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Wichtige Literaturhinweise:
Brons-Albert, Ruth, 1990: Valenzmodell vs. traditionelle Grammatik für den DaF-
Unterricht. In: Gross, Harro und K. Fischer (Hrsg.) Grammatikarbeit im DaF-Unterricht,
München: iudicium, S. 43-57.
Darin das Kapitel 5: "Syntax": L13: "Einführung: Wort - Satzglied - Satz, Exkurs zur
Geschichte der Linguistik, Traditionelle Grammatik", S. 73ff. sowie L 16: "Die
Dependenzgrammatik (Valenzgrammatik) I, Valenzwörterbuch", S. 91ff. und L 17:
"Die Dependenzgrammatik II", S. 98ff.
Altmann, Hans und Suzan Hahnemann, 2007: Syntax fürs Examen. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht.
Dürscheid, Christa, 52010: Syntax. Grundlagen und Theorien. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht.
Eisenberg, P., 32006. Grundriss der deutschen Grammatik. Bd. 2, Der Satz. Stuttgart,
Weimar: J.B. Metzler.
Albert, Ruth: Vorlesungsskript “Probleme der Grammatikbeschreibung des
Deutschen”, Philipps-Universität Marburg (in der Germ. Bibliothek bei den
Seminarordnern, als Reader in WR 06 A 07 erhältlich).
Hier können Sie auch zu einzelnen Problemfällen und Aspekten der Analyse gezielt
nachlesen.
1 VORSICHT bei der Dependenzgrammatik: Gross benutzt eine unübliche Analyse der Adjektivdependenz, die für das
Deutsche sicher aus morphologischen Gründen abgelehnt werden muss (für das Französische, anhand dessen das
Grammatikmodell entwickelt wurde, ist sie korrekt). Im Deutschen nehmen die Adjektive ihre Endungen u.a. abhängig vom
Artikel (hat der Artikel die eindeutige (“starke”) Endung, dann nimmt das Adjektiv die “schwache” Endung). Das bedeutet,
dass sie auch vom Artikel regiert werden.
1
Aufgabentext:
1. Analysieren Sie die einzelnen Konstituenten im folgenden Text (siehe Anlage) nach der
traditionellen und der Valenz-/Dependenzgrammatik. Sie können die Rollen im Satz nach der
traditionellen Grammatik jeweils unter die Konstituente schreiben, dazu dient der große
Zeilenabstand. Bitte markieren Sie dabei aber die Länge der Konstituente wie im folgenden
Muster:
präp. Attribut
Geben Sie bei den Nebensätzen auf jeden Fall auch ihre Funktion im Hauptsatz an.
2. Danach zeichnen Sie bitte für alle Sätze des Textes Baumdiagramme im Modell der Valenz-
/Dependenzgrammatik, und zwar jeweils einmal mit den Bezeichnungen der Kategorien und
einmal mit den einzelnen Wörtern. Falls doppeldeutige Konstruktionen dabei sind, zeichnen Sie
bitte jeweils zwei Bäume, so dass jede Variante dargestellt ist.
Damit die Übersichtlichkeit gewahrt bleibt, zeichnen Sie bei Bedarf Extra-Bäume für längere
Teilsätze und Infinitivkonstruktionen, markieren Sie aber im Matrixsatz, wo sie einzufügen sind!
Muster:
und Konj.
dem
EDat
alten
Sollten bei der Analyse Schwierigkeiten auftreten, erläutern Sie bitte, was Ihnen Schwierigkeiten macht.
Bei Problemfällen begründen Sie bitte Ihre Analyse. Bei nicht verbabhängigen Elementen markieren Sie
2
bitte durch die Darstellung der Abhängigkeitsbeziehung, was Kern (Nukleus) und was Satellit ist. Sie
können in allen Aufgaben die auf der folgenden Seite angegebenen Abkürzungen verwenden.
3. Wenn Sie mit dieser Aufgabe fertig sind, stellen Sie kurz zusammen, welche Probleme
aufgetreten sind und in welchem Grammatikmodell sie sich besser lösen ließen, bzw. welche in
keinem der beiden Modelle befriedigend gelöst werden konnten. Sie können dies zum Anlass
für Wertungen nehmen.
3
Abkürzungsverzeichnis
Wenn Sie Abkürzungen verwenden wollen, benutzen Sie bitte die folgenden:
Subj. Subjekt
Obj. Objekt
Nom. Nominativ
Gen. Genitiv
Dat. Dativ
Akk. Akkusativ
Attr. Attribut
Adverbial Adverbial (nicht abkürzen, damit die Abkürzung der Wortart vorbehalten bleibt)
präp. präpositional
Präd.n. Prädikatsnomen
E Ergänzung
A Angabe
S Satellit
N Nukleus
4
Es folgen konkrete Textbeispiele, die in den letzten Jahren als Klausurtexte für 4-
stündige Klausuren bearbeitet, analysiert und diskutiert werden mussten. Der Umfang in
der Klausur entspricht dabei jeweils einem Text.
Versuchen Sie zuerst selbst die Texte zu analysieren, anschließend können Sie Ihre
Lösungen mit unseren vergleichen.
5
Klausurbeispiel A
entlang, und der andere glotzt die ganze Zeit in die Gegend.“
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Klausurbeispiel B
7
Klausurbeispiel C
8
Klausurbeispiel D
Caprice, die jüngste Zwergziege der Familie A., war
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Text A: Analyse nach Traditioneller Grammatik
Subjekt
präp. Obj.
3) Doch als sie Hugo mit der Brille3 vor dem Aquarium sah,
Konj. Konj. Subj. Akk. Obj. Attribut (zu Hugo) Adverbial lok. fin. VV
2 Adverbial ist hier unwahrscheinlich, denn dann würde sie sich im Aquarium aufhalten, während sie sich freut, syntaktisch
ist es aber nicht ausgeschlossen. Derartig unwahrscheinliche Lösungen müssen Sie nicht darstellen.
3 Variante: mit der Brille ist modales Adverbial, modal zu sie, also: sie hat die Brille
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Text A: Analyse nach Valenz-Dependenz Grammatik
1) (2)
hatte lag
sich gefreut
ihr viel an
Zoologin über sehr
sehr Tieren
die Steinhuber Goldfische
den
die in ** gefielen
Dr. Emilie
beiden
beiden Aquarium ihr Bewegungen
hübschen
ihrem deren*
ruhige
fin HV
fin. V
inf. V (echt reflexiv)
EDat Amod Epräp
ENom Epräp Amod oder:
E mod N
S N
S
S S S S S-Satz
fin. V
EDat ENom
11
Doch
(3)
sagte
sah
Tiere
mir nicht
sie Hugo vor
die
mit Aquarium
Brille dem
der
Konj.
fin. V
Variante:
als Konj.
sah fin. V
Brille Aquarium
der dem
sie kann ohne Brille nicht sehen
12
(4) und
schwimmt glotzt
Konj.
fin. V fin. V
13
Erforderliche – oder wenigstens nützliche – Kommentare in der Reihenfolge der
Markierung:
Die Zoologin Prof. Dr. Emilie Steinhuber: Wenn die Attribute nicht im Genitiv stehen, ist es schwierig,
Kern und Attribut zu unterscheiden (siehe ausführlicher zu Apposition S. 32).
hatte gefreut: In der traditionellen Grammatik gibt es sehr verschiedene Definitionen von Prädikat. Eine
davon fasst die finiten und infiniten Verbbestandteile zu einer Konstituente „Prädikat“
zusammen (für eine andere gehört alles außer dem Subjekt zum Prädikat). Das Ungewöhnliche
an einer solchen Konstituente ist, dass die Bestandteile nicht immer beieinander stehen
müssen.
sich gefreut: Bei unechten Reflexiva ist sich immer Ergänzung, z. B. er bereitete sich vor. In unserem Fall (sich
freuen) handelt es sich um ein echtes reflexives Verb (man kann sonst niemanden freuen). Bei
den echten Reflexiva mit den nicht austauschbaren Reflexivpronomina ist die Valenz-
Darstellung schwierig. Semantisch gesehen sind sie keine Ergänzung, denn sie bezeichnen ja
nichts, syntaktisch sind sie aber nötig (siehe dazu auch S. 33).
sehr viel – A oder E?: Ihr liegt an den Tieren/Mir liegt an dir. usw. ist so ungewöhnlich, dass man wohl gute
Gründe hat, ein modifizierendes Element (viel/ etwas) als notwendig (und damit als Ergänzung)
zu klassifizieren. Ein weiteres Problem ist, dass viel ein Indefinitpronomen (oder
„unbestimmtes Zahlwort“) ist, aber oft wie ein Adjektiv gebraucht wird.
Ihr: Der Satz hat kein Subjekt, ihr steht im Dativ.
In ihrem Aquarium: Wenn man sehr spitzfindig ist, kann man eine Doppeldeutigkeit in den
ersten Satz interpretieren, der aber von der Bedeutung her sehr abstrus wäre. Danach wäre
Emilie Steinhuber in ihrem Aquarium, während sie sich freut.
deren: als Relativpronomen hat deren die Funktion, den Relativsatz an den Hauptsatz anzuschließen.
Zu allem Übel regiert deren einerseits den Satz, denn es sorgt für die Verbendstellung,
andererseits steht es aber in der Position des Artikels zu Bewegungen. Die Genus- und die
Numerusmarkierung bekommt deren vom Bezugswort (also von Tieren) und die
Kasusmarkierung (Genitiv) als Attribut (deren ist Genitivattribut zu Bewegungen). Dies alles in
dem V/D-Modell zu zeichnen ist schwierig, nutzen Sie die Möglichkeit, Kommentare zu
machen.
beiden hübschen: ein Problem hier ist auch wieder die Darstellung der komplizierten Verhältnisse. Für
eine Gleichordnung von beiden hübschen (auf einer Ebene) würde sprechen, dass sie auch in der
umgekehrten Reihenfolge stehen können, ohne dass es einen Bedeutungsunterschied gibt (den
hübschen beiden). Dagegen spricht, dass sie nicht koordinierbar sind (*den beiden und hübschen), was
wohl damit zu erklären ist, dass sie nicht derselben Wortart angehören (Quantor und
Adjektiv). Aber dass der Quantor das Adjektiv regiert, ist nicht beweisbar, denn die schwache
Endung könnte ja schon durch den zugewiesen sein. Die Annahme, dass der Quantor regiert,
könnte man nur mit zweifelhaften Beispielen wie (?) Beide hübschen Goldfische waren verfressen
belegen.
sind genug: Es ist generell die Frage bei einer Kopula und einem Adjektiv, ob nicht die beiden zusammen
den Satz regieren. Im Falle von Ausdrücken wie zu + Adj.(schnell) bzw. Adj. (schnell) + genug
sorgt aber zu bzw. genug dafür, dass der „Dativus iudicantis“ (siehe auch S. 32) möglich ist
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(dessen Status als Ergänzung bzw. Angabe umstritten ist, allerdings bedeutet eine Erklärung
als Ergänzung, dass 2 verschiedene Valenzen angenommen werden müssen für er ist schnell
genug und er ist mir schnell genug), d. h. offensichtlich regieren zu + Adj. bzw. Adj. + genug diesen
Dativ (vgl. Eisenberg 2006, 293). Das Modell hat keine andere Möglichkeit, als
Rektionsverhältnisse zur Beschreibung für diese Art von Abhängigkeit zu nehmen, insofern
sollte das Adjektiv + genug bei dem regierenden Kopulaverb stehen, wenn man dies darstellen
will.
entlang: Die Zweiwertigkeit von schwimmen und glotzen ist diskutierbar. Gehört eine weitere Ergänzung
(meist ein Ziel, aber auch er glotzt dumm) dazu oder nicht? Für glotzen scheint das noch
wahrscheinlicher als für schwimmen, wir nehmen sie als zweiwertig an.
am Rand entlang: Was hier besonders ist, ist die Tatsache, dass zwar eine Ähnlichkeit zu einer Ziel-
/Richtungsangabe besteht (er schwimmt am Ufer entlang), dass aber andererseits wegen der
Begrenztheit des Ortes man durchaus auf „schwimmen an einem Ort“ kommen könnte und
damit wäre es dann nur eine Angabe, wie „schwimmen zu einer Tageszeit“ u.ä. auch.
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Text B: Analyse nach Traditioneller Grammatik
1) Egon wartete bei der Kirche auf Erna und Hugo, diese Idioten.
Subj. fin. VV Adverbial lok. Apposition
präp. Objekt
3) Erna und Hugo wollten mit dem Zug nach Frankfurt kommen,
Subj. fin. V (MV) Adverbial mod. Adverbial dir. oder: inf. VV (Infinitiv)
Attribut (zu Zug)
und tanzte vor Freude über seinen Entschluss auf der Straße.
Konj. fin. VV Attribut (zu Freude) Adverbial lok.
Adverbial kaus.
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Text B: Analyse nach Valenz-Dependenz Grammatik
1) 2)
wartete und
Kirche und er
Idioten
diese
fin. V Konj.
S ENom
3)
aber
wollten hielt
kommen
der nicht in
dem
Die Darstellung zeigt, dass Koordinationen Schwierigkeiten machen und ungewöhnliche Baumdiagramme erzeugen. Der
letzte Alternativbaum liegt von der Bedeutung her nicht nahe, wenn man den Textzusammenhang betrachtet.
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Konj.
fin. MV fin. V
inf. V
ENom Amod Elok
4)
und
aß wurde schlecht
Langeweile viel
Konj.
5)
und
schwor tanzte
er
sich kommt vor vor auf
Entschluss
seinen
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Die Darstellung, dass die beiden koordinierten Verben sich das Subjekt teilen, macht es
unmöglich, die Reihenfolge der Konstituenten darzustellen.
Konj.
fin. V fin. V
E Nom
EDat E-Satz Akaus E/Alok.
(unecht reflexiv!) fin. V
S
ENom ADat Atemp
Abhängig davon, wie ‚normal‘ man den Satz er tanzte findet; ungewöhnlich ist es schon ohne
irgendetwas dabei; aber was dort stehen kann, ist verschieden:
- Akkusative des Inhalts: er tanzte einen Walzer
- Angaben von Begleitern: er tanzte mit Erna
- Ortsangaben/Richtungsangaben und ganz klare Angaben: die ganze Nacht; aus Frust; usw.
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Text C: Analyse nach Traditioneller Grammatik
2) Doch der Fischhändler mit dem 20-Tonner kam und kam nicht.
Konj. Subj. Attribut (zu Fischhändler) oder evt.: fin. VV Konj. fin. VV Adverbial mod.
Adverbial (bei dieser Wortstellung
nicht anzunehmen)
3) Endlich klingelte es.
Adverbial temp. fin. VV Subj.
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Text C: Analyse nach Valenz-Dependenz Grammatik
1)
wartete
ihr
(sind die Goldfische oder die Lieferung für das Aquarium? Die Goldfische sind wahrscheinlicher!)
fin. V
N (Lieferung) N (Lieferung)
S S S
2) Doch
und 3) klingelte
Fischhändler nicht
der mit
20-Tonner
dem
Dieses Baumdiagramm zeigt die üblichen Schwierigkeiten mit der Darstellung von Koordination. Wie regieren eigentlich die
Verben die üblichen Konstituenten?
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Konj.
Konj. fin. V
fin. V fin. V
Atemp ENom
ENom Amod
4) 5)
sagte ist
der
inf. V S
ENom
6) aber
fehlt 7) erklärte
ihn ein
einsames
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Konj. fin. V
S ENom ADat
8)
Ja und
aber
habe gleicht
nur Boshaftigkeit
lauter
Satz Konj.
Konj.
fin. V fin. V
9)
wurde fin. V (HV)
eine Zufall
puren
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Text D: Analyse nach Traditioneller Grammatik
Dat. Obj.
Adverbialsatz/Kausalsatz
Subjektsatz
Objektsatz
Subjektsatz
schon seit langem zu geizig mit seinem Gemüse und deshalb
Adverbial temporal adj. Präd.n. Präp.obj. Konj. Adverbial (mod)
(Demonstrativadverb)
Objektsatz
4 Eine nicht bedeutungsgleiche und weniger wahrscheinliche Variante wäre lokales Adverbial.
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Text D: Analyse nach Valenz-Dependenz Grammatik
(1)
war *
sie auf
… … … den
In diesem Satz liegt die Schwierigkeit darin, wie man das Kopulaverb und das
adjektivische Prädikatsnomen im Valenzbaum zeichnen soll. Sein erfordert zwei
Ergänzungen im Nominativ (oder eine und ein adj. Präd.n.), aber das Dativobjekt wird
als solches erst durch die Verbindung von Kopulaverb und Adjektiv ermöglicht. Daher
ist die zweite Variante besser, in der das Dativobjekt von Kopula und Adjektiv regiert
wird.
In den Gemüsegarten kann aufgrund seines Kasus nicht vom Verb regiert werden, dann
müsste es im Dativ (lokal) statt Akk. (direktiv) stehen (und hätte natürlich eine andere
Bedeutung bei im Gemüsegarten warten).
fin. V. *
S fin. V. (HV)
inf. V.
ENOM
inf. V.
EAKK Epräp
S
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* oder besser:
fin. V. (Kop. + adj. Präd.n.)
aber
(2)
und
hatten [hatten]
Zaun Gemüse
Bei diesem Satz liegt die erste Schwierigkeit in der elliptischen Konstruktion: Sowohl das
Hilfsverb als auch das Reflexivpronomen und das Subjekt werden im zweiten Satz
ausgelassen. Semantisch stellt das kein Problem dar, weil die zwei Sätze durch eine
koordinierende Konjunktion verbunden sind. Aber die Koordination lässt sich in der
VD-Grammatik schwer zeichnen, da diese drei Elemente faktisch nicht im Satz stehen,
syntaktisch aber notwendig sind.
Konj.
Konj.
inf. V. (Part. II, echt reflexiv) inf. V. (Part. II, [echt reflexiv])
Atemp Amod
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(3)
und
hatte
Grünzeug
das in
Gemüsegarten
dem
Hier liegt die Schwierigkeit wieder bei der Zeichnung der Kopulaverb-Prädikatsnomen-
Konstruktion. Wie bereits angeführt, ist die zweite Variante die wahrscheinlich bessere.
Der angesprochene Aspekt des von dem Kopulaverb und dem adjektivischen
Präd.nomen zugewiesenen Dativ wird hier noch deutlicher, vor allem, wenn man „ihm
war schlecht“ mit „er war schlecht“ kontrastiert. Um also den Zustand von der
Eigenschaft abzuheben, sollten Kop. und Präd.n. zusammen stehen.
Verbieten ist ein dreiwertiges Verb, es fordert also ein ENOM (jemand, der etwas verbietet),
ein EAKK (das, was verboten wird) und ein EDAT (wem es verboten wird). Letzteres kann
in der Verallgemeinerung wegfallen (es wird keiner spezifischen Person verboten,
sondern das Verbot gilt für alle). Dadurch wird der EDAT zur fakultativen Ergänzung. Die
anderen beiden Ergänzungen müssen aber stehen, sonst wird der Satz
ungrammatikalisch.
Eine weitere Schwierigkeit besteht in dem semantisch leeren es, das in diesem Fall
syntaktisch sogar redundant ist. Es regiert als solches nicht die Infinitivkonstruktion,
aber steht als ‚Platzhalter‘ für den Objektsatz. Dies im Baum darzustellen ist schwierig.
Vor allem ist strittig, ob man es als Angabe oder Ergänzung bezeichnen soll, da es auch
eigentlich weggelassen werden kann, ohne dass der Satz ungrammatikalisch werden
würde, jedoch eine obligatorische Ergänzung ‚vorwegnimmt‘.
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Konj.
E-Satz
EAKK/N
S
Die Konstruktion ist im Übrigen syntaktisch eventuell doppeldeutig, man könnte
annehmen, es gehe nicht um das Grünzeug im Gemüsegarten (also Attribut/Satellit),
sondern es sei generell verboten, im Gemüsegarten zu fressen, also auch Grünzeug,
somit wäre im Gemüsegarten nicht Satellit zu Grünzeug, sondern Angabe. Dies ist
semantisch aber nicht naheliegend, wieso sollte dasselbe Grünzeug woanders gefressen
werden dürfen?
(4) und
war zu geizig beschloss
ein
paar
Konj.
Infinitiv mit zu
EAKK
(mit Gradpartikel noch)
3.
Ein Hauptproblem in dem Text bestand aus dem subjektlosen Satz (Nr. 3). Dies ist ein
Problem für das traditionelle Modell, da dieses den Satz aus Subjekt und Prädikat aufbaut
und somit erklären müsste, wie dieser Satz ohne Subjekt trotzdem grammatikalisch
korrekt sein kann. In der V/D-Grammatik ist dies einfacher, weil es zur Beschreibung
der Valenz der Verben gehört, ob eine Ergänzung im Nominativ nötig ist. Der
Subjektbegriff fällt dort also weg. Da aber das Subjekt Einfluss auf die Personalendung
des Verbs hat, müsste im V/D-Modell erklärt werden, dass, wenn keine NP im
Nominativ vorhanden ist, das Verb den ‚default-Fall‘ 3. Pers. Singular nimmt.
Im traditionellen Modell fällt wieder auf, dass Komponenten fehlen, die syntaktisch
notwendig sind (hier: Subj. und finite Verbform). Im V/D-Modell ist die Darstellung
auch schwierig, aber v.a. weil die Beziehungen genauer dargestellt werden. Hier ist es also
schwer die Koordination der Elemente darzustellen, die sich auf beide Sätze
gleichermaßen beziehen. Außerdem müssen die ausgelassenen Elemente irgendwie
dargestellt werden, weil sie ja syntaktisch notwendig sind, aber wie dies geschehen soll,
damit Elemente nicht doppelt gezeichnet werden, die so im Text gar nicht vorkommen,
ist nicht einfach.
Das bereits in Aufg. 2 angesprochene Problem des Dativobjektes in Satz 1 und 3 spiegelt
sich auch im traditionellen Modell wider. Dort dürften diese eigentlich nicht als Dativobj.
bezeichnet werden, um sie von ‚echten‘ Dativobjekten zu unterscheiden.
Es gibt für die traditionelle Grammatik gelegentlich ein Problem bei der Unterscheidung
von Adverbialen und präpositionalen Objekten. Im Folgenden werden die wichtigsten
Unterscheidungskriterien aufgelistet.
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Generelle Probleme und zu diskutierende Schwierigkeiten zum Thema (nicht
mehr nach Aufgaben sortiert):
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ist
EgonNom. schlecht wäre der Fall mit der Charaktereigenschaft.
ist schlecht
wäre der Fall mit der Übelkeit.
EgonDat.
Allerdings ist dadurch nicht dargestellt, dass auch im ersten Fall das Prädikatsnomen festlegt, welche
Ausdrücke überhaupt als Subjekt in Frage kommen, somit regiert auch im ersten Fall das
Prädikatsnomen in gewisser Weise.
In Egon wartet vor der Kirche auf Erna hätten wir zwei klare Fälle, in Das Fahrrad lehnt am Gartentor einen
Fall, in dem nicht alle Kriterien zu derselben Klassifizierung führen.
präp. Objekte: bei Verben wie bestehen aus, bestehen auf, hängen an, vorkommen, warten auf etc.; z. B. ist
bestehen aus eine feste Verbindung, in der aus seine ursprüngliche Verbindung nicht mehr hat, daher:
präp. Objekt
„ethischer Dativ“: Ich lobe mir das Landleben, Du ziehst mir nicht das Grüne an, Du bist mir ein Schwätzer:
Das mir kann im Hauptsatz nur nach dem finiten Verb stehen, alle anderen Positionen sind
ausgeschlossen. Es ist nicht an bestimmte Verben gebunden, der Dativ ist in diesem Fall frei, ist also
Angabe und stets einem Satz untergeordnet! (Mit dem Ethicus bringt der Sprecher sich selbst oder
den Adressaten auf einer kommunikativ-pragmatischen Ebene ins Spiel, ähnlich wie bei
Abtönungspartikeln). In der traditionellen Grammatik sollten die ethischen Dative nicht als Objekte
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bezeichnet werden, um sie von ‚echten‘ Objekten zu unterscheiden (etwa wenn die fromme Helene
die Absicht gehabt hätte, dem Sprecher (ihrem Vater) das grüne Kleid anzuziehen), andererseits
müssten sie dann als Adverbiale bezeichnet werden, was auch ungünstig ist, weil sie nicht in der
ersten Position im Satz stehen können.
„dativus iudicantis“: das Dativnominal wird in diesen Fällen von zu + Adjektiv bzw. Adjektiv +
genug regiert. „Dativus iudicantis“ kann dort stehen, wo ein unflektiertes Adjektiv durch zu oder
genug modifiziert wird, also beim adjektivischen Prädikatsnomen: Er ist mir zu freundlich oder beim
adjektivischen Adverbial: Er lacht mir zu laut. (vgl. Eisenberg 2006: 293). Übersetzt heißt das: Dativ
des Beurteilers. Dieser Dativ kann (prinzipiell) dieselbe Position einnehmen wie ein dativisches
Objekt, ist aber keine Ergänzung, denn es ist nicht im Stellenplan von Verb oder Adjektiv verankert.
Das Dativnominal bezeichnet eine Person, die für eine skalierbare Größe (Adjektiv) einen Normwert
setzt, das vom Subjekt Bezeichnete entspricht diesem Normwert nicht, sondern überschreitet ihn
(bei zu) oder entspricht ihm, erreicht also die Norm (bei genug). Beispiel: Er schwimmt mir zu schnell. –
die Darstellung ist ein Problem für die beiden Grammatikmodelle: Für die traditionelle Grammatik,
weil nicht gut zu entscheiden ist, ob es ein Objekt ist, und für die V-D-Grammatik, weil das Verb +
das Adjektiv + zu/genug erst diesen Dativ ermöglichen, sodass er von allen regiert werden müsste.
Sonstiges
Probleme der Darstellung von Koordination, z.B.: ein Subjekt bzw. eine Nominativergänzung, aber
zwei Verben. Da es sich ja normalerweise um eine Konstituente handelt, sollte das dargestellt
werden, z.B. mit der Konjunktion als regierendes Element.
Partikeln (noch, gerade etc.): Wenn Partikeln alleine stehen und nicht deutlich irgendwo zugehören,
sind sie trotzdem keine echten Satzglieder. Sie können nicht in Verbzweitstellung vor dem finiten
Verb stehen. Manchmal ist es schwierig zu bestimmen, ob Partikeln näher zum Subjekt oder einer
Nominalphrase gehörig sind oder ob sie zum Satz gehören, also als unmittelbar verbabhängig
dargestellt werden müssen. In beiden Grammatikmodellen macht die Analyse Schwierigkeiten. In der
traditionellen Grammatik sind keine Elemente vorgesehen, die weder zum Subjekt noch zum
Prädikat gehören und auch keine, die keinen Satzgliedstatus haben, aber auch nicht Teil eines
Satzgliedes sind. In der V-D-Grammatik ist zwar der Status als ‚Angabe‘ offensichtlich, aber es sind
keine Elemente vorgesehen, die nicht verbabhängig sind.
Appositionen sind Attribute (im selben Kasus), es gibt allerdings viele Beispiele, in denen nicht so
eindeutig ist, was Kern und was Attribut bzw. Satellit ist. Besonders Titel sind nicht einfach
unterzubringen, beim Namen ist der Nachname Kern, der Vorname kann wegfallen, wenn ein Titel
oder Herr/Frau steht. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Darstellung der
Abhängigkeitsverhältnisse: Man kommt semantisch gesehen zu einem anderen Ergebnis als
syntaktisch. Semantisch wäre (Emilie) Steinhuber Kern, syntaktisch müsste aber die Zoologin Kern
werden, denn das ist der Teil der Nominalphrase, der flektiert werden kann bzw. wird wegen des
Artikels: es hieße ja: das Haus der Zoologin Dr. Emilie Steinhuber, ich gebe das Buch der Zoologin Dr. E. S.
sowie ich kenne die Zoologin Dr. E. S.
steht ein Teil der Nominalphrase im Genitiv, ist dieser Teil auf jeden Fall Attribut
Eigennamen und Titel: Onkel Karl, Präsident Maier, Fräulein Dorothea; der Titel behält hier die Form des
Nominativs bei, auch wenn der Kern flektiert wird, z. B.: Präsident Maiers Wiederwahl, also muss hier
der Name und nicht der Titel Kern sein. Aber bei Nominalphrasen wie: der Schlosser Hans-Dietrich, die
Linguistin Senta, das Land Hessen, der Monat Dezember passiert Folgendes: der Antrag des Landes Hessen,
das Projekt der Linguistin Senta, hier bleibt also der Eigenname im Nominativ, das heißt der Eigenname
wird vom Kern hinsichtlich des Kasus regiert, ist hier also Attribut (der Linguist Hugo – des Linguisten
Hugo)
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es gibt Nominalphrasen wie Nathan der Weise, Was Hänschen der Assistent nicht lernt, lernt Hans der
Professor nimmermehr – beide Ausdrücke sind hier semantisch gleichwertig, es handelt sich quasi um
eine ‚Prädikation‘ oder einen ‚reduzierten Kopulasatz‘. Man kann einen der Ausdrücke weglassen,
ohne dass sich funktional etwas ändert (oder der Satz gar ungrammatisch würde). Also: Was der
Assistent nicht lernt ... / Was Hänschen nicht lernt ... Auch hier ist also kaum eine Entscheidung möglich,
was Kern ist, zumal beides flektiert wird: Die Entscheidung Nathans des Weisen …
Reflexiva: Bei unechten Reflexiva ist „sich“ immer Ergänzung, z. B. „er schwor sich”. „Sich” kann in
der trad. Grammatik (da wird zwischen bedeutungstragenden und bedeutungslosen
Reflexivpronomina nicht unterschieden) Dat. Objekt sein. – Reflexiva gibt es generell im Dativ und
im Akk.: Ich wasche mich (Akk.); Ich putze mir die Zähne (Dat.). Es gibt Verben, die nicht durch andere
NPs austauschbare Reflexivpronomina fordern: sich verlieben, sich erholen, sich freuen - andere Verben
können Reflexivpronomina nehmen, aber auch andere Ergänzungen (sich waschen – jemanden waschen).
Bei den echten Reflexiva mit den nicht austauschbaren Reflexivpronomina ist die Valenz-
Darstellung schwierig. Semantisch gesehen sind sie keine Ergänzung, denn sie bezeichnen ja nichts,
syntaktisch sind sie aber nötig. (Man kann sie auf dieselbe Ebene schreiben wie das Verb.)
Negation: nicht kann immer nur Angabe sein (es kann nie Ergänzung sein!)
Doppeldeutigkeit von Satzelementen wie: sie kommen mit dem Zug nach Frankfurt. Sowohl in der trad.
Grammatik als auch in der V-D ist es kein Problem, die beiden Varianten syntaktisch doppeldeutiger
Ausdrücke darzustellen. Handelt es sich hier also um zwei Adverbiale: mit dem Zug und nach Frankfurt
– in dem Sinne, sie kommen nach Frankfurt und nehmen dazu den Zug – oder handelt es sich um
ein Adverbial (mit dem Zug nach Frankfurt), wobei hier nach Frankfurt Attribut zu Zug wäre, also sie
kommen irgendwohin und nehmen dazu den Zug nach Frankfurt? In der V-D müsste man
zusätzlich diskutieren, ob es sich nach der ersten Variante um zwei Ergänzungen oder eine
Ergänzung und eine Angabe handelt. Die Verbsemantik von kommen legt zwei Ergänzungen nahe:
wer kommt? und wohin kommt er/ sie?, so dass also nach Frankfurt ohne Zweifel Ergänzung sein
dürfte, auch wenn in elliptischen Sätzen schon einmal weggelassen werden kann, wohin jemand
kommt, weil sich das aus dem Kontext eindeutig ergibt.
Ergänzungen: sind ‚vom Verb angelegt‘. Sie gehören dazu, auch wenn der Satz nicht
ungrammatisch wird, wenn sie fehlen. Von der Bedeutung des Verbs her ist ihr Vorkommen aber
erwartbar.
(freie) Angaben: Sie stehen zusätzlich im Satz, können wegfallen, ohne dass der Satz
ungrammatisch wird oder als Ellipse aufgefasst wird. Es sind Satzbestandteile, die nicht in der
Verbsemantik oder Verbsyntax angelegt sind, sie zählen also nicht zur Valenz des Verbs. Das Verb
macht sie nicht erwartbar. Trotzdem sind freie Angaben nicht gänzlich ohne jede Rücksicht auf die
Verbsemantik jedem Satz zufügbar: *Norwegen grenzt aus Langeweile an Schweden. oder *Fritz ähnelt aus
purer Boshaftigkeit seinem Bruder. Insofern ist ‚freie Hinzufügbarkeit‘ kein ganz deutliches Zeichen zur
Abgrenzung der Angaben von den Ergänzungen.
Koordination: Das Problem der Darstellung zeigt sich bei den V-D-Analysen deutlicher, aber das
liegt daran, dass sie genauer sind. Die Beziehung der koordinierten Teile zu den anderen Elementen
im Satz ist oft nicht eindeutig.
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