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Der Werkstoff Aluminium PDF
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W1
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 03 10. Oberflächenbehandlung, 26
Oberflächenschutz
2. Rohstoffe und Lagerstätten 04 10.1 Mechanische Oberflächen- 26
behandlung
3. Aluminiumgewinnung 05 10.2 Chemische Oberflächen- 26
3.1 Gewinnung des Aluminiumoxids 05 behandlung
3.2 Aluminiumgewinnung durch 05 10.3 Chemische Oxidation 26
Schmelzflusselektrolyse 10.4 Anodische Oxidation 26
10.5 Beschichtete Oberflächen 27
4. Aluminiumerzeugnisse 07 10.6 Verschleißfeste Oberflächen- 27
und Lieferformen schichten auf Aluminium
4.1 Hüttenaluminium 07 10.7 Metallüberzüge 27
4.2 Sekundäraluminium 07
4.3 Aluminiumhalbzeug 09 11. Anwendung von Aluminium 27
4.3.1 Walzerzeugnisse 09
4.3.2 Strangpresserzeugnisse 09 12. Aluminium im Zusammenhang 32
4.3.3 Gezogenes 10 mit Ökologie und Gesundheit
Aluminiumhalbzeug 12.1 Aluminium und Ökologie 32
4.3.4 Schmiedestücke 10 12.1.1 Klimaschutz 32
4.4 Aluminium-Verbundwerkstoffe 10 12.1.2 Ressourcenschonung und 32
4.5 Halbzeug ähnliche 11 Kreislaufwirtschaft
Aluminiumerzeugnisse 12.2 Aluminium und Gesundheit 33
12.2.1 Aluminiumverbindungen und 33
5. Werkstoffeigenschaften 12 Nahrungsaufnahme
5.1 Chemische Eigenschaften 12 12.2.2 Äußere Anwendungen 34
5.2 Physikalische Eigenschaften 12 12.2.3 Metallische Aluminiumprodukte 34
5.3 Mechanische Eigenschaften 13 12.2.4 Die Alzheimerkrankheit 34
6. Formteile 19 Anhang 35
6.1 Urformverfahren 19
6.1.1 Gießen 19
6.1.2 Sintern 19
6.2 Umformen 19
6.2.1 Warmumformen 19
6.2.2 Kaltumformen 19
7. Spanende Bearbeitung 20
8. Trennverfahren 20
9. Fügeverfahren 20
9.1 Mechanische Fügeverfahren 20
9.1.1 Nieten 20
9.1.2 Schrauben 21
9.1.3 Schnappverbindungen 22
9.1.4 Verbinden durch Umformen 22
9.2 Schweißen 23
9.2.1 Schmelzschweißen 23
9.2.2 Pressschweißen 24
9.3 Löten 25
9.4 Kleben 25
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W1
1. Einleitung
Nachdem es 1886 gelungen war, Aluminium mit Hilfe der ■ Reinaluminium und einige für die elektrotechnische An-
Schmelzflusselektrolyse in großtechnischem Maßstab her- wendung optimierte Aluminiumlegierungen leiten den
zustellen, hat sich dieser Werkstoff rasch zu einem der elektrischen Strom mit weniger Aufwand an Masse als
wichtigsten Gebrauchsmetalle entwickelt. Es gibt gute Kupferwerkstoffe.
Gründe dafür, in Aluminium das vielseitigste aller Metalle ■ Dank seiner sehr guten Wärmeleitfähigkeit eignet sich
zu sehen: Aluminium für die Konstruktion von Wärmetauschern,
z.B. für leichte Wasser- und Ölkühler in Kraftfahrzeugen
■ In Gestalt einer weit gespannten Palette von genormten und Klimaanlagen.
und nicht genormten Gusslegierungen eignet sich Alu-
minium für alle bekannten Formgießverfahren, unter Kennzeichnend für Aluminium und seine Legierungen sind
denen das Druckgießverfahren besonders hervorzuhe- weiterhin
ben ist. Abwandlungen dieser Gießverfahren mit dem
Ziel verbesserter mechanischer Eigenschaften oder ra- ■ die Ungiftigkeit und gesundheitliche Unbedenklichkeit
tionellerer Herstellung sind mittlerweile mit Erfolg in ■ das nichtmagnetische Verhalten
die industrielle Praxis eingeführt worden. ■ das hohe Reflexionsvermögen auch der unbehandelten
■ Bei guter Eignung für übliche, metallspezifische Warm- Oberfläche, insbesondere im Hinblick auf Wärmestrah-
und Kaltumformverfahren wie Walzen, Ziehen, Fließ- lung.
pressen, Schmieden usw. kommt bei Aluminium und
vielen seiner Legierungen die hervorragende Strang- Umgangssprachlich wird die Bezeichnung „Aluminium“ für
pressbarkeit hinzu. Dank der vielfältigen Gestaltbarkeit alle Werkstoffe auf Basis von Aluminium verwendet, das
des Strangpressprofils werden kostengünstige und ele- heißt sowohl für unlegiertes Aluminium als auch für Alu-
gante, konstruktive Lösungen möglich. miniumlegierungen. Die Normung grenzt beide Begriffe
■ Reines Aluminium lässt sich sehr gut verformen und zu ab und versteht unter (unlegiertem) Aluminium ein Metall
sehr dünnen Folien auswalzen. mit mindestens 99,0 Masse-% Al, wobei der Masseanteil
■ Aluminiumlegierungen sind gut umformbar, teilweise jedes anderen Metalls im Aluminium bestimmte Grenz-
sogar superplastisch umformbar. werte nicht überschreiten darf. Die Aluminiumlegierungen
■ Eine Reihe von Aluminium-Konstruktionslegierungen er- sind eingeteilt in Knetlegierungen (zur Herstellung von
reicht Festigkeitswerte, die teilweise diejenigen von Bau- Blechen und Bändern, von Strangpressprodukten wie Pro-
stählen übertreffen; damit eröffnet Aluminium dem file, Rohre, Stangen, von Schmiedestücken und Fließ-
Leichtbau von Tragstrukturen ein weites Feld. pressteilen usw.) und Gusslegierungen (für die Herstellung
■ Aluminium eignet sich als Matrix für hochfeste Faser- von Gussstücken).
verbundwerkstoffe.
■ Aluminiumpulver dient (abgesehen von pyrotechnischen Unter dem Begriff „Reinstaluminium“ versteht die Nor-
Zwecken) als Pigment für „Metallic“-Lacke und ist Aus- mung ein Metall mit einem Masseanteil von 99,95 % Al und
gangsstoff für pulvermetallurgische Anwendungen. mehr. Unter „Primäraluminium“ wird dasjenige Metall ver-
■ Die Möglichkeiten der Oberflächenveredelung durch standen, welches durch elektrolytische Zersetzung von Alu-
anodische Oxidation, auch in Verbindung mit Glänzen, miniumoxid gewonnen wird. Unter dem Begriff „Sekundär-
schaffen vielseitige, dauerhafte und dekorative, auch aluminium“ verbergen sich in der Regel Aluminiumlegie-
hochreflektierende Aluminiumoberflächen (Naturton rungen, die aus (vermischten) Altschrotten und Produk-
oder gefärbt); diese Möglichkeiten der Oberflächenbe- tionsrückläufen hergestellt werden und üblicherweise als
handlung erweitern die üblichen organischen und anor- Gusslegierungen für den Formguss Anwendung finden.
ganischen Beschichtungen und sonstigen Oberflächen-
behandlungsarten.
03
■ Der Werkstoff Aluminium
2. Rohstoffe und Lagerstätten Aluminium liegt im Bauxit in Form von Hydroxiden vor, ent-
weder als Al(OH)3 oder AlOOH.
Aluminium kommt im metallischen Zustand in der Natur
nicht vor. Aluminium ist mit 8 % Anteil nach Sauerstoff Andere für die Technik jedoch weniger interessante Roh-
(46,8 %) und Silicium (25,8 %) das dritthäufigste Element stoffe sind Ton sowie die silikatischen Mineralien Kaolin,
der Erdkruste (Eisen etwa 5 %, Magnesium ca. 2 %, Kupfer Andalusit, Nephelin, Labradorit und Leuzit sowie das basi-
und Zink je ca. 0,01 % und Zinn ca. 0,004 %). Zur Gewinnung sche Kalium-Aluminiumsulfat Alunit. Erschlossene Bauxit-
von Aluminium wird fast ausschließlich Bauxit verwendet. Lagerstätten finden sich über die gesamte Erde verteilt
Der für die technische Gewinnung von Aluminium ver- (Bild 1).
wendete Bauxit, ein rötlich gefärbtes Sedimentgestein, hat
etwa folgende Zusammensetzung: Die aus heutiger Sicht wirtschaftlich abbauwürdigen Vor-
kommen sichern den Bedarf für etwa 200 weitere Jahre.
Aluminiumoxid (Al2O3) ca. 60 %
Eisenoxid (Fe2O3) bis 30 %
Siliciumoxid (SiO2) bis 5 %
Titanoxid (TiO2) bis 3 %
Chemisch gebundenes
Wasser (Glühverlust) bis 30 %
Russland 3,4
Europa 2,1
Kasachstan 3,4
USA 0,1
VR China 9,0
Australien 44,5
*Wirtschaftlich abbaubare Vorräte reichen nach heutigen Rahmenbedingungen noch 200 Jahre.
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Aluminiumoxid-Gewinnung (Bild 2)
Das Bayer-Verfahren Bauxit Natronlauge
200° C
40 bar
Autoklav
100° C
Mischer Eindicker
Rotschlamm
Filter 1300° C
Aluminiumoxid
Ausrührer Kalzinierofen
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■ Der Werkstoff Aluminium
Aluminium-Elektrolyse (Bild 3)
Der Elektrolyseofen
Anode
Aluminiumoxid
4 bis 5 Volt
150 bis 170 kA
Schmelze
Flüssiges
Aluminium
Kathode
beeinflusst wesentlich die Standortwahl der Aluminium- *) Ökobilanz von Packstoffen. Stand 1990. Hrsg. vom Bundesamt
hütten. Norwegen wurde wegen seines großen Angebotes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL). Bern 1991
an Wasserkraft zur Gewinnung von preiswertem Strom
zum größten Aluminiumerzeuger in Westeuropa. Neben
der Energieversorgung sind auch Transportfragen für die
Standortwahl bestimmend.
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Formate sind der Sammelbegriff für Walz- (DIN EN 487), Aluminium-Alt- und -Neuschrotte stellen den „Vorstoff“
Press- (DIN EN 486) und Schmiedebarren (DIN EN 604). für die Herstellung von Sekundäraluminium (bzw. Sekun-
Sie stellen das Vormaterial für die Halbzeugfertigung dar däraluminium-Legierungen) dar. Mit der Verarbeitung von
und werden im (vertikalen) Stranggießverfahren (Bild 5) (vermischten) Aluminium-Altschrotten und -Neuschrotten
hergestellt. Stromschienen mit großen Querschnitten wer- (= Rückläufe aus den aluminiumverarbeitenden Betrieben)
den meist im Horizontal-Stranggießverfahren gefertigt. zu Sekundäraluminium-Legierungen beschäftigen sich
die Schmelzhütten (Schmelzwerke, früher „Umschmelz-
■ Walzbarren weisen rechteckige Querschnitte auf (bis werke“ genannt), siehe auch Abschnitt 12.1.2. Diese Legie-
0,6 x 1,8 m). Ihre Länge reicht bis 6 m und ihr Gewicht rungen werden als Masseln oder Flüssigmetall an Form-
bis 14 t. In einigen großen Walzwerken werden Quer- gießereien geliefert, die hieraus Gussstücke herstellen,
schnitte bis 0,6 x 2,25 m, Längen bis 9 m und Gewichte welche beispielsweise im Automobilbau ein großes An-
bis 30 t erzeugt und/oder verarbeitet. Walzbarren stel- wendungsgebiet gefunden haben. Granalien gehören eben-
len das Ausgangsmaterial für Bleche, Bänder und Folien falls zu den Erzeugnissen der Schmelzhütten.
dar.
07
■ Der Werkstoff Aluminium
Schematische Darstellung
des Stranggießverfahrens (Bild 5)
Kühlwasser
Die Gießform (Kokille) besteht aus einem wassergekühlten Kokille
Kragen. Der Austritt des Kühlwassers erfolgt durch Boh- Gießrinne
rungen an der unteren Innenkante der Kokille, so dass das an
dieser Wand erstarrte Metall auf Raumtemperatur gekühlt
wird. Die Kokille ist durch ein lose eingesetztes Bodenstück
unten abgeschlossen, das auf einem absenkbaren Tisch liegt.
Die Wirtschaftlichkeit kann durch gleichzeitiges Gießen meh-
rerer Rund- oder Walzbarren gesteigert werden. Auch das
Gießen von Hohlbarren ist möglich. Im Guss
befindliche
Walzbarren
Absenkbarer
Gießtisch
Kokille für einen
hohlen Rundbarren
Kühlwasser-
ablauf
Kühl-
wasser Hydraulik
Hüttenaluminium Legierungszusätze
Formatguss Formguss
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W1
4.3.1 Walzerzeugnisse
Strangpresserzeugnisse (Bild 7)
09
■ Der Werkstoff Aluminium
Die Ausgangsform für das Kaltziehen sind stranggepre- Aluminium kann auf verschiedene Weise unlösbar zum
sste Stangen und Rohre, beziehungsweise gepresster, ge- Verbund mit anderen Werkstoffen (Metallen oder Nicht-
walzter oder gegossener Vordraht (für Reinaluminium und metallen) kombiniert werden. Bei Aluminium in Kombi-
niedriglegierte Werkstoffe meist Gießwalzdraht). Kaltnach- nation mit Metallen wie Stahl oder Kupferwerkstoffen sind
ziehen stranggepresster Profile ist möglich, aber unwirt- Varianten des Pressschweißens (Walzplattieren, Explosions-
schaftlich; es wird daher praktisch nicht ausgeführt. schweißen), das Verbundstrangpressen (Bild 8 „Strom-
schiene“) und das Reibschweißen möglich beziehungs-
Gezogene Erzeugnisse mit Abmessungsangaben sind so- weise üblich.
wohl in nationalen wie in internationalen Normen erfasst.
Flächige Kombinationen von Aluminium mit Nichtmetallen
4.3.4 Schmiedestücke (z.B. Kunststoffe, Holzwerkstoffe) zu so genannten Sand-
wichelementen werden durch Kleben beziehungsweise
Der übliche Abmessungsbereich liegt für Freiformschmie- durch Ausschäumen des Raumes zwischen zwei Alu-
destücke bei maximalen Längen von 5 m, bei Breiten bis minium-Deckschichten hergestellt (Bild 9).
2 m und bei Flächen bis 2 m2. Gesenkschmiedestücke, wie
Pkw- und Lkw-Räder oder Strukturteile für Flugzeuge Das bekannteste Beispiel für die Serienanwendung von
oder Fahrzeuge zeichnen sich durch hohe Festigkeit und Aluminium im Verbund mit Keramikfasern beziehungs-
Zähigkeit aus und werden deshalb bevorzugt für hochbe- weise -partikeln stellen thermisch hochbelastbare Die-
lastete Sicherheitsteile eingesetzt. selmotorkolben dar. Diese Kolben erhalten eine partielle
Verstärkung im Bereich des Kolbenbodens, indem ein vor-
geformter Keramikfasereinsatz in der Gießform unter Druck
mit Aluminiumschmelze infiltriert wird.
Stromschiene (Bild 8)
Im Verbund stranggepresste Aluminium-Stromschiene
mit Edelstahlauflage (Unterseite = Schleifkontakt-Fläche)
für U-Bahn Wien
150
80
10
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11
■ Der Werkstoff Aluminium
Die chemischen Eigenschaften des reinen Metalls gelten Metall chemisches Dichte E-Modul
auch für die meisten Aluminiumlegierungen, sofern die- Symbol [g/m3 ] [N/mm3 ]
12
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W1
(Tafel 2) Vergleich physikalischer Kennwerte für Aluminium-Knetlegierungen mit den entsprechenden Werten für Reinstaluminium
13
■ Der Werkstoff Aluminium
(Bild 12)
Rp0.2 [ N/mm2]
9
0,
= Rein-Al, kaltverfestigt 0,8
1
=
R-------p-0.2
m ---
0,7
= AlZn4,5Mg1, warm ausgehärtet
250 0,6
= Typ AlMg, AlMgMn u. Rein-Al
im Zustand weich
14
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Tafel 3 gibt die Mindestwerte der Festigkeitseigenschaften In den Tafeln 4.1, 4.2 und 4.3 sind die Daten zu einer Aus-
von Aluminium 99,5 und einer Auswahl gebräuchlicher wahl von Aluminium-Gusslegierungen nach DIN EN 1706
Aluminium-Knetlegierungen wieder. Genannt sind die zusammengestellt. Die genannten Mindestwerte liegen
Mindestwerte für die Halbzeugarten Bleche/Bänder häufig deutlich unter den tatsächlich im Gussstück mit
(DIN EN 485-2) und Strangpressprofile (DIN EN 755-2). entsprechendem gießtechnischem Aufwand erreichbaren
Rohre und Stangen (DIN EN 755-2) sind Strangpress- Werten und spiegeln daher nur bedingt die Leistungs-
produkte mit gleichen oder ähnlich hohen, genormten fähigkeit einer Aluminium-Gusslegierung wider.
Festigkeitseigenschaften wie Strangpressprofile.
Rm= Zugfestigkeit; Rp0,2= 0,2% Dehngrenze; A5omm = Bruchdehnung. Werte gemäß DIN EN 485-2 (Bleche/Bänder) und DIN EN 754-2 u.755-2 (Profile).
O / H 111 = weich, H xx = Kaltverfestigung, T x(x) = Aushärtungszustand, wobei x Platzhalter für Ziffern sind.
*) Werkstoffzustand,für den das Maximum der Festigkeit für eine Legierung erreicht wird.
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■ Der Werkstoff Aluminium
16
Merkblatt
W1
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■ Der Werkstoff Aluminium
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Merkblatt
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■ Der Werkstoff Aluminium
9. Fügeverfahren
Tafel 5: Gefahr der Kontaktkorrosion für Aluminiumteile beim Zusammenbau mit Zubehörteilen aus anderen Elektrolyt-Metallen
Gefahr Atmosphäre
Land Stadt/ Industrie Seenähe
20
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9.1.2 Schrauben
21
■ Der Werkstoff Aluminium
9.1.3 Schnappverbindungen
e1)
a) b)
22
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9.2 Schweißen
Metall-Inertgas-Schweißen (MIG) (Bild 21)
Schweißen fällt, wie z.B. auch das Löten, in die Kategorie
„Fügen durch Stoffvereinigen“. Wichtige Voraussetzung Aufgespulte
Drahtelektrode
für eine einwandfreie Schweißverbindung zwischen Alu-
Vorschubgerät
miniumbauteilen ist die Beseitigung der Oxidschicht, die Schutzgas
sich unter Einfluss des Luftsauerstoffes spontan auf
Aluminiumoberflächen bildet. Dies kann unterschiedlich
MG-Brenner
erfolgen: auf chemischem Wege durch Flussmittel, durch
einen Lichtbogeneffekt beim Schweißen unter Schutzgas, Drahtelektrode Schutzgasmantel
durch Pressschweißen bei Oberflächenvergrößerung G
unter Luftabschluss (z.B. in Überlappungen) oder durch
Herausquetschen der ursprünglichen Oberflächenzone
bei Stumpfschweißungen. Schmelzbad
Schutzgas
WIG-Brenner
bei Aluminium nicht
nach links schweißen nach rechts schweißen
Wolfram-Elektrode
HF
HF
Zusatzstab Schutzgasmantel 70° - 80°
10° - 20°
23
■ Der Werkstoff Aluminium
1 3
Kerndraht 6
Umhüllung
2
(Schema) 4
7
1) Hochfrequenzgenerator,
Schmelzbad 2) Schallkopf, 3) Schwinger, 4) Rüssel,
5) Druckluftzylinder, 6) Druckstempel, 7) Amboss
Feder
Nut
24
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a)
a)
b)
b)
V
A
9.3 Löten
Abbrennstumpfschweißen (Bild 27)
Bei Aluminiumwerkstoffen spricht man von Hartlöten,
wenn die Schmelztemperatur des Lotes über 450 °C (bei
Verwendung des Lotes L-AISi12 ca. 600 °C) liegt, unter-
halb 450 °C vom Weichlöten.
9.4 Kleben
25
■ Der Werkstoff Aluminium
10. Oberflächenbehandlung, Teile mit filigranen Formen können aus dünnen Blechen
Oberflächenschutz herausgeätzt werden (Konturätzen). Die Herstellung von
Formteilen mit großen, flächigen Vertiefungen parallel zur
Aluminium verfügt durch die Oxidschichtbildung über Blechoberfläche erfolgt durch chemisches Fräsen (Flug-
einen im chemisch neutralen Bereich hervorragenden zeugbau).
Selbstschutz, der für eine Vielzahl von Anwendungen aus-
reichend ist. Zusätzliche Maßnahmen sind jedoch not- 10.3 Chemische Oxidation
wendig, um die vielfältigen Anforderungen zu erfüllen, die
in der Praxis an Aluminiumoberflächen gestellt werden. Durch das Chromatieren nach DIN 50939 bzw. EN 12487
Es sind dies Forderungen wie: dekorativ (metallisch, far- wird die gebeizte Aluminiumoberfläche chemisch oxidiert.
big), korrosionsbeständig, verschleißfest. Oberflächen, die Es bilden sich anorganische Schichten, die verfahrensbe-
diesen Eigenschaften auch in verschiedenen Kombina- dingt aus Oxidhydraten oder Phosphaten des Aluminiums
tionen gerecht werden, lassen sich durch eine Reihe von und des Chroms bestehen und gelb beziehungsweise grün
Oberflächenbehandlungsverfahren erzeugen. Allen Ver- gefärbt sind, aber auch transparent sein können. Die etwa
fahren der Erzeugung von Oberflächenschichten, dem Be- 1 bis 3 µm dicken Schichten bieten einen temporären
schichten von Aluminium oder dem Aufbringen von Über- Korrosionsschutz und dienen als Haftgrund für organische
zügen aus einem anderen Metall ist gemeinsam, dass die Beschichtungen.
natürliche Oxidschicht die Behandlung stört. Durch Ent-
fetten und Beizen erhält man die erforderliche metallisch Das Phosphatieren ergibt grau gefärbte Schichten. Diese
blanke Aluminiumoberfläche mit gleichmäßiger, dünner Schichten können auch angewendet werden, um beim
Oxidschicht. Diese sorgfältig durchgeführte Oberflächen- Umformen die Einlauf- und Gleiteigenschaften zu verbes-
vorbehandlung ist eine entscheidende Voraussetzung für sern.
die Herstellung einwandfreier organischer oder anorga-
nischer Schichten. 10.4 Anodische Oxidation
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■ Der Werkstoff Aluminium
Aluminium im Maschinenbau
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Aluminium im Verkehr
Die ICE-Mittelwagen sind aus bis zu 800 mm breiten und über 23 m langen Aluminium-Strangpressprofilen geschweißt.
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■ Der Werkstoff Aluminium
Laufwerk
Aluminium-Schaltschränke
Estado do Luz (Stadion des Lichts) in Lissabon: Geschwungene Aluminium-Dachflächen und hoch aufsteigende Stahlbögen erinnern an
Blütenstände und vermitteln eine spielerische, publikumswirksame Atmosphäre.
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■ Der Werkstoff Aluminium
12. Aluminium im Zusammenhang mit Zwar ist noch nicht absehbar, wann diese Technologie
Ökologie und Gesundheit großtechnisch verfügbar ist, doch was heute noch ein
Forschungsprojekt ist, kann später einmal „Stand der
12.1 Aluminium und Ökologie Technik“ werden.
Klimavorsorge und Ressourcenschonung sind die beiden 12.1.2 Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft
herausragenden umweltpolitischen Ziele unserer Zeit.
Aus ihnen lassen sich eine Reihe konkreter Forderungen Ziel eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen ist es,
ableiten - wie der effiziente Einsatz von Energie, die Min- die Ressourceneffizienz zu erhöhen und nicht erneuer-
derung von Emissionen und Abfällen, das Recycling, die bare Ressourcen auch für künftige Generationen zu erhal-
Entwicklung neuer umweltverträglicher und kreislauf- ten. Zentrale Begriffe lauten hier: Rohstoffschonung, Ein-
fördernder Materialien, Produkte und Produktionsver- satz erneuerbarer Energien und Erhöhung der Energie-
fahren. Letztlich geht es um den Schutz der Ökosysteme effizienz, Kreislaufwirtschaft, Minderung von Abfällen und
und der menschlichen Gesundheit sowie um eine zu- Emissionen.
kunftsgerechte Entwicklung, die die Interessen zukünfti-
ger Generationen wahrt. Der Rohstoff Bauxit: Die aus heutiger Sicht wirtschaftlich
abbauwürdigen Bauxitvorkommen sichern den Verbrauch
12.1.1 Klimaschutz für rund 200 Jahre.1 Die durch den Abbau freigesetzten
Erdschichten werden im Sinne einer nachhaltigen, um-
Die Minderung von Treibhausgasen gehört zu den priori- weltgerechten Entwicklung für eine spätere Rekultivie-
tären Zielen einer auf Klimavorsorge und Schutz der Erd- rung zwischengelagert, um nach beendeter Nutzung die
atmosphäre angelegten Umweltpolitik. Dabei kommt der Minenareale wieder abzudecken. Rund 70 Prozent der
Verbesserung der Energieeffizienz und der Reduzierung Bauxitabbauflächen werden wieder mit der ursprünglichen
klimarelevanter Gase eine zentrale Bedeutung zu. Die Vegetation aufgeforstet, weitere 20 Prozent für forst- und
deutsche Aluminiumindustrie hat auf diesen Gebieten seit landwirtschaftliche Zwecke erschlossen. Die verbleiben-
vielen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen: den zehn Prozent werden für Erholungs-, Wohn- und
z.B. die Reduzierung des Energieeinsatzes im Laufe der Gewerbegebiete genutzt und dienen damit der sozialen
letzten Jahrzehnte von durchschnittlich 21 Kilowatt- beziehungsweise wirtschaftlichen Entwicklung.2
stunden Strom je Kilogramm Hüttenaluminium auf derzeit
15 kWh - das ist eine Einsparung um immerhin fast 30 Energie: Die Aluminiumindustrie greift in besonderem
Prozent. Mittlerweile sind Elektrolyseöfen in Betrieb, die Maße auf CO2-freie Energien zurück. So erfolgt die Strom-
auf Spitzenwerte von unter 13 kWh kommen. Soweit versorgung der Aluminiumhütten weltweit zu mehr als 50
Klimagase bei der Erzeugung von Hüttenaluminium auf- Prozent durch den erneuerbaren Energieträger Wasser-
treten, handelt es sich neben Kohlendioxid vor allem um kraft.
die Spurengase CF4 und C2F6. Auch hier hat die Branche
deutliche Erfolge erzielt. Die fünf deutschen Alumini- Die sich im Umlauf befindenden Mengen an Recycling-
umhütten haben im Rahmen einer freiwilligen Selbstver- metall nehmen stetig zu. Dies schont wertvolle Ressour-
pflichtung die Emissionen dieser Spurengase seit 1990 um cen und spart zugleich Energie, denn der Energieeinsatz
85 Prozent reduziert. In Kohlendioxid umgerechnet bedeu- für das Recycling ist bis zu 95 Prozent niedriger als bei der
tet dies allein für das Jahr 2000 eine Reduzierung um rund Primärherstellung.
zwei Millionen Tonnen gegenüber 1990. Auf diese Weise
wurden mit marktkonformen Instrumenten ökologische Ausdruck eines effizienten Energieeinsatzes ist zum
Fortschritte erzielt, ohne den Unternehmen staatlich vor- Beispiel das Fernwärmeprojekt des weltgrößten Alumini-
zugeben, wie die gesteckten Ziele zu erreichen sind. Ein umwalzwerkes Alunorf in Nordrhein-Westfalen. Durch die
solcher Weg vermeidet die Verschwendung volkswirtschaft- Nutzung der Abwärme aus der Abgasreinigung von 13
licher Ressourcen und fördert zugleich Innovationen und Schmelzöfen wird ein wenige Kilometer entferntes Neu-
technischen Fortschritt. baugebiet für 6 500 Menschen mit Wärme versorgt. Die
Maßnahme substituiert bis zu 3,9 Millionen Kubikmeter
Beleg dafür sind auch die Entwicklungsarbeiten der Erdgas und vermeidet so rund 10 000 Tonnen Kohlendioxid
Aluminiumproduzenten an der so genannten „inerten pro Jahr.
Anode“, die auf die Verwendung kohlenstofffreier und sich
nicht verbrauchender Materialien zielt. Durch die inerte
Anode könnten Studien zufolge 60 bis 80 Prozent der pro- 1) Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und Staatliche Geo-
zessbedingten Treibhausgasemissionen verringert und logische Dienste in der Bundesrepublik Deutschland: Geologisches
Jahrbuch (Sonderhefte)-Stoffmengenflüsse und Energiebedarf bei der Ge-
die Entstehung von CF4 und C2F6 vollständig unterbunden
winnung ausgewählter mineralischer Rohstoffe - Teilstudie Aluminium,
werden. Mit der inerten Anode ließen sich zudem Fluorid- 1998.
und Staubemissionen noch weiter verringern. 2) International Aluminium Institute, „Second Bauxite Mine Rehabilitation
Survey “, London, Juli 2000
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Merkblatt
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Recycling: Der wirtschaftliche Wert des Aluminiums Minderung von Emissionen und Abfällen: Dort, wo Kreis-
hat es seit jeher lohnend gemacht, den Werkstoff im Kreis- läufe nicht geschlossen werden können und Reststoffe
lauf von Metallgewinnung, -verarbeitung, -nutzung und anfallen, ist das Ziel einer nachhaltigen Produktions- und
-rückgewinnung zu führen. Im Gegensatz zu vielen anderen Konsumweise, Abfälle auf ein Minimum zu beschränken,
Werkstoffen treten beim Recycling keine Qualitätsverluste Deponieraum möglichst wenig zu beanspruchen und wo
auf. Aus Profilschrotten lassen sich neue Profile oder möglich, sekundäre Verwertungsmöglichkeiten von Rest-
andere hochwertige Produkte herstellen, aus Aluminium- stoffen zu finden. Wie das Aufkommen mineralischer
blechen und -folien kann neues Walzmaterial gefertigt Abfälle reduziert werden kann, lässt sich am Beispiel der
werden. Das im Umlauf befindliche Recyclingmetall wächst Elektrolyseöfen im Hüttenprozess zeigen: So konnte die
daher stetig. Die Aluminiumindustrie kann mithin als Kreis- Ofenhaltbarkeit bei der größten deutschen Alumini-
laufwirtschaft auf hohem Niveau gelten und Aluminium als umhütte seit 1975 um 150 Prozent erhöht werden - mit der
„erneuerbarer Werkstoff“ mit „nachwachsenden Rohstof- Folge, dass nun deutlich weniger Ofenausbruch anfällt als
fen“ gleichgesetzt werden. Aluminium wird eben nicht in früheren Jahren.
„verbraucht“, sondern „genutzt“.
Eine umweltgerechte Entwicklung verlangt auch die
Die Ressourcenschonung beginnt mit geschlossenen Minderung des Schadstoffaustrags durch Produktions-
internen Verwertungskreisläufen. Wo bei der Verarbeitung abläufe, die die Gesundheit der Menschen und die An-
von Aluminium Fabrikationsschrotte anfallen, werden sie passungsfähigkeit der natürlichen Umwelt gefährden kön-
vollständig in den Produktionsprozess zurückgeführt. nen. Die Optimierung von Produktionsverfahren und die
Interne Produktionskreisläufe erstrecken sich in der Errichtung von Umweltschutzanlagen hat in Deutschland
Aluminiumindustrie zudem auf die Betriebs- und Hilfs- einen Stand erreicht, der in der Welt vorbildlich ist. Dies
stoffe. So werden beispielsweise Kernsande für die im trifft auch für den anlagenbezogenen Umweltschutz der
Sandgussverfahren benötigten Gießformen für Motor- Aluminiumindustrie zu.
blöcke und Zylinderköpfe, Walzöle der Halbzeugfertigung
und Lösemittelrückstände der Lackierprozesse von Folien 12.2 Aluminium und Gesundheit
im Kreislauf geführt. Auch die beim Recycling eingesetz-
ten Salze, mit denen Verunreinigungen von Schrotten ge- 12.2.1 Aluminiumverbindungen
bunden werden, gewinnen die Betriebe wieder zurück. und Nahrungsaufnahme
Interne Verwertungskreisläufe ermöglichen so, dass Res-
sourcen nachhaltig genutzt werden können. Sie mindern Mit Aluminium in seinen unterschiedlichsten chemischen
auf diese Weise Eingriffe in den Naturhaushalt und ent- Erscheinungsformen, sei es als natürliche Aluminiumver-
lasten Deponien. bindungen, Gebrauchsgegenstände oder als industriell
hergestellte Lebensmittelzusätze, kommt jeder in Kontakt.
Unabhängig hiervon sorgt eine seit Jahrzehnten gut funk- Aluminium-Getränkedosen, Töpfe, Pfannen und Verpa-
tionierende Recyclingindustrie für die Wiedergewinnung ckungsfolien sind längst selbstverständliche Bedarfs-
von Aluminium - zum Beispiel aus dem Verkehrs-, Bau- gegenstände unseres täglichen Lebens geworden, doch ist
und Verpackungssektor. Mit einer Produktion von rund weitestgehend unbekannt, dass Aluminiumverbindungen
620 000 Tonnen, das sind 49 Prozent der Gesamtproduk- auch von Natur aus in fast allen pflanzlichen und tierischen
tion, gehört die deutsche Aluminium-Recyclingindustrie Lebensmitteln enthalten sind.
zu den Spitzenreitern in Europa. Die Recyclingrate beträgt
im Verkehrssektor rund 95 Prozent, im Bausektor liegt sie Aluminium ist Bestandteil nahezu aller Gesteine und
bei 85 Prozent. Das Recycling von Verpackungen konnte Böden, jedoch nicht in metallischer Form. In der Natur fin-
durch den Aufbau des Dualen Systems auf eine neue Stufe det man Aluminium nur in Verbindung mit anderen
gestellt werden. Die flächendeckende Erfassung, Sortie- Elementen, vorwiegend mit Sauerstoff. Aufgrund der
rung und Verwertung von gebrauchten Verpackungen hat Bodenerosion gelangen Aluminiumverbindungen mit den
dazu geführt, dass Aluminiumverpackungen inzwischen Stäuben in die Atemluft oder werden im Oberflächen-
zu rund 80 Prozent wieder verwertet werden.3 Durch den wasser bzw. im Grundwasser gelöst. Dies hat zur Folge,
Einsatz moderner Sortiertechnik ist es mittlerweile mög- dass Aluminiumverbindungen von Pflanzen und Tieren
lich, Aluminium auch aus Verbundmaterialien bis hin zur aufgenommen werden und über die Nahrungskette auch
Kaffeetüte zurückzugewinnen. Bei allen Anstrengungen den Menschen erreichen.
und Erfolgen auf diesem Sektor gilt aber auch, dass ein
hundertprozentiges Recycling dem Leitbild einer nach- Trotz seiner weiten Verbreitung in der unbelebten Natur
haltigen Entwicklung nicht immer entsprechen muss. Der kommt Aluminium in biologischen Systemen meist nur in
Aufwand zur Erfassung selbst der letzten Verpackungs- Spuren vor. Für das Funktionieren von Stoffwechsel- und
einheiten stünde in keinem Verhältnis zum erzielbaren Wachstumsprozessen wird Aluminium nach derzeitigem
Nutzen. Wissensstand nicht benötigt. Verschiedene Aluminium-
verbindungen werden als Nahrungszusatz verwendet
3) Quelle: GVM -Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung oder zur Trinkwasseraufbereitung genutzt.
33
■ Der Werkstoff Aluminium
Einige Deodorantien oder Arzneien enthalten oder be- 12.2.3 Metallische Aluminiumprodukte
stehen vollständig aus Aluminiumverbindungen. Die Auf-
nahme dieser Verbindungen - auch in hohen Dosierungen Durch die Verwendung von Aluminiumverpackungen und
- ist in aller Regel gesundheitlich unbedenklich. Geschirr (Töpfe, Pfannen) erhöht sich der Aluminium-
gehalt der Füllgüter und Speisen nur geringfügig. Eine
Für eine Vielzahl industriell gefertigter Nahrungs- und Ausnahme bilden saure Lebensmittel und Getränke, die
Heilmittel wird eine Reihe von Aluminiumverbindungen direkten Kontakt mit unbeschichtetem Aluminium haben.
eingesetzt, unter anderem in Schmerzmitteln, wie z.B. Diese Zusatzbeiträge, deren Höhe vom pH-Wert des
Aspirin, oder gegen Sodbrennen. Als Zusätze in Lebens- Füllgutes und der Kontaktzeit abhängt, können leicht die
mitteln findet man sie in Schmelzkäse und Sauer- durchschnittliche tägliche Zufuhr übersteigen. Beispiele
konserven genauso wie als Additiv in Zahnpasten und für saure Speisen sind Rhabarber, Tomaten, Kohl, Apri-
Deodorants. Auch zur Trinkwasseraufbereitung in Klär- kosen, Sauerkraut, Zitrussäfte. Eine gesundheitliche Ge-
werken werden Aluminiumverbindungen als Flockungs- fährdung ist auch in diesen Fällen nicht zu befürchten, da
mittel eingesetzt. die rasche Ausscheidung von Aluminium das Erreichen
kritischer Konzentrationen im Blutkreislauf verhindert.
Wann immer von Aluminium im Körper die Rede ist, bezieht
sich dies auf chemisch gebundenes Aluminium und des- 12.2.4 Die Alzheimerkrankheit
sen lösliche Anteile - nicht auf das Metall. Mit der Nahrung,
dem Trinkwasser und Medikamenten sowie durch In- Die Alzheimerkrankheit tritt vorwiegend erst im höheren
halation von Staubpartikeln führen wir unserem Körper Lebensalter auf und äußert sich in einem stetigen Abbau
ständig Aluminiumverbindungen zu. Hauptsächlich han- der geistigen Funktionen, verbunden mit Wesensver-
delt es sich dabei um unlösliche Aluminiumbestandteile, änderungen bis zur vollständigen Unfähigkeit, die Be-
die vom Körper nicht absorbiert werden. Die Lunge, die dürfnisse des täglichen Lebens zu organisieren.
Haut und der Magen-Darm-Trakt wirken als effektive
Barrieren einer Aufnahme in den Blutkreislauf entgegen. Nach dem derzeitigen Forschungsstand liegen keine
schlüssigen Beweise vor, das Aluminiumverbindungen
12.2.2 Äußere Anwendungen ursächlich am Krankheitsgeschehen beteiligt sind.
Zahlreiche Aluminiumverbindungen werden in Form von Aluminium ist nur ein Aspekt unter vielen, der bei der
Salben, Cremes oder Lösungen äußerlich auf die Haut auf- Ursachenforschung der Alzheimerkrankheit untersucht
gebracht. Die reinigende, antiseptische und desinfizie- wird. Diskutiert werden unter anderem:
rende Wirkung von essigsaurer Tonerde (basisches Alu-
miniumazetat) zeigt sich in der Behandlung von Haut- ■ Genetische Faktoren
abschürfungen, kleineren Wunden und Verbrennungen. ■ Krankheitserreger oder virusähnliche Strukturen
■ Toxine
Das saure Milieu des Magens fördert die Löslichkeit eini- ■ Stoffwechselstörungen
ger Aluminiumverbindungen. Der Aluminiumgehalt von ■ Neurochemische Störungen
Lebensmitteln variiert beträchtlich, ist in der Mehrzahl der ■ Einfluss von Kopfverletzungen
Speisen jedoch als gering zu erachten. Bei einigen Pflan-
zen ist die Neigung, Aluminium zu speichern, deutlich aus- In letzter Zeit sprechen viele Indizien dafür, dass geneti-
geprägt; Tiere scheiden, wie auch der Mensch, Aluminium sche Defekte das Ausbrechen der Krankheit wesentlich
nahezu vollständig wieder aus, so dass pflanzliche Nah- mitbestimmen.
rung in der Regel höhere Aluminiumgehalte aufweist als
tierische. Die Ursache der Alzheimerkrankheit ist nach wie vor unbe-
kannt. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die vom
Selbst wenn die konsumierte Nahrung außergewöhnlich Gebrauch von Aluminiumprodukten, sei es in Form von
hohe Aluminiumgehalte aufweist, wird vom Körper nur ein Geschirr oder Verpackung, abrät. Durch den Einsatz von
sehr geringer Teil absorbiert. Die in den Blutkreislauf auf- Aluminium für Verpackungen und Behälter wird die
genommene Menge wird durch die Nieren über den Urin menschliche Gesundheit nicht beeinträchtigt. Auch eine
rasch wieder ausgeschieden. Sonderfälle sind Dialyse- aluminiumarme Diät kann das Krankheitsbild weder ver-
Patienten und Frühgeburten mit aus anderen Gründen ein- hindern noch positiv beeinflussen.
geschränkter Nierenfunktion, da bei ihnen die Fähigkeit,
absorbiertes Aluminium aus dem Körper zu entfernen,
eingeschränkt ist.
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Merkblatt
W1
Anhang
Weiterführende Literatur
Aluminium-Taschenbuch,
Band 1: „Grundlagen und Werkstoffe“
16. Auflage, 2002
ISBN 3-87017-274-6
Aluminium-Werkstoffdatenblätter,
4. Auflage 2004
ISBN 3-87017-281-9
Impressum
Herausgeber
GDA - Gesamtverband der Aluminiumindustrie e.V.
Am Bonneshof 5
40474 Düsseldorf
Gestaltung
Sektor GmbH, Düsseldorf
Bildnachweis
Alcan Singen GmbH, Singen (09, 10, 11, 29)
Almatec AG, Schupfheim (CH) (30)
Audi AG, Ingolstadt (29)
Bombardier Transportation, Hennigsdorf (29)
Corus Bausysteme GmbH, Koblenz (11, 30)
DaimlerChrysler, Stuttgart (29)
Eduard Hueck GmbH & Co. KG (30)
GDA, Düsseldorf (31)
Linhardt GmbH & Co. KG, Metallwarenfabrik,
Viechtach (31)
W. Strothmann GmbH + Co. KG, Schloß Holte (28)
Western Digital Deutschland GmbH, München (30)
Werksbild Siemens AG (29)
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Am Bonneshof 5
40045 Düsseldorf
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Postfach 10 54 63