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Osterreichisches Deutsch PDF
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Pickerl
Grammeln Vintschgerl
perlustrieren
Kren
außertourlich
strapazfähig
disziplinär schmafu
Alles Wissenswerte zum österrei-
chischen Deutsch im Überblick:
쮿 Entwicklung und Abgrenzung Österreichisches
쮿
쮿
Typische Merkmale
Entstehung von Austriazismen
Deutsch
쮿 Wortschatz, Aussprache /Betonung, Eine Einführung von Jakob Ebner
Grammatik
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anno Schnee
servus beeinspruchen
Duden
Österreichisches Deutsch
Eine Einführung von Jakob Ebner
Dudenverlag
Mannheim · Leipzig · Wien · Zürich
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Fremdworteinflüsse 15 Betonung 44
Italienisch 15
Französisch 15 Grammatik 44
Latein 16 Verben 44
Englisch 16 Substantive 45
Slowenisch 16 Präpositionen 45
Tschechisch/Slowakisch 16
Ungarisch 16 Österreichisches Deutsch
in den Wörterbüchern 47
Der Wortschatz des österreichischen
Deutsch 17 Ausgewählte Literatur
Die Sprache der Küche 17 zum österreichischen Deutsch 47
Die Sprache von Verwaltung
und Institutionen 22
Bezeichnungen aus dem Schulwesen 28
Was heißt österreichisches Deutsch?
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Sprachgebiet und Staatsgebiet
Dialekt ist die sprachgeschichtlich ur- und Vorarlberg. Es gibt aber auch Gemein-
sprüngliche, kleinräumige Erscheinungsform samkeiten, die Österreich, ganz Süddeutsch-
einer Sprache, die meist auf Themen des All- land und die Schweiz betreffen. Sie sind
tags beschränkt ist und ein eigenes gramma- typisch für den oberdeutschen Sprachraum.
tisches System aufweist. Diese Überlappungen in den benachbarten
Zwischen den kleinräumigen Dialekten Landschaften machen eine sprachliche Ab-
und den großräumigen regionalen oder gar grenzung zwischen Deutschland und Öster-
nationalen Varietäten einer Sprache steht die reich schwierig.
Umgangssprache. Sie ist großräumiger als der Innerhalb Österreichs können folgende
Dialekt und kann entweder der Standard- Großlandschaften grob unterschieden wer-
sprache näher sein, wobei Standardnormen den (Beispiele siehe S. 9):
weniger genau eingehalten werden, oder di- ■■ Ostösterreich mit Wien, Niederösterreich,
alektnäher, wobei aber dann spezielle basis dem Burgenland und der Oststeiermark.
dialektale Merkmale aufgegeben werden. In Ostösterreich ist der sprachliche Ein-
Erscheinungsformen, die im gesamten fluss Wiens naturgemäß stärker als in an-
Sprachgebiet einheitlich sind, nennt man deren österreichischen Sprachlandschaf-
gemeindeutsch. ten.
Für das österreichische Deutsch ist außer- ■■ Mittelösterreich mit Oberösterreich und
dem die Unterscheidung von formell und in- Salzburg. Mittelösterreich hat eine ost
formell von Bedeutung. So gibt es informelle österreichische Basis, aber auch deutliche
Wörter, die zweifellos standardsprachlich Gemeinsamkeiten mit Bayern, die nicht
sind, in bestimmten öffentlichen Situatio- weiter nach Ostösterreich hineinreichen.
nen aber oft vermieden werden. Für formelle ■■ Süd- und Südostösterreich mit der Steier-
Wörter gilt umgekehrt, dass sie in der pri- mark und Kärnten. Auch diese beiden
vaten Kommunikation eher nicht gebraucht Sprachlandschaften haben eine ostöster-
werden. So bezeichnet man einen Kleider- reichische Basis, aber mit deutlich eigen-
schrank üblicherweise als Kasten, im Han- ständigen regionalen Ausprägungen.
del wird aber das formelle Wort Schrank ver- ■■ Westösterreich mit Tirol, dem westlichen
wendet. Salzburg und Vorarlberg. Westösterreich
weist erkennbare Unterschiede zum ost-
österreichischen Standard in Wortschatz
und Aussprache auf, wobei Vorarlberg
Sprachgebiet und Staatsgebiet (einschließlich des Tiroler Bezirks Reutte)
wegen seiner alemannischen Dialektbasis
Das Geltungsgebiet des österreichischen eine Sonderstellung einnimmt, die es mit
Deutsch und das österreichische Staatsge- der Schweiz und Südwestdeutschland
biet decken sich nicht unbedingt. Aus his- gemeinsam hat.
torischen Gründen gelten viele österreichi- Mit Binnendeutsch wird die deutsche Stan-
schen Merkmale des Deutschen auch in be- dardsprache bezeichnet, soweit sie innerhalb
nachbarten Gebieten, die politisch nicht zu der Grenzen der Bundesrepublik Deutsch-
Österreich gehören: in Südtirol, in Bayern, in land gesprochen wird, also unter Ausschluss
ganz Süddeutschland oder in der Schweiz. So der Randvarietäten in Österreich und der
gibt es viele sprachliche Gemeinsamkeiten Schweiz, z. T. auch in Süddeutschland. Diese
zwischen Altbayern und Österreich, andere Bezeichnung wird heute jedoch innerhalb
zwischen der Schweiz, Südwestdeutschland der Sprachwissenschaft eher vermieden, weil
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Beispiele für österreichische Sprachlandschaften
diese von der Gleichberechtigung der Varie- ten), Greißler (Kaufmann), Strotter (Stöbe-
täten in den genannten Staaten ausgeht (plu- rer), Krügel (Bierglas).
rizentrische Sprachauffassung). Für die nur Wien: Bassena (Waschbecken), Brimsen
in der Bundesrepublik Deutschland verbrei- (Schafkäse), Mezzie (Schnäppchen), Powidl
teten Ausprägungen der deutschen Stan- (Pflaumenmus), Koloniakübel (Mülltonne),
dardsprache gibt es noch keine allgemein Hundstrümmerl (Hundeexkremente).
akzeptierte Bezeichnung. Oft werden sie in Steiermark: Klapotetz (Windrad), Plutzer
Ermangelung eines Besseren mit dem Attri- (Kürbis), Röhrlsalat (Löwenzahnsalat),
but teutonisch charakterisiert oder Teutonis- Schilcher (Roséwein), Sterz (eine Speise),
men genannt. Tommerl (eine Speise), Verhackert (ein
Aufstrich).
Wo immer von Deutsch in Österreich oder der Salzburg und Oberösterreich: Flesserl (Zopfge-
deutschen Sprache in Österreich die Rede ist, bäck), Schranne (Markt), Dult (Jahrmarkt),
sind prinzipiell alle sprachlichen Ausprä- Zeche (Burschenvereinigung), Zehrung
gungen der deutschen Sprache in Österreich (Totenmahl).
gemeint (von den Dialekten, der Umgangs- Westösterreich: Kamin (Rauchfang), Hauser,
sprache, den Fachsprachen bis hin zur Stan- Häuserin (Hauswart/-in), Fasnacht (Fa-
dardsprache). Österreichisches Deutsch meint sching), aufhausen (pleitegehen), Dekan
dagegen die Standardvarietät des Deutschen (Dechant), Zugeherin (Haushaltshilfe).
in Österreich, wozu sowohl innerösterrei Vorarlberg: Alp (Alm), Fasnat (Fasching),
chische regionale Ausprägungen gehören, Flädle (Suppeneinlage), Gob (Kind), Mai
sofern sie standardsprachlich sind, als auch säß (Voralpe), Rüfe (Mure), Täfer (Täfe-
Ausprägungen, die mit den Nachbarland- lung).
schaften in Deutschland, der Schweiz und Bei einigen Wörtern gibt es signifikante Be-
Südtirol übereinstimmen. deutungsunterschiede, die nicht selten zu
Im Folgenden einige Beispiele für Wörter Missverständnissen führen:
aus dem standardsprachlichen Wortschatz Most bezeichnet im Großteil Österreichs
des österreichischen Deutsch und für ihre (wie süddeutsch und schweizerisch) einen
regionale Verteilung: »alkoholischen Obstsaft«, in Ostösterreich
(wie regional auch in Deutschland und in
der Schweiz) einen »unvergorenen Obst-
saft«.
Beispiele für österreichische Speck bezeichnet gemeindeutsch und ost-
Sprachlandschaften österreichisch »die Fettschicht zwischen
Haut und Muskeln beim Schwein« und
Kärnten: Docker (einfältiger Mensch), Dulle kann somit nur fettes Fleisch bezeichnen,
(Stier), Frigga (eine Speise), Tschentsche besonders westösterreichisch aber hat es
(Nörgler), Gulter (Decke), Reindling (ein die Bedeutung »geräuchertes Fleisch vom
Kuchen). Schwein« und ist synonym zu Geselch
Kärnten und Tirol: Tschurtschen (Föhrenzap- tes, in diesem Sinn kann es auch mageres
fen), Türken (Mais), Widum (Pfarrhof), Fleisch sein.
Plenten (Polenta), Frigelesuppe (Suppe mit Obers gilt im Allgemeinen als typisch öster-
Teigeinlage), Gitschen (Mädchen). reichisches Wort, das trifft aber nur ein
Ostösterreich: Ribisel (Johannisbeere), Rauch geschränkt zu, wie die gesamtdeutsche
fang, Bartwisch (Handbesen), fechsen (ern- Verteilung von Sahne/Rahm/Obers zeigt:
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Österreichisches Deutsch – Geschichte und Politik
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Das Verhältnis zu Deutschland und der Schweiz
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Österreichisches Deutsch im Ausland
haus), Forke (für Gabel). Davon zu unter- i ntensiven Sprachkontakten zwischen Voarl-
scheiden ist diejenige Erscheinungsform der berg und der Schweiz absieht. Auch die ge-
deutschen Standardsprache, die sich seit samtoberdeutschen Ausprägungen der deut-
dem 16. Jahrhundert auf der Grundlage des schen Standardsprache haben Österreich
Ostmitteldeutschen ausgeprägt und sich und die Schweiz gemeinsam.
seit dem 19. Jahrhundert über ganz Nord-
deutschland verbreitet hat. Sie umfasst, ver-
einfacht gesagt, die Gebiete nördlich des
Mains, also Mittel- und Norddeutschland. Österreichisches Deutsch
Dieses bei uns meist so bezeichnete »Nord- im Ausland
deutsch« – es entspricht ungefähr dem, was
man als »Binnendeutsch« bezeichnet hat – Durch die Dominanz des »deutschländi-
findet vor allem in den überregionalen Me- schen« Deutsch ist es für die österreichische
dien seinen Niederschlag und wirkt auch in Kulturpolitik schwierig, die österreichische
hohem Maß auf den Sprachgebrauch in Ös- Varietät im Ausland bewusst zu machen.
terreich ein. Da Mediensprache gewöhnlich Daher werden Lektoren in ausländische Uni-
die moderne Sprachform repräsentiert, sind versitäten geschickt und Deutschkurse im
somit auch Fernsehen und Rundfunk Haupt- Inland veranstaltet, die das Standarddeutsch
träger des mittel- und norddeutschen Ein- österreichischer Prägung vermitteln s ollen.
flusses. Da zudem fremdsprachige Filme in Ein eigenes österreichisches Sprachdiplom
aller Regel in Norddeutschland synchroni- wurde eingerichtet. Wenn man bedenkt, dass
siert werden, wirkt der Einfluss des dadurch das Deutsche im internationalen Wissen-
verbreiteten Norddeutschen sehr stark auf schaftsbetrieb zunehmend zugunsten des
Kinder und Jugendliche. (Kinder in Wien sa- Englischen an Einfluss verliert, trifft das für
gen schon fast durchwegs die Eins statt der die kleinräumigen Varietäten wie die öster-
Einser.) Ein Teil der medialen Jugendsprache reichische noch stärker zu.
wird später wieder zugunsten einheimischer Eine besondere Bedeutung gewinnt die
Formen abgebaut. Mit dem Warenimport aus Sprachfrage in der Europäischen Union. Dort
Deutschland werden auch die norddeutschen geht es für das österreichische Deutsch vor
Produktbezeichnungen nach Österreich im- allem darum, in der Fachsprache der Verwal-
portiert. Journalisten übernehmen oft un tung und des Rechts, also überall dort, wo es
reflektiert die Ausdrucksweise der deutschen um Terminologie geht, in den Texten der EU
Agenturmeldungen, z. B. Oberbürgermeister repräsentiert zu sein.
für Bürgermeister. Das Problem wurde anlässlich des österrei-
In umgekehrter Richtung ist der Sprach- chischen EU -Beitritts relevant. Österreichi-
einfluss geringer, kommt aber ebenfalls vor. sches Deutsch wurde aber in den Beitritts-
Das Wort Maut ist in Deutschland heute all- verhandlungen nur in Form einer kleinen
gemein gebräuchlich, die Wendung im Nach Liste von 23 Lebensmittelbezeichnungen,
hinein galt vor einigen Jahrzehnten noch die schon im Lebensmittelrecht der EWG
eher als österreichisch (wie im Vorhinein), eine Rolle spielten, im Protokoll Nr. 10 ein-
ist heute aber gemeindeutsch. Vor allem sind gebracht:
es aber Kurzwörter, die nach Deutschland
gelangen, z. B. eh und halt. Beiried Faschiertes
Mit der Schweiz gibt es einen geringeren Eierschwammerl Fisolen
Sprachaustausch, wenn man von den sehr Erdäpfel Grammeln
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Die Sprachsituation in Österreich
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Wie entstehen Austriazismen?
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Fremdworteinflüsse
Französisch
Fremdworteinflüsse
Viele aus dem Französischen stammende
Italienisch Wörter sind bereits veraltet oder nur noch in
der Umgangssprache erhalten:
Der wichtigste kulturelle Partner Öster-
reichs mit dem größten Fremdworteinfluss
Apportl (umgangssprachlich;
war bis ins 18. Jahrhundert das Italienische.
Wurfgegenstand für den Hund)
Die Übernahmen kommen teils aus oberita-
assanieren (sanieren)
lienischen Dialekten, teils aus der italieni-
außertourlich (zusätzlich)
schen Verwaltungssprache, während die ita-
delogieren (zum Ausziehen aus der Woh-
lienische Finanz- und Musiksprache gemein-
nung zwingen)
deutsch wurde:
Fadesse (veraltet; Langeweile)
Falott (umgangssprachlich; Gauner)
Akonto (Anzahlung)
faschieren (durch den Fleischwolf drehen)
Aranzini (Orangeat)
Frappé (Milchmixgetränk)
Baraber (Arbeiter)
Karbonade (veraltet; faschierte Laibchen)
Bassena (Waschbecken)
Kokosette (Kokosflocken)
Biskotten (Löffelbiskuit)
Magazineur (Magazinverwalter)
Bollette (Zollerklärung)
Manipulant (Amtsspr.; Hilfskraft)
detto (dito)
Parte(zettel) (Todesanzeige)
Faktura (Rechnung)
Pouvoir (Vollmacht)
Farfeln (Suppeneinlage)
Rayon (Amtsbezirk)
Fasche (Binde)
retour (zurück)
Fierant (Marktfahrer)
reversieren (umkehren)
Fisolen (grüne Bohnen)
Rondeau (rundes Beet)
Karfiol (Blumenkohl)
schmafu (umgangssprachlich; geizig)
Kassa (Kasse)
Trafik (Tabakladen)
Koriandoli (Konfetti)
tentieren (umgangssprachlich;
Krida (Konkursvergehen)
beabsichtigen)
Maroni (Edelkastanien)
Pralinee (französisierend; Praline)
Massette (veraltend; Eintrittskartenblock)
Melanzani (Auberginen)
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Fremdworteinflüsse
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Der Wortschatz des österreichischen Deutsch
nes Fest), Schinakel (Boot), Gate(hose) (um- besoffener Kapuziner (auch: besoffene Liesl):
gangssprachlich; Unterhose), Dobostorte. in Glühwein getränkter Nusskuchen
Beugel: Hörnchen, kleines Kipferl
Beuschel: Speise aus Tierinnereien, beson-
ders Herz und Lunge, mit pikanter Soße
Der Wortschatz des Biegel (veraltet): Schenkel (vom Huhn)
österreichischen Deutsch Bierteig: mit Bier hergestellter Teig
Biskotten: Biskuit in Löffelform
Die folgenden Listen einiger wichtiger Bei- Blunze(n): Blutwurst
spiele aus ausgewählten Bereichen des ös- böhmische Dalken: in Fett gebackene
terreichischen Wortschatzes ersetzen nicht Germteigscheiben, mit Zwetschkenmus
die ausführliche Darstellung in den Wörter- gefüllt
büchern. Bosna, Bosner: eine stark gewürzte Wurst,
meist am Würstelstand gegessen
Brat: fein gehacktes Fleisch für die Brat-
Die Sprache der Küche
wurst; Brät
Wie auch in anderen Sprachen ist die Kü- Brauner: Kaffee mit Milch (im Kaffeehaus)
chensprache (oder Sprache der Kochkunst) Brennsuppe: Suppe mit brauner Einbrenn
entsprechend der geografischen und kultu (Mehlschwitze)
rellen Vielfalt regional ausdifferenziert. Brimsen: eine Art Schafkäse
Daher gibt es neben vielen Wörtern der Kü- Bruckfleisch: Innereien vom Rind, gedünstet
chensprache, die für ganz Österreich gelten, und in pikanter Soße
zahlreiche andere, die für einzelne Regionen Buchteln: Gebäck aus Germteig, in einer
innerhalb Österreichs spezifisch sind. Die Kasserolle gebacken, meist mit Marme-
folgende Liste enthält Speisen- und Frucht- lade gefüllt
bezeichnungen, nicht aber Wörter für Ar- Burenwurst: eine grobe, gekochte, meist am
beitsvorgänge und Geräte. Würstelstand gegessene Wurst
Butterschnitzel: wie Schnitzel gebackenes
Apfelkoch: 1. Auflauf mit Semmeln und faschiertes Kalbfleisch
Äpfeln. 2. (veraltend) Apfelmus Dalken: in Fett gebackene Germteigscheiben
Apfelkren: Soße aus Äpfeln und Kren Dobostorte, Dobosschnitte: eine Torte aus
(als Beilage zu Fleischspeisen) Butterteig mit braun glänzender Glasur
Apfelkücherl: in Teig gebackene Apfel Dunstobst: gedünstetes Obst
scheiben Eiernockerln: Pfannengerichte aus Spätzle
Augsburger: gebratene, der Länge nach und darübergeschlagenen Eiern
halbierte Knackwurst Eierschwammerl: Pfifferling
Backerbsen: Suppeneinlage aus Backteig Eierspeise: in Deutschland: Rühreier
in Erbsenform Eiklar: in Deutschland: Eiweiß
Backhendl: paniertes Huhn Einbrenn: in Fett geröstetes Mehl, in
Beerenkoch: Beerenmus Deutschland: Mehlschwitze; Einbrenn
Beinfleisch: gekochtes Rindfleisch suppe
Beinscherzel: Rindfleisch vom hinteren Teil Eingetropftes: mit Mehl verrührtes Ei, als
des Rinds (zum Kochen) Suppeneinlage; Eintropfsuppe, Tropfteig
Beiried: Rückenstück vom Rind, meist Einmach: helle Einbrenn aus Butter und
gedünstet Mehl
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Der Wortschatz des österreichischen Deutsch
Einmachsuppe: mit einer Einmach zube- geröstete Knödel: in der Pfanne geröstete
reitete Kalbsknochensuppe oder Hühner- aufgeschnittene Knödel (vgl. Gröstl)
suppe Germ, die und der: Backhefe; Germknödel,
Einspänner: großer Mocca mit Schlagobers Germteig, Germkrapfen
(im Kaffeehaus); einzelnes Frankfurter Gerstl: Graupen
Würstel Geselchtes: geräuchertes Schweinefleisch
Erdapfel: Kartoffel; Erdäpfel in der Schale/ G(e)spritzter: mit Soda oder Mineralwasser
Montur (umgangssprachlich), in Deutsch- verdünnter Wein
land: Pellkartoffeln; Erdäpfelsalat Golatsche: siehe Kolatsche
Extrawurst: feine Wurst, in Deutschland: Grammeln: Grieben; Grammelknödel,
Lyoner Grammelschmalz, Grammelsuppe
Farfeln: eingetropfte Teigklümpchen in der Graukäse: eine Zubereitung von Käse
Bouillon; Farferlsuppe Grießkoch: Grießbrei
Faschiertes: 1. Hackfleisch. 2. Speisen aus Grießschmarren: gebackener Grießbrei
Hackfleisch; faschierte Laibchen, faschier Gröstl, Tiroler Gröstl: Speise aus gerösteter
ter Braten Wurst, Kartoffeln, Knödeln und Ei
Faschingskrapfen: in Deutschland: Berliner Gugelhupf: in Deutschland: Napfkuchen
(in Berlin: Pfannkuchen) Haluschka: Teigwaren mit Topfen und
Filz: Bauchfett des Schweins Speck
Fisolen: grüne Bohnen; Fisolensalat Häuptelsalat: Kopfsalat; Salathäuptel
Fleck: flacher, auf einem Blech gebackener, Heiden: Buchweizen; Heidenmehl,
mit Früchten belegter Kuchen; Marillen-, Heidensterz
Zwetschkenfleck Hendl: gebratenes junges Huhn; Back-,
Fleckerln: viereckige Nudelform; Kraut Brathendl
fleckerln, Schinkenfleckerln Hetschepetsch (umgangssprachlich):
Fleischkäse: westösterreichisch für Leber Hagebutte
käse Heuriger: junger Wein der letzten Lese; Heu
Flesserl: mit Mohn oder Salz bestreutes rige: frische Kartoffeln der letzten Ernte
Gebäck in Zopfform Hiefer-: siehe Hüfer-
Fogosch: Zander Hörnchen: Teigwaren in gebogener Form
Frappee, Frappé: Mixgetränk aus Milch und (in Deutschland bedeutet es »Kipfel«)
Früchten (in Deutschland: eine Süßspeise Hüfer-: Teile von Rindfleisch; Huft; Hüfer
mit Eis) scherzel, Hüferschwanzel
Frittaten: dünne Teigstreifen als Suppen Indianerkrapfen: in Deutschland:
einlage; Frittatensuppe Mohrenkopf
Gansbiegel (veraltend): Gänsekeule Jagertee: Tee mit Schnaps
Gebäck: Sammelbegriff für Semmel, Jourgebäck: Kleingebäck
Weckerl usw. (in Deutschland: für süßes Jungfernbraten: Schweinsfilet, Lungenbraten
Backwerk) vom Schwein
gebackene Erbsen: siehe Backerbsen Kaffeeobers: Obers für den Kaffee
Gelundener, Glundener: Kärntner Gericht Kaiserfleisch: geräucherte Schweinsbrust
aus Käse Kaiserschmarren: zerstoßener dicker
geriebenes Gerstl: geriebener Nudelteig Palatschinken mit Rosinen
(Graupe) als Suppeneinlage; Reibgerstel; Kälbernes: Kalbfleisch
Gerstelsuppe Kalbskarree: Rippenstück vom Kalb
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Der Wortschatz des österreichischen Deutsch
Kinderbetreuungsgeld: für 2–3 Jahre an die Landhaus: Sitz des Landtags (und der Lan-
Eltern ausbezahltes Erziehungsgeld desregierung)
Kirchenbeitrag: Kirchensteuer Lebensmittelpolizei: kommunale Behörde
Klub: Fraktion (im Parlament); Klubobfrau, für die Lebensmittelkontrolle
Klubobmann, Klubzwang Lenker: Fahrer, z. B. Autolenker, Mopedlen
Knoten: im Verkehrswesen die Einbindung, ker, Pkw-Lenker, Taxilenker; Lenkerprüfung,
Kreuzung einer Autobahn, in Deutsch- Lenkertest, Lenkerberechtigung
land: Kreuz Lokalaugenschein: Gerichtstermin am Tat-
kollaudieren: baubehördlich prüfen und die ort; Ortsaugenschein
Benützung genehmigen; Kollaudierung Magistratsdirektor(in): Leiter(in) der Stadt-
kommassieren: Grundstücke zusammen verwaltung
legen; Kommassierung Mandatar: Abgeordneter; Gemeinde
Kommerzialrat: Ehrentitel für Wirtschafts- mandatar
treibende, in Deutschland: Kommerzienrat Markt: Rechtsstatus zwischen Gemeinde
Kommissär: Regierungsbeauftragter, in und Stadt; Markterhebung
Deutschland: Kommissar Marktamt: Lebensmittel-Kontrollbehörde
Kommissariat: Polizeidienststelle Mehrdienstleistung: Überstunde bei
kommissionieren: einen Neubau behördlich Beamten
prüfen und die Benützung genehmigen; Meldegesetz: Gesetz über die polizeiliche
Kommissionierung Anmeldung; Melderegister, Meldeschein
Kommunalabgabe: Gemeindesteuer Meldezettel: polizeiliche Anmeldungs
Konsumentenschutz: Verbraucherschutz bestätigung
Kontrollor: in Deutschland: Kontrolleur Militärkommando: militärische Dienststelle
Konzeptsbeamter: Beamter, der Schriftstü- eines Bundeslandes
cke verfasst; in Deutschland: Konzipient Militärstreife: eine Truppe zur Unter
Konzipient: Jurist zur Ausbildung in einem stützung der Polizei
Anwaltsbüro Ministerrat: regelmäßige Sitzung der
Krida: Konkursvergehen; Kridatar: Konkurs- Regierungsmitglieder, Kabinettssitzung
schuldner Mutter-Kind-Pass: Heft mit ärztlichen
Kurator: Rechtsbeistand für Entmündigte Bestätigungen über verschiedene Unter
und Sachen; Mitglied eines Kuratoriums; suchungen des Kindes in den ersten
Leiter eines Museums; Betreuer einer Aus- Lebensjahren
stellung; kuratieren Nationalbank: staatliche Notenbank
Kurie: Standesvertretung in bestimmten Nationale: Personalangaben; Formular für
Gremien die Personalangaben
Landesgericht: dem Bezirksgericht über Nationalrat: gesetzgebende Volksver-
geordneter Gerichtshof, der sich meist in tretung; Mitglied der Volksvertretung
einer Landeshauptstadt befindet; (Abk.: NR .); Nationalratsabgeordnete(r),
in Deutschland: Landgericht Nationalratspräsident(in), Nationalrats
Landeshauptfrau: Regierungschefin eines wahl
Bundeslandes Nominale: Nominalwert
Landeshauptmann: Regierungschef eines Normverbrauchsabgabe: Steuer bei Erwerb
Bundeslandes eines Kraftfahrzeugs, die nach dem Treib-
Landesrat: Mitglied einer Landesregierung; stoffverbrauch bemessen wird (Abk.:
Landesrätin NOVA )
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len (im Gegensatz zu den Landeslehrern sich auf eine staatliche Reifeprüfung ohne
an Volks-, Haupt- und Sonderschulen); Schulbesuch vorbereitet
Bundeslehrerin Mittelschule: bis 1962 Bezeichnung für die
Bundesgymnasium: staatliches Gymnasium allgemeinbildende höhere Schule (AHS ,
(Abk.: BG ); Bundesrealgymnasium (BRG ) Gymnasium), auch heute inoffiziell noch
Externist: Schüler, der nach privater Vor gebräuchlich
bereitung die entsprechenden Prüfungen Nachtragsprüfung: nachgeholte Prüfung in
ablegt; Externistenprüfung: Prüfung für der Schule, wenn die Benotung im norma-
externe Schüler len Zeitraum nicht möglich war
Fachbereichsarbeit: im Rahmen der Reife- Oberschulrat: Titel für einen verdienten
prüfung erstellte wissenschaftliche Arbeit Lehrer an Pflichtschulen (Abk.: OSR );
FH : Fachhochschule Oberschulrätin
Gegenstand: Schulfach; Haupt-, Lieblings-, Oberstudienrat: Titel für einen verdienten
Neben-, Pflicht-, Unterrichts-, Wahlpflicht Lehrer an höheren Schulen (Abk. OstR;
gegenstand das Grundwort Studienrat ist in Österreich
Handelsakademie: fünfjährige höhere kauf- ungebräuchlich); Oberstudienrätin
männische Schule mit Matura, kurz: die Oberstufenrealgymnasium: vierjähriger
Handelsak, Abk.: HAK Gymnasialtyp, der das 9. bis 12. Schuljahr
HASCH , Hasch: Handelsschule umfasst (Abk.: ORG )
HTL : höhere technische Lehranstalt Pädagogische Akademie (auslaufend): Aus-
Integrationslehrer: Lehrer in Klassen, in bildungsstätte für Pflichtschullehrer; kurz:
denen behinderte Kinder integriert sind; die Pädak, heute Pädagogische Hochschule
Integrationslehrerin Pflichtgegenstand: Pflichtfach
Klassenvorstand: für eine Klasse besonders Pflichtschule: Volks- und Hauptschule;
zuständige(r) Lehrer(in) Pflichtschullehrer(in)
Kolleg: berufsorientierte, 2- bis 3-jährige polytechnisch: Polytechnische Schule, Poly
Ausbildung im Anschluss an die Reife technischer Lehrgang: an die Hauptschule
prüfung anschließende praxisorientierte Schule
Kustos: Verwalter der Lehrmittelsammlung (9. Schulstufe), kurz Poly
Kustodiat: Amt eines Kustos Professor: Lehrer an einer höheren Schule;
Landeslehrer: siehe Bundeslehrer; Landes Professorin (in Deutschland: Studienrat/
lehrerin -rätin)
Landesschulinspektor: Schulaufsichtsbe- Realgymnasium: höhere Schule mit natur-
amter des Landesschulrats (Abk.: LSI ); wissenschaftlichem Schwerpunkt
Landesschulinspektorin Schularbeit: schriftliche Prüfungsarbeit in
Landesschulrat: Schulbehörde eines Bundes- der Schule (in Deutschland: Klassenarbeit,
landes (Abk.: LSR ) Klausur)
Lehrverpflichtung: Anzahl von Schulstun- Schulbuchaktion: kostenlose Versorgung der
den, die ein Lehrer zu halten hat Schüler mit neuen Schulbüchern durch
Matura: Reifeprüfung (in Deutschland: den Staat
Abitur); Maturaaufgaben, Maturajahrgang, Schulbuchliste, Schulbuchprofil: Liste der in
Maturajubiläum, Maturareise, Matura der Schulbuchaktion erhältlichen Bücher
treffen, Maturazeugnis; Handelsmatura; Schulerhalter: Schulträger
Maturant(in) Schulgemeinschaftsausschuss: Gremium aus
Maturaschule: Privatschule, in der man Lehrern, Eltern und Schülern (Abk.; SGA )
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Wortbedeutung
Schulsprengel: Sprengel, für den eine be- Übungsschule: an eine Pädagogische Hoch-
stimmte Pflichtschule zuständig ist schule angeschlossene Pflichtschule;
Schulstufe: Jahrgang innerhalb des vor Übungshauptschule, Übungsvolksschule
geschriebenen Schulaufbaus. (Die erste Unterrichtsgegenstand: Unterrichtsfach
Klasse Gymnasium ist für die Schüler die Unterrichtspraktikant: Lehrer einer höheren
5. Schulstufe.) Schule im Praktikumsjahr (in Deutsch-
Stadtschulrat: Schulbehörde in Wien land: Referendar[in]); Unterrichtsprakti
(Abk.: SSR ) kantin, Unterrichtspraktikum
Stundentafel: im Lehrplan festgelegtes Stun- Volksschule: die vierklassige Grundschule,
denausmaß der Unterrichtsfächer 1.–4. Schuljahr
supplieren: die Schulstunde eines anderen
Lehrers vertretungsweise halten; Supplier
stunde, Supplierung
30
Wortbedeutung
31
Wortbedeutung
32
Wortbedeutung
33
Wortbedeutung
34
Wortfelder
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Fachausdrücke der Politik und Verwaltung
aus Wolle gestrickt, weich, steif, mit Schirm aus Stoff, genäht,
eng anliegend locker, für Frauen
Österreich Haube Kappe Haube
Deutschland Mütze Mütze Haube
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Fachausdrücke der Politik und Verwaltung
Volksvertretungen
Funktionsbezeichnungen
37
Wortbildung
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Produktive Wortbestandteile
■■ In der Standardsprache findet sie sich in Adjektiv früh in zu früher Stunde, zu früh auf
Wörtern, bei denen es nur die Form mit hören.
-erl gibt (die Nachsilbe drückt hier keine Die Fügung zu Abend essen kann in Öster-
Verkleinerung aus). Hierzu gehören z. B. reich auch zu einem Verb zusammengefasst
Zuckerl (»Bonbon«), Pickerl (»Aufkleber«, werden, daher gibt es hier die nur im Infini-
»Vignette«), Stockerl (»Hocker«), Körberl tiv und Partizip vorkommende Schreibung
geld (umgangssprachlich, »Zuverdienst«), Ich gehe abendessen, mittagessen, ich habe
Bummerl (umgangssprachlich, »Minus- abendgegessen, mittaggegessen.
punkt bei Kartenspielen«).
-l
Außerdem gibt es die Verkleinerung mit -l, Produktive Wortbestandteile
z. B. Kastl, Fassl, Dirndl, Standl, in Vorna-
men: Ferdl, Bartl, Hansl, Gustl, Resl. Auch Mit manchen Wörtern können die verschie-
hier gibt es Standardwörter, in denen -l keine densten Zusammensetzungen gebildet wer-
Verkleinerung ausdrückt, Gstanzl (vierzei- den. Sie nehmen dann in diesen Zusammen-
liges Scherzlied); das gilt besonders auch in setzungen eine ganz eigene Bedeutung an,
Küchenwörtern: Gröstl u. a. die nicht mehr ihrer ursprünglichen Bedeu-
tung gleichkommt. Im Folgenden hiefür
-le einige Beispiele aus dem österreichischen
In Vorarlberg gibt es die schwäbisch-aleman- Wortschatz.
nische Verkleinerungssilbe -le (z. B. Flädle,
Säckle), der die Schweizer Form -li (Flädli, -diener (Amtssprache): »Dienstleistender,
Säckli) entspricht. Dienstpflichtiger«:
Grundwehrdiener, Präsenzdiener, Wehr
diener, Wehrersatzdiener, Zivildiener
-geher: »-gänger«:
Rechtschreibung Fußgeher, Kinogeher, Kirch(en)geher,
Spaziergeher, Theatergeher, Tourengeher
Seit der Rechtschreibreform 1996/2006 be- -kaiser (salopp): »mit souveräner Macht aus-
stehen zwischen Österreich, Deutschland gestatteter Politiker oder Funktionär«:
und der Schweiz keine wesentlichen Unter- Bezirkskaiser, Betriebskaiser, Dorfkaiser,
schiede in der Rechtschreibung. Vereinzelte Immobilienkaiser, Liftkaiser, Ortskaiser
erlaubte österreichische Schreibvarianten -schmäh: »Trick; taktischer Kniff; originelle
sind: Szepter statt Zepter, Tunell neben Tun Wortmeldung«:
nel, Spass neben Spaß, Kücken statt Küken, Lavendelschmäh, Marketingschmäh,
Geschoß statt Geschoss, Gulyás als ungari- Ökoschmäh, Politschmäh
sche Form neben Gulasch. -tiger (umgangssprachlich): »begeisterter
Andere Unterschiede ergeben sich aus Liebhaber von bestimmten Speisen, Sport-
einer anderen Wortverwendung: Wenn früh arten u. Ä.«:
in Österreich so wie Morgen, Abend usw. Fleischtiger, Mehlspeistiger, Rindfleisch
als Bezeichnung einer Tageszeit verwendet tiger; Balltiger, Pistentiger
wird, muss es folglich auch großgeschrieben -werber (Amtssprache): »Bewerber«:
werden: heute Früh (»am Morgen«), morgen Asylwerber, Aufnahmswerber, Bauwerber,
Früh. Davon zu unterscheiden ist aber das Beitrittswerber, Entgegnungswerber, Exeku
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Phraseologie
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Aussprache
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Aussprache
Systemhafte Aussprachemerkmale
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Aussprache
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Betonung
Betonung Grammatik
Französische Fremdwörter (oder als solche Das grammatische System ist im österreichi-
empfundene) werden in Österreich auf der schen Deutsch im Prinzip dasselbe wie im
letzten Silbe betont, z. B. Sakko, Tabak, Tele gesamten Sprachraum. Es gibt nur punktu-
fon, Platin, Kaffee, in Deutschland meist auf elle Unterschiede.
der ersten Silbe.
Das Wort Mathematik wird wie Grammatik
Verben
auf dem a der vorletzten Silbe betont.
Erstbetonung gilt für viele Fremdwörter Verben, die eine Körperhaltung ausdrücken,
und Namen (Betonung in Deutschland da bilden das Perfekt mit sein (so auch ur-
gegen auf der letzten Silbe): Calvin, Kolleg, sprünglich süddeutsch und schweizerisch):
Labor, Leguan, Vatikan, Oblate, ebenso die Ich bin gestanden (im Mittel- und Norddeut-
Zusammensetzungen mit Anti-, Makro- schen ich habe gestanden). Zu diesen Verben
(Antialkoholiker, Makrokosmos). Auch die gehören sitzen, liegen, stehen, kauern, hocken,
Vorsilbe un- wird betont: unbegreiflich, un schweben, knien, baumeln, lungern sowie
bekümmert usw. alle zusammengesetzten Verben, z. B. dalie
In ungarischen Namen, z. B. Lehár, Horváth, gen, beistehen, vorliegen. Bei hängen und ste
wird in Deutschland der Akzent, der ein hel- cken gilt das nur bei intransitivem Gebrauch:
les a kennzeichnet, irrtümlich als Betonungs- Ich bin am Seil gehangen, aber: Ich habe den
zeichen aufgefasst, in Österreich werden Mantel an den Haken gehängt; Ich bin im
diese Namen dem Ungarischen entsprechend Schlamm gesteckt, aber: Ich habe das Kabel
erstbetont. Dagegen werden die norddeut- in die Steckdose gesteckt.
schen Namen auf -ow (z. B. Teltow, Krolow) in Einzelne Verben werden in der Umgangs-
Österreich irrtümlich meist [-of] ausgespro- sprache schwach gebeugt, im Standarddeut-
chen. schen dagegen stark: Ich bin gehängt, er hat
In mehrsilbige Wörtern neigt man in Öster- gehaut (gegenüber gehangen, gehauen).
reich zur Trennung des -ie und Betonung auf In der gesprochenen Sprache wird in
der drittletzten Silbe: Zeremoni-e, Kopi-e. Österreich hauptsächlich das Perfekt als
Ein Beispiel aus der Satzbetonung: Wenn Erzähltempus verwendet, in der geschriebe
sich in Verbindung mit einer Präposition nen Sprache ist wie in Deutschland das Prä-
steht, wird in Österreich sich betont (im teritum die Norm. (Das Tempussystem wird
Norddeutschen und in der Schweiz die Prä- allerdings heute schon im Deutschen sehr
position): etwas von sich geben, zu sich neh frei gehandhabt.)
men, bei sich haben. In der Umgangssprache wird die 2. und
3. Person Singular Präsens der starken Ver-
ben ohne Umlaut gebildet, z. B. du stoßt, du
fahrst, er tragt.
Es gibt vereinzelt Unterschiede in der
alenz der Verben: vergessen wird in der Be-
V
deutung »vergessen, etwas zu tun« mit auf
verbunden (Ich habe auf das Telefonat ver
gessen »vergessen zu telefonieren«, aber: Ich
habe den Schirm vergessen »liegen lassen«).
In vielen Wendungen wird in Österreich eine
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Grammatik
reflexive Verwendung bevorzugt, z. B. sich Prospekt: der und das (in D der)
mit etwas spielen (»spielerisch bewältigen«), Puder: das (in D der)
sich stellen auf (»kosten«). In formellen Tex- Puff: das (in D der)
ten neigt man im Österreichischen zu Funk- Revers: der und das (in D das)
tionsverben: zur Besetzung gelangen, in Ver Risotto: das und der (in D der)
wendung nehmen, eine Aktion setzen. Sago: der und das (in D der)
Sakko: das (in D der und das)
Sandwich: das (in D der und das)
Substantive
Schlamassel: das (in D der und das)
Der Plural wird (wie im gesamten süddeut- Schneid: die (in D der)
schen Raum) in vielen Fällen mit Umlaut ge- SMS : das (in D die)
bildet: die Krägen, Kästen, Wägen, Pölster, Spachtel: die (in D der)
Bögen. Abweichende Pluralbildung hat z. B. Spagat (»gespreizte Beine«):
Risken (analog zu riskieren) neben Risiken. der (in D meist das)
Bluejean kann als Singular verwendet wer- Sugo: der und das (in D der und die)
den, neben Bluejeans. Umgangssprachlich Triangel: das (in D der und das)
werden Hirsch und Wirt schwach dekliniert Vokabel: das und die (in D die)
(den Wirten, Hirschen). Zinnober: das (in D der)
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Grammatik
Nicht korrekt ist am für »auf den/das« als zu: Angabe eines Zeitpunktes, besonders
Angabe einer Richtung: Ich lege das Buch am eines Festes:
Tisch. zu Weihnachten
zu Ostern
an: zu Pfingsten
an der Adresse wohnen zu Silvester
sich an etwas wagen zu Neujahr
zum Jahreswechsel
aus: »in« (Schulfach): zu Floriani
Schularbeiten aus Latein zu Josefi usw.
um
a) (gibt bei Verben den Grund an):
um die Zeitung gehen
jemanden um Milch schicken
b) (bei Preisangaben) »für«:
etwas um 10 kaufen
etwas um eine Million verkaufen
um diesen Lohn arbeiten
c) in Verbindung mit bestimmten Wörtern:
froh um (über) etwas sein
ansuchen um …
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Ausgewählte Literatur zum österreichischen Deutsch
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Ausgewählte Literatur zum österreichischen Deutsch
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Brosch_Oesterr_Deutsch:D1.RZ_10.04.06 21.07.2008 17:09 Uhr Seite 1
Pickerl
Grammeln Vintschgerl
perlustrieren
Kren
außertourlich
strapazfähig
disziplinär schmafu
Alles Wissenswerte zum österrei-
chischen Deutsch im Überblick:
쮿 Entwicklung und Abgrenzung Österreichisches
쮿
쮿
Typische Merkmale
Entstehung von Austriazismen
Deutsch
쮿 Wortschatz, Aussprache /Betonung, Eine Einführung von Jakob Ebner
Grammatik
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anno Schnee
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