Sie sind auf Seite 1von 11

Die semantische Einteilung der Verben.

Die syntaktische
Einteilung der Verben. Die Einteilung der Verben nach der
Wortbildung
Vom semantischen Standpunkt aus unterscheidet man folgende Gruppen von Verben:

1. Vollverben. Dazu gehören:

a) Verben, die eine Handlung, einen Vorgang bezeichnen: arbeiten, lesen, schreiben, springen, waschen
u. a.;

b) Verben, die den Übergang von einem Zustand zu einem anderen bezeichnen: einschlafen, erkranken,
zufrieren u. a.;

c) Verben, die einen Zustand, die Lage eines Dinges im Räume bezeichnen: sich freuen, liegen,
schlafen, stehen u. a.

2. Modalverben. Das sind: dürfen, können, lassen, mögen, müssen, sollen, wollen. Sie bezeichnen
das Verhältnis des Subjekts des Satzes zu dem Vorgang, der durch das Vollverb im Infinitiv ausgedrückt
wird, sowie das Verhalten des Redenden zur Realität der Aussage.
3. Verben mit dem abgeschwächten semantischen Inhalt. Dazu gehören: sein, werden,
bleiben, scheinen u. a. Diese Verben werden im Satz als Kopula gebraucht.

4. Hilfsverben. Das sind: haben, sein und werden. Sie dienen meist zur Bildung
zusammengesetzter Verbalformen (Zeitformen des Aktivs und des Passivs, Infinitiv II) und
haben in diesem Fall keinen eigenen semantischen Inhalt. Die Grenzen zwischen den
Vollverben und den anderen Verben sind fließend. Die Verben mit abgeschwächtem
semantischem Inhalt sowie das Verb haben können auch als Vollverben auftreten.

Ich will nichts, als sagen, was war und ist... (Th. Mann)

Seit Jahrzehnten hatte jede Wahl die Hamburger Arbeiter in jubelnde Begeisterung versetzt,
und sie hatten dazu Ursache gehabt... (W. Bredel)
Vom syntaktischen Standpunkt aus unterscheidet man subjektive und objektive
Verben).

Die subjektiven Verben drücken einen Vorgang aus, der sich auf keine andere Person
bzw. kein anderes Ding richtet. Sie können somit kein Objekt haben: liegen, bleiben,
stehen, glühen, kränkeln, springen, sich aufführen und viele andere.

Die objektiven Verben bezeichnen einen Vorgang, der stets auf eine andere Person
bzw. ein anderes Ding gerichtet ist: geben, nehmen, fragen, begegnen, gratulieren, sich
bedienen, sich erinnern, bedürfen und viele andere. Das Objekt der Handlung tritt im
Satz je nach der Rektion des entsprechenden objektiven Verbs als direktes, indirektes
bzw. präpositionales Objekt auf: geben — was? bedürfen — wessen? begegnen —
wem? sich erinnern — woran? oder an wen? usw.
Eine besondere Gruppe der objektiven Verben stellen die sogenannten transitiven Verben dar, d.
h. Verben, die ein Objekt im Akkusativ (direktes Objekt) verlangen: geben, nehmen, fragen,
erzählen, schreiben u. a.

Alle übrigen Verben, sowohl die subjektiven als auch die objektiven, nennt man intransitive
Verben: liegen, stehen, bleiben, begegnen, bedürfen, sich erinnern u. a. Manche Verben können
bald als objektive, bald als subjektive Verben gebraucht werden: singen, nähen, schreiben, lesen,
erzählen u. a. Vgl.:

Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei... (H. Heine)

Jetzt sang die Marie in der Küche. (A. Seghers)


Der Wortbildung nach unterscheidet man folgende Gruppen von Verben:

1. einfache oder Stammverben: machen, lesen, werden, müssen und viele andere;

2. abgeleitete Verben. Sie werden von verbalen bzw. nominalen Stämmen gebildet. Die Ableitung
geschieht mit Hilfe von Affixen (Suffixen und Präfixen) oder auch affixlos; dabei bekommt manchmal der
Stammvokal den Umlaut: streicheln, schläfern, marschieren, duzen; aufstehen, betrachten, erzählen,
mitnehmen; filmen, grünen, kürzen. u. a.

Bei den mit Hilfe von Präfixen abgeleiteten Verben unterscheidet man zwei Gruppen:

Verben mit untrennbaren und Verben mit trennbaren Vorsilben. Die untrennbaren Vorsilben sind: be-,
ge-, er, ver-, zer-, emp-, ent- miss- (begrüßen, gebrauchen, erzählen, verkaufen, zerschlagen,
empfehlen, entnehmen, missachten). Die untrennbaren Vorsilben sind immer unbetont.
Zu den trennbaren Vorsilben gehören: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu- und viele andere
(abnehmen, ankommen, aufmachen, ausgeben, beiwohnen, eintreten, mitfahren, nachsehen, vorstellen,
zuschauen u. a.). Steht das Prädikat des selbständigen Satzes im Präsens, Präteritum oder im Imperativ, so
werden diese Vorsilben vom Verb abgetrennt: ich stehe auf, er ging mit, höre zu! Die trennbaren Vorsilben sind
betont.

Die Vorsilben durch-, über-, unter-, um- können sowohl trennbar als auch untrennbar sein. Hat die Vorsilbe eine
konkrete örtliche Bedeutung, so ist sie meist trennbar: 'umziehen — переїжджати; 'untergehen — гинути;
'durchfallen — провалитися u. a.., vgl.: 'übersetzen — переправити, перевозити; über'setzen —
перекладати; um'schreiben — описувати; unter'drücken — гнобити; durchsuchen — обшукувати u. a.

Ich packte meine Sachen zusammen, in einem kleinen Koffer brachte ich alles unter. (J. R. Becher)

Hartinger kam pünktlich... „Was gibt's? Wie geht's?“ „Ich bin durchgefallen...“ (J. R. Becher)

Er ordnete seine Zettel, sah seine Angaben durch, gruppierte, unterstrich, verband Notizen durch ein bestimmtes
System von Linien. (A. Seghers)

So durchreist er die Welt... (J. W. Goethe)


Alle Verben mit den untrennbaren Vorsilben durch-, über-, unter-, um- sind transitiv:

Ich unterdrückte ein Lächeln. (A. Seghers)

Die paar stillen Straßen mit ihren Vorgärten durchlief er wie Erinnerungen. (A.

Seghers)

Das Mondlicht... umspielte die Wipfel der alten Bäume... (H. Mann)

Es gibt Verben, die affixlos von zusammengesetzten Substantiven abgeleitet sind: frühstücken (das
Frühstück), 'handhaben (die Handhabe), 'ratschlagen (der Ratschlag), 'langweilen (die Langweile),
'kennzeichnen (das Kennzeichen). Trotz des betonten ersten Teils wird dieser nicht abgetrennt:
'handhaben — 'handhabte — ge'handhabt:

Die ganze Gesellschaft war in der größten Verlegenheit; man ratschlagte, was man tun sollte, und konnte
keinen Entschluss fassen. (J. W. Goethe)
3. Zusammengesetzte Verben. Als erster Teil eines zusammengesetzten Verbs kann auftreten: ein
Substantivstamm (mutmaßen, stattfinden, teilnehmen, wetteifern), ein Adjektivstamm (freisprechen,
frohlocken, lahmlegen, liebkosen, wahrsagen), ein Partizip II (bekanntgeben, verlorengehen), ein Adverb
(schiefgehen, kaltstellen, großtun), ein Infinitiv (kennenlernen, stehenbleiben).

Die zusammengesetzten Verben haben die Hauptbetonung auf dem ersten Teil ('stattfinden, 'teilnehmen,
'freisprechen, 'lahmlegen, 'kennenlernen, bekanntgeben, 'leichtfallen, 'schiefgehen) und werden im Satz
wie Verben mit trennbaren Vorsilben behandelt:

Er blieb stehen und warf einen Blick auf das Stadtpanorama. (W. Bredel)

Er nahm an der Diskussion nicht teil... (A. Seghers)

Es ist ihr niemals leichtgefallen, zu bitten. (L. Feuchtwanger)

Bei manchen zusammengesetzten Verben wird der erste Teil trotz des Haupttons nicht abgetrennt:
'mutmaßen, 'mutmaßte, ge'mutmaßt; 'liebkosen, 'liebkoste, ge'liebkost:

Stumm, wie ihr Mund war, wurden ihre Augen... Nur die Hände schwiegen nicht. Sie liebkosten das
silberne Etui, sie sprachen mit ihm... (J. Brezan)
4. Verben mit sich. Die Verben mit sich stellen einen besonderen Verbtyp dar. Nur einen kleinen Teil
dieser Verben kann man als reflexive Verben betrachten. Die reflexiven Verben bezeichnen eine
Handlung, die auf die handelnde Person zurückgeht: sich waschen, sich anziehen, sich rasieren, sich
kämmen u. a.:
Nicht ohne Selbstzerknirschung sah er die englischen Stoffe an, in die Wiebel sich kleidete... (H. Mann)
„Womit soll ich mein Kind pflegen?... Wie soll ich mein Kind kleiden?' (W. Bredel)
Den reflexiven Verben stehen ihrer Bedeutung nach die sogenannten reziproken Verben nahe. Diese
Verben bezeichnen eine Handlung, die mindestens zwei handelnde Personen voraussetzt. Dabei geht
die Handlung von jeder der handelnden Personen aus und richtet sich auf die andere handelnde
Person: sich zanken, sich streiten, sich schlagen, sich küssen, sich umarmen u. a.
...und als sie so voreinander standen, spürten sie beide, dass sie sich gerne umarmt hätten, aber beide
standen steif und stumm... (E. Claudius)
„Haben Sie sich denn gezankt? Sie wollten doch heute heiraten?“ (H. Fallada)
Von den obengenannten Verben mit sich sind die Verben zu unterscheiden, bei denen das
Reflexivpronomen sich im Dativ steht: sich ansehen, sich notieren, sich merken, sich vorstellen,
sich vornehmen, sich erlauben u. a:

1. P. ich notiere mir


2. P. du notierst dir
3. P. er notiert sich
1. P. wir notieren uns
2. P. ihr notiert euch
3. P. sie notieren sich

"Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, mit Ihnen in Zukunft gründlich über all diese Dinge zu
sprechen...“ (B. Kellermann)

Das könnte Ihnen auch gefallen