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Deine Zweifel sind begründet, Sohn des Kesa. Höre meine Weisung: Glaube
nichts auf bloßes Hörensagen hin; glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt
und durch viele Generationen bis auf uns gekommen sind; glaube nichts
aufgrund von Gerüchten oder weil die Leute viel davon reden; glaube nicht, bloß
weil man dir das geschriebene Zeugnis irgendeines alten Weisen vorlegt; glaube
nie etwas, weil Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit
dich verleitet, es für wahr zu halten; glaube nichts auf die bloße Autorität deiner
Lehrer und Geistlichen hin. Was nach eigener Erfahrung und Untersuchung mit
deiner Vernunft übereinstimmt und deinem Wohl und Heil wie dem aller
anderen Wesen dient, das nimm als Wahrheit an und lebe danach.« (Anguttara
Nikaya I, 174)
Im Buddhismus ist Erleuchtung die Übersetzung von bodhi, einem Begriff aus
der Pali-Sprache, der wörtlich übersetzt "Aufwachen" bedeutet. Erleuchtung
dürfte einer der am meisten missverstandenen Begriffe im spirituellen Bereich
sein. Dieses Missverständnis beruht in erster Linie darauf, dass die Ursprünge
für spirituelle Entwicklungsprozesse in den östlichen Philosophien und
Religionen zu finden sind. Allgemein dürfte bekannt sein, wie blumenreich und
phantasievoll die indische Sprache ist. Die hinduistischen Schriften zum Beispiel
sind umgeben von einem mystischen Schleier, der viele Begebenheiten, für die
man keine rationalen Erklärungen finden konnte, durch metaphysische
Umschreibungen verständlich zu machen versucht.
Der Hinduismus ist einer der gesellschaftlichen Grundpfeiler Indiens, der viele
Jahrtausende die indische Gesellschaft prägte. Er ist auch heute noch die am
weitesten verbreitete Religion in Indien. Etwa 80 Prozent aller Inder gehören
auch heute noch dem hinduistischen Glauben an. Er beruht im wesentlichen auf
der Vedanta-Philosophie. Der Advaita-Vedanta lehrt die Wesenseinheit der
individuellen Seele (Atman) mit der Gottseele (Brahman). Das zweite Element,
auf dem der Hinduismus beruht, ist die Reinkarnation, also die Wiedergeburt
nach dem Tode.
Darum verwundert es natürlich nicht, dass man Yogis, von denen man annahm,
dass sie außergewöhnliche spirituelle Fortschritte gemacht hatten, die also
"Erleuchtung" erlangt hatten, in einem Licht darstellte, das oft mit der
Wirklichkeit nicht viel gemeinsam hatte. Viele Yogis trugen selber zu ihrer
eigenen Glorifizierung bei. Schließlich brachte es ihnen Ansehen, Zulauf an
interessierten Jüngern und dementsprechend materiellen Wohlstand.
Ich will damit natürlich nicht sagen, dass die Yogis in erster Linie an
spirituellem Wohltand interessiert waren. Aber ich sehe durchaus eine ziemlich
große Kritiklosigkeit der traditionellen hinduistischen Philosophie gegenüber,
und die Lust, die Wirklichkeit etwas phantasievoller zu gestalten. Im Laufe der
Jahrhunderte bildeten sich dadurch allerlei Legenden über sogenannte
Erleuchtete, denen man alle möglichen Wundertaten und übersinnliche
Fähigkeiten andichtete.
Wie mir scheint, neigt der Osten auch heute noch dazu, die Fähigkeiten der
Erleuchteten ein wenig zu überhöhen. Liest man zum Beispiel die
Autobiographie Paramahansa Yoganandas, so findet man dort schwebende und
hellsehende Yogis, Yogis, die zwar Hunderte von Kilometern entfernt sind, sich
aber trotzdem ihren Jüngern zeigen, indem sie sich über diese Distanz
materialisieren und mit ihnen reden. Wie selbstverständlich erscheinen den
Yogis während der Meditation alle möglichen Götter, Tote werden
wiedergeboren, selbst ganze Königspaläste werden materialisiert.
Ebenso wundert es dann auch nicht, wenn neben dem materiellen Körper noch
ein feinstofflicher astraler und kausaler Körper existiert. So werden dem astralen
Körper übersinnliche Fähigkeiten zugeordnet. Der kausale Körper dagegen stellt
die Seinsform der ewigen Seligkeit dar. Somit symbolisiert er gewissermaßen
den seligen Endzustand aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt,
vergleichbar mit dem christlichen Himmel, in der die Individuen gottgleich in
einem paradiesischem Zustand leben. Wie selbstverständlich wird auch
akzeptiert, dass es die kosmische Energie Prana gibt, aus der das Universum
erschaffen wurde. Angeblich soll der Mensch diesem Prana sein Leben
verdanken, da er neben dem Sauerstoff auch eben dieses Prana einatmet.
So etwa gibt es laut Yogananda, viele Astralsphären mit unterschiedlichen
Astralebenen, in der sich die Menschen nach ihren Tod aufhalten, die aus feinen
Licht- und Farbschwingungen bestehen, welche in etwa dem Nordlicht
vergleichbar und von astralen Wesen bevölkert sind, die sich astraler
Beförderungsmittel aus Licht bedienen und in der die Verständigung
untereinander durch Gedankenübertragung (Telepathie) und astralem Fernsehen
geschieht.
Bei Yogananda liest sich das dann etwa wie folgt: "Das gewöhnliche astrale
Universum ist von Millionen Astralwesen bevölkert, die vor kürzerer oder
längerer Zeit von der Erde gekommen sind, sowie von Myriaden von Feen,
Wassernixen, Fischen, Tieren, Kobolden, Gnomen, Halbgöttern und Geistern,
die alle, je nach ihrer karmischen Beschaffenheit, auf entsprechenden
Astralebenen leben. Gute und böse Geister wohnen in getrennten Sphären.
Während sich die guten frei umherbewegen können, bleiben die bösen Geister
auf die ihnen zugewiesene Zone beschränkt. Genauso wie die menschlichen
Wesen auf der Oberfläche der Erde, die Würmer im Boden, die Fische im
Wasser und die Vögel in der Luft leben, so leben auch die Astralwesen, je nach
ihrem Entwicklungsgrad, in ihrem natürlichen Schwingungsbereich. Zwischen
den bösen, gefallenen Engeln, die aus verschiedenen Astralwelten ausgestoßen
wurden, finden Kämpfe und Kriege statt. Bomben aus Biotronen und vibrierende
mantrische Strahlen, bestehend aus gesprochenen oder gesungen Lauten, die bei
tiefer Konzentration wie geistige Geschosse wirken, dienen ihnen als Waffen.
Diese Ausgestoßenen leben in den finsteren Regionen des niederen
Astralkosmos, wo sie ihr schlechtes Karma abbüßen."
Weiter berichtet Yogananda nicht nur von weiblichen Yogis, auch Yoginis
genannt, die vollkommen ohne jede Nahrung leben, sondern auch davon, dass
eines Nachts, als er in der Einsiedelei zu Encinitas in Ameriaka saß und
schweigend betete, sein Wohnzimmer von einem opalblauen Licht erfüllt wurde
und er die strahlende Gestalt des Herrn Jesus erblickte.
Eine andere Lichterscheinung beschreibt Yogananda wie folgt: "Als ich dieses
Kapitel zu Ende geschrieben hatte, ließ ich mich im Lotossitz auf meinem Bett
nieder. Zwei abgeschirmte Lampen verbreiteten ein mattes Licht im Zimmer.
Als ich den Blick nach oben richtete, bemerkte ich, daß die Zimmerdecke mit
kleinen, senffarbigen Lichtern übersät war, die leise vibrierten und
radiumähnlich leuchteten. Myriaden von hauchfeinen Strahlen formten sich zu
einem durchsichtigen Lichtregen und ergossen sich lautlos über mich.
"Dies ist der Mechanismus des kosmischen Films", sprach eine Stimme, die aus
dem Licht zu kommen schien. "Er wirft seinen Strahl auf die weiße Leinwand
deiner Bettdecke und ruft dadurch deine körperliche Erscheinung hervor. Sieh!
dein Körper ist nichts als Licht!"
"Ich blickte auf meine Arme und bewegte sie nach vorn und nach hinten, ohne
dass ich ihr Gewicht spürte. Eine ekstatische Freude kam über mich. Dieser
kosmische Lichtkegel, aus dem sich mein Körper herauskristallisierte, schien
eine göttliche Reproduktion jener Lichtstrahlen zu sein, die aus dem
Vorführraum eines Filmtheaters dringen und sich auf der Leinwand zu Bildern
formen.
Und genau das sind die Früchte dieser Mythologie, die seit vielen Jahrhunderten
verbreitet wird. Es werden Hoffnungen und Erwartungen unter die Menschen
gestreut. Was beim Einzelnen davon ankommt sind teilweise abenteuerliche
Vorstellungen, die Erwartungen wecken. Diese Leichtgläubigkeit ist andererseits
auch nicht weiter verwunderlich. Schaut man sich beispielsweise die heiligen
Schriften an, so wird auch dort immer wieder von Wundern berichtet, die von
den Gläubigen kritiklos akzeptiert werden. Damit ist natürlich der Boden für die
Mythologie bereitet.
Was ist aber von diesen angeblichen Wundern wirklich zu halten? Liest man
etwa das neue Testament, so hat Jesus am dritten Tage nach seinem Tode sein
Grab verlassen und ist auferstanden. Nach seiner Auferstehung soll er seinen
Jüngern erschienen sein, ist mit zwei von ihnen von Jerusalem nach Emmaus
gewandert, hat mit ihnen gesprochen, hat ihnen die Wunden seiner Kreuzigung
gezeigt, ist durch eine geschlossene Tür gegangen und soll nach 40 Tagen zum
Himmel aufgefahren sein. Kein anderes Wort des Apostels Paulus wird seit
nahezu zweitausend Jahren so oft wiederholt und bekräftigt wie eine Stelle in
seinem ersten Brief, den er den Korinthern schrieb: "Ist aber Christus nicht
auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube
vergeblich."
Vieles andere, was einst als Glaubenswahrheit galt, ist klammheimlich von den
Theologen aufgegeben worden. Es gibt auch unter den Theologen kaum noch
Streit darüber, ob Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, ob er Tote
auferweckte und über Wasser gewandelt ist. Und auch die Himmelfahrt
verteidigt heute kaum noch jemand. Nur der Papst und seine Bischöfe führen die
letzten Gefechte um dieses antiquierte Glaubensgut, und mancher Kritiker meint,
dass etliche Bischöfe dies lediglich des frommen Scheins wegen tun.
Bei Yogananda allerdings liest sich das etwas anders. Dort wird überhaupt nicht
an Wunder gezweifelt. Vielmehr gehören sie zum ganz normalen Alltag. Man
muss wohl im fernen Osten aufgewachsen sein und sich die östliche Mentalität
zu eigen gemacht haben, um das widerspruchslos zu akzeptieren. Ein kurzer
Abschnitt aus Yoganandas Biographie soll zeigen, welche Einstellung
Yogananda gegenüber diesen Wundern hat.
Yogananda: "Als Wunder bezeichnet man gewöhnlich eine Wirkung oder ein
Geschehen, das sich ohne Gesetzmäßigkeit, d.h. außerhalb der Naturordnung,
vollzieht. Doch alle Dinge, die sich in unserem präzise aufgebauten Universum
ereignen, geschehen gesetzmäßig und lassen sich gesetzmäßig erklären. Die
sogenannten Wunderkräfte eines großen Meisters sind eine natürliche
Folgeerscheinung seiner genauen Kenntnis der feinstofflichen Gesetze, die den
inneren Kosmos des Bewusstseins regieren.
In Wirklichkeit kann daher nichts als Wunder bezeichnet werden, es sei denn,
dass man im tieferen Sinne alles als Wunder ansieht. Gibt es etwas
Alltäglicheres und zugleich Wunderbareres, als dass jeder von uns in einem
komplizierten körperlichen Organismus eingeschlossen ist und auf eine Erde
gesetzt wurde, die mit anderen Sternen durch den Weltraum wirbelt?
Große Propheten wie Christus und Lahiri Mahasaya (der Guru von Yoganandas
Guru) vollbringen gewöhnlich viele Wunder. Solche Meister haben, während sie
auf Erden leben, eine schwierige geistige Aufgabe an der Menschheit zu
erfüllen, und es scheint mit zu ihrer Mission zu gehören, denen, die in Not sind,
durch Wundertaten zu helfen. Oft ist ein göttliches Machtwort nötig, eine
unheilbare Krankheit zu heilen oder ein scheinbar unlösbares Problem zu lösen.
Als der Hauptmann von Kapernaum Christus bat, seinen sterbenden Sohn zu
heilen, erwiderte jener mit einem Anflug von bitterem Humor: "Wenn ihr nicht
Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht." Aber er fügte hinzu: "Gehe hin,
dein Sohn lebt." (Johannes 4, 48; 50)"
Alles, was mit Yoga zusammenhängt, scheint aus Asien zu stammen. So sind die
Asiaten demnach die Herren auf diesem Gebiet? Möglich, dass sie in Zeitaltern,
von denen uns nichts überliefert ist, wissend waren; Legenden behaupten es.
Nicht wegzuleugnen ist die Tatsache, dass heute bei uns niemand mehr da ist,
der als Meister im Yoga anzusprechen wäre.
Als die englische Regierung für die Ausstellung in Wembley einen Fakir suchte,
der imstande gewesen wäre, irgend eines der oft gerühmten Yogiwunder
vorzuführen, da war auch nicht einer aufzutreiben!!! - Es werden eben zumeist
Gaukler fälschlich für Yogis gehalten eine Folge der allgemeinen Unwissenheit,
was im Grunde eigentlich ein Yogi ist. Auch ein Asket ist, genau unterschieden,
noch lang kein Yogi; zumeist sogar das Gegenteil, nämlich ein durch aufs
äußerste getriebene Frömmigkeit schizophren Gewordener.
Yoga heißt auf deutsch soviel wie "Verbindung". Ein Bhaktayogi wie der
erwähnte Ramakrishna, oder um einen Europäer zu nennen: Ruysbroek,
behaupten zwar, sie seien in ihren Ekstasen mit Gott verbunden, aber man
könnte ganz gut sagen: sie erlebten lediglich Bewusstseinsspaltung. Der
Umstand, daß Ramakrishna, wie seine Schüler einstimmig beteuerten, bisweilen
"Wunder" zuwege brachte, widerlegt durchaus nicht, dass Schizophrenie
ausgeschlossen gewesen wäre, geschehen doch bei spiritistischen Medien und
Hypnotisierten ähnliche Dinge genau so.
Erleuchtung ist den meisten von uns nicht unbekannt. Es gibt immer wieder
Momente im Leben, in denen wir kleine Erleuchtungserfahrungen, sogenannte
Satoris, machen dürfen. Dann durchströmt uns ein Glückgefühl, wir verspüren
eine wohlige Seligkeit, plötzlich ist die Angst, die uns sonst begleitet,
vollkommen verschwunden und wir haben das Gefühl, die ganze Welt umarmen
zu können. Wenn man verstehen will, was Erleuchtung ist, dann schaue man
sich kleine Kinder an, oder denke an seine eigene Kindheit zurück. Dieses
Leuchten in den Augen, diese Lebendigkeit, diese Lebenslust, dieser Reichtum
an Phantasie, Kreativität, Selbstlosigkeit, Liebe und Dankbarkeit, findet man nur
bei Kindern, wenn sie Eltern haben, die sich liebevoll, fürsorglich und
verantwortungsvoll um sie kümmern.
Es war der größte Fehler, dass den Erleuchteten immer wieder übermenschliche
Eigenschaften angedichtet wurden. Das führte bei den meisten Menschen zu der
Vorstellung, dass Erleuchtung für den normalen Menschen gewissermaßen
unerreichbar ist. Es führte auch zu der Vorstellung, dass Erleuchtete sich
außerhalb menschlicher Sphären bewegen, also gewissermaßen in einer anderen
Dimension zu Hause sind. So wurden Erleuchtete wie Jesus, Buddha,
Yogananda und wie sie alle hießen, mit einem Glorienschein umgeben. Aber sie
waren Menschen wie Du und ich, auch wenn viele dieses nicht wahrhaben
wollen. Stattdessen findet häufig eine Dualität statt, in der auf der einen Seite die
Erleuchteten total überhöht dargestellt werden und auf der anderen Seite schon
fast verächtlich auf die normalen Menschen herabgeblickt wird. Ich denke, alle
Religionen und einige östliche Philosophien, wie die Advaita-Theorie, die sich ja
geradezu das Dualitätsprinzip auf die Fahnen geschrieben hat, haben sehr viel
dazu beigetragen, dass sich diese Geisteshaltung ausbreiten konnte.
Erleuchtung ist also in meinen Augen nichts anderes als unser Normalzustand,
der uns von der Natur in die Wiege gelegt wurde. Da wir aber unser ganzes
Leben gegen unsere eigene Natur handeln, haben wir uns ziemlich weit von
dieser Normalität entfernt. Wir können uns nicht einmal mehr vorstellen, wie
sich diese Normalität anfühlt. Statt dessen flüchten wir in den Sex. Dort finden
wir wenigstens für einige Sekunden die Seligkeit, die in etwa unserer Normalität
entspricht. Und weil jeder Orgasmus so atemberaubend ist, zieht es uns immer
und immer wieder dort hin. Gleichzeitig aber verstricken wir uns immer tiefer in
die Sexualität. Die Sexualität soll an dieser Stelle allerdings nur kurz gestreift
werde. Zu einem späteren Zeitpunkt soll ausführlich darauf eingegangen werden.
Die Kundalini wird als eine spirituelle Kraft im Menschen beschrieben, die jeder
in sich trägt, symbolisch dargestellt in Form einer Schlange, die am Ende der
Wirbelsäule im Basischakra ruht. Diese Schlangenkraft kann spontan erwachen,
oder durch Meditationen oder Yogaübungen geweckt werden. Die
Schlangenkraft (Kunda = Schlange) steigt dann die Wirbelsäule empor und
öffnet und reinigt die Chakren und Energiekreisläufe im Körper. In der
Kundalini Praxis wird die schaffende und erhaltende Shakti mit Shiva, dem
kosmischen Bewußtsein, vereint. Das Aufsteigen der Kundalini Shakti und ihre
Vereinigung mit Gott Shiva im Scheitelchakra führt zum Zustand von
Selbstverwirklichung und bringt Erleuchtung (Samadhi).
Kundalini ist die Schlangenkraft bzw. die schlafende Shakti, die 3 1/2 fach
gewunden mit dem Gesicht nach unten am Ende der Wirbelsäule im Basischakra
ruht. Ohne sie zu erwecken, ist kein Samadhi (Erleuchtung) möglich. Mittels
spiritueller Techniken wird die Kundalini erweckt und steigt entlang der
Sushumna in der Wirbelsäule zum Scheitelchakra. Die Kundalini passiert dabei
die sechs Chakren und wird schließlich mit Gott Shiva vereint, dessen Sitz im
Scheitelchakra, dem tausendblättrigen Lotus, an der Krone des Kopfes ist.
Will man spirituelle Prozesse verstehen, dann sollte man wissen, was Nadis sind
und mit dem siebenstufigen Chakra-Modell vertraut sein. Damit die
nachfolgenden Erläuterungen verstanden werden, möchte ich zunächst berichten,
was diese Nadis sind und anschliessend das Chakra-Modell vorstellen. An dieser
Stelle möchte ich allerdings betonen, dass ich dem traditionellen,
hinduistischem, siebenstufigen Chakra-Modell, etwas kritisch gegenüber stehe,
da es meiner Meinung nach zu sehr auf religiösen Annahmen beruht. Zunächst
allerdings möchte ich das traditionelle Chakra-Modell vorstellen und
anschließend meine Kritik an diesem Modell formulieren.
Alle Nadis des Körpers entspringen dem Kanda. Kanda ist die Wurzel aller
Nadis. Das Kanda ist oberhalb der Genitalien und unterhalb des Nabels, und hat
die Form eines Vogeleis. Von dort entspringen alle 72.000 Nadis. Von diesen
sind 72 bekannt. Ida, Pingala, Sushumna, Ganhari, Hastijihva, Pusa, Yusavini,
Alambusa, Kuhuh und Sankhini sind die 10 wichtigsten Nadis, sie leiten das
Prana. Alle Nadis entspringen, so die Yoga-Texte, dem Kanda unmittelbar über
dem Muladhara oder Wurzelchakra. Der Kanda ist der Verbindungspunkt, wo
Sushumna Nadi (der Haupt-Energiekanal) mit dem Wurzelchakra
zusammenkommt. Kanda ist das Zentrum des Astralkörpers. Diesem Zentrum
entspricht die Cauda Equina (Pferdeschweif) im grobstofflichen, physischen
Körper. Von allen aus dem Kanda kommenden Nadis sind die wichtigsten Ida,
Pingala und Sushumna. Die Sushumna ist das Allerwichtigste. Die Sushumna
geht vom Basis Chakra zum Scheitelchakra. Andere Nadis sind ihr
untergeordnet.
In dieser Sushumna ist ein Nadi namens Vajra. In diesem Vajra Nadi wiederum
ist ein weiteres Nadi, namens Chitra. Im Chitra ist ein ganz feiner winziger
Kanal. Dieser Kanal heißt Brahma Nadi, durch den die Kundalini, wenn sie
erwacht, vom Basischakra zum Scheitelchakra aufsteigt. In diesem Nadi sind
alle sechs Chakras oder Lotusse.
Chakren stehen im Mittelpunkt des Energiesystems des Menschen. Wie man der
Tabelle entnehmen kann, sind jedem Chakra nicht nur Drüsen zugeordnet,
sondern ebenfalls Gesundheitszustände, bzw. bei einem gestörten Chakra
gesundheitliche Mängel. Jedes Chakra hat aber auch positive Eigenschaften z.B.
geistige Klarheit, Kreativität, Liebe, vitale oder sexuelle Kraft. Wenn man ein
starkes Herzchakra entwickelt hat, ist das Bewusstsein erfüllt von Mitgefühl,
Freundlichkeit, Harmonie. Solche Menschen sind warmherzig, von Liebe
durchdrungen und strahlen sie intensiv aus. Chakren sind infolgedessen Ebenen
des Bewusstseins oder auch Zentren des Bewusstseins. Wenn Chakren blockiert
sind, ist der Energiefluss im Körper behindert und in Folge dessen treten
Erkrankungen auf. Ist das Solarplexus blockiert, können z.B. Magengeschwüre
entstehen, oder die Nahrungsverdauung ist deutlich eingeschränkt.
Man kennt 7 Hauptchakren in der Mittellinie des Körpers vom Damm zum
Schädeldach (Scheitel). Daneben gibt es einige Dutzend Nebenchakren von
untergeordneter Bedeutung. Daneben entsprechen Chakren bestimmten
Bewusstseinszuständen z.B. das Scheitelchakra für Erleuchtung, das Dritte Auge
für Erkenntnis, das Kehlkopfchakra für Kreativität und das Herzchakra für
Mitgefühl und das Sexualchakra für die Sublimation der sexuellen Energie. Die
Chakren befinden sich in einer ständig kreisenden Bewegung. Dieser
Eigenschaft haben sie die Bezeichnung Chakra zu verdanken, was im Sanskrit
soviel wie "Rad“ bedeutet. Sie haben entweder eine Rechts- oder Linksdrehung.
Die Drehrichtung wechselt von Chakra zu Chakra. Das Basischakra beim Mann
dreht sich rechts herum, während sich das Basischakra bei der Frau links herum
dreht. Im zweiten Chakra wechselt die Drehrichtung, bei jedem weiteren Chakra
erfolgt wiederum ein Richtungswechsel.
Jedes Chakra hat auf der gegenüberliegenden Seite des Körpers ein
Gegenchakra. So hat zum Beispiel das Herzchakra eine Öffnung zur Brustseite
als auch eine Öffnung zum Rücken. In der indischen Mystik werden die Chakren
auch Lotusblüten genannt. Jedes Chakra ist darum mit einer unterschiedlichen
Anzahl an Blütenblättern verknüpft, die die Energiemenge symbolisieren, die
von jedem Zentrum ausgeht. Die Anzahl der unterschiedlichen Blütenblätter
kann man aus der folgenden Aufstellung ersehen:
Wenn ein Mensch mit vielen Unreinheiten im Geist die Kundalini einfach nur
gewaltsam durch Meditation, Yogaübungen, Atemübungen oder andere
spirituelle Praktiken erweckt, wird er die yogische Leiter nicht erklimmen
können. Das ist der Hauptgrund, warum Menschen vom Weg abkommen oder in
Probleme kommen. Am Yoga ist nichts falsch. Der Yogi sollte spirituelle
Reinheit anstreben und eine gründliche Kenntnis von der spirituellen Praxis
besitzen. Darum sind die Gebote von Yama (Yama = die 5 Enthaltungen: Nicht
töten, Nicht lügen, Nicht stehlen, sexuelle Enthaltsamkeit, Unbestechlichkeit)
und Niyama (Niyama = die 5 Verhaltensregeln: Reinlichkeit (physisch, seelisch
und geistig), Zufriedenheit, Disziplin, Studium, Hingabe an Gott*) so wichtig,
auf die später noch ausführlich eingegangen werden soll.
* Die Hingabe an Gott ist natürlich nur für den religiösen Mensch von
Bedeutung
Für jeden, der sich um spirituellen Fortschritt bemüht, kann ein Lehrer sehr
hilfreich sein. Nachdem man einige Zeit lang vom Lehrer gelernt hat den Körper
und Geist zu reinigen, sollte man alleine meditieren und studieren um das
Wissen um die Praxis des Kundalini-Yoga, den Sitz der Nadis und der Chakras
und die genaue Technik der einzelnen Yogaübungen zu beherrschen. Das alles
sind schwierige Anforderungen. Darum sollte man jede Gelegenheit nutzen,
seinen Lehrer bei allen Unklarheiten um Rat zu fragen.
Wenn die Kundalini erwacht ist, geht sie nicht direkt zum Scheitelchakra. Sie
muß von Chakra zu Chakra geführt werden. In der Sushumna, dem Kanal in der
Wirbelsäule, durch die die Kundalini aufsteigt, sind sechs Chakras. Das
Basischakra, Sakralchakra (Sexualchakra), Solarplexus, Herzchakra,
Kehlkopfchakra und Stirnchakra. Über ihnen allen liegt das Scheitelchakra, das
Hauptzentrum. Alle Chakras stehen in enger Verbindung mit dem
Scheitelchakra. Daher ist es kein Chakra wie die sechs anderen. Das Basischakra
liegt am unteren Ende der Wirbelsäule. Das Sakralchakra ist an der Wurzel der
Genitalien. Das Solarplexus ist in der Nabelgegend. Das Herzchakra ist in der
Herzgegend. Das Kehlkopfchakra ist im Kehlkopf. Das Stirnchakra ist in
Stirnhöhe beim Dritten Auge (Trikuti), der Stelle zwischen den Augenbrauen.
Wenn sich der Yogi auf das Stirnchakra konzentriert, öffnen sich die unteren
Chakren automatisch und werden überwunden. Der Yogaübende erhält Hilfe von
innen, wenn er sich von Chakra zu Chakra bewegt. Eine innere Stimme wird ihn
bei jedem Schritt führen.
Die Kundalini kann leicht erweckt werden, aber es ist sehr schwierig, sie vom
Basischakra zum Stirnchakra und von dort zum Scheitelchakra zu bringen. Es
verlangt sehr viel Geduld und Ausdauer von Seiten des Übenden. Es ist sehr
schwierig, das Sakralchakra (Sexualität) und das Solarplexus (Emotionen) zu
durchstoßen. Der Yogi muß in diesen Zentren sehr viel üben. Man sollte immer
daran denken, daß die Kundalini, auch nachdem sie das Scheitelchakra erreicht
hat, in jedem Moment wieder ins Basischakra zurückfallen kann! Erst wenn man
in Samadhi fest verwurzelt ist, wenn man Erleuchtung (Kaivalya) erlangt hat,
kann und wird die Kundalini nicht mehr fallen.
Das Erwachen der Kundalini Shakti im Basischakra und ihre Vereinigung mit
Shiva im Scheitelchakra, wird von vielen falsch interpretiert und von vielen
wörtlich genommen. Männer halten sich für Shiva und meinen, die Frauen
wären Shakti, und dass bloße sexuelle Vereinigung das Ziel des Kundalini-Yoga
sei. Das ist natürlich Unsinn. Sie dient allenfalls der sinnlichen Befriedigung.
Buddha hat seinen Mönchen nicht umsonst Brahmacharya (sexuelle
Enthaltsamkeit) empfohlen. Auch die Zen-Mönche leben enthaltsam. Im Tantra
ist zwar die sexuelle Vereinigung erlaubt, vom Orgasmus sollte aber abgesehen
werden.
Ich rate, mache dir nicht zuviel Gedanken um übersinnliche Fähigkeiten oder ein
rasches Erwecken der Kundalini. Entwickle den Geist im Dienstes an der
Menschheit. Die Kundalini wird von selbst erwachen. Das Erwecken der
Kundalini ist nicht so einfach, wie man meinen könnte. Es ist äußerst schwierig.
Wenn alle Wünsche verschwinden, wenn der Geist absolut rein wird, wenn alle
Sinne bezwungen sind, wenn Du in der Meditation eine Konzentration in einem
erwünschten Ausmaß erlangt hast, und wenn alle Gedanken des Egoismus und
des "Mein" dahinschmelzen, wird die Kundalini von selbst erwachen. Nur dann
ist das Erwachen der Kundalini nutzbringend. Ein vorzeitiges Erwecken ist nicht
wünschenswert. Der Aspirant, der die Kundalini ohne die nötigen geistigen und
spirituellen Vorbereitungen erweckt hat, wird nicht viel Nutzen davon haben. Er
kann all den Nutzen, den das Erwachen der Kundalini bringt, weder spüren noch
zeigen.
Nur die Frucht, der es gestattet ist, am Baum zu reifen, wird gut schmecken.
Aber das dauert lange. Das beste Holz kommt von den Bäumen, die am
langsamsten wachsen. Genauso wird der Aspirant, der geduldig und über eine
lange Zeit hin mit Ausdauer und Eifer intensiv Yoga übt, der trotz
verschiedenster Hindernisse auf seinem Weg hartnäckig bei den spirituellen
Praktiken bleibt, der seine Fehler und Schwächen eingesteht und versucht, sie
mit den geeigneten Mitteln zu beseitigen, in der Lage sein, seine Kundalini zu
erwecken und ein dynamischer und vollkommener Yogi zu werden. (aus:
Kundalini Sadhana)
Kundalini
Eine Idee zur Kundalini, die mir kam, nachdem diese Seite fertig
gestellt war. Sie ist vielleicht noch nicht zu Ende gedacht, aber ich
möchte sie gerne hier einfügen.
Ich habe da gerade eine Idee betreffs der Kundalini. Es wird ja immer
wieder behauptet, die Kundalini sei eine göttliche Energie, die im
Wurzelchakra konzentiert ist und mittels spiritueller Praktiken erweckt
werden kann. Mir war diese Theorie nie sonderlich sympathisch, da ich
davon ausging, dass die Kundalini in erster Linie eine sexuelle Energie
sei.
Nun gibt es aber die Vorstellung, dass in jedem Chakra ein gewisser
Energiebetrag gespeichert ist. Dieses wird durch die Anzahl der
Lotusblätter symbolisiert, die man den einzelnen Chakren zuordnet.
Das sieht dann wie folgt aus:
Darum stelle ich mir die Frage, ist die Kundalini nicht in Wirklichkeit,
die gesamte Energie, die in allen Chakren konzentriert ist?
Offensichtlich hat diese Energie das Bestreben, ins Gehirn
hinaufzuwandern. Dabei scheint das Wurzelchakra gewissermassen der
Flaschenhals zu sein, den die Energie zunächst einmal passieren muss,
denn ich glaube, die meisten Menschen stecken im Wurzelchakra fest.
Danach erfolgt die Heilung des Sexualchakras. Ist das geschehen, dann
entfällt die sexuelle Verhaftung. Die freiwerdende Energie kann nun
zusammen mit der Energie des Wurzelchakras genutzt werden, um das
Nabelzentrum (Sonnengeflecht), welches den ganzen Bereich der
Emotionen symbolisiert, in dem die Angst, die Wut, die Trauer, die
Minderwertigkeitsgefühle, Hochmut, Depression, mangelndes
Selbstbewußtsein, Gier, Machtmißbrauch und Hypersensitivität
beheimatet sind, zu heilen.
Und so arbeitet man sich von Chakra zu Chakra, bis endlich alle
Chakren geheilt sind und man "Erleuchtung" erfährt.
Wenn es aber wirklich so etwas wie eine Gottheit gibt, muss sie dann wirklich
menschliche Eigenschaften besitzen? Oder sollten wir uns nicht lieber
vollkommen von einer Gottesvorstellung lösen? Auf alle Fälle sollten wir nicht
versuchen, in diese Gottesvorstellung irgendetwas hineinzuinterpretieren. Das
aber machen alle Religionen seit Tausenden von Jahren, indem sie das Göttliche
durch menschliche Eigenschaften zu beschreiben versuchen, indem sie Gott
gewisermaßen vermenschlichen. Und das halte ich für unzulässig.
Darum stellt sich für mich die Frage, wie berechtigt ist die Annahme eines
Basischakras überhaupt, in der die göttliche Kundalini ruht? Meiner Ansicht
nach, gibt es dieses Basischakra überhaupt nicht. Wenn es so etwas wie
Kundalini gibt, dann ist sie meiner Meinung nach der sexuellen Energie
gleichzusetzen, die symbolisch gesehen im Sakralchakra (Sexualchakra) ruht.
Und darum stelle ich die Frage, ob es bei bewusstseinserweiternden Zuständen
nicht in Wirklichkeit darum geht, sexuelle Energie in spirituelle Energie
(Lebensenergie) umzuwandeln? Darum würde ich Chakren als real nicht existent
betrachten. Vielmehr würde ich den jeweiligen Drüsen, die man den Chakren
zuordnet, eine wichtige Bedeutung beimessen. Durch die spirituelle Arbeit
werden Heilungsprozesse angestossen, die ebenfalls heilende Wirkung auf die
Drüsen haben, was wiederum genesende Wirkung auf die den Drüsen
zugeordneten Körperregionen hat.
Damit stelle ich der religiös orientierten Kundalini-Theorie des Hinduismus, ein
naturwissenschaftliches Modell entgegen, welches frei von religiösen Einflüssen
ist. Ich konzentriere mich also nicht mehr auf göttliche Energien, sondern stelle
mir die Frage, wie laufen bewusstseinsverändernde Prozesse eigentlich ab. Ich
sehe als Ursache für spirituelle Veränderungen also keine göttlichen Energien
an, sondern neurologische (biochemische) Veränderungen im Körper.
Dabei spielt die Atmung natürlich eine zentrale Rolle. Durch Meditation und
anderen Entspannungstechniken ist es möglich, eine gesunde Atmung zu
entwickeln. Das führt dazu, dass die Lungen mehr Sauerstoff aufnehmen.
Dadurch gelangt mehr Sauerstoff ins Blut und somit werden auch die Zellen
besser mit Sauerstoff versorgt. Aber auch die Rolle der Sexualität sollte man bei
spirituellen Prozessen nicht unterschätzen. Die sexuelle Energie ist vielleicht
sogar neben dem Selbsterhaltungstrieb des Menschen die stärkste Energie über
die der Mensch verfügt. Nutzt man die sexuelle Energie für spirituelle
Fortschritte, so kann das sicherlich eine ganze Menge bewirken. Man kann
davon ausgehen, dass beide Aspekte, sowohl die Atmung als auch die Sexualität,
für Heilungsprozesse sehr wichtig sind. Um diesen Heilungsprozess in
verantwortungsvolle Bahnen zu lenken, ist es ebenfalls wichtig, sich mit
ethischen und moralischen Werten auseinander zu setzen.
Sämtliche Erfahrungen, die der Mensch in seinem Leben macht, sind in seinem
Langzeitgedächtnis gespeichert. Sie bestehen aus einer Verbindung chemischer
Moleküle, die in den Nervenzellen des Gehirns gespeichert sind. Die
Informationsspeicherung und Informationsübertragung in bzw. zwischen den
Nervenzellen geschieht aus neurophysiologischer Sicht durch spezifische
synaptische Aktivitäten. Synaptische Aktivitäten bestehen aus einem Austausch
von Botenstoffen (Transmittern) zwischen und in den Nervenzellen. Ein
ankommender elektrischer Nervenimpuls setzt dabei Botenstoffe frei. Diese
durchwandern den synaptischen Spalt, also den Spalt zwischen den beiden
Nervenzellen, und koppeln an den Rezeptoren der anderen Nervenzelle an.
Nachdem der Botenstoff seine Nachricht übermittelt hat, wird er entfernt. Nimmt
der Rezeptor die Nachricht entgegen, aktiviert er im Innern der Zelle einen
weiteren Botenstoff, der die Nachricht weiterleitet. Durch das Eindringen der
Ionen in die Zelle verändert sich die biochemische Struktur der Moleküle der
Nervenzelle. Dadurch baut sich ein Nervenimpuls auf, der eine Zellfunktion, wie
z.B. die Kontraktion kleinster Muskelfasern (Myofibrillen) auslöst.
Faszinierend ist dabei die kaum bekannte Tatsache, dass der Mensch durch
bestimmte Vorgehensweisen (z.B. durch spirituelle Praktiken wie Meditation,
Autogenes Training, Yoga, Atemübungen, Zen, Trance, Tanzen, Sexualität,
Schlafentzug, Reizentzug, Autosuggestion, Reizüberflutung, Orthomolekulare
Medizin, Monotonisierung, mechanische Reize, Massage, Lernen, Klinische
Ökologie, katathymes Bilderleben, Hyperventilation, Extrembelastungen,
Brainstorming, Drogen, Imaginieren, Sport, Placeboeffekte und andere
Verfahren) in der Lage ist, körpereigene Botenstoffe zu mobilisieren, deren
Zusammensetzung und Konzentrationen zu verändern und Einfluss auf sein
synaptisches Geschehen zu nehmen.
Wurde die Region des Gehirns stimuliert, die man in der Fachsprache
Mandelkern nennt, so wanderte dieser Reiz zum Mandelkern der anderen
Gehirnhälfte rüber. Dann in gleichbleibender Reihenfolge zum Ammonshorn,
zum Hinterlappen und schließlich zum Stirnlappen.
Es zeigte sich aber, dass der Kindling-Effekt nur im limbischen System beginnen
kann. Stimuliert man versuchsweise Hirnrinde, Hirnstamm oder Thalamus, so
lässt sich keine Wirkung auslösen. Bemerkenswert ist, dass der Kindling-Effekt
anfänglich als Epelepsie-Effekt eingestuft wurde. Doch Versuche diesen Effekt
mit der Aminosäure Taurin zu stoppen, was bei epeleptischen Anfällen möglich
ist, verliefen wirkungslos. Daher musste bald nach diesen Versuchen der
Kindling-Effekt aus dem Epelepsie-Modell genommen werden. Weiter stellte
sich heraus, das der durch Stimulation des limbischen Systems hervorgerufene
Kindling-Effekt eine bleibende Veränderung des Nervensystems hervorrief.
Reizt man bei einem Menschen mittels elektrischer Ströme einen Hirnbereich,
der sich Amygdala nennt, so erlebt die Versuchsperson starke Glücksgefühle
(Nirvana-Gefühle). Gleiches geschieht auf natürlicher Weise durch Meditation
und kurzzeitig beim Orgasmus. Auch hier scheinen elektrische Reize
verschiedene Hirnstrukturen in höhere Bereiche zu schalten. Wir haben es also
mit einem rein elektrisch-energetischen Phänomen zu tun. Nur ein Mehr an
Energie im Gehirn reicht aus, um dieses zu verändern und höhere Empfindungen
und Fähigkeiten zu wecken. Die chemische Komponente ist dabei nur als
Begleitmaßnahme zu sehen. Der Auslöser dieser Effekte ist ausschließlich eine
elektrische Energie. Einige meditierende Personen, die getestet wurden,
berichteten, dass sie zuerst ein Empfinden elektrischer Natur hatten, dass sich
schließlich im ganzen Kopf ausbreite, welches manchmal beinahe konvulsiv
(krampfhaft, zuckend) oder orgasmisch war. (von: ipn.at - Seite 69)
Laut Swami Sivananda kann die Kundalini über vier Wege zum Scheitelchakra
gelangen:
1. Der längste Weg geht vom Basischakra zum Scheitelchakra entlang des
Rückens. Der Yogi, der die Kundalini diesen Weg entlang führt, ist sehr stark.
Das ist der schwierigste Weg.
2. Der kürzeste Weg geht vom Stirnchakra zum Scheitelchakra. Wenn sich der
Yogi auf das Stirnchakra konzentriert, öffnen sich die unteren Chakras
automatisch und werden überwunden.
Ich möchte mich auf den ersten Weg konzentrieren, da ich mich in meiner
spirituellen Laufbahn ausschließlich mit dem ersten Weg beschäftigt habe.
Dieser Weg hat 3 Pfeiler, auf die er aufgebaut ist. Da ist zum ersten die
Meditation oder eine gleichwertige Versenkungs-, Entspannungs- bzw.
Atemtechnik. Der zweite Pfeiler ist die Sexualität als Energielieferant für die
Meditation und der dritte Pfeiler sind ethische und moralische Werte (Yama und
Niyama). Auf die Sexualität und auf die ethischen und moralischen Werte soll
später noch ausführlich eingegangen werden. Zunächst möchte ich gerne über
die Meditation reden.
Schaut man sich einmal die Tradition der christlichen Meditation genauer an, so
erkennt man, dass sie sich gar nicht so sehr von hinduistischen bzw.
buddhistischen Meditationsformen unterscheidet. Sind es im Hinduismus
hinduistische Götter, wie Brahma, Krishna oder Shiva die angebetet werden, so
gilt das Gebet der Christen einem monotheistischem Gott. Betet der Hindu seine
Mala, so betet der Christ seinen Rosenkranz. Singt der Hinduist seine religiösen
Lieder, auch Kirtans genannt, so singt der Christ seine christlichen Choräle.
Sowohl der hinduistische/buddhistische Mönch als auch dem christliche Mönch
ist an das Zölibat gebunden.
Die christliche Meditation lehrt die Fähigkeit, mit Gott in eine Beziehung zu
treten. Dies geschieht durch das Beten, das Singen oder das stille Versenken in
Gott. Die Meditation kann allein im stillen persönlichen Gebet oder in der
Gemeinschaft erfolgen. Eine Form des Meditierens des frühen christlichen
Mönchtums geschah durch dauerndes Wiederholen von Gebeten und
Atemkontrolle, durch die Konzentration auf die Glaubenswahrheiten, das Beten
von Psalmen und Schrifttexten.
Dabei kommt es nicht auf das Verständnis einzelner Worte an, sondern auf die
Haltung der Hingabe, die Bereitschaft, auf das Vertrauen. Dabei kann man das
stetige Wiederholen eines Gebetes und die gleichzeitige Wirkung während des
Betens auf die Atmung ebenfalls mit der hinduistischen Mantrameditation
vergleichen. Die Versenkung in die Atmung ist im Hinduismus und im
Buddhismus ebenfalls bekannt. Sie wird vielleicht nicht immer angestrebt,
sondern stellt sich in der Regel ganz von alleine (ungewollt) ein.
Die drei Grundpfeiler der Erleuchtung (Heiligkeit) in allen Religionen sind die
Enthaltsamkeit, die ethische Vervollkommnung und die Kontemplation. Unter
Kontemplation verstehe ich dabei ein Versenken, eine Konzentration auf ein
reales oder ideelles Konzentrationsobjekt, bis man damit verschmilzt. Dabei ist
die Tiefe der Konzentration, die Versenkung, der entscheidende Faktor. Man
kann also meditieren wie die Buddhisten das praktizieren oder man kann sich ins
Gebet vertiefen. Beides läuft letzten Endes darauf hinaus, dass man die Atmung
beeinflusst und damit die Physiologie.
Beim Beten ist also nicht die Hinwendung zu Gott das Entscheidende, sondern
dass durch die Konzentration auf Gott, die Atmung beeinflusst wird, wenn auch
unbeabsichtigt. Und somit ist das Beten auch eine Form der Meditation. Man
kann davon ausgehen, dass die christlichen Heiligen sich genau so intensiv ins
Gebet vertieft haben, wie die indischen Yogis während der Meditation. Das
christliche Beten unterscheidet sich eigentlich nicht sehr von der buddhistischen
Mantrameditation.
In beiden Fällen werden meist kurze Gebete oder Mantras, was dasselbe ist,
immer wieder wiederholt. Dabei beruhigt sich allmählich der Geist, die Atmung
vertieft sich und dadurch wird mehr Sauerstoff von den Lungen aufgenommen.
Die Lungen wiederum geben mehr Sauerstoff ans Blut. Und das Blut
transportiert mehr Sauerstoff ins Gehirn. Und das führt zu Veränderungen im
Gehirn. Botenstoffe und Hormone werden aktiviert, die heilende Wirkungen für
den ganzen Körper haben.
Mit anderen Worten, wir lernen durch das Beten bzw. durch die Meditation
wieder gesund zu atmen, denn im Laufe unseres Lebens haben wir es verlernt.
Wir atmen in der Regel zu oberflächlich, anstatt den Sauerstoff tief in uns
einzuatmen. Und das wird sowohl durch die Meditation als auch durch das Beten
verändert, in Richtung einer natürlichen, gesunden Atmung.
Während der Meditation richtet man seinen Blick auf die Atmung und
beobachtet, wie der Atem natürlich ein- und ausströmt. Dabei sollte man auf
keinen Fall die Atmung in irgendeiner Weise bewerten oder beeinflussen.
Ebenso kann das Interesse der Konzentration dem geistigen Auge zwischen den
Augenbrauen, dem dritten Auge, gelten. Mann kann die Meditation mit einem
Mantra verbinden, welches man still im Geiste im Rhythmus des Atems vor sich
hersagt.
Schweifen die Gedanken vor der Meditation ab und verlieren sich in der
Ruhelosigkeit des Alltags, so löse man sich davon und widme seine
Aufmerksamkeit wieder der Meditation. Man spricht eigentlich erst dann von
Meditation, wenn die Konzentration ungebrochen ist, also lediglich mit dem
Meditationsobjekt verschmilzt, und der Geist nicht mehr abschweift. Schweift
der Geist dagegen immer wieder ab und muss erneut auf das Objekt
konzentrieret werden, so spricht man nicht von Meditation, sondern von
Konzentration.
Der entscheidende Punkt in der Meditation ist also nicht die Atmung selber,
sondern die Konzentration auf die Atmung. Selbst wenn die Atmung flach und
hektisch ist, sollte man nicht versuchen, sie in irgendeiner Weise zu
beeinflussen. Es geht also darum, den Geist zur Ruhe zu bringen, sich von seinen
ruhelosen Gedanken zu lösen, um sich vollkommen auf die Meditation zu
konzentrieren. Nur so kann man aus der Meditation Nutzen ziehen. Nur so
kommt das Herz und die Atmung allmählich zur Ruhe. Nur so kann sich die
Glückseligkeit der Meditation allmählich entfalten. Meditation ist nicht eher
möglich, als bis man die Kunst der vollkommenen Konzentration beherrscht.
Nach einiger Zeit wird der Meditierende merken, wie seine Aufmerksamkeit
immer intensiver wird. Er findet immer mehr zur Ruhe und die Atmung wird
immer tiefer und ausgeglichener. Dann wird jeder Atemzug zur Quelle neuer
Lebensenergie. Die Lungen nehmen verstärkt Sauerstoff auf und transportieren
es ins Blut. Dadurch wird das dunkle venöse Blut, in dem sich allerlei Giftstoffe
befinden, in rotes Arterienblut umgewandelt, das die Zellen des Körpers mit
neuer Energie versorgt. Ein ruhiges Herz und eine ruhige Atmung sind die
Vorraussetzungen für eine vollkommene Konzentration.
Atem ist gleichbedeutend mit Leben, weil er das dunkle venöse Blut mit
Sauerstoff versorgt, reinigt und in arterielles Blut umwandelt, welches das
Gehirn mit Energie zu versorgt. Aber auch das Herz, die Leber, die Nieren, das
Zwerchfell und alle anderen Organe und Zellen des Körpers werden mit Energie
versorgt. Atmet man nicht tief genug ein, weil man beim Sitzen, Stehen oder
Gehen das Rückgrad einsinken lässt, so können sich Lunge und Zwerchfell nicht
richtig ausdehnen. Dadurch wird das Blut nicht genügend mit Sauerstoff
angereichert. Dann verbleibt das mit Giftstoffen beladene, venöse Blut
ungereinigt an den Wänden der Lungenbläschen und wird in diesem Zustand
wieder in den Körper zurückgepumpt.
Zu einer gesunden Atmung trägt auch eine gesunde Ernährung bei. Menschen,
die dazu neigen, ein Übermaß an Kohlehydraten und Fleisch zu sich nehmen,
atmen oft sehr hastig und unruhig. Wer aber permanent zu schnell atmet, belastet
das Herz zu stark und neigt zu einem erhöhten Blutdruck. Darum können
Atemübungen, auf die später noch detailliert eingegangen werden soll,
Erleichterung verschaffen.
Durch die Meditation gelingt es uns, die Sinne von den Außenreizen nach innen
zu lenken. Dabei gilt unsere ganze Konzentration der Atmung. Sollte unsere
Aufmerksamkeit von der Atmung abgelenkt werden, so richten wir sie, sobald
wir dies bemerken, sanft wieder auf die Atmung. Dadurch beruhigt sich
allmählich die Atmung und das Herz. Langsam kehrt Ruhe und Gelassenheit ein.
Durch die vermehrte Zufuhr von Sauerstoff werden die Körperzellen mit Energie
aufgeladen. Man fühlt sich erfrischt und mit neuer Vitalität und neuer
Lebenskraft versorgt. Die verlangsamte Herztätigkeit verschafft auch den
übrigen Organen eine Ruhepause. Langsam aber sicher kehrt immer mehr Ruhe
und eine tiefe Entspannung ein. Die Atmung wird immer ruhiger und immer
tiefer.
Allmählich breitet sich im ganzen Körper ein meditativer Zustand aus. Manche
bemerken es daran, dass sich in ihrem Körper ein Kribbeln ausbreitet. Dieses
Kribbeln stellt sich natürlich nicht von heute auf morgen ein, sondern meist erst
nach einigen Wochen der regelmäßigen Meditation. Mit fortschreitender
Meditation wird der meditative Zustand immer intensiver. Einerseits ist man
hellwach und bekommt alles mit, was sich um einen herum abspielt, andererseits
aber hat man die Sinne von der Außenwelt zurückgezogen. Man nimmt zwar
von der Außenwelt Notiz, ruht aber so sehr in seinem Innern, dass man den
Außenreizen kaum Aufmerksamkeit widmet. Man ruht innerlich in einer
ruhigen, von Seligkeit getragenen, wohligen und energiegeladenen Atmosphäre.
Was bedarf es da noch irgendeines Außenreizes? Er könnte allenfalls die selige
Stimmung stören.
In den ersten Wochen der Meditation merkt man, wie schwer es ist, sich auf die
Meditation zu konzentrieren. Immer wieder schweifen die Gedanken in die
Ferne. Eventuell bemerkt man, dass man nicht in der Lage ist, tief einzuatmen.
Tiefes Einatmen geht immer mit einer tiefen Befriedigung einher. Aber genau
diese tiefe Befriedigung fehlt. Im Laufe des Lebens hat man sich eine hektische
und oberflächliche Atmung angewöhnt. Damit einher gehen oft auch chronische
Verspannungen im Rücken oder Bauchraum.
Man bemerkt eventuell auch andere Verspannungen, die sich nicht lösen wollen.
Dies können zum Beispiel chronische Verspannungen in der Schultermuskulatur
oder Verspannungen in den Armen und Beinen sein. Wenn in diesem Abschnitt
auch von der Atmung die Rede war, so sollte doch nicht vergessen werden, dass
die Atmung nur das erste Glied in der Kette ist. Durch die Atmung und durch
verstärkte Sauerstoffzufuhr werden Prozesse auf Zellebene angestoßen, die die
eigentliche Heilung bewirken.
Will man Erleuchtung verstehen, so kann man sich relativ gut an der obigen
Tabelle orientieren, in der die Eigenschaften der einzelnen Chakren beschrieben
sind. Erleuchtung ist nichts anderes als ein Heilungsprozess, bei dem, mit dem
Chakra Modell gesprochen, die Kundalini vom Basischakra entlang des
Wirbelsäule zum Scheitelchakra aufsteigt. Entsprechend erfolgt auch die
Heilung der Chakren von unten nach oben. Zuerst werden also die unteren
Chakren geheilt, später folgen die oberen Chakren. Wenn ich jetzt doch wieder
das Chakra-Modell benutze, obwohl ich mich vorher so vehement dagegen
ausgesprochen habe, so geschieht es in diesem Falle, um die Vorgänge etwas
vereinfacht darzustellen, damit sie besser verstanden werden können. Dahinter
stehen natürlich äußerst komplizierte neurologische Prozesse, die im Detail
selbst für die Physiologen und Mediziner nur schwer zu verstehen sind.
Der Sexualität messe ich in diesem Heilungsprozess eine besondere Rolle zu, da
ich davon ausgehe, dass in der Regel eine psychische Erkrankung meist mit
einer unbefriedigten Sexualität einhergeht. In einem Heilungsprozess geht es
also auch darum, zu einer befriedigenden Sexualität zurück zu finden. Ich stelle
die Behauptung auf, dass eine befriedigende Sexualität immer dazu führt, dass
irgendwann das sexuelle Begehren vollkommen von einem abfällt. Dieses
können sowohl die Yogis als auch die Tantriker bestätigen. Bei sexueller
Enthaltsamkeit, so schwer sie auch, in der Regel, über einige Monate zu sein
scheint, stellt sich irgendwann das Gefühl ein, alle erotischen Wünsche ausgelebt
zu haben. Von diesem Moment an, betrachtet man dieses Kapitel als erledigt.
Dieses Empfinden hat nichts mit Frigidität oder Potenzstörungen zu tun. Genau
das Gegenteil ist der Fall. Die Enthaltsamkeit führt zu Pollutionen, zu äußerst
befriedigenden nächtlichen Orgasmen, die häufig von sehr schönen erotischen
Träumen begleitet werden, die einem nach einigen Monaten der Enthaltsamkeit,
das Gefühl geben, alle erotischen Wünsche ausgelebt zu haben. Die Menschen
sind unter anderem dadurch so auf die Sexualität fixiert, weil sie nie die
Sexualität in der Intensität erfahren, die sie sich erträumen. Das ist aber bei den
nächtlichen Pollutionen der Fall.
Es ist allgemein bekannt, wie sehr die Menschen auf die Sexualität fixiert sind.
Es vergeht kaum eine Minute, ohne dass der Mensch nicht an dieses Thema
denkt. Ununterbrochen kreisen die Gedanken um dieses Thema. Es ist weltweit
Gesprächsthema Nummer Eins. Ist es aber jemandem gelungen, sich aus diesem
Kreislauf der Abhängigkeit von der Sexualität zu befreien, so löst er sich von der
Fixierung auf die Sexualität.
Genau dieses ist die erste Stufe im Heilungsprozess. Sie findet im zweiten
Chakra, dem Sakralchakra, auch Sexualchakra genannt, statt. Man löst sich aus
der Umklammerung der sexuellen Fixierung. Dieses empfindet man keineswegs
als negativ, sondern als eine große Erleichterung. Fortan gilt die
Aufmerksamkeit nicht mehr der Sexualität. Außerdem verschwendet man die
sexuelle Energie nicht mehr für kurze Momente der sinnlichen Lust, sondern
kann sie von nun an vollkommen für das weitere spirituelle Wachstum nutzen.
Osho drückte diesen Vorgang mit folgenden Worten aus: "Wenn du wirklich das
innere Licht erfahren hast, wird der Sex verschwinden. Ja, es wird Liebe in dir
sein, aber der Sex wird verschwinden, die Sexualität wird verschwinden. An
deren Stelle wird die Liebe treten, ein sehr liebevolles Wesen. Es wird kein
Verlangen nach Sex mehr da sein. Sollte das Verlangen nach Sex bleiben, hast
du das innere Licht nicht erfahren". Osho setzt das Verschwinden der sexuellen
Fixierung allerdings der Erleuchtung gleich (wenn Du wirklich das innere Licht
erfahren hast). Die sexuelle Fixierung verschwindet allerdings schon viel früher,
nämlich genau in dem Moment, in dem die Kundalini zum zweiten Chakra
aufsteigt.
Die zweite Stufe auf dem Weg zur Heilung, betrifft den gesamten emotionalen
Bereich. Er wird durch das dritte Chakra, das Solarplexus, auch Sonnengeflecht
genannt, symbolisiert. Es ist der Punkt an dem wir unsere Angst, unsere Wut,
unseren Hass und unsere Trauer spüren. Sind wir mit einer Angst konfrontiert,
dann spüren wir sie als Magenschmerzen im Solarplexus. Hat sich die Angst
verselbstständigt, so wird sie zum ständigen Begleiter. Dann werden diese
Magenschmerzen chronisch. Durch beständige Meditation, erreicht man
irgendwann den Punkt, an dem sich alle Ängste und alle negativen Emotionen
vollkommen auflösen. Dabei gehen die äußerst lustvollen nächtlichen
Pollutionen und die Meditation Hand in Hand.
Ist das Solarplexus geheilt, so entspricht das fast schon der halben Miete.
Vollkommen frei zu sein von allen Ängsten, gleicht für die meisten Menschen
schon fast einem paradiesischem Zustand. Ihr Leben lang sind sie Opfer ihrer
Ängste. Es ist kaum ein Schritt im Leben möglich, ohne dass die Angst uns
diktiert, wie wir uns zu verhalten haben. Mit anderen Worten, wir sind oftmals
gar nicht in der Lage, uns frei zu entscheiden, sondern werden gewissermaßen
von unserer Angst gesteuert.
Vollkommen frei zu sein von Angst, heißt natürlich nicht, dass wir generell frei
sind von Angst. Wenn wir uns zum Beispiel in einer für uns lebensbedrohlichen
Situation befinden, dann empfinden wir selbstverständlich Angst. In diesem
Moment reagiert der Körper entsprechend. Dieses ist die natürliche Funktion der
Angst. Sie fordert uns damit zum Handeln auf. Dieses Handeln kann aus Flucht
oder Angriff bestehen. Wann aber sind wir schon wirklich in solch einer
lebensbedrohenden Situation? Die große Mehrzahl aller Momente, in der wir
Angst empfinden, hat nichts mit wirklich bedrohlichen Situationen für uns zu
tun. Vielmehr sind sie Ausdruck neurotischer Störungen.
Die Heilung des dritten Chakras, des Sonnengeflechts, bringt aber nicht nur
völlige Angstfreiheit mit sich, sondern befreit auch von allen negativen
Emotionen, seien es Wut, Hass oder Trauer. Fortan ist man für Beleidigungen
oder ähnlich verletzendes Verhalten nicht mehr empfänglich. Es perlt schlicht
wie Regentropfen von einem ab. Man fühlt sich nicht mehr persönlich davon
betroffen, weil es im Innern dafür keine Resonanz gibt. Die verletzenden
Äußerungen anderer machen uns ja nur deshalb so wütend, weil sie irgendetwas
in uns ansprechen, das auf die äußere verbale Kritik reagiert. Findet diese Kritik
aber keine Resonanz, so reagiert man nicht mehr betroffen oder wütend, sondern
bleibt ruhig und freundlich und denkt sich im Stillen, was ist der andere für ein
armer Wicht, warum hat er es nötig, sich auf diese Weise auszudrücken. Und
dann kommt vielleicht eine freundliche und humorvolle Reaktion, die dem Streit
eine schnelle Wende geben kann.
Die nächste Stufe auf dem Weg zur Heilung betrifft das vierte Chakra, das
Herzchakra. Im positiven Sinne steht es symbolisch für Nächstenliebe,
Aufrichtigkeit, Selbstlosigkeit, Großzügigkeit und soziale Verantwortung.
Gleichzeitig steht es aber auch für Herzprobleme, Herzlosigkeit,
Teilnahmslosigkeit, Misstrauen und Verschlossenheit. Obwohl unser Herz 24
Stunden am Tag ununterbrochen Blut durch die Adern pumpt, bemerken wir es
kaum. Wir bemerken es allenfalls, wenn wir uns aufregen. Dann macht es sich
mitunter durch seinen rasenden Herzschlag sehr unangenehm bemerkbar. Und
weil wir im normalen Alltag kaum etwas von unserem Herzen spüren, widmen
wir ihm vor allen Dingen in jungen Jahren nicht besonders viel Beachtung.
Gerade in jungen Jahren achten wir viel zu wenig auf die Dinge, die unserer
Gesundheit und besonders unserem Herzen Schaden zufügen. Wir rauchen,
bewegen uns viel zu wenig und ernähren uns ungesund. Andererseits kümmern
wir uns oft zu wenig um die Ideale, die durch das Herz symbolisiert werden. Wir
entwickeln uns zu Egoisten, die in erster Linie ihre eigenen Vorteile im Sinn
haben. Da wundert es natürlich nicht, wenn bei dieser Ellbogenmentalität
Nächstenliebe und soziale Verantwortung auf der Strecke bleiben. Dies
geschieht allerdings nicht aus böser Absicht, sondern ist Ausdruck mangelnden
Bewusstseins. Für dieses egoistische Verhalten muss man allerdings früher oder
später seinen Preis bezahlen.
Dieser Preis besteht unter anderem darin, dass andere das Gefühl haben, dass es
einem am Warmherzigkeit, Mitgefühl und sozialer Verantwortung mangelt.
Dadurch aber treibt man sich selber in die Isolation. Einsamkeit ist unter
anderem ein Preis für mangelnde Herzenswärme. Schlimmstenfalls kann die
Unterentwicklung des Herzchakras zum Herzinfarkt führen. Der Herzinfarkt ist
mittlerweile die häufigste Todesursache in den Industrienationen. Die Heilung
des Herzchakras ist darum die beste Vorbeugung gegen den Herzinfarkt. Aber
sie beseitigt auch unsere Gleichgültigkeit gegenüber den sozialen Nöten der
Mitmenschen und hilft uns aus unserer Einsamkeit heraus. Ein geheiltes
Herzchakra drückt sich unter anderem dadurch aus, dass man selbst in
Situationen, in denen das Herz normalerweise stark belastet wird und früher
vielleicht sogar Herzschmerzen bereitete, vollkommen ruhig bleibt. Dieses ist
für jeden, der einmal Herzprobleme hatte, ein völlig neues Lebensgefühl.
Die nächste Stufe der Heilung findet im 5. Chakra, dem Kehlkopfchakra statt.
Dieses Chakra stellt die Verbindung zwischen Herz und Hirn, zwischen Gefühl
und Denken her. Es ist nicht nur das Sprachzentrum und damit für eine gute
Rhetorik zuständig, sondern hat auch Einfluss auf alle Krankheitsbilder aus dem
Hals-, Nasen-, Ohren-, Kiefer- und Kehlkopfbereich. Diesem Bereich sind auch
die Drogensucht, die Tablettensucht, die Alkoholsucht, die Zigarettensucht, die
Sucht nach Süßigkeiten und die Esssucht zuzuordnen.
Ein ganz wichtiger Aspekt scheint mir der verbale Ausdruck zu sein. Jeder weiß,
wie wichtig im Leben eine gute rhetorische Ausdrucksweise sein kann. Sie
verschafft nicht nur im privaten Bereich Respekt und Anerkennung, sondern
öffnet auch im schulischen und beruflichen Bereich so manche Tür zum
Aufstieg. Gute Redner werden immer wieder wegen ihrer Brillanz, die in ihren
Reden zum Ausdruck kommt, bewundert. Das Hals- oder Kehlkopfchakra ist
besonders bei Sängern und Sängerinnen gut ausgebildet. Ist dieses Chakra
vollkommen gesund, so erhält man eine Stimme, die Kraft,
Durchsetzungsfähigkeit, sprachliche Gewandtheit und eine außergewöhnliche
musikalische Ausdrucksfähigkeit hervorbringt.
Die letzte Stufe vor der "Erleuchtung", also vor der endgültigen Genesung, ist
die Heilung des Stirnchakras. Es ist das Zentrum für Intuition, Phantasie,
Weisheit, Logik und Intelligenz. Ist das Stirnchakra geheilt, so stellt sich in der
Regel ein äußerst angenehmes Prickeln im Stirnbereich ein. Es scheint die
intellektuelle Leistung und die Intuition zu beflügeln. Nach der Heilung des
Solarplexus stellt sich übrigens auch ein sehr angenehmes Prickeln im Magen
ein, welches einem eine ungeheure Lebensenergie verleiht, die die Lebenslust,
das Wohlbefunden und die Ausdauer fördern.
Ist das letzte Chakra, das Kronenchakra, geheilt, so lernt der Mensch sein wahres
Wesen kennen. Er erfährt zum ersten Mal bewusst, wer er wirklich ist und
welche Fähigkeiten in ihm stecken. Hat sich im dritten Chakra ein emotionales
Gleichgewicht eingestellt, zu der sich im vierten Chakra die Liebe des
Herzchakras einstellt, so kommt im fünften Chakra, dem Kehlkopfchakra, die
sprachliche bzw. musische Ausdrucksweise hinzu. Im sechsten Chakra, dem
Stirnchakra, folgt die Intuition, Intelligenz und Weisheit. Im siebten Chakra,
dem Kronen- oder Scheitelchakra, findet die menschliche Entwicklung ihren
spirituellen Höhepunkt - Erleuchtung - Heilung.
Menschen, die dieses verwirklicht haben, haben das Gefühl, auf Wolken zu
schweben. Alle Sorgen fallen von ihnen ab. Sie sind stets gut gelaunt und
strahlen nach außen eine Heiterkeit und Gelassenheit aus, um die sie jeder
beneiden würde. Innerlich ruhen sie in einem tiefen Frieden, der durch nichts zu
erschüttern ist, und äußerlich vibrieren sie förmlich vor Energie. Lebensfreude
strömt aus jeder ihrer Poren, die jeden mitreißt. Sie besitzen Charm, Charisma
und haben ein Strahlen in ihren Augen, welches man sonst nur bei kleinen
Kindern findet. Je nach Veranlagung sind sie still und in sich gekehrt und
genießen die innere Ruhe, oder sie haben das Bedürfnis, das, was ihnen
wiederfahren ist, anderen mitzuteilen, um sie anzuregen, es ihnen gleich zu tun.
Trifft man solche Menschen, dann hat fast das Gefühl, dass ihr Haupt von einem
Heiligenschein umgeben sei. Daher kommt wohl auch die Meinung, es seien
Erleuchtete. In Wirklichkeit haben sie nichts anderes getan, als ihr wahres
Wesen verwirklicht. Ist dieses einmal gelungen, so weiß man, welche Vielfalt an
Talenten und Fähigkeiten in jedem Menschen schlummern, die normalerweise
nicht entfaltet werden. Es sollte unser Ziel sein, es diesen verwirklichten
Menschen gleich zu tun, um unser schlummerndes Potential zur Entfaltung zu
bringen. Dafür sind wir geboren. Genau dieses sollte das Ziel unseres Lebens
sein. Natürlich konnte ich in diesem Kapitel nur in Umrissen aufzeigen, welche
Seligkeit ein geheilter Mensch erfährt. Um es richtig verstehen zu können, muss
man es wohl selber erfahren haben.
Immer wieder hört und liest man, dass jemand, wenn er die Kundalini zum
obersten Chakra, dem Scheitelchakra, hinaufgeleitet hat, wenn er also
Erleuchtung erfahren hat, dass er diese nicht wieder verlieren kann. Stimmt das
überhaupt? Swami Sivananda schreibt dazu: „Die Kundalini bleibt nicht lange
im Scheitelchakra. Die Dauer des Verweilens der Kundalini im Scheitelchakra
hängt von der Reinheit, dem Grad der spirituellen Praxis und der inneren
spirituellen Stärke des Yogaübenden ab. Aber denke daran, daß sie, auch
nachdem sie das Scheitelchakra erreicht hat, in jedem Moment wieder ins
Basischakra zurückfallen kann! Erst wenn der Yogaübende im Samadhi
(Erleuchtung) fest verwurzelt ist, wenn man Kaivalya (Einssein mit Gott) erlangt
hat, kann und wird die Kundalini nicht mehr fallen."
Obwohl ich Swami Sivananda im Prinzip zustimme, so habe ich doch einige
Einwände. Erleuchtung heißt für mich Heilung. Diese Heilung beruht auf einem
Heilungsprozess der durch neurologische Prozesse auf Zellebene stattfindet. Hat
jemand Heilung erfahren, so ist er vollkommen frei von psychischen und
psychosomatischen Beschwerden. Er ruht in einem Meer der Seligkeit.
Sollte er jedoch in seine alten Fehler zurückfallen, die ihn so unglücklich
gemacht haben, so kann es sehr schnell mit der Seligkeit wieder vorbei sein.
Darum sollte man auch nach der Heilung äußerste Vorsicht walten lassen. Schon
manch einer, der den Nektar der Heilung gekostet hat, kann davon ein Lied
singen. Der Zustand der vollkommenen Heilung ist so außergewöhnlich, dass
man nicht automatisch damit wie selbstverständlich umzugehen in der Lage ist.
Es treten immer wieder Versuchungen an den Geheilten heran, die er nur
meistern kann, wenn er über eine gereifte und gefestigte Persönlichkeit verfügt.
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