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Landinfo 5/2010 Tierische Erzeugung

Dr. Renate Lindner, LAZBW Aulendorf

Mit Färsenmast Geld verdienen


Färsenmast - eine Nische mit Zukunft

Rindfleisch wird in Deutschland


vorwiegend durch Jungbullen und
Kühe erzeugt. Färsen haben dar-
an nur einen geringen Anteil,
schließlich werden rund 70 % der
weiblichen Kälber als Zuchtfärsen
zur Bestandsergänzung der Milch-
vieh- und Mutterkuhherden benö-
tigt. Hinzu kommt, dass die Mast
von Jungbullen und Ochsen in der
Regel wirtschaftlicher ist: Es wer-
den höhere tägliche Zunahmen,
höhere Mastendgewichte bei
gleichzeitig höherem Muskel-
fleischanteil und einem geringe-
rem Fettgewebeanteil erreicht, der
Futterbedarf je kg Zuwachs ist ge-
ringer. Diese Nachteile werden
aber zum Großteil durch die nied-
rigeren Ansprüche der Mastfärsen
an die Energiedichte im Futter
ausgeglichen. Deswegen kann Bild 1 : Vitale und frohwüchsige Weidemastfärsen Blonde
auch extensiv erzeugtes Grundfut- d´Aquitaine x Fleckvieh und Fleckvieh.
ter auf Grünlandbasis verwertet
werden. Dem frühen und höheren
Fettansatz der Färsen muss durch
gezielte Rassenauswahl, Rein- Forderung des Verbrauchers nach Zusammenhänge sind bei Färsen
zucht oder Kreuzungstiere, einem Genuss und Geschmack, den schwächer ausgeprägt als bei
systematischen Fütterungsregime wichtigsten Qualitätskriterien bei Jungbullen.
und einer zeitgerechten Schlach- Fleisch.
tung entsprechend der Körperkon-
Färsenfleisch schmeckt, weil es Qualitätsanforderungen an
dition entgegen gewirkt werden.
gut marmoriert ist. Marmorierung
Jedoch sind bei keiner anderen
ist das mit bloßem Auge erkenn- das Produkt Färsenfleisch
Kategorie die Voraussetzungen
bare fein verteilte Fett in der Mus- Produktionsziel in der Färsenmast
zur Produktion von hochwertigem
kulatur zwischen den Muskelfa- sind gut bemuskelte, nicht zu stark
Qualitätsfleisch so günstig wie bei
sern, das intramuskuläre Fett verfettete Rinder die bei täglichen
Färsen. Auch hat die Mast weibli-
(IMF). Da Fett zugleich auch Trä- Zunahmen von 800 g bis 1.000 g
cher Rinder mit dem Wegfall der
ger von fettlöslichen Aromastoffen bereits mit 16 - 19 Monaten und
produktionsgebundenen Prämien
ist, verbessert sich der Ge- einem Lebendgewicht von mind.
für männliche Rinder, Silomais
schmack von Fleisch mit zuneh- 450 kg (450 kg - 550 kg) die
und Ganzpflanzensilage im Rah-
mender Marmorierung. Steigt die Schlachtreife erreichen.
men der Agrarreform an Wettbe-
Fettabdeckung, dann nimmt auch
werbsfähigkeit gegenüber Bullen- Die Qualität der Schlachtkörper
die Marmorierung im Muskelfleisch
und Ochsenmast gewonnen. spiegelt sich in der Ausschlach-
zu.
tung und in den Ergebnissen der
Ein weiteren Einfluss hat das Alter Klassifizierung nach dem EUROP-
Was ist das Besondere an der Rinder bei der Schlachtung. System wieder. Anzustreben sind:
der Fleischqualität von Mit dem Alter nehmen Gehalt und
Färsen? Vernetzungsgrad des Bindegewe- Ausschlachtungsgrad: >54 %
bes und die Größe der Muskelfa-
Färsenfleisch ist zart, saftig und sern zu, was zu einem Rückgang Schlachtgewicht: 280 kg - 330
aromatisch und erfüllt damit die der Zartheit führt. Diese negativen kg

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überwiegend Fleischigkeits- der Zunahmen zum größten Teil Die DB-Rechnung macht deutlich,
klasse U und E, wenig O, kein durch den Fleischansatz bedingt dass Färsen sich dann wirtschaft-
P ist und der Fettansatz klein gehal- lich mästen lassen, wenn mit kos-
ten wird, was letztendlich auch tengünstigem Grund- und Kraftfut-
überwiegend Fettklasse 2, 3, Futterkosten spart. Zuchtkalbin- ter guter Qualität, geringen Stall-
wenig 4 nen, die wegen schlechter Frucht- platzkosten in abgeschriebenen
barkeit, Leistung, oder aus ande- Stallungen, optimalen Haltungs-
ren Gründen zucht-untauglich bedingungen (Licht, Luft, Sonne
Wirtschaftliche sind, erfüllen diese Anforderungen und Bewegung) und arbeitszeit-
Färsenmast an die Erzeugung von Qualitäts- sparender Technik Qualitätsfleisch
fleisch nicht. erzeugt wird.
Grundlagen einer wirtschaftlichen
Färsenmast sind: 3. gute, die Qualität honorierende Ohne Berücksichtigung der Fest-
Erlöse in Anlehnung an Jung- kosten für Stall, Technik, Grundfut-
1. standortangepasste Auswahl bullenpreise sowie ein gesi- tererzeugung und Gemeinkosten
der Genetik bzgl. Weide und cherter Absatz. ergibt sich bei einem Arbeitszeit-
Futtergrundlage, bedarf von 13 Akh (intensiv) bzw.
In Tabelle 1 sind Deckungsbeiträ- 16 Akh (extensiv) pro erzeugte
2. zielgerichtete Mast im Hinblick ge pro erzeugte Mastfärse für die
auf Fütterungsregime und Füt- Färse eine Stundenverwertung in
Mastverfahren intensiv (Stall) und Höhe von 9 € bis 3 € (DB nach
terungsintensität. extensiv (Stall, Weide) auf Vollkos- Grundfutter/ Arbeitszeitbedarf).
Damit werden die Voraussetzun- tenbasis kalkuliert. Bei den Fest- Werden die gesamten kalkulatori-
gen geschaffen, dass die Höhe kosten wurde Neubau unterstellt. schen Festkosten in Ansatz ge-

Tabelle 1: Deckungsbeitrag Färsenmast (Fleckvieh)

intensiv extensiv Anteil


VERFAHREN 900 g tägl. Zunahmen, 700 g tägl. Zunahmen, Kosten an
Mast von 75 kg - 500/550 kg Mastdauer: 17 Monate, Mastdauer: 22 Monate, Summe
Einheit: 1 erzeugte Färse, ohne Mwst 55 % Grassilage, 35 % 1/3 Grassilage, 2/3 Kosten
Leistungen

Weide, 10 % Maissilage Weide

Preis Hauptprodukt 1) €/kg SG 3 3


Hauptleistung in €
550 kg x 56 % = 308 kg Schlacht- 924 924
gewicht x 3,00 €/kg Schlachtgewicht
Nebenleistung (Düngerwert) in € 143 202
Summe Leistungen in € 1.067 1.126
Kalb1) in €
255 255
variable Kosten

75 kg x 3,40 €/kg Lebendgewicht


Kraft- und Mineralfutter in € 151 191
Sonstige variable Kosten in €
(Energie, Wasser, Maschinen, 159 174
Tierarzt, Medikamente, Vermarktung)
Summe variable Kosten
565 620 40 %
gesamt in €
Deckungsbeitrag
Deckungs-

502 506
(vor Grundfutter) in €
beitrag

Grundfuttervollkosten2) in € 386 462 30 %


Deckungsbeitrag (nach
+ 116 + 44
Grundfutter, mit Zinsansatz) in €
Stall- und Gemeinkosten in € 273 386
Kalk. Arbeitsentlohnung in €
162 200 20 %
13 Akh/16 Akh x 12,5 €/Akh
Summe Kosten in € 1.386 1.668
Kalkulatorisches
- 319 - 542
Betriebszweigergebnis in €
1) aktuelle Marktpreise KW 24 / 2010 (Baden-Württemberg)
2) Grundfuttervollkosten in €/10 MJ ME: Grünland, Grassilage = 0,20€, Weide = 0,07 €, Maissilage 0,14 € jeweils mit Ausgleichsleistun-
gen (MEKA, Ausgleichszulage), entkoppelte EU-Flächenprämien
Quelle: Kalkulationsdaten Rindermast 2009, LEL Schwäbisch Gmünd, geändert

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Tabelle 2: Eigenschaften von Fleischrassen

Erforderliche Mast- Schlacht- Marmorie- Faserig-


Rasse
Mastintensität leistung ausbeute rung, IMF keit
Charolais sehr hoch ++ ++ + +/-
Charolais x Fleckvieh sehr hoch ++ + + +
Blonde d´Aquitaine sehr hoch + ++ ++ +
Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh sehr hoch + ++ ++ +
Weißblaue Belgier sehr hoch + ++ + +/-
Fleckvieh hoch + + + +
Limousin hoch + ++ + +-
Dt. Angus hoch-gering +/- + + +
Highland gering - +/- +/- +/-
Erklärung: ++ sehr gut, + gut, +/- durchschnittlich, - gering

bracht, ergibt sich ein negatives Standort und Verfahren angepass- kg und darüber ausmästen. Mast-
Betriebszweigergebnis in einer te Rassen einzusetzen. So kann tiere dieser Rassegruppen zeich-
Größenordnung von 320,- € bis einer zu frühen Verfettung der nen sich durch hohe Schlachtaus-
540,- € pro erzeugte Färse. Mastfärsen durch Auswahl geeig- beuten, niedrigen Fettgehalt und
neter Rassen für Reinzucht oder hohen Anteil an Magerfleisch aus.
Kreuzung in Verbindung mit einem Diese Veranlagung zu hoher
Genetik und Fütterungs- optimalen Fütterungsregime vor- Wachstumskapazität gegenüber
regime gebeugt werden. weniger fleischwüchsigen Rassen
kann jedoch nur über intensive
Zwischen Wachstumsverlauf, Fut- Zur Erstellung von leistungsstar- Mastverfahren genutzt werden.
terverwertung und Verfettungsgrad ken Masttieren einheitlicher Gene-
bestehen nicht nur zwischen den tik sollten in den Mutterkuhherden In der Anpaarung an milchbetonte
Geschlechtern Unterschiede, son- geprüfte Fleischvererber einge- Kühe profitieren die Kreuzungs-
dern auch zwischen Rinderrassen setzt werden. kälber von der höheren Milchleis-
und Linien (Tab. 2). Diese Wech- tung der Mütter, in den Zunahmen
selwirkungen zwischen Mastver- Großrahmige, spätreife Fleischrin- und Schlachtkörperausprägung
fahren und dem rasse- bzw. li- derrassen wie Charolais, Blonde vom Leistungsniveau der Väter.
nienspezifischem Muskelansatz- d´Aquitaine, Weiß-blaue Belgier
vermögen erlaubt, optimal an und Fleckvieh, lassen sich auf für Kleinrahmige, frühreife Rassen
Färsen hohe Endgewichte um 600 wie Angus, Limousin und Highland

Tabelle 3: Verfahren der Färsenmast

Mastverfahren
intensiv (Endmast) mittelintensiv extensiv
Herkunft der Färsen Absetzer aus Mutterkuhhal- Kalb aus Milchvieh bzw. Kalb aus Milchvieh bzw.
tung (ca. 250 / 300 kg Le- Mutterkuhhaltung Mutterkuhhaltung
bendgewicht) Absetzer aus Mutterkuh- Absetzer aus Mutterkuh-
haltung haltung

Fütterung bestes Grundfutter bestes Grundfutter gutes Grundfutter


+ 2 - 4 kg Kraftfutter + 1,5 - 3 kg Kraftfutter + ggf. 1 - 3 kg Kraftfutter

Weide nein begrenzt ja


Stall-Ausmast nötig? nein wenn Weide, ja ja
Tägliche Zunahmen 1.000-1.100 g 900g 700 - 800 g
Schlachtalter Unter 17 Monate 17 - 19 Monate 19 - 22 Monate
Mastendgewicht 450-580 kg 500 - 550 kg 550 - 600 kg
frühreife Rassen wie Angus
ca. 450 kg

Quelle: abgeändert nach Steinwidder, 2003

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Tabelle 4: Richtwerte zur Futteraufnahme und Nährstoffbedarf in der intensiven Färsenmast (Stein-
widder, 2003)

Alter Zunahmen Lebendge- TM- Energiebedarf Eiweißbedarf


wicht Aufnahme
Monate g g kg TM/ Tag MJ ME/ Tag MJ ME/ kg Tag g/ kg Tag
6 - 11 1.100 260 - 360 5,5 - 7,4 60 - 80 11,0 - 10,8 150 - 130
12 - 15 1.100 360 - 460 7,5 - 8,4 81 - 89 10,8 - 10,6 130 - 140
16 1.000 460 - 500 8,4 - 9,0 89 - 95 10,8 - 10,6 115 - 125

erlauben dagegen nur mittlere eingestuft. Weidemast


Endgewichte, haben aber den Vor- setzt arrondierte, hofnahe
teil leichtkalbig zu sein. Limousin Flächen voraus, und die
eignen sich sowohl für die Rein- Bereitschaft des Landwirts
zucht in Mutterkuhherden als auch über Besatzdichte, Wei-
zur Erstellung von Kreuzungsfär- demanagement und ggf.
sen in Anpaarung an Milch- und Ergänzungsfütterung das
Mutterkühe. Sowohl bei intensiver Futterangebot und damit
als auch extensiver Fütterung die Fütterungsintensität zu
(Weide) können mit Limousin- steuern. Ideal sind mittlere
Mastfärsen hohe Mastendgewich- Jahresniederschlagsmen-
te im Bereich 550 kg bis 600 kg gen von 800 mm. Im Fol-
Lebendgewicht ohne zu starke genden werden die Ver-
Verfettung angestrebt werden. fahren der intensiven und
Dagegen erreichen Angusmast- extensiven Färsenmast
färsen bei extensiven Verfahren mit Absetzern aus der
(extensive Bedingungen, extensi- Mutterkuhhaltung skizziert
ve Standorte) bereits bei einem (Tab. 3).
Lebendgewicht von 450 kg die
Schlachtreife.
Mast mit Absetzern
aus der Mutterkuh-
Produktionsverfahren der haltung
Färsenmast
Bild 2: An den wertvollen Teilen Keule
Färsenmast findet überwiegend in
Intensive Mast und Rücken sehr gut bemuskel-
Grünlandregionen statt. Aber auch te Kreuzungsfärsen Blonde
auf Ackerbaustandorten werden Die weiblichen enthornten d´Aquitaine x Fleckvieh.
Mastfärsen durch Flächenverwer- bzw. genetisch hornlosen
tungen - Verfütterung legumino- Kälber werden in den Mo-
senreicher Zwischenfrüchte - als naten September / Okto-
wertvolles Fruchtfolgeglied gese- ber mit ca. 250 bis 300 kg
hen. und einem Alter von 6 bis
10 Monaten abgesetzt und für die masse und darüber gemästet wer-
Weidemast hat durch die steigen- Mast aufgestallt. den. Das Verfahren eignet sich für
den Produktionskosten (Energie, Ackerbaubetriebe mit Grundfutter
Maschinen/ Technik), einer Hö- Je nach Qualität des Futters (10 hoher Energiekonzentration
herbewertung des Düngerwertes bis 11 MJ ME pro kg TM), Rasse (Maissilage, Gras, eiweißreichen
und durch den zunehmenden Be- und Zunahmeleistung beträgt die Zwischenfrüchten). Anhaltswerte
darf an ackerfähiger Fläche zur Endmast im Stall 3 bis maximal 6 zur Gewichtsentwicklung, Auf-
Erzeugung von Energierohstoffen Monate. Das Schlachtgewicht der nahme an Trockenmasse (TM),
an Vorzüglichkeit gewonnen. Beim 13 bis 17 Monate alten Mastfärsen Energie- und Eiweißbedarf sind in
Verbraucher genießt die Mast auf liegt bei 450 bis 520 kg. Masttiere der Tabelle 4 zusammen gestellt.
der Weide als „natürliche Haltung“ aus fleischbetonten Nutzungsras-
eine hohe Akzeptanz, und auch sen (Fleckvieh) oder Kreuzungs- Rationsbeispiele mit unterschiedli-
der Gesundheitswert des auf tiere aus der Anpaarung milchbe- chen Anteilen Mais- und Grassila-
Grünland erzeugten Fleisches wird tonter Rassen mit großrahmigen ge im Grundfutter (GF) und ei-
wegen der erhöhten Gehalte an Fleischrassen können bei Inten- weiß- bzw. energiebetonten Kraft-
Omega-3-Fettsäuren sehr hoch sivmast auch bis 550 kg Lebend- futterergänzungen zeigt Tabelle 5.

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Tabelle 5: Rationsbeispiel für die intensive Färsenmast mit Mais- und Grassilage (Steinwidder, 2003)

Lebendgewicht kg 300 450


Tageszunahmen g 900 - 1.100 900 - 1.050
Grassilage, Heu % vom GF 100 0 100 0
Maissilage % vom GF 0 100 0 100
Kraftfutter kg FM 2,7 1,9 3,4 2,4
Energie MJ ME / kg FM 11,3 11,7 11,2 11,7
Eiweiß % je kg FM 14 28 11 20
Futteraufnahme kg TM 6,6 - 7,2 8,0 - 8,5
Energie MJ ME / kg FM 11,1 - 10,8 11,0 - 10,7
Eiweiß % je kg FM 13 - 14 12 - 13
Energiedichte je kg TM: Grassilage 9,8 MJ ME, Heu 9,3 MJ ME, Maissilage 10,6 MJ ME;
Mineralstoffergänzung/Tag: 50 - 70 g calciumreiches Mineralfutter + 10 g Viehsalz + 10 - 20 g Futterkalk
FM = Frischmasse, TM = Trockenmasse

Besonderes Augenmerk ist auf die hängigkeit vom Grundfutter vorge- grünland verfügen, möglich. Der
Umstellungsphase von mutterge- nommen werden. extensiven Fütterungsphase muss
bundener Aufzucht auf der Weide jedoch immer eine gezielte Aus-
und Mast im Stall zu legen, um mast (Gesamtration: 10,5 MJ
Leistungseinbußen durch den Extensive Mast ME/kg TM; 2,5 kg Kraftfutter pro
Umstellungsstress zu vermeiden. Tier und Tag) im Stall folgen. Er-
Bei den Färsen nimmt mit zuneh-
folgt die Mast auf der Weide, sind
Um die Futterumstellung gleitend menden Schlachtalter die Fleisch-
Verfahren mit einer bzw. zwei
zu gestalten, kann der selbst aus- qualität nicht in dem Maß ab wie
Weideperioden möglich.
mästende Betrieb seinen Kälbern bei den männlichen Rindern. Da-
schon während der Milchperiode her sind gute Qualitäten über Wei- Eine extensive Mast mit hohem
Kraft- und Mastfutter verabreichen. de bzw. Silagefütterung auch auf Schlachtalter rentiert sich aufgrund
Bei alters- und gewichtsgleichen extensiven Grünlandstandorten der Zunahme an Erhaltungsfutter
Zukaufstieren sollte zumindest in oder in Betrieben, die über Rest- und der damit verschlechterten
den ersten 4 Wochen nach Zukauf
zum Grundfutter bester Qualität 1
bis 2 kg Kraftfutter (Getreide) ge-
geben werden.
Die Haltung der freiheitsgewohn-
ten Absetzer in Gruppen und zu-
sätzlich auf Stroh lässt Bewegung
und soziale Kontakte zu und ist
zudem weniger belastend für die
nicht an harten Boden angepass-
ten Klauen. Die Einsteller sollten
gesund, parasitenfrei (Kotprobe)
und nicht tragend sein. Impfungen
sind ggf. beim Einstallen vorzu-
nehmen, Räudebehandlung ab
Frühjahr.
Ein ruhiger Umgang mit den Tie-
ren, regelmäßige Tierkontrolle und
Kontakt fördert die Mensch-Tier-
Beziehung, eine unabdingbare
Voraussetzung für notwendig wer-
dende Pflege- und Behandlungs-
maßnahmen am Tier. Abrupte Fut-
terumstellungen und schwankende Bild 3: Einfache Umbaulösung eines Milchviehstalls zur 2-
Rationszusammensetzungen sind Fächenbucht: Anbau eines Liegebereichs auf Stroh an bei-
zu vermeiden. Mineralstoff- und den Längsseiten, innen Fress- und Kotbereich auf Vollspal-
Wirkstoffergänzung sollten in Ab- ten.

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Tabelle 6: Mast- und Schlachtleistung Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh und Fleckvieh (2008).

Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh


Fleckvieh (n = 4) (n=5)
Absetzalter Tage 137 129
Absetzgewicht kg 231 208
Zunahmen bis Absetzer g 1.405 1.317
Zunahme Weide g 765 770
Lebenstageszunahmen
(Schlachthofgewicht-Geburtsgewicht) / g 882 878
Schlachtalter
Schlachtalter Tage 578 564
Schlachthofgewicht kg 521 506
Ausschlachtung % 57 54
Fleischigkeitsklassen EUROP 4 x „U“ 1 x U, 4 x R
Fettgewebsklassen 1-5 4 x „2“ 1 x „2“, 4 x „3“
Schlachtkörperlänge cm 154 151

Futterverwertung nur dann, wenn die Ergebnisse eines gemeinsam Verbraucher wollen ein weißes,
preiswertes Futter zur Verfügung mit dem Fachbereich Grünland helles Fett.
steht bzw. wenn über die Bewirt- durchgeführten Färsenmastver-
schaftung zusätzliche Prämien suchs am LAZBW Aulendorf mit Hohe Carotingehalte im Futter füh-
erzielt werden können. Absetzern aus der eigenen Mut- ren zur unerwünschten Gelbfär-
terkuhherde (Tab. 6). bung des Fettes. In älterer Litera-
Verfahren mit einer Weide- tur wird daher empfohlen, vor al-
periode Während der Stallperiode erhielten lem Grünfutter mit einem hohen
die Absetzer Grassilage ad lib, in Carotingehalt spätestens 2 bis 3
Herbstkälber kommen nach der der Stall-Ausmast zusätzlich 1 kg Wochen vor der Schlachtung aus
Aufzucht mit 250 bis 400 kg auf Kraftfutter der Ration zu nehmen und gegen
die Weide, daran schließt sich ggf. andere carotinarme Grundfutter-
die Ausmast im Stall an. Schlacht- Verfahren mit zwei Weide- mittel wie Maissilage, Heu und
reif sind die Färsen im Alter von perioden Kraftfutter auszutauschen. In den
ca. 22 Monaten mit etwa 550 kg. eigenen Versuchen wurde in der
Dies entspricht täglichen Zunah- In Anschluss an die Aufzucht der
Stall-Ausmast ausschließlich
men von 800 g. Herbstkälber mit Anwelksilage ad
lib. und täglich 2 kg Kraftfutter wird Grassilage verfüttert, eine nen-
Bei Kälbern aus der Frühjahrskal- bei einem Lebendgewicht von 160 nenswerte Gelbfärbung des Fettes
am Schlachtkörper wurde nicht
bung empfiehlt es sich, im Herbst kg bis175 kg eine 1. Weideperiode
(ca. 250 kg Lebendgewicht) noch eingeschoben. Die Weide sollte festgestellt.
eine kurze Weideperiode zur Im- Zunahmen von ca. 500 g ermögli-
munisierung gegen Darmparasiten chen. Daran schließt sich eine
Körperkondition der Mast-
(Vorbeuge vor Durchfall) einzu- Stallperiode auf Grundlage von
schieben. Im 2. Lebensjahr mit ca. Anwelksilage und Heu an. Es folgt färsen
325 kg Lebendgewicht erfolgt eine 2. Weideperiode. Um sicher Um sich Überblick über den Er-
dann die eigentliche Weideperio- zu stellen, dass die beim Austrieb nährungszustand und Grad der
de. Mit 22 Monaten, durchschnittli- 350 kg bis 400 kg schweren Tiere Schlachtreife der Färsen zu ver-
chen Zunahmen von 700 g, sollte im Herbst die Schlachtreife im Al- schaffen sollte regelmäßig die
nach erfolgter Stallausmast mit ter von 24 Monaten mit ca. 550 kg Körperkondition über die Fett- und
500 kg Lebendgewicht die erreichen, ist ggf. Kraftfutter zu zu- Fleischauflage abgeschätzt wer-
Schlachtreife erreicht sein. Für die füttern. den. Dazu werden Schwanzan-
Umstellungsphase gelten die be- satz, Sitzbeinhöcker, Behosung,
reits beim Verfahren intensive Lenden und Rippen optisch und
Mast dargestellten Punkte. Fettfarbe wenn möglich auch durch Betas-
Für die Beurteilung der Schlacht- ten (gute Mensch-Tier-Beziehung,
Welche Leistungen auf Mäh-
körper spielt auch die Fettfarbe ei- Fixiermöglichkeiten) beurteilt.
standweide möglich sind, zeigen
ne Rolle. Einkäufer, Metzger und

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Fettauflage sollte gut ertastbar Mutterkuhbetriebe, die ihre Fazit


sein. weiblichen, nicht zur Nachzucht
benötigten Absetzer selbst ge- Die Erzeugung von Rindfleisch mit
zielt mästen Färsen wird wirtschaftlich, wenn
Färsenmast - geeignet für mit großteils vorhandenen und ab-
welche Betriebe ? Betriebe auf absoluten Grün- geschriebenen Gebäuden, Ma-
landstandorten oder auf A- schinen und kostengünstigem
Färsenmast eignet sich für: ckerstandorten mit viel Rest- Grundfutter durch ein abgestimm-
grünland, das über die Rindflei- tes Management von Genetik, Füt-
Betriebe, die aus der Milcher- scherzeugung mit Färsen ver- terung und Haltung zielgerichtet
zeugung aussteigen, aber nicht edelt werden soll Qualitätsfleisch erzeugt wird und
„viehlos“ sein wollen und die die Fleischqualität am Markt auch
über die Mast ihre vorhande- Betriebe in flächenknappen durch entsprechende Erlöse hono-
nen Faktorkapazitäten (Stall, Gebieten mit guten Absatzmög- riert wird.
Futter, Arbeit, Wissen) im Ne- lichkeiten für Qualitätsfleisch
benerwerb oder als weiteren (Direktvermarktung, Metzger-
Betriebszweig nutzen absatz)

Kurz mitgeteilt Damit käme die Brüsseler Behör- Um das Kannibalismusverbot zu


de Forderungen aus der Praxis gewährleisten, setzt die Generaldi-
Verfütterungsverbot tierischer entgegen. rektion vor allem auf die Rückver-
Nebenerzeugnisse auf dem folgbarkeit der Rohstoffe, da ana-
Prüfstand In der Fortsetzung des „Fahrplans" lytische Nachweismethoden zur
für die Bekämpfung Transmissibler Bestimmung der Tierart begrenzt
BRÜSSEL. Das komplette Verbot Spongiformer Enzephalopathien seien. Die Wirtschaft müsse selbst
der Verfütterung verarbeiteter tie- (TSE), dessen erste Version auf entscheiden, ob der erwartete
rischer Proteine an Nutztiere be- das Jahr 2005 datiert, wird argu- Mehrwert die notwendigen Investi-
ginnt zu wackeln. Die Europäische mentiert, dass PAP im Augenblick tionen rechtfertige.
Kommission dürfte noch vor der vorrangig für Düngemittel, als
Sommerpause die Aufhebung des Kompost oder in der Zementher- Wettbewerbsfähigkeit berück-
Verbots für Schweine, Geflügel stellung eingesetzt würden. PAP sichtigen
und Fische empfehlen. Es soll sich von NichtWiederkäuern könnten
um einen reinen Kreislauf zwi- für Schweine, Geflügel und Fische Die Kommissionsexperten beto-
schen Nicht-Wiederkäuern han- eine wertvolle Proteinquelle dar- nen, dass man das Schützniveau
deln, unter Beachtung des Kanni- stellen. Eine TSE-Übertragung von Mensch und Tier vor der An-
balismusverbots. Die absichtliche zwischen diesen Gruppen sei sehr steckung mit TSE beibehalten o-
Verwendung tierischer Nebener- unwahrscheinlich; insofern sei das der sogar erhöhen wolle. Die voll-
zeugnisse für Wiederkäuerfutter gegenwärtige Verbot eine „ver- ständige Eliminierung jeglichen
bliebe nach wie vor ausgeschlos- geudete Chance". Es sei aus öko- Risikos sei jedoch kein realisti-
sen, ebenso wie die Nutzung von logischer Sicht wesentlich nach- sches Ziel. Kosten und Nutzen von
Eiweiß, das aus Rinder-, Schaf- haltiger, solche Proteine in der risikosenkenden Maßnahmen
und Ziegenkörpern gewonnen Tierernährung als zur Energiege- müssten sorgfältig gegeneinander
wurde. Allerdings regen die Exper- winnung zu nutzen. Ferner müsse abgewogen werden. Darin schlie-
ten eine Toleranzschwelle für Spu- die durch das Verbot entstandene ßen die Beamten auch die Wett-
ren von verarbeiteten tierischen Eiweißlücke durch Futtermittelim- bewerbsfähigkeit der landwirt-
Proteinen (PAP) in Nutztierfutter porte aus Drittländern gedeckt schaftlichen Betriebe und ihrer
allgemein - also auch für Wieder- werden, „insbesondere durch gen- nachgelagerten Bereiche mit ein.
käuer - an. Das geht aus einem in- technisch veränderte Sojaboh- Die nächsten Schritte seien jedoch
ternen Entwurf von EU- Gesund- nen". Dallis Fachleute versprechen davon abhängig, dass sich die
heitskommissar John DALLI her- sich durch die Lockerung nicht nur TSE-Situation auch künftig günstig
vor, der derzeit mit den anderen positive Umwelteffekte, sondern entwickle.
Generaldirektionen abgestimmt auch eine Verbesserung der Wett-
wird. Die formelle Annahme des AGRA-EUROPE 24/10
bewerbsfähigkeit von Nutztierhal-
Papiers könnte Mitte Juli erfolgen. tern und Fleischverarbeitung.

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