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Tierische Erzeugung Landinfo 5/2010
überwiegend Fleischigkeits- der Zunahmen zum größten Teil Die DB-Rechnung macht deutlich,
klasse U und E, wenig O, kein durch den Fleischansatz bedingt dass Färsen sich dann wirtschaft-
P ist und der Fettansatz klein gehal- lich mästen lassen, wenn mit kos-
ten wird, was letztendlich auch tengünstigem Grund- und Kraftfut-
überwiegend Fettklasse 2, 3, Futterkosten spart. Zuchtkalbin- ter guter Qualität, geringen Stall-
wenig 4 nen, die wegen schlechter Frucht- platzkosten in abgeschriebenen
barkeit, Leistung, oder aus ande- Stallungen, optimalen Haltungs-
ren Gründen zucht-untauglich bedingungen (Licht, Luft, Sonne
Wirtschaftliche sind, erfüllen diese Anforderungen und Bewegung) und arbeitszeit-
Färsenmast an die Erzeugung von Qualitäts- sparender Technik Qualitätsfleisch
fleisch nicht. erzeugt wird.
Grundlagen einer wirtschaftlichen
Färsenmast sind: 3. gute, die Qualität honorierende Ohne Berücksichtigung der Fest-
Erlöse in Anlehnung an Jung- kosten für Stall, Technik, Grundfut-
1. standortangepasste Auswahl bullenpreise sowie ein gesi- tererzeugung und Gemeinkosten
der Genetik bzgl. Weide und cherter Absatz. ergibt sich bei einem Arbeitszeit-
Futtergrundlage, bedarf von 13 Akh (intensiv) bzw.
In Tabelle 1 sind Deckungsbeiträ- 16 Akh (extensiv) pro erzeugte
2. zielgerichtete Mast im Hinblick ge pro erzeugte Mastfärse für die
auf Fütterungsregime und Füt- Färse eine Stundenverwertung in
Mastverfahren intensiv (Stall) und Höhe von 9 € bis 3 € (DB nach
terungsintensität. extensiv (Stall, Weide) auf Vollkos- Grundfutter/ Arbeitszeitbedarf).
Damit werden die Voraussetzun- tenbasis kalkuliert. Bei den Fest- Werden die gesamten kalkulatori-
gen geschaffen, dass die Höhe kosten wurde Neubau unterstellt. schen Festkosten in Ansatz ge-
502 506
(vor Grundfutter) in €
beitrag
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bracht, ergibt sich ein negatives Standort und Verfahren angepass- kg und darüber ausmästen. Mast-
Betriebszweigergebnis in einer te Rassen einzusetzen. So kann tiere dieser Rassegruppen zeich-
Größenordnung von 320,- € bis einer zu frühen Verfettung der nen sich durch hohe Schlachtaus-
540,- € pro erzeugte Färse. Mastfärsen durch Auswahl geeig- beuten, niedrigen Fettgehalt und
neter Rassen für Reinzucht oder hohen Anteil an Magerfleisch aus.
Kreuzung in Verbindung mit einem Diese Veranlagung zu hoher
Genetik und Fütterungs- optimalen Fütterungsregime vor- Wachstumskapazität gegenüber
regime gebeugt werden. weniger fleischwüchsigen Rassen
kann jedoch nur über intensive
Zwischen Wachstumsverlauf, Fut- Zur Erstellung von leistungsstar- Mastverfahren genutzt werden.
terverwertung und Verfettungsgrad ken Masttieren einheitlicher Gene-
bestehen nicht nur zwischen den tik sollten in den Mutterkuhherden In der Anpaarung an milchbetonte
Geschlechtern Unterschiede, son- geprüfte Fleischvererber einge- Kühe profitieren die Kreuzungs-
dern auch zwischen Rinderrassen setzt werden. kälber von der höheren Milchleis-
und Linien (Tab. 2). Diese Wech- tung der Mütter, in den Zunahmen
selwirkungen zwischen Mastver- Großrahmige, spätreife Fleischrin- und Schlachtkörperausprägung
fahren und dem rasse- bzw. li- derrassen wie Charolais, Blonde vom Leistungsniveau der Väter.
nienspezifischem Muskelansatz- d´Aquitaine, Weiß-blaue Belgier
vermögen erlaubt, optimal an und Fleckvieh, lassen sich auf für Kleinrahmige, frühreife Rassen
Färsen hohe Endgewichte um 600 wie Angus, Limousin und Highland
Mastverfahren
intensiv (Endmast) mittelintensiv extensiv
Herkunft der Färsen Absetzer aus Mutterkuhhal- Kalb aus Milchvieh bzw. Kalb aus Milchvieh bzw.
tung (ca. 250 / 300 kg Le- Mutterkuhhaltung Mutterkuhhaltung
bendgewicht) Absetzer aus Mutterkuh- Absetzer aus Mutterkuh-
haltung haltung
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Tabelle 4: Richtwerte zur Futteraufnahme und Nährstoffbedarf in der intensiven Färsenmast (Stein-
widder, 2003)
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Tabelle 5: Rationsbeispiel für die intensive Färsenmast mit Mais- und Grassilage (Steinwidder, 2003)
Besonderes Augenmerk ist auf die hängigkeit vom Grundfutter vorge- grünland verfügen, möglich. Der
Umstellungsphase von mutterge- nommen werden. extensiven Fütterungsphase muss
bundener Aufzucht auf der Weide jedoch immer eine gezielte Aus-
und Mast im Stall zu legen, um mast (Gesamtration: 10,5 MJ
Leistungseinbußen durch den Extensive Mast ME/kg TM; 2,5 kg Kraftfutter pro
Umstellungsstress zu vermeiden. Tier und Tag) im Stall folgen. Er-
Bei den Färsen nimmt mit zuneh-
folgt die Mast auf der Weide, sind
Um die Futterumstellung gleitend menden Schlachtalter die Fleisch-
Verfahren mit einer bzw. zwei
zu gestalten, kann der selbst aus- qualität nicht in dem Maß ab wie
Weideperioden möglich.
mästende Betrieb seinen Kälbern bei den männlichen Rindern. Da-
schon während der Milchperiode her sind gute Qualitäten über Wei- Eine extensive Mast mit hohem
Kraft- und Mastfutter verabreichen. de bzw. Silagefütterung auch auf Schlachtalter rentiert sich aufgrund
Bei alters- und gewichtsgleichen extensiven Grünlandstandorten der Zunahme an Erhaltungsfutter
Zukaufstieren sollte zumindest in oder in Betrieben, die über Rest- und der damit verschlechterten
den ersten 4 Wochen nach Zukauf
zum Grundfutter bester Qualität 1
bis 2 kg Kraftfutter (Getreide) ge-
geben werden.
Die Haltung der freiheitsgewohn-
ten Absetzer in Gruppen und zu-
sätzlich auf Stroh lässt Bewegung
und soziale Kontakte zu und ist
zudem weniger belastend für die
nicht an harten Boden angepass-
ten Klauen. Die Einsteller sollten
gesund, parasitenfrei (Kotprobe)
und nicht tragend sein. Impfungen
sind ggf. beim Einstallen vorzu-
nehmen, Räudebehandlung ab
Frühjahr.
Ein ruhiger Umgang mit den Tie-
ren, regelmäßige Tierkontrolle und
Kontakt fördert die Mensch-Tier-
Beziehung, eine unabdingbare
Voraussetzung für notwendig wer-
dende Pflege- und Behandlungs-
maßnahmen am Tier. Abrupte Fut-
terumstellungen und schwankende Bild 3: Einfache Umbaulösung eines Milchviehstalls zur 2-
Rationszusammensetzungen sind Fächenbucht: Anbau eines Liegebereichs auf Stroh an bei-
zu vermeiden. Mineralstoff- und den Längsseiten, innen Fress- und Kotbereich auf Vollspal-
Wirkstoffergänzung sollten in Ab- ten.
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Tabelle 6: Mast- und Schlachtleistung Blonde d´Aquitaine x Fleckvieh und Fleckvieh (2008).
Futterverwertung nur dann, wenn die Ergebnisse eines gemeinsam Verbraucher wollen ein weißes,
preiswertes Futter zur Verfügung mit dem Fachbereich Grünland helles Fett.
steht bzw. wenn über die Bewirt- durchgeführten Färsenmastver-
schaftung zusätzliche Prämien suchs am LAZBW Aulendorf mit Hohe Carotingehalte im Futter füh-
erzielt werden können. Absetzern aus der eigenen Mut- ren zur unerwünschten Gelbfär-
terkuhherde (Tab. 6). bung des Fettes. In älterer Litera-
Verfahren mit einer Weide- tur wird daher empfohlen, vor al-
periode Während der Stallperiode erhielten lem Grünfutter mit einem hohen
die Absetzer Grassilage ad lib, in Carotingehalt spätestens 2 bis 3
Herbstkälber kommen nach der der Stall-Ausmast zusätzlich 1 kg Wochen vor der Schlachtung aus
Aufzucht mit 250 bis 400 kg auf Kraftfutter der Ration zu nehmen und gegen
die Weide, daran schließt sich ggf. andere carotinarme Grundfutter-
die Ausmast im Stall an. Schlacht- Verfahren mit zwei Weide- mittel wie Maissilage, Heu und
reif sind die Färsen im Alter von perioden Kraftfutter auszutauschen. In den
ca. 22 Monaten mit etwa 550 kg. eigenen Versuchen wurde in der
Dies entspricht täglichen Zunah- In Anschluss an die Aufzucht der
Stall-Ausmast ausschließlich
men von 800 g. Herbstkälber mit Anwelksilage ad
lib. und täglich 2 kg Kraftfutter wird Grassilage verfüttert, eine nen-
Bei Kälbern aus der Frühjahrskal- bei einem Lebendgewicht von 160 nenswerte Gelbfärbung des Fettes
am Schlachtkörper wurde nicht
bung empfiehlt es sich, im Herbst kg bis175 kg eine 1. Weideperiode
(ca. 250 kg Lebendgewicht) noch eingeschoben. Die Weide sollte festgestellt.
eine kurze Weideperiode zur Im- Zunahmen von ca. 500 g ermögli-
munisierung gegen Darmparasiten chen. Daran schließt sich eine
Körperkondition der Mast-
(Vorbeuge vor Durchfall) einzu- Stallperiode auf Grundlage von
schieben. Im 2. Lebensjahr mit ca. Anwelksilage und Heu an. Es folgt färsen
325 kg Lebendgewicht erfolgt eine 2. Weideperiode. Um sicher Um sich Überblick über den Er-
dann die eigentliche Weideperio- zu stellen, dass die beim Austrieb nährungszustand und Grad der
de. Mit 22 Monaten, durchschnittli- 350 kg bis 400 kg schweren Tiere Schlachtreife der Färsen zu ver-
chen Zunahmen von 700 g, sollte im Herbst die Schlachtreife im Al- schaffen sollte regelmäßig die
nach erfolgter Stallausmast mit ter von 24 Monaten mit ca. 550 kg Körperkondition über die Fett- und
500 kg Lebendgewicht die erreichen, ist ggf. Kraftfutter zu zu- Fleischauflage abgeschätzt wer-
Schlachtreife erreicht sein. Für die füttern. den. Dazu werden Schwanzan-
Umstellungsphase gelten die be- satz, Sitzbeinhöcker, Behosung,
reits beim Verfahren intensive Lenden und Rippen optisch und
Mast dargestellten Punkte. Fettfarbe wenn möglich auch durch Betas-
Für die Beurteilung der Schlacht- ten (gute Mensch-Tier-Beziehung,
Welche Leistungen auf Mäh-
körper spielt auch die Fettfarbe ei- Fixiermöglichkeiten) beurteilt.
standweide möglich sind, zeigen
ne Rolle. Einkäufer, Metzger und
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