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Jacque Bittner

Pièces de Lut

1702

TREE EDITION
Jacque Bittner
(Jacob Büttner)

Pièces de Lut
Composeès par M: Jacque BITTNER
Dedieès â
Monsieur Piere PEDRONI
de Treÿenfels.

1702

Faksimile nach dem


Druck- Exemplar der
Oberösterreichischen Landesmuseen
Linz
Österreich

Herausgegeben von
Michael Treder, Hamburg
unter Mitarbeit von
Francois-Pierre Goy, Paris

© 2009
TREE EDITION
Albert Reyerman
Pieces de lut.
Composèes par M: Jacque Bittner
Dedièes a Piere Pedroni de Treÿenfels.

Gravees par Ger: de Groos 1702.


C. Screta del:

1. Einleitung

Wer auch immer Jacque Bittner gewesen sein mag: er hat uns mit seinem bekanntesten Werk,
den gedruckten „Pieces de lut“ (1), faszinierende Musik für die 11-chörige Barocklaute
hinterlassen. Musik, die eingängig und charakteristisch in der Verbindung von stilistischen
Elementen des (französischen) „rubato/brisé“ und (italienischen) „cantabile“ ist. Diese Musik
erfordert an vielen Stellen erhebliches technisches Vermögen zur Umsetzung, wobei diese
Herausforderungen nicht den Wert der Werke an sich darstellen: es ist deren musikalische
Qualität!

Von den als Druck erschienen „Pieces de lut“ sind bislang vier Exemplare bekannt:

• das Exemplar aus der Sammlung von Charles Edmond Henri de Coussemaker (1805–
1876) in Valenciennes, nun in der Königlichen Bibliothek in Brüssel, auf dem Titelkupfer
ausgewiesen mit „1682“ (2);
• das in der Pariser Nationalbibliothek geführte Exemplar aus der Sammlung von Sébastien
de Brossard (1655–1730), ebenfalls „1682“ (3);
• das Exemplar der Sammlung Dragan Plamenac (Yale University), auch „1682“ (4);
• das Exemplar der Oberösterreichischen Museen in Linz (5) , ausgewiesen mit „1702“ (6).

Diese vier Drucke enthalten jeweils gedruckt 56 Stücke, die auf 10 tonartlich gruppierte
Suiten/Partiten unterschiedlichen Umfangs entfallen (siehe dazu das Inhaltsverzeichnis).

Das Exemplar aus der Sammlung Charles Edmond Henri de Coussemaker in Brüssel diente
als Vorlage für die Faksimile-Ausgabe von JUNGHÄNEL/PÄFFGEN/SCHAEFFER im Jahr
1974 (7), das Exemplar der Pariser Nationalbibliothek als Vorlage für die Ausgabe von
MINKOFF im Jahr 1975 (8). Bei SEICENTO erfolgte dann im Jahre 2000 ebenfalls eine
Faksimile-Ausgabe, der allerdings ein Hinweis auf die Vorlage fehlt (9).

-5-
Alle genannten Faksimile-Ausgaben beschränken sich auf die Wiedergabe der Tabulaturen,
enthalten also keine weitergehenden Erläuterungen.

Einige der in den Drucken enthaltenen Suiten/Partiten sind auch auf Tonträger eingespielt
worden:

• Walter GERWIG: Lautensuiten von J. Bittner und Th. Mace, (LP) Harmonia Mundi
HM 25158 (mit der Suite in g-moll)

• Michael SCHÄFFER: French lute music (LP) Turnabout TV 34137S (mit der Suite in
g-moll; auch Werke von Attaignant, Mouton, de Visée und Lesage de Richée)

• Konrad JUNGHÄNEL: Jacques Bittner. Pièces de luth. Suite c-major – b-minor – g-


minor – f-sharp-minor, (LP) Accent ACC 8227;

• Klaus OESTREICHER: Vier Lauten-Suiten, (LP) FSM 53217, 1981 (entspricht: F.J.
Kastl-Blockflöte/ Klaus Oestreicher-Laute: Jacques Bittner – Matthew Locke, Januar
2000 (mit den Suiten in e-moll, fis-moll, Es-Dur und C-Dur);

• Marius MYSKIEWICZ (Laute): Sylvius Leopold Weiss/Jacques Bittner, Ancient


Music Edition KI 8721;

• Stefan GRASSE (Gitarre): Nürnberger Meister. Stefan Grasser spielt Lauten- und
Gitarrenmusik aus Nürnberg, Xolo 1005 (Suite Nr. IV von Bittner = Suite Es-Dur)

Eine Gesamteinspielung der „Pieces de lut“ liegt bislang leider noch nicht vor.

Nicht vorenthalten werden sollen hier auch die Erläuterungen zu den „Variations On Themes
By Bittner“ von Tom Ball zu seiner Einspielung „18 Pieces For Solo Steel String Guitar“:

„Variations On Themes By Bittner: Jacques Bittner was a French composer who wrote for
baroque lute, a 14-course instrument of considerable difficulty and unwieldness. (I‘ve heard it
said that the baroque lutenists spend half their time tuning, and the other half playing out of
tune.) Almost nothing is known about Bittner except that in 1682 he published (in French
tablature) a collection of 10 suites with the title Pieces de Lut. The modest bit of improvising
is based upon themes from the Suite in G-minor, although here it’s played in F#-minor“ (10).

Diese „Erläuterungen“ machen deutlich, wie sehr es noch der intensiven Aufklärungsarbeit
über die Laute im Allgemeinen und die Barocklaute im Besonderen bedarf.

-6-
Wie für eine Reihe „Lauten-Klassiker“ geltend, hat es auch von den „Pieces de lut“
Übertragungen für die Gitarre gegeben.

Zu nennen sind:

- Suite Es-Dur, auf www.creativeguitar.org;


- Suite e-moll, arrangiert von Jacques CHANDONNET, Saint-Romuald (Québec)
1997.

Bei den Drucken in Brüssel, Paris und New York kann aufgrund der Kennung „1682“, die
von uns als Jahreszahl interpretiert wird, und sonstiger Übereinstimmungen davon
ausgegangen werden, dass sie von einer Vorlage stammen.

Beim Exemplar aus Linz (Oberösterreichische Landesmuseen) war eine Überprüfung


angesagt, denn hier weisen Katalogeintrag sowie Titelkupfer eine „1702“ aus.

2. Jacob Büttner/Jacque Bittner: ein Phantom?

Jakob Büttner, vermutlich identisch mit Jacque Bittner, ist unter biografischen
Gesichtspunkten bislang ohne klare Kontur geblieben. Es gibt zu ihm nur äußerst knapp zu
nennende Einträge in den bekannten musik- bzw. lautenbezogenen Fachlexika und
Nachschlagewerken. (11)

Aufgeführt zwischen den Reusners und Graf Logi findet ein Jacob Büttner erstmals
Erwähnung in der „Historisch-Theoretische(n) und Practische(n) Untersuchung des
Instruments der Lauten, Mit Fleiß aufgesetzt und allen rechtschaffenen Liebhabern zum
Vergnügen heraus gegeben, Nürnberg 1727“ von Ernst Gottlieb BARON (BARON
1727/1965).

Dort heißt es, Büttner brachte

„nach der damahligen neusten und galantesten Methode die Laute zu tractieren 107.
überaus anmuthige und schöne Lauten-Stück (wie sein Worte sind) Anno 1683. zu
Nürnberg heraus“ (BARON 1727/1965, S. 73).

Außer dem Bezug zu Nürnberg als Ort des Erscheinens der Publikation fehlt ein Hinweis, wo
Jacob Büttner geboren wurde und wo er wirkte. Dies unterscheidet den Eintrag gegenüber
vielen anderen Einträgen von Lautenisten, bei denen BARON Hinweise auf die geografische
Herkunft oder den Ort – bzw. die Orte - ihres Wirkens gegeben hat.

-7-
Die Nennung Büttners zwischen den Reusners und Graf Logi könnte als Indikator gewertet
werden, dass BARON ihn – trotz des angegebenen Ortes der Herausgabe: Nürnberg - auch
vom Lebens-/Arbeitszusammenhang räumlich in deren geografischen Gefilden vermutete. Ein
Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme steht aber noch aus.

Es ist der Eindruck nicht von der Hand zu weisen, dass BARON entweder keinen der heute
bekannten Drucke von Büttner/Bittner als Basis seiner kurzen Notiz vorliegen hatte oder er
ein anderes, bislang unbekanntes Exemplar benutzte (bzw. den Berichten zu Grunde lag, auf
denen er seine Notiz aufbaute). Denn: alle bislang bekannten Drucke haben außer den
Blättern mit den Widmungen 107 mit Tabulatur beschriebene Seiten, auf denen sich
insgesamt 56 Stücke befinden, eine Seite (Nr. 108), auf der sich leere Linien befinden, und
die auf dem Titel-Medaillon ausgewiesene (vermutliche) Jahreszahl lautet 1682 bzw. 1702
(Exemplar Linz), Angaben zum Ort des Erscheinens oder der Drucklegung fehlen.

Dem ersten Anschein nach müsste es sich bei der Beschreibung von BARON also um eine
andere, ebenfalls in gedruckter Form von Büttner/Bittner herausgegebene Sammlung handeln.
Auch sie müsste eine Widmung des Komponisten/Verfassers/Herausgebers („wie sein eigen
Worte sind“) enthalten, würde 107 Stücke umfassen und wäre ein Jahr später als die bereits
genannten Druck-Exemplare in Nürnberg erschienen, also 1683 – oder 19 Jahre vor dem
Linzer Exemplar (so die Angabe „1702“ als Jahreszahl denn korrekt sein sollte).

Hinsichtlich der Anzahl der Publikationen, der Erscheinungsdaten, des Erscheinungsortes und
der Anzahl der Stücke in den Drucken bzw. in einem Druck gibt es bei den Einträgen zu
Bittner/Büttner in einschlägigen Lexika und Nachschlagewerken im Anschluss an BARON
unterschiedliche Informationen. Auf der Zeitachse betrachtet, erinnert dies durchaus an das
Spiel „Stille Post“(12):

• WALTHER (1732/1953, S. 122):


„Büttner (Jacob) ein Lautenist, gab an. 1683 nach der damahligen neuesten
und galantesten methode, die Laute zu tractieren, 107 überaus anmuthige und
schöne Lauten=Stücke (wie seine eigene Worte lauten) zu Nürnberg heraus. s.
Barons Unters des Instruments der Laute, pag. 73“.

Dazu:
WALTHER übernimmt, wie bei den sonstigen seiner Einträge mit Bezug zur Laute,
unmittelbar die Aussagen von BARON.

-8-
• ADELUNG (1784/1960, Sp. 2401):
„Büttner, (Jacob), ein Musicus, in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts,
von welchem man hat: Hundert überaus anmuthige und nie gehörte schöne
Lautenstücke, nach jetziger neuen Manier zu spielen. Nürnberg 1684, 4.“.

Dazu:
Bei ADELUNG wird die Zahl der Stücke reduziert, das Jahr des Erscheinens (oder des
Druckes?) verlegt. Und: J.B. wird zum „Musicus“ erklärt, der nach BARON auch nur
Herausgeber sein könnte. Kryptisch ist die Beschreibung, es handele sich um „nie gehörte
Lautenstücke“: ist gemeint, sie seien bis zum Erscheinen des Druckes nicht bekannt gewesen?
Auch hier ist die Frage angebracht, ob ADELUNG eine andere Fassung als die des Druckes
mit der auf dem Titel-Medaillon ausgewiesenen Jahreszahl 1682 vorlag.

• GERBER (1812/1966, Bd. 1, Sp. 549):


„Büttner (Jacob), war ein Lautenist und Komponist für sein Instrument in der
2ten Hälfte des 17. Jahrhunderts, und gab von seiner Arbeit in den Druck: 100
überaus anmuthige und nie gehörte schöne Lautenstücke, nach jetziger neuen
Manier zu spielen. Nürnberg 1684. 4. gestochen. s. Adelungs fortgesetzt.
Jöcher “ (13).

Dazu:
GERBER ergänzt gegenüber seinem Bezug ADELUNG nur, dass J.B. Lautenist und
Komponist war.

• SCHILLING (1835, Bd. 2, S. 62):


„Jacob Büttner, Lautenist und auch Componist für sein Instrument, wie einige
1684 zu Nürnberg gestochene Werkcken beweisen“ .

Dazu:
SCHILLING nimmt von allen zitierten Autoren den kürzesten Eintrag vor, der eine implizite
Wertung enthält („Werkchen“) und ein Festlegung auf den Ort trifft, in dem die Druckvorlagen
gestochen worden sein sollen (Nürnberg). Dieser muss nicht identisch sein mit dem Ort des
Erscheinens.

• MENDEL (Bd. II, 1870, S. 221):


„Büttner, Jacob, ein im J. 1683 geborener berühmter Lautenist, der besonders
durch seine `Galantheste Methode die Laute zu tractieren`, gedruckt in
Nürnberg, sein Andenken erhalten hat. Mehr siehe Baron´s `Untersuchungen
des Instrumentes der Laute` (S. 73)“.

-9-
Dazu:
Aus der von BARON angegebenen Jahreszahl für das Erscheinen des Druckes wird bei
MENDEL das Geburtsjahr von J.B. und aus der auf eine Epoche bezogenen stilistischen
Charakterisierung von BARON ein Titel. Doch auch hier gilt die Frage: lag MENDEL ein
anderes Exemplar vor oder wurde ihm von einem solchen berichtet?

• EITNER (Bd. II, 1900/1904, S. 56):


„Bittner, Jacques (Jakob), 1 Menuett von 1683 in der Lpz. Ztg. 1831, Nr. 9
Beilage S. 8 abgedruckt. Die Nationalbibl. zu Paris besitzt unter Jacques
Bittner folgenden Druck: Pieces de Lut, composées par M. Jacques Bittner,
dédiées à Mr. Pierre Pedroni de Treyenfels. Gravées par Ger. de Goos. 1682.
qu80., ohne Ort. Italienische Sonnette und Dedic. 108 S. mit 52 Piecen:
Préludes, Allemandes, Courantes etc.“

Dazu:
Der Eintrag bei EITNER ist im Vergleich zu den vorstehend zitierten Einträgen bemerkenswert
präzise (auch durch den Hinweis, dass es keinen Erscheinungsort gibt), wenngleich auch die
Seitenangabe und die Angabe zur Anzahl der Stücke nicht zutreffen. Auch wenn man die
“Sarabande” mit “Double”, “2:Double” und “Tridouble” S. 24 ff. als ein Stück ansehen würde,
wären es 53 Stücke.

• ZUTH (1926/28, S. 41):


„Bittner, Jacques. Die Nat.-Bibl. zu Paris besitzt folgenden Druck: „Pieces de
lut, composées par M. Jacques Bittner, dédiées à Mr. Pierre Pedroni de
Treyenfels» (1682), mit 52 Stücken: Préludes, Allemandes, Courantes etc.
(Eitner, QL.) B. ist zweifellos identisch mit Jakob Büttner (s.d.), der durch
einen Nürnberger Lautendruck (1683) bekannt wurde“.

„Büttner, Jakob, gab 1683 zu Nürnberg 107 „überaus anmuthige


Lautenstücke“ heraus (Baron, „Untersuchung …der Lauten“, 1727). Er ist
wohl mit Jacques Bittner (s.d.), von dem die Pariser Nat.-Bibl. einen Druck:
„Pieces de Lut …“ aus 1682 besitzt, identisch. Mendel (ML.) verzeichnet den
Titel des Nürnberger Druckes: „Galantheste Methode die Laute zu tractieren“
und gibt das Druckjahr 1683 – Gerber (Hist.-biogr.L.d.Tonkünstler) schreibt
1684 – irrtümlich als Geburtsjahr B.s an ...“ (S. 56).

Dazu:
ZUTH weist auf die mögliche Identität von Bittner und Büttner hin, korrigiert auch den Fehler
der Angabe eines Geburtsjahres bei GERBER und geht von der Existenz zweier Drucke aus. Er
kennt, so scheint es, keinen der beiden Drucke (wenn es denn überhaupt zwei unterschiedliche
Werke gegeben haben sollte) und bezieht sich offenkundig nur auf die Auskunft anderer.

- 10 -
• POHLMANN (1982, S. 31):
„Bittner, Jacques, ist vermutlich identisch mit Jacob Büttner aus Nürnberg.

“Pièces de luth ...”, 1682 (de Goos) ohne Ort, 108 S. mit 52 Präludien,
Allemanden, Couranten u.a. für Barocklaute in A-f Stimmung. Franz.Tabl.
Bibl.: Brüssel BR; Linz; Paris NB.

“Galantheste Methode die Laute zu tractieren ...”, Nürnberg 1683. Das Werk
enhält nach Baron (Untersuchung …) 107 ´überaus anmuthige Lautenstücke´.
Ein Exemplar konnte bisher nicht nachgewiesen werden”.

Ferner schreibt POHLMANN (S. 152):


“Paris (Vm7 – 6216): Franz. Tabulatur aus der 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts. 11 Seiten mit Lautenstücken von Du Faux, Edmomd, Gautier le
vieux. Das Heft ist vermutlich von Jacques Bittner (Büttner) angelegt.”

Dazu:
POHLMANN geht ebenfalls von zwei unterschiedlichen Drucken aus, weist aber darauf hin,
dass von einem dieser Werke bisher kein Exemplar vorliegt. Ferner erklärt POHLMANN
Jacob Büttner zu einer in Nürnberg geborenen bzw. und/oder lebenden Person.

Die Vermutung von POHLMANN, das Manuskript Vm7 – 6216 könne von J.B. angelegt sein,
ist nicht nachvollziehbar. Bei Monique ROLLIN findet sich im Eintrag bei MEYER (1991, S.
105 f.) zu diesen aus der Sammlung von S. de Brossard stammenden und zum Teil von ihm
ausgeschriebenen Seiten (BROSSARD 1994, Nr. 944, S. 512) jedenfalls kein auf J.B.
abzielender Hinweis.

• FARSTAD
In seiner Dissertation “German Galant Lute Music in the 18th Century” erwähnt
Per Kjetil FARSTAD an wenigen Stellen Jakob Büttner. Im Kontext der
Übersicht “THE LUTE IN GERMANY. Lutenists and lute-composers are
briefly presented according to where they were born or employed” heißt es zu
“Breslau in Silesia”:

“Breslau, today Wroclaw, was under Habsburg rule from 1526, and became a
part of Prussia in 1742. Some of the most important lutenists of the 17th and
18th centuries were born in Breslau. Furthermore, it is noteworthy that it was
mainly lutenists from Silesia, such as Esaias Reusner, Jacob Büttner, Ernst
Gottlieb Baron, Sylvius Leopold Weiss and Johann Kropfganss, who became
the style-setting lutenists in Germany in the 17th and 18th century” (S. 87).

- 11 -
Unter “Nuremberg” heißt es dann bei FARSTAD:

“During the 17th century, Nuremberg was a leading musical centre of


Germany along with Hamburg and the Leipzig-Dresden area. In the 18th
century, however, musical activity declined.
Important lutenists and lute composers in the lute history of Germany who
lived in Nuremberg include Hans Gerle and the Neusiedler family. An
important 17th century lutenist was Jakob Büttner who, in Nuremberg in 1682,
published one hundred and seventy charming and beautiful pieces titled
Galantheste Methode die Laute zu tractieren ...” (S. 100 f.). Als Bezug wird
POHLMANN angegeben (siehe dazu vorstehend).

In der Einleitung zum Kapitel über die Ornamente:

“Important links from the French lutenists on to Weiss, Baron, Falkenhagen


and Hagen are the works of the 17th century German Baroque School
represented by Esaias Reusner (1636 – 1679), Jacques Bittner (ca. 1635 – ca.
1695), Ferdinand Ignaz Hinterleithner (1659 – 1710), Wenzel Ludwig Freiherr
von Radholt (1667 – 1716), and Philip Franz Le Sage de Richée (living in
Breslau during the second half of the 17th century” (S. 125).

Dazu:
Leider hat FARSTAD es versäumt, Belege für die Informationen zu erbringen, dass J.B.
(einmal “Jacob”, ein anderes Mal “Jakob”, dann “Jacques Bittner”) aus Schlesien stammt, sich
1682 in Nürnberg aufgehalten und etwa zwischen 1635 und 1695 gelebt hat. Was die einzige
unmittelbar zu J.B. angegebene Quelle - POHLMANN - anbelangt: siehe vorstehend.

• CHAUVEL (2001, S. 638):


„Bittner (Bithner, Büttner), Jacob (Jacques) ... Austro-Bohemian lutenist and
composer. The few lines devoted to him in Baron´s Untersuchung (1727) are
misleading as regards his publications. His Pieces de lut (1682), engraved by
G. de Groos, then residing in Prague, and with a titlepage by Karel Skreta,
contains 53 technically demanding pieces for 11-course lute. The collection is
dedicated to Johann Peter Pedroni, a wealthy citizen and tradesman in Prague
… French influence is evident, for example in the ornamentation, but the
cantabile style of the music, praised by Baron, reveals the aesthetic approach
of the Germanic school initiated by Esaias Reusner”.

- 12 -
Dazu:
CHAUVEL, der sich dabei sicherlich auch auf die Dissertation von RAVE bezieht, beschreibt
J.B. als einen “österreichisch-böhmischen Lautenisten und Komponisten”, was aus allen zuvor
zitierten Werken nicht zu belegen ist. Er geht nur von einem Sammelwerk (1682) aus. Zur
Angabe von 53 Stücken siehe den entsprechenden Hinweis bei EITNER.

• ERBRECHT-HOFFMANN (SCHLESISCHES MUSIKLEXIKON 2001, S.


106):
„Büttner (Bittner), Jacob, lebte 2. Hälfte 17. Jahrhundert in Schlesien. Er war
Lautenist. Von ihm wurden 1682 die Pièces de lut, „composes par M. Jacques
Bittner“, eine Sammlung von 52 Stücken für die Laute, mit Titel und Widmung
in französischer Sprache, dann 1684 (laut WaltherL: 1683) Hundert überaus
anmuthige nie gehörte, schöne Lautenstücke nach jetziger neuer Manier zu
spielen in Nürnberg gedruckt“.

Dazu:
Unter Bezugnahme auf WALTHER wird im „SCHLESISCHEN MUSIKLEXIKON“ von 2
unterschiedlichen Sammlungen ausgegangen. Allerdings gibt der Eintrag bei WALTHER
(siehe vorstehend), in dem ohnehin nur BARON zitiert wird, dies ebenso wenig her wie den
Titel des behaupteten zweiten Drucks „Hundert überaus ...“.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass J.B. in einer Reihe von Fach-Lexika und
Nachschlagewerken in Vergangenheit und Gegenwart keine Berücksichtigung gefunden hat.
Dies gilt u.a. für Gottfried Johann DLABACŽ und sein „Allgemeines historisches Künstler-
Lexikon für Böhmen und zum Theil auch für Mähren und Schlesien“ (DLABACŽ
1815/1913), MGG (Musik in Geschichte und Gegenwart, FINSCHER 20022), das
„Biographische Lexikon zur Geschichte der Böhmischen Länder“ unter dem Herausgeber
Heribert STURM (STURM 1979) sowie das vom Sudetendeutschen Musikinstitut im Jahr
2000 herausgegebene „Lexikon zur deutschen Musik-Kultur: Böhmen, Mähren,
Sudetenschlesien“. Warum J.B. allerdings im „SCHLESISCHEN MUSIKLEXIKON“ geführt
wird, erschließt sich aufgrund der dortigen Ausführungen nicht: es gibt keinen Hinweise, dass
er in Schlesien geboren worden wäre oder dort gelebt und gearbeitet hätte.

Unter Bezugnahme auf WALTHER (1732/1953, S. 12) gibt es bei DLABACŽ lediglich einen
Eintrag zu einem Friedrich Büthner, geb. 1622 in Oputsch/Opoczno(?), der in Danzig,
Breslau, Thorn, Königsberg und anderen Orten studiert hat und 1701 als Lehrer der
Mathematik in Danzig verstarb. Er hinterließ auch eine „Musicam“ (DLABACŽ 1815/1913,
Bd. I, S. 247). DLABACŽ hat J.B., der bei WALTHER - wie bekannt - geführt wird, unserer
Vermutung nach wegen des Hinweises auf Nürnberg nicht als Künstler aus Mähren oder
Schlesien übernommen.

- 13 -
Aus diesem Grunde fehlt wohl auch ein Eintrag im „Lexikon zur deutschen Musik-Kultur:
Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien“. Der Eintrag für Friedrich Büthner bei DLABACŽ
könnte aber Anlass dafür sein, dass J.B. von zeitlich folgenden Autoren aus Schlesien
stammend verortet wird.

Über Jacob Büttner bzw. Jacque Bittner enthalten die zitierten einschlägigen
Nachschlagewerke eher Verwirrendes denn Klärendes. Außer dem Druckwerk selber, in dem
der (vermeintliche?) Komponist J.B. durch eine Widmung auch Aussagen über sich selbst
trifft, scheint die Hauptreferenz der sehr knappe Eintrag bei BARON zu sein. Ob dieser den
Druck tatsächlich in Händen gehalten hat und über Informationen zu J.B. verfügte, die einer
sachlichen Überprüfung standhalten würden, ist aus heutiger Warte nicht zu entscheiden. Wer
allerdings aus 107 mit Tabulaturen bedruckten Seiten dann 107 Stücke macht, muss sich,
auch über die Zeit hinweg, den Vorwurf gefallen lassen, zumindest nicht genau hingeschaut
zu haben.

3. Das bislang bekannte Œuvre von Büttner/Bittner

Das bislang unmittelbar greifbare Œuvre von Büttner/Bittner ist konzentriert auf den Druck
„Pieces de lut“ in den vorgenannten Fassungen (Paris, New York, Brüssel: 1682, Linz: 1702),
den Nachdruck eines Stückes daraus (KIESEWETTER 1831), eine fast vollständige Abschrift
des Druckes (oder von einer anderen Abschrift) im MS S-Klm 21.072 (Kalmar, Läns-
Museum), eine vollständige Abschrift im MS A-KR 82a sowie eine überschaubare Anzahl an
Stücken in Tabulatur-Handschriften (zumeist Abschriften von Stücken aus dem Druck).

In ihrer stilistischen Verbindung von Elementen des (französischen) „rubato/brisé“ (14) und
(italienischen) „cantabile“ sind die Stücke von J.B. sehr markant. Die musikalisch
anspruchsvollen Kompositionen von J.B. verlangen gutes bis sehr gutes spieltechnisches
Vermögen (15). Sie sind insgesamt wesentlich gefälliger als die Musik der Reusners, die J.B.
gekannt haben dürfte, und haben ihr gegenüber eine deutlichere Betonung des „cantabile“.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit :

3.1 Die Drucke:

Die vier bislang bekannten Drucke enthalten je 56 Stücke, die auf 10 tonartlich
gruppierte Suiten/Partiten unterschiedlichen Umfangs entfallen (siehe dazu das
Inhaltsverzeichnis).

- 14 -
Die Widmungen
Durch Wiedergabe der Inschrift im Medaillon des Titelblatts hat EITNER – ohne
ausdrücklich darauf aufmerksam zu machen – erstmals zusammen mit Notierung
einiger weiterer Merkmal bedeutsame Hinweise gegeben: die Inschrift steht in
französischer Sprache, Widmung und ebenfalls im Druck enthaltene Lob-Sonnette
stehen in italienischer Sprache, die Widmung ist an einen Herrn Pierre Pedroni de
Treÿenfels gerichtet, die Gravur erfolgte durch einen Herrn G. de Groos/t.

Der Graveur Gerhard de Groos/t (~ 1650 Antwerpen, † 04.12.1730 in Prag) war in


Prag tätig (16), ebenso der Maler Karel Skreta (* 1610 in Prag; † 30. Juli 1674 ebenda)
(17)
, von dem die Vorlage für das Titelblatt-Medaillon stammen soll: „nach seinen
Entwürfen arbeiteten die bedeutensten Stecher der Zeit, darunter … Gerard de Groos“,
so der Hinweis bei THIEME/BECKER (Bd. 31, 1937, S. 126). Diese Informationen
weisen auf jeden Fall nach Prag.

Nach THIEME/BECKER hat de Groos/t allerdings auch ein von Skreta illustriertes
Buch zuerst in Prag und dann später in Nürnberg gedruckt:

„Er stach mittelmäßige Titelkupfer und Illustrationen zu Prager


Druckschriften … darunter ganze Folgen von Bildnissen böhmischer Regenten
(62 Bl. nach Vorlagen C. Skreta´s zu Graf Althan´s „Elogia ...“ von 1673,
1681 in Nürnberg nachgedr. als „Des uralten Herzogthums etc. Böhmen kurze
Regentenbeschreibungen“ (THIEME/BECKER/VOLLMER, Bd. 15, 1922, S.
83).

Dieser Hinweis auf einen Nachdruck (beachte den Singular!) an anderem Orte
(Nürnberg) kann allerdings nicht unbedingt als belastbarer Beleg gewertet werden,
dass Nachdrucke weiterer Werke dort erfolgten.

Die mit „Giacomo (18) Bittner“ gezeichnete Widmung ist auf Italienisch abgefasst und
dem Zeitgeist entsprechend sprachlich überbordend. In ihr wird das Instrument Laute
sowie das Lautenspiel gepriesen und der Bewidmete für würdig befunden, das
Druckwerk zu empfangen (19).

Aus dieser Widmung zitiert BARON auch (oder es wurde ihm berichtet), wenn er von
dem „überaus anmuthige(n) und schöne(n) Lauten-Stück (wie sein Worte sind)“,
schreibt (BARON 1727/1965, S. 73):

„alla Leggiadria, alla soavità, alla Maestria, si comprende la perfezione


innarrivabile, con cui ella si diporta, suonando il Liuto: ...“

- 15 -
„Gio: Piedro Pedroni de Treÿenfels“ wird in der Widmung auch als „Banquiero“
angesprochend. Im Katalogeintrag des Landesmuseums Oberösterreich heißt es
allerdings „Freÿenfels“ (siehe vorstehend). Wenngleich es mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit der Buchstabe „T“ ist, mit dem der Zuname beginnt: in
den gängigen Adelslexika gibt es zu beiden Versionen, Treuenfels wie Freienfels,
Einträge. Keiner dieser Einträge weist aber unmittelbar auf „Gio: Piedro Pedroni“
bzw. einen Johann Peter Pedroni hin.

Bei ihm dürfte es sich um Johann Peter Pedroni/y von Treuenfels handeln,
Händler/Kaufmann und Geldwechsler/Bankier (beides wird in der Widmung erwähnt),
der aber auch als Bürgermeister der Kleinstadt in Prag belegt ist und sein
Adelsprädikat, so nachzulesen bei KRÁL von DOBRÁ VODA (KRÁL von DOBRÁ
VODA 1904, S.187), 1682 erhielt (20). Insofern dürfte es sich bei dem Eintrag des
Katalogs der Oberösterreichischen Landesmuseen mit „Freÿenfels“ wohl um einen
Lesefehler bei der Katalogisierung handeln.

Das in das Medaillon des Titelblattes eingebundene Wappen ist mit Anker und
stehendem Löwen sowie dem schräg laufenden Rosen-Band sehr markant. Der
aufrecht stehende Löwe hat, so scheint es, einen Doppelschwanz und deutet damit auf
Böhmen: der aufgerichtete, silberne und doppelschwänzige Löwe mit goldener
Blätterkrone auf Rot, bewehrt und bezungt, ist das Wappen Böhmens (LEONHARD
1987/2001). Das dreigeteilte Wappen im Medaillon des Titelblattes ist, obwohl es in
den gängigen Nachschlagewerken keine Abbildung gibt, eindeutig von Treuenfels
zuzuordnen; es wird im Buch „Heralidika“ von Adalbert Ritter KRÁL von DOBRÁ
VODA wie folgt beschrieben:


„m. se st . kotvou, zl. S 3 v. r žemi, v se zl. lvem“ = Pedrony z Treuenfelzu»
(KRÁL von DOBRÁ VODA 1900, S. 310) (21) .


Dies sind: kotvou = Anker, 3 v. R žemi = 3 Rosen und lvem = Löwe.

Zu erwähnen ist der Eindruck, dass unmittelbar unterhalb des eigentlichen Wappens,
aber eindeutig integriert, ein kleines Fass dargestellt ist. Dies könnte eine Referenz für
Büttner/Bittner sein: „Bittner“ oder „Büttner“ ist eine Berufsbezeichnung. Es handelt
sich um den Hersteller von Bütten = Fässer. Ein Büttner ist also ein Fassbinder.

Gegenüber der ursprünglichen Vorlage, so sie denn tatsächlich von Skreta stammt, der
bereits 1674 verstorben ist, sind Wappen, Medaillon-Text sowie das Fass auf jeden
Fall aktuelle Hinzufügungen, vermutlich von G. de Groos/t.

- 16 -
Der Text der Widmung auf den dem Titelkupfer folgenden Seiten ist von Bittner
unterzeichnet (Teil des Kupferstichs, keine Originalunterschrift) und vermittelt auf
jeden Fall den Eindruck, dass der angesprochene von Treuenfels die Laute „zu
tractieren“ wird verstanden haben.

Von Treuenfels gegenüber tituliert sich J.B. als „ergebenster Diener“ und spricht ihn
als „glanzvollen Herren“, „verehrten Herren“ und als „mein Herr oberster
Schutzpatron“ an, was auf eine nicht auf Augenhöhe angelegte Beziehung hindeutet.
Ergibt sich die besondere Beziehung vielleicht darüber, dass „Gio: Piedro Pedroni de
Treÿenfels“ den mit Gewissheit teuren Druck der Tabulaturen finanziell ermöglicht
hat? Dessen ungeachtet: über den Bewidmeten gibt es wiederum einen Hinweis auf
Prag.

Abgedruckt sind vor den Tabulaturen auch zwei Lob-Sonette, die ein Sig. Marco
Antonio Caresana zur Lobpreisung von J.B. verfasst hat.

Wie die Widmung für „de Treÿenfels“ stehen die Sonette auch in Italienisch. J.B. (hier
auch „Bittnero“) (22) wird angesprochen als „compositore“ („Giacomo Bittner,
Compositore di Musica Sopra il Liuta“), was als eindeutiger Beleg werden kann, dass
er nicht nur oder auch überhaupt nicht der Herausgeber, sondern eben der Komponist
der im Druck enthaltenen Werke ist.

Im ersten Sonett für J.B. erhält sein Lautenspiel den Rang, sich mit Göttlichen (den die
Lyra spielenden Amphion, Arionis, Apollon und Orpheus) messen zu können; im
zweiten werden seine Melodien gerühmt, die selbst schweigende Götter zum Singen
bringen können und der Wunsch formuliert, seinem Namen möge Unsterblichkeit
beschert sein.

Zu einem Marc' Antonio Caresana gibt es einen knapp gehaltenen Nachweis bei
Gaspard de GREGORY: danach stammt Caresana aus der an der Grenze zu
Frankreich gelegenen Provinz oder der Stadt Vercelli und hat dort um die Wende vom
16./17. Jahrhundert als Arzt/Chirurg gelebt und gewirkt (de GREGORY 1819 – 1824,
Vol. II, S. 223). Dieser Caresana kommt vom Alter als Verfasser der Widmung her
nicht in Betracht.

Nicht auszuschließen ist, dass er einen Nachkommen hatte, der den gleichen Namen
führte. Über einen solchen sind aber keine Informationen verfügbar. Es ist auch
denkbar, dass es sich bei Marco Antonio Caresana um eine fiktive Figur handelt, die
allein dazu dienen sollte, die beiden Lob-Sonette abzuzeichnen.

- 17 -
Mit der Namensgebung könnte allerdings auch eine Anspielung auf Christofero
Caresana gegeben sein: Komponist, Organist und Sänger, * 1640 Venedig, + 1709
Neapel (siehe KRAUSE 2000).

Die Tonarten:
Vertreten sind (in eben dieser Reihenfolge): h-moll, e-moll, Bb-Dur, Es-Dur, A-Dur,
fis-moll, g-moll, G-Dur, C-Dur und F-Dur.

Der Fingersatz:
Für den Fingersatz der linken Hand wird in den Drucken das System der Punkt-
Markierung gewählt, das üblicher Weise als Hinweis des Fingerseinsatzes für die
rechte Hand gilt.

Zeichen für Fingersatz


- linke Hand -

. Zeigefinger

.. Mittelfinger

... Ringfinger

.... Kleiner Finger

Die Position der Punkte zueinander variiert und ist zum Teil der Form der Buchstaben
angepasst, zu denen sie notiert sind.

Die Angabe von Fingersätzen für die linke Hand mit Punkten wird schon in der 1.
Hälfte des 17. Jahrhunderts gefunden. Zu Bittners Zeit scheinen allerdings die Ziffern
üblicher zu sein, aber das Punkt-System wird noch bis im 18. Jahrhundert gefunden,
zum Beispiel in F-Pn Rés. Vmf. ms. 48 (Mitte der 1660er Jahre), in Henry Grénerins
„Livre de guitarre et autres pièces de musique“ (1680), in GB-Lbl Sloane 2923 (um
1683) und sogar noch in Santiago de Murcias „Passacalles y obras de guitarra“ (GB-
Lbl Add. Ms. 31640, datiert 1732).

Bemerkenswert ist auch, dass in den Drucken keine Fingersätze für die rechte Hand
angegeben werden. Einzige Ausnahme: der Daumeneinsatz.

- 18 -
Die Ornamente/Spielanweisungen:
Außergewöhnlich sind die sehr detaillierten Hinweise für die Ornamentierung. Es gibt
rund 20 unterschiedliche Zeichen bzw. Kombinationen, die zum Teil kontextabhängig
nach meinem Dafürhalten unterschiedlich zu interpretieren sind - dabei immer
unterstellt, dass der Kupferstecher auch richtig übertragen hat. So eine Frage stellt sich
zum Beispiel, wenn ein Kreuz, das bekannt vor oder hinter einem Buchstaben stehen
kann, auch unterhalb oder oberhalb auftaucht. Diese Kreuz (in Verbindung auch mit
anderen Zeichen für die Ornamentierung) sowie das Komma hinter einem Buchstaben
sind schon aufgrund ihrer Häufigkeit des Vorkommens im Druck von besonderer
Bedeutung.

Zur Vergegenwärtigung:

• das Komma hinter einem Buchstaben kann für eine Appogiatura von oben
(Abzug), aber auch für einen Triller (in unterschiedlichen Ausführungen)
sowie für einen Mordent (nach oben) stehen;
• das Kreuz hinter einem Buchstaben kann für einen Triller (in unterschiedlichen
Ausführungen) sowie für einen Mordent (nach oben), aber auch ein Vibrato
stehen;

das Kreuz vor dem Buchstaben für einen Mordent nach unten. (23)

Zur Bedeutung dieses „Kreuzes“ sowie des „Kommas“ hinter einem Buchstaben hat es
einen diskussionswürdigen Interpretationsvorschlag von Tim CRAWFORD gegeben:

"In my opinion, the crosses all clearly indicate mordents. Bittner gives a great
deal of ornamental and other detail in his music (including explicitly-notated
'notes inegales'), and has a distinct sign for the 'port de voix' (an upward
appoggiatura, sometimes finishing with a mordent) which is like a downward-
bulging slur before the main note; his 'ligado' slur sign is upward-bulging and
above the letters concerned.

For a trill, he uses the normal Abzug (backfall) sign - the player has to judge
whether to trill or not according to context (probably required at cadences
where a termination of two final short notes is provided).

Trills would sound terrible (in general) at the places where Bittner puts
crosses, but mordents give a result quite within the overall 'density of
ornamentation' of this composer. Note how he varies the amount of
ornamentation from piece to piece, key to key, etc. This highly-sophisticated
music bears repeated study.“ (24)

- 19 -
Der Aussage des letzten Satzes stimme ich in vollem Umfange zu, habe aber Zweifel,
ob die Ein-Eindeutigkeit der Bedeutung des „Kreuzes“ tatsächlich gegeben ist.
Angesichts der Vielzahl an Zeichen bzw. Zeichenkombinationen scheint mir darüber
hinaus der Hinweis, das Zeichen für den Abzug („Komma“) kontextabhängig als
Abzug oder Triller zu interpretieren, zu vage; dies könnte dann dem Grundsatz nach
auch für das „Kreuz“ gelten, das an einigen Stellen eben doch auch als „Triller“
umgesetzt nicht deplaziert wirkt. Eine definitive Bestimmung der Bedeutung jeweils
gewählter Darstellungsformen für Ornamente in den "Pieces de lut" bleibt weiteren
Studien bzw. vor allem der Spielpraxis (mit Experimentierfreudigkeit) vorbehalten.

3.2 Nachdruck eines Einzelstückes:

Aus den „Pieces de Lut“ ist ein Menuet im Anhang zum Beitrag von Raphael Georg
K. KIESEWETTER in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ (Leipzig) über die
Lauten-Tabulatur abgedruckt (KIESEWETTER 1831, Anhang Seite 8). Es handelt
sich um Wiedergabe des „Menuets“ aus der Suite/Partita G-Dur, S. 94.

KIESEWETTER titelt:

„Beispiel aus einem grossen Lautenwerke: Pieces de Lut, com-posées par M.


Jacque Bittner etc. in Kupfer gestochen (Nürnb. 1683)“

Auch er gibt die BARONsche Version eines Druckes von 1683, erschienen in
Nürnberg an. Was KIESEWETTER als „Facsimile“ ausgibt, ist dann aber entweder
eine gegenüber den bekannten Drucken Fehler enthaltene Abschrift oder die Abschrift
eines bislang nicht bekannten Druckes aus dem Jahr 1683, der von anderen Platten
erfolge (25).

Da die Übertragung des „Facsimiles“ in reguläre Notation, von KIESWETTER als


„Entziffert“ bezeichnet, auch Fehler enthält (die Ornamente werden zum Teil nicht
übertragen oder aus heutiger Sicht abweichend interpretiert), ist nicht von der Hand zu
weisen, dass die Abschrift selber auch nur fehlerbehaftet von einer Fassung des
Druckes 1682 vorgenommen wurde.

Die Ausführungen von KIESEWETTER sind durchgängig herablassend und


polemisch gegenüber den Lauteninstrumenten, deren Kompositionen und den
Tabulaturen ausgerichtet.

- 20 -
Der Abdruck eines Stückes in diesem Kontext kann daher kaum als positive
Würdigung des Komponisten zu verstehen sein (26), was aus unserer Sicht allerdings
auch ein bezeichnendes Licht auf das musikalische Verständnis des Beitragsverfassers
wirft.

3.3 Umfangreiche Abschriften: MS S-Klm 21.072 und MS A-KR 82a

Im MS S-Klm 21.072, ebenso wie das MS S-Klm 21.068 nach dem Eigentümer
und/oder Schreiber auch „Stålhammar Manuskript“ genannt (SPARR 1977; RUDÉN
1981, S. 25 ff.) (27), sind die „Pieces de lut“ fast vollständig und - mit wenigen
Ausnahmen – sehr korrekt abgeschrieben worden bis hin zur Ausweisung des
Fingersatzes für die linke Hand. Die Namen der Sätze sind der Zeit (das MS wird auf
1715 datiert) und dem Sprachgebrauch des Schreibers angepasst. Die Notenwerte sind
zum Teil nach dem Muster einer modernen Notation verbunden dargestellt. Bei der
Partita in g-moll fehlt die Sarabande, bei der Suite/Partita F-Dur fehlen die Sarabande
und das Menuet (28). Nur bei den aus dieser Suite/Partita im MS enthaltenen Stücke
gibt es einen Hinweis auf den Komponisten: „Prelude Mr. Bittner“ und „Gavott. De
Bittner“. Von der Suite/Partita G-Dur ist lediglich das „Prelude“ abgeschrieben
worden (f. 36v - 37r). Bei der Suite/Partita in Es-Dur folgt der Allemande die
Courante, und dann erst die Sarabande. Im Druck ist es umgekehrt: erst die Sarabande,
dann die Courante. Bei der Suite/Partita A-Dur folgt bei der Abschrift auf das
Praeludium die Gavotte, dann kommt erst die Allemande. Die erste Sarabande steht
ohne Titel, die 2. Sarabande und die weitere Courante fehlen. Das Praeludium zur
Suite/Partita fis-moll steht ohne weiteren Bezug erst am Ende aller Bittner-Stücke im
MS (f. 124v).

BITTNER befindet sich mit seinen Stücken im MS in der Gesellschaft von


Komponisten wie LOGY, Du BUT, DUFAUT, MOUTON, GALLOT,
HINTERLEITHNER, WEICHENBERGER, „Anonymus“ und anderen (29). Diese
Mischung kann als charakteristisch angesehen werden für Manuskripte aus den
Habsburger Landen (30).

Im MS A-KR 82a sind die BITTNER-Partiten des Druckes vollständig abgeschrieben.


Sie befinden sich in der zweiten Hälfte des Manuskriptes, allerdings in einer anderen
Reihenfolge als im Druck:

Druck h-moll e-moll Bb-Dur Es-Dur A-Dur fis-moll g-moll G-Dur C-Dur F-Dur

S-Klm (F-Dur) (G-Dur) h-moll e-moll Bb-Dur Es-Dur A-Dur fis-moll g-moll C-Dur
21.072
A-KR Es-Dur Bb-Dur g-moll C-Dur F-Dur G-Dur fis-moll A-Dur h-moll e-moll
82a

- 21 -
Stimmtechnisch macht die Reihenfolge im MS A-Kr 82a (11chörige Barocklaute)
unter praktischen Erwägungen Sinn, wenn die Partiten hintereinander gespielt werden
sollen:

A-KR Es-Dur Bb-Dur g-moll C-Dur F-Dur G-Dur fis-moll A-Dur h-moll e-moll
82a
//a = Es //a = Es //a = Es ./. ./. /a = Fis a = Gis, a = Gis, /a = Fis, /a = Fis
/a = Fis, /a = Fis, 4 = H
4 = Cis 4 = Cis

Vor der Abschrift der BITTNER-Partiten stehen im MS einige Stücke in c-moll (u.a.
von MOUTON), hinter der Abschrift ein Stück in C-Dur, zwei in d-moll und eines in
a-moll. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass die Reihenfolge der Abschriften
aus dem BITTNER-Druck stimmtechnisch angelegt ist. Nicht bei allen Partiten sind
bei der Notierung auch Satzbezeichnungen von vornherein notiert worden: es gibt
(spätere?) Ergänzungen. Die Partiten sind zum Teil in sich anders angeordnet als im
Druck. Bei der Partita Es-Dur sind Courant und Sarabande in der Reihenfolge
gegeneinander ausgetauscht worden, bei der Partita Bb-Dur die Gigue gegen die
Sarabande, bei der Partita C-Dur ebenfalls Gigue und Sarabande. Bei der Partita fis-
moll wurde das im Druck dem einleitenden Prelude folgende Tombeau vor die
abschließende Gigue gestellt. Bei der Partita in A-Dur wurde aus der Satzfolge:
Prelude, Allemande, Courante 1, Courante 2, Sarabande 1, Gavotte, Gigue, Sarabande
2 im MS A-Kr 82a: Prelude, Allemande, Courante 1, Sarabande 1, Gavotte, Courante
2, Sarabande 2, Gigue (31). Bei den Übertragungen gibt es, abgesehen von den
genannten wenigen Änderungen in der Satzfolge einiger Partiten, marginale
Abweichungen bei den Abschrift, etwa bei den Halteanweisungen für die Bässe oder
den Hinweisen für die Brechung eines Akkordes. Wie im MS S-Klm 21.072 fehlt bei
einigen Stücken die differenzierte Ausweisung von Notenwerten. Interessant sind
einige wenige gravierende, unbedingt bemerkenswerte Abweichungen. Hierzu ein
Beispiel. Die Courant in Es-Dur (Auszug); beide Lösungen sind möglich:

BITTNER 1682/1702:

A-KR 82a:

- 22 -
BITTNER befindet sich mit seinen Stücken im MS A-Kr 82a in der Gesellschaft von
Komponisten wie LOGY, DUFAUT, MOUTON und dem unermüdlichen
„Anonymus“ (32). Auch hier dürfte die Zusammenstellung als charakteristisch
angesehen werden für Manuskripte aus den Habsburger Landen.

3.4 Abschriften von Einzelstücken des Druckes in Manuskripten:

Die derzeit in Manuskripten bekannten Einzelstücke als Abschriften aus dem


BITTNER-Druck im Überblick:

Manuskript Druck

A-KN 1255:
h-moll S. 1-3
Praeludium, S. 123-124

A-KR 79:
e-moll Tridouble (S. 28)
Double (f. 53v – 54r)

D-B 40627:
A-Dur
o.T. (Gavotte), f. 73-73v S. 63
Sarab (ande), f. 73v-74 S. 66
Gig (ue), f. 74v-76 S. 64-65

OXFORD, Bodleian Library


(GB-Ob), Ms. Mus. Sch. F
576:
g-moll
Prélude, f. 24
S. 80
Prelude, f. 44v-45
(konkordant)

Ms. Samuel (olim GB-


Lspencer):
F-Dur
(ohne Titel; Menuet), S. 94 S. 107
(ohne Titel; Sarabande), S. S. 106
100

- 23 -
Die Einzelanalyse zu diesen Konkordanzen (33) ist noch nicht abgeschlossen. Hierzu ist
eine gesonderte Publikation in Vorbereitung.

3.5 Einzelstücke in Manuskripten, die nicht in den Drucken vorhanden sind

A-KR L 79: Sarab: (ande) Bittner, f. 119v, mit zwei Konkordanzen:


A-KR L 82: Saraband, f. 7v (erste Folierung);
CZ-Nlobkowicz II.Kk.73: Sarabande du Faut, S. 118 (34).

A-Wn Suppl. Mus. 1813 (Violinstimmen von einem Lautenkonzert; Lauten- und
Bassstimmen fehlen):

f. 2r, erstes Stück, "Sarabande de Bithner", [Nr.] 3 aus "Troisieme Partie"


(keine Sarabande, sondern eine Gavotte F-dur)
f. 3v, viertes Stück, "Bourrée de Mr Bittner", [Nr.] 1 aus "Septieme Partie", in
g-moll.

Das Druck-Exemplar der Sammlung Dragan Plamenac (Yale University) hat eine
handschriftliche Beilage, die mit einer nicht im Druck vorhandenen "Allemande J.
Bittner" in Bb-Dur beginnt. Die der Allemande folgenden Stücke (eine Sarabande, ein
Menuet, eine Gigue und ein weiteres Menuet) stehen ebenfalls in Bb-Dur. Sie haben
alle eindeutig nicht die Qualität der im Druck „Pieces de lut“ enthaltenen Stücke. Zu
Vergleichszwecken ist als Anlage eine Übertragung beigefügt.

4. Pieces de lut: das Druck-Exemplar aus den Oberösterreichischen


Landesmuseen (Linz)

Im Inventarbuch des „Francisco-Carolinum“, das 1833 als "Verein des vaterländischen


Museums für Österreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg" in Linz
gegründet wurde (heute: Oberösterreichische Landesmuseen), findet sich unter Nr. 6166 im
Jahre 1837 der folgende Eintrag:

„Herr Joseph Leuthäuser, wirkl. Konsist. Rath, Schuldistriks Aufseher, Dechant und
Pfarrer zu Freystadt widmet ein altes musikalisches Werk von 1702: Pieces du lut.
Composees par M: Jacque Bittner. Dedièes a Piere Pedroni de Freyenfels. Gravees
par Ger. de Groos 1702. C. Screta del:. Eingesendet durch Herrn Mandatar Syndikus
Karmayr daselbst“.

Josef Leuthäuser (* 1788, † 1847) war von 1835 bis zu seinem Tode als Dechant (Vorsteher
der Priesterschaft mehrerer Pfarreien) der Pfarre Freistadt und von 1836 an auch als
Schuldistrikts-Aufseher tätig.

- 24 -
Berührungspunkte zur Musik über die Funktion als Dechant können als gesichert angesehen
werden, Berührungspunkte zur Musik über die Tätigkeit als Schul-Distrikts-Aufseher auch.
Dass Anton Bruckner aus seiner 1841 bis 1843 andauernden, ihn in der musikalischen
Entfaltung einschränkenden Anstellung als „Hilfslehrer“ in Windhaag in ein anderes
Arbeitsverhältnis wechseln konnte, so erwägt Franz ZAMAZAL in seinem Aufsatz
„Bruckners schulisches Umfeld in Windhaag bei Freistadt“, könnte auch dem Einfluss von
Leuthäuser zu danken sein; zumindest wäre es ohne seine Zustimmung wohl nicht möglich
gewesen (ZAMAZAL 1996, S. 350).

Cajetan Karmayr, dem Eintrag folgend der Übermittler des Druckes, war Syndikus
(juristischer Berater und dazu vereidigter Beamter) des Bürgermeisters von Freistadt
(Kaiserlich-königlicher Schematismus des Erzherzogthums Österreich ob der Enns 1825, S.
83 und S. 96). Karmayr ist in der Kriminologie bekannt durch die Entwicklung eines
„Gaunerglossars der Freistädter Handschrift“ (GROSS 1899/1900). Seine Person diente ferner
als Vorlage für den historischen Roman: KRIMINALRICHTER KARMAYR von Günter
Hochegger (HOCHEGGER 2007). (35)

Es ist weder überliefert, wie Leuthäuser in den Besitz des Druckes kam, noch warum er, der
ohne Zweifel schon aufgrund seiner Tätigkeiten selber als honoriger Person wird anzusehen
gewesen sein, Karmayr den Auftrag gab, das Buch an das „Francisco-Carolinum“
übermittelte. Auf jeden Fall bekam die Widmung (Stiftung) durch die Einschaltung von
Karmayr aus heutiger wie seinerzeitiger Sicht einen hoch offiziellen Charakter.

Der Katalog der Oberösterreichischen Landesmuseen weist über den Druck heute folgenden
Eintrag auf:

«Bibliothek Signatur I-5477, Pieces du lut. Composees par M: Jacque Bittner. Dedièes
a Piere Pedroni de Freyenfels. Gravees par Ger. de Groos 1702. C. Screta del:
(Titelkupfer) Mit Widmung in italien. Sprache von Giacomo Bittner. Mit 2 Sonetten
von Marco Antoni Caresana al Giacomo Bittner, Compositore. Danach 108 Seiten
(quer 11,5 x 21 cm) mit eindeutiger Notation für Laute, jede Seite für sich gestochen,
auf 6 Notenzeilen, oberhalb Rhythmus-Bezeichnungen. Schmaler, brauner
Originalledereinband mit echten Bünden und vergoldeter Rückenprägung. Schnitte
vergoldet.“

- 25 -
In Ergänzung:

• Der Zustand des Druckes ist (März 2009) fast sehr gut zu nennen. Es gibt lediglich
einen Einriss bei der Einbindung. Das Buch ist in dunklem Schweinsleder gebunden,
der Rücken geprägt und in den Vertiefungen vergoldet. Diese Vergoldung hat gelitten.
Vergoldung an den Seitenschnitten. Farbiges Marmorpapier zur Verbindung zwischen
schweinsledernem Einband und den bedruckten Seiten.

• Es gibt handschriftliche Nummerierungen von Titelblatt (Vorderseite: 1, Rückseite:


ohne, dann folgend die Widmungsseiten von Bittner an Treÿenfels als Seite 2 und 3,
folgend die Widmung von Caresana für Bittner auf den Seiten 4 und 5). Die Seiten
des Bandes müssen nach dieser Nummerierung noch einmal beschnitten worden sein,
da die "2" angeschnitten ist.

• Es gibt 2 Blätter, die am unteren Rand nicht beschnitten, sondern abgerissen


erscheinen und deshalb auch etwas kleiner sind als alle anderen: Blatt Seite 3 und
Blatt Seite 69.

• Die Jahreszahl „1702“ auf dem Titelkupfer ist manipuliert. Deutlich ist bei der „0“ zu
erkennen, dass eine „8“ getilgt und eine andere Ziffer mit Hand (und Tinte) darüber
geschrieben worden ist. Ebenso ist die folgende „2“ mit Tinte leicht verändert worden.
Dass vorher an Stelle der handschriftlich eingefügten „7“ eine „6“ gestanden hat, ist
kaum noch wahrzunehmen. Es finden sich im Druck keine Hinweise, warum diese
Veränderung vorgenommen worden ist; alle sonstigen gedruckten Teile sind identisch
mit den weiteren bekannten Drucken.

• Ein Inhaltsverzeichnis über die insgesamt 56 Stücke ist nicht vorhanden. Die letzte
Seite (108) weist leere Tabulatur-Linien auf.

• Auf wenigen Seiten gibt es handschriftliche Hinzufügung von Großbuchstaben mit


schwarzer Tinte. Die Buchstaben befinden sich immer auf recto-Seiten und dort am
unteren rechten Rand. Einige dieser Buchstaben sind dem Beschnitt zum Opfer
gefallen.

Im Detail (jeweils Seite/Buchstabe):


5 = A, 7= B, 17 = beschnitten, 18 = beschnitten, 29 = beschnitten, 31 = E, 41 =
beschnitten, 43 = beschnitten, 77 = N, 79 = O, 101 = R, 103 = S. Es dürfte sich bei den
Buchstaben um Markierungen des Buchbinders (oder Druckers) handeln (36).

- 26 -
• Es gibt zwei unterschiedlichen Wasserzeichen: eines wurde nur einmal verwendet, das
andere mehrfach:

Wasserzeichen 1:

Wappen mit Krone und den Buchstaben M (links)


und R (rechts), 2. Vorsatzblatt (Blatt mit
Museumsstempel)

Wasserzeichen 2:

Ritterarm mit Schwert und den Buchstaben PK (oben


= als behelmter „Kopf“) auf den Blättern der Seiten:
12, 14, 38, 72, 74, 86, 108 (in allen möglichen
gedrehten Positionen).

Eine Recherche in den Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und


Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig (Anmerkung) hat zu
folgendem Ergebnis geführt (37):

- 27 -
Wasserzeichen 1:
In der Wasserzeichensammlung sind ähnliche Wappen-Wasserzeichen meist
für bayrische Papiermühlen nachgewiesen. Mit dem zur Verfügung stehendem
Vergleichsmaterial kann das Wappen aber nur einer unbestimmten
kurpfälzisch-(bayrischen) Papiermühle zugeordnet werden.

Wasserzeichen 2:
In der Wasserzeichensammlung sind ähnliche Wasserzeichen mit anderen
Buchstaben (für einen späteren Papiermacher) nachgewiesen für die
Papiermühle Stein an der Rednitz bei Nürnberg (Signatur II 151/0/4). Die
Buchstaben "PK" weisen auf den Papiermacher Paul Knödtel, der von 1678 bis
1704 hier tätig war.

Zumindest kann also als gesichert angesehen werden, dass das für den Druck
verwendete Papier in den über die Wasserzeichen zu identifizierenden Teilen
nicht aus Papiermühlen in der unmittelbaren Umgebung Prags stammt.

• Der Druck der Tabulaturen ist überwiegend von sehr guter Qualität. Es auch von daher
für eine Faksimile-Ausgabe besonders geeignet.

5. Ein Zwischenfazit

Viele kleinteilige Recherchen werden noch erforderlich sein, um mehr über J.B. in Erfahrung
zu bringen. Das Problem: wo ist anzusetzen?

• In Nürnberg (und Umgebung), weil es den Hinweis auf diese Stadt von BARON
gibt?

• In Nürnberg, weil der Kupferstecher des Druckes ein zuerst in Prag erschienenes
Werk anschließend noch einmal in Nürnberg herausgab?

• In Prag (und Umgebung), weil es die Widmung für Pierre Pedroni de Treÿenfels
gibt und Kupferstecher de Groos/t sowie der für die Vorlage des Titelkupfers
(wahrscheinlich) verantwortlich zeichnende Maler Screta in Prag tätig waren?

• In Italien, weil es Lob-Sonette von einem Marc' Antonio Caresana gibt?

Als Bezugspunkte der Suche könnte auch die Verbreitung des Namens gewählt werden,
wobei es auch dazu Unklarheiten gibt: Büttner, Bittner oder Bittnero?

- 28 -
Von der Musik auszugehen, die J.B. als Komponisten zugeschrieben wird? Dazu müsste es
ein-eindeutige Merkmale in seiner Musik geben, die nicht individuell, sondern regional oder
lokal spezifisch wären. Abgesehen von der grundsätzlichen Frage regional oder lokale
spezifischer Merkmale: wo sollte in diesem Falle angesetzt werden? Siehe dazu vorstehend!

Was mindestens ebenso schwer wiegt: gerade Barocklautenmusik in den Habsburger Landen
ist dem Grunde nach „globalisiert“. Hier wurden Ländern zugeordnete übergreifende
stilistische Elemente – trotz politischer Animositäten, Rivalitäten und Auseinandersetzungen
auf Ebene der Herrschenden – von Komponisten verarbeitet bzw. zusammengeführt, Neues
geschaffen (38).

Angesichts (bislang) nicht bekannter biografischer Belege (incl. fehlender Hinweise auf
Anstellungen zur Sicherung des Lebensunterhalts) ist durchaus die Frage zu stellen, ob Jakob
Büttner bzw. Jacques Bittner oder Giacomo Bittnero nicht eine fiktive Figur ist, ein von
einem anderen/einer anderen gewähltes Pseudonym.

Die „Pieces de lut“ - mit Titelblatt, Widmungen und Musik zusammen betrachtet – haben für
uns folgenden Charakter:

• die Angaben im Medaillon des Titelblattes sind in französischer Sprache abgefasst.


Sie geben damit ein – seinerzeit werbeträchtiges? - Signal hinsichtlich des Inhalts:
französische Musik war gerade bei Lautenistinnen und Lautenisten (bzw.
Musikliebhaberinnen und Musikliebhabern) in den (österreichischen) Habsburger
Landen sogar im Umfeld des Kaiserhofes – trotz der dortigen musikalischen
Orientierung auf Italien und der politischen Probleme mit Frankreich – zur fraglichen
Zeit (und auch später) angesagt, wie etwa die Sammlungen der Familien Goëss und
Lobkowitz belegen (vgl. TREDER 2008, S.26 ff.). Französisch steht zugleich für
einen Musikstil: „rubato/brisé“;

• die Widmung für de Treÿenfels sowie die zwei Sonette von „Sig. Marco Antonio
Caresana“ zur Lobpreisung von Büttner/Bittner/Bittnero und dessen Kompositionen
sind auf Italienisch abgefasst und entsprechen damit der offiziellen – auch -
musikalischen Präferenz des Kaisers Leopold I. aus (österreichischem) Habsburger
Hause (vgl. HUSS 2008). Italienisch steht zugleich für einen Musikstil: „cantabile“;

• die Musik von Büttner/Bittner/Bittnero bildet dann die Synthese: es ist Musik aus den
(österreichischen) Habsburger Landen mit einer Verbindung von „rubato/brisé und
„cantabile“ zu einem markanten eigenen Stil.

Und das in durchgängig hoher Qualität!

- 29 -
Angesichts der Qualität der Musik, die in den „Pieces de lut“ enthalten ist, kann nur überaus
bedauert werden, dass die Existenz der beiden weiteren behaupteten Werke, nämlich
„Galantheste Methode die Laute zu tractieren“ (MENDEL) sowie „Hundert überaus
anmuthige nie gehörte, schöne Lautenstücke nach jetziger neuer Manier zu spielen“
(SCHLESISCHES MUSIKLEXIKON), auf Irrtümern zu beruhen scheint, die schon im
Eintrag von BARON mit seiner Ortsangabe (Nürnberg), der Angabe über die Anzahl der
Stücke („107. überaus anmuthige und schöne Lauten-Stück“) und dem Jahr der Herausgabe
des Druckes (1683) begründet sein dürften.

Michael Treder (Hamburg)


in Zusammenarbeit mit François-Pierre Goy (Paris)
Im April 2009

- 30 -
Anmerkungen:
1) „Pieces de lut“ ist die Schreibweise, die sich auf dem Originaldruck des Titelkupfers befindet. Den heutigen
Gepflogenheiten angepasst, heißt es dann „Pièces de luth“. Auch bei der Schreibweise des Namens wird heute in
der Regel die moderne Form „Jacques“ statt der auf dem Titelkupfer des Druckes zu findenden („Jacque“)
gewählt.

2) Komplette Katalogangabe: Titre: Pièces de lut ... / de Jacques Bittner; Gravées par Ger(ard) de Groos.
Auteur(s): Jacques Bittner, Editeur(s) : S.l., 1682, Collation: IV-108 p.: obl., front., mus.; 22 cm, Annotation(s)
Prov.: Charles Edmond Henri de Coussemaker (Cat. de vente, n° 1061), Bibliographie: RISM A I, B 2760, Cote
de l'ouvrage: II 31.767 A (RP) (Magasin - Réserve précieuse : Niv. -2). Dieses Exemplar war Grundlage für die
Facsimile-Ausgabe von JUNGHÄNEL,K. /PÄFFGEN,P. /SCHÄFFER,M. (1974).

Unser Dank gilt Bernd Haegemann, der den Druck vor Ort in Brüssel in Augenschein genommen hat. Das
Brüsseler Exemplar weist keine handgeschriebenen Nummern auf. Die Seiten sind an den Ecken abgerundet,
nicht jedoch der dunkelbraune Ledereinband. Der Seitenschnitt war wahrscheinlich rot-marmoriert eingefärbt.
An einigen Seiten gibt es Wasserränder. Leichter Wurmbefall (Wurmloch geht von S. 69 bis S.108). Keine
Wasserzeichen.

3) Siehe: BROSSARD, Yolande de (Hrsg.): La collection Sébastien de Brossard, 1655 - 1730: catalogue
(Département de la Musique, Rés. Vm8 20), Paris 1994, S. 352 – 353, Nr. 532 (nach F-Pn Rés. Vm8 20, S. 243).
S. de BROSSARD, der selbst die Laute spielte, notierte: "Gravées fort proprement au burin par Ger. de Groot.
L'epitre dedicatoire est en Italien et ensuite il y a quelques vers aussi en Italien a la loüange de l'auteur, ce qui
pourroit faire soupçonner qu'il seroit Italien de nation, mais aussi d'un autre côté, le nom et la terminaison du
nom Bittner font voir qu'il estoit du moins originaire d'Allemagne. Ces pieces au reste sont excellentes".
François-Pierre GOY war so freundlich, mich auf diesen Eintrag hinzuweisen. Seine Übersetzung: „Sehr sauber
von Ger. de Groot mit dem Meißel gestochen. Die Widmung ist auf Italienisch. Danach gibt es einige Gedichte,
auch auf Italienisch, zum Lob des Verfassers, was Beleg sein könnte, dass er Italiener war. Doch weisen aber
andererseits der Name und die Endung des Namens Bittner darauf hin, dass zumindest er aus Deutschland
stammte. Diese Stücke sind übrigens trefflich“. In der tabellarischen Übersicht (Seite XXIII der Handschrift)
heißt es: "tres belles pieces de luth gravées fort proprement en 1682". Wahrscheinlich erwarb Brossard das Buch,
als er in Straßburg Kapellmeister war (Mai 1687 - Dezember 1698).

4) Das Exemplar der Sammlung Dragan Plamenac (Yale University/USA) ist, so von der Musibibliothek der
Yale Universität bestätigt, noch nicht katalogisiert.

5) Gedankt sei allen, die bei der Vorbereitung der vorliegenden Publikation mittel- und unmittelbar mitgewirkt
haben. Insbesondere hervorheben möchten wir Frau Waltraud Faißner, Leiterin der Bibliothek, sowie Herrn Dr.
Peter Assmann, Direktor der Oberösterreichischen Landesmuseen, ohne deren großzügiges Entgegenkommen
zur digitalen Erfassung des Linzer Originals die Prduktion eines Faksimiles nicht möglich gewesen wäre.

6) Taucht, wie in diesem Falle, bei einem Druck oder einer Handschrift etwas auf, das wie eine Jahreszahl
aussieht (hier: 1682), wird in der Regel sogleich geschlossen a) es handelt sich um eine Jahreszahl, b) es handelt
sich dabei um eine Angabe der Abfassung (bzw. Zeitpunkt des Stiches), der Drucklegung oder des (geplanten!)
Erscheinens. Doch es stehen in diesem Falle auf dem Titelkupfer einfach nur vier Ziffern in Zweier-Paarungen:
16 und 82. Wir sind geneigt, die Konvention nicht zu hinterfragen, dass es sich hierbei um eine Jahresangabe
handelt. Was die Ziffern bedeuten könnten, sollte auf jeden Fall aber reflektiert werden.

7) JUNGHÄNEL, Konrad/PÄFFGEN, Peter/SCHÄFFER, Michael: Pièces de lut. Jacques Bittner, Faksimile-


Ausgabe, Neuss 1974

8) MINKOFF-EDITIONS: BITTNER, Jacques. — Pièces de luth. Réimpression de l’édition de Nuremberg,


1682. Genève 1975

9) SEICENTO-Verlag (Hrsg.): Bittner, Jacques. Pièces de luth (Nürnberg 1682), Emmendingen 2000

10) Siehe dazu: www.guitar9.com/18pieces.html

- 31 -
11) Mit der Dissertation von W.J. RAVE „A Baroque Lute Tablature: Jacob Bittner ´Pieces de Lut´“ aus dem
Jahr 1965 liegt auch eine umfangreichere Auseinandersetzung mit Büttner/Bittner vor, die uns allerdings leider
nicht zugänglich war. Die Amerikanische Lautengesellschaft (LSA) hat ein Exemplar der Dissertation als Mikro-
Film.

12) Siehe dazu auch Rudolf FLOTZINGER: Die Lautentabulaturen des Stiftes Kremsmünster. Thematischer
Katalog, Wien 1965. Dort: Anmerkung 84 auf S. 35.

13) Es handelt sich um das von Johann Christoph ADELUNG begonnene und Christian Gottlieb Jörcher
fortgesetzte sowie ergänzte „Allgemeine Gelehrten=Lexicon“.

14) Joël DUGOT hat im Begleittext zur CD „Les Luthistes Français au XVIIème siècle. Pièces de différents
modes“ der Lautenistin Claire ANTONINI (SFL 0701) an die in den 60er Jahren von André Souris eingeführte
Überlegung erinnert, statt von „style brisé“ von „style rubato“ zu sprechen: „What is then that is „brisé“ (broken)
as understood at the beginning of the 20th century? It is obviously the chord of the harmony (..); the notes of the
melody and the bass line being separated in time, a procedure already present in the music of Robert Ballard and
found later in Dufaut, Gautier (Ennemond and Denis) as well as Mouton. But we should note that this is an
analysis with the benefit of hindsight; harmony, for which the rules were not laid down until the 18th century,
not being the distinctive feature of a music which is just emerging from polyphonic style of the Renaissance.
One can hardly „briser“ (break) something which does not yet exist. In agreement with the musicologist André
Souris, it seems to me preferable and more objective to speak not of „Style Brisé“ (Broken Style) but of „Style
Rubato“ (..); the notes slipping one over the other and giving to the musical argument an out-of-breath character
closer to a recitation full of emotion and restraint.“ Wie dem auch sei: beide Kategorien sind Ergebnis jeweils
retrospektiver Betrachtung, nicht einer von den Komponisten oder Zeitgenossen vorgenommenen
Charakterisierung. Siehe exemplarisch die Hinweise über die erstmalige Verwendung „rubare il tempo“ 1723 in
dem Beitrag von Sandra P. ROSENBLUM: Tempo Rubato, The Uses of Rubato in Music, Eighteenth to
Twentieth Centuries. In: Claremont College. Performance Practice Review Vol. 7, No 1, Spring 1994, p. 33 ff.

15) CHAUVEL spricht von „technically demanding pieces for 11-course lute“ (CHAUVEL 2001, S. 638).

16) Siehe den Eintrag „Groos, Gerard de“ in THIEME/BECKER/VOLLMER, Bd. 15, 1922, S. 93.

17) Voller Name Karel Škréta Šotonovský ze Závo ic; * 1610 in Prag; † 30. Juli 1674 ebenda. Er war also 1682
–vermutliches Erscheinungsdatum des Bittner-Druckes - bereits tot. Zur Person siehe den Eintrag in
THIEME/BECKER/VOLLMER, Bd. 31, 1937, S. 125 f.

18) Damit sind drei Formen des Vornamens belegt: Jac/kob, Jacque und Giacomo.

19) Mein Dank gilt Frau Barbara Kleinke, Jesteburg, die Übersetzungsunterstützung geleistet hat.

20) Siehe dazu die Ahnenliste des Friedrich Joachim Fhr. von Ankershofen (1908-1967) unter
http://www.ankershofen.at/ahnenliste.html. Dort heißt es: „... MARIA ROSINA /( /REGINA) /oo in I. Ehe:
Wien, bei den Augustinern auf der Landstraße, Pfarre Wien-Schotten 1682.X.4 mit /JOHANN PETER PAUL
PEDRONI /(seit 1681) /v. TREUENFELS /; S. d. /JOHANN PETER P /. (seit 1681) /v. T /.; Handelsmann,
Wechselherr, Brg., Ratsverwandter, dann Brgmstr. der Kleinstadt Prag; Palatinat-WppBf. 1659.II.13; Reichs- u.
erbl. Ritterstd. 1681.VIII.4; u. s. G. /JUSTINA FRANCISCA WALTRUBSKY / “.

Im Raum Böhmen/Mähren/Schlesien gibt es nach KRÁL vier Linien der „von Treuenfels“: Georg Wilhelm
Bidenbach v.Tr. (Adelserhebung: 1662), Michael Trentin v.Tr. (Adelserhebung: 1663), Josef Wöber v.Tr.
(Adelserhebung 1757) sowie der vorstehend genannte Johann Peter Pedroni/y v.Tr. (KRÁL 1904, S.187).

Nach Walther von HUECK gibt es ein aus der Niederlausitz stammendes Geschlecht, „dessen Stammreihe mit
Martin Cannolt, * 1633, Bürger u. Weinhändler in Luckau, beginnt“ (HUECK 2004, S. 12). Die Erhebung in den
schwedischen Adelsstand „von Treuenfels“ erfolgte am 04.11. 1689 in Stockholm für seinen Sohn Johann
Cannolt. Daneben gibt es auch noch eine Linie Baden-Württemberg.

Ferner gibt es in Rheinland-Pfalz eine Burg Treuenfels (bei Altenbamberg).

- 32 -
21) Unser Dank gilt Frau Professor Dr. Hedwig Röckelein und Herrn Dr. Jörg Bölling, Seminar für Mittlere und
Neuere Geschichte der Georg-August-Universität Göttingen, die uns den Auszug aus dem Buch zur Verfügung
gestellt haben.

22) Damit gibt es eine deutsche („Büttner“), französische („Bittner“) und italienische („Bittnero“) Variante des
Zunamens.

23) Siehe zum Thema „Ornamente“ etwa BARON 1727/1965, S. 165 ff.: „Von denen vornehmsten Manieren
auf der Lauten, ihrer Bezeichnungen, Natur und worauf es vornehmlich heut zu Tage ankommt“; FARSTAD
2000, S. 124 ff.: „Ornaments in the 18th-Century German Lute Music“ (auch veröffentlicht in: Die Laute.
Jahrbuch der Deutschen Lautengesellschaft II/1998, S. 85 ff.) mit kurzen Hinweisen zur Ornamentierung im 17.
Jahrhundert; LUNDGREN, Stefan: The Baroque Lute Companion. Oder: Galantheste Methode, die Laute zu
tractieren, München 1993. Dort: „Kurze Einführung in die Kunst des Lautenspiels“ (S. 1 ff.) und „Lesen und
Spielen aus historischen Quellen“ (S. 25 ff.); SERDOURA, Miguel: Method for the Baroque Lute, Bologna
2008. Dort: „Ornaments“ (S. 24 ff.).

24) E-mail-Wechsel Tim CRAWFORD/Ralf BACHMANN/Mathias RÖSEL


http://www.mail-archive.com/baroque-lute@cs.dartmouth.edu/msg00323.html

25) Der Aufsatz von KIESEWETTER ist nur über eine Mikro-Verfilmung verfügbar, von der nur Ausdrucke
minderer Güte zu fertigen sind. Daher nachfolgend einer Übertragung des so genannten „Facsimiles“ von
KIESEWETTER:

26) KIESEWETTER hält übrigens zu BARON fest:

„Indem ich diess lange Kapitel von der Laute und deren Tabulatur beschliesse, erlaube man mir nur noch einige
Anzeigen von Werken beyzufügen, welche theils Anleitungen zu der Behandlung dieses Instruments und seiner
Notation, theils sonst Beyträge an der Geschichte desselben liefern.

Für das wichtigste ist seit hundert Jahren gehalten worden: Barons historisch-theoretisch-practische
Untersuchung des Instrumentes der Lauten, Nürnberg 1727: es wäre zu spät (auch fühle ich wenig Lust in mir),
noch eine Recension dieses Werkes zu liefern; frey gesteh´ ich aber, dass es mich in keiner der auf dem Titel
ausgedrückten dreyfachen Beziehungen befriedigt hat.
Uebrigens mag es leicht in seiner Art das beste seyn und bleiben, da vor der Hand, bis das Instrument nicht
wieder ersteht und die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt auf sich zieht – sie Niemand berufen finden
dürfte, als dessen Panegyriker (Vortragender einer feierlichen Lobschrift; Hinweis des Verfassers MT), in die
Fusstapfen des Hrn. Baron zu treten“ (KIESEWETTER 1831, Sp. 143/144).

- 33 -
27) Otto Frederik Stålhammar (1695 – 1753) war Beamter und Hauptmann in der schwedischen Kavallerie.
Siehe: Gustaf ELGENSTIERNA (Hrsg.): Den introducerade Svenska adelns ättartavlor. Stockholm, 1925 –
1936, Bd. 8, S. 16.

28) Gerade diese beiden Stücke finden sich im MS GB-Lam, hier dann allerdings ohne das Prelude und die
Gavotte.

29) Siehe die Konkordanzliste von P. STEUR (http:// mss.slweiss.de). Zur Frage, wer der ebenfalls mit einigen
Stücken im MS S-Klm 21.072 vertretene „Pasch“ sein könnte, siehe: TREDER, M.: „Wer, bitte, ist eigentlich
Pasch?“. Erscheint im „Jahrbuch der Laute“, hrsg. von Dr. Peter KIRALY (Deutsche Lautengesellschaft e.V.).
Bemerkenswert im MS S-Klm 21.072 sind u.a. die beiden Duett-Partiten. Eine von ihnen wurde durch F.-P.
GOY editiert. Sie ist zu finden in: GOY, F.-P. (ed.): 31 duos français du XVIIe siècle pou luths baroques onze
chœrs. Société Française de Luth. Collection LE SECRET DES MUSES, Vol. 29.

30) Vgl. dazu das Vorwort von TREDER, M. (Hrsg.): Das Klosterneuburger Barocklautenmanuskript (A-KN
1255), TREE-Edition 2008, S. 24 ff.

31) Es gibt einen Paginierungsfehler: die Folie 70 ist zweimal ausgewiesen. Korrekt müsste die der Folie 70
folgende Folie die Bezeichnung 71 tragen.

32) Bei den Konkordanzen fällt als größte Teilmenge die Überschneidung zu Stücken im MS A-Kr 79 auf.
Dieses Manuskript enthält neben einer Vielzahl an Abschriften aus den REUSNER-Drucken vor allem – soweit
identifiziert – französische Komponisten.

33) Mein Dank gilt neben François-Pierre GOY auch Bernd HAEGEMAN und Peter STEUR für ihre
Recherchen, von denen andere und ich in erheblichem Maße bei der jeweils eigenen Arbeit profitieren.

34) Siehe SOURIS, André/ROLLIN, Monique (Hrsg.): Œuvres de Dufaut. Nouvelle édition complétée, Paris:
C.N.R.S., 1988, Nr. 138. Die Fassung der Sarabande nach A-KR L 79, f. 119v :

- 34 -
35) Ein interessanter Hinweis auf Karmayr findet sich in den das Theaterleben dokumentierenden Akten der
Stadt Freiberg. Danach wurde ein Saal im Rathaus auch für Theateraufführungen genutzt, lag aber unmittelbar
an den ebenfalls im Rathaus gelegenen Arrest-Zellen. Karmayr hatte 1844 Bedenken, den Rathaussaal
kurzfristig für Theatervorstellungen freizugeben, „weil auf dem Rathaus alle Arreste mit Inquisiten besezt, und
keine Störung bey den Verhören geduldet werden kann“ (zitiert nach BRACHMANN 1964, S. 22). Die
Theateraufführungen wurden dann letztlich unter der Auflage genehmigt, „dass jede Beunruhigung im Gebäude
zu vermeiden sei“ (ebenda).

36) In der vorliegenden Faksimile-Ausgabe wurde aus technischen Gründen auf die Darstellung der Buchstaben
verzichtet.

37) Unser Dank gilt Frau Andrea Lothe, die die Recherche in den Papierhistorischen Sammlungen des
Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig durchgeführt hat.

38) Vgl. dazu die Ausführungen im Rahmen des Vorwortes zum „Lautenbuch Klosterneuburg“ (TREDER 2008,
S. 24 ff.).

- 35 -
Literaturliste:

ADELUNG, Johann Christoph: Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jörchers allgemeinem
Gelehrten=Lexico, Erster Band (A und B), Leipzig 1784. Reprint, Hildesheim 1960

BARON, Ernst Gottlieb: Historisch-Theoretische und Practische Untersuchung des Instruments der Lauten, Mit
Fleiß aufgesetzt und allen rechtschaffenen Liebhabern zum Vergnügen heraus gegeben, Nürnberg 1727. Reprint,
Amsterdam 1965

BRACHMANN, Gustav: Zur Geschichte des Theaters in Freistadt. In: Oberösterreichische Heimatblätter,
herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft, Juni 1964

BROSSARD, Yolande de (Hrsg.): La collection Sébastien de Brossard, 1655 - 1730 : catalogue (Département de
la Musique, Rés. Vm8 20), Paris 1994

CHANDONNET, Jaques (Hrsg.): Jacques Bittner, Suite en Mi mineur, Saint-Romuald (Québec) 1997

CHAUVEL, Claude: Bittner (Bithner, Büttner), Jacob, Jacques. In: SADIE, Stanley/TYRELL, John (Hrsg.):
a.a.O., Vol. 3, 2001, p. 638

DLABACŽ, Gottfried Johann: Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theil auch für
Mähren und Schlesien – 3 Bd. (Leipzig 1815), Reprint Hildesheim/New York 1973

DUGOT, Joël: Begleittext zur CD „Les Luthistes Français au XVIIème siècle. Pièces de différents modes“ der
Lautenistin Claire ANTONINI (SFL 0701)

EITNER, Robert: Biographisches-Bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten der


christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1900-1904 (12 Bände)

ELGENSTIERNA, Gustaf (Hrsg.): Den introducerade Svenska adelns ättartavlor, Stockholm 1925 – 1936

ERBRECHT-HOFFMANN, Lothar (Hrsg.): Schlesisches Musiklexikon, Augsburg 2001

FARSTAD, Per Kjetil: „Ornaments in the 18th-Century German Lute Music“. In: Die Laute. Jahrbuch der
Deutschen Lautengesellschaft II/1998, herausgegeben von Peter Kiràly, S. 85 ff.

Derselbe: German Galant Lute Music in the 18th Century, Göteborg University 2000

FERRARI, Luigi: Onomasticon: repertorio biobibliografico degli scrittori Italiani dal 1501 al 1850, Milano 1947

FINSCHER, L. (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Kassel et al. 20022

FLOTZINGER, Rudolf: Die Lautentabulaturen des Stiftes Kremsmünster. Thematischer Katalog, Wien 1965

GERBER, Ernst Ludwig (Hrsg.): Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (in zwei Bänden), 1790 –
1792. Reprint, Graz 1977

Derselbe (Hrsg.): Historisch-biographisches Lexikons der Tonkünstler (in vier Bänden), 1812 – 1814. Reprint,
Graz 1966

GOY, F.-P. (ed.): 31 duos français du XVIIe siècle pou luths baroques onze chœrs. Société Française de Luth.
Collection LE SECRET DES MUSES, Vol. 29.

GRÉGORY, Gaspard de: Istoria della vercellese letteratura ed arti, Torino 1819-1824 (4 Teile in 3 Bänden).

GROSS, Hanns (Hrsg.): Das Gaunerglossar der Freistädter Handschrift / Cajetan Karmayer, Leipzig 1899/1900

HOCHEGGER, Günter: Kriminalrichter Karmayr, Linz 2007

HUECK, Walter von (Hauptbearbeiter): Adelslexikon, Bd. XV (Tre – Wee), Limburg (Lahn) 2004

- 36 -
HUSS, Frank: Der Wiener Kaiserhof: Eine Kulturgeschichte von Leopold I. bis Leopold II., Gernsbach 2008
JUNGHÄNEL, Konrad/PÄFFGEN, Peter/SCHÄFFER, Michael: Pièces de lut. Jacques Bittner. Faksimile-
Ausgabe, Neuss 1974

KIESEWETTER, Raphael Georg K.: Die Tabulaturen der älteren Praktiker seit Einführung der Figural- und
Mensural-Musik. 2. Die Lauten-Tabulatur. In: Allgemeine musikalische Zeitung (AMZ), Heft 9, Leipzig 1831,
Sp. 133 ff.

KNESCHKE, Ernst Heinrich (Hrsg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Leipzig 1859 – 1870, Bd.
IX., Reprint Leipzig 1930

KRÁL von DOBRÁ VODA, Adalbert Ritter: Heraldika, Prag 1900

Derselbe (Hrsg.): Der Adel von Böhmen, Mähren und Schlesien. Genealogische-heraldisches Repertorium
sämtlicher Standeserhebungen, Prädicate, Beförderungen, Incolats-Ertheilungen, Wappen und
Wappenverbesserungen des gesamten Adels der Böhmischen Krone, Prag 1904

KRAUSE, Ralf: Caresana, Christofero. In: FINSCHER, L. (Hrsg.): MGG, Bd. 4, Sp. 195 ff., Kassel 2000

LEONHARD, Wolfgang: Das große Buch der Wappenkunst. Verlag Georg D.W.Callwey, München 1987/2001

LUNDGREN, Stefan: The Baroque Lute Companion. Oder: Galantheste Methode, die Laute zu tractieren,
München 1993

MEYER, Christian (Hrsg. in Zusammenarbeit mit anderen): Sources manuscrites en tablature. Luth et théorbe. c.
1500 – c. 1800. Catalogue descriptif, Baden-Baden/Bouxwiller 1991 ff. (erschienen sind am Moment 4 Bände)

MENDEL, Hermann (Hrsg.): Musikalisches Conversations-Lexikon. Eine Enzyklopädie der gesammten


musikalischen Wissenschaften, Bd. I - XI, Berlin 1870 ff.

MINKOFF-EDITIONS (Hrsg.): BITTNER, Jacques. — Pièces de luth. Réimpression de l’édition de Nuremberg,


1682, Genève 1975

RAVE, W.J.: A Baroque Lute Tablature: Jacob Bittner „Pieces de Lut“, Dissertation University of Illinois 1965

ROLLIN, Monique: F Pn Vm7 6216. In: MEYER, C. (Hrsg. in Zusammenarbeit mit anderen): a.a.O., Bd. I,
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ROSENBLUM, Sandra P.: Tempo Rubato, The Uses of Rubato in Music, Eigtheenth to Twentieth Centuries. In:
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RUDÉN, Jan Olof: Music in Tablature: A Thematic Index with Source Descriptions of Music in Tablature
Notation in Sweden, Stockholm 1981

SADIE, Stanley/TYRELL, John (Hrsg.): The New Grove. Dictionary of Music and Musicans, II. Edition,
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Schematismus des Erzherzogthums Österreich ob der Enns, Linz 1825

SCHILLING, Gustav (Redaktion): Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-
Lexikon der Tonkunst, 6 Bände, Stuttgart 1835/1838

SEICENTO-Verlag (Hrsg.): Bittner, Jacques. Pièces de luth (Nürnberg 1682), Emmendingen 2000

SERDOURA, Miguel: Method for the Baroque Lute, Bologna 2008

SIEBMACHER, Johann: Siebmachers Wappenbuch. Die Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und
der Schweiz, Teil 1. Reprint, Neustadt a.d.A. 1971

- 37 -
- 38 -
Pieces du lut.
Composèes par M: Jacque Bittner
Dedièes a Piere Pedroni de Treÿenfels.
Gravees par Ger: de Groos 1702.
C. Screta del:

Inhalt

Seite Titel Seite Titel

Suite I 1 - Accord Suite VI 67 - Accod


(h-moll) Prelude : (fis-moll) Prelude
4 Allemande . 70 Tombeau: Adagio .
8 Courante 73 Allemande .
10 Sarabande . 75 Courante.
12 Gige : 77 Sarabande.
78 Gige.

Suite II 14 Prelude: Suite VII 80 - Accord


(e-moll; 16 Allemande (g-moll) Prelude:
vorherige 20 Courante 82 Allem : (ande)
Stimmung 22 Courante 84 Cour: (ante)
bleibt) 24 Sarab: (ande) 86 Sarab: (ande)
25 - 1: Double 87 Passacaille .
26 - 2: Double
28 - Tridouble
30 Gige

Suite III 32 - Accord Suite VIII 90 - Accord


(Bb-Dur) Prelude: (G-Dur) Prelude :
34 Allemande: 92 Ballet :
36 Courante 93 Trezza.
38 Sarabande . 94 Menuets .
39 Gige

Suite IV 41 (Accord) Suite IX 95 - Accord


(Es-Dur) Prel: (C-Dur) Prelude :
43 Allemande. 97 Allemanda.
45 Sarabande. 99 Cour: (ante)
46 Courate. 100 Gige .
48 Chiaccona 102 Sarab: (ande)

Suite V 54 - Accord . Suite X 103 Prelude


(A-Dur) Prelude: (F-Dur) 104 Govatte
56 Allem: (ande) 106 Sarab: (ande)
58 Courante . 107 Menuets.
60 Courante .
62 Sarabade .
63 Gavotte
64 Gige .
66 Sarabande.

- 39 -
Das Original ist ein Querformat.
Um das häufige Umblättern wie im originalen Druck zu vermeiden
haben wir die Seiten für diese Hochformat-Ausgabe neu aufgeteilt.
ANHANG:

Übertragung der Stücke Bb-Dur aus den handschriftlichen Ergänzungen des Exemplars
der Sammlung Dragan Plamenac (Courtesy of The Papers of Dragan Plamenac MSS 45,
Irving S. Gilmore Music Library, Yale University)
Unser Dank gilt Frau Emily D. Ferrigno, Irving S. Gilmore Music Library, Yale University. Die
Übertragung wurde nur möglich durch die hervorragende Zusammenarbeit mit ihr. Eine Zusammenarbeit,
wie wir sie auch mit den Oberösterreichischen Landesmuseen sowie den Papierhistorischen Sammlungen
des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig erfahren haben.
TREE EDITION

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