Tumormedizin
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letztes Update: 2. Juli 2006
Inhaltsverzeichnis
1 Überblick 1
I Tumorpathologie 3
3 Molekulare Zellbiologie 7
3.1 (Proto-)Onkogene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3.2 Tumorsuppressorgene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3.3 DNA-Stabilitäts-Gene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3.4 Der Zellzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
3.5 Die Apoptose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
3.6 Wie entsteht Krebs? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
II Allgemeine Onkologie 19
5 Epidemiologie 20
5.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5.2 Epidemiologische Studien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5.3 Wie häufig sind Krebserkrankungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
ii
Inhaltsverzeichnis
7 Diagnose 26
7.1 Anamnese und klinische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
7.2 Bildgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
7.2.1 Röntgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
7.2.2 Computertomographie (CT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
7.2.3 Magnetresonanztomographie (MRT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
7.2.4 Sonographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
7.2.5 Nuklearmedizinische Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
7.3 Molekulare Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
7.4 Laborparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
7.4.1 Laborwerte und Blutbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
7.4.2 Tumormarker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
7.5 Biopsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
7.6 Staging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
8 Therapie 32
8.1 Grundlagen der chirurgischen Onkologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
8.1.1 Präventive Eingriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
8.1.2 Diagnose/Staging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
8.1.3 Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
8.1.4 Palliation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
8.1.5 Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
8.2 Grundlagen der Radioonkologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
8.2.1 Strahlenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
8.2.2 Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
8.2.3 Physikalische Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
8.2.4 Fraktionierte Bestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
8.2.5 Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
8.2.6 Nebenwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
8.3 Grundlagen der Chemotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
8.3.1 Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
8.3.2 Nebenwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
8.4 Grundlagen der biologischen Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
8.4.1 Zytokine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
8.4.2 Antikörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
8.4.3 Hormone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
8.4.4 Angiogenese-Inhibitoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
8.5 Komplementär- und Alternativmedizin in der Onkologie . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
8.5.1 Komplementäre Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
8.5.2 Alternative Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
9 Nachsorge 45
9.1 Psychosoziale Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
9.2 Schmerztherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Sachverzeichnis 47
iii
1 Überblick
Die Diagnose „Krebs“1 wurde im Jahr 2000 allein in Deutschland etwa 400 000 Mal gestellt. Die Fol-
gen stellen für die Patienten, deren Angehörige, das behandelnde Ärzteteam und nicht zuletzt für das
Gesundheitssystem eine enorme Herausforderung dar. Nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden
Krebserkrankungen als zweithäufigste Todesursache in Deutschland und anderen Industrienationen an-
gegeben.
Obwohl viele Mechanismen, die zur Krebsentstehung beitragen, heute sogar auf molekularer und ge-
netischer Ebene erforscht sind, hat dies (noch) nicht zu einer zufriedenstellenden Heilungsrate geführt.
Diesen Widerspruch gilt es aufzulösen. (Über die Details bei der Entstehung einer anderen lebensbe-
drohlichen Erkrankung – der akuten Appendizitis – ist dagegen eher wenig bekannt, trotzdem ist deren
Heilungsrate sehr hoch.)
„We now understand a lot about cancer. We know that it results from a series of genetic
changes having to do with cell division and growth control and genetic instability, mortality,
the suicide mechanism in cells; the ability of the cells to migrate; the ability of the cells to
attract to them a blood supply. And so that’s pretty profound that in a few sentences one can
summarize a sophisticated, fundamental understanding of what a cancer is.“
—Leland H. Hartwell
In der Tat ist es bemerkenswert, daß man in wenigen Sätzen eine fundierte Zusammenfassung des-
sen geben kann, was Krebs eigentlich ist. Hierzu haben im Wesentlichen die Erkenntnisse der letzten
Jahre/Jahrzehnte auf dem Gebiet der molekularen Zellbiologie beigetragen. Von diesen Erkenntnissen
erhofft man sich, in Zukunft verbesserte Therapien gegen eine sehr vielseitige und hartnäckige Erkran-
kung anbieten zu können. Doch auch heute schon stehen erweiterte Therapieoptionen zur Verfügung, die
vielen Patienten eine bessere Lebenserwartung und vor allem -qualität ermöglichen.
Dieses Skript ist gegliedert in die Teile „Tumorpathologie“ und „Allgemeine Onkologie“. Es sollen in
knapper Form folgende Fragen beantwortet werden:
• Wie häufig sind Krebserkrankungen und wie kann man ihnen vorbeugen?
• Welche Folgen haben Krebserkrankungen und wie kann man diese lindern?
Für weiterführende Informationen ist am Ende jedes Teils ein Literaturverzeichnis angegeben. Die
zitierten Zeitschriftenartikel lassen sich über eine Recherche in der PubMed-Datenbank der National
Library of Medicine (www.ncbi.nlm.nih.gov/PubMed) finden.
1 Der allgemeine Begriff „Krebs“ wird hier durchgehend im Sinne einer „bösartigen Neubildung“ gebraucht.
1
1 Überblick
2
Teil I
Tumorpathologie
3
2 Klassifikation von Tumoren
4
2 Klassifikation von Tumoren
• Übergangsepithelkarzinome kommen in
den ableitenden Harnwegen vor (urothelialer Maligne mesenchymale Tumoren
Phänotyp). • Sarkome: Fibrosarkom, Liposarkom, Osteo-
sarkom etc.
• Adenokarzinome kommen im Drüsenepithel
von Schleimhäuten, Leber, Niere u. a. vor • Knochenmark (myeloische Leukämien,
(drüsiger Phänotyp). Plasmozytom)
• Anaplastische Karzinome lassen sich oft nur
noch immunhistochemisch zum Epithel zu- • Lymphatisches System (Hodgkin- und Non-
ordnen (Nachweis von Keratin) und haben Hodgkin-Lymphome)
keine Ähnlichkeit mit dem Ursprungsgewebe.
Die Leukämien (myeloische und lymphatische)
• Karzinosarkome sind Mischtumoren aus epi- bilden eine Sonderform der mesenchymalen Tumo-
thelialen und mesenchymalen Anteilen (v. a. ren mit eigener Nomenklatur.
im Endometrium des Uterus, ansonsten sel-
ten).
2.3.3 Neuroendokrines Gewebe
2.3.2 Mesenchymales Gewebe Vorkommen: Nebennierenmark und -rinde, Pan-
Vorkommen: Binde-, Fett-, Knorpel-, Knochenge- kreas, Adenohypophyse u. a.
webe, Gefäße, Muskulatur u. a. Mit Ausnahme des Phäochromozytoms weisen
neuroendokrine Tumoren meist einen epithelialen
Benigne mesenchymale Tumoren Phänotyp auf.
• Fibrome sind häufige, ubiquitär vorkommen-
de Tumoren aus hochdifferenzierten Bindege- Benigne neuroendokrine Tumoren
webszellen und kollagenen Fasern. • Phäochromozytom, NNR-Adenom, Insuli-
nom, Gastrinom, Prolaktinom u. a. sind lang-
• Lipome sind häufige, ubiquitär vorkommende sam wachsende Tumoren.
Tumoren aus reifen Fettzellen.
5
2 Klassifikation von Tumoren
2.3.5 Keimzellgewebe
Vorkommen: Hoden, Ovar, selten extragonadal.
Benigne Keimzelltumoren
• Differenzierte Teratome bestehen aus allen
drei Keimblättern (Ekto-, Meso- und Ento-
derm).
Maligne Keimzelltumoren
• Seminome (|) u. Dysgerminome (~) entste-
hen aus dem Keimzellepithel.
2.4 Staging
6
3 Molekulare Zellbiologie
Die Entstehung von Tumoren wird auf moleku- Tabelle 3.1 Beispiele für Onkogene, die durch somati-
larer Ebene immer besser verstanden. Es hat sich sche Mutation entstehen.
gezeigt, daß bestimmte Mutationen und Gendefek-
Gen Genprodukt
te die Entwicklung eines Malignoms begünstigen.
In den letzten Jahren/Jahrzehnten wurde eine Wachstumsfaktoren
SIS platelet derived growth factor (β -Kette)
Reihe von „Krebsgenen“ identifiziert und die be-
HST1 fibroblast growth factor
teiligten Signalwege in Zusammenhang gebracht,
so daß der biologische „Schaltplan“ und seine Stö- Wachstumsfaktor-Rezeptoren
rungen immer detaillierter aufgeklärt werden konn- EGFR epidermal growth factor-Rezeptor
ERBB2 (= her-2/neu) Heregulin-Rezeptor
ten. In Zukunft weisen diese Erkenntnisse den Weg
RET Rezeptor-Tyrosin-Kinasen
zu verbesserten und vor allem kausalen Therapien
gegen eine äußerst vielseitige Erkrankung, die zur Signaltransduktion
ABL Protein-Kinase
Zeit nur mit unzureichender Spezifität und unbe-
RAS kleine G-Proteine
friedigendem Erfolg behandelt werden kann.
Transkriptionsfaktoren
MYC Myc-Proteine
3.1 (Proto-)Onkogene
7
3 Molekulare Zellbiologie
Tabelle 3.2 Beispiele für Gendefekte, die aufgrund von Keimbahnmutationen entstehen.
Legende: FAP = familiäre adenomatöse Polyposis coli; HNPCC = hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom
8
3 Molekulare Zellbiologie
9
3 Molekulare Zellbiologie
S-Phase-Checkpoint
Auch am S-Phase-Kontrollpunkt wird geprüft, ob
Schäden der DNA vorliegen. Beteiligt an diesem
Schritt ist u. a. eine von dem ATM-Gen kodier-
te Kinase, die verschiedene „Sicherheitsproteine“
(z. B. p53) aktivieren kann.
Ein ATM-Defekt führt zu dem Krankheitsbild
der Ataxia teleangiectatica (syn. Louis-Bar-Syn-
drom), das u. a. mit erhöhtem Krebsrisiko einher-
geht.
G2 -Phase
Während der G2 -Phase bereitet sich die Zelle auf
die bevorstehende Mitose vor und wächst ungefähr Abbildung 3.3 Regulierung der Apoptose: Proenzyme
auf das Doppelte ihrer Ausgangsgröße an. Die Vor- werden durch Cytochrom C, FAS und TNF-α in aktive
aussetzungen zur Mitose sind nun vorhanden. Proteasen und Nukleasen (Caspasen) überführt.
G2 -M-Phase-Checkpoint
Dies ist der Kontrollpunkt für den Eintritt in die Es folgt die Zytokinese, in der die Zelle durch-
Mitose. Wurde die DNA nicht vollständig repli- geschnürt wird und die Zellorganellen zufällig auf
ziert, ist sie geschädigt oder hat die Zelle eine kriti- die beiden Tochterzellen verteilt werden.
sche Größe nicht erreicht, wird eine Reaktionskette
ausgelöst, an deren Ende die Hemmung von Zyklin
B/CDK1 und schließlich die Arretierung des Zell- 3.5 Die Apoptose
zyklus stehen. Wahrscheinlich spielt hierbei auch
das ATM-Genprodukt eine Rolle. Die Apoptose ist ein physiologischer Prozeß, in
dem der geordnete, kontrollierte Abbau einer Zelle
M-Phase
stattfindet.
Die Zellteilung selbst findet schließlich während
der M-Phase statt, die Mitose und Zytokinese bein- Induziert werden kann das „Selbstmordpro-
haltet. Die Schritte der Mitose sind: gramm“ der Zelle u. a. durch Mangel an Wachs-
tumsfaktoren, inadäquate Wachstumsstimulation,
DNA-Schäden (über p53, s. u.), Hypoxie, freie Ra-
• Prophase (Wanderung der Zentriolen zu den
dikale, Toxine, Tumornekrosefaktor-α oder Cyto-
Zellpolen),
chrom C.
• Metaphase (Ausbildung des Spindelappara- Reguliert wird die Apoptose z. B. durch das Ver-
tes), hältnis von Bcl-2-Protein (hemmend) und Bax-
Protein (fördernd), das die Aktivität des Cyto-
• Anaphase (Trennung der Schwester-Chroma- chrom C beeinflußt (→Abb. 3.3). Letzteres för-
tiden), dert (wie auch FAS und TNF-α) die Umwandlung
des inaktiven Proenzyms Procaspase in die aktive
• Telophase (Auflösung des Spindelapparates). Form der Caspase.
Das apoptosefördernde Bax-Protein wird von
Zwischen Meta- und Anaphase muß noch ein p53 induziert, wenn z. B. am G1 -S-Kontrollpunkt
kritischer Kontrollpunkt überwunden werden, da- nicht reparierbare DNA-Schäden festgestellt wer-
mit sichergestellt ist, daß die Chromatiden korrekt den (→Kap. 3.4).
verteilt werden – ein Prozeß, der nicht mehr rück- Caspasen sind eine Gruppe von zelleigenen Pro-
gängig gemacht werden kann und daher besonderer teasen und Nukleasen, die für die Fragmentierung
Sorgfalt bedarf. der DNA und die gezielte Proteolyse im Rahmen
Bei der Kontrolle des Metaphase-Anaphase- der Apoptose verantwortlich sind. Nachdem Zell-
Übergangs spielen Polo-like kinases (PLKs) und kern und Proteine fragmentiert wurden, findet eine
APC/C eine Rolle, die allerdings noch nicht aus- entzündungsfreie Elimination der Zellreste durch
reichend verstanden wird. Phagozytose statt.
10
3 Molekulare Zellbiologie
3.6 Wie entsteht Krebs? vorteil gegenüber normalen Zellen auf („Evolution
im Kleinen“).
Krebs ist keine monokausale Erkrankung. Trotz al- Einfache kurzlebige Lebewesen, die überwie-
ler Fortschritte auf dem Gebiet der molekularen gend aus postmitotischen Zellen bestehen, haben
Tumorbiologie darf man nicht vergessen, daß auch die Fähigkeit zur Zellproliferation weitestgehend
nicht ausschließlich genetische Faktoren (Umwelt- verloren. Komplexe vielzellige Organismen wie
bedingungen, Ernährung, Immunsystem, Psyche) z. B. Wirbeltiere sind dagegen auf eine kontinu-
einen Einfluß auf die Krebsentstehung haben. ierliche und geregelte Proliferation von Zellen an-
Diese Faktoren lassen sich allerdings aufgrund gewiesen. Die dadurch ermöglichte Langlebigkeit
ihrer Komplexität relativ schwierig untersuchen wird aber mit einem erhöhten Mutationsrisiko er-
und in Tumormodelle einbeziehen, so daß ihnen kauft.
oftmals nicht die gebotene Aufmerksamkeit zu- Begünstigt wird die Neigung zu Mutationen,
kommt. wenn DNA-Stabilitäts-Gene ausfallen. Dies führt
Die Akkumulation bestimmter Gendefekte in so- zu einer erhöhten Malignomrate, da einige von
matischen Zellen, die sich in mehreren Schritten karzinogenen Einflüssen (→Tab. 6.1) verursachte
vollzieht, spielt bei der Krebsentstehung eine zen- DNA-Schäden nicht mehr repariert werden kön-
trale Rolle. nen. Die Gefahr, daß Mutationen in Protoonkoge-
Die meisten Tumoren entstehen aus einem ein- nen oder Tumorsuppressorgenen entstehen, steigt.
zelnen Zellklon, sie stammen also ursprünglich von
Knudsons „two-hit“-Hypothese
einer einzigen Zelle ab. Daß die Zellen eines Tu-
mors dennoch genetisch und biologisch heterogen Besonders hoch ist das Risiko, wenn Keimbahn-
sind, ist auf die genetische Instabilität und die dar- mutationen auftreten. Das defekte Gen ist dann bei
aus resultierende hohe Mutationsrate zurückzufüh- den Nachkommen von Geburt an in jeder Zelle des
ren. So befinden sich einige Zellen in der Prolifera- Körpers einmal vorhanden (first hit). Kommt dann
tionsphase, andere haben reversibel den Zellzyklus noch eine somatische Mutation des verbliebenen
verlassen (Ruhephase) und einige sterben ab. gesunden Allels hinzu (Verlust der Heterozygotie,
Man geht davon aus, daß etwa 6–10 kritische second hit), können Malignome auftreten.
Genmutationen auftreten müssen, bevor sich ein Diese Hypothese wurde von Alfred G. Knudson
Tumor entwickelt. Dieser Prozeß vollstreckt sich bereits 1971 bei der Untersuchung von familiär ge-
meist über mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Insofern häuft auftretenden Retinoblastomen aufgestellt und
kann man auf zellulärer Ebene von Krebs als ei- führte zu der Entdeckung des klassischen Tumor-
ner genetischen Erkrankung sprechen („Erbkrank- suppressorgens RB1.
heit der Zelle“). Eine Reihe weiterer prädisponierender Gende-
fekte (→Tab. 3.2), die zu hereditären Malignomen
Die (Fehl-)Regulation der Zellproliferation steht
führen können, wurde mittlerweile aufgeklärt. Ins-
dabei im Mittelpunkt. Vor allem drei Gensyste-
gesamt sind die hereditären Krebserkrankungen al-
me spielen hierbei eine entscheidende Rolle: Pro-
lerdings selten. Die Pathogenese der viel häufiger
toonkogene (fördernd), Tumorsuppressorgene und
auftretenden sporadischen Malignome ist zudem
DNA-Stabilitäts-Gene (hemmend).
komplexer, da mehrere Gene und Gensysteme be-
Eine Störung des Gleichgewichts zwischen Pro-
troffen sind.
liferation und Apoptose kann in einer Neoplasie
münden, wenn gleichzeitig Reparatur- und Schutz- Mehrschrittige Karzinogenese
mechanismen versagen. Störungen des Gleich- Fearon und Vogelstein (1990) entwickelten ein
gewichts werden z. B. von Mutationen und/oder genetisches Modell für die komplexe Karzino-
Chromosomenaberrationen (numerisch oder struk- genese des hereditären kolorektalen Karzinoms
turell) verursacht. (→Abb. 3.4).
Protoonkogene werden zu Onkogenen, was zu Nach dem second hit des APC-Gens3 erfolgt die
einer erhöhten Zellproliferation führt („gain of Ausbildung eines zunächst gutartigen Adenoms,
function“), und aufgrund fehlerhafter Tumorsup- das durch weitere Mutationen (u. a. K-ras, DCC,
pressorgene fällt die effektive Kontrolle einer über- p53) über mehrere Zwischenstadien langsam zu ei-
schießenden Proliferation (z. B. Zellzyklusarrest, nem Karzinom entartet, das im Spätstadium meta-
Apoptose) aus („loss of function“). Tumorzellen stasiert (Adenom-Karzinom-Sequenz).
weisen in der Folge einen selektiven Wachstums- 3 APC: adenomatöse Polyposis coli.
11
3 Molekulare Zellbiologie
Abbildung 3.4 „Vogelgramm“: Theorie der mehrschrittigen Karzinogenese am Beispiel des kolorektalen Karzi-
noms, dargestellt als mittlerweile klassisches Diagramm nach Fearon und Vogelstein (1990, modifiziert). Wegen
des Verlustes des APC-Gens akkumuliert β -Catenin in der Zelle und fungiert als Co-Transkriptionsfaktor. Ein be-
nignes Adenom entsteht. Mutationen des RAS-Gens aktivieren den MAP-Kinase-Signalweg. Autonomes Wachstum
ist die Folge (Unabhängigkeit von Wachstumsfaktoren, →Kap. 4.1). Defekte der Tumorsuppressorgene DCC und
p53 haben vielfältige Folgen, die schließlich zu einem invasiv-destruierenden Wachstum führen. (Die betroffenen
Chromosomen sind jeweils in eckigen Klammern angegeben.)
12
4 Kennzeichen von Tumorzellen
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4 Kennzeichen von Tumorzellen
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4 Kennzeichen von Tumorzellen
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4 Kennzeichen von Tumorzellen
Durch gezielte Proteolyse kann die Tumorzelle Um das Gefäß zu verlassen (Extravasation),
dann die extrazelluläre Matrix durchqueren. Hierzu baut die Tumorzelle Kontakte zur Gefäßwand auf
werden vermehrt Proteasen gebildet: Matrix-Me- (wahrscheinlich über V-CAMs, E-CAMs, I-CAMs
tallo-Proteasen (z. B. Kollagenase, Gelatinase), Se- und/oder Selektine).7 Es folgen Proteolyse, Loko-
rin-Proteasen (z. B. Urokinase, Plasmin, Cathepsin motion und Zell-Matrix-Kontakte (s. o.), um die
G), Cystein-Proteasen (Cathepsin B, Cathepsin L) Gefäßwand zu durchdringen.
und Aspartat-Proteasen (Cathepsin D).
Invasion und Manifestation
Vor allem den Matrix-Metallo-Proteasen (MMP)
Das Eindringen in das Zielorgan (z. B. Leber) er-
kommt bei der Metastasierung eine zentrale Rolle
folgt nach dem bereits beschriebenen Muster der
zu. Sie sind nicht nur am Abbau von „Hindernis-
Invasion. Eine Mikrometastase ist entstanden.
sen“ wie Basalmembran und extrazellulärer Matrix
Nicht jede Tumorzelle, die es bis hierhin ge-
entscheidend beteiligt, sondern besitzen noch zahl-
schafft hat, beginnt jedoch zu proliferieren und bil-
reiche weitere Funktionen (Yoon et al., 2003). So
det eine klinisch manifeste Metastase: viele werden
können im Blut zirkulierende Tumorzellen sich der
von der Immunabwehr eliminiert, andere gehen in
Erkennung durch immunkompetente Zellen u. a.
einen Ruhezustand („dormancy“) über.
dadurch entziehen, daß sie sich mit Thrombozyten
Viele der „schlafenden“ Zellen befinden sich in
umgeben, die dann einen schützenden Thrombus
der G0 -Phase, so daß sie gegenüber Bestrahlung
um sie herum bilden. MMPs können die Throm-
oder Chemotherapie resistent sein können. Der Ru-
bozytenaggregation fördern.
hezustand ist jederzeit reversibel. Es kann auch
Intravasation, Arrest und Extravasation noch Jahre nach der Entfernung des Primärtumors
Ein prognostisch ungünstiger Faktor ist das Ein- zu Metastasen kommen.
dringen von Tumorzellen in das lymphatische oder
vaskuläre System. 4.5.2 Formen der Metastasierung
Nach dem Eindringen in ein Gefäß (durch Pro-
teolyse und Lokomotion) werden die Tumorzel- Die Ausbildung von Metastasen kann über Gefäß-
len passiv mit dem Blut- oder Lymphstrom verteilt systeme (Blut, Lymphe) und in Hohlräumen erfol-
(Disseminierung). gen.
Ob die Tumorzellen dann einfach aufgrund ihres Bei der hämatogenen Metastasierung unter-
Durchmessers in kleinsten Gefäßen steckenbleiben scheidet man Cava-Typ (z. B. Lungenmetastasen
(mechanischer Arrest: Ewing, 1928) oder ob sie durch Primärtumoren im Drainagegebiet der V.
aufgrund des umgebenden Mikromilieus selektiv in cava sup./inf.), Lungenvenen-Typ (Primärtumoren
bestimmten Geweben ansiedeln („seed and soil“- der Lunge können praktisch in alle Organe streuen)
Theorie: Paget, 1889), ist noch nicht abschließend 7 V-CAM: vascular, E-CAM: endothelial, I-CAM: intercellu-
geklärt. lar cell adhesion molecule.
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4 Kennzeichen von Tumorzellen
17
Literatur
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18
Teil II
Allgemeine Onkologie
19
5 Epidemiologie
Die Epidemiologie beschäftigt sich mit der Ver- eine Prognose hinsichtlich der Überlebenszeit fest-
teilung von Krankheiten, ihren Determinanten und legen!) Dabei sollte man bedenken, daß eine Über-
ihren Folgen in der Bevölkerung. lebensrate von 80% nicht 100% bedeutet, ebenso-
In der Onkologie geben epidemiologische Studi- wenig wie 20% mit 0% gleichzusetzen ist.
en wertvolle Hinweise über Häufigkeit, Verteilung,
Sterblichkeit, Überlebensraten und deren Trends 5.2 Epidemiologische Studien
(deskriptive Epidemiologie) sowie über Risikofak-
toren von Krebserkrankungen (analytische Epide- Fallkontrollstudie: Studie, bei der retrospektiv
miologie). Daten in der Gruppe der Erkrankten („Fall“)
und in der Vergleichsgruppe („Kontrolle“) er-
hoben werden, um indirekt Hinweise auf Ri-
5.1 Grundbegriffe
sikofaktoren zu gewinnen.
Inzidenz: Anzahl neu aufgetretener Erkrankungs- Kohortenstudie: Studie, bei der die Gruppe der
fälle in einem bestimmten Zeitintervall (z. B. untersuchten Personen ein bestimmtes ge-
1 Jahr), häufig auf 100 000 Einwohner bezo- meinsames Merkmal aufweist (z. B. Raucher).
gen. Kohortenstudien sind häufig prospektiv und
longitudinal (d. h. es werden mindestens an
Mortalität: Anzahl der Todesfälle aufgrund einer
zwei Zeitpunkten Daten erhoben, um einen
bestimmten Erkrankung in einem bestimmten
zeitlichen Verlauf zu beobachten).
Zeitintervall (z. B. 1 Jahr), häufig auf 100 000
Einwohner bezogen. Interventionsstudie: Studie, bei der die Auswir-
kungen von Präventivmaßnahmen untersucht
Letalität: Anzahl der Todesfälle aufgrund einer werden (→Kap. 6).
bestimmten Erkrankung, bezogen auf die Zahl
(z. B. 100 000) der daran Erkrankten. Die Le- Risikofaktoren und Merkmale können dabei
talität ist ein Maß für die Gefährlichkeit einer auch genetischer Natur sein („molekulare epide-
Krankheit. miologische Studien“). Fallkontroll- und Kohor-
tenstudien können dazu beitragen, das Erkran-
Prävalenz: Anzahl der Erkrankungsfälle zu ei- kungsrisiko sowie Ansprechen und Ergebnis einer
nem bestimmten Zeitpunkt („Punktpräva- Therapie („outcome“) bei bestimmten Genkonstel-
lenz“) oder innerhalb eines bestimmten Zeit- lationen einschätzen zu können. Aufgrund dieser
intervalls („Periodenprävalenz“). Daten ist es möglich, spezifische individuelle The-
rapiekonzepte zu erarbeiten und Patienten z. B. ei-
relative Überlebensrate: Anteil erkrankter Pati- ne „nutzlose“ Chemotherapie zu ersparen.
enten, die ein bestimmtes Zeitintervall über- Ein Fernziel ist es, maßgeschneiderte Pharmaka
leben (z. B. 5 Jahre), in Bezug auf die Sterb- für jeden Patienten zu entwickeln (Pharmakogene-
lichkeitsrate Nicht-Erkrankter gleichen Ge- tik), die eine erhöhte Effektivität bei gleichzeitig
schlechts und Alters. verringerter Toxizität aufweisen.
Beispiel: Eine relative 5-Jahresüberlebensra-
te von 75% bedeutet, daß fünf Jahre nach der 5.3 Wie häufig sind
Diagnose in der Patientengruppe 25% weni- Krebserkrankungen?
ger überlebt haben als in der Vergleichsgrup-
pe. Da es in Deutschland kein flächendeckendes bevöl-
kerungsbezogenes Krebsregister gibt, werden Inzi-
Die relative Überlebensrate wird oftmals stadi- denz und Mortalität von Krebserkrankungen vom
enabhängig angegeben, um die Prognose genauer Robert-Koch-Institut aufgrund von regional erho-
einschätzen zu können. (Generell gilt: niemals auf benen Daten geschätzt.
20
5 Epidemiologie
Inzidenz Mortalität
Lokalisation Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen
Lunge 42 253 31 819 *79,3 10 434 *24,8 38 990 29 144 *72,6 9 846 *23,4
Darm 66 777 32 602 81,3 34 175 81,2 28 987 13 658 34,0 15 329 36,4
Mamma 47 517 47 517 112,9 18 035 221 17 814 42,3
Magen 20 972 11 107 27,7 9 865 23,4 13 132 6 909 17,2 6 223 14,8
Pankreas 13 477 5 766 14,4 7 711 18,3 12 116 5 750 14,3 6 366 15,1
Prostata 40 670 40 670 101,4 11 107 11 107 27,7
Leukämien 10 805 5 654 14,1 5 151 12,2 6 806 3 479 8,7 3 327 7,9
Niere 15 155 8 836 22,0 6 319 15,0 6 516 3 887 9,7 2 629 6,2
Ovar 9 671 9 671 23,0 6 113 6 113 14,5
Harnblase 24 752 17 796 44,4 6 956 16,5 5 977 3 804 9,5 2 173 5,2
..
.
alle 394 680 200 018 498,6 194 662 462,7 209 184 108 835 271,3 100 349 238,5
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland (2004). * Fälle pro 100 000.
Tabelle 5.2 Altersspezifische Inzidenz und Mortalität pro zweithäufigste Todesursache dar.
100 000 im Jahr 2000 (Krebs insgesamt).
Insgesamt ist die Krebsmortalität seit 1970
(Frauen) bzw. Mitte der 1980er Jahre (Männer)
Alter Inzidenz Mortalität
(Jahre) | ~ | ~
rückläufig, während die 5-Jahresüberlebensraten
für viele Tumoren stetig gestiegen sind. Die zehn
< 45 58,7 82,4 13,3 15,3 häufigsten für Krebssterbefälle verantwortlichen
45–59 461,5 484,8 220,3 163,6
Tumorlokalisationen sind in Tabelle 5.1 angege-
60–74 1 610,9 958,8 832,5 464,5
> 74 2 864,0 1 700,3 2 115,3 1 243,3 ben.
gesamt 498,6 462,7 271,3 238,5 Geschlechtsspezifische Verteilung
Die häufigsten Krebserkrankungen des Mannes
sind Prostata-, Darm- und Lungentumoren. Der
Inzidenz prognostisch ungünstige Lungenkrebs ist dabei für
Insgesamt wurden im Jahr 2000 in Deutschland et- die höchste Sterblichkeit verantwortlich. Die Dis-
wa 394 680 Krebsneuerkrankungen diagnostiziert krepanz von Inzidenz und Mortalität des Prosta-
(ohne nichtmelanot. Hautkrebs), wobei Männer takarzinoms ist mit seinem meist langsamen Ver-
etwas häufiger erkrankten. Das mittlere Erkran- lauf und dem hohen mittleren Erkrankungsalter zu
kungsalter liegt bei 66 Jahren (Männer) bzw. 67 erklären: die Patienten sterben eher an anderen Ur-
Jahren (Frauen). sachen. Bei Frauen sind es Mamma-, Darm- und
Doch auch jüngere Patienten sind von Krebs be- Lungentumoren, die sowohl die höchste Inzidenz
troffen. Insbesondere Leukämien, bestimmte Lym- als auch Mortalität besitzen.
phome, ZNS- und Hodentumoren weisen Häufig- Die größte Differenz zwischen Frauen und Män-
keitsgipfel bei Kindern und jungen Erwachsenen nern weisen Inzidenz und Mortalität von Lungen-
auf. Karzinome sind bei Kindern dagegen äußerst und Harnblasentumoren auf. Dies ist wohl vor al-
selten. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der ers- lem auf unterschiedliche Rauchgewohnheiten zu-
ten 15 Lebensjahre an Krebs zu erkranken, liegt bei rückzuführen. Die Tendenz der Lungenkrebs-Neu-
ca. 0,2%. erkrankungen nimmt jedoch für Frauen (im Gegen-
satz zu Männern) zu.
Mortalität Daß die Krebsmortalität für Männer höher ist als
Etwa 209 000 Menschen sind deutschlandweit im die der Frauen hat vor allem zwei Gründe: zum
Jahr 2000 an ihrem Tumorleiden verstorben. Krebs einen kommen prognostisch ungünstige Tumoren
stellt damit nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die (z. B. Lunge, Magen, Leber, Ösophagus) bei Män-
21
5 Epidemiologie
22
6 Prävention und Risikofaktoren
Viele Faktoren spielen bei der Entstehung eines dung, Sonnenschutzmittel und Kopfbedeckungen
Malignoms eine Rolle. Einige davon sind nicht be- sind in Australien bereits obligat. Es gilt dort die
Empfehlung „Slip, slop, slap“ (slip on a shirt, slop
einflußbar (z. B. genetische Disposition, Alter), an-
dere dagegen hängen von modifizierbaren Fakto- on some sunscreen, slap on a hat).
ren ab: Ernährung, freiwillige Exposition gegen- Jeder kann also durch einfache Maßnahmen sein
über Karzinogenen (z. B. Zigarettenrauch, übermä- Risiko für Krebserkrankungen mindern. Dies darf
ßiger Alkoholkonsum) und das Ausmaß der Kar- im Umkehrschluß aber nicht dazu führen, einem
zinogen-Exposition am Arbeitsplatz, in der häus- Patienten die Schuld für seine Erkrankung zu ge-
lichen Umgebung sowie in der Freizeit (z. B. UV- ben, da das Vermeiden bestimmter Risikofaktoren
Strahlung). nicht immer möglich und die Krebsentstehung ein
Zur Aufklärung von Risiken kann die (öffent- multifaktorieller Prozeß ist.
liche) Gesundheitserziehung in Schulen, Medien Dieser Prozeß vollzieht sich meist langsam über
und in der Arztpraxis beitragen. mehrere (gutartige) Vorstufen, die selten Sym-
ptome verursachen. Treten Symptome auf, wer-
den diese oftmals nicht ernst genug genommen
6.1 Gesunde Lebensweise (manchmal auch seitens des Arztes nicht!). So wird
das Symptom „Blut im Stuhl“ gerne mit Hämor-
Eine Anpassung des Lebensstils – die z. B. in der
rhoiden erklärt, ohne der Ursache genauer nach-
Vermeidung von Risikofaktoren besteht – kann
zugehen. Der Patient wird dann unnötig spät ei-
wirksam zur Primärprävention von Krebs und an-
ner Therapie zugeführt. Es kommt zu einer „fata-
deren Erkrankungen beitragen.
len Pause“ zwischen Symptombeginn und Thera-
Einfluß des Tabakkonsums pieeinleitung.
Tabakkonsum ist der wichtigste vermeidbare Ri-
sikofaktor für Herz-Kreislauf- und Krebserkran- 6.2 Früherkennungsmaßnahmen
kungen (die beiden häufigsten Todesursachen in
den westlichen Industrienationen). Alarmierend Ein wesentlicher Faktor bei der erfolgreichen The-
ist, daß heute jedes zweite Kind in einem Raucher- rapie ist die Früherkennung. Die Teilnahmebereit-
haushalt aufwächst. schaft für eine regelmäßige Früherkennungsunter-
Einfluß der Ernährung suchung ist allerdings sowohl bei Frauen als auch
bei Männern ernüchternd.
Eine weitere Maßnahme zur Senkung von Risiken
ist die Umstellung auf eine fettarme Ernährung. Beispiel Kolonkarzinom: Die Entfernung eines
Ballaststoffe, Phenole, Schwefelverbindungen, Se- gutartigen Adenoms („Polyp“), das bei einer im
len, Flavone und Antioxidantien zeigen eine an- Rahmen der Vorsorgeuntersuchung durchgeführ-
tikarzinogene Wirkung. Sie sind u. a. enthalten in ten Koloskopie entdeckt wird, unterbindet wirksam
Getreide, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüs- dessen maligne Entartung. Wäre der Patient nicht
sen. zu dieser Untersuchung gegangen, hätte er viel-
leicht ein Karzinom entwickelt.
Kürzlich konnte gezeigt werden, daß Ölsäure
(eine ungesättigte Fettsäure und Bestandteil von Doch auch, wenn die Diagnose „Krebs“ gestellt
Olivenöl) die Expression des Wachstumsfaktorre- werden muß, ist die Prognose in der Regel umso
zeptors her-2/neu unterdrücken und die Wirkung günstiger, je früher der Tumor entdeckt wird. Hat
von Herceptin (→Kap. 8.4.2) verstärken kann (Me- ein bösartiger Tumor nämlich bereits metastasiert,
nendez et al., 2005). ist eine kurative Therapie meist nicht mehr mög-
lich. Umgekehrt bedeutet dies aber leider nicht, daß
Einfluß der UV-Strahlung jedes noch nicht metastasierte Malignom prinzipi-
Die Vermeidung unnötiger UV-Exposition und ell heilbar ist.
Sonnenbrände (insbesondere in der Kindheit) kann Welche Patientengruppe ab welchem Alter von
die Hautkrebsrate deutlich senken. Lange Beklei- welcher Früherkennungsuntersuchung profitiert,
23
6 Prävention und Risikofaktoren
ist derzeit noch Gegenstand der Diskussion. Eini- kann ebenfalls sinnvoll sein. Die Empfehlungen
ge Organisationen sind strenge Befürworter eines für Screening-Untersuchungen auf andere Krebser-
intensiven, regelmäßigen Screenings, andere hin- krankungen gehen dagegen weit auseinander und
gegen verweisen auf die ungenügende Beweislage sind zum Teil widersprüchlich.
und raten von vielen Reihenuntersuchungen eher Zu bedenken ist, daß neben einem möglichen
ab. Für ein intensives Screening asymptomatischer Nutzen auch beträchtlicher Schaden angerichtet
Patienten mit einem normalen Risiko plädiert die werden kann, so daß eigentlich Gesunde erst zu
American Cancer Society und gibt u. a. folgende Patienten werden. Dazu zählen die immer vor-
Empfehlungen: handenen Risiken einer invasiven Untersuchung
(z. B. Darmperforation bei Koloskopie), die Strah-
• Sigmoidoskopie ab 50 J. alle drei bis fünf Jah- lenbelastung einiger bildgebender Verfahren (z. B.
re, Mammographie), die Folgen einer falsch-positi-
ven Diagnose (psychotraumatisches Potential, Ein-
• Test auf okkultes Blut im Stuhl ab 50 J. jähr-
leitung einer unnötigen Therapie) und die neben-
lich,
wirkungsreiche Therapie von Tumoren, die keine
• digital-rektale Untersuchung ab 40 J. jährlich, medizinischen Probleme bereitet hätten. Die Risi-
ken mögen im Einzelfall verschwindend gering er-
• PSA-Bestimmung (|) ab 50 J. jährlich, scheinen – auf die Gesamtbevölkerung angewendet
• Pap-Abstrich (~) ab 18 J. nach ärztlichem Er- werden sie jedoch durchaus relevant.
messen, Beispiel Mammographie-Screening: Überspitzt
formuliert besteht das Problem darin, zu entschei-
• ärztliche Brustuntersuchung (~) ab 20 J. alle den, wie viele röntgeninduzierte Todesfälle man
drei Jahre, ab 40 J. jährlich, bereit ist in Kauf zu nehmen, um die Brustkrebs-
letalität signifikant zu senken.
• Selbstuntersuchung der Brust (~) ab 20 J.
Anforderungen an eine Screening-Methode
monatlich,
müssen also sein: hohe Sensitivität, hohe Spezifi-
• Mammographie (~) ab 40 J. jährlich, tät, geringe Nebenwirkungen und vor allem erwie-
sene Senkung der Mortalität. Ziel ist es, daß der
• Inspektion der gesamten Haut zwischen 20 Mensch länger gesund bleibt, nicht, daß er länger
und 39 Jahren alle drei Jahre. Patient ist.
24
6 Prävention und Risikofaktoren
Legende: HBV, HCV, HDV = Hepatitis-B/C/D-Virus; HIV = human immunodeficiency virus; HTLV = humanes
T-Zell-Leukämie-Virus; PAK = polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
25
7 Diagnose
Am Anfang der Diagnose steht die Anamneseer- ten vorstellt, an einem Bronchialkarzinom. Ist al-
hebung und eine gründliche körperliche Untersu- lerdings die Suchtmittelanamnese positiv, besteht
chung. Entsteht dabei der Verdacht auf einen mali- der Husten schon länger als drei Wochen oder tre-
gnen Tumor, werden weitere Maßnahmen eingelei- ten weitere Symptome hinzu (z. B. Hämoptysen,
tet, um diesen zu bestätigen oder zu widerlegen. Leistungsabfall, Fieber, Gewichtsverlust, Nacht-
Bildgebende Verfahren, Differentialblutbild und schweiß), sollte dies den Verdacht auf eine bösarti-
Laborwerte (z. B. Entzündungs- und Tumormar- ge Erkrankung lenken.
ker) können weiterführende Hinweise geben. Die Trias aus unerklärlichem anhaltenden oder
Letztlich beruht die Sicherung der Verdachtsdia- rezidivierenden Fieber (> 38 ◦ C), ungewolltem Ge-
gnose Krebs aber auf der Gewebebiopsie und der wichtsverlust (> 10% des Körpergewichts in we-
histologischen Beurteilung der Gewebeprobe. Wei- niger als 6 Monaten) und rezidivierendem Nacht-
tere Informationen, die für das therapeutische Vor- schweiß wird auch unter dem Begriff „B-Sym-
gehen und die Prognose hilfreich sind, können mo- ptomatik“ zusammengefaßt. (Die Bezeichnung
lekularbiologische, zytogenetische und biochemi- stammt ursprünglich aus der Ann-Arbor-Klassifi-
sche Untersuchungen liefern (z. B. Nachweis be- kation für Hodgkin-Lymphome, →Tab. 7.5.)
stimmter Oberflächenmarker, Chromosomenaber-
rationen, Hormonsensitivität des Tumors).
Gilt die Diagnose eines malignen Tumors als 7.2 Bildgebung
gesichert, so ist als nächstes die Ausdehnung
des Krankheitsgeschehens zu bestimmen (Staging, Bildgebende Verfahren können zur Lokalisation ei-
→Kap. 7.6), um das therapeutische Vorgehen pla- nes Tumors, zur Bestimmung der Ausdehnung der
nen zu können. Dies geschieht interdisziplinär und Krebserkrankung (Staging, →Kap. 7.6) und zur
bezieht auch das Umfeld des Patienten mit ein. Unterstützung bei einer Probenentnahme (z. B. per-
kutane Feinnadelbiopsie) eingesetzt werden. Die
Wahl des Verfahrens hängt dabei von der Frage-
7.1 Anamnese und klinische stellung ab. Die Unterscheidung zwischen gut- und
Untersuchung bösartigen Veränderungen ist schwierig und sollte
grundsätzlich durch eine Gewebeentnahme (Biop-
Viele Krebserkrankungen verursachen im frühen
sie) gesichert werden.
Stadium keine Beschwerden. Daher kommt ab ei-
nem bestimmten Alter und für bestimmte Risiko-
gruppen der Früherkennung eine besondere Bedeu- 7.2.1 Röntgen
tung zu (→Kap. 6.2).
Treten Symptome auf, so sind diese häufig un- Native Röntgenaufnahmen werden vor allem bei
spezifisch und kommen auch bei anderen chroni- der Skelett-, Mamma- und Thoraxdiagnostik ein-
schen und akuten Erkrankungen vor, die differenti- gesetzt. Neu aufgetretene Rundherde und Pleuraer-
aldiagnostisch abgegrenzt werden müssen. güsse sind ernst zu nehmende Befunde, die immer
Schmerzen, allgemeine Schwäche und Müdig- einer näheren Abklärung bedürfen.
keit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Blut in Benigne und maligne Tumoren, Metastasen, Ab-
Stuhl oder Urin, Lymphknotenvergrößerungen und szesse, Zysten oder auch alte Granulome (z. B.
Verdauungsbeschwerden können Zeichen einer nach Tuberkulose) können sich im Thoraxröntgen-
sich manifestierenden Krebserkrankung sein. Sie bild als Rundherde darstellen. (Davon abzugrenzen
treten allerdings auch bei Infektions- und anderen sind die Mamillenschatten.)
Krankheiten auf. Ein Pleuraerguß kann durch viele pathologische
Eine gezielte Anamnese und eine gründliche Prozesse verursacht werden. Die häufigsten sind
körperliche Untersuchung können erste Hinweise maligne Tumoren (ca. 50% der Fälle), bakteriel-
auf die Ätiologie dieser Beschwerden geben. So le Pneumonien und Tuberkulose (ca. 30%) sowie
leidet nicht jeder Patient, der sich mit Reizhus- Rechtsherzinsuffizienz (ca. 10%).
26
7 Diagnose
27
7 Diagnose
ist die zu applizierende Menge radioaktiver Ato- Index bezeichnet und zeigt Aneuploidien und Poly-
me so gering, daß die Stoffwechselvorgänge selbst ploidien an. Der Anteil von S-Phase- und G2 -Pha-
nicht beeinflußt werden. se-Zellen (DNA-Profil) ist ein Maß für die Tei-
Radioaktiv markierte Substanzen werden in be- lungsaktivität der Zellen und kann als Prognosefak-
sonders stoffwechselaktiven Geweben angereichert tor dienen.
und geben somit Hinweise auf Tumoren, befallene
Lymphknoten und Entzündungen. Southern-Blot: Gentechnisches Verfahren zum
Nachweis von numerischen und strukturellen
Chromosomenaberrationen.
7.3 Molekulare Diagnostik
Es lassen sich z. B. Punktmutationen, Transloka-
Im Rahmen des diagnostischen Vorgehens wird tionen, Amplifikationen und Deletionen nachwei-
versucht, Eigenschaften und Verhalten von Tumor- sen.
zellen so genau wie möglich zu beschreiben, um
einen möglichst spezifischen und wirksamen The- FISH: Zytogenetisches Nachweisverfahren von
rapieplan zu entwickeln, und um eine genauere Chromosomenaberrationen (z. B. Transloka-
Prognose geben zu können. tionen) durch Anfärbung von Chromosomen.
Beide Ziele können durch die rein morpholo-
gische Untersuchung von Tumoren nur bedingt Bei der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung kann
erreicht werden. Auch wenn die morphologische durch Anfärben der Chromosomen (Bandenmus-
Beurteilung von Gewebeproben immer noch die ter) z. B. die t(9;22)-Translokation (Philadelphia-
Grundlage der Dignitätsbestimmung darstellt, stößt Chromosom) nachgewiesen werden.
sie bei bestimmten Tumoren und speziellen Frage-
stellungen an ihre Grenzen. Immunhistochemie: Immunologisches Verfahren
Verhalten und Eigenschaften von Tumoren kön- zur Analyse von Proteinen und Klassifizie-
nen heute mittels molekularer Untersuchungsme- rung, Typisierung und Dignitätsbestimmung
thoden immer detaillierter beschrieben werden. von Tumoren.
Aufgrund dieser Erkenntnisse erhofft man sich, den
Die Immunhistochemie bietet vielfältige Mög-
Patienten eine gezieltere Therapie anbieten zu kön-
lichkeiten zur Untersuchung von Tumorzellen. An-
nen.
tigene Strukturen (z. B. Hormonrezeptoren, Inter-
Beispiel Mammakarzinom: Wird bei der immun-
mediärfilamente, Basalmembranbestandteile) wer-
histochemischen Untersuchung festgestellt, daß
den dabei mit farbmarkierten Antikörpern histolo-
die Tumorzellen den Wachstumsfaktorrezeptor
gisch dargestellt.
her-2/neu (erbB2) überexprimieren, eröffnet dies
eine weitere therapeutische Option: Gabe von
her-2/neu-spezifischen Antikörpern (z. B. Hercep- 7.4 Laborparameter
tin). Ist das Tumorzellwachstum abhängig von Hor-
Einen spezifischen Laborwert, der das Vorliegen
monen, kann durch die Gabe von Östrogenrezep-
eines Malignoms zweifelsfrei nachweist, gibt es
tor-Antagonisten (z. B. Tamoxifen) das Wachstum
nicht. Liegt aber ein entsprechender klinischer Ver-
des Tumors gebremst werden.
dacht vor, können Laborparameter helfen, diesen
Zahlreiche Verfahren stehen für die molekulare
zu objektivieren.
Diagnostik zur Verfügung. Als Beispiele seien ge-
nannt:
7.4.1 Laborwerte und Blutbild
Flow-Zytometrie: Verfahren, das die quantitativeDer Befund einer normochromen, normozytären
Bestimmung von physikalischen und chemi- Anämie kann von chronischen Erkrankungen wie
schen Eigenschaften von Zellen in einer Sus-z. B. Krebs verursacht werden. Es kommt aufgrund
pension erlaubt (z. B. Bestimmung des DNA- von Zytokinen, die vom Tumor sezerniert wer-
Gehaltes). den, zu einer Eisenverwertungsstörung. Patienten
klagen dann über Müdigkeit und geringe Belast-
Das Verhältnis von Zellen mit abweichendem zu barkeit. Dies können die ersten Symptome einer
Zellen mit normalem DNA-Gehalt wird als DNA- Krebserkrankung sein.
28
7 Diagnose
Weitere Laborbefunde, die bei einem Mali- Tabelle 7.1 Tumormarker (Auswahl), modifiziert nach
gnom auftreten können, sind Entzündungszeichen Böcker, Denk und Heitz (2004).
wie erhöhte Aktivität von Akute-Phase-Protei-
Tumormarker Vorkommen
nen (z. B. C-reaktives Protein, CRP) und massiv
erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit („Sturzsen- onkofetale Antigene
kung“). Je nach Lokalisation des Tumors bzw. α-Fetoprotein (AFP) Leberzell-Ca., Keimzell-
neoplasien des Hodens
der Metastasen können auch Blutbild, Gerinnungs-
karzinoembryonales Kolon-, Magen-, Lungen-,
und Leberwerte auffällig sein. Antigen (CEA) Pankreas-, Mamma-Ca.
Das (Differential-)Blutbild kann vor allem bei
Hormone
hämatologischen Neoplasien verändert sein: Leu-
humanes Choriongo- Trophoblastenneoplasien,
kozytose, pathologische Linksverschiebung (z. B. nadotropin (hCG) Hodenneoplasien
Blasten im peripheren Blut nachweisbar) und Kalzitonin Schilddrüsenkarzinom
Thrombozytopenie können Anzeichen eines im Katecholamine Phäochromozytom und
Knochenmark lokalisierten Malignoms sein. verwandte Neoplasien
Isoenzyme
saure Phosphatase Prostatakarzinom
7.4.2 Tumormarker neuronenspezifische kleinzelliges Lungen-Ca.,
Als Tumormarker bezeichnet man Substanzen, die Enolase (NSE) Neuroblastom etc.
entweder direkt von malignen Tumorzellen gebil- spezifische (Glyko-)Proteine
det werden oder deren Synthese vom Tumor indu- Immunglobuline Gammopathien (z. B.
ziert wird. Der Nachweis erfolgt immunhistoche- Plasmozytom)
prostataspezifisches Prostatakarzinom
misch im Gewebe bzw. biochemisch in Blut und
Antigen (PSA)
Exkrementen. Thyreoglobulin Schilddrüsenkarzinom
Jeder Mensch hat einen individuellen „Basis-
sonstige Glykoproteine
wert“, der auch außerhalb des Referenzbereiches
CA-125 ovarielles Karzinom
liegen kann. Wichtig ist daher weniger die absolu-
CA-19-9 Kolon-, Pankreas-Ca.
te Konzentration, sondern vielmehr die Verlaufsbe- CA-15-3 Mammakarzinom
obachtung (langsamer oder schneller Anstieg oder Squamous Cell Ca. Zervix-Ca., Lungen-Ca.,
Abfall). Antigen (SCC) Kopf-Hals-Tumoren
Zudem sind Tumormarker relativ unspezifisch
und liefern, wenn man sie bei asymptomatischen
Personen mißt, viele falsch-positive Befunde. Da-
her ist ihre Bestimmung als Screening-Methode zidivfrüherkennung) – u. U. lange bevor dies radio-
ungeeignet. logisch sichtbar wird.
Gewisse Ausnahmen gelten für die Krebs-
Früherkennung in Hochrisikogruppen (z. B. ge- Das Problem bei der Rezidivfrüherkennung liegt
netische Prädisposition) und für die spezifischen darin, daß man frühzeitig um eine Progredienz der
(Glyko-)Proteine wie dem prostataspezifischen Erkrankung weiß, aber oftmals keine therapeuti-
Antigen (PSA). schen Optionen anbieten kann.
Geeignet ist die Bestimmung von Tumormarker-
Konzentrationen zur Rezidivfrüherkennung, zur Eine Auswahl klinisch relevanter Marker wird in
Verlaufskontrolle, zur Therapieüberwachung, zur Tabelle 7.1 gegeben.
Einschätzung der Prognose sowie im Rahmen der Zu beachten ist, daß es bei der Messung ei-
Primärdiagnose (z. B. massiv erhöhte Immunglo- ne Reihe von Störfaktoren gibt: Hautkontakt mit
buline als Hinweis auf eine Gammopathie). dem Inneren des Probengefäßes (SCC↑), Kontami-
Beispiel Mammakarzinom: wird präoperativ ein nation der Probe mit Speichel (SCC↑, CA 19-9↑,
erhöhtes CEA gemessen, sollte der Wert bei ei- CEA↑), Hämolyse (NSE↑), Ikterus (PSA↑), Zeitin-
ner vollständigen Resektion nach einigen Tagen tervall bis zum Abseren des Blutes > 60 Minuten
wieder Normalwerte erreichen (Erfolgskontrolle). (NSE↑) und einige mehr.
Stellt man bei einer der Nachsorgeuntersuchun-
gen eine plötzlich erhöhte CEA-Konzentration fest, Auch viele gutartige Erkrankungen können er-
kann dieser Befund auf ein Rezidiv hinweisen (Re- höhte Tumormarker verursachen!
29
7 Diagnose
30
7 Diagnose
Tabelle 7.3 Stadieneinteilung nicht-kleinzelliger Lungen- Tabelle 7.4 Stadieneinteilung des Kolonkarzinoms (nach
tumoren (nach UICC). UICC und Dukes).
31
8 Therapie
Oft werden die Therapieoptionen für eine Ma- Das Ansprechen der Therapie kann klassifiziert
lignomerkrankung etwas martialisch zu „Stahl, werden (und somit der Verlaufskontrolle dienen)
Strahl und Qual“ zusammengefaßt. Tatsächlich ste- in Progredienz (PD, Tumorvergrößerung um mehr
hen folgende Möglichkeiten für die Tumorbehand- als 25 Prozent des Ausgangswertes), „no change“
lung zur Verfügung: Chirurgie, Strahlentherapie, bzw. stabile Erkrankung (SD), partielle Remissi-
Chemotherapie und biologische Therapie. on (PR, Tumorverkleinerung um mindestens 50
Häufig werden die Komponenten auch kombi- Prozent) und im Optimalfall komplette Remissi-
niert eingesetzt. Dies erfordert seitens der behan- on (CR, kein Tumorgewebe und keine Sympto-
delnden Ärzte ein interdisziplinäres Vorgehen. me mehr nachweisbar). Auch ein zunächst enttäu-
Wird beispielsweise bei einer Vorsorgeuntersu- schend wirkendes „no change“ kann unter Umstän-
chung ein Knoten in der Brust getastet (Gynäkolo- den das Maximum des Möglichen darstellen und
ge) und dieser als maligne erkannt (Pathologe) und als Erfolg gewertet werden.
ergibt das Staging (Pathologe, Radiologe) ein rela-
tiv kleines lokales Karzinom ohne Metastasen, so
erfolgt meist eine brusterhaltende Operation (Chir- 8.1 Grundlagen der chirurgischen
urg), die regelmäßig von einer Bestrahlung beglei- Onkologie
tet wird (Radioonkologe).
Die Bestrahlung erfolgt in diesem Fall adju- Chirurgische Eingriffe werden in der Onkologie
vant und soll die Primärtherapie unterstützen sowie durchgeführt zur Prävention, Diagnose/Staging,
das Rezidivrisiko mindern. Als „neoadjuvant“ be- Behandlung, Palliation und Rehabilitation.
zeichnet man Maßnahmen, die vor der Primärthe-
rapie erfolgen, z. B. eine präoperative Bestrahlung, 8.1.1 Präventive Eingriffe
um einen Tumor durch Verkleinerung erst operabel
zu machen. Diese beinhalten sowohl die Resektion prämali-
Chirurgie und Bestrahlung wirken jeweils lokal, gner Läsionen (z. B. Abtragung von Darmpolypen)
Chemotherapie und biologische Therapie sind da- als auch die präventive Resektion bei genetischem
gegen systemisch wirksam. Risiko (z. B. totale Kolektomie bei familiärer ade-
Die chirurgische Therapie stellt für die Behand- nomatöser Polyposis coli).
lung solider Tumoren immer noch die effektivs-
te Maßnahme dar, auch weil teilungsaktive und
8.1.2 Diagnose/Staging
ruhende Tumorzellen gleichermaßen entfernt wer-
den, während Chemo- und Radiotherapie haupt- Dazu gehören die Probenentnahme für die histopa-
sächlich gegenüber proliferierenden Zellen wirk- thologische Beurteilung sowie die Sentinel-Lymph-
sam sind. knotenbiopsie zur Status-Bestimmung. Der Senti-
Bevor man entscheiden kann, welche therapeu- nel(=„Wächter“)-Lymphknoten ist die erste Stati-
tische Maßnahmen sinnvoll sind, muß man sich on der drainierten Lymphe aus dem Tumorgebiet.
zusammen mit dem Patienten über Möglichkeiten Er wird mit Injektion von „Farbstoff“ in die Tu-
und Zielsetzung im Klaren sein. Dies setzt wieder- morumgebung radiologisch sichtbar gemacht und
um eine adäquate Diagnostik inkl. Staging voraus. per Feinnadelpunktion untersucht. Enthält dieser
Besteht die realistische Möglichkeit einer kurati- Lymphknoten maligne Zellen, so hat bereits eine
ven Therapie, wird man sicherlich aggressiver und lymphogene Metastasierung eingesetzt. Ist der Be-
auch risikobereiter vorgehen – möglicherweise so- fund dagegen negativ, kann in der Regel auf eine
gar die Organfunktion opfern –, als wenn die Lin- Lymphadenektomie verzichtet werden, da der Tu-
derung der Begleiterscheinungen im Vordergrund mor offenbar noch lokal begrenzt ist.
steht, da eine Heilung nicht mehr möglich ist (Pal- Das Staging ist eine Grundlage der Therapiepla-
liation). Letztlich sollte aber die zu erwartende Le- nung und der Prognose. So ist ein Bronchialkarzi-
bensqualität des Patienten ausschlaggebend für das nom bis UICC-Stadium IIIa u. U. noch operabel,
weitere Vorgehen sein.
32
8 Therapie
bei Stadium IIIb und IV dagegen würde man pal- Ernährung und Verdauung, Mobilität, Schmerzfrei-
liative Maßnahmen einleiten. heit).
Weiterhin dient das Staging der Verlaufs- und Die Chirurgie kann im palliativen Bereich viel-
Erfolgskontrolle einer Therapie. Es wird also nicht fältige Dienste leisten. Als Beispiele seien ge-
nur bei der Diagnosestellung durchgeführt, son- nannt: Passage-Sicherstellung im Gastrointestinal-
dern mehrmals! Es hilft auch die Frage zu beant- und Urogenitaltrakt (Stent, Bypass, Schienung),
worten, ob die Therapie anschlägt oder ob evtl. ei- Stabilisation frakturgefährdeter Knochen oder Re-
ne Änderung des eingeschlagenen Weges indiziert sektion von solitären Metastasen (z. B. in der Lun-
ist. ge).
33
8 Therapie
als ionisierende Strahlung. Diese kann sowohl wel- Tabelle 8.1 Phasen der Strahlenwirkung.
len- als auch teilchenförmig sein.
Substanzen, die ionisierende Teilchenstrahlung Phase Wirkung
entsenden können, sind radioaktiv: sie zerfallen physikalisch Energieübertragung an Materie;
spontan unter Entsendung eines charakteristischen (10−13 s) Ionisation und Anregung
Teilchens. physiko- Entstehung von reaktionsfähigen
Je nach dem, was für ein Teilchen entsendet chemisch Atomen und Radikalen
wird, spricht man von α- oder β -Strahlern. (10−10 s)
α-Strahler emittieren einen 42He-Kern. Formal chemisch Entstehung von aktivierten Mole-
sieht die entsprechende Reaktionsgleichung so aus (10−6 s) külen, die weiter reagieren
(Z: Protonenzahl, N: Nukleonenzahl, A: radioakti-
biologisch u. a. Mutationen, morphologische
ves Element):
(bis Jahre) Veränderungen (z. B. Tumor)
N 0
ZA −−→ N−4 4
Z−2A + 2He (8.1)
β -Strahler emittieren ein hochenergetisches z. B. Strangbrüche und Mutationen (Sekundärscha-
Elektron (e− ) oder Positron (e+ ): den) verantwortlich sind.
0
Indirekter Effekt
N
ZA
N
−−→ Z+1A + e− (8.2) Das die Biomoleküle umgebende Wasser wird
ebenfalls angeregt und ionisiert, was zur Bildung
N N 0 + von Radiolyse-Produkten (z. B. Radikale) führt.
ZA − −→ Z−1A + e (8.3)
Diese reagieren mit Biomolekülen (z. B. DNA) und
Auch energiereiche elektromagnetische Wellen schädigen sie auf molekularer Ebene.
sind ionisierend, z. B. Gammastrahlen, die beim
„Bystander-effects“
Zerfall von Radioisotopen entstehen:
Auch Zellen, die per se keiner direkten Bestrahlung
N ∗ γ N ausgesetzt wurden, zeigen strahlenbedingte Effekte
ZA →− ZA (8.4)
(Goldberg und Lehnert, 2002). Dazu zählen Zell-
In der Strahlentherapie werden meist Röntgen- tod, Apoptose, erhöhte intrazelluläre reaktive Sau-
und Gammastrahlen verwendet (also elektro- erstoff-Spezies (ROS), aber auch Mutationen und
magnetische Wellen mit hoher Energie) sowie neoplastische Transformation.
energiereiche Elektronen (→Gleichung 8.2), Es werden mehrere Mechanismen diskutiert, die
während positronen-emittierende Strahler der Beeinflussung einer unbestrahlten („bystander
(→Gleichung 8.3) in der nuklearmedizinischen cell“) durch eine bestrahlte Zelle zugrunde liegen:
Diagnostik (z. B. PET) Verwendung finden. Signalübermittlung einer bestrahlten Zelle an eine
unbestrahlte mittels Gap junctions, Produktion von
8.2.2 Wirkung Wachstumsfaktoren und Zytokinen, die auf unbe-
strahlte Zellen wirken, Produktion reaktiver Sau-
Aufgrund der Absorption von Strahlenenergie im erstoff-Spezies, die ins Mikromilieu ausgeschleust
Gewebe wird eine Reihe von Reaktionen ausge- werden und so auch unbestrahlte Zellen schädigen.
löst, die in zeitlich verschiedenen Phasen ablaufen
(→Tab. 8.1). 8.2.3 Physikalische Größen
Trifft ionisierende Strahlung auf biologisches
Material (das zum Großteil aus Wasser besteht), Die Energie ionisierender Strahlung läßt sich quan-
lassen sich verschiedene Effekte beobachten: tifizieren. Wichtig ist dabei nicht nur die absolu-
te Dosis, die vom Gewebe absorbiert wird (Ener-
Direkter Effekt giedosis in Gray), sondern auch, welche Art von
Dieser entsteht durch direkte Wechselwirkung ei- Strahlung verwendet wird (Äquivalentdosis in Sie-
nes Biomoleküls (z. B. DNA) mit der Strahlung. vert) und welche Art von Gewebe bestrahlt wird
Das Biomolekül absorbiert die Strahlenenergie und (effektive Äquivalentdosis in Sievert). Die Energie-
wird dadurch angeregt und ionisiert. Dieser Primär- dosis nimmt mit dem Abstand zur Strahlenquelle
schaden mündet in der Bildung von Bioradikalen, quadratisch ab (doppelter Abstand = ein Viertel der
die wiederum für molekulare Veränderungen wie Dosis).
34
8 Therapie
8.2.4 Fraktionierte Bestrahlung Nach einer gewissen Zeit wird die ursprüngliche
Zellverteilung jedoch wiederhergestellt (Redistri-
Für den strahlentherapeutischen Effekt ist nicht nur bution), so daß nun zuvor ruhende Zellen sensibel
die Gesamtdosis entscheidend, sondern auch die werden, indem sie wieder in die Proliferation ein-
Anzahl der Teilbestrahlungen (Fraktionen) und in treten (Rekrutierung).
welcher Zeit die Dosis verabreicht wird. Daß da-
durch ein größerer tumorschädigender Effekt er- Repopulation
zielt wird, hat mehrere Gründe: Zellen, die nach einmaliger Bestrahlung überlebt
haben (Restzellen), teilen sich weiter und lassen
Reparatur der DNA-Schäden
die Größe des Tumors wieder anwachsen. Durch
Zellen besitzen verschiedene Mechanismen, um mehrmaliges Bestrahlen versucht man, diesem Ef-
Schäden ihrer DNA bis zu einem gewissen Grad fekt vorzubeugen.
enzymatisch zu reparieren. Geht man davon aus,
daß gesunde Zellen diese Schäden besser reparie-
ren können als Tumorzellen, so schädigt man pro 8.2.5 Anwendung
Dosisfraktion immer eine größere Anzahl von Tu-
morzellen als normale Zellen. Soll ein Patient eine Strahlentherapie erhalten,
Aufgrund der Möglichkeit der Reparatur von müssen zunächst einige Vorbereitungen getroffen
DNA-Schäden zwischen den Fraktionen toleriert werden. Abhängig von Art und Lokalisation des
normales Gewebe wesentlich höhere Gesamtdosen Tumors wird eine passende Strahlungsart (β − -
als bei Einzelanwendung. Bei Dosisfraktionierung oder γ-Strahlung) gewählt und die zu applizierende
macht man sich also den Unterschied der Repara- Dosis berechnet.
turfähigkeit zunutze, so daß man gleichzeitig ge- Zwei Applikationswege kommen dabei zum
sundes Gewebe schonen und Tumorgewebe weit- Einsatz: Ist der Tumor von außen gut zugänglich
gehend abtöten kann. (z. B. gynäkologische und orale Tumoren) kann die
Strahlenquelle direkt am Tumor plaziert werden
Reoxygenierung hypoxischer Zellen
(Brachytherapie), ohne daß die Strahlung gesun-
Je besser ein Gewebe mit Sauerstoff versorgt ist, des Gewebe durchdringen muß, um zum Wirkort
desto empfindlicher reagiert es auf Bestrahlung. zu gelangen.
Dies ist auf die vermehrte Bildung von Sauer-
Bei der Teletherapie wird – um das gesunde Ge-
stoffradikalen zurückzuführen.
webe und kritische Organe so wenig wie möglich
Schnell wachsende Tumoren sind im Zentrum
zu belasten – der optimale Strahlengang mit Hilfe
oft hypoxisch, da die Diffusionsstrecken zu groß
einer CT-Untersuchung ermittelt.
werden bzw. die Angiogenese nicht schnell genug
Dann folgt ein „Probedurchlauf“ mit Röntgen-
ist, um den gesamten Tumor ausreichend mit Sau-
strahlen, um die korrekte Lagerung des Patienten
erstoff versorgen zu können.
und das eingestellte Bestrahlungsfeld zu überprü-
Während einer Bestrahlung stirbt der strahlen-
fen. Wichtig ist, daß der Ablauf reproduzierbar ist,
empfindlichere periphere Tumorbereich also mit
damit bei jeder Therapiesitzung exakt das gleiche
höherer Wahrscheinlichkeit ab als das hypoxische
Feld bestrahlt wird. Hierzu wird die Haut des Pati-
Zentrum, so daß Restzellen zurückbleiben können.
enten markiert, um die richtige Lagerung sicherzu-
Diese Restzellen werden nun aufgrund mangeln-
stellen.
der Konkurrenz reoxygeniert, verlieren damit ihre
Die Bestrahlung selbst erfolgt häufig als Kreuz-
Strahlenresistenz und werden gegenüber einer wei-
feuerbestrahlung (→Abb. 8.1), um bei minimaler
teren Bestrahlung empfindlich.
Gewebebelastung eine maximale Dosis im Tumor-
Redistribution und Rekrutierung bereich erzielen zu können.
Ruhende Tumorzellen sind weniger strahlenemp- Faktoren, die das Ergebnis der Therapie beein-
findlich als teilungsaktive. So werden bevorzugt flussen, sind u. a. Dosis, Fraktionierung, bestrahltes
Zellen geschädigt, die sich in einer strahlensensi- Volumen und die Zeit, in der die Dosis appliziert
blen Zyklusphase befinden. Die relative Verteilung wird (Therapiefaktoren), Alter und Begleit- bzw.
der Zellen in sensible und resistente Zellen wird al- Vorerkrankungen des Patienten (Patientenfaktoren)
so kurzfristig zugunsten der ruhenden Zellen ver- sowie die Eigenschaften des Tumors (Tumorfakto-
schoben. ren).
35
8 Therapie
36
8 Therapie
Apoptose zu umgehen (→Kap. 4.3), kann zu ei- schleusung falscher DNA-Bausteine (Purin- und
ner verminderten Wirkung von DNA-schädigenden Pyrimidin-Antimetabolite, z. B. 5-Fluorouracil).
Substanzen führen.
Mitosespindel (→Tab. 8.5)
DNA-Schädigung (→Tab. 8.2 und 8.3) Die Mitosespindel ist für die Verteilung der Chro-
Die Schädigung der DNA wird verursacht durch mosomen auf die Tochterzellen bei der Mitose es-
kovalente Bindung an die DNA (z. B. Alkylanzi- sentiell. Der Spindelapparat besteht aus Mikrotu-
en, Cisplatin), Interkalierung (= Einlagerung in die buli, die wiederum aus α- und β -Tubulin aufgebaut
DNA-Stränge → Strangbrüche; z. B. Zytostatika werden. Die Tubulin-Polymerisation kann von Vin-
der Antibiotikagruppe wie Anthrazykline und Ac- ca-Alkaloiden (z. B. Vinblastin) gehemmt werden.
tinomycin D) oder Topoisomerase-Hemmung (z. B. Paclitaxel lagert sich an die β -Tubuline an, was zur
Etoposid, Topotecan). Bildung atypischer Mikrotubuli führt.
37
8 Therapie
bei Leukämien und Lymphomen die Apoptose von de Knochenmarksuppression. Einige Medikamen-
Tumorzellen induzieren. te sind zudem nieren-, leber- und/oder kardioto-
Einige Mammakarzinome sind östrogenrezep- xisch, so daß vor Beginn der Therapie eine Funk-
tor-positiv, so daß das Wachstum dieser Tumo- tionsdiagnostik indiziert ist, um ein vorbelastetes
ren von Östrogenrezeptor-Antagonisten (z. B. Ta- Organ nicht völlig zu zerstören.
moxifen) gehemmt werden kann. Prostatakarzi- Akute Komplikationen, die sich aus den vermin-
nome können über die negative Beeinflussung derten Zellzahlen ergeben, sind: febrile Neutrope-
der Testosteronproduktion behandelt werden. Dies nie (akutes Fieber bei einem zytopenischen Patien-
kann operativ (Orchidektomie) oder pharmakolo- ten; bei Neutrophilenzahl unter 500 /µl Lebensge-
gisch (GnRH-Agonisten, z. B. Leuprolid) gesche- fahr!), erhöhte Blutungsneigung bei Thrombozyto-
hen (→Kap. 8.4.3). penie (angestrebt werden sollte eine Thrombozy-
tenzahl von mind. 10 000 /µl), Anämie (Erythrozy-
8.3.2 Nebenwirkungen tenkonzentrat indiziert bei einem Hb unter 8 g/dl)
und eine insgesamt erhöhte Infektanfälligkeit.
Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind Die häufigste Nebenwirkung der zytostatischen
vielfältig und ergeben sich aus der Hauptwirkung Therapie ist aber die Übelkeit (mit oder ohne Erbre-
(Hemmung der Zellteilung). Sie können so stark chen). Das Brechzentrum in der Medulla oblongata
sein, daß die Therapie abgebrochen werden muß. wird u. a. von einer die Area postrema umgeben-
Auch die Compliance des Patienten wird auf eine den dopaminergen „Triggerzone“ stimuliert. Ad-
harte Probe gestellt, da er sich durch die Therapie äquate Reize für diese Triggerzone sind z. B. Toxi-
meist schlechter fühlt als vorher. ne, Stoffwechselprodukte, „Schwangerschaftshor-
Im Vordergrund stehen Übelkeit und Erbrechen mone“ sowie Medikamente (v. a. Opioide und
sowie die bei vielen Zytostatika dosislimitieren- Zytostatika). Als Antiemetika finden vor allem
38
8 Therapie
39
8 Therapie
40
8 Therapie
Legende: CD = engl. clusters of differentiation Differenzierungsantigene auf Zelloberflächen (v. a. auf Leukozyten);
NK-Zellen = natürliche Killerzellen; TNF = Tumornekrosefaktor
41
8 Therapie
Abbildung 8.2 Die TRAIL-Signaltransduktion: Bindet Abbildung 8.3 Antigenbindung: Ein Fab-Fragment von
der TRAIL-Ligand an einen entsprechenden Rezeptor, Immunglobulin G (leichte Kette: grün, schwere Kette:
wird eine Signalkaskade in Gang gesetzt, die die Apop- blau) bindet ein virales Peptid (orange). Die Schwefela-
tose der Zelle p53-unabhängig induziert. Dies kann über tome sind zur Hervorhebung der Disulfidbrücken vergrö-
die Caspasen 8 und 3 geschehen (links), oder durch Ak- ßert dargestellt (gelb). Der hier gezeigte Fab-Antigen-
tivierung des Cytochrom C-Weges (rechts). Komplex hat einen Durchmesser von ca. 75 Å (= 7,5 nm
= 7,5×10−9 m).
42
8 Therapie
OH OH
H3 C
H3 C
""bb""bb ""bb""bb
H3 C
""bb""bb"" −−−−−−−−−→
""bb""bb""
Aromatase
"
" "
"b ""b " "b
O " b" b" HO
" b""bb""
Testosteron Östradiol
Abbildung 8.4 Umwandlung von Testosteron in Östradiol durch das Enzym Aromatase. Aromatase-Hemmer wie
Letrozol und Aminoglutethimid werden gegen hormonabhängige Mammakarzinome eingesetzt.
störten Bildung und Abgabe von Wirkstoffen (z. B. den die hypophysären Rezeptoren mit der Zeit un-
endokrine Substanzen, Gerinnungsfaktoren) durch empfindlich gegenüber GnRH und stellen die Go-
den Tumor verursacht werden. nadotropin-Sekretion ein. Dadurch wird die Gona-
Es können u. a. Elektrolytentgleisungen, endo- denaktivität schließlich ebenfalls eingestellt („che-
krine, neurologische und muskuläre Syndrome so- mische Kastration“).
wie hämatologische Veränderungen auftreten. GnRH-Analoga wie Leuprolid und Gosere-
lin werden bei Prostata- und prämenopausalen
Anti-Östrogene Mammakarzinomen eingesetzt.
Mammakarzinome, die hormonsensitiv sind, spre-
chen auf eine Therapie mit Östrogenrezeptor-Ant- Somatostatin-Analoga
agonisten an. Verwendete Substanzen sind Tamo- Das Wachstumshormon Somatotropin wird von
xifen und Toremifen, die den intrazellulären Östro- Somatoliberin (fördernd) und Somatostatin (hem-
genrezeptor blockieren. Tamoxifen hat teilweise mend) reguliert. Octreotid wirkt analog zum Soma-
auch östrogene (also agonistische) Eigenschaften, tostatin und wurde ursprünglich bei Akromegalie
die das relative Risiko für ein Endometriumkarzi- eingesetzt.
nom um das dreifache erhöhen. Somatostatin und Octreotid hemmen zudem die
Freisetzung von Peptidhormonen wie Glucagon,
Aromatase-Hemmer VIP (vasoaktives intestinales Peptid) und Gastrin.
Im Blut zirkulierende Androgene, die in der Ne- So lindert Octreotid auch symptomatisch die Be-
bennierenrinde produziert werden, werden von schwerden eines Karzinoid-Syndroms, das bei Pa-
dem Enzym Aromatase in Östrogen umgewandelt tienten mit neuroendokrinen Tumoren des gastro-
(→Abb. 8.4). entero-pankreatischen Systems (z. B. Glucagonom,
Aminoglutethimid, Letrozol und Anastrozol VIPom, Gastrinom) auftreten kann.
hemmen dieses Enzym und senken so den Östro-
genspiegel. Anwendung finden diese Substanzen 8.4.4 Angiogenese-Inhibitoren
vor allem bei fortgeschrittenen Mammakarzino-
men postmenopausaler Frauen. Viele Tumoren, deren Gefäßversorgung unterbun-
den wird, bleiben in einem in situ-Stadium und
Anti-Androgene und GnRH-Analoga metastasieren in der Regel nicht. Ein vielver-
Flutamid ist ein Testosteronrezeptor-Antagonist, sprechender Angriffspunkt der Krebstherapie be-
der bei fortgeschrittenen Prostatakarzinomen ein- steht also in der Hemmung der Angiogenese, die
gesetzt wird. Häufig wird es mit GnRH-Analoga über einen molekularen „Schalter“ reguliert wird
kombiniert. (→Kap. 4.6).
Das hypothalamische Gonadotropin-Releasing- Eine Hemmung der Angiogenese wird von ver-
Hormon (Gonadoliberin) fördert über die Hypo- schiedenen Substanzen vermittelt. Fragmente von
physe die Gonadenaktivität. Ist jedoch ein unphy- zellulären und extrazellulären Proteinen spielen da-
siologisch hoher GnRH-Spiegel vorhanden, wer- bei eine Rolle. Endostatin (Fragment von Kollagen
43
8 Therapie
XVIII), Angiostatin (Fragment von Plasminogen), wird. Gefährlich ist es für den Patienten, wenn
Interleukin 12 (induziert IFN-γ) und MMP-Inhibi- er auf eine mit hoher Wahrscheinlichkeit wirksa-
toren werden zur Zeit klinisch getestet. me Therapie verzichtet und zunächst einen Versuch
Ein Vorteil der Angiogenesehemmung gegen- mit wenig untersuchten Methoden unternimmt und
über einer zytotoxischen Chemotherapie ist, daß so wertvolle Zeit verschenkt wird – auch wenn es
sie unabhängig vom Zellzyklus der Tumorzellen nur allzu verständlich ist, daß nach einer traumati-
wirkt. Dafür dauert es länger, bis eine Tumorre- sierenden Diagnose nach jedem Strohhalm gegrif-
gression eintritt. fen wird.
Daher bietet sich eine Kombinationstherapie an: Ein weiteres Problem ist es, wenn ergänzende
Zytostatika gegen den Tumorzellanteil und An- Therapien ohne Absprache mit dem behandeln-
giogenese-Inhibitoren gegen den Endothelzellan- den Arzt durchgeführt werden, z. B. Einnahme von
teil des Tumors. Welche Erfolge sich damit erzie- pflanzlichen Präparaten, die mit Chemotherapeu-
len lassen und welche Nebenwirkungen die Angio- tika interagieren. Hier gilt es, ein entsprechendes
genese-Inhibitoren haben (Einfluß auf die Wund- Vertrauensverhältnis aufzubauen und ein offenes
heilung?), läßt sich jedoch noch nicht abschließend Klima zu schaffen, in dem komplementäre Verfah-
beurteilen. ren bewußt angesprochen werden.
44
9 Nachsorge
Auch wenn die Primärtherapie abgeschlossen nige leiden unter der ständigen Furcht vor einem
ist, endet damit nicht die Betreuung des Patienten. Rezidiv (Damokles-Syndrom).
Konnte eine weitgehende Heilung erzielt wer- Die Unterstützung durch Familie, Psycholo-
den, werden physische und psychische Rehabilita- gen, Psychotherapeuten, Selbsthilfegruppen, Sozi-
tion sowie die Wiedereingliederung in Berufsleben alarbeiter, Pflegepersonal und behandelnde Ärzte
und soziales Umfeld angestrebt. Zudem sind regel- schon während der Behandlungszeit können die
mäßige Nachsorgeuntersuchungen zur Früherken- psychischen Probleme lindern und die Lebensqua-
nung von Rezidiven erforderlich. lität verbessern.
Ist keine Heilung möglich, stehen die Erhaltung
der Lebensqualität, Schmerzfreiheit sowie die psy- 9.2 Schmerztherapie
chologische, soziale und spirituelle Unterstützung
im Vordergrund. Die Sterbebegleitung stellt alle Bei der Entstehung von Schmerzen ist zu un-
Beteiligten vor größte Herausforderungen. terscheiden zwischen nozizeptiven (Erregung von
Schmerzrezeptoren und Weiterleitung an das ZNS)
9.1 Psychosoziale Betreuung und neuropathischen Schmerzen (Schädigung des
peripheren oder zentralen Nervensystems). Die Ur-
Kaum eine andere Krankheit wird so sehr mit sache kann sowohl in der Therapie als auch im Tu-
Siechtum und Tod assoziiert – trotz aller Fort- morwachstum begründet sein.
schritte der kurativen und palliativen Therapie. So- Zur Objektivierung der Beschwerden kann bei
wohl die Diagnose, die (toxische) Therapie als der Anamnese nach der PQRST-Regel vorgegan-
auch die Konfrontation mit einer möglicherweise gen werden: Provokation (Wie kann der Schmerz
eingeschränkten Lebenserwartung hinterlassen tie- ausgelöst werden?), Qualität (z. B. hell, dunkel,
fe Spuren in der Psyche des Patienten. stechend, drückend), Region (Wo tut es weh?),
Das Vertrauen in den eigenen Körper, das Selbst- Schwere (z. B. auf einer Intensitätsskala von 0–
bild sowie das Selbstvertrauen leiden erheblich. Je- 10) und temporale (zeitliche) Faktoren (Häufigkeit,
des neu auftretende Symptom wird mit der Erkran- Dauer, tageszeitliche Schwankungen).
kung in Verbindung gebracht, der eigene Körper Therapeutisch geht man nach einem von der
kritisch und mißtrauisch beobachtet. Viele Patien- WHO vorgeschlagenen Stufenschema vor:
ten leiden unter Kontrollverlust, Streß und entwi- 1. nicht-opioides Analgetikum, z. B. Paraceta-
ckeln (behandlungsbedürftige) Ängste und Depres- mol, Acetylsalicylsäure, nicht-steroidale An-
sionen. Auch die Familie und das soziale Umfeld tiphlogistika (NSAR, z. B. Ketoprofen),
betrachten den an Krebs Erkrankten plötzlich mit
anderen Augen. Die Krankheit wird oftmals zum 2. Opioid (z. B. Codein, Hydrocodon) plus
beherrschenden Gesprächsthema, der Mensch wird Nicht-Opioid (evtl. als feste Kombination),
auf die Rolle des „Krebskranken“ reduziert.
3. starkes Opioid (z. B. Morphin) plus Nicht-
Hinzu können finanzielle Probleme kommen,
Opioid.
wenn der Arbeitsplatz aufgegeben werden muß
oder teure, nicht von der Krankenkasse getrage- Auf jeder Stufe können zusätzlich adjuvante
ne Therapieversuche unternommen werden (dazu Pharmaka wie trizyklische Antidepressiva, Anti-
gehören auch vermeintliche „Wundermittel“ ohne konvulsiva, Benzodiazepine u. a. gegeben werden,
therapeutischen Effekt). um v. a. neuropathische Schmerzen zu behandeln.
Auch wenn die Krebserkrankung überlebt wird, Bei schwersten Schmerzzuständen ist die Anla-
können die psychischen Folgen noch nachwirken. ge einer patientengesteuerten Medikamentenpum-
Eine erschwerte Wiedereingliederung in den Beruf, pe indiziert, mit deren Hilfe der Patient bei Bedarf
Anpassung an eine möglicherweise davongetrage- selbst Zeitpunkt und (in programmierten Grenzen)
ne Behinderung und Angst vor dem Alltag schrän- Dosis von Opioid oder Lokalanästhetikum bestim-
ken den Patienten in seiner Lebensqualität ein. Ei- men kann.
45
Literatur
46
Sachverzeichnis
Seitenzahlen, die mit „T“ gekennzeichnet sind, verweisen auf eine Fundstelle innerhalb einer Tabelle.
Abtropfmetastasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Caspase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Actinomycin D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 T CD, clusters of differentiation . . . . . . . . . . . . 41 T
Adenom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 CDKs, cycline dependent kinases . . . . . . . . . . . 9
Adenom-Karzinom-Sequenz . . . . . . . . . . . . . . . 11 CEA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15, 29 T
adjuvant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Aflatoxin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 T Chlorambucil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 T
AFP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 T Cisplatin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 37 T
Alkylanzien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Computertomographie, CT . . . . . . . . . . . . . . . . 27
α-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 CR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Remission
Anämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 crisis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Angiogenese Cyclophosphamid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 T
angiogenic switch, 17
Hemmung, 43 Damokles-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Angiostatin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17, 44 DCC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Ann-Arbor-Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . 31 T Dignität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Anthrazykline . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Disseminierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Antiemetika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 DNA
Antikörper Methylierung, 12
monoklonale, 42 Reparatur, 35
Antioxidantien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Reparatur- und Stabilitäts-Gene, 7
Apoptose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 14 Docetaxel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 T
Area postrema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 dormancy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Aromatase-Hemmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Dosis, strahlenbiologische . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
ATM, Ataxia teleangiectatica . . . . . . . . . . . . . . 10 Doxorubicin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 T
Dukes-Stadien . . . . . . . . . . . . . s. Kolonkarzinom
B-Symptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Bax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Endostatin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Bcl-2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 14 Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
benigne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Dignität Epigenetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Bestrahlung Epitop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
fraktionierte, 35 erbB2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. her-2/neu
Kreuzfeuer-, 35 Erbrechen, antizipatorisches . . . . . . . . . . . . . . . 40
β -Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Bildgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Etoposid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37, 38 T
Bleomycin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 T Extravasation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Brachytherapie . . . . . . . . . . . . s. Strahlentherapie
Fallkontrollstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Bronchialkarzinom
FAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 T
Inzidenz, Mortalität, 21 T
Fibrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
UICC-Stadien, 31 T
Flow-Zytometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Bystander-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Fludarabin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 T
CA-125, CA-19-9, CA-15-3 . . . . . . . . . . . . . 29 T 5-Fluorouracil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 39 T
Cadherine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Carboplatin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 T G0 -, G1 , G2 -Phase . . . . . . . . . . . . . . . s. Zellzyklus
Carcinoma in situ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 γ-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
47
Sachverzeichnis
48
Sachverzeichnis
Papanicolaou-Abstrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 SCC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 T
Papillom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Schmerztherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Papilloma-Viren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 T Schnellschnittuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Paraneoplasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Screening . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
PD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Progredienz SD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. stable disease
Pentostatin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 T seed and soil-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Pharmakogenetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 semi-maligne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Dignität
Phosphatase, saure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 T Seminom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
piezo-elektrischer Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 senescence . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Pleuraerguß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Sentinel-Lymphknoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
PLKs, Polo-like kinases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Sicherheitsabstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Polychemotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 SIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Positronen-Emissions-Tomographie . . . . . . . . 27 Smad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
PQRST-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Sonographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
PR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Remission Southern-Blot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
prädisponierende Gendefekte . . . . . . . . . . . . . 8 T stable disease (SD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Präkanzerose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Staging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Prävalenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Steroidhormonrezeptor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Primärprävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Strahlentherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Probeexzision, PE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Brachy-, Teletherapie, 35
Procarbazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 T Planung, 35
Procaspase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Simulation, 35
Progredienz (PD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Strahlung
Proteasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10, 16 ionisierende, 34
Protoonkogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Wirkung, 34
PSA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 T Sturzsenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Szintigraphie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
R0 -Resektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Radiatio . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Strahlentherapie Tabakkonsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Radiolyse-Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Tamoxifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38, 40 T, 43
RAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Teletherapie . . . . . . . . . . . . . . . s. Strahlentherapie
RB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 8 T, 9, 11 Telomerase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Redistribution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Teratom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Rehabilitation, chirurgische . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Tetrahydrocannabinol (THC) . . . . . . . . . . . . . . 40
Rekrutierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 TGF-β . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Remission Thrombospondin-1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
komplette (CR), 32 Thrombozytopenie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
partielle (PR), 32 TNM-Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 T
Reoxygenierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Topotecan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 T
Repopulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Tracer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Resistenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 TRAIL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Restriktionspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Trastuzumab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Herceptin
Rezeptor-Tyrosin-Kinase . . . . . . . . . . . . . . 13, 17 Tumor
Risikofaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Definition, 4
Röntgendiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Malignitätskriterien, 5 T
ROS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Tumoranämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Rundherd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Tumormarker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Tumornekrosefaktor α . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
S-Phase und S-Checkpoint . . . . . . . s. Zellzyklus
Tumorsuppressorgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Salmon-Durie-Klassifikation. . . . . . . . . . . . . . .30
Sarkom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Überlebensrate, relative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Sauerstoffeffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 UICC-Stadien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 T
Sauerstoffspezies, reaktive (ROS) . . . . . . . . . . 34
49
Sachverzeichnis
Ultraschall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Wilms-Tumor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
UV-Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23, 25 T
Xeroderma pigmentosum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
VEGF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Vinblastin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 T Zellzyklus
Vinca-Alkaloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Phasen, 8
Vincristin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 T Zykline . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Vogelstein-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Zyklus, chemotherapeutischer . . . . . . . . . . . . . 36
Zytogenetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
WHO-Stufenschema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Zytokine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
50