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◼ Leben und Werk

1797 wird Franz Schubert in ärmlichen Verhältnissen in Wien geboren.

Das Privileg einer Ausbildung verdankt er seinen guten Leistungen in der Volksschule (sein
Vater war Lehrer) und seiner guten Stimme: Von 11 bis 16 wird er im Internat des K.u.K
Stadtkonvikts aufgenommen und ausgebildet. Der ständige Drill im Internat ist für Schubert
fast unerträglich und mehrmals muss sein Förderer Antonio Salieri (Mozarts "Gegenspieler"),
der Schuberts Talent früh erkennt und ihn fördert, ein gutes Wort für ihn einlegen, damit
man ihn nicht rausschmeißt.

Stimmbruch mit 16, aus dem Traum. Die Versorgungssicherheit (drei Mahlzeiten und ein
Dach über dem Kopf) seiner Internatszeit wird Schubert nie mehr dauerhaft erreichen.

Er hält sich als Hilfslehrer über Wasser und komponiert wie wild. Ca. 30 000 Stunden seines
kurzen Lebens hat er mit Komponieren verbracht und ein riesiges Werk geschaffen - ähnlich
wie Mozart, aber bei weitem nicht so erfolgreich.

Seine tiefe Abneigung gegen Autorität(smissbrauch) verhinderten zum einen, dass Schubert
jemals ein sicheres Anstellungsverhältnis einging ("Mäzenatentum"), zum anderen brachte
ihn das in der schwierigen politischen Situation des Biedermeier (Der Adel Europas hatte
nach der Französischen Revolution und Napoleon eine Heidenangst, dass sich das
Bürgertum wieder erheben könnte und versuchte alles, um das politische Engagement der
Masse zu unterdrücken) in Konflikt mit dem Staat und der Polizei.

Schubert, der Individualist, der sich nicht mundtot machen lassen will, verdankt sein
Überleben einer Gruppe treuer und finanziell gut gestellter Freunde, die ihn mit vielen
Dingen versorgen: Essen, Unterkunft, Notenpapier, Jobs als Klavierlehrer, Aufträge für
Kompositionen...
Die Zusammenkünfte dieser Treffen nennt man "Schubertiaden", dieser Begriff wird auch
heute noch für musikalische Veranstaltungen verwendet.

Mit 25 erkrankt Schubert an der Syphilis, damals ein Todesurteil und ein grauslicher Tod
dazu.
Schubert hat also eigentlich nur 9 gute Jahre zwischen seinem Austritt beim Stadtkonvikt
und dem Ausbruch seiner Krankheit, in denen er "frei" ist.
1828 stirbt er in Wien, der Stadt, die er kaum einmal verlassen hat.

Werke: Unglaublich viele!

➔ Liederzyklen:
Eine thematische Zusammenstellung von ca. 20 Liedern, die gemeinsam aufgeführt werden
sollten.
z.B.:
Thema Naturidylle - "Die schöne Müllerin" (20 Lieder): sprudelnde Bächlein, hübsche
Mädels, Wandern in der Natur, Unabhängigkeit des Handwerksgesellen auf Wanderschaft,..

Thema Verzweiflung - "Winterreise" (24 Lieder): Auch hier geht´s um Wanderschaft, aber sie
ist nicht so idyllisch. Enttäuschte Liebe, winterliche Kälte und Sterben der Natur, Einsamkeit
und Hoffnungslosigkeit,..

Und dazu noch viele Lieder, die zu keinem Zyklus gehören, insgesamt ca. 600 Lieder
➔ Kirchenmusik:
Damit ist Schubert aufgewachsen und darin ist er gut ausgebildet – immerhin hat er seine
gesamte Schulzeit täglich im Kirchenchor gesungen. Messen (u.a. die berühmte "Deutsche
Messe", die auch im Gotteslob drin ist und die jeder Kirchenbesucher in Österreich
auswendig kennt), Offertorien, Stabat Mater,….

➔ Bühnenwerke:
Eine große Oper schreibt Schubert nicht, aber viele Singspiele und Schauspielmusiken (heute
würde man Musicals sagen..), z.B.: Rosamunde

➔ Sinfonien:
Je nach Zählung 7 bis 12 Sinfonien (5 sind unvollendet/fragmentarisch)

➔ Kammermusik:
Nennt man Musik für verschiedene kleinere Besetzungen, die den damaligen Trend zur
Hausmusik bediente. Trios, Quartette, Quintette,…..

➔ Klavierwerke:
Schubert war ein exzellenter Pianist und schrieb viele Werke für Klavier

◼ Liedformen

1. Strophenlied (Hallelujah; Das Wandern)


➔ Besteht aus Strophen oder aus Strophen und Refrain, also nur maximal zwei Melodien
(A+B). An diesen Aufbau lehnt sich auch die instrumentale Liedform an, die ja auch nur
aus zwei Teilen besteht

Das Strophenlied ist die einfachste Liedform, daher findet man es häufig in
Kinderliedern und Volksliedern.

Unterschied Strophe/Refrain:
Strophe: gleiche Melodie, jeweils anderer Text
Refrain: gleiche Melodie, gleicher Text

2.Variierte Strophenform (Wind of Change; A Million Dreams; Die Forelle)


➔ Beim variierten SL werden Strophe und Refrain durch weitere Melodien ergänzt, die sich
DEUTLICH von Strophe und Refrain unterscheiden. Im Pop nennt man diese Teile Bridge,
Intro, Outro, …

3. Durchkomponiertes Lied (Bohemian Rhapsody; Der Erlkönig)

Bei einem durchkomponierten L gibt es weder Strophe noch Refrain, es wiederholen


sich also keine Melodien. Die Musik ist hier besonders stark am Text orientiert, versucht
diesen möglichst genau umzusetzen.

Diese Liedform verlangt den meisten Arbeitsaufwand vom Komponisten und ist auch am
schwersten zu erlernen, weil man keine Teile hat, die man "gleich im Ohr hat", weil sie
sich immer wiederholen. Daher ist das DL die Liedform, die man nie im Volkslied, selten
im Pop und mäßig oft in der Klassik findet.
◼ Kunstlied, Volkslied

In der Musik wird zwischen Kunstlied und Volkslied unterschieden:

➔ Kunstlied:
fixe Noten für Melodie und Begleitung, Komponist bekannt, Rolle der Begleitung (meist
Klavier) stark aufgewertet, kann eigentlich nur von jemandem gesungen werden, der
eine ausgebildete Stimme hat (großer Tonumfang, schwierige Intervalle, lange
Phrasen,… Formen: Das klavierbegleitete Sololied und das Orchesterlied, Texte oft von
namhaften Dichtern
Bekannte Liedkomponisten: Franz Schubert, Hugo Wolff, Robert Schumann, Gustav
Mahler, ...

➔ Volkslied:
Mündlich überliefert, kein Komponist bekannt, Text in der Landessprache/Dialekt
häufig in verschiedenen Versionen (Stille Post Effekt), keine genaue Festlegung der
Melodie, keine Festlegung der Begleitung (man nimmt, was halt grad da ist oder a
capella), keine Festlegung der Mehrstimmigkeit (nach Belieben der Musizierenden
einstimmig oder mehrstimmig,…), oft keine rhythmische Festlegung (Textbetonung vor
Taktart)

◼ Gestaltungsmittel

Gestaltungsmittel im Lied sind musikalische Mittel, um Lieder interessant und


ansprechend zu gestalten. Die Vorlieben ändern sich im Laufe der Zeit und von Musikstil
zu Musikstil. Meistens sind mehrere Gestaltungsmittel in einem Lied kombiniert. Hier
vier Beispiele für Gestaltungsmittel:

➔ Syllabisch:
Jede Note hat eine eigene Textsilbe.
Vorteil: Der Text ist gut verständlich und man kann das auch gut mehrstimmig/im Chor
singen
Nachteil: Man muss den Text/die Notenwerte im Takt so abstimmen, dass betonte
Textsilben auf betonte Taktzeiten fallen, sonst kann das niemand singen

➔ Melismatisch:
Auf einer Textsilbe (Vokal) werden viele Töne gesungen. In der Klassik nennt man das
auch Koloratur (Färbung).
Vorteil: Virtuose Gestaltungsmöglichkeiten
Nachteil: Schwer zu singen, schwer im Chor zu singen, weil man die vielen kurzen Noten
abstimmen muss.

➔ Antiphonal:
Zwei SängerInnen/Zwei Gruppen singen "gegeneinander", d.h.abwechselnd

➔ Responsorial:
Ein/e Sänger/in singen "vor", eine Gruppe "antwortet" (Call & Response)

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