Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Ottomotor-
Management
3.
überarbeitete und ergänzte Auflage
I
NDl
Nikolaus August Otto entwickelte mit dem Viertaktmotor eine Verbrennungskraftmaschine,
die auch für den Einsatz in den ersten Automobilen Ende des 19. Jahrhunderts geeignet war.
Dieser Motor trat daraufhin einen Siegeszug an und ermöglichte die Verbreitung des Auto-
mobils. Die in neuen Fahrzeugen eingebauten Benzinmotoren arbeiten immer noch nach dem
gleichen Prinzip und bis heute trägt der "Otto-Motor" den Namen seines Erfinders.
Ein Problem in der Anfangszeit des Automobilzeitalters stellte die Zündung dar. Erst Robert
Bosch konnte dieses Problem zuverlässig lösen. Er entwickelte die von Otto für seine ortsfesten
Motoren eingesetzte träge magnetelektrische Abschnappzündung zur leichteren Abreiß-
Magnetzündung, wodurch der Ottomotor höhere Drehzahlen erreichte. Damit konnten die
Anforderungen für den Einsatz des Motors in einem Automobil zunächst befriedigt werden.
Die ebenfalls im Hause Bosch entwickelte Hochspannungs-Magnetzündung in Verbindung mit
der Zündkerze - die im Jahr 2002 ihr hundertjähriges Jubiläum hatte - und schließlich die
Batteriezündung genügten den weiter gestiegenen Anforderungen und sorgten für eine zuver-
lässige Zündung des Luft-Kraftstoff-Gemischs im Ottomotor.
Ab den 1970er-Jahren wurden Weiterentwicklungen im Motorenbau vor allem wegen
der immer strengeren Abgasgesetzgebungen erforderlich. Eine wichtige Rolle im Bestreben,
Leistung und Komfort zu erhöhen sowie die Schadstoffemissionen zu verringern spielte die
Elektronik. Im Hause Bosch wurden Systeme entwickelt, die den neu gestellten Anforderungen
Rechnung trugen. Eine wichtige Stellung nehmen die Benzineinspritzung sowie die Zündung
ein, die bei Bosch im Motormanagement-System Motronic zusammengefasst sind. In die
Motronic wurden immer weitere Teilsysteme integriert, wie z. B. die Füllungssteuerung mit der
elektronisch gesteuerten Drosselklappe (elektronisches Gaspedal, EGAS). Die Erweiterung
der Motronic für die Steuerung eines Ottomotors mit direkter Einspritzung in den Brennraum
stellte eine weitere große Herausforderung für die Bosch-Ingenieure dar.
Die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und damit die Verringerung der COz-Emissionen
sind Forderungen, die immer mehr in den Vordergrund treten. Die Benzin-Direkteinspritzung
ist ein Weg, der zu diesem Ziel führt. Der Einsatz von Erdgas im Ottomotor ist eine weitere
Alternative, diesem Ziel näher zu kommen. Die Bifuel-Motronic steuert einen Ottomotor, der
sowohl mit Benzin als auch mit Erdgas betrieben werden kann.
In diesem Buch sind die Hefte der Schriftenreihe "Fachwissen Kfz-Technik" zusammengefasst.
Es beschreibt, wie die verschiedenen Motormanagement-Systeme aufgebaut sind und wie sie
sowie ihre Komponenten arbeiten. In einem Rückblick werden auch die früheren Systeme zur
Motorsteuerung, die verschiedenen Benzineinspritzsysteme und Zündsysteme, erläutert.
Schließlich sind diese Systeme in älteren Fahrzeugen immer noch vorhanden.
Ein weiteres Thema dieses Buches ist die Abgasgesetzgebung, die einen wesentlichen Einfluss
auf den Umfang der Motronic-Systeme hat. Dieses Kapitel gibt einen Einblick in die Komplexität
der gesetzlichen Vorgaben.
Bis ein Motronic-System in einem neu entwickelten Fahrzeug arbeitet, ist ein immenser
Entwicklungsaufwand erforderlich. Ein Kapitel dieses Buches gibt deshalb einen überblick, wie
diese Systeme im Hause Bosch zur Serienreife gebracht werden.
Die Redaktion
6 InhaH
10 Geschichte 84 Kraftstoffversorgung
des Automobils 84 Kraftstoffförderung
10 Entwicklungsgeschichte bei Saugrohreinspritzung
12 Pioniere der Kfz-Technik 86 Kraftstoffförderung bei
14 Das Lebenswerk von Benzin-Direkteinspritzung
Robert Bosch 87 Kraftstoffverdunstungs-
Rückhaltesystem
16 Grundlagen 88 Elektrokraftstoffpumpe
des Ottomotors 91 Benzinfilter
16 Arbeitsweise 93 Hochdruckpumpen für BDE
20 Zylinderfüllung 100 Kraftstoffverteilerrohr
24 Drehmoment und Leistung 101 Drucksteuerventil
26 Motorwirkungsgrad 101 Druckbegrenzungsventil
28 Spezifischer 102 Kraftstoffdruckregler
Kraftstoffverbrauch 103 Kraftstoffdruckdämpfer
30 Klopfende Verbrennung
104 Saugrohreinspritzung
32 Kraftstoffe 104 Übersicht
32 Ottokraftstoffe 105 Arbeitsweise
37 Alternative Kraftstoffe 108 Einspritzlagen
109 Gemischbildung
40 Systeme zur 113 Zündung und Entflammung
Füllungssteuerung homogener Luft-Kraftstoff-
40 Elektronisches Gaspedal Gemische
(EGAS) 114 Elektromagnetische
44 Variable Ventilsteuerung Einspritzventile
47 Dynamische Aufladung
50 Mechanische Aufladung 118 Benzin-Direkteinspritzung
52 Abgasturboaufladung 118 Übersicht
55 Ladeluftkühlung 118 Arbeitsweise
56 gesteuerte Ladungs- 119 Brennverfahren
bewegung 122 Betriebsarten
57 Abgasrückführung 125 Gemischbildung
127 Zündung und Entflammung
58 Benzineinspritzsysteme 128 Hochdruck-Einspritzventil
der Vergangenheit
58 Übersicht 130 Erdgas-Betrieb
60 Anfänge der Gemisch- von Ottomotoren
bildung 130 Übersicht
68 Benzineinspritzsysteme 132 Aufbau und Arbeitsweise
im Wandel der Zeit 133 Gemischbildung
135 Natural Gas Injector NGI2
138 Erdgas-Rail
138 Kombinierter Erdgasdruck-
und Temperatursensor
139 Hochdrucksensor
DS-HD-KV4
140 Tankabsperrventil TV-NG1
141 Druckregelmodul PR-NG1
Inhalt 7
334 Steuergeräteentwicklung
334 Hardwareentwicklung
338 Funktionsentwicklung
340 Softwareentwicklung
344 Applikation
351 Qualitätsmanagement
352 Sachwortverzeichnis
352 Sachwörter
358 Abkürzungen
Autoren 9
Kraftstoffförderung Abgasemissionen
Dipl.-Ing. Jens Wolber, Dipl.-Ing. Christian Köhler,
Ing. grad. Peter Schelhas, Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Allgeier.
Dipl.-Ing. Uwe Müller,
Dipl.-Ing. (FH) Andreas Baumann, Katalytische Abgasreinigung
Dipl.-Betriebsw. Meike Keller. Dr.-Ing. Jörg Frauhammer,
Dr. rer. nat. Alexander Schenck zu Schweinsberg,
Saugrohreinspritzung Dipl.-Ing. Klaus Winkler.
Dipl.-Ing. Anja Melsheimer,
Dipl.-Ing. Rainer Ecker, Abgasgesetzgebung
Dipl.-Ing (BA) Ferdinand Reiter, Dipl.-Ing. Bernd Kesch,
Dipl.-Ing. Markus Gesk. Dipl.-Ing Ramon Amirpour,
Dr. Michael Eggers.
Benzin-Direkteinspritzung
Dipl.-Ing. Andreas Binder, Abgas-Messtechnik
Dipl.-Ing. Rainer Ecker, Dipl.-Phys. Martin-Andreas Drühe.
Dipl.-Ing. Andreas Glaser,
Dr.-Ing. Klaus Müller. Diagnose
Dr.-Ing. Matlhias Knirsch,
Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Dipl.-Ing. Bernd Kesch,
Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Allgeier, Dr.-lng. Matlhias Tappe,
Dipl.-Ing. (FH) Martin Haug, Dr.-Ing. Günter Driedger,
Dipl.-Ing. Roger Frehoff, Dr. rer. nat. Walter Lehle.
Dipl.-Ing. Michael Weikert,
Dipl.-Ing. (FH) Kai Kröger, Steuergeräteentwicklung
Dr. rer. nat. Winfried Langer, Dipl.-Ing. Martin Kaiser,
Dr.-Ing. habil. Jürgen Förster, Dipl.-Phys. Lutz Reuschenbach,
Dr.-Ing. Jens Thurso, Dipl. -Ing. (FH) Bert Scheible,
Jürgen Wörsinger. Dipl.-Ing. Eberhard Frech.
Die Mobilität spielt für die Menschen wicklung des Automobils mit Verbren-
seit jeher eine große Rolle. In fast jeder nungsmotor. Die öffentliche Meinung war
Epoche versuchte man Mittel zu finden, jedoch noch gespalten. Die Verfechter des
die Menschen über längere Strecken mit neuen Zeitalters rühmten das Automobil
größtmöglicher Geschwindigkeit zu tragen als Inbegriff des Fortschritts, während der
vermochten. Mit der Entwicklung von zu- Großteil der Bevölkerung gegen die zuneh-
verlässigen Verbrennungsmotoren, die mit mende Belästigung durch Staub, Lärm, Un-
flüssigen Kraftstoffen betrieben werden fallgefahr und rücksichtslose Autofahrer
konnten, wurde der Traum des selbst- protestierte. Dennoch war das Automobil
fahrenden "Automobils" Wirklichkeit nicht mehr aufzuhalten.
(griechisch: autos = selbst + lateinisch:
mobilis = beweglich). In den An-
fängen stellte
Entwicklungsgeschichte der Kauf eines
Automobils
Daimler Motor·Kutsche Für die Entstehung eines Gefährtes, das in eine Heraus-
von 1894 unserem Zeitalter nicht mehr wegzudenken forderung dar.
(Quelle: ist, waren viele Voraussetzungen nötig, ohne Es gab prak-
DaimlerChrysler Classic, die ein solches Projekt nicht hätte umgesetzt tisch kein
Konzernarchiv)
werden können. Einige Daten sind an dieser Straßennetz, an Reparaturstätten war nicht
Stelle vorangestellt, die einen wesentlichen zu denken, Treibstoff erwarb man in der
Beitrag zur Entwicklung des Automobils Apotheke und Ersatzteile ließ man vor Ort
beitrugen: schmieden. Umso erwähnenswerter ist die
• Circa 3500 v. Chr. erste Fernfahrt von Bertha Benz im Jahr
Die Entwicklung des Rades wird den 1888. Sie war wohl die erste Frau am Steuer
Sumerern zugeschrieben eines motorisierten Fahrzeugs, die dazu
• Circa 1300 noch durch die Bewältigung der damals
Weiterentwicklung der Kutsche mit Ele- enormen Distanz über 100 km von Mann-
menten wie Lenkung, Radaufhängung heim nach Pforzheim im Südwesten
Die erste Fahrt mll efnem und Federung Deutschlands die Zuverlässigkeit des Auto-
motorgetriebenen Fahr· • 1770 mobils bekräftigte.
zeug schreibt man Dampfwagen von Joseph Cugnot
Joseph Cugnot Zu (1770).
• 1801 Am Anfang konzentrierten sich - außer
Sein dreirädnges,
schwerfälliges Holzge-
Etienne Lenoir entwickelt den Gasmotor Benz - in Deutschland jedoch wenige Unter-
fährt mit Dampfantrieb • 1870 nehmer auf die weltweite Bedeutung der
konnte mrt einer Wasser- Nikolaus Otto baut den ersten Viertakt- motorgetriebenen Fahrzeuge. Die Franzosen
füllung 12 M,nuten Verbrennungsmotor sollten das Automobil groß machen.
fahren,
Panhard & Levassor nutzten Lizenzen für
Carl Benz kann Daimler-Motoren zum Bau eigener Auto-
sich 1885 als mobile. Panhard sind Konstruktionsmerk-
Das Patent, das Benz
am 29. Januar 1886 er·
Erfinder des male wie Lenkrad, geneigte Lenksäule,
teilt wu rde, basierte nicht ersten Auto- Kupplungspedal, Luftreifen und
auf einer umgebauten mobils in die Röhrenkühler zu verdanken.
Kutsche, sondern stellte
I (~} ' Annalen der In den folgenden Jahren schossen Firmen
I
eine eigenständige ganz·
Geschichte wie Peugeot, Citroen, Renault, Fiat, Ford,
helt Ilche Konstruktion
eintragen. Mit Rolls-Royce, Austin und andere wie Pilze aus
dar
(Quelle : seinem Patent dem Boden. Gottlieb Daimler, der seine
DaimlerChrysler C lasslc, beginnt die Motoren nahezu weltweit vertrieb, hatte
Konzernarchiv) rasante Ent- hieran einen nicht unerheblichen Einfluss.
Geschichte des Automobils Entwicklungsgeschichte 11
repräsentative Autos waren gefragt. Ex- eine Herausforderung darstellen. Ein Beispiel
klusivste Fahrzeuge wie der Mercedes-Benz ist die weitere Reduzierung der Umweltbelas-
500 K, Rolls- tungen durch alternative Energiequellen Mercedes-Benz 500 K
Royce Phan- (z. B. Brennstoffzelle). CabrioleI C,
~.
" tom III, 855 Eines wird sich in naher Zukunft wohl Baujahr 1934
... ~. Horch oder nicht ändern - der Begriff, der für das Auto (Quelle :
. -• ... :o;;. .. 1I;~ ,
...
Bugatti Royale seit mehr als 100 Jahren steht und schon DaimlerChrysler Classic,
- Konzernarchiv)
wurden ent- dessen Urväter begeisterte: individuelle
~j
•
wickelt. Mobilität.
12 Geschichte des Automobils Pioniere der Kfz·Technik
Pioniere der Kfz-Technik Daimler vor allem mit der Entwicklung eines
für den Einsatz in Fahrzeugen geeigneten
Aufgrund der Vielzahl Nikolaus August Ottomotors. 1889 stellten Daimler und May-
an Personen, die sich mIt OUo (1832-1891), bach in Paris den ersten "Stahlradwagen" mit
der des
Enlwic~l u ng
gebürtig aus Holz- Zwei-Zylinder-V-Motor vor. Schon ein Jahr
Aulomobils beschä«igl
hausen (Deutsch- später pflegte Daimler internationale Bezie-
haben, stellt diese Auf·
hSlung keinen Anspruch
land), entwickelte hungen mit der Vermarktung des schnell
au f Vollständigkeit schon früh sein In- laufenden Daimler-Motors. So ließ 1891
teresse für Technik. Armand Peugeot einen von ihm konstruier-
Neben seiner Anstel- ten Wagen bei der Rad -Fernfahrt Paris-
1866: Nikolaus Augu.t lung als Reisender Brest - Paris erfolgreich mitfahren und stellte
Duo (BIldquelle: Deutz
für Lebensmittel- sowohl seine Konstruktion als auch die
AG) erstehI das Patenl
auf die atmosphärische
großhandlungen beschäftigte er sich mit der Zuverlässigkeit des verwendeten Daimler-
Gasmaschine Funktion von Gasmotoren. Motors unter Beweis.
Ab 1862 spezialisierte sich Otto vollends
auf den Motorenbau. Es gelang ihm, den Gas- Daimlers Verdienst resultiert aus der stetigen
motor des französischen Technikers Etienne Weiterentwicklung des Ottomotors und dem
Lenoir zu verbessern. Dafür erhielt er 1867 Vertrieb in andere Länder.
auf der Pariser Weltausstellung die Gold-
W ilhelm Maybach medaille. Zusammen mit Daimler und May- Wilhelm Maybach
(Brldquelle : MTU bach entwickelte er einen Verbrennungs- (1846-1929),gebo-
Friedrich.hafen G mbH)
motor, basierend auf dem 1861 von ihm ge- ren in Heilbronn
fundenen Viertaktprinzip. Bis heute ist dieser (Deutschland), ab-
Motor unter dem Namen "Otto-Motor" be- solvierte eine Aus-
kannt. 1884 erfand er die Magnetzündung, bildung zum Tech-
womit Motoren nun mit Benzin betrieben nischen Zeichner.
werden konnten. Diese Neuheit stellte die Bald darauf war er
Grundlage für das spätere Lebenswerk von als Detailkonstruk-
Robert Bosch dar. teur unter anderem
bei der Firma Gasmotoren Deutz AG (von
Ottos Verdienst liegt darin, dass er als Erster Otto gegründet) tätig. Schon zu Lebzeiten
den Viertakt -Verbrennungsmotor gebaut wurde er als "König der Konstrukteure" be-
und dessen überlegenheit über alle Vorläu- zeichnet.
fer demonstriert hat. Maybach überarbeitete den Ottomotor
und brachte ihn zur Serienreife. Er ent-
GoUlieb Darmler Gottlieb Daimler wickelte unter anderem auch die Wasser-
(BIldquelle: (1834-1900) kühlung, den Spritzdüsenvergaser und die
DaimlerChrysler Classic,
stammte aus Doppelzündung. Im Jahr 1900 konstruierte
Konzernarchiv)
Schorndorf Maybach unter Verwendung von Leicht-
(Deutschland) und metall einen revolutionären Rennwagen. Auf
studierte Maschi- Anregung des österreichischen Geschäfts-
nenbau am Poly- mannes Jellinek wurde dieses Fahrzeug ent-
technikum in Stutt- wickelt. Er bestellte 36 Wagen mit der Be-
gart. 1865 lernte er dingung, das Modell nach seiner Tochter
den hoch begabten "Mercedes" zu benennen.
Ingenieur Wilhelm Maybach kennen. Beide Maybachs konstruktive Virtuosität war
sollte fortan eine dauernde Zusammenarbeit wegweisend für die moderne Autoindustrie.
verbinden. Neben der Erfindung des ersten Mit seinem Tod endete die große Zeit der
Motorrads ("Reitrad") beschäftigte sich Kraftfahrzeugpioniere.
Geschichte des Automobils Pioniere der Kfz·Technik 13
Carl Friedrich Benz Die Gebrüder Duryea bauten 1893 das erste 1886: Ben. schreibt als
(1844-1929),gebo- Automobil in Amerika. Ford konnte 1896 Erfinder des ersten Auto·
mobils mit Verbren-
ren in Karlsruhe mit seinem Wagen, dem "Quadricycle Run-
nungsmotor W eltge·
(Deutschland), stu- about", nachziehen, der die Ausgangsbasis
schichle
dierte Maschinen- für zahlreiche Konstruktionen werden sollte. (Bildquelle:
bau am Polytechni- 1908 brachte Ford das legendäre "Model T" DaimlerChrysler Clas.,e,
kum in Karlsruhe. heraus, das ab 1913 am Fließband gefertigt Konzernarchiv)
1871 gründete er wurde. Ford dominierte ab dem Jahr 1921
seine erste Fabrik den Automarkt der USA mit einem Anteil
für Eisengießerei von 55% der gesamten Industrieproduktion.
und Industriebauteile in Mannheim.
Unabhängig von Daimler und Maybach Der Name Henry Ford steht für die Motori-
beschäftigte er sich ebenfalls mit dem Ein- sierung Amerikas. Dank seiner Ideen wurde
bau von Motoren in Fahrzeugen. Nachdem das Automobil einer breiten Bevölkerungs-
die wichtigsten Ansprüche aus Ottos Vier- schicht zugänglich.
taktpatent für nichtig erklärt worden waren,
entwickelte Benz neben einem eigenen Vier- Rudolf Christian Rudol! C. K. Diesel
taktmotor auch einen Oberflächenvergaser, Karl Diesel (1858 (Bildquelle: Historisches
Archiv der MAN AG)
die elektrische Zündung, die Kupplung, die bis 1913), gebürtig
Wasserkühlung sowie eine Gangschaltung. aus Paris (Frank-
1886 meldete er sein Patent an und stellte reich), fasste mit
der Öffentlichkeit seinen Motorwagen 14 Jahren den Ent-
vor. Bis zum Jahr 1900 konnte Benz über schluss, Ingenieur zu
600 Typen-Konstruktionen zum Verkauf werden. Er schloss
anbieten. Bei Benz & Co. wurde in der Zeit sein Examen am
von 1894 bis 1901 das "Velo" gefertigt, das Polytechnikum
mit einer produzierten Gesamtstückzahl von München mit der besten Leistung seit Be-
ca. 1200 Exemplaren als erstes Großserien- stehen der Anstalt ab.
Automobil bezeichnet werden kann. Benz 1892 erhielt Diesel das Patent für den
fusionierte 1926 mit Daimler zur "Daimler- später nach ihm benannten "Diesel-Motor",
BenzAG". der schnell seine Verbreitung als stationärer
Motor und als Schiffsmotor fand. 1908 fuhr
Carl Benz stellte das erste Automobil vor der erste Lastwagen mit einem Dieselmotor.
und schuf die Voraussetzungen für die Sein Einzug in die Pkw-Welt dauerte jedoch
industrielle Fertigung von Serienfahrzeugen. Jahrzehnte. Erst im Jahr 1936 wurde er im
Mercedes 260 D in Serie eingebaut. Heute ist
Henry Ford (1863 der Dieselmotor so weit entwickelt, dass er Henry Ford
(B,ldquclle: Ford)
bis 1947) stammte ebenso verbreitet ist wie der Ottomotor.
aus Dearborn,
Michigan (USA). Rudolf Diesel hat mit seiner Erfindung
Ford erarbeitete sich wesentlich zu einer wirtschaftlicheren
1891 als Ingenieur Nutzung des Verbrennungsmotors beige-
bei der Edison Illu- tragen. Mit Lizenzvergaben konnte Diesel
minating Company international tätig werden, erntete aber zu
eine sichere Posi- Lebzeiten nicht mehr die gebührende
tion, widmete sich Anerkennung.
aber persönlich der Weiterentwicklung des
Ottomotors.
14 Geschichte des Automobils Das Lebenswerk von Robert Bosch
Bild 1 Arbeitsspiel des Viertakt·Ol1omotors (am Beispiel eines Motors mit Saugrohreinspritzung
a Ansaugtakt und getrennter Ein· und Auslassnockenwelle)
b Verdich tungstakt
c Arbeitstakt
d AusstoSlakt 1 ----___...
Ausla.Mocken- 2
3
welle
2 Zündkerze 4
3 Einlassnockenwelle
4 Einsprltzvenlll
5 Einlassventil 6 - --;"='-'
6 Auslassventil
7 Brennraum 7
8 Kolben
9 Zylinder
10 Pleuelstange
11 Kurbelwelle
Ar Drehmomen t
10----,'1'---+-\
(l KurbelwellenwInkel
11 -----:l= =IL'LL
Kolbenhub
Vh Hubvolumen
Vc Kompressions-
volumen
Grundlagen des Ottomotors Arbeitsweise 17
Einfluss der Luftzahl J. auf die Leistung P Einfius. der LuflZahl A auf die Schadstoff·
und den spezifischen Kraftstoffverbrauch b, zusammensetzung im Rohabgas
bei homogener Gemischverteilung bei homogener Gemischverteilung
~
co
~
~
!'1
e
~0
ffi
~
~
.,"'0"
Q.". ~ filz
::0 ,.
Bild 3 g>~
.c
.. a b
•
c
~~
'"
<Ö
a FeHes Gemisch
.o< 'i'I g'"' 0;0
,.
(Luftmangel)
3~ ":!i=> CI: 0
0.8 1.0 1,2 0,6
b mageres Gemisch Luftzahl A ~
(Luftüberschus.)
Grundlagen des Ottomotors Arbeitsweise 19
Bild 5
a Homogene
Gemischverteilung
b Schichtladung
20 Steuerung des Ottomotors Zylinderfüllung
Restga Ladungswechsel
Der Restgasanteil ist der Anteil der Zylinder- Den Austausch der verbrauchten Zylinder-
füllung, der schon einmal an einer Verbren- füllung (Abgas, oben auch Restgas genannt)
nung teilgenommen hat. Man unterscheidet gegen Frischgas nennt man Ladungswechsel.
prinzipiell zwischen internem und externem Er wird durch das Öffnen und Schließen der
Restgas. Internes Restgas ist das Abgas, das Einlass- und Auslassventile im Zusammen-
nach der Verbrennung im oberen Totraum spiel mit der Kolbenbewegung gesteuert.
des Zylinders bleibt oder während gleich- Form und Lage der Nocken der Nockenwelle
zeitig offenen Einlass- und Auslassventilen bestimmen den Verlauf der Ventilerhebung
(Ventilüberschneidung, s. Abschnitt und beeinflussen dadurch die Zylinder-
"Ladungswechsel") aus dem Auslasskanal in füllung.
das Saugrohr zurückgesaugt wird (Interne Die Zeitpunkte des Öffnens und Schlie-
Abgasrückführung) . ßens der Ventile nennt man (Ventil)Steuer-
Externes Restgas sind Abgase, die über ein zeiten, die maximale Ventilerhebung bezeich-
Abgasrückführventil (Bild 1, Pos. 4, 5) in das net man als Ventilhub. Die charakteristischen
Saugrohr eingeleitet werden (Äußere Abgas- Größen sind Auslass Öffnet (AÖ),Auslass
rückführung) . Schließt (AS), Einlass Öffnet (EÖ), Einlass
Schließt (ES) und der Ventilhub. Es gibt
Das Restgas besteht aus Inertgas I) und - bei Motoren mit festen und andere mit variablen
Luftüberschuss, d. h. im Magerbetrieb - aus Steuerzeiten und Ventilhüben (s. Kapitel
unverbrannter Luft. Besonders wichtig ist "Systeme zur Füllungssteuerung").
der Inertgasanteil im Restgas. Dieser enthält
keinen Sauerstoff mehr und nimmt daher Durch eine Ventilüberschneidung kann der
nicht an der Verbrennung des folgenden Restgasanteil für das folgende Arbeitsspiel
Arbeitstakts teil. Jedoch verzögert er die Ent- wesentlich beeinflusst werden. Während der
flammung und verlangsamt den Verlauf der Ventilüberschneidung sind Ein- und Aus-
Verbrennung, was zu einem etwas geringe- lassventil für eine gewisse Zeit gleichzeitig
ren Wirkungsgrad, aber auch zu niedrigeren geöffnet, d. h., das Einlassventil öffnet, bevor
Spitzendrücken und -temperaturen führt. das Auslassventil schließt. Ist in der über-
Ein gezielt eingesetzter Restgasanteil kann schneidungsphase der Druck im Saugrohr
dadurch die Emission von Stickoxiden niedriger als im Abgastrakt, so tritt eine
(NOx) reduzieren. Dies ist der Nutzen des Rückströmung des Restgases in das Saug-
Inertgases im Magerbetrieb, denn bei Luft- rohr auf; weil das so zurückgesaugte Restgas
überschuss kann der Dreiwegekatalysator nach Auslass Schließt wieder angesaugt
die Stickoxide nicht reduzieren. wird, führt dies zu einer Erhöhung des Rest-
gasgehalts.
Im homogenen Motorbetrieb muss die vom Bei Aufladung kann während der über-
Restgas (besteht in diesem Falle nur aus schneidungsphase der Druck vor dem Ein-
lassventil auch höher sein; in diesem Fall
I) 8estat'ldteile Im Brennraum, die sich inert verhalten, findet die Strömung in Richtung des Abgas-
d. h. an der Verbrennung nicht mehr teilnehmen. trakts statt, das Restgas wird regelrecht aus-
22 Steuerung des Ottomotors Zylinderlüllung
Drehmomente am Antriebsstrang
Luftmasse
(Frischgasfüllung)
Momenl aus Molor· Kupplungs·
Kraftsloffmasse
Motor I-Ve_r_br_en_n_un-"g----<~....
m-orn-e-nt- . mo-meo-t---<~I
lündwinkel
(lündzeitpunkt)
Bild 1
1 Nebenaggregate
Ladungswechsel und Reibung
(Generatori Klima-
kompressor usw.) Nebenaggregale
2 Motor Kupplungsverluste
3 Kupplung Getriebeverluste und -ubersetmng
4 Getriebe
Grundlagen des Ottomotors Drehmoment und Leistung 25
Bild 2
Veränderung des
kW ~---------------------, N · m
WIrksamen Hebelarms
80 während des
::t Arbeitstakts
'"- 60
0>
c<I)
a ansteigender
c: E Hebelarm I,
:::>
--'.,
1ii 40 120 ~
.s:::
b abnehmender
l!! Hebelarm I.
20 100 0
o
"'" Bild 3
1000 3000 5000 min- 1 ~
::< Typischer Verlaul bei
1
Motordrehzahlll rn
"nenn einem Ottomotor mit
~
$augrohreinspril2ung
26 Grundlagen des Ottomotors Motorwirkungsgrad
Verluste bei Ä = 1
Der Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses
Wirkungsgradketle eines Otlomotors bei A = 1
steigt mit zunehmender Luftzahl A. Bedingt
durch die bei mageren Gemischen abneh-
mende Flammengeschwindigkeit verläuft r-----'~t11I1D NUIzarb<:it
10% Antrieb
füd> 1,1 die Verbrennung jedoch zuneh- 10%
mend schleppender, was sich negativ auf den
15%
Wirkungsgradverlauf des Ottomotors aus- Reibuno:sveriuste,
N.benaggregate
wirkt. Im Endeffekt ist schließlich der
Ladungswetbstl-
Wirkungsgrad im Bereich von A = 1,l...1,3 verluste
am größten. Bei homogener Gemischbil- Verluste durch ),,1
dung mit A = 1 ist deshalb der Wirkungs- W!rm... ~uste Im Zylinder.
grad geringer als bei einem Gemisch mit nicht Ideale Ve,b,ennung und
Abll<$w!rme
Luftüberschuss. Bei Einsatz eines Dreiwege-
katalysators ist für eine wirksame Abgas-
Thermoclynamistbe ve~ust.
reinigung ein Gemisch mit A = 1 jedoch un- beim Id,alproz.ss
(thermischer Wlrkung",rad)
bedingt erforderlich.
Ladungswechselverluste
Beim Ladungswechsel saugt der Motor Ablauf des motorischen Arbeit'prozesses
im p- V-Diagramm
im ersten Takt Frischgas an. Die Sollmenge
des Frischgases wird durch die Öffnung der
Drosselklappe gesteuert. Es entsteht ein
Unterdruck im Saugrohr, gegen den der
Motor arbeitet. Die Benzin-Direkteinsprit-
zung reduziert diese Pumpveduste (Drossel-
i 3
-
Abgas aus dem Zylinder ausgestoßen wer- prozess
1 bar
den. Auch das erfordert Arbeit. B reales p. V·
5 Diagramm
a Ansaugen
VOlumen V
c
b verdichten
c arbeiten
I1 d ausstoßen
ZZ Zündzeitpunkt
AÖ Auslass öffnet
28 Grundlagen des Ottomotors Spezifischer Kraftstoffverbrauch
Ilx Schichtladun g
20 Bei Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung
sind im Schichtbetrieb die Variationsmög-
lichkeiten für den Zündwinkel einge-
schränkt. Der Zündfunke muss ausgelöst
werden, wenn die Gemischwolke die Zünd-
kerze erreicht hat. Der optimale Zündwinkel
hängt deshalb im Wesentlichen vom Ein-
0,8 1,0 1,2 1,4 ~ spritzzeitpunkt ab.
o
Luftzahl A '"::E:::>
=
Grundlagen des Ottomotors Spezifischer Kraftstoffverbrauch 29
~
...
~
80% ~ 15
M = 220 N' mbe,
3700...4500 min- '
u
::> Effekti.er M,tteldruck:
-0
a;
::<
~ 110%
p.,. - 12 bar (100 'Ib)
~
60% i
Q;
> ~ 1 15%~ Bereohnung des Dreh·
moments M und der
S1 40% ~
:ll1 -e 125% Leistu ng P Ober Zahlen·
Q) ;!: Lnie kOI1SrBn
ler MOlOrle;.srun . P4J kW wertgtelchungen:
Q;
> M = \'w p.,. /O,12566
20%
~ 175% P - M·,,1 954 9
~
o .,o M inN ·m
o 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 5500 6000 min o1 ~
;;:
\fH in dm3
Drehzahl 1/ :l; Prrre in bar
'"
~
11 in min- I
Pin kW
30 Grundlagen des Ottomotors Klopfende Verbrennung
Kraftstoffe
Der wichtigste Energieträger, aus dem Paraffine mit einem rein kettenförmigen
Kraftstoffe gewonnen werden, ist Erdöl. Aufbau (Normal-Paraffine, Bild 1) zeigen
Erdöl ist im Laufe von Jahrmillionen durch eine sehr gute Zündwilligkeit, allerdings
Zersetzung abgestorbener Lebewesen ent- auch eine geringe Klopffestigkeit. Ein ket-
standen und besteht aus vielen verschiede- tenförmiger Molekülaufbau mit zusätzlichen
nen Kohlenwasserstoffen. Qualitativ hoch- Seitenketten (iso-Paraffine) oder ein Benzol-
wertiger Kraftstoff trägt wesentlich zu ring als Grundgerüst (Aromaten) führen zu
einem störungsfreien Fahrbetrieb und zu Kraftstoffkomponenten mit hoher Klopf-
niedrigen Abgasemissionen bei. Daher sind festigkeit.
Anforderungen an die Zusammensetzung
und Eigenschaften des Kraftstoffs gesetzlich In Deutschland wird zwischen Normal-,
festgelegt. Super- und Super-Plus-Kraftstoff unter-
schieden. In den USA werden "Regular" und
Otto kraftstoffe "Premium" angeboten; diese Kraftstoffe sind
in etwa vergleichbar mit Normalbenzin bzw.
Bestandteile von Ottokraftstoffen Superkraftstoff. Superkraftstoffe weisen auf-
Ottokraftstoffe bestehen i. W. aus Paraffinen grund des höheren Aromatengehalts und
und Aromaten. Zur Verbesserung der durch Zusatz sauerstoffhaltiger Komponen-
Grundeigenschaften können sauerstoff- ten eine höhere Klopffestigkeit auf und
haltige organische Komponenten sowie werden bevorzugt in höher verdichtenden
Additive zugesetzt werden. Motoren eingesetzt.
Normal-Paraffine: Olefine:
Linearer Aufbau Linearer oder verzwe igter
Pentan Aufbau mit Doppe lbindung
Cs H' 2
H3 C , Isopenten
iso-Paraffine: H3 C
/
C = CH
, CH3 Cs H,o
Verzweigter Aufbau
CH3 CH3 Isooktan
I I Cs H1 s
H3 C - CH - CH2 - C - CH3
I
CH3
Aromaten:
Ringförmige Grundstruktur
Naphthene:
mit Benzolring
Ri ngförmige Grundstruktur
CH3
H2 Cyclohexan I Toluol
H2 C "", C ' C H2 Cs H12 H /
C' C H C7 Ha
CQ
I I I I
H2C ' C "", C H2 HC, " CH
C
H2 H
Kraftstoffe Otlokraftsloffe 33
°
sehr klopffreudigen n-Heptan die Oktan-
Kenngrößen zahl zugeordnet.
Die Oktanzahl eines Kraftstoffs wird in
Für den Energieinhalt von Kraftstoffen wird einem genormten Prüfrnotor bestimmt:
üblicherweise der spezifische Heizwert H u Der Zahlenwert entspricht dem Anteil (in
(frühere Bezeichnung: unterer Heizwert) an- Volumenprozent) an iso-Oktan in einem
gegeben; er entspricht der bei vollständiger iso-Oktan/n-Heptan-Gemisch, das das
Verbrennung freigesetzten nutzbaren Wär- gleiche Klopfverhalten zeigt wie der zu prü-
memenge. Der spezifische Brennwert Ho fende Kraftstoff.
(früher: oberer Heizwert) hingegen gibt die
gesamte freigesetzte Reaktionswärme an und ROZ,MOZ
umfasst damit neben der nutzbaren Wärme ROZ (Research-Oktanzahl) nennt man die
auch die im entstehenden Wasserdampf ge- nach der Research-Methode bestimmte
bundene Wärme (latente Wärme). Dieser Oktanzahl. Sie kann als maßgeblich für das
34 Kraftstoffe Ottokraftstoffe
Klopffestigkeit
Super, min. ROZ/MOZ 95/85
Nomal, min. I) ROZ/MOZ 91/82,5
Super Plus .) ROZ/MOZ 98/88
Dichte kg/m 3 720... 775
Schwefel, max. mglkg 50
Benzol, max. VoI.·%
Blei t max. mg/l 5
AOchtigkeit
Dampfdruck im Sommer, minimax. kPa 45/60
Dampfdn.Jck im Winter, min.lmax. kPa 60/90')
verdampfte Menge bei 70'C im Sommer, min.lmax. Vol.·% 20/48
verdampfte Menge bei 70 oe im Winter, minimax. Vol.·% 22/50
verdampfte Menge bei lOO'C, min.lmax. Vol .·% 46/71
verdampfte Menge bei ISO'C, min.lmax. Vol.·% 75/-
Siedeendpunkt, max. 'c 210
VU Übergangszeit') , max. » 1150 ')
' ) Nationale Werte für Deutschland,
' ) VU = Vapour- Lock-Ind ex,
3) Frühjahr und Hemsl.
Kraftstoffe Oltokraftstoffe 35
anderen Seite darf die Flüchtigkeit nicht so Kenngröße für die Handhabung im Fahr-
hoch sein, dass es bei höheren Temperaturen zeugtank. Der Dampfdruck wird in allen
zu Heißstart - und Fahrproblemen kommt Spezifikationen nach unten und oben limi-
("vapour-Iock"). Darüber hinaus sollen tiert. Er beträgt z. B. für Deutschland im
die Verdampfungsverluste zum Schutz der Sommer maximal 60 kPa und im Winter
Umwelt gering gehalten werden. maximal 90 kPa.
Die Flüchtigkeit des Kraftstoffs wird durch Für die Auslegung einer Einspritzanlage ist
verschiedene Kenngrößen beschrieben. In die Kenntnis des Dampfdrucks auch bei
der EN 228 sind 10 verschiedene Flüchtig- höheren Temperaturen (80 ... 100°C) wichtig,
keitsklassen spezifiziert, die sich in Siedever- da sich z. B. ein Anstieg des Dampfdrucks
lauf, Dampfdruck und dem Vapour-Lock- durch Alkoholzumischung insbesondere bei
Index (VLI) unterscheiden. Die einzelnen höheren Temperaturen zeigt. Steigt der
Nationen können, je nach den spezifischen Dampfdruck des Kraftstoffs z. B. während
klimatischen Gegebenheiten, einzelne dieser des Fahrzeugbetriebs durch Einfluss der
Klassen in ihren nationalen Anhang über- Motortemperatur über den Systemdruck
nehmen. Für Sommer und Winter werden der Einspritzanlage, kann es zu Funktions-
unterschiedliche Werte festgelegt. störungen durch Dampfblasenbildung
kommen.
Siedeverlauf
Für die Beurteilung des Kraftstoffs hinsicht- Dampf-Flüssigkeits-Verhältnis (DFV)
lich des Betriebsverhaltens sind die einzel- Das Dampf-Flüssigkeits-Verhältnis ist ein
nen Bereiche der Siedekurve getrennt zu be- Maß für die Neigung eines Kraftstoffs zur
trachten. In der EN 228 sind deshalb Grenz- Dampfbildung. Als DFV wird das aus einer
werte für den verdampften Anteil bei 70°C, Kraftstoffeinheit entstandene Dampfvolu-
bei lOO°C und bei 150°C festgelegt. Der bis men bei definiertem Gegendruck und defi-
70°C verdampfte Kraftstoff muss einen nierter Temperatur bezeichnet.
Mindestanteil erreichen, um ein leichtes An- Sinkt der Gegendruck (z. B. bei Bergfahr-
springen des kalten Motors zu gewährleisten ten) und/oder erhöht sich die Temperatur,
(v. a. früher wichtig für Vergaserfahrzeuge). so steigt das DFV, wodurch Fahrstörungen
Der verdampfte Anteil darf aber auch nicht verursacht werden können. In der ASTM
zu groß sein, weil es sonst im heißen Zu- D 4814 wird z. B. für jede Flüchtigkeitsklasse
stand zu Dampfblasenbildung kommen eine Temperatur definiert, bei der ein DFV
kann. Der bei lOO°C verdampfte Kraftstoff- von 20 nicht überschritten werden darf.
anteil bestimmt neben dem Anwärmverhal-
ten v. a. Betriebsbereitschaft und Beschleuni- Vapour-Lock-Index (VLI)
gungsverhalten des warmen Motors. Das Der Vapour-Lock-Index ist die rechnerisch
verdampfte Volumen bis 150°C soll nicht zu ermittelte Summe des zehnfachen Dampf-
niedrig liegen, um eine Motorölverdünnung drucks (in kPa bei 37,8 °C) und der sieben-
zu vermeiden. Besonders bei kaltem Motor fachen Menge des bis 70°C verdampften
verdampfen die schwerflüchtigen Kompo- Kraftstoffanteils. Die Eigenschaften des
nenten des Ottokraftstoffs schlecht und kön- Kraftstoffs im Hinblick auf das Heißstart -
nen aus dem Brennraum über die Zylinder- und Heißfahrverhalten werden mit der
wände ins Motoröl gelangen. zusätzlichen Größe VLI besser beschrieben
als durch die Dampfdruck- und Siedekenn-
Dampfdruck werte allein.
Der bei 37,8 °C (100 °F) nach EN 13016-1
gemessene Dampfdruck von Kraftstoffen ist
in erster Linie eine sicherheitstechnische
36 Kraftstoffe Ottokraftstoffe
mene CO 2 gegen die bei der Verbrennung Erdgasfahrzeuge zeichnen sich durch nied-
entstehenden Emissionen aufgerechnet rige CO r Emissionen aus, bedingt durch den
werden. Dadurch verringern sich die der geringeren Kohlenstoffanteil des Erdgases.
Verbrennung zuzurechnenden CO 2 - Das Wasserstoff-Kohlenstoff-Verhältnis von
Emissionen. Erdgas beträgt ca. 4:1, das von Benzin hin-
gegen 2,3: 1. Dadurch entsteht bei der Ver-
Alternative Kraftstoffe für Ottomotoren brennung von Erdgas weniger CO 2 und
Als alternative Kraftstoffe für Ottomotoren mehr H 20. Ein auf Erdgas umgestellter
werden in erster Linie Erdgas und Flüssiggas Ottomotor erzeugt schon ohne weitere Op-
eingesetzt. Der Betrieb mit Wasserstoff im timierung ca. 25 % weniger CO r Emissionen
Ottomotor beschränkt sich gegenwärtig auf als ein Benzinmotor.
Versuchsfahrzeuge. Alkohole finden in
Europa und den USA hauptsächlich als Bei- Durch die extrem hohe Klopffestigkeit des
mischung zum Benzin Verwendung. In Erdgases von bis zu 130 ROZ (Benzin
Brasilien wird Ethanol auch in reiner Form 91...100 ROZ) eignet sich der Erdgasmotor
als Kraftstoff eingesetzt. ideal zur Turboaufladung und lässt eine
Synthetische Kraftstoffe werden fast aus- Erhöhung des Verdichtungsverhältnisses zu.
schließlich in Dieselmotoren verwendet. Dadurch kann in Verbindung mit einem
Downsizingkonzept (Hubraumverkleine-
Für den Betrieb mit manchen alternativen rung) der Motorwirkungsgrad verbessert
Kraftstoffen kann es erforderlich sein, die und die CO 2- Emission weiter verringert
Einspritzkomponenten und ggf. den Fahr- werden.
zeugmotor und Kraftstoffbehälter anzupas-
sen. Heute bieten immer mehr Fahrzeug-
hersteller Erdgasfahrzeuge direkt ab Werk Flüssiggas, auch als Autogas oder Liquified
an. Dabei kommen hauptsächlich bivalente Petroleum Gas (LPG) bezeichnet, ist ein Ge-
Fahrzeuge zum Einsatz, d.h., es kann zwi- misch aus den Hauptkomponenten Propan
schen Benzin- und Gasbetrieb umgeschaltet und Butan und wird in geringem Umfang
werden. für den Betrieb von Kraftfahrzeugen einge-
setzt. Es fällt bei der Gewinnung von Rohöl
sowie bei Raffinerieprozessen an und lässt
Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan sich unter Druck verflüssigen.
(CH4 ) mit einem Anteil von 80 ... 99 %. Die Anforderungen an LPG für den
Weitere Bestandteile sind Inertgase wie Einsatz in Kraftfahrzeugen sind in der
Kohlendioxid, Stickstoff und niederkettige europäischen Norm EN 589 festgelegt. Die
Kohlenwasserstoffe. Oktanzahl MOZ beträgt mindestens 89.
Erdgas wird entweder gasförmig als Die CO 2 -Emissionen des LPG-Motors
Compressed Natural Gas (CNG) bei einem sind gegenüber dem Benzinmotor um
Druck von 200 bar gespeichert oder es ca. 10 % reduziert.
befindet sich als verflüssigtes Gas (LNG:
Liquid Natural Gas) bei -162°C in einem
kältefesten Tank. LNG benötigt nur ein Speziell adaptierte Ottomotoren können mit
Drittel des Speichervolumens von CNG, die reinem Methanol (M100) oder Ethanol
Speicherung von LNG erfordert jedoch (E100) betrieben werden. Meist werden
einen hohen Energieaufwand zur Kühlung. diese Alkohole jedoch als Kraftstoffkompo-
Deshalb wird Erdgas an den derzeit rund nenten zur Erhöhung der Oktanzahl ver-
550 Erdgas-Tankstellen in Deutschland fast wendet (z. B. E24 in Brasilien und ElO, E85,
ausschließlich als CNG angeboten. M85 in den USA). Auch die aus diesen Alko-
holen herstellbaren Ether MTBE (Methyl-
Kraftstoffe Alternative Kraftstoffe 39
Bei einem mit definiertem Luft-Kraftstoff- pedal) erfasst ein Positionssensor im Fahr-
Verhältnis;" homogen betriebenen Otto- pedalmodul (Bild 1, Pos. 1) diese Größe.
motor wird das abgegebene Drehmoment Weitere Drehmomentanforderungen er-
und damit die Leistung von der zugeführten geben sich aus funktionalen Anforderungen
Luftmasse und der eingespritzten Kraft- wie z. B. ein zusätzliches Drehmoment bei
stoffmenge bestimmt. Damit;" genau ein- eingeschalteter Klimaanlage oder eine
gehalten werden kann, muss die Luftmasse Drehmomentreduzierung beim Schalt-
exakt zugemessen werden. vorgang.
Das Motronic-Steuergerät (2) - ME-
Motronic für Systeme mit Saugrohrein-
Elektronisches Gaspedal spritzung oder DI-Motronic für Benzin-
Direkteinspritzung - berechnet aus dem ein-
(EGAS)
zustellenden Drehmoment die notwendige
Für die Verbrennung des Kraftstoffs ist Luftmasse und erzeugt die Ansteuersignale
Sauerstoff erforderlich, den der Motor der für die elektrisch betätigte Drosselklappe (5).
angesaugten Luft entzieht. Bei Motoren mit Dadurch wird der Öffnungsquerschnitt und
äußerer Gemischbildung (Saugrohreinsprit - damit der vom Ottomotor angesaugte
zung) und auch bei Motoren mit Benzin- Luftmassenstrom eingestellt. Der Drossel-
Direkteinspritzung im Homogenbetrieb ist klappenwinkelsensor (3) liefert eine Rück-
das abgegebene Motordrehmoment direkt meldung der aktuellen Stellung der Drossel-
abhängig von der zugeführten Luftmasse. klappe und ermöglicht somit das exakte
Zur Einstellung einer definierten Luftfüllung Einhalten der gewünschten Drosselklappen-
muss deshalb der Motor gedrosselt werden. position.
Mit dem EGAS kann auf einfache Weise
Aufgabe und Arbeitsweise auch eine Fahrgeschwindigkeitsregelung
Das vom Fahrer geforderte Drehmoment (FGR) integriert werden. Das Steuergerät
ergibt sich aus der Stellung des Fahrpedals. stellt das Drehmoment so ein, dass die über
Beim EGAS-System (Elektronisches Gas- das Bedienelement der FGR vorgewählte
EGAS·SySlem
1 2 Sensoren 3 4 5
Bild 1
1 Fahrpedalsensor
2 Motronic·Steuer·
gerät
3 Drosselklappen·
winkelsenSOf'
4 Drosselklappen·
antrieb
Fahrpedalmodul - - - . . . . Motorsteuergerät ""'=----0+ Drosselvorrichtung
5 Drosselklappe
Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal 41
~------------------- 2
Bild 2
1 Pneumatikgehäuse
2 Drosselklappe
3 Gleichstrommotor
4 Steckermodul
.,>- 5 Getriebegehäuse
'"ß'" 6 Integrierter
..: Drosselklappen·
:::>
winkelsensor
~
7 Deckelmodul
42 Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal
Potenziometers liefert. Für die Fehler- weitere Möglichkeit ist die Auslösung der
erkennung stehen damit zwei unabhängige Kickdown-Funktion durch einen definierten
Signale zur Verfügung (Bild 3). Eine andere Spannungswert der Sensorkennlinie, der
Ausführung arbeitet anstelle des zweiten Fahrer erhält dabei die Rückmeldung über
Potenziometers mit einem Leergasschalter, einen Kraftsprung in einer mechanischen
der dem Steuergerät die LeerlaufsteIlung Kickdown-Dose. Das ist die am häufigsten
signalisiert. Der Zustand dieses Schalters verwendete Lösung.
und die Potenziometerspannung müssen
p la usibel sein. Hall- Winkelsensoren
Für Fahrzeuge mit automatischem Ge- Mit Hall-Sensoren kann die Bewegung des
triebe kann ein weiterer Schalter ein elektri- Fahrpedals berührungslos gemessen werden.
sches Kickdown-Signal erzeugen. Alternativ Beim Hall-Winkelsensor vom Typ ARS 1
hierzu kann diese Information auch aus der (Angle ofRotation Sensor) wird der mag-
Anderungsgeschwindigkeit der Potenzio- netische Fluss einer etwa halbringförmigen
meterspannung abgeleitet werden. Eine dauermagnetischen Scheibe über einen
Polschuh, zwei weitere Flussleitstücke und
Kennlinie eines Fahrpedalsensors die ebenfalls ferromagnetische Achse zum
Magneten zurückgeführt (Bild 4). Hierbei
Bild 5
1- -1-1--
a Prinzip
b Kennlinie """70-- - 3
Hall·IC Im Mittel·
punkt der Kreisbahn
positioniert
2 Hall·IC aus Mittel·
punkt verschoben
(linearisierung)
3 Magnet
Systeme zur Füllungssteuerung Elektronisches Gaspedal 43
der Hall-Sensor jedoch etwas außerhalb der Wie beim Fahrpedalmodul mit potenzio-
Mitte des Kreises platziert, weicht die Kenn- metrischen Sensor enthalten auch diese
linie zunehmend von der Sinusform ab. Sie berührungslosen Systeme zwei Sensoren,
weist nun einen kürzeren Messbereich von um zwei redundante Spannungssignale zu
knapp 90 0 und einen längeren gut linearen erhalten.
Abschnitt von über 1800 auf. Nachteilig ist
aber die geringe Abschirmung gegen Fremd- EGAS-Überwachungskonzept
Bild 6
felder, die verbleibende Abhängigkeit von Das EGAS-System gehört zu den sicherheits-
n Aulbau
geometrischen Toleranzen des Magnet- relevanten Systemen. Das Motormanage- b PrinzIp
kreises und Intensitätsschwankungen des ment beinhaltet deshalb eine Diagnose der C Messsignaic
Magnetflusses im Dauermagneten mit Einzelkomponenten. Eingangsinformatio-
Temperatur und Alterung. nen, die den leistungsbestimmenden Fahrer- Inlegnerter Schall-
kreis (IC) mIt Hall·
Beim Hall-Winkelsensor vom Typ wunsch (Stellung des Fahrpedals) oder den
Elemenlen
FPM2.3 wird nicht die Feldstärke, sondern Motorzustand (Stellung der Drosselklappe)
2 Magnet (der
die Magnetfeldrichtung zur Generierung des darstellen, werden durch doppelte Sensorik gegenuberllegende
Ausgangssignals verwendet. Die Feldlinien (Redundanz) dem Steuergerät zugeführt. Magnet hlcr nicht
werden von vier, in einer Ebene liegenden Die beiden Sensoren im Fahrpedalmodul dargeslellt)
und radial angeordneten Messelementen in sowie die beiden Sensoren in der Drossel- 3 AusstMsluck
x- und y-Richtung erfasst (Bild 6). Die vorrichtung liefern voneinander unabhän- 4 Hall·Elemenle
(zur Erfassung der
Ausgangssignale werden im ASIC aus den gige Signale, sodass bei Ausfall des einen
x-Kompononte
Rohdaten (cos- und sin-Signal) mittels der Signals das andere einen gültigen Wert von B)
arctan-Funktion abgeleitet. Zur Erzeugung liefert. Unterschiedliche Kennlinien stellen 5 Hall-Elemente
eines homogenen Magnetfeldes wird der sicher, dass ein Kurzschluss zwischen den (zur Erfassu n9 der
Sensor zwischen zwei Magneten positio- beiden Signalen erkannt wird. y·Komponenle
von B)
niert. Der Sensor ist somit unempfindlich
gegenüber Bauteiltoleranzen und tempera-
B. homogenes
turstabil.
Magnetleid
(.-Komponente)
Messprin.ip des FPM2.3 Explosionsdarstellung des FahrpedaJmoduls FPM2,3
B, homogenes
Magnetfeld
(yKompononte)
a
Ausgangssignale
der Hall-Elemente
400 .....,...----"7'<""~ Bild 7
I Pedal
2 2 Deckel
3 Abslandshülse
1 4 Sensorblock mIt
Gehäuse und
Stecker
- sin c, 5 Lagerblock
-cos « 6 Welle mit zwei
Magneten und
Hystereseelementen
(runde Magnelc
nlchl Slchtbar)
7 K,ckdown
(opllonal)
e zweI Federn
9 Anschlagsdampler
10 DruckSlück
11 Bodendeckel
44 Systeme zur Füllungssteuerung Variable Ventilsteuerung
Nockenwellen-Phasenverstellung
Bei heutigen Serienmotoren werden die
Neben der Regelung des vom Motor ange- Nockenwellen über Zahnriemen, Steuer-
saugten Frischgasstroms über die Drossel- ketten oder Zahnräder von der Kurbelwelle
klappe ist es möglich, die Zylinderfüllung angetrieben. Die Verstellung der Nocken-
mithilfe einer variablen Ventilsteuerung ein- wellen relativ zur Kurbelwellenposition ge-
zustellen. Über die Variabilität von Ventil- winnt zunehmend an Bedeutung. In vielen
steuerzeiten und Ventilhüben kann das Ver- Anwendungen ist nur die Einlassnocken-
hältnis von Frischgas zu Restgas sowie die welle gegenüber der Kurbelwellenposition
Gemischbildung beeinflusst werden. verdrehbar ausgeführt. Die Tendenz geht
aber zu Motoren mit zusätzlich verstellbarer
Das periodische Öffnen und Schließen der Auslassnockenwelle. Dabei kommen vorwie-
Ventile bewirkt ein stoßweises Ansaugen des gend hydraulisch angetriebene Aktoren zum
Frischgases in den Brennraum und Aus- Einsatz, die eine kontinuierliche Verstellung
schieben verbrannter Gase aus diesem he- erlauben.
raus. Dies regt die ein- und ausströmenden
Gassäulen zu Schwingungen an, deren Fre- Die Verdrehung z. B. der Einlassnockenwelle
quenz und Amplitude wesentlich von der bestimmt den Zeitpunkt des "Einlass öffnet".
Geometrie der Luftführung bzw. des Abgas- Über die feste Nockenkontur werden die-
strangs, der Motordrehzahl sowie der Dros- selbe Hubkurve und damit auch das "Einlass
selklappenstellung abhängen. Ventilsteuer- schließt" zeitlich parallel mit verschoben.
zeiten und Ventilhübe können somit nur für Bild 1 zeigt die Verschiebung der Hubkurve
den Ladungswechsel in einem bestimmten eines Einlassventils in Bezug auf den oberen
Betriebsbereich bestmöglich angepasst wer- Totpunkt des Kolbens bei Verdrehung der
den. Eine invariante Auslegung des Ventil- Einlassnockenwelle in Richtung "Spät" bzw.
triebs für einen Serienmotor stellt daher "Früh".
stets einen Kompromiss über den gesamten
Last- und Drehzahlbereich dar. Eine variable
Ventilsteuerung ermöglicht die erweiterte Spätverstellung bei niedrigen Drehzahlen
Anpassung an unterschiedliche Betriebsbe- Die Spätverstellung der Einlassnockenwelle
dingungen, woraus sich folgende Vorteile er- führt zu einem späten Öffnen des Einlass-
geben: ventils und damit zu einer Reduzierung
• höhere Nennleistung, der Ventilüberschneidung. Dadurch wird
• günstiger Drehmomentverlauf über den die Rückströmung der verbrannten Gase
gesamten Drehzahlbereich, über das Einlassventil in das Saugrohr ver-
• Reduzierung der Schadstoffemissionen, ringert. Der niedrigere Restgasanteil des
• geringerer Kraftstoffverbrauch und anschließend angesaugten Gemischs führt
• verbesserte Laufruhe bei niedrigen bei niedrigen Drehzahlen « 2000 min- 1) zu
Drehzahlen. einer stabileren Verbrennung und einem
runderen Motorlauf. Die Leerlaufdrehzahl
kann abgesenkt werden, was insbesondere
den Kraftstoffverbrauch reduziert.
zuströmen, bis die Druckdifferenz über das reduziert. Der höhere Inertgasanteil erlaubt
Einlassventil durch die fortschreitende Auf- zudem eine weitere Öffnung der Drossel-
wärtsbewegung des Kolbens ausgeglichen klappe (Entdrosselung) und bewirkt damit
wird. Durch diesen Nachladeeffekt kann die eine Reduzierung des mit den Drosselver-
Zylinderfüllung deutlich erhöht werden. lusten verbundenen Kraftstoffverbrauchs.
Auslass Einlass
(verstellbar) (verste ll bar)
1;'\
/ \ Bild 1
I \ t Verdrehen In
Ll I \ Rlchlung Spät
'"
.t:.
I \ 2 Normalstellung
~Q) I \ 3 Verdlehen In
> RIChtung Früh
\ A Ventil·
\ überschneIdung
~ ~
~ M
'"0 '"
~
::; UT UT ::; Bild 2
Kurbelwellenwinkel :> Kurbelwellenwinkel :>
= = 1
2
Standardnocken
Zusatznocken
46 Systeme zur Füllungssleuerung Variable Ventilsteuerung
Bild 3
a Minimaler Hub
b mruumaler Hub
Systeme zur Füllungssteuerung Dynamische Aufladung 47
Bild 2
1 Zylonder
2 kurzes Saugrohr
3 Resonanzbehälter
4 Rcsonanzsaugroh(
5 Samma behälter
6 Drosselklappe
3
A Zylindergruppe A
B Zyllndergruppo B 2 r-~__~+-~-+__+-~-r~__~-,
Bild 3 c
Syslem mit
1
4
1
2
3
4
'"0
IX
A ::;
Resonanzaufladung ::;
11 :>
~ System mit Motordrehzahl
"nenn
Norma saugrohr
Systeme zur FÜllungssteuerung Dynamische Aufladung 49
eS
bessere Zylinderfüllung bei hohen Drehzah- a Saugrohrverhält-
nisse bel
len möglich.
geschlossener
a A B b Umschallklappe
b Saugrohrverhält-
nisse bel geöffneter
Umschallklappe
Schw,ngsaugrohrsyslem
Re 'onanzaugrohrsysteme
Mit Öffnen einer Resonanzklappe wird ein
zweites Resonanzrohr zugeschaltet. Die ver-
änderte Geometrie dieser Anordnung beein-
a 2 flusst die Eigenfrequenz der Sauganlage. Das
größere wirksame Volumen bei zugeschalte-
tem zusätzlichen Resonanzrohr verbessert
die Füllung im unteren Drehzahlbereich.
Bild 1
Ang saug te Luft
2 komprim,Me Lu ft
Geschichte von Kompressorfahrzeugen 51
Auf der BerlIner Automobilausstellung 1921 1938 wurde auf der Internationalen Automobil-
stellte die Daimler-Motoren-Gesellschaft die und Motorradausstellung in Berlin der Typ 770
Pkw-Typen 6/20 PS und 10135 PS mit Vier- ,Großer Mercedes' (WI50) mit einem 7,7-
zyhnder-Kompressormotoren vor_ Liter-Achtzylinder-Reihenmotor mit Kompres-
Im Jahr 1922 wurde zum ersten Mal ein sor gezeigt. Dieser Motor leistete 230 PS.
Fahrzeug mit Kompressormotor bei einem Im Vergleich zu den heute eingesetzten
Autorennen eingesetzt. Max Sailer gewann bei Kompressormotoren war die auf den Hubraum
der Targa Florio auf Sizilien auf Mercedes bezogene Leistung damals eher bescheiden.
28/95 PS mit Kompressor den Titel bei den Der Mercedes SLK, der seit Ende des
Senenwagen. 20. Jahrhunderts über die Straßen rollt,
1924 wurden auf der Berliner Automobil- schöpft aus 2,3 Liter Hubraum eine Leistung
ausstellung die neuen Pkw-Typen Mercedes von 142 kW (192 PS) bel 5300 m,n I.
Bild 1
1 Verdlchlcrrad
2 Welle
3 Abgaslurb,ne
4 E'nlass Abgas·
massenslrom
2 3
5 Auslass
kompnmlCr1e Lull
Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung 53
Abgaslurboaufladung
Bild 2
I MOlorsleuergerat
2 Drossclvornchlung
3 Krallsloffwfuhr
4 Ladcdruck- und
Ladelulilemperatur
sensor
5 Ladclullkühler
6 RückschlagventIl
7 Unlcrdruckspe1cher
a Magnel,onlil
(Taktventd)
9 Schubumlullv.nlil
(Dump valv )
10 Ladedruckregelvenlll
tl Wastegale
(BYPüSsventol)
12 Verdichter des
.,>- Turboladers
'"
0
0
t3 Magnelvenld
« (Taktvenhl)
~
::>
t4 Abgaslurblne des
Il:>
Turboladers
54 Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung
Voillast bei n::; 2000 min- I . Damit nun bei Bei zu hohem Ladedruck wird das Taktventil
größeren Abgasrnassenströmen der Abgas- so angesteuert, dass in der Steuerleitung
turbolader den Motor nicht überlädt, muss ein höherer Druck herrscht. Das Ladedruck-
in diesem Bereich ein Teilstrom über ein regelventil öffnet das Wastegate und der
Bypassventil, das Wastegate (Bild 3, Pos. 8), Anteil des Abgasrnassenstroms durch die
an der Turbine vorbei in die Abgasanlage Turbine wird geringer.
abgeführt werden. üblicherweise ist dieses
Bypassventil in Klappenausführung im VTG- Ladcr
Turbinengehäuse integriert. Verstellbare Turbinen (VTG: Variable
Turbinen-Geometrie) bieten eine weitere
Das Wastegate wird über das Ladedruck- Möglichkeit, den Abgasrnassenstrom bei
regelventil (6) betätigt. Dieses Ventil ist über hoher Motordrehzahl zu begrenzen (Bild 4).
eine Steuerleitung (2) pneumatisch mit dem Der VTG-Lader ist bei Dieselmotoren Stand
Taktventil (1) verbunden, das ladedruck- der Technik. Bei Ottomotoren konnte er
abhängig vom Motorsteuergerät über ein sich u. a. wegen der hohen thermischen Be-
elektrisches Signal angesteuert wird und den lastung durch die heißeren Abgase nicht
Ladedruck beeinflusst. Ein Ladedrucksensor durchsetzen.
liefert die Information über den aktuellen
Ladedruck. Die verstellbaren Leitschaufeln (3) passen
Bei zu niedrigem Ladedruck wird das den Strömungsquerschnitt und damit den
Taktventil so angesteuert, dass in der Steuer- an der Turbine anstehenden Gasdruck dem
leitung ein geringer Druck herrscht. Das geforderten Ladedruck durch Variation der
Ladedruckregelventil schließt das Wastegate Geometrie an. Bei niedriger Drehzahl geben
und ein höherer Anteil des Abgasrnassen- sie einen kleinen Strömungsquerschnitt
stroms treibt die Turbine an. frei, sodass der Abgasrnassenstrom in der
Turbine eine hohe Geschwindigkeit erreicht
Variable Tubinengeomelrie des VTG·Laders und die Abgasturbine auf eine hohe Dreh-
zahl bringt (Bild 4a).
a Bei hoher Motordrehzahl geben die Leit-
schaufeln einen großen Strömungsquer-
schnitt frei, der die große Abgasmenge auf-
nehmen kann, ohne die Abgasturbine auf zu
hohe Geschwindigkeiten zu beschleunigen
6 (Bild 4b). Der Ladedruck wird dadurch
begrenzt.
Bild 4 Durch die Drehbewegung eines Verstell-
a LCltschaulelslcllung rings (2) ergibt sich eine einfache Verstel-
lür hohen Ladedruck lung des Leitschaufelwinkels. Dabei werden
b Lc,lsehau!elsl l'un9
b die Leitschaufeln entweder direkt über ein-
lur nIedrigen
Ladedruck
zelne an ihnen befestigte Verstellhebel (4)
1 Abg,slurb,ne oder über Verstellnocken auf den gewünsch-
2 Vcrslcllnng ten Winkel eingestellt. Das Verdrehen des
3 LCilschaufeln Verstellrings geschieht pneumatisch über
4 VerSleIlhebel
eine Verstelldose (5) mit Unterdruck oder
5 VersleIldose
elektrisch. Die Motorsteuerung steuert die-
6 Abgasstrom
<f- Hohe Slrömungs-
sen Verstellmechanismus an. Damit kann
geschwlnd'g elt der Ladedruck in Abhängigkeit des Motor-
<..... niedrige Siromungs· betriebszustands bestmöglich eingestellt
geschw nd gkM werden.
Systeme zur Füllungssteuerung Abgasturboaufladung, Ladeluftkühlung 55
.1r
Abgasrnassenstrom verzögert aufgebaut
wird. Beim Beschleunigen aus niedrigen
--'
Drehzahlen heraus ergibt sich somit das
» Turboloch".
E,nspntzgeschlchte(n)
Die Benzineinspntzung hat eine lange Vergan- 1967 ge lang der Benzineinspritzung ein
genheit. Bereits 1898 fertigte die Gas- weiterer Schritt nach vorn : das erste elektrOni-
motorenfabrik Deutz Stempelpumpen zur sche Einspritzsystem: die vom Saugrohrdruck
BenzIneinspritzung in kiemen Stückzahlen. gesteuerte D-Jetronic!
Nachdem man wenig später das heutige 1973 kam dann die luftmengenmessende
Vergaserpnnzlp entdeckte, war die Benzinein- L-Jetronlc auf den Markt, zeitgleich mit der
spritzung beim damaligen Stand der Technik mechanisch -hydraulisch gesteuerten
nicht mehr konkurrenzfähig. K-Jetronlc , ebenfalls ein luftmengen-
Bel Bosch fiel bereits 1912 der Startschuss messendes System.
für die ersten Versuche an Benzin-Einspritz- 1976 erhielt die K-Jetronic als erstes
pumpen. 1937 ging dann der erste Flugzeug- System eine Lambda-Regelung ,
motor, 1200 PS Leistung, mit Bosch -Benzin- 1979 wurde ein neues System eingeführt:
einspritzung in Serie. Die Unsicherheit der die Motronic mit der digitalen Verarbeitung
Vergasertechnik wegen Vereisung und Brand - vieler Motorfunktionen, Dieses System ver-
gefahr hatte die Entwicklung der Benzin- band die L-Jetronic und eine elektronische
einspritzung gerade in diesem Bereich Kennfeldzündung. Der erste Mikroprozessor
gefördert. Die eigentliche Ära der Bosch- ,n einem Automobill
BenzIneinspritzung begann, doch bis zur 1982 wurde die um einen elektronischen
BenZIneinspritzung in einem Pkw war es noch Regelkreis und die Lambda-Sonde erweiterte
ein weiter Weg. K-Jetronic als KE-Jetronic angeboten.
Ab 1987 kam die Mono-Jetronic hinzu: ein
1952 wurde eine Bosch-Direkteinspntzung kostengünstiges Zentraleonspritzsystem, das
zum ersten Mal serienmäßig in einen Klein - die Ausrüstung mit Jetronic auch bei kleineren
wagen eingebaut. Dann folgte der Einbau im Fahrzeugen möglich machte und den Vergaser
legendären 300SL, einem Senensportwagen endgültig verdrängte.
von Daimler-Benz. In den Folgejahren wurden
die mechanischen Einspritzpumpen immer
weiterentWickelt und . ..
2 3
Bild 3
1 Anlncbsrad
2 Abstrelfer
-, 3 rotierende Bürste
4 BurSlenkammer
5 Ansaugstullcn
1885 hatte Nikolaus August Ottos Ringen ren arbeitende Benzinmotor (Ottomotor)
um den mit kohlenwasserstoffhaltigen wurde auf der Weltausstellung in Antwerpen
Kraftstoffen (Spiritus I Benzin) betriebenen mit hoher Anerkennung ausgezeichnet.
Verbrennungsmotor Erfolg; dieses Ziel hatte Diese Konstruktion ist von der Firma Otto
er sich bereits 1860 gesetzt. Der erste mit & Langen, Deutz, in zahlreichen Exemplaren
einem Oberflächenvergaser und elektri- über viele Jahre gebaut und vertrieben Bild 4
2 3 4
,
I
8 7 6 5
Bild 7
I Luflelnlass
2 Kraftsloftzulauf
3 federnder Tup'er
4 GemlschauSI~l tt
i; Orehsch,ebe,·
arretierung
,.. ,..
0
~
6 Orehschleber für '"
;;e "'
!!!
Gem,schregclung ::E
::> '"::>
::;
Schwimmer ~ ~
B Spnlzdüsc
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 63
..
>-
'"~'"
::;;
::J
~
64 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung
In der darauf folgenden Zeit begann die zwischen den Zylinderbänken angebracht
vielseitige Detailarbeit und Spezialisierung. waren (im Bild 12 nicht sichtbar). Eine
Verschiedene Bauarten und Zusatzeinrich- solche Pumpe ist in Bild 13 zu sehen; sie hat
tungen wurden entwickelt, z. B. Drehschie- eine Baulänge von ca. 70 cm.
ber und Vordrosseln als Starthilfen, Mem- Auch in der legendären dreimotorigen
bransysteme anstelle des Schwimmers für Ju 52 haben Ende der 1930er-Jahre Direkt-
Flugvergaser, Pumpensysteme als Beschleu- einspritzsysteme in Verbindung mit 9-Zylin-
nigungshilfen. Die Vielfalt der Modifikatio- der-Sternmotoren von BMW (Bild 14) An-
nen ist so umfangreich, dass sie den Rahmen wendung gefunden. Besonders beachtens-
dieses Kapitels sprengen würde. wert ist die Boxer-Bauform der mechani-
In den 1920er-Jahren kamen zur Verwirk- schen Einspritzpumpe (Bild 15) von Bosch.
lichung höherer Motorleistung Einfach- und
12-Zylinder-Reiheneinspritzpumpe (Länge ca. 70 cm)
Doppelvergaser (Vergaser mit zwei Drossel-
klappen) als Mehrfachvergaseranlagen zum
Einsatz (mehrere synchron angesteuerte
Einfach- oder Doppelvergaser). In den fol-
genden Jahrzehnten nahm die Vielfalt der
Vergaservarianten der einzelnen Hersteller
immer mehr zu.
Parallel zu den Vergaserweiterentwicklun-
gen wurden für Flugmotoren in den 1930er-
Jahren die ersten Benzineinspritzsysteme
mit Direkteinspritzung entwickelt (Beispiel
Bild 12). Für diesen Motor wurden zwei 12-
Zylinder-Reiheneinspritzpumpen benötigt,
welche jeweils auf dem Kurbelgehäuse
Bild 12
Dieser Augmotor wurde
von 1939 bis 1942 von
der Da mler-Ben, AG
produziert.
Es gab Vananlen von
48.5 Lller Hubraum mit
2350 PS (1741 kW) b.
50.0 Lllcr Hubraum mit
3500 PS (2593 kW),
alle mIt Benllndlrekt-
clnspnllung von Bosch.
Ocr Motor hatte eme
Gcsamtltingo von 2,15 m.
(B,ldqucllc:
Da,mlerChryslor Classlc,
Konzernarchiv)
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 65
Boseh·Einspritzpumpe in Boxer·Baulorm
(Länge ca. 35 cm)
Komponenten der Benzin·Oirekteinspritzung von Bosch fUr die Zweitaktmotoren im Gulbrod und Goliath
Bild 19 5
1 En Uüftung si cllu n9
2 Membr.nblock des
GemIschreglers
3 EnllOflungsleolung
4 vom Krallsloff·
behalter
5 Elnsp"lzvenlil
6 KrallSlofffllter
7 KlappeMlulzen des
GemIschreglers
8 vom Ölbehälter
9 ÖI ·Schmlerpumpe
10 Einspritzpumpe
11 Überslrömvenlll
Aber auch im Sportwagen Mercedes-Benz Eine ganz andere Facette der Gemischbil-
300SL (Bild 20) war eine Benzin-Direkt- dung für Benzinmotoren kam in der letzten
einspritzung von Bosch eingebaut. Er wurde Zeit des Zweiten Weltkriegs und einige Zeit
am 6. Februar 1954 auf der International danach auf: die Holzvergaseranlagen.
Motor Sports Show in New York der Welt- Das Holzgas der glimmenden Holzkohle
öffentlichkeit vorgestellt. Sein gegenüber wurde genutzt, um ein zündfähiges Gemisch
der Vertikalen um 50 0 geneigte 6-Zylinder- zu bilden (Bild 21). Die Baugröße dieser
Reihenmotor (M198/l1) hatte 2996 ccm Anlagen war allerdings nicht zu übersehen
Hubraum und leistete 215 PS (159 kW). (Bild 22).
Bild 20
BIldquelle:
OalmlerChrysler Classle.
Konzernarchiv
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Anfänge der Gemischbildung 67
Bild 21
1 Gaserzcuger
2 PrallbJechrem'ger
,.. 3 Absllzbehäiler
'";;;'"'" 4 Ga.kuhle,
::; 5 N.nchrclmger
:::>
6 Anfachgebläse
~
7 Reglerg ruppe
Benzineinspritzsysteme D-Jetronic
Systcmübcrsicht
im Wandel der Zeit Bei der von Bosch entwickelten D-Jetronic
Seit 1885, als die erste Saugrohreinspritzung handelt es sich um eine vorwiegend durch
bei einem stationären Industriemotor An- Saugrohrdruck und Drehzahl gesteuerte
wendung fand, hat sich in der Welt der Ben- Benzineinspritzung. Daher die Bezeichnung
zineinspritzsysteme vieles verändert. Man D-Jetronic (drucksensorgesteuert).
versuchte sich 1925 mit einem in Flugzeug- Das elektronische Steuergerät (Bild 1,
motoren eingebauten schwimmerlosen Ver- Pos. 1) empfängt Signale über Saugrohr-
gaser mit angebauter Einspritzvorrichtung, druck, Ansauglufttemperatur, Kühlwasser-
1930 mit einer elektrisch angesteuerten Ein- bzw. Zylinderkopftemperatur, Stellung und
spritzung in einem Rennmotorrad, bis dann Bewegung der Drosselklappe, den Startvor-
schließlich Bosch 1951 eine mechanisch an- gang sowie über Motordrehzahl und Ein-
getriebene Benzineinspritzpumpe für den spritzzeitpunkt. Es verarbeitet diese Daten
Gutbrod Superior 600 und Goliath GP 700 und sendet elektrische Impulse an die Ein-
entwickelte. Dies waren die ersten Pkw mit spritzventile (2). Das Steuergerät ist mit den
Benzineinspritzung, ausgeführt als Direkt- elektrischen Aggregaten über einen Vielfach-
einspritzung. Auch der legendäre Mercedes stecker und Kabelbaum verbunden.
300 SL war mit einer Benzin-Direkteinsprit- Die Einspritzventile spritzen den Kraft-
zung mit mechanischer Reihenpumpe aus- stoff in die Saugrohre der Zylinder. Der
gestattet. Drucksensor (3) gibt Daten über die Motor-
über verschiedene Entwicklungsstufen belastung an das Steuergerät. Die Tempera-
der Saugrohreinspritzsysteme, die im Fol- tursensoren melden die Temperaturen von
genden beschrieben werden, führt der Weg Luft (l3) und Kühlwasser (4) an das Steuer-
derzeit wieder hin zu direkteinspritzenden gerät. Der Thermozeitschalter (5) schaltet
Systemen. das Elektrostartventil (6), das während des
Anlagensehern. D·Jetronic
Bi ld 1
EleklroniSehes
Steuergerät
2 Elnspnlzvcntll
3 Drucksensor
4 Kuhl~·. . asser·
IcmperalursenSOr
5 Thermozeltschalter
6 Eleklroslarlven"l
7 E eklrokraftslofl·
pumpe
8 Kraftstoflfiller
9 Krallslofldruckregler
10 Zusal1lullsch,eber
11 Drosselklappen'
schallcr
12 Elnspnlzauslöscr
13 LufllempcralUr·
senSOr ,.
I" atmospharlscher
...<:'
f'
Druck
Druck Im Sammel- "
:;;
:::>
CP
saugrohr
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 69
Zur Anpassung an verschiedene Betriebs- die Bewegungen der Stauscheibe auf einen
zustände wie Start, Warmlauf, Leerlauf und Steuerkolben (8), der die bei Grundfunktio-
Volllast erfolgt eine Steuerung der Ge- nen erforderliche Kraftstoffgrundmenge be-
mischanreicherung. Zusätzlich sind Ergän- stimmt. Ein Gegengewicht gleicht das Ge-
zungsfunktionen wie Schubabschaltung, wicht von Stauscheibe und Hebelsystem aus
Drehzahlbegrenzung und Lambda-Regelung (beim Fallstrom-Luftmengenmesser durch
möglich. eine Zugfeder). Eine Blattfeder (13) sorgt für
korrekte die Nulllage in der Abstellphase.
Gcmi chrcgler
Aufgabe der Gemischaufbereitung ist die Kraftstoffmengenteiler
Zumessung einer Kraftstoffmenge, die der Der Kraftstoffmengenteiler (10) teilt die
angesaugten Luftmenge entspricht. Die Kraftstoffgrundmenge entsprechend der
Kraftstoffzumessung erfolgt in der Grund- Stellung der Stauscheibe den einzelnen
funktion durch den Gemischregler. Er be- Zylindern zu.
steht aus Luftmengenmesser und Kraftstoff- Der Steuerkolben gibt - abhängig von der
mengenteiler. Stellung der Stauscheibe - im Schlitzträger
(9) einen entsprechenden Querschnitt der
Luftmengenmesser Steuerschlitze frei, durch die der Kraftstoff zu
Die vom Motor angesaugte Luftmenge ist den Differenzdruckventilen und damit zu
ein Maß für dessen Leistung. Der vor der den Einspritzventilen strömen kann.
Drosselklappe eingebaute Luftmengenmes- Bei kleinem Hub der Stauscheibe ist der
ser (Bild 4) arbeitet nach dem Schwebe- Steuerkolben nur wenig angehoben und da-
körperprinzip und misst die vom Motor mit nur ein kleiner Querschnitt der Steuer-
angesaugte Luftmenge. Sie dient als Haupt- schlitze freigegeben. Bei großem Hub gibt
steuergröße zum Bilden der Grundeinspritz- der Steuerkolben einen größeren Quer-
menge. schnitt der Steuerschlitze frei. Es besteht ein
Der Luftmengenmesser besteht aus einem linearer Zusammenhang zwischen Stau-
Lufttrichter (1), in dem sich eine bewegliche scheibenhub und freigegebenem Quer-
Stauscheibe (2) befindet. Die durch den schnitt an den Steuerschlitzen.
Lufttrichter strömende Luft bewegt die Stau-
scheibe um ein bestimmtes Maß aus ihrer DiJferenzdruckventile
Ruhelage. Ein Hebelsystem (12) überträgt Differenzdruckventile (Bild 5, nächste Seite)
im Kraftstoffmengenteiler bewirken einen
Sle,gstrom·Luftmengenmesser bestimmten Druckabfall an den Steuer- Bild 4
schlitzen. Soll der Stauscheibenhub eine 1 Lulunchter
Veränderung der Kraftstoffgrundmenge im 2 Slausche,be
gleichen Verhältnis zur Folge haben, so muss 3 Entlastungs-
querschmll
an den Steuerschlitzen ein konstanter
4 Gem,sche,nslell-
Druckabfall- unabhängig von der durch- schraube
strömenden Kraftstoffmenge - sichergestellt 5 Sieuerdruck
sein. Die Differenzdruckventile halten die 6 Kraft.toffzulau!
Druckdifferenz zwischen Oberkammer (5) 7 zugemessene
und Unterkammer (8) unabhängig vom Kraltsloffmenge
8 Steuerl<olben
Kraftstoffdurchsatz konstant.
9 Schhtzträger
Als Differenzdruckventile werden Flach- 10 Kraftsloff-
sitzventile verwendet. Sie befinden sich im mengenle"er
Mengenteiler und sind je einem Steuerschlitz 11 Drehpunkt
13 1211
zugeordnet. Eine Membran trennt die Ober- 12 Hebel
13 Blaufeder
kammer von der Unterkammer des Ventils.
72 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit
Der Steuerdruck wird über eine Drossel- am Luftmengenmesser auftritt. Die Dämp-
bohrung vom Systemdruck abgezweigt. Die fungsdrossel verhindert dabei ein Schwingen
Drossel dient dabei zur Entkopplung von der Stauscheibe infolge der Ansaug-
Steuerdruckkreis und Systemdruckkreis. pulsation.
Eine Leitung stellt die Verbindung zwischen Die Höhe des Steuerdrucks beeinflusst die
Mengenteiler und Warmlaufregler (Steuer- Kraftstoffzuteilung. Bei geringem Steuer-
druckregler ) her. Der Steuerdruck beträgt druck kann die angesaugte Luftmenge die
beim Kaltstart ca. 0,5 bar und wird mit zu- Stauscheibe weiter anheben. Dadurch wer-
nehmender Erwärmung des Motors vom den über den Steuerkolben die Steuer-
Warmlaufregler auf ca. 3,7 bar angehoben. schlitze (11) weiter geöffnet und dem Motor
über eine Dämpfungsdrossel drückt der mehr Kraftstoff zugeteilt. Bei höherem
Steuerdruck auf den Steuerkolben und bil- Steuerdruck kann die angesaugte Luftmenge
det somit die Gegenkraft zur Luftkraft, die die Stauscheibe nicht so weit anheben, die
Kraftstoffzuteilung ist folglich geringer.
Differenzdruckventil mit System- und Steuerdruck
Einspritzventile
Die Einspritzventile (Bild 6) öffnen bei
2 einem bestimmten Druck und spritzen den
zugemessenen Kraftstoff in die Ansaugrohre
vor die Einlassventile der Zylinder. Sie öff-
Bild 5 nen selbsttätig, sobald der Öffnungsdruck
5
1 Wirkung des 11 6 z. B. 3,5 bar überschreitet. Die Ventilnadel
Steuerdrucks (3) schwingt beim Einspritzen mit hoher
(hydraulische Krafl)
7
Frequenz (Schnarren). Nach dem Abstellen
2 Dämpfungsdrossel des Motors schließen die Einspritzventile
3 Leitung zum
Warmlaufregler ~
dicht ab, wenn der Druck im Kraftstoffver-
sorgungssystem unter ihren Öffnungsdruck
4 zum Elnlassl/rnt,1 ...
~
5 Oruck In der Ober· ;C sinkt. Dadurch kann nach dem Abstellen des
:t
kammer d s Ddfe· => Motors kein Kraftstoff mehr in die Ansaug-
rertldruckvenlils -= rohre gelangen.
10.1 bar< Syslem-
druck)
Einspritzventil Anpassung an Betri eb zustände
6 Rcgelfeder
7 Entkoppeldrossel über die bisher beschriebene Grundfunk-
8 Druck In der Unter- tion hinaus erfordern bestimmte Betriebs-
kammer - Syslem· zustände korrigierende Eingriffe in die Ge-
druck IFörderdruck) mischbildung, um die Leistung zu optimie-
9 Membran
ren, die Abgaszusammensetzung und das
10 Wirkung der Lufl·
krafl Ober Hebel der
Start- und Fahrverhalten zu verbessern.
Stauseheibe • Gemisch-Grundanpassung: Die Grundan-
11 Sieuerschhize passung des Gemischs an die Betriebsbe-
dingungen Leerlauf, Teillast und Volllast
erfolgt durch eine bestimmte Gestaltung
Bild 6 des Lufttrichters. Diese Anpassung wird
•b In
In
RuhCSlcllung
Betnebsslcllung
durch verschiedene Kegelwinkel des Luft-
?: trichters im Luftmengenmesser erreicht.
" • Kaltstartanreicherung: Abhängig von der
Venldgehäuse
iI
'""
;;:
::; Motortemperatur spritzt das Kaltstartven-
2 Filter
=>
3 Vcnlilnadcl ,:p til während des Startens zeitlich begrenzt
4 Venhlsltz eine zusätzliche Menge Kraftstoff ein, um
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 73
Kraftstoffs über die Öffnungsdauer der Ein- Sensoren für die Motortemperatur und die
spritzventile bestimmt wird (intermittie- Drosselklappenstellung (Lastsignal) kann
rende Einspritzung). das Steuergerät der L-Jetronic diese Anpas-
Mit der Lambda-Regelung kann das Luft- sungsaufgaben erfüllen. Die Kennlinie des
Kraftstoff-Verhältnis bei A = 1 gehalten Luftmengenmessers bestimmt motorspezi-
werden. Das Steuergerät vergleicht das Sig- fisch die Kraftstoff-Bedarfskennlinie für alle
nal der Lambda-Sonde mit einem Sollwert Betriebsbereiche.
und steuert damit einen Zweipunktregler Folgende Anpassungen sind bei der
an. L-Jetronic möglich:
Die Endstufe der L-Jetronic steuert drei • Kaltstartanreicherung: Abhängig von der
oder vier Einspritzventile parallel an. Steuer- Motortemperatur wird während des
geräte für Sechs- und Achtzylindermotoren Startens zeitlich begrenzt eine zusätzliche
haben zwei Endstufen für je drei bzw. vier Menge Kraftstoff eingespritzt. Die An-
Ventile. Beide Endstufen arbeiten im reicherung wird erreicht durch eine Ver-
Gleichtakt. Der Einspritztakt ist so gewählt, längerung der Einspritzdauer oder durch
dass je Nockenwellenumdrehung zweimal eine zusätzliche Kraftstoffmenge über das
die Hälfte der Kraftstoffmenge, die jeder Kaltstartventil. Die Einschaltdauer des
Zylinder benötigt, eingespritzt wird. Kaltstartventils wird von einem Thermo-
zeitschalter in Abhängigkeit von der
Anpas ung an Bctricbswständc Motortemperatur zeitlich begrenzt.
Über die Grundfunktion hinaus erfordern • Nachstart- und Warmlaufanreicherung:
bestimmte Betriebszustände korrigierende An den Kaltstart schließt sich die Warm-
Eingriffe in die Gemischbildung, um die laufphase des Motors an. Der Motor
Motorleistung, die Abgaszusammensetzung benötigt in diesem Bereich eine Warm-
und das Startverhalten sowie das Fahrver- laufanreicherung, weil ein Teil des Kraft-
halten zu verbessern. Durch zusätzliche stoffs an den noch kalten Zylinderwan-
Bild 9
c=~
1 KmftsloHbehäller
4 2 Elcklroktaflsloff·
pumpe
3 Kmhslofff,ller
4 Sleuergeral
5 Elnspnlzvenhl
6 Vcrtcllerrohr und
Druckrcgl r
7 Sammelsaugrohr
B Kallslart,enlll
9 Drosselklappen'
schalter
10 Lultmengenmcsser
11 Lambda-Sonde
12 Thermozcllschaltcr
13 M010l1emperalur-
>-
« senSOr
6
g
:.::
14 ZündverteIler
15 Zusalzluhschl ber
::
:> 16 Ball "0
17 Zund-Slart-Schaller
76 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit
Bild 10
1 Hybndsch.l!ung
2 Deckel
3 Metallelnsatz
4 Inncnrohr mll
3 Hlt2draht
5 Gehäuse
4 6 Schutzgllter
7 Haltenng
2
5 ---l-+-~ Bild 11
a HCI8filmsensor
b Sieckrohr mit
eIngebautem
Hei6fllmsensor
Kuhtkörper
~ ~
g ZWIschenbaustein
5 '"0
'"'
;;; 3 Le'stungsbaustc,n
:;
:::>
'":;:> 4 Hybndsch.ltung
C C 5 Sensorelement
(He,zetement)
78 Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit
SYSlemübersi<;ht Mono·Jelronic
Bild 12
I Krall.lolfbehaller
2 Eleklrokrallstoff-
pumpe 7
3 Krallstofffiller
4 Druckregler
5 elektromagnetisches
EtnSpnlzventd
6 Luftlemperatur·
sensor
elektronisches
Steuergerät
8 Drosselklappen·
anslellet
9 Drosselklappe mit
Drosselklappen-
potenl l omelcf
tO Regenerlervenld
tl Aktivkohlebehälter
t2 Lambda·Sonde
t3 MOlorlemperalur·
sensor
14 Zündverteiler
15 Batte".
16 ZLlnd·Starl ·Schalter
17 RelaiS
18 Dtagnoseanschluss
19 Etnspntzaggregat
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 79
BUd 13
I Einspri tzvenlil
2 Lufltempcralur·
sensor
3 Drosselklappe
4 Kraflsloffdrucl<tegler
5 KraflSIOffrückl.ul
6 Kraflstoffzulaul
7 Drosselklappen -
potenzIometer
!:
..
g
0
(aul verlängerter
Drosselklappen -
3
'"::>
:E welle. nlchl slchlbar)
8 Drosselklappen -
4D
ansleller
BO Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit
Einsprilzvenlil O,esselklappensleller
Bild 14
Elcktnscher
Anschluss
2 K,.ltstoll,(Jcklauf
3 K'altstofl7U auf
4 MagnetwIcklung
5 Magnetanke,
2
6 Vnnilinadol
4
7 SpfJtnap fcn
Bild 15 5
1 MotorgchalJsc mIt 6
Elektromotor
>-
2 Schnecke
3 Schncckcmad
4 Siellwelle
5 Lccrlaufkontakl
6 Gummlrollba'g
Benzineinspritzsysteme der Vergangenheit Benzineinspritzsysteme im Wandel der Zeit 61
flussen. Damit kann bei nicht betätigtem Ventilträger mit der Membran verbunden ist,
Fahrpedal (Leerlauf) die Leerlaufdrehzahl wird durch die Federkraft auf den Ventilsitz
geregelt werden. gepresst (Flachsitzventil). übersteigt die aus
Der Drosselklappensteller enthält einen dem Kraftstoffdruck und der Membranfläche
Gleichstrommotor (1), der über eine resultierende Kraft die entgegengerichtete
Schnecke (2) und ein Schneckenrad (3) eine Federkraft, so wird die Ventilplatte etwas von
Stellwelle betätigt, die abhängig von der ihrem Sitz abgehoben. Es kann Kraftstoff
Drehrichtung des Motors entweder ausfährt durch den freigegebenen Querschnitt zum
und dabei die Drosselklappe öffnet oder Kraftstoffbehälter zurückfließen. In diesem
aber bei entgegengesetzter Polung des Gleichgewichtszustand beträgt der Diffe-
Motors den Öffnungswinkel der Drossel- renzdruckzwischen Ober- und Unterkam-
klappe zurücknimmt. mer 100 kPa. In der Federkammer wirkt über
In der Stellwelle ist ein Schaltkontakt Belüftungsöffnungen derselbe Umgebungs-
integriert, der beim Anliegen der Stellwelle druck wie an der Einspritzstelle des Ein-
am Drosselklappenhebel geschlossen ist und spritzventils. Der Hub der Ventilplatte vari-
somit dem Steuergerät den Betriebszustand iert hierbei in Abhängigkeit von Förder- und
Leerlauf anzeigt. Verbrauchsmenge.
Aufgrund des konstanten Kraftstoffdrucks
Kraftstoffdruckregler gegenüber dem Umgebungsdruck an der
Der Kraftstoffdruckregler regelt die Differenz Einspritzstelle ist die Öffnungsdauer des
zwischen Kraftstoff- und Umgebungsdruck Einspritzventils pro Ansteuerimpuls allein
an der Zumessstelle des Einspritzventils auf für die eingespritzte Kraftstoffmenge aus-
100 kPa konstant. Er ist im Hydraulikteil des schlaggebend.
Einspritzaggregats integriert. Eine Gummi-
gewebemembran teilt den Druckregler in Betriebsdatenerfassung
eine kraftstoffbeaufschlagte Unterkammer Sensoren erfassen alle wesentlichen Betriebs-
(Bild 16, Pos. 6) und in eine Oberkammer daten und damit den Betriebszustand des
(5), in der sich eine vorgespannte Schrauben- Motors. Die gewonnenen Informationen
feder (4) auf der Membran abstützt. Eine werden als elektrische Signale zum elektroni-
beweglich gelagerte Ventilplatte, die über den schen Steuergerät geleitet, dort in digitale
Signale umgewandelt und zur Ansteuerung
Druckregler der verschiedenen Stellglieder weiterver -
arbeitet.
Kraftstoffversorg ung
Bild 2
1 Saugstrahlpumpe
Zur Belüllung des
Reservoirs
2 EKP mI1 Kraftstoff·
filter
3 Druckregler
4 Druckleilung
5 Ra;1
6 Einspntzventile
Kraftstoffversorgung Kraftstoffförderung bei Saugrohreinsprillung 85
mutator, für Sonderapplikationen und Während für die klassische Funktion der
Dieselsysteme werden Kohlekommutato- Elektrokraftstoffpumpe in elektronischen
ren eingesetzt). Benzineinspritzsystemen die Verdränger-
• Pumpenteil (C), ausgeführt als Ver- pumpe von der Strömungspumpe weitge-
dränger- oder Strömungspumpe. hend abgelöst wurde, ergibt sich für die Ver-
drängerpumpe ein neues Anwendungsfeld
Bauarten bei der Vorförderung für Direkteinspritz-
Vcrd rängcrpllmpc systeme (Benzin und Diesel) mit ihrem
In einer Verdrängerpumpe werden grund- wesentlich erweiterten Druckbedarf bzw.
sätzlich Flüssigkeitsvolumina angesallgt und Viskositätsbereich.
in einem (abgesehen von Undichtheiten) ab-
geschlossenen Raum durch die Rotation des
Pump elements zur Hochdruckseite trans-
portiert. Für die Elektrokraftstoffpumpe
kommen die Rollenzellenpumpe (Bild 2a), Funktionsprinzipien von Elektrokraftstoffpumpen
die Innenzahnradpumpe (Bild 2b) sowie die
Schraubspindelpumpe zur Anwendung. a 2
Verdrängerpumpen sind vorteilhaft bei
hohen Systemdrücken (450 kPa und mehr)
Bild 1
und haben ein gutes Niederspannungs-
Elektrischer
verhalten, d.h. eine relativ "flache" Förder- Anschluss
leistungskennlinie über der Betriebsspan- 2 hydraulischer
nung. Der Wirkungsgrad kann bis zu 25 % Anschluss
betragen. Je nach Detailausführung und Ein- (Kraftstoffauslass)
Bild 2
A a Rollenzellenpumpe
(RZP)
b Innenzahnradpumpe
(IZP)
c 8 5 6 7 7 6
c Periphcratpumpe
5
(PP)
B A Saugöffnung
B Auslass
Nutscheibe
(exzentrisch)
2 Rolle
3 Inneres Antnebsrad
..,
>-
6 c !!'
4 Läufer (exzentrisch)
5 Laufrad
;;: 6 Laufradschaufeln
::lö
::> 7 Kanal (penpher)
8 . Unterbrecher"
90 Kraftstoffversorgung Elektrokraftstolfpumpe
Ausblick
Die Kraftstoffversorgung einiger moderner
Fahrzeuge erfolgt bereits durch bedarf-
gesteuerte Kraftstofffördersysteme. In diesen
Systemen treibt ein Elektronikmodul die
Pumpe in Abhängigkeit vom erforderlichen
Druck, der durch einen Kraftstoffdruck-
sensor kontrolliert wird, an. Die Vorteile
Bild 3 solcher Systeme sind
1 KraUstoflfllter • geringerer Stromverbrauch,
2 Elektrokraftstolf- • reduzierter Wärmeeintrag durch den
pumpe
Elektromotor,
3 Strahlpumpe
(geregelt)
• reduziertes Pumpengeräusch und
4 Kraftslolfdruckregler • Einstellmöglichkeit variabler Drücke
5 Tankfüllstandsensor im Kraftstoffsystem.
6 Vorfilter
Kraftstoffversorgung Benzin!il!er 91
• einen Topf als Kraftstoffreservoir für satz ist so in den Kraftstoffkreislauf inte-
Kurvenfahrt (meist aktiv befüllt durch griert, dass die gesamte Oberfläche des
eine Saugstrahlpumpe oder passiv durch Filtermediums möglichst mit gleicher Fließ-
Klappensystem, Umschaltventil o. ä.), geschwindigkeit von Kraftstoff durchströmt
• einen Tankfüllstandsensor, wird.
• einen Druckregler bei rücklauffreien
Systemen (RLFS), Filtermedium
• einen Saugftlter zum Schutz der Pumpe, Als Filtermedium werden spezielle Mikro-
• einen druckseitigen Kraftstoff-Feinftlter, faserpapiere mit Harzimprägnierung einge-
der über die gesamte Fahrzeuglebens- setzt, die bei höheren Anforderungen zusätz-
dauer nicht gewechselt werden muss, lich mit einer Kunstfaserschicht (Melt-
• elektrische und hydraulische Anschlüsse. blown) verbunden sind. Dieser Verbund
• Darüber hinaus können Tankdruck- muss eine hohe mechanische, thermische
sensoren (zur Tankleckagediagnose), und chemische Stabilität gewährleisten. Die
Kraftstoffdrucksensoren (für bedarfgere- Papierporosität und die Porenverteilung des
gelte Systeme) sowie Ventile integriert Filterpapiers bestimmen den Schmutzab-
werden. scheidegrad und den Durchflusswiderstand
des Filters.
Benzinfilter
Filter für Benzinmotoren werden in Wickel-
Aufgabe des Benzinfilters ist die Aufnahme oder Sternausführung gefertigt. Beim
und dauerhafte Speicherung von Schmutz- Wickelftlter (Bild 1) wird ein geprägtes
partikeln aus dem Kraftstoff, um das Ein- Filterpapier um ein Stützrohr gewickelt. Der
spritzsystem vor Verschleiß durch Partikel- verunreinigte Kraftstoff durchfließt den
erosion zu schützen. Filter in Längsrichtung.
Aufbau
Kraftstofffilter für Ottomotoren werden
druckseitig hinter der Kraftstoffpumpe an-
geordnet. Bei neueren Fahrzeugen werden
bevorzugt Intank-Filter eingesetzt, d.h., der
Filter ist in den Kraftstoffbehälter integriert.
Er ist in diesem Fall immer als Lifetime- BenzinfiUer mit Wickeleinsa!z
Filter (Lebensdauerbauteil) ausgelegt, der
während der Lebensdauer des Fahrzeugs
nicht gewechselt werden muss. Daneben
,
2
werden weiterhin Inline-Filter (Leitungs-
3
einbaufilter ) eingesetzt, die in die Kraft- 4
stoffleitung eingebaut werden. Diese können
als Wechselteil oder Lebensdauerbauteil 5
ausgelegt sein. 6 Bild 1
1 Kraflsloffauslrill
Das Filtergehäuse ist aus Stahl, Aluminium 7 2 Fillerdeckel
oder Kunststoff gefertigt. Es wird durch 3 Slützscheibe
4 Doppelbördelung
einen Gewinde-, Schlauch- oder Schnell-
.,>- 5 Stützrohr
anschluss mit der Kraftstoffzuleitung ver- .,.'"0
8 6 Filtennedium
bunden. In dem Gehäuse befindet sich der 9 '":::;;
(/)
7 Filtergehäuse
Filtereinsatz, der die Schmutzpartikel aus c:> 8 Anschraubslutzen
dem Kraftstoff herausftltert. Der Filterein- 9 Kraftstof!ei ntroll
92 Kraftstoffverso,gung Benzin!ilte,
Beim Sternfilter (Bild 2) wird das Filter- ral- und KunststoffPartikel sowie Glasfasern
papier gefaltet und sternförmig ins Gehäuse mit Durchmessern von mehr als 200 jlm
eingebracht. Kunststoff-, Harz- oder Metall- müssen zuverlässig aus dem Kraftstoff ge-
endscheiben sowie ggf. ein innerer Stütz- filtert werden.
mantel sorgen für Stabilität. Der verunrei- Die Filterwirkung hängt von der Durch-
nigte Kraftstoff durchfließt den Filter von strömungsrichtung ab. Beim Wechsel von
außen nach innen, die Schmutzpartikel wer- Inline-Filtern muss deshalb die auf dem
den dabei vom Filtermedium abgeschieden. Gehäuse mit einem Pfeil angegebene Durch-
flussrichtung eingehalten werden.
Filtrationseffekte
Das Abscheiden fester Schmutzpartikel er- Das Wechselintervall herkömmlicher Inline-
folgt sowohl durch den Siebeffekt als auch Filter liegt je nach Filtervolumen und Kraft-
durch AufPrall-, Diffusions- und Sperr- stoffverschmutzung normalerweise zwischen
effekte. Der Siebeffekt beruht darauf, dass 30000 km und 90000 km. Intank-Filter
größere Partikel aufgrund ihrer Abmessun- erreichen i. d. R. Wechselintervalle von min-
gen die Poren des Filters nicht passieren destens 160000 km. Für Systeme mit Ben-
können. zin-Direkteinspritzung gibt es Filter (Intank
Kleinere Partikel hingegen bleiben, wenn und Inline) mit einer Standzeit von über
sie auf Fasern des Filtermediums stoßen, an 250000 km.
ihnen haften. Dabei unterscheidet man drei
Mechanismen: Beim Sperreffekt werden die
Partikel mit der Kraftstoffströmung um
die Faser gespült, berühren diese jedoch am
Rand und werden durch intermolekulare
Kräfte dort gehalten. Schwerere Partikel fol-
gen aufgrund ihrer Massenträgheit nicht
dem Kraftstoffstrom um die Filterfaser, son-
dern stoßen frontal auf sie (AufPralleffekt).
Beim Diffusionseffekt berühren sehr kleine
Partikel aufgrund ihrer Eigenbewegung
(Brown'sche Molekularbewegung) zufällig
eine Filterfaser, an der sie haften bleiben.
Die Abscheidegüte der einzelnen Effekte Benzinfille, mil Stemeinsatz
hängt von der Größe, dem Material und der
Durchflussgeschwindigkeit der Teilchen ab.
2
Anforderungen 3
Die erforderliche Filterfeinheit hängt vom 4
Einspritzsystem ab. Für Systeme mit Saug- 5
rohreinspritzung hat der Filtereinsatz eine 6
Dreizylinderpumpe HDPl
Bild 1
a Längsschnitt
b Q uerschnitl
1 Euenler
2 GleItschuh
3 Pumpenzylinder
4 Pumpenkolben
(Kolben hohl, Krall-
stoffzulau!)
13 5 Verschlusskugel
6 Auslassvenlll
7 Einlassventil
6 Hochdruck-
anschluss zum Ra.l
12 9 Kraftsloffzulauf
11 (NIederdruck)
10 Hubring
11 axial wlrkonde
DIchtung (Gleitring-
dlchlung)
12 statische Dichtung
13 Antriebsw elle
94 Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE
Die HDP1 ist eine dauerfördernde Kraft- HD P2 (ßDE I. Gcncration, bedarfge teuert)
stoffpumpe, ihre Fördermenge ist propor- Aufbau und Arbeitsweise
tional zur Drehzahl. Die drei Elemente Die HDP2 (Bild 3) ist eine in Öl laufende
fördern um 1200 versetzt, sodass eine über- nockengetriebene Einzylinderpumpe mit
schneidende und damit kontinuierliche integriertem Mengensteuerventil (10) und
Förderung stattfindet. Das hat nur geringe niederdruckseitigern Druckdämpfer (11).
Druckpulsationen zur Folge. Daraus ergeben Das Mengensteuerventil ermöglicht einen
sich - im Vergleich zu bedarfgesteuerten hochdruckseitigen Steuereingriff. Die HDP2
Systemen mit Einzylinderpumpen - redu- wird über die Einlass- oder Auslassnocken-
zierte Anforderungen an die Verbindungs- welle des Motors angetrieben, sodass sie
und Leitungstechnik. Zudem kann auf einen idealerweise als Steckpumpe direkt am
Niederdruckdämpfer verzichtet werden. Zylinderkopf befestigt wird.
Das System kann so auch relativ einfach in Die Rotationsbewegung der Nockenwelle
bereits bestehende Motorplattformen aus wird - abhängig vom Kraftstoftbedarf des
der SRE-Entwicklung integriert werden. Motors - über zwei oder drei Nocken auf
Um sicherzustellen, dass bei maximalem den Pumpenkolben übertragen (Bild 2). Die
Kraftstoftbedarf des Motors der System- Verbindung zwischen Nockenwelle und
druck noch ausreichend schnell variiert wer- Förderelement übernimmt für alle Nocken-
den kann, wird die maximale Fördermenge varianten ein Tassenstößel.
der HDP auf den Maximalbedarf ausgelegt. Der von der Elektrokraftstoffpumpe ge-
Faktoren, die das Förderverhalten beeinflus- förderte Kraftstoff wird über das Einlass-
sen (z. B. Heißbenzin, Alterung der Pumpe, ventil (Bild 3, Pos. 5) in den Förderraum ge-
Dynamik), werden berücksichtigt. Bei Be- saugt. Im Saughub ist das Mengensteuer-
trieb mit konstantem Raildruck bzw. bei ventil nicht angesteuert (unbestromt) und
Teillast wird der zu viel geförderte Kraftstoff der Kraftstoff wird über das Einlassventil
über das Drucksteuerventil auf Vordruck- (federbelastetes Rückschlagventil) ange-
niveau entspannt und auf die Saugseite der saugt. Im Förderhub ist das Mengensteuer-
HDP zurückgeführt. Die Regelung und Ein- ventil ab dem unteren Totpunkt geschlossen,
stellung des Druckniveaus im Hochdruck- der Kraftstoff wird verdichtet und in den
kreis erfolgt über eine vom Motorsteuergerät Hochdruckkreis gefördert. Bei Erreichen der
vorgegebene Ansteuerung des Drucksteuer- im jeweiligen Lastzustand benötigten Kraft-
ventils. stoffmenge wird die Ansteuerung des
Bei Ausfall eines oder mehrerer Elemente
ist ein Notlauf mit den intakten Elementen Antrieb der Einzylinderpumpe
bzw. über die EKP mit Vordruck möglich.
Technische Merkmale
• Dauerfördernde Dreizylinderpumpe,
• Druckbereich bis 12 MPa (120 bar),
• Förderrate 0,4 ... 0,5 cm3/UNW
(Nockenwellenumdrehung),
• Drehzahl bis 7000 min- 1 (Motordrehzahl),
• Gewicht ca. 1000 g
• Abmessungen: 0 '" 125mm, I", 65mm,
• Antrieb über Nockenwelle,
• Antrieb in Benzin laufend,
• Eignung für Motoren bis
VH =2,21, Pmax =125 kW.
Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 95
i Nm2.01~3
1
Aluminium gefertigt. Als Weiterentwicklung
= ~§~~ 5 4 --
2 Fördermenge
bezüglich Medienbeständigkeit (z. B. etha- o - 6 _:;::..:::::
~ 1.0 _ 7·- - - -_ _- O(ehmoment bei
nolhaltige Kraftstoffe) ist die HDP2.5 als
~ 3 400 Mpa
Edelstahlvariante ausgeführt. o o~ __________________--' 4 600 MPa
o 1000 2000 3000 min-1 5 800 MPa
Antriebsdrehzahl 6 1000 MPa
7 1200 MPa
Einzylinderpumpe HDP2
11
Bild 3
~ 1 Kraflsioffzulauf
(Niederdruck)
2 Hochdruck-
anseh luss zum Rail
3 Lockagerücklaul
4 Auslassventil
10
5 Einlassventil
6 Kolbenfeder
9 7 Pumpenkolben
8 Kolbendichlung
9 Pumpefllylinder
8
10 Mengensteuervenlil
11 Druckdämpfer
7
••
>-
'".;,c;; Hochdruckbereioh
6 :;; Niederdruckbereich
::;;
:::> druckloser Bereich
llP (Rücklauf)
96 Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE
hPar-----------~
..;.;...- - - -1
"""
u
4000
2 Flüssigkeits·
:Ec. bereich
..
2
E
°2000 3
Bild 7 Dampfbereich 4
1 Eleklrlscher Anschluss 0 ".
2 Magnetanker 0
3 Magnelspule 20 40 60 80 100 oe 5 "-
." ~
4 Venlilnadel Kraftstofftemperatur
5 Venlilkörper
Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 97
AnSleuerkonzepl M$V1
Rollenstößel die anstehenden Kräfte wie eine Förderung. Damit wird zum einen eine
Druck-, Massen-, Feder- und Kontaktkraft Reduzierung der Anregung des Hochdruck-
auf. Er ist dabei drehfixiert. kreises erreicht, zum anderen kann das Rail-
Mit dem Vierfach-Nocken ist eine zeit- volumen reduziert werden.
liche Synchronisierung von Förderung und
Einspritzung beim 4-Zylinder-Motor mög- Druckdämpfer MMD
lich, d. h., bei jeder Einspritzung gibt es auch Mit dem variablen Druckdämpfer
(0,05 ... 0,6 MPa) der HDP5 werden die
Antrieb der HOP5 durch die Hochdruckpumpe im Nieder-
druckkreis angeregten Druckpulsationen ge-
dämpft und eine auch bei hohen Drehzahlen
gute Füllung garantiert. Der Druckdämpfer
nimmt über die Verformung seiner gas-
gefüllten Membranen die im jeweiligen Be-
triebspunkt abgesteuerte Kraftstoffmenge
auf und gibt sie im Saughub zur Füllung des
Förderraums wieder frei. Dabei ist ein
Betrieb mit variablen Vordruck - d. h. der
Einsatz von bedarfgeregelten Niederdruck-
systemen - möglich.
Mengensteuerventil MSV5
Mit dem Mengensteuerventil MSV5 wird
die Bedarfsteuerung der Hochdruckpumpe
Einzyfinderpumpe HOPS
1 ---"
2 ---
Bild 10 3
1 Variabler Druck-
dämpfer MMO
8
2 Oruckbcgrcnzungs- 4
ventil
3 Hochdruck-
anschluss
5
4 Befestigungsflansch 6
5 Förderkolben 9
6 O-Ring ~
7 Kolbenleder
7
'"'"'"0
8 Mengensteuerventil
MSV5
'"::>:::>
1D
9 KOlbendichtung
Kraftstoffversorgung Hochdruckpumpen für BDE 99
HDP5 realisiert. Der von der Elektrokraft- • Drehzahl bis 8600 min- 1 (Motordrehzahl).
stoffpumpe gelieferte Kraftstoff wird über • Gewicht: ca. 780 g.
das Einlassventil des offenen Mengensteuer- • Abmessungen:
ventils in den Förderraum gesaugt. Im Maße h=50 mm, b=90 mm, s=50 mm.
anschließenden Förderhub bleibt das MSV • Integriertes Druckbegrenzungsventil.
nach dem unteren Totpunkt weiterhin offen, • Passive Druckabbaufunktion (optional),
sodass der im jeweiligen Lastpunkt nicht d.h.langsamer Druckabbau im Hoch-
benötigte Kraftstoff unter Vordruck in den druckbereich über Bypass im Auslass-
Niederdruckkreis zurückgefördert wird. ventil zum Niederdruckbereich.
Nach Ansteuern des MSV schließt das Ein- • Integrierter Druckdämpfer für variablen
lassventil, der Kraftstoff wird vom Pumpen- Vordruck.
kolben verdichtet und in den Hochdruck- • Integriertes Mengensteuerventil,
kreis gefördert (Bild 11). Das Motormanage- stromlos offen, mit Bedarfsteuerung
ment berechnet den Zeitpunkt, ab dem das durch Variation des Förderbeginns.
MSV angesteuert wird in Abhängigkeit von • Antrieb über Einlass- oder Auslass-
Fördermenge und Raildruck. Im Gegensatz nockenwelle, Kraftübertragung über
zum MSV der HDP2 wird zur Bedarfsteue- Tassen- oder Rollenstößel.
rung der Förderbeginn variiert. • ZEVAP (Zero Evaporation) fähig, d.h., es
dampft kein Kraftstoff aus dem Ventil aus.
Technische Merkmale der HDP5 • Antrieb in Öl laufend.
• Bedarfgesteuerte Einzylinderpumpe. • Anbau an Zylinderkopf oder Adapter-
• Druckbereich bis 20 MPa (200 bar). gehäuse.
• Förderrate: • Gute Medienverträglichkeit durch
0,5 cm 3/UNW für Zweifachnocken, Edelstahlgehäuse.
0,75 cm 3/ UNW und 0,9 cm 3/ UNW • Je nach Kraftstoffbedarf können mehrere
(2 Varianten) für Dreifachnocken, Hochdruckpumpen eingesetzt werden
1,0 cm3/ UNW für Vierfachnocken. (z. B. für 8-Zylinder-Motoren).
Ansteuerl<onzept MSV5
MSV ~i '0
;:ll
g
unbestromt l;
~ i ä ~
~tl:t2:4::
t , , t
100 Kraftstoffversorgung Kraftstoffverteilerrohr
7
Bild 12
1 Rail
2 ZWlschenstulZen fUT
HDEV 8
3 Slützsche,be
4 O·Ring
5 Drucksensor
6 Drucksleuervenlil
7 Anschlussrohr
8 Anschraubslutzen
9 O·Ring
Kraftstoffversorgung Drucksteuerventil, Druckbegrenzungsvenil 101
Druckbegrenzungsventil Bild 13
1 Elektrischer
Aufgabe Anschluss
Das Druckbegrenzungsventil (DBV) kommt 2 Ven tilfeder
für BDE-Systeme der 1. Generation mit der 3 Magnetspule
4 Magnetanker
bedarfgesteuerten Hochdruckpumpe HDP2
5 Venlllnadel
zum Einsatz. Es verhindert, dass der Kraft-
6 Dichtringe
stoffdruck bei nicht funktionsfähigem Men- (O -Ringe)
gensteuerventil (HDP2 fördert dauernd) 7 Ablaufbohrung
unzulässig hohe Werte erreicht. Das DBV 8 Ventilkugel
begrenzt den Kraftstoffdruck im Hoch- 9 Ventilsitz
drucksystem auf einen Wert unterhalb des 10 Zulaul mit Zulaulsleb
Aufbau und Arbeitsweise bran den Kraftstoff- und den Luftraum. Die
Der Kraftstoffdruckregler ist als membran- Federkraft ist so dimensioniert, dass die
gesteuerter Überströmdruckregler ausgebil- Membran von ihrem Sitz abhebt, sobald der
det (Bild 16). Eine Gummigewebemembran Kraftstoffdruck seinen Arbeitsbereich er-
(4) teilt den Kraftstoffdruckregler in eine reicht. Der dadurch variable Kraftstoffraum
Kraftstoffkammer und in eine Federkam- kann beim Auftreten von Druckspitzen
mer. Die Feder (2) presst über den in die Kraftstoff aufnehmen und beim Absinken
Membran integrierten Ventilträger (3) eine des Drucks wieder Kraftstoff abgeben. Um
beweglich gelagerte Ventilplatte auf einen bei saugrohrbedingter Schwankung des
Ventilsitz. Wenn die durch den Kraftstoff- Kraftstoffabsolutdrucks stets im günstigsten
druck auf die Membran ausgeübte Kraft die Betriebsbereich zu arbeiten, kann die Feder-
Federkraft überschreitet, öffnet das Ventil kammer mit einem Saugrohranschluss
und lässt gerade so viel Kraftstoff zum versehen sein.
Kraftstoffbehälter fließen, dass sich an der Wie der Kraftstoffdruckregler kann auch
Membran ein Kräftegleichgewicht einstellt. der Kraftstoffdruckdämpfer am Kraftstoff-
Die Federkammer ist pneumatisch mit verteilerstück oder in der Kraftstoftleitung
dem Sammelsaugrohr hinter der Drossel- sitzen. Bei der Benzin-Direkteinspritzung
klappe verbunden. Der Saugrohrunterdruck ergibt sich als zusätzlicher Anbauort die
wirkt dadurch auch in der Federkammer. Hochdruckpumpe.
An der Membran steht damit das gleiche
Druckverhältnis an wie an den Einspritz-
ventilen. Das Druckgefälle an den Einspritz-
ventilen hängt deshalb allein von der Feder-
kraft und der Membrantläche ab und bleibt
folglich konstant.
Kraftstoffdruckdämpfer
Das Takten der Einspritzventile und das
periodische Ausschieben von Kraftstoff bei
Elektrokraftstoffpumpen nach dem Ver-
drängerprinzip führt zu Schwingungen des
Kraftstoffdrucks. Diese Schwingungen
können Druckresonanzen verursachen und
damit die Zumessgenauigkeit des Kraftstoffs
stören. Die Schwingungen können sich
unter Umständen auch über die Befesti-
gungselemente von Elektrokraftstoffpumpe,
Kraftstoftleitungen und Kraftstoffverteiler-
rohr auf den Kraftstoffbehälter und die
Karosserie des Fahrzeugs übertragen und
Geräusche verursachen.
Diese Probleme werden durch eine ge-
zielte Gestaltung der Befestigungselemente
und durch den Einsatz spezieller Kraftstoff-
druckdämpfer vermieden.
Der Kraftstoffdruckdämpfer ist ähnlich
aufgebaut wie der Kraftstoffdruckregler. Wie
bei diesem trennt eine federbelastete Mem-
104 Saugrohreinspritzung Übersicht
Saugrohreinspritzung
Bi ld 1
1 Zylinder mit Kolben
2 Auslassventile
3 ZOndspute mIt
Zündkerze
4 Einlassventile
5 Einsprilzventil
6 Saugrohr
7 Einlasskanal
Saugrohreinspritzung Arbeitsweise 105
Thermischc achbchandlung
Die unverbrannten Kohlenwasserstoffe wer-
den im Abgastrakt durch thermische Nach-
verbrennung reduziert, indem sie bei hohen Bild 3
Temperaturen nachverbrennen. Bei fetter Qualilaliver Verlauf
Motorabstimmung ist dazu eine Lufteinbla- a bis ca. 20 Sek.
b Aussehnill nach
sung (Sekundärlufteinblasung) erforderlich.
Molorslarl
Bei magerer Motorabstimmung erfolgt die
Nachverbrennung durch den im Abgas vor- 1 Drehzahl
handen Restsauerstoff. 2 Lambda
3 Rohabgas
(HC·Konzenlralion)
108 Saugrohreinspritzung Einspritzlagen
SekllndärlllftcinblaslIng
Einspritzlagen
Durch Sekundärlufteinblasung wird nach
dem Startvorgang in der Warmlaufphase Neben der korrekten Einspritzdauer ist die
(..1.Motor< 1) zusätzlich Luft in den Abgastrakt Lage der Einspritzung bezogen auf den
eingebracht. Es kommt zur exothermen Kurbelwellenwinkel ein weiterer Parameter
Reaktion mit den unverbrannten Kohlen- zur Optimierung der Verbrauchs- und
wasserstoffen, die die hohen HC-und CO- Abgaswerte.
Konzentrationen im Abgas reduzieren. Bei der Betrachtung der Einspritzlage für
Zusätzlich setzt dieser Oxidationsvorgang jeden einzelnen Zylinder wird zwischen vor-
Wärme frei, sodass das Abgas heißer wird gelagerter und saugsynchroner Einspritzung
und den von ihm durchströmten Katalysator differenziert. Es handelt sich um eine vor-
rasch aufheizt. gelagerte Einspritzung, wenn das Einspritz-
ende für den betreffenden Zylinder zeitlich
noch vor dem Öffnen des Einlassventils liegt
und ein Großteil des Kraftstoffsprays auf
den Kanalboden und die Einlassventile trifft.
Im Gegensatz hierzu erfolgt die saugsyn-
chrone Einspritzung bei geöffneten Einlass-
ventilen.
Wird hingegen die Einspritzlage aller
Zylinder zueinander betrachtet, so wird
zwischen folgenden Einspritzlagen unter-
schieden (Bild 4):
• Simultane Einspritzung,
• Gruppeneinspritzung,
• sequenzielle Einspritzung,
• zylinderindividuelle Einspritzung.
b Zyl . l
Zyl . 3
Zyl.4
Bild 4
Zyl.2
a Simultane
Einspritzung
• Einlassventil offen c Zyl. 1
b Gruppencinsprit-
• Einspritzung Zyl.3
,ung
c sequenzIelle Ein-
t Zündung Zyl.4
Zyl.2
spritzung (SEFI)
und
zylinderindividuelle
Einspritzung (GIFI)
Saugrohreinspritzung Gemischbildung 109
Die Variationsmöglichkeiten sind hierbei gleich. Damit ist das Einspritztiming für
von der verwendeten Einspritzlage abhän- jeden Zylinder gleich. Der Einspritzbeginn
gig. Heute kommt nahezu ausschließlich die ist frei programmierbar und kann an den
sequenzielle Einspritzung zum Einsatz. Nur Motorbetriebszustand angepasst werden.
im Kaltstart bei den ersten Verbrennungen
wird vereinzelt noch die simultane Ein- Zylinderindividuelle Einspritzung (elF!)
spritzung oder die Gruppeneinspritzung Die CIFI (Cylinder Individual Fuel Injec-
angewandt. tion) bietet die größten Freiheitsgrade.
Gegenüber der sequenziellen Einspritzung
Simultane Einspritzung bietet sie den Vorteil, dass hier für jeden
Bei der simultanen Einspritzung werden alle Zylinder die Einspritzzeit individuell be-
Einspritzventile zum gleichen Zeitpunkt einflusst werden kann. Damit können
betätigt. Die Zeit, die zum Verdunsten des Ungleichmäßigkeiten z. B. bei der Zylinder-
Kraftstoffs zur Verfügung steht, ist für die füllung ausgeglichen werden.
Zylinder unterschiedlich. Um trotzdem eine Der stöchiometrische Betrieb jedes Zylin-
gute Gemischbildung zu erreichen, wird die ders setzt hier eine zylinderspezifische
für die Verbrennung benötigte Kraftstoff- Lambda-Erfassung voraus. Dies bedingt eine
menge in zwei Hälften aufgeteilt und jeweils Optimierung der Krümmergeometrie, um
einmal pro Kurbelwellenumdrehung einge- die Abgasdurchmischung der einzelnen
spritzt. Zylinder möglichst zu vermeiden.
Bei dieser Einspritzlage ist nicht für alle Die CIFI wird nur bei Motoren ange-
Zylinder eine vorgelagerte Einspritzung wandt, bei denen große zylinderspezifische
möglich. Teilweise muss in das offene Ein- Unterscheide in der Ansauggeometrie vor-
lassventil eingespritzt werden, da der Ein- handen sind.
spritzbeginn fest vorgegeben ist.
eh bild
Gruppeneinspritzung
Bei der Gruppeneinspritzung werden die Die Gemischbildung beginnt mit der Kraft-
Einspritzventile zu zwei Gruppen zusam- stoffeinspritzung in das Saugrohr und er-
mengefasst. Die beiden Gruppen spritzen streckt sich über die Ansaugphase bis in die
die gesamte Einspritzmenge im Wechsel ein- Kompressionsphase des jeweiligen Zylinders.
mal pro Kurbelwellenumdrehung ein. Diese Sie unterliegt vielen Forderungen wie z. B.:
Anordnung ermöglicht bereits eine betriebs- • Die Bereitstellung eines zündfähigen
punktabhängige Wahl des Einspritztimings Gemischs an der Zündkerze zum Zünd-
und vermeidet in weiten Kennfeldbereichen zeitpunkt,
die unerwünschte Einspritzung in den offe- • gute Homogenisierung des Gemischs
nen Einlasskanal. Die Zeit, die für die Ver- im Zylinder,
dunstung des Kraftstoffs zur Verfügung • gutes dynamisches Verhalten im
steht, ist aber auch hier für die verschiede- instationären Betrieb,
nen Zylinder unterschiedlich. • geringe HC-Emissionen im Kaltstart.
a
1 2 1 2
Bild 5
a Saugsynchrone
Einspritzung
1. Kei ne Einspritzung 6- --
bel geschlossenem
E,nlassvenllil
(j) (j)
2. Einspritzung in das
geöffnete Einlass·
b
ventil
2 2
b Vorgelagerte
Einspritzung
1. Einspritzung vOr
das geschlossene
EinlassventIl
2. Ansaugen des vor-
gelagerten Lult·
Kraftstoff-Gemischs
1 Kraftstoffzulauf
2 Einspntzventll ,.
3 Einlassventil ;;"
4 einstromende Luft (j) C<
'":::>
:;
5 Auslass
6 Feuersteg
Saugrohreinspritzung Gemischbildung 111
Spray-Targeting
a b
Bild 6
a Sprayausrichtung
zentral auf Einlass'
venlile
boptimat. Spray-
ausnchtung
1 Kraftsloffzulauf
2 Einspritzvenlil
3 Ei nfassventd
4 einströmende Luft
5 Auslass
6 Feuersteg
112 Saugrohreinspritzung Gemischbildung
Ein sicherer Zündungs- und Entflammungs- Die Geschwindigkeit der sich ausbreitenden
prozess ist unter anderem abhängig von Flammfront steigt mit zunehmender Turbu-
• der eingebrachten Zündenergie, lenz der Brennraumströmung. Bei steigen-
• der Funkendauer, der Motordrehzahl wächst auch der Grad
• den lokalen Strömungsbedingungen der Strömungsturbulenz und damit die
im Brennraum nahe der Zündkerzen- Brenngeschwindigkeit. Dies hat zur Folge,
elektroden, dass die Dauer der Verbrennung nahezu
• dem Luft -Kraftstoff-Verhältnis Asowie unabhängig von der Motordrehzahl den-
• der Zündkerzengeometrie und deren selben Kurbelwinkelbereich einnimmt.
Anordnung im Brennraum.
Nahe der Brennraumwand erlischt die
Die Flammfront breitet sich bei einer nicht Flamme durch hohe Wärmeverluste, dem
klopfenden Verbrennung mit Unterschall- "Flame-Quenching". Dies führt zur Emis-
geschwindigkeit im Brennraum aus. Hinter sion von unverbranntem Kraftstoff.
ihr entsteht eine verbrannte Zone. Das
homogene Luft -Kraftstoff-Gemisch ver-
brennt oberhalb der Rußgrenze mit einer
charakteristisch bläulich leuchtenden
Flamme.
114 Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile
Anschlüsse
Bei den gegenwärtig verwendeten Einspritz-
ventilen verläuft die Kraftstoffzuführung in
axialer Richtung zum Einspritzventil von
oben nach unten (Top feed). Die Kraft-
stoffleitung ist mit einer Klemm-ISpann-
vorrichtung am hydraulischen Anschluss
befestigt. Halteklemmen sorgen für eine
zuverlässige Fixierung. Der Dichtring
(O-Ring) am hydraulischen Anschluss (2)
dichtet das Einspritzventil gegen das Kraft-
stoffverteilerrohr ab.
Der elektrische Anschluss des Einspritz-
ventils ist mit dem Motorsteuergerät
Bild 1
verbunden.
1 Hydraulischer
Ansch luss Funktion de Venti ls
:2 O -Ring Bei stromloser Spule drücken die Feder und
3 Ventilgehäuse
die aus dem Kraftstoffdruck resultierende
4 elektrischer
Kraft die Ventilnadel mit der Ventilkugel in
Anschluss
5 Plastikclip mit den kegelförmigen Ventilsitz. Hierdurch
eingespritzten Pins wird das Kraftstoffversorgungssystem gegen
6 Filtersieb das Saugrohr abgedichtet. Wird die Spule
7 Innenpol bestromt, entsteht ein Magnetfeld, das den
B Ventilfeder
Magnetanker der Ventilnadel anzieht. Die
9 Magnetspule
10 Ventilnadel mit
Ventilkugel hebt vom Ventilsitz ab und der
Anker Kraftstoff wird eingespritzt. Wird der Erre-
11 Ventilkugel gerstrom abgeschaltet, schließt die Ventil-
12 Venlilsitz nadel wieder durch Federkraft.
13 Spritzlochscheibe
Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile 115
~~ t
Die abgespritzte Kraftstoffmenge pro Zeit-
einheit ist im Wesentlichen bestimmt durch
• den Systemdruck im Kraftstoffversor- o
gungssystem,
• den Gegendruck im Saugrohr und ""E.,t
"'0>
d Bild 2
a Ansteueru ngssignal
• die Geometrie des Kraftstoffaustritts- ""c:
!!!., b Stromverlaul
bereichs. :.: E 0 .......- ""-- - - - - - - - - - - ' c Venlilhub
deingespritzte
Elektri. ehe An teuerung Kraftstolfmenge
EV 14· Familie
a b c d
Bild 4
a Kompakt mit
vorgese tztem
Abspritzpunkt
b Kompakt
c Standard
d Lang
Saugrohreinspritzung Elektromagnetische Einspritzventile 117
Benzin-Direkteinspritzung
Benzin·Direkleinspritzung (Moto,schnitt)
Bild 1
1 Kolben
2 Einlassventil
3 Zündspule mit
aufgesteckter
Zündkerze
4 Auslassvenlil
5 Hochdruck-Eonspritz-
ventil
6 Kraftstoffvertellerrohr
(Ra,l)
Benzin-Direkteinspritzung Brennverfahren 119
Der Kraftstoffdruck wird mit dem Hoch- zwischen eingespritztem Kraftstoff und
drucksensor gemessen und über das Druck- Luftströmung von großer Bedeutung. Um
steuerventil (bei der HDPl) oder das in der die gewünschte Ladungsschichtung zu er-
HDP2/HDP5 integrierte Mengen- reichen, spritzt das Einspritzventil den
steuerventil aufWerte zwischen 50 und Kraftstoff so in die Luftströmung ein, dass er
200 bar eingestellt. in einem räumlich begrenzten Bereich ver-
dunstet. Die Luftströmung transportiert die
Am Rail, auch als "Common Rail" bezeich- Gemischwolke bis zum Zündzeitpunkt an
net, sind die Hochdruck-Einspritzventile (5) die Zündkerze.
angeordnet. Sie werden vom Motorsteuer- Ein Brennverfahren besteht oft aus meh-
gerät angesteuert und spritzen den Kraftstoff reren verschiedenen Betriebsarten, auf die
in den Brennraum des Zylinders ein. betriebspunktabhängig umgeschaltet wird.
Prinzipiell teilen sich die Brennverfahren in
Brennverfahren zwei Klassen auf: Schicht- und Homogen-
brennverfahren.
Als Brennverfahren bezeichnet man bei
der Benzin-Direkteinspritzung die Art und Homogenbrennverfahren
Weise, wie die Gemischbildung und die Beim Homogenbrennverfahren wird in der
Energieumsetzung im Brennraum zustande Regel im gesamten Motorkennfeld ein global
kommt. Die Mechanismen werden bestimmt stöchiometrisches Gemisch im Brennraum
Bild 2
durch die Geometrien des Brennraums und gebildet (Bild 3a). Das bedeutet, dass immer 1 HeiBfilm-Lult-
des Saugrohrs sowie des Einspritz- und eine Luftzahl von A = 1 vorliegt. Damit wird massenmesser
Zündzeitpunkts. Abhängig vom gewählten die aufwändige Abgasnachbehandlung von 2 Drosselvomchtung
Verfahren bilden sich Luftströmungen aus. NOx-Emissionen, die bei Magergemischen IEGAS)
3 SaugrohrdruCk·
Vor allem bei den Brennverfahren, die mit notwendig ist, vermieden. Homogenkon-
sensor
einer Ladungsschichtung arbeiten (geschich- zepte sind daher als Emissionsminderungs-
4 Hochdruckpumpe
tete Konzepte), ist das Zusammenspiel konzepte ausgelegt. 5 Ladungs·
bewegungsklappe
Komponenten der Benzin-Direkleinspritzung 6 Kraltstoffverteiler mit
Hochdruck·Einspritz·
'!Jenlil
7 Nockenwellen-
versteller
8 Zündspule mit
Zündkerze
9 Nockenwellen·
Phasensensor
10 Lambda ·Sonde
11 Vorkatalysator
12 Lambda-Sonde
13 Abgastemparatur-
sensor
14 NO.-Spelcher-
katatysator
15 Lambda-Sonde
16 Klopfscnsor
17 MOlortemperatur-
sensor
18 Drehzahlsensor
19 Kraftstoffförder·
modul mit Elektro-
kraftstoff pumpe
120 Benzin-Direkteinspritzung Brennverfahren
Bild 4
a Wandgel uhrte
Swirl ·Strömung
b wandgeführte
Tumble·Strömung
c strahlgeluhrtes
Brennverfahren
122 Benzin-Oirekteinspritzung Betriebsarten
schutz-Betrieb
Benzin-Oirekteinspritzung Betriebsarten 123
ren Lasten die Ruß- und/oder NOx-Emissio- entsteht eine fettere Zone im Bereich der
nen deutlich erhöhen und der Verbrauchs- Zündkerze. Diese Schichtladung ist leicht
vorteil gegenüber dem Homogenbetrieb entflammbar und kann mit der Flamme
schwindet. Bei kleineren Lasten ist der - ähnlich einer Fackelzündung - das homo-
Schichtbetrieb durch niedrige Abgasenthal- gen magere Gemisch im übrigen Brennraum
pien begrenzt, d. h., die Abgastemperaturen entzünden.
werden so gering, dass der Katalysator allein Der Homogen-Schicht-Betrieb wird für
durch das Abgas nicht auf Betriebstempera- einige Zyklen während der Umschaltung
tur gehalten werden kann. Der Drehzahl- zwischen Schicht- und Homogenbetrieb
bereich ist beim Schichtbetrieb bis ungefähr aktiviert. Dadurch kann das Motormanage-
3000 min- 1 begrenzt, da oberhalb dieser mentsystem das Drehmoment während der
Schwelle die zur Verfügung stehende Zeit Umschaltung besser einstellen und durch
nicht mehr ausreicht, um die Schichtwolke die Umsetzung des sehr mageren Grund-
zu homogenisieren. gemischs mit A. > 2 sinken die N Ox-Emis-
Die Schichtwolke magert in der Randzone sionen.
zur umgebenden Luft aus. Bei der Verbren-
nung entstehen daher in dieser Zone er- EinsprilZ' und Zündzeilpunkle der verschiedenen
höhte NOx-Rohemissionen. Abhilfe schafft Belriebsarten
Der Aufteilungsfaktor zwischen den beiden (wie beim Schichtbetrieb ) und dann noch
Einspritzungen beträgt ungefähr 75 %. Das einmal im Arbeitstakt eingespritzt. Dieser
bedeutet, 75 % des Kraftstoffs werden bei Kraftstoffanteil verbrennt sehr spät und
der ersten Einspritzung, die für das homo- heizt die Auslassseite und den Abgaskrüm-
gene Grundgemisch sorgt, eingespritzt. mer stark auf. Bei kaltem Motor zeigt sich
Ein stationärer Betrieb der Doppelein- diese Betriebsart allerdings nur sehr einge-
spritzung bei niedrigen Drehzahlen im schränkt einsatzfähig, sodass für diesen Fall
übergangsbereich zwischen Schicht- und der Homogen-Split-Betriebsmodus deutlich
Homogenbetrieb reduziert die Rußemission überlegen ist.
gegenüber Schichtbetrieb und reduziert
den Kraftstoffverbrauch gegenüber dem Ein weiterer wichtiger Anwendungsfall ist
Homogenbetrieb. das Aufheizen des NOx- Katalysators auf
Temperaturen über 650°C, um die Ent-
Homogen-Split (HSP) schwefelung des Katalysators einzuleiten.
Der Homogen-Split-Modus ist eine spezielle Hierfür ist die Doppeleinspritzung zwin-
Anwendung der Homogen-Schicht-Doppel- gend erforderlich, da mit konventionellen
einspritzung. Er wird nach der Startphase Heizmaßnahmen nicht in allen Betriebs-
verwendet, um den Katalysator möglichst fallen diese hohe Temperatur erreicht
schnell auf Betriebstemperatur zu bringen. werden kann.
Durch die stabilisierend wirkende zweite
Einspritzung im Kompressionstakt kann die Schicht-Start
Zündung extrem nach spät (15 .. .30° KW Beim Schicht-Start wird die Starteinspritz-
nach ZOT) verschoben werden. Ein großer menge im Kompressionshub eingebracht,
Anteil der Verbrennungsenergie wird dann anstatt konventionell im Ansaughub einzu-
nicht mehr in eine Drehmomentensteige- spritzen. Der Vorteil dieser Einspritzstrategie
rung eingehen, sondern erhöht die Abgas- beruht darauf, dass in bereits komprimierte
enthalpie. Durch diesen hohen Abgas- und damit erwärmte Luft eingespritzt wird.
wärmestrom ist der Katalysator schon Dadurch verdunstet prozentual mehr Kraft-
wenige Sekunden nach dem Start einsatz- stoff als bei kalten Umgebungsbedingungen,
bereit. bei denen ein deutlich größerer Anteil des
eingespritzten Kraftstoffs als flüssiger
Homogen-Klopfschutz (HKS) Wandfilm im Brennraum verbleibt und
Bei dieser Betriebsart kann mit dem Anwen- nicht an der Verbrennung teilnimmt. Die
den der Doppeleinspritzung bei Volllast auf einzuspritzende Kraftstoffmenge kann daher
eine Zündwinkelverstellung in Richtung beim Schicht-Start deutlich verringert
spät zur Vermeidung von Klopfen verzichtet werden. Dies führt zu stark reduzierten
werden, da die Ladungsschichtung das Klop- HC-Emissionen im Start. Da zum Start-
fen verhindert. Aus dem günstigeren Zünd- zeitpunkt der Katalysator noch nicht wirken
winkel resultiert gleichzeitig ein höheres kann, ist dies eine wichtige Betriebsart für
Drehmoment. In der Realität zeigt sich das die Entwicklung von Niedrigemissions-
Potenzial dieser Betriebsart sehr begrenzt. konzepten.
Um eine Aufbereitung in der kurzen zur
Schicht-Katheizen (SKH) Verfügung stehenden Zeit zu ermöglichen,
Eine weitere Art der Doppeleinspritzung wird der Schicht-Start bei etwa 30 .. .40 bar
ermöglicht das schnelle Aufheizen des Kraftstoffdruck durchgeführt. Diese Drücke
Abgasstrangs; dazu muss der Abgasstrang können von der Hochdruckpumpe bereits
jedoch auf diese Anwendung optimiert sein. durch die Anlasserumdrehungen zur Ver-
Dabei wird im Schichtbetrieb mit hohem fügung gestellt werden.
Luftüberschuss zuerst im Kompressionstakt
Benzin-Direkteinspritzung Gemischbildung 125
Gemischbildung Geometrieeinfluss
Bei gleichem Brennraumdruck und stei-
Aufgabe gendem Einspritzdruck erhöht sich die
Aufgabe der Gemischbildung ist die Bereit- Eindringtiefe, d. h. die Weglänge, die der ein-
stellung eines möglichst homogenen, zelne Tropfen zurücklegt, bis er vollständig
brennfähigen Luft -Kraftstoff-Gemischs. verdunstet ist. Ist dieser zurückgelegte Weg
länger als der Abstand vom Einspritzventil
Anforderungen zur Brennraumwand, wird die Zylinderwand
In der Betriebsart Homogen (homogen oder der Kolben benetzt (Wandbenetzung).
A::; 1 und auch homogen mager) soll das Verdunstet dieser Wandfilm nicht rechtzeitig
Gemisch im gesamten Brennraum homogen bis zur Zündung, nimmt er nicht oder nur
sein. Im Schichtbetrieb hingegen ist das unvollständig an der Verbrennung teil.
Gemisch nur innerhalb eines räumlich Die Geometrie des Motors (Saugrohr und
begrenzten Bereichs homogen, während sich Brennraum) ist auch verantwortlich für die
im restlichen Brennraum Frischluft oder Luftströmung und die Turbulenz im Brenn-
Inertgas befindet. raum. Beide Faktoren haben sehr großen
Homogen kann eine Gas- bzw. Gas- Einfluss auf die Gemischbildung, weil sie
Kraftstoffdampf-Mischung nur sein, wenn sowohl die Gemischaufbereitung als auch
der gesamte Kraftstoff verdunstet ist. Ein- den Transport des zündfähigen Gemischs bei
fluss auf die Verdunstung haben viele Fak- Ladungsschichtung zur Zündkerze
toren, vor allem bestimmen.
• die Temperatur im Brennraum,
• die Tropfengröße des Kraftstoffs und Gemischbildung im Homogenbetrieb
• die Zeit, die zur Verdunstung zur Ver- Um eine möglichst lange Zeit für die Ge-
fügung steht. mischbildung zu erhalten, sollte der Kraft-
stoff möglichst frühzeitig eingespritzt
EinflussgröBen werden. Deshalb wird im Homogenbetrieb
Brennfähig ist ein Gemisch mit Ottokraft- bereits im Ansaugtakt eingespritzt und mit-
stoff im Bereich von A = 0,6... 1,6, abhängig hilfe der einströmenden Luft eine schnelle
von Temperatur, Druck und Brennraum- Verdunstung des Kraftstoffs und eine gute
geometrie des Motors. Homogenisierung des Gemischs erreicht.
Die Aufbereitung wird vor allem durch hohe
Temperatureintluss Strömungsgeschwindigkeiten und deren
Die Temperatur beeinflusst maßgeblich die aerodynamischen Kräften im Bereich des
Verdunstung des Kraftstoffs. Bei tieferen öffnenden und schließenden Einlassventils
Temperaturen verdunstet er nicht vollstän- unterstützt.
dig. Deshalb muss unter diesen Bedingun- Wandinteraktion ist nicht erwünscht und
gen mehr Kraftstoff eingespritzt werden, um die damit verbundene Wandfilmverdunstung
ein brennfähiges Gemisch zu erhalten. spielt hier eine untergeordnete Rolle (Bild 1).
den Bereich der Zündkerze geführt wird. Druck im Brennraum während der Kom-
Der Einspritzzeitpunkt ist von der Drehzahl pressionsphase.
und vom geforderten Drehmoment Beim wandgeführten Brennverfahren ist
abhängig. eine Kolbenwandbenetzung nicht zu ver-
Die Gemischautbereitung profitiert bei meiden, sodass ein Teil der Gemischautbe-
der Schichteinspritzung von der höheren reitung in Form von Wandfilmverdunstung
Temperatur und dem bereits angestiegenen geschieht (Bild 2).
GemIschbildungsmechanismen im Homogenbetrieb
Tropfen-
interaktion
mit der
Wand
Primärtropfen - Wandfilm
Tropfen · - -
verdunstung
Gemischbildungsmechanismen im S<;hichtbelrieb
Wandfilm
Primärtropfen
Tropfen-- - -J
verdunstung
Bild'
1 Krallslolfzulaul
mit Filter
2 oiekinscher
Anschluss
3 Feder
4 Spule
5 Venl,lhUlse
6 DOsennadel m'l
Magnel anker
7 Venl,I...>
8 Venillauslass·
bOhrungen
Benzin-Direkteinspritzung Hochdruck-Einspritzventil 129
Bild 2 zeigt die Anforderungen an das Ein- (Bild 3). Der Mikrocontroller im Motor-
spritzventil. Bei der Saugrohreinspritzung steuergerät liefert nur ein digitales Ansteuer-
stehen zwei Kurbelwellenumdrehungen zur signal (a). Aus diesem Signal erzeugt ein
Verfügung, um den Kraftstoff in das Saug- Endstufenbaustein (ASIC) das Ansteuer-
rohr einzuspritzen. Das entspricht bei einer signal (b) für das Einspritzventil.
Drehzahl von 6000 min- I einer Einspritz- Ein DC/DC-Wandler im Motorsteuer-
dauer von 20 ms. gerät erzeugt die Boosterspannung von 65 V.
Bei der Benzin-Direkteinspritzung steht Sie wird benötigt, um den Strom in der
deutlich weniger Zeit zur Verfügung. Für Boosterphase möglichst rasch und auf einen
den Homogenbetrieb muss der Kraftstoff im hohen Stromwert zu bringen. Das ist
Ansaugtakt eingespritzt werden. Somit steht erforderlich, um die Einspritzventilnadel
nur eine halbe Kurbelwellenumdrehung für möglichst schnell zu beschleunigen. In der
den Einspritzvorgang zur Verfügung. Bei Anzugsphase (tan) erreicht die Ventilnadel
6000 min-1 entspricht das einer Einspritz- anschließend den maximalen Öffnungshub
dauer von 5 ms. (c). Bei geöffnetem Einspritzventil reicht ein
Bei der Benzin-Direkteinspritzung ist der geringer Ansteuerstrom (Haltestrom) aus,
Kraftstoffbedarf im Leerlauf im Verhältnis um das Ventil offen zu halten.
zur Volllast sehr viel geringer als bei der Bei konstantem Ventilnadelhub ergibt
Saugrohreinspritzung (Faktor 1:12). Daraus sich eine zur Einspritzdauer proportionale
ergibt sich eine Einspritzzeit im Leerlauf von Einspritzmenge (d).
ungefähr 0,4 ms.
jt lhall.
0
Bild 2
1:> C Elnsprl1zmcngo als
:>
.s: Funktion der Elnspntzzell
Q;
'0
'"
Z
0
' ab
Bild 3
~ d a AnsteuersIgnal
_______ l-~r1!I uf ;::
Q.C\
Q) 0
<:' b Stromverlauf
"'c
m~o
...~ Im HDEV
0,4 3,55 20 i c Nadelhub
Zeit I ~
Einspritzzeit in ms
'"
e> d elngespnlZle
Krallsl oHmenge
130 Erdgas·Betrieb von Ottomotoren Übersicht
~ .-----------------~~
30 Aufteilung der Kraftstoffe CJ vorsichtige Schätzung
% bis 2020 Tsd r:::::J optimistische Schätzung
_ Wasserstoff 600
_Erdgas
20 D Biokraftstoffe
10 200
Bild 1
Subsillulion von o o
ca. 23 % des B.""n·1 8 ~~~~~~~~~~~~~ 8
Asien ~
D,esel·Kraftstoffbedarfs ~ ::;
durch aUcmahve 2010 2015 2020 ~ :J
~
Kraftstoffe
Erdgas·Betrieb von Ottomotoren Übersicht 131
Vom Druckregelmodul gelangt das Gas zum torsteuerung betätigt werden. Die Absperr-
Rail (7), das je ein Einblasventil (8) pro Zy- ventile werden erst dann geöffnet, wenn so-
linder versorgt. Die Gemischbildung erfolgt wohl die Zündung eingeschaltet ist als auch
durch Einblasung des Kraftstoffs in das ein Drehen des Motors erkannt wird. Diese
Saugrohr. Ein kombinierter Niederdruck-/ Sicherheitsfunktion ist erforderlich, um die
Temperatursensor (7) dient zur Korrektur Gaszufuhr im Falle eines Fehlers oder Un-
der Gaszumessung. falls sofort sicher zu unterbrechen.
Alle Systemkomponenten, die mit Erdgas Analog zur Benzineinspritzung kommt eine
in Kontakt kommen können, müssen ent- sequenzielle Multipoint-Einblasung zum
sprechend der europäischen Richtlinie Einsatz, bei der der Kraftstoff über ein Ein-
ECE-RllO für diesen Einsatz zertifiziert sein. blasventil pro Zylinder nacheinander in den
ln Deutschland werden die dazu notwendi- jeweiligen Ansaugkanal eingeblasen wird.
gen Prüfungen durch den TÜV durchgeführt. Dieses Verfahren ermöglicht eine gute Ge-
mischaufbereitung durch eine zeitgenaue
Gemischbildung Steuerung der Einblasung. Das Einblasventil
kann entweder vollständig geöffnet oder
Eine Besonderheit des Erdgasmotors ist vollständig geschlossen werden. Die Einblas-
die gasförmige Einbringung des Kraftstoffs menge wird allein über die Öffnungsdauer
in das Saugrohr (Bild 4). Vergleichbar zu eingestellt. Für jeden Ansaugtakt des Motors
Benzin erfolgt dies über Einblasung in das wird das Ventil einmal geöffnet.
Saugrohr vor die Einlassventile.
Im Gegensatz zur Benzineinspritzung wird
Die Erdgaseinblasventile werden über ein bei der Gaseinblasung ein merklicher Teil
gemeinsames Gasrail versorgt, das am der Frischluft durch das Erdgas verdrängt.
Druckregler angeschlossen ist. Der auf 7 bar Bedingt durch die geringere Dichte des Erd-
geregelte Systemdruck wird von einer Diag- gases bestehen in der Volllast ca. 10 Volu-
nosefunktion überwacht. Aus Sicherheits- menprozent des angesaugten Luft-Kraft-
gründen sind im Gasversorgungssystem stoff-Gemischs aus Erdgas. Das bedeutet
neben den Einblasventilen zwei Gasabsperr- gleichzeitig aber, dass Erdgasmotoren einen
ventile am Tank und am Druckregler vor- niedrigeren Luftliefergrad aufweisen. Als
handen, die elektromagnetisch von der Mo- Folge kann dies bei Saugmotoren zu einer
Leistungsreduktion gegenüber dem Benzin-
Einbaulage von Einblas· und EinspnlZVenld motor führen. Das kann jedoch durch
höhere Verdichtung und Turboaufladung
kompensiert werden. Durch diese Maßnah-
men kann - verbunden mit der hohen
Klopffestigkeit des Erdgases - sogar eine
Leistungssteigerung gegenüber dem Benzin-
motor erzielt werden.
Die Berechnung des gasförmigen Massen- Der Erdgasmassenstrom hängt linear vom
stroms durch das Ventil unterscheidet sich Druck und mit dem Exponenten -112 von
prinzipiell von der eines flüssigen Kraftstoffs. der Temperatur ab. Durch den Einbau eines
Erdgasdruck- und Temperatursensors im
Im Gegensatz zu Benzin ist die Dichte von Erdgas- Rail sind die den Massenstrom
Erdgas viel geringer. Dies führt bei der Aus- beeinflussenden Größen bekannt. Die Ein-
legung der Gaseinblasventile zu größeren blaszeit wird entsprechend korrigiert und
Öffnungsquerschnitten. Darüber hinaus ist die Einblasmenge kann somit auch bei
die Dichte (} von Gasen in stark größerem wechselnden Umgebungsbedingungen
Maße von Temperatur T und Druck p korrekt eingebracht werden.
abhängig als bei flüssigen Kraftstoffen.
Die Dichte (}NG von Erdgas beträgt: Für die elektrische Ansteuerung der Einblas-
ventile sind zwei weitere Korrekturen not-
n,.'G To
(}NG=(}NGO .~.- (1) wendig. Bei der Berechnung der Öffnungs-
Po TNG dauer muss die Öffnungsverzögerung der
Der Index 0 bezeichnet den Zustand bei Ventile berücksichtigt werden, die von der
Normbedingung: Po = 1013 hPa, To = 273 K Batteriespannung und geringfügig auch vom
Vordruck des Erdgases abhängig ist. Beim
Eine definierte Strömungsgeschwindigkeit Schließen des Ventils kann insbesondere bei
erhält man bei einer überkritischen Gas- Ventilen mit MetalllMetall-Dichtung durch
strömung. Diese stellt sich dann ein, wenn das Auftreffen der Ventilnadel in den Ventil-
das Druckverhältnis am Ventil kleiner 0,52 sitz eine Prellbewegung der Nadel entstehen,
ist. Das Gas strömt dann mit Schallge- die zu einer ungewünschten Erhöhung der
schwindigkeit. Durch einen Vordruck des Einblasmenge führt. Eine von der Batterie-
Erdgases im GasraiI von 7 bar (Absolut- spannung und dem Erdgasvordruck abhän-
druck) ist sowohl die Bereitstellung der ma- gige Korrektur kompensiert diese Effekte.
ximal benötigten Erdgasmenge als auch eine
Strömung mit Schallgeschwindigkeit in je- Für eine optimale Verbrennung muss neben
dem Betriebspunkt auch bei aufgeladenen der korrekten Dosierung auch der richtige
Motoren sichergestellt. Gleichzeitig wird Einblaszeitpunkt bestimmt werden. In der
damit die Gasdosierung unabhängig vom Regel wird der Kraftstoff bei noch geschlos-
Saugrohrdruck. senen Einlassventilen in das Saugrohr ein-
geblasen. Das Einblasende wird durch den
Die Schallgeschwindigkeit ist temperatur- Vorlagerungswinkel bestimmt, dessen Be-
abhängig. Sie beträgt in Erdgas: zugspunkt das Schließen des Einlassventils
Öffnung eines großen Querschnitts mit dichtung im Sitzanschlag weist das NGI2
relativ geringer Öffnungskraft. einen um 2 dB geringeren Gesamtschall-
druckpegel auf als sein Vorgänger.
Va ri antenrahmen
Das NGI2 kann in verschiedenen Längen Magnet pu le
und mit unterschiedlichen Steckern ange- Die Magnetspule des NGI2 hat mit 12 Ohm
boten werden. Des Weiteren werden Varian- den gleichen Widerstand wie die des Benzin-
ten für unterschiedliche Systemdrücke und einspritzventils EV14. Während bisher häu-
mit verschiedenen Durchflüssen entwickelt. fig aufwändige Ansteuerungen, wie parallel
So steht, ähnlich wie bei Benzineinspritz- geschaltete Endstufen oder Peak-and-Hold-
ventilen, ein Variantenrahmen für unter- Steuerung zum Betrieb von niederohmi-
schiedliche Motoren zur Verfügung. geren Gaseinblasventilen eingesetzt wurden,
ist mit dem NGI2 die Verwendung einer
Dichtgeometrie Standard-Schaltendstufe möglich.
Das NGI2 ist mit einer Elastomerdichtung
ausgestattet und ähnelt in seiner Dichtsitz- Va riabler Olan tcil
geometrie Absperrventilen für Pneumatik- Der Kraftstoff Erdgas findet zunehmende
anwendungen. Damit weist das NGI2 eine Verbreitung und die Zahl der Erdgastank-
sehr viel kleinere Leckage gegenüber dem stellen wächst in Europa beständig. Speziell
EV1.3A auf. Die Dämpfung im Elastomer neuere Tankstellen werden mit modernen
verhindert darüber hinaus ein "Prellen", Kompressoren ausgestattet, die weniger Öl
d. h., ein nochmaliges ungewolltes Öffnen in das komprimierte Gas eintragen als ältere
des Magnetankers beim Schließvorgang, und Kompressorbauarten. Von einer schmieren-
erhöht damit die Zumessgenauigkeit. den und somit Verschleiß mindernden Wir-
kung des Erdgases im Ventil kann also
Geräu eh zukünftig nicht mehr ausgegangen werden.
Die optimierte Strömungsführung ermög- Eine Festschmierstoffschicht auf der Ober-
licht eine starke Reduzierung des Anker- fläche des Magnetankers sorgt dafür, dass
hubs. Dadurch wird die Geschwindigkeit des das NGI2 variable Ölanteile bis hin zur
Magnetankers beim Auftreffen in seinen Nachweisgrenze im Erdgas bei geringstem
Anschlägen reduziert. Kombiniert mit den Verschleiß verkraftet.
dämpfenden Eigenschaften der Elastomer-
-1-- - -1
Bild 9
2
a Schmllblld
3 b Me •• prlnzlp
4
1 Gorätestecker
2 Sensorelement
5 3 Schaltungsträge,
4 Gehäuseunterteil
5 GewmdeslOck
140 Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Tankabsperrventil TV-NGI
Aufbau
Tankabsperrventil TV·NG1
Je nach Bauweise unterscheidet man zwi-
Aufgabe schen internen und externen Tankabsperr-
Das Tankabsperrventil TV-NGI ist direkt in ventilen. Beim externen Tankabsperrventil
den Erdgastank eingeschraubt und dient als sind die einzelnen Anbauteile außerhalb der
Schnittstelle zum Kraftstoffsystem im Fahr- Gasflasche angebracht, wie bei einer kon-
zeug. Das TV-NG1 hat die Aufgabe, den ventionellen Gasarmatur. Bei internen Tank-
Gasstrom zu- bzw. abzuschalten. Zu diesem absperrventilen sind alle Einrichtungen in
Zweck ist ein magnetisches Absperrventil den Ventilblock integriert und ragen in den
(SOV-NGl) in das TV-NG1 integriert. Gastank hinein. Von außen ist nur noch eine
Weiterhin sind an das TV-NG1 verschie- Platte mit den Anschlüssen zu sehen. Auf
dene Service- und Sicherheitseinrichtungen diese Weise wird gegenüber dem externen
angebaut: Tankabsperrventil eine erhöhte Crashsicher-
• Mit einem mechanischen Absperrventil heit erreicht, gleichzeitig ist es durch die
kann der Gasstrom für Reparaturen reduzierte Höhe möglich, längere Tanks zu
unterbrochen werden. verwenden und damit das Tankvolumen zu
• Ein Durchflussbegrenzer sorgt für ein optimieren.
gedrosseltes Ablassen des Tankinhalts, falls
bei einem Unfall die Erdgas-Hochdruck- Arbeitsweise
leitung durchtrennt werden sollte. Bild 10 zeigt das externe TV-NG1, bestehend
• Für die Sicherheit im Brandfall dient eine aus dem Ventilblock und dem modular
Schmelzsicherung. Bei einer Temperatur angebauten Abschaltventil SOV-NG1 (2).
von etwa 110 oe schmilzt die Sicherung Das SOV-NG1 ist ein Zweipunktmagnetven-
durch und sorgt für ein kontrolliertes Ab- til zur Absperrung von Erdgas, das Ventil ist
strömen des Tankinhalts in die Atmosphäre. stromlos geschlossen. Der Schließprozess
• Optional kann auch noch ein Druck- wird nach Abschalten des Stroms durch eine
begrenzungsventil bzw. ein Temperatur- Feder eingeleitet, die das Dichtelement auf
sensor eingebaut sein. den Dichtsitz drückt. Das Ventil wird zusätz-
• Mithilfe des optionalen Temperatur- lich, durch den Systemdruck unterstützt, im
sensors ist es möglich, die Messung des geschlossenen Zustand gehalten.
Tankinhalts gegenüber der reinen Druck- Das SOV-NGI arbeitet nach einem zwei-
messung zu präzisieren. stufigen Öffnungsprinzip. Das heißt, es wird
in einer ersten Öffnungsstufe (kleiner Quer-
Tankabsperrvenlil TV·NG I schnitt) ein Druckausgleich hergestellt und
erst dann der gesamte Durchströmquer-
schnitt freigegeben. Aus Systemsicht erweist
sich eine Peak-Hold-Ansteuerung als
günstig. Dabei wird nach der Ansteuerung
mit einem hohen Öffnungsstrom auf einen
niedrigeren Haltestrom zurückgeschaltet,
um die elektrische Verlustleistung zu redu-
zieren. Das Ventil kann aber auch dauerhaft
Bild 10 mit dem Öffnungsstrom betrieben werden.
1 Durchflu.sbegrenzer
Als elektrische Schnittstelle ist ein Trapez-
2 elektromagnetisches
Venlll
stecker vorhanden.
3 manuelles
Abschallvenld
4 Anschluss
4 3
Slcherhe,tsven1,1
Erdgas-Betrieb yon Ottomotoren Druckregelmodul PR-NG 1 141
Arbeitsweise
2
Von der Hochdruck-
3
seite kommend
strömt das Gas über
1 eine variable Drossel-
öffnung (5) in die Nie-
derdruckkammer (9),
wo die Membran (8)
9
angeordnet ist. Diese
steuert über eine Steu-
Bild 11
erstange (6) den Öff-
8 1 Reglcrgohäuse
nungsquerschnitt der 2 elcklromagnehsches
Drossel (5). Bei gerin- Absper",enlil
5 gern Druck in der SOV-NGI
6 Niederdruckkammer 3 CNG·E,nlass
'"::!: 7 Feder
'" durch öffnet und den 8 Membran
Druck auf der Nieder- 9 Nledeldruckkammer
142 Erdgas-Betrieb von Ottomotoren Druckregelmodul PR-NGI
druckseite ansteigen lässt. Bei zu hohem halb dem Systemdruck liegt, dass die Drossel
Druck in der Niederdruckkammer wird die im normalen Betrieb immer geöffnet bleibt.
Feder stärker zusammengedrückt und die Ein idealer Druckregler hält den Druck
Drosselstelle schließt sich. Durch den abneh- unabhängig vom Durchfluss konstant. Reale
menden Querschnitt in der Drosselstelle Druckregler zeigen aufgrund von Neben-
sinkt der Druck auf der Niederdruckseite ab. effekten jedoch Abweichungen vom idealen
Im stationären Betrieb pendelt sich das Sys- Verhalten. Bild 12 zeigt eine typische Durch-
tem auf eine bestimmte Drosselöffnung ein flusskurve für einen einstufigen Druckregler.
und hält den Druck in der Niederdruckkam- Der Ausgangsdruck fällt bei zunehmendem
mer konstant. Durchfluss ab, außerdem tritt zwischen an-
Steigt nun der Gasbedarf im System an, steigendem und abfallendem Durchfluss
z. B. beim Gasgeben, strömt zunächst mehr eine Hysterese auf. Diese Hysterese entsteht
Gas aus dem Druckregler ab, als durch die aufgrund von Reibungs- und Strömungsver-
Drossel nachströmen kann. In Folge sinkt lusten. Grundsätzlich treten die dargestellten
der Druck im Niederdruckbereich kurz- Effekte bei großem Durchfluss und bei kom-
zeitig, bis sich die Drossel so weit öffnet, pakter Bauweise des Druckreglers am deut-
dass für den erhöhten Durchfluss wieder ein 1ichsten auf.
konstanter Druck hergestellt ist. Möglichst
geringe Schwankungen des Systemdrucks
bei Lastwechseln sind ein Merkmal für die
Qualität des Druckreglers.
überschreitet der Druck in der Nieder-
druckkammer einen bestimmten Wert, z. B.
weil kein Gas ins System abströmt, schließt
sich die Drosselstelle vollständig. Dieser
Druck wird als Lock-off-Druck bezeichnet.
Sinkt der Druck ab, öffnet sich die Drossel
wieder. Das Öffnen und Schließen der Dros-
sel ist mit Geräuschentwicklung und Ver-
schleiß verbunden. Um dies zu minimieren,
werden Druckregler üblicherweise so ausge-
legt, dass der Lock-off-Druck so weit ober-
8r---------~~---------.
1
bar
Sild 12
1 Lock-oft- Drude
5 ~ ________________ ~~
2 E,nstelldruck
3 maxImaler
o 10 20 30 kg/h
Druckablall Durchflussmenge Methan
4 Hysterese
Kraftsloffverbrauch in der Praxis 143
0)
C
:J
"'C )
c
::J
N fJ
eb
.-
L-
~
eb
~
C
m I
.r:. J
V
CI)
0
m
t +
j
I
~.
1 .'·-1 11
!) + j I
11
]j n,
Ji~
b .rt.'
.. -I
ij
jj
z
r~
~ c
~ ~
'"0
N
+ I + I ::;
:>
Q
146 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung
Bild 2
I Knopf 1ur Über·
Iragung des Zünd·
funkens
2 .yllnd"sches G eläß
3 Kolben
4 Blase. m,l Wasser'
810ff gelüllt
Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung 147
Bild 3
1 Battenc
(galvanische.
Element)
2 Ruhmkorffscher
I
Funkeninduktor
0 3 $ummerkonlakte
2 5
;;;
6 4 Anker
Primärkreis Sek:undärkreis ~
:::>
5 Verteileranordnung
mit Kontaktfeder
~ 6 Zündke",e
148 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung
bunden war. Den gasdichten Abschluss des irgendwann einmal abbrennen müsse. Auch
Kanals bildete ein Glührohr (2), das von Daimler wandte sich schließlich dem Prinzip
einem kleinen Brenner permanent zum der Magnetzündung zu, nachdem diese sich
Glühen gebracht wurde. Bei der Verdichtung inzwischen als brauchbar erwiesen hatte.
wurde das Gemisch in das Glührohr hinein-
gepresst, entzündete sich dort und brachte Magnetelektrische Niederspannungs-
das übrige Gemisch im Verbrennungsraum Abschnappzündung
zur Entzündung. Das Glührohr musste so Nikolaus August Otto entwickelte im Jahr
erhitzt werden, dass die Zündung erst am 1884 die magnetelektrische Niederspan-
Ende des Kompressionshubs eintrat. nungs-Abschnappzündung. Ein Magnet-
Mit der Glührohrzündung konnte die induktor mit einem pendelnden Doppel-T-
Drehzahl wesentlich gesteigert werden. Je Anker und stabförmigen Dauermagneten er-
nach Bauart waren Werte von 700 ... 900 min- 1 zeugte einen Zündstrom niedriger Spannung
möglich. (Bild 5). Bei Unterbrechung des Stromflusses
Mehr als ein Jahrzehnt hindurch war die bildete sich an der Kontaktstelle im Motor-
Glührohrzündung die vorherrschende Zün- zylinder ein Öffnungszündfunke. Die feder-
dungsart, die von vielen Motorenherstellern belastete Abschnappvorrichtung des Anker-
verwendet wurde. Sie ermöglichte die weite antriebs und die Stoßstange, die den Zünd-
Verbreitung des Daimler-Motors und des kontakthebel betätigte, waren so aufeinander
Kraftfahrzeugs. Ein Nachteil war jedoch, abgestimmt, dass die Unterbrechung genau
dass immer die richtige Hitze des Glührohrs dann erfolgte, wenn der Ankerstrom seinen
eingestellt werden musste. Außerdem konnte höchsten Wert erreicht hatte. Das ergab einen
die Flamme bei Regen oder Sturm erlöschen. kräftigen Funken im Zündzeitpunkt.
Bei ungeschickter Handhabung des Brenners Der von Otto 1876 entwickelte Viertakt -
waren Brandschäden möglich, was den motor war bis dahin mit Leuchtgas betrieben
Konstrukteur Wilhelm Maybach 1897 in worden und daher nur für ortsfeste Anwen-
einer Denkschrift zu der These bewog, dass dungen geeignet gewesen. Die magnet-
jedes Automobil mit Glührohrzündung elektrische Niederspannungs-Abschnapp-
zündung ermöglichte nun den Betrieb mit
Glührohrzündung an einem Daimler·Molor Benzin. Dennoch beschränkten die erreich-
aus dem Jahr 1885 baren Drehzahlen die Anwendung auch nur
auflangsam laufende, ortsfeste Motoren.
Magnetzündung
Das Zündproblem drängte zu einer für
Kraftfahrzeuge besser geeigneten Lösung.
Mit diesem Problem befasste sich schließlich
ein Spezialbetrieb, der selbst keine Motoren
baute, sondern Zündapparate für ortsfeste
Langsamläufer auf den Markt gebracht
hatte: die im Jahr 1886 in Stuttgart gegrün-
dete Werkstätte für Feinmechanik und
Elektrotechnik von Robert Bosch.
Bild 4
1 BenZlnbehällcr lur
Bo ch- iederspannl1ng -Magnetzünder
den Brenner
2 Gluhrohr
mi t Ab chnappvorrichtl1ng
3 Brenner Bosch entwickelte die magnetelektrischen
4 Senale zum Niederspannungsapparate für die von Otto
Vorwärmen geschaffene Abschnappzündung weiter
Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge de, Zündung 149
(Bild 5), um sie den Herstellern ortsfester Die Hülsenbauart des Magnetzünders sowie
Ottomotoren als Zubehör anbieten zu kön- der Kegelradantrieb bewährten sich sofort,
nen. Ihr Vorteil war die von einer Batterie da sich diese Anordnung für den damals ge-
unabhängige Betriebsbereitschaft. Das hohe forderten Drehzahlbereich eignete.
Gewicht des Ankers und der träge Zünd- Gotdieb Daimler ließ 1898 solch eine
mechanismus verhinderten jedoch weiterhin Zündung in einen Wagen einbauen und
den Einsatz für Kraftfahrzeugmotoren. unternahm damit eine Probefahrt von Stutt-
gart nach Tirol, die erfolgreich verlief. Auch
ieder pannung -Magnetzü ndung der Daimler-Motor des ersten Zeppelin-Luft-
Bosch entwickelte aus der trägen Ab- schiffs arbeitete mit einer Bosch-Abreiß-
schnapp- die leichtere und schnellere Ab- zündung, da beim Luftschiff die Verwendung
reiß-Magnetzündung, die auch für schnell der Glührohrzündung wegen der Brenn-
laufende Kraftfahrzeugmotoren verwendet barkeit des Füllgases ausgeschlossen war.
werden konnte. Bei dieser Zündung handelte es sich aber
Statt den schweren, umwickelten Anker immer noch um eine Niederspannungs-
pendeln zu lassen, befand sich nun zwischen Magnetzündung, die zur Ausbildung der
den Polschuhen und dem feststehenden Öffnungs-Zündfunken über ein Abreißge-
Anker eine pendelnd angeordnete Hülse stänge mechanisch, später elektromagne-
(Bild 6), die als Feldlinienleitstück wirkte. tisch gesteuerte Abreißkontakte im Brenn-
Die Hülse wurde über ein Kegelradgetriebe, raum benötigte.
Aus dem
das zur Verstellung des Zündzeitpunkts Doppet·T·Anker
diente, angetrieben. Ein in der Laufrichtung Hoch pannungs-Magnetzünd ung wurde der
langsam ansteigender Nocken diente zum Die Abreißzündung war bald den Anforde- .Bosch-Anker",
Verdrehen des Abreißgestänges. Sobald rungen, die Motoren mit höheren Dreh- die Bddmar1<e der
Robert -Bosch-GmbH_
dieses durch Federkraft vom Nocken herab- zahlen, Verdichtungsdrücken und Verbren-
schnellte, wurde im Zylinder der Zündhebel nungstemperaturen an die Zündung stellten,
vom Zündstift getrennt und dadurch der nicht mehr gewachsen. Solange das Batterie-
Zündfunke erzeugt. problem aber ungelöst blieb, war eine Ver-
1 DrucJ<federanordnung
2 Zundhebef
3 Zünd.tift
4 Zündßansch
5 Stoßstange
6 Doppel-T-Anker
7 Winkelhebel
6 Steuerweite
9 Klemme
Bild 6
, Klemme
2 Doppel-T-Anker
(feststehend)
3 Polschuhe
4 Hul.. (pendelnd)
150 Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung
besserung nur von einer Magnetzündung zu ziert, die aber ausreichte, einen Strom durch
erwarten, die anstelle von Abreißkontakten die nunmehr leitend gewordene Funken-
eine Zündkerze verwendete. Hierzu war ein strecke zu schicken und den von der Abriss-
Zündstrom hoher Spannung erforderlich. zündung bekannten Lichtbogen zu bilden.
Robert Bosch beauftragte seinen Mit- Der Unterbrecher wurde mechanisch von
arbeiter Gottlob Honold, eine Magnetzün- einem Nocken (4) gesteuert, sodass er den
dung ohne Abreißgestänge und mit fest- Stromkreis der Niederspannungswicklung
stehenden Zündelektroden zu entwickeln. zu einem genau definierten Zeitpunkt
Honold benutzte einen Niederspannungs- schließen bzw. unterbrechen konnte. Zur
Magnetzünder mit pendelnder Hülse, den Unterdrückung der Funkenbildung am
er entsprechend umbaute. Der Doppel-T- Unterbrecher war ein Kondensator parallel
Anker erhielt zwei Wicklungen: eine mit zu den Unterbrecherkontakten geschaltet.
wenigen Windungen aus dickem Draht, die Auch die Zündkerzen mussten neu ent-
andere mit vielen Windungen aus dünnem wickelt werden, da ihre Elektroden wegen
Draht (Bild 7). Durch Drehen der Hülse des heißen, lichtbogenartigen Funkens des
wurde in der Ankerwicklung zunächst eine neuen Zünders zu schnell abbrannten. Die
niedrige Spannung erzeugt. Gleichzeitig Entwicklung der Bosch-Zündkerzen geht so-
wurde der Wicklungsteil mit den wenigen mit ebenfalls auf diese Zeit zurück. Unter-
Windungen durch einen Unterbrecher (3) brecher, die von Anfang an das Herzstück
kurzgeschlossen. Dadurch entstand ein des Hochspannungs-Magnetzünders bilde-
Bild 7
a Schaltbild des
hoher Strom, der daraufhin unterbrochen ten, wurden weiterentwickelt und damit zu-
Hochspannungs· wurde. Infolgedessen trat in der anderen verlässiger und betriebssicherer gemacht.
magnetzünderS Wicklung mit den vielen Windungen eine
b Aufbau des orslen hohe, rasch abklingende Spannung auf, die Eine andere Variante der Magnetzündung
senenmäBtQ her- die Funkenstrecke an der Zündkerze (5) entwickelte Ernst Eisemann. Die Hochspan-
gestellten Hoch·
durchschlug und leitend machte. Danach nung wurde von einem getrennt aufgebau-
spannungs·
Magnetzünders
wurde in der gleichen Wicklung eine wei- ten Transformator, der von einem Nieder-
1 Polschuh tere, erheblich niedrigere Spannung indu- spannungs-Magnetzünder gespeist wurde,
2 Hülse (umlaufend)
3 DoppoH-Ank r Bosch·Hochspannungs· MagneIzOnder aus dem Jahr 1902
4 S1tomabnehmer mit
14
Verbl ndu ngssctuene
a 13
Zu den Zundkerzen·
Anschlussklemmen 14 12
5 Ver1mlcrschcloo m,'
Schleolnng 11
6 Slromlellung zur 3
10
VMellerschelbe
(sekundär)
9
7 zum Ztindschalter 10
8 Stromleitung zum 11 8
Unterbrocher (pnmär) 15 1
9 Anschlussldemmen 6
zu den Zündkerzen
10 Unterbrecherhebel
11 Unterbrecherkonlakl 16
12 Kondensator
13 ZlindZOl tpunkl·
verstellung
14 Magnel
15 Nocken
16 Zundkerze
Zündsysteme der Vergangenheit Anfänge der Zündung 151
erzeugt. Anfangs wurde die Wicklung dieses men. Während der Kriegsjahre hatte sie sich
Zünders mehrfach durch einen synchron - trotz aller Unvollkommenheiten - immer
mit dem Anker umlaufenden Kontaktgeber weiter durchgesetzt. Der Drang der Bevölke-
während jeder Stromwelle kurzgeschlossen. rung nach erschwinglichen Fahrzeugen be-
Später erkannte Eisemann, dass ein einziger günstigte den Erfolg des preisgünstigeren
Kurzschluss genügte. In Deutschland stieß Batteriezündungssystems. Die Abhängigkeit
Eisemann auf Ablehnung. In Frankreich von einer Batterie wurde dabei in Kauf ge-
aber hatte er Erfolg, wo sich der Ingenieur nommen, weil für die Batterieaufladung im
Graf de la Valette den Alleinvertrieb der Fahrbetrieb durch den Einbau einer Licht-
Eisemann-Magnetzündung sicherte. Später maschine gesorgt war.
ging aber auch Eisemann von der getrennt
angeordneten Spule auf die Bosch-Kons- Einführung der Ba llcriczündu ng in Europa
truktion mit dem Prinzip des zweifach be- durch Bosch
wickelten Doppel-T-Ankers über. In Europa fand das Kraftfahrzeug in den
ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg
Batteriezündung zunächst noch keine weite Verbreitung. Mit
Als die Robert Bosch AG 1925 die Batterie- der langsam steigenden Nachfrage nach
zündung vorstellte, dominierte in der Fahr- Autos entstand jedoch ebenso wie zuvor in
zeugindustrie noch die Magnetzündung, da den USA der Drang zu Preissenkungen. In
sie als die zuverlässigste Form der Zündung den 1920er-Jahren waren die Voraussetzun-
galt. Indes forderten die Fahrzeughersteller gen für die Durchsetzung der Batterie-
ein preisgünstigeres System, und dank zündung in Europa gegeben. Die nötigen
ständiger Verbesserungen setzte sich die Erfahrungen für die Entwicklung dieses
Batteriezündung auch in Europa - nachdem Zündsystems zur Serienreife waren bei
sie in den USA schon in der Serienfertigung Bosch schon lange vorhanden. So hatte das
eingesetzt wurde - binnen weniger Jahre im Unternehmen bereits vor 1914 Zündspulen
Automobil- und Motorradbau durch. - das Herzstück einer Batteriezündung - in
die USA geliefert. Bosch reagierte als einer
rster erieneinS3tz in den U A der ersten Hersteller und bot 1925 eine
Das Prinzip der Batteriezündung wurde Batteriezündung für den europäischen
schon 1908 von dem Amerikaner Charles Markt an, bestehend aus der Zündspule und
F. Kettering weiterentwickelt und 1910 von dem Zündverteiler. Zunächst wurde sie nur
Cadillac in die Serienfertigung übernom- im Brennabor 4/25 eingesetzt. 1931 jedoch
waren bereits 46 der 55 in Deutschland er-
Aufbau der Balteriezundung hältlichen Automobiltypen mit ihr ausge-
stattet.
Bosch-Magnetzündung im Motorsport
Ihre besondere Bewährung zeigte die Bosch-Nieder-
spannungs-Magnetzündung in dem ersten Mercedes-
Wagen , der 1901 in drei französischen Automobilrennen
siegte und außerdem ,m gleichen Jahr noch weitere Siege
errang. Ein besonders wIchtiges Ereignis war das Gordon -
Bennett-Rennen in Irland 1903. Der von dem Belgier
Camille Jenatzy gesteuerte 60-PS Mercedes-Wagen trug
eInen Aufsehen erregenden Sieg davon, bei dem die
Zuverlässigkeit und Überlegenheit der Bosch-Magnet-
zündung mitgeholfen hatte. Im Gordon-Bennett-Rennen
von 1904 waren bereits die fünf schnellsten Wagen mit
einer Bosch-Zündung ausgerüstet.
Im Juni 1902 traf eIn ,leIchter Renault-Wagen " als Erster
der Fernfahrt Paris-Wien auf dem Trabrennplatz on Wien
Camille Jenatzy als Bosch-Mephislo
eIn. Am Steuer saß Marcel Renault , dessen Bruder 1898
aul einem Bosch-Werbeplakal von 1911
mIt der . Voiturette" für Aufsehen gesorgt und gleichzeitig
den Grundstein für die bekannte Automobilmarke gelegt hatte. Renaults SIegerwagen war m~
der neuen Hochspannungs-Magnetzündung von Bosch, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht
in normalen Pkw eIngesetzt war, ausgestattet.
Im Jahr 1906 ging der Sieg Im Rennen um den französischen Grand Prix an einen mit Bosch-
Hochspannungs-Magnetzündung ausgerüsteten Wagen . Daraufhin wurde diese Zündung von
den Kraftfahrzeugherstellern in erheblichem Maße bevorzugt und erlebte bald einen stürmischen
Aufschwung.
Magnetzündung in Flugzeugen
Im Mal 1927 startete der damalige Postflieger CharIes Lindbergh zu seinem historischen Flug
über den Atlantik. In seiner einmotorigen Maschine , Spirit of SI. Louis' schaffte er die Strecke
New York-Paris im Alleinflug nonstop in 33,5 Stunden. Für eine problemlose Zündung während
des Augs sorgte eIn Magnetzünder der Schweizer Firma Scintilla in Solothum, die heute zur
Bosch-Gruppe gehört.
Den ersten Nonstopflug über den Atlantik In Ost-West-Rlchtung gelang im April 1928 den
Flugpionieren Herrnann Köhl, Günther Freiherr von Hünefeld und James Fltzmaurice mit einer
wellblechemen Junkers W33 . Ge-
startet sind sie in Irland, gelandet
nach 36 Stunden in Kanada bei
Greenly Island . Das eigentliche
Ziel - New York - venehlten sie
wegen heftiger StOrme. Aber:
, Mit Bosch Kerzen und
Bosch Magnet gelang der Flug "
(siehe Bild).
154 Zündsysteme der Vergangenheit Batterie-Zündsysteme im Wandel der Zeit
L
" V.rstellweg .FrOh'
der Zündnocken gegen die Verteilerwelle
b,s zum Anschlag
um den Verstellwinkel a. Um diesen Winkel " VerGtellweg . Späl·
wird der Zündzeitpunkt vorverlegt. 7 8 1112 13
bIS zum Anschlag
u VerGtellwlnkei
156 Zündsysteme der Vergangenheit Batterie·Zündsysteme im Wandel der Zeit
Die Anzahl der Blenden ist gleich der Anzahl Strom- und chlicßwinkcl rcgclung
der Zylinder. Das Spannungssignal ent- Der Einsatz von schnell aufladenden Spulen
spricht somit dem Signal, das der Unter- mit einem niedrigen ohmsehen Widerstand
brecherkontakt bei der TZ-K liefert Im machte Maßnahmen zur Begrenzung des
einen Fall wird der Schließwinkel durch den Primärstroms und der Verlustleistung nötig.
Zündnocken und im anderen Fall das Tast- Diese Funktionen sind im Steuergerät des
verhältnis des Spannungssignals durch die Zündsystems realisiert
Rotorblende vorgegeben. Die Breite b der
einzelnen Blenden bestimmt je nach Zünd- Stromregelung
schaltgerät den maximalen Schließwinkel Die Primärstromregelung dient dazu, den
dieses Zündsystems. Bei Systemen ohne Zündspulenstrom und damit den Aufbau
Schließwinkelregelung bleibt demnach der der Energie auf ein festgelegtes Maß zu be-
Schließwinkel über die gesamte Lebensdauer grenzen. In der Stromregelphase arbeitet der
des Hall-Gebers konstant; eine Schließ- Transistor in seinem aktiven Bereich, d. h.,
winkeleinstellung wie beim Unterbrecher- an ihm fällt mehr Spannung als im reinen
kontakt entfällt damit Schaltbetrieb ab. Dadurch entsteht eine
höhere Verlustleistung.
Schließwinkelregelung
Zur Minimierung dieser Verlustleistung ist
Hall·Geber im Zündverteiler eine Schließwinkelregelung nötig, die die
Schließzeit auf einen geeigneten Wert ein-
a
stellt Da in der Analogtechnik Regelvor-
gänge einfach durch Verschieben von Span-
r----<) +
nungsschwellen durchzuführen sind, wird
das Rechtecksignal des Hall-Gebers mit
Hilfe der Auf- und Entladung von Konden-
satoren in eine Rampenspannung umge-
wandelt (Bild 4c).
Am Ende der 70 % entsprechenden Blen-
b denbreite liegt der durch das Verstellen des Bild 4
Zündverteilers bestimmte Zündzeitpunkt a Pnnz,p,elle, Autbau
des ROlms
Die Schließwinkelregelung ist so eingestellt,
bAusgangsspannung
dass die Stromregelzeit t1 * genau dem für
des Hall·Gebers
dynamischen Betrieb nötigen Vorhalt ent- c Rampenspannung
spricht Aus dem Wert von t1 wird eine tür Schhe6wlnkel·
Spannung gebildet und mit der abfallenden regelung
Rampe der Rampenspannung verglichen. d Pnmärstrom In der
Zündspule
Am Kreuzungspunkt "EIN" wird der
Primärstrom eingeschaltet, der Schließ- 1 Blende mit Breite"
winkel beginnt Durch Verändern dieser 2 wcochmagncl,sehc
Spannung kann der Kreuzungspunkts auf Leltstuck.e ""lIt Dauer-
der Rampenspannung verschoben und da- magnet
3 Hall-IC
mit der Einschaltpunkt des Schließwinkels
4 Luttspalt
beliebig geändert und jedem Betriebsbereich
angepasst werden.
" Schließ,olt
I, · Sirombegrenzungs-
zoll (Stromregelzo,t)
IZ ZündzCltpunk1
158 Zündsysteme der Vergangenheit Batterie-Zündsysteme im Wandel der Zeit
Induktive Zündanlage
Bild 1
Darstellung fur einen
Zylinder emer InduktIVen
l Ondanlage mit Ruhen-
der Spannungsverteilung
12V KI.15 2 KI.4
und Elnzelfunken·limd·
spulen
1 Battene
2 EFU ·DlOde
( Emschaltfunken-
unierdrOcI<ung).
In der lündspule
Inlegnert
3 l ündspule 4
~
4 l ündker.:.
5 Zündungsendstufe KI.4a
(im Motorsteuer-
gerät oder In der
lündspule Integnert) ..n...
6 MotorSteuergerlil
MOlfomc
KI. 15. KI. 1. KI. 4. Kl. 4a 4
KlemmenbezeIChnung
AnsteuerslQnaJ fur
lündungsendstufe
Induktive Zündanlage Aufgabe und Arbeitsweise 161
• das abgegebene Drehmoment, welle breitet sich aus, trifft auf die Zylinder-
• die Abgasemissionen und wände und ist somit als klopfende Verbren-
• den Kraftstoffverbrauch. nung hörbar.
Bei länger andauerndem Klopfen können
Der Zündzeitpunkt wird so vorgegeben, dass die Druckwellen und die erhöhte thermische
alle Anforderungen möglichst gut erfüllt Belastung mechanische Schäden am Motor
werden. Im Betrieb darf es aber nicht zu verursachen. Um dies bei den heute hoch
anhaltendem Motorklopfen kommen. verdichtenden Motoren, - sowohl bei Saug-
Die Einflussgrößen, die den Zündzeit- rohr- als auch bei Benzin-Direkteinsprit-
punkt im Wesentlichen bestimmen, sind zung - sicher zu vermeiden, gehört die
Motordrehzahl und Motorlast bzw. Dreh- Klopfregelung zum Standardumfang einer
moment. Zusätzlich werden noch weitere Motorsteuerung. Hierbei führen von Klopf-
Größen, wie z. B. die Motortemperatur zur sensoren (Körperschallsensoren) erkannte
Bestimmung des günstigsten Zündzeit- Ansätze für klopfende Verbrennungen am
punkts herangezogen. Diese Größen werden betreffenden Zylinder zu einer Verstellung
von Sensoren erfasst und dem Motorsteuer- des Zündzeitpunkts in Richtung Spät
gerät (Motronic) zugeführt. Aus Kennfel- (Bild 4). Der Druckanstieg nach Zünden des
dern und Kennlinien wird der Zündzeit- Gemischs erfolgt somit später, wodurch die
punkt berechnet und das Ansteuersignal für Klopfneigung vermindert wird. Tritt kein
die Zündungsendstufe erzeugt. Klopfen mehr auf, wird die Verstellung des
Zündwinkels stufenweise zurückgenommen.
Klopfregelung Um den höchstmöglichen Motorwirkungs-
Klopfen ist ein Phänomen, das sich bei grad zu erzielen, kann deshalb die Grundan-
einem zu frühen Zündzeitpunkt einstellt passung des Zündwinkels (Zündwinkel-
(Bild 3). Hierbei kommt es nach Einsetzen kennfeld) direkt an die Klopfgrenze gelegt
der regulären Verbrennung aufgrund des werden.
hohen Druckanstiegs im Brennraum zur
Selbstentzündung des noch nicht von der
Bild 3 Flammenfront erfassten unverbrannten
Darstellung der Druck· Restgemischs (Endgas). Die nachfolgende
verläufe bei verschiede- schlagartig ablaufende Verbrennung des
nen Zündzeitpunkten
Endgases führt lokal zu einem starken
1 Zündung Z. im
richtigen Zeitpunkt
Druckanstieg. Die dadurch erzeugte Druck-
2 Zündung z" zu früh
(klopfende Verbren- Druckverlauf im Brennraum Regelalgorithmus der Klopfregelung
nung)
3 Zündung Z. Zu spät bar
I~
Bild 4 Zyl.
K 1.. .3 Auftreten von
4
Klopfen an
Zylinder 1... 3,
bei Zylinder 4 .5
a
kein Klopfen
Verweilzeil
~ 20
~ """":'~~
vor Spätverstellung
b Falltiefe 13421342
c Verweilzeil Arbeitsspiele der
vor Rüokverstellung '- -_50_ -_75__1_- .... einzelnen Zylinder
d Frühverstellung
Induktive Zündanlage Zünd parameter 163
i
c Betrag. Die Zündwinkelkorrektur kann eine
Früh- oder auch eine Spätverstellung sein.
:j
164 Induktive Zündanlage Zündparameter
mJ,-----------------------------~~----------------~----,
verfügbare Energie
40
Funkenkopf,
.,
L<l kapazitive Entladung
'e>
., 30
c
W
20
B ild 6
Funkenschwanz,
Dre Energiewerte gelten
induktive Nachentladung
10 für eine beisplelhafle
ZU nd anlage mit erner
ZUndspulenkapazrtät von
0L-----5------1-0------1-5-----2-0-----2-5~----3-0-----3-5--~~4-0-----k~V ~ 35 pF, einer externen
Last von 25 pF (Gesamt-
Zündspannung U ~
C1i kapazrtät Ca 60 pF) und
~ einer Sekundärinduktr-
vrtät von 15 H .
166 Induktive Zündanlage Zündparameter
Unfallgefahr
Entstörwiderstände, Abschirmung
Jeder Funkendurchbruch ist durch die
impulsförmige Entladung eine Störquelle.
Durch Entstörwiderstände im Hochspan-
nungskreis wird der Spitzenstrom der Ent-
ladung begrenzt. Um die Störabstrahlung
des Hochspannungskreises zu minimieren,
müssen die Entstörwiderstände möglichst
nahe an der Störquelle sitzen.
üblicherweise sind die Entstörwider-
stände in die Zündkerzenstecker und die
Anschlussstecker integriert. Ferner gibt es
Zündkerzen mit integriertem Entstörwider-
Zündkabel
Bild 10
a Kabels81z mit
geraden Steckem
und ungeschirmten
~ Zündkerzensteckem
S b Kabelsatz mit
~ Winkelsteckern und
~
~ leilgeschlrmten
Zündkerzensleckem
170 Zündspulen Aufgabe
Zündspulen
Die Zündspule als Komponente der induk- die Energie beim Abschalten des Primär-
tiven Zündanlage erzeugt aus der niedrigen stroms im Zündzeitpunkt frei.
Batteriespannung die Hochspannung, die
für den Funkenüberschlag an der Zünd- Die Zündspule muss genau auf die übrigen
kerze erforderlich ist. Die Funktion der Komponenten (Zündungsendstufe, Zünd-
Zündspule beruht auf der elektromagneti- kerze) des Zündsystems abgestimmt sein.
schen Induktion: Die im Magnetfeld der Wichtige Kenngrößen sind:
Primärwicklung gespeicherte Energie wird • Die für die Zündkerze zur Verfügung
durch magnetische Induktion auf die stehende Funkenenergie WPm
Sekundärseite der Zündspule übertragen. • der zum Zeitpunkt des Funkenüber-
schlags an der Zündkerze eingeprägte
Funkenstrom lpm
Aufgabe • die Brenndauer des Funkens an der
Zündkerze tpu und
Die zum Zünden des Luft-Kraftstoff-Ge- • eine für alle Betriebsbedingungen
mischs erforderliche Hochspannung und genügend hohe Zündspannung Uz .
Zündenergie muss vor dem Funkenüber-
schlag aufgebaut und gespeichert werden. Bei der Auslegung des Zündsystems sind
Die Zündspule ist sowohl Transformator einerseits die Wechselwirkungen der einzel-
als auch Energiespeicher. Sie speichert die nen Parameter des Systems mit der Zün-
magnetische Energie in dem vom Primär- dungsendstufe, der Zündspule und der
strom aufgebauten Magnetfeld und setzt Zündkerze zu beachten, andererseits die An-
forderungen des jeweiligen Motorkonzepts.
Bild 1 2
Modul mit drei
EInteilunken·
Zündspulen
2 Modul mit vier
Einzelfunken·
Zilndspulen
3 Einzellunken·
Zilndspule (Kom·
pakt,Ond.pule)
4 EInzeilunken·
Zilndspule (Stab· 3 4 5 6 7
zundspule)
5 Zweilunken·
Zundspule
(ein MagnetkrCls)
6 Zwellun ken·
Zilndspule mit zwei
Magnetk, ••• en (VI.'
Hochspannungs·
dome'
7 Modul mit zwei
EInteifunken·
ZOndspulen
Zündspulen Aufgabe, Anforderungen 171
Beispiele:
• Um eine sichere Entflammung des
Gemischs unter allen Bedingungen zu Der Schadstoffausstoß von Verbrennungs-
gewährleisten, benötigen Motoren mit motoren wird durch die Forderungen der
Turboaufladung höhere Funkenenergien Abgasgesetzgebung begrenzt. Zündaussetzer
als Motoren mit Saugrohreinspritzung; und unvollständige Gemischverbrennungen,
den höchsten Energiebedarf haben die einen Anstieg der HC-Emissionen ver-
Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung. ursachen, müssen vermieden werden. Eine
• Der Funkenstrom hat bei heutigen Zünd- Voraussetzung dafür ist, dass die Zündspule
kerzen einen untergeordneten Einfluss über die gesamte Lebensdauer eine hin-
auf die Lebensdauer der Zündkerze. reichend große Zündenergie bereitstellt.
• Turbo- bzw. Kompressormotoren benöti- Neben diesen Anforderungen müssen
gen generell höhere Zündspannungen als auch die geometrischen und konstruktiven
Motoren ohne Aufladung. Gegebenheiten des Motors berücksichtigt
• Zur richtigen Auslegung des Arbeits- werden. In früheren Zündsystemen mit
punkts (Primärstrom) müssen die rotierender Hochspannungsverteilung
Zündungsendstufe und die Zündspule (Zündverteiler, [Asphalt-] )Zündspule,
aufeinander abgestimmt sein. Zündleitungen) war die Zündspule auf-
• Die Verbindung zwischen Zündspule und grund der Montage am Motor oder bei
Zündkerze muss unter allen Bedingungen Karosserieanbau in standardisierter Bau-
(Spannung, Temperatur, Vibration, form ausgeführt.
Medienbeständigkeit ) funktionssicher
ausgeführt sein. Eine Zündspule ist eine sowohl elektrisch
als auch mechanisch und chemisch hoch
Einsatzgebiete beanspruchte Komponente im Fahrzeug,
Mit der Batteriezündung, die sich in den die wartungs- und störungsfrei über die ge-
1930er-Jahren gegenüber der Magnetzün- samte Fahrzeuglebensdauer ihre Funktion
dung durchsetzte, fand die Zündspule in erfüllen muss. Abhängig von der Einbau-
Bosch-Zündsystemen ihre erste Anwendung. situation im Fahrzeug - häufig Direkteinbau
Seit dieser Zeit wurde sie immer weiterent- im Zylinderkopf - sind folgende Einsatz-
wickelt und den verschiedenen Einsatz- und Betriebsbedingungen für heutige Zünd-
gebieten angepasst. Die Zündspule kommt spulen maßgebend:
in allen Fahrzeugen und Geräten mit induk- • Einsatztemperaturbereich von
tiver Zündanlage zum Einsatz. -40 ... + 150°C,
• Sekundärspannung bis zu 30000 V,
• Primärstrom zwischen 7 und 15 A,
• dynamische Schüttelbeanspruchung
bis 50 g,
• dauerhafte Beständigkeit gegen unter-
schiedliche Medien (Benzin, Öl, Brems-
flüssigkeit usw.).
172 Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise
Aufbau und Arbeitsweise Bei der Sparschaltung (Bild 2a) sind jeweils
ein Anschluss der Primär- und der Sekun-
Aufbau därwicklung miteinander verbunden und an
Primär- und ekundärwicklungen Klemme 15 (Fahrtschalter) geführt. Der
Die Zündspule (Bild 1, Pos. 3) arbeitet nach andere Anschluss der Primärwicklung ist
dem Prinzip eines Transformators. Auf mit der Zündungsendstufe gekoppelt
einem gemeinsamen Eisenkern sind zwei (Klemme 1). Der zweite Anschluss der
Wicklungen aufgesetzt. Sekundärwicklung (Klemme 4) ist mit dem
Die Primärwicklung besteht aus dickem Zündverteiler oder mit der Zündkerze ver-
Draht mit wenigen Windungen. Ein Ende bunden. Aufgrund des gemeinsamen An-
der Wicklung ist über den Zündschalter mit schlusses an Klemme 15 ergeben sich mit
dem Pluspol der Batterie (1) verbunden dem Spartrafoprinzip Kostenvorteile für die
(Klemme 15). Das andere Ende (Klemme 1) Zündspule. Allerdings fehlt die galvanische
ist an die Zündungsendstufe (4) angeschlos- Trennung zwischen den beiden elektrischen
sen, die damit den Primärstrom schalten Kreisen, sodass Störungen von der Zünd-
kann. spule in das Bordnetz gelangen können.
Bis Ende der 1970er-Jahre wurden zum In den Bildern 2b und 2c sind die Primär-
Schalten des Primärstroms noch Unter- und Sekundärwicklungen nicht zusammen-
brecherkontakte in den Zündverteilern ver- geschaltet. Bei der Einzelfunken-Zündspule
wendet, diese haben heute keine Bedeutung liegt die eine Seite der Sekundärwicklung
Bild 1
mehr. (Klemme 4a) auf Masse, die andere Seite
I Battene
2 EFU·Diode (In der Die Sekundärwicklung besteht aus (Klemme 4) ist direkt an die Zündkerze an-
Zundspule Integnert) dünnem Draht mit vielen Windungen. Das geschlossen. Bei der Zweifunken-Zündspule
3 Zündspule mit übersetzungsverhältnis liegt allgemein gehen beide Anschlüsse der Sekundärwick-
Eisenkern, Primar· zwischen 1: 50 und 1:150. lung zu je einer Zündkerze (Klemme 4a
und Sekundär· und 4b).
Wlcldung
4 Zundungsend.tufe
(alternalrv ,m
Motronlc·Steuer-
gerat oder In der Prinzipieller Aufbau der Hochspannungserzeugung Schematische Darstellung von Zündspulen
Zündspule ,ntegnert) mil der Zündspule
5 Zündkerze
1"V
1 +12V +12V
Bild 2
a Ei nzelfunken o
3
Zündspule In
Sparschaltung
(EFU-Dlode nlchl
erforderlich bei KI.1 KI.4a
Zündanlagen m,t
Rotierender -u- -u-
Hochspannungs- .Il.. KI .1 KI.4 KI.1 KJ.4 KI.1 KI.4b >-
b
verteilung)
Einzelfunken·
.,.,>-
CD
1 1"ft;
Zündspule ~ "::;~
:::> :::>
c Zweifunken'
ilt ~
Zündspule
Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise 173
kreis abhängig vom verwendeten ferro- sierung) nicht nur von der momentan wir-
magnetischen Material eine magnetische kenden Feldstärke, sondern auch vom frühe-
Sättigung ein, die Induktivität nimmt ab ren magnetischen Zustand abhängt. Die
und der Strom nimmt ab diesem Zeitpunkt Magnetisierungskurve nimmt beim Magne-
stärker zu. Die Verluste steigen dann inner- tisieren (zunehmende Feldstärke) einen
halb der Zündspule ebenfalls sehr stark an. anderen Verlauf als beim Entmagnetisieren
Es ist daher sinnvoll, den Arbeitspunkt (abnehmende Feldstärke). Je mehr dieses
möglichst unter die magnetische Sättigung Hystereseverhalten ausgeprägt ist, desto
zu legen. Dies wird über die Schließzeit höher sind die Eigenverluste des verwende-
bestimmt. ten Materials. Die von der Hysteresekurve
eingeschlossene Fläche ist ein Maß für die
Magneti ierung kurve lind Hysterese Eigenverluste.
Der Kern einer Zündspule besteht aus
weichmagnetischem Material (im Gegensatz Magnetkreis
hierzu bestehen Dauermagnete aus hart- Das am häufigsten verwendete Material in
magnetischem Material). Charakteristisch Zündspulen ist Elektroblech und wird in
für dieses Material ist die Magnetisierungs- unterschiedlichen Blechstärken und Qualitä-
kurve, die den Zusammenhang zwischen der ten verarbeitet. Es wird je nach Anforderung
magnetischen Feldstärke H und der Fluss- kornorientiertes (höhere maximale Fluss-
dichte B im Material angibt (Bild 4). Bei Er- dichte, teuer) oder nicht kornorientiertes
reichen einer bestimmten Flussdichte wird Material (geringere maximale Flussdichte)
bei weiterer Erhöhung der Feldstärke nur verwendet.
noch eine sehr geringe Erhöhung der Fluss- Hauptsächlich werden Blechstärken von
dichte erreicht, die Sättigung tritt ein. 0,3 ...0,5 mm verarbeitet. Zur Reduzierung
Eine weitere Eigenschaft des Materials ist der Wirbelstromverluste werden voneinan-
die Hysterese der Magnetisierungskurve. der elektrisch isolierte Blechlamellen einge-
Dies bezeichnet die Eigenschaft des Mate- setzt. Die Lamellen werden gestanzt, zu
rials, dass die Flussdichte (d. h. die Magneti- Stanzpaketen gestapelt und verbunden;
Bild 4
Neukurve
<!l
Q)
1:: .~
~ ..
(Magnetisierungs·
kurve des anl·
u
'6 -.- - 2
'"
magnetlslef1en
"'"
Li:
Eisenkerns) Q) 3
~
-
2 Hysteresekurve
,.,'"
u
Q)
c: __- - 4
CD
Bild 5 '"
E ~
.
L
1 Luhspall bzw_ 0
;;
2
Permanentmagnel
I-Kern
.,
I:l
:lE
3 BefestIgungs- magnetische Feldstärke 11
bohrung "
~
4 O·Kern
Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise 175
hiermit wird der notwendige Querschnitt FEM-Simulation ausgelegt. Hierbei wird die
und die geometrische Form gebildet. Geometrie dahingehend optimiert, dass
Um die elektrischen Leistungsdaten einer bei gegebenem Strom ein Maximum an
Zündspule bei definierter Geometrie zu speicherbarer magnetischer Energie ohne
erreichen, ist es notwendig, eine möglichst Sättigung des Magnetkreises erzielt wird.
optimale Geometrie des Magnetkreises zu
finden. Mit den Anforderungen hinsichtlich Bau-
raumreduzierung, wie sie besonders bei
Zur Erfüllung der elektrischen Anforderun- Stabzündspulen gegeben sind, besteht die
gen (Funkendauer, Funkenenergie, Sekun- Möglichkeit, durch den Einbau von Perma-
därspannungsanstieg, Sekundärspannungs- nentmagneten (Bild 5, Pos. 1) die speicher-
niveau) ist ein Luftspalt notwendig, der eine bare magnetische Energie zu erhöhen. Dabei
Scherung des Eisenkreises bewirkt (Bild 5, wird der Permanentmagnet so gepolt, dass
Pos. 1). Ein größerer Luftspalt (größere dieser ein dem magnetischen Feld der Wick-
Scherung) lässt eine höhere magnetische lung entgegengerichtetes Feld erzeugt. Diese
Feldstärke im Magnetkreis zu und führt so Vormagnetisierung hat den Vorteil, dass
zu einer höheren speicherbaren magne- in diesem Magnetkreis mehr Energie ge-
tischen Energie. Das hat zur Folge, dass der speichert werden kann.
Magnetkreis erst bei erheblich höheren
Strömen in die magnetische Sättigung geht. Einschaltfunken
Ohne Luftspalt würde diese Sättigung bereits Bei Einschalten des Primärstroms wird auf-
bei geringen Strömen auftreten und bei grund der Änderung des Stromgradienten
weiterer Erhöhung des Stroms die gespei- eine plötzliche magnetische Flussänderung
cherte Energie nur unwesentlich zunehmen im Eisenkern hervorgerufen. Dadurch wird
(Bild 6). in der Sekundärwicklung eine Spannung in-
Wichtig in diesem Zusammenhang ist, duziert. Sie hat eine gegenüber der induzier-
dass im Luftspalt der weitaus größte Anteil ten Hochspannung beim Abschalten ent-
der magnetischen Energie gespeichert wird. gegengesetzte Polarität, da der Gradient der
Bei der Entwicklung einer Zündspule Stromänderung positiv ist. Da dieser Gra-
wird eine für die geforderten elektrischen dient im Verhältnis zum Gradienten bei Ab-
Daten geeignete Dimensionierung des schalten des Primärstroms sehr klein ist, ist
Magnetkreises und des Luftspaltes über die induzierte Spannung - trotz des großen
Übersetzungsverhältnisses der Windungs-
Scherung des Magnetkreise. zahlen - verhältnismäßig gering. Sie liegt im
Bereich von 1...2 kV und ist unter Umstän-
-- -
den ausreichend zur Funkenbildung und
--,;::-
,. ,. ,. ..-
".. Entflammung des Gemischs. Zur Vermei-
11
/
1/2
dung von Motorschäden muss ein Funken- Bild 6
1 Hyslerese bel
I I überschlag (Einschaltfunke) an der Zünd-
Eisenkern ohne
I I kerze ausgeschlossen werden. Luft.palt
I I
I I Bei der rotierenden Hochspannungsver- 2 Hysterese beI
I I
I teilung wird dieser Einschaltfunke durch die Eisenkern mit
I
I vorgeschaltete Verteilerfunkenstrecke unter- Luftspali
I
I drückt. Der Verteilerfingerkontakt steht zum
I I 111 Aussteuerung
I Einschaltzeitpunkt nicht dem Verteiler-
bel Eisenkern
kappenkontakt gegenüber. ohne Luftspalt
Na Bei der ruhenden Spannungsverteilung Ha Aussleuerung
magnetische Feldstärke N mit Einzelfunken-Zündspulen verhindert bei Eisenkern m,l
die EFU-Diode (Einschaltfunkenunter- Lultspalt
176 Zündspulen Aufbau und Arbeitsweise
Terminologie Beispiele
-11
EinzeHunken-ZOndspulen
Hochspannung
(
Niederspann::
1 Zur Vereinfachung de,
Hochspannung
Endstule - - (umgekehrte Polarität) DefiOllJOn der Typfaml'
oder Masse lien wurden bei B osch
~ diese B ezeIChnungen
elnge!üM
178 Zündspulen Ausführungen
Bei den im folgenden beschriebenen Varian- Abschließend wird der Silikonmantel auf
ten ist z. T. die Integration der Zündungs- den Hochspannungsdom aufgeschoben und
endstufe in das Gehäuse möglich. fixiert.
Nach abschließender Prüfung auf alle
Kompaktzündspule relevanten elektrischen Daten ist die Zünd-
Au fba u spule einsatzbereit.
Der Magnetkreis der Kompaktzündspule
besteht aus dem 0-Kern und dem I-Kern
(Bild 1), auf dem die Primär- und die
Sekundärwicklungen aufge-
steckt sind. Diese Anord- Aufbau der KompaktzOndspule
nung wird in das Zündspu-
lengehäuse eingebaut. Die
Primärwicklung (mit Draht 8
bewickelter I-Kern) wird mit
dem Primärsteckanschluss 2 ------------------ 1~
Bild 2
a COP-V.nante einer
EInzeifunken·
Kompakt2ündspule
b Wegbau,Va"ante:
zwei E,nzeIJunken-
Zündspulen im
Modul. Anschluss
der Zündkerzen über
zwei Zündleitungen
180 Zündspulen Ausführungen
ZS-Module Stabzündspule
Bei den Zündspulenmodulen sind mehrere Die Stabzündspule ermöglicht eine optimale
Zündspulen in einem gemeinsamen Ge- Ausnutzung der Platzverhältnisse im Motor-
häuse zu einer Baugruppe zusammengefasst raum. Durch die zylindrische Bauform kann
(Bild 4). Funktional gesehen bleiben diese der Zündkerzenschacht als Montageraum
Zündspulen voneinander unabhängig. mitbenutzt werden und ermöglicht eine
Die Vorteile, die sich durch den Einsatz bauraumoptimierte Anordnung im Zylin-
von Zündspulenmodulen ergeben, sind derkopf (Bild 5).
• eine vereinfachte Montage (nur ein Stabzündspulen werden immer direkt auf
Arbeitsgang für drei bzw. vier Zünd- die Zündkerze montiert, daher sind keine
spulen) zusätzlichen Hochspannungs-Verbindungs-
• weniger Schraubverbindungen kabel erforderlich.
• Anschluss mit nur einem Steckanschluss
zum Motorkabelbaum Aufbau und Magncrkreis
• Kosteneinsparungen durch schnellere Stabzündspulen (auch als "Pendl Coil" be-
Montage und vereinfachten Kabelbaum. zeichnet) arbeiten wie Kompaktzündspulen
nach dem induktiven Prinzip. Aufgrund der
Nachteilig sind Rotationssymmetrie unterscheiden sie sich
• die Notwendigkeit einer motorspezifi- im Aufbau jedoch deutlich von Kompakt-
schen Geometrie des Moduls und zündspulen.
• die Eignung nicht für alle, sondern nur Der Magnetkreis besteht zwar aus den
für bestimmte Zylinderkopfausführungen. gleichen Materialien, der im Zentrum
liegende Stabkern (Bild 6, Pos. 5) wird hier
Bild 4
a ZS 3.1 M
b ZS 4., M
Bild 5
1 KompaktzOndspu le
2 SlabzOndspule
3 Zyhnderkopf
Zündspufen Ausführungen 181
aus verschieden breit gestanzten Blechlamel- Die kompakte Bauform der Stab zündspule
len annähernd kreisrund gestapelt und lässt bei gegebener Geometrie hinsichtlich
paketiert. Der magnetische Kreis wird über der elektrischen Auslegung nur eine sehr
das Rückschlussblech (9) als gerollte und ge- eingeschränkte Variation des Magnetkreises
schlitzte Hülse - ebenfalls aus Elektroblech, (Stabkern, Rückschlussblech) und Wick-
teilweise aus mehreren Lagen - hergestellt. lungen zu.
Im Gegensatz zu Kompaktzündspulen Bei den meisten Stabzündspulenanwen-
liegt die Primärwicklung (7) mit größerem dungen werden - aufgrund des einge-
Durchmesser über der Sekundärwicklung schränkten Bauraums - zur Erhöhung der
(6), deren Spulenkörper gleichzeitig den Funkenenergie Permanentmagnete ein-
Stabkern aufnimmt; hierfür sind konstruk- gesetzt.
tive und funktionale Vorteile maßgebend. Die Kontaktierung der Zündkerze und
der Anschluss an den Motorkabelbaum ist
Aufbau der Slabzündspule bei Stabzündspulen vergleichbar mit den
Kompaktzündspulen.
Va rianten
2 Stabzündspulen stehen für die verschiede-
3 nen Anwendungszwecke in mehreren Vari-
anten zur Verfügung (z. B. unterschiedliche
4
Durchmesser und Baulängen). Optional
f--- - - - 5 kann die Zündungsendstufe in das Gehäuse
integriert sein.
-------6 Ein typischer Durchmesser, gemessen am
zylindrischen Mittelteil (Rückschlussblech
bzw. Gehäuse), ist ca. 22 mm. Dieses Maß ist
l iH- - - - - - 7
abgeleitet vom Bohrungsdurchmesser des
1-}-- - - - - 8 Zündkerzenschachtes in einem Zylinderkopf
9 mit Zündkerzen in Standardbauform und
10 einer Schlüsselweite SW16. Die Länge einer
Stabzündspule wird durch die Einbausitua-
Bild 6
tion im Zylinderkopf und die geforderten
1 Sieckanschlusss
11 bzw. möglichen elektrischen Daten be- 2 Lellerplalle mll
stimmt. Einer Verlängerung des aktiven Teils Zündungscndslufe
(Transformator) sind wegen der Zunahme 3 Permanentmagnet
der parasitären Kapazitäten und Verschlech- 4 Befesllgungsarm
12 terung des Magnetkreises jedoch Grenzen 5 lamelherter
Eleklroblechkern
gesetzt. (Slabkern)
6 Sekundärwicklung
7 Primärwicklung
e Gehäuse
9 Rückschlussblech
10 Permanenlmagnel
11 Hochspannungsdom
12 Slhkonmantel
13 13 aufgeslecl<le
Zündker:ze
r--- 2
~-- 3
Bild 1
1 PrImärstecker 7
2 SMO·Bautelle 4
3 ElektronIk fur
Zündungsfunktionen
4 Kontakherung !Ur dIe 5
Pnmarwlcklung 6 ~
'"
!j
5 StabzUndspulen-
l
Transformator
6 Be!estlgungsauge
7 Endstu!e
Zündspulen Elektrische Parameter 183
Zündkerzen
Die Zündung des Luft-Kraftstoff-Gemischs Durch den Aufbau der Zündkerze muss
im Ottomotor erfolgt elektrisch. Die elektri- sichergestellt sein, dass die zu übertragende
sche Energie wird der Batterie entnommen Hochspannung immer sicher gegen den
und in der Zündspule zwischen gespeichert. Zylinderkopf isoliert und der Brennraum
Die in der Zündspule erzeugte Hochspan- nach außen abgedichtet wird.
nung bewirkt einen Funkenüberschlag
zwischen den Elektroden der Zündkerze im Die Zündkerze bestimmt im Zusammen-
Brennraum des Motors. Die in dem Funken wirken mit den anderen Komponenten des
enthaltene Energie entzündet das verdich- Motors, z. B. den Zünd- und Gemischauf-
tete Luft -Kraftstoff-Gemisch. bereitungssystemen, in entscheidendem
Maße die Funktion des Ottomotors. Sie
muss
Aufgabe • einen sicheren Kaltstart ermöglichen,
• über die gesamte Lebensdauer einen aus-
Aufgabe der Zündkerze ist es, beim Otto- setzerfreien Betrieb gewährleisten und
motor die Zündenergie in den Brennraum • sie darf bei längerem Betrieb im Bereich
einzubringen und durch den elektrischen der Höchstgeschwindigkeit nicht über-
Funken zwischen den Elektroden die Ver- hitzen.
brennung des Luft-Kraftstoff-Gemischs
einzuleiten. Um diese Funktionen über die gesamte
Lebensdauer der Zündkerze sicherzustellen,
muss das richtige
ZQndkerze im OUomolor Zündkerzenkonzept
schon sehr früh in
der Entwicklungs-
phase der Motoren
festgelegt werden. In
Entflammungs-
untersuchungen
wird das optimale
Zündkerzenkonzept
hinsichtlich Abgas-
emission und
Laufruhe bestimmt.
Ein wichtiger
Kennwert der Zünd-
kerze ist der
Wärmewert. Die
Zündkerze mit dem
richtigen Wärme-
wert verhindert,
dass sie im Betrieb
so heiß wird, dass
von ihr thermische
Entflammungen
ausgehen und den
Motor schädigen.
Zündkerzen Anwendung 187
Typenvielfalt
1902 leisteten Motoren pro 1000 cm 3 Hub-
Einsatzgebiete raum lediglich ca. 6 PS. Mittlerweile werden
Die Zündkerze wurde von Bosch im Jahr 100 PS erreicht, bei Rennmotoren sogar bis
1902 in Verbindung mit dem Magnetzünder 300 PS. Der technische Aufwand für die Ent-
zum ersten Mal in einem Pkw eingesetzt. wicklung und Herstellung von Zündkerzen,
Diese Komponente hat daraufhin einen die solche Leistungen ermöglichen, ist
unvergleichbaren Siegeszug in der Auto- enorm.
mobiltechnik angetreten. Die erste Zündkerze musste 15 ... 25-mal
pro Sekunde zünden. Eine heutige Zünd-
Die Zündkerze findet in allen von einem kerze muss das 5fache leisten. Die obere
Ottomotor angetriebenen Fahrzeugen und Temperaturgrenze stieg von 600 oe auf ca.
Geräten Verwendung - sowohl für Motoren, 900 oe, die Zündspannung von 10 000 V
die nach dem Zweitakt - als auch nach auf bis zu 30000 V. Während die Zündker-
dem Viertakt-Verfahren arbeiten. Sie ist zu zen von heute mindestens 30000 km über-
finden in stehen müssen, musste früher alle 1000 km
• Pkw, zum Zündkerzenschlüssel gegriffen werden.
• Nkw,
• Zweirädern (Motorrad, Motorroller, Am Prinzip der Zündkerze hat sich in
Mofa), 100 Jahren wenig geändert. Trotzdem ent-
• Booten und Schiffen, wickelte Bosch im Lauf der Zeit mehr
• Land- und Baumaschinen, als 20000 verschiedene Typen, um der
• Motorsägen, Motorenentwicklung gerecht zu werden.
• Gartengeräten (z. B. Rasenmäher) usw. Aber auch das aktuelle Zündkerzen-
programm ist vielfältig. Es werden hohe
Entsprechend der Vielfalt der Einsatzgebiete Anforderungen an die Zündkerze bezüglich
gibt es verschiedene Zündkerzenbauformen der
mit über 1200 Einzelvarianten. • elektrischen und
Die größten Stückzahlen entfallen auf • mechanischen Eigenschaften sowie der
den Pkw-Sektor, da in jedem Fahrzeug ent- • chemischen und
sprechend der Motorzylinderzahl gleich • thermischen Belastbarkeit
mehrere Zündkerzen erforderlich sind.
Die motorgetriebenen Geräte arbeiten gestellt. Neben diesen Anforderungen muss
wegen der geringeren Motorleistung in der die Zündkerze auch an die geometrischen
Regel mit Einzylindermotoren und benöti- Vorgaben der Motorkonstruktion (z.B.
gen nur eine einzige Zündkerze. Zündkerzenlage im Zylinderkopf) angepasst
Im Nkw-Bereich kommen in Europa sein. Aufgrund dieser Anforderungen ist
- zumindest für schwere Nkw - vorwiegend - hervorgerufen durch die unterschiedlichs-
Dieselmotoren zum Einsatz, sodass in die- ten Motoren - eine Vielfalt von Zündkerzen
sem Sektor der Bedarf an Zündkerzen gering erforderlich. Derzeit gibt es von Bosch mehr
ist. In den USA jedoch ist auch bei schweren als 1250 verschiedene Zündkerzenvarianten,
Nkw der Ottomotor am weitesten verbreitet. die im Handel und in den Kundendienst-
werkstätten verfügbar sein müssen.
lBB Zündkerzen Anforderungen
Anschlussbolzen
Der Anschlussbolzen aus Stahl ist im Iso-
lator mit einer leitfähigen Glasschmelze, die
auch die leitende Verbindung zur Mittel-
elektrode herstellt, gasdicht eingeschmolzen. -1- - - - 1
Er hat an dem aus dem Isolator heraus-
ragenden Ende ein Gewinde, in das der
Zündkerzenstecker der Zündleitung ein-
rastet. Für Anschlussstecker nach ISO-/DIN-
Norm wird entweder auf das Gewinde des
Anschlussbolzens eine Anschlussmutter
(mit der geforderten Außenkontur ) aufge-
schraubt, oder der Bolzen wird bei der
Herstellung bereits mit einem massiven
ISO-/DIN-Anschluss versehen.
Isolator
Der Isolator besteht aus einer Spezial-
keramik. Er hat die Aufgabe, die Mittel-
elektrode und den Anschlussbolzen gegen 3
das Gehäuse zu isolieren. Die Forderungen
nach guter Wärmeleitfähigkeit bei hohem 4
elektrischem Isoliervermögen stehen in
starkem Gegensatz zu den Eigenschaften der 5
meisten Isolierstoffe. Der von Bosch ver- Bild 1
wendete Werkstoff besteht aus Aluminium- I Anschlussbolzen mll
oxid (Al 20 3 ), dem in geringem Anteil andere Anschlussmutter
Stoffe zugemischt sind. Nachdem diese 2 loolalor aus
AI. O , ·Keramlk
Spezialkeramik gebrannt ist, werden nicht
7 3 Gehäuse
nur die Forderungen nach mechanischer 4 Warrnschrumpfzone
und chemischer Festigkeit erfüllt, sondern 5 leotendes Glas
das dichte Gefüge sorgt auch für eine hohe 6 Dlchlnng (DichISII2)
Sicherheit gegen elektrische Durchschläge. 1ii::~F--- 9
7 Gewonde
Zur Verbesserung des Kaltwiederholstart - 8 VerbundmlUel-
eleklrode (Ni/Cu)
verhaltens bei Luftfunken-Zündkerzen kann
9 Almungsraum
die Außenkontur des Isolatorfußes modifi- (LuHraum)
ziert werden, um ein günstigeres Aufheiz- 10 Masseeleklrode
verhalten zu erreichen. (hier als Verbund -
eiekirode NO/Cu)
190 Zündkerzen Aufbau
Dichtsitz
Je nach Motorbauart dichtet ein Flach- oder
Kegeldichtsitz (Bild 2) zwischen der Zünd-
kerze und dem Zylinderkopf ab.
'--JI_- - 2 Beim Flachdichtsitz wird ein Dichtring
( 1) als Dichtelement verwendet. Der
Dichtring ist "unverlierbar" am Zündker-
zengehäuse angebracht. Er hat eine spezielle
Bild 2 Formgebung und dichtet bei Montage der
n Flachdichlsitz mll Zündkerze nach Vorschrift dauerelastisch ab.
D,chlnn9 Beim Kegeldichtsitz dichtet eine kegelige
b Kegeld,chlSlil ohne
Fläche (2) des Zündkerzengehäuses ohne
D'cht"ng
Verwendung eines Dichtrings direkt auf
1 D,chlnng einer entsprechenden Fläche des Zylinder-
2 kegelige D,chlfläche kopfs ab.
Zündkerzen Aufbau 191
Mittelelektrode
Die Mittelelektrode (Bild 1, Pos. 8) ist mit
ihrem Kopf in der leitenden Glasschmelze
verankert und zur besseren Wärmeableitung
mit einem Kupferkern versehen.
Bei Longlife-Zündkerzen dient die
Mittelelektrode als Trägermaterial zur Auf- b
nahme eines Edelmetallstifts, der über eine
Laserschweißung dauerhaft mit der Basis-
elektrode verbunden wird. Darüberhinaus
gibt es Zündkerzenkonzepte, bei denen die
Elektrode nur aus einem dünnen Platin-
draht hergestellt und mit der Keramik ein-
gesintert wird, um einen guten Wärmetrans-
port sicherzustellen.
Masseelektroden
Die Masseelektroden (9) sind am Gehäuse
befestigt und haben vorwiegend einen recht-
eckigen Querschnitt. Je nach Art der Anord- c
nung unterscheidet man zwischen Dach-
und Seitenelektroden (Bild 3). Die Dauer-
standfestigkeit der Masseelektroden wird
durch deren Wärmeleitfähigkeit bestimmt.
Die Wärmeableitung kann durch die Ver-
wendung von Verbundwerkstoffen (wie bei
den Mittelelektroden) zwar verbessert wer- Bild 3
den, aber letztendlich bestimmt die Länge a Dachelektrode
b Seitenelektroden
und der Profilquerschnitt die Temperatur
c Glellfunkcn,Zilnd'
der Masseelektroden und damit deren Ver- kerze ohne Masse-
schleißverhalten. elektrode (SpezIal·
anwendung fOr
Rennmotoren)
192 Zündkerzen Elektrodenwerksloffe
Elektrodenwerkstoffe Silbermittelelektroden
Silber weist unter allen Werkstoffen die
Grundsätzlich leiten reine Metalle die höchste elektrische und thermische Leit-
Wärme besser als Legierungen. Andererseits fähigkeit aus. Es ist darüber hinaus chemisch
reagieren reine Metalle - wie z. B. Nickel- außerordentlich beständig, sofern bleifreier
auf chemische Angriffe von Verbrennungs- Kraftstoff verwendet wird und der Werkstoff
gasen und festen Verbrennungsrückständen keiner hohen Temperatur in reduzierender
empfindlicher als Legierungen. Durch Zu- Atmosphäre (fettes Luft-Kraftstoff-Ge-
legierung von Mangan und Silizium wird misch) ausgesetzt wird.
die chemische Beständigkeit von Nickel vor Eine erhebliche Steigerung der Warm-
allem gegen das sehr aggressive Schwefel- festigkeit wird durch Teilchenverbundwerk-
dioxid (S02, Schwefel ist Bestandteil des stoffe auf Silberbasis erreicht.
Schmieröls und des Kraftstoffs) verbessert.
Zusätze aus Aluminium und Yttrium Platinelektroden
steigern darüber hinaus die Zunder- und Platin (Pt) bzw. Platinlegierungen weisen
Oxidationsbeständigkeit. eine sehr gute Korrosions- und Oxidations-
beständigkeit sowie eine hohe Abbrand-
Verbundelektroden festigkeit auf. Sie werden daher als Elektro-
Die korrosionsbeständigen Nickellegierun- denwerkstoffe für Longlife-Zündkerzen ein-
gen haben sich zur Herstellung von Zünd- gesetzt.
kerzenelektroden durchgesetzt. Mit einem Bei einigen Zündkerzen typen wird der
Kupferkern versehen kann die Wärmeablei- Pt-Stift bereits bei der Herstellung des Kera-
tung zusätzlich gesteigert werden, so dass mikkörpers in die Keramik eingefügt. In
diese Verbundelektroden den Forderungen dem nachfolgenden Sinterprozess schrumpft
nach hohem Wärmeleitvermögen und hoher die Keramik auf den Pt-Stift und fixiert die-
Korrosionsbeständigkeit gerecht werden sen dauerhaft im Stöpsel.
(Bild 1). Bei anderen Zündkerzentypen werden die
Auch die Masseelektroden, die zur Ein- dünnen Pt-Stifte auf die Mittelelektrode
stellung des Elektrodenabstandes biegbar aufgeschweißt (Bild 2). Die dauerstandfeste
sein müssen, können aus einer Nickel-Basis- Verbindung wird bei Bosch mit einem kon-
Legierung oder einem Verbundwerkstoff tinuierlich arbeitenden Laser hergestellt.
bestehen.
Bild 1
Zündkerzen mit Verbundeleklroden LasergeschweiBle Slifle
a MII Dacheleklrode
b mllSelleneleklroden
a b
1 LOllendes Glas
2 LuftspalI
3 Isolalorfu6
4 Vorbundmdlel-
cickirode
5 Verbundmasse-
eiekirode
2
6 Masseeleklroden 3
Bild 2 S 3 )0-
[!l
1 Verbundoleklrode
6 '"
0
N
(NI/Cu) ~
:::>
2
3
LaserschwelBnahl
F'lahnshfl
=
Zündkerzen Zündkerzenkonzepte 193
Zündkerzenkonzepte Luftgleitfunkenkonzepte
Bei diesen Zündkerzenkonzepten sind die
Die gegenseitige Anordnung der Elektroden Masseelektroden in einem definierten Ab-
und die Position der Masseelektroden zum stand zur Mittelelektrode und zur Keramik-
Isolator bestimmt den Typ des Zündkerzen- stirnseite angestellt. Dadurch ergeben sich
konzepts (Bild 1). zwei alternative Funkenstrecken, die beide
Entladungsformen - Luftfunken und Luft-
Luflfunkenkonzept gleitfunken - ermöglichen und unterschied-
Bei den Luftfunkenkonzepten ist die Masse- liche Zündspannungsbedarfswerte auf-
elektrode so zur Mittelelektrode angestellt, weisen. Je nach Betriebsbedingungen und
dass der Zündfunke auf direktem Weg Zündkerzenzustand (Zündkerzenverschleiß )
zwischen den Elektroden springt und das springt der Funke als Luft-oder als Luft-
Luft-Kraftstoff-Gemisch entzündet, das sich gleitfunke.
zwischen den Elektroden befindet.
Gleitfunkenkonzept
Durch die definierte Anstellung der Masse- lündkerzenkonzepte
elektroden zur Keramik gleitet der Funke
zunächst von der Mittelelektrode über die
Oberfläche der Isolatorfußspitze und springt
dann über einen Gasspalt zur Masseelek-
trode. Da für eine Entladung über die Ober-
fläche eine niedrigere Zündspannung be-
nötigt wird als für die Entladung durch
einen gleich großen Luftspalt, kann der
Gleitfunke bei gleichem Zündspannungs-
bedarf größere Elektrodenabstände über-
brücken als der Luftfunke. Dadurch entsteht
ein größerer Flammenkern und die Ent-
flammungseigenschaften werden deutlich
verbessert.
Gleichzeitig hat der Gleitfunke im Kalt-
wiederholstart eine reinigende Wirkung
bzw. verhindert, dass sich auf der Isolator-
stirnseite Ruß niederschlägt. Die Eigenschaf-
ten beim häufigen Starten des Motors bei
niedriger Temperatur werden verbessert.
Bild 1
a Luftlunke
b Gleitfunke
c LultglCltfunko
194 Zündkerzen Elelctrodenabstand
funken zu erzeugen.
Bei zu kleinem Elektrodenabstand ent-
steht nur ein kleiner Flammenkern im Elekt- EA
rodenbereich. über die Kontaktflächen mit
den Elektroden wird diesem wiederum
Energie entzogen (Quenching), der Flam-
menkern kann sich nur sehr langsam aus-
breiten. Im Extremfall kann die Energieab-
fuhr so groß sein, dass sogar Entflammungs-
aussetzer auftreten können.
Mit zunehmendem Elektrodenabstand
(z. B. durch Verschleiß der Elektroden) wer-
den die Entflammungsbedingungen zwar
verbessert, da die Quenchingverluste gerin-
ger sind. Der erforderliche Zündspannungs-
bedarf steigt aber an (Bild 2). Bei gegebenem
Bild ' Zündspannungsangebot der Zündspule wird
a Zündkerze mil die Zündspannungsreserve reduziert und
Dachelei<lrode die Gefahr von Zündaussetzern erhöht.
(Luflfunke)
b Zündkerze m,l
Den genauen, für den jeweiligen Motor
Se.leneleklrode
(Luflfunke oder
optimalen Elektrodenabstand ermittelt der
Lultglo'lfunke) Motorenhersteller aus verschiedenen Tests.
c Gle,tfunkenkerze Zunächst werden in charakteristischen Be-
triebspunkten der Motoren Entflammungs-
untersuchungen durchgeführt und der Zusammenhang zwischen Eleklrodenabsland und
minimale Elektrodenabstand ermittelt. Die Zündspannung
1
bestimmt und hinsichtlich des Zündspan-
nungsbedarfs bewertet. Ist ein ausreichender 15
Sicherheitsabstand zur Zündaussetzergrenze ~
gegeben, wird der Elektrodenabstand fest-
Bild 2
geschrieben. Er kann entweder der Betriebs- :?
Uo Zündspannungs- OL-____~~--~--~~ ci>
angeboI
anleitung oder den Zündkerzen-Verkaufs- 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 mm ~
0
0
5% ·un,e: Laufgre~e
< S%·Bereich:
gute Laufruhe
Luftzahll.. > S%·Bereich:
schlechte Laufruhe
196 Zündkerzen Wärmewert der Zündkerze
Bild 2
Zündkerze mIt
passender Warme·
kennzahl
2 Zündkerze mll zu
niedriger W ärme-
kennzahl (kalte
Zundkerze)
3 Zundkerze mi t zu
hoher W ärmekenn-
zahl (heIße Zünd'
kerzo)
=
500 ... 90 0·C am Isolator
hegen
Zündkerzen Wärmewert der Zündkerze 197
,-...I----~.., 2
Bild 1
Isolator
2 Manlei·
thermoelement
3 Milleielekirode 5
E?l
4 Messsielle
r
Bild 2
Hochspannung von
der Zundspule
2 lonenslromadapler J>
2. KIppdiode g
N
3 Zündkerze :l1
4 3 :>
4
5
Ionenstromgerät
OSlilioskop
=
Zündkerzen Anpassung von Zündkerzen 199
Begriff definitionen
Für die Wärmewertanpassung von Zünd- 270"
kerzen wurden entsprechend einer inter-
nationalen übereinkunft Begriffe und Defi-
nitionen für die unkontrollierte Zündung
von Luft-Kraftstoff-Gemischen festgelegt
(ISO 2542 - 1972, Bild 3).
- 0-- -
einer Zündkerze mit zu hohem Wärme-
wert), bezeichnet man als Selbstzündungen
(auto ignition). Aufgrund ihrer zeitlichen
/
Lage relativ zum Zündzeitpunkt können 270' ZZPOT
diese in zwei Kategorien unterteilt werden.
270" 450'
Bild 3
c S2 Selbstzündung
OT oberer TOlpunkt
VE Vorentflammung
t
NE Nachentflammung
WWR Wärmewer1 '
~
o
reserve in °KW
ZZP 2ündzeltpunkt In
270' ZZP OT 450· 'KWvo,OT
"z ZündwInkel
Bild 4
0 a Normale
% Verbrennung
'"
450" :l:~ b ausgetastete
Zündung mIt Nach-
=>
en1f1ammung
c Vorentflammung
200 Zündkerzen Anpassung von Zündkerzen
muss jedoch der Zündfunke in gewissen Ab- oID .....~-~ . :::, ·~.. ~;i
ständen unterdrückt werden. Die Lage der
Nachentflammungen relativ zum Zündzeit-
Bild 5
punkt sowie der prozentuale Anteil der
ZLlndkerzenauswahl :
Fur Kraftfahrer smd die Nachentflammungen zur Austastrate liefern
Vorschnflcn der Motor- Informationen über die Belastung der
hersteller oder die Zündkerze im Motor. Da Zündkerzen mit
Emplehlungen In den längeren Isolatorfüßen (heiße Zündkerzen)
Verkaufsun terJagen von
mehr Wärme aus dem Brennraum aufneh-
Bo.eh bondend_
Bo.eh bietet 10r jeden
men und die aufgenommene Wärme
Motor die optimale schlechter ableiten, ist die Wahrscheinlich-
Zündkerze - Sie finden keit, dass mit diesen Zündkerzen Nachent-
sie In dresem Ka1aJog flammungen oder sogar Vorentflammungen
Zündkerzen 100 Jahre Zündkerzen - Produktvielfalt 201
1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915
1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929
1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944
J 1
1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958
'"
1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973
L
;= ~ ~
L
1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987
1 I -'-
- MO -
• -
•
~ >-
0;
1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 20012002
'"
0
N
~
:::>
~
202 Zündkerzen Betriebsverhalten der Zündkerze
Bild 3
Bei normaler
Verbrennung
Kur1;)e~vell enwinkel 2 bei klopfender
Verbrennung
204 Zündkerzen Ausführungen
--
SUPER b
Bild 1
Verbund-
Mitteleleklrode
mil Kup ferkern
Bild 2 c
a Dacheleklrode
b Daeheleklrode
und vorgezogener
Funkenlage
e Daeheleklrode
und Platin-
Mltteleleklrode
Zündkerzen Ausführungen 205
o Bild 4
;;;
o ~ ______________________ ~
"' t Herkömmliche
Zü ndkerze
Leerlauf Te,llast - - Voll last
2 SUPER 4 Zünd·
kerze von Bosch
206 Zündkerzen Ausführungen
Platin+4 Zündkerze
Aufbau Aufbau der Platin+4 Zündkerze
Die Platin+4 Zündkerze (Bild 6) ist eine
Gleitfunken-Zündkerze für längere Wechsel-
intervalle und unterscheidet sich von her-
kömmlichen Zündkerzen durch
• vier symmetrisch angeordnete Masse-
elektroden mit Doppelbiegung (9),
• eine eingesinterte dünne Mittelelektrode
aus Platin (8),
• einen geometrisch verbesserten Kontakt-
stift (7) aus einer speziellen Legierung, --- 2
• eine Isolatorkeramik (2) mit hoher
Durchschlagsfestigkeit und
Bild 5
1 Herkömmliche
• eine funktionell verbesserte Form des
Zündkerze Isolatorfußes.
2 SUPER 4 Zünd·
kerze von Boseh Einfluss der Gemischzusammensetzung auf
die Enlflammungswahrscheinlichkeit
4
Bild 6 ...
Cl>
1 Anschlussbolzen -" 5
.c
.Q
2 Isolator
;'- - - 6
3
4
Gehäuse
Warmschrumpfzone ~
.c
~'"
5 O'ehtrong 50
6 Gtasschmelze 7
<:
7 Kontaktstift ::J
E
8
9
Plalinstift
(Mil1eleleklrode)
Masseelektroden
i
w
0 ..
c
., 8
9
(nur zwei der 1,4 ~5 1,7 1,8 1,9 "0
N
~
vier Elektroden Luftzahl 1.. ::>
abgebildet)
Zündkerzen Ausführungen 207
kV,--------------,
~ 30 Zundspannungsgrenze
i~
c:
i
,~
N
Bild 7
~ Zündkerze mit
Lultfunken
15 M,ndeslSpannungsreserw
IEA = O,7mml
o 200 400 600 2 Plahn+4 Zündkerze
Motorlaufze~ mit Gleitfunken
IEA - l ,6mm)
208 Zündkerzen Ausführungen
a b c
PLATIN
Bild 10
a Glc,lfunken-
zundkerze ohne
Edelmelall
b G leilfunken -
zündkerze mit Plalin-
M,tteleleklrode
c Lul tfunkenzündker2e
m,l Plal ,n aul der
M,ttelelekl rode
Zündkerzen Ausführungen 209
der Zündkerzen kann erreicht werden, dass Luftfunke kann das Luft·
Kraftstoff·Gemlsch ent·
der Funke nicht im Atmungsraum (Luft-
zOnden. der Gleitfunke
raum zwischen Zündkerzengehäuse und entsteht auBerh.tb der
Isolator, brennraumseitig) verschwindet und Gemischwolke
so für die Entflammung nicht zur Verfügung 1 Hochdruck·Etnspnlz-
steht. Aber auch die Umkehrung der Zün- ventil
2 Kraftstoffspr. y
dungspolarität (Mittelelektrode als Anode,
3 felter Bereich
Masseelektrode als Kathode) ist eine Maß- 4 magerer Bereich
nahme zur Vermeidung von Gleitfunken in 5 GIMtunke
das Kerzengehäuse (Bild 11). Weiterhin 4 5 6 7 ::> 6 Lultfunke
muss geprüft werden, ob eingeschränkte 7 Zündkerze
210 Zündkerzen Ausführungen
BOSCH 3
Bild 12
1 S,lber-
Mllleielekirode
2 kurzer Isolator
Bild 13
1 SpeZIalglasschmelze
(EnISlörwiderstand)
2 ZUndkabelanschluss
3 AbschormhUlse
Zündkerzen Typfarmel für Zündkerzen 211
Typfarmelschlüssel Wr Basch-Zündkerzen
10
22
m • •
23
232 •• • •
30
302 • •
33
312 • •
212 Zündkerzen Herstellung von Zündkerzen
erstel /onZü rzen Panat eingefüllt. Das Panat besteht aus Glas-
partikeln, denen leitfähige Teilchen hinzu-
Pro Tag verlassen bis zu eine Million Zünd- gefügt werden, um nach dem Einschmelzen
kerzen das Bamberger Werk - europaweit eine leitfähige Verbindung zu dem An-
die einzige Fertigungsstätte des Unterneh- schlussbolzen herzustellen. Durch Variation
mens Bosch für dieses Produkt. Für lokale der einzelnen Komponenten kann auch der
Märkte und Erstausrüstungskunden fertigen Widerstand des Panates variiert werden. Es
daneben Werke in Indien, Brasilien, China sind Widerstandswerte bis zu 10 kQ erreich-
und Russland Zündkerzen nach den welt- bar.
weit gültigen Bosch-Qualitätsstandards. Der Anschlussbolzen wird vom Draht
Insgesamt wurden weit über sieben Milliar- gefertigt und erhält über Stauchen und
den Zündkerzen von Bosch gefertigt. Rändeln seine endgültige Form. Nachdem er
In drei parallelen Arbeitsgängen entstehen mit einer schützenden Nickeloberfläche ver-
die Einzelteile, die in der Endmontage zu sehen worden ist, wird er in den Stöpsel ein-
einer Zündkerze zusammengefügt werden. gesetzt. Der Stöpsel durchläuft anschließend
einen Ofen und wird auf über 850°C erhitzt.
Isolator Bei diesen Temperaturen wird das Panat
Die hochwertige Keramik besteht im schmelzflüssig. Es umfließt die Mittelelekt-
Wesentlichen aus Aluminiumoxid. Zur Her- rode und der Anschlussbolzen kann in diese
stellung wird die Tonerde mit Zuschlags- Schmelze eingedrückt werden. Nach dem
stoffen und Bindemitteln versehen und fein Abkühlen des Stöpsels ist eine gasdichte und
gemahlen. Das Granulat wird in Formen elektrisch leitende Verbindung zwischen der
gefüllt und unter hohem Druck verpresst. Mittelelektrode und dem Anschlussbolzen
Dabei wird dem Rohling auch schon die in- sichergestellt.
nere Form mitgegeben. Durch Schleifen der
äußeren Kontur entsteht der Weichstein, der Gehäuse
mit dem späteren Stöpsel schon sehr viel Das Gehäuse besteht aus einem Stahlwerk-
Ähnlichkeit hat. Im nächsten Arbeitsgang stoff und wird auch fließpresstechnisch her-
wird ein nur wenige Millimeter langer Pt- gestellt. Dazu wird ein wenige Zentimeter
Stift mechanisch im Weichstein verankert. großes Stück vom Draht ab geschert und in
Die Keramikkörper durchlaufen einen einer Presse in mehreren Arbeitsgängen kalt
Sinterofen und erhalten bei ca. 1600°C ihre umgeformt bis die endgültige Kontur des
endgültige Form, und der Pt-Stift wird im Zündkerzengehäuses entsteht. Danach sind
Keramikkörper fixiert. Die durch den Sin- nur noch wenige spanende Arbeitsgänge
terprozess auftretende Schwindung beträgt (zur Herstellung der Schrumpf- und Ge-
ungefähr 20 % und muss bei der Herstellung windeeinstiche) notwendig. Nachdem die
des Weichsteins mit berücksichtigt werden. Masseelektroden (je nach KE-Typ bis zu vier
Nachdem die Isolatoren gebrannt sind, Masseelektroden) auf das Gehäuse aufge-
wird am Isolatorkopf die Beschriftung auf- schweißt worden sind, wird das Gewinde
gebracht und dieser anschließend mit einer aufgerollt und anschließend das komplette
bleifreien Glasur überzogen. Gehäuse vernickelt, um es so vor Korrosion
zu schützen.
Stöpsel
Die elektrische Kontaktierung zum Pt-Stift
erfolgt über einen Kontaktstift, der im hin-
tern Bereich angestaucht ist. Dieser Flügel
sorgt später für die sichere Verankerung im
Stöpsel. Nachdem der Kontaktstift in den
Isolator eingefügt ist, wird in die Bohrung
Zündkerzen Herstellung von Zündkerzen 213
I
Alum nium-
oxid
Anschlussbolzen :
Abscheren vom Drahl I Kerzengehause:
Abscheren
vom Draht
t
Isolator Slauchen
pressen
t
Gewinde rollen
und rändeln
Isolator
schlellen.
vorglühen
t
Platinstllt
einlügen Vernickeln
Platinstift
• Widerslandspanal
Isolator
sinlern
•
-
Konlaktpanal
Konlaklstlft
a b c
Bild 1
AJeialsymmelnsche Halb-
modelle einer Zündker.ze
a Temperal u<Verteilung
im Keramikisolator
und ,n der Mlllel-
eiekIrode
b Eleklrische Feld-
stärke Im Bereich
Mllleieleklrode und
Gehäuse
c Einspannkrah
>-
und mechanische '"'"
Spannungen '"N
0
::l;
des Zündke~en · / ::>
gehäuses
=
Zündkerzen Zündkerzen-Praxis 215
ZOndkerzengesichter, Teil 1
(i) Normat.
IsolatorluB von g'auwe,ßer'graugelber b,s rehbrauner
Farbe. Motor In Ordnung. Wärmewert richllg gewilhll.
Gemlschelnslellung und Zundelnslellung s,nd
einwandfrei, keine Zundausselzer1 Kallslarteinrichlung
funkllomert.
Ke,ne Rückslände von bleihalt'gen KraftsloHlusälzen
oder Leg'erung,beslandte,len vom MotorÖI. Keme ther·
mische Überlaslung.
® Verrußt.
Isolalorlu6, Elektroden und Ztindkerzengehäuse mil
samlart'gem, siumpfschwarzem Ruß bedeckt.
Ursache; Fehlerhafte Gem,scheloslellung (Vergaser,
EinspnI2ung): Gemisch 2u fell, Luftfiller slark verschmutzl,
SlartaulOmaltk nichl on Ordnung oder Slarterzug (Choke)
zu lang gezogen, überwiegend Kurzstreckenverkehr.
Zündkerze zu kali, Wärmewertkennzahl zu niedrig.
Auswlfkung: ZOndaussetzer, schlechles Kallslartverhallen.
Abhilfe: Gemisch und Slarteinrichlung richltg elnslellen,
LuftfIlter prtifen,
@ Verölt.
IsolatorfuS, Elektroden und Zündkerzengehäuse mit
ölglänzendem Ruß ode. Ölkohle bedeckt.
Ursache: Zu ..ei Öl ,m Verbrennung"raum. ÖlSland 2U
@ Verblelung.
Isolalorfuß welsl sielIenweIse braungelbo Glasur auf,
die auch inS Grünliche gehen kann.
Ursache: Ble,haltlge Kraflsloffzusälze. D,e Glasur
entslehl be, hohe. Molorbelaslung nach langerem Teil·
laslbelneb.
Auswlfkung: Bel höherer lasl Wild Belag eleklnsch
leitend und bewirkt ZundauS$etzer.
Abhilfe: Neue Zündkeflen, Reln'gung Isllwecklos.
218 Zündkerzen Zündkerzen-Praxis
Zündkerzengesichier, Teil 2
@ Aschebildung.
Slarker Aschebelag aus Öl' und KrallSloffzusätzen aul
dem Isolalor/u6, Im Almungsraum (Ringspall) und auf
der Masseeleklrode. Lockerer bis schlackenähnlicher
Aufbau.
Ursache: Leglerungsbeslandlelle Insbesondere aus Öl
können diese Asche im Brenn raum und auf dem Kerlen-
gesIChi hlnlerlassen.
Auswirkung: Kann zu Glühzündungen mit
leislungsverlust und zu Motorschäden führen.
Abhilfe: Molor in Ordnung bringen. Neue Zündkerzen,
eventuell anderes Öl verwenden.
Zündkerzengesichler, Teil 3
@ IsolatorfuObruch.
Ursache: Mechanische Beschädigung (• . B. Schlag, Fall
oder Druck auf die Mltlelelektrode bel unsachgemäßer
Handhabung). In Grenzfällen kann aufgrund von Ablage-
rungen ZWischen Milieleiektrode und 15OIatoo1u6 und
durch KorrOSion der M,lIeleleklrode der Isolalorfu6
(besonders bei übertanger Belnebsdauer) gesprengl
werden.
Auswirkung: ZOndausselzer. ZOndfunke springt an
SIelIen über, die durch Froschgemisch nichl Sicher
erreicht werden.
Abhlile: Neue Zündkerzen.
220 Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung
Motronic-Systeme
Motronic ist die Bezeichnung für ein An einen modernen Motor werden auch
Motormanagementsystem, das die elektro- hohe Anforderungen bezüglich
nische Steuerung und Regelung des Otto- • Abgasverhalten,
motors in einem einzigen Steuergerät • Leistung,
ermöglicht. Die erste Motronic wurde im • Kraftstoffverbrauch,
Jahr 1979 von Bosch in Serie gebracht. Sie • Diagnostizierbarkeit und
umfasste im Wesentlichen die Funktionen • Komfort
der elektronischen Einspritzung und der gestellt. Hierzu sind am Motor gegebenen-
elektronischen Zündung. Mit dem Fort- falls weitere Komponenten angebaut. Im
schritt der Mikroelektronik konnte die Motronic-Steuergerät werden alle Stell-
Leistungsfähigkeit der Motronic-Systeme größen nach vorgegebenen Algorithmen be-
im Lauf der Zeit immer weiter gesteigert rechnet. Daraus werden die Ansteuersignale
werden. Der Funktionsumfang wurde kon- für die Aktoren erzeugt.
tinuierlich an die aktuellen Erfordernisse
angepasst und damit wurde die Komplexität Betriebsdatenerfassung
der Motronic erhöht. cnsorcn und ollwertgeber
Die Motronic erfasst über Sensoren und
Zunächst wurde die Motronic aus Kosten- Sollwertgeber die für die Steuerung und
gründen nur in Fahrzeugen der Oberklasse Regelung des Motors erforderlichen Be-
eingesetzt. Doch mit den Anforderungen aus triebsdaten (Bild 1).
der Abgasgesetzgebung setzte sie sich immer Sollwertgeber (z. B. Schalter) erfassen
mehr durch. Seit Mitte der 1990er-Jahre vom Fahrer vorgenommene Einstellungen,
kommen von Bosch für neue Motorprojekte wie z.B.
nur noch Motronic-Systeme zum Einsatz. • die Stellung des Zündschlüssels im Zünd-
schloss (Klemme 15),
Elektronische Steuerung • die SchaltersteIlung der Klimasteuerung,
und Regelung • die SchaltersteIlung des Bedienhebels für
die Fahrgeschwindigkeitsregelung.
Die Motronic umfasst sämtliche Kompo-
nenten, die den Ottomotor steuern (Bild 1). Sensoren erfassen physikalische und chemi-
Das vom Fahrer geforderte Drehmoment sche Größen und geben damit Aufschluss
wird über Aktoren bzw. Wandler eingestellt. über den aktuellen Betriebszustand des
Im Wesentlichen sind dies Motors. Beispiele für solche Sensoren sind:
• die elektrisch ansteuerbare Drosselklappe • Drehzahlsensor für das Erkennen der
(Luftsystem): sie steuert den Luftmassen- KurbelwellensteIlung und Berechnung der
strom in die Zylinder und damit die Motordrehzahl,
Zylinderfüllung. • Phasensensor zum Erkennen der Phasen-
• Die Einspritzventile (Kraftstoffsystem): sie lage (Arbeitsspiel des Motors) bzw. der
messen die zur Zylinderfüllung passende Nockenwellenposition,
Kraftstoffmenge zu. • Motortemperatur- und Ansauglufttempe-
• Die Zündspulen und Zündkerzen (Zünd- ratursensor zum Berechnen von tempera-
system): sie sorgen für die zeitgerechte turabhängigen Korrekturgrößen,
Entzündung des im Zylinder vorhande- • Klopfsensor zum Erkennen von Motor-
nen Luft-Kraftstoff-Gemischs. klopfen.
• Luftmassenmesser und/oder
• Saugrohrdrucksensor für die Füllungs-
erfassung,
• Lambda-Sonde für die Lambda-Regelung.
Molronic-Sysleme Elektronische Steuerung und Regelung 221
Motorsteuergerät Einspritzventile
Fahrpedalmodul Signaleingänge
,,.i
Sensorauswertung
Elektronische Umgebungsdrucksensor
Drosselvorrichtung
(Winketsensor) Signalverarbeitung :
- Berechnung der , ,
Drehzahlsensor Einspritzung I- I ..
(Kurbelwelle) - Füllungssteuerung
• Leerlaufdrehzahlregelung,
Bei den Signalen der Sensoren kann es sich • Lambda-Regelung,
um digitale, pulsförmige oder analoge Span- • Steuerung des Kraftstoffverdunstungs-
nungen handeln_ Eingangsschaltungen im Rückhaltesystems (Tankentlüftung),
Steuergerät bzw. zukünftig auch vermehrt • Klopfregelung,
im Sensor bereiten alle diese Signale auf. Sie • Abgasrückführung zur Senkung von
nehmen eine Anpassung des Spannungs- NOx-Emissionen und
pegels vor und passen damit die Signale für • Steuerung des Sekundärluftsystems zur
die Weiterverarbeitung im Mikrocontroller Sicherstellung der schnellen Betriebs-
des Steuergeräts an. bereitschaft des Katalysators.
Digitale Eingangssignale werden im
Mikrocontroller direkt eingelesen und als Bei erhöhten Anforderungen an den An-
digitale Information gespeichert. Die ana- triebsstrang kann das System zusätzlich
logen Signale werden vom Analog-Digital- noch durch folgende Funktionen ergänzt
Wandler (ADW) in digitale Werte um- werden:
gesetzt. • Steuerung des Abgasturboladers sowie der
• Saugrohrumschaltung zur Steigerung von
Betriebsdatenverarbeitung Motorleistung und -drehmoment,
Aus den Eingangssignalen erkennt das • Nockenwellensteuerung zur Reduzierung
Motorsteuergerät den aktuellen Betriebs- der Abgasemissionen und des Kraftstoff-
zustand des Motors und berechnet daraus, verbrauchs sowie zur Steigerung der
sowie aus Anforderungen von Nebenaggre- Motorleistung,
gaten und vom Fahrer (Fahrpedalsensor • Drehzahl- und Geschwindigkeits-
sowie Bedienschalter ), die Stellsignale für begrenzung zum Schutz von Motor und
die Aktoren. Fahrzeug,
Die Aufgaben des Motorsteuergeräts sind • Steuerung der Benzin-Direkteinspritzung
in Funktionen gegliedert. Die Algorithmen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs
sind als Software im Programmspeicher des sowie zur Steigerung der Motorleistung.
Steuergeräts abgelegt.
Immer wichtiger bei der Entwicklung von
Fahrzeugen wird der Komfort für den
Die Zumessung der zur angesaugten Luft- Fahrer. Das hat auch Auswirkungen auf die
masse zugehörenden Kraftstoffinasse und Motorsteuerung. Beispiele für typische
die Auslösung des Zündfunkens zum best- Komfortfunktionen sind:
möglichen Zeitpunkt sind die Grundfunk- • Fahrgeschwindigkeitsregelung
tionen der Motronic. Die Einspritzung und (Tempomat) und
die Zündung können so optimal aufeinan- • ACC (Adaptive Cruise Control, adaptive
der abgestimmt werden. Fahrgeschwindigkeitsregelung),
Die Leistungsfähigkeit der für die Motro- • Drehmomentanpassung bei Schalt-
nic eingesetzten Mikrocontroller ermöglicht vorgängen von Automatikgetrieben sowie
es, eine Vielzahl weiterer Steuerungs- und • Lastschlagdämpfung
Regelungsfunktionen zu integrieren. Die im- (Glättung des Fahrerwunschs).
mer strengeren Forderungen aus der Abgas-
gesetzgebung verlangen nach Funktionen,
die das Abgasverhalten des Motors sowie die Die Steuergerätefunktionen werden nach
Abgasnachbehandlung verbessern. Funktio- den im Programmspeicher des Motronic-
nen, die hierzu einen Beitrag leisten können, Steuergeräts abgelegten Algorithmen abgear-
sind Z.B.: beitet. Daraus ergeben sich Größen (z. B.
einzuspritzende Kraftstoffinasse), die über
Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung 223
Drehmomentbasierte Systemstruktur
Drosselklappen·
Externe
Momentanforderungen
Wirkungsgrad-
Anforderungen
Moment-
Umsetzer
winkel
..
1
• Fahrer • Start Umsetzung der
• Geschwindigkeitsregelung • Aulheken Katalysator resun,erenden Elnsprilueit
..
• Geschwindigkeitsbegrenzung ~ • Leerlaulregelung
• GetJ1ebesteuerung
Moment-
Anforderung
I Einspritz·
• Fahrdynamik Ausblendung
• Fahrkomiort Wirkungsgrad
=::'
Interne Drehmoment-
Zündwinkel
.
~~7"'"'·"'~"'" M..... ~I
• Leerlaulregelung Moment- und • \Vastegate· c
• Drehzahlbegrenlllng
• Bautelleschutz
W"kungsgrad-
Anforderungen
.. DHnung
.. 8;;;'"
:;
'EI
224 Motronic-Systeme Elektronische Steuerung und Regelung
Bild 3
Molorsteuergerät
IMotronicl
2 ESP-Sleuergeräl
( ElektronIsches
Stabditäts·
Programm)
3 Getriebesteuergerät
4 Klimasteuergerät
5 Kombiinstrument mit
Bordcomputer
6 Steuergerät für
Wegfahrsperre
7 Sta~er
8 Generator
9 Klimakompressor
Motronic-Systeme im Motorsport 225
Molronlc·Sysleme Im MOlorsport
Komponenten für die elektronische Steuerung und Regelung eines M E-Motronic-Systems (Systembild) Bild 1
1 Aktivkohlebehälter
'2 Helßfilm-Luftmassen-
messer (H FM) mIt
Integriertem
Temperatursensor
3 Dro.selvomchtung
(EGAS)
4 Tankenllüftungsventil
5 Saugrohrdrucksensor
6 Ktaftstoffverteilerstück
7 Einspritzvenhl
8 Aktoren und Sen-
soren (ur vanable
Nockenwellen-
steuerung
9 Zündspule mit aufge-
steckter Zündkerze
fO Nockenwellen-
Phasensensor
11 Lambda-Sonde vor
Vorkat
12 Motorsteuergerät
f3 AbgasrOckfOhrvent,l
f4 Drehzahtsensor
15 Kfopfsensor
16 MOlortemperatur·
sensor
17 Vorkat (Dreiwege-
katalysator)
--- 18 Lambda-Sonde
naeh Vork.t
19 CAN-Schnrttstelle
20 Fehlenampe
21 Dlagnosesehmttstelle
22 SehOlttstelle zum
'"
~ Immobrh,er-Steuer-
gerät (Wegfahr-
sperre)
23 Fahrpedalmodul md
Pedalwegsensor
24 Kraftstoffbehälter
25 TankelnbauelnhOil mIt
Elektrokraftstoff-
pumpe, Kraftstofffilter
und Kraftstoff-
druckregler
26 Hauptkatalysator
(Dreiwege-
katalysator)
:::-:.:--
D >-
'"
0>
ID
;;;
::;
Der Im Bild dargestellte
Systemumfang bezOglich
der On-Board-Diagnose
c
'" ~ N ~
N :J
ent.pncht den Anforde -
rungen der EOBD
228 Mol,onie-Systeme Motronic-Ausfüh,ungen
DI-Motronic Betriebsartenkoordination
Mit der Einführung der Direkteinspritzung lind -llmschaltung
beim Ottomotor (Benzin-Direkteinsprit- Neben dem Homogen- und Schichtbetrieb
zung, BDE) wurde ein Steuerungskonzept sind noch weitere Betriebsarten möglich.
erforderlich, das einen Homogen- und einen Die Einspritzung einer Grundmenge an
Schichtbetrieb ermöglicht. Kraftstoff im Ansaugtakt sowie die nach-
Beim Homogenbetrieb wird das Ein- folgende Einspritzung im Kompressionstakt
spritzventil so angesteuert, dass sich eine führt zu einer Ladungsschicht an der Zünd-
homogene Gemischverteilung im Brenn- kerze, umgeben von einem im gesamten
raum ergibt. Dazu wird der Kraftstoff in den Brennraum verteilten homogen mageren
Saughub eingespritzt. Beim Schichtbetrieb Gemisch (Homogen-Mager -Betrieb).
wird durch eine späte Einspritzung in die Weitere Betriebsarten z. B. zur Aufheizung
Verdichtung, kurz vor Zündung, eine lokal des Katalysators werden durch sehr späte
begrenzte Gemischwolke im Zündkerzen- Einspritz- und Zündzeitpunkte eingestellt.
bereich erzeugt. Die DI-Motronic enthält einen Betriebsar-
Neben den Systemen, die sowohl Schicht- tenkoordinator, der einen Wechsel auf eine
als auch Homogenbetrieb ermöglichen, gibt andere Betriebsart ermöglicht, die aufgrund
es auch reine Homogen-Systeme, bei denen aktueller motorischer Anforderungen not-
der Motor im gesamten Betriebsbereich wendig ist. Die Basis für die Betriebsarten -
homogen und stöchiometrisch (A = 1) be- wahl ist das Betriebsartenkennfeld (Betriebs-
trieben wird. Letztere werden zunehmend in art in Abhängigkeit von Drehzahl und
Verbindung mit Aufladung eingesetzt. Drehmoment). In der Prioritätenliste
(Bild 5) werden abweichende Betriebsarten-
Das Systembild (Bild 6) zeigt ein Beispiel anforderungen ausgewertet. Daraus ergibt
eines DI-Motronic-Systems. Die erste DI- sich die geforderte Betriebsart (Soll-Betriebs-
Motronic wurde 2000 in einem VW Lupo art ). Bevor jedoch Zündung und Einsprit -
in Serie eingeführt. zung auf die neue Betriebsart umgeschaltet
werden, werden wenn nötig Steuerfunktio-
nen für die Abgasrückführung, Tankent-
Betriebsartenwahl
Betriebsarten-Koordination Belriebsarten-Umschaltung
[Priorität Funktion
r 1 Überwachungskonzepl Geforderte Aktuelle
2 Bauleileschulz Betriebsart Umschalt- BetriebsarI
3 NOllauffunktionen funktion
4 Einstetlbarkeit Moment z.B.
und Lambda- Gren~en Homogen
5 KaI-Heizen Homogen mager
6 NOx-Regeneration Schicht
Speicherkat Steuerungs- Doppeleinspritzung
7 SOx·Regeneration funktionen
Speicherkat -AGR
Start I Warmlauf
.
8 - Tankentlüftung
9 Diagnose Syslem - Ladungsbewe- o
Manager gungsklappe co
10 Betriebsartenkennfetd -EGAS ;;;
.,
::l:
Motronic-Systeme Motronic-Ausführungen 229
Komponenten für die elektronische Steuerung und Regelung eines DI-Motronic-Systems (Systembild)
Bild 6
I Aktivkohlebehälter
2 HeIßfilm-Luftmassen -
messer
3 Drosselvomchtung
(EGAS)
4 Tankentlüftungsventil
5 Saugrohrdruck-
senSOr
6 Ladung.bewegungs-
klappe
7 Hochdruckpumpe
8 Rall mll Hochdruck-
Einspntzventd
9 Nockenwellen-
versteIler
10 Zündspule mit
Zündkerze
11 Nockenwellen-
Phasensensor
12 Lambda-Sonde
(L$U)
13 Motronlc-Steuer-
gerät
14 Abgaslilckführventol
15 Drehzahlsensor
16 Kloplsensor
17 Motortemperatur-
senSOr
t8 Vorkatalysator
19 Lambda·Sondo
20 Abgastcmpcr.tur-
sensor
21 NO,·Spe,cher-
katalysator
22 Lambda-Sonde
23 CAN-Schmttstelle
24 DIagnoselampe
25 Diagnose-
schnittstelie
26 Schnittstelle zum
Immoblli2:er-
Steuergerät
(Wegfahrsperrel
>- 27 Fahrpedalmodul
~ 28 Krallstoffbehälter
0
C<
'"'"' '"
:lö
::>
29 KraUstoffförder·
modul mit Elektro·
~
kraftstoffpumpe
230 Mot,onie-Systeme Molronic-Ausführungen
Komponenten fOr die elektronische Steue,ung und Regelung einer Bifuel-Motronic (Systembild)
BildS
Aktivkohlebehälter
mit Tankentlüftungs-
ventil
2 Hei6film-Luftmassen-
messer
3 Drosselvorrichtung
(EGAS)
4 Abgasruckführvent,l
5 Saug,ohrdruck-
sensor
6 Krahstoffverteilerrohr
7 Benzin-Einspnlz-
ventil
8 Nockenwellen-
verSteiler
9 Zündspule mit
Zündkerze
10 Nockenwellen -
Phasensensor
11 Larrbda-Sonde
12 Vorkatalysalor
13 Lambda-Sonde
14 Fahrpedalmodul
15 Erdgas-Druckregler
16 Erdgas-Rail mit
Erdgasd,uck- und
Temperatursensor
17 Erdgas-Einblasventil
18 MOlortemperatu,-
sensor
19 Klopfsensor
20 Drehzahlsensor
21 Hauptkatalysator
22 B" uel-Molromc-
Steuergerät
23 CAN-Schnillstelle
24 Diagnoselampe
25 DiagMseschniu -
slelle
26 Schnittslelle zum
Immobilizer-
Steuergerät
(Wegfahrsperre)
27 Kraftstoflbehälter
... "''" 28 Kraftsioffförder-
'" modul mit Elektro-
~- 1H~~ l ~
kraftstoHpumpe
>-
:e
0
29 EinlüllstulZen lür
"'"::<=>
Benzin und Erdgas
::l
'"'"
(i1j 30 Tankabsperrventile
~ 31 Erdgastank
232 Motronic:-Systeme Systemstruktur
CE
Coordlnallon Englne
CES CEM
TO TS
Torque Torque
Dem.nd Siruciure
00
Operating Data
OEP IOTMI
losvl
lovsi
AC MO CO OS SC SO _ Anblndung an
Accessory Conlrol Moniloring CommunleaUon D1agnosUc System System Motor! Fahrzeug
System Contrat Doeumen- - . Datentransfer
IACTI COV tatlon Hauptfunktion ohne
IACAIIACF I MOF MOX COS SDE Hardwarekomponente
Durch die Systemstruktur wird das Motor- Seit Einführung des Elektronischen Gas-
management-System Motronic aus der Sicht pedals (EGAS) in der ME7 werden die
des funktionellen Ablaufs beschrieben. Das Drehmomentanforderungen an den Motor
System umfasst das Steuergerät (mit Hard- in den Subsystemen Torque Demand und
ware und Software) sowie externe Kompo- Torque Structure zentral koordiniert. Die
nenten (Aktoren, Sensoren und mechani- Füllungssteuerung durch die elektrisch ver-
sche Komponenten), die mit dem Steuer- stellbare Drosselklappe ermöglicht das Ein-
gerät elektrisch verbunden sein können. stellen der vom Fahrer über das Fahrpedal
Die Systemstruktur gliedert dieses mecha- vorgegebenen Drehmomentanforderung
tronische System nach funktionalen Krite- (Fahrerwunsch). Gleichzeitig können alle
rien hierarchisch in 14 Subsysteme (z.B. zusätzlichen Drehmomentanforderungen,
Luftsystem, Kraftstoffsystem), die wiede- die sich aus dem Fahrbetrieb ergeben (z. B.
rum in insgesamt 52 Hauptfunktionen beim Zuschalten des Klimakompressors),
(z. B. Ladedruckregelung, Lambdaregelung) in der Drehmomentstruktur koordiniert
unterteilt sind (Bild 9). werden.
234 Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen
JU
TOI Drehmomentanforde-
l
TOA "":::fm:::=====!:l
TMO IS rungen. Die verschie-
JL Ignilion Syslem denen Anforderungen
(z. B. vom Fahrer,
co
~
AC MO
Accessory Conlrol Monllorlng Communlcallon Dlagnostlc ~
Drehzahlbegrenzung)
System '"
:i werden priorisiert und
IACT I COV ;,< abhängig von der ak-
::;
IACA1 1ACFI MOF MOX cos Ul
tuellen Betriebsart in
Drehmoment-Soll-
werte für die Steuer-
Die Torque Demand Idle Speed Control, TDI pfade umgerechnet.
(Leerlaufdrehzahlregelung), regelt die Dreh- Die Torque Conversion, TCV (Momenten-
zahl des Motors bei nicht betätigtem Fahr- umsetzung), berechnet aus den Soll-
pedal auf die Leerlaufdrehzahl ein. Der Soll- moment-Eingangsgrößen die Sollwerte für
wert der Leerlaufdrehzahl wird so vorgege- die relative Luftmasse, das Luft -Kraftstoff-
ben, dass stets ein stabiler und ruhiger Verhältnis A und den Zündwinkel sowie die
Motorlauf gewährleistet ist. Dementspre- Einspritzausblendung (z. B. für Schubab-
chend wird der Sollwert bei bestimmten Be- schalten). Der Luftmassensollwert wird so
triebsbedingungen (z. B. bei kaltem Motor) berechnet, dass sich das geforderte Luft-Soll-
gegenüber der Nennleerlaufdrehzahl erhöht. moment genau dann einstellt, wenn mit
Erhöhungen sind auch möglich zur Unter- dem applizierten Lambda und dem appli-
stützung des Katalysator-Heizens, zur Leis- zierten Basiszündwinkel gefahren wird.
tungssteigerung des Klimakompressors oder Das Torque Modelling, TMO (Momenten-
bei ungenügender Ladebilanz der Batterie. modell Drehmoment), berechnet aus den
Die Hauptfunktion Torque Demand aktuellen Werten für Füllung, Lambda,
Auxiliary Functions, TDA (Drehmomente Zündwinkel, Reduzierstufe und Drehzahl
intern), erzeugt interne Momentenbegren- ein theoretisch optimales indizierte Dreh-
zungen und -anforderungen (z.B. Drehzahl- moment des Motors. Mittels einer Wir-
begrenzung, Dämpfung von Ruckelschwin- kungsgradkette wird ein indiziertes tatsäch-
gungen). liches Ist-Drehmoment gebildet. Die Wir-
kungsgradkette beinhaltet drei verschiedene
Wirkungsgrade: den Ausblendwirkungsgrad
(proportional zu der Anzahl der befeuerten
236 Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen
Ausschnitt aus dem $trukturbild: Die Subsysteme Air Syslem und Fuel Syslem mit ihren Haupt/unktionen
n Engine
S CEM
TS
Torque
Structure AS
Air System
TCO"TCV
druck. Der Air System Brake Booster, ABB sensors ausgleicht. Bei größeren Füllungen
(Bremskraftverstärkersteuerung), sorgt wird ein multiplikativer Korrekturfaktor er-
durch Anforderung einer Androsselung mittelt, der im Wesentlichen Steigungsfehler
dafür, dass im Bremskraftverstärker immer des HFM, Abweichungen des Raildruckreg-
ausreichend Unterdruck herrscht. lers (bei DI) und Kennlinien-Steigungsfehler
der Einspritzventile repräsentiert.
Fuel System (FS) Das Fuel Supply System, FSS (Kraftstoff-
Im Subsystem Fuel System (Kraftstoff- versorgungssystem), hat die Aufgabe, den
system) werden kurbelwellensynchron die Kraftstoff aus dem Kraftstoffbehälter in
Ausgabegrößen für die Einspritzung berech- der geforderten Menge und vorgegebenem
net, also der Zeitpunkt der Einspritzung(en) Druck in das Kraftstoffverteilerrohr zu för-
und die Menge des einzuspritzenden Kraft- dern. Der Druck kann bei bedarfsgesteuer-
stoffs. ten Systemen zwischen 200 und 600 kPa
geregelt werden, die Rückmeldung des Ist-
Die Fuel System Feed Forward Control, FFC Werts geschieht über einem Drucksensor.
(Kraftstoff-Vorsteuerung), berechnet die aus Bei der Benzin-Direkteinspritzung enthält
der Soll-Füllung, dem Lambda-Sollwert und das Kraftstoffversorgungssystem zusätzlich
additiven Korrekturen (z. B. übergangskom- einen Hochdruckkreis mit der Hochdruck-
pensation) bzw. multiplikativen Korrekturen pumpe HDP1 und Drucksteuerventil (DSV),
(z. B. Korrekturen für Start, Warmlauf und oder den bedarfsgesteuerten Hochdruck-
Wiedereinsetzen) die Kraftstoffmasse. Wei- pumpen HDP2 und HDP5 mit Mengensteu-
tere Korrekturen kommen von der Lambda- erventil (MSV). Damit kann im Hochdruck-
Regelung, der Tankentlüftung und der Ge- kreis der Druck abhängig vom Betriebspunkt
mischadaption. Bei DI-Systemen werden für variabel zwischen 3 und 11 MPa geregelt
die Betriebsarten spezifische Werte berech- werden. Die Sollwertvorgabe wird betriebs-
net (z. B. Einspritzung in den Ansaugtakt punktabhängig berechnet, der Ist-Druck
oder in den Verdichtungstakt, Mehrfachein- über einen Hochdrucksensor erfasst.
spritzung) . Die Fuel System Purge Control, FPC
Das Fuel System Injection Timing, FIT (Tankentlüftung), steuert während des
(Einspritzausgabe), berechnet die Einspritz- Motorbetriebs die Regeneration des im Tank
zeit und die Position der Einspritzung und verdampften und im Aktivkohlebehälter des
sorgt für die winkelsynchrone Ansteuerung Kraftstoffverdunstungs-Rückhaltesystems
der Einspritzventile. Die Einspritzzeit wird gesammelten Kraftstoffs. Basierend auf dem
auf der Basis der zuvor berechneten Kraft- ausgegebenen Tastverhältnis zur Ansteue-
stoffmasse und Zustandsgrößen (z. B. Saug- rung des Tankentlüftungsventils und den
rohrdruck, Batteriespannung, Raildruck, Druckverhältnissen wird ein Istwert für den
Brennraumdruck) berechnet. Gesamt-Massenstrom über das Ventil be-
Die Fuel System Mixture Adaptation, FMA rechnet, der in der Drosselvorrichtungs-
(Gemischadaption), verbessert die Vor- steuerung (ATC) berücksichtigt wird.
steuergenauigkeit des Lambda-Werts durch Ebenso wird ein Ist -Kraftstoffanteil ausge-
Adaption längerfristiger Abweichungen des rechnet, der von der Soll-Kraftstoffmasse
Lambda-Reglers vom Neutralwert. Bei subtrahiert wird.
kleinen Füllungen wird aus der Abweichung Die Fuel System Evaporation Leakage
des Lambda-Reglers ein additiver Korrek- Detection, FEL (Tankleckerkennung), prüft
turterm gebildet, der bei Systemen mit Heiß- die Dichtheit des Tanksystems gemäß der
film-Luftmassenmesser (HFM) in der Regel kalifornischen OBD lI-Gesetzgebung. Auf-
kleine Saugrohrleckagen widerspiegelt oder bau und Arbeitsweise dieser Diagnose sind
bei Systemen mit Saugrohrdrucksensor den im Kapitel "Diagnose/OBD-Funktionen"
Restgas- bzw. den Offset -Fehler des Druck- beschrieben.
238 Motronic-Systeme Subsysteme und Hauptfunktionen
-
Ausschnitt aus dem Strukturbild : Die Subsysteme Ignition System und
Im Subsystem 19nition System bhaust System mit ihren Hauptfunktionen
(Zündsystem) werden die
Ausgabegrößen für die Zün-
dung berechnet und die
Zündspulen angesteuert.
Sensoren
Sensoren erfassen Betriebszustände (z. B. Sensoren werden immer kleiner. Dabei sol-
Motordrehzahl) und Sollwerte (z. B. Fahr- len sie auch schneller und genauer werden,
pedalsteIlung). Sie wandeln physikalische da ihre Ausgangssignale direkt auf Leistung
Größen (z. B. Druck) oder chemische und Drehmoment des Motors, auf die Emis-
Größen (z. B. Abgaskonzentration) in elek- sionen, das Fahrverhalten und die Sicherheit
trische Signale um. des Fahrzeugs Einfluss nehmen. Durch die
Mechatronik ist dies möglich.
SensorIen) Steuergerät
Konventionell ~----------~------~~~~r---I SA ~ SG I
Bild 1 1. lntegratlonsstufe
SE Sensor(en)
SA analoge Signal'
aufbere1lung
AID Analog·Q'gital·
2. lntegrationsstufe SE I 1Xl"'- -1..t"'="-l.~":;""---+---1
SA
........._ _--.J
Wandler
SG digitales Steuer·
gerät 3. Integrationsstufe
Me Mikrocomputer
(Auswerte·
elektronik)
Sensoren Temperatursensoren 243
2 3 4 5 6 n,---------------------,
--~--+----
:: ::=t: : =
- - - --
-:-L-:-:-:-
Sild 1
Elektrischer
Anschluss
:-:-:-:-:~ 2 Gehäuse
---------~ 3 Oich tnng
- - - - -----"0-
- - - -
==- :-:-:-:-3:
- - - --
~
o 40 80 120 C 4
5
Einschraubgewinde
Messwidersland
1ern --------~
Temperalur
6 Kühlmittel
244 Sensoren Motordrehzahlsensoren
Bild 1
2
3
Dauermagnet
Sensorgehäuse
Motorgohäusc
Indukliver Motordrehzahlsensor (Aufbau)
2 3
2cm
... Signal des induktiven Motordrehzahlsensors
4 Polsl ift
5 Wicklung
6 Luftspali
7 Impulsrad
mit B ezugsmarke
3
Bild 2 2
Zah n
'2 Zahnlücke
Zen _
3 Bezugsmarke
Sensoren Motordrehzahlsensoren 245
t Magnet
a 1 23
2 Hall -Sensor 1
3 Hall ·Sensor 2
4 Impulsrad
Bild 5
a Anordnung zu
verschiedenen
Zeitpunkten
b Signal des AM R·
c Sensors
i
c Ausgangssignal
=
wellen und Nocken-
wellcns'gnal).
Miniaturen 247
'$MIII;;,4
Die Mikromechanik macht es möglich, tionen der Sensoren auf einem Chip oder auf
Sensorlunktionen aul kleinstem Raum aus- andere Weise integriert werden .
zuführen. Die typischen mechanischen
Dimensionen bewegen sich bis in den Bereich 1994 ging ein Ansaugdrucksensor zur Last·
von Mikrometern. Speziell Silizium mit seinen erfassung Im Kfz als erstes Produkt mit einer
besonderen Eigenschaften hat sich dabei als mikromechanischen Messzelle von Bosch in
geeignetes Material zum Herstellen der sehr Serie. Neuere Beispiele fUr die Miniaturisie·
kleinen, oft fi ligranen mechan ischen Strukturen rung sind mikromechanische Beschleuni·
herausgestellt. Seine Elastizität, kombiniert mit gungs- und Drehratesensoren in Fahrsicher-
seinen elektrischen Eigenschaften, isl nahezu heitssystemen für den Insassenschutz und die
ideal für die Herstellung von Sensoren. Mit ab· Fahrdynamikregelung. Die unten stehenden
gewandelten Prozessen der Halbleitertechnik Abbildungen veranschaulichen sehr gut die
können mechanische und elektronische Funk- minimalen Größenverhältnisse.
Mikromechanischer Beschleunigungssensor
I
Bonddrähte Sensor-Chip Aufhängefeder Seismische Masse mit
beweglichen ~'ektroden
Auswerte-
Schaltung
Mikromechanische Drehratesensoren
-
6 Te,lst rom·Messkanal
ratur. Außerhalb dieser geregelten Heizzone
7 Auslass Messteil· 6 (4) fällt die Temperatur auf beiden Seiten
st rom (iM ab.
8 Einlass Messte,l· t ern Zwei symmetrisch zum Heizwiderstand
st romQ" stromauf- und stromabwärts auf der Mem-
Sensoren Heißfilm-Luftmassenmesser 249
CI
tungsabhängig, sodass der Luftmassenmes-
ser sowohl den Betrag als auch die Richtung
eines Luftmassenstromes erfassen kann. HeiBfilm·luftmassenmesser (Me•• prinzip)
Auf Grund der sehr dünnen mikromechani-
schen Membran reagiert der Sensor sehr T
schnell auf Veränderungen « ISms). Dies ist
besonders bei stark pulsierenden Luftströ-
mungen wichtig.
Die im Sensor integrierte Auswerteelekt-
ronik wandelt die Widerstandsdifferenz an Bi ld 3
den Messpunkten MI und M2 in ein analo- 1 Temperaturprofol
ges Spannungssignal zwischen 0 V und 5 V o hne Anslrömu ng
um. Mithilfe der im Motorsteuergerät ge- 2 Temperaturprofol mll
Anströmung
speicherten Sensorkennlinie (Bild 2) wird
3 Sensormesszelle
die gemessene Spannung in einen Wert für 4 Heizzone
den Luftmassenstrom umgerechnet (kg/h). 5 Sensormembran
Die Kennliniencharakteristik ist so gestal- 6 Messrohr mll Lull-
tet, dass die integrierte Diagnose im Steuer- massenmesser
Staub vom Sensorelement fern hält (HFM5- Die Messung der Ansauglufttemperatur
CI; mit C-förmigem Bypass und Innenrohr erfolgt über einen temperaturabhängigen
(I), das zusammen mit dem Abweisgitter für Widerstand, der im Regelkreis zur Kontrolle
den Schutz des Sensors sorgt). der Heizzonentemperatur integriert ist. Der
Spannungsabfall an diesem Widerstand er-
Heißfilm-Luftmassenmesser HFM6 gibt mithilfe eines Analog-Digital-Wandlers
Der HFM6 verwendet das Sensorelement ein Digitalsignal für die Ansauglufttempera-
des HFM5 und dessen prinzipiellen Aufbau. tur. Mithilfe der Signale für Luftmasse und
Er unterscheidet sich in zwei wesentlichen Ansauglufttemperatur wird ein Kennfeld
Punkten: adressiert, in dem Korrekturwerte für das
• Die integrierte Auswerteelektronik Luftmassensignal gespeichert sind .
arbeitet digital, um eine höhere Mess-
genauigkeit zu erreichen. Verbesserter Kontam inatio nsschutz
• Der Teilstrom-Messkanal ist konstruktiv Zur Verbesserung des Kontaminations-
verändert, um einen Kontaminations- schutzes wird der Teilstrom-Messkanal zwei-
schutz direkt stromaufwärts des Sensor- teilig ausgeführt (Bild 4). Der Kanal, der
elements zu verwirklichen (analog zum am Sensorelement vorbeiführt, weist eine
Abweisgitter des HFM5-CI). scharfe Kante (1) auf, die von der Luft um-
strömt werden muss. Schwere Partikel und
Digitalelektronik Schmutzwassertropfen können dieser
Aus den Widerstandswerten an den Mess- Umlenkung nicht folgen und werden aus
punkten MI und M2 (Bild 3) wird mittels dem Teilstrom ausgeschieden. Sie verlassen
einer Brückenschaltung ein Spannungssignal den Sensor über einen zweiten Kanal (5).
erzeugt, das als Maß für die Luftmasse dient. Dadurch gelangen deutlich weniger
Zur weiteren Verarbeitung des Signals wird Schmutzpartikel und Tropfen zum Sensor-
dieses in ein Digitalsignal umgewandelt. element (3), sodass die Kontamination
Der HFM6 berücksichtigt bei der Bestim- reduziert wird und die Lebensdauer des
mung der Luftmasse auch die Temperatur Luftmassenmessers auch bei Betrieb mit
der angesaugten Luft. Dadurch wird die Ge- kontaminierter Luft deutlich verlängert
nauigkeit der Luftmassenbestimmung deut- wird.
lich gesteigert.
Bild 4
1 Umlenkkanten
2 Teilstrom -Messkanal
(erster Kanal)
3 Sensorelement
4 Luf1auslass
5 Zweiler Kanal
6 4
6 Parti kel- und
Wasserauslass
Sensoren Piezoelektrische Klopfsensoren 251
t Membran
Mikromechanische Drucksensoren ermit-
2 SilIZium-Chip teln den Absolutdruck von Flüssigkeiten und
3 Relerenzvakuum Gasen durch Messung der Druckdifferenz
4 Glas (Pyre,) gegenüber einem Referenzvakuum.
p Messdruck
Vo Versorgungs- Ausführung mit Referenzvakuum auf
spannung
der Strukturseite
UM Messspannung
R, Dehnwiderstand
Aufbau
(gestauoht) Die Messzelle des mikromechanischen
1<1. Dehnwiderstand Drucksensors besteht aus einem Silizium-
(gedehnt) Chip (Bild la, Pos. 2), in den mikromecha-
nisch eine dünne Membran eingeätzt ist (1).
Auf der Membran sind vier Dehnwider- Messzelle des Drucksensors mit Kappe und
Relerenzvakuum auf der Strukturseite (Aufbau)
stände eindiffundiert (Rl, R2), deren elekt-
rischer Widerstand sich bei mechanischer
Dehnung ändert. Eine Kappe (Bild 2,
Pos. 6), unter der das Referenzvakuum ein-
Bild 2 geschlossen ist, umgibt die Messzelle auf ih- ,------++- 4
t. 3 Elektnsehe rer Strukturseite und dichtet sie ab. 5
Anschlüsse mit Im Gehäuse des Drucksensors kann zu- 2
e,ngeglaster
sätzlich ein Temperatursensor integriert sein
Durchführung
2 Relerenzvakuum
(Bild 3, Pos. 1), dessen Signale unabhängig
4 Messlolle (Ch,p) m,t ausgewertet werden können.
Auswerteelektronik 3 + -----7 ~
Arbeitsweise <i>
i
5 GIsssockel
6 Kappe
Abhängig von dem einwirkenden äußeren
7 Zuführung für
MessdruckJ'
Druck wird die Membran der Sensorzelle ~
unterschiedlich stark durchgebogen
Sensoren Mikromechanische Drucksensoren 253
widerständen. Dadurch ändert sich die Die Elektronik für die Signalautbereitung ist
Messspannung UM. Diese noch nicht ver- auf dem Chip integriert und hat die Auf-
stärkte Messspannung ist somit ein Maß für gabe, die Brückenspannung zu verstärken,
den Druck an der Membran. Temperatureinflüsse zu kompensieren und
Mit der Brückenschaltung ergibt sich eine die Druckkennlinie zu linearisieren. Die
höhere Messspannung als bei der Aus- Ausgangsspannung liegt im Bereich von
wertung eines einzelnen Widerstands. Die O... 5 V und wird über elektrische An-
Wheatstone'sche Brückenschaltung ermög- schlüsse dem Motorsteuergerät zugeführt
licht damit eine hohe Empfindlichkeit des (Bild 3, Pos. 5). Das Steuergerät berechnet
Sensors. aus dieser Ausgangsspannung den Druck.
1 ~ ~.
Bild 5
2 .. r..~ . .~ .
5
1 Schutzgel
6 2 Gelrahmen
6 3 3 Glassocke!
7
I·: \ . 7
4 Keram.khybrod
4
? ,. Kaverne mil
..
~ 5
.•
~ Referenzvakuum
oh
6 Messzell. (Chip) mit
;;;
11
::;
Auswerteelektronik
lern '"
~
7 Bondverbondung
J! Messdruck
254 Sensoren Mikromechanische Drucksensoren/Hochdrucksensoren
Bi ld 6 4
1 Elektrischer
Anschluss (Stecker)
5
2 Auswerleschaltung
3 Stahlmembran mit
."'
>-
VI'
Dehnwiderständen
;i;
4 Druckanschluss ;;
:::!
5 Befestigungs' :>
gewinde ~
Mikrornechanik 255
'Mniif.;',i§;mi
Als .Mikromechanik" bezeichnet man die Oberflächen -Mikromechanik
Herstellung von mechanischen Baue lementen Trägermaterial ist ein Silizi um·Wafer, auf
aus Halbleitern (im Regelfall aus Silizium) dessen Oberfläche sehr kl eine mechanische
unter Zuhilfenahme von Halbleitertechniken. Strukturen gebildet werden (Bild 2). Zunächst
Neben den halbleitenden Eigenschaften wird eine .Opferschicht" aufgebracht und mit
werden auch die mechanischen Eigenschaften Halbleiterprozesse n (z. B. Ätzen) strukturiert
des Siliziums ausgenutzt. Damit lassen sich (A). Darüber wird eine ca. 10 llm dicke Poly·
Sensorfunktionen auf kleinstem Raum aus· siliziumschicht abgeschieden (B) und deren
führen. Folgende Techniken kommen zur gewünschte Struktur mithilfe eine r Lackmaske
Anwendung: senkrecht geätzt (C). Im letzten Prozessschrilt
wird die Opferoxidschicht unterhalb der Poly·
Bulk-Mikromechanik siliziumschicht mit gasförmigem Fluorwasser·
Das Material des Silizium·Wafers wird mit stoff entfernt (0). Damit werden Strukturen
anisotropem (alkalischem) Ätzen und mit oder wie z. B. bewegliche Elektroden (Bi ld 3) für
ohne elektrochemischem Ätzstopp in der ge· Beschleunigungssensoren freigelegt.
samten Tiefe bearbeitet. Dabei wird das Mate'
rial von der Rückseite her im Innern der Sili· Wafer- Bonden
zlumschicht (Bild 1, Pos. 2) dort abgetragen, Beim anodisches Bonden und Sealglas'
wo keine Ätzmaske (1) aufliegt. Mit diesem bonden werden zwei Wafer unter Einwirkung
Verfahren werden sehr kleine Membranen (a) von Spannung und Wärme bzw. Wärme und
mit typischen Dicken zwischen 5 und 50 llm, Druck fest miteinander verbunden, um z. B. ein
Öffnungen (b) sowie Balken und Stege (c) Referenzvakuum hermetisch einzuschließen
z. B. für Druck- oder Beschleu nigungssen- oder empfindliche Strukturen durch Aufbrin·
soren hergestellt. gen von Kappen zu schützen.
:[ ]- ["CJ] -
a
I~I Bild 1
t
a Herstellen einer
[......- ] - c\/J -
Membran
b
~~
b Herstellen eIner
Öffnung
Bild 3
D 1 Feste Elektrode
2 Spalt
3 federnde Elektrode
256 Sensoren Zweipunkt·Lambda·Sonden
Arbeitsweise
Die Arbeitsweise der Zweipunkt-Lambda-
Sonden beruht auf dem Prinzip einer galva-
nischen Sauerstoff-Konzentrationszelle mit
einem Festkörperelektrolyt (Nernst-Prin-
zip). Die Keramik wird ab etwa 350 e für
0
'·.0.'
Zirconium und Yttrium in der Form eines 8
einseitig geschlossenen Rohres (Finger). Die 5
Oberflächen sind beidseitig mit Elektroden 4
aus einer mikroporösen dünnen Edelmetall-
schicht versehen. 2
.. . .
3
.·D.
2 Elektroden
dort katalytisch nachbehandelt und ins 3 Kontakte
4 Gehäuse'
stöchiometrische Gleichgewicht (Je = 1) ge-
kontaktierung
bracht. Zusätzlich ist auf der dem Abgas aus-
5 Abgasrohr
gesetzten Seite zum Schutz vor Verschrnut- )- 6 keramIsche Schutz·
zung und erosiver Schädigung eine poröse ~ schicht (porös)
~
keramische Mehrfachschutzschicht (Spinell- '":::l
:; 7 Abgas
schicht) aufgebracht. Ein Metallrohr schützt 8 AuBenluft
~
den Keramikkörper zusätzlich vor mechani- Us Sonden spannung
Bild 2
Q Sondengehlluse
2 3 keramisches
StOlzrohr
3 Ansch lusskabel
4 Schutzrohr mit
Schlitzen
5 aktive Sonden·
keramIk
6 Kontaktteil
..,...
)- 7 Schutzhülse
;:; 8 Heizelement
>< 9 Klemmanschlüsse
:::!
4 5 6 7 8 9 10 :::l für HeIZelement
~
10 Tellerleder
258 Sensoren Zweipunkt·Lambda·Sonden
'" "
5 Referenzluftkanal ·
folie
6 lsolation.schicht 2
-..
~
2 3
"
7 Heiler
"".....
II
8 Heizerlolie 3 i
9 Anschl usskontakte 4
- - - r=
,
5 ~ i
') VvY ~ VvVvV VV~yYyV v v
v
v
v
v
v
v: v: ~ [
v v v ... v .. v ...
'"
V V V V V
v v v
Bild 5 6 ~ v v
v v
1 Abgas
2 poröse kerami.che
7
J-
Schutzschicht
6 "\ ~ v
v
v
v
v
v v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v v
v
v
v
\
".
3 M es~elle mit mikro- 8 i
poröser Edelmetall· ~
schicht 9 ~ ., 4 5
~
;;;
4 Referenlluftkanal :::
:::l
5 Heizer Q
UA Ausgangsspannung
Sensoren Zweipunkt·lambda·Sonden 259
~
0
CD
;<
:=!'
=>
~
---
Bild 6
1 Planare Messzelle
2 Doppelsehulzrohr
3 Dichlring
4 Dichl paket
5 Sondengehäuse
6 Schulzhülse
7 Kontakthalter
e Kontaklc1ip
...>-
0
9 PTFE·Tulie
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
'"
;<
10 PTFE· Form schlauch
11 fünf Anschluss·
:=!'
:::>
leitungen
~
12 Dichtung
260 Sensoren Planare Breitband-Lambda-Sonde LSU4
Ip Pumpslrom
(}
H
Up Pumpspannung
UH Heizspannung
URcI Referenzspannung L._ ._ ._ ._ ._ ..J
(450 mV. I
entspricht i. = 1)
9 8 7 6 5
U s Sondenspannung
Sensoren Planare Breitband-Lambda-Sonde LSU4 261
Seite ist sie dem Abgas im Diffusionsspalt Up mithilfe der Nernst -Konzentrationszelle
ausgesetzt. so, dass die Zusammensetzung des Gases im
Die Sonde benötigt eine Regelelektronik Diffusionsspalt konstant bei A = 1 liegt. Bei
zum Erzeugen des Sensorsignals und zur magerem Abgas pumpt die Pumpzelle den
Temperaturregelung der Sonde. Sauerstoff nach außen (positiver Pump-
Ein integrierter Heizer (3) heizt die Sonde strom). Bei fettem Abgas wird dagegen der
so auf, dass sie die für ein auswertbares Sauerstoff (durch Zersetzung von e0 2 und
Signal notwendige Betriebstemperatur von H 20 an der Abgaselektrode ) aus dem Abgas
650 ... 900 oe schnell erreicht. Diese Funk- der Umgebung in den Diffusionsspalt ge-
tion verringert drastisch den Einfluss der pumpt (negativer Pumpstrom ). Bei A= 1
Abgastemperatur auf das Sondensignal. muss kein Sauerstoff transportiert werden,
der Pumpstrom ist null. Der Pumpstrom ist
Arbeitsweise proportional der Sauerstoffkonzentration im
Das Abgas gelangt durch das kleine Gaszu- Abgas und so ein (nicht lineares) Maß für die
trittsloch der Pumpzelle in den eigentlichen LuftzahlA (Bild 3).
Messraum (Diffusionsspalt) der Nernst-
Konzentrationszelle. Damit die Luftzahl A Pumpstrom Ip einer BreUband-Lambda-Sonde in
Abhängigkeit von der Lultzahl ). des Abgases
im Diffusionsspalt eingestellt werden kann,
vergleicht die Nernst -Konzentrationszelle mAr--------------------,
das Gas im Diffusionsspalt mit der Umge-
bungsluft im Referenzluftkanal.
Der gesamte Vorgang läuft auf folgende
Weise ab:
Durch Anlegen einer Pumpspannung Up I O~----~------~
§
an den Platinelektroden der Pumpzelle kann Q.
Bild 2
1 Messzelle (Kombi·
nation aus Ncrnst·
Konzenlrationszelle
und Sauerstoff-
PumpzeIle)
2 Doppelschulzrohr
lem 3 Dichl ring
4 Dichtpaket
5 Sondengehäuse
6 Schut, hülse
7 Kontakthaller
6 Kontaktclip
9 PTFE-Tulle
10 PTFE·Form schlauch
2 3 4 5 6
I I
7 8 9 10 11 12
11 fünf Anschluss·
leil ungen
12 Dichtung
262 Steuergerät Einsatzbedingungen, Aufbau, Datenverarbeitung
An das Steuergerät werden hohe Anforde- Für den Anbau des Steuergeräts direkt am
rungen gestellt. Es ist hohen Belastungen Motor gibt es auch kompakte, thermisch
ausgesetzt durch höher beanspruchbare Ausführungen in
• extreme Umgebungstemperaturen Hybridtechnik.
(im normalen Fahrbetrieb von -40 bis
+60 ... + 125°C),
• starke Temperaturwechsel,
• Betriebsstoffe (Öl, Kraftstoff usw.),
• Feuchteeinflüsse und Eingangssignale
• mechanische Beanspruchung wie Sensoren bilden neben den Stellgliedern
z. B. Vibrationen durch den Motor. (Aktoren) als Peripherie die Schnittstelle
zwischen dem Fahrzeug und dem Steuer-
Das Steuergerät muss beim Start mit schwa- gerät als Verarbeitungseinheit. Die elektri-
cher Batterie (z. B. Kaltstart) und bei hoher schen Signale der Sensoren werden dem
Ladespannung sicher arbeiten (Bordnetz- Steuergerät über Kabelbaum und den An-
schwankungen ). schlussstecker (1) zugeführt. Diese Signale
können unterschiedliche Formen haben:
Weitere Anforderungen ergeben sich aus der
EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit).
Die Forderungen an die elektromagnetische Analoge Eingangssignale können jeden be-
Störunempfindlichkeit und an die Begren- liebigen Spannungswert innerhalb eines
zung der Abstrahlung hochfrequenter Stör- bestimmten Bereichs annehmen. Beispiele
signale sind sehr hoch. für physikalische Größen, die als analoge
Messwerte bereitstehen, sind die angesaugte
Luftmasse, die Batteriespannung, der Saug-
rohr- und Ladedruck sowie die Kühlwasser-
und Ansauglufttemperatur. Sie werden von
Steuergerät Datenverarbeitung 263
Signalverarbeitung im Steuergerät
Steuergerät
Eingangssignale:
pulsförmig
V-Y'IA A\
Schnittstelle zu
anderen Systemen
Diagnoseschnillstelle
Steuergerät Datenverarbeitung 265
Die Leistungsfähigkeit der Steuergeräte geht mit zusätzlichen Ein- und Ausgabemöglich-
einher mtt den Entwicklungsfort schritten auf ke iten für zeitgesteuerte S ig nale sowie einen
dem Gebiet der M ikroe lektronik. Die ersten integrierten Analog- Digital-W andler abgelöst
Benzineinspritzsysteme waren noch in Analog- wurden. Damit konnten schon verhält nismäß ig
technik ausgelUhrt - mtt eingeschränkter Flexi- leIstungsfähige Systeme realisiert w erden.
bilität bei der Realisierung von Steuerungs- Bild 1 zeigt ei nen Leistungsvergleich eines
funktionen. Diese waren durch die Hardware Einspritz- (LH3.2) und Zündsystems (EZ129 K)
festgelegt. - ausgestattet mit 80C 515-C ontrollern - mit
Einen Fortschritt brachte die Digitaltechnik den nachfolgenden Motronic-Systemen. Die
mit dem Einzug des Mikrocontrol lers. Die M E7 hat bei einer Taktfrequenz von 40 MHz
gesamte Steuerung des Motors wanderte in gegenüber der LH/EZ-Kombination annä-
d iesen universell einsetzbaren HalbleiterchIp. hernd eine 40 fache Leistungsfähigkeit. Mit der
Die eigentliche Steuerungslogik befindet sich ME9 wird sich diese r W ert mit ei ner neuen
bei mikrocontrollergesteuerten Systemen in Generation von Mikrocontrollern und einer
einem frei programmierbaren Halbleiter- weiteren Steigerung der Taktfreq uenz auf weit
speicher. über das 50fache erhöhen.
Aus der zunächst einfachen Steuerung der In abse hbarer Zu kunft werden im Mi kro-
Benzineinspritzung entwickelten sich kom- controller nicht nur digitale Steuerungs abläufe
plexe Motormanagement-Systeme, die neben abgearbeitet. Es werden Signalprozessoren
dem Einspritzsystem auch das Zündsystem integriert, die auch z. B . die von den Klopf-
mit Klopfregelung , die A bgasrückführung und sensoren gelieferten Signale direkt verarbeiten
eine Vielzahl weiterer Systeme steuern. Diese können.
kontinuierliche Entwicklung wird sich auch in
den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen . B eachtenswert sind auch die Entwicklungs-
Die IntegratIon von Funktionen und vor allem fortschritte im Be reich der Halbleiterspeicher.
deren Komplexität nehmen weiter zu . Diese Komplexe Steuerungsprogramme benötigen
Entwicklung ist nur dadurch möglich , dass die immens viel Speicherplatz. Die Kapazität der
eingesetzten Mikrocontroller auch weiterhin eingesetzten Speicherchips lag Anfang der
Immer leistungsfähiger werden . 1980er-Jahre noch be i 8 kByte . Bei der ME7
Lange Zeit wurden Mikrocontroller der kommen mittlerweile schon l -MByte-Chips Bild 1
8051 -Familie von Intel eingesetzt, bis sie Ende zum Einsatz, in naher Zukunft werden Spei- Grafische Darslellung
der 1980er-Jahre durch die 80515-Derivate cher mit 2 MByte benötigt . B ild 1 zeigt diese der
Entwicklung und die Tendenz für die Zukunft. • Leistungsfähigkeil _on
Motormanagement·
Entwicklung _on Sleuergerälen
Syslemen,
• Anzahl der Anschluss-
51 ~ ~..:'Hz ME9.0 ~!ll §!ll pin. der Steuergeräle,
ic ..,. ME7.0.1
C1610011Hz
~~
• $peichergröße des
Flash lM8 ProgrammspeicherS,
"
E 'e !ll
.. • Speichergrö6e der
Ct612~MHz 1)1 '"
"' !il ME7.0
0
~ !il
E' _ ft.sl1. 1M8 ~
e ~
-" Dalenspeicher (RAM).
."'"
~
..
Q. ~ Ct612~MHz
ME7.0
~ 5! .!
0 0
e., f\os' 51218 E E
i! e... i8
:c " M4.4.1 Flash 12H8 Die LeistungsfähigkeIl
aocmf5.6MHz ~g~~
'"c: iii"""
M4.3 FIash,60 k8 eines dem neueslen
Go
~
;; Sland der Technik enl -
e35t2UHz
4i :il M1.8 EPAOM32k8 ~ c0 sprechenden Motor-
.J
1)1
~ '"'
Qo
management·Syslems
"'"
l!OS3O 12M'"
5l LH3.2 + EZ129K EPAOM, l2 k8 ~ ::; übertrifft bei weitem die
l ~' ~l ~,m,m l ~l~'~ lm t998 t999 2000 200 t 2002 2003 2004 2005 Möglichkeiten _on
0
Apollo 13.
266 Abgasemission Verbrennung des Luft-Kraftstoff-Gemischs
Abgasemission
Bild 1
CO, : Kohlendioxid
80%
NO.: StickoXIde
CO: Kohlen-
monoxid 60%
NMVOC: lIücht'ge
Kohlenwasser- 40%
stoffe ohne
Methan
20%
') durchschnittlicher :
Kraftstoffverbrauch 0 ......--"--
Pkw (wter I Strecke) u,~ x
oz o() ()
u
~z
,~
') absoluter Kraftsloffver- c: ::>
.c:: 01
brauch im Personen- Ul-eQ)
<.J
.c::
~
Straßenverkehr ~ >
::>
o
Ouelle:
Umweltbundesamt
Abgasemission Hauptbestandteile des Abgases 269
0 ,1 % Stickoxide (NO x )
1-- - - ---1 0,2% Kohle nw asse rstoffe
(HC) Bi ld 2
Die Konzentra.lionen
0.7% Kohle nmo noxid der Abgasbestandteile,
(CO) insbesondere der
Schadstoffe. können
/
71 % Stickstoff
abweichen; sie hängen
u, a. von den Belriebs·
(N, ) bedingungen des
Motors und den Um-
gebungsbedingungen
(z_ B. Luftfeuchtigkeit) ab
270 Abgasemission Schadstoffe
sator) festsetzt und diese vergiftet, d. h. ihre stoffteilchen (Ruß) mit einer sehr großen
Reaktionsfähigkeit herabsetzt. spezifischen Oberfläche. An den Ruß lagern
S02 trägt wie auch die Stickoxide zur sich unverbrannte oder teilverbrannte Koh-
Entstehung des sauren Regens bei, da es in lenwasserstoffe, zusätzlich auch Aldehyde
der Atmosphäre oder nach Ablagerung zu mit aufdringlichem Geruch an. Am Ruß
Schwefel- oder Salpetersäure umgesetzt binden sich auch Kraftstoff- und Schmier-
werden kann. ölaerosole (in Gasen feinstverteilte feste oder
flüssige Stoffe) sowie Sulfate. Für die Sulfate
Feststoffe ist der im Kraftstoff enthaltene Schwefel
Bei unvollständiger Verbrennung entstehen verantwortlich.
Feststoffe in Form von Partikeln. Sie beste- Feststoffe (Partikel) im Abgas sind vor-
hen - abhängig von Verbrennungsverfahren wiegend ein Problem des Dieselmotors. Bei
und Motorbetriebszustand - hauptsächlich Ottomotoren sind die Partikelemissionen
aus einer Aneinanderkettung von Kohlen- vernachlässigbar gering.
Von der Sonne emittierte kurzweilige Strahlen Kohlendioxid stark an . Hauplursache für die·
durchdnngen die Erdatmosphäre, gelangen bis sen Anstieg ist die Verteuerung von Erdöl und
zum Erdboden und werden dort absorbiert . Kohle. Bei diesem Vorgang wird der gebun·
Durch die aufgenommene Energie erwärmt dene Kohlenstoff als Kohlendioxid freigesetzt.
sich der Boden und strahlt langweil ige Wärme' Die Vorgänge. die den Treibhauseffekt in
oder Infrarotstrahlung ab. Diese Strahlung wird der Erdatmosphäre beeinflussen, sind sehr
In der Atmosphäre zum Teil reflektiert und sorgt komplex. Dass die anthropogenen, d. h. vom
für eine Erwärmung der Erde. Menschen verursachten Emissionen die
Ohne diesen natürlichen "Treibhauseffekt ' Hauptursache für die Klimaveränderung Ist ,
wäre die Erde mit einer Durchschnittstempera' wird durch eine andere von W issenschaftlern
tur von -18·C ein unwirtlicher Planet. Die in vertretene TheOrie bestntten. Demnach soll
der Atmosphäre vorhandenen Treibhausgase eine verstärkte Strahlungstätigkeit der Sonne
(Wasserdampf, Kohlendioxid , Methan, Ozon, Ursache für die Erderwärmung sein.
Distickstoffoxid, Aerosole und Wolkenteilchen) Einigkeit besteht jedoch weitgehend darin,
sorgen für mittlere Temperaturen von ca. durch Senkung des Energieverbrauchs und
+ 15 ·C. Vor allem Wasserdampf hält einen damit über die Reduzierung der Emission von
großen Teil der Wärme zurück. Kohlendioxid dem Treibhauseffekt entgegenzu ·
Seit Beg inn des Industriezeitalters vor Wirken .
über 100 Jahren steigt die Konzentration von
Wärmeabstrahlung
Wasserdampf
und Spurengase '::!
'il
~
'"
272 Abgasemission Einflüsse auf Rohemissionen
(olorlast HC-Rohemission
Die Motorlast bzw. das erzeugte Motor- Ein fl uss des Dreh m o m ents
drehmoment hat für die Schadstoftkompo- Mit steigendem Drehmoment erhöht sich
nenten Kohlenmonoxid CO, die unver- die Temperatur im Brennraum. Die Dicke
brannten Kohlenwasserstoffe HC und die der Zone, in der die Flamme in der Nähe der
Stickoxide NOx unterschiedliche Auswir- Brennraumwand aufgrund niedriger Tem-
kungen. Auf die Einflüsse wird nachfolgend peraturen gelöscht wird, nimmt daher mit
eingegangen. steigendem Drehmoment ab. Aufgrund der
vollständigeren Verbrennung entstehen dann
Zündzeit punkt weniger unverbrannte Kohlenwasserstoffe.
Die Entflammung des Luft -Kraftstoff-Ge- Zudem fördern die höheren Abgastempe-
mischs, das heißt die zeitliche Phase vom raturen, die aufgrund der höheren Brenn-
Funkenüberschlag bis zur Ausbildung einer raumtemperaturen bei hohem Drehmoment
stabilen Flammenfront, hat auf den Verbren- entstehen, eine Nachreaktion der unver-
nungsablauf einen wesentlichen Einfluss. Sie brannten Kohlenwasserstoffe während der
wird durch den Zeitpunkt des Funkenüber- Expansionsphase und des Ausschiebens zu
schlags, die Zündenergie sowie die Gemisch- CO 2 und Wasser. Die leistungsbezogene
zusammensetzung an der Zündkerze be- Rohemission unverbrannter Kohlenwasser-
stimmt. Eine goße Zündenergie bedeutet stoffe wird somit bei hohem Drehmoment
stabile Entflammungsverhältnisse mit posi- wegen der höheren Temperaturen im Brenn-
tiven Auswirkungen auf die Stabilität des raum und im Abgas reduziert.
Verbrennungsablaufs von Arbeitsspiel zu
Arbeitsspiel und damit auch auf die Abgas- Einfluss des Lu ft- Krafts toff-Verhältnisses
zusammensetzung. Mit steigenden Drehzahlen nimmt die HC-
Emission des Ottomotors zu, da die zur Auf-
bereitung und zur Verbrennung des Ge-
mischs zur Verfügung stehende Zeit kürzer
wird.
NOx-Rohemission Ruß-Emission
Ein fluss des Drehmomcnts Ottomotoren weisen nahe des stöchiometri-
Die mit dem Drehmoment steigende Brenn- schen Gemischs nur äußerst geringe Ruß-
raumtemperatur begünstigt die NOx-Bil- Emissionen auf. Im Schichtbetrieb bei
dung. Die NOx-Rohemission nimmt daher Motoren mit Benzin-Direkteinspritzung
mit dem abgegebenen Drehmoment über- kann es bei lokal sehr fetten Zonen oder
proportional zu. Kraftstofftropfen zur Rußbildung kommen.
Deshalb ist der Schichtbetrieb nur bis zu
Einfluss der Drchzahl einer mittleren Drehzahl möglich, um
Da die zur Verfügung stehende Reaktionszeit sicherzustellen, dass die Zeit zur Gemisch-
zur Bildung von NO x bei höheren Drehzah- aufbereitung ausreichend groß ist.
len kleiner ist, nehmen die NOx-Emissionen
mit steigender Drehzahl ab. Zusätzlich gilt
es, den Restgasgehalt im Brennraum zu
berücksichtigen, der zu niedrigeren Spitzen-
temperaturen führt. Da dieser Restgasgehalt
in der Regel mit steigender Drehzahl ab-
nimmt, ist dieser Effekt zu der oben be-
schriebenen Abhängigkeit gegenläufig.
I 4() \
die NOx-Emission mit steigender Frühzün-
dung zu (Bild 3). Ursache dafür ist die höhere c: 'f '\
Ir \
: /' \ \
I' \ \ \
Zündzeitpunkt, die das chemische Gleich- CI>
.c 12
0
gewicht auf die Seite der NOx-Bildung ver- '!= ',/20\'\
// / \\ \
)(
0
0,8 1,0 1,2 1,4
Luftzahl ..!
276 Katalytische Abgasreinigung Übersicht
Katalytische Abgasreinigung
Bild 1
I Motor
2 Lambda-Sonde vor
dem Kalalysator
IZwelpunkt-Sonde
oder BrMband ·
Lambda·Sonde,
je nach System)
3 Dreiwegekalalysator
4 Zwelpunkt-Lambda'
Sonde hinter dem
Katalysator (nur für
Systeme mil Zwei-
sonden-Lambda-
Regelung)
Katalytische Abgasreinigung Dreiwegekatalysator 277
im Abgas bei ,1 = 1 (ca. 0,5 %) und der im Die Konvertierungsraten für HC und
Stickoxid gebundene Sauerstoff ermöglichen CO nehmen mit zunehmender Luftzahl
eine vollständige Oxidation von HC und stetig zu, d. h., die Emissionen nehmen ab
CO; gleichzeitig werden dadurch die Stick- (Bild 2b). BeiA = 1 ist der Anteil dieser
oxide reduziert. Somit dienen HC und CO Schadstoffkomponenten nur noch sehr ge-
als Reduktionsmittel für die Stickoxide. ring. Mit höherer Luftzahl (,1 > 1) bleibt die
Geringfügige Gemischschwankungen kann Konzentration dieser Schadstoffe auf diesem
der Katalysator selbst ausgleichen. Er besitzt niedrigen Niveau.
die Fähigkeit, Sauerstoff zu speichern und Die Konvertierung der Stickoxide (NO x)
abzugeben. Seine Trägerschicht beinhaltet ist im fetten Bereich (,1 < 1) gut. Ab ,1 = 1
Ceroxid, das über die folgende Gleichge- behindert schon eine geringe Erhöhung des
wichtsreaktion Sauerstoff zur Verfügung Sauerstoffanteils im Abgas die Reduktion
stellen kann: der Stickoxide und lässt deren Konzentra-
tion steil ansteigen.
(GI. 5)
Konvcrtierun gs ratc
Die Menge der freigesetzten Schadstoffe co
ergibt sich aus der Konzentration der Schad-
stoffe im Rohabgas (Bild 2a) und aus der b
Konvertierungsrate, d. h. aus dem Anteil, der co
im Katalysator umgewandelt werden kann.
Beide Größen hängen von der eingestellten HC
Luftzahl ,1 ab.
Bild 3
, Lambda·Sonde
2 Cuellmane
3 wärmegedämmte
Doppelschale
4 Washcoat (AI. ü ,-
Tragerschicht) mit
Edelmet.lI-
beschichtung
5 Träger (Monohth)
6 Gehäuse
280 Katalytische Abgasreinigung NOx-Speicherkatalysator
Palladium und Rhodium enthält er aber Bariumoxid BaO die chemische Verbindung
noch spezielle Zusätze, die Stickoxide spei- Bariumnitrat Ba(N03)2 ein:
chern können. Typische Speichermaterialien
enthalten z. B. Oxide des Kaliums, Calciums, 2 BaO + 4 N0 2 + O2
Strontiums, Zirkoniums, Lanthans oder
Bariums. Der NOrSpeicherkatalysator speichert
somit die während des Betriebs mit Luft-
Arbeitsweise überschuss entstehenden Stickoxide.
Aufgrund der Edelmetallbeschichtung wirkt Es gibt zwei Möglichkeiten zu erkennen,
der NOx-Speicherkatalysator im Betrieb mit wann der Katalysator gesättigt und die Ein-
..1, = 1 wie ein Dreiwegekatalysator. Zusätz- speicherphase beendet ist:
lich konvertiert er die im mageren Abgas • Das modellgestützte Verfahren berechnet
nicht reduzierten Stickoxide. Die Konvertie- unter Berücksichtigung der Katalysator-
rung erfolgt jedoch nicht kontinuierlich wie temperatur die Menge des eingespeicher-
beim Kohlenmonoxid und den Kohlenwas- ten NOx.
serstoffen, sondern läuft in drei Stufen ab: • Ein NOx-Sensor (Bild 5, Pos. 6) hinter
dem NOx-Katalysator misst die NOx-
1. NOx-Einspeicherung, Konzentration im Abgas.
2. NOx-Ausspeicherung
3. Konvertierung. Ox-Au peicherung und Konvertierung
Mit zunehmender Menge an gespeicherten
I Ox-Einspeicneru ng Stickoxiden (Beladung) nimmt die Fähig-
Bei magerem Motorbetrieb (..1, > 1) werden keit, weiter Stickoxide zu binden, ab. Ab
die Stickoxide (NOx) katalytisch an der einer bestimmten Menge muss regeneriert
Oberfläche der Platinbeschichtung zu Stick- werden, d. h., die eingelagerten Stickoxide
stoffdioxid (N0 2 ) oxidiert. Anschließend müssen entfernt und konvertiert werden.
reagiert das N0 2 mit den speziellen Oxiden Dazu wird kurzzeitig auf fetten Homogen-
der Katalysatoroberfläche und Sauerstoff betrieb umgeschaltet (..1, < 0,8). Die Vorgänge
(° 2 ) zu Nitraten. So geht z. B. N0 2 mit dem für die Ausspeicherung des NO x und die
Bild 5
Motor mIt Abgas·
ruckfüh rsystem
2 Lambda-Sonde
3 Dreiwegekatalysator
(Vorkatalysator)
4 Temperatursensor
5 NOx-Speicherkata-
Iysator (Hauptkata-
lysator)
6 Zweipunkt·Lambda·
Sonde. optional
mIt Integriert em
NOx- Sensor
282 Katalytische Abgasreinigung Katalysator-Konfigurationen
talysators erzeugt werden kann, und je nied- stärke. Der erste Katalysator besitzt im All-
riger die Emissionsgrenzwerte liegen, desto gemeinen eine größere Edelmetallbeladung
näher am Motor sollte der Katalysator ange- und höhere Zelldichte für ein gutes An-
ordnet sein - sofern keine zusätzlichen Maß- springverhalten im Kaltstart. Zwischen den
nahmen zur Verbesserung des Aufheizver- beiden Trägern kann eine Lambda-Sonde
haltens getroffen werden. Oftmals werden für die Regelung und überwachung der
luftspaltisolierte Krümmer eingesetzt, die Abgasnachbehandlung angebracht sein.
geringere Wärmeverluste bis zum Kataly-
sator aufweisen, umso eine größere Wärme- Auch Konzepte mit nur einem Gesamt-
menge zum Aufheizen des Katalysators zur katalysator kommen zum Einsatz. Mit
Verfügung zu haben. modernen Beschichtungsverfahren ist es
möglich, unterschiedliche Edelmetallbela-
Vor- und Hauptkatalysator dungen im vorderen und hinteren Teil des
Eine verbreitete Konfiguration beim Drei- Katalysators zu erzeugen. Diese Konfigura-
wegekatalysator ist die geteilte Anordnung tion hat zwar geringere Auslegungsfreihei-
mit einem motornahen Vorkatalysator und ten, ist kostenmäßig jedoch attraktiv. Sofern
einem Unterflurkatalysator (Hauptkataly- das zur Verfügung stehende Platzangebot es
sator). Motornahe Katalysatoren verlangen erlaubt, wird der Katalysator möglichst
eine Optimierung der Beschichtung bezüg- motornah angebracht. Bei Einsatz eines
lich der Hochtemperaturstabilität, Unter- effektiven Katalysator-Aufheizverfahrens ist
flurkatalysatoren hingegen werden hinsicht- aber auch eine motorferne Positionierung
lich "low light off' (niedrige Anspring- möglich.
temperatur) sowie einer guter NO x-
Konvertierung optimiert. Für eine schnellere Mehrflutige Konfigurationen
Aufheizung und Schadstoffumwandlung ist Die Abgasstränge der einzelnen Zylinder
der Vorkatalysator i. d. R. kleiner und besitzt werden vor dem Katalysator zumindest teil-
eine höhere Zelldichte und eine größere weise durch den Abgaskrümmer zusammen-
Edelmetallbeladung. geführt. Bei Vierzylindermotoren kommen
NOx-Speicherkatalysatoren sind aufgrund häufig Abgaskrümmer zum Einsatz, die alle
ihrer geringeren maximal zulässigen vier Zylinder nach einer kurzen Strecke zu-
Betriebstemperatur immer im Unterflur- sammenführen. Dies ermöglicht den Einsatz
bereich angeordnet. eines motornahen Katalysators, der bezüg-
lich des Aufheizverhaltens günstig positio-
Alternativ zu der klassischen Aufteilung in niert werden kann (Bild 6a).
zwei separate Gehäuse und Anbaupositio-
nen gibt es auch zweistufige Katalysatoran- Für eine leistungsoptimierte Motoraus-
ordnungen (Kaskadenkatalysator), in denen legung werden bei Vierzylindermotoren be-
zwei Katalysatorträger in einem gemein- vorzugt 4-in-2-Abgaskrümmer eingesetzt,
samen Gehäuse hintereinander unterge- bei denen zunächst nur jeweils zwei Abgas-
bracht sind. Die beiden Träger sind zur stränge zusammengefasst werden. Die Posi-
thermischen Entkopplung durch einen klei- tionierung eines Katalysators erst nach der
nen Luftspalt voneinander getrennt. Beim zweiten Zusammenführung zu einem einzi-
Kaskadenkatalysator ist die thermische Be- gen Gesamtabgasstrang ist für das Aufheiz-
lastung des zweiten Katalysators aufgrund verhalten recht ungünstig. Daher werden
der räumlichen Nähe vergleichbar mit der teilweise bereits nach der ersten Zusam-
des ersten Katalysators. Dennoch gestattet menführung zwei motornahe (Vor-)Kataly-
diese Anordnung eine unabhängige Opti- satoren eingebaut und ggf. nach der zweiten
mierung der beiden Katalysatoren bezüglich Zusammenführung noch ein weiterer
Edelmetallbeladung, Zelldichte und Wand- (Haupt-)Katalysator eingesetzt (Bild 6b).
264 Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Kalalysators
Ähnlich stellt sich die Situation bei Motoren Aufheizen des Katalysators
mit mehr als vier Zylindern dar, insbeson-
dere bei Motoren mit mehr als einer Zylin- Der Dreiwegekatalysator muss eine Min-
derbank (V-Motor). Auf jeder Bank können desttemperatur von etwa 300°C (Light-off)
Vor- und Hauptkatalysatoren entsprechend erreichen, bevor Schadstoffe umgesetzt
den bisherigen Beschreibungen eingesetzt werden können; bei gealterten Katalysatoren
werden. Zu unterscheiden ist, ob die Abgas- kann diese Temperaturschwelle noch etwas
anlage komplett zweiflutig verläuft (Bild 6c) höher liegen. Bei zunächst kaltem Motor
oder ob im Unterflurbereich eine Y-förmige und kalter Abgasanlage muss der Katalysator
Zusammen führung zu einem Gesamtabgas- daher möglichst schnell auf Betriebstempe-
strang erfolgt. Im letztgenannten Fall kann ratur aufgeheizt werden. Hierzu ist kurz-
bei einer Konfiguration mit Vor- und fristig eine Wärmezufuhr erforderlich, die
Hauptkatalysatoren ein gemeinsamer durch unterschiedliche Konzepte bereit-
Hauptkatalysator für beide Bänke zum Ein- gestellt werden kann.
satz kommen (Bild 6d).
Rein motorische Maßnahmen
Für ein effektives Heizen des Katalysators
mit motorischen Maßnahmen muss sowohl
Katalysator·Anordnungen die Abgastemperatur angehoben als auch
der Abgasrnassenstrom erhöht werden. Dies
a wird durch verschiedene Maßnahmen er-
~
1
g _..-. 2 reicht, die alle den motorischen Wirkungs-
--.11jlll:Ollrntl[tc grad verschlechtern und somit einen er-
o höhten Abgaswärmestrom erzeugen.
Die Wärmestromanforderung an den
Motor ist abhängig von der Katalysatorposi-
tion und der Auslegung der Abgasanlage, da
bei kalter Abgasanlage das Abgas auf dem
b Weg zum Katalysator abkühlt.
Zündw inkclvcrslcllung
Die zentrale Maßnahme zur Erhöhung des
Abgaswärmestroms ist die Zündwinkel-
verstellung in Richtung "Spät". Die Verbren-
.::
nung wird möglichst spät eingeleitet und
c 1 2 findet in der Expansionsphase statt. Am
::::::
Ende der Expansionsphase hat das Abgas
dann noch eine relativ hohe Temperatur.
Auf den Motorwirkungsgrad wirkt sich
die späte Verbrennung ungünstig aus.
2
Leerlaufdre hzahl
Als unterstützende Maßnahme wird i. A.
d zusätzlich die Leerlaufdrehzahl angehoben
und damit der Abgasrnassenstrom erhöht.
Die höhere Drehzahl gestattet eine stärkere
Bild 6 Spätverstellung des Zündwinkels; um eine
1 Vorkalalysalor sichere Entflammung zu gewährleisten, sind
2 Hauplkalalysalor die Zündwinkel jedoch auf etwa 10° bis 15°
Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Katalysators 285
nach OT begrenzt. Die dadurch begrenzte Bei sehr fettem Grundgemisch (A = 0,6) oxi-
Heizleistung genügt nicht immer, um die dieren die unverbrannten Kraftstoffbestand-
aktuellen Emissionsgrenzwerte zu erreichen. teile oberhalb einer bestimmten Tempera-
turschwelle exotherm. Um diese Temperatur
Ausla "nockenwellenver ·tellung zu erreichen, muss einerseits mit späten
Einen weiteren Beitrag zur Erhöhung des Zündwinkeln das Temperaturniveau erhöht
Wärmestroms kann ggf. durch eine Aus- werden und andererseits die Sekundärluft
lassnockenwellenverstellung erreicht wer- möglichst nahe an den Auslassventilen ein-
den. Durch ein möglichst frühes Öffnen der geleitet werden. Die exotherme Reaktion im
Auslassventile wird die ohnehin spät statt- Abgassystem erhöht den Wärmestrom in
findende Verbrennung frühzeitig abgebro- den Katalysator und verkürzt somit die Auf-
chen und damit die erzeugte mechanische heizdauer. Zudem werden die HC- und
Arbeit weiter reduziert. Die entsprechende CO-Emissionen im Vergleich zu rein moto-
Energiemenge steht als Wärmemenge im rischen Maßnahmen noch vor Eintritt in
Abgas zur Verfügung. den Katalysator reduziert.
Bei weniger fettem Grundgemisch
chicht- Katheizen und Homogen- plit (A = 0,9) findet vor dem Katalysator keine
Bei der Benzin-Direkteinspritzung gibt es nennenswerte Reaktion statt. Die unver-
weitere Verfahren, die ohne zusätzliche brannten Kraftstoffbestandteile oxidieren
Komponenten den Katalysator schnell auf erst im Katalysator und heizen diesen somit
Betriebstemperatur aufheizen können. In von innen auf. Dazu muss jedoch zunächst
der Betriebsart "Schicht-Katheizen" wird im die Stirntläche des Katalysators durch kon-
Schichtbetrieb mit hohem Luftüberschuss ventionelle Maßnahmen (wie Zündwinkel-
eine weitere Einspritzung gegen Ende der spätverstellung) über Light -off-Temperatur
Verbrennung abgesetzt. Dieser Kraftstoff gebracht werden.
verbrennt teilweise erst im Abgaskrümmer
und liefert einen zusätzlichen Wärmeeintrag Einfluss der Sekundärlufteinblasung
Sekundärlufteinblasung a 300
Durch thermische Nachverbrennung von 21
unverbrannten Kraftstoffbestandteilen lässt
E 200
w
U
M/"
sich die Temperatur im Abgassystem er- 2
:I: 100
höhen. Hierzu wird ein fettes (A = 0,9) bis
sehr fettes (A = 0,6) Grundgemisch einge- o:
Bild 7
~I
stellt. über eine Sekundärluftpumpe wird km/hl Ohne Sekundär·
dem Abgassystem Sauerstoff zugeführt, ;, 50
luflelnblasung
sodass sich eine magere Zusammensetzung mit Sekundär'
im Abgas ergibt.
o lufle,nblasung
o 40 80 120 s
I' Fahrzeuggeschwin·
Zeit
d'gke,t
286 Katalytische Abgasreinigung Aufheizen des Katalysators
In der Realität stellt sich immer eine Kombi- hierbei, dass die Wärme lokal zugeführt
nation dieser beiden Extremfälle ein. Bild 7 werden kann und nicht das Abgassystem bis
zeigt beispielhaft den Verlauf der HC- und zum Katalysator durchlaufen muss. Gegen-
CO-Emission hinter dem Katalysator in den über den konventionellen Aufheizstrategien
ersten Sekunden des Abgastests (FTP75) mit mit motornahen Katalysatoren konnten sich
und ohne Sekundärlufteinblasung. diese Konzepte jedoch nicht durchsetzen.
Die Sekundärlufteinblasung erfolgt mit
einer elektrischen Sekundärluftpumpe Elektrisch beheizter Kataly "ator
(Bild 8, Pos. 1), die aufgrund des hohen Beim elektrisch beheizten Katalysator
Strombedarfs über ein Relais (3) geschaltet durchströmt das Abgas zunächst eine ca.
wird. Das Sekundärluftventil (5) verhindert 20 mm dicke katalytische Trägerscheibe, die
das Rückströmen von Abgas in die Pumpe mit einer elektrischen Leistung von etwa
und muss bei ausgeschalteter Pumpe ge- 2 kW aufgeheizt werden kann. Unterstüt-
schlossen sein. Es ist entweder ein passives zend kann ein Sekundärluftsystem eingesetzt
Rückschlagventil oder es wird rein elektrisch werden. Durch die zusätzliche Exotherme
bzw. (wie hier dargestellt) pneumatisch mit- (Wärmefreisetzung) bei der Konvertierung
tels eines elektrisch betätigten Steuerventils des Abgas-Sekundärluft -Gemischs in der
(6) angesteuert. Bei betätigtem Steuerventil beheizten Scheibe des Katalysators wird die
öffnet das Sekundärluftventil durch den Aufheizung weiter beschleunigt.
Saugrohrunterdruck. Die Koordination des
Sekundärluftsystems wird von dem Motor- Im Vergleich zu den Wärmeströmen von bis
steuergerät (4) übernommen. zu 20 kW, die durch motorische Maßnah-
men ggf. in Verbindung mit einer Sekundär-
Konzepte zur aktiven Aufheizung lufteinblasung erzielt werden können, er-
Maßnahmen zur aktiven Aufheizung des scheinen 2 kW elektrische Leistung relativ
Katalysators sind Verfahren, die den Ver- gering. Für den Betrieb des Katalysators ist
brennungsmotor nicht oder nicht allein als jedoch die Temperatur des Katalysatorträ-
Wärmequelle verwenden. Der Vorteil ist gers entscheidend, nicht die Temperatur des
Abgases. Die direkte elektrische Beheizung
Sekundärluftsystem des Trägers ist hoch effektiv und führt zu
sehr guten Emissionswerten.
..8'"
>-
rung der Schadstoffe.
Das Brenner-System wurde bisher nur in 6
Kr.hstoffragler
Luftzufuhr von
Prototypen eingesetzt und fand noch keinen Sekundärluftpumpe
'"
::t
zum Katalysator
8 8 '"
Q
Serieneinsatz. 7
8 zur Steuerung
Damit chemische Reaktionen ablaufen , müssen Für die Reaktion auf der Katalysatoroberlläche
Bindungen in den AusgangsstoHen gelockert gibt es verschiedene Reaktionsmechanismen ;
und schließlich aufgespalten werden . Dies z. B. verläuft die Oxidation von CO am Platin-
erfordert eine M indestenergie (Aklivierungs' Katalysator nach dem Langmuir-Hin shelwood-
energie), die den AusgangsstoHen z. B. in Form Mechanismus, bei dem beide Reaktionspartner
von W ärme zugeführt werden muss. Viele (CO und 0 2) an der Katalysatoroberlläche
thermodynamisch mögliche Reaktionen laufen adsobieren. Die Bindungen innerhalb der
nicht mit merkli cher Gesc hWindigkeit ab, weil 0 2-Moleküle lockern sich und die Reaktivität
die Aktivierungsenergie sehr hoch ist und diese des CO nimmt zu . Schließlich zerfällt das O 2
Energiebarriere daher nur von sehr wen igen in atomaren Sauerstoff, der nun mit dem
Molekülen überwunden wird. adsorbierten CO reagieren kann. Das so ge-
Ein Katalysator beschleunigt die Reaktion bildete CO 2 desorbiert anschließend wieder
auf zweierlei Welse. Zum einen setzt er die in die Gasphase.
Aktivierungsenergie der Reaktion herab, so-
dass diese Energiebarriere von einer g rößeren
Anzahl von Molekülen übersprungen werden Adsorption Desorption
0 Sauerstoff
kann . Daneben verringert die Adsorption ~ d' ~~ ~o.Q • Kohlenstoff
(Anlagerung) der Reaklionspartner am Kataly' /'t ( , j'f\~..r
sator deren Abstand untereinander und die _ V I V--'\ f\- 2 ...
0
katalytische
Wahrscheinlichkeit, dass die Reaktionspartner ) G ,- / I'" '"~
0
/ Beschichtung
miteinander in Wechselwirkung treten , w ird :l"
2 Trägerschicht
=
(/)
dadurch größer. 3
3 Träger
288 Katalytische Abgasreinigung Lambda·Regelkreis
6
katalysator)
E1nspntzv n 110
USa tuso
I
7 Motorsleuergerät I
8 EIngangssIgnale I
l. s Sondenspannung
----------j
L v Vent Isteuer-
spannung
\E Elnspnl.zmenge
Katalytische Abgasreinigung lambda-Regelkreis 289
oder verkürzt die Ansteuerzeit des Einspritz- sprungen ist. Erst nach Ablauf der Verweil-
ventils und erhöht oder vermindert damit zeit schließen sich Sprung und Rampe der
die Einspritzmenge. Stellgröße in Richtung "mager" an. Springt
das Sondensignal anschließend in Richtung
Die Stellgröße (Verlängerungs- oder Ver- "mager", regelt die Stellgröße direkt dagegen
kürzungsfaktor der Einspritzzeit) ist aus (mit Sprung und Rampe), ohne auf der
einem Sprung und einer Rampe (Bild 11) Magerstellung zu verharren.
zusammengesetzt. Das bedeutet, dass bei Bei der Verschiebung nach "mager" ver-
einem Sprung des Sondensignals das Ge- hält es sich umgekehrt: Zeigt das Sondensi-
misch zunächst um einen bestimmten Be- gnal mageres Gemisch an, so verharrt die
trag sofort verändert wird (Sprung), um Stellgröße für die Verweilzeit ty auf Mager-
möglichst schnell eine Gemischkorrektur stellung und regelt dann erst in Richtung
herbeizuführen. Anschließend folgt die Stell- "fett". Beim Sprung des Sondensignals von
größe einer Anpassungsfunktion (Rampe), "mager" nach "fett" wird hingegen sofort
bis erneut ein Spannungssprung des Son- entgegengesteuert.
densignals erfolgt. Das Luft -Kraftstoff-Ge-
misch wechselt somit ständig seine Zusam- tetige Lambda-Regelung
mensetzung in einem sehr engen Bereich Die stetige Lambda-Regelung ermöglicht es,
umA.=1. die Zusammensetzung des Luft-Kraftstoff-
Die typische Verschiebung des Sauerstoff- Gemischs auf Werte zu regeln, die vom
nulldurchgangs (theoretisch bei A. = 1,0) stöchiometrischen Verhältnis abweichen.
und damit des Sprungs der Lambda-Sonde, Damit lässt sich eine geregelte Anfettung
bedingt durch die Variation der Abgaszu- (A. < 1) z. B. für den Bauteileschutz wie
sammensetzung, kann kompensiert werden, auch eine geregelte Abmagerung (A. > 1)
indem der Stellgrößenverlauf asymmetrisch z. B. für einen mageren Warmlauf beim
gestaltet wird (Fett-/Magerverschiebung). Katalysatorheizen realisieren.
Bevorzugt wird hierbei das Festhalten des
Rampenwerts beim Sondensprung für eine Die Breitband-Lambda-Sonde liefert ein
gesteuerte Verweilzeit ty nach dem Sonden- stetiges Spannungssignal USa. Damit kann
sprung (Bild 11): Bei der Verschiebung nach nicht nur der Lambda-Bereich (fett oder
"fett" verharrt die Stellgröße für eine Ver- mager), sondern auch der Betrag der Ab-
weilzeit ty noch auf Fettstellung, obwohl das weichung von A. = 1 gemessen und direkt
Sondensignal bereits in Richtung fett ge- bewertet werden. Die Lambda-Regelung
Q()
c
:>
c
c
11
'"c
Q)
"0
c
o
(J)
Bild 11
Zeit • Zeit • f-y Verweilzell nach
Sondensprung
290 Katalytische Abgasreinigung Lambda·Regelkreis
kann somit schneller auf eine Gemisch- beschriebenen Zweipunkt - oder stetigen
abweichung reagieren. Durch die gesteigerte Lambda-Regelung mittels einer zusätzlichen
Dynamik ergibt sich ein besseres Regel- Zweipunkt-Lambda-Sonde hinter dem
verhalten. Hauptkatalysator eine langsamere Korrek-
turregelschleife überlagert.
Mit der Breitband-Lambda-Sonde kann l ambda-Regelung bei der
(im Gegensatz zur Regelung mit einer Zwei- Bel1zi 11 - Di rektei nspri tzu I1g
punkt-Lambda-Sonde) auch auf Gemisch-
zusammensetzungen geregelt werden, die Die Lambda-Regelung bei Benzin-Direkt-
vom stöchiometrischen Verhältnis (A = 1) einspritzung unterscheidet sich für den
abweichen. Der Messbereich erstreckt sich Homogenbetrieb (A = 1) nicht von den bis-
auf Lambda-Werte im Bereich von A= 0,7 her aufgeführten Regelstrategien. Für Sys-
bis "reine Luft", der Bereich der aktiven teme, die zusätzlich einen mageren Motor-
Lambda-Regelung ist je nach Anwendungs- betrieb (A > 1) unterstützen, ist eine Rege-
fall begrenzt. Die stetige Lambda-Regelung lung des NOx-Speicherkatalysators not-
ist damit für den mageren und fetten Betrieb wendig. Der NOx-Speicherkatalysator weist
geeignet. eine Doppelfunktion auf. Neben der Ein-
speicherung von NOx und der Oxidation
Zwei onden-Regelung von HC und CO im Magerbetrieb ist für
Die Lambda-Regelung mit der Lambda- den Betrieb bei A= 1 eine stabile Dreiwege-
Sonde vor dem Katalysator hat eine einge- funktion notwendig, die ein Mindestmaß
schränkte Genauigkeit, da die Sonde starken an Sauerstoffspeicherfähigkeit erfordert.
Belastungen (hohe Temperatur, ungereinig- Die Lambda-Sonde vor dem Katalysator
tes Abgas) ausgesetzt ist. Eine Lambda- überwacht die stöchiometrische Gemisch-
Sonde (3b) hinter dem Katalysator ist diesen zusammensetzung.
Einflüssen in wesentlich geringerem Maße
ausgesetzt. Eine Lambda-Regelung alleine Die Zweipunkt-Sonde hinter dem NOx-
mit der Sonde hinter dem Katalysator hat Speicherkatalysator dient neben ihrem Bei-
jedoch wegen der langen Gaslaufzeiten trag zur Zweisonden-Regelung auch der
Nachteile in der Dynamik und reagiert auf überwachung des kombinierten 02- und
Gemischänderungen träger. NOx-Speicherverhaltens (Erkennen des
Größere Genauigkeit wird mit der Zwei- Endes der NOx-Ausspeicherphase).
sonden-Regelung erreicht. Dabei wird der
Bild 12
luftmassenmesser
(HFM)
2 Drosselklappe
3 E,nspntzvenlil
Ver- Primär- _-o~ Sekundär- _ 0 . --' Tertiär- Sell- e
steuerung Regelkreis Regelkreis Regelkreis Wert GO
4 Bre,tband·Lambda·
Sonde
5 Zwe'punkt·Lambda·
Sonde
Katalytische Abgasreinigung lambda-Regelkreis 291
i.n.!.;'!.!.;,,[.:.;
Abgasgesetzgebung
Vorreiter im Bestreben, die von den Kraft- Es gibt im Wesentlichen folgende Abgas-
fahrzeugen verursachten Schadstoff- gesetzgebungen (Bild 1):
emissionen gesetzlich zu begrenzen, war der • CARB-Gesetzgebung (California Air
US-Bundesstaat Kalifornien. Anstoß dazu Resources Board), Kalifornien
gab nicht zuletzt der Umstand, dass in Los • EPA-Gesetzgebung (Environmental
Angeles aufgrund der Kessellage die Abgase Protection Agency), USA
oft nicht vom Wind weggetragen werden, • EU-Gesetzgebung (Europäische Union),
sondern wie eine Dunstglocke über der • Japan-Gesetzgebung.
Stadt liegen bleiben. Bei hoher Schadstoff-
belastung der Luft führte dies zur Bildung Klasseneinteilung
von Smog und in der Folge zu Gesundheits- In Staaten mit Kfz-Abgasvorschriften be-
schäden der Bevölkerung und zu massiven steht eine Unterteilung der Fahrzeuge in
Sichtbehinderungen. verschiedene Klassen:
• Pkw: Die Emissionsprüfung erfolgt auf
Übersicht einem Fahrzeug-Rollenprüfstand.
• Leichte Nkw: Je nach nationaler Gesetzge-
Seit In-Kraft-Treten der ersten Abgasgesetz- bung liegt die Obergrenze des zulässigen
gebung für Ottomotoren Mitte der 1960er- Gesamtgewichts bei 3,5 ... 6,35 t. Die Prü-
Jahre in Kalifornien wurden dort die zulässi- fung erfolgt auf einem Fahrzeug-Rollen-
gen Grenzwerte für die verschiedenen prüfstand (wie bei Pkw).
Schadstoffe immer weiter reduziert. Mittler- • Schwere Nkw: Zulässiges Gesamtgewicht
weile haben alle Industriestaaten Abgas- über 3,5 ... 6,35 t. Die Prüfung erfolgt auf
gesetze eingeführt, die die Grenzwerte für einem Motorenprüfstand, eine Fahrzeug-
Otto- und Dieselmotoren sowie die Prüf- messung ist nicht vorgesehen.
methoden festlegen. Zusätzlich zu den • Off-Highway (z. B. Baufahrzeuge, Land-
Abgasemissionen werden in einigen Ländern und Forstwirtschaft): Prüfung auf Moto-
auch die Verdunstungsemissionen aus dem renprüfstand, wie bei schweren Nkw.
Kraftstoffsystem begrenzt.
_ USCARB
USEPA
EU
Japan
Testzyklen FrlRchung
Für Pkw und leichte Nkw sind länderspezi- Für die Emissionskontrolle im Fahrbetrieb
fisch unterschiedliche dynamische Testzyk- werden stichprobenartig Fahrzeuge ausge-
len vorgeschrieben, die sich entsprechend wählt, deren Laufleistung und Alter inner-
ihrer Entstehungsart unterscheiden: halb festgelegter Grenzen liegen. Das Verfah-
• aus Aufzeichnungen tatsächlicher ren der Emissionsprüfung ist gegenüber der
Straßenfahrten abgeleitete Testzyklen, z. B. Typprüfung vereinfacht.
FTP-Testzyklus (Federal Test Procedure)
in den USA und
• aus Abschnitten mit konstanter Beschleu-
nigung und Geschwindigkeit konstruierte
(synthetisch erzeugte) Testzyklen, z. B.
MNEFZ (Modifizierter Neuer Euro-
päischer Fahrzyklus) in Europa.
Seit Modelljahr 2004 gilt die Norm LEV 11 Die Schadstoffemissionen werden im
für alle Neufahrzeuge bis zu einem zu- FTP 75-Fahrzyklus (Federal Test Procedure)
lässigen Gesamtgewicht von 14000 lb ermittelt. Die Grenzwerte sind auf die Fahr-
(lb: pound; Ilb = 0,454 kg). strecke bezogen und in Gramm pro Meile
festgelegt.
Phase-In Im Zeitraum 2001 bis 2004 wurde der
Mit Einführung der LEV lI-Norm müssen SFTP-Standard (Supplement Federal Test
mindestens 25 % der neu zugelassenen Fahr- Procedure) mit weiteren Testzyklen einge-
zeuge nach dieser Norm zertifiziert sein. führt. Dafür gelten weitere Grenzwerte, die
Die Phase-ln-Regelung sieht vor, dass jedes zusätzlich zu den FTP-Grenzwerten einzu-
Jahr zusätzlich 25 % der Neuzulassungen halten sind.
dem LEV lI-Standard entsprechen müssen_
Ab 2007 müssen alle Fahrzeuge nach der Abgaskategorien
LEV lI-Norm zugelassen werden. Der Automobilhersteller kann innerhalb der
zulässigen Grenzwerte und unter Einhaltung
des Flottendurchschnitts (s. Abschnitt "Flot-
tendurchschnitt") unterschiedliche Fahr-
zeugkonzepte einsetzen, die nach ihren
Emissionswerten für NMOG-, CO-, NOx-
Abgaskategorien und Grenzwerte der CARB-Gosctzgcbung lür Pkw und leichte Nkw
9
Meile
1,00
<D
LEVI LEV 11 NO,
0 (ab ModelUahr 2004) CO / 10
0,60
Bild 2 1) NMOG _
0,55
..
') Grenzwert Jeweils
0,50 PM
lur ,Iull uselulille" .,
c
c 0,45 '"0
~
N
eS
(nur lur Diesel)
(10 Jahrcl100000 0
'0; 0.40
Mo,lon bei LEV I bzw.
"'
.,
"E 0,35
120000 Meilen be,
LEV 11)
') Grenzwert lewells lur
.."'
e>
0,30
J:J 0,25
'"o
N
0
<I:
"mtermedlate useful 0,20
Ille" (5 Jahre/50000 0,15 g ...
0
0
Meilen 0,10 0 t:;
') Nur Grenzwene für 0,05 !:l ~~ 8...
eS 00
,Iull uselul 1,le' ~
0,00
(5, Ab"ehMt TLEV LEV ULEV LEV ULEV SULEV3) "
,Dauerhaltbarke,t")
Abgasgesetzgebung CARe·Gesetzgebung (Pkw/LOn 295
und Partikelemissionen in folgende Abgas- rien LEV und ULEV bleiben bestehen. Die
kategorien eingeteilt werden (Bild 2): CO- und NMOG-Grenzwerte sind gegen-
• TLEV (Transitional Low-Emission über LEV I unverändert, der NOx-Grenzwert
Vehicle; nur LEV 1), hingegen liegt für LEV 11 deutlich niedriger.
• LEV (Low-Emission Vehicle, d. h. Mit der LEV 11 -Norm werden zusätzlich
Fahrzeuge mit niedrigen Abgas- und Formaldehyd-Grenzwerte eingeführt.
Verdunstungsemissionen ),
• ULEV (Ultra-Low-Emission Vehicle), Dauerhaltbarkeit
• SULEV (Super Ultra-Low-Emission Für die Zulassung eines Fahrzeugtyps (Typ-
Vehicle). prüfung) muss der Hersteller nachweisen,
dass die Emissionen der limitierten Schad-
Zusätzlich zu den Kategorien von LEV I und stoffe die jeweiligen Grenzwerte über
LEV 11 sind zwei Kategorien von emissions- • 50000 Meilen oder 5 Jahre ("intermediate
freien bzw. fast emissionsfreien Fahrzeugen usefullife") und über
definiert: • 100000 Meilen (LEV 1) bzw. 120000 Mei-
• ZEV (Zero-Emission Vehicle, d.h. Fahr- len (LEV II) oder 10 Jahre ("full useful
zeuge ohne Abgas- und Verdunstungs- life")
emissionen) und
• PZEV (Partial ZEV, entspricht im nicht überschreiten. Optional kann der
Wesentlichen SULEV, jedoch höhere Fahrzeughersteller die Fahrzeuge auch für
Anforderungen bezüglich Verdunstungs- eine Laufleistung von 150000 Meilen mit
emissionen und Dauerhaltbarkeit). gleichen Grenzwerten wie für 120000 Mei-
len zertifizieren. Dann erhält er einen Bonus
Seit 2004 gilt für neu zugelassene Fahrzeuge bei der Bestimmung des NMOG-Flotten-
die Abgasnorm LEV 11. Die Kategorie TLEV durchschnitts (siehe Abschnitt "Flotten-
entfällt und es kommt SULEV mit deutlich durchschnitt") .
niedrigeren Grenzwerten hinzu. Die Katego- Für Fahrzeuge der Abgaskategorie PZEV
gelten 150000 Meilen oder 15 Jahre ("full
NMOG· und NOx·Grenzwerte fördie Abgas, usefulllife") .
kategorien der CARe·Gesetzgebung (Pkw/LOn
0,25 Q
o :Q Pkw·Flollendu,chschnlll NMOQ·Slandard
Meile o~1ll (für Diesel- und DItomotor)
0.20 <>., ~
.,
0,15
CI
o
:E
:z
0,10
Seit 2001 gilt der SFTP-Standard • MDPV (Medium Duty Passenger Vehicle)
(Supplemental Federal Test Procedure) mit bilden eine eigene Fahrzeugkategorie;
weiteren Testzyklen_ Die dafür geltenden vorher HDV (HeavyDutyVehicle) zu-
Grenzwerte sind zusätzlich zu den FTP- geordnet,
Grenzwerten zu erfüllen_ • "full usefullife" wird, abhängig vom
Emissionsstandard (Bin), auf 120000
Seit Einführung der Abgasnorm Tier 2 Meilen bzw_ 150000 Meilen erhöht_
gelten für Fahrzeuge mit Diesel- und Otto-
motoren die gleichen Abgasgrenzwerte_ Phase-In
Mit Einführung von Tier 2 im Jahr 2004
Abgaskategorien müssen mindestens 25 % der neu zugelasse-
Für Tier 2 werden die Grenzwerte für Pkw nen Pkw und LLDT (leichte LDT) nach
in 10 und für HLDT (schwere LDT) dieser Norm zertifiziert sein_ Die Phase-In-
in 11 Emissionsstandards (Bins) aufgeteilt Regelung sieht vor, dass jedes Jahr zusätzlich
(Bild 5)_ Für Pkw entfallen Bin 9 und Bin 10 25 % der Fahrzeuge dem Tier 2-Standard
im Jahr 2007_ entsprechen müssen_ Ab 2007 dürfen nur
noch Fahrzeuge nach Tier 2-Norm zugelas-
Mit der Umstellung auf Tier 2 haben sich sen werden_ Für HLDT/MDPV ist das
folgende Änderungen ergeben: Phase-In im Jahr 2009 beendet_
• Einführung eines Flottendurchschnitts für
NO x, Flottendurchschnitt
• Formaldehyde (HCHO) werden als eigen- Für den Flottendurchschnitt eines Fahrzeug-
ständige Schadstoffkategorie limitiert, herstellers werden in der EPA-Gesetzgebung
• Pkw und leichte Trucks bis 6000 lb die NOx-Emissionen herangezogen_ Die
(2,72 t) werden zu einer Fahrzeugklasse CARB-Bestimmungen hingegen legen die
zusammengefasst, NMOG-Emissionen zugrunde_
..
9
Meile
EPA CARB
0.6 0
NO,
CO/l0
0.5 NMOG _
PM _
(nur fur Diesel)
o
6
i
OO~ 0000
Flottenverbrauch EU-Gesetzgebung
Für die in den USA zugelassenen Neufahr- (Pkw/LOT)
zeuge gelten die gleichen Vorschriften zur
Bestimmung des Flottenverbrauchs wie Die Richtlinien der europäischen Abgasge-
in Kalifornien. Für Pkw gilt auch hier der setzgebung werden von der EU-Kommission
Grenzwert von 27,5 Meilen/Gallone festgelegt. Grundlage der Abgasgesetzgebung
(8,55 1/100 km), ab der der Fahrzeugher- für Pkw/LDT ist die Richtlinie 70/220/EG
steller eine Strafsteuer entrichtet; und es gilt aus dem Jahr 1970. Sie legte zum ersten Mal
der Grenzwert von 22,5 Meilen/Gallone, ab Grenzwerte für die Abgasemissionen fest
der der Käufer eine Strafsteuer bezahlt. und wird seither immer wieder aktualisiert.
Für die Stufen Euro 1 und Euro 2 wurden des Prüffahrzeugs vor Testbeginn beträgt
die Grenzwerte für die Kohlenwasserstoffe 3000 km. Die auf das Testergebnis anzu-
und die Stickoxide als Summenwert zusam- wendenden Verschlechterungsfaktoren sind
mengefasst (HC+NOx). Seit Euro 3 gilt für jede Schadstoftkomponente gesetzlich
neben dem Summenwert auch eine geson- vorgegeben; alternativ können kleinere
derte Beschränkung der NOx-Emissionen. Faktoren im Zuge eines spezifizierten
Die Grenzwerte werden auf die Fahrstrecke Dauerlaufs über 80000 km (ab Euro 4:
bezogen und in Gramm pro Kilometer 100000 km) vom Fahrzeughersteller nach-
(glkm) angegeben (Bild 6). Gemessen gewiesen werden.
werden die Abgaswerte auf dem Fahrzeug- Die festgelegten Grenzwerte müssen für
Rollenprüfstand, wobei seit Euro 3 der eine Laufleistung von 80000 km (Euro 3)
MNEFZ (Modifizierter Neuer Europäischer bzw. 100000 km (Euro 4) oder 5 Jahre ein-
Fahrzyklus) gefahren wird. gehalten werden.
CO
Die Zahlenwerte geben
den Grenzwert in g/km an HC+NO.
PM _
Bild 6
') tur Motoren m't
5~
0 1') 1012 )
D1rektetnspntzung
' ) fur Kammermotoren
Euro 1
1992
(,ndlrekte E,n'
spntzung)
Abgasgesetzgebung EU·Gesetzgebung (Pkw/LOD 301
der erste Teil (Stadtanteil) des MNEFZ ge- Fällt ein Fahrzeug durch stark abweichende
fahren. Dieser Test ist seit 2002 verbindlich. Emissionen auf, so ist die Ursache für die
Mit dem Typ V-Test wird die Dauerhalt- überhöhte Emission festzustellen. Weisen
barkeit der emissionsmindernden Einrich- mehrere Fahrzeuge aus der Stichprobe aus
tungen überprüft. Dazu wird entweder eine dem gleichen Grund erhöhte Emissionen
bestimmte Testsequenz durchgeführt oder auf, gilt für die Stichprobe ein negatives
es werden vom Gesetzgeber festgelegte Ver- Ergebnis. Bei unterschiedlichen Gründen
schlechterungsfaktoren herangezogen. wird die Probe um ein Fahrzeug erweitert,
sofern die maximale Probengröße noch
CO 2 -Emission nicht erreicht ist.
Für die CO 2- Emissionen gibt es keine ge-
setzlich festgelegten Grenzwerte, es besteht Stellt die Typgenehmigungsbehörde fest,
jedoch eine freiwillige Selbstverpflichtung dass ein Fahrzeugtyp die Anforderungen
der europäischen Fahrzeughersteller (ACEA, nicht erfüllt, so muss der Fahrzeughersteller
Association des Constructeurs Europeens Maßnahmen zur Beseitigung der Mängel
d'Automobiles). Ziel für das Jahr 2008 ist ausarbeiten. Die Maßnahmen müssen sich
ein COz-Ausstoß von maximal 140 g/km für auf alle Fahrzeuge beziehen, die vermutlich
Pkw - das entspricht einem Kraftstoffver- denselben Defekt haben. Gegebenenfalls
brauch von 5,81/100 km. muss auch eine Rückrufaktion erfolgen.
Japan-Gesetzgebung USA-Testzyklen
(Pkw/LOT) tür Pkw und LOT
Auch in Japan werden die zulässigen FTP 75-Testzyklus
Emissionswerte schrittweise herabgesetzt. Die Fahrkurve des FTP 75-Testzyklus
Für 2005 wurde eine weitere Verschärfung (Federal Test Procedure) setzt sich aus
der Grenzwerte beschlossen. Geschwindigkeitsverläufen zusammen, die
in Los Angeles während des Berufsverkehrs
Die Fahrzeuge mit einem zulässigen Ge- gemessen wurden (Bild 8a).
samtgewicht bis 3,5 t sind im Wesentlichen Dieser Testzyklus wird außer in den USA
in drei Klassen unterteilt: Personenkraft- (einschließlich Kalifornien) z. B. auch in
wagen (bis 10 Sitzplätze), LDV (Light-Duty einigen Staaten Südamerikas angewandt.
Vehicle) bis 1,7 t und MDV (Medium-Duty
Vehicle) bis 3,5 t. Für MDV gelten gegen- Konditionierung
über den anderen beiden Fahrzeugklassen Zur Konditionierung wird das Fahrzeug für
höhere Grenzwerte für CO- und NOx- 6 bis 36 Stunden bei einer Raumtemperatur
Emissionen (für Fahrzeuge mit Ottomotor). von 20 ... 30°C abgestellt.
Für Dieselmotoren unterscheiden sich die
Fahrzeugklassen in den NOx- und Partikel- Sammeln der Schadstoffe
Grenzwerten. Das Fahrzeug wird gestartet und der vor-
gegebene Geschwindigkeitsverlauf wird
Grenzwerte nachgefahren. Die emittierten Schadstoffe
Die japanische Gesetzgebung legt Grenz- werden während verschiedener Phasen in
werte für folgende Schadstoffe fest: getrennten Beuteln gesammelt.
• Kohlenmonoxid (CO),
• Stickoxide (NOx), Phase ct (cold transient);
• Kohlenwasserstoffe (NMHC), Sammeln des Abgases während der kalten
• Partikel (nur für Dieselfahrzeuge), Testphase.
• Rauch (nur für Dieselfahrzeuge).
Phase s (stabilized);
Emissionsgrenzwerte der Japan·Gesel2gebung Beginn der stabilisierten Phase 505 Sekun-
für Pkw mit Ollomolor
den nach dem Start. Das Abgas wird ohne
CO NO. NMHC
Unterbrechen des Fahrprogramms ge-
1,15 gIIcm 0 ,05 glkm 0,05 g/ km
sammelt. Am Ende der s-Phase, nach ins-
gesamt 1372 Sekunden, wird der Motor
Die Schadstoffemissionen werden aus einer für 600 Sekunden abgestellt.
Kombination von ll-Mode- und 10'15-
Mode-Testzyklen ermittelt (vgl. Abschnitt Phase ht (hot transient);
"Japan-Testzyklus"). Damit werden auch Der Motor wird zum Heißtest erneut ge-
Kaltstartemissionen berücksichtigt. startet. Der Geschwindigkeitsverlauf stimmt
mit dem der kalten übergangsphase
Flottenverbrauch (Phase et) überein.
In Japan sind Maßnahmen zur Reduzierung
der COz-Emissionen von Pkw geplant. Ein Auswertung
Vorschlag sieht eine Festschreibung der Die Beutelproben der ersten bei den Phasen
mittleren "fuel economy" (CAFE-Wert) der werden in der Pause vor dem Heißtest
gesamten Pkw-Flotte vor. Vorgeschlagen analysiert, da die Proben nicht länger als
wurde auch eine Staffelung der Grenzwerte 20 Minuten in den Beuteln verbleiben
nach Fahrzeuggewicht. sollten.
Abgasgesetzgebung USA·Testzyklen für Pkw und LOT 303
k';i:f"·"=" ,.",,-"
r?~g l
Motor aus
I
k~h7~q
Motor aus
SC03
lrWDDQCJg Bild 8
5055 600s 594s • ct Kallphase
C d
s stabilisier1c Phase
km/h ct· Phase'
~~E=JI
120 ht HeIßtest
Phasen, In denen
da. Abgas
gesammelt Wird
505s 90s 600s 765s KonditionIerung
Testdauer I (auch andere Fahr·
zyklen SInd möglich)
304 Abgasgesetzgebung Europäischer Testzyklus für Pkw und LDT
40
~ 20
C7)
~ OL--L~~_ _~~i-~
-~ 0 50 s
1
~ 10'15-Mode-Zyklus (Heißtest)
km/h
b
60
Testclauer t
306 Abgasmesstechnik Abgasprüfung für die Typzulassung
Abgasmesstech nik
.~ OQ] Proben -
'&
sammelbeutel
Bild 1
cb:
1 Rolle mll
~ --
8
Dynamometer
Vorkalalysal or 4
3 Hauplkalalysalor
~5 0 rn
f s:'t' ~
4 Fille,
5 M" T
6 Venlil > ::x:
~
L:
7 Verdunnungsluft Beutelanalyse
4 4
8 Verdünn ungslufl-
kondil1onierung
6
9 Abluf!
10 Gebläse
Analysenanlage Analysenanlage Analysenanlage 0
11 CVS ·An lage ~
kontinuierlich Beutelanalyse/
kontinuierlich Ö
12 Verdünnungsluft- verdünnt/ kontinuierlich
unverdünnt
unverdünnt verdünnt
~:>
ProbenbeUlel
~
13 Abgasprobenbeulel
Abgasmesstechnik Abgasprüfung für die Typzulassung 307
In den USA wurde als Alternative zu den in den USA bei Verwend ung
anlage entwickelt, der Bag Mini Diluter (Wägung 'on Partikelfiltern vOr
und nach der Teslfahrt), in Europa
(BMD). Hier wird ein Teilstrom des Abgases
und Japan derzeit nur für OieseI-
in einem konstanten Verhältnis mit einem
fahrzeuge erforderlich
getrockneten, aufgeheizten Nullgas (z. B.
Abgasmesstechnik Abgasmessgeräte 309
rl--
3 Eingang Messgas "\
2 ;--
4 Gasausgang
c=
5
6
Filter
Delektof
-- . 2
3
-- . 3
Bild 4
1
2
Gasausgang
Sammelelektrode
4
-- .. 4
7
>- 5
3 Verstarl<er ~
~ ...
~
g'"
0>
'--- '--- 0
4 Brennluft 0
~ .J
5 Eingang Messgas
'" 6 ~
6
7
Brenngas (H, / Hc)
Brenner
CI!
=
Abg8smesstechnik Verdunstungsprüfung 311
Diagnose
Diagnosesystem
Steuergeräte
Diagnose Überwachung im Fahrbetrieb (On-Board-Diagnose) 313
• Keybytes lesen, die zur Kennzeichnung Verbindung mit dem Scan-Tool hergestellt
des Übertragungsprotokolls dienen (nicht werden kann (Bild 4).
bei CAN).
Auslesen der Fehlerinformationen
Danach kann die Auswertung erfolgen. Mit Hilfe des Scan-Tools können die emis-
Folgende Funktionen sind möglich: sionsrelevanten Fehlerinformationen von
• Steuergerät identifizieren, jeder Werkstatt aus dem Steuergerät ausge-
• Fehlerspeicher lesen, lesen werden (Bild 5). So werden auch her-
• Fehlerspeicher löschen, stellerunabhängige Werkstätten in die Lage
• Istwerte lesen. versetzt, diese Informationen für eine Repa-
ratur zu nutzen. Zur Sicherstellung dieser
Zukünftig wird die Kommunikation Möglichkeit werden die Hersteller verpflich-
zwischen Steuergeräten und Testgerät zu- tet, notwendige Werkzeuge und Informatio-
nehmend über den CAN-Bus erfolgen nen gegen angemessene Bezahlung zur Ver-
(ISO 15765-4). Ab 2008 ist in den USA die fügung zu stellen (z. B. im Internet).
Diagnose nur noch über diese Schnittstelle
erlaubt. Rückru f
Um die Fehlerspeicherinformationen des Erfüllen Fahrzeuge die gesetzlichen OBD-
Steuergeräts leicht auslesen zu können, ist Forderungen nicht, kann der Gesetzgeber
in jedem Fahrzeug gut zugänglich (vom auf Kosten der Fahrzeughersteller Rückruf-
Fahrersitz aus erreichbar) eine einheitliche aktionen anordnen.
Diagnosesteckdose eingebaut, an der die
~l~
MIL Austesen der aktuellen Istwerte des Syslems
(z.B. Messwerte Drehzahl und Temperatur).
Service 5 (Mode 5)
Anzeigen von Messwerten und Schwellen der J.·Sonden.
P,nl>elegung der OBO,Sleckdose
Eji
lL
nur bei Otto-System im Einsatz),
i • Partikelfilter (Rußfilter, nur bei Diesel-
I DFPM
System) (E),
• Comprehensive Components (E),
=:~r
• Sonstige emissionsrelevante
iI i
Komponenten/Systeme (E),
DSCHED D. • IMPPR (in use monitor performance
~cß~
ratio) zur Prüfung der Durchlaufhäufig-
i keit von Diagnosefunktionen im Alltag.
1
Mindestwerte müssen eingehalten werden.
• Manipulationsschutz.
Bild B
1 Abgasmasscnstrom 2
vom Motor
2 Bre,tband-Lambda-
Sonde
3 Katalysator
(Vor' und Haupt·
katatysator)
--+ < Schwelle
4 Zwe'punkt·Larnbda·
Sonde
5 D,agnoselampc
5~
t l Sondenspannung
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 321
sator sitzt, wird die gesamte Anordnung die eingetragene Sauerstoffmasse bis zum
aus Vor- und Hauptkatalysator überwacht Überlauf des Sauerstoffspeichers mithilfe
(Bild 8). Beim Hauptkatalysator ist die des Luftmassenstroms und des primären
Sauerstoffspeicherfähigkeit jedoch sehr viel Lambda-Sondensignals berechnet. Der
größer als beim kleineren Vorkatalysator. Überlauf ist durch Absinken der Sonden-
Die Modulation des Regelsollwerts wird da- spannung hinter dem Katalysator aufWerte
durch auch bei geschädigtem Katalysator < 200 mV gekennzeichnet. Der berechnete
noch sehr stark gedämpft. Deshalb ist die Integralwert der Sauerstoffmasse gibt die
Änderung der Sauerstoffkonzentration hin- Sauerstoffspeicherfähigkeit an. Dieser Wert
ter dem Hauptkatalysator für eine passive muss einen Referenzwert überschreiten,
Auswertung wie bei dem zuvor beschriebe- sonst wird auf Fehler erkannt.
nen Verfahren zu gering, sodass ein Diag- Prinzipiell wäre die Auswertung auch mit
noseverfahren mit einem aktiven Eingriff in der Messung der Sauerstoff-Ausspeicherung
die Lambda-Regelung erforderlich ist. bei einem Übergang vom mageren zum
Die Hauptkatalysator-Diagnose beruht fetten Betrieb möglich. Mit der Messung
auf der direkten Messung der Sauerstoff- der Sauerstoff-Einspeicherung beim Fett-
Speicherung beim Übergang von fettem zu Mager-Übergang ergeben sich aber folgende
magerem Gemisch. Vor dem Katalysator ist Vorteile:
eine stetige Breitband-Lambda-Sonde ein- • geringere Temperaturabhängigkeit und
gebaut, die den Sauerstoffgehait im Abgas • geringere Abhängigkeit von
misst. Hinter dem Katalysator befindet sich Verschwefelung,
eine Zweipunkt-Lambda-Sonde, die den
Zustand des Sauerstoffspeichers detektiert. sodass mit dieser Methode eine genauere
Die Messung wird in einem stationären Be- Bestimmung der Sauerstoffspeicherfähigkeit
triebspunkt im unteren Teillastbereich möglich ist.
durchgeführt.
In einem ersten Schritt wird der Sauer- Diagnose NOx-Speicherkatalysator
stoffspeicher durch fettes Gemisch (,1 < 1) Neben der Funktion als Dreiwegekatalysator
vollständig entleert. Das Sondensignal der hat der für die Benzin-Direkteinspritzung
hinteren Sonde zeigt dies durch eine Span- erforderliche NOx-Speicherkatalysator die
nung > 650 mV an. Im nächsten Schritt wird Aufgabe, die im Magerbetrieb (,1 > 1) nicht
mageres Gemisch (,1 > 1) eingebracht und konvertierbaren Stickoxide zwischenzuspei-
Kalalysalordiagnose: Signalver1äufe
Zylinder n ~ I Segment- I
Zeit
I Einspritzausblendung
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 323
til geschlossen, da sich dieses nicht genügend bei sich der Unterdruck des Saugrohrs (1)
oder gar nicht geöffnet hat. im Tanksystem "fortsetzt". Nimmt der Tank-
Liegt kein Defekt am Absperrventil vor, drucksensor (6) eine zu geringe Druckände-
wird dieses geschlossen. Durch Ausgasung rung auf, da Luft durch ein Leck wieder
(Kraftstoffverdunstung) kann nun ein nachströmt und so den induzierten Druck-
Druckanstieg erfolgen. Der sich einstellende abfall wieder ausgleicht, wird ein Fehler
Druck darf einen bestimmten Wert nicht durch ein Grobleck erkannt und die Diag-
über- oder unterschreiten. nose abgebrochen.
Liegt der gemessene Druck unterhalb des
vorgeschriebenen Bereichs, liegt eine Fehl- Die Feinleckdiagnose kann beginnen, sobald
funktion im Tankentlüftungsventil vor. Das kein Grobleck erkannt wurde. Hierzu wird
heißt, Ursache für den zu niedrigen Druck das Tankentlüftungsventil (2) wieder ge-
ist ein undichtes Tankentlüftungsventil, so- schlossen. Der Druck sollte anschließend
dass durch den Unterdruck im Saugrohr nur um die zuvor gespeicherte Ausgasung
Dampf aus dem Tanksystem gesaugt wird. (Kompensationsgradient) ansteigen, da das
Liegt der gemessene Druck oberhalb des Absperrventil (4) immer noch geschlossen
vorgeschriebenen Bereichs, so verdampft zu ist. Steigt der Druck jedoch stärker an, so
viel Kraftstoff (z. B. wegen zu hoher Umge- muss ein Feinleck vorhanden sein, durch
bungstemperatur), um eine Diagnose welches Luft einströmen kann.
durchführen zu können.
Ist der durch die Ausgasung entstehende lTberdruckverfahren
Druck im erlaubten Bereich, so wird dieser Bei erfüllten Diagnose-Einschaltbedingun-
Druckanstieg als Kompensationsgradient für gen und nach abgeschalteter Zündung wird
die Feinleckdiagnose gespeichert. im Steuergerätenachlauf das Überdruck-
Erst nach der Prüfung von Absperr- und verfahren gestartet.
Tankentlüftungsventil kann die Tankleck- Bei der Feinleckmessung pumpt die im
diagnose fortgesetzt werden. Diagnosemodul (Bild 13a, Pos. 4) integrierte
elektrisch angetriebene Flügelzellenpumpe
Zunächst wird eine Grobleckerkennung (6) Luft durch ein "Referenzleck" (5) von
durchgeführt. Im Leerlauf des Motors wird 0,5 mm Durchmesser. Durch den an dieser
das Tankentlüftungsventil (2) geöffnet, wo- Verengung entstehenden Staudruck steigt
Bild 13 a b
a Referenzleck·
Strommessung
b Fe,n' und
Grobleckprüfung
I Saugrohr m,t
Dresselklappe
2 Tankentlul!ungsvenhl
(Rcgencflerventil)
3 Akhvkohlebohälter
4 D,agnosemedul
5 Referenlleck 0,5 mm
6 Flügelzellenpumpe
7 Umschallvonld
e Luflf,lIer
9 Frischluft
10 Kraftsloffbehäller
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 325
die Belastung der Pumpe, was zu einer Bei Ausfall dieses Systems steigen die
Drehzahlverminderung und einer Strom- Abgasemissionen beim Kaltstart oder bei
erhöhung führt. Der sich bei dieser Refe- einem kalten Katalysator an. Deshalb ist
renzmessung einstellende Strom (Bild 14) eine Diagnose notwendig.
wird gemessen und gespeichert (4). Die Diagnose der Sekundärlufteinblasung
Anschließend (Bild 13 b) pumpt die ist eine funktionale Prüfung, bei der getestet
Pumpe nach Umschalten des Magnetventils wird, ob die Pumpe einwandfrei läuft oder
(7) Luft in den Kraftstoftbehälter. Ist der Tank ob Störungen in der Zuleitung zum Abgas-
dicht, so baut sich ein Druck und somit ein strang vorliegen. Die Prüfung kann auf zwei
Pumpenstrom auf (Bild 14), der über dem Arten erfolgen.
Referenzstrom liegt (3). Im Fall eines Fein- Beim passiven Test wird direkt nach dem
lecks erreicht der Pumpstrom den Referenz- Motorstart und während der Katalysatorauf-
strom, dieser wird allerdings nicht über- heizung durch das Sekundärluftsystem die
schritten (2). Wird der Referenzstrom auch eingeblasene Sekundärluftmasse mithilfe der
nach längerem Pumpen nicht erreicht, so aktiven Lambda-Regelung berechnet und
liegt ein Grobleckvor (1). mit einem Referenzwert verglichen. Weicht
die berechnete Luftmasse vom Referenzwert
Diagnose ckundärlllftcinblaslIng ab, wird auf Fehler erkannt.
Der Betrieb des Motors mit einem fetten Beim aktiven Test wird während einer
Gemisch (,1, < 1) - wie es z. B. bei niedrigen Leerlaufphase die Sekundärlufteinblasung
Temperaturen notwendig sein kann - führt nur für Diagnosezwecke aktiviert. Dabei
zu hohen Kohlenwasserstoff- und Kohlen- werden direkt die Signale der Lambda-
monoxidkonzentrationen im Abgas. Diese Sonden zur Berechnung der Sekundärluft-
Schadstoffe müssen im Abgastrakt nach- masse benutzt. Auch hier wird im Anschluss
oxidiert, d. h. nachverbrannt werden. Direkt der berechnete Sekundärluftmassenstrom
hinter dem Abgaskrümmer befindet sich mit einem vorgegebenen Wert verglichen.
deshalb bei vielen Fahrzeugen eine Sekun- Der passive Test, obwohl weniger genau, Bild 14
därlufteinblasung, die den für die katalyti- ist notwendig, da gerade zu Fahrtbeginn die Slromver1auf
sche Nachverbrennung notwendigen Sauer- Sekundärluftzuschaltung aktiv ist und hier beI Tankleck mil
stoff in das Abgas einbläst (Bild 15). schon ihre einwandfreie Funktionsfähigkeit d>O,5 mm
gewährleistet werden muss. '2 Stromverlauf
bel TankJeck mit
3 Bild 15
I Fnschluft
5 7 2 Sekundarluflpumpe
3 Sekundärluftven tIl
4 Motor
5 EinblassteIle in das
Abgasrohr
6 Lambda-Sonde
vor Kat
7 Katalysator
8 Lambda-Sonde
Zeitl - hinter Kat
9 MOlorsteuergerat
10 D.agnoselampe
326 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw
vorschriften ist darum eine schnelle Auf- Diagnose Variabler Ventiltrieb (VVT)
wärmung des Katalysators mittels einer Zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs und
speziellen Katalysatorheizstrategie notwen- der Abgasemissionen wird z. T. der variable
dig. Bei einer Katalysatortemperatur von Ventiltrieb eingesetzt. Während der VVT
200...250 oe (Light-Off-Temperatur, unge- bisher als »comprehensive component" indi-
fahr 50 % Konvertierungsgrad) wird diese rekt gesetzlich geregelt war, werden mit dem
Aufwärmphase beendet. Der Katalysator OBD II -Update explizite Anforderungen
wird jetzt durch die exothermen Konvertie- eingeführt. Für die Diagnose wird derzeit
rungsreaktionen von selbst aufgeheizt. die Position der Nockenwelle gemessen und
Beim Start des Motors kann der Katalysa- ein Soll-Ist-Wert-Vergleich durchgeführt.
tor durch zwei Vorgänge schneller aufgeheizt
werden: Direktes Ozon-Minderungssystem
• durch eine spätere Zündung des Kraft- Eine Besonderheit der kalifornischen Abgas-
stoffgemischs wird ein heißeres Abgas gesetzgebung ist die Möglichkeit, neben der
erzeugt, Minderung der Abgase und Verdunstungs-
• durch die katalytischen Reaktionen des emissionen auch die atmosphärische Kon-
unvollständig verbrannten Kraftstoffs im zentration des Luftschadstoffs Ozon zu
Abgaskrümmer oder Katalysator heizt reduzieren. Hierzu dient eine katalytische
sich dieser selbst auf. Beschichtung, die auf den Kühler des Fahr-
zeugs aufgebracht wird (Direct Ozone
Diese Aufheizung hat zur Folge, dass der Reduction, DOR). Basierend auf Oberfläche
Katalysator schneller seine Betriebstempera- und Luftdurchsatz sowie Wirkungsgrad wird
tur erreicht und die Abgasemissionen so die Ozonminderung berechnet und dafür
früher absinken. ein Kredit gutgeschrieben, der bei der Ge-
Das Gesetz verlangt für einen einwand- samtberechnung der erreichten Minderung
freien Ablauf der Konvertierung eine über- der Abgas- und Verdunstungsemissionen
wachung der Temperatur in dem Bereich (nur Kohlenwasserstoffe) berücksichtigt
kurz vor dem Katalysator und eine über- wird. Damit handelt es sich um ein emis-
wachung der Aufheizphase. Die Aufheizung sionsminderndes Bauteil und muss ab MJ
kann durch eine überwachung und Aus- 2006 vom OBD-System überwacht werden
wertung von Aufwärmparametern wie z. B. (durch die OBD II gesetzlich vorgeschrie-
Zündwinkel, Drehzahl oder Frischluftmasse ben).
kontrolliert werden. Weiterhin werden die
für die Aufheizmaßnahmen wichtigen Bisher konnte sich noch kein kosten-
Komponenten gezielt in dieser Zeit über- effizientes Prüfverfahren durchsetzen. Die
wacht (z.B. Nockenwellen-Position bzw. Diagnosen, welche zur Diskussion stehen,
-Verriegelung) . sind:
• Drucksensor: Durch Verunreinigungen
Klimaanlage (Komponenten) gelangt weniger Ozon durch den Kühler.
Um den Leistungsbedarf der Klimaanlage zu Ein Drucksensor kann diesen Druckabfall
decken, wird der Motor unter den gegebe- feststellen.
nen anderen Anforderungen i. A. in einem • Widerstandsmessung: Die Beschichtung
anderen Betriebspunkt betrieben. Wird bei hat einen gewissen elektrischen Wider-
eingeschalteter Klimaanlage dieser opti- stand. Durch ihre Korrosion verändert
mierte Betriebspunkt nicht angesteuert sich auch der Widerstand.
(bzw. bei ausgeschalteter Klimaanlage ange- • Photodetektoren: Die Katalysatorbeschich-
steuert), kann dies zu erhöhten Abgasemis- tung ist lichtundurchlässig. Mit Detekto-
sionen führen und muss darum überwacht ren können Lücken in der Beschichtung
werden. festgestellt werden.
Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw 329
• Ozonsensoren: Sie messen die Ozon- geber über den Bereichsfehler hinaus die
konzentrationen vor und nach dem Durchführung von Plausibilitätsprüfungen
Katalysator. (so genannte "rationality checks"). Kenn-
zeichen einer solchen Plausibilitätsprüfung
Components:
Co m pre h e n ~ive ist, dass die momentane Ausgangsspannung
Diagnose von Sensoren des Sensors nicht - wie bei der Bereichs-
Neben den zuvor aufgeführten spezifischen prüfung - mit festen Grenzen verglichen
Diagnosen, die in der kalifornischen Gesetz- wird, sondern mit Grenzen, die aufgrund
gebung explizit gefordert und in eigenen des momentanen Betriebszustands des
Abschnitten separat beschrieben werden, Motors eingeengt sind. Dies bedeutet, dass
müssen auch sämtliche Sensoren und für diese Prüfung aktuelle Informationen
Aktoren (wie z. B. Drosselklappe oder Hoch- aus der Motorsteuerung herangezogen wer-
druckpumpe) überwacht werden, wenn ein den müssen. Solche Prüfungen können z. B.
Fehler dieser Bauteile entweder Einfluss auf durch Vergleich der Sensorausgangsspan-
die Emissionen hat oder aber andere Diag- nung mit einem Modell oder aber durch
nosen sperrt. Quervergleich mit einem anderen Sensor
Sensoren müssen überwacht werden auf realisiert sein. Das Modell gibt dabei für
• elektrische Fehler, jeden Betriebszustand des Motors einen
• Bereichsfehler und - nach Möglichkeit- bestimmten Erwartungsbereich für die
• Plausibilitätsfehler. modellierte Größe an.
Um bei Vorliegen eines Fehlers die Repa-
Elektrische Fehler ratur so zielführend und einfach wie mög-
Der Gesetzgeber versteht unter elekt- lich zu gestalten, soll zunächst die schadhafte
rischen Fehlern Kurzschluss nach Masse, Komponente so eindeutig wie möglich iden-
Kurzschluss Versorgungsspannung oder tifiziert werden. Darüber hinaus sollen die
Leitungsunterbrechung. genannten Fehlerarten untereinander und
- bei Bereichs- und Plausibilitätsprüfung -
()berprüfung auf Bereichsfehler auch nach überschreitungen der unteren
("range check") bzw. oberen Grenze getrennt unterschieden
üblicherweise haben Sensoren eine fest- werden. Bei elektrischen Fehlern oder Be-
gelegte Ausgangskennlinie, oft mit einer reichsfehlern kann i. A. auf ein Verkabe-
unteren und oberen Begrenzung: d. h., der lungsproblem geschlossen werden, während
physikalische Messbereich des Sensors wird das Vorliegen eines Plausibilitätsfehlers eher
auf eine Ausgangsspannung z. B. im Bereich auf einen Fehler der Komponente selbst
von 0,5 .. .4,5 V abgebildet. Ist die vom Sensor deutet.
abgegebene Ausgangsspannung außerhalb Während die Prüfung auf elektrische und
dieses Bereichs, so liegt ein Bereichsfehler Bereichsfehler kontinuierlich erfolgen muss,
vor. Das heißt, die Grenzen für diese Prü- müssen die Plausibilitätsfehler mit einer
fung ("range check") sind für jeden Sensor bestimmten Mindesthäufigkeit im Alltag
spezifische, feste Grenzen, die nicht vom ablaufen.
aktuellen Betriebszustand des Motors ab- Zu den solchermaßen zu überwachenden
hängen. Sensoren gehören u. a.
Sind bei einem Sensor elektrische Fehler • der Luftmassenmesser,
von Bereichsfehlern nicht unterscheidbar, so • diverse Drucksensoren (Saugrohrdruck,
wird dies vom Gesetzgeber akzeptiert. Umgebungsdruck, Tankdruck),
• der Drehzahlsensor,
Plausibilitätsfehler ("rationality check") • der Phasensensor,
Als Erweiterung im Sinne einer erhöhten • der Ansauglufttemperatursensor,
Sensibilität der Diagnose fordert der Gesetz- • der Abgastemperatursensor.
330 Diagnose On Board Diagnostic System für Pkw und leichte Nkw
WeIlweiter Service
. Wenn Du erst einmal im Motorwagen das Bedürfnis nach Werkstätten rasch an. In
gefahren bist, dann wirst Du ba ld f inden, den 1920er-Jahren begann Rober! Bosch mit
dass es mit Pferden etwas unglaublich dem systematischen Aufbau einer flächen-
Langweiliges ist ( ...). Es gehört aber ein deckenden Kundendienstorganisation. 1926
sorgfält iger Mechaniker an den Wagen erhielten diese Werkstätten den einheitlichen ,
..
( .)." als Markenzeichen angemeldeten Namen
Robert Bosch schrieb im Jahr 1906 diese . Bosch-Dienst' .
Zeilen an seinen Freund Paul Reusch . Damals Die Bosch-Dienste von heute haben die
konnten in der Tat auftretende Pannen durch Bezeichnung . Bosch Car Service". Sie sind
den angestellten Chauffeur oder den Mechani· mit modernsten elektron ischen Geräten
ker daheim behoben werden . Doch mit der ausgerüstet, um den Anforderungen der Kraft-
steigenden Zahl der selbstfahrenden . Auto- fahrzeugtechnik von heute und den Qualitäts-
mobilisten ' nach dem Ersten Weltkrieg wuchs ansprüchen des Kunden gerecht zu werden .
Der Bosch Car Service im 21. Jahrhundert, durchgefOhrt mit modernsten elektronischen Messgeräten
332 Diagnose Diagnose in der Werkstatt
Soll-/Istwerte-Vergleich ermöglicht
Für die Kommunikation zwischen Steuer-
Fehlerbestimmung
gerät und Tester muss eine geeignete
Schnittstelle definiert sein.
Reparatur durchführen,
Bild 1
Das System CASlplusl
Teilebestimmung, Stellglied- Diagnose
(Computer Alded Schaltpläne usw. in ESI[tronic]
Um in den Kundendienstwerkstätten ein-
Service) von Bosch ver-
zelne Stellglieder (Aktoren) aktivieren und
k.nüpft die Steuergeräte· Defektes Teil austauschen
Diagnose m ll einer
deren Funktionalität prüfen zu können, ist
Fehlersuchanleitung für im Steuergerät eine Stellglied-Diagnose
Fehlerspeicher löschen
eine effeldivere Fehler- enthalten. Dieser Testmodus wird mit dem
s uche. Diagnosetester eingeleitet und funktioniert
Diagnose Diagnose in der Werkstatt 333
nur bei stehendem Fahrzeug unterhalb einer Darstellung von Prülfunktionen mit dem KTS 650
bestimmten Motordrehzahl oder bei Motor-
stillstand. Unter anderem ist es hiermit
möglich, die Funktion der Stellglieder akus-
tisch (z. B. Klicken des Ventils), optisch (z. B.
Bewegung einer Klappe) oder durch andere
Methoden, wie Messung von elektrischen
Signalen, zu überprüfen.
Offboard- Prüfgerät
Die Diagnosemöglichkeiten werden durch d ._._ _ ••. _. '" •__ _
Nutzung von Zusatzsensorik, Prüfgeräten r--rnlF5
und externen Auswertegeräten erweitert. Die
Oftboard-Prüfgeräte werden im Fehlerfall in
der Werkstatt an das Fahrzeug adaptiert.
Bild 2
0 a Mullimeterlunktion
g b Auswahl eines Siell-
... gl,ediesis
~
::> c Auslesen mOW öl-
~ spezifischer Dalen
d Laufruheausw onung
334 Steuergeräteentwicklung HarclwareentwickJung
Steuergeräteentwicklung
Das Steuergerät ist die zentrale Stelle, von Jede Musterkategorie baut auf der vorher-
der aus ein elektronisches System im Kraft- gehenden auf und eignet sich für den jeweils
fahrzeug gesteuert und geregelt wird. An die vorgesehenen Verwendungszweck.
Steuergeräteentwicklung werden deshalb
hohe Anforderungen bezüglich der Qualität A-Muster
und der Zuverlässigkeit gestellt. Das A-Muster wird aus einem vorhandenen,
gegebenenfalls abgeänderten Steuergerät
Das Lastenheft enthält die Spezifikationen oder einer Entwicklungsleiterplatte aufge-
und Anforderungen des Fahrzeugherstellers. baut. Der Funktionsumfang ist einge-
Aus dem Lastenheft wird das Pflichtenheft schränkt. Die technische Funktion ist weit-
abgeleitet. Dies ist das grundlegende Doku- gehend gewährleistet; für eine Dauererpro-
ment für die Steuergeräteentwicklung, an bung ist das A-Muster jedoch nicht geeignet.
der die Bereiche Hardwareentwicklung, Es ist ein Funktionsmuster, das für Vorver-
Funktionsentwicklung, Softwareentwicklung suche eingesetzt wird und zur Bestätigung
und Applikation beteiligt sind. des Entwurfs dient.
Hardwareentwicklung B-Muster
Das B-Muster enthält alle Schaltungsteile.
Die Komplexität von elektronischen Syste- Es ist ein Versuchsmuster, mit dem in Vor-
men nahm in der Vergangenheit ständig zu, versuchen der gesamte Funktionsumfang
und sie wird auch in Zukunft noch weiter und die technischen Anforderungen erprobt
steigen. Diese Entwicklung lässt sich nur mit werden. Es ist bereits für eine Dauererpro-
der Verwendung von hochintegrierten bung in Kfz-Prototypen geeignet.
Schaltkreisen beherrschen. Die Forderungen Die Anschluss- und Einbaumaße ent-
nach geringen Abmessungen aller System- sprechen dem Serienstand. Möglicherweise
komponenten stellen an die Hardwareent- werden aber noch nicht alle Spezifikationen
wicklung weitere hohe Anforderungen. des Fahrzeugherstellers erfüllt, weil z. B.
Eine effiziente und kostengünstige Ent- andere Werkstoffe verwendet wurden.
wicklung der Hardware ist nur noch durch
Verwendung von Standardbausteinen, die in C-Muster
großen Stückzahlen produziert werden, Das C-Muster ist das Freigabemuster, mit
möglich. dem die Erprobungen des Fahrzeugherstel-
lers zur "Technischen Freigabe" durchge-
Projektstart führt werden. Mit diesem Steuergerät wer-
In einem Blockschaltbild sind alle Funktio- den alle Spezifikationen sicher erreicht. Mit
nen, die das zu entwickelnde Steuergerät der Erzeugnisfreigabe wird die Entwick-
erfüllen muss, beschrieben. Daraus können lungsphase abgeschlossen. Soweit möglich,
folgende Punkte geklärt werden: werden die C-Muster mit serienmäßigen
• Festlegung des Umfangs für die Hardware, Werkzeugen und seriennahen Fertigungs-
• Kostenschätzung für die Hardware, verfahren hergestellt.
• Entwicklungsaufwand und
• Werkzeugkosten. D-Muster
Das D-Muster ist das Vorserienmuster, an
Hardwaremuster dem zusätzlich das Serien-Typenschild mit
Nach dem Projektstart werden Hard- Freigabenummer angebracht ist. Mit
waremuster aufgebaut, die einer Qualitäts- D-Mustern werden Vorserienfahrzeuge für
prüfung unterzogen werden. Die Muster Fahrzeuggroßversuche ausgerüstet. Diese
können als Vorstufen des Serien-Steuer- Steuergeräte werden mit serienmäßigen
geräts vier Kategorien zugeordnet werden. Fertigungsverfahren und unter Serienbedin-
Steuergeräteentwicklung Hardwareentwicklung 335
~
IS2
Vorbereitung
vcc
Die Vorbereitungen für das B-Muster begin-
nen mit dem Projektstart: ::::
o.
• Festlegung der Steckerbelegung,
• Festlegung des Gehäuses,
• Auftrag und Entwicklung für neue Schal- GND
e'f
GND GND
R2
tungsmodule (Funktionsgruppen),
• Erstellen des Schaltplans, b
• Festlegung der Bauelemente (nur freigege-
bene Bauelemente dürfen vorgesehen
werden oder sie müssen noch freigegeben
werden).
Layout
e
Für die Leiterplattenherstellung wird ein
Layout (Bild 1 b) benötigt. Es spiegelt die
Leiterbahnen und die Anschlusspins der
Bauteile wider.
Aus dieser Netzliste und aus den CAD- Nach dem Bestücken werden die Bauele-
Daten für die Bauelemente (Bauteilgröße mente gelötet. Alternativ stehen zwei Verfah-
und Anschlussbelegung) kann das Layout ren zur Verfügung:
erzeugt werden. • das Wellenlöten oder
• das Reflowlöten.
Bei der LayoutersteIlung gibt es Vorgaben,
die berücksichtigt werden müssen. Bei der Prüfen der bestückten Leiterplatte
Platzierung von Bauelementen sind dies Elcktri ehe Prüfung
z. B. folgende Punkte: Die bestückte und gelötete Leiterplatte muss
• Die in Bauelementen entstehende Verlust- getestet werden. Hierzu werden elektrische
leistung (Möglichkeit zur Wärme- Prüfvorschriften erstellt, die auf einem
ableitung), Rechner ablaufen. Diese automatische Prü-
• EMV-Einflüsse (Elektromagnetische fung testet die Vollständigkeit der Be-
Verträglichkeit), stückung sowie die Funktionsfähigkeit der
• günstige Anordnung der Bauelemente Schaltung.
zum Stecker,
• Einhalten von Sperrflächen Thcrm graphie
(Bauteilgröße ), Thermographische Aufnahmen der Leiter-
• Bestückbarkeit durch Bauteileautomaten, platte zeigen die Wärmeentwicklung der
• Prüfpunkte und Bauelemente im Betrieb (Bild 2). Die
• Platzbedarf für Prüfadapter und visuelle unterschiedlichen Temperaturbereiche wer-
Prüfsysteme. den auf dem Film mit verschiedenen Farben
dargestellt. Damit können Bauelemente
Leiterplatte entdeckt werden, die zu warm werden. Die
Mit den Daten des Layouts können Filme Kenntnisse darüber fließen in die Ände-
für die Leiterplattenherstellung (Bild 1 c) an- rungsliste vom B- zum C-Muster ein. Mit
gefertigt werden. Mit den Filmen werden Layoutänderungen (z. B. Wärmedurchkon-
die "rohen", mit einer fotoempfindlichen taktierung) kann die Wärmeentwicklung
Schicht versehenen Leiterplatten belichtet, reduziert werden.
entwickelt und geätzt. Die einzelnen Lagen
der Multilayer-Leiterplatte werden überei-
nander gelegt und gehärtet.
Thermographische Aufnahme der Leiterplaltc
Im Anschluss daran wird auf die Leiterplatte
die Lötstoppmaske und ein Carbonlack auf-
gebracht.
Musteraufbau
Die fertige Leiterplatte muss mit den Bau-
elementen bestückt werden (Bild 1 d). Das
geschieht bei den Mustersteuergeräten im
Musterbau. Aufgrund der Miniaturisierung
der Bauelemente und der hohen Integra-
tionsdichte auf der Leiterplatte ist ein ma-
Bild 2 schinelles Bestücken auch der Mustergeräte
I
Motorsteuergerat
mit einem Bestückungsautomaten unum- ~
-~~--------~..
Bet"ebsspannung
l = 14 V
gänglich. Der Automat wird von den CAD-
Leerlauf Daten des Layouts gesteuert. ~
,,= 1000 mln- !
Steuergeräteentwicklung Hardwareentwicklung 337
Software-Qualität
Die meisten Innovationen im Fahrzeug er-
Vom Assembler ... geben sich durch die Nutzung der Elektro-
Als die ersten Mikrocontroller in Steuer- nik. Früher wurde die Software als "An-
geräten eingesetzt wurden, hatten die Pro- hängsel" der Hardware betrachtet. Im Laufe
gramme einen Umfang von 4 kByte oder der Zeit kam der Software aber eine immer
sogar noch weniger. Die Speicherchips hat- größere Bedeutung zu. Mit der Komplexität
ten damals nicht mehr Kapazität. Aus die- der mikrocontrollergesteuerten elektroni-
sem Grund mussten die Programme auch schen Systeme wurde die Softwarequalität zu
mit einem Platz sparendem Code erstellt einer immer wichtigeren Säule bei der Soft-
werden. Die meist verwendete Program- wareentwicklung. Denn Defekte durch un-
miersprache war der "Assembler". Die ausgereifte Software schaden dem Image
Befehle dieser Sprache sind "Mnemonics", einer Marke und treiben Garantiekosten in
sie entsprechen dem Maschinencode des die Höhe.
Mikrocontrollers. Allerdings sind Assemb-
ler-Programme in der Regel schwer zu lesen
und zu pflegen. Als Verbesserungsmodell für die Prozesse in
Im Laufe der Zeit wurde die Kapazität der der Softwareentwicklung wird das CMM
Speicherchips immer größer und die Funk- (Capability Maturity Model) verwendet. Es
tionalität der Motorsteuerung immer kom- stellt ein Rahmenwerk dar, das die Elemente
plexer. Der wachsende Funktionsumfang eines effektiven Softwareprozesses aufzeigt.
machte eine Modularisierung der Software Es beschreibt einen evolutionären Pfad von
unumgänglich. Das Steuergeräteprogramm einem ungeordneten zu einem reifen,
ist in Module gegliedert, die jeweils ganz disziplinierten Prozess und unterstützt
bestimmte Funktionen beschreiben (z. B. • die Charakterisierung des Reifegrads der
Lambda-Regelung, Leerlaufregelung). Diese Prozesse,
Module sollen natürlich nicht nur in einem • die Festlegung von Zielen für Prozess-
einzigen, sondern für viele Projekte verwen- verbesserungen und
det werden. Deshalb sind definierte Schnitt- • das Setzen von Prioritäten für durch-
stellen für die Ein- und Ausgangsgrößen der zuführende Aktionen.
Funktionen wichtig. Die Assemblerpro-
grammierung stößt damit an die Grenzen
ihrer Leistungsfähigkeit. Software wird bei Bosch nicht nur in
Deutschland, sondern weltweit an verschie-
... zur Hochsprache denen Standorten entwickelt. Innerhalb die-
Für die derzeitigen Anforderungen an die ses internationalen Entwicklungsverbunds
Softwareentwicklung ist der Einsatz von wird der gleiche Entwicklungsprozess an-
Hochsprachen unumgänglich. Mittlerweile gewandt. Damit gelten für Bosch weltweit
ist die gesamte Software eines Motorsteue- hohe Qualitätsstandards für die Software.
rungssystems in einer Hochsprache - vor-
nehmlich in der Programmiersprache C - Software-Sharing
erstellt. Die Hochsprachenprogrammierung Durch die Modularisierung und Festlegung
gewährleistet: definierter Schnittstellen können auch
• Pflegbarkeit der Software, "fremde" Software-Module in die Steuer-
• Modularität, geräteprogramme eingebunden werden. Da-
• Austauschbarkeit von Software-Paketen, mit kann ein Fahrzeughersteller seine eigene
• Unabhängigkeit der Software von dem im Software für verschiedene Fahrzeugtypen
Steuergerät eingesetzten Mikrocontroller. verwenden. Software wird damit zum "Wett-
bewerb differenzierenden Faktor".
Steuergeräteentwicklung Softwareentwicklung 341
~
........ . Für jeden archivierten Programmstand kann
, -->__'."";;'.1-
""::1 . die Liste der verwendeten Module angezeigt
.:::r
' ~-l und wieder ausgelagert werden.
Messplatz
~ 11
lichen l,chlle,tern)
11 Pe (Molormodell. 10
~
Steuerung LabCar)
12 Senelle Sehnrllstelle
(RS232) 12
13 Pe (Messrcchner, •
Berslcllreehn.r lür
automatische Test·
steuerung)
Steuergeräteentwicklung Softwareentwicldung 343
Applikation Datenparametrierung
Im nächsten Schritt muss die elektronische
Damit ein Pkw die vom Fahrer erwarteten Steuerung - die Motronic - an den Motor
Anforderungen erfüllt, ist ein hoher Ent- angepasst werden. Das ist Aufgabe der
wicklungsaufwand insbesondere bezüglich Applikation bei Bosch. Applikation bedeutet
des Motors nötig. Anpassung eines Motors an ein bestimmtes
In der Regel greift der Fahrzeughersteller Fahrzeug.
bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs
auf einen Grundmotor zurück. Bei diesem Das Steuergeräteprogramm besteht aus dem
Motor liegen die wichtigsten Größen fest. eigentlichen Programm sowie einer Vielzahl
Zum Beispiel: von Daten. Es erfüllt die im Pflichtenheft
• Das Verdichtungsverhältnis und (Funktionsrahmen) vorgegebenen Forde-
• die Ventilsteuerzeiten (bei Motoren mit rungen, die Applikation muss noch die An-
variabler Nockenwellensteuerung können passung der Daten an die Motor- und Fahr-
die Ventilsteuerzeiten im Betrieb verstellt zeugvariante vornehmen.
werden) In der Applikationsphase müssen alle
Daten - auch als Parameter bezeichnet - so
Die Peripherie des Motors muss an die Ein- angepasst werden, dass ein bestmöglicher
bauverhältnisse angepasst werden. Das gilt Fahrbetrieb sichergestellt wird. Wichtige Be-
insbesondere für wertungskriterien sind:
• das Ansaugsystem und • schadstoffarmes Abgas (Erfüllung der
• das Abgassystem. gültigen Abgasnorm),
• hohes Drehmoment und hohe Leistung,
Weitere wichtige Punkte müssen in Abspra- • geringer Kraftstoffverbrauch und
che mit der Applikation bei Bosch festgelegt • hoher Fahrkomfort.
werden (z. B. Anbauort der Klopfsensoren).
Applikationsaufbau
Bild 1
I Motorsteuergerät
2 MAC (Mess' und
Applikahonsgerät
Comp.ct Sorie)
3 Laptop
4 Lambda·Scan
(MessschMtstelle
fur 8rMband·
Lambda·Sonde) >-
5 Thermo- Scan
0
...
(Messschnltlstelfe '"0
ur
für Temperatur- iJi
~
sensoren)
Steuergeräteentwicklung Applikation 345
Ziel der Applikation ist es, dass die zuvor ge- Applikationstools
nannten Kriterien möglichst optimal erfüllt Ein großer Anteil der Applikationsarbeiten
werden, d. h. ein bestmöglicher Kompromiss wird mit PC-gestützten Applikationstools
der teilweise konkurrierenden Anforderun- (d. h. Applikationswerkzeuge ) gemacht. Sie
gen erzielt wird. ermöglichen den Eingriff in die Software
Hierzu steht ein Datensatz mit bis zu der Motorsteuerung. Ein Applikationstool
5500 anzupassenden "Labeln" zur Verfü- ist das System INCA (Integrated Calibration
gung. Diese Label gliedern sich in and Acquisition System, d. h. integriertes
• einzelne Kennwerte (z. B. Temperatur- Kalibrier- und Aufnahmesystem). INCA ist
schwelle zum Aktivieren einer Funktion), ein System mehrerer Tools. Es gliedert sich
• Kennlinien (z. B. temperaturabhängige in folgende Teile:
Drehzahlschwelle zum Einschalten einer • Das Kernsystem beinhaltet alle Mess- und
Funktion, temperaturabhängige Zünd- Verstellfunktionen.
winkelverstellung) und • Die Offline Tools (Standardumfang) um-
• Kennfelder (z. B. Zündwinkelkennfeld fassen die Software zur Messdatenaus-
als Funktion der Motorlast und Motor- wertung, das Verstelldatenmanagement
drehzahl). und das Programmierwerkzeug für den
programmierbaren Festwertspeicher
Zunächst sind Arbeiten am Motorprüfstand (Flash-EPROM).
erforderlich. Bei dieser Basisanpassung wird
z. B. das Zündwinkelkennfeld bestimmt. Das für Applikationszwecke eingesetzte
Nachdem mit der Basisanpassung die Steuergerät enthält anstelle des Programm-
Grundlage für erste Fahrzeugversuche gelegt speichers (EPROM) einen Emulatortastkopf
ist, erfolgt die Applikation aller das Fahrver- (ETK, auch als elektronischer Tastkopf be-
halten beeinflussenden Parameter. Dies ge- zeichnet), in dem das Steuergeräte-EPROM
schieht überwiegend am Fahrzeug. und -RAM nachgebildet wird. Somit hat das
INCA-System Zugriff auf diese Daten.
Die Optimierungsmöglichkeiten bei Diese Speicheremulation bildet die derzeit
Motronic-Systemen sind so umfangreich leistungsfähigste Schnittstelle des Steuer-
und komplex geworden, dass viele Funktio- geräts zur Ankopplung von Applikations-
nen nur noch durch den Einsatz von auto- geräten.
matischen Optimierungsmethoden und
von leistungsfähigen Werkzeugen (Tools) Eine einfachere Ankopplung von Applika-
möglich sind. tionsgeräten (Laptop) an das Steuergerät
unterstützt das MAC (Mess- und Applika-
tionsgerät Compact Serie). Der Anschluss
erfolgt über die K-Leitung der Diagnose-
schnittstelle oder - sofern vorhanden - über
den ETK (Bild 1).
Vorbereitung
Für die Applikation werden spezielle Motor-
steuergeräte mit Emulatortastkopf (ETK)
verwendet. Sie bieten gegenüber den im
Serienfahrzeug verwendeten Steuergeräten Herausfinden von
die Möglichkeit, Werte, die sich im norma- Eingriffsmöglichkeiten
len Betrieb nicht ändern (Parameter), zu
beeinflussen. Wichtig ist es, bei der Vorberei-
tung die geeignete Schnittstelle hardware-
und/oder softwareseitig auszuwählen und
einzurichten.
Abändern
Zusätzliche Messeinrichtungen (z. B. Tem-
veschiedener Parameter
peratursensoren, Strömungsmessgeräte )
lassen über die INCA-Hardware wie z. B.
• Thermo-Scan (für Temperaturmessung),
• Lambda-Scan (für Abgasmessung),
• Baro-Scan (für Druckmessung) und
• ND-Scan (für weitere Analogsignale)
Herau finde n von Eingri ffsmöglich keiten Dokumentation ist wichtig, weil sich
Mithilfe der Dokumentation zur Steuer- mehrere Personen parallel und zu unter-
gerätesoftware (Funktionsrahmen) kann schiedlichen Zeiten mit dem System Motor
festgestellt werden, durch welche Parameter befassen.
das Verhalten des Systems günstig beein-
flusst werden kann. Doku mentiere n de r modifizierten
Paramete r
Abändern ve rschiedener Parameter Auch die Änderungen der Parameter werden
Die in der Steuergerätesoftware enthaltenen verglichen und dokumentiert. Dies ge-
Parameter können numerisch (als Tabellen) schieht mit dem Offline Tool "Applikations-
oder grafisch (als Kurven) am PC dargestellt datenmanager" ADM (auch Calibration
und verändert werden. Dabei wird das Sys- Data Manager, CDM, genannt).
temverhalten ständig kontrolliert. Die Applikationsdaten von verschiedenen
Bearbeitern werden verglichen und durch
Alle Parameter können bei laufendem Kopieren zu einem Datensatz zusammen-
Motor verändert werden, sodass die Auswir- geführt.
kungen sofort spürbar bzw. messbar sind.
Bei einmaligen kurzzeitigen, nicht konti- Programmierung weiterer te uergeräte
nuierlichen Vorgängen (z. B. Motorstart) ist Die neu ermittelten Parameter können auch
es kaum möglich, die Parameter während in anderen Motorsteuergeräten für die wei-
dieser Zeit anzupassen. Hier ist es erforder- tere Applikation verwendet werden. Dazu
lich, in einem Versuch den Vorgang aufzu- muss der Festwertspeicher (Flash-EPROM)
zeichnen, die Messdaten in einer Datei abzu- dieser Steuergeräte neu programmiert wer-
speichern und anschließend anhand dieser den. Dies geschieht mit dem im INCA-Kern-
Aufzeichnung die zu verändernden Para- system integrierten Tool "Programming of
meter zu ermitteln. Flasch-EPROM" PROF.
Weitere Versuche dienen der Erfolgs-
kontrolle bzw. zur Gewinnung weiterer Je nach Umfang der Applikation und der
Erkenntnisse. Neuerungen sind mehrere Schleifen der hier
beschriebenen Schritte notwendig.
Auswertung der
lessdaten Bildschirm bei der Softwareapplikation (Beispiel)
t,l ...
Die Auswertung und
Dokumentation der
Messdaten erfolgt mit ~rrl~~w'-=---,,"~~~~~~----:F.~~~==~3~'~'~~--~~~~~
dem Offline Tool " I'"
PEltJ4.'1
"Messdatenanalyse"
MDA (auch Measure
Data Analyzer ge-
nannt). In diesem
Arbeitsabschnitt wird
das Systemverhalten
vor und nach der Bear- ~~f~~~"~~=='======3~
' ~"~'~~--~=
.., .,j'."
beitung verglichen und
:: ! .
.: L.::-:::::~-~ ---
----;:>"'
dokumentiert. Diese
-
Dokumentation um-
a. ..r;.- -, __ .:.. ......-..-.
fasst Verbesserungen ~.'lIQ:t
Einspritzung ist ausschlaggebend für die Bei der Sommererprobung wird z. B der
Startzeit und den stetigen Hochlauf des Heißstart, die Tankentlüftung, die Tank-
Motors von Starterdrehzahl bis auf Leerlauf- leckerkennung, die Klopfregelung, die
drehzahl. Bereits eine einzige unsaubere Abgastemperaturregelung und viele Diag-
Verbrennung mit reduziertem Dreh- nosefunktionen überprüft.
momentaufbau während des Hochlaufs wird
auch von unerfahrenen Autofahrern als Höhenerprobung
störend empfunden. Bei der Höhenerprobung wird ein Bereich
zwischen 0 und ca. 4000 m abgedeckt. Es ist
Sommcrcrprobuilg nicht nur die absolute Höhe ausschlagge-
Bei der Sommererprobung wird der klima- bend, für manche Versuche ist es auch not-
tische Bereich von ca. + 15 oe bis +40 oe ab- wendig, in kurzer Zeit eine möglichst große
gedeckt. Diese Erprobungen werden z. B. in Höhendifferenz zu erzielen. Die Höhener-
Südfrankreich, Spanien, Italien, USA, Süd- probung wird meistens in Kombination mit
afrika und auch Australien durchgeführt. der Winter- oder Sommererprobung durch-
Südafrika und Australien sind trotz der geführt.
großen Entfernung und des immensen Auf- Auch hier spielt wiederum der Start
wands für den Materialtransport von Inter- eine große Rolle. Untersucht wird außerdem
esse, da dort während unserer Winter- z. B. die Gemischadaption, Tankentlüftung,
momate die notwendigen Temperaturen Klopfregelung und viele Diagnosefunk-
auftreten. Aufgrund der immer kürzeren tionen.
Entwicklungszeiten muss auch auf solche
Möglichkeiten zurückgegriffen werden.
Steuergeräteentwicklung Qualitätsmanagement 351
Zur regelmäßigen überwachung aller Ele- Beispiel: Ein Blinker fällt aus. Für die Ver-
mente eines Qualitätsmanagementsystems kehrssicherheit sind die Auswirkungen gra-
werden "Audits" durchgeführt. Sie dienen vierend. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit
der Beurteilung, wie die Forderungen des ist für den Fahrer aber gering, da er vom
Qualitätsmanagementsystems eingehalten Fahrgastraum den Blinker nicht sehen kann.
und mit welcher Wirksamkeit die Qualitäts- Als Maßnahme, den Fehler zu erkennen,
forderungen und Qualitätsziele erfüllt muss eine Umschaltung der Blinkfrequenz
werden. eingeführt werden. Die höhere Blinkfre-
quenz ist sowohl optisch am Kombiinstru-
Qualitätsbewertung ment als auch akustisch wahrnehmbar. Mit
Nach Abschluss bestimmter Entwicklungs- dieser Maßnahme kann die Fehlerauswir-
schritte werden sämtliche bis dahin verfüg- kung verringert werden.
baren Informationen über Qualität und Zu-
verlässigkeit einer Qualitätsbewertung un- Review
terzogen und notwendige Korrekturmaß- Das Review ist insbesondere in der Soft-
nahmen eingeleitet. wareentwicklung ein geeignetes Mittel zur
Qualitätssicherung. Gutachter überprüfen
FMEA die übereinstimmung von Arbeitsergebnis-
Die FMEA (Failure Mode and Effects Analy- sen zu bestehenden Vorgaben und Ziel-
sis, d. h. Fehlermöglichkeits- und Fehlerein- setzungen.
fluss-Analyse) ist eine analytische Methode,
um potenzielle Schwachstellen zu finden Das Review kann schon in frühen Entwick-
und ihre Bedeutung zu erkennen. Eine syste- lungsphasen nutzbringend zur überprüfung
matische Optimierung führt zu Risiko- und von Arbeitsergebnissen eingesetzt werden.
Fehlerkostenminderung und zu verbesserter Ziel ist, eventuell vorhandene Fehler
Zuverlässigkeit. Die FMEA eignet sich zur möglichst frühzeitig zu erkennen und zu
Untersuchung der Fehlerarten von System- beseitigen.
komponenten und deren Auswirkungen auf
352 Sachworlverzeichnis
U W
Überdruckverfahren, 324 Wafer-Bonden, 255
Überwachung der Ausgangssignale wand-lIuftgeführtes Brennverfahren,
(On-Board-Diagnosel, 313 120f
Überwachung der Eingangssignale Wandfilm, 111
(On-Board-Diagnosel, 313 Wärmeverluste, 26
Überwachung der internen Wärmewert, 196
Steuergerätefunktionen Wärmewertkennzahl, 197
(On-Board-Diagnosel, 314 Warmlaufphase, 106
Überwachung der Steuer- washcoat, 279
gerätekommunikation Wasserdampf, 269
(On-Board-Diagnosel, 314 Wasserstoll, 39
Überwachung im Fahrbetrieb, 312 Wastegate, 54
Überwachungskonzept, 224 Wastegate-Lader, 53
Überwachungsmodul, 265 Wegbau-Zündspule, 179
Unterbrecherkontakt, 154 Weil to Tank-Pfad, 37
Unterdruckverfahren, 323 Windungsverhältnis, 184
Unterdruckzündversteller, 155 Wintererprobung, 349
unterer Totpunkt, 17
Unterflurkatalysator, 283 Z
USA-Testzyklen, 30211 ZENITH-Vergaser, 63
Zündenergie, 164f
V Zündfunken, 161
Vapour-Lock-Index, 35 Zündkabel, 169
variable Saugrohrgeometrie, 48f Zündkerzen, 18611
variable Ventilsteuerung, 4411 Zündkerzen-Praxis, 21511
variabler Ventiltrieb, Diagnose, 328 Zündkerzen gesichter, 216
Ventilsteuerung, 44 Zündkerzenkonzepte, 193
Ventilsteuerzeiten, 17 Zündkerzenmontage, 215
Ventilüberschneidung, 21 Zündkondensator, 155
Verbrauchskennfeld, 29 Zündparameter, 16311
Verbrennungsaussetzererkennung, Zündspannung, 164
322 Zündspulen, 17011
Verbundelektroden, 192 Zündspulenbezeichnung, 177
Verdichter, 53 Zündspulenmodul, 180
Verdichtungstakt, 17 Zündungsendstufe, 168, 182
Verdrängerlader, 50 Zündverteiler, 155
Verdrängerpumpe, 89 Zündwinkelkennfeld, 158,163
Verdünnungsanlagen, 307 Zündzeitpunkt, 161, 163
Verdunstungsprüfung, 311 Zweifunken-Zündspule, 167,177
Verdunstungsverluste, 311 Zweipunkt-Lambda-Regelung, 288
Vergaser, 6011 Zweipunkt-Larnbda-Sonden, 25611
Vergiftung des Katalysators, 280 Zweisonden-Regelung, 290
Verlustleistung, 184 Zweistrahl, 117
Vibrationssensor, 251 Zweizylinder-Einspritzpumpe, 65
Viertakt-Verfahren, 1611 Zylinderfüllung, 20f
Vollelektronische Zündung, Zylinderindividuelle Einspritzung, 109
144,159
vollvariable Ventilsteuerung, 46
Volta, Alessandro, 146
Vorentflarnmung, 200
Vorförderpumpe, 88
vorgelagerte Einspritzung, 111
Vorkatalysator, 283
Vormagnetisierung, 175
VTG-Lader, 54
Sachwortverzeichnis Abkürzungen 357
-
Kraftfahrtechnisches Taschenbuch
das Nachschlagewerk
Das Kraftfahrtechnische Taschenbuch von Das "blaue Buch" von Bosch ist inzwischen
Bosch ist ein umfassendes Nachschlagewerk. ein Bestseller im Bereich technischer Litera-
Viele Inhalte der 25. Auflage wurden wieder tur. Es ist weltweit das Nachschlagewerk
von Fachleuten von Bosch, aus der Kraft- für präzise und kurz gefasste Informationen
fahrzeugindustrie und von Hochschulen neu zum Thema Kraftfahrzeugtechnik.
bearbeitet, überarbeitet oder aktualisiert.
Diese Auflage erscheint auch in Englisch,
Der gegenwärtige Stand der Kraftfahrzeug- Französisch und Spanisch. Vorangegangene
technik ist gut aufbereitet und in überschau- Auflagen sind auch in Niederländisch,
barem Umfang enthalten. Viele System dar- Russisch, Finnisch, Italienisch, Ungarisch,
stellungen, Abbildungen und Tabellen geben Chinesisch und Japanisch erschienen.
Einblick in eine faszinierende Technik.
Format 12 x 18 cm,
'eu in der 25. Au nage aufgenommene 25., überarbeitete und
Themen erweiterte Auflage, 2003,
Hydrostatik. Strömungsmechanik • 1232 Seiten,
Mechatronik. Schichtsysteme • Reib- und gebunden,
Formschlussverbindungen • Emissions- mit zahlreichen Abbildungen.
minderungssysteme • Diagnose.
Nfz-Bremsenmanagement als Plattform ISBN 3-528-23876-3
für Nfz-Fahrerassistenzsysteme. Analoge
und digitale Signalübertragung • Mobile
Informationsdienste • Flottenmanagement •
Multimedia-Systeme. Entwicklungs-
methoden und Applikationswerkzeuge für
elektronische Systeme. Sound-Design.
Fahrzeug-Windkanäle. Umweltmanage-
ment • Werkstatt-Technik.