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Sprachtypol. Univ. Forsch.

(STUF) 49 (1996) 1,86-123

CHRISTEL STOLZ & THOMAS STOLZ (Nijmegen/Bielefeld & B o c h u m )

Funktionswortentlehnung in Mesoamerika
Spanisch-amerindischer Sprachkontakt (Hispanoindiana II)1

„Welches Verhältnis unter sich mischenden


Sprachen entsteht, welche die Oberhand
gewinnt, hängt von der Art ab, wie sich das
gemeinsame Sprechen gestaltet, und diese von
der Lage, in welche die sich mischenden Natio-
nen gegeneinander treten, von der Eigenthüm-
lichkeit ihres Charakters, der Art des sich unter
ihnen bildenden Zusammenwohnens und des
politischen Bestandes, den jeder beider Theile
für sich bewahrt, von der Sprache nur, insofern
sie natürlich dies Alles begleitet, oder bloss
mittelbar."
( W I L H E L M VON H U M B O L D T Ueber die Verschie-
denheiten des menschlichen Sprachbaues § 139)

Summary

In the present paper, we discuss evidence for the borrowing of Spanish function words into slightly
less than 30 indigenous Mesoamerican languages. The high degree of grammaticalization of function
words does not block their borrowability in any noticeable way. The data show that in spite of the struc-
tural differences to be observed among the autochthonous languages there is a marked convergence of
many of them when it comes to borrowing Spanish function words. This convergence shows itself plainly
in the fact that the frequency of borrowing of certain elements is considerably higher than in the aver-
age case. Frequency is highest with Spanish particles and conjunctions which both serve the purpose of
organizing discourse. Our claim is that this preference for discourse particles and related elements in
borrowing cannot be explained by purely structural criteria: there is no convincing evidence for so-cal-
led structural gaps to be filled in the recipient languages. In addition, we put forward a first draft of an
explanatory model based on the pragmatics of communication in language contact situations.
1
Hiermit legen wir eine Ausarbeitung des ersten Teils unseres Münsteraner Vortrages „HISPANOIN-
DIANA: Spanisch-indianischer Sprachkontakt und Grammatikalisierung in Mesoamerika" vor; der
hier allein aus Platzgründen ausgesparte zweite Teil wird als „Hispanoindiana I" gesondert unter
dem Titel „Spanisch-amerindischer Sprachkontakt: Die ,Hispanisierung l mesoamerikanischer
Komparationsstrukturen" an anderem Orte publiziert. Zusammen mit weiteren in Vorbereitung
befindlichen Studien stellen diese beiden Teile eine Art Fingerübung für die monographische Bear-
beitung des Themas .Spanische Einflüsse auf die grammatische Struktur der indigenen Sprachen
Mesoamerikas' (vorläufiger Arbeitstitel) dar. Außer den zahlreichen Diskutanten auf der DGfS-
Tagung 1994 möchten wir an dieser Stelle noch folgenden Personen unseren Dank für bibliographi-
sche und andere Hilfestellung aussprechen: N O R B E R T B O R E T Z K Y (Bochum), E V E D A N Z I G E R (Nij-
megen), W E R N E R E N N I N G E R (Essen), Luis FLORES FARFÂN (Guadalajara), B E R N D H E I N E (Köln),
L A R S JOHANSON (Mainz), P A U L E T T E L E V Y (México D. E), J Ü R G E N M E I S E L (Hamburg), M A R T I N A
SCHRADER-KNIFFKI ( B e r l i n ) , PETRA THIELE ( B e r l i n ) , LIEVE VERBEECK ( L e i d e n ) u n d KLAUS Z I M -
MERMANN ( B e r l i n ) .

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 87

1. Hintergründe

1.1. Sprachkontakt in Mesoamerika

Kontakte zwischen dem Spanischen und den indigenen Sprachen des mesoamerikani-
schen Kulturareals bestehen seit nunmehr 485 Jahren. Diese Langzeitkontaktsituation
macht den Fall der spanisch-amerindischen Interferenzbeziehungen für die Kontaktlingui-
stik besonders interessant, zumal es schon f ü r die Frühphasen der spanischen Kolonialzeit
im 16. Jahrhundert Texte, Grammatiken und Wörterbücher gibt - hauptsächlich für das
Nahuatl und einige wenige Mayasprachen - , die es erlauben, die Untersuchungen zu Kon-
taktphänomenen auch mit einer verläßlichen diachronen Perspektive zu versehen 2 , die in
der hier vorgelegten Studie allerdings nur ganz am Rande zum Tragen kommt.
Die Bibliographie, die sich aus den bisher veröffentlichten Arbeiten zum T h e m a des spa-
nisch-amerindischen Sprachkontaktes in seiner mesoamerikanischen Ausprägungsform
ergibt, darf durchaus umfangreich genannt werden. An ihr läßt sich auch ablesen, daß Spu-
ren des Sprachkontaktes nicht nur in den indianischen Sprachen zu finden sind 1 . Die ver-
hältnismäßig geringe Zahl von Arbeiten, die Indianisches im Spanischen aufspüren,
bestätigt jedoch das allgemeine Urteil im A T L A S C U L T U R A L D E MÉXICO(1988:136),
demzufolge ,,[e]n la gramática no se encuentran influencias muy extendidas en el país" 4 .
Viel zahlreicher, verbreiteter und tiefergehend sind hingegen die Einflüsse des Spanischen
auf Lexikon und Grammatik der verschiedenen indigenen Sprachen Mesoamerikas 5 . Die ent-
sprechenden soziohistorischen und soziolinguistischen Bedingungen, die das Verhältnis zwi-
schen Spanisch und amerikanischen Sprachen speziell in Mexiko als asymmetrische Diglos-
siesituation bei fortschreitender Hispanisierung der Verwendungsdomänen definieren, sind
unter Berücksichtigung der Faktoren,Sprechereinstellung' und Sprachpolitik' für die Gegen-
wart ausführlich beschrieben 6 ; einen annähernd erschöpfenden Überblick über die sprachli-
che Marginalisierung der indianischen Bevölkerungsgruppen Mexikos seit der Conquista bie-
t e t d i e m o n u m e n t a l e B i b l i o g r a p h i e v o n CONTRERAS GARCÍA ( 1 9 8 5 u n d 1 9 8 6 ) . V o n d e n 6 8
Sprachen, die MUNTZEL & GONZALES (1987: 576) mit insgesamt ca. 5 Mio. Sprechern gegen-
über einer zehnfachen Majorität von Spanischmuttersprachlern auf dem heutigen Territorium
Mexikos lokalisieren, darf ein Gutteil als,bedroht' gelten (GARZA CUARÓN & LASTRA 1991 ) 7 .

2
D i a c h r o n z u m N a h u a t l vgl. KARTTUNEN & LOCKHART ( 1 9 7 6 ) , z u N a h u a t l u n d Y u k a t e k i s c h vgl.
KARTTUNEN ( 1 9 8 5 ) , z u m O t o m i vgl. ZIMMERMANN ( 1 9 8 7 ) .
3
Lexikalische und phonologische Indigenismen im Mexikospanischen und verwandten Varietäten sind
G e g e n s t a n d d e r D a r s t e l l u n g e n v o n R O S E N B L A T ( 1 9 6 7 ) , S A L A ET AL. ( 1 9 7 7 ) , L O P E B L A N C H ( 1 9 7 9 ) u n d
HARE (1992), über die strukturelle Einflußnahme von indianischer Seite auf die lokalen spanischen
Varietäten von bilingualen oder sprachwechselnden indianischen Gemeinschaften schreibt in extenso
FLORES (1992). A u s theoretischer wie methodologischer Perspektive setzt sich jetzt ZIMMERMANN (im
Druck) mit beiden Seiten des Sprachkontaktes im gesamten lateinamerikanischen Raum auseinander.
4
Unsere Übersetzung: ... demzufolge 'sich in der Grammatik keine im Land weit verbreiteten Ein-
flüsse finden.'
5
Überwiegend auf lexikalische Entlehnungen ausgerichtet sind u. a. die Arbeiten von BRIGHT &
THIEL ( 1 9 6 5 ) , KNAB ( 1 9 7 6 ) , LANDAR (1976), CLARK ( 1 9 7 7 ) , BRIGHT ( 1 9 7 9 ) , NORDELL ( 1 9 8 0 ) , MIL-
LER ( 1 9 9 0 ) , H I L L ( 1 9 9 4 ) u n d P F E I L E R ( 1 9 9 4 ) .
6
KUMMER ( 1 9 8 0 ) u n d ( 1 9 8 2 ) . HENSEY ( 1 9 8 2 ) , ZIMMERMANN ( 1 9 8 2 ) u n d ( 1 9 9 2 ) , HAMEL & MUÑOZ
CRUZ ( 1 9 8 2 ) , HAMEL ( 1 9 8 6 ) u n d ( 1 9 9 2 ) , FLORES & VALIÑAS ( 1 9 8 9 a - b ) .
7
Die strukturellen Konsequenzen während des in vielen Z o n e n belegten Sprachtodprozesses beob-
a c h t e n a n h a n d v o n m e s o a m e r i k a n i s c h e n S p r a c h e n b e i s p i e l s w e i s e HILL & HILL ( 1 9 7 7 ) , KNOWLES-
BERRY ( 1 9 8 7 ) , CAMPBELL & MUNTZEL ( 1 9 8 8 ) u n d HILL ( 1 9 8 8 ) .

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88 C H . STOLZ, T H . S T O L Z , H i s p a n o i n d i a n a I I

Ganz so folgenschwer sind jedoch keineswegs alle spanischen Einflüsse auf die indiani-
schen Sprachen Mexikos und seiner südlichen Nachbarn. In einem ursprünglich bereits 1929
unter dem Titel Classification of American Indian languages verfaßten Artikel bemerkt
FRANZ BOAS (1966:220) vielleicht etwas zu pointiert: „Aztekan has changed in so far as the
higher literary style has disappeared and as old ideas have vanished and new ones have been
introduced with concomitant change of vocabulary. The syntactic subordination and co-
ordination of phrases have yielded to Spanish types. In all other respects the modern lan-
guage has not changed." Statt mit Sprachtod haben wir es hier wie auch sonst noch
mehrheitlich in Mesoamerika mit grammatischen Interferenzen zwischen voll funktionalen
Sprachen zu tun. Hierzu liegen zahlreiche Studien vor, die sich mit den grammatischen
Hispanismen in einzelnen indianischen Sprachen befassen 8 .
Dabei ist auffällig, daß in den vielen verschiedenen indianischen Sprachen bestimmte
Entlehnungen aus dem Spanischen beinahe allgegenwärtig sind, auf jeden Fall mit hoher
Frequenz und in weiter Distribution auftreten. Dieses Faktum ist zwar schon des öfteren
konstatiert worden, aber zu einer regelrechten Bestandsaufnahme und Auswertung der ent-
sprechenden Phänomene ist es in umfassender Form bis heute nicht gekommen, obwohl dies
ein berechtigtes und vielversprechendes sprachwissenschaftliches Unterfangen darstellt
(LASTRA & SUÁRES 1980, KARTTUNEN 1994), zu dessen A u s f ü h r u n g wir mit dieser u n d mit
der parallel veröffentlichten Studie sowie mit Nachfolgearbeiten einen praktischen Beitrag
leisten wollen. Der von SUÄREZ (1983:136) selbst vorgelegte Katalog von (bei ihm auf Gram-
memtypen berechnet insgesamt nur vierzehn) entlehnten spanischen Grammemen in den
indigenen Sprachen Mexikos kann nur einen ungefähren Eindruck von der geolinguisti-
schen Verteilung und funktionalen Verwendung der Elemente vermitteln und darf auch für
die jeweils erfaßten Einzelsprachen nicht einfach als vollständig betrachtet werden (ZIM-
MERMANN 1987: 30 Fn 20). Die Unterschiede zwischen den jeweiligen Inventaren von ent-
lehnten Grammemen in ein und derselben Sprache sind zum Teil darauf zurückzuführen,
daß die jeweiligen Erhebungen unterschiedliche dialektale oder auch soziolektale Varietä-
ten der betreffenden amerindischen Sprache berücksichtigen 9 .
SUÄREZ (1983: 161) benutzt die quasi ubiquitären grammatischen Hispanismen als ein
Argument gegen den oft postulierten präkolumbianischen oder zumindest vom Spanischen
unabhängigen Sprachbund' 0 , indem er in eigentümlicher Dialektik die heutigen Homolo-
gien unter den genetisch wie typologisch durchaus unterschiedlichen Sprachen Mesoameri-
kas als sehr rezent und sekundär über das gemeinsame Superstrat Spanisch entstanden
erklärt: „Mesoamerica presently constitutes an obvious linguistic area, but its characteristics
x
Das sind neben den bereits g e n a n n t e n Werken u. a. m.: zum O l o m i LANIER (1968). DIAZ-COUDER
(1983), zum Nahuatl SUÄREZ (1977), HILL& HILL (1986). CANCER (1990), zum Yaqui SPICER (1943),
DOZIER (1965), LINDENFELD ( 1971), zum Trique HOLLENBACH (1973), ZU Mayasprachen GONZALES
(1975), BRODY (1987), VERHEECK (1993), zum Ocuütckischen MUNTZEL (1982). zum Totonakischen
LEVY (1990b und 1993a), zum Pipil CAMPBELL (1993).
9
U n s e r Sample uml'aßl f ü r diesen A u f s a t z die im A n h a n g aul'gelistelen gut zwei Dutzend Sprachen
aus Mexiko, Belize, G u a t e m a l a und El Salvador, deren Zugehörigkeit zum engeren m e s o a m e r i k a -
nischen Kulturareal unbestritten ist (eine Randlage nimmt hierbei das nordmexikanische Yaqui
z u s a m m e n mit dem T a r a h u m a r a ein); die größeren Sprachl'amilien dieses R a u m e s sind alle vertre-
ten. In den Tabellen und Satzbeispielen der folgenden Kapitel verwenden wir die S p r a c h e n n a m e n
als Etiketten für sämtliche Angehörigen des jeweiligen Dialektbündels, d. h., d a ß nicht genau nach
ortsdialektalen Varianten unterschieden wird: eine Entlehnung beispielsweise in einen bestimmten
totonakischen Dialekt wird demzufolge als Entlehnung in das Totonakische gewertet.
111
CAMPBELL, KAUFMAN & SMITH-STARK ( 1 9 8 6 ) , THOMASON & KAUFMAN ( 1 9 8 8 : 9 5 ) , D E LEÓN &
LEVINSON (1992: 527), LIGORRED (1992: 80-83) und STOLZ & STOLZ (1993: 22-26).

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have probably been overlooked because of the view that separates area traits from instances
of ordinary borrowing. Mesoamerica as a lingustic area is the result of the influence of Spa-
nish on the native languages. [...] [T]his case is an example of the care with which hypothe-
ses about the diffusion of particular characteristics should be made; the fact that a given cha-
racteristic [...] has diffused from Spanish does not mean that any occurrence of it in Meso-
america is an instance of the area trait.""
Da sich nun, wie gesagt, die grammatischen Entlehnungen in den mesoamerikanischen
Sprachen zumindest auf den ersten Blick gleichen, stellt sich natürlich die Frage, wie diese
Ähnlichkeit zu erklären ist. Intuitiv scheint die A n n a h m e nahezuliegen, daß hinter der
Gleichförmigkeit bei der Entlehnung auch eine gleichgeartete Motivation für die Entleh-
nung steckt, d.h., daß die mesoamerikanischen Sprachen schon vor der Entlehnung aus dem
Spanischen annähernd gleiche Voraussetzungen f ü r diese mitgebracht haben sollten. Wenn
diese Voraussetzungen sprachstruktureller Natur wären, dann würde dies in letzter Konse-
quenz SUÄREZ' obigen Vorschlag konterkarieren; dies - nämlich die strukturelle Motiviert-
heit - trifft jedoch nicht zu, wie im weiteren zu zeigen ist.

1.2. Entlehnbarkeit im Bereich der Grammatik

Nicht nur die erklärungsbedürftige Ähnlichkeit bei der Entlehnung von spanischen
G r a m m e m e n macht die mesoamerikanische Kontaktsituation für die Theorie der sprachli-
chen Interferenz interessant, schon die bloße Tatsache, daß überhaupt grammatische Funk-
tionswörter im Entlehnungsprozeß relativ problemlos - und dazu noch, anders als BOAS
(1966:220-221 ) mit „the adoption of a form here and there" schätzte, in großer Zahl - trans-
feriert werden, stellt einige traditionelle Annahmen über Entlehnbarkeitsrestriktionen in
Frage: „The most obvious manifestation of the impact of Spanish is in the grammatical pat-
terns of indigenous languages, and the extent of this type of borrowing runs counter to the
traditional view that grammatical words are seldom borrowed." (SUÄREZ 1983: 135). Die
Bereitschaft, mit der solche spanischen Lehngrammeme in die indianischen Sprachsysteme
integriert werden, ist dann auch für CAMPBELL (1993: 104) G r u n d genug, rein strukturell
begründete Restriktionen bei grammatischen Entlehnungen fast völlig zu verwerfen. „The
moral for would-be constrainers of grammatical borrowing, then, is that given time and
intensive contact, virtually anything can (ultimately) be borrowed."
Diese dezidierte Stellungnahme aus der Mesoamerikanistik reiht sich in die Palette von
theoretischen Pro- und Contra-Positionen ein, die von verschiedenen Kennern allgemein-
kontaktlinguistischer Fragestellungen in jüngerer Vergangenheit bezogen wurden. Hin-
sichtlich der Entlehnbarkeit von grammatischen Funktionselementen heißt es nämlich recht
s k e p t i s c h b e i H A A S E ( 1 9 9 2 : 1 7 2 ) - w o h l i n A n t w o r t a u f THOMASON & KAUFMAN ( 1 9 8 8 ) u n d
ganz im Gegensatz zu CAMPBELLS ,anything goes' - , daß ,,[e]s [...] natürlich ein Trugschluß
[ist], anzunehmen, daß im Sprachkontakt alles möglich sei". Demgegenüber verteidigt jetzt

11
Die vermutete Rezenz der Diffusion paßt übrigens nicht besonders gut zur historischen Evidenz aus
dem Mopan (VERBEECK 1993, mit alten grammatischen Hispanismen trotz Unterbrechung des
S p r a c h k o n t a k t e s seit ca. 1840 - b e s p r o c h e n in STOLZ & STOLZ 1994), N a h u a t l (KARTTUNEN & LOCK-
HART 1976:71 - B e l e g e s p o r a d i s c h a b 1550, m a s s i v a b 1650), O t o m i (ZIMMERMANN 1 9 8 7 : 3 7 - B e l e g e
a b 18. J a h r h u n d e r t ) u n d Y u k a t e k i s c h e n (KARTTUNEN 1985: 6 3 - 6 4 - B e l e g e a b 1550), die n a c h w e i s t ,
daß zumindest ein Teil der Hispanismen schon wesentlich früher Eingang in die indianischen Spra-
chen gefunden hat.

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wieder HAGÈGE ( 1 9 9 3 : 1 2 1 ) das genaue Gegenteil, wenn er ausführt, daß ,,[t]here is no oppo-
sition between grammar and lexicon with regard to borrowing: any linguistic feature can be
borrowed, whatever the component it belongs to. Grammatical features, therefore, are open
to borrowing, contrary to a widely-shared opinion [...]." Einen Mittelweg versucht JOHAN-
SON (1992:116) bei der Besprechung von Sprachwandel und seinen möglichen sprachinter-
nen oder kontaktinduzierten Ursachen zu gehen: „In der Diskussion über grammatische
Entlehnung sind manche Positionen von übergeordneten Überzeugungen universalistischer
oder anderer Art diktiert. [...] Nochmals sei aber betont, daß eine natürliche' Tendenz
offensichtlich durch kontaktbedingten Einfluß mehr oder weniger unterstützt werden kann."
Daß Grammeme nicht nur in Mesoamerika immer wieder entlehnt werden - ob nun per
Calque oder als direkte Übernahme - , steht dabei dank der mittlerweile höchst umfangrei-
chen Literatur zum Thema sicher außer Frage. Zu überprüfen bleibt statt dessen - und hierin
besteht unser Beitrag zur Theoriebildung - , inwiefern der Entlehnungsfall an bestimmte
Bedingungen geknüpft ist. Trifft es vielleicht zu, daß nur weniger stark grammatikalisierte
Elemente überhaupt für Entlehnungen zugänglich sind (HAASE 1992: 169-170)? Gibt die
Modellsprache tatsächlich vor, wie das entlehnte Grammem in der Replikasprache fungie-
ren kann (HAASE 1992: 169)? Oder sind eher replikasprachliche Bedürfnisse - etwa vom
Schlage einer zu füllenden strukturellen Lücke (HEATH 1978:115-116) oder von der Art der
Unterstützung von ,ohnehin' vorhandenen Tendenzen (vgl. weiter oben JOHANSON 1 9 9 2 ) -
dafür ausschlaggebend, was, wie, wann entlehnt wird? Oder könnte es gar sein, daß solche
stärker am Systembegriff orientierten Vorstellungen bei der Erklärung für sich allein
genommen ein wenig zu kurz greifen (ZIMMERMANN 1987: 47)? Wir neigen dem suggerier-
ten Ja als Antwort auf die zuletzt gestellte rhetorische Frage zu. Wie zu zeigen sein wird, ist
nämlich

(a) ein hoher Grammatikalisierungsgrad, sofern er sich vorwiegend auf die Inhaltsseite
des Grammems bezieht, kein Hinderungsgrund für Entlehnung 12 ;
(b) wir sehen des weiten, daß oft genug in der Replikasprache Verwendungsweisen für die
entlehnten Grammeme zu finden sind, die sich nicht gut mit vermeintlichen Vorgaben
aus der Quellsprache vereinbaren lassen13;
(c) die Annahme von strukturellen Lücken 14 wird praktisch dadurch ad absurdum
geführt, daß sich die Replikasprachen nicht gerade selten den ,Luxus' leisten, durch
die Entlehnung synonyme Ausdrucksweisen für bereits bestehende Verfahren zu
schaffen.

Von diesen Annahmen sind zumindest (b) und (c) in genereller Form noch nicht ausfor-
muliert und überprüft worden 15 . Wir vermuten auf ihrer Grundlage, daß ein Großteil gram-
matischer Entlehnungen - zunächst in unseren Beispielsprachen - wenigstens partiell
außerstrukturell motiviert ist. Darüber hinaus nehmen wir an, daß Grammatikalisierungs-
prozesse im Sprachkontakt - nicht nur bei direkter Entlehnung - und Grammatikalisie-
rungsprozesse ohne Sprachkontakt grosso modo nach ein und demselben Schema ver-

12
So im Tenor auch CAMPBELL (1993: 99-100).
13
So in etwa auch bei CAMPBELL (1993: 103) a n g e s p r o c h e n .
14
A u c h von ZIMMERMANN (1987: 38) abgelehnt.
b
Mit einzelsprachlicher A u s r i c h t u n g f i n d e n sich solche B e o b a c h t u n g e n etwa f ü r das N a h u a t l in HILL
& HILL (1986: 178) u n d f ü r M a y a - S p r a c h e n in BRODY (1987).

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laufen, wenigstens aber wesentliche Charakteristika gemein haben. Dies soll Gegenstand
der nachfolgenden Kapitel sein.

1.3. Sprachkontakt und Grammatikalisierungstheorie

In einer rezenten Überblicksdarstellung zu den hauptsächlichsten Untersuchungsgegen-


ständen der Grammatikalisierungsforschung sprechen HOPPER & TRAUGOTT ( 1 9 9 3 : 2 0 9 ) zu
Beginn ihres Abschlußkapitels auch kurz die Frage an „whether studies of contact situati-
ons raise any special issues regarding grammaticalization". Die adäquate Auseinanderset-
zung mit dem Problemkreis Grammatikalisierung und Sprachkontakt, so räumen sie an glei-
cher Stelle jedoch umgehend ein, „would deserve a book in itself". Ungeachtet einiger zwi-
schenzeitlich erschienener zumeist kleinerer Beiträge zu diesem Themenbereich, dürfen wir
konstatieren, daß diesbezüglich auf theoretischem wie empirischem Gebiet noch derjenige
Stand der Dinge gilt, den wir in STOLZ & STOLZ ( 1 9 9 3 : 5 - 1 4 ) grob skizziert haben: die von
den amerikanischen Kollegen geforderte Monographie bleibt weiterhin ein Desiderat.
D a ß die hierfür erforderliche Sichtung des Datenmaterials und die entsprechende theo-
retische Evaluierung bislang noch ausstehen, mag etwas mit der Komplexität des Gegen-
standes selber zu tun haben. Das jüngst erschienene Grammatikalisierungslexikon von
HEINE, GÜLDEMANN, KILIAN-HATZ, LESSAU, ROBERG, SCHLADT & STOLZ (1993: 3) räumt
dies zwischen den Zeilen ein, indem einleitend gleich mehrere Fragezeichen gesetzt werden,
wenn es d a r u m geht zu entscheiden, o b „instances of grammaticalization that are associa-
ted with borrowing" von „,natural' forms of transmission" getrennt betrachtet werden soll-
ten. Eine Antwort zu geben wird allerdings gar nicht erst versucht. Dazu bedarf es der
Z u s a m m e n f ü h r u n g von Gedankengut aus mindestens zwei recht verschieden orientierten
Forschungsrichtungen (STOLZ & STOLZ 1993:6), was ja durchaus ein anspruchsvolles Unter-
fangen darstellt, das im Rahmen einer katalogartigen Materialsammlung von vornherein
falsch angesiedelt wäre.
Fortschritte sind allerdings bereits zu beobachten: Ein wenig mehr Beachtung hat
beispielsweise in der neueren Literatur über Grammatikalisierungsphänomene eine spezi-
fische Variante des Sprachkontaktes, nämlich die Kreolisierung, gefunden 1 6 . Der Literatur-
bericht f ü r andere Bereiche der Kontaktlinguistik, die bisher ganz explizit unter Bezug-
n a h m e auf Grammatikalisierungsprozesse betrachtet wurden, fällt keineswegs länger aus 17 .
Im letztgenannten Bereich spielen besonders bei areallinguistischer Orientierung auch
koverte Entlehnungen in Form von Calquierungen eine herausragende Rolle; ausgerechnet
diesbezüglich warnen HOPPER & TRAUGOTT ( 1 9 9 3 : 2 2 0 ) davor, blind auf das Kontaktargu-
ment bei der Erklärung von Grammatikalisierungsphänomenen zurückzugreifen: „Contact
has been an important factor for most languages, and a strictly monogenetic view of gram-
maticalization is ultimately inappropriate. A fuller understanding of similarities and differ-
ences in transmission through language acquisition by adults a well as children in homo-
16
Hierzu liegen u. a. Stellungnahmen von KEESING (1991), HOPPER & TRAUC.OTT (1993: 209-221),
MUFWENE (1993), BORETZKY (1994) und THIELE (1993,1994) vor; auch im bereits erwähnten Gram-
matikalisierungslexikon stellen Beispiele aus der Kreolisierung das Gros der behandelten Kontakt-
phänomene.
17
Allgemein zu Fragen von Sprachkontakt und Grammatikalisierung äußern sich HAASE (1992:
168-171 ), STOLZ & STOLZ (1993:10-19) und NAU (1993:80-200), zu dem speziellen Aspekt von Gra-
matikalisierungsbiinden in kulturellen und sprachlichen Arealen MATISOFF (1991), HEINE (1994:
63-65), STOLZ (1992a) und STOLZ & STOLZ ( 1 9 9 3 : 1 5 ^ 2 ) .

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g e n e o u s and heterogeneous communities needs to be integrated with t h e study of g r a m m a -


ticalization. Until such work is done, it is methodologically sound to attempt to account for
internal evolutive changes within a community before looking outside for possible and often
n o t plausible borrowings." Eigentlich birgt diese Zitatstelle mit der dort e m p f o h l e n e n Kon-
sequenz wieder nur die G e f a h r der Marginalisierung von K o n t a k t p h ä n o m e n e n , wie sie in
abträglicher Weise für viele Zweige der Linguistik symptomatisch erscheint (STOLZ 1992b:
195-199). D e n vorläufigen Verzicht auf kontaktlinguistische A r g u m e n t e in der grammati-
kalisierungstheoretischen Beweisführung halten w i r f ü r e i n e überzogene Reaktion, ja nach-
gerade f ü r paradox.
Die Synopse der arealen Charakteristika mesoamerikanischer Sprachen lautet bei
SUÁREZ (1983:161): ,,[T]he c o m m o n characteristics [...] originate f r o m a definite and iden-
tifiable source, [they] are widespread and they involve diffusion of phonemic contrasts and
of clusters of phonemes, grammatical elements (function words) and grammatical patterns
which sometimes disrupt inherited ones (e. g. prepositions in postpositional languages,
m a r k i n g with particles instead of marking [by] affixes, subordination by particles instead of
subordination by juxtaposition, etc.); they represent direct borrowings as well as caiques. To
these structural characteristics a considerable n u m b e r of loanwords must be added, and, as
would b e expected, there is an almost total absence of borrowing of morphological ele-
m e n t s . " Calquierungen werden hier als gleichberechtigte K o n t a k t p h ä n o m e n e neben direk-
ter Entlehnung von Funktionswörtern im grammatischen Bereich behandelt. LEVY (1990b,
1993a) und CANGER (1990), die grammatische Calques im Totonakischen bzw. Nahuatl
beschreiben, k o m m e n aber übereinstimmend zu dem Schluß, d a ß „es muy difícil d e m o s t r a r
concluyentemente que una construcción es un calco, puesto que esta demostración implica
descartar la posibilidad de un desarrollo paralelo a u t ó n o m o , un desarrollo que en principio
siempre parece ser posible." (LEVY 1993a: 10-11) 18 , und bestätigen damit in gewisser Weise
d i e V o r b e h a l t e a u s d e r F e d e r v o n HOPPER & THOMPSON.
U n t e r diesen U m s t ä n d e n erscheint es f ü r diesen Beitrag ratsam, die U n t e r s u c h u n g
tatsächlich auf Fälle von overter E n t l e h n u n g von spanischen F u n k t i o n s w ö r t e r n zu be-
s c h r ä n k e n , spätere Arbeiten k ö n n t e n dann hierauf a u f b a u e n d auch die weniger klaren
bzw. koverten K o n t a k t p h ä n o m e n e berücksichtigen, wie dies schon, wenigstens am R a n d e ,
in unserem Beitrag über die ,Hispanisierung' der m e s o a m e r i k a n i s c h e n K o m p a r a t i v s t r u k -
t u r e n (STOLZ & STOLZ 1994) geschah. Im folgenden betrachten wir also genau solche
Belege, die eindeutig als Ü b e r n a h m e n eines spanischen Funktionswortes oder einer K o m -
bination von Funktionswörtern in das Inventar der indianischen G r a m m e m e und in den
A u f b a u der indianischen m o r p h o s y n t a k t i s c h e n K o n s t r u k t i o n e n e r k e n n b a r sind. U n s e r
A u g e n m e r k gilt in diesem Beitrag den Diskurspartikeln, K o n j u n k t i o n e n u n d Präpositio-
n e n , d e n e n auch in der bisherigen Literatur zum T h e m a die meiste A u f m e r k s a m k e i t
g e s c h e n k t wurde 1 9 . Spanische K o n j u n k t i o n e n und Präpositionen sind selbstverständlich
in der Modellsprache selbst schon als - f u n k t i o n a l - hoch grammatikalisierte Einheiten
lx
U n s e r e Ü b e r s e t z u n g : ... d a ß ,es sehr schwierig ist, schlüssig n a c h z u w e i s e n , d a ß e i n e K o n s t r u k t i o n
eine C a l q u i e r u n g ist, da dieser N a c h w e i s impliziert, d a ß die Möglichkeit einer u n a b h ä n g i g e n Paral-
l e l e n t w i c k l u n g ausscheidet, einer E n t w i c k l u n g , die im Prinzip i m m e r m ö g l i c h zu sein scheint.'
19
U . a. KARTTUNEN ( 1 9 8 5 : 6 3 - 6 7 ) , BRODY ( 1 9 8 7 ) , ZIMMERMANN ( 1 9 8 7 : 3 2 - 3 5 ) , CAMPBELL (1993:
9 5 - 9 8 ) , LEVY (1993a: 7 - 8 ) , VERBEEOK (1993). Mit dieser arbeitstechnischen E i n s c h r ä n k u n g auf ganz
b e s t i m m t e E n t l e h n u n g s f ä l l e wird nicht b e h a u p t e l , d a ß es keine anderen auch für die G r a m m a t i k a -
lisierungsforschung interessanten E n t l e h n u n g e n aus d e m Spanischen in a m e r i n d i s c h e S p r a c h e n
u n s e r e s F o r s c h u n g s g e b i e t e s g ä b e . A u s Platzgründen k ö n n e n wir hier nur s u m m a r i s c h darauf hin-
w e i s e n , d a ß z u den bislang weniger bis gar nicht aufgearbeiteten B e r e i c h e n sowohl die E n t l e h n u n g

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 93

anzusehen, ihrer Entlehnung scheint dessenungeachtet in den mesoamerikanischen


Replikasprachen nicht viel im Wege zu stehen. Auch die Ü b e r n a h m e von Diskursparti-
keln, der im weiteren noch eine bestimmte Rolle zukommt, sollte nach den Kriterien der
älteren Sprachkontaktforschung kaum stattfinden, hat aber nicht zuletzt in Mesoamerika
eine weite Verbreitung 2 0 .

2. Empirie

2.1. Mixtekische Skizze

Einen guten Einblick in die mesoamerikanische Gesamtsituation bieten die verschie-


denen Dialekte des Mixtekischen. Zwar weichen diese allesamt etwas von den sonst stär-
ker mit overten und koverten Hispanismen gespickten Nachbarsprachen ab, indem sie nur
eine Handvoll von grammatischen Entlehnungen aufweisen. A n diesen wenigen Entleh-
nungen lassen sich aber nichtsdestoweniger einige der typischen P h ä n o m e n e nachweisen,
die die Integration spanischer Elemente in indianische Systeme fast durchweg charakteri-
sieren.
Im mixtekischen Dialekt von Jamiltepec finden sich die Konjunktionen o 'oder' und ni
'(weder) noch' aus dem Spanischen entlehnt. Mit dieser Ü b e r n a h m e von spanischen Gram-
memen ist jedoch keine totale Kopie der entsprechenden spanischen morphosyntaktischen
Eigenschaften verbunden. D a r ü b e r hinaus existiert neben dem entlehnten ö 'oder' eine
indigene disjunktive Konjunktion án 'oder', die nicht einfach durch das spanische Element
ersetzt wird, vgl. (l)-(2) 2 1 .

(1) Mixtekisch (JOHNSON 1 9 8 8 : 1 2 7 )


án kuh -un án mä kuh -un
oder POT:geh -2.SG oder NEG POT:geh -2.SG
'Entweder du gehst oder du gehst nicht.'

von spanischen Vollwörtern und deren Verwendung als indianische Funktionswörter als auch die
Adaptation spanischer Modalverben und Aspekt-Aktionsart-Auxiliaria gehören. Hierzu würde
einerseits die Entlehnung des spanischen Nomens cuenta 'Rechnung' als benefaktivische Präposi-
tion und kausal-finale Konjunktion kwéndá 'für, wegen, weil' im Mixtekischen von Santa Maria
Peñoles (DALY & HOLLAND DE DALY 1977: 79 und 84) und andererseits die Entlehnung des spani-
schen Verbs seguir 'folgen, fortfahren' aus der kontinuativischen Konstruktion seguir haciendo 'fort-
fahren etwas zu tun' zählen, das als -sigi in das Otomi von San Andrés Cuexcontitlán und als segiro-
in das Nahuatl von Acaxochitlán eingegangen ist und dort jeweils als Kontinuativauxiliar, aber nicht
als Vollvcrb fungiert (LASTRA 1980: 90 und 1989:104). Die detaillierte Beschreibung dieser und wei-
terer Phänomenbereiche muß der monographischen Darstellung der kontaktlinguistischen Gesamt-
situation vorbehalten bleiben.
20
So ganz beiläufig auch CAMPBELL (1993:100).
21
Für die Beispielangabe gelten im weiteren Text folgende Konventionen: mit Fettdruck heben wir in
den objektsprachlichen Beispielen, den Morphemglossen und in der deutschen Übersetzung dieje-
nigen Elemente hervor, die im jeweiligen Begleittext diskutiert werden. Wir haben die Schreibungen
unserer Quellen weitgehend beibehalten, zur besseren Identifizierung aber öfter abweichend von
diesen die spanischen Lehnelemente in spanischer Standardorthographie geschrieben, sofern dies
nicht zu sehr die phonologischen Veränderungen verdeckt, die das Element in der jeweiligen India-
nersprache erfahren hat.

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94 CH. STOLZ, TH. STOLZ, H i s p a n o i n d i a n a II

(2) Mixtekisch (JOHNSON 1988:127)


châhâ ñu shuhun ö sñhá tyiño ñu
KON:geb PR0.3PL Geld oder KON:tu arbeit PR0.3PL
'Entweder geben sie Geld oder sie arbeiten.'

Das spanische Lehnelement ö ist laut Quelle bei Nominalkoordination auf Konstruktionen
mit exakt zwei Alternativen beschränkt, bei Satzkoordination dient es zur Verknüpfung von
zwei oder mehr Alternativen und erscheint nur vor der letzten (JOHNSON 1988: 127). Im
Gegensatz dazu kann das autochthone án im Nominalbereich beliebig viele Alternativen
koordinieren und erscheint dabei, anders als ö, vor jedem Koordinatum, wie z. B. in án
ndütyä án kâféé án chlkülá 'Wasser, Kaffee oder Kakao' (JOHNSON 1988: 81). Bei Satzko-
ordination wiederum ist án als á n . . . án auf zwei Alternativen beschränkt. Hier ist demnach
nicht die zweigliedrige spanische Konstruktion o . . . o 'entweder... oder' übernommen wor-
den, auch wenn einfaches mixtekisches ö deren Funktion im nominalen Bereich ausübt. Dis-
junktion im allgemeinen ist ohne weiteres mit ererbten konjunktionalen Mitteln ausdrück-
bar. Die Entlehnung von spanischem o in einigen seiner Funktionen hätte praktisch nur das
Inventar an Ausdrucksoptionen für Disjunktion im Mixtekischen erweitert. Nur in dem
Falle, daß ö oder án im Mixtekischen auf den Ausdruck von exklusiver oder inklusiver Dis-
junktion beschränkt wäre, könnte man von einer Erweiterung der Subkategorisierungs-
möglichkeiten sprechen, was nota bene kein Plädoyer für eine Erklärung per struktureller
Lücke darstellen soll. Die auffällige Kreuzverteilung der disjunktiven Konjunktionen in
Nominal- und Satzbereich spricht jedoch unseres Erachtens gegen eine solche Erweiterung
der Subkategorisierungsmöglichkeiten.
Der zweite Fall betrifft die Negationskonjunktion ni, die im Spanischen normalerweise in
Zwillingsformen vom Typ ni... ni, 'weder... noch' erscheint. Anders als bei einfachem ö ist
im Mixtekischen diese Doppelsetzung bei ni die Regel, vgl. (3).

(3) Mixtekisch (JOHNSON 1988:127)


ni mä kächl ra ni mä kusu ra
weder NEG POT:ess PR0.3SG noch NEG POT:schlaf PRO:3SG
'Er wird weder essen noch schlafen.'

Abweichend von den spanischen syntaktischen Gegebenheiten wird hier das bereits negie-
rende ni obligatorisch mit negierten Prädikaten verbunden (JOHNSON 1988: 127); ohne
zweite Negation wären die entsprechenden Sätze ungrammatisch - , im Spanischen wäre
bestenfalls das zweite ni durch tampoco 'ebensowenig, auch nicht' optional zu verstärken.
Dieses Nebeneinander von indigenen und entlehnten Negationselementen verstehen wir als
Doppelsetzung, d. h., die entlehnten Elemente erscheinen wie zusätzliche, appositionale
Verstärkungen der bereits vorliegenden mixtekischen Elemente. (Diese Sicht wird noch
dadurch unterstützt, daß im Mixtekischen Satzkoordination durch Juxtaposition möglich
ist.) Doppelsetzungen dieser Art sprechen gegen die Annahme einer strukturellen Lücke in
den Replikasprachen, da sie etablierte indigene Verfahren voraussetzen. Bei der Koordina-
tion von Nominalphrasen mit nl hingegen entfällt die Negation, allerdings ist auch hier
abweichend vom spanischen Usus das zweite ηΐ durch die Konjunktion tä 'und' anschließ-
bar, vgl. ζ. B. nishita (tä) niñü 'weder Tortillas noch Salz' (JOHNSON 1988: 81).
In einem anderen Ortsdialekt des Mixtekischen, demjenigen von Atatlahuca, ist die spa-
nische Präposition contra 'gegen' entlehnt worden, obgleich es mit siqui 'auf, über, gegen, für,

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betreffs' bereitse eine autochthone, allgemein super- und supraessivische sowie benefakti-
visch-malefaktivische Präposition (< Nomen siqui 'Rücken (von Vierbeinern)') gab (ALEX-
ANDER 1980: 79). Mit dieser steht das entlehnte Grammem in einem Variationsverhältnis,
das die Varianten unter (4) umfaßt.

(4) Mixtekisch (ALEXANDER 1980: 82)


[I] Ni candonda stqut gobierno
[II] Ni candonda contra siqui gobierno
[III] Ni candonda contra gobierno
PRT rebellier.PL gegen gegen Regierung
'Sie rebellieren gegen die Regierung.'

Alle Varianten sind bedeutungsgleiche Entsprechungen des spanischen Satzes se rebelaron


contra el gobierno. Die autochthone Präposition wie auch die entlehnte spanische können
für sich allein die malefaktivische Funktion ausüben (Varianten [I] und [III]), darüber hin-
aus sind sie in ganz bestimmter Linearisierung als contra siqui unmittelbar miteinander
kombinierbar (Variante [II]), ohne daß dies eine Bedeutungsveränderung mit sich brächte.
Daß die Einführung von contra es ermöglicht, zuvor synkretistisch ausgedrückte malefakti-
vische und benefaktivische Funktionen durch distinkte Grammeme formal zu differenzie-
ren, ist eine Sache, die andere ist es zu erkennen, daß die Integration der Lehnpräposition
über eine Phase der Doppelsetzung läuft: alteingesessene und neu importierte Elemente
erscheinen in einer Art verstärkter Konstruktion, in der das spanische Element - wie unter
(4) [II] - zwar in direkter Nachbarschaft zum indianischen Grammem erscheint, aber auch
weiter als dieses vom jeweiligen Rectum der Konstruktion entfernt steht.
Hieraus ergeben sich vier im folgenden in unterschiedlicher Gewichtung immer wiederkeh-
rende Merkmale der Grammementlehnung aus dem Spanischen in die indianischen Sprachen:

(a) Mit der Übernahme des Funktionswortes ist keine exakte Kopie der distributionellen
modellsprachlichen Eigenschaften des Elementes in der Replikaprache verbunden,
d. h., daß die indianische Variante des Grammems andere Verwendungsweisen als das
spanische Original aufweisen kann - , die Hispanisierung wäre demnach von vornher-
ein nur partieller Natur.
(b) Autochthone und entlehnte Ausdrucksmittel können nebeneinander fortbestehen
und komplementär oder auch überschneidend verteilt sein, d. h., daß keine struktu-
relle Notwendigkeit als ausschließliches Motiv für die Entlehnung herangezogen wer-
den kann -, die Hispanisierung würde daher wiederum nur eine Teilhispanisierung
sein und in erster Linie nur die Zahl der Ausdrucksvarianten und ihre stilistische Ver-
wendbarkeit betreffen.
(c) Autochthone und entlehnte Ausdrucksmittel können gleichzeitig in Form von Dop-
pelsetzungen verwendet werden, in solchen Kombinationen ist einer der beiden
Bestandteile - zunächst meistens der spanische - optional, d. h., daß die entlehnten
Grammeme wie verstärkende Zusätze verwendet werden, so daß die Hispanisierung
wenigstens in der Anfangsphase oberflächlich bleibt.
(d) Besonders die Doppelsetzung von indigenen und spanischen Grammemen stimmt mit
den Verlaufsschemata der Grammatikalisierungsforschung überein, die für Sprach-

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96 C H . STOLZ, T H . STOLZ, H i s p a n o i n d i a n a II

wandelprozesse angesetzt werden (hier besonders das „overlap model" von H E I N E ,


C L A U D I & H Ü N N E M E Y E R 1 9 9 1 : 1 1 1 ) , bei denen die Innovationen im Sprachsystem
wenigstens zeitweise (und damit meinen wir durchaus die Langzeitperspektive) mit
den althergebrachten Strukturen koexistieren, ohne daß mit dem Nebeneinander von
Formen immer auch eine funktionale Distinktion einhergeht 22 .

In den nachstehenden Abschnitten wollen wir diese vier Merkmale anhand einer Bei-
spielschau aus dem funktionalen Bereich weiterverfolgen, den man ganz grob mit dem
Begriff der Junktion überschreiben könnte. In absteigender Folge von Text über die kom-
plexe Syntax hin zur Adpositionalphrase stehen Junktoren zur Diskussion: zunächst werden
die textorganisierenden Diskurspartikeln unter 2 . 2 . 1 . betrachtet, danach die satz- und phra-
senverknüpfenden Konjunktionen unter 2 . 2 . 2 . und schließlich die phraseninternen Adposi-
tionen unter 2.2.3. 23 .

2.2. Junktoren

Die Unterscheidbarkeit von Diskurspartikeln und Konjunktionen ist funktional nicht


immer augenfällig, dies gilt für das Spanische selbst genausogut wie für die spanischen Lehn-
elemente in den indianischen Sprachen. Aus diesem G r u n d e ist unsere Zuordnung der ent-
sprechenden G r a m m e m e in den folgenden Unterkapiteln nicht in jedem Fall eindeutig und
verbindlich. Solche Abgrenzungsschwierigkeiten werden zum Beispiel auch in der Diskus-
sion in B R O D Y (1987) und M E L N A R (1994) um Diskurspartikeln und Konjunktionen deut-
lich, bei H I L L & H I L L (1986:177-194) wird alles einfach zusammen unter „particles" abge-
handelt. In Einzelfällen sind von dieser Unsicherheit auch die Präpositionen in ihrem Ver-
hältnis zu den Konjunktionen betroffen. Zu dieser Situation trägt nicht zuletzt der Umstand
bei, daß gelegentlich das Quellelement für den Entlehnungsvorgang aufgrund von phonolo-
gischen Veränderungen und/oder spezifischen Verwendungsweisen in der indianischen Syn-
tax nicht immer eindeutig zu identifizieren ist: geht zum Beispiel totonakisches para 'um zu,
damit; für; wenn' auf die spanische Präposition para ' f ü r ' oder die komplexe Konjunktion
para que 'um zu, damit' zurück?
Die von uns gebotenen tabellarischen Überblicke enthalten nur solche Fälle von Gram-
mementlehnung, die gesichert in mehr als einer Sprache belegt sind. Davon abweichend,
führen wir in der Diskussion auch Entlehnungen an, die nur in einer Sprache von Bedeu-
tung sind. Bei der Besprechung beschränken wir uns aus Platzgründen jeweils auf eine
kleine Auswahl der in den Tabellen erfaßten Belege.

22
Unsere Daten bestätigen auf jeden Fall das Vorhandensein der Überlappungsphase, aber aufgrund
unserer weilgehenden Beschränkung auf die Synchronie können wir das Gerichtetsein des Ver-
drängungsprozesses nicht unbedingt in allen Fällen bestätigen. Vielmehr könnte man einige Belege,
w i e in STOLZ & STOLZ ( 1 9 9 4 ) e r w o g e n , a u c h s o i n t e r p r e t i e r e n , a l s sei d e r V e r d r ä n g u n g s p r o z e ß a u f
der Grammemseite wieder rückgängig gemacht worden, nachdem die syntaktische Konstruktions-
weise erfolgreich kopiert worden war.
23
In der allgemeinen Literatur zur Subordination, Junktion und Satzverknüpfung (BOSSONG 1979,
MORENO 1987, RAÍBLE 1992) sind - bis auf kreolische Evidenz - Fragen des Sprachkontaktes noch
nicht völlig integriert worden, so daß hier diesbezüglich Neuland betreten wird.

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2.2.1. Diskurspartikeln

Erwartungsgemäß verfügen auch die mesoamerikanischen Sprachen über autochthone


Mittel, um Diskurs und Text zu gliedern. Entlehnungen sind daher nicht a priori als durch
systematische Lücken motiviert zu deuten. Z u den indigenen Verfahren der Textorganisa-
tion mittels G r a m m e m e n gehört u. a. die Verwendung von Partikeln; so heißt es zum Bei-
spiel in der Funktion von Spanisch entonces und pues '(und) dann, danach' Zapotekisch
nach und che, Yukatekisch káa, Totonakisch a'xni'ca' und la'tuncan, Tarahumara lige,
Nahuatl teipa, für das mexikospanische bueno 'also gut; ja dann' im Zapotekischen
(ya')ahue, im Yukatekischen ma'lob, im Mazatekischen ncuu usw. Ungeachtet der wahrlich
reichen Ausstattung der mesoamerikanischen Sprachen mit indigenen Diskurspartikeln, ist
es in diesem Bereich zu einer ebenso reichlichen Entlehnung gekommen 2 4 , vgl. hierzu die
tabellarische Aufstellung unter (5) 25 .

(5) Spanische Diskurspartikeln in Indianersprachen


pues (A, C H , CR, H, IX, KQ, M A , MM, MP, PI, PO, TO, X Z)
entonces (A, C H , K Q , M A , MM, MP, PC, PI, Q, TO, Y)
bueno (A, K Q , MP, PO, Y, YA, Ζ, Z A )
este (CR, MA, Ο, Τ Ο , Y)
sí (MA, MP, TO, Υ, Ζ)
por eso (MA, MM, X Z A )
a ver (TO, Z A )
al/por ultimo (MA, O)
andate (ΤΟ, Y)
en cambio (O, Y)
qué tal (ΤΟ, Ζ)

Bei den unter (5) genannten Diskurspartikeln finden wir relativ wenige Abweichungen vom
spanischen Muster, was Semantik und Syntax der Entlehnungen in den Replikasprachen
angeht; insofern kann man von 'guten Kopien' sprechen. Z u ihnen gehören die sogenann-
ten Zögerformen (oder Hesitative) wohl auch deswegen, weil sie keine bemerkenswerte Ein-
bindung syntagmatischer und paradigmatischer A r t aufweisen, die in den Sprachen vari-
ieren könnte. Das Spanische kennt eine Zögerform este 'äh', die zum Beispiel im Totonaki-
schcn (6) ganz geläufig verwendet wird.

(6) Totonakisch ( L E V Y 1990a: 44)


y este min -kam -anán?
und äh PSR.2SG -Kind -PL
'Und - äh - was ist mit deinen Kindern?'
24
Diese Entlehnungen können bei der Standardisierung durchaus Probleme schaffen, wenn etwa mit
wachsendem Sprachbewußtsein auch puristisches Gedankengut Eingang in die indigene Sprach-
politik findet (MELNAR 1 9 9 4 ) .
25
Bei Tabelle (5) wie allen folgenden Tabellen geben wir links außen die spanischen Etyma an, rechts
in Klammern abgekürzt die jeweiligen indianischen Sprachen aus unserem Sample, in die das spa-
nische Element entlehnt worden ist. Die Abkürzungen werden im Appendix aufgeschlüsselt. Die
Abfolge in den Listen ist nach der Entlehnungshäufigkeit gestaffelt worden. Man beachte, daß die
Tabellen nur die Etyma der Grammeme erfassen und nicht ihre einzelsprachlichen Verwendungs-
weisen in den mesoamerikanischen Replikasprachen mit angeben.

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98 CH. STOLZ, TH. STOLZ, Hispanoindiana II

Ganz ähnlich scheint der Fall im Yukatekischen (7) gelagert zu sein 26 .

(7) Yukatekisch
ti' um p'éel nah -e' este yàan un túul xi'bpàal
LOK NUM[1] KLS.INA Haus -KOR äh EX NUM[1] KLS.ANI Junge
'In einem Haus - äh - da war ein Junge.'

Das Yukatekische besitzt jedoch neben der entlehnten auch noch eine indigene Zögerform
/- (möglicherweise aus dem Demonstrativum le entstanden, also etymologisch parallel zu
spanischem este), die allerdings je nach Anschluß an ein folgendes Personalklitikum unter-
schiedlich vokalisiert wird, d. h. praktisch, daß je nach grammatischer Person ,anders ge-
zögert' werden muß: lu = 3. Person, la = 2. Person. Die Sprechpause tritt dabei erst nach dem
Personalklitikum ein. Die autochthone und die entlehnte Zögerform kommen in Doppel-
setzungen vor, so daß sich für Satz (7) folgende Variationsmöglichkeiten ergeben (8).

(8) Yukatekisch
ti' um p'éel nah-e' este yàan un túul xi'bpàal
ti'um p'eél nah-e' l-u este yàan un túul xi'bpàal
ti' um p'èel nah-e' este l-u yàan un túul xi'bpàal
ti'um p'éel nah-e' l-u yàan un túul xi'bpàal
'In einem Haus - äh (äh) - da war ein Junge.'

Das yukatekische Beispiel folgt somit in etwa dem Muster, das der mixtekische Fall unter (4)
vorgibt. Eine vollständige Übereinstimmung liegt jedoch nicht vor, weil das entlehnte Ele-
ment diesmal auch rechts vom indigenen Funktionsäquivalent stehen kann.
In den folgenden Satzbeispielen (9)—(10) aus dem Mopan und dem Yukatekischen, zwei
nahverwandten Mitgliedern des yukatekischen Zweiges der Mayasprachfamilie, kommen
typische Doppelsetzungen von indigenen und spanischen Diskurspartikeln vor. Beide Bei-
spiele stammen aus narrativen Texten, wo gerade diese Art der diskursiven Organisation
abundiert.

(9) Mopan (VERBEECK 1993: 29)


aleebe pues bin -i a winik -i
nun dann geh -3.SG ART Mann -KFP
'Nun denn, der Mann ging weg.'

(10) Yukatekisch
despues -e' káa h em y -alkab le xi'bpàal -o'
danach -KOR und.dann PRT herabsteig LIG -renn DET Junge -D2
'Und dann rannte der Junge herab.'

Wie schon gehabt, so gilt auch in diesen beiden Fällen, daß neben der Doppelsetzung auch die
einfache Verwendung der indigenen Mittel dieselbe Funktion erfüllen kann. Die Setzung der
entlehnten Elemente allein ist zumindest im yukatekischen Erzählmodus nicht hinreichend.

26
Sofern nicht anders ausgewiesen, stammen unsere yukatekischen Beispiele aus eigener Feldfor-
schung, die 1992-1994 im mexikanischen Bundesstaat Quintana R o o durchgeführt wurde.

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 99

Neben der Einfachsetzung von entlehnten Diskurspartikeln, wie sie wieder im Totonaki-
schen (11) belegt ist, trifft man nicht selten ganze Ketten aus entlehnten und indigenen Dis-
kurspartikeln an, wie das Beispiel (12) aus dem Mayo anschaulich illustriert.

(11) Totonakisch (LEVY 1990a: 42)


entonces tuku Ii: -cha:'lhka:tnan -a chi?
also INT[was] INS -arbeit -2.SG.INK jetzt
'Also was bearbeitest du jetzt?'

(12) M a y o (FREEZE 1989: 65)


entonces este pues hißatua wamhe'la weye -te
also äh dann wohl voran geh -l.PL
ßeha' ce' hu' -me pye:sa -po am
schon bloß DI-PL Augenblick -LOK OBJ.3PL
ßi -ßici -na porque huneni ßica weye
Red.HAB -seh -IRR weil so zu geh: SUB.SG
'Tja, äh, dann also glaube ich wohl, daß wir in Zukunft noch mehr davon sehen wer-
den, weil es so weiterzugehen scheint.'

Diese Akkumulation von Diskurspartikeln in satzinitialer Stellung bestätigt wohl auch die
Annahme von BRODY (1987:513), daß klauseninitiale Partikeln auch häufig hesitative Funk-
tionen übernehmen können, die satzintern jedoch nur von entlehntem este oder einer ent-
sprechenden indigenen Zögerform ausgeübt werden.
Unsere Daten bestätigen im großen und ganzen den Befund von BRODY (1987: 511) für
Maya-Sprachen, demzufolge entlehnte Diskurspartikeln oder Konjunktionen „always occur
in clause initial position, nearly always at the beginning of a sentence, and they frequently occur
in a doublet with the corresponding Mayan conjunction. [...] The Spanish particle in the
doublet generally precedes the Mayan particle that means the same thing [...]; that is, the native
word retains the original position and is preceeded by the borrowed word."27. Des weiteren
behauptet BRODY (1987: 512), daß die Doppelsetzungen speziell in den Maya-Sprachen auf
eine Vorliebe für Parallelkonstruktionen - und zwar nicht nur yukatekisch-spanische, sondern
auch rein indigene - zurückzuführen seien. Dem ist im wesentlichen zuzustimmen 28 . Gleich-
falls zustimmend möchten wir zum Ende dieses Kapitels auch BRODYS (1987:513) Schlußfol-
gerung über spanische Lehnpartikeln referieren, die besagt, daß „their general function of
structuring discourse is transfered to the borrowing language, reinforcing the discourse mar-
kers already present. " Dies dürfte aus der obigen Diskussion von Doppelsetzungsfällen bereits
deutlich geworden sein, im nachstehenden Kapitel über die zum Teil funktionsverwandten
Konjunktionen kehren die Doppelsetzungen an prominenter Stelle wieder.

27
Die Linearisierung scheint gerade bei Diskurspartikeln eher nur in der Tendenz dieser Regel zu ent-
sprechen, wie unser Beispiel (9) zeigt. Bei BRODY (1987:511-512) folgen alle einschlägigen Beispiele
dem Muster,Lehnpartikel links vor indigener Partikel'.
28
Allerdings mit zwei Ausweitungen: zum einen sind die Parallelkonstruktionen nicht nur auf Maya-
Sprachen beschränkt, zum anderen läßt sich zumindest für das Yukatekische kaum von einer Be-
schränkung der Parallelismusvorliebe auf das rituelle Register sprechen. Sollte es zutreffen, daß die
stilistische Präferenz für parallele Konstruktionen eine Motivation f ü r die Integration spanischer
Elemente ist, dann würde dies auch Konsequenzen für die Gesamterklärung der Sprachkontakt-
p h ä n o m e n e zeitigen, vgl. unsere Schlußdiskussion.

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100 CH. STOLZ, T H . STOLZ, Hispanoindiana II

2.2.2. Konjunktionen
Ganz parallel zu den Diskurspartikeln gestaltet sich die Situation bei den Konjunktionen.
Auch hier verfügen die indigenen Sprachen Mesoamerikas über bisweilen recht umfangrei-
che Inventare an satzverknüpfenden Verfahren. Zu den entsprechenden autochthonen Mit-
teln gehören neben verbaler Flexionsmorphologie auch partikelähnliche sowie zum Teil
komplexe Konjunktionen wie die folgenden: als koordinierendes 'und' - entsprechend spa-
nischem y 'und' - finden wir Totonakisch la\ Yukatekisch yéetel, Nahuatl wan, Mixtekisch
ne, Zapotekisch na', Otomi ηε, als adversatives 'aber' - entsprechend spanischem pero
'aber' - sind u. a. belegt Mazatekisch tu, Mixtekisch ntá, Yukatekisch (chem)ba'xe', Ch'ol
yic'ot, sowie als kausales 'weil' - entsprechend spanischem porque 'weil' - gibt es Otomi
nguetho, Mazatekisch jit'aa, Mixtekisch tzi, Nahuatl pampa, Yukatekisch turnen, Ch'ol ti caj,
Zapotekisch /α' usw. Diese indigene Formenvielfalt geht auch hier einher mit zahlreichen
Entlehnungen aus dem Spanischen. Alle der bereits genannten Konjunktionen für Koordi-
nation, Adversivität und Kausalität haben mit entlehntem y, pero und porque Konkurren-
ten - auch in den erwähnten Sprachen - erhalten, vgl. Tabelle (13).

(13) Spanische Konjunktionen in Indianersprachen


porque (A, CH, Η, IX, Κ, KQ, MA, MM, MP, Ν, O, PC, PI, PO, Q,
TO, TZ, γ YA, Ζ, Z A )
pero (A, CH, CR, Η, IX, KQ, MM, MP, MZ, N, O, PC, PI, PO,
TL, TO, TZ, Χ Ζ, Z A )
ο (CH, H, KQ, ΜΑ, MP, MX, MZ, Ν, O, PI, PO, TO, TZ, YA,
Ζ, Z A )
corno (que) (CH', H, KQ, ΜΑ, MP, Ν, O, PC, PO, TO, TZ, Y Z A )
y (CH, H, KQ, Ν, O, PC, PI, PO, TO, TZ, Υ Ζ)
para (que) (CH, H, KQ, MA, N, O, PO, TO, YA, Ζ, Z A )
que (CH, H, KQ, Ν, O, PC, PI, PO, TO, YA, Ζ)
ni (Η, ΜΑ, MX, Ν, O, PI, PO, TO, Z A )
sino (que) (MA, O, PI, PO, X YA, Z A )
cuando (ΜΑ, Ν, Ο, PO, Ζ, YA)
mas que (Ν, O, TL, TO, TZ, ZA)
si (CH, Ν, PO, YA, Ζ, ZA)
de que (PO, Υ Ζ, ZA).
después (que) (CH, O, PO, Y)
mientras (O, PI, PO, Y)
hasta (que/cuando) (Ν, ΤΟ, Ζ)
antes ((de) que) (O, PI)
desde (que) (Ν, Ζ)

Die meisten Phänomene, die auf die Entlehnung von Konjunktionen aus dem Spanischen
zutreffen, finden wir zum Beispiel bei den Konzessiva vertreten. Einen unproblematischen
Fall bietet der tlapanekische Beleg unter (14). Außer daß die phonologische Form von spa-
nischem mas que 'obwohl' durch Aphärese des anlautenden Nasalkonsonanten im Tlapa-
nekischen unter Anpassung an das Tonsystem der Sprache jetzt a'ske3 lautet, lassen sich
keine größeren Unterschiede zum spanischen Muster erkennen. Daher kann tlapanekisches
a'skeH als ,gute Kopie' verbucht werden.

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(14) T l a p a n e k i s c h (SUÁREZ 1 9 8 8 : 1 3 4 )
ma'3ga' a'ske3 na3~snu' ru'2wa2
geh:l.SG:FUT obwohl schlag:3.SG Regen
'Ich werde gehen, obwohl es regnet.'

Es finden sich allerdings auch Fälle, in denen syntaktisch stärkere Abweichungen vom spa-
nischen Muster feststellbar sind. Hierzu gehört das Zoque unter (15), das anders als die mei-
sten mesoamerikanischen Sprachen statt älterem mas que das neuere aunque 'obwohl' aus
dem Spanischen entlehnt hat.

(15) Z o q u e (KNUDSON 1 9 8 0 : 1 3 8 )
aunque tuhi nim -pa pero 'in ntks -pa
obwohl regn SUB:IDF -INK aber PRO.l.SG geh -INK
'Es regnet zwar, aber ich werde gehen.'

Im Zoque wird aunque, abweichend vom Spanischen, mit ebenfalls entlehntem pero in einer
zweigliedrigen Konstruktion verknüpft; jeder Bestandteil dieser Konstruktion leitet einen
der beiden Gliedsätze ein. Diese relativ starke Abweichung vom spanischen Konzessivmu-
ster findet jedoch ihre Entsprechung in indigenen Ausdrucksverfahren des Konzessivs, die
ebenfalls eine zweigliedrige Konstruktion mit Konjunktionen verwenden, um die Teilsätze
einzuleiten und gleichzeitig miteinander zu verknüpfen. Ein entsprechendes Parallelbeispiel
bietet unter (16) das dem Zoque näher verwandte Trique.

(16) T r i q u e (HOLLENBACH & HOLLENBACH 1 9 7 5 : 1 4 1 )


ta'5 ze3 amä'3 cah4 ne4 ga'äh4 'üh5 ah
obwohl däß regn:PRG aber und geh:FUT.l.SG PRO.l.SG DEK
'Es regnet zwar, aber ich werde gehen.'

Wir sehen, daß in (16) wie in (15) der erste Teilsatz eine konzessivische Konjunktion
enthält, der zweite hingegen eine adversative. (Anders als im Zoque sind im Trique
beide einleitenden Positionen jeweils doppelt besetzt.) Die zweigliedrige Konzessiv-
konstruktion scheint ein etabliertes indigenes Ausdrucksverfahren mit hohem Alter zu
sein, das im Zoque einfach nur spanisch relexifiziert wurde. Für das hohe Alter sprechen
ähnlich gestaltete Belege etwa aus dem kolonialzeitlichen klassischen Nahuatl wie unter
(17).

(17) K l a s s i s c h e s N a h u a t l (GARIBAY 1 9 8 9 : 1 0 2 )
manel muchin -tin te -teo o -mie -que
obwohl alle -PL RED.PL -Gott ANT -sterb -PER:PL
zannel amo huel ic olin in tonatiuh
sogar NEG gut dann sich.beweg DET Sonne
Obwohl alle Götter gestorben waren, bewegte sich die Sonne trotzdem nicht.'

Wie im Trique und Zoque konstruierte das klassische Nahuatl die Konzessive mit zweiglied-
rigen Konjunktionen, von denen die strenger konzessivische satzeinleitend stand. Die hier
verwendeten Konjunktionen sind rein indigenen Ursprungs. Die zweigliedrige Konstrukti-
onsweise hat jedoch im Nahuatl selbst nicht überlebt; so wird im modernen Nahuatl wie in

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(18) der an zweiter Stelle stehende konzessivische Nebensatz durch eine ,gute Kopie' von
Spanisch mas que eingeleitet.

(18) Modernes Nahuatl (LASTRA 1980:125)


ni -ya -ζ masque quiauh -tika
ÍSG -geh -FUT obwohl regn -KON
'Ich werde gehen, obwohl es gerade regnet.'

Während es allem Anschein nach im Nahuatl zu einer Verdrängung der indigenen Kon-
junktionen und Konstruktion gekommen ist, haben wir im Tzutujil die Wahl zwischen einer
entlehnten Konjunktion maaski 'obwohl' und einer indigenen Konjunktion manaan
'obwohl', die nicht miteinander kombinierbar erscheinen (19)-(20).

(19) T z u t u j i l (DAYLEY 1 9 8 5 : 2 2 6 )
maaski xt -ib'e majun nuub'an
obwohl ABS.3.SG:FUT -geh nichts ABS.3.SG:ERG.3.SG:mach
Obwohl er gehen wird, wird er nichts tun.'

(20) Tzutujil (DAYLEY 1 9 8 5 : 2 2 6 )


manaan xk -inb'e ma k'o ta neenb'ana7 chik
obwohl ABS.1SG:FUT -geh NEG EX IRR ABS.3SG:geh:ERG.lSG:machEMP
'Obwohl ich gehen werde, wird es wirklich nichts für mich zu tun geben.'

Wie bereits einleitend festgestellt, finden sich bei den Konzessiva die meisten Charak-
teristika wieder, die auch sonst bei der Entlehnung von spanischen Konjunktionen eine
Rolle spielen. Zu den Ausnahmen zählen die schon von den Diskurspartikeln her bekann-
ten Doppelsetzungen. Solche treffen wir bei anderen Konjunktionen in den indianischen
Sprachen durchaus häufig an. Auf der Ebene der Satzverknüpfung finden wir im Yuka-
tekischen neben entlehntempera 'aber' auch das einheimische (chem) ba'x-e' oder (chem)
ba'l-e' 'aber', das sich als '(nur) die Sache ist die' analysieren läßt. Spanische und indigene
Ausdrucksformen können einzeln, aber auch miteinander kombiniert, wie unter (21 ), vor-
kommen. Hierbei ist wiederum auffällig, daß das spanische Element links vom indigenen
steht.

(21) Yukatekisch
túun pakt -ik le k'àax xàan he'l
PRG:3 schau -TRS.IPV DET Busch auch PRV
pero chem ba'x-e' t -a xts'tika'n -il
aber aber -KOR LOK -PSR.2 Linke -RS
yàan le k'àax -o'
EX DET Busch -D2
'Er schaut hier auch den Busch an, aber der Busch ist zu deiner Linken.'

Doppelsetzungen sind allerdings nicht auf das Vorkommen von zwei Konjunktionen
beschränkt, sonern können auch die Setzung von indigenen verbalen Affixen mit satz-
verknüpfender Funktion zusammen mit spanischen Lehnkonjunktionen umfassen. Bei-
spiele hierfür bieten die Sätze (22) und (23), in denen jeweils mit temporalen bzw. kondi-

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tionalen Verbaffixen und Konjunktionen operiert wird. Anders als bisher erscheinen die
spanischen und indigenen Ausdrucksmittel aber nicht in unmittelbarer syntaktischer
Nachbarschaft zueinander: Da die spanischen Konjunktionen (cuando 'als' und si
'wenn') nebensatzeinleitend verwendet werden, während die verbalen Affixe (-o 'als' und
-pi't 'wenn') in Schlußposition des Verbbkomplexes erscheinen, sieht es auf den ersten
Blick so aus, als sei der Nebensatz ,geklammert'. Die Optionalität von cuando 'als' im
Mayo-Satz (22) deutet aber darauf hin, daß dort wahrscheinlich keine Satzklammer vor-
liegt.

(22) Mayo (FREEZE 1989:147)


Hwan koce -ye (cuando) enei -a:ni -yepsa -ye -o
Juan schlaf -DUR (als) 2.SG -dort -ankomm:SUB.SG.PRT -DUR -als
'Juan schlief, als du ankamst.'

(23) Zoque (KNUDSON 1980:139)


si 'izin is -pa -pi't te'y machete
wenn PR0.1.SG:EMP seh -INK -wenn PSR.3.SG Machete
'in ce'kcori -pa
PRO.ISG bitt -INK
'Wenn ich ihn sehe, werde ich ihn um seine Machete bitten.'

Doppelsetzungen begegnen uns auch unterhalb der Ebene der Satzverknüpfung, wenn
es um die Koordination von Nominalphrasen oder Ähnlichem geht. Ein schlagendes Bei-
spiel bietet das Mopan unter (24).

(24) M o p a n (VERBEECK 1993: 29)


ma' in weel mak kah -il o wa Meehiko
NEG l.SG wiss wer Stadt -RS oder oder Mexiko
o wa le'ek ala' ingles -e
oder oder PRO Dl Engländer -KFP
,Ich weiß nicht, wessen Stadt es war, entweder eine mexikanische oder eine von den
hiesigen Engländern.'

In (24) erscheint wiederum das indigene Element wa 'oder' rechts neben dem entlehnten
spanischen o 'oder', und zwar wie dieses vor jedem koordinierten Glied. Eine zwei- oder
mehrmalige Verwendung von wa in dieser Art ist im Mopan sonst unüblich. Es bieten sich
gleich zwei Interpretationsmöglichkeiten an: einmal könnte wa hier der spanischen Kon-
struktionsweise von o . . . o 'entweder... oder' folgen, zum anderen ließe sich auch eine ana-
logische Übertragung aus der einfachen Konstruktion für inklusive Disjunktion - also ein-
maliges o wa 'oder' - vorstellen.
Unterschiede zum spanischen Original sind bei den amerindischen Lehnkonjunktionen
auf zahlreichen Gebieten nachweisbar, für ein phonologisches Beispiel verweisen wir auf
den tlapanekischen Satz (14). Morphologisch zeichnet sich beispielsweise porque 'weil' im
Mayo gegenüber porque 'weil' im Spanischen durch seine Personalflexion aus, die es mit den
indigenen Konjunktionen gemein hat, d. h., daß hier sicherlich eine Anpassung an die ein-
heimische Morphosyntax stattgefunden hat, vgl. (25).

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104 CH. STOLZ, T H . STOLZ, Hispanoindiana II

(25) Mayo (FREEZE 1989:147)


si:me -ßa: -re -ne porque -ne ka: tekipan -wa
geh:SUB.SG.PRS -woll - R E A -l.SG weil -l.SG NEG arbeit -VBL
'Ich möchte gehen, weil ich nicht arbeite.'

Für syntaktische Divergenzen vgl. das konzessivische Beispiel aus dem Zoque (15) sowie
den Fall (26) aus dem Huastekischen.

(26) Huastekisch (EDMONSON 1988:603)


'ani 'ani:c 'in t'ah -a' kom holb -in -ic
und so ERG.3 tu TS weil straf -TS -EMP
'Und so tat er es, weil er wirklich gestraft war.'

Die Kausalsatzkonstruktion mit entlehntem como 'da, weil' im Huastekischen in der


Form kom 'da, weil' weicht vom Spanischen ab, weil Kausalsätze mit como im Spanischen
nur initial stehen können. Für eine andere Anordnung muß auf porque 'weil' zurückgegrif-
fen werden. Im Gegensatz dazu ist kom im Huastekischen die einzige kausale Konjunktion
und leitet alle kausalen Nebensätze ungeachtet ihrer Stellung ein. In diesem Sinne weicht
also die Syntax in Satz (26) durch Verallgemeinerung von den Vorgaben der modellsprach-
lichen Grammatik ab.
Für semantische Abweichungen bietet u. a. das Totonakische eine ganze Reihe von Bele-
gen. So findet sich das spanische para (que) 'um zu, damit' (oder para 'für', s. o.) entlehnt,
hat aber im Totonakischen keinesfalls nur finale (oder benefaktivische und allativisch-direk-
tionale) Funktionen. Aus den Sätzen (27)-(28) geht hervor, daß totonakisches para auch
konditionale Nebensätze sowie sententielle Objekte von Kognitionsverben als 'wenn' bzw.
'daß' einleiten kann. D. h., daß die Verwendungsmöglichkeiten unabhängig von den spani-
schen Vorgaben wesentlich erweitert worden sind.

(27) Totonakisch (LEVY 1990a: 44)


para ni: min ki -si:'η -kà'n pues ni: la
wenn NEG komm PSR.2 -Regen -PSR.Pl dann N E G möglich
tu: tlawa -yci akin
etwas mach -l.PL.INK PRO.l.PL
'Wenn euer Regen nicht kommt, dann können wir nichts machen.'

(28) Totonakisch (LEVY 1990a: 95)


akit ni: ix -k -ka'cí para ta'η -pa':t
PRO.l.SG NEG PRT -l.SG -wiss daß komm:2.SG -PRG:2.SG
'Ich wußte nicht, daß du kommen würdest.'

Neben diesen funktionalen Erweiterungen liegt mit der vom Spanischen her nicht erklär-
baren Verwendung von totonakischem hasta 'sobald als, kaum daß; bis daß, gerade wenn'
eine weitere semantische Abweichung von der Modellsprache qua funktionaler Erweite-
rung vor. Das Spanische würde nämlich für hasta 'bis' oder hasta que/cuando 'bis daß' eine
limitativische Bedeutung vorschreiben, die auf den Endpunkt der Handlung bezogen ist,
während im totonakischen Beispiel (29) der Anfangspunkt einer Handlung angegeben
wird.

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(29) Totonakisch (LEVY 1990a: 140)


Hwan na -Ihtatá hasta xni na -chita'na
Juan FUT -schlaf kaum.daß als FUT -ankomm:INK.2.SG
'Juan wird schlafen, kaum daß du ankommst.'
In anderen Beispielen aus dem Totonakischen wird hasta jedoch auch zur Angabe eines
Handlungsendpunktes herangezogen: mit totonakischem hasta wird der spanische Bedeu-
tungsunterschied zwischen terminativischer und inzeptivischer Begrenzung praktisch neu-
tralisiert, und somit bleibt allein die Funktion der Begrenzung (ohne Richtungsangabe) übrig.
Zusätzlich zu den schon bei der Entlehnung von Diskurspartikeln beobachteten Phä-
nomenen (wie Doppelsetzung usw.) tritt bei den Konjunktionen folgender Umstand in den
Vordergrund. Nicht selten läßt sich nämlich feststellen, daß die entlehnten Konjunktionen in
den amerindischen Sprachen zum Teil stark von den modellsprachlichen Vorgaben abwei-
chen, und zwar indem die Lehnkonjunktionen in bereits bestehende indigene Konstruktions-
muster und Paradigmen integriert werden - und damit auch deren Regelapparat unterworfen
sind, der bisweilen große Unterschiede zum Spanischen aufweist, vgl. hierzu (15), (25) und
(26) für Morphologie und Syntax. Hieraus folgt, daß die Regularien der Modellsprache keine
rigiden Detailfestlegungen für die Verwendung der entlehnten Elemente in den Replikaspra-
chen mitliefern, die zu entlehnenden Elemente sind in jeder Form adaptierbar. Auf semanti-
schem Gebiet heißt dies, wie die Beispiele (27)-(29) aus dem Totonakischen zeigen, daß die
funktional-semantischen Spezialisierungen, in diesem Fall der spanischen Konjunktionen,
im Entlehnungsprozeß aufgehoben werden können, so daß aus der spanischen finalen Kon-
junktion para (que) 'um zu, damit' das totonakische para mit ganz genereller Funktion als syn-
taktischer Relator mit bestenfalls schwacher semantischer Spezifizierung werden kann. Die-
sen Prozeß kann man durchaus als Desemantisierung, Abstrahierung und Generalisierung
beschreiben, was einen der grundlegenden Parameter der Grammatikalisierung darstellt.

2.2.3. Präpositionen
Auf Phrasenebene sind als Junktoren die spanischen Präpositionen in die Entlehnung
eingegangen, wobei eine starke Gewichtung feststellbar ist: nicht jede beliebige spanische
Präposition ist übernommen worden, während man zahlreiche Belege für spanisches de 'von
(ablativisch und genitivisch)' findet, liegt in unserem Sample nicht ein einziger Fall für die
Entlehnung von Spanisch a 'zu (allativisch und dativisch/akkusativisch)' vor. Ansonsten sind
solche potentiellen Oppositionspaare wie Spanisch hasta 'bis' Φ desde 'von ... her, seit', con
'mitVíí'n 'ohne' und para 'für' Φ contra 'gegen' vertreten, vgl. (30).

(30) Spanische Präpositionen in Indianersprachen


hasta (CH, MA, MP, Ν, Ο, PI, PO, TO, Υ, Ζ, Z A )
de (CH, Ν, O, PI, PO, ΤΟ, Y, Ζ, Z A )
como (Η, O, PO, TL, TZ, Ζ, Z A )
desde (MA, Ν, PO, Ο, Υ, Ζ, Z A )
con (Ν, O, TO, ZA)
para (Ν, O, Ζ, Z A )
según (CH, PI, O, ZA)
sin (Ν, O, Y, ZA)
contra (MX, TO, ZA)
por (O, TO, ZA)

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106 CH. STOLZ, TH. STOLZ, H i s p a n o i n d i a n a II

Wie bereits bei den Diskurspartikeln und Konjunktionen verfügen die mesoamerikani-
schen Sprachen ungeachtet der Entlehnungshäufigkeit sehr wohl über autochthone Mittel
zum Ausdruck von Kasusrelationen, wie sie von den spanischen Präpositionen angegeben
werden. Ebenfalls Präpositionen - meistens denominaler Herleitung - sind dies zum Bei-
spiel im Mixtekischen jiin 'mit', nde 'bis', ini 'in', im Zapotekischen len 'mit', im Mazateki-
schen cojo 'mit', hisca 'bis', cahntsua 'in', im Yukatekischen ich 'in', yéetel 'mit' usw.
Die in unserem Datenmaterial am häufigsten von Entlehnung betroffene spanische Prä-
position ist hasta 'bis'. Sie erscheint in verschiedenen phonologischen Adaptationen in den
verschiedensten Sprachen als lokal-temporale limitativische Präposition. Das Beispiel (31)
aus dem Otomi zeigt die Reduktionsform ta 'bis' (neben der otomitischen Vollvariante xta
,bis'), die in dieser einsilbigen Variante auch in der mexikospanischen Alltagssprache in
Gebrauch ist.

(31) Otomi (LASTRA 1 9 8 9 : 1 2 4 - 1 2 5 )


mé ta dáthé
geh.DU bis Fluß
'Gehen wir beide (bis) zum Fluß!'

Im Otomi haben wir es nach den bisher angeführten Kriterien mit einer,guten Kopie' der
spanischen Vorlage zu tun, da sich keine morphosyntaktischen oder morphosemantischen
Besonderheiten identifizieren lassen, die eine stärkere Abweichung vom modellsprachli-
chen Muster bedeuteten. Dies muß aber nicht in jedem anderen Entlehnungsfall zutreffen.
Im Mayo, das durch Satz (32) vertreten ist, erscheint spanisches hasta 'bis' nur schwach pho-
nologisch modifiziert als ahta 'bis', weist aber morphologische und syntaktische Eigenhei-
ten auf, die nicht aus dem Spanischen erklärbar sind.

(32) Mayo (FREEZE 1989,136)


ahta -te ßatwe -wi ka:te -nake
bis -l.PL Fluß -ALL geh:SUB.PL -IRR
'Laßt uns (bis) zum Fluß gehen.'

Wie schon im Falle des entlehnten porque 'weil' unter (25) bemerkt, zeichnet sich auch die
Lehnpräposition ahta im Mayo durch Personalflexion aus: alle Präpositionen des Mayo
haben diese morphologische Eigenschaft. Hier ist das spanische Grammem den indiani-
schen Regeln entsprechend in das bereits bestehende System integriert worden. Außerdem
ist Satz (32) ein weiteres Beispiel für die schon wiederholt erwähnte Doppelsetzung. Denn
ahta 'bis' steht hier mit dem nominalen Allativ auf -wi, wobei zwischen der entlehnten Prä-
position und dem indigenen Kasusaffix kein Rektionsverhältnis besteht, sondern eher eine
Art Appositionsbeziehung: der morphologische Allativ kann auch ohne die Präposition
ahta stehen und der Satz behielte seine Bedeutung, ahta allein hingegen kann diese im Mayo
nicht ausdrücken. Die Lehnpräposition tritt hier also wie ein Zusatz zu einem schon beste-
henden Verfahren hinzu.
In anderen Fällen zeigt sich, daß nicht spanisches hasta en bloc mit allen seinen
modellsprachlichen Verwendungsweisen entlehnt, sondern eine Selektion ganz bestimmter
Bedeutungsnuancen vorgenommen wurde. So finden wir zwar hasta 'bis' auch ins Nahuatl
entlehnt, aber eben nicht in seiner lokalen Grundfunktion. Satz (33) zeigt, daß für diese
Zwecke indigene Mittel verwendet werden.

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 107

(33) M o d e r n e s N a h u a t l (LASTRA 1980:112)


t -ihue itech in aten -tli
l.PL -geh gegen ART Fluß(ufer) -ABS
'Wir gehen (bis) zum Fluß(ufer).'

Im Nahuatl erscheint hasta ausschließlich in temporaler Funktion, etwa entsprechend der


spanischen Konjunktion hasta que 'bis daß', von der es sogar etymologisch hergeleitet sein
könnte. Im Zapotekischen sind die Verhältnisse ähnlich gelagert: hier ergibt sich, daß lokale
Komplemente limitativisch-direktionaler Art direkt an das Bewegungsverb angeschlossen
werden und keiner adpositionalen Junktion bedürfen, vgl. (34).

(34) Zapotekisch (BUTLER 1980:252)


zde' 0 Yelaljo
geh:PRT 0 Yalayag
' E r ging nach Yalayag.'

Wenn überhaupt eine Präposition gesetzt wird, dann ist dies das fakultative und sehr sel-
tene zapotekische par 'für, gen, nach, gemäß' aus spanischem para 'für, gen, nach'. In das
Zapotekische ist das spanische hasta 'bis' - in der Form xte 'bis zu' - hingegen nur für die
Angabe von Preisbegrenzungen entlehnt worden, vgl. (35).

(35) Zapotekisch (BUTLER 1980:250)


nexju'en xte si sentab to to y els'
STA:verbillig:3.PL bis NUM[10] centavo NUM[1] NUM[1] Banane
' E r hat es ihnen bis zu 10 Centavos pro Banane verbilligt.'

D a ß modellsprachliche und replikasprachliche Varianten einer Lehnpräposition einander


nicht völlig entsprechen müssen, ergibt sich auch aus solchen Beispielen wie der Verwendung
von con 'mit' im malefaktivischen Sinne von 'gegen' an Stelle von ebenfalls entlehntem contra
'gegen' wiederum im Zapotekischen (BUTLER 1980: 247), sowie die Verwendung von instru-
mental-komitativischem spanischen con 'mit' in lokativischem Sinne im Totonakischen,
vgl. (36).

(36) Totonakisch (JONES 1979:132)


a'xni'ca' cha' -Ih con ix -patron
als ankomm:3.SG -PRT mit PSR.3.SG -Chef
' U n d als er bei seinem Chef angekommen i s t , . . . '

Neben diesen Bedeutungsveränderungen treten u. a. auch wieder die bekannten Dop-


pelsetzungen in Erscheinung. So ist das genitivische de 'von' des Spanischen in die indige-
nen Possessionskonstruktionen des Nahuatl eingedrungen, ohne diese direkt zu ersetzen
bzw. völlig zu verdrängen, vgl. (37).

(37) M o d e r n e s N a h u a t l (LASTRA 1980:119)


in i -tlapachih -ca de η i -cal o -huetz
A R T PSR.3.SG -Dach - N M L von A R T PSR.3.SG -Haus Α Ν Τ -fall
'Das Dach seines Hauses ist heruntergefallen.'

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108 CH. STOLZ, TH. STOLZ, Hispanoindiana II

Als kopfmarkierende Sprache gibt das Nahuatl durch Possessorpräfigierung die Posses-
sionsbeziehung am Possessum an (= i-tlapachihca ,sein-Dach'), der Possessor, in diesem
Fall calli 'Haus', kann selber wie in Satz (37) possediert sein (= i-cal 'sein-Haus') und per
Präfix anaphorisch auf einen im Satzkontext nicht genannten externen Possessor referie-
ren. Die spanische Lehnpräposition verbindet hier nur zusätzlich das Possessum und den
Possessor, und zwar - zumindest im Ortsdialekt von Acaxochitlán - zunächst nur bei sol-
chen Kombinationen aus formalem Possessum und formalem Possessor, die eine Teil-
Ganzes-Beziehung bei Inanimata ausdrücken 29 . Ist der Possessor belebt, kann nur mit dem
indigenen Verfahren operiert werden, vgl. (38), wo zwischen dem Possessor no-tata 'mein
Vater' und dem Possessum i-cal 'sein Haus' kein de 'von' auftreten darf; ist der formale Pos-
sessor allerdings unbelebt, sind alle drei Varianten unter (39) ohne Bedeutungsänderung
zulässig.

(38) Modernes Nahuatl (LASTRA 1980:119)


in i -tlapachih -ca de η i -cal
ART PSR.3.SG -Dach -NML von ART PSR.3.SG -Haus
no -tata o -huetz
PSR.l.SG -Vater ANT -fall
'Das Dach des Hauses meines Vaters ist heruntergefallen.'

(39) Modernes Nahuatl


in i- tlapachih-ca in i-cal o-huetz
in i- tlapachih-ca de η i-cal o-huetz
in tlapachih-ca de η i-cal o-huetz
'Das Dach seines Hauses ist heruntergefallen.'

Die formale Unterscheidung von Teil-Ganzes-Beziehungen bei Inanimata und Besitz bei
belebtem Possessor hat keine Grundlage im Spanischen, wo in beiden Fällen stets ein
Anschluß durch de verpflichtend ist. Die Grundlage für das beobachtete distributioneile
Verhalten der entlehnten Präposition de findet sich vielmehr im Nahuatl selber, das die
Distinktion ,belebt Φ unbelebt' in mehreren Teilbereichen seiner Grammatik konsequent
zum Ordnungsprinzip erhebt. Mit der Übernahme von spanischem de ist demnach die Aus-
weitung des indigenen Klassifizierungsmusters auf bislang formal dadurch nicht zugängli-
che grammatische Bereiche möglich. Spanisches de ist also nur in einer Teilmenge seiner
Funktionen entlehnt und in diesen den typologischen Tendenzen der Replikasprache ange-
paßt worden.
Wesentlich mehr Raum, als uns hier zur Verfügung steht, würde die Besprechung der Ver-
änderungen in den replikasprachlichen Systemen erfordern, die durch die Entlehnung von
con ,mit' und sin ,ohne' aus dem Spanischen hervorgerufen wurden. Es sei in der gebotenen
Kürze nur nebenbei erwähnt, daß mit der Integration von sin in zahlreichen mesoamerika-
nischen Sprachen erstmalig ein strenger adpositionales Verfahren zum Ausdruck von Pri-

29
Ähnlich, aber nicht in j e d e m Punkt übereinstimmend, ist die Verteilung von entlehntem de im Dia-
lekt von Milpa Alta, wie ihn HILL & HILL (1986: 240-247) beschreiben.

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 109

vation eingeführt wurde 30 . Resümierend läßt sich sagen, daß sich die schon von den Diskurs-
partikeln und den Konjunktionen her geläufigen Szenarien auch bei den Lehnpräpositio-
nen wiederholen. In Ergänzung des bisher Gesagten stellen wir fest, daß nicht überall dort,
wo das jeweilige in die Entlehnung eingehende modellsprachliche Element im Spanischen
Verwendung findet, es auch in den Replikasprachen steht - , und umgekehrt: nicht überall
dort, wo ein entlehntes Element replikasprachlich gesetzt wird, würde auch sein spanisches
Pendant zu erwarten sein. Diese Differenzierungsregel gilt auch im intraindianischen
Sprachvergleich: selbst wenn dasselbe Grammem qua Ausdrucksform aus dem Spanischen
in mehrere mesoamerikanische Indianersprachen entlehnt wird, heißt dies nicht, daß auch
in übereinstimmender Weise von dem jeweiligen Lehngrammem Gebrauch gemacht wird.
Das yukatekische de fungiert im Ortsdialekt von X-Hazil Sur beispielsweise als eine Art
postnominaler Attributsmarker, vgl. (40).

(40) Yukatekisch
k -a kaxt -ik ka' p'éel bola (de) chak
INK -2.SG such -TRS.INK NUM[2] KLS.INA Kugel (von) rot
'Du suchst zwei rote Kugeln.'

De im Nahuatl ist hingegen als ablativische Präposition 'von, aus' und zur Kennzeichnung
von Teil-Ganzes-Beziehungen in Anwendung, vgl. (37)-(39). So sehr sich via Entlehnung
auch die Grammeminventare in Teilen ähnlicher werden, so sehr bleibt doch auf semanti-
schem und syntaktisch-distributionellem Gebiet die Homogenisierung durch parallele
Hispanisierung gewissen Einschränkungen unterworfen. Bisweilen tragen die Entlehnun-
gen wenigstens punktuell sogar zur Heterogenisierung der strukturellen Varianz unter
mesoamerikanischen Sprachen bei.

3. Fazit

Zum Abschluß unserer Untersuchung möchten wir in etwas kondensierter Form die
wichtigsten Gesichtspunkte und Argumente unserer Darstellung rekapitulieren. An erster
Stelle gilt es dabei, zu einer Erklärung der Entlehnungen und ihres spezifischen Charakters
zu gelangen. Was könnte ein mögliches Motiv für die Übernahme spanischer Grammeme in
die indianischen Sprachen gewesen sein? Hier beginnt die von L I N D E N F E L D (1971:6) gefor-
derte Suche nach den „non-structural factors" für die Grammementlehnung.
Was G A R I B A Y (1989: 72) bezüglich der Vielzahl von Konjunktionen im klassischen
Nahuatl sagt, und zwar daß ,,[a]bundante en conjunctiones es la lengua náhuatl y esta es
una de las riquezas de la lengua" 31 , läßt sich ohne große Schwierigkeiten auf andere
Grammemklassen und mesoamerikanische Sprachen übertragen. Man muß Z I M M E R -
MANN (1987:39) daher zustimmen, daß ,,[a]ls Erklärungsansatz [...] sicher auch aus[schei-

30
Komitativität, Instrumentalität und Privation sind durch den spanischen Einfluß in ihrer Ver-
sprachlichung im mesoamerikanischen Raum besonders stark umstrukturiert worden; wir beab-
sichtigen, diesen Themenbereich in einer separaten Arbeit, die sich nicht nur den Kontaktphä-
n o m e n e n widmet, unter dem Arbeitstitel „MIT und O H N E in den Sprachen Mesoamerikas" näher
zu beleuchten.
31
Unsere Übersetzung: ... daß ,das Nahuatl überaus reich an Konjunktionen ist und dies einer der
Reichtümer der Sprache ist'.

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110 CH. STOLZ, TH. STOLZ, Hispanoindiana II

det], d a ß die Entlehnung der Funktionswörter aufgrund von Lücken [...] geschehen
wäre." Diese Feststellung trifft auch dann zu, wenn die indigenen Funktionsäquivalente
der spanischen L e h n g r a m m e m e selber keine Funktionswörter im engeren Sinne sind;
d e n n ,,[e]s steht allerdings außer Zweifel, d a ß die indigenen Sprachen [...] in der Lage
waren, Relationen, wie sie durch die Funktionswörter ausgedrückt werden, entweder auf
syntaktische Weise oder durch eigene Funktionswörter auszudrücken." ( Z I M M E R M A N N
1987: 38). Die entsprechenden indigenen Verfahren sowohl zur Organisation des Diskur-
ses als auch zur Satzverknüpfung und zur Angabe von Kasusrelationen, also zur Junktion
im allgemeinen, umfassen auch stärker flexionsmorphologische Techniken, die gegenüber
den freien Funktionswörtern einen höheren morphologischen Bindungsgrad aufweisen.
ZIMMERMANN (1987: 38) wägt ab, o b man hier den entlehnten G r a m m e m e n gegenüber
ihren indianischen Funktionsäquivalenten eventuell größere ,Einfachheit' oder größere
.Ökonomie' zubilligen sollte, um die Entlehnung mit einer Vereinfachungstendenz
erklären zu können. Abgesehen davon, daß das Einfachheitskriterium zu hinterfragen
wäre, kommt ZIMMERMANN an gleicher Stelle zu dem sicher zutreffenden Schluß, daß
„wenn man diese [komplexen konjugationsartigen Operationen] als Muttersprachler
beherrscht, dann ergibt sich keine Notwendigkeit struktureller oder psycholinguistischer
A r t , diese durch Elemente einer Fremdsprache zu substituieren. Man kann [...] nicht von
einem Ersatz durch ökonomischere Strukturen sprechen." Dementsprechend darf man
fragen, „ob es überhaupt sinnvoll ist, das Problem mittels einer kontrastiven Systemöko-
nomie lösen zu wollen [...], oder o b nicht ein soziolinguistischer Begründungszusam-
m e n h a n g vielversprechender ist, zumindest aber miteinbezogen werden muß." (ZIMMER-
MANN 1 9 8 7 : 4 0 ) .

Ein solcher Begründungszusammenhang liegt in der Ausgestaltung des g e m e i n s a m e n


Sprechens' der am Sprachkontakt beteiligten Gruppen, wie es im HuMBOLDTschen Motto
unserer Arbeit bereits heißt. Wenn BRIGHT (1979: 270) annimmt, daß ,,[t]he borrowing of
Spanish particles probably cannot, then, be explained on grounds of need; but it might be
explained as a structural imitation of Spanish as the language of prestige", dann wird damit
bereits diejenige Gruppe in Umrissen erkennbar 3 2 , die für die Ü b e r n a h m e spanischer Ele-
mente eine herausragende Rolle spielt - die bilingualen indianischen Sprecher (d. h. dieje-
nige Personengruppe, über die die Kommunikation mit der hispanisierten Außenwelt der
indianischen Gemeinden läuft). Nicht nur für das Otomi und seine Präpositionen ergibt sich,
d a ß ,,[a]quellos otomíes que han tenido más contacto con el español, tienden a usar prepo-
siciones tomadas del español, al hablar otomí, lo que no es necesario, excepto para hacer la
construcción más semejante en su forma a la del español." (VOIGTLANDER & ECHEGOYEN
1985: 304) 33 . Diese oberflächliche Ähnlichkeit von spanischem und indianischem Reden
bedeutet, daß der indianische Diskurs in ein hispanisiertes Gewand gesteckt wird, das den
Sprechern durch ihre aktive oder passive Kenntnis der regionalen Spanischvarietät mehr
oder weniger vertraut ist: „The final group of borrowed Spanish particles is perhaps the most
32
ZIMMERMANN (1987:42^43) möchte die frühen Missionare als,Schöpfer' der Entlehnungen aus dem
Spanischen identifizieren, deren fehlerhafter Sprachgebrauch in den indianischen Sprachen, die sie
zumindest anfänglich zur Missionierung der Indianer extensiv verwendeten, Vorbildcharakter für
die eigentlichen Muttersprachler gewonnen habe und aus Gründen des Sozialprestiges imitiert wor-
den sei.
33
Unsere Übersetzung: ... daß .diejenigen Otomis, die am meisten Kontakt mit d e m Spanischen
gehabt haben, dazu neigen, aus dem Spanischen g e n o m m e n e Präpositionen beim Otomisprechen
zu verwenden, was nicht notwendig ist, außer um die Konstruktion in ihrer Form dem Spanischen
ähnlicher zu machen.'

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 111

important in giving Malinche Mexican the highly Hispanicized flavor that it has in everyday
use. These are the conversational particles, the exclamations, and the hesitation forms which
it shares with local Spanish." (HILL & HILL 1986: 190). Für BRODY (1987: 510) ist der Ein-
satz solcher und auch anderer spanischer Elemente zum Beispiel in Mayasprachen oft nicht
mehr von Code-Switching zu unterscheiden, was allerdings nur für bilinguale Sprecher
zutreffen kann; ansonsten gilt ihre Beobachtung, derzufolge „[a] sprinkling of these words
through a narrative lends a Spanish feel to the discourse. Even where most of the construc-
tions are Mayan, a few Spanish particles will give the flavor of the prestige language." Diese
Nutzung des Prestiges des Spanischen wird auch von denjenigen Mitgliedern der indiani-
schen Sprachgemeinschaft angestrebt, die über keine hinreichenden Spanischkenntnisse
verfügen, auch ohne diese ist eine Ausbreitung über die G r u p p e der Zweisprachigen hinaus
gegeben: „Die Begründung für die Entlehnung durch die Indígenas und die Diffusion der
Entlehnungen bei den Otomies selbst wäre, daß diese Elemente als Teil eines Systems von
sprachlichen Merkmalen (speech markers) zur Indizierung von Zivilisiertheit, Modernität
und damit Prestige eingesetzt wurden [...]." (ZIMMERMANN 1987: 43). Mit allgemeinerer
Stoßrichtung klingt dies auch bei HAASE (1992: 169-170) an: „In einer lang anhaltenden
Mehrsprachigkeit verfügen die Sprecher über gute Kenntnisse in beiden Sprachen und kön-
nen bzw. wollen sich expressive Ausdrucksmittel der Modellsprache zunutze machen.
Außerdem wollen sie das Prestige der Modellsprache für sich nutzen", wobei allerdings die
,guten Kenntnisse', über die die Sprecher auch in der Kontaktsprache verfügen sollen, im
mesoamerikanischen Kontext relativiert werden müssen: spanische Elemente finden sich
auch im Sprachgebrauch von monolingualen indianischen Sprechern wieder.
Aus dem obigen Zitatenschatz geht bereits indirekt hervor, wo, d. h. auf welcher Ebene,
man sich im Sprachkontakt das erste Zustandekommen von Funktionswortentlehnungen
vorzustellen hat, nämlich bei den Diskurspartikeln. Diese haben wenigstens für die zwei-
sprachigen Sprecher den Vorteil, daß sie zum größten Teil ohne problematische Adapta-
tionsprozesse in beiden Diskursen, also im fremdsprachlichen wie im muttersprachlichen
Textaufbau, direkt eingesetzt werden können. Praktisch im Einklang mit HAASES (1992:173)
A n n a h m e zur Peripheriezugehörigkeit der Entlehnungen in der ersten Kontaktphase leiten
wir aus dem obigen ein Szenario für die Entlehnung von Funktionselementen ab 34 , das unter
(41) grob schematisch abgebildet erscheint.

Dieses Szenario liest sich wie folgt: Funktionswortentlehnung kommt zuerst auf der
diskursnahen E b e n e der Textorganisation in Frage, gerade auch wenn es darum geht, die
prestigeträchtige Redeweise der sozial höher angesiedelten fremdsprachigen Kontaktpart-
ner zu imitieren 35 . Die funktionale Verwandtschaft zwischen textgrammatischen/makro-
syntaktischen Anwendungsgebieten und der Satzverknüpfung ermöglicht über die
unscharfe Grenze zwischen Diskurspartikeln und Konjunktionen das Eindringen von Ent-
lehnungen in die satzgrammatischen Ebene; von dort ist es dann über den Parallelismus von
Koordination/Subordination auf Satz- und Phrasenebene möglich, auch auf den nachge-
ordneten Ebenen Entlehnungen vorzunehmen. Die modellsprachliche Teilidentität von

34
In etwas anderem Kontext zeigt jetzt H A M E L ( 1 9 9 4 ) , daß im Prozeß der Diglossierung bzw. des
Sprachwechsels in Mesoamerika in einer „phase 2" die Diskursmuster der dominanten Sprache vor
den stärker (satz)grammatischen Elementen übernommen werden.
S O H R A D E R - K N I F F K I (im Druck) zeigt anschaulich an der Hispanisierung der zapotekischen Anre-
deformen, daß der Pragmatik im Sprachkontakt mehr Beachtung geschenkt werden muß, etwa so
wie dies bei E N N I N G E R ( 1 9 8 7 ) vorformuliert wurde.

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112 CH. STOLZ, TH. STOLZ, Hispanoindiana II

subordinierenden Konjunktionen und,echten' Präpositionen hat in unserem Fallbeispiel für


den vorletzten Schritt sicher auch größere Bedeutung. Entlehnungen beginnen beim Dis-
kurs, gehen über die komplexe Syntax und erreichen schließlich die Wortmorphologie.

(41) Szenario

Diskurs

Mit der Identifikation einer ganz allgemeinen sozial-kommunikativen Motivation, die


hinter den Anfängen der Entlehnungsprozesse steckt - und die nicht selten an den BORETZ-
KYschen (1991) Entwurf des Sprachwandels über Variation durch sprachliches ,Spiel' erin-
nert, kommen wir zu einem weiteren Aspekt, den es sich im Resümee hervorzuheben lohnt.
Bei ZIMMERMANN (1987: 45) lesen wir noch: „Ob hier nun ein Verdrängungsprozeß linear
weitergeführt wird, oder ob sich sogar eine Koexistenz bei stilistischer oder sozialer Varia-
tion, d. h. einer neuen Variationskomponente ergibt, ist [...] nicht möglich zu beantworten."
Unsere Evidenz erscheint uns jedoch ausreichend, um wenigstens für viele Fälle die Varia-
tion als ein weiteres Merkmal der Entlehnung von Funktionswörtern zu bestimmen. In meso-
amerikanischen Sprachen weit verbreitet ist das überkommene indigene Stilmittel der Par-
allelkonstruktion oder Doppelsetzung, d. h. die syntaktisch parallele Nennung von seman-
tisch gleichen oder ähnlichen Inhalten in Form von paarigen Ausdrücken in direkter Folge,
und zwar auf Phrasen-, Satz- und Paragraphenebene. Stilistische Variation in dieser Form ist
ein tragendes Element des indianischen Diskurses. Die Integration von spanischen Ele-
menten vergrößert die Zahl der für diese Zwecke einsetzbaren Mittel. Darüber hinaus wer-
den somit Doppelsetzungen auch in solchen Bereichen der Sprache möglich, die vor der Ent-
lehnung keine Variation/Parallelismen gemäß der Stilpräferenz erlaubten. Das literaturübli-
che Argumentieren mit Bedürfnissen' („needs", s. o. BRIGHT 1979) engt diese zu stark auf
strukturelle Motive ein; das Streben nach stilistischer Variation, ein Ausdruck der Kreati-
vität der Sprachverwender, sollte als mitauslösender Faktor von Grammementlehnung
besonders in den mesoamerikanischen Sprachen nicht unterschätzt werden. Das Spanische
selbst bietet kein Vorbild für diese stilistischen Präferenzen der entlehnenden Sprachen.

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Mit dem spanischen ,Flair', das über die Diskurspartikeln in die indianische Rede ge-
langt, hat man zudem die Möglichkeit zur situationsabhängigen soziolektalen und stilisti-
schen Variation geschaffen, der Einsatz der entlehnten Partikeln ist zwar hochfrequent, aber
in vielen Fällen nicht zwingend. Das gilt weitgehend auch auf den Ebenen unterhalb der
Textgrammatik. Die zahllosen Doppelsetzungen ermöglichen es dem Sprecher außerdem,
zwischen prestigegeladenen und prestigearmen stilistischen Registern zu wählen. Das trifft
auch auf die Fälle zu, in denen keine Doppelsetzungen, aber funktionsgleiche entlehnte und
indigene Ausdrucksformen freie Varianten voneinander bilden. Der stilistische Spielraum
der Sprecher ist größer geworden; es stehen ihnen mehr Optionen zur Verfügung, solange
es nicht zur Herausbildung von satzgrammatischen Funktionsdifferenzen zwischen den
Synonymenpaaren oder zur Verdrängung einer der beiden (oder mehr) Alternativen
kommt. Es werden hier - ganz entsprechend den Annahmen der Grammatikalisierungsfor-
schung zur Kreativität (HEINE 1994: 55) - neue Ausdrücke für alte Inhalte zur Verfügung
gestellt. Man kann daher annehmen, daß die Funktionswortentlehnung in ungefähr dem
Schema (42) folgt.

(42) Überlappungsschema

ererbtes Morphem entlehntes Morphem

Überlappung (Teil) Synonymität

obligatorisch f ( A ) * f (B)/ Register Stil

= i
Grammatikalisierung f ( Α ) Φ f (B) fakultativ

A'

In diesem Schema, das dem grammatikalisierungstheoretischen Überlappungsmodell von


HEINE, CLAUDI & HÜNNEMEYER ( 1 9 9 1 : 1 1 9 ) verpflichtet ist, gibt es einen obligatorischen'
oberen Teil, in dem das ererbte Grammem A den Attraktor für das entlehnte Element Β
darstellt. Β wird zu A gestellt - wie wir gesehen haben, in den mesoamerikanischen Spra-
chen im funktionalen und oft im syntaktischen Sinne. A und Β sind Teilsynonyme, die sich
situativ oder nach anderen Kontextbedingungen zur stilistischen Variation eignen. Ob aus
dieser Einsetzbarkeit als stilabhängige Marker noch weitere strukturelle Konsequenzen
resultieren, hängt von anderen Faktoren ab. Hier beginnt der untere fakultative' Teil des
Schemas, die eigentliche Grammatikalisierung. Dieser Teil ist fakultativ', weil eine Teilhabe
an weiterführenden Grammatikalisierungsprozessen für keines der beteiligten Elemente
zwingend erforderlich ist.

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114 CH. STOLZ, TH. STOLZ, Hispanoindiana II

Wenn es aber doch zu Prozessen dieser Art kommt, was läßt sich dann beobachten?
ZIMMERMANN ( 1 9 8 7 : 4 6 ) sieht weitreichende Folgen: „Die untersuchten Entlehnungen von
Funktionswörtern aus dem Spanischen ins Otomi (und vielleicht könnte man generali-
sieren, in die indigenen Sprachen Amerikas) hat eine z. T. tiefgreifende Umstrukturierung
des grammatischen Systems [...] bewirkt. [...] Entlehnte Funktionswörter verdrängen
nicht nur ein konkurrierendes Wort, sondern auch konkurrierende Strukturen." Dieses
Wort von den tiefgreifenden Umstrukturierungen' erweckt den Eindruck, daß die mo-
dellsprachlichen Vorgaben der wesentliche Faktor im Entlehnungsprozeß sind. Tatsächlich
sind syntaktische Veränderungen als Anpassung an die spanischen Gegebenheiten zu be-
obachten, die konträr zu den typologischen Präferenzen der indianischen Sprachen ver-
laufen: die Wortfolgeordnung des Nahuatl (HILL & HILL 1986: 2 3 4 - 2 4 9 ) und die ,hispani-
sierten' Komparationskonstruktionen (STOLZ & STOLZ 1 9 9 4 ) bieten hierfür schlagende
Beispiele. Die Determinierung der Entlehnungsvorgänge durch die grammatischen Rege-
lungen der Modellsprache darf man aber dennoch nicht als absolut betrachten. Die Palette
der Abweichungen vom modellsprachlich Erwarteten ist zu lang, um als Ausnahmeliste
abgetan werden zu können. Die oben präsentierte phänomenologische Auswahl enthält
u. a. solche Fälle 36 , in denen

(a) spanische Indeklinabilia analog zum indigenen System flektierbar werden,


(b) spanische Konjunktionen in modellsprachlich unzulässigen Konjunktionspaaren
(aunque ... pero) nach indigenem Schema verwendet werden,
(c) eine spanische Konjunktion (como) nach indigenem Muster einen nicht vorangestell-
ten Nebensatz einleitet, obwohl sie genau in diesem Kontext modellsprachlich ausge-
schlossen ist,
(d) spanische Konjunktionen und Präpositionen für modellsprachlich nicht vorgesehene
Funktionen herangezogen werden:
(da) durch Generalisierung (hasta (que) im Totonakischen),
(db) durch Spezialisierung (hasta im Zapotekischen, de im Nahuatl),
(de) durch völlig neuen Gebrauch (de im Yukatekischen) 37 .

Ganz wichtig ist dabei die Tatsache, daß die Grammeme des öfteren nicht in ihrer fokalen
spanischen Bedeutung entlehnt werden, sondern nur in einer hochspezifischen, markierten
Funktion. Wenn dann im Nahuatl und im Yukatekischen de verwendet wird, um Distink-
tionen zu symbolisieren, die im Spanischen so nicht gegeben sind, sondern vielmehr allge-
meineren Prinzipien der Replikasprachen Geltung in neuen Bereichen verschaffen, dann
sieht man, wie relativ die Vorgabefunktion der Modellsprache sein kann. Gerade die letzt-
genannten Fälle gehen eher in die Richtung der ,Unterstützung', die replikasprachliche
,Tendenzen' gemäß JOHANSON ( 1 9 9 2 ) durch Entlehnung erfahren können.

36
Weitere Fälle dieser Art und auch ganz neue Typen finden sich bei CAMPBELL (1993) angesprochen.
37
Einen ähnlich interessanten Fall referiert jetzt QUIZAR (1994) zum Ch'orti', wo die spanischen Lehn-
konjunktionen nur dann verwendet werden, wenn ,switch-reference' vorliegt, bei Subjektsgleichheit
bleibt die indigene Juxtaposition von zwei finiten Verben das einzige Ko- und Subordinierungsmit-
tel. D a im Spanischen die Angabe von ,switch-reference' bestenfalls mittelbar (und nicht in jedem
Fall) durch die Konj unktionen geleistet wird, haben wir es mit einer ch'orti'ischen Innovation zu tun,
die zwischen den Typen (db) und (de) anzusiedeln ist.

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 115

Wenn man also überhaupt Prädikationsfähigkeit bei Sprachkontaktsituationen anstrebt


und sich dabei auf die strukturelle Seite konzentrieren will, dann sind sowohl das modell-
sprachliche als auch das replikasprachliche System als potentielle determinierende Größen
zu berücksichtigen - , was letzten Endes eine triviale, aber dennoch nicht oft genug betonte
und nicht oft genug zu betonende Erkenntnis darstellt 38 .
Der hohe Grammatikalisierungsgrad inhaltsseitig sehr abstrakter Relatoren wie que hat
keine erkennbaren retardierenden Effekte bei der Entlehnung gezeitigt. Um Mißverständ-
nissen vorzubeugen, erscheint es uns ratsam, bei der Formulierung von Entlehnbarkeitsre-
striktionen diese zukünftig auf eine höhere morphologische Gebundenheit auf der Aus-
drucksseite zu beschränken 39 . Ein hoher inhaltlicher Grammatikalisierungsgrad in Form
von Abstraktion, Desemantisierung und Generalisierung stellt jedenfalls kein Hindernis für
Entlehnung dar. Nicht nur für den speziellen Fall des spanisch-amerindischen Sprachkon-
taktes in Mesoamerika dürfen wir als Schlußsatz einen Punkt aus dem Resümee Z I M M E R -
M A N N S (im Druck) - unter mitverstandenem Ersatz seines „mezcla de lenguas" ,Sprachmi-
chung' durch ,Sprachkontakt' - anzitieren, der ein Aufgabenfeld umreißt, das die Sprach-
kontaktforschung in Zukunft zu bearbeiten hat und dessen einzelne Komponenten im obi-
gen wieder angesprochen wurden: „En el análisis de la mezcla de lenguas hay que tomar en
cuenta en mayor grado como ha sucedido hasta ahora las componentes semántica, prag-
mática, textual y retórica respectivamente." 40

38
Z I M M E R M A N N (im Druck) macht klar, daß die Berücksichtigung von beiden Seiten im Sprachkon-
takt nicht nur für den Bereich der Verursachung und Voraussetzung, sondern auch für denjenigen
der Auswirkung gelten sollte.
39
Bislang liegen uns außer für bestimmte derivationelle Affixe (Diminutiva im Nahuatl ( H I L L & H I L L
1986) und Nomina Agentis im Yukatekischen) keine Belege für die Entlehnung von gebundener
Morphologie aus dem Spanischen vor.
4,1
Unsere Übersetzung: ,Bei der Analyse von Sprachkontaktphänomenen muß man in größerem
Maße, als er bisher geschehen ist, die jeweilige semantische, pragmatische, textuelle und rhetorische
Komponente in Betracht ziehen.'

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116 CH. STOLZ, T H . STOLZ, H i s p a n o i n d i a n a II

Abkürzungsverzeichnis

(a) Sprachen
1. A = Achi Maya, Groíi-Quichéisch, Quichéisch (Guatemala)
2. CH = Chontal Maya, Groß-Tzeltalisch, Cholisch (Mexiko)
3. CH' = Ch'ol Maya, Groß-Tzeltalisch, Cholisch (Mexiko)
4. CI = Chinantekisch Otomangisch, Chinantekisch (Mexiko)
5. C R = Chorti Maya, Groß-Tzeltalisch, Cholisch (Guatemala)
6. H = Huastekisch Maya, Huastekisch (Mexiko)
7. IX = Ixil Maya, Groß-Mamisch, Ixilisch (Guatemala)
8. Κ = Kekchi Maya, GroB-Quichéisch, Kekchi (Guatemala)
9. K Q = Kaqchiquel Maya, GroB-Quichéisch, Quichéisch (Guatemala)
10. M A = Mayo Uto-Aztekisch, Taracahitisch, Cahitisch (Mexiko)
11. MM = Mam Maya, Groß-Mamisch, Mamisch (Guatemala)
12. M P = Mopan Maya, Yukatekisch (Belize)
13. MX = Mixtekisch Otomangisch, Mixtekisch (Mexiko)
14. M Z = Mazatekisch Otomangisch, Popolokisch, Mazatekisch (Mexiko)
15. Ν = Nahuatl Uto-Aztekisch, Aztekisch (Mexiko)
16. O = Otomí Otomangisch, Otopamisch, Otomi-Mazahua (Mexiko)
17. PC = Pocomchi Maya, GroB-Quichéisch, Pokomanisch (Guatemala)
18. PI = Pipil Uto-Aztekisch, Aztekisch (El Salvador)
19. P O = Popoloca Mixe-Zoque, Zoqueisch (Mexiko)
20. Q = Quiché Maya, GroB-Quichéisch, Quichéisch (Guatemala)
21. Τ Η = Tarahumara Uto-Aztekisch, Taracahitisch (Mexiko)
22. T O = Totonakisch Totonak-Tepehua (Mexiko)
23. T L = Tlapanekisch Otomangisch, Subtiaba-Tlapanec (Mexiko)
24. T R = Trique Otomangisch, Mixtekisch (Mexiko)
25. T Z = Tzutujil Maya, GroB-Quichéisch, Quichéisch (Guatemala)
26. Y = Yukatekisch Maya, Yukatekisch (Mexiko)
27. YA = Yaqui Uto-Aztekisch, Taracahitisch, Cahitisch (Mexiko)
28. Ζ = Zoque Mixe-Zoque, Zoqueisch (Mexiko)
29. Z A = Zapotekisch Otomangisch, Chatino-Zapotekisch (Mexiko)

(b) Morphemglossen
ABS = Absolutiv INS = Instrumental P R O = Pronomen
ANI = Animatum INT = Interrogativum PRS = Präsens
A N T = Anterior IPV = Imperfektiv PRT = Präteritum
A R T = Artikel IRR = Irrealis PRV = Präsentativ
D l = erste Deixis KFP = klausenfinale Partikel PSR = Possessor
D2 = zweite Deixis KLS = Klassifikator R E A = Realis
DEK = Deklarativ KON = Kontinuativ R E D = Reduplikation
D E T = Determinator KOR = Kontinuator RS = relationales Suffix
D U = Dual LIG = Ligatur SG = Singular
D U R = Durativ LOK = Lokativ STA = Stativ
EMP = Emphase N E G = Negation SUB = Subjekt
ERG = Ergativ NML = Nominalisierer TRS = transitiv
EX = Existential NUM = Numerale TS = Themasuffix
F U T = Futur OBJ = Objekt VBL = Verbalisierer
H A B = Habitualis P E R = Perfekt
IDF = indefinit PL = Plural 1,2, 3 = 1., 2., 3. Person
INA = Inanimatum POT = Potential [1], [2] = Kardinalzahl eins, zwei...
INK = Inkompletiv PRG = Progressiv

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Sprachtypol. Univ. Forsch. (STUF) 49 (1996) 1 117

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burgo. Frankfurt am Main: Vervuert. [Manuskriptversion 26 Seiten]

CHRISTEL STOLZ
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik
Forschungsgruppe Kognitive Anthropologie
Postbus 310
NL-6500 A H Nijmegen

THOMAS STOLZ
Ruhr-Universität Bochum
Sprachwissenschaftliches Institut
D-44780 Bochum

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