Emissio- entsteht eine fettere Zone im Bereich der
nen deutlich erhöhen und der Verbrauchs- Zündkerze. Diese Schichtladung ist leicht
vorteil gegenüber dem Homogenbetrieb entflammbar und kann mit der Flamme
schwindet. Bei kleineren Lasten ist der - ähnlich einer Fackelzündung - das homo-
Schichtbetrieb durch niedrige Abgasenthal- gen magere Gemisch im übrigen Brennraum
pien begrenzt, d. h., die Abgastemperaturen entzünden.
werden so gering, dass der Katalysator allein Der Homogen-Schicht-Betrieb wird für
durch das Abgas nicht auf Betriebstempera- einige Zyklen während der Umschaltung
tur gehalten werden kann. Der Drehzahl- zwischen Schicht- und Homogenbetrieb
bereich ist beim Schichtbetrieb bis ungefähr aktiviert. Dadurch kann das Motormanage-
3000 min- 1 begrenzt, da oberhalb dieser mentsystem das Drehmoment während der
Schwelle die zur Verfügung stehende Zeit Umschaltung besser einstellen und durch
nicht mehr ausreicht, um die Schichtwolke die Umsetzung des sehr mageren Grund-
zu homogenisieren. gemischs mit A. > 2 sinken die N Ox-Emis-
Die Schichtwolke magert in der Randzone sionen.
zur umgebenden Luft aus. Bei der Verbren-
nung entstehen daher in dieser Zone er- EinsprilZ' und Zündzeilpunkle der verschiedenen
höhte NOx-Rohemissionen. Abhilfe schafft Belriebsarten

bei dieser Betriebsart eine hohe Abgasrück-


führrate. Die rückgeführten Abgase redu-
zieren die Verbrennungstemperatur und
senken dadurch die temperaturabhängigen OT UT OT UT
NOx-Emissionen. An- Ver- Ver-
saugen dichten brennen
Homogen-Mager (HMM)
Homogen
In einem Übergangsbereich zwischen
Schicht- und Homogenbetrieb kann der
Motor mit homogenem mageren Gemisch Schicht
betrieben werden (A. > 1). Im Homogen-
Homogen-
Mager-Betrieb ist der Kraftstoffverbrauch Mager
gegenüber dem Homogenbetrieb mit A. ::; 1
Homogen-
geringer, da die Ladungswechselverluste Schicht
durch die Entdrosselung geringer werden.
Zu beachten sind aber die erhöhten NOx- Homogen-
Split
Emissionen, da der Dreiwegekatalysator in
diesem Bereich diese Emissionen nicht redu- Homogen-
Klopfschutz
zieren kann. Zusätzliche NOx-Speicherkata-
lysatoren bedeuten wieder Wirkungsgrad- konventionelles
verluste durch die Regenerierungsphasen Katheizen

des Katalysators. Schicht-


Katheizen
Homogen-Schicht (HOS)
Schicht-Start
Im Homogen-Schicht-Betrieb ist der ge-
samte Brennraum mit einem homogen
mageren Grundgemisch gefüllt. Dieses Einspritzung
Gemisch entsteht durch Einspritzung einer
. Zündung
Grundmenge an Kraftstoff im Ansaugtakt.
Eine zweite Einspritzung (Doppeleinsprit-
zung) erfolgt im Kompressionstakt. Dadurch
124 Benzin-Direkteinspritzung Betriebsarten

Der Aufteilungsfaktor zwischen den beiden (wie beim Schichtbetrieb ) und dann noch
Einspritzungen beträgt ungefähr 75 %. Das einmal im Arbeitstakt eingespritzt. Dieser
bedeutet, 75 % des Kraftstoffs werden bei Kraftstoffanteil verbrennt sehr spät und
der ersten Einspritzung, die für das homo- heizt die Auslassseite und den Abgaskrüm-
gene Grundgemisch sorgt, eingespritzt. mer stark auf. Bei kaltem Motor zeigt sich
Ein stationärer Betrieb der Doppelein- diese Betriebsart allerdings nur sehr einge-
spritzung bei niedrigen Drehzahlen im schränkt einsatzfähig, sodass für diesen Fall
übergangsbereich zwischen Schicht- und der Homogen-Split-Betriebsmodus deutlich
Homogenbetrieb reduziert die Rußemission überlegen ist.
gegenüber Schichtbetrieb und reduziert
den Kraftstoffverbrauch gegenüber dem Ein weiterer wichtiger Anwendungsfall ist
Homogenbetrieb. das Aufheizen des NOx- Katalysators auf
Temperaturen über 650°C, um die Ent-
Homogen-Split (HSP) schwefelung des Katalysators einzuleiten.
Der Homogen-Split-Modus ist eine spezielle Hierfür ist die Doppeleinspritzung zwin-
Anwendung der Homogen-Schicht-Doppel- gend erforderlich, da mit konventionellen
einspritzung. Er wird nach der Startphase Heizmaßnahmen nicht in allen Betriebs-
verwendet, um den Katalysator möglichst fallen diese hohe Temperatur erreicht
schnell auf Betriebstemperatur zu bringen. werden kann.
Durch die stabilisierend wirkende zweite
Einspritzung im Kompressionstakt kann die Schicht-Start
Zündung extrem nach spät (15 .. .30° KW Beim Schicht-Start wird die Starteinspritz-
nach ZOT) verschoben werden. Ein großer menge im Kompressionshub eingebracht,
Anteil der Verbrennungsenergie wird dann anstatt konventionell im Ansaughub einzu-
nicht mehr in eine Drehmomentensteige- spritzen. Der Vorteil dieser Einspritzstrategie
rung eingehen, sondern erhöht die Abgas- beruht darauf, dass in bereits komprimierte
enthalpie. Durch diesen hohen Abgas- und damit erwärmte Luft eingespritzt wird.
wärmestrom ist der Katalysator schon Dadurch verdunstet prozentual mehr Kraft-
wenige Sekunden nach dem Start einsatz- stoff als bei kalten Umgebungsbedingungen,
bereit. bei denen ein deutlich größerer Anteil des
eingespritzten Kraftstoffs als flüssiger
Homogen-Klopfschutz (HKS) Wandfilm im Brennraum verbleibt und
Bei dieser Betriebsart kann mit dem Anwen- nicht an der Verbrennung teilnimmt. Die
den der Doppeleinspritzung bei Volllast auf einzuspritzende Kraftstoffmenge kann daher
eine Zündwinkelverstellung in Richtung beim Schicht-Start deutlich verringert
spät zur Vermeidung von Klopfen verzichtet werden. Dies führt zu stark reduzierten
werden, da die Ladungsschichtung das Klop- HC-Emissionen im Start. Da zum Start-
fen verhindert. Aus dem günstigeren Zünd- zeitpunkt der Katalysator noch nicht wirken
winkel resultiert gleichzeitig ein höheres kann, ist dies eine wichtige Betriebsart für
Drehmoment. In der Realität zeigt sich das die Entwicklung von Niedrigemissions-
Potenzial dieser Betriebsart sehr begrenzt. konzepten.
Um eine Aufbereitung in der kurzen zur
Schicht-Katheizen (SKH) Verfügung stehenden Zeit zu ermöglichen,
Eine weitere Art der Doppeleinspritzung wird der Schicht-Start bei etwa 30 .. .40 bar
ermöglicht das schnelle Aufheizen des Kraftstoffdruck durchgeführt. Diese Drücke
Abgasstrangs; dazu muss der Abgasstrang können von der Hochdruckpumpe bereits
jedoch auf diese Anwendung optimiert sein. durch die Anlasserumdrehungen zur Ver-
Dabei wird im Schichtbetrieb mit hohem fügung gestellt werden.
Luftüberschuss zuerst im Kompressionstakt
Benzin-Direkteinspritzung Gemischbildung 125

Gemischbildung Geometrieeinfluss
Bei gleichem Brennraumdruck und stei-
Aufgabe gendem Einspritzdruck erhöht sich die
Aufgabe der Gemischbildung ist die Bereit- Eindringtiefe, d. h. die Weglänge, die der ein-
stellung eines möglichst homogenen, zelne Tropfen zurücklegt, bis er vollständig
brennfähigen Luft -Kraftstoff-Gemischs. verdunstet ist. Ist dieser zurückgelegte Weg
länger als der Abstand vom Einspritzventil
Anforderungen zur Brennraumwand, wird die Zylinderwand
In der Betriebsart Homogen (homogen oder der Kolben benetzt (Wandbenetzung).
A::; 1 und auch homogen mager) soll das Verdunstet dieser Wandfilm nicht rechtzeitig
Gemisch im gesamten Brennraum homogen bis zur Zündung, nimmt er nicht oder nur
sein. Im Schichtbetrieb hingegen ist das unvollständig an der Verbrennung teil.
Gemisch nur innerhalb eines räumlich Die Geometrie des Motors (Saugrohr und
begrenzten Bereichs homogen, während sich Brennraum) ist auch verantwortlich für die
im restlichen Brennraum Frischluft oder Luftströmung und die Turbulenz im Brenn-
Inertgas befindet. raum. Beide Faktoren haben sehr großen
Homogen kann eine Gas- bzw. Gas- Einfluss auf die Gemischbildung, weil sie
Kraftstoffdampf-Mischung nur sein, wenn sowohl die Gemischaufbereitung als auch
der gesamte Kraftstoff verdunstet ist. Ein- den Transport des zündfähigen Gemischs bei
fluss auf die Verdunstung haben viele Fak- Ladungsschichtung zur Zündkerze
toren, vor allem bestimmen.
• die Temperatur im Brennraum,
• die Tropfengröße des Kraftstoffs und Gemischbildung im Homogenbetrieb
• die Zeit, die zur Verdunstung zur Ver- Um eine möglichst lange Zeit für die Ge-
fügung steht. mischbildung zu erhalten, sollte der Kraft-
stoff möglichst frühzeitig eingespritzt
EinflussgröBen werden. Deshalb wird im Homogenbetrieb
Brennfähig ist ein Gemisch mit Ottokraft- bereits im Ansaugtakt eingespritzt und mit-
stoff im Bereich von A = 0,6... 1,6, abhängig hilfe der einströmenden Luft eine schnelle
von Temperatur, Druck und Brennraum- Verdunstung des Kraftstoffs und eine gute
geometrie des Motors. Homogenisierung des Gemischs erreicht.
Die Aufbereitung wird vor allem durch hohe
Temperatureintluss Strömungsgeschwindigkeiten und deren
Die Temperatur beeinflusst maßgeblich die aerodynamischen Kräften im Bereich des
Verdunstung des Kraftstoffs. Bei tieferen öffnenden und schließenden Einlassventils
Temperaturen verdunstet er nicht vollstän- unterstützt.
dig. Deshalb muss unter diesen Bedingun- Wandinteraktion ist nicht erwünscht und
gen mehr Kraftstoff eingespritzt werden, um die damit verbundene Wandfilmverdunstung
ein brennfähiges Gemisch zu erhalten. spielt hier eine untergeordnete Rolle (Bild 1).

Druckeintluss {Kraftstoffdruck) Gemischbildung im Schichtbetrieb


Die Tropfengröße des eingespritzten Kraftstoffs Für den Schichtbetrieb ist die Ausbildung der
ist abhängig vom Einspritzdruck und dem brennfähigen Gemischwolke, die sich zum
Druck im Brennraum. Mit steigendem Ein- Zündzeitpunkt im Bereich der Zündkerze
spritzdruck können kleinere Tropfengrößen befindet, entscheidend. Dazu wird der Kraft-
erzielt werden, die schneller verdunsten. stoff während der Verdichtungsphase so ein-
gespritzt, dass eine Gemischwolke entsteht,
die durch die Luftströmungen im Brennraum
und vom sich aufwärts bewegenden Kolben in
126 Benzin-Direkteinspritzung Gemischbildung

den Bereich der Zündkerze geführt wird. Druck im Brennraum während der Kom-
Der Einspritzzeitpunkt ist von der Drehzahl pressionsphase.
und vom geforderten Drehmoment Beim wandgeführten Brennverfahren ist
abhängig. eine Kolbenwandbenetzung nicht zu ver-
Die Gemischautbereitung profitiert bei meiden, sodass ein Teil der Gemischautbe-
der Schichteinspritzung von der höheren reitung in Form von Wandfilmverdunstung
Temperatur und dem bereits angestiegenen geschieht (Bild 2).

GemIschbildungsmechanismen im Homogenbetrieb

Tropfen-
interaktion
mit der
Wand

Primärtropfen - Wandfilm

Tropfen · - -
verdunstung

Tropfenzerfall durch aerodynamische Kräfte Filmverdunstung

Gemischbildungsmechanismen im S<;hichtbelrieb

Wandfilm
Primärtropfen

Tropfen-- - -J
verdunstung

Tropfenzerfall durch aerodynamische Kräfte


Benzin-Direkteinspritzung Zündung und Entflammung 127

Zün und E: Vergleich zur Flamme kalten Kolbenober-


fläche erlischt diese infolge hoher Wärme-
Homogene Gemische ableitung (Quenching-Effekte). Der zu
Die Zündungs- und Entflammungsbedin- diesem Zeitpunkt noch unverdunstete
gungen homogener Gemische bei der Ben- Kraftstoff wird nicht verbrannt und führt
zin -Direkteinspritzung entsprechen weitge- zu erhöhten He-Emissionen.
hend denen bei der Saugrohreinspritzung Die Gestaltung der Kolbenoberfläche, die
(s. Kapitel "Saugrohreinspritzung"). sich in der Nähe der Zündkerze ausbildende
Brennraumströmung und die Injektorgüte
Geschichtete Gemische wirken sich damit direkt auf das Entflam-
Bei einer Entdrosselung des Motorbetriebs mungs- und Durchbrennverhalten aus.
müssen im unteren Teillastbereich global
gesehen extrem magere Luft -Kraftstoff- trahlgeft nnverfab
Gemische entzündet werden. Dies wird er- Durch eine enge räumliche Anordnung von
möglicht, indem im Bereich der Zündkerze Zündkerze und Injektor wird sichergestellt,
zum Zündzeitpunkt eine Ladungsschich- dass auch bei kleinen Einspritzmengen eine
tung erzeugt wird. Idealerweise enthält diese entflammbare Gemischkonzentration an der
Luft-Kraftstoff-Schicht ein nahezu stöchio- Zündkerze vorliegt. Dadurch steht aber der
metrisches und damit gut entflammbares Verdunstung und Gemischaufbereitung ein
Gemisch. sehr kleines Zeitfenster zur Verfügung.
Nach der Zündung bildet sich im Bereich Direkt nach Austritt des Kraftstoffs aus
der stöchiometrischen Ladungsschicht ein dem Injektor ist eine Entflammung noch
Flammkern aus. Die hierbei freigesetzte nicht möglich, da dieser noch zu wenig ver-
Energiemenge ist um ein Vielfaches höher dunstet und mit umgebender Luft vermischt
als die eines Zündfunkens. Dadurch kann ist. Eine Entflammung deutlich nach der
auch Gemisch in mageren Randbereichen Einspritzung ist kaum möglich, da sich das
des Brennraums entflammt werden. Gemisch zunehmend von der Zündkerze
entfernt und damit ausmagert. Ideale Ent-
!I u It gdll 1 l1vlTbh: flammungsbedingungen sind somit nur
Beim wand-Iluftgeführten Brennverfahren während eines relativ kurzen Zeitraums
muss das Einspritzzeitfenster so gewählt vorhanden. Typischerweise bildet sich zu
werden, dass der Kolben die Gemischwolke Ende des Einspritzvorgangs ein durch den
sicher zur Zündkerze führt. Unterstützt wird Zündfunken eingeleiteter schnell wachsen-
diese Transportbewegung meist durch der Flammkern im nun brennfähigen Luft-
Brennraumströmungen. Bei Erreichen der Kraftstoffdampf-Gemisch aus.
Zündkerze muss das Gemisch entflammt Entscheidend für eine sichere Zündung
werden. Dies bedeutet, dass der Zündzeit- und Entflammung sind unter anderem:
punkt zeitlich fest an den Ablauf Kolben- • Eine möglichst große Zündfunkenbrenn-
stellung - Einspritzung - Gemischtransport dauer,
gekoppelt ist und nicht mehr als Regelgröße • die Qualität der Gemischaufbereitung,
des Verbrennungsprozesses zur Verfügung • die richtige Zuordnung von Funkenort
steht. und Kraftstoffspray,
Bei Benetzung der Kolbenoberfläche mit • eine relativ genaue Einhaltung des Ab-
Kraftstoff wirkt diese als Gemischbildungs- standes vom Spray zum Zündort,
komponente durch die Interaktion mit • Unveränderlichkeit des Sprays gegenüber
flüssigem Kraftstoff. Dabei kommt es zu dem Brennraumdruck,
einer relativ langsamen Verdunstung des • Invarianz des Sprays über die gesamte
an der Oberfläche haftenden Kraftstoffs. Lebensdauer des Motors.
Bei Ankunft der Flammfront an der im
128 Benzin-Direkteinspritzung Hochdruck-Einspritzven!il

Hochdruck-Einspritzventil Bei stromdurchflossener Spule wird ein


Magnetfeld erzeugt. Dadurch hebt die Ven-
Aufgabe tilnadel gegen die Federkraft vom Ventilsitz
Aufgabe des Hochdruck-Einspritzventils ab und gibt die Ventilauslassbohrungen (8)
(HDEV) ist einerseits den Kraftstoff zu frei. Aufgrund des Systemdrucks wird nun
dosieren und andererseits durch dessen Zer- der Kraftstoff in den Brennraum gedrückt.
stäubung eine gezielte Durchmischung von Die eingespritzte Kraftstoffinenge ist dabei
Kraftstoff und Luft in einem bestimmten im Wesentlichen von der Öffnungsdauer des
räumlichen Bereich des Brennraums zu er- Ventils und dem Kraftstoffdruck abhängig.
zielen. Abhängig vom gewünschten Betriebs- Bei Abschalten des Stroms wird die Ventil-
zustand wird der Kraftstoff im Bereich um nadel aufgrund der Federkraft in den Ventil-
die Zündkerze konzentriert (geschichtet) sitz gepresst und unterbricht den Kraftstoff-
oder gleichmäßig im gesamten Brennraum fluss.
zerstäubt (homogene Verteilung). Durch eine geeignete Düsengeometrie
an der Ventilspitze wird eine sehr gute Zer-
Aufbau und Arbeitsweise stäubung des Kraftstoffs erreicht.
Das Hochdruck-Einspritzventil (Bild 1)
besteht aus den Komponenten Anforderungen
• Zulauf mit Filter (1), Wesentlicher Unterschied der Benzin-
• elektrischer Anschluss (2), Direkteinspritzung im Vergleich zur Saug-
• Feder (3), rohreinspritzung sind ein höherer Kraft-
• Spule (4), stoffdruck und eine deutlich kürzere Zeit,
• Ventilhülse (5), die für die Einbringung des Kraftstoffs
• Düsennadel mit Magnetanker (6) und direkt in den Brennraum zur Verfügung
• Ventilsitz (7). steht.

Aufbau des Hochdruck-Einspritzvenlil. HDEV5

Bild'
1 Krallslolfzulaul
mit Filter
2 oiekinscher
Anschluss
3 Feder
4 Spule
5 Venl,lhUlse
6 DOsennadel m'l
Magnel anker
7 Venl,I...>
8 Venillauslass·
bOhrungen
Benzin-Direkteinspritzung Hochdruck-Einspritzventil 129

Bild 2 zeigt die Anforderungen an das Ein- (Bild 3). Der Mikrocontroller im Motor-
spritzventil. Bei der Saugrohreinspritzung steuergerät liefert nur ein digitales Ansteuer-
stehen zwei Kurbelwellenumdrehungen zur signal (a). Aus diesem Signal erzeugt ein
Verfügung, um den Kraftstoff in das Saug- Endstufenbaustein (ASIC) das Ansteuer-
rohr einzuspritzen. Das entspricht bei einer signal (b) für das Einspritzventil.
Drehzahl von 6000 min- I einer Einspritz- Ein DC/DC-Wandler im Motorsteuer-
dauer von 20 ms. gerät erzeugt die Boosterspannung von 65 V.
Bei der Benzin-Direkteinspritzung steht Sie wird benötigt, um den Strom in der
deutlich weniger Zeit zur Verfügung. Für Boosterphase möglichst rasch und auf einen
den Homogenbetrieb muss der Kraftstoff im hohen Stromwert zu bringen. Das ist
Ansaugtakt eingespritzt werden. Somit steht erforderlich, um die Einspritzventilnadel
nur eine halbe Kurbelwellenumdrehung für möglichst schnell zu beschleunigen. In der
den Einspritzvorgang zur Verfügung. Bei Anzugsphase (tan) erreicht die Ventilnadel
6000 min-1 entspricht das einer Einspritz- anschließend den maximalen Öffnungshub
dauer von 5 ms. (c). Bei geöffnetem Einspritzventil reicht ein
Bei der Benzin-Direkteinspritzung ist der geringer Ansteuerstrom (Haltestrom) aus,
Kraftstoffbedarf im Leerlauf im Verhältnis um das Ventil offen zu halten.
zur Volllast sehr viel geringer als bei der Bei konstantem Ventilnadelhub ergibt
Saugrohreinspritzung (Faktor 1:12). Daraus sich eine zur Einspritzdauer proportionale
ergibt sich eine Einspritzzeit im Leerlauf von Einspritzmenge (d).
ungefähr 0,4 ms.

Ansteuerung des Einspritzventils HDEV


Um einen definierten und reproduzierbaren
Einspritzvorgang zu gewährleisten, muss das
Hochdruck-Einspritzventil mit einem kom-
plexen Stromverlauf angesteuert werden

VergleICh zwiO(;hen Benzin·DireklelnspnlZung Ansleuerung des Hochdrud<·EinspnlZvenllls HDEV


und SaugrohreinsprilZung

jt lhall.
0

Bild 2
1:> C Elnsprl1zmcngo als
:>
.s: Funktion der Elnspntzzell
Q;
'0

'"
Z
0
' ab
Bild 3
~ d a AnsteuersIgnal
_______ l-~r1!I uf ;::
Q.C\
Q) 0
<:' b Stromverlauf
"'c
m~o
...~ Im HDEV
0,4 3,55 20 i c Nadelhub
Zeit I ~
Einspritzzeit in ms
'"
e> d elngespnlZle
Krallsl oHmenge
130 Erdgas·Betrieb von Ottomotoren Übersicht

Erdgas-Betrieb von Ottomotoren

Der Verband europäischer Fahrzeugherstel- Auch in Südamerika und in Teilen Asiens


ler (ACEA) hat in einer Selbstverpflichtung gibt es lokale Anstrengungen, alternative
festgelegt, bis zum Jahr 2008 den durch- Kraftstoffe einzusetzen. Erdgas nimmt dabei
schnittlichen CO 2-Ausstoß auf 140 glkm zu eine Vorreiterrolle ein.
reduzieren. Gegenüber dem Stand von 1995
bedeutet das eine Reduzierung um 25 %. Übersicht
Fahrzeugkonzepte auf der Basis von CNG
(Compressed Natural Gas = komprimiertes Eigenschaften von Erdgas
Erdgas) stellen einen Beitrag zur Absen- Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan
kung der COrEmissionen dar. Da Erdgas (CH4 ). Damit besitzt Erdgas den höchsten
bisher noch nicht flächendeckend an Tank- Wasserstoffanteil aller fossilen Kraftstoffe.
stellen erhältlich ist, sollte zusätzlich der Bei der Verbrennung entstehen gegenüber
Betrieb des Motors mit Ottokraftstoff Benzin ca. 25% weniger CO 2-Emissionen
möglich sein. bei gleichem Energieeinsatz.
Erdgas ist weltweit verfügbar. Je nach Her-
Für Europa sehen Pläne der EU-Kommis- kunft variiert jedoch die Zusammensetzung.
sion vor, bis zum Jahr 2020 23 % des Ver- Dadurch ergeben sich Auswirkungen auf
brauchs an Benzin und Diesel durch alter- Dichte, Heizwert und Klopffestigkeit. Für
native Kraftstoffe zu ersetzen. Den Haupt- den Einsatz im Kraftfahrzeug existiert bis-
beitrag mit 10% soll über Erdgas gedeckt lang noch keine Normung.
werden (Bild 1). Ein weiterer Vorteil ist, dass Methan auch
In Deutschland gibt es derzeit (Stand: Juli regenerativ aus Biomasse hergestellt werden
2005) ca. 30000 Erdgasfahrzeuge und 603 kann. Hierdurch ist der CO 2 -Kreislauf ge-
Erdgastankstellen. Wegen seiner günstigeren schlossen und die langfristige Verfügbarkeit
Umwelteigenschaften gegenüber Benzin und kann erhöht werden.
Diesel wird der Einsatz von Erdgas in Kraft-
fahrzeugen bis 2020 in Deutschland in Form
eines reduzierten Mineralölsteuersatzes
gefördert. Dadurch kann das Energieäqui-
valent Erdgas an den Tankstellen rund 50 %
günstiger angeboten werden als Benzin.

Ziel der EU· Kommission (Richtlinie 2003130IEG) Marktsilualion Erdgas

~ .-----------------~~
30 Aufteilung der Kraftstoffe CJ vorsichtige Schätzung
% bis 2020 Tsd r:::::J optimistische Schätzung
_ Wasserstoff 600
_Erdgas
20 D Biokraftstoffe

10 200
Bild 1
Subsillulion von o o
ca. 23 % des B.""n·1 8 ~~~~~~~~~~~~~ 8
Asien ~
D,esel·Kraftstoffbedarfs ~ ::;
durch aUcmahve 2010 2015 2020 ~ :J
~
Kraftstoffe
Erdgas·Betrieb von Ottomotoren Übersicht 131

Eigenschaften von Erdgasantrieben Durch den Vorteil niedrigerer CO 2-Emis-


Die Rohemissionen (HC, NOx) des Erdgas- sionen und der Möglichkeit, Benzinmotoren
motors liegen wegen der einfacheren Mole- mit relativ geringem Aufwand an den Kraft-
külstruktur von Methan und durch die gas- stoff Erdgas anzupassen, hat Erdgas gute
förmige Einbringung deutlich unter denen Voraussetzungen auch kurzfristig eine
des Benzinmotors. Der Ausstoß von nicht- stärkere Verbreitung zu erfahren.
limitierten Schadstoffen (Aldehyde, aroma-
tische Kohlenwasserstoffe usw.) sowie der Einsatz von Erdgasfahrzeugen
Ausstoß von Schwefeldioxid und Partikeln Erdgasbetriebene Fahrzeuge wurden in Eu-
wird bei Erdgas nahezu vollständig ver- ropa bislang vorwiegend in kommerziellen
mieden. Flotten (z. B. Fuhrparks größerer Unterneh-
men oder Stadtbussen) eingesetzt. Der kon-
Erdgas besitzt eine sehr hohe Klopffestigkeit sequente Aufbau des CNG-Tankstellennetzes
von bis zu 130 ROZ (im Vergleich Benzin: in Deutschland und Vereinbarungen zur
91...100). Dadurch kann die Verdichtung Bereitstellung von Erdgas an Autobahntank-
gegenüber dem Benzinmotor um ca. 20 % stellen fördern die weitere Verbreitung von
erhöht und damit der Wirkungsgrad ge- Erdgasfahrzeugen auch zunehmend im
steigert werden. Gleichzeitig eignet sich der Individualverkehr.
Erdgasmotor ideal zur Aufladung. In Kom- In Südamerika existiert heute die größte
bination mit einem Downsizing-Konzept, Flotte von Erdgasfahrzeugen. Dieser Markt
bei dem der Hubraum verkleinert und ist bisher durch Umrüstsysteme bestimmt.
gleichzeitig der Motor auf die ursprüngliche Aber auch hier ist zukünftig ein Trend zu
Leistung aufgeladen wird, ist eine zusätzliche serienmäßigen Erdgasfahrzeugen abzusehen.
Wirkungsgradverbesserung und somit eine Das stärkste Wachstumspotenzial ist in
weitere CO 2- Reduktion möglich. Asien zu erwarten, da hier neben COz-
Emissionsaspekten volkswirtschaftliche
Durch die geringe Dichte von Erdgas ist die Rahmenbedingungen den Einsatz von Erd-
Speicherung im Tank aufwändiger als die gas fördern. Erdgas produzierende Länder
von Benzin und Diesel. In der Regel wird wie z. B. der Iran haben starkes Interesse,
Erdgas im Fahrzeug gasförmig bei einem das Gas auch in mobilen Anwendungen
überdruck von 200 bar in Stahl- oder einzusetzen.
Kohlefaserbehältern gespeichert (daher die Im NAFTA-Gebiet (Nordamerika) ist
Bezeichnung CNG = Compressed Natural zurzeit keine nennenswerte Entwicklung zu
Gas). Für gleichen Energieinhalt ist der erkennen, da marktstrukturelle Anreize
volumetrische Speicherbedarf vierfach fehlen. Hier geht der Trend eher zu Benzin-
größer. Durch optimierten Einbau der Hybrid-Fahrzeugen.
Druckspeicher (z. B. Unterbringung der
Tanks unterhalb des Fahrzeugbodens) lassen
sich dennoch Reichweiten von derzeit
ca. 400 km erreichen, ohne zusätzlich das
Kofferraumvolumen verkleinern zu müssen.
Alternativ lässt sich Erdgas auch bei
Temperaturen von -162°C verflüssigen
(LNG = Liquefied natural gas). Die Verflüssi-
gung ist jedoch sehr energieaufwändig und
die Tanks sind teuer. Heute kommen in
Pkw-Anwendungen fast ausschließlich
CNG-Tanks zum Einsatz.
132 Erdgas-Betrieb von ottomotoren Aulbau und Arbeitsweise

Arbeitsweise der Kraftstoffversorgung


Aufbau und Arbeitsweise
im Erdgassystem
Wegen der begrenzten Anzahl von Erdgas- Das in den Tanks (Bild 3, Pos. 13) bei ca.
tankstellen sind Erdgasfahrzeuge heute 200 bar gespeicherte Erdgas strömt über je
hauptsächlich als bivalente Fahrzeuge ein Tankabsperrventil (12) zum Druckregel-
(Bifuel- und Monovalent-Plus-Fahrzeuge) modul (6). Das elektromagnetisch angesteu-
ausgeführt. Das heißt, sie sind neben dem erte Hochdruckabsperrventil am Tank stellt
Gasbetrieb zusätzlich auch für den Betrieb sicher, dass im stromlosen Zustand der Tank
mit Ottokraftstoff geeignet. Basis für das bei stehendem Fahrzeug dicht verschlossen
Erdgassystem ist der Ottomotor mit Saug- ist. Im Fall eines Systemfehlers sorgt das
rohreinspritzung (Bild 3). Für die Kraftstoff- Druckbegrenzungsventil dafür, unzulässig
versorgung und die Kraftstoffeinblasung von hohe Drücke im System abbauen zu können.
Erdgas sind zusätzliche Komponenten erfor- Der Druckregler entspannt das Gas von
derlich. Das Steuergerät der Bifuel-Motronic ca. 200 bar Tankdruck auf einen konstanten
steuert beide Kraftstoffbetriebsarten. Systemdruck von ca. 7 bar. Ein Kühl-
Monovalent -Plus-Fahrzeuge sind für den wasseranschluss dient zur Beheizung des
Betrieb mit Erdgas optimiert und verfügen durch die Expansion abgekühlten Erdgases.
lediglich über einen lS-I-Benzin-Nottank. Der Hochdrucksensor ermöglicht die Be-
Die Erdgastanks bestehen heute entweder aus stimmung des Tankfüllstands (Tankanzeige)
Stahl oder aus Faserverbundwerkstoffen. Die und kann zur Systemdiagnose herangezogen
Form des Tanks kann aus FestigkeitsgrÜllden werden. Zur Erhöhung der Genauigkeit
nicht frei gewählt werden. Das führt im Fahr- der Füllstandsbestimmung kann die Druck-
zeug häufig zu Platzproblemen. Deshalb wird messung mit einer Temperaturmessung
in vielen Fahrzeugen eine Kombination aus kombiniert werden.
mehreren Tanks, teilweise auch unterschied-
licher Größe, angewendet.

Ktallololloyslem der Biluel·Molronic IErdgas/Benzin)


Bild 3
I Akllvkohlebehäller
mll Tankenllüflungs'
vonlil
2 Tankentluflunsventll
3 Ktallslcflvertellerrohr
4 Benzln·Elnspntz·
ventil
5 Zündspule mll
Zündkerze
6 Erdgas·Druckregler
7 Erdgas·ROII mll
Erdgasdruck· und
Temperatursensor
8 Erdgas-Elnblasvenlll
g Ktallsioffbehiliier
10 Krallslolf(örder -
modul mit Eleklro'
kralls10Hpumpe
11 Elnlullslulzen lür
Benz,n und Erdgas
12 Erdgaslank-Absperr-
ventile
13 Erdgaslank
=
Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Gemischbildung 133

Vom Druckregelmodul gelangt das Gas zum torsteuerung betätigt werden. Die Absperr-
Rail (7), das je ein Einblasventil (8) pro Zy- ventile werden erst dann geöffnet, wenn so-
linder versorgt. Die Gemischbildung erfolgt wohl die Zündung eingeschaltet ist als auch
durch Einblasung des Kraftstoffs in das ein Drehen des Motors erkannt wird. Diese
Saugrohr. Ein kombinierter Niederdruck-/ Sicherheitsfunktion ist erforderlich, um die
Temperatursensor (7) dient zur Korrektur Gaszufuhr im Falle eines Fehlers oder Un-
der Gaszumessung. falls sofort sicher zu unterbrechen.

Alle Systemkomponenten, die mit Erdgas Analog zur Benzineinspritzung kommt eine
in Kontakt kommen können, müssen ent- sequenzielle Multipoint-Einblasung zum
sprechend der europäischen Richtlinie Einsatz, bei der der Kraftstoff über ein Ein-
ECE-RllO für diesen Einsatz zertifiziert sein. blasventil pro Zylinder nacheinander in den
ln Deutschland werden die dazu notwendi- jeweiligen Ansaugkanal eingeblasen wird.
gen Prüfungen durch den TÜV durchgeführt. Dieses Verfahren ermöglicht eine gute Ge-
mischaufbereitung durch eine zeitgenaue
Gemischbildung Steuerung der Einblasung. Das Einblasventil
kann entweder vollständig geöffnet oder
Eine Besonderheit des Erdgasmotors ist vollständig geschlossen werden. Die Einblas-
die gasförmige Einbringung des Kraftstoffs menge wird allein über die Öffnungsdauer
in das Saugrohr (Bild 4). Vergleichbar zu eingestellt. Für jeden Ansaugtakt des Motors
Benzin erfolgt dies über Einblasung in das wird das Ventil einmal geöffnet.
Saugrohr vor die Einlassventile.
Im Gegensatz zur Benzineinspritzung wird
Die Erdgaseinblasventile werden über ein bei der Gaseinblasung ein merklicher Teil
gemeinsames Gasrail versorgt, das am der Frischluft durch das Erdgas verdrängt.
Druckregler angeschlossen ist. Der auf 7 bar Bedingt durch die geringere Dichte des Erd-
geregelte Systemdruck wird von einer Diag- gases bestehen in der Volllast ca. 10 Volu-
nosefunktion überwacht. Aus Sicherheits- menprozent des angesaugten Luft-Kraft-
gründen sind im Gasversorgungssystem stoff-Gemischs aus Erdgas. Das bedeutet
neben den Einblasventilen zwei Gasabsperr- gleichzeitig aber, dass Erdgasmotoren einen
ventile am Tank und am Druckregler vor- niedrigeren Luftliefergrad aufweisen. Als
handen, die elektromagnetisch von der Mo- Folge kann dies bei Saugmotoren zu einer
Leistungsreduktion gegenüber dem Benzin-
Einbaulage von Einblas· und EinspnlZVenld motor führen. Das kann jedoch durch
höhere Verdichtung und Turboaufladung
kompensiert werden. Durch diese Maßnah-
men kann - verbunden mit der hohen
Klopffestigkeit des Erdgases - sogar eine
Leistungssteigerung gegenüber dem Benzin-
motor erzielt werden.

Bei der Erdgaseinblasung wird - vergleich-


bar zur Benzineinspritzung - unter Berück-
sichtigung der Ventilkonstanten die Einblas-
Bild 4
dauer berechnet. Die Ventilkonstante ist
1 Kraflsloffvertellerrohr
dabei von der Gestaltung der Einblasventile '2 8enzln · El nspntz ~
abhängig und definiert den statischen ventil
Durchfluss msg11o, der sich bei Normbedin- 3 Erdgas-Rall
gung und überkritischer Strömung einstellt. 4 E,dgas-Elnblasvenlll
134 Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Gemischbildung

Die Berechnung des gasförmigen Massen- Der Erdgasmassenstrom hängt linear vom
stroms durch das Ventil unterscheidet sich Druck und mit dem Exponenten -112 von
prinzipiell von der eines flüssigen Kraftstoffs. der Temperatur ab. Durch den Einbau eines
Erdgasdruck- und Temperatursensors im
Im Gegensatz zu Benzin ist die Dichte von Erdgas- Rail sind die den Massenstrom
Erdgas viel geringer. Dies führt bei der Aus- beeinflussenden Größen bekannt. Die Ein-
legung der Gaseinblasventile zu größeren blaszeit wird entsprechend korrigiert und
Öffnungsquerschnitten. Darüber hinaus ist die Einblasmenge kann somit auch bei
die Dichte (} von Gasen in stark größerem wechselnden Umgebungsbedingungen
Maße von Temperatur T und Druck p korrekt eingebracht werden.
abhängig als bei flüssigen Kraftstoffen.
Die Dichte (}NG von Erdgas beträgt: Für die elektrische Ansteuerung der Einblas-
ventile sind zwei weitere Korrekturen not-
n,.'G To
(}NG=(}NGO .~.-­ (1) wendig. Bei der Berechnung der Öffnungs-
Po TNG dauer muss die Öffnungsverzögerung der
Der Index 0 bezeichnet den Zustand bei Ventile berücksichtigt werden, die von der
Normbedingung: Po = 1013 hPa, To = 273 K Batteriespannung und geringfügig auch vom
Vordruck des Erdgases abhängig ist. Beim
Eine definierte Strömungsgeschwindigkeit Schließen des Ventils kann insbesondere bei
erhält man bei einer überkritischen Gas- Ventilen mit MetalllMetall-Dichtung durch
strömung. Diese stellt sich dann ein, wenn das Auftreffen der Ventilnadel in den Ventil-
das Druckverhältnis am Ventil kleiner 0,52 sitz eine Prellbewegung der Nadel entstehen,
ist. Das Gas strömt dann mit Schallge- die zu einer ungewünschten Erhöhung der
schwindigkeit. Durch einen Vordruck des Einblasmenge führt. Eine von der Batterie-
Erdgases im GasraiI von 7 bar (Absolut- spannung und dem Erdgasvordruck abhän-
druck) ist sowohl die Bereitstellung der ma- gige Korrektur kompensiert diese Effekte.
ximal benötigten Erdgasmenge als auch eine
Strömung mit Schallgeschwindigkeit in je- Für eine optimale Verbrennung muss neben
dem Betriebspunkt auch bei aufgeladenen der korrekten Dosierung auch der richtige
Motoren sichergestellt. Gleichzeitig wird Einblaszeitpunkt bestimmt werden. In der
damit die Gasdosierung unabhängig vom Regel wird der Kraftstoff bei noch geschlos-
Saugrohrdruck. senen Einlassventilen in das Saugrohr ein-
geblasen. Das Einblasende wird durch den
Die Schallgeschwindigkeit ist temperatur- Vorlagerungswinkel bestimmt, dessen Be-
abhängig. Sie beträgt in Erdgas: zugspunkt das Schließen des Einlassventils

CNG = CNGO JT~G (2)


ist. Der Vorlagerungswinkel wird betriebs-
punktabhängig vorgegeben. Aus der Dauer
der Einblasung kann über die Drehzahl der
Der sich einstellende Gasmassenstrom msng Einblasbeginn berechnet werden.
berechnet sich dann mit (1) und (2) zu:
Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Natural Gas Injector NG12 135

Natural Gas Injector NGI2 Auslegungskriterien


Für die Entwicklung der Einblasventile wird,
Entwicklung basierend auf einem definierten Motoren-
Bosch ist seit vielen Jahren mit einem elek- spektrum, der maximal erforderliche Erd-
tromagnetischen Einblasventil für Erdgas im gas-Massenstrom durch die Einblasventile
CNG-Markt vertreten. Dieses als EV1.3A vorgegeben. Dieser ergibt sich im Wesent-
bezeichnete Ventil basiert auf einem Benzin- lichen aus dem angesaugten Luftmas-
Einspritzventil und wurde mit vergrößertem senstrom des Verbrennungsmotors, dem
Nadelhub und stärkerem Magnetkreis für angestrebten Luft -Kraftstoff-Verhältnis
die Gasdosierung angepasst. (Lambda-Wert) und der Gasqualität. Der
Mittlerweile wird bei Bosch eine neue Ge- angesaugte Luftmassenstrom ist wiederum
neration Gaseinblasventile mit der Bezeich- abhängig vom effektiven Hubvolumen, von
nung NGI2 (Natural Gas Injector 2) ent- der Motordrehzahl, von der Gemischtempe-
wickelt. Das NGI2 hat mit seinem Ursprung ratur und vom Gemischdruck im Brenn-
- dem aktuellen Benzin-Einspritzventil für raum beim Schließen der Einlassventile.
Saugrohreinspritzung EV14 - nur die Mit einem maximalen Erdgas-Mas-
äußere Form und die elektrische Ansteue- senstrom von 7,5 kglh pro Einblasventil
rung gemeinsam. Alle funktionalen Bauteile kann ein großer Anteil der CNG-Anwen-
sind eigens für den Einsatz in modernen dungen im Pkw-Bereich einschließlich
Erdgasfahrzeugen konzipiert und vollkom- Turbomotoren abgedeckt werden.
men neu gestaltet. Dabei ist das Know-how Um dem Verbrennungsmotor diesen
aus dem EV14, vor allem aber auch die Massenstrom gasförmigen Kraftstoffs zu-
Erfahrung mit dem bisherigen Gaseinblas- zuführen, muss im Vergleich zu Benzin ein
ventil EV1.3A eingeflossen. Hinzu kamen Vielfaches des Volumens über die Gasein-
neue Erkenntnisse, die der Vorentwicklung blasventile dosiert werden. Daraus ergeben
in dem verwandten Bereich der Komponen- sich besondere Anforderungen an das
ten für Wasserstoffantriebe entstammen. So Design des Gaseinblasventils, das in seinen
vereint das NGI2 eine Reihe technischer durchströmten Querschnitten dem größeren
Innovationen, die im Bereich der Gasdosie- Gasvolumen angepasst sein muss. Auch die
rung neue Maßstäbe setzen. auftretenden hohen Strömungsgeschwindig-
keiten erfordern eine spezielle Strömungs-
führung, um Druckverluste vor der Drossel-
stelle zu reduzieren. Die Auslegung auf
Größenvergleich von NG I2 zu EVl.3A überkritischen Betrieb (Schallgeschwindig-
keit im engsten Querschnitt) ermöglicht
es auch bei höheren Saugrohrdrücken, wie
EV 1.3A NGI2
z. B. bei aufgeladenen Motoren, eine vom
Saugrohrdruck unabhängige Kennlinie dar-
zustellen.
Bei hochaufgeladenen Motoren kann der
Saugrohrdruck auf bis zu 2,5 bar (absolut)
ansteigen. Um den Einfluss des Saugrohr-
drucks auf den Massenstrom zu unter-
drücken, muss an einem als überkritische
Düse angenommenen engsten Querschnitt
der Vordruck mindestens doppelt so hoch
sein wie der maximale Saugrohrdruck.
Unter Einbeziehung möglicher Druckver-
luste vor der Drosselstelle ergibt sich daraus
136 Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Natural Gas Injector NG 12

ein minimaler Systemdruck von 7 bar (ab- tröl11l1ng ptll11lcrte e melrie


solut). Diese Auslegungsgröße liegt dem Bei der Strömungsführung im NGI2 wurde
NGI2 zugrunde, da alle Anwendungen mit der Druckverlust vor der Drosselstelle
nur einem Design (Wirkprinzip ) abgedeckt minimiert, um einen möglicht großen Mas-
werden sollen. senstrom zu gewährleisten. Weiterhin wurde
Eine Erhöhung des Massenstroms ist der engste Querschnitt und damit die
durch ein Anheben des Vordrucks prinzipiell Drosselstelle bewusst abströmseitig hinter
möglich. Gleichzeitig steigt jedoch die im die Abdichtung gelegt. Hier herrscht Schall-
Ventil notwendige Öffnungskraft an, sodass geschwindigkeit, sodass das Ventil nähe-
durch die begrenzte Magnetkraft der mög- rungsweise der physikalischen Beschreibung
liche Systemdruck nach oben limitiert ist. einer idealen Düse gehorcht. Das Ventil ist
Das NGI2 wurde für einen Systemdruck von für überkritischen Betrieb ausgelegt, um
7 bar (absolut) auf seinen maximalen Mas- den Einfluss des Saugrohrdrucks auf den
senstrom optimiert. Das Ventil kann durch Massenstrom weitestgehend zu minimieren.
einfache Modifikation auch für höhere Vor- Die Gestaltung des Ventilsitzes ermöglicht
drücke bei identischem Massenstrom aus- durch eine doppelte Strömungsführung die
gelegt werden. Auch eine Absenkung des
Systemdrucks bei kleineren Massenstrom- Einblasvenlil NGI2 (Schni1i)
anforderungen ist grundsätzlich möglich.

Aufbau und Arbeitsweise


Einzelteile und Funktion
Die Funktionsweise des NGI2 ähneln der
des Benzineinspitzventils EV14. Die Fluss-
richtung des Kraftstoffs (Top-Feed), die
Anschlüsse und die elektrische Ansteuerung
sind identisch. Die Einzelteile wurden
jedoch für den Einsatz im Erdgassystem
angepasst.
Der Magnetanker (Bild 6, Pos. 9) wird in
einer Hülse (6) geführt. Er wird innen vom
Kraftstoff durchströmt und besitzt abström-
seitig eine Elastomerdichtung. Diese schließt
auf dem Flachsitz (10) und dichtet so die
Kraftstoffversorgung gegen das Saugrohr ab.
Die Magnetspule (7) bewirkt bei Bestro-
mung die notwendige Kraft, um den Magnet-
Bild 6 anker zu heben und den Zumessquerschnitt
1 PneumatIscher
(Drosselstelle im Ventilsitz) freizugeben. Bei
Anschluss
2 O-Rlnge
stromloser Spule hält eine Rückstellfeder (8)
3 Veniligehäuse das NGI2 geschlossen.
4 F,lletSleb
5 eleklrlscher Baugröße und Gewicht
Anschluss Die äußere Form des NGI2 entspricht der
6 Hülse
des Benzin-Einspritzventils EV14. Das NGI2
7 Magnelspule
8 Venl,Uede'
ist im Verhältnis zu bekannten Gaseinblas-
9 Magnelanke, m,l ventilen ausgesprochen leicht und kompakt.
Ela'lome,dlChtung Damit ist eine einfache Integration in be-
10 Venlols,l2 stehende Saugrohr-Geometrien möglich.
Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Natural Gas Injeetor NG12 137

Öffnung eines großen Querschnitts mit dichtung im Sitzanschlag weist das NGI2
relativ geringer Öffnungskraft. einen um 2 dB geringeren Gesamtschall-
druckpegel auf als sein Vorgänger.
Va ri antenrahmen
Das NGI2 kann in verschiedenen Längen Magnet pu le
und mit unterschiedlichen Steckern ange- Die Magnetspule des NGI2 hat mit 12 Ohm
boten werden. Des Weiteren werden Varian- den gleichen Widerstand wie die des Benzin-
ten für unterschiedliche Systemdrücke und einspritzventils EV14. Während bisher häu-
mit verschiedenen Durchflüssen entwickelt. fig aufwändige Ansteuerungen, wie parallel
So steht, ähnlich wie bei Benzineinspritz- geschaltete Endstufen oder Peak-and-Hold-
ventilen, ein Variantenrahmen für unter- Steuerung zum Betrieb von niederohmi-
schiedliche Motoren zur Verfügung. geren Gaseinblasventilen eingesetzt wurden,
ist mit dem NGI2 die Verwendung einer
Dichtgeometrie Standard-Schaltendstufe möglich.
Das NGI2 ist mit einer Elastomerdichtung
ausgestattet und ähnelt in seiner Dichtsitz- Va riabler Olan tcil
geometrie Absperrventilen für Pneumatik- Der Kraftstoff Erdgas findet zunehmende
anwendungen. Damit weist das NGI2 eine Verbreitung und die Zahl der Erdgastank-
sehr viel kleinere Leckage gegenüber dem stellen wächst in Europa beständig. Speziell
EV1.3A auf. Die Dämpfung im Elastomer neuere Tankstellen werden mit modernen
verhindert darüber hinaus ein "Prellen", Kompressoren ausgestattet, die weniger Öl
d. h., ein nochmaliges ungewolltes Öffnen in das komprimierte Gas eintragen als ältere
des Magnetankers beim Schließvorgang, und Kompressorbauarten. Von einer schmieren-
erhöht damit die Zumessgenauigkeit. den und somit Verschleiß mindernden Wir-
kung des Erdgases im Ventil kann also
Geräu eh zukünftig nicht mehr ausgegangen werden.
Die optimierte Strömungsführung ermög- Eine Festschmierstoffschicht auf der Ober-
licht eine starke Reduzierung des Anker- fläche des Magnetankers sorgt dafür, dass
hubs. Dadurch wird die Geschwindigkeit des das NGI2 variable Ölanteile bis hin zur
Magnetankers beim Auftreffen in seinen Nachweisgrenze im Erdgas bei geringstem
Anschlägen reduziert. Kombiniert mit den Verschleiß verkraftet.
dämpfenden Eigenschaften der Elastomer-

CFD·Simulatoon der DlChtsitzgeometne.


Schallgeschwindigkeit im engsten Ouerschnitt
138 Erdgas·Betrieb von Ottomotoren Erdgas·Rail, Kombinierter Erdgasdruck· und Temperatursensor

Erdgas-Rail von CNG-betriebenen Erdgasfahrzeugen.


Der kombinierte Niederdruck-/Temperatur-
Das Rail (Kraftstoffverteilerrrohr) hat die sensor (DS-K-TF) misst Druck und Tempe-
Aufgabe, die Gaseinblasventile gleichmäßig ratur im Erdgas-Rail und regelt über das
und pulsationsarm mit Erdgas zu versorgen. Steuergerät die exakte Gaszumessung.
Es besteht aus Edelstahl oder Aluminium.
Die Ausführungsformen (Volumen, Maße, Aufbau und Arbeitsweise
Gewicht usw.) sind motor- und systemspe- Der Sensor besteht aus folgenden Haupt-
zifisch. Die Gaszuführung zum Rail erfolgt komponenten
in der Regel über eine flexible Niederdruck- • Steckergehäuse (Bild 8, Pos. 1)
leitung. mit elektrischem Anschluss (6),
Das Rail besitzt einen Schraubanschluss, • Sensorzelle (2) mit Siliziumchip (9)
über den es mittig oder von der Seite mit und eingeätzter Druckmembran (8),
Gas versorgt wird (Niederdruckseite des • NTC-Sensorelement (5),
Kraftstoffversorgungssystems) . • Stutzen (4),
Die Gasventile werden mit Halteklam- • O-Ring, außen (3).
mern in den Ventiltassen des Rails gehalten.
Das Rail verfügt optional über eine Anbau- Bei einer Gasdruckänderung entsteht eine
stelle, mit der ein Gasdruck- und Tempera- Dehnung der Siliziumchip-Druckmembran,
tursensor an das Rail angebracht werden die über Widerstandsänderungen von auf
kann. dem Siliziumchip befindlichen Widerstän-
den erfasst wird. Die Auswerteschaltung ist
Kombinierter Erdgasdruck- ebenfalls gemeinsam mit den elektronischen
und Temperatursensor Abgleichelementen auf dem Siliziumchip
integriert.
Aufgabe Der Siliziumchip mit Glassockel wird auf
Monolithisch hergestellte Silizium-Druck- einen Metallsockel mit dem Druckan-
sensoren sind hochpräzise Messelemente zur schlussröhrchen (10) gelötet. Der Gasdruck
Absolutdruckbestimmung. Diese sind be- (CNG) wird über dieses Röhrchen zur
sonders geeignet für den Einsatz unter rauen Rückseite der Druckmembran geführt.
Umgebungsbedingungen wie z. B. zur Mes- Unter der mit dem Metallsockel verschweiß-
Bild 8
a GesamiansIcht
sung des absoluten Erdgasdrucks im Rail ten Kappe (7) ist ein Referenzvakuum (11)
b SenSOrlelle
Kombinierter Erdgas-Druck- und Temperalursensor DS-K·TF
, Sieckergehlluse
2 Sen,orlelle
a
S Q·R,ng (außen)
4 Slutzen 1
5 NTe (Tamperalur·
11
sensor) 2 - -H---
6 eleklflscher
Anschluss (SI ocker)
7 Kappe
8 e,ng_ätzle 5,h,,-
umch Ip· Membran
3 --~.
9 S,llzlUmchlp mll
Glassoclel 4 - ---->,dL
10 Druckanschluss·
röhrchen
11 ReferenZ'Yakuum 5- - -
r Gasdruck.
Erdgas·Betrieb von Ottomotoren Hochdrucksensor DS-HD-KV4 139

eingeschlossen, das eine Messung des Hochdrucksensor


Absolutdrucks ermöglicht und gleichzeitig
die Vorderseite (Schaltungsseite) der Chip-
DS-HD-KV4
membran vor schädlichen Umwelteinflüssen Aufgabe
schützt. Die fertig abgeglichene Sensorzelle Der Hochdrucksensor in Ottomotoren mit
wird in ein Steckergehäuse mit elektrischen Ergas-Betrieb ist in das Druckregelmodul
Anschluss montiert. (DRM) integriert. Seine Aufgabe ist es, den
Zur Erfassung der Gastemperatur ist im Druck des Erdgases im Tank zu messen.
Sensor ein NTC-Sensorelement integriert.
Auf das Steckergehäuse ist der Stutzen dicht Aufbau und Arbeitsweise
aufgeklebt. Den Kern des Sensors bildet eine Stahl-
Die Abdichtung des Sensors z. B. zu einem membran, die mediendicht auf einen Ge-
Gas-Rail erfolgt durch einen erdgasbeständi- windestutzen aufgeschweißt ist (Bild 9).
gen O-Ring. Mittels des Gewindes wird der Sensor in das
Druckregelmodul (DRM) montiert. Auf
Signalauswertung der Oberseite der Stahlmembran sind Dehn-
Der kombinierte Niederdruck-/Temperatur- messstreifen in einer Brückenschaltung
sensor liefert ein analoges Druck-Ausgangs- integriert.
signal, das sich ratiometrisch zur Versor- Bei anliegendem Druck dehnt sich die
gungsspannung verhält. Im Eingangsteil der Stahlmembran und die Brückenschaltung
nachfolgenden Elektronik sorgt ein RC-Tief- wird verstimmt. Die resultierende Brücken-
pass dafür, eventuell störende Oberwellen zu spannung ist proportional zum anliegenden
unterdrücken. Druck. Über Bonddrähte wird sie zur Aus-
Der integrierte Temperatursensor besteht werteschaltung geleitet, verstärkt und in eine
aus einem NTC-Widerstand und ist mit ent- Ausgangsspannung von 0,5 V.. .4,5 V ge-
sprechendem Vorwiderstand als Spannungs- wandelt. Aus diesem Signal berechnet das
teiler zu betreiben. Motorsteuergerät den momentan vorhande-
nen Tankdruck mittels einer Kennlinie.

Hochdrucksensor DS ·HD ·KV4

-1-- - -1

Bild 9
2
a Schmllblld
3 b Me •• prlnzlp

4
1 Gorätestecker
2 Sensorelement
5 3 Schaltungsträge,
4 Gehäuseunterteil
5 GewmdeslOck
140 Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Tankabsperrventil TV-NGI

Aufbau
Tankabsperrventil TV·NG1
Je nach Bauweise unterscheidet man zwi-
Aufgabe schen internen und externen Tankabsperr-
Das Tankabsperrventil TV-NGI ist direkt in ventilen. Beim externen Tankabsperrventil
den Erdgastank eingeschraubt und dient als sind die einzelnen Anbauteile außerhalb der
Schnittstelle zum Kraftstoffsystem im Fahr- Gasflasche angebracht, wie bei einer kon-
zeug. Das TV-NG1 hat die Aufgabe, den ventionellen Gasarmatur. Bei internen Tank-
Gasstrom zu- bzw. abzuschalten. Zu diesem absperrventilen sind alle Einrichtungen in
Zweck ist ein magnetisches Absperrventil den Ventilblock integriert und ragen in den
(SOV-NGl) in das TV-NG1 integriert. Gastank hinein. Von außen ist nur noch eine
Weiterhin sind an das TV-NG1 verschie- Platte mit den Anschlüssen zu sehen. Auf
dene Service- und Sicherheitseinrichtungen diese Weise wird gegenüber dem externen
angebaut: Tankabsperrventil eine erhöhte Crashsicher-
• Mit einem mechanischen Absperrventil heit erreicht, gleichzeitig ist es durch die
kann der Gasstrom für Reparaturen reduzierte Höhe möglich, längere Tanks zu
unterbrochen werden. verwenden und damit das Tankvolumen zu
• Ein Durchflussbegrenzer sorgt für ein optimieren.
gedrosseltes Ablassen des Tankinhalts, falls
bei einem Unfall die Erdgas-Hochdruck- Arbeitsweise
leitung durchtrennt werden sollte. Bild 10 zeigt das externe TV-NG1, bestehend
• Für die Sicherheit im Brandfall dient eine aus dem Ventilblock und dem modular
Schmelzsicherung. Bei einer Temperatur angebauten Abschaltventil SOV-NG1 (2).
von etwa 110 oe schmilzt die Sicherung Das SOV-NG1 ist ein Zweipunktmagnetven-
durch und sorgt für ein kontrolliertes Ab- til zur Absperrung von Erdgas, das Ventil ist
strömen des Tankinhalts in die Atmosphäre. stromlos geschlossen. Der Schließprozess
• Optional kann auch noch ein Druck- wird nach Abschalten des Stroms durch eine
begrenzungsventil bzw. ein Temperatur- Feder eingeleitet, die das Dichtelement auf
sensor eingebaut sein. den Dichtsitz drückt. Das Ventil wird zusätz-
• Mithilfe des optionalen Temperatur- lich, durch den Systemdruck unterstützt, im
sensors ist es möglich, die Messung des geschlossenen Zustand gehalten.
Tankinhalts gegenüber der reinen Druck- Das SOV-NGI arbeitet nach einem zwei-
messung zu präzisieren. stufigen Öffnungsprinzip. Das heißt, es wird
in einer ersten Öffnungsstufe (kleiner Quer-
Tankabsperrvenlil TV·NG I schnitt) ein Druckausgleich hergestellt und
erst dann der gesamte Durchströmquer-
schnitt freigegeben. Aus Systemsicht erweist
sich eine Peak-Hold-Ansteuerung als
günstig. Dabei wird nach der Ansteuerung
mit einem hohen Öffnungsstrom auf einen
niedrigeren Haltestrom zurückgeschaltet,
um die elektrische Verlustleistung zu redu-
zieren. Das Ventil kann aber auch dauerhaft
Bild 10 mit dem Öffnungsstrom betrieben werden.
1 Durchflu.sbegrenzer
Als elektrische Schnittstelle ist ein Trapez-
2 elektromagnetisches
Venlll
stecker vorhanden.
3 manuelles
Abschallvenld
4 Anschluss
4 3
Slcherhe,tsven1,1
Erdgas-Betrieb yon Ottomotoren Druckregelmodul PR-NG 1 141

Druckregelmodul PR-NG1 Hochdruckseitig ist ein 40 flm Sinterfilter,


ein Absperrventil (SOV-NGl) und ein
Aufgabe Hochdrucksensor vorhanden. Der Sinterfil-
Das Druckregelmodul PR-NG1 hat die Auf- ter soll feste Partikel im Gasstrom zurück-
gabe, den Druck des Erdgases vom Tank- halten, das SOV-NG1 dient dazu, den Gas-
druck auf den nominalen Arbeitsdruck zu strom abschalten zu können. Zur Bestim-
reduzieren. Gleichzeitig muss der Arbeits- mung des Kraftstoffvorrats im Tank ist der
druck über alle Betriebszustände innerhalb Drucksensor integriert.
gewisser Toleranzen konstant gehalten wer- Niederdruckseitig ist ein Überdruckventil
den. Der Arbeitsdruck heutiger Systeme liegt an den Druckregler angebaut. Für den Fall
üblicherweise bei etwa 7... 9 bar (absolut). eines Defekts am Druckregler verhindert
Daneben existieren Systeme, die mit dieses überdruckventil Beschädigungen an
Drücken ab 2 bar bzw. bis zu 11 bar arbeiten. Komponenten im Niederdrucksystem. Bei
der Entspannung des Gases kühlt sich das
Aufbau PR-NG 1 entsprechend dem Joule-Thomp-
Heute sind überwiegend Membran- oder son-Effekt sehr stark ab. Um ein Einfrieren
Kolbendruckregler im Einsatz. Die Druck- zu verhindern, ist das PR-NG1 deshalb
reduktion geschieht über Drosselung und an den Heizkreislauf des Fahrzeugs ange-
kann entweder in einer einzigen oder in schlossen_
mehreren Stufen erfolgen. Der Arbeitsdruck wird durch geeignete
In Bild 11 ist ein einstufiger Membran- Auswahl der Membran und der Druckfeder
druckregler im Schnittbild dargestellt. voreingestellt. Zur Feinjustage der Federvor-
spannung ist eine Jus-
Druclcregelmodul PR ·NG 1 tageschraube vorhan-
den, die im Werk ein-
gestellt und versiegelt
wird.

Arbeitsweise
2
Von der Hochdruck-
3
seite kommend
strömt das Gas über
1 eine variable Drossel-
öffnung (5) in die Nie-
derdruckkammer (9),
wo die Membran (8)
9
angeordnet ist. Diese
steuert über eine Steu-
Bild 11
erstange (6) den Öff-
8 1 Reglcrgohäuse
nungsquerschnitt der 2 elcklromagnehsches
Drossel (5). Bei gerin- Absper",enlil
5 gern Druck in der SOV-NGI

6 Niederdruckkammer 3 CNG·E,nlass

wird die Membran 4 CNG·Auslass


7
5 Drosselöflnung Zu r
von der Feder (7) in
>- Drucluegelung
!:' Richtung Drossel ge-
...
c:.
drückt, die sich da-
6 Steuerstange

'"::!: 7 Feder
'" durch öffnet und den 8 Membran
Druck auf der Nieder- 9 Nledeldruckkammer
142 Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Druckregelmodul PR-NGI

druckseite ansteigen lässt. Bei zu hohem halb dem Systemdruck liegt, dass die Drossel
Druck in der Niederdruckkammer wird die im normalen Betrieb immer geöffnet bleibt.
Feder stärker zusammengedrückt und die Ein idealer Druckregler hält den Druck
Drosselstelle schließt sich. Durch den abneh- unabhängig vom Durchfluss konstant. Reale
menden Querschnitt in der Drosselstelle Druckregler zeigen aufgrund von Neben-
sinkt der Druck auf der Niederdruckseite ab. effekten jedoch Abweichungen vom idealen
Im stationären Betrieb pendelt sich das Sys- Verhalten. Bild 12 zeigt eine typische Durch-
tem auf eine bestimmte Drosselöffnung ein flusskurve für einen einstufigen Druckregler.
und hält den Druck in der Niederdruckkam- Der Ausgangsdruck fällt bei zunehmendem
mer konstant. Durchfluss ab, außerdem tritt zwischen an-
Steigt nun der Gasbedarf im System an, steigendem und abfallendem Durchfluss
z. B. beim Gasgeben, strömt zunächst mehr eine Hysterese auf. Diese Hysterese entsteht
Gas aus dem Druckregler ab, als durch die aufgrund von Reibungs- und Strömungsver-
Drossel nachströmen kann. In Folge sinkt lusten. Grundsätzlich treten die dargestellten
der Druck im Niederdruckbereich kurz- Effekte bei großem Durchfluss und bei kom-
zeitig, bis sich die Drossel so weit öffnet, pakter Bauweise des Druckreglers am deut-
dass für den erhöhten Durchfluss wieder ein 1ichsten auf.
konstanter Druck hergestellt ist. Möglichst
geringe Schwankungen des Systemdrucks
bei Lastwechseln sind ein Merkmal für die
Qualität des Druckreglers.
überschreitet der Druck in der Nieder-
druckkammer einen bestimmten Wert, z. B.
weil kein Gas ins System abströmt, schließt
sich die Drosselstelle vollständig. Dieser
Druck wird als Lock-off-Druck bezeichnet.
Sinkt der Druck ab, öffnet sich die Drossel
wieder. Das Öffnen und Schließen der Dros-
sel ist mit Geräuschentwicklung und Ver-
schleiß verbunden. Um dies zu minimieren,
werden Druckregler üblicherweise so ausge-
legt, dass der Lock-off-Druck so weit ober-

Durchflusskurve 10r das PR-NG 1

8r---------~~---------.

1
bar

Sild 12
1 Lock-oft- Drude
5 ~ ________________ ~~
2 E,nstelldruck
3 maxImaler
o 10 20 30 kg/h
Druckablall Durchflussmenge Methan
4 Hysterese
Kraftsloffverbrauch in der Praxis 143

Kraftstoffverbrauch In der P (IDUS

Die Kraftfahrzeughersteller sind ver- Mit den unten aufgeführten Maßnahmen


pflichtet, den Kraftstoffverbrauch der kann der Kraftstoffverb rauch eines
Fahrzeuge anzugeben. Dieser Wert "sparsamen" Fahrers gegenüber dem
w ird beim Abgastest aus den Abgas- nDurchschnittsfahrer" im Alltagsbetrieb
emissionen ermittelt. Beim Abgastest um 20 ... 30% reduziert werden. Die er-
w ird ein definiertes Streckenprofil reichbare Reduzierung des Kraftstoff-
(Testzyklusl gefahren. Damit sind d ie verbrauchs durch die einzelnen Maß-
Verbrauchswerte für alle Fahrzeuge nahmen hängt von vielen Faktoren , u. a.
vergleichbar. wesentlich vom Streckenprofil (Stad t-
Einen wesentlichen Beitrag zur fahrt, Überlandfahrtl und von den Ver-
Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs kehrsbed ingungen ab. Deshalb ist
leistet der einzelne Autofahrer selbst u. a. es nicht immer sinnvoll , Werte für die
durch seine Fahrweise. Die Minderung Kraftstoffeinsparung anzugeben.
des Kraftstoffverbrauchs, den er mit
seinem Fahrzeug erzielen kann, hängt
von einer Vielzahl von Faktoren ab.

Positive Einllüsse auf den Krahstoflverbra uch


• Reifendruck: erhöhte Werte für voll beladenes Fahrzeug beachten (Erspamis: ca. 5 %)
• Beschleunigen bei hoher Last und niedriger Drehzahl, Hochschalten bei 2000 min- '
• Fahren Im gröBtmöglichen Gang: auch bei Drehzahlen unter 2000 min ' kann mit Volliast
gefahren werden
• Vermeiden von Bremsen und wieder Beschleunigen durch vorausschauendes Fahren
• Ausnutzen der Schubabschaltung
• Motorstopp bei längeren Haltephasen, z. B. an Verkehrsampeln mit langen Rotphasen
oder geschlossenen Bahnschranken (3 Minuten Leerlauf verbraucht so vie l Kraft stoff wie
1 km Fahrt)
• Einsatz von Leichtlauf-Motorölen (Ersparn is ca. 2% laut Herstellerangaben)

Negative Einllüsse auf den Kraflsloffverbrauch


• Erhöhtes Fahrzeuggewicht durch Ballast z. B. im Kofferrau m (zusätzlich ca. 0,3 Ifl00 km )
• hohe Fahrgeschwindigkeit
• erhöhter Luftwiderstand durch Dachaufbauten
• zusätzliche elektrische Verbraucher, z. B. Heckschei ben heizung, Nebelscheinwerfer
(ca. ' 1/1 kW)
• verschmutzter Luftfilter und abgebrannte Zündkerzen (Wechselintervalle beachten)
144 Zündsysteme der Vergangenheit Übersicht

Zündsysteme der Vergangenheit

Der Ottomotor ist ein Verbrennungsmotor Die Hochspannungs-Magnetzündung


mit Fremdzündung. Ein Zündfunke ent- konnte die Anforderungen der höher dre-
zündet das im Brennraum komprimierte henden Motoren erfüllen. Auch dieser Mag-
Luft-Kraftstoff-Gemisch und leitet so die netzünder erzeugte eine Spannung durch
Verbrennung ein. Dieser Zündfunke magnetische Induktion. Diese wurde so weit
entsteht durch einen Funkenüberschlag hochtransformiert, dass sie an den Elektro-
zwischen den Elektroden der Zündkerze, den der Zündkerze, die nun zum Einsatz
die in den Brennraum hineinragt. Die kam, einen Funkenüberschlag auslösen
Zündanlage muss die für den Funkenüber- konnte.
schlag an der Zündkerze erforderliche
Hochspannung erzeugen sowie für das zeit- Batteriezündung
gerechte Auslösen des Zündfunkens sorgen. Die Forderung nach preiswerteren Zündsys-
temen führte zur Entwicklung der Batterie-
Übersicht zündung; es entstand die Konventionelle
Spulenzündung (SZ) mit einer Batterie als
Entwicklungsgeschichte Energielieferant und einer Zündspule als
der Bosch-Zündsysteme Energiespeicher (Bild 2). Der Spulenstrom
Magnetzünder wurde über den Unterbrecherkontakt ge-
Die Zündung im Ottomotor war in den schaltet. Als Einstellvorrichtung des Zünd-
Anfangszeiten des Automobils ein großes winkels diente der Fliehkraftregler und die
Problem. Erst mit dem Niederspannungs- Unterdruckdose.
Magnetzünder von Robert Bosch stand ein Die Entwicklung ging auch hier immer
Zündsystem zur Verfügung, das für die da- weiter. Elektronische Bauelemente kamen
maligen Verhältnisse als zuverlässig galt. Der zum Einsatz und Schritt für Schritt nahm
Magnetzünder erzeugte durch magnetische der Anteil der Elektronik immer weiter zu.
Induktion in einem bewickelten Anker einen Zunächst wurde bei der Transistorzündung
Zündstrom, der beim Unterbrechen einen (TZ) der Spulenstrom über einen Transistor
Zündfunken am Abreißgestänge auslöste. geschaltet, um den Kontaktabbrand an den
Mit diesem Funken konnte das Gemisch im Unterbrecherkontakten zu verhindern und
Brennraum gezündet werden. Diese Technik damit den Verschleiß zu reduzieren. In
stieß aber bald an ihre Grenzen. weiteren Varianten der TZ wurde der Unter-
brecherkontakt, der immer noch als Steuer-
Entw.cklung der .nduktiven ZUndsysleme element für das Einschalten der Zündspule
diente, ersetzt. Hall- oder Induktionsgeber
übernahmen diese Aufgabe.
Den nächsten Schritt bildete die Elektro-
nische Zündung (EZ). Der last- und dreh-
zahlabhängige Zündwinkel wurde nun in
einem Kennfeld im Steuergerät gespeichert.
Damit war es möglich, weitere Parameter
wie z. B. die Motortemperatur für die Zünd-
winkelbestimmung zu berücksichtigen. Im
letzten Schritt ist schließlich mit der Voll-
elektronischen Zündung (VZ) auch noch
der mechanische Verteiler entfallen.
Bild 1 zeigt diesen Entwicklungsprozess.
Seit 1998 werden nur noch Motronic-Syste-
me eingesetzt, die im Motormanagement die
Funktionalität einer VZ integriert haben.
Zündsysteme der Vergangenheit Übersicht 145

E,ne alle Lohrtafel


Bosch-BatteriezOndung
von Bosch aus dem
Jahr 1969 zum Thema
Bo.eh · Ballene,ündung

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146 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung

Im Jahr 1807 entwickelte Isaak de Rivaz eine


Anfänge der Zündung
atmosphärische Kolbenmaschine, in der er
Die Volla·P!slole ,olgte Lange bevor die ersten Motoren Ende des das Prinzip der Gaspistole Voltas nutzte und
zwei grundleg nd 19. Jahrhunderts in Automobilen eingesetzt ein brennbares Luft-Gas-Gemisch mit einem
Elemente der Molor-
wurden, arbeiteten Erfinder daran, die elektrischen Funken zündete. Rivaz baute
techmk, elnerOOlls ein
weit verbreiteten Dampfmaschinen durch nach seiner Patentzeichnung ein Versuchs-
Luh·Gas·Gemlsch.
andererseus ein elektn-
Verbrennungsmaschinen zu ersetzen. fahrzeug (Bild 2), gab aber aufgrund der
scher Funke. Dam" be· Der erste Versuch, eine Wärmekraft - unbefriedigenden Ergebnisse bald wieder
gann die GeschlChle der maschine mit innerer Verbrennung, d. h. auf. Ähnlich wie in Huygens Pulvermaschine
elekl"schen Zündung. ohne Umweg über Feuerung, Kessel und wurde bei der Explosion ein Kolben hochge-
Dampf zu schaffen, ist von Christiaan schleudert und vom atmosphärischen Druck
Huygens aus dem Jahr 1673 bekannt. Der wieder zurückgezogen. Das Fahrzeug konnte
Brennstoff dieser Pulvermaschine (Bild 1) so einige Meter weit bewegt werden, dann
war Schießpulver (1), das mit einer Lunte (2) musste jedoch wieder frisches Brenngemisch
gezündet wurde. Nach dem Zünden ent- in den Zylinder eingelassen und gezündet
weichen die Verbrennungsgase über Rück- werden.
schlagventile (4) aus dem Rohr (3), wo Für den mobilen Einsatz in einem Kraft-
daraufhin ein Unterdruck entsteht. Der fahrzeug benötigte man Motoren mit konti-
atmosphärische Druck bewegt den Kolben nuierlicher Kraftabgabe. Die Zündung des
(5) nach unten, wobei eine Nutzlast G (7) brennbaren Gemischs im Zylinder war dabei
gehoben wird. das Hauptproblern. Viele Motorenbauer
Nach jeder Zündung musste neu geladen bemühten sich um Lösungen, es entstanden
werden. Die Arbeitsweise dieser Maschine zeitgleich verschiedene Systeme.
ermöglichte somit noch keine kontinuier-
liche Kraftabgabe im Sinne eines Motors. Hochspannungs-Summerzündung
über 100 Jahre später, im Jahr 1777, Eine Batteriezündung war bereits seit 1860
experimentierte Alessandro Volta mit der bekannt. Damals baute der Franzose Etienne
Zündung eines Gemischs aus Luft und Lenoir eine "Hochspannungs-Summerzün-
Sumpfgas mithilfe von Funken. Zur Funken- dung" (Bild 3) für seinen für ortsfeste Ver-
erzeugung benutzte er seinen 1775 geschaf- wendungen gedachten Gasmotor. Zur Er-
fenen Elektrophor. In der Volta-Pistole zeugung des Zündstroms wurde ein Ruhm-
wurde dieser Effekt genutzt. korff'scher Funkeninduktor (2) benutzt, der
Bild 1
Prinzip der Pulvermaschine von Chri81iaan Huygens DarSlellung eines Kraftfahrzeugs von Isaak Rival mil
I Kapsel mll
vom Jahr 1673 einem almosphärischen Flugkolbenmolor, nach der
Schießpulver Palenlschrift von 1807
2 Lunle
3 ROhr
4 Rucl<schlagvenhl
5 Kolben
6 Umlenkrolle
7 Nuiziasl (;

Bild 2
I Knopf 1ur Über·
Iragung des Zünd·
funkens
2 .yllnd"sches G eläß
3 Kolben
4 Blase. m,l Wasser'
810ff gelüllt
Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung 147

z. B. von einem galvanischen Element • Sie erzeugte während des Verbrennungs-


(Voltasäule ) gespeist wurde (Batterie- takts mehrere Funken und konnte bei
zündung). Zwei isolierte Platindrähte (6) hohen Drehzahlen keine effektive Ver-
dienten als Elektroden und erzeugten den brennung gewährleisten.
Funkenüberschlag im Motor. Damit hatte • Es gab damals noch keine Möglichkeit,
Lenoir auch die Urform der Zündkerze ge- den erforderlichen Strom während der
schaffen. Zur Stromverteilung auf die beiden Fahrt zu erzeugen.
Zündkerzen des doppelt wirkenden Motors
verwendete Lenoir einen Hochspannungs- earl Benz entwickelte im Jahr 1886 die
verteiler auf Kontaktschienen (5). Hochspannungs-Summerzündung weiter
Im Ruhmkorff'schen Funkeninduktor und erreichte damit höhere Drehzahlen
baut sich in der Spule ein Magnetfeld auf, als bei seinem ersten Fahrzeugmotor
sobald der Stromkreis geschlossen wird. Der (ca. 250 min-1). Das Problem dieser Zün-
Strom steigt allmählich an. Hat er einen be- dung lag aber noch immer in den
stimmten Wert erreicht, wird der Anker (4) Schwächen der Strom liefernden galvani-
angezogen und die Summerkontakte (3) schen Elemente, die bereits nach etwa 10 km
öffnen. Infolge des geöffneten Stromkreises Fahrt gewechselt werden mussten.
bricht das Magnetfeld zusammen. Die Die Zundung war - wie
schnelle Magnetfeldänderung bewirkt in der Glührohrzündung es earl Benz 8lnmallor·
zweiten Spule eine hohe Induktionsspan- Um die Baugröße von leistungsfähigen muherte - .das Problem
der Problomo".
nung, die an der Zündkerze einen Funken- Benzinmotoren für den Einsatz im Kraft-
.Blelbt der Funken aus,
überschlag hervorruft. Der Anker schließt fahrzeug in Grenzen zu halten, musste die
dann ist alles umsonst,
den Stromkreis wieder und der Vorgang Drehzahl gesteigert werden. Die Steuer- dann helfen die geist·
wiederholt sich. Etwa 40 bis 50 Zündvor- organe der Flammenzündung, wie sie bei reIChsten Konstruktionen
gänge wurden mit dieser Hochspannungs- ortsfesten Gasmotoren verbreitet war, waren nochts:
Summerzündung erreicht. Der dabei ent- aber zu träge, um höhere Drehzahlen zu er-
stehende Summton gab diesem Zündsystem reichen. Nlchl umsonst wünsch-
ten Sich französische
den Namen. Im Jahr 1883 wurde die von Gottlieb
Herrenfahrer der Jahr
Dass diese Zündung sich für den Fahr- Daimler entwickelte ungesteuerte Glührohr-
hundertwende mcht etwa
zeugbetrieb nicht durchsetzen konnte, hatte zündung patentiert. Dieses Zündsystem . Gule Fahrt !" , sondern
folgende Gründe: (Bild 4) bestand aus einem Kanal, der mit .Gute Zundung"
dem Verbrennungsraum im Zylinder ver- (. Bon Allumage l ")

Hochspannungs·Summe",ündung von l enoir

....-----ill· ·111---- ---,

Bild 3
1 Battenc
(galvanische.
Element)
2 Ruhmkorffscher

I
Funkeninduktor
0 3 $ummerkonlakte
2 5
;;;
6 4 Anker

Primärkreis Sek:undärkreis ~
:::>
5 Verteileranordnung
mit Kontaktfeder
~ 6 Zündke",e
148 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung

bunden war. Den gasdichten Abschluss des irgendwann einmal abbrennen müsse. Auch
Kanals bildete ein Glührohr (2), das von Daimler wandte sich schließlich dem Prinzip
einem kleinen Brenner permanent zum der Magnetzündung zu, nachdem diese sich
Glühen gebracht wurde. Bei der Verdichtung inzwischen als brauchbar erwiesen hatte.
wurde das Gemisch in das Glührohr hinein-
gepresst, entzündete sich dort und brachte Magnetelektrische Niederspannungs-
das übrige Gemisch im Verbrennungsraum Abschnappzündung
zur Entzündung. Das Glührohr musste so Nikolaus August Otto entwickelte im Jahr
erhitzt werden, dass die Zündung erst am 1884 die magnetelektrische Niederspan-
Ende des Kompressionshubs eintrat. nungs-Abschnappzündung. Ein Magnet-
Mit der Glührohrzündung konnte die induktor mit einem pendelnden Doppel-T-
Drehzahl wesentlich gesteigert werden. Je Anker und stabförmigen Dauermagneten er-
nach Bauart waren Werte von 700 ... 900 min- 1 zeugte einen Zündstrom niedriger Spannung
möglich. (Bild 5). Bei Unterbrechung des Stromflusses
Mehr als ein Jahrzehnt hindurch war die bildete sich an der Kontaktstelle im Motor-
Glührohrzündung die vorherrschende Zün- zylinder ein Öffnungszündfunke. Die feder-
dungsart, die von vielen Motorenherstellern belastete Abschnappvorrichtung des Anker-
verwendet wurde. Sie ermöglichte die weite antriebs und die Stoßstange, die den Zünd-
Verbreitung des Daimler-Motors und des kontakthebel betätigte, waren so aufeinander
Kraftfahrzeugs. Ein Nachteil war jedoch, abgestimmt, dass die Unterbrechung genau
dass immer die richtige Hitze des Glührohrs dann erfolgte, wenn der Ankerstrom seinen
eingestellt werden musste. Außerdem konnte höchsten Wert erreicht hatte. Das ergab einen
die Flamme bei Regen oder Sturm erlöschen. kräftigen Funken im Zündzeitpunkt.
Bei ungeschickter Handhabung des Brenners Der von Otto 1876 entwickelte Viertakt -
waren Brandschäden möglich, was den motor war bis dahin mit Leuchtgas betrieben
Konstrukteur Wilhelm Maybach 1897 in worden und daher nur für ortsfeste Anwen-
einer Denkschrift zu der These bewog, dass dungen geeignet gewesen. Die magnet-
jedes Automobil mit Glührohrzündung elektrische Niederspannungs-Abschnapp-
zündung ermöglichte nun den Betrieb mit
Glührohrzündung an einem Daimler·Molor Benzin. Dennoch beschränkten die erreich-
aus dem Jahr 1885 baren Drehzahlen die Anwendung auch nur
auflangsam laufende, ortsfeste Motoren.

Magnetzündung
Das Zündproblem drängte zu einer für
Kraftfahrzeuge besser geeigneten Lösung.
Mit diesem Problem befasste sich schließlich
ein Spezialbetrieb, der selbst keine Motoren
baute, sondern Zündapparate für ortsfeste
Langsamläufer auf den Markt gebracht
hatte: die im Jahr 1886 in Stuttgart gegrün-
dete Werkstätte für Feinmechanik und
Elektrotechnik von Robert Bosch.
Bild 4
1 BenZlnbehällcr lur
Bo ch- iederspannl1ng -Magnetzünder
den Brenner
2 Gluhrohr
mi t Ab chnappvorrichtl1ng
3 Brenner Bosch entwickelte die magnetelektrischen
4 Senale zum Niederspannungsapparate für die von Otto
Vorwärmen geschaffene Abschnappzündung weiter
Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge de, Zündung 149

(Bild 5), um sie den Herstellern ortsfester Die Hülsenbauart des Magnetzünders sowie
Ottomotoren als Zubehör anbieten zu kön- der Kegelradantrieb bewährten sich sofort,
nen. Ihr Vorteil war die von einer Batterie da sich diese Anordnung für den damals ge-
unabhängige Betriebsbereitschaft. Das hohe forderten Drehzahlbereich eignete.
Gewicht des Ankers und der träge Zünd- Gotdieb Daimler ließ 1898 solch eine
mechanismus verhinderten jedoch weiterhin Zündung in einen Wagen einbauen und
den Einsatz für Kraftfahrzeugmotoren. unternahm damit eine Probefahrt von Stutt-
gart nach Tirol, die erfolgreich verlief. Auch
ieder pannung -Magnetzü ndung der Daimler-Motor des ersten Zeppelin-Luft-
Bosch entwickelte aus der trägen Ab- schiffs arbeitete mit einer Bosch-Abreiß-
schnapp- die leichtere und schnellere Ab- zündung, da beim Luftschiff die Verwendung
reiß-Magnetzündung, die auch für schnell der Glührohrzündung wegen der Brenn-
laufende Kraftfahrzeugmotoren verwendet barkeit des Füllgases ausgeschlossen war.
werden konnte. Bei dieser Zündung handelte es sich aber
Statt den schweren, umwickelten Anker immer noch um eine Niederspannungs-
pendeln zu lassen, befand sich nun zwischen Magnetzündung, die zur Ausbildung der
den Polschuhen und dem feststehenden Öffnungs-Zündfunken über ein Abreißge-
Anker eine pendelnd angeordnete Hülse stänge mechanisch, später elektromagne-
(Bild 6), die als Feldlinienleitstück wirkte. tisch gesteuerte Abreißkontakte im Brenn-
Die Hülse wurde über ein Kegelradgetriebe, raum benötigte.
Aus dem
das zur Verstellung des Zündzeitpunkts Doppet·T·Anker
diente, angetrieben. Ein in der Laufrichtung Hoch pannungs-Magnetzünd ung wurde der
langsam ansteigender Nocken diente zum Die Abreißzündung war bald den Anforde- .Bosch-Anker",
Verdrehen des Abreißgestänges. Sobald rungen, die Motoren mit höheren Dreh- die Bddmar1<e der
Robert -Bosch-GmbH_
dieses durch Federkraft vom Nocken herab- zahlen, Verdichtungsdrücken und Verbren-
schnellte, wurde im Zylinder der Zündhebel nungstemperaturen an die Zündung stellten,
vom Zündstift getrennt und dadurch der nicht mehr gewachsen. Solange das Batterie-
Zündfunke erzeugt. problem aber ungelöst blieb, war eine Ver-

Aufbau des Bosch-Niederspannungs-Magnet- Aufbau des Bosch-Niederspannungs-Magnet·


zünders mit Abschnappeinrichtung und Zündflansch ,ünd.,s mit pendelnder Hülse, Bauart 1697
aus dem Jahr 1667
Bild 5
a Aufbau
b Pnnllp (Schnitt)

1 DrucJ<federanordnung
2 Zundhebef
3 Zünd.tift
4 Zündßansch
5 Stoßstange
6 Doppel-T-Anker
7 Winkelhebel
6 Steuerweite
9 Klemme

Bild 6
, Klemme
2 Doppel-T-Anker
(feststehend)
3 Polschuhe
4 Hul.. (pendelnd)
150 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung

besserung nur von einer Magnetzündung zu ziert, die aber ausreichte, einen Strom durch
erwarten, die anstelle von Abreißkontakten die nunmehr leitend gewordene Funken-
eine Zündkerze verwendete. Hierzu war ein strecke zu schicken und den von der Abriss-
Zündstrom hoher Spannung erforderlich. zündung bekannten Lichtbogen zu bilden.
Robert Bosch beauftragte seinen Mit- Der Unterbrecher wurde mechanisch von
arbeiter Gottlob Honold, eine Magnetzün- einem Nocken (4) gesteuert, sodass er den
dung ohne Abreißgestänge und mit fest- Stromkreis der Niederspannungswicklung
stehenden Zündelektroden zu entwickeln. zu einem genau definierten Zeitpunkt
Honold benutzte einen Niederspannungs- schließen bzw. unterbrechen konnte. Zur
Magnetzünder mit pendelnder Hülse, den Unterdrückung der Funkenbildung am
er entsprechend umbaute. Der Doppel-T- Unterbrecher war ein Kondensator parallel
Anker erhielt zwei Wicklungen: eine mit zu den Unterbrecherkontakten geschaltet.
wenigen Windungen aus dickem Draht, die Auch die Zündkerzen mussten neu ent-
andere mit vielen Windungen aus dünnem wickelt werden, da ihre Elektroden wegen
Draht (Bild 7). Durch Drehen der Hülse des heißen, lichtbogenartigen Funkens des
wurde in der Ankerwicklung zunächst eine neuen Zünders zu schnell abbrannten. Die
niedrige Spannung erzeugt. Gleichzeitig Entwicklung der Bosch-Zündkerzen geht so-
wurde der Wicklungsteil mit den wenigen mit ebenfalls auf diese Zeit zurück. Unter-
Windungen durch einen Unterbrecher (3) brecher, die von Anfang an das Herzstück
kurzgeschlossen. Dadurch entstand ein des Hochspannungs-Magnetzünders bilde-
Bild 7
a Schaltbild des
hoher Strom, der daraufhin unterbrochen ten, wurden weiterentwickelt und damit zu-
Hochspannungs· wurde. Infolgedessen trat in der anderen verlässiger und betriebssicherer gemacht.
magnetzünderS Wicklung mit den vielen Windungen eine
b Aufbau des orslen hohe, rasch abklingende Spannung auf, die Eine andere Variante der Magnetzündung
senenmäBtQ her- die Funkenstrecke an der Zündkerze (5) entwickelte Ernst Eisemann. Die Hochspan-
gestellten Hoch·
durchschlug und leitend machte. Danach nung wurde von einem getrennt aufgebau-
spannungs·
Magnetzünders
wurde in der gleichen Wicklung eine wei- ten Transformator, der von einem Nieder-
1 Polschuh tere, erheblich niedrigere Spannung indu- spannungs-Magnetzünder gespeist wurde,
2 Hülse (umlaufend)
3 DoppoH-Ank r Bosch·Hochspannungs· MagneIzOnder aus dem Jahr 1902
4 S1tomabnehmer mit
14
Verbl ndu ngssctuene
a 13
Zu den Zundkerzen·
Anschlussklemmen 14 12
5 Ver1mlcrschcloo m,'
Schleolnng 11
6 Slromlellung zur 3
10
VMellerschelbe
(sekundär)
9
7 zum Ztindschalter 10
8 Stromleitung zum 11 8
Unterbrocher (pnmär) 15 1
9 Anschlussldemmen 6
zu den Zündkerzen
10 Unterbrecherhebel
11 Unterbrecherkonlakl 16
12 Kondensator
13 ZlindZOl tpunkl·
verstellung
14 Magnel
15 Nocken
16 Zundkerze
Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung 151

erzeugt. Anfangs wurde die Wicklung dieses men. Während der Kriegsjahre hatte sie sich
Zünders mehrfach durch einen synchron - trotz aller Unvollkommenheiten - immer
mit dem Anker umlaufenden Kontaktgeber weiter durchgesetzt. Der Drang der Bevölke-
während jeder Stromwelle kurzgeschlossen. rung nach erschwinglichen Fahrzeugen be-
Später erkannte Eisemann, dass ein einziger günstigte den Erfolg des preisgünstigeren
Kurzschluss genügte. In Deutschland stieß Batteriezündungssystems. Die Abhängigkeit
Eisemann auf Ablehnung. In Frankreich von einer Batterie wurde dabei in Kauf ge-
aber hatte er Erfolg, wo sich der Ingenieur nommen, weil für die Batterieaufladung im
Graf de la Valette den Alleinvertrieb der Fahrbetrieb durch den Einbau einer Licht-
Eisemann-Magnetzündung sicherte. Später maschine gesorgt war.
ging aber auch Eisemann von der getrennt
angeordneten Spule auf die Bosch-Kons- Einführung der Ba llcriczündu ng in Europa
truktion mit dem Prinzip des zweifach be- durch Bosch
wickelten Doppel-T-Ankers über. In Europa fand das Kraftfahrzeug in den
ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg
Batteriezündung zunächst noch keine weite Verbreitung. Mit
Als die Robert Bosch AG 1925 die Batterie- der langsam steigenden Nachfrage nach
zündung vorstellte, dominierte in der Fahr- Autos entstand jedoch ebenso wie zuvor in
zeugindustrie noch die Magnetzündung, da den USA der Drang zu Preissenkungen. In
sie als die zuverlässigste Form der Zündung den 1920er-Jahren waren die Voraussetzun-
galt. Indes forderten die Fahrzeughersteller gen für die Durchsetzung der Batterie-
ein preisgünstigeres System, und dank zündung in Europa gegeben. Die nötigen
ständiger Verbesserungen setzte sich die Erfahrungen für die Entwicklung dieses
Batteriezündung auch in Europa - nachdem Zündsystems zur Serienreife waren bei
sie in den USA schon in der Serienfertigung Bosch schon lange vorhanden. So hatte das
eingesetzt wurde - binnen weniger Jahre im Unternehmen bereits vor 1914 Zündspulen
Automobil- und Motorradbau durch. - das Herzstück einer Batteriezündung - in
die USA geliefert. Bosch reagierte als einer
rster erieneinS3tz in den U A der ersten Hersteller und bot 1925 eine
Das Prinzip der Batteriezündung wurde Batteriezündung für den europäischen
schon 1908 von dem Amerikaner Charles Markt an, bestehend aus der Zündspule und
F. Kettering weiterentwickelt und 1910 von dem Zündverteiler. Zunächst wurde sie nur
Cadillac in die Serienfertigung übernom- im Brennabor 4/25 eingesetzt. 1931 jedoch
waren bereits 46 der 55 in Deutschland er-
Aufbau der Balteriezundung hältlichen Automobiltypen mit ihr ausge-
stattet.

Aufbau lind Arbeitsweise


Die Batteriezündung bestand aus zwei
getrennten Apparaten: dem vom Motor an-
getriebenen Zündverteiler und der Zünd-
spule (Bild 8, vorherige Seite). Die Zünd- Bild 8

spule (7) enthielt die Primär- und die 1 8 allono


2 Zünd.challe,
Sekundärwicklung sowie den Eisenkern. Im
3 Zündkondensalor
Zündverteiler (8) waren der feststehende 4 Unlerbrechernocken
Unterbrecher (5), der umlaufende Nocken 5 Unl erbreche rkonlakl
(4) und die Verteilereinrichtung für den 6 Zündkerzen
Sekundärstrom untergebracht. Der Zünd- 7 Zündspule

kondensator (3) diente der Unterdrückung B Zündverteiler


152 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung

des Unterbrecherfunkens und damit der weiterten Drehzahlbereich. Es wurden des-


Schonung der Kontakte. halb große Verstellbereiche für den Zünd-
Der Unterbrechernocken und die Achse winkel nötig, um den bei hohen Drehzahlen
des Verteilers waren die einzigen beweg- größeren Verzugswinkel zwischen Zünd-
lichen Teile der Batteriezündung, die - im zeitpunkt und Gemischentflammung auszu-
Gegensatz zur Magnetzündung - kaum eine gleichen. In der weiteren Entwicklung für
nennenswerte Kraft zum Antrieb benötigte. mehrzylindrige Motoren wurden der
Die Batteriezündung unterschied sich Primärstromunterbrecher und die Verteiler-
dadurch vom Magnetzünder, dass der vorrichtung der von der Zündspule geliefer-
Primärstrom dem Stromnetz des Fahrzeugs ten Hochspannung mit gemeinsamer An-
entnommen wurde. Die Hochspannung triebsachse im Zündverteilergehäuse zusam-
wurde in ähnlicher Weise erzeugt wie beim mengebaut. Zur Zündzeitpunktverstellung
Magnetzünder: der Strom, der in der konnten der Unterbrecherhebel und der
Primärwicklung ein magnetisches Feld auf- Nocken gegeneinander verdreht werden, was
baut, wurde durch einen mechanisch ge- ursprünglich von Hand vom Fahrersitz aus
steuerten Unterbrecher unterbrochen. erfolgte und Erfahrung und technisches Ein-
Durch das zusammenbrechende Magnetfeld fühlungsvermögen des Fahrers voraussetzte.
entstand in der Sekundärwicklung die Der drehzahlabhängig regelnde Fliehkraft-
Hochspannung. Selbstversteller, der schon 1910 in der
Hochspannungs-Magnetzündung zu finden
Anfo rderungen an die Zündung war, wurde in die Batteriezündung über-
"neuerer Zeit" nommen.
Die Anforderungen, die der Verbrennungs- Mit zunehmender Bedeutung des Kraft-
motor zur damaligen Zeit an die Zündung stoffverbrauchs ergab sich die Notwendig-
stellte, sind sehr stark gestiegen und viel- keit, auch die Lastabhängigkeit des Verbren-
fältiger geworden. Die Motoren wurden mit nungsvorgangs in die Zündzeitpunkteinstel-
höherer Verdichtung und magererem Luft- lung mit einzubeziehen. Hierzu wurde eine
Kraftstoff-Gemisch betrieben. Auch die Membran eingebaut, die auf den Saugrohr-
Höchstdrehzahl wurde gesteigert. Gleich- druck vor der Drosselklappe ansprach und
zeitig machten Forderungen wie z. B. Verstellkräfte auf den Zündverteiler er-
geringes Geräusch, gutes Leerlaufverhalten, zeugte. Dadurch ergab sich eine zusätzlich
lange Wartungsintervalle, geringes Gewicht, zum Fliehkraftversteller wirkende Zündwin-
kleine Abmessungen und niedriger Preis kelkorrektur. Diese Unterdruckverstellung
eine rasche Weiterentwicklung erforderlich. hat Bosch 1936 bei seinen Zündverteilern
Die höhere Verdichtung und die spar- eingeführt.
samere Vergasereinstellung verlangten nach Bei der Entwicklung der Unterbrecher-
einer höheren Zündspannung, damit der kontakte konnte Bosch auf den Erkennt-
Funkenüberschlag sicher hervorgerufen nissen aus der Zeit der Magnetzünder auf-
werden konnte. Ein einwandfreier Leerlauf bauen. Im Laufe der Zeit wurden alle
konnte nur mit vergrößertem Elektroden- Komponenten der Batteriezündung weiter-
abstand erzielt werden, was den Zündspan- entwickelt. Die Weiterentwicklungen in der
nungsbedarf erhöhte. Die Zündspannung Technik - insbesondere die neu entstandene
musste auf mehr als das Zweifache erhöht Halbleitertechnik - führten schließlich zu
werden. Das wiederum hatte Auswirkungen neuen Zündungssystemen, die zwar immer
auf die Ausführung der Hochspannung noch nach dem Prinzip der ursprünglichen
führenden Teile, damit es nicht zu schäd- Batteriezündung arbeiteten, jedoch völlig
lichen überschlägen kommen konnte. anders aufgebaut waren.
Die Motoren verlangten eine weitgehende
Anpassung des Zündzeitpunkts an den er-
Einsatz der Magnetzündung 153

E,nsatz der Magnetzundung

Bosch-Magnetzündung im Motorsport
Ihre besondere Bewährung zeigte die Bosch-Nieder-
spannungs-Magnetzündung in dem ersten Mercedes-
Wagen , der 1901 in drei französischen Automobilrennen
siegte und außerdem ,m gleichen Jahr noch weitere Siege
errang. Ein besonders wIchtiges Ereignis war das Gordon -
Bennett-Rennen in Irland 1903. Der von dem Belgier
Camille Jenatzy gesteuerte 60-PS Mercedes-Wagen trug
eInen Aufsehen erregenden Sieg davon, bei dem die
Zuverlässigkeit und Überlegenheit der Bosch-Magnet-
zündung mitgeholfen hatte. Im Gordon-Bennett-Rennen
von 1904 waren bereits die fünf schnellsten Wagen mit
einer Bosch-Zündung ausgerüstet.
Im Juni 1902 traf eIn ,leIchter Renault-Wagen " als Erster
der Fernfahrt Paris-Wien auf dem Trabrennplatz on Wien
Camille Jenatzy als Bosch-Mephislo
eIn. Am Steuer saß Marcel Renault , dessen Bruder 1898
aul einem Bosch-Werbeplakal von 1911
mIt der . Voiturette" für Aufsehen gesorgt und gleichzeitig
den Grundstein für die bekannte Automobilmarke gelegt hatte. Renaults SIegerwagen war m~
der neuen Hochspannungs-Magnetzündung von Bosch, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht
in normalen Pkw eIngesetzt war, ausgestattet.
Im Jahr 1906 ging der Sieg Im Rennen um den französischen Grand Prix an einen mit Bosch-
Hochspannungs-Magnetzündung ausgerüsteten Wagen . Daraufhin wurde diese Zündung von
den Kraftfahrzeugherstellern in erheblichem Maße bevorzugt und erlebte bald einen stürmischen
Aufschwung.

Magnetzündung in Flugzeugen
Im Mal 1927 startete der damalige Postflieger CharIes Lindbergh zu seinem historischen Flug
über den Atlantik. In seiner einmotorigen Maschine , Spirit of SI. Louis' schaffte er die Strecke
New York-Paris im Alleinflug nonstop in 33,5 Stunden. Für eine problemlose Zündung während
des Augs sorgte eIn Magnetzünder der Schweizer Firma Scintilla in Solothum, die heute zur
Bosch-Gruppe gehört.
Den ersten Nonstopflug über den Atlantik In Ost-West-Rlchtung gelang im April 1928 den
Flugpionieren Herrnann Köhl, Günther Freiherr von Hünefeld und James Fltzmaurice mit einer
wellblechemen Junkers W33 . Ge-
startet sind sie in Irland, gelandet
nach 36 Stunden in Kanada bei
Greenly Island . Das eigentliche
Ziel - New York - venehlten sie
wegen heftiger StOrme. Aber:
, Mit Bosch Kerzen und
Bosch Magnet gelang der Flug "
(siehe Bild).
154 Zündsysteme der Vergangenheit Batterie-Zündsysteme im Wandel der Zeit

Batterie-Zündsysteme im mechanisch ein- und ausgeschaltet. Der


Kontakt ist über einen bestimmten Winkel
Wandel der Zeit (Schließwinkel) geschlossen.
In der Zeit zwischen der Einführung der
Bosch-Batteriezündung im Jahr 1925 und Aufba u und Arbeitsweise
den zuletzt 1998 gefertigten Zündsystemen Die konventionelle Spulenzündung besteht
waren diese Systeme einem stetigen Wandel aus den Komponenten (Bild 1)
und einer kontinuierlichen Weiterentwick- • Zündspule (3),
lung unterworfen. • Zündverteiler (4) mit Unterbrecher (6),
Am Prinzip der Batteriezündung hat sich Zündkondensator (5), Fliehkraftzündver-
in dieser Zeit nichts Wesentliches geändert. steiler und Unterdruckzündversteller (7),
Der Wandel betraf hauptsächlich die Steue- sowie den
rungsmechanismen zum Einstellen des • Zündkerzen (9).
Zündzeitpunkts. Das führte zu Veränderun-
gen der Systemkomponenten. Von der Im Betriebsfallliegt die Batteriespannung
ursprünglichen Batteriezündung ist letzt- am Zünd-Start-Schalter (2) und damit
endlich nur noch die Zündspule und die an Klemme 15 der Zündspule an. Bei
Zündkerze übrig geblieben. Ende der geschlossenem Unterbrecher fließt der
1990er-Jahre wurde die Zündungssteuerung Strom über die Primärwicklung der Zünd-
endgültig in das Motormanagement-System spule (Asphaltzündspule) gegen Masse.
Motronic integriert, sodass alle hier im Fol- Dadurch wird in der Zündspule ein Magnet-
genden aufgeführten Zündsysteme mit ihren feld aufgebaut, in dem die Zündenergie ge-
separat aufgebauten Zündsteuergeräten der speichert wird. Der Stromanstieg erfolgt
Geschichte angehören. langsam aufgrund der Induktivität und
des Widerstands der Primärwicklung. Die
Konventionelle Spulenzündung (SZ) Aufladezeit wird durch den Schließwinkel
Die konventionelle Spulenzündanlage ist bestimmt. Der Schließwinkel wiederum
kontaktgesteuert. Der Strom, der durch die wird durch die Ausführung des Zünd-
Zündspule fließt, wird über einen Kontakt nockens, der über das Gleitstück den Zünd-
im Zündverteiler (Zündunterbrecher) unterbrecher betätigt, vorgegeben (Bild 2b).
Am Ende der Schließzeit öff-
ZUndanlage mil konventioneller Spulenzündung SZ net der Nocken den Kontakt
und unterbricht damit den
Spulenstrom. Es sind so viele
Nocken vorhanden, wie der
Motor Zylinder hat.
Wegen der Abnutzung
Bild 1
des Gleitstücks durch Abrieb
1 Battene sowie Kontaktabbrand an den
2 Zünd-Star1-Schaller Unterbrecherkontakten muss
3 Zündspule der Unterbrecher regelmäßig
4 Zundver191ler erneuert werden.
5 Zünd onden •• tor
6 Unterbrecher
7 Untcrdruckzünd-
versleller
8 Verte,lerl,nger
9 Zündkerze
1.4. 15 Klemmen·
bez.elchnungen
Zündsysteme der Vergangenheit Batterie-Zündsysteme im Wandel der Zeit 155

Der Strom und die Abschaltzeit sowie die Unterdruckzündversteller


Windungszahl der Sekundärseite bestimmen Der Unterdruckzündversteller verstellt den
im Wesentlichen die auf der Sekundärseite Zündzeitpunkt in Abhängigkeit von der
induzierte Zündspannung. Motorlast. Als Maß für die Last dient der
Der den Unterbrecherkontakten parallel Saugrohrunterdruck, der zwei Membran-
geschaltete Zündkondensator verhindert, dosen zugeführt wird (Bild 2b).
dass sich zwischen den Kontakten ein Licht- Mit abnehmender Motorlast steigt der
bogen bildet und der Strom dadurch nach Unterdruck in der Frühdose und bewirkt
Öffnen des Kontakts weiterfließt. eine Bewegung der Membran (11) samt
Die in der Sekundärwicklung der Zünd- Zugstange (16) nach rechts. Die Zugstange
spule induzierte Hochspannung wird auf verdreht die Unterbrecherscheibe (8) ent-
den Mitteldom des Zündverteilers geschal- gegen der Drehrichtung der Zündverteiler-
tet. Der umlaufende Verteilerfinger (Bild 1, welle, wodurch der Zündzeitpunkt in Rich-
Pos. 8) bildet eine Verbindung zwischen tung "Früh" verstellt wird.
Mitteldom und einer Außenelektrode, so- Unterdruck in der Spätdose - der Saug-
dass die Hochspannung zu der Zündkerze rohranschluss liegt hier nicht vor, sondern
jenes Zylinders, der sich am Ende des Ver- hinter der Drosselklappe - führt zu einer
dichtungstakts befindet, geführt wird und Bewegung der ringförmige Membran (15)
dort einen Zündfunken auslöst. Die Syn- samt Zugstange nach links und damit zu
Bild 2
chronisation mit der Kurbelwelle und damit einer Zündzeitpunktverstellung in Richtung a Fhehkraftz(]nd-
der Position der Kolben in den einzelnen "Spät". Das Spätverstellsystem wirkt bei be- versteller (Darstellung
Zylindern ist durch die mechanische Kopp- stimmten Motorzuständen (z. B. Leerlauf, In Ruheslellung)
lung des Zündverteilers mit der Nockenwelle Schiebebetrieb ), um das Abgasverhalten zu b Unterdruckzündver'
oder an einer anderen gegenüber der Kur- verbessern. Es ist dem Frühverstellsystem steiler mIt FrOh- und
Spätverslollsystem
belwelle in der Drehzahl mit 2:1 untersetz- untergeordnet.
ten Welle sichergestellt.
1 Ach.platte
ZOndverstellsystem der SpulenzOndung
2 Zündnocken
Zündzeitpunktver teilung
3 Wälzbahn
Aufgrund dieser mechanischen Kopplung 4 Fhehgewocht
führt ein Verdrehen des Zündverteilers zu "'~-- 2 5 Mitnehmer
einer Verschiebung des Zündzeitpunkts bzw. 6 Zundvertellerwelle
ermöglicht eine Veränderung im Zündver- 3 7 Zundverteller
teiler die Einstellung eines vorgegebenen 8 Unterbrecherscheibe
4 9 SaugrohranSchluss
Zündzeitpunkts.
!Ur Spätdose
6 10 Spätdose
Fliehkraftzündversteller 11 Membran
Der Fliehkraftzündversteller verstellt den (Frühverstell'YGtom)
b
Zündzeitpunkt in Abhängigkeit von der 12 FrOhdose

Motordrehzahl. Die mit der Verteilerwelle 13 Unterdruckdose


14 Saugrohranschluss
umlaufende Achsplatte (Bild 2a, Pos. 1) trägt
filr FrOhdose
die Fliehgewichte (4). Mit steigender Dreh- 15 nnglörmlg8 Membran
zahl bewegen sich die Fliehgewichte nach (Spätvcrslcllsyslcm)
außen. Sie verdrehen den Mitnehmer (5) 16 Zug.lange
über die Wälzbahn (3) gegen die Zündver- 17 Unterbrecherkontakte

teilerwelle (6). Dadurch verdreht sich auch

L
" V.rstellweg .FrOh'
der Zündnocken gegen die Verteilerwelle
b,s zum Anschlag
um den Verstellwinkel a. Um diesen Winkel " VerGtellweg . Späl·
wird der Zündzeitpunkt vorverlegt. 7 8 1112 13
bIS zum Anschlag
u VerGtellwlnkei
156 Zündsysteme der Vergangenheit Batterie·Zündsysteme im Wandel der Zeit

Kontaktgesteuerte Transistorzündung mit Hall-Geber


Transistorzündung (TZ-K) (TZ-H)
Aufbau und Arbeitsweise Aufbau
Der Zündverteiler der kontaktgesteuerten Bei dieser Transistorzündung ist der bei der
Transistorzündung (TZ-K) ist identisch mit TZ-K noch vorhandene Unterbrecherkon-
dem Zündverteiler der Spulenzündung (SZ). takt durch einen im Zündverteiler integrier-
Der Primärstrom wird bei diesem Zünd- ten Hall-Geber ersetzt. Dreht sich die Zünd-
system jedoch nicht vom Zündunterbre- verteilerwelle, so laufen die Blenden des
cherkontakt, sondern von einem Transistor Rotors (Bild 4a, Pos. 1) berührungslos durch
- mit zusätzlicher im Zündschaltgerät unter- den Luftspalt (4) der Magnetschranke. Die
gebrachter Elektronik - geschaltet. Der bei den weichmagnetischen Leitstücke mit
Kontakt muss nur noch den Steuerstrom für den Dauermagneten (2) erzeugen das
die Transistorzündung schalten. Deshalb Magnetfeld. Ist der Luftspalt frei, so wird der
handelt es sich auch hier um ein kontakt- Hall-IC (3) vom Magnetfeld durchsetzt. So-
gesteuertes Zündsystem. Bild 3 zeigt den bald eine Blende in den Luftspalt eintaucht,
Vergleich beider Zündsysteme. verläuft der Magnetfluss größtenteils im
Bei geschlossenem Unterbrecherkontakt Blendenbereich und wird vom IC fern-
(7) fließt ein Steuerstrom in die Basis B, gehalten. Daraus ergibt sich ein digitales
wodurch die Strecke zwischen Emitter E und Spannungssignal (Bild 4b).
Kollektor C des Transistors leitend wird.
Die Spule wird geladen. Ist der Kontakt of- Vergleich einer konventionellen Spulen·
lündung (SZ) mil einer kontaktgesleuerten
fen, so fließt kein Steuerstrom in die Basis TransislorzOndung (TZ'K)
und der Transistor sperrt den Primärstrom.
Die Widerstände (3) dienen dazu, bei
Bild 3 niederohmigen, schnell aufladbaren Zünd- a 3
a Schaltplan der
konventionellen
spulen - wie sie bei der TZ-Keingesetzt I/ 1' 4
15 4
werden - den Primärstrom zu begrenzen. 15 5
Spulenzundung SZ
b Schaltplan der
Im Startfall wird einer dieser Widerstände 2 V ' /., 1-2
durch die Klemme 50 am Starter über- 30
kontaktgesteuerten
Transistorzündung brückt, um die Absenkung der Batteriespan- 4
+
TZ·K nung beim Start zu kompensieren. -.-
1 I
1 Batterte ....L.
2 Zund·Start·Schaller
Vorteile gegenüber 7.
8
3 VOIWlderstand Die kontaktgesteuerte Transistorzündung
4 SchaUer lur
StManhebung
hat gegenüber der konventionellen Spulen-
zündung zwei wesentliche Vorteile. Zum
11 9 11
5 Zundspule mit b R" 3 R.:I
einen kann durch die nur geringen Schalt-
Primärwicklung 1. ,
und Sekundar' ströme der Kontaktbrand am Zündunter- 1' 4
brecher vermindert werden, was zu einer
wicklung I~
6 Zündkondensator wesentlich längeren Standzeit führt. Zum
t/ 15 4
4
15 5
7 Unterbrecher anderen kann der Transistor im Vergleich zu 2 L,
e Zündverle,ler V' ~
einem mechanischen Kontakt einen höheren 30
9 Zündkerzen
10 Elektronrk m,t
Primärstrom schalten. Aus dem höheren +
Widerstanden Primärstrom ergibt sich eine höhere gespei- 10
des Spannungs' cherte Energie in der Zündspule, was zu
tellers R,. R2 und einer Verbesserung von Spannungsangebot,
TranSistor T
I , 4, 15. 30 Klemmen·
Funkendauer und Funkenstrom führt. 11 9 11
bezeIChnungen
Zündsysteme der Vergangenheit Batterie·Zündsysteme im Wandel der Zeit 157

Die Anzahl der Blenden ist gleich der Anzahl Strom- und chlicßwinkcl rcgclung
der Zylinder. Das Spannungssignal ent- Der Einsatz von schnell aufladenden Spulen
spricht somit dem Signal, das der Unter- mit einem niedrigen ohmsehen Widerstand
brecherkontakt bei der TZ-K liefert Im machte Maßnahmen zur Begrenzung des
einen Fall wird der Schließwinkel durch den Primärstroms und der Verlustleistung nötig.
Zündnocken und im anderen Fall das Tast- Diese Funktionen sind im Steuergerät des
verhältnis des Spannungssignals durch die Zündsystems realisiert
Rotorblende vorgegeben. Die Breite b der
einzelnen Blenden bestimmt je nach Zünd- Stromregelung
schaltgerät den maximalen Schließwinkel Die Primärstromregelung dient dazu, den
dieses Zündsystems. Bei Systemen ohne Zündspulenstrom und damit den Aufbau
Schließwinkelregelung bleibt demnach der der Energie auf ein festgelegtes Maß zu be-
Schließwinkel über die gesamte Lebensdauer grenzen. In der Stromregelphase arbeitet der
des Hall-Gebers konstant; eine Schließ- Transistor in seinem aktiven Bereich, d. h.,
winkeleinstellung wie beim Unterbrecher- an ihm fällt mehr Spannung als im reinen
kontakt entfällt damit Schaltbetrieb ab. Dadurch entsteht eine
höhere Verlustleistung.

Schließwinkelregelung
Zur Minimierung dieser Verlustleistung ist
Hall·Geber im Zündverteiler eine Schließwinkelregelung nötig, die die
Schließzeit auf einen geeigneten Wert ein-
a
stellt Da in der Analogtechnik Regelvor-
gänge einfach durch Verschieben von Span-
r----<) +
nungsschwellen durchzuführen sind, wird
das Rechtecksignal des Hall-Gebers mit
Hilfe der Auf- und Entladung von Konden-
satoren in eine Rampenspannung umge-
wandelt (Bild 4c).
Am Ende der 70 % entsprechenden Blen-
b denbreite liegt der durch das Verstellen des Bild 4
Zündverteilers bestimmte Zündzeitpunkt a Pnnz,p,elle, Autbau
des ROlms
Die Schließwinkelregelung ist so eingestellt,
bAusgangsspannung
dass die Stromregelzeit t1 * genau dem für
des Hall·Gebers
dynamischen Betrieb nötigen Vorhalt ent- c Rampenspannung
spricht Aus dem Wert von t1 wird eine tür Schhe6wlnkel·
Spannung gebildet und mit der abfallenden regelung
Rampe der Rampenspannung verglichen. d Pnmärstrom In der
Zündspule
Am Kreuzungspunkt "EIN" wird der
Primärstrom eingeschaltet, der Schließ- 1 Blende mit Breite"
winkel beginnt Durch Verändern dieser 2 wcochmagncl,sehc
Spannung kann der Kreuzungspunkts auf Leltstuck.e ""lIt Dauer-
der Rampenspannung verschoben und da- magnet
3 Hall-IC
mit der Einschaltpunkt des Schließwinkels
4 Luttspalt
beliebig geändert und jedem Betriebsbereich
angepasst werden.
" Schließ,olt
I, · Sirombegrenzungs-
zoll (Stromregelzo,t)
IZ ZündzCltpunk1
158 Zündsysteme der Vergangenheit Batterie-Zündsysteme im Wandel der Zeit

Transistorzündung mit Elektronische Zündung (EZ)


Induktionsgeber (TZ-I) Die Zündverteiler mit tliehkraft- und unter-
Die Transistorzündung mit dem im Zünd- druckgesteuerter Verstellung des Zündzeit-
verteiler integrierten Induktionsgeber (TZ-I) punkts realisieren nur einfache Verstellkenn-
unterscheidet sich von der TZ-H nur gering- linien, die dem wachsenden Anspruch an
fügig (Bild 5a). Dauermagnet (1), Induk- eine Motorsteuerung nicht mehr gerecht
tionswicklung und Kern (2) des Induktions- wurden. Der Einzug der Mikroelektronik in
gebers bilden eine feste, geschlossene Bauein- das Fahrzeug ermöglichte zu Beginn der
heit, den "Stator". Gegenüber dieser festen 1980er-Jahre neue Wege zur Realisierung
Anordnung dreht sich das auf der Zünd- eines Zündsystems.
verteilerwelle sitzende Impulsgeberrad, der
"Rotor". Kern und Rotor sind aus weich- Aufbau und Arbeitsweise
magnetischem Stahl gefertigt; sie haben Die Elektronische Zündung (EZ) benötigt
zackenförmige Fortsätze (Statorzacken, weder Fliehkraft- noch Unterdruckzünd-
Rotorzacken ). versteller. Stattdessen werden Drehzahl und
Das Funktionsprinzip besteht darin, Motorlast von Sensoren erfasst und in elekt-
dass sich der Luftspalt zwischen Rotor- und rische Größen umgewandelt, die im Zün-
Statorzacken beim Drehen des Rotors dungssteuergerät verarbeitet werden. Die
ständig ändert. Mit ihm ändert sich der Funktionalität der EZ erfordert ein Steuer-
magnetische Krafttluss. Die Flussänderung gerät mit Mikrocontroller.
induziert in der Induktionswicklung eine Zur Erfassung der Drehzahl dient ein in-
Wechselspannung (Bild Sb). Der Scheitel- duktiver Impulssensor, der die Zähne eines
wert der Spannung hängt von der Drehzahl speziellen Zahnrads an der Kurbelwelle
ab: ca. 0,5 V bei niedriger und ca. 100 V bei abtastet. Alternativ dazu kann die Drehzahl
hoher Drehzahl. Die Frequenz f entspricht mit einem Hall-Geber im Zündverteiler
der Funkenzahl pro Minute. erfasst werden.
Strom- und Schließwinkelregelung laufen Der im Ansaugrohr herrschende Druck
bei der TZ-I ähnlich ab wie bei der TZ-H. wirkt über einen Schlauch auf den im
Das Erzeugen einer Rampenspannung ist Steuergerät eingebauten Drucksensor. Bei
aber nicht nötig, die Induktions-Wechsel- Motoren, die mit einer elektronischen Ein-
spannung kann stattdessen direkt zur spritzung ausgerüstet sind, bietet sich die
Schließwinkelregelung herangezogen Verwendung des für die Gemischaufberei-
werden. tung verwendeten Lastsignals auch für die
Zündung an.
Induktionsgeber im ZOndverteiler
Mit diesen Daten erzeugt das Steuergerät
a 23 4 das Ansteuersignal für die Zündendstufe.
Diese Endstufe kann im Steuergerät inte-
griert, oder auch extern z. B. an der Zünd-
Bild 5
spule angebaut sein.
a Pnnzlplollcr Aurbau Der Vorteil der EZ kommt am deutlich-
b Verlauf der Induk- sten durch das Zündwinkelkennfeld zum
tionsspannung Ausdruck. Dieses Kennfeld enthält für eine
b bestimmte Anzahl von Betriebspunkten des
I Dauermagnet
2 InduktionswIcklung " Motors, d. h. Drehzahl- und Lastpunkt
mit Kern
g>
:l 0 e (StützsteIlen), den bei der Motorauslegung
c: .,0 als besten Kompromiss ausgewählten Zünd-
•I
3 veränderloener c:
~
LuHspall (f) ~
::>
winkel (Bild 6a). Der Zündwinkel wird für
4 Rolor
Zeit ~
einen bestimmten Betriebspunkt nach den
Zündze1lpunkl
I,
Gesichtspunkten
Zünd systeme der Vergangenheit Batterie-Zündsysteme im Wandel der Zeit 159

• Drehmoment, Vollelektronische Zündung (VZ)


• Kraftstoffverbrauch, Die Vollelektronische Zündung (VZ) enthält
• Abgaszusammensetzung, die Funktionen der EZ. Der Zündverteiler
• Abstand zur Klopfgrenze, für die rotierende Hochspannungsverteilung
• Fahrbarkeit usw. (ROV) ist jedoch entfallen, die Spannungs-
verteilung erfolgt im Steuergerät (Ruhende
ausgewählt. Je nach Optimierungskriterien Spannungsverteilung, RUV). Die VZ gene-
wiegt der eine oder andere Gesichtspunkt riert hierzu für jeden Zylinder ein eigenes
schwerer. Deshalb erscheint das Zündwin- Ansteuersignal. Bei dieser Variante ist für
kelkennfeld einer elektronischen Zündver- jeden Zylinder eine eigene Zündspule erfor-
stellung im Gegensatz zum Kennfeld eines derlich. Bei der Doppelfunkenzündung
mechanischen Verstellsystems (Bild 6b) erzeugt jeweils eine Zündspule den Funken
zerklüftet. für zwei Zylinder.
Für den Schließwinkel ist ein Kennfeld,
das über die Drehzahl und die Batteriespan- Vorteile
nung aufgespannt ist, vorhanden. Dadurch Die Vorteile der Ruhenden Spannungs-
lässt sich die in der Zündspule gespeicherte verteilung sind:
Energie ähnlich fein dosieren wie bei einer • Wesentlich geringerer elektromagneti-
Schließwinkelregelung. scher Störpegel, da keine offenen Funken
Zusätzlich können noch weitere Para- auftreten,
meter den Zündwinkel beeinflussen. Hierzu • keine rotierenden Teile,
werden weitere Sensoren bzw. Schalter für • Geräuschreduzierung,
• Motortemperatur, • verringerte Zahl von Hochspannungs-
• Ansauglufttemperatur (optional), verbindungen und
• DrosselklappensteIlung (Leerlauf- und • konstruktive Vorteile für den Motor-
Volllaststellung) hersteller.

benötigt. Die Batteriespannung - eine Kor- Optimiertes elektronisches ZOndwinkeikennfeld


rekturgröße insbesondere für den Schließ- im Vergleich zum Zündwinkelkennfeld eines
mechanischen Verstellsy,temo
winkel- kann ohne Sensor erfasst werden.
Diese analogen Spannungssignale werden
von einem Analog/Digital-Wandler in digi-
tale, im Mikrocontroller weiterverarbeitbare
Größen umgewandelt.

Vo rteile der elektronischen


Zündwinkelver teil ung
Im Vergleich zu den Zündsystemen mit
mechanischer Verstellung hat die elektroni-
sche Steuerung der Zündung entscheidende
Vorteile gebracht:
• Bessere Anpassung des Zündwinkels,
• gutes Startverhalten, bessere Leerlauf-
drehzahlsteuerung und geringerer Bild 6
a Zundwlnkelkennfcld
Kraftstoffverbrauch, c
der EZ
• erweiterte Betriebsdatenerfassung cO
...o
CD
b Zündwmkel·
(z. B. Motortemperatur), N
::; verstellung bei der
• Möglichkeit zur Integration der Klopf- ::> konventionelten
!IP
regelung (EZ-K). 5pulenzundung 5Z
160 Induktive lündanlage Aufbau

Induktive Zündanlage

Die Zündung des Luft-Kraftstoff-Gemischs Aufbau


im Ottomotor erfolgt elektrisch durch einen
Funkenüberschlag zwischen den Elektroden Bild 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau des
der Zündkerze. Die in dem Funken umge- Zündkreises einer induktiven Zündanlage
setzte Energie der Zündspule entzündet das am Beispiel eines Systems mit Ruhender
verdichtete Gemisch, die anschließend von Spannungsverteilung (RUV) - wie es mitt-
dieser Stelle ausgehende Flammenfront lerweile ausnahmslos eingesetzt wird - und
sorgt für die Entflammung des Gemischs im Einzelfunken-Zündspulen. Der Zündkreis
gesamten Brennraum. Die induktive Zünd- besteht aus den Komponenten
anlage erzeugt in jedem Arbeitstakt die für • Zündungsendstufe (5), die im Motronic-
den Funkenüberschlag erforderliche Hoch- Steuergerät oder in der Zündspule
spannung und die für die Entflammung integriert ist,
notwendige Funkendauer. Die elektrische • Zündspulen (3), ausgeführt als Stabzünd-
Energie wird dem Bordnetz entnommen spulen oder als Kompaktzündspule in
und in der Zündspule zwischengespeichert. Einzelfunken- (wie im Bild dargestellt)
oder Doppelfunkenausführung,
Haupteinsatzgebiet der induktiven Zündan- • Zündkerzen (4) sowie
lage sind Pkw mit Ottomotoren. Am weites- • Verbindungs- und Entstörmittel.
ten verbreitet sind Viertakt -Motoren mit
vier Zylindern. Ältere Zündanlagen mit Rotierender Hoch-
spannungsverteilung (ROV) benötigen noch
den Hochspannungsverteiler. Er sorgt dafür,
dass die in der Zündspule aufgebaute Zünd-
energie zur richtigen Zündkerze geleitet
wird.

Aufbau des l ündkreises einer induk1iven lündanlage

Bild 1
Darstellung fur einen
Zylinder emer InduktIVen
l Ondanlage mit Ruhen-
der Spannungsverteilung
12V KI.15 2 KI.4
und Elnzelfunken·limd·
spulen
1 Battene
2 EFU ·DlOde
( Emschaltfunken-
unierdrOcI<ung).
In der lündspule
Inlegnert
3 l ündspule 4

~
4 l ündker.:.
5 Zündungsendstufe KI.4a
(im Motorsteuer-
gerät oder In der
lündspule Integnert) ..n...
6 MotorSteuergerlil
MOlfomc
KI. 15. KI. 1. KI. 4. Kl. 4a 4
KlemmenbezeIChnung
AnsteuerslQnaJ fur
lündungsendstufe
Induktive Zündanlage Aufgabe und Arbeitsweise 161

Aufgabe und Arbeitsweise Gemischentflammung


Nach dem Funkenüberschlag fällt die Span-
Aufgabe der Zündung ist es, das verdichtete nung an der Zündkerze auf die Brennspan-
Luft-Kraftstoff-Gemisch zu entzünden und nung ab (Bild 2). Die Brennspannung hängt
seine Verbrennung einzuleiten. Dabei ist von der Länge des Funkenplasmas ab (Elekt-
eine sichere Verbrennung des Gemischs zu rodenabstand und Auslenkung durch Strö-
gewährleisten. Hierzu ist erforderlich, dass mung) und liegt im Bereich von wenigen
in der Zündspule vor dem Zündzeitpunkt hundert Volt bis deutlich über 1 kV. Wäh-
genügend Energie gespeichert ist und der rend der Brenndauer des Zündfunkens von
Zündfunke im richtigen Zündzeitpunkt wenigen 100 fls bis über 2 ms wird Energie
erzeugt wird. der Zündspule im Zündfunken umgesetzt.
Alle Komponenten der Zündungsanlage Nach dem Funkenabriss schwingt die Span-
sind in ihren Ausführungsformen und nung gedämpft aus.
Leistungsdaten den Anforderungen an das Der elektrische Funke zwischen den Elekt-
Gesamtsystem angepasst. roden der Zündkerze erzeugt ein Hochtem-
peraturplasma. Der entstehende Flammkern
Erzeugen des Zündfunkens entwickelt sich bei zündfähigen Gemischen
In der Zündspule wird ein Magnetfeld auf- an der Zündkerze und ausreichender Ener-
gebaut, wenn im Primärkreis ein Strom giezufuhr durch die Zündanlage zu einer
fließt. In diesem Magnetfeld ist die für die sich selbstständig ausbreitenden Flamm-
Zündung erforderliche Zündenergie ge- front.
speichert.
Das Unterbrechen des Spulenstroms im Zündzeitpunkt
Zündzeitpunkt führt zum Zusammenbruch Der Zeitpunkt, an dem der Zündfunke das
des Magnetfelds. Diese schnelle Magnet- Luft-Kraftstoff-Gemisch im Brennraum
feldänderung induziert auf der Sekundär- zündet, muss sehr genau eingestellt werden.
seite der Zündspule aufgrund der großen Er wird üblicherweise als Zündwinkel in
Windungszahl (übersetzungsverhältnis ca. °KW angegeben und auf den oberen Tot-
1:100) eine hohe Spannung (Bild 2). Bei Er- punkt (OT) bezogen. Diese Größe hat ent-
reichen der Zündspannung kommt es an der scheidenden Einfluss auf den Motorbetrieb
Zündkerze zum Funkenüberschlag und das und bestimmt
komprimierte Luft -Kraftstoff-Gemisch ent-
zündet sich. Spannungsverlau! an den Elektroden
Der Strom in der Primärwicklung erreicht
aufgrund der induzierten Gegenspannung kV
erst allmählich seinen Sollwert. Da die in der
Zündspule gespeicherte Energie vom Strom 15
abhängt (E = 1/2L12), ist eine gewisse Zeit
(Schließzeit) erforderlich, um die für die K

Zündung erforderliche Energie zu spei- 10


- tF-
chern. Diese Schließzeit hängt u. a. von der
Bordnetzspannung ab. Das Steuergerätepro-
gramm berechnet aus der Schließzeit und
dem Zündzeitpunkt den Einschaltzeitpunkt
und schaltet über die Zündungsendstufe o
-1-
~"'~
hl\A" Vv~
.,.o
die Zündspule ein und im Zündzeitpunkt ca. 30 ~s Bild 2
wieder aus.
o 1,0 2.0 3,0 ms
~~ K Funkenkop!
S Funkenschwanz
Zeit
tf Funkendauer
162 Induktive Zündanlage Aufgabe und Arbeitsweise

• das abgegebene Drehmoment, welle breitet sich aus, trifft auf die Zylinder-
• die Abgasemissionen und wände und ist somit als klopfende Verbren-
• den Kraftstoffverbrauch. nung hörbar.
Bei länger andauerndem Klopfen können
Der Zündzeitpunkt wird so vorgegeben, dass die Druckwellen und die erhöhte thermische
alle Anforderungen möglichst gut erfüllt Belastung mechanische Schäden am Motor
werden. Im Betrieb darf es aber nicht zu verursachen. Um dies bei den heute hoch
anhaltendem Motorklopfen kommen. verdichtenden Motoren, - sowohl bei Saug-
Die Einflussgrößen, die den Zündzeit- rohr- als auch bei Benzin-Direkteinsprit-
punkt im Wesentlichen bestimmen, sind zung - sicher zu vermeiden, gehört die
Motordrehzahl und Motorlast bzw. Dreh- Klopfregelung zum Standardumfang einer
moment. Zusätzlich werden noch weitere Motorsteuerung. Hierbei führen von Klopf-
Größen, wie z. B. die Motortemperatur zur sensoren (Körperschallsensoren) erkannte
Bestimmung des günstigsten Zündzeit- Ansätze für klopfende Verbrennungen am
punkts herangezogen. Diese Größen werden betreffenden Zylinder zu einer Verstellung
von Sensoren erfasst und dem Motorsteuer- des Zündzeitpunkts in Richtung Spät
gerät (Motronic) zugeführt. Aus Kennfel- (Bild 4). Der Druckanstieg nach Zünden des
dern und Kennlinien wird der Zündzeit- Gemischs erfolgt somit später, wodurch die
punkt berechnet und das Ansteuersignal für Klopfneigung vermindert wird. Tritt kein
die Zündungsendstufe erzeugt. Klopfen mehr auf, wird die Verstellung des
Zündwinkels stufenweise zurückgenommen.
Klopfregelung Um den höchstmöglichen Motorwirkungs-
Klopfen ist ein Phänomen, das sich bei grad zu erzielen, kann deshalb die Grundan-
einem zu frühen Zündzeitpunkt einstellt passung des Zündwinkels (Zündwinkel-
(Bild 3). Hierbei kommt es nach Einsetzen kennfeld) direkt an die Klopfgrenze gelegt
der regulären Verbrennung aufgrund des werden.
hohen Druckanstiegs im Brennraum zur
Selbstentzündung des noch nicht von der
Bild 3 Flammenfront erfassten unverbrannten
Darstellung der Druck· Restgemischs (Endgas). Die nachfolgende
verläufe bei verschiede- schlagartig ablaufende Verbrennung des
nen Zündzeitpunkten
Endgases führt lokal zu einem starken
1 Zündung Z. im
richtigen Zeitpunkt
Druckanstieg. Die dadurch erzeugte Druck-
2 Zündung z" zu früh
(klopfende Verbren- Druckverlauf im Brennraum Regelalgorithmus der Klopfregelung
nung)
3 Zündung Z. Zu spät bar

60 vor Ol ----11-- nach OT

I~
Bild 4 Zyl.
K 1.. .3 Auftreten von
4
Klopfen an
Zylinder 1... 3,
bei Zylinder 4 .5

a
kein Klopfen
Verweilzeil
~ 20

~ """":'~~
vor Spätverstellung
b Falltiefe 13421342
c Verweilzeil Arbeitsspiele der
vor Rüokverstellung '- -_50_ -_75__1_- .... einzelnen Zylinder
d Frühverstellung
Induktive Zündanlage Zünd parameter 163

Zündparameter Grundanpa sung des Zündwinkels


Bei elektronisch gesteuerten Zündsystemen
Zündzeitpunkt berücksichtigt das Zündwinkelkennfeld
Drehzahl- und Lastabhängigkeit (Bild 5) den Einfluss von Drehzahl und
Nach Einleitung der Entflammung durch Zylinderfüllung auf den Zündwinkel. Dieses
den Zündfunken vergehen wenige Milli- Kennfeld ist im Datenspeicher der Motor-
sekunden, bis das Luft -Kraftstoff-Gemisch steuerung gespeichert. Es bildet die Grund-
vollständig verbrennt. Bei gleicher Gemisch- anpassung des Zündwinkels.
zusammensetzung bleibt diese Zeit nähe- Auf den beiden Achsen des Kennfelds ist
rungsweise konstant. Der Zündzeitpunkt die Drehzahl und die relative Luftfüllung
muss so gewählt werden, dass der Verbren- aufgetragen. Eine bestimmte Anzahl von
nungsschwerpunkt und damit die Druck- Werten, typischerweise jeweils 16, bilden die
spitze im Zylinder kurz nach dem oberen StützsteIlen des Kennfelds. Für jeweils ein
Totpunkt liegt. Mit steigender Drehzahl Wertepaar ist ein Zündwinkel abgelegt. Das
muss deshalb der Zündwinkel in Richtung Kennfeld enthält somit 256 einstellbare
Früh verstellt werden. Zündwinkelwerte. Durch lineare Interpola-
Einen weiteren Einfluss auf den Verbren- tion zwischen zwei StützsteIlen erhöht sich
nungsveriauf hat die Zylinderfüllung. Die die Anzahl der Zündwinkelwerte auf 4096.
Flammenfront breitet sich bei geringer Die elektronische Steuerung des Zünd-
Zylinderfüllung langsamer aus. Deshalb winkels über Kennfelder ermöglicht es, in
muss der Zündwinkel bei geringer Zylinder- jedem Betriebspunkt des Motors den best-
füllung in Richtung Früh verstellt werden. möglichen Zündwinkel vorzugeben. Diese
Kennfelder werden auf dem Motorenprüf-
Bei der Benzin-Direkteinspritzung ist im stand ermittelt, wobei bei der Festlegung
Schichtbetrieb der Variationsbereich für den z. B. auch Anforderungen bezüglich
Zündzeitpunkt durch das Einspritzende und Geräusch, Komfort oder Bauteileschutz
die notwendige Zeit zur Gemischaufberei- Berücksichtigung finden.
tung während des Verdichtungstakts einge-
schränkt. Additive Zündwinkelkorrekturen
Verschiedene Einflüsse auf den Zündzeit-
punkt werden durch additive Zündwinkel-
korrekturen des Grundzündwinkels berück-
sichtigt, wie z. B. die Klopfregelung oder der
Warmlauf nach der Startphase. Die Motor-
ZOndwinkelkennfeld temperatur hat einen weiteren Einfluss auf
die Wahl des Zündwinkels (z. B. Verschie-
bung der Klopfgrenze bei heißem Motor).
Deshalb müssen temperaturabhängige
Zündwinkelkorrekturen vorgenommen
werden. Diese Zündwinkelkorrekturen sind
als Festwerte oder als Kennlinien (z. B. tem-
peraturabhängige Korrektur) im Daten-
speicher abgelegt. Sie verschieben den
Grundzündwinkel um den vorgegebenen

i
c Betrag. Die Zündwinkelkorrektur kann eine
Früh- oder auch eine Spätverstellung sein.

:j
164 Induktive Zündanlage Zündparameter

Zündwinkel für besondere Betriebs- Zündenergie


bedingungen Der Abschaltstrom und die Zündspulen-
Bestimmte Betriebszustände, z. B. Start oder parameter bestimmen die in der Zündspule
Schichtbetrieb bei der Benzin-Direktein- gespeicherte Energie, die dann als Zünd-
spritzung, erfordern vom Zündwinkelkenn- energie im Zündfunken zur Verfügung steht.
feld abweichende Zündwinkel. Hierzu sind Die Zündenergie hat entscheidenden Ein-
im Datenspeicher gesonderte Zündwinkel fluss auf die Gemischentflammung. Eine gute
abgelegt, auf die zugegriffen wird. Gemischentflammung ist Voraussetzung für
einen leistungsfähigen und trotzdem schad-
SchlieBzeit stoffarmen Motorbetrieb. Das stellt hohe
Die in der Zündspule gespeicherte Energie Anforderungen an die Zündanlage.
hängt von der Höhe des Primärstroms im
Zündzeitpunkt (Abschaltstrom) und der In- Energiebilanz einer Zündung
duktivität der Primärwicklung ab. Die Höhe Die in der Zündspule gespeicherte Energie
des Abschaltstroms hängt wesentlich von der wird nach Auslösen des Zündfunkens frei-
Einschaltdauer (Schließzeit) und der Bord- gesetzt. Diese Energie teilt sich in zwei ver-
netzspannung ab. Die Schließzeiten zum schiedene Anteile auf.
Erreichen des gewünschten Abschaltstroms
sind in spannungsabhängigen Kennlinien Funkenkopf
oder Kennfeldern abgelegt. Die Veränderung Damit ein Zündfunke an der Zündkerze
der Schließzeit über der Temperatur kann entstehen kann, muss zuerst die sekundär-
zusätzlich kompensiert werden. seitige Kapazität C des Zündkreises auf-
Die Zeit, die zum Aufbau der erforder- geladen werden, die beim Funkenüberschlag
lichen Zündenergie in der Zündspule nötig wieder freigesetzt wird. Die dazu notwen-
ist, muss genau eingehalten werden, um die dige Energie nimmt quadratisch mit der
Zündspule thermisch nicht zu überlasten. Zündspannung U zu (E = Ih ClJ2). Bild 6
zeigt den Anteil dieser im Funkenkopf
Zündspannung steckenden Energie.
Die Zündspannung, bei der der Funken-
überschlag an den Elektroden der Zünd- Funkenschwanz
kerze auftritt, ist der Zündspannungsbedarf. Die nach dem Funkenüberschlag noch ver-
Er hängt unter anderem ab bleibende Energie in der Zündspule (induk-
• von der Dichte des Luft -Kraftstoff- tiver Anteil) wird anschließend während der
Gemischs im Brennraum und damit auch Funkendauer freigesetzt. Die Energie ergibt
vom Zündzeitpunkt, sich aus der Differenz der in der Zündspule
• von der Zusammensetzung des Luft- gespeicherten Gesamtenergie und der durch
Kraftstoff-Gemischs (Luftzahl, Lambda- die kapazitive Entladung freigesetzten Ener-
Wert), gie. Das bedeutet: je höher der Zündspan-
• von der Strömungsgeschwindigkeit und nungsbedarf, desto größer ist der Anteil der
Turbulenzen, im Funkenkopf steckenden Gesamtenergie
• von der Elektrodengeometrie, und desto weniger Energie wird während
• vom Elektrodenmaterial sowie der Funkendauer umgesetzt. Das heißt,
• vom Elektrodenabstand. desto kürzer ist die Funkendauer. Bei hohem
Zündspannungsbedarf, z. B. wegen verschlis-
Es muss sichergestellt sein, dass der Zünd- senen Zündkerzen, reicht die im Funken-
spannungsbedarf unter allen Umständen schwanz vorhandene Energie unter Umstän-
sicher von dem Zündspannungsangebot der den nicht mehr aus, um ein entzündetes Ge-
Zündanlage überschritten wird. misch vollständig zu entflammen oder einen
abgerissenen Funken nochmals zu zünden.
Induktive Zündanlage Zünd parameter 165

Bei weiter steigendem Zündspannungsbe- ntzündung de Gemis h


darf wird die Aussetzergrenze erreicht. Die Zum Entzünden eines Luft-Kraftstoff-Ge-
verfügbare Energie reicht nicht mehr aus, mischs durch elektrische Funken ist pro Ein-
um einen Funkenüberschlag zu erzeugen zelzündung unter Idealbedingungen (z. B.
und schwingt in einer gedämpften Schwin- unter Laborbedingungen) eine Energie von
gung aus (Zündaussetzer). etwa 0,2 mJ erforderlich, sofern das Gemisch
ruhend, homogen und stöchiometrisch
Energieverluste zusammengesetzt ist. Fette und magere Ge-
Bild 6 stellt die Verhältnisse vereinfacht dar. mische brauchen unter solchen Bedingun-
Durch ohmsehe Widerstände in der Zünd- gen über 3 mJ.
spule und den Zündleitungen sowie durch Die Energie, die zum Zünden des Ge-
die Entstörwiderstände entstehen Verluste, mischs benötigt wird, ist nur ein Bruchteil
die nicht als Zündenergie zur Verfügung der im Zündfunken steckenden Gesamt-
stehen. energie, der Zündenergie. Bei herkömm-
Weitere Verluste entstehen durch Neben- lichen Zündanlagen sind zur Erzeugung
schlusswiderstände. Diese können durch eines Hochspannungsüberschlags im Zünd-
Schmutz an den Hochspannungsverbindun- zeitpunkt bei hohen Durchbruchspannun-
gen, aber vor allem auch durch Ablagerun- gen Energien von über 15 mJ notwendig.
gen und Ruß an der Zündkerze innerhalb Diese zusätzliche Energie ist erforderlich,
des Brennraums verursacht werden. um die Kapazitäten auf der Sekundärseite
Die Höhe der Nebenschlussverluste hängt aufzuladen. Zur Aufrechterhaltung einer be-
auch vom Zündspannungsbedarf ab. Je stimmten Funkendauer und zur Abdeckung
höher die an der Zündkerze anliegende von Verlusten, z. B. Nebenschluss an der
Spannung, desto größer sind die über die Zündkerze durch Verschrnutzung, muss
Nebenschlusswiderstände abfließenden weitere Energie bereitstehen. So ergeben sich
Ströme. Zündenergien von wenigstens 30 .. .50 mJ.
Das entspricht einer in der Zündspule ge-
speicherten Energie von 60 ... 120 mJ.

Energiebilanz einer Zündung ohne Nebenschluss' . Widerstands' und Zenerverluste

mJ,-----------------------------~~----------------~----,
verfügbare Energie

40
Funkenkopf,
.,
L<l kapazitive Entladung
'e>
., 30
c
W

20
B ild 6
Funkenschwanz,
Dre Energiewerte gelten
induktive Nachentladung
10 für eine beisplelhafle
ZU nd anlage mit erner
ZUndspulenkapazrtät von
0L-----5------1-0------1-5-----2-0-----2-5~----3-0-----3-5--~~4-0-----k~V ~ 35 pF, einer externen
Last von 25 pF (Gesamt-
Zündspannung U ~
C1i kapazrtät Ca 60 pF) und
~ einer Sekundärinduktr-
vrtät von 15 H .
166 Induktive Zündanlage Zündparameter

Turbulenzen im Gemisch, wie sie im Einflüsse auf Zündeigen chaft


Schichtbetrieb bei der Benzin-Direktein- Gute Aufbereitung und leichter Zutritt des
spritzung auftreten, können den Zündfun- Gemischs zum Zündfunken verbessern die
ken bis zum Abriss auslenken (Bild 7). Dann Zündeigenschaft ebenso wie lange Funken-
sind zur Zündung des Gemischs Folgefun- dauer und große Funkenlänge bzw. großer
ken erforderlich, deren Energie ebenfalls in Elektrodenabstand. Günstig wirkt sich auch
der Zündspule bereitgestellt werden muss. eine Gemischturbulenz aus, vorausgesetzt,
Bei mageren Gemischen nimmt die Zünd- dass für eventuell benötigte Folgefunken
neigung ab. Deshalb ist eine besonders hohe genügend Energie zur Verfügung steht. Die
Energie notwendig, um den erhöhten Zünd- Turbulenzen sorgen für eine schnellere Ver-
spannungsbedarf decken zu können und teilung der Flammenfront im Brennraum
gleichzeitig eine vorteilhaft lange Funken- und damit für eine schnellere Verbrennung
dauer zu gewährleisten. des Gemischs im gesamten Brennraum.
Steht zu wenig Zündenergie zur Ver- Auch die Verschrnutzung der Zündkerze
fügung, kommt die Zündung des Gemischs ist von Bedeutung. Bei stark verschmutzten
nicht zustande. Das Gemisch kann dann Zündkerzen fließt während der Zeit, in der
nicht entflammen und es kommt zu Ver- die Hochspannung aufgebaut wird, Energie
brennungsaussetzern. Aus diesem Grund aus der Zündspule über den Zündkerzen-
muss so viel Zündenergie bereitgestellt Nebenschluss (Ablagerungen) ab. Dies führt
werden, dass selbst unter ungünstigen äuße- zu einer Reduzierung der Hochspannung
ren Bedingungen das Luft-Kraftstoff-Ge- und zu einer Verkürzung der Funkendauer
misch mit Sicherheit entflammt. Dabei kann mit Auswirkung auf das Abgas und im
es ausreichen, wenn ein kleines Gemisch- Grenzfall- bei stark verschmutzten oder
volumen vom Funken entzündet wird. Das nassen Zündkerzen - zu Zündaussetzern.
entflammende Gemisch an der Zündkerze Zündaussetzer führen zu Verbrennungs-
entzündet dann auch das übrige Gemisch im aussetzern, die den Kraftstoffverbrauch und
Zylinder und leitet so den Verbrennungsvor- die Schadstoffemissionen erhöhen und den
gangein. Katalysator schädigen können.

Unfallgefahr

Alle elektrischen Zündanlagen sind Hoch·


spannungsanlagen. Um eine Gefährdung
auszuschließen, ist bei Arbeiten an der Zünd·
anlage grundsätzlich die Zündung auszuschal-
ten, oder die Spannungsquelie abzuklemmen.
Solche Arbeiten sind z. B .
• Auswechseln von Teilen w Ie Zündspule,
Zündkerze. Zündleitungen usw.
• Anschließen von Motortestgerät en wie
ZUndzeitpunkt-Stroboskop, SchlieBwinkel·
Bild 7 Drehzahl-Tester, ZUndoszilioskop usw.
Fotografische Aulnahme
des Zündlunkcns: Bei der Prüfung der Zündanlage mit einge-
aufg nommen mit einer schalteter Zündung treten an der gesamten
H.ghspeedkamera an Anlage gefährliche Spannungen auf. PrOf·
emem Transparenlmolor arbeIten sollen deshalb nur durch ausgebilde'
tes Fachpersonal erfolgen.
1 Zündlunken
2 KraftstoHspray
Induktive Zündanlage Spannungsverteilung 167

Spannungsverteilung Nockenwellensensor zusätzlich mit der


Nockenwelle synchronisiert werden.
Rotierende Hochspannungsverteilung
(ROV) An lage mit Zweifunken-Zünd 'pulen
Die in der Zündspule (Bild 8a, Pos. 2) er- Eine Zündungsendstufe und eine Zündspule
zeugte Hochspannung muss zum Zündzeit- sind jeweils zwei Zylindern zugeordnet. Die
punkt an der richtigen Zündkerze anliegen. Enden der Sekundärwicklung sind an jeweils
Bei der Rotierenden Hochspannungsvertei- eine Zündkerze in unterschiedlichen Zylin-
lung (ROV) wird die von dieser einzigen dern angeschlossen. Die Zylinder sind so
Zündspule erzeugte Hochspannung von gewählt, dass sich im Verdichtungstakt des
einem Zündverteiler (3) mechanisch auf die einen Zylinders der zweite gerade im Aus-
einzelnen Zündkerzen (5) verteilt. Die Rota- stoßtakt befindet (bei geradzahligen Zylin-
tionsgeschwindigkeit und die Stellung des derzahlen). Im Zündzeitpunkt erfolgt an
Verteilerfingers, der die elektrische Verbin- beiden Zündkerzen ein Funkenüberschlag.
dung zwischen Zündspule und Zündkerze Es muss sichergestellt sein, dass durch den
herstellt, ist an die Nockenwelle gekoppelt. Funken im Ausstoßtakt (Stützfunke) kein
Restgas oder angesaugtes Frischgas ent-
Diese Art der Spannungsverteilung hat für flammt. Dadurch ergibt sich eine Einschrän-
neue Motormanagement-Systeme keine Be- kung des möglichen Zündwinkelverstellbe-
deutung mehr. reichs. Die Anlage muss aber nicht mit der
Nockenwelle synchronisiert sein. Aufgrund
Ruhende Spannungsverteilung (RUV) dieser Einschränkungen können Zweifun-
Bei der verteilerlosen, elektronischen oder ken-Zündspulen nicht empfohlen werden.
Ruhenden Spannungsverteilung (RUV) ent-
fallen die mechanischen Komponenten
(Bild 8b). Die Spannungsverteilung ge-
schieht auf der Primärseite der Zündspulen, Prinzip der Spannungsverteilung
die direkt mit den Zündkerzen verbunden
sind. Damit ist eine verschleiß- und verlust-
freie Spannungsverteilung möglich. Für
diese Art der Spannungsverteilung gibt es
zwei Varianten.
4
Anlage mit Einzelfunkcn-Zündspulcn
Jedem Zylinder ist eine Zündungsendstufe
und eine Zündspule zugeordnet. Das
Motorsteuergerät steuert entsprechend der
Zündfolge die Zündungsendstufe an. Bild 8
a ROllerende Vertei-
Da die Verteilerverluste entfallen, können
lung (ROV)
diese Zündspulen besonders klein gebaut b b Ruhende Verteilung
sein. Sie sitzen vorzugsweise direkt über der (RUV) mit Elnzel-
Zündkerze. 1 lunken-Zündspulen
Die Ruhende Spannungsverteilung mit
Einzelfunken-Zündspulen ist universell für 1 Zündschloss
2 Zündspule
alle Zylinderzahlen einsetzbar. Es gibt keine
3 ZOndverteiler
Einschränkungen des Zündwinkelverstellbe- 4 Zündkabel
reichs. Es zündet jeweils die Zündkerze des 5 Zündkerze
Zylinders, der sich im Zünd-OT befindet. 6 Steuergerät
Allerdings muss die Anlage über einen 7 Bauerie
168 Induktive Zündanlage Zündungsendstufe

Zündungsendstufe Zukünftig werden die dreistufigen Leis-


tungsschalter durch die neuen, auch für
Aufgabe und Arbeitsweise Zündungsapplikationen entwickelten IGBTs
Die Zündungsendstufe hat die Aufgabe, den verdrängt (Insulated Gate Bipolar Transistor,
Primärstrom in der Zündspule zu schalten. Mischform zwischen Feldeffekt- und Bi-
Sie ist meist als dreistufiger Leistungstran- polartransistor). Der IGBT weist gegenüber
sistor in BIP-Technik (Bosch Integrated dem BIP einige Vorteile auf:
Power, Bipolartechnologie ) aufgebaut. Die • Nahezu leistungslose Ansteuerung
Funktionen Primärspannungsbegrenzung (Spannung statt Strom),
und Primärstrombegrenzung sind auf der • geringe Sättigungsspannung,
Zündungsendstufe monolithisch integriert • höherer Laststrom,
und schützen die Zündungskomponenten • geringere Schaltzeiten,
vor Überlastung. • höhere Klammerspannung,
Im Betrieb erwärmen sich Zündungsend- • höhere Dauerbetriebstemperatur,
stufe und Zündspule. Um die zulässigen Be- • verpolsicher im 12-V-Bordnetz.
triebstemperaturen nicht zu überschreiten,
müssen die entstehenden Wärmeverluste Ausführungen
auch bei erhöhten Einsatztemperaturen Zündungsendstufen werden in interne und
Bild 9 durch entsprechende Maßnahmen sicher an externe Endstufen eingeteilt. Die internen
8 BIP·ZÜndend.lu!e die Umgebung abgeführt werden. Zur Ver- Endstufen sind auf der Leiterplatte des
(monolithisch
meidung hoher Verlustleistung in der Zün- Motorsteuergeräts integriert, die externen
Inlegrlert)
b IGBT·Zandend'lu!e
dungsendstufe hat die Primärstrombegren- werden in einem eigenen Gehäuse außer-
(monolllh,sch zung nur noch die Aufgabe, den Strom im halb des Motorsteuergeräts platziert. Aus
integriert) Fehlerfall (z. B. Kurzschluss) zu begrenzen Kostengründen finden externe Endstufen
("Stromfangseil") . für Neuentwicklungen keine Anwendung
1 Basis·Widerstand mehr.
2 3·!ach Darhnglon- Eine weitere, zunehmend praktizierte
Blockschaltbilder der Zündendstufen
Transislor
Möglichkeit ist die Integration von End-
3 Ba...· Em.ller·W,der·
a stufen in die Zündspule. Diese Lösung ver-
Slände
4 Emltter.Slromregler meidet Leitungen im Kabelbaum, die hohe
5 Kolleklorspannungs· Ströme führen und mit hohen Spannungen
begrenzung B -e:::r-....<
<>
.
beaufschlagt sind. Außerdem ist die im
6 Siromerlassungs· Motronic-Steuergerät entstehende Verlust-
W,dersland
leistung entsprechend geringer. An die in der
7 Invers· Diode
8 Schutzd,odenkelte Zündspule integrierten Zündungsendstufen
aus Poly-SIlizium werden hinsichtlich Ansteuerung, Diagnos-
9 Gale·Widerstand tizierbarkeit und Temperaturbelastung er-
10 KlemmdiodenkeIle höhte Anforderungen gestellt. Diese ergeben
aus Poly-SIliZium zur
sich aus den Einbaubedingungen direkt am
Kolleklorspann ung s·
begrenzung
Motor mit höheren Umgebungstemperatu-
11 Gate·Emlller·Wider- ren, Masseversätzen zwischen Steuergerät
stand und Zündspule und einem zusätzlichen
12 IG BT-Translstor Aufwand zum Übertragen von Diagnose-
13 Widerstand (enl fälll informationen von der Zündspule zum
beIm Slandard·
Steuergerät entweder durch eine zusätzliche
IG Bn
B BasIs
Leitung oder durch die intelligente Nutzung
E Emlller der Ansteuerleitung auch zur Rücküber-
C Kollektor tragung der Diagnoseinformationen.
G Gale
E
Induktive Zündanlage Verbindungs- und Entstärmittel 169

Verbindungs- stand. Eine Erhöhung des sekundärseitigen


Widerstands führt jedoch zu zusätzlichen
und Entstörmittel
Energieverlusten im Zündkreis und damit
Zündkabel zu einer niedrigeren Funkenenergie an der
Die in der Zündspule erzeugte Hochspan- Zündkerze.
nung muss zur Zündkerze geführt werden. Eine weitere Verringerung der Abstrah-
Hierzu werden bei Zündspulen, die nicht lung lässt sich durch eine teilweise oder
direkt auf der Zündkerze aufgesetzt sind vollständige Abschirmung der Zündanlage
(z. B. Doppelfunken-Zündspulen), kunst- erreichen. Dabei sind auch die Zündkabel
stoffisolierte, hochspannungsfeste Leitungen geschirmt. Dieser Aufwand ist nur in
verwendet, an deren Enden passende Stecker Sonderfällen gerechtfertigt (Behördenfahr-
zur Kontaktierung der Hochspannungs- zeuge, Militärfahrzeuge, Funkbetrieb mit
komponenten angebracht sind. hohen Sendeleistungen).
Da jede Hochspannungsleitung eine kapa-
zitive Belastung für die Zündanlage ist und
damit das Angebot der Sekundärspannung
verringert, müssen die Leitungen möglichst
kurz sein.

Entstörwiderstände, Abschirmung
Jeder Funkendurchbruch ist durch die
impulsförmige Entladung eine Störquelle.
Durch Entstörwiderstände im Hochspan-
nungskreis wird der Spitzenstrom der Ent-
ladung begrenzt. Um die Störabstrahlung
des Hochspannungskreises zu minimieren,
müssen die Entstörwiderstände möglichst
nahe an der Störquelle sitzen.
üblicherweise sind die Entstörwider-
stände in die Zündkerzenstecker und die
Anschlussstecker integriert. Ferner gibt es
Zündkerzen mit integriertem Entstörwider-

Zündkabel

Bild 10
a Kabels81z mit
geraden Steckem
und ungeschirmten
~ Zündkerzensteckem
S b Kabelsatz mit
~ Winkelsteckern und
~
~ leilgeschlrmten
Zündkerzensleckem
170 Zündspulen Aufgabe

Zündspulen

Die Zündspule als Komponente der induk- die Energie beim Abschalten des Primär-
tiven Zündanlage erzeugt aus der niedrigen stroms im Zündzeitpunkt frei.
Batteriespannung die Hochspannung, die
für den Funkenüberschlag an der Zünd- Die Zündspule muss genau auf die übrigen
kerze erforderlich ist. Die Funktion der Komponenten (Zündungsendstufe, Zünd-
Zündspule beruht auf der elektromagneti- kerze) des Zündsystems abgestimmt sein.
schen Induktion: Die im Magnetfeld der Wichtige Kenngrößen sind:
Primärwicklung gespeicherte Energie wird • Die für die Zündkerze zur Verfügung
durch magnetische Induktion auf die stehende Funkenenergie WPm
Sekundärseite der Zündspule übertragen. • der zum Zeitpunkt des Funkenüber-
schlags an der Zündkerze eingeprägte
Funkenstrom lpm
Aufgabe • die Brenndauer des Funkens an der
Zündkerze tpu und
Die zum Zünden des Luft-Kraftstoff-Ge- • eine für alle Betriebsbedingungen
mischs erforderliche Hochspannung und genügend hohe Zündspannung Uz .
Zündenergie muss vor dem Funkenüber-
schlag aufgebaut und gespeichert werden. Bei der Auslegung des Zündsystems sind
Die Zündspule ist sowohl Transformator einerseits die Wechselwirkungen der einzel-
als auch Energiespeicher. Sie speichert die nen Parameter des Systems mit der Zün-
magnetische Energie in dem vom Primär- dungsendstufe, der Zündspule und der
strom aufgebauten Magnetfeld und setzt Zündkerze zu beachten, andererseits die An-
forderungen des jeweiligen Motorkonzepts.

Haupttypen der Bosch·ZOndspulen

Bild 1 2
Modul mit drei
EInteilunken·
Zündspulen
2 Modul mit vier
Einzelfunken·
Zilndspulen
3 Einzellunken·
Zilndspule (Kom·
pakt,Ond.pule)
4 EInzeilunken·
Zilndspule (Stab· 3 4 5 6 7
zundspule)
5 Zweilunken·
Zundspule
(ein MagnetkrCls)
6 Zwellun ken·
Zilndspule mit zwei
Magnetk, ••• en (VI.'
Hochspannungs·
dome'
7 Modul mit zwei
EInteifunken·
ZOndspulen
Zündspulen Aufgabe, Anforderungen 171

Beispiele:
• Um eine sichere Entflammung des
Gemischs unter allen Bedingungen zu Der Schadstoffausstoß von Verbrennungs-
gewährleisten, benötigen Motoren mit motoren wird durch die Forderungen der
Turboaufladung höhere Funkenenergien Abgasgesetzgebung begrenzt. Zündaussetzer
als Motoren mit Saugrohreinspritzung; und unvollständige Gemischverbrennungen,
den höchsten Energiebedarf haben die einen Anstieg der HC-Emissionen ver-
Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung. ursachen, müssen vermieden werden. Eine
• Der Funkenstrom hat bei heutigen Zünd- Voraussetzung dafür ist, dass die Zündspule
kerzen einen untergeordneten Einfluss über die gesamte Lebensdauer eine hin-
auf die Lebensdauer der Zündkerze. reichend große Zündenergie bereitstellt.
• Turbo- bzw. Kompressormotoren benöti- Neben diesen Anforderungen müssen
gen generell höhere Zündspannungen als auch die geometrischen und konstruktiven
Motoren ohne Aufladung. Gegebenheiten des Motors berücksichtigt
• Zur richtigen Auslegung des Arbeits- werden. In früheren Zündsystemen mit
punkts (Primärstrom) müssen die rotierender Hochspannungsverteilung
Zündungsendstufe und die Zündspule (Zündverteiler, [Asphalt-] )Zündspule,
aufeinander abgestimmt sein. Zündleitungen) war die Zündspule auf-
• Die Verbindung zwischen Zündspule und grund der Montage am Motor oder bei
Zündkerze muss unter allen Bedingungen Karosserieanbau in standardisierter Bau-
(Spannung, Temperatur, Vibration, form ausgeführt.
Medienbeständigkeit ) funktionssicher
ausgeführt sein. Eine Zündspule ist eine sowohl elektrisch
als auch mechanisch und chemisch hoch
Einsatzgebiete beanspruchte Komponente im Fahrzeug,
Mit der Batteriezündung, die sich in den die wartungs- und störungsfrei über die ge-
1930er-Jahren gegenüber der Magnetzün- samte Fahrzeuglebensdauer ihre Funktion
dung durchsetzte, fand die Zündspule in erfüllen muss. Abhängig von der Einbau-
Bosch-Zündsystemen ihre erste Anwendung. situation im Fahrzeug - häufig Direkteinbau
Seit dieser Zeit wurde sie immer weiterent- im Zylinderkopf - sind folgende Einsatz-
wickelt und den verschiedenen Einsatz- und Betriebsbedingungen für heutige Zünd-
gebieten angepasst. Die Zündspule kommt spulen maßgebend:
in allen Fahrzeugen und Geräten mit induk- • Einsatztemperaturbereich von
tiver Zündanlage zum Einsatz. -40 ... + 150°C,
• Sekundärspannung bis zu 30000 V,
• Primärstrom zwischen 7 und 15 A,
• dynamische Schüttelbeanspruchung
bis 50 g,
• dauerhafte Beständigkeit gegen unter-
schiedliche Medien (Benzin, Öl, Brems-
flüssigkeit usw.).
172 Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise

Aufbau und Arbeitsweise Bei der Sparschaltung (Bild 2a) sind jeweils
ein Anschluss der Primär- und der Sekun-
Aufbau därwicklung miteinander verbunden und an
Primär- und ekundärwicklungen Klemme 15 (Fahrtschalter) geführt. Der
Die Zündspule (Bild 1, Pos. 3) arbeitet nach andere Anschluss der Primärwicklung ist
dem Prinzip eines Transformators. Auf mit der Zündungsendstufe gekoppelt
einem gemeinsamen Eisenkern sind zwei (Klemme 1). Der zweite Anschluss der
Wicklungen aufgesetzt. Sekundärwicklung (Klemme 4) ist mit dem
Die Primärwicklung besteht aus dickem Zündverteiler oder mit der Zündkerze ver-
Draht mit wenigen Windungen. Ein Ende bunden. Aufgrund des gemeinsamen An-
der Wicklung ist über den Zündschalter mit schlusses an Klemme 15 ergeben sich mit
dem Pluspol der Batterie (1) verbunden dem Spartrafoprinzip Kostenvorteile für die
(Klemme 15). Das andere Ende (Klemme 1) Zündspule. Allerdings fehlt die galvanische
ist an die Zündungsendstufe (4) angeschlos- Trennung zwischen den beiden elektrischen
sen, die damit den Primärstrom schalten Kreisen, sodass Störungen von der Zünd-
kann. spule in das Bordnetz gelangen können.
Bis Ende der 1970er-Jahre wurden zum In den Bildern 2b und 2c sind die Primär-
Schalten des Primärstroms noch Unter- und Sekundärwicklungen nicht zusammen-
brecherkontakte in den Zündverteilern ver- geschaltet. Bei der Einzelfunken-Zündspule
wendet, diese haben heute keine Bedeutung liegt die eine Seite der Sekundärwicklung
Bild 1
mehr. (Klemme 4a) auf Masse, die andere Seite
I Battene
2 EFU·Diode (In der Die Sekundärwicklung besteht aus (Klemme 4) ist direkt an die Zündkerze an-
Zundspule Integnert) dünnem Draht mit vielen Windungen. Das geschlossen. Bei der Zweifunken-Zündspule
3 Zündspule mit übersetzungsverhältnis liegt allgemein gehen beide Anschlüsse der Sekundärwick-
Eisenkern, Primar· zwischen 1: 50 und 1:150. lung zu je einer Zündkerze (Klemme 4a
und Sekundär· und 4b).
Wlcldung
4 Zundungsend.tufe
(alternalrv ,m
Motronlc·Steuer-
gerat oder In der Prinzipieller Aufbau der Hochspannungserzeugung Schematische Darstellung von Zündspulen
Zündspule ,ntegnert) mil der Zündspule
5 Zündkerze

KI. I , KI. 4, KI, 4a, KI. 15 KI.15 2 KI.4


Klemmenbezeoch'
a b c
nungen KI.15 KI.15 KI.4a KI.15 KI.4a

1"V
1 +12V +12V
Bild 2
a Ei nzelfunken o
3
Zündspule In
Sparschaltung
(EFU-Dlode nlchl
erforderlich bei KI.1 KI.4a
Zündanlagen m,t
Rotierender -u- -u-
Hochspannungs- .Il.. KI .1 KI.4 KI.1 KJ.4 KI.1 KI.4b >-

b
verteilung)
Einzelfunken·
.,.,>-
CD
1 1"ft;
Zündspule ~ "::;~
:::> :::>
c Zweifunken'
ilt ~
Zündspule
Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise 173

Funktionsprinzip Zündkerze zugewandten Seite) oder auf der


Hochspannung erzeugung "kalten Seite" (der Zündkerze abgewandten
Das Motorsteuergerät schaltet die Zün- Seite) sein. Bei Zweifunken-Zündspulen
dungsendstufe während der berechneten wird der Einschaltfunke durch die hohe
Schließzeit ein. Innerhalb dieser Zeit steigt überschlagspannung der Reihenschaltung
der Primärstrom der Zündspule auf seinen von zwei Zündkerzen ohne Zusatzmaß-
Sollwert und baut dabei ein Magnetfeld auf. nahmen unterbunden.
Die Höhe des Primärstroms und die
Größe der Primärinduktivität der Zündspule Beim Abschalten des Primärstroms entsteht
bestimmen die im Magnetfeld gespeicherte in der Primärwicklung eine Selbstinduk-
Energie. tionsspannung von einigen hundert Volt, die
Im Zündzeitpunkt unterbricht die Zün- zum Schutz der Endstufe auf 200 .. .400 V
dungsendstufe den Stromfluss. Durch die begrenzt wird.
Änderung des Magnetfelds wird in der
Sekundärwicklung der Zündspule die Aufbau de Magnetfelde
Sekundärspannung induziert. Die maximal Sobald die Zündungsendstufe den Strom-
mögliche Sekundärspannung (Sekundär- kreis der Primärspule schließt, entsteht in
spannungsangebot) hängt von der in der ihr ein Magnetfeld. Durch Selbstinduktion
Zündspule gespeicherten Energie, der Wick- entsteht in dieser Spule eine Induktions-
lungskapazität und dem Übersetzungsver- spannung, die gemäß der Lenz'schen Regel
hältnis der Zündspule, der Sekundärlast ihrer Ursache - also dem Aufbau des
(Zündkerze) und der Primärspannungs- Magnetfelds - entgegenwirkt. Aus diesem
begrenzung (Klammerspannung) der Zün- Grund erfolgt der Aufbau des Magnetfelds
dungsendstufe ab. in Abhängigkeit des Eisenquerschnitts und
Die Sekundärspannung muss in jedem der Wicklung (Induktivität) verhältnismäßig
Fall über der zum Funkendurchbruch an der langsam (Bild 3).
Zündkerze notwendigen Spannung (Zünd- Bleibt der Stromkreis geschlossen, nimmt
spannungsbedarf) liegen. Die Funken- der Primärstrom weiter zu; ab einer be-
energie muss zur Zündung des Gemischs stimmten Höhe des Stroms tritt im Eisen-
auch bei Auftreten von Folgefunken aus-
reichend groß sein. Folgefunken treten auf, Primärstromverlauf in der Zündspule
wenn der Zündfunke durch Turbulenzen des
Gemischs ausgelenkt wird und abreißt. Ar---------------------,
Beim Einschalten des Primärstroms wird
in der Sekundärwicklung eine unerwünschte 12
Spannung von ca. 1...2 kV induziert (Ein-
schaltspannung); sie hat eine der Hochspan-
nung entgegengesetzte Polarität. Ein Fun-
kenüberschlag an der Zündkerze (Einschalt- ~ 8
funke ) muss vermieden werden. ~
Bei Systemen mit rotierender Hochspan- E
'e
Q.
nungsverteilung wird der Einschaltfunke
durch die vorgeschaltete Verteilerfunken- 4
strecke wirksam unterdrückt. Bei ruhender
Spannungsverteilung mit Einzelfunken- Cl
co
Zündspulen sperrt eine Diode (EFU-Diode, 0 '"'"
siehe Bilder 2 a und 2 b) im Hochspan - 0 ms ~
:::>
nungskreis den Einschaltfunken. Die EFU- Zeh I
Diode kann auf der "heißen Seite" (der
174 Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise

kreis abhängig vom verwendeten ferro- sierung) nicht nur von der momentan wir-
magnetischen Material eine magnetische kenden Feldstärke, sondern auch vom frühe-
Sättigung ein, die Induktivität nimmt ab ren magnetischen Zustand abhängt. Die
und der Strom nimmt ab diesem Zeitpunkt Magnetisierungskurve nimmt beim Magne-
stärker zu. Die Verluste steigen dann inner- tisieren (zunehmende Feldstärke) einen
halb der Zündspule ebenfalls sehr stark an. anderen Verlauf als beim Entmagnetisieren
Es ist daher sinnvoll, den Arbeitspunkt (abnehmende Feldstärke). Je mehr dieses
möglichst unter die magnetische Sättigung Hystereseverhalten ausgeprägt ist, desto
zu legen. Dies wird über die Schließzeit höher sind die Eigenverluste des verwende-
bestimmt. ten Materials. Die von der Hysteresekurve
eingeschlossene Fläche ist ein Maß für die
Magneti ierung kurve lind Hysterese Eigenverluste.
Der Kern einer Zündspule besteht aus
weichmagnetischem Material (im Gegensatz Magnetkreis
hierzu bestehen Dauermagnete aus hart- Das am häufigsten verwendete Material in
magnetischem Material). Charakteristisch Zündspulen ist Elektroblech und wird in
für dieses Material ist die Magnetisierungs- unterschiedlichen Blechstärken und Qualitä-
kurve, die den Zusammenhang zwischen der ten verarbeitet. Es wird je nach Anforderung
magnetischen Feldstärke H und der Fluss- kornorientiertes (höhere maximale Fluss-
dichte B im Material angibt (Bild 4). Bei Er- dichte, teuer) oder nicht kornorientiertes
reichen einer bestimmten Flussdichte wird Material (geringere maximale Flussdichte)
bei weiterer Erhöhung der Feldstärke nur verwendet.
noch eine sehr geringe Erhöhung der Fluss- Hauptsächlich werden Blechstärken von
dichte erreicht, die Sättigung tritt ein. 0,3 ...0,5 mm verarbeitet. Zur Reduzierung
Eine weitere Eigenschaft des Materials ist der Wirbelstromverluste werden voneinan-
die Hysterese der Magnetisierungskurve. der elektrisch isolierte Blechlamellen einge-
Dies bezeichnet die Eigenschaft des Mate- setzt. Die Lamellen werden gestanzt, zu
rials, dass die Flussdichte (d. h. die Magneti- Stanzpaketen gestapelt und verbunden;

Magnetisierungskurve mit Hystereseschleife Eisenkreis einer KompakIzündspule


mit 0 - und I-Kern

Bild 4
Neukurve
<!l
Q)
1:: .~
~ ..
(Magnetisierungs·
kurve des anl·
u
'6 -.- - 2
'"
magnetlslef1en
"'"
Li:
Eisenkerns) Q) 3
~

-
2 Hysteresekurve
,.,'"
u
Q)
c: __- - 4
CD

Bild 5 '"
E ~

.
L
1 Luhspall bzw_ 0
;;
2
Permanentmagnel
I-Kern
.,
I:l
:lE
3 BefestIgungs- magnetische Feldstärke 11
bohrung "
~
4 O·Kern
Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise 175

hiermit wird der notwendige Querschnitt FEM-Simulation ausgelegt. Hierbei wird die
und die geometrische Form gebildet. Geometrie dahingehend optimiert, dass
Um die elektrischen Leistungsdaten einer bei gegebenem Strom ein Maximum an
Zündspule bei definierter Geometrie zu speicherbarer magnetischer Energie ohne
erreichen, ist es notwendig, eine möglichst Sättigung des Magnetkreises erzielt wird.
optimale Geometrie des Magnetkreises zu
finden. Mit den Anforderungen hinsichtlich Bau-
raumreduzierung, wie sie besonders bei
Zur Erfüllung der elektrischen Anforderun- Stabzündspulen gegeben sind, besteht die
gen (Funkendauer, Funkenenergie, Sekun- Möglichkeit, durch den Einbau von Perma-
därspannungsanstieg, Sekundärspannungs- nentmagneten (Bild 5, Pos. 1) die speicher-
niveau) ist ein Luftspalt notwendig, der eine bare magnetische Energie zu erhöhen. Dabei
Scherung des Eisenkreises bewirkt (Bild 5, wird der Permanentmagnet so gepolt, dass
Pos. 1). Ein größerer Luftspalt (größere dieser ein dem magnetischen Feld der Wick-
Scherung) lässt eine höhere magnetische lung entgegengerichtetes Feld erzeugt. Diese
Feldstärke im Magnetkreis zu und führt so Vormagnetisierung hat den Vorteil, dass
zu einer höheren speicherbaren magne- in diesem Magnetkreis mehr Energie ge-
tischen Energie. Das hat zur Folge, dass der speichert werden kann.
Magnetkreis erst bei erheblich höheren
Strömen in die magnetische Sättigung geht. Einschaltfunken
Ohne Luftspalt würde diese Sättigung bereits Bei Einschalten des Primärstroms wird auf-
bei geringen Strömen auftreten und bei grund der Änderung des Stromgradienten
weiterer Erhöhung des Stroms die gespei- eine plötzliche magnetische Flussänderung
cherte Energie nur unwesentlich zunehmen im Eisenkern hervorgerufen. Dadurch wird
(Bild 6). in der Sekundärwicklung eine Spannung in-
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, duziert. Sie hat eine gegenüber der induzier-
dass im Luftspalt der weitaus größte Anteil ten Hochspannung beim Abschalten ent-
der magnetischen Energie gespeichert wird. gegengesetzte Polarität, da der Gradient der
Bei der Entwicklung einer Zündspule Stromänderung positiv ist. Da dieser Gra-
wird eine für die geforderten elektrischen dient im Verhältnis zum Gradienten bei Ab-
Daten geeignete Dimensionierung des schalten des Primärstroms sehr klein ist, ist
Magnetkreises und des Luftspaltes über die induzierte Spannung - trotz des großen
Übersetzungsverhältnisses der Windungs-
Scherung des Magnetkreise. zahlen - verhältnismäßig gering. Sie liegt im
Bereich von 1...2 kV und ist unter Umstän-

-- -
den ausreichend zur Funkenbildung und
--,;::-
,. ,. ,. ..-
".. Entflammung des Gemischs. Zur Vermei-
11
/
1/2
dung von Motorschäden muss ein Funken- Bild 6
1 Hyslerese bel
I I überschlag (Einschaltfunke) an der Zünd-
Eisenkern ohne
I I kerze ausgeschlossen werden. Luft.palt
I I
I I Bei der rotierenden Hochspannungsver- 2 Hysterese beI
I I
I teilung wird dieser Einschaltfunke durch die Eisenkern mit
I
I vorgeschaltete Verteilerfunkenstrecke unter- Luftspali
I
I drückt. Der Verteilerfingerkontakt steht zum
I I 111 Aussteuerung
I Einschaltzeitpunkt nicht dem Verteiler-
bel Eisenkern
kappenkontakt gegenüber. ohne Luftspalt
Na Bei der ruhenden Spannungsverteilung Ha Aussleuerung
magnetische Feldstärke N mit Einzelfunken-Zündspulen verhindert bei Eisenkern m,l
die EFU-Diode (Einschaltfunkenunter- Lultspalt
176 Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise

drückung) den Einschaltfunken (siehe .;,.,j,..,irivc 11.,


Bild 1, Pos. 2). Bei Zweifunken-Zündspulen Kapazitäten in der Zündspule, das Zünd-
wird der Einschaltfunken durch die hohe kabel, der Zündkerzenschacht, die Zünd-
Überschlagspannung der Reihenschaltung kerze und umgebende Motorkomponenten
von zwei Zündkerzen ohne Zusatzmaß- stellen eine zwar geringe, in Anbetracht der
nahmen unterbunden. hohen Spannungen und Spannungs-
gradienten jedoch eine Kapazität mit erheb-
W wicklunt :ilndspul lichem Einfluss dar. Durch die erhöhte
Der Wirkungsgrad bzw. die verfügbare Kapazität reduziert sich der Sekundärspan-
Sekundärenergie im Verhältnis zur gespei- nungsanstieg. Somit werden die in der
cherten Primärenergie liegt im Bereich von Wicklung umgesetzten Wirkverluste größer,
50 ... 60 %. Hochleistungszündspulen für die Hochspannung wird geringer. Zur
Spezialanwendungen erreichen unter gewis- Zündung des Gemischs steht daher nicht die
sen Randbedingungen einen Wirkungsgrad gesamte Sekundärenergie zur Verfügung.
bis zu 80 %.
Die Energiedifferenz wird im Wesent- "CIlCIlcrg
lichen durch die ohmschen Verluste in den Die für die Zündkerze zur Verfügung ste-
Wicklungen, Ummagnetisierungsverluste hende elektrische Energie in der Zündspule
und Wirbelstromverluste in Wärme um- wird als Funkenenergie bezeichnet. Sie ist
gesetzt. ein wesentliches Auslegungskriterium einer
Eine zusätzliche Verlustwärmequelle kann Zündspule und bestimmt in Abhängigkeit
eine in die Zündspule integrierte Endstufe der Wicklungsauslegung u. a. den Funken-
darstellen. Im Halbleitermaterial wird durch strom und die Funkenbrenndauer an der
den Primärstrom ein Spannungsfall hervor- Zündkerze.
gerufen, der zu Verlustleistung führt. Ebenso Zur Gemischentflammung in Saug- und
wird durch das Schaltverhalten beim Ab- Turbomotoren sind Funkenenergien von
schalten des Primärstroms - v. a. bei "lang- 30 .. .50 mJ üblich. Für Motoren mit Benzin-
samen" Zündungsendstufen - eine nicht zu Direkteinspritzung ist zur sicheren Ent-
vernachlässigende Verlustenergie erzeugt. flammung in allen Betriebspunkten des
Hohe Sekundärspannungen werden Motors eine höhere Funkenenergie (bis zu
üblicherweise durch die Primärspannungs- 100 mJ) notwendig.
begrenzung (Klammerung) in der Endstufe
begrenzt; hier wird ein Teil der in der Zünd-
spule gespeicherten Energie (Klammerener-
gie) in der Endstufe zusätzlich als Verlust-
wärme abgegeben.
Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise 177

Arten von Zündspulen Arbeitstakt, einen Funken. Deshalb ist bei


Einzelfunken -Zündspulc diesem Zündsystem keine Synchronisation
Bei Zündsystemen mit Einzelfunken-Zünd- mit der Nockenwelle erforderlich. Allerdings
spulen ist jeder Zündkerze eine Zündspule ist diese Zündspule nur für Motoren mit ge-
zugeordnet. radzahliger Zylinderzahl einsetzbar.

Die Einzelfunken-Zündspule erzeugt über Zum Zeitpunkt der Ventilüberschneidung


die Zündkerze pro Arbeitstakt einen Zünd- herrscht kein Kompressionsdruck im Zylin-
funken. Deshalb ist bei diesen Systemen der und die Überschlagspannung an der
eine Synchronisierung auf die Nockenwelle Zündkerze ist daher sehr gering. Dieser
erforderlich. "Stützfunke" benötigt daher nur sehr ge-
ringe Energien zum Überschlag.
Zwcifunkcn-Zünd pule
Einfachzündung (eine Zündkerze pro Doppelzündung
Zylinder) Bei Zündsystemen mit zwei Zündkerzen pro
Die Zweifunken-Zündspule erzeugt für Zylinder werden die von einer Zündspule
zwei Zündkerzen gleichzeitig eine Zünd- erzeugten Zündspannungen auf zwei unter-
spannung. Die Verteilung auf die Zylinder schiedliche Zylinder verteilt. Die Vorteile, die
erfolgt so, dass sich daraus ergeben, sind
• das Luft -Kraftstoff-Gemisch des einen • eine Reduzierung der Emissionswerte,
Zylinders am Ende des Verdichtungstakts • eine geringfügig höhere Leistung,
gezündet wird, • zwei Funken an unterschiedlichen Orten
• der Zündfunke des anderen Zylinders in im Brennraum,
die Ventilüberschneidung am Ende des • die Möglichkeit, durch eine zeitversetzte
Ausstoßtakts fällt. Zündung eine weichere Verbrennung zu
erreichen,
Die Zweifunken-Zündspule erzeugt pro • gute Notlaufeigenschaften, falls eine Zünd-
Kurbelwellenumdrehung, d. h. zweimal je spule aufgrund eines Defekts ausfällt.

ZündspulenbezeIChnung bel Bosch

Terminologie Beispiele

x V (S)(E) ZS ZS-P(E) Stabspule (mit inleg. ES)


1 L . . !- - - - - Zündspule
1 Endstufe
• L - .- - - - - -

2x2 ZS Zündspule mrt


L -_ _ _ _ _ _ Stabspule
• 2 Magnetkreisen
neu: Pencil coll • 2 Funken pro Kreis
... d. h. 4 Hochspannungsdome
Anzahl der
Magnetkreise
4x1 ZS Modul mit 4 unabhängigen

-11
EinzeHunken-ZOndspulen
Hochspannung

(
Niederspann::
1 Zur Vereinfachung de,
Hochspannung
Endstule - - (umgekehrte Polarität) DefiOllJOn der Typfaml'
oder Masse lien wurden bei B osch
~ diese B ezeIChnungen
elnge!üM
178 Zündspulen Ausführungen

Ausführungen prägnierharz unter Vakuum vergossen und


anschließend ausgehärtet. Das ergibt
Bei den für Neuentwicklungen eingesetzten • eine hohe mechanische Festigkeit,
Zündspulentypen handelt es sich im We- • einen guten Schutz vor Umwelteinflüssen
sentlichen um und
• Kompaktzündspulen und • eine hervorragende Isolation der Hoch-
• Stabzündspulen. spannung.

Bei den im folgenden beschriebenen Varian- Abschließend wird der Silikonmantel auf
ten ist z. T. die Integration der Zündungs- den Hochspannungsdom aufgeschoben und
endstufe in das Gehäuse möglich. fixiert.
Nach abschließender Prüfung auf alle
Kompaktzündspule relevanten elektrischen Daten ist die Zünd-
Au fba u spule einsatzbereit.
Der Magnetkreis der Kompaktzündspule
besteht aus dem 0-Kern und dem I-Kern
(Bild 1), auf dem die Primär- und die
Sekundärwicklungen aufge-
steckt sind. Diese Anord- Aufbau der KompaktzOndspule
nung wird in das Zündspu-
lengehäuse eingebaut. Die
Primärwicklung (mit Draht 8
bewickelter I-Kern) wird mit
dem Primärsteckanschluss 2 ------------------ 1~

elektrisch und mechanisch


verbunden. Ebenfalls ver- 3 - - - - -\
' - - - - -- - 9
bunden wird der Wicklungs- 4 ---~~
5 - --q:,5t.., =,-"" ~------- 10
anfang der Sekundär-
wicklung (mit Draht be- '-"'11-- - -- -- - 11
wickelter Spulenkörper). Der
zündkerzenseitige Anschluss
6
der Sekundärwicklung befin-
det sich im Gehäuse und die 7 - - - - -+1
elektrische Kontaktierung
Bild 1
wird bei der Montage der
1 leiterplatte Wicklungen hergestellt.
~--------------- 12
2 End.ture Im Gehäuse integriert ist
3 EFU -Dlode der Hochspannungsdom,
4 Sekundärspulen- der einerseits das Kontaktteil
körper
zur Zündkerzenkontaktie-
5 Sekundärdraht
6 Kontaktblech
rung trägt und andererseits ~------------ 13

7 Hochspannungs- den Silikonmantel zur Isola-


bolzen tion der Hochspannung zu
8 P"märstecker außen liegenden Teilen und
9 P"märdraht ~--------------- 14
dem Zündkerzenschacht
10 I-Kern
aufnimmt.
11 Permanentmagnet
12 Q ·Kem
Nach dem Zusammenbau
13 Feder der Bauteile wird das Innere
14 S,likonmantel des Gehäuses mit einem Im-
Zündspulen Ausführungen 179

\Vcgbau- lind COP- Variante Weitere Zündspulen-Bauarten


Aufgrund der kompakten Bauweise der ZS2x2
Zündspule ist der zuvor in Bild 1 dargestellte Die rotierende Hochspannungsverteilung
Aufbau möglich. Diese Bauart wird als COP wurde schrittweise durch die ruhende Span-
bezeichnet (Coil on Plug). Die Zündspule nungsverteilung ersetzt.
wird direkt auf die Zündkerze montiert, so- Für eine einfache Umrüstung eines
dass zusätzliche Hochspannungs-Verbin- Motortyps auf die ruhende Verteilung eignet
dungskabel entfallen (Bild 2a). Damit ergibt sich die ZS 2x2 (Bild 3) bzw. ZS 3x2. Diese
sich eine geringere kapazitive Belastung des Zündspule enthält zwei bzw. drei Magnet-
Sekundärkreises der Zündspule. Zusätzlich kreise und erzeugt zwei Funken pro Kreis.
wird durch die Bauteilreduzierung die Funk- Damit kann bei einem Vier- bzw. Sechs-
tionssicherheit erhöht (z. B. kein Marder- zylindermotor der Zündverteiler ersetzt
verbiss der Zündkabel mehr möglich). werden. Der Anpassungsaufwand beim
Bei der selteneren Wegbauvariante werden Fahrzeughersteller ist aufgrund der flexiblen
die Kompaktzündspulen im Motorraum Montage im Motorraum gering, ein ange-
mit Schrauben befestigt. Hierzu sind Befesti- passtes Motorsteuergerät ist jedoch erforder-
gungsaugen oder ein zusätzlicher Halter lich. Bei dieser Lösung mit Wegbau-Zünd-
vorgesehen. Die Hochspannungsverbindung spulen sind in den meisten Fällen allerdings
wird über jeweils ein Hochspannungs- Hochspannungs-Zündkabel erforderlich.
Zündkabel von der Zündspule zur Zünd-
kerze bewerkstelligt.
COP- und Wegbauvariante sind nahezu
gleich aufgebaut. An die Wegbauvariante
(Karosserieanbau) werden jedoch geringere
Anforderungen hinsichtlich Temperatur-
und Schüttelbedingungen gestellt, da hier
geringere Belastungen auftreten.

Einzelfunken' ZOndspulen Zündspule 2,2 fOr die Umrüstung von rotierender


auf ruhende Spannungsverteilung

Bild 2
a COP-V.nante einer
EInzeifunken·
Kompakt2ündspule
b Wegbau,Va"ante:
zwei E,nzeIJunken-
Zündspulen im
Modul. Anschluss
der Zündkerzen über
zwei Zündleitungen
180 Zündspulen Ausführungen

ZS-Module Stabzündspule
Bei den Zündspulenmodulen sind mehrere Die Stabzündspule ermöglicht eine optimale
Zündspulen in einem gemeinsamen Ge- Ausnutzung der Platzverhältnisse im Motor-
häuse zu einer Baugruppe zusammengefasst raum. Durch die zylindrische Bauform kann
(Bild 4). Funktional gesehen bleiben diese der Zündkerzenschacht als Montageraum
Zündspulen voneinander unabhängig. mitbenutzt werden und ermöglicht eine
Die Vorteile, die sich durch den Einsatz bauraumoptimierte Anordnung im Zylin-
von Zündspulenmodulen ergeben, sind derkopf (Bild 5).
• eine vereinfachte Montage (nur ein Stabzündspulen werden immer direkt auf
Arbeitsgang für drei bzw. vier Zünd- die Zündkerze montiert, daher sind keine
spulen) zusätzlichen Hochspannungs-Verbindungs-
• weniger Schraubverbindungen kabel erforderlich.
• Anschluss mit nur einem Steckanschluss
zum Motorkabelbaum Aufbau und Magncrkreis
• Kosteneinsparungen durch schnellere Stabzündspulen (auch als "Pendl Coil" be-
Montage und vereinfachten Kabelbaum. zeichnet) arbeiten wie Kompaktzündspulen
nach dem induktiven Prinzip. Aufgrund der
Nachteilig sind Rotationssymmetrie unterscheiden sie sich
• die Notwendigkeit einer motorspezifi- im Aufbau jedoch deutlich von Kompakt-
schen Geometrie des Moduls und zündspulen.
• die Eignung nicht für alle, sondern nur Der Magnetkreis besteht zwar aus den
für bestimmte Zylinderkopfausführungen. gleichen Materialien, der im Zentrum
liegende Stabkern (Bild 6, Pos. 5) wird hier

Zündspulenmodule m~ KompakIZündspulen Einbau im ZOndkerzenschachl: Grö6envergleich


von KompaklzUndspule zur Slabzundspule

Bild 4
a ZS 3.1 M
b ZS 4., M

Bild 5
1 KompaktzOndspu le
2 SlabzOndspule
3 Zyhnderkopf
Zündspufen Ausführungen 181

aus verschieden breit gestanzten Blechlamel- Die kompakte Bauform der Stab zündspule
len annähernd kreisrund gestapelt und lässt bei gegebener Geometrie hinsichtlich
paketiert. Der magnetische Kreis wird über der elektrischen Auslegung nur eine sehr
das Rückschlussblech (9) als gerollte und ge- eingeschränkte Variation des Magnetkreises
schlitzte Hülse - ebenfalls aus Elektroblech, (Stabkern, Rückschlussblech) und Wick-
teilweise aus mehreren Lagen - hergestellt. lungen zu.
Im Gegensatz zu Kompaktzündspulen Bei den meisten Stabzündspulenanwen-
liegt die Primärwicklung (7) mit größerem dungen werden - aufgrund des einge-
Durchmesser über der Sekundärwicklung schränkten Bauraums - zur Erhöhung der
(6), deren Spulenkörper gleichzeitig den Funkenenergie Permanentmagnete ein-
Stabkern aufnimmt; hierfür sind konstruk- gesetzt.
tive und funktionale Vorteile maßgebend. Die Kontaktierung der Zündkerze und
der Anschluss an den Motorkabelbaum ist
Aufbau der Slabzündspule bei Stabzündspulen vergleichbar mit den
Kompaktzündspulen.

Va rianten
2 Stabzündspulen stehen für die verschiede-
3 nen Anwendungszwecke in mehreren Vari-
anten zur Verfügung (z. B. unterschiedliche
4
Durchmesser und Baulängen). Optional
f--- - - - 5 kann die Zündungsendstufe in das Gehäuse
integriert sein.
-------6 Ein typischer Durchmesser, gemessen am
zylindrischen Mittelteil (Rückschlussblech
bzw. Gehäuse), ist ca. 22 mm. Dieses Maß ist
l iH- - - - - - 7
abgeleitet vom Bohrungsdurchmesser des
1-}-- - - - - 8 Zündkerzenschachtes in einem Zylinderkopf
9 mit Zündkerzen in Standardbauform und
10 einer Schlüsselweite SW16. Die Länge einer
Stabzündspule wird durch die Einbausitua-
Bild 6
tion im Zylinderkopf und die geforderten
1 Sieckanschlusss
11 bzw. möglichen elektrischen Daten be- 2 Lellerplalle mll
stimmt. Einer Verlängerung des aktiven Teils Zündungscndslufe
(Transformator) sind wegen der Zunahme 3 Permanentmagnet
der parasitären Kapazitäten und Verschlech- 4 Befesllgungsarm
12 terung des Magnetkreises jedoch Grenzen 5 lamelherter
Eleklroblechkern
gesetzt. (Slabkern)
6 Sekundärwicklung
7 Primärwicklung
e Gehäuse
9 Rückschlussblech
10 Permanenlmagnel
11 Hochspannungsdom
12 Slhkonmantel
13 13 aufgeslecl<le
Zündker:ze

Zwischenräume smd mIt


Vergussmasse verfüllt
182 Zündspulen Elektronik in der Zündspule

Elektronik in der Zündspule Aufbau


Sowohl für die Kompakt- als auch die Stab-
Bei früheren Konzepten war die Zündungs- zündspule ist die Integration der Endstufe in
endstufe überwiegend als separates Modul das Gehäuse möglich. Bild 1 zeigt den Ein-
ausgeführt und im Motorraum und bei bau in eine Stabzündspule. Das Endstufen-
rotierender Verteilung auch an der Zünd- modul- teilweise mit zusätzlichen Funktio-
spule oder am Zündverteiler befestigt. nen - ist auf einer kleinen Leiterplatte aufge-
Mit der Umstellung auf die ruhende Span- baut. Wegen der begrenzten Abmessungen
nungsverteilung und zunehmender Minia- kommen SMD-Bauteile (Surface Mounted
turisierung der Elektronik wurden kom- Device) zur Anwendung.
pakte Zündungsendstufen als integrierte Die Endstufentransistoren (7) sind in
Schaltkreise entwickelt, die in die Zün- standardisierten TO-Gehäusen integriert
dungssteuergeräte bzw. in die Motorsteuer- und mit der Leiterplatte oder den Strom-
geräte integriert werden konnten. schienen verbunden. Zusätzliche Funktio-
Der ständig wachsende Funktionsumfang nen für Überwachungs-, Diagnose- oder
der Motorsteuergeräte (Motronic) und neue andere Funktionen (z. B. Ruhestromabschal-
Motorkonzepte (z. B. Benzin-Direkteinsprit- tung, kundenspezifische Eingangsschaltung)
zung) erfordern aufgrund der Thermik sind optional in weiteren elektronischen
(Gesamtverlustleistung der Endstufen) und Bauteilen integriert (3). Der Primäran-
des Bauraums zunehmend die Auslagerung schluss (1) ist direkt mit der Leiterplatte
der Zündungsendstufen aus dem Steuer- verbunden. Unterhalb der Leiterplatte
gerät. Eine Möglichkeit ist die Integration befindet sich die Kontaktierung für die
in die Zündspule, u. a. mit der Möglichkeit Primärwicklung der Zündspule (4).
einer kürzeren Primärleitungslänge und
damit reduziertem Spannungsfall in der
Zuleitung.

Einbau der Endstu!e in einem Stab,ündspulen·


Gehäuse

r--- 2
~-- 3

Bild 1
1 PrImärstecker 7
2 SMO·Bautelle 4
3 ElektronIk fur
Zündungsfunktionen
4 Kontakherung !Ur dIe 5
Pnmarwlcklung 6 ~
'"
!j
5 StabzUndspulen-

l
Transformator
6 Be!estlgungsauge
7 Endstu!e
Zündspulen Elektrische Parameter 183

Elektrische Parameter einer Zündspule werden parasitäre Kapa-


zitäten z. B. durch den geringen Abstand
Induktivität zwischen Sekundärwicklung und Primär-
Die Induktivität ist eine physikalische wicklung oder durch Kabelkapazitäten
Größe, die die elektromagnetische Wirksam- zwischen Zündkabel und benachbarten
keit bzw. Selbstinduktionsfähigkeit einer Bauteilen gebildet.
Spule oder allgemein eines elektrischen Die Lastkapazität wird im Wesentlichen
Leiters bezeichnet. durch die Zündkerze gebildet. Sie wird
Die Induktivität wird bestimmt durch durch die Einbausituation (z. B. metallischer
Material und Querschnitt des durchfluteten Zündkerzenschacht), die Zündkerze selbst
Magnetkreises, die Windungszahl und die und ggf. vorhandene Hochspannungs-
Geometrie der Kupferwicklung. Verbindungsleitungen bestimmt. Diese
Eine Zündspule besitzt eine Primär- und Bedingungen lassen sich meistens nicht be-
eine Sekundärinduktivität, wobei die Sekun- einflussen und müssen bei der Auslegung
därinduktivität um ein Vielfaches höher ist der Zündspule berücksichtigt werden.
als die Primärinduktivität.
Gespeicherte Energie
Kapazität Abhängig von der Auslegung einer Zünd-
Bei der Zündspule unterscheidet man Eigen- spule (Geometrie, Material des Magnet-
kapazität, parasitäre Kapazität und Last- kreises, zusätzliche Magnete) und der ver-
kapazität. Die Eigenkapazität der Zündspule wendeten Zündungsendstufe lässt sich in
wird im Wesentlichen durch die Wicklung einer Zündspule nur bis zu einer bestimm-
selbst gebildet. Sie ergibt sich daraus, dass ten Größenordnung magnetische Energie
benachbarte Drähte innerhalb der Sekun- speichern. Bei weiterer Erhöhung des
därwicklung einen Kondensator bilden. Primärstroms ist nur noch ein geringer
Eine parasitäre Kapazität ist eine "schäd- Zuwachs der gespeicherten Energie möglich,
liche" Kapazität innerhalb eines elektrischen die Verluste steigen hier jedoch überpropor-
Systems. Ein Teil der zur Verfügung stehen- tional an und würden in kurzer Zeit zur
den oder erzeugten Energie wird zur Auf- Zerstörung der Zündspule führen.
ladung oder Umladung dieses parasitären Eine optimale Auslegung einer Zünd-
Kondensators benötigt und steht dadurch spule liegt - unter Berücksichtigung aller
nicht an den Anschlüssen zur Verfügung. In Toleranzen - bei einem Arbeitspunkt knapp
unterhalb der magnetischen Sättigung des
Kenngrößen von ZOndspulen (Serienanwendung) Magnetkreises.
/, Pnmärstrom 6,5 ... 9,OA
T, Ladezeit 1,5... 4,0 ms Ohmscher Widerstand
U. Sekundätspannung 29 ... 35 kV Der ohmsche Widerstand der Wicklungen
T", Funkendauer 1.3... 2,Oms
wird durch den temperaturabhängigen spe-
W'" Funkenanergie 30 ... 50 mJ
fOr Benzin-Direkt· zifischen Widerstand von Kupfer bestimmt.
einspritzung Der Primärwiderstand (Widerstand der
bis 100 mJ Primärwicklung) liegt üblicherweise im Be-
/", Funkenstram 80 ...115 mA reich von 0,4 ... 0,7 n. Er sollte nicht zu hoch
R, Ohmsche, Widerstand 0,3 ... 0,611
liegen, weil die Zündspule sonst im Falle ge-
der Primärwicldung
Ohmscher Widerstand 6...15kO
ringer Bordnetzspannung (Spannungsein-
R.
de, Sekundärwicldung bruch bei Kaltstart) ihren Nennstrom nicht
N, Windungszahl 150.. ,200 erreichen würde und somit nur eine gerin-
der Primärwicklung gere Funkenenergie erzeugen könnte.
N. Windungszahl 8000 ... 22000 Der Sekundärwiderstand (Widerstand der
der Sekundärwicklung
Sekundärwicklung) liegt im Bereich mehre-
184 Zündspulen Elektrische Parameter

rer ill; die Differenz zum Primärwiderstand Hochspannungs-und


ergibt sich aus der größeren Windungszahl Funkencharakteristik
der Sekundärwicklung (um den Faktor Eine ideale Zündspule erzielt eine möglichst
70 ... 100) und dem geringen Durchmesser hohe und laststabile Hochspannung mit sehr
des Drahtes (um den Faktor ca. 10). schnellem Spannungsanstieg. Dies garantiert
unter betriebsrelevanten Bedingungen einen
Verlustleistung Funken an der Zündkerze und eine sichere
Die ohmschen Widerstände der Wick- Entflammung des Gemischs.
lungen, die kapazitiven Verluste und Um- Bedingt durch die realen Eigenschaften
magnetisierungsverluste (Hysterese) sowie der Wicklungen, des Magnetkreises und der
bauformbedingte Abweichungen vom idea- verwendeten Zündungsendstufe sind hier
len Magnetkreis bestimmen die Verluste in jedoch Grenzen gesetzt.
einer Zündspule. Bei einem Wirkungsgrad Die Hochspannung ist so gepolt, dass die
von 50 ... 60 % werden bei hoher Drehzahl Mittelelektrode der Zündkerze negatives
verhältnismäßig hohe Verlustleistungen in Potenzial gegenüber der Fahrzeugmasse auf-
Form von Wärme erzeugt. Durch verlust- weist. Die negative Polung wirkt einem
minimierte Auslegungen, geeignete kon- Elektrodenverschleiß an der Zündkerze ent-
struktive Lösungen und thermisch hoch gegen.
belastbare Materialien werden die Verluste
möglichst klein gehalten. Dynamischer Innenwiderstand
Eine weitere wichtige Größe ist der dyna-
Windungsverhältnis mische Innenwiderstand (Impedanz) der
Das Windungsverhältnis ist das Verhältnis Zündspule, da er in Verbindung mit der
zwischen Primär- und Sekundärwindungs- inneren und äußeren Kapazität die Ge-
zahl der Kupferwicklungen. Es liegt für schwindigkeit des Spannungsanstiegs mit
Standardzündspulen in der Größenordnung bestimmt und damit ein Maß dafür ist, wie
von 1:50... 1:150. Durch die Festlegung des viel Energie aus der Zündspule über Neben-
Windungsverhältnisses wird z. B. die Höhe schlusswiderstände zum Augenblick des
des Funkenstroms und in gewissem Maße die Funkendurchbruchs abfließen kann. Ein
maximale Sekundärspannung in Abhängig- niedriger Innenwiderstand ist bei ver-
keit von der Zündungsendstufe bestimmt. schmutzten oder nassen Zündkerzen vor-
teilhaft. Der Innenwiderstand ist von der
Sekundärinduktivität abhängig.
Zündspulen Simulationsbasierte Entwicklung von Zündspulen 185

Simulationsbasierte Entwick- rechnungsmodell und der Lösung der dar-


lung von Zündspulen aus abgeleiteten Gleichungssysteme können
die analysierten Werte, die die gewünschten
Bei der Entwicklung von Zündspulen ge- Aussagen über das Berechnungsproblem
langt man aufgrund der immer höheren liefern, anschaulich dargestellt werden.
technischen Anforderungen an das Ende der Diese Methode erlaubt die rein virtuelle
mit herkömmlichen Methoden erreichbaren simulationsbasierte Auslegung der Zünd-
Effizienz. Ein Ausweg ist der Einsatz von spule. Abhängig von dem Analyseziel kann
CAE bei der Produktentwicklung. CAE hierbei die Geometrie der Zündspule opti-
(Computer Aided Engineering) ist der miert werden (magnetische Optimierung
Sammelbegriff für Rechnerleistungen im des Eisenkreises, elektrostatische Optimie-
Ingenieurbereich. Dieser beinhaltet sämt- rung elektrisch leitfähiger Konturen).
1iche Aufgaben des CAD (Computer Aided Mit der Verhaltenssimulation ist es
Design) verbunden mit Berechnungs- möglich, das elektrische Verhalten der zuvor
routinen. geometrieorientiert analysierten Zündspule
im Gesamtsystem - bestehend aus Zün-
Die Vorteile des CAE-Einsatzes sind: dungsendstufe, Zündspule und Zündkerze -
• Fundierte Entscheidungen in frühen unter praxisrelevanten Bedingungen zu
Phasen der Entwicklung (auch ohne untersuchen. Diese Berechnungsmethode
Prototyp), erlaubt die Ermittlung der Ausgangsdaten
• Bestimmung erprobungswürdiger der Zündspule. Elektrische Größen wie
Muster und Funkenenergie und Funkenströme sind
• besseres Verständnis der physikalischen somit berechenbar.
Zusammenhänge.
Der Einsatz der elektromagnetischen Simu-
Bei der Entwicklung der Zündspule werden lation ermöglicht die virtuelle Entwicklung
in unterschiedlichen Simulationsbereichen von Zündspulen. Ausgehend von den Simu-
Berechnungsprogramme eingesetzt: lationsergebnissen sind somit Geometrie-
• Strukturmechanik (mechanische und daten und Wicklungsauslegung definiert
thermische Beanspruchungsanalysen), und es können Prototypen aufgebaut wer-
• Strömungsmechanik (Analyse von den. Die elektrischen Werte dieser Zünd-
Formfüllvorgängen), spulenmuster reichen nahe an die Ergeb-
• Elektromagnetik (Analyse des elektro- nisse der Simulation. Die Anzahl der zeit-
magnetischen Systemverhaltens ). intensiven Rekursionen, die sich im kon-
ventionellen Produktentstehungsprozess der
Von besonderer Bedeutung bei der Entwick- Zündspulen ergeben, kann deutlich redu-
lung der Zündspule ist der Einsatz der elekt- ziert werden.
romagnetischen Simulation. Hierbei wird
zwischen geometrieorientierter Simulation
und Verhaltenssimulation unterschieden.
Bei der geometrieorientierten Simulation
wird die Finite-Element-Methode (FEM)
eingesetzt. Hierbei wird ausgehend von
einem CAD-Modell die Geometrie der
Zündspule modelliert. Diese wird mit ent-
sprechenden Randbedingungen (Stromdich-
ten, elektrische Potenziale usw.) versehen
und anschließend in ein FEM-Modell umge-
wandelt. Nach der Überführung in ein Be-
186 Zündkerzen Aufgabe

Zündkerzen

Die Zündung des Luft-Kraftstoff-Gemischs Durch den Aufbau der Zündkerze muss
im Ottomotor erfolgt elektrisch. Die elektri- sichergestellt sein, dass die zu übertragende
sche Energie wird der Batterie entnommen Hochspannung immer sicher gegen den
und in der Zündspule zwischen gespeichert. Zylinderkopf isoliert und der Brennraum
Die in der Zündspule erzeugte Hochspan- nach außen abgedichtet wird.
nung bewirkt einen Funkenüberschlag
zwischen den Elektroden der Zündkerze im Die Zündkerze bestimmt im Zusammen-
Brennraum des Motors. Die in dem Funken wirken mit den anderen Komponenten des
enthaltene Energie entzündet das verdich- Motors, z. B. den Zünd- und Gemischauf-
tete Luft -Kraftstoff-Gemisch. bereitungssystemen, in entscheidendem
Maße die Funktion des Ottomotors. Sie
muss
Aufgabe • einen sicheren Kaltstart ermöglichen,
• über die gesamte Lebensdauer einen aus-
Aufgabe der Zündkerze ist es, beim Otto- setzerfreien Betrieb gewährleisten und
motor die Zündenergie in den Brennraum • sie darf bei längerem Betrieb im Bereich
einzubringen und durch den elektrischen der Höchstgeschwindigkeit nicht über-
Funken zwischen den Elektroden die Ver- hitzen.
brennung des Luft-Kraftstoff-Gemischs
einzuleiten. Um diese Funktionen über die gesamte
Lebensdauer der Zündkerze sicherzustellen,
muss das richtige
ZQndkerze im OUomolor Zündkerzenkonzept
schon sehr früh in
der Entwicklungs-
phase der Motoren
festgelegt werden. In
Entflammungs-
untersuchungen
wird das optimale
Zündkerzenkonzept
hinsichtlich Abgas-
emission und
Laufruhe bestimmt.
Ein wichtiger
Kennwert der Zünd-
kerze ist der
Wärmewert. Die
Zündkerze mit dem
richtigen Wärme-
wert verhindert,
dass sie im Betrieb
so heiß wird, dass
von ihr thermische
Entflammungen
ausgehen und den
Motor schädigen.
Zündkerzen Anwendung 187

Typenvielfalt
1902 leisteten Motoren pro 1000 cm 3 Hub-
Einsatzgebiete raum lediglich ca. 6 PS. Mittlerweile werden
Die Zündkerze wurde von Bosch im Jahr 100 PS erreicht, bei Rennmotoren sogar bis
1902 in Verbindung mit dem Magnetzünder 300 PS. Der technische Aufwand für die Ent-
zum ersten Mal in einem Pkw eingesetzt. wicklung und Herstellung von Zündkerzen,
Diese Komponente hat daraufhin einen die solche Leistungen ermöglichen, ist
unvergleichbaren Siegeszug in der Auto- enorm.
mobiltechnik angetreten. Die erste Zündkerze musste 15 ... 25-mal
pro Sekunde zünden. Eine heutige Zünd-
Die Zündkerze findet in allen von einem kerze muss das 5fache leisten. Die obere
Ottomotor angetriebenen Fahrzeugen und Temperaturgrenze stieg von 600 oe auf ca.
Geräten Verwendung - sowohl für Motoren, 900 oe, die Zündspannung von 10 000 V
die nach dem Zweitakt - als auch nach auf bis zu 30000 V. Während die Zündker-
dem Viertakt-Verfahren arbeiten. Sie ist zu zen von heute mindestens 30000 km über-
finden in stehen müssen, musste früher alle 1000 km
• Pkw, zum Zündkerzenschlüssel gegriffen werden.
• Nkw,
• Zweirädern (Motorrad, Motorroller, Am Prinzip der Zündkerze hat sich in
Mofa), 100 Jahren wenig geändert. Trotzdem ent-
• Booten und Schiffen, wickelte Bosch im Lauf der Zeit mehr
• Land- und Baumaschinen, als 20000 verschiedene Typen, um der
• Motorsägen, Motorenentwicklung gerecht zu werden.
• Gartengeräten (z. B. Rasenmäher) usw. Aber auch das aktuelle Zündkerzen-
programm ist vielfältig. Es werden hohe
Entsprechend der Vielfalt der Einsatzgebiete Anforderungen an die Zündkerze bezüglich
gibt es verschiedene Zündkerzenbauformen der
mit über 1200 Einzelvarianten. • elektrischen und
Die größten Stückzahlen entfallen auf • mechanischen Eigenschaften sowie der
den Pkw-Sektor, da in jedem Fahrzeug ent- • chemischen und
sprechend der Motorzylinderzahl gleich • thermischen Belastbarkeit
mehrere Zündkerzen erforderlich sind.
Die motorgetriebenen Geräte arbeiten gestellt. Neben diesen Anforderungen muss
wegen der geringeren Motorleistung in der die Zündkerze auch an die geometrischen
Regel mit Einzylindermotoren und benöti- Vorgaben der Motorkonstruktion (z.B.
gen nur eine einzige Zündkerze. Zündkerzenlage im Zylinderkopf) angepasst
Im Nkw-Bereich kommen in Europa sein. Aufgrund dieser Anforderungen ist
- zumindest für schwere Nkw - vorwiegend - hervorgerufen durch die unterschiedlichs-
Dieselmotoren zum Einsatz, sodass in die- ten Motoren - eine Vielfalt von Zündkerzen
sem Sektor der Bedarf an Zündkerzen gering erforderlich. Derzeit gibt es von Bosch mehr
ist. In den USA jedoch ist auch bei schweren als 1250 verschiedene Zündkerzenvarianten,
Nkw der Ottomotor am weitesten verbreitet. die im Handel und in den Kundendienst-
werkstätten verfügbar sein müssen.
lBB Zündkerzen Anforderungen

Anforderungen nungen keine überschläge über den Isolator


auftreten.
Anforderungen an die elektrischen Der elektrische Widerstand des Isolators
Eigenschaften muss bis zu 1000 oe hinreichend groß sein
Beim Betrieb der Zündkerzen mit elektroni- und darf sich über der Lebensdauer der
schen Zündanlagen können Spannungen bis Zündkerze nur wenig verringern.
über 30000 V auftreten, die nicht zu Durch-
schlägen am Isolator führen dürfen. Die sich Anforderungen an die mechanischen
aus dem Verbrennungsprozess abscheiden- Eigenschaften
den Rückstände wie Ruß, Ölkohle und Die Zündkerze muss den im Verbrennungs-
Asche aus Kraftstoff und Ölzusätzen sind raum periodisch auftretenden Drücken (bis
unter bestimmten thermischen Bedingun- ca. 100 bar) widerstehen, ohne an Gasdicht-
gen elektrisch leitend. Dennoch dürfen un- heit zu verlieren. Zusätzlich wird eine hohe
ter diesen Umständen auch bei hohen Span- mechanische Festigkeit besonders von der
Keramik gefordert, die bei der Montage und
Druck- und Temperalurbeanspruchung der Zündkerze im Betrieb durch den Zündkerzenstecker
und die Zündleitung belastet wird. Das
lWeitakImoIor
Gehäuse muss die Kräfte beim Anziehen
TaI<Iphase Über· VerdicI1ten Ve!Ilfemen Ausstoßen ohne bleibende Verformung aufnehmen.
SIJöroon u, AIbeiteI1

GasI~. ...12O' C 200.., 2000.., 500...


4OO' C 28OO' C 1200'C Anforderungen an die chemische
Belastbarkeit
GasaudI 1bar 5" .8 bar 15...3:1 bar 1...3 bar
Der in den Brennraum ragende Teil der
Zündkerze kann bis zur Rotglut erhitzen
und ist den bei hoher Temperatur statt-
findenden chemischen Vorgängen ausge-
setzt. Im Kraftstoff enthaltene Bestandteile
können sich als aggressive Rückstände an
der Zündkerze ablagern und deren Eigen-
schaften verändern.
180' 270'
01
Anforderungen an die thermische
Belastbarkeit
VNlrtaktrnotor
Während des Betriebs nimmt die Zündkerze
lal<lphase Venicllten Vertlremen Ausstoßen Ansaugen in rascher Folge Wärme aus den heißen Ver-
u, AIbeiteI1
brennungsgasen auf und wird kurz danach
~, :m,., 2000 ... 1300... ... I20' C durch das angesaugte kalte Luft -Kraftstoff-
OOO' C JOOl' C l000'C
Gemisch abgekühlt. An die Beständigkeit
Gasdrud< 8... 15bar 3O.. ,SObar 1...5 bar 0,9 bar
des Isolators gegen" Thermoschock" werden
deshalb hohe Anforderungen gestellt.
Kallen-
steblg Ebenso muss die Zündkerze die im
Brennraum aufgenommene Wärme mög-
lichst gut an den Zylinderkopf des Motors
abführen; die Anschlussseite der Zündkerze
sollte sich möglichst wenig erwärmen.

l<1JrtleI. 0' 180' 360" 540" 720'


meI 01 UT 01 UT Ol
UMZ0325D
Zündkerzen Aufbau 189

Aufbau Die Oberfläche der Isolator-Anschlussseite


ist mit einer bleifreien Glasur überzogen.
Die wichtigsten Bestandteile einer Zünd- Auf der glatten Glasur haften Feuchtigkeit
kerze sind (Bild 1) und Schmutz weniger gut, wodurch Kriech-
• Anschlussbolzen (1), ströme weitgehend vermieden werden.
• Isolator (2),
• Gehäuse (3),
• Dichtsitz (6) und Aufbau der Zündkerze
• Elektroden (8,9).

Anschlussbolzen
Der Anschlussbolzen aus Stahl ist im Iso-
lator mit einer leitfähigen Glasschmelze, die
auch die leitende Verbindung zur Mittel-
elektrode herstellt, gasdicht eingeschmolzen. -1- - - - 1
Er hat an dem aus dem Isolator heraus-
ragenden Ende ein Gewinde, in das der
Zündkerzenstecker der Zündleitung ein-
rastet. Für Anschlussstecker nach ISO-/DIN-
Norm wird entweder auf das Gewinde des
Anschlussbolzens eine Anschlussmutter
(mit der geforderten Außenkontur ) aufge-
schraubt, oder der Bolzen wird bei der
Herstellung bereits mit einem massiven
ISO-/DIN-Anschluss versehen.

Isolator
Der Isolator besteht aus einer Spezial-
keramik. Er hat die Aufgabe, die Mittel-
elektrode und den Anschlussbolzen gegen 3
das Gehäuse zu isolieren. Die Forderungen
nach guter Wärmeleitfähigkeit bei hohem 4
elektrischem Isoliervermögen stehen in
starkem Gegensatz zu den Eigenschaften der 5
meisten Isolierstoffe. Der von Bosch ver- Bild 1
wendete Werkstoff besteht aus Aluminium- I Anschlussbolzen mll
oxid (Al 20 3 ), dem in geringem Anteil andere Anschlussmutter
Stoffe zugemischt sind. Nachdem diese 2 loolalor aus
AI. O , ·Keramlk
Spezialkeramik gebrannt ist, werden nicht
7 3 Gehäuse
nur die Forderungen nach mechanischer 4 Warrnschrumpfzone
und chemischer Festigkeit erfüllt, sondern 5 leotendes Glas
das dichte Gefüge sorgt auch für eine hohe 6 Dlchlnng (DichISII2)
Sicherheit gegen elektrische Durchschläge. 1ii::~F--- 9
7 Gewonde
Zur Verbesserung des Kaltwiederholstart - 8 VerbundmlUel-
eleklrode (Ni/Cu)
verhaltens bei Luftfunken-Zündkerzen kann
9 Almungsraum
die Außenkontur des Isolatorfußes modifi- (LuHraum)
ziert werden, um ein günstigeres Aufheiz- 10 Masseeleklrode
verhalten zu erreichen. (hier als Verbund -
eiekirode NO/Cu)
190 Zündkerzen Aufbau

Gehäuse arbeitet werden. Der untere Teil des Gehäu-


Das Gehäuse wird aus Stahl über einen Kalt- ses ist mit einem Gewinde (Bild 1, Pos. 7)
umformungsprozess hergestellt. Aus dem versehen, damit die Zündkerze im Zylinder-
Presswerkzeug kommt der Rohling schon kopf befestigt und nach einem vorgegebe-
mit seiner endgültigen Kontur und muss nem Wechselintervall ausgetauscht werden
nur noch an einzelnen Stellen spanend be- kann. Auf die Stirnseite des Gehäuses wer-
den - je nach Zündkerzenkonzept - bis zu
DichtsilZ der Zündkerze 4 Masseelektroden aufgeschweißt.
Zum Schutz des Gehäuses gegen Korro-
sion ist auf der Oberfläche galvanisch eine
a Nickelschicht aufgebracht, die in den Alumi-
niumzylinderköpfen ein Festfressen des Ge-
windes verhindert.
Am oberen Teil des Gehäuses befindet sich
ein Sechs- oder bei neueren Zündkerzenkon-
zepten auch ein Doppelsechskant zum An-
setzen des Schraubenschlüssels. Mit dem
Doppelsechskant kann bei unveränderter
Isolatorkopfgeometrie die Schlüsselweite auf
14 mm reduziert werden. Dadurch wird für
die Zündkerze weniger Platz im Zylinderkopf
benötigt und der Motorenkonstrukteur ist
freier in der Gestaltung der Kühlkanäle.
Der obere Teil des Zündkerzengehäuses
wird nach dem Einsetzen des Stöpsels (Iso-
lator mit funktionssicher montierter Mittel-
elektrode und Anschlussbolzen) umgebör-
delt und fixiert diesen in seiner Position. Der
anschließende Schrumpfprozess - induktive
b Erwärmung unter hohem Druck - stellt die
gasdichte Verbindung zwischen Isolator
und Gehäuse her und garantiert eine gute
Wärmeleitung.

Dichtsitz
Je nach Motorbauart dichtet ein Flach- oder
Kegeldichtsitz (Bild 2) zwischen der Zünd-
kerze und dem Zylinderkopf ab.
'--JI_- - 2 Beim Flachdichtsitz wird ein Dichtring
( 1) als Dichtelement verwendet. Der
Dichtring ist "unverlierbar" am Zündker-
zengehäuse angebracht. Er hat eine spezielle
Bild 2 Formgebung und dichtet bei Montage der
n Flachdichlsitz mll Zündkerze nach Vorschrift dauerelastisch ab.
D,chlnn9 Beim Kegeldichtsitz dichtet eine kegelige
b Kegeld,chlSlil ohne
Fläche (2) des Zündkerzengehäuses ohne
D'cht"ng
Verwendung eines Dichtrings direkt auf
1 D,chlnng einer entsprechenden Fläche des Zylinder-
2 kegelige D,chlfläche kopfs ab.
Zündkerzen Aufbau 191

Elektroden Ein stärkeres Masseelelektroden-Profil


Beim Funkenüberschlag und dem Betrieb sowie mehrere Masseelektroden erhöhen die
bei höherer Temperatur wird das Elektro- Standzeit der Zündkerzen.
denmaterial so stark beansprucht, dass die
Elektroden verschleißen - der Elektroden-
abstand wird größer. Um die Forderungen
nach bestimmten Wechselintervallen erfül-
len zu können, müssen die Elektrodenwerk- Elektrodenformen
stoffe so konzipiert sein, dass sie eine gute
Erosionsbeständigkeit (Abbrand durch den
Funken) und eine gute Korrosionsbestän- a
digkeit (Verschleiß durch chemisch-thermi-
sche Angriffe) aufweisen. Erreicht wird dies
im Wesentlichen durch die Verwendung von
hochtemperaturfesten Nickellegierungen.

Mittelelektrode
Die Mittelelektrode (Bild 1, Pos. 8) ist mit
ihrem Kopf in der leitenden Glasschmelze
verankert und zur besseren Wärmeableitung
mit einem Kupferkern versehen.
Bei Longlife-Zündkerzen dient die
Mittelelektrode als Trägermaterial zur Auf- b
nahme eines Edelmetallstifts, der über eine
Laserschweißung dauerhaft mit der Basis-
elektrode verbunden wird. Darüberhinaus
gibt es Zündkerzenkonzepte, bei denen die
Elektrode nur aus einem dünnen Platin-
draht hergestellt und mit der Keramik ein-
gesintert wird, um einen guten Wärmetrans-
port sicherzustellen.

Masseelektroden
Die Masseelektroden (9) sind am Gehäuse
befestigt und haben vorwiegend einen recht-
eckigen Querschnitt. Je nach Art der Anord- c
nung unterscheidet man zwischen Dach-
und Seitenelektroden (Bild 3). Die Dauer-
standfestigkeit der Masseelektroden wird
durch deren Wärmeleitfähigkeit bestimmt.
Die Wärmeableitung kann durch die Ver-
wendung von Verbundwerkstoffen (wie bei
den Mittelelektroden) zwar verbessert wer- Bild 3
den, aber letztendlich bestimmt die Länge a Dachelektrode
b Seitenelektroden
und der Profilquerschnitt die Temperatur
c Glellfunkcn,Zilnd'
der Masseelektroden und damit deren Ver- kerze ohne Masse-
schleißverhalten. elektrode (SpezIal·
anwendung fOr
Rennmotoren)
192 Zündkerzen Elektrodenwerksloffe

Elektrodenwerkstoffe Silbermittelelektroden
Silber weist unter allen Werkstoffen die
Grundsätzlich leiten reine Metalle die höchste elektrische und thermische Leit-
Wärme besser als Legierungen. Andererseits fähigkeit aus. Es ist darüber hinaus chemisch
reagieren reine Metalle - wie z. B. Nickel- außerordentlich beständig, sofern bleifreier
auf chemische Angriffe von Verbrennungs- Kraftstoff verwendet wird und der Werkstoff
gasen und festen Verbrennungsrückständen keiner hohen Temperatur in reduzierender
empfindlicher als Legierungen. Durch Zu- Atmosphäre (fettes Luft-Kraftstoff-Ge-
legierung von Mangan und Silizium wird misch) ausgesetzt wird.
die chemische Beständigkeit von Nickel vor Eine erhebliche Steigerung der Warm-
allem gegen das sehr aggressive Schwefel- festigkeit wird durch Teilchenverbundwerk-
dioxid (S02, Schwefel ist Bestandteil des stoffe auf Silberbasis erreicht.
Schmieröls und des Kraftstoffs) verbessert.
Zusätze aus Aluminium und Yttrium Platinelektroden
steigern darüber hinaus die Zunder- und Platin (Pt) bzw. Platinlegierungen weisen
Oxidationsbeständigkeit. eine sehr gute Korrosions- und Oxidations-
beständigkeit sowie eine hohe Abbrand-
Verbundelektroden festigkeit auf. Sie werden daher als Elektro-
Die korrosionsbeständigen Nickellegierun- denwerkstoffe für Longlife-Zündkerzen ein-
gen haben sich zur Herstellung von Zünd- gesetzt.
kerzenelektroden durchgesetzt. Mit einem Bei einigen Zündkerzen typen wird der
Kupferkern versehen kann die Wärmeablei- Pt-Stift bereits bei der Herstellung des Kera-
tung zusätzlich gesteigert werden, so dass mikkörpers in die Keramik eingefügt. In
diese Verbundelektroden den Forderungen dem nachfolgenden Sinterprozess schrumpft
nach hohem Wärmeleitvermögen und hoher die Keramik auf den Pt-Stift und fixiert die-
Korrosionsbeständigkeit gerecht werden sen dauerhaft im Stöpsel.
(Bild 1). Bei anderen Zündkerzentypen werden die
Auch die Masseelektroden, die zur Ein- dünnen Pt-Stifte auf die Mittelelektrode
stellung des Elektrodenabstandes biegbar aufgeschweißt (Bild 2). Die dauerstandfeste
sein müssen, können aus einer Nickel-Basis- Verbindung wird bei Bosch mit einem kon-
Legierung oder einem Verbundwerkstoff tinuierlich arbeitenden Laser hergestellt.
bestehen.
Bild 1
Zündkerzen mit Verbundeleklroden LasergeschweiBle Slifle
a MII Dacheleklrode
b mllSelleneleklroden

a b
1 LOllendes Glas
2 LuftspalI
3 Isolalorfu6
4 Vorbundmdlel-
cickirode
5 Verbundmasse-
eiekirode
2
6 Masseeleklroden 3

Bild 2 S 3 )0-

[!l
1 Verbundoleklrode
6 '"
0
N
(NI/Cu) ~
:::>
2
3
LaserschwelBnahl
F'lahnshfl
=
Zündkerzen Zündkerzenkonzepte 193

Zündkerzenkonzepte Luftgleitfunkenkonzepte
Bei diesen Zündkerzenkonzepten sind die
Die gegenseitige Anordnung der Elektroden Masseelektroden in einem definierten Ab-
und die Position der Masseelektroden zum stand zur Mittelelektrode und zur Keramik-
Isolator bestimmt den Typ des Zündkerzen- stirnseite angestellt. Dadurch ergeben sich
konzepts (Bild 1). zwei alternative Funkenstrecken, die beide
Entladungsformen - Luftfunken und Luft-
Luflfunkenkonzept gleitfunken - ermöglichen und unterschied-
Bei den Luftfunkenkonzepten ist die Masse- liche Zündspannungsbedarfswerte auf-
elektrode so zur Mittelelektrode angestellt, weisen. Je nach Betriebsbedingungen und
dass der Zündfunke auf direktem Weg Zündkerzenzustand (Zündkerzenverschleiß )
zwischen den Elektroden springt und das springt der Funke als Luft-oder als Luft-
Luft-Kraftstoff-Gemisch entzündet, das sich gleitfunke.
zwischen den Elektroden befindet.

Gleitfunkenkonzept
Durch die definierte Anstellung der Masse- lündkerzenkonzepte
elektroden zur Keramik gleitet der Funke
zunächst von der Mittelelektrode über die
Oberfläche der Isolatorfußspitze und springt
dann über einen Gasspalt zur Masseelek-
trode. Da für eine Entladung über die Ober-
fläche eine niedrigere Zündspannung be-
nötigt wird als für die Entladung durch
einen gleich großen Luftspalt, kann der
Gleitfunke bei gleichem Zündspannungs-
bedarf größere Elektrodenabstände über-
brücken als der Luftfunke. Dadurch entsteht
ein größerer Flammenkern und die Ent-
flammungseigenschaften werden deutlich
verbessert.
Gleichzeitig hat der Gleitfunke im Kalt-
wiederholstart eine reinigende Wirkung
bzw. verhindert, dass sich auf der Isolator-
stirnseite Ruß niederschlägt. Die Eigenschaf-
ten beim häufigen Starten des Motors bei
niedriger Temperatur werden verbessert.

Bild 1
a Luftlunke
b Gleitfunke
c LultglCltfunko
194 Zündkerzen Elelctrodenabstand

Elektrodenabstand Bei Bosch-Zündkerzen ist der richtige


Elektrodenabstand bereits ab Werk ein-
Der Elektrodenabstand (EA) ist die kürzeste gestellt.
Entfernung zwischen Mittei- und Masse-
elelektrode(n) und bestimmt u. a. die Länge
des Funkens (Bild 1). Je kleiner der Elektro-
denabstand ist, umso niedriger ist die Span-
nung, die benötigt wird, um einen Zünd- Elektrodenabsland (EA)

funken zu erzeugen.
Bei zu kleinem Elektrodenabstand ent-
steht nur ein kleiner Flammenkern im Elekt- EA
rodenbereich. über die Kontaktflächen mit
den Elektroden wird diesem wiederum
Energie entzogen (Quenching), der Flam-
menkern kann sich nur sehr langsam aus-
breiten. Im Extremfall kann die Energieab-
fuhr so groß sein, dass sogar Entflammungs-
aussetzer auftreten können.
Mit zunehmendem Elektrodenabstand
(z. B. durch Verschleiß der Elektroden) wer-
den die Entflammungsbedingungen zwar
verbessert, da die Quenchingverluste gerin-
ger sind. Der erforderliche Zündspannungs-
bedarf steigt aber an (Bild 2). Bei gegebenem
Bild ' Zündspannungsangebot der Zündspule wird
a Zündkerze mil die Zündspannungsreserve reduziert und
Dachelei<lrode die Gefahr von Zündaussetzern erhöht.
(Luflfunke)
b Zündkerze m,l
Den genauen, für den jeweiligen Motor
Se.leneleklrode
(Luflfunke oder
optimalen Elektrodenabstand ermittelt der
Lultglo'lfunke) Motorenhersteller aus verschiedenen Tests.
c Gle,tfunkenkerze Zunächst werden in charakteristischen Be-
triebspunkten der Motoren Entflammungs-
untersuchungen durchgeführt und der Zusammenhang zwischen Eleklrodenabsland und
minimale Elektrodenabstand ermittelt. Die Zündspannung

Festlegung erfolgt über die Bewertung der


Abgasemission, der Laufruhe und des Kraft- kV r--------------------,
stoffverbrauchs. u
In anschließenden Dauerläufen wird
~ ------------ ~ -- ur
go 25
das Verschleißverhalten dieser Zündkerzen
~ 20

1
bestimmt und hinsichtlich des Zündspan-
nungsbedarfs bewertet. Ist ein ausreichender 15
Sicherheitsabstand zur Zündaussetzergrenze ~
gegeben, wird der Elektrodenabstand fest-
Bild 2
geschrieben. Er kann entweder der Betriebs- :?
Uo Zündspannungs- OL-____~~--~--~~ ci>
angeboI
anleitung oder den Zündkerzen-Verkaufs- 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 mm ~
0
0

lIz Zündspannung unterlagen von Bosch entnommen werden. Elektrodenabstand


N
::!'
=>
U Zündspatlnungs· ~
reserve
Zündkerzen Funkenlage 195

Funkenlage einen schlechteren Motorlauf - die Verbren-


nungen verlaufen nicht immer gleichmäßig,
Die Lage der Funkenstrecke relativ zur im Extremfall können schon einzelne Aus-
Brennraumwand definiert die Funkenlage setzer oder verschleppte Verbrennungen
(Bild la). Bei modernen Motoren (ins- auftreten.
besondere auch bei BDE-Motoren) ist ein Aus dem Vergleich dieser beiden Dia-
deutlicher Einfluss der Funkenlage auf die gramme kann abgeleitet werden, dass an
Verbrennung zu beobachten. Zur Charakte- diesem Motor mit einer tiefer in den Brenn-
risierung der Verbrennung dient die raum ragenden Funkenlage das Entflam-
Laufruhe des Motors, die wiederum über mungsverhalten spürbar verbessert wird, da
eine statistische Auswertung des mittleren der Zündwinkelbereich über der 5%-Linie
indizierten Drucks beschrieben werden größer wird und die Laufgrenze zu höheren
kann. Aus der Höhe der Standardabwei- Luftzahlen verschoben ist.
chung bzw. des Variationskoeffizienten Längere Masseelektroden führen aller-
(cov = S/Pmi· 100 [%]) kann abgeleitet dings zu höheren Temperaturen, was wie-
werden, wie gleichmäßig die Verbrennung derum einen Anstieg im Elektrodenver-
abläuft. Diese Werte liefern auch Informa- schleiß zur Folge hat. Außerdem sinkt die
tionen, ob durch verschleppte oder ausset- Eigenresonanzfrequenz, was zu Schwin-
zende Verbrennungen der Motorlauf nach- gungsbrüchen führen kann. Daher erfordern
haltig beeinflusst wird. Als Maß für die Lauf- vorgezogene Funkenlagen mehrere Maßnah-
grenze ist für cov ein Wert von 5 % definiert. men, um die geforderten Standzeiten errei-
Bild 1 zeigt für zwei verschiedene Funken- chen zu können:
lagen, wie sich die Laufruhe des Motors • Verlängerung des Zündkerzengehäuses
ändert, wenn das Luft -Kraftstoff-Gemisch über die Brennraumwand hinaus. Durch
abgemagert und/oder der Zündwinkel nach diesen Bund wird die Bruchgefahr der
Früh oder Spät verstellt wird. Die Linien Elektroden reduziert.
beschreiben konstante Laufruhewerte, der • Einbringen eines Kupferkerns in die Mas-
5 %-Grenzwert ist blau hervorgehoben. seelektroden. Durch den direkten Kontakt
Werte oberhalb dieser Kurve ( <5 %-Bereich) des Kupfers mit dem Zündkerzengehäuse
stehen für eine gute Laufruhe des Motors - kann die Temperatur um ca. 70°C abge- Bild 1
der Verbrennungsablauf der einzelnen senkt werden. a Del,n,l,on der
Funkenlage f
Arbeitszyklen ist gleichmäßig und ohne • Einsatz von hochtemperaturfesten
bO,agramm lür
größere Schwankungen. Werte unterhalb Elektrodenwerkstoffen.
f =3mm
dieser Kurve (>5 %-Bereich) beschreiben c Diagramm für
f= 7mm
Laufunruhe fOr .erschiedene Funkenlagen (fJ
Lin,en geben Belriebs·
a b c punkte mit konstanten
t<NV r-::----:::--.,----,-----.., r--:7=-m-m-:F=-u-n7""ke-n""7la-g-e-----, (ol",Weften an
50
(01· s/p.. . 100 [%]
Standard·
abweIchung
/,n millierer ,nd,~iel1er
Druck

5% ·un,e: Laufgre~e
< S%·Bereich:
gute Laufruhe
Luftzahll.. > S%·Bereich:
schlechte Laufruhe
196 Zündkerzen Wärmewert der Zündkerze

Wärmewert der Zündkerze Man strebt deshalb eine Betriebstemperatur


des Isolatorfußes an, die über der "Frei-
Betriebstemperatur der Zündkerze brenngrenze" von ca. 500 0 e (für bleifreien
Arbeitsbereich Kraftstoff) liegt und schon kurz nach dem
Im kalten Zustand wird der Motor mit Start erreicht wird.
einem fetten Luft-Kraftstoff-Gemisch betrie- Als obere Temperaturgrenze sollen ca.
ben. Dadurch kann während des Verbren- 900 0 e nicht überschritten werden. Oberhalb
nungsvorgangs durch unvollständige Ver- dieser Temperatur unterliegen die Elektro-
brennungen Ruß entstehen, der sich im den einem starken Verschleiß durch Oxida-
Brennraum und auf der Zündkerze ablagert. tion und Heißgaskorrosion.
Diese Rückstände verschmutzen den Iso- Bei einem weiteren Anstieg der Tempera-
latorfuß und bewirken eine mehr oder weni- turen können Glühzündungen nicht mehr
ger leitfähige Verbindung zwischen Mittel- ausgeschlossen werden (Bild 2). Dabei ent-
elektrode und Zündkerzengehäuse (Bild 1). zündet sich das Luft-Kraftstoff-Gemisch an
Dieser "Nebenschluss" leitet einen Teil der den heißen Zündkerzenteilen; diese unkon-
Zündenergie als "Nebenschlussstrom" ab trollierten Zündungen können den Motor
und reduziert die zur Entflammung be- sehr stark belasten oder sogar zerstören.
nötigte Energie. Mit zunehmender Ver-
schmutzung steigt die Wahrscheinlichkeit, Thermische Belastbarkeit
dass kein Zündfunke mehr zustande Die Zündkerze wird im Motorbetrieb durch
kommt. die bei der Verbrennung entstehenden Tem-
Die Ablagerung von Verbrennungsrück- peraturen erhitzt. Ein Teil der von der Zünd-
ständen auf dem Isolatorfuß ist stark von kerze aufgenommenen Wärme wird an das
dessen Temperatur abhängig und findet vor- Frischgas abgegeben. Der größte Teil wird
wiegend unterhalb von ca. 500 oe statt. Bei über die Mittelelektrode und den Isolator an
höherer Temperatur verbrennen die kohlen- das Zündkerzengehäuse übertragen und an
stoffhaltigen Rückstände auf dem Isolator- den Zylinderkopf abgeleitet (Bild 3). Die
fuß, die Zündkerze reinigt sich also selbst. Betriebstemperatur stellt sich als Gleichge-

Bild 1 Nebenschluss bei verschmutztem Isolatorfuß Albeitsbereich der Zündkerze


• •• Neoonschlussstrom lührt zu verringertem Hochspannungsangebot

Bild 2
Zündkerze mIt
passender Warme·
kennzahl
2 Zündkerze mll zu
niedriger W ärme-
kennzahl (kalte
Zundkerze)
3 Zundkerze mi t zu
hoher W ärmekenn-
zahl (heIße Zünd'
kerzo)

Die Temperatur Im Kaltnebenschluss


// Verrußung c
Arbellsberelch sollte bel ~L- __________________ ~

verscluedenen Molor- o 100% ~


leistungen zwischen ::;;
abgegebene Molor1eistung :;)

=
500 ... 90 0·C am Isolator
hegen
Zündkerzen Wärmewert der Zündkerze 197

wichtstemperatur zwischen Wärmeauf- schaften über die Laufzeit verändern kön-


nahme aus dem Motor und Wärmeabfuhr nen. So können z. B. Ölascheablagerungen
an den Zylinderkopf ein. im Brennraum das Verdichtungsverhältnis
erhöhen, was wiederum eine höhere Tempe-
Die Wärmezufuhr ist vom Motor abhängig. raturbelastung der Zündkerze zur Folge hat.
Motoren mit hoher spezifischer Leistung Wenn in den abschließenden Kaltstartunter-
haben in der Regel höhere Brennraumtem- suchungen mit dieser Wärmewertempfeh-
peraturen als Motoren mit niedriger spezi- lung keine Ausfälle mit verrußten Zündker-
fischer Leistung. zen auftreten, ist der richtige Wärmewert für
Die Wärmeabfuhr ist im Wesentlichen den Motor bestimmt.
über die konstruktive Gestaltung des Iso-
latorfußes festgelegt. Die Größe der Iso- Die unterschiedlichen Eigenschaften der
latoroberfläche bestimmt die Wärmeauf- Kraftfahrzeugmotoren hinsichtlich Betriebs-
nahme, über die Querschnittsfläche und die belastung, Arbeitsverfahren, Verdichtung,
Mittelelektrode wird die Wärmeabfuhr be- Drehzahl, Kühlung und Kraftstoff machen
einflusst. es unmöglich, mit einer Einheitszündkerze
Die Zündkerze muss deshalb in Ihrem für alle Motoren auszukommen. Ein und
Wärmeaufnahmevermögen dem Motortyp dieselbe Zündkerze würde sich in einem
entsprechend angepasst sein. Kennzeichen Motor sehr stark erhitzen, in einem anderen
für die thermische Belastbarkeit der Zünd- Motor dagegen relativ niedrige Temperatu-
kerze ist der Wärmewert. ren annehmen.

Wärmewert und Wärmewertkennzahl


Der Wärmewert einer Zündkerze wird rela-
tiv zu Kalibrierzündkerzen ermittelt und mit
Hilfe einer Wärmewertkennzahl beschrie-
ben. Eine niedrige Kennzahl (z. B. 2 .. .5) be- Wärmeleitwege in der Zündkerze
schreibt eine "kalte Zündkerze" mit geringer
Wärmeaufnahme durch einen kurzen Iso-
latorfuß. Hohe Wärmewertkennzahlen (z. B.
7... 10) kennzeichnen "heiße Zündkerzen"
mit hoher Wärmeaufnahme durch lange
Isolatorfüße. Um Zündkerzen mit verschie-
denen Wärmewerten leicht unterscheiden
und den entsprechenden Motoren zuordnen
zu können, sind diese Kennzahlen Bestand-
teil der Zündkerzentypformel.
Der richtige Wärmewert wird in Volllast-
messungen ermittelt, da in diesen Betriebs-
punkten die thermische Belastung der
Bi ld 3
Zündkerzen am höchsten ist. Die Zündker- E,n großer Anteil der
zen dürfen im Betrieb nie so heiß werden, aus dem Brennraum
dass von ihnen thermische Entflammungen aufgenommenen Warme
ausgehen. Mit einem Sicherheitsabstand in Wird durch Wärme"

der Wärmewertempfehlung zu dieser Selbst- leitung abgelOhrt


(geringer AnteIl der
entflammungsgrenze werden die Streuungen
Kühlung von ca. 20%
in der Motoren- und Zündkerzenfertigung durch vorbelströmendes
abgedeckt und auch berücksichtigt, dass sich Fnschgemlsch Ist hier
die Motoren in ihren thermischen Eigen- nicht berücksichtogt)
198 Zündkerzen Anpassung von Zündkerzen

Anpassung von Zündkerzen Ionenstrommessung


Mit dem Ionenstrom-Messverfahren von
Die für den Motor geeignete Zündkerze Bosch wird der Verbrennungsablauf zur
wird gemeinsam vom Motorenhersteller Bestimmung des Wärmewertbedarfs des
und von Bosch festgelegt. Motors herangezogen. Die ionisierende
Wirkung von Flammen erlaubt über eine
Temperaturmessung Leitfähigkeitsmessung in der Funkenstrecke,
Eine erste Aussage zur richtigen Zünd- den zeitlichen Ablauf der Verbrennung zu
kerzenauswahl gibt die Temperaturmessung beurteilen (Bild 2). Zum Zündzeitpunkt
mit speziell hergestellten Temperatur-Mess- steigt der Ionenstrom sehr stark an, da
zündkerzen (Bild 1). Mit einem Thermoele- durch den elektrischen Zündfunken sehr
ment (2) in der Mittelelektrode (3) lassen viele Ladungsträger in der Funkenstrecke
sich in den einzelnen Zylindern die Tempe- vorhanden sind. Nachdem die Zündspule
raturen in Abhängigkeit von Drehzahl und entladen ist, nimmt der Stromfluss zwar ab,
Last aufnehmen. Damit ist eine Sicherheit durch die Verbrennung sind aber immer
für die Anpassung der Zündkerze gewähr- noch genügend Ladungsträger vorhanden,
leistet, aber auch auf einfache Art die Be- sodass der Verbrennungsvorgang weiterhin
stimmung des heißesten Zylinders und des sichtbar bleibt. Wird parallel dazu der
Betriebspunkts für die nachfolgenden Brennraumdruck mit aufgenommen, ist
Messungen möglich. eine normale Verbrennung mit einem
gleichmäßigen Druckanstieg zu sehen, die
Temperatur·MesszOndkerze Lage des Druckmaximimums liegt nach dem
Zünd-OT. Wird bei diesen Messungen der
Wärmewert der Zündkerze variiert, zeigt der
Verbrennungsablauf charakteristische Ver-
änderungen mit der thermischen Belastung
einer Zündkerze in Abhängigkeit des Wär-
mewerts (Bild 4).

Sehahochema der lonenstrommessung

,-...I----~.., 2

Bild 1
Isolator
2 Manlei·
thermoelement
3 Milleielekirode 5

E?l
4 Messsielle

r
Bild 2
Hochspannung von
der Zundspule
2 lonenslromadapler J>
2. KIppdiode g
N
3 Zündkerze :l1
4 3 :>
4
5
Ionenstromgerät
OSlilioskop
=
Zündkerzen Anpassung von Zündkerzen 199

Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüber


Charakteristische lonenslrom-Oszillogramme
einer reinen Temperaturmessung im Brenn-
raum liegt in der Ermittlung der Entflam-
mungswahrscheinlichkeit, die nicht nur von a
der Temperatur, sondern auch von den
konstruktiven Parametern des Motors und
der Zündkerze abhängt.

Begriff definitionen
Für die Wärmewertanpassung von Zünd- 270"
kerzen wurden entsprechend einer inter-
nationalen übereinkunft Begriffe und Defi-
nitionen für die unkontrollierte Zündung
von Luft-Kraftstoff-Gemischen festgelegt
(ISO 2542 - 1972, Bild 3).

Thermische Entflammung 270 450"


Zündungen des Luft -Kraftstoff-Gemischs,
die unabhängig vom Zündfunken und meis-
b
tens an einer heißen Oberfläche entstehen
(z. B. an der zu heißen Isolatorfußoberfläche

- 0-- -
einer Zündkerze mit zu hohem Wärme-
wert), bezeichnet man als Selbstzündungen
(auto ignition). Aufgrund ihrer zeitlichen
/
Lage relativ zum Zündzeitpunkt können 270' ZZPOT
diese in zwei Kategorien unterteilt werden.

Begriffe für die Wörmewer1anpassung

270" 450'

Bild 3
c S2 Selbstzündung
OT oberer TOlpunkt
VE Vorentflammung

t
NE Nachentflammung
WWR Wärmewer1 '

~
o
reserve in °KW
ZZP 2ündzeltpunkt In
270' ZZP OT 450· 'KWvo,OT
"z ZündwInkel

Bild 4
0 a Normale
% Verbrennung
'"
450" :l:~ b ausgetastete
Zündung mIt Nach-
=>
en1f1ammung
c Vorentflammung
200 Zündkerzen Anpassung von Zündkerzen

Nachentflammungen ausgelöst werden, größer als bei Zündkerzen


Nachentflammungen (post ignition) treten mit kürzeren Isolatorfüßen. Zur Auswahl
nach dem elektrischen Zündzeitpunkt auf, des für den jeweiligen Motor korrekten
sind jedoch für den praktischen Motorbe- Wärmewerts werden in Applikationsmes-
trieb unkritisch, da die elektrische Zündung sungen daher Zündkerzen mit verschiede-
immer früher erfolgt. Um herauszufinden, nen Wärmewerten miteinander verglichen
ob durch die Zündkerze thermische Ent- und ihre Neigung zu Nach- oder Vorent-
flammungen eingeleitet werden, muss bei flammungen bewertet.
dieser Messung der elektrische Zündfunke Anpassungsmessungen von Zündkerzen
unterdrückt werden. Beim Auftreten einer werden vorzugsweise auf dem Motorprüf-
Nachentflammung steigt der Ionenstrom stand oder am Fahrzeug auf dem Rollen-
erst deutlich nach dem Zündzeitpunkt prüfstand vorgenommen. Messfahrten zur
an. Da aber eine Verbrennung eingeleitet Ermittlung des heißesten Betriebspunkts bei
wird, ist auch ein Druckanstieg und damit Volllast über längere Zeit auf öffentlichen
eine Drehmomentabgabe zu registrieren Straßen sind aus Sicherheitsgründen nicht
(Bild 4 b). zulässig.

Vorentflammungen Zündkerze nauswahl


Vorentflammungen (pre ignition) treten Ziel einer Anpassung ist es, eine Zündkerze
vor dem elektrischen Zündzeitpunkt auf auszuwählen, die vorentflammungsfrei be-
(Bild 4c) und können durch ihren unkon- trieben werden kann und eine ausreichende
trollierten Verlauf zu schweren Motor- Wärmewertreserve besitzt. Das heißt, Vor-
schäden führen. Durch die zu frühe Ver- entflammungen dürfen erst mit einer um
brennungseinleitung verschiebt sich nicht mindestens zwei Wärmewertstufen heißeren
nur die Lage des Druckmaximums zum OT, Zündkerze auftreten.
sondern auch der maximale Brennraum- Die vorstehenden Ausführungen verdeut -
druck zu höheren Werten. Damit steigt die lichen, dass Zündkerzen nicht beliebig aus-
Temperaturbelastung der Bauteile im gewählt und eingesetzt werden können. Viel-
Brennraum. Daher muss die Anpassung der mehr ist zur Auswahl geeigneter Zündkerzen
Zündkerzen so erfolgen, dass keine Vorent- eine enge Zusammenarbeit zwischen Motor-
flammungen auftreten. und Zündkerzenhersteller üblich.

Au wertun g der Mes ergebnisse Bosch Zündkerzenkatalog


Mit dem Bosch-Ionenstrom-Messverfahren
können beide Typen sicher erfasst werden. ::s:: Zündkerzen
Zur Detektion der Nachentflammungen u
U) lrIltldJl.'...."' . . MoIIoI!6l1.l _

muss jedoch der Zündfunke in gewissen Ab- oID .....~-~ . :::, ·~.. ~;i
ständen unterdrückt werden. Die Lage der
Nachentflammungen relativ zum Zündzeit-
Bild 5
punkt sowie der prozentuale Anteil der
ZLlndkerzenauswahl :
Fur Kraftfahrer smd die Nachentflammungen zur Austastrate liefern
Vorschnflcn der Motor- Informationen über die Belastung der
hersteller oder die Zündkerze im Motor. Da Zündkerzen mit
Emplehlungen In den längeren Isolatorfüßen (heiße Zündkerzen)
Verkaufsun terJagen von
mehr Wärme aus dem Brennraum aufneh-
Bo.eh bondend_
Bo.eh bietet 10r jeden
men und die aufgenommene Wärme
Motor die optimale schlechter ableiten, ist die Wahrscheinlich-
Zündkerze - Sie finden keit, dass mit diesen Zündkerzen Nachent-
sie In dresem Ka1aJog flammungen oder sogar Vorentflammungen
Zündkerzen 100 Jahre Zündkerzen - Produktvielfalt 201

100 Jahre ZOndkerzan - ProduktVlellalt

1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915

1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929

1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944

J 1

1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958

'"
1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973

L
;= ~ ~
L

1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987

1 I -'-
- MO -
• -

~ >-
0;
1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 20012002
'"
0
N
~
:::>
~
202 Zündkerzen Betriebsverhalten der Zündkerze

aussetzer bewirken, im Extremfall aber auch


Betriebsverhalten der Zünd-
Glühzündungen hervorrufen können. Sind
kerze darüber hinaus den Kraftstoffen noch Addi-
Veränderungen im Betrieb tive zur Verbesserung der Klopfeigenschaf-
Aufgrund des Betriebs der Zündkerze in ten zugegeben, können sich Ablagerungen
einer aggressiven Atmosphäre unter z. T. bilden, die unter Temperaturbelastung
hohen Temperaturen entsteht an den Elekt- leitend werden und zu einem Heißneben-
roden Verschleiß, der den Zündspannungs- schluss führen. Die Folgen sind auch hier
bedarf ansteigen lässt. Wenn der Zündspan- Zündaussetzer, die mit einem deutlichen
nungsbedarf von der Zündspule nicht mehr Anstieg der Schadstoffemission verbunden
gedeckt werden kann, kommt es zu Zünd- sind und zur Schädigung des Katalysators
aussetzern. führen können. Daher müssen die Zünd-
Weiterhin kann die Funktion der Zünd- kerzen regelmäßig ausgetauscht werden.
kerze aber auch wegen alterungsbedingter
Veränderungen im Motor oder durch Ver- Elektrodenverschleiß
schmutzung beeinträchtigt werden. Die Unter Elektrodenverschleiß versteht man
Alterung des Motors kann Undichtigkeiten einen Materialabtrag an den Elektroden, der
zur Folge haben, die wiederum einen höhe- mit zunehmender Betriebsdauer den Elekt-
ren Ölanteil im Brennraum nach sich zie- rodenabstand merklich wachsen lässt. Ver-
hen. Dies führt zu verstärkten Ablagerungen antwortlich dafür sind im Wesentlichen zwei
von Ruß, Asche und Ölkohle auf der Zünd- Mechanismen:
kerze, die Nebenschlüsse und damit Zünd- • Funkenerosion und
• Korrosion im Brennraum.
Verschleiß an Mittel· und Masseeleklroden

a Funkenerosio n und Kor rosio n


Der überschlag elektrischer Funken führt zu
einer Anhebung der Temperatur der Elekt-
roden bis zu deren Schmelztemperatur. Die
aufgeschmolzenen mikroskopisch kleinen
Obertlächenbereiche reagieren mit dem
Sauerstoff oder den anderen Bestandteilen
der Verbrennungsgase. Die Folge ist ein
Materialabtrag, der zu dem Anstieg des
Elektrodenabstands und des Zündspan-
2 nungsbedarfs führt (Bild 1).
Zur Minimierung des Elektrodenver-
b schleißes werden Werkstoffe mit hoher Tem-
peraturbeständigkeit eingesetzt (z. B. Platin
und Platinlegierungen) Aber auch durch ge-
eignete Wahl der Elektrodengeometrie (z. B.
kleinere Durchmesser, dünne Stifte) und des
Zündkerzenkonzepts (Gleitfunken-Zünd-
Bild 1 kerzen) kann der Materialabtrag bei gleicher
a Zündkerze md
Lautleistung reduziert werden.
Oacheleklrode
Der in der Glasschmelze realisierte ohm-
b Zündkerle mll
Seitenelektroden
-
N
::l!
sche Widerstand verringert den Abbrand
und trägt somit auch zu einer Verschleiß-
1 MIUeleleklrode
:> minderung bei.
2 Masseeleklrode
Zündkerzen Betriebsverhalten der Zündkerze 203

Anomale Betriebszustände Klopfende Verbrenllu ng


Anomale Betriebszustände können den Unter Klopfen versteht man eine unkontrol-
Motor und die Zündkerzen zerstören. lierte Verbrennung mit sehr steilem Druck-
Dazu gehören: anstieg. Dieser entsteht durch selbstzün-
• Glühzündung, dende Gemischteile vor einer Flammen-
• klopfende Verbrennung und front, die durch den elektrischen Funken
• hoher Ölverbrauch (Aschebildung und eingeleitet wurde. Die Verbrennung läuft
Ölkohlebildung) . wesentlich schneller ab als die normale Ver-
brennung.
Falsch eingestellte Zündanlagen sowie die Es treten Druckschwingungen mit hohen
Verwendung von Zündkerzen mit nicht zum Spitzendrücken und hohen Frequenzen auf,
Motor passendem Wärmewert oder die Ver- die den normalen Druckverlauf überlagern
wendung ungeeigneter Kraftstoffe können (Bild 3). Durch die hohen Druckgradienten
Motor und Zündkerzen schädigen. erfahren die Bauteile (Zylinderkopf, Ventile,
Kolben und Zündkerzen) eine hohe Tempe-
Glühzü ndung raturbelastung, die zu einer Schädigung
Die Glühzündung ist ein unkontrollierter eines oder mehrerer Bauteile führen kann.
Entflammungsvorgang, bei dem die Tempe- Das Schadensbild ähnelt dem bei Kavita-
ratur im Brennraum so stark ansteigen tionsschäden, die bei Strömungen mit Ultra-
kann, dass schwere Schäden am Motor und schallgeschwindigkeit entstehen. Auswir-
an der Zündkerze entstehen. kungen klopfender Verbrennungen sind bei
Wegen örtlicher Überhitzung im Volllast- den Zündkerzen zuerst an der Oberfläche
betrieb können Glühzündungen an folgen- der Masseelektrode in Form von Grübchen-
den Stellen entstehen: bildung zu erkennen.
• an der Spitze des Isolatorfußes der Zünd-
kerze,
• am Auslassventil,
• an vorstehenden Zylinderkopfdichtungen
und
• an sich lösenden Ablagerungen.

Schadensbild einer durch starkes Klopfen Druckverlauf im Zylinder


geschädigten Masseelektrode

Bild 3
Bei normaler
Verbrennung
Kur1;)e~vell enwinkel 2 bei klopfender
Verbrennung
204 Zündkerzen Ausführungen

Ausführungen gleich zur klassischen SUPER Zündkerze


(Bild 2a) ist in Bild 2b eine aktuelle Variante
SUPER Zündkerze dargestellt, die neben einer tiefer in den
SUPER Zündkerzen (Bild 1) repräsentieren Brennraum ragenden Funkenlage eine opti-
den Großteil des Zündkerzenprogramms mierte Isolatorfußgeometrie besitzt und
von Bosch und dienen als Basis für viele da- außerdem mit einer dünneren Mittelelek-
rauf aufbauende Zündkerzentypen und trode ausgeführt ist, um das Kaltwiederhol-
-konzepte. Für nahezu jede Anwendung gibt startverhalten zu verbessern.
es eine geeignete Variante, die mit ihrem Die Variante in Bild 2c ist mit einem laser-
speziellen Wärmewertbereich dem jeweili- geschweißten Edelmetallstift versehen, der
gen Motor angepasst ist. nicht nur eine höhere Standzeit garantiert,
Das Schnittbild der SUPER Zündkerze ist sondern aufgrund seines geringen Durch-
im Abschnitt "Aufbau" dargestellt (Bild 1). messers auch bessere Enttlammungseigen-
Die wesentlichen Merkmale der SUPER schaften aufweist.
Zündkerze sind:
• eine Verbund-Mittelelektrode aus SUPER 4 Zündkerze
einer Nickel-Chrom-Legierung mit ein- Au fbau
geschlossenem Kupferkern, Die SUPER 4 Zündkerze von Bosch unter-
• optional eine Verbund-Masseelektrode scheidet sich von herkömmlichen SUPER
zur Reduzierung des Masseelektrodenver- Zündkerzen durch
schleißes durch Absenken der maximalen • vier symmetrisch angeordnete Masse-
Temperatur an der Elektrode und elektroden (Bild 3),
• ein bereits ab Werk für den jeweiligen • eine versilberte Mittelelektrode und
Motor eingestellter Elektrodenabstand. • einen für die gesamte Nutzungsdauer ein-
gestellten Elektrodenabstand.
Das Zündkerzengesicht ist je nach Anforde-
rung unterschiedlich ausgeführt. Im Ver-

Die SUPE R Zündk."e von Boseh Elektrodenformen der SUPER ZOndkerze

--
SUPER b
Bild 1
Verbund-
Mitteleleklrode
mil Kup ferkern

Bild 2 c
a Dacheleklrode
b Daeheleklrode
und vorgezogener
Funkenlage
e Daeheleklrode
und Platin-
Mltteleleklrode
Zündkerzen Ausführungen 205

Arbei tsweise Zündkerzcllwirkung grad


Die vier Masseelektroden sind aus einem dün- Durch die dünn ausgeführten Masse-
nen Profil gefertigt, um gute Entflammungs- elektroden der SUPER 4 Zündkerze wird
eigenschaften sicherzustellen. Sie sind in dem Zündfunken weniger Energie ent-
einem definierten Abstand zur Mittel- zogen, als dies bei herkömmlichen Zünd-
elektrode und zur Isolatorfußspitze angestellt, kerzen der Fall ist. Der Zündkerzenwir-
damit der Funke - abhängig von den Betriebs- kungsgrad steigt, denn dem Luft -Krafstoff-
bedingungen - entweder als Luftfunke oder Gemisch steht für jede Zündung eine um bis
als Luftgleitfunke überspringen kann. Insge- zu 40 % höhere Zündenergie zur Verfügung
samt ergeben sich acht mögliche Funken- (Bild 4).
strecken. Welche dieser Funkenstrecken ge-
wählt wird, ist von den Betriebsbedingungen En rn a 111 m u ngswa h rschein Iich keit
und der Dichte des Luft -Kraftstoff-Gemischs Mit zunehmendem Luftüberschuss (mageres
zum Zündzeitpunkt abhängig. Gemisch, A > 1) sinkt die Wahrscheinlich-
keit, dass die an das Gas abgegebene Energie
Gleichmäßige r Elektrodenverschleiß ausreicht, um das Gemisch sicher zu ent-
Da die Wahrscheinlichkeit der Funkenaus- flammen. In Laborerprobungen konnte mit
breitung für alle Elektroden gleich ist, ver- der SUPER 4 Zündkerze das Gemisch noch
teilen sich die Funken gleichmäßig über den mit A = 1,55 sicher entflammt werden,
Isolatorfuß. Dadurch ist auch der Verschleiß während mit der Standard-Zündkerze in
der Masseelektroden gleichmäßig auf alle diesem Bereichen mehr als die Hälfte aller
vier Elektroden verteilt. Zündungen nicht zur Verbrennungseinlei-
tung ausreichte (Bild 5).
Arbeitsbereich
Die versilberte Mittelelektrode leitet die Ka ltwiedc rholsta rt verha lten
Wärme gut ab. Die Gefahr von Glühzün- Durch die Gleitfunkenbildung erfolgt die
dungen wegen überhitzung wird dadurch Selbstreinigung auch bei niedrigen Tempe-
geringer und der sichere Arbeitsbereich raturen. Dadurch sind bis zu dreimal mehr
erweitert. Die SUPER 4 Zündkerze deckt Kaltstarts möglich als mit herkömmlichen
damit mindestens zwei Wärmewertbereiche Zündkerzen (Starten ohne den Motor
von herkömmlichen Zündkerzen ab. Damit warmzufahren ).
können mit relativ wenigen Zündkerzen-
typen viele Fahrzeuge bei der Wartung
nachgerüstet werden.

Elektroden der SUPER 4 Zundkerze von Boseh Zündke .. enwirkungsgrad

o Bild 4
;;;
o ~ ______________________ ~

"' t Herkömmliche
Zü ndkerze
Leerlauf Te,llast - - Voll last
2 SUPER 4 Zünd·
kerze von Bosch
206 Zündkerzen Ausführungen

Umwelt- und Kataly ator chutz Arbeitsweise


Das verbesserte Kaltwiederholstartverhalten Entjlammungssicherheit
und die größere Entflammungssicherheit Der sehr große Elektrodenabstand (EA) von
auch in der Warmlaufphase senken den 1,6 mm verschafft der Platin+4 Zündkerze
Anteil an unverbranntem Kraftstoff und eine hervorragende Entflammungssicher-
mindern dadurch die He-Emissionen. heit. Außerdem sind die vier Masseelektro-
den im Brennraum des Motors so günstig
Vorteile angeordnet, dass keine "Abdeckung" des
Die SUPER 4 Zündkerze hat gegenüber Zündfunkens erfolgt. Dadurch kann sich der
herkömmlichen Zündkerzen folgende ver- Flammenkern nahezu unbehindert in den
besserte Eigenschaften: Brennraum ausbreiten und das gesamte
• größere Entflammungssicherheit durch Luft-Kraftstoff-Gemisch vollständig ent-
acht mögliche Funkenstrecken, flammen.
• Selbstreinigung durch Gleitfunkentechnik
und
• erweiterter Wärmewertbereich.

Platin+4 Zündkerze
Aufbau Aufbau der Platin+4 Zündkerze
Die Platin+4 Zündkerze (Bild 6) ist eine
Gleitfunken-Zündkerze für längere Wechsel-
intervalle und unterscheidet sich von her-
kömmlichen Zündkerzen durch
• vier symmetrisch angeordnete Masse-
elektroden mit Doppelbiegung (9),
• eine eingesinterte dünne Mittelelektrode
aus Platin (8),
• einen geometrisch verbesserten Kontakt-
stift (7) aus einer speziellen Legierung, --- 2
• eine Isolatorkeramik (2) mit hoher
Durchschlagsfestigkeit und
Bild 5
1 Herkömmliche
• eine funktionell verbesserte Form des
Zündkerze Isolatorfußes.
2 SUPER 4 Zünd·
kerze von Boseh Einfluss der Gemischzusammensetzung auf
die Enlflammungswahrscheinlichkeit

4
Bild 6 ...
Cl>
1 Anschlussbolzen -" 5
.c
.Q
2 Isolator
;'- - - 6
3
4
Gehäuse
Warmschrumpfzone ~
.c

~'"
5 O'ehtrong 50
6 Gtasschmelze 7
<:
7 Kontaktstift ::J
E
8

9
Plalinstift
(Mil1eleleklrode)
Masseelektroden
i
w
0 ..
c
., 8
9
(nur zwei der 1,4 ~5 1,7 1,8 1,9 "0
N
~
vier Elektroden Luftzahl 1.. ::>

abgebildet)
Zündkerzen Ausführungen 207

Kaltwiederholstarteigenschaften Vorteile der Platin+4 Zündkerze


Die Kaltwiederholstarteigenschaften sind Die Platin+4 Zündkerze zeichnet sich durch
durch das Gleitfunkenprinzip gegenüber verschiedene Eigenschaften aus, die sie be-
Zündkerzen mit Luftfunken deutlich ver- sonders für Langzeitanwendungen geeignet
bessert. macht:
• Hohe Elektroden- und Keramikstandzei-
Elektrodenverschleiß ten verlängern die Zündkerzenwechselin-
Beim Elektrodenverschleiß ergeben sich Vor- tervalle auf bis zu 100000 km,
teile, da sowohl der abbrandfeste Platinstift • höhere Anzahl von möglichen Startwie-
der Mittelelektrode als auch der verbesserte derholungen bei Kälte,
Werkstoff der vier Masseelektroden zu den • sehr gute Entflammungseigenschaften
hohen Standzeiten beiträgt. Auch der ohm- und daher eine entscheidend verbesserte
sche Widerstand in der Glasschmelze ver- Laufruhe des Motors.
mindert die kapazitive Entladung, sodass die
Funkenerosion ebenfalls vermindert wird. Kerzengesicht einer Platin+4 Zündkerze
Im Nouzustand

Der Vergleich in Bild 7 zeigt, dass der geringe


Elektrodenverschleiß der Platin+4 Zündker-
zen während einer Motorlaufzeit von 800 h
auf einem Motorprüfstand (entspricht über
100000 km im realen Fahrbetrieb ) zu einer
weit geringeren Zunahme des Zündspan-
nungsbedarfs führt als bei herkömmlichen
Zündkerzen. Die Bilder 8 und 9 zeigen
zusätzlich die Zündkerzengesichter der
Platin+4 Zündkerze im Neuzustand und
nach einer Motorlaufzeit von 800 h, wobei
der geringe Elektrodenverschleiß nach
Dauerlaufende deutlich erkennbar ist.

Zunahme des Zündspannungsbedarfs während Kerzengesicht einer Platin+4 Zündkerze nach


der Mototlaufzeit 800 Stunden Motortaufzeit

kV,--------------,

~ 30 Zundspannungsgrenze

i~
c:

i
,~

N
Bild 7
~ Zündkerze mit
Lultfunken
15 M,ndeslSpannungsreserw
IEA = O,7mml
o 200 400 600 2 Plahn+4 Zündkerze
Motorlaufze~ mit Gleitfunken
IEA - l ,6mm)
208 Zündkerzen Ausführungen

Zündkerzen tür direkteinspritzende mungsaussetzern. Das bessere Freibrennver-


Ottomotoren halten durch den Gleitfunken prädestiniert
Bei den direkteinspritzenden Motoren wird dieses Zündkerzenkonzept für die wand-
im Schichtbetrieb der Kraftstoff über das und luftgeführten Brennverfahren.
Hochdruckeinspritzventil im Kompressions- Wenn die Strömungsgeschwindigkeit am
hub direkt in den Brennraum eingebracht. Funkenort nicht zu groß ist, können auch
über die Gestaltung der Ansaugleitung und Luftfunkenkerzen gute Entflammungsergeb-
des Kolbenbodens wird eine Ladungsbewe- nisse liefern. Denn
gung in Form eines Swirl oder Tumble er- • der Funke wird nicht so stark ausgelenkt,
zeugt, mit dem der Kraftstoff zur Zündkerze • das Abreißen und Wiederzünden wird
transportiert wird. Da sich die Strömung in vermieden und
Betrag und Richtung in den verschiedenen • die Zündenergie kann zur Erzeugung
Betriebspunkten des Motors ändert, ist eine eines stabilen Flammenkerns übertragen
tief in den Brennraum ragende Funkenlage werden.
für die Gemischentflammung sehr vorteil-
haft. Nachteilig wirkt sich diese Lage aber Bei den wand- und luftgeführten Brennver-
auf die Temperatur der Masseelektrode aus, fahren ist die geschichtete Gemischbildung
sodass Maßnahmen ergriffen werden müs- eng mit der Kolbenbewegung verbunden,
sen, um die Temperatur abzusenken. Durch sodass eine Einstellung der Verbrennung
eine Verlängerung des Gehäuses in den auf den besten Wirkungsgrad nicht immer
Brennraum hinein kann die Länge der sichergestellt werden kann. Außerdem ent-
Masseelektrode und damit deren Tempera- steht durch den intensiven Kontakt des
tur wieder reduziert werden, sodass trag- Sprays mit der Zylinderwand und dem
fähige Zündkerzenkonzepte möglich sind. Kolben Ruß. Deshalb haben sich in letzter
Gleitfunkenkonzepte bieten aufgrund Zeit Brennverfahren durchgesetzt, die diese
von mehreren möglichen Funkenstrecken Nachteile nicht aufweisen. Durch die Ein-
eine größere Sicherheit gegenüber Entflam- spritzung des Kraftstoffs in den Saughub

Zündkerzen für direkteinspritzende Oltomotoren

a b c

PLATIN

Bild 10
a Glc,lfunken-
zundkerze ohne
Edelmelall
b G leilfunken -
zündkerze mit Plalin-
M,tteleleklrode
c Lul tfunkenzündker2e
m,l Plal ,n aul der
M,ttelelekl rode
Zündkerzen Ausführungen 209

wird das Luft-Kraftstoff-Gemisch auf A= 1 axiale/radiale Positionstoleranzen benötigt


eingestellt und der Motor homogen betrie- werden, um die Wechselwirkung zwischen
ben. Die homogenen Brennverfahren stellen Injektor und Zündkerze zu reduzieren.
an das Entflammungsverhalten der Zünd- Bei zu naher Anordnung der Zündkerze
kerzen ähnliche Anforderungen wie die an das Einspritzventil ist die Randzone des
SRE-Motoren. Allerdings werden diese Sprays noch nicht so gut aufbereitet, es kann
Motoren häufig mit Abgasturbolader betrie- zu Entflammungsproblemen durch zu fette
ben, um höhere Leistungswerte zu erzielen. Gemischzonen kommen. Ist die Zündkerze
Das heißt, zum Zündzeitpunkt hat das Luft- zu weit vom Einspritzventil entfernt ange-
Kraftstoff-Gemisch eine höhere Dichte und ordnet, kann es in den Randbereichen des
damit auch einen höheren Zündspannungs- Sprays schon zu Ausmagerungseffekten
bedarf. In der Regel kommen hier Luft- kommen, die wiederum ungünstig für eine
funkenkerzen mit Edelmetallstiften auf der stabile Entflammungsphase sind.
Mittelelektrode zum Einsatz, um auch die Bei einer engen Toleranz des Strahlkegels
Standzeitforderungen nach 60000 km und muss darüber hinaus auch der Funkenort
mehr sicher erfüllen zu können. konstant gehalten werden. Bei einer zu tiefen
Funkenlage taucht die Zündkerze in das
trahlgcführtc Brennverfahren Spray ein und durch die Benetzung mit
Bei den neueren Entwicklungen der strahl- Kraftstoff kann es zu einer Schädigung der
geführten Brennverfahren sind die Anforde- Kerze oder zur Verrußung des Isolators
rungen an die Zündkerzen dagegen deutlich kommen. Wird die Position des Funkenorts
höher. Durch die Anordnung der Zündkerze zu weit in Richtung Brennraumwand
nahe am Einspritzventil werden lange zurückgezogen, kann der Funken durch die
schlanke Kerzen bevorzugt, da mit dieser sprayinduzierte Strömung nicht mehr in das
Bauform zusätzliche Kühlkanäle zwischen Gemisch hineingezogen werden, Aussetzer
dem Einspritzventil und der Zündkerze sind die Folge.
untergebracht werden können. Die Ausrich- Daraus kann man ableiten, dass für eine
tung der Zündkerze zum Einspritzventil sichere Funktion der strahlgeführten Brenn-
muss in aufwändigen Versuchen ermittelt verfahren eine enge Abstimmung und
werden. Damit wird erreicht, dass der Funke Zusammenarbeit zwischen der Zündkerzen-
durch die Strömung des Einspritzstrahls entwicklung und der Brennverfahrenent-
(Entrainmentströmung) in den Randbereich wicklung notwendig ist.
des Sprays gezogen und so die Entflammung
des Gemischs sichergestellt wird.
Bei diesen Brennverfahren ist es sehr Luft· und Gleitfunken bei strahtgeführten
wichtig, dass der Funke immer am gleichen Brennverfahren

Ort springt. über die konstruktive Aus-


legung der brennraumseitigen Geometrie Bild 11

der Zündkerzen kann erreicht werden, dass Luftfunke kann das Luft·
Kraftstoff·Gemlsch ent·
der Funke nicht im Atmungsraum (Luft-
zOnden. der Gleitfunke
raum zwischen Zündkerzengehäuse und entsteht auBerh.tb der
Isolator, brennraumseitig) verschwindet und Gemischwolke
so für die Entflammung nicht zur Verfügung 1 Hochdruck·Etnspnlz-
steht. Aber auch die Umkehrung der Zün- ventil
2 Kraftstoffspr. y
dungspolarität (Mittelelektrode als Anode,
3 felter Bereich
Masseelektrode als Kathode) ist eine Maß- 4 magerer Bereich
nahme zur Vermeidung von Gleitfunken in 5 GIMtunke
das Kerzengehäuse (Bild 11). Weiterhin 4 5 6 7 ::> 6 Lultfunke
muss geprüft werden, ob eingeschränkte 7 Zündkerze
210 Zündkerzen Ausführungen

Spezialzündkerzen ringert werden. Durch den geringen Strom


Anwendung in der Bogenphase des Zündfunkens wird
Für besondere Anforderungen werden auch die Elektrodenerosion verringert. Der
Spezialzündkerzen eingesetzt. Diese unter- Widerstand wird durch die Spezialglas-
scheiden sich im konstruktiven Aufbau, der schmelze zwischen Mittelelektrode und
von den Einsatzbedingungen und den Ein- Anschlussbolzen gebildet. Der notwendige
bauverhältnissen im Motor bestimmt wird. Widerstand der Glasschmelze wird durch
entsprechende Zusätze erreicht.
Zündkerze n für den Motorsport
Motoren für Sportfahrzeuge sind wegen des Vollgeschirmte Zündkerzen
ständigen Volllastbetriebs hohen thermi- Bei sehr hohen Ansprüchen an die Ent-
schen Belastungen ausgesetzt. Zündkerzen störung (Funkgeräte, Autotelefon) kann eine
für diese Betriebsverhältnisse haben meist Abschirmung der Zündkerzen notwendig
Edelmetallelektroden (Silber, Platin) und sem.
einen kurzen Isolatorfuß. Die Wärmeauf- Bei vollgeschirmten Zündkerzen ist der
nahme dieser Zündkerzen ist durch den Isolator mit einer Abschirmhülse aus Metall
Isolatorfuß sehr gering, die Wärmeabfuhr umgeben. Der Anschluss befindet sich im
durch die Mittelelektrode hoch (Bild 12). Innern des Isolators. Die abgeschirmte
Zündleitung wird mit einer überwurfmutter
Zündkerzen mi t Widerstand auf der Hülse befestigt. Vollgeschirmte
Durch einen Widerstand in der Zuleitung Zündkerzen sind wasserdicht (Bild 13).
zur Funkenstrecke der Zündkerzen kann die
Weiterleitung der Störimpulse auf die Zünd-
leitung und damit die Störabstrahlung ver-

Zündkerze tur Motorsport Vollgeschirmle Zündkerze

BOSCH 3

Bild 12
1 S,lber-
Mllleielekirode
2 kurzer Isolator

Bild 13
1 SpeZIalglasschmelze
(EnISlörwiderstand)
2 ZUndkabelanschluss
3 AbschormhUlse
Zündkerzen Typfarmel für Zündkerzen 211

Typformel für Zündkerzen des Elektrodenabstands. Dieser wird zusätz-


lich auf der Verpackung angegeben. Die für
Die Kennzeichnung der Zündkerzentypen den jeweiligen Motor passende Zündkerze
wird durch eine Typformel festgelegt ist vom Motorhersteller und von Bosch vor-
(Bild 1). In der Typformel sind alle Zünd- geschrieben bzw. empfohlen.
kerzenmerkmale enthalten - mit Ausnahme

Typfarmelschlüssel Wr Basch-Zündkerzen

10
22
m • •
23
232 •• • •
30
302 • •
33
312 • •
212 Zündkerzen Herstellung von Zündkerzen

erstel /onZü rzen Panat eingefüllt. Das Panat besteht aus Glas-
partikeln, denen leitfähige Teilchen hinzu-
Pro Tag verlassen bis zu eine Million Zünd- gefügt werden, um nach dem Einschmelzen
kerzen das Bamberger Werk - europaweit eine leitfähige Verbindung zu dem An-
die einzige Fertigungsstätte des Unterneh- schlussbolzen herzustellen. Durch Variation
mens Bosch für dieses Produkt. Für lokale der einzelnen Komponenten kann auch der
Märkte und Erstausrüstungskunden fertigen Widerstand des Panates variiert werden. Es
daneben Werke in Indien, Brasilien, China sind Widerstandswerte bis zu 10 kQ erreich-
und Russland Zündkerzen nach den welt- bar.
weit gültigen Bosch-Qualitätsstandards. Der Anschlussbolzen wird vom Draht
Insgesamt wurden weit über sieben Milliar- gefertigt und erhält über Stauchen und
den Zündkerzen von Bosch gefertigt. Rändeln seine endgültige Form. Nachdem er
In drei parallelen Arbeitsgängen entstehen mit einer schützenden Nickeloberfläche ver-
die Einzelteile, die in der Endmontage zu sehen worden ist, wird er in den Stöpsel ein-
einer Zündkerze zusammengefügt werden. gesetzt. Der Stöpsel durchläuft anschließend
einen Ofen und wird auf über 850°C erhitzt.
Isolator Bei diesen Temperaturen wird das Panat
Die hochwertige Keramik besteht im schmelzflüssig. Es umfließt die Mittelelekt-
Wesentlichen aus Aluminiumoxid. Zur Her- rode und der Anschlussbolzen kann in diese
stellung wird die Tonerde mit Zuschlags- Schmelze eingedrückt werden. Nach dem
stoffen und Bindemitteln versehen und fein Abkühlen des Stöpsels ist eine gasdichte und
gemahlen. Das Granulat wird in Formen elektrisch leitende Verbindung zwischen der
gefüllt und unter hohem Druck verpresst. Mittelelektrode und dem Anschlussbolzen
Dabei wird dem Rohling auch schon die in- sichergestellt.
nere Form mitgegeben. Durch Schleifen der
äußeren Kontur entsteht der Weichstein, der Gehäuse
mit dem späteren Stöpsel schon sehr viel Das Gehäuse besteht aus einem Stahlwerk-
Ähnlichkeit hat. Im nächsten Arbeitsgang stoff und wird auch fließpresstechnisch her-
wird ein nur wenige Millimeter langer Pt- gestellt. Dazu wird ein wenige Zentimeter
Stift mechanisch im Weichstein verankert. großes Stück vom Draht ab geschert und in
Die Keramikkörper durchlaufen einen einer Presse in mehreren Arbeitsgängen kalt
Sinterofen und erhalten bei ca. 1600°C ihre umgeformt bis die endgültige Kontur des
endgültige Form, und der Pt-Stift wird im Zündkerzengehäuses entsteht. Danach sind
Keramikkörper fixiert. Die durch den Sin- nur noch wenige spanende Arbeitsgänge
terprozess auftretende Schwindung beträgt (zur Herstellung der Schrumpf- und Ge-
ungefähr 20 % und muss bei der Herstellung windeeinstiche) notwendig. Nachdem die
des Weichsteins mit berücksichtigt werden. Masseelektroden (je nach KE-Typ bis zu vier
Nachdem die Isolatoren gebrannt sind, Masseelektroden) auf das Gehäuse aufge-
wird am Isolatorkopf die Beschriftung auf- schweißt worden sind, wird das Gewinde
gebracht und dieser anschließend mit einer aufgerollt und anschließend das komplette
bleifreien Glasur überzogen. Gehäuse vernickelt, um es so vor Korrosion
zu schützen.
Stöpsel
Die elektrische Kontaktierung zum Pt-Stift
erfolgt über einen Kontaktstift, der im hin-
tern Bereich angestaucht ist. Dieser Flügel
sorgt später für die sichere Verankerung im
Stöpsel. Nachdem der Kontaktstift in den
Isolator eingefügt ist, wird in die Bohrung
Zündkerzen Herstellung von Zündkerzen 213

Zündkerzen montage der späteren Montage in den Zylinderkopf


Bei der Zündkerzenmontage wird in das sichergestellt, dass der Brennraum abgedich-
Zündkerzengehäuse ein Dichtring eingelegt tet ist.
und der Stöpsel in das Gehäuse eingefügt. Bei bestimmten Zündkerzenausführungen
Durch Umbördeln des oberen Gehäuseteils muss auf den mit einem M4-Gewinde ver-
wird der Stöpsel im Gehäuse fixiert. Ein sehenen Anschlussbolzen noch eine SAE-
anschließender Schrumpfvorgang (hier wird Mutter aufgeschraubt und zur sicheren Be-
das Zündkerzengehäuse partiell über Induk- festigung mehrfach verstemmt werden.
tion auf über 900°C erwärmt) sorgt für die Nach dem Einstellen des Elektrodenab-
gasdichte Verbindung zwischen Zündker- stands auf die Vorgaben des Motorenherstel-
zengehäuse und Stöpsel. Abschließend wird lers ist der Montageprozess beendet. Die
bei den Flachdichtsitz-Zündkerzen ein Zündkerzen werden dann in markt- und
äußerer Dichtring montiert, der unter leich- kundenspezifischen Verpackungen zum Ver-
tem Druck verformt und auf diese Art und sand vorbereitet.
Weise unverlierbar wird. Dadurch wird bei

Fertigung.ablauf fUr eine Zündkerze

I
Alum nium-
oxid
Anschlussbolzen :
Abscheren vom Drahl I Kerzengehause:
Abscheren
vom Draht

t
Isolator Slauchen
pressen

t
Gewinde rollen
und rändeln

Isolator
schlellen.
vorglühen

t
Platinstllt
einlügen Vernickeln

Platinstift

• Widerslandspanal

Isolator
sinlern

-
Konlaktpanal

Konlaklstlft

Isolator beschnften, glasieren.


Konlaktstih montieren, Panal einfüllen,
Anschlussbolzen montieren, brennen
214 Zündkerzen Simulationsbasierte Entwicklung von Zündkerzen

Simulationsbasierte Ent- peraturfelder ist ersichtlich, dass die höchste


Temperatur an der Spitze des Keramikisola-
wicklung von Zündkerzen
tors auftritt.
Die Finite-Elemente-Methode (FEM) ist ein
mathematisches Näherungsverfahren zur Elektrisches Feld
Lösung von Differenzialgleichungen, die das Zum Zündzeitpunkt soll die angelegte
Verhalten von physikalischen Systemen be- Hochspannung zum Funkenüberschlag an
schreiben. Die Struktur wird dazu in ein- den Elektroden führen. Funkendurchschläge
zelne Bereiche (finite Elemente) unterteilt. in der Keramik oder das Ableiten des Fun-
FEM wird bei der Zündkerze zur Berech- kens über den Keramikisolator zum Zünd-
nung von Temperaturfeldern, elektrischen kerzengehäuse können zu verschleppten
Feldern und strukturmechanischen Pro- Verbrennungen oder Enttlammungsausset-
blemstellungen genutzt. Geometrie- und zern führen. Bild 1b zeigt ein axialsymmetri-
Werkstoffänderungen an der Zündkerze, sches Halbmodell mit den entsprechenden
oder auch unterschiedliche physikalische Feldstärkevektoren zwischen der MitteI-
Randbedingungen und deren Auswirkun- elektrode und dem Gehäuse. Das elektrische
gen, können ohne aufwändige Versuche Feld durchdringt die Nichtleiter Keramik
vorab bestimmt werden. Dies ist die Basis und das dazwischenliegende Gas.
für eine gezielte Herstellung von Versuchs-
mustern, mit denen die Verifizierung der Be- Strukturmechanik
rechnungsergebnisse exemplarisch erfolgt. Bei der Verbrennung treten im Brennraum
hohe Drücke auf, die einen gasdichten Ver-
Temperaturfeld bund des Zündkerzengehäuses mit dem
Entscheidend für den Wärmewert der Zünd- Keramikisolator erfordern. Bild 1c zeigt ein
kerze sind die maximalen Temperaturen des axialsymmetrisches Halbmodell einer
Keramikisolators und der Mittelelektrode Zündkerze nach dem Bördeln und Warm-
im Brennraum. Bild 1a zeigt beispielhaft das schrumpfen des Zündkerzengehäuses.
axialsymmetrische Halbmodell einer Zünd- Berechnet wurden die Einspannkraft und
kerze und einen Ausschnitt des Zylinder- die mechanischen Spannungen des Zünd-
kopfs. Anhand der farbig dargestellten Tem- kerzengehäuses.

FEM-Anwendung bei der Z ündker.ze

a b c

Bild 1
AJeialsymmelnsche Halb-
modelle einer Zündker.ze
a Temperal u<Verteilung
im Keramikisolator
und ,n der Mlllel-
eiekIrode
b Eleklrische Feld-
stärke Im Bereich
Mllleieleklrode und
Gehäuse
c Einspannkrah
>-
und mechanische '"'"
Spannungen '"N
0
::l;
des Zündke~en · / ::>
gehäuses
=
Zündkerzen Zündkerzen-Praxis 215

schlüssels das Zündkerzengehäuse verzogen


Zündkerzen montage wird, kann sich der Isolator lockern. Da-
Bei richtiger Montage und bei richtiger Typ- durch ist der Wärmehaushalt der Zündkerze
auswahl ist die Zündkerze ein zuverlässiger gestört, und es kann zu Motorschädigungen
Bestandteil der Zündanlage. kommen. Deshalb darf das Anziehdreh-
Ein Nachjustieren des Elektrodenabstands moment einen bestimmten Wert nicht über-
wird nur bei Zündkerzen mit Dachelektro- schreiten. Die festgelegten Anziehdreh-
den empfohlen. Bei Gleitfunken- und Luft- momente gelten für Zündkerzen im Neuzu-
gleitfunken-Zündkerzen dürfen die Masse- stand, also für leicht eingeölte Zündkerzen.
elektroden nicht nachjustiert werden, da In der Praxis wird oftmals ohne Dreh-
sonst das Zündkerzenkonzept verändert momentschlüssel gearbeitet. Dadurch wer-
wird. den die Zündkerzen meistens viel zu stark
angezogen. Bosch empfiehlt deshalb, nach
folgenden Faustregeln vorzugehen:
Beim Ausbau schraubt man die Zündkerze
zunächst einige Gewindegänge heraus. Dann Erstens: Die Zündkerze von Hand in das ge-
wird die Zündkerzenmulde mit Druckluft säuberte Gewinde einschrauben, bis es von
oder einem Pinsel gereinigt, damit keine Hand nicht mehr weitergeht, dann Zünd-
Schmutzteilchen in das Gewinde des kerzenschlüssel aufsetzen, wobei nun unter-
Zylinderkopfs oder in den Verbrennungs- schieden wird zwischen:
raum gelangen können. Erst dann wird die • Neuen Zündkerzen mit Flachdichtsitz,
Zündkerze ganz herausgeschraubt. die nach erster Drehhemmung um ca. 90°
Schwergängige Zündkerzen schraubt man weiterzudrehen sind,
nur wenig heraus, um eine Beschädigung • gebrauchten Zündkerzen mit Flach-
des Gewindes im Zylinderkopf zu vermei- dichtsitz, die um ca. 30° weiterzudrehen
den. Dann lässt man Öl oder ein ölhaltiges sind,
Lösungsmittel auf die Gewindegänge trop- • Zündkerzen mit Kegeldichtsitz, die um
fen, dreht die Zündkerze wieder hinein und ca. 15° weiterzudrehen sind.
versucht, sie nach kurzer Einwirkungszeit
vollständig herauszuschrauben. Zweitens: Steckschlüssel sollen beim Festzie-
hen oder Lösen der Zündkerze nicht schräg
gehalten werden; der Isolator wird sonst ab-
Beim Einbau der Zündkerze im Motor ist gedrückt oder zur Seite gedrückt, und die
folgendes zu beachten: Zündkerze wird unbrauchbar.
• Die Auflageflächen an der Zündkerze und
am Motor müssen sauber sein. Drittens: Bei Steckschlüsseln mit losem
• Bosch-Zündkerzen sind mit einem Korro- Dorn muss das Loch für den Dorn oberhalb
sionsschutzöl behandelt, sodass kein zu- der Zündkerze liegen, damit der Dorn voll
sätzliches Schmiermittel notwendig ist. durch den Steckschlüssel geschoben werden
Ein Festbrennen ist nicht möglich, weil kann. Bei tiefer liegendem Loch und nur
die Gewindegänge vernickelt sind. kurz eingestecktem Dorn wird die Zünd-
kerze beschädigt.
Zündkerzen sollen möglichst mit einem
Drehmomentschlüssel festgezogen werden.
Das Drehmoment wird beim Anziehen der
Zündkerze vom Sechskant ausgehend auf
Dichtsitz und Gewinde übertragen. Wenn
wegen eines zu starken Anziehdrehmoments
oder wegen Verkanten eines Zündkerzen-
216 Zündkerzen Zündkerzen-Praxis

Fehler und ihre Folgen Ma.ttipulation am Dichtsitz


Für einen bestimmten Motortyp dürfen nur Bei Zündkerzen mit Kegeldichtsitz darf
die vom Motorhersteller freigegebenen oder weder eine Unterlegscheibe noch ein Dicht-
von Bosch empfohlenen Zündkerzen ver- ring verwendet werden. Bei Zündkerzen mit
wendet werden_ Um eine falsche Auswahl Flachdichtsitz darf nur der an der Zündkerze
von vornherein auszuschließen, sollte ein befindliche "unverlierbare" Dichtring ver-
Kraftfahrer den Fachmann eines Bosch wendet werden. Er darf nicht entfernt oder
Service zur Beratung heranziehen_ Außer- durch eine Unterlegscheibe ersetzt werden.
dem geben Kauf- und Orientierungshilfen Ohne Dichtring ragt die Zündkerze zu
wie Kataloge, Warenträger mit Informa- weit in den Verbrennungsraum. Deshalb ist
tionstafeln oder Verwendungsübersichten der Wärmeübergang vom Zündkerzen-
die gewünschten Auskünfte_ gehäuse zum Zylinderkopf beeinträchtigt
Bei Verwendung ungeeigneter Zünd- und der Zündkerzensitz dichtet schlecht.
kerzentypen können schwere Motorschäden Wird ein zusätzlicher Dichtring verwen-
entstehen. Die am häufigsten vorkommen- det, so ragt die Zündkerze nicht tief genug in
den Fehler sind: die Gewindebohrung, und der Wärmeüber-
• falsche Wärmewertkennzahl, gang vom Zündkerzengehäuse zum Zylin-
• falsche Gewindelänge oder derkopf ist ebenfalls beeinträchtigt.
• Manipulation am Dichtsitz.
Zündkerzengesichter
Falsche Wlirmewertkennzahl Zündkerzengesichter geben Aufschluss über
Die Wärmewertkennzahl muss unbedingt das Betriebsverhalten von Motor und Zünd-
mit der Zündkerzenvorschrift des Motor- kerze. Das Aussehen von Elektroden und
herstellers oder der Empfehlung von Bosch Isolatoren der Zündkerze - des "Zünd-
übereinstimmen. Glühzündungen können kerzengesichts" - gibt Hinweise auf das
die Folge sein, wenn Zündkerzen mit einer Betriebsverhalten der Zündkerze sowie auf
anderen als für den Motor vorgeschriebenen die Gemischzusammensetzung und den
Wärmewertkennzahl verwendet werden. Verbrennungsvorgang des Motors (Bilder 1
bis 3, folgende Seiten).
Falsche Gewindelänge Das Beurteilen der Zündkerzengesichter
Die Gewindelänge der Zündkerze muss der ist damit ein wesentlicher Bestandteil der
Gewindelänge im Zylinderkopf entsprechen. Motordiagnose. Eine verlässliche Aussage ist
Ist das Gewinde zu lang, dann ragt die allerdings an die folgende wichtige Voraus-
Zündkerze zu weit in den Verbrennungs- setzung gebunden: Bevor die Zündkerzenge-
raum. Mögliche Folgen: sichter beurteilt werden können, muss man
• Beschädigung des Kolbens, das Kraftfahrzeug fahren. Ein vorausgehen-
• das Verkoken der Gewindegänge der der längerer Leerlauf, insbesondere dann,
Zündkerze kann ein Herausschrauben wenn der Motor kalt gestartet wurde, kann
unmöglich machen oder dazu führen, dass sich Ruß niederschlägt
• überhitzen der Zündkerze. und so das "wahre Zündkerzengesicht" ver-
deckt. Das Fahrzeug sollte über eine Strecke
Ist das Gewinde zu kurz, so ragt die Zünd- von 10 km gefahren werden. Dabei muss
kerze nicht weit genug in den Verbren- der Motor mit wechselnden Drehzahlen im
nungsraum. Mögliche Folgen: mittleren Leistungsbereich betrieben wer-
• schlechtere Gemischentflammung, den. Ein längerer Leerlauf vor dem Abstellen
• Zündkerze erreicht ihre Freibrenn- des Motors ist zu vermeiden.
temperatur nicht und
• die unteren Gewindegänge im Zylinder-
kopf verkoken.
Zündkerzen Zündkerzen-Praxis 217

ZOndkerzengesichter, Teil 1

(i) Normat.
IsolatorluB von g'auwe,ßer'graugelber b,s rehbrauner
Farbe. Motor In Ordnung. Wärmewert richllg gewilhll.
Gemlschelnslellung und Zundelnslellung s,nd
einwandfrei, keine Zundausselzer1 Kallslarteinrichlung
funkllomert.
Ke,ne Rückslände von bleihalt'gen KraftsloHlusälzen
oder Leg'erung,beslandte,len vom MotorÖI. Keme ther·
mische Überlaslung.

® Verrußt.
Isolalorlu6, Elektroden und Ztindkerzengehäuse mil
samlart'gem, siumpfschwarzem Ruß bedeckt.
Ursache; Fehlerhafte Gem,scheloslellung (Vergaser,
EinspnI2ung): Gemisch 2u fell, Luftfiller slark verschmutzl,
SlartaulOmaltk nichl on Ordnung oder Slarterzug (Choke)
zu lang gezogen, überwiegend Kurzstreckenverkehr.
Zündkerze zu kali, Wärmewertkennzahl zu niedrig.
Auswlfkung: ZOndaussetzer, schlechles Kallslartverhallen.
Abhilfe: Gemisch und Slarteinrichlung richltg elnslellen,
LuftfIlter prtifen,

@ Verölt.
IsolatorfuS, Elektroden und Zündkerzengehäuse mit
ölglänzendem Ruß ode. Ölkohle bedeckt.
Ursache: Zu ..ei Öl ,m Verbrennung"raum. ÖlSland 2U

hoch, Slark verschltssene Kolbenringe, Zylinder und


Venllllührungen,
Bei Zweitakt·OUomOlaren zu viel Öl im Gemisch.
AUSWIrkung: Zündausselzer, schlechtes Startverhalten.
Abhilfe: Motor überholen, richliges ÖI·KraflstoH·
GemIsch, neue Zündkerzen.

@ Verblelung.
Isolalorfuß welsl sielIenweIse braungelbo Glasur auf,
die auch inS Grünliche gehen kann.
Ursache: Ble,haltlge Kraflsloffzusälze. D,e Glasur
entslehl be, hohe. Molorbelaslung nach langerem Teil·
laslbelneb.
Auswlfkung: Bel höherer lasl Wild Belag eleklnsch
leitend und bewirkt ZundauS$etzer.
Abhilfe: Neue Zündkeflen, Reln'gung Isllwecklos.
218 Zündkerzen Zündkerzen-Praxis

Zündkerzengesichier, Teil 2

® Sta rke Verbleiung.


Isolalor/uS welsl slellenwelse dicke braungelbe Glasur
aul. die auch Ins Grünliche gehen kann.
Ursache: Bleihallige Kraftsloffzusälze: Die Glasur
enlslehl bei hoher Molo,belaSiung nach längerem
TelUaslbelneb.
Auswirkung: Bei höherer Last wild Belag eleklnsch
leitend und bewirkt Zündaussetzer.
Abhilfe: Neue Zündkerzen . Reinigung Isl zwecklos.

@ Aschebildung.
Slarker Aschebelag aus Öl' und KrallSloffzusätzen aul
dem Isolalor/u6, Im Almungsraum (Ringspall) und auf
der Masseeleklrode. Lockerer bis schlackenähnlicher
Aufbau.
Ursache: Leglerungsbeslandlelle Insbesondere aus Öl
können diese Asche im Brenn raum und auf dem Kerlen-
gesIChi hlnlerlassen.
Auswirkung: Kann zu Glühzündungen mit
leislungsverlust und zu Motorschäden führen.
Abhilfe: Molor in Ordnung bringen. Neue Zündkerzen,
eventuell anderes Öl verwenden.

(J) Angeschmolzene Milte lelektrode.


Mltteleleklrode angeschmolzen, blasige, schwammartige,
erwelchle Isolalorlu6spllZe.
Ursache: Thermische Überlaslung aufgrund von GlUhzün·
dungen. Zum Beispiel wegen zu fruher ZündeinsteIlung,
Verbrennungsrücksläflden im Brennraum, defeklcr Ventile,
schadhafter Zündverteiler und unzureichender Kraftsloff-
qualilät. Evenluell Wärmewert zu nIedrig.
Auswirkung: Zündaussetzer, Leisiungsverlusl
(Molorschäden) .
Abhilfe: MOlor, Zündung und Gemischaufbereitung über·
prüfen. Neue Zündkerze mil richligem Wärmewert.

@ Abgeschmolzene Miltelelekt rode.


Mll1eleleklrodo abgoschmolzen, Massceleklrode gleich·
ze~ig Slark angegriffen.
Ursache: Thermische Überlaslung auf grund von GIUh·
zündungen. Zum Beispiel wegen zu frOher Zündeln·
slellung, Verbrennungsrücksländen Im Brennraum, deo
fekler Venlile, schadhafter Zündverteiler und unzure"
chender Kraflslotfqualitäl.
Auswirkung: ZOndaussetzer, Leislungsverlusl, evenluell
Molorschaden. Isolalorlu6,,6 wegen überhllzler Mlllel·
eiekirode möghch.
AbhIlfe: Molor, Zündung und Gemlschaufbereilung
überprüfen. Neue Zündkerzen.
Zündkerzen Zündkerzen-Praxis 219

Zündkerzengesichler, Teil 3

® Angeschmolzene Elek trode n,


Blumenkohlartiges Aussehen der EIekiroden. E,enluell
Niederschlag von kerzenbemden Matenalien.
Ursache; Thermische Überlastung aufgrund von Glüh·
zündungen. Zum Beispiel wegen zu Irüher Zündein·
slellung, VcrbrennungslÜcksländcn Im Brennraum,
delekler Venille, schadhafter Zündverteiler und unzu·
reichender Kraftstoffqualilät.
Auswirkung: Vor Totalauslall (Motorschaden) troU
LelstungsvertuSI aul.
Abhilfe: Motor, Zündung und Gemlschaufberellung
uberplÜlen. Neue Zündkerzen.

@ Starl<er Verschleiß der Miltelelektrode.


Ursache: Zündkerzen,Wochsclintervan nichl beachtet.
Auswirkung: Zündausselzer, besonders beim Beschleu·
nigen (Zundspannung lür großen Eleklrodenebsland
nlchl mehr ausreichend). Schlechtes Slartverhallen.
Abhilfe: Neue Zündkerzen.

® Starl<er Verschleiß der Masseeleklrode.


Ursache: Aggressive Kraflstoff· und Ölzusätze.
UngOnstlge StrömungseInflUsse Im Brennraum, eventuell
aufgrund von Ablagerungen. Motorklopfen. Keine
thermische Überlastung.
Auswlfkung: Zündaussetzer, besonders beim
Beschleunigen (Zundspannung für gr06en EIekiroden·
absland nichl mehr ausreichend). Schlechtes Slar!'
verhallen.
Abhille: Neue ZOndkerzen.

@ IsolatorfuObruch.
Ursache: Mechanische Beschädigung (• . B. Schlag, Fall
oder Druck auf die Mltlelelektrode bel unsachgemäßer
Handhabung). In Grenzfällen kann aufgrund von Ablage-
rungen ZWischen Milieleiektrode und 15OIatoo1u6 und
durch KorrOSion der M,lIeleleklrode der Isolalorfu6
(besonders bei übertanger Belnebsdauer) gesprengl
werden.
Auswirkung: ZOndausselzer. ZOndfunke springt an
SIelIen über, die durch Froschgemisch nichl Sicher
erreicht werden.
Abhlile: Neue Zündkerzen.
220 Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung

Motronic-Systeme

Motronic ist die Bezeichnung für ein An einen modernen Motor werden auch
Motormanagementsystem, das die elektro- hohe Anforderungen bezüglich
nische Steuerung und Regelung des Otto- • Abgasverhalten,
motors in einem einzigen Steuergerät • Leistung,
ermöglicht. Die erste Motronic wurde im • Kraftstoffverbrauch,
Jahr 1979 von Bosch in Serie gebracht. Sie • Diagnostizierbarkeit und
umfasste im Wesentlichen die Funktionen • Komfort
der elektronischen Einspritzung und der gestellt. Hierzu sind am Motor gegebenen-
elektronischen Zündung. Mit dem Fort- falls weitere Komponenten angebaut. Im
schritt der Mikroelektronik konnte die Motronic-Steuergerät werden alle Stell-
Leistungsfähigkeit der Motronic-Systeme größen nach vorgegebenen Algorithmen be-
im Lauf der Zeit immer weiter gesteigert rechnet. Daraus werden die Ansteuersignale
werden. Der Funktionsumfang wurde kon- für die Aktoren erzeugt.
tinuierlich an die aktuellen Erfordernisse
angepasst und damit wurde die Komplexität Betriebsdatenerfassung
der Motronic erhöht. cnsorcn und ollwertgeber
Die Motronic erfasst über Sensoren und
Zunächst wurde die Motronic aus Kosten- Sollwertgeber die für die Steuerung und
gründen nur in Fahrzeugen der Oberklasse Regelung des Motors erforderlichen Be-
eingesetzt. Doch mit den Anforderungen aus triebsdaten (Bild 1).
der Abgasgesetzgebung setzte sie sich immer Sollwertgeber (z. B. Schalter) erfassen
mehr durch. Seit Mitte der 1990er-Jahre vom Fahrer vorgenommene Einstellungen,
kommen von Bosch für neue Motorprojekte wie z.B.
nur noch Motronic-Systeme zum Einsatz. • die Stellung des Zündschlüssels im Zünd-
schloss (Klemme 15),
Elektronische Steuerung • die SchaltersteIlung der Klimasteuerung,
und Regelung • die SchaltersteIlung des Bedienhebels für
die Fahrgeschwindigkeitsregelung.
Die Motronic umfasst sämtliche Kompo-
nenten, die den Ottomotor steuern (Bild 1). Sensoren erfassen physikalische und chemi-
Das vom Fahrer geforderte Drehmoment sche Größen und geben damit Aufschluss
wird über Aktoren bzw. Wandler eingestellt. über den aktuellen Betriebszustand des
Im Wesentlichen sind dies Motors. Beispiele für solche Sensoren sind:
• die elektrisch ansteuerbare Drosselklappe • Drehzahlsensor für das Erkennen der
(Luftsystem): sie steuert den Luftmassen- KurbelwellensteIlung und Berechnung der
strom in die Zylinder und damit die Motordrehzahl,
Zylinderfüllung. • Phasensensor zum Erkennen der Phasen-
• Die Einspritzventile (Kraftstoffsystem): sie lage (Arbeitsspiel des Motors) bzw. der
messen die zur Zylinderfüllung passende Nockenwellenposition,
Kraftstoffmenge zu. • Motortemperatur- und Ansauglufttempe-
• Die Zündspulen und Zündkerzen (Zünd- ratursensor zum Berechnen von tempera-
system): sie sorgen für die zeitgerechte turabhängigen Korrekturgrößen,
Entzündung des im Zylinder vorhande- • Klopfsensor zum Erkennen von Motor-
nen Luft-Kraftstoff-Gemischs. klopfen.
• Luftmassenmesser und/oder
• Saugrohrdrucksensor für die Füllungs-
erfassung,
• Lambda-Sonde für die Lambda-Regelung.
Molronic-Sysleme Elektronische Steuerung und Regelung 221

Komponenten für die elektronische Steuerung und Regelung eines MOlronic·Systems

Motorsteuergerät Einspritzventile
Fahrpedalmodul Signaleingänge
,,.i
Sensorauswertung
Elektronische Umgebungsdrucksensor
Drosselvorrichtung
(Winketsensor) Signalverarbeitung :
- Berechnung der , ,
Drehzahlsensor Einspritzung I- I ..

(Kurbelwelle) - Füllungssteuerung

Phasensensor - Zünd- und Schließ-


(Nockenwelle) winkel berechnung
- F(illungsberechnung
Zündkerzen
- Leer1aufdrehzahl-
regelung
Luftmassenmesser
-Lambda-Regelung
- Klopfregelung
Ansaugluft-/ Ladeluft-
temperatursensor - Sekundär1uftsteuerung
- Steuerung des Kraft-
Umgebungs- stoffverdunstungs-
drucksensor Rückhaltesystems
- Ladedruckregelung
Ladedrucksensorl Wastegate
Saugrohrdruck- - Wegfahrsperre (bei Abgasturboauffadu ng)
sensor
- Fah rgeschwindig-
keilsregelung TankenUüftungsventil
Klopfsensor
- Drehzahlbegrenzung
Nockenwellensteuerung
On-Board-
Diagnose (OBD)
Sekundär1uftpumpe
Motortemperatursensor Ersatzfunktionen
(Kühlmittel)
Sekundärluffventil
Leistungsendstufen
Lambda-Sonden
Signalausgänge variable Saugrohr-
geometrie
Abgastemperatur- CAN-Kommunikation
sensor'
Diagnose-Kommunikation Lüftersteuerung'
Klemme 15 End-of-Une-
Programmierung Aktoren
Kupplungsschalter
(altem. PIN-Kontakt
bei Automatikgetriebe) Spannungsversorgung
ISO-Schnittstelle
Klemme 50" (z. B. Diagnose)
Hauptrelais
Mehrstufenschalter
für Fahrgeschwindig- Diagnoselampe
keitsregelung (FGR)
CAN-Schnittstelle
BOSCH Cl
EingangssignaJe Kommunikation ci>
ao
' optional w
;J;
~
222 Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung

• Leerlaufdrehzahlregelung,
Bei den Signalen der Sensoren kann es sich • Lambda-Regelung,
um digitale, pulsförmige oder analoge Span- • Steuerung des Kraftstoffverdunstungs-
nungen handeln_ Eingangsschaltungen im Rückhaltesystems (Tankentlüftung),
Steuergerät bzw. zukünftig auch vermehrt • Klopfregelung,
im Sensor bereiten alle diese Signale auf. Sie • Abgasrückführung zur Senkung von
nehmen eine Anpassung des Spannungs- NOx-Emissionen und
pegels vor und passen damit die Signale für • Steuerung des Sekundärluftsystems zur
die Weiterverarbeitung im Mikrocontroller Sicherstellung der schnellen Betriebs-
des Steuergeräts an. bereitschaft des Katalysators.
Digitale Eingangssignale werden im
Mikrocontroller direkt eingelesen und als Bei erhöhten Anforderungen an den An-
digitale Information gespeichert. Die ana- triebsstrang kann das System zusätzlich
logen Signale werden vom Analog-Digital- noch durch folgende Funktionen ergänzt
Wandler (ADW) in digitale Werte um- werden:
gesetzt. • Steuerung des Abgasturboladers sowie der
• Saugrohrumschaltung zur Steigerung von
Betriebsdatenverarbeitung Motorleistung und -drehmoment,
Aus den Eingangssignalen erkennt das • Nockenwellensteuerung zur Reduzierung
Motorsteuergerät den aktuellen Betriebs- der Abgasemissionen und des Kraftstoff-
zustand des Motors und berechnet daraus, verbrauchs sowie zur Steigerung der
sowie aus Anforderungen von Nebenaggre- Motorleistung,
gaten und vom Fahrer (Fahrpedalsensor • Drehzahl- und Geschwindigkeits-
sowie Bedienschalter ), die Stellsignale für begrenzung zum Schutz von Motor und
die Aktoren. Fahrzeug,
Die Aufgaben des Motorsteuergeräts sind • Steuerung der Benzin-Direkteinspritzung
in Funktionen gegliedert. Die Algorithmen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs
sind als Software im Programmspeicher des sowie zur Steigerung der Motorleistung.
Steuergeräts abgelegt.
Immer wichtiger bei der Entwicklung von
Fahrzeugen wird der Komfort für den
Die Zumessung der zur angesaugten Luft- Fahrer. Das hat auch Auswirkungen auf die
masse zugehörenden Kraftstoffinasse und Motorsteuerung. Beispiele für typische
die Auslösung des Zündfunkens zum best- Komfortfunktionen sind:
möglichen Zeitpunkt sind die Grundfunk- • Fahrgeschwindigkeitsregelung
tionen der Motronic. Die Einspritzung und (Tempomat) und
die Zündung können so optimal aufeinan- • ACC (Adaptive Cruise Control, adaptive
der abgestimmt werden. Fahrgeschwindigkeitsregelung),
Die Leistungsfähigkeit der für die Motro- • Drehmomentanpassung bei Schalt-
nic eingesetzten Mikrocontroller ermöglicht vorgängen von Automatikgetrieben sowie
es, eine Vielzahl weiterer Steuerungs- und • Lastschlagdämpfung
Regelungsfunktionen zu integrieren. Die im- (Glättung des Fahrerwunschs).
mer strengeren Forderungen aus der Abgas-
gesetzgebung verlangen nach Funktionen,
die das Abgasverhalten des Motors sowie die Die Steuergerätefunktionen werden nach
Abgasnachbehandlung verbessern. Funktio- den im Programmspeicher des Motronic-
nen, die hierzu einen Beitrag leisten können, Steuergeräts abgelegten Algorithmen abgear-
sind Z.B.: beitet. Daraus ergeben sich Größen (z. B.
einzuspritzende Kraftstoffinasse), die über
Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung 223

Aktoren eingestellt werden (z. B. zeitlich klappenwinkel ermittelt. Die einzusprit-


definierte Ansteuerung der Einspritzventile ). zende Kraftstoffmasse ist aufgrund des fest
Das Steuergerät erzeugt die elektrischen vorgegebenen Lambda-Werts von der Fül-
Ansteuersignale für die Aktoren. lung abhängig. Mit dem Luftpfad sind nur
langsame Drehmomentänderungen einstell-
Drehmomentstruktur bar (z. B. Integralanteil der Leerlaufdreh-
Mit der ME7-Motronic wurde die dreh- zahlregelung).
momentorientierte Systemstruktur einge- Im kurbelwellensynchronen Pfad wird aus
führt. Alle Leistungsanforderungen (Bild 2) der aktuell vorhandenen Füllung das für
an den Motor werden konsequent in einen diesen Betriebspunktpunkt maximal mög-
Drehmomentwunsch umgerechnet. Im liche Drehmoment berechnet. Ist das ge-
Drehmomentkoordinator werden diese wünschte Drehmoment kleiner als das
Anforderungen von internen und externen maximal mögliche, so kann für eine schnelle
Verbrauchern sowie weitere Vorgaben be- Drehmomentreduzierung (z. B. Differen-
züglich des Motorwirkungsgrads priorisiert. zialanteil der Leerlaufdrehzahlregelung,
Das resultierende Sollmoment wird auf Drehmomentrücknahme beim Schaltvor-
die Anteile des Luft-, Kraftstoff- und Zünd- gang, Ruckeldämpfung) der Zündwinkel
systems aufgeteilt. in Richtung Spät verschoben oder einzelne
Der Füllungsanteil (Luftsystem) wird oder mehrere Zylinder vollständig ausge-
durch eine Querschnittsänderung der Dros- blendet werden (Einspritzausblendung, z. B.
selklappe und bei Turbomotoren zusätzlich ASR-Eingriff oder im Schub).
durch die Ansteuerung des Wastegate-
Ventils realisiert. Der Kraftstoffanteil wird Bei den bisherigen M-Motronic-Systemen
im Wesentlichen durch den eingespritzten ohne Momentenstruktur wird eine Zurück-
Kraftstoff, unter Berücksichtigung der nahme des Drehmoments (z. B. auf Anfor-
Tankentlüftung (Kraftstoffverdunstungs- derung des automatischen Getriebes beim
Rückhaltesystem), bestimmt. Schaltvorgang) direkt von der jeweiligen
Die Einstellung des Drehmoments ge- Funktion z. B. durch Spätverstellung des
schieht über zwei Pfade. Im Luftpfad Zündwinkels vorgenommen. Eine Koordi-
(Hauptpfad) wird aus dem umzusetzenden nation der einzelnen Anforderungen und
Drehmoment eine Sollfüllung berechnet. eine koordinierte Umsetzung ist nicht
Aus dieser Sollfüllung wird der Soll-Drossel- gegeben.

Drehmomentbasierte Systemstruktur

Drosselklappen·
Externe
Momentanforderungen
Wirkungsgrad-
Anforderungen
Moment-
Umsetzer
winkel
..

1
• Fahrer • Start Umsetzung der
• Geschwindigkeitsregelung • Aulheken Katalysator resun,erenden Elnsprilueit
..
• Geschwindigkeitsbegrenzung ~ • Leerlaulregelung
• GetJ1ebesteuerung
Moment-
Anforderung
I Einspritz·
• Fahrdynamik Ausblendung
• Fahrkomiort Wirkungsgrad

=::'
Interne Drehmoment-
Zündwinkel
.
~~7"'"'·"'~"'" M..... ~I
• Leerlaulregelung Moment- und • \Vastegate· c
• Drehzahlbegrenlllng
• Bautelleschutz
W"kungsgrad-
Anforderungen
.. DHnung
.. 8;;;'"
:;
'EI
224 Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung

Überwachungskonzept Ursprünglich sollte die Diagnose nur die


Im Fahrbetrieb darf es unter keinen Um- Fahrzeuginspektion in der Kundendienst-
ständen zu Zuständen kommen, die zu einer werkstatt erleichtern. Mit Einführung der
vom Fahrer ungewollten Beschleunigung des kalifornischen Abgasgesetzgebung OBD
Fahrzeugs führen. An das überwachungs- (On-Board-Diagnose) wurden Diagnose-
konzept der elektronischen Motorleistungs- funktionen vorgeschrieben, die das gesamte
steuerung werden deshalb hohe Anforde- Motorsystem auf abgasrelevante Fehler prüft
rungen gestellt. Hierzu enthält das Steuer- und diese über die Fehlerlampe anzeigt. Bei-
gerät neben dem Hauptrechner zusätzlich spiele hierfür sind die Katalysatordiagnose,
einen Überwachungsrechner; beide über- die Lambda-Sonden-Diagnose sowie die
wachen sich gegenseitig. Aussetzererkennung. Diese Forderungen
wurden in die europäische Gesetzgebung
Elektronische Diagnose (EOBD) in abgewandelter Form über-
Die im Steuergerät integrierten Diagnose- nommen.
funktionen überprüfen das Motronic-
System (Steuergerät mit Sensoren und Akto- Fahrzeugmanagement
ren) auf Fehlverhalten und Störungen, spei- über Bussysteme, wie z. B. CAN (Controller
chern erkannte Fehler im Datenspeicher ab Area Network), kann die Motronic mit den
und leiten gegebenenfalls Ersatzfunktionen Steuergeräten anderer Fahrzeugsysteme
ein. über eine Diagnoselampe oder ein Dis- kommunizieren. Bild 3 zeigt hierzu einige
play im Kombiinstrument werden die Fehler Beispiele. Die Steuergeräte können die
dem Fahrer angezeigt. Daten anderer Systeme in ihren Steuer- und
über eine Diagnoseschnittstelle werden Regelalgorithmen als Eingangssignale ver-
in der Kundendienstwerkstatt System-Test- arbeiten (z. B. reagiert die Motronic bei
geräte (z. B. KTS650) angeschlossen. Sie einem Schaltvorgang des Getriebes mit einer
erlauben das Auslesen der im Steuergerät Drehmomentreduzierung, um ein weicheres
enthaltenen Informationen zu den abge- Schalten zu ermöglichen).
speicherten Fehlern.

Datenaustausch mit der MOlronic

Bild 3
Molorsteuergerät
IMotronicl
2 ESP-Sleuergeräl
( ElektronIsches
Stabditäts·
Programm)
3 Getriebesteuergerät
4 Klimasteuergerät
5 Kombiinstrument mit
Bordcomputer
6 Steuergerät für
Wegfahrsperre
7 Sta~er
8 Generator
9 Klimakompressor
Motronic-Systeme im Motorsport 225

Molronlc·Sysleme Im MOlorsport

Zeitgleich mit der Einführung der Motromc 24 -Stunden-Langstreckenrennen im franzö-


im Serienfahrzeugbau wurden angepasste sischen Le Mans im Jahr 2001 erstmals ein
Varianten in Rennsportmotoren eingesetzt. Fahrzeug mit einer Benzin-Dlrekteinspritzung
Lauten die Entwicklungsziele in der Serien- von Bosch.
fert igung Komfort , Sicherheit, Langlebigkeit,
Abgasgrenzwerte und Verbrauch, so liegt das Das hohe Drehzahlniveau minimiert die pro
Hauptaugenmerk im Motorsport auf kurz· Arbeitsspiel zur Verfügung stehende Zelt. Die
zoitiger Höchstleistung. Die Produktions- Vielzahl zu verarbeitender Informationen
kosten stehen bel der Materialwahl und erfordern hohe Taktfrequenzen und zuneh-
Dimensionierung von Motorsportkomponenten mend die Verwendung von Mehrrechner·
Im Hintergrund . systemen .
Bis heute basieren belde Motromc-Aus- Neben dem Steuergerät müssen auch die
führungen auf Identischen Fundamenten , denn Komponenten von Zündung und Einspritzung
In belden Fällen führen ähnliche Funktionen zu sehr schnell arbeiten . Dies verlangt Zünd-
diesen gegensätzlichen Zielen. Beispiele hier' spulen mit kürzeren Ladezelten und Kraftstoff-
für Sind die Lambda- und Klopfregelkreise. komponenten , die höhere Durchsätze und ge-
Umweltauflagen sind auch Im Motorsport in steigerte Drücke ermöglichen . Zündkerzen mit
zunehmendem Maße zu berücksichtigen . So geringerem GewIndedurchmesser, hergestellt
fahren z. B. die Autos der Deutschen Touren- aus den Betriebstemperaturen angepassten
wagen Masters (DTM) mittlerweile mit Abgas- Werkstoffen , erlauben hohe Verdichtungen .
katalysatoren . Geräusch und Verbrauchs-
grenzwerte sind in immer mehr Rennklassen Von der Rennstrecke können Daten aus dem
einzuhalten. Verbrauchssenkende Entwicklun- Fahrzeug per Funk in die Box übertragen wer-
gen der Serienproduktion finden schnell ihren den. Mit dieser als Telemetrie bezeichneten
Weg in den Motorsport, wo kürzere bzw. Technik lassen sich permanent Betriebspara-
seltenere Tankstopps einen rennentscheiden - meter wie z. B . Drücke und Temperaturen
den Vorteil liefern können. So siegte beim überwachen.
226 Motronic-Systeme Motronic-Ausführungen

otron- filhru über einen Leerlaufsteller kann ein definier-


ter Luftmassenstrom an der Drosselklappe
Die Motronic umfasst alle Komponenten, vorbeigeführt werden (Bypass). Mit der Zu-
die für die Steuerung eines Ottomotors not- satzluft kann z. B. im Leerlauf die Drehzahl
wendig sind. Der Umfang des Systems wird auf einen konstanten Wert geregelt werden
bestimmt durch die Anforderungen bezüg- (Leerlaufdrehzahlregelung). Das Motor-
lich der Motorleistung (z. B. Abgasturboauf- steuergerät steuert hierzu den Öffnungs-
ladung), des Kraftstoffverbrauchs sowie den querschnitt des Bypasskanals.
Forderungen der jeweils geltenden Abgasge- Die M-Motronic hat für Neuentwicklun-
setzgebung. Die kalifornische Abgas- und gen im europäischen und nordamerikani-
Diagnosegesetzgebung (CARB) stellt beson- schen Markt keine Bedeutung mehr, sie
ders hohe Anforderungen an das Diagnose- wurde durch die ME-Motronic abgelöst.
system der Motronic. Einige abgasrelevante
Systeme können nur mithilfe zusätzlicher ME-Motronic
Komponenten diagnostiziert werden (z. B. Die ME-Motronic ist gekennzeichnet durch
Kraftstoffverdunstungs-Rückhaltesystem) . eine elektronische Motorleistungssteuerung.
Im Lauf der Motronic-Entwicklungsge- Zwischen Fahrpedal und Drosselklappe ist
schichte entstanden Motronic-Generationen keine mechanische Verbindung mehr vor-
(z. B. MI, M3, ME7), die sich in erster Linie handen. Die Stellung des Fahrpedals, d. h.
durch den Hardwareaufbau unterscheiden. der Fahrerwunsch, wird von einem Poten-
Wesendiches Unterscheidungsmerkmal sind ziometer am Fahrpedal (Pedalwegsensor im
die Mikrocontrollerfamilie, die Peripherie- Fahrpedalmodul, Bild 4, Pos. 23) erfasst und
und die Endstufenbausteine (Chipsatz). Die in Form eines analogen Spannungssignals
aus den Anforderungen verschiedener Fahr- vom Motorsteuergerät (12) eingelesen. Im
zeughersteller sich ergebenden Hardware- Steuergerät werden Signale erzeugt, die den
varianten werden durch Fahrzeughersteller- Öffnungsquerschnitt der elektrisch ange-
spezifische Nummern unterschieden (z. B. steuerten Drosselklappe (3) so einstellen,
ME7.0). dass der Verbrennungsmotor das geforderte
Drehmoment einstellt.
Neben den nachfolgend beschriebenen Aus-
führungen gibt es auch Motronic-Systeme Ein System, das die Motorleistung auf diese
mit integrierter Getriebesteuerung (z. B. Weise einstellt, wurde von Bosch zum ersten
MG- und MEG-Motronic). Sie sind auf- Mal 1986 eingeführt. Neben dem Motor-
grund der hohen Hardware-Anforderungen steuergerät kam damals noch ein separates
jedoch nicht verbreitet. Steuergerät für die Motorleistungssteuerung
zum Einsatz.
M-Motronic Die Steigerung der Integrationsdichte von
Die M-Motronic ist ein Motor-Manage- elektronischen Systemen ermöglichte die
mentsystem für Ottomotoren mit Saug- Integration von Motronic-Funktionen und
rohreinspritzung. Kennzeichnend ist die Motorleistungssteuerung in einem einzigen
Luftversorgung über eine mechanisch Steuergerät (1994). Es bestand jedoch noch
verstellbare Drosselklappe. eine Aufgabenteilung auf zwei Mikrocon-
Das Fahrpedal ist über ein Gestänge oder troller. Der nächste Schritt folgte im Jahr
einen Seilzug mit der Drosselklappe ver- 1998 mit der neuen Motronic-Generation
bunden. Die FahrpedalsteIlung legt den Öff- ME7, die alle Funktionen des Motor-
nungsquerschnitt der Drosselklappe fest und managements in einem Mikrocontroller
steuert damit den durch das Saugrohr in die abarbeitet. Möglich wurde dieser Schritt
Zylinder einströmenden Luftmassenstrom. durch die immer höhere Leistungsfähigkeit
der Mikrocontroller.
Motronic-Systeme Motronic-Ausführungen '2'27

Komponenten für die elektronische Steuerung und Regelung eines M E-Motronic-Systems (Systembild) Bild 1
1 Aktivkohlebehälter
'2 Helßfilm-Luftmassen-
messer (H FM) mIt
Integriertem
Temperatursensor
3 Dro.selvomchtung
(EGAS)
4 Tankenllüftungsventil
5 Saugrohrdrucksensor
6 Ktaftstoffverteilerstück
7 Einspritzvenhl
8 Aktoren und Sen-
soren (ur vanable
Nockenwellen-
steuerung
9 Zündspule mit aufge-
steckter Zündkerze
fO Nockenwellen-
Phasensensor
11 Lambda-Sonde vor
Vorkat
12 Motorsteuergerät
f3 AbgasrOckfOhrvent,l
f4 Drehzahtsensor
15 Kfopfsensor
16 MOlortemperatur·
sensor
17 Vorkat (Dreiwege-
katalysator)

--- 18 Lambda-Sonde
naeh Vork.t
19 CAN-Schnrttstelle
20 Fehlenampe
21 Dlagnosesehmttstelle
22 SehOlttstelle zum
'"
~ Immobrh,er-Steuer-
gerät (Wegfahr-
sperre)
23 Fahrpedalmodul md
Pedalwegsensor
24 Kraftstoffbehälter
25 TankelnbauelnhOil mIt
Elektrokraftstoff-
pumpe, Kraftstofffilter
und Kraftstoff-
druckregler
26 Hauptkatalysator
(Dreiwege-
katalysator)
:::-:.:--

D >-
'"
0>
ID
;;;
::;
Der Im Bild dargestellte
Systemumfang bezOglich
der On-Board-Diagnose
c
'" ~ N ~
N :J
ent.pncht den Anforde -
rungen der EOBD
228 Mol,onie-Systeme Motronic-Ausfüh,ungen

DI-Motronic Betriebsartenkoordination
Mit der Einführung der Direkteinspritzung lind -llmschaltung
beim Ottomotor (Benzin-Direkteinsprit- Neben dem Homogen- und Schichtbetrieb
zung, BDE) wurde ein Steuerungskonzept sind noch weitere Betriebsarten möglich.
erforderlich, das einen Homogen- und einen Die Einspritzung einer Grundmenge an
Schichtbetrieb ermöglicht. Kraftstoff im Ansaugtakt sowie die nach-
Beim Homogenbetrieb wird das Ein- folgende Einspritzung im Kompressionstakt
spritzventil so angesteuert, dass sich eine führt zu einer Ladungsschicht an der Zünd-
homogene Gemischverteilung im Brenn- kerze, umgeben von einem im gesamten
raum ergibt. Dazu wird der Kraftstoff in den Brennraum verteilten homogen mageren
Saughub eingespritzt. Beim Schichtbetrieb Gemisch (Homogen-Mager -Betrieb).
wird durch eine späte Einspritzung in die Weitere Betriebsarten z. B. zur Aufheizung
Verdichtung, kurz vor Zündung, eine lokal des Katalysators werden durch sehr späte
begrenzte Gemischwolke im Zündkerzen- Einspritz- und Zündzeitpunkte eingestellt.
bereich erzeugt. Die DI-Motronic enthält einen Betriebsar-
Neben den Systemen, die sowohl Schicht- tenkoordinator, der einen Wechsel auf eine
als auch Homogenbetrieb ermöglichen, gibt andere Betriebsart ermöglicht, die aufgrund
es auch reine Homogen-Systeme, bei denen aktueller motorischer Anforderungen not-
der Motor im gesamten Betriebsbereich wendig ist. Die Basis für die Betriebsarten -
homogen und stöchiometrisch (A = 1) be- wahl ist das Betriebsartenkennfeld (Betriebs-
trieben wird. Letztere werden zunehmend in art in Abhängigkeit von Drehzahl und
Verbindung mit Aufladung eingesetzt. Drehmoment). In der Prioritätenliste
(Bild 5) werden abweichende Betriebsarten-
Das Systembild (Bild 6) zeigt ein Beispiel anforderungen ausgewertet. Daraus ergibt
eines DI-Motronic-Systems. Die erste DI- sich die geforderte Betriebsart (Soll-Betriebs-
Motronic wurde 2000 in einem VW Lupo art ). Bevor jedoch Zündung und Einsprit -
in Serie eingeführt. zung auf die neue Betriebsart umgeschaltet
werden, werden wenn nötig Steuerfunktio-
nen für die Abgasrückführung, Tankent-

Betriebsartenwahl

Betriebsarten-Koordination Belriebsarten-Umschaltung

[Priorität Funktion
r 1 Überwachungskonzepl Geforderte Aktuelle
2 Bauleileschulz Betriebsart Umschalt- BetriebsarI
3 NOllauffunktionen funktion
4 Einstetlbarkeit Moment z.B.
und Lambda- Gren~en Homogen
5 KaI-Heizen Homogen mager
6 NOx-Regeneration Schicht
Speicherkat Steuerungs- Doppeleinspritzung
7 SOx·Regeneration funktionen
Speicherkat -AGR
Start I Warmlauf
.
8 - Tankentlüftung
9 Diagnose Syslem - Ladungsbewe- o
Manager gungsklappe co
10 Betriebsartenkennfetd -EGAS ;;;
.,
::l:
Motronic-Systeme Motronic-Ausführungen 229

Komponenten für die elektronische Steuerung und Regelung eines DI-Motronic-Systems (Systembild)

Bild 6
I Aktivkohlebehälter
2 HeIßfilm-Luftmassen -
messer
3 Drosselvomchtung
(EGAS)
4 Tankentlüftungsventil
5 Saugrohrdruck-
senSOr
6 Ladung.bewegungs-
klappe
7 Hochdruckpumpe
8 Rall mll Hochdruck-
Einspntzventd
9 Nockenwellen-
versteIler
10 Zündspule mit
Zündkerze
11 Nockenwellen-
Phasensensor
12 Lambda-Sonde
(L$U)
13 Motronlc-Steuer-
gerät
14 Abgaslilckführventol
15 Drehzahlsensor
16 Kloplsensor
17 Motortemperatur-
senSOr
t8 Vorkatalysator
19 Lambda·Sondo
20 Abgastcmpcr.tur-
sensor
21 NO,·Spe,cher-
katalysator
22 Lambda-Sonde
23 CAN-Schmttstelle
24 DIagnoselampe
25 Diagnose-
schnittstelie
26 Schnittstelle zum
Immoblli2:er-
Steuergerät
(Wegfahrsperrel
>- 27 Fahrpedalmodul
~ 28 Krallstoffbehälter
0
C<

'"'"' '"
:lö
::>
29 KraUstoffförder·
modul mit Elektro·
~
kraftstoffpumpe
230 Mot,onie-Systeme Molronic-Ausführungen

lüftung, Ladungsbewegungsklappe sowie die Bifuel-Motronic (Erdgas/Benzin)


Einstellung der Drosselklappe angestoßen Die Bifuel-Motronic ist aus der ME-Motro-
und auf deren Quittierung gewartet. nic abgeleitet und enthält somit alle aus der
Im Schichtbetrieb mit A > 1 ist die Dros- ME-Motronic bekannten Komponenten für
selklappe weit geöffnet, die angesaugte Luft die Saugrohreinspritzung. Zusätzlich enthält
kann nahezu ungedrosselt in den Motor die Bifuel-Motronic die Komponenten für
strömen. Das Drehmoment ist proportional das Erdgassystem (Bild 8).
zur eingespritzten Kraftstoffmasse. Während bei Nachrüstsystemen die Steue-
Beim Umschalten in den Homogen- rung des Erdgasbetriebs über eine externe
betrieb muss die Luftmasse, die nun weit- Einheit vorgenommen wird, ist bei der
gehend das Drehmoment bestimmt, sehr Bifuel-Motronic die CNG-Funktionalität in
schnell verringert und ein gewünschtes das Motormanagement-System integriert.
Lambda - für ein stöchiometrisches Ge- Das Sollmoment des Motors und die den
misch A= 1 - eingestellt werden (Bild 7). Betriebszustand charakterisierenden Größen
Der Fahrer bemerkt von diesem Umschalt- werden im Bifuel-Steuergerät nur einmal
vorgang nichts und das vom Motor abgege- gebildet. Durch die physikalisch basierte
bene Drehmoment ändert sich entsprechend Struktur des Motormanagements ist eine
der FahrpedalsteIlung. einfache Integration der für den Gasbetrieb
spezifischen Parameter möglich.
Bremsuntcrdruckrcgelung
Im entdrosselten Motorbetrieb fehlt der Umschaltung
Saugrohrunterdruck, um im Bremskraftver- Je nach Motorauslegung kann es sinnvoll sein,
stärker Unterdruck aufzubauen. Mittels bei hoher Lastanforderung automatisch in die
Unterdruckschalter oder Drucksensor wird Kraftstoffart zu wechseln, die die maximale
gemessen, ob im Bremskraftverstärker Motorleistung ermöglicht. Weitere automati-
genügend Unterdruck herrscht. Gegebenen- sche Umschaltungen können darüber hinaus
falls muss in eine andere Betriebsart um- sinnvoll sein, um z. B. eine optimierte Abgas-
geschaltet werden, in der Bremsunterdruck strategie zu realisieren und den Katalysator
aufgebaut werden kann. schneller aufzuheizen oder generell ein Kraft-
stoffmanagement durchzuführen. Bei auto-
matischen Umschaltungen ist es jedoch wich-
Belriebsartenumschaltung von SchichI· tig, dass diese momentenneutral umgesetzt
auf Homogenbelrieb werden, d. h. für den Fahrer nicht wahrnehm-
bar sind.
Das I-Steuergeräte-Konzept erlaubt den
Betriebsstoffwechsel auf verschiedene Arten.
Eine Möglichkeit ist der direkte Wechsel, ver-
gleichbar mit einem Schalter. Dabei darf keine
Einspritzung abgebrochen werden, sonst be-
stünde im befeuerten Betrieb die Gefahr von
Aussetzern. Die plötzliche Gaseinblasung hat
gegenüber dem Benzinbetrieb jedoch eine
größere Volumenverdrängung zur Folge,
sodass der Saugrohrdruck ansteigt und die
Zylinderfüllung durch die Umschaltung um
.,o ca. 5 % abnimmt. Dieser Verdrängungseffekt
Bild 7 .,
0>

a Orosselklappen- ;< muss durch einen größeren Drosselklappen-


::;;
:::0
winkel kompensiert werden. Um das Motor-
=
slellung
FahrpedalsteIlung
b Lutt2ahl). moment bei der Umschaltung unter Last
Motronic-Systeme Motronic-Ausführungen 231

Komponenten fOr die elektronische Steue,ung und Regelung einer Bifuel-Motronic (Systembild)

BildS
Aktivkohlebehälter
mit Tankentlüftungs-
ventil
2 Hei6film-Luftmassen-
messer
3 Drosselvorrichtung
(EGAS)
4 Abgasruckführvent,l
5 Saug,ohrdruck-
sensor
6 Krahstoffverteilerrohr
7 Benzin-Einspnlz-
ventil
8 Nockenwellen-
verSteiler
9 Zündspule mit
Zündkerze
10 Nockenwellen -
Phasensensor
11 Larrbda-Sonde
12 Vorkatalysalor
13 Lambda-Sonde
14 Fahrpedalmodul
15 Erdgas-Druckregler
16 Erdgas-Rail mit
Erdgasd,uck- und
Temperatursensor
17 Erdgas-Einblasventil
18 MOlortemperatu,-
sensor
19 Klopfsensor
20 Drehzahlsensor
21 Hauptkatalysator
22 B" uel-Molromc-
Steuergerät
23 CAN-Schnillstelle
24 Diagnoselampe
25 DiagMseschniu -
slelle
26 Schnittslelle zum
Immobilizer-
Steuergerät
(Wegfahrsperre)
27 Kraftstoflbehälter
... "''" 28 Kraftsioffförder-
'" modul mit Elektro-

~- 1H~~ l ~
kraftstoHpumpe
>-
:e
0
29 EinlüllstulZen lür

"'"::<=>
Benzin und Erdgas
::l
'"'"
(i1j 30 Tankabsperrventile
~ 31 Erdgastank
232 Motronic:-Systeme Systemstruktur

konstant zu halten, ist ein zusätzlicher Ein- Systemstruktur


griff auf die Zündwinkel notwendig, der
eine schnelle Änderung des Drehmoments Vor wenigen Jahren konnte die Funktionali-
ermöglicht. tät von Motronic-Systemen noch mit "ein-
Eine weitere Möglichkeit der Umschal- fachen" System- und Funktionsbeschreibun-
tung ist die überblendung von Benzin- zu gen dokumentiert werden. Mittlerweile sind
Gasbetrieb. Zum Wechsel in den Gasbetrieb die Steuer- und Regelungsvorgänge für den
wird die Benzineinspritzung durch einen Ottomotor so komplex geworden, dass eine
Aufteilungsfaktor reduziert und die Gasein- strukturierte Systembeschreibung erforder-
blasung entsprechend erhöht. Dadurch lich ist.
werden Sprünge in der Luftfüllung vermie- Alle Drehmomentanforderungen an den
den. Zusätzlich ergibt sich die Möglichkeit, Motor werden von der Motronic als
eine veränderte Gasqualität mit der Drehmomentwerte verwaltet und zentral
Lambda-Regelung während der Umschal- koordiniert. Das geforderte Drehmoment
tung zu korrigieren. Mit diesem Verfahren wird berechnet und über
ist die Umschaltung auch bei hoher Last • die elektrisch ansteuerbare Drosselklappe
ohne merkbare Momentenänderung durch- (Luftsystem),
führbar. • den Zündwinkel (Zündsystem),
• bei der Benzin-Direkteinspritzung über
Bei Nachrüstsystemen besteht häufig keine die Kraftstoffmenge (Kraftstoffsystem),
Möglichkeit, die Betriebsarten Benzin und • Einspritzausblendungen und
Erdgas koordiniert zu wechseln. Zur Ver- • bei Motoren mit Abgasturboaufladung
meidung von Momentensprüngen wird des- über Ansteuern des Wastegates
halb bei vielen Systemen die Umschaltung
nur während der Schubphasen durchge- eingestellt. Bild 9 zeigt die für neue Motro-
führt. nic-Systeme verwendete Systemstruktur mit
den verschiedenen Subsystemen.
Europäische On-Hoam-Diagnose
Die aktuelle EOBD-Gesetzgebung fordert In Bild 9 ist die Motronic als System be-
die separate Erkennung, Verwaltung und zeichnet. Als Subsystem werden die verschie-
übertragung von Fehlern während des Be- denen Bereiche innerhalb des Systems be-
triebs mit Benzin oder eNG. Dies erfordert zeichnet. Einige Subsysteme sind im Steuer-
eine Verdoppelung des Fehlerspeichers. Ein gerät rein softwaretechnisch ausgebildet
Alternativvorschlag sieht vor, dass Fehler, die (z. B. Drehmomentstruktur ), andere Sub-
unabhängig vom Betriebsstoff identifiziert systeme enthalten auch Hardware-Kompo-
werden (z. B. Drehzahlsensor defekt), unab- nenten (z. B. Kraftstoffsystem mit den Ein-
hängig vom Betriebsstoff verwaltet werden. spritzventilen). Die Subsysteme sind durch
Für die gasspezifischen Fehler werden neue definierte Schnittstellen miteinander ver-
Fehlerpfade hinzugefügt, sodass auch diese bunden.
im Fehlerspeicher abgelegt und ausgelesen
werden können.
Motronic-Systeme Systemstruktur 233

Systemslruktur der MOlronic

System Subsystem Main Function

CE
Coordlnallon Englne
CES CEM

TO TS
Torque Torque
Dem.nd Siruciure

00
Operating Data
OEP IOTMI
losvl
lovsi
AC MO CO OS SC SO _ Anblndung an
Accessory Conlrol Moniloring CommunleaUon D1agnosUc System System Motor! Fahrzeug
System Contrat Doeumen- - . Datentransfer
IACTI COV tatlon Hauptfunktion ohne
IACAIIACF I MOF MOX COS SDE Hardwarekomponente

IACEllACs l MOCMOM cou DSM SYC SOL O Hauplfunktion mit


Hardwarekomponente

Durch die Systemstruktur wird das Motor- Seit Einführung des Elektronischen Gas-
management-System Motronic aus der Sicht pedals (EGAS) in der ME7 werden die
des funktionellen Ablaufs beschrieben. Das Drehmomentanforderungen an den Motor
System umfasst das Steuergerät (mit Hard- in den Subsystemen Torque Demand und
ware und Software) sowie externe Kompo- Torque Structure zentral koordiniert. Die
nenten (Aktoren, Sensoren und mechani- Füllungssteuerung durch die elektrisch ver-
sche Komponenten), die mit dem Steuer- stellbare Drosselklappe ermöglicht das Ein-
gerät elektrisch verbunden sein können. stellen der vom Fahrer über das Fahrpedal
Die Systemstruktur gliedert dieses mecha- vorgegebenen Drehmomentanforderung
tronische System nach funktionalen Krite- (Fahrerwunsch). Gleichzeitig können alle
rien hierarchisch in 14 Subsysteme (z.B. zusätzlichen Drehmomentanforderungen,
Luftsystem, Kraftstoffsystem), die wiede- die sich aus dem Fahrbetrieb ergeben (z. B.
rum in insgesamt 52 Hauptfunktionen beim Zuschalten des Klimakompressors),
(z. B. Ladedruckregelung, Lambdaregelung) in der Drehmomentstruktur koordiniert
unterteilt sind (Bild 9). werden.
234 Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen

Subsysteme und Motorbetriebsdaten) werden die Betriebs-


arten für die Benzin-Direkteinspritzung
Hauptfunktionen (DI-Motronic) koordiniert und umgeschal-
Die folgende Beschreibung zeigt einen ganz tet. Zur Bestimmung der Soll-Betriebsart
groben überblick über die wesentlichen Merk- werden die Anforderungen unterschiedli-
male der in einer Motronic implementierten cher Funktionalitäten unter Berücksichti-
Hauptfunktionen_ Eine detaillierte Darstel- gung von festgelegten Prioritäten im Be-
lung ist in diesem Rahmen nicht möglich. triebsartenkoordinator koordiniert.

System Oocumentation (SO) Torque Oemand (TO)


Unter System Documentation sind techni- In der Systemstruktur der ME- und DI-
sche Unterlagen zusammengefasst, die das Motronic werden alle Drehmoment-
Kundenprojekt beschreiben (z. B. Steuer- anforderungen an den Motor konsequent
gerätebeschreibung, Motor- und Fahrzeug- auf Momentenebene koordiniert. Das Sub-
daten sowie Konfigurationsbeschreibungen ). system Torque Demand (TD) erfasst alle
Drehmomentanforderungen und stellt sie
System Control (SC) dem Subsystem Torque Structure (TS) als
In der System Control (Systemsteuerung) Eingangsgrößen zur Verfügung.
sind die den Rechner steuernden Funktio-
nen zusammengefasst. Die Hauptfunktion Torque Demand Signal
In der Hauptfunktion System Contral, SYC Conditioning, TDS (Momentenanforderung
(Systemzustandssteuerung), werden die Zu- Signalautbereitung), beinhaltet im Wesent-
stände des Mikrocontrollers beschrieben: lichen die Erfassung der Fahrpedalstellung.
• Initialisierung (Systemhochlauf), Sie wird mit zwei unabhängigen Winkel-
• Running State (Normalzustand), sensoren erfasst und in einen normierten
hier werden die Hauptfunktionen Fahrpedalwinkel umgerechnet. Durch ver-
abgearbeitet, schiedene Plausibilitätsprüfungen wird da-
• Steuergerätenachlauf (z. B. für Lüfter- bei sichergestellt, dass bei einem Einfach-
nachlauf, Hardwaretest). fehler der normierte Fahrpedalwinkel keine
höheren Werte annehmen kann, als es der
Coordination Engine (CE) tatsächlichen Fahrpedalstellung entspricht.
In der Coordination Engine werden sowohl Die Hauptfunktion Torque Demand
der Motorstatus als auch die Motor- Driver, TDD (Fahrerwunsch), berechnet aus
Betriebsdaten koordiniert. Dies erfolgt an der Fahrpedalstellung einen Sollwert für das
zentraler Stelle, da abhängig von dieser Motordrehmoment. Darüber hinaus wird
Koordination viele weitere Funktionalitäten die Fahrpedalcharakteristik festgelegt.
im gesamten System der Motorsteuerung Die Torque Demand Cruise Contral, TDC
betroffen sind. (Fahrgeschwindigkeitsregler), hält die
Geschwindigkeit des Fahrzeugs bei nicht
Die Hauptfunktion Coordination Engine betätigtem Fahrpedal konstant, sofern dies
States, CES (Koordination Motorstatus), be- im Rahmen des einstellbaren Motordreh-
inhaltet sowohl die verschiedenen Motor- moments möglich ist. Zu den wichtigsten
zustände wie Start, laufender Betrieb und Abschaltbedingungen dieser Funktion
abgestellter Motor als auch Koordinations- zählen die Betätigung der »Aus-Taste" an der
funktionen zur Einspritzaktivierung (Schub- Bedieneinrichtung, die Betätigung von
abschalten/Wiedereinsetzen) und für Start- Bremse oder Kupplung sowie die Unter-
Stopp-Systeme. schreitung der erforderlichen Minimal-
In der Hauptfunktion Coordination geschwindigkeit.
Engine Operation, CEM (Koordination
Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen 235

Ausschnitt aus dem Strukturbild :


Torque 5tructure (T5)
Die Subsysteme Torque Demand und Torque SVuclure mit ihren Hauptfunktionen Im Subsystem Torque
Structure (Drehmo-
CE mentstruktur ) werden
Coordination Engine alle Drehmoment-
CES CEM anforderungen koordi-
I TS niert. Das Dreh-
TO moment wird dann
ITorque
Torque
Demand Siruciure vom Luft-, Kraftstoff-
und Zündsystem ein-
gestellt.
~ TCO·TCV Die Torque Coordina-
I TOD
tion, TCD (Momen-
~ tenkoordination),

JUlI I t koordiniert alle

JU
TOI Drehmomentanforde-

l
TOA "":::fm:::=====!:l
TMO IS rungen. Die verschie-
JL Ignilion Syslem denen Anforderungen
(z. B. vom Fahrer,
co
~
AC MO
Accessory Conlrol Monllorlng Communlcallon Dlagnostlc ~
Drehzahlbegrenzung)
System '"
:i werden priorisiert und
IACT I COV ;,< abhängig von der ak-
::;
IACA1 1ACFI MOF MOX cos Ul
tuellen Betriebsart in
Drehmoment-Soll-
werte für die Steuer-
Die Torque Demand Idle Speed Control, TDI pfade umgerechnet.
(Leerlaufdrehzahlregelung), regelt die Dreh- Die Torque Conversion, TCV (Momenten-
zahl des Motors bei nicht betätigtem Fahr- umsetzung), berechnet aus den Soll-
pedal auf die Leerlaufdrehzahl ein. Der Soll- moment-Eingangsgrößen die Sollwerte für
wert der Leerlaufdrehzahl wird so vorgege- die relative Luftmasse, das Luft -Kraftstoff-
ben, dass stets ein stabiler und ruhiger Verhältnis A und den Zündwinkel sowie die
Motorlauf gewährleistet ist. Dementspre- Einspritzausblendung (z. B. für Schubab-
chend wird der Sollwert bei bestimmten Be- schalten). Der Luftmassensollwert wird so
triebsbedingungen (z. B. bei kaltem Motor) berechnet, dass sich das geforderte Luft-Soll-
gegenüber der Nennleerlaufdrehzahl erhöht. moment genau dann einstellt, wenn mit
Erhöhungen sind auch möglich zur Unter- dem applizierten Lambda und dem appli-
stützung des Katalysator-Heizens, zur Leis- zierten Basiszündwinkel gefahren wird.
tungssteigerung des Klimakompressors oder Das Torque Modelling, TMO (Momenten-
bei ungenügender Ladebilanz der Batterie. modell Drehmoment), berechnet aus den
Die Hauptfunktion Torque Demand aktuellen Werten für Füllung, Lambda,
Auxiliary Functions, TDA (Drehmomente Zündwinkel, Reduzierstufe und Drehzahl
intern), erzeugt interne Momentenbegren- ein theoretisch optimales indizierte Dreh-
zungen und -anforderungen (z.B. Drehzahl- moment des Motors. Mittels einer Wir-
begrenzung, Dämpfung von Ruckelschwin- kungsgradkette wird ein indiziertes tatsäch-
gungen). liches Ist-Drehmoment gebildet. Die Wir-
kungsgradkette beinhaltet drei verschiedene
Wirkungsgrade: den Ausblendwirkungsgrad
(proportional zu der Anzahl der befeuerten
236 Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen

Ausschnitt aus dem $trukturbild: Die Subsysteme Air Syslem und Fuel Syslem mit ihren Haupt/unktionen

n Engine
S CEM

TS
Torque
Structure AS
Air System

TCO"TCV

Zylinder), den Zündwinkelwirkungsgrad massenströmen werden die Druckverhält-


(ergibt sich aus der Verschiebung des Ist- nisse im Saugrohr modelliert (Saugrohr-
Zündwinkels vom optimalen Zündwinkel) druckmodell ).
und den Lambda-Wirkungsgrad (ergibt sich Die Air System lntake Manifold Control,
aus der Wirkungsgradkennlinie als Funktion AlC (Saugrohrsteuerung), berechnet die
des Luft -Kraftstoff-Verhältnis). Sollstellungen für die Saugrohr- und
Ladungsbewegungsklappe.
Air System (AS) Der Unterdruck im Saugrohr ermöglicht
Im Subsystem Air System (Luftsystem) wird die Abgasrückführung, die in der Air System
die für das umzusetzende Moment benötigte Exhaust Gas Recirculation, AEC (Abgasrück-
Füllung eingestellt. Darüber hinaus sind die führungssteuerung), berechnet und einge-
Abgasrückführung, Ladedruckregelung, stellt wird.
Saugrohrumschaltung, Ladungsbewegungs- Die Air System Valve Control, AVC (Ventil-
steuerung und Ventilsteuerung Teil des Luft- steuerung), berechnet die Sollwerte für die
systems. Einlass- und Auslassventilpositionen und
stellt oder regelt diese ein. Dadurch kann die
In der Air System Throttle Control, ATC Menge des intern zurückgeführten Restgases
(Drosselvorrichtungssteuerung), wird aus beeinflusst werden.
dem Soll-Luftmassenstrom die Sollposition Die Air System Boost Control, ABC (Lade-
für die Drosselklappe gebildet, die den in das drucksteuerung), übernimmt die Berech-
Saugrohr einströmenden Luftmassenstrom nung des Ladedrucks für Motoren mit Ab-
bestimmt. gasturboaufladung und stellt die Stellorgane
Die Air System Determination of Charge, für dieses System.
ADC (Luftfüllungsberechnung), ermittelt Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung
mithilfe der zur Verfügung stehenden Last- werden im unteren Lastbereich mit Schicht-
sensoren die aus Frischluft und Inertgas ladung ungedrosselt gefahren. Im Saugrohr
bestehende Zylinderfüllung. Aus den Luft- herrscht damit annähernd Umgebungs-
Motronic·Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen 237

druck. Der Air System Brake Booster, ABB sensors ausgleicht. Bei größeren Füllungen
(Bremskraftverstärkersteuerung), sorgt wird ein multiplikativer Korrekturfaktor er-
durch Anforderung einer Androsselung mittelt, der im Wesentlichen Steigungsfehler
dafür, dass im Bremskraftverstärker immer des HFM, Abweichungen des Raildruckreg-
ausreichend Unterdruck herrscht. lers (bei DI) und Kennlinien-Steigungsfehler
der Einspritzventile repräsentiert.
Fuel System (FS) Das Fuel Supply System, FSS (Kraftstoff-
Im Subsystem Fuel System (Kraftstoff- versorgungssystem), hat die Aufgabe, den
system) werden kurbelwellensynchron die Kraftstoff aus dem Kraftstoffbehälter in
Ausgabegrößen für die Einspritzung berech- der geforderten Menge und vorgegebenem
net, also der Zeitpunkt der Einspritzung(en) Druck in das Kraftstoffverteilerrohr zu för-
und die Menge des einzuspritzenden Kraft- dern. Der Druck kann bei bedarfsgesteuer-
stoffs. ten Systemen zwischen 200 und 600 kPa
geregelt werden, die Rückmeldung des Ist-
Die Fuel System Feed Forward Control, FFC Werts geschieht über einem Drucksensor.
(Kraftstoff-Vorsteuerung), berechnet die aus Bei der Benzin-Direkteinspritzung enthält
der Soll-Füllung, dem Lambda-Sollwert und das Kraftstoffversorgungssystem zusätzlich
additiven Korrekturen (z. B. übergangskom- einen Hochdruckkreis mit der Hochdruck-
pensation) bzw. multiplikativen Korrekturen pumpe HDP1 und Drucksteuerventil (DSV),
(z. B. Korrekturen für Start, Warmlauf und oder den bedarfsgesteuerten Hochdruck-
Wiedereinsetzen) die Kraftstoffmasse. Wei- pumpen HDP2 und HDP5 mit Mengensteu-
tere Korrekturen kommen von der Lambda- erventil (MSV). Damit kann im Hochdruck-
Regelung, der Tankentlüftung und der Ge- kreis der Druck abhängig vom Betriebspunkt
mischadaption. Bei DI-Systemen werden für variabel zwischen 3 und 11 MPa geregelt
die Betriebsarten spezifische Werte berech- werden. Die Sollwertvorgabe wird betriebs-
net (z. B. Einspritzung in den Ansaugtakt punktabhängig berechnet, der Ist-Druck
oder in den Verdichtungstakt, Mehrfachein- über einen Hochdrucksensor erfasst.
spritzung) . Die Fuel System Purge Control, FPC
Das Fuel System Injection Timing, FIT (Tankentlüftung), steuert während des
(Einspritzausgabe), berechnet die Einspritz- Motorbetriebs die Regeneration des im Tank
zeit und die Position der Einspritzung und verdampften und im Aktivkohlebehälter des
sorgt für die winkelsynchrone Ansteuerung Kraftstoffverdunstungs-Rückhaltesystems
der Einspritzventile. Die Einspritzzeit wird gesammelten Kraftstoffs. Basierend auf dem
auf der Basis der zuvor berechneten Kraft- ausgegebenen Tastverhältnis zur Ansteue-
stoffmasse und Zustandsgrößen (z. B. Saug- rung des Tankentlüftungsventils und den
rohrdruck, Batteriespannung, Raildruck, Druckverhältnissen wird ein Istwert für den
Brennraumdruck) berechnet. Gesamt-Massenstrom über das Ventil be-
Die Fuel System Mixture Adaptation, FMA rechnet, der in der Drosselvorrichtungs-
(Gemischadaption), verbessert die Vor- steuerung (ATC) berücksichtigt wird.
steuergenauigkeit des Lambda-Werts durch Ebenso wird ein Ist -Kraftstoffanteil ausge-
Adaption längerfristiger Abweichungen des rechnet, der von der Soll-Kraftstoffmasse
Lambda-Reglers vom Neutralwert. Bei subtrahiert wird.
kleinen Füllungen wird aus der Abweichung Die Fuel System Evaporation Leakage
des Lambda-Reglers ein additiver Korrek- Detection, FEL (Tankleckerkennung), prüft
turterm gebildet, der bei Systemen mit Heiß- die Dichtheit des Tanksystems gemäß der
film-Luftmassenmesser (HFM) in der Regel kalifornischen OBD lI-Gesetzgebung. Auf-
kleine Saugrohrleckagen widerspiegelt oder bau und Arbeitsweise dieser Diagnose sind
bei Systemen mit Saugrohrdrucksensor den im Kapitel "Diagnose/OBD-Funktionen"
Restgas- bzw. den Offset -Fehler des Druck- beschrieben.
238 Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen

Ignition System (lS)

-
Ausschnitt aus dem Strukturbild : Die Subsysteme Ignition System und
Im Subsystem 19nition System bhaust System mit ihren Hauptfunktionen
(Zündsystem) werden die
Ausgabegrößen für die Zün-
dung berechnet und die
Zündspulen angesteuert.

Die 19nition Control, lGC


(Zündung), ermittelt aus den
Betriebsbedingungen des
Motors und unter Berück-
sichtigung von Eingriffen aus
der Momentenstruktur den
aktuellen Soll-Zündwinkel
und erzeugt zum gewünsch-
ten Zeitpunkt einen Zünd-
funken an der Zündkerze. Der
resultierende Zündwinkel
wird aus dem Grundzünd-
winkel und betriebspunkt-
abhängigen Zündwinkelkor-
rekturen und Anforderungen
berechnet. Bei der Bestim-
mung des drehzahl- und lastabhängigen grundgeräusch des Motors für den klopf-
Grundzündwinkels wird - falls vorhanden - freien Betrieb dar. Aus dem Vergleich lässt
auch der Einfluss einer Nockenwellenverstel- sich ableiten, um wie viel lauter die aktuelle
lung, einer Ladungsbewegungsklappe, einer Verbrennung gegenüber dem Hintergrund-
Zylinderbankaufteilung sowie spezieller geräusch war. Ab einer bestimmten Schwelle
BDE-Betriebsarten berücksichtigt. Zur Be- wird auf Klopfen erkannt. Sowohl bei der
rechnung des frühest möglichen Zünd- Referenzpegelberechnung als auch bei der
winkels wird der Grundzündwinkel mit den Klopferkennung können geänderte Betriebs-
Verstellwinkeln für Motorwarmlauf, bedingungen (Motordrehzahl, Drehzahl-
Klopfregelung und - falls vorhanden - Ab- dynamik, Lastdynamik) berücksichtigt
gasrückführung korrigiert. Aus dem aktuel- werden.
len Zündwinkel und der notwendigen Lade- Die Klopfregelung gibt - für jeden einzel-
zeit der Zündspule wird der Einschaltzeit- nen Zylinder - einen Differenzzündwinkel
punkt der Zündungsendstufe berechnet und aus, der bei der Berechnung des aktuellen
entsprechend angesteuert. Zündwinkels berücksichtigt wird (Spätver-
Die 19nition System Knock Control, lKC stellung). Bei einer erkannten klopfenden
(Klopfregelung), betreibt den Motor wir- Verbrennung wird dieser Differenzzünd-
kungsgradoptimiert an der Klopfgrenze, winkel um einen applizierbaren Betrag ver-
verhindert aber motorschädigendes Klopfen. größert. Die Zündwinkel-Spätverstellung
Der Verbrennungsvorgang in allen Zylin- wird anschließend in kleinen Schritten
dern wird mittels Klopfsensoren überwacht. wieder zurückgenommen, wenn über einen
Das erfasste Körperschallsignal der Sensoren applizierbaren Zeitraum keine klopfende
wird mit einem Referenzpegel verglichen, Verbrennung auftritt_
der über einen Tiefpass zylinderselektiv aus Bei einem erkannten Fehler in der
den letzten Verbrennungen gebildet wird. Hardware wird eine Sicherheitsmaßnahme
Der Referenzpegel stellt damit das Hinter- aktiviert (Sicherheitsspätverstellung).
Mot,onic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen 239

Exhaust System (ES) Führungsregelung gestaltet sich jedoch


Das Subsystem Exhaust System (Abgas- systemabhängig unterschiedlich. Ein NOx-
system) greift in die Gemischbildung ein, Speicherkatalysator, der mit A = 1 betrieben
stellt damit das Lambda ein und steuert den wird, zeigt bei einem bestimmten Sauer-
Füllzustand der Katalysatoren. stoffspeicherinhalt ein optimales Kon-
vertierungsverhalten. Die Führungsregelung
Die Hauptaufgaben der Exhaust System stellt diesen Füllzustand ein. Abweichungen
Description and Modelling, EDM (Beschrei- werden durch Korrekturanteile kompen-
bung und Modellierung des Abgassystems), siert.
sind die Modellierung physikalischer Exhaust System NOx Main Catalyst,
Größen im Abgastrakt, die Signalauswer- ENM (Steuerung und Regelung des NOx-
tung und Diagnose der Abgastemperatur- Speicherkatalysators), hat die Aufgabe, bei
sensoren (sofern vorhanden) und die Bereit- magerem Motorbetrieb insbesondere die
stellung von Kenngrößen des Abgassystems NOx-Emissionsvorgaben durch eine an die
für die Testerausgabe. Die physikalischen Erfordernisse des NOx-Speicherkatalysators
Größen, die modelliert werden, sind Tempe- angepasste Regelung des Gemischs einzu-
ratur (z. B. für Bauteileschutz), Druck halten.
(primär für Restgaserfassung) und Massen- In Abhängigkeit vom Zustand des Kataly-
strom (für Lambda-Regelung und Kata- sators wird die NOx-Einspeicherphase been-
lysatordiagnose). Daneben wird das Abgas- det und in einen Motorbetrieb übergegan-
Lambda bestimmt (für NOx-Speicherkat- gen (A < 1), der den NOx-Speicher leert
Steuerung und -Diagnose). und die gespeicherten NOx-Emissionen zu
Das Ziel der Exhaust System Air Fuel N 2 umsetzt. Die Regenerierung des NOx-
Contro~ EAF (Lambda-Regelung), mit der Speicherkatalysators wird in Abhängigkeit
Sonde vor dem Front-Katalysator ist, das vom Sprungsignal der Sonde hinter dem
Lambda auf einen vorgegebenen Sollwert zu NOx-Speicherkatalysator beendet. Bei Syste-
regeln, um Schadstoffe zu minimieren, men mit NOx-Speicherkatalysator sorgt das
Drehmomentschwankungen zu vermeiden Umschalten in einen speziellen Modus für
und von der Magerlaufgrenze wegzubleiben. die Entschwefelung des Katalysators.
Die Eingangssignale aus der Lambda-Rege- Exhaust System Control ofTemperature,
lung hinter Hauptkatalysator erlauben eine ECT (Abgastemperaturregelung), steuert die
weitere Minimierung der Emissionen. Temperatur des Abgasstrangs mit dem Ziel,
Die Hauptfunktion Exhaust System Three- das Autheizen der Katalysatoren nach
Way Front Catalyst, ETF (Steuerung und Motorstart zu beschleunigen (Kat-Heizen),
Regelung des Dreiwege-Frontkatalysators), das Auskühlen der Katalysatoren im Betrieb
verwendet die Lambda-Sonde hinter dem zu verhindern (Kat-Warmhalten), den NOx-
Frontkatalysator (sofern vorhanden). Deren Speicherkatalysators für die Entschwefelung
Signal ist ein Maß für den Sauerstoffgehalt aufzuheizen und eine thermische Schädi-
im Abgas und dient als Grundlage für gung der Komponenten im Abgassystem
Führungsregelung und Katalysatordiagnose. (Bauteileschutz) zu verhindern. Aus dem für
Diese Führungsregelung kann die Gemisch- die Temperaturerhöhung erforderlichen
regelung wesentlich verbessern und damit Wärmestrom wird eine Drehmomentreserve
ein bestmögliches Konvertierungsverhalten für das Subsystem TS (Torque Structure) be-
des Katalysators ermöglichen. stimmt. Die Temperaturerhöhung wird
Die Hauptfunktion Exhaust System Three- dann z. B. durch eine Verstellung des Zünd-
Way Main Catalyst, ETM (Steuerung und winkels in Richtung "Spät" vorgenommen.
Regelung des Dreiwege-Hauptkatalysators), Im Leerlauf kann der Wärmestrom auch
arbeitet im Wesentlichen gleich wie die durch eine Anhebung der Leerlaufdrehzahl
zuvor beschriebene Hauptfunktion ETF. Die erhöht werden.
240 Motronic·Systeme Subsysteme und Haupt/unktionen

Operating Oata (00) die Erfassung, Aufbereitung und Diagnose


Im Subsystem Operating Data (Betriebs- des Fahrgeschwindigkeitsignals zuständig.
daten) werden alle für den Motorbetrieb Diese Größe wird u. a. für die Fahrgeschwin-
wichtigen Betriebsparameter erfasst, plausi- digkeitsregelung (FGR), die Geschwindig-
bilisiert und gegebenenfalls Ersatzwerte keitsbegrenzung (vmaJJ und beim Hand-
bereitgestellt. schalter für die Gangerkennung benötigt. Je
nach Konfiguration besteht die Möglichkeit,
Das Operating Data Engine Position Manage- die vom Kombiinstrument oder vom
ment, OEP (Winkel- und Drehzahlerfas- ABS/ESP-Steuergerät über CAN gelieferten
sung), berechnet aus den aufbereiteten Ein- Größen zu verwenden.
gangssignalen des Kurbelwellen- und
Nockenwellensensors die Position der Kur- Communication (CO)
bel- und Nockenwelle. Aus diesen Informa- Im Subsystem Communication werden
tionen wird die Motordrehzahl berechnet. sämtliche Motronic-Hauptfunktionen zu-
Aufgrund der Bezugsmarke auf dem Kurbel- sammengefasst, die mit anderen Systemen
wellengeberrad (zwei fehlende Zähne) und kommunizieren.
der Charakteristik des Nockenwellensignals
erfolgt die Synchronisation zwischen der Das Communication User Interface, COU
Motorposition und dem Steuergerät sowie (Kommunikationsschnittstelle ), stellt die
die Überwachung der Synchronisation im Verbindung mit Diagnose- (z. B. Motor-
laufenden Betrieb. tester) und Applikationsgeräten her. Die
Zur Optimierung der Startzeit wird das Kommunikation erfolgt über die K-Leitung,
Muster des Nockenwellensignals und die aber auch die CAN-Schnittstel1e kann für
Motorabstellposition ausgewertet. Dadurch diese Zwecke eingesetzt werden. Für die ver-
ist eine schnelle Synchronisation möglich. schiedenen Anwendungen stehen unter-
Das Operating Data Temperature Measure- schiedliche Kommunikationsprotokolle zur
ment, OTM (Temperaturerfassung), ver- Verfügung (z. B. KWP2000, McMess).
arbeitet die von Temperatursensoren zur Das Communication Vehicle Interface,
Verfügung gestellten Messsignale, führt eine COV (Datenbuskommunikation), stellt die
Plausibilisierung durch und stellt im Fehler- Kommunikation mit anderen Steuergeräten,
fall Ersatzwerte bereit. Neben der Motor- Sensoren und Aktoren sicher.
und Ansauglufttemperatur werden optional Communication Security Access, COS, baut
auch die Umgebungstemperatur und die die Kommunikation mit der Wegfahrsperre
Motoröltemperatur erfasst. Mit anschließen- auf und ermöglicht - optional- die Zu-
der Kennlinienumrechnung wird den einge- griffssteuerung für eine Umprogrammie-
lesenen Spannungswerten ein Temperatur- rung des Flash-EPROM.
rnesswert zugewiesen.
Operating Data Battery Voltage, OBV Accessory Control (AC)
(Batteriespannungserfassung), ist für die Be- Das Subsystem Accessory Control steuert die
reitstellung der Versorgungsspannungssig- Nebenaggregate.
nale und deren Diagnose zuständig. Die Er-
fassung des Rohsignals erfolgt über Klemme Accessory ControlAir Condition, ACA (Klima-
15 und gegebenenfalls über das Hauptrelais. steuerung) , regelt die Ansteuerung des
Misfire Detection Irregular Running, OMI Klimakompressors und wertet das Signal des
(Aussetzererkennung), überwacht den Drucksensors in der Klimaanlage aus. Der
Motor auf Zünd- und Verbrennungsaus- Klimakompressor wird eingeschaltet, wenn
setzer (siehe Kapitel "Diagnose/OBD- z. B. über einen Schalter eine Anforderung
Funktionen"). vom Fahrer oder vom Klimasteuergerät vor-
Operating Data Vehicle Speed, OVS, ist für liegt. Dieses meldet der Motronic, dass der
Motronic·Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen 241

Klimakompressor eingeschaltet werden soll. ner und Überwachungsmodul beitragen


Kurze Zeit danach wird er eingeschaltet. Im oder diese ausführen. Funktionsrechner und
Leerlaufhat die Motorsteuerung genügend Überwachungsmodul sind Bestandteil des
Zeit, um eine Momentenreserve aufzubauen. Steuergeräts. Ihre gegenseitige überwachung
Verschiedene Bedingungen führen zum erfolgt durch eine ständige Frage-und-Ant-
Ausschalten der Klimaanlage (z. B. kritischer wort-Kommunikation.
Druck in der Klimaanlage, Fehler am Druck- Im Microcontroller Monitoring, MOC
sensor, niedrige Umgebungstemperatur ). (Rechnerüberwachung), sind alle über-
Accessory Control Fan Control, ACF wachungsfunktionen zusammengefasst, die
(Lüftersteuerung), steuert den Lüfter be- einen Defekt oder eine Fehlfunktion des
darfsgerecht an und erkennt Fehler am Rechnerkerns mit Peripherie erkennen
Lüfter und an der Ansteuerung. Wenn der können. Beispiele hierfür sind:
Motor nicht läuft, kann es bei Bedarf Lüfter- • Analog-Digital-Wandler-Test,
nachlauf geben. • Speichertest für RAM und ROM,
Das Accessory Control Thermal Manage- • Programmablaufkontrolle,
ment, ACT (Thermomanagement), regelt • Befehlstest.
die Motortemperatur in Abhängigkeit des
Betriebszustands des Motors. Die Soll- Extended Monitoring, MOX, beinhaltet
Motortemperatur wird in Abhängigkeit der Funktionen zur erweiterten Funktionsüber-
Motorleistung, der Fahrgeschwindigkeit, des wachung. Diese legen das maximale Dreh-
Betriebszustands des Motors und der Umge- moment fest, das der Motor plausiblerweise
bungstemperatur ermittelt, damit der Motor abgeben kann.
schneller seine Betriebstemperatur erreicht
und dann ausreichend gekühlt wird. In Ab- Oiagnostic System (OS)
hängigkeit des Sollwerts wird der Kühlmittel- Die Komponenten- sowie System-Diagnose
volumenstrom durch den Kühler berechnet wird in den Hauptfunktionen der Sub-
und der Kennfeldthermostat angesteuert. systeme durchgeführt. Das Diagnostic System
Die Accessory Control Electrical Machines, (Diagnosesystem) übernimmt die Koordi-
ACE, ist für die Ansteuerung der elektrischen nation der verschiedenen Diagnose-
Aggregate (Starter, Generator) zuständig. ergebnisse.
Aufgabe der Accessory Control Steering, Aufgabe des Diagnostic System Manager
ACS, ist die Ansteuerung der Lenkhilfe- (DSM) ist es,
pumpe. • die Fehler zusammen mit den Umwelt-
bedingungen zu speichern,
Monitoring (MO) • die MI-Lampe anzusteuern,
Das Function Monitoring, MOF (Funktions- • die Testerkommunikation aufzubauen,
überwachung), überwacht alle drehmo- • den Ablauf der verschiedenen Diagnose-
ment - und drehzahlbestimmenden Ele- funktionen zu koordinieren (Prioritäten
mente der Motronic. Zentraler Bestandteil und Sperrbedingungen beachten) und
ist der Momentenvergleich, der das aus dem den Fehler zu bestätigen.
Fahrerwunsch errechnete zulässige Moment
mit dem aus den Motorgrößen berechneten
Ist-Moment vergleicht. Bei zu großem Ist-
Moment wird durch geeignete Maßnahmen
ein beherrschbarer Zustand sichergestellt.
Im Monitoring Module, MOM (über-
wachungsmodul), sind alle Überwachungs-
funktionen zusammengefasst, die zur gegen-
seitigen überwachung von Funktionsrech-
242 Sensoren Einsatz im Kraftfahrzeug

Sensoren

Sensoren erfassen Betriebszustände (z. B. Sensoren werden immer kleiner. Dabei sol-
Motordrehzahl) und Sollwerte (z. B. Fahr- len sie auch schneller und genauer werden,
pedalsteIlung). Sie wandeln physikalische da ihre Ausgangssignale direkt auf Leistung
Größen (z. B. Druck) oder chemische und Drehmoment des Motors, auf die Emis-
Größen (z. B. Abgaskonzentration) in elek- sionen, das Fahrverhalten und die Sicherheit
trische Signale um. des Fahrzeugs Einfluss nehmen. Durch die
Mechatronik ist dies möglich.

Einsatz im Kraftfahrzeug Signalautbereitung, Analog-Digital-Wand-


lung, Selbstkalibrierungsfunktionen und
Sensoren und Aktoren bilden die Schnitt- zukünftig ein kleiner Mikrocomputer für
stelle zwischen dem Fahrzeug mit seinen weitere Signalverarbeitungen können je
komplexen Antriebs-, Brems,- Fahrwerk- nach Integrationsstufe bereits im Sensor
und Karosseriefunktionen und den elektro- integriert sein (Bild 1). Dies hat folgende
nischen Steuergeräten als Verarbeitungsein- Vorteile:
heiten (z. B. Motorsteuerung, ESP, Klima- • im Steuergerät ist weniger Rechenleistung
steuerung). In der Regel bereitet eine erforderlich,
Anpassschaltung im Sensor die Signale auf, • eine einheitliche, flexible und busfähige
damit sie vom Steuergerät eingelesen werden Schnittstelle für alle Sensoren,
können. • direkte Mehrfachnutzung eines Sensors
über den Datenbus,
Das Gebiet der Mechatronik, bei dem me- • Erfassung kleinerer Messeffekte und
chanische, elektronische und datenverarbei- • einfacher Abgleich des Sensors.
tende Komponenten eng verknüpft zusam-
menarbeiten, gewinnt auch bei den Senso-
ren immer mehr an Bedeutung. Sie werden
in Modulen integriert (z. B. Kurbelwellen-
Dichtmodul mit Drehzahlsensor).

Inlegrationsslufen von Sensoren

SensorIen) Steuergerät

Konventionell ~----------~------~~~~r---I SA ~ SG I

Bild 1 1. lntegratlonsstufe
SE Sensor(en)
SA analoge Signal'
aufbere1lung
AID Analog·Q'gital·
2. lntegrationsstufe SE I 1Xl"'- -1..t"'="-l.~":;""---+---1
SA
........._ _--.J
Wandler
SG digitales Steuer·
gerät 3. Integrationsstufe
Me Mikrocomputer
(Auswerte·
elektronik)
Sensoren Temperatursensoren 243

Temperatursensoren Abgastemperatu rsensor


Dieser Sensor wird an temperaturkritischen
Anwendung Stellen im Abgassystem montiert. Er wird
Morortcmpcratursensor für die Regelung der Systeme zur Abgas-
Dieser Sensor ist im Kühlmittelkreislauf ein- nachbehandlung eingesetzt. Der Messwider-
gebaut (Bild 1), um für die Motorsteuerung stand besteht meist aus Platin (Messbereich
von der Kühlmitteltemperatur auf die -40 ... + 1000°C).
Motortemperatur schließen zu können
(Messbereich - 40 ... + 130°C). Aufbau und Arbeitsweise
Temperatursensoren werden je nach An-
Llifttcmpcratll rscnsor wendungsgebiet in unterschiedlichen Bau-
Dieser Sensor im Ansaugtrakt erfasst die formen angeboten. In einem Gehäuse ist ein
Ansauglufttemperatur, mit der sich in Ver- temperaturabhängiger Messwiderstand
bindung mit einem Ladedrucksensor die aus Halbleitermaterial eingebaut. Dieser hat
angesaugte Luftmasse berechnen lässt. üblicherweise einen negativen Temperatur-
Außerdem können Sollwerte für Regelkreise koeffizienten (NTC, Negative Temperature
(z. B. Abgasrückführung, Ladedruckrege- Coefficient, Bild 2), seltener einen positiven
lung) an die Lufttemperatur angepasst Temperaturkoeffizienten (PTC, Positive
werden (Messbereich -40 ... +l20°C). Temperature Coefficient), d. h. sein Wider-
stand verringert bzw. erhöht sich drastisch
Motoröltcmpcratllr ensor bei steigender Temperatur.
Das Signal des Motoröltemperatursensors
wird bei der Berechnung des Service- Der Messwiderstand ist Teil einer Span-
intervalls verwendet (Messbereich -40 ... nungsteilerschaltung, die mit 5 V versorgt
+170°C). wird. Die am Messwiderstand gemessene
Spannung ist somit temperaturabhängig. Sie
Kraft tofftemperatu r ensor wird über einen Analog-Digital-Wandler
Er ist im Dieselkraftstoff-Niederdruckteil eingelesen und ist ein Maß für die Tempera-
eingebaut. Mit der Kraftstofftemperatur tur am Sensor. Im Motorsteuergerät ist eine
kann die eingespritzte Kraftstoffrnenge Kennlinie gespeichert, die jedem Widerstand
genau berechnet werden (Messbereich bzw. Wert der Ausgangspannung eine ent-
-40 ... +120°C). sprechende Temperatur zuweist.

KOhlmil1e1temperatu rsensor Kennlinie eines NTC·Temperalursensors

2 3 4 5 6 n,---------------------,
--~--+----
:: ::=t: : =
- - - --
-:-L-:-:-:-

Sild 1
Elektrischer
Anschluss
:-:-:-:-:~ 2 Gehäuse
---------~ 3 Oich tnng
- - - - -----"0-
- - - -
==- :-:-:-:-3:
- - - --
~
o 40 80 120 C 4
5
Einschraubgewinde
Messwidersland
1ern --------~
Temperalur
6 Kühlmittel
244 Sensoren Motordrehzahlsensoren

Motordrehzahlsensoren nale sinusähnliche Ausgangsspannung


(Bild 2) . Die Amplitude der Wechselspan-
Anwendung nung wächst mit steigender Drehzahl stark
Motordrehzahlsensoren, auch Drehzahlge- an (wenige m Y. .. >100 V). Eine ausreichende
ber genannt, werden in Motronic-Systemen Amplitude ist ab einer Mindestdrehzahl
eingesetzt zum von ca. 30 Umdrehungen pro Minute vor-
• Messen der Motordrehzahl und handen .
• Ermitteln der KurbelwellensteIlung
(Stellung der Motorkolben) . Die Anzahl der Zähne des Impulsrads hängt
vom Anwendungsfall ab. Bei Motronic-
Die Drehzahl wird über den Zeitabstand der Systemen kommen Impulsräder mit 60er-
Signale des Drehzahlsensors berechnet. Teilung zum Einsatz, wobei zwei Zähne aus-
gelassen sind (7). Das Impulsrad hat somit
Induktive Drehzahlsensoren 60 - 2 = 58 Zähne. Die Lücke bei den fehlen-
Aufbau und Arbeitsweise den Zähnen stellt eine Bezugsmarke dar und
Der Sensor ist - durch einen Luftspalt ist einer definierten KurbelwellensteIlung
getrennt - direkt gegenüber einem ferro- zugeordnet. Sie dient zur Synchronisation
magnetischen Impulsrad montiert (Bild 1, des Steuergeräts.
Pos. 7). Er enthält einen Weicheisenkern Zahn- und Polgeometrie müssen anein-
(Polstift, Pos. 4), der von einer Wicklung (5) ander angepasst sein. Eine Auswerteschal-
umgeben ist. Der Polstift ist mit einem tung im Steuergerät formt die sinusähnliche
Dauermagneten (1) verbunden. Das Mag- Spannung mit stark unterschiedlicher
netfeld erstreckt sich über den Polstift bis Amplitude in eine Rechteckspannung mit
hinein in das Impulsrad. Der magnetische konstanter Amplitude um. Dieses Signal
Fluss durch die Spule hängt davon ab, ob wird im Mikrocontroller des Steuergeräts
dem Sensor eine Lücke oder ein Zahn des ausgewertet.
Impulsrads gegenübersteht. Ein Zahn bün-
delt den Streufluss des Magneten. Es kommt Aktive Drehzahlsensoren
zu einer Verstärkung des Nutzflusses durch Aktive Drehzahlsensoren arbeiten nach dem
die Spule. Eine Lücke dagegen schwächt den magnetostatischen Prinzip. Die Amplitude
Magnetfluss. Diese Magnetflussänderungen des Ausgangssignal ist nicht von der Dreh-
induzieren beim Drehen des Impulsrads in zahl abhängig. Damit ist eine Drehzahl-
der Spule eine zur Änderungsgeschwindig- erfassung auch bei sehr kleinen Drehzahlen
keit und damit Motordrehzahl proportio- möglich (quasistatische Drehzahlerfassung).

Bild 1

2
3
Dauermagnet
Sensorgehäuse
Motorgohäusc
Indukliver Motordrehzahlsensor (Aufbau)

2 3
2cm
... Signal des induktiven Motordrehzahlsensors

4 Polsl ift
5 Wicklung
6 Luftspali
7 Impulsrad
mit B ezugsmarke

3
Bild 2 2
Zah n
'2 Zahnlücke
Zen _
3 Bezugsmarke
Sensoren Motordrehzahlsensoren 245

Diffcre llzial-Hall -Sensor • Reduzierung magnetischer Störsignale


An einem stromdurchflossenes Plättchen, und
das senkrecht von einer magnetischen In- • ein verbessertes Signal-/Rauschverhältnis
duktion B durchsetzt wird, kann quer zur erreicht.
Stromrichtung eine zum Magnetfeld pro-
portionale Spannung UH (Hall-Spannung) Die Flanken des Sensorsignals können
abgegriffen werden (Bild 3). Beim Differen- ohne Digitalisierung direkt im Steuergerät
zial-Hall-Sensor wird das Magnetfeld von verarbeitet werden.
einem Permanentmagneten erzeugt (Bild 4, Anstelle des ferromagnetischen Impuls-
Pos. 1). Zwischen dem Magneten und dem rads werden auch Multipolräder eingesetzt.
Impulsrad (4) befinden sich zwei Hall- Hier ist auf einem nichtmagnetisch metalli-
Sensorelemente (2 und 3). Der magnetische schen Träger ein magnetisierbarer Kunststoff
Fluss, von dem diese durchsetzt werden, aufgebracht und wechselweise magnetisiert.
Bi ld 3
hängt davon ab, ob dem Drehzahlsensor ein Diese Nord- und Südpole übernehmen die Plällchenstrom
Zahn oder eine Lücke gegenübersteht. Mit Funktion der Zähne des Impulsrads. IH Hall-Strom
Differenzbildung der Signale aus beiden Iv Versorgungsstrom
Sensoren wird eine AMR-Sensoren UH Hall·Spannung
Der elektrische Widerstand von magneto- UR Längsspannung

resistiven Material (AMR, Anisotrop Mag- n magnetische


Indukuon:
Hall·Sensorelement (Hall·Schranke) neto Resistive) ist anisotrop. Das heißt, er
" Ablenkung der
hängt von der Richtung des ihm ausgesetz- Elektronen durch
+ß ten Magnetfelds ab. Diese Eigenschaft wird das Magnetfeld
im AMR-Sensor ausgenutzt. Der Sensor sitzt
zwischen einem Magneten und dem Impuls-
rad. Die Feldlinien ändern ihre Richtung, Bild 4

wenn sich das Impulsrad dreht (Bild 5). a Anordnung


b Signal des Hall·
Daraus ergibt sich eine sinusfärmige Span-
Sensors
nung, die in einer Auswerteschaltung im - große Amplitude
Sensor verstärkt und in ein Rechtecksignal bei kleinem Luft-
umgewandelt wird. spalt
- kleIne Amplitude
bel großem Luft-
spall
c Ausgangssignal
Prinzip des Differenzial-Hall-Sensors Prinzip der Drehzahlerfassung mit dem AMR-Sensor

t Magnet
a 1 23
2 Hall -Sensor 1
3 Hall ·Sensor 2
4 Impulsrad

Bild 5
a Anordnung zu
verschiedenen
Zeitpunkten
b Signal des AM R·
c Sensors

i
c Ausgangssignal

tL - - - - - -' -z-e-it- - - - - '' -- - " ~ tlmpulsrad


~
2 Sensorelement
3 Magnet
246 Sensoren Hall-Phasensensoren

Hall-Phasensensoren im Ausstoßtakt befindet. Der Phasensensor


an der Nockenwelle (auch Phasengeber ge-
Anwendung nannt) gibt diese Information an das Steuer-
Die Nockenwelle ist gegenüber der Kurbel- gerät. Sie wird benötigt z. B. für Zündan-
welle um 1:2 untersetzt. Ihre Stellung zeigt lagen mit Einzelfunken-Zündspulen und für
an, ob sich ein zum oberen Totpunkt bewe- die sequenzielle Einspritzung (SEFI).
gender Motorkolben im Verdichtungs- oder
Aufbau und Arbeitsweise
HaU·Stabsensor (Aufbau) l-lall-StabsC llsorcll
Hall-Stabsensoren (Bild la) nutzen den
Hall-Effekt: Mit der Nockenwelle rotiert ein
Rotor (Pos. 7, Impulsrad mit Zähnen bzw.
2 Segmenten oder Lochblende) aus ferroma-
gnetischem Material. Der Hall-IC (6) befin-
Bild 1 3 det sich zwischen Rotor und einem Dauer-
a Positionierung von 4 magneten (5), der ein Magnetfeld senkrecht
Sensor und Einspup 5 zum Hall-Element liefert.
Impulsrad 6 Passiert nun ein Zahn (Z) das strom-
bAusgangssignal· durchflossene Sensorelement (Halbleiter-
verlauf U,.,
7 plättchen) des Stabsensors, verändert er die
1 Elcklrischer
Feldstärke des Magnetfelds senkrecht zum
Anschluss (Stecker) Hall-Element. Dadurch entsteht ein Span-
2 Sensorgehäuse b nungssignal (Hall-Spannung), das unabhän-
3 Motorgehäuse gig von der Relativgeschwindigkeit zwischen
4 Dichtring dem Sensor und dem Impulsrad ist. Die
5 Dauermagnel integrierte Auswerteelektronik im Hall-IC
6 Hall·IC
7 Impulsrad mit
Drehwinkel q> des Sensors bereitet das Signal auf und gibt
Zahn/Segment (Z) es als Rechtecksignal aus (Bild Ib).
und Lücke (L)
" Luftspalt Generationen von Nockenwellensensoren
f' Drehwinkel
PG ·l PG ·3·3 PG ·3·5 PG ·3·8
TIM nein nein ja ja
TPO nein ja nein ja
Bild 2
TIM ;;;; twist intensive Genauigkeit gering mittel hoch
mountlOg (d, h., der
Sensor kann beliebig
um die Sensorachse
gcdrchl werden, ohne
Genauigkeil zu verlieren.
WiChtig für Mlnlmterung
der Variantenv,elfal!).
TPO - true power on
(d, h.. der Sensor
erkennt direkt beim
Einschalten, ob er vor
emem Zahn oder emer
Lücke stehl. WIchtig für o
'"
I
kurze Synchronisier' PG -l PG -3-3 PG·3·5 PG -3-8
zelten zwischen Kurbel ·
::>

=
wellen und Nocken-
wellcns'gnal).
Miniaturen 247

'$MIII;;,4
Die Mikromechanik macht es möglich, tionen der Sensoren auf einem Chip oder auf
Sensorlunktionen aul kleinstem Raum aus- andere Weise integriert werden .
zuführen. Die typischen mechanischen
Dimensionen bewegen sich bis in den Bereich 1994 ging ein Ansaugdrucksensor zur Last·
von Mikrometern. Speziell Silizium mit seinen erfassung Im Kfz als erstes Produkt mit einer
besonderen Eigenschaften hat sich dabei als mikromechanischen Messzelle von Bosch in
geeignetes Material zum Herstellen der sehr Serie. Neuere Beispiele fUr die Miniaturisie·
kleinen, oft fi ligranen mechan ischen Strukturen rung sind mikromechanische Beschleuni·
herausgestellt. Seine Elastizität, kombiniert mit gungs- und Drehratesensoren in Fahrsicher-
seinen elektrischen Eigenschaften, isl nahezu heitssystemen für den Insassenschutz und die
ideal für die Herstellung von Sensoren. Mit ab· Fahrdynamikregelung. Die unten stehenden
gewandelten Prozessen der Halbleitertechnik Abbildungen veranschaulichen sehr gut die
können mechanische und elektronische Funk- minimalen Größenverhältnisse.

Mikromechanischer Beschleunigungssensor

Schaltung Kammstruktur im Vergleich zu einem Insekt

I
Bonddrähte Sensor-Chip Aufhängefeder Seismische Masse mit
beweglichen ~'ektroden
Auswerte-
Schaltung

200~m Feste Elektroden

Mikromechanische Drehratesensoren

DRS-MM 1 Fahrdynamikregelung DRS-MM2 Überrollsensierung, Navigation


248 Sensoren HeiBfilm~Luftmassenmesser

Hei ßfi Im- Luftmassenmesser Das Messrohr beinhaltet normalerweise


einen Strömungsgleichrichter, der für eine
gleichmäßige Strömung im Messrohr sorgt.
Anwendung Als Strömungsgleichrichter dient entweder
Eine genaue Vorsteuerung des Luft-Kraft- eine Kombination aus einem Kunststoffgitter
stoff-Verhältnisses setzt voraus, dass die im mit Richtwirkung und einem Drahtgitter,
jeweiligen Betriebszustand zugeführte Luft- oder das Drahtgitter alleine (Bild 3, Pos. 8).
masse präzise bestimmt wird. Zu diesem Das Messrohr ist hinter dem Luftfilter im
Zweck misst der Heißfilm-Luftmassenmes- Ansaugtrakt eingebaut. Es gibt auch Steck-
ser einen Teilstrom des tatsächlich angesaug- sensoren, die im Luftfilter montiert sind.
ten Luftmassenstroms. Er berücksichtigt
auch die durch das Öffnen und Schließen Wesentliche Bestandteile des Sensors sind
der Ein- und Auslassventile hervorgerufenen eine vom Messteilstrom der Luft im Einlass
Pulsationen und Rückströmungen. Ände- (Bild 1, Pos. 8) angeströmte Messzelle (4) so-
rungen der Ansauglufttemperatur oder des wie eine integrierte Auswerteelektronik (3).
Luftdrucks haben keinen Einfluss auf die Die Sensormesszelle besteht aus einem
Messgenauigkeit. Halbleitersubstrat. Die sensitive Fläche wird
durch eine Membran gebildet, die durch
Aufbau des HFM5 mikromechanische Verfahren hergestellt
Der Heißfilm-Luftmassenmesser HFM5 ragt wird. Auf dieser Membran sind temperatur-
mit seinem Gehäuse (Bild 1, Pos. 5) in ein empfindliche Widerstände aufgebracht. Die
Messrohr (2), das je nach der für den Motor Elemente der Auswerteelektronik (Hybrid-
benötigten Luftmasse (370 ... 970 kg/h) schaltung) sind auf ein Keramiksubstrat auf-
unterschiedliche Durchmesser haben kann. gebracht. Dadurch ist eine sehr kleine Bau-
weise möglich. Die Auswerteelektronik ist
wiederum über elektrische Anschlüsse (1)
Heißfilm·Luhmassenmesser HFM5 (Schema) mit dem Steuergerät verbunden.
Der Teilstrom-Messkanal (6) ist so ge-
formt, dass die Luft ohne Verwirbelung an
der Sensormesszelle vorbei und über den
Auslass (7) in das Messrohr zurückfließen
kann. Die Länge und Lage von Ein- und
Auslass des Teilstrom-Messkanals sind so
gewählt, dass sich auch bei stark pulsieren-
den Strömungen ein gutes Sensorverhalten
Bild 1 ergibt.
1 Elektnsche
Anschlüsse
Arbeitsweise
(Stecker) 3
2 Messrohr· oder
Der Heißfilm-Luftmassenmesser HFM5 ist
LuHhltergehäuse· ein thermischer Sensor. Er arbeitet nach
wand folgendem Prinzip: Auf der Sensormesszelle
3 Auswerleelektronik 4 (Bild 3, Pos. 3) beheizt ein zentral angeord-
(Hybrid schaltung) neter Heizwiderstand die Sensormembran
4 Sensormesszelle
5 (5) und hält sie auf einer konstanten Tempe-
5 Sensorgehäuse

-
6 Te,lst rom·Messkanal
ratur. Außerhalb dieser geregelten Heizzone
7 Auslass Messteil· 6 (4) fällt die Temperatur auf beiden Seiten
st rom (iM ab.
8 Einlass Messte,l· t ern Zwei symmetrisch zum Heizwiderstand
st romQ" stromauf- und stromabwärts auf der Mem-
Sensoren Heißfilm-Luftmassenmesser 249

bran aufgebrachte temperaturabhängige Eine Kontamination der Sensormembran


Widerstände (Messpunkte MI, M2) erfassen mit Staub, Schmutzwasser oder Öl führt zu
die Temperaturverteilung auf der Membran. Fehlanzeigen der Luftmasse. Um die Robust-
Ohne Luftanströmung ist das Temperatur- heit des HFMS zu steigern, wurde eine
profil (1) auf beiden Seiten gleich (Tl = T2 ). Schutzvorrichtung entwickelt, die mithilfe
Strömt Luft über die Sensormesszelle, än- eines Abweisgitters Schmutzwasser und
dert sich das gleichmäßige Temperaturprofil
auf der Membran (2). Auf der Ansaugseite HeiBfilm·Luftmassenmesser (Kennlinie)

ist der Temperaturverlauf steiler, da die vor-


beiströmende Luft diesen Bereich abkühlt. v,-,------------------,
Auf der gegenüberliegenden Seite ändert
sich der Temperaturverlauf nur wenig, weil 4
die vorbeiströmende Luft vom Heizelement
erwärmt wurde. Die Änderung der Tempe- ""cc
"
c
3
raturverteilung führt zu einer Temperatur- ~
differenz (L1 T) zwischen den Messpunkten
'"""'"c 2
MI undM2.
Die an die Luft abgegebene Wärme und ~
«" 1
damit der Temperaturverlauf an der Sensor-
messzelle hängt von der vorbeiströmenden O~~ ________________- J
Luftmasse ab. Die Temperaturdifferenz ist -100 0 200 400 600 kg/h ~
(unabhängig von der absoluten Temperatur
Rück· Vorwärts·
Luftmassenstrom Ci .,
der vorbeiströmenden Luft) ein Maß für die strömung strömung
~
::!'
Masse des Luftstroms. Sie ist zudem rich- ~

CI
tungsabhängig, sodass der Luftmassenmes-
ser sowohl den Betrag als auch die Richtung
eines Luftmassenstromes erfassen kann. HeiBfilm·luftmassenmesser (Me•• prinzip)
Auf Grund der sehr dünnen mikromechani-
schen Membran reagiert der Sensor sehr T
schnell auf Veränderungen « ISms). Dies ist
besonders bei stark pulsierenden Luftströ-
mungen wichtig.
Die im Sensor integrierte Auswerteelekt-
ronik wandelt die Widerstandsdifferenz an Bi ld 3
den Messpunkten MI und M2 in ein analo- 1 Temperaturprofol
ges Spannungssignal zwischen 0 V und 5 V o hne Anslrömu ng
um. Mithilfe der im Motorsteuergerät ge- 2 Temperaturprofol mll
Anströmung
speicherten Sensorkennlinie (Bild 2) wird
3 Sensormesszelle
die gemessene Spannung in einen Wert für 4 Heizzone
den Luftmassenstrom umgerechnet (kg/h). 5 Sensormembran
Die Kennliniencharakteristik ist so gestal- 6 Messrohr mll Lull-
tet, dass die integrierte Diagnose im Steuer- massenmesser

gerät Störungen wie z. B. eine Leitungsunter- 7 Ansauglullslrom


8 Drahlgliler
brechung erkennen kann. Im Heißfilm-Luft-
Mo. M. Messpunkte
massenmesser HFMS kann ein zusätzlicher r .. T, Temperaturwerte
Temperatursensor für die Auswertung inte- an den
griert sein. Für die Bestimmung der Luft- M esspunklen M ,
masse ist er nicht erforderlich. und M:;!
•.:11 Tomperatu rdlfferenz
250 Sensoren Heißfilm-Luftmassenmesser

Staub vom Sensorelement fern hält (HFM5- Die Messung der Ansauglufttemperatur
CI; mit C-förmigem Bypass und Innenrohr erfolgt über einen temperaturabhängigen
(I), das zusammen mit dem Abweisgitter für Widerstand, der im Regelkreis zur Kontrolle
den Schutz des Sensors sorgt). der Heizzonentemperatur integriert ist. Der
Spannungsabfall an diesem Widerstand er-
Heißfilm-Luftmassenmesser HFM6 gibt mithilfe eines Analog-Digital-Wandlers
Der HFM6 verwendet das Sensorelement ein Digitalsignal für die Ansauglufttempera-
des HFM5 und dessen prinzipiellen Aufbau. tur. Mithilfe der Signale für Luftmasse und
Er unterscheidet sich in zwei wesentlichen Ansauglufttemperatur wird ein Kennfeld
Punkten: adressiert, in dem Korrekturwerte für das
• Die integrierte Auswerteelektronik Luftmassensignal gespeichert sind .
arbeitet digital, um eine höhere Mess-
genauigkeit zu erreichen. Verbesserter Kontam inatio nsschutz
• Der Teilstrom-Messkanal ist konstruktiv Zur Verbesserung des Kontaminations-
verändert, um einen Kontaminations- schutzes wird der Teilstrom-Messkanal zwei-
schutz direkt stromaufwärts des Sensor- teilig ausgeführt (Bild 4). Der Kanal, der
elements zu verwirklichen (analog zum am Sensorelement vorbeiführt, weist eine
Abweisgitter des HFM5-CI). scharfe Kante (1) auf, die von der Luft um-
strömt werden muss. Schwere Partikel und
Digitalelektronik Schmutzwassertropfen können dieser
Aus den Widerstandswerten an den Mess- Umlenkung nicht folgen und werden aus
punkten MI und M2 (Bild 3) wird mittels dem Teilstrom ausgeschieden. Sie verlassen
einer Brückenschaltung ein Spannungssignal den Sensor über einen zweiten Kanal (5).
erzeugt, das als Maß für die Luftmasse dient. Dadurch gelangen deutlich weniger
Zur weiteren Verarbeitung des Signals wird Schmutzpartikel und Tropfen zum Sensor-
dieses in ein Digitalsignal umgewandelt. element (3), sodass die Kontamination
Der HFM6 berücksichtigt bei der Bestim- reduziert wird und die Lebensdauer des
mung der Luftmasse auch die Temperatur Luftmassenmessers auch bei Betrieb mit
der angesaugten Luft. Dadurch wird die Ge- kontaminierter Luft deutlich verlängert
nauigkeit der Luftmassenbestimmung deut- wird.
lich gesteigert.

HFM6 mit verbessertem Kontaminat ionsschutz

Bild 4
1 Umlenkkanten
2 Teilstrom -Messkanal
(erster Kanal)
3 Sensorelement
4 Luf1auslass
5 Zweiler Kanal
6 4
6 Parti kel- und
Wasserauslass
Sensoren Piezoelektrische Klopfsensoren 251

Piezoelektrische Klopfsanser (Aufbau und Anbau)


Klopfsensoren
Anwendung
Klopfsensoren sind vom Funktionsprinzip
R
Vibrationssensoren und eignen sich zum
Erfassen von Körperschallschwingungen.
Diese treten z. B. in Ottomotoren bei unkon-
~
trollierten Verbrennungen als "Klopfen" auf.
Sie werden vom Klopfsensor in elektrische
Signale umgewandelt (Bild 1) und dem
Motronic-Steuergerät zugeführt, das durch Bild 2
Verstellen des Zündwinkels dem Motor- 1 Piezokeramik
klopfen entgegenwirkt. 2 Seismische Masse
mil Druckkräften F
3 Gehäuse
Aufbau und Arbeitsweise
4 Schraube
Eine Masse (Bild 2, Pos. 2) übt aufgrund
5 Konlaklierung
ihrer Trägheit Druckkräfte im Rhythmus der 6 eleklriseher
anregenden Schwingungen auf eine ring- Anschluss
förmige Piezokeramik (1) aus. Diese Kräfte 7 MOlarblock
bewirken innerhalb der Keramik eine V Vibration

Ladungsverschiebung. Zwischen der Kera-


mikober- und -unterseite entsteht eine Anbau
elektrische Spannung, die über Kontakt- Für 4-Zylinder-Motoren ist ein Klopfsensor
scheiben (5) abgegriffen und im Motronic- ausreichend, um die Klopfsignale für alle
Steuergerät weiterverarbeitet wird. Zylinder zu erfassen. Höhere Zylinderzahlen
erfordern zwei oder mehr Klopfsensoren.
Der Anbauort der Klopfsensoren am Motor
ist so ausgewählt, dass Klopfen aus jedem
Zylinder sicher erkannt werden kann. Er
liegt meist auf der Breitseite des Motor-
Signale des Klopfsensors (Oszilloskopdarslellung) blocks. Die entstehenden Signale (Körper-
schallschwingungen) müssen vom Messort
am Motorblock resonanzfrei in den Klopf-
sensor eingeleitet werden können. Hierzu ist
ohne
Klopfen eine feste Schraubverbindung erforderlich
a ~ ..... ___ mit folgenden Anforderungen:
~ --- • Die Befestigungsschraube muss mit einem
b definierten Drehmoment angezogen sein.
• Die Auflagefläche und die Bohrung im
Motor müssen eine vorgeschriebene Güte
mit aufweisen.
Klopfen • Es dürfen keine Unterleg- oder Feder-
scheiben zur Sicherung verwendet werden. Bild 1
a Druckverlauf im
Zylinder
b gefiltertes Druck·
signal
c Signat des Klopf·
senSOrS
252 Sensoren Mikromechanische Drucksensoren

Mi kromechanische (Verschiebung der Membranmitte um


Drucksensoren 10 ... 1000 Jlm). Die vier Dehnwiderstände
auf der Membran ändern ihren elektrischen
Widerstand unter den entstehenden mecha-
Anwendung nischen Dehnungen oder Stauchungen
Druck ist eine in Gasen und Flüssigkeiten (piezoresistiver Effekt).
auftretende, allseitig wirkende, nicht gerich- Die Messwiderstände sind auf dem Sili-
tete Kraftwirkung. Mikromechanische ziumchip so angeordnet, dass bei Verfor-
Drucksensoren erfassen den Druck verschie- mung der Membran der elektrische Wider-
dener Medien im Fahrzeug, z. B.: stand von zwei Messwiderständen zunimmt
• Saugrohrdruck, z. B. für die Lasterfassung und von den bei den anderen abnimmt.
in Motormanagementsystemen, Die Messwiderstände sind in einer Wheat-
• Ladedruck für die Ladedruckregelung, stone'schen Brückenschaltung angeordnet
• Umgebungsdruck für die Berücksichti- (Bild lb). Durch die Änderung der Wider-
gung der Luftdichte z. B. in der Lade- stände verändert sich auch das Verhältnis
druckregelung, der elektrischen Spannungen an den Mess-
• Öldruck für die Berücksichtigung der
Motorbelastung in der Serviceanzeige, Messzelle des Drucksensors mi1 Referenz-
vakuum auf der Strukturse~ e (Schema)
Bild 1 • Kraftstoffdruck für die überwachung des
aSchmItbild Verschmutzungsgrads des Kraftstofffilters.
b Brückenschaltung a

t Membran
Mikromechanische Drucksensoren ermit-
2 SilIZium-Chip teln den Absolutdruck von Flüssigkeiten und
3 Relerenzvakuum Gasen durch Messung der Druckdifferenz
4 Glas (Pyre,) gegenüber einem Referenzvakuum.
p Messdruck
Vo Versorgungs- Ausführung mit Referenzvakuum auf
spannung
der Strukturseite
UM Messspannung
R, Dehnwiderstand
Aufbau
(gestauoht) Die Messzelle des mikromechanischen
1<1. Dehnwiderstand Drucksensors besteht aus einem Silizium-
(gedehnt) Chip (Bild la, Pos. 2), in den mikromecha-
nisch eine dünne Membran eingeätzt ist (1).
Auf der Membran sind vier Dehnwider- Messzelle des Drucksensors mit Kappe und
Relerenzvakuum auf der Strukturseite (Aufbau)
stände eindiffundiert (Rl, R2), deren elekt-
rischer Widerstand sich bei mechanischer
Dehnung ändert. Eine Kappe (Bild 2,
Pos. 6), unter der das Referenzvakuum ein-
Bild 2 geschlossen ist, umgibt die Messzelle auf ih- ,------++- 4
t. 3 Elektnsehe rer Strukturseite und dichtet sie ab. 5
Anschlüsse mit Im Gehäuse des Drucksensors kann zu- 2
e,ngeglaster
sätzlich ein Temperatursensor integriert sein
Durchführung
2 Relerenzvakuum
(Bild 3, Pos. 1), dessen Signale unabhängig
4 Messlolle (Ch,p) m,t ausgewertet werden können.
Auswerteelektronik 3 + -----7 ~
Arbeitsweise <i>

i
5 GIsssockel
6 Kappe
Abhängig von dem einwirkenden äußeren
7 Zuführung für
MessdruckJ'
Druck wird die Membran der Sensorzelle ~
unterschiedlich stark durchgebogen
Sensoren Mikromechanische Drucksensoren 253

widerständen. Dadurch ändert sich die Die Elektronik für die Signalautbereitung ist
Messspannung UM. Diese noch nicht ver- auf dem Chip integriert und hat die Auf-
stärkte Messspannung ist somit ein Maß für gabe, die Brückenspannung zu verstärken,
den Druck an der Membran. Temperatureinflüsse zu kompensieren und
Mit der Brückenschaltung ergibt sich eine die Druckkennlinie zu linearisieren. Die
höhere Messspannung als bei der Aus- Ausgangsspannung liegt im Bereich von
wertung eines einzelnen Widerstands. Die O... 5 V und wird über elektrische An-
Wheatstone'sche Brückenschaltung ermög- schlüsse dem Motorsteuergerät zugeführt
licht damit eine hohe Empfindlichkeit des (Bild 3, Pos. 5). Das Steuergerät berechnet
Sensors. aus dieser Ausgangsspannung den Druck.

Ausführung mit Referenzvakuum


Mikromechanischer Oruck.sensor mit in einer Kaverne
Relerenzvakuum auf der Struktu",eite (Aufbau)
Aufbau
Der Drucksensor mit Referenzvakuum in
einer Kaverne (Bild 4) für die Anwendung
als Saugrohr- oder Ladedrucksensor ist
einfacher aufgebaut als der Sensor mit
Referenzvakuum auf der Strukturseite: Ein
Bild 3
Silizium-Chip (Bild 5, Pos. 6) mit eingeätz- Temperatursensor
ter Membran und vier Dehnwiderständen in (NTe)
Brückenschaltung sitzt - wie beim Druck- 2 Gehäuseunterteil
sensor mit Kappe und Referenzvakuum auf 3 Saugrohrwand

der Strukturseite - als Messzelle auf einem 4 Dichtringe


5 elektrischer
Glassockel (3). Der Glassockel hat jedoch im
Anschluss (Stecker)
Gegensatz zu jenem Sensor kein Loch, durch
6 Gehäusedeckel
das der Messdruck von der Rückseite her Messzelfe
auf die Messzelle einwirkt. Vielmehr wird
der Silizium-Chip von der Seite mit Druck
beaufschlagt, auf der sich die Auswerte- Bild 4
1 Saugrohrwand

Messzelfe des Drucksensors mit 2 Gehäuse


Mikromechanischer Drucksensor mit
Relerenzvakuum in einer Kaverne (Aufbau) Referenzvakuum in Kaverne (Aufbau) 3 D.chtring
4 Temperatursensor
(NTC)
5 elektrischer
Anschluss (Stecker)
6 Gehäusedeckel
5
Messzelle

1 ~ ~.
Bild 5
2 .. r..~ . .~ .
5
1 Schutzgel
6 2 Gelrahmen
6 3 3 Glassocke!

7
I·: \ . 7
4 Keram.khybrod
4
? ,. Kaverne mil

..
~ 5

.•
~ Referenzvakuum
oh
6 Messzell. (Chip) mit
;;;

11
::;
Auswerteelektronik

lern '"
~
7 Bondverbondung
J! Messdruck
254 Sensoren Mikromechanische Drucksensoren/Hochdrucksensoren

elektronik befindet. Deshalb muss diese Hochdrucksensoren


Seite mit einem speziellen Gel gegen Um-
welteinflüsse geschützt sein. Das Referenz- Anwendung
vakuum (5) befindet sich im Hohlraum Hochdrucksensoren werden im Kraftfahr-
(Kaverne) zwischen dem Silizium-Chip und zeug zur Messung von Kraftstoffdruck und
dem Glassockel. Das gesamte Messelement Bremsflüssigkeitsdruck eingesetzt, z. B. als:
wird von einem Keramikhybrid (4) ge- • Raildrucksensor für Benzin-Direktein-
tragen, der Lötflächen für die weitere spritzung (Druck bis 200 bar),
Kontaktierungen im Sensor hat. • Raildrucksensor für Dieseleinspritzsystem
Common Rail (Druck bis 2000 bar),
Im Gehäuse des Drucksensors kann zusätz- • Bremsflüssigkeitsdrucksensor im Hydro-
lich ein Temperatursensor integriert sein. aggregat des Elektronischen Stabilitäts-
Der Temperatursensor ragt offen in den Programms (Druck bis 350 bar).
Luftstrom und reagiert so schnellstmöglich
aufTemperaturänderungen (Bild 4, Pos. 4).
Aufbau und Arbeitsweise
Arbeitsweise Hochdrucksensoren arbeiten nach dem glei-
Die Arbeitsweise und die Signalaufbereitung chen Prinzip wie mikromechanische Druck-
und -verstärkung sowie die Kennlinie sensoren. Den Kern des Sensors bildet eine
stimmen mit dem Drucksensor mit Refe- Stahlmembran, auf der Dehnwiderstände in
renzvakuum auf der Strukturseite überein. Brückenschaltung aufgedampft sind (Bild 6,
Der einzige Unterschied besteht darin, dass Pos. 3). Der Messbereich des Sensors hängt
die Membran der Messzelle in die entgegen von der Dicke der Membran ab (dickere
gesetzte Richtung verformt wird und da- Membran bei höheren Drücken, dünnere
durch auch die Dehnwiderstände eine entge- Membran bei geringeren Drücken). Sobald
gen gesetzte Verformung erfahren. der zu messende Druck über den Druckan-
schluss (4) auf die eine Seite der Membran
wirkt, ändern die Dehnwiderstände auf-
Hochdrucksensor grund der Membrandurchbiegung ihren
Widerstandswert. Die von der Brücke er-
2cm zeugte Ausgangsspannung ist proportional
zum anliegenden Druck. Sie wird über Ver-
bindungsleitungen (Bonddrähte) zu einer
Auswerteschaltung (2) im Sensor geleitet.
Diese verstärkt das Brückensignal auf
0.. .5 V und leitet es dem Steuergerät zu, das
daraus mithilfe einer Kennlinie den Druck
_--.=-+-HI...- - - 3 berechnet.

Bi ld 6 4
1 Elektrischer
Anschluss (Stecker)
5
2 Auswerleschaltung
3 Stahlmembran mit
."'
>-

VI'
Dehnwiderständen
;i;
4 Druckanschluss ;;
:::!
5 Befestigungs' :>
gewinde ~
Mikrornechanik 255

'Mniif.;',i§;mi
Als .Mikromechanik" bezeichnet man die Oberflächen -Mikromechanik
Herstellung von mechanischen Baue lementen Trägermaterial ist ein Silizi um·Wafer, auf
aus Halbleitern (im Regelfall aus Silizium) dessen Oberfläche sehr kl eine mechanische
unter Zuhilfenahme von Halbleitertechniken. Strukturen gebildet werden (Bild 2). Zunächst
Neben den halbleitenden Eigenschaften wird eine .Opferschicht" aufgebracht und mit
werden auch die mechanischen Eigenschaften Halbleiterprozesse n (z. B. Ätzen) strukturiert
des Siliziums ausgenutzt. Damit lassen sich (A). Darüber wird eine ca. 10 llm dicke Poly·
Sensorfunktionen auf kleinstem Raum aus· siliziumschicht abgeschieden (B) und deren
führen. Folgende Techniken kommen zur gewünschte Struktur mithilfe eine r Lackmaske
Anwendung: senkrecht geätzt (C). Im letzten Prozessschrilt
wird die Opferoxidschicht unterhalb der Poly·
Bulk-Mikromechanik siliziumschicht mit gasförmigem Fluorwasser·
Das Material des Silizium·Wafers wird mit stoff entfernt (0). Damit werden Strukturen
anisotropem (alkalischem) Ätzen und mit oder wie z. B. bewegliche Elektroden (Bi ld 3) für
ohne elektrochemischem Ätzstopp in der ge· Beschleunigungssensoren freigelegt.
samten Tiefe bearbeitet. Dabei wird das Mate'
rial von der Rückseite her im Innern der Sili· Wafer- Bonden
zlumschicht (Bild 1, Pos. 2) dort abgetragen, Beim anodisches Bonden und Sealglas'
wo keine Ätzmaske (1) aufliegt. Mit diesem bonden werden zwei Wafer unter Einwirkung
Verfahren werden sehr kleine Membranen (a) von Spannung und Wärme bzw. Wärme und
mit typischen Dicken zwischen 5 und 50 llm, Druck fest miteinander verbunden, um z. B. ein
Öffnungen (b) sowie Balken und Stege (c) Referenzvakuum hermetisch einzuschließen
z. B. für Druck- oder Beschleu nigungssen- oder empfindliche Strukturen durch Aufbrin·
soren hergestellt. gen von Kappen zu schützen.

Mit der Butk' Mikromechanik herstellbare Strukturen

Maske aufsetzen Ätzen Maske entfernen

:[ ]- ["CJ] -
a
I~I Bild 1

t
a Herstellen einer

[......- ] - c\/J -
Membran
b

~~
b Herstellen eIner
Öffnung

[ :=:J -- CRJ<J -- lXXI! ~~


c Herstellen von
Balken und Stegen
c
Ätzmaske
2 Silizium

Oberflächen· Mikromechanik (Prozessschril1e) Oberflichen·Mikromechanik ($trukturdetails) Bild 2


A Abscheiden und
Strukturieren der
A Opferschicht
B Abscheiden des
Polysiliziums
B C Strukturieren des
Polysll"iums
D Entfernen der
c Opferschicht

Bild 3
D 1 Feste Elektrode
2 Spalt
3 federnde Elektrode
256 Sensoren Zweipunkt·Lambda·Sonden

Zweipunkt- Lambda-Sonden noch um 100 mV erreicht Der Übergang


vom fetten zum mageren Bereich liegt bei
Anwendung Ureg == 450 .. .500 m V.
Zweipunkt-Lambda-Sonden kommen bei Die Temperatur des Keramikkörpers
Ottomotoren mit Zweipunkt -Lambda- beeinflusst die Leitfähigkeit der Sauerstoff-
Regelung zum Einsatz. Sie ragen zwischen ionen und damit den Verlauf der abgege-
Motorauslass und Katalysator in das Abgas- benen Spannung in Abhängigkeit von der
rohr und erfassen gleichmäßig den Abgas- Luftzahl ,1, (die Werte in Bild 1 sind deshalb
strom aller Zylinder. Da die Lambda-Sonde temperaturabhängig) . Außerdem hängt die
beheizt ist, lässt sie auch einen Einbau in Ansprechzeit für eine Spannungsänderung
größerer Entfernung vom Motor zu, sodass bei einem Wechsel der Gemischzusammen-
selbst Dauer-Volllastfahrten unproblema- setzung stark von der Temperatur ab.
tisch sind. Die Sonde LSF4 eignet sich auch
für den Einsatz bei Abgasanlagen mit meh- Liegen diese Ansprechzeiten bei einer
reren Sonden (u. a. bei 0 BD II). Keramiktemperatur unter 350 0 e im Sekun-
Zweipunktsonden vergleichen den Rest- denbereich, so reagiert die Sonde bei opti-
sauerstoffanteil im Abgas mit dem Sauer- maler Betriebstemperatur um 600 oe schon
stoffanteil der Referenzatmosphäre (Umluft nach einer Zeit< 50 ms. Nach dem Start
im Sondeninnern) und zeigen an, ob im eines Motors wird deshalb bis zum Errei-
Abgas fettes (,1, < 1) oder mageres Gemisch chen der Mindest-Betriebstemperatur von
(,1, > 1) vorliegt Die sprungförmige Kenn- etwa 350 0 e die Lambda-Regelung abge-
linie dieser Sonden erlaubt eine Gemisch- schaltet Der Motor wird dabei gesteuert
regelung auf ,1, == 1 (Bild O. betrieben.

Arbeitsweise
Die Arbeitsweise der Zweipunkt-Lambda-
Sonden beruht auf dem Prinzip einer galva-
nischen Sauerstoff-Konzentrationszelle mit
einem Festkörperelektrolyt (Nernst-Prin-
zip). Die Keramik wird ab etwa 350 e für
0

Sauerstoffionen leitend (gute und sichere Spannungskennlinie der Zweipunkl·Lambda-Sonde


für verschiedene Arbeitstemperaturen
Funktion bei >350°C). Da abgasseitig im
Bereich ,1, == 1 eine sprunghafte Änderung
des Restsauerstoffgehalts vorliegt (z. B.
9 . 10-15 VoL-% für ,1, == 0,99 und 0,2 VoL-%
mV
)" <1
Luftmangel Luftüberschuss
~, >1
..
für ,1, == 1,01), tritt zwischen den beiden 1000 5 'e
Grenzflächen wegen des unterschiedlichen -!f -Rao
... 8&->-,
Sauerstoffanteils aufbeiden Seiten der ""c:
::l
800
SOff·C·· .. \
Sonde eine elektrische Spannung auf. Da- c:
..
~~
c:
Zunehmende
durch ist es möglich, den Sauerstoffanteil im 'c." 600 Temperatur
Abgas als Maß für das Luft -Kraftstoff- .,'"c:
"tJ
Verhältnis heranzuziehen. Der integrierte c: 400
0
Heizer gewährleistet die Sondenfunktion <n
Zunehmende
selbst bei niedrigsten Abgastemperaturen. 200 Temperatur
~:.:
. - ~- ~-- . 'a
...'"
:.:".:,. .,:.-.
Bi ld 1 0
a Gemisch Die von der Sonde je nach Sauerstoffanteil 0.8 0.9
F~Hes 1.0 1,1 1,2 ~
(Luftmangel) im Abgas abgegebene Spannung Us erreicht Luftzahl,l :::E
::>
b mageres Gemisch bei fettem Gemisch (,1, < 1) 800 ... 1000 mV, ~
(Luftüberschuss) bei magerem Gemisch (,1, > 1) werden nur
Sensoren Zweipunkt·Lambda·Sonden 257

Aufbau Anordnung einer Fingersonde im Abgasrohr


Fingersonde LSH25
Sondenkeramik mit Schutzrohr
Der Festkörperelektrolyt ist ein für Gase
nicht durchlässiger Keramikkörper. Er be-
steht aus einem Mischoxid der Elemente

'·.0.'
Zirconium und Yttrium in der Form eines 8
einseitig geschlossenen Rohres (Finger). Die 5
Oberflächen sind beidseitig mit Elektroden 4
aus einer mikroporösen dünnen Edelmetall-
schicht versehen. 2
.. . .
3

Die Platinelektrode auf der Außenseite, die 6


Bild 3
in das Auspuffrohr ragt, wirkt wie ein klei- Sondenkeram,k
ner Katalysator: das auftretende Abgas wird

.·D.
2 Elektroden
dort katalytisch nachbehandelt und ins 3 Kontakte
4 Gehäuse'
stöchiometrische Gleichgewicht (Je = 1) ge-
kontaktierung
bracht. Zusätzlich ist auf der dem Abgas aus-
5 Abgasrohr
gesetzten Seite zum Schutz vor Verschrnut- )- 6 keramIsche Schutz·
zung und erosiver Schädigung eine poröse ~ schicht (porös)
~
keramische Mehrfachschutzschicht (Spinell- '":::l
:; 7 Abgas
schicht) aufgebracht. Ein Metallrohr schützt 8 AuBenluft
~
den Keramikkörper zusätzlich vor mechani- Us Sonden spannung

Beheizte Finger·lambda·Sonde LSH25 (Ansicht und Schnitt)

Bild 2
Q Sondengehlluse
2 3 keramisches
StOlzrohr
3 Ansch lusskabel
4 Schutzrohr mit
Schlitzen
5 aktive Sonden·
keramIk
6 Kontaktteil

..,...
)- 7 Schutzhülse

;:; 8 Heizelement
>< 9 Klemmanschlüsse
:::!
4 5 6 7 8 9 10 :::l für HeIZelement
~
10 Tellerleder
258 Sensoren Zweipunkt·Lambda·Sonden

scher Beanspruchung (Stöße) und gegen peraturbeständige Kappe schützt es vor


Thermoschocks. Mehrere Schlitze im Feuchtigkeit und mechanischer Beschädi-
Schutzrohr sind so gestaltet, dass sie einer- gung.
seits besonders wirkungsvoll vor großen Die Fingersonde (Bild 2) besitzt auch
thermischen und chemischen Belastungen ein elektrisches Heizelement. Damit ist es
schützen und andererseits eine starke Ab- möglich, selbst bei niedriger Motorlast und
kühlung der Sondenkeramik bei "kühlem" damit niedriger Abgastemperatur eine
Abgas verhindern. genügend hohe Keramiktemperatur sicher-
Der dem Abgas abgewandte innere offene zustellen.
Raum steht mit der Außenluft als Referenz- Diese externe Heizung ist so schnell, dass
gas in Verbindung (Bild 3). die Sonde innerhalb von 20 ... 30 s nach dem
Start des Motors die Betriebstemperatur er-
Sondenkörper mit Heizelement und reicht und damit die Lambda-Regelung ein-
elektrischem Anschluss setzt. Die Sondenheizung sorgt letztendlich
Ein keramisches Stützrohr und eine Teller- für eine optimale Betriebstemperatur der
feder halten die aktive, fingerförmige Son- Sondenkeramik oberhalb der Funktions-
denkeramik im Sondengehäuse und dichten grenze von 350 oe und sichert damit nied-
sie ab. Ein Kontaktteil zwischen dem Stütz- rige und stabile Abgasemissionen.
rohr und der aktiven Sondenkeramik sorgt
für die Kontaktierung der Innenelektrode
bis zum AnschlusskabeL
Der metallische Dichtring verbindet die
Außenelektrode mit dem Sondengehäuse.
Eine metallische Schutzhülse, die gleichzeitig
auch als Widerlager für die Tellerfeder dient,
hält und fixiert den gesamten inneren Auf-
bau der Sonde. Sie schützt auch das Sonden-
innere gegen Verschrnutzung. Das An-
Bild 4 schlusskabel ist an dem nach außen geführ-
Poröse Schulz· ten Kontaktteil "angecrimpt"; eine tem-
schicht
2 Außenelektrode Planare Lambda·Sonde (Funktionsschichten) Planare Lambda·Sonde LSF4 (Schema)
3 Sensorfohe
4 Innenelektrode

'" "
5 Referenzluftkanal ·
folie
6 lsolation.schicht 2
-..
~

2 3

"
7 Heiler
"".....
II
8 Heizerlolie 3 i
9 Anschl usskontakte 4

- - - r=
,
5 ~ i
') VvY ~ VvVvV VV~yYyV v v
v
v
v
v
v

v: v: ~ [
v v v ... v .. v ...

'"
V V V V V
v v v
Bild 5 6 ~ v v
v v
1 Abgas
2 poröse kerami.che
7
J-
Schutzschicht
6 "\ ~ v
v
v
v
v
v v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v v
v
v
v

\
".
3 M es~elle mit mikro- 8 i
poröser Edelmetall· ~
schicht 9 ~ ., 4 5
~
;;;
4 Referenlluftkanal :::
:::l
5 Heizer Q
UA Ausgangsspannung
Sensoren Zweipunkt·lambda·Sonden 259

Planare Lambda-Sonde LSF4 Der Referenzluftkanal im Innern der


Die planare Sonde entspricht funktionell der als Referenzgassenor arbeitenden Lambda-
beheizten Fingersonde mit einer Sprung- Sonde LSF4 (Bilder 5 und 6) hat einen
kennlinie bei.l. = 1. Der Festkörperelektrolyt Zugang zur Luft der Umgebung. Sie kann
besteht jedoch aus einzelnen, aufeinander damit den Restsauerstoff im Abgas mit dem
laminierten keramischen Folien (Bild 4). Ein Sauerstoff der Referenzatmosphäre, d. h.
doppelwandiges Schutzrohr schützt ihn vor der Umgebungsluft im Sondeninnern ver-
thermischen und mechanischen Einflüssen. gleichen. Somit zeigt die Sondenspannung
Die Planarkeramik des Sensors (Messzelle auch bei der planaren Sonde im Bereich
und Heizer sind integriert) hat die Form der stöchiometrischen Zusammensetzung
eines lang gestreckten Plättchens mit recht- des Luft-Kraftstoff-Gemischs (.l. = 1) eine
eckigem Querschnitt. sprunghafte Änderung (Bild 1).
Die Oberflächen der Messzelle sind mit
einer mikroporösen Edelmetallschicht ver-
sehen. Diese ist auf der Abgasseite zusätzlich
von einer porösen keramischen Schutz-
schicht zum Verhindern von erosiven Schä-
digungen durch die Rückstände im Abgas
abgedeckt. Der Heizer besteht aus einem
edelmetallhaltigen Mäander, der isoliert in
das keramische Plättchen integriert ist und
bei niedriger Leistungsaufnahme für eine
schnelle Erwärmung sorgt.

Planare lambda·Sonde lSF4 (Ansicht und Sehniu)

~
0
CD
;<
:=!'
=>
~

---
Bild 6
1 Planare Messzelle
2 Doppelsehulzrohr
3 Dichlring
4 Dichl paket
5 Sondengehäuse
6 Schulzhülse
7 Kontakthalter
e Kontaklc1ip

...>-
0
9 PTFE·Tulie

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
'"
;<
10 PTFE· Form schlauch
11 fünf Anschluss·
:=!'
:::>
leitungen
~
12 Dichtung
260 Sensoren Planare Breitband-Lambda-Sonde LSU4

Planare Breitband-Lambda- Für eine genauere Regelung werden bei eini-


gen Systemen auch mehrere Sonden einge-
Sonde LSU4 setzt, zum Beispiel vor und nach dem Kata-
Anwendung lysator sowie in den einzelnen Abgassträn-
Mit Breitband-Lambda-Sonden kann die gen (Zylinderbänken).
Sauerstoffkonzentration im Abgas in einem
großen Bereich bestimmt und damit auf das Aufbau
Luft -Kraftstoff-Verhältnis im Brennraum Die Breitband-Lambda-Sonde LSU4 (Bild 2)
geschlossen werden. Die Luftzahl A. be- ist eine planare Zweizellen-Grenzstrom-
schreibt dieses Luft -Kraftstoff-Verhältnis. sonde. Ihre Messzelle (Bild 1) besteht aus
einer Zirkondioxid-Keramik (Zr02)' Sie ist
Die Sonde ragt in das Abgasrohr und erfasst die Kombination einer Nernst-Konzentra-
den Abgasrnassenstrom aller Zylinder. Sie tionszelle (Sensorzelle, Funktion wie bei
kann nicht nur im stöchiometrischen Punkt einer Zweipunkt-Lambda-Sonde) und einer
bei A. = 1, sondern auch im mageren (A. > 1) Sauerstoff-Pumpzelle, die Sauerstoffionen
und fetten (A. < 1) Bereich genau messen. transportiert. Die Sauerstoff-Pumpzelle
In Verbindung mit einer Regelelektronik (Bild 1, Pos. 8) ist zu der Nernst-Konzentra-
liefert sie im Bereich 0,7 < A. < 00 (Luft mit tionszelle (7) so angeordnet, dass zwischen
21 % O 2) ein eindeutiges, stetiges elektri- beiden ein Diffusionsspalt (6) von etwa
sches Signal (Bild 3). Damit kommt die 10 .. .50 11m entsteht. Darin befinden sich
Bild 1
Breitband-Lambda-Sonde nicht nur bei zwei poröse Platinelektroden: eine Pump-
1 Abgas Motormanagementsystemen mit Zwei- elektrode und eine Nernst-Messelektrode.
2 Abgasrohr punkt-Regelung (A. = 1), sondern auch bei Der Diffusionsspalt steht mit dem Abgas
3 HeIZer Regelkonzepten mit mageren und fetten durch ein Gaszutrittsloch (10) in Verbin-
4 Regclclektronlk Luft -Kraftstoff-Gemischen zum Einsatz. Sie dung; die poröse Diffusionsbarriere (11) soll
5 Rel r.nuelle mil
eignet sich daher auch für die Lambda- dabei das Nachfließen der Sauerstoffmole-
Referenzluftkanal
Regelung von Ottomotor-Magerkonzepten, küle aus dem Abgas begrenzen.
6 Dlffusionsspall
7 Nernst·
Dieselmotoren, Gasmotoren und Gasheiz- Die Nernst-Konzentrationszelle ist auf der
Konzentralionszelle thermen (daher die Bezeichnung LSU: einen Seite durch einen Referenzluftkanal
mit Nernsl·Messe- Lambda-Sonde-Universal)_ (5) über eine Öffnung mit der umgebenden
eiekirode (auf Seite Atmosphäre verbunden; auf der anderen
des Diffusions-
spalls) und
Planore Breitband'Lambda-Sonde (schematischer Aufbau der Messzelle und Anordnung im Abgasrohr)
Referenzeleklrode
(auf Seile der
2 3
r. 4·_ ·_ ·_ ·- ·_ ·.. ,.
Relerenllelle)
8 Sauerstoff·
.--+- - -If - - -- - - ----il<>-- -t-<> --I
Pumpzelle mit
Pumpeleklrodc
9 poröse
Schulzschicht
10 Gaszutrittsloch
11 poröse Oinusions·
barriere

Ip Pumpslrom
(}
H
Up Pumpspannung
UH Heizspannung
URcI Referenzspannung L._ ._ ._ ._ ._ ..J
(450 mV. I
entspricht i. = 1)
9 8 7 6 5
U s Sondenspannung
Sensoren Planare Breitband-Lambda-Sonde LSU4 261

Seite ist sie dem Abgas im Diffusionsspalt Up mithilfe der Nernst -Konzentrationszelle
ausgesetzt. so, dass die Zusammensetzung des Gases im
Die Sonde benötigt eine Regelelektronik Diffusionsspalt konstant bei A = 1 liegt. Bei
zum Erzeugen des Sensorsignals und zur magerem Abgas pumpt die Pumpzelle den
Temperaturregelung der Sonde. Sauerstoff nach außen (positiver Pump-
Ein integrierter Heizer (3) heizt die Sonde strom). Bei fettem Abgas wird dagegen der
so auf, dass sie die für ein auswertbares Sauerstoff (durch Zersetzung von e0 2 und
Signal notwendige Betriebstemperatur von H 20 an der Abgaselektrode ) aus dem Abgas
650 ... 900 oe schnell erreicht. Diese Funk- der Umgebung in den Diffusionsspalt ge-
tion verringert drastisch den Einfluss der pumpt (negativer Pumpstrom ). Bei A= 1
Abgastemperatur auf das Sondensignal. muss kein Sauerstoff transportiert werden,
der Pumpstrom ist null. Der Pumpstrom ist
Arbeitsweise proportional der Sauerstoffkonzentration im
Das Abgas gelangt durch das kleine Gaszu- Abgas und so ein (nicht lineares) Maß für die
trittsloch der Pumpzelle in den eigentlichen LuftzahlA (Bild 3).
Messraum (Diffusionsspalt) der Nernst-
Konzentrationszelle. Damit die Luftzahl A Pumpstrom Ip einer BreUband-Lambda-Sonde in
Abhängigkeit von der Lultzahl ). des Abgases
im Diffusionsspalt eingestellt werden kann,
vergleicht die Nernst -Konzentrationszelle mAr--------------------,
das Gas im Diffusionsspalt mit der Umge-
bungsluft im Referenzluftkanal.
Der gesamte Vorgang läuft auf folgende
Weise ab:
Durch Anlegen einer Pumpspannung Up I O~----~------~
§
an den Platinelektroden der Pumpzelle kann Q.

Sauerstoff durch die Diffusionsbarriere hin-


durch aus dem Abgas in den Diffusionsspalt
hinein - oder herausgepumpt werden. Eine -2.~~----~----~----~
0,7 1 2 3
elektronische Schaltung im Steuergerät regelt Lult<ahl Ä
diese an der Pumpzelle anliegende Spannung

Planare Breitband-Lambda-Sonde LSU4 (Ansicht und Schnitt)

Bild 2
1 Messzelle (Kombi·
nation aus Ncrnst·
Konzenlrationszelle
und Sauerstoff-
PumpzeIle)
2 Doppelschulzrohr
lem 3 Dichl ring
4 Dichtpaket
5 Sondengehäuse
6 Schut, hülse
7 Kontakthaller
6 Kontaktclip
9 PTFE-Tulle
10 PTFE·Form schlauch

2 3 4 5 6
I I
7 8 9 10 11 12
11 fünf Anschluss·
leil ungen
12 Dichtung
262 Steuergerät Einsatzbedingungen, Aufbau, Datenverarbeitung

Mit der Digitaltechnik ergeben sich viel-


fältige Möglichkeiten zur Steuerung und
Regelung elektronischer Systeme im Kraft- Die Leiterplatte mit den elektrischen Bau-
fahrzeug. Viele Einflussgrößen können teilen (Bild 1) befindet sich in einem Kunst-
gleichzeitig mit einbewgen werden, sodass stoff- oder Metallgehäuse. Die Sensoren, die
sich die Systeme bestmöglich betreiben Stellglieder und die Stromversorgung sind
lassen. Das Steuergerät empfängt die elekt- über eine vielpolige Steckverbindung (1) an
rischen Signale der Sensoren, wertet sie aus das Steuergerät angeschlossen. Die Hoch-
und berechnet die Ansteuersignale für die leistungsendstufen (3) zur direkten Ansteue-
Stellglieder (Aktoren). Das Steuerungs- rung der Stellglieder sind so im Gehäuse
programm - die "Software" - ist in einem des Steuergeräts integriert, dass eine sehr
Speicher abgelegt. Die Ausführung des Pro- gute Wärmeableitung zum Gehäuse und zur
gramms übernimmt ein Mikrocontroller. Umgebung gewährleistet ist.
Die Bauteile des Steuergeräts werden als Die meisten elektronischen Bauteile sind
"Hardware" bezeichnet. Das Motronic- in SMD-Technik ausgeführt (Surface
Steuergerät umfasst alle Steuer- und Regel- Mounted Devices, d. h. oberflächenmon-
algorithmen für das Motormanagement tierte Bauteile). Dies ermöglicht eine beson-
(Zündung, Gemischbildung usw.) ders Platz und Gewicht sparende Bauweise.
Nur einige Leistungsbauteile und die Stecker
sind in Durchsteckmontagetechnik aus-
geführt.

An das Steuergerät werden hohe Anforde- Für den Anbau des Steuergeräts direkt am
rungen gestellt. Es ist hohen Belastungen Motor gibt es auch kompakte, thermisch
ausgesetzt durch höher beanspruchbare Ausführungen in
• extreme Umgebungstemperaturen Hybridtechnik.
(im normalen Fahrbetrieb von -40 bis
+60 ... + 125°C),
• starke Temperaturwechsel,
• Betriebsstoffe (Öl, Kraftstoff usw.),
• Feuchteeinflüsse und Eingangssignale
• mechanische Beanspruchung wie Sensoren bilden neben den Stellgliedern
z. B. Vibrationen durch den Motor. (Aktoren) als Peripherie die Schnittstelle
zwischen dem Fahrzeug und dem Steuer-
Das Steuergerät muss beim Start mit schwa- gerät als Verarbeitungseinheit. Die elektri-
cher Batterie (z. B. Kaltstart) und bei hoher schen Signale der Sensoren werden dem
Ladespannung sicher arbeiten (Bordnetz- Steuergerät über Kabelbaum und den An-
schwankungen ). schlussstecker (1) zugeführt. Diese Signale
können unterschiedliche Formen haben:
Weitere Anforderungen ergeben sich aus der
EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit).
Die Forderungen an die elektromagnetische Analoge Eingangssignale können jeden be-
Störunempfindlichkeit und an die Begren- liebigen Spannungswert innerhalb eines
zung der Abstrahlung hochfrequenter Stör- bestimmten Bereichs annehmen. Beispiele
signale sind sehr hoch. für physikalische Größen, die als analoge
Messwerte bereitstehen, sind die angesaugte
Luftmasse, die Batteriespannung, der Saug-
rohr- und Ladedruck sowie die Kühlwasser-
und Ansauglufttemperatur. Sie werden von
Steuergerät Datenverarbeitung 263

einem Analog-Digital-Wandler (ADW) im Signalaufbereitung


Mikrocontroller des Steuergeräts in digitale Die Eingangssignale werden mit Schutz-
Werte umgeformt, mit denen die zentrale beschaltungen auf zulässige Spannungspegel
Recheneinheit des Mikrocontrollers rechnen begrenzt. Das Nutzsignal wird durch Filte-
kann. Die maximale Auflösung dieser Ana- rung weitgehend von überlagerten Stör-
logsignale beträgt 5 mV. Damit ergeben sich signalen befreit und gegebenenfalls durch
für den gesamten Messbereich von 0 .. .5 V Verstärkung an die zulässige Eingangs-
ca. 1000 Stufen. spannung des Mikrocontrollers angepasst
(0 .. .5 V).
Digitale Einga ngs ignale Je nach Integrationsstufe des Sensors kann
Digitale Eingangssignale besitzen nur zwei die Signalaufbereitung teilweise oder auch
Zustände: "High" (logisch 1) und "Low" ganz bereits im Sensor stattfinden.
(logisch 0). Beispiele für digitale Eingangs-
signale sind Schaltsignale (Ein/Aus) oder Signalverarbeitung
digitale Sensorsignale wie Drehzahlimpulse Das Steuergerät ist die Schaltzentrale für
eines Hall- oder Feldplattensensors. Sie kön- die Funktionsabläufe der Motorsteuerung.
nen vom Mikrocontroller direkt verarbeitet Im Mikrocontroller laufen die Steuer- und
werden. Regelalgorithmen ab. Die von den Sensoren
und den Schnittstellen zu anderen Systemen
Pulsförmige Einga ngssignale (z. B. CAN -Bus) bereitgestellten Eingangs-
Pulsförmige Eingangssignale von induktiven signale dienen als Eingangsgrößen. Sie
Sensoren mit Informationen über Drehzahl werden im Rechner nochmals plausibilisiert.
und Bezugsmarke werden in einem eigenen Mithilfe des Steuergeräteprogramms werden
Schaltungsteil im Steuergerät aufbereitet. die Ausgangssignale zur Ansteuerung der
Dabei werden Störimpulse unterdrückt und Aktoren berechnet.
die pulsförmigen Signale in digitale Recht-
ecksignale umgewandelt.

Aufbau eines Steuergeräts am Beispiel einer ME·Motronic (aufgeschnittener Gehäusedeckel)


264 Steuergerät Datenverarbeitung

Mikrocontroller sche Daten (Einzeldaten, Kennlinien und


Der Mikrocontroller ist das zentrale Bauele- Kennfelder) in diesem Speicher vorhanden.
ment eines Steuergeräts (Bild 2). Er steuert Hierbei handelt es sich um unveränderliche
dessen Funktionsablauf. Im Mikrocontroller Daten, die im Fahrzeugbetrieb nicht verän-
sind außer der CPU (Central Processing dert werden können. Sie beeinflussen die
Unit, d.h. zentrale Recheneinheit) noch Ein- Steuer- und Regelablaufe des Programms.
gangs- und Ausgangskanäle, Timereinheiten, Der Programmspeicher kann im Mikro-
RAM, ROM, serielle Schnittstellen und controller integriert und je nach Anwendung
weitere periphere Baugruppen auf einem noch zusätzlich in einem separaten Bauteil
Mikrochip integriert. Ein Quarz taktet den erweitert sein (z. B. durch ein externes
Mikrocontroller. EPROM oder Flash-EPROM).

Progra mm- und Datenspeicher ROM


Der Mikrocontroller benötigt für die Be- Programmspeicher können als ROM (Read
rechnungen ein Programm - die "Software". Only Memory) ausgeführt sein. Das ist ein
Sie ist in Form von binären Zahlenwerten, Lesespeicher, dessen Inhalt bei der Herstel-
die in Datensätze gegliedert sind, in einem lung festgelegt wird und danach nicht wie-
Programmspeicher abgelegt. Die CPU liest der geändert werden kann. Die Speicher-
diese Werte aus, interpretiert sie als Befehle kapazität des im Mikrocontroller integrier-
und führt diese Befehle der Reihe nach aus. ten ROM ist begrenzt. Für komplexe
Das Programm ist in einem Festwertspei- Anwendungen ist ein zusätzlicher Speicher
cher (ROM, EPROM oder Flash-EPROM) erforderlich.
abgelegt. Zusätzlich sind variantenspezifi-

Signalverarbeitung im Steuergerät

Steuergerät

Eingangssignale:

pulsförmig
V-Y'IA A\
Schnittstelle zu
anderen Systemen

Diagnoseschnillstelle
Steuergerät Datenverarbeitung 265

EPROM nächsten Start aber wieder bereitstehen. Sie


Das EPROM (Erasable Programmable dürfen beim Abschalten der Zündung nicht
ROM, d. h.lösch- und programmierbares gelöscht werden. Um das zu verhindern, ist
ROM) kann durch Bestrahlen mit UV-Licht das RAM permanent mit Spannung versorgt
gelöscht und mit einem Programmiergerät (Dauerversorgung) . Beim Abklemmen der
wieder neu beschrieben werden. Das Batterie gehen jedoch auch diese Werte ver-
EPROM ist meist als separates Bauteil aus- loren.
geführt. Die CPU spricht das EPROM über
den Adress-/Datenbus an. EEPROM (auch E2PROM genannt)
Daten, die auch bei abgeklemmter Batterie
Flash-EPROM (FEPROM) nicht verloren gehen dürfen (z. B. wichtige
Das Flash-EPROM ist auf elektrischem Adaptionswerte, Codes für die Wegfahr-
Wege löschbar. Somit kann das Steuergerät sperre), müssen dauerhaft in einem nicht
in der Kundendienst-Werkstatt umprogram- flüchtigen Dauerspeicher abgelegt werden.
miert werden, ohne es öffnen zu müssen. Das EEPROM ist ein elektrisch löschbares
Das Steuergerät ist dabei über eine serielle EPROM, bei dem im Gegensatz zum Flash-
Schnittstelle mit der Umprogrammierstation EPROM jede Speicherzelle einzeln gelöscht
verbunden. werden kann. Somit ist das EEPROM als
Enthält der Mikrocontroller zusätzlich ein nicht flüchtiger Schreib-Lese-Speicher ein-
ROM, so sind dort die Programmierroutinen setzbar.
für die Flash-Programmierung abgelegt. Einige Steuergeräte-Varianten nutzen
Flash-EPROMs können auch zusammen mit auch separat löschbare Bereiche des Flash-
dem Mikrocontroller auf einem Mikrochip EPROMs als Dauerspeicher.
integriert sein.
Das Flash-EPROM hat aufgrund seiner ASIC
Vorteile das herkömmliche EPROM weit- Wegen der immer größer werdenden Kom-
gehend verdrängt. plexität der Steuergerätefunktionen reichen
die am Markt erhältlichen Standard-Mikro-
Variablen- oder Arbeitsspeicher controller nicht aus. Abhilfe schaffen hier
Ein solcher Schreib-Lese-Speicher ist not- ASIC-Bausteine (Application Specific
wendig, um veränderliche Daten (Variab- Integrated Circuit, d. h. anwendungsbezo-
len), wie z. B. Rechenwerte und Signalwerte, gene integrierte Schaltung). Diese IC (Inte-
zu speichern. grated Circuit) werden nach den Vorgaben
der Steuergeräteentwicklung entworfen und
RAM gefertigt. Sie enthalten beispielsweise ein
Die Ablage aller aktuellen Werte erfolgt im zusätzliches RAM, Eingangs- und Ausgangs-
RAM (Random Access Memory, d. h. kanäle und sie können PWM-Signale erzeu-
Schreib-Lese-Speicher). Für komplexe An- gen und ausgeben.
wendungen reicht die Speicherkapazität des
im Mikrocontroller integrierten RAM nicht Uberwachungsmodul
aus, sodass ein zusätzlicher RAM-Baustein Das Steuergerät verfügt über ein über-
erforderlich ist. Er ist über den Adress-/ wachungsmodul. Der Mikrocontroller und
Datenbus an den Mikrocontroller ange- das überwachungsmodul überwachen sich
schlossen. gegenseitig durch ein "Frage-und-Antwort
Beim Trennen des Steuergeräts von der Spiel". Wird ein Fehler erkannt, so können
Versorgungsspannung verliert das RAM den beide unabhängig voneinander entspre-
gesamten Datenbestand (flüchtiger Spei- chende Ersatzfunktionen einleiten.
eher). Adaptionswerte (erlernte Werte über
Motor- und Betriebszustand) müssen beim
266 Steuergerät Datenverarbeitung

Ausgangssignale Kommunikation innerhalb des


Der Mikrocontroller steuert mit den Aus- Steuergeräts
gangssignalen Endstufen an, die üblicher- Die peripheren Bauelemente, die den
weise genügend Leistung für den direkten Mikrocontroller in seiner Arbeit unterstüt-
Anschluss der Stellglieder (Aktoren) liefern. zen, müssen mit diesem kommunizieren
Es ist auch möglich, dass für besonders können. Dies geschieht über den Adress-I
große Stromverbraucher (z. B. Motorlüfter) Datenbus. Der Mikrocontroller gibt über
bestimmte Endstufen Relais ansteuern. den Adressbus z. B. die RAM-Adresse aus,
Die Endstufen sind gegenüber Kurz- deren Speicherinhalt gelesen werden soll.
schlüssen gegen Masse oder der Batterie- über den Datenbus werden dann die der
spannung sowie gegen Zerstörung infolge Adresse zugehörigen Daten übertragen.
elektrischer oder thermischer überlastung Frühere Entwicklungen im Kfz-Bereich
geschützt. Diese Störungen sowie aufge- kamen mit einer 8-Bit-Busstruktur aus. Das
trennte Leitungen werden durch den End- heißt, der Datenbus besteht aus acht Leitun-
stufen-IC als Fehler erkannt und dem gen, über den 256 Werte übertragen werden
Mikrocontroller gemeldet. können. Mit dem bei diesen Systemen
üblichen 16-Bit-Adressbus können 65536
Schaltsignale Adressen angesprochen werden. Komplexe
Mit den Schaltsignalen können Stellglieder Systeme erfordern heutzutage 16 oder sogar
ein- und ausgeschaltet werden (z. B. Motor- 32 Bit für den Datenbus. Um an den Bau-
lüfter). teilen Pins einzusparen, können Daten- und
Adressbus in einem Multiplexsystem zusam-
PWM-Signalc mengefasst werden. Das heißt, Adresse und
Digitale Ausgangssignale können als PWM- Daten werden zeitlich versetzt übertragen
Signale ausgegeben werden. Diese "Puls- und nutzen gleiche Leitungen.
Weiten-Modulierten" Signale sind Recht- Für Daten, die nicht so schnell übertragen
ecksignale mit konstanter Frequenz und werden müssen (z. B. Fehlerspeicherdaten),
variabler Einschaltzeit (Bild 3). Mit diesen werden serielle Schnittstellen mit nur einer
Signalen können verschiedene Stellglieder Datenleitung eingesetzt.
(Aktoren) in beliebige Arbeitsstellungen ge-
bracht werden (z. B. Abgasrückführventil, EOL-Programmierung
Ladedrucksteller ). Die Vielzahl von Fahrzeugvarianten, die
unterschiedliche Steuerungsprogramme und
PMW·Signale Datensätze verlangen, erfordert ein Verfah-
ren zur Reduzierung der vom Fahrzeugher-
steller benötigten Steuergerätetypen. Hierzu
a kann der komplette Speicherbereich des
b Flash-EPROMs mit dem Programm und
dem variantenspezifischen Datensatz am
Ende der Fahrzeugproduktion mit der EOL-
Programmierung (End OfLine) program-
miert werden.
a Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung
b der Variantenvielfalt ist, im Speicher meh-
rere Datenvarianten (z. B. Getriebevarian-
ten) abzulegen, die dann durch Codierung
Bild 3
a Periodendauer
am Bandende ausgewählt werden. Diese
Zeit __
(fest oder vanabel) Codierung wird im EEPROM abgelegt.
b variabl e Einschaltzeil
Leistungsfähigkeit der Steuergeräte 267

LeIstung sfähIgkeIt d er Steuergeräte

Die Leistungsfähigkeit der Steuergeräte geht mit zusätzlichen Ein- und Ausgabemöglich-
einher mtt den Entwicklungsfort schritten auf ke iten für zeitgesteuerte S ig nale sowie einen
dem Gebiet der M ikroe lektronik. Die ersten integrierten Analog- Digital-W andler abgelöst
Benzineinspritzsysteme waren noch in Analog- wurden. Damit konnten schon verhält nismäß ig
technik ausgelUhrt - mtt eingeschränkter Flexi- leIstungsfähige Systeme realisiert w erden.
bilität bei der Realisierung von Steuerungs- Bild 1 zeigt ei nen Leistungsvergleich eines
funktionen. Diese waren durch die Hardware Einspritz- (LH3.2) und Zündsystems (EZ129 K)
festgelegt. - ausgestattet mit 80C 515-C ontrollern - mit
Einen Fortschritt brachte die Digitaltechnik den nachfolgenden Motronic-Systemen. Die
mit dem Einzug des Mikrocontrol lers. Die M E7 hat bei einer Taktfrequenz von 40 MHz
gesamte Steuerung des Motors wanderte in gegenüber der LH/EZ-Kombination annä-
d iesen universell einsetzbaren HalbleiterchIp. hernd eine 40 fache Leistungsfähigkeit. Mit der
Die eigentliche Steuerungslogik befindet sich ME9 wird sich diese r W ert mit ei ner neuen
bei mikrocontrollergesteuerten Systemen in Generation von Mikrocontrollern und einer
einem frei programmierbaren Halbleiter- weiteren Steigerung der Taktfreq uenz auf weit
speicher. über das 50fache erhöhen.
Aus der zunächst einfachen Steuerung der In abse hbarer Zu kunft werden im Mi kro-
Benzineinspritzung entwickelten sich kom- controller nicht nur digitale Steuerungs abläufe
plexe Motormanagement-Systeme, die neben abgearbeitet. Es werden Signalprozessoren
dem Einspritzsystem auch das Zündsystem integriert, die auch z. B . die von den Klopf-
mit Klopfregelung , die A bgasrückführung und sensoren gelieferten Signale direkt verarbeiten
eine Vielzahl weiterer Systeme steuern. Diese können.
kontinuierliche Entwicklung wird sich auch in
den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen . B eachtenswert sind auch die Entwicklungs-
Die IntegratIon von Funktionen und vor allem fortschritte im Be reich der Halbleiterspeicher.
deren Komplexität nehmen weiter zu . Diese Komplexe Steuerungsprogramme benötigen
Entwicklung ist nur dadurch möglich , dass die immens viel Speicherplatz. Die Kapazität der
eingesetzten Mikrocontroller auch weiterhin eingesetzten Speicherchips lag Anfang der
Immer leistungsfähiger werden . 1980er-Jahre noch be i 8 kByte . Bei der ME7
Lange Zeit wurden Mikrocontroller der kommen mittlerweile schon l -MByte-Chips Bild 1
8051 -Familie von Intel eingesetzt, bis sie Ende zum Einsatz, in naher Zukunft werden Spei- Grafische Darslellung
der 1980er-Jahre durch die 80515-Derivate cher mit 2 MByte benötigt . B ild 1 zeigt diese der
Entwicklung und die Tendenz für die Zukunft. • Leistungsfähigkeil _on
Motormanagement·
Entwicklung _on Sleuergerälen
Syslemen,
• Anzahl der Anschluss-
51 ~ ~..:'Hz ME9.0 ~!ll §!ll pin. der Steuergeräle,

ic ..,. ME7.0.1
C1610011Hz
~~
• $peichergröße des
Flash lM8 ProgrammspeicherS,
"
E 'e !ll
.. • Speichergrö6e der
Ct612~MHz 1)1 '"
"' !il ME7.0
0
~ !il
E' _ ft.sl1. 1M8 ~
e ~
-" Dalenspeicher (RAM).

."'"
~

..
Q. ~ Ct612~MHz
ME7.0
~ 5! .!
0 0
e., f\os' 51218 E E

"'" :!i:!i. :!i~


3OC511A I6MHz Zum Vergleich:
c

i! e... i8
:c " M4.4.1 Flash 12H8 Die LeistungsfähigkeIl
aocmf5.6MHz ~g~~
'"c: iii"""
M4.3 FIash,60 k8 eines dem neueslen
Go
~
;; Sland der Technik enl -
e35t2UHz
4i :il M1.8 EPAOM32k8 ~ c0 sprechenden Motor-
.J
1)1
~ '"'
Qo
management·Syslems

"'"
l!OS3O 12M'"
5l LH3.2 + EZ129K EPAOM, l2 k8 ~ ::; übertrifft bei weitem die
l ~' ~l ~,m,m l ~l~'~ lm t998 t999 2000 200 t 2002 2003 2004 2005 Möglichkeiten _on
0
Apollo 13.
266 Abgasemission Verbrennung des Luft-Kraftstoff-Gemischs

Abgasemission

In den vergangenen Jahren konnte der Verbrennung des


Schadstoffausstoß der Kraftfahrzeuge durch Luft- Kraftstoff-Gemischs
technische Maßnahmen drastisch gesenkt
werden. Bei Pkw mit Ottomotor spielte da- Bei einer vollständigen, idealen Verbrennung
bei der zunehmende Anteil von Fahrzeugen reinen Kraftstoffs mit genügend Sauerstoff
mit Dreiwegekatalysator eine wichtige würde nach folgender chemischer Reaktion
Rolle. nur Wasserdampf (H20) und Kohlendioxid
(C0 2) entstehen:
Bild 1 zeigt die Abnahme der jährlichen
Emissionen des Pkw-Verkehrs. Lediglich für
CO 2 wurde keine deutliche Abnahme er-
reicht, da die CO 2 -Emissionen proportional Wegen der nicht idealen Verbrennungs-
zum Kraftstoffverbrauch entstehen. Sie bedingungen im Brennraum (z. B. nicht ver-
können daher nur durch einen verringerten dampfte Kraftstoff-Tröpfchen) und auf-
Kraftstoffverbrauch oder durch den Einsatz grund der weiteren Bestandteile des Kraft-
kohlenstoffärmerer Kraftstoffe, wie z. B. stoffs (z. B. Schwefel) entstehen bei der
Erdgas, gesenkt werden. Verbrennung neben Wasser und Kohlen-
dioxid auch zum Teil toxische Neben-
Der Anteil des Straßenverkehrs an den produkte.
insgesamt von Industrie, Verkehr, Haushalten Durch Optimierung der Verbrennung und
und Kraftwerken verursachten Emissionen Verbesserung der Kraftstoffqualität wird die
1) vorläuf'ge Werte für ist unterschiedlich und beträgt I) Bildung der Nebenprodukte immer weiter
das Jahr 2001 ; verringert. Die Menge des entstehenden CO 2
• 52 % für Stickoxide,
• 48 % Kohlenmonoxid, hingegen ist auch unter Idealbedingungen
Ouelle :
Umwellbundesamt
• 19% für Kohlendioxid, nur abhängig vom Kohlenstoffgehalt des
• 18 % für flüchtige Kohlenwasserstoffe Kraftstoffs und kann deshalb nicht durch die
ohne Methan. Verbrennungsführung beeinflusst werden.

Verbrauch und Emissionen des Pl<w,Verkehrs (0110 und Diesel)

Bild 1
CO, : Kohlendioxid
80%
NO.: StickoXIde
CO: Kohlen-
monoxid 60%
NMVOC: lIücht'ge
Kohlenwasser- 40%
stoffe ohne
Methan
20%
') durchschnittlicher :
Kraftstoffverbrauch 0 ......--"--
Pkw (wter I Strecke) u,~ x
oz o() ()
u
~z
,~
') absoluter Kraftsloffver- c: ::>
.c:: 01
brauch im Personen- Ul-eQ)
<.J
.c::
~

Straßenverkehr ~ >
::>
o
Ouelle:
Umweltbundesamt
Abgasemission Hauptbestandteile des Abgases 269

Hauptbestandteile Schadstoff eingestuft. Es ist jedoch ein Mit-


verursacher des Treibhauseffekts und der
des Abgases
damit zusammenhängenden globalen
Wasser (H 2 0) Klimaveränderung. Der COz-Gehalt in der
Der im Kraftstoff enthaltene chemisch ge- Atmosphäre ist seit der Industrialisierung
bundene Wasserstoff verbrennt mit Luft- um rund 30 % auf heute 367 ppm gestiegen.
sauerstoff zu Wasserdampf, der beim Ab- Die Reduzierung der COz-Emissionen auch
kühlen zum größten Teil kondensiert. Er ist durch Verringerung des Kraftstoffverbrauchs
an kalten Tagen als Dampfwolke am Auspuff wird deshalb immer dringlicher.
sichtbar. Sein Anteil am Abgas beträgt
ungefähr 13 %. Stickstoff (N 2)
Stickstoff ist mit einem Anteil von 78 % der
Kohlendioxid (C0 2 ) Hauptbestandteil der Luft. Er ist bei der Ver-
Der im Kraftstoff enthaltene chemisch brennung fast nicht beteiligt und stellt mit
gebundene Kohlenstoff bildet bei der ca. 71 % den größten Anteil des Abgases dar.
Verbrennung Kohlenstoffdioxid (CO z) mit
einem Anteil von ca. 14 % im Abgas.
Kohlenstoffdioxid wird meist einfach als
Kohlendioxid bezeichnet.

Kohlendioxid ist ein farbloses, geruchloses,


ungiftiges Gas und ist als natürlicher Be-
standteil der Luft in der Atmosphäre vor-
handen. Es wird in Bezug auf die Abgas-
emissionen bei Kraftfahrzeugen nicht als

AbgaszusammenseLZung (Rohemission) vOn Oltomotoren bei Betrieb mit l = 1

1 % Sonstige 13% Wasserdampf


(Edelgase, Saue rstoff, (H, O)
Wasserstoff) ---.
\ ___',--

0 ,1 % Stickoxide (NO x )
1-- - - ---1 0,2% Kohle nw asse rstoffe
(HC) Bi ld 2

1------1 0,005% Feststoffe Angaben in Volumen-


prozenl

Die Konzentra.lionen
0.7% Kohle nmo noxid der Abgasbestandteile,
(CO) insbesondere der
Schadstoffe. können

/
71 % Stickstoff
abweichen; sie hängen
u, a. von den Belriebs·
(N, ) bedingungen des
Motors und den Um-
gebungsbedingungen
(z_ B. Luftfeuchtigkeit) ab
270 Abgasemission Schadstoffe

Schadstoffe Die aliphatischen Kohlenwasserstoffe (Al-


kane, Alkene, Alkine sowie ihre zyklischen
Bei der Verbrennung des Luft -Kraftstoff- Abkömmlinge) sind nahezu geruchlos.
Gemischs entsteht eine Reihe von Neben- Ringförmige aromatische Kohlenwasser-
bestandteilen. Der Anteil dieser Stoffe be- stoffe (z. B. Benzol, Toluol, polyzyklische
trägt im Rohabgas (Abgas nach der Verbren- Kohlenwasserstoffe) sind geruchlich wahr-
nung, vor der Abgasnachbehandlung) bei nehmbar.
betriebswarmem Motor und stöchiometri- Kohlenwasserstoffe gelten teilweise bei
scher Gemischzusammensetzung (A = 1) Dauereinwirkung als Krebs erregend. Teil-
rund 1 % der gesamten Abgasmenge. Die oxidierte Kohlenwasserstoffe (z. B. Aldehyde,
wichtigsten Nebenbestandteile sind Ketone) riechen unangenehm und bilden
• Kohlenmonoxid (CO), unter Sonneneinwirkung Folgeprodukte, die
• Kohlenwasserstoffe (HC) und bei Dauereinwirkung von bestimmten Kon-
• Stickoxide (NOx). zentrationen an ebenfalls als Krebs erregend
gelten.
Katalysatoren können bei betriebswarmem
Motor diese Schadstoffe zu mehr als 99 % in Stickoxide (NOx)
unschädliche Stoffe konvertieren. Stickoxid ist der Sammelbegriff für Verbin-
dungen aus Stickstoff und Sauerstoff. Stick-
Kohlenmonoxid (CO) oxide bilden sich bei allen Verbrennungsvor-
Kohlenmonoxid entsteht bei unvollständiger gängen mit Luft infolge von Nebenreaktio-
Verbrennung eines fetten Luft-Kraftstoff- nen mit dem enthaltenen Stickstoff. Beim
Gemischs infolge von Luftmangel. Aber Verbrennungsmotor entstehen hauptsäch-
auch bei Betrieb mit Luftüberschuss entsteht lich Stickstoffoxid (NO) und Stickstoff-
Kohlenmonoxid - jedoch nur in sehr gerin- dioxid (N0 2), in geringem Maß auch
gem Maß - aufgrund von fetten Zonen Distickstoffoxid (N20).
im inhomogenen Luft-Kraftstoff-Gemisch. Stickstoffoxid (NO) ist farb- und geruch-
Nicht verdampfte Kraftstofftröpfchen bilden los und wandelt sich in Luft langsam in
fette Bereiche, die nicht vollständig ver- Stickstoffdioxid (N02) um. N0 2 ist in reiner
brennen. Form ein rotbraunes, stechend riechendes,
Kohlenmonoxid ist ein farb- und geruch- giftiges Gas. Bei Konzentrationen, wie sie in
loses Gas. Es verringert beim Menschen die stark verunreinigter Luft auftreten, kann
Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Bluts und N0 2 zur Schleimhautreizung führen.
führt daher zur Vergiftung des Körpers. Stickoxide sind mitverantwortlich für
Waldschäden (saurer Regen) und Smog-
Kohlenwasserstoffe (HC) Bildung.
Unter Kohlenwasserstoffen (engl.: HC,
Hydrocarbon) versteht man chemische Ver- Schwefeldioxid (S02)
bindungen von Kohlenstoff (C) und Wasser- Schwefelverbindungen im Abgas - vorwie-
stoff (H). Die HC-Emissionen sind auf eine gend Schwefeldioxid - entstehen aufgrund
unvollständige Verbrennung des Luft- des Schwefelgehalts des Kraftstoffs. S02-
Kraftstoff-Gemischs bei Sauerstoffmangel Emissionen sind nur zu einem geringen An-
zurückzuführen. Bei der Verbrennung teil auf den Straßenverkehr zurückzuführen.
können aber auch neue Kohlenwasserstoff- Sie werden nicht durch die Abgasgesetz-
verbindungen entstehen, die im Kraftstoff gebung begrenzt.
ursprünglich nicht vorhanden waren (z. B. Die Bildung von Schwefelverbindungen
durch Aufbrechen von langen Molekül- muss trotzdem weitestgehend verhindert
ketten). werden, da S02 sich an den Katalysatoren
(Dreiwegekatalysator, NOx-Speicherkataly-
Abgasemission Schadstoffe 271

sator) festsetzt und diese vergiftet, d. h. ihre stoffteilchen (Ruß) mit einer sehr großen
Reaktionsfähigkeit herabsetzt. spezifischen Oberfläche. An den Ruß lagern
S02 trägt wie auch die Stickoxide zur sich unverbrannte oder teilverbrannte Koh-
Entstehung des sauren Regens bei, da es in lenwasserstoffe, zusätzlich auch Aldehyde
der Atmosphäre oder nach Ablagerung zu mit aufdringlichem Geruch an. Am Ruß
Schwefel- oder Salpetersäure umgesetzt binden sich auch Kraftstoff- und Schmier-
werden kann. ölaerosole (in Gasen feinstverteilte feste oder
flüssige Stoffe) sowie Sulfate. Für die Sulfate
Feststoffe ist der im Kraftstoff enthaltene Schwefel
Bei unvollständiger Verbrennung entstehen verantwortlich.
Feststoffe in Form von Partikeln. Sie beste- Feststoffe (Partikel) im Abgas sind vor-
hen - abhängig von Verbrennungsverfahren wiegend ein Problem des Dieselmotors. Bei
und Motorbetriebszustand - hauptsächlich Ottomotoren sind die Partikelemissionen
aus einer Aneinanderkettung von Kohlen- vernachlässigbar gering.

Von der Sonne emittierte kurzweilige Strahlen Kohlendioxid stark an . Hauplursache für die·
durchdnngen die Erdatmosphäre, gelangen bis sen Anstieg ist die Verteuerung von Erdöl und
zum Erdboden und werden dort absorbiert . Kohle. Bei diesem Vorgang wird der gebun·
Durch die aufgenommene Energie erwärmt dene Kohlenstoff als Kohlendioxid freigesetzt.
sich der Boden und strahlt langweil ige Wärme' Die Vorgänge. die den Treibhauseffekt in
oder Infrarotstrahlung ab. Diese Strahlung wird der Erdatmosphäre beeinflussen, sind sehr
In der Atmosphäre zum Teil reflektiert und sorgt komplex. Dass die anthropogenen, d. h. vom
für eine Erwärmung der Erde. Menschen verursachten Emissionen die
Ohne diesen natürlichen "Treibhauseffekt ' Hauptursache für die Klimaveränderung Ist ,
wäre die Erde mit einer Durchschnittstempera' wird durch eine andere von W issenschaftlern
tur von -18·C ein unwirtlicher Planet. Die in vertretene TheOrie bestntten. Demnach soll
der Atmosphäre vorhandenen Treibhausgase eine verstärkte Strahlungstätigkeit der Sonne
(Wasserdampf, Kohlendioxid , Methan, Ozon, Ursache für die Erderwärmung sein.
Distickstoffoxid, Aerosole und Wolkenteilchen) Einigkeit besteht jedoch weitgehend darin,
sorgen für mittlere Temperaturen von ca. durch Senkung des Energieverbrauchs und
+ 15 ·C. Vor allem Wasserdampf hält einen damit über die Reduzierung der Emission von
großen Teil der Wärme zurück. Kohlendioxid dem Treibhauseffekt entgegenzu ·
Seit Beg inn des Industriezeitalters vor Wirken .
über 100 Jahren steigt die Konzentration von

Wärmeabstrahlung

Wasserdampf
und Spurengase '::!
'il
~
'"
272 Abgasemission Einflüsse auf Rohemissionen

takts. Innerhalb der dadurch im Zentrum


des Brennraums entstehenden Kraftstoff-
Bei der Verbrennung des Luft-Kraftstoff- wolke sollte das Gemisch möglichst homo-
Gemischs entstehen als Nebenprodukte gen mit der Luftzahl A = 1 verteilt sein. In
hauptsächlich die Schadstoffe NO x, CO und den Randbereichen des Brennraums befin-
HC Die Mengen dieser Schadstoffe, die im det sich nahezu reine Luft oder sehr mageres
Rohabgas (Abgas nach der Verbrennung, vor Gemisch. Für den gesamten Brennraum er-
der Abgasreinigung) enthalten sind, hängen gibt sich dann ein Summen-Verhältnis A > 1
stark vom Motorbetrieb ab. Entscheidenden (mager).
Einfluss auf die Bildung von Schadstoffen
haben die Luftzahl A und der Zündzeit -
punkt. Für eine möglichst vollständige Verbren-
Das Katalysatorsystem konvertiert die nung muss der zu verbrennende Kraftstoff
Schadstoffe zum größten Teil, sodass die möglichst homogen mit der Luft durch-
vom Fahrzeug in die Umgebung abgegebe- mischt sein. Bei Motoren mit Saugrohrein-
nen Emissionen weitaus geringer sind als spritzung bezieht sich dies auf den gesamten
die Rohemissionen. Um die abgegebenen Brennraum, bei der Benzin-Direkteinsprit-
Schadstoffe mit einem vertretbaren Aufwand zung hingegen nur auf die Schichtladungs-
für die Abgasnachbehandlung zu minimie- wolke in der Mitte des Brennraums.
ren, muss jedoch schon die Rohemission so Für eine niedrige Schadstoffemission ist
gering wie möglich gehalten werden. eine auf alle Zylinder gleichmäßige Ge-
mischverteilung erforderlich. Einzelein-
Einflussgrößen spritzanlagen, bei denen in den Saugrohren
nur Luft transportiert und der Kraftstoff
Die Schadstoffemission eines Motors wird direkt vor das Einlassventil (Saugrohrein-
ganz wesentlich durch das Luft-Kraftstoff- spritzung) oder direkt in den Brennraum
Verhältnis (Luftzahl A) bestimmt. Motoren (Benzin -Direkteinspritzung) eingespritzt
mit Saugrohreinspritzung werden in den wird, garantieren eine gleichmäßige Ge-
meisten Betriebsbereichen mit stöchiometri- mischverteilung. Bei Vergaser- und Zentral-
schem Luft-Kraftstoff-Gemisch (A = 1) ge- einspritzanlagen ist das nicht gewährleistet,
fahren, damit der Dreiwegekatalysator seine da sich große Kraftstofftröpfchen an den
bestmögliche Reinigungswirkung entfalten Rohrkrümmungen der einzelnen Saugrohre
kann. niederschlagen können.
Motoren mit Benzin -Direkteinspritzung
können betriebspunktabhängig im Schicht-
oder Homogenbetrieb gefahren werden. Der Eine höhere Motordrehzahl bedeutet eine
Homogenbetrieb ist durch eine Einspritzung größere Reibleistung im Motor selbst und
im Ansaughub gekennzeichnet, wobei sich eine höhere Leistungsaufnahme der Neben-
ähnliche Verhältnisse wie bei der Saugrohr- aggregate (z. B. Wasserpumpe ). Bei gleicher
einspritzung ergeben. Diese Betriebsart wird zugeführter Energie sinkt daher die abgege-
bei hohen abzugebenden Drehmomenten bene Leistung, der Motorwirkungsgrad wird
und hohen Drehzahlen eingestellt. In dieser mit zunehmender Drehzahl schlechter.
Betriebsart beträgt die eingestellte Luftzahl Wird eine bestimmte Leistung bei höherer
in der Regel A = 1 oder liegt sehr nahe um Drehzahl abgegeben, bedeutet das einen
diesen Wert. höheren Kraftstoffverbrauch, als wenn die
Im Schichtbetrieb wird der Kraftstoff gleiche Leistung bei niedriger Drehzahl ab-
nicht homogen im gesamten Brennraum gegeben wird. Damit ist auch ein höherer
verteilt. Dies erreicht man durch eine Ein- Schadstoffausstoß verbunden.
spritzung erst während des Verdichtungs-
Abgasemission Einflüsse auf Rohemissionen 273

(olorlast HC-Rohemission
Die Motorlast bzw. das erzeugte Motor- Ein fl uss des Dreh m o m ents
drehmoment hat für die Schadstoftkompo- Mit steigendem Drehmoment erhöht sich
nenten Kohlenmonoxid CO, die unver- die Temperatur im Brennraum. Die Dicke
brannten Kohlenwasserstoffe HC und die der Zone, in der die Flamme in der Nähe der
Stickoxide NOx unterschiedliche Auswir- Brennraumwand aufgrund niedriger Tem-
kungen. Auf die Einflüsse wird nachfolgend peraturen gelöscht wird, nimmt daher mit
eingegangen. steigendem Drehmoment ab. Aufgrund der
vollständigeren Verbrennung entstehen dann
Zündzeit punkt weniger unverbrannte Kohlenwasserstoffe.
Die Entflammung des Luft -Kraftstoff-Ge- Zudem fördern die höheren Abgastempe-
mischs, das heißt die zeitliche Phase vom raturen, die aufgrund der höheren Brenn-
Funkenüberschlag bis zur Ausbildung einer raumtemperaturen bei hohem Drehmoment
stabilen Flammenfront, hat auf den Verbren- entstehen, eine Nachreaktion der unver-
nungsablauf einen wesentlichen Einfluss. Sie brannten Kohlenwasserstoffe während der
wird durch den Zeitpunkt des Funkenüber- Expansionsphase und des Ausschiebens zu
schlags, die Zündenergie sowie die Gemisch- CO 2 und Wasser. Die leistungsbezogene
zusammensetzung an der Zündkerze be- Rohemission unverbrannter Kohlenwasser-
stimmt. Eine goße Zündenergie bedeutet stoffe wird somit bei hohem Drehmoment
stabile Entflammungsverhältnisse mit posi- wegen der höheren Temperaturen im Brenn-
tiven Auswirkungen auf die Stabilität des raum und im Abgas reduziert.
Verbrennungsablaufs von Arbeitsspiel zu
Arbeitsspiel und damit auch auf die Abgas- Einfluss des Lu ft- Krafts toff-Verhältnisses
zusammensetzung. Mit steigenden Drehzahlen nimmt die HC-
Emission des Ottomotors zu, da die zur Auf-
bereitung und zur Verbrennung des Ge-
mischs zur Verfügung stehende Zeit kürzer
wird.

HC·Rohemission in Abhängigkeit von der Luftzahll Ein fl uss des Lu ft - Kraftstoff-Verhältnisses


und vom ZUndwinkel rlz
Bei Luftmangel (..1, < 1) werden aufgrund
von unvollständiger Verbrennung unver-
brannte Kohlenwasserstoffe gebildet. Die
9
kW· h Konzentration ist umso höher, je größer die
Anfettung ist (Bild 1). Im fetten Bereich
16 steigt deshalb die HC-Emission mit abneh-
c mender Luftzahl A.
o Im mageren Bereich (..1, > 1) nehmen die
:ii!E 12
HC-Emissionen wieder zu. Das Minimum
<I>
L:
o liegt im Bereich von ..1, = 1,1...1,2. Der An-
c:
Ü 8 stieg im mageren Bereich wird durch unvoll-
I
ständige Verbrennung in den Randbereichen
4
des Brennraums verursacht. Bei sehr mage-
ren Gemischen kommt zu diesem Effekt
OL-____________________ ~ ~
noch hinzu, dass verschleppte Verbrennun-
1A ~
gen bis hin zu Zündaussetzern auftreten,
0.8 1.0 1.2
;;: was zu einem drastischen Anstieg der HC-
Lultzahl A ::;
::>
Emission führt. Die Ursache dafür sind Ge-
= mischungleichverteilung im Brennraum und
274 Abgasemission Einflüsse auf Rohemissionen

somit schlechte Entflammungsbedingungen CO-Rohemission


in mageren Brennraumzonen. Einfluss des Drehmoments
Die Magerlaufgrenze des Ottomotors Ähnlich wie bei der HC-Rohemission be-
hängt im Wesentlichen von der Luftzahl an günstigen die höheren Prozesstemperaturen
der Zündkerze während der Zündung und bei hohem Drehmoment die Nachreaktion
von der Summen-Luftzahl (Luft-Kraftstoff- von CO während der Expansionsphase. Das
Verhältnis über den gesamten Brennraum CO wird zu CO 2 oxidiert.
betrachtet) ab. Durch gezielte Ladungs-
bewegung im Brennraum kann zum einen Einfl uss der Drehzahl
die Homogenisierung und damit die Ent- Auch die Drehzahlabhängigkeit der CO-
flammungssicherheit erhöht sowie die Emission entspricht der der HC-Emission.
Flammenausbreitung beschleunigt werden.
Im Schichtbetrieb bei der Benzin-Direkt- Einfluss des Lu ft-Kraftstoff-Verhältnisscs
einspritzung wird hingegen keine Homo- Im fetten Bereich ist die CO-Emission nahe-
genisierung des Kraftstoff- Luft -Gemischs im zu linear von der Luftzahl abhängig (Bild 2).
gesamten Brennraum angestrebt, sondern Der Grund dafür ist der Sauerstoffinangel
im Bereich der Zündkerze ein gut entflamm- und die damit verbundene unvollständige
bares Gemisch geschaffen. Bedingt dadurch Oxidation des Kohlenstoffs.
sind in dieser Betriebsart deutlich größere Im mageren Bereich (bei Luftüberschuss )
Summen-Luftzahlen als bei Homogenisie- ist die CO-Emission sehr niedrig und na-
rung des Gemischs realisierbar. Die HC- hezu unabhängig von der Luftzahl. CO ent-
Emissionen im Schichtbetrieb sind im steht hier nur durch die unvollständige Ver-
Wesentlichen von der Gemischaufbereitung brennung von schlecht homogenisiertem
abhängig. Luft -Kraftstoff-Gemisch.
Entscheidend bei der Direkteinspritzung
ist, dass Benetzung der Brennraumwände Einfluss des Zündzeitp unkts
und des Kolbens möglichst vermieden Die CO-Emission ist vom Zündzeitpunkt
werden, da die Verbrennung eines solchen nahezu unabhängig (Bild 2) und fast aus-
Wandfilms in der Regel unvollständig erfolgt schließlich eine Funktion der Luftzahl A.
und so hohe HC-Emissionen zur Folge hat.
CQ·Rohem;ss;on ;n Abhängigkeit von der Luftzahll
Einfluss des Zündzeitpunkts und vom ZUndwinkel az

Mit steigender Frühzündung (große az)


nimmt die Emission unverbrannter Kohlen-
wasserstoffe zu, da die Nachreaktion in der
Expansionsphase und in der Auspuffphase 800
wegen der geringeren Abgastemperatur
c
ungünstiger verläuft (Bild 1). Nur im sehr o
'gj 600
mageren Bereich kehren sich die Verhält- -E
nisse um. Bei magerem Gemisch ist die Ver- Q)
{5
brennungsgeschwindigkeit so gering, dass 0;:400
bei spätem Zündwinkel die Verbrennung o
ü
noch nicht abgeschlossen ist, wenn das Aus-
lassventil öffnet. Die Magerlaufgrenze des 200
Motors wird bei spätem Zündwinkel schon
bei geringerer Luftzahl A erreicht. OL-______~======~
0,8 1,0 1,2 1,4
Luttzahl A
Abgasemission Einflüsse auf Rohemissionen 275

NOx-Rohemission Ruß-Emission
Ein fluss des Drehmomcnts Ottomotoren weisen nahe des stöchiometri-
Die mit dem Drehmoment steigende Brenn- schen Gemischs nur äußerst geringe Ruß-
raumtemperatur begünstigt die NOx-Bil- Emissionen auf. Im Schichtbetrieb bei
dung. Die NOx-Rohemission nimmt daher Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung
mit dem abgegebenen Drehmoment über- kann es bei lokal sehr fetten Zonen oder
proportional zu. Kraftstofftropfen zur Rußbildung kommen.
Deshalb ist der Schichtbetrieb nur bis zu
Einfluss der Drchzahl einer mittleren Drehzahl möglich, um
Da die zur Verfügung stehende Reaktionszeit sicherzustellen, dass die Zeit zur Gemisch-
zur Bildung von NO x bei höheren Drehzah- aufbereitung ausreichend groß ist.
len kleiner ist, nehmen die NOx-Emissionen
mit steigender Drehzahl ab. Zusätzlich gilt
es, den Restgasgehalt im Brennraum zu
berücksichtigen, der zu niedrigeren Spitzen-
temperaturen führt. Da dieser Restgasgehalt
in der Regel mit steigender Drehzahl ab-
nimmt, ist dieser Effekt zu der oben be-
schriebenen Abhängigkeit gegenläufig.

Einfluss des Luft-Kraftstoff-Verhältnisses


Das Maximum der NOx-Emission liegt
bei leichtem Luftüberschuss im Bereich von
A = 1,05 ... 1,l. Im mageren sowie im fetten
Bereich fällt die NOx-Emission ab, da die
Spitzen temperaturen der Verbrennung
sinken.
Der Schichtbetrieb bei Motoren mit
Benzin-Direkteinspritzung ist durch große
Luftzahlen gekennzeichnet. Die NOx-Emis-
sionen sind verglichen mit dem Betriebs- NOx·Rohemission in Abhängigkeit von der Luftzahl;'
punkt bei A = 1 niedrig, da nur ein Teil des und vom Zündwinkel az

Gases an der Verbrennung teilnimmt.


9
Einfluss des Zündzeitpunkts kW·h (Xz ~
Im gesamten Bereich der Luftzahl Animmt 20
I
I \
\

I 4() \
die NOx-Emission mit steigender Frühzün-
dung zu (Bild 3). Ursache dafür ist die höhere c: 'f '\
Ir \

Brennraumspitzentemperatur bei früherem


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Zündzeitpunkt, die das chemische Gleich- CI>
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gewicht auf die Seite der NOx-Bildung ver- '!= ',/20\'\
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schiebt und vor allem die Reaktionsge- 0 8


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schwindigkeit der NOx-Bildung erhöht. I' \ \ \
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0,8 1,0 1,2 1,4
Luftzahl ..!
276 Katalytische Abgasreinigung Übersicht

Katalytische Abgasreinigung

Die Abgasgesetzgebung legt Grenzwerte für monoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC)


die Schadstoffemissionen von Kraftfahrzeu- und Stickoxide (NOx) nahezu vollständig
gen fest. Zur Einhaltung dieser Grenzwerte umwandeln. Die genaue Einhaltung von
sind motorische Maßnahmen allein nicht ,1, = 1 erfordert jedoch eine Gemischbildung
ausreichend, vielmehr steht beim Otto- mittels elektronisch geregelter Benzinein -
motor die katalytische Nachbehandlung des spritzung; diese hat den bis zur Einführung
Abgases zur Konvertierung der Schadstoffe des Dreiwegekatalysators hauptsächlich ver-
im Vordergrund. Dafür durchströmt das wendeten Vergaser heute vollständig ersetzt.
Abgas einen oder mehrere im Abgasstrang Eine präzise Lambda-Regelung überwacht
sitzende Katalysatoren, bevor es ins Freie die Zusammensetzung des Luft -Kraftstoff-
gelangt. An der Katalysatoroberfläche Gemischs und regelt sie auf den Wert ,1, = 1.
werden die im Abgas vorliegenden Schad- Obwohl diese idealen Bedingungen nicht in
stoffe durch chemische Reaktionen in allen Betriebszuständen eingehalten werden
ungiftige Stoffe umgewandelt. können, kann im Mittel eine Schadstoffredu-
zierung um mehr als 98 % erreicht werden.
Übersicht
Da der Dreiwegekatalysator im mageren
Die katalytische Nachbehandlung des Ab- Betrieb (,1, > 1) die Stickoxide nicht um-
gases mithilfe des Dreiwegekatalysators setzen kann, wird bei Motoren mit magerer
ist derzeit das wirkungsvollste Abgasreini- Betriebsart zusätzlich ein NOx-Speicher-
gungsverfahren für Ottomotoren. Der Drei- katalysator eingesetzt. Eine andere Möglich-
wegekatalysator ist sowohl für Motoren mit keit der NOx-Minderung bei ,1, > 1 ist die
Saugrohreinspritzung als auch für Benzin- selektive katalytische Reduktion (SCR). Die-
Direkteinspritzung ein Bestandteil des Ab- ses Verfahren wird bereits bei Diesel-Nkw
gasreinigungssystems (Bild 1). eingesetzt, und aktuelle Entwicklungsvor-
Bei homogener Gemischverteilung mit haben zielen auf den Einsatz in Diesel-Pkw
stöchiometrischem Luft -Kraftstoff-Verhält- ab. Ob SCR jedoch auch bei Ottomotoren
nis (,1, = 1) kann der betriebswarme Drei- Anwendung finden wird, ist heute noch
wegekatalysator die Schadstoffe Kohlen- nicht abzusehen.

Abgasslrang mit einem motornah eingebauten DreIWegekatalysator und Lambda-Sonden

Bild 1
I Motor
2 Lambda-Sonde vor
dem Kalalysator
IZwelpunkt-Sonde
oder BrMband ·
Lambda·Sonde,
je nach System)
3 Dreiwegekalalysator
4 Zwelpunkt-Lambda'
Sonde hinter dem
Katalysator (nur für
Systeme mil Zwei-
sonden-Lambda-
Regelung)
Katalytische Abgasreinigung Dreiwegekatalysator 277

Der Oxidationskatalysator, der bei Diesel- aktive Änderung der Randbedingungen


motoren zur Oxidation von HC und CO durch das Katalysatorsystem eingeleitet wer-
angewendet wird, wird bei Ottomotoren den. Der NOx-Speicherkatalysator arbeitet
nicht gesondert eingesetzt, da der Dreiwege- diskontinuierlich: Bei Sauerstoffüberschuss
katalysator seine Funktion erfüllt. im Abgas wird NOx eingespeichert, für die
anschließende Regenerationsphase wird
Entwicklungsziele auf fetten Betrieb (Sauerstoffrnangel) um-
Angesichts immer weiter herabgesetzter geschaltet.
Emissionsgrenzwerte bleibt die Verringe-
rung des Schadstoffausstoßes ein wichtiges
Ziel der Motorenentwicklung. Während ein Dreiwegekatalysator
betriebswarmer Katalysator inzwischen sehr
hohe Konvertierungsraten nahe 100 % er- Arbeitsweise
reicht, werden in der Kaltstart- und Auf- Der Dreiwegekatalysator wandelt die bei der
wärmphase erheblich größere Mengen an Verbrennung des Luft -Kraftstoff-Gemischs
Schadstoffen ausgestoßen: Der Anteil der entstehenden Schadstoffkomponenten Koh-
emittierten Schadstoffe aus dem Startprozess lenwasserstoffe (HC), Kohlenmonoxid (CO)
und der nachfolgenden Nachstartphase und Stickoxide (NOx) in ungiftige Bestand-
kann sowohl im europäischen als auch im teile um (Konvertierung). Als Endprodukte
amerikanischen Testzyklus (NEFZ bzw. entstehen Wasserdampf (H20), Kohlen-
FTP75) bis zu 90% der Gesamtemissionen dioxid (C0 2) und Stickstoff (N2 ).
ausmachen. Für eine Reduzierung der Emis-
sionen ist es daher zwingend, sowohl ein Konvertierung der Schadstoffe
schnelles Autheizen des Katalysators zu Die Konvertierung der Schadstoffe lässt sich
erreichen als auch möglichst wenig Roh- in Oxidations- und Reduktionsreaktionen
emissionen in der Startphase und während unterteilen. Die Oxidation von Kohlenmon-
des Heizens des Katalysators zu erzeugen. oxid und Kohlenwasserstoffen verläuft bei-
Eine wichtige Rolle spielt auch die frühe spielsweise nach folgenden Gleichungen:
Betriebsbereitschaft der Lambda-Sonde.
2CO+0 2 (Gl.l)
Katalysatorkonzepte
Katalysatoren lassen sich unterteilen in
• kontinuierlich arbeitende Katalysatoren
und Die Reduktion von Stickoxiden läuft gemäß
• diskontinuierlich arbeitende folgender, beispielhafter Gleichungen ab:
Katalysatoren.
2NO+2CO -N2 +2C0 2 (Gl. 3)
Kontinuierlich arbeitende Katalysatoren
setzen die Schadstoffe ununterbrochen und 2 N0 2 + 2 CO - N 2 +2 CO 2 + O 2 (Gl.4)
ohne aktiven Eingriff in die Betriebsbedin-
gungen des Motors um. Kontinuierlich Der für die Oxidation von HC und CO
arbeitende Systeme sind der Dreiwegekataly- benötigte Sauerstoff wird entweder direkt
sator, der Oxidationskatalysator und der dem Abgas oder den im Abgas vorhandenen
SCR-Katalysator (selektive katalytische Stickoxiden entzogen, abhängig von der
Reduktion; Einsatz derzeit nur bei Diesel- Zusammensetzung des Luft-Kraftstoff-
motoren). Gemischs.
Bei diskontinuierlich arbeitenden Kataly- Bei Ä = 1 stellt sich ein Gleichgewicht
satoren gliedert sich der Betrieb in unter- zwischen den Oxidations- und den Redukti-
schiedliche Phasen, die jeweils durch eine onsreaktionen ein. Der Restsauerstoffgehalt
276 Katalytische Abgasreinigung Dreiwegekatalysator

im Abgas bei ,1 = 1 (ca. 0,5 %) und der im Die Konvertierungsraten für HC und
Stickoxid gebundene Sauerstoff ermöglichen CO nehmen mit zunehmender Luftzahl
eine vollständige Oxidation von HC und stetig zu, d. h., die Emissionen nehmen ab
CO; gleichzeitig werden dadurch die Stick- (Bild 2b). BeiA = 1 ist der Anteil dieser
oxide reduziert. Somit dienen HC und CO Schadstoffkomponenten nur noch sehr ge-
als Reduktionsmittel für die Stickoxide. ring. Mit höherer Luftzahl (,1 > 1) bleibt die
Geringfügige Gemischschwankungen kann Konzentration dieser Schadstoffe auf diesem
der Katalysator selbst ausgleichen. Er besitzt niedrigen Niveau.
die Fähigkeit, Sauerstoff zu speichern und Die Konvertierung der Stickoxide (NO x)
abzugeben. Seine Trägerschicht beinhaltet ist im fetten Bereich (,1 < 1) gut. Ab ,1 = 1
Ceroxid, das über die folgende Gleichge- behindert schon eine geringe Erhöhung des
wichtsreaktion Sauerstoff zur Verfügung Sauerstoffanteils im Abgas die Reduktion
stellen kann: der Stickoxide und lässt deren Konzentra-
tion steil ansteigen.
(GI. 5)

Bei konstantem Sauerstoffüberschuss (,1 > 1)


werden HC und CO durch den im Abgas
vorhandenen Sauerstoff oxidiert. Daher
stehen sie nicht für die Reduktion der Stick-
oxide zur Verfügung. Die NOx-Rohemissio-
nen werden daher unbehandelt freigesetzt.
Bei konstantem Sauerstoffmangel (,1 < 1) Sohadstofte im Abgas

laufen die Reduktionsreaktionen der Stick-


oxide mit HC und CO als Reduktionsmittel a
Lambda-Rege lbe reich
ab. überschüssige Kohlenwasserstoffe und (Katalysatorfenster)
Kohlenmonoxide, die mangels Sauerstoff
nicht umgesetzt werden können, werden
unbehandelt freigesetzt.

Konvcrtierun gs ratc
Die Menge der freigesetzten Schadstoffe co
ergibt sich aus der Konzentration der Schad-
stoffe im Rohabgas (Bild 2a) und aus der b
Konvertierungsrate, d. h. aus dem Anteil, der co
im Katalysator umgewandelt werden kann.
Beide Größen hängen von der eingestellten HC
Luftzahl ,1 ab.

Eine für alle drei Schadstoffkomponenten c


Bild 2 möglichst hohe Konvertierungsrate erfor-
a vor der katalytISchen dert eine Gemischzusammensetzung im
Nachbehandlung stöchiometrischen Verhältnis mit ,1 = 1,0.
(Rohabg.s) Das Fenster (Lambda-Regelbereich), in dem
b nach der katalytl'
das Luft -Kraftstoff-Verhältnis ,1 liegen muss, ~
schen Nachbe'
handlung
ist damit sehr klein. Die Gemischbildung 0 ,975 1,0 1,025
~
1.05 ~
c Spannungskennlinie muss daher in einem Lambda-Regelkreis __ fett Luftzahl A mager __ ~
der Zwejpunkt~ nachgeführt werden.
Lambda·Sonde
~
Katalytische Abgasreinigung Dreiwegekatalysator 279

Aufbau fein gewellter, ca. 0,03 ... 0,05 mm dünner


Der Katalysator (Bild 3) besteht i. W. aus Metallfolie gewickelt und in einem Hoch-
einem Blechbehälter als Gehäuse (6), einem temperaturprozess gelötet. Aufgrund der
Träger (5), einer Trägerschicht (washcoat) dünnen Wandungen lässt sich eine größere
und der aktiven katalytischen Edelmetall- Anzahl von Kanälen pro Fläche unterbrin-
beschichtung (4). gen. Dies verringert den Widerstand für das
Abgas und bringt dadurch Vorteile bei der
Träger Optimierung von Hochleistungsmotoren.
Bei den Trägern haben sich zwei Systeme
durchgesetzt: Beschichtung
Keramische und metallische Monolithen
Keramische Monolithen benötigen eine Trägerschicht (washcoat) aus
Keramische Monolithen sind Keramik- Aluminiumoxid (Al20 3 ). Diese Schicht ver-
körper, die von mehreren tausend kleinen größert die wirksame Oberfläche des Kataly-
Kanälen durchzogen sind. Diese werden sators um den Faktor 7000. 1 I Katvolumen
vom Abgas durchströmt. Die Keramik besitzt damit die Oberfläche eines Fußball-
besteht aus hochtemperaturfestem Magne- feldes.
sium-Aluminium-Silikat. Der auf mechani- Die auf den Washcoat aufgebrachte
sche Spannungen äußerst empfindlich wirksame katalytische Schicht enthält die
reagierende Monolith ist in einem Blech- Edelmetalle Platin und/oder Palladium
gehäuse befestigt. Hierzu werden minera- sowie Rhodium. Platin und Palladium
lische Quellmatten (2) verwendet, die sich beschleunigen die Oxidation von Kohlen-
beim ersten Aufheizen bleibend ausdehnen wasserstoffen und Kohlenmonoxid,
und gleichzeitig für Gasdichtheit sorgen. Die Rhodium die Reduktion der Stickoxide.
keramischen Monolithen sind die derzeit am
häufigsten eingesetzten Katalysatorträger. Die in einem Katalysator enthaltene Edelme-
tallmenge beträgt ca. 1...5 g. Dieser Wert
Metallische Monolithen hängt u. a. vom Hubraum des Motors und
Eine Alternative zum keramischen Mono- von der zu erfüllenden Abgasnorm ab.
lithen ist der metallische Monolith. Er ist aus

Dreiwegekatalysator mit Lambda-Sonde

Bild 3
, Lambda·Sonde
2 Cuellmane
3 wärmegedämmte
Doppelschale
4 Washcoat (AI. ü ,-
Tragerschicht) mit
Edelmet.lI-
beschichtung
5 Träger (Monohth)
6 Gehäuse
280 Katalytische Abgasreinigung NOx-Speicherkatalysator

Betriebsbedingungen nimmt die thermische Alterung des Kataly-


Betriebstem pe ra tur sators sehr stark zu und führt zur weitge-
Damit die Oxidations- und Reduktions- henden Wirkungslosigkeit des Katalysators.
reaktionen zur Umwandlung der Schad-
stoffe ablaufen können, muss den Reak- Durch Fehlfunktion des Motors (z. B. Zünd-
tionspartnern eine bestimmte Aktivierungs- aussetzer) kann die Temperatur im Katalysa-
energie zugeführt werden. Diese Energie tor auf bis zu 1400°C ansteigen, wenn sich
wird durch die Wärme des aufgeheizten unverbrannter Kraftstoff im Abgasstrang
Katalysators bereitgestellt. entzündet. Solche Temperaturen führen zur
Der Katalysator setzt die Aktivierungs- völligen Zerstörung des Katalysators durch
energie herab (Bild 4), sodass die Light-off- Schmelzen des Trägermaterials. Um dies zu
Temperatur (d. h. die Temperatur, bei der verhindern, muss insbesondere das Zünd-
50 % der Schadstoffe umgesetzt werden) ab- system sehr zuverlässig arbeiten. Moderne
sinkt. Die Aktivierungsenergie - und damit Motorsteuerungen können Zünd- und Ver-
die Light-off-Temperatur - ist stark abhän- brennungsaussetzer erkennen. Sie unter-
gig von den jeweiligen Reaktionspartnern. binden gegebenenfalls die Einspritzung für
Eine nennenswerte Konvertierung der den betreffenden Zylinder, sodass kein
Schadstoffe setzt beim Dreiwegekatalysator unverbranntes Gemisch in den Abgasstrang
erst bei einer Betriebstemperatur von über gelangt.
300°C ein. Ideale Betriebsbedingungen
für hohe Konvertierungsraten und lange Vergiftung des Katalysators
Lebensdauer herrschen im Temperatur- Eine Voraussetzung für den Einsatz eines
bereich von 400 ... 800 oe. Dreiwegekatalysators ist der Betrieb des
Motors mit bleifreiem Kraftstoff. Bleiverbin-
Im Bereich von 800 ... 1000°C wird die ther- dungen würden sich an der aktiven Kataly-
mische Alterung des Katalysators durch satorbeschichtung ablagern oder in die Po-
Sinterung der Edelmetalle und der AlZ0 3- ren setzen und so deren Anzahl verringern.
Trägerschicht wesentlich verstärkt. Dies Auch Rückstände aus dem Motoröl
führt zu einer Reduzierung der aktiven können den Katalysator vergiften, d. h. ihn
Oberfläche. Dabei hat auch die Betriebszeit bis zur Wirkungslosigkeit beschädigen.
in diesem Temperaturbereich einen großen
Einfluss. Bei Temperaturen über 1000°C NOx-Speicherkatalysator
Akti... ie ~ung sen et 9ie Aufgabe
In den Magerbetriebsarten kann der Drei-
wegekatalysator die bei der Verbrennung
entstehenden Stickoxide (NOx ) nicht um-
wandeln. CO und HC werden durch den
hohen Restsauerstoffgehalt im Abgas oxi-
diert und stehen damit als Reduktionsmittel
Q)

.~ HG, O 2 für die Stickoxide nicht mehr zur Verfügung .


W
c Der NOx-Speicherkatalysator (NSC, NO x
Storage Catalyst) setzt die Stickoxide auf
eine andere Weise um.

Aufbau und Beschichtung


Fortgang der Reaktion Der NOx-Speicherkatalysator ist ähnlich
aufgebaut wie der Dreiwegekatalysator.
Zusätzlich zu der Beschichtung mit Platin,
Katalytische Abgasreinigung NOx-Speicherkatalysator 281

Palladium und Rhodium enthält er aber Bariumoxid BaO die chemische Verbindung
noch spezielle Zusätze, die Stickoxide spei- Bariumnitrat Ba(N03)2 ein:
chern können. Typische Speichermaterialien
enthalten z. B. Oxide des Kaliums, Calciums, 2 BaO + 4 N0 2 + O2
Strontiums, Zirkoniums, Lanthans oder
Bariums. Der NOrSpeicherkatalysator speichert
somit die während des Betriebs mit Luft-
Arbeitsweise überschuss entstehenden Stickoxide.
Aufgrund der Edelmetallbeschichtung wirkt Es gibt zwei Möglichkeiten zu erkennen,
der NOx-Speicherkatalysator im Betrieb mit wann der Katalysator gesättigt und die Ein-
..1, = 1 wie ein Dreiwegekatalysator. Zusätz- speicherphase beendet ist:
lich konvertiert er die im mageren Abgas • Das modellgestützte Verfahren berechnet
nicht reduzierten Stickoxide. Die Konvertie- unter Berücksichtigung der Katalysator-
rung erfolgt jedoch nicht kontinuierlich wie temperatur die Menge des eingespeicher-
beim Kohlenmonoxid und den Kohlenwas- ten NOx.
serstoffen, sondern läuft in drei Stufen ab: • Ein NOx-Sensor (Bild 5, Pos. 6) hinter
dem NOx-Katalysator misst die NOx-
1. NOx-Einspeicherung, Konzentration im Abgas.
2. NOx-Ausspeicherung
3. Konvertierung. Ox-Au peicherung und Konvertierung
Mit zunehmender Menge an gespeicherten
I Ox-Einspeicneru ng Stickoxiden (Beladung) nimmt die Fähig-
Bei magerem Motorbetrieb (..1, > 1) werden keit, weiter Stickoxide zu binden, ab. Ab
die Stickoxide (NOx) katalytisch an der einer bestimmten Menge muss regeneriert
Oberfläche der Platinbeschichtung zu Stick- werden, d. h., die eingelagerten Stickoxide
stoffdioxid (N0 2 ) oxidiert. Anschließend müssen entfernt und konvertiert werden.
reagiert das N0 2 mit den speziellen Oxiden Dazu wird kurzzeitig auf fetten Homogen-
der Katalysatoroberfläche und Sauerstoff betrieb umgeschaltet (..1, < 0,8). Die Vorgänge
(° 2 ) zu Nitraten. So geht z. B. N0 2 mit dem für die Ausspeicherung des NO x und die

Abgasstrang mit Dreiwegekatalysator als Vorkatalysator und nach geschaltetem NO,·Speicherkatalysator


und Lambda-Sonden

Bild 5
Motor mIt Abgas·
ruckfüh rsystem
2 Lambda-Sonde
3 Dreiwegekatalysator
(Vorkatalysator)
4 Temperatursensor
5 NOx-Speicherkata-
Iysator (Hauptkata-
lysator)
6 Zweipunkt·Lambda·
Sonde. optional
mIt Integriert em
NOx- Sensor
282 Katalytische Abgasreinigung Katalysator-Konfigurationen

Konvertierung in Stickstoff und Kohlendi- Schwefel-Beladung


oxid laufen getrennt ab. Als Reduktionsmit- Ein Problem für den Speicherkatalysator ist
tel kommen Hz, HC und CO zum Einsatz. der Schwefelgehalt im Benzin. Der im mage-
Die Reaktionsgeschwindigkeit der Reduk- ren Abgas enthaltene Schwefel reagiert mit
tion ist mit HC am kleinsten, mit Hz am dem Bariumoxid (Speichermaterial) zu
größten. Die Ausspeicherung - im Folgen- Bariumsulfat. Die für die NOx-Speicherung
den mit CO als Reduktionsmittel dargestellt verfügbare Menge an Speichermaterial
- geschieht in der Weise, dass das Kohlen- nimmt daher mit der Zeit ab. Das Barium-
monoxid das Nitrat (z. B. Bariumnitrat sulfat ist sehr temperaturbeständig und wird
Ba(N03 )z) zu einem Oxid (z. B. Bariumoxid bei der NOx-Regeneration nur zu einem
BaO) reduziert. Dabei entstehen Kohlen- geringen Teil abgebaut.
dioxid und Stickstoffmonoxid: Bei Verwendung schwefelhaltigen Kraft-
stoffs muss der Katalysator immer wieder
Ba(N03)z + 3 CO _ 3 CO z + BaO + 2 NO entschwefelt werden. Hierzu wird er durch
gezielte Heizmaßnahmen auf 600... 650 °C
Die Rhodium-Beschichtung reduziert aufgeheizt und dann für einige Minuten mit
anschließend die Stickoxide mittels Kohlen- abwechselnd fettem (A = 0,95) und mage-
monoxid zu Stickstoff und Kohlendioxid: rem (A = 1,05) Abgas beaufschlagt. Dabei
wird das Bariumsulfat wieder zu Barium-
2NO+2CO oxid reduziert.

Es gibt zwei Verfahren, das Ende der Aus- Katalysator-Konfigurationen


speicherphase zu erkennen:
• Das modellgestützte Verfahren berechnet Randbedingungen
die Menge des noch im NOx-Speicher- Die Auslegung der Abgasanlage wird durch
katalysator vorhandenen NOx. mehrere Randbedingungen definiert: Auf-
• Eine Lambda-Sonde (6) hinter dem heizverhalten im Kaltstart, Temperatur-
Katalysator misst die Sauerstoffkonzen- belastung in der Voillast, Platzsituation im
tration im Abgas und zeigt einen Span- Fahrzeug sowie Drehmoment und Leis-
nungssprung von »mager" nach »fett", tungsentfaltung des Motors.
wenn die Ausspeicherung beendet ist. Die erforderliche Betriebstemperatur des
Dreiwegekatalysators begrenzt die Ein-
Betriebstemperatur und Einbauort baumöglichkeit. Motornahe Katalysatoren
Die Speicherfähigkeit des NOx-Speicher- kommen in der Nachstartphase schnell auf
katalysators ist stark temperaturabhängig. Betriebstemperatur, können aber bei hoher
Sie erreicht ein Maximum im Bereich von Last und Drehzahl sehr hoher thermischer
300.. .400°C. Damit liegt der günstige Tem- Belastung ausgesetzt sein. Motorferne Kata-
peraturbereich sehr viel niedriger als beim lysatoren sind diesen Temperaturbelastun-
Dreiwegekatalysator. Aus diesem Grund und gen weniger ausgesetzt. Sie benötigen in der
wegen der geringeren maximal zulässigen Aufheizphase aber mehr Zeit, um die Be-
Betriebstemperatur des NOx-Katalysators triebstemperatur zu erreichen, sofern dies
müssen zwei getrennte Katalysatoren für die nicht durch eine optimierte Strategie zur
katalytische Abgasreinigung eingesetzt Aufheizung des Katalysators (z. B. Sekundär-
werden: Ein motornah eingebauter Drei- lufteinblasung) beschleunigt wird.
wegekatalysator als Vorkatalysator (Bild 5,
Pos. 3) und ein motorferner NOx-Speicher- Strenge Abgasvorschriften verlangen spe-
katalysator (5) als Hauptkatalysator (Unter- zielle Konzepte zur Aufheizung des Kataly-
flurkatalysator ). sators beim Motorstart. Je geringer der
Wärmestrom ist, der zum Aufheizen des Ka-
Katalytische Abgasreinigung Katalysator-Konfigurationen 283

talysators erzeugt werden kann, und je nied- stärke. Der erste Katalysator besitzt im All-
riger die Emissionsgrenzwerte liegen, desto gemeinen eine größere Edelmetallbeladung
näher am Motor sollte der Katalysator ange- und höhere Zelldichte für ein gutes An-
ordnet sein - sofern keine zusätzlichen Maß- springverhalten im Kaltstart. Zwischen den
nahmen zur Verbesserung des Aufheizver- beiden Trägern kann eine Lambda-Sonde
haltens getroffen werden. Oftmals werden für die Regelung und überwachung der
luftspaltisolierte Krümmer eingesetzt, die Abgasnachbehandlung angebracht sein.
geringere Wärmeverluste bis zum Kataly-
sator aufweisen, umso eine größere Wärme- Auch Konzepte mit nur einem Gesamt-
menge zum Aufheizen des Katalysators zur katalysator kommen zum Einsatz. Mit
Verfügung zu haben. modernen Beschichtungsverfahren ist es
möglich, unterschiedliche Edelmetallbela-
Vor- und Hauptkatalysator dungen im vorderen und hinteren Teil des
Eine verbreitete Konfiguration beim Drei- Katalysators zu erzeugen. Diese Konfigura-
wegekatalysator ist die geteilte Anordnung tion hat zwar geringere Auslegungsfreihei-
mit einem motornahen Vorkatalysator und ten, ist kostenmäßig jedoch attraktiv. Sofern
einem Unterflurkatalysator (Hauptkataly- das zur Verfügung stehende Platzangebot es
sator). Motornahe Katalysatoren verlangen erlaubt, wird der Katalysator möglichst
eine Optimierung der Beschichtung bezüg- motornah angebracht. Bei Einsatz eines
lich der Hochtemperaturstabilität, Unter- effektiven Katalysator-Aufheizverfahrens ist
flurkatalysatoren hingegen werden hinsicht- aber auch eine motorferne Positionierung
lich "low light off' (niedrige Anspring- möglich.
temperatur) sowie einer guter NO x-
Konvertierung optimiert. Für eine schnellere Mehrflutige Konfigurationen
Aufheizung und Schadstoffumwandlung ist Die Abgasstränge der einzelnen Zylinder
der Vorkatalysator i. d. R. kleiner und besitzt werden vor dem Katalysator zumindest teil-
eine höhere Zelldichte und eine größere weise durch den Abgaskrümmer zusammen-
Edelmetallbeladung. geführt. Bei Vierzylindermotoren kommen
NOx-Speicherkatalysatoren sind aufgrund häufig Abgaskrümmer zum Einsatz, die alle
ihrer geringeren maximal zulässigen vier Zylinder nach einer kurzen Strecke zu-
Betriebstemperatur immer im Unterflur- sammenführen. Dies ermöglicht den Einsatz
bereich angeordnet. eines motornahen Katalysators, der bezüg-
lich des Aufheizverhaltens günstig positio-
Alternativ zu der klassischen Aufteilung in niert werden kann (Bild 6a).
zwei separate Gehäuse und Anbaupositio-
nen gibt es auch zweistufige Katalysatoran- Für eine leistungsoptimierte Motoraus-
ordnungen (Kaskadenkatalysator), in denen legung werden bei Vierzylindermotoren be-
zwei Katalysatorträger in einem gemein- vorzugt 4-in-2-Abgaskrümmer eingesetzt,
samen Gehäuse hintereinander unterge- bei denen zunächst nur jeweils zwei Abgas-
bracht sind. Die beiden Träger sind zur stränge zusammengefasst werden. Die Posi-
thermischen Entkopplung durch einen klei- tionierung eines Katalysators erst nach der
nen Luftspalt voneinander getrennt. Beim zweiten Zusammenführung zu einem einzi-
Kaskadenkatalysator ist die thermische Be- gen Gesamtabgasstrang ist für das Aufheiz-
lastung des zweiten Katalysators aufgrund verhalten recht ungünstig. Daher werden
der räumlichen Nähe vergleichbar mit der teilweise bereits nach der ersten Zusam-
des ersten Katalysators. Dennoch gestattet menführung zwei motornahe (Vor-)Kataly-
diese Anordnung eine unabhängige Opti- satoren eingebaut und ggf. nach der zweiten
mierung der beiden Katalysatoren bezüglich Zusammenführung noch ein weiterer
Edelmetallbeladung, Zelldichte und Wand- (Haupt-)Katalysator eingesetzt (Bild 6b).
264 Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Kalalysators

Ähnlich stellt sich die Situation bei Motoren Aufheizen des Katalysators
mit mehr als vier Zylindern dar, insbeson-
dere bei Motoren mit mehr als einer Zylin- Der Dreiwegekatalysator muss eine Min-
derbank (V-Motor). Auf jeder Bank können desttemperatur von etwa 300°C (Light-off)
Vor- und Hauptkatalysatoren entsprechend erreichen, bevor Schadstoffe umgesetzt
den bisherigen Beschreibungen eingesetzt werden können; bei gealterten Katalysatoren
werden. Zu unterscheiden ist, ob die Abgas- kann diese Temperaturschwelle noch etwas
anlage komplett zweiflutig verläuft (Bild 6c) höher liegen. Bei zunächst kaltem Motor
oder ob im Unterflurbereich eine Y-förmige und kalter Abgasanlage muss der Katalysator
Zusammen führung zu einem Gesamtabgas- daher möglichst schnell auf Betriebstempe-
strang erfolgt. Im letztgenannten Fall kann ratur aufgeheizt werden. Hierzu ist kurz-
bei einer Konfiguration mit Vor- und fristig eine Wärmezufuhr erforderlich, die
Hauptkatalysatoren ein gemeinsamer durch unterschiedliche Konzepte bereit-
Hauptkatalysator für beide Bänke zum Ein- gestellt werden kann.
satz kommen (Bild 6d).
Rein motorische Maßnahmen
Für ein effektives Heizen des Katalysators
mit motorischen Maßnahmen muss sowohl
Katalysator·Anordnungen die Abgastemperatur angehoben als auch
der Abgasrnassenstrom erhöht werden. Dies
a wird durch verschiedene Maßnahmen er-

~
1
g _..-. 2 reicht, die alle den motorischen Wirkungs-
--.11jlll:Ollrntl[tc grad verschlechtern und somit einen er-
o höhten Abgaswärmestrom erzeugen.
Die Wärmestromanforderung an den
Motor ist abhängig von der Katalysatorposi-
tion und der Auslegung der Abgasanlage, da
bei kalter Abgasanlage das Abgas auf dem
b Weg zum Katalysator abkühlt.

Zündw inkclvcrslcllung
Die zentrale Maßnahme zur Erhöhung des
Abgaswärmestroms ist die Zündwinkel-
verstellung in Richtung "Spät". Die Verbren-

.::
nung wird möglichst spät eingeleitet und
c 1 2 findet in der Expansionsphase statt. Am

::::::
Ende der Expansionsphase hat das Abgas
dann noch eine relativ hohe Temperatur.
Auf den Motorwirkungsgrad wirkt sich
die späte Verbrennung ungünstig aus.
2

Leerlaufdre hzahl
Als unterstützende Maßnahme wird i. A.
d zusätzlich die Leerlaufdrehzahl angehoben
und damit der Abgasrnassenstrom erhöht.
Die höhere Drehzahl gestattet eine stärkere
Bild 6 Spätverstellung des Zündwinkels; um eine
1 Vorkalalysalor sichere Entflammung zu gewährleisten, sind
2 Hauplkalalysalor die Zündwinkel jedoch auf etwa 10° bis 15°
Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Katalysators 285

nach OT begrenzt. Die dadurch begrenzte Bei sehr fettem Grundgemisch (A = 0,6) oxi-
Heizleistung genügt nicht immer, um die dieren die unverbrannten Kraftstoffbestand-
aktuellen Emissionsgrenzwerte zu erreichen. teile oberhalb einer bestimmten Tempera-
turschwelle exotherm. Um diese Temperatur
Ausla "nockenwellenver ·tellung zu erreichen, muss einerseits mit späten
Einen weiteren Beitrag zur Erhöhung des Zündwinkeln das Temperaturniveau erhöht
Wärmestroms kann ggf. durch eine Aus- werden und andererseits die Sekundärluft
lassnockenwellenverstellung erreicht wer- möglichst nahe an den Auslassventilen ein-
den. Durch ein möglichst frühes Öffnen der geleitet werden. Die exotherme Reaktion im
Auslassventile wird die ohnehin spät statt- Abgassystem erhöht den Wärmestrom in
findende Verbrennung frühzeitig abgebro- den Katalysator und verkürzt somit die Auf-
chen und damit die erzeugte mechanische heizdauer. Zudem werden die HC- und
Arbeit weiter reduziert. Die entsprechende CO-Emissionen im Vergleich zu rein moto-
Energiemenge steht als Wärmemenge im rischen Maßnahmen noch vor Eintritt in
Abgas zur Verfügung. den Katalysator reduziert.
Bei weniger fettem Grundgemisch
chicht- Katheizen und Homogen- plit (A = 0,9) findet vor dem Katalysator keine
Bei der Benzin-Direkteinspritzung gibt es nennenswerte Reaktion statt. Die unver-
weitere Verfahren, die ohne zusätzliche brannten Kraftstoffbestandteile oxidieren
Komponenten den Katalysator schnell auf erst im Katalysator und heizen diesen somit
Betriebstemperatur aufheizen können. In von innen auf. Dazu muss jedoch zunächst
der Betriebsart "Schicht-Katheizen" wird im die Stirntläche des Katalysators durch kon-
Schichtbetrieb mit hohem Luftüberschuss ventionelle Maßnahmen (wie Zündwinkel-
eine weitere Einspritzung gegen Ende der spätverstellung) über Light -off-Temperatur
Verbrennung abgesetzt. Dieser Kraftstoff gebracht werden.
verbrennt teilweise erst im Abgaskrümmer
und liefert einen zusätzlichen Wärmeeintrag Einfluss der Sekundärlufteinblasung

in den Katalysator. Bei der Maßnahme ppm.---------------------,


"Homogen-Split" wird zunächst ein homo-
genes mageres Grundgemisch erzeugt. Eine <: 3000
o
anschließende Schichteinspritzung ermög-
licht späte Zündzeitpunkte und führt zu
hohen Abgaswärmeströmen. Mit diesen ~20OO ' ~
Maßnahmen kann bei der Benzin-Direkt- o 1000 t-
ü (jJ\
3. /
einspritzung auf eine Sekundärluftein-
blasung verzichtet werden. ppmO ~
l ====
··.~.-~
" ====~~~

Sekundärlufteinblasung a 300
Durch thermische Nachverbrennung von 21
unverbrannten Kraftstoffbestandteilen lässt
E 200
w
U
M/"
sich die Temperatur im Abgassystem er- 2
:I: 100
höhen. Hierzu wird ein fettes (A = 0,9) bis
sehr fettes (A = 0,6) Grundgemisch einge- o:
Bild 7

~I
stellt. über eine Sekundärluftpumpe wird km/hl Ohne Sekundär·
dem Abgassystem Sauerstoff zugeführt, ;, 50
luflelnblasung
sodass sich eine magere Zusammensetzung mit Sekundär'
im Abgas ergibt.
o lufle,nblasung
o 40 80 120 s
I' Fahrzeuggeschwin·
Zeit
d'gke,t
286 Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Katalysators

In der Realität stellt sich immer eine Kombi- hierbei, dass die Wärme lokal zugeführt
nation dieser beiden Extremfälle ein. Bild 7 werden kann und nicht das Abgassystem bis
zeigt beispielhaft den Verlauf der HC- und zum Katalysator durchlaufen muss. Gegen-
CO-Emission hinter dem Katalysator in den über den konventionellen Aufheizstrategien
ersten Sekunden des Abgastests (FTP75) mit mit motornahen Katalysatoren konnten sich
und ohne Sekundärlufteinblasung. diese Konzepte jedoch nicht durchsetzen.
Die Sekundärlufteinblasung erfolgt mit
einer elektrischen Sekundärluftpumpe Elektrisch beheizter Kataly "ator
(Bild 8, Pos. 1), die aufgrund des hohen Beim elektrisch beheizten Katalysator
Strombedarfs über ein Relais (3) geschaltet durchströmt das Abgas zunächst eine ca.
wird. Das Sekundärluftventil (5) verhindert 20 mm dicke katalytische Trägerscheibe, die
das Rückströmen von Abgas in die Pumpe mit einer elektrischen Leistung von etwa
und muss bei ausgeschalteter Pumpe ge- 2 kW aufgeheizt werden kann. Unterstüt-
schlossen sein. Es ist entweder ein passives zend kann ein Sekundärluftsystem eingesetzt
Rückschlagventil oder es wird rein elektrisch werden. Durch die zusätzliche Exotherme
bzw. (wie hier dargestellt) pneumatisch mit- (Wärmefreisetzung) bei der Konvertierung
tels eines elektrisch betätigten Steuerventils des Abgas-Sekundärluft -Gemischs in der
(6) angesteuert. Bei betätigtem Steuerventil beheizten Scheibe des Katalysators wird die
öffnet das Sekundärluftventil durch den Aufheizung weiter beschleunigt.
Saugrohrunterdruck. Die Koordination des
Sekundärluftsystems wird von dem Motor- Im Vergleich zu den Wärmeströmen von bis
steuergerät (4) übernommen. zu 20 kW, die durch motorische Maßnah-
men ggf. in Verbindung mit einer Sekundär-
Konzepte zur aktiven Aufheizung lufteinblasung erzielt werden können, er-
Maßnahmen zur aktiven Aufheizung des scheinen 2 kW elektrische Leistung relativ
Katalysators sind Verfahren, die den Ver- gering. Für den Betrieb des Katalysators ist
brennungsmotor nicht oder nicht allein als jedoch die Temperatur des Katalysatorträ-
Wärmequelle verwenden. Der Vorteil ist gers entscheidend, nicht die Temperatur des
Abgases. Die direkte elektrische Beheizung
Sekundärluftsystem des Trägers ist hoch effektiv und führt zu
sehr guten Emissionswerten.

Bei einem konventionellen Pkw mit 12 V


Versorgungsspannung stellen die auftreten-
den hohen Ströme zur Beheizung des Kata-
lysators eine deutliche Belastung des Bord-
netzes dar. Ein verstärkter Generator und
ggf. eine zweite Batterie sind daher erforder-
Bild B
1 Sekundarfuftpumpe
lich. Günstiger sieht es beim Einsatz in
2 angesaugte Luft elektrischen Hybridfahrzeugen aus, die
3 RelaIs ohnehin über ein leistungsfähigeres Bord-
4 Motorsteuergerat netz verfügen.
5 S.kundärluftventd Der elektrisch beheizte Katalysator fand
6 Steuerv.nhl
bisher in einzelnen Kleinserienprojekten
7 Battene
B Elnlellstelle Ins Ab·
Anwendung.
gasrohr
9 Auslassventil
tO zum Saugrohr·
anschluss
Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Katalysators 287

ßrcnner-Sy ·tcl11 tung und Kraftstoffdosierung. Eine gute


Ein weiteres Konzept zur lokalen Aufheizung Kraftstoffzerstäubung und Gemischauf-
des Katalysators ist ein mit Kraftstoff betrie- bereitung im Brenner sind für geringe
bener Brenner, dessen heiße Verbrennungs- Eigenemissionen des Brenners, insbesondere
abgase vor dem Katalysator dem Motor- im Start, entscheidend, um niedrige Emis-
abgassystem zugeleitet werden (Bild 9). Das sionsziele zu erreichen.
Brennersystem wird in ähnlicher Weise wie Mit dem Brennersystem sind Heizleistun-
ein Sekundärluftsystem mit Luft versorgt gen von 15 kW und mehr realisierbar; im
und verfügt über eine eigene Zündvorrich- Gegensatz zum elektrisch beheizten Kataly-
sator wird der Träger hier jedoch indirekt
Brennersystem zur Aufheizung des K.talysato<s aufgeheizt.
Die Vermischung der stark unterschied-
6
lich warmen Gasströme von Motor und
Brenner kann problematisch sein. Das Bren-
nersystem bietet aber, neben der lokalen Bild 9
Aufheizung, einen weiteren Vorteil: Unver- Brennerdüse
5 7 brannte Bestandteile des Motorabgases oxi- 2 Zündelektroden
dieren im heißen Brennerabgas noch vor 3 Brennkammer
4 Krahstoff.bschalt-
4 dem Eintritt in den Katalysator, somit er-
ventIl
folgt zunächst eine rein thermische Reduzie-
5 Kr.hstoffzufuhr über

..8'"
>-
rung der Schadstoffe.
Das Brenner-System wurde bisher nur in 6
Kr.hstoffragler
Luftzufuhr von
Prototypen eingesetzt und fand noch keinen Sekundärluftpumpe
'"
::t
zum Katalysator
8 8 '"
Q
Serieneinsatz. 7
8 zur Steuerung

Damit chemische Reaktionen ablaufen , müssen Für die Reaktion auf der Katalysatoroberlläche
Bindungen in den AusgangsstoHen gelockert gibt es verschiedene Reaktionsmechanismen ;
und schließlich aufgespalten werden . Dies z. B. verläuft die Oxidation von CO am Platin-
erfordert eine M indestenergie (Aklivierungs' Katalysator nach dem Langmuir-Hin shelwood-
energie), die den AusgangsstoHen z. B. in Form Mechanismus, bei dem beide Reaktionspartner
von W ärme zugeführt werden muss. Viele (CO und 0 2) an der Katalysatoroberlläche
thermodynamisch mögliche Reaktionen laufen adsobieren. Die Bindungen innerhalb der
nicht mit merkli cher Gesc hWindigkeit ab, weil 0 2-Moleküle lockern sich und die Reaktivität
die Aktivierungsenergie sehr hoch ist und diese des CO nimmt zu . Schließlich zerfällt das O 2
Energiebarriere daher nur von sehr wen igen in atomaren Sauerstoff, der nun mit dem
Molekülen überwunden wird. adsorbierten CO reagieren kann. Das so ge-
Ein Katalysator beschleunigt die Reaktion bildete CO 2 desorbiert anschließend wieder
auf zweierlei Welse. Zum einen setzt er die in die Gasphase.
Aktivierungsenergie der Reaktion herab, so-
dass diese Energiebarriere von einer g rößeren
Anzahl von Molekülen übersprungen werden Adsorption Desorption
0 Sauerstoff
kann . Daneben verringert die Adsorption ~ d' ~~ ~o.Q • Kohlenstoff
(Anlagerung) der Reaklionspartner am Kataly' /'t ( , j'f\~..r
sator deren Abstand untereinander und die _ V I V--'\ f\- 2 ...
0
katalytische
Wahrscheinlichkeit, dass die Reaktionspartner ) G ,- / I'" '"~
0
/ Beschichtung
miteinander in Wechselwirkung treten , w ird :l"
2 Trägerschicht
=
(/)

dadurch größer. 3
3 Träger
288 Katalytische Abgasreinigung Lambda·Regelkreis

punkt-lambda-Sonde (Bild 10, Pos. 3a)


Lambda-Regelkreis
im Abgasstrang vor dem Vorkatalysator (4).
Aufgabe Der Einsatz einer Breitband-Lambda-Sonde
Damit die Konvertierungsraten des Drei- hingegen erlaubt eine stetige Lambda-
wegekatalysators für die Schadstoftkompo- Regelung auch auf ,1-Werte, die vom Wert 1
nenten HC, CO und NOx möglichst hoch abweichen.
sind, müssen die Reaktionskomponenten im Eine größere Genauigkeit wird durch eine
stöchiometrischen Verhältnis vorliegen. Das Zweisonden-Regelung erreicht, bei der sich
erfordert eine Gemischzusammensetzung hinter dem Hauptkatalysator (5) eine zweite
mitA = 1,0, d.h., das stöchiometrische Luft- Lambda-Sonde (3b) befindet.
Kraftstoff-Verhältnis muss sehr genau ein-
gehalten werden. Die Gemischbildung muss Zwci plinkt-Rcgclll ng
dafür in einem Regelkreis nachgeführt Die Zweipunkt-Lambda-Regelung regelt das
werden, da allein mit einer Steuerung der Luft-Kraftstoff-Gemisch auf ,1 = 1 ein. Eine
Kraftstoffzumessung keine ausreichende Zweipunkt-Lambda-Sonde als Messsensor
Genauigkeit erzielt wird. im Abgasrohr liefert kontinuierlich Informa-
tionen darüber, ob das Gemisch fetter oder
Arbeitsweise magerer als ,1 = 1 ist. Eine hohe Sonden-
Mit dem Lambda-Regelkreis können Abwei- spannung (z. B. 800 m V) zeigt ein fettes, eine
chungen von einem bestimmten Luft-Kraft- niedrige Sondenspannung (z.B. 200 mV) ein
Bild 10
Luftmassenmesser
stoff-Verhältnis erkannt und über die Menge mageres Gemisch an.
2 Motor des eingespritzten Kraftstoffs korrigiert
3a Lambda·Sonde vor werden. Als Maß für die Zusammensetzung Bei jedem übergang von fettem zu magerem
dem Vorkatalysator des Luft-Kraftstoff-Gemischs dient der sowie von magerem zu fettem Gemisch
(Zwclpunkt' Lambda' Restsauerstoffgehalt im Abgas, der mittels weist das Ausgangssignal der Sonde einen
Sonde oder
Lambda-Sonden gemessen wird. Spannungssprung auf, der von einer Regel-
BrOllband·Lam bda·
schaltung ausgewertet wird. Bei jedem
Sonde)
3b ZWOIpunkt·Lambda·
Für die Zweipunkt-Regelung, die nur auf Spannungssprung ändert die Stellgröße ihre
Sonde hinter dem den Wert ,1 = 1 regeln kann, sitzt eine Zwei- Stellrichtung: Der Lambda-Regler verlängert
Hauptkatatysator
(nur bei Bedati : bOI
Funktionsschema der Lambda·Regelung
Benzln-Dlrekteln ·
s pntlung mit
Integnertem
NO,·Sensor) Lu«
4 Vo,katalysator (Drol'
wegekatalysator)
5 Hauplkatalysator
3b
(bel Saugrohr·
eJnspntzung . I
Drelwegekata ysator: Kraftstoff I
I
bel Benzln·Drrekt · I
elnspntzung : I
NO.. Spe'cher· I

6
katalysator)
E1nspntzv n 110
USa tuso
I
7 Motorsleuergerät I
8 EIngangssIgnale I
l. s Sondenspannung
----------j
L v Vent Isteuer-
spannung
\E Elnspnl.zmenge
Katalytische Abgasreinigung lambda-Regelkreis 289

oder verkürzt die Ansteuerzeit des Einspritz- sprungen ist. Erst nach Ablauf der Verweil-
ventils und erhöht oder vermindert damit zeit schließen sich Sprung und Rampe der
die Einspritzmenge. Stellgröße in Richtung "mager" an. Springt
das Sondensignal anschließend in Richtung
Die Stellgröße (Verlängerungs- oder Ver- "mager", regelt die Stellgröße direkt dagegen
kürzungsfaktor der Einspritzzeit) ist aus (mit Sprung und Rampe), ohne auf der
einem Sprung und einer Rampe (Bild 11) Magerstellung zu verharren.
zusammengesetzt. Das bedeutet, dass bei Bei der Verschiebung nach "mager" ver-
einem Sprung des Sondensignals das Ge- hält es sich umgekehrt: Zeigt das Sondensi-
misch zunächst um einen bestimmten Be- gnal mageres Gemisch an, so verharrt die
trag sofort verändert wird (Sprung), um Stellgröße für die Verweilzeit ty auf Mager-
möglichst schnell eine Gemischkorrektur stellung und regelt dann erst in Richtung
herbeizuführen. Anschließend folgt die Stell- "fett". Beim Sprung des Sondensignals von
größe einer Anpassungsfunktion (Rampe), "mager" nach "fett" wird hingegen sofort
bis erneut ein Spannungssprung des Son- entgegengesteuert.
densignals erfolgt. Das Luft -Kraftstoff-Ge-
misch wechselt somit ständig seine Zusam- tetige Lambda-Regelung
mensetzung in einem sehr engen Bereich Die stetige Lambda-Regelung ermöglicht es,
umA.=1. die Zusammensetzung des Luft-Kraftstoff-
Die typische Verschiebung des Sauerstoff- Gemischs auf Werte zu regeln, die vom
nulldurchgangs (theoretisch bei A. = 1,0) stöchiometrischen Verhältnis abweichen.
und damit des Sprungs der Lambda-Sonde, Damit lässt sich eine geregelte Anfettung
bedingt durch die Variation der Abgaszu- (A. < 1) z. B. für den Bauteileschutz wie
sammensetzung, kann kompensiert werden, auch eine geregelte Abmagerung (A. > 1)
indem der Stellgrößenverlauf asymmetrisch z. B. für einen mageren Warmlauf beim
gestaltet wird (Fett-/Magerverschiebung). Katalysatorheizen realisieren.
Bevorzugt wird hierbei das Festhalten des
Rampenwerts beim Sondensprung für eine Die Breitband-Lambda-Sonde liefert ein
gesteuerte Verweilzeit ty nach dem Sonden- stetiges Spannungssignal USa. Damit kann
sprung (Bild 11): Bei der Verschiebung nach nicht nur der Lambda-Bereich (fett oder
"fett" verharrt die Stellgröße für eine Ver- mager), sondern auch der Betrag der Ab-
weilzeit ty noch auf Fettstellung, obwohl das weichung von A. = 1 gemessen und direkt
Sondensignal bereits in Richtung fett ge- bewertet werden. Die Lambda-Regelung

Slellgrö6enverlauf mij ge.leuerter lambda·Verschiebung

Q()
c
:>
c
c
11
'"c
Q)
"0
c
o
(J)

Bild 11
Zeit • Zeit • f-y Verweilzell nach
Sondensprung
290 Katalytische Abgasreinigung Lambda·Regelkreis

kann somit schneller auf eine Gemisch- beschriebenen Zweipunkt - oder stetigen
abweichung reagieren. Durch die gesteigerte Lambda-Regelung mittels einer zusätzlichen
Dynamik ergibt sich ein besseres Regel- Zweipunkt-Lambda-Sonde hinter dem
verhalten. Hauptkatalysator eine langsamere Korrek-
turregelschleife überlagert.
Mit der Breitband-Lambda-Sonde kann l ambda-Regelung bei der
(im Gegensatz zur Regelung mit einer Zwei- Bel1zi 11 - Di rektei nspri tzu I1g
punkt-Lambda-Sonde) auch auf Gemisch-
zusammensetzungen geregelt werden, die Die Lambda-Regelung bei Benzin-Direkt-
vom stöchiometrischen Verhältnis (A = 1) einspritzung unterscheidet sich für den
abweichen. Der Messbereich erstreckt sich Homogenbetrieb (A = 1) nicht von den bis-
auf Lambda-Werte im Bereich von A= 0,7 her aufgeführten Regelstrategien. Für Sys-
bis "reine Luft", der Bereich der aktiven teme, die zusätzlich einen mageren Motor-
Lambda-Regelung ist je nach Anwendungs- betrieb (A > 1) unterstützen, ist eine Rege-
fall begrenzt. Die stetige Lambda-Regelung lung des NOx-Speicherkatalysators not-
ist damit für den mageren und fetten Betrieb wendig. Der NOx-Speicherkatalysator weist
geeignet. eine Doppelfunktion auf. Neben der Ein-
speicherung von NOx und der Oxidation
Zwei onden-Regelung von HC und CO im Magerbetrieb ist für
Die Lambda-Regelung mit der Lambda- den Betrieb bei A= 1 eine stabile Dreiwege-
Sonde vor dem Katalysator hat eine einge- funktion notwendig, die ein Mindestmaß
schränkte Genauigkeit, da die Sonde starken an Sauerstoffspeicherfähigkeit erfordert.
Belastungen (hohe Temperatur, ungereinig- Die Lambda-Sonde vor dem Katalysator
tes Abgas) ausgesetzt ist. Eine Lambda- überwacht die stöchiometrische Gemisch-
Sonde (3b) hinter dem Katalysator ist diesen zusammensetzung.
Einflüssen in wesentlich geringerem Maße
ausgesetzt. Eine Lambda-Regelung alleine Die Zweipunkt-Sonde hinter dem NOx-
mit der Sonde hinter dem Katalysator hat Speicherkatalysator dient neben ihrem Bei-
jedoch wegen der langen Gaslaufzeiten trag zur Zweisonden-Regelung auch der
Nachteile in der Dynamik und reagiert auf überwachung des kombinierten 02- und
Gemischänderungen träger. NOx-Speicherverhaltens (Erkennen des
Größere Genauigkeit wird mit der Zwei- Endes der NOx-Ausspeicherphase).
sonden-Regelung erreicht. Dabei wird der

Lambda·Regelung mit Regelkaskade lür Dreisondenregelung

Bild 12
luftmassenmesser
(HFM)
2 Drosselklappe
3 E,nspntzvenlil
Ver- Primär- _-o~ Sekundär- _ 0 . --' Tertiär- Sell- e
steuerung Regelkreis Regelkreis Regelkreis Wert GO
4 Bre,tband·Lambda·
Sonde
5 Zwe'punkt·Lambda·
Sonde
Katalytische Abgasreinigung lambda-Regelkreis 291

Dreisonden- Regelllng Einzclzylinderrcgclllng


Sowohl aus Sicht der Katalysatordiagnose Vor allem bei motornahen Vorkatalysatoren
(getrennte überwachung des Vor- und des kann nicht gewährleistet werden, dass die
Hauptkatalysators) als auch der Abgas- Abgase der einzelnen Zylinder ausreichend
konstanz ist bei SULEV (Super Ultra-Low- durchmischt werden, bevor sie den Kataly-
Emission Vehicle, Kategorie der kalifor- sator durchströmen. Die damit strähnig
nischen Abgasgesetzgebung) der Einsatz durchströmten Katalysatorsegmente weisen
einer dritten Sonde hinter dem Hauptkata- abhängig von der Abweichung von A = 1 der
lysator empfehlenswert (Bild 12). Das Zylinder eine unzureichende Konvertierung
Zweisondenregelsystem (Einfachkaskade ) auf. Die Lambda-Gleichstellung der einzel-
wird erweitert durch eine extrem langsame nen Zylinder kann hier zu einer erheblichen
Regelung mit der dritten Sonde hinter dem Abgasverbesserung führen, indem die ein-
Hauptkatalysator und ermöglicht damit eine zelnen Zylinder individuell auf A = 1 ein-
schnellere Regelung mit der zweiten Sonde. gestellt werden. Für die Gewinnung der
Einzelzylinder-Lambdawerte aus einem
gemessenen Lambda-Signal sind extrem
hohe Anforderungen an die Dynamik der
Lambda-Sonde zu stellen.

i.n.!.;'!.!.;,,[.:.;

Durch Sonneneinstrahlung werden Stick· notwendigen Ozon in der Stratosphäre, das


stoffdloxid·Moleküle (N0 2) aufgespalten. Es die einfallende UV'Strahlung der Sonne ab-
entsteht Stickstoffoxid (NO) und atomarer schwächt, kommt es zu keinem Austausch.
Sauerstoff (0), der sich mit dem molekularen In den W intermonaten kann es bei
Sauerstoff (0 2) der Luft zu Ozon (Oa) ver' Inversionswelterlagen und geringen Wind ·
bindet. Aber auch flüchtige organische Ver· geschwindigkeiten zur Smogbildung kommen.
bindungen wie Kohlenwasserstoffe unter· Wegen der Temperaturumkehrung in den
stützen die Ozon-Bildung. Deshalb muss Im Luftschichten kann die mit Schadstoffen an·
Sommer an heIßen und windstillen Tagen bei gereicherte kalte, schwerere Luft nicht nach
hoher Luftverschmutzung mit erhöhten Ozon· oben abziehen und sich verteilen .
werten gerechnet werden . Smog führt zu einer Reizung der Schleim -
Ozon ist in natürlIcher Konzentration für den häute, Augen und Atemwege. Außerdem
Menschen lebenswichtig . In hohen Konzen- kommt es zu Sichtbehinderungen. Daraus ist
tratIonen verursacht es jedoch Hustenreiz, auch die Bezeichnung abgeleitet : Smog ist
Reizungen von Rachen und Hals sowie aus den englischen Begriffen . smoke"
Augenbrennen. Es führt zu einer Verschlechte- (Rauch) und , fog ' (Nebel) zusammengesetzt.
rung der Lungenfunktion, wodurch die Leis·
tungsfähigkeit beeinträchtigt wird.
ZWIschen dem unerwünschten Ozon,
das in Bodennähe entsteht, und dem lebens-
292 Abgasgesetzgebung Übersicht

Abgasgesetzgebung

Vorreiter im Bestreben, die von den Kraft- Es gibt im Wesentlichen folgende Abgas-
fahrzeugen verursachten Schadstoff- gesetzgebungen (Bild 1):
emissionen gesetzlich zu begrenzen, war der • CARB-Gesetzgebung (California Air
US-Bundesstaat Kalifornien. Anstoß dazu Resources Board), Kalifornien
gab nicht zuletzt der Umstand, dass in Los • EPA-Gesetzgebung (Environmental
Angeles aufgrund der Kessellage die Abgase Protection Agency), USA
oft nicht vom Wind weggetragen werden, • EU-Gesetzgebung (Europäische Union),
sondern wie eine Dunstglocke über der • Japan-Gesetzgebung.
Stadt liegen bleiben. Bei hoher Schadstoff-
belastung der Luft führte dies zur Bildung Klasseneinteilung
von Smog und in der Folge zu Gesundheits- In Staaten mit Kfz-Abgasvorschriften be-
schäden der Bevölkerung und zu massiven steht eine Unterteilung der Fahrzeuge in
Sichtbehinderungen. verschiedene Klassen:
• Pkw: Die Emissionsprüfung erfolgt auf
Übersicht einem Fahrzeug-Rollenprüfstand.
• Leichte Nkw: Je nach nationaler Gesetzge-
Seit In-Kraft-Treten der ersten Abgasgesetz- bung liegt die Obergrenze des zulässigen
gebung für Ottomotoren Mitte der 1960er- Gesamtgewichts bei 3,5 ... 6,35 t. Die Prü-
Jahre in Kalifornien wurden dort die zulässi- fung erfolgt auf einem Fahrzeug-Rollen-
gen Grenzwerte für die verschiedenen prüfstand (wie bei Pkw).
Schadstoffe immer weiter reduziert. Mittler- • Schwere Nkw: Zulässiges Gesamtgewicht
weile haben alle Industriestaaten Abgas- über 3,5 ... 6,35 t. Die Prüfung erfolgt auf
gesetze eingeführt, die die Grenzwerte für einem Motorenprüfstand, eine Fahrzeug-
Otto- und Dieselmotoren sowie die Prüf- messung ist nicht vorgesehen.
methoden festlegen. Zusätzlich zu den • Off-Highway (z. B. Baufahrzeuge, Land-
Abgasemissionen werden in einigen Ländern und Forstwirtschaft): Prüfung auf Moto-
auch die Verdunstungsemissionen aus dem renprüfstand, wie bei schweren Nkw.
Kraftstoffsystem begrenzt.

Geltungsbereiche der verschiedenen Abgasgesetzgebungen für Pkw und leichte Nkw

_ USCARB
USEPA
EU
Japan

Gesetzgebung basierend auf

EU IZ.B. ECE·St •• tenl


Abgasgesetzgebung Übersicht 293

Prüfverfahren gefahren. Während der Fahrt wird das Abgas


Nach den USA haben die Staaten der EU gesammelt und nach Ende des Fahrpro-
und Japan eigene Prüfverfahren zur Abgas- gramms hinsichtlich der Schadstoffmassen
zertifizierung von Kraftfahrzeugen ent- analysiert.
wickelt. Andere Staaten haben diese Ver- Für schwere Nkw (On- und Off-Highway)
fahren in gleicher oder modifizierter Form werden auf dem Motorenprüfstand statio-
übernommen. näre Abgastests (z. B. 13-Stufentest in der
Je nach Fahrzeugklasse und Zweck der EU) oder dynamische Tests (z. B. Transient
Prüfung werden drei vom Gesetzgeber fest- Cyde in den USA) gefahren.
gelegte Prüfungen angewendet:
• Typprüfung (TA, Type Approval) zur Die einzelnen Testzyklen werden am Ende
Erlangung der allgemeinen Betriebs- des Kapitels dargestellt.
erlaubnis,
• Serienprüfung als stichprobenartige Sc: 1mg
Kontrolle der laufenden Fertigung durch In der Regel führt der Hersteller selbst die
die Abnahmebehärde ("Conformity of Serienprüfung als Teil der Qualitätskontrolle
Production") und während der Fertigung durch. Dabei werden
• Feldüberwachung zur Überprüfung im Wesentlichen die gleichen Prüfverfahren
bestimmter Abgaskomponenten im Fahr- und Grenzwerte angewandt wie bei der Typ-
betrieb. prüfung. Die Zulassungsbehärde kann be-
liebig oft Nachprüfungen anordnen. Die
EU-Vorschriften und ECE-Richtlinien
Typprüfungen sind eine Voraussetzung für (Economic Commission for Europe)
die Erteilung der allgemeinen Betriebs- berücksichtigen die Fertigungsstreuung
erlaubnis für einen Fahrzeug- und Motor- durch Stichprobenmessung an 3 bis maxi-
typ. Dazu müssen Prüfzyklen unter definier- mal 32 Fahrzeugen. Die schärfsten Anforde-
ten Randbedingungen gefahren und Emis- rungen werden in den USA angewandt, wo
sionsgrenzwerte eingehalten werden. Die insbesondere in Kalifornien eine annähernd
Prüfzyklen (Testzyklen) und die Emissions- lückenlose Qualitätsüberwachung verlangt
grenzwerte sind länderspezifisch festgelegt. wird.

Testzyklen FrlRchung
Für Pkw und leichte Nkw sind länderspezi- Für die Emissionskontrolle im Fahrbetrieb
fisch unterschiedliche dynamische Testzyk- werden stichprobenartig Fahrzeuge ausge-
len vorgeschrieben, die sich entsprechend wählt, deren Laufleistung und Alter inner-
ihrer Entstehungsart unterscheiden: halb festgelegter Grenzen liegen. Das Verfah-
• aus Aufzeichnungen tatsächlicher ren der Emissionsprüfung ist gegenüber der
Straßenfahrten abgeleitete Testzyklen, z. B. Typprüfung vereinfacht.
FTP-Testzyklus (Federal Test Procedure)
in den USA und
• aus Abschnitten mit konstanter Beschleu-
nigung und Geschwindigkeit konstruierte
(synthetisch erzeugte) Testzyklen, z. B.
MNEFZ (Modifizierter Neuer Euro-
päischer Fahrzyklus) in Europa.

Zur Bestimmung der ausgestoßenen Schad-


stoffmassen wird der durch den Testzyklus
festgelegte Geschwindigkeitsverlauf nach-
294 Abgasgeselzgebung CARB-Gesetzgebung (Pkw/LOT)

CAR B-Gesetzgebung Grenzwerte


(Pkw/LOT) Die CARB-Gesetzgebung legt Grenzwerte
fest für
Die Abgasgrenzwerte der kalifornischen • Kohlenmonoxid (CO),
Abgasgesetzgebung CARB (California Air • Stickoxide (NOx),
Resources Board) für Pkw und leichte Nutz- • nicht-methanhaltige organische Gase
fahrzeuge (LDT, Light -Duty Trucks) sind (NMOG),
festgelegt in den Abgasnormen • Formaldehyd (nur LEV II) sowie
• LEVI und • Partikel (Diesel: LEV I und LEV 11; Otto:
• LEV 11 (LEV: Low Emission Vehicle). nur LEV 11).

Seit Modelljahr 2004 gilt die Norm LEV 11 Die Schadstoffemissionen werden im
für alle Neufahrzeuge bis zu einem zu- FTP 75-Fahrzyklus (Federal Test Procedure)
lässigen Gesamtgewicht von 14000 lb ermittelt. Die Grenzwerte sind auf die Fahr-
(lb: pound; Ilb = 0,454 kg). strecke bezogen und in Gramm pro Meile
festgelegt.
Phase-In Im Zeitraum 2001 bis 2004 wurde der
Mit Einführung der LEV lI-Norm müssen SFTP-Standard (Supplement Federal Test
mindestens 25 % der neu zugelassenen Fahr- Procedure) mit weiteren Testzyklen einge-
zeuge nach dieser Norm zertifiziert sein. führt. Dafür gelten weitere Grenzwerte, die
Die Phase-ln-Regelung sieht vor, dass jedes zusätzlich zu den FTP-Grenzwerten einzu-
Jahr zusätzlich 25 % der Neuzulassungen halten sind.
dem LEV lI-Standard entsprechen müssen_
Ab 2007 müssen alle Fahrzeuge nach der Abgaskategorien
LEV lI-Norm zugelassen werden. Der Automobilhersteller kann innerhalb der
zulässigen Grenzwerte und unter Einhaltung
des Flottendurchschnitts (s. Abschnitt "Flot-
tendurchschnitt") unterschiedliche Fahr-
zeugkonzepte einsetzen, die nach ihren
Emissionswerten für NMOG-, CO-, NOx-

Abgaskategorien und Grenzwerte der CARB-Gosctzgcbung lür Pkw und leichte Nkw

9
Meile
1,00
<D
LEVI LEV 11 NO,
0 (ab ModelUahr 2004) CO / 10
0,60
Bild 2 1) NMOG _
0,55

..
') Grenzwert Jeweils
0,50 PM
lur ,Iull uselulille" .,
c
c 0,45 '"0
~
N
eS
(nur lur Diesel)
(10 Jahrcl100000 0
'0; 0.40
Mo,lon bei LEV I bzw.
"'
.,
"E 0,35
120000 Meilen be,
LEV 11)
') Grenzwert lewells lur
.."'
e>
0,30
J:J 0,25
'"o
N
0
<I:
"mtermedlate useful 0,20
Ille" (5 Jahre/50000 0,15 g ...
0
0
Meilen 0,10 0 t:;
') Nur Grenzwene für 0,05 !:l ~~ 8...
eS 00
,Iull uselul 1,le' ~
0,00
(5, Ab"ehMt TLEV LEV ULEV LEV ULEV SULEV3) "
,Dauerhaltbarke,t")
Abgasgesetzgebung CARe·Gesetzgebung (Pkw/LOn 295

und Partikelemissionen in folgende Abgas- rien LEV und ULEV bleiben bestehen. Die
kategorien eingeteilt werden (Bild 2): CO- und NMOG-Grenzwerte sind gegen-
• TLEV (Transitional Low-Emission über LEV I unverändert, der NOx-Grenzwert
Vehicle; nur LEV 1), hingegen liegt für LEV 11 deutlich niedriger.
• LEV (Low-Emission Vehicle, d. h. Mit der LEV 11 -Norm werden zusätzlich
Fahrzeuge mit niedrigen Abgas- und Formaldehyd-Grenzwerte eingeführt.
Verdunstungsemissionen ),
• ULEV (Ultra-Low-Emission Vehicle), Dauerhaltbarkeit
• SULEV (Super Ultra-Low-Emission Für die Zulassung eines Fahrzeugtyps (Typ-
Vehicle). prüfung) muss der Hersteller nachweisen,
dass die Emissionen der limitierten Schad-
Zusätzlich zu den Kategorien von LEV I und stoffe die jeweiligen Grenzwerte über
LEV 11 sind zwei Kategorien von emissions- • 50000 Meilen oder 5 Jahre ("intermediate
freien bzw. fast emissionsfreien Fahrzeugen usefullife") und über
definiert: • 100000 Meilen (LEV 1) bzw. 120000 Mei-
• ZEV (Zero-Emission Vehicle, d.h. Fahr- len (LEV II) oder 10 Jahre ("full useful
zeuge ohne Abgas- und Verdunstungs- life")
emissionen) und
• PZEV (Partial ZEV, entspricht im nicht überschreiten. Optional kann der
Wesentlichen SULEV, jedoch höhere Fahrzeughersteller die Fahrzeuge auch für
Anforderungen bezüglich Verdunstungs- eine Laufleistung von 150000 Meilen mit
emissionen und Dauerhaltbarkeit). gleichen Grenzwerten wie für 120000 Mei-
len zertifizieren. Dann erhält er einen Bonus
Seit 2004 gilt für neu zugelassene Fahrzeuge bei der Bestimmung des NMOG-Flotten-
die Abgasnorm LEV 11. Die Kategorie TLEV durchschnitts (siehe Abschnitt "Flotten-
entfällt und es kommt SULEV mit deutlich durchschnitt") .
niedrigeren Grenzwerten hinzu. Die Katego- Für Fahrzeuge der Abgaskategorie PZEV
gelten 150000 Meilen oder 15 Jahre ("full
NMOG· und NOx·Grenzwerte fördie Abgas, usefulllife") .
kategorien der CARe·Gesetzgebung (Pkw/LOn

0.4 ~-- Der Hersteller muss für diese Dauerhaltbar-


9 keitsprüfung zwei Fahrzeugflotten aus der
Meile
Fertigung bereitstellen:
nEV • Eine Flotte, bei der jedes Fahrzeug vor der
0,3 Prüfung 4000 Meilen gefahren ist.
• Eine Flotte für den Dauerversuch, mit der
die Verschlechterungsfaktoren der einzel-
nen Komponenten ermittelt werden.
Ö 0.2
z
Für den Dauerversuch werden die Fahrzeuge
über 50000 bzw. 100000/120000 Meilen
0,1 nach einem bestimmten Fahrprogramm ge-
fahren. Im Abstand von 5000 Meilen werden
die Abgasemissionen gemessen. Inspektio-
o nen und Wartungen dürfen nur in den vor-
:il geschriebenen Intervallen erfolgen.
0,125 ~
0,1 ::t
Anwender der USA-Testzykien erlauben
NMOG '"
~
zur Vereinfachung auch die Anwendung von
vorgegebenen Verschlechterungsfaktoren.
296 Abg8sgesetzgebung CARB-Gesetzgebung (Pkw/LDT)

Flottendurchschnitt (N MOG) brauch von 8,55 1/100 km. Eine Verschär-


Jeder Fahrzeughersteller muss dafür sorgen, fung des Grenzwertes ist gegenwärtig nicht
dass seine Fahrzeuge im Durchschnitt einen vorgesehen.
bestimmten Grenzwert für die Abgasemis- Für leichte Nutzfahrzeuge gilt 20,7 mpg
sionen nicht überschreiten. Als Kriterium bzw. 11,411100 km. Die "fuel economy"
werden hierfür die NMOG-Emissionen he- wird zwischen 2005 und 2007 jährlich um
rangezogen. Der Flottendurchschnitt ergibt 0,6 mpg angehoben. Für schwere Nfz gibt es
sich aus dem Mittelwert des NMOG-Grenz- keine Vorschriften.
werts aller von einem Fahrzeughersteller Am Ende eines Jahres wird für jeden
in einem Jahr verkauften Fahrzeuge. Die Autohersteller aus den verkauften Fahrzeu-
Grenzwerte für den Flottendurchschnitt sind gen die mittlere "fuel economy" berechnet.
für Personenkraftwagen und leichte Nutz- Für jede 0,1 mpg, die sie den Grenzwert
fahrzeuge unterschiedlich. unterschreitet, müssen vom Hersteller pro
Die Grenzwerte für den NMOG-Flotten- Fahrzeug 5,50 US-$ Strafe an den Staat abge-
durchschnitt werden jedes Jahr herabgesetzt führt werden. Für Fahrzeuge, die besonders
(Bild 4). Das bedeutet, dass der Fahrzeug- viel Kraftstoff verbrauchen ("Gasguzzler",
hersteller immer mehr Fahrzeuge der saube- Spritsäufer), bezahlt der Käufer eine ver-
reren Abgaskategorien herstellen muss, um brauchsabhängige Strafsteuer. Der Grenz-
den niedrigeren Grenzwert einhalten zu wert liegt bei 22,5 mpg (10,45 11100 km).
können. Diese Maßnahmen sollen die Entwicklung
Der Flottendurchschnitt gilt unabhängig von Fahrzeugen mit geringerem Kraftstoff-
von der LEV 1- bzw. LEV lI-Norm. verbrauch vorantreiben.
Zur Messung des Kraftstoffverbrauchs
Flottenverbrauch werden der FTP 75-Testzyklus und der
Der US-Gesetzgeber schreibt dem Auto- Highway-Zyklus gefahren (vgl. Abschnitt
hersteller vor, wie viel Kraftstoff seine Fahr- "USA Testzyklen").
zeugflotte im Mittel pro Meile verbrauchen
darf. Der vorgeschriebene CAFE-Wert
(Corporate Average Fuel Economy) liegt
derzeit (2004) für Pkw bei 27,5 mpg (Meilen
pro Gallone). Das entspricht einem Ver-

Aottendurchschnitt im Vergleich zum NMOG-Standard (CARB·Gesetzgebung PkwlLDn

0,25 Q

o :Q Pkw·Flollendu,chschnlll NMOQ·Slandard
Meile o~1ll (für Diesel- und DItomotor)
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FlottendurchschMt fur => on g
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lEV I ~
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FOr SULEV eXlsllert nur Modelljahr Abgaskategorie
~
. f1.l11 uselull".· .
Abgasgesetzgebung CARB-Gesetzgebung {Pkw/LOT)/EPA-Gesetzgebung {Pkw/LOn 297

Emissionsfreie Fahrzeuge 150000 Meilen, je nach Garantiedauer des


Ab 2005 müssen in Kalifornien 10% der neu Bauteils bzw. der Baugruppe.
zugelassenen Fahrzeuge der Abgaskategorie Das Berichtsverfahren ist in drei Berichts-
ZEV (Zero-Emission Vehicle) entsprechen. stufen mit ansteigender DetailIierung an-
Diese Fahrzeuge dürfen im Betrieb keine gelegt:
Emissionen freisetzen. Es handelt sich dabei • Emissions Warranty Information Report
vorwiegend um Elektroautos. (EWIR),
• Field Information Report (FIR) und
Der Anteil von 10 % kann teilweise auch mit • Emission Information Report (EIR).
Fahrzeugen der Abgaskategorie PZEV (Par-
tial Zero-Emission Vehicles) abgedeckt wer- Dabei werden Informationen bezüglich
den. Diese Fahrzeuge sind nicht abgasfrei, • Beanstandungen,
sie emittieren jedoch besonders wenig • Fehlerquoten,
Schadstoffe. Sie werden je nach Emissions- • Fehleranalyse und
standard mit einem Faktor 0,2 ... 1 gewichtet. • Emissionsauswirkungen
Für den Mindestfaktor 0,2 müssen folgende
Anforderungen erfüllt werden: an die Umweltbehörde weitergegeben. Der
• SULEV-Zertifizierung für eine Dauerhalt- FIR dient der Behörde als Entscheidungs-
barkeit von 150000 Meilen oder 15 Jahre. grundlage für Recall-Zwänge (Rückruf)
• Garantiedauer 150000 Meilen oder gegenüber dem Fahrzeughersteller.
15 Jahre auf alle emissionsrelevanten Teile.
• Keine Verdunstungsemissionen aus dem EPA-Gesetzgebung
Kraftstoffsystem (O-EVAP, zero evapo- (Pkw/LOT)
ration); das wird durch eine aufwändige
Kapselung des Tanksystems erreicht. Die EPA-Gesetzgebung (Environmental
Protection Agency) gilt für alle Bundes-
Besondere Bestimmungen gelten für staaten der USA, in denen nicht die stren-
Hybridfahrzeuge mit Diesel- und Elektro- gere CARB-Gesetzgebung aus Kalifornien
motor. Auch diese Fahrzeuge können einen angewandt wird. In einigen Bundesstaaten
Beitrag zur lO%-Quote leisten. wie z. B. Maine, Massachusetts oder New
York wurden bereits die Regelungen der
Feldüberwachung CARB übernommen.
I ichr rOlitinemäßige Überprüfung Für die EPA-Gesetzgebung gilt seit 2004
Für im Verkehr befindliche Fahrzeuge die Norm Tier 2 (Stufe 2).
(In-Use-Fahrzeuge) wird stichprobenartig
eine Abgasemissionsprüfung nach dem Grenzwerte
FTP 75-Testverfahren sowie ein Verdamp- Die EPA-Gesetzgebung legt Grenzwerte fest
fungstest durchgeführt. Es werden, ab- für die Schadstoffe
hängig von der jeweiligen Abgaskategorie, • Kohlenmonoxid (CO),
Fahrzeuge mit Laufstrecken unter • Stickoxide (NOx),
75000/90000/ 105000 Meilen überprüft. • Nicht-Methanhaltige organische Gase
(NMOG),
Fahrzeugüberw<lchung durch den Hersteller • Formaldehyd (HCHO) und
Für Fahrzeuge ab dem Modelljahr 1990 • Feststoffe (Partikel).
unterliegen die Fahrzeughersteller einem Be-
richtszwang hinsichtlich Beanstandungen Die Schadstoffemissionen werden im
bzw. Schäden an definierten Emissions- FTP 75-Fahrzykius ermittelt. Die Grenz-
komponenten oder -systemen. Der Berichts- werte sind auf die Fahrstrecke bezogen und
zwang besteht maximal 15 Jahre oder in Gramm pro Meile angegeben.
298 Abgasgesetzgebung EPA-Gesetzgebung (Pkw/LDn

Seit 2001 gilt der SFTP-Standard • MDPV (Medium Duty Passenger Vehicle)
(Supplemental Federal Test Procedure) mit bilden eine eigene Fahrzeugkategorie;
weiteren Testzyklen_ Die dafür geltenden vorher HDV (HeavyDutyVehicle) zu-
Grenzwerte sind zusätzlich zu den FTP- geordnet,
Grenzwerten zu erfüllen_ • "full usefullife" wird, abhängig vom
Emissionsstandard (Bin), auf 120000
Seit Einführung der Abgasnorm Tier 2 Meilen bzw_ 150000 Meilen erhöht_
gelten für Fahrzeuge mit Diesel- und Otto-
motoren die gleichen Abgasgrenzwerte_ Phase-In
Mit Einführung von Tier 2 im Jahr 2004
Abgaskategorien müssen mindestens 25 % der neu zugelasse-
Für Tier 2 werden die Grenzwerte für Pkw nen Pkw und LLDT (leichte LDT) nach
in 10 und für HLDT (schwere LDT) dieser Norm zertifiziert sein_ Die Phase-In-
in 11 Emissionsstandards (Bins) aufgeteilt Regelung sieht vor, dass jedes Jahr zusätzlich
(Bild 5)_ Für Pkw entfallen Bin 9 und Bin 10 25 % der Fahrzeuge dem Tier 2-Standard
im Jahr 2007_ entsprechen müssen_ Ab 2007 dürfen nur
noch Fahrzeuge nach Tier 2-Norm zugelas-
Mit der Umstellung auf Tier 2 haben sich sen werden_ Für HLDT/MDPV ist das
folgende Änderungen ergeben: Phase-In im Jahr 2009 beendet_
• Einführung eines Flottendurchschnitts für
NO x, Flottendurchschnitt
• Formaldehyde (HCHO) werden als eigen- Für den Flottendurchschnitt eines Fahrzeug-
ständige Schadstoffkategorie limitiert, herstellers werden in der EPA-Gesetzgebung
• Pkw und leichte Trucks bis 6000 lb die NOx-Emissionen herangezogen_ Die
(2,72 t) werden zu einer Fahrzeugklasse CARB-Bestimmungen hingegen legen die
zusammengefasst, NMOG-Emissionen zugrunde_

Abgasgrenzwerle Tier 2 !Ur die EPA-Geselzgebung (Pkw) im Vergleich Zu den CARB-Grenzwerten

..
9
Meile
EPA CARB
0.6 0
NO,
CO/l0
0.5 NMOG _
PM _
(nur fur Diesel)

o
6
i
OO~ 0000

10 9 8 7 6 5 4 3 2 LEV ULEV SULEV ZEV


~
Bln# LEV 11 Ul
Abgasgeselzgebung EPA-Gesetzgebung (Pkw/LDT}/EU-Gesetzgebung (Pkw/LDT) 299

Flottenverbrauch EU-Gesetzgebung
Für die in den USA zugelassenen Neufahr- (Pkw/LOT)
zeuge gelten die gleichen Vorschriften zur
Bestimmung des Flottenverbrauchs wie Die Richtlinien der europäischen Abgasge-
in Kalifornien. Für Pkw gilt auch hier der setzgebung werden von der EU-Kommission
Grenzwert von 27,5 Meilen/Gallone festgelegt. Grundlage der Abgasgesetzgebung
(8,55 1/100 km), ab der der Fahrzeugher- für Pkw/LDT ist die Richtlinie 70/220/EG
steller eine Strafsteuer entrichtet; und es gilt aus dem Jahr 1970. Sie legte zum ersten Mal
der Grenzwert von 22,5 Meilen/Gallone, ab Grenzwerte für die Abgasemissionen fest
der der Käufer eine Strafsteuer bezahlt. und wird seither immer wieder aktualisiert.

Feldüberwachung Die Abgasgrenzwerte für Pkw und leichte


icht routinemäßige . berprüfllng Nutzfahrzeuge (LDT, Light -Duty Trucks)
Die EPA-Gesetzgebung sieht wie die CARB- sind enthalten in den Abgasnormen
Gesetzgebung für im Verkehr befindliche • Euro 1 (ab 1. Juli 1992),
Fahrzeuge (In-Use-Fahrzeuge) eine stich- • Euro 2 (ab 1. Januar 1996),
probenartige Abgasemissionsprüfung nach • Euro 3 (ab 1. Januar 2000),
dem FTP 75-Testverfahren vor. Es werden • Euro 4 (ab 1. Januar 2005).
Fahrzeuge mit niedriger Laufleistung
(10000 Meilen, ca. ein Jahr alt) und mit Eine neue Abgasnorm wird in zwei Stufen
hoher Laufleistung getestet (50000 Meilen, eingeführt. In der ersten Stufe müssen neu
in Kalifornien mindestens aber ein Fahrzeug zertifizierte Fahrzeugtypen die neu definier-
pro Testgruppe mit 75000 oder 90000 oder ten Abgasgrenzwerte einhalten (TA, Type
105000 Meilen, je nach Emissionsstandard; Approval, Typzertifizierung). In der zweiten
Fahrzeugalter ca. vier Jahre). Die Anzahl der Stufe - ein Jahr später - muss jedes neu
Fahrzeuge ist abhängig von der Verkaufs- zugelassene Fahrzeug die neuen Grenzwerte
stückzahl. Mindestens ein Fahrzeug pro einhalten (FR, First Registration, Erst-
Testgruppe wird auch auf Verdunstungs- zulassung). Der Gesetzgeber kann Serien-
verluste getestet. fahrzeuge auf die Einhaltung der Abgas-
grenzwerte überprüfen (COP, Conformity
Fahrzcllgübcrwachllng durch den Hersteller of Production, Übereinstimmung der
Für Fahrzeuge ab Modelljahr 1972 unter- Produktion).
liegen die Hersteller einem Berichtszwang Die EU-Richtlinien erlauben Steuer-
hinsichtlich Schäden an definierten Emis- anreize (Tax incentives), wenn Abgasgrenz-
sionskomponenten oder -systemen, wenn werte erfüllt werden, bevor sie zur Pflicht
mindestens 25 gleichartige emissionsrele- werden. In Deutschland gibt es, abhängig
vante Teile eines Modelljahres einen Defekt vom Emissionsstandard des Fahrzeugs,
aufweisen. Der Berichtszwang endet fünf unterschiedliche Kfz-Steuersätze.
Jahre nach Modelljahresende. Der Bericht
umfasst eine Schadensbeschreibung der Grenzwerte
fehlerhaften Komponenten, eine Darstellung Die EU-Normen legen Grenzwerte für
der Auswirkungen auf die Abgasemissionen folgende Schadstoffe fest:
sowie geeignete Abhilfemaßnahmen durch • Kohlenmonoxid (CO),
den Hersteller. Der Bericht dient der Um- • Kohlenwasserstoffe (HC),
weltbehörde als Entscheidungsgrundlage für • Stickoxide (NOx) und
Recall-Zwänge gegenüber dem Hersteller. • Partikel, vorerst jedoch nur für Diesel-
fahrzeuge.
300 Abgasgesetzgebung EU-Gesetzgebung (Pkw/LOT)

Für die Stufen Euro 1 und Euro 2 wurden des Prüffahrzeugs vor Testbeginn beträgt
die Grenzwerte für die Kohlenwasserstoffe 3000 km. Die auf das Testergebnis anzu-
und die Stickoxide als Summenwert zusam- wendenden Verschlechterungsfaktoren sind
mengefasst (HC+NOx). Seit Euro 3 gilt für jede Schadstoftkomponente gesetzlich
neben dem Summenwert auch eine geson- vorgegeben; alternativ können kleinere
derte Beschränkung der NOx-Emissionen. Faktoren im Zuge eines spezifizierten
Die Grenzwerte werden auf die Fahrstrecke Dauerlaufs über 80000 km (ab Euro 4:
bezogen und in Gramm pro Kilometer 100000 km) vom Fahrzeughersteller nach-
(glkm) angegeben (Bild 6). Gemessen gewiesen werden.
werden die Abgaswerte auf dem Fahrzeug- Die festgelegten Grenzwerte müssen für
Rollenprüfstand, wobei seit Euro 3 der eine Laufleistung von 80000 km (Euro 3)
MNEFZ (Modifizierter Neuer Europäischer bzw. 100000 km (Euro 4) oder 5 Jahre ein-
Fahrzyklus) gefahren wird. gehalten werden.

Die Grenzwerte sind für Fahrzeuge mit Typ-Tests


Diesel- und Ottomotoren unterschiedlich, Für die Typprüfung sind sechs unterschied-
sie sollen jedoch in Zukunft (voraussichtlich liche Typ-Tests festgelegt. Bei Fahrzeugen
mit Euro 5) angeglichen werden. mit Ottomotor kommen der Typ I-, Typ IV-,
Die Grenzwerte für LDT sind nicht ein- Typ V- und Typ VI-Test zur Anwendung.
heitlich. Es gibt drei Klassen (1...3), in die Mit dem Typ I-Test werden die Auspuff-
die LDT abhängig vom Fahrzeug-Bezugsge- emissionen nach dem Kaltstart ermittelt.
wicht (Leergewicht + 100 kg) eingeteilt sind. Bei Dieselfahrzeugen wird zusätzlich die
Die Grenzwerte der Klasse 1 entsprechen Trübung des Abgases erfasst.
denen der Pkw. Mit dem Typ IV-Test werden die Verduns-
tungsemissionen des abgestellten Fahrzeugs
Typprüfung gemessen. Das sind i. W. die Kraftstoff-
Die Typprüfung erfolgt ähnlich wie in den dämpfe, die aus dem Kraftstoffbehälter aus-
USA, mit folgenden Abweichungen: Es dampfen.
werden die Schadstoffe HC, CO, NOx und Der Typ VI-Test erfasst die Kohlenwasser-
für Dieselfahrzeuge die Partikel und die stoff- und Kohlenmonoxidemissionen nach
Abgastrübung gemessen. Die Einlaufstrecke dem Kaltstart bei -7 oe. Für diesen Test wird

Emissions·Grenzwerte der EU·Geseb:gebung für Diesel-Pkw

CO
Die Zahlenwerte geben
den Grenzwert in g/km an HC+NO.
PM _

Bild 6
') tur Motoren m't
5~
0 1') 1012 )
D1rektetnspntzung
' ) fur Kammermotoren
Euro 1
1992
(,ndlrekte E,n'
spntzung)
Abgasgesetzgebung EU·Gesetzgebung (Pkw/LOD 301

der erste Teil (Stadtanteil) des MNEFZ ge- Fällt ein Fahrzeug durch stark abweichende
fahren. Dieser Test ist seit 2002 verbindlich. Emissionen auf, so ist die Ursache für die
Mit dem Typ V-Test wird die Dauerhalt- überhöhte Emission festzustellen. Weisen
barkeit der emissionsmindernden Einrich- mehrere Fahrzeuge aus der Stichprobe aus
tungen überprüft. Dazu wird entweder eine dem gleichen Grund erhöhte Emissionen
bestimmte Testsequenz durchgeführt oder auf, gilt für die Stichprobe ein negatives
es werden vom Gesetzgeber festgelegte Ver- Ergebnis. Bei unterschiedlichen Gründen
schlechterungsfaktoren herangezogen. wird die Probe um ein Fahrzeug erweitert,
sofern die maximale Probengröße noch
CO 2 -Emission nicht erreicht ist.
Für die CO 2- Emissionen gibt es keine ge-
setzlich festgelegten Grenzwerte, es besteht Stellt die Typgenehmigungsbehörde fest,
jedoch eine freiwillige Selbstverpflichtung dass ein Fahrzeugtyp die Anforderungen
der europäischen Fahrzeughersteller (ACEA, nicht erfüllt, so muss der Fahrzeughersteller
Association des Constructeurs Europeens Maßnahmen zur Beseitigung der Mängel
d'Automobiles). Ziel für das Jahr 2008 ist ausarbeiten. Die Maßnahmen müssen sich
ein COz-Ausstoß von maximal 140 g/km für auf alle Fahrzeuge beziehen, die vermutlich
Pkw - das entspricht einem Kraftstoffver- denselben Defekt haben. Gegebenenfalls
brauch von 5,81/100 km. muss auch eine Rückrufaktion erfolgen.

In Deutschland werden bis Ende 2005 Periodische Abgasuntersuchung AU


Fahrzeuge mit besonders niedrigen COz- In Deutschland müssen Pkw und leichte
Emissionen (5-Liter- und 3-Liter-Autos) Nkw drei Jahre nach der Erstzulassung und
steuerlich entlastet. dann alle zwei Jahre zur Abgasuntersuchung
(AU). Der Ablauf der Abgasuntersuchung in
Feldüberwachung der Werkstatt umfasst für ein Fahrzeug mit
Die EU-Gesetzgebung sieht eine überprü- Ottomotor i. W. folgende Schritte:
fung von in Betrieb befindlichen Fahrzeugen • Sichtprüfung der Abgasanlage;
im Typ I-Test vor. Die Mindestanzahl der zu • überprüfung von Drehzahl und Motor-
überprüfenden Fahrzeuge eines Fahrzeug- temperatur für die folgende Co- und
typs beträgt drei, die Höchstzahl hängt vom Lambdazahl-Messung;
Prüfverfahren ab. • überprüfung des Co- und Lambda-Werts
in einem definierten Drehzahlfenster
Die zu überprüfenden Fahrzeuge müssen (erhöhte Leerlaufdrehzahl) bei einer
folgende Kriterien erfüllen: Mindestmotortemperatur;
• Die Laufleistung liegt zwischen 15000 km • Für Fahrzeuge mit On-Board-Diagnose
und 80000 km, das Fahrzeugalter zwi- (OBD): Auslesen des Fehlerspeichers;
schen 6 Monaten und 5 Jahren (Euro 3). Auslesen des Bereitschafts-Codes
In Euro 4 ist eine Laufleistung zwischen (Readiness-Code) zur Feststellung, ob
15000 km und 100000 km festgelegt. alle Diagnosefunktionen durchgeführt
• Die regelmäßigen Inspektionen nach den wurden; ist dies nicht der Fall, so wird
Herstellerempfehlungen wurden durch- im Anschluss an die CO-Messung im
geführt. Leerlauf zusätzlich die Lambdasonden-
• Das Fahrzeug weist keine Anzeichen spannung überprüft;
von außergewöhnlicher Benutzung (wie • Bei Fahrzeugen mit geregeltem Dreiwege-
z. B. Manipulationen, größere Reparaturen katalysator ohne OBD wird der Katalysa-
o.Ä.) auf. torregelkreis durch Aufschalten einer
Störgröße geprüft.
302 Abgasgeselzgebung Japan-Gesetzgebung (pkw/LDn, USA-Testzyklen für Pkw und LDT

Japan-Gesetzgebung USA-Testzyklen
(Pkw/LOT) tür Pkw und LOT
Auch in Japan werden die zulässigen FTP 75-Testzyklus
Emissionswerte schrittweise herabgesetzt. Die Fahrkurve des FTP 75-Testzyklus
Für 2005 wurde eine weitere Verschärfung (Federal Test Procedure) setzt sich aus
der Grenzwerte beschlossen. Geschwindigkeitsverläufen zusammen, die
in Los Angeles während des Berufsverkehrs
Die Fahrzeuge mit einem zulässigen Ge- gemessen wurden (Bild 8a).
samtgewicht bis 3,5 t sind im Wesentlichen Dieser Testzyklus wird außer in den USA
in drei Klassen unterteilt: Personenkraft- (einschließlich Kalifornien) z. B. auch in
wagen (bis 10 Sitzplätze), LDV (Light-Duty einigen Staaten Südamerikas angewandt.
Vehicle) bis 1,7 t und MDV (Medium-Duty
Vehicle) bis 3,5 t. Für MDV gelten gegen- Konditionierung
über den anderen beiden Fahrzeugklassen Zur Konditionierung wird das Fahrzeug für
höhere Grenzwerte für CO- und NOx- 6 bis 36 Stunden bei einer Raumtemperatur
Emissionen (für Fahrzeuge mit Ottomotor). von 20 ... 30°C abgestellt.
Für Dieselmotoren unterscheiden sich die
Fahrzeugklassen in den NOx- und Partikel- Sammeln der Schadstoffe
Grenzwerten. Das Fahrzeug wird gestartet und der vor-
gegebene Geschwindigkeitsverlauf wird
Grenzwerte nachgefahren. Die emittierten Schadstoffe
Die japanische Gesetzgebung legt Grenz- werden während verschiedener Phasen in
werte für folgende Schadstoffe fest: getrennten Beuteln gesammelt.
• Kohlenmonoxid (CO),
• Stickoxide (NOx), Phase ct (cold transient);
• Kohlenwasserstoffe (NMHC), Sammeln des Abgases während der kalten
• Partikel (nur für Dieselfahrzeuge), Testphase.
• Rauch (nur für Dieselfahrzeuge).
Phase s (stabilized);
Emissionsgrenzwerte der Japan·Gesel2gebung Beginn der stabilisierten Phase 505 Sekun-
für Pkw mit Ollomolor
den nach dem Start. Das Abgas wird ohne
CO NO. NMHC
Unterbrechen des Fahrprogramms ge-
1,15 gIIcm 0 ,05 glkm 0,05 g/ km
sammelt. Am Ende der s-Phase, nach ins-
gesamt 1372 Sekunden, wird der Motor
Die Schadstoffemissionen werden aus einer für 600 Sekunden abgestellt.
Kombination von ll-Mode- und 10'15-
Mode-Testzyklen ermittelt (vgl. Abschnitt Phase ht (hot transient);
"Japan-Testzyklus"). Damit werden auch Der Motor wird zum Heißtest erneut ge-
Kaltstartemissionen berücksichtigt. startet. Der Geschwindigkeitsverlauf stimmt
mit dem der kalten übergangsphase
Flottenverbrauch (Phase et) überein.
In Japan sind Maßnahmen zur Reduzierung
der COz-Emissionen von Pkw geplant. Ein Auswertung
Vorschlag sieht eine Festschreibung der Die Beutelproben der ersten bei den Phasen
mittleren "fuel economy" (CAFE-Wert) der werden in der Pause vor dem Heißtest
gesamten Pkw-Flotte vor. Vorgeschlagen analysiert, da die Proben nicht länger als
wurde auch eine Staffelung der Grenzwerte 20 Minuten in den Beuteln verbleiben
nach Fahrzeuggewicht. sollten.
Abgasgesetzgebung USA·Testzyklen für Pkw und LOT 303

Nach Abschluss des Fahrzyklus wird die SFTP-Zyklen


Abgasprobe des dritten Beutels ebenfalls Die Prüfungen nach dem SFTP-Standard
analysiert. Für das Gesamtergebniss werden (Supplemental Federal Test Procedure)
die Emissionen der drei Phasen mit unter- wurden stufenweise zwischen 2001 und 2004
schiedlicher Gewichtung berücksichtigt. eingeführt. Sie setzen sich aus folgenden
Die Schadstoffmassen der Phasen ct und s Fahrzyklen zusammen:
werden aufsummiert und auf die gesamte • dem FTP 75-Zyklus,
Fahrstrecke dieser beiden Phasen bezogen. • dem SC03-Zyklus (Bild Sb) und
Das Ergebnis wird mit dem Faktor 0,43 • dem US06-Zyklus (Bild Sc).
gewichtet.
Desgleichen werden die aufsummierten Mit den erweiterten Tests sollen folgende zu-
Schadstoffmassen der Phasen ht und sauf sätzliche Fahrzustände überprüft werden:
die gesamte Fahrstrecke dieser beiden • aggressives Fahren,
Phasen bezogen und mit dem Faktor 0,57 • starke Geschwindigkeitsänderungen,
gewichtet. Das Testergebnis für die einzelnen • Motorstart und Anfahrt,
Schadstoffe (HC, CO und NOx) ergibt sich • Fahrten mit häufigen, geringen Geschwin-
aus der Summe dieser beiden Teilergebnisse. digkeitsänderungen,
• Abstellzeiten und
Die Emissionen werden als Schadstoff- • Betrieb mit Klimaanlage.
ausstoß pro Meile angegeben.

USA·Te"lZykIen für Pkw und leichte Nkw

Zyklusläng.: 17,87 km 12,87 km


Zyklusdauer: 1877,,+ 594 S 600s 7658
600. Pause
Mittlere Zyklusgeschwindigkeit: 34,1 kmIh 34,9 kmlh 77,3 kmlh 77.4 kmIh
Maximale Zyklusgeschwindigkeit: 91,2 kmIh 88,2 kmlh 129,2 kmIh 94,4 kmIh

k';i:f"·"=" ,.",,-"
r?~g l
Motor aus

sg~ nClJ\~r1 ooaCTl {\{)JlQQJj


505s 867s 600s 5955
b

I
k~h7~q
Motor aus
SC03

lrWDDQCJg Bild 8
5055 600s 594s • ct Kallphase
C d
s stabilisier1c Phase
km/h ct· Phase'

~~E=JI
120 ht HeIßtest
Phasen, In denen
da. Abgas
gesammelt Wird
505s 90s 600s 765s KonditionIerung
Testdauer I (auch andere Fahr·
zyklen SInd möglich)
304 Abgasgesetzgebung Europäischer Testzyklus für Pkw und LDT

Beim SC03- und US06-Zyklus wird nach der Europäischer Testzyklus


Vorkonditionierung jeweils die ct - Phase des tür Pkw und LOT
FTP 75-Zyklus gefahren, ohne die Abgase
zu sammeln. Es sind aber auch andere Kon- MNEFZ
ditionierungen möglich. Der Modifizierte Neue Europäische Fahr-
Der SC03-Zyklus (nur für Fahrzeuge zyklus (MNEFZ) wird seit Euro 3 angewandt.
mit Klimaanlage) wird bei 35°C und 40 % Im Gegensatz zum Neuen Europäischen
relativer Luftfeuchte gefahren. Die einzelnen Fahrzyklus (Euro 2), der erst 40 Sekunden
Fahrzyklen werden folgendermaßen nach Start des Fahrzeugs einsetzte, bezieht
gewichtet: der MNEFZ auch die Kaltstartphase ein.
• Fahrzeuge mit Klimaanlage:
35 % FTP 75 + 37% SC03 + 28 % US06 ]Kondil ionicrlln~
• Fahrzeuge ohne Klimaanlage: Zur Konditionierung wird das Fahrzeug bei
72 % FTP 75 + 28 % US06. 20 .. .30°C mindestens 6 Stunden abgestellt.
Für den Typ VI-Test ist die Starttempera-
Der SFTP- und der FTP 75-Testzyklus tur seit 2002 auf -7°C herabgesetzt.
müssen unabhängig voneinander bestanden
werden. Sammcln dcr Schadstoffe
Das Abgas wird während zwei Phasen in
Beim Start eines Fahrzeugs bei tiefen Tem- Beuteln gesammelt:
peraturen entstehen durch die notwendige • innerstädtischer Zyklus (UDC, Urban
Kaltstartanreicherung besonders hohe Driving Cyde) mit maximal 50 km/h,
Schadstoffemissionen, die sich beim derzeit • außerstädtischer Zyklus mit Geschwindig-
gültigen Abgastest (bei Umgebungstempera- keiten bis zu 120 km/ho
tur 20 ... 30°C) nicht erfassen lassen. Um
diese Schadstoffe ebenfalls zu begrenzen, Auswertung
wird ein zusätzlicher Abgastest bei -7°C Die durch die Analyse des Beutelinhalts er-
durchgeführt. Ein Grenzwert für diesen mittelten Schadstoffmassen werden auf die
Test ist jedoch nur für Kohlenmonoxid Wegstrecke bezogen.
vorgegeben.
MN EFZ 10. Pkw und leichte Nkw
Testzyklen zur Ermittlung des Zyklu$länge: 11 km
Flottenverbrauchs Zyklusdaue r: 1180 s
Jeder Fahrzeughersteller muss seinen M~tlere Geschwindigkeit: 33.6 kmlh
Flottenverbrauch ermitteln. Überschreitet
Maximale GeschWindigkeit: 120 km/h
ein Hersteller die Grenzwerte, muss er Straf-
km~r---------------------,
abgaben entrichten.
Der Kraftstoffverbrauch wird aus den Ab- 120
gasen zweier Testzyklen ermittelt: dem FTP
75-Testzyklus (Gewichtung 55 %) und dem
Highway-Testzyklus (Gewichtung 45 %).
Der Highway-Testzyklus (Bild 8d) wird nach
der Vorkonditionierung (Abstellen des Fahr-
zeugs für 12 Stunden bei 20 .. .30°C) einmal
ohne Messung gefahren. Anschließend
werden die Abgase eines weiteren Durch-
gangs gesammelt. Aus den CO 2- Emissionen
400 600 800 1000 1200 s
wird der Kraftstoffverbrauch berechnet.
Testdauer I
Abgasgesetzgebung Japan-Testzyklus fUr Pkw und LDT 305

Japan-Testzyklus fahren des Fahrzeugs bei 60 km/h werden im


Leerlauf die HC-, CO- und CO 2 -Konzentra-
tür Pkw und LOT tionen im Auspuffrohr gemessen. Nach einer
Der Gesamttest setzt sich aus zwei Test- weiteren Warmlaufphase von 5 Minuten bei
zyklen mit unterschiedlichen, synthetisch 60 km/h beginnt der 10· 15-Mode-Heißtest.
erzeugten Fahrkurven zusammen. Der
11-Mode-Zyklus wird nach dem Kaltstart Im Kalttest werden die Schadstoffe in glTest
viermal durchfahren, wobei alle vier Zyklen angegeben, während sie im Heißtest auf die
bewertet werden. Der 10· 15-Mode-Test Fahrstrecke bezogen, d. h. in glkm umge-
wird als Heißstart einmal durchfahren. rechnet werden.

Die Vorkonditionierung für den Heißtest In Japan schließen die Abgasvorschriften


umfasst den ebenfalls vorgeschriebenen eine Begrenzung der Verdunstungsverluste
Leerlauf-Abgastest und verläuft nach folgen- ein, die nach der SHED-Methode bestimmt
dem Schema: Nach ca. 15 Minuten Warm- werden (siehe Kapitel "Abgasmesstechnik").

Japan·Teslzyklus für Pkw und leichte Nkw

Zyklusliinge: 1,021 km 4,16 kmlh


ZyklenzahVTest: 4
Zyklusdauer: 120 s 660 s
Mittlere Geschwindigkeit: 30,6 kmlh 22,7 kmlh
Maximale Geschwindigkeit: 60 kmlh 70 kmlh

, 1-Mode -Zyklus (Kalttest)


kmlh a
60

40

~ 20
C7)
~ OL--L~~_ _~~i-~
-~ 0 50 s

1
~ 10'15-Mode-Zyklus (Heißtest)
km/h
b
60

Testclauer t
306 Abgasmesstechnik Abgasprüfung für die Typzulassung

Abgasmesstech nik

Im Rahmen der Typprüfung zur Erlangung Abgasmessungen auf dem Rollenprüfstand


der allgemeinen Betriebserlaubnis von Pkw werden außer zur Typprüfung auch bei der
und leichten Nkw wird die Abgasprüfung Entwicklung von Motorkomponenten
am Fahrzeug auf Rollenprüfständen durch- durchgeführt.
geführt. Die Prüfung unterscheidet sich
damit von Abgasprüfungen, die z. B. im Prüfaufbau
Rahmen der Feldüberwachung mit Werk- Das zu testende Fahrzeug wird mit den
stattmessgeräten durchgeführt werden. Antriebsrädern auf drehbare Rollen gestellt
(Bild 1, Pos. 1). Damit bei der auf dem Prüf-
Abgasprüfung stand simulierten Fahrt mit der Straßenfahrt
für die Typzulassung vergleichbare Emissionen entstehen, müssen
die auf das Fahrzeug wirkenden Kräfte - die
Die vorgeschriebenen Testzyklen, die auf Trägheitskräfte des Fahrzeugs sowie der
dem Rollenprüfstand gefahren werden, sind Roll- und der Luftwiderstand - nachgebildet
so definiert, dass der praktische Fahrbetrieb werden. Hierzu erzeugen Asynchronmaschi-
auf der Straße annähernd nachgebildet wird. nen, Gleichstrommaschinen oder auf älteren
Die Messung auf einem Rollenprüfstand Prüfständen auch Wirbelstrombremsen eine
bietet dabei Vorteile gegenüber der tatsäch- geeignete geschwindigkeitsabhängige Last,
lichen Straßenfahrt: die auf die Rollen wirkt. Zur Trägheitssimu-
• Die Ergebnisse sind gut reproduzierbar, lation kommt bei neueren Anlagen eine
da die Umgebungsbedingungen konstant elektrische Schwungrnassensimulation zum
gehalten werden können. Einsatz. Ältere Prüfstände verwenden reale
• Die Tests sind vergleichbar, da ein defi- Schwungrnassen unterschiedlicher Größe,
niertes Geschwindigkeits-Zeit-Profil un- die sich über Schnellkupplungen mit den
abhängig vom Verkehrsfluss abgefahren Rollen verbinden lassen und so die Fahr-
werden kann. zeugmasse nachbilden. Ein vor dem Fahr-
• Die erforderliche Messtechnik kann zeug aufgestelltes Gebläse sorgt für die
stationär aufgebaut werden. nötige Kühlung des Motors.

AbgasprOfung des Ollomolors auf dem Rollenprüfsland

.~ OQ] Proben -

'&
sammelbeutel

Bild 1

cb:
1 Rolle mll

~ --
8
Dynamometer
Vorkalalysal or 4
3 Hauplkalalysalor
~5 0 rn
f s:'t' ~
4 Fille,
5 M" T
6 Venlil > ::x:
~

L:
7 Verdunnungsluft Beutelanalyse
4 4
8 Verdünn ungslufl-
kondil1onierung
6
9 Abluf!
10 Gebläse
Analysenanlage Analysenanlage Analysenanlage 0
11 CVS ·An lage ~
kontinuierlich Beutelanalyse/
kontinuierlich Ö
12 Verdünnungsluft- verdünnt/ kontinuierlich
unverdünnt
unverdünnt verdünnt
~:>
ProbenbeUlel
~
13 Abgasprobenbeulel
Abgasmesstechnik Abgasprüfung für die Typzulassung 307

Das Auspuffrohr des zu testenden Fahrzeugs


ist im Allgemeinen gasdicht an das Abgas- Das vom Prüffahrzeug emittierte Abgas wird
sammelsystem - das im Weiteren beschrie- mit Umgebungsluft (7) in einem mittleren
bene Verdünnungssystem - angeschlossen. Verhältnis 1 : 5... 1 : 10 verdünnt und über
Dort wird ein Teil des verdünnten Abgases eine spezielle Pumpenanordnung derart ab-
gesammelt und nach Abschluss des Fahrtests gesaugt, dass der Gesamtvolumenstrom aus
bezüglich der limitierten Schadstoffe (Koh- Abgas und Verdünnungsluft konstant ist.
lenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlen- Die Zumischung von Verdünnungsluft ist
monoxid) sowie Kohlendioxid (zur Bestim- also abhängig vom momentanen Abgas-
mung des Kraftstoffverbrauchs) analysiert. volumenstrom. Aus dem verdünnten Abgas-
Zusätzlich kann zu Entwicklungszwecken strom wird kontinuierlich eine repräsenta-
an Probenahmestellen in der Abgasanlage tive Probe entnommen und in einem oder
des Fahrzeugs oder im Verdünnungssystem mehreren Abgasbeuteln (13) gesammelt. Der
ein Teilstrom des Abgases kontinuierlich Volumenstrom der Probenahme ist dabei
entnommen und bezüglich der auftretenden innerhalb einer Beutelfüllphase konstant.
Schadstoffkonzentrationen untersucht Am Ende des Fahrzyklus entspricht die
werden. Schadstoffkonzentration in den Abgas-
Beuteln dem Mittelwert der Konzentratio-
Der Testzyklus wird im Fahrzeug von einem nen im verdünnten Abgas über den Zeit-
Fahrer nachgefahren, wobei die geforderte raum der BeuteIbefüllung.
und die aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit Parallel zur Befüllung der Abgasbeutel
kontinuierlich auf einem Fahrerleitgerät wird der Verdünnungsluft eine Probe ent-
dargestellt werden. In einigen Fällen ersetzt nommen und in einem oder mehreren
ein Fahrautomat den Fahrer, um durch ein Luftbeuteln gesammelt, um die Schadstoff-
genaueres Abfahren des Testzyklus die Re- konzentration der Verdünnungsluft zu
produzierbarkeit der Ergebnisse zu erhöhen. bestimmen.
Die Befüllung der Beutel korrespondiert
CVS-Verdünnungsverfahren im Allgemeinen mit den Phasen bzw. Teil-
Ein weltweit anerkanntes Verfahren, um die zyklen, in die die Testzyklen aufgeteilt sind
von einem Motor emittierten Abgase zu (z. B. ht-Phase im FTP 75-Testzyklus).
sammeln, ist das CVS-Verdünnungsverfah- Aus dem Gesamtstrom des verdünnten
ren (Constant Volume Sampling). Es wurde Abgases und den Schadstoffkonzentrationen
1972 in den USA für Pkw und leichte Nkw in Abgas- und Luftbeuteln wird die während
eingeführt und in mehreren Stufen verbes- des Tests emittierte Schadstoffmasse be-
sert. Das CVS-Verfahren wird u. a. in Japan rechnet.
eingesetzt, seit 1982 auch in Europa.

Es gibt zwei alternative Verfahren zur


Die Analyse des Abgases erfolgt beim CVS- Realisierung eines konstanten verdünnten
Verfahren erst nach Testende. Hierfür ist Abgasvolumenstroms:
erforderlich: • PDP-Verfahren (Positive Displacement
• Vermeidung der Kondensation von Pump): Verwendung eines Drehkolben-
Wasserdampf und der hieraus resultieren- gebläses (Roots-Gebläse),
den Stickoxid-Verluste, • CFV-Verfahren (Critical Flow Venturi):
• Vermeidung von Nachreaktionen im Verwendung von Venturi-Düsen im kriti-
gesammelten Abgas. schen Zustand in Verbindung mit einem
Standardgebläse.
308 Abgasmesstechnik Abgasmessgeräte

Weiterentwicklung des CV -Verfahrens gereinigter Luft) verdünnt. Von diesem


Die Verdünnung des Abgases führt zu einer verdünnten Abgasstrom wird während des
Reduzierung der Schadstoffkonzentrationen Fahrtests wiederum ein zum Abgasvolumen-
im Verhältnis der Verdünnung. Da die strom proportionaler Teilstrom in (Abgas-)
Schadstoffemissionen in den letzten Jahren Beutel gefüllt und nach Beendigung des
aufgrund der Verschärfung der Emissions- Fahrtests analysiert. Durch die Verdünnung
grenzwerte deutlich reduziert wurden, ent- mit einem schadstofffreien Nullgas entfällt
sprechen die Konzentrationen einiger die Luftbeutelanalyse und die anschließende
Schadstoffe (insbesondere Kohlenwasser- Differenzbildung von Abgas- und Luft-
stoffverbindungen) im verdünnten Abgas in beutelkonzentrationen. Es ist allerdings ein
bestimmten Testphasen den Konzentratio- größerer apparativer Aufwand als beim
nen in der Verdünnungsluft (oder sind sogar CVS-Verfahren erforderlich, u. a. durch die
niedriger). Dies ist messtechnisch gesehen notwendige Bestimmung des (unverdünn-
problematisch, da für die Bestimmung der ten) Abgasvolumenstroms und die propor-
Schadstoffemission die Differenz der bei den tionale BeuteIbefüllung.
Werte ausschlaggebend ist. Eine weitere
Herausforderung stellt die Messgenauigkeit Abgasmessgeräte
der zur Schadstoffanalyse eingesetzten Mess-
geräte bei kleinen Konzentrationen dar. Die Abgasgesetzgebungen definieren für
die limitierten Schadstoffe weltweit einheit-
Um diesen Problemen zu begegnen, werden liche Messverfahren zur Ermittlung der
mit neueren CVS-Verdünnungsanlagen Konzentrationen in Abgas- und Luftbeuteln
folgende Maßnahmen getroffen: (Tabelle 1).
• Absenkung der Verdünnung: Das erfor-
dert Vorkehrungen gegen Kondensation
von Wasser, z. B. Beheizung von Teilen
der Verdünnungsanlagen, bei Fahrzeugen Messverfahren
mit Ottomotor auch Trocknung bzw. Komponente Verfahren
Aufheizung der Verdünnungsluft. Nicht·dispersi,er Infrarot-
CO,CO,
• Verringerung und Stabilisierung der Anatysator (NOIR)
Schadstoffkonzentrationen in der Ver-
Stickoxide NO. ChemilumineSlenz-Oetektor (CLD).
dünnungsluft, z. B. durch Aktivkohlefilter. Anm.: NO. wird i. A. als Summe ,on
• Optimierung der eingesetzten Messgeräte NO und NO, interpretiert
(einschließlich Verdünnungsanlagen ), Gesamt·Kohlen- Aammenionisations'Oetektor (FIO)
z. B. durch Auswahl bzw. Vorbehandlung wasserstoff (THC)
der verwendeten Materialien und An- CH, Kombination ,on gaschromato-
lagenaufbauten, Verwendung angepasster grafischem Verfahren und
elektronischer Bauteile. Flammenionisations-Oetektor
• Optimierung der Prozesse, z. B. durch spe- (GC·FIO)
zielle Spülprozeduren. CH.OH, CH,O Kombination aus Impinger- oder
Kartuschen,erfahren und chromato-
Bug ~lini Diluter grafischen Analysetechniken;

In den USA wurde als Alternative zu den in den USA bei Verwend ung

beschriebenen Verbesserungen der CVS- bestimmter Kraftstoffe notwendig

Technik ein neuer Typ einer Verdünnungs- Partikel Gravimetrisches Verfahren

anlage entwickelt, der Bag Mini Diluter (Wägung 'on Partikelfiltern vOr
und nach der Teslfahrt), in Europa
(BMD). Hier wird ein Teilstrom des Abgases
und Japan derzeit nur für OieseI-
in einem konstanten Verhältnis mit einem
fahrzeuge erforderlich
getrockneten, aufgeheizten Nullgas (z. B.
Abgasmesstechnik Abgasmessgeräte 309

Zu Entwicklungszwecken erfolgt auf vielen Rotationsenergie der absorbierenden


Prüfständen zusätzlich die kontinuierliche Moleküle umgewandelt.
Bestimmung von Schadstoffkonzentrationen Im ND IR-Analysator durchströmt das
in der Abgasanlage des Fahrzeugs oder im zu analysierende Gas die Absorptionszelle
Verdünnungssystem, und zwar sowohl für (Küvette) und wird dort von Infrarot-
die limitierten als auch für weitere, nicht strahlung durchstrahlt (Bild 2, Pos. 2). Dabei
limitierte Komponenten. Hierfür kommen absorbiert es einen zur Konzentration des
außer den in Tabelle 1 genannten Mess- untersuchten Schadstoffs proportionalen
verfahren weitere zum Einsatz wie: Anteil der Strahlungsenergie im charakteris-
• Paramagnetisches Verfahren tischen Wellenlängenbereich des Schadstoffs.
(Bestimmung der Oz-Konzentration), Eine dazu parallel angeordnete Referenzzelle
• Cutter-FID: Kombination eines (7) ist mit einem Inertgas (z. B. Stickstoff,
Flammenionisations-Detektors mit einem N 2) gefüllt.
Absorber für Nicht-Methan-Kohlenwas-
serstoffe (Bestimmung der CH 4-Konzen- An dem der Infrarot-Lichtquelle gegenüber-
tration), liegenden Ende der Zellen befindet sich der
• Massenspektroskopie (Multi-Komponen- Detektor (9) zur Messung der Restenergie
ten-Analysator), der Infrarotstrahlung aus Mess- und
• FTIR-(Fourier-Transform-Infrarot-) Referenzzelle. Er besteht aus zwei durch ein
Spektroskopie (Multi-Komponenten- Diaphragma verbundenen Kammern, die
Analysator), Proben der zu untersuchenden Gaskompo-
• IR-Laserspektrometer (Multi-Kompo- nente enthalten. In einer Kammer wird die
nenten-Analysator). für diese Komponente charakteristische
Strahlung aus der Referenzzelle absorbiert,
N 01 R-Analysator in der anderen die Strahlung aus der Mess-
Der NDIR-Analysator (nicht-dispersiver gasküvette. Die Differenz der in den beiden
Infrarot-Analysator) nutzt die Eigenschaft Detektorkammern ankommenden und ab-
bestimmter Gase aus, Infrarotstrahlung in sorbierten Strahlung führt zu einer Druck-
einem schmalen charakteristischen Wellen- differenz und damit zu einer Auslenkung
längenbereich zu absorbieren. Die absor- der Membran zwischen Mess- und Referenz-
bierte Strahlung wird in Vibrations- bzw. detektor. Diese Auslenkung dient als Maß I) DIe Absorphon der

für die Schadstoffkonzentration in der Mess- Inlrarotstrahlung


Im entsprechenden
NDI R·Analysator gasküvette.
Wellenlängenbe-
Eine rotierende Chopperscheibe (8) reich Isl nrcht nur
unterbricht zyklisch die Infrarotstrahlung; durch dl zu
5 dies führt zu einer wechselnden Auslenkung messende Gas-

.'. ~~ der Membran und damit zu einer Modula- komponente.


tion des Sensorsignals . sondern auch durch
[E o I ..! c- 6 Wasserdampf
10•• -
.
.0
6 möglich
2
I• NDIR-Analysatoren besitzen eine starke
3 I• Querempfindlichkeit 1) gegen Wasserdampf Bild 2
[::±
o . I 0 - 7
im Messgas, da HzO-Moleküle über einen I Gasausgang
. 0 Ia
8 größeren Wellenlängenbereich Infrarot- 2 Absorphon ..elle
3 EIngang Messgas
4 I strahlung absorbieren. Aus diesem Grund
4 opllscher Filter
+ 9
werden ND IR-Analysatoren bei Messungen 5 Infrarot LIChtquelle
am unverdünnten Abgas hinter einer Mess- 6 Infrarolstrahlung
gasaufbereitung (z. B. Gaskühler) angeord- 7 Relerennelle
net, die für eine Trocknung des Abgases S Chopperscholbe
sorgt. 9 Detektor
310 Abgasmesstechnik Abgasmessgeräte

Chemilumineszenz-Detektor (CLD) GC-FID und Cutter-FID


Der CLD ist durch sein Messprinzip auf Für die Bestimmung der Methan-Konzen-
die Bestimmung der NO-Konzentration be- tration im Messgas gibt es zwei gleicher-
schränkt. Zur Messung der Summe aus maßen verbreitete Verfahren, die jeweils aus
N0 2 - und NO-Konzentration wird das der Kombination eines CH4 -separierenden
Messgas zuvor durch einen Konverter ge- Elements und eines Flammenionisations-
leitet, der N0 2 zu NO reduziert. Detektors bestehen. Zur Separation des
Zur Bestimmung der Stickstoffmonoxid- Methans wird dabei entweder eine Gas-
Konzentration (NO) wird das Messgas in chromatographensäule (GC-FID) eingesetzt
einer Reaktionskammer mit Ozon gemischt oder ein beheizter Katalysator, der die Nicht-
(Bild 3). Das im Messgas enthaltene NO oxi- CH 4-Kohlenwasserstoffe oxidiert (Cutter-
diert in dieser Umgebung zu N0 2, wobei die FID). Der GC-FID kann im Gegensatz zum
entstehenden Moleküle sich in einem ange- Cutter-FID die CH4 -Konzentrationen
regten Zustand befinden. Die bei der Rück- lediglich diskontinuierlich bestimmen (typi-
kehr dieser Moleküle in den Grundzustand sches Intervall zwischen zwei Messungen:
frei werdende Energie wird in Form von 30 .. .45 s).
Licht freigesetzt (Chemilumineszenz). Ein
Detektor, z. B. ein Photomultiplier, misst die Paramagnetischer Detektor (PMD)
emittierte Lichtmenge, die unter definierten Paramagnetische Detektoren gibt es (her-
Bedingungen proportional zur NO-Konzen- stellerabhängig) in verschiedenen Baufor-
tration im Messgas ist. men. Das Messprinzip beruht darauf, dass
inhomogene Magnetfelder auf Moleküle
Flammenionisations-Detektor (FID) mit paramagnetischen Eigenschaften (z. B.
Die im Messgas vorhandenen Kohlenwasser- Sauerstoff) Kräfte ausüben, die zu einer
stoffe werden in einer Wasserstofftlamme Molekülbewegung führen. Diese Bewegung
verbrannt (Bild 4). Dabei kommt es zur ist proportional zur Konzentration der
Bildung von Kohlenstoffradikalen und zur Moleküle im Messgas und wird von einem
temporären Ionisierung eines Teils dieser geeigneten Detektor aufgenommen.
Radikale. Die Radikale werden an einer
Sammelelektrode entladen; der entstehende
Strom ist proportional zur Anzahl der
Kohlenstoffatome im Messgas.

Chemilumineszenz· Detektor Rammenionisalions·Detektor


Bild 3
1 Reakllonskammer 5 6
2 Eingang Olon
1

rl--
3 Eingang Messgas "\
2 ;--
4 Gasausgang
c=
5
6
Filter
Delektof
-- . 2

3
-- . 3
Bild 4
1
2
Gasausgang
Sammelelektrode
4
-- .. 4
7
>- 5
3 Verstarl<er ~
~ ...
~

g'"
0>
'--- '--- 0
4 Brennluft 0

~ .J
5 Eingang Messgas
'" 6 ~
6
7
Brenngas (H, / Hc)
Brenner
CI!
=
Abg8smesstechnik Verdunstungsprüfung 311

Messung erfasst die Erhöhung der HC-


Konzentration über den Zeitraum einer
Ein Kraftfahrzeug mit Ottomotor emittiert Stunde beim Abkühlen des Fahrzeugs.
Kohlenwasserstoffe (HC) durch Verdunsten Während der gesamten Messung müssen
des Kraftstoffs aus Kraftstoffbehälter und Fenster und Heckklappe des Fahrzeugs
-kreislauf. Die Verdunstungsmengen sind geöffnet sein. Somit werden auch Verduns-
abhängig von konstruktiven Auslegungen tungsverluste aus dem Fahrzeuginnenraum
des Fahrzeugs und der Kraftstofftemperatur. erfasst.
In einigen Staaten (z. B. USA und Europa)
bestehen Vorschriften zur Begrenzung dieser
Verdunstungsverluste. Bei diesem Test wird in der hermetisch
abgeschlossenen Klimakammer das Tempe-
Messprinzip raturprofil eines warmen Sommertages
Die Bestimmung dieser Verdunstungs- (Maximaltemperatur für EU: 35°C; EPA:
emissionen wird üblicherweise in einer gas- 35,5°C; CARB: 40,6°C) nachgebildet und
dichten Klimakammer, der SHED-Kammer die dabei vom Fahrzeug abgegebenen
(Sealed House for Evaporation Determina- Kohlenwasserstoffe gesammelt.
tion), vorgenommen. Hierzu wird die In den USA müssen sowohl ein 2-Day-
HC-Konzentration zu Beginn und am Ende Diurnal- (48 Stunden) als auch ein 3-Day-
einer Prüfung erfasst und aus der Differenz Diurnal-Test (72 Stunden) durchgeführt
die Verdunstungsverluste bestimmt. werden, während die EU -Gesetzgebung
Die Verdunstungsverluste müssen - je einen 24-Stunden-Test vorsieht.
nach Staat - in einigen oder allen der folgen-
den Betriebszustände erfasst werden und
Grenzwerten genügen: Beim Running-Loss-Test, der der Heißab-
• Verdunstungen aus dem Kraftstoffsystem stellprüfung vorausgeht, werden die Kohlen-
infolge von Temperaturschwankungen im wasserstoffemissionen während des Fahrbe-
Tagesverlauf: "Tankatmungsprüfung" triebs in vorgeschriebenen Testzyklen (I-mal
oder "Diurnal-Test" (EU und USA). FTP 72, 2-mal NYCC, I-mal FTP 72; siehe
• Verdunstungen aus dem Kraftstoffsystem Abschnitt" USA-Testzyklen") erfasst.
nach Abstellen des Fahrzeugs mit be-
triebswarmem Motor: "Heißabstellprü- Weitere Prüfungen
fung" oder "Hot Soak" (EU und USA).
• Verdunstungen während des Betriebs: Beim Refueling-Test werden die HC-Emis-
"Running-Loss-Test" (USA). sionen beim Betanken gemessen, um die
Verdunstung der beim Betanken verdräng-
Die Messung der Verdunstungen erfolgt in ten Kraftstoffdämpfe zu überwachen. Dieser
mehreren Phasen. Nach einer Vorkonditio- Test gilt in den USA sowohl für CARB als
nierung des Fahrzeugs einschließlich Vorbe- auch für EPA.
reitung des Aktivkohlefilters und definierter
Befüllung des Kraftstoffbehälters (40 %) er-
folgt die Prüfung. Beim Spitback-Test wird die verspritzte
Kraftstoffmenge pro Betankungsvorgang ge-
messen. Der Kraftstoffbehälter muss dabei
Zur Ermittlung der Verdunstungsemission zu mindestens 85 % gefüllt sein. Dieser Test
in dieser Testphase wird das Fahrzeug vor wird nur durchgeführt, wenn der Refueling-
dem Test durch den im jeweiligen Staat Test nicht erfüllt wurde.
gültigen Testzyklus "heißgefahren" und
dann in der SHED-Kammer abgestellt. Die
312 Diagnose Überwachung im Fahrbetrieb (On-Board-Diagnose)

Diagnose

Die Zunahme der Elektronik im Kraftfahr- Überwachung im Fahrbetrieb


zeug, die Nutzung von Software zur Steue- (On- Board- Diagnose)
rung des Fahrzeugs und die erhöhte Kom-
plexität moderner Einspritzsysteme stellen Übersicht
hohe Anforderungen an das Diagnosekon- Die im Steuergerät integrierte Diagnose
zept, die überwachung im Fahrbetrieb gehört zum Grundumfang elektronischer
(On-Board-Diagnose) und die Werkstatt- Motorsteuerungssysteme. Neben der Selbst-
diagnose (Bild 1). Basis der Werkstattdiag- prüfung des Steuergeräts werden Ein- und
nose ist die geführte Fehlersuche, die ver- Ausgangssignale sowie die Kommunikation
schiedene Möglichkeiten von Onboard- und der Steuergeräte untereinander überwacht.
Offboard-Prüfmethoden und Prüfgeräten Unter einer On-Board-Diagnose des
verknüpft. Im Zuge der Verschärfung der elektronischen Systems ist die Fähigkeit des
Abgasgesetzgebung und der Forderung Steuergeräts zu verstehen, sich auch mithilfe
nach laufender überwachung hat auch der der "Software-Intelligenz" ständig selbst zu
Gesetzgeber die On-Board-Diagnose als überwachen, d.h. Fehler zu erkennen, abzu-
Hilfsmittel zur Abgasüberwachung erkannt speichern und diagnostisch auszuwerten.
und eine herstellerunabhängige Standardi- Die On-Board-Diagnose läuft ohne Zusatz-
sierung geschaffen. Dieses zusätzlich instal- geräte ab.
lierte System wird OBD-System (On Board überwachungsalgorithmen überprüfen
Diagnostic System) genannt. während des Betriebs die Eingangs- und
Ausgangssignale sowie das Gesamtsystem
mit allen relevanten Funktionen auf Fehlver-
halten und Störungen. Die dabei erkannten
Fehler werden im Fehlerspeicher des Steuer-
geräts abgespeichert. Die abgespeicherte
Fehlerinformation kann über eine serielle
Schnittstelle ausgelesen werden.

Diagnosesystem

Steuergeräte
Diagnose Überwachung im Fahrbetrieb (On-Board-Diagnose) 313

Überwachung der Eingangssignale Überwachung der Ausgangssignale


Die Sensoren, Steckverbinder und Verbin- Die vom Steuergerät über Endstufen ange-
dungsleitungen (Signalpfad) zum Steuer- steuerten Aktoren (Bild 2) werden über-
gerät (Bild 2) werden anhand der ausgewer- wacht. Mit den überwachungsfunktionen
teten Eingangssignale überwacht. Mit diesen werden neben Aktorfehlern auch Leitungs-
überprüfungen können neben Sensor- unterbrechungen und Kurzschlüsse erkannt.
fehlern auch Kurzschlüsse zur Batteriespan- Hierzu werden folgende Verfahren ange-
nung UBa" und zur Masse sowie Leitungs- wandt:
unterbrechungen festgestellt werden. Hierzu • Überwachung des Stromkreises eines
werden folgende Verfahren angewandt: Ausgangssignals durch die Endstufe. Der
• Überwachung der Versorgungsspannung Stromkreis wird auf Kurzschlüsse zur
des Sensors (falls vorhanden) . Batteriespannung UBatt , zur Masse und
• Überprüfung des erfassten Wertes auf den auf Unterbrechung überwacht.
zulässigen Wertebereich (z. B. 0,5 .. .4,5 V). • Die Systemauswirkungen des Aktors wer-
• Bei Vorliegen von Zusatzinformationen den direkt oder indirekt durch eine Funk-
wird eine Plausibilitätsprüfung mit dem tions- oder Plausibilitätsüberwachung
erfassten Wert durchgeführt (z. B. Ver- erfasst. Die Aktoren des Systems, z. B. Ab-
gleich Kurbelwellen- und Nockenwellen- gasrückführventil, Drosselklappe oder
drehzahl). Drallklappe, werden indirekt über die
• Besonders wichtige Sensoren (z. B. Fahr- Regelkreise (z. B. permanente Regelab-
pedalsensor) sind redundant ausgeführt. weichung) und teilweise zusätzlich über
Ihre Signale können somit direkt mit- Lagesensoren (z. B. die Stellung der Drall-
einander verglichen werden. klappe ) überwacht.

Systembold eines elektronischen Systems (Beispiet Dt-Motronic)

Sensoren und Sollwertgeber Steuergerät Aktoren


Sensorauswertung
Fahrpedalmodul

Drosselklappen- Hochdl\.lCk- Zündspulen


steIlung (EGAS)
Einspritzventile mit Zündkerzen
Signalverarbeitung
Drehzahlsensoren
(Kurbelwelle, EGAS-Steller
Nockenwelle) I---~=i
Mengensteuerventil
Drucksensoren (Hochdruckpumpe)
(Ladedl\.lCk, Raildruck, Diagnose Abgasrückführventil
Umgebungsdruck)
Wastegate
Temperatursensoren
(Ladeluft·, Abgas" Variable Ventilsteuerung
Motortemperatur)
Kommunikation
Endstufen
Luftmassemesser ISO-Schnittstelie
(z. B. Diagnose)
o
c;
SchaHeingänge Diagnoselampe
(z.B. Fahrgeschwindig- ;;;
keitsregler) CAN-Schnittstelle
314 Diagnose Überwachung im Fahrbetrieb (On-Board-Diagnose)

Überwachung der internen Fehlerbehandlung


Steuergerätefunktionen
Damit die korrekte Funktionsweise des Ein Signalpfad wird als endgültig defekt ein-
Steuergeräts jederzeit sichergestellt ist, sind gestuft, wenn ein Fehler über eine definierte
im Steuergerät Überwachungsfunktionen in Zeit vorliegt. Bis zur Defekteinstufung
Hardware (z. B. "intelligente" Endstufenbau- wird der zuletzt als gültig erkannte Wert im
steine) und in Software realisiert. Die Über- System verwendet. Mit der Defekteinstufung
wachungsfunktionen überprüfen die einzel- wird in der Regel eine Ersatzfunktion einge-
nen Bauteile des Steuergeräts (z. B. Mikro- leitet (z. B. Motortemperatur-Ersatzwert
controller, Flash-EPROM, RAM). Viele Tests T= 90°C).
werden sofort nach dem Einschalten durch- Für die meisten Fehler ist eine Heilung
geführt. Weitere Überwachungsfunktionen bzw. Intakt-Erkennung während des Fahr-
werden während des normalen Betriebs zeugbetriebs möglich. Hierzu muss der
durchgeführt und in regelmäßigen Abstän- Signalpfad für eine definierte Zeit als intakt
den wiederholt, damit der Ausfall eines erkannt werden.
Bauteils auch während des Betriebs erkannt
wird. Testabläufe, die sehr viel Rechnerkapa-
zität erfordern oder aus anderen Gründen Jeder Fehler wird im nichttlüchtigen Bereich
nicht im Fahrbetrieb erfolgen können, wer- des Datenspeichers in Form eines Fehler-
den im Nachlauf nach "Motor aus" durch- codes abgespeichert. Der Fehlercode be-
geführt. Auf diese Weise werden die anderen schreibt auch die Fehlerart (z. B. Kurz-
Funktionen nicht beeinträchtigt. Beim schluss, Leitungsunterbrechung, Plausibi-
Common Rail System für Dieselmotoren lität, Wertebereichsüberschreitung). Zu
werden im Hochlauf oder Nachlauf z. B. die jedem Fehlereintrag werden zusätzliche In-
Abschaltpfade der Injektoren getestet. Beim formationen gespeichert, z. B. die Betriebs-
Ottomotor wird im Nachlauf z. B. das Flash- und Umweltbedingungen (Freeze Frame),
EPROM geprüft. die bei Auftreten des Fehlers herrschen (z. B.
Motordrehzahl, Motortemperatur ).
Überwachung der
Steuergerätekommunikation
Die Kommunikation mit den anderen Bei Erkennen eines Fehlers können neben
Steuergeräten findet in der Regel über den Ersatzwerten auch Notiaufmaßnahmen
CAN-Bus statt. Im CAN-Protokoll sind (z. B. Begrenzung der Motorieistung oder
Kontrollmechanismen zur Störungserken- -drehzahl) eingeleitet werden. Diese Maß-
nung integriert, sodass Übertragungsfehler nahmen dienen
schon im CAN-Baustein erkannt werden • der Erhaltung der Fahrsicherheit,
können. Darüber hinaus werden im Steuer- • der Vermeidung von Folgeschäden oder
gerät weitere Überprüfungen durchgeführt. • der Minimierung von Abgasemissionen.
Da die meisten CAN-Botschaften in regel-
mäßigen Abständen von den jeweiligen
Steuergeräten versendet werden, kann z. B.
der Ausfall eines CAN-Controllers in einem
Steuergerät mit der Überprüfung dieser zeit-
lichen Abstände detektiert werden. Zusätz-
lich werden die empfangenen Signale bei
Vorliegen von redundanten Informationen
im Steuergerät anhand dieser Informationen
wie alle Eingangssignale überprüft.
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 315

On Board Diagnostic System wacht werden. Zusätzlich sind auch alle


für Pkw und leichte Nkw Komponenten, die zur überwachung emis-
sionsrelevanter Komponenten eingesetzt
Damit die vom Gesetzgeber geforderten werden bzw. die das Diagnoseergebnis be-
Emissionsgrenzwerte auch im Alltag einge- einflussen können, zu überwachen.
halten werden, müssen das Motorsystem Für alle zu überprüfenden Komponenten
und die Komponenten ständig überwacht und Systeme müssen die Diagnosefunktio-
werden. Deshalb wurden - beginnend in nen in der Regel mindestens einmal im Ab-
Kalifornien - Regelungen zur überwachung gas-Testzyklus (z.B. FTP 72) durchlaufen
der abgasrelevanten Systeme und Kompo- werden. Darüber hinaus wird gefordert, dass
nenten erlassen. Damit wird die hersteller- alle Diagnosefunktionen auch im täglichen
spezifische On-Board-Diagnose hinsichtlich Fahrbetrieb ausreichend häufig ablaufen.
der überwachung emissionsrelevanter Kom- Für viele Überwachungsfunktionen wird ab
ponenten und Systeme standardisiert und Modelljahr 2005 eine im Gesetz definierte
weiter ausgebaut. Überwachungshäufigkeit ("In Use Monitor
Performance Ratio") im täglichen Fahrbe-
Gesetzgebung trieb vorgeschrieben.
OBO 1 ( ARB) Seit Einführung der OBD II wurde das
1988 trat in Kalifornien mit OBD I die erste Gesetz in mehreren Stufen überarbeitet
Stufe der CARB-Gesetzgebung (California (updates). Die letzte Überarbeitung gilt
Air Resources Board) in Kraft. Diese erste ab Modelljahr 2004. Weitere Updates sind
OBD-Stufe verlangt: angekündigt.
• Die überwachung abgasrelevanter
elektrischer Komponenten (Kurzschlüsse, OBO (EPA)
Leitungsunterbrechungen) und Abspei- In den übrigen US-Bundesstaaten gelten seit
cherung der Fehler im Fehlerspeicher des 1994 die Gesetze der Bundesbehörde EPA
Steuergeräts. (Environmental Protection Agency). Der
• Eine Fehlerlampe (Malfunction Indicator Umfang dieser Diagnose entspricht im
Lamp, MIL), die dem Fahrer erkannte Wesentlichen der CARB-Gesetzgebung
Fehler anzeigt. (OBD II).
• Mit Onboard-Mitteln (z. B. Blinkcode Die OBD-Vorschriften für CARB und
über eine Diagnoselampe) muss ausgele- EPA gelten für alle Pkw bis zu 12 Sitzplätzen
sen werden können, welche Komponente sowie leichte Nkwbis 14000 lbs (6,35 t).
ausgefallen ist.
EOBD (E )
OBO 11 (CA RB) Die auf europäische Verhältnisse angepasste
1994 wurde mit OBD II die zweite Stufe OBD wird als EOBD bezeichnet und lehnt
der Diagnosegesetzgebung in Kalifornien sich an die EPA-OBD an.
eingeführt. Für Fahrzeuge mit Dieselmoto- Die EOBD gilt seit Januar 2000 für alle
ren wurde OBD II ab 1996 Pflicht. Zusätz- Pkw und leichte Nkw mit Ottomotoren bis
lich zu dem Umfang OBD I wird nun auch zu 3,5 t und bis zu 9 Sitzplätzen. Seit Januar
die Funktionalität des Systems überwacht 2003 gilt die EOBD auch für Pkw und
(z. B. Prüfung von Sensorsignalen auf leichte Nkw mit Dieselmotoren.
Plausibilität).
OBD II verlangt, dass alle abgasrelevanten Andere Länder
Systeme und Komponenten, die bei Fehl- Einige andere Länder haben EU-oder
funktion zu einer Erhöhung der schädlichen US-OBD bereits übernommen oder planen
Abgasemissionen führen können (über- deren Einführung.
schreitung der OBD-Grenzwerte), über-
316 Diagnose On Board Diagnoslic Syslem für Pkw und leichte Nkw

Anforderungen an das OBD-System Komlllunikation mit Scun -Tool


Alle Systeme und Komponenten im Kraft- Die OBD-Gesetzgebung schreibt eine Stan-
fahrzeug, deren Ausfall zu einer Verschlech- dardisierung der Fehlerspeicherinformation
terung der im Gesetz festgelegten Abgas- und des Zugriffs darauf (Stecker, Kommuni-
prüfwerte führt, müssen vom Motorsteuer- kationsschnittstelle) nach ISO 15031 und
gerät durch geeignete Maßnahmen über- den entsprechenden SAE-Normen (Society
wacht werden. Führt ein vorliegender Fehler of Automotive Engineers) vor. Dies er-
zum überschreiten der OBD-Emissions- möglicht das Auslesen des Fehlerspeichers
grenzwerte, so muss dem Fahrer das Fehl- über genormte, frei käufliche Tester (Scan-
verhalten über die MIL angezeigt werden. Tools, Bild 3).
Für die Kommunikation mit einem OBD-
Grenzwerte Scan-Tool sind die folgenden Kommunika-
Die US-OBD II (CARB und EPA) sieht tionsprotokolle zugelassen:
Schwellen vor, die relativ zu den Emissions-
ISO 15765·4 OBOII. Eoeo
grenzwerten definiert sind. Damit ergeben
SAE J1850 OBO 11 bis MJ 2007, EOBO
sich für die verschiedenen Abgaskategorien, ISO 9141·2 OBO 11 bis MJ 2007, Eoeo
nach denen die Fahrzeuge zertifiziert sind ISO 14230-4 OBO 11 bis MJ 2007. EOBO
(z. B. TIER, LEV, ULEV), unterschiedliche
zulässige OBD-Grenzwerte. In Europa gelten Scan-Tool
absolute Grenzwerte (Tabelle 1). Diese seriellen Schnittstellen arbeiten mit
einer übertragungsrate (Baudrate) zwischen
Fchlcrlilmpc ( 11L) 5 Baud und 10,4 kBaud. Sie sind als Ein-
Die Malfunction Indicator Lamp (MIL) draht-Schnittstelle mit gemeinsamer Sende-
weist den Fahrer auf das fehlerhafte Ver- und Empfangsleitung aufgebaut. Es existie-
halten einer Komponente hin. Bei einem er- ren auch Zweidraht-Schnittstellen mit
kannten Fehler wird im Geltungsbereich von getrennter Datenleitung (K-Leitung) und
CARE und EPA im zweiten Fahrzyklus mit Reizleitung (L-Leitung).
diesem Fehler die MIL eingeschaltet. Im
Geltungsbereich der EOBD wird die MIL Werkstatt- Tester
spätestens im dritten Fahrzyklus mit er- An einem Diagnosestecker können mehrere
kanntem Fehler eingeschaltet. Steuergeräte (z. B. Motronic und ESP oder
Verschwindet ein Fehler wieder (z. B. EDC und Getriebesteuerung usw.) zusam-
Wackelkontakt), so bleibt der Fehler im mengefasst werden.
Fehlerspeicher noch 40 Fahrten (warm up Der Kommunikationsaufbau zwischen
cycles) eingetragen. Die MIL wird nach drei Tester und Steuergerät erfolgt in drei Phasen:
fehlerfreien Fahrzyklen wieder ausgeschaltet. • Reizen des Steuergeräts,
• Baudrate erkennen und generieren,

OBO·Grenzwerte lür Pkw und leichle Nkw

CARe - relalive Grenzwer1e - relative GrenlWerte


- meist 1,51acher Grenzwert der - meiSI I,Slacher Grenzwert der
jeweiligen Abgaskalegorie jeweiligen Abgaskalegorie
EPA - relalive Grenzwerte - relative Grenzwerte
(US-Federal) - meisl I,Slacher Grenzwert der - meisl 1,51acher Grenzwert der
jeweiligen Abgaskalegorie jeweiligen Abgaskalegorie
EOeD 2000 2003
CO: 3,2 gIkm CO: 3.2 glkm
HC: 0,4 glkm HC: 0.4 glkm
NO.: 0,6 g/km NO.: 1,2 gIkm
PM : 0,18 glkm
Tabelle 1
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 317

• Keybytes lesen, die zur Kennzeichnung Verbindung mit dem Scan-Tool hergestellt
des Übertragungsprotokolls dienen (nicht werden kann (Bild 4).
bei CAN).
Auslesen der Fehlerinformationen
Danach kann die Auswertung erfolgen. Mit Hilfe des Scan-Tools können die emis-
Folgende Funktionen sind möglich: sionsrelevanten Fehlerinformationen von
• Steuergerät identifizieren, jeder Werkstatt aus dem Steuergerät ausge-
• Fehlerspeicher lesen, lesen werden (Bild 5). So werden auch her-
• Fehlerspeicher löschen, stellerunabhängige Werkstätten in die Lage
• Istwerte lesen. versetzt, diese Informationen für eine Repa-
ratur zu nutzen. Zur Sicherstellung dieser
Zukünftig wird die Kommunikation Möglichkeit werden die Hersteller verpflich-
zwischen Steuergeräten und Testgerät zu- tet, notwendige Werkzeuge und Informatio-
nehmend über den CAN-Bus erfolgen nen gegen angemessene Bezahlung zur Ver-
(ISO 15765-4). Ab 2008 ist in den USA die fügung zu stellen (z. B. im Internet).
Diagnose nur noch über diese Schnittstelle
erlaubt. Rückru f
Um die Fehlerspeicherinformationen des Erfüllen Fahrzeuge die gesetzlichen OBD-
Steuergeräts leicht auslesen zu können, ist Forderungen nicht, kann der Gesetzgeber
in jedem Fahrzeug gut zugänglich (vom auf Kosten der Fahrzeughersteller Rückruf-
Fahrersitz aus erreichbar) eine einheitliche aktionen anordnen.
Diagnosesteckdose eingebaut, an der die

OBD' Syslem Betriebsarten des Diagnosele,'er.


I
Service 1 (Mode 1)

~l~
MIL Austesen der aktuellen Istwerte des Syslems
(z.B. Messwerte Drehzahl und Temperatur).

~~~~~~n~__~-, i Service 2 (Mode 2)


I Auslesen der Umweltbedingungen (Freeze Frame),
I
I die während des Auft retens des Fehlers vorgeherrschl
I haben.
Kommunikatoo
I Service 3 (Mode 3)
I
I Fehlerspeicher auslesen. Es werden die abgasrelevanten
I
I und bestätigten Fehlercodes ausgelesen.
I
I
oeo·Sted<dose : Reparatur Service 4 (Mode 4)
Löschen des Fehlercodes im Fehlerspeicher und Zurück·
c==oriioatd:=-J i I I
Otfboard ) selzen der begleitenden Informalion.

Service 5 (Mode 5)
Anzeigen von Messwerten und Schwellen der J.·Sonden.
P,nl>elegung der OBO,Sleckdose

P,n 7 und 15: Service 6 (Mode 6)


Oatenübe~ragung nach Anzeigen der Messwerte von speziellen Funktionen
OIN IS09141·2 (z, B. AbgasrOckführung).
P,n 2 und '0:
Oatenube~ragung nach Service 7 (Mode 7)
SAE J 1850 Fehlerspeicher auslesen, Im Service 7 werden die noch
Pin ' , 3. 8, 9, 11 , '2, '3 nicht bestätigten Fehlercodes ausgelesen.
nicht von OBO belegt
P,n 4 : Fahrzeugmasse Service 8 (Mode 8)
Pin 5: Signalmasse Teslfunktlonen anstoBen (Fahrzeughersteller spezifisch).
P,n 6: CAN HIGH
P,n '4 CAN LOW Service 9 (Mode 9)
P,n , 6: Batterie Plus Ausresen von Fahrzeuginformat'tonen.
318 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw

Funktionale Anforderungen tungs-Rückhaltesystem) nicht arbeiten,


übersicht wenn die Katalysatordiagnose in Betrieb ist.
Wie bei der On-Board-Diagnose müssen alle
Eingangs- und Ausgangssignale des Steuer- 1emporärcs Abschalten von
geräts sowie die Komponenten selbst über- Diagnosefu nkl ionen
wacht werden. Um Fehldiagnosen zu vermeiden, dürfen die
Die Gesetzgebung fordert die elektrische Diagnosefunktionen unter bestimmten Vor-
überwachung (Kurzschluss, Leitungsunter- aussetzungen abgeschaltet werden. Beispiele
brechung) sowie eine Plausibilitätsprüfung hierfür sind:
für Sensoren und eine Funktionsüber- • große Höhe,
wachung für Aktoren. • niedrige Umgebungstemperatur bei
Die Schadstoffkonzentration, die durch Motorstart oder
den Ausfall einer Komponente zu erwarten • niedrige Batteriespannung.
ist (gemessene Werte), sowie die teilweise im
Gesetz geforderte Art der Überwachung Readincss-Codc
bestimmt auch die Art der Diagnose. Ein Für die überprüfung des Fehlerspeichers ist
einfacher Funktionstest (Schwarz-Weiß- es von Bedeutung zu wissen, dass die Diag-
Prüfung) prüft nur die Funktionsfähigkeit nosefunktionen wenigstens ein Mal abgear-
des Systems oder der Komponenten (z.B. beitet wurden. Das kann durch Auslesen der
Drallklappe öffnet und schließt). Die um- Readiness-Codes (Bereitschaftscodes) über
fangreiche Funktionsprüfung macht eine ge- die Diagnoseschnittstelle überprüft werden.
nauere Aussage über die Funktionsfähigkeit Nach einem Löschen des Fehlerspeichers im
des Systems. So muss bei der überwachung Service müssen die Readiness-Codes nach
der adaptiven Einspritzfunktionen (z. B. der überprüfung der Funktionen erneut
Nullmengenkalibrierung beim Dieselmotor, gesetzt werden.
Lambda-Adaption beim Ottomotor) die
Grenze der Adaption überwacht werden. Diagnose- ySlcm-Managcmel1t DS
Die Komplexität der Diagnosen hat mit Die Diagnosefunktionen für alle zu über-
der Entwicklung der Abgasgesetzgebung prüfenden Komponenten und Systeme
ständig zugenommen. müssen im Fahrbetrieb, jedoch mindestens
einmal im Abgas-Testzyklus (z. B. FTP 72,
inschallbcdingllngcn NEFZ) durchlaufen werden. Das Diagnose-
Die Diagnosefunktionen werden nur dann System-Management (DSM) kann die
abgearbeitet, wenn die Einschaltbedingun- Reihenfolge für die Abarbeitung der Diag-
gen erfüllt sind. Hierzu gehören z. B. nosefunktionen je nach Fahrzustand
• Drehmomentschwellen, dynamisch verändern.
• Motortemperaturschwellen und Das DSM besteht aus den folgenden drei
• Drehzahlschwellen oder -grenzen. Komponenten (Bild 6):

pcrrbedingungen Diagnose-Fehlerpfad-Management DFPM


Diagnosefunktionen und Motorfunktionen Das DFPM hat in erster Linie die Aufgabe,
können nicht immer gleichzeitig arbeiten. die Fehlerzustände, die im System erkannt
Es gibt Sperrbedingungen, die die Durch- werden, zu speichern. Zusätzlich zu den
führung bestimmter Funktionen unterbin- Fehlern sind weitere Informationen wie z. B.
den. Beim Diesel-System kann z. B. der Luft- die Umweltbedingungen (Freeze Frame) ab-
massenmesser (HFM) nur dann hinreichend gelegt.
überwacht werden, wenn das Abgasrück-
führventil geschlossen ist. Beim Otto-System
kann die Tankentlüftung (Kraftstoffverduns-
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 319

Diagnose-Funktions-Scheduler DSCHED OBO-Funktionen


Der DSCHED ist für die Koordinierung der Übersicht
zugewiesenen Motor- und Diagnosefunktio- Während EOBD nur bei einzelnen Kompo-
nen zuständig. Hierfür bekommt er Infor- nenten die Überwachung im Detail vor-
mationen vom DVAL und DFPM. Weiterhin schreibt, sind die Anforderungen bei der
melden die Funktionen, die eine Freigabe CARB-OBD 11 wesentlich detaillierter. Die
durch den DSCHED benötigen, ihre Bereit- folgende Aufzählung stellt den derzeitigen
schaft zur Durchführung, worauf der Stand der CARB-Anforderungen für Pkw-
aktuelle Systemzustand überprüft wird. Otto- und -Dieselmotoren dar. Mit (E) sind
Anforderungen markiert, die auch in der
Diagnose-Validator DVAL EOBD-Gesetzgebung im Detail beschrieben
Aufgrund aktueller Fehlerspeichereinträge sind:
sowie zusätzlich gespeicherter Informatio- • Katalysator (E), beheizter Katalysator,
nen entscheidet der DVAL (bisher nur im • Verbrennungs-(Zünd- )Aussetzer
Otto-System eingesetzt) für jeden erkannten (E, beim Diesel-System nicht für EOBD),
Fehler, ob dieser die wirkliche Ursache des • Verdunstungsminderungssystem
Fehlverhaltens oder ein Folgefehler ist. Im (Tankleckdiagnose, bei [E] zumindest die
Ergebnis stellt die Validierung abgesicherte elektrische Prüfung des Tankentlüftungs-
Informationen für den Diagnosetester, mit ventils),
dem der Fehlerspeicher ausgelesen wird, zur • Sekundärlufteinblasung,
Verfügung. • Kraftstoffsystem,
Diagnosefunktionen können damit in • Lambda-Sonden (E),
beliebiger Reihenfolge freigegeben werden. • Abgasrückführung,
Alle freigegebenen Diagnosen und ihre • Kurbelgehäuseentlüftung,
Ergebnisse werden nachträglich bewertet. • Motorkühlsystem,
• Kaltstartemissionsminderungssystem
(derzeit nur bei Otto-System),
• Klimaanlage (Komponenten),
Diagnose System· Management
• Variabler Ventiltrieb (derzeit nur bei
Otto-Systemen im Einsatz),
~~---'---'---' DSM I
• Direktes Ozonminderungssystem (derzeit

Eji
lL
nur bei Otto-System im Einsatz),
i • Partikelfilter (Rußfilter, nur bei Diesel-

I DFPM
System) (E),
• Comprehensive Components (E),

=:~r
• Sonstige emissionsrelevante

iI i
Komponenten/Systeme (E),
DSCHED D. • IMPPR (in use monitor performance

~cß~
ratio) zur Prüfung der Durchlaufhäufig-
i keit von Diagnosefunktionen im Alltag.

1
Mindestwerte müssen eingehalten werden.
• Manipulationsschutz.

"Sonstige emissionsrelevante Komponen-


ten/Systeme" sind die in dieser Aufzählung
nicht genannten Komponenten/Systeme,
deren Ausfall zur überschreitung der 0 BD-
Grenzwerte führen kann und die bei Ausfall
andere Diagnosefunktionen sperren können.
320 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw

Kataly -alord iagnosc genutzt werden. Das Grundprinzip der


Der Dreiwegekatalysator hat die Aufgabe, Katalysatordiagnose ist dabei der Vergleich
die bei der Verbrennung des Luft -Kraftstoff- der Sondensignale vor und hinter dem be-
Gemischs entstehenden Schadstoffe Kohlen- trachteten Katalysator.
monoxid (CO), Stickstoffoxide (NOx) und
Kohlenwasserstoffe (HC) zu konvertieren. Diagnose Vorkatalysator
Durch Alterung oder Schädigung (ther- Für Systeme, bei denen die sekundäre
misch, Vergiftung) nimmt die Konvertie- Lambda-Sonde direkt hinter dem Vorkata-
rungsleistung ab. Deshalb muss die Kata- lysator sitzt, kann dieser separat überwacht
lysatorwirkung überwacht werden. werden. Die Diagnose erfolgt nach folgen-
Ein Maß für die Konvertierungsleistung dem Prinzip: Der Sollwert der Lambda-Re-
des Katalysators ist seine Sauerstoffspeicher- gelung wird mit definierter Frequenz und
fähigkeit. Bislang konnte bei allen Beschich- Amplitude moduliert (Bild 7). Die durch
tungen von Dreiwegekatalysatoren (Träger- diese Regelschwingung im Abgas entstehen-
schicht "Wash-Coat" mit Ceroxiden als den Änderungen des Sauerstoffgehalts
sauerstoffspeichernder Komponente und werden im Katalysator durch Aus- und Ein-
Edelmetallen als eigentlichem Katalysator- träge an Sauerstoff in die Speicherschicht
material) eine Korrelation dieser Speicher- gedämpft, d. h. die hintere Sonde gibt ein
fähigkeit zur Konvertierungsleistung nach- Signal mit einer sehr geringer Amplitude ab
gewiesen werden. (Bild 9, oberer Signalverlauf).
Je nach den Anforderungen bezüglich Ein Vorkatalysator, der durch Schädigung
Schadstoffminderung werden ein oder meh- oder Alterung diese Speicherfähigkeit ver-
rere Hauptkatalysatoren (meist als Unter- loren hat, liefert hingegen ein oszillierendes
bodenkatalysatoren) alleine oder in Kombi- Zweipunkt-Signal, da kaum eine Dämpfung
nation mit einem oder mehreren motor- auftritt (Bild 9, unterer Signalverlauf). Aus
Bild 7
nahen Vorkatalysatoren eingesetzt. Die der Amplitude kann durch entsprechende
1 Abgasmassenslrom
vom Molor
primäre Gemischregelung erfolgt mithilfe Filtermaßnahmen der Abfall der Sauer-
2 Brc,tband-Lambda- einer Lambda-Sonde vor dem ersten Kata- stoffspeicherfähigkeit berechnet und damit
Sonde lysator nach dem Motor. Bei heutigen auf die Konvertierungsleistung geschlossen
3 Vorkatalysator Konzepten sind weitere sekundäre Lambda- werden.
4 Zwe,punkt'Larnbda' Sonden hinter dem Vor- und/oder Haupt-
Sonde katalysator angebracht, die zum einen der Diagnose Hauptkatalysator
5 D,agnoselarnpe
Nachregelung der primären Lambda- Für Systeme, bei denen die sekundäre
I Sondenspannung
Sonde(n) dienen, zum anderen für die OBD Lambda-Sonde hinter dem Hauptkataly-
J. R Lambda·Regelfaktor
Diagnose Vork.t.lysator Diagnose Hauptkatalysator
(Regclsollwc~)

Bild B
1 Abgasmasscnstrom 2
vom Motor
2 Bre,tband-Lambda-
Sonde
3 Katalysator
(Vor' und Haupt·
katatysator)
--+ < Schwelle
4 Zwe'punkt·Larnbda·
Sonde
5 D,agnoselampc
5~
t l Sondenspannung
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 321

sator sitzt, wird die gesamte Anordnung die eingetragene Sauerstoffmasse bis zum
aus Vor- und Hauptkatalysator überwacht Überlauf des Sauerstoffspeichers mithilfe
(Bild 8). Beim Hauptkatalysator ist die des Luftmassenstroms und des primären
Sauerstoffspeicherfähigkeit jedoch sehr viel Lambda-Sondensignals berechnet. Der
größer als beim kleineren Vorkatalysator. Überlauf ist durch Absinken der Sonden-
Die Modulation des Regelsollwerts wird da- spannung hinter dem Katalysator aufWerte
durch auch bei geschädigtem Katalysator < 200 mV gekennzeichnet. Der berechnete
noch sehr stark gedämpft. Deshalb ist die Integralwert der Sauerstoffmasse gibt die
Änderung der Sauerstoffkonzentration hin- Sauerstoffspeicherfähigkeit an. Dieser Wert
ter dem Hauptkatalysator für eine passive muss einen Referenzwert überschreiten,
Auswertung wie bei dem zuvor beschriebe- sonst wird auf Fehler erkannt.
nen Verfahren zu gering, sodass ein Diag- Prinzipiell wäre die Auswertung auch mit
noseverfahren mit einem aktiven Eingriff in der Messung der Sauerstoff-Ausspeicherung
die Lambda-Regelung erforderlich ist. bei einem Übergang vom mageren zum
Die Hauptkatalysator-Diagnose beruht fetten Betrieb möglich. Mit der Messung
auf der direkten Messung der Sauerstoff- der Sauerstoff-Einspeicherung beim Fett-
Speicherung beim Übergang von fettem zu Mager-Übergang ergeben sich aber folgende
magerem Gemisch. Vor dem Katalysator ist Vorteile:
eine stetige Breitband-Lambda-Sonde ein- • geringere Temperaturabhängigkeit und
gebaut, die den Sauerstoffgehait im Abgas • geringere Abhängigkeit von
misst. Hinter dem Katalysator befindet sich Verschwefelung,
eine Zweipunkt-Lambda-Sonde, die den
Zustand des Sauerstoffspeichers detektiert. sodass mit dieser Methode eine genauere
Die Messung wird in einem stationären Be- Bestimmung der Sauerstoffspeicherfähigkeit
triebspunkt im unteren Teillastbereich möglich ist.
durchgeführt.
In einem ersten Schritt wird der Sauer- Diagnose NOx-Speicherkatalysator
stoffspeicher durch fettes Gemisch (,1 < 1) Neben der Funktion als Dreiwegekatalysator
vollständig entleert. Das Sondensignal der hat der für die Benzin-Direkteinspritzung
hinteren Sonde zeigt dies durch eine Span- erforderliche NOx-Speicherkatalysator die
nung > 650 mV an. Im nächsten Schritt wird Aufgabe, die im Magerbetrieb (,1 > 1) nicht
mageres Gemisch (,1 > 1) eingebracht und konvertierbaren Stickoxide zwischenzuspei-

Kalalysalordiagnose: Signalver1äufe

Signale bei neuem Katalysator


Lambda hinter Kalalysator (Neuer Kalalysator)
o.~ ~~:;:::~7=~:::::::::::::::::::~===::,,::::=::::===::::::t....
o L-----~------------------------------~ Q 'mj~sene Amplltu~en
v~
M~od
~ el~lie~r~te~s~La
~m~b~d~a~(-
G-~-n-z-
-K-a-m-ly~sa ) ~____~~____~____,
--to_r~ klc oer als modellierte
Ampl1u~eo
0.6
oL-__ ~~~~~~~~~~-Y_~~~~L-~~

Signale bei Grenz-Katalysator


v rLa~m
~ bd~a~hi~n~
t e~r~K~a~
ta~ly~s~
at~o_r~(N_e~u_e~r-~K~at_a=ly_sa~t~o~r)~~~~~~~~~
0.6 MILan
o gemessene Amplluden e
ubarstelgen modellierte '"
Amplluden ~
;<
:l:
(J'J
230 240 250 ZeiVs ---.
322 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw

ehern, um sie später bei einem homogen lysator (Neukatalysator-Modell) verglichen


verteilten Luft -Kraftstoff-Gemisch mit A. < 1 (Bild 10). Der tatsächliche NOx-Speicher-
zu konvertieren. Die NOx-Speicherfähigkeit inhalt entspricht dem gemessenen Reduk-
dieses Katalysators - gekennzeichnet durch tionsmittelverbrauch (HC und CO)
den Katalysator-Gütefaktor - nimmt durch während der Regenerierung des Kataly-
Alterung und Vergiftung (z. B. Schwefelein- sators. Die Menge an Reduktionsmitteln
lagerung) ab. Deshalb ist eine überwachung wird durch Integration des Reduktions-
der Funktionsfähigkeit erforderlich. Hierfür mittel-Massenstroms während der Regene-
können zwei Lambda-Sonden vor und hin- rierphase bei A. < 1 ermittelt. Das Ende der
ter Katalysator oder anstelle der zweiten Regenerierungsphase wird durch einen
Lambda-Sonde ein NOx-Sensor verwendet Spannungssprung der sekundären Lambda-
werden. Sonde erkannt.
Zur Bestimmung des Katalysator-Güte- Alternativ kann über einen NOx-Sensor
faktors wird der tatsächliche NOx-Speicher- der tatsächliche NOx-Speicherinhalt be-
inhalt mit dem Erwartungswert des NO x- stimmt werden.
Speicherinhalts für einen neuen NOx-Kata-
Verbrcil nll ngsallssetzererken ll11ng
Prinzip der Bestimmung des Katalysalor·Gütefaklors Der Gesetzgeber fordert die Erkennung von
3 Zünd- bzw. Verbrennungsaussetzern, die
z. B. durch abgenutzte Zündkerzen auftreten
können. Ein Zündaussetzer verhindert das
Bild 10 Entflammen des Luft -Kraftstoff-Gemischs
Abgasmassenstrom im Motor, es kommt zu einem Verbren-
vom Motor nungsaussetzer, und unverbranntes Gemisch
2 BrMband·lambda· wird in den Abgasstrang ausgestoßen. Die
Sonde Aussetzer verursachen daher eine Nachver-
3 NO,·Spelcher·
brennung des unverbrannten Gemischs im
katalysator
4 Zwe,punkt·
Katalysator und führen dadurch zu einem
lambda·Sonde bzw. Temperaturanstieg. Dies kann eine schnel-
NO,·Sensor lere Alterung oder sogar völlige Zerstörung
5 D,agnoselampe des Katalysators zur Folge haben. Weiterhin

Funktionsweise der Aussetzererkennung

~~I Geberrad- !:-_~.....~


t
Zylinder 1
J
Segment- : -_ _..
Zeit Korrektur

Zylinder 2 segmentl Geberrad- ~


Zeit~ Korrektur

Zylinder n ~ I Segment- I
Zeit
I Einspritzausblendung
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 323

führen Zündaussetzer zu einer Erhöhung in diesem Betriebszustand kein beschleuni-


der Abgasemissionen, insbesondere von HC gendes Drehmoment aufgebaut wird. Die
und CO, sodass eine überwachung auf Geberradadaption liefert Korrekturwerte für
Zündaussetzer notwendig ist. die Segmentzeiten.
Die Aussetzererkennung wertet für jeden
Zylinder die von einer Verbrennung bis zur Bei unzulässig hohen Aussetzerraten wird
nächsten verstrichene Zeit - die Segment- an dem betroffenen Zylinder die Einsprit-
zeit - aus. Diese Zeit wird aus dem Signal zung ausgeblendet, um den Katalysator zu
des Drehzahlsensors abgeleitet. Gemessen schützen.
wird die Zeit, die verstreicht, wenn das Kur-
belwellen-Geberrad eine bestimmte Anzahl Tankleckd iagnose
von Zähnen weiterdreht. Bei einem Verbren- Nicht nur die Abgasemissionen beeinträchti-
nungsaussetzer fehlt dem Motor das durch gen die Umwelt, sondern auch die aus dem
die Verbrennung erzeugte Drehmoment, was Kraftstoff führenden System - insbesondere
zu einer Verlangsamung führt. Eine signifi- der Tankanlage - entweichenden Kraftstoff-
kante Verlängerung der daraus resultieren- dämpfe (Verdunstungsemissionen), sodass
den Segmentzeit deutet auf einen Zündaus- auch hierfür Emissionsgrenzwerte gelten.
setzer hin (Bild 11). Zur Begrenzung der Verdunstungsemissio-
Bei hohen Drehzahlen und niedriger nen werden die Kraftstoffdämpfe im Aktiv-
Motorlast beträgt die Verlängerung der Seg- kohlebehälter (AKB) des Kraftstoffverduns-
mentzeit nur etwa 0,2 %. Deshalb ist eine tungs- Rückhaltesystems gespeichert und
genaue überwachung der Drehbewegung später wieder über das Tankentlüftungs-
und ein aufwändiges Rechenverfahren not- ventil und das Saugrohr der Verbrennung
wendig, um Verbrennungsaussetzer von im Motor zugeführt (Bild 12). Die über-
Störgrößen (z. B. Erschütterungen durch wachung des Tanksystems gehört zum Diag-
schlechte Fahrbahn) unterscheiden zu noseumfang.
können. Für den europäischen Markt beschränkt
Die Geberradadaption kompensiert Ab- sich der Gesetzgeber zunächst auf eine ein-
weichungen, die auf Fertigungstoleranzen fache Überprüfung des elektrischen Schalt-
am Geberrad zurückzuführen sind. Diese kreises des Tankdrucksensors und des Tank-
Funktion ist nur im Schubbetrieb aktiv, da entlüftungsventils. In den USA wird hin-
gegen das Erkennen von Lecks im Kraft-
TankJeckd,agnose mit Unterdruckverfahren stoffsystem gefordert. Hierfür gibt es zwei
unterschiedliche Diagnoseverfahren, mit
welchen ein Grobleck bis zu 1,0 mm Durch-
messer und ein Feinleck bis zu 0,5 mm
Durchmesser erkannt werden kann.

Diagnoseverfahren mit Unterdruckabbau


Bei stehendem Fahrzeug wird im Leerlauf
das Tankentlüftungsventil (Bild 12, Pos. 2) Bild 12
geschlossen. Daraufhin wird im Tanksystem Saugrohr mit
infolge der durch das offene Absperrventil Drosselklappe
2 TankentlüHungsventil
(4) hereinströmenden Luft der Unterdruck
4 (Regene"erventil)
verringert, d. h., der Druck im Tanksystem
3 Akhvkohlebehälter
steigt. Wenn der Druck, der mit dem Druck- 4 Absperrvenhl
sensor (6) gemessen wird, in einer bestimm- 5 LufU,ner
ten Zeit nicht den Umgebungsdruck er- 6 Tankdrucksensor
reicht, wird auf ein fehlerhaftes Absperrven- 7 Kraftstolfbehältcr
324 Diagnose On Board Diagnoslic Syslem für Pkw und leichte Nkw

til geschlossen, da sich dieses nicht genügend bei sich der Unterdruck des Saugrohrs (1)
oder gar nicht geöffnet hat. im Tanksystem "fortsetzt". Nimmt der Tank-
Liegt kein Defekt am Absperrventil vor, drucksensor (6) eine zu geringe Druckände-
wird dieses geschlossen. Durch Ausgasung rung auf, da Luft durch ein Leck wieder
(Kraftstoffverdunstung) kann nun ein nachströmt und so den induzierten Druck-
Druckanstieg erfolgen. Der sich einstellende abfall wieder ausgleicht, wird ein Fehler
Druck darf einen bestimmten Wert nicht durch ein Grobleck erkannt und die Diag-
über- oder unterschreiten. nose abgebrochen.
Liegt der gemessene Druck unterhalb des
vorgeschriebenen Bereichs, liegt eine Fehl- Die Feinleckdiagnose kann beginnen, sobald
funktion im Tankentlüftungsventil vor. Das kein Grobleck erkannt wurde. Hierzu wird
heißt, Ursache für den zu niedrigen Druck das Tankentlüftungsventil (2) wieder ge-
ist ein undichtes Tankentlüftungsventil, so- schlossen. Der Druck sollte anschließend
dass durch den Unterdruck im Saugrohr nur um die zuvor gespeicherte Ausgasung
Dampf aus dem Tanksystem gesaugt wird. (Kompensationsgradient) ansteigen, da das
Liegt der gemessene Druck oberhalb des Absperrventil (4) immer noch geschlossen
vorgeschriebenen Bereichs, so verdampft zu ist. Steigt der Druck jedoch stärker an, so
viel Kraftstoff (z. B. wegen zu hoher Umge- muss ein Feinleck vorhanden sein, durch
bungstemperatur), um eine Diagnose welches Luft einströmen kann.
durchführen zu können.
Ist der durch die Ausgasung entstehende lTberdruckverfahren
Druck im erlaubten Bereich, so wird dieser Bei erfüllten Diagnose-Einschaltbedingun-
Druckanstieg als Kompensationsgradient für gen und nach abgeschalteter Zündung wird
die Feinleckdiagnose gespeichert. im Steuergerätenachlauf das Überdruck-
Erst nach der Prüfung von Absperr- und verfahren gestartet.
Tankentlüftungsventil kann die Tankleck- Bei der Feinleckmessung pumpt die im
diagnose fortgesetzt werden. Diagnosemodul (Bild 13a, Pos. 4) integrierte
elektrisch angetriebene Flügelzellenpumpe
Zunächst wird eine Grobleckerkennung (6) Luft durch ein "Referenzleck" (5) von
durchgeführt. Im Leerlauf des Motors wird 0,5 mm Durchmesser. Durch den an dieser
das Tankentlüftungsventil (2) geöffnet, wo- Verengung entstehenden Staudruck steigt

Tankleckdiagnose mit Überdruckverfahren

Bild 13 a b
a Referenzleck·
Strommessung
b Fe,n' und
Grobleckprüfung

I Saugrohr m,t
Dresselklappe
2 Tankentlul!ungsvenhl
(Rcgencflerventil)
3 Akhvkohlebohälter
4 D,agnosemedul
5 Referenlleck 0,5 mm
6 Flügelzellenpumpe
7 Umschallvonld
e Luflf,lIer
9 Frischluft
10 Kraftsloffbehäller
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 325

die Belastung der Pumpe, was zu einer Bei Ausfall dieses Systems steigen die
Drehzahlverminderung und einer Strom- Abgasemissionen beim Kaltstart oder bei
erhöhung führt. Der sich bei dieser Refe- einem kalten Katalysator an. Deshalb ist
renzmessung einstellende Strom (Bild 14) eine Diagnose notwendig.
wird gemessen und gespeichert (4). Die Diagnose der Sekundärlufteinblasung
Anschließend (Bild 13 b) pumpt die ist eine funktionale Prüfung, bei der getestet
Pumpe nach Umschalten des Magnetventils wird, ob die Pumpe einwandfrei läuft oder
(7) Luft in den Kraftstoftbehälter. Ist der Tank ob Störungen in der Zuleitung zum Abgas-
dicht, so baut sich ein Druck und somit ein strang vorliegen. Die Prüfung kann auf zwei
Pumpenstrom auf (Bild 14), der über dem Arten erfolgen.
Referenzstrom liegt (3). Im Fall eines Fein- Beim passiven Test wird direkt nach dem
lecks erreicht der Pumpstrom den Referenz- Motorstart und während der Katalysatorauf-
strom, dieser wird allerdings nicht über- heizung durch das Sekundärluftsystem die
schritten (2). Wird der Referenzstrom auch eingeblasene Sekundärluftmasse mithilfe der
nach längerem Pumpen nicht erreicht, so aktiven Lambda-Regelung berechnet und
liegt ein Grobleckvor (1). mit einem Referenzwert verglichen. Weicht
die berechnete Luftmasse vom Referenzwert
Diagnose ckundärlllftcinblaslIng ab, wird auf Fehler erkannt.
Der Betrieb des Motors mit einem fetten Beim aktiven Test wird während einer
Gemisch (,1, < 1) - wie es z. B. bei niedrigen Leerlaufphase die Sekundärlufteinblasung
Temperaturen notwendig sein kann - führt nur für Diagnosezwecke aktiviert. Dabei
zu hohen Kohlenwasserstoff- und Kohlen- werden direkt die Signale der Lambda-
monoxidkonzentrationen im Abgas. Diese Sonden zur Berechnung der Sekundärluft-
Schadstoffe müssen im Abgastrakt nach- masse benutzt. Auch hier wird im Anschluss
oxidiert, d. h. nachverbrannt werden. Direkt der berechnete Sekundärluftmassenstrom
hinter dem Abgaskrümmer befindet sich mit einem vorgegebenen Wert verglichen.
deshalb bei vielen Fahrzeugen eine Sekun- Der passive Test, obwohl weniger genau, Bild 14
därlufteinblasung, die den für die katalyti- ist notwendig, da gerade zu Fahrtbeginn die Slromver1auf
sche Nachverbrennung notwendigen Sauer- Sekundärluftzuschaltung aktiv ist und hier beI Tankleck mil
stoff in das Abgas einbläst (Bild 15). schon ihre einwandfreie Funktionsfähigkeit d>O,5 mm
gewährleistet werden muss. '2 Stromverlauf
bel TankJeck mit

Prinzip der SekundMufteinblasung d S O.5mm


Signalverlau! beim Überdruckverfahren
3 Stromverlaul bel
dichtem Tank
4 Referenzstromwert

3 Bild 15
I Fnschluft
5 7 2 Sekundarluflpumpe
3 Sekundärluftven tIl
4 Motor
5 EinblassteIle in das
Abgasrohr
6 Lambda-Sonde
vor Kat
7 Katalysator
8 Lambda-Sonde
Zeitl - hinter Kat
9 MOlorsteuergerat
10 D.agnoselampe
326 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw

Di ag n o~c Kraftstoff ystclll sator verwendet. Diese zeigt durch einen


Fehler im Kraftstoffsystem (z. B. defektes Spannungssprung (Bild 16b) nur den Unter-
Kraftstoffventil, Loch im Saugrohr) können schied zwischen magerem (il > 1) und
dazu führen, dass eine optimale Gemisch- fettem (il < 1) Gemisch (Sprungsonde).
bildung nicht erreicht werden kann. Deshalb Bei heutigen Konzepten ist eine sekundäre
wird eine Überwachung dieses Systems Lambda-Sonde - meist eine Zweipunkt-
durch die OBD verlangt. Dazu werden u. a. Sonde - hinter dem Vor- oder Hauptkataly-
die angesaugte Luftmasse (Signal Luftmas- sator angebracht, die zum einen der Nachre-
senmesser), die Drosselklappenstellung, das gelung der primären Lambda-Sonde dient,
Luft -Kraftstoff-Verhältnis (Signal primäre zum anderen für die OBD genutzt wird. Die
Lambda-Sonde) sowie Informationen zum Lambda-Sonden kontrollieren nicht nur das
Betriebszustand im Steuergerät verarbeitet, Luft-Kraftstoff-Gemisch im Abgas für die
und dann gemessene Werte mit den Modell- Motorsteuerung, sondern prüfen auch die
rechnungen verglichen. Funktionsfähigkeit des Katalysators.

Diag noc L<lmbda- onden Mögliche Fehler der Sonden sind:


Das Lambda-Sonden-System besteht in • Unterbrechungen oder Kurzschlüsse im
der Regel aus zwei Sonden (vor und hinter Stromkreis,
Katalysator) und dem Lambda-Regelkreis. • Alterung (thermisch, Vergiftung) der
Vor dem Katalysator befindet sich meist eine Sonde (führt zu einer verringerten
Breitband-Lambda-Sonde, die kontinuier- Dynamik des Sondensignals),
lich den il-Wert (d. h. das Luft-Kraftstoff- • verfälschte Werte durch eine kalte Sonde
Gemisch über den gesamten Bereich von fett (Betriebstemperatur nicht erreicht)_
nach mager) durch einen Spannungsverlauf
misst (Bild 16a) und zu dessen Regelung ge- Primär-Sonde
nutzt wird. Bei älteren Konzepten wird eine Die Sonde vor dem Katalysator wird als
Zweipunkt-Lambda-Sonde vor dem Kataly- Primär-Sonde oder Upstream-Sonde be-
zeichnet. Sie wird bezüglich
Spannungsve ~a uf von Lambda·Sonden • Plausibilität (Innenwiderstand, Ausgangs-
spannung - das eigentliche Signal- und
a V
3.5
andere Parameter) sowie
3.0 • Dynamik (Signalanstiegsgeschwindigkeit
0>
c 2.5 beim Wechsel von "fett" zu "mager" und
:::>
c: 2.0 von "mager" zu "fett" sowie Perioden-
c:
'"
Q.
(/)
1.5 dauer)
1.0
0,5
0.0 geprüft. Besitzt die Sonde eine Heizung, so
0,7 .0 1.6 2,2 2.8 3,4 4.0 muss auch diese in ihrer Funktion überprüft
Luftzahl i..
werden. Die Prüfungen erfolgen während
b V
der Fahrt bei relativ konstanten Betriebs-
1.00 1 - - -___
, : bedingungen.
g> 0,75 Die Breitband-Lambda-Sonde benötigt
:::>
c: andere Diagnoseverfahren als die Zwei-
lii 0.50
Q.
(/)
punkt-Lambda-Sonde, da für sie auch von
0.25 il = 1 abweichende Vorgaben möglich sind.
Bild 16
a Bre,tband-Lambda- o+---,-~::::=::::;::===I
:,'- ...
0
0

Sonde 0,90 0,95 1,00 1.05 '"


1,10 ;< Sekundär-Sonde
~
Luftzahl i.. I/l
b Zwe,punkl·Lambda-
Cl>
Die Sekundär- oder Downstream-Sonde(n)
Sonde ist/sind u. a. für die Kontrolle des Kataly-
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 327

sators zuständig. Sie überprüfen die Kon- Aufgabe der Kurbelgehäuseentlüftung


vertierung des Katalysators und geben damit (PCV-System, positive crankcase ventila-
die für die Diagnose des Katalysators wich- tion). Die mit Abgasen angereicherte Luft
tigsten Werte ab. Man kann durch ihre wird in einem Zyklonabscheider von Ruß
Signale auch die Werte der ersten Sonde gereinigt und über ein PCV-Ventil in das
überprüfen. Darüber hinaus kann durch die Saugrohr geleitet, sodass die Kohlenwasser-
Sekundärsonde die Langzeitstabilität der stoffe wieder der Verbrennung zugeführt
Emissionen durch Korrektur der Primär- werden.
sondensignale sichergestellt werden. Ein mögliches Diagnoseprinzip beruht
Bis auf die Periodendauer werden alle auf der Messung der Leerlaufdrehzahl, die
für die Primärsonden genannten Eigen- bei Öffnung des PCV-Ventils ein bestimmtes
schaften und Parameter auch bei den Sekun- Verhalten zeigen sollte, das ebenfalls mit
därsonden geprüft. einem Modell gerechnet wird. Bei einer zu
großen Abweichung der beobachteten Leer-
LJiagno e Abga rückführungss)'stem laufdrehzahländerung vom modellierten
Die Abgasrückführung (AGR) ist ein wirk- Verhalten wird auf ein Leck geschlossen.
sames Mittel zur Absenkung der Stickoxid-
emission. Durch Zumischen von Abgas zum Diagnose Motorkühlungs 'ystem
Luft-Kraftstoff-Gemisch wird die Verbren- Das Motorkühlsystem besteht aus einem
nungs-Spitzentemperatur gesenkt und da- kleinen und einem großen Kreislauf, die
mit die Bildung von Stickoxiden reduziert. durch ein Thermostatventil verbunden sind.
Die Funktionsfähigkeit des Abgasrück- Der kleine Kreislauf wird in der Startphase
führungssystems muss deshalb überwacht zur schnellen Aufheizung des Motors ver-
werden. Hierzu kommen zwei alternative wendet und durch Schließen des Thermo-
Verfahren zum Einsatz. statventils geschaltet. Bei einem defekten
Bei der Diagnose auf Basis Saugrohrdruck oder offen festsitzenden Thermostaten wird
wird im Teillastbetrieb das AGR-Ventil kurz der Kühlmitteltemperaturanstieg verzögert
geschlossen und die Druckänderung gemes- - besonders bei niedrigen Umgebungstem-
sen. Ein Vergleich von gemessenem und mit peraturen - und führt zu erhöhten Emissio-
einem Modell berechneten Saugrohrdruck nen. Die Thermostatüberwachung soll daher
erlaubt eine Diagnose der Schließfunktion eine Verzögerung in der Aufwärmung der
des AGR-Ventils. Motorkühlflüssigkeit detektieren. Dazu wird
Die Diagnose auf Basis Laufunruhe zuerst der Temperatursensor des Systems
kommt für Systeme ohne Luftmassenmesser und darauf basierend das Thermostatventil
oder ohne zusätzlichen Saugrohr-Druck- getestet.
sensor zum Einsatz. Im Leerlauf wird das
AGR-Ventil leicht geöffnet. Bei intaktem Diagnose zur Überwachung der
Abgasrückführsystem führt die etwas er- Aufl1eizmaßnahmen
höhte Restgasmasse zu einer etwas größeren Um eine hohe Konvertierungsrate zu
Laufunruhe des Motors, die von der Lauf- erreichen, benötigt der Katalysator eine Be-
unruheüberwachung des Systems zur Diag- triebstemperatur von 400 ... 800 °C. Noch
nose der AGR genutzt wird. höhere Temperaturen können allerdings
seine Beschichtung zerstören.
Diagnose Kurbclgehäu eventilation Ein Katalysator mit optimaler Betriebs-
Das so genannte "Blow-by-Gas", welches temperatur reduziert die Motoremissionen
durch Leckageströme zwischen Kolben, um mehr als 99 %. Bei niedrigeren Tempe-
Kolbenringen und Zylinder in das Kurbel- raturen sinkt der Wirkungsgrad, sodass
gehäuse einströmt, muss aus dem Kurbel- ein kalter Katalysator fast keine Konvertie-
gehäuse abgeführt werden. Dies ist die rung zeigt. Zur Einhaltung der Emissions-
328 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw

vorschriften ist darum eine schnelle Auf- Diagnose Variabler Ventiltrieb (VVT)
wärmung des Katalysators mittels einer Zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs und
speziellen Katalysatorheizstrategie notwen- der Abgasemissionen wird z. T. der variable
dig. Bei einer Katalysatortemperatur von Ventiltrieb eingesetzt. Während der VVT
200...250 oe (Light-Off-Temperatur, unge- bisher als »comprehensive component" indi-
fahr 50 % Konvertierungsgrad) wird diese rekt gesetzlich geregelt war, werden mit dem
Aufwärmphase beendet. Der Katalysator OBD II -Update explizite Anforderungen
wird jetzt durch die exothermen Konvertie- eingeführt. Für die Diagnose wird derzeit
rungsreaktionen von selbst aufgeheizt. die Position der Nockenwelle gemessen und
Beim Start des Motors kann der Katalysa- ein Soll-Ist-Wert-Vergleich durchgeführt.
tor durch zwei Vorgänge schneller aufgeheizt
werden: Direktes Ozon-Minderungssystem
• durch eine spätere Zündung des Kraft- Eine Besonderheit der kalifornischen Abgas-
stoffgemischs wird ein heißeres Abgas gesetzgebung ist die Möglichkeit, neben der
erzeugt, Minderung der Abgase und Verdunstungs-
• durch die katalytischen Reaktionen des emissionen auch die atmosphärische Kon-
unvollständig verbrannten Kraftstoffs im zentration des Luftschadstoffs Ozon zu
Abgaskrümmer oder Katalysator heizt reduzieren. Hierzu dient eine katalytische
sich dieser selbst auf. Beschichtung, die auf den Kühler des Fahr-
zeugs aufgebracht wird (Direct Ozone
Diese Aufheizung hat zur Folge, dass der Reduction, DOR). Basierend auf Oberfläche
Katalysator schneller seine Betriebstempera- und Luftdurchsatz sowie Wirkungsgrad wird
tur erreicht und die Abgasemissionen so die Ozonminderung berechnet und dafür
früher absinken. ein Kredit gutgeschrieben, der bei der Ge-
Das Gesetz verlangt für einen einwand- samtberechnung der erreichten Minderung
freien Ablauf der Konvertierung eine über- der Abgas- und Verdunstungsemissionen
wachung der Temperatur in dem Bereich (nur Kohlenwasserstoffe) berücksichtigt
kurz vor dem Katalysator und eine über- wird. Damit handelt es sich um ein emis-
wachung der Aufheizphase. Die Aufheizung sionsminderndes Bauteil und muss ab MJ
kann durch eine überwachung und Aus- 2006 vom OBD-System überwacht werden
wertung von Aufwärmparametern wie z. B. (durch die OBD II gesetzlich vorgeschrie-
Zündwinkel, Drehzahl oder Frischluftmasse ben).
kontrolliert werden. Weiterhin werden die
für die Aufheizmaßnahmen wichtigen Bisher konnte sich noch kein kosten-
Komponenten gezielt in dieser Zeit über- effizientes Prüfverfahren durchsetzen. Die
wacht (z.B. Nockenwellen-Position bzw. Diagnosen, welche zur Diskussion stehen,
-Verriegelung) . sind:
• Drucksensor: Durch Verunreinigungen
Klimaanlage (Komponenten) gelangt weniger Ozon durch den Kühler.
Um den Leistungsbedarf der Klimaanlage zu Ein Drucksensor kann diesen Druckabfall
decken, wird der Motor unter den gegebe- feststellen.
nen anderen Anforderungen i. A. in einem • Widerstandsmessung: Die Beschichtung
anderen Betriebspunkt betrieben. Wird bei hat einen gewissen elektrischen Wider-
eingeschalteter Klimaanlage dieser opti- stand. Durch ihre Korrosion verändert
mierte Betriebspunkt nicht angesteuert sich auch der Widerstand.
(bzw. bei ausgeschalteter Klimaanlage ange- • Photodetektoren: Die Katalysatorbeschich-
steuert), kann dies zu erhöhten Abgasemis- tung ist lichtundurchlässig. Mit Detekto-
sionen führen und muss darum überwacht ren können Lücken in der Beschichtung
werden. festgestellt werden.
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 329

• Ozonsensoren: Sie messen die Ozon- geber über den Bereichsfehler hinaus die
konzentrationen vor und nach dem Durchführung von Plausibilitätsprüfungen
Katalysator. (so genannte "rationality checks"). Kenn-
zeichen einer solchen Plausibilitätsprüfung
Components:
Co m pre h e n ~ive ist, dass die momentane Ausgangsspannung
Diagnose von Sensoren des Sensors nicht - wie bei der Bereichs-
Neben den zuvor aufgeführten spezifischen prüfung - mit festen Grenzen verglichen
Diagnosen, die in der kalifornischen Gesetz- wird, sondern mit Grenzen, die aufgrund
gebung explizit gefordert und in eigenen des momentanen Betriebszustands des
Abschnitten separat beschrieben werden, Motors eingeengt sind. Dies bedeutet, dass
müssen auch sämtliche Sensoren und für diese Prüfung aktuelle Informationen
Aktoren (wie z. B. Drosselklappe oder Hoch- aus der Motorsteuerung herangezogen wer-
druckpumpe) überwacht werden, wenn ein den müssen. Solche Prüfungen können z. B.
Fehler dieser Bauteile entweder Einfluss auf durch Vergleich der Sensorausgangsspan-
die Emissionen hat oder aber andere Diag- nung mit einem Modell oder aber durch
nosen sperrt. Quervergleich mit einem anderen Sensor
Sensoren müssen überwacht werden auf realisiert sein. Das Modell gibt dabei für
• elektrische Fehler, jeden Betriebszustand des Motors einen
• Bereichsfehler und - nach Möglichkeit- bestimmten Erwartungsbereich für die
• Plausibilitätsfehler. modellierte Größe an.
Um bei Vorliegen eines Fehlers die Repa-
Elektrische Fehler ratur so zielführend und einfach wie mög-
Der Gesetzgeber versteht unter elekt- lich zu gestalten, soll zunächst die schadhafte
rischen Fehlern Kurzschluss nach Masse, Komponente so eindeutig wie möglich iden-
Kurzschluss Versorgungsspannung oder tifiziert werden. Darüber hinaus sollen die
Leitungsunterbrechung. genannten Fehlerarten untereinander und
- bei Bereichs- und Plausibilitätsprüfung -
()berprüfung auf Bereichsfehler auch nach überschreitungen der unteren
("range check") bzw. oberen Grenze getrennt unterschieden
üblicherweise haben Sensoren eine fest- werden. Bei elektrischen Fehlern oder Be-
gelegte Ausgangskennlinie, oft mit einer reichsfehlern kann i. A. auf ein Verkabe-
unteren und oberen Begrenzung: d. h., der lungsproblem geschlossen werden, während
physikalische Messbereich des Sensors wird das Vorliegen eines Plausibilitätsfehlers eher
auf eine Ausgangsspannung z. B. im Bereich auf einen Fehler der Komponente selbst
von 0,5 .. .4,5 V abgebildet. Ist die vom Sensor deutet.
abgegebene Ausgangsspannung außerhalb Während die Prüfung auf elektrische und
dieses Bereichs, so liegt ein Bereichsfehler Bereichsfehler kontinuierlich erfolgen muss,
vor. Das heißt, die Grenzen für diese Prü- müssen die Plausibilitätsfehler mit einer
fung ("range check") sind für jeden Sensor bestimmten Mindesthäufigkeit im Alltag
spezifische, feste Grenzen, die nicht vom ablaufen.
aktuellen Betriebszustand des Motors ab- Zu den solchermaßen zu überwachenden
hängen. Sensoren gehören u. a.
Sind bei einem Sensor elektrische Fehler • der Luftmassenmesser,
von Bereichsfehlern nicht unterscheidbar, so • diverse Drucksensoren (Saugrohrdruck,
wird dies vom Gesetzgeber akzeptiert. Umgebungsdruck, Tankdruck),
• der Drehzahlsensor,
Plausibilitätsfehler ("rationality check") • der Phasensensor,
Als Erweiterung im Sinne einer erhöhten • der Ansauglufttemperatursensor,
Sensibilität der Diagnose fordert der Gesetz- • der Abgastemperatursensor.
330 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw

Beispiel Zu den Aktoren gehören u. a.


Nachfolgend wird am Beispiel des Luft- • sämtliche Endstufen,
massenmessers HFM die Diagnose be- • die Drosselklappe,
schrieben. • das EGAS-System,
Der Luftmassenmesser, der zur Erfassung • das Tankentlüftungsventil und
der vom Motor angesaugten Luft und damit • das Aktivkohleabsperrventil.
zur Berechnung der einzuspritzenden Kraft-
stoffmenge dient, misst die angesaugte Allerdings sind die meisten dieser Kompo-
Luftmasse und gibt diesen als Ausgangs- nenten bereits bei den Systemdiagnosen mit
spannung an die Motronic weiter. Die Luft- berücksichtigt.
massen verändern sich durch unterschied-
liche DrosseleinsteIlung oder Motordreh- Beispiel
zahl. Die Drosselklappe ist dafür zuständig, die
Die Diagnose überwacht nun, ob die Menge der Luft für die jeweilige Einsprit -
Ausgangsspannung des Sensors bestimmte zung bereitzustellen. Sie wird beim EGAS-
(applizierbare, feste) untere und obere System elektronisch gesteuert. Der Drossel-
Grenzen überschreitet und gibt in diesem klappenwinkel für die Frischluftzufuhr wird
Fall einen Bereichsfehler aus. durch einen digitalen Positionscontroller ge-
Durch Vergleich des aktuellen Werts der steuert. Für die Diagnose der Drosselklappe
vom HFM angegebenen Luftmasse mit der wird der Controller darauf geprüft, ob eine
Stellung der Drosselklappe kann - abhängig Abweichung zwischen dem zu setzenden
vom aktuellen Betriebszustand des Motors - und dem tatsächlichen Winkel besteht. Ist
auf einen Plausibilitätsfehler geschlossen diese Abweichung zu groß, wird ein Drossel-
werden, wenn der Unterschied der beiden klappenantriebsfehler festgestellt. Auch bei
Signale größer als eine bestimmte Toleranz zu geringer Leistung des Drosselklappen-
ist. Beispiel: Die Drosselklappe ist ganz antriebs wird dieser Fehler gesetzt.
geöffnet, aber der HFM zeigt die bei Leerlauf Beim EGAS wird nicht mehr ein mecha-
angesaugte Luftmasse -+ Widerspruch. nisches System zwischen Gaspedal und
Drosselklappe eingesetzt, sondern der Fah-
Comprehensive Components: rerwunsch am Gaspedal über zwei gleiche
Diagnose von Aktoren Potenziometer (zur Kontrolle) angefragt
Aktoren müssen auf elektrische Fehler und und im Motorsteuergerät weiterverarbeitet.
- falls technisch machbar - funktional über-
wacht werden. Funktionale überwachung
bedeutet hier, dass die Umsetzung eines ge-
gebenen Stellbefehls überwacht wird, indem
die Systemreaktion in geeigneter Weise be-
obachtet wird. Das heißt, es werden - ver-
gleichbar mit der Plausibilitätsdiagnose bei
Sensoren - weitere Informationen aus dem
System zur Beurteilung herangezogen.
Diagnose Weltweiter Service 331

WeIlweiter Service

. Wenn Du erst einmal im Motorwagen das Bedürfnis nach Werkstätten rasch an. In
gefahren bist, dann wirst Du ba ld f inden, den 1920er-Jahren begann Rober! Bosch mit
dass es mit Pferden etwas unglaublich dem systematischen Aufbau einer flächen-
Langweiliges ist ( ...). Es gehört aber ein deckenden Kundendienstorganisation. 1926
sorgfält iger Mechaniker an den Wagen erhielten diese Werkstätten den einheitlichen ,
..
( .)." als Markenzeichen angemeldeten Namen
Robert Bosch schrieb im Jahr 1906 diese . Bosch-Dienst' .
Zeilen an seinen Freund Paul Reusch . Damals Die Bosch-Dienste von heute haben die
konnten in der Tat auftretende Pannen durch Bezeichnung . Bosch Car Service". Sie sind
den angestellten Chauffeur oder den Mechani· mit modernsten elektron ischen Geräten
ker daheim behoben werden . Doch mit der ausgerüstet, um den Anforderungen der Kraft-
steigenden Zahl der selbstfahrenden . Auto- fahrzeugtechnik von heute und den Qualitäts-
mobilisten ' nach dem Ersten Weltkrieg wuchs ansprüchen des Kunden gerecht zu werden .

Eine ReparaturhaJle aus dem Jahr 1925 (FoIO: Boseh)

Der Bosch Car Service im 21. Jahrhundert, durchgefOhrt mit modernsten elektronischen Messgeräten
332 Diagnose Diagnose in der Werkstatt

Diagnose in der Werkstatt gesteuerten Ablaufs geführt. Genutzt werden


Onboard- (Fehlerspeichereinträge) sowie
Aufgabe dieser Diagnose ist die schnelle Oftboard-Möglichkeiten (Stellglieddiagnose
und sichere Identifikation der fehlerhaften und Offboard -Prüfgeräte ).
kleinsten tauschbaren Einheit. Dabei werden Die geführte Fehlersuche, Auslesen des
die Onboard-Informationen und Oftboard- Fehlerspeichers, Werkstatt -Diagnosefunktio-
Prüfmethoden und -Prüfgeräte in der ge- nen und die elektrische Kommunikation
führten Fehlersuche verknüpft. Hilfestellung mit Oftboard-Prüfgeräten erfolgen mithilfe
dabei gibt z. B. die Elektronische Service- von i. A. pe-basierten Diagnosetestern. Das
Information (ESI [tronic l) von Bosch. Sie kann ein spezifischer Werkstatt-Tester des
enthält für viele möglichen Probleme (z. B. Fahrzeugherstellers oder ein universeller
Motor ruckelt) und Fehler (z. B. Kurzschluss Tester (z. B. KTS 650 von Bosch) sein.
Motortemperatursensor) Anleitungen für
die weitere Fehlersuche. Ausl<: ' ell de r Fchlcrsp<:ichcrcinträge
Die während des Fahrbetriebs abgespeicher-
Geführte Fehlersuche ten Fehlerinformationen (Fehlerspeicher-
Wesentliches Element ist die geführte einträge) werden bei der Fahrzeuginspektion
Fehlersuche. Der Werkstattmitarbeiter wird oder -reparatur in der Kundendienstwerk-
- ausgehend vom Symptom (Fahrzeug- statt über eine serielle Schnittstelle aus-
symptom oder Fehlerspeichereintrag) - mit- gelesen.
hilfe eines symptomabhängigen, ergebnis- Das Auslesen der Fehlereinträge kann
mithilfe des Diagnosetesters durchgeführt
Ablaul einer geführten Fehlersuche mit CAS(plusl werden. Der Werkstattmitarbeiter erhält
Angaben über:
Identifikation • Fehlfunktion (z. B. Motortemperatur-
sensor),
Fehlersuche • Fehlercode (z. B. Kurzschluss nach Masse,
nach Kundenbeanstandung Signal nicht plausibel, Fehler statisch vor-
handen),
Fehlerspeicher auslesen • Umweltbedingungen (Messwerte zum
und anzeigen Zeitpunkt der Fehlerspeicherung, z. B.
Drehzahl, Motortemperatur usw.).
Komponentenprüfung
aus Fehlercodeanzeige starten Nach dem Auslesen des Fehlerspeichers in
der Werkstatt und der Fehlerbehebung kann
SO-Istwerte und Multimeter-Istwerte der Fehlerspeicher mit dem Testgerät wieder
in der Komponentenprüfung anzeigen gelöscht werden.

Soll-/Istwerte-Vergleich ermöglicht
Für die Kommunikation zwischen Steuer-
Fehlerbestimmung
gerät und Tester muss eine geeignete
Schnittstelle definiert sein.
Reparatur durchführen,
Bild 1
Das System CASlplusl
Teilebestimmung, Stellglied- Diagnose
(Computer Alded Schaltpläne usw. in ESI[tronic]
Um in den Kundendienstwerkstätten ein-
Service) von Bosch ver-
zelne Stellglieder (Aktoren) aktivieren und
k.nüpft die Steuergeräte· Defektes Teil austauschen
Diagnose m ll einer
deren Funktionalität prüfen zu können, ist
Fehlersuchanleitung für im Steuergerät eine Stellglied-Diagnose
Fehlerspeicher löschen
eine effeldivere Fehler- enthalten. Dieser Testmodus wird mit dem
s uche. Diagnosetester eingeleitet und funktioniert
Diagnose Diagnose in der Werkstatt 333

nur bei stehendem Fahrzeug unterhalb einer Darstellung von Prülfunktionen mit dem KTS 650
bestimmten Motordrehzahl oder bei Motor-
stillstand. Unter anderem ist es hiermit
möglich, die Funktion der Stellglieder akus-
tisch (z. B. Klicken des Ventils), optisch (z. B.
Bewegung einer Klappe) oder durch andere
Methoden, wie Messung von elektrischen
Signalen, zu überprüfen.

\ Ve rkstatt -D i ag n o~efll nkt ionen


Fehler, die die On-Board-Diagnose nicht
erkennen kann, lassen sich mithilfe von 789 mV 50.0 A
unterstützenden Funktionen eingrenzen. ...
Diese Werkstatt -Diagnosefunktionen sind
im Motorsteuergerät implementiert und
werden vom Diagnosetester gesteuert. b
englied mit Pfeilta5ten anwDhlcn.
Werkstatt -Diagnosefunktionen laufen S1eUghediest mil Taste F2 Slar1eo
entweder nach dem Start durch den Diag- Stellglledel $ltItU$

nosetester vollständig autark im Steuergerät


ab und melden nach Beendigung das Er-
gebnis an den Diagnosetester zurück, oder
Einsprjltvenlile (Gruppe 1)
Einspf'ilZventile (Gruppe 2)
Leet'laufstellet ra
Relais KUmakompressor
der Diagnosetester übernimmt die Ablauf- Relais NOckenwelienumsehal1ung

steuerung, Messdatensammlung und Aus-


wertung. Das Steuergerät führt dann nur die
einzelnen Befehle aus.
1 [cI
Signalprüfling c ...... .. _........... .. -...
~ hIwImI pnknund wr.
". -
Mit der Multimeterfunktion des Diagnose-
testers können elektrische Ströme, Spannun- Motorölsensor Öltemp.
gen und Widerstände gemessen werden. Ein -247 ·e
integriertes Oszilloskop erlaubt darüber hin- Motorölsensor Öistand
aus, die Signalverläufe der Ansteuersignale o mm
für die Aktoren zu überprüfen. Dies ist ins- Motorölsensor Ölqualit
besondere für Aktoren relevant, die in der 0.0
Stellglied-Diagnose nicht überprüft werden.

Offboard- Prüfgerät
Die Diagnosemöglichkeiten werden durch d ._._ _ ••. _. '" •__ _
Nutzung von Zusatzsensorik, Prüfgeräten r--rnlF5
und externen Auswertegeräten erweitert. Die
Oftboard-Prüfgeräte werden im Fehlerfall in
der Werkstatt an das Fahrzeug adaptiert.

Bild 2
0 a Mullimeterlunktion
g b Auswahl eines Siell-
... gl,ediesis
~
::> c Auslesen mOW öl-
~ spezifischer Dalen
d Laufruheausw onung
334 Steuergeräteentwicklung HarclwareentwickJung

Steuergeräteentwicklung
Das Steuergerät ist die zentrale Stelle, von Jede Musterkategorie baut auf der vorher-
der aus ein elektronisches System im Kraft- gehenden auf und eignet sich für den jeweils
fahrzeug gesteuert und geregelt wird. An die vorgesehenen Verwendungszweck.
Steuergeräteentwicklung werden deshalb
hohe Anforderungen bezüglich der Qualität A-Muster
und der Zuverlässigkeit gestellt. Das A-Muster wird aus einem vorhandenen,
gegebenenfalls abgeänderten Steuergerät
Das Lastenheft enthält die Spezifikationen oder einer Entwicklungsleiterplatte aufge-
und Anforderungen des Fahrzeugherstellers. baut. Der Funktionsumfang ist einge-
Aus dem Lastenheft wird das Pflichtenheft schränkt. Die technische Funktion ist weit-
abgeleitet. Dies ist das grundlegende Doku- gehend gewährleistet; für eine Dauererpro-
ment für die Steuergeräteentwicklung, an bung ist das A-Muster jedoch nicht geeignet.
der die Bereiche Hardwareentwicklung, Es ist ein Funktionsmuster, das für Vorver-
Funktionsentwicklung, Softwareentwicklung suche eingesetzt wird und zur Bestätigung
und Applikation beteiligt sind. des Entwurfs dient.

Hardwareentwicklung B-Muster
Das B-Muster enthält alle Schaltungsteile.
Die Komplexität von elektronischen Syste- Es ist ein Versuchsmuster, mit dem in Vor-
men nahm in der Vergangenheit ständig zu, versuchen der gesamte Funktionsumfang
und sie wird auch in Zukunft noch weiter und die technischen Anforderungen erprobt
steigen. Diese Entwicklung lässt sich nur mit werden. Es ist bereits für eine Dauererpro-
der Verwendung von hochintegrierten bung in Kfz-Prototypen geeignet.
Schaltkreisen beherrschen. Die Forderungen Die Anschluss- und Einbaumaße ent-
nach geringen Abmessungen aller System- sprechen dem Serienstand. Möglicherweise
komponenten stellen an die Hardwareent- werden aber noch nicht alle Spezifikationen
wicklung weitere hohe Anforderungen. des Fahrzeugherstellers erfüllt, weil z. B.
Eine effiziente und kostengünstige Ent- andere Werkstoffe verwendet wurden.
wicklung der Hardware ist nur noch durch
Verwendung von Standardbausteinen, die in C-Muster
großen Stückzahlen produziert werden, Das C-Muster ist das Freigabemuster, mit
möglich. dem die Erprobungen des Fahrzeugherstel-
lers zur "Technischen Freigabe" durchge-
Projektstart führt werden. Mit diesem Steuergerät wer-
In einem Blockschaltbild sind alle Funktio- den alle Spezifikationen sicher erreicht. Mit
nen, die das zu entwickelnde Steuergerät der Erzeugnisfreigabe wird die Entwick-
erfüllen muss, beschrieben. Daraus können lungsphase abgeschlossen. Soweit möglich,
folgende Punkte geklärt werden: werden die C-Muster mit serienmäßigen
• Festlegung des Umfangs für die Hardware, Werkzeugen und seriennahen Fertigungs-
• Kostenschätzung für die Hardware, verfahren hergestellt.
• Entwicklungsaufwand und
• Werkzeugkosten. D-Muster
Das D-Muster ist das Vorserienmuster, an
Hardwaremuster dem zusätzlich das Serien-Typenschild mit
Nach dem Projektstart werden Hard- Freigabenummer angebracht ist. Mit
waremuster aufgebaut, die einer Qualitäts- D-Mustern werden Vorserienfahrzeuge für
prüfung unterzogen werden. Die Muster Fahrzeuggroßversuche ausgerüstet. Diese
können als Vorstufen des Serien-Steuer- Steuergeräte werden mit serienmäßigen
geräts vier Kategorien zugeordnet werden. Fertigungsverfahren und unter Serienbedin-
Steuergeräteentwicklung Hardwareentwicklung 335

gungen montiert und geprüft. Mit ihnen


Entwicklungsprozess tor die Hardware
wird der Nachweis der Fertigungssicherheit
erbracht. a

~
IS2
Vorbereitung
vcc
Die Vorbereitungen für das B-Muster begin-
nen mit dem Projektstart: ::::
o.
• Festlegung der Steckerbelegung,
• Festlegung des Gehäuses,
• Auftrag und Entwicklung für neue Schal- GND
e'f
GND GND
R2

tungsmodule (Funktionsgruppen),
• Erstellen des Schaltplans, b
• Festlegung der Bauelemente (nur freigege-
bene Bauelemente dürfen vorgesehen
werden oder sie müssen noch freigegeben
werden).

Bei der Auswahl der Schaltungsmodule (z. B.


in einen IC integrierte Auswerteschaltung
der Klopfsensoren) wird geprüft, ob schon
bestehende Schaltungen - gegebenenfalls
mit Abänderungen - verwendet werden
können. Ansonsten müssen neue Module c
entwickelt werden.

Schaltplan und Stückliste


Mit einem CAD-System (Computer Aided
Design) wird der Schaltplan (Bild 1 a) mit
der Stückliste der eingesetzten Bauelemente
erstellt. In der Stückliste sind für jedes Bau-
element auch folgende Punkte festgelegt:
• die Bauelementgröße,
• die Pinbelegung,
• Geometrie im Layout (Landgeometrie),
• das Gehäuse sowie
• der Lieferant und die Lieferbedingungen.

Layout
e
Für die Leiterplattenherstellung wird ein
Layout (Bild 1 b) benötigt. Es spiegelt die
Leiterbahnen und die Anschlusspins der
Bauteile wider.

Das Layout wird auf einer CAD-Anlage Bild 1


aSchaltplan
erzeugt. Die Daten des Schaltplans werden
b layout
übernommen und konvertiert. Die nun c Le.lerplallen-
erzeugte Netzliste (Verbindungsliste der herstellung
Bauelemente) gibt Auskunft darüber, wie die d Musteraufbau
Bauelemente miteinander verbunden sind. e Prüfungen
336 Steuergeräteentwicklung Hardwareentwicklung

Aus dieser Netzliste und aus den CAD- Nach dem Bestücken werden die Bauele-
Daten für die Bauelemente (Bauteilgröße mente gelötet. Alternativ stehen zwei Verfah-
und Anschlussbelegung) kann das Layout ren zur Verfügung:
erzeugt werden. • das Wellenlöten oder
• das Reflowlöten.
Bei der LayoutersteIlung gibt es Vorgaben,
die berücksichtigt werden müssen. Bei der Prüfen der bestückten Leiterplatte
Platzierung von Bauelementen sind dies Elcktri ehe Prüfung
z. B. folgende Punkte: Die bestückte und gelötete Leiterplatte muss
• Die in Bauelementen entstehende Verlust- getestet werden. Hierzu werden elektrische
leistung (Möglichkeit zur Wärme- Prüfvorschriften erstellt, die auf einem
ableitung), Rechner ablaufen. Diese automatische Prü-
• EMV-Einflüsse (Elektromagnetische fung testet die Vollständigkeit der Be-
Verträglichkeit), stückung sowie die Funktionsfähigkeit der
• günstige Anordnung der Bauelemente Schaltung.
zum Stecker,
• Einhalten von Sperrflächen Thcrm graphie
(Bauteilgröße ), Thermographische Aufnahmen der Leiter-
• Bestückbarkeit durch Bauteileautomaten, platte zeigen die Wärmeentwicklung der
• Prüfpunkte und Bauelemente im Betrieb (Bild 2). Die
• Platzbedarf für Prüfadapter und visuelle unterschiedlichen Temperaturbereiche wer-
Prüfsysteme. den auf dem Film mit verschiedenen Farben
dargestellt. Damit können Bauelemente
Leiterplatte entdeckt werden, die zu warm werden. Die
Mit den Daten des Layouts können Filme Kenntnisse darüber fließen in die Ände-
für die Leiterplattenherstellung (Bild 1 c) an- rungsliste vom B- zum C-Muster ein. Mit
gefertigt werden. Mit den Filmen werden Layoutänderungen (z. B. Wärmedurchkon-
die "rohen", mit einer fotoempfindlichen taktierung) kann die Wärmeentwicklung
Schicht versehenen Leiterplatten belichtet, reduziert werden.
entwickelt und geätzt. Die einzelnen Lagen
der Multilayer-Leiterplatte werden überei-
nander gelegt und gehärtet.
Thermographische Aufnahme der Leiterplaltc
Im Anschluss daran wird auf die Leiterplatte
die Lötstoppmaske und ein Carbonlack auf-
gebracht.

Musteraufbau
Die fertige Leiterplatte muss mit den Bau-
elementen bestückt werden (Bild 1 d). Das
geschieht bei den Mustersteuergeräten im
Musterbau. Aufgrund der Miniaturisierung
der Bauelemente und der hohen Integra-
tionsdichte auf der Leiterplatte ist ein ma-
Bild 2 schinelles Bestücken auch der Mustergeräte

I
Motorsteuergerat
mit einem Bestückungsautomaten unum- ~

-~~--------~..
Bet"ebsspannung
l = 14 V
gänglich. Der Automat wird von den CAD-
Leerlauf Daten des Layouts gesteuert. ~
,,= 1000 mln- !
Steuergeräteentwicklung Hardwareentwicklung 337

Elekt romagnctisch Prüfung Die Fahrzeugmessungen haben den Nachteil,


Mit einer Magnetfeldsonde können die auf dass sie erst durchgeführt werden können,
der Leiterplatte erzeugten elektromagneti- wenn die Entwicklung des Fahrzeugs und
schen Felder abgetastet werden (Bild 1 e). der Elektronik schon weit fortgeschritten ist.
Die Auswertung geschieht mit dem Pe. Die Eingriffsmöglichkeiten bei unbefriedi-
Unterschiedliche Feldstärken sind durch gendem EMV-Verhalten sind deshalb in die-
verschiedene Farben gekennzeichnet. Gege- sem Stadium stark eingeschränkt. Daher
benenfalls müssen Layoutänderungen vorge- sind frühzeitige Labormessungen sehr wich-
nommen und zusätzliche Bauelemente vor- tig, weil damit schon im Vorfeld Messungen
gesehen werden, die die Abstrahlung von mit den Hardwaremustern möglich sind.
elektromagnetischen Feldern vermindern.
Die EMV-Messungen werden bei verschie-
Auch diese Untersuchungen werden bereits denen Frequenzen und unterschiedlich
am B-Muster durchgeführt, damit die erfor- hohen elektrischen Feldstärken vorgenom-
derlichen Änderungen im C-Muster berück- men. Untersucht wird die Störsicherheit
sichtigt werden können. der Ausgangssignale (z. B. Zündungssignale,
Einspritzsignale) gegenüber der Ein-
EMV- \es. ungcn strahlung sowie das Abstrahlverhalten.
Messungen in der EMV-Messzelle oder
EMV-Messhalle (Bild 3) prüfen das Verhal-
ten des Steuergeräts auf elektromagnetische
Einstrahlung und Abstrahlung. Messungen
werden sowohl am eingebauten Steuergerät
(Fahrzeugmessungen) als auch im Labor
(z. B. Stripline-Verfahren) durchgeführt.

Fahrzeug in der EMV·Messhalie


338 Steuergeräteentwicklung Funktionsentwicklung

Für jede Klasse von Sensoren und Aktoren


An Fahrzeugantriebe werden heute hohe wird eine allgemeingültige Schnittstelle mit
Anforderungen bezüglich Fahrbarkeit und physikalischer Bedeutung geschaffen. über-
Verbrauch gestellt. Damit diese Forderungen geordnete Steuerungsfunktionen setzen
auch bei Erfüllung einer immer strengeren ohne Kenntnis der verwendeten Ausprägung
Abgasgesetzgebung kostengünstig erfüllt der Komponente darauf auf und überlassen
werden können, bedarf es des optimalen die Detailbehandlung spezieller Eigenschaf-
Zusammenspiels der Motorsteuerung mit ten der Komponente der darunter liegenden
dem gesamten Antrieb, einer Vielzahl von Funktionsebene, dem so genannten Kom-
Sensoren und Aktoren und deren Diagnose. ponentenpaket. Dort wird ein optimales
Da im Gegensatz zu früheren Lösungen Zusammenspiel zwischen der mechanischen
keine direkte mechanischer Beeinflussung Komponente - also dem Sensor oder
der Aktoren bei Änderung der Umgebungs- Aktor -, der Auswerte- oder Ansteuerhard-
bedingungen möglich ist, stellt das elektro- ware und der hardwarenahen Software
nische Motorsteuergerät und damit die sichergestellt. Neben notwendigen Maß-
darin ablaufende Steuersoftware die einzige nahmen wie Schutz gegen zu hohe Tempe-
Verbindung zwischen Sensoren und Aktoren raturen oder zu hohe Betriebsspannungen
dar. Folglich werden die Gebrauchseigen- sind auch die Korrektur nichtlinearer Kenn-
schaften eines Fahrzeugs in erheblichem linien und die Umrechnung in die gewählte
Umfang durch die in der Motorsteuerung physikalisch basierte Komponentenpaket-
implementierten Algorithmen und deren schnittstelle hier angesiedelt. So ist z. B. der
Qualität bestimmt. übergang von einem pneumatischen auf
Die Bereitstellung dieser Algorithmen ist einen elektrischen Stellantrieb ohne Ände-
Aufgabe der Funktionsentwicklung rung der übergeordneten Steuerungsfunk-
tionen darstellbar.
Anforderungen an Funktionen Dieses Konzept ist Voraussetzung für
den Einsatz ähnlicher Komponenten unter-
Moderne Steuerungen müssen auch auf schiedlicher Generationen und Hersteller
der Funktionsseite modular aufgebaut sein, bei minimaler Rückwirkung auf das
um die Vielzahl der Varianten von Motor- Gesamtsystem.
konfigurationen wie z. B. Zylinderzahl, Ein-
spritzverfahren, verwendete Sensoren oder Entwicklungsprozess
Abgaskonzepte beherrschbar zu gestalten.
Eine hierarchische Gliederung in Subsys- Bei neuen Anforderungen eines Kunden-
teme (Luft-, Kraftstoff-, Abgassystem) mit oder Plattformprojekts z. B. bezüglich Ein-
stabilen Schnittstellen ermöglicht dabei eine satz neuer Komponenten wird geprüft, wie
parallele und damit schnelle Entwicklung, eine Lösung aussehen könnte und welche
was bei dem heutigem Innovationstempo in Funktionen betroffen sind. Dabei sollte
der Automobilbranche eine immer höhere möglichst die bestehende Funktionsstruktur
Bedeutung erlangt. beibehalten werden, um die Schnittstellen
und damit das Zusammenspiel mit anderen
Funktionen und anderen Projekten nicht zu
gefährden. Sind die nötigen Algorithmen
bekannt und im Steuergerät realisierbar, er-
folgt eine Schätzung des Entwicklungsauf-
wands, der Kosten und des Fertigstellungs-
termins. Nach Diskussion mit den internen
und externen Kunden (z. B. Fahrzeugher-
Steuergeräteentwicklung Funktionsentwicklung 339

steiler) erfolgt die Beauftragung durch den


Kunden und eine verbindliche Zusage des Nach Fertigstellung werden alle neuen Soft-
Fertigstellungstermins. waremodule in einen Programmstand für
ein bestimmtes Fahrzeugprojekt integriert.
Erst dann ist ein realer Test im Fahrzeug
Falls die verfügbaren Algorithmen zur möglich, der in drei Schritten abläuft.
Lösung der Aufgabe nicht ausreichen, wird • Der Funktionsentwickler prüft die
bei entsprechend hoher Bedeutung eine Übereinstimmung zwischen SpezifIkation
Neuentwicklung mit Grundsatzmessungen und vorliegender SW-Realisierung.
an Fahrzeug- oder Motorprüfstand begon- • Der Funktionsentwickler vergleicht die
nen. Das daraus resultierende Konzept wird Realisierung mit der Kunden- oder
in einer Konzeptdurchsprache mit Teilneh- Projektanforderung.
mern aus Funktionsentwicklung, Systement- • Funktionsentwicklung und Applikation
wicklung und Applikation auf physikalische beurteilen gemeinsam während einer
Richtigkeit, Widerspruchsfreiheit, Realisier- Erstinbetriebnahme, ob die gewählte
barkeit in der verfügbaren Motorsteuerung Lösung ausreichend gut applizierbar und
und voraussichtliche Applizierbarkeit ge- somit auch für andere Projekte anwend-
prüft. bar ist.

Diese Überprüfungen können zu einer


Danach erfolgt die Umsetzung des Konzepts mehr oder weniger großen überarbeitung
durch Erstellung einer SpezifIkation für der gewählten Lösung führen. Ziel ist jedoch
jede Funktion. Nach Offline-Simulation kri- immer, Fehler so früh wie möglich im Ent-
tischer Teile mit Fahrzeugmessdaten werden wicklungsprozess zu fInden, um die Aus-
diese Funktionen zusammen mit einer wirkung auf Termine, Kosten und Qualität
Dokumentation, die verbale Beschreibung beherrschbar zu gestalten.
und Applikationshinweise umfasst, als
FunktionsdefInitionen (FDEF) in eine
zentrale Datenbank eingestellt. Nach diesen Tests werden die Funktionen
Funktionsreviews mit einem anderen in Form eines Programmstands an den
Funktionsentwickler verhindern die Wieder- Kunden ausgeliefert. Bei neuen Konzepten
holung bereits bekannter Fehler. oder großem Änderungsumfang unterstützt
der Funktionsentwickler zusammen mit der
Applikation die Inbetriebnahme beim
Nun werden die Funktionen von der Soft- Kunden durch Präsentation des gewählten
ware-Entwicklung entweder automatisch Konzepts und Diskussion der Applikations-
codegeneriert oder bei kritischen Funktio- vorgehensweise am Motorprüfstand oder
nen von Hand codiert. Ein Codereview auf einer Sommer- oder Wintererprobung.
minimiert auch hier die FehlerhäufIgkeit.
340 Steuergeräteentwicklung Softwareentwicklung

Software-Qualität
Die meisten Innovationen im Fahrzeug er-
Vom Assembler ... geben sich durch die Nutzung der Elektro-
Als die ersten Mikrocontroller in Steuer- nik. Früher wurde die Software als "An-
geräten eingesetzt wurden, hatten die Pro- hängsel" der Hardware betrachtet. Im Laufe
gramme einen Umfang von 4 kByte oder der Zeit kam der Software aber eine immer
sogar noch weniger. Die Speicherchips hat- größere Bedeutung zu. Mit der Komplexität
ten damals nicht mehr Kapazität. Aus die- der mikrocontrollergesteuerten elektroni-
sem Grund mussten die Programme auch schen Systeme wurde die Softwarequalität zu
mit einem Platz sparendem Code erstellt einer immer wichtigeren Säule bei der Soft-
werden. Die meist verwendete Program- wareentwicklung. Denn Defekte durch un-
miersprache war der "Assembler". Die ausgereifte Software schaden dem Image
Befehle dieser Sprache sind "Mnemonics", einer Marke und treiben Garantiekosten in
sie entsprechen dem Maschinencode des die Höhe.
Mikrocontrollers. Allerdings sind Assemb-
ler-Programme in der Regel schwer zu lesen
und zu pflegen. Als Verbesserungsmodell für die Prozesse in
Im Laufe der Zeit wurde die Kapazität der der Softwareentwicklung wird das CMM
Speicherchips immer größer und die Funk- (Capability Maturity Model) verwendet. Es
tionalität der Motorsteuerung immer kom- stellt ein Rahmenwerk dar, das die Elemente
plexer. Der wachsende Funktionsumfang eines effektiven Softwareprozesses aufzeigt.
machte eine Modularisierung der Software Es beschreibt einen evolutionären Pfad von
unumgänglich. Das Steuergeräteprogramm einem ungeordneten zu einem reifen,
ist in Module gegliedert, die jeweils ganz disziplinierten Prozess und unterstützt
bestimmte Funktionen beschreiben (z. B. • die Charakterisierung des Reifegrads der
Lambda-Regelung, Leerlaufregelung). Diese Prozesse,
Module sollen natürlich nicht nur in einem • die Festlegung von Zielen für Prozess-
einzigen, sondern für viele Projekte verwen- verbesserungen und
det werden. Deshalb sind definierte Schnitt- • das Setzen von Prioritäten für durch-
stellen für die Ein- und Ausgangsgrößen der zuführende Aktionen.
Funktionen wichtig. Die Assemblerpro-
grammierung stößt damit an die Grenzen
ihrer Leistungsfähigkeit. Software wird bei Bosch nicht nur in
Deutschland, sondern weltweit an verschie-
... zur Hochsprache denen Standorten entwickelt. Innerhalb die-
Für die derzeitigen Anforderungen an die ses internationalen Entwicklungsverbunds
Softwareentwicklung ist der Einsatz von wird der gleiche Entwicklungsprozess an-
Hochsprachen unumgänglich. Mittlerweile gewandt. Damit gelten für Bosch weltweit
ist die gesamte Software eines Motorsteue- hohe Qualitätsstandards für die Software.
rungssystems in einer Hochsprache - vor-
nehmlich in der Programmiersprache C - Software-Sharing
erstellt. Die Hochsprachenprogrammierung Durch die Modularisierung und Festlegung
gewährleistet: definierter Schnittstellen können auch
• Pflegbarkeit der Software, "fremde" Software-Module in die Steuer-
• Modularität, geräteprogramme eingebunden werden. Da-
• Austauschbarkeit von Software-Paketen, mit kann ein Fahrzeughersteller seine eigene
• Unabhängigkeit der Software von dem im Software für verschiedene Fahrzeugtypen
Steuergerät eingesetzten Mikrocontroller. verwenden. Software wird damit zum "Wett-
bewerb differenzierenden Faktor".
Steuergeräteentwicklung Softwareentwicklung 341

Erstellung des Programmeodes Compiler gestartet. Es entsteht ein "Objekt-


Grundlage für die Softwareentwicklung sind code", der jedoch für Speicheradressen noch
die Funktionsdefinitionen (FDEF), die von keine absoluten, sondern nur relative Werte
der Funktionsentwicklung erstellt werden. enthält.
Diese Dokumente beschreiben die Steuer-
gerätefunktionen (z. B. Lambda-Regelung), Linker
die von den Software-Ingenieuren in ein Wenn alle zu einem Gesamtprogramm
Programm umgesetzt und anschließend zu gehörenden Module erstellt und compiliert
einem lauffähigen Steuergeräte-Gesamt- sind, können alle Objektcodes zu einem
programm zusammengesetzt werden. lauffähigen Programm zusammengebunden
werden. Diese Aufgabe übernimmt der
Qucllcode-Er teilung Linker. Der Linker greift auf eine Datei zu,
Für jede Funktion wird ein Modul- ein Be- in der alle zu verbindenden Module einge-
standteil des Gesamtprogramms - erstellt. tragen sind. In dieser Datei sind auch die
Die Erstellung des Quellcodes für die Speicherbereiche für die Daten- und Pro-
Module erfolgt am PC mit einem Texteditor grammspeicher aufgelistet. Damit können
(Bild 1). Der Quellcode enthält im Wesent- alle in den einzelnen Modulen aufgeführten
lichen die eigentlichen Programmbefehle relativen Adressen durch absolute Werte
sowie Dokumentationen, die die "Les- ersetzt werden.
barkeit" des Programms unterstützen Das Ergebnis des Linklaufs ist ein auf dem
(Programmpflege ). Zielsystem - dem Steuergerät -lauffähiger
Programmcode.
Compiler
Der erstellte Quellcode muss in einen vom Modularchivierung
Mikrocontroller ausführbaren Maschinen- Die Software unterliegt schnellen Änderun-
code übersetzt werden. Hierzu wird der gen. Damit ausgelieferte Programmstände
zuverlässig reproduziert werden können ist
Von der FDEF zum programmierten Steuergerät es wichtig, die Module zu archivieren.
Archivierungssprogramme erlauben, für
jedes Modul alle Änderungen zu verfolgen.

~
........ . Für jeden archivierten Programmstand kann
, -->__'."";;'.1-
""::1 . die Liste der verwendeten Module angezeigt
.:::r
' ~-l und wieder ausgelagert werden.

Messplatz

~ Der vom Linker erzeugte Programmcode


muss im Labor getestet werden, bevor das
mit diesem Code programmierte Steuergerät
im Fahrzeug eingesetzt werden kann.
Zunächst müssen die neu erstellten Module
,10000000921A854CFi5 bis ins kleinste Detail getestet werden. Im
: 10001 [)(J()53.ot'!J612D22
ID00200031C36992BS nächsten Schritt muss überprüft werden, ob
-,0003000AB746CC7CO
;1OO().40007391EiF4351
;1000!0X1C28A6S1Of5
alle Module störungsfrei im Gesamtverbund
arbeiten.
Für den Test steht ein mit vielerlei Mess-
mitteln ausgestatteter Messplatz zur Ver-
fügung (Bild 2, nächste Seite).
342 Steuergeräteentwicklung Softwareenlwicklung

Steuergerät mit ETK Im LabCar sind auch alle Aktoren eingebaut,


Für den Labortest wird ein speziell aufge- die vom Steuergerät angesteuert werden.
bautes Labormuster eingesetzt. Vom Serien- Wichtig ist hierbei die elektronische Dros-
muster unterscheidet es sich durch einen selklappenvorrichtung, da die Rückmeldung
IC-Sockel anstelle des eingelöteteten Flash- dieser Komponente vom Steuergerät ständig
EPRO M. Auf diesen Sockel kann ein "elekt- überwacht wird. Ohne angeschlossene
ronischer Tastkopf" (ETK) gesetzt werden, Drosselklappe ist kein Fahrbetrieb möglich.
der das EPROM durch ein RAM simuliert. Die Wegfahrsperre (Immobilizer) muss
Dadurch ist es möglich, Daten und Pro- ebenso am Steuergerät angeschlossen sein,
gramm "online" zu verändern. Die Steue- damit ein Fahrbetrieb möglich ist. Die
rung erfolgt über einen Pe. elektrischen Signale werden simuliert.
Mit dem LabCar ist es damit möglich, das
LabCar Fahrzeug zum Zweck der überprüfung des
Das Steuergerät erhält im Fahrzeugbetrieb Steuergeräteprogramms zu simulieren.
Eingangssignale von Sensoren und Sollwert-
gebern. Ausgangssignale steuern die im Steckadapter
Fahrzeug verbauten Aktoren an. Im Labor- Im Kabelbaum, der LabCar und Steuer-
betrieb werden die Sensorsignale simuliert. gerät verbindet, sitzt ein Steckadapter. Jede
Die hierzu notwendigen Spannungsgenera- Leitung des Kabelbaums wird auf eine
toren (z.B. Impulse des induktiven Dreh- Buchse des Steckadapters geführt. Damit ist
zahlsensors ) oder Hardwarebeschaltungen jedes Signal, das vom Steuergerät weg- oder
(z. B. Widerstandskaskade zur Simulation hinführt, für Messzwecke zugänglich (z. B.
Bild 2 des Temperatursensors) sind in einer Messen des Spannungsverlaufs eines An-
1 LabCar (Laborau to) "Blackbox", dem LabCar (Laborauto) unter- steuersignals mit einem Oszilloskop).
2 TRS 4,22·Schnrll· gebracht.
slelle
3 INCAVM E
Messplatz Wr den Softwarelest
(Applikallonstool)
4 Drosselvorrrchtung
(EGAS)
5 Immoblhzer
(Wegfahrsperre)
6 Steckadapler
7 K' Lertung (seroeIl
E.ndrahtschMt·
sielle)
8 Motorsteuergerat
mIt eleklronischem
Tastkopf (ETK)
9 Senelle SchOllIsteile
(RS232)
10 Parallelschnrllstelle
(Centronrcs Unk, 9
kabel , mrt zusätz·

~ 11
lichen l,chlle,tern)
11 Pe (Molormodell. 10

~
Steuerung LabCar)
12 Senelle Sehnrllstelle
(RS232) 12
13 Pe (Messrcchner, •
Berslcllreehn.r lür
automatische Test·
steuerung)
Steuergeräteentwicklung Softwareentwicldung 343

Emulatorbetrieb aufgezeichnet werden, zum anderen lässt


An das Steuergerät (mit gesockeltern Mikro- sich der Schreib- und Lesezugriff auf den
controller) wird ein Emulator angeschlos- externen Datenspeicher verfolgen. Der Zu-
sen. Der Emulator ersetzt den Mikrocontrol- griff auf den im Mikrocontroller integrier-
ler des Steuergeräts, das Steuergerätepro- ten Datenspeicher ist allerdings nicht
gramm läuft nun im Emulator ab. möglich.
Mit einem PC wird der Programmcode in Am Logic-Analysator können Triggerbe-
den Emulator geladen. Über diesen PC läuft dingungen (z. B. Erreichen einer definierten
auch die Steuerung des Emulators: Adresse, Speichern eines bestimmten Wertes
• Das Programm kann an einer definierten in eine Speicherzelle) eingestellt werden.
Adresse gestartet werden. Nach Erreichen der Triggerbedingung kann
• Es können "Breakpoints" gesetzt werden der Programmablauf zurückverfolgt werden.
(d. h., das Programm stoppt an einer
defmierten Stelle). Emulator und Logik-Analysator bieten ähn-
• Der Programmablauf kann nach Er- liehe Möglichkeiten. Der Vorteil des Logic-
reichen des Breakpoints zurückverfolgt Analysators liegt darin, dass er den Ablauf
werden (Trace) und es können bei jedem des Programms nicht beeinflusst (Echtzeit)
Programmschritt Speicherinhalte aus- und im Fahrzeug eingesetzt werden kann.
gelesen und verändert werden.
• Es können Triggerbedingungen definiert Automatischer Test
werden; der Programmablauf kann vor Der Laborauto-Messplatz (LabCar) bietet
und nach dem Triggerpunkt überprüft neben einer manuellen Überprüfung von
werden. Steuergeräteprogrammen auch die Möglich-
• Es können interne Signale und Register keit, durch einen automatischen Testablauf
(Prozessorregister), die sonst nicht zu- den Zeitaufwand für die Durchführung ins-
gänglich sind, ausgelesen werden. besondere bei Wiederholungsprüfungen er-
• Mit dem Einzelschrittbetrieb können heblich zu reduzieren. Das Steuergerät wird
Programmsequenzen Schritt für Schritt dabei in einem geschlossenen Regelkreis
abgearbeitet und der Ablauf verfolgt (closed loop) betrieben. Zurzeit kommen
werden. vier verschiedene Tests zur Anwendung:
• Daten und auch Programmcode können 1. Der am häufigsten angewandte Plausibi-
verändert werden, um für Testzwecke den litätstest ist ein "Grobcheck" der wichtigs-
Programmablauf zu manipulieren. ten Steuergerätefunktionalität; er über-
prüft alle Eingangsgrößen elektrisch und
Das Setzen von Triggerbedingungen und die physikalisch sowie Einspritzung und
Aufzeichnungsmöglichkeit ermöglicht es, Zündung, Drosselklappenverlauf und die
den Programmablauf gezielt in Abhängig- maximale Laufzeitbelastung des Steuer-
keit der Eingangssignale zu überprüfen. geräts.
Damit kann jeder Verzweigungspfad an- 2. Der OBD-Test (On-Board-Diagnose)
hand der Funktionsdefinitionen überprüft überprüft durch Fehlersimulationen die
werden. wichtigsten Steuergerät-Diagnosefunk-
tionen und das Fehlermanagement.
Logic-Analysator 3. Der CAN -Test überprüft Botschaftssignale
Eine andere Möglichkeit, den Programm- bezüglich Wertebereich und Referenz-
ablauf zu verfolgen, bietet der Logic-Analy- signal.
sator. Er wird über einen Adapter so ange- 4. Der Start-/Stopp-Test überprüft Ein-
schlossen, dass er den Datenverkehr auf den pritzung und Zündung bei Steuergeräte-
Adress- und Busleitungen "mithören" kann. Start- und Stoppvorgängen. Hier wird
Damit kann zum einen der Programmablauf u. a. die Batteriespannung variiert.
344 Steuergeräteentwicklung Applikation

Applikation Datenparametrierung
Im nächsten Schritt muss die elektronische
Damit ein Pkw die vom Fahrer erwarteten Steuerung - die Motronic - an den Motor
Anforderungen erfüllt, ist ein hoher Ent- angepasst werden. Das ist Aufgabe der
wicklungsaufwand insbesondere bezüglich Applikation bei Bosch. Applikation bedeutet
des Motors nötig. Anpassung eines Motors an ein bestimmtes
In der Regel greift der Fahrzeughersteller Fahrzeug.
bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs
auf einen Grundmotor zurück. Bei diesem Das Steuergeräteprogramm besteht aus dem
Motor liegen die wichtigsten Größen fest. eigentlichen Programm sowie einer Vielzahl
Zum Beispiel: von Daten. Es erfüllt die im Pflichtenheft
• Das Verdichtungsverhältnis und (Funktionsrahmen) vorgegebenen Forde-
• die Ventilsteuerzeiten (bei Motoren mit rungen, die Applikation muss noch die An-
variabler Nockenwellensteuerung können passung der Daten an die Motor- und Fahr-
die Ventilsteuerzeiten im Betrieb verstellt zeugvariante vornehmen.
werden) In der Applikationsphase müssen alle
Daten - auch als Parameter bezeichnet - so
Die Peripherie des Motors muss an die Ein- angepasst werden, dass ein bestmöglicher
bauverhältnisse angepasst werden. Das gilt Fahrbetrieb sichergestellt wird. Wichtige Be-
insbesondere für wertungskriterien sind:
• das Ansaugsystem und • schadstoffarmes Abgas (Erfüllung der
• das Abgassystem. gültigen Abgasnorm),
• hohes Drehmoment und hohe Leistung,
Weitere wichtige Punkte müssen in Abspra- • geringer Kraftstoffverbrauch und
che mit der Applikation bei Bosch festgelegt • hoher Fahrkomfort.
werden (z. B. Anbauort der Klopfsensoren).

Applikationsaufbau

Bild 1
I Motorsteuergerät
2 MAC (Mess' und
Applikahonsgerät
Comp.ct Sorie)
3 Laptop
4 Lambda·Scan
(MessschMtstelle
fur 8rMband·
Lambda·Sonde) >-
5 Thermo- Scan
0
...
(Messschnltlstelfe '"0
ur
für Temperatur- iJi
~
sensoren)
Steuergeräteentwicklung Applikation 345

Ziel der Applikation ist es, dass die zuvor ge- Applikationstools
nannten Kriterien möglichst optimal erfüllt Ein großer Anteil der Applikationsarbeiten
werden, d. h. ein bestmöglicher Kompromiss wird mit PC-gestützten Applikationstools
der teilweise konkurrierenden Anforderun- (d. h. Applikationswerkzeuge ) gemacht. Sie
gen erzielt wird. ermöglichen den Eingriff in die Software
Hierzu steht ein Datensatz mit bis zu der Motorsteuerung. Ein Applikationstool
5500 anzupassenden "Labeln" zur Verfü- ist das System INCA (Integrated Calibration
gung. Diese Label gliedern sich in and Acquisition System, d. h. integriertes
• einzelne Kennwerte (z. B. Temperatur- Kalibrier- und Aufnahmesystem). INCA ist
schwelle zum Aktivieren einer Funktion), ein System mehrerer Tools. Es gliedert sich
• Kennlinien (z. B. temperaturabhängige in folgende Teile:
Drehzahlschwelle zum Einschalten einer • Das Kernsystem beinhaltet alle Mess- und
Funktion, temperaturabhängige Zünd- Verstellfunktionen.
winkelverstellung) und • Die Offline Tools (Standardumfang) um-
• Kennfelder (z. B. Zündwinkelkennfeld fassen die Software zur Messdatenaus-
als Funktion der Motorlast und Motor- wertung, das Verstelldatenmanagement
drehzahl). und das Programmierwerkzeug für den
programmierbaren Festwertspeicher
Zunächst sind Arbeiten am Motorprüfstand (Flash-EPROM).
erforderlich. Bei dieser Basisanpassung wird
z. B. das Zündwinkelkennfeld bestimmt. Das für Applikationszwecke eingesetzte
Nachdem mit der Basisanpassung die Steuergerät enthält anstelle des Programm-
Grundlage für erste Fahrzeugversuche gelegt speichers (EPROM) einen Emulatortastkopf
ist, erfolgt die Applikation aller das Fahrver- (ETK, auch als elektronischer Tastkopf be-
halten beeinflussenden Parameter. Dies ge- zeichnet), in dem das Steuergeräte-EPROM
schieht überwiegend am Fahrzeug. und -RAM nachgebildet wird. Somit hat das
INCA-System Zugriff auf diese Daten.
Die Optimierungsmöglichkeiten bei Diese Speicheremulation bildet die derzeit
Motronic-Systemen sind so umfangreich leistungsfähigste Schnittstelle des Steuer-
und komplex geworden, dass viele Funktio- geräts zur Ankopplung von Applikations-
nen nur noch durch den Einsatz von auto- geräten.
matischen Optimierungsmethoden und
von leistungsfähigen Werkzeugen (Tools) Eine einfachere Ankopplung von Applika-
möglich sind. tionsgeräten (Laptop) an das Steuergerät
unterstützt das MAC (Mess- und Applika-
tionsgerät Compact Serie). Der Anschluss
erfolgt über die K-Leitung der Diagnose-
schnittstelle oder - sofern vorhanden - über
den ETK (Bild 1).

Anhand eines typischen Applikationsablaufs


soll hier gezeigt werden, wie die Applika-
tionstools arbeiten (Bild 2, nächste Seite).
346 Steuergeräteentwicklung Applikation

Ablauf einer Softwareapplikation Arbeitsschrilte der Applikation


Definieren des gewü nschten Verhaltens.
Die gewünschten Eigenschaften (z. B. Dyna- Definieren des
mik, Geräusch, Abgaszusammensetzung) gewünschten Verhaltens
werden vom Motorenhersteller und von der
(Abgas- ) Gesetzgebung vorgegeben. Ziel der
Applikation ist es, das Verhalten des Motors
so zu verändern, dass diese Forderungen
erfüllt werden. Dazu sind Versuche im Fahr-
zeug oder am Motorprüfstand erforderlich.

Vorbereitung
Für die Applikation werden spezielle Motor-
steuergeräte mit Emulatortastkopf (ETK)
verwendet. Sie bieten gegenüber den im
Serienfahrzeug verwendeten Steuergeräten Herausfinden von
die Möglichkeit, Werte, die sich im norma- Eingriffsmöglichkeiten
len Betrieb nicht ändern (Parameter), zu
beeinflussen. Wichtig ist es, bei der Vorberei-
tung die geeignete Schnittstelle hardware-
und/oder softwareseitig auszuwählen und
einzurichten.
Abändern
Zusätzliche Messeinrichtungen (z. B. Tem-
veschiedener Parameter
peratursensoren, Strömungsmessgeräte )
lassen über die INCA-Hardware wie z. B.
• Thermo-Scan (für Temperaturmessung),
• Lambda-Scan (für Abgasmessung),
• Baro-Scan (für Druckmessung) und
• ND-Scan (für weitere Analogsignale)

die Erfassung weiterer physikalischer


Größen für spezielle Versuche zu.

Fe tstellen u nd D okumenl iere n des


tatsächlichen Systemverhalre ns
Das Erfassen von bestimmten Messwerten
erfolgt mit dem INCA-Kernsystem. Diese
können z. B. als Ziffern oder Kurven auf
dem Bildschirm angezeigt und ausgewertet
werden (Bild 3).
Die Messwerte können nicht nur am
Programmierung
Ende, sondern auch während der Messung
weiterer Steuergeräte
beobachtet werden. Somit kann das Verhal-
ten des Motors bei Veränderungen (z. B. der
Abgasrückführrate) untersucht werden. Sie
lassen sich auch zur Dokumentation bzw. Serienfreigabe
späteren Analyse bei einmaligen kurzen Vor-
gängen (z. B. Motorstart) aufzeichnen.
Steuergeräteentwicklung Applikation 347

Herau finde n von Eingri ffsmöglich keiten Dokumentation ist wichtig, weil sich
Mithilfe der Dokumentation zur Steuer- mehrere Personen parallel und zu unter-
gerätesoftware (Funktionsrahmen) kann schiedlichen Zeiten mit dem System Motor
festgestellt werden, durch welche Parameter befassen.
das Verhalten des Systems günstig beein-
flusst werden kann. Doku mentiere n de r modifizierten
Paramete r
Abändern ve rschiedener Parameter Auch die Änderungen der Parameter werden
Die in der Steuergerätesoftware enthaltenen verglichen und dokumentiert. Dies ge-
Parameter können numerisch (als Tabellen) schieht mit dem Offline Tool "Applikations-
oder grafisch (als Kurven) am PC dargestellt datenmanager" ADM (auch Calibration
und verändert werden. Dabei wird das Sys- Data Manager, CDM, genannt).
temverhalten ständig kontrolliert. Die Applikationsdaten von verschiedenen
Bearbeitern werden verglichen und durch
Alle Parameter können bei laufendem Kopieren zu einem Datensatz zusammen-
Motor verändert werden, sodass die Auswir- geführt.
kungen sofort spürbar bzw. messbar sind.
Bei einmaligen kurzzeitigen, nicht konti- Programmierung weiterer te uergeräte
nuierlichen Vorgängen (z. B. Motorstart) ist Die neu ermittelten Parameter können auch
es kaum möglich, die Parameter während in anderen Motorsteuergeräten für die wei-
dieser Zeit anzupassen. Hier ist es erforder- tere Applikation verwendet werden. Dazu
lich, in einem Versuch den Vorgang aufzu- muss der Festwertspeicher (Flash-EPROM)
zeichnen, die Messdaten in einer Datei abzu- dieser Steuergeräte neu programmiert wer-
speichern und anschließend anhand dieser den. Dies geschieht mit dem im INCA-Kern-
Aufzeichnung die zu verändernden Para- system integrierten Tool "Programming of
meter zu ermitteln. Flasch-EPROM" PROF.
Weitere Versuche dienen der Erfolgs-
kontrolle bzw. zur Gewinnung weiterer Je nach Umfang der Applikation und der
Erkenntnisse. Neuerungen sind mehrere Schleifen der hier
beschriebenen Schritte notwendig.
Auswertung der
lessdaten Bildschirm bei der Softwareapplikation (Beispiel)
t,l ...
Die Auswertung und
Dokumentation der
Messdaten erfolgt mit ~rrl~~w'-=---,,"~~~~~~----:F.~~~==~3~'~'~~--~~~~~
dem Offline Tool " I'"
PEltJ4.'1
"Messdatenanalyse"
MDA (auch Measure
Data Analyzer ge-
nannt). In diesem
Arbeitsabschnitt wird
das Systemverhalten
vor und nach der Bear- ~~f~~~"~~=='======3~
' ~"~'~~--~=
.., .,j'."
beitung verglichen und
:: ! .
.: L.::-:::::~-~ ---
----;:>"'
dokumentiert. Diese

-
Dokumentation um-
a. ..r;.- -, __ .:.. ......-..-.
fasst Verbesserungen ~.'lIQ:t

ebenso wie Probleme


und Fehlverhalten. Die
348 Steuergeräteentwicklung Applikation

Applikationsbeispiel Ausführung des Einbauortes in der Serie


Abgastemperaturregelung (ATR) verzichtet werden. Zudem entfällt das Risiko
Beim Betrieb eines modernen Ottomotors des Ausfalls der Komponente über der Fahr-
spielen unter anderem folgende Gesichts- zeuglebensdauer und damit auch die Diag-
punkte eine wesentliche Rolle: nosefunktion der Komponente.
• Abgasemissionen,
• Kraftstoffverbrauch und Weitere Anpassungen
• thermische Belastung der Motor- Sicherheitsanpassungen
komponenten. Neben den für Emission, Leistung und
Komfort maßgebenden Funktionen sind
Um die Belastung des Motors so gering wie auch zahlreiche Sicherheitsfunktionen
möglich zu halten ist eine niedrige Abgas- anzupassen (z. B. Verhalten bei Ausfall eines
temperatur (z. B. Spitzentemperatur unter Sensors oder Stellgliedes).
lOSO°C und Dauertemperatur unter 970°C) Die Sicherheitsfunktionen dienen in erster
anzustreben. Besonders bei Turbomotoren Linie dazu, das Fahrzeug in einen für den
ist dies zu berücksichtigen, da ansonsten der Fahrer unkritischen Zustand zu bringen
Turbolader thermisch geschädigt wird. und/oder die Betriebssicherheit des Motors
Die Abgastemperatur kann z. B. durch zu gewährleisten (z. B. zur Vermeidung von
Anfettung des Gemischs über die Optimie- Motorschäden).
rungsparameter reduziert werden. Durch die
Anfettung des Gemischs steigen als negativer Kommunikation
Aspekt leider sowohl der Verbrauch als auch Das Motorsteuergerät ist in der Regel in
die Abgasemissionen (CO und HC). Damit einen Verbund mehrerer elektronischer
darf nur so weit wie wirklich nötig ange- Steuergeräte eingebunden. Der Datenaus-
fettet werden. tausch zwischen Fahrzeug-, Getriebe- und
Motoren werden in der Regel dynamisch sonstigen Systemen erfolgt über einen
betrieben, weshalb die Abgastemperatur Datenbus (meist CAN). Das korrekte Zu-
Schwankungen unterworfen ist. Deshalb ist sammenwirken der beteiligten Steuergeräte
für die Ermittlung der Abgastemperatur ein kann erst mit dem Originaleinbau im Fahr-
physikalisches Modell notwendig, das so- zeug überprüft bzw. optimiert werden, da
wohl die Wärmekapazitäten, die Wärme- bei der Grundauslegung auf dem Motor-
übergange und die Totzeiten berücksichtigt. prüfstand meist nur das Motorsteuergerät
Derart komplexe Modelle lassen sich in der allein verwendet wird.
Regel nur effektiv mit Optimierungstools
bedaten. Dabei werden Messungen unter Ein typisches Beispiel für das Zusammen-
allen relevanten Betriebsbedingungen spiel zweier Steuergeräte im Fahrzeug ist der
durchgeführt, bei denen alle wesentlichen Ablauf eines Schaltvorgangs mit automati-
Ein-und Ausgangsgrößen mitgemessen siertem Getriebe. Das Getriebesteuergerät
werden. Im Fall der ATR werden dann vom fordert zum optimalen Zeitpunkt des Gang-
Optimierer die Optimierungsparameter wechsels über den Datenbus eine Reduzie-
so lange angepasst, bis sich die modellierte rung des Drehmoments an. Das Motorsteu-
Temperatur möglichst exakt mit der gemes- ergerät ergreift dann ohne Beteiligung des
senen Temperatur deckt. Die Genauigkeit Fahrers Maßnahmen, die das abgegebene
der modellierten Temperatur liegt bei geeig- Drehmoment zurücknehmen und so einen
neter Auswahl der Parameter im Bereich weichen und ruckelfreien Gangwechsel
der Genauigkeit, die sich durch den Einsatz ermöglichen. Die Daten, die zu dieser
eines Temperatursensors erzielen lässt. Drehmomentreduzierung führen, müssen
Der Vorteil liegt auf der Hand: es kann auf appliziert werden.
den Temperatursensor, das Kabel und die
Steuergeräteentwicklung Applikation 349

Erprobung unter extremen klimatischen


Die große Zahl von elektronischen Fahr- Bedingungen
zeugsystemen und die weite Verbreitung von Bei Erprobungen werden Versuche unter
zusätzlicher Kommunikationselektronik klimatisch extremen Bedingungen durchge-
(z. B. Funktelefone, Funkgeräte, GPS- führt, die in der Regel nur in Ausnahme-
Ortungssysteme ) machen es erforderlich, die fällen während der Lebensdauer eines Fahr-
Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) zeugs auftreten. Die Bedingungen, die auf
des Motorsteuergerätes samt Kabelbaum einer Erprobung auftreten, lassen sich nur
hinsichtlich Störeinstrahlung und Abstrah- begrenzt auf einem Prüfstand simulieren, da
lung zu optimieren. Ein großer Teil dieser hier auch das subjektive Empfinden des
Optimierungsarbeit wird zwar schon bei der Testfahrers und die jahrelange Erfahrung
Entwicklung der beteiligten Steuergeräte eine wichtige Rolle spielen. Die Temperatur
und Sensorik geleistet. Da jedoch die Aus- alleine wäre auf einem Prüfstand problemlos
führung (z. B. Kabellängen, Abschirmungen) simulierbar, das Abfahrverhalten z. B. auf
und Verlegung der Kabelbäume im Fahrzeug einem Rollenprüfstand ist aber im Vergleich
großen Einfluss auf die Stör- und Abstrahl- zum realen Fahrbetrieb nur sehr schwer
festigkeit haben, ist eine überprüfung und einschätzbar.
gegebenenfalls Optimierung des gesamten Darüber hinaus wird bei einer Erprobung
Fahrzeugs in einer EMV-Halle unbedingt zumeist eine größere Fahrstrecke mit meh-
erforderlich. reren Fahrzeugen zurückgelegt; dies ermög-
licht eine überprüfung der Applikations-
parameter über der Serienstreuung der Ver-
Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen sind suchsfahrzeuge und lässt damit nicht nur
die Anforderungen an die Fahrzeugdiagnose den Schluss aufgrund der Applikation mit
sehr hoch. Das Motorsteuergerät überprüft nur einem Versuchsträger zu.
die Signale aller angeschlossenen Sensoren Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der
und Stellglieder permanent auf über- oder Einfluss der Kraftstoffqualität in den ver-
Unterschreitung der Bereichsgrenzen, auf schiedenen Regionen der Welt. Hauptsäch-
Wackelkontakte, Kurzschlüsse nach Masse lich wirkt sich die unterschiedliche Kraft-
oder Batteriespannung und Plausibilität mit stoffqualität auf das Startverhalten und den
anderen Signalen. Die Bereichs- und Plausi- Warmlauf des Motors aus. Die Fahrzeug-
bilitätsgrenzen muss der Applikateur fest- hersteller treiben einen hohen Aufwand um
legen. Diese werden so gewählt, dass auch sicherzustellen, dass sich ein Fahrzeug mit
bei Extrembedingungen (Sommer, Winter, allen auf dem Markt befindlichen Kraft-
Höhe) keine Fehldiagnosen erfolgen, ande- stoffen ohne Beanstandungen betreiben
rerseits aber die Empfindlichkeit für wirk- lässt.
liche Fehler noch groß genug ist. Außerdem
muss festgelegt werden, wie der Motor bei
Vorliegen eines Fehlers weiterbetrieben Bei der Wintererprobung wird der klima-
werden darf. Schließlich wird der Fehler tische Bereich von ca. ooe bis -30 oe
noch im Fehlerspeicher abgelegt, um der abgedeckt. Bevorzugte Gegenden für die
Service-Werkstatt ein schnelles Auffinden Wintererprobungen sind z. B. Nord-
und Beheben des Fehlers zu ermöglichen. schweden und Kanada. In erster Linie
werden Startmessungen durchgeführt und
das Abfahrverhalten (take off) beurteilt.
Beim Start wird jede einzelne Verbren-
nung ausgewertet und bei Bedarf die ent-
sprechenden Parameter optimiert. Die
korrekte Parametrierung jeder einzelnen
350 Steuergeräteentwicklung Applikation

Einspritzung ist ausschlaggebend für die Bei der Sommererprobung wird z. B der
Startzeit und den stetigen Hochlauf des Heißstart, die Tankentlüftung, die Tank-
Motors von Starterdrehzahl bis auf Leerlauf- leckerkennung, die Klopfregelung, die
drehzahl. Bereits eine einzige unsaubere Abgastemperaturregelung und viele Diag-
Verbrennung mit reduziertem Dreh- nosefunktionen überprüft.
momentaufbau während des Hochlaufs wird
auch von unerfahrenen Autofahrern als Höhenerprobung
störend empfunden. Bei der Höhenerprobung wird ein Bereich
zwischen 0 und ca. 4000 m abgedeckt. Es ist
Sommcrcrprobuilg nicht nur die absolute Höhe ausschlagge-
Bei der Sommererprobung wird der klima- bend, für manche Versuche ist es auch not-
tische Bereich von ca. + 15 oe bis +40 oe ab- wendig, in kurzer Zeit eine möglichst große
gedeckt. Diese Erprobungen werden z. B. in Höhendifferenz zu erzielen. Die Höhener-
Südfrankreich, Spanien, Italien, USA, Süd- probung wird meistens in Kombination mit
afrika und auch Australien durchgeführt. der Winter- oder Sommererprobung durch-
Südafrika und Australien sind trotz der geführt.
großen Entfernung und des immensen Auf- Auch hier spielt wiederum der Start
wands für den Materialtransport von Inter- eine große Rolle. Untersucht wird außerdem
esse, da dort während unserer Winter- z. B. die Gemischadaption, Tankentlüftung,
momate die notwendigen Temperaturen Klopfregelung und viele Diagnosefunk-
auftreten. Aufgrund der immer kürzeren tionen.
Entwicklungszeiten muss auch auf solche
Möglichkeiten zurückgegriffen werden.
Steuergeräteentwicklung Qualitätsmanagement 351

Qualltiitsmanagement das gesamte System. Die Beschreibung der


Fehlerauswirkung kann über eine Aus-
Qualitätssichernde Maßnahmen begleiten wirkungskette (Kausalkette) vom Detail
den gesamten Entwicklungsprozess und (z. B. Sensor) zum System (z. B. Kraftfahr-
anschließend auch den Fertigungsprozess. zeug) erfolgen.
Nur so kann eine gleich bleibende Qualität
des Endprodukts gewährleistet werden. Die Man unterscheidet folgende Bereiche:
Qualitätsanforderungen an sicherheitsrele- • Konstruktions-FMEA: überprüfung des
vante Systeme (z. B. ABS) sind besonders Entwurfs (Design) der Aggregate auf die
hoch. Einhaltung der Spezifikationen. Es
wird auch geprüft, wie das Aggregat bei
Qualitätssicherungssysteme Design-Fehlern reagiert.
Alle Elemente eines Qualitätsmanagement- • Prozess-FMEA: Beurteilung des Produk-
systems und alle Qualitätssicherungsmaß- tionsprozesses.
nahmen müssen systematisch geplant wer- • System-FMEA: Beurteilung des Zusam-
den. Die jeweiligen Aufgaben, Kompetenzen menwirkens der Komponenten.
und Verantwortlichkeiten sind schriftlich im
Qualitätsmanagement-Handbuch festgelegt. Bei der Erstellung stützt sich die FMEA auf
Auch internationale Normen, z. B. DIN -ISO theoretische Kenntnisse und auf vorhandene
9001 bis 9004, werden berücksichtigt. Erfahrungen.

Zur regelmäßigen überwachung aller Ele- Beispiel: Ein Blinker fällt aus. Für die Ver-
mente eines Qualitätsmanagementsystems kehrssicherheit sind die Auswirkungen gra-
werden "Audits" durchgeführt. Sie dienen vierend. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit
der Beurteilung, wie die Forderungen des ist für den Fahrer aber gering, da er vom
Qualitätsmanagementsystems eingehalten Fahrgastraum den Blinker nicht sehen kann.
und mit welcher Wirksamkeit die Qualitäts- Als Maßnahme, den Fehler zu erkennen,
forderungen und Qualitätsziele erfüllt muss eine Umschaltung der Blinkfrequenz
werden. eingeführt werden. Die höhere Blinkfre-
quenz ist sowohl optisch am Kombiinstru-
Qualitätsbewertung ment als auch akustisch wahrnehmbar. Mit
Nach Abschluss bestimmter Entwicklungs- dieser Maßnahme kann die Fehlerauswir-
schritte werden sämtliche bis dahin verfüg- kung verringert werden.
baren Informationen über Qualität und Zu-
verlässigkeit einer Qualitätsbewertung un- Review
terzogen und notwendige Korrekturmaß- Das Review ist insbesondere in der Soft-
nahmen eingeleitet. wareentwicklung ein geeignetes Mittel zur
Qualitätssicherung. Gutachter überprüfen
FMEA die übereinstimmung von Arbeitsergebnis-
Die FMEA (Failure Mode and Effects Analy- sen zu bestehenden Vorgaben und Ziel-
sis, d. h. Fehlermöglichkeits- und Fehlerein- setzungen.
fluss-Analyse) ist eine analytische Methode,
um potenzielle Schwachstellen zu finden Das Review kann schon in frühen Entwick-
und ihre Bedeutung zu erkennen. Eine syste- lungsphasen nutzbringend zur überprüfung
matische Optimierung führt zu Risiko- und von Arbeitsergebnissen eingesetzt werden.
Fehlerkostenminderung und zu verbesserter Ziel ist, eventuell vorhandene Fehler
Zuverlässigkeit. Die FMEA eignet sich zur möglichst frühzeitig zu erkennen und zu
Untersuchung der Fehlerarten von System- beseitigen.
komponenten und deren Auswirkungen auf
352 Sachworlverzeichnis

Boosterspannung, 129 Dreiwegekatalysator, 277ff


Bosch, Robert, 14ff Drosselklappe, 41
Boyle/Mariotte, 26 Drosselklappensteller, Mono-Jetronic,
Abgasemission, 268ff Brenner-System, 287 80
Abgasgesetzgebung, 292ff Brennstoffzelle, 39 Drosselklappenwinkelsensor, 41
Abgaskategorien, CARB, 294f Brennverfahren, 119ff Drosselvorrichtung, 41
Abgasmessgeräte, 308ff Brennwert, 33 Druckbegrenzungsventil, 1011
Abgasmesstechnik, 306ff Bulk-Mikromechanik, 255 Druckdämpfer, 95f, 98
Abgasreinigung, 276 Bürstenvergaser, 60ff Druckregelmodul, Erdgasbetrieb,
Abgasrückführung, 57 141
Abgasrückführungssystem, 327 Drucksensor, Erdgasbetrieb, 138
Abgastemperaturregelung, 348 Capability Maturity Model, 340 Drucksensar, mikromechanisch, 252
Abgastemperatursensor, 243 CARB-Gesetzgebung (Diagnose), Drucksteuerventil, 101
Abgasturbine, 53 315 dynamische Aufladung, 22,47ff
Abgasturboaufladung, 23, 52ff CARB-Gesetzgebung (Pkw/LDT), dynamischer Innenwiderstand, 184
Abgasuntersuchung AU, 301 294ff
Abschirmung, 169 Chemilumineszenz-Detektor, 310
Additive, 36 CIFI,109 Ecotronic-Vergaser, 67
Aktive Drehzahlsensoren, 244 Compiler, 341 EEPROM, 265
Aktivierungsenergie, 280 Compressed Natural Gas (CNG), EFU-Diode, 175
Aktivkohle, 87 38, 131 EGAS-System, 40ff
Alkohole, 38 Conformity of Production, 293 EGAS-Überwachungskonzept, 43
Alternative Kraftstoffe, 37ff Constant Volume Sampling, 307 Einfachzündung, 177
Ansaugtakt, 17 COP-Variante, 179 Einlassventil, 17
Anschlussbolzen, 189 Cutter-FID, 310 Einschaltbedingungen (OBD-System),
Antioxidanzien, 36 CVS-Verdünnungsverfahren, 307 318
Antriebsmoment, 24 Einschaltfunken, 175
Applikation, 344 Einschaltfunkenunterdrückung, 175
Applikationstools, 345 D-Jetronic, 68f Einspritzaggregat, Mono-Jetronic, 79
Arbeitsdiagramm, 26 Daimler, Gottlieb, 12 Einspritzlage, 108f, 111
Arbeitstakt, 17 Dampf-Flüssigkeits-Verhältnis, 35 Einspritzpumpe, Boxer-Bauforrn,
ASIC, 265 Dampfdruck, 35 64ff
Assembler, 340 Dampfdruckkurve, 96 Einspritzventil, Mono-Jetronic, 80
Aufheizen des Katalysators, 284ff Datenparametrierung, 344 Einspritzventile, 114ft
Aufladung, 22 Datenspeicher, 264 Einspritzzeit, 106
Auslassventil, 17 dauerförderndes Hochdrucksystem, Einspritzzeitverlängerung, 115
Aussetzererkennung, 323 87 Einzelfunken-Zündspule, 167, 177
Ausstoßtakt, 17 Dauerhaltbarkeit, CARB, 295 Einzelschwingrohr, 47
Detergenzien, 36 Einzelzylinderregelung, 291
DI-Motronic, 228 Einzylinderpumpe, 94
Bag Mini Diluter, 308 Diagnose, 224, 312ff Eisemann, Ernst, 150
Batterie-Zündsysteme, 154ff Diagnose-Fehlerpfad-Management, elektrisch beheizter Katalysator, 286
Batteriezündung, 144, 1511 318 Elektroden, 191
bedarfgeregeltes Hochdrucksystem, Diagnose-Funktions-Scheduler, 319 Elektrodenabstand, 194
87 Diagnose-System-Management, 318 Elektrodenverschleiß, 202
bedarfgeregeltes Kraftstoff- Diagnose-Validator, 319 Elektrodenwerkstoffe, 192
versorgungssystem, SRE, 85 Dichtsitz, 190 Elektrokraftstoffpumpe, 88ff
Benz, Carl Friedrich, 13 Diesel, Rudolf Christian Karl, 13 elektromagnetische Einspritzventile,
Benzin-Direkteinspritzsystem, Differenzdruckventile, K-Jetronic, 71 114ff
Gutbrod, 65ff Diurnal-Test, 311 elektromagnetische Prüfung, 337
Benzin-Direkteinspritzung, 118ff Dochtvergasers, 60 Elektromagnetische Verträglichkeit
Benzineinspritzsysteme, 68ft Doppelzündung, 177 (EMV),349
Benzinfilter, 911 Downsizing, 52 Elektronische Zündung (EZ), 144,
Betriebsarten, 122ff Drall-Strömung, 121 158ff
Betriebsverhalten, 202 Drehmoment, 24f Elektronisches Gaspedal (EGAS),
Bifuel-Motronic, 230 Drehmomentstruktur, 223 40ff
BIP-Technik, 168 Dreisonden-Regelung, 291 Emulatorbetrieb, 343
Sachwortverzeichnis 353

Emulatortastkopl, 345 Frischgas, 20 Hochdruckpumpe, 9311


EMV-Messung, 337 luel economy, CARB, 296 Hochdrucksensor, Erdgasbetrieb, 139
Endgas, 162 Füllungserfassung, 23 Hochspannungs-Magnetzündung,
Energieträger, 37 Füllungssteuerung, 4011 14911
Entflammung, 19 Funkencharakteristik, 184 Hochspannungs-Summerzündung,
Entflammung, BDE, 127 Funkenenergie, 176 146
Entflammung, SRE, 113 Funkenerosion, 202 Hochspannungscharakteristik, 184
Entstörwiderstände, 169 Funkenkopl, 164 Hochspannungsdom, 178
Entzündung, 165 Funkenlage, 195 Hochsprache, 340
EOBD-Gesetzgebung (Diagnose), Funkenschwanz, 164 Höhenerprobung, 350
315 Funktionsentwicklung , 33811 Holzvergaseranlage, 67
EOL-Programmierung, 266 Homogen, Betriebsart, 122
EPA-Gesetzgebung (Pkw/LOT), 29711 Homogen-Klopfschutz, Betriebsart,
EPROM, 265 Gamma-Winkel, 117 124
Erdgas, 38, 130 Gay-Lussac, 26 Homogen-Mager, Betriebsart, 123
Erdgas-Betrieb, 13011 GC-FID,310 Homogen-Schicht, Betriebsart, 123
Erdgas-Rail, 138 Geberradadaption, 323 Homogen-Split, 285
Erhöhung des Abgaswärmestroms, Gemischbildung, 6011 Homogen-Split, Betriebsart, 124
284 Gemischbildung, BDE, 1251 Homogenbrennverfahren, 1191
EU-Gesetzgebung (Pkw/LDT), 29911 Gemischbildung, Erdgasbetrieb, 1331 Honold, Gottlob, 150
Europäischer Testzyklus, 304 Gemischbildung, SRE, 10911 Hot Soak, 311
Gemischent/lammung, 161 Huygens, Christian, 146
Gemischheizwert, 33 Hysterese, 174
Fahrpedalsensoren, 4111 Gemischregler, K~Jetronic, 71
Fanggrad, 22 Gemischschwankungen, 278
Fehlerbehandlung Gemischverteilung, 18 I-Kern, 178
(On-Board-Diagnose), 314 Gemischzündung, 19 Idealer Kreisprozess, 26
Fehlererkennung Gesamtkatalysator, 283 IGBT, 168
(On-Board-Diagnose), 314 Geschichte des Automobils, 1011 INCA-System, 345
Fehlerinformationen, auslesen Gesetzgebung (Diagnose), 315 Induktive Drehzahlsensoren, 244
(Diagnose), 317 Gesteuerte Ladungsbewegung, 56 Induktive Zündanlage, 16011
Fehlerlampe (Diagnose), 316 Gleit/unke, 193 Induktivität, 183
Fehlerspeicherung Gleit/unkenkonzept, 193 Inertgas, 21
(On-Board-Diagnose), 314 Glührohrzündung, 1471 Inline-Filter, 91
Feldstärke, 174 Glühzündung, 203 Innenzahnradpumpe, 89
Feldüberwachung, CARB, 293, 297 Goliath GP700E, 65 Intank-Filter, 91
Feldüberwachung, EPA, 299 Grenzwerte (Diagnose), 316 Isolator, 189
Feldüberwachung, EU, 301 Gruppeneinspritzung, 109
Feststolle, 271 Gutbrod Superior, 65
Filtermedium, Benzinfilter, 91 Japan-Gesetzgebung (Pkw/LDT), 302
Filtrationsellekte, Benzinlilter, 92 Japan-Testzyklus, 305
Fingersonde, 257 Hall-Phasensensor, 246
Finite Elemente Methode, 185, 214 Hall-Stabsensor, 246
Flammengeschwindigkeit, 19 Hardwareentwicklung, 33411 K-Jetronic, 7011
Flammenionisations-Detektor, 310 Hardwaremuster, 334 Kaltstart, 1061
Flash-EPROM, 265 Hauptfunktionen, 23411 Kapazität, 183
Fliehkraftzündversteller, 155 Hauptkatalysator, 283 kapazitive Last, 176
Flottendurchschnitt, CARB, 296 HDP1, 931 Kaskadenkatalysator, 283
Flottendurchschnitt, EPA, 298 HDP2, 9411 Katalysator-Gütelaktor, 322
Flottenverbrauch, CARB, 296 HDP5, 9711 Katalysator-Konligurationen, 28211
Flottenverbrauch, EPA, 299 Heißabstellprülung, 311 Katalysatordiagnose, 32011
Flottenverbrauch, Japan, 302 Heißabstellverluste, 311 Katalyse, 287
Flüchtigkeit, 341 Heißbenzinverhalten, 116 Katalytische Abgasreinigung, 27611
Flugmotor, 64 Heißlilm-Luftmassenmesser, 77, 24811 katalytische Schicht, 279
Flussdichte, 174 Heizwert, 33 Katheizphase, 107
Flüssiggas (LPG), 38 Hitzdraht-Luftmassenmesser, 77 KE-Jetronic, 74
Ford, Henry, 13 Hochdruck-Einspritzventil, 128 Kegelstrahl, 117
354 Sachwortverzeichnis

Klopfen, 30 Lambda-Sonden, Diagnose, 326 Multi Point Injection, 58


klopfende Verbrennung, 203 Leistung, 24f Muschelkurve, 29
Klopffestigkeit, 33f Lenoir, 146
Klopfregelung, 31, 162 LH-Jetronic, 77 N
Klopfsensor, 251 Liefergrad, 22 Nachentflammung, 200
Kohlendioxid, 269 Light-off-Temperatur, 280 Nachstartphase, 106
Kohlenmonoxid, 270 Linker, 341 Natural Gas Injeetor, 135
Kohlenwasserstoffe, 270 Liquefied Natural Gas (LNG), N DI R-Analysator, 309
Kompaktzündspule, 178 38,131 Nebenschluss, 196
Kompressor, 50 Liquefied Petroleum Gas (LPG), Nebenschlussstrom, 196
kontaktgesteuerte Transistorzündung, 38 Nenndrehzahl, 25
156 Logic-Analysator, 343 Nennleistung, 25
Konventionelle Spulenzündung (SZ), Luft-Kraftstoff-Gemisch, 18 Nernst-Prinzip, 256
144, 154ff Luft-Kraftstoff-Verhältnis, 18 Niederspannungs-Abschnappzündung,
Konvertierungsrate, 278 Luftaufwand, 22 148
Korrosion, 202 Luftfunke, 193 Niederspannungs-Magnetzündung,
Korrosionsinhibitoren, 36 Luftfunkenkonzept, 193 149
Kraftstoffdruckdämpfer, 103 Luftgleitfunkenkonzepte, 193 Nockenwellen-Phasenverstellung, 44
Kraftstoffdruckregler, 102f Luftmengenmesser, K-Jetronic, Nockenwellenumschaltung, 45
Kraftstoffdruckregler, Mono-Jetronic, 71 Notlauffunktion (On-Board-Diagnose),
81 Luftströmung, 112 314
Kraftstoffe, 32ff Lufttemperatursensor, 243 NOx-Ausspeicherung, 281
Kraftstofftilm, 111 Luftverhältnis, 18 NOx-Einspeicherung, 281
Kraftstofftörderrnodule, 90 Luftzahl, 18 NOx-Speicherkatalysator, 280ff
Kraftstofftörderung bei
Benzin-Direkteinspritzung, 86ff M C
Kraftstofftörderung bei Saugrohr- M-Motronic, 226 O-Kern, 178
einspritzung, 84f MAC, 345 OBD I-Gesetzgebung (Diagnose),
Kraftstoffmengenteiler, K-Jetronic, 71 Magnetfeld, 173 315
Kraftstoffnormen, 33 Magnetisierungskurve, 174 OBD li-Gesetzgebung (Diagnose),
Kraftstoffsystem, Diagnose, 326 Magnetkreis, 174 315
Kraftstofftemperatursensor, 243 Magnetzündung, 148ff OBD-Funktionen (Diagnose), 319
Kraftstoffverbrauch, 28, 143 Marcus, Siegfried, 60ff OBD-Gesetzgebung (Diagnose),
Kraftstoffverdunstungs-Rückhalte- Masseelektroden, 191 315
system, 87f Maybach, Wilhelm, 12, 62ff OBD-System, Anforderungen, 316
Kraftstoffversorgung, 84ff ME-Motronic, 226 OBD-System,
Kraftstoffversorgung, Erdgasbetrieb, mechanische Aufladung, 23, 50 Funktionale Anforderungen, 318
132 Mehrlochscheiben, 116 oberer Totpunkt, 17
Kraftstoffverteilerrohr, 100 Mehrpunkteinspritzung, 58 Oberflächen-Mikromechanik, 255
Kurbelgehäuseventilation, 327 Mengensteuerventil (MSV1), 96f Oberflächenvergaser, 60, 62
Mengensteuerventil (MSV5), 98f Oktanzahl, 33f
L Mercedes-Benz 300 SL, 66 On Board Diagnostic System, 315
L-Jetronic, 74ff Messplatz, 341 On-Board-Diagnose, 312
L3-Jetronic, 76 Mikrocontroller, 264 0110, Nikolaus August, 12, 61
LabCar, 342 Mikromechanik, 247, 255 Ollokraftstoffe, 32ff
Laborauto, 342 Millelelektrode, 191 Oxidationsstabilisatoren, 36
Ladedrucksensor, 253 Modularchivierung, 341 Ozon-Minderungssystem, 328
Ladeluftkühlung, 55 Mono-Jetronic, 78ff
Ladungsbewegungsklappe, 56 Motordrehzahlsensor, 244 p
Ladungswechsel, 21 Motorklopfen, 30 p-V-Diagramm, 26
Ladungswechselverluste, 22, 27 MotorkOhlungssystem, 327 Paramagnetischer Detektor, 310
Lambda, 18 Motoröltemperatursensor, 243 Partikel, 271
Lambda-Kennfeld, Mono-Jetronic, 82 Motortemperatursensor, 243 Pencil Coil, 180
Lambda-Regelkreis, 288ff Motorwirkungsgrad, 26f Permanentmagnet, 175
Lambda-Regelung bei der Motronic-Ausführungen, 226ff Phase-In, CARB, 294
Benzin-Direkteinspritzung, 290 Motronic-Systeme, 220ft Phase-In, EPA, 298
Sachwortverzeichnis 355

Pioniere der Kfz-Technik, 12f Spritzlochscheibe, 115


Planare Lambda-Sonde, 259 Sammelbehälter, 47 Stabzündspule, 180ft
Platin+4 Zündkerze, 206ft Sauerstoftmangel, 278 Startphase, 106
Platinelektroden, 192 Sauerstoftüberschuss, 278 Stator, 158
Plausibilitätsprüfung, 329 Saugrohrdrucksensor, 253 Sternmotor, 65
post ignition, 200 Saugrohreinspritzung, 104ft Stetige Lambda-Regelung, 289
pre ignition, 200 saugsynchrone Einspritzung, 111 Steuergerät, 262ft
Primärtröpfchenspray, 110 Scan-Tool (Diagnose), 316 Steuergeräteentwicklung, 334ft
Primärwicklung, 172 Schadstofte, 270ft Stickoxide, 270
Programmspeicher, 264 Schadstoftminderung, 106ft Stickstoft, 269
Pulvermaschine, 146 Schicht, Betriebsart, 122 Stöpsel, 190
Pumpverluste, 22 Schicht-Katheizen, 285 Strahlaufbereitung, SRE, 117
Schicht-Katheizen, Betriebsart, 124 Strahlgeführtes Brennveriahren, 121
Schicht-Start, Betriebsart, 124 Stromregelung, 157
Quenching, 194 Schichtbrennveriahren, 120f Strömungslader, 50
Querempfindlichkeit, 309 Schichtladung, 19 Strömungspumpe, 90
Schließwinkelregelung, 157 Stützfunke, 167,177
Schließzeit, 164 Subsysteme, 234ft
Radialkolbenpumpe, 93 Schraubenlader, 50 Summerzündung, 146
RAM, 265 Schraubspindelpumpe, 89 SU PER 4 Zündkerze, 204ft
range check, 329 Schrumpfprozess, 190 SUPER Zündkerze, 204
rationality check, 329 Schwefel-Be ladung, Swirl,56
Readiness-Code (Diagnose), NOx-Speicherkatalysator, 282 Systemstruktur, 232
318 Schwefeldioxid, 270
Reformulated Gasoline, 36 Schwefelgehalt, 36 T
Refueling-Test, 311 Schwingsaugrohraufladung, 47 Tankabsperrventil, Erdgasbetrieb,
regenerative Kraftstofte, 37 Schwingsaugrohrsysteme, 49 140
Reibungsverluste, 27 SEFI, 109 Tankatmungsprüfung, 311
Reiheneinspritzpumpe, Sekundärlufteinblasung, 108, 285f Tankatmungsverluste, 311
12-Zylinder, 64 Sekundärlufteinblasung, Diagnose, Tankleckdiagnose, 323ft
relative Kraftstoftmenge rk, 325 Temperaturmessung, 198
20 Sekundärwicklung, 172 Temperatursensor, 243
relative Luftfüllung rl, 20 Selbstentzündung, 162 Temperatursensor, Erdgasbetrieb,
Resonanzaufladung, 48 Selbstinduktion, 173 138
Resonanzsaugrohrsystem, 48 Sensoren, 242ft Temporäres Abschalten (Diagnose),
Resonanzsaugrohrsysteme, 49 Sequenzielle Einspritzung, 109 318
Restgas, 21 Serienprüfung, 293 Testzyklen, 293, 302ft
Restsauerstoftgehalt, 277 SHED-Kammer, 311 thermische Entflammung, 199
Rivaz, Isaak de, 146 Siedeverlauf, 35 thermische Nachbehandlung, 107
Rohemissionen, 272ft Silbermittelelektroden, 192 thermischer Wirkungsgrad, 26
Rollenprüfstand, 306 Silikonmantel, 178 Thermographie, 336
Rollenzellenpumpe, 89 Simultane Einspritzung, 109 Transistorzündung, 144
ROM, 264 Software-Qualität, 340 Transistorzündung mit Induktionsgeber,
Rotierende Hochspannungsverteilung Software-Sharing, 340 158
(ROV), 167 Softwareentwicklung, 340 Transistorzündung mit Hall-Geber,
Rotor, 158 Sommererprobung, 350 156
rücklauftreies Kraftstoftversorgungs- Sondenspannung, Lambda-Sonde, Treibhauseftekt, 271
system, SRE, 85 288 Treibhausgase, 271
Rückschlussblech, 181 Spannungsverteilung, 167 Tumble, 56
Ruhende Spannungsverteilung (RUV), Sperrbedingungen (OBD-System), Tumble-Strömung, 121
167 318 Type Approval, 293
Running-Loss-Test, 311 Spezialzündkerzen, 210 Typformel für Zündkerzen, 211
Ruß, 271 spezifischer Kraftstoffverbrauch, 28ft Typprüfung, EU, 293,300
Spitback-Test, 311 Typzulassung, 306
Spray-Targeting, 111
Spritzdüsenvergaser, 62ft
356 Sachwortverzeichnis

U W
Überdruckverfahren, 324 Wafer-Bonden, 255
Überwachung der Ausgangssignale wand-lIuftgeführtes Brennverfahren,
(On-Board-Diagnosel, 313 120f
Überwachung der Eingangssignale Wandfilm, 111
(On-Board-Diagnosel, 313 Wärmeverluste, 26
Überwachung der internen Wärmewert, 196
Steuergerätefunktionen Wärmewertkennzahl, 197
(On-Board-Diagnosel, 314 Warmlaufphase, 106
Überwachung der Steuer- washcoat, 279
gerätekommunikation Wasserdampf, 269
(On-Board-Diagnosel, 314 Wasserstoll, 39
Überwachung im Fahrbetrieb, 312 Wastegate, 54
Überwachungskonzept, 224 Wastegate-Lader, 53
Überwachungsmodul, 265 Wegbau-Zündspule, 179
Unterbrecherkontakt, 154 Weil to Tank-Pfad, 37
Unterdruckverfahren, 323 Windungsverhältnis, 184
Unterdruckzündversteller, 155 Wintererprobung, 349
unterer Totpunkt, 17
Unterflurkatalysator, 283 Z
USA-Testzyklen, 30211 ZENITH-Vergaser, 63
Zündenergie, 164f
V Zündfunken, 161
Vapour-Lock-Index, 35 Zündkabel, 169
variable Saugrohrgeometrie, 48f Zündkerzen, 18611
variable Ventilsteuerung, 4411 Zündkerzen-Praxis, 21511
variabler Ventiltrieb, Diagnose, 328 Zündkerzen gesichter, 216
Ventilsteuerung, 44 Zündkerzenkonzepte, 193
Ventilsteuerzeiten, 17 Zündkerzenmontage, 215
Ventilüberschneidung, 21 Zündkondensator, 155
Verbrauchskennfeld, 29 Zündparameter, 16311
Verbrennungsaussetzererkennung, Zündspannung, 164
322 Zündspulen, 17011
Verbundelektroden, 192 Zündspulenbezeichnung, 177
Verdichter, 53 Zündspulenmodul, 180
Verdichtungstakt, 17 Zündungsendstufe, 168, 182
Verdrängerlader, 50 Zündverteiler, 155
Verdrängerpumpe, 89 Zündwinkelkennfeld, 158,163
Verdünnungsanlagen, 307 Zündzeitpunkt, 161, 163
Verdunstungsprüfung, 311 Zweifunken-Zündspule, 167,177
Verdunstungsverluste, 311 Zweipunkt-Lambda-Regelung, 288
Vergaser, 6011 Zweipunkt-Larnbda-Sonden, 25611
Vergiftung des Katalysators, 280 Zweisonden-Regelung, 290
Verlustleistung, 184 Zweistrahl, 117
Vibrationssensor, 251 Zweizylinder-Einspritzpumpe, 65
Viertakt-Verfahren, 1611 Zylinderfüllung, 20f
Vollelektronische Zündung, Zylinderindividuelle Einspritzung, 109
144,159
vollvariable Ventilsteuerung, 46
Volta, Alessandro, 146
Vorentflarnmung, 200
Vorförderpumpe, 88
vorgelagerte Einspritzung, 111
Vorkatalysator, 283
Vormagnetisierung, 175
VTG-Lader, 54
Sachwortverzeichnis Abkürzungen 357

CNG: Compressed Natural Gas EOL: End-of-Line


CO: Communication (Kommunikation) EPA: Environment Protection Agency
CO: Kohlenmonoxid EPROM: Erasable Programmable
ABS: Antiblockiersystem CO,: Kohlendioxid Read Only Memory (Lösch barer
AC: Accessory Control COP: Coil on Plug programmierbarer Nur-Lese-
(Nebenaggregatesteuerung) (Zündspule auf der Zündkerze) Speicher)
ACC: Adaptive Cruise Control CPU: Central Processing Unit ES: Einlassventil schließt
(adaptive Geschwindigkeits- CRC: Cyclic Redundancy Check ES: Exhaust System (Abgassystem)
regelung) CVS: Constant Volume Sampling ESI: Elektronische Service-
ACEA: Association des Constructeurs Information
Europeens d'Automobiles ESP: Elektronisches Stabilitäts-
(Verband der europäischen DBV: Druckbegrenzungsventil Programm
Automobilhersteller) DD: Druckdämpfer ETK: Emulatortastkopf
ADC: Analog/Digital Converter DFPM: Diagnose-Fehlerpfad- EUDC: Extra Urban Driving Cycle
(Analog-Digital-Wandler) Management EV: Einspritzventil
ADM: Applikationsdatenmanager DFV: Dampf-Flüssigkeits-Verhältnis EZ: Elektronische Zündung
(siehe auch CDM) DKG: Drosselklappengeber
AGR: Abgasrückführung (Drosselklappensensor)
AKB: Aktivkohlebehälter DOR: Direct Ozone Reduction FDEF: Funktionsdefinition
AM R: Anisotrop Magneto Resistive (Katalytische Beschichtung zur FEM: Finite-Element-Methode
AÖ: Auslassventil öffnet Ozonreduzierung) FID: Flammen-Ionisations-Detektor
ARS: Angle of Rotation Sensor DR: Druckregler FMEA: Failure Mode and Effects
AS: Air System (Luftsystem) DS: Diagnostic System Analysis (Analyse der Art und
AS: Auslassventil schließt (Diagnosesystem) Auswirkung von Fehlern)
ASIC: Application Specific Integrated DS: Saugrohrdrucksensor FPM: Fahrpedalmodul
Circuit (anwendungsbezogene DSCHED: Diagnose-Funktions- FS: Fuel System (Kraftstoffsystem)
Integrierte Schaltung) Scheduler FTP: Federal Test Procedure
ASR: Antriebsschlupfregelung DSM: Diagnose-System-
ASTM: American Society for Testing Management
and Materials DSV: Drucksteuerventil GS: Elektronische Getriebesteuerung
ATL: Abgasturbolader DTM: Deutsche Tourenwagen
ATR: Abgastemperaturregelung Masters
AU: Abgasuntersuchung DV: Drosselvorrichtung H 2 0: Wasser, Wasserdampf
DVAL: Diagnose-Validator HC: Sammelbegriff für Kohlen-
wasserstoffe
BDE: Benzin-Direkteinspritzung HDEV: Hochdruck-Einspritzventil
BIP: Bosch Integrated Power EA: Elektrodenabstand HDP: Hochdruckpumpe
(Bipolartechnologie bei EDC: Electronic Diesel Control HFM: Heißfilm-Luftmassenmesser
Transistoren) (Elektronische Dieselregelung) HLM: Hitzdraht-Luftmassenmesser
EEPROM: Electrically Erasable
Programmable Read Only Memory
CAD: Computer Aided Design (Elektrisch lösch barer program- IDE: Identifier Extension Bit
(computerunterstütztes Entwerfen) mierbarer Nur-Lese-Speicher) IGBT: Insulated Gate Bipolar
CAE: Computer Aided Engineering EFU: Einschaltfunkenunterdrückung Transistor (Mischform zwischen
(Sammelbegriff für Rechner- EFZ: Einfunkenzündung Feldeffekt- und Bipolartransistor)
leistungen im Ingenieurbereich) EGAS: Elektronisches Gaspedal I NCA: Integrated Calibration and
CAN: Controller Area Network EGS: Elektronische Aquisition System (Integriertes
CARB: California Air Resources Board Getriebesteuerung Kalibrier- und Aufnahmesystem)
CAS: Computer Aided Service EKP: Elektrokraftstoffpumpe IS: Ignition System (Zündsystem)
CDM: Calibration Data Manager EMS: Elektronische Motorleistungs- ISO: International Organization for
(Applikationsdatenmanager, ADM) steuerung Standardization (Organisation für
CIFI: Cylinder Individual Fuel EMV: Elektromagnetische Verträg- internationale Normung)
Injection lichkeit
CLD: Chemilumineszenz-Detektor EN: Europäische Norm
CMM: Capability Maturity Model EÖ: Einlassventil öffnet KW: Kurbelwellenwinkel
(Modell für Softwareprozess- EOBD: Europäische On-Board-
verbesserung) Diagnose
358 Sachworlverzeichnis Abkürzungen

L RLFS: Returnless Fuel System w


LBK: ladungsbewegungsklappe ROM: Read Only Memory WWR: Wärmewertreserve
LOT: Light-Outy Trucks (Nur-Lese-Speicher)
(Leichte Nutzfahrzeuge) ROV: Rotierende Hochspannungs- Z
LEV: Low Emission Vehicle verteilung ZEV: Zero-Emission Vehicle
LMM: Luftmengenmesser ROZ: Research-Oktanzahl ZOT: Zünd-OT
LNG: Liquefied Natural Gas RTR: Remote Transmission Request ZS: Zündspule
LPG: Liquefied Petroleum Gas RUV: Ruhende Spannungsverteilung ZZ: Zündzeitpunkt
(Autogas) ZZP: Zündzeitpunkt
LS: lambda-Sonde S
LSU: Lambda-Sonde Universal SAE: Society of Automotive Engineers
(Organisation der Automobil-
11 industrie in den USA)
MAC: Mess- und Applikationsgerät SC: System Control
Compact Serie (Systemsteuerung)
MOA: Measure Oata Analyzer SO: System Oocumentation
(Messdatenanalyse) (Systemdokumentation)
MFZ: Mehrfunkenzündung SEFI: Sequential Fuellnjeclion
MIL: Malfunclion Indicator lamp SHEO: Sealed House for Evaporation
MNEFZ: Modifizierter Neuer Determination
Europäischer Fahrzyklus SMO: Surface Mounted Oevice
MO: Monitoring (Überwachung) (oberflächenmontierte Bauteile)
MOZ: Motor-Oktanzahl SRE: Saugrohreinspritzung
MSV: Mengensteuerventil SULEV: Super Ultra-Low-Emission
Vehicle
N SZ: Konventionelle Spulenzündung
N 2 : Stickstoff SZ: Selbstzündung
NOIR: Nicht-Oispersiver Infrarot-
Analysator T
NE: Nachentflammung TO: Torque Oemand (Momentan-
NEOC: New European Oriving Cycle anforderung)
NEFZ: Neuer Europäischer TLEV: Transitional Low-Emission
Fahrzyklus Vehicle
Nfz: Nutzfahrzeug TS: Torque Structure
NGI: Natural Gas Injector (Momentenstruktur)
Nkw: Nutzkraftwagen TZ: Transistorzündung
NMOG: Nicht-Methanhaltige TZ-H: Transistorzündung
organische Gase mit Hall-Geber
NOx: Sammelbegriff für Stickoxide TZ-I: Transistorzündung
mit Induktionsgeber
o TZ-K: Transistorzündung,
0,: Sauerstoff kontaktgesteuert
OBO: On-Board-Oiagnose
00: Operating Oaia (Betriebsdaten) U
OT: Oberer Totpunkt U OC: Urban Oriving Cycle
ÜOT: Überschneidungs-OT
p ULEV: Ultra Low Emission Vehicle
Pkw: Personenkraftwagen UT: Unterer Totpunkt
PMO: Paramagnetischer Oetektor
PWM: Pulsweitenmodulation
PZEV: Partial Zero-Emission Vehicle "
VE: Vorentflammung
PZZ: Pulszugzündung VU: Vapour-Lock Index
VST: Variable Schieberturbine
A VTG: Variable Turbinen-Geometrie
RAM: Random Access Memory VVT: Variabler Ventiltrieb
(Schreib-Lese-Speicher) VZ: Vollelektronische Zündung
Bosch-Fachbücher -
Fachwissen aus erster Hand
Dieselmotor-Management Hardcover,
Innovationen von Bosch zur Dieseleinspritz- Format 17 x 24 cm,
technik, wie die Hochdruck-Einspritz- 4., überarbeitete
systeme Unit Injector und Common Rail, und erweiterte Auflage, 2004,
haben wesentlich zum Dieselboom der 501 Seiten,
letzten Jahre in Europa beigetragen. Diese gebunden,
Systeme machen den Dieselmotor leiser, mit zahlreichen Abbildungen.
sparsamer, leistungsstärker und emissions-
ärmer zugleich. Die überarbeitete und er-
weiterte 4. Auflage des Fachbuches "Diesel- ISBN 3-528-23873-9
motor-Management" gibt einen umfassen-
den Einblick in die verbreiteten Diesel-
einspritzsysteme und in die Elektronik zur
Steuerung und Regelung des Dieselmotors.
Einen weiteren Schwerpunkt dieses Buches
bilden die innermotorische Emissions-
minderung sowie die Abgasreinigung (z. B.
durch Partikelftlter). Die Texte werden
durch zahlreiche detaillierte Zeichnungen
und Abbildungen ergänzt.

Dcr Inhalt - Schwerpunkte


• Geschichte des Dieselmotors
• Grundlagen des Dieselmotors
• Kraftstoffe
• Systeme zur Füllungssteuerung
• Grundlagen der Dieseleinspritzung
• Kraftstoffversorgung Niederdruckteil
• Reiheneinspritzpumpen
• Kanten- und magnetventilgesteuerte
Verteilereinspritzpumpen
• Einzeleinspritzpumpen
• Unit Injector System
• Unit Pump System
• Common Rail System
• Einspritzdüsen, Düsenhalter und
Hochdruckverbindungen
• Starthilfesysteme
• Innermotorische Emissionsminderung
• Abgasnachbehandlung
• Elektronische Dieselregelung (EDC)
• Steuergerät
• Sensoren
• Diagnose
• Werkstatt-Technik
• Abgasemissionen
• Abgasgesetzgebung mit Grenzwerten
und Testzyklen
• Abgas-Messtechnik
Bosch-Fachbücher -
Fachwissen aus erster Hand
Sicherheits- und Komfortsysteme Hardcover,
Sicherheitssysteme wie z. B. ESP oder Airbag Format 17 x 24 cm,
stehen in der Bedeutung für den Autofahrer 3., neu bearbeitete
an oberster Stelle. Sie erkennen Gefahren- und erweiterte Auflage, 2004,
situationen eigenständig und lösen kom- 400 Seiten,
plexe Abläufe aus, um diese Gefahren im gebunden,
Rahmen der physikalischen Möglichkeiten mit zahlreichen Abbildungen.
zu verhindern bzw. deren Auswirkungen
für die Kfz-Insassen zu mildern. Komfort-
systerne erleichtern die Bedienung vieler ISBN 3-528-l3875-0
Funktionen im Fahrzeuginnenraum und
ermöglichen ein angenehmes und ermü-
dungsfreies Fahren. Der Fahrzeuglenker
kann sich vollständig auf das eigentliche
Verkehrsgeschehen konzentrieren. Viele
dieser Systeme wurden von Bosch entwickelt
und zur Serienreife gebracht. Mit der neu
bearbeiteten Auflage des Fachbuches
"Sicherheits- und Komfortsysteme" erhält
der Leser somit aus erster Hand eine um-
fassende Beschreibung dieser bedeutenden
Komponenten der Kfz-Technik. Zahlreiche
detaillierte Zeichnungen und
Abbildungen ergänzen die Texte. ....
Dt'r Inhalt - Schwerpunkte BOSCH
• Grundlagen der Fahrphysik
• Bremssysteme im Pkw
• Komponenten für
Pkw-Bremsanlagen
• Antiblockiersystem (ABS)
• Antriebsschlupfregelung (ASR)
• Elektronisches Stabilitäts-
Programm (ESP)
• Adaptive Fahrgeschwindigkeits-
regelung (ACC)
• Elektronische Getriebesteuerung
• Insassenschutzsysteme
• Fahrerassistenzsysteme
• Analoge und digitale
Signalübertragung
• Audioanlagen
• Verkehrsfunksysteme
• Navigationssysteme
• Verkehrstelematik
Bosch-Fachbücher-
Fachwissen aus erster Hand
AutoelektriklAutoelektronik Hardcover,
Die stürmische Entwicklung der Auto- Format 17 x 24 cm,
elektrik!Autoelektronik hat in hohem Maß 4., vollständig überarbeitete
Einfluss auf die Ausrüstung der Kraftfahr- und erweiterte Auflage, 2002,
zeuge genommen. Aus diesem Grund wurde 503 Seiten,
eine Neubearbeitung des bewährten Praxis- gebunden,
Leitfadens notwendig. Die 4. Auflage wurde mit zahlreichen Abbildungen.
noch stärker in Richtung Elektronik und
deren Anwendung im Kraftfahrzeug ausge-
richtet. Sie wurde um die Themen "Mikro- ISBN 3-528-13872-6
elektronik" und "Sensoren" ergänzt. Damit
kamen Grundlagen und Bauelemente der
Elektronik und Mikroelektronik sowie
Messgrößen, Messprinzipien und die Vor-
stellung konkreter Sensoren mit deren
Signalaufbereitung neu hinzu.

Der Inhalt - Schwerpllnkte


• Bordnetz mit Leitungsdimensionierung,
Steckverbindungen, Schaltzeichen und
Schaltplänen
• Elektromagnetische Verträglichkeit
• Starter- und Antriebsbatterien
• Generatoren
• Starter
• Lichttechnik
• Scheibenreinigung
• Mikroelektronik
• Sensoren
• Datenverarbeitung
und -übertragung im Kfz
Bosch-Fachbücher -
Fachwissen aus erster Hand
Fachwörterbuch Kraftfahrzeugtechnik Hardcover,
Basierend auf der Terminologie der Bosch- Format 17 x 24 cm,
Fachbücher und des Kraftfahrtechnischen 3., vollständig überarbeitete
Taschenbuchs sowie diverser Schriften und und erweiterte Auflage, 2005,
Begriffssammlungen wird dem Kfz-Fach- 779 Seiten,
mann das aktuelle Fachvokabular in den gebunden.
Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch
und Spanisch geboten. Wichtig für alle, die ISBN 3-528-23874-7
im internationalen Geschäft gesprächsfähig
bleiben wollen und auch für neue Systeme
und Produkte immer die korrekte Über-
setzung benötigen. Das Fachwörterbuch
enthält 7358 Begriffe aus dem Bereich der
Kraftfahrzeugtechnik. Die Begriffe sind für
jede Sprache als Quellsprache alphabetisch
sortiert, die übersetzungen sind jeweils in
den drei Zielsprachen gegenübergestellt.

-
Kraftfahrtechnisches Taschenbuch
das Nachschlagewerk
Das Kraftfahrtechnische Taschenbuch von Das "blaue Buch" von Bosch ist inzwischen
Bosch ist ein umfassendes Nachschlagewerk. ein Bestseller im Bereich technischer Litera-
Viele Inhalte der 25. Auflage wurden wieder tur. Es ist weltweit das Nachschlagewerk
von Fachleuten von Bosch, aus der Kraft- für präzise und kurz gefasste Informationen
fahrzeugindustrie und von Hochschulen neu zum Thema Kraftfahrzeugtechnik.
bearbeitet, überarbeitet oder aktualisiert.
Diese Auflage erscheint auch in Englisch,
Der gegenwärtige Stand der Kraftfahrzeug- Französisch und Spanisch. Vorangegangene
technik ist gut aufbereitet und in überschau- Auflagen sind auch in Niederländisch,
barem Umfang enthalten. Viele System dar- Russisch, Finnisch, Italienisch, Ungarisch,
stellungen, Abbildungen und Tabellen geben Chinesisch und Japanisch erschienen.
Einblick in eine faszinierende Technik.
Format 12 x 18 cm,
'eu in der 25. Au nage aufgenommene 25., überarbeitete und
Themen erweiterte Auflage, 2003,
Hydrostatik. Strömungsmechanik • 1232 Seiten,
Mechatronik. Schichtsysteme • Reib- und gebunden,
Formschlussverbindungen • Emissions- mit zahlreichen Abbildungen.
minderungssysteme • Diagnose.
Nfz-Bremsenmanagement als Plattform ISBN 3-528-23876-3
für Nfz-Fahrerassistenzsysteme. Analoge
und digitale Signalübertragung • Mobile
Informationsdienste • Flottenmanagement •
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methoden und Applikationswerkzeuge für
elektronische Systeme. Sound-Design.
Fahrzeug-Windkanäle. Umweltmanage-
ment • Werkstatt-Technik.

Vollständig aktualisierte, überarbcitete odcr


erweiterte Themen
Grundgleichungen der Mechanik •
Schraubverbindungen • Federn. Luft-
filtration. Schmierung des Motors.
Kühlung des Motors. Aufladegeräte •
Abgasanlage • Abgas-Messtechnik •
Steuerung des Ottomotors (Motronic) •
Alternativer Ottomotorbetrieb • Steuerung
des Dieselmotors. Fahrstabilisierungs-
systeme • Autoradio mit Zusatzeinrichtun-
gen • Autoantennen • Mobil- und Daten-
funk • Pkw-Fahrerassistenzsysteme.

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