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(Quelle: Material zum Stimmungssteme PS von Prof. Ch.

Reuter, 2009)

1555: Archicembalo von Nicolai Vincentino. Cembalo mit zwei


Manualen und zwei (davon unabhängigen) Stimmungssystemen:

1.) Mitteltönige Stimmung (31tönig, d.h. nach 32 Terzen erreicht


man wieder eine Oktave, die im reinen Oktavverhältnis zur
Ausgangsoktave steht -> Oktave wird in 31 Teile geteilt)

2.) oberes Manual wurde um 1/4 Komma höher als das untere
gestimmt -> erlaubte, reine Quinten bei einer größtmöglichen
Vielfalt reiner Terzen zu spielen.

archicembalo, Nachbau (TU Berlin)

1606: Enharmonisches Cembalo: Clavemusicom Omnitonium von Vito


Trasuntino: 4 Oktaven, Obertasten so breit wie die Untertasten,
viermal geteilt, sowie zwei Obertasten zwischen den diatonischen
Halbtönen (insgesamt pro Oktave 31 Tasten):
Untertasten: Diatonische Reihe
Obertasten: Kreuztöne, B-Töne, Doppelkreuz-Töne und Doppel-B-
Töne.
Clavemusicom Omnitonium von Vito Trasuntino (1606)

Clavemusicom Omnitonium von Vito Trasuntino (1606)


(Dupont 1935, S. 53)

Instrument für Huygenssche System (Teilung der Oktave in 31


Diesise = die 31. Quinte fällt mit der 18. Oktave zusammen):
Oktaveinteilung in 31 gleich große Teile (Werte in Cents):

Oktaveinteilung in 31 gleich große Teile


(Dupont 1935, S. 54)
1639: Enharmonisches Cembalo: von Johann Albert Ban, nach
einer Vorlage von Mersenne

Enharmonisches Cembalo von Johann Albert Ban (1639)

1641: Enharmonisches Cembalo von Janus Colcionius


Pratensis: auf die beiden tiefsten Obertasten: D, E, Fis und Gis
verteilt, in den beiden Oktaven darüber dis/es und gis/as auf
jeweils zwei Tasten verteilt.

Enharmonisches Cembalo von Janus Colcionius Pratensis (1641)


(Dupont 1935, S. 49)

1683: Enharmonisches Cembalo von Girolam Zenti mit


gebrochener Tastatur über dis/es und gis/as (nur bei den tieferen
Tasten)
Enharmonisches Cembalo von Girolam Zenti (1683)
(Dupont 1935, S. 48)

1697: Enharmonisches Spinett von P. W. (David Jacob


Weidner?): auf die beiden tiefsten Obertasten: D, E, Fis und Gis
verteilt, in den beiden Oktaven darüber dis/es auf jeweils zwei
Tasten verteilt.

Enharmonisches Spinett von P.W. (1697)


(Dupont 1935, S. 49)

1711: Enharmonisches Spinett von Petrus Centamin: auf die


beiden tiefsten Obertasten: D, E, Fis und Gis verteilt, in den
beiden Oktaven darüber dis/es und gis/as auf jeweils zwei Tasten
verteilt.
Enharmonisches Spinett von Petrus Centamin (1711)
(Dupont 1935, S. 48)

o.J.: Enharmonisches Clavichord: dis/es-Tasten sind gespalten

Enharmonisches Clavichord
(Dupont 1935, S. 50)

zwischen 1720-1740: verstärkter Einsatz der Querflöte unter


Friedrich dem Großen und seinem Lehrer Johann Joachim Quantz.
Dieser erfand die Dis/Es-Klappe (entweder das Loch für Dis oder
das daneben für Es wurde geöffnet).
Friedrich II. Johann Joachim Quantz
Bildausschnitt aus Adolph von Menzel: Portrait von Jean Chrétien de la Fontaine, 1751
Das Flötenkonzert, 1852

Flöte nach Quantz

Ähnlich: Patent von Charles G. Christman für die Flöte (New York
1849): Wenn eine Klappe gedrückt wird, erklingt ein Dis, werden
beide Klappen gleichzeitig gedrückt, erklingt ein Es.
Patent für die Christman-Flöte mit der dis/es-Klappe (1849)

1766: Enharmonisches Hammerklavier: alle Obertasten sind


gespalten (gehörte Johann Christian Bach, hatte 1768 darauf in
London öffentlich gespielt)

Enharmonisches Hammerklavier
(Dupont 1935, S. 50)

1829: Enharmonische Gitarre: von Louis Panormo (London


1829): 18 mal 6 Steckbünde, die variabel in 93 mal 12 kleine
Löcher auf dem Griffbrett gesteckt werden können.

Enharmonische Gitarre von Louis Panormo (London 1829)


(Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig, Inv.-Nr. 566)

moderne Form der enharmonischen Gitarre:


Wim Hoogewerf mit seiner Mikroton-Gitarre
(Foto: Huygens-Fokker-Stiftung)

1863: Enharmonisches Harmonium mit 2 Manualen, auf


denen Dur- und Mollakkorde mit reinen Terzen gestimmt sind
(von J. und P. Schiedmayer, Stuttgart gebaut)
in: Helmholtz 1863, 5/1896, S. 511

1875: Bosanquet-Harmonium: 53-stufige Temperatur auf dem


Generalized Keyboard (Tastatur von H.W. Poole entwickelt; 53
Tasten pro Oktave), von R.H.M. Bosanquet (Johns College,
Oxford) entwickelt
Anordnung der Tasten auf dem Bosanquet-Harmonium
Bosanquet-Harmonium
(Science Museum)

ähnlich: das enharmonische Harmonium von Colin Brown (1875)

1883 entstand in Philadelphia das "Harmon" von James Paul


White (es entsprach dem Bosanquet-Harmonium)
in: R.H.M. Bosanquet: An Elementary Treatise on Musical Intervals and Temperament.
London, Maximilian 1875
1881: Mathematisches Harmonium: 2 in reinen Quinten
gestimmte Manuale (gebaut von Georg Appunn in Hanau). über
Druckknöpfe können die Töne um ein syntonisches Komma tiefer
gestimmt werden -> Dreiklänge sind darüber immer harmonisch
rein spielbar
in: Gustav Engel: Das mathematische Harmonium. Berlin 1881

1890: Enharmonium: Einmanualiges "Transponir-Harmonium"


mit 20 Tasten pro Oktave (5 Oktaven Umfang), zur Darstellung
des enharmonischen Tongewebes (gebaut von Johannes
Kewitsch, Berlin). Die auf der hinteren Tastenreihe liegenden
Töne werden um eine Diesis erhöht (stand bis zum 2. Weltkrieg
im Deutschen Museum in München; ein zweites Modell befindet
sich heute in Tokyo in der Sogakudo-Concert Hall)
in: Shohe Tanaka: Studien im Gebiete der reinen Stimmung. In: VfMw 6, 1890, S. 1-90

1902: Harmonium von Max Meyer:

enharmonisches Harmonium von Max Meyer (1902)

1909: Eitz-Harmonium: Normale Klaviatur mit 52 langen


schmalen, farbigen Zusatztasten, zur Darstellung des
enharmonischen Tongewebes

1909: Steiner-Austerlitz-Harmonium: orientiert sich ebenfalls


am "unbegrenzten Tongewebe" im Umfang von 4,5 Oktaven;
darin 486 Töne = jeder Ton kann in neunfacher Gestalt
dargestellt werden
in: Steiner: Harmonium in reiner Stimmung >System Steiner<.In: Bericht über den 3.
Kongress der Internationalen Musikgesellschaft in Wien 1909, S. 680

1909: Harmonium System Brandsma: 3 Manuale: 1.


Temperiert, 2. pythagoräisch, 3. harmonisch rein.
Beim 3. Manual: jede Taste ist vierfach belegt (48 Töne pro
Oktave). Durch Registerzüge können bestimmte Töne aus dem
Tongewebe auf die Tasten gelegt werden.
in: Engbert Brendsma: Über die Tonverhältnisse in der alten und neuen Musik. Iin:
Bericht über den 3. Kongress der Internationalen Musikgesellschaft in Wien 1909, S.
353-360 u. 680.

1909: Polytonikum: Harmonium für reine und pythagoräische


Stimmung
in: Verzeichnis der für den Kongress bereitgestellten Hilfsapparate und Instrumente. In:
Bericht über den 3. Kongress der Internationalen Musikgesellschaft in Wien 1909, S.
680.

1912: Harmonium mit 19-stufiger Temperatur: von M.E.


Sachs mit Knöpfen, die in zwei Reihen hintereinander liegen,
anstelle von Tasten (1912).

1917: Bichromatisches Harmonium: von Willi von Möllendorf,


für Versuche mit Vierteltönen. (1917)

1943: Euler-Orgel: von Gebroeders van Leuwen, um eine Scala


zu spielen, die aus großen Terzen und natürlichen Septimen
zusammengesetzt ist:

0 1/1 C 0 cents
1 9/8 D 203.910 cents
2 8/7 D+ 231.174 cents
3 9/7 E+ 435.084 cents
4 21/16 F- 470.781 cents
5 189/128 G- 674.691 cents
6 3/2 G 701.955 cents
7 27/16 A 905.865 cents
8 12/7 A+ 933.129 cents
9 7/4 B- 968.826 cents
10 27/14 H+ 1137.039 cents
11 63/32 C- 1172.736 cents
12 2/1 C 1200.000 cent

Euler-Orgel
(Huygens-Fokker-Stiftung)
Euler-Orgel, Manual
(Huygens-Fokker-Stiftung)

Tonumfang/Stimmung

1950: "Arcifoon" oder Huygens-Fokker-Orgel: 31-stufige


Orgel von A.D. Fokker, für das Teyler-Museum in Haarlem
(Holland), 2 Manuale mit jeweils 11 Tastenreihen übereinander,
Pedale in 5 Reihen. Stimmung beruht auf einer Terzenskala, die
nach 31 Terzen wieder zum reinen Oktavverhältnis zurückkehrt.

Huygens-Fokker-Orgel (1950)
Huygens-Fokker-Orgel (1950)
Schema für die Tonhöhenanordnung der Huygens-Fokker-Orgel

Henk Badings: Siciliano (1954) auf der Huygens Fokker Orgel

1958: Mikrotonpiano (Carillo Tone Piano): von Julian Carillo


erfunden, gebaut von der Klavierfirma Sauter, zwischen jeder
Taste: 16tel-Ton-Abstand zwischen jeder Taste = Abstand einer
Quinte auf einem normalen Klavier entspricht hier dem Abstand
eines Halbtons. Insgesamt 97 Tasten, Saiten sind durchweg
dreichörig gespannt.

Mikrotonklavier (Sauter)
Ernst Helmuth Flammer: Klavierstück VIII

1970: Archiphon: Elektronische Version der von Adriaan Fokker


gebauten Huygens-Fokker-Orgel, gebaut von Hermann van der
Horst, 40 verschiedene Klangfarben
(Kippschwingungsgeneratoren), 5 Oktaven, verteilt auf 333
Tasten.

Archiphon (1970)

Insgesamt gibt es vier Archiphone (2 in Haarlem, Holland


(Huygens-Fokker-Foundation), 1 in Blackheath, Australien und 1
in St. Louis, USA (Webster College))

ca. 1970: enharmonische Orgel: 2 Manuale und


herausklappbarer Spieltisch mit 328 Tasten, die im Sinne eines
Tonnetzes angeordnet sind; Tasten unterscheiden sich in Form
und Farbe; 48 Töne bilden jeweils eine Oktave
von Orgelbaufirma Schumacher in Eupen/Belgien nach Plänen von Martin Vogel (steht im
Konzertsaal der Musikschule Leverkusen)

1975: Skalatron: enharmonisches Keyboard von Motorola


(verschiedene Stimmungen umschaltbar)
Skalatron (1975)

1976: Ekmelische Orgel: 3 Manuale, am Ende jeder Taste:


Druckknopf, durch den der Ton um 1/12 Ton erhöht werden
kann; insgesamt sind 72 Töne pro Oktave möglich (alle Töne des
Naturtonsystems sind darstellbar); von Franz Richter Herf und
Rolf Maedel, am Salzburger Mozarteum.

2001: Microtonal Trumpet: von Stephen Altoft und Donald


Bousted: Unterteilung der Oktave in 19 Teile (63,5 Cents pro
Tonschritt)
Mikroton-Trompete: Viertelton-Skala

Mikroton-Trompete: Viertelton-Intervalle

Mikroton-Trompete: 12tel und 19tel-Teilung der Oktave im Vergleich

2007: Bohlen-Pierce-Klarinette, von Stephen Fox nach einer


Idee von Georg Hajdu, in der Bohlen-Pierce-Skala gestimmt:

Frequenz (Hz) Tonhöhe


146.7 D - 2 cent
159.6 Es + 44 cent
173.7 F - 9 cent
189.0 Fis + 37 cent
205.7 As - 17 cent
223.8 A + 30 cent
243.5 H - 25 cent
265.0 C + 22 cent
288.4 D - 32 cent
313.8 Es + 14 cent
341.5 F - 39 cent
371.6 Fis + 7 cent
404.3 As - 47 cent
440.0 A +0 cent
478.8 B + 46 cent
521.0 C - 7 cent
567.0 Cis + 39 cent
617.0 Es - 15 cent
671.4 E + 32 cent
730.6 Fis - 22 cent
795.0 G + 24 cent
865.1 A - 30 cent
941.4 B + 17 cent
1024.4 C - 37 cent

Tonumfang/Stimmung

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